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Full text of "Jahresberichte der Geschichtswissenschaft"

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Jahresberichte 


der 


Geschichtswissenschaft 


im  Auftrage 

der 

Historischen  Gesellschaft  zu  Berlin 

herausgegeben 
von 

!>r-  F.  Abraham      Dr.  J.  Hermann      Dr.  Edm.  Meyer. 


III.  Jahrgang 


(•(^OOLtLlßR)'! 


Berlin  1883. 

rnst   Siegfried   Mittler   &   Sohn 
Königliche  Hofbuchhandlung 
Kochstrtfi»  09.  70 


Vorwort. 


Dem  vorliegenden  dritten  Bande  der  historischen  Jahresberichte  haben 
wir  nur  wenige  Worte  vorauszuschicken. 

Vor  allem  liegt  uns  ob,  Seiner  Excellenz  dem  Herrn  Minister  der  Geist- 
lichen,  Unterrichts-    und  Medizinal -Angelegenheiten   v.   Gofsler   unsern 
ehrerbietigsten  Dank  für  die  namhafte  Unterstützung  auszusprechen,  mit 
welcher   er   unserm  jungen  Unternehmen  über  die  finanziellen  Schwierig- 
keiten hinweggeholfen   hat,  die  umfangreichen  wissenschaftlichen  Werken 
leider  selten  erspart  werden.     Wir  können  nur  wünschen  und  hoffen,  dafs 
der  dritte  Band  sich  der  Unterstützung  wert  erweise  und   dieselbe  freund- 
liche Aufnahme  bei  den  Fachgenossen  finde  wie  die  beiden  voraufgegangenen 
Binde. 

Täuschen  wir  uns  nicht,  so  ist  nicht  nur  eine  gröfsere  Vollständigkeit, 
namentlich  wieder  in  Berücksichtigung  der  ausländischen  Litteratur, 
erzielt  —  der  Index  weist  gegen  2300  resp.  3400  Nummern  der  früheren 
Jahrgänge  deren  ca.  5500  auf — ,  sondern  auch  darin  ein  Fortschritt  gemacht, 
dafs  Wichtiges  und  Unwichtiges  mehr  als  bisher  unterschieden  ist.  Wir 
glauben,  dafs  grade  dadurch  den  meisten  Berichten  eine  gröfsere  Lesbarkeit 
verliehen  worden  ist,  eine  Eigenschaft,  die  wir  von  anfang  an  angestrebt 
haben,  um  das  Werk  auf  einen  höheren  Standpunkt  gestellt  zu  sehen 
als  den  eines  blofsen  Nachschlagebuches.  Wenn  diesen  letzteren  das  ähnliche, 
jedoch  nur  auf  Frankreich  beschränkte,  vom  französischen  Unterrichts- 
ministerium seit  1882  herausgegebene  Unternehmen  innehält,1)  und  auch 
ans  einen  solchen   eine  Anzeige   unsres  zweiten  Jahrganges  zu  empfehlen 

*)  Repertoire  des  travaux  historiques,  contenant  l'analyse  des  publicationa  faites  en 
France  et  k  l'etranger  8.  rhist,  les  moDum.  et  la  langue  de  la  France.  Paris,  Imprim. 
auion      Vgl.  Witt.  a.  d.  bist.  Litter.  X,194  ff. 


IV  Vorwort. 

schien,1)  so  möchten  wir  unsererseits  glauben,  dafs  einzelne  Kapitel  unsres 
Jahresberichts  an  Lesbarkeit  den  'Bulletins  historiques' ,  'Courriers\ 
'Revues1  und  ähnlichen  Abteilungen  der  französischen  historischen  Zeit- 
schriften nicht  allzuviel  nachstehen ,  wenn  auch  andere  durch  vielfaches 
Registrieren  sich  dem  Charakter  einer  Bibliographie  raisonnee  nähern  und 
nähern  mufsten.  —  Jedenfalls  dürfte  durch  unsre  Methode  zusammen- 
hängender Darstellung  eine  erhebliche  Raumersparnis  ermöglicht  sein,  wo- 
rauf das  französische  Unternehmen,  weil  vom  Ministerium  selbst  herausgegebeu. 
weniger  zu  sehen  Veranlassung  hat.  Sonst  betont  auch  die  nicht  unter- 
zeichnete, aber  augenscheinlich  von  berufenster  Hand  geschriebene  Vorrede 
des  letzteren  vor  allen  Dingen  die  Vollständigkeit  der  besprochenen 
Litteratur,  sodafs  neben  dem  bedeutendsten  Werke  auch  nicht  die  kleinste 
Abhandlung  fehlen  dürfe,  und  grade  in  diesem  Punkte  bezeichnet  die  er- 
wähnte Anzeige  der  Revue  historique  unsern  zweiten  Band  als  'vraiment 
prodigieux  par  le  nombre  et  par  l'exactitude  de  ses  renseignements.'  Mag  das 
Gleiche  von  dem  vorliegenden  Bande  gesagt  werden  können.  — 

Auch  auf  die  für  Mittelalter  und  Neuzeit9)  hinzugekommenen,  'Allgemeine*' 
überschriebenen  Kapitel  erlauben  wir  uns  hinzuweisen;  denn  mit  Recht  ist 
bemerkt  worden,  dafs  durch  die  von  uns  adoptierte  Einteilung  des  gesamten 
Geschichtsgebiets  Schriften  allgemeineren  Inhalts  oft  nicht  unter  dem  ihnen 
zukommenden  Gesichtspunkt  behandelt  werden  können.  Übrigens  ist  uns 
ein  besseres  System  nicht  vorgeschlagen  und  wir  bezweifeln,  dafs  es  eine 
Einteilung  giebt,  welche  allen  Gesichtspunkten  Rechnung  trüge. 

Im  wesentlichen  haben  wir  daher  keinen  Grund  gesehen,  von  unsern 
bisherigen  Grundsätzen,  welche  die  Vorrede  zu  Band  I  ausführlicher  dar- 
gelegt hat,  abzuweichen.  Allen  Standpunkten  —  politischen  wie  insbesondre 
religiösen  —  gerecht  zu  werden,  haben  wir  von  vornherein  weder  erwartet 
noch  gewollt.  Wir  sind  der  „  Katholischen  Bewegung u  *)  sehr  dankbar, 
wenn  sie  unsre  Jahresberichte  als  eine  That  des  protestantischen  Geistes 
der  neuen  Reichshauptstadt  zu  kennzeichnen  scheint,  aber  anerkennt,  dafs  sie. 
bis  ein  katholisches  Gegenunternehmen  zu  stände  komme,  nicht  unbrauchbar 
seien:  gleichwohl  glauben  wir  ihre  Aussetzungen  als  nicht  zutreffend  zurück- 
weisen zu  dürfen.  Dafs  wir  im  übrigen  bereit  sind,  ein  Urteil  zu  modifi eieren, 
wenn  wir  eines  Besseren  belehrt  werden,  wird  Abt.. II  S.  1877  dieses  Jahr- 
gangs zeigen. 

Der  innere^  Bestand  unsres  dritten  Bandes  ist  im  wesentlichen  der  des 
zweiten.  Man  wird  in  ihm  das  Referat  über  Philosophie  der  Geschichte 
wiederfinden,  das  in  Jg.  II  fehlte;  ebenso  freuen  wir  uns,  wieder  ein  Kapitel 
über  Böhmen  und  Mähren  bieten  zu  können,  wenn  dafür  auch  die  Süd- 

i)  Revue  hist.  XVIII,  502. 

*)  Für  Abt.  I  fehlte  ein  solches  Kapitel  auch  bisher  nicht. 

:r)  1882,  Heft  18,  S.  286  f. 


Vorwort.  V 

slaven   ausgefallen    sind:  es  wird  sich  überhaupt  in  Zukunft  nicht  ganz 
Tenneiden  lassen,  dafs  einzelne  Gebiete  nur  alle  zwei  Jahre  behandelt  werden. 
Dafs  Polen  fehlt,  ist   nur  durch    schwere  Krankheit  des  Herrn  Referenten 
Teranlaf st. l)     Es  fehlt  ferner  gegen  Band  II  Nordamerika,  das  im  nächsten 
Jahrgang  nachfolgen  wird;  über  die  Lokalgeschichte  Frankreichs  im 
Mittelalter  war  uns  ein  Referat  zugesagt,  das  sicher  allen  Anforderungen 
der  Vollständigkeit  entsprochen  hätte,  wenn  es  sich  nicht  auch  in  Paris  als  un- 
möglich herausgestellt  hätte,  ohne  die  umfangreichsten  Vorarbeiten  ein  solche* 
zu  liefern.     Wir  glauben  unsern  Lesern  dies  Kapitel  für  die  Zukunft  regel- 
mäfsig  in  Aussicht  stellen  zu  dürfen,  nachdem  die  obenerwähnte  Publikation 
des  französischen  Ministeriums  die  umfassende  und  schwierige  Arbeit  wesent- 
lich erleichtert  hat.  —  In  der  ersten  Abteilung  ist  Kapitel  VI  durch  einen 
Abschnitt  über  die  älteste  griechische  Geschichte  bis  zur  dorischen  Wanderung 
vervollständigt  worden;  in   dem  Kapitel  Kirchengeschichte  (VIII)  ist  die 
christliche  Archaeologie  der  Bedeutung  entsprechend  berücksichtigt,  welche 
ihr  neuerdings  insbesondre   durch  Rossis  grofsartige  Untersuchungen  ver- 
liehen ist. 

In  ähnlicher  Weise  ist  das  Kapitel  'Papsttum  und  Kirche7  deB  Mittel- 
alters (XXIV)  auf  einige  Gebiete  ausgedehnt  worden,  welche  im  Mittelalter 
in  engster  Beziehung  zu  der  Kirche  standen,  sodafs  es  in  mancher  Hinsicht 
ein  Kapitel  über  die  Kulturgeschichte  des  Mittelalters  ersetzen  dürfte. 

Zwei  Kapitel,  die  an  ihrer  rechten  Stelle  fehlen,  wird  man  am  Ende  der 
betreffenden  Abteilungen  finden;  Fernerstehende  werden  dadurch  vielleicht 
etwas  auf  die  Schwierigkeiten  aufmerksam,  mit  denen  die  Redaktion  zu 
kämpfen  hat.  — 

Wieder  bitten  wir,  die  Nachträge  und  Berichtigungen  nicht  zu  über- 
sehen. — 

Eine  schmerzliche  Pflicht  erfüllen  wir,  indem  wir  an  dieser  Stelle  dreier 
Mitarbeiter  und  Freunde  unsres  Unternehmens  gedenken,  die  unserm  Kreise 
durch  den  Tod  entrissen  sind:  der  Herren  DDr.  Dietrich  König  in  Bremen, 
sowie S:  Isaaksohn  undW.  Böhm  in  Berlin.  Durch  tüchtige  Arbeiten  auf 
historischem  Gebiet  auch  weiteren  Kreisen  wohl  bekannt,  haben  sie  ihre 
irdische  Laufbahn  unerwartet  früh  mitten  im  freudigsten  und  glücklichsten 
Schaffen  beschlossen:,  wir  werden  ihr  Andenken  in  treuem  Gedächtnis 
bewahren.  Insbesondre  gilt  dies  von  W.  B  oh  m ,  dem  langjährigen  Vorsitzenden 
unsrer  historischen  Gesellschaft,  der  nicht  nur  zum  Zustandekommen  des 
Unternehmens  durch  seine  Mitarbeiterschaft  beitrug,  obwohl  er  schon  durch 
die  Arbeiten  an  seiner  später  preisgekrönten  Schrift  über  Albrecht  Achilles 
Mehr  in  Anspruch  genommen  war,  sondern  auch  bis  zuletzt  sein  Interesse  durch 
Rat  und  That  in  schwierigen  Verhältnissen  bewiesen  hat. 

')  Vgl.  Abt.  II  S.  321* 


VI  Vorwort. 

Zuletzt  sagen  wir  wieder  unsern  geehrten  Herren  Mitarbeitern  sowie 
allen  denjenigen,  die  uns  bei  den  Arbeiten  an  diesem  Bande  freundlichst 
unterstützt  haben,  unsern  verbindlichsten  Dank,  namentlich  auch  den  in-  wie 
ausländischen  Verlagsfinnen,  die  zur  Vollständigkeit  vieler  Referate  durch 
Einsendung  ihrer  Publikationen  nicht  unwesentlich  beigetragen  haben, 
bitten  aber  grade  in  letzterem  Punkte  im  allseitigen  Interesse  um  recht 
zahlreiche  Nachfolge. 

Berlin,  im  Januar  1883. 


Die  Herausgeber. 


Inhalts  -Verzeichnis. 


Altertum. 

Seit» 
I.      Indien  —  Dr.  ./.  Kiatt  in  Berlin 1 

II.  Medien  und  Persien  —  Prof.  Dr.  F.  Spiegel  in  Erlangen  ....      36 

III.  Ägypten  —  Dr.  L.  Stern  in  Berlin 38 

IV.  Assyrien   und   Babylonien  —  Pfarrer   (r.  Röttch    in    Hermaringen       47 

V.      Geschichte  der  Juden. 

a.  Bis  zur  Zerstörung  Jerusalems   —  Prof.  Dr.  C.  v.  OreUi  in   Basel      52 

b.  Von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart  —  Dr.  M.  Stein- 
Schneider  in  Berlin *>7 

VI.      Griechenland. 

a.  Bis  zur  dorischen  Wanderung  —  Dr.  M.  KlaU  in  Berlin    ....       74 

b.  Bis  zur  Schlacht  bei  Chäronea  —  Dr.  H.  Zurborg  in  Zerbst  ...       78 
<*.    Geschichte  Alexanders  des  Grofsen  und  der  Diadochen  —  Dr.  M.  Klatt 

in  Berlin 92 

VII.      Rom  und  Italien. 

a.  Bis  Marc  Aurel  —  Dr.  F.  Abraham  in  Berlin 98 

b.  Von  Marc  Aurel  bis  zum  Untergange  des  weströmischen  Reichs  — 
Direktor  Prof.  Dr.  Bolze  in  Berlin 111 

VIII.      Kirchengeschichte  —  Dr.  E.  Meyer  in  Berlin 115 

IX-      Allgemeines  aber  das  Altertum.  Nachträge  —  Dr.  F.  Abraliam 

in   Berlin 158 


VIII  Inhalt*-  Verzeichnis. 


Mittelalter. 


.**•  Itf 


1.     Germanische  Urzeit  bis  zum  Ende  der  Völkerwanderung  — 

Direktor  Dr.  (i.  Bolze  in  Berlin 1 

II.     Fränkisches  Reich  unter  den  Merowingern — Dr.  O.  Stächet 

in  Berlin 7 

III.  Karolingische   Zeit  —  Prof.  Dr.  IL  Hahn  in  Berlin      ....  12 

IV.  Conrad  F.  und  die  Sachsen  —  Direktor  Dr.  Fr.  Ilwof  in  Graz  26 
V.     Heinrich  II.  und  die  Salier  —  Prof.  Dr.  //.   Breßtau  in   Berlin  28 

VI.     Lothar  III.  uad  die  Staufer  —  Prof.  Dr.    W.  Seh  um   in  Halle  34 

VII.     Deutschland     im     XHI.    Jahrhundert    (1208—73)    —    Prof. 

Dr.  ./.  Egger  in  Innsbruck 41 

Vm.     Deutsches  Reich  von  1273 — 1400  —  weil.  Dr.  />.  König  in  Bremen  4« 

IX.     Deutschland  im  XV.  Jahrhundert  —  Dr.  E.  Hurkert  in  Berlin  55 

X.     Verfassungsgeschichte  —  Prof.  Dr.  H.  Boos  in   Basel     .     .     .  63 
XI.     Sudwest-Deutschland 

1.  Klsafs-Lothringen  —  Dr.  Ak.  Holländer  in  Strafsburg     .     .  77 

2.  Baden  —  Archivrat  Prof.  Dr.  K.  Hartfelder  in  Heidelberg    .     .  79 

3.  Württemberg  —  Prof.  Dr.  J.  Hartmann  in  Stuttgart       ...  VS5 

XII.     Mittel rheiu  —  Prof.  Dr.  F.  Otto  in  Wiesbaden 87 

XIII.  Bayern  —  Dr.  E.  Mummenhoff  in  Nürnberg 100 

XIV.  Niederrhein  —  Prof.  Dr.  G.  Eckert:  in  Köln,  Dr.  A.  Lamprecht, 

Doc.  in  Bonn 112 

XV.     Nieder-Deutschland  —  Dr.  R.  Ihebner  in  Göttingen    ....  120 

XVI.    Obersachsen,  Thüringen  und  Hessen — Archivrat  Dr.  //.  Ermisch 

in  Dresden 129 

XVII.     österreichische  Ländergruppe  bis  1526  —  Prof.  Dr.  F.  Ritter 

«?.    Krönet  in  Graz 137 

XVITI.     Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und 

Pommern  —  Direktor  Dr.  K.  E.  H.  Krause  in  Rostock  .     .     .  I4.r> 

XIX.     Mark  Brandenburg  —  Dr.  J.  Jastrow  in  Berlin 161 

XX.     Schlesien  und  Posen         Dr.  C.  Qerstenberg  in  Berlin   ....  16S 

XXI.     Die  Hansa  —  Dr.  K.  Koppmann  in  Barmbeck  bei  Hamburg     .     .  172 

XXII.     Deutscher    Orden    und    Preufsen.     Livland    —    Nach    Prof. 
Dr.  A".  Lohmeyer  in  Königsberg  und  Dr.  Konst.  Mettig  in  Dorpat 

von  Dr.  C.   Gerstenherg  in  Berlin 179 


Inhalt«- Verzeichnis.  IX 

Seite 

XX  HL  Schweiz  —  Prof.  Dr.  li.  llidber  in  Bern 338 

XXIV.  Papsttum  und  Kirche  —  Dr.  E.  Meyer 186 

•  XXV.  Byzantinische  Geschichte  —  Prof.  Dr.  F.  Hirsch  in  Berlin      .  217 

XXVI.  Islam  —  Dr.  ./.  Klatt  in  Berlin 222 

XXVII.  Geschichte  der  Kreuzzüge  —  Direktor  Dr.  L.  Streit  in  Colherg  238 

XXVIII.  Italien  —  Dr.  C.  Gf.  Cipolia  in  Verona 243 

XXIX.  Frankreich  —  Dr.  r.  Kalckstein  in  Berlin 271 

XXX.  Schweden  —  Prof.  Dr.  C.  Annerstedt  in  Upsala 293 

XXXI.  Norwegen  und  Dänemark  —  Dr.  //.  Schjöth  in  Christiania .     .  298 

XXXIL  Böhmen  —  Prof.  Dr.  Th.  TupHz  in  Prag 314 

XXXIV.  Ungarn  —  Prof.  Dr.  H.  J.  Schwicker  in  Budapest 321 

XXXV.  Paläograpbie  —  Prot  Dr.   W.  Wattenbach  in  Berlin 326 

XXXVI.  Diplomatik  -  Prof.  Dr.  //.  Brefslau  in  Berlin 328 

XXXVII.  Allgemeines  —  Dr.  E.  Meyer 335 


Neue  Zeit. 


I.     Allgemeines  —  Dr.  J.  Hermann  in  Berlin 1 

IL     Deutsche  Geschichte  1519— 1618  —  Prot  Dr.  Diär ich  in  Brunn  3 

III.  Deutschland  bis  1713  —   Dr.  E.  Fischer  in  Berlin 13 

IV.  Deutschland  bis  1786  —  Staatsarchivar  Dr.  R.  Koser   in  Berlin  23 
V.     Deutschland  bis  1815  —  Dr.  P.  Bailleu  in  Berlin     ...     28  (231) 

VI.    Deutsche  Geschichte  seit  1815  —  Dr.  ./.  Hermann  in  Berlin  28 

VII.     Brand  enburg-Preufsen  —  Dr.  S.  Jsaacsohn  in  Berlin      ...  32 

VIII.     Mark  Brandenburg  (local)    und   Lausitz    —    Dr.  J.  Jaatroir 

in  Berlin 42 

IX.  1.  Preufsen  —  Prof.  Lukmeyer  in  Königsberg  (J.  Hermann  in  Berlin)  49 

2.  Ostseeprovinzen  —  Dr.  Mettig  in  Riga  (J.  Hermann  i.  B.)     .     .  50 

X.     Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und 

Pommern  —  Direktor  Dr.  K.  E.  H,  Krause  in  Rostock     .     .  52 

XL    Schlesien  —  Dr.  Gerstenberg  in  Berlin 70 

XII.     Nieder-Deutsch  1  and  —  Dr.  R.  Doebner  in  Göttingen    ....  72 

XU!.    Niederrhein  —  Prof.  Dr.  Eckerts  —  Köln,  Dr.  Lamprecht  —  Bonn  79 

XIV.     Obersachsen,    Thüringen,  Hessen  —  Archivrat  Dr.   Ermisch 

in  Dresden 82 

XV.     Mittelrhein  —  Prof.  Dr.  F.  Otto  in  Wiesbaden 90 


X  Inhalte-Verzeichnis. 

Seit«» 

XVI.     Sudwest-Deutschland  —  Prof.  Dr. ./.  Hartmann  in  Stuttgart,  Prof. 
Dr.    K.    Hartfelder   in   Heidelberg    und    Dr.    A.    Holländer   in 

Strafeborg 9ö 

XVII.     Bayern  —  Dr.  E.  Mummenhoff  in  Nürnberg 104 

XVni.     Österreich-Ungarn  —  Prof.  Dr.  Dittrich  in  Brunn,  Dr.  Th.  Tuprtz 

in  Prag,  Prof.  Dr.  J.   II.  Schwielen'  in  Budapest 11  tS 

XIX.    Schweiz  —  Dr.  C.  Dändliker  in  Küftnacht 120 

XX.     Frankreich  —  0.  Hanotaux,  Attache  im  Ministerium   der    auswärtigen 

Angelegenheiten  in  Paris  (Dr.  J.  Hermann  in  Berlin)  .     .     .     .  138 

XXI.     England  —  Dr.  v.  Kalckstein  in  Berlin  und  Dr.  Herrlich  in  Berlin  lttl 

XXII.    Skandinayien    —   Prof.  Dr.   C.  Anner stedt   in    Upsala   und    Dr. 

H.  Schjoth  in  Christiania 18o 

XXin.     Kulturgeschichte  —  Prof.  Dr.  v.  Zwiedineck-Sudenhorst  in  Graz  198 

XXIV.    Indien  —  Dr.  ./.  Klatt  in  Berlin 21K 

XXV.     Philosophie  der  Geschichte  —  Dr  F.  Abraham  in  Berlin.     .  22« 

Nachtrag  (Kap.  V.)  —  Dr.  P.  BaiUeu  in  Berlin 231 


Altertum. 


I. 

J.  Klatt 

Indien. 

Die  Frage    nach  den  Ursitzen    der   arischen  Inder   and   der   mit 
ihnen  verwandten  Völker  ist  bisher  zu  keiner  endgültigen  Entscheidung  ge- 
langt.    Die  Untersuchung  wird  in  der  Kegel  darauf  gerichtet,   die  gemein- 
samen Ursitze  der  Indogermanen  zu  bestimmen,  während,  wie  R.  Roth  (ZDMG. 
XXXV,   685)  *)  richtig  bemerkt,  zunächst  die  ursprünglichen  Sitze  der  beiden 
wischen  Völker,  der  Eranier  und  Inder,  gesucht  werden  sollten.    J.  van  den 
Gheyn1*)   hält  „Baktrien   und   die   angrenzenden  Gebiete"   für   die  Heimat 
der  Indogermanen;  der  Name  Ärja  sei  ein  wirklicher  Volksname,  dessen  Spur 
ach  bei  den  einzelnen  Völkern  nachweisen  lasse,  und  er  werde  von  Baissac 
richtig  als  „die  Weissen''  erklärt.  C.  de  Harlez*), welcher  die  Meinung  vertritt, 
dafs  sich    über  die  Ursitze   der  Indogermanen  aus  dem  Avesta  nichts  lernen 
lasse,  und  einige  andere3-9),  darunter  Keene,  welcher  das  auch  für  diese  Frage 


1)  Abkürzungen:  Ac.  Academy.  —  AEO.  Annales  de  l'extr&ne  Orient  —  AMGK 
Annale»  da  Musee  Guimet  —  Ath.  Athenaeum.  —  CR.  Calcutta  Beview.  —  DL.  Deutsche 
Litteratureeitung.  —  JA.  Journal  asiatique.  —  lAnt  Indian  Antiquary.  —  JASB.  Journal 
ot  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  —  JCBRAS.  Journal  of  the  Ceylon  Branch  of  the  Royal 
Asiatic  Society.  —  IEB.  Indian  Evangelical  Review.  —  JRAS.  Journal  of  the  Royal  Asiatic 
Society.    —  LC.  Literarisches  Centralblatt  —  MJ.  Madras  Journal  of  Literature  and  Science. 

—  PASB.  Prooeedinga  of  the  Asiatic  Society  of  Bengal.  —  RC.  Revue  critique.  —  RHR.  Re- 
vue de  rhistoire  des  religions.  —  ThL.  Theolog.  Literaturzeitung.  —  TR.  Trübner*s  American  and 
Oriental  Literary  Record.    —   ZDMG.  Zeitschrift  der  Deutschen  Morgenländischen  Gesellschaft 

—  1»)  Origine*  indo-europeennes.  Le  nom  primitif  des  Aryas.  Esquisse  ethnographique. 
[Precis  hist  XXIX,  24—44.  93—110.  238—61.]  Auch  sep.  Brux.,  Vromant.  Vgl.  Ac.  XVU1, 
244  u.  277,  2.  u.  16.  Okt.  —  2)  Les  Aryas  et  leur  premiero  patrie.  [Revue  do  linguist. 
XIII,  279 — 307,  Juli.]  Auch  sep.  mit  etwas  abweichendem  Titel,  Par.,  Maisonneuve,  fr.  1  — 
Eig.  eine  Recension  von  Piltrement,  Les  Aryas,  s.  Jahresber.  II,  1,  1.  —  3)  L.  Schneider, 
Die  lieimath  der  Arier.  [Zeitschr.  f.  Ethnologie.  Verhandlungen  XU,  76—80.]  --4)  Otto 
Henne-Am  Rhyn,  Die  Heimath  der  Arier.  [Blätter  f.  litterar.  Unterhaltung  1,  91  —  94. 
5.  Febr.]  —  Big.  eine  Besprechung  von  Poesche,  Arier,  s.  Jahresber.  I,  9.  —  5)  C.  Roy  er, 
Memoire  aar  l'origime  des  Aryas  et  leurs  migrations.    [Compte  rendu  du  eongr.  intern,  des  sc. 

Historisch«  Jttot—btricb*.    1880.    I.  1 


1,2  L  J-  Klatt: 

wichtige  Buch  von  Biddulph,  Tribes  of  the  Hindoo  Eoosh  (s.  S.  33.  n.  12) 
verwertet,  schreiben  über  die  Heimat  der  Indogermanen,  ihre  Religion  u.  s.  w. 

S.  Lefmanns1)  Geschichte  des  alten  Indiens  hat  nnr  in  der 
„Literar.  Rundschau  für  das  Kathol.  Deutschland"  eine  günstige  Beurteilung 
.erfahren,  während  A.  Barth  darüber  schreibt,  das  Alte  darin  sei  veraltet 
und  das  Neue  selten  sicher;  der  Verfasser  müsse  zwar  die  Quellen  vor 
Augen  gehabt  haben,  aber  sein  Werk  hinterlasse  den  Eindruck  einer  Arbeit 
zweiter  Hand.  Wir  selbst  haben  das  Buch  noch  nicht  zu  Gesichte  bekommen. 
Der  im  Berichtsjahr  erschienene  erste  Teil  handelt  über  die  älteste  arische 
Bevölkerung,  die  altvedische  Götterwelt,  Religion  und  Sitten,  Haus  und 
Familie  u.  s.  w. 

Das  Werk  des  Hindu  MMhavrdv  More^var  Kunte8)  wurde  von  dem 
Orientalistenkongrefs  zu  Florenz,  welcher  die  Aufgabe  Le  vicende  della  ci- 
viltA  ariana  nell'  India  gestellt  hatte,  mit  dem  zweiten  Preis  gekrönt,  während 
Zimmers  im  Jahresber.  II  1,  2  ff.  besprochenes  Buch  den  ersten  erhielt 
Während  Zimmer  nur  die  älteste  Zeit  behandelt,  entwirft  Kunte  ein  Bild 
der  gesamten  Kulturgeschichte  bis  auf  die  heutige  Zeit  und  schildert  am  ein- 
gehendsten grade  die  von  ihm  sogenannte  Ätsch&rja-Periode  (die  Zeit  des  Pä- 
nini),  die  er  das  augusteische  Zeitalter  der  indischen  Litteratur  nennt.  Er 
beginnt  von  den  der  Einwanderung  voranliegenden  Zeiten,  behandelt  die  Ein- 
wanderung, die  Brahmavädin,  die  Ätscharja-Periode,  den  Buddhismus  und 
das  moderne  Indien,  in  den  Appendices  des  Agnischtoma-  und  das  Neu-  und 
Vollmondsopfer.  Das  Werk  ist  nicht  so  wissenschaftlich  wie  das  Zimmer'sche, 
sondern  ergeht  sich  mit  Vorliebe  in  allgemeinen  Ausführungen,  in  denen  die 
indische  Philosophie,  die  das  Specialfach  des  Vfs.  ist,  einen  besonders  breiten 
Raum  einnimmt.  Der  Vf.  bekennt,  dafs  er  das  Werk  (600  S.)  in  6  Monaten 
abgefafst  habe  (pref.  p.  IX);  jedoch  ist  es  von  Interesse,  die  Auffassung  eines 
Hindu  von  den  ältesten  Zeiten  seines  Volkes  kennen  zu  lernen.  —  Ein  Aus- 
zug aus  diesem  Werke  ist  die  Abhandlung  desselben  3)  über  die  Verschieden- 
heit der  vedischen  und  buddhistischen  Weltanschauung,  Nirväna  u.  s.  w.  — 
Das  Werk  eines  andern  Hindu 4)  enthält  verschiedene  Essays,  von  denen  die 
über  die  alte  Geschichte  von  Indien  freilich  weit  weniger  Wert  haben 
sollen,  als  die  über  die  heutigen  Verhältnisse  von  Bengalen.  Auch  eine  Ge- 
schichte Indiens  in  pers.  Sprache5)  ist  in  Lucknow  erschienen.    Eine  Amcri- 


anthrop.  tenu  a  Paris  1878].  Aach  sep.  Far.  32  S.  —  6)  H.  G.  Keene,  Tho  Early 
Aryans  and  their  Invasion  of  India.  [CR.  LXXI,  106 — 33.  Juli.]  —  7)  Jarnos  Darmesteter, 
Le  dien  supremo  dans  la  mythologie  indo-europeenne.  [RHU.  1,  305 — 26,  Mai-Juni.]  Original 
der  früher  erschienenen  engl.  Übers.,  s.  Jahresber.  II  1,  28.  Vgl.  A.  Barth,  RHU.  I,  117 — 19, 
Jan.-Febr.  —  8)  J-  Luquiens,  Remarks  on  tho  method  and  processes  of  compar.  niytho- 
logy.  [Proceed.  Amer.  Orient  Soc.]  —  9)  0.  Schrader,  Die  Grundzüge  des  altarischen 
Götterglanbons.  [Im  neuen  Reich.  849—59.]  —  1)  Th.  1.  128  S.  m.  lllustr.  u.  Karten. 
Berl.,  Grote.  [Allg.  Geschichte  in  Einzeldarstellungen.  Abth.  15.]  Vgl.  A.  Barth,  RHR. 
UI,  75.  76,  Jan.-Febr.  1881  u.  RC.  N.  8.  XII,  61—63,  26.  Juli  1881;  Votter,  Liter. 
Rundschau  VII,  370 — 3,  15.  Juni  1881.  —  2)  The  yicissitudes  of  Äryan  civilization  (sie)  in 
lndia.  Bombay,  Oriental  Printing  Press.  XXV,  599,  14  S.  u.  4  Karton.  Rs  10.  Trübner: 
£  1.  8  s.  —  Derselbe  ist  Herausgeber  von  Tho  Shaddar&ina  Chintanikä;  or  Studie»  in  Indian 
philosophy,  vol.  I — IV,  Poona,  später  Bombay  1877 — 80,  und  The  Rishi,  a  pooni,  Poona. 
Dnyan  Prakash  Press  1879.  63  S.  Re  1.  Vgl.  Ac.  XIX,  452,  18.  Juni  1881.  —  3)  A  paper 
on  the  Vedic  and  Buddhistic  polities.  [JCBRAS.  37—45.]  —  4)  Shoshoe  C hunder 
Dutt,  India,  past  and  present.  Lond.,  Chatto  and  Windus.  16as.  Vgl.  Ac.  XV11,  471, 
26.  Juni;  Ath.  395.  6,  25.  Sept.  —  5)  Raja  Sivapraaad,  Äjina-i-tarich-numa ,  Geedi. 
Indiens  in  3  T.     T.  1.  2.     Lucknow,  lithogr.  84  u.  105  6.     Trübner:  3  •.  6  d. 


Indien.  1,3 

kanerin l),  welche  längere  Zeit  in  Indien  gelebt  hat,  schreibt  ein  Werk  über 
Indiens  Geschichte  in  Vergangenheit  nnd  Gegenwart,  über  seine  Sprachen, 
Litteratorkreise,  Gesetze,  Religionen  u.  s.  w.;  auch  in  diesem  Bache  wird 
wohl  der  Schwerpunkt  auf  der  Schilderung  der  Gegenwart  beruhen.  Von 
J.  T.  Wheeler*)  und  H.  Morris8)  verzeichnen  wir  je  eine  Geschichte  von 
Indien,  von  A.  Graham4)  und  S.  R.  Bosanquet5)  Bücher  über  indische 
Chronologie.  Letzterer  nimmt  die  Theorieen  eines  1820  in  Cambridge  anonym 
erschienenen  Buches  „A  key  to  the  chronology  of  the  Hindus"  wieder  auf, 
halt  die  indische  Sage  von  den  4  Weltaltern  für  historisch,  berechnet  daraus 
das  Datum  der  Sündflut  u.  s.  w. 

Ton  Edw.  Balfours  Cyclopaedia  of  India  ist  eine  dritte  Ausgabe  in 
Vorbereitung,  welche  in  England  erscheinen  wird,  während  die  beiden  ersten 
in  Indien  erschienen,  s.  Ath.  22.  Okt.  1881,  S.  530.  Ch.  Rieus6)  Katalog, 
dessen  erster  Band  die  Abteilungen  Theologie,  Sufismus,  Geschichte  und 
Geographie  umfafst,  enthält  zahlreiche  und  wichtige  Ergänzungen  zur  Ge- 
schichte des  muslimischen  Indiens.  Die  reichste  Ausbeute  in  dieser  Be- 
ziehung wird  der  dritte,  die  EUiot'sche  Sammlung  enthaltende  Band  gewähren. 
Aber  auch  der  erste  bringt  nach  Nöldekes  Urteil  manches  für  die  Kenntnis 
indischen  Lebens  und  selbst  eigentlich  indischer  Litteratur  Interessante, 
namentlich  in  den  auf  Veranlassung  des  Kaiser  Akbar  gemachten  persischen 
Obersetzungen  und  Bearbeitungen  von  Sanskrit-  und  andern  Hindu-Büchern. 
—  Ein  historisches  Wörterbuch  Indiens,  namentlich  des  neueren,  von  Ra- 
ghunäth  Bhaskar  Godbole7)  in  Maräthi- Sprache  kompiliert,  hat  in 
Poona  zu  erscheinen  begonnen.  Ebendort  erscheint  ein  Sammelwerk  8)  älterer 
historischer  und  litterarischer  Schriften,  sowohl  der  Maräthi-  als  der  Sans- 
krit-Sprache. R.  N.  Custs 9)  Essays  bestehen  in  15  anregend  geschriebenen,  teils 


1)  Fannie  B.  Feudge,  India.  Boston.  XXIII,  640  8.  12°  illustr.  7  i,  6  i,  s.  TB. 
K.8.  I,  134,  Des.  —  2)  A  «hört  history  of  India  and  the  frontier  states  of  Afghanistan, 
XiptL,  and  Burma.  With  map«  and  tables.  Lond.,  liacmillan.  780  S.  12  s.  Vgl.  Jas.  S. 
Cot  ton,  Ac.  XVII,  297.  8,  24.  Apr.  —  3)  History  of  India.  Part  1.  2.  Madras,  M.  S.B.  and 
V  L  Society,  1879.  258  u.  237  S.  12°.  12  u.  8  a.  —  4)  Oenealogical  and  chronological 
fcMes  illustrative  of  Indian  history,  with  Condensed  historical  sommary.  Lond.,  Allen.  Für 
Seanlzwecke,  günstig  beurteilt  Ac.  XVIII,  186,  11.  Sept.  —  5)  Hindoo  Chronology  and  ante- 
<Ühman  history.  Lond.,  Hatchards.  2  s.  6  d.  Vgl.  J.  Van  den  Gheyn,  Bot.  crit.  intern. 
1881,  117 — 20.  —  6)  Catalogue  of  the  Persian  manuscripts  in  the  British  Museum.  Vol.  1. 
(Load.)  1879.  4°.  S.  1—432.  jf  1.  5  s.  Enth.  947  Handschriften.  —  Vgl.  (über  Bd.  1 
b.  2)  Ath.  12.  Juli  1879,  8.  49;  24.  Sept.  1881,  S.  401—3;  E.  Fagnan,  BC.  N.  S.  XII, 
41-3,  18.  Juli  1881;  Th.  Nöldeke,  Götting.  Gel.  Anz.  1881,  ß.  1078—86;  Ethe,  DL. 
II,  1735—8,  5.  Not.  1881;  A.-C.  Barbier  de  Meynard,  JA.  7.  Ser.  XVIII,  557—9, 
Okt-Dez.  1881;  W.  Pertsch,  LC.  7.  Jan.  1882,  Sp.  55.  6.  —  7)  Hindusthanächa  Arra- 
«hfn  Kosa.  Vol.  I.  Poona,  Jagaddhitechchhu  Press.  4°.  lithogr.,  monatlich  1  Heft  zu  40  S., 
a  8a.  —  8)  Kavyetihas  Sangraha,  a  coUection  of  histories,  pooms,  etc.,  in  the  form  of  a 
■erial,  ed.  by  Kashinath  Narayan  Sdne  and  Janärdan  Bäläji  Modak.  Vol.  1 — 111.  Poona,  Kiran, 
später  Dnyan  Prakash,  zuletzt  Shiyaji  Press,  1878—80,  monatlich  1  Heft  zu  48  S.,  zu  8  a. 
Vgl.  Kashinath  Trimbak  Telang,  I  Ant.  IX,  59.  60.  Fcb.  —  9)  Linguist«  and  oriontal  essays. 
Written  frow  the  year  1846  to  1878.  Lond.,  Trttbner.  Xll.  484  S.  18  s.  (Trübncr's 
Oriental  Serie«).  Enth.  1.  The  countries  betwixt  the  rivers  Satlaj  and  Jamna  in  North  India. 
IL  Sikhland,  or  the  country  of  Baba-Nanak.  III.  The  Bara&yana:  a  Sanskrit  opic.  IV.  1'ho 
religions  of  India.  V.  The  languages  of  the  East  Indies.  VI.  The  collector  of  land-revenue 
in  India.  VII.  Civil  justice  in  the  Panjab.  VIII.  An  Indian  district  during  a  rebellion. 
H.  A  tour  in  Palesüne.  X.  Mesopotamia.  XI.  Egyptology.  XII.  The  Phenician  aiphabet. 
IUI.  Monumental  inscriptions.  XIV.  Oriental  congresses.  XV.  Oriental  scholars.-lndex.  — 
VgL  OB  Okt  No.  CXL1I.  Vol.  LXX1.  S.  XX— XXII;  G.  v.  d.  Gabelentz,  LC.  4.  Dez., 
8p.  1665.  6;  Ac.  XVIII,  401,  4.  Dez.;  Ath.  S.  776,  11.  Dez.;  A.  Barth,  BC.  N.  8.  XI, 
W5-7,  20.  Juni  1881. 


1,4  I.    J.  Klatt: 

aus  eigener  Beobachtung  an  Land  und  Leuten,  teils  ans  Büchern  geschöpften 
Aufsätzen  über  verschiedene,  meist  indische  Themata,  unter  welchen  die  auf 
die  Gegenwart  bezüglichen  weitaus  die  gelungensten  sind.  Sie  sind  sämtlich 
schon  früher  (in  den  J.  1846 — 79)  gedruckt  worden.  Die  über  die  Reli- 
gionen und  Sprachen  Indiens  handelnden  Essays  sind  auch  in  einer  fran- 
zösischen Ausgabe1)  erschienen.  B.  H.  Hodgsons*)  Essays  haben  ein  mehr 
sprachliches  Interesse.  Von  Ram  Das  Sens  Essays  (in  bengal.  Sprache), 
s.  Jahresber.  II  1,  7  n.  3,  wird  ein  vierter  Band,  enth.  Abhandlungen  über 
vedisches  Ritual,  altindische  Architektur  u.  s.  w.  angekündigt,  s.  Ac.  XVIII, 
257,  9.  Okt. 

Der  Religionsgeschichte,  zu  welcher  wir  jetzt  übergehen,  ist  der 
erste  Band  von  M.  Müllers3)  Essays  gewidmet.  Diese  geistvollen  Aufsätze 
werden  wir,  das  im  vor.  J.  Versäumte  nachholend,  soweit  sie  die  Religions- 
geschichte Indiens  betreffen,  je  an  ihrer.  Stelle  namhaft  machen.  Desselben 
Vorlesungen  über  den  Ursprung  und  die  Entwickelang  der  Religion  (Hibbert 
Lectures),  in  welchen  die  indischen  Religionen  dem  Vf.  als  Hauptbeweis- 
mittel für  seine  religionsphilosophischen  Betrachtungen  dienen,  sind  in 
deutscher4)  und  holländischer6)  Übersetzung  erschienen  (s.  Jahresber.  I  2 
n.  3,  II 1,  8  n.  1).  Andere  Übersetzungen,  und  zwar  ins  Gudscherati,  Ma- 
rathi,  Bengali,  Hindi,  Telugu,  Sanskrit,  die  zur  Aufklärung  der  Hindus  dienen 
sollen,  werden  vorbereitet,  s.  Ac.  XX,  122,  13.  Aug.  1881,  Ath.  19.  Nov. 
1881,  S.  669. 

Ein  Hauptgegner  M.  Müllers  ist  der  Holländer  C.  P.  Tiele6),  der  seine 
abweichenden  Ansichten  in  einem  knappen  Artikel  darlegt,  von  welchem 
A.  Barth  rühmend  sagt,  er  kenne  nichts  Gehaltvolleres  und  Treffenderes  über 
die  indischen  Religionen,  als  diese  wenigen  Seiten,  die  nur  den  einen  Fehler 


1)  Les  religioDB  et  lee  langues  de  Finde.  Trad.  de  l'anglais.  Par.,  Leroux.  203  S. 
12°.  fr.  2.  50  c.  (Bibl.  orient.  Elzäririonne  29).  Vgl.  Ac.  XVIII,  49,  17.  Juli;  IAnt  IX, 
317.  8,  Dez.;  A.  Barth,  RHR.  III,  94.  5,  Jan.-Febr.  1881.  —  2)  Miscellaneoua  essays  rela- 
ting  to  Indian  subjecta.  Vol.  1.  2.  Lond.,  Trübner.  VII,  407;  VII,  348  8.  £  1.  8  a. 
(Trübner's  Oriental  Seriea.)  Enth.  Abhandlungen  Über  indische  Sprachen  und  Völker,  Wörter- 
aammlungen  von  mehr  ala  50,  teilweise  sonst  gänslich  unbekannten  Sprachen,  meist  aus  dem 
JASB.,  durch  R.  Rost  sorgfaltig  herausgegeben.  Rec.  Saturd.  Rev.  XLIX,  478.  9,  10.  Apr.; 
v.  R.  Cust,  Ac.  XVII,  366.  7,  15.  Mai;  v.  G.  v.  d.  Gabelentz,  LC.  11.  Sept.,  Sp.  1230.  1; 
IAnt  IX,  234,  Sept.;  ▼.  A.  Barth,  RHR.  III,  94,  Jan.-Febr.  1881  u.  RC.  N.  S.  XI,  481—5, 
20.  Juni  1881.  —  Vgl.  Not  published.  Notes  of  the  Services  of  B.  H.  Hodgson,  Esq.  late 
British  Minister  at  the  Court  of  Nepal.  Gollected  by  a  friend.  0.  0.  u.  J.  75  S.  — 
3)  Essays.  Bd.  1,  s.  Jahresber.  II,  1,  7  n.  6.  Vgl.  Max  Maywald,  Mag.  f.  d.  Liter,  d. 
Auslandes  XCVII,  133.  4,  6.  März;  Blätter  f.  liter.  Unterh.  17.  Juni,  8.  397.  8.  — -  4)  Vor- 
lesungen über  den  Ursprung  und  die  Entwickelung  der  Religion  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
die  Religionen  des  alten  Indiens.  Strassb.,  Trübner.  XVI,  439  S.  M.  7.  Rec.  v.  Wolf 
Baudissin,  ThL.  V,  452—4,  11.  Sopt;  v.  Otto  Pfleiderer,  DL.  I,  51—3;  v.  Steude 
Beweis  des  Glaubens,  N.  F.  II,  637-48,  Dez.  1881;  v.  J.  Frohschammer,  Gegenwart 
XXI,  68—71,  4.  Feb.  1882;  v.  Windisch,  LC.  25.  Feb.  1882,  Sp.  265—7.  —  5)  De  oor- 
sprong  en  ontwikkeling  van  den  godsdienst,  nagegaan  in  de  godadiensten  van  Indie.  Uit  het 
Engelach  vertaald  door  A.  H.  Raabe.  Utr.  1879.  XXIII,  380  S.  fl.  3.  60.  (Godgeleerde 
Bibliotheek.  N.  S.  3  jaarg.  2  all.)  —  Zum  Original  u.  zur  franz.  Üben.  vgl.  C.  P.  Tiele, 
Theol.  Tijdschrift,  13.  jaarg.  301—9,  Mai  1879;  Girard  de  Rialle,  Rot.  scientif.  2  S. 
XVII,  225—9,  6.  Sept  1879;  A.  M.  Fairbairn,  IAnt  IX,  29—31,  Jan.;  Abel  Ber- 
gaigne,  RC.  N.  S.  X,  3 — 7,  5.  Juli.  —  Vgl.  Maurice  Vernes,  La  marche  de  l'idee  reli- 
gieuse  d'apres  Max  Müller,  in:  M&anges  de  critique  religieuse,  Par.,  Fischbacher,  und  Eugen 
t.  Schmidt,  Die  Philosophie  der  Mythologie  und  Max  Müller,  Berl.,  Duncker,  III,  107  S. 
M.  2.  40.  —  6)  Over  de  ontwikkeling  der  Indische  godsdiensten.  [De  Indische  Gids,  Sept] 
Vgl.  A.  Barth,  EHR.  111,  96—8,  Jan.-Febr.  1881. 


Indien. 


1,5 


haben,  in  einer  Sprache  geschrieben  zu  sein,  welche  sie  nur  einer  be- 
schränkten Anzahl  von  Lesern  zugänglich  macht.  Dieses  Urteil  des  scharf- 
annigen  französischen  Kritikers  wird  ihn  wohl  über  das  harte  Wort  trösten, 
welches  die  „Allgemeine  Missions-Zeitschrift"  über  das  nunmehr  zu  nennende 
Werk  Tieles1)  spricht,  dafs  „seine  Theorieen  mit  den  in  der  heil.  Schrift 
über  die  Uranfänge  des  religiösen  Lebens  geoffenbarten  sich  schlechterdings 
nicht  vereinbaren  lassen."  Das  „Kompendium  der  Religions-Geschichte"  enthält 
auch  eine  Übersicht  über  die  indischen  Religionen,  welche  in  der  deutschen 
Ausgabe  durch  Beiträge  des  Vf.  vermehrt  ist.  Eine  französ.  Übersetzung9) 
und  eine  zweite  Ausgabe  der  englischen 3)  (s.  Jahresber.  I  3  n.  1)  sind  er- 
schienen. 

In  seinem  Essay  „Christus  undj andere  Meister"  nimmt  M.  Müller4) 
die  Religionsgebräuche  der  Inder  in  Schutz  gegen  die  eifernde  Heftigkeit  eines 
„christlichen  Sachwalters";  in  einem  andern,  in  der  2.  Aufl.  neu  hinzuge- 
kommenen5) warnt  er  vor  unbewiesenen  Annahmen,  dafs  eine  Religion  von 
der  andern  entlehnt  habe,  dafs  z.  B.  eine  direkte  Verbindung  zwischen  den 
Mythologieen  Indiens  und  Griechenlands  oder  des  Alten  Testaments  bestehe. 
Er  charakterisiert  die  Wissenschaft  der  vergleichenden  Mythologie  gegenüber 
den  oberflächlichen  Vergleichungen  der  einzelnen  Religionen,  wie  sie  früher 
von  bedeutenden  Gelehrten  vorgenommen  wurden,  heutzutage  aber  nur  noch 
bei  Leuten  wie  L.  Jacolliot  beliebt  sind,  dessen  berüchtigtes  Buch  La  bible 
dans  Tlnde,  Vie  de  Jeseus  Christna6)  er  eingehender  kritisiert.  Jacolliots7) 
neuestes  Werk  enthält  eine  Übersetzung  der  Genesis  mit  einem  Kommentar, 
welcher  vergleichende  Mythologie  in  der  von  M.  Müller  gekennzeichneten 
oberflächlichen  Weise  treibt.  Nicht  näher  bekannt  sind  uns  ein  Werk  von 
Laffitte8)  und  ein  Aufsatz  von  C.  W.  Clapp. 9) 

Schliefslich  machen  wir  auf  die  gediegenen  Berichte  über  die  indischen 


])  Kompendium  der  Beligions-Geschichte,  ein  Handbuch  zur  Orientirung  and  zum  Selbst- 

rtödiam,   übersetzt   a.  heraaag.   t.  F.  W.  T.  Weber.     Berlin,   Schleiermacher.    XI,    299  S. 

12»     IL  3.  60.     Rec  v.  Z.,  Allg.  Missions-Zoitschr.  VII,  287.  8,  Juni;  v.  Wolf  Baudissin, 

TbL  V,  377 — 80,   31.  Juli.    —    Holland.  Orig.  Geschiedenis    van   den  godsdienst   tot  aan  de 

heenchsppij  der  wereldgodsdiensten ,  Amst    1876.  —    2)   Manuel   de  Urintoire  des  religions. 

Esqüsse  d'une  histoire  de  la  religion,  jusqu'au  triomphe  des  religions  universal  istos.    Trad.  du 

boll.  p.  Maur.  Vernes.    Par.,  Leroux.    XXIII,  276  S.    12°.     fr.  4.     Vgl.  A.  Barth,  RI1R. 

1,  260  u.  287—90;  M.   Vernes,  ib.  III,  353—9.  —  3)  Outlines  of  the  history  of  religion 

to  the  spread  of  the  universal  religions.     Transl.  from  the  Dutch,  by  J.  Est  1  in  Carp enter. 

*  ed.    Lond.,  Trübner.     XX,   250  S.    7  s.  6  d.     Vgl.  Dublin  Kov.    3  Sor.    V,  242,  3,   Jan. 

1881.     (1  ed.   1877.)  —  4)  Essays  I.    2.  Aufl.  S.  51—61;  eig.  eine  Recension  übor  Charles 

flardwick,  Christ  and  other  masters,  3  vols.    Cambr.   1858.  —  5)  Über  falsche  Analogion  in 

dar  vergleichenden  Theologie  (1870),  Essays  I,  S.  360—90.   —    6)  Vgl.  C.  de  Harlez,  La 

bible  dans  linde  de  M.  Jacolliot,  et  la  verite.    [Rev.  cathol.,  Louvain  XXIII,  550—80,  Juni, 

XXIV,  23%— 57  u.  417—42,    Sept  u.  Nov.]   und   die  Einwondungen   J.    Vinaons,    Rov.    de 

timgmst  XIV,    70—4,    Jan.    1881;    ferner  Del   presente   stato  dogli  studii   linguistui.    1.    Del 

ßarlatanismo  in  linguistica.    Oltraggio   fatto  alla  filologia  o  alla  linguistica  da   Luigi    Jacolliot 

■ella   sna    opera    Ja  Bibbia   nell'   India."     [Civilta   Cattolica,    Sor.    XI,   vol.  IX,    565—80. 

4.  Mars    1 882] ,    wo  Jacolliot   als   der  grössto   unter   den    Betrügern   und    Charlatanen    in    der 

Iingmstik  gekennzeichnet  wird ,   als   ein  „scribacchiator  di  libri  quanto  empii  ,   altrettanto  per 

ffaica  impodenza  e  non  superabile  ignoranza,  raostruosi  o  schifevoli."     Dagegen  erregt  Jacolliots 

Bible  dans   rinde    in   Südamerika   Aufsehen;    ein   gelehrter   Franziskaner   Gual    hat   ihr   eine 

lange  Widerlegung  gewidmet,    welche   ein   brasilischer  Prälat   Joaquim    Pinto    de  Campos   ins 

Brasilische  (?)  übersetzt  hat,  s.  Bulletin  crit  II,  398,   1.  März  1882.  —  7)  Le«  lögislatours  reli- 

gieax.  Moise-Manoa-Mahomet,  traditions  religieusos  comparees  avec  commontaire.    Par.,  Lacroix. 

412  S.  fr.  6.  —  8)  Les  grands  types  de  l'humanite.     Moi'se,  Manou,  Bouddha,  Mahomot,  etc. 

P«r.,  Leronx.  2  toI.  fr.  15.  -  9)  The  historic   religions  of  India.    [The  new  Englander,  Juli.] 


1,6  I.    J-  Klatt: 

Religionen    aufmerksam,  welche  A.  Barth1)  für  die  RHR.,  Tiele2)  für  die 
Theologisch  Tijdschrift  geliefert  haben. 

Wir  gehen  zur  Religions- und  Kulturgeschichte  der  vedischen 
Zeit  über.  Das  Buch  eines  Hindu3)  über  diesen  Gegenstand  hat  den  Bei- 
fall verschiedener  Kenner  gefunden  (s.  A.  Weber,  DL.  II,  1676,  22.  Okt. 
1881).  Dem  Bengal  Library  Catalogue  (1879,  III,  S.  30)  zufolge  ist  es  eine 
erweiterte  Ausgabe  der  1870  erschienenen  Main  results  of  the  modern  Vaidic 
researchcs  und  behandelt  die  Veden,  ihre  Sprache,  ihr  Alter,  die  älteste  Ge- 
schichte der  Indoarier,  die  vedische  Theogonie,  Mythologie  und  Kosmogonie, 
die  Lehre  vom  zukünftigen  Leben,  Priesterschaft,  Kultus,  Einteilung  der 
Yeden  in  Mantra  und  Brähmana,  die  eigentliche  Bedeutung  von  &akhä, 
Tscharana  und  Parischad,  die  Äranjakas,  Upanischads,  den  Unterschied 
zwischen  Sruti  und  Smriti,  die  Sütras  und  Vedänga3.  K.  S.  Macdonald4) 
sucht  zu  zeigen,  dafs  die  religiösen  Vorstellungen  der  vedischen  Zeit  roher  und 
unvollkommener  waren  als  gewöhnlich  angenommen  wird.  Noch  3  andere 
Schriften5— 7)  beziehen  sich  auf  die  vedische  Kultur.  Von  einer  Schrift  Sul- 
livans  über  The  Aryan  soul-land  berichtet  Ac.  XVIII,  240,  2.  Okt.,  welche 
tadelt,  dafs  er  als  Quelle  für  die  altindischen  Vorstellungen  den  Krijäjoga- 
sara,  ein  ganz  modernes  Werk  benutzt,  während  er  auf  die  Veden  zurück- 
gehen mufste.  M.  Kerbakers8)  Abhandlung  über  die  Totenverehrung  der  Arier 
enthält  6  vedische  Hymnen  an  Jama,  Agni,  Mritju,  Visvedevas,  Pitaras  und 
Püschan  in  italienischer  Übersetzung.  Aus  R.  Roths9)  seinerzeit  Epoche 
machendem  Werke  „Zur  Literatur  und  Geschichte  des  Weda"  ist  die  erste 
Abhandlung  über  „die  Hymncnsammlungcn"  durch  J.  Muir  ins  Englische  über- 
setzt worden.  Über  die  Veden  handelt  auch  G.  Gorresio  10)  u.  M.  Müller 11) 
,in  seinem  ersten  und  umfänglichsten  Essay,  in  welchem  er  alles  für  ein 
Laienpublikum  Wissenswerte  über  Namen,  Einteilung,  Alter,  historische 
Wichtigkeit,  Götterwelt  der  Veden  mitteilt.  Ein  andrer  Essay  M.  Müllers12) 
stellt  die  religiösen  Ideen  des  Veda  und  Avesta  in  Parallele.  Er  sagt  darin 
(schon  1853):  „Es  kann  jetzt,  aus  der  Geographie  sogar,  bewiesen  werden, 
dafs  die  Zoroastrier  sich  in  Indien  niedergelassen  hatten,  ehe  sie  nach  Persien 
einwanderten."  (S.  83).     Einen  neuen  Beweis  für    das  Zusammenleben  der 


1)  Bulletin  critique  de  la  mythologio  aryenne  et  des  religions  de  linde.  [RHR.  1,  102 — 
19.  239—60,  Jan.-Apr.]  —  2)  Geschiedenis  der  Indische  godsdiensten.  [Thool.  Tijdschrift. 
14  jaarg.  509  30,  Juli].  Enth.  Rezensionen  von  J.  Muir,  Mctrical  translations  from  Sans- 
krit writers,  1879;  A.  Barth,  Los  Religions  de  l'lnde,  1879;  A.  Kaegi,  Der  Rig-Veda, 
1879;  Th.  Goldstückor,  Litorary  Romains,  1879;  A.  Bergaigne,  Quolquos  Observation» 
sur  les  flgures  do  rhetorique  dans  lo  Big- veda;  A.  Holtzmann,  Agni,  1878;  desselben,  Ar- 
juna,  1879;  A.  Ludwig,  Der  Rigvoda  ins  Doutacho  übersetzt,  1878;  H.  Zimmer,  Alt- 
indisches Leben,  1879.  —  3)  Ramachandra  Ghosh  (R.  Ghose),  A  peep  into  the  Vaidik 
agc.  Calcutta,  Ghosh  1879.  12°.  189  S.  Rs.  6.  —  4}  The  Vedic  religion;  or,  the  ereed 
and  praetico  of  the  Indo-Aryans  three  thousand  years  ago.  Calcutta,  Pramatha  Nath  Shähä; 
Lond.,  Nisbet.  163  S.  Re.  1.  8  a.  —  7>)  Sh  am  lala  Do,  Primeval  ILinduism.  Calcutta, 
Newraan.  17  S.  12°.  4  a.  —  6)  L.  Fe  er,  La  religion  do  l'lnde  aryenno  aux  tomps  v6- 
diques.  [Rev.  ehret  XXV11,  1 — 14,  Jan.]  Im  Anschlufs  an  die  Sammlung  von  Aufsätzen 
John  Muirs:  The  oriental  studies.  Poople's  odition.  Calcutta  1878.  —  7)  Marius  Fontane, 
Aryas  et  Dasyous.  Los  premiers  temps  de  l'lnde  Vediquo.  [Nouv.  Revue,  1.  Nov.  S.  67 — 81.] 
—  8)  II  eulto  doi  morti  nelle  piü  anüche  tradizioni  ärie.  [Giornalo  Napolotano  N.  S.  IV, 
173—204,  Nov.]  --  9)  On  the  literature  and  history  of  the  Veda.  Transl.  by  John  Muir. 
Calcutta,  Ghosh.  42  S.  Rs.  2.  —  10)  I  Vodi.  Torino,  Stamperia  reale,  s.  a.  (1879). 
16  S.  (Estr.),  s.  E.  Kuhn,  ZGMG.  Jahresber.  1879.  S  43.  —  11)  Vorlosung  über  die  Vedas 
oder  die  heiligen  Bücher  der  Brahmanen  (1865),  Essays  1,  S.  1 — 50.  —  12)  Der  Veda  und 
daa  Zendavosta  (1853),  ib.  62—98. 


Indien.  T  7 

Eranier  and  Inder  zur  Zeit  der  Veden  liefert  H.  Brannhofe r1)  in  einer  philo- 
logischen Abhandlang  mittelst  der  bei  Öakapüta  Narmedha,  einem  kleineren 
Dichter  des  Rig-Veda,  vorkommenden  Infinitivform  pupütani  (verglichen  mit 
der  altpers.  Infinitivendang  tanaiy).  Den  Namen  des  Dichters  äakapfita  er- 
klärt er  nicht  als  „vom  Mist  gereinigt",  sondern  als  äaka-Sohn,  wodurch  er 
einen  eranischen  Dichter  im  Yeda  nachgewiesen  zu  haben  glaubt.  Der  Yf. 
kündigt  eine  besondere  Untersuchung  über  den  Zusammenhang  der  indischen 
und  eranischen  Arier  während  der  Vedenzeit  an.  Hiermit  steht  in  Ver- 
bindung Webers9)  Abhandlang  über  2  moderne  Texte,  nämlich  die  Khala- 
vaktratschapetikä  (Maulschelle  für  die  Bösen),  welche  die  Behauptung  ver- 
ficht, dafe  die  Maga  (Magier)  im  nordwestlichen  Indien  trotz  aller  An- 
feindungen als  echte,  ja  als  die  besten  Brahmaneu  anzuerkennen  seien,  and 
den  Samvavidschaja,  dessen  Tendenz  ebenfalls  die  Verherrlichung  der  Maga  ist 

Shankar  P.  Pandits8)  Rig-Veda- Aasgabe  ist  bis  zum  27.  Hymnus 
des  3.  Mandala  gelangt.  Ein  ähnliches  Unternehmen,  Rigvedabhaschjam, 
welches  den  Sanhita-  and  Pada-Text  des  ßig-Veda  mit  einem  Sanskrit-  und 
Hindi-Kommentar  enthält,  wird  von  Dayanand  Sarasvati*),  einem  ratio- 
nalistischen Neuerer,  herausgegeben,  welcher  zwar  an  die  Veden  zu  glauben 
Torgiebt,  sie  aber  auf  seine  eigene  Weise  erklärt,  ohne  Säjanas  Kommentar 
anzuerkennen  and  dadurch  in  Indien  Aufsehen  erregt,  wie  man  aus  der 
Menge  der  für  and  gegen  ihn  erscheinenden  Schriften  schliefsen  kann.  Wir 
nennen  nur  ein  in  polemischer  Tendenz  gegen  seine  Lehren  geschriebenes 
Werk. 5)  Die  Calcuttaer  Ausgabe  des  Rig-Veda 6)  ist  mit  bengalischer  Über- 
setzung, Einleitung,  Grammatik  and  Wörterbuch  (in  bengal.  Sprache)  ver- 
sehen. K.  M.  Banerji7)  handelt  über  die  Bedeutung  von  Asura  im  Rig- 
Veda  and  über  den  Ursprang  des  Agni-Kultus;  er  leitet  die  vedische  Re- 
ligion von  der  alttestamenüichen  ab.  Eine  Abhandlung  von  E.  D.  Perry8) 
aber  den  Gott  Indra  im  Rig-Veda  wird  im  Journ.  of  the  Amer.  Orient  Soc. 
publiciert  werden.  Schliefslich  erwähnen  wir  noch  eine  Kleinigkeit  von 
M.  Holzman9)  über  sprachliche  Parallelen  zwischen  Psalmen  und  Rig-Veda- 
Hymnen,  Erklärungen  zweier  Wörter  des  Rig-Veda  durch  Th.  Benfey10^11) 
und  einige  Kuriositäten.  i«—n) 


1)  Über  dialektspuren  im  yedischen  gebrauche  der  infinitivformen.  [Kuhns  Zeitschr.  f. 
«Tgl.  Sprachforschung  XXV.  N.  F.  V,  329—771,  bes.  8.  372  f.  u.  376  f.  —  2)  Über  zwei 
Ptrteisehriften  zu  Gunsten  der  Maga,  resp.  Qakadvipiya  Brahmana.  [Monatsbor.  d.  K.  Preuss. 
Akad.  <L  W.  su  Berlin,  S.  27—78,  Jan.]  Vgl.  Jahresber.  II,  1,  10  n.  7.  —  3)  The  Vedfir- 
tksyataa  . .  .  s.  Jahresber.  II,  1,  9  n.  6.  Vol.  III  (Hymns  122—191).  1029  u.  23  S.  — 
Vol.  IV  no.  1 — 10,  bis  S.  640,  ä  10  a.  —  4)  Kigredabhashyam.  Commentary  on  Rigreda. 
Bombay,  Nimaya  Sagar  Press,  von  1880  an  Benaros,  Vedic  Press,  in  Heften  zu  24  S.  zu  6 
(rasp.  5)  a,  —  Vgl.  desselben  Rigredadibhashyabhümika,  Bombay,  mit  Heft  16,  1878  be- 
endigt. —  5)  Vedartha  Prakasa.  The  Elucidation  of  the  meaning  of  the  Veda,  by  Pandit 
Jaygopil  of  BhurbhuraL  (Sansk.,  Hindi  and  Urdu).  Meerut,  Hashimi  Press.  444  S.  4°. 
liÜL  Bs.  2.  8  a.  —  0)  Bigreda  Sanhita.  Transl.  and  ed.  by  Ranianath  Sarasvati. 
VoL  L  Parts  12.  13.  Mirzapore,  Prakrita  Press,  Jan.  1879.  58  S.  12  a.  —  7)  Two  essays 
ss  Supplement  to  the  Arian  witness.  Calcutta,  Thacker.  80  S.  Ro.  1.—  8)  On  Indra  in  the 
Kig-Veda.  [Proc  Amer.  Or.  Soc.,  Okt.,  XIII— XV.]  —  9)  Zu  den  Psalmen  und  den  Rgveda- 
Hymnen.  [Zeitschr.  f.  Völkerpsychol.  XII,  251.  2.]  —  10)  Über  einige  indogermanische  — 
insbesondre  lateinische  u.  griechische  —  Zahlwörter.  [Nachrichten  v.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu 
Gottbgen,  21.  Jan.,  8.  1—20.]  Darin  S.  19  f.  über  das  Wort  asuta,  Jlv.  VII,  26,  1.  —  11)  Vam, 
i»  Rigreda  X,  28,  7.  [ib.  17.  März,  S.  193—7].  —  12)  BoceMb  thmhobx  PHr-Be^u,  nepe- 
aon  H.  KptfuteecKtno.  Kasan  1879.  12  S.  Russische  Übersetzung  der  in  Schleichers 
indogerman.  Chrestomathie  abgedruckten  8  Hymnen,  s.  E.  Kuhn,  ZDMG.  Jahresber.  1879. 
S.  44.    —    13)    A  Vedic   Hymn.    Set    to    the  English   notation    by    Sourindro  Mohun 


1,8  I-    J.  KUtt: 

Teile  des  Säma-Veda  werden  in  einer  bengalischen  Zeitschrift1) 
veröffentlicht. 

Auch  für  den  Jadschnr-Veda  giebt  der  erwähnte  Dayanand  Sa- 
rasvati*)  einen  Kommentar  heraus.  Eine  bengalische  Übersetzung  der 
Sahhita  des  weifsen  Jadschur- Veda s)  erscheint  in  Calcutta.  In  Madras  wird 
die  Saiihita  des  schwarzen  Jadschur- Veda4)  mit  Säjanas  Kommentar  gedruckt. 

Zu  Schroeders6)  Abhandlung  über  die  Maiträjani  Sahhita  er- 
wähnen wir  eine  Notiz  G.  Bühl  er  s6),  dafs  diese  Veda-Schule  an  einigen 
Punkten  Indiens  noch  vorhanden  sei.  Auch  eine  Handschrift  der  Maiträ- 
jani Sahhita  und  wertvolle  Handschriften  des  Atharva-Veda  sind  von 
Bühler  aufgefunden  worden  (s.  A.  Weber,  DL.  9.  Okt,  I,  81).  Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  ist  die  Auffindung  von  Säjanas  Kommentar  zum  Atharva? 
Veda,  wovon  durch  Shankar  P.  Pandit7)  die  erste  Kunde  nach  Europa 
kam.  Die  Unterredung  des  Atharvan  mit  dem  Gotte  Varuna  hat  Rieh. 
Garbe8)  übersetzt. 

Über  das  Aitareja-Brahmana,  welches  die  ältesten  Deutungsversuche 
der  vedischen  Opferkunst  enthält,  handelt  ein  Essay  M.  Müllers9),  der  sich 
an  M.  Haugs  in  Bombay  1863  erschienene  Ausgabe  dieses  Brahmana  an- 
schliefst. 

Das  vedische  Opferritual  ist  der  Gegenstand  zweier  Monographieen  von 
A.  Hillebrandtu.  R.  Garbe.  Ersterer10)  giebt  eine  ausführliche  Darstellung 
der  Feier  des  Neu-  und  Vollmondsopfers,  bei  weicher  er  das  von  A.  Weber 
herausgegebene  Kätjäjana-&rauta-Sütra  zu  Grunde  legt  und  die  Ansichten  der 
andern  Srauta-Sütra  anmerkungsweise  anknüpft.  Garbe11)  handelt  über 
eine  zum  Soma-  Opfer  gehörige  Ceremonie,  welche  ihren  Namen  von  dem 
Hauptakt,  dem  an  das  Feuer  setzen  (pravardsch)  der  Milch  in  einem  irdenen 
Topfe  führt  Die  Abhandlung  enthält  den  Pravargja-Prasna  in  Text  und 
Übersetzung  als  Specimen  der  in  Aussicht  gestellten  Ausgabe  der  Äpastamba- 
&rauta-Sütras. 

Zu  den  in  kritischen  Ausgaben  vorliegenden  Grihja-Sütras  des  Äsva- 
lajana,   Päraskara    und  &änkhajana    hat    Speyer   (Speijer)1*)    wertvolle 


Tagore.  Calcutta  1878.  6  S.  fol.  —  14)  The  portion  of  the  Rigveda  appointed  for  the 
B.  A.  examinations  of  1881  and  1882  in  the  Sanhita  and  Pada  texte.  Poona,  Shivaji  Prent.. 
64  S.  Re.  1.  8  a.  Reprint  —  1)  Arsha-vidya-sndhanidhi.  Reservoir  of  the  neetar  of  tho 
Iearning  of  the  Rishis.  A  monthly  Journal.  Vol.  1.  Calcutta,  Dharma  Press  1879.  (Bengali 
and  Sansk.)  —  2)  Yajurvedabhashyam.  Bombay,  Nirnaya  Sagar  Press,  seit  1880  Benaren, 
Vedic  Press,  in  Heften  zu  24  S.  zu  6  (5)  a.  (Sansk.  and  Hindi).  —  3)  Yajurveda  SanhitA. 
Transl.  into  Bengali  by  Satyavrata  Samasrami.  Part«  34—36.  Calcntta.  128  S.  IIa.  3.  — 
4)  Taittiriya  Sanhita,  w.  comm.  Ps.  1—6.  Madras,  Adi  Kala  Nidhi  Press  1879.  zu  4  a.  240  S. 
(Sansk.  in  Telugu  char.)  5)  S.  Jahresber.  11,  1,  9  n.  11.  —  Auch  sep.  Dorpater  Univ.-Schr. 
31  S.  u.  1  Taf.  —  6)  Report  on  the  search  for  Sanskrit  manuscripts  during  1879  —  80, 
datiert  Ahmedabad,  8th  June  1880,  S.  3.  —  7)  Discoverv  of  Sayana's  commentary  on  tbe 
Atharva  Veda.  [Ac.  XV 11,  423.  4,  5.  Juni]  und  F.  Max  Müller,  ders.  Tit.  [ib.  439, 
12.  Juni].  Beide  abgedruckt  [lAnt  IX,  199—203,  Aug".]-  —  8)  Atharvaveda  5.  11. 
[Wissenschaftliche  Monatsblätter  VII,  12-14.  1879].  --  9)  Das  Aitaroya-Brahmana  (1864). 
[Essays  I,  S.  99 — 111.]  —  10)  Das  altindische  Neu-  und  Vollmondsopfer  in  seiner  einfachsten 
Form.  Jena,  Fischer  1879  (Umschl.  1880).  XVII,  199  S.  M.  7.  Dabei  eine  Beschreibung 
und  Zeichnung  des  Opferplatzes.  —  Rec.  Ac.  XVII,  327.  8,  1.  Mai;  v.  R.  Garbe,  Götring. 
Gel.  Anz.,  23.  Juni,  S.  784—9;  von  H.  Oldenberg,  DL.  I,  159,  30.  Okt;  v.  A.  Burnell, 
lAnt.  IX,  292,  Nov.  —  11)  Die  Pravargja-Ceremonie  nach  den  Äpastamba-(^rauta-Sütra  mit 
einer  Einleitung  über  die  Bedeutung  derselben.  [ZDMG.  XXXIV,  319—70.]  Vgl.  A.  Barth, 
RHR  111,  77.  8.  —  12)  Bemerkungen  zu  den  Grhyasütra.  [Bijdragen  tot  de  taal-,  land-  en 
volkenkunde  van  Nederlandsch-Indie.     4e  Volgr.  III,  155—201,     1879]. 


Indien.  1,9 

Bemerkungen  veröffentlicht,  wobei  lobende  Erwähnung  verdient,  dafs  eine 
holl&ndische  Zeitschrift  den  in  deutscher  Sprache  abgefafsten  Aufsatz  auf- 
genommen hat.  In  Indien  ist  das  Grihja-Sütra  des  Asvalajana 1)  mit  einer 
Marathi-Übersetzung  erschienen,  und  das  des  Gobhila*)  nebst  weitläufigem 
Kommentar  in  der  Bibliotheca  Indica  zu  Ende  geführt  worden. 

Von  den  zahllosen  in  Indien  erschienenen  Werken  über  religiöse  Ob- 
servanzen haben  wir  uns  notiert:  Sarvasatkarmapaddhati,9-  4)  Parasara- 
sanhita, 6)  §r&d0havivekasahgraha, 6)  Kaslnathas  Dharmasindhu, 7)  Naräjanas 
Prajogaratna,8)  Nilakanthas  Pratischthämajükha 9.  10)  und  ein  Ritual  für  An- 
hinger des  Jadschur-Veda  von  Äpastamba.  n) 

Auch  dieses  Jahr  hat  eine  Monographie  A.  Holtzmanns19)  über  das 
Mahäbhärata  gebracht  (vgl.  Jahresber.  I,  3  n.  8,  II,  1,  10  n.  8).  Und 
zwar  ist  es  diesmal  der  heil.  Agastja,  den  er  zum  Gegenstand  seiner  Unter- 
suchung macht.  Aus  den  Angaben  des  Mahäbhärata  folgert  er,  dafs  Agastja 
den  Typus  der  ersten  Vorkämpfer  der  Arier  im  Süden  des  Vindhja  darstelle, 
und  dafs  anscheinend  den  Sagen  über  Agastja  historische  Erinnerungen  zu 
Grunde  liegen.  —  Von  indischen  Ausgaben  des  Mahäbhärata  sind  erschienen 
die  Fortsetzung  der  Calcuttaer  mit  bengalischer  Übersetzung,  der  Agracr  mit 
Hindi-Übersetzung  und  sechs  bengalische  Übersetzungen  gedruckt  in  Calcutta 
und  Hooghly.  (Wegen  der  Details  verweisen  wir  auf  die  indischen  offiziellen 
Bficherkataloge.) 

In  Bezug  auf  die  Puranas  nennen  wir  eine  Ausgabe  des  Bhagavata, 18) 
zwei  dergl.  von  Calcutta  und  Berhampur  mit  bengal.  Übers.,  mehrere  bengal. 
Obersetzungen  und  eine  assamesischc,  gedruckt  in  Gaubati.  E.  Renan 
schreibt  in  seinem  Rapport  annuel  über  die  orientalischen  Studien  f.  1880 — 1 
(JA  7  Ser.  XVIII,  22),  dafs  der  Druck  des  4.  Bandes  von  Burnoufs  Bhäga- 
Tita-Purana  in  der  Imprimerie  nationale  begonnen  worden  sei,  so  dafs  Aus- 
acht vorhanden  ist,  dafs  dieses  typographisch  glänzende  Werk  zu  Ende  ge- 
fehlt wird.  —  Vom  Brahmavaivarta-Puräna  sind  drei  bengalische  Über- 
setzungen in  Calcutta  und  Sealdah,  vom  Brahmända-Puräna  eine  Calcuttaer 
Ausgabe  mit  bengal.  Übers,  erschienen.    Das  Devibnagavata-Purana  u)  ist  in 


1)  Sarth  Asvattyan  Grihya  Sutra.  Bombay,  Native  Opinion  Press.  228  S.  Re.  1.  8  a.— 
2)  The  Gobhilfya  Grihya  Sutra,  with  a  commentary  by  the  editor.  Ed.  by  Chandra- 
kinta  Tarkaiankara.  Calcutta,  Baptist  Mission  Press.  1087.  44.  13.  19.  12  S.  [Bibl. 
lad.  N.  S.,  nos.  229,  241,  246,  277,  300,  346,  383,  415,  416,  423,  425,  448.]  S.  Jahres- 
ber. II,  1,  9  n.  10.  —  3)  S.,  or,  Manual  of  all  good  works.  Compiled  and  revised  by 
Hirisehandra  Tarkai  ankara.  Calc,  Kavitaratnakara  Press,  1878.  634  S.  Kompiliert 
an  alten  Werken.  —  4)  Idem.  Compiled  and  rerised  by  Chandraknmära  Bhatta- 
tharya.  Calc,  Kamalakanta  Press,  1879.  635  S.  —  5)  P.,  or,  the  treatise  by  the  great 
Rishi  Parasara.  Transl.  by  Jaganmohan  Tarkälankär.  Jyotisha  Prakiisa  Press,  1879. 
131  8.  Re.  1.  4  a.  (Sansk.  and  Beng.)  —  6)  Ör.,  a  treatise  on  sraddhas.  Publ.  by  Mathurä- 
lith  Tarkaratna.  Calcutta.  299  S.  Rs.  2.  8  a.  —  7)  Atha  Dharmasindhu;  or  the  ocean 
of  religions  duties.  Bombay,  Dnyan  Darpan  Press.  285  Bl.  lith.  obl.  Rs.  2.  8  a.  (Trübner 
i  1.  4  s.)  —  8)  Atha  Narayan  Bhatta  krit  Prayoga  Ratna;  or  a  collection  of  religious  cere- 
BMHuas.  Bombay,  Bapn  SadafHv's  Press.  100  Bl.  lith.  obl.  Ro.  1.  8  a.  (Trübner  10  s.  6  d.) 
—  9)  Pr.f  a  work  on  the  consecration  of  monuments.  Meorut,  Lala  Nathmal  Das'  Press, 
1879.  41  8.  lith.  6  a.  —  10)  Idem.  Bombay,  Bapu  Sadasiv's  Press.  25  Bl.  lith.  obl. 
6  a.  —  11)  Yajtuha  Prayoga  Parijata  or  Ratna.  Bangalore,  Mysore  Book  Depot  Press,  1878. 
230  8.  Re.  1.  10  a.  (Sansk.  in  Canar.  char.) —  12)  Der  heilige  Agastya  nach  den  Erzählungen 
de»  MahabhiraU.  [ZDMG.  XXXIV,  589—96.]  —  13)  Srimad-Bhagavata-Purana,  with  a  comm. 
by  Srfdhara.  Bombay,  Ganpat  Krishnaji's  Press,  obl.  4°.  842  Bl.  Rs.  12.  (Trübner 
i  2.  10  s.)  —  14)  Atha  äri  Deri-Bhagavata ,  a  Purin  in  glorification  of  tho  goddess  Devi, 
«ith  a  comm.  Bombay,  Jagadtövar  Press,  obl.  4°.  lith.  1522  6.   Rs.  9.  8  a.  (Trübnor  *  2.  2  s.) 


1,10  I.    J-  KUtt: 

Bombay  lithographiert  worden.  Vom  Garuda-Purana,  welches  unter  anderm 
Abschnitte  über  die  Totenceremoniecn  und  das  Leben  nach  dem  Tode  ent- 
hält, sind  4  Ausgaben  erschienen,  die  eine1)  in  Bombay,  den  Sanskrit-Text 
aliein  enthaltend,  die  andern  in  Poona,  Meerut  und  Lucknow,  Text  und 
Maräthi-  (resp.  Hindi-)  Übersetzung  enthaltend.  Das  Markandeja-Puräna  ist 
in  zwei  Textausgaben2-  3)  erschienen;  aufserdem  wird  es  in  Poona  mit  Ma- 
räthi-Übersetzung  und  in  Bhavdnipore  und  Calcutta  mit  bengal.  Übers,  lie- 
ferungsweise ediert.  Auch  das  Matsja-Puräna  wird  in  lieferungen  heraus- 
gegeben (Calcutta,  bengalisch  und  Sanskrit).  Ein  Purana  in  Marathisprache  4) 
hat  die  Tendenz,  die  Profession  des  sonst  gering  geachteten  Barbiers,  von 
dem  es  heifst,  dafs  unter  den  Menschen  er  der  Schelm  sei,  zu  verherrlichen. 
Da  verschiedene  religiöse  Ceremonieen  das  Scheeren  des  Hauptes  erfordern, 
so  folgert  das  Purana,  dafs  der  Barbier  ein  eben  so  wesentliches  und  wich- 
tiges Glied  der  menschlichen  Gesellschaft  sei,  wie  der  Priester.  Das  Sonder- 
barste aber  ist,  dass  der  Koran  als  der  5.  Veda  dargestellt  wird.  —  Vom 
Padma-Purana  erscheinen  in  Calcutta  und  Berhampur  4  verschiedene  bengal. 
Übersetzungen.  Die  Ausgabe  des  Väju-Purana  durch  RajendralalaMitra5) 
ist  bis  zum  Schlufs  des  ersten  Bandes  gelangt.  Eine  Übersetzung  dieses 
Purana  durch  den  bekannten  Rämkrishna  Gopäl  Bhandarkar  wird  in 
den  Sacred  Books  of  the  East  erscheinen  (Ath.  28.  Januar  1882,  S.  127). 
Das  Vischnu-Puräna  ist  ins  Urdu  übersetzt  worden  (gedruckt  in  Gujranwäla). 

Vieles  andere  müssen  wir  aus  Mangel  an  Raum  unerwähnt  lassen.  Die 
Anzahl  der  in  Indien  1879  und  1880  erschienenen  Ausgaben  der  Bhagavad- 
gita  (Teil  des  Mahabharata)  dürfte  nicht  weit  unter  100  bleiben,  und  die 
Drucke  von  Teilen  (oder  angeblichen  Teilen)  der  Puranas  zu  religiösen 
Zwecken,  der  Mähatmjas,  Püdschäs  u.  s.  w.  sind  unübersehbar. 

Für  die  andern  Zweige  der  indischen  brahmanischen  Litteratur,  Poesie, 
Philosophie,  Astronomie,  Medizin,  Sprachwissenschaft  u.  s.  w.  verweisen  wir 
auf  uusern  Jahresbericht  in  der  ZDMG.,  und  wenden  uns  zur  Geschichte 
des  Buddhismus. 

R.  S.  Hardys6)  Manual  of  Buddhism  ist  nach  der  zweiten  Ausgabe  neu 
abgedruckt  worden.  Das  Werk  enthält  in  seinem  Hauptteile  das  Leben 
Buddhas,  größtenteils  aus  den  Originalquellen  übersetzt,  dazu  einleitungs- 
weise die  Vorstellungen  der  Buddhisten  über  die  Welt  und  die  Wesen,  so- 
wie über  die  früheren  Buddhas,  schliefslich  die  Ontologie  und  Ethik  des 
Buddhismus,  und  im  Anhang  Nachrichten  über  die  benutzten  Quellen.  Das 
Buch*  ist  eiue  wahre  Fundgrube  für  die  Geschichte  des  Buddhismus,  freilich 
nur  für  die  neuere  Geschichte  desselben,  da  es  aus  modernen  singhalesischcn 
Quellen  geschöpft  ist.  Da  das  Werk  seit  längerer  Zeit  vergriffen  ist,  so  ist 
dieser  Abdruck,  welchem  überdies  ein  Index  und  Glossar  von  0.  Frank- 
furter beigefügt  ist,  mit  Dank  aufzunehmen. 


1)  Atha  Garu4a  Purina.  Bombay,  Jagadimar  Press  1879.  obl.  lith.  96  Bl.  Re.  1.  8  a. 
—  2)  Atha  Bri  satippana  Mirkandeya  Purin.  Poona,  Jagaddhitechchhu  Press  1878.  obl.  lith. 
180  Bl.  Ka.  5.  —  3)  Mirkandeya  Purana,  ed.  by  Pandit  Jibananda  Bidyasigara. 
Calcutta,  Sarasvati  Press  1879.  608  8.  12°.  Rs.  5.  —  4)  Atha  Näbhik  Purin  (sii);  or  a 
Purin  describing  the  mythological  origin  of  näbhik  or  barber,  ed.  by  Bhiriti  Vinvanith. 
Bombay,  JagadLsvar  Press  1878.  100  Bl  lith.  Re.  1.  8  a.  —  5)  The  Viyu  Purina  .  .  . 
s.  Jahresber.  II,  1,  11  n.  2.  Vol  L  Calcutta,  Kalika  Press.  2.  VII.  540  S.  [Bibl.  Ind. 
N.  S.  nos.  420,  424,  428,  434,  437,  445].  —  6)  A  manual  of  budhism  (sie),  in  its  modern 
devcloptnent;  transl.  from  Singhalese  Mas.  2  ed.  Lond.,  Edinb.  Williams  &  Norg.  XII. 
566  S.     21  s.     (Die  beiden  früheren  Ausgg.  1853  u,  1860.) 


Indien.  J^H 

Von  dem  Standpunkte  eines  Missionärs  aus,  aber  dennoch  mit  gründ- 
lichen Kenntnissen  ausgerüstet  nnd  mit  freisinnigem  Urteil  hat  P.  Wurm 1)  das 
Leben  Buddhas,  die  Entwicklung  und  Ausbreitung  des  Buddhismus  und  die 
Grundzüge  der  buddhistischen  Lehre  geschildert.  —  Über  ein  Buch,  welches 
die  Geschichte  des  ältesten  Buddhismus  von  neuen  Gesichtspunkten  aus  be- 
handelt, aus  den  ältesten  Quellenschriften  schöpft  und  zu  wesentlich  andern 
Resultaten  gelangt  (Oldenbergs  Buddha),  werden  wir  erst  im  nächsten  Jahr 
zu  berichten  haben.  —  Wir  erwähnen  hier  noch  einen  Journalartikel  von 
J.  W.  Edgar.2) 

Bei  einem  Buche  T.  W.  Rhys  Davids3)  über  den  Buddha  (auch  hollän- 
disch4) bürgt  der  Name  des  Autors  hinlänglich  für  seinen  Wert.  E.  Ar- 
nolds Gedicht  über  den  Stifter  des  Buddhismus,  von  welchem  wieder  mehrere 
Ausgaben  5),  auch  eine  Volksausgabe  6),  erschienen  sind,  hat  bei  den  Buddhisten 
selbst  so  viel  Beifall  gefunden,  dafs  es  in  die  heilige  Bibliothek  des  Ran- 
koth  Vihare  in  Ceylon  aufgenommen  worden  ist.  Eine  deutsche  Übersetzung 
ist  im  Werke.  Auch  in  Amerika  ist  eine  poetische  Lebensbeschreibung 
Buddhas  von  E.  D.  Root7)  erschienen.  Von  Senarts  Essai  sur  la  legende 
da  Buddha  ist  eine  zweite  Ausgabe  unter  der  Presse,  s.  RC.  N.  S.  XI,  369, 
9.  Mai  1881. 

M.  Müllers8)  schon  1862  erschienener  Essay  über  den  Buddhismus 
ist  eigentlich  eine  Recension  von  J.  Barthelemy  Saint-Hilaire,  Le 
Bouddha  et  sa  religion,  Par.  1860.  In  diesem  Jahre  veröffentlicht  der  letzt- 
genannte berühmte  Franzose  9)  drei  Briefe  an  einen  abb6  über  das  Christen- 
tum und  deu  Buddhismus.  Ein  Beiicht  über  eine,  wie  es  scheint,  wirklich 
in  Ceylon  stattgehabte  Diskussion  zwischen  einem  buddhistischen  Priester 
and  einem  portugiesischen  Geistlichen  ist  von  J.  M.  Peebles  10)  herausgegeben 
worden.  Die  Ähnlichkeiten  zwischen  dem  Buddhismus  und  Christentum, 
die  so  grofs  sind,  dafs  Jacolliot  den  Jesus  in  Ägypten  und  vielleicht  in 
Indien  studieren  läfst  (Bible  dans  l'Inde),  werden  von  J.  E.  Carpenter11)  in 
einem  lesenswerten  Aufsatz  zusammengestellt  Er  leugnet  einen  direkten 
Zusammenhang  der  Vorstellungen  von  der  wunderbaren  Geburt  der  beiden  Re- 
ligionsstifter u.  s.  w.  und  nimmt  eine  von  einander  unabhängige  Entstehung 


1)  Der  Buddhismus,  od.  der  vorchristliche  Versuch  einer  erlösenden  Universalreligion.  [Allg. 
Missions-Zeitechr.  VII,  145—63.  210—21.  262  78.  Apr. -Juni]  Auch  sep.  Gütersloh,  Ber- 
gmann. IV.  50S.  80  Pf.  Rec.  v.  Wolf  Baudissin,  ThL.  V,  473.  4,  25.  Sept.;  v.  A.  Barth, 
RHU  III,  89,  Jan.-Fehr.  1881.  —  2)  The  dovelopment  of  Buddhism  in  India.  [Fortnightly 
R«t.  l.  Juni]  —  Bise  and  decay  of  Buddhism.  [Saturday  Rev.  XLIX,  749.  50.,  12.  Juni.] 
—  S)  Buddhism:  being  a  sketch  of  tho  lifo  and  teachingB  of  Gautama,  tho  Buddha.  London. 
U.  8*.  IV.  252  S.  mit  Karte.  2  s.  6  d.  —  4)  llet  Buddhisme  on  zijn  stich ter.  Hit  het 
Esgelsch  vertaald  door  J.  P.  Tan  der  Vegto.  Amsterdam,  Bussy.  XII.  332  8.  m.  Karte. 
Trabner:  4  s.  Vgl.  C.  P.  Tiele,  Theol.  Tijdschrift,  14  jaarg.,  S.  541.  2,  Juli.  —  5)  The 
Ujrht  of  Asia  .  .  .  s.  Jahresber.  II,  1.  12  n.  1.  Fourth  ed.  London,  Trühner.  XVI. 
238  S.  2  s.  6  d.  —  Seventh  ed.  ebenso.  Rec.  v.  H.  U.  Mo y boom,  De  Gids,  3  Ser.,  XIX, 
450—80,  Juni  1881;  v.  A.  Prowo,  Mag.  f.  d.  Liter,  d.  In-  u.  Auslandes  C,  599,  600. 
ä.  Okt.  1881;  TR.  N.  S.  II,  122,  Okt.  1881.  —  6)  Populär  edition.  ib.  XVI.  238  S.  2  s. 
Hd.  —  7)  Sakya  Buddha.  A  yersified,  annotated  narrative  of  his  lifo  and  toachings.  With 
u  Excarsus,  cantaining  dtations  from  tho  Dhammapada  or  Buddhist  Canon.  Nowyork,  Lond., 
Trabner.  171  8.  5  s.  Vgl.  Ac.  XIX,  212,  19.  März  1881.  —  8)  Essays  1,  S.  168—214. 
9)  Le  christianisme  et  le  bouddhisme.  Trois  lettres  a  M.  Tabbe  Dcschamps.  Par.,  Leroux. 
10)  Baddhism  and  Christianity  face  to  face;  or,  an  oral  discussion  botween  the  Rcv.  Migottu- 
witte,  a  Buddhist  Priest,  and  Rey.  D.  8ilva,  an  English  Clergyman.  Held  at  Pantura,  Coy- 
1«.  James  Borns.  1878.  99  S.  I  s.  Abdruck  einer  früher  in  Coylon  erschienenen  Brochuro.  — 
U)  Biddhiim  snd  the  New  Testament.     [Nineteenth  Century  VIII,  971—94,  Dez.] 


1,12  I.    J-  Klatt: 

dieser  Legenden  an.  Auch  £.  de  Bunsen1)  stellt  die  einzelnen  Vorfälle  in 
Buddhas  und  Christi  Leben  und  ihre  Lehren  in  Parallele,  mit  der  Absicht,  eine 
Uroffenbarung,  eine  Kontinuität  des  göttlichen  Einflusses  allenthalben  und  zu 
allen  Zeiten  nachzuweisen;  das  Buch  ist  confus  und  absurd,  der  Stil  äufserst 
dunkel.  Andere  *-4)  ziehen  die  dritte  Weltreligion,  den  Islam  und  die  grie- 
chische Philosophie  zur  Yergleichung  heran. 

Während  M.  Müller6)  sich  früher  der  Meinung  zuneigte,  dafs  das 
Nirvana  das  absolute  Nichts  bedeute,  vertritt  er6)  später  die  Ansicht,  dafs 
diese  Bedeutung  nur  dem  späteren  dritten  Teile  des  Kanon,  dem  Abhidharma 
angehöre,  in  den  älteren  Schriften  dagegen  sei  es  das  Eingehen  zur  Ruhe 
und  das  Freiwerden  vom  Kreislauf.  Während  er  somit  den  älteren  Buddhis- 
mus zwar  von  dem  Vorwurf  des  Nihilismus  freispricht,  nennt  er  ihn  andrer- 
seits eine  atheistische  Religion.  Zwar  leugnet  Buddha  mcht  die  Existenz  der 
b rahmanischen  Götter,  eben  so  wenig  wie  die  Kirchenväter  die  Existenz  der 
olympischen  Götter,  aber  er  hält  sie  nur  für  übermenschliche  Wesen,  die 
innerhalb  des  Kreislaufs  stehen  und  dereinst  zu  Grunde  gehen  werden-,  da- 
gegen ein  echter  Gott,  ein  Schöpfer  ist  dem  Buddhismus  fremd. 

0.  Frankfurter7)  handelt  ebenfalls  über  das  Nirvana  und  ühcr  den  hei- 
ligen achtfachen  Weg,  der  zum  Nirvana  führt,  auf  Grund  von  3  Pali  Suttas  aus 
dem  Sarnjutta  Nikäja,  von  welchen  das  dritte  eine  Predigt  Buddhas  über 
das  Nirvana  ist.  Ober  einen  Gegenstand  der  buddhistischen  Ethik  handelt 
F.  Neve,8)  R.  Morris9)  über  die  Einteilung  der  buddhistischen  Schriften  in 
9  anga,  die  den  südlichen  [und  nördlichen  Buddhisten  gemeinschaftlich  sei, 
wozu  M.  Müller10)  einige  Bemerkungen  fügt,  unter  anderm,  dafs  der  Gott 
Krischna  auch  schon  der  ältesten  Zeit  des  Buddhismus  bekannt  gewesen  sei. 

Das  siebente  unter  den  9  anga  bildet  die  Sammlung  Dschataka  (Vor- 
geburtslegenden), über  deren  Ausgabe  durch  Fausböll  wir  im  vor.  Jahre 
(1,  12  n.  5)  berichteten.  In  diesem  Jahr  ist  der  erste  Band  der  Ober- 
setzung durch  Rhys  Davids11),  in  welchem  die  ersten  33  Seiten  noch  von 


1)  The  Angel-Messiah  of  Buddhist»,  Essenes,  and  Chrintians.  Lond. ,  Longmans.  XII, 
383  8.  10s.  6d.  Rec.  v.  A.  M.  Fairbairn,  Ac.  XVIII,  416.  7,  11.  Dez.;  v.  W.  E.  Addis. 
Dublin  Rev.  3  Ser.  V,  488.  9,  Apr.  1881.  -  2)  J.  A.  Pornet,  Le  Bouddha  et  le 
Christ  Fatalite  ou  liberte.  Lausanne.  Iraer.  12°.  182  S.  fr.  3.  —  3)  Marcus  Dods,  Mo- 
hammed, Buddha  and  Christ  .  .  .  s.  Jahresber.  I,  3  n.  10.  4  ed.  Lond.,  Hodder  and  Stough- 
ton.  Rec.  CR.  vol.  LXXI,  no.  CXLII,  S.  XIII.  XIV,  Okt  —  4)  G.  de  Vaaconcellos 
Abreu,  Conjecturas  sobre  analogias  entre  o  Buddhinmo  e  Fhilosophia  Grega.  200  R£is.  — 
o)  Die  Bedeutung  von  Nirvana.  (1857),  Essays  I,  S.  254 — 65.  —  6)  Über  den  buddhistischen 
Nihilismus.  Vortrag,  geh.  in  d.  allg.  Sitzung  der  deutschen  Philologen- Vers. ,  Kiel,  Sept. 
1869.  ib.  S.  277—92.  —  7)  Buddhist  Nirvana  and  the  Noble  Eightfold  Tath.  [JRAS.  N. 
S.  XII,  548—74,  Okt.]  Vpl.  A.  Barth,  RHR.  III,  86,  Jan.-Pebr.  1881.  —  Ein  Pali  hand- 
book  v.  Frankfurter,  enth.  Gramm.,  Lesestücko  'aus  Paritta)  u.  Glossar,  wird  bei  Williams 
&  Norg.  erscheinen,  Ath.  25.  Febr.  1882,  S.  254.  —  8)  Le  sacrifice  personnol  seion  le  bud- 
dhisme.  [Rev  cath.  de  Louvain.] —  9)  Division  of  the  Buddhist  scriptures.  [Ac.  XVIII,  136, 
7,  21.  Aug.]  Abgedruckt  [lAnt.  IX,  288.  9.  Nov]  —  Morris  bearbeitet  den  Anguttara- 
nikaja  «tir  die  Pali  Text  Society,  s.  Ac.  XXI,  197,  18.  März  1882,  und  The  Six  Jewels  of 
the  Law  für  Trübners  Oriental  Series,  s.  TR.  N.  8.  III,  23,  Febr.  1882.  10)  Division  of 
the  Buddhist  scriptures.  [Ac.  XVIII,  154.  5,  28.  Aug.]  Abgedruckt  [lAnt.  IX,  289.  90, 
Nov.]  —  11)  Buddhist  birth  stories;  or,  Jätaka  talos.  The  oldest  colloction  of  folk-lore  ex- 
tant:  boing  the  JStakatthavannanä,  for  the  first  timo  odited  in  the  original  Pftli  by  V.  Faus- 
böll, and  transl.  by  T.  W.  Rhys  Davids.  Translation.  Vol.  I.  Lond.,  Trübner.  XII, 
CHI.  347  S.  18  s.  (Trübner's  Oriontal  Series.)  Ree.  v.  W.  R.  S.  Ralston,  Ac.  XIX,  53.  4 
22.  Jan.  1881;  v.  A.  Barth,  wolcher  das  hohe  Alter  der  Dschataka-Sammlung  bestreitet, 
RHR.  III,  82—5,  Jan.-Febr.  1881;  v.  Richard  Morris,  „Tho  book  of  birth-stories",  Con- 
temp.    Rev.   XXXIX,    728—49,    Mai    1881    (dieser  Artikel   ist  ins  Ital.  übers,  u.  d.  Tit:  II 


Indien.  1,13 

dem  verstorbenen  Childers  herrühren,  erschienen.  Der  Übersetzung  geht  eine 
reichhaltige  Einleitung  voran,  die  sich  über  die  Wanderang  der  Vorgeburts- 
legenden nach  dem  Westen  und  die  Geschichte  derselben  in  Indien  auslädst 
Der  Yf.  hält  die  Dschataka-Sammlung  wesentlich  aus  dem  Grunde,  weil  sie 
zu  dem  Kanon  der  9  anga  gehört,  für  eins  der  ältesten  buddhistischen  Denk- 
mäler. Die  Sammlung  ist  ihm  zufolge  wahrscheinlich  im  3.  oder  4.  Jahr- 
hundert y.  Chr.  zusammengestellt  und  im  5.  Jahrhundert  n.  Chr.  in  Ceylon 
zu  ihrer  jetzigen  Form  gebracht  worden.  Eine  Reihe  bildlicher  Darstellungen 
aus  A£okas  Zeit  nach  einzelnen  dieser  Erzählungen  ist  der  beste  Beweis  für 
das  Alter  derselben  (Cunningham,  Stüpa  of  Bharhut).  Die  Sammlung  um- 
£afst  550  Erzählungen,  von  welchen  der  vorliegende  erste  Band  vierzig 
enthält 

Oldenbergs1)  Yinajapitaka,    Bd.  2,  haben  wir  schon  im  vor.  Jahre 
erwähnt. 

Ein  längst  erwartetes,  schon  vor  Jahren  (von  Childers)  angekündigtes 
Werk  ist  der  von  V.  Trenckner*)  herausgegebene  Milindapafiha,  d.  h.  Fragen 
des  Menander,  des  baktrischen  Königs.  Das  Werk  enthält  eine  religiöse 
Unterredung  zwischen  dem  heil.  Nagasena  und  dem  Jona-König  Milinda 
(Menander)  und  ist  nach  des  Herausgebers  Meinung  etwa  im  Beginn  unsrer 
Zeitrechnung  verfafst.  Trenckner  hält  es  für  unmöglich,  dafs  eine  Tradition 
von  Milinda  nach  Ceylon  gedrungen  sein  sollte,  das  Werk  stamme  vielmehr 
tos  dem  nördlichen  Indien,  sei  ursprünglich  in  Sanskrit  geschrieben  und 
etwa  zwischen  100  und  200  n.  Chr.  ins  Päli  übersetzt  worden.  Die  Vor- 
rede ist  nur  kurz  und  giebt  über  Inhalt,  geschichtlichen  Wert  u.  s.  w.  gar 
keine  Andeutung;  ein  Index  fehlt  ebenfalls.  Das  Werk  enthält  viele  Namen 
griechischer  Personen  und  örtlichkeiten.  —  Eine  Ergänzung  bildet  desselben 3) 
Pah'  Miscellany,  welches  die  Einleitung  des  Milindapafiha  in  Text  und  Über- 
setzung enthält.  In  derselben  wird  Nigantha  Nätaputta,  der  Stifter  der 
Dschaina-Religion,  mit  fünf  andern  Lehrern  als  Zeitgenosse  des  Milinda 
hingestellt.  —  Trenckner  kündigt  eine  Ausgabe  des  Maddschhimanikäja  an 
(Milindapafiha  pref.  p.  V). 

Einen  Teil  desselben,  nämlich  das  dritte  Sutta  oder  Assaläjana-Sutta  hat 
R.  Pischel4)  herausgegeben  und  übersetzt.  Dasselbe  hat  die  Tendenz,  die 
Gleichgültigkeit  der  Kaste   zu  beweisen  und    führt  seinen  Namen  von  dem 


libro  delle  nascite,  Rivista  europea  XXVII,  105—34,  1.  Jan.  1882);  Ath.  18.  Juni  1881, 
3.  810.  1.  —  0.  Frankfurter  bemerkt  im  Ath.  v.  16.  Juli  1881,  S.  81,  dafs  2  Hand- 
schriften des  Dschataka  in  dem  Catalogue  of  Pili,  Sinhalese,  and  Sanskrit  Mss.  in  the  Govorn- 
BMnt  Oriental  Library,  by  L.  de  Zoysa,  Colombo  1876  erwähnt  werden,  was  indessen  Faus- 
böll  nicht  unbekannt  war,  s.  ib.  30.  Juli  1881.  S.  145  und  Frankfurters  schliefsliche  Er- 
widerung, ib.  6.  Aug.  1881,  S.  175.  6.  —  1)  S.  Jahresber.  II,  1,  12  n.  3.  Vgl.  R.  Rost, 
lAnt  IX,  233,  Sept,  A.  Barth,  RHR.  III,  81.  2,  Jan.-Febr.  1881  und  die  Recension  von 
H.  Jicobi  aber  Oldenbergs  Dfpavamsa,  Oötting.  Gel.  Anz.,  S.  851—6,  7.  Juli.  —  2)  The 
Mihndapaiiho:  being  dialogues  between  king  Milinda  and  the  Buddhist  sage  NSgasena.  The 
Pali  text  Lond,  Edinb.,  Williams  &  Norg.  (printed  Copenhagen).  VIII,  431  S.  21  s.  Rec  v. 
H.  Oldenberg,  DL  I,  447,  8,  25.  Dez.;  A.  Barth,  RHR.  HI,  87.8,  Jan.-Febr.  1881.— 
Vgl.  Rieh.  Morris,  Buddhagosha  (sie)  and  the  „Milindapafiha",  Ac  XIX,  46.  15.  Jan.  1881 
(abgedruckt  lAnt  X,  153,  Mai  1881),  und  desselben:  On  a  lost  palsage  in  the  „Milinda- 
panha",  Ac.  XX,  366.  7,  12.  Not.  188).  —  3)  Pali  miscellany.  Part  I.  The  introduetory 
part  of  the  Milinda  Panho,  an  English  transl.  and  notes.  Lond.,  Edinb.,  Williams  &  Norg. 
1879.  83  S.  4  s.  Vgl.  Ath.,  24.  Juli,  S.  111;  Ac.  XVIII,  176,  4.  Sept.;  LC.  9.  Juli  1881, 
8p.  961.  2.  —  4)  The  Assalayanasuttam.  Ed.  and  transl.  Chemnitz,  Schmeitzner;  Lond., 
Traber  1880  (eig.  schon  1879  ersch.).  42  8.  M.  2.  25.  Rec.  Ac.  XVII,  144,  21.  Febr.; 
r  &  Senart,  RC.  N.  S.  IX,  285.  6,  12.  Apr.;  LC.  5.  Febr.  1881,  Sp.  191. 


1,14  1.    J-  Klatt: 

Brahmanen  Assaläjana,  welcher  gegen  Buddha  den  Vorrang  der  brabmanischen 
Kaste  behauptet.  Die  Erwähnung  der  Kambodschas  (nordwestlich  vom  Indus) 
und  der  Jonas  (baktr.  Griechen)  beweist,  dafe  der  Text  nicht  vor  dem  3.  Jh. 
v.  Chr.  entstanden  sein  kann,  dennoch  hält  ihn  der  Herausgeber  für  ein 
authentisches  Dokument  von  Buddhas  Lehre. 

Einen  andern  kleinen  Text,  ebenfalls  von  echt  buddhistischer  Färbung,  hat 
J.  H.  Thiessen1)  herausgegeben  und  tibersetzt,  die  Legende  von  einer  Mutter, 
die  ein  Mittel  sucht,  um  ihren  gestorbenen  Sohn  lebendig  zu  machen.  Buddha 
heifst  sie  ein  Senfkorn  bringen  aus  einem  Hause,  in  welchem  noch  niemand 
gestorben  ist.  Da  sie  ein  solches  Haus  nicht  findet,  erkennt  sie,  dafs  sie 
nicht  die  einzige  ist,  die  derartiges  Leid  trägt,  und  wird  eine  Schülerin 
Buddhas.  Den  Inhalt  dieser  Legende  hat  auch  Max  Müller  in  dem  schon 
erwähnten  Vortrage  „über  den  buddhistischen  Nihilismus"  mitgeteilt.  Der 
von  Thiessen  edierte  Text  steht  in  Buddhaghosas  Kommentar  zum  Dhamma- 
pada,  v.  114.  Eine  nordbuddhistische  Version  der  Legende  findet  sich  in 
A.  Schiefners  Indischen  Erzählungen  (HI.  Kr$ä  Gautami.  Bull,  de  l'acad. 
de  St.  P&ersb.  T.  XXI,  od.  M&anges  asiat.  T.  VH). 

Der  Oriental  Miscellany  soll  eine  Abhandlung  über  die  Atthakathä  *) 
enthalten. 

Die  mit  Hilfe  von  Fausböll,  Oldenberg,  Morris,  Senart,  Bhys 
Davids  ins  Leben  getretene  Pali  Text  Society8)  beabsichtigt,  die  buddhisti- 
schen heil.  Schriften  in  der  Pali-Recension  vollständig  herauszugeben;  auch 
die  wichtigeren  Dschaina-Texte  werden  aufgenommen  werden.  Die  Nachricht 
von  der  Gründung  einer  ähnlichen  Gesellschaft  in  Rangoon4)  ist  wieder  de- 
mentiert worden. 

Eine  reichhaltige  Liste  von  Pali-Handschriften  veröffentlicht  E.  Forch- 
hammer5), L.  Fe  er6)  eine  Liste  von  47  Palmblatthandschriften  in  Kam- 
bodscha-Schrift aus  der  Sammlung  des  abbä  Rabardelle,  welcher  sie  während 
seines  langjährigen  Aufenthalts  in.Siam  zusammengebracht  hat.  Die  Hand- 
schriften sind  z.  T.  an  die  Pariser  Bibliothek,  z.  T.  an  das  Musße  Guimet 
in  Lyon  gekommen.  Letzteres,  von  welchem  ein  Katalog7)  erschienen  ist, 
besteht  aus  den  von  fimile  Guimet  aus  Ostasien  mitgebrachten  religiösen 
Gegenständen,  Götterbildern,  Kultusgeräten,  Handschriften  und  Büchern, 
worunter  Indien  besonders  reich  vertreten  ist.  Guimet  beabsichtigt,  in  den 
Annales  du  Mus6e  Guimet    verschiedene  Hauptwerke  über  den  Buddhismus 


1)  Die  Legende  von  Kisfigotami.  Eine  literarhistorische  Untersuchung.  Breslau.  Koebner. 
70  S.  M.  2.  Der  Anfang  (T.  I,  34  S.)  als  Kieler  Dissertation.  Rec.  v.  R.  Garbe,  DL. 
II,  78.  9,  16.  Jan.  1881;  Ac.  XIX,  128,  12.  Febr.  1881;  v.  Windisch,  LC.  12.  März 
1881,  Sp.  376.  —  2)  The  Oriental  Miscellany,  Calcutta,  Vol.  IL  no.  XX.  —  3)  S.  die 
von  Williams  and  Norgate  versandte  Preliminary  Notice;  Ath.  7.  Mai  1881,  S.  625;  Ac.  XIX, 
378,  21.  Mai  1881;  H.  Oldenberg,  DL.  II,  1493.  4,  17.  Sept.  1881.  —  4)  S.  Ath.  23. 
Apr.  1881,  S.  561  und  J.  George  Scott,  The  Burmese  Sacred  Books,  ib.  15.  Okt.  1881, 
S.  497,  wo  einige  Nachrichten  über  die  neuesten  Erzeugnisse  der  4  einheimischen  Pressen 
in  Rangoon  angeknüpft  sind.  —  5)  Report  for  the  year  1879 — 80  (on  what  he  did  for  the 
inrestigation,  collection,  and  preservation  of  Pali,  Burmese,  Sanskrit,  and  Talaing  literature 
during  the  year  1879—80).  Rangoon  foL  VU1.  20  S.  7  s.  6  d.  (A  very  few  copies  pri- 
vately  printed).  —  6)  Les  nouveaux  manuscrits  pälis  do  la  Bibliotheque  Nationale.  La 
Collection  Rabardollo.  [AEO.  II,  327—32,  Mai.]  —  7)  MusAe  Guimet.  —  Catalogue  des 
objets  exposes  prec&16  d'un  apercu  des  religions  de  l'Inde,  de  la  Chine  et  du  Japon.  Lyon,  impr. 
Pitrat  atne\  112  S.  u.  3  Taf.  Rec.  v.  Wolf  Baudissin,  ThL.  18.  Juni  1881,  Sp.  297- 
300.  Vgl.  de  Milloue,  Notice  sur  le  Musee  religieux  fondä  ä  Lyon  par  M.  Emile  Guiraet. 
£BMB.  I,  392     401.   U,  107—22,  Mai— Aug.]. 


Indien.  1,15 

wieder  abzudrucken,  eine  bereits  begonnene  Arbeit,  s.  die  folgenden  Jahres- 
berichte. 

L.  Fe  er l)  giebt  einen  Überblick  der  hauptsächlichsten  älteren  und  neueren 
Werke  Aber  den  Buddhismus  in  Tibet,  bei  den  Mongolen,  in  Hinterindien 
und  auf  den  malayischen  Inseln,  R.Morris2)  handelt  über  mehrere  1875 — 80 
erschienene  Pali-Schriften  und  Ch.  L.  Wijnmalen8)  veröffentlicht  eine  gute 
Bibliographie  der  von  1737  bis  1790  in  Colombo  durch  die  Holländer  ge- 
druckten singhalesischen  und  tamulischen  Bücher. 

Ein  Beitrag  zur  Sagengeschichte  des  Buddhismus  in  Ceylon  ist  die 
französische  Obersetzung4)  des  ersten  Kapitels  von  C.  Alwis'  History  of  the 
Island  of  Lanka,  bestehend  in  Auszügen  aus  den  singhalesischen  Texten  Pti- 
dschavalija  und  Sarvadschnagunälank&raja.  Die  Auszüge  aus  dem  ersteren  er- 
zählen von  den  Besuchen,  welche  die  drei  ersten  Buddhas,  die  in  diesem 
Kalpa  geboren  wurden,  der  Insel  Lanka  (Ceylon)  abstatteten,  die  Auszüge 
aus  dem  letzteren  von  den  drei  Besuchen  des  historischen  Buddha,  des 
Gründers  des  Buddhismus.  Guimet5-  6)  übersetzt  einiges  über  den  Zahn 
Buddhas,  das  Heiligtum  der  Ceylonesen.  Ferner  nennen  wir  einen  Katechis- 
mus der  buddhistischen  Lehre,  der  von  einem  Amerikaner7)  verfafst  ist  und 
von  einem  hohen  buddhistischen  Geistlichen  empfohlen  wird,  und  ein  Buch 
über  die  alten  Gesetze  der  Singhalesen 8),  welches  i.  J.  1818  in  Kandy  von 
einem  buddhistischen  Mönch  des  Malvatte  Vihäre  verfafst  und  jetzt  übersetzt 
worden  ist. 

Von  dem  im  Jahresber.  n,  1,  12  n.  9  erwähnten  J.  Gray9)  ist  noch  ein 
zweiter  Pali-Text  in  birman.  Schrift  erschienen.  Aus  einer  handschriftlichen 
Notiz  R.  Hosts  erhielten  wir  Nachricht  von  einem  in  Hinderindien  er- 
schienenen P&li-Text10)  In  dem  Jahresber.  der  DMG.  1879  S.  55  erwähnt 
£.  Kuhn  eine  Ausgabe  des  Mahäsatipatthänasutta  und  eine  Ausgabe  und 
eine  Übersetzung  der  Paritta,  alle  3  Rangoon  1879. 

Der  nördliche  Buddhismus  hat,  wie  gewöhnlich,  nur  geringe  Teil- 
nahme gefunden,  geringere  als  er  zu  verdienen  scheint,  da- grade  von  ihm 
ans  die  Verbreitung  der  Religion  über  das  nordöstliche  Asien  erfolgte. 
C.  Bendali11)  hat  nach  einer  nepalesischen  Handschrift  ausgewählte  Stellen  des 
Megha-Sütra  in  Text  und  Übersetzung  veröffentlicht.  Das  Sütra,  welches  in 
China   sehr   geschätzt    wird,     enthält   eine    Unterredung   Buddhas    mit    den 


1)  Bulletin  critiqoe  du  bouddhiame  extra-indien  (Tibet  et  Indo-Chine).  [RHU.  II,  363 — 
76.  NoT.-Dez.]  —  2)  On  Pali.  [Transact.  of  the  Philol.  Soc.  1880—1.  Part  I.  p.  162—74.] 
Aach  sep.  Lond.  15  S.  2  b.  6  d.  —  3)  De  drukpers  to  Colombo.  Proove  eener  Singa- 
leesehe  bibliographie.  [Bibliographische  Adversaria,  Deel  IV,  no.  6,  1879,  S.  161 — 83.]  Aach 
wp.  V  Grmvenh.,  Nijhoff  1879.  —  4)  Visite«  des  Bouddhas  dans  Hie  de  Lanka  extraits  da 
Poajaraliya  et  da  Sarvajnagoanalankaraya  d'apres  la  traduction  anglaise  da  rev.  C.  Alwis,  trad. 
de  l'anglais  p.  M.  L.  de  Milloue*.  [AMG.  I,  117 — 38.]  Original  Colombo,  Coorey 
1876,  XXV11L  21  S.  —  5)  Extraits  da  Dathavansa  de  M.  Coomara  Svamy.  [Congres  prov. 
de«  Orient.  Compte  renda  de  la  III.  session.  Lyon  1878.  T.  II.  Lyon  1880.  4°.  8.  2—11.] 
—  6)  Introduction  a  l'histoire  de  la  Dent  relique  da  Bouddha,  par  M.  Gerson  da  Cunha  [ib. 
S.  11 — 17].  Aus  Gerson  da  Conha's  Memoir  on  the  history  of  the  Tooth-relic  of  Ceylon, 
Lond.  1877.  —  7)  Henry  S.  Oleott,  A  Buddhist  Catechism.  According  to  the  Canon  of 
the  Southern  Church.  Approved  and  recommended  for  use  in  Buddhist  schools  by  Hikka- 
dmra  Samangala.  Colombo;  Lond.,  Trübner.  32  S.  12°.  1  s.  Bee.  Ac  XX,  299,  15.  Okt 
1881.  —  8)  Nlti-Nighanduwa;  or,  the  Vocabulary  of  Law,  transl.  by  J.  B.  P&nabokka, 
with  an  introd.  by  C.  T.  B.  Le  Mesurier.  Bec.  Ac.  XIX,  212,  19.  März  1881.  —  9)  Batana- 
ftBJaram,  with  Tocab.  and  notes,  Maulmain,  Lond.,  Trübner  1879.  32  S.  12°.  3  s.—  10)  Lan- 
UsMoaTisuddhikathfi.  (Pili.)  Bangoon.  —  11)  The  Megha-Sütra.  [JRAS.  N.  S.  XII, 
J86-311,  Apr.]. 


1,16  1.    J.  Klatt: 

Schlangen  über  Regen  bewirkende  Zauberformeln.  Fe  er1)  hat  seine  haupt- 
sächlich auf  dem  Avadäna-Sat&ka  beruhenden  buddhistischen  Studien  fort- 
gesetzt (s.  Jahre8ber.  I,  4  n.  8,  H,  1,  13  n.  4)  und  handelt  diesmal  über 
die  zur  Erlangung  der  Buddhawurde  nötigen  Vorbedingungen.  Man  mufe 
einem  Buddha  begegnen,  ihm  eine  Gabe  reichen  und  den  Wunsch  aussprechen, 
ein  Buddha  zu  werden  (pranidhi).  Darauf  lächelt  der  Buddha  (smita)  und 
spricht  die  Weissagung  (vjäkarana).  Eine  Neuausgabe  des  Saddharmapunda- 
rika  (Lotus  des  guten  Gesetzes)  wird  von  Kern  vorbereitet. 

Nachdem  wir  die  auf  die  Litteraturdenkmäler  des  Buddhismus 
bezuglichen  neuesten  Erscheinungen  durchgegangen  sind,  wenden  wir  uns  zu 
den  Resten  der  Bauthätigkeit  der  Buddhisten  mit  ihren  Skulpturen, 
Malereien  und  mannigfaltigen  anderen  Gegenständen  von  antiquarischem 
Interesse,  vor  allem  den  Inschriften,  und  zwar  zuerst  zu  den  auf  dem 
Festlande  von  Vorderindien  erhaltenen. 

Auch  in  diesem  J.  ist  ein  ähnliches  Prachtwerk,  wie  Cunninghams  Stüpa 
of  Bharhut  und  Rajendralala  Mitras  Buddha  Gaya,  über  die  wir  im  vor.  J. 
berichteten,  erschienen,  nämlich  das  Werk  über  die  Grottentempel  Indiens 
von  J.  Fergusson  und  J.  Burgess,*)  von  welchen  ersterer  die  im  östlichen, 
letzterei  die  im  westlichen  Indien  befindlichen  Tempel  bearbeitet  bat  Als  die 
Periode,  aus  welcher  die  Grottentempel  stammen,  gilt  die  Zeit  von  250  v.  Chr. 
bis  800  n.  Chr.,  also  c.  1000  Jahre.  Das  älteste  Datum  einer  Inschrift  ist 
das  12.  Jahr  von  Aiokas  Regierung  (Mitte  des  3.  Jahrh.  v.  Chr.).  Die  Mehr- 
zahl der  Tempel  rührt  von  den  Buddhisten  her,  welche  während  dieser  Periode 
in  Indien  das  Übergewicht  behaupteten.  Im  westlichen  Indien  schätzt  Burgess 
die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Grottentempel  der  Buddhisten  auf  720,  die 
der  Brahmanen  auf  160  und  die  der  Dschainas  auf  35.  Von  besonderer 
Wichtigkeit  für  die  Chronologie  der  ältesten  Grottentempel  ist  die  Auffindung 
von  Inschriften  in  Maurja-  Schrift  (noch  nicht  entziffert)  in  den  Grotten  zu 
Pitalkhora  und  die  Entdeckung  des  alten  Vih&ra  (Klosters)  in  Bhädschä. 

A.  Cunninghams3)  Archaeological  Survey  of  India  (s.  Jahresber.  II,  1,  20 
n.  4 — 6)  ist  bis  zum  11.  Bande  vorgerückt.  Bd.  9 — 11  umfassen  die  Er- 
gebnisse der  Forschungsreisen  in  der  Westhälfte  der  Centralprovinzen,  in 
Bundelkhand  und  Malwa,  und  in  den  gangetischen  Provinzen  von  Badaon 
bis  Bihar.  Sie  enthalten  Beschreibungen  und  Abbildungen  vieler  interessanter 
Überbleibsel  der  indischen  Architektur  und  Skulptur  aller  Zeiten.  In  Bd.  9 
u.  10  findet  man  Auseinandersetzungen  über  die  Gupta-  und  Tschedi-Saipvat- 
Aera,  deren  Anfang  C.  auf  194  und  249  n.  Chr.  setzt 

Von  R.  Se well4)  ist  der  offizielle  Bericht  über  Ausgrabungen  beim  Amara- 
vati  Tope  erschienen,  enth.  die  Beschreibungder  dort  gefundenen,  jetzt  im  South 
Kensington  Museum  befindlichen  Skulpturen  und  auch  eine  Inschrift  mit  Tran- 
skription und  Übers,  v.  Eggeling.  In  einer  besondern  Abhandlung  führt  Se- 
well5)  im  Gegensatz  zu  Fergusson  aus,  dafs  Hiouen-Thsang  den  Amarävatl 


1)  Stades  bouddhiques.  Comment  on  devient  Buddha.  [JA.  7.  Ser.  XVI,  486—514,  Okt— 
Dez.]  —  2)  The  cave  temples  of  India.  London,  Allen,  Trübner  etc.  4°.  XX.  536  S., 
1  Karte,  98  Tal  u.  75  flohuchn.  {  2.  2  b.  Rec.  Ath.  25.  Sept.,  8.  396  —  8,  vgl.  Jas. 
Fergusson,  ib.  2.  Okt,  S.  434;  v.  W.  Simpson,  Ac.  XVIII,  315—7,  30.  Okt.;  Ausland, 
54.  Jahrg.  S.  656—8,  15.  Aug.  1881  (übersetzt  aus  der  Times).  --  3)  Vol.  IX:  IX.  165  S. 
u.  30  Tf.  10  s.  Rec.  JAnt  IX,  253—5,  Okt  —  Vol.  X:  VIII.  132  8.  u.  36  Tf.  —  Vol. 
XI:  VI,  197  S.  u.  44  Tf.  —  4)  Report  on  the  Amaravati  Tope,  and  excavations  on  its  site 
in  1877.  Printed  by  order  of  the  Secretary  of  State  for  India  in  Council.  Lond.  fol.  69  S. 
m.  TaO:    3  b.     Rec.  JAnt  X,  56,  Feb.  1881.  —  5)  Note  on  Hiouen-Thsang's  Dhanakacheka. 


Indien.  117 

Tope  nicht  erwähne,  sondern  dafs  man  Dhanakatscheka  mit  Bczwada  an  der 
antern  Krischna  zu  identifizieren  habe.  Ein  indischer  Portugiese  *)  hat  eine 
kurze  Beschreibung  der  bekannten  Grotten  auf  der  Insel  Elephanta  bei 
Bombay  herausgegeben. 

Den  in  Cunninghams  Corpus  inscriptionum  indicamm,  I.  veröffentlichten 
Inschriften  des  Asoka  (Pijadasi)  widmet  E.  Senart*)  eine  eingehende  und  mit 
wertvollen  Ergebnissen  belohnte  Untersuchung,  von  der,  obwohl  sie  zunächst 
rein  philologisch  ist,  auch  die  Geschichte  indirekt  Nutzen  zieht.  Nach  einer 
Einleitung  über  die  Geschichte  der  Entdeckung  und  Entzifferung  dieser  In- 
schriften unterwirft  er  jedes  der  14  Edikte  des  Asoka  der  sorgfältigsten 
philologischen  Untersuchung,  indem  er  den  Text  der  Girnar-Inschrift  als  den 
besten  zu  Grunde  legt  und  die  entsprechenden  Texte  von  Kapur  di  Giri, 
Khalsi,  Dhauli  und  Dschaugada  folgen  lässt.  Der  Schluss  des  Werkes,  der 
Separatabdruck  und  die  Fortsetzung  der  auszugsweisen  englischen  Übersetzung8) 
feilen  in  das  nächste  Berichtsjahr.  —  H.  Kern4)  behandelt  in  ähnlicher  Weise 
die  beiden  besonderen  Edikte  des  Asoka  zu  Dhauli  und  Dschaugada,  eben- 
falls auf  Grund  von  Cunninghams  Corpus  inscript.  ind.  Einen  italienisch 
abgefaßten  populären  Aufsatz  über  die  Felsen-  und  Säuleninschriften  des 
Asoka  schreibt  R.  Cust.6)  S.  Beal 6)  meint  in  einer  Notiz,  die  sich  auf  Burnouf, 
Introd.  ä  l'hist.  du  bouddh.  ind.  p.  407  bezieht,  dafs  in  der  Legende  von 
Knnala  nicht  von  einem  Elfenbeinsiegel,  sondern  von  einem  Zahnsiegel  des 
A>oka  die  Rede  sei. 

Wir  erwähnen  noch  einige  Kleinigkeiten  in  Bezug  auf  buddhistische 
Inschriften:  eine  kurze  Felseninschrift  in  Päli- Sprache,  deren  Alter 
Hoernle7)  aus  der  Form  der  Buchstaben  auf  c.  200  v.  Chr.  abschätzt,  eine 
indere  Päli -Inschrift,8)  welche  die  Errichtung  eines  torana  (Thores)  beur- 
kundet und  dadurch  bemerkenswert  ist,  dafs  einigen  Personennamen  der  Name 
der  Mutter  (nicht  des  Vaters)  beigefügt  ist,  zwei  Inschriften  in  Kutila-Schrift, 
velche  Rajendraläla9)  als  Nachtrag  zu  seinem  Werke  über  Buddha-Gaja 
veröffentlicht,  deren  Fundort  er  in  einer  zweiten  Notiz  10)  näher  präcisiert, 
ron  welchen  die  eine  aus  dem  9.,  die  andere  sogar  aus  dem  Ende  des  12.  Jh. 
Q-  Chr.  stammt,  und  welche  als  so  späte  Denkmäler  des  Buddhismus  in  Indien 
von  Interesse  sind,  ferner  zwei  kleine  in  Arakan  (Brit.  Birma)  gefundene 
buddhistische  Inschriften,11)  welche  wegen  ihres  vom  nordiiidischen  Typus  ab- 
geleiteten Schriftcharakters  interessant  sind,  endlich  16  in  Rivett-Carnacs") 
Kabinette  befindliche  buddhistische  Münzen. 

Der  Streit  zwischen  Rajendraläla  und  Fergusson  über  das  Alter 


i-IRAS.  N.  S.  XII,  98 — 105,  Jan.],  und  J.  Fergusson,  Kemarks  on  Mr.  Sowell's  paper. 
[ib.  105 — 9].  —  1)  Joäo  Filippc  de  Oouyoya,  11ha  do  Elephanto.  Bombay,  üouvoya.  27  S. 
«»  -  2)  ßtude  sur  los  inscriptions  de  Piyadasi.  [JA.  7.  So>.  XV,  287—347.  479  —  509. 
XVI,  215—67  m.  2  Taf.  289—410].  —  3)  On  tho  Inscriptions  of  Piyadasi.  [JAnt.  IX,  282 
—7,  Not.].  Edikt  1-3.  —  4)  On  the  BCparato  edkU  of  Dhauli  and  Jaugada.  [JUAS.  N. 
•V  XII.  379 — 94,  Juli].  —  5)  1  piü  antichi  nionumenti  epigraiki  iioll'  lndia  settentrionale.  - 
U  ücrliioni  di  Re  Asoka.  [Nuova  Antol.  2.  Scr.  XVI,  309—18,  15.  Juli  1879].  -  0)  Tho 
t«*th-*eal  of  AHoka.  [JAnt.  IX,  86,  Mär/].  —  7)  Note  on  a  rock-cut  insrxiption  from  ltiwa. 
[JAnt  IX,  120 — 1,  Mai].  —  S)  Kajondralala  Mitra,  Hcmarks  on  a  Pull  inscription  from 
Üturhat.  [PASB.  S.  58—63,  März].  Vgl.  lloernlo  ib.  S.  55.  —  »)  TranwTipts  and  trans- 
iatioii«  of  two  inscriptions  from  Buddha-Gaya.  [ib.  S.  76 — 80,  Apr.].  —  10)  On  Buddha-Gay u 
'«»HTiptionii.  [ib.  8.  172.  3  u.  1  Taf.,  Nov.]  —  11)  0.  K.  Fryor,  Lottor  forwardiiig  »upion 
«f  twu  MiiaJl  Buddhist  inscriptioii*.  [ib.  Aug.  1879,  S.  201.  2  u.  1  Taf.]  S.  K.  Kulm,  Z1)MG. 
J*tre»lier.  1879.  S.  21.  —  12)  IL  Kivott-Carnac,  Note  on  somo  ropper  Buddhist  coins. 
w»tk  2  plate».  [JA8B.  N.  S.  XL1X.  Part  1.  p.  138.  9]. 

HütorJMxb«  jMhrm»b0riobte.    UHO.    I.  <i 


1,18  L     J-  Klatt: 

der  Adschanta-  Malereien  (s.  Jahresber.  I,  7  n.  11,  II,  1,  15  n.  2)  wird  in 
diesem  J.  fortgesetzt,  und  zwar  so,  dafs  beide  bei  ihrer  Ansicht  beharren.1-  *) 
Einen  Ausweg  schlägt  Burgess8)  in  einem  Briefe  an  die  Ac.  dahin  vor,  dass 
nach  dem  Stil  der  Architektur,  dem  Charakter  der  Malereien  und  dem  Typus 
der  Inschriften  verschiedene  Zeitalter  der  Entstehung  anzunehmen  seien. 
Hierher  gehört  auch  ein  Aufsatz  über  den  sogenannten  custard  apple.4) 
Zwischen  Weber  und  Räj  e  n  d  r a  1  ä  1  a  6)  hat  sich  eine  Controverse  entsponnen, 
ob  auf  einem  Gemälde  Devaki  oder  Jasodä  neben  Krischna  dargestellt  sei. 
Rivett-Carnac,  Walhouse  und  Burgess6)  haben  eine  kurze  Ausein- 
andersetzung über  das  wollige  Haar  und  die  langen  Ohrläppchen  an  den 
Buddha-Bildern. 

Rivett-Carnac7)  handelt  über  buddhistische  Altertümer,  Scheiben  und 
Siegel,  die  er  für  Weihgeschenke  hält,  unter  häufigen  Verweisungen  auf 
Schliemanns  Werk  über  Troja,  W.  Sandford8)  über  allerhand  Gegenstände  von 
antiquarischem  Interesse  buddhistischen  Ursprungs,  gefunden  im  Pendschab, 
als  deren  Entstehungszeit  er  das  1.  bis  8.  Jh.  n.  Chr.  annimmt,  E.  Chantre9) 
über  Klappern  aus  Yeddo,  die  von  buddhistischen  Priestern  getragen  wurden 
und  häufig  mit  dem  Svastika  verziert  sind.  Letzterer,  eine  kreuzähnliche 
Figur,  die  auch  bei  den  Dschainas  als  Attribut  des  7.  Tirthakara  Supärsva 
vorkommt,  ist  nach  einer  vortrefflichen  Abhandlung  von  E.  Thomas10)  ein 
Symbol  der  in  radähnlicher  Drehung  befindlichen  Sonnenscheibe  (nach  den 
rohen  Vorstellungen  der  ältesten  Astronomie).  Derselbe11)  handelt  noch  einmal 
über  den  Svastika  und  andere  buddhistische  Symbole,  nämlich  das  Rad, 
Vischnus  Fufstapfen  und  das  Pferd,  auf  Grund  seiner  Studien  an  den  Skulp- 
turen des  Amarävati  Tope.  S.  Beal12)  schliesst  daran  eine  Notiz  über  den 
Svastika  bei  den  chines.  u.  japanes.  Buddhisten.  Auch  von  C.  Graves13) 
verzeichnen  wir  eine  Arbeit  über  dieses  buddhistische  Symbol. 

Ober  buddhistische  Denkmäler  in  Afghanistan  handeln  W.  Simp- 
son u)  und  C.  Swinnerton,15)  von  denen  der  letztere  auf  Ruinen  bud- 
dhistischer Topes  im  Dorfe  Ada  oder  Hadah  aufmerksam  macht. 


1)  Rajendralala  Mitra,  On  the  age  of  the  Ajanta  Caves.  [JRAS.  N.  S.  Xll,  126— 
39,  Jan.]  -  2)  James  Fergusson,  Notes  on  Babu  Rajendralala  Mitra's  Paper  on  the  age  of 
the  Caves  at  Ajanta.  [ib.  139—51].  —  3)  Age  of  the  Ajanta  paintings.  [Ac.  XVII,  198.  9, 
13.  März].  —  4)  George  Birdwood,  The  so-called  „custard  apple"  of  tho  Ajanta  Cave  pain- 
tings and  Bharhnt  scolptures.  [Ath.  17.  Jan.,  S.  95].  —  5)  Prof.  Weber  and  Babu  Rajendra 
Lala  Mitra.  [Ac.  XVI,  356,  15.  Nov.  1879],  ein  Schreiben  Webers  mit  Bezug  auf  RAj.'s  Buddha 
Gaya,  p.  178  not.  —  Antwort  Raj.'s  ib.  XVII,  161,  28.  Feb.  —  No.  1  abgedruckt  mit  einer 
Antwort  auf  No.  2  [JAnt.  IX,  226 — 9,  Sept]  —  Vgl.  eine  Recension  über  Raj.'s  Buddha  Gaya 
[JAnt.  IX,  113—6.  142—4,  Apr.,  Juni],  in  welcher  dem  R.  viele  Irrtümor  in  der  Erklärung 
der  mythologischen  Darstellungen  und  der  Inschriften  nachgewiesen  werden.  —  0)  H.  Rivett- 
Carnac,  M.  J.  W.  and  Jas.  Burgess,  Buddha 's  hair  [JAnt.  IX,  52.  3,  Feb.]  —  7)  Memoran- 
dum on  Clav  Discs  callcd  „Spindlc  Whorls"  and  votive  Seals  found  at  Sankisa,  Behar,  and 
other  Buddhist  ruins  in  the  North  Western  Provinces  of  India.  With  3  platcs.  [JASB.  N. 
S.  XLIX.  Part  1.  p.  127 — 37].  —  8)  Account  of  excavations  made  near  Manikyala,  in  the 
Panjab.  [IAnt.  IX,  153 — 8  u.  1  Taf.,  Juni].  Näheros  darüber  in  Cunninghams  Arehaool.  Rep. 
vol.  II  —  9)  Relations  entre  los  sistres  bouddhiques  et  certains  objets  de  Tage  du  bronze 
europoen.  [Congres  prov.  des  Orient.  Compte  rendu  de  la  III e  sess.  Lyon  1878.  T.  11,  1880. 
S.  119-27  u.  4  Taf.]  Auch  sep.  Lyon,  Pitrat  aine\  13  S.  u.  4  Taf.  —  10)  The  Indian 
Swastika  and  its  western  counterparts.  [Numism.  Chron.  N.  S.  XX,  18 — 48].  Auch  sep.  London, 
31  S.  u.  2  Taf.  3  s.  6  d.  —  Vgl.  F.  Warrington  Eastlake,  Chaldean  Grammamancy. 
[China  Review  IX,  120—2,  Sept.-Okt]  —  11)  The  Swastika.  [IAnt.  IX,  65.  6,  März.]  Forts, 
u.  d.  Tit.:  Buddhist  symbols,  &c.  [ib.  135—40,  Mai.]  —  12)  The  Swastika.  [ib.  67.  8].  — 
J3)  On  the  Croix  Gammee,  or  Swastika.  [Transact.  R.  Jr.  Acad.  XXV11.  No.  3.  1871)].  — 
14)  Buddhist  Architecture :  Jellalabad.  Lond  4°.  S.  37— 64,  woraus?  —  15)  Am ient  remains 
in    Afghanistan.     [IAnt    VJLU,    198—200,  Juli    1879].     Aus   der  Times,  12.  Apr.  1879.  — 


Indien.  1,19 

Die  buddhistischen  Inschriften  im  Nordwesten  Ceylons  gehöreu  meistens 
den  4  ersten  Jahrhunderten  der  christlichen  Aera  an,  sie  sind  fast  alle  Stein- 
inschriften und  in  dem  viereckigen  Nägari- Alphabet,  einer  Abart  des  Asoka- 
Typus  geschrieben.     Mehrere  derselben  werden  von  Ed.  Müller1)  mitgeteilt 
Da  die  in  denselben  vorkommenden  Namen  sich  nicht  identifizieren  lassen, 
so  ist  das  Hauptinteresse  zunächst  ein  sprachliches.     Müllers  Werk  über  die 
ceylonesischen  Inschriften,  die  er  während  eines  vierjährigen  Aufenthalts  auf 
der  Insel  im  Auftrage  der  englischen  Regierung  gesammelt  hat,  ist  im  Druck, 
s.  TR.  N.   S.   II,   123,  Okt.   1881.    —   Derselbe3)    veröffentlicht   eine    sin- 
gbalesische  Inschrift,  die  früher  für  bedeutend  älter  gehalten  wurde  und  erst 
von  dem  verstorbenen  P.  Goldschmidt  als  von  Mahindo  HL  (997 — 1013)  her- 
rührend erkannt  wurde.  —  Nachträglich  erwähnen  wir  eine  Abhandlung  von 
dem  eben  genannten  Goldschmidt,3)    in   welcher  er  alle  Wörter  der  in 
seinem  letzten  Report  an  das   Ceylon  Government  (Sept  1876)  übersetzten 
nnghalesischen  Inschriften  analysiert.   —  Über  Sitten  und  Gebräuche   beim 
Ackerbau  in  dem  Kägalla-Distrikt  (Ceylon)  handelt  R.  Jevers.4)    Beiläufig  er- 
wähnen wir  eine  kürzlich   an  die  Berliner  E.  Bibliothek  gekommene  hand- 
schriftl.  Abhandlung  von  D.  Pereira5)  über  die  Gebräuche  der  Singhalcsen  bei 
Geburt  und  Heirat.    Ein  Buch  von  G.  Gandolfi6)  ist  uns  seinem  Inhalte  nach 
unbekannt  und  vielleicht  gar  nicht  hierher  gehörig. 

Wir  wenden  uns  zur  Geschichte  des  Buddhismus  in  Hinterindien. 
Noch  im  J.  1861  konnte  Barthelemy  Saint-Hilaire  schreiben,  dafs  mit  Aus- 
nahme vielleicht  von  Birma  die  andern  Länder  Hinterindiens  kein  historisches 
Interesse  hätten.  Dieses  Urteil  ist  nicht  mehr  zulässig,  seitdem  man  in 
Kambodscha  grofsartige  Ruinen  uralter  Civilisation ,  die  teils  von  China,  teils 
von  Vorderindien  ausgegangen  ist,  entdeckt  hat.  Das  prachtvolle  Reisewerk 
L.  Delaportes7)  gewährt  zum  ersten  Mal  einen  deutlichen  Einblick  in  die 
Kunst  des  Chmer-Volkes,  wie  sie  sich  bethätigt  in  seinen  Festungen,  Brücken 
od  Balustraden,  Gräbertürmen,  Pyramiden tempeln  und  Pagoden,  in  welchen 
die  indischen  und  chinesischen  Kunstelemente  noch  deutlich  zu  unterscheiden 
and.  Wir  haben  hier  einmal  die  wissenschaftliche  Thätigkeit  der  Franzosen 
anzuerkennen ,  während  sonst  auf  allen  Gebieten  der  indischen  Altertumskunde 
die  Engländer  dominieren.  Wie  berichtet  wird  (Ac.  XX,  333,  29.  Oct.  1881), 
hat  Delaporte  eine  neue  archäologische  Expedition  nach  Kambodscha  unter- 
nommen. Die  Denkmäler  der  Chmer-Kunst,  welche  er  von  seiner  ersten 
Reise  mitgebracht  hatte,  waren  auf  der  Pariser  Weltausstellung  im  Trocad6ro 
ausgestellt  worden.  Auf  diese  bezieht  sich  ein  gut  geschriebener  Artikel  von 
LMartinet.8)     Wir  nennen  noch  einige  Abhandlungen9-14)  über  die  Ruinen 


1)  Report  on  the  ancient  inscriptions  in  the  North- Western  Province  and  in  the  Districts 

of  Matale  and  Trinkomalf,  Ceylon.     [lAnt  IX,  8—14.  268—74,  Jan.,  Nov.]  —  2)  Text  and 

tramlation  of  the  inscription  of  Mahindo  111.  at  Mihintalo.  [JCBKAS.  S.  5—36].  —  3)  Notes 

o*  ancient  Simtuüese  inscriptions.  [ib.  1879.  S.  1 — 45],  datiert  Potana,  Jan.  1877.  —  4)  Customs 

■ad  ceremonies  connected  with  Paddi  cultivation.  [ib.  1880.  S.  46 — 52  u.  1  Taf.]    —  5)  The 

•ittloms  and  ceremonies  prevaling  among   the   Singhalese  in  the  Island  of  Ceylon.  —  0)  Da 

Mihno  all'   iaola   di   Ceylan:   impressioni    di    uno  Zotico  di  Cernusco  Asinario.     Milano  1878. 

VII.  420  S.    1.  5.  —  7)  Voyage  aa  Cambodge.     L'architecture  Khiuer.     Ouvrage  on»'»  de  175 

smurcs  et  d'une  carte  .  .  *  Paris,  Delagrave,  gr.  8°.     462  S.    fr.  20.    Reo.  AEO.  11,  212.  3. 

H)  Les  rnines  Khmors  dans  le  Kambodge.  [Rcv.  d'anthrop.    2.  86r.    I,  666-84,  Okt.  1878]. 

9)  Marquis  de  Croizier,  Les  monuincnts  de  Fanden  Caiubodgo  classes  par  provinces.     [AEO. 

I,  »6— 100.     1878—9].     -    10)    Legrand,   L'art   Klimer   et   la  soriete   indo-chinoiso.    [R<»v. 

ik&.   intern.    1879.    n.  41].    —    11)   J.   Spooiior,    Exploration    aux    ruinös  des  mouumeiits 

reügieux  de   la  proYiuce   de  BaU  (Cambodge).     [KHK.   1,    83  -101  u.  2  Tat.  lu&.-¥«\>:\  — 

2* 


1,20  1.     J-  Klatt: 

Kambodschas;  andere  findet  man  bei  Eoner,  Zeitschr.  d.  Ges.  f.  Erdkunde, 
XIV,  517,  XV,  504.  Einige  Inschriften,  von  welchen  Harmand1)  Eopieen 
veröffentlichte,  sind  von  H.  Kern2)  entziffert  worden,  und  es  hat  sich  ergeben, 
dafs  sie  in  Sanskrit  abgefafst  sind. 

Wir  erwähnen  noch  ein  paar  Schriften  3~6)  und  machen  auf  die  über  den 
Buddhismus  handelnden  Abschnitte  in  A.  Fytches6)  und  C.  Forbes,?)  Werken 
über  Birma  aufmerksam.  —  Die  Geschichte  Siams  wird  erst  von  der  Zeit 
an,  als  Ayuthia  (Ajodhja)  erbaut  wurde  (1350  n.  Chr.)  in  ihrem  Verlauf 
deutlicher.  Auf  Grund  der  Münzen  und  unter  Benutzung  eines  Werkes  von 
A.  Pereira8)  giebt  J.  Haas9)  eine  chronologische  Tabelle  der  siamesischen 
Herrscher  von  diesem  Zeitpunkt  an  bis  zur  Gegenwart. 

Obwohl  die  Jahreszahl  1874  tragend,  dennoch  angeblich  erst  1880  zu  Ende 
geführt,  ist  das  von  der  holländ.  Regierung  herausgeg.  Prachtwerk  über  die  buddhis- 
tischen Ruinen  von  Boro  Budur  auf  der  Insel  Java,10)  das  Resultat  einer 
i.  J.  1814  unternommenen,  damals  aber  bald  unterbrochenen,  1842  wieder- 
aufgenommenen und  seitdem  ohne  Unterbrechung  fortgeführten  Arbeit,  durch 
welche  wir  die  schönsten  buddhistischen  Ruinen  der  malayischen  Inselwelt 
kennen  lernen.    Auf  dieses  Werk  bezieht  sich  wohl  ein  Artikel  von  G.  Hose.11) 

Wir  gehen  über  zur  Geschichte  des  Buddhismus  im  nordöst- 
lichen Asien,  zunächst  in  Tibet.  Das  Tibetische  war  das  Feld,  auf 
welchem  der  verstorbene  A.  Schiefner12)  seine  Hauptthätigkeit  entfaltete. 
Dahin  gehören  noch  3  seiner  letzten  Arbeiten,  1)  über  eine  im  72.  Bande  der 
Sütras  des  Tandjur  befindliche  kleine  Spruchsammlung,  welche  sich  an  das 
Dhammapada   anschliefst,18)    2)    über   eine   tibetische  Handschrift  des  India 


12)  Rcn6  de  la  Ferte,  L'art  Khraer.  [Artiste,  März.]  —  13)  Friedr.  v.  Hellwald,  Die 
Ruinenplätzo  Cambodscha«.  [Osterr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  VI,  134 — 6,  15-  Aug.]  —  14)  De 
overblijfsden  der  Khmer  bouwkunde.  [Aardrijkskundig  Weekblad  I.  1879/80  n.  51.  f.]  — 
1)  Les  Kouys.  Ponthey-Kakeh.  Considerations  sur  les  monuments  dits  Khmers.  [AEO.  I.  1879. 
S.  329.  361].  —  2)  Opachriften  op  oude  Bouwwerken  in  Kambodja.  [Bijdragen  tot  de  Taal-, 
Land-  en  Volkenk.  y.  Nederl.  -  Indie ,  Volgr.  IV,  Deel  III,  268—72,  1879].  Ins  Franztfs. 
übers,  u.  d.  Tit:  Inscriptions  cambodgiennes.  [AEO.  II,  193—6.  333—41.  1879/80].  Vgl. 
Harmand,  Inscriptions  cambodgiennes.  Lettre.,  [ib.  II,  271.  2].  —  $)  A.  Landes,  La 
commune  annamite  en  Basse-Cochinchine.  Saigon.  —  4)  P.  Vial,  La  colonie  de  la  Cochinchine. 
Historique.  —  Description.  —  Politique  &  suivre.  [Journ.  des  ficon.  4.  Ser.  XII,  395 — 407, 
15.  Dec]  —  5)  Sh.  Yoe,  Buddhists  and  Buddhism  in  Burma.  [Cornhill  Mag.,  Nov.,  Dez.]  — 
G)  Burma  past  and  prcsent  with  personal  reminiscences  of  the  country.  Vol.  1.  2.  Lond., 
Kegan  Paul  1878.  XIV.  355  S.,  13  Illustr.;  VIII.  348  S.,  7  Illustr.  u.  1  Karte.  30  s.  — 
Vol.  II,  S.  137—210:  Buddhism  and  Education  in  Burma.  —  7)  British  Burma  and  its  people. 
Lond.,  Murray  1878.  IX.  364  S.  10  s.  6  d.  —  Cap.  X.  Burman  Buddhism.  Oap.  XI.  The  Burman 
Phoongyees,  or  Monks.  S.  299  337.  —  Rec.  Österr.  Monatsschr.  f.  d.  Or.  V,  88,  15.  Apr. 
1879;  v.  W.  F.  S.  lAnt.  IX,  87—8,  März.  —  8)  Moedas  de  Siam.  Com  una  carta.  Lisboa, 
Lallemant  1879.  —  9)  Über  siamesische  Münzen.  [Numism.  Zeitschr.,  Wien,  Xll,  458 — 80] 
und:  Siameso  coinage.  [Journ.  North  China  Br.  R  As.  Soc]  Auch  sep.  Shanghai,  Celestial 
Empire  office.  30  S.  —  10)  Borö-Boudour  dans  l'ile  de  Java,  dessine*  par  ou  sous  la  direction 
de  M.  F.  C.  Wilson,  avec  texte  descriptif  et  explicatif,  re"dig6 . .  p.  le  Dr.  C.  Leo m ans  — 
traduction  francaise  de  Van  Harne  1.  Leide,  Brill  1874.  LXILL.  696  S.  Partie  holland., 
partie  franc,.  —  Atlas  (in  fol.)  de  410  planches.  (Atlas  m.  d.  Tit:  Böro-Boedoer  op  het  eiland 
Jaya...)  Trübner:  *  16.  16  s.  Rec.  Cape  Monthly  Magazine,  N.  S.  III,  125—6,  Aug.;  v. 
L.  Feer,  RHR.  II,  375,  Nov.-Dez.  —  11)  Tho  ruins  of  Boro  Budur  in  Java.  [Journ.  of  the 
Straits  Branch  R.  As.  Soc.  Dez.]  —  12)  Nekrologe  s.  Jahresber.  II,  1,  14  n.  3.  Aufserdom 
v.  R.  Rost,  Ath.  24.  Jan.,  S.  123,  abgedruckt  lAnt  IX,  111—3,  Apr.;  v.  Max  Müller,  Mag. 
f.  d.  Lit  dos  Ausl.  XCVLL,  97.  8,  14.  Feb.:  JRAS.  N.  S.  XII,  Ann.  Rep.  p.  IX  — Xlll; 
Budenz  Jozsef,  Emlekbeszed  Schiefner  folött,  Budapest,  15  S.  (aus  den  Abhandl.  d.  ung.  Akad.) 
V\)  Über  Vasubandhu's  Gäthäsamgraha.  Bull,  de  l'acad.  imp.  des  sc.  de  St-Pet.  XXV,  69 
94,  1879;  abgedruckt  in  den  Mel  asiat  VI11,  559 — 93,  1879.  —  Hymns,  composed  by 
Vaaabandha  (aic)  erwähnt  I-tsing  (7.  Jahrh.),  s.  lAnt  XI,  49,  Feb.  1882. 


Indien.  1,21 

Office,  aus  welcher  er  2  Erzählungen,  den  Tod  der  Elster  und  das  Ulüka- 
Sütra  (deutsch)  mitteilt, ')  und  endlich  3)  die  grössere  Abhandlung  über  das 
Bonpo-Sütra,  *)  die  wir  noch  nicht  zu  Gesicht  bekommen  haben.  Eine  eng- 
lische Obers,  v.  Schiefners  Indischen  Erzählungen  nach  tibetischen  Quellen 
(s.  Jahresber.  II,  1,  14  n.  2)  wird  bei  Trübner  erscheinen,  s.  Ac.  XVIII, 
257,  9.  Okt  —  S.  Bus  hell8)  übersetzt  die  Geschichte  Tibets  aus  dem  Chine- 
sischen nach  der  officiellen  Geschichte  der  618  gegründeten  Tang-Dynastie. 
Über  Sitten  und  Gebräuche  in  Klein-Tibet,  speciell  in  Lahoul  und  Spitti 
handelt  Edw.  Paske.4) 

Der  Buddhismus  in  China  ist  der  Gegenstand  eines  Werkes  von 
J.  Edkins.5)  Interessant  ist  in  demselben  Kap.  5  über  die  28  Patriarchen 
der  nördlichen  Buddhisten,  von  welchen  der  9.,  namens  Buddhamitra  (2.  Jh. 
v.  Chr.)  einen  Nirgrantha  (Dschaina),  einen  „expert  calculatoru  zum  Buddhis- 
mus bekehrt  haben  soll  (S.  73  ff.).  Der  Anfang  des  Werkes  (Kap.  1-^4) 
erzählt  Buddhas  Leben,  Kap.  6 — 8  enthält  eine  wertvolle  Geschichte  des 
cfaines.  Buddhismus,  9  die  Ethik,  10  den  Kalender  der  Buddhisten,  11  die 
Beziehungen  zur  indischen  Mythologie,  14 — 16  den  Kultus,  17  eine  Skizze 
der  buddhistischen  Litteratur  Chinas,  25  handelt  von  der  Kenntnis  des 
Sanskrit  bei  den  chinesischen  Buddhisten.  Rhys  Davids  wirft  dem  Buche 
schwere  Mängel  vor:  es  habe  keine  historische  Methode,  sei  teilweise  ver- 
altet, gebe  seine  Quellen  nicht  an  und  verrate  geringe  Kenntnis  der  alten 
Geschichte  des  Buddhismus. 

Wir  nennen  ausserdem  ein  paar  Abhandlungen  von  L.  de  Rosny6)  und 
Martin,7)  und  ein  Buch  von  J.  Remy8)  das  uns  nicht  näher  bekannt  ist.  — 
Ein  Fragment  aus  Ma-tuan-lin , 9)  welches  über  die  Beziehungen  Chinas  zu 
Indien  vom  1.  Jh.  v.  Chr.  bis  zum  11.  n.  Chr.  handelt,  wird  nach  der  französ. 
Übersetzung  des  Stanisias  Julien  englisch  wiedergegeben.  Beal10)  übersetzt 
einen  Abschnitt  des  Avalambana-SAtra  aus  dem  Chines.,  in  welches  es  c.  265 
i  Chr.  aus  dem  Sanskrit  übersetzt  wurde,  und  ein  anderes  Sütra,11)  welches 
die  nordbuddhistische  Form  des  &ivi-Dschätaka  zu  sein  scheint.  Derselbe18) 
giebt  nach  chines.  Quellen  eine  mit  Edkins'  Aufzählung  (s.  oben  n.  5)  nur 
teilweise  übereinstimmende  Liste  der  28  Patriarchen,  welche  von  Buddhas 
Tode  bis  zu  ßodhidharma  (um  525  n.  Chr.)  an  der  Spitze  der  buddhistischen 


1)  IJber  eine  tibetische  Handschrift  des  lndia  Office  in  London.  [Hüll.  XXV,  321 — 33, 
1879;  Mel.  as.  VIII,  623  —  40].  —  2)  Über  das  Bonpo-Sfitra :  „Das  weifse  Naga-Hundert- 
Uosend.  [Mein,  de  l'ac  imp.  des  sc.  de  St-Pet  VII.  Ser.  XXVIII.  Nr.  1].  Auch  sep.  IV. 
*6  S.  M.  2.30.  —  3)  The  early  history  of  Tibet.  From  Chinese  source*.  [JllAS.  N.  S. 
XII,  435 — 541  u.  3  Taf.,  Okt.]  Rec.  v.  Maurice  J  am  et  el,  Rev.  de  rcxtr.-orient  I,  151,  Jan.- 
Hirz  1882.  —  4)  Buddhism  in  the  British  provinces  of  Little  Tibet.  [Journ.  Anthrop.  In- 
ftitate  VIII,  195 — 210,  1879].  —  »)  Chinese  Buddhism:  A  volumo  of  skotehos,  historical, 
descriptüre,  and  eritieal.  Lond.,  Trübner.  XXIII.  2.  453  S.  16  s.  (Trübnor's  Oriontal  Series). 
Rec  Ath.  3.  JuJi,  S.  7.  8.  (aus.  mit  J.  Legge,  Religions  of  China);  v.  T.  W.  Rhys  Davids, 
Ac.  XVIII,  232.  3,  2.  Okt.;  lAnt.  IX,  315—7,  Dez.;  v.  G.  v.  d.  Gabelcntz,  LC.  18.  Dez., 
fy.  1742.  —  6)  Le  bouddhisme  dans  l'extreme  Orient.  [Rev.  sciontif.  2.  Ser.,  XVII,  581 — 5, 
20.  Bez.  1879].  —  7)  On  reformed  buddhism  in  China  and  Japan.  [Proc.  Amor.  Or.  Soc., 
Okt  XV].  —  8)  Pelerinage  d'un  curieux  au  monastere  bouddhique  de  Pemnüantsi.  Chalons- 
w-Marne.  60  8.  Trübner:  2  s.  6  d.  —  9)  Thion-chu  —  lndia.  Extract  from  Ma-twan- 
ün,  book  CCCXXXVII1.  Fol.  14.  Transl.  from  the  French  of  M.  Stanisias  Julien.  [lAnt.  IX, 
14—24,  Jan.]  Über*,  aus  JA.  IV.  Ser.  T.  X.  (1847)  S.  81  -121.  —  10)  Avalambana.  [lAnt. 
IX,  »5—6,  Min].  „From  The  Oriental,  Nov.  6,  1875."  —  11)  The  Sütra  called  Ngan-Shih- 
*io»  i.  e.  „Silver-white  woman."  Transl.  from  the  Chinese,  [ib.  145—8,  Juni].  —  12)  Suc- 
«wion  of  Buddhist  patriarchs.  [ib.  148—9,  Juni].    „From  Tho  Oriental,  Sopt.  25,  1875." 


1,22  I.     J-  Klatt: 

Kirche  standen,  handelt  über  eine  Inschrift r)  mit  Beziehung  auf  das  leuchtende 
Diadem  (tschüdä)  um  Buddhas  Haupt,  übersetzt  die  Geschichte  von  dem 
Kaufmann,  welcher  seine  Mutter  schlug,*)  und  handelt  über  die  18  alten 
Sekten  des  Buddhismus. 3)  Bei  dieser  Gelegenheit  erwähnen  wir  noch  2  andere 
Abhandlungen  von  Beal,  obwohl  sie  sich  nicht  auf  den  chines.  Buddhismus 
beziehen.  In  der  einen 4)  vergleicht  er  den  Mythus  von  der  Geburt  des 
Apollo  und  des  Buddha  und  erklärt  die  Übereinstimmung  dadurch,  dafs  die 
Branchiden,  die  Priester  des  Apollo,  150  Jahre  in  der  Nachbarschaft  Nord- 
indiens wohnten,  in  der  andern  6)  handelt  er  über  das  Wort  sramana  (Ascet). 

Max  Müllers6)  Essay  „Buddhistische  Pilger"  handelt  über  die  von 
Stan.  Julien  übersetzte  Biographie  und  Reisebeschreibung  des  Hiuen-Thsang, 
der  in  der  Mitte  des  7.  Jh.  n.  Chr.  eine  Reise  von  China  durch  Central- 
asien  nach  Indien  unternahm,  um  die  Stätten  von  Buddhas  Leben  und  Wirken 
zu  sehen  und  viele  buddhistische  Werke  aus  dem  Sanskrit  ins  Chines.  über- 
setzte. Über  letztere,  u.  bes.  über  die  Principien,  nach  welchen  die  Chinesen 
indische  Eigennamen  wiedergeben,  handelt  ein  andrer  Essay.7)  Eine  neue 
Übersetzung  von  Hiuen=Thsangs  Reisebeschreibung  (Si-yu-ki)  durch  Beal  wird 
in  Trübners  Oricntal  Series  erscheinen,  s.  TR.  N.  S.  m,  23,  Febr.  1882. 
—  Über  den  Reisebericht  eines  andern  chinesischen  Pilgers  I-tsing,  welcher 
in  den  J.  673  f.  Indien  bereiste,  handelt  M.  Müller8)  in  einer  Besprechung 
der  Kasika,  eines  grammatischen  Werkes  von  Dschajaditja,  dessen  Todesjahr 
er  nach  dem  chinesischen  Autor  auf  c.  660  n.  Chr.  fixiert.  Er  teilt  mit, 
dafs  I-tsings  Reisebeschreibung  von  dem  Japanesen  Kasawara  ins  Engl,  über- 
setzt werden  wird. 

Seit  der  Einführung  des  Buddhismus  in  China  im  1.  Jh.  n.  Chr.  bis  zur 
Zeit  Hiuen-thsangs  im  7.  Jh.  (auch  im  11.  Jh.  nach  dem  Bericht  des  Ma- 
tuan-lin,  JAnt.  IX,  24.  s.  oben  S.  21  n.  9)  sollen  aus  Indien  Sauskrithand- 
schriften  nach  China  gebracht  worden  sein.  M.  Müller,  der  schon  lange 
die  Möglichkeit  ins  Auge  fafste,  dafs  dergleichen  noch  in  den  alten  Tempel- 
bibliotheken Chinas  aufbewahrt  würden,  ist  es  endlich  geglückt,  eine  Sanskrit- 
Handschrift,  freilich  nur  eine  Kopie  zu  erlangen,  und  zwar  aus  Japan,  wohin 
sie  aus  China  gekommen  ist.  Sie  enthält  das  Sukhavativjühamahäjänasutra 
in  nepalesischer  Schrift  mit  chinesischer  Übersetzung,  einen  bei  den  japa- 
nesischen Buddhisten  viel  gelesenen  Text,  welchen  er  mit  engl.  Übers,  publi- 
ziert.9) Später  teilt  er10)  mit,  dafs  auch  Originale,  d.  h.  Sanskrithandschriften 
auf  Palmblättern ,  in  Japan  aufgefunden  worden  sind,  welche  aus  d.  6.  Jh. 
n.  Chr.  datieren,  während  die  ältesten  in  Indien  befindlichen  Handschriften 
kaum  bis  ins  12.  Jh.  hinaufgehen.    Weiteres  hierüber  im  nächsten  Jahresbericht. 

Eine  überraschende  Entdeckung  war  es,  als  Laboulaye  1859  fand,  dafs 
die  christliche  Legende  von  dem  indischen  Königssohne  Josaphat,    der   sich 


1)  The  Buddhist  inscription  at  Keu-ynng-kwan.  [ib.  195-  6,  Aug.]  „From  The  Oricntal, 
Okt.  9,  lo75.u  —  2)  Story  of  the  merchant  who  struck  his  mothor.  [ib.  224—6,  Sept.] 
From  The  Oriental,  Okt  9,  1875,  also  roprinted  in  The  Romantie  Legend  of  Öäkya  Buddha.  -- 
3)  The  eighteen  schools  of  Bnddhism.  [ib.  299—302,  Dez.]  —  4)  Tho  Branchidae.  [ib.  68— 
71,  März).  „From  Tho  Oriontal,  Okt.  9,  1875."  —  5)  Romarks  on  the  word  Sramana.  [ib. 
122,  Mai].  —  6)  (1857);  Essays,  1.  S.  215—53.  —  7)  Chinesische  Übersetzungen  von 
Sanskrittoxton.  (1861)  ib.  S.  266—76.  —  8)  Ac.  XVIII,  223.  4.  242.  3,  25.  Sept,  2.  Okt. 
Abgedruckt  lAnt.  IX,  305 — 8,  Dez.  —  9)  On  Sanskrit  toxts  discovered  in  Jaj>an.  [JRAS.  N. 
S.  XII,  153—88  u.  1  Taf.,  Apr.]  Abgedr.  in  Selected  Essays,  1881.  Auih  sop.  Vgl.  H. 
Y(ule),  Prof.  Max  Müller's  Paper  at  tho  Royal  Asiatic  Soc.,  Ath.  28.  Feb.,  S.  285;  A.  B(urncll), 
lAnt.  IX,  233  —  4,  Sept.;  Meyncrs  d'Estrey,  Manuscrits  sanscrits  au  Japon,  AEO.  II,  353 — 5. 
■ —    JO)   Sanskrit  manu  scripta  in   Japan.   [Ath.   27.   März,  S.  409.  10;   7.  Aug.,  S.  177]. 


Indien.  1,23 

trotz  des  Widerstrebens  seines  Vaters  von  dem  Eremiten  Barlaam  zum 
Christentum  bekehren  läfst,  eigentlich  eine  in  ein  christliches  Gewand  ge- 
kleidete buddhistische  Legende  sei.  Der  indische  Königssohn  ist  Buddha, 
und  sein  Name  Josaphat  eine  Entstellung  aus  dem  Sanskritworte  Bodhisattva. 
Daraus  folgt  die  sonderbare  Thatsache,  dais  die  katholische  Kirche  den 
Grunder  einer  Heidenreligion  als  einen  ihrer  Heiligen  verehrt.  Von  den  ver- 
schiedenen hierher  gehörigen  Schriften  nennen  wir  nur  eine  von  E.  Cosquin,1) 
der  die  Legende  nach  Mignes  griechischer  Patrologie  und  dem  Lalitavistara 
neben  einander  stellt  und  die  bekannten  Thatsachen  noch  einmal  verarbeitet. 

Nachdem  wir  die  Geschichte  der  aus  Indien  hervorgegangenen  Welt- 
religion beendet  haben,  gehen  wir  zu  den  andern  in  Indien  entstandenen  und 
auf  Indien  beschränkt  gebliebenen  Religionen  über,  und  zwar  zuerst  zu  der 
dem  Buddhismus  am  nächsten  stehenden  Dschaina-Religion.  Mahävira 
ist  nach  H.  Jacobi*)  nicht  der  eigentliche  Gründer  der  Dschaina-Religion 
gewesen,  sondern  hat  eine  schon  bestehende,  vielleicht  von  dem  23.  Tirtha- 
kara  Parsva,  welchen  J.  für  historisch  hält,  ausgegangene  Religion  reformiert. 
In  demselben  Artikel  handelt  J.  über  die  Prakrit-  und  Pali-Form  des  ältesten 
Namens  der  Sekte  (Nirgrantha)  und  des  Namens  des  mit  Mahävira  identifizierten 
Dschnataputra  (oder  nach  J.  Dschnatriputra)  und  über  einige  dunkle  Punkte  in 
der  Beschreibung  der  Nirgrantha-Lehre  durch  die  Buddhisten.  Buddhisten 
und  Dschainas  stimmen  in  dem  Namen  der  Sekte  Nirgrantha,  des  Lehrers 
Dschnataputra  und  dem  Ort  seines  Todes,  der  Stadt  Päpä  überein.  Abweichend 
nennen  die  Buddhisten  den  Dschnataputra  einen  Agnivaisjajana,  während  er 
in  Wirklichkeit  ein  Kasjapa  war.  Mahäviras  Schüler  und  Nachfolger  Su- 
dhannan  war  dagegen  ein  Agnivaisjäjana,  und  es  ist  nicht  unmöglich,  dafs  der 
letztere  in  der  Tradition  der  Buddhisten  gemeint  sei.  Buddha  war  noch  ein 
Zeitgenosse  des  Sudharman,  aber  kaum  noch  des  Mahävira,  da  Buddha  nach 
der  wahrscheinlichsten  Annahme  477  v.  Chr.,  Mahävira  nach  der  Dschaina- 
Überlieferung   527  v.  Chr.  und  Sudharman  20  Jahre  nach  ihm  (507)  starb. 

Eine  von  Jacobi3)  herausgegebene  Präkrit-Bcarbeitung  der  Legende 
Ton  Kälaka,  einem  alten  Dschaina-Heiligen ,  enthält  mancherlei  historische 
Elemente.  Kälaka  soll  die  Entthronung  des  Gardabhilla,  welcher  nach  der 
Tradition  der  Dschainas  73 — 60  v.  Chr.  König  von  Uddschajini  war,  bewirkt 
haben,  und  zwar  mit  Hilfe  der  Schähi,  welche  er  aus  $akaküla,  einem  Lande 
jenseits  des  Indus  (nach  J.  SayutOTctvrj  der  Alten,  jetzt  Sejestan)  herbeiholte. 
Jedoch  zieht  J.  das  allgemeine  Resultat,  dafs  die  historischen  Angaben  der  ' 
Dschainas  auf  unsicherer  Tradition  beruhen. 

G.  Thibaut4)  giebt  in  einer  von  doppelter  Gelehrsamkeit,  sprachlicher 
und  mathematischer,  strotzenden  Abhandlung  eine  Darstellung  des  in  der 
Sürjapradschnapti  enthaltenen  kosmologischen  und  astronomischen  Systems 
der  Dschainas,  in  welchem  z.  B.  2  Sonnen,  2  Monde  u.  s.  w.  angenommen 
werden.  Die  Arbeit  ist  ebenso,  wie  Webers  frühere  über  denselben  Gegen- 
stand (Ind.  Stud.  1868)  auf  Malajagiris  Kommentar  gegründet,   da  dem  Vf. 


1)  La  legende  des  saints  Barlaam  ot  Josaphat,  son  origine.  [Roy.  dos  quoßt.  hißt.  XXV11I, 
579—600,  Okt]  Auch  sop.  Par.,  Palmi.  —  2)  On  Mahävira  and  his  predecesRors.  [lAnt. 
IX,  158—63,  Juni].  Rcc.  v.  A.  Barth,  RHR.  111,  89—91,  Jan.-Fob.  1881.  Vgl.  auch 
&  Oldenberg,  ZDMG.  XXXIV,  748—57.  (über  Jacobis  Kalpasütra).  —  3)  Das  Kalakäcarya- 
Kaihanakam.  [ZDMG.  XXXIV,  247—318].  Zu  S.  251  ist  zu  boraerkon,  dafs  die  Digambara- 
Sekte  nach  der  Tradition  i.  J.  609  n.  Vira  (nicht  605)  entstanden  ist,  und  dafs  damit  die  von 
y  tof  jene«  falsche  Datum  gobauten  Schlüsse  hinfällig  worden.  —  4)  On  tho  SuryaprajiiaptL 
[JASB.  N.  S.  yiTY  Part  I.  107—27.  181—206].  Auch  sep.  48  S.  Trübner:  2  s. 


J?24  L     J-  Klatt: 

eine  Handschrift  des  Textes  nicht  zugänglich  war.  Nach  seiner  Meinung 
verdiente  das  Werk  wegen  des  mannigfaltigen  alten  Materials,  das  es  enthält, 
ganz  herausgegeben  zu  werden.  —  In  einer  gediegenen  Abhandlung  macht 
Th.  Zachariae1)  Mitteilungen  über  eine  von  den  Dschainas  herrührende 
Sanskrit-Grammatik,  die  er  für  eine  der  ältesten  Umarbeitungen  des  Panini 
hält.  —  Nicht  näher  bekannt  ist  uns  eine  kleine  Publikation  von  Fr.  L. 
Pulle.2)  —  Auszüge  aus  Dscbaina-Handschriften  findet  man  in  Rajendra- 
Idla  Mitras3)  Katalog  der  Handschriften  des  Mahdraja  von  Bikäner. 

In  Indien  sind  diverse  für  Dschainas  bestimmte  Bücher  erschienen,  von 
denen  wir  nur  ein  einziges,4)  welches  von  Trtibner  nach  Europa  importiert 
worden  ist,  gesehen  haben.  Es  ist  ein  Handbuch  für  Anhänger  der  Dschaina- 
Religion,  und  zwar  des  Kharataragatschha,  in  Hindi-Sprache,  aber  mit  vielen 
Prakrit-  und  Sanskrit-Teilen-,  es  enthält  u.  a.  das  Dschajatihuana-Stotra  des 
Abhajadeva,  das  von  Jacob i  edierte  Bhaktamara-  und  Kaljänamandira-Stotra, 
eine  stavanamäla  auf  Dädädschi  (Dschinakusala,  gest  1332  n.  Chr.).  Das 
eben  erwähnte  Bhaktämara-Stotra 5)  ist  auch  einzeln  erschienen.  Von  einem 
umfangreichen  Sammelwerk  6)  ist  der  3.  Band,  enth.  11  Dschaina-Schriften  in 
Prakrit,  Sanskrit  und  Alt-Gujaratl,  erschienen,  während  die  1876  u.  77  heraus- 
gekommenen ersten  Bände  79  Dschaina-Wcrke  enthielten.  Von  den  zum 
heil.  Kanon  gehörenden  Schriften  ist  das  Ätschäränga-Sütra  *)  in  Calcutta, 
das  Sthanähga 8)  in  Benares,  das  Nandi-9)  und  Uttarädhjajana-Sütra10)  in  Calc 
gedruckt  worden.  Mehrere  Sammlungen  von  Hymnen,  Gebeten  u.  s.  w.  n— 18) 
in  Gudscharati-  und  Hindi-Sprache  sind  in  Bombay,  Ahmcdabad,  Surat  und 


1)  Das  Jainendra-vyäkaranam :  eine  Sanskritgrammatik  der  Jainas.  [Bezzenbergers  Beitr.  z. 
Kunde  d.  indog.  Spr.  V,  296 — 311].  Einen  Artikel  Kielhorns  über  diese  Grammatik  h.  im 
nächsten  Jahresbor.  —  2)  Novelliere  öainico.  Firenzo  1878.  8  Bl.  Nicht  im  Handel.  — 
3)  A  Catalogue  of  Sanskrit  Manuscripts  in  the  Library  of  ilis  Highncss  the  Maharaja  of 
Bikancr.  Calcutta,  Baptist  Mission  Press.  XU.  745  S.  — -  Cap.  Iß  (S.  668—705.)  Jaina  — 
Reo  Ath.  30.  Juli  1881,  S.  142.  —  4)  Ratnasagara  va  Mohanagiinamäla . . .  Compiliert  ans 
vielen  Büchern  von  Muktikamalamuni,  dem  Schüler  des  Lakschmipradhänagani ,  in  Yikra- 
mapura  wohnhaft,  aas  dem  Yrihatkharatarabhattärakagatschha.  T.  1.  4,  16,  608  S.  Calcutta, 
Nütanasahskrita  Druckeroi,  samvat  1936.  Rs.  21;  Trübnor  £  3.  3  s.  —  7>)  A Uta  Bhaktamara 
Stotra;  or  a  hymn  addressed  to  a  Jain  saint,  by  M  anatungacharya.  Poona  1879.  8  BI. 
lith.  1  a.  —  (i)  Sri  Prakaran  Ratnakar;  or  a  compilation  of  varions  work«  by  different  authors, 
111.  Bombay,  Nirnaya  Sagar  Press  1878.  4°.  872  S.  Rs.  6.  4  a.  —  7)"  Acharänga  Sütra, 
Anga  1.  W.  the  comm.  of  Silänka.  Calcutta  1878.  (Kai  Dhanapat  Sing  Bahadur's  Agam 
Sangraha,  P.  1).  —  Eino  kritische  Ausg.  dieses  Textes  durch  Jacobi  wird  in  den  Werken  der 
Pali  Text  Society  erscheinen,  s.  Ac.  XXI,  197,  18.  März  1882,  und  eine  Übers,  durch  den- 
selben in  den  Sacred  Books  of  the  East  —  8)  Sthananga  Sütra,  Anga  III.  W.  tho  comm. 
of  Abhayadeva  and  a  Gujr.  transl.  by  Moghrajgani.  Azamganj  (Mundiidabad),  Jain 
Book  Soc.  (printed  Benares).  1200  S.  Rs.  37.  8  a.  —  9)  Nandi  Sütra,  w.  tho  comm.  of 
Malayagiri.  Calc  1879.  Ro.  1.  4  a.  (Agam  Sangraha,  P.  45).  —  10)  l'ttaradhyayana 
Sütra  .  .  .  Calc.  1879.  80.  1112,  368,  660  S.  Rs.  10,  Rs.  20.  12  a.,  Rs.  12  (?)  (Agam 
Sangraha).  11)    Pratikramana   Sütra;   or  several  Jain  prayers.     Bombay,    Jagadisvar  Press 

1878.  100  S.  lith.  4  a.  (Magadhi).  —  12)  Jain  Dharm  Sar  Sangraha,  Tho  subfitanco  oi  the 
Jain  rcligion,  compiled  by  Guiabchand  Lakhmichand.  ib.  1878.  408  S.  lith.  Rs.  2. 
(Magadhi,  Gujar.  and  Hindi).  —  13)  Stavanavali,  a  colloction  of  hymns  in  tho  praise  of 
several  deified  Jain  saints.  Ahmcdabad  1878.  48  S.  12°.  lith.  12  a.  ;  Gujar.)  -  14)  Terä- 
panthikrit  Devagurudharmani  Ulkhan,  a  knowledge  of  the  god,  the  rcligion  and  the  religious 
preeeptor,  by  Torapanthi.  Nr.  2.  Bombay,  Nirnaya  Sagar  Press  1878.  12°.  226  S. 
Rü.  1.  (Gujar.)  —  15)  Chovishi  tatha  Vishi  Sangraha,  or  a  collection  of  24  and  20  hymn*. 
Ahmedabad  1879.  748  S.  Rs.  5.  (Gujar.)  —  16)  Stotra  Stavamldi  Kavya,  or  a  coli,  of 
Jain  prayers  and  hymns.  Surat  1879.  12°.  16  S.  1  a.  (Gujar.)  —  17)  Vividha  Tüja 
Sangraha,  or  a  coli,  of  Jain  prayers.  P.  I.  Bombay.  12°.  456  S.  Ro.  1.  12  a.  (Gujar.)  — 
18)    Stavanamäla,   or   a   garland   of  praisos.    P.  1.    Calc.    19  S.    4  a.  (Hindi). 


Indien.  1,25 

Calcutla  erschienen ,  ferner  mehrere  Erzählungen, 1—7)  von  welchen  die  eine 
eine  Dschaina- Version  der  Geschichte  von  Nala  und  Damajanti  enthält,  die 
hier,  wie  zu  erwarten,  als  fromme  Dschainas  dargestellt  werden,  eine  andere 
die  Erzählung  von  den  5  Panda vas,  in  welcher  der  Gott  Krischna  u.  a.  als 
Dschainas  aasgegeben  werden,  wieder  eine  andere  eine  Geschichte  von  der 
beabsichtigten  Heirat  des  Neminätha,  die  aber  unterbleibt,  weil  der  Bräutigam 
für  das  Hochzeitsfest  keine  Tiere  töten  lassen  will.  Ein  in  Calc.  ersch.  Sanskrit- 
Lesebuch8)  enthält  Stücke  aus  dem  Kathakosa,  m.  engl  Übers.  —  Schliefs- 
lich  sei  ein  Buch,9)  welches  die  termini  technici  der  Dschaina-Religion  und 
Philosophie  erklärt,  2  in  Azimganj  (Beng.)  10.  u)  und  je  1  in  Ahmedabad,12) 
Calcatta, 1S)  Bombay,14)  Agra16)  u.  Benares16)  ersch.  Buch  erwähnt. 

Wir  wenden  uns  zu  den  neueren,  unter  dem  Gesamtnaraen  Hinduismus 
(auch  Brahmanismus)  zusammenzufassenden  Religionen  Indiens.  Einige  Schatten- 
seiten in  der  religiösen  Entwickelung  Indiens  werden  in  einer  religionsphilo- 
sophischen Abhandlung  Paul  Regnauds17)  berührt,  welche  von  dem  Grund- 
satz ausgeht,  dass  die  erste  Bedingung,  um  einen  guten  Bürger  und  Familien- 
vater zu  machen,  die  sei,  das  Leben  zu  lieben  und  Leidenschaften  zu  haben. 
Während  man  gewöhnlich  dem  Buddhismus  eine  pessimistische  Weltanschauung 
vorwirft,  zeigt  er  durch  Stellen  aus  den  Upanischads  und  vedäntischen  Schriften, 
dass  auch  das  brahmanische  Indien  davon  infiziert  sei.  Eine  Abhandlung 
des  verstorbenen  Garcin  de  Tassy18)  enthält  ein  Pamphlet  gegen  die 
religiösen  Sitten  des  modernen  Indiens,  bestehend  in  einem  Auszug  aus  dem 
Hindi-Gedicht  Svargarohana  des  Vischnudäsa.  Für  weitere  Kreise  berechnet 
scheint  ein  Aufsatz  von  E.  White.19)  K.  Raghunathji  20)  handelt  über  die 
religiösen  Bettler  von  Bombay,  Hindus  und  Muslims,  von  welchen  die  erstereu 
in  Yaischnavas,  Öaivas  und  Säktas  zerfallen  und  äusserlich  durch  die  Form 
ihrer  Rosenkränze  und  durch  Zeichen  an  Stirn,  Schläfen,  Armen,  Brust  und 


1)  Chbabhainura« ,  ihe  «tory  of  6  brother*.  Bombay  1878.  56  S.  lith.  2  ed.  4  a. 
[(rajar.)  —  2)  SripaJrajano  ran,  or  tho  fitory  of  king  Sripäl.  Bombay  1878.  177  Bl.  obl. 
fc.  2.  (Old  Gojar.)  —  3)  Sumati  Nagil  Charit»,  or  tho  «tory  of  Sumati  and  Nagil.  Ah- 
aedabad  1878.  155  S.  Ra.  2  (Gujar.)  —  4)  Sri  Pandava  Charitra  Granth,  tho  story  of 
tfce  Pandavas.  1878.  (Gujar.)  —  5)  äri  Nala  Davadantino  ras,  or  the  story  of  king  Nala  and 
bis  qoeen  Davadanti.  Ahmedebad  1878.  84  8.  12°.  6  a.  (Gujar.)  —  C)  Dhamil  kumarno 
rfc,  or  the  «tory  of  princo  Dhamil.  ib.  1879.  126  S.  Re.  1.  8  a.  (Gujar.)  —  7)  Nemjino 
Vhiha,  or  the  marriage  of  Nemji.  ib.  60  S.  12°.  6  a.  (Gujar.)  —  8)  Sahitya  Parichaya, 
«  introd.  to  Sannkrit  liter.  by  Nilmani  Mukherji.  P\  1.  Calc.  120  S.  12°".  8  a.  (Engl, 
aad  San*k.)  —  9)  Vividha  Bola  Ratnäkar,  or  a  collection  of  acveral  wordH,  by  Gh  ehe  lab  häi 
Xirnida».  F.  I.  Ahmedabad  1879.  12°.  204  S.  Re.  1.  8  a.  (Gujar.)  —  10)  Jaina 
JuatTali,  or  a  coli,  of  the  knowledge  of  the  Jain  an,  by  Harakchand  Ghoravat.  Azimganj 
1879.  164  S.  Re.  1.  8  a.  —  11)  Nirnava-mata-khandan,  refutation  of  c*tablii»hod  opinion, 
by  Hvarda*  Dugar.  ib.  120  S.  8  a.  (Hindi,  l\üi  and  Prakrit).  —  12)  Sajjhayamalä, 
°r  t  roll,  of  *e\eral  ehort  piecea  on  the  ditt'erent  subjeet*  of  the  Jain  religion.  Ahmedabad  1878. 
556  8.  Un.  5.  I  Gujar.)  —  13)  Samyaktva  Nirnaya,  or  the  füll  ascertainment  of  the  truth. 
CaU.  1878.  (Gujar.  and  San*k.)  —  14)  Jainbal  Fäthniala,  or  infitrnetion  to  children  in  the 
Jain  religion.  Bombay  1878.  32  S.  12°.  3a.  (Gujar.)  —  i:>)  Prawiottar  Jain  Mat,  or 
qnestione  aod  auswerft  on  Jain  roligion,  by  Sambogi  Randhir.  Agra  1878.  16  S.  lith. 
1  «.  (Prakrit,  Marwari  and  Hindi).  —  16)  Viveksar,  or  tho  cssonce  of  diserimination ,  by 
Hirji  Hanaraj.  Benare«  1879.  232  S.  Rs.  2.  8  a.  (Gujar.,  Sansk.  and  Hindi).  Tho  book 
treat*  of  various  seetarian  difforence*  (botweon  Svctambara,  Digarabara  and  othor  seeta),  it 
PT»  the  live«  of  their  chief  saint«,  and  it  discusses  varioas  religioua  topica.  —  17)  Lc  pes- 
»üaisme  brahmaniqoo.  [AMG.  1,  101—15].  —  18)  Tableau  du  Kali-Youg  ou  ägc  de  fer  par 
Yichnu-Daa  traduution  poathumo  de  lliindoui.  [ib.  77—84].  —  19)  Brahmanism  and  Chri- 
*aaity  a«  the  roligion  of  tho  future.  (Indojiodent  Scction).  [CR.  No.  CXXX1X.  Jan.]  — 
20)  Bombay  beggar»  and  crior».  [lAnt.  IX,  247—50.  278—80,  Okt.  Nov.]   (Forts,  folgt). 


1,26  I.     J.  Klatt: 

Bauch  unterschieden  sind,  Bhagvänlal  Indraji  Pandit1)  handelt  über 
die  Bedeutung  der  kleineren  Heiligtümer,  die  einen  grossen  Siva-Tempcl  zu 
umgeben  pflegen,  H.  Bull8)  über  die  Kunst,  Pankas  zu  machen,  W.  Kinghton3) 
über  einen  Aberglauben.  Monier  Williams4)  regt  die  Gründung  einer  Indian 
Folk-lore  Society  an  und  giebt  einige  Notizen  über  religiöse  Vorstellungen, 
darunter  auch  über  die  göttlichen  Mütter.  Über  Sulasä,  eine  der  dschagan- 
mätaras  (Mütter  der  Welt)  handelt  Jacobi. 6)  Ch.  H.  Tawney6)  vergleicht 
die  Geschichte  von  einem  Dummen,  der  sich  im  Wasser  ein  Zeichen  machte, 
nach  Kathasaritsägara  und  andern  Litteraturkreisen.  M.  J.  Walhouse7) 
giebt  weitere  Notizen  über  verschiedene  kulturhistorisch  interessante  Gegen- 
stände, J.  S.  F.  Macken zie8)  ein  paar  Kleinigkeiten  über  Volksgebräuche 
in  den  Nordwestprovinzen,  Bengalen  und  Mysore,  Jas.  Burgess9)  eine  Er- 
klärung, warum  die  eine  Monatshälfte  die  dunkle,  die  andere  die  lichte  heisst 

Auf  Kabir  (15.  Jh.),  den  Vorgänger  des  Nänak,  des  Begründers  der 
Sikh-Religion,  beziehen  sich  2  indische  Drucke.10) 

Die  Sikh-Religion  in  ihren  Anfängen  schildert  M.  Macauliffe,11) 
indem  er  an  das  Heiligtum  der  Sikhs  in  Amritsar  anknüpft.  Die  7  (irr- 
tümlich 5)  heil.  Bücher  dieser  Sekte  liegen  in  2  indischen  Ausgaben1*)  vor. 

Der  Brahma-Samädsch  „das  gröfste  Ereignis  in  unserem  ereignis- 
vollen Jahrhundert,"  wie  ihn  Max  Müller13)  in  einer  dieser  neusten  religiösen 
Bewegung  Indiens  gewidmeten  Rede  nennt,  findet  in  Miss  S.  D.  Co  11  et14) 
alljährlich  einen  bewährten  Berichterstatter.  Zur  Feier  des  50jähr.  Bestehens 
des  Brahma-Samadsch  sind  2  biographische  Skizzen15*  16)  des  Begründers  des- 
selben und  ein  Journalartikel 1 7)  erschienen.  Auf  die  zahllosen  in  Indien  er- 
schienenen Schriften  können  wir  nur  summarisch  hinweisen. 

Anhangsweise  folgt  hier  einiges  über  die  nicht  in  Indien  entstandenen, 
sondern  nach  Indien  verpflanzten  Religionen,  Parsismus  und  Islam.  Mit 
dem  erstcren  beschäftigen  sich  3  Essays  von  M.  Müller18),  ein  Aufsatz  von 


1)  The  Saiva  Parikrama.  [ib.  149.  50,  Juni].  —  2)  Notes  on  Punkahs.  Calcntta,  Ncwman. 
33  S.  12  a.  —  3)  Deraoniaoäl  possession  in  lndia.  [Ninoteenth  Cent,  Okt.]  —  4)  Notes  on 
Indian  folk-lore,  &c.  [IAnt.  VIU,  209—11.  Aug.  1879].  —  5)  On  Sulasä.  [ib.  IX,  28.  Jan.] 
—  6)  Folklore  parallel*,  [ib.  51—2.  290,  Fcb.,  Nov.]  —  7)  Archaeological  Notes.  No.  XXIV. 
Ethical  Parallel».  No.  XXV.  Rag-bushes  in  the  East  No.  XXVI.  Irdhi-Pada.  [ib.  71—3, 
März].  8.  Jahreaber.  II,  1.  20  n.  3.  —  8)  Stray  notes.  [ib.  76—7.  März].  —  9)  Light  and 
dark  fortnights.  [ib.  250—1.  Okt.]  —  10)  Bijak  Sar  Kabir  Panth.  Essence  of  divine  truth  of 
the  Kabir  Panth,  by  Kabirdasji.  Shahjahänpur  1879.  80  S.  lith.  8  a.  (Hindi).  —  Atha 
Kabirkrit  Paden,  songs  by  Kabir.  Poona.  24  S.  lith.  9  p.  (Marathi).  —  11)  The  Diwali 
at  Araritear.  The  Religion  of  the  Sikhs.  [CR.  LXX1,  257—72,  Okt.]'—  12)  Pothi  Sri  Panj 
Gran thi,  the  sevon  sacred  book*  of  the  Sikhs,  by  Baba  Nanak.  Lahore,  Aftab-i-Punjab 
Press  1878.  464  S.  lith.  Re.  1.  2  a.  —  Dasselbe  ib.,  Mustafa!  Press  1879.  12°.  256  S. 
lith.  4  a.  (in  2  Auflagen).  —  18)  Eine  Missionsrede.  Gehalten  in  der  Westminsterabtey  am 
3.  Doc.  1873.  [Essays  I,  S.  391—426].  —  14)  The  Brahmo  Year-Book  for  1879.  Brief 
records  of  work  and  lifo  in  the  theistic  churches  of  lndia.  No.  IV.  Lond. ,  Will,  and  Norg. 
1879.  102  S.  1  s.  6  d.  —  Dasselbe,  for  1880.  No.  V.  ib.  110  S.  1  s.  6  d.  —  15)  K. 
S.  Macdonald,  Raja  Kammohan  Raya.  A  lecturo.  Calcutta  1879.  20  S.  Re.  1.  — 
16)  W.  Adam,  A  lecturo  on  the  lifo  and  labours  of  Rammohan  Raya.  Ed  by  Räkhäldäs 
Hai  dar.  ib.  27  S.  —  17)  Gobi  et  d'Alviolla,  Le  cinquantiemo  annivorsairo  du  Brahma 
Somaj.  (sie).  [Rev.  des  doux  iiiondes,  15.  Sept.]  —  18)  Über  das  Studium  des  Zendavesta  in  Indien. 
(1862).  [Essays  1,  S.  112  —  21].  Anknüpfend  an  M.  Haag,  Essays  on  the  sacred  language, 
writings  and  rcligion  of  the  Parsees,  Bombay  1862.  —  Dio  Fortschritte  der  Zendphilologie. 
(1865).  [ib.  S.  122 — 34].  Anknüpfend  an  M.  Hang,  A.  lecturo  on  an  original  specch  of  Zoroaster, 
Bomb.  1865.  —  Die  heutigen  Parsis  (1862).  [ib.  S.  151  68].  Anknüpfend  an  Dadabhai 
Naoroji,  The  manners  and  customs  of  tho  Parsees,  Liverpool  1861,  u.  The  Pan-ce  religion, 
Jb.  eoä.  a. 


Indien.  1,27 

Wilh.   Geiger1)    und  ein  Vortrag   von  Rajendralala  Mitra*),   welcher 
die  Schicksale    der  Parsen   bis  zu  ihrer  letzten  Zufluchtsstätte  in  Bombay 
schildert.     H.  G.  Keene3)  führt  aus,   dass  der  Zustand  der  Erstarrung,  in 
welchem  sich  der  Islam  in  vielen  andern  Ländern  befindet,  nicht  für  Indien 
gilt,  und  dass  die  Landstriche  Indiens,  in  denen  der  Islam  vorherrscht,  grade 
zu  den  blühendsten  gehören;  er  untersucht,  in  welcher  Weise  der  ursprüng- 
liche Charakter  der  Hindus  durch  die  muslimische  Invasion  verändert  worden  sei. 
Das  indische  Recht  ist  von  J.  D.   Mayne4)  in  einem  vortrefflichen 
Werk,  einem  Handbuch  des  geltenden  Rechts,  aber  mit  Rücksichtnahme  auf 
die  historische  Entwickelung ,  behandelt  worden.     Der  Vf.  gesteht  selber  ein, 
welchen  Nachteil  er  von  seiner  Unkenntnis  des  Sanskrit  gehabt  habe,  die 
ihn   von  Übersetzungen  abhängig  machte,  und  dass  ein  befriedigendes  Werk 
über  das  indische  Recht  nur  von  einem  Autor,  der  zugleich  Jurist  und  Orien- 
talist sei,  geschrieben  werden  könne.     Am  ausführlichsten  behandelt  er  die 
Joint  family  (eine  der  südslavischcn  Hauskommunion  entsprechende  Einrichtung), 
welche  dem  indischen  Erbrecht  zu  Grunde  liegt.     Julius  Jolly6)  erörtert 
die  Einteilung  des  Rechts  bei  den  Indern  und  skizziert  den  Hauptinhalt  aller 
wichtigeren  indischen  Gesetzbücher.     Ferner  nennen  wir  einige  in  Indien  er- 
schienene Bücher.6-9) 

Das  Mänavadharmasastra  liegt  in  2  indischen  Ausgaben  des  Textes,10) 
einer  bengal.  u.  einer  Urdu-Übers.  vor.  Auf  dem  dilettantischen  Oricntalisten- 
kongress  in  Lyon  regte  Caillemer11)  einen  Disput  über  die  Frage  an,  ob 
die  Gesetze  des  Manu  oder  die  des  Moses  und  Solon  älter  seien.  Über  einige 
Missverständuisse  in  Kullükas  Erklärung  des  X.  Buches  des  Manu  handelt 
ein  Hindu  12)  in  bengal.  Sprache.  Auf  dem  eben  genannten  Kommentar  des 
Knlldka  beruhen  alle  bisherigen  Ausgaben.  J.  Jolly  bereitet  eine  neue 
kritische  Ausgabe  vor,  in  welcher  auch  die  Kommentare  des  Medhatithi  (der 
älteste)  und  Raghavauanda  und  die  beiden  von  G.  Bühlcr  entdeckten  Kom- 
mentare des  Govindaradscha  und  Näräjana  zu  Rate  gezogen  sein  werden 
(s.  TR.  N.  S.  II,  35,  Apr.  1881). 

Derselbe  Jolly  1S)  übersetzt  in  den  Sacred  Books  of  the  East  die  Vischnu- 


1)  Die  Parsigemeinden  in  Persien  und  Indien.  [Gegenwart  XVI,  199  —  202, 
27.  März].  Anknüpfend  an  Dosabhoy  Framjce,  The  Parsees,  1858.  —  2)  The  Parsis  of 
Bombay,  a  lecture  delivered  in  Febr.  26,  1880,  at  a  meeting  of  the  Bethune  Societv.  Cal- 
ratta,  'Thacker.  43  S.  Re.  1.  Rec.  CR.  vol.  LXXi,  No.  CXL11,  S.  XIV— XVI,  Okt.  — 
Anderen  über  die  Parsis  s.  E.  Kuhn,  Jahresber.  1879.  8.  66.  -  3)  Islam  in  India.  [CR. 
LXXI,  239 — 56,  Okt]  —  4)  A  treatise  on  Hindu  law  and  nsage.  Madras,  Higginbotham ; 
London,  Stevens  1878.  XXXIX.  607  8.  —  2.  ed.,  revisod  and  enlarged.  ib.  1880.  XLV1. 
636  ß.  Asher:  M.  33.  Rec.  v.  J.  Jolly,  Zoitschr.  f.  vergl.  Rechtswiss.  11,  460—2;  v.  J. 
Kohler,  Krit  Vierteljahresschrift  f.  Gesetzgeb.  u.  Rechtswiss.  N.  F.  IV,  5-24,  1881.  — 
h)  über  die  Systematik  des  indischen  Rechts.  [Zeitschr.  f.  vergl.  Rechtswiss.  I,  234  60, 
1878].  —  6)  Will.  Macnaghtcn,  Principles  of  Hindu  law.  Ed.  by  Prasanna  Kuniar  Sen. 
Calentta,  Cranenburgh.  230  8.  Rs.  3.  —  7)  A  critical  essay  on  the  Hindu  law  of  adoption. 
Ut  a  Hindustani  Hindu  Vakeel.  Calc,  Thacker.  188  8.  R*.  3.  —  8)  Almaric  Rumsey,  A 
chart  of  Hindu  family  inheritance.  2.  ed.,  nmch  enl.  London,  Allen.  6  b.  6  d.  —  9)  Pra- 
sanna Kuraar  Tagore,  Table  of  succession  aecording  to  tho  Hindu  law  as  provalcnt  in 
Beaj^l.  2.  ed.  /'alc.  28  S.  Re.  1.  8  a.  (ed.  I,  1864).  —  10)  Manu-Smriti,  m.  Kullükas 
Camra.  Bombay,  i^aratattvaprakäsa-Druekoroi,  saka  1800  (1878)  obl.  fol.  17  u.  224  Bl.  Rs.  ö. 
Tröbner:  £  1.  10  s.  —  Manu- San  hita.  Ed.  w.  comm.  of  his  owt»  by  Gangadhar  Kabi- 
ntna  Kabiraj.  Vol.  1.  P.  1  —  5.  Saidabad,  Praniad  Bhanjan  Press.  4°.  40  S.,  Re.  1 
(pro  Heft).  —  11)  Dates  des  lois  de  Manou.  [Congr.  prov.  des  Orient.  Compto  rendu  dp  la 
Ul  sess.,  Lyon  1878.  I,  212—7,  II,  29—32.  1880].  —  12)  Kailas  Chandra  Ghosh, 
ManosanhiU  o  Kullüka  Bhatta.  Calentta,  Raya  Press.  36  S.  12°.  4  a.  Cf.  A.  Weber,  Litt. 
Notizen  ans  Indien,  DL.  I,  113,  16.  Okt.  —  13)  The  Institutes  of  Vishnu.  (Sacred  Book»  of 


I?28  L    J-  Klatt: 

Smriti,  eine  Sammlung  alter  heil.  Rechtsregeln,  die  angeblich  aas  dem  Munde 
des  Gottes  Vischnu  geflossen  sind.  Für  die  Entstehungszeit  stellt  er  als 
obere  Grenze  das  3.,  als  untere  das  11.  Jh.  n.  Chr.  hin.  Der  Text  des 
Vischnu,  durch  Jolly  ediert,  wird  in  der  Bibliotheca  indica  erscheinen.  Eine 
Sammlung  von  18  alten  Rechtsbüchern,1)  u.  a.  auch  Vischnu-Smriti ,  hat  in 
Indien  zu  erscheinen  begonnen.  Ferner  nennen  wir  eine  Ausg.  der  Vasisch tha- 
Smriti,*)  2  Ausg.  der  Jadschnavalkja- Smriti  mit  Mitakscharä , 3)  2  dgl.  m. 
bengal.,  1  m.  Maräthi- Übers.,  1  Urdu-  u.  1  pers.  Übers.,  (s.  die  indischen 
Bticherkatalogc).  3  der  angesehensten  Werke  über  Erb-  und  Adoptionsrecht 
wurden  von  J.  C.  C.  Sutherland4)  übersetzt.  Der  Vjavahära-Majükha,  eine 
besondere  Autorität  für  die  Gudscherati-Schule,  liegt  in  Ausgaben  von  Benares5) 
und  Bombay6)  vor,  von  welchen  die  letztere,  die  auch  eine  Analyse  von 
18  andern  Smritis  enthält,  als  ein  wertvolles  Werk  gerühmt  wird.  Schliefslich 
seien  noch  2  sich  ergänzende  umfangreiche  Werke  über  das  geltende  Recht7) 
erwähnt.  Die  im  Jahresbcr.  II,  1,  18  n.  9  angeführte  Publikation  Ahal- 
jakämadhenu  ist  fortgesetzt  worden.8) 

Ein  Werk  über  Charakter,  Sitten  und  Gebräuche  der  Hindus, 
übersetzt  aus  dem  französ.  Manuskript  des  Abbe  J.  A.  Dubois9)  ist  in 
2  verschiedenen  Ausgaben  erschienen. 

Über  das  indische  Kastensystem  hat  der  verstorbene  J.Wilson,10) 
der  den  gröfsten  Teil  seines  Lebens  in  Indien  zugebracht  hat,  ein  gröfseres 
Werk  geschrieben.  Der  ebenfalls  verstorbene  M.  A.  Sh erring11)  behandelt 
die  Entstehung  der  Mannigfaltigkeit  der  Kasten;  in  einem  andern  Artikel12) 
sucht  er  das  Gemeinschaftliche  in  den  Hunderten  von  Kasten  und  Tausenden 
ihrer  Unterabteilungen  darzustellen,  mit  dem  Ergebnis,  dafs  die  Hindus  trotz 
ihrer  Teilung  in  Kasten,  welche   durch   die  strengsten  Gesetze  von  einander 


the  East,  VU).  Ret.  v.  A.  H.  Saycc,  Ac.  XVIJI,  83.  4,  31.  Juli;  v.  A.  Barth,  RHR.  III, 
78—80,  Jan.-Feb.  1881.  Vgl.  Aryan  oddities.  [Saturd.  Rev.  LI,  518.  9,  23.  Apr.  1881].  — 
1)  Sanhita,  No.  1 — 4,  Atri,  Viahnu,  Harita,  YAjnavalkya.  Ed.  w.  Beng.  transl.  by  Hara- 
sundara  Tarkaratna.  Mymensingh  1879—80.  62,  56,  47,  64  S.  zu  8  a.  —  2)  Vaaischtha- 
Sniriti,  mit  einer  1916  Vikr.  (1859)  von  Krischnapandita  verf.  vivriti.  Benares  o.  J.  (1878) 
obl.  135  Bl.  lith.  —  3)  Yajnavalkya- Smriti ;  with  VijnänoHvara's  Mitdksharä  in  Sanskrit;  ed. 
w.  a  separate  Telugu  comm.  to  the  Vyavahärakamja,  by  Sarasvati  Venkatächarya  and 
Chedulavada  Sitäräma  Sästri.  Madras  1879.  51,  232,  99  S.  Trübner:  18  «.  — 
Dasselbe,    Bombay,    Bapu   Sadawv's  Press,  obl.  4°.     316  Bl.    lith.    Rs.  5,  Trübner:  .6  1.  1  s. 

—  4)  Standard  Hindu  law  hooks.  The  Vyavahara  Mayukha,  the  Dattaka  Mimänisa,  the  Dattaka 
Chendrika  and  a  Synopsis  or  general  summary  of  the  Hindu  law  of  adoption.  Madras,  Higgin- 
botham  1879.  394  S.  Rs.  9.  —  7>)  VyavaMr-Mayükh  by  Nilakanth  Bhatt.  Benares 
1879.  102  S.  lith.  10  a.  —  (»>  The  Vyavahara  Mayukha,  in  original,  w.  an  Kngl.  transl., 
with  referenres  to  the  Mitukshara,  the  Viramitrodaya,  tho  Vyavahara- Madhava,  Karaalakara, 
and  Jimütavähana's  Dayabhuga;  also  tho  Yajüavalkya  Smriti  ..  w.  an  Eugl.  transl.  and  note*  .. . 
By  Rao  Saheb  Vishvanath  Narayan  Mandlik.  Bombay,  Educ.  Soit.'s  Press,  gr.  8°. 
817  S.  Rs.  20.  Rec.  Ac.  XIX,  103,  5.  Feh.  1881;  v.  Harold  Littlcdale,  Ac.  XX,  406, 
26.  Nov.  1881;  v.  Kashinath  Trimbak  Telang,  lAnt.  XI,  50  6,  Fob.  1882.  —  7)  Vyavastha- 
Chandrika.  A  digest  of  Hindu  law  as  current  in  all  tho  provincos  of  India,  except  Bengal 
Proper.  By  ShyamA  Charan  Sarkar.  Vol.  1.  2.  Calcutta  LII,  660.  Xll,  XL  und  IV, 
605.  XII,  XXX,  XXXII  S.  Rs.  8,  Trübuer:  f  2.  8  s.  -  Vyavastha-Dan)ana.  A  digest  of 
Hindu  law  as  current  in  Bengal...  By  Shamachurn  Sir  rar  (sie).  2.  ed.  111.  XL.  VII. 
1068.  LX1II  S.  Trübner:  Jt  l.  6  s.  —  8)  Pts.  VU— XV,  zu  64  S.,  zu  8  a.  lith.  Benaros 
1878.  79.  —  9)  A  doscription  of  tho  rharactor,  mannen,  and  customs  of  the  people  of  India 
and  of  their  institutions ,  religious  and  ciyil.     Madras,  Higginbotham  1879.     579  S.     Rs.  10. 

—  Dasselbe,  cd.  by  G.  U.  Pope,  ib.  cod.  a.  453  S.  Rs.  12.  10)  liulian  Casto.  In  2 
vols.  Bombav,  Times  of  India  Steam  Press  1878.  710  S.  Rs.  15.  —  11)  The  natural 
history  of  Hindu  caste.  [CR.  LXXI,  26—54,  Juli].  —  12)  The  nnity  of  tho  Hindu  race.  [ib. 
211—38,  Okt.] 


Indien.  I?29 

geschieden  sind,  dennoch  mit  Ausnahme  der  eingebornen  Stämme  eine  einzige 
grofee  Familie  bilden.  Ein  dritter  Artikel1)  handelt  über  die  Zukunft  des 
Kastenwesens.  Auf  die  Abhandlungen  Sherrings  erwidert  ein  Hindu,8)  dafs 
die  indischen  Kasten  eine  natürliche  Elitwickelung  der  Dorfgemeinschaften 
seien.  Ein  Vortrug  eines  andern3)  leitet  dagegen  das  Kastenwesen  aus  der 
Rassenverschiedenheit  ab. 

Über   die  Dorfgemeinschaften  in  Bengalen  und  Ceylon  handelt  ein 
Bach  von  J.  B.   Phear,4)    welcher  in   diesen  beiden  Ländern  längere  Zeit 
richterliche  Ämter  bekleidet  hat     Die  Dörfer  bestehen  aus  Gruppen  vereinter 
Familien,  die  meistens  gemeinschaftlichen  Ursprungs  sind.     Der  Kritiker  der 
Ac  tadelt,  dafs  der  Vf.  die  Bezeichnung  ^arisches  Dorf1  brauche,  da  es  nicht 
sieher  sei,    dafs    die  Dorfgemeinschaft  arischen  Ursprungs  sei,    und  dafs  er 
nicht   die  älteste  Form  der  Dorfgemeinschaft,    wie  sie  noch  im  Pendschab 
existiert,  sondern   nur  die  modernen  Formen  im  Gangesdelta  und  in  Ceylon 
bespreche.     Wir  nennen   noch    2   Abhandlungen6)   über  diesen  Gegenstand. 
Ober  die   indischen  Frauen,6)  frühere  Zustände,7)   Erziehung  der- 
selben,8) Ehe,9)  Witwen10)  handeln  mehrere  Schriften.    Wegen  der  in  Indien 
alljährlich  zahlreich  erscheinenden  Brochüren,    die    für    die  Abschaffung   der 
Polygamie  kämpfen,  verweisen  wir  auf  die  indischen  Bücherkataloge. 

Zu  den  in  dem  neu  errichteten  Indischen  Museum n)  in  South 
Kensington  ausgestellten  kunstgewerblichen  Gegenständen  ist  ein  Katalog  von 
G.  C.  M.  Birdwood18)  mit  wertvollen  Illustrationen  erschienen,  welcher  in 
seinem  ersten  Teile  über  das  indische  Pantheon,  in  seinem  zweiten  über  die 
indischen  Kunsthandwerke  handelt.  Der  zweite  Teil  ist  ein  vermehrter  Ab- 
druck aus  dem  Handbook  to  the  Indian  Court  of  the  International  Exhibition, 
s.  Jahresber.  I,  600  n.  1.  A.  N.  Wollaston  und  ein  orientalischer  Gelehrter 
sind  beschäftigt,  die  auf  den  Gegenständen  des  Indischen  Museums  befindlichen 
'persischen)  Inschriften  zu  sammeln  und  zu  übersetzen,  s.  TR.  N.  S.  II,  123, 


1)  Prospekts  of  Hindu  caste.  [TER.  vol.  VII.  No.  26].  Diese  3  Abhdl.  auch  in  vol.  III  der 
Hindii  Tribcs  and  Castes,  1881.  —  2)  Jogendra  Chandra  Ghosh,  Gaste  in  lndia.  [CR. 
LXXI,  273—86,  Okt.]  —  3)  Pramatha  Nath  Basu,  A  brief  sketeh  of  the  origin  andhistory 
of  the  caste  syatem  in  lndia.  Calc. ,  Newman.  31  S.  12  a.  —  4)  The  Aryan  villago  in 
Lndia  and  Ceylon.  Lond.,  Macmillan.  VII.  295  S.  7  s.  6  d.  Rec.  v.  Jas.  S.  Cotton ,  Ac. 
XV1I1,  435.  6,  18.  Dez.;  Ath.  8.  Jan.  1881,  S.  52.  —  5)  H.  Sumnor-Maino,  Do  l'or- 
gnisation  . .  .  s.  Jahresber.  II,  1,  18  n.  13.  Auch  sep.  Par.,  Thorin,  36  S.  Vgl.  Über  die 
juridische  Organisation  der  Familie  bei  den  Südslaven  und  den  Radschputon.  [Ausland  Uli, 
395.  6,  17.  Mai].  —  Alfred  Ravel,  L'Inde  francaiee.  Organisation  de  la  famille  hindoue. 
[ABO.  II,  97—100].  —  6)  Shoshee  Chunder  Dut  (sie),  De  Hindoe-vrouwen.  [Tijd- 
■chrift  voor  Nederl.  Indie.  N.  S.  9  jaarg.  Juli,  S.  19—59].  Eine  Studie  auf  Grund  des  oben 
S. 2  il  4  angeführten  Werkes.  —  7)  AraritalalaDe*,  The  history  of  tho  female  sex.  Calc. 
EnghshmEn's  Press  1878.  12°.  112  S.  Rc.  1.  8  a.  —  8)  E.  Nicholson,  The  education 
of  Indian  women  (Independent  section).  [CR.  No.  CXXXIX,  Jan.]  —  9)  S.  Ch.  Böse,  Hindu 
matrimony,  an  essay  .  .  .  Calcutta.  —  10)  J.  Payne,  Hindu  widows.  [IER.  vol.  VII.  No.  25. 
Juli].  —  11)  Das  India-Museum.  [Oeeterr.  MonatsschT.  f.  d.  Orient  V,  200.  1,  15.  Nov.  1879] 
w»  der  „Times."  —  The  lndia  Museum.  [Ath.  7.  Feb.,  S.  187].  —  The  newly-arrangod  lndia 
Mueam,  8outh  Kensington.  [IAnt.  X,  53—5,  Feb.  1881]  aus  der  „Timos,"  15.  Mai  1880.  — 
12)  The  industrial  arts  of  lndia.  Vol.  1.  2.  Lond.,  Chapman  s.  a.  XV,  168;  VIII.  176  S. 
a.  c  90  Taf.  9  s.  (South  Kensington  Museum  Art  Handbooks).  Rec.  v.  Jas.  S.  Cotton,  Ac. 
XYIU,  377.  8,  27.  Nov.;  Ath.  6.  Aug.  1881,  S.  182.  —  Unter  dem  Titel  The  industrial 
«ti  of  lndia  veröffentlicht  B.  einige  Joumalartikel ,  von  welchen  dor  eine  [Ath.  5.  Feb.  1881, 
8.  206.  7]  ober  die  Errichtung  eines  Museums  in  Gwalior,  der  Residenz  Scindia's  in  Central- 
iadien  handelt,  die  andern  [Times,  14.  Okt  1880  und  Ath.  12.  u.  19.  März  1881,  S.  372.  3, 
*02.  3]  2  kirtan«»,  Volksballaden  huh  Bombay,  die  don  Verfall  der  einheimischen  Handarbeit 
beklagen,  enthalten. 


I?30  L    J-  Klatt: 

Okt.  1881.  —  Die  indische  Industrie,  sowohl  die  kunstgewerbliche  als  die 
landwirtschaftliche,  wird  auch  in  dem  Buche  einer  Dame  A.  G.  F.  Eliot 
James,1)  mit' Glück,  den  Recensionen  nach  zu  urteilen,  behandelt.  —  Zu 
der  Waffensammlung  des  indischen  Museums  ist  ein  ebenfalls  illustrierter 
Katalog  von  W.  E gerton2)  erschienen.  Gustav  Oppert3)  sucht  nachzu- 
weisen, dafs  die  Hindus  die  Erfinder  des  Schiefspulvers  gewesen  sind,  und 
dafs  sie  das  vielleicht  noch  gröfsere  Verdienst  haben,  es  selten  gebraucht 
und  die  Kenntnis  der  Zubereitung  als  Geheimnis  bewahrt  zu  haben.  Er 
erschliefst  dies  aus  zwei  von  ihm  für  uralt  gehaltenen  Texten,  der  Niti- 
prakä&kä  und  der  Öukraniti,  von  welcher  letzteren  er  Text  und  Übersetzung 
des  7.  Kapitels  des  4.  Buches  mitteilt.  Dagegen  erklärt  Weber  die  &ukra- 
niti,  welche  in  einem  indischen  Druck*)  vorliegt,  für  ein  modernes  Werk, 
etwa  aus  der  Zeit  Akbars. 

Über  die  Gesundheitspflege  im  alten  Indien  stellt  ein  Arzt  C.  A. 
Gordon5)  seine  Notizen  zusammen,  die  er  aus  Manu,  Mahäbhärata,  Ramä- 
jana,  den  Reisebeschreibungen  Fa-Hians  und  Hiuen-Thsangs,  Tscharaka, 
Susruta  u.  s.  w.,  aber  nicht  nach  den  Originalen,  sondern  nach  englischen 
Werken  gesammelt  hat.  Über  den  Handel  im  alten  Indien  schreibt 
Birdwood.  6) 

In  Cantors7)  Geschichte  der  Mathematik  erhellt  schon  aus  der 
Reihenfolge  der  Kapitel,  dafs  er  die  Inder  in  der  Mathematik  für  Schüler 
der  Griechen  ansieht  Die  gröfste  Begabung  hätten  die  Inder  für  die  Arith- 
metik gehabt  und  besonders  in  der  Algebra  ihre  Lehrmeister,  die  Griechen, 
weit  überholt 

Aug.  Müller8)  kommt  in  seiner  Abhandlung  über  die  Geschichte  der 
indischen  Medizin  zu  wesentlich  andern  Resultaten,  als  Haas  (ZDMG.  XXX). 
Insbesondere  widerlegt  er  des  letzteren  Annahme,  dafs  der  Susruta  modernsten 
Ursprungs  sei,  da  Schanäks  Buch  über  die  Gifte  unverkennbare  Spuren  der 
Benutzung  eines  Kapitels  des  Susruta  enthalte,  dessen  Vorhandensein  gegen 
das  Jahr  910  n.  Chr.  damit  erwiesen  sei.  Das  12.  Buch  der  cUjün  des  Ibn 
Abi  Usaibica  „über  die  Klassen  der  Ärzte,  welche  aus  Indien  gewesen  sinda 
wird  in  Text  und  Übers,  mitgeteilt 

In  Bezug  auf  das  Goldland  Ofir  gelangt  der  National  Ökonom  Ad. 
Soetbe.er,9)  nachdem  er  die  früheren  Ausichten,  welche  Ofir  auf  der  Halb- 


1)  Indian  industriell.  Lond.,  Allen.  VIII.  376  S.  9  b.  Roc.  Ac.  XV III,  61,  24.  Juli; 
Alh.  31.  Juli,  8.  148.  9;  Österr.  Monatsschr.  f.  d.  Orient  VI,  188,  15.  Nov.  —  2)  An  illu- 
strated  handbook  of  Indian  arms.  Being  a  classified  and  descriptivo  eatalogue  of  the  arms  ex- 
hibitod  at  the  India  Museum.  With  an  introduetory  sketch  of  the  military  history  of  India. 
With  a  map,  15  plates,  and  numerous  illustr.  Lond.,  Trübner.  gr.  8°.  VII.  192  S.  2  s.  6  d. 
Hec.  Ath.  11.  Sept,  S.  342.  3.  —  3)  On  the  weapons,  army  Organisation,  and  political 
maxims  of  the  ancient  Hindus,  with  special  reference  to  gunpowder  and  firearms.  [MJ.  for 
1879,  ersch.  1880,  S.  167 — 310].  Auch  sep.  Madras,  Higginbothani ;  Lond.,  Trübner  \i. 
162  S.  7  s.  6  d.  Rec.  Ac.  XVIII,  262—3,  9.  Okt.;  t.  A.  Weber,  DL  1,  432,  11,  C3.  — 
4)  Sri  Sukraniti  (prakrit-samaHlokf  saha);  or  a  systeni  of  king-craft,  attributed  to  the  ancient  sage 
Sukra,  Sansk.  w.  a  Marathi  transl.  Alibag,  Satya  Sadau  Press  1879.  2.  ed.  320 S.  Rs.  3.  —  5)  On 
Hygiene  in  Ancient  India.  [MJ.  for  1879,  S.  1  —  35].  —  6)  L'lndo  anglaise  et  son  commerce  dans 
l'antiquitä.  [Kov.  geogr.  intorn.  n.  59  f.]  —  7)  Vorlesungen  über  Geschichte  der  Mathematik, 
1.  Von  den  ältesten  Zeiten  bis  z.  J.  1200  n.  Chr.  Lpz.,  Teulmer,  gr.  8°.  VUI.  804  8.  u. 
1  Taf.  Enth.  die  Kap.  Ägypter,  Babylonier,  Griechen,  Körner,  Inder  (S.  505 — 62),  Chinesen, 
Araber,  Klostergelehrsamkeit  des  Mittelalters.  —  8)  Arabische  Quellen  zur  Geschichte  der  in- 
dischen Medizin.  [ZDMG.  XXXLV,  465—556].  —  <>)  Das  Goldland  Ofir.  [Vierteljahrschr.  f. 
Volkswirthsch.,  Politik  u.  Kulturgcsch.  J.  XV11,  Bd.  IV,  104 — 69].  Auch  sep.  Verl.,  Herbig, 
gr.  8°.     68  S.      Rec.  v.  H.  Schultz,  ThL.   VI,  49—52;  Ac.  XIX,  431. 


Indien.  1,31 

insel  Malacca,  an  den  Mündungen  des  Indus,  an  der  Ostküste  von  Südafrika 
suchen,  kritisiert,  zu  dem  Ergebnis,  dai's  es  vieiraehr  in  Arabien,  und  zwar 
an  der  Westküste,  Ägypten  gegenüber,  liege;  damit  hört  die  Ofirfahrt  auf, 
ein  für  die  Geschichte  der  Schifffahrt  epochemachendes  Ereignis  zu  sein. 
Unter  der  Voraussetzung,  dafs  Ofir  in  Indien  zu  suchen  sei,  wurde  das  Wort 
thukiim,  welches  in  der  Stelle  über  die  Ofirfahrt  im  Buch  der  Könige  vor- 
kommt, aus  dem  Tamil- Worte  togei  erklärt;  hierüber  handelt  J.  Vinson.  *) 
Nach  E.  L6v&ques8)  Meinung  ist  fast  die  ganze  griechische  Litteratur 
in  ihren  Ideen  Nachahmung  der  sanskritischen.  Das  Buch  wird  übrigens  als 
ein  fleifsiges  gelobt. 

Schliefslich  erwähnen  wir  noch  eine  Mitteilung  über  einen  brahmanischen 
Tempel  in  Rufsland  3)  und  eine  andere  über  die  Ähnlichkeit  zwischen  indischen 
und  schwedischen  prähistorischen  Denkmälern.4) 

Zur  Specialgescbichte  der  einzelnen  Provinzen  übergehend 
beginnen  wir  an  der  Nordpstgrenze. 

Über  einige  Bergstämme  zwischen  dem  Brahmaputra  und  Ningthi-Flufs, 
deren  Existenz  erst  seit  wenigen  Jahren  bekannt  geworden  ist,  handelt 
G.  H.  Damant6)  (t  14.  Okt.  1879,  s.  JRAS.  N.  S.  XII,  Ann.  Rep. 
p.  III — V).  S.  E.  Peal6)  giebt  eine  Liste  von  namentlich  hinterindischen 
Flufsnamen,  in  denen  das  Wort  di  oder  ti,  welches  Wasser  bedeutet,  vor- 
kommt. Über  prähistorische  Gerätschaften  aus  den  Ehasi-Hügeln  und  andern 
Gegenden  Indiens  handelt  J.  Cockburn,7)  W.  Ayerst8)  über  Religion  und 
Gebräuche  der  Garos,  ein  Hindu9)  beschreibt  die  Bevölkerung  von  Sylhet. 
ßajendrahila10)  publiziert  2  Sckenkungsurkunden  aus  Sylhet,  geschrieben 
in  einer  Mischung  von  Eutila-  und  Bengali-Schrift,  welche  die  Namen  von 
5  Königen  aus  dem  Mondgeschlechtc  enthalten;  das  Datum  der  einen  ist  nach 
B.'s  Lesung  das  Jahr  4328  (1245  n.  Chr.).  Derselbe11)  handelt  über  Münzen 
aas  Arakan,  datiert  755,  903  n.  Chr.  u.  s.  w. 

Von  Rajendraldlas12)  schönem  Prachtwerk  über  Orissa  liegt  der  zweite 
Bind  vor,  enth.  die  Altertümer  von  Khandagiri,  Bhuvanesvara,  Pari,  Konurak, 
Yajipur  und  Cuttack.  Von  Shoshee  Chunder  Dutt13)  ist  ein  gröfseres 
Werk   erschienen,   dessen    zweiter    Band   die    Geschichte  Bengalens   enthält. 


1)  Sur  l'origine  dn  mot  thuki-im  (paons)  de  la  bible.  [A  Hovelacquo  etc.,  M61.  do  ling.  et 
dtnthrop.  S.  50—9].  Aus  der  Rev.  de  ling.  IV,  1873,  S.  120—8.  -  2)  Les  mythes  et  lcs 
Inende«  de  rinde  et  la  Ferse  dans  Ariatophane,  Piaton,  Aristote,  Virgile,  Ovide,  Tite-Live, 
Öate,  fioccace,  Arioste,  Rabelais,  Perrault,  La  Fontaine.  Par.,  Belin.  V1I1.  608  S.  fr.  7.50. 
Bec  t.  J.  Darmcsteter,  RC.  N.  S.  XI,  141—7,  21.  Feb.  1881.  —  3)  A  Hindoo  Shrine 
ot  the  Catpian.  [lAnt.  IX,  109—11,  Apr.]  „Frora  Midnight  Marches  through  Porsia.  By 
H.  Balantine  of  Bombay,  Boston  1879,  pp.  229  —  238."  —  4)  H.  Rivett-Carnae, 
Memorandum,  giring  extracts  from  a  lctter  from  Chevalier  Hans  Hildebrandt,  regarding  the 
reaemblance  between  the  Swedish  Romaine  and  the  Indian  Prehistoric  Tumuli  and  Markings. 
[PASB.  89 — 91,  Mai].  —  5)  Notes  on  the  locality  and  population  of  the  tribes  dwolling  between 
tae  Brahmapatra  and  Ningthi  Rivers.  [JRAS.  N.  S.  XII,  228—58,  Apr.]  —  6)  A  peculiarity 
of  the  rirer  names  in  Asam  and  somo  of  the  adjoining  countries.  [JASB.  XLV1I1.  Part  1, 
258 — 70,  1879].  —  7)  Notes  on  stono  imploments  from  the  Khasi  hüls,  and  the  Banda  and 
Veüore  districta.  [ib.  Part  11,  133  -43,  w.  3  plates,  1879].  —  8)  Tho  GaroH.  [lAnt.  IX, 
103— G,  Apr.]  „From  a  paper  on  „The  North -east  frontier  considerod  as  a  nÜHsion  tield,"  in 
The  lsdian  Christian   Intelligencer,  vol.  II.  (Dez.  1878),    pp.  3G5  — 377."  *>)  Sambhu 

Chandra  De,  Sylhet;  what  1  have  seen  and  heard  of  it.  Calcutta,  G.  P.  Ruya.  113  S. 
12#.  12  a.  —  10)  On  two  copper-plate  inscriptions  found  in  Sylhet.  [PASB.  141  —  53  u. 
*  Tal,  Aug.]  —  11)  Note  on  Arakan  coins.  [ib.  53—4,  März].  —  12)  The  Antiquities  of 
Ori**a,  11.  Caleutta,  Baptist  Minsion  Prcw.  fol.  178  S.  u.  Gl  Tat.  Rs.  35,  Trübiier:  £  4.  4  s. 
'Vol.  I,  1875.)  Reo.  v.  Will.  Simpson,  Ac.  XX,  75—7,  23.  .Juli  1881.  —  U\)  Showhee 
Thunder    Dutt,     Historie  al    studies    and    recreations.    1.    The    world's    history   retold  .  .  . 


1,32  1.     J-  Kl»tt: 

G.  H.  Damant1)  und  G.  D.  Bysack*)  teilen  bengalische  Volkssagen  mit. 
G.  A.  Grierson 3)  handelt  über  einen  Brauch  bei  der  Naraengebung  in  Bengalen. 
Ferner  erwähnen  wir  Abhandlungen  von  A.  Campbell  Pachamba4)  und 
M.  N.  Böse6)  über  bengalische  Volksstämme. 

Die  Geschiche  von  Nepal  wird  durch  2  gröfsere  Beiträge  bereichert. 
Das  schön  ausgestattete  Werk  von  H.  A.  Oldfield,6)  welcher  Arzt  bei  der 
britischen  % Residentschaft  in  Kätmändu  war  und  das  Vertrauen  Sir  Jang 
Bahadurs  genofs,  hat  seinen  Schwerpunkt  in  den  Schilderungen  des  gegen- 
wärtigen Lebens  und  Beschreibungen  der  hauptsächlichsten  Städte  und  ihrer 
buddhistischen  und  Hindu-Tempel,  während  die  Geschichte  Nepals  und  des  Bud- 
dhismus minderwertig  sind.  Dagegen  ist  die  durch  Bhagvänläl  Indraji  und 
G.  Bühl  er7)  gemeinschaftlich  bewirkte  Publikation  von  23  nepalesischen 
Inschriften  für  die  Chronologie  der  nepales.  Herrscher  hochwichtig.  Die  In- 
schriften sind  datiert  samvat  386—535,  Öriharscha  sainvat  34 — 153,  Nepala 
s.  533 — 843  u.  Vikrama  s.  1878.  Die  versprochene  Erklärung  der  Örihar- 
scha-samvat-Aera  ist  nicht  darin,  also  wohl  eine  Fortsetzung  zu  erwarten? 

Buddhistische  Münzen,  welche  in  den  Nordwestprovinzen,  bei  der 
alten  Hauptstadt  der  nördlichen  Pantscbäla  gefunden  worden  sind  und  von 
A.  C.  Carllcyle8)  beschrieben  werden,  geben  einige  neue  Namen,  wie 
Bhadraghosa,  Nachfolger  des  Puschpamitra  (178  v.  Chr.  nach  Carlleyle)  u.  s.  w. 
Diesem  Fürstengeschlecht  gehörte  Agnimitra,  der  Held  des  Dramas  Mäla- 
vikägnimitra,  an,  welcher  durch  11  Münzen  vertreten  ist  26  Münzen  der- 
selben Dynastie  werden  von  H.  Rivett-Carnac9)  beschrieben  und  abge- 
bildet. F.  S.  Growse10)  publiziert  2  Inschriften  aus  Bulandschahr  (N.  W. 
Prov.),  deren  eine  das  Datum  samvat  1180  (1123  n.  Chr.)  trägt,  V.  A. 
Smith  und  F.  C.  Black11)  mehrere  Inschriften  aus  dem  Distrikt  Hamirpur, 
datiert  s.  1011,  1166,  1215  etc.,  von  dem  ersteren1*)  ist  auch  eine  besondere 
Schrift  über  den  Distrikt  Hamirpur  erschienen.  Eine  persische  Inschrift  über 
den  Bau  einer  Moschee  i.  J.  786  H.  (1384  n.  Chr.)  unter  Firüs  Schah  wird 
von  H.  S.  Jarrett18)  veröffentlicht,  Rivett-Carnac u)  handelt  über  ver- 
schiedene Altertümer  in  Kanauj  (Distrikt  Farrukhabad; ,  besonders  aus  den 
Ruinen  des  Palastes  des  Adschajapala,  Altertümer,  die  von  Dschainas,  Bud- 
dhisten, Hindus  und  Muhammedanern  herrühren. 


II.  Bengal:  an  aecount  of  the  country  from  the  ear liest  tiraos  —  tho  great  war«  of  India  — 
tho  ruina  of  tho  old  world  read  as  milestones  of  civilisation.  Lond.,  Trübner  1870.  VI11. 
461),  VIII.  588  S.  £  1.  12  s.  —  1)  Bengali  folklore  legend«  from  Dinagepore.  [lAnt.  IX, 
1 — 8,  Jan.]  —  2)  Folklore  scrapa  from  Birhhum,  Bengal.  [ib.  79.  80,  März).  —  3)  Proper 
namea.  fib.  141,  Mai.  229,  Sept.J  Cl*.  ib.  VIII,  321,  Nov.  1879.  —  4)  The  Santals.  [1ER. 
Vll,  No.  25,  Juli].  —  5)  Among  the  Chandals  of  Gopalgunge.  [ib.].  —  (>)  Sketche»  from 
Nipal,  hiatorical  and  deacriptive,  —  to  which  is  added  an  essay  on  Nipalese  Buddhism,  and 
illufltrations  of  religious  monuments,  architecture,  and  peenery.  Vol.  1.  2.  Lond.,  Allon.  VIII. 
418  S.  u.  7  Taf.;  364  S.  u.  11  Taf.  36  a.  Rec.  Ath.  11.  Juni  1881,  S.  776;  v.  J.  S. 
Cotton,  Ac.  XX,  231.  5,  24.  Sept.  1881.  —  7)  InacriptionB  from  Nepal.  [lAnt.  IX,  163 
94  u.  16  Taf.,  Juni — Aug.]  ■—  8)  Coins  of  the  Sunga  or  Mitra  Dynasty,  —  the  propertv  of 
11.  Rivott-Carnae.  [JASB.  XL1X.  Part  1,  21—8  u.  1  Taf.]  Vgl.  PASB.  7—10.  43.  92,  Jan., 
Feh.,  Mai.  —  9)  Memorandum  on  coins  of  the  Sunga  Dynasty.  (With  3  pl.)  [JASB.  XL1X. 
P.  1,  87 — 90].  —  10)  Bulandfihuhr  antiquitics.  With  a  note  by  Rajendralila  Mitra.  [ib. 
XLV111.  P.  1,  270 — 6.  1879,  w.  3  plates].  —  11)  Observation«  on  some  Chandel  antiquitics. 
[ib.  XLV111.  P.  I,  285—96.  1879,  w.  6  pl.]  —  12)  A  brief  aecount  of  the  early  history,  anti- 
quitiOB,  et  of  tho  Hamirpur  District.  Allahahad.  —  ltf)  Nolo  on  an  inscription  on  an  ancient 
Mof*que  in  Kob  Iiu'ini,  Zillah  AUahabad,  sent  by  A.  M.  Markham.  | l*ASI5.  72  —  ;j,  Apr  | 
14)  Arebaeologicul  notes  on  a  march  botween  Cawnpore  and  Mainpuvi,  N.  VV.  Prov.,  iluring 
the    lamphig    Heaaon    of   1879.      [lAnt.    VI  LI,     100—4,    Apr.    1879]. 


Indien.  1,33 

Volkssagen  aus  dem  Pandschab  hat  Mrs.  F.  A.  Steel1)  zu  sammeln 
begonnen.  C.  J.  Rodgers8)  veröffentlicht  Münzen  der  Radschahs  von  Kängra, 
?on  Samantadeva  an  bis  Triloka  (1610),  derselbe3)  und  C.  R.  Stülp nagel4) 
Münzen  der  Pathän  Könige  von  Delhi  als  Nachtrag  zu  Thomas'  bekanntem 
Werke.  Ein  Hindu6)  identificiert  Upello  in  der  Nähe  von  Delhi  mit  dem 
im  Mahabhärata  vorkommenden  Upaplava.  Von  sonstigen  Schriften  nennen 
wir  eine  Gudscherati-Bearbeitung  des  historischen  Gedichtes  Prithiradscha 
Rasao.  6) 

Kasmirs  einheimisches  Geschichtswerk,  die  Radschatarangini  hat  eine 
neue  Obersetzung  erfahren,7)  und  zwar  liegt  von  derselben  der  erste  Buch 
1—7  enthaltende  Band  vor.  Das  Buch  wird  beurteilt  als  ein  „für  das 
grofce  Publikum  bestimmtes,  daher  von  allem  wissenschaftlichen  iBeiwerk, 
sogar  von  Benutzung  der  neueren  Forschungen  Bühlers  abstrahrerendesu 
(Weber).  Die  CR.  bringt  eine  Inhaltsangabe  des  Buches.8)  Rodge  s9)  ver- 
öffentlicht Münzen  der  alten  Könige  Kasmirs  von  Avantivarman,  875  n.  Chr., 
bis  Dschagaddeva,  1153,  dgl. 10)  der  Sultane  Kasmirs  von  Sikandar  Schah, 
1396,  bis  zur  Annexion  Kas*mirs  durch  Akbar,  1588.  Jarrett11)  schreibt 
über  eine  persische  Inschrift  aus  den  Ruinen  einer  Moschee  auf  der  Insel 
Lanka  in  Ka^mir,  datiert  847  H.  (1443/4). 

Über  die  Stämme  der  äufsersten  Nordwestgrenze  Britisch-Indiens 
handelt  das  oben  S.  1  erwähnte  und,  wie  es  scheint,  wertvolle  Werk  von 
J.  Biddulph,12)  das  nach  Roths  Urteil  „wie  ein  Licht  in  die  Finsternis  f&lltf' 
(ZDMG.  XXXV,  685).  Die  im  Anhang  beigegebenen  Vokabularien  der  wenig 
bekannten  Sprachen  des  Hindukusch  werden  der  Sprachwissenschaft  besonders 
willkommen  sein.  Wesentlich  sprachliches  Interesse  scheint  auch  die  erste 
Abteilung  von  G.  W.  Leitners  13)  Kafiristan  zu  haben.  Über  die  Stämme 
Afghanistans  handelt  II.  W.  Bellcw. l4) 

Zur  Geschichte  von  Rädschputäna  erwähnen  wir  den  Schlufs  der 
2.  Ausgabe16)  und  den  Anfang  einer  bengal.  Übersetzung16)  von  J.  Tods 
berühmtem    Werke,    ferner    ein    aus    orientalischen    und    englischen   Quellen 


1)  Folklore  in  the  Panjab,  with  notes  by  R.  C.  Tomple.  [lAnt  IX,  205—10.  280—2. 
302—4.  Sept.,  Nov.,  De».]  —  2)  Tho  coins  of  the  Maharajahs  of  Kangra.  [JASB.  XL1X. 
P.  I,  10 — 15,  w.  a  plate].  —  3)  Coins  supplementary  to  Thomas'  „Chroniclos  of  tho  Pathhan 
kinj»  of  Delhi."  [ib.  81—6.  207—12,  w.  4  piatos].  —  4)  Coins  of  Ghiaa-ud-din  and  Mu'az- 
ad-din  bin  Sara,  [ib.  28 — 32,  w.  a  plate].  —  5)  Riahikesh  Bhattacharya,  On  the  identity 
of  the  place  Upello  near  Dolhi  with  Upaplava,  mentionod  in  tho  Mahabhärata.  (Abstract) 
[PASB.  157.  8,  Aug.]  —  6)  Atmar&m  Kenhavji  Dvivodi,  Prithiraj  Chahuan,  tho  last  Rajput 
tilg  of  Delhi  Bombay,  Nirnaya  Sogar  Press  1878.  136  S.  12°.  Re.  1.  8  a.  (Gujarati). 
—  7)  Kings  of  Kaahmira:  being  a  translation  of  tho  Sanskrita  work  Rajataranggini  of  Kahlana 
Padita.  By  Jogesh  Chundor  Dutt.  Calcutta,  J.  C.  Boso;  Lond.,  Trübner  1879.  12°. 
V.  303.  XX11I.  S.  Rs.  2.  Rec.  Ac.  XV1L1,  123,  14.  Aug.;  von  A.  Weber,  DL.  I,  113, 
16.  Okt;  t.  M.  Benfey,  Mag.  f.  d.  Lit.  d.  Ausl.  XCVI1I,  592.  3,  16.  Okt;  lAnt.  IX,  264, 
Okt  —  8)  LXXi,  1  —  25,  Juli.  —  9)  The  copper  coins  of  the  old  Maharajas  of  Kashmir. 
|JASB.  XLV11I,  P.  1.  277—81,  1879,  w.  2  platesj.  —  10)  Tho  copper  (»ins  of  tho  Sultans 
of  Kashmir.  [ib.  282  —  5,  w.  1  pl.]  —  11)  Note  on  an  inscription  found  upon  a  stono  lying 
*ttr  the  ruina  of  a  Masjid  on  Lanka  Island,  Wular  Lako,  Kashmir.  [ib.  XL1X.  P.  I,  16  -20]. 
Vgl.  PASB.  54—5,  März.  —  12)  Tril>es  of  tho  Hindoo  Koosh.  Calcutta,  Office  Superint. 
Gor.  Prini;  Lond.,  Trübner.  VI.  164.  CLXIX  S.  15  s.  Vgl.  lAnt.  229,  Sept.;  Ath.  23.  Apr. 
1*81,  8.  553  4.  —  13)  Kafiristan.  Soction  l.  Tho  Bashgeli  Kafirs  and  their  language. 
(Reprnted  Crom  the  Journal  of  tho  United  Service  Institution  of  India.  [No.  43.  June  1880]). 
Ukorc,  Albert  Preiw.  50  S.,  3  Taf.  u.  2  Kart.  Rec.  CR.  No.  CXL1L  vol.  LXXI.  p.  XVII— 
XIX,  Okt  14)  The  racea  of  Afghanistan.  Calc,  Thackor.  124  S.  R«.  3.  8  a.  -  15)  An- 
wl*  and  antiqnitiea  of  Rajasthdn.  2.  od.  Vol.  11.  Calc,  Harimohan  Mukhcrji  1879.  4°.  — 
18)  Item,  transl.  into  Bong,  by  Durga  Charan  Banerji.     P.  1.  2.    Calc.  zu  48  S.  zu  4  a. 

Historische  Jahresberichte.    18S0.    I.  '\ 


1,34  i-  J-  xutt 

compiliertes  Bach  in  Urdu-Sprache.1)  —  Mandu,  die  alte,  jetzt  in  Rain 
liegende  Hauptstadt  von  Malwa,  hat  ebenfalls  ihren  Geschichtsschreil 
gefanden.  *) 

Unter  den  20  Inschriften  (No.  LXI— LXXX),  welche  J.  F.  Fleet8) 
Fortsetzung  seiner  früheren  Publikationen  (s.  Jahresber.  II,  1,  24  n.  1)  herai 
gegeben  hat,  nennen  wir  besonders  No.  LXXI,  eine  Sinda-Insckrift  aas  d 
Zeit  des  Tsch&manda  oder  Tschävunda  II,  datiert  94.  Jahr  der  Tschäluk 
Vikr.-Aera  (1169/70  n.  Chr.),  No.  LXXHI,  eine  Pallava-Inschrift,  nach  Fl< 
aus  dem  6.  Jh.  n.  Chr.,  No.  LXXVH  u.  LXXVIII,  2  Inschriften  des  Vidscl 
jäditja  (West-Tschäiukja),  datiert  Saka  622  u.  627  (700/1  u.  705/6  n.  Chi 
Fleet  handelt  ferner  über  Tagiri  (eig.  Etagiri),  die  Residenz  des  Eon: 
Yikramäditja  VI.  *)  und  über  das  Wort  saipvat, ß)  welches  zwar  in  der  Rej 
zur  Bezeichnung  der  Yikrama-Acra  dient,  aber,  da  es  eine  Abkürzung  ( 
Wortes  sanivatsara  (Jahr)  ist,  auch  bei  Daten  anderer  Aeren  vorkomm 
kann.  J.  Fergusson6)  handelt  über  die  3  wichtigsten  indischen  Aer< 
Bühl  er7)  publicicrt  eine  Inschrift  des  Öiläditja  I,  datiert  saipvat  260,  Tho 
Foulkes8)  eine  Inschrift  der  Tschola-Dynastie ,  K.  T.  Telang9)  eine  ( 
Silära-  (einer  den  Tschälukjas  untertänigen  Localdynastie),  datiert  saka  10 
(1094  n.  Chr.).  Über  2  örtlichkeiten  in  der  Nähe  von  Baroda  hand 
E.  B.  Eastwick, 10)  W.  Kincaid  »)  über  die  wilden  Bhils  im  Vindhja-Gebir 
Eine  Geschichte  des  Staates  Bhävnagar  (Kdthiäväd)  ist  in  Gudscherati-Sprac 
abgefafet.1*) 

Einen  numismatischen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Ändhra-Dynastie 
Südindien  liefert  E.  Thomas,13)  G.  G.  Pearse14)  veröffentlicht  eine  Müi 
der  Vidschajanagar-Dynastie  v.  c.  1564  n.  Chr.,  ein  Hindu16)  eine  Liste  < 
Perumäls  (Fürsten),  die  in  Malajälam  (Malabar)  geherrscht  haben.  Das 
Mahäbhärata  erwähnte  Manipura  sucht  Oppert16)  in  Südindien.  Manchei 
historische  Bezüge  sind  auch  in  2  Handschriftenkatalogen  Opperts 17)  enthalt 
Unterirdische  Bauten  in  Mämandur  (Nord-Arcot),  die  im  Yolksmunde  den 


1)  Wakai*  Bajpütana,  or  a  history  of  the  Ajmere  and  Merewara  District,  and  the  Na' 
States  included  in  the  country  of  Bajpootana,  by  Babu  Ju&la  Sahäi.  3  vola.  Agra  1871 
9.  987,  1137  u.  883  S.  lith.  Trübner:  *  1.  10  s.  (Urdu).  —  2)  HUtory  of  Mandu, 
ancient  capital  of  Malva,  by  a  Bombay  Subaltern.  2.  ed.  Dhar  (printed  Bomb.,  Educ.  Sc 
Press).  127  S.  Bs.  3.  —  3)  Sanskrit  and  Old-Canarese  Inscriptions.  [lAnt  IX,  74—6  u.  1  Taf.,  Mi 
96—103  u.  2  Taf.,  Apr.;  123—35  u.  1  Taf.,  Mai;  293—6,  Des.]  —  4)  An  identification of  a  West 
Chälukya  capital.  [ib.  50 — 1,  Feb.]  —  5)  A  particular  use  of  the  wordsamvat  [ib.  V11I,  151  —2, '. 
1879].  —  6)  On  the  Saka,  Samvat,  and  Gupta  Bras.  A  Supplement  to  his  paper  on  Indian  Chro 
logy.  (JRAS.  N.  S.  XU,  259—85,  Apr.]  —  7)  Valabhi  grants.  No.  XV.  [lAnt.  IX,  237—! 
2  Taf.,  Okt]  S.  Jahresber.  I,  6  n.  2.  —  8)  Grant  of  Vtra-Chola.  [ib.  47—50  u.  1  T 
Feb.]  —  9)  A  new  Stl&ra  copper  plate  grant.  [ib.  33—46  u.  2  Tal,  Feb.]  —  10)  Chi 
panir  and  Pawagadh.  [ib.  221 — 4,  Sept.]  —  11)  On  the  Bheel  tribea  of  the  Vindhyan  rax 
[Journ.  Anthrop.  Institute  IX,  397—406].  —  12)  Gohilrajyano  Itihas,  or  the  history  of 
states  of  Gohilwad.  P.  1,  the  Bhämagar  state.  Sihor,  printed  Ahmedabad.  130  S.  1 
8  a.  (Gujarati).  —  13)  indhra  coins.  [lAnt  IX,  61—5,  Mar«].  —  14)  A  gold  Bama  Tu 
coin.  [PASB.  115—7,  Juli].  —  15)  The  Perumäls.  [lAnt.  IX,  77—9,  März].  „From  the. 
ministration  Report  of  Cochin  for  1875  —  76,  communicated  by  H.  H.  Bäma  Varmä 
—  16)  Identification  of  the  Manipura  of  the  Mahäbhärata  with  Manipura  or  ManalQru 
Madura  in  South  India  [MJ.  f.  1879,  ersch.  1880,  S.  311  —  8,  als  Appendix  au  dessel; 
On  the  weapons  . . .],  im  Sep.-Abdr.  S.  145 — 52.  —  17)  Index  to  sixty-two  Ms.  Volumes  dej>o«i 
in  the  Government  Oriental  Manuscripts  Library.  Madras,  Govt  Press  1878.  5.  XL VII 
erschienen  als  Anhang  zu  MJ.  for  1878.  —  Lists  of  Sanskrit  manuscripts  in  private  librai 
of  Southorn  india,  I,  Madras,  Govt  Press,  gr.  8°.  VU.  620  S.  *  1.  1  s.  Kec  BC.  N. 
X,  341,  1.  Nov. 


Indien.  I?35 

Ptndavas  zugeschrieben  werden,   rühren   einem  anonymen  Vf.1)   zufolge  von 
den  Dschainms  her.    Ein  wertvoller  Beitrag  zu  einem  geographischen  Wörter- 
buch ist  eine  Liste  von  Ortsnamen,  gesammelt  im  Distrikt  Tanjore  von  B.  R. 
Branfill. *)     Derselbe9)  beschreibt    ein    nm  1000  n.  Chr.  gegründetes,   in 
Süd- Arcot  befindliches  ^iva-Heiligtum ,  ferner  prähistorische  Grabdenkmäler.4) 
Über  prähistorische  Steinwerkzeuge  handelt  B.  B.  Foot6),    vorwiegend  vom 
naturwissenschaftlichen  Standpunkte.     Wir  erwähnen  ferner   eine  Geschichte 
?on  Masnlipatam 6)  in  Telinga-Sprache  und  eine  Notiz  von  W.  J.  Richards.7) 
Ober  Sitten  und  Gebräuche  der  Yedas,    eines  Volksstammes   in  Trovancore 
und  Cochin  handelt  F.  Jagor. 8)    Die  Frage,  ob  sie  mit  ihren  Namensvettern 
in  Ceylon  stammverwandt   seien,   bleibt   unentschieden.     Interessant   ist   die 
Zusammenstellung  der  Angaben  verschiedener  Autoren  über  diesen  Volksstamm 
und  der  Schreibweisen   des  Namens  Veda,    welche   ergiebt,   dafs   bei   den 
renommiertesten    Schriftstellern    direkt    sich    widersprechende    Angaben    und 
nicht  weniger  als  37  verschiedene  Schreibarten  des  Namens  Veda  vorkommen. 
Schliefslich  nennen  wir  noch  2  ethnographische  Aufsätze   über  die  Be- 
wohner der  Aiidamanen. 9) 


IL 
F.  Spiegel. 

Medien  und  Persien. 

Die  wichtigste  Entdeckung,  welche  wir  während  des  Jahres  1880  für 
die  alte  Geschichte  der  oben  genannten  Länder  zu  verzeichnen  haben,  betrifft 
die  Regierung  des  Cyrus,  also  das  Ende  des  medischen  und  den  Beginn  des 
penischen  Reiches.  Von  den  beiden  Inschriften,  welche  hier  in  Frage  kommen, 
ist  die  eine  von  H.  Rawlinson10)  veröffentlicht  worden,  sie  steht  auf  einem 
Cyfinder  eingegraben  und  enthält  45  lange  Zeilen  in  sehr  kleiner  Schrift,  sie 
ist  aber  nicht  überall  mehr  lesbar.  Diese  neu  entdeckte  Inschrift  bespricht 
die  Einnahme  Babylons  durch  Cyrus  und  zeigt  uns,  dafs  die  Erzählung 
Herodots   über   dieses   Ereignis    in    das  Gebiet   der  Sage  gehört,   dafs  die 


1)  Antiqaities  of  MÄmandür  in  the  North  Arcot  District  by  M.  C.  S.  JMJ.  f.  1879. 
8.  36—42  u.  1  Tat],  —  2)  On  the  names  of  place»  in  Tanjore.  [ib.  S.  43—92].  —  3)  The 
foBpi-kopjAparam  Saira  Temple.  [lAnt  IX,  117 — 20,  Mai].  —  Description  of  the  Great 
Äu  Temple  of  Gmngai  Kondapuram  and  of  some  other  places  in  the  Trichinopoli  District. 
fJASB.  XLIX.  P.  I,  1— 7,  w.  a  plate].  —  4)  Rade  megmlithic  monuments  in  North  Arcot. 
[ib.  S— 10,  w.  a  plate].  —  5)  Notes  on  the  occurrence  of  stone  implements  in  the  Coast 
>,  South   of  Madras...   [Geolog.  Mag.   N.  S.   Decade  II.   Vol.  VII,  542—6,  Dez.]  — 

6)  M.  Sarangapani,  History  of  Masnlipatam.     Masulipatam  1879.     114  S.     8  a.    (Telugu). 

7)  Kotes  on  the  Tanrja  Pulayans  of  Trarankore.  [lAnt  IX,  120,  Mai].  —  8)  Die  Veda's. 
[Zbckr.  f.  Ethnol.  1879.  Yerhandl.  166—76].  —  9)  P.-A.  de  Roepstorff,  Les  lies  An- 
fanan  (et  lern»  habitants).  [Rev.  scientif.  2.  8er.  XV11I,  632—9,  3.  Jan.]  —  E.  S.  Brander, 
fe&arks  on  the  atarigines  of  the  Andaroan  islands.  [Proc  R.  Soc.  of  Edinb.  X,  415 — 24 
■•  1  Tat]  —  10)  Notes  on  a  newly  discorered  clay  cylinder  of  Cyrus  the  Great.  Im 
Journal  of  the  U.  Asiatic  Society  of  Gr.  Britain  and  Ireland.     Vol.   12,  70—97. 


1,36  F.  Spiegel: 

Armee  des  Cyrus  vielmehr  ohne  Widerstand  zu  finden  vor  Babylon  ankam 
nnd  die  Stadt  ohne  grofse  Mühe  genommen  wurde.  Die  Inschrift  ist  in 
babylonischer  Sprache  geschrieben  und  wahrscheinlich  im  eigenen  Auftrage 
des  Cyrus  verfafst  und  in  einem  Tempel  niedergelegt  worden;  wichtig  ist, 
dafe  aus  derselben  hervorgeht,  dafs  Cyrus  in  der  fünften  Generation  von 
Achämenes  abstammt  und  dafs  er  und  seine  Vorfahren  Könige  von  Ansan 
genannt  werden.  Die  Stadt  Ansan  sucht  Rawlinson  in  Susiana  in  der  Gegend 
von  Ram  Hormuz  oder  Mal-Amir.  Mit  derselben  Inschrift,  aber  von  einem 
andern  Gesichtspunkte  aus,  beschäftigt  sich  auch  eine  Abhandlung  G.  Raw- 
linson s,  des  bekannten  Historikers, *)  der  mit  ihrer  Hülfe  der  Über- 
schätzung des  Cyrus  entgegentritt,  welche  in  ihm  einen  Bilderstürmer  und 
Monotheisten  sehen  will,  während  er  bestrebt  war,  die  Religionen  der  unter- 
worfenen Völker  zu  schonen  und  ihre  Götter  mit  der  neuen  Lage  der  Dinge 
zu  versöhnen.  Dagegen  will  Sayce2)  auf  Grund  dieser  Inschrift  in  Kyros 
nicht  blofs  einen  Anhänger  der  babylonischen  Religion  sehen,  sondern  ihm 
sogar  die  Zugehörigkeit  zur  arischen  Nationalität  abstreiten.  Auch  der  Sturz 
des  medischen  Reiches  ist  durch  eine  zweite  babylonische  Urkunde  in  ein 
neues  Licht  gerückt  worden,  ehe  wir  jedoch  von  dieser  sprechen,  müssen 
wir  noch  eine  Abhandlung  Büdiugcrs3)  erwähnen,  welche  den  Untergang 
des  medischen  Reiches  bespricht  und  die  veröffentlicht  wurde,  ehe  die  neue 
Quelle  bekannt  geworden  war.  Sie  enthält  eine  Aufzählung  und  Kritik  der 
früher  bekannten  Äufserungen  über  den  Fall  des  medischen  Reiches  und 
kommt  aus  ihnen  zu  dem  Schlüsse,  dafs  bei  der  Besitznahme  des  Reiches 
durch  Kyros  den  Medern  die  Gleichberechtigung  mit  den  Persern  gewahrt 
wurde,  und  dafs  überhaupt  die  Übertragung  der  Herrschaft  mehr  durch  fried- 
liche Übereinkunft  als  durch  Kampf  erfolgte.  Diese  Ansicht  erhält  eine 
neue  Bestätigung  durch  eine  eben  aufgefundene  Inschrift,  die  kein  geringeres 
Gewicht  hat  als  die  oben  besprochene,  dieselbe  enthält  ein  Bruchstück  der 
Annalcn  des  Nabonedus,  des  letzten  Königs  von  Babylon,  sie  steht  auf  einem 
an  der  Sonne  getrockneten  Backsteine  von  4  Zoll  Höhe  und  3  Zoll  Breite, 
auf  der  Vorder-  und  Rückseite  stehen  Doppelkolumnen  mit  mindestens  28 
Zeilen,  welche  annalistische  Notizen  enthalten.  In  diesem  von  Pinchcs4) 
veröffentlichten  Denkmale  findet  sich  auch  die  Notiz,  dafs  Astyages  (in  der 
Inschrift  Istuvegu  genannt)  gegen  Kyros  zog,  dafs  aber  Istuvegus  Armee  sich 
empörte,  ihn  gefangen  nahm  und  dem  Kyros  überlieferte.  Diese  Annalcn 
erzählen  auch  die  Einnahme  von  Babylon  durch  die  Perser,  bei  welcher  Ge- 
legenheit Gobryas  thätig  war,  wie  dies  auch  die  Kyropädie  mitteilt.  G. 
Rawlinson6)  hält  diese  Inschrift  für  ein  Bruchstück  der  Annalcn  des  Cyrus, 
nicht  des  Nabonedus,  was  für  die  Datierung  von  Wichtigkeit  ist.  —  Über 
die  Nationalität  spricht  eine  zusammenstellende  Abhandlung  Spiegels6)  im 
Anschlüsse  an  die  im  vorigen  Jahre  erwähnten  Forschungen  Opperts  über 
diesen  Gegenstand. 

Auf  einem  nahe  verwandten  Gebiete,  der  Erklärung  des  Avesta,  herrscht 


1)  The  character  and  writings  of  Cyrus  the  Qreat.  Contoraporary  Review,  p.  86 — 98. 
—  2)  Conquest  of  Media  and  Babylon  by  Cyrus.  Acadomy,  XVII,  198.  —  Uwe  of  the 
Persian  empire.  Ibid.  XVIII,  276  f.  —  Auch  L.  Halovy  (Cyrus  et  le  Retour  de  l'Exil, 
Sitzung  der  Ac.  dos  lnscr.  et  B.  Lettre» ,  25.  Juni)  sieht  Cyrus  als  Moder  an.  —  &)  I>er 
Ausgang  des  medischen  Reiches,  eine  Quellenuntersuchung.  Wien.  Vgl.  Sitzungsberichte  der 
phil.-hist.  Klasse  der  Akad.  der  Wisaenseh.  Bd.  XCVI,  477—504.  —  4)  Fragment  of  the 
Annale  of  Nabonidus.  Transactions  of  the  Soc.  of  Bibl.  Archaool.  VIT,  1  f.  —  5)  Capture 
of  Eebatana,   Athenaeum  1880,   I,   215.    —   6)  Ausland  No.  26.  27. 


Medien  und  Persien.  J  37 

rege  Thätigkeit,  doch  betreffen  die  auf  diesem  Felde  gewonnenen  Resultate 
in  erster  Linie  die  Religionsgeschichte.  Geldner1)  hat  seine  bereits  im 
J.  1879  begonnenen  deutschen  Obersetzungen  des  Avesta  fortgesetzt,  eine  neue 
englische  Übersetzung  des  Vendidad  ist  von  J.  Darmesteter2)  erschienen. 
Eine  zusammenfassende  Darstellung  der  Anschauungen  des  Avesta  giebt 
jLHovelacque3)  in  einem  besondern  Werke,  in  welchem  man  auch  eine 
sehr  dankenswert«  Geschichte  der  Schicksale  dieses  Buches  in  Europa  findet. 
Beiträge  zur  Erklärung  einzelner  Kapitel  des  Vendidad  geben  Dil  Ion4)  und 
W.  Geiger,8)  Pietremont6)  verwendet  seine  eingehenden  Studien  über  die 
Geschichte  des  Pferdes  zur  Erklärung  einiger  Stellen  des  Avesta.  Von  un- 
mittelbarem Interesse  für  den  Historiker  ist  die  in  letzter  Zeit  aufgetretene 
Frage  nach  dem  Vaterlande  des  Avesta.  Der  früher  allgemein  geltenden  An- 
sicht, daüs  die  Heimat  des  Buches  in  Baktrien  zu  suchen  sei,  ist  neuerdings 
eine  andere  gegenüber  getreten,  welche  es  nach  Medien  setzt.  Diese  Ansicht 
hat  Darmesteter  in  seinem  oben  genannten  Werke  vertreten,7)  auch  Harlez;8) 
eine  Arbeit  Spiegels9)  über  Vishtaspa  verfolgt  dieselbe  Richtung,  dagegen 
ist  sie  von  Sayce10)  bestritten  worden  und  auch  F61ix  Robiou11)  sucht 
in  einem  resümierenden  Artikel  neben  dem  ursprünglichen  Monotheismus  des 
Avesta  seine  Entstehung  in  Baktrien  zu  verteidigen.  Es  dürfte  sich  die 
Frage  zu  weiterer  genauer  Besprechung  eignen. 

Andere  Arbeiten,  welche  das  Reich  der  Achämeniden  oder  der  Parther 
zun  Gegenstande  haben,  wüfsten  wir  im  Jahre  1860  nicht  zu  nennen,  dagegen 
sind  die  Sprach-  und  Litteraturdenkmale ,  welche  der  Zeit  der  Säsäniden  an- 
gehören, eifrig  durchforscht  worden.  Wir  nennen  vor  allem  E.  W.  Wests12) 
Übersetzung  mehrerer  Werke,  welche  dieser  Periode  angehören-,  von  dem- 
selben Verfasser  rührt  eine  Arbeit  über  die  Pehlevi-Inschriften  von  Kanheri 
her.13)  Einen  Überblick  über  die  Verhältnisse  und  die  Litteratur  der  Säsa- 
nidenzeit  gewährt  Hovelacquc,14)  eine  sehr  reichhaltige  Sammlung  von 
Sisanidenmünzen  hat  noch  A.  D.  Mordtmann16)  beschrieben.  Der  Voll- 
ständigkeit wegen  wollen  wir  hier  noch  die  neue  Ausgabe  des  Königsbuches 
des  Firdosi  von  J.  A.  Vullers16)  erwähnen.  Obwohl  dasselbe  bereits  der 
Periode  des  Islam  angehört,  so  wurzelt  es  doch  mit  seinen  Anschauungen 
ganz  im  alten  Reiche  und  ist  daher  als  eine  wichtige  Quelle  sowohl  für  die 
Sagengeschichte  als  auch  die  politische  Geschichte  der  Säsäniden  anzusehen. 


1)  Vgl  Zeitachr.  f.  vergl.  Sprachf.  24,  542—555.  ibid.  25,  179—212.  378—419.  465— 
590.  —  2)  The  Zend-Avosta  Part.  I.  the  Vendidad.  Oxford.  (Sacred  books  of  the  East  ed. 
M.  Malier.  Vol.  IV.)  —  3)  L'Avesta,  Zoroastre  et  le  Mazdeinmo.  Paris.  —  4)  Quelques 
iuurqoes  sar  le  8me  Fargard  du  Vendidad.  Rev.  Linguistique.  p.  125 — 140.  —  ö)  Das 
dritte  Capitel  des  Vendidad.  Ztschr.  dor  D.  Morgen!.  Qesellsch.  34,  415—427.  —  6)  Les 
cfaraox  de  l'Avesta,  Rov.  Ling.  p.  315—325.  —  7)  Vgl.  auch  seine  Zuschrift  a.  d.  Academy. 
ia  der  No.  t.  14.  Aug.  (The  origin  of  Magism  and  the  Zond-Avesta).  —  8)  Tho  Medic  origin 
of  Zoroastrism.  Academy.  XV111.  p.  155.  —  9)  Vistäijpa  oder  Hystaspes  und  das  lioieh  von 
Baktr*.  Ilistor.  Zeitschrift  N.  F.  VLLL,  1—21.  —  10)  Academy  XVIII,  83  f.  und  119.  — 
11)  L'Avesta  et  son  origino,  d'aprcs  1.  travaux  I.  plus  r6conts.  Rev.  des  Quost.  Uist.  XX VII, 
5—82.  —  12)  Pahlavi  texte  Part  I.  tho.Bundahish,  Bahman  Yasht  and  Shäyast  la-Shayast 
Oxford.  (Sacred  books  of  the  East  od.  M.  Müller.  Vol  V.)  —  13)  The  Pahlavi  inscriptions 
it  Kanheri.  lndian  antiquary  Nov.  —  14)  La  ronaissanco  du  Zoroastrisme  au  moyon  ago,  in 
Melanges  de  Linguistique  et  Anthropologie-  par  A.  Hovelacquo,  E.  Picot  et  J.  Vinson.  Paris, 
p.  298—314.  —  15)  Zur  Pohlevi-Münzkunde,  Ztschr.  d.  D.  Morgenl.  Ges.  Bd.  34,  1—162. 
—  16)  Firdosii  über  reguni  qui  inscribitur  Schahnamo.  Editionom  Parisiensem  diligonter 
BMgBitam  et  eraendatam  loctionibus  variis  et  additamentis  oditionis  Calcuttonsis  auxit  notis 
■ttinam  partem  critieia  illustravit  Vol.  1.  1877.  Vol.  2.  1879.  Vol.  3.  fasc  1.  2.  1880. 
Lejden. 


I?38  m-   L-  Stern: 

Ebenso  gehört  eine  Arbeit  Th.  Nöldekes1)  nur  insofern  hierher,  als  die 
von  ihm  behandelte  Erzählung  auf  ein  Werk  der  S&sänidenzeit  zurückzu- 
führen ist.  Wir  schließen  diese  Übersicht  mit  der  Erwähnung  der  Mit- 
teilungen A.  Houtum-Schindlers*)  über  seine  Reisen  im  südwestlichen 
Persien;  mehrere  seiner  Angaben  werden  bei  Forschungen  über  die  ver- 
wickelten Stromläufe  Susianas  von  Interesse  sein,  und  erwähnen  nur  kurz  die 
Nachrichten  Geigers8)  und  Gödel-Lannoys4)  über  die  Verhältnisse  der 
jetzt  lebenden  Parsen  in  Indien  und  Persien. 


in. 

L.  Stern. 

Ägypten. 

In  dem  Mause  wie  die  Erforschung  der  altägyptischen  Geschichte  an 
Sicherheit  gewinnt,  wird  auch  der  Darstellung  derselben  mehr  Raum  gegeben. 
Dem  Bedürfnis  der  weiteren  Kreise  entsprach  bei  uns  am  meisten  H.  Brugschs 
Geschichte  Ägyptens  unter  den  Pharaonen;  sie  fand  auch  in  England  An- 
klang und  von  der  dort  veranstalteten  Übersetzung  liegt  schon  die  zweite 
Auflage  vor;  der  englischen  ist  eine  russische  Übersetzung  gefolgt.5)  Dem 
Fleifse,  welcher  der  Zusammenstellung  der  urkundlichen  Texte  in  revidierten 
Übersetzungen  in  diesem  Werke  gewidmet  ist,  wird  niemand  die  verdiente 
Anerkennung  versagen;  aber  nimmermehr  gefallen  kann  das  blendende  Durch- 
einander, zu  dem.  hier  nicht  selten  unhaltbare  Vermutung  und  Thatsache  ver- 
flochten sind,  und  die  Leichtgläubigkeit  an  das  Aufserordentliche  in  aller- 
wichtigsten  Fragen,  welche  die  peinlichste  Kritik  zu  fordern  scheinen.  Wir 
können  uns  nicht  versagen,  hier  wenigstens  drei  Punkte  von  allgemeinem 
Interesse  zu  erörtern,  über  welche  Brugsch  eher  Verwirrung  als  Klarheit  ver- 
breitet hat,  mit  der  Freimütigkeit  des  Urteils,  welche  der  Verf.  selbst  bei 
der  Würdigung  der  von  der  seinen  abweichenden  Auffassungen  geltend  zu 
machen  pflegt. 

Brugsch  hat  als  eine  wichtige  Entdeckung,  die  einen  Zweifel  nicht  zu- 
ließe, aufgestellt,  dafs  die  XXII.  ägyptische  Königsdynastie,  die  des  Königs 
Sisak,  welche  die  allgemeine  Annahme  für  eine  semitische  hält,  von  assyri- 
schen Grofskönigen  abstamme;  dafs  die  in  diesem  Geschlecht  wiederkehrenden 
Namen  Namaruth,  Uasarken  und  Thekruth  keine  anderen  seien,  als  die  assy- 


1)  Die  Erzählung  yom  Mausekdnig  and  Beinen  Ministern.  Ein  Abschnitt  der  Pehleri- 
Bearbeitung  des  altindischen  FÜrstenspiegols.  Abh.  d.  K.  Gesellsch.  d.  Wiss.  zu  Gott  XXV, 
68  pg.  —  2)  Historie»!  and  Archaeological  Notes  on  a  Journey  in  South  -  Western  Persia 
1877—1878.  Journal  of  the  R.  Asiatic  Soc  of  Gr.  Br.  XII,  312—326.  —  3)  Vgl.  oben  S.  27. 
—  4)  Die  Reste  der  alten  Parsen  in  Persien.  Angab.  Allg.  Zeitung,  Beil.  No.  78 — 98.  — 
'})  History  of  Egypt  under  the  Pharaohs,  derived  entirely  frora  the  raonuments  with  a  me- 
rooir  of  the  Exodus  of  the  Israolites  and  the  egyptian  raonuments.  2.  edition  revised  with 
a  new  preface  and  notes  by  the  author.  London,  Murray.  2  voll.  —  Die  russische  Über- 
setzung ist  von  G.  R.  Wlastoff,  St  Petersburg,  herausgegeben. 


typten.  1^39 

rischen  Nimrod,  Sargon  und  Tiglath;  dafs  ein  assyrischer  „Grofskönig"  Nim- 
rod  in  Abydos  bestattet  sei,  all  wo  sein  Sohn  seiner  Grabstätte  einen  ägyp- 
tischen   Totenkalt  bestellt  habe,  und  dergl.  mehr.      Alles  dies  erweist  sich 
bei  näherer  Prüfung  als  ein  starker  Irrtum.     Denn  durch  den  allergttnstigsten 
Zufall  ist  uns  der  ganze  Stammbaum  des  Königs  Sisak  auf  einer  Apisstele  des 
Serapeums  erhalten  geblieben;    und  derselbe  lehrt,   dafs  der  Begründer  des 
XXII.  Königshauses  im  sechsten  Gliede  von  einem  Bujuwawa  abstammt,  der, 
was  bisher  noch  nicht  bemerkt  worden  ist,  als  Thihenmann  bezeichnet  wird. 
Unter  den  Thihen  versteht  man  aber  nach  dem  einstimmigen  Urteile  aller 
Forscher  die  Libyer.    Mit  Nimrod,  Sargon  (Sarukin)  und  Tiglath  (welches 
letztere  übrigens  an  und  für  sich  keinen  Eigennamen  bilden  kann,  da  es  nur 
das  erste  Glied  einer  Zusammensetzung  ist,    z.  B.  in  Tiglath-pilesar) ,    mit 
diesem  assyrischen  Namen  haben  die  Pharaonen    der  XXII.  Dynastie   also 
nichts   zu   schaffen-,   wohl   aber    finden    ihre  Kamen    ebenso  wie    „Auputh, 
Karamä,  Karmämä  u.  a.  eine  Erklärung  in  der  libyschen  Sprache  jener  Zeit, 
aas  der  noch  andre  Namen  überliefert  sind,  unter  ihnen  die  der  libyschen 
Häuptlinge  Märaju,  Ded,  Zamär,  Mäschaschar,    Mascha-Ken.      Der   letzte 
Name   enthält  in  seinem  zweiten  Teile    ohne  Frage    dasselbe  Element  wie 
Uasar-Ken,  in  dessen  erster  Hälfte  ich  „Osiris"  vermute.     Die  Libyer,  na- 
mentlich  ihre  Hauptstämme,  die  Lebu  und   Mäschawascha  (oder  Maxyer?), 
mit  denen  Menephthes  und  Ramses  HI.  schwere  Kämpfe  bestehen  mufsten, 
hatten  sich  in  jener  unruhigen  Zeit,  wie  wir  aus  dem  sogenannten  Papyrus 
Harris  wissen,  in  Unterägypten  bis  nach  Memphis  hin  festgesetzt  und  den 
ägyptischen  Götterdienst  angenommen;  einzelne  Clans,  deren  Häuptlinge  den 
Titel  uro  en  mä  „König  der  Ma"  führten,  erhielten  sich  durch  die  Äthiopen- 
oit  hindurch  und  spielten  in  der  Dodekarchie  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
eine  Rolle,  wie  denn  vermutlich  auch  Psammetich  aus  ihnen  hervorging.    Es 
ist  eine  unbestreitbare  Thatsache,  dafs,  nachdem  unter  den  letzten  Ramessiden 
die  Macht  des  einheimischen  Königtums  gebrochen  war,  Ägypten  der  Fremd- 
herrschaft dauernd  zur  Beute  fiel:    erst  den  Libyern,    dann   den   Äthiopen, 
darauf  den   Assyrern,   dann   nach   kurzer   Erholung    unter    der   Herrschaft 
Paammetichs  und  seiner  Nachfolger,  den  PerSern  und  endlich  den  Griechen. 
Eine  andere  Frage  von  allgemeiner  Wichtigkeit,  welche  durch  Brugsch 
eine  von  der  allgemeinen  Annahme  abweichende,  nicht  weniger  irrige  Ant- 
wort erhalten  hat,  betrifft  die  Seevölker,  welche  mit  den  Libyern  verbündet 
Bnter  Menephthes  Ägypten   angriffen.     Der   französische  Ägyptolog   E.  de 
Rouge  hatte  die  Akauascha,  die  Schardana,  die  Schakalscha  und  die  Turscha 
der  hieroglyphischen  Inschriften  mit  den  Achäern,  Sardiniern,  Siculern  und 
Tyrrhenern    oder  Tyrsenern    gleichgestellt.     So    überraschend   die  Nachricht 
kam,  dafs  schon  im  14.  Jh.  vor  Chr.  mittelländische  Völker  Ägypten  bekriegt 
haben,  so  liefe  sich  doch  an  der  Richtigkeit  der  vorgeschlagenen  Gleichungen 
sbs  keinem  triftigen  Grunde  zweifeln,  bis  Brugsch  (zuerst  in  der  Zeitschrift 
rat  ägyptische  Sprache  1876,  p.  130)  dieselbe  deshalb  bestritt,  weil  die  er- 
wähnten Völker  in  der  ägyptischen  Urkunde  im  Gegensatze  zu  den  unbe- 
schnittenen Libyern  als  Beschnittene  betrachtet  würden,   die   Sardinier  und 
Siculer  die  Beschneidung  nicht  gehabt  hätten.     Brugsch  will  in  jenen  Fein- 
den Ägyptens  aber  kaukasisch-kolchidische  Völkerschaften  erblicken    —   na- 
mentlich die  Achäer  des  Kaukasus,    die  Sardonen  oder  Chartanoi,    die  Be- 
wohner von  Zagylis  und  die  Taurer.     Wir  müssen  es  uns  versagen,  auf  die 
geographischen  Begriffe,  welche  man  mit  diesen  Namen  verbindet,  und  auf 
die  weiteren  gewagten  Annahmen,  welche  ihre  Verwendung  in  diesem  Zu- 


If40  111.  L.  Stern: 

sammenhange  erfordert,  hier  näher  einzugehen,  da  schon  die  nächste  Begrün- 
dung der  Hypothese  sie  als  einen  Irrtum  erweist.  Dieselbe  ist  nämlich  aus 
der  Angabe  Herodots  2,  104  entnommen,  nach  der  die  Kolchider  sowohl 
durch  den  Gebrauch  der  Beschneidung  als  durch  eine  eigene  Verfertigung 
der  Leinwand  ihre  ägyptische  Abstammung  verrieten.  Diese  Leinwand 
wurde  nun  auf  dem  griechischen  Markte  zum  Unterschiede  von  der  ägypti- 
schen als  „sardische  (occqSixov)  bezeichnet,  wofür  Brugsch  den  Schardana  zu 
Gefallen  oaqdoviov  einsetzt,  ohne  zu  bedenken,  dafs  gerade  diese  Wortform 
auf  Sardinien  zu  beziehen  ist  (wie  Herodot  1,  166).  Schlimmer  noch  steht 
es  mit  der  Erklärung  der  übrigen  Namen.  In  der  Hauptsache  können  wir 
aber  F.  Robiou1)  nur  zustimmen,  wenn  er  die  auf  so  schwache  Gründe 
gestellte  Meinung  verwirft. 

Einstimmig  wird  auch  eine  andre  durch  Brugsch  nach  Schieiden  aufge- 
stellte und  von  andern  wiederholte  Hypothese  abgelehnt,  nach  der  der  Aus- 
zug der  Israeliten  aus  Ägypten  nicht  durch  das  rote  Meer,  sondern  auf  dem 
schmalen  Küstenstreifen,  der  das  mittelländische  Meer  von  dem  Sirbonissee 
trennt,  geführt  hätte;2)  auf  die  zahlreichen  Unmöglichkeiten,  aufweiche  diese 
Annahme  begründet  ist,  hat  nun  wieder  Aug.  Dillmann*)  in  seinem  Kom- 
mentare der  betreffenden  biblischen  Stellen  ebenso  gelehrt  als  scharfsinnig 
hingewiesen.  Gegen  den  dermaligen  Stand  der  geographischen  Forschung  er- 
füllt das  begreiflicherweise  mit  einigem  Miistrauen.  Da  die  Hieroglyphen- 
kunde weder  den  Namen  der  Hebräer,  noch  den  Josephs  oder  Moses  noch 
irgend  einen  mit  ihrem  Aufenthalte  in  Beziehung  stehenden  Umstand  nach- 
gewiesen hat,  so  vermochte  auch  E.  Drouin4)  nichts  Neues  und  Zuverlässiges 
darüber  vorzulegen. 

Es  sind  noch  manche  andre  historische  Arbeiten  aus  dem  vergangenen 
Jahre  zu  erwähnen.  F.  J.  Lauth5)  beendigte  seine  Übersicht  der  Geschichte 
des  alten  Ägyptens;  J.  Dtimichen6)  setzte  die  seinige  fort  und  A.  Wiede- 
mann7)  lieferte  eine  sehr  fleifsige  Geschichte  Ägyptens  von  Psammetich  bis 
auf  Alexander  den  Grofseu,  in  der  er  das  auf  diesen  Zeitraum  bezügliche 
Material  mit  anerkennenswerter  Vollständigkeit  verwertete.  Ethnographische) 
Beiträge  lieferten  E.  Lefebure8)  und  E.  Soldi.9)  Wir  müssen  hier  auch 
der  Einleitung  über  die  Völker  und  Sprachen  Atrikas  gedenken,  welche  R. 
Lepsius10)  seiner  nubischen  Grammatik  vorangeschickt  hat.  Nach  ihm  zer- 
fallen die  vielen  und  mannigfaltigen  afrikanischen  Sprachen  in  die  drei  Haupt- 
stämme der  urafrikanischen  Negersprachen,  der  hamitischen,  zu  denen  die 
ägyptischen,  libyschen  und  kuschitischon  Sprachen  gehören,  und  der  semiti- 
schen, welche  in  Habesch  Wurzel  gefafst  haben  und  zu  denen  im  Mittelalter 
fast  auf  dem  ganzen  Kontinente  das  Arabische  gekommen  ist.     Die  Erwägung 


1)  Les  pouples  do  la  mer  confedöres  contro  l'Egypte  (Rccuoil  do  travaux  rclatifs  ä 
l'Egypte  II,  56 — 59).  —  2)  The  truo  story  of  the  Exodus  of  lsraol  compilod  from  tho  work 
of  Dr.  H.  Brugsch,  editod  by  F.  H  Und  or  wo  od.  Boston,  Shopherd.  —  3)  Exodus  und 
Leviticus  nach  A.  Knobel  neu  bearbeitet.  Leipzig,  S.  Hirzel.  VIII,  639  S.  Vgl.  S.  53.  — 
4)  Les  Hebroux  on  Egyptc  d'apros  los  travaux  niodornoH.  Lu  u  la  scance  publique  de  la 
Societe  d'areheologio ,  sciencos,  lettre»  et  arte  du  departement  de  Seine  et  Marne.  Meaux, 
Dcstouchcr.  21  p.  Autogr.  —  5)  Au*  Ägyptens  Vorzoit.  Berlin,  Th.  Hoffmann.  IV,  520  S. 
Vgl.  Jahresbcr.  II,  1,  31.  —  6)  Goschiehto  des  alteu  Ägyptens.  2.  Lief.,  p.  81 — 192.  Berlin, 
Groto.  —  7)  Geschichto  Ägyptens  von  Psammetich  bis  auf  Alexander  den  Grofson,  nebst  einer 
eingehenden    Kritik    der    Quollen    zur   ägyptischen    Geschichte.     Loipzig,  Barth.     312  p.     — 

8)  Les  racos  connuos  dos  Egyptiens.     Lyon ,  Pitrat  (Annales  du  musco  Guimot.    I.)     20  p.  — 

9)  Sur  les  migrations  on  ÜÜgypto.     (Bulletin  do  la  societc  anthroi>ologique,  Janv.)  —  10)  Nu- 
bischo  Grammatik.     Berlin,  W.  Hertz.     CXXVII  und  506  p. 


Ägypten.  1,41 

der  sprachlichen  Bildungen  nötigt,  die  Nubier,  welche  schon  in  den  alten 
Texten  unter  dem  Namen  Wawa  vorkommen  und  seit  der  Zeit  der  XII. 
Dynastie  unter  ägyptischer  Herrschaft  gestanden  haben,  zu  den  Negern  zu 
rechnen.  Beachtenswert  ist,  was  der  Verf.  über  die  ältere  Geschichte  der 
Kuschiten  darlegt,  welche  ihre  Sitze  im  obern  Nubien  bis  ans  Meer  und  wohl 
auch  noch  in  Arabien  hatten.  Jene  in  den  ägyptischen  Texten  unter  dem 
Namen  Punt  auftretenden  Kuschiten  bewohnten  beide  Seiten  des  erythräi- 
scbeii  Meeres  und  sind  nach  Lepsius  die  Vorfahren  der  Phönizier,  während 
die  gewöhnliche  Annahme  sie  mit  dem  biblischen  Put  identifiziert.  Lepsius 
aber  erkennt  in  ihnen  jene  „phönizischen  Fremdlinge",  welche  gegen  das 
Ende  des  dritten  Jahrtausends  vor  Chr.  in  Ägypten  einfielen,  die  Hyksos, 
welche  das  Land  an  500  Jahre  beherrscht  haben  sollen.  Und  jedenfalls  sind 
sowohl  die  Hirtenkönige,  deren  uns  nur  einige  aus  Statuen  bekannt  sind,  wie 
die  Punt,  welche  uns  namentlich  der  Tempel  von  Deir-al-bahri  kennen  ge- 
lehrt hat,  hamitischen  Stammes.  Wenn  wir  uns  nun  erinnern,  dafs  Harn, 
der  Sohn  Noahs,  nach  der  Völkertafel  vier  Söhne  hat:  Misraira  (Ägypten), 
Kusch  (Äthiopien),  Put  (Arabien)  und  Kanaan,  so  erscheint  uns  die  Annahme 
gerechtfertigt,  dafs  jene  berühmten  Hyksos  die  hamitischen  Eanaaniter  sind, 
von  denen  die  Schrift  sagt:  „Sie  wohnen  am  Meere  und  um  den  Jordan" 
(Num.  13,  30).  Dafs  diese  einem  von  den  Hebräem  ganz  verschiedenen 
Stamme  angehörten,  wird  dem  nicht  zweifelhaft  bleiben,  der  den  Bericht  jener 
hebräischen  Kundschafter  liest:  „Wir  sahen  auch  Riesen  daselbst,  Enaks- 
kinder  von  den  Riesen,  und  sie  waren  vor  unsern  Augen  als  die  Heu- 
schrecken und  also  waren  wir  auch  vor  ihren  Augen".  Noch  unter  Seti  I. 
hatten  die  Hyksos  oder  vielmehr  die  Schös  (denn  jener  Name  bedeutet  die 
^Fürsten  der  Schös")  eine  Festung  Kanaan;  dafs  sie  am  Meere  wohnten,  ist 
glanblich  genug,  denn  eine  in  Tanis  aufgefundene  Gruppe  stellt  zwei  Hyksos- 
minner  Fische  opfernd  dar,  was  von  ägyptischem  Gebrauche  gänzlich  ab- 
weicht Es  bleibt  mir  daher  nicht  mehr  zweifelhaft,  dafs  jenes  Volk  „ruhm- 
loser Herkunft",  welches  Ägypten  Jahrhundertc  lang  geknechtet  hat,  die 
Kanaaniter  waren,  welche  später  auf  das  eigentliche  Phönizien  beschränkt 
waren.  Lepsius  setzt  auch  die  äthiopischen  Kephenen  in  Babylon,  von  denen 
mehrere  Sagen  berichten,  mit  den  hieroglyphischen  Kefa,  d.  i.  Phöniziern, 
in  Verbindung.  Äthiopien  oder  Kusch  stand  übrigens  bis  zur  XX.  Dynastie 
unter  ägyptischen  Statthaltern  (Prinzen  von  Kusch),  worauf  es  dann  einhei- 
mischen Herrschern  gelang,  sich  unabhängig  zu  machen  und  das  Reich  erst 
in  Napata  (Noph),  dann  in  Meroe  zu  ansehnlicher  Blüte  zu  entwickeln,  die 
sich  bis  in  die  Zeit  der  christlichen  Zeitrechnung  erhielt.  Ihnen  folgten  im 
6.  Jh.  christliche  nubische  Könige  in  Dongola  und  andere  im  Gebiete  Aloa 
mit  der  Hauptstadt  Sobah  —  Reiche,  welche  erst  vor  dem  Andränge  des 
Islams  zerfielen. 

Es  hat  weiter  nicht  an  Abhandlungen  gefehlt,  welche  einzelne  Punkte 
der  ägyptischen  Geschichte  näher  bestimmt  haben.  J.  Krall1)  findet  eine 
Andeutung  über  den  von  ihm  vermuteten  Einfall  der  Heruscha  oder  Beduinen 
in  Ägypten  nach  der  Zeit  der  VI.  Dynastie  noch  in  einer  spätem  Inschrift. 
G.  Mas  per  o  behandelt  eine  für  die  Geschichte  der  XII.  Dynastie  wichtige 
Inschrift  in  Benihassan  *)  und  den  durch  die  Schlacht  von  Megiddo  bekannten 


1)  Noch    einmal    die    Heruscha.     (Ztschr.  f.  ägypt  Spr.    XVIII,  121—23.)    —    2)    La 
le  inoeription  de  Bern-Hassan.     (Rocnoil  de  travanx  rol.  ä  la  philol.  ot  ä  l'arch.  egypt.  et 


P»*le  iwcripti 

*jr.    I,  160—181.) 


I?42  Hl.    L.  Stern: 

Feldzug  Thutmes  III.1)  H.  Brugsch2)  veröffentlichte  die  merkwürdige,  bis 
dahin  unbekannte  Inschrift  eines  Scarabäus,  nach  der  dem  Könige  Arne 
nophis  III.  in  seinem  10.  Jahre  von  einem  König  Satharna  von  Naharaii 
oder  Mesopotamien  die  Tochter  Kergepa  nebst  317  Dienerinnen  als  Gemahlii 
übersandt  wurde.  Ed.  Naville  8)  tibersetzte  jenen  Panegyricus  auf  Ramses  D 
im  Tempel  von  Abusimbel,  welchen  Ramses  HL  im  Tempel  von  Medinet 
Habu  auf  sich  übertrug.  Nach  einer  leider  sehr  beschädigten  Inschrift  ü 
San  oder  Tanis,  welche  S.  Birch4)  erläuterte,  wäre  der  Äthiope  Taharka  ii 
Ägypten  sehr  früh  zur  Regierung  gekommen;  bestimmtere  Nachrichten  übe: 
diesen  König  haben  uns  jedoch  erst  die  assyrischen  Keiltexte  geliefert  Mi 
gewohnter  Gelehrsamkeit  hat  £.  Revillout6)  die  Zeit  des  Amasis  und  Cam 
byses  in  einem  Aufsatze  behandelt,  in  dem  er  einen  ersten  Auszug  aus  de] 
von  ihm  gefundenen  demotischen  Chronik  giebt  Den  allgemeinen  Inhalt  dei 
merkwürdigen  Urkunde,  die  Geschichte  der  letzten  einheimischen  Herrsche) 
Ägyptens,  hatte  Revillout  schon  früher  bekannt  gemacht.  An  den  Proto 
kollen  der  von  ihm  so  glücklich  interpretierten  demotischen  Kontrakte  prüft« 
derselbe  Gelehrte6)  die  Angabe  über  die  Regierungsdauer  der  ersten  Ptole 
mäer  und  besprach  die  Kulte,  welche  man  für  sie  eingerichtet  hatte.  Du 
längst  erwartete  demotische  Chrestomathie  Revillouts7)  vereinigt  die  wich* 
tigsten  Urkunden  in  der  Volkssprache  der  alten  Ägypter  mit  sorgfältiger  Er 
klärung.  Revillout  weifs  aus  der  anscheinend  so  trockenen  demotischei 
Litteratur  eine  Fülle  der  Belehrung  über  das  Staatswesen  und  die  socialei 
Verhältnisse  in  der  Zeit  der  Lagiden  zu  entnehmen.  Eine  uns  erhaltene 
Reihe  von  Kaufkontrakten  giebt  ihm  Veranlassung  die  Klasse  der  Taricheutei 
oder  Paraschisten  sowie  die  der  Choachyten  zu  studieren;8)  aus  einer  Anzahl 
Heiratskontrakte  gewinnt  er  höchst  interessante  Einzelheiten  über  die  keines- 
wegs niedrige  Stellung  der  Frau  im  alten  Ägypten  und  über  das  wohlge- 
ordnete Eherecht.9)  Eine  schöne  und  nützliche  Arbeit  unternahm  0.  Puch- 
stein,10)  indem  er  die  in  Ägypten  gefundenen  Inschriften,  welche  Epigramme 
enthalten,  zusammenstellte.  Dafs  ein  griechischer  Kaufkontrakt  eine  eigen- 
händige Unterschrift  „Ptolemäus  —  Kleopatra"  trüge,  wie  der  Paläograpl 
Gardthausen  angenommen  hatte,  widerlegte  C.  Leemanns.11)  A.  Lincke11] 
suchte  einen  vereinzelt  vorkommenden  Königsnamen  zu  erklären. 

Auch  die    griechischen   Quellen   der   ägyptischen  Geschichte    sind    aufi 
neue  geprüft  worden.    H.  Geizer13)  behandelte  den  wichtigsten  und  getreue- 


1)  Le  recit  de  la  campagne  contre  Mageddo  sons  Thoatmes  III.  (Recaeil  de  travaax  rel 
ä  la  philol.  et  a  l'arch.  egypt.  et  asayr.  II,  48 — 56,  139—150.)  —  2)  Über  ein  mcrkwtir 
diges  historisches  Denkmal  aas  den  Zeiton  Königs  Amenophis  III.  (Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XVIII 
81 — 87.)  —  3)  Le  decret  de  Ptah-Totunen  en  faveur  de  Bamses  II.  et  de  Ramses  III 
(Transactions  of  tho  Soc  of  Bibl.  Arch.  VII,  1,  p.  119—138.)  —  4)  Inscription  of  Tahraka 
(Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XVIII,  22 — 24.)  —  5)  Premier  extrait  de  la  chronique  demotiqae  d< 
Paris.  (Kev.  egypt  I,  50 — 82.)  —  6)  Quelques  notes  chronologiques  sur  rhistoire  des  La* 
gides.  (Rev.  egypt  I,  2 — 22.)  —  7)  Chrestomathio  demotiquo.  Paris,  Noweg.  4.  —  8)  Ta 
richeates  et  choachytes.     (Ztschr.   für  äg.  Spr.    XVIII,    70—80,    103—120,    136—148.)    — 

9)  La  qnesüon  du  divorco  —  Les  regime«  raatrimoniaox  —  Union  legitime  apres  sedactioi 
—    Hypothese  legale  de   la  femme  et  donation   entro  epoux.     (Ray.  egypt   I,  87 — 138.)    — 

10)  Epigrammata  graeca  in  Aegypto  reperto  retractavit  Argentorati,  C.  J.  Trübner.  78  p 
und  2  Tab.  —  11)  Die  Unterschrift  eines  griechisch- ägyptischen  Kaufkontraktes  auf  Papyrui 
aas  dem  2.  Jh.  v.  Chr.  (Ztschr.  für  äg.  Spr.  XVIII,  27—34.)  —  12)  Über  einen  noci 
nicht  erklärten  Königsnamen  auf  einem  Ostracon  dos  Louvre.  (Rec.  de  trav.  II ,  85 — 89.)  — 
13)  J.  Africanus  and  die  byzantinische  Chronographie.  I,  p.  191 — 207:  die  ägyptischei 
Königslisten.    Leipzig,  Teubner.     Vgl.  Kap.  VI. 


Ägypten.  J?43 

sten  Excerpenten  des  Manetho,  Julias  Africanus,  G.  J.  Schneider1)  die 
Quellen  des  Diodor  und  J.  Krall8)  Diodor  in  Verbindung  mit  Manetho. 

Wenig  ist  über  ägyptische  Chronologie  aus  diesem  Jahre  zu  verzeichnen. 
J.  Krall2)  ist  der  Ansicht,  dafs  man,  um  zu  einem  tieferen  Verständnis 
der  chronologischen  Fragen  zu  gelangen,  von  den  astronomisch-mythologischen 
Andeutungen  ausgehen  müfste,  welche  sich  im  Totenbuche  finden;  so  scheint 
ihm  eine  Stelle  dieses  heiligen  Buches  der  alten  Ägypter  (Kap.  17,  24  ff.) 
dafür  zu  sprechen,  dafs  das  mit  dem  1.  Thoth  beginnende  Jahr  schon  zur 
Zeit  der  Abfassung  dieses  Kapitels,  die  in  die  älteste  Zeit  gehört,  bestand. 
J.  Lieblein,4)  der  in  die  ägyptische  Geschichtsforschung  die  genealogische 
Zeitrechnung  eingeführt  hat,  suchte  noch  ein  anderes  Hülfsmittel  zur  Wieder- 
herstellung der  Chronologie  in  den  datierten  Angaben  einiger  Papyrus  über 
Getreideernten  zu  gewinnen,  in  der  Annahme,  dafs  die  den  bürgerlichen 
Wtndeüahren  der  Daten  entsprechenden  festen  sich  auf  diese  Weise  aus  dem 
Eintreffen  der  Jahreszeiten  erschließen  lassen.  Zwei  Daten  dieser  Art  aus 
der  Zeit  der  XX.  Dynastie  scheinen  ihm  der  von  ihm  aufgestellten  Chrono- 
logie, welche  das  Ende  dieser  Dynastie  ums  Jahr  887  setzt,  neues  Gewicht 
zu  verleihen.  Die  Glaubwürdigkeit  der  überlieferten  manethonischen  Zahlen 
ist  so  oft  erschüttert  und  angezweifelt  worden,  dafs  jede  Bestätigung  eines 
Zusammenhanges  dieser  Zahlen  wenigstens  unter  sich  Beachtung  verdient.  So 
hat  A<L  Erman6)  darauf  hingewiesen,  dafs  die  430  Jahre,  welche  die 
Bibel  (Exodus  12,  64)  für  den  Aufenthalt  der  Hebräer  in  Ägypten  ansetzt, 
sich  mit  den  altüberlieferten  Angaben,  dafs  Joseph  im  17.  Jahre  des  Hyksos- 
königs  Apophis  ins  Land  gekommen  und  dafs  Mose  unter  Amosis,  dem  ersten 
Könige  der  XVm.  Dynastie,  ausgezogen  sei,  wohl  vereinigt  und  genau  zu 
den  Dynastieenjahren  palst.  Es  hätte  übrigens  noch  hinzugefügt  werden 
können,  jene  Angabe  sei  mit  der  Thatsache,  dafs  Moses  Grofsvater  Kahath, 
der  ein  Alter  von  133  Jahren  erreicht  (Exodus  6,  16  ff.),  schon  mit  Jakob 
ins  Land  gekommen  ist  (Genesis  46,  11),  und  dafs  Mose  im  Alter  von  80 
Jahren  auszieht,  allerdings  unvereinbar.  Deshalb  beziehen  die  samarische 
Bibelübersetzung  und  die  alexandrinische  der  LXX  jene  430  Jahre  auf  die 
Zeit  von  Abraham  bis  Mose,  so  dafs  für  den  Aufenthalt  in  Ägypten  die 
Hälfte,  215  Jahre,  entfällt  —  nicht  250,  wie  der  Vf.  anführt.  Dafs  der  Aus- 
zug unter  den  König  Menephthes  der  XIX.  Dynastie  fällt,  ist  die  allgemeine 
Annahme  der  neueren  Forschung;  unter  dieser  Voraussetzung  ist  die  hebräische 
Genealogie  entweder  unvollständig  und  unzuverlässig,  dann  mag  Joseph  unter 
den  Hyksos  gelebt  haben;  oder  die  430  Jahre  sind  irrig,  dann  mufs  er  in 
die  Epoche  der  XVlll.  Dynastie  fallen.  Das  Jahr  der  Eroberung  Ägyptens 
durch  Cambyses  hat  J.  Krall6)  in  Erörterung  gezogen. 

Üeber  die  alte  Geographie  Ägyptens  ist  Bedeutenderes  nicht  veröffent- 
licht worden.  L.  Delgeur7)  gab  eine  zusammenfassende  Darstellung  nach 
den  neueren  Arbeiten,  A.  B.  Edwards8)  erörterte  die  Lage  der  biblischen 
Stadt  Baamses,  EL  Brugsch9)  handelte  über  den  See  Mareotis,  und  E.  von 


1)  De  Diodori  fönt  du»,  i.  phil.-hist  Berlin  (p.  1  —  35 :  Do  rebus  aegyptiam).  — 
VgL  Kap.  VI.  —  2)  Manetho  and  Diodor.  (Sitzungsb.  der  phil.-hist  Klasse  d.  Ak.  d.  Wiss.  Wien. 
ICYI,  237  fc)  —  VgL  unten.  —  3)  ßtude  chronologique.  (Bec.  de  trav.  II,  66—70.)  —  4)  Les 
rictti  de  reoolto  datee  dans  l'ancienne  Egypte  corame  Clements  chronologiques.  (Rec.  de  trav. 
L  141—152.)  —  5)  Zur  Chronologie  der  Hyksos.  (Ztschr.  für  äg.  Spr.  XVIII,  125—27.) 
~6)  Das  Jahr  der  Eroberung  Ägyptens  durch  Kambyses.  (Wiener  Studien.  II,  1.)  —  7)  La 
riognphie  de«  anciens  ägyptiens.  (Hev.  des  questions  scientif.  Okt.)  —  8)  The  site  of 
totttsss.    (The  Academy,  24.  Apr.)  —  9)  Le  lac  Mareotis.     (Rev.  egypt.  I,  32—48.) 


1,44  HL    L-    Stom: 

Bergmann1)  besprach  die  Osirisreliquien  in  Abydos,  Busiris  und  Mendes 
nach  den  Angaben  der  Inschriften.  An  einem  bequemen  und  übersichtlichen 
Handbuche  der  altägyptischen  Geographie  fehlt  es  leider  noch. 

Die  Denkmälerkunde  ist  nicht  nur  durch  einige  Handbücher,  welche  für 
das  Bedürfnis  der  Reisenden  berechnet  sind,  von  Mar iette- Pascha,*) 
Murray3)  und  Meyer4)  gefördert  worden,  sondern  mehr  noch  durch  die 
wissenschaftliche  Beschreibung  des  Tempels  von  Denderah,5)  die  Mariette  als 
Ergänzung  zu  den  von  ihm  publizierten  Inschriften  lieferte,  sowie  durch  den 
zweiten  Band  der  Inschriften  aus  Abydos6)  und  durch  den  Katalog  der  Denk- 
mäler, welche  daselbst  ausgegraben  worden  sind,  von  demselben  Gelehrten.7) 
Aus  dem  Nachlasse  De  Rouges8)  wurden  die  Inschriften  herausgegeben, 
welche  der  verdiente  Ägyptolog  in  Edfu  gesammelt  hatte.  Aus  den  Schätzen 
der  Sammlungen  wurde  einiges  in  Le  Havre9)  und  in  Rouen10)  befindliche 
von  V.  Loret  bekannt  gemacht;  auch  ein  Katalog  der  kleinen  Aachener 
Sammlung  des  Grafen  Stroganoff  erschien.11) 

Die  Kunst  der  alten  Ägypter  ist  in  mehrfacher  Hinsicht  besprochen 
worden.  Während  A.  Prachow12)  in  einem  russischen  Werke  die  Bauart 
der  altägyptischen  Tempel  erörtert,  unterziehen  W.  S.  Prath13)  und  IL 
Au  er14)  die  ägyptische  Säule  einer  Untersuchung,  indem  sie  zugleich  den 
Einflufs  hervorheben,  den  die  ägyptische  Architektur  auf  die  griechische  ge- 
habt hat.  Anregend  sind  die  Gedanken,  welche  H.  Brugsch16)  an  die 
Übersetzung  der  Biographie  eines  altägyptischen  Künstlers  knüpfte. 

Die  allgemeine  ägyptische  Altertumskunde  hat  durch  die  Übersetzung 
des  G.  Ebers' sehen  Pracht werks  ins  Französische  eine  Bereicherung  er- 
fahren.16) Über  Mafs  und  Gewicht  handelten  A.  Aurös17)  und  P.  Barto- 
lotti,18)  während  Prof.  Cantor19)  in  seiner  Geschichte  der  Mathematik 
mit  der  ägyptischen  nach  Mafsgabe  des  von  Eisenlohr  edierten  und  kommen- 
tierten hieratischen  Handbuches  dieser  Wissenschaft  den  Anfang  machte.  J. 
Lieb  lein20)  warf  die  Frage  auf,  ob  die  alten  Ägypter  die  Bewegung  der  Erde 


1)  Die  Osirisroliquien  in  Abydos,  Busiris  und  Mendos.  (Ztschr.  für  äg.  Spr.  XVI11, 
87  —93.)  —  2)  Itineraire  do  la  Haute-Egypte.  3.  6d.  revuo  et  augm.  Paris,  Maisonnouve. 
IV  u.  237  p.  —  3)  flandbook  for  travollers  in  Lowor  and  Uppor  Egypt  6.  edition  revised 
on  the  spot.  London,  Murray.  560  p.  —  4)  Moyors  Reisehandbuch:  Dor  Orient  Bd.  I.: 
Ägypten.  Leipzig,  Bibl.  Inst.  —  5)  Dondorah,  description  du  grand  temple  de  cetto  ville. 
Paris,  F.  Yieweg.  Fol.  —  6)  Abydos,  description  des  fouillos  oxecutees  sur  romplacement 
de  cetto  ville.  Ouvrage  publik  sous  les  auspices  de  S.  A.  Ismacl  Pascha.  II.  Paris,  Maison- 
nouve. 58  p.  und  68  pl.  Fol.  —  7)  Cataloguo  general  des  monuraents  d' Abydos  decouverts 
pendant  les  fouillos  do  cotte  ville.  Paris,  Maisonnouve.  VII  u.  596  p.  —  8)  Inscriptions  et 
notices  rocueillios  k  Edfou  (Hauto-J&gypte)  pendant  la  mission  scientifique  do  M.  lo  vicomte  J. 
de  Rouge.  Tome  I — II.  Paris,  Leroux.  —  9)  Les  antiquites  egyptienne*  du  musee  du  Havre. 
(Reo.  de  trav.  II ,  89 — 94.)  —  10)  Monuments  egyptions  du  musöo  d'antiquites  do  Rouen. 
(Ibid.  II,  151 — 58.)  —  11)  Catalog  der  Sammlung  ägyptischer  Alterthümer  des  Grafen  Stro- 
ganoff.   Aachen.    28  p.    —  12)  Kritischo  Betrachtungen  über  die  Formen  dor  schönen  Künste. 

I.  Die  Architectur  von  Alt- Ägypten.  St  Petersburg,  104  p.  u.  25  Tafeln.  4.  —  13)  Two 
essays  on  the  columnar  architocture  of  the  Egyptians.  1.  The  derivation  of  the  doric  order 
from  egyptian  prototypes.  II.  A  Classification  of  ogyptian  columns.  (Procced.  American  Aca- 
demy  of  Arts  and  Sciences.  New- York.  Vol.  XV,  313 — 3G5.)  —  14)  Die  Bodeutung  der 
Triglyphen,  ein  Beitrag  zur  Frage  über  den  Zusammenhang  ägyptischer  u.  dorischer  Baukunst. 
(Ztschr.  für  bild.  Kunst,  Heft  XI.)  ^ —  15)  Die  Kunst  in  ihren  orston  Anfängen.  (Deutscho 
Revue,  Mai,  p.  192  ff.)  —  16)  L'Egypto,  traduetion  do  G.  Masporo.  Paris,  Didot.  2  voll, 
in  fol.  —  17)  Metrologique  egyptienne.  I.  fasc.  Niraos.  172  p.  —  18)  Del  primitivo  cubito 
egütio  o  doi   suoi   georaotrici  rapporti  collo  altro  unita  di  misura  o  di  poso  egiziano  e  «träniere. 

II.  Modena,  1879.  378  p.  4.  —  19)  Vgl.  oben  S.  30;  ägyptische  S.  17—60.  —  20)  Les 
anciens  Egyptiens  connaissaiont-ils  lo  mouvement  de  la  terro?  (Congres  provincial  dos  orion- 
talistes  francais,  St  Etienne.     Ägyptologie  II,  127 — 139.) 


Ägypten.  ^45 

gekannt  haben.  Einige  Stellen  in  hieroglyphischen  Texten  bestimmten  ihn, 
wie  früher  schon  Chabas,  diese  Frage  zu  bejahen  und  die  übereinstimmende 
Lehre  des  Pythagoras  über  diesen  Punkt  auf  die  Unterweisung  ägyptischer 
Priester  zurückzuführen.  A.  Er  man1)  knüpfte  an  die  Erklärung  eines 
^etymologischen"  Gedichts  über  den  königlichen  Streitwagen  eine  kleine  Ab- 
handlung über  die  ägyptische  Poesie. 

Bei  weitem  der  gröfste  Teil  der  altägyptischen  Litteratur  ist  religiöser 
Art;  aus  dem  Reichtum  der  Museen  wird  alljährlich  einiges  der  Art  ver- 
öffentlicht. Ein  umfangreicheres  religiöses  Werk  ist  nächst  dem  bekannten 
„Totenbuche14,  zu  dessen  Redaktion  W.  Golenischeff2)  und  K.  Piehl8) 
einen  Beitrag  lieferten,  und  von  dessen  demotischcr  Übersetzung  in  einem 
Pariser  Papyrus  E.  Re vi  11  out4)  einen  Teil  publizierte,  ein  Bestattungsritual, 
Ton  dem  E.  Schiaparelli5)  den  Text  vorlegte.  Einige  andre  funeräre  Texte 
edierten  G.  Maspero  nach  Grabinschriften 6),  Stelen7)  und  einer  Holztafel,8) 
ferner Naville  nach  Stelen9)  und  einem. Ostracon  10),  F.  Rossi11),  A.  Wie- 
demann,»)  G.  Ebers13)  und  E.  Revillout.14)  Während  F.  Chabas  iß) 
mit  gewohnter  Sachkenntnis  die  Totenspenden  besprach,  erläuterte  G.  Mas- 
pero die  Bedeutung  der  Totenstatuen 16)  und  den  Kult  der  Statuen  oder 
Bildnisse  (Ka),  namentlich  insofern  sie  beim  Orakelwesen  verwandt  wurden.17) 
Zuverlässige  Resultate  über  die  ägyptische  Mythologie  und  Theologie  kann 
die  Religionswissenschaft  nur  aus  der  allergenauesten  philologischen  Inter- 
pretation der  hieroglyphischeu  Texte  gewinnen.  Das  erklärt,  warum  auf* 
diesem  Gebiete  bisher  so  wenig  geleistet  worden  ist.  Dankbar  wird  man  die 
Arbeit  P.  Lc  Page  Renoufs18)  aufgenommen  haben,  welche  wenigstens 
die  Grnndzüge  der  ägyptischen  Religion  darzulegen  bestimmt  ist.  Jedenfalls 
geben  wir  auch  hier  der  gewissenhaftesten  historischen  Forschung  vor  dem 
Fluge  der  philosophischen  Spekulation  den  Vorzug.  Ob,  wie  Dr.  J.  Parrot19) 
meint,  die  Mifsgestalt  des  Phtha-Patäk  ihren  Ursprung  einem  „achondropla- 
aseben"  Vorbilde  verdankt,  mag  darum  dahin  gestellt  bleiben.  Dafs  P.  Pier- 
ret*°)  in  einem  handlichen  Buche  eine  Beschreibung  des  ägyptischen  Pan- 


1)  La  poesie  egyptienno  ot  l'hymno  au  char  da  roi.  (Congres  provincial  dos  Orientalisten 
fra^aiH,  St  Ktienne.  Ägyptologie  II,  425 — 435);  und:  Hieratische  Ostraca.  (Ztschr.  für  äg. 
Spr.  XVIII,  93  -  99.)  —  2)  Sur  un  ancien  chapitro  du  livro  des  morta.     (Ibid.  II,  109—118.; 

—  3)  Stele  portant  une  inscription   emprunte'o  au  livro  de  morts.    (Rec.detrav.il,  71 — 75.) 

—  A)  Ritoel  funeraire  de  Panionth  on  d6motique  a.  I.  texte«  hieroglyph.  et  Märet  corresp. 
L  (ktc.  Pari*,  Leroux.  4.  —  5)  11  libro  dei  funerali  degli  antichi  Egiziani.  Torino,  Loescher. 
Vol.  1.  in  fol.  —  6)  Etudes  b.  qu.  pointuros  et  s.  qu.  texte«  rel.  aox  funerailles.  (Jonrn. 
w»t  I.)  —  7)  Stele«  funeraires.  (Congr.  des  Oriental.  Lyon,  1878.  Tome  I.)  —  8)  Sur 
cm  tablette  appartenant  ä  M.  Rogers.  (Rec.  d.  trav.  II,  113 — 18.)  —  9)  Les  quatro  steles 
oritttees  da  Musee  de  Marseille.  Lyon,  Pitrat  aine"  (dieselben  stammen  aus  dem  Grabe  eines 
obenton  Kaaai.  —  10)  Un  ostracon  egyptien.  Paris,  E.  Leroux.  1881.  (Annales  du  Musee 
ömaet  l.)  14  p.  4.  —  11)  Ulustraziono  di  due  stele  funorario  dol  museo  egizio  di  Torino. 
(Atti  delJa  R  accad.  di  scienzo  di  Torino  XV.)  —  12)  Uno  stele  du^  museo  6gyptien  de  Flo- 
"w  [die  Stele  de«  Apii]  et  l'immortalito  de  Tarne  choss  los  ancions  Egyptiens.  (Congr.  proy. 
8.  Btienne.  II,  145—46.)  —  13)  Einige  Inedita.  (Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XVIII,  53—63.)  — 
14)  U»  affres  de  la  mort  che»  les  ancions  Egyptions.  (Rev.  egypt.  1.  139 — 43.)  —  15)  Lea 
fflwtioas  eh.  1.  anc  Egypt  (Congr.  prov.  St  Etienne.  II,  67 — 88.)  —  16)  Egyptian  docu- 
■Mti  relating  to  the  statuos  of  the  Dead.  (Transaetions  of  tho  Soc.  of  Bibl.  Archeology, 
VII,  1,  6—36.    —    17)  Notes  sur  difföronts   point«   d'histoiro.      (Rec.  de  trav.  I,  152—160.) 

—  1H)  Loctares  on  the  origin  and  growth  of  religion  as  illustratod  by  the  religion  of  ancient 
%pt  London,  Williams  &  Norgate.  259  p.  —  19)  Sur  l'origine  d'uno  dos  formes  du  dieu 
fttha.  (Rec.  de  trav.  11,  129—133.)  —  20)  Le  pantheon  egyptien,  illustre  de  73  dessins 
V*  y  Schmidt     Paris,  Leroux. 


1,46  Jn.    L.  Stern. 

theon,   die  erste  nach  der  veralteten  und  seltenen  Arbeit  Champollions,  ge- 
liefert hat,  ist  ein  Verdienst. 

Der  rein  philologischen  Werke,  ungeachtet  sie  für  die  ganze  ägyptische 
Altertumskunde  von  der  hervorragendsten  Wichtigkeit  sind,  können  wir  hier 
nur  kurz  gedenken.  Wir  erwähnen  zunächst  das  Supplement  zu  dem  hiero- 
glyphisch-demotischen  Wörterbuche  von  H.  Brugsch,1)  in  welchem  wir  eine 
wesentliche  Förderung  der  Hieroglyphenkunde  erblicken.  S.  Levi*)  gab 
eine  nützliche  Zusammenstellung  der  hieratischen  Schriftzeichen,  die  sich  zu 
den  hieroglyphischen  etwa  wie  unsere  Schreibschrift  zur  Druckschrift  verhalten. 
Ad.  Erman8)  beschrieb  eingehend  die  neuägyptische  Sprache,  wie  sie  in 
den  hieratischen  Texten  der  Profanlitteratur  etwa  seit  der  XIX.  Dynastie 
erscheint  und  den  Übergang  zu  der  Volkssprache  vermittelt;  und  der  Re- 
ferent4) gab  ein  Lehrbuch  der  koptischen  Sprache  heraus,  welche  die  wich- 
tige Grundlage  der  ägyptologischen  Forschung  bildet  und  von  der  jeder  aus- 
gehen sollte,  der  zur  Interpretation  der  Hieroglyphen  aufsteigen  will.  Ober 
die  Bildung  der  dreilautigcn  Wurzeln  handelte  G.  Maspero5)  und  über  ein 
Bildungselement  derselben,  das  Präfix  M,  dem  allerdings  wohl  zu  viel  bei- 
gemessen wird,  G.  Ceugney.6)  Manche  schwierige  Wörter  sind  eingehend  be- 
handelt worden,  so  das  Wort  Adon*  welches  H.  Brugsch  als  „Verwalter, 
Meister,  Oberst"  erklärt,7)  das  Zeichen  der  Schleife,  welches  derselbe  nach 
dem  Vorgange  anderer  seh  es  liest8),  wofür  K.  Piehl9)  einen  neuen  Beleg 
"beibrachte;  der  Ausdruck  netr-nuti  (Stadtgott)  von  demselben10)  und  von 
E.  Naville,11)  der  ihn  als  „Lareu  auffassen  wollte;  die  Namen  der  Bäume 
von  V.  Lore t1*)  einige  andere  Wörter  von  A.  Lincke18)  und  das  Koptische 
Holokotsi  (Solidus),  in  welchem  Ad.  Erman14)  ein  hybrides  Wort 
(griech.  6X0  -f-kopt  kots)  erweisen  zu  können  glaubte,  ohne  uns  allerdings 
zu  überzeugen.  J.  Lieblein16)  und  E.  Piehl16)  behandelten  einige  Stellen 
des  medizinischen  Papyrus  Ebers.  Maspero17)  lieferte  eine  fleifsige  Studie 
über  die  Denkmäler  des  Turiner  Museums,  welche  den  stm  asm  äst  ma&t, 
den  Beamten  der  Nekropole  von  Deir-el-medinen  und  Drah-abulneggah,  an- 
gehören. Einzelne  Stellen  und  grammatische  Fragen  besprachen  ferner  der- 
selbe,18), K.  Piehl19)  und  E.  v.  Bergmann.80) 

Wir  werfen  noch  einen  kurzen  Blick  auf  das  christliche  Ägypten  und 


1)  Hieroglyph.-demotisches  Wörterbuch,  enthaltend  in  wissenschaftlicher  Anordnung  und 
Folge  den  Wortschatz  der  heiligen  u.  der  Volkssprache  u.  Schrift  der  alten  Ägypter.  Bd.  V 
&  VI,  1.  Leipzig,  Hinrichs.  4.  —  2)  Raccolta  dei  segni  ioratici  egizj  nelle  diverse  epoche 
con  i  corrispondenti  geroglifici  e  di  loro  differenti  valori  fonetici.  Torino.  15  p.  &  56  t»T. 
4.  —  3)  Neuägyptische  Grammatik.  Leipzig,  Engelmann.  X  &  276  p.  —  4)  Ludw. 
Stern,  Koptische  Grammatik.  Leipzig,  T.  0.  Weigel.  468  p.  &.  1  Tafel.  —  5)  Snr  la  for- 
mation  des  themes  trilitteres  en  egyptien.  (Memoires  Soc  de  linguistique  IV,  3.)  —  6)  Da 
röle  de  M  präfixe  en  egyptien.  (Rec.  de  trav.  II,  1 — 9.)  —  7)  Le  mot  adön.  (Key.  egypt 
1,  22—32.  —  8)  Über  das  Silbenzeichen  der  Schleife.  (Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XV III,  1—15.) 
9)  Notice.  (Ibid.  XVIll,  135  f.)  —  10)  Sur  le  sens  du  mot  neter-nouti.  (Ibid.  XV III, 
64—69.)—  11)  Sur  les  sens  du  mot  neter-nouti.  (Ibid.  XV 111,  24—27).—  12)  fitudes 
sur  quelques  arbres  egyptiens.  (Rec.  de  trav.  1,  190—196.  11,  21 — 26.  60—65.)  —  13)  Mis- 
cellanea.  (Ibid.  II,  10—13.)  —  14)  Holokotsi.  (Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XVIII,  123—5.)  — 
15)  Bemerkungen  zum  Papyrus  Ebers.  (Ibid.  XVIII,  127 — 9).  —  16)  Un  passage  du  pa- 
pyrus  Ebers.  (Ibid.  XV 111,  129  ff.)  —  17)  Rapport  sur  une  mission  en  Italie.  (Rec  de 
trav.  II.  159 — 199.)  —  18)  Notes  sur  differents  points  de  grammaire  et  d'histoire.  (Ztschr. 
f.  äg.  Spr.  XVIII,  41—49  u.  Rec  de  trav.  II,  105—120).  —  19)  Varia,  petites  notes  de 
critique  et  de  philologio.  (Rec.  de  trav.  1,  196—205.  11,  27—32.  121—9.)  -  20)  Varia. 
(Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XV 111,  49—53.) 


Assyrien  und  Babylonien.  1,47 

bemerken,  dafs  Ad.  Erman  *)  nach  Abschriften  Schwartzes  und  C.  Ceugney*) 
nach  Pariser  Handschriften  einige  Bibeltexte  der  oberägyptischen  oder  sahi- 
dischen  Übersetzung,  die  bis  dahin  noch  fehlten,  herausgegeben  haben,  ohne 
zwar  eine  kritische  Emendation  zu  beabsichtigen.  E.  Revillout3)  wieder- 
holte seine  Ausgabe  der  koptischen  Schriften  über  das  Konzil  von  Nicäa, 
die  er  ans  Tnriner  Papyren  und  Neapolitaner  Pergamenten  geschöpft  hat.  Die 
Aasgrabungen,  welche  man  in  den  letzten  Jahren  in  Medinct-el-Fayyüm  ge- 
macht hat,  haben  verschiedenen  europäischen  Museen  fernere  Papyrusreste  aus 
dem  6.,  7.  and  8.  Jh.  ergeben,  namentlich  solche  mit  griechischer  und 
ambischer  Schrift;  einiges  wenige  ist  daraus  von  F.  Blass4)  uud  von  dem 
Teretorbenen  H.  O.  Loth6)  veröffentlicht  worden. 


IV. 

Q.  Rösch. 

Assyrien  und  Babylonien. 

Das  Jahr  1880  hat  auch  den  Fleifs  der  Assyriologen  nicht  schlafen 
lassen. 

Auf  dem  prähistorischen  Gebiete  ist  Fr.  Lenormant6)  mit  einer  ver- 
gleichenden Darstellung  der  biblischen  und  profanen  Urgeschichte  von  der 
Schöpfung  bis  zur  Sündflut  aufgetreten,  worin  er  neben  phönizischen,  ägyp- 
tischen, iranischen,  indischen,  griechischen,  römischen,  ja  skandinavischen  Pa- 
rallelen das  keilschriftliche  Material  von  G.  Smith's  „chaldäischer  Genesis" 
onter  gewissenhafter  Berücksichtigung  der  internationalen  religionsgeschicht- 
beben  Litteratur  der  Gegenwart  verarbeitet,  weniger  aber  bereichert  hat. 
Sein  Resultat  für  die  biblische  Genesis  ist  eine  teils  mehr,  teils  weniger 
selbständige  Rekonstruktion  dogmatischer,  technischer  und  historischer  Remi- 
niscenzen  der  Therachiten  aus  ihrer  chaldäischen  Heimat  Ur,  von  Seiten  des 
Elohisten  und  Jehovisten.  So  wird  dem  Autor  die  biblische  Erschaffung  des 
Menschen  nur  zu  einer  Variation  der  polytheistischen  Menschenschöpfung  bei 
Berosus,  welcher  die  anthropogonische  Lücke  in  der  chaldäischen  Genesis  die 
keilschriftliche  Parallele  immer  noch  vorenthält.  So  wird  ihm  der  Sünden  fall 
trotz  der  von  Oppert  durch  eine  verbesserte  Übersetzung  gelieferten  und  von 
dem  Autor  ausdrücklich  anerkannten  Widerlegung  seiner  vermeintlichen  Er- 


1)  Bruchstücke  der  oberigyptischen  Übersetzung  des  Alten  Testaments.  (Nachrichten  d. 
ü«.  <L  Witt.  Göttingen.)  40  p.  —  2)  Quelques  fragments  coptes-thibains  inedits  de  la  biblio- 
fUqae  nationale.  (Bec  de  trav.  II,  94 — 105.)  —  3)  Le  concile  de  Nicee  d'apres  les  texte« 
ttptes  et  les  direrse»  collectiona  canoniques.  Demi-yolume  :  I.  nouvelle  serie  de  docamonU 
(le  Bier.  Borgia);  IL  dissertation  critique.  Paris.  —  4)  Fragmente  griechischer  Hand- 
»tbiflon  im  agypt  Museum  su  Berlin.  (Ztschr.  f.  äg.  Spr.  XVUI,  34 — 40.)  —  5)  Zwei  ara- 
feeae  Papjros  mit  2  Tafeln.  (Ztschr.  d.  morgenl.  Qos.  XXXIV,  685—691.)  —  6)  Les  ori- 
£■•*  da  fhiatoiro  d'apres  la  bible  et  les  traditions  des  peuplos  orientaux.  Do  la  creation 
^rkonM  an  deluge.     Paria,  Maisonneuve  &  Co.  XXII,  630  S.     Vgl.  S.  53. 


I?48  1V-     G-  Hosch: 

wähnung  in  dem  bisherigen  Keilschriftenmaterial,  wovon  auch  L.  Modo  na1) 
gehandelt  hat,  und  trotz  des  Stillschweigens  des  Berosus  auf  Grund  der  be- 
kannten babylonischen  Gemme  mit  dem  Menschenpaar  vor  dem  Fruchtbaum 
und  der  Schlange  hinter  dem  Weibe,  deren  Deutung  auf  den  Sündenfall 
W.  v.  Baudissin  und  Nöldeke  anfechten,  während  Friedr.  Delitzsch  sie  gutheilst, 
zu  einem  Ausflufs  der  assyrisch -babylonischen  Tradition.  Ebenso  sind  ihm 
die  Cherubim  die  Nachbilder  der  Eirubi  oder  geflügelten  Stiere  mit  Menschen- 
köpfen an  den  assyrisch-babylonischen  Bauwerken  und  das  blofse  hauende 
Schwert  der  Flammendiskus  in  der  akkadisch-sumerischen  Poesie.  Der 
Brudermord  wird  ihm  gar  in  naher  Berührung  mit  Goldziher  zu  einem 
kalendarischen  Mythus  von  den  feindlichen  Brüdern  Sin  und  Adar  oder  Nan- 
naros  und  Parsondas.  Die  biblischen  Alterszahlen  der  vorsündflutlichen 
Patriarchen  gelten  ihm  als  Reduktionen  der  chaldäischen  historisierten  Sexa- 
gesimalcykluszahlen  vor  der  Flut,  jedoch  ohne  dafs  er  den  Oppertschen 
Lösungs versuch  mittelst  der  Gleichung  einer  Woche  mit  einem  Lustrum  an- 
nehmen, aber  auch  ohne  dafs  er  einen  eigenen,  aufser  der  Vermutung  auf- 
stellen könnte:  das  Gesammtlebensalter  von  8575  nach  dem  Hebräischen  und 
8551  Jahren  nach  der  Scptuaginta  repräsentiere  144  Sossen  oder  sechzig- 
jährige Cyklen  mit  eigentlich  8640  Jähren.  Die  Smithsche  Deutung  der 
Ehen  der  Kinder  Gottes  mit  den  Töchtern  der  Menschen  auf  die 
Verbindung  der  von  H.  Rawlinson  in  den  Keilschriften  irrtümlich  gefundenen 
adamischen  oder  schwarzen  und  sarkischen  oder  weifsen  Rasse  ersetzt  er  mit 
der  Berufung  auf  die  Jnkubcn  und  Sukkuben  der  keilschriftlichen  Dämono- 
logie. Die  biblische  Sund  flu  t  endlich  erklärt  er  für  eine  geschichtliche 
Thatsache,  welche  den  übereinstimmenden  Traditionen  zufolge  die  Vorfahren 
der  drei  civilisierten  Rassen  der  alten  Welt:  der  arischen  oder  indisch- 
europäischen,  der  semitischen  oder  syrisch -arabischen  und  der  hamitischen 
oder  kuschitischen,  betroffen  haben  müsse.  Die  chaldäische  Parallele  in  der 
Iz (Gis) dubarlegende  ist  bekannt.  R.  Buddensicg9)  hat  sie  ohnedem  aufs 
neue  mit  dem  biblischen  Sündflutbericht  verglichen.  Auch  zu  dem  akkadi- 
schen  Gott  Tammuz  findet  Lenormant  Parallelen  in  der  Mythologie  und 
Religion  andrer  Völker.3) 

In  die  Folgezeit  der  Sündflut  hinaufführt  uns  eine  fragmentarische 
Königstafel  unter  den  Entdeckungen  H.  Rassams4)  mit  der  Überschrift: 
„dies  sind  die  Könige  Babylons,  in  der  Reihenfolge  nach  einander  sind  sie 
nicht  geordnet."  Leider  ist  die  Gesamtzahl  ihrer  Könige  durch  die  Zer- 
trümmerung der  Tafel  verloren,  der  Laut  ihrer  Namen  durch  die  Unsicherheit 
der  Lesung  ungewifs  und  die  zeitliche  Aufeinanderfolge  der  Personen  durch 
ihre  unchronologische  Aufzählung  unbestimmbar.  Auf  Kolumne  I.  steht  der 
früher  Hamurabi  genannte  kassitischc  d.  i.  aus  der  kassitischen  Bevölkerungs- 
schichte Elams  abstammende  König  Ghamurragas  oben  an.  Welche  Inschrift 
dieses  Königs  A.  Amiaud5)  behandelt  hat,  weifs  der  Ref.  nicht. 


1)  La  leggenda  cristiana  della  ribellione  o  cadola  degli  angoli  in  rapporto  a  duo  tavo- 
lette  aasire  del  mnseo  britannico  a  projKmito  di  aleuni  articoli  apparsi  sopra  vari  giornali 
cattolici.  Bologna,  1878.  XIV,  57  S.  —  2)  Die  biblische  und  chaldnische  Sintflutvermon. 
(Allg.  Missionsztschr.  VII.)  Vgl.  S.  53.  —  l\)  II  mit«  di  Adonc-Tammoz  nci  dorumenti 
euneiformi.  Atti  del  IV.  congresao  interna/,  degli  Orientalisti.  —  4)  Keeent  Asayrian  and 
Baby  Ion ian  Research:  Victoria  Institute,  or  Philosophical  Society  of  Great  Britain.  —  T>)  Vne 
inscription  bilingue  de  Uamourabi,  Koi  de  Babylone.  (Kcc.  de  trav.  rel.  ä  la  Philologie  egypt 
Vol.  1,  fasc.  4.) 


Assyrien  and  Babylonien.  1,49 

Die  historische  Zeit  hat  Fr.  Homrael1)  in  einem  zunächst  auf  die 
exoterachen  Kreise   berechneten  Aufsalz  mit  den  bisherigen  Resultaten   der 
Keilschriftforschung  beleuchtet.    Diese  lassen  als  ältestes  Reich  in  den  meso- 
potamischen  Ländern  das^Sumir  und  Akkad  d.  i.  Süd-  und  Nordbabylonien 
umfassende    Reich    von   Ur  in   Chaldäa",    dessen  Könige  sicher  vor  2000 
?.  Chr.  anzusetzen  sind.     Dasselbe  hatte  im  Reich  des  nichtsemitischen,  aber 
loch  nicht  hamitischen  oder  kuschitischen  Elam  einen  gefährlichen  Nachbar, 
da  dessen  König  _Kudur-nanchundi  ungefähr  im  J.  2200  in  Akkad  einfiel.    Der 
Oberherrlichkeit  Urs  folgte  die   Hegemonie    der  Könige  von  Karrak   über 
Südbabylonien  etwa  2000  bis   1700   v.   Chr.      Aus  den   gährenden  Wogen 
ihres  Zeitalters  erhob  sich,    jedoch  nur  in  flüchtiger  Erscheinung,    das  ge- 
waltige Reich  Sargons  von  Akkad,    das  ganz  Babylonien,  Elam,  Syrien  und 
Mesopotamien   in  sich  vereinigte.      Nach    diesem  Interim   wich  endlich   die 
Oberherrlichkeit  Karraks  der  von  Larsa  oder  Elassar,  das  trotz  Oppert  mit 
Assur  nichts  zu  thun  hat.     Seine  Könige  Kudur-mabuk  und  sein  Sohn  Erim- 
oder  Rim-aku   d.  i.  Arioch,    der  Zeitgenosse   und   Gegner  Abrahams,    haben 
kurz  _v>r  und    nach    1700  v.   Chr.    über  Südbabylonien,   wenigstens  sicher 
aber  Ur  und  Karrak,    geboten.      Rim-aku  und  sein  Reich  wurden  um  1670 
▼.  Chr.  von  Chamurragas  von  Babel  gestürzt,  der  dadurch  zum  Gründer  des 
alten  babylonischen  Reiches  geworden  ist.   Nach  der  Meinung  des  Ref. 
ist  er  der  Zeitgenosse  des  babylonischen  Turmbaus  in  der  Bibel,  da  er  auch 
emen  der  Gottheit  Zamäma  geweihten  Turm  gebaut  hat,    .,der  bis  an  den 
Himmel  reichte".     Ein  noch  älterer  ebenfalls  kassitischer  König  von  Babel, 
Agokak-rimi,    der  vielleicht    noch  vor  Sargon  von  Akkad,   jedenfalls  aber 
zwischen  diesen  und  Chamurragas  zu  setzen  ist,  hat  eine  400  zeilige  Inschrift 
über  eine  Tempelverschönerung  in  semitisch -babylonischer  Sprache    hinter- 
lassen,  während  die  südbabylonischen  Könige  sich  des   sumirischen   Idioms 
bedienen.      Neben  dem  babylonischen  Reiche   begann  sich  das  assyrische 
empor  zu  arbeiten.      Die  älteste  Nachricht  über  seine  Gründung   ist  immer 
noch  die  Tradition  in  Gen.  10  vom  Auszug  Nimrods  aus  Sinear,   d.  i.  Süd- 
babylonien,  nach   Assur  (gemäfs  der  schon  von  Onkelos  aufgebrachten  und 
von  den  Assyriologen  adoptierten  Auffassung  des  Assur  als  Objektsaccusativ 
statt  als  Subjektsnominativ),   und  seinen  dortigen   Städtegründungen,   unter 
denen  aber  Ninive  schwerlich  gewesen  ist,    da  es  erst  um  das  Jahr    1300 
t.  Chr.  an   die  Stelle  der  alten  Hauptstadt  Assur  getreten  ist.     Der  älteste 
keilschriftliche  König  Assyriens  ist  Israi-dagan,  der  von  Hommel  mittelst  No- 
tizen in  den   Annalen  von  Rimraon-Nivari  I.   (vor  und  um  1300)  und  Tig- 
Htfhpileser  L  (um  1100  v.  Chr.)  auf  circa  1850  v.  Chr.  fixiert  wird.     Unter 
Tiglathpileser  I.  trat  Assyrien    in   die   bisherige  Grofsmachtsstellung  Babels 
ein,  das  von  nun  an  von  ihm  abhängig  wurde,    bis  es  endlich  nach  einem 
halben  Jahrtausend   die    verlorene  Oberherrschaft   in  Vorderasien  auf  kurze 
Zeit  wieder  gewann.    Die  assyrisch-biblischen  Synchronismen,  die  seit  Schrader 
feststehen,    hat  Hommel  f)    in    einem    kurzen  Aufrifs    besonders    zusammen- 
gestellt 

Die  Detailarbeiten  kommen  weniger  der  Geschichte,  als  vielmehr  der 
Philologie  zu  gut.  Ebenfalls  dieser  zuzurechnen,  wenn  überhaupt  wissen- 
schaftlich einzureihen,  ist  die  merkwürdige  Annahme  Guinands,3)  dafs  die 


1)  We  Keilschriftfömhung  und  die  biblisch©  Chronologie.  (Boil.  Augsb.  Allg.  Ztg.  No.  111. 
11!.  U3.)  _  «g)  Vgl.  8.  54.  —  3)  Do  ramrimilation  d.  1.  väritoblo  languo  somit,  av.  1.  langoc 
•"»Keime.    Congrto  prov.  de»  Orientalisten,  1878.     Lyon  1,  187     200. 

Hlitorifch«  Jahre«b«riobft«,    J.    1880.  \ 


1,50  IV.    G.  Bosch: 

verlorne  akkadische  Sprache  die  eigentlich  semitische  gewesen,  die  jetzt  ab 
semitische  genannten  in  Wirklichkeit  hamitische,  durch  Nimrod  den  Semitc 
aufgezwungene  Sprachen  seien,  während  im  schärfsten  Gegensatz  hiers 
J.  Halevy1)  das  Akkadische  für  eine  künstlich  geschaffene  Priester-Spracl 
und  Schrift  ansieht,  eine  Ansicht,  der  St.  Guyard  beistimmt.*)  W.  Lotz 
hat  den  transskribierten  Text  der  Inschriften  von  und  über  Tiglathpileser 
mit  Übersetzung  und  Kommentar  herausgegeben,  eine  Arbeit,  welche  um  i 
verdienstlicher  ist,  als  die  gleichzeitig  von  H.  Rawlinson,  Hincks,  Fox,  Talb 
und  Oppcrt  angefertigte  Obersetzung  der  grofsen  Inschrift  dieses  Königs  ai 
Kileh-Scherghat  durch  ihre  Übereinstimmung  in  den  Hauptsachen  zwi 
lange  als  untrügliche  Rechtfertigung  der  assyriologischen  Entzifferunge 
geglänzt,  aber  auch  wegen  ihrer  vielen  Sonnenflecken  der  Ratlosigkeit  eim 
Ersatzes  dringend  bedurft  hat.  Dem  Historiker  bietet  der  Autor  grünt 
sätzlich  nicht  mehr,  als  die  Namendeutung  („meine  Hilfe  ist  Nineb")  ui 
Chronologie  für  Tiglathpileser  aus  der  Bavianinschrift  Sanheribs,  welch 
H.  Pognon4)  herausgegeben,  übersetzt  und  kommentiert  hat  Weitei 
historische  Texte  hat  E.  A.  Budge5)  geliefert  Die  Inschriften  TiglaU 
pilesers  H.  hat  Schrader6)  noch  im  Jahre  1879  zur  Ergänzung  sein« 
im  Jahr  1872  (KAT.  S.  136  ff)  ausgesprochene  Ansicht  auf  ihre  .graphisch 
Zusammengehörigkeit  und  chronologische  Folge  von  Neuem  untersucht.  Sei 
Resultat  ist,  dafs  wir  die.  Annalen  des  1.,  2.,  7.,  8.,  9.  Regierungsjahre! 
ziemlich  vollständig  und  die  des  3.,  12.,  13.  und  14.  teilweise  besitzen 
Dieser  Untersuchung  hat  er  die  Berichtigung  der  zwei  bisher  bekannten  Ver- 
zeichnisse phönicisch-cyprischer  Tributäre  Asarhaddons  und  seines  Sohne 
Asurbanipal  durch  ein  drittes  von  Rassam  in  Ninive  entdecktes  angeschlossen 
Das  Wichtigste  darin  ist,  dafs  durch  die  deutliche  Schrift  auf  dem  Fund« 
Rassams  die  Stadt  Usimuruna,  die  man  allgemein  für  Schomron-Samaria  ge 
nommen  hat,  einer  jetzt  nicht  mehr  zu  rekognoszierenden  Stadt  Samsimuran 
und  mit  ihr  der  assyrische  Unterkönig  in  Samaria  nach  der  Zerstörung  de 
Reiches  hat  weichen  müssen.  Zum  Ende  des  babylonischen  Reiche 
fuhren  uns  H.  Rawlinson7)  und  TL  G.  Pinches8)  durch  ihre  Übersetzun 
und  Besprechung  zweier  vom  Sturz  Naboneds  und  der  Einnahme  Babylon 
durch  Cyrus  handelnder  Inschriften  herunter.  Das  famose  11,  Jahr  de 
Kambyses  nimmt  Schrader9)  gegen  Wiedemanns  Auffassung  des  betreffer 
den  Keilzeichens  als  der  Korrektur  eines  Zehners  in  einen  Einer,  d.  h.  de 
in  der  Gedankenlosigkeit  aus  dem  Griffel  gekommenen  10.  Jahrs  des  Gyn 
und  das  1.  des  Kambyses  in  Schutz. 

Auf  das  Gebiet  der  Koncordanzfragen  hat  sich  Schrader10)  mi 
seiner  Beleuchtung  zweier  chronologischer  Rätsel  über  Sanherib  und  Asai 
haddon    bei    Alexander    Polyhistor    und    Abydenus    begeben.      Da 


1)  Documenta  religieux  de  l'Assyrie  et  de  la  Babylonie,  I.  —  2)  Revue  critique.  - 
—  3)  Dio  Inschriften  Tiglathpilesers  I.  in  transscribiertem  assyrischen  Grundtext  m 
Übersetzung  und  Kommentar.  Mit  Beigaben  von  Fr.  Delitzsch.  Leipzig,  Hinrichs.  XV 
224.  —  4)  L'inscription  do  Bavian,  texte,  traduetion  et  commentairo  philologique,  an 
trois  appendices  et  un  glossairo.  Paris,  Vieweg  I,  p.  100,  II,  p.  211.  —  5)  Assyrian  Text 
London,  Trübner.  52.  The  History  of  Afarhaddon  etc.  London ,  Trübner.  XII,  164.  - 
(>)  Zur  Kritik  der  Inschriften  Tiglathpilesers  IL,  des  Afarhaddon  und  dos  Asurbanip* 
(Abhdlg.  d.  Berl.  Ak.  d.  Wissensch.  1879.)  —  7)  Vgl.  S.  35  f.  —  8)  Vgl.  S.  3G.  —  9)  D 
elfte  Jahr  des  Kambyses.  Nachtr.  Ztschr.  f.  äg.  Spr.  —  10)  Zur  Kritik  dor  chronologisch« 
Angaben  des  Alexander  Polyhistor  und  des  Abydenus.  (Berichte  dor  k.  «ich.  Gesellsch.  d 
Wiss.)    41. 


Assyrien  und  Babylonion.  L51 

eine  ist  die  Regierangszeit  Sanheribs  mit  18  and  „seines  Sohnes"  mit  8  Jahren 
bei  AI.  P.  gegen  die  24  Jahre  Sanheribs  und  die  13  Asarhaddons  im  ptole- 
mäi&chen  Kanon  and  in  den  Keilschriften.  Die  übliche  Aashilfe  mit  einer 
Zihlenkorrektar  bei  AI.  P.  verbietet  nun  Schrader  mit  der  Appellation  an 
die  genaue  Übereinstimmung  der  Einzelzahlen  mit  der  von  AI.  P.  ausdrück- 
lich angegebenen  ganzen  Summe  von  88  Jahren  von  Sanherib  bis  Nebukad- 
uezar,  um  sie  sodann  unter  Aufzeigung  der  summarischen  Übereinstimmung 
der  beiderseitigen  Zeitrechnung  im  genannten  Zeitraum  mittelst  nachstehender 
Parallele: 

AI.  P.  Pt  K.  and  Klschr. 

693  Regebel:  1    Jahr 

692  Mesesimordak:    4      „ 
693  Sanherib:  18  Jahre       688  Anarchie:  8      „ 

675        „     dessen  Sohne       8      „  680  Asaridin:  13      „ 


26  Jahre  26  Jahre 

667  Sammugbes:  21  Jahre  667  Saosduchini:  20  Jahre 

646  Sardanapal:   21      „  647  Kineladen:  22       „ 

625  Nabupalsar:  20  (=21)  Jahre  625  Nabopolassar:  21  (=20)  Jahre 

88  (89)  Jahre  89~(=  88)  Jahre 

durch  den  kühnen  Griff  zu  beseitigen,    dafs  er  die  dem  Sanherib  bei  AI.  P. 
fehlenden  6  Jahre   mit  den  6  Regierungsjahren  des  mit  dem  Asordanes  des 
AI  P.  identischen  Aparanadius  im  Pt.  K.  ergänzt  und  die   8  Jahre  „seines 
Sohnes"  durch  die  Annahme  der  Verwechslung  der  Perioden  für  die  Zahlen 
8  und  13   bei  Berosus  von  Seiten   des  AI.  P.  auf  13  erhöht.     Dafs  Apara- 
nadius der  Asordanes  bei  AI.  P.  sein  mufs  und   unmöglich  Asarhaddon  sein 
kann,   der  dann    als  der  spätere  Asaridin   im  Pt.  K.  zweimal  regiert  haben 
mflfste,  was  freilich  immer  noch  behauptet  wird,  ist  durch  die  keilschriftliche 
Bestätigung  der  Angabe  des  AI.  P.  über  Sanheribs  Einsetzung  seines  Sohnes 
Asordanes   zum  Vicekönig  in  Babylon  nach  der  Niederwerfung  des   Belibus 
erwiesen.     Nicht   ganz  denselben  Eindruck  der  Evidenz  macht  die  Lösung 
des  zweiten  Rätsels.    Dafs  Abydenus  Sanherib  den  25.  König  von  Assyrien 
nennt,   ist    den    conservativen    und    neologischen  Chronologen    ein  Ärgernis. 
Um  es  zu  beseitigen,  schränkt  nun  Schrader  zuerst  die  Unterwerfung  Baby- 
loniens  im  Berichte  des  Abydenus,  die  man  auf  die  Vorgänger  Sanheribs  aus- 
zudehnen pflegte,  mittelst  der  Hervorhebung  der  Einzahl  in  dem  subegit  und 
des  Anschlusses  des  Seesiegs  über  die  Griechen  durch  die  Copula  „und"  auf 
Sanherib  allein  ein,  giebt  dann  mit  Rücksicht  auf  die  Dreifsigzahl  der  assy- 
rischen Könige  des  Ktesias  der  babylonischen   Zählungsweise  derselben  die 
Regierung  Tuklat-Adars  als  „des  Eroberers  von  Kardunias"  zur  Epoche  und 
deduziert  zu  den  vier  Nachfolgern  Sanheribs  bis  zur  Katastrophe  des  Reichs 
noch  einen  fünften  aus  neu    entdeckton   keilschriftlichen   Fragmenten.     Von 
Versuchen  der  Ausgleichung  der  keilschriftlichen  Chronologie  mit  der  bibli- 
schen ist  dem  Ref.  nur  der  von  H.  Matzat1)  bekannt  geworden.     Er  hat 
•ein  Ziel  der  Rettung  der  biblischen  Königsrechnung  unter  Wahrung  der 
Integrität   der    biblischen   Zahlen    und    der  Ltickenlosigkeit   der   assyrischen 
Eponymculiste  mit  Vergewaltigungen  bald  der  biblischen  und  bald  der  monu- 
mentalen Berichte,    wie    z.  B.   die  Annahme  zweier  Hafael   und  Ahab  und 


1)  Chronologische    Untersuchungen    zur    Gouehichte    der    Könige    von    Juda    und    Inrael. 
**üherg.     24  in   4.     8.  auch  S.  54. 


4 


* 


1,52  V.    C.  y.  Orelli: 

einer  Datierungsepoche  Tiglathpilesers  II.  14  Jahre  vor  seinem  Regierung 
antritte  ist,  natürlich  nicht  erreichen  können. 

Der  historischen  Geographie  hat  Fr.  Hommel1)  ebenfalls  sein« 
Fleifs  und  Scharfsinn  zur  Feststellung  von  Lage  und  Umfang  von  „Sun 
und  Akkad"  gewidmet  Er  erkennt  auf  der  Bahn,  welche  Schrader  g 
brochen  hat,  im  Gegensatz  zu  Lenormant  (s.  Jahresber.  I,  40)  in  Sumir  <3 
südbabylonische  Heimat  des  ältesten  nichtsemitischen  Herrschervolks  vom  3 
bis  zum  32.  Grad  nördl.  Breite  mit  den  Städten  Uru  =  Ur  der  Chaldft 
Larsa  —  Senkefseh,  Uruk  =  Erech,  Nipur  und  Kul-Unu-Chalneh  und  n 
Fr.  Delitzsch  in  Akkad  ursprünglich  die  Hauptstadt  Sargons  L,  Agadü,  d 
eine  Hälfte  von  Sepharvaim,  dann  die  Umgegend  dieser  Doppelstadt,  allg 
meiner  das  Gebiet  von  Sepharvaim  bis  zur  Turnatmündung  und  endlich  gai 
Nordbabylonien.  Zwischen  Sumir  und  Akkad  schob  sich  Babel  und  se 
Gebiet  als  Kardunias  ein.  Mit  der  Ausdehnung  des  Begriffs  Akkad  wun 
es  aber  von  diesem  dermafsen  absorbiert,  dafs  Akkad  besonders  später  m 
Babel  synonym  wurde,  weil  sich  eben  die  Macht  Nordbabyloniens  allmählic 
in  dieser  Hauptstadt  konzentrierte.  Zum  geographischen  Detail  ist  die  En 
deckung  des  alten  Sepharvaim  in  den  Trümmerhügeln  Abbu  Habba  vo 
Rassam2)vund  die  Kombination  des  biblischen  Resen  mit  dem  keilschrifl 
liehen  Ri-is-i'-ni,  Quellcnhaupt,  von  Sayce8)  unter  der  Billigung  Schrader b4 
anzumerken. 


V. 

O.  v.  Orelli.    M.  Steinschneider. 

Geschichte    der   Juden. 

a.  Bis  zur  Zerstörung  Jerusalems. 

Herr  Professor  Strack,  welcher  aus  Mangel  an  Zeit  mich  ersuchte,  dei 
Bericht  für  1880  zu  liefern,  wozu  er  mir  schon  einen  Teil  des  Material 
lieferte,  hat  bereits  das  letzte  Mal  einige  Publikationen  des  Berichtjahres  be 
handelt.  Wir  beschränken  uns  diesmal  absichtlich  auf  dieses,  indem  wir  di 
namhaften  Produkte  von  1881  für  das  nächste  Mal  aufsparen. 

Die  Frage  um  die  Entstehung  des  Pentateuchs  steht  begreiflicher 
weise  noch  immer  im  Vordergrund,  da  ja  nach  ihrer  Beantwortung  die  israe 
litische  Geschichte  einen  ganz  verschiedenen  Ausgangspunkt  und  Charakte 
annimmt.  Franz  Delitzsch  hat  zu  den  im  letzten  Bericht  erwähnte 
6  Artikeln  über  diese  Frage  6  weitere  hinzugefügt.6)  Darin  macht  er  di 
Konzession,    daß  es   zur  Erklärung  der  Thora  nicht  genüge,  eine  Thätigkei 


1)  Fr.  Hommel.  Zur  ältesten  Geographie  Vorderasiens.  (Das  Ausland.  No.  20.)  - 
2)  S.  o.  S.  35  f.  —  3)  Resen  and  Beth-El  in  the  Assyrian  Inscriptions.  (The  Academ; 
May  1.)  —  4)  Art.  llcsen  in  Kiohm,  Hdwrtrb.  d.  bibl.  Altert  —  5)  Franz  Delitiscl 
Pentateooh-kritiiwthe  Studien  in  Luthardts  Zeitschr.  für  kirchl.  Wissenschaft  und  kirchl.  Lebei 
1,  Heft  1  —  12.     Vgl.  Jahresber.  11,  1,  44. 


Geschichte  der  Juden  bis  zur  Zerstörung  Jerusalems.  1,53 

r  Hände  bis  in  die  Zeit  Josaas  und  der  Richter  reichen  zu  lassen, 
fs  der   Entstehungs-  und  Entwicklungsgang,    aus  welchem  dieses 

in  der  vorliegenden  Schlufsgcstalt  hervorgegangen,  bis  in  die 
e  Zeit  sich  hinziehe  und  vielleicht  sogar  in  der  Zeit,  wo  der  sama- 
'entateuch  und  die  griechische  Übersetzung  entstand,  noch  nicht 
Luhe  gekommen  sei ;  aber  ebenso  entschieden  hält  Delitzsch  daran 
as  Fundament,  auf  welchem  Religion  und  Moral  Israels  beruhen, 
:hes  sei,  und  dafs  auch  das  am  meisten  angefochtene  Ritualgesetz 

Grundlage  ruhe.  Während  Delitzsch  mehr  nur  zu  einzelnen 
ieser  vielverzweigten  Frage  scharfsinnige  Erörterungen  geboten 
von  Aug.  Dill  mann1)  eine  neue  Bearbeitung  des  Exodus  und 
or,  welche  gleichfalls  gegen  die  neueste  Pentateuchkritik  Stellung 
1  mit  Delitzschs  Aufstellungen  vielfach  in  ungesuchter  Überein- 
ich  befindet.  Zwar  bietet  auch  Dillmann  noch  keine  zusammon- 
terstellung  des  litterarischjßn  Prozesses,  wie  er  sich  denselben  denkt, 
rweist  dafür  auf  die  Schlufsabhandlung  im  nächsten  Bande.  Allein 
en  giebt  er  viele  Andeutungen  und  macht  z.  B.  gegen  Wellhausen 
e  geltend,  dafs  der  sog.  Triestercodex'  nicht  nach  dem  Exil  oder 
m  überhaupt  erst  könne  entstanden  sein.  ,Dafs  man  erst  im  Exil 
ylonien,  wo  man  gar  keinen  Gottesdienst  hatte,  die  priesterlichen 
lienstlichen  Gesetze  aufgeschrieben  habe,  ist  widersinnig'.  Zu- 
i  wohl,  dafs  das  Gesetzbuch  erst  zu  Esras  Zeit  seine  letzte  Gestalt 
ag  erhalten  habe,  und  dafs  die  priesterlichen  Tendenzen  desselben 
s  in  der  Praxis  zur  Durchführung  kamen.      Allein  die  Priester- 

Centralbeiligtums   zu  Jerusalem   habe   längst   dieselben    vertreten 

schriftlich  denselben  Ausdruck  gegeben.  Abgesehen  auch  von 
Tarischen  Fragen  bietet  dieser  neue  Kommentar,  in  welchen  der 
les  früheren  (Knobel)  nur  etwa  zu  zwei  Fünfteln  wieder  aufge- 
t,  eine  Fülle  von  historischem  Material,  das  mit  des  Verfassers  be- 
-ündlichkeit  und  Besonnenheit  verarbeitet  ist. 
blische  Urgeschichte  ist  von  Fr.  Lenormant  in  komparativer  Weise 
worden.3)  Das  beigebrachte  Material  ist  ein  überreiches.  Der 
5U  zeigen,  dafs  die  Tradition,  von  welcher  die  biblische  Urge- 
:h  abzweigt,  zwar  nicht  das  Eigentum  der  ganzen  Menschheit,  aber 

blofs  das  der  Semiten  gewesen  sei,  sondern  einem  gröfsern  in 
rünglich  vereinigten  Völkerkomplex  angehörte.  Hinsichtlich  der 
sehen  Quellenfrage  beschränkt  sich  Lenormant  auf  die  Aussage, 
ehovistische  Buch  älter  sei  als  das  elohistische ,  was  auch  Bau- 
las einzige,  allerdings  sehr  wichtige,  sichere  Ergebnis  der  neuesten 
critik  hält.  Speziell  die  Sündflutsversion  der  Bibel  hat  mit  der 
q  Rud.  Buddensieg3)  verglichen.  Derselbe  stellte  in  über- 
weise die  für  die  Bibel  sich  ergebenden  Resultate  der  keilschrift- 
ifferungen  überhaupt  zusammen,  doch  mit  vorwiegender  Berück- 
der  Urgeschichte. 4)    Die  Verwertung  der  assyriologischen  Resultate 


8.  40.  Roc.  von  Stado,  Theol.  Iitegt  1881.  No.  16.  —  2)  S.  o.  S.  47  f. 
(andiwiin  in  der  Theol.  Litztg.  1880.  No.  18.  Vgl.  auch  F.  Lenormant,  The 
rtween  Adam  and  tho  Dolnge.  A  hiblical  stndy.  Contemporary  Review  April. 
—  8)  Die  biblische  und  ehaldäische  Sündflutversion  in  der  Zeitschrift  für  kirchl. 
u.  kirchl.'  Lebon  I.  S.  347—367.  Vgl.  8.  48.  —  4)  Die  assyrischen  Aus- 
1   da»    A.   T.   [Zeitfragon   dos  christlichen  Volkslebens  27  =  V,  3.]     Heilbronn, 


1,54  V.    C.  v.  Orelli: 

ist  durchweg  eine  sorgfältige.  Nur  die  Behauptung,  dafs  der  König  Phul  dei 
Bibel  als  von  Tiglath-Pileser  unterschiedener  Herrscher  auf  den  Monumentei 
nachgewiesen  sei,  beruht  auf  Irrtum.  Ähnliche  populäre  Darstellungen  lie- 
ferten C.  Richter1),  W.  Hähnelt55),  Schulze.3)  Die  Resultate  der  Ägyp- 
tologie hat  Tomkins4)  für  die  Geschichte  Josephs  zu  verwerten  gesucht  Eil 
dem  Referenten  nicht  näher  bekanntes  Buch  von  J.  Fenton5)  scheint  siel 
ebenfalls  mit  den  ältesten  Zuständen  des  Volkes  Israel  zu  beschäftigen. 

Die  Bearbeitungen  der  israelitischen  Geschichte  mit  Bezug  auf  die  assy- 
rischen Denkmäler  zeigen   namentlich  das  Bestreben,    das  chronologische 
Problem   zu  lösen,    welches  durch   die  Divergenz    zwischen  der  biblischen 
und   der  assyrischen  Zeitrechnung  gegeben   ist.      Eine  deutliche  Darlegung 
des  diesbezüglichen  Sachverhalts  giebt  F.  Horamel. 6)      Derselbe   setzt  die 
traditionellen  Daten  der  biblischen  Geschichte  bedeutend  herab:  David  regierte 
nach  ihm  statt  1055—1015  vielmehr  1000 — 960,   Salomo  statt  1015—975 
vielmehr   960 — 930  u.  s.  f.     Die  Zerstörung  Samarias  fiele  ins  Jahr  723, 
dagegen  diejenige  Jerusalems  wäre  587  statt  588  zu  setzen.     Um  die  bibli- 
schen Zeitangaben   aufrecht   zu  halten  und  doch   auch  den  Eponymenlisten 
gerecht  zu  werden,    hat  H.  Matzat7)  die  Bibel  und  die  Keilschriften  ziem- 
lich eigenmächtig  ergänzt.    Mit  demselben  Problem  beschäftigt  sich  V.  Floigl8) 
in  einer  scharfsinnigen  Schrift,   welche  ein  weiteres  Gebiet  begreift,  aber  in 
Bezug  auf  die  Königszeit  am  meisten  beachtenswert  ist,  obwohl  er  auch  hier 
zum  Teil  sehr    gewaltsam   verfährt   und    an  Stelle  des  biblischen  Wortlauts 
oft   blofse   Konjekturen   setzt.     Vgl.   auch  eine  Abhandlung  von  W.  J.  Bee- 
chcr9)    und  eine  in  Tübingen  über  denselben  Gegenstand    erschienene10). 
Von  chronologischen  Arbeiten  erwähnen  wir  noch  eine  solche  von  F.  Riefs11) 
über  das   Geburtsjahr  Christi    und   von  J.   v.  Destinon1*)    über  die  Zeit- 
rechnung des  Josephus. 

Gesamtdarstellungen  der  Geschichte  Israels  von  gröfserem  Belang  haben 
wir  aus  dem  Berichtsjahr  nicht  zu  verzeichnen.  Die  nachexilische  Zeit  be- 
handeln zwei  ausländische  Werke  von  H.  Oort13)  und  J.  M.  Wiseu)  und 
einen  frühem  Abschnitt  das  von  A.  Edersheim. 15)     Dagegen  wären  manche 


Gebr.  Henninger.  76  S.  Roc.  im  Lit.  Centralbl.  No.  27;  J.  Deutsch,  Jüdische*  Literaturbi 
No.  20.  Theol.  Literatorbl.  No.  3.  Vgl.  JahrcRbor.  II,  1,  42.  —  1)  Wie  die  alten  Denk 
mälof  in  Ägypten,  Ninive  und  Babylon  dio  geschichtliche  Wahrheit  des  A.  T.  beweisen.  Vor 
trag,  Schwerte,  Braunschw.  22  S.  -  2)  Der  Turmbau  zu  Babel.  [Sammlung  von  Vortragen 
hcrausg.  von  Prommol  u.  Pfaflf.  11.  Hft.  9.]  Heidelberg,  C.  Wintor.  27  S.  —  3)  Die  Au 
grabungen  in  Assyrien  und  das  A.  T.,  Beweis  des  Glaubens.  S.  561 — 570.  —  4)  lifo  o 
Joseph,  illustrated  from  Sourcos  oxtomal  to  Holy  Scripture.  —  5)  Early  Hebrew  Life:  a  Stod 
in  Sociology.  London,  Trübner  &  Co.  —  6)  Abrifs  der  babylonisch-assyrischen  u.  iaraelil 
(Jcschichto  von  den  altes  ton  Zoiton  bis  zur  Zerstörung  Babels,  in  Tabollonform.  Leipzig,  Hin 
richs.  JH.  20  S.  Rec.  im  Theol.  Litbl.  No.  43.  Thool.  Litztg.  No.  22.  Vgl.  S.  49.  - 
7)  S.  o.  S.  51.  Rec.  Theol.  Litztg.  No.  12.  —  8)  Dio  Chronologio  der  Bibel,  des  Maneth 
und  JJoroH.  Leipzig,  Friodrich.  X.  286  S.  Rec.  Thool.  Litztg.  1881.  No.  9.  —  9)  Th 
Chronology  of  the  Kings  of  Israel  and  Juda,  Prosbytorian  Roview  Jan.  —  10)  K.  L.  P. 
Forschungen  über  die  wahrscheinlichste  Weltära  zur  Klärung  der  biblischen  a.  weltgeechichtl 
Chronologie,  zur  Apologio  uud  zum  Schutz  dor  Bibel.  Tübingon,  Fuos.  101  S.  —  11)  Da 
Geburtsjahr  Christi.  Ein  chronolog.  Vorsuch,  mit  einem  Synchronismus  über  die  fülle  do 
Zeiten  und  12  mathematischen  Beilagen.  Froiburg  i.  Br.,  Hordor.  IV,  267  S.  —  12)  Di< 
Chronologio  des  Josephus.  Gelohrtcnschulprogramm.  Kiel,  Lipsius  &  Tischer.  35  S.  — 
13)  Do  laatsto  oouwon  van  Israels  volksbestaan  (roieht  von  Nehomia  bis  Bar-Kochba).  An» 
führliche  Besprochung  von  W.  H.  Kostors.  Thool.  Tijdschrift.  S.  192—217.  —  14)  Hi»tor 
of  the  Hebrews  socond  Commonwealth  with  special  referonco  to  its  literatnro,  eulture  and  th< 
origin  of  R abbin ism  and  Christianity.  Cincinnati,  Bloch  and  Co.  386  p.  —  15)  Uistory  o 
Juda  and  Israol  form  tho  birth  of  Salonion  to  the  roign  of  Ahab.  London,  Religious  Tract  Society 


Geschichte  der  Jaden  bis  zur  Zerstörung  Jerusalems.  J  55 

Monograpbieen  and  Artikel  über  einzelne  historische  and  archäologische 
Gegenstände  zu  nennen.  So  von  H.  Weifs1)  über  David  und  seine  Zeit 
(katholisch,  harmonistisch  in  der  Geschichtskritik);  von  S.  May  bäum  über 
die  Entwicklung  des  altisraelitischen  Priestertnms2);  von  Klostermann 
aber  das  Jobeljahr8);  von  J.  Grill  über  das  Nasiräergelübde4).  Dahin  ge- 
boren eine  Reihe  von  Artikeln  in  Ed.  Rieh  ms  Handwörterbuch6),  dessen 
Vortrefflichkeit  nur  ein  etwas  rascheres  Erscheinen  zu  wünschen  übrig  läfst. 
Ans  den  beiden  1880  erschienenen  Lieferungen  (13  u.  14,  S.  1153  —  1344 
'Plulns  bis  'Salz')  heben  wir  besonders  hervor  die  Art.  Persepolis  (Schrader), 
Pffser  (Kleinen),  Phönizien  (Kautzsch),  Priester  (Riehm),  Richter  (Riehm), 
Silomo  (Kleiner!).  Desgleichen  finden  sich  zahlreiche  Beiträge  in  den  1880 
erschienenen  Bänden  der  rüstig  fortschreitenden  Real-Encyklopädie. 6)  Wir 
nennen  von  gröfseren  Artikeln  beispielsweise  Jeremia  (Nägelsbach),  Jerusalem 
(F.  W.  Schultz),  Jesaja  (Klostermann),  Jesus  Christus  (Zöckler),  Israel,  Bibli- 
sche Geschichte  (öhler,  überarbeitet  von  Orelli). 

Auf  dem  Gebiete  der  alttestamentlichen  Theologie  ist  ein  Opus  post- 
httmum  F.  Hitzige7)  zu  erwähnen.  Dasselbe  zeigt  Hitzigs  bekannten  Scharf- 
sinn und  seine  unermüdliche  Kombinationsgabe,  die  freilich  auf  historischem 
Gebiet  oft  irreleiten  und  in  theologischer  Hinsicht  ziemlich  unfruchtbar 
bleiben.  Tiele's  Kompendium  der  Religionsgeschichte,8)  eine  in  mancher 
Hinsicht,  namentlich  durch  sorgfältige  Angabc  der  Litteratur  zu  den  ein- 
zelnen Religionen,  verdienstliche  Zusammenstellung,  giebt  von  der  israelitischen 
Religion  auf  8  Seiten  ein  weniger  als  dürftiges  Bild.  Von  theologischen 
Kommentaren  zu  den  Propheten  sind  hier  einige  tüchtige  zu  nennen,  so  der 
ton  W.  Nowack9)  über  Hosea,  eine  treffliche  philologisch  -  historische 
Auslegung,  minder  zuverlässig  die  von  K.  A.  R.  Töttermann10)  über  einen 
Teil  desselben  Propheten;  sodann  von  dem  katholischen  Gelehrten  Ant. 
Scholz11)  eine  die  Textkritik  besonders  berücksichtigende  Bearbeitung  des 
Jeremia,  das  Werk  von  Cheyne1*)  über  die  Prophezeiungen  des  Jesaia, 
dem  Fr.  Delitzsch   eingehende  und   originale  Benutzung  der  assyrischen  Er- 


1)  David  and  seine  Zeit  Historisch-exegetische  Stadien,  vornehmlich  zu  den  Büchern 
SmhmIs.  Münster,  Theilsing.  271  S.  Roc  von  B.  Schäfer,  Lit.  Hand  weiser.  No.  21. 
Rohling,  Lit  Rundschau.  No.  22  und  in  der  Theol.  Litztg.  1881.  S.  299  f.  —  2)  Die 
Entwicklung  de«  altisraelitischen  Priestertums.  Ein  Beitrag  zur  Kritik  dor  mittlem  Bücher 
*»  Pentateuchs.  Breslau,  Wilh.  Köbner.  VIII.  126  S.  Rec.  von  H.  Strack,  Lit  Contral- 
Uatt  1881  No.  13.  —  3)  Über  die  kalendarische  Bedoutung  des  Jobeljahres,  Theol.  Studien 
ml  Kritiken.  Hft  4.  S.  720 — 748.  —  4)  Über  Ursprung  und  Bedeutung  des  Nasiräer- 
geffiMes,  Jahrbücher  für  protost  Theologie.  S.  645—680.  —  o)  Handwörterbuch  des  bibl. 
Altertums  für  gebildete  Bibelleser.  Mit  vielen  Illustrationen,  Plänen  und  Karten.  Bielefeld 
i  Leiprig,  Velhagen  u.  Klasing  (seit  1875!).  Vgl.  Jahresber.  I,  38;  II,  1,  43.  —  6)  Koal- 
Encjklopadie  für  Protestant  Theologie  and  Kirche.  2.  Aufl.  Herausgegoben  von  J.  J.  Herzog 
nd  6.  L.  Pütt  (seit  des  letztern  Tod  von  A.  Hauck).  Vgl.  Jahrosber.  I,  38.  —  7)  Vor- 
taingcn  über  biblische  Theologie  und  messianische  Weissagungen  des  A.  T.,  herausgegeben 
ton  J.  J.  Kneucker.  Mit  dem  Brustbilde  Hitzigs  und  einor  Lobons-  und  Charakter-Skizze, 
kriwuhe,  Keuther.  XIV,  64.  224  S.  —  Rec.  Lit.  Rundschau.  No.  17;  H.  Villoumier, 
ton«  de  theol.  et  de  philo»,  juillct.  p.  364 — 371;  M.  Verncs,  Revue  critique.  No.  48; 
ItooL  LttbJ.  No.  32;  Theol.  Litztg.  No.  14  von  Baudissin  —  8)  Vgl.  o.  S.  5.  —  0)  Der 
Propfet  floeea  erklärt.  Berlin,  Mayer  &  Müller.  XXXVII,  255  S.  Roc.  Theol.  Litztg. 
8-  526  £  —  10)  Bio  Weissagungen  Hoseas  bis  zur  ersten  assyrischen  Deportation  (1 — 6,  3) 
trittteit  Nebst  dem  Kommentar  des  Karäers  Jephot  bon  Ali  zu  Hosea.  Kap.  1 — 12,  3. 
Uafanitehe  Abhandlung.  Leipzig,  M.  Schäfer.  IV,  131  S.  Rec.  Thool.  Litztg.  S.  526  ff. 
~~  11)  Kommentar  «am  Buch  des  Propheten  Jeromias.  Würzburg,  Wör).  1880.  XXXV. 
'°$8.  Bec.  Theol.  Litbl.  1880.  S.  323-325.  Theol.  Litztg.  1881.  No.  5.  —  12)  The 
ftopfories  oi  I»aiah,  1.  London,  Kegan,  Paul  &  Co.    Angoz.  v.  Delitzsch  Acad.  XVII,  S.  262  f. 


1,56  V.    C.  v.  Orelli: 

gebnisse  nachrühmt,  und  namentlich  der  Kommentar  R.  Smends1) 
Ezechiel.  Es  ist  dies  nicht  eine  blofse  Überarbeitung  des  seiner  Zeit  i 
Hitzig  für  das  'Kurzgef.  Exeget.  Handbuch1  zu  Ezechiel  gelieferten  Ko 
mentars,  sondern  ein  ganz  neues  Werk.  Smcnd  behandelt  den  Gegensüi 
durchgängig  vom  Standpunkt  der  Graf-Wellhausenschen  Hypothese  aus,  wo 
wir  ihm  nicht  beistimmen  können.  Dagegen  anerkennen  wir  mit  Freue 
nicht  nur  die  Tüchtigkeit  seiner  Leistung  im  Einzelnen,  wo  die  Vorgänj 
so  viel  zu  thun  übrig  gelassen  haben,  sondern  auch  das  redliche  Bestreb 
an  Stelle  der  von  Duhm  und  Wellhausen  beliebten  abschätzigen  Behandln 
Ezechiels  eine  historisch  billige  Würdigung  dieses  Propheten  treten  zu  lass 
Erwähnt  sei  noch  eine  Abhandlung  des  Niederländers  H.  Oort  über  Arnos 
Zur  historischen  Geographie  übergehend  finden  wir  den  Gebrat 
des  Namens  Javan  in  der  Bibel  von  B.  Stade  erörtert.3)  Dieser  Na 
kommt  nach  ihm  nirgends  einem  südarabischen  Volk  zu,  wie  man  an  einif 
Stellen  angenommen  hat,  sondern  durchgängig  den  Joniern  und  später  c 
Hellenen  überhaupt.  Salomos  Expedition  nach  Ofir  und  die  Lage  die 
Goldlandes  sucht  der  bekannte  Nationalökonom  Soetbeer4)  aufzuheli 
Nach  ihm  hätte  zu  einem  derartigen  Unternehmen,  .wie  es  von  Salomo 
richtet  wird,  eine  Menge  von  3—4000  Arbeitern  gehört,  da  die  Israeli 
keine  Ausfuhrprodukte  hatten  und  somit  selber  Bergbau  in  Ofir  getriel 
haben  müssen.  Dies  erfordert  aber  auch  eine  relativ  nahe  Lage  von  C 
anzunehmen.  Soetbeer  entscheidet  sich  für  einen  Strich  der  arabiscl 
Küste  des  roten  Meeres,  wo  die  Grenzen  von  Hedschas  und  Jemen  un 
dem  19.  Grad  n.  ßr.  zusammentreffen.  Das  dort  dem  Meer  nahe  Gebii 
jetzt  freilich  goldarm,  müsse  diese  Schätze  einst  geboten  haben,  welche  ai 
von  der  benachbarten  Königin  der  Sabäcr  ausgebeutet  wurden,  die  eil 
Zehnten  ihres  Ertrags  dem  Heiligtum  zu  Jerusalem  darbrachte.  Die  gai 
Abhandlung  verdient  jedenfalls  Beachtung.  —  Die  Erörterungen  über  < 
Richtung,  welche  die  aus  Ägypten  wandernden  Israeliten  einschlugen,  sov 
über  die  Lage  des  Sinai,  dauern  fort.  Die  Hypothese,  wonach  sie  ni< 
durchs  rote  Meer,  sondern  durch  den  Sirbonissee  gezogen  wären  (Brugsc 
wird  von  A.  H.  Sayce6),  einem  früheren  Gegner  derselben  unterstüt 
während  A.  J.  Chcster6)  sie  bekämpft  Über  den  Sinai  ist  besondc 
H.  Spencer  Palmer7)  zu  vergleichen,  der  einen  Auszug  der  grofsen  18 
erschienenen  Sinai-Survey  giebt.  Die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  d 
Palästinalittcratur  1880  hat  A.  So  ein  in  Heft  3  der  Zeitschrift  des  deutsch 
Palästina-Vereins  1881  sorgfältig  zusammengestellt.  Der  1880  erschiene 
Band  dieser  Zeitschrift  bietet  wieder  eine  Reihe  von  schätzbaren  Beitrag' 
besonders  zur  Topographie  Jerusalems.  Bedeutend  ist  der  im  Juni  1880  n 
Baurat  Schick  in  einem  Felsenkanal  an  der  Siloahquellc  gemachte  Fu 
einer  althebräischen  Inschrift,  welche  über  die  Herstellung  dieses  Kan 
Auskunft  giebt.  Über  das  Alter  derselben  sind  die  Akten  noch  nicht  i 
geschlossen.   —    Das  grofse  englische  Kartenwerk,    weiches  die  Frucht  < 


1)  Der  Prophet  Ezechiel  [für  die  zwoite  Aufl.  im  Kurzgefaßten  Exeget  Handbuch] 
klärt.  Mit  8  Holzschnitten  and  1  lithogr.  Plan.  Leipzig,  S.  Uirzel.  XXX.  397  S.  Bec. 
der  Theol.  Litztg.  No.  23.  Thool.  Studien  und  Kritikon,  1882.  I.  S.  169  ff.  —  2)  De  I 
fet  Arnos,  Theol.  Tijdschrift.  S.  114 — 159.  —  3)  De  populo  Javan  (deutsche«)  Uniseruti 
Programm  Giofaen.  20  S.  Reo.  Theol.  Litztg.  1881.  No.  2.  —  4)  Vgl.  o.  8.  30  t 
7>)  A.  IL  Sayce,  Brugsch  Beys  thoory  of  the  Exodun  Acadomy  10.  April.  —  6)  A  jonr 
to  the  biblical  sites  in  lower  Egypt,  Statement  p.  133  ff.  —  7)  Anciont  hintory  from  the  i 
numonts.     Sinai:  From  the  -fourth  egyptian  dynasty  to  the  preaent  day.     London.     216  p. 


Geschichte  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart.  1,57 

mehrjährigen  Vermessung  des  west-jordanischen  Palästina  durch  die  Expedition 
des  Palestine  Exploration  Fund  bildet,  ist  gegen  Ende  des  Benchtjahres 
erschienen.1)  Die  Gesellschaft  hat  das  Land  von  1872 — 1877  systematisch 
aufnehmen  lassen  unter  der  Leitung  der  Lieutenants  C.  R.  Co n der  und 
H.  H.  Eitchener.  Das  genannte  Werk  (26  Blätter  von  46  cm  Höhe  und 
57  cm  Breite)  giebt  im  Mafsstab  von  1  :  63  360  das  ganze  biblische  'Kanaan' 
ron  Dan-Tyrus  im  Norden  bis  Beer  Seba  im  Süden,  östlich  vom  Jordan, 
westlich  vom  Mittelmeer  begrenzt,  und  bezeichnet  einen  erheblichen  Fort- 
schritt auf  dem  Gebiet  der  palästinensischen  Kartographie  sowohl  was  die 
Genauigkeit  als  was  die  Reichhaltigkeit  betrifft.  Man  hat  dabei  von  der 
biblischen  Terminologie  Umgang  genommen,  um  nicht  vielfach  hypothetische 
Identitäten  in  die  Karte  setzen  zu  müssen.  Erfreulich  ist,  dafs  die  Gesell- 
schaft im  Dezember  1880  beschlofs,  ihre  Aufnahmen  über  den  Jordan  auf 
Gilead,  Basan.  Hauran,  Moab  auszudehnen,  da  die  Amerikaner,  welchen  das 
Ost-Jordanland  zugedacht  war,  mit  dieser  Arbeit  nicht  vorrücken. 


b.  Von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart. 

Wir  bedürfen  wohl  Über  die  Disposition  dieses  Berichtes  keiner  Erör- 
terung mehr,  indem  wir  die  des  vorjährigen  beibehalten. 

Von  dem  Organ  einer  neuen  Gesellschaft  in  Amerika*)  unter  Vorsitz 
de*  Dr.  Lilienthal,  wird  unter  Talmud  die  Rede  sein. 

Eine  Übersicht  der  sich  in  unerfreulicher  Weise  mehrenden  Zeit- 
schriften giebt  Gh.  D.  Lippes  Bibliographisches  Lexikon  der  jüdischen 
Litteratur  der  Gegenwart  1881  (S.  662—671,  89  Num.  und  90—97  Jahr- 
bücher und  Sammelschriften)  und  ein  durchaus  russischer  Artikel  von  Ad. 
Harkavy  in  der  periodischen  Sammclschrift  hcrausg.  von  A.  E.  Landau.3) 
Einen  recht  guten  Anlauf  nimmt  das  Organ  der  französischen  Gesellschaft 
unter  Vorsitz  des  Bar.  James  Ed.  von  Rothschild,  welches  von  Tagesfragen, 
Theologie  und  Polemik  absehend,  ausschliefslich  der  Geschichte,  Litteratur  und 
Kritik  gewidmet,  äufserlich  gut  ausgestattet  ist.4)  Die  litterarische  Abteilung 
einer  hebräischen,  in  Petersburg  erscheinenden  Zeitung  hat  der  Redakteur 
und  fast  ausschliefsliche  Verfasser  der  ersteren,  Ad.  Harkavy  in  wenigen 
Abzügen  besonders  herausgegeben.5)  Aus  der  in  Lyck  erscheinenden  Zeitung 
hat  sich  ein  Litteraturblatt  abgezweigt,  welches  der  strengen  Wissenschaft 
keinen  Gewinn  verspricht.6) 

Die  Bibliographie  hat  in  den  Quartalberichten  von  Isidore  Loch  in 
der  erwähnten  „Revue"  eine  weitere  Ausdehnung  erhalten;  der  VI.  Bd.  von 
Lindaus  Hebr.  Bibliothek  enthält  in  einem  Artikel  „Judaiea"  von  Ad.  II ar- 


1)  Map  of  Western  Palestino  in  26  SheoU  Crom  Survoys  conduetod  for  the  Committee  of 
tke  P&leräne  Exploration  Fond.  London.  —  2)  Tho  llobrew  Reviow  publishod  by  the 
Babbinical  literary  association  of  America.  Vgl.  Hebr.  Bibliogr.  XX,  110.  —  3)  Hebräische 
Bibliothek,  histor.  u.  literar.  Sammlung  in  russ.  Spracho,  Bd.  VI— VI11,  Petersburg  1878— 
W;VI.  Jahr.  159,  176  u.  21  8.,  VII.  306,  188,  38  u.  22  8.,  V11I.  208,  76,  32  8  u.  S. 
8-34  o  IV.  8.  —  Vgl  Hebr.  Bibl.  8.  114.  —  4)  Revuo  dos  Etudes  juivos.  Publication 
tnmestrielle  de  1*  Soci^tc"  des  Etudes  juiTes.  Tomo  I.  N.  1,  2.  (Girant  responsable. Israel 
\hi);  Pari«;  VIII.  u.  324  8.  Abonnement  jährlich  (4  Hefte  in  2  Bänden)  25  Francs.  - 
•)  ÖTlTj  tjOSW  Petersburg  1878  bis  S.  100,  1879  bis  8.  228,  aber  unkorrekt  paginiert, 
**  Titelbl.  und  Register.  —  Vorgl.  Hobr.  Bibl.  8.  107-  —  6)  0311«  TW  ZeiUchrift 
to  Wittenschaft  und  Litteratnr,  herausg.  von  David  Gordon.  1.  2.  Jahrg.  Lyck  1879, 
18*0,  fei.,  wöchontl.  1  Num.,  6  M.  jährl. 


I?58  V.     M.  Steinschneider: 

kavy  eine  Zusammenstellung  von  Schriften  aas  and  über  Rufsland,  nach  dem 
im  J.  1873  erschienenen  Katalog  „Russica"  (war  von  Strack  und  Harkavy 
schon  in  der  Hebr.  Bibliogr.  1874  S.  30,  87,  105  gegeben).  Der  Vffl.  Bd. 
derselben  Sammlung  giebt  die  Littcratur  über  die  Geschichte  der  Juden  (die 
Gegenwart  einschliefscnd)  in  den  letzten  10  Jahren  von  M.  Kayserling  in 
Pest. l)  Eine  andere  spezielle  Zusammenstellung  wird  unter  Palästina  genannt 
werden.  —  Von  selbständigen  Arbeiten  nennen  wir  den  Thesaurus  von  1 7  000 
Artikeln,  verfafst  von  dem  im  J.  1862  in  Wilna  gestorbenen  J.  A.  Ben- 
jacob,2) bis  zum  Buchst.  Chet  in  den  Drucksachen  revidiert  von  M.  Stein- 
schneider, welcher  die  Redaktion  eines  fast  eben  so  starken  Supplement- 
bandes  übernommen  hat,  der  vielfache  Berichtigungen  und  Zusätze  von  nam- 
haften Gelehrten  und  verschiedene  Register  enthalten  wird.  Aus  dem  Nachlafs 
des  viel  verdienten  S.  D.  Luzatto,  Prof.  am  Rabbinerkollegium  zu  Padua 
(gest.  1865),  sind  2  Verzeichnisse  erschienen,3)  welche  derselbe  bis  1858  fort- 
geführt hat.  Die  alphabetische  Anordnung  läfst  manches  zu  wünschen  übrig; 
das  1.  Verz.  ist  nicht  einmal  nach  dem  2.  Namensbuchstaben  geordnet; 
Hai  ben  Nachschon  S.  15  ist  identisch  mit  Chai- S.  17;  im  2.  ist  sogar  ein 
Samuel  zwischen  Salomo  geraten.  Das  Verzeichnis  der  Hymnendichtcr  hat 
vor  der  klassischen  Litteraturgcschichte  dieses  Gebiets  von  Zunz  (1865)  die 
Angabe  der  Quellen  für  die  einzelnen  Hymnen  voraus,  hingegen  werden  aus 
angeblichen  Akrostichen  in  der  Luft  schwebende  Namen  geschaffen  (s.  z.  B. 
S.  65),  und  die  deutsche  Redaktion  von  Julius  Fürst  im  Litteraturbl.  des 
„Orient"  1848  S.  548  ff.  bietet  wunderliche  Schlagwörter. 

Die  Katalogisierung  öffentlicher  Bibliotheken  hat  durch  den  Orien- 
talist en-Kongrefs  in  Florenz  1878  einen  Anstofs  erhalten.  Die  italienische 
Regierung  hat  2  Hefte  herausgegeben,  in  denen  hebräische  Handschr.  in  Rom 
und  Parma  vertreten  sind.4)  Sie  bieten  kein  direktes  historisches  Werk; 
doch  sei  hier  hervorgehoben  die  HS.  Vitt  Em.  8  (S.  46)  Disputationen 
aus  dem  XII.  und  XIII.  Jh.  enthaltend;6)  in  dem  3.  Stück  F.  21— 44  erkenne 
ich  das  interessante  Werk  des  Mordechai  ben  Josef  (oder  Jehosnja,  1270), 
welches  bisher  nur  aus  einer  Vatikanischen  HS.  dürftig  bekannt  ist.6)  Nr.  7 
der  Angelica  (S.  90)  verzeichnet  Naturerscheinungen  in  Rom  1223 — 47,  die 
schon  Berliner  (Ein  Gang  durch  d.  Biblioth.  Italiens  1877,  S.  24)  mitge- 
teilt hat.  S.  103  n.  54  wird  durch  Lesefehler  die  Familie  der  Bozzecchi  zu 
Barzäki;  auch  sonst  vermifst  mau  die  zu  einem  Kitalog  nötige  Kunde. 
Die  HSS.  in  Parma  sind  früher  in  der  Hebr.  Bibliogr.  ausführlicher  und  nach 


1)  Litteratur  der  Goachichto  der  Juden  in  don  letzten  10  Jahren  (ins  Russische  übersetzt 
aus  dorn  deutschen  Manuskr.).  —  2)  D^BOn  "WR  (auch  mit  latein.  u.  deutschem  Titel), 
Bücherschatz ,  Bibliographie  der  gesamten  hebr.  Litteratur  mit  Einschlufs  der  Handschr.  [bis 
1863].  Herausg.  von  dem  Sohne  Jakob  Benjacob.  3  Bdo.  (mit  fortlauf.  Pagin.)  Wilna. 
XXX11,  678  S.  in  2  8p.  Der  Preis  des  sehr  bequem  und  schön  gedruckten  Werkes,  15  M., 
ist  enorm  billig.  —  li)  V'*!©  r.bna  I.  Verzeichnis  der  Gaonim  (d.  h.  hier  berühmter 
Männor)  und  Rabbiner  (Lehrer)  aus  älterer  Zeit.  II.  Vorzoichnis  der  Hymnendichter.  In 
Ozar  Tob,  her.  von  A.  Berliner,  Jahrg.  1878  (11)  S.  1 — f»4;  1880  (111)  S.  1—106.  Wird 
auch  besonders  ausgegeben  wordon.  —  4)  Cataloghi  dei  Codi  ei  orientali  di  aleune  biblioteche 
d'ltalia  stampati  a  speso  del  Ministero  della  pubblica  istruziono.  Fase.  I.  Biblioteche:  Vittorio 
Emannclo,  Angelica  e  Alessandrina  di  Roma.  Fironze  1878.  (Die  hebr.  HSS.  dor  ernten 
beiden  sind  von  Angelo  di  Capua  S.  39—53  und  85—103  beschrieben.)  —  Fase.  11.  R. 
Biblioteca  di  Parma:  Codici  obraici  non  descritti  dal  De-Rossi  per  Pietro  Perreau,  S.  1 — 197. 
._  5)  Vgl.  Hebr.  Bibliogr.  XIX,  2  mit  Revuo  des  Etudcs  j.  I,  224.  —  8)  Hebr.  Bibl.  XV„ 
89,  XVI,  42  ff.  u.  S.  136  (11,  85—86),  vgl.  Hist.  Lit.  de  la  France  XXVII,  566—71,  743. 
Gegen  S.  571   über  die  Breslauor  HS.  S.  H.  B.  XVII,  68  über  Nicolaus  de  Giovenarao  1224- 


Geschichte  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart.  1,59 

Klassen  beschrieben;  eine  Abteilung  Geschichte  war  nicht  darunter.  Der 
Katalog  der  Gemeindebibliothek  in  Mantna  vom  dortigen  Rabbiner  Mor- 
tara1)  geht]  auf  Inhalt  und  Beziehungen  näher  ein  und  liefert  einiges 
Material  für  Kulturgeschichte,  so  z.  B.  S.  64  Notizen  über  die  Familie  Cases, 
welche  seit  Ende  des  XVI.  Jh.  in  Mantua  und  sonst  eine  Reihe  von  Rabbinern 
und  Ärzten  aufweist.  Die  HSS.  in  Turin  waren  aus  einem  höchst  unvoll- 
kommenem Katalog  von  Pasini,  die  Sammlung  Valperga-Calusius  aus  einem 
mit  mehr  Fleifs  aber  ungenügender  Sachkenntnis  angelegten  von  Am.  Pcyron 
bekannt.  Ein  Neffe  des  letzteren,  B.  Peyr  on ,  unterstützt  vom  Rabb.  S.  Ghiron, 
bietet  einen  neuen,  der  durch  Benutzung  des  Bodleianischen  Katalogs  einiges  be- 
richtigt, aber  im  Ganzen  hinter  den  Anforderungen  der  Zeit  zurückbleibt ;*)  um 
ein  historisches  Beispiel  zu  wählen:  S.  165  Joseph  ibn  Scharaga,  der  Spanier 
'qmquaedam  objeeit  de  eo  quod  (in  nobis)  insit  vis  (!)  prophetica',  mufs  heifsen 
^welcher  Einwendungen  gemacht  hat  gegen  Ascher,  der  sich  für  einen  Pro- 
pheten ausgab';  es  ist  also  von  Ascher  Lämmlein  (1502)  die  Rede;  Josef  war 
ein  Zeitgenosse  in  Agrigent  (s.  mein  Polem.  und  apologet.  Litt.  S.  380  A.  66). 
Das  J.  1502  bietet  Münster  u.  der,  von  P.  Fagius  herausg.  Liber  fidei  §  76, 
wo  von  der  Erwartung  des  Messias  die  Rede  ist.  Zahlreiche  Berichtigungen 
nnd  Zusätze  von  A.  Berliner,  Ad.  Neubauer  und  M.  Steinschneider 
bringt  die  Hebr.  Bibliogr.  S.  127—32  (fortgesetzt  1881).  Der  Herausgabe 
empfehlen  wir  N.  160  f.  172  ff.  (Katal.  S.  165):  „Nomina  compendiosa, 
siglae  initiales  literae  etc.  enuclcata."  Die  Hebr.  Autoren,  namentlich  die  . 
Italiener  der  letzten  drei  Jahrhunderte,  lieben  Namensabbreviaturen,  für 
deren  Lösung  bisher  wenig  geschehen  ist.3)  Über  die  Handschr.  der  Am- 
brosiana in  Mailand  giebt  A.  Berliner  Notizen.4)  Wir  heben  hervor: 
S.  112  N.  149  über  das  Erdbeben  in  Sevilla  und  Lissabon  1356,  S.  118  n. 
134  Lobrede  (?)  und  Gedicht  auf  den  Tod  der  Margarete  von  Savoyen,  wohl 
die  Elegien  des  Asarja  de  Rossi,  gedruckt  in  der  Ausgabe  Wilna;5)  die  Ge- 
schichte der  '10  Märtyrer'  S.  118  N.  216  stammt  wohl  aus  den  bei  Zunz 
(syn.  Poesie  473)  zuletzt  genannten  Quellen. 

Von  allgemeinen  Schriften,  die  Kulturgeschichte  cinschliefsend, 
übergehen  wir  wiederum  die  Flut  der  Schriften,  welche  die  sog.  Judenfragc 
ohne  Förderung  der  Geschichte  besprechen;6)  als  Vorläufer  tieferer  Studien 
kündigt  sich  die  Skizze  eines  wissenschaftlichen  Vortrags  von  Paulus  Ca s sei 
an.7)  Die  Kulturgeschichte  des  Judentums  von  0.  Henne  am  Rhyn  ist 
im  vor.  Jahrg.  (IH,  288) 8)  erwähnt,  für  die  positive  wissenschaftliche  Lei- 
stung mufs  man  fragen,  ob  eine  Kulturgeschichte  ohne  alle  Kenntnis  der- 
jenigen Sprache,  in  welcher  die  eigensten  Quellen,  grofsen teils  noch  unbe-, 
nutzt,  geschrieben  sind,  sonst  irgendwo  gewagt  worden  ist?  —  Einzelne 
Perioden,  Länder!  und  Ideenkreisc  haben  umfängliche  Darstellungen  erhalten, 
die  eigentliche  Theologie  (Glaubenslehre)  durch  den  verstorbenen  Ferd. 
Weber.9)     In  Betreff  der  Beziehungen  zum  Christentum  erschienen  Schriften 


1)  Catalogo  dei  manoscritti  obraici  dolla  biblioteca  della  Comunita  israol.  di  Mantova. 
Iiwno  1878;  72  S.  (zum  Verdrusse  des  Verf.  voll  Druckfehler).  —  2)  Codicos  hebr.  manu 
«ttiii  ßeg.  bibliothecae  quae  in  Taurin.  Athonaeo  asservantur.  Taurini;  XLLX,  327  S.  - 
3)  Eine  unvollständige  Aufzählung  und  Erklärung  bietet  mein  Catal.  Bodl.  Introd.  p.  XX Vi 
«rf  Hebr.  Bibliogr.  XVI,  65.  —  4)  Hebr.  Handschriften  in  Mailand;  Magazin  f.  d.  Wiss.  d. 
Weit  8.  111—120.  —  5)  Der  2.  Tag  des  Neujahrs  5374  war  nicht  der  15.  Sept.  1574, 
«■deni  30.  August  1573.  —  6)  Eine  zweite  Lese  von  ungefähr  50  Schriften  findet  man  in 
***  Hebr.  Bibliogr.  S.  76—79.  —  7)  Dio  Juden  in  dor  Weltgeschichte.  Berlin.  30  S.  — 
fy  Zeile  7  i*t  Gr ätz  für  Gorz  zu  losen.  —  9)  System  dor  altsynagogalou-palästinensischon 
Geologie,  aas  Targum,  Midrasch  und  Talmud  dargestellt     Nach  des  Verf.  Tode  her.  v.  Franz 


1,60  V.     M.  Steinschneider: 

von  Ern.  Havet,1)  J.  Hamburger,2)  Isaak  Weil,  Rabb.  in  Pfalzbarg.8 
Eine  russische  Schrift  von  D.  A.  Chwolson4)  über  Anklagen  gegen  die  Jud« 
giebt  „I.  Nachweise  über  die  Nichtigkeit  dieser  Anklagen,  geschöpft  aus  der  Ge 
schichte,  Religion,  Gesetzgebung,  Litteratur  und  demSchicksale  der  Juden.  II.  De 
Unbestand  der  Anklagen  erhellt  aus  ihnen  selbst,  in.  Juridische  und  histo 
rische  Nachweise  über  den  Unbestand  der  Anklagen.  IV.  Verteidigung  de 
Juden  seitens  getaufter  Juden.  V.  Schutznahme  der  Juden  seitens  viele 
christlicher  Herrscher,  Päpste  und  Gelehrten.  VI.  Nachweis,  dafs  es  ni 
und  nimmer  unter  den  Juden  eine  Sccte  gegeben,  welche  jene  Anklagen  ge 
rechtfertigt  hätte."  Zwei  Excerpte  über  die  Wucheranklage  aus  Libri  um 
Barabö  liefert  M.  Steinschneider.5)  Derselbe  und  M.  Roe st  geben  Bei 
träge  zur  Litteratur  des  jüdischen  Patriotismus;6)  ersterer  beginnt  mit  einei 
italienischen  Gedichte  zur  Kreierung  Papst  Gregors  XIH.  (1572)  und  schlief 
mit  einem  Gebet  für  die  Genesung  des  Papstes  im  Ghetto  zu  Ferrara  179 
Eine  Kritik  des  Islam  vom  jüdischen  Standpunkt,  verf.  1423,  tiberset 
aus  dem  Hebräischen  M.  Steinschneider.7)  —  Umgekehrt  zeigt  Igg 
Goldziher8)  die  Erwähnung  jüdischer  Sitten,  Gebräuche  und  Amtsbezeid 
nungen  in  mohammedanischen  Schriften;  neu  und  interessant  ist  die  Na«: 
Weisung  einer  polemischen  Episode  im  grofsen  Roman  von  Antar  (XVIII, 
— 174  Ausg.  Bulak,  behandelt  S.  358  ff.).  Der  Erziehung  widmet  J.  Güü 
'mann  eine  Monographie9)  über  welche  ein  ausführliches  objektives  Refi&i 
von  P.  Perreau  erschien.10)  Der  Verf.  behandelte  früher  (1873,  s.  Hei 
Bibliogr.  XIV,  16  ff.  37  ff.)  das  „Untcrrichtsweseu"  während  der  arabisdf 
spanischen  Periode ;  auch  in  dem  neuen  Werke  nehmen  Schule,  Lehrwesen  um 
Studiengang  den  Vordergrund  ein.  Systematische  Anordnung,  Fülle  unc 
teilweise  Neuheit  des  Materials  —  z.  B.  K.  VH  und  VHI  Aberglauben,  Er- 
ziehung und  Stellung  der  Frauen  (über  letztere  s.  vor.  Jahrg.  I,  52)  —  geber 
der  Studie  einen  bleibenden  Wert.  In  der  Auffassung  der  Thatsachen  kämpf 
der  Apologet  und  konservative  Rabbiner  mit  dem  unbefangenen  Historiker 
Die  Juden  unter  arabischer  Herrschaft  suchen  Glauben  und  Gesetz  mit  weit 
lieber  Wissenschaft,  auch  mit  einer  eingebürgerten  Philosophie  zu  vereinigen 


Delitzsch  und  G.  Schnedermann.  Leipzig,  Dörfling,  XXXIV,  309.  —  Vgl.  Hebr.  Bibliog 
XX,  119.  —  1)  Le  Christianisme  et  ses  origines.  Tome  111.  Le  Judaisme,  Pari«  1871 
Vgl.  Archivio  di  Letter.  Bibl.  1  (1879)  p.  27.  —  2)  Die  NichtJuden  und  die  Sekten  im  ta 
mudischen  Schrifttum.  Vortrag  in  der  35.  Vorsamml.  deutscher  Philologen  u.  s.  w.  Neustreli 
(Selbstverlag),  16  S.  —  Hamburger  ist  auch  im  vor.  Jahrg.  11,  52  zu  lesen.  —  3)  Le  pn 
selytismo  chez  le  Juifr  selon  la  Bible  et  le  Talmud,  Strafsburg.  —  Eine  Abhandl.  zur  Pro» 
lytenfrage  im  Judentum  von  B.  Felsenthal,  Chicago  1878,  giebt  die  ältere  Litterato 
eine  ital.  Schrift  von  M.  Mortara  1875  s.  H.  B.  XV111,  11.  —  4)  Über  einige  mitte 
alterliche  Anklagen  gegen  die  Juden.  Historische  Untersuchung  nach  den  Quellen.  Zwei 
gänzlich  umgoarbeitoto  Ausgabo  -  russisch.  St  Petersburg,  XVI,  386  8.  (1  Rub )  - 
T>)  Wuchor  der  Juden,  Hobr.  Bibliogr.  S.  103,  104.  —  6)  Zur  loyalen  und  patriotisch« 
Poesie  und  Andacht  im  „Lotterbodo"  V,  33,  131,  137.  —  In  einerHS.  de«  BuchMndle 
Fisch  1  -  Hirsch,  enthaltend  hobr.  Gcdichto  des  Josof  Conzio  in  Chieri,  findet  sich  auch  ein 
auf  Karl  Emanuol  von  Savoyon  (um  1628).  —  7)  Islam  und  Judentum,  Kritik  des  Islam  v< 
Simon  Du  van  (1423),  aus  dorn  Hebräischen  übersetzt  und  erläutert  Magazin  u.  s.  w. 
1 — 48  (der  nach  Handschr.  emondierte  Toxt  folgt  in  der  Beilago  1881,  die  Erläuterung  spat« 
alles  in  einem  Sondorabdruck).  —  8)  Übor  jüdischo  Sitten  und  Gebräuche  aus  mohammed 
nischen  Schriften;  Monataschr.  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Jud.  S.  302—15,  355—65.  —  9)  G 
schichte  des  Erziehungswesens  und  der  Kultur  der  Juden  in  Frankreich  und  Deutschland  v< 
der  Begründung  der  jüdischen  Wissenschaft  in  diesen  Ländern  bis  zur  Vertreibung  der  Jud« 
aus  Frankreich  (X- XIV.  Jahrh.)  nebst  handschriftlichen  (sie)  Beilagen.  Wien;  IV,  299  I 
—  10)  Educazione  o  coltura  degli  Israeliti  in  Francia  o  Gormania.  Relaziono  etc.  Lex.- 
Corfu;  15  S.    (Estratto  dal  Mose,  Antologia  israclitica  di  Corfu.     Anno  111,  Ottobre.) 


Geschichte  der  Jaden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart.  I  Gl 

sie  zw&ngen  letztere  in  die  umgedeuteten  Nationalquellen,  um  den  Zwiespalt 
der  Autoritäten  zu  beseitigen.     Die  Juden  in  christlichen  Ländern  entbehren 
aller  strengen  Wissenschaft;  was  der  Vf.  Wissenschaft  zu  nennen  beliebt,  ist 
Gelehrsamkeit    und    natürlicher    Verstand,    zum    Teil    auch    ausschreitende 
Casuistik,  neben  denen  naiver  Glaube  und  Aberglaube,  altes  Herkommen  und 
todesmutige  Begeisterung  unter  Verfolgungen  ungeschwächt  bleiben.    Der  Verf. 
ergänzt  die  Thatsachen  mit  offenbarer  Sympathie  nach  dieser  Seite  hin  durch 
plausibel  gemachte  Schlüsse  und  uneigentliche  Bezeichnungen;  so  z.  B.  soll 
die  zu  eifrige  Pflege  der  Erziehung  keine  Zeit  zu  Schriften  darüber  gelassen 
haben  (S.  50)!     Vielmehr  konnte  die  einseitige  Praxis  des  Ritus  eine  syste- 
matische Didaktik  nicht  hervorrufen  und  fördern,  und  der  Impuls  von  aufsen 
fehlte.    Die    Unterscheidung    einer  besseren  Zeit   vor  dem  XIII.  Jh.  durfte 
nicht  so  weit  gehen  (S.  60,  80),  dieselbe  als  „glückliche,  Wissens-  und  schaffens- 
freudige"   zu    charakterisieren,    gegenüber    dem    viel    richtiger   gewürdigten 
IE  Jh.  (S.   90).     Die  interessanteste  Beilage  ist  eine  Art  Schulordnung 
(8  264  ff.,  auch  abgedruckt  in   der  Zeitschr.  Bet  Talmud  S.  61,  91,  dazu 
Koten   von   Jakob  Reif  mann   daselbst    S.  248),    wozu   H.   Virt   in   der 
Konatsschrift  f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Judent   S.  427 — 32  Berichtigungen  aus 
der  benutzten  Bodleianischen  HS.  selbst,   der  Vf.   einige  Nachbemerkungen 
gtebt.  —  Ein  Register  der  in  Leclerc's  Histoire  de  la  mädecine  arabe  (Paris 
1876)   vorkommenden   jüdischen  Ärzte   mit  Hinzufügung  der  Seitenzahl    in 
E.  Carmoly's    Histoire    des   m6decins  juifs   (Bruxelles  1844)  sowie  der  bei 
letzterem  allein  vorkommenden   [in  der  That  fast  durchweg  zu  streichenden, 
teilweise  Doppelgänger]  und  einigen  sonstigen  Quellen,  giebt  Isidore  Loeb.1) 
Dafs  Carmoly  nicht  wie  Leclerc,  aus  arabischen  Quellen,  sondern  aus  Wüsten- 
felds Gesch.  der  arab.  Ärzte  (1840)  schöpfte,  ist  längst  bekannt.     Hingegen 
kennt  Leclerc  zahlreiche  Einzelforschungen  über  jüdische  Ärzte  nicht,  und 
der  Mangel   eines   allgemeinen  Registers  verhindert  ihn,    seine  eigenen  Er- 
mittlungen   zu    verwerten.    Noman    (H,  319)   ist   offenbar   der  Lehrer  des 
anonymen    Verf.    des   traUe*    des    Rheumatismes    (II,  269),    gehört  also  ins 
XIV.  Jh.  —  Die  Beschneidung  bei  den  Juden  behandelt  K.  Ziffer  vom  ge- 
schichtlichen   and    medizinischen    Gesichtspunkt    in    ungarischer    Sprache.  2) 
Die  Abhandlung    von    Prof.  W.  Röscher  über  die  Juden  vom  Standpunkt 
der  allgemeinen  Handelspolitik  ist  ins  Russische  übersetzt  (von  Landau?)3) 
Ich  verstehe  beide  Sprachen  nicht.  —  Die  Personennamen  beiderlei  Geschlechts, 
allerdings   zunächst  wegen    der    Orthographie   in    Scheidebriefen,    behandelt 
Sil.  Ganzfried  in  einer  hebr.  Schrift.4)     Eine  Schrift  von  Abr.  Jagel  wird 
nnter  Italien   besprochen  werden.     Endlich  sei  hier  ein  Werk  nachgetragen, 
welches  nach   dem  Standpunkt  des  Verf.  allerdings  in  die  der  unseren  vor- 
angehende   Abteilung    gehören    würde.     Rabb.  Moses  Bloch  hat  sich  zur 
Aufgabe  gemacht,  eine  Art  von   Einrichtungen  (Takkanot)  geschichtlich  zu 
behandeln,  welche  im  Talmud  bestimmten  Personen  beigelegt  werden.6)     Der 


1)  Jüdisch-arabische  Ärzte;  Magazin  8.  101  110.  —  2)  Az  izraelitäk  körUlraet&ese 
fetfati  es  onroM  saempontböl.  Budapest;  88  8.  —  3)  Hebr.  Bibl.  Bd.  VI  (vgl.  auch  Har- 
k*Ty,  Meaaaef  8.  61).  Boschers  Abhandl.  erschien  (nach  K.  floeniger,  d.  schwarze  Tod  u.  n.  w. 
&  43)  zuerst  italienisch  im  Giornale  dcgli  Econoraisti  Maggio  1875,  dann  deutsch  in  der 
Tanger  Ztschr.  für  Staatswiss.  1875  and  in  der  3.  Aufl.  von  Roschers  Ansichten  der 
Volkswirtschaft  Tom  geschichtlichen  Standpunkte,  Leipzig  u.  Ueidelb.  1878,  Bd.  11,  321—354. 
-  4)0»  iVn«  (Wortspiel  von  Sem  und  Sehern  =  Namen)  Unguar;  124  S.  —  5)  -nsiü 
PNprrt  ITtW  Die  Institutionen  des  Judentums,  nach  der,  in  den  talmudischen  Quellon  ango- 
ßtwien  geschichtlichen  Reihenfolge  geordnet  und  entwickelt,  (Hebräisch)  1,  1 .  Wien,  in  Cora- 
•***  bei  A.  Faust  in  Krakau,  1879.   XXI,  273  S.  (6  Mk.)    Vgl.  Magazin  u.  s.  w.  S.  62— 70. 


It62  v-     M-  Steinschneider: 

1.  Teil   behandelt  nicht  mehr  als  45,  welche  der  Zeit  von  Mose  bis 
angehören    sollen.     Der  Verf.  erklärt  im  Vorw.  ausdrücklich,   dafs  ei 
stricte  an  die  Tradition  (?)  über  den  Ursprung  halte,  obwohl  er  die  n 
kritischen  Gegenansichten  kenne.     Er  bietet  ein  erdrückendes  Materii 
welchem  nur  geübte  Talmudisten  sich  zurechtfinden  werden. 

Wir  finden  hier  den  Übergang  zu  den  im  vor.  Jahrg.  (I,  54  ff.) 
angegebenen  Schriften  über  den  Talmud.1)  Auch  das  verflossene  Ja 
für  diese  grofse  Rubrik,  welche  man  als  ein  „Meer"  zu  bezeichnen  j 
nicht  mtifsig  vorübergegangen.  Zuvörderst  ist  eine  Zeitschrift,  mit  t 
derer  Rücksicht  auf  Talmudkunde  gegründet,  zu  verzeichnen.8)  Von 
Deutschs  Artikel  über  den  Talmud  ist  eine  3.  Auflage  erschienen,8) 
leitungsschriften  verfafsten  Prof.  Wertheimer4)  und  Mielziner;6)  üb 
Tendenz  der  Misch  na  bringt  Gelbhaus  in  der  unten  (S.  64)  zu  nenn« 
Schrift  eine  neue,  wenig  begründete  Hypothese.  Bearbeitungen  eins 
Traktate  liefern  P.  B.  Benny6)  und  Rabbinowicz;7)  die  Poesie  des' 
handelt  S.  Sc  kl  es;8)  M.  Blochs  Bearbeitung  der  Polizeigesetze  übe 
J.  W.  Lilienthal  ins  Englische;9)  Anthologien  bieten  Daniel  Ehrmai 
Mor.  Geller11)  und  P.  J.  Hershon.18)  Die  Texte,  welche  Medizin  beti 
liefe  aus  seiner  französischen  Übersetzung  J.  M.  Rabbinowicz  mit 
Einleitung  besonders  abdrucken;18)  eine  vielfach  behandelte  Frage,  ( 
Talmud  vom  Kaiserschnitt  die  Rede  sei,  löst  M.  Rawitzki14)  dahin, 
der  streitige  Ausdruck  den  Dammrifs  bedeute. 

Der  Talmud  führt  uns  wieder  zu  seinen  jüdischen  Gegnern.     Aus 
Geschichte    der    Karaiten,    verfafst    1849    von    dem    Karaiten  Mord 
Sultanski,  werden  Kapitel  41 — 47    nach  der   fragmentarischen  Han< 
der  k.  Bibliothek   in  Petersburg  mitgeteilt  von  A.  Harkavy;  sie  bet 


1)  Im  yor.  Jahrg.  S.  54  ff.  sind  nachzutragen:  Lo  wo  sitz,  der  Talmud  u. 
Verurteilung,  Königs!) .  43/44 ;  Wieners  Chrestomathia.  Talmud,  et  Rabb.  Leipz.  22  (l 
Mose  ha-Lewi,  Maase  Moscho,  Realindex  Belgrad  74  (308  S.) ;  Chajjim  Jakob  b 
Schaar  ha-Zijun,  Methodologisches,  Wilna  77,  78  S.  (U.  B.  S.  25).  Castelli,  Leggen 
Pisa  69.  —  Einige  Schriften  zur  spätem^  Geschichte  des  Talmuds  s.  unten  unter  Fran 
—  2)  IIB^n  I"H3  Beth  Talmud,  Monatschrift  für  rabbinischo  Litteratur  und  Gesc 
Uerausg.  von  J.  H.  Weife  und  M.  Friedmann.  Selbstverlag  der  Herausgeber. 
(Druck  v.  Löwy  und  Alkalay,  Prefsburg).  Enthält  unt  and.  einen  Art  von  Weifs  übe 
leitungon  in  den  Talmud  und  deren  Geschichte.  —  3)  Der  Talmud  u.  s.  w.  (vor.  Jahrg. 
Berlin.  —  4)  Le  Talmud.  Premiere  lecon.  Histoire  de  la  formation  du  Talmud.  Geneve, 
Schuchart  32  S.  —  5)  The  talmudic  Syllogism  or  the  inference  of  Kai  yechomer. 
Keview  p.  41 — 53;  schliefst  mit  Beispielen  von  Sophismen,  aus  denen  hervorgehe,  dafs 
oft  nur  um  ein  „mental  tournamont"  handle.  —  6)  The  criminal  code  of  the  Jews,  ac< 
to  jtho  Talmud  Massecheth  Synhedrin.  London,  Smith  and  Edler,  X,  133  S.  (4  Sh.  6 
7)  Legislation  civile  du  Thalmud.  .  .  legislation ,  medecine,  les  paiens.  Y.  Paris  18' 
Legislation  civile  du  Thalmud.  Les  fommos,  les  paiens.  L,  Paris,  Selbstverlag,  XCI, 
vgl.  H.  B.  XX,  86.  —  8)  The  Poetry  of  the  Talmud.  New- York,  X,  146  8.  —  $ 
Mosaic  and  Talmudical  Police  lawB.  Translated  from  the  German ;  in  Hebr.  Review  S.  5 
Yergl.  vor.  Jahrg.  1,  57.  —  10)  Aus  Palästina  und  Babylon.  Eine  Sammlung  von 
liegenden  u.  s.  w.  aus  Talmud  und  Midrasch,  mit  sachl.  und  sprach!.  Anmerk.  Wie: 
314  S.  Vgl.  Uebr.  Bibl.  S.  35.  —  11)  Talmud-Schatz.  Fragmente  aus  dem  babyloi 
Talmud  in  leicht  fafslicher  deutscher  Sprache.  Budapest,  Selbstverlag,  VI,  3,  183,  111 
12)  A  Talmudical  Miscellany;  or  a  thousand  and  one  Extracts  from  the  Talmud,  th 
drashim,  and  the  Kabbalah.  Compiled  and  translated.  With  introduetory  proface  by  tt 
F.  W.  Farrar.  London,  Trübner.  XXV 11,  362  S.  —  13)  La  medecine  du  Thalm 
tous  les  passages  concemant  la  medecine  extraits  des  21  traites  du  Thalmud  de  Ba 
Paris;  LI,  176  S.  —  14)  Über  dio  Lehre  vom  Kaiserschnitt  im  Thalmud.  (Separatabi 
Virchows  Arch.  f.  j>athol.  Anat  u.  Physiol.  u.  klin.  Med.  80.  Bd.  S.  494 — 503;  v| 
Jahrg.  1,  58.  —  Eine  Kritik  und  Antikritik  müssen  wir  für  den  nächsten  Jahrg.  vorbc 


Geschieht«  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart.  1,63 

hauptsächlich  Auswanderungen  aas  der  Krim  nach  Polen.  *)  Karaiten  des 
XIV.  und  XVI.  Jh.  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  richtige  Auffassung  der 
Namen  bespricht  M.  Steinschneider.8)  Ein,  dem  alten  Sahl  beigelegtes, 
Fragment  eines  Briefes  veröffentlicht  A.  Harkavy.8)  Der  Verfasser,  an- 
geblich in  Jerusalem,  warnt  (S.  201)  seine  Glaubensgenossen  vor  Umgang 
mit  den  „Gojim"  (NichtJuden),  um  nicht  zu  Sodomie  (Päderastie)  verleitet 
zu  werden.  Auf  die  Fälschungen  Abr.  Firkowitz's  kommt  H.  B.  Strack 
noch  einmal  zurück.4) 

Wir  schliefsen  diese  allgemeine  Abteilung  mit  einigen  Schriften,  für 
welche  kein  geeigneterer  Platz  zu  finden  war.  A.  Kluckhohn5)  will  sich 
nicht  an  der  „Judenfrage"  beteiligen,  sondern  hauptsächlich  eine  Charak- 
teristik der  Zustände  der  Juden  in  der  Zerstreuung  und  insbesondere  im 
deutschen  Mittelalter  geben.  Alle  derartige  allgemeine  Darstellungen  ohne 
Kenntnis  der  Primärquellen  können  der  Wiederholung  hergebrachter  Ver- 
schiebungen nicht  entgehen.  So  heifst  es  z.  B  (S.  170),  der  Talmud  rede 
von  dem  Stifter  der  christlichen  Religion  „nur  mit  unerträglichem  Spott 
und  grofser  Verachtung."  In  der  That  finden  sich  auch  in  alten  HSS.  des 
Talmuds  äufserst  wenige  (in  den  Drucken  getilgte)  und  undeutliche  Hin- 
weisungen, deren  Zeit  unsicher  ist.  M.  H.  Friedländers  Geschichtsbilder6) 
habe  ich  nicht  auftreiben  können,  aber  nach  einer  Fortsetzung  zu  schliefsen,7) 
sind  die  auf  dem  Titel  genannten  Quellen  nur  sekundäre.  Henry  Sam. 
Morais  hat  im  „Jewish  Becord"  70  biographische  Skizzen  veröffentlicht  und 
dieselben,  durch  andere  vermehrt,  besonders  herausgegeben.8)  Der  vielseitige % 
und  geniale  ibn  Esra ,  welchen  M.  Steinschneider  von  einer  wissenschaft- 
lichen Seite  aus  vorführt,9)  geboren  in  Spanien,  erhielt  erst  seine  Bedeutung 
anf  der  Wanderung  durch  Europa  und  Afrika  (schwerlich  Asien),  so  dafs  er 
för  uns  einen  passenden  Übergang  zu  unserer  Wanderung  durch  aller  Welt 
Länder  bildet 


Ober  die  Juden  in  China  werden  alte  Nachrichten  des  Silv.  de  Sacy 
nnd  J.  de  Guignes  reproduziert  von  Elie  Schwarz.10) 

Ein  Artikel  „La  Rivi&re  de  Surinam"  von  G.  P.  Zimmermann,  im 
Bulletin  de  la  Soc.  Geogr.  Aug.  S.  97,  berührt  auch  die  eingegangene,  1644 
gegründete  jüd.  Kolonie,  ohne  Kenntnis  neuerer  Schriften  darüber.11)  Unbe- 
stimmter Zeit,  doch  wohl  nicht  einer  früheren  als  dem  VIII.  Jh.  und  dem 
Orient  gehört  eine  arabische  Streitschrift,  welche  ein  zum  Judentum  bekehrter 
Bischof  an  einen  christlichen  Kollegen  gerichtet  haben   soll,    und  die  auch 


1)  P^X  *Ot,  in  Meassef  S.  13—16,  29—33  und  50.  —  2)  Zur  karaitischen  Lite- 
ratur; Hebr.  Bibliogr.  S.  69—72,  91—99,  121—124.  —  3)  In  Meassef  S.  197—204;  vgl. 
dtm  Hebr.  Bibliogr.  S.  108.  —  4)  Abr.  Firkowitz  und  der  Werth  seiner  Entdeckungen; 
Zeitschr.  dei  deutschen  Morgenl.  Gesellsch.  Bd.  34,  S.  163 — 168.  —  5)  Zur  Geschichte  der 
Wen  im  Alterthume  und  Mittelalter.  Deutsche  Revue  hcrausgeg.  v.  Richard  Fleischer.  8. 
Berla.  S.  52—63,  167—81.  —  6)  Chachme  ha-Dorot,  Geschichtsbilder  aus  der  nachtat 
tauschen  Zeit  (500—1500),  nach  den  Quellen  bearbeitet,  BrÜnn.  —  7)  Geschichtsbilder  etc. 
In«  tef  die  Gegenwart  (1500—1800),  in  „Populär-wissensch.  Monatsblätter"  (1881)  S.  74, 
110,  147,  207.  —  8)  Eminent  Israelites  of  tho  ninetoenth  Contury.  A  seriös  of  biographical 
•ketchet,  Philadelphia,  VIII,  371  S.  —  Vgl.  II.  B.  S.  59.  —  9)  Abraham  ibn  Esra  (Abra- 
tan  Jodaeus,  Avenare).  Zur  Goschichte  dor  mathematischen  Wissenschafton  im  XII.  Jähr- 
ender! (Leips.  S.  57 — 128,  Sondorabdruck  aus  dorn  Supplem.  zur  Mstor.-lit.  Abt.  der  Ztsc.hr. 
t  Miül  u.  Physik,  hrg.  von  Schlömilch,  Cantor  etc.)  Vgl.  II.  B.  S.  118.  —  10)  Le  peuple 
&  Diei  en  Chine;  Strafsb.  impr.  Schultz,  52  S.  —  Vgl.  Revue  des  Et.  j.  S.  130.  — 
11)  Nlhrere«  rem  Loeb  in  Rovue  des  Et  juives  S.  309. 


1,64  V*     M.  Steinschneider: 

in  hebräischer  Bearbeitung  handschriftlich  existiert.  Den  arabischen  Text 
hat  aus  der  Pariser  HS.  in  hebr.  Lettern  Leon  Schlofsberg,  mit  einem 
jedenfalls  unrichtigen  Datum  herausgegeben. l)  Der  Inhalt  ist  zwar  theologisch, 
doch  ist  es  von  geschichtlichem  Interesse  festzustellen,  wann  und  wo  die 
arabischen  Juden  sich  zuerst  in  eine  arabische  Kontroverse  mit  den  Christen 
einlicfsen,  und  welche  Ereignisse  zu  der  vielleicht  fingierten  Einkleidung  Ver- 
anlassung gaben. 

Die  Chasaren  (vgl.  Jahresb.  I,  43)  hören  nicht  auf,  die  Federn  zu 
beschäftigen.  A.  Harkavy*)  excerpiert  Stellen  aus  einem  von  Carmoly 
herausgegebenen,  jedenfalls  interpolierten  und  mit  fingierten,  unverständ- 
lichem Titel  verseheneu  Schriftchen.3)  Derselbe  giebt  auch  den  Text  des 
Briefes  des  Chasarenkönigs  Josef  nach  der  Petersburger  HS.4),  den  voran- 
gegangenen Brief  des  Chisdai  in  russischer  Obersetzung;6)  beide  ungarisch 
Sam.  Kohn6)  mit  vorsichtiger  Äufserung  über  die  Echtheit.  —  Eine 
hebräische  Biographie  des  Samuel  ben  Hofhi,  vorletzten  Schul  Vorstehers  in 
Babylon  (gest.  1034)  giebt  A.  Harkavy.7) 

Wenden  wir  uns  nach  Palästina.  Die  deutschen  Pilgerreisen  nach 
dem  heil.  Lande  (134G — 1587),  herausg.  von  Röhricht  und  Meifener,8)  ent- 
halten als  Anhang  (S.  549 — 648)  Ergänzungen  und  Nachträge  zu  Toblers 
Bibliographia  geogr.  Palaestinae  (1867);  dazu  lieferte  M.  Steinschneider 
einen  Beitrag  von  ungefähr  90  Artikeln  über  jüdische  Autoren,  welche 
großenteils  auch  Material  für  die  Geschichte  der  Juden  in  Palästina  dar- 
bieten; wie  derselbe  in  zwei  Mitteilungen  aus  derartigen  sehr  seltnen 
Schriftchen  zeigt 9)  Einer  von  Röhricht  und  Meifsner  vorbereiteten  neuen 
Ausgabe  von  Toblers  Bibliogr.  werden  jene  Ergänzungen  einverleibt  werden. 
—  Eine  Biographie  des  Je  hu  da,  Redakteurs  der  Mischna,  von  S.  Gelb- 
haus leidet  an  unbegründeten  Hypothesen  und  Ungenauigkeit  in  Wieder- 
gabe der  Belegstellen.10)  Einzelne  Themen,  wie  Zenobia,  Heliogabal,  der 
„Antoniuus,"  Freund  des  eben  genannten  Jehuda,  berührt  P.  Cassel.11) 


1)  Cjpexbx  SiblaOtt  iixp.  Contro?erseid'un  Eveque.  Lettre  adresse*  ä  un  de  ses  collegues 
vers  Tan  514  (!).  Texte  arabe.  Publik  d'apres  an  ancien  ms.  de  la  bibliotheque  nationale 
de  Paris.  Vienne ;  26  S.  Siehe  Uebr.  Bibliogr.  S.  75.  —  2)  Collectaneen  über  die  Chasaren, 
hebr.,  in  Meassef  S.  90,  91.  —  3)  Vgl.  Carmoly,  Heyne  Orient  1,  497  und  Zum  zu  Benjamin 
v.  Tudela  11,  297;  Fürst,  Orient  1851  S.  454;  Catal.  Bodl.  Introd.  p.  LI,  nota  29.  —  Die 
Pariser  HS.  837  beginnt  erst  S.  16  des  „Aktan"  ed.  Carmoly.  Die  unmittelbar  vorangehende 
Erzählung  von  dem  Arzte  Sahl  [aus  dem  Rabbi  in  Tabaristan  im  IX.  Jh.  fingiert?],  der  seinem 
Schüler  den  abgeschlagenen  Kopf  aufsetzt  und  anheilt,  tragt  den  vollen  Stempel  einer  Fiktion; 
Tgl.  ähnliche  Legenden  bei  Gaster,  Monatsschrift  S.  128  (Sonderabdr.  S.  29).  —  4)  Meassef 
S.  117—122  und  Note  dazu  S.  140;  vgl.  Uebr.  Bibliogr.  S.  107  (Zweifel  an  der  Echtheit). 
—  5)  In  Landaus  Uebr.  Biblioth.  Bd.  VII:  „Chasarenbriefe."  —  6)  In  der  ungar.  Zeitachr. 
Toertenelmi  Tar  und  in  einem  Sonderabdr.  1881,  worüber  im  nächsten  Jahresbericht.  — 
7)  BTCiOb  "jVJ-T  „Studien  und  Mittheilungen  aus  d.  Kais,  offen tl.  Bibliothek  w 
St.  Petersburg.14  III.  Teil.  Leben  und  Werke  des  Samuel  lbn  [lies  Ben]  Chofni,  Rektors  der 
Talmud- Akademie  in  Sora,  1879  (auch  mit  Titel bl.  1880).  Abdruck  aus  Meassef  Niddachim; 
60  S.  —  Nachtrage  des  Vf.  in  Uebr.  Bibliogr.  S.  74.  —  8)  Was  dieselben  über  Juden  ent- 
halten, stellt  M.  Steinschneider  kurz  zusammen  in  Uebr.  Bibliogr.  S.  116,  117.  — 
9)  Beitrage  zur  Palästinakunde  aus  neueren  jüd.  Quellen.  I.  Aus  „Darke  Zion"  von  Mose 
ben  Israel  Naftali  Porjes  (Mose  Prager).  [Aus  einem  jüdisch-deutschen  höchst  seltenen 
SchrifUhen,  gedr.  1650].  11.  Aus  „Schaalu  Schelom  Jeruschalajim"  von  Gedalja  aus  Semiecx 
[hebr.  1716].  —  In  Ztschr.  des  Palästina-Vereins  111.  S.  220—33  (wovon  nur  25  Sonderab- 
drücke für  den  Verf.  erschienen).  —  10)  Rabbi  Jehuda  Uanassi  und  die  Redaktion  der 
Mischnah,  eine  kritimh-histor.  u.  vergleichend- myth.  Studie.  Wien  1876,  (Selbstverlag)  98  8., 
(gedruckt  1880,  s.  Hebr.  Bibl  S.  83).  —  11)  Vom  Nil  zum  Ganges,  Wanderungen  in  die 
©riental.  Welt;   Berlin,    VI,  372  S. 


Geschichte  der  Jaden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart  1,65 

A.  Dozys  Geschiebte  der  Juden  in  Mekka  (1864)  ist  seiner  Zeit  viel- 
fach als  hyperkritisch  angesehen  worden.  Eine  ebenfalls  abwehrende  Kritik 
von  08.  H.  Schorr,  welche  derselbe  auf  den  Wunsch  A.  Geigers  zurück- 
gehalten hatte,  ist  nunmehr  veröffentlicht  und  lesenswert.  *)  Aus  den  Kultur- 
staaten Afrikas  ist  kaum  Nennenswertes  erschienen.  Eine  biographische 
Skizze  des  Maimonides  (gest  1204  in  Fostat)  von  Dr.  Oppler")  in  Münden 
ist  eben  so  wertlos  als  die  begleitende  Bemerkung  des  Redakteurs,  dafs  den 
„semitischen  Völkern,  die  Araber  an  der  Spitze,  in  den  Wissenschaften  und 
Künsten . . .  der  Geist  der  Initiative  abgeht."  —  Den  Gesamtstoff  über  die 
Falaschas  verarbeitet  von  neuem  Ludwig  Stein;3)  ein  anonymer  älterer 
Artikel  ist  mir  unzugänglich.4)  Morde chai  Abi  Serur,  geb.  zu  Akka  in 
Marokko,  der  erste  Marokkaner,  der  bis  Timbukt u  vordrang,  berichtet  über 
die  „Daggatun"  (angebl.  bedeutend:  abgefallene  Juden)  in  der  Wüste 
Sahara.6)  Die  Gräber  in  Tementit  sollen  1000  Jahre  alt  sein  (S.  9).  Solche 
Termeintliche  Traditionen  erwecken  wenig  Vertrauen,  wenn  man  gleich  darauf 
liest,  dafs,  nach  Übereinstimmung  der  Juden  und  Muslimen,  Muhammed  (!) 
Jerusalem  erobert  habe  u.  s.  w. 

In  Europa  tritt  uns  wiederum  zuerst  Kandia  entgegen.  Zu  M.  Stein- 
schneiders noch  fortzusetzenden  Nach  Weisungen  über  Gelehrte  in  Kandia6) 
werden  die  von  ihm  gewünschten  Nachrichten  über  Handschriften  gegeben; 
eine  solche  hebräische  im  Besitze  der  Familie  Viterbo  enthält  zunächst  Vor- 
schriften der  religiösen  Autoritäten,  gesammelt  von  dem  sonst  bekannten 
Autor  eines  unedierten  Geschichtswerkes  (1523),  Elia  Kapsali,  bis  auf 
das  J.  1218  hinaufreichend,  die  aber  auch  von  anderen  weitergeführt  scheinen. 
Es  findet  sich  darin  eine  Nachricht  über  ein  Erdbeben  im  September  1549, 
schrecklicher  als  das  v.  J.  1508-,  auch  enthält  diese  HS.  die  „Capitoliu  be- 
treffend die  Wahl  der  Gemeindeverwalter,  beschlossen  und  von  der  vene- 
tianischen  Regierung  1574  bestätigt.7)  Eine  Ausgabe  des  historischen  Teils 
wird  in  Berlin  vorbereitet  Eine  andere  HS.  in  Arad  (Ungarn)  enthält  Gut- 
achten aus  dem  XVI.  Jh.,  die  teilweise  auch  Ungarn  und  andere  Grenz- 
länder berühren.8)  —  Aus  der  Türkei  erhalten  wir  eine  ältere  anonyme 
bebr.  Biographie  des  berüchtigten  Sektirers  und  Renegaten  Sabbatai  Zebi 
(1666),  herausg.  von  N.  Brüll.9) 

Die  Geschichte  der  Juden  in  Italien  ist  für  diesmal  am  meisten  be- 
dacht Der  Orientalisten-Kongrefs  hat  einen  Orientalisten,  der  eigentlich 
auf  dem  Gebiet  des  Indischen  seine  Lorbeeren  erworben,  aber  als  Jude  auch 
dem  Hebräischen  nicht  fern   steht,    zur  Herausgabe  von  Inschriften,  haupt- 


1)  He-Chaluz.  Wiasenachaftl.  Abhandlungen  über  jüd.  Geschichte,  Literatur  u.  Alterthumsk. 
<>«br.).  11.  Jahrg.,  Prag;  vgl.  ü.  B.  S.  105.  —  2)  Biographische  Skizze  des  Maimuni 
Obhnondea)  and  seine  „Gesundheitsregeln."  D.  Arch.  f.  Gesch.  d.  Medizin,  11,  1879, 
S-  463—78.  Siehe  Hebr.  Bibliogr.  S.  37.  —  3)  Die  Juden  in  Abessinien  (Falaschas).  Am- 
•todmi;  79  8.  (Sonderabdr.  aus  dem  Lotterbode,  Jahrg.  V,  S.  139—84).  Vgl.  Hebr.  Bibliogr. 
S.  na.  —  4)  Une  racc  de  Juifs  negres  en  Abyssine;  Miosions  Catholiques  6.  juin  1879.  — 
<*)  Las  Daggatun,  tribu  d'origino  juivo  domeurant  dans  lo  d&iert  du  Sahara.  Par  le  rabbin 
*•  A.S.  Traduit  de  l'hebreu  et  annotä  par  Isid.  Loeb.  (Supplem.  au  Bull.  mons.  de  l'Allianco 
J«.  Uaiir.,  Janvier),  12  S.  —  Vgl.  Premier  Etablissement  des  lsraelites  a  Timbouctou,  Paris 
1870;  Kitr.  du  Bull,  de  la  Soc.  de  Geogr.,  avril-mai,  1870.  —  6)  Caudia.  Conni  di  storia 
uterina.  11  Mosl,  Antologia  Israel.  1879  u.  1880.  (Die  Seitenzahlen  sind  in  den  liegistorn 
aisden.)  —  7)  J.  K.  Tedeschi,  Un  codice  ras.  del  secolo  XVI.  11  VobhüIo  p.  121,  122. 
-  8)  Aus  einem  Briofo  von  Kabb.  Stoinhardt  in  Arad  an  Dr.  Steinschneider  in  Berlin 
*«arin  f.  <L  W.  Jud.  S.  130—2.  —  $))  *"»  rYilVin  Biographie  des  Sabbatai  Zebi,  Wilna 
l*7*.i,    4  S.,  Sonderalidruck  (ohne  Wissen  Brülls)  aus  dor  Zeitschr.  ha-Karmel,  Jahrg.  IV. 

Hiitoriscb*  Jahre« berichte.    1880.     I.  h 


1,66  V.     M.  Steinschneider: 

sächlich  Grabschriften  (vgl.  Jahresb.  1,39),  veranlafst;  diese  Abhandlung  \ 
G.  J.  Ascoli,1)  die  mir  nicht  zugegangen  and  daher  nicht  in  allen  Einse 
heiten  gegenwärtig  ist,  veranlasste  einen  Artikel  von  H.  Grätz.s)  Die  ' 
Schriften,  meist  griechisch,  einige  lateinisch,  stammen  ans  Venosa  (im  Ba 
likat),  Lavello,  Matera,  Brindisi  etc.,  nur  7  reinhebräische  gehören  d 
IX.  Jh.,  zählen  nach  der  Tempelzerstörung,  wenige  zugleich  nach  der  Wc 
Schöpfung  (vergl.  Harkavy,  Altjüd.  Denkm.  S.  132,  160  ff.,  284  und 
Magazin  f.  d.  W.  d.  Jud.  VI,  123,  124).  Der  Unterschied  von  Datierung  u 
gelegentlicher  Berechnung  ist  in  den  letzten  vierzig  Jahren  wiederholt  u 
doch  für  manche  vergeblich  urgiert  worden;  wir  haben  hier  vielleicht  d 
Anfänge  einer  Datierung.  Das  Sprachverhältnis  bestätigt  die  von  Rapopo 
und  anderen  vertretene  Ansicht,  dafs  das  Hebräische  erst  im  Mittelalter  ; 
die  Grabsteine  gedrungen  sei.  Grätz  (S.  438)  will  einige  undatierte  hebrfiiscl 
Epitaphien  wegen  „auffallender  Stildifferenz"  um  einige  Jahrhunderte  vor  da 
IX.  hinaufrücken.  Gegen  derartige  Schlüsse  mufs  man  zeitig  Bedenken  ei 
heben,  die  hier  nicht  auszuführen  sind.  Auch  verschiedene  Bezeichnunge 
und  Namen  böten  allerlei  Stoff  zu  Erörterungen,  wie  „Apostuli"  und  „Bei 
bites,"  dessen  Ableitung  von  Rabbi  (Grätz  S.  439)  noch  die  Endsilbe  zu  ei 
klären  hat.  Der  Namen  Bitus,  Vitus,  hebr.  Bita  oder  Vita  (S.  438,  440 
den  wir  in  Frankreich  und  Spanien  schon  im  XI.  Jh.  als  Bita  und  Vita 
wiederfinden  (Revue  d.  Et.  j.  n,  136,  Kayserling,  Gesch.  I,  79),  dürfte  ein 
Übersetzung  des  älteren  chaldäischen  Chajja  oder  Chijja  sein  (vgl.  Nöldeke  i 
Geigers  Ztschr.  XI,  291,  wo  lies:  Yivus),  wofür  das  hebr.  Chajjim  (fraai 
Hagins,  Haquin  etc.)  eintrat,  sowie  die  Übersetzung  als  Vidal,  Yital  (Oata 
Bodl.  2714),  Vivant,  Vivandus,  Vivien,  Viveron,  Vivet,  Vyron  (Rev.  d.  E 
j.  I,  248,  II,  25,  29,  47,  49)  Vidonius  etc.  (Monatsschr.  S.  521);  afc 
Vivus  erscheint  im  XTÜ.  Jh.  auch  für  das  hebr.  Jechiel  (Revue  S.  141] 
Sebbetius  (S.  446)  ist  wohl  Sabbatai,  urspr.  Schabtai.  Neben  den  eigentik 
jüdischen  Epigraphen  sind  noch  andere  für  die  Geschichte  der  Juden  zu  vq 
werten.  Ars.  Darmesteter  in  Paris,  dessen  eigentliches  Gebiet  das  Frai 
zösische  ist,  versucht  eine  Lese  lateinischer  Inschriften  für  die  Zeit  dt 
Kaiser  Yespasian  —  Hadrian  mit  Erörterung  der  Beziehungen  zu  den  Juden/ 
—  Von  Zunzs  Geschichte  der  Juden  in  Sicilien  ist  Perreaus  italienisch 
Übersetzung  auch  in  einem  Sonderabdruck  erschienen.4)  Der  Übersetzer to 
davon  abgesehen,  Berichtigungen  und  Zusätze  zu  sammeln  aus  dem  via 
fachen  Material,  welches  ein  Vierteljahrhundert  seit  dem  Erscheinen  <k 
Originals  (1845)  darbietet  (unter  and.  die  treffliche  italien.  Abhandlung  vo 
Is.  La  Lumia  1870,  wovon  nächstens  eine  deutsche  Übersetzung  erschein 
vgl.  H.  B.  XVI,  55);  es  lag  ihm  zunächst  daran,  seinen  Landsleuten  di 
klassische  Arbeit  zugänglich  zu  machen;  wozu  ihm  die  Abhandlung  vo 
Starrabba  über  Moncada  Veranlassung  gab.5)  —  Über  Süditalien  sind  noc 


1)  Iscrizioni  inedite  e  mal  noto,  Greche,  Latine,  Ebraicho  di  antichi  sepolcri  Gindiic 
edite  ed  illustrate.  Torino  (Loescher)  o  Roma.  120  S.  u.  8  Tafeln.  Sonderabdrack  ani  & 
Atti  del  Congresso  internaz.  degli  Orientalist!  ecc.  1.  Vgl.  auch  die  ausführliche  Besprechen 
in  der  Revue  des  Et  j.  S.  132 — 7.  —  2)  Die  alten  jüdischen  Katakombeninschriften  inSft 
italien.  Monatsschrift  S.  434 — 51.  —  3)  Kotes  epigraphiques  touchant  qu.  points  de  rhiitou 
des  Juifs  sous  i'empiro  romain.  Revue  des  Et  juives  S.  32 — 35.  —  4)  Storia  degli  Ebrei  i 
Sicilia,  tradotta  del  Tedesco  da  Pietro  Ferroau  (so  ist  Jahrg.  IL  S.  263  und  im  Index  II 
323  zu  berichtigen),  Palermo  1879,  47  S.  —  5)  S.  Jahresb.  II,  1,  62;  die  dort  erwähnte  ao 
füll r liehe  Besprechung  erfolgte  in  der  Hebr.  Bibliogr.  S.  24. 


Geschichte  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  znr  Gegenwart.  {,67 

rähnen  Notizen  über  Amalfi  *)  und  über  Friedrich  II.  in  der  hebräischen 
itur.») 

ur  Mittelitalien  sind  die  von  A.  Bertolotti  herausg.  Aktenstücke 
Inhaltsangaben)  zu  nennen,  woraus  ein  Artikel  der  R6publique  FranQ. 
rt.  1879,  und  daher  wohl  der  Artikel  von  Schoener  in  der  Voss. 
No.  156,  163  (1880)  geflossen.3)  Die  Legende  vom  Judenpapste 
sb.  I.  S.  45)  ist,  teils  nach  einer  neuen  Quelle,  französisch  bearbeitet 
yppolite  Rodriguez. 4) 

lach  Oberitalien  gehören  Notizen  über  Piemont  in  der  Hebr.  Bibliogr. 
Ein  italienisches  Dokument,  datiert  Turin,  14.  Mai  1697,  wodurch 
tadeo,  Herzog  von  Savoyen,  seinem  „Corriero"  Abram  Lattes  aus  Cuneo 
t,  mit  seiner  Familie  nach  Turin  zu  übersiedeln,  ohne  jedoch  eine 
;ogeu  zu  bilden,  und  unbeschadet  einer  Verordnung  vom  9.  Juli  1692, 
tgeteilt  im  „Vessiüo"  S.  220.  (Ober  die  alte  Familie  Lattes  s.  Eobaks 
run  VI,  1868,  S.  102;  Hebr.  Bibliogr.  XVH,  121.)  Zu  den  „Memorieu 
br.  Pesaro  über  Ferrara  (Jahresber.  II,  1,  61)  ist  ein  Anhang 'er- 
3n,  welcher  teilweise  die  dortigen  Rabbiner  und  Anstalten  betrifft.6) 
iri8tlicher  Anonymus  teilt  im  „Vessillo"  S.  382  einige  Notizen  zur  Ge- 
te  der  Juden  in  Genua  seit  493  mit.  Eine  unbekannte  Canzonetta, 
kt  1680  in  Padua,  wo  die  Universität  jüdische  Leichen  zur  Obduktion 
gte,  nach  Mitteilung  von  M.  Lattes,  wird  in  Hebr.  Bibliogr.  S.  137 
ner  handschriftlichen  Nachricht  (das.  XVI,  37)  kombiniert.  —  Josef 
nzis  klassische  hebr.  Biographie  des  Schwärmers  Mose  Ch.  Luzzatto 
su  Padua  1707,  gest.  in  Palästina  1747)  ist  mit  2  Schriftchen  des 
en  herausgegeben.6)  Nachträge  zu  einer  früheren  Notiz  über  die  Fa- 
Porlaleone  von  M.  Steinschneider  giebt  die  Hebr.  Bibliogr.  S.  47. 
historisches  Interesse  bietet  eine  unvollständig  herausgegebene  Schrift, 
ren  eines  Gefangenen,  deren  Verfasser  sicher  der  bekannte  Abraham 
(oder  Jaghel)  um  1580. 7)  Jules  Dukas  hat  einen  Artikel  begonnen,8) 
Anfang  nur  bibliographische  Notizen  über  ein  nicht  sehr  seltenes 
bietet  Endlich  hat  Mas-Latrie  eine  kulturhistorische  Anekdote  zur 
iis  gebracht;9)  am  9.  Juli  1477  stimmt  der  Rat  von  Venedig  mit  10 
6  für  den  Antrag  der  Juden  Salamoncini  und  Brüder,  Muhammed  H. 
seinen  jüd.  Leibarzt  „Valcho"  vergiften  zu  lassen.  Der  Namen  ist 
htig,  das  deutsche  „Falk",  bei  den  Juden  auch  „Walch",  ist  schwer- 
i  Verbindung  zu  bringen, 
ür  Spanien  und  Portugal  ist  in  erster  Linie  eine  Quellenschrift  aus 


Hebr.  Bibliogr.  8.  45.  —  2)  H.  B.  8.  24  u.  8.  Vi.  —  3)  Oli  Ebrei  in  Roma  nei 
LVL,  XV1L,  XVill.  (In  Aren.  stör.  ecc.  diretto  dal.  prof.  F.  Gori.  Spoleto,  1879. 
260—80.);  Tgl.  Jahresber.  II,  2,  138;  Hebr.  Bibl.  81,  88.—  4)  GrÄgoire  IV.  (Jean 
i  Klhanan  . . .  Midrasch  (!)  dn  Moyen  Age;  in  desselben:  Midraschim,  Par.  8.  131  ff.; 
br.  Bibliogr.  8.  60.  —  5)  Appendice  alle  Memorie  storiche  sulla  coniunita  israelitica 
*.  Ferrara.  79  8.  S.  Hebr.  Bibliogr.  8.  35.  —  6)  HHVin  Biographie  ....  zum 
herausg.  von  Mich.  Wolf,  u.  s.  w.  Lemberg,  1879.  71,  10,  90  8.  —  7)  TPtn  *»3 
graphisches  und  anderes,  aus  einer  Handschr.  des  Johuda  Vivas  in  Hebron  herausg. 
r.  Baruch  Mani,  Alexandrien.  7  u.  46  u.  4  Bl.  —  Näheres  in  der  Uebr.  Bibliogr. 
t.  —  8)  L' Apologie  du  M6decin  juif,  do  David  de  Pomia.  —  ßtudo  de  l'ouvrage 
ata  de  vne  de  la  condition  sociale  des  juifs  et  de  l'hist  literaire  ä  la  fin  du  XVI. 
Beroe  des  Et.  jnives  8.  145 — 152.  —  Der  Kamen  Alcalai  8.  151  ist  ein  bekanntes, 
i  Arabischen  stammendes  Patronymicum.  —  9)  Notice  sur  des  documents  rel.  au  Con- 
Dix  etc.,  Seance  du  14  mai  de  l'Acad.  des  Inscr. ;  vgl.  Isid.  Loeb  in  Revue  des  Et. 
8. 


1,68  V.   M.  Steinschneider: 

Petersburg  zu  nennen,  wo  nngekannte  alte  Fragmente  der  kritischen  Behai 
lung  harren.  A.  Harkavy  begann  seine  „Studien  und  Mittheilungen  aas  der  fc 
öffentl.  Bibliothek  zu  St.  Petersburg"  *)  mit  Herausgabe  hebräischer  Poes 
des,  auch  durch  Dozy  bekannten  Veziers  Samuel,  genannt  „der  Für 
(XI.  Jh.).  Die  biographische  Verwertung  soll  in  einem  H  Teile  folgen, 
sich  der  Vf.  inzwischen  anderen  Stoffen  zugewandt  hat,  so  dürften  wir  < 
Erfüllung  des  Versprechens  nicht  länger  abwarten,  um  auf  das  neue  Mater 
selbst  hinzuweisen.  —  Auf  eine  vielfach  besprochene  Inschrift  in  Torto 
ist  gelegentlich  H.  Grätz  zurückgekommen.2) 

Aber  auch  in  Spanien  selbst  findet  die  jüdische  Vergangenheit  ne 
Sachwalter.  Um  nicht  in  den  nächsten  Jahresbericht  überzugreifen,  1 
schränken  wir  uns  auf|  einige  Untersuchungen  des  Hrn.  Fidel  Fita.  Di 
selbe3)  restituiert  eine  hebr.  Grabschrift  vom  Nov.  1100,  welche  Amadeo 
los  Rios  mit  Hilfe  seines  Lehrers  Garcia  zweimal  verstümmelt  und  mifsvi 
standen  hat,  so  dafs  er  nicht  einmal  die  Stadt  Leon  erkannte.  Ich  ken 
den  Artikel  nur  aus  einer  Notiz  Is.  Loebs,4)  der  den  Text  nach  ein 
Photographie  wiedergiebt  nebst  Fitas  Übersetzung,  doch  den  Namen  Jal 
in  der  1.  Zeile  bezweifelt.  Fast  alles  Übrige  habe  ich  in  der  That  schon 
der  Hebr.  Bibliogr.  XVI,  40  (vgl.  XVH,  85)  nach  Konjektur  berichtigt  n 
darauf  hingewiesen,  dafs  die  Grabschrift  eine  der  ältesten  hebräischen  ist. 
Der  Name  Ja*lya,  auf  eine  durch  Jahrhunderte  bekannte  Gelehrtenfami 
übergegangen,  erscheint  allerdings  schon  1053  in  einem  Aktenstück,  welch 
Hr.  Fita  in  den  Archiven  der  Kathedrale  von  Leon  gefunden;  vielleicht  : 
auch  identisch  „Jaju"  zu  Anf.  des  XI.  Jh.  in  dem  Werke  „Tumbo  de 
Santo  Igl.  catedr.  de  Leon"  S.  337.  Um  jene  Zeit  nennt  der  spanisc 
Grammatiker  Jehuda  cHajjudsch  sich  arabisch  Jahja  und  das  Verhältnis  beid 
Namen  wird  stehend.  1053  erscheint  auch  der  biblische  Namen  Joab,  w 
eben  Zunz  erst  1160  in  Italien  wiederfand,  wo  er  heimisch  blieb;6)  der 
Spanien  fortlebende  Namen  Schemtob  (vielleicht  Übersetzung  von  Kalonyma 
bekannt  durch  den  Dichter  Santob  de  Carrion  (XIV.  Jh.)  erscheint  schon  104 
—  Die  hebr.  Dokumente  enthalten  auch  spanische  Wörter  von  philologisch 
Interesse.  —  Die  Juden  in  Valencia  müssen  auf  Befehl  der  Königin  J 
hanna  vom  28.  März  1379  ihre  Synagogen,  weil  sie  schöner  als  die  dortig 
Kirchen  geworden,  am  3.  April  an  Guttiere,  Bischof  von  Oviedo,  abtrete 
Das  betr.  Dokument  bespricht  ebenfalls  Hr.  F.  Fita  in  einer  spanisch 
Wochenschrift.7) 

Für  Portugal  ist  nur  ein,  nichts  Neues  darbietender  Artikel  von 
Grünwald  zu  nennen.8) 


1)  Sikkaron  etc.  (s.  o.  8.  64  A.  7).  I.  Poetisches  von  Samuel  ha-Nagid  ne 
Einleitung  und  erläut.  Antnerk.  Petersburg,  1879.  XII,  192  u.  IV  S.  —  Dazu  Egero 
llobr.  Bibliogr.  S.  26.  —  2)  Monatsschrift  S.  443  bei  Gelegenheit  von  Ascolia  Inschrif 
(oben  S.  66).  Eine  Emendation,  welche  auch  in  der  Revue  dos  Etudes  j.  11,  132  als  kl 
bezeichnet  wird,  verstöfst  gegen  die  Grammatik,  indem  sie  einen  Frauennamen  mit  der  mi 
liehen  Form  de«  Verbs  verbindet  —  Vgl.  auch  Harkavy,  Altjüd.  Denkmäler.  S.  142. 
;{)  Uivista  de  Asturias,  anno  IV,  n.  21,  15.  Nov.,  p.  333.  Diese  Zoitschr.  konnte  ich  m 
auftreiben.  —  4)  Revue  des  Etudes  juivos  11,  135.  —  5)  Vgl.  dazu  Harkavy,  Altjüd.  De 
mäler  etc.  S.  209.  —  6)  Zunz,  in  Geigers  wiss.  Zeitschr.  III,  46.  (Gesamm.  Sehr.  \ 
162  if.J  Ergänzungen  von  Steinschneider  in  Hebr.  Bibliogr.  XI,  103  f.  u.  sonst.  —  7)  ( 
bayon  (erscheint  in  Oviedo)  No.  110  vom  9.  Nov.;  nach  Revue  d.  Et.  j.  11,  137;  ob  das 
kumoiit  selbst  abgedruckt  sei,  wird  daselbst  nicht  angegeben.  —  8)  Jos£  da  Silva,  ein  tr 
»che«  Opfer  der  Inquisition  im   18.  Jh.  —  Monatswehr.  f.  d.  Gesch.  u.  W.  d.  Jud.  S.  241— 


Geschichte  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  xur  Gegenwart  T  (39 

In  Frankreich,  wo  Juden  und  Judentum  aufgehört  haben,  praktische 
liten  darzubieten,  findet  die  Geschichte  derselben  allmählich  eine  angemessene 
lege  im  Kreise  derjenigen,  welchen  Archive  und  Bibliotheken  anvertraut 
d  bequemer  zugänglich  sind.  Sie  treten  jetzt  in  persönliche  Verbindung 
t  den  gelehrten  Mitgliedern  der  'Soci6t6  des  fitudes  juives'  (Jahresber.  II, 
63)  und  finden  in  deren  'Revue'  ein  bequemes  Organ  für  kleinere  Artikel. 
ich  die  Regesten  von  S.  Löwenfeld1)  haben  ihr  Material  aus  Delisle, 
tat.  des  actes  de  Philippe  Auguste  (1856).  Leon  Bardinet*)  sucht  den 
hlthätigen  Einflufs  der  päpstlichen  Regierung  in  Avignon  auf  den  Zustand 
r  Juden  im  Venaissin  nachzuweisen.  In  einer  sich  anschliefsenden  Abhand- 
ig9) behandelt  derselbe  L  das  Alter  der  Niederlassung  mit  angemessener 
reicht,  IL  (8.  267)  Ursprung  und  Beschaffenheit  des  Ghetto,  indem  er, 
±  Beugnot,  die  Juden  als  „peu  sociableu  bezeichnet,  was  aber  nur  als 
irkung,  nicht  als  Ursache  des  Ghetto  geltend  gemacht  werden  darf.  S.  270 
ruft  er  sich  auf  eine  handschr.  Notice  sur  les  Juifs  von  Chambaud.  Er 
spricht  insbesondere  Carpentras  und  Cavaillon.  In  Avignon  gab  es  a.  1400 
a  'baylons  directeurs',  'Toros'  de  Cavaillon,  Raphael  Cahen  (lies  Cohen)  und 
tal  Ferrussol  (S.  273).*)  IE.  S.  274  Organisation  u.  s.  w.  Der  Verf. 
itzt  sich  hauptsächlich  auf  ein  handschr.  Statut  von  Avignon  v.  J.  1558  — , 
ssen  Herausgabe  durch  Hrn.  R.  de  Maulde  (vgl.  vor.  Jahrg.  S.  64)  bevor- 
ibt  —  Hr.  B.  hält  die  jüdischen  Gemeindeverbältnisse  für  so  stabil,  dafs 
tu  sie  im  wesentlichen  zurückdatieren  dürfe.  Das  scheint  uns  doch  sehr 
denklich.  S.  279  wird  aus  einem  Rapport  des  Marquis  de  Forbin  des 
tarts  an  die  Deputirtenkammer  (Moniteur  6.  April  1821)  deduziert,  dafs 
3  Gemeinde  für  die  Schuldner  einzelner  garantierte,  was  ohne  Restriktion 
•um  glaublich  ist  Der  'Collecteur'  der  Beiträge  ist  ein  Jude  oder  Christ 
.  281).  IV.  S.  282.  Funktionen,  Unterricht,  Wohlthätigkeit.  Die  'sagata- 
un'  und  '6prouvadeurs'  S.  282,  284  sind  Schächter  und  Aufseher  (Schoche- 
n  und  Bodekim);  'Cacana  ou  Tacana'  (283)  beruht  auf  der  bekannten 
blichkeit  von  c  und  t  in  Handschr.,  korrekt  wäre  'Taccana'  (Anordnung). 
Jryorzuheben  ist,  dafs  hebräische  und  medizinische  Bücher  steuerfrei,  die 
tdiger  gehalten  waren:  4de  traduire  en  langue  et  en  vers  vulgaires  les  can- 
lues  hebreux'  (vgl.  Zunz,  Hebr.  Hymnen  nach  proven^al.  Melodien,  Hebr. 
hBogr.  XIV,  36).  Die  Synagoge  heifst  'escolle'  (wie  in  Deutschland: 
cbuT).  Frauen  sollen  nicht  verhaftet  werden  (289).  Donna  'Meyran'  (291) 
wohl  Mirjam?  Der  Artikel  schliefst:  „La  communautä  juive  d'Avignon 
w  präsente,  au  XVI e  stecle  le  speetacle  <Tune  population  g6n6ralemeut 
onete,  intelligente,  dou6e  d'instincts  nobles  et  61ev6s,  d'un  coeur  sensible, 
mpatissant,  et  d'entrailles  faciles  ä  s'&nouvoir,  bienfaisante,  gänäreuse, 
«pitaltere,  pleine  de  Sympathie  et  de  sollicitude  pour  tous  les  etres  faibles 


&  dem  franzos.  „Les  operas  da  Juif  Antonio  Jose  da  Silva  (1705 — 39)  par  Ernest  David"; 
"k  74  S.  (Kxtrait  da  Journal  les  Archivo*  Israel.)  Vgl.  Hebr.  Bibliogr.  S.  113,  wo  auf 
•  fitere  Monographie  von  Ferd.  Wolf  hingewiesen  ist,  von  welchor  in  der  Monatsschr. 
►0  8.  331  die  Rede  ist.  —  1)  Zum  Codex  diplomaticus.  Regesten  zur  Geschichte  der 
m  anter  Philipp  Augast  von  Frankreich  (1182—1222)  in  Hebr.  Bibliogr.  8.  12—17.  Ent- 
;  listen  von  Jaden,  deren  Namen  vom  Verf.  u.  Rod.  erklärt  worden.  —  2)  Oondition  civil e 
Jnfii  da  conitat  Venaissin  pendant  lo  sejour  des  Papes  a  Avignon,  1309 — 1376.  Revue 
ler.  XII,  1 — 47.  —  3)  Antiquite  et  Organisation  des  Juivories  du  Conitat  Yenaissin;  Rovue 
6ades  j.  S.  262—292.  —  4)  Toros  (anderswo  Touros)  stoht  für  Todros  (=  Theodoros). 
Fragment  einer  medizinischen  Schrift  desselben  enthält  Cod.  Paris  1191;  vgl.  moui:  Zur 
d.  LU.  S.  62  a.  Hebr.  Bibliogr.  IX,  173. 


I?70  v-    M.  Steinschneider: 

et  malheureux.  Kien  ue  rappcllc  chez  eile  ces  types  odieux  de  Shylock, 
d*E16azar,  que  la  poesie  a  pu  reproduire  ailleurs,  mais  dont  eile  aurait  trouv6 
difficilement  k  rassembler  les  traits  daiis  le  ghetto  d'Avignon  an  moyen  &ge/ 
—  II.  Grofs  hat  seine  Geschichte  der  Juden  in  Arles  mit  dem  XVI.  Jh. 
zu  Ende  geführt.1)  Aufser  den  litterarischen  Produktionen  hat  er  die  in 
seinen  nächsten  Quellen  vorkommenden  Persönlichkeiten  und  eigentümlichen 
provencalischen  Namen  fast  vollständig  wiederholt  und  mitunter  aus  den 
weiter  verfolgten  Primärquellen  bereichert;  z.  B.  aus  einem  Prozefe  im  J. 
1385  (S.  404 — 515),  der  eine  reiche  Lese  darbietet  Von  weitführenden 
Berichtigungen  und  Nachträgen  hier  notwendig  absehend,  mögen  nur  sehr 
wenige  Bemerkungen  den  Umfang  der  hier  in  Betracht  kommenden  Studien 
kennzeichnen.  S.  407:  Boniak,  vgl.  Jahresber.  II,  1,  63.  S.  413  wird  ein 
Familiennamen  „Rabba"  angenommen;  die  noch  existierende  italienische  Fa- 
milie heifst  aber  Rava.  Zu  der  Abschwörung  des  Spiels  mit  Würfeln  etc. 
(S.  414)  bietet  die  Hamburger  Hds.  310  (Katal.  S.  146)  eine  interessante 
Parallele.  Zur  Familie  „Blanisu  s.  noch  Hebr.  Bibl.  XV,  55,  113.  Der 
Namen  „Salmon"  ist  allerdings  biblisch,  wie  schon  Dukes  bemerkt  hat;  aber 
neben  einem  anderen  Namen  ist  es  die  europäische  Form  für  den  Namen 
des  Vaters,  der  Salomo  hiefs.  Zu  Cabystaing  S.  515  s.  Hebr.  Bibl.  XIV,  100 
und  Katal.  Münchener  Hds.  n.  264  S.  100.  Don  Salemias  (oder  Selamias, 
hebr.  Schelemja)  Nasi  (S.  515)  wird  von  Salomo  da  Piera  besungen  (Hebr. 
Bibl.  XVI,  86).  —  Dafs  die  Jahresber.  II,  1,  64  erwähnte  Notiz  über  Dijon 
von  Clement  Janin  in  der  That  unkorrekt  und  mangelhaft,  nur  indirekt 
aus  Jules  Simonet  schöpfe,  ist  in  der  Hebr.  Bibliographie  (S.  81,  82)  nach- 
gewiesen. 

Über  eine,  auf  gröfsere  Ausdehnung  angelegte  Abhandlung  von  Zadok 
Kahn  über  religiöse  Kontroversen  in  Frankreich  im  XII.,  XIII.  Jh.'  nach 
einer  handschr.  hebr.  Quelle  (in  der  Revue  des  Et.  j.)  sei  ein  eingehender 
Bericht  bis  zum  Schlufs  vorbehalten,  ebenso  über  einen  Artikel  von  Is.  Loeb 
(daselbst)  betr.  die  Kontroverse  über  den  Talmud  in  Paris  1240.*) 

Der  von  H.  Geraud  (Paris,  1837)  edierte  Livre  de  la  Taille,  eine  Steuer- 
liste für  Paris  im  J.  1292,  enthält  zuletzt  ein  Verzeichnis  der  Juden  nach 
Strafsen  und  Häusern,  und  ist  mit  einigen  Fehlern  in  E.  Carmolys  Revue 
Orient.  I.  (1841)  abgedruckt.  Zunz  hat  davon  insbesondere  für  die  neue 
Ausg.  der  Namen  der  Juden  (Gesamm.  Schriften  H,  1 — 83)  Gebrauch  ge- 
macht. Die  französ.  Hds.  6220  der  Nationalbibliothek  enthält  eine  solche 
Steucrrolle  für  1296— -1300,  worin  die  Juden  nur  1296,  1297  figurieren, 
Hr.  Isid.  Loeb  ediert  dieselbe  unverändert.3)  Letzterer4)  veröffentlicht  zwei 
unedierte  Bullen,  von  Innocenz  IV.,  Lyon  12.  Aug.  1247,  an  den  heil.  Lud- 
wig gerichtet,  Examination  und  Duldung  der  talmudischen  Schriften  betreffend, 
und  von  demselben  an  die  Bischöfe  von  Frankreich,  Viterbo  23.  Aug.  1258, 


1)  Monatsschrift  S.  58  -67,  167— 75,  404-16,  514—28.  Ein  Sonderabdruck  int  nicht 
gemacht,  ein  Register  nicht  gogoben;  doch  sollen  noch  einige  Anhänge  folgen.  —  2)  Vgl. 
auch  die  Berichtigungen  von  A.  D.  [Darm es  teter]  zu  N.  Valois,  Guülaumo  d'AuvergM, 
Paris,  Ch.  VI  11,  p.  118 — 37  über  die  Geschichte  der  Verdammung  des  Talmud  unter  Ludwig 
dem  Ucil.  in  ultramontaner  Tendenz;  Revue  des  6t.  j.  S.  141.  —  3)  Le  Role  des  Juifs  da 
Paris  en  1296  et  1297.  Revue  dos  ßtudea  juives  S.  61 — 71.  —  Zu  einigen  Namen  vgl 
Uobr.  Bibliogr.  XViil,  131,  XX,  14,  82  und  Grofs,  Gesch.  Jud.  in  Arles,  besond.  &  405  ft 
—  4)  Balles  inedites  des  Papes;  Revue  des  Et  j.  S.  293—98.  —  Eine  Elogie  über  das 
Verbrennen  dos  Talmuds  von  Benjamin  ben  Abraham  Anaw  (X1I1.  Jh.)  hat  Berliner  im  Ma- 
gazin etc.  II,  17  mitgeteilt;  vgl.  Hebr.  Bibliogr.  XIX,  118. 


Geschichte  der  Juden  ron  der  Zerstörung  Jerusalems  biß  zur  Gegenwart  J^7 1 

die  Verpfändung  heiliger  Gegenstände  an  Juden  verbietend.  Eine  dritte  von 
Honorios  IV.  an  den  Bischof  von  Evreux  etc.,  Rom  18.  Nov.  1286,  gegen 
den  Talmud  und  über  Rückführung  der  zum  Judentum  Abgefallenen  erweist 
sich  als  identisch  mit  der  vom  30.  Nov.  desselben  Jahres  an  den  Bischof  von 
Canterbury  hei  Baronius.  —  Wir  reihen  hier  an  einen  Brief  des  Inquisitors 
Bernard  Gui,1)  4.  Jan.  1310,  wegen  Aufsuchung  der  zu  verbrennenden  Bücher 
der  Juden  in  den  Gebieten  von  Toulouse  und  Rodez  (S.  382—4),  desgl.  in 
dem  Gebiet  von  Apenais  (S.  284,  285).  In  einer  Anweisung  für  Inquisitionen, 
bald  darauf,  kommt  der  Gegenstand  wieder  vor  (S.  409),  sowie  anderes, 
x.  B.  in  betreff  der  „rejudaisandi"  und  „rejudaisati"  (S.  414,  415.). 

Die  Juden  benennen  bekanntlich  Städte  in  Spanien  und  Südfrankreich 
mit  hebräischen,  oft  biblischen  Namen;  die  Deutung  des  Namens  „Esob" 
(Ysop)  ist  streitig  und  wichtig,  weil  eine  Anzahl  hervorragender  Persönlich- 
keiten sich  danach  nennt;  Isid.  Loeb2)  beweist  aus  verschiedenen  Quellen, 
unter  Zuziehung  von  Breitentabellen,  dafs  es  Orange  bedeute.  Man  sieht 
hier  an  einem  Beispiel  die  Angemessenheit  der  vorletzten  Preisaufgabe  der 
Pariser  Akademie:  Zusammenstellung  der  europäischen  geographischen  Namen 
in  der  hebr.  Litteratur. 

S.  Landauer,  Privatdocent  in  Strafsburg,  giebt  in  der  Gemeinde-Zeitung 
für  Elsafs-Lothringen  No.  15  vom  17.  April  eine  biographische  Notiz  über 
den,  von  den  Juden  selbst  verfolgten  Samuel  Schlettstadt,  der  1376  in  Ilohe- 
landsberg  ein  sehr  bekanntes,  aber  ungedrucktes  Werk  verfafste.3) 

Im  J.  1785  stellte  die  k.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  Künste  in 
Metz  die  Preisaufgabe:  „Est-il  des  moyens  de  rendre  les  juifs  plus  utiles  et 
plus  heureux  en  France?"  Das  Archiv  dieser  Akademie  enthält  9  handschr. 
Antworten  v.  J.  1787,  nämlich  4  von  Geistlichen,  3  von  Rechtskundigen, 
eine  von  einem  polnischen  Juden  an  der  k.  Bibliothek  in  Paris,  nur  zwei 
sind  antijüdisch.  Eine  kurze  Charakteristik  derselben  giebt  eine  in  der  Sor- 
bonne gelesene  Denkschrift  von  Abr.  Cahen.4)  Die  erste  ist  von  einem  k. 
Prokurator  in  San  Domingo,  dessen  Namen  nicht  entziffert  worden  (4  Seiten), 
2.  von  Hailcourt,  Prokurator  in  Metz,  kurz  und  animos,  3.  von  Zalkind 
Hnrwitz,  4.  von  M.  Vatiaud,  Sekretär  der  Soci6t6  d'Agriculture  in  Laon, 
5.  Abbä  de  la  Louze  oder  Lauze,  Mal  theser,  der  die  Laster  der  Juden 
tof  Kosten  der  Christen  stellt,  6.  Dom  Chais,  Benediktiner,  meint,  das  Elend 
der  Juden  sei  unschätzbar  für  die  Wahrheit  des  Christentums,  7.  von  dem 
bekannten  Abb6  Grägoire,  8.  Thierry,  Advokat  von  Nancy,  9.  Cornu 
Desmarais,  Pfarrer  von  Bazaille.  7  und  8  kamen  in  die  engere  Wahl. 
Der  Sekretär  Pierre  Louis  Roederer  (geb.  1754,  aufsteigend  bis  zum  Finanz- 
minister  1806,  gest.  1835)  begnügte  sich  nicht  mit  einem  objektiven  Bericht 


1)   Notice  snr  les  Manuscrits  de)  Bernard  Gui  (in  Toulouse);    Notices   et  Kxtraits   de« 

Uamucr.  de  la  Biblioth.  nation.  etc.     Tome  27.     4.     Paris,  1879.     p.  169  ff.  —  2)  La  ville 

d'fljnope;  Her.  <L  6t  j.  8.  72—82.  —  Moschullam  heifst  wahrscheinlich  nicht  „b.  Honein", 

«■den»   Hanin   oder   Hanan    (Hebr.  Bibl.  XIV,   81  u.   S.  Vlll;    vgl.    Zunz,  Litteraturg.  578, 

Sctiller-Sainessy,  Catal.  S.  158).     Mit  dem  franzos.  Esob  steht  wahrscheinlich  in  keiner  Vor- 

bbdnng  der  angebl.  Eeobi  in  Cod.  Paris  402,   der  in  Anspielungen   redet    and  soinen  Kamen 

von  der  Stadt   (etwa  Zerio?   am   Frassone?)   ableitet     Fr  heilst  nicht  Moso  Marquis   (!    vgl. 

flehr.  Bibl.  VII,    26),    sondern  Markes,   d.  h.  Sohn  des  Marcus  od.  Mardochai,    and  war  ein 

Üeatscher.     Der  Namen  „Azobeb"  (wie  Zodner  umschreibt)  steht  ebenfalls  sicher  nicht  in  Vor- 

faiadamg  mit  der   franzos.  Stadt    —    3)    Unbenutzte   Quellen    nennt  ls.   Loeb,    B.  d.  Et.  j. 

&  307.  —    4)  L'emaneipation  des  juifs  dovant  la  Sociäte  K.  des  sciences  et  arte  de  Metz  on 

1787.    Ibid.  S.   83—96;  Pieces  justincations  bis  S.  104. 


1,72  V.    M.  Steinachneider: 

über  die  ihm  nicht  genügende  Lösung,  sondern  fügt  eine  Analyse  der  Frage 
hinzu,  aus  deren  Autograph  in  der  Bibliothek  zu  Metz  Mitteilungen  gemacht 
werden.  R.  fragt,  ob  mit  der  Beseitigung  jüdischer  Fehler  nicht  andere  über- 
tragen. Vorzüge  schwinden  werden.1)  Inzwischen  wurde  1786  ein  anonymes 
Pamphlet  des  Lieutenants  du  Foissac  vom  Parlament  konfisziert,  von  J.  B. 
Bing  widerlegt;  der  neue  Minister  Malesherbes  bildete  eine  Kommission  zur 
Sammlung  von  Dokumenten  etc.  über  die  Judenfrage,  verschiedene  Schriften 
erschienen,  darunter  1788,  1789  die  drei  gekrönten  Preisschriften  von  6r6- 
goire  (nach  Roederers  Andeutungen  umgearbeitet),  Thierry  und  Hourwitz  (die 
Grätz  XI,  197  allein  kennt).  Auch  über  jene  Schriften  werden  genauere 
Daten  nebst  dem  Schlufs  des  Berichts  von  Le  Payeu  (1788)  mitgeteilt 
Unser  längeres  Referat  soll  beweisen,  dafs  auch  aus  der  neuesten  Zeit  noch 
ungehobene  Schätze  in  Archiven  ruhen. 

Ed.  Reufs*)  schildert  in  anziehender  Weise  die  Drangsale  eines 
reichen  Strafsburgers  während  der  Schreckenszeit,  hauptsächlich  nach  einer 
Denunciation8schrift  desselben,  die  gewifs  äufserst  wenigen  bekannt  ist.  —  Nach 
einem  Artikel  der  Revue  des  Deux  Mondes  vom  15.  März  S.  392  ff.  von 
Victor  de  St.  G6nis  über  eine  royalistische  Verschwörung  in  Strafsburg  1792 
wird  (S.  427,  428)  vom  Jakobiner  Michaud  auf  die  Teilnahme  der  reichen 
Juden  daselbst  hingewiesen.3) 

Ein,  offenbar  fingierter,  kurzer  Briefwechsel  zwischen  den  Juden  von  Arles 
(oder  Spanien)  und  Konstantinopel  in  provengalischer  und  spanischer  Sprache, 
angebl.  v.  J.  1489,  zuerst  1583,  dann  öfter  gedruckt,  und  übersetzt,  von 
Adolfo  de  Castro  dem  Juan  Martinez  Guijarro,  Erzbischof  von  Toledo  (1546 
bis  1557),  aber  ohne  Beweis,  beigelegt,  ist  in  der  „Armana  provengau"  (S.  61) 
und  Revue  des  langues  romanes  (1879,  II,  303)  wieder  hervorgesucht;  ferner 
reproduziert  von  A.  D armesteter,  auf  einen  Scherz  (?)  und  die  älteste 
Quelle  zurückgeführt  von  A.  Morel -Fatio.4) 

Die  Schweiz  ist  diesmal  vertreten  durch  einen  Artikel  von  AI.  Kisch5) 
über  3  Siegel  von  Züricher  Juden,  welche  Ulrich  kannte,  Niederland  durch 
den  Schlufs  der  Chronik  1795  -1812.6) 

Für  Polen  und  Rufsland  ist  hauptsächlich  der  Petersburger  Bibliothekar 
Ad.  Harkavy  thätig.  Von  seiner  Bibliographie  war  bereits  (oben  S.  57  f.) 
die  Rede.  Er  veröffentlicht  russische  Dokumente  aus  den  Archiven  zu  Kiew 
und  Petersburg:  1)  vom  J.  1578,  worin  Stefan  Batory  den  Juden  in  Wla- 
dimir die  von  Siegmund  August  gewährten  Rechte  bestätigt,  mit  einigen 
hebr.  Nachbemerkungen;  2)  Siegmund  setzt  1506  den  Michel  b.  Josef  aus 
Brscecz  zum  Richter  und  Steuereinnehmer  ein;  3)  Siegmund  gestattet  dem- 
selben Michel    in  Drahizin  (?)  eine  Brücke  über  den  Bug  zu  bauen.  7)    — 


1)  No  leur  donnerons-nou*  pa»  notro  raolioBso,  notre  dissipation,  notro  legcreU,  notre 
imiuoralito  domeatiquo,  notre  impatience  du  mal,  et  n'oflacoroiiB-nous  pas  do  leur«  cerurs  lenrt 
vertu«  domofltiquos,  leur  frugalitö,  leur  simplicitä,  lcur\onstanco,  leur  patience?  —  2)  Selig- 
mann  Alexandre,  ou  les  tribulatione  d'un  Inraälito  BtrashourgooiB  pendant  la  terreur.  Strafs- 
bourg.  44  8.  (Extrait  des  „Affichcs  do  StrafBbourg44).  —  l)out»ch:  „Soligmann  Alexander41  etc. 
von  Ed.  ReuTe;  in  der  Tribüne  vom  25.  Januar  ff.  (Borlin),  ohne  Angabe  de«  franzos.  Ori- 
ginals; ».  Hebr.  Ribliogr.  S.  116,  wo  einiges  Schriften  aus  jener  Zoit  über  die  Jaden  im  Elsafr 
angegeben  sind.  —  3)  Mehr  in  der  R.  d.  Et.  j.  S.  131.  —  4)  IjettreB  dos  Juifis  d'Arles  et 
de  Constantine;  K.  d.  fit.  j.  S.  119—123,  301—304.  -  5)  Mittelalterliche  Siegel.  Dlustr. 
Ztg.  No.  t982  vom  2.  Juli;  vgl.  R.  d.  fit.  j.  III,  148.  Übor  diese  u.  andere  Siegel  s.  Hebr. 
Bibl.  X,  87;  vgl.  IX,  44,  XII,  92.  —  6)  Letterbode  V,  39  ff.;  vgl.  Jahrosber.  I,  47.  — 
7)  Meassof  S.  64,  84—89,  109  10,  128,  129.  —  Auch  «oin  Urtoil  (S.  97)  über  Stern- 
bergs  Gösch,  d.  Juden  in  Folen  (Jahresbor.  I,  47)  ist  abfällig. 


Geschichte  der  Juden  von  der  Zerstörung  Jerusalems  bis  zur  Gegenwart  I  73 

In  einer  hebr.  Sammelschrift,  die  mir  nicht  zugänglich  ist,  and  einem  Sonder- 
abdruck daraus  giebt  er  einen  Beitrag  znr  Geschichte  der  sogen.  Vierstadt- 
Kongresse1)  ans  dem  J.  1764.  —  Eine  fleifsige  Geschichte  der  Stadt  Grodno, 
der  Juden  daselbst,  nebst  den  Grabschriften  hervorragender  Juden  gab  Sim. 
El.  Friedenstein  heraus.*) 

Im  deutschen  Vaterlande  ging  die  Judenfrage nlitteratur  in  ihre  höch- 
sten Fluten;9)  die  Geschichte  hat  wenig  zu  verzeichnen;  das  beste  kam  aus 
Wien.    Der  fruchtbare  G.  Wolf  hat  sich  durch  Herausgabe  unedierter  mäh- 
rischer Gemeindestatuten  verdient  gemacht,4)    Ad.  Jellinek  durch  die  eines 
Verzeichnisses  von  Märtyrern.6)    Über  den  Reisenden  Abraham  ben  Jakob 
(Jakub),   welcher  im  J.  997   Ottos  Hof  kennen  lernte,6)    haben  wir  nähere 
Mitteilungen  von  De  Goje   in  Leyden   zu  erwarten.     A.  Rhamm  gab  einen 
Vortrag  über  die  Juden  im  Deutschen  Reiche  heraus.7)     Eine  verdienstliche 
Monographie  über  die  Juden  in  Ostfranken  bietet  H.  Epstein,8)  woraus  her- 
vorgehoben sei:  Ausweisungsdekrete,  die  nie  zur  Ausfuhrung  kamen  (S.  452), 
Verhandlungen    über   einen    Kirchhof  1577   (470);    Christen    ziehen    ausge- 
wiesenen Juden  nach,    um  Geld  zu  leihen  (496);    der  Judenamtmann  (497), 
die  Plünderung  in  Gronach  1700  (507).   —   Kleinere  Artikel  liefert  E.  Ja- 
cobs in  Wernigerode  im  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit:    König 
Adolf  versetzt    die  Juden  bei  Königstein    zum  Pfand  für    100  Mark  köln. 
Pfennige  bei  dem  zum  k.  Burginann  auf  Schlofs  Rödelheim  ernannten  Edelen 
Werner  von  Münzenberg,  Dokument  Frankf.  1294  2.  August,  nach  Urschrift 
in  Wernigerode.9)  —    'Der  Kantor  zu  U.  L.  Fr.  bei  den  Graden  zu  Mainz, 
als  päpstlicher  Legat,   befiehlt  den   Pfarrern  zu   Aschaffenburg  und  Baben- 
hansen,  den  Bann  gegen  gewisse  Juden  aus  letzterer  Stadt,  der  wider  diese 
vorher  auf  Bitten  des  Edeln  Arrosius  von  Breuberg  ausgesprochen  war,  ihrer 
Hartnäckigkeit  wegen  feierlichst   zu  erneuern  und  sie  von  allem  und  jedem 
Verkehr  mit  Christen  auszuschliefsen.     1320,  Mai   13.4     A.  Essenwein10) 
giebt  eine  Abbildung  der  Vermählung  Isaks  mit  Rebekka,    worin  das  Tuch, 
das  beide  Häupter  bedeckt,  jüdisch  ist.     Man  sieht  aufser  dem  Lautenspieler 
eine  Person  mit  erhobenem  Becher,  welche  nach  Essenwein  der  Vater  wäre; 
es  ist  wohl   eher  der  Rabbiner  oder  Gelehrte,    der  den  Trausegen   spricht. 
Das  „Urknndenbuch  der  Berliner  Chronik",    herausgeg.  vom  Verein  für  die 
Geschichte  Berlins  (1232—1500),   T.  2  (vgl.  Sachregister  S.  XIII),    enthält 


1)  Die  Sammelschrift  ist  (nach  Roy.  d.  Kt  j.  II,  140)  von  Zedernbaum  u.  Goldenblura, 
fctaabarg  1881,  herausgegebon ,  der  Sondorabdr.  mit  der  Überschrift  1S1  Hl^pb,  8  S. 
•tae  Jahri.  s.  Hebr.  Bibl.  S.  111.  —  2)  B'maa  Ttt  Wilna.  109  8.  hebräisch.  —  »)  In 
der  oben  8.  59  A.  6  erwähnten  Übersicht  wird  nur  S.  Neu  mann,  Die  Fabel  von  der  jüd. 
KaMsaeinwanderang  u.  s.  w.  (2.  Aufl. *  Berlin,  46  8.)  als  wissenschaftlich  hervorgehoben.  — 
i)  Die  alten  Statuten  der  jüd.  Gemeindon  in  Mähren  sammt  den  nachfolgenden  Synodal  be- 
•cWüjsen.  Wien.  VIII,  152  S.  —  Vgl.  Hebr.  Bibl.  S.  89.  —  5)  bnpt  KTiiöWl  B^üSip 
KTm.  Worms  u.  Wien.  Liturgische  Formulare  ihrer  Totenfeier  aus  alter  und  neuer  Zeit 
■ad  NamensTeneichms  der  Wormsor  Märtyrer  aus  den  Jahren  1096  und  1349.  Wien. 
16  hebr.  u.  6  deutsche  8.  —  „Ergänzungen"  aus  einer  Hds.  der  Bodleiana  giebt  Ad.  Neu- 
gier im  Letterbode  VI  (1880—1881),  8.  67  ff.,  130  ff.,  141  ff.  —  6)  Hebr.  Bibl.  S.  107; 
AicIut  f.  Pathologie  etc.,  her.  v.  Virchow,  B.  85  (1881),  S.  162.  —  7)  Die  Juden  in  der 
fauchen  Beichsgoschichte  I;    Im    neuen  Beich.     8.  645 — 655.    —    8)  Ein  Beitrag  zur  Ge- 

telridtte  der  Juden   im  ehemal.  Herzogt.   Ostfranken.     Monatsschr.   f.  Gesch.  u.  Wiss.  d.  Jud. 

S.  193—204,  258—67,  452—72,  496— 513. —  9)  Anzeiger  u.  s.  w.  1879,  S.  208,  wo  auch 

4»  Folgende.   —    10)  Israelitische  Vermählung,  Bild  des  14. — 15.  Jahrh.     Anzoigor  u.  s.  w. 

S  119.    Eseenwein    verweist  auf  früher  gegebene  „Huppabilder".     (Huppa  ist  der  Trauung»- 

Baldachin.) 


I?74  VL    M.  Klatt: 

einiges  in  betreff  der  Stellung  der  Juden  aus  den  Jahren  1317  (S.  29),  131& 
(S.  35),  1320  (S.  37),  1323  (S.  40),  1343  (S.  81). 

Das  letzte  in  unserem  Berichte   ist  das  nächste,    aber  leider  nicht  da* 
beste.    Hans  Jungfers  Brochüre1)   dient    mehr  der  Tendenz   als  der  Ge- 
schichte-, und   der  Name  M.  Mendelssohns,  mit  dem  wir  auch  zum  dritten* 
male  schliefsen,  hat  in  Em.  Schreiber  —  einen  Abschreiber  gefunden.1) 


VL 


M.  Klatt.    H.  Zurborg. 

Griechenland. 


a.  Bis  zur  dorischen  Wanderung. 

Eine  Darstellung,  die  die  ganze  griechische  Geschichte  oder  die 
ältere  Periode  im  Zusammenhange  behandelt,  liegt  nicht  vor.  —  Dagegen 
ist  auf  dem  Gebiete  der  Yerfassungsgeschichte  der  Versuch  gemacht 
worden,  die  Geschichte  der  Demokratie3)  im  Zusammenhange  darzustellen. 
Das  einschlägige  Material  ist  übersichtlich  zusammengestellt,  doch  wird  eine 
tiefere,  auf  umfassenden  Quellenstudien  beruhende  Kenntnis  der  Staaten  des 
Altertums  vcrmifst.  —  Während  in  letzter  Zeit  die  Pelasger  entweder  Ar 
echte  Hellenen  oder  für  Semiten  oder  für  Hamiten  gehalten  worden  sind, 
werden  sie  nunmehr  als  IUyrier,  d.  h.  Verwandte  der  heutigen  Albanesen  be- 
zeichnet.4) Als  Beweis  dafür  dienen  die  von  den  Alten  überlieferten  Orts- 
und Personennamen.  Wo  fremde  Namen,5)  insbesondere  Ortsnamen,  in  gröberer 
Anzahl  in  einem  Gebiete  haften,  da  weisen  sie  überall  auf  eine  frühere  Be- 
völkerung hin.  Indem  nun  in  den  einzelnen  Landschaften  von  Hellas  die 
Ortsnamen  vorgeführt  werden,  die  in  sicher  illyrischen,  lykischen  oder  thra- 
kischen  Gegenden  wiederkehren,  werden  3  Völkerschaften  nachgewiesen:  die 
Illyro-Pelasger,  Lykier  und  Thrako-Phryger,  die  in  dieser  Reihenfolge  vor 
den  Hellenen  sich  auf  der  Balkanhalbinsel  niedergelassen  haben.  —  Auch  in 
betreff  der  Auffassung  der  griechischen  Sagenwelt  sind  mehr  oder  we- 


1)    Dio  Juden  unter  Friedrich  d.  Grofscn.     Nach  urkundlichen  Quellen.     Leipzig.     47  8. 

—  Vgl.  Friedrich  d.  Gr.  und  die  Juden.     Grenzboton  No.  14.  —  2)  Moses  Mendelssohns  Ver- 
dienste  um  die  deutsche  Nation.    Zürich.    46  S.     Nachweis  der  Plagiate  in  Hebr.  Bibl.  S.  88, 

—  3)  A.  Floglor,  Geschichte  der  Demokratie  des  Altorthums.  Nürnberg.  XVII,  644  S.  — 
Ebenfalls  hier  hingehörig:    Schvarcz,  Dio  Demokratie,   cfr.  Key.  histor.  16,  2,  p.  425 — 26. 

—  Ferner  möge  hier  genannt  werden :  C.  Triantafillis,  Cenni  intorno  all'  origine  del  com- 
memo  ed  ai  suoi  rapporti  con  la  civilta  nell'  antica  Grecia;  prolusione.  Venezia,  tip.  Visentiai 
1879.  30  p.  4.  —  4)  Fligior,  „Zur  prähistor.  Ethnologie  der  Balkanhalbinsel  u.  Italiens*1 
und:  Dio  Urzeit  von  Hellas  u.  Rom.  Separat- Abdruck  aus  d.  Archiv  f.  Anthropologie.  B.  13. 
H.  4.  Braunschwoig,  Friedr.  Vieweg  u.  Sohn.  1881.  50  S.  4°.  —  Rec.:  Philol.  Bond* 
schau  1881,  No.  8  von  C.  Pauli.  —  5)  cfr.  Pauli  a.  a.  0.  Sp.  235. 


Griechenland  bis  aar  dorischen  Wanderung.  L75 

neue  Gesichtspunkte  hervorgehoben  worden.     So  sind  neuerdings  mit 
erer  Schärfe   folgende  Sätze  betont  worden:    Eine  mehr  als  tausend- 

Entwickelung  ist  es,  welche  die  Heldensage  der  Hellenen  durchge- 
hat,  und  wenn  wir  auch  diese  Entwickelung  nur  bei  einigen  wenigen 
3  beobachten  und  verfolgen  können,  wie  z.  B.  bei  der  troischen,  so 
wir  doch  nie  vergessen,  dafs  sie  bei  allen  antiken  Sagen  stattgefunden 
id  dafs  die  Formen,  in  welchen  uns  die  einzelnen  antiken  Mythen  lieb 
irtraut  sind,  keineswegs  in  allen  Epochen  des  klassischen  Altertums 
\n  haben,  dafs  vielmehr  in  bestimmter  Zeit  ein  bestimmter  Dichter 
Sage  in  diese  Form  gegossen,  jenem  Heros  jene  Charakterzüge  ver- 
bat1) —  Alsdann  ist  im  einzelnen  der  Versuch  gemacht  worden,  die 
-geschichtliche  Entwickelung  der  eigentlichen  Theseusmythen*)  im 
im  darzustellen,  wobei  jedoch  ein  tieferes  Eingehen  auf  die  antike 
itur  und  eine  scharfe  Sonderung  der  einzelnen  Nachrichten  vermifst 
i  ist3)  —  Die  Quellen,  die  uns  vom  Tode  Hesiods  berichten,  sind 
eingehenden  Untersuchung  unterworfen.4)     Danach  sind  der  Agon  des 

und  Homer  und  Jo.  Tzctzes  (in  dem  (flog)  auf  Eratosthenes  und  an- 
lexandrinische  Autoren  zurückzufuhren,  während  Pausanias  seine  Nach- 
i  der  Lokaltradition  entnimmt. 

de  Ausgrabungen  in  Mykenae  haben  eine  reiche  Litteratur  her- 
ifen.5)  Man  war  zunächst  von  der  Ansicht  ausgegangen,6)  dafs  die  in 
fropolis  von  Mykenae  gefundenen  Gräber  wirklich  diejenigen  von  Aga- 
m  und  den  mit  ihm  Hingeschlachteten  seien.  Wer  jedoch  in  der  grie- 
m  Heldensage  nicht  Geschichte  sieht,  wird  von  den  Personen,  ihren 
i  und  ihren  Schicksalen  absehen  und  seine  Aufmerksamkeit  einfach  auf 
tatsache  richten,  dafs  in  den  grofsen  Gräbern  Mykenaes  fabelhafte 
3  gefunden  worden  sind.7)  Die  Frage  ist  nun,  welcher  Epoche  sie  an- 
n.  Man  hatte  die  Fundstätten,  abweichend  von  der  geschilderten  Auf- 
l  als  Gräber  von  karischen  Dynasten  bezeichnet8)  Nach  anderen  ge- 
die  Schätze  derjenigen  Periode  der  griechischen  Kultur  an,  welche  der 
im  800  v.  Chr.  beginnenden  Epoche  des  orientalischen  Einflusses  voran- 
Neuerdings  hat  man  die  Funde  einer  viel  späteren  Zeit  zugewiesen, 
•d  dabei  entschieden  Verwahrung  dagegen  eingelegt,  dafs  die  Helden 
ojanischen   Krieges  goldene  Schmetterlinge  und  Gefäfse  von  schwung- 


0.  Bob  er  t,  Die  .Entwickelung  des  griech.  Mythos  in  Kunst  u.  Poesie.  Vortrag,  geh.  7.  Febr. 
ibgedrackt  in:  Philo).  Untersuchungen,  hrsg.  v.  Kiefsling  und  v.  Wilaraowitz- 
tdorff.  5.  H.  1881.  S.  1—51.  -—  2)  L.  Volkmann,  Analecta  Thesen.  D.  J. 
5  8.  8°.  —  3)  Hempel,  Pbilol.  Rundschau  1881.  Sp.  1451.  —  4)  0.  Friedel, 
»  Tom  Tode  Hesiods.  Leipzig,  Teubnor,  1879.  —  Bec.:  Bursians  Jahresber.  VIII. 
)2. — Weitere  die  Sagengeschichte  betreffende  Abhandlungen:  L.  Adam,  Die  Odyssee 
irische  Cyklus.  Ein  Versuch  zur  Losung  dor  homerischen  Frage.  Wiesbaden.  Jul. 
VII  u.  135  S.;  Bec:  Philol.  Bundschau  1881,  No.  8  und  K.  Schnorf,  Der 
le  Hintergrund  im  Gudrunliod  n.  i.  d.  Odyssee.  Inaug.-Diss.  Zürich,  1879,  Schulthefs. 
—  h)  Die  troischo  Frago  übergehen  wir  diesmal,  da  die  Besprechung  dos  Haupt- 
8chliemanns  Ilioe  1881,  dem  nächsten  Bericht  vorbehalten  bleiben  mufs,  wobei  dann 
r  Erledigung  gelangen  werden:  Brunn,  Troische  Miscollen.  Sitzgsber.  d.  k.  b.  Ak. 
.  Manch.,  und  Virchow,  BeitrSgo  zur  Landeskunde  der  Troas,  Abhdlgn.  d.  kgtn.  Ak. 
.  Berl.  Aus  d.  Jahr  1879.  Berlin,  in  Komm,  bei  Dümmler,  1880.  —  6)  Schlie- 
Mykenae.  Mit  einer  Vorrede  von  Qladstone.  Leipzig,  1878.  LXV1,  448  S.  8.  — 
lolm  in  Bursians  Jahresber.  VIII,  S.  302.  —  8)  U.  Köhler,  Die  Grabanlagen  in 
o.  Spata.  Vgl.  Jahresber.  I,  102.  —  9)  C.  T.  Newton,  Bericht  über  die  Schatze 
enae.  Aus  der  Times  vom  20.  April  1877  übersetzt  von  A.  M.  im  Beiblatt  zur  Zeit- 
ix  bildende  Kunst  1877.     No.  32—34.  —  cfr.  Holm  a.  a.  0.  S.  304. 


1,76  VI.    M.  Klatt: 

vollen  eleganten  Formen  in  Gebrauch  gehabt,  Siegelringe  an  den  Fingern 
getragen,  mit  gelöteten  Goldzierraten  nnd  geschnittenen  Steinen  sich  ge- 
schmückt, ihren  Toten* Goldmasken  ins  Grab  mitgegeben  haben  sollten.  Die 
Schätze  liefseu  sich,  in  Anbetracht  ihrer  Ähnlichkeit  mit  südrassischen  Fun- 
den, Herulern  zuschreiben,  welche  267  n.  Chr.  Griechenland  verheerten;  es 
sei  möglich,  dafß  sie  dort  Anführer  begraben  und  ihnen  vom  Norden  her  mit- 
gebrachte Kostbarkeiten  mit  ins  Grab  gelegt  hätten.1)  Endlich  hat  man  ge- 
glaubt, in  ein  ganz  bestimmtes  Jahr,  nämlich  468  v.  Chr.,  die  Datierung  der 
Funde  setzen  zu  müssen.8)  Die  Geschichte  der  Mykenaeer  fängt  für  uns  mit 
dem  Jahr  480  v.  Chr.  an  und  endet  mit  dem  Jahr  468  v.  Chr.  Sie  be- 
teiligten sich  an  der  Schlacht  bei  Plataeae  und  erhielten  ihren  Anteil  von 
der  grofsen  persischen  Beute.  468  wurden  sie  von  den  Argivern  angegriffen, 
nach  längerer  Belagerung  zur  Übergabe  der  Stadt  gezwungen,  die  zerstört 
wurde;  sie  selbst  wanderten  auf  Grund  eines  Vertrages  aus.  Da  sie  bei 
ihrem  Auszuge  die  grofse  Beute  nicht  mitnehmen  konnten,  so  begruben  sie 
in  der  Hoffnung  auf  einstige  Bückkehr  diese  Schätze  zugleich  mit  ihren  Toten 
in  dem  Baum  der  leeren  Cisternen,  wofür  die  unterirdischen  Bauten  My- 
kenaes  erklärt  werden.  Sie  kehrten  nicht  zurück;  so  haben  die  Schätze  bis 
jetzt  an  jener  Stelle  verborgen  gelegen.  —  Es  möge  gestattet  sein,  bei  dieser 
Gelegenheit  gleich  hinzuweisen  auf  die  Ausgrabungen  in  Pergamon,  die 
eine  wesentlich  spätere  Periode  betreffen.  Die  epochemachende  Bedeutung 
derselben  für  die  Kunstgeschichte  ist  inzwischen  von  den  verschiedensten 
Seiten  eingehend  hervorgehoben  worden  ebenso  wie  die  hingebende  Thfttig- 
keit  des  seit  Jahren  in  Kleinasien  lebenden  deutschen  Architekten  C.  Hu- 
mann, dem  nicht  nur  Berlins  Museum,  sondern  die  gesamte  Altertumswissen- 
schaft für  diese  seine  Leistung  zu  unvergänglichem  Danke  verpflichtet  ist 
Über  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  zu  Pergamon  ist  von  den  dabei  Be- 
teiligten ausführlich  Bericht  erstattet  worden.3)  Zunächst  wird  eine  Ge- 
schichte der  Unternehmung  gegeben;  dann  folgen  architektonische  Erläu- 
terungen zur  Lage  und  Konstruktion  des  grofsen  Altars. 4)  Schliefslich 
wird  über  die  Skulpturen  des  Altarbaues  und  die  Inschriften  bei  dem- 
selben gehandelt. 5)  —  Bei  unermüdlich  fortgesetzten  weiteren  Nachfor- 
schungen ist  Humann  auch  zur  Entdeckung  der  sog.  Stadt  des  Tan- 
talu s  gekommen;6)  es  handelt  sich  natürlich  nicht  um  einen  historischen. 
König  Tantalus,  sondern  um  den  Ort,  der  den  Alten  als  die  Geburtsstätto. 
der  Tanlaliden  galt. 

Die  zur  Orientierung  über  die  topographischen  Verhältnisse  von  Athen  seksr 
brauchbare  Schrift  über  Pau sa nias'  Beschreibung  der  Burg  von  Athe^aci 
ist  in  neuer  sehr  vermehrter  Auflage  erschienen,  wobei  die  neu  herausgeg^^- 
beneu  Inschriften  und  die  gesamte  neue  Litteratur  auf  das  sorgfältigste  b^s- 
nutzt  sind.7)    —    Dann  sind   im  Zusammenhang  behandelt  worden  die  Burr— g 


1)    £.    Schulze,    Mykenao.     Separat  -  Abdruck    aus    der    russischen    Revue,    Bd.    X"""^%rT 
St.  Petersburg.     32  S.    —    2)    P.  W.   Forchhammer,    Mykenae    und    der    Ursprung    «3er 
felykenischon    Fundo.     Kiel,    Univors.-Buchh.    in    Komm.     15    S.    —    Rec:    Philol.    An».         X 
S.  550—51.    -   ft)   Die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  zu  Pergamon.     Vorläufiger   Bericht    -^roa 
A.  Conze,  C.  Humann,    R.  Bohn,   IL  Stiller,    G.  Lolling  und  0.  Raschdorff.     TÄf/f 
7  Tafeln.     Berlin,   Weidmann.     120  S.     4.  —  4)    R.  Bohn  a.  a.  0.  —  5)    Conze  a.  a-     0. 
—  6)  cfr.  Wochenschrift  für  Ingenieuro  u.  Architekten  und  Philol.  Anz.     Bd.  X,   S.  508      a. 
Bd.  XI,    S.  61 — G3.    —    7)    0.  Jahns    Pausaniao   descriptio  arcis  Athonmrum,    hrsg.  y.    JL 
Michaelis. 


Griechenland  bis  zur  dorischen  Wanderang.  T  77 

und  Stadt  und  der  Markt  von  Kekrops  bis  Kleisthenes. x)    Es    wird 
gezeigt,  wie  Athen  490  ohne  zusammenhängende  Mauern  war,  wie  Pisistratos 
die  ursprunglich  vorhandenen  Stadtmauern,    weil  sie  für  die  immer  gröfser 
werdende  Bevölkerung  nicht  mehr  genügten,  beseitigte,    und  wie  nach  dem 
Sturz  des  Hippias   auch  die  Burgbefestigung  fiel.     Die  Ansicht  vom   semiti- 
schen Ursprünge  eines  Teiles  der  Bevölkerung  Attikas  wird  verworfen.     Der 
Markt  des  Kerameikos  war  ursprünglich  vor  der  Stadt,   ebenso  die  Stätten 
für  die  Beamten.     Von  anderer  Seite  wird  ein  Teil  dieser  topographischen 
Untersuchungen    bestätigt;    das   Pelasgikon   ist   ein  vor  der  nordwestlichen 
Ecke  der  Akropolis  angelegtes  Festungswerk.  *) 

Von  grundlegender  Bedeutung  für  die  gesamte  Chronologie  der  Al- 
tertums ist  die  Sammlung  und  Behandlung  der  chronographischen  Fragmente 
des  Julius  Africanus,   über  welches  wir  auf  das  S.  79  folgende  Referat  ver- 
weisen. —  Gleichfalls  das  Gesamtgebiet  der  griechischen  Geschichte  berührt 
eine  Quellenuntersuchung  in  betreff  der  Homonymenverzeichnisse,3)  die 
insbesondere  die  Philosophengeschichte  des  Laertius  Diogenes  behandelt,  der 
fest  allen   Philosophenviten    Verzeichnisse   von   Homonymen    beigefügt   hat. 
Diokles  ist  nicht   die  Hauptquelle  des  Laertius;    aber  auch  die  ziemlich  all- 
gemeine  Annahme,    dafs   das  Homonymenwerk    des   Demetrius  Magnes    zu 
Grande  liege,  wird  verworfen  und  dafür  Favorins  7tav%oia7zi\  Iotoqicc  als 
Haoptqnelle  aufgestellt.     Doch  ist  diese  Hypothese  von  anderer  Seite  wider- 
legt worden;   Laertius   hat   den  Favorin    nur   gelegentlich    herangezogen.4) 
Daran  knüpfen  sich  wertvolle  allgemeine  Bemerkungen  über  antike  Quellen- 
kritik.   Solange  eine  Einheit  der  Auffassung  über  die  Grundsätze  des  quellen- 
kritischen Verfahrens  fehlt,5)    dürfte  es  angemessen  erscheinen,   ganz  beson- 
ders auf  solche  gelegentliche  Bemerkungen  wenigstens  hinzuweisen,    wie  sie 
sich  auch  noch  in  3  anderen  Abhandlungen  finden.6)     Es  zeigt  sich  hierbei 
ein  gewisses  Fortschreiten  auf  der  eingeschlagenen  Bahn.7)     Es  gewinnt  jetzt 
die  Auffassung  immer  mehr  Anerkennung,  dafs  die  Ergebnisse  der  Quellen- 
forschung auf  dem  Gebiete  der  alten  Geschichte  mit  sehr  vereinzelten  Aus- 
nahmen entfernt   nicht  den  Grad   von   Sicherheit  haben,   wie  etwa  für   das 
Mittelalter,    teils  weil  die  alten  Geschichtsschreiber  im  allgemeinen  in   einer 
Ton  der  der  mittelalterlichen  Autoren  völlig  verschiedenen  Weise  gearbeitet 
haben,  teils  und  hauptsächlich,  weil  uns  gar  zu  viele  Geschichtsquellen  ver- 
loren gegangen  sind  und  so  jede  Kontrolle  fehlt. 8)    Es  wird  daher  geradezu 
als  Grundsatz  aufgestellt:   Jedes  auf  dem  äufserlichen,   mehr  mecha- 
nischen Wege  der  Quellenforschung  ermittelte,  wenn  auch  noch 
so  plausibel  scheinende  Ergebnis   mufs   im   Kollisionsfall   inne- 
ren, sachlichen  Erwägungen,  welche  die  historische  und  litterar- 
historische  Kritik  an  die  Hand  giebt,  untergeordnet  und   zwar 
bedingungslos  untergeordnet  werden. 


1)  U.  ▼.  Wilamowitz-Möllondorff,  Aui  Kydathen.  —  Philo).  Untersuchungen, 
kng.  t.  A.  KiofsUng  u.  U.  v.  Wil.-Möll.  I.  Heft  236  S.  Vgl.  unten.  —  2)  C.  Robert 
»»Philol.  Untersuchungen  a.  a.  0.  S.  173—194.  —  3)  E.  Maafa,  De  biographis  Graecis 
qwartiooes  aelectae.  Philol.  Untersuchungen,  hrsg.  v.  Kiofsl.  u.  U.  y.  Wi Im. -Moll.  3.  Heft. 
W  8.;  cfr.  Philo].  Rundschau  1881,  No.  5,  Sp.  141  149  ▼.  A.  Daub;  Deutsche  Literatur- 
«tomg  1881,  No.  1  v.  H.  Diels.  —  4)  U.  v.  Milamowitz-Möllendorff,  Bpistula  ad  E. 
WsUm  in  den  Philol.  Unters.  3.  Heft.  S.  142—02.  —  5)  Uolra  a.  a.  0.  S.  390.  — 
*)B.  Niese.  Vgl.  8.  80  f.  —  A.  v.  Outschraid,  Die  Geschichtstiberlieferung  über  das 
l*rikleiBohe  Zeitalter.  Augsb.  Allg.  Ztg.  No.  103  und  Beilage  No.  104.  —  A.  Enmann, 
Uitenvelrangen  über  die  Quellen  d.  Pompeius  Trogus.  Dorpat,  Schnakenburg.  1Y  u.  206  S. 
~*  J)  Vgl.  Jahreeber.  11,   1,  81.  —  8)  A.  ▼.  Gutschmid  a.  a.  0. 


1J8  VI.    H.  Zurborg: 


b.  Bis  zur  Schlacht  bei  Chaeronea. 

Da  wir  es  inbetreff  der  neugefandenen  epigraphischen  Quellen  auch  äli 
mal  nicht  mit  Gesamtpublikationen ])  zn  Ihnn,  sondern  nur  eine  Anzahl  nme 
oder  weniger  wertvoller  Einzelfande  zn  registrieren  haben,  so  sehen  wj 
von  einer  Zusammenstellung  derselben  an  der  Spitze  unsers  Berichts  ab  iro< 
werden  die  nötigen  Mitteilungen  dem  Referat  über  die  Thatsachen  seJbei 
nach  sachlichen  Gesichtspunkten  einordnen. 

Wir  wenden  uns  zu  den  litterarischen  Quellen.  Ein  wichtiger  Fond 
erwuchs  der  Wissenschaft  wieder  einmal  aus  neu  aufgefundenen  ägyptischer 
Papyrusfragmenten,  welche  in  den  Besitz  des  Berliner  Museums  tibergegangei 
sind.  Die  Quelle,  der  wir  früher  die  Iliasstücke  des  Louvre  und  Briüsl 
Museum  verdankten,  spendet  uns  diesmal  nicht  unbeträchtliche  Reste  eine 
ungenannten  griechischen  Historikers.  Dieselben  umfassen  Abschnitte  au 
der  älteren  attischen  Geschichte,  am  besten  erhalten  eine  gröfsere  Partie  an 
den  politischen  Jamben  des  Solon  (fr.  36.  37  Bgk.)  und  eine  Skizze  der  da 
Arehontat  betreffenden  Umwälzungen;  sehr  verstümmelt  ist  ein  Exkurs  übe 
den  Ostrakismos,  eine  Erwähnung  der  lauriotischen  Bergwerke,  sowie  de 
Verwendung  ihres  Ertrages  auf  die  Trieren,  und  eine  Besprechung  der  R< 
formen  des  Eleisthenes.  Fr.  Biafs2)  sucht  in  dem  Vf.  dieses  Bruchstücl 
keinen  geringeren  als  Theopomp,  aus  dessen  Philippika  B.  X  (Tteqi  %& 
Iddrfvrjai  drjfÄaywywv)  dieselben  stammten.  Seine  teils  dem  behandelte 
Stoff,  teils  der  Darstellungsweise  des  Fragments  entnommenen  Beweisgrund 
dürfen  immerhin  auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen.  Jedenfalls  fa 
noch  eine  genauere  Prüfung  und  Kombinierung  der  aufgefundenen  Rest 
nötig,  ehe  der  der  Geschichte  daraus  erwachsende  Gewinn  abgewogen  werde 
kann.  —  Die  von  der  Chronik  des  Malalas  bereits  1851  vom  Fürsten  Ob< 
lenski  mitgeteilten  Bruchstücke  einer  altslavischen  Übersetzung  bespriel 
H.  Haupt,8)  indem  er  auf  die  Abweichungen  und  besonders  Ergänzunge 
aufmerksam  macht,  welche  dieselben  für  den  Text  der  Oxford  er  Hda.  bietei 
Erwähnt  sei  bei  dieser  Gelegenheit  auch,  dafs  K.  J.  Neu  mann4)  den  Um 
fang  und  die  Beschaffenheit  des  letzteren  Codex  nach  eigener  [Prüfung  eine 
gehauen  Besprechung  unterzieht  —  Mit  dem  als  Quellenschriftsteller  fl 
eine  Reihe  historischer  Ereignisse  nicht  unwichtigen  sog.  Taktiker  Aeneia 
beschäftigt  sich  eine  Dissertation  von  A.  Mosbach,6)  in  welcher  der  Vei 
such  gemacht  wird,  die  ursprüngliche,  später  durch  mechanische  Blattvei 
wirrung  in  Unordnung  geratene  Disposition  seines  Commentarius  poliorceticv 
wieder  herzustellen  und  so  zu  einem  bessern  Verständnis  der  Schrift  bei 
zutragen.  —  G.  J.  Schneider  bietet  in  zwei  Schriften6)  eine  neue  Untei 
suchung  über  die  Quellen  des  Diodor,  und  zwar  der  ersten  4  Bücher.  Wi 
fUhreu  kurz  seine  Resultate  an.  Buch  I  stammt  von  Kap.  10  an  aus  Heka 
täos  v.  Abdera;  für  Kap.  1—10  ist  Timäos  mit  benutzt.     Für  B.  II  hat  V 


1)  Den  noch  restierenden  Bericht  über  die  in  den  letzten  Jahrgangen  der  Arch.  Zt 
gesammelten  Inschriften  ans  Olympia  ist  Referent  aus  äofseren  Gründen  gezwangen  für  d* 
nächsten  Jahrgang  zurückzustellen.  —    2)  Hermes  XV,  S.  366  ff.  —   3)  Ibid.  S.  280  ff.  - 

4)  Ibid.  366  ff.  —  5)  De  A.  T.  comraentario  poliorcetico.     D.  J.    Berol.    48  S.     Vgl.  Sehne 
Phil.    Rundsch.  I,   S.   494   ff.,    welcher  Modifikationen    zu   des  Verf.  Vorschlägen    giebt    - 

5)  Quib.   ex   fontt   petiyerit  Diodorus   libr.   III,    1—48;   In  «Symb.  Joachim/    I,    219—25 
—  De  Diodor.  fontt.   Boro).,  Weber.    76  S. 


Griechenland  bis  zur  Schlacht  bei  Chaeronea.  1,79 

ein  positives  Resultat  nicht  erreicht;  er  schliefst  Ktesias'  direkte  Benutzung 
ans  und  konstatiert  mehrere  Abschnitte  verschiedenen  Ursprungs.  B.  in, 
Kap.  1—10  stammen  aus  Artemi doros,  11 — 51  aus  Agatharchidas,  52  bis 
z.  E.  aus  Dionysios  Skythobrachion.  Für  B.  IV  will  Verf.  Timäos,  nicht 
Konysios  (welcher  vielmehr  ebenfalls  aus  ersteren  geschöpft  habe)  als  Quelle 
erkennen. 

Indem  wir  einige  weitere  Untersuchungen,  welche  sich  mehr  mit  den 
Quellen  einer  bestimmt  abgegrenzten  Epoche  beschäftigen,  für  unser  Referat  Aber 
eben  diese  Epochen  vorbehalten,  seien  hier  nur  noch  einige  speziell  auf  die 
chronographische  Litteratur  und  damit  zusammenhängende  Fragen  bezügliche 
Arbeiten  erwähnt  Das  uns  verlorene  chronographische  Werk  des  Sextus  Julius 
Africanus  sucht  H.  Geiz  er1)  aus  den  erhaltenen  Fragmenten,  sowie  den 
Aiszügen  und  Bearbeitungen  der  Späteren  zu  rekonstruieren.  Wir  heben 
▼on  den  Resultaten  Folgendes  hervor.  A.  rechnet  in  seinen  Xqovoyqaipiai 
nach  Adamsjahren  (5500  zwischen  Erschaffung  der  Welt  und  Geburt  Christi); 
seine  Jahre  sind  julianische-,  seit  775  (sie)  v.  Chr.  werden  Olympiadenjahre 
gezählt.  Die  ältere  jüdische  Geschichte  bis  Alexander  wird  vom  Verf.  re- 
konstruiert aus  späteren  Chronographieen,  wie  Leon  Diaconus,  Theodosios 
Helitenos,  Symeon  Logotheta,  Georgios  Kedrenos,  Joh.  Malalas,  die  griechi- 
sche aus  Johannes  Antiochenus  und  den  Excerpta  barbari,  zuletzt  auch  aus 
Eusebios  und  Synkellos;  für  die  ägyptische  Königsliste  war  Manetho  als 
Quelle  bekannt,  für  die  babylonische  Geschichte  wird  Berosos  angenommen; 
ferner  benutzt  Yf.  für  die  Herstellung  der  assyrischen  Königsliste  das  sog. 
tqwoyQaqteTov  avwonov,  für  die  lydische  die  Excerpta  barbari.  Die  Könige 
ton  Alba  longa  und  Rom,  wie  sie  —  nach  der  Rekonstruktion  aus  Eusebios 
und  den  Exe  barbari  —  bei  Africanus  aufgeführt  waren,  leitet  Vf.  unter 
Zuhilfenahme  des  Chronographen  von  354  aus  Suetons  liber  de  regibus  ab. 
Für  die  nachalexandrinische  jüdische  Geschichte  dienen  Eusebios  und  Syn- 
kellos, sowie  der  von  ihm  als  Quelle  benutzte  Josephos  zur  Rekonstruktion 
der  Darstellung  des  Africanus.  Endlich  gewinnt  Vf.  für  die  Genealogie  der 
Ptolemäer  den  Malalas,  für  die  der  Seleuciden  Eusebios,  Hieronymus  u.  a., 
für  die  Darstellung  der  römischen  Kaisergeschichte  den  Epiphanios  als  Fund- 
grobe  der  afrikanischen  Angaben.  Unter  den  dem  Africanus  zugeschriebenen 
Werken  erklärt  Geizer  nur  die  XQOvoyQacpiat  und  Keozoi  für  authentisch. 
—  Eine  Ergänzung  zu  diesen  Untersuchungen  bietet  der  letzte  Teil  einer 
etwa  gleichseitig  erschienenen  Programmabhandlung  von  C.  Fr  ick,8)  deren 
erstes  Kapitel  sich  mit  Akusilaos  von  Argos,  das  zweite  mit  Hellanikos  be- 
schäftigt, dem  er  im  Gegensatze  zu  A.  Kirch  ho  ff3)  die  athenische  Königs- 
liste revindiciert.  Das  dritte  Kap.,  welches  hauptsächlich  das  Verhältnis  der 
Exe  barbari  zu  Jul.  Africanus  behandelt,  gelangt  mehrfach  unabhängig  zu 
denselben  Resultaten  wie  Geizer.  In  den  differierenden  Punkten  hat  Vf. 
später  teilweise  Geizer  beigestimmt,  in  anderen  seine  abweichende  Meinung 
weiter  begründet4) —  G.  F.  Unger5)  zeigt,  dafs  Diodor  eine  eigene,  konser 
qnent  durchgeführte  Jahrepoche  nicht  hat,  sondern  darin  jedesmal  der  ihm 
vorliegenden  Quelle  folgt;  die  jedesmal  angewandte  Zeitrechnung  kann  also 
als  Hilfsmittel    für   die  Quellenanalyse  des  Diodor  dienen.      Die  Einzel&qs,* 


1)  S.  J.  A.  und  die  byzantinische  Chronographie.  I.  Leipz.  283  S.  —  2)  Beitrage 
»r  griech.  Chronologie  d.  Litteraturgeschichte.  Höxter.  14  8.  4°.  —  3)  Hermes  VIII, 
184  £  —  4)  PbiloL  Rundsch.  I,  132  ff.  —  5)  'Die  Jahresepoche  des  Di  od.'  Philol. 
XXXIX,  8.  305  ff. 


IßQ  VI.    H.  Zurborg: 

führungen  des  Yf.s  beziehen  sich  auf  die  Diadochengeschichte.  —  Wichtig  für 
die  Chronologie  des  V.  Jh.,  wichtig  insofern,  als  sie  die  Reduktion  einer 
Reihe  historischer  Daten  auf  die  Tage  des  julianischen  Kalenders  zweifelhaft 
macht,  ist  die  in  einer  kürzlich  gefundenen  eleusischen  Inschrift *)  enthaltene 
Notiz,  worin  der  neue  Archon  aufgefordert  wird,  einen  zweiten  Hekatomh&on 
einzuschalten ;  es  geht  daraus  hervor,  dafs  der  im  IV.  Jh.  bestehende  Gebrauch, 
einen  zweiten  Poseideon  einzufügen,  nicht  ohne  weiteres  auf  das  V.  Jh.  über- 
tragen werden  darf. 

Von  Gesamtdarstellungen  der  griechischen  Geschichte  haben  wir  diesmal 
nur  der  neuen  (zweiten)  deutschen  Ausgabe  von  G.  Grotes  history  of 
Greece2)  zu  gedenken.  Dieselbe,  in  neuen  Verlag  übergegangen,8)  kündigt 
sich  als  'revidiert'  an  (wer  die  Revision  besorgt,  erfahren  wir  nicht)  und  zeigt 
auch  entschieden  das  Bestreben,  einen  gegenüber  der  ersten  Ausgabe  berich- 
tigten Text  zu  geben.  Zu  tadeln  ist,  dafs  das  äufsere  Gewand,  in  dem  das 
Werk  erscheint,  der  Bedeutsamkeit  desselben  immer  noch  nicht  recht  ent- 
spricht, liier  hätte  das  Publikum  trotz  des  herabgesetzten  Preises  mehr  er- 
warten können. 

Sehr  beherzigenswerte  Bemerkungen  zur  Kritik  der  ältesten  griechischen 
Geschichte   enthält  ein   Aufsatz  von  B.  Niese,4)  welcher  im  Anschlufs  an 
die  Beurteilung   eines  Spezialwerks 5)   einige   allgemeine  methodische   Grund- 
sätze  für  die  Behandlung  jener  Periode  aufstellt.     Er  vermifst   in   den  bis- 
herigen Darstellungen,  selbst  wie  sie  in  den  besten  Werken,  bei  Grote,  Cur- 
tius  und  Duncker,  vorliegt,  die  nötige  Konsequenz,  bez.  den  richtigen  Takt, 
in  der  Verwertung  der  Sage  als  Geschichtsquelle ;    diese  betrachte  man  als 
'eines  Alters  und  gleichzeitig  in  fester  Form  entstanden',  während   auch  sie 
doch  ihre  Geschichte  und  stufenmäfsige  Entwicklung  habe.      Man  verwerfe 
zwar  die  Einheitlichkeit  der  homerischen  Gedicbtc  inbezug  auf  Entstehung 
und  Abfassungszeit,  benutze  aber  gleichwohl  die  Schilderungen  und  Angaben 
derselben  als  Quelle  für  unsere  Kenntnis  vordorischer  Zustände.     Erst  dies- 
seits der  Wanderungen,    deren  Einzelheiten  ebenfalls  noch  dem  Bereich  der 
Sagengeschichte  angehören,    beginnt   überhaupt    eine    Geschichte.      Sodana 
tadelt  N.  die  mangelhafte  Unterscheidung  des  Wertes  und  der  Glaubwürdigkeit 
der  späteren  Historiker,  wodurch  die  meisten  unserer  Darstellungen  ein  falsches 
Bild  der  älteren  Zeit  enthalten.   Die  griechischen  Historiographen  geben,  seit- 
dem sie  überhaupt  zusammenhängend  diese  Zeit  behandeln,  nur  rhetorisch- 
rationalistische  Überarbeitungen   einiger  weniger  sicherer  Thatsachen.     Viel 
mehr  als  ihnen  verdanken    wir   den  grammatischen    und  chronographischen 
Quellen,  die,  eben  weil  sie  nicht  eigentlich  Geschichte  schreiben  wollen,  eine 
reinere   Überlieferung  enthalten.     Aus   ihnen  hat  z.  B.  grofsenteils  Strabon 
geschöpft,    während  Pausanias,    wie  Vf.  an  dem   Beispiel  der  messenischen 
Kriege  und  der  arkadischen  Königsgenealogie  erweist,    den  künstlich  zurecht 


1)  Publiziert  im  \4x%'/r.  VIII,  S.  405  ff.  u.  Bull,  de  corr.  hellen.  IV,  S.  225  ff.;  Tgl. 
H.  Sauppe,  Attica  et  Eleusinia.  Ind.  lect.  Gottg.  1880  (8).  H.  Droyson,  'zum  att.  Ka- 
lender*, Herrn.  XV,  S.  364  f.  —  2)  Seit  1879  in  Lieferungen.  -  3)  R.  Gärtner,  Berlin.  — 
4)  'Bemerkungen  über  die  ältere  griech.  Gesch.',  Hist.Ztec.hr.  XL11I,  S.  185  ff.  —  5)  Bu- 
aolt,  die  Lakod.  u.  ihre  Bundesgenossen,  s.  Jahresb.  1,  64  f.  Übrigens  ist  N.s  abfallige 
Kritik  doch  nicht  ganz,  gerecht.  Die  hauptsächlichsten  Vorwürfe,  wenn  auch  an  sich  nicht 
unberechtigt,  treffen  B.  nicht  mehr  uls  überhaupt  die  neueren  Darstellungen  dieser  Periode, 
auch  darf  nicht  verkannt  werden,  daln  B.'s  Buch  doch  vielfach  Berichtigungen  älterer  Irr- 
tümer und  (z.  B.  in  der  Darstellung  der  spartanischen  VerfaNsung)  eine  Reihe  beachtens- 
werter Resultate  aufweist 


Griechenland  biß  bot  Schlacht  bei  Chäronoa.  1.81 

nachten  Traditionen  einer  späteren  Zeit  folgt.  —  Von  Einzelheiten  sei 
ar  noch  die  Besprechung  der  spartanischen  Politik  gegenüber  dem  Orient 
wähnt  Im  Gegensatz  zu  Busolt  führt  N.  aus,  dafs  Spartas  Verhalten 
gen  Krösos  und  Polykrates  auf  seine  richtige  Erkenntnis  der  ihm  von 
srsen  drohenden  Gefahr  zurückzuführen  sei,  dafs  aber  später,  als  Arista- 
Htas  aus  eigensüchtigen  Motiven  den  Abfall  Joniens  ins  Werk  setzte,  die 
irttckhaltung  Spartas  aus  der  berechtigten  Scheu,  ohne  Not  den  mächtigen 
tthbar  zu  reizen,  herzuleiten  und  deshalb  durchaus  nicht  zu  tadeln  sei.  — 
zwischen  hat  auch  G.  Busolt  einige  Abschnitte  seiner  Untersuchungen  zur 
Itspartanischen  Geschichte  weiter  ausgeführt  und  begründet.1)  —  In  einer 
tapük*),  betr.  die  Streitfrage  mit  E.  Curtius*)  über  den  religiös-amphiktyo- 
ischen  Charakter  des  peloponnesischen  Bundes  bekämpft  er  das  von  jenem 
bs  dem  sog.  Diskos  des  Iphitos  hergeleitete  Argument,  indem  er  den  Syu- 
hronismus  des  Iphitos  und  Lykurgos,  weil  er  mit  den  gesicherten  chronolo- 
ischen  Thatsachen  unvereinbar  sei,  für  eine  spätere  spartanische  Legende  er- 
lärL  Ebenso  leugnet  er,  dafs  Sparta,  wenn  es  auch  seit  dem  1.  messen. 
Kriege  mit  Elis  verbündet  gewesen  sei,  mit  ihm  in  einem  engeren  organischen 
Verbände  auf  religiöser  Grundlage  gestanden,  sowie  dafs  es  bei  der  zwischen 
llen  Teilnehmern  an  den  olympischen  Spielen  festgesetzten  Ekecheirie  eine 
or  den  übrigen  bevorzugte  Stellung  (eine  Art  Patronatsverhältnis)  genossen 
ibe;  übrigens  beschränke  sich  die  Asylie  des  heiligen  Landes  lediglich  auf 
ie  Zeit  der  olympischen  Festfeier.  Dafs  Sparta  in  Olympia  de  facto, 
renn  auch  nicht  de  iure,  eine  ganz  besonders  einflufsreiche  Position  be- 
eaen,  ist  Vf.  weit  entfernt  zu  leugnen;  wohl  aber  bestreitet  er,  dafs  die 
Qympien  durch  ihren  engen  Zusammenhang  mit  dem  peloponnes.  Bunde  und 
an  Wachsen  der  spartanischen  Macht  'aus  einem  ele'isch-spartanischen  ein 
doponnesisches  und  dann  ein  panhellenisches  Fest'  geworden  seien,  indem 
r  an  der  Hand  der  Olympioniken -Verzeichnisse  zeigt,  dafs  für  die  Ver- 
rettnng  dieses  Festkultes  nicht  sowohl  politische,  als  geographisch-kommer- 
ffiüe  Gesichstpunkte  maisgebend  waren.  —  Eine  Untersuchung  über  die 
kympischen  Hellanodiken  bietet  H.  Förster.4)  Er  giebt  im  wesentlichen 
ii  Anschlufs  an  die  bisherigen  Darstellungen  eine  kurze  Geschichte  der 
Ijmpischen  Festfeier  unter  Leitung  der  Oxyliden,  bespricht  die  gemeinsame 
gonothesie  der  Eleier  und  Pisaten,  für  deren  höchst  zweifelhafte  Chrono- 
gie  er  im  Gegensatz  zu  Schubert,  Busolt  u.  a.  eine  neue  Datierung  zu  ge- 
iinen  sucht,  alsdann  die  der  Eleier  allein  seit  etwa  Ol.  50.  Die  Zweizahl 
bt  Hellanodiken  hält  er  nicht  für  ursprünglich,  sondern  seit  Teilung  der 
gonothesie  zwischen  Eleiern  und  Pisaten  (nach  ihm  Ol.  28)  eingeführt;  sie 
atand  bis  etwa  Ol.  75,  worauf  das  Kollegium  auf  9  u.  Ol.  77  auf  10  Mit- 
lieder vermehrt  wurde.  Seit  Ol.  103  wurden  12,  seit  Ol.  104  8  Hellano- 
iken  eingesetzt,  seit  Ol.  108  wieder  10  —  Zahlen,  die  mit  der  wechselnden 
tesamtzahl  der  eleischen  Phylen  zusammenhängen.  Schliefslich  weist  F.  aus 
ischriftlichen  Belegen  unter  Zuhilfenahme  einiger  Stellen  des  Pindar.  Pau- 
■niaa  u.  a.  nach,  dafs  an  der  Spitze  des  Kollegiums  ein  Obmann  stand, 
chlechtweg  ä&lo$iTt]g  genannt,  welcher  die  Preise  auszuteilen  hatte.  —  Die 
on  E.  Curtius6)  für  die  Existenz  einer  Stadt  Pisa  (namentlich  aus  der 
«chriftOLNo.  111)  beigebrachten  Beweise  sucht  G.  Busolt6)  zu  entkräften 


1)  Forschungen  cur  griech.  Geschichte.  1.    Breslau,  W.  Köhner.   181  8.—  2)  S.  1—46. 
*)  S.  Jthratb.  II,  1,  69.  —  4)  Do  hellanodicis  Olyrapicis.     D.  J.  Lip«.    1879.    34  S.  — 
*)  8.  Jihmber.  II,  1,  69.   —  6)  A.  a.  0.  8.  47  -74. 

HbtoriMhe  Jahresbericht«.    1880.    I.  Q 


1,82  VL    H.  Zarborg: 

und  liefert  im  Anschluß  daran  einige  Ergänzungen  des  von  ihm  früher1)  zu 
der  Geschichte  der  Pisatis  und  der  allmählichen  Ausbreitung  der  eleischen 
Macht  beigebrachten  Materials.  —  Von  speziell  auf  die  Geschichte  des  spar- 
tanischen Staates  in  dieser  Epoche  bezüglichen  Arbeiten  haben  wir  diesmal 
nichts  Wichtigeres  zu  verzeichnen.  Erwähnt  sei  hier  die  kürzlich  in  zweiter 
Auflage  erschienene  und  trotz  mancher  Einseitigkeiten  und  Inkorrektheiten 
namentlich  durch  ihre  Behandlung  der  socialpolitischen  Fragen  beachtens- 
werte Monographie  Cl.  Janne^g  über  die  socialen  Einrichtungen  und  das 
bürgerliche  Recht  zu  Sparta.8)  Einige  treffliche  Bemerkungen  über  Spartas 
Verhältnis  zur  Tyrannis  finden  sich  in  einem  später  zu  besprechenden  Auf- 
sätze v.  Wilamowitz-Möllendorfs;3)  sie  treffen  mit  dem,  was  Ref. 
hierüber  im  Gegensatz  zu  Busolt  ausgesprochen,4)  vollständig  überein.  — 
Frz.  Zühlke5)  sucht  aus  einer  Yergleichung  der  verschiedenen  Berichte  zu 
erweisen,  dafs  der  olympische  Sieg  des  Sikyonier-Tyrannen  Kleisthenes  auf 
576  oder  572  (jedenfalls  nach  580)  und  die  Hochzeit  des  Megakles  mit  der 
Agariste  auf  575,  resp.  571  anzusetzen  sei.  Die  von  Herodot  aufbewahrte 
Erzählung  von  den  Freiern  der  Agariste  verdankt  ihre  Entstehung  einer  alk- 
mäonidischen  Überlieferung,  welche,  nach  und  nach  weiter  ausgeschmückt,  in 
den  perikle'ischen  Kreisen  als  Familientradition  kolportiert  wurde;  mit  A 
Kirchhoff  das  Medium  dichterischer  Überlieferung  für  ihre  Verbreitung  an- 
zunehmen, hält  Vf.  für  unnötig.  —  U.  Köhler6)  zeigt,  dafs  die  von  Aristo- 
teles aufbewahrte  Tradition,  dafs  Epirus  der  alte  Sitz  des  Hellenenstammes 
gewesen  und  dafs  das  Dodonäischc  Orakel  nach  der  grofsen  Flut  dort  von 
Dcukalion  gegründet  sei,  ihren  Ursprung  erst  dem  4.  Jh.  verdanke,  als  die 
Molosser  ihre  hellenische  Abkunft  genealogisch  zu  erweisen  trachteten.  — 
Wir  schliefsen,  ehe  wir  uns  der  kompakteren  Masse  altattischer  Geschichts- 
überlieferung zuwenden,  unsern  Bericht  über  die  auf  die  ältere  Geschichte 
der  übrigen  Staaten  und  Stämme  bezügliche,  vielfach  zerstreute  Litteratur 
mit  einer  Notiz,  welche  auf  die  sonst  unbekannte  Geschichte  einer  klein- 
asiatischen Griechenstadt  ein  Streiflicht  fallen  läfst.  Eine  von  dem  Heraus- 
geber, J.  H.  Mordtmann,7)  in  die  Zeit  von  Ol.  65  angesetzte,  teilweise 
ßovoTQoq>rjd6v  geschriebene  Inschrift  von  Kyzikos  zeigt,  dafs  zu  dieser  Zeit 
die  Verfassung  der  Stadt  noch  demokratisch  war;  sie  enthält  gewisse  der 
Familie  eines  Medikes  und  Aesopos  vom  Volke  bewilligte  Ehrenbezeugungen 
und  ist  datiert  eni  MaiavÖQiov  (nach  dem  Herausg.  Archont). 

Gegen  die  Theorie  Wachsmuths  u.  a.  von  einem  Synoikismos  Athens 
aus  einer  pelasgischen  Burggemeinde  und  einer  ionischen  Bevölkerung  am 
Ilissos,  zu  denen  dann  wohl  noch  thrakische  und  semitische  Elemente  hinzu- 
gekommen, wendet  sich  U.  v.  Wilamowitz-Möllcndorff.8)  Er  erklärt 
den  Ausdruck  Pelasger  als  einen  'relativen  Volksbegriff,  etwa  gleichartig  dem 
späteren  ßdqßaQoi ;  es  ist  jedesmal  die  verdrängte  ältere  Bevölkerung  gegen- 
über  den  eingewanderten  Ioniern  (seltener  Äolern  nie  Dorern).  Insbesondere 
polemisiert  v.  W.  gegen  die  vorzugsweise  auf  den  Namen  Melite  und  dei 
dortigen   Herakleskult  gestützte  Annahme  phönikischer  Zuwanderung.     Der 


1)  Die  Laked.  u.  ihro  Bundesgen.  S.  153  ff.;  s.  Jahresb.  I,  54.  —  2)  Les  Institution 
sociales  et  lo  droit  civil  a  Sparte.  *  Pari*.  S.  156.  8°.  Näh.  s.  Philol.  Rundsch.  I,  S.  221  1 
—  3)  Siehe  unten.  —  4)  Jahresb.  1,  55.  —  5)  Do  Agaristes  nuptiia.  D.  J.  Kcgiomon' 
36  S.  8°.  —  (>)  De  antiquissimis  Hominis  Hellcnici  sedibus.  Sat.  philol.  Saupp.  Boro 
40.     s.   70_84.  —  7)  'Epigraph.  Mitteilungen',  Hermes  XV,  8.  92—98.  —    8)  S.  o.  S.  71 


Griechenland  bis  zur  Schlacht  boi  Charonea.  1,83 

telbe  Gelehrte  zeigt, l)  dafs  Eleusis  mit  dem  nächstgelegeneu  Terrain  lauge 
Seh  neben  dem  schon  geeinigten  Attika  als  selbständiger  Priesterstaat  bestand 
ler  erst  etwa  im  7.  Jh.  nach  langen  Kämpfen  in  Attika  einverleibt  wurde ; 
ms  dieser  Thatsache  erklärt  sich  die  später  von  dem  athenischen  Staate  dem 
ileosischen  Hanptkult  eingeräumte  Sonderstellung.  Was  Athen  selbst  be- 
ruft, so  weist  v.  W.  nach,8)  wie  durch  den  territorialen  Charakter  der 
deisthenischen  Phylenordnung  die  7t ölig  Athen  thatsächlich  aufhörte  eine 
Itadt  im  eigentlichen  Wortsinne  zu  sein  und  wie  dieser  auf  der  Gemeinde- 
ndnnng  gegründete  Staat  notwendig  zur  Niederreifsung  des  alten  Mauer- 
inges kommen  mufste.  Die  später  durch  die  Umstände  gebieterisch  ver- 
tilgte neue  Befestigung  hat  durch  den  fiinschlufs  der  Vorstädte  und  die 
chon  früh  angestrebte  Hineinziehung  der  Häfen  einen  ganz  andern  Charakter; 
lern  Widerspruch  Spartas  gegen  dieses  Projekt  kann  Verf.  eine  gewisse 
tthüiche  Grundlage  nicht  absprechen,  da  Athen  faktisch  dem  hellenischen 
tonde,  dem  Sparta  präsidierte,  beigetreten  war.  —  Doch  kehren  wir  zur 
fiteren  Zeit  zurück.3)  In  einer  Würdigung  der  Gesetzgebung  des  Solon 
indet  H.  Dondorff,4)  indem  er  zunächst  den  Charakter  derselben  theo- 
retisch betrachtet  und  mit  den  gleichzeitigen  athenischen  Zuständen  kom- 
biniert, das  Hauptverdienst  des  Gesetzgebers  in  einem  weisen  Ausgleich  der 
ach  auf  dem  Gebiet  der  Politik,  Sitte,  Kultur  etc.  damals  vorfindenden 
jegensfitze.5)  Sodann  versucht  er  aber  auch  die  Mängel  dieses  Plans  zu 
'-eigen,  indem  er  nachweist,  wie  die  solonische  Gesetzgebung  zu  systematisch 
fertig  auf  einmal  hervortrat  und  wie  ferner,  da  allen  bestehenden  Bevölkerungs- 
(lassen  Opfer  zugemutet  wurden,  mit  Notwendigkeit  die  'scharf  gesonderten 
taellschaftsgruppen',  welche  wir  bald  nachher  in  den  3  bekannten  Parteien 
inden,  aus  der  alten  Bürgerschaft  hervorgehen  mufsten.  —  In  einem  einer 
{Weh  unten  zu  besprechenden  Dissertation  eingefügten  Exkurs  über  Solon 
tnd  den  megarischen  Krieg  leugnet  W.  Petersen8)  mit  Prinz  die  Authentie 
les  angeblichen  Gesetzes,  dafs  niemand  die  Bürger  zum  Kriege  gegen  Salamis 
nffordern  dürfe,  und  nimmt  nach  Diog.  Laertius  an,  dafs  Solon  seine  be- 
annten  Elegieen  durch  einen  Herold  habe  vortragen  lassen.  Den  von  Solon 
tnter  Beihilfe  der  Peisistratiden  glücklich  beendigten  Krieg  um  Salamis  ver- 
egt  er,  namentlich  im  Anschlufs  an  Grundner  in  die  Zeit  zwischen  dem 
ünde  des  heiligen  Krieges  und  der  Abreise  des  Solon,  wesentlich  eben  der 
Beteiligung  des  Peisistratos  zu  liebe  und  ohne  die  sich  dann  in  den  Be- 
ichten des  Plutarch  ergebenden  Schwierigkeiten  genügend  zu  erklären.  — 
)erselbe  unterwirft7)  die  Chronologie  der  Tyrannis  des  Peisistratos  einer 
Jntersuchung  und  gelangt,  allerdings,  wie  dem  Ref.  scheinen  will,  auf  Grund 
iemlich  subjektiver  Erwägungen,    zu    dem    Ansatz,    dafs  die  erste  Tyrannis 


1)  A.  a.  0.  8.  124  ff.  —  2)  A.  a.  0.  S.  97  ff.  —  8)  Von  der  in  norwegischer  Sprache 
bp&fsten  Schrift  P.  0.  Schjötts,  Athen  for  Solon.  Kristiania,  Norske  Forlagsforenning. 
n,  70  8.  8°,  kann  Bef.  nur  die  kurze  Mitteilung  geben ,  die  er  der  Güte  des  Hm.  Dir. 
».  Stier  verdankt,  dafs  Verf.  Versucht  Athens  politische  Geschichte  als  eine  lebondigo  und 
itioMlle  Entwicklung  an  die  alte  Sage  anzuknüpfen'  (wobei  er  sich  an  Wachsmuths  'Stadt 
Uhea  im  Altertum'  anschliefst).  Dabei  vertieft  sich  Vf.  in  historische  Parallelen,  indem  er 
&e  Tortolonische  Geschichte  Athens  dem  feudalen  Mittelalter  und  die  kloisthen.  Reform  der 
jrofce»  franz.  Revolution  gleichstellt.  —  4)  Aphorismen  zur  Beurteilung  dor  solon.  Verf. 
Sjmb.  Joachim.)  Berol.  18.  S.  —  J>)  Solcher  Gegensätze  stellt  er  8  einander  gegenüber: 
kdei  und  Bürgertum,  Grundbesitz  und  bowoglichos  Vermögen,  Rocht  u.  Pflicht,  Ökonomik  und 
Ukik,  materielle  und  geistige  Kultur,  individuelle  Freiheit  und  üosamtbowufstsein,  üosotz  und 
ktte,  Stabilität  und  Veränderlichkeit  —  6)  Quaestt  do  historia  gentium  Atticarum.  Dias. 
•  lü.    160  8.     S.  101  ff  —  7)  A.  a.  0.     S.  116  ff. 


1,84  VI.    IL  Zurborg: 

560 — 557,  das  erste  Exil  bis  551,  die  zweite  Tyrannis  etwa  6  Monate  dLes 
letzteren  Jahres,   das  folgende  Exil  bis  541,     endlich    die  dritte  dauerrxde 
Herrschaft  von  541 — 527  gewährt  habe.      Was  Verf.  sonst  über  die  Höxt- 
schaft  des  Peisistratos  und  den  Sturz  der  Tyrannis  seiner  Söhne  erzählt,  loe- 
schränkt  sich  auf  die  Wiedergabe  der  bekannten  Überlieferung.  —  Aus  ekfc^m 
an  die  Ermordung  des  Hipparch  anknüpfenden,    an  sich  rein  kunstarct*£U). 
logischen  Aufsatz  von  E.  Curtius1)  sei  die  Bemerkung  erwähnt,  dafs,     w\e 
überhaupt  bei  entscheidenden  Epochen  städtischer  Geschichte  in  Griechenland 
neue  Kulte  eingesetzt  zu  werden  pflegten,  so  nach  dem  Sturze  der  Peisistj*. 
tiden,    dessen  Verlauf  selbst  sich   nicht   gut   an  ein  religiöses  Moment    an- 
knüpfen liefs,   auf   die  ältere,    eigentlich  ganz  aufser  Zusammenhang  damit 
stehende  That  des  Harmodios  und  Aristogeiton  zurückgegriffen  wurde,  haupt- 
sächlich unter  dem  Einflufs  der  Alkmäoniden. 

Eine  Reihe   von  historisch -antiquarischen  Untersuchungen,  welche  sich 
auf  die  Gesamtentwicklung   des    attischen  Staats   beziehen    oder   doch  sich 
einer  speziellen  Epoche  nicht  unterordnen  lassen,  werden  wir  am  bequemsten 
gleich  an  dieser  Stelle  anschliefsen.   Den  Anfang  zur  Zusammenstellung  einer 
Geschichte  der  wichtigsten  attischen  Familien  macht  W.  Petersen  in  einer 
Erstlingsarbeit,2)  welche  trotz  mancher  Schwächen,    zu  denen  wir  die  wenig 
brauchbare  Einleitung  über  die  attischen  yavt]  im  Allgemeinen,    sowie  eine 
grofse   Ungleichheit  in   der  Behandlung  des  Details  rechnen,   immerhin  als 
brauchbare  Grundlage   für  weitere  Forschung  betrachtet  werden  kann.    Be- 
handelt werden  die  Philaüdcn  (Miltiades),  Kerykes  (Kallikas,  Hipponikos)  mit 
ihren  Zweigen,    den  Familien  des  Redners  Andokides  und   des  Nikias;  (he 
Eumolpidcn  (Konon,  Timotheos),  die  Neliden  mit  .'den  Alkmäoniden,  Kodriden, 
Peisistratiden;    die   Eurysakiden   (Alkibiades),  Buzygen  (Perikles)  und  Eteo- 
butaden  (Lykurgos).  —    Das  Vorhandensein  nationaler  Ideen  als  treibender 
Motive  der  athenischen  Politik  sucht  Weber8)  nachzuweisen,  indem  er  den 
Anteil  des  attischen  Staates  an  den  gemeinsamen  Geschicken  des  Vaterlandes, 
seine  Verdienste  und  seine  Unterlassungssünden,  dem  Leser  vorführt,  freilich 
nicht  ohne  bisweilen  etwas  künstlich  die  Ideen,    wie  sie   der  retrospektiven 
Betrachtung  des  Historikers  erscheinen,  als  bewufste  Absichten  dem  attischen 
Volke  zuzusprechen.  —  Unter  den  Spezialarbeiten  auf  dem  Gebiete  der  atti- 
schen Staatsalterttimer  beschäftigt  sich  mit  den  attischen  Trittyen  ein  Anf- 
satz  von  C.  Schäfer4),    der  den  militärischen   Charakter  derselben  betont 
und  ihren  Zweck  mit  der  Aushebung  der  Mannschaften   für  den  Land-  and 
Seedienst  in  Verbindung  bringt.      Da  die  bisher  gefundenen   sog.  Trittyen- 
steine —  Vf.  publiziert  einen  neugefundenen  —  in  die  achtziger  Olympiaden 
fallen,   glaubt  er  diese  Einrichtung  dem  perikle'ischen  Zeitalter  zuschreiben 
zu  dürfen.    Auch  für  die  Aufstellung  und  Abstimmung  in  der  Volksversammlung 
will  Vf.  seit  dieser  Zeit  die  Trittyeneinteilung  als  Grundlage  annehmen  und 
hält  die  tqittvccqxoi  für  identisch  mit  den  30  (nach  Poll.  VIII,  104  u.  Phot 
s.  TQidxovva)  neben  den  Lexiarchcn  bestehenden  Kontrollbeamten  der  Ekklesie. 
—  V.  Heydemann6)  untersucht,  vorzugsweise  auf  die  inschriftlichen  Quellen 
gestützt,  die  Funktionen  der  attischen  ßovXij  und  bespricht  als  solche  mehr 


1)  «Harmodios  u.  Aristogeiton*,  Hermes  XV,  S.  147—153.  —  2)  Vgl.  S.  83  und  des 
Rof.  Besprechung  Philol.  Rimdach.  I,  S.  423  ff.  —  3)  Dio  nation.  Politik  der  Athener.  Progr. 
Zeitz.  36  S.  4°.  Vgl.  Phil.  Rdsch.  I,  S.  831  f.  —  4)  'Die  att.  Trittycneinteilung*,  Mitt 
d.  ritsch,  arch.  Inst  z.  Athon.  V,  S.  85  ff.  —  5)  Do  aonatu  Athen,  quaeatione*  epigraph. 
selectae.     1).  J.  Argorat.     55  8.     8°.     Vgl.  Phil.  Bundsch.  I,  S.  924  ff. 


Griechenland  bis  aur  Schlacht  bei  Charonea.  1,85 

Mier  weniger  eingehend  die  Erteilung  von  Anerkennungen,  die  Jurisdiktion, 
fe  Leitung  öffentlicher  Bauten,  die  Abschätzung  der  Tributquoten  der  Bundes- 
«nossen,  die  Pflege  der  Beziehungen  zu  auswärtigen  Staaten.  Die  gründ- 
ete Arbeit  beherrscht  das  Material  in  anerkennenswerter  Weise  und  bildet 
oe  zuverlässige  Grundlage  für  alle  einschlägigen  Studien.  —  Y.  Thumser1) 
itawirft  die  Leistungen  der  athenischen  Bürger  an  den  Staat,  die  Arten 
r  Besteuerung,  ihre  Terminologie,  die  über  die  einzelnen  zilr]  und  Xei- 
vQrylai  bestehenden  Streitfragen,  sowie  anderseits  die  Fälle  der  Atelie  und 
j  Bedingungen  für  deren  Erteilung  einer  gründlichen  Untersuchung.  — 
e  Frage  nach  der  'ersten  und  zweiten  Lesung*  in  der  attischen  Volks- 
rsammlung  ist  von  W.  Hartel  und  einem  seiner  Gegner  inzwischen  weiter 
rfolgt  worden,  indem  auf  eine  Erwiderung  des  ersteren*)  auf  G.  Gilberts 

vorigen  Jahresbericht  besprochenen  Artikel9)  eine  Duplik  des  letzteren4) 
fs  neue  die  von  ihm  geltend  gemachten  Einwände  zu  stützen  sucht.  Da  für  die 
;entliche  Geschichte  die  Details  dieser  Polemik  von  untergeordneter  Bedeutung 
id,  so  begnügen  wir  uns  mit  einer  Erwähnung  genannter  Aufsätze.     Auch 

Hock5)  wendet  sich  gegen  Harteis  Hypothese,  indem  er  z.  T.  in  Über- 
istimmung  mit  Gilbert,  besonders  den  speziellen  Fall  der  Einführung 
ander  Gesandten  bespricht.  Er  erkennt  dem  Bat  die  Befugnis,  diese  aus 
mer  Machtvollkommenheit  ohne  vorherige  Autorisation  durch  das  Volk  vor- 
nehmen, dann  zu,  wenn  es  sich  um  eine  ein  für  alle  mal  xrqv^v  xal  7tqea- 
ieug  bestimmte  Ekklesie  handelt,  hält  dagegen  eine  Procheirotonie  in 
irtels  Sinne  für  nötig,  wenn  die  Einführung  der  Beschleunigung  halber  in 
ner  andern  Ekklesie  stattfinden  soll.  —  Die  in  einigen  im  vorigen  Bericht6) 
sprochenen  Aufsätzen  behandelte  Frage  nach  den  yga/ufACtTeig  des  Kate  etc. 
t  durch  F.  v.  Stojentin  wieder  aufgenommen  worden,  welcher  im  wesent- 
dien  den  von  v.  Wilamowitz7)  und  C.  A.  Hille8)  eingeschlagenen  Weg  der 
ntersuchung  billigt,9)  aber  in  seinen  Resultaten  namentlich  von  ersterem 
iaofern  abweicht,  als  er  unter  den  hier  in  Betracht  kommenden  Lexiko- 
raphenstellen  dem  Artikel  des  Pollux  (V1IT,  98)  vor  denen  des  Harpokration 
'.  yoatifiarevg  u.  avriyQcupevg)  den  Vorzug  giebt  und  somit  die  Thätigkeit 
es  aYriyQaq^Ea&ai,  wie  schon  Böckh,  dem  dort  erwähnten  avtiyqaqtälg  (in 
an  er  nicht  mit  v.  W.  einen  drjjuooiog  erblickt),  nicht  dem  yQa^fxarevg 
uchreibt.  —  H.  Sauppe10)  erklärt  die  in  der  oben  erwähnten  eleusischen 
uchrift  vorkommenden  ^vyyQaq>eig  für  eine  zeitweilig  zu  Athen  funktio- 
ierende  'Redaktionskommission',  die,  ohne  irgend  welche  selbständige  Macht- 
efognis  zu  besitzen,  mit  der  Formulierung  der  etwa  in  der  Ekklesie  unvor- 
ereitet  eingebrachten  oder  durch  Amendierung  wesentlich  umgestalteten 
sephismen  betraut  werden  konnte.  Diese  Kommission  wird  nur  innerhalb 
er  Jahre  446  bis  410  urkundlich  erwähnt.  Von  diesem  zu  Athen  jährlich 
rwlhlten  Kollegium  wurde  wiederholt  der  Name  auf  gewisse,  zu  speziellen 
wecken  gewählte  oligarchische  Kommissionen  übertragen,  die  aber  als  avro- 
1*ho(>eg  eine   wirkliche   Macht   besitzen:   so  411   die  von  Thukydides  er- 


1)  De  civiom  Athen,  numeribus  eorumque  immunitate.  Vindob.,  Gerold  S.  IV,  151  8. 
0.  Phil.  Rdsch.  I,  S.  130  f.  —  2)  In  don  von  ihm  u.  Schonkl  herausgegebenen  Wiener 
tod.  I,  8.  296  ff.  —  3)  S.  Jahresb.  II,  1,  70.  —  4)  Jahrb.  f.  cl.  Phil.  CXXI,  S.  529—538. 
-  *)  'Einführung  fremder  Gesandtschaften',  Jahrb.  f.  cl.  Phil.  CXXI,  S.  801  ff.  —  6)  Jahresb. 
(«  lf  71.  —  7)  Hermes  XIV,  S.  148  ff.  —  8)  De  scribis  Atheniensium  publicis,  Leipz. 
*4-I,  8.203  ff.,  im  yorigen  Berichte  nicht  orwähnt--  9)  'Die  ygafipareie  u.  der  dvriyga- 
rit  des  Rata',  Jahrb.  f.  cl.  Phil.  CXXI,  S.  189—202.  —  10)  In  der  schon  oben  citierten 
handlang  Ind.  lect    Gottg.,  1880/81. 


JßQ  VI.    H.  Zurborg: 

wähnten  gvyyQaqnjg  und  404  die  dreifache  Zehnerkommission  der  sog. 
'Dreifsig\  —  Eines  der  schwierigeren  Probleme  auf  dem  Gebiete  der  athe- 
nischen Verfassungsgeschichte  ist  die  Frage,  wie  die  athenische  Legislatur 
sich  zu  den  Psephismen  der  souveränen  Volksversammlung  verhielt  und  wie 
die  Stetigkeit  der  ersteren  gegenüber  den  von  der  Willkür  der  letzteren 
drohenden  Gefahren  gewahrt  wurde.  Eine  Vergleichung  und  Abgrenzung  der 
Kompetenzen  dreier  uns  hierfür  tiberlieferten  Einrichtungen  (der  Epicheiro- 
tonie,  der  Revision  durch  die  Thesmotheten ,  der  yQaqtr}  7caQav6fiwv)  ver- 
sucht E.  Neubauer,1)  ohne  indes  zu  wahrscheinlichen  Resultaten  zu  ge- 
langen. 

Unter  den  wenigen  Arbeiten,  welche  wir  diesmal  für  die  Zeit  der  grofsen 
hellenischen  Freiheitskämpfe    und    die    damit    zusammenhängenden    historio- 
graphischen  Probleme  zu  registrieren    haben,   wendet    sich  eine  Programm- 
abhandlung von  E.  Bachof*)  gegen  die  früher  von  A.  Scholl  und  neuer- 
dings von  A.  Bauer3)  aufgestellte  Behauptung,    dafs  die  letzten   3  Bücher 
des  Herodot  vor  den  ersten  6  abgefafst  seien,  und  es  gelingt  ihr,  die  völlige 
Nichtigkeit  der  für  jene  Hypothese  vorgebrachten  Gründe  darzuthun.  —  Von 
dem  zweiten  Buche  Herodots  sucht  Fr.  Lenormant4)    nachzuweisen,    dafe 
es  wahrscheinlich  ursprünglich  als  besondere  Schrift  über  Ägypten  i.  J.  458, 
unmittelbar  nach  der  Rückkehr  des  Autors  aus  jenem  Lande,  abgefafst  worden 
sei,  denn  nach  Anklängen  an  die  Nachricht  Her.  II,  35   von  dem  Weben 
der   Männer   sei   es   sicher  um  443  von  Pindar,    vielleicht  schon   zwischen 
458   und  456  von  Aeschylos  gekannt  worden. —    M.  Btidinger6)   eruiert 
aus  einigen  griechischen  und  den  alttestamentlichen  Quellen,  sowie  nament- 
lich  aus  persischen  Inschriften  eine  von    der   gewöhnlichen  Tradition    des 
Herodot  abweichenden  Überlieferung,  wonach   die  Mederherrschaft  auf  dem 
Wege  friedlicher  Entwicklung  auf  die  Perser  überging  und   zunächst  durch 
eine  Art^  Personalunion  beide   Völker  unter  der  persischen  Krone  vereinigt 
wurden.    Am  ausführlichsten  ist  diese  Version  in  Xenophons  Kyropädie  ver- 
treten. —  Um  die  schon  von  anderen  Gelehrten  als  auffällig  hervorgehobene 
Angabc  bei  Herodot  IX,  106,  dafs  von  dem  nach  der  Schlacht  bei  Mykalo 
auf  Samos  abgehaltenen  Kriegsrate  nur  die  Inselgriechen  in  die  neubegründete 
Symmachie  aufgenommen    seien,   mit   einigen    widersprechenden  Stellen   des 
Thukydides    (1,   89,2.  95,i.   VI,   76,s)    in    Einklang    zu    bringen,    vermutet 
J.  Steup,6)    dafs  bei  Herod.  a.  a.  0.   nach   tovq  dHovg  vqoiahag   ausg 
fallen  sei  xort  rovg  i}TCUQioTag,      An  der  ersten  thukydideischen  Stelle  co: 
jiciert  er  ^v/^ifiaxot  [r}dri  dyeoTTjxoTeg  an 6  ßaatXewg],    —   Eine  neue 
klärung  des  bekannten  thukydideischen  Urteils  (I,  138.  3)  über  Themistokl«8 
giebt  Frz.  Rühl,    welcher  entgegen  v.   Wilamowitz   dem  Historiker  die  AJfe- 
sicht  irgend  welcher  polemischer  Berücksichtigung  des  Stesimbrotos  abspricht 

Damit  haben   wir  bereits  den  Übergang  zu  der  Besprechung  der  peri- 
kleischen  und  folgenden  Zeit  thatsächlich  gefunden  und  stellen  zunächst  alles 


1)  Über  d.  Anwendung  d.  yQayrj  naqavouwv  etc.    Progr.  Marburg.  (Steiermark)  11  S.   *VgL 
Phil.  Kundsch.  I,    S.   994  ff.    —    2)  Quaeatiüncula  Herodotea.     Progr.  Eiaenach.     20  S.      4*. 
Vgl.  Phil.  Kundsch.  I,  S.  245  ff.  —  3)  S.  Jahresb.  I,  51.  —  4)  U.  Queation  de  lTiiat.  litter.  A 
1.  Gr6ce,    Rcv.   d.    Queat.    Hiat  XX VII,   249—64.    —    5)   Der  Auagang  dea   med.  Reichet, 
Aprilh.   d.  Sitzungsber.   d.   Wiener  Akad.     S.    477    ff.    —    Vgl.  Phil.   Rundach.  I,  S.  1245  ff 
Vgl.    S.  36.    —     6)    'Herodot   IX,    106    u.   Thukydidoa',    Rh.    Mua.   XXXV,    S.    321-335. 
A.  Holm,  Bura.  Jahroab.  1880.     111,    S.  317  f.,   nimmt  an,    dafs  die  Festlandagriechen  dei 
Holloapont    und  der  ionischen    Küste  bald    nach  jenem   Kriogarat    nachträglich    aufgenommen 
seien,  oine  Thatsacho,  die  Herodot  nicht  erwähnt  habe. 


Griechenland  bis  zur  Schlacht  bei  Chäronea.  T  87 

das  zusammen,   was  auf  dem  Gebiete  der  specielleren  Thukydidesforschung 
in  den  diesmaligen  Bereich  unsers  Jahresberichts  fällt.     Schon  diesmal  kurz 
erwähnt    sei    des    geistreichen    H.    Müller-Strübing1)    romanhafte    Hypo- 
these, dafs  der  Historiker  sein  Werk  als  Gastfrennd  des  Agis  successive  bis 
zu  Ende  ausgearbeitet  habe,    die  zweite  Hälfte  des  zweiten  Teils  aber  ver- 
schwunden, weil  absichtlich  vernichtet,    und  der  Autor  im  Zusammenhange 
damit  ermordet  sei;    den  Ersatz  für  das  Verlorne  bilde  der  betreffende  Ab- 
schnitt (B.  I.  u.  n)  von  Xenophons  Hellenika,  der  wahrscheinlich  auf  thuky- 
dideischem  Material  beruhe.     Eine  weitere  Begründung  dieser  noch  vielfach 
mysteriösen  Hypothese  behält  Vf.  einer  späteren  Untersuchung  vor.    Th.  Fell- 
ner2) macht  die  Komposition  des   8.  Buches  des  Thukydides  zum  Gegen- 
stande der  Untersuchung,  um  dadurch  einen  Einblick  in  die  Genesis  des  Ge- 
schichtswerks zu  gewinnen.     Die  Schrift  bietet   des  Interessanten  viel  und 
fahrt  namentlich  den  Nachweis,   wie  in  der  Darstellung  des  8.  Buches  zahl- 
reiche Eigenheiten  thukydideischer  Historiographie  ungesuchte  Analogieen  zu 
der  Darstellungsweise  der  früheren  Bücher  bieten,  nur  dafs  hier,  was  dort  in 
ausgeprägten  Zügen  sich  findet,    oft  nur.  andeutungsweise,   noch  unvollendet, 
gleichsam  embryonisch  vorhanden  ist.     Als  Quelle  für  die  meisten  Angaben 
dieses  Buches  sieht  Vf.  persönliche,  dem  Historiker  von  Alkibiades  gemachte 
Mitteilungen   an.   —    Eine  auf  das    ganze  Werk    des  Thukydides   sich  er- 
streckende Untersuchung  von    0.  Struve3)  kommt  zu  dem  Resultat,    dafs 
derselbe  bald  nach  421  den  zehnjährigen  Krieg  zu  beschreiben  begann.    Um 
410  war  er  bis  IV,  48  vorgeschritten,  als  ihn  der  weitere  Verlauf  des  deke- 
lelschen  Krieges  von  der  Zusammengehörigkeit  des  ganzen  bisherigen  Krieges 
überzeugte  und  bewog,  von  jetzt  ab  nach   den  V,  25.  26  ausgesprochenen 
Grundsätzen  die  Fortsetzung  auszuarbeiten,    zugleich  aber  auch  den  ersten 
Teil  durch  nachträgliche  Zusätze   zu    ergänzen.     Beides   fertig    zu    bringen, 
hinderte  ihn  sein  plötzlicher  Tod.  —   Interessante  Schlüsse  lassen  sich  aus 
for  Form,    wie  die  Urkunden  verschiedener  Verträge  bei  Thukydides   vor- 
legen,   auf  die  Entstehungsgeschichte  des  Werkes   ziehen.4)     Die  Urkunde 
des  Waffenstillstandes  von  Ol.  89,  1    zerfällt   in    zwei   Teile,   deren    erster 
(IV,  118,   1 — 10)  die   vom  Ratsschreiber  protokollierten  Propositionen   der 
sptrtanischen  Gesandten,  der  zweite  (c.  118,  11 — 119,2)  das  Psephisma  des 
Utischen  Demos  enthält,  dessen  Wortlaut  erst  in  der  Ekklesie  nach  dem  An- 
frage des  Laches  festgesetzt  wurde.5)     Thukydides  kann  die  Urkunde,  da  er 
*egen  seiner  Verbannung  sie  nicht  gleichzeitig  kennen  lernen  konnte,  |über- 
dies  auch   ihren  Inhalt  für  seine  Darstellung  weiter  gar  nicht  benutzt  hat, 
eist  403  nach  seiner  Rückkehr  abgeschrieben  und  nachträglich  aufgenommen 
haben. 

Auch  unsere  Kenntnis  der  geschichtlichen  Thatsachen  selbst  ist  für  die 
ifi  Rede  stehende  Zeit,  besonders  für  die  Entwicklungsgeschichte  der  attischen 
Symmachie  bis  zur  völligen  Besiegung  Athens,  teils  durch  neue  Funde,  teils 
dorch  ergebnisreiche  Untersuchungen  wesentlich  bereichert  worden.     Neu  auf- 


1)  In  den  sonst  hauptsächlich  kritische  Besprechungen  einzelner  Stellen  enthaltenden 
^ikjdideUchcii  Forschungen',  Wien,  1881.  V,  276  8.  —  2)  Forschungen  u.  Darstellungs- 
*•«  de«  Thnk.  Wien.  80  S.  —  8)  De  compositi  oporis  Thukyd.  temporibus.  D.  J.  Hai. 
JW*.  40  S.  —  4)  A.  Kirchhoff,  Über  die  von  Th.  benutzten  Urkunden,  Monatsber.  d. 
**  Akad.  ß.  834—854.  —  5)  Kirch  hoff  hält  die  Worte  bis  /?  uiv  iYi?  ixex^in  nvrrj 
*  mn  Protokoll  gehörig  und  sucht  durch  verschiedene  Emendationen  don  originalen  Text 
h«WiteüeB. 


1,88  VI.    H.  Zurborg: 

gefunden  sind  zwei  Fragmente  der  sog.  attischen  Tributlisten.  *)  Das  < 
schliefst  sich  an  No.  69  (C.  J.  A.  I,  105.  109)  an;  es  bietet  Ergänzun 
zu  den  Verzeichnissen  von  Ol.  84, 1  and  84, 4  and  bestätigt,  dafs  die  Tril 
von  Mykonos,  Kythnos,  Naxos  and  Andros  von  Ol.  83,  3 — 85,  1  unver&m 
1«  3,  6*/s  und  6  Tal.  betragen,  ebenso  die  der  Tenier  and  Dienser  3 
3  V*  Tal.  Das  andere  Fragment  mofs  in  die  Zeit  nach  Ol.  88,  1  geht 
and  enthält  hellespontische  Tribute.  —  In  dem  Rahmen  einer  später 
weitesten  Festrede  bietet  U.  v.  Wilamowitz-Möllendorff1)  nicht  l 
eine  glänzende  Darstellung  der  Blütezeit  des  'attischen  Reichs'*),  sondern  t 
eine  Fülle  neuer  Gesichtspunkte  and  Hypothesen.  Reich  an  letzteren 
schon  der  zusammenhängende  Text  des  Aufsatzes:  wir  heben  hervor 
Auseinandersetzung  der  Bedeutung  der  Überfahrung  des  Bandesschatzes 
Delos  nach  Athen,  die  Erklärung  von  Thok.  IL,  9,4  (bezogen  auf  die  5  Ki 
der  attischen  Symmachie),  die  Darstellung  der  attischen  Handelsbeziehoi 
zu  den  Pontuslandern,  sowie  seines  mit  dem  korinthischen  siegreich  1 
kurrierenden  Exports  nach  Italien,  die  Vermutung,  dafs  der  von  Ion 
Diog.  Laert.  II,  23^  als  mit  Archelaos  auf  Chios  anwesend  erwähnte  Solo 
der  Feldherr  dieses  Namens  gewesen  sei  den  Nachweis,  wie  Athen  zur 
rechthaltung  seiner  Macht  Opfer  an  Gut  und  Blut  bringen  mauste,  welch 
auf  längere  Dauer  zu  bringen  aufser  Stande  war,  endlich  die  schönen 
merkungen  über  das  attische  Münzwesen  and  über  die  attische  Kolo 
politik.  Ganz  besonders  reich  an  neuen  Ergebnissen  sind  die  angehäo 
Exkurse*  deren  Sujets  indes  mehrfach  in  das  rein  antiquarische  Gebiet  h 
Das  Ruhen  der  gesetzgeberischen  Thätigkeit  zwischen  460  u.  411  will  Vf 
ein  Kompromifs  zwischen  der  die  politische  Wirksamkeit  des  Areopag 
hebenden  Partei  des  Ephialtes  und  ihren  Gegnern  zurückfuhren  und  siel 
den  rofut^frlax^  eine  Behörde  zur  Aufrechterhaltung  der  nunmehr  geschal! 
icorouia.  Ander»  Exkurse  beschäftigen  sich  mit  den  attischen  Mi 
Verhältnissen  vinbetreff  der  Strategen  vermutet  Vf.*«.  dafs  die  Erweite 
ihrer  Kompetenz  von  der  blofser  Phylenkommandaitten  zu  der  der  höcl 
Exekutivbeamten  zwischen  460  und  445  erfolgt  ist),  mit  der  Geschichte 
Parthenonhaus  und  der  Verlegung  des  Bundesschatzes  nach  Athen,  mit 
attischen  Orienthandel.  Exkurs  X  behandelt  das  wechselnde  Verhältnis 
Kolophonier  und  Notier  tu  Athen  nach  den  Tributlisten,  im  Ansc 
woran  Thuk.  M.  34^  -Vorn;*:  st.  orrr^  und  34^  anjhuoar  st  xoiqfx 
v\>nx»scMa*eu  wird  Der  letzte  Exkurs  giebt  die  Besprechung  einiger  i 
rip?r  Punkte  aus  dem  bekannten  chalkidischen  I^ephisma  C.  J.  A.  IV,  i 
i\>  Tf  1. 1  die  in  Z.  75  erwähnte  riima  r  rwr  fteöuo&CTtor  für 
Amtslokal  der  Tfeesmotheteu  erklärt. 

Bereits  minen  hinein  in  die  Wirren  des  peloponnesischen  Krieges 
uz«  ein  Autsa»  von  M.  Büdingen  *N     IHe  hier  gebotene  Beurteilung 
Ktaa  schliefst  sich  im  Garnen  der  Auffassung  au«  welche  seit  Grates 
kxse  «zid  MuDer^irthi^gs  Verherrlichung*    des  berühmte*  Demagogen  : 


1)  JL   EirrVl*ff.  Iwi  m«««ii»*ih    Ft*ctmw»  to  «r  Tn>*t>»j».  MqmM 

C  X  JL  1.  4M  ml  T*WL  IWks  f.  *.*  ,TVpiU*t  mir  444  fereÖMäcräcfc  Stnftegi 
M  K)m  W  fmyteAm.  Bh*  kriv  VionmABM:.  AäS^»*ä  c  Sfemcsfer.  i.  Wim. 
&  «;-«t    \gl  *»  M.  iwip  ä  m>  i*fcrh  i  &    rti    x  *&$£  —  £i  Vd 


Griechenland  bis  zur  Schlacht  bei  Charonea.  1,89 

id  mehr  an  Terrain  gewonnen  hat;  seiner  ruhig- objektiven  Darstellung  wird 
in  im  allgemeinen  beistimmen  können.  Sein  besonderer  Zweck  ist  die 
arlegung  des  Verhältnisses  des  Thnkydides  zn  ihm  und  die  Beurteilung  der 
>jektivität  des  ersteren  in  der  Schilderung  seines  Gegners.  Inwiefern  Ref. 
3  hierfür  vom  Verf.  vorgenommene  eingehende  Analyse  der  Verhandlungen 
er  Mytilene  (Thuk.  III,  36  ff.)  für  nicht  beweiskräftig  hält,  hat  er  an  an- 
rer  Stelle1)  kurz  angedeutet.  In  der  Behandlung  einer  zweiten  Thuky- 
lesstelle,  der  Verhandlungen  über  Pylos  (IV,  27  f.),  wird  Vf.  dem  Thuky- 
les  vollkommen  gerecht,  wie  er  auch  sein  Gesamturteil  dahin  abgiebt,  dafs 
r  Geschichtsschreiber  auch  seinem  Feinde  gegenüber  'den  edlen  Grund- 
tzen  möglichster  Genauigkeit  und  Unparteilichkeit  treu  geblieben  ist'.  Er- 
hnt  sei  noch,  dafs  B.  den  thukydideischen  Bericht  der  Kämpfe  auf  und 
i  Pylos  auf  persönliche  Angaben  des  Demosthenes  zurückführt.  —  H.  G. 
)llings)  bestimmt  auf  Grund  lokaler  Forschungen  die  Lage  der  Akropolis 
n  Nisäa  und  der  ehemaligen  (später  als  Vorgebirge  bezeichneten)  Insel 
moa,  wodurch  die  Berichte  von  Thuk.  EI,  51.  IV,  66  ff.  118  in  ein 
utlichere8  Licht  treten.  —  G.  Busolt8)  giebt  eine  Geschichte  des  argivi- 
len  Sonderbundes  von  421—418,  deren  Hauptverdienst  der  Nachweis  ist, 
e  die  verschiedenen  Phasen  des  Verhältnisses  zwischen  Athen  und  Sparta, 
ischen  letzterem  und  Argos,  zwischen  diesem  und  Athen,  sowie  zwischen 

0  andern  Gliedern  der  argeischen  Koalition  zu  einander  und  zu  den  übrigen 
chtigeren  Staaten,  teils  von  den  wechselnden  Machtverhältnissen  der  Par- 
en  (der  Oligarchen,  resp.  Lakonerfreunde  und  der  Demokraten)  in  den 
izelnen  Städten,  teils  von  gewissen  andern  Sonderinteressen  einiger  Mittel- 
sten abhingen.  Die  so  entstehenden  und  fortwährend  wechselnden  Grup- 
rongen  der  Staaten  unter  einander  werden  der  Reihe  nach  geschildert 
i  ihre  Motive,  soweit  sie  zu  ermitteln  sind,  beleuchtet.  Gegen  Müller- 
fibing,  welcher  ebenfalls  diese  Epoche  eingehender  behandelt  hatte,4)  zeigen 
se  Erörterungen  B.s  in  mehreren  Punkten  eine  erfreuliche  Reaktion, 
mentlich  gelingt  es  ihm  mehrfach,  die  Lücken  und  scheinbaren  Zusammen- 
lgslosigkeiten  der  thukydideischen  Darstellung   auf  einfachere  und  zugleich 

den  Historiker  ehrenvollere  Weise  zu  erklären,  als  jener  es  gethan,  der 
rall   gleich  tendenziöse  Entstellung   oder  Verschweigung  witterte.      Auch 

Hypothese  des  ersteren,  dafs  auf  den  Gang  der  spartanischen  Kriegs- 
Kationen  die  Nachrichten  von  den  Parteikämpfen  zu  Athen  von  entschei- 
lder  Bedeutung  gewesen  seien,  weist  B.  mit  Recht  zurück,  indem  er  zeigt, 
!  das  Verhalten  der  Lakedämonier  sich  zur  Genüge  allein  aus  den  spar- 
Ischen,  bez.  peloponnesischen  Verhältnissen  erklären  läfst.     Hervorgehoben 

noch  des  Vf.  Erklärung  von  dem  unvermuteten  Rückzuge  des  Agis  aus 
r  argeischen  Ebene,  den  er  für  durchaus  hinlänglich  motiviert  durch  die 
chricht  von  dem  bevorstehenden  Eintreffen  des  athenischen  Hilfscorps 
t;  Müller-Strübings  Erklärungsversuch,  der  auch  hier  seine  'Staatsschatz- 
isterwahr  zu  Athen  spuken  läfst,  weist  er  zurück.  Die  Wichtigkeit  des 
iderbundskrieges  und  seines  Ausganges  ist  zuerst  vom  Vf.  mit  voller 
lärfe  hervorgehoben:  bei  Mantineia  erlitt  418  die  demokratische  Koalition 

1  der  oligarchischen  die  entscheidende  Niederlage,  welche  für  die  politische 
teientwicklung  der  Folgezeit  von  verhängnisvoller  Bedeutung  wurde  und 


1)  A.  a.  O.  S.  834.   —    2)   'Nisäa  und   Minoa',    Mitteilungen  des    dtsch.  arch.  Inst   zu 
V,  1.   —    3)   In  den  oben  citierten  Forschungen   zur  griech.  Gesch.  I,  8.  75 — 181.  — 
iiiftoph.  m  d.  hiat  Kritik,    Lpa.,  1878. 


1,90  VI     H    Zurborg: 

i 

zunächst  zwar   nur    für  die  peloponnesischen   Staaten  oiigarchische  Umwäl- 
zungen  zur  Folge  hatte,    mittelbar  aber  auch  für  Athen   den  späteren  Sieg 
der  antidemokratischen  Richtung  vorbereiten  half.1)  —  Die  unter  Xenophons 
Namen  fälschlich  überlieferte  ' A$r]vaiiav  7toXireia\  jenes  längst  als  eines 
der  ältesten  Erzeugnisse  der  attischen  Prosa  hochgeschätzte,  aber  noch  immer 
vielfach  rätselhafte  Elaborat  eines  unbekannten  Autors,  wurde  neuerdings  von 
H.  Müller-Strübing»)   in  die  Zeit  zwischen  417  und  414   ('am  liebsten 
415'),  also  etwa  in  die  Epoche  der  Kämpfe  zwischen  Alkibiades  und  Nikiaa, 
verlegt  und  für  die   in  ihren  Schärfen  hauptsächlich  gegen  gewisse  Partei- 
genossen gerichtete  Klubrede  eines  aus  plebejischem  Stande  hervorgegangenen 
Oligarchen,   kurz    des    Phrynichos,   erklärt.    —   J.  Hartmann8)  sucht  ans 
Thukydidcs'  Darstellung   zu   erweisen,    dafs   auch  nach  dessen  Ansicht  der 
Hermenfrevel  eine  gegen  Alkibiades  ins  Werk  gesetzte  Machination  der  Oli- 
garchen sei,  desgleichen,   dafs  diese  allein  das  Volk  zu  dem  Beschlufe  be- 
wogen   hätten,    eine  ^r/watg  aller    religiöser  Frevel   im    Anschlufs    an    die 
Untersuchung  über    die  Herraenverstümmelung   zu   veranstalten.   —    Biogra- 
phisches Material  über  den  Redner  Andokides  sammelt  W.  Petersen4)  in 
einer  bisher  noch  nicht  derartig  vorhandenen  Vollständigkeit.     Er  sucht  den 
Anteil  desselben  am  Mysterienfrevel  festzustellen,    wobei  er  die  Stelle  Arist. 
Vögel  327  ff.  heranzieht.     Derselbe6)  nimmt  unter  Verteidigung  der  hand- 
schriftlichen Lesart  xarelevaev  (Ken.  hist.  gr.  I,  2,  13)  an,  dafs  Alkibiades, 
Alkibiades'  Sohn,  der  Vetter  und  Mitflüchtling  des  bekannten  Atheners,  wirk- 
lich auf  Befehl  des  Thrasyllos  nach  seiner  Gefangennahme  mit  den  syrakn- 
sischen  Schiffen  getötet  sei.  —   Den  ganzen  Verlauf  der  inneren  Geschichte 
Athens    vom    Nikiasfrieden    bis    zur    Einsetzung   der    Dreifsig    behandelt  E. 
Plöckinger. 6)      Was  er  über  das  Hetärieenwesen    und   die   Parteikämpfe 
dieser  Zeit  ausführt,  ist  fleifsig  und  geschickt  zusammengestellt,  bietet  aber 
nichts  wesentlich  Neues.     Erwähnt  sei,  dafs  er  in  Alkibiades  während  dessen 
ganzer  politischer  Wirksamkeit  den  bösen  Dämon    des   athenischen  Staates 
erblickt;    hier    scheint    er   dem  Ref.  bisweilen  etwas  zu  weit  zu  gehen,  so 
z.  B.  wenn  er  die  Schuld  an  der  Niederlage  bei  Notion  in  erster  Linie  jenem 
zuschreibt.  —  Die  für  die  Geschichte  der  Dreifsig  nicht  unwichtige  18.  Rede 
des  Lysias  wird  von  E.  Stutzer7)  in  das  Jahr  397  verlegt. 

Eine  Reihe  meist  der  Zeit  des  4.  Jh.  angehöriger  Inschriften,  welche 
Volksbeschlüsse  enthalten,  versucht  A.  Reu  seh8)  aus  der  Form  der  Pra> 
skripte  zu  datieren.  So  setzt  er  C.  J.  A.  II,  No.  132  für  OL  111,  1  (Arch. 
Pythodemos),  No.  135  c  für  OL  114,  1  (Arch.  Hegesias),  No.  180  wieder 
Ol.  1 1 1,  1,  No.  2301)  für  OL  115, 1  (Arch.  Neaechmos),  No.  244  für  OL  118, 1 
(Arch.  Charinos),  No.  252b  für  OL  120,4  (Arch.  Antiphates),  No.  280  für 
OL  119,2  (Arch.  Leostratos),  No.  343  für  Ol.  118,3  (Arch.  Koroibos), 
No.   492   zweifelnd  für  Ol.   113,2  (Arch.  Hegemon),  die  Inschr.  Iddrjv.   *% 


1)  In  2.  Aufl.  erschien  A.  Kirchoffs  kritische  Ausgabe;  vgl.  Phil,  ßundach.  h 
S.  694  f.  —  2)  "Afrrivaiwv  noXirsia.  Philol.  Suppl.  B,  IV.  188  S.  8°.  —  3)  De  h«- 
mocopidarura  mysteriorumque  profanatorum  iudieiis.  Lagd.  Bat  8°.  —  4)  A.  a.  0.  S.  5ÄÄ. 
-—  5)  A.  a.  0.  S.  127  f.  Cobet  vermutet  in  der  1880  erschienenen  2.  Aufl.  seiner  HeUe- 
nika  xarslerjoag  nnsXvae\  allein  Xen.  würde  überhaupt  nicht  nniXvae,  sondern  a^** 
sagen.  —  6)  Polit  Wirren  zu  Athen  währond  des  pelop.  Krieges.  Olmütz.  43  S.  8°.  — 
7)  *Zur  Abfassung  der  lysianischen  Reden',  Hormos,  XV,  S.  22—  40.  —  8)  «Zum  Corp. 
Inscr.  Att  II',  Hermes  XV,  S.  337—347.  Des  Vf  trotflicho  Dissertation  «Do  diobus  contio- 
nura  ordinariarum  apud  Athenionses',  Argorat  138  S.  8°.  kann  Rof.  hier  nur  orwähnen,  ver- 
weist aber  auf  seine  Anzeige  Phil.  Rundsch.  I,  S.  1312  ff. 


Griechenland  bis  gor  Schlacht  bei  Chäronea.  J  91 

134/5  No.  9   för   Ol.   113,  l    (Arch.  Evthykritos)   und  l4&.  VI,  386  No.  4 
wie  C.  J.  A.  252b  an.  —    Im  Anschlufs  an  Busolts  Monographie  über  den 
zweiten  attischen  Seeband1)  behandelt  E.  Lenz*)  die  Zusammensetzung  und 
Kompetenz  des   bundesgenössiscben  Synedrions,    wobei  er  mehrfach  zu   ab- 
weichenden Resultaten  gelangt.      Das  Synedrion    handhabte    im  Verein   mit 
dem  Demos  die  Gerichtsbarkeit  gegenüber  allen  Verletzungen   der  Bundes- 
verfassung und  den  Streitigkeiten  der  Bundesmitglieder  unter  einander,  wobei 
nötigenfalls  dem  Vororte  die  Bundesexekution  zufiel;   es  übte  eine  Kontrolle 
gegenüber  etwaigen  Machtüberschreitungen  des  Vororts   oder  seiner   Bürger 
aas  und   hatte    einen   gewissen    Anteil    an    der    Aufnahme    neuer    Bundes- 
mitglieder;   es  wachte  über  der  Verwendung  der  Bundeseinkünfte  und   war 
gemeinsam  mit  der  Ekklesie  allein  befugt,    über  Krieg  und  Frieden  zu  ent- 
scheiden;  es  hatte  endlich  bei   der  Schliefsung  neuer  Bündnisse  zwar  Athen 
gegenüber  nur  beratende  Stimme,   doch  war,  wenn  der  geschlossene  Vertrag 
weh  für  die  ganze  Symmachie    als  solche  gelten   sollte,    die  Beschwörung 
desselben  durch  das  Synedrion  nötig.  —  Die  Mitteilung  neuaufgefundener  See- 
orkundenfragmente    verdanken    wir  C.   Schäfer.3)      Das    ältere  Bruchstück 
fallt  in  die  Zeit  zwischen  Ol.  105,  3,  da  die  Syntrierarchie  des  Demosthenes 
und  Fhilinos  (Dem.  in  Mid.  161)  erwähnt  wird,  und  Ol.  106,1,  da  die  nach- 
weislich vor  letzterem  Termin  eingetriebene,  aus  der  Trierarchie  des  Demo- 
r.|   chares  und  Theophemos  herstammende  Schuld  ([Dem.]  in  Euerg.  et  Mnesil. 
20  ff.)  als  noch  vorhanden  aufgeführt   wird.      Daher  setzt  sie  der  Herausg. 
rti   Ar  OL  105,4,  dagegen  Böckhs  4.  Urkunde  Ol.  106,1  an.      Das  Bruchstück 
r|   enthält  neben  hier  weiter  nicht  interessierenden  Inventarangaben  die  Namen 
der  für  den   Bundesgenossenkrieg  Ol.  105,  4  ausgerüsteten  Schiffe,   die  teils 
ws  den  Beständen  der  Werfte,  teils  aus  den  Ol.  105,  3   gegen  Euboia  im 
Felde  gewesenen  entnommen  werden.  Die  Namen  der  Trierarchen  sind  gröfsten- 
teils  aus  den  Privatreden  des  Demosthenes  oder  sonst  schon  bekannt;  unter  den 
'tyflLirthxoyeg  findet  sich  Chäredemos,  der  Antragsteller  bei  Demosth.  a.  a.  O. 
—  Ein  zweites  Bruchstück  ist  sehr  schlecht  erbalten  und  wird  vom  Herausg. 
für  ein  Fragment  von  Böckhs  1.  Urkd.  erklärt.  —   Nicht  ohne  Interesse  ist 
eine  am    Nordabhange    der    Akropolis    auf    einer    Marmorplatte    gefundene 
^amenliste.4)  welche  eine  Reihe  von  Bürgern  nach  Phylen  geordnet  (die  von 
5  Phylen  sind  gut  erhalten)  nebst  Angabe  des  Demotikon  aufführt;    unter 
ihnen   finden    sich  mehrere   auch    sonst   bekannte  Namen,    wie   NixyQatog 
Kvdayrid7}gy  der  Urenkel  des  Feldherrn  Nikias,6)  und  0wxog  yIq>ia%tddr]gy 
wahrscheinlich  des  Phokion  Sohn,    dessen  Demotikon   damit  aus  dieser  In- 
schrift gewonnen  wäre.     Der  Schriftcharakter  der  Urkunde  weist  nach  dem 
Herausg.  auf  die  Mitte  des  4.  Jb.,    doch  scheint  dieselbe,  wie  ein  Vergleich 
Büt  andern  datierbaren  Inschriften  zeigt,  auf  denen  einige  der  Namen  wieder- 
kehren, noch  jünger,  vielleicht  erst  aus  der  Zeit  um   330  zu  sein.  —  Mit 
den  litterarischen    Quellen    dieser    Zeit    beschäftigt   sich    eine    Arbeit    von 
^  Gebhart.6)      Derselbe    will    für  diejenigen  Partieen    der  plutarchischen 
Vita  Demosth.,    welche  es  mehr  mit  der  Persönlichkeit  des  grofsen  Staats- 
Bfciroes,  seinen  Bestrebungen  und  seinem  Charakter,  zu  thun  haben  (Kap.  5 — 11 


1)  Jahrb.  f.  el.  Phil.  Suppl.  VII.  —  2)  Das  Synedrion  der  Bundesgenossen  im  2.  athon. 
J11*»-  D.  J.  Begiomont  (Elbing.)  63  S.  8°.  -  3)  'Neue  8eeurkundenfragmente*  Mitt.  d. 
«■*•  ttth.  Inst.  «.  Ath.  V,  8.  43  ff.  —  4)  H.  G.  Lo Hing,  'athenische  Namonsliste',  Mitt. 
J  toch.  arch.  Inst  *.  Ath.  V,  S.  346.  —  5)  Vgl.  W.  Peterson  a.  a.  0.  S.  63.  — 
V  De  Plnt  in  Dem.  Tita  fontibns  ac  fide,  Progr.  Monac.  55  S.  Vgl.  S.  93. 


1,92  VI.    M.  Klatt: 

und  28 — 31),  den  Satyros  als  Quelle  betrachtet  wissen;  die  eigentlich  ge- 
schichtlichen Abschnitte  sollen,  abgesehen  von  der  Benatzung  der  Beden 
selbst,  vorzugsweise  aus  Theopomp,  daneben  aus  Caecilius  von  Calacte,  Dur», 
Phylarch  u.  a.,  endlich  die  Ereignisse  aus  der  Zeit  Alexanders  (Kap.  23—27) 
aus  einem  nicht  näher  bestimmten  späteren  Bearbeiter  dieser  Epoche  ent- 
nommen sein.  —  Der  neueste  Band  von  Fr.  Blafs*  grofsem  Werk  über  die 
attische  Beredsamkeit,1)  welcher  die  Redner  zweiten  Ranges  aus  demosthe- 
nischer  Zeit  behandelt,  möge,  da  er  nicht  blofs  deren  oratorische  Bedeu- 
tung, sondern  auch  ihre  persönlichen,  bez.  politischen  Charaktere  schildert, 
hier  wenigstens  Erwähnung  finden.  —  Eigentlich  nur  zum  teil  in  das  Gebiet 
unsers  Berichtes  gehört  schlicfslich  eine  Abhandlung  von  G.  Droge')  über 
die  Finanzverwaltung  des  Lykurgos.  Nach  einer  Untersuchung  über  die 
Quellen  der  Geschichte  des  Lykurg,  worin  er  den  Grundstock  der  pseudo- 
plutarchischen  Vita  (in  den  Vit.  X.  or.)  auf  Philochoros  zurückführt  und  die 
entsprechenden  Abschnitte  des  Photios  für  eine  Überarbeitung  der  Vita  er- 
klärt, prüft  er  die  über  die  einzelnen  von  Lykurg  bekleideten  Ämter  und 
seine  Finanzmafsregeln  überlieferten  Angaben. 


c.  Geschichte  Alexanders  d.  Grossen  n.  der  Diadochen. 

Das  neu  bearbeitete  und  zu  Tage  geförderte  inschriftliche  Materill 
ist  für  die  spätere  griechische  und  hellenistische  Geschichte 3)  nicht  unbedeu- 
tend. Da  ist  zunächst  zu  erwähnen  ein  wichtiges  und  interessantes  Dekret 
aus  den  Jahren  193  u.  192,  das  dem  König  Antiochos  HI.  von  dem  Ge- 
sandten Menippos  gewidmet  ist4);  dann  mehrere  Antiochos  IV.  von  Athenen 
gewidmete  Dekrete  5).  Ferner  ist  in  einer  Urkunde  die  Rede  von  Seleukos  IT. 
Philopator,  die  dem  Hcliodoros,  dem  Sohne  des  Aeschylos  gewidmet  ist,  der 
erst  gegen  Jerusalem  zog,  dann  sich  gegen  Seleukos  empörte,  diesen  tötete, 
der  später  aber  durch  Eumenes  und  Attalos  vertrieben  wurde 6).  Aus  der 
2.  Hälfte  des  2.  Jh.  ift  uns  ein  Vertrag  zwischen  drei  kretischen  Stftdtet 
erhalten 7).  Elische  Münzen  liefern  uns  einen  Beitrag  zur  Kenntnis  des  ti- 
schen Tyrannen  Aristotimos 8) ;  eine  orchomenische  Inschrift  giebt  Kenntnis 
von  den  Zuständen  in  Boeotien  um  200 9).  Delische  Inschriften  geben  eine« 
Beitrag  zur  Chronologie  attischer  Archonten  nach  166  v.  Chr.10).  Nachtrfg- 
lieh  sei  noch  erwähnt  ein  Symmachievcrtrag  der  Phoker  und  Böoter,  der 
dem  3.  Jh.  angehört;  vielleicht  gaben  die  Veranlassung  zu  diesem  Vertrage 
die  Raubzüge  der  Aetoler,  die  um  220  beide  Länder  verheerten11).  —  Dnrck 
eine  Inschrift,  die  von  dem  jetzt  erst  durch  delische  Funde  als  politische 
Konföderation  der  Inseln  des  aegaeiseben  Meeres  unter  dem  Schutz  der  Lagide* 
genauer  bekannt  gewordenen  Koivbv  xwv  vrjauoTiov  herrührt,  erfahren  wir 
Näheres  über  den  Samier  Kallikrates,  den  Sohn  des  Boiskos,  den  Admirtl 
des  Ptolemäos  Pbiladelphos.     Derselbe  hat  zwei  Marmorsäulen  mit  den  Sts- 


1)  III.  Abt  2.  Abschn.  Demosth.  Genossen  u.  Gegner.  Lpz.  386  8.  8°.  —  2)  D« 
Lycurgo  Atheniensi  peenniarum  public,  administratore ,  D.  J.  Bonn.  (Minden.)  45  8.  8V, 
vgl.  Phil.  Rundsch.  I,  S.  582  ff.  —  3)  Aach  an  dieser  Stelle  sei  hingewiesen  auf  den  tref- 
liehen  Bericht  über  griechische  Geschichte  für  1879  u.  1880  von  Holm  in  Bursian's  Jahr» 
bericht  VIII.  —  4)  Bull,  de  correspond.  hellen.  III.  S.  360—62.  —  5)  A.  a.  0.  S.  368—64 
—  6)  A.  a.  0.  S.  364-65.  —  7)  A.  a.  0.  S.  290—315.  —  8)  A.  a.  0.  IV.  S.  43—46.- 
9)  A.  a.  0.  S.  1—24.  —  10)  A.  a.  0.  S.  182—191.  —  11)  Mitteilungen  des  D.  arch.  Ii 
Statuts  in  Athen  III.  S.  19—27. 


Griechenland:  Geschichte  Alexanders  d.  Groben  u.  d.  Diadochen.  1,93 

tuen  des  Ptolemäos  Philadelphos  und  seiner  Gemahlin  Arsinoe  errichtet;  der 
Anlafe  dazu  ist  in  den  Ereignissen  bis  zum  chremonideischen  Kriege  oder 
pr  in  der  Verbindung  von  Elis  mit  der  Partei  des  Areus  zu  suchen  l).  Aus 
aner  lesbischen  Inschrift  erfahren  wir,  dafs  Ptolemäos  Philopator  die  Insel 
Lesboe  in  Händen  hatte8).  —  Von  den  in  Olympia  in  diesem  Jahre  ent- 
leckten Inschriften  *)  heben  wir  eine  hervor4),  die  uns  einen  kleinen  Beitrag 
to  die  peloponnesische  Geschichte  in  den  Jahren  180  und  179  liefert.  — 
Auch  die  litterarischen  Quellen  sind  für  einzelne  Epochen  von 
fcnem  einer  Prüfung  unterzogen  worden.  Zunächst  wird  in  einer  Quellen- 
intersuchung  von  Plutarchs  Biographie  des  Demosthenes6)  die  frühere 
knnahme,  dafs  Demetrius  und  Duris  die  Hauptquellen  wären,  zurückgewiesen  6), 
ödem  ausgeführt  wird,  dafs  Plut.  überhaupt  viel  mehr  Quellen,  als  man  ge- 
wöhnlich annähme,  auch  nebeneinander  benutzt  hat.  Die  Hauptaufgabe  ist 
üe  Untersuchung  der  Primärquellen  auf  ihre  Glaubwürdigkeit  hin.  In  Kap. 
5—11  und  28 — 31,  wo  das  Privatleben  des  Demosthenes  geschildert  wird, 
sind  besonders  Peripatetiker  benutzt*  vielleicht  ist  der  Grundstock  anf  einen 
der  jüngeren,  Satyros,  zurückzuführen.  Im  2.  Hauptteil,  der  die  politische 
Wirksamkeit  des  Demosthenes  behandelt,  liegt  daneben  eine  ganze  Reihe 
von  Quellen  vor,  die  Plut.  benutzt  hat,  darunter  auch  namentlich  Reden  des 
Demosthenes  und  Aeschines.  —  Den  Quellen  zur  Geschichte  Alexanders 
ist  eine  neue  Untersuchung  gewidmet7),  die  zu  dem  Resultat  gelangt,  dafs 
Diodor,  Curtius  und  Justin  den  Klitarch  nicht  direkt  benutzt  haben;  es  habe 
Omen  eine  Bearbeitung  desselben  vorgelegen,  und  zwar  eine  und  dieselbe. 
Itarou  seien  Kap.  19 — 63  bei  Diodor  XVU.  ausgenommen,  die  auf  den  Autor 
des  zweiten  Buches  zurückgeführt  werden.  In  Betreff  der  Arbeitsweise  des 
Diodor,  die  zu  eruieren  ja  von  der  höchsten  Wichtigkeit  für  die  Quellenana- 
Ijse  ist,  werden  mehrfach  Principien  als  erwiesen  vorausgesetzt,  die  es  keines- 
wegs sind;  z.  B.:  'Diodor  fand  in  solchen  Fällen,  wo  seine  Darstellung  doppelte 
Berichte  über  ein  Faktum  bringt,  in  den  meisten  diese  Gegenüberstellung 
äebon  in  seiner  Quelle  vor'8),  wo  darauf  hinzuweisen  ist,  dafs  man  anderer- 
seits gerade  an  solchen  Stellen  die  meist  freilich  wenig  geschickte  Benutzung 
mehrerer  Quellen  nebeneinander  durch  Diodor  erkennen  zu  können  glaubt. 
—  Bei  einer  anderen  wichtigen  Quelle  für  die  Geschichte  Alexanders,  bei 
Jen  Briefen  desselben,  die  uns  bei  den  Schriftstellern  des  Altertums  erhalten 
and,  handelt  es  sich  darum,  ob  sich  sichere  Indicien  für  die  Echtheit  oder 
Uneehtheit  in  ihnen  nachweisen  lassen.  Auch  bei  den  Briefen  dürfen  wir 
nicht  von  dem  Grundsatz  abgehen,  dafs  wir,  solange  nicht  zwingende  Gründe 
für  die  Uneehtheit  vorliegen,  an  der  Überlieferung  festhalten  müssen.  Das 
Resultat  einer  darüber  neu  angestellten  Untersuchung9)  ist,  dafs  die  auf  die 
Feldzüge  sich  beziehenden  Schreiben,  an  Antipater,  an  Olympias,  an  die 
Athener  und  andere,  deren  Adressat  unbekannt  ist,  uns  keinen  Anlafs  geben 
die  Echtheit  zu  bezweifeln;   was  die  auf  Privatverhältnisse  gehenden  kleinen 


1)  Archäologische  Zeitung  S.  191  zu  No.  193  und  B.  d.  c.  h.  IV  S.  320— -34.  —  2)  Ball. 
i  corr.  helL  IV.  S.  433.  —  3)  Archaol.  Zeitg.,  Inschriften  aas  Olympia,  unter  No.  334—380. 
-4)  A.  a.  0.  No.  335,  S.  52.-5)  F.  Gebhard,  de  Platarchi  in  Demosthenis  Tita  fontibu» 
K  fide.  Progr.  gymn.  Guilielmini  Monacensis.  55  S.  Vgl.  o.  8.  91.  —  6)  Vgl.  dagegen 
jatao  bei  Botiger  S.  95.  —  7)  R.  Köhler,  eine  Quellenkritik  zur  Geschichte  Alexanders  des 
bofan  in  Diodor,  Curtius  und  Justin.  Inaug.-Diss.  Leipzig  1879.  Druck  von  A.  Haack, 
Win.  50  8.  —  Rec.  Holm  a.  a.  0.  8.  354  —  55  und  Rev.  histor.  1C,2  8.  424.  — 
)  8.  18;  dagegen  Holm  a.  a.  0.  S.  354.  —  9)  B.  Hansen,  Über  die  Echtheit  der  Briefe 
Icxaader  des  Grofsen  im  Philologua,  39.  Bd.  S.  258—304. 


1,94  VI.    M.  KUtt: 

Schreiben  betrifft,  so  ist  ein  definitives  Urteil  über  ihre  Authenticit&t,  zum* 
da  so  kleine  Auszüge  erhalten  sind,  nicht  möglich.  Mit  Sicherheit  für  untei 
geschoben  zu  halten  ist  nur  der  Brief  an  Olympias  bei  Gellius,  in  dei 
Alexander  sich  für  den  Sohn  des  Ammon  ausgab,  und  der  Brief  an  Aristoteh 
über  die  Herausgabe  der  akroamatischen  Schriften.  Dafs  im  königliche 
Archive  sich  wenigstens  die  wichtigsten  Briefe  in  Abschrift  gefunden  habei 
ist  jedenfalls  anzunehmen;  wo  dies  indes  nach  der  Auflösung  des  grofse 
Reiches  geblieben  ist,  wissen  wir  nicht.  Am  wahrscheinlichsten  ist  die  Vei 
mutung  Onckens,  dafs  die  Briefe  in  Ephemeriden  des  Eumenes  und  Diodotc 
zusammengestellt  gewesen  seien.  —  Ferner  ist  eine  Rekonstruktion  des  Werke 
des  Nearchos1),  das  die  indische  Expedition  zum  Gegenstande  hat,  untei 
nommen  worden,  indem  aufser  den  mit  dem  Namen  des  Nearchos  bezeichnete 
Fragmenten,  die  bereits  früher  ziemlich  vollzählig  zusammengestellt  warei 
alles  das  hinzugenommen  ist,  was  entweder  offenbar  aus  Nearchos  entlehr 
oder  aus  bestimmten  Gründen  auf  denselben  zurückzuführen  ist.  Reiche  Auf 
beute  gewährt  die  'Ivdixr  des  Arrian,  worin  uns  bekanntlich  das  Werk  de 
Nearchos  zum  gröfsten  Teil  erhalten  ist;  dazu  kommen  erhebliche  Ergänzunge 
aus  Arrians  Anabasis  und  aus  Strabon. 

Über  die  Quellen  der  Epigonenzeit  liegen  umfassendere  Unter 
suchungen  nicht  vor.  Einzelnes,  diese  Epoche  Betreffendes,  aus  anderweitige! 
Publikationen  soll  kurz  hervorgehoben  werden.  Nicht  ohne  Bedeutung  sin« 
in  einzelnen  Punkten  auch  für  die  Geschichte  dieser  Periode  Textesbesserungei 
zu  den  Biographieen  des  Plutarch8);  so  ist  der  anderweitig  nicht  be 
kannte  Flufs  Chares  aus  Plutarchs  Arat  Kap.  28  ausgemerzt  und  dafür  ei 
Nebenflufs  des  Inachos,  Cbaradros,  eingesetzt  worden,  der  dicht  bei  Argo 
vorbeifliefst.  Ferner  mag  hier  wenigstens  hingewiesen  werden  auf  eine  gric 
chische  Ausgabe  der  Plutarchischen  Biographieen  des  Agis  und  Kleo 
mencs3)  mit  Anmerkungen,  die  im  wesentlichen  auf  Korais,  Sintenis,  Siefer 
und  Blafs  beruht.  —  Über  Pol ybios  ist  für  die  vorliegende  Periode  diesma 
nur  wenig  zu  berichten.  Die  an  sich  äufserst  interessanten  Untersuchungei 
über  den  Polybianischen  Sprachgebrauch4),  die  nicht  selten  zu  Textes- 
änderungen führen,  können  hier  nicht  näher  besprochen  werden.  Alsdann 
ist  noch  eine  kleine  Arbeit  über  die  Reden  bei  Polybios5)  zu  erwähnen, 
die  auf  das  gesamte  Polybianische  Geschichtswerk  Bezug  nimmt  Polybios 
macht  dem  Timaios  den  Vorwurf,  so  berichtet  zu  haben,  wie  es  gesprochen 
werden  sollte.  Er  will  sogar  die  Form  der  Rede  möglichst  beibehalten 
wissen.  Nur  das  Wichtigste  und  Belehrendste  von  den  Reden  soll  nach  ihm 
mitgeteilt  werden;  er  thut  es  bald  in  direkter,  bald  in  indirekter  Form.  Ali 
echt  müssen  die  Reden  bei  ihm  ohne  Ausnahme  angesehen  werden;  dii 
direkten  können  vielleicht  als  inhaltlich  und  wörtlich  genauer,  die  indirekte! 
als  kürzer  zusammengefafst  und  nur  das  Wesentliche  der  wirklich  gehaltene! 
Reden  vorführend  bezeichnet  werden.  Wenn  im  übrigen  aus  einer  Stelle1 
gefolgert  wird,  Polybios  sehe  die  Reden  als  Kern  der  Begebenheiten  und  di 
Grundlage  der  ganzen  Geschichte  an,  so  ist  dagegen  darauf  hinzuweisen,  dal 


1)  A.  Vogel,  Zu  Nearchos  von  Kreta.  In  den  Jahrb.  f.  Philol.  S.  813— 20. —  2)  He 
werden,  Ad  Plutarchi  vita*.  Im  Rhein.  Mus.  f.  cl.  Philol.  S.  456  68  und  S  529—42.  - 
3)  M.  Gkiolma»,  Hiot  nagakkr^oi  llkowäoxov  T.  ng.  "Aytt  —  Kleoftivr^.  Athe 
107  S.  —  4)  F.  Kaelkor,  Quaestionos  de  elocutione  Polybiana.  Inaug.-Disa.  Leipzig.  Him\ 
fehl.  102  S.  (Besonderer  Abdr.  auch  aus:  Loipzigor  Studion  f.  cl.  Philol.  111).  —  11.  Stiel 
Do  Polybii  dicendi  genore.  D  Dias.  Erlangen.  —  5)  H.  Welzhofer,  die  Reden  des  Polybi« 
In  den  Jahrb.  f.  Philol.  S.  539—44.  —  6)  Pol.  XU.  25a. 


Griechenland:  Geschichte  Alexanders  d.  Grofsen  u.  d.  Biadochen.  1,95 

die  betreffende  Stelle,  wie  der  ganze  Zusammenhang  zeigt,  allgemein  aufzu- 
fassen ist  und  sich  nicht  auf  die  Reden  allein  bezieht. 

An  dieser  Stelle  ist  noch  eine  Arbeit  zu  besprechen,  die  zwar  an  sich 
diesem  Bericht  etwas  fern  liegt,  die  aber  an  einzelnen  Stellen  in  ihrer  An- 
wendung für  die  Quellenkritik  einen  bemerkenswerten  Beitrag  liefert.1) 
Es  soll  darin  die  besondere    Fassung    der  Ansicht   von    der  xv%r\   bei  den 
späteren  griechischen  Historikern  nachgewiesen  werden  und,  soviel  es  mög- 
lich ist,  ihr  Zusammenhang  mit  den  philosophischen  Theorieen  der  Zeit  auf- 
gedeckt werden.      Darauf  hin  wird  nun,  indem  der  Satz  als  feststehend  an- 
gesehen wird,    dafs  Diodor  aus  seinen   Quellen  nicht  blofs  die   Thatsachen, 
sondern  auch  die  eigentümliche  Färbung  der  Darstellung  und  Weltanschauung 
bewahrt  hat,    ein  Teil  des   18.  Buches  bei  Diodor  nicht  dem  Hieronymos 
von  Kardia,  sondern  dem  Duris  zugewiesen, 8)  weil  sich  darin  die  dem  Duris 
eigentümliche    Neigung   findet,    bei  bedeutenden  Momenten  Halt  zu  machen 
und  aber  ihren   Inhalt  zu  reflektieren,  eine   Darstellungs weise,  die  von   der 
rahigen  Art  des  Hieronymos  völlig  verschieden  war.      Dem  Duris  aber  hat 
bereits  das  Werk  des  Hieronymos   vorgelegen.      In  Bezug  auf  den  anderen 
Teil  des   18.  Buches  wird  der  Ansicht  zugestimmt,    nach  der   hier  Diyllos 
Hauptquelle  ist3)      Auch  bei  Plutarch  findet  sich  in  Abschnitten,  die  duri- 
deischen   Ursprung  haben,  derselbe  Hang  zu  dem  Gerede  über  das  Walten 
der  %vp\,  wie  bei  Diodor  im  18.  Buche.    So  in  der  Biographie  des  Demetrios; 
weh  der  Teil  der  Biographie  des  Dcmosthenes,  welcher  eine  rein  geschicht- 
liche Quelle   hat,  geht  vorzugsweise  auf  Duris  zurück;4)    daneben  hat  aber 
Plutarch  diese   Partie    selbständig   überarbeitet  und  mancherlei    hinzugefügt 
Zorn  Schlafs  wird  der  Wunsch  ausgesprochen,  es  möchten  die  Ziele  für  die 
Quellenforschung  im  Plutarch    und  Diodor    etwas   fester    gesteckt    und   aus 
einer  umfassenden    Durchforschung  gezeigt  werden,   wie  weit  sie  selbst  die 
Darstellung  ihrer  Quellen  stilistisch  und  inhaltlich  änderten. 

Die  gleichzeitigen  chronologischen  Untersuchungen  des  vorigen  Jahres 
ton  Usener  und  Unger6)  über  die  Einführungszeit  des  metonischen 
Cyklus  hatten  zu  verschiedenen  Resultaten  geführt.  Unger  hat  nun  die 
Forschung  von  neuem  aufgenommen6)  und  glaubt  in  den  Hauptpunkten  an 
seinen  Ergebnissen  festhalten  zu  müssen.  Es  handelt  sich  dabei  um  4  Grund- 
fragen, in  denen  die  beiden  Chronologen  von  einander  abweichen,  und  die 
von  Unger  in  den  ersten  4  Kapiteln  ausführlich  erörtert  werden.  Kap.  I: 
Me^elxdöag.1)  Die  Griechen  zählten  bis  auf  Alexander  im  letzten 
Drittel  des  Monats  mit  der  Bezeichnung  cp&lvovzog  (fxrpog)  rückwärts;  seit- 
dem zeigt  sich  die  Formel  fierelyAdag,  bei  der  man  bisher  Addition  an- 
nahm, so  dafs  z.  B.  devriQCt  (Aereixddag  der  22.  des  Monats  war.  Usener 
stellte  nun  die  Ansicht  auf,  dafs  fÄereixadag  einfach  an  Stelle  von  q&lvovrog 
getreten  sei,  auch  hier  als  Subtraktion  angewandt  werden  müsse;  devrfQa 
pridxadag  bezeichnet  nach  ihm  den  29.  des  Monats.  Unger  sucht  die 
Gründe  Useners  zu  widerlegen  und  hält  an  der  ursprünglichen  Auffassung 
fest,  auf  die    der  gewöhnliche  Sprachgebrauch   hinweist.  —  Kap.  H:   Der 


])  F.  Rosiger,  Die  Bedentang  der  Tyche  bei  den  späteren  griechischen  Historikern, 
taonden  bei  Demetrios  von  Phaleron.  Gymn.-Progr.  Konstanz,  Stadler.  24  S.  gr.  4°.  — 
2)  S.  20-24.  —  3)  Nach  Unger,  vgl.  Jahresbericht,  I,  70  f.  —  4)  Vgl.  dagegen  oben 
W  Gebhardt  S.  93.  —  5)  Vgl.  Holm  a.  a.  0.  S.  366—68  und  Jaluresbericht ,  11,  1. 
84  f.  —  6)  G.  F.  Unger,  Der  attische  Schaltkreis.  Im  Philologus  8.  475  —  526.  — 
71  &  476—88. 


1,96  VL    M.  Klatt: 

Aasfalltag  des  hohlen  Monats.  ')  Nach  Usener  ist  es  die  hm 
(p&lvovrog  (der  22.  des  vollen  Monats);  dem  gegenüber  hält  Unger  seil 
Auffassung  fest,  wonach  die  devreqa  w&.  (der  29.  des  vollen  Monats)  übe 
Sprüngen  and  die  Benennung  TQiamg  auf  den  29.  Tag  übertragen  wnrd 
Dabei  konnte  allen  anderen  Benennungen  die  Zablbedeutung  belassen  werde 
welche  sie  im  vollen  Monat  hatten.  —  Kap.  III:  Jevreqa  ipßokipo 
^H/ieQoXeyöov.2)  Sachliche  Bedenken  der  schwersten  Art  sprechen  na< 
Unger  gegen  die  Annahme  von  2  Schalttagen  in  einem  Monat  —  Kap.  F 
Zwei  Schaltjahre  nach  einander.3)  Das  Jahr  314  ergiebt  Anzeicbe 
eines  Schaltjahres;  ebenso  aber  auch  313.  Das  Vorkommen  von  2  Schal 
jähren  nacheinander  ist  die  Negation  eines  Cyklus.  Usener  findet  die  E 
klärung  dieser  Erscheinung  in  dem  Wechsel  des  ganzen  Systems:  bis  31 
habe  die  Oktaeteris  bestanden,  das  Schaltjahr  313  bilde  den  Übergang  zu 
metonischen  Cyklus,  der  312  eingeführt  worden  sei.  Nach  Unger  dagege 
ist  313  ein  Gemeinjahr  gewesen.  Das  Praescript,  auf  welches  hin  man  31 
für  ein  Schaltjahr  erklärt  hat,  ist  anders,  als  Usener  gethan,  zu  ergänz« 
Unger  stützt  sich  dabei  darauf,  dafs  Inscr.  att.  II.  1*0  demselben  Jahre  31 
angehört,4)  alle  für  diese  Js.  denkbare  Ergänzungen  aber  gegen  das  Schal 
jähr  beweisen.  Danach  erhält  nun  Unger  das  Resultat,  dafs  der  19 jährig 
Cyklus  nach  346  und  vor  332  in  Athen  eingeführt  worden  ist. 

In  Betreff  der  Chronologie  der  Diadocbengeschichte  bei  Diodo 
liegen  2  Arbeiten5)  vor,  die  im  wesentlichen  die  früher  veröffentlichten  Ai 
sichten  der  beiden  Vf.6)  verteidigen  sollen.  Reufs  sucht  Ungers  Sats 
durch  Prüfung  der  Chronologie  in  verschiedenen  Punkten  zu  widerlegen  an 
sieht  Ungers  Versuch,  in  Diodors  Jahresrechnung  ein  festes  chronologische 
Princip  nachzuweisen,  als  gescheitert  an;  vielmehr  setze  Diodor  nach  eigene! 
Gutdünken  und  oberflächlicher  Sichtung  seine  einzelnen  Jahre  an,  wobei  c 
sehr  ungeschickt  zu  Werke  gegangen  sei.  Der  Jahresanfang  bei  Hieronymo 
fallt  jetzt  auch  nach  Reufs  wahrscheinlich  mit  dem  Frühlingsanfang  zusammei 
Dagegen  verteidigt  Unger  seine  Grundanschauung,  wonach  die  verschiedene 
Jahresanfänge  bei  Diodor,  die  ja  auch  Reufs  nicht  leugnet ,  durch  die  Bc 
nutzung  verschiedener  Quellen,  deren  Jahresepoche  D.  mit  herübernahm,  hei 
beigeführt  sind;  der  Diadocbengeschichte  Hegen  nach  Unger  2  Jahres 
rechnungen  zu  Grunde,  die  des  Hieronymos,  die  von  Frühling  zu  Frflhlin 
and  die  des  Diyllos,  die  von  Herbst  zu  Herbst  gehe.  Der  prineipiett 
Unterschied  zwischen  Reufs  und  Unger  besteht  also  jetzt  hauptsächlich  i 
Betreff  der  Frage,  wie  die  thatsächlich  vorhandenen  Abirrungen  Diodors  » 
erklären  sind.  — 

Neue  gröfsere  zusammenfassende  Darstellungen  sind  rar  di 
vorliegende  Periode  in  diesem  Jahre  nicht  veröffentlicht  worden.  Eine  ne» 
Auflage  von  Droysens  Geschichte  Alexanders  des  Grofsen7)  b 
herausgegeben  worden,  die  jedoch  in  ihrem  Kern  eine  wesentliche  Umge 
staltung  nicht  erfahren  hat  In  ihrer  äusseren  Ausstattung  sind  einig 
Änderungen  erfolgt,  die  ihrem  Zwecke,  dem  einer  Schul-Ausgabe,  entsprechet 


1)  S.  488—97.  —  2)  S.  497—501.  —  3)  501-511.  —  4)  Nach  Ad.  Keusch,  d 
diebus  contionum  ordinariarum  apud  Athenienses,  Dissert  Argentor.  S.  7,  vgl.  Unger  S.  508 1 
—  '>)  J.  Reufs,  Zur  Chronologie  der  Diadochenzeit  Im  Philologus  S.  91 — 112  and  G.  1 
Ungor,  Die  Jahrepoche  des  Diodoros.  Im  Philologus  S.  305 — 25.  —  6)  Vgl.  JahresbericJ 
l  S.  70  u.  71.  —  7)  J.  G.  Droysen,  Geschichte  Alexanders  des  Grofsen.  3.  Aufl.  M 
5  Karten  von  Rieh.  Kiepert     Gotha,  Perthes.     404  S. 


Griechenland:  Geschichte  Alexanders  d.  Greisen  n.  d.  Diadochen.  If97 

üe  Anmerkungen  und  Citate  sind  an  den  Schlafs  des  Werkes  verwiesen 
ttd  auf  14  Seiten  zusammengedrängt  und  nicht  unwesentlich  verändert;  die 
eiden  Beilagen  der  2.  Ausgabe  über  die  Chronologie  und  die  Quellen  sind 
)rtgelas8en.  Neu  hinzugekommen  sind  5  Karten:  1 — 3.  die  Schlachtfelder 
m  Granikos,  von  Issos  und  Gaugamela;  4.  Alexanders  Übergang  über  den 
[jdupes  und  Schlacht  gegen  Porös;  5.  Übersicht  der  Züge  Alexanders  mit 
co  Planen  von  Tyros,  Miletos  und  Halikarmassos. 

Aach  Monographieen  sind  wenigstens  für  das  eigentliche  Griechen- 
ind  in  diesem  Jahre  hier  nicht  zu  verzeichnen;  einzelne  Beiträge  zur 
eaeren  Kenntnis  der  hellenistischen  Staaten  in  Asien  und  Ägypten  sind 
ertffentlicht  worden.  So  in  Betreff  Antiochos'  des  Grofsen,1)  von 
Ion  ein  Schwestersohn  namens  Mithridates  bei  Polybios*)  erwähnt  wird. 
Wv  wissen,  dafs  die  Schwester  des  Antiochos  ein  Xerxes  geheiratet  hat; "  es 
tird  nan  die  Vermutung  aufgestellt,  dafs  dieser  Mithridates  ein  Sohn  des 
totiochos  von  dessen  Schwester  gewesen  ist.  Eine  früher  dem  Mithridates 
UHnikos  v.  Gommagene  zugewiesene  Münze  gehört  diesem  Mithridates  an, 
m  180.  —  Eine  2.  Münze 8)  wird  auf  den  Sohn  Ariaraths  V.  von  Kappa- 
loden, Mithridates  Philopator,  bezogen,  der  erst,  nachdem  er  erwachsen, 
äo  Namen  Ariarath  annahm  und  166  oder  164  seinem  Vater  folgte.  — 
Auf  Grand  zahlreicher  Inschriften  ist  der  Versuch  gemacht  worden,  an  einem 
Beispiel  zu  zeigen,  wie  sich  die  Verfassungen  und  bürgerlichen  Einrichtungen 
dff  hellenistischen  Staaten  unter  der  Herrschaft  der  Römer  verändert  und 
fortentwickelt  haben;  als  Beispiel  dient  Ephesus,4)  die  damals  hervor- 
ragendste Stadt  Klein-Asiens.  Die  kommunale  Selbstverwaltung  blieb  be- 
stehen, und  im  grofsen  und  ganzen  hielt  man  an  früheren  Einrichtungen 
j»L  Es  wird  gesprochen  in  Kap.  I.  de  civibus  incolisque;6)  II.  fj  ßovlij  %al 
><fijfiog  %ai  rj  ytqovaia^)  wobei  sich  herausstellt,  dafs  die  hauptsächlichste 
facht  in  den  Händen  des  Volkes  war,  das  in  ordentlichen  und  aufeer- 
Tdentlichen  Versammlungen  Beschlüsse  fafste.  HI.  de  magistratibus  muneri- 
Qsqne  et  sacerdotiis;7)  der  König  hatte  gar  keine  Macht,  sondern  nur  ge- 
riae  Privilegien;  die  vornehmsten  Beamten  waren,  wie  seit  Alexanders 
&t  in  den  übrigen  hellenischen  Staaten,  so  auch  hier  die  Strategen,  über 
eren  Zahl  nichts  feststeht. 

Eine  Reihe  von  kleineren  Abhandlangen  beschäftigt  sich  mit  dem 
tellenistischen  Ägypten.  Über  die  Gründung  von  Alexandria  hat 
-iimbroso8)  eine  neue  Auffassung  veröffentlicht.  Er  ändert  in  einer  Stelle 
*i  Strabo *)  Nivtortolei  in  Neaycölei.  Dies  Neapolis  ist  ihm,  im  Gegensatz 
a  dem  Quartier  Rhakotis  oder  Palaeopolis,  der  bei  der  Gründung  von 
Ueundria  angelegte  neue  Stadtteil,  der  den  königlichen  Palast,  das  Museum, 
fa  Mausoleum  umfafste.  Diese  und  anderweitige  Ergebnisse,  zu  denen 
Umbroso  in  seiner  Arbeit  kommt,  werden  von  C.  Wachsmuth10)  sämt- 
fch  verworfen.  Nichts  berechtigt  nach  ihm  zu  der  Annahme,  dafs  die  Ent- 
ladung der  hellenischen  Stadt  Alexandria  —  und  nur  um  einen  Gegen- 
ufe  zwischen  den  einzelnen   Teilen  der  hellenischen  7tohg  könnte  es  sich 


1)  Blau,  2  Mithridate.  In  der  Zeitschr.  f.  Numismatik  S.  33—39.  —  2)  VIII,  25a. 
~°3)Blan  a.  a.  0.  —  4)  J.  Menadier,  Qua  condicione  Epherii  usi  sint  inde  ab  Asia 
•  Intum  proünciae  redaeta.  Inaug.-Diia.  Berlin,  G.  Schade,  106  S.  8°.  —  5)  S.  9—28. 
M)  8.  J9— 63.  —  7)  S.  64—106.  —  Nicht  zugänglich  war  dem  Ref.:  Kuhnt,  Rhodos 
*}■  Jahrb.  Progr.  Budweia.  —  8)  Origine  Alleasandrine.  Im  Bull.  d.  J.  d.  C.  A.  Man- 
**  -  9)  XVII  S.    765.   —    10)  Zar  Geschichte  yon  Alexandria.    Im  Rhein.  Mos.  85. 

BUoibeha  Jahrasberiabft«.    18S0.    £  n 


I?98  "VH.    F.  Abraham: 

handeln,  nicht  um  die  zwischen  dem  ägyptischen  Flecken  und  der  griechischen 
Gründung  überhaupt  —  so  vor  sich  gegangen  sei,  dafs  zuerst  das  alte 
Rhakotis  mit  Anlagen  bedeckt,  dann  in  späterer  Zeit  das  Königsquartier  be- 
siedelt wurde.  —  In  Betreff  des  ersten  ägyptischen  Königs  Ptolemäos  Lagi, 
mit  dem  Beinamen  Soter,  wird  auf  Grund  veröffentlichter  Akten  nachge- 
wiesen, dafs  sein  Vater  nicht  Lagos,  sondern  Ptolemäos  hiefs. l)  Wenn 
derselbe  „Lagos"  genannt  wird,  so  ist  dies  als  Spitzname  („Hasenfufs")  auf- 
zufassen. —  Die  griechischen  Beinamen  wurden  den  Ptolemäern  nicht  beim 
Regierungsantritt,  sondern  erst  bei  besonderen  Gelegenheiten  als  eine  Dank- 
bezeugung vom  Klerus  zuerkannt  So  wurde  dem  Ptolemäos  Euergetes  der 
griechische  Beiname  erst  im  9.  Jahre  seiner  Regierung  verlieben.  —  End- 
lich ist  uns  ein  recht  anschauliches  Bild  von  der  Bedeutung  Alexandrias 
und  dem  rührigen  Leben  in  dieser  Kolonie  entworfen  worden.9)  Trefflich 
haben  die  Ptolemäer,  besonders  die  ersten  drei,  Ptolemäos  Soter,  Philadelphos 
und  Euergetes,  in  ihrem  Reiche  die  Idee  des  Hellenismus,  d.  h.  der  Aus- 
breitung der  hellenischen  Bildung  über  den  Erdkreis  zur  Wahrheit  zu  machen 
verstanden. 3) 


VII. 
F.  Abraham.   G.  Bolze. 

Rom  und  Italien. 

a.  Bis  M.  Aurel. 

Unter  den  Funden  in  der  Stadt  Rom,  welche  fortdauernd  durch  den 
Umbau  und  die  Modernisierung  derselben  begünstigt  werden,  ist  wohl  der 
interessanteste  ein  Fries  mit  äufserst  lebendigen  Darstellungen  aus  der  vita 
forensis;4)  anfangs  in  unbequemen  und  schwer  zugänglichen  Räumen  unter- 
gebracht, ist  er  jetzt  in  das  Museo  Tiberino  aufgenommen  worden.  In  der 
Nähe  des  Forums  fand  man  die  Basilica  Fulvia  Emilia-,6)  neu  aufgedeckte 
Columbarien6)  enthielten  die  Urnen  von  Sklaven  und  Freigelassenen  sehr  be- 
kannter Familien  aus  den  letzten  Jahren  der  Republik;  es  fanden  sich  die 
Namen:  C.  Marius  C.  f.,  P.  Licinius  Stolo,  Manlius  Torquatus,  Cluvius  Ru- 
fus  u.  a.  Im  übrigen  Italien  bleiben  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  im 
alten  Etruskergebiet   für   die   römische  Geschichte   von   besonderer  Wichtig- 


1)  E.  Bovill out,  vgl.  oben  S.  42.  —  2)  E.  Lübbert,  Alexandria  unter  Ptolemäua 
Philadelphia  and  Euergetes.  Bede  zur  Feier  dos  Geburtstages  seiner  Majest  d.  d.  Kaisers 
Wilhelm.  Kiel,  Universitäts-Buchhandlung.  16  S.  4°.  —  3)  Aus  dorn  vorigen  Jahre  ist 
noch  zu  erwähnen:  P.  Quiraud,  De  Lagidarum  cum  Bomanis  societate.  Diss.  Paris,  worin 
die  Besprechung  des  Verhältnisses  mit  den  Römern  bis  zum  Ende  der  Ptolemäer  geführt  wird. 
4)  Arch.  Zeit.  S.  107 ;  193.  —  Im  allgemeinen  verweise  ich  auf  die  Jahresb.  II,  1,  90  A. 
1  u.  5  namhaft  gemachten  Publikationen.  —  5)  Bulletino  dell'  Inst  d.  Corr.  Arch.  S.  38—42. 
—  6)  Ebda.  S.  36  t,  65  t 


Born  und  Italien  bu  M.  AureL  T  99 

keit,1)  daneben  natürlich  die  von  Pompeji.*)  Die  zum  1800.  Anniversarium 
der  Verschüttung  erschienene  Publikation  Ruggieros3)  unterwirft  A.  Mau4) 
einer  eingehenden  kritischen  Besprechung,  während  0.  v.  Bezold5)  bei  einer 
erneuten  Prüfung  des  Stadtplans  mit  Nissen  die  sogenannte  via  delT  Abbon- 
danza  für  den  decumanus  maxünus  hält,  da  sie  forum  und  comitium  scheidet; 
dagegen  sieht  er  via  di  Mercurio  und  delle  Scuole  für  den  cardo  maximus 
an  und  erklärt  die  daraus  sich  ergebende  Unregelmässigkeit  der  Stadtanlage 
nach  Analogie  unvollständiger  Atrien  aus  zufälligen  Beschränkungen  des  Ter- 
rains. Die  Schlußfolgerungen  Comparettis  in  seinem  Aufsatz:  la  villa  dei 
Pkoni6)  weist  Mommsen7)  ziemlich  scharf  zurück  und  verwirft  besonders 
auch  dessen  Vermutung,  dafs  die  in  jener  Villa  gefundene  Büste  den  Cal- 
purnius  Piso  darstelle.  Dasselbe  thut  auch  E.  Hübner.8)  Interessant  ist 
auch  das  Resultat  einer  Ausgrabung  bei  Civita  Castellana:  es  fand  sich,  dafs 
dort  einst  eine  Heilquelle  existiert  hat,  die  vom  6.  Jh.  vor  bis  zum  2.  Jh. 
nach  Chr.  zum  Trinken  benutzt  wurde.9)  —  Von  gespaltenen  Bronzefedern 
ans  dem  Altertume  ist  ein  fünftes  Exemplar  entdeckt  worden;  bei  der  Vor- 
legung desselben  im  archäologischen  Institut  in  Rom  entspann  sich  eine  Dis- 
kussion zwischen  M.  St.  De  Rossi  und  Heibig,  ob  die  alten  Gelehrten 
stilus  und  Wachstafeln  gebrauchten,  wie  der  erstere  behauptete,  oder  cala- 
mus  und  papirus,  was  der  zweite  mit  verschiedenen  Belegstellen  verteidigte.10) 
Die  Funde  in  Norditalien  dienen  zu  weiterer  Bekräftigung  der  von  Heibig 
gezogenen  Resultate;  an  der  Südseite  Siciliens  wurden  seit  1877  einige  Gräber 
aufgedeckt,11)  deren  Inhalt  Andrians  Annahme  eines  uralten  ausgedehnten 
Handelsverkehrs  bestätigen.1')  Gewisse  eigentümliche  BronzegefäTse,  welche 
sich  sowohl  am  Po  als  auch  in  Mitteleuropa  gefunden  haben,  und  die  von 
Genthe,  Virchow,  Lindenschmitt  für  etruskische  gehalten  werden,  sind  jetzt 
auch  auf  den  Stätten  von  Cumae  und  Capua  nachgewiesen  worden;  Heibig 
hält  sie  daher  nicht  für  etruskisch,  sondern  für  griechisch,  chalcidisch,13) 
eine  Annahme,  die,  wenn  sie  durchdränge,  von  weitreichendstem  Einflufs  auf 
nnsre  Anschauung  von  der  Urgeschichte  Italiens  und  Mitteleuropas  sein  würde. 
Em.  Dressel  hat  seine  Besprechung  der  Funde  auf  dem  Esquilin  fortge- 
setzt, modificierte  aber  seine  frühere  Ansicht  dahin,  dafs  die  Verfertiger  der 
Geräte  nicht  ans  Etrurien,  sondern  aus  Campanien  stammen  und  dafs  die 
darauf  befindlichen  Buchstaben  für  oskisch,  vielleicht  für  altlateinisch  zu 
halten  seien.14) 

Von  neuen  Inschriften  sind  erwähnenswert:  eine  sehr  alte,  aus  dem 
IV.  Jh.  der  Stadt,  auf  einem  zwischen  Viminal  und  Quirinal  gefundenen 
Weihgefäfs,  nach  Dresseis  Ansicht  vielleicht  sogar  die  Kopie  einer  noch 


1)  Gamnrrini,  sopra  alc.  acoperte  occ.  e.  1.  citta  d.  Orvieto  (Thor  u.  Jupitertempel 
Ton  Volainium)  ebda.  S.  133  ff.  Bochi,  Adria.  Notizie  d.  scavi  1879.  S.  88,  132.  Hei- 
big, Viaggio  neu'  Etruria.  Ball.  d.  C.  B.  241—65.  Derselbe,  Scan  di  Vulci.  Ebda. 
S.  142—150,  209—216.  —  2)  A.  Mau,  Scavi  di  Porapei.  Ebda,  paasim.  —  3)  S.  Jahreab. 
II,  1,  90  A.2;  92.  —  4)  BulJetino,  S.  87—96,  123—127.  —  5)  Oaserrazioni  s.  limitazione 
d.  Pompei.  Ebda.  S.  151—59.  —  6)  S.  Jahreab.  II,  1,  92.  —  7)  Inschriftbüsten.  Arch. 
Zeit  8.  32 — 36.  —  Die  Inschrift  der  für  Pyrrhoa  gehaltenen  Büßte  ist  Opr^os  zu  erganzen, 
die  der  Domitiabuste  ist  modern.  —  8)  I).  Bildnis  d.  Seneca.  Ebd.  S.  20  ff.;  Tgl.  S.  20 
A.  3.  —  9)  O.  Kieseriaky  im  Balletino,  8.  108—113.  —  10)  Ebda.  S.  68,  150.  — 
11)  Notizie  comm.  all.  Acad.  dei  Lincei  1879,  S.  230  ff.  —  12)  L.  Mauceri,  Sa  talane 
tombe  ant  aeoperte  tra  Licata  e  Racalmato  Annali  d.  I.  d.  C.  A.  Bd.  52,  S.  5 — 27.  — 
18)  S.  alc.  bronzi  troy.  a  Coma  ed  a  Capua.  Ebda.  S.  223—255.  —  14)  Sappellottile  deü' 
intich.  necrop.  Esqu.  IL  Annali  d.  L  d.  C.  A.  Bd.  52,  S.  265—342.  Ball.  d.  I.  d.  C.  A. 
S.  137  L,  161  ff.    8.  Jahreab.  U,  1,  92. 


1,100  VIL     F.  Abraham: 

älteren,  z.  t.  in  saturnischen  Versen  geschriebenen;1)  ans  Todi  in  Umbrien, 
dem  alten  Tader,  die  eines  Soldaten  der  41.  Legion,  aas  welcher  Henzen 
nachweist,  dafs  diese  Kolonie  von  Octavian  am  725  d.  St.  nach  der  Ab- 
setzung des  Lepidas  angelegt  worden  ist;9)  eine  Inschrift  aas  Afrika,  die  als 
Prokonsul  dieser  Provinz  für  26 — 29  n.  Chr.  Vibius  Marsus  ergiebt;3)  eine 
andre  ebendaher,  zwischen  Carthago  and  Bulla  Regia  gefanden  and  eine  Ein- 
gabe von  Colonen  an  Commodus  enthaltend;4)  ferner  aus  Rom  die  eines 
'Caesaris  Aug.  vilicus  borreorum  Galbianorum  coh.  triam',  von  Wichtigkeit 
für  die  Bestimmung  der  Zeit,  in  welcher  diese  Speicher  errichtet  worden 
sind;6)  endlich  ebenfalls  aas  Rom,  and  zwar  vom  Forum  aas  der  Nähe  des 
Severusbogens  eine  grofse  Ehreninschrift  für  den  Sieg  bei  Faesulae  über 
Radagais  im  Jahre  405.  Der  Name  des  Stilicho  ist  auf  ihr  aasradiert.6) 
In  Venedig  wurde  die  Inschrift  eines  vornehmen  Berytensers  wieder  gefunden, 
welcher  unter  Quirinius  in  Syrien  Kriegstribun  war  und  als  solcher  die 
Schätzung  in  Apamea  am  Orontes  abhielt.7)  —  Eine  von  Gamurrini  nach 
dem  Tode  Fabrettis  vollendete  Publikation8)  vermehrt  die  italischen  In- 
schriften um  mehr  als  900;  die  im  Auftrage  der  französischen  Akademie 
von  L.  Renier  fortgesetzte  Veröffentlichung  der  hinterlassenen  Arbeiten 
Borghesis9)  giebt  neue  Fragmente  der  Consularfasten.  Die  Tabula  Pisana 
wurde  von  Cl.  Lupi  neu  herausgegeben.10) 

Von  Bearbeitungen  inschriftlichen  Materials  ist  vor  allen  die  Arbeit  von 
Ch.  Descemet  über  die  Gens  Domitia  der  Kaiserzeit11)  zu  nennen.  Die 
Zusammenstellung  der  329  Ziegelinschriften  bat  auch  für  die  Chronologie  des 
IL  Jh.  (es.  suff.  v.  126)  Ertrag  gegeben.  Bei  Gelegenheit  des  mit  Stempeln 
eingeprägten  Zeichen  wurde  die  Frage  aufgeworfen,  ob  die  Römer  schon  ein- 
zelne Buchstaben  in  dieser  Art  verfertigt  hätten  und  so  der  Erfindung  der 
Buchdruckerkunst  ganz  nahe  gewesen  seien,  doch  wurde  dieselbe  verneint.12) 
Auf  Gefäfsen  aus  Campanien,  Etrurien  und  vom  Esquilin  finden  sich  die 
Namen  der  Verfertiger  mit  Vor-  und  Gentilnamen  und  dem  Zusätze  C.s.  — 
Caji  servus.  Mommsen  13)  weist  darauf  hin,  dafs  dies  Sklaven  waren,  welche 
sich  mit  Bewilligung  ihres  Herrn  als  Freie  gerierten.  Eine  solche  rein  privat- 
rechtliche Form  der  Freilassung  war  in  den  ältesten  Zeiten  der  Republik 
die  einzig  vorhandene,  auf  ihr  beruht  die  Entstehung  der  Plebs.  Die  in 
Grenoble  gefundene  Ehreninschrift  des  Kaisers  Claudius  II.14)  behandelte  von 
neuem  Fl.  Valentin,15)  welcher  dieselbe  ins  Jahr  269  setzt  und  aus  ihr 
folgert,  dafs  dieser  Teil  Galliens  damals  nicht  den  Tetricus,  sondern  Claudius 
als  Kaiser  anerkannte.  Auch  die  Bergwerksordnung  von  Vipasca16)  sowie 
die  Lex  Julia  municipalis17)  sind  wieder  behandelt  worden.  Für  die  Militär- 
kolonieen  des  Augustus  in  Italien,  so  weit  sie  sich  aus  Plinius  oder  ander- 


1)  Di  n.  antich.  iscr.  latina.  Annali  S.  158—195.  —  2)  Balletino  S.  70  ff.  —  3)  Ac 
des  Inscr.  et  Beiles  Lettre«  19.  März.  —  4)  Ebda.  2.  April  u.  28.  Mai;  eingehend  be- 
sprochen t.  Mommsen,  Herrn.  XV,  385—411;  478  ff,  —  5)  Balletino  S.  98  ff.  —  6)  Ac 
d.  Insc.  tot  B.  L.  5.  März.  Sie  wurde  von  Henzen  in  der  Festsitzung  des  arch.  Instituts 
am  23.  April  erläutert  Bulletino  S.  168—174.  —  7)  Arch.  Zeit.  8.  195  erläutert  ?on 
Mommsen.  —  8)  A.  Fabrotti,  Appendice  al  C.  I.  Halicar,  ed  ai  s.  suppl.  c.  p.  cura  di 
G.  F.  Gamurrini.  Florenz,  Ricci.  4°,  VIII,  106  S.  —  9)  B.  Borghesi,  oeurres  com- 
plHes  IX,  1.  Paris,  Impr.  nat  1879,  4°,  251  S.  —  10)  Decreti  d.  Colonia  Pisana.  Pisa 
1879.  MariottL  —  11)  Inscriptions  doliaire«  latines  et  Paris,  Thorin.  XXVII,  224  S.  vgl. 
Jahresb.  II,  1,  116.  —  12)  Rov.  crit  30,  S.  64—67.  —  13)  Arch.  Zeit  S.  43.  —  14)  S. 
Jahresber.  II,  1,  91;  109  f.  —  15)  Bulletino  8.  105  ff.  Congres  arch.  de  France,  46«  s.  ä 
Vienne.  Paris.  Champion  S.  323  ff.  —  16)  Be,  Tavola  Vipascense.  Arch.  giurid.  T.  33,  4,  5. 
Vgl.  Jahresb.  II,   1,  91.  —  17)  H.  A.  Seidel,  Obserr.  epigr.  Dias.  Breslau,  Köbner.    60  S. 


Born  nnd  Italien  bis  M.  Aurol.  LI  Ol 

weitig  vermuten  lassen,  stellte  L.  Holländer  sämtliche  Notizen,  sowohl 
inschriftliche,  als  ans  Schriftstellern  zusammen,1)  für  die  Jaden  von  Vespasian 
bis  Hadrian  die  inschriftlichen  A.  Darmesteter.2)  Ferner  sind  noch  zu 
nennen  Arbeiten  von  Mommsen  und  Hübner,8)  von  E.  Desjardins,4)  G. 
B.  De  Rossi,6)  H.  Jordan,6)  Weifsbrodt,7)  W.  Dittenberger,8) 
E.  Egger,9)  H.  Dessau,10)  Joh.  Schmidt11)  und  J.  H.  Mordtmann.1») 

Historische  Untersuchungen  über  die  Quellen  der  römischen  Geschichte, 
über  die  Schriftsteller,  welche  uns  die  Thatsachen  derselben  überliefern, 
sind  auch  in  diesem  Jahre  in  grofser  Auswahl  zu  verzeichnen.  Sie  erstrecken 
sich  über  das  ganze  Gebiet  und  versuchen  ihre  Kunst  an  fast  allen  Autoren, 
von  den  ältesten  bis  zu  den  jüngsten.  Während  einige  in  alter  Weise  jeden 
der  uns  erhaltenen  antiken  Historiker  ohne  Ausnahme  für  einen  Abschreiber 
halten,  der  den  gröfsten  Teil  seines  Werkes  aus  einer  oder  allenfalls  zwei 
verlorenen  Schriften  mehr  oder  weniger  sklavisch  kompiliert  hat,  und  diese 
verlorenen  Schriften,  selbst  wenn  kein  Bruchteil  derselben  direkt  erhalten 
ist,  mit  Namen  zu  nennen  wissen,  ja  sogar  sie  wieder  in  Primär-  oder  Ur- 
quellen zerlegen,  gehen  andre  weniger  kühn  vor  und  begnügen  sich  mit  ge- 
ringeren, aber  besser  gesicherten  Ergebnissen,  indem  sie  teils  die  vorliegenden 
Berichte  mehr  auf  ihre  Glaubwürdigkeit,  als  auf  ihre  Herkunft  prüfen,  teils 
sich  bescheiden,  die  gemeinschaftliche  Quelle,  die  sie  für  Nachrichten  ver- 
schiedener Autoren  gefunden  haben,  zu  charakterisieren,  ohne  sie  mit  einem 
der  uns  vielleicht  zufällig  erhaltenen  Namen  zu  verbinden.  Die  erste  Art, 
die  als  letztes  Ziel  die  Rekonstruktion  der  ältesten  Schriften  vor  Augen  hat, 
wird  für  die  Königszeit  und  die  Republik  bis  zu  den  punischen  Kriegen  leider 
nicht  entbehrt  werden  können,  denn  die  vorhandenen  Schriftsteller  stehen 
diesen  Zeiten  zu  fern,  und  enthalten  Nachrichten  von  zu  vielfach  verändertem 
und  abgeleitetem  Charakter;  für  die  späteren  Perioden  ist  der  andre  Weg 
entschieden  vorzuziehen,  und  wenn  auch  langsamer,  wird  er  auf  die  Dauer 
sicher  zu  besseren  Resultaten  führen.  Die  Annahme  aber,  dafs  alle  oder  doch 
die  meisten  Autoren  partieenweise  immer  nur  einer  Vorlage  folgen,  ist  jetzt 
schon  durch  verschiedene  Spezialuntersuchungen  als  hinfällig  erwiesen  worden. 

Einen  sehr  dankbaren  Stoff  für  Quellenuntersuchungen  bieten  durch 
ihren  mannigfaltigen  Inhalt  und  ihre  offenbare  Verwandtschaft  mit  einer  grofsen 
Anzahl  von  vorhandenen  Autoren  die  Schriften  Plutarchs  und  Appians.  Mit 
ihnen  beschäftigt  sich  die  sorgfältige  und  sehr  übersichtlich  geordnete  Ar- 
beit von  J.  C.  Vollgraff. 18)  Gewissermafsen  als  Prooemium  untersucht  V. 
das  Verhältnis  zwischen  Plutarchs  Fabius  Maximus  und  Livius.  Nahe  Be- 
rührung und  Abweichungen  ergeben,  dafs  beide  derselben  Quelle  folgten,  die 
Heranziehung  von  Cic.  d.  Div.  I,  35  und  Val.  Max.  I,  6,  §  6,  dafs  dies  Coelius 
war.    Aber  nicht  direkt,    wenigstens   nicht  für  Plutarch.    Denn  zieht  man 


1)  De  milit  coloniis  ab  Aug.  in  Italia  doduct.  Dias.  Halle  38  S.  —  Vgl.  oben  S.  100. 
—  2)  Vgl.  oben  S.  66.  —  3)  Th.  Mommsen,  z.  Krit  Ammians.  Herrn.  XV,  244  ff.  — 
Den.,  Fragm.  zweier  Bronzetafeln.  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Altertumsfr.  H.  67,  S.  47  f.  —  £. 
Hübner  u.  Th.  Mommsen,  Inschr.  d.  Nodonheiligtums.  Ebda.  H.  68,  53  ff.  —  4)  Un 
imi  de  l'emp.  Claude.  Her.  d.  phil.  IV,  1,  S.  59—67.  —  5)  Elogio  funebre  di  Turia  I. 
Studi  e  Docnm.  di  storia  e  diritto  I,  S.  1 — 37.  —  [Gonsuln  von  135]  Bulletino  S.  137  ff.  — 
6)  Inschr.  v.  Fuciner  See.  Herrn.  XV,  S.  5—12.  —  7)  SC.  de  Bacch.  Philol.  Bd.  39, 
6.  558  f.  —  8)  König  Massinissa  in  griech.  Inschr.  Rhein.  M.  31,  S.  145.  —  9)  Inscr. 
rel.  k  Mithridate.  Journ.  d.  Sav.  Nov.  —  10)  Inschr.  a.  Cirta.  Herrn.  XV,  471  ff.  —  11) 
2  getilgte  Inschr.  Ebda.  574—87.  —  12)  Inschr.  d.  Corbulo  (m.  Zusatz  von  Mommson). 
Ebda.  289—96.  —  13)  Greek  writers  of  Bom.  History.  Leyden.  V.  d.  Hoek  Br.  113  S.  in 
Comm.  b.  0.  Harrassowitz,  Leipz. 


1,102  'VIL    F.  Abraham: 

nun  Appian  heran,  so  läfst  sich  für  diesen  als  direkte  Quelle  nur  Polybius 
nachweisen,  von  Dionysins,  Livius,  Sallnst  bleibt  unentschieden,  ob  er  sie 
anmittelbar  oder  durch  einen  andern  benutzt  habe,  und  untersucht  man 
weiter  die  Berichte  Plutarchs  und  Appians  für  die  Zeiten  der  Gracchen,  für 
Cäsar  und  Pompeius,  so  finden  sich  überall  Nachrichten  aus  lateinischen 
Quellen,  zugleich  aber,  dafs  beide  sie  aus  ein  und  derselben  griechischen 
Bearbeitung  genommen  haben,  und  dafs  dies  wahrscheinlich  König  Jubas 
römische  Geschichte  gewesen  sei,  ergiebt  sich  aus  der  Prüfung  der  Vita 
Antonii.     Dies  ist  also  Plutarchs  Hauptquelle. 

Auch  Fr.  Reufs1)  weist  die  häufige  Benutzung  der  historia  Romana 
des  Juba  bei  Plutarch  nach,  speziell  in  der  Vita  des  Romulus  und  der  des 
Numa,  wobei  er  als  Hauptquelle  des  Juba  Varro  ansieht;  doch  sei  PL  von 
demselben  teils  auf  Grund  anderweitiger  Überlieferung,  teils  nach  eigener 
Schlufsfolgerung  oft  genug  abgewichen,  zuweilen  dadurch  aber  in  allerlei 
Irrtümer  verfallen.  B.  Nie  hu  es8)  vollendet  seine  Arbeit  über  Plutarchs 
Camillus.  Für  den  Krieg  mit  Veji  hatte  er  im  ersten  Teile  Valerius 
Antias,  Dionysius  und  Livius  als  Quellen  des  Plutarch  gefunden;  »für  die 
Kämpfe  mit  den  Galliern  findet  er  Livius  und  Claudius  Quadriganus,  nicht 
Dionysius,  von  dem  Plutarch  an  mehreren  Stellen  sehr  bedeutend  abweicht; 
der  Bericht  über  die  Licinische  Rogation  geht  vielleicht  auf  Licinius  Macer 
zurück,  den  möglicherweise  auch  Livius  benutzt  hat  Mit  der  Überlie- 
ferung von  der  gallischen  Katastrophe  und  den  Ereignissen  die  sich  daran 
schliefsen,  beschäftigen  sich  ferner  die  Arbeiten  von  Klimke3)  und  G. 
Thouret.4)  Der  erstere  wendet  sich  entschieden  gegen  Mommsens  An- 
sicht, dafs  Diodor  für  diese  Zeit  auf  Fabius  zurückgehe.6)  Aus  verschiedenen 
Anzeichen,  aus  der  Art  des  Berichts  über  die  Schlacht  an  der  Allia,  sowie 
aus  dem  über  den  zweiten  Samniterkrieg,  kommt  er  zu  dem  Schlafs,  dafs 
Diodors  Quelle  lateinisch  geschrieben  war,  dafs  sie  in  Livius  Bericht  eben- 
falls enthalten  ist,  und  dafs  dieser  Autor  selbst  Militär  gewesen  ist.  Zu 
ganz  ähnlichem  Resultat,  dafs  nämlich  Diodor  und  Livius  denselben  Bericht 
geben,  der  erstere  also  nicht  auf  Fabius  zurückgeht,  kommt  Thouret  durch 
eine  genaue  Prüfung  der  Ereignisse  an  der  Allia,  welche  wir  noch  später  zu 
erwähnen  haben.  Diodors  Quelle  müsse  ein  lateinisch  schreibender  Annalist 
aus  der  Gracchenzeit  mit  antidemokratischer  Tendenz  sein,  der  die  Vulgata 
nach  den  alten  Fasten  emendierte  und  offenbare  poetische  Ausschmückungen 
entfernte.  Plutarch  und  Florus  gehen  mit  Livius  auf  dieselbe  Urquelle  zu- 
rück, ohne  direkt  von  ihm  abzuhängen.  Auch  die  Periocha  folgt  nicht  Livius 
unbedingt,  ebensowenig  Orosius.  In  der  Schrift  de  vir.  ill.  bei  Eutrop  und 
Sextus  Rufus  liegen  z.  t.  ältere  Fassungen  als  bei  Livius  vor. 

Für  die  Zeit  des  zweiten  panischen  Krieges  nehmen  andauernd  Caelius 
und  die  karthagische  Quelle  des  Livius  und  Polybius  das  gröfste  Interesse  in 
Anspruch.  A.  v.  Breska6)  hat  in  einer  auch  stilistisch  sehr  lobenswerten 
Dissertation,  wie  uns  scheint,  nachgewiesen,  dafs  der  erstere  von  Polybius 
nicht  benutzt  worden  ist,  wohl  aber:  1.  Fabius,  dem  P.  namentlich  die  Stirn* 
mungsbilder  verdankt,  welche  die  Wirkungen  der  einzelnen  Kriegsnachrichten  in 
der  Stadt  Rom  schildern;  2.  ein  aus  dem  Scipionenkreise  stammender  Bericht, 

1)  De  Jubae  regia  h.  rom.  a  Plut  expresso.  Progr.  Wetzlar.  —  2)  De  fönt  Plntarchi 
y.  Camilli.  II.  4°,  18  S.  Münster.  —  3)  Diodorus  Sicul.  u.  d.  röm.  Annalistik.  1.  Progr. 
Königshütto  (IL  1881).  —  4)  Über  d.  gallisch.  Brand.  Jhrb.  f.  kW  Phil.  14.  Supplb. 
S.  93—188.  —  5)  S.  Jhrsb.  1,  81 ;  II,  1,  102.  —  6)  Unter»,  üb.  d.  Quell,  d.  Polybius. 
Diu.  Leipz.  98  S.     (Berl.,  W.  Moser). 


Rom  und  Italien  bis  M.  Aurel.  1,103 

der  zwar  ebenfalls  auf  einen  Augenzeugen  zurückgeht,  jedoch  mannigfach  ex 
eventu   gemodelt    erscheint  —  man    möchte   ihn   die   Familientradition   der 
Scipionen    und  Aemilii  Paulli  nennen;    3.   ein  vorzüglicher  Berichterstatter, 
namentlich  für  militärische  Dinge,    aus    der  Umgehung  Hannihals,    den  wir 
nach  den  uns  erhaltenen  Namen  nur  mit  Silcn  idenüficieren  können;   dann 
kann  aber  die  Erzählung  vom  Traum  Hannihals   nicht  von  Silen   stammen, 
and  Cicero  mufe  sich  in  der  bekannten  Stelle  geirrt  haben.     Tb.  Zieliriski1) 
beschäftigt  sich  nur  mit  dem  letzten  Teile  des  Krieges,  dem  Entscheidungs- 
kampfe in  Afrika.     Seine  Quellenuntersuchung  fuhrt  zu  dem  Ergebnis,   dafs 
da,  wo  Livius,  Cassins  Dio  und  Appian  übereinstimmen,  Gaelius  ihre  Quelle 
ist,  hei  Livius  teilweise  durch  Vermittlung  des  Yalerius  Antias,  dafs  Livius 
in  der  dritten  Dekade  zwar  Polybius  einsah  und  vielfach  benutzte,  aber  ihm 
nicht  so  unbedingt  folgte  wie  in  der  vierten  und  fünften.    Für  die  Landung 
Scipios  in  Afrika   glaubt  Z.  eine  griechische  Quelle  feststellen   zu  können, 
vielleicht  die  Annalen  des  Acilius  Glabrio.     Aus  einer  Episode   der  letzten 
Kriegsjahre,  den  Ereignissen  in  Ligurien,    welche  sich  um  die  Person  von 
Hannihals  jüngstem  Bruder  Mago  gruppieren,  und  die  bei  Livius  in   einer 
wunderbaren  Konfusion  erscheinen,  zieht  Thom.  Friedrich')  den  Schlufs, 
da&  Livius   seinen  Bericht   aus  Caelius   und  Yalerius   Antias   zusammenge- 
schrieben  habe,   während  Appian,   Cornelius  Nepos  und  Caelius   auf  Silen 
fußen,  welchen  Appian  wahrscheinlich  durch  Juba  kennen  lernte.    Ad.  Baum- 
gärtner3)  endlich  findet  für  die  Stellen  des  Cassius  Dio,  die  sich  mit  dieser 
Zeit  beschäftigen,  dafs  wo  Livius  Polybius  benutzte,  Dio  beide  heranzog,  da- 
neben  nicht   Fabius,   sondern    1.  einen    griechisch    schreibenden    römischen 
Annalisten  (C.  Acilius,  A.  Postumius  oder  den  Sohn  des  Africanus  major),  und 
2.  einen  lateinischen  Chorographcn. 

Für  die  letzten  Jahre  der  Republik  liegt  eine  Arbeit  von  J oh.  Besser4) 
vor,  in  der  mit  Ausnahme  der  Ciceronianischen  Schriften  die  Quellen  für  die 
Catihnarische  Verschwörung  geprüft  werden.    Plutarch,  Dio  und  Sueton  werden 
unter  ihnen  als   die  glaubwürdigsten  bezeichnet,  als  parteiisch  und  unwahr 
Sallnst,  Appian  als  flüchtig  und  ziemlich  wertlos.     Die  Erzählung  von  Cäsars 
Tode  bei  Plutarch  und  Appian  führt  Chr.  Godt5)  auf  eine  gute  lateinische 
Qnelle  aus  augusteischer  Zeit  zurück ;  Plutarch  benutzte  aber  noch  eine  zweite 
Quelle,  gemeinschaftlich  mit  Dio,  und  fügte  seiner  vita  Caesaris  auch  einige 
Nachrichten   aus   einer   dritten   ein,   die  vielleicht  Strabo  ist.     In  der  Fort- 
setzung seiner  Arbeit  über  das  Jahr  nach  der  Ermordung  Cäsars  zeigt  P. 
Krause6)  wiederum,  wie  unglaubwürdig  Appian  ist,  besonders  in  allem,  was 
den  Antonius  betrifft,  und  dafs  einige  Thatsachen,  die  er  berichtet  —  nicht 
von  ihm,  sondern  von  seiner  Quelle  —  geradezu  erdichtet  sind. 

Das  Urteil  über  die  Glaubwürdigkeit  und  den  Wert  des  Tacitus  hat 
sich  in  dem  letzten  Jahrzehnt  wieder  sehr  zu  seinem  Gunsten  gewandt. 
Eine  Zeitlang  war  man  geneigt,  ihn  als  Schriftsteller  und  als  Politiker 
gleich  niedrig  zu  stellen,  aber  es  hat  sich  gezeigt,  dafs  er  unter  den  Histo- 
rikern des  Altertums  an  gewissenhafter  Prüfung  der  Überlieferung  von  keinem 
übertroffen  wird,  und  dafs  seine  politische  Einsicht,  wenn  auch   oft  in  der 


1)  D.  letzten  Jahre  d.  2.  pun.  Kriege«.  Lcipz.,  Teubner.  174  S.  —  2)  Biographie  d. 
Barkid.  Mago.  —  Unten,  z  alt  Gesch.  m.  Wion,  Konegen.  54  S.  —  3)  D.  Quollen  d. 
Cassini  Dio  f.  d.  alt  rom.  Gesch.  Tübing.,  Laupp.  61  S.  —  4)  D.  coniurat.  Catilinaria. 
Diss.  Leipz.  49  S.  —  5)  Plutarch«  u.  Appian«  Darstellung  y.  Cäaars  Endo.  Progr.  Hadors- 
leben.  —  6)  Appian  als  Quelle  f.  d.  Zeit  v.  d.  Verschw.  g.  Cäs.  b.  z.  Tode  d.  D.  Brutus  IL 
Progr.  Bautenburg.  —  S.  Jhrsb.  II,  1,  107. 


1,104  ^H.    F.  Abraham: 

Beschränkung  allzu  naher  Gegenwart  befangen,  diejenige  Appians,  Plutarchs, 
Dios  weit  überragt.  Von  ähnlichen  Gesichtspunkten  ausgebend  prüft  J.  J. 
Binder1)  seine  Darstellung  des  Tiberius.  Dafs  derselben  ein  Annalenwerk 
zu  Grunde  liege,  nimmt  auch  B.  an,  gestützt  auf  die  Vergleichung  mit  Sueton 
und  Cassius  Dio,  welche  dasselbe  Werk  benutzt  haben  müssen.  Während 
aber  jene  ihm  kritiklos  folgen,  wird  es  von  Tac.  häufig  berichtigt.  B.  läfst 
es  unbestimmt,  wer  diese  Quelle  gewesen  sei.  Auch  die  zunächst  liegenden 
Quellen  für  die  Tagesereignisse  und  Senatsverhandlungen,  die  Vorgänge  am 
Hofe  des  Tiberius  und  die  Erlebnisse  des  Germanicus  in  Germanien  und  im 
Orient,  nämlich  Acta  diurna,  Memoiren  der  Agrippina  u.  a.  sind  allen  drei 
Autoren  gemein,  werden  aber  von  Tacitus  in  den  verschiedensten  Stellen 
korrigiert.  Welche  Hülfsmittel  hatte  nun  T.  zur  Kontrolle  seiner  Vorgänger? 
B.  weist  auf  die  offenbar  sehr  reiche  Memoirenlitteratur  der  Zeit,  auf  den 
lebhaften  Briefwechsel  hin  und  glaubt  speziell  in  Vibius  Marsus  den  Ge- 
währsmann des  Tacitus  gefunden  zu  haben.  —  Von  Ludw.  Kr  aufs2) 
werden  für  die  Geschichte  Othos  Plutarch,  Sueton  und  Dio  (Xiphilinus  und 
Zonaras)  mit  Tacitus  verglichen.  Wiederum  zeigt  sich,  wie  weit  dieser  die 
andern  überragt,  trotzdem  auch  bei  ihm  Irrtümer  und  Versehen,  zuweilen, 
z.  B.  in  der  Aufnahme  der  falschen  Motive  für  Othos  Selbstmord,  ein  ge- 
wisses Nachgeben  gegen  Volksgerede  erkennbar  sind.  Wie  Kraufs  die  Ab- 
leitung jener  vier  unter  sich  verwandten  Berichte  von  Cluvius  Rufus  be- 
zweifelt, so  verhält  sich  auch  Ferd.  Beckurts8)  gegen  diese  Annahme 
Mommscns  ablehnend  und  stellt  sich  auf  Nissens  Seite,  der  in  den  Historien 
des  Plinius  die  Urquelle  sieht  —  Eine  sehr  dankenswerte  kleine  Abhand- 
lung des  Ägyptologen  J.  Krall4)  zeigt,  dafs  die  Erzählung  des  Tacitus  von 
der  Herkunft  des  Serapis,  Hist.  IV,  83  f.,  aus  der  denkbar  besten  Quelle, 
dem  Bericht  des  Augenzeugen  Manetho,  geschöpft  ist.  In  ähnlicher  Weise 
erkennt  Fr.  Görres6)  für  die  Erzählung  des  Plutarchs  von  dem  romantischen 
neunjährigen  Aufenthalt  des  Julius  Sabinus  und  seiner  Gattin  in  einer  Höhle 
und  von  ihrem  tragischen  Ende  den  Sohn  derselben  als  Gewährsmann. 

Von  einer  Arbeit  über  Hadrians  Reisen  von  J.  Dürr6)  liegt  erst  die 
Einleitung  vor,  die  die  Quellenanalyse  enthält.  Es  wird  für  ein  Stück  der 
Xiphiliniscben  Excerpte  aus  Dio  und  für  den  gröfsten  Teil  von  Spartacus 
vita  Hadriani  die  Autobiographie  desselben  als  Quelle  angenommen,  für  den 
Rest  des  Spartacus  aber  Marius  Maximus.  —  Wie  geringen  Wert  die  histo- 
rischen Nachrichten  des  Vegetius  haben,  wie  er  Wahres  und  Falsches,  Altes 
und  Neues  in  heilloser  Verwirrung  mischt,  zeigt  J.  G.  Förster.7)  —  Sehr 
fieifsig  und  eingehend  ist  die  Arbeit  von  H.  Hildesheimer,8)  doch  werden 
die  bekannten  Hilfsmittel  der  Quellenzerlegung:  indirekte  Benutzung,  Conta- 
mination  u.  s.  w.  etwas  zu  häufig  in  Anwendung  gebracht  Das  Haupt- 
ergebnis der  Untersuchung  erscheint  wohl  glaublich:  Der  Vf.  des  über  de 
viris  illustribu8,  wer  es  auch  sei,  hat  wie  Ampelius  ein  gleichnamiges  Werk 
des  Hyginus  als  Vorlage    gehabt,   Hygin    wiederum  schöpfte  besonders  aus 


1)  Tacitus  u.  d.  Gesch.  d.  rom.  K.  unter  Tiberius.  Wien.  Lechner.  102  8.  —  2)  D. 
vitar.  imp.  Othonis  fide.  Prgr.  Zweibrücken.  62  S.  —  3)  D.  Vierkaiserjahr.  Braunschw. 
Häring  u.  Co.  70  S.  —  4)  Tacitus  u.  d.  Orient,  I.  —  Unters,  a.  d.  alt.  Gösch.  1.  Wien. 
Konegen.  67  S.  —  5)  Kr.  einig.  Quellen schriftst  d.  röm.  Kaisz.  Piniol.  Bd.  39,  S.  459 
— 74.  —  6)  D.  Reisen  d.  Kaisers  Hadrian  I.  D.  Quellen.  Diss.  Leipz.  (Wien.  C.  Gerolds  S.) 
30  S.  —  7)  D.  fide  Flarii  Vegetii  Renati.  Diss.  Bonn.  56  8.  —  8)  D.  1.  q.  i.  de  rir. 
illustr.  urb.  Romae.    Berl.     Mayer  u.  Müller.    121  S. 


Born  und  Italien  bia  M.  Aurel.  1,105 

Varro,  Cicero,  Cornelias  Nepos. l)  Das  Zwischenwerk  zwischen  Hygin  und 
seinen  beiden  Atisschreibern,  in  welchem  Flori  epitome  damit  verschmolz, 
wird  Bedenken  erregen. 

Eins    der   vorzüglichsten    Hilfsmittel    für   die   Kenntnis    der  römischen 
Staatsaltertümer  ist  in  neuer  Auflage   erschienen.8)     Aus  den  wieder- 
holten Auflagen  darf  man  schliefsen,  dafs  das  Werk  von  Willems  in  Belgien 
und  Frankreich  die  wohlverdiente  Anerkennung  gefunden  hat;    aber  auch  in 
Deutschland  kann  es  allen  denen  empfohlen  werden,  welche  sich  auf  diesem 
vielumstrittenen  Gebiete  orientieren  wollen.      W.  verbindet  mit  Klarheit  der 
Anordnung  und  des  Ausdrucks  vollkommne  Beherrschung  des  Stoffes;    seine 
Ansichten   führen  ihn  von  selbst  zu  einer  Mittelstellung   zwischen  den  sich 
bekämpfenden  Parteien,  und  wenn  er  auch  nicht,  wie  das  leider  nicht  wieder 
erstandene   Becker-Marquardtsche  Handbuch,  bei  den  einzelnen   Streitfragen 
die  verschiedenen  Auffassungen  mit  ihren  Gründen  ausführlich  seinen  Lesern 
vorfahrt,   so  giebt  er  doch  die  Belegstellen    und    annähernd   auch  die  Be- 
arbeitungen in  genügendem  Mafse,   so  dafs  jeder,  der  selbst  prüfen  will,  auf 
den  rechten  Weg  gewiesen  wird.    —    Unter  den  deutschen  Arbeiten  staats- 
rechtlichen Inhalts  beansprucht  den  ersten  Platz  die  von  W.  So  Hau.3)    Sie 
ist,  wie  der  Vf.  in  der  Einleitung,   in  welcher  er  über    Grundanschauung, 
Methode  und  Ziel  seines  Buches  ausführlich  Auskunft  giebt,    zu  dem  Zweck 
geschrieben,    Mommsens    einheitliche  Anschauung  von  der  Entwicklung  der 
römischen  Verfassung  gegen  diejenige  der  Niebuhrschen  Schule  zu  verteidigen, 
neu  zu  begründen,  teilweise  zu  berichtigen.   Denn  in  einigen  Punkten,  namentlich 
in  betreff  der  ältesten  Curiat-  und  Centuriatcomitien  habe  Mommsen  nicht  die 
volle  Konsequenz  seiner  Anschauung  gezogen.   In  diesen  Punkten,  in  den  Modi- 
fikationen der  Mommsenschen  Grundanschauungen  liegt  die  Berechtigung  und 
der  Wert  der  Arbeit;   nicht    als  wenn   des  Vf.   Abweichungen   überall  be- 
gründet wären,  sondern  weil  sonst  neben  dem  geschlossenen  und  festgefügten 
Staatsrecht  Mommsens  sein  Werk  zwecklos  und  überflüssig  erschiene.    Nach 
dem  1.  Abschnitt  bestand  vor  Servius  nur  eine  Einteilung  des  römischen 
Volkes,    die  in  Gurien,   und  in  den  nach  ihnen  geordneten  Gomitien  hatten 
sämtliche  freigeborenen  Römer  Stimmrecht.     Nach  dem  3.  wurden  die  Cen- 
timen von  Servius  ursprünglich  allein  als  militärische  Organisation  geschaffen; 
erst  durch  die  von  ihm  ausgehende  Revolution  von  510  erlangte  dieses  Heer 
politische   Rechte.      Die    Comitia   Centuriata  (IV.)    beruhten    stets   auf  den 
Tribus  und  der  tributim  gebildeten  Aushebungsliste,    ihre  Reform  ist  in  die 
Zeit  des    Decemvirats  zu  setzen.      V  und  VI  handeln   dann  von  den  ser- 
vianischen  Tribus  und  deren  Abänderungen,    VII  und  VIII  von  Gensus  und 
Steoerordnung    des   Servius.     IX  ('Patres  und  plebs  vor  der  secessio')  be- 
gründet noch  einmal  ausführlich  die  Ansicht,    dafs  von  Anfang  an  Patricier 
und  Klienten,   resp.  Plebejer,   'Adel  und  Gemeine',    das  römische  Volk  ge- 
bildet und  in  den  Curiatcomitien  gestimmt  haben.   —  Das  Problem:  welche 
Bedeutung  die  lex  Valeria-Horatia  von  448  und  die  lex  Publilia  von  339 
eigentlich    gehabt    haben,    deren    Inhalt    uns   mit   den   Worten   (ut,    quod 
tributim  plebes  iussisset,  populum  teneret'  überliefert  wird,  während  erst  die 
lex  Hortensia  in  Wirklichkeit    die   plebiscita   den    leges   gleichstellte ,   löst 


1)  Vgl.  hierzu  Thouret  a.  a.  0.  S.  184  f.  —  2)  P.  Wille  ms,  Droit  publ.  romain. 
4.  Aufl.  666  8.  Löwen.  Ch.  Poeten.  Bonn.  Em.  Straufs.  —  3)  Entsth.  u.  Zusammensetzung 
d.  altrom.  VoLksrersamml.    Berl.    Weidmann.   695  S. 


1,106  VH-    F.  Abraham: 

Hennes1)  so,  dafs  er  die  lex  Publilia  als  nachweisbare  Fälschung  verwirft, 
durch  die  lex  Valeria-Horatia  aber  den  Tribunen  die  Jegislatio  verleihen 
läfst,  eine  Erklärung,  die  schwerlich  allgemeinen  Beifall  finden  wird.  —  Von 
der  Capitis  diminutio  zeigt  H.  Genz,8)  dafs  sie  ihre  Einteilung  in  maxima, 
media,  minima  wahrscheinlich  erst  in  der  Kaiserzeit  durch  die  Schuldoktrin 
der  Juristen  erhalten  hat;  ursprünglich,  wie  sie  von  der  Zwölftafelgesetz- 
gebung fixiert  wurde,  gab  es  nur  eine  einzige,  Verlust  des  Familienverbandes 
und  der  dadurch  bedingten  bürgerlichen  Stellung.  Die  Entwicklung  der 
Macht  des  Senats  behandelt  R.  Beer,8)  die  Stellung  der  Pro vinzialstatthalter 
Ed.  Marx.4)  Er  betrachtet  der  Reihe  nach  ihr  Imperium  und  ihre  Juris- 
diktion, dann  ihre  Kompetenz  in  Bezug  auf  Finanzen,  öffentliche  Arbeiten, 
Polizei  und  Militärangelegenheiten. 

Seit  Anfang  des  Jahrhunderts  hatte  sich  die  Forschung  lange  Zeit  fast 
allein  mit  dem  Centrum  des  römischen  Reichs  und  der  centralen  Leitung, 
mit  der  Stadt  Rom  und  der  von  dort  ausgehenden  Regierung  beschäftigt, 
da  ihr  hier  durch  Niebuhr  eine  grofse  Zahl  neuer  Gesichtspunkte  und  Auf- 
gaben gestellt  waren.  Neuerdings  aber  wendet  sie  in  steigendem  Mause  ihre 
Aufmerksamkeit  auf  die  peripherischen  Teile,  Italien  und  die  Provinzen. 
Wie  im  vergangenen  Jahr  für  Campanien,  6)  so  versucht  J.  Beloch6)  jetzt 
für  ganz  Italien  das  Facit  der  vorhandenen  Überlieferung  und  der  Einzel- 
forschungen zu  ziehen.  Trotz  der  Ausstellungen  die  von  kompetenter  Seite 
erhoben  werden,7)  wird  die  Arbeit  doch  den  Ausgangspunkt  für  weitere 
Forschungen  bilden.  Aus  dem  Gemeindeverzeichnis  bei  Plinius  gewinnt  B. 
einen  berichtigten  Katalog  der  unter  Augustus  bestehenden  Kolonieen  —  er 
fugt  denen  des  Plinius  Firmum  hinzu  — ,8)  untersucht  dann  die  Tribus- 
einteilung  Italiens,  (von  241  bis  zum  Bundesgenossenkrieg  wurden  die  neu 
aufgenommenen  Gemeinden  auf  14  Tribus  beschränkt,  die  im  Bundesgenossen- 
krieg auf  römischer  Seite  stehenden  finden  sich  nachher  in  wenigstens  27, 
die  aufständischen  nur  in  8  Tribus)  und  gewinnt  sehr  interessante  Zahlen 
für  das  Anwachsen  des  ager  Romanus,  sowie  für  das  Verhältnis  der  Zahl 
der  römischen  Vollbürger  zu  der  der  (Halbbürger',  Latiner  und  Bundes- 
genossen (vgl.  bes.  S.  67 — 76  u.  100  ff.).  Darauf  wird  die  staatsrechtliche 
Stellung  der  verschiedenen  Arten  von  Gemeinden  bestimmt,  ausführlich  die 
der  Latiner.  In  Betreff  des  ins  Xu  coloniarum  wird  Mommsens  Ansicht 
verworfen,  das  Verzeichnis  der  30  Latinerstädte  bei  Dionys  für  falsch  er- 
klärt. Mittelpunkt  des  Bundes,  an  dessen  Spitze  ein  Diktator  stand,  war 
Aricia.  Zum  Schlufs  behandelt  B.  die  staatsrechtlichen  Fragen  der  Militär- 
hoheit, des  Kriegsrechts  und  der  Freizügigkeit  (commercium  und  conubium). 
Ergänzend  schliefst  sich  hieran  der  Vortrag  v.  Duhn's9)  über  die  Ge- 
schichte Campaniens  und  der  H.  Kissens10)  über  altitalienisches  Klima, 
welcher  überall  des  Vf.s  persönliche  Kenntnis  des  Landes  verrät.  —  Die  'öffent- 
liche Gesundheitspflege  im  alten  Rom'  schildert  populär  J.  Uff el mann. u) 


1)  D.  dritte  Yalerisch-horat  Gesetz  u.  s.  Wiederholungen.  Prgr.  Bonn.  —  2)  Capitis 
Deminutio.  —  Symbolae  Joachim.  1,  51 — 88.  Berl.  Weidmann.  —  3)  Jak  vyvijela  se  moc 
sonatu  Hmskäho?  Prgr.  Chrudim  1878.  —  Nach  Ztschr.  f.  östr.  Gymn.  S.  304  korrekt, 
aber  ohne  selbständigen  Wert  —  4)  S.  1.  pouvoirs  des  gonverneors  de  province.  Paris. 
Thorin.  —  5)  S.  Jhrsb.  II,  1,  98  f.  —  6)  D.  italische  Bund.  Leipz.  Teubner.  237  S.  u. 
2  Krt.  —  7)  Vgl.  die  Anzeige  von  W.  Kubitschek  in  Ztschr.  f.  östr.  G.  S.  655—75.  — 
8)  Vgl.  oben  S.  100  u.  101.  —  9)  Verh.  d.  34.  Philologentages.  Leipz.  Teubner.  S.  142— 
157.  —  10)  Ebd.  S.  28—33.  —  11)  Samml.  Virchow-Holtzondorff.  Heft  357.  Berlin. 
Habel.     30  S. 


Bom  und  Italien  bis  M.  Aurel.  1,107 

Die  eminente   Geschicklichkeit  und  Anpassungsfähigkeit  der  römischen 
Militftrorganisation    zeigt    ein    Aufsatz    von    Th.    Steinwender1)    zur 
Kriegsgeschichte  des  2.  panischen  Krieges.    Er  weist  überzeugend  nach,  dafs 
in  der  Zeit  der  gröfsten  Bedrohung  Roms  durch  Hannibal,  etwa  216—206, 
die  legiones  urbanae  aus  einer  Veteranenreserve  in  Ersatztruppen,  die  fast 
ganz  aus  Rekruten    gebildet  waren,   verwandelt  wurden.      Im  ersten  Jahre 
blieben  sie  in  der  Stadt,  im  zweiten  kamen  sie  in  das  Lager  von  Suessula 
oder  in  das  ruhige  Etrurien,  und  erst  im  dritten  wurden  sie  als  Feldtruppen 
verwandt     Neben   bewährten   Feldherrn    stellten   also  die  Römer  seit  der 
Schlacht  bei  Cannae  ihrem  grofsen  Feinde  auch  nur  erprobte  Truppen  ent- 
gegen.   Aus  späterer  Zeit  zeigt  ähnliche  Vorzüge  des  römischen  Kriegswesens 
H.  Karbe:*)   Von  Tiber  bis  zum  Ende  des  2.  Jh.  konnten  junge  Leute  aus 
dem  Ritterstande  ohne  Vermögen,  die  also  nicht  den  census  equester  hatten,  als 
Centurionen  in  das  Heer   treten,   vom   primipilaris  in  Ritterstellen    weiter 
avancieren,  und  selbst  der  Weg  zu  den  höchsten  Stellen  für  equites,  sowohl 
in  der  Militär-  als  in  der  Civilverwaltung ,    stand  ihnen  dann  offen.      Vom 
3.  Jh.  an  mutete  jeder,   welcher  die  höheren  Chargen   erlangen  wollte,  als 
Centurio   eintreten.   —   Als  eine  Neueinrichtung  Cäsars  sieht  H.  Planer8) 
die  Antesignanen  an.     Es  waren  die  tüchtigsten   Soldaten,  die  ihren  Platz 
im  ersten  Gliede  erhielten.     Sie  als  eigne  Truppe  ausserhalb  der  Legion  zu 
gebrauchen   mifslang  bei  Ilerda,   eine  veränderte  Anwendung,   innerhalb  des 
Legionenverbandes,  bewährte  sich  bei  Pharsalus  und  wurde  dann  im  bellum 
africanum  völlig  entwickelt  —  A.  Gemoll4)  will  eine  Lücke  ausfüllen,  die 
er  in  der  Schrift  de  munition.  castr.  findet.  —   H.  Haupt5)  bestreitet  Mar- 
qoardts  Annahme,  dafs  die  Ruderer  der  römischen  Flotte  von  Anfang  an 
Sklaven  waren. 

Von  Gesamtdarstellungen  der  römischen  Geschichte  sind  vier  zu  nennen. 
Ganz  populär   sind  die   Werke   von    H.  Formby  *)   und   Favk7)      Auch 
G.  F.  Hertzberg8)    wendet  sich  an   das  gröfsere  Publikum;   aber  er  be- 
herrscht den  schwierigen  Stoff   und  hat  Übersicht   genug  über  die  Einzel- 
forochung,  um  aufgegebene  Anschauungen  oder  direkte  Fehler  fast  überall  zu 
vermeiden.      So  bietet  er  seinen  Lesern  eine  gesichtete    Übersicht    dessen, 
was  jetzt  auf  dem  Gebiet  der  römischen  Geschichte  von  den  meisten  Forschern 
als  richtig  anerkannt  wird.     Zu  bedauern  ist  nur,  dafs  er  seinen  Stil  durch 
gewaltsam  modernisierte  Worte  und  Redewendungen  verunziert  —  um  wenig- 
stens ein  Beispiel   anzuführen:    für  Kriegselefanten  sagt  er  Elefanterie  — , 
eine  gesuchte  und  falsche  Eleganz,  welche  die  daneben  zuweilen  erscheinende 
Härte  und  Unebenheit  des  Ausdrucks  um  so  mehr  hervortreten  läfst.     Ein 
Vergleich   mit  Peters  römischer  Geschichte  fällt  nach  dieser  Seite  sehr  zu 
seinen  Ungunsten  aus.    Das  vierte  ist  das  hinterlassene  Werk  des  belgischen 
Staatsmanns  P.  Devaux.9)     Da  er  nicht  Fachmann  war,  so  wollte  er  nicht 
neue  Fakta  geben,  sondern  etwa  nach  dem  Muster  Montesquieus  den  grofsen 
Zusammenhang  der  Dinge,    ihre  'politische'  Seite  prüfen.      Überall  geht  er 


1)  D.  legiones  urbanae.  Philol.  Bd.  39,  S.  527—40.  —  2)  D.  centurion.  Bomanor. 
Di».  Haue.  50  8.  —  3)  Cäsars  Antosignanen.  Symb.  Joachim.  I,  S.  37—50.  —  4)  D.  Hygin. 
Lagerbeachreibung.  Herrn.  XV,  247—56.  —  5)  Z.  G.  d.  röra.  Flotte.  Ebda.  154  ff.  —  6) 
Ancient  Rome  and  its  Connoct.  w.  th.  Christ  Bei.  London.  Kegan  Paul  n.  Co.  s.  K.  VIII.  — 
7)  L'Ancienne  Borne.  Paris.  Dumaine  et  Hachotte.  —  8)  Hellas  und  Rom,  II.  Gesch.  dos 
röm.  Kaiserreicha.  —  Oncken,  Aüg.  Gesch.  i.  E.  I,  5.  II,  1.  —  9)  fitudcs  politiques 
a.  1.  pr.  eren.  d.  l'hist  rom.  I:  XVI,  556  S.    II:   474  S.    Brüssel  u.  Leipzig.     C.  Muquardt 


1,108  VII.    F.  Abraham: 

daher  besonders  den  Parteienverhältnissen  nach  und  macht  manche  anregende 
Bemerkung  über  die  feineren  Beziehungen  derselben;  für  die  drei  ersten 
Jahrhunderte  allerdings  sind  sie  wertlos,  weil  hier  der  feste  Boden  der  That- 
sachen  mangelt;  bis  zu  den  letzten  Jahrhunderten  der  Republik,  die  der  ge- 
eignetste Boden  für  diese  Betrachtungen  gewesen  wären,  war  es  leider  dem 
Vf.  nicht  vergönnt  sein  Werk  fortzuführen. 

Die  Untersuchungen  über  die  Sprachen  der  nichtlatinischen  Bewohner 
des  alten  Italiens,  namentlich  der  Etrusker,  von  W.  Deecke,1)  C.  Pauli,2) 
Fr.  Bticheler,3)  E.  Huschke,4)  S.  Bugge6)  versprechen  für  die  Folge 
auch  für  die  Verwandtschaft  und  so  für  die  Geschichte  derselben  Resultate; 
vorläufig  scheinen  die  von  6.  Guno6)  gezogenen  noch  nicht  gesichert  genug. 
Die  nahe  Verwandtschaft  der  Kelten  und  Ligurer  hat  Deloche7)  gegen  die 
Einwendungen,  die  D'Arbois  de  Jubainvillo  erhoben  hatte,  von  neuem 
verteidigt.  E.  Gurtius8)  schildert  die  aufeinander  folgenden  Ansiedlungen 
der  Phönizier  und  Elymer,  Jolaenses,  endlich  der  Phokäer  an  der  Küste  von 
Populonia  bis  Portus  Lunae  (Golf  von  Spezzia),  die  schliefslich,  von  den 
Etruskern  unterworfen,  sämtlich  von  Volaterrae  abhängig  wurden. 

Aus  der  ältesten  römischen  Periode  ist  nur  eine  Arbeit  von  Jos.  Jäckel9) 
zu  erwähnen,  welche  neben  dem  troischen  Aeneas,  dessen  Einwanderung  sie 
als  spätere  Erfindung  preis  giebt,  eine  Sage  von  einem  Venusvolke  zu  fixieren 
sucht,  die  historisch  sei,  weil  sie  an  die  Gründung  des  latinischen  Bundes 
anknüpfe.  —  Für  die  Eroberung  Roms  durch  die  Gallier  behauptet  G.  Thouret 
in  der  schon  genannten  Schrift,10)  daCs  eine  Zerstörung  der  Stadt,  'ein  gallischer 
Brand',  gar  nicht  stattgefunden  habe.  Er  stützt  sich  auf  das  Schweigen  des 
Polybius  und  auf  den  Widerspruch  zwischen  der  Zerstörung  und  der  darauf 
folgenden  siebenmonatlichen  Besetzung  durch  die  Gallier.  Entstanden  sei  die 
ganze  Nachricht  durch  die  falsche  Auffassung  des  Galliereinfalls  als  Rachezug. 
Wenn  er  dabei  nicht  leugnen  will,  dafs  'bei  der  Besetzung  und  schliefslichen 
Plünderung  Roms  irgend  etwas  verbrannt  oder  zerstört  worden  ist',  so  darf 
man  fragen,  wie  viel  wohl  unversehrt  nach  jenen  7  Monaten  übrig  war. 
Steinpaläste  waren  die  Wohnungen  der  Römer  damals  noch  nicht,  sondern 
wie  die  Ausgrabungen  immer  deutlicher  zeigen,  meist  Strohtiütten;  die  Gallier 
aber  keine  civilisierten  Soldaten  des  19.  Jh.,  die  doch  auch  nach  7monat- 
licher  Einquartierung  in  leeren  Häusern  mehr  Ruinen  als  bewohnbare 
Räume  zurücklassen.  Überzeugender  sind  seine  Gründe  dafür,  dafs  Camillus 
nicht  die  Auswanderung  nach  Veji  verhindert,  sondern  das  Volk  von  dort 
zurück  geholt  habe,  und  dafs  die  Schlacht  am  linken  Tiberufer  stattgefunden 
habe,  also  wirklich  eine  Schlacht  an  der  Allia  gewesen  sei. 

Die  weltgeschichtlichen  Folgen  der  punischen  Kriege  fafst  E.  Littr6n) 
dahin  zusammen,    dafs,  wenn  Rom  auch  nur  Interessenpolitik  getrieben  hat 


1)  Etrusk.  Forsch.  3.  Hft.  Stnttg.  1879.  Heitz  IV,  411  S.  —  2)  Etrusk.  Stadien. 
3.  Hft  Oötting.  Vandenhoeck  u.  Ruprecht  156  S.  —  3)  Interpretatio  tabh.  Igavinar.  III 
et  IV.  Bonn.  4°.  23  S.  —  4)  D.  neue  oskisch.  Bleitafel.  Leipzig.  Teubner.  98  S.  — 
5)  Altita].  Stadien.  Christiania  1878.  J.  Dybwad.  88  S.  —  6)  Verbreit.  d.  etrusk.  Stammes 
üb.  d.  ital.  Halbins.  Prgr.  Graudenz.  —  7)  Ac.  d.  Inscr.  et  B.  L.  Sitz,  vom  17.  Sept  — 
£.  Brizio  (Ligare  nelle  Terraroare,  Nuov.  Ant  Bd.  23,  668—76)  halt  die  Pfahl bauer  Italiens 
fax  Ligurer.  —  8)  D.  A.  Persii  Flacci  patria.  —  Satura  phil.  H.  Saappio  obt  a.  c.  d.  S.  1 — 6. 
Berl.  Weidmann.  —  9)  Zur  Aoneasfrage.  Progr.  Freistadt,  Oberösterreich,  1879.  —  Von 
Schilling,  Abschaffung  d.  röm.  Königtums.  Klausenburg  1879?  kann  Ref.  nur  den  Titel 
geben.  —  10)  Vgl.  S.  102.  —  11)  Competition  d.  Semites  av.  1.  Aryens  p.  Utegemonie  d. 
monde.    Paris.  Leroux.   Leipz.    0.  Schulze. 


Rom  und  Italien  bis  M.  AoreL  T,109 

und  an  Treulosigkeit  mit  Karthago  wetteiferte,  doch  sein  Sieg  ein  Segen  für 
die  Menschheit  war.     Denn  nur  so  konnte  in  Wechselwirkung  mit  Griechen- 
land die  antike  Kultur  zur  vollen  Entfaltung  kommen,  und  Rom  allein  be- 
safs  die  Fähigkeit    und  die  Kraft,    durch  sein  Recht-  und  Staatslehen  und 
seine  Sprache  die  nationalen  Gegensätze  der  Mittelmeervölker    auszugleichen 
und   dem  Christentum  den  Boden  zu  bereiten.    Der  2.  Band  von  £.  Henne- 
berts Geschichte   Hannibals, *)  der  vom  Rhoneübergang  bis  zur  Schlacht  an 
der   Trebia    führt,    wird    durch   seine    strategischen   Betrachtungen,    welche 
wiederholt  Napoleon  I.  als  Autorität   oder  zum  Vergleiche  heranziehen,  Be- 
achtung  finden.      Den  Alpenübergang  läfst  er  über  den  M.  Gen&vre  statt- 
finden, die  bekannte  Verbreiterung  des  Weges  durch  —  Dynamit-Sprengungen 
geschehen.      Die  Schlacht  an  der  Trebia   verlegt  er  auf   das    rechte   Ufer. 
Von  den  oben  erwähnten  Quellenuntersuchungen   von  Zielinski  und  Frie- 
drich1) giebt  die  erste  eine  veränderte  Darstellung  von  Scipios  afrikanischem 
Feldzuge.    Nicht  in  Hippo  Regius  oder  Hippo  Diarrhytus  ist  Scipio  gelandet, 
sondern  in  einem    dritten,  von  Diodor  genannten  Hippo  an  der  Küste  von 
Byzacium.    Die  Friedensverhandlungen  in  Rom  waren  im  Winter  203/2,  die 
Schlacht  bei  Zama  Juli  oder  August  202.     Friedrich  zeigt,  dafs  Mago  nicht 
203  auf  der  Heimreise  nach  Karthago  gestorben  ist,  wie  man  Livius  folgend 
bis  jetzt  annahm,   sondern  dafs  er  den  Kampf  in  Norditalien  bis  197  fort- 
setzte, dann  erst  nach  Karthago  zurückkehrte,  und  erst  193  auf  der  Seereise 
?on  Afrika  zu  Antiochus  entweder  durch  Schiffbruch  oder  durch  Mord  ums 
Leben  gekommen  ist. 

Den  tiefen  Niedergang  der  römischen  Kriegstüchtigkeit  in  der  Mitte  des 
2.  Jh.  v.  Chr.,  welcher  sich  in  den  Kämpfen  in  Spanien  offenbarte,  schildert 
R.  Köhler3)  recht  anschaulich,  in  treuem  Anschlufs  an  die  Quellen.  Viel- 
leicht wäre  eine  Prüfung  derselben,  namentlich  auf  ihren  Parteistandpunkt 
zu  wünschen  gewesen.  Ein  von  Desjardins  verlesenes  Memoire  von  Tissot4) 
bebandelt  in  ausführlicher  Weise  auf  Grund  von  Lokalforschungen  an  Ort 
und  Stelle  die  Topographie  des  Jugurthinischen  Krieges. 

Wie  im  vorigen  Jahresberichte  berichtet  wurde,6)  hat  H.  Nettleship 
die  scheinbar  schwankende  politische  Haltung  Ciceros  auf  seine  enge  Ver- 
bindung mit  dem  Ritterstande  zurückgeführt.  Diese  Anschauung  hat  er  noch 
einmal  kurz  zusammengefafst. 6)  Damit  übereinstimmend  zeigt  R.  Lallier,7) 
dafe  bis  62  etwa  die  demokratische  Partei  und  die  Ritter  im  Verein  gegen 
den  Senat  vorgingen;  als  aber  die  von  den  Populären  unterstützten  Pläne 
Catilinas  deutlicher  hervortraten,  trat  eine  Trennung  ein,  und  nun  entschlofs 
sich  die  Senatspartei  bei  den  Gonsulwahlen  für  63  für  Cicero  einzutreten, 
als  den  einzigen  Gegenkandidaten,  den  man  gegen  Catilina  und  Antonius 
durchzubringen  Aussicht  hatte.  Selbst  während  seines  Konsulats  gehörte 
Cicero  eigentlich  noch  nicht  zur  Senatspartei;  das  zeigt  sich  in  seiner  Ver- 
teidigungsrede des  Rabirius,  in  der  er  für  die  Koalition  aller  guten  Bürger 
zur  Erhaltung  der  Staatsordnung  gegen  die  Anarchisten  spricht  und  so  das 
Programm  der  Verbindung  von  Senatoren,   Rittern  und  Aerartribunen  auf- 


1)  Hirt.  d'Annibal,  IL  Paris  1878.  Impr.  nat  596  S.  (L  1870.  540  S.)  —  Auszug 
toiu:  A.  R6  rille,  Passage  dHannibal  ä  travers  1.  Gaule  et  les  Alpes.  Revue  d.  d.  mondes 
39,  S.  60—92.  —  2)  Vgl.  oben  S.  103.  —  3)  D.  römisch-celtiberische  Krieg  153—133,  I. 
(-139.)  Prgr.  Dessau.  —  4)  In  den  Sitzungen  d.  Ac.  d.  Inscr.  et  B.  L.  vom  23.  Jan.  bis 
W.  Marx.  —  5)  II,  1,  106.  —  6)  Academy  II,  253  f.  in  einer  Anzeige  Ton  Q.  E.  Jeans, 
Life  aad  Letters  of  Cicero,  das  dem  Ref.  nicht  zugänglich  war.  —  7)  Froces  de  Rabirius, 
&er.  Eist  XU,  257—78. 


1,110  VII.    F.  Abraham: 

stellt  J.  Ogorek3)  verlegt  die  ersten  catilinarischen  Beden  anf  ein  oder 
mehrere  Tage  nach  dem  7.  November,  z.  T.  ans  sprachlichen  Gründen,  die 
er  gegen  Hachtmanns8)  Texterklärung  geltend  macht.  Der  Biographie  von 
Ciceros  Freund  M.  Coelius  Bufus8)  hat  W.  Wegehaupt4)  jetzt  eine  von 
dessen  Schwiegersohn  P.  Cornelius  Dolabella  folgen  lassen,  der  bekanntlich 
während  der  Unruhen  nach  Cäsars  Tode  eine  keineswegs  glänzende  Bolle 
gespielt  bat.  W.  hat  Drumanns  Zusammenstellung  in  mehreren  Punkten  be- 
richtigt. Mommsen6)  weist  nach,  dafe  Porcia,  die  Gemahlin  des  Brutus, 
nicht  Catos  Tochter  gewesen  sein  kann. 

Die  vorzüglichen  Schriften  Aug.  v.  Gölers  über  Cäsars  Feldzüge  sind 
nach  dem  Tode  des  Vf.  von  seinem  Sohne6)  sorgfältig  umgearbeitet  heraus- 
gegeben worden.  Zwei  Episoden  des  gallischen  Krieges  behandelt  E.  v. 
Veith,7)  die  Konstruktion  der  Rheinbrücke  B.  Maza.8)  Seine  Resultate 
stimmen  mit  den  Annahmen  Cohausens,  doch  glaubt  er,  dafs  die  Schutz- 
balken stromaufwärts  nicht  mit  der  Brücke  verbunden  waren.  In  einem 
einleitenden  Artikel  einer  Geschichte  des  Bürgerkrieges  49  v.  Chr.  schildert 
H.  Nissen9)  die  Demoralisation,  welche  nach  der  Eroberung  der  Mittel- 
meerländer Born  ergriffen  hatte.  Daneben  war  das  Äufsere  der  Stadt  selbst 
eng  und  unschön;  Feuer-  und  Wassersnot  bedrängten  die  Bewohner,  Krank- 
heiten und  Bürgerkriege  decimierten  sie.  Fast  wörtlich  traf  die  Prophe- 
zeiung des  Polybius  in  dem  Umsturz  der  Verfassung,  in  der  Geltendmachung 
der  Militärgewalt  ein.  Daran  schliefst  sich  eine  Erörterung  der  Beschränkungen, 
welche  das  Imperium  einhegten,  wobei  der  Vf.  Gelegenheit  findet  seine  An- 
sicht vom  Pomerium  noch  einmal  gegen  Mommsen  zu  betonen,  und  die 
Schilderung  der  Vorgänge  von  63  bis  zur  Zusammenkunft  zu  Lucca.  Nach 
W.s  Meinung  war  bei  der  dort  abgeschlossenen  Übereinkunft  Cäsar  der  Ge- 
winner. Immerhin  war  Pompeius  damals  ohne  Partei  und  fast  machtlos  in 
der  Stadt,  49  dagegen  stand  ihm  die  ganze  Kraft  Italiens  und  des  Reichs 
zu  Gebote. 

Als  Beitrag  zur  Zeitgeschichte  des  römischen  Reichs  unter  Augustus 
kann  man  die  Biographie  des  Horaz  von  Lucian  Müller10)  ansehen,  die 
sich  jedoch  fast  ausschliefslich  auf  literarhistorischem  Gebiet  bewegt,  sowie 
die  Abhandlung  von  H.  Georgii  über  die  politische  Tendenz  der  Aneide 
Vergils. 11)  Mit  der  Provinzialgeschichte  beschäftigte  sich  A.  Makowski1') 
und  die  Artikel  von  Fustel  de  Coulanges  und  v.  Duruy  über  die 
Druidenverfolgungen  unter  den  ersten  Kaisern.13)  Der  erstere14)  nimmt  jetzt 
an,  dafs  eine  Verfolgung  statt  fand,  aber  nicht  gegen  die  Personen  der 
gallischen  Priester  und  den  Kultus  ihrer  Gottheiten,  sondern  gegen  ihre 
blutigen  Opfer  und  ihre  hierarchische  Organisation  gerichtet  war-,  der  zweite,16) 


1)  Wann  hat  Cic.  d.  beiden  ersten  catil.  Beden  gehalten?  Prgr.  1878.  BudolfsTrert.  — 
2)  Chronol.  Best  d.  b.  erst  cat  Beden.  Prgr.  1877.  Seehansen  i./Altm.  —  3)  Jhrsb.  I, 
85  f.  —  4)  P.  Cornelias  Dolabella.  Prgr.  Gladbach.  —  5)  «Porcia'.  Herrn.  XV,  99  ft  — 
6)  A.  y.  G.,  Cäsars  gall.  Krieg  und  Teile  seines  Bürgerkrieges.  2.  Aufl.  Tübingen.  Mohr. 
I:  VH,  374  S.  II:  VII,  287,  38  S.  11  Krt  —  7)  S.  unten  II,  2.  —  8)  D.  Bheinbrücke 
Cäsars.  Ztschr.  f.  östr.  Oymn.  XXXI,  481—98.  —  9)  Aasbrach  d.  Bürgerkriegs  49  y.  Chr. 
I.  Hist  Ztschr.  Hft.  6,  S.  409—45.  —  10)  Qa.  Horatins  Flaccas.  Leipz.  Teubner.  X,  144S. 
11)  Prgr.  Stattgart  —  12)  Machtsphäre  Octayians  u.  ihr  wohlthät  Einflufs  auf  d.  Verwaltung 
d.  Provinzen.  Prgr.  Stanislau  1878.  —  böhmisch,  nach  Ztschr.  f.  östr.  0.  1880  S.  306 
nichts  Neues  enthaltend,  aber  die  Darstellung  des  Details  geschickt  und  losbar.  —  IS)  Vgl. 
Jhrsb.  II,  1,  99.  —  14)  Boy.  archeol.  Februar.  —  15)  Ebd.  April  ygL  Ac.  d.  Inscr.  et  B. 
L.    5.  Min. 


Rom  und  Italien  bis  M.  Anrel.  1,111 

dafs  Augustus  das  Senatusconsultum  von  94  v.  Chr.  gegen  Menschenopfer 
und  ein  zweites,  das  nicht  autorisierte  Gesellschaften  verbot,  auf  sie  an- 
wandte, Tiberins  auch  das  Gesetz  gegen  Zauberei;  die  Ansichten  haben  sich 
also  sehr  genähert 

Was  vor  mehr  als  dreifsig  Jahren  Sievers  gegen  Tacitus  Beurteilung 
des  Tiberius  vorgebracht  hat,  dafs  nämlich  die  geringe  Zahl  und  die  Art 
der  Majestätsprocesse,  die  derselbe  anführt,  mit  seinen  gelegentlichen  harten 
Worten  gegen  den  Kaiser  in  Widerspruch  stehe,  bringt  von  neuem  Dürr1) 
in  ausfuhrlicher  und  gewandter  Gruppierung  und  Beleuchtung  vor,  um  daran 
eine  'Rettung*  Tibers  zu  Bchliefsen.  Eine  politische  Geschichte  der  Regierung 
des  Claudius  hat  A.  Ziegler s)  unternommen,  die  aber  ohne  Heranziehung 
der  Inschriften  unvollständig  bleiben  mufste.  Daus  Neros  äufsere  Politik 
eine  geschickte  und  erfolgreiche  gewesen  ist,  entwickelt  Wolffgramm.8) 
Er  verweist  auf  die  Haltung  Gorbulos  gegen  die  Parther,  auf  die  Behauptung 
Britanniens  gegen  einen  gefährlichen  Aufstand  und  auf  die  vorsichtige  Ver- 
teidigung der  Rheingrenze.  Das  ganze  Verhalten  der  Römer  gegen  die 
Parther,  von  dem  Tode  des  Crassus  bis  auf  Nero  hat  A.  Hermann4)  ge- 
schildert In  ähnlicher  Weise  hat  D.  Nemanic6)  aus  Tacitus  zusammen- 
gestellt, was  sich  auf  die  Stoiker  und  ihre  Opposition  gegen  die  Kaiser 
bezieht 

Den  Tribut  Judaeas  an  die  Römer  berechnet  L.  Friedländer6) 
für  die  Zeit  des  Augustus  auf  1 200 ,  für  später  auf  rund  2000  Talente. 
Daraus  folgt,  dafe  der  ägyptische  aufser  20  Millionen  Scheffel  Getreide 
wenigstens  24  000  Talente  betrug,  was  zusammen  etwa  einem  Wert  von 
144  Millionen  Mark  entspricht.  Nach  Vell.  H,  39  mufs  der  von  Gallien 
ungefähr  eben  so  hoch  gewesen  sein;  die  Summe  bei  Eutrop  6,  17  ist  also 
viel  zu  klein.  Gegen  eine  Arbeit  von  Desjardins  (Rev.  de  phiL  1877, 
8.  7—24)  weist  derselbe7)  nach,  dafs  C.  Rutilius  Galliens  nicht  27,  sondern 
29  n.  Chr.  geboren  ist  und  dals  derselbe  während  des  dacischen  Krieges 
Domitians  praefectus  urbis  war. 


b.  Von  Marc  Aurel  bis  zum  Untergange  des  weströmischen 

Reiches. 

Die  unserer  Periode  angehörenden  Saturnalien  des  Macrobius,  welche  unter 
vielen  anderen  Gegenständen  auch  Chronologie  und  Sacralaltertümer  erörtern, 
werden  in  zwei  fleifsigen  Dissertationen  8j  auf  ihre  Quellen  untersucht  Die  Vf. 
gelangen  auf  einzelnen  Punkten  zu  verschiedenen  Ergebnissen.  Der  erste 
zeigt,  dafs  Macrobius  nicht  nur  seine  direkte  Quelle,  sondern  auch  die 
Autoren  der  in  dieser  enthaltenen  Citate  verschweigt  und  sucht  Stellen  des 
ersten  Buches  auf  Sueton  und  Cornelius  Labeo,  des  fünften  auf  Didymus  zu- 


1)  Majestatsprozesse  unter  Tiberius.  Prgr.  Heilbronn.  —  2)  D.  polit  Seite  d.  Regierung 
d.  Claudius,  I  u.  II.  Prgr.  Kremsraünster  1879,  80.  —  3)  Neros  Politik  d.  Auslände  gegen- 
über. Prgr.  Prenzlau.  —  4)  Darstellung  d.  Beziehungen  zwischen  Römern  u.  Parthern.  Prgr. 
St  Polten.  I,  1879:  Bis  z.  Schi.  b.  Actiurn.  II,  1880:  Bis  z.  Tiridates  Belehnung  durch 
Nero.  —  5)  De  stoieorum  Rom.  primi  Caesarum  saeculi  factione.  Prgr.  Mitterburg  (Pisino).  — 
6)  De  trib.  triam  proyinc  J.  Romani.  Ind.  lect  Königsberg.  April.  —  7)  De  C.  Rutüio 
Gallieo.  L  lect  Königsberg.  Okt  —  8)  6.  Wiasowa,  De  Macrobü  SatumaL  fontt  Breslau. 
Kötaer.  —  H.  Linke,  Quaest  de  Macr.  Saturn,  fönt  Ebda. 


1,112  VIL   G.  Bolze: 

rückzuführen.  Der  zweite  weist  die  Abhängigkeit  der  Vergil-Commentatoren  von 
Macrobius  nach,  für  andere  Stellen  findet  er  als  indirekte  Quelle  Asconius, 
Verrius  Flaccus,  Plutarch. 

Zu  den  namhaftesten  Quellen  der  späteren  römischen  Kaiserzeit  gehören 
die  Werke  des  Ammianus  Marcellinus  und  Zosimos;  beide  sind  zum  Gegen- 
stand kritischer  Erörterungen  gemacht  worden.  So  hat  H.  Michael1)  die 
Bücher  des  Ammian  einer  eingehenden  Untersuchung  unterzogen.  In  scharf- 
sinniger Weise  sucht  derselbe  durch  eine  Prüfung  der  auf  verlorene  Teile 
des  Werkes  zurückweisende  Stellen  den  Nachweis  zu  führen,  dafs  die  Dar- 
stellung in  jenen  Teilen  ausführlicher  gewesen,  als  dafs  die  Geschichte  von 
257  Jahren  (von  Nervas  Tode  bis  353)  in  nur  13  Büchern  abgehandelt 
worden  wäre,  dafs  vielmehr  das  ganze  Werk  aus  zwei  Teilen  bestanden 
habe,  von  denen  der  erste  die  Zeit  von  Nervas  Tode  bis  zum  Tode  Kon- 
stantins des  Grolsen,  der  zweite  die  Zeit  von  da  (337)  bis  378  umfafst 
habe,  daher  von  diesem  letzteren  Teile  uns  nur  der  Best  erhalten  sei.  Nach 
dem  Vorgänge  Ghifflehs  und  Valois'  nimmt  M.  zwischen  dem  30.  und  31. 
Buche  eine  grofse  Lücke  an,  so  dafs  demnach  zwischen  beiden  ein  ganzes 
Buch  fehle.  Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  beruhen  auf  einer  über- 
zeugenden Beweisführung.  Da  Zosimos  zu  einem  grolsen  Teile  dieselbe  ge- 
schichtliche Periode  wie  Ammian  behandelt,  so  ist  es  von  Interesse,  durch 
Vergleichung  derselben  einen  Anhalt  für  die  Beurteilung  des  Wertes  beider 
Darstellungen  zu  gewinnen. 

Einen  Beitrag  hierzu  giebt  die  sehr  beachtenswerte  Abhandlung  von  C.  v. 
Höfler. *)  Derselbe  geht  aus  von  den  Disquisitiones  in  Zosimum  von  Reite- 
meier in  dessen  Ausgabe.  Rs  Kritik  einzelner  Angaben  des  Zos.  findet  er 
völlig  zutreffend.  Den  Hergang  der  Schlacht  Konstantins  gegen  Maxentius 
versucht  er  frei  von  Wundern  und  verständlicher  als  Zos.  darzustellen,  läfst 
sich  sodann  in  eine  kritische  Erörterung  ein  über  die  Erzählung  des  Kampfes 
Konstantins  mit  Licinius.  Ganz  besonders  aber  bemängelt  er  die  Darstellung 
von  Julians  Herrschaft:  Die  ganze  Erzählung  sei  lückenhaft,  unbestimmt, 
verschweige  vieles,  was  von  anderer  Seite  glaubwürdig  berichtet  wird;  nichts 
erfahren  wir  von  Julians  Charakter,  nichts  von  seinen  Mafsregeln  gegen  das 
Christentum,  nichts  von  seinen  Schriften.  Ebenso  widerwärtig  wie  Konstantin 
ist  dem  Zos.  Theodosius.  Bei  einer  Vergleichung  des  Zos.  mit  Ammian  ver- 
dient dieser  entschieden  den  Vorzug,  denn  er  ist  ein  Historiker,  ehrlich, 
voll  Wahrheitsliebe  und  Gerechtigkeit,  jener  aber  ein  Novellist,  dem  es  nicht 
um  die  Sache  selbst  zu  thun  ist,  dem  es  an  aller  Genauigkeit  in  der  Dar- 
stellung historischer  Dinge  wie  an  Sachkenntnis  fehlt,  dem  Irrtümer  aller 
Art  nachzuweisen  sind.  Es  ist  ein  ernster  sittlicher  Zug  in  Ammian:  der 
Glaube  an  eine  vergeltende  Gerechtigkeit  auf  Erden  (Adrasteia)  beherrscht 
ihn  in  der  Auffassung  und  Darstellung  der  Geschichte. 

Das  Postwesen,  wie  es  sich  als  im  Erfordernis  regelmässiger  und 
einheitlicher  Staatsverwaltung  von  der  Zeit  des  Augustus  ab  mehr  und  mehr 
zu  einer  gesetzlich  geordneten  über  das  ganze  Reich  ausgedehnten  Staats- 
institution entwickelt  hat,  ist  in  zwei  populär  gehaltenen  Vorträgen  behandelt 
worden.    In  dem  einen  derselben  bildet  die  Schilderung  des  Postwesens  der 


1)  D.  H.  Michael,  Die  verlorenen  Bücher  des  Ammianus  Marcellinus.  Prgr.  Breslau. 
—  Christophe,  Geographie  d'Ammien  Marc.  Lyon.  Pytrat,  behandelt  die  Nachrichten 
Ammians  Über  Asien,  Ägypten  and  Gallien.  —  2)  Krit  Bern,  über  Zosimos.  (Abh.  a.  <L  Geb. 
iL  alt  (fach.  VII.;    Wien.    In  Comm.  b.  Gerold.    47  8. 


Rom  und  Italien  von  M.  Aurol  b.  z.  Untergange  (L  weströmischen  Reiches.       1,113 

römischen  Kaiserzeit  zumeist  den  ersten  Abschnitt  einer  das  Postwesen  über- 
haupt in  seiner  Entwicklung  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart 
umfassenden  Darstellung. ')  Der  andere  Vortrag  ist  ausschliefslich  der  Reichs- 
post der  römischen  Kaiser  gewidmet,  weist  jedoch  noch  auf  das  ostgothische 
Reich,  wie  auf  das  vandalische  in  Afrika  und  das  fränkische  in  Gallien  hin, 
in  denen  die  römischen  Posteinrichtungen  sich  fort  erhielten.8)  Beide  Dar- 
stellungen beruhen  auf  den  umfassenderen  Schriften  von  Stephan,  Hude- 
mann9) u.  a.  Dem  zweitgenannten  Vortrage  sind  in  den  Anmerkungen 
Quellen-  und  Li  tteratur-N  ach  weise  beigegeben.  Mit  Recht  werden  in  beiden 
Schriften  zwei  charakteristische  Merkmale  römischer  Posteinrichtung  hervor- 
gehoben: erstens  der  ausschliefslich  staatliche  Charakter  derselben,  nach 
welchem  sie  nur  im  Dienste  des  Staates,  vom  Kaiser  und  den  reisenden  Be- 
amten benutzt  werden  durfte,  und  zweitens  die  Verwaltung  und  Erhaltung 
derselben  auf  Kosten  der  Gemeinden,  für  welche  die  ganze  Einrichtung 
eine  unerträgliche  Last  wurde,  wiewohl  sie  keinerlei  Vorteil  davon  hatten. 

Eine  Charakteristik  Marc  Aureis4)  bezeichnet  ihn  als  den  Weisen  auf 
dem  Throne,  als  den  vollendetsten  Repräsentanten  der  'absoluten'  Religion, 
d.  h.  der  Humanität.  Die  Geschichte  des  Kaisers  Sepümius  Severus  ist  in 
sehr  sorgfältiger  Bearbeitung,  wenn  auch  von  streng  katholischem  Stand- 
punkte aus,  dargestellt  worden.5)  Nachdem  im  ersten  Teile  der  Arbeit  die 
Zeit  bis  zur  Bewältigung  der  Gegenkaiser  und  die  äufseren  Kriege  behandelt 
worden  sind,  beschäftigt  sich  der  zweite  mit  den  inneren  Verhältnissen,  dem 
Einflufs  des  Plautianus,  der 'Stellung  des  Kaisers  zum  Christentum  und  mit 
den  Reformen  in  Recht  und  Verwaltung,  die  seine  Regierung  zu  einer  Vor- 
Ütaferin  von  der  Diocletians  machen.  Diesem  letzteren,  und  zwar  den  Grün- 
den, die  ihn  zur  Abdankung  bewogen  haben,  hat  Morosi6)  eine  sehr  aus- 
führliche Erörterung  gewidmet.  Die  von  Alten  und  Neuen  angeführten  Gründe 
vertragen  alle  keine  nähere  Prüfung.  Ganz  ohne  Sinn  ist  die  Behauptung  des 
Lactantius,  dafs  Diocletian  von  Galerius  zur  Abdankung  gezwungen  worden 
sei,  und  die  zweite,  dafs  er  aus  Ärger  über  das  Mifslingen  der  Christen- 
verfolgung dazu  gekommen  sei.  Aus  einer  Ehreninschrift  geht  hervor,  dafs 
er  dieselbe  vielmehr  für  vollkommen  erfolgreich  hielt.  Überhaupt  galt  seine 
Regierung  für  eine  der  glücklichsten  und  glänzendsten,  was  selbst  Orosius 
gradezu  ausspricht.  Auch  die  auf  Niebuhr  zurückgehende  Meinung  Burck- 
h&rdts,  er  habe  die  Dauer  der  Augustusherrschaft  auf  20  Jahre  bestimmt, 
ist  unhaltbar,  denn  es  finden  sich  auch  an  solchen  Stellen  der  Schriftsteller 
keine  Spuren  dieser  Anordnung,  wo  sie  unbedingt  erwähnt  werden  müfste, 
wenn  sie  überhaupt  existiert  hätte.  Dagegen  drohte  einem  Grundpfeiler  der 
neuen  Verfassung,  der  Adoption,  die  an  die  Stelle  der  Erbfolge  treten 
sollte,  Gefahr  von  den  Söhnen  des  Augustus  Maximinus  und  des  Cäsar 
Constantius,  Maxentius  und  Constantin.  Um  diese  beiden  auszuschliefsen, 
die  Thronfolge  durch  Adoption  ein  erstes  Mal  sicher  durchzuführen,  und 
dadurch  auch  für  die  Zukunft  zu  sichern,  ist  die  Abdankung  erfolgt. 


1)  Das  Postwegen  i.  s.  Entwicklung  v.  d.  alt.  Zeiten  bis  i.  d.  Gegenwart  Von  Franz 
Ilwof.  Graz,  Leuschner  u.  Lubensky.  p.  8 — 19.  —  2)  Die  Reich  spost  der  römischen 
Ktiser.  Von  Gottfried  Ritter  v.  Rittershain.  Sammlung.  Virchow-Holtzendorff.  Hft.  339. 
-  3)  Vgl.  Jahresber.  II,  1,  115  f.  —  4)  E.  Renan,  Marc-AurMe.  Confer.  d'Angleterre. 
Ptris.  C.  Lery.  S  209—261.  —  5)  Ad.  de  Ceuleneer,  Essai  s.  1.  yie  e  1.  regne  de 
Septime  Serere.  314  S.  —  6)  Int  all  motivo  dell'  abdirazione  di  Diocleziano.  —  Arcli.  st. 
it.  V,  S.  201—80;  376—426;  VI,  181—224. 

Historisch«  Jahresberichts.    1880.    I.  VS 


1,114  vn-    G-  Bolze: 

Unter  den  römischen  Kaisern  der  späteren  Zeit  hat  wohl  keiner  so  s 
das  populäre  wie  das  wissenschaftliche  Interesse  in  Ansprach  genomm 
als  Konstantin  der  Grofse.  Die  Arbeit  Mansos  aus  dem  Anfange  unsej 
Jh.s  wurde  durch  die  treffliche  Monographie  J.  Burckhardts,  welche  ä 
ebenso  sehr  durch  eindringende  und  umfassende  Studien,  wie  durch  schar 
Auffassung  und  schöne  Darstellung  auszeichnete,  in  Schatten  gestellt  J 
der  nun  erschienenen  zweiten  Auflage  des  Werkes1)  hat  der  Vf.  manct 
neue  und  wichtige  Ergebnisse  der  in  den  letzten  Jahrzehnten  veröffentlichte 
Untersuchungen  (von  Vogel,  Hunziker,  v.  Görres,  Preufs)  verwertet,  ohi 
jedoch  die  wesentlich  kulturhistorische  Tendenz  des  Buches  dadurch  2 
verwischen. 

Gegen  die  Behauptung  des  Toltaireaners'  Lam6,  dafs  Julians  Reaktic 
gegen  das  Christentum  ohne  seinen  frühen  Tod  Aussicht  auf  Erfolg  gehal 
hätte,  wendet  sich  Dum6ril,a)  nicht  ohne  dem  Verteidiger  des  'üben 
katholischen'  Standpunkts,  Broglie,  zuzurufen,  dafs  einige  Jahrhunderte  spät 
das  Christentum  dem  Islam  so  schnell  im  Osten  unterlegen  sei,  weil  1 
durch  die  Verbindung  mit  der  weltlichen  Macht  entnervt  war.  Der  ^ 
scheint  keine  Ahnung  davon  zu  haben,  dafs  in  Deutschland  sowohl  vc 
historischer,  als  auch  von  protestantisch-theologischer  Seite  dies  Theo 
wiederholt  und  tiefgreifend  beleuchtet  worden  ist 

Für  den  Kaiser  Balbinus  weist  Mommsen 8)  die  Namen  Caelius  Calvini 
aus  Inschriften  und  Münzen  nach.  Die  Nachrichten,  welche  sich  über  d 
in  Gallien  257—73  auftretenden  Kaiser  bei  den  scriptores  Hist  Aug.  finde 
oder  aus  Münzen  und  Inschriften  zu  gewinnen  sind,  sind  in  einer  beifttt 
aufgenommenen  Arbeit  zusammengestellt  worden.4)  Dagegen  wird  bei  eine 
Werk  über  das  letzte  Jahrhundert  des  westlichen  Reiches  ö)  zwar  die  glänzenc 
Darstellung  anerkannt,  ihm  aber  Flüchtigkeit  und  Nichtberücksichtigung  d( 
Forschungen  von  Waitz,  Dahn  und  Papencordt  (Gesch.  d.  Vandalen)  ?o: 
geworfen.  6) 

Über  Hertzbergs  Geschichte  des  römischen  Kaiserreichs  ist  schon  obe 
gesprochen  worden.7) 


1)  Die  Zeit  Constantins    des  Urofcen.     Von  J.  Burckkardt.     2.  Aufl.     Leipzig.    K- 
Seemann.    —   2)  Apere,,  p.  «.  a  u.  nouv.  h.  d.  l'Emp.  Julien.     Mem.  d.  l'Ac.  d.  Sc.  J.  et  B. 
de  Toulouse  1879,    1,   S.   166—208     —    3)  Namen  des  K.  Balbinu«.  —   B.  Ztschr.  f.  N« 
VIII,  S.  26  fl".    —    4)  E.  Zevort,    Do  Galliean.  iraperatoribus.   Paria.   Germer   Bailliere,  *l 
Rev.  Hist.  XIII,  127  f.   -     ä)  Th.  Hodgkin,  Italy  and  her  lnvaders.     Oxford.     2  voll. 
6)  Athenaeum,  1,  S.  784.     Rev.  d.  Qoest.  Hist.     Bd.  28.  S.  613.  —  7)  S.   107. 


Kirchengeschichte.  1,1 1 5 


VIII. 


E.  Meyer. 


Kirchengeschichte. 


Die  Geschichte  der  alten  Kirche  bis  zu  der  Zeit,  wo  die  volle  Aus- 
bildung der  Hierarchie  die  Tiefe  des  religiösen  Empfindens  durch  einen 
heben  Formalimas  zu  ersetzen  anfing,  wird  von  Protestanten  und  Katholiken 
als  der  Stamm  angesehen,  an  den  beide  Kirchen  anknüpfen  können,  wenn 
lach  der  Protestantismus  die  von  kraftvoller  Begeisterung  getragene  Kirche 
kr  apostolischen  Zeit  stets  als  sein  Ideal  hinstellen  wird.  Jedenfalls  be- 
teiligen sich  an  der  Erforschung  der  ältesten  Periode  die  Theologen  der 
ganzen  Welt,  wo  nur  Wissenschaft  überhaupt  getrieben  wird.  Die  Folge  ist 
ein  Reichtum  an  Litteratur,  wie  er  schwerlich  auf  einem  andern  Gebiete 
historischer  Forschung  vorhanden  ist.  Dieser  ist  es  denn  nicht  zum  wenigsten, 
te  dazu  treibt,  den  schwer  zu  umfassenden  Stoff  in  Real-Encyklopädien 
lad  anderen  Werken  allgemeiner  Art  den  interessierten  Kreisen  übersichtlich 
vorzulegen.  In  allen  nimmt  naturgemäfs  das  auf  die  alte  Kirche  Bezügliche 
den  beträchtlichsten  Raum  ein.  In  Deutschland  erscheinen  daher  neben 
einander  in  zweiter  Auflage  die  protestantische  grofse  Realencyklopädie  von 
Herzog-Pütt,1)  die  beide  nun  bereits  der  Wissenschaft  entrissen  sind,  und 
das  katholische  Kirchenlexikon  von  Wetzer  und  Welt  er;2)  letzteres,  in  den 
Augen  der  katholischen  Theologen  ein  Standardwork,  ist  wesentlicher  umge- 
arbeitet als  das  protestantische  Gegenstück,  insofern  die  Zahl  der  Artikel 
vermehrt  ist,  diese  aber  selbst  kürzer  gehalten  sind.  In  Frankreich  wird  die 
Uchtenbergersche3)  Encyklopädie  (reformiert)  rüstig  fortgesetzt,  während 
England  eine  Encyklopädie  auf  dem  beschränkteren  Gebiet  der  christlichen 
Litteratur  (wenn  auch  im  weitesten  Sinne)  aufweist,  die  nur  bis  zu  Karl 
&  Gr.  geht,  aber  durch  Gründlichkeit  und  Reichhaltigkeit  ausgezeichnet  ist.4) 
für  die  Kenntnis  des  mit  dem  Christentum  anfangs  so  eng  verwachsenen 
Judentums  ist  Hamburgers5)  Encyklopädie  zu  erwähnen. 


1)  Vgl.   o.   1,  55«.  —  Erschienen   sind:    Heft  56—70    (VI,    328—798;    VII,    1—160). 

Ltipng,   Himichs.    —    Ober  Biehm,   HandwÖrterb.  s.  o.  1.  c.   —    2)  Kirchenlexikon    oder 

Zyklop,  d.  kath.  Theol.   und   ihrer  Hülfswissenschaften.     2.    Aufl.     Begonnen   v.   Jos.   Card. 

**«rgenröther,    fortgesetzt   von  Frz.  Kaulen.     Freiburg  i.  B.,  Herder.     Heft  1   u.  2    (I, 

8P.  1—384),  (sollen   10  Bde.  von  10 — 12  Heften  werden). —  3)  Encvklop.    des  sciences  reli- 

tfem*.  Par.,  Fischbacher,  VI  (1879;,  Vll—  IX  (1880);  geht  jetzt  -  Onan.  —   4)  W.  Smith 

*Q4  H.    Wace,     A    Dictionary   of  Christ.     Biographv,    Litteraturc ,    Sects    and     Doctrines. 

Udon,  Murray.  1  (AD)  1877.    XII,  914  S.  —  II  (E  —  Hermokrates)  1880.    XII,  928  S. 

"^Schaff,    A  diction.  of  the  Bible  includ.  biogr.,   nat,   hist.,   geogr.,   topogr.,   archeo).  and 

Htenu.    With  12  col.  maps  and  illustr.    (Philad.,    Americ.  Sohool  Union,   958  S.)  kann  wohl 

J»  populär  sein.  —    7>)   Real-En«:yklop.  f.  Bibel  und  Talmud.  2.  Abt.  Heft  5  (S.  657— 81C>. 

kipt,  Kühler. 

8* 


1,116  VIII.     E.  Meyer: 

Das  Gebiet  der  gesaroten  Kirchengeschichte  umfassen  mehrere  populäre 
Werke1).  Als  sehr  praktisch  hat  sich  Kurtz'  Lehrbuch8)  bewährt;  um  der 
katholischen  Auffassung  der  Kirchengeschichte  gerecht  zu  werden,  ist  Hergen- 
röthers3)  Werk  empfehlenswert;  besondere  Wichtigkeit  hat  der  Supplement- 
band (III),  der  die  Litteratur  möglichst  vollständig  geben  will,  die  historische 
Begründung  der  im  Text  gegebenen  Ansichten  enthält  und  eine  Geschichte 
der  kirchlichen  Historiographie  anzubahnen  sucht.  —  Uhlhorns4)  populäre 
Darstellung  der  Kirchengeschichte  bis  zu  Julians  Tode  liegt  in  3.  Auflage 
vor:  sie  kann  nicht  alle  Seiten  der  Kirchengeschichte  berühren,  aber  verdient 
auch  von  denen  volle  Anerkennung,  die  den  Standpunkt  des  Vf.  nicht  teilen. 
Die  Kirche,  wie  sie  sich  speciell  in  Rom  frühzeitig  entwickelte,  ist  einerseits 
die  echte  Nachfolgerin  der  jüdischen  Theokratie,  andererseits  der  römischen 
Weltmacht:  die  inneren  Beziehungen  Roms  zum  Christentum  oder  zur  Kirche 
werden  immer  von  neuem  Gegenstand  von  mehr  oder  minder  wissenschaft- 
lichen Darstellungen 5),  und  auch  Renan  hat  dies  Thema  für  die  Vorlesungen  ge- 
wählt, die  er  in  der  Hibbert-Stiftung  in  London  gehalten  hat;  jedoch  hat  er 
lediglich  Partieen  aus  den  bisher  erschienenen  sechs  Bänden  seiner  'Origines 
du  christianisme',  und  zwar  meist  verbotenus,  wiederholt6).     Dafs  der  der 


1)  Baum,  Kirchengesch.  f.  Haas  u.  Schule.  M.  authent.  Abbildungen.  (In  3  Lfgn.)  Lf.  1 
u.  2.  S.  1 — 240.  Nördlingen,  Beck.  —  A.  Müller,  Allgem.  Gesch.  d.  christl.  Kirche.  Aus 
d.  EngL  (Lf.  2.)  Elberf.,  Langewiesche,  1879.  S.  97.— 192.  —  P.  v.  Schmid,  Handb.  d. 
Kirchengesch.  VI,  298,  (für  Schulen).  —  F.  Kirchner,  Katechism.  d.  Kirchengesch.,  Leipz. 
Weber.  VI,  314  S.  —  Katholisch  ist  U.  Rolfus,  Gesch.  d.  Reiches  Gottes  auf  Erden 
od.  christl.  Kirchengesch.  von  Erschaff,  d.  Welt  bis  auf  uns.  Tage.  Für  kathol.  Familien.  Mit 
Holzschn.  Hft.  13—20  (Schlufs).  S.  673—1118.  Freib.  i.  B.,  Herder.  —  Einschlägige  Fragen 
der  gesamten  heil.  Gesch.  werden  den  Widersachern  der  Kirche  vorführen  die  unter  der  Leitung 
Rene  Kervilers  in  Serien  erscheinenden:  Questions  controversees  de  1'hist  et  de  la  science. 
Paris,  Tardieu.  1.  Ser.  290  S.  18°.  —  Jeder  Band  soll  6  Kapp,  enthalten:  I.  epoche  antecliluv; 
II.  Zeit  bis  Christ;  III.  röm.  Reich  u.  d.  ersten  christl.  Jhh. ;  IV.  Mittelalter.  Y.  Neuzeit; 
VI.  Gegenwart  —  Tripepi,  ritratü  e  biografie  dei  rom.  pontifici  da  S.  Pietro  a  Leone  XIII. 
Bd.  I,  Rom  1879  (256  S.  122  Portr.,  40  frcs.),  kennzeichnet  sich  durch  Titel  u.  Umfang  wohl 
selbst ;  vgl.  von  demselben :  Esame  scientif.  di  docum.  per  im  apolog.  pontific,  II  Papato  XI  No.  64 
— 66.  —  2)  Lehrb.  d.  Kirch. -G.  f.  Studierende.  8.  z.  grofs.  T.  neuausgearb.  Aufl.  4  Tle.  in 
2  Bdn.  Leipz.,  Noumann.  IX,  291;  VIII,  344;  VIII,  319;  VII,  284  S.  —  J.  H.  Allen, 
Fragments  of  Christ  history  to  the  foundation  of  the  Holy  Rom.  empire,  (Boston,  Roberts,  XX, 
284  S.  16°)  kenne  ich  nicht  weiter.  —  3)  Handb.  d.  allgem.  K.-G.  2.  Aufl.  II.  (1303  bis 
zur  Gegenw.)  1112  S.  —  III.  V,  634  S.  (Theol.  Biblioth.  Ser.  1.  Bd.  XV.  XIX).  Freib. 
i.  B.,  Herder.  Auch  ins  Franz.  übers. :  Hist  do  l'£gl. ,  trad.  p.  B  e  1  e  t.  Paris ,  Palma.  2 
voll,  (bis  z.  Tode  Karls  d.  Gr.)  —  Von  D.  E.  Dar  ras,  hist.  de  l'egl.  dep.  la  creation  jus- 
qu'au  XII.  s.,  contin.  jusqu'au  pontif.  do  Pie  IX  par  J.  Bar  ei  11  e,  (Paris,  Vives)  ersch.  1879 
Bd.  26  (—1154)  627  S.;  Bd.  27  geht  bis  1198;  623  S.  —  Bd.  26  ist  schon  von  Bareille. 
—  4)  D.  Kampf  d.  Christen t.  m.  d.  Heident.  Bilder  aus  d.  Vergangenheit  als  Spiegelbilder 
f.  d.  Gegenw.  3.  verb.  u.  verm.  Aufl.  (5.  Tausend).  Stuttg.,  Meyer  u.  Zeller.  452  S.  —  Populär 
dürfte  auch  sein:  Alticozzi,  storia  dello  porsceuzioni  antiche  nei  priml  secoli  della  chiesa 
Rom.,  tip.  di  Roma.  280  S.  —  J.  Lloyd,  tho  North  Afric.  Church  (Lond.,  Soc.  f.  promot 
Christ.  Knowledge),  verfolgt  die  Geschichte  d.  Afrik.  Kirche  bis  in  die  Neuzeit  (pop.)  — 
5)  z.  B.  (Anon.) :  Des  cause*  de  la  grandeur  de  Rome  pai'enne  et  de  leur  rapport  avec  l'eglise 
cath.  Paris,  Vives.  404  S.  —  H.  Formby,  (kath.)  Ancient  Rom  and  its  connection  with  tho 
christ.  religion  (London,  Kegan  Paul  &  Co.  450  S.  1°),  findet  bei  Rom  von  Romulus'  Institu- 
tionen an  all  es  darauf  hinzielend,  dem  Christentum  den  Boden  zu  bereiten!  —  Auch  in  G.  P. 
Fischers  'Discussion  in  Hist.  and  Theol.'  (N.-York,  Scribner's  Sons;  553  S.)  handelt  eine 
Abhandl.  über  dies  Thema.  —  6)  Conference«  d'Angleterre.  Pari«,  Levy.  III,  261  S.  —  Ins  Engl, 
übers.:  The  Hibbert  Lectures  1880.  On  the  influence  of  the  institutions,  thought  and  eulture 
of  Rome  on  christianity  and  the  development  of  the  cath.  church.  Vgl.  die  treffenden  Be- 
merkungen A.  J.  Masons  in  der  Acad.  1880,  II,  249.  In  der  Quart -Rev.  1880,  II,  243 
wird  Renan  als  Novellist  hingestellt,  der  in  der  deutsch.  Litter.  ebensowenig  zu  haus  sei  wie 
in  der  englischen. 


Kirchengeschichte.  1117 

Kirche  ungetreu  gewordene  Sohn  und  angehende  Priester1)  dahin  gekommen 
ist,  bei  einem  protestantischen  Publikum  Beifall  für  seine  ketzerischen  An- 
sichten zu  suchen,  hat  begreiflicherweise  in  der  katholischen  Welt  der  ver- 
einigten Königreiche  eine  starke  Erregung  hervorgerufen,  und  man  ist  erfreut 
zu  entdecken,  dafs  er  doch  einige  Grundanschauungen  der  katholischen  Auf- 
fassung bestätige:  so  wenn  er  der  päpstlichen  Macht  ein  sehr  hohes  Alter  zu- 
schreibe, wenn  er  den  Geist  in  ihr  so  früh  entwickelt  finde,  der  1870  das 
Infallibilitätsdogma  zeitigte,  und  wenn  er  ferner  den  hierarchischen  Geist 
der  ältesten  Kirche  und  ihren  Anspruch,  den  verschiedenen  Nationalitäten 
gegenüber  die  eine  allgemeine  Kirche  zu  sein,  betone*). 

Führen  uns  Renan  und  seine  Gegner  zu  den  Anfängen  des  Christentums, 
so  ist  hier  zunächst  wieder  eine  bedeutende  Anzahl  von  Schriften  über  unsere 
älteste  Quelle,  das  Neue  Testament,  zu  nennen.  —  Zu  T  regell  es'  Textaus- 
gabe (6  Bde.  1857—72)  haben  wir  von  F.  J.  A.  Host  und  A.  W.  Streane 
einen  Nachtragsband8)  erhalten,  der  freilich  auch  Prolegomena  bringt;  der 
Cod.  Alexandrin.  des  Britischen  Museums  liegt  in  photographischem  Facsimile 
vor4).  Hier  sei  gleich  die  neue  Ausgabe  des  schon  durch  Barret  1801  heraus- 
gegebenen Cod.  rescriptus  Z.  in  Dublin  von  T.  K.  Abbot6)  erwähnt; 
A.  hat  vieles  besser  gelesen  und  manche  Stellen  glücklich  entziffert.  Nicht 
grofe  ist  der  textkritische  Gewinn,  den  der  von  0.  v.  Gebhardt  und  A. 
Harnack6)  anstatt  gesuchter  Schriften  von  Hippolyt  und  Dionysius  von 
Alexandria  gefundene  Codex  des  Klosters  S.  Maria  de  lo  Patire  bei  Rossano 
in  Calabrien  gewährt;  dagegen  füllen  die  Bilder  dieses  ältesten  Bilderevan- 
geliums, in  vortrefflichem  Stile  gemalt,  eine  Lücke  zwischen  klassisch  antiker 
and  sog.  byzantinischer  Kunst  aus.  Der  Cod.  enthält  nur  Matthäus  und 
Marcus  bis  16,  16.  —  Die  Zulässigkeit  der  Konjekturalkritik  auch  für  die 
XTlichen  Schriften  haben  anläfslich  einer  Preisaufgabe  der  Teylerschen  theolog. 
Ge&ell&chaft  in  Haarlem  W.  C.  van  Manen7)  und  W.  H.  van  de  Sande 


1)  Der  übrigem  seinen  Entwicklungsgang  and  Abfall  von  Born  selbst  mit  grofser  Selbstge- 
fälligkeit erzählt  in  seinen:  Souvenirs  d'enfance  et  de  jeanesse,  Rev.  d.  deax  Mond.  42,  68  ff.  — 
2)  W.  E.  Addis,  Thetruth  and  falsehood  ofM.  R.s.  Lectores,  Dublin  Her.  3  T.  39  ff.  Ser.  IV, 
333—60.  —  Vermutlich   verfolgt   ähnliche  Tendenzen  Hewil,    Genesis   of  the  cath.    chorch, 
The  Cath.  World,  Heft  4 — 6,  u.  der  sonst  kritische  (vgl.  u.  S.  135*)  de  Meissas:  M.  Renan 
spologiste   raalgre  lui.  Reponse  ä  l'JSglise  chretienne.     Paris,  Gervais.     32  S.   (schon  2.  Aufl.) 
—  Tgl.  Un  mot  sor  l'täglise  chr6t  de  M.  Renan,  par  l'abbe  X**.     Lyon,  Mougin-Rusand.  VI, 
17  S.  —  Gerem.  Fiore,  la  genesi  della  chiesa  (1879),  ist  auf  den  Index  gesetzt.  —  3)  The 
Gwek  N.  Test.,  edited  from  ancient  authorities  with  the  varioos  readings  in  fall  and  the  Lat. 
ren.  of  Jerome.  T.  VII,  Lond.  Bagster  &  Sons.  24,    XXXI 1 ,    1070  S.  —Von  Tischendorfs 
N  T.  ersch.  *edit.    academ.  XL  Ad  edit.  crit.  VIII  conform'.  Leipz.,  Tauchnitz;  XXX,  437  S. 
(Ed.  ster.  VII).  —  Von  dess.  'N.-T.  gr.  et  latf.  (Vulgata  nach  der  Recens.  von  Sixt.  V.  u.  Clem. 
VIII)  ersch.  ed.  ster.  VI.    Ibid.  983  S.    Die  neue  Ausgabe  des  N.-T.,  welche  die  Baseler  Bibel- 
gesellschaft  veranstaltet  hat,  (H  KAINH  JIA0HKH.    Karä  t«  aq%aUna%a  dvrfy^n7a 
ixdo&tura.     Ev  RaaiXeia.  JaTtdvii  rov  <Piloßißlixov  JSvk/.6yov)  giebt  jetzt  einen  kritisch 
gerexnigteren  Text  —  4)  Facsim.  of  the  cod.  Alex.    New  Tont,  and  Clemens'  Epistles.    Publish. 
by  order  of  the  Trostees.     Lond.,   1879.     1  Bg.  144  Bll.  —   5)  Par   palimpsestorum   Dubli- 
Bensiom.    The  Cod.  rescr.  Dabl.  of  St.  Matth.  Gospel  (Z).  A  new  edit  revised  and  au  gm.,  also 
Fragments  of  the  book  of  Isaiah  in  the  LXX  version  together  with  a  newly   discov.   frgm.  of 
the  cod.  Palat.  with  2  plates   of  facsim.    Dubl.,   Hodges,   Foster  &  Figgins.  (u.  Lond.,)  23  S. 
39  Bll.  (das  Fragm.  des  Cod.  Pal.  ist  eine  Itala-Obersetz.,  die  Matth.  18,   13—24  enthält).  — 
6)  Evangelior.   cod.  graec.   purpur.  Rossanensis  (2)  litteris   argent.  VI0  ut   vid.   Saec.   scriptas 
poctarisque  ornatus.     Seine  Entdeckung,  s.  wissensch.  u.  künstler.  Wert.     M.  2  facsim.  Schrift- 
tat a.  17   Umrifszeichngn.  Fol.  VI,  XL1X  S„  Leipz.,  Gieseke  u.  Devrient.  —  7)  Conjecturaal- 
'-ritiek  toegepasst  op  den  tekst  van  de  sehriften   de«  N.  T.   Haarlem,  F.   Botin*  Erven.  352  8. 


1,118  VUL     E.  Meyer: 

Bakhuyzen1)  betont.  —  Für  die  Feststellung  des  griechischen  Textes  sind 
auch  die  alten  Übersetzungen  zu  verwerten:  hinsichtlich  der  syrischen  hat 
G.  Wildeboer8)  das  Verhältnis  der  von  Cureton  edierten  syrischen  Evan- 
gelien zu  den  der  Peschittho  untersucht;  nach  ihm  wäre  der  syrische  Text 
erst  zur  Zeit  Jacobs  von  Edessa  (c.  700)  und  vielleicht  durch  ihn  zu  einer 
gewissen  Festigkeit  gelangt. 

Dafs  die  kritischen  Untersuchungen  über  den  Quellenwert  der  meisten 
neutestamentl.  Schriften  zu  Resultaten  führen  werden,  welche  von  allen  Rich- 
tungen auch  nur  innerhalb  der  protestantischen  Kirche  anerkannt  würden, 
ist  kaum  zu  erwarten;  unser  Material  ist  in  der  That  zu  lückenhaft,  um  von 
den  vielen  Möglichkeiten,  die  Scharfsinn  und  Kombinationsgabe  erdenken 
können,  eine  oder  die  andere  zur  Wahrscheinlichkeit  zu  erheben.  Sämtliche 
Zeugnisse,  welche  aus  der  Zeit  der  alten  Kirche  über  den  NT  liehen  Kanon 
sowie  über  die  einzelnen  Bücher  desselben  vorhanden  sind,  ebenso  die  der 
heidnischen  Schriftsteller  über  das  Christentum  hat  A.  H.  Charteris8)  (Prof. 
in  Edinburgh)  in  einer  Vollständigkeit  zusammengestellt,  die  volle  Anerkennung 
findet,  wenn  er  auch  dabei  an  J.  Kirchhofers  'Quellensammlung  zur  Gesch. 
des  NTlichen  Kanons'  (1842 — 44)  eine  Grundlage  hatte,  die  er  nur  auf  die 
Höhe  der  heutigen  Wissenschaft  erhoben  hat.  —  Die  Authenticität  der  Evan- 
gelien will  Fred.  Huidekoper4)  einmal  nicht  mit  positiven  Gründen,  sondern 
indirekt  beweisen:  wären  sie,  argumentiert  er,  wie  die  kritische  Schule  be- 
hauptet, Schriften  des  II.  Jh.,  so  würden  sich  in  ihnen  viele  von  den  Lehren 
über  Christus  finden,  welche,  wie  z.  B.  die  von  der  Höllenfahrt,  die  Schriften 
des  H.  Jh.  in  auffallendster  Weise  kennzeichnen.  —  Die  Synoptiker  hat 
Bonnet5)  kommentiert:  von  ihnen  hat  Matthäus  einen  hervorragenden  Exe- 
geten  in  dem  von  Freund  und  Feind  trotz  des  oft  nicht  zu  vermeidenden 
Bemühens,  die  katholische  Tradition  zu  wahren,  geschätzten  P.  Schanz6) 
gefunden;  seine  Ansichten,  z.  B.  Bestimmung  des  ursprünglich  aramäisch  ge- 
schriebenen Evangeliums  für  einen  judenchristlichen  Lesekreis,  dem  das  Fern- 
bleiben des  gröfsten  Teils  des  jüdischen  Volkes  Skrupel  bereitete,  sind  aus 
früheren  Schriften7)  bekannt.  Katholisch  ist  auch  K.  Pölzls8)  Kommentar: 
Matthäus  ist  ihm  Levi,  die  Logia  des  Papias  sind  das  Matthäus-,  nicht  das 
Hebräerevangelium,  die  Ursprache  war  das  Hebräische;  meist  sich  also  an 
Schanz  anschliefsend,  hält  er  gegen  diesen  an  ca.  42  als  Zeit  der  Abfassung 
fest.  —  C.  F.  Keil9)  lieferte  einen  Kommentar  zu  Markus  und  Lukas:  letz- 
terer hat  unter  den  Synoptikern  die  weitaus  gröfste  Zahl  von  Exegeten  auf- 
zuweisen. F.  W.  Farrar10)  nimmt  einen  vermittelnden  Standpunkt  ein,  und 
E.  H.  Plump tre,11)    der  Studierende  im  Auge  hat,   bezeichnet  in   der  Er- 


1)  Orer  de  toepaaaaing  van  de  conjeet.  cht.  op  den  tekat  d.  N.  T.  Ibid.  —  2)  de  wurde 
der  Syrische  Evangelien  door  Cureten  ontdekt  on  uitgegev.  Eene  bijdrage  tot  de  geachiedenia 
van  het  ontataan  der  ayr.  Bijbelvertalinpen.  Leiden,  Brill.  72  8.  —  3)  Canonicity,  a  collect, 
of  early  testim.  to  the  canon.  booka  of  the  N.  T.,  basod  on  Kirchhofers  Qaellensammlg.  Edinb., 
Blackwood  &  S.  CXX,  484  8.  —  4)  Indirect  teatimony  of  hiatory  to  the  genuineneas  of  the 
Goapela.  2.  Aufl.  N.-York,  J.  Miller.  XVI,  226  S.  —  5)  ßvang.  de  Matth.,  Marc  et  Luc, 
formant  le  Tome  I  da  N.  T.  explique  au  moyen  d'introduetions,  d'aiialyses  etc.  Lausanne, 
Bridel.  XLVI11,  656  S.  —  6)  Comm.  üb.  d.  Ev.  Matth.  Freib.  i.  B.,  Herder,  1879.  VII, 
562  S.  —  7)  Tüb.  Quart-Schr.  52  (1871);  d.  Compos.  d.  Matth.-Ev.  1877.  —  8)  Kurzge- 
fafster  Comm.  z.  d.  4  hl.  Ev.  z.  Gebrauch  f.  Theol.  -  Studirende  (in  4  Bdn.).  I.  Matth.  mit 
Auaachlufa  d.  Leidenagesch.  Graz,  Styria.  XXVI,  320  8.  —  9)  Leipz. ,  Dörffling  u.  Pranke, 
1879.  501  S.  —  10)  the  goap.  aecord.  to  8.  Luke.  With  mapa,  notes  and  introduet.  Cam- 
bridge, Univers.-Freaa.  —  11)  the  go«p.  aecord.  to  S.  Luke.     Lond.,  Caaael  &  Co. 


Kirchengeschicht«.  1,119 

klänmg  keinen  Fortschritt;    dagegen  wird  an  Mac-Evilly1)  (katholischer- 
seits)  grofee,  'bescheiden  verdeckte'  Gelehrsamkeit  gelobt.  —  Dals  Lnkas  sich 
im  Josephus  'umgesehen'  habe,  was  der  Autor  der  'Supernatural  religion'  und 
Renan   billigten,    zeigt    H.  Holtzmann  *)    gegen  die  Einwendungen   K.  T. 
Xösgens*)   aufs  neue.      Letzterer  hat  seine  Studien  über  das  Lukas -Ev. 
fortgesetzt4):     Theophilus    sei  durch  Einwände,    die  von  Judenchristen  mit 
Berufung  auf  Jakobus  gegen  Paulus'  Lehre  nicht  von  der  Rechtfertigung,  son- 
dern von  der  Person,  Leben  u.  Bedeutung  Christi  erhoben  seien,  irre  geworden; 
das  Lukas -Evangelium  enthalte  demgemäfs  noch  in  höherem  Grade  als  die 
Apg.  eine  Synthese  zwischen  Paulus  und  Jakobus  und  sei  das  Evangelium 
des  dritten  Säulenapostels,  —  daher  seine  allgemeine  Anerkennung.  Zittel 5)  hat 
das  Lukas-  und  Johannes- Ev.  populär,  aber  mit  dem  Geschick  des  Sach- 
kundigen behandelt.  —  Für  das  Johannes-Ev.  liegen  katholischerseits  der  gut 
aufgenommene  Kommentar  von  Gorluy  S.  J. 6)  und  der  von  P.  Haneberg- 
Schegg7)  vor:  protestantischerseits  sind  für  die  Echtheit  eingetreten  B.Weifs8) 
in  seiner  Neubearbeitung  des  Meyerschen  Kommentars  und  der  Socinianer 
Ezra  Abbot9),  Prof.   d.  Divinity  School  der  Harvard -Universität  in  Cam- 
bridge bei  Boston,  der  auch  in  deutscher  Litteratur  gut  bewandert  ist  und 
sich  hauptsächlich  gegen  den  Autor  der  'Supernatural  religion' 10)  wendet, 
deren  3  Bände   nun  in  neuer  Ausgabe  zusammen  erschienen  sind,  um  das 
Aufsehen,  welches  die  ersten  Bände  machten  (1875  6.  Aufl.)  zu  wiederholen. 
C.  Brachmann11)   scheint  aus   dem  richtigen  psychologischen  Verständ- 
nis des  Johannes  und  des  Geistes  seines  Evangeliums,  das  ein  Bild  Christi 
gebe,  wie  es  der  liebende  Jünger  aufgefafst,    die  Echtheit,    die  sich  durch 
änfsere  Zeugnisse  nicht  erweisen  läfst,  mit  Sicherheit  hervorzugehen.  Godets1*) 
Abhandlung  gegen  Renans  Hypothese  von  dem  Ursprünge  des  4.  Evangeliums 
ist  mir  leider  nicht  zugänglich  gewesen,  ebenso  wenig  eine  Schrift  von  Ram- 
bert13).   Von  Ti  sehen  dorfs14)  Schrift  über  die  Abfassungszeit  der  Evan- 
gelien liegt  eine   2.  veränderte   Auflage  vor;    tendenziös  antiklerikal  ist  P. 
Victor16),  der  die  Widersprüche  der  Evangelien  aufzuzeigen   sucht.  —  An 
die  Fragen,  welche  das  Matthäus-Ev.  veranlafst,  schliefsen  sich  die  über  das 
Hebräer-Evangelium  eng  an.    Nicholson16)  weicht  in  seinen  Untersuchungen 
ober  dasselbe  von  Hilgenfeld  mehrfach  ab:  Matth.  habe  beide  Evangelien  zu 


1)  An  expoedt  of  the  gosp.  of  S.  Luke.  Dublin,  1879.  248  S.  —  2)  Anzeige  des  Auf- 
»fces  v.  Nösgen,  Zschr.  f.  wiss.  Theo!.  23,  121.  Vgl.  u.  S.  120.  —  3)  Über  Lac.  u.  Joe.,  Sta- 
uen il  Krit.  1879.  8.  221—540.  —  4)  Urspr.  u.  Entstehung  d.  3.  Ev.,  ibid.  S.  49—137.  — 
5)  <L  4  Evangelien  übers,  u.  erkl.  II.  Das  Ev.  d.  Luk.  —  Zum  Joh.-Ev.  —  Das  Joh.-Ev.  Karls- 
ruhe, Braun.    VII,  213  S.   —  6)  2.  Ausg.  Gand,  Poelmann.    XV,  491.    (1.  Ausg.  schon  1878). 

—  7)  D.  B.  v.  Hmneberg  (Bisch,  v.  Speyer),  d.  Ev.  nach  Joh.  übers,  u.  erkl.  Redig.,  ergänzt 
n.  hrsg.  v.  P.  Seh  egg.  II.  (Kap.  X— XXI).  —  T.  XX  von:  D.  hh.  Evang.  übers,  u.  erkl. 
München,  Stahl.  VI,  710  S.  —  8)  H.  A.  W.  Meyer,  krit  exeg.  Comment  üb.  d.  N.  T. 
Abt  IL  Ev.  Joh.  —  6.  völlig  umgearb.  Aufl.  Göttingen,  Vandenhöck  u.  Ruprecht     VIII,  695  S. 

—  9)  the  authorship  of  the  fourth  gosp.  External  evidences.  Boston,  EUis.  II,  104  S.  — 
10)  SupernaL  rel.  An  inquiry  of  the  reality  of  div.  revelation.  Complete  edit.,  carefully  revi- 
«ed.  3  voll.  London  1879.  XCVIII,  486;  479;  613  S.  —  Gegen  dies  Werk  wendet  sich 
loch  Fischer,  Titas -Street  Prof.  of  occles.  hist.  in  Yalo  College  (New-Haven)  (s.  o.  S.  1165) 
in  der  Abhandl.  über  die  4  Evangelien.  —  11)  Charakter  u.  Anlage  des  Ev.  Joh.,  Beweis  d. 
Glaub.  15  (1879)  S.  613—35.  —  12)  l'hypothese  de  M.  Renan  sur  l'origine  du  IV.  ev.,  Rev. 
chretieime,  Märzhft  —  13)  de  l'auteur  du  IV.  ev.,  Rev.  de  theol.  et  de  philos.  1879,  Nov.  — 
14)  Wann  wurden  unsere  Ev.  verfafst?  Loipz.,  Hinrichs.  XVI,  133  S.  —  15)  les  evangiles 
et  rhistoire.  Paria,  Charpentier.  1879.  III,  348  S.  12°.  —  16)  The  Gosp.  aecord.  to  the 
Hebrews.  Its  fragments  translat  and  annot,  with  a  critic.  analyse  of  the  external  and  internal 
evidences  relating  to  it     London,  C.  Kegan  Paul  &  Co.    176  S. 


1,120  VIII.     E.  Meyer: 

verschiedenen  Zeiten  für  verschiedene  Leserkreise  geschrieben,  ohne  dafs  sich 
feststellen  liefse,  welches  zuerst;  das  Hebräer-Ev.  trage  nicht  den  Charakter 
der  andern  apokryphen  Evangelien.  —  Zum  Verständnis  der  NTlichen  Zeitge- 
schichte ist  auch  Josephus  eine  wichtige  Quelle.  Eine  neue  Uebersetzung  seiner 
gesamten  Werke  erscheint  in  Paris  und  würde  sich,  falls  sie  von  Wert 
wäre,  durch  Billigkeit  empfehlen  1).  Die  altlateinische  Übersetzung  des  sog. 
Hegesipp  darf  nicht  dem  h.  Ambrosius  zugeschrieben  werden ;  der  Autor  war 
Jude  oder  jüdischer  Abkunft  und  sprach  Lateinisch  nicht  als  seine  Mutter- 
sprache *).  —  Die  in  den  heiligen  Schriften  erwähnten  Ortschaften  festzustellen, 
war  ein  Hauptstreben  des  auf  streng -katholischem  Standpunkt  stehenden 
V.  Gue>ins)  auf  seinen  Reisen  im  h.  Lande;  er  erläutert  daher  vielfach 
alte  Textstellen,  hat  aber  auch  neuere  ltinerarien,  die  bisher  nicht  beachtet 
waren,  herbeigezogen.  Wie  die  früheren  Bände  daher  zur  Kenntnis  des  alten 
(und  auch  mittelalterlichen)  Judäa  und  Samaria  viel  beigetragen,  so  auch  die 
vorliegenden  Bände  zur  Kunde  Galiläas.  —  Die  englischen  Forschungen  und 
Aufnahmen  in  Palästina  (Palaestina  Exploration  Fund) 4)  machen  es  auch  mög- 
lich, uns  nach  den  Angaben  des  Josephus  ein  klares  und  anschauliches  Bild 
des  Tempels  zu  Jerusalem  zu  machen,  wie  er  zu  Christi  Zeit  war.5)  In 
einer  Erklärung  der  Mischna- Namen  (Tractat  Middot  I,  3)  der  fünf  Thore, 
welche  durch  die  innere  Enceinte  des  Herodischen  Tempels  führten,  hatte  Fr. 
Loeb6)  den  Namen  des  südlichen,  Hulda,  =  Maulwurf  gesetzt,  weil  es  unter- 
irdisch war ;  Clermont-Ganneau  billigt  im  wesentlichen  diese  Erklärung, 
schlägt  aber  hinsichtlich  des  westlichen  Thores,  Kiphonos,  anstatt  der 
Loebschen  Ableitung  von  %6<fivog  (Korb)  die  von  xvqxov  (Joch)  vor:  also 
voüte  cintreV 7). 

Dem  Urteil,  das  man  über  die  Quellen  fällt,  entspricht  die  Auffassung 
Christi  selbst.  Auf  streng  -  katholischem  Standpunkt  steht  Fouard8)  und 
wohl  auch  einige  kleinere  Lebensbilder,  die  vermutlich  zugleich  erbauliche 
Zwecke  verfolgen,9)  auf  kritisch-rationalistischem  Standpunkt  E.  Clodd10), 
dem  Christus   keine  Ausnahme   von   den   allgemeinen  Entwicklungsgesetzen 


1)  QSuvres  compl.  Avec  une  note  hist.  p.  J.  A.  G.  Buchon  Paris,  Delagraye.  XXV111, 
882  S.  Sonst  Tgl.  Jahresber.  n,  1,  47*  u.  51  *.  —  2)  F.  Vogel,  de  Heges.  qui  die  Josephi 
interpr.  Dias.  Erlangen.  61  S.  —  3)  Vgl.  u.  II,  242*  (I.  Partie,  Judaea,  3  voll.,  ersch.  1869; 
II.  P.,  Samaria,  2  voll.,  1875.)  —  A.  Driou,  Jerus.  et  la  terre  sainte  (Liraoges,  Ardant  1879, 
216  S.)  ist  ohne  Zweifel  populär;  J.  Walther,  Ät  hist.  de  la  topogr.  de  Jer.  pendant  les 
temps  bibliques  (Genf,  Berond),  u.  Ch.  Riefs,  the  lands  of  holy  script.  Geogr.  and  bibl. 
Atlas,  (Freib.  i.  B.,  Herder),  kenne  ich  nicht.  Übrigens  vgl.  o.  S.  571.  —  4)  s.  o.  S.  57  * 
u.  Jahresber.  II,  1,  119a.  —  5)  F.  Spiefs,  d.  Temp.  zu  Jer.  während  d.  letzten  Jahrhun- 
dert« s.  Bestandes  nach  Jos.  Berl.,  Habel.  36  S.  (Virchow  u.  Holtzendorff,  Vorträge.  H.  358.) 
—  Nur  die  Resultate  einer  umfangreicheren  untersuchenden  Schrift  desselb.  Vf.  —  6)  les  portes 
dans  l'enceinte  du  temple  dUer.  Amstwrd.  1879,  8  S.  8ep.  a. :  d.  Letterbode  IV.  —  7)  Key.  crit  1880, 
II,  361  f.  —  8)  la  vie  de  N.  S.  Jes.-Chr.  2  voll.  XXIV,  552;  577  S.  —  9)  Dupuis,  Hist  de  N.  S. 
Jes.-Chr.  2.  6d.  Lyon,  Briday.  316  S.  12°. —  Edom,  vie  et  voyages  de  N.  S.  J.-Chr.  4.  &L  Paris,  Dela- 
grave.  367  S.  —  Petit  (Abb6),  hist  de  N.  S.  J.-Chr.  5.  ed.  Lille,  Lefort.  231  S.  Malleson, 
Job.  Chr.,  His  Life  and  His  work.  (Lond.,  Ward  u.  Lock.  375  S.)  ist  illustriert;  L.  Arosio, 
Gesü  Chr.,  studi  storici  (Mailand  1878),  kenne  ich  nicht  —  Coleridge,  the  publ. 
life  of  our  Lord,  V  (Trainings  of  the  Apostels),  behandelt  die  Wunder,  welche  die  Heranbildung 
der  Ap.  zu  ihrem  Amte  bezweckten.  —  10)  Jos.  of  Naz.,  embracing  a  sketch  of  Jewish  hist. 
to  the  time  of  his  birth.  Lond.,  Kegan  Paul  &  Co.  (populär).  —  Denselben  Standpunkt  dürften 
teilen:  A.  S.  Morin,  Jes.  reduit  ä  sa  juste  valeur.  2  ed.  rey.  et  augm.  Paris,  Martinov. 
XLVII,  383  S.  [2,50  fr.]:  Dufay,  la  Legende  du  Christ  (Paris,  Dreyfous);  Monsabre,  la 
place  du  Chr.  dans  Thist.  du  raervcilleux,  Rev.  de  France,  Märzhft,  vielleicht  im  Anschlufs  an 
E.  Havet,  origines  du  christianisme  (Paris  1878),  der  über  seinen  Confrater  Renan  hinausgeht 
u.  Christus  für  einen  Schwärmer  erklärt,  und  Turcotta,  vita  polit  di  Gesü. 


Kirchengeschichte.  1,121 

der  Natur  bildet.  —  D.  H.  Meyer1)  will  in  einer  ansprechenden  mit  Citaten 
aasgestatteten  Studie  fftr  ein  gröfseres  Publikum  die  innere  Einheit  der  Evan- 
gelien in  der  Anschauung  von  Christus  darlegen ;  die  Synoptiker  haben  'ad  narran- 
dom',  Johannes  'ad  probandum'  geschrieben,  was  die  Divergenzen  genügend 
erklärt.  —  Wie  Sokrates  hat  auch  Christus  die  Ironie,  sowohl  die  milde  wie 
die  beilsende,  angewendet,  ja  sie  tritt  in  den  Evangelien  fast  zu  stark  hervor. 
Aber  sie  gehört  zum  vollen  Mannescharakter  Jesu,  der  eben  nicht  'verschwom- 
men und  sentimental -süfslich,  kein  lammhaft  sanfter  Seelenbräutigam,  keine 
Moliuskennatur  ohne  Knochen  und  Mark  war'.*)    Als  einen  Reformator  des 
Judentums  will  Molchow  Christus  hinstellen:  ein  Prophet,  der  weit  über  die 
des  alten  Bundes  hinausging,  habe  er  den  Geist  des  Judentums  'destilliert*. 
Selten  läfst  man  Christus  von  jüdischer  Seite  so  viel  Gerechtigkeit  wider- 
fahren.s)     Weil  Josephus   bekanntlich   ein   auffallendes    Stillschweigen   über 
Christus  beobachtet,  hätte  nach  G.  Solomon4)  der  eine  Christus  unserer 
Evangelien  nicht  existiert:  das  in  ihnen  geschilderte  Bild  sei  aus  Zusammen- 
werfung von  vier  bei  Jos.  erwähnten  Persönlichkeiten  entstanden,  nämlich  l)des 
Judas  Gaulaiiites,  der  das  Gottesreich  gepredigt  und  der  wahre  Begründer  des 
Christentums  sei-,  2)  eines  ungenannten  Propheten  aus  Samaria,  dessen  Garizim- 
fahrt,  von  Pilatus  mit  blutiger  Strenge  unterdrückt  (Ant.  18,  4,  1.  2),  die  Ab- 
berufung des  letzteren  zur  Folge  hatte-,    3)  des  Jesus  Ben  Sapphias,  der  im 
jüdischen  Kriege  eine  Rolle  spielte  (B.  J.  2,  20,  4)  und  4)  des  Jesus,  der 
in  der  Zeit  kurz  vor  dem  Kriege  unablässig  Wehe  über  Jerusalem  rief  (Bell. 
J.  5,  5,  3).  —  Auch  nach  Br.  Bauer6)  hat  Christus  nicht  existiert:  Seneca  ist 
der  Schöpfer  des  Heilands  -  Ideals  und  das   Christentum  die   Schöpfung  der 
mit  stoischen  Ideeen  lange  durchdrungenen  Massen  der  griechisch-römischen 
Welt  des  I.  und  II.  Jh.;    die  Evangelien  sind  ein  Niederschlag  der  eigenen 
inneren  Kämpfe  und  Erfahrungen  dieser  Massen.  —  Eine  neue  Untersuchung 
hat  das  Geburtsjahr  Christi  hervorgerufen.     Fl.  Riefs6)  (verbannter  Jesuit) 
erklärt  die  Sonnenfinsternis,  die  nach  Josephus  dem  Tode  Herodes  d.  Gr.  vor- 
herging, für  die  des  10.  Jan.  753,  hält  an  Orosius  fest,  nach  dem  752  das 
Jahr  des  Census  war,    sieht  die  Tradition  der  Kirche  über  den  Geburtstag 
Christi  für  sicher  begründet  an  und  kommt  so  auf  den  25.  Dez.  752.     Der 
in  der   alten  Kirche  deutlich   erkennbaren  Tradition   über  das    Geburtsjahr 
Christi  sei  Dionysius  Exiguus  gefolgt,  als  er  den  Ostercyklus  des  h.  Cyrill  fort- 
setzte.    Wie  die  Jahre  im  Regentenkanon  des  Ptolemäus  (Ideler  I,  115)  voll- 
abgelaufene Jahre  bedeuteten,  habe  er,  als  er  an  der  Scheide  des  Cyrilli- 
schen  und    seines  Cyklus  die  Jahreszahl  532  ansetzte,    bezeichnen   wollen, 
nicht  dafs  das  Jahr   532   beginne,   sondern  dafs   532   Jahre   verflossen 
seien.      Unsere  Zählung   sei    also   dann    vollständig   richtig,    wenn   man   die 
Octave  vom  25.  Dez.   bis  zum  1.  Jan.  vernachlässigt  und  z.  B.  am  1.  Jan. 
1880  die   Zahl  von   1880  Jahren  vergangen   sein  läfst.     Indem   übrigens 
Riefs  den  Dionys  seine  Jahre  mit  Ostern,  nicht  mit  dem  1.  Jan.  beginnen 
läfst,  hat  er  den  schwer  wiegenden  Einwand  Idelers  nicht  beachtet,  dafs  dann 


1)  le  Christ  de«  Krangiles.  ßtude  rolig.  Paris,  Fischbacher.  101  S.  (wohl  reform.)  — 
2)  0.  Haggen  mach  er,  d.  Ironie  Jesu  nach  den  Ew.,  Prot  Kirchenzeit  27,  889  ff.  — 
S)  Je»,  e.  Reform,  d.  Judent  Zürich,  Verl.-Magaz.  63  S.  —  4)  The  Jesus  of  hist  and  the 
J.  of  tradition  identified.  London,  Heeres.  295  S.  —  5)  d.  Urevangeliura  u.  d.  Gegner  d. 
Schrift:  Christ,  u.  d.  Caesaren.  Berlin,  Grofser.  78  8  Vgl.  u.  8.  131«.  —  Rambouillet,  les 
angines  da  chrintianisrae  d'apres  M.  Duruy,  Rey.  du  raonde  cath.  v.  15.  April,  kenne  ich  nicht. 
—  6)  s.  o.  S.  54".     Bildet  Ergänz.-Heft  11  u.  12  d.  'Stimmen   aus  Maria-Laaoh'.  — 


1,122  VIII.     E.  Meyer: 

einzelne  Jahre  2  Ostertermini  haben  muteten,  was  in  den  uns  überlieferten 
Cyclen  aber  nicht  der  Fall  ist.  —  Den  Soldaten  Panthera  giebt  zuerst  als  Vater 
Christi  Celsus  an,  der  nicht  ans  der  Talmudischen  Tradition  geschöpft  haben 
kann,  sondern  wie  er  vermutlich  in  Rom  schrieb,  die  lästernde  Sage  von  den 
hellenisierten  Juden  Roms  aufgenommen  haben  wird.  Der  Name  soll,  da  der 
Panther  das  Symboltier  Roms  ist,  ausdrücken,  dafs  Christus  der  Verbindung 
von  Schande  und  römischer  Brutalität  entsprossen  sei,  zugleich  aber  die 
Römerfreundlichkeit  des  Christentums  d.  h.  seine  passive  Unterwürfigkeit  unter 
die  staatliche  Gewalt  im  Gegensatz  zu  der  Opposition  der  Juden  kennzeichnen. l) 

Viel  bestritten  ist  die  Frage,  wer  der  Joh.  1,  46  ff.  berufene  Nathanael 
sei.  H.  Späth9)  kommt  auf  seine  1868  aufgestellte  Ansicht  zurück,  es  sei 
Johannes  selbst,  der  durch  das  ganze  Evangelium  dem  Petrus  gegenüber  eine 
besondere  Stellung  erhalte.  Beide  Namen  bedeuteten  dasselbe  und  Johannes 
werde  durch  den  Namen  Nathanael  als  Busenfreund  Jesu  hingestellt  schon 
durch  die  wachgerufene  Erinnerung  an  die  Freundschaft  Davids  und  Jona- 
thans. Kap.  21  kann  dann  natürlich  nicht  von  Johannes  sein.  —  Eine  ge- 
naue Darstellung  des  Essenismus  nach  Philo  und  Josephus  (Plinius  ist  über- 
gangen) bildet  für  Dem  ml  er3)  die  Grundlage,  um  die  Frage,  ob  Christus 
Beziehungen  zu  den  Essenern  gehabt  habe,  zu  verneinen:  der  Essenismus  war 
der  denkbar  ungünstigste  Boden  zur  Vorbereitung  auf  den  Messiasberuf,  anderer- 
seits hat  Christus  ihn  nicht  direkt  bekämpft.  Der  Essenismus,  keineswegs  die 
'Blüte  des  Judentums',  enthält  keinen  originalen  Gedanken:  sein  an  sich  unmög- 
liches Bestreben,  die  Gottesgemeinde  nach  Ritual  und  Moral,  nach  Buchstaben 
und  Geist  herzustellen,  setzte  an  die  Stelle  des  Gottesvolks  den  Orden.  — 
Die  Speisung  der  5000,  die  der  vierte  Evangelist  ausführlicher  schildert  als 
die  Synoptiker,  bildete  nach  Chr.  E.  Luthard*)  den  Höhepunkt  der  Wirk- 
samkeit Christi  in  Galiläa,  indem  das  Volk  ihm  Huldigungen  darbrachte,  die 
er  abwies,  um  sie  erst  ein  Jahr  später  anzunehmen.  Der  Evangelist  fafst 
in  jener  Erzählung  die  Wirksamkeit  Christi  in  Galiläa,  die  er  sonst  nicht 
darlegt,  zusammen.  —  Gegen  die  Behauptung  Keims,  Jesus  habe  den  Weg 
von  Galiläa  nach  Jerusalem  durch  Peraea  gewählt,  weil  er  einsamer  war, 
wendet  sich  R.  Steck5)  mit  dem  Nachweis,  dafs  jener  Weg  damals,  wenn 
nicht  der  allein  übliche,  so  doch  viel  benutzt  war,  da  strenge  Juden  sich 
nicht  gern  einer  Verunreinigung  durch  Berührung  mit  Samaritern  aussetzten. 
—  Die  Frage,  'bat  Judas  Ischarioth  das  h.  Abendmahl  vom  Herrn  empfangen', 
verneint  nach  Matthäus  und  Markus  gegen  Lukas  H.  F.  Keil.  6) 

Nach  A.  Roberts' 7)  schon  früher  aufgestellter  Behauptung  hätte  Christus 
gewöhnlich  griechisch  gesprochen;  auch  habe  er  ebenso  wie  die  Apostel  des 
A.  T.  nach  den  LXX  citiert.  —  In  den  Römern,  die  in  den  Evangelien 
auftreten,  versucht  Teof.  Gay8)  moderne  italienische  Typen  nachzuweisen: 
Pilatus  sei  der  heutige  Liberale,  Claudius  Lysias  sei  unwissend,  u.  s.w. 


1)  G.  Rösch,  Panthera,  Theol.  Stud.  ans  Württemb.  I,  150—163.  -  2)  d.  NTliehe 
Jonathan,  Zschr.  f.  wiw».  Theol.  23,  78.  —  3)  Chr.  u.  d.  Essenism.,  Theol.  Stud.  an*  Württemb. 
1,  29 — 53,  122 — 49.  [Die  Zschr.,  red.  v.  Th.  Hermann  n.  Ph.  Zoll  er,  setzt  die  'Stadien 
d.  ovang.  Geistlichk.  W.s.'  fort;  Ludwigsburg,  Neubert  -  Aign er ,  jährl.  4  Hefte.]  — 
4)  d.  Krisis  d.  galil.  Wirksamkeit  Jesu,  Zschr.  f.  kirchi.  Leb.  I,  307—12.  —  5)  d.  Püger- 
weg  d.  Galiläer  nach  Jer.,  Jbb.  f.  prot.  Theol.  VI,  706—16.  —  6)  Zschr.  f.  kirchi.  Leb. 
I,  (s.  u.  S.  132e)  S.  236—43.  —  7)  the  Bible  of  Christ  and  his  Apostles,  Lond.,  Cafse)  &  Co. 
—  8)  gli  Italiani  del  Vangelo,  originali  antichi  e  copie  moderne.  Firenze  —  Joh.  d.  Taufer 
behandelt  bist  u.  kunsthist.  H.  Razy,  St  Jean-Bapt.,  sa  vie,  son  eulte  et  sa  legende  artist 
Paris,  Tequi.  XIII,  607  S.  Erwähnt  sei  hier  Maistre,  les  72  disciples  de  N.  S.  Jes.- 
Chr.  et  leurs  illustres  successouro  les    72  cardinaux.     Ayec  <L   notes  bist  1879.  423  S. 


Kirchengeschichte.  1,123 

Auf  die  jüdische  Theologie  zu  Christi  Zeit,   deren  Kenntnis  ja  für  die 
NTlichen  Vorgänge  nicht  zu  entbehren  ist  (z.  B.  für  die  Messiasidee),  wirft 
ein  klärendes  Lacht  zurück  das  Religions-System,   welches  die  jüdischen  Ge- 
setzesphilosophen   in    den    ersten    Jahrhunderten    unserer    Ära    ausbildeten. 
F.  Webers   exakte  'von  paulinischer  Liebe  zum  jüdischen  Volke'  getragene 
Darstellung  desselben 1)  wird  aber  jeden  Unbefangenen  nur  einen,  trotz  'aller 
individuellen  Buntscheckigkeit',    unsäglich   engen,    mit  Eigensinn  starr  abge- 
grenzten,   öden   Gedankenkreis  erkennen  lassen,    den  spitzfindige    Dialektik 
und  Interpretation  in  ewiger  Drehung  erhalten:  man  begreift  es,  dafs  es  dem 
von  griechischem  Einflufs   berührten  Paulus   endlich  wie  Schuppen  von  den 
Augen  fallen  mufste. 

Das  Verhältnis  des  Christentums  zum  Judentum  wie  zu  Rom  zu  be- 
stimmen, war  nach  H.  U.  Meyboom  der  Zweck,  den  der  Autor  der  Apost- 
Gesch.  verfolgt:  wenn  derselbe  auf  das  Bürgerrecht  des  Paulus  so  grofses 
Gewicht  lege,  so  solle  damit  das  Bürgerrecht  des  Christentums  überhaupt 
dargethan  werden.  *)  Von  dem  Judentum  habe  sich  das  Christentum  in  vielen 
Punkten  nicht  geschieden,  zumal  in  jeder  der  beiden  Religionsgesellschaften 
starke,  weit  auseinandergehende  Gegensätze  vorhanden  waren.  Gleichwohl 
standen  Juden  und  Christen  auf  gespanntem  Fufse  mit  einander,  wenn  auch 
die  Erzählungen  der  Apg.  von  der  Hinrichtung  des  Jakobus,  von  der  Ein- 
kerkerung des  Petrus,  der  Steinigung  des  Stephanus  wahrscheinlich  aller 
Unterlage  entbehren.  Paulus  erklärt  selbst  die  neue  Sekte  verfolgt  zu  haben: 
ist  das  zunächst  von  Damaskus  zu  verstehen,  so  mufste  doch  die  principielle 
Verschiedenheit  in  der  Beurteilung  Christi  auch  in  Jerusalem  Zwistigkeitcn 
hervorrufen.  Später  hatte  Paulus  selbst  zu  leiden,  und  auch  in  der  Apoka- 
lypse, im  Hebräer-  und  Jakobusbrief,  die  ca.  70 — 80  geschrieben  sind,  finden 
sich  unzweideutige  Spuren  von  Verfolgungen:  ein  ungelöstes  Rätsel  ist  es, 
dafs  uns  die  jüdische  Litteratur  (Jubileen,  B.  Judith,  Apok.  des  Esrab  und 
Baruch,  B.  Henoch)  davon  nichts  sagt.3)  —  H.  H.  Wendts*)  Auffas- 
sung der  Apostelgeschichte  zeichnet  sich  durch  Einfachheit  und  gerades 
Urteil  aus. 

Den  Apostel  Paulus  hat  F.  W.  Farrar6)  in  populärer  Form  behandelt, 
ähnlich  wie  früher  Christus.  Sein  Standpunkt  nähert  sich  dem  Renans:  er 
glaubt,  dais  Paulus  einmal  verheiratet  war;  den  Tfahl  im  Fleische'  hält  er 
fär  eine  widerwärtige  Augenkrankheit  (vgl.  Gal.  4,  14).  —  Gegen  die  kritische 
Schule  ablehnend  verhält  sich  J.  Sharpe:6)  eine  richtige  chronologische 
Ordnung  werde  alle  Briefe  des  Paulus  über  die  Angriffe  einer  unfreundlichen . 
Kritik  wegheben.  —  Sh.  beherrscht  aber  die  Litteratur  nicht  genug.  Gegen 
den  Vorwurf  der  Selbstüberschätzung,  die  Mosheim  in  Paulus*  Worten  1.  Kor. 
9,  15  u.  a.  finden  wollte,  sucht  Klostcrmann7)  den  Apostel  in  Schutz  zu 


1)  S.  o.  S.  59*.  —  Unbedeutond  ist  13.  Tick,  jüd.  Volksleben  z.  Z.  Jesu.  Now-York, 
Kochester.  75  S.  —  2)  Hct  romeinsche  Burgerrecht  van  Paulus,  Thcol  Tijdschr.  XIII. 
U879).  —  3)  Ders.:  hot  getuignis  van  P.  te  Jerusal.,  ibid.  XIV,  395—421,  599—621.  — 
♦)  Krit-exeg.  Handb.  üb.  d.  Apg.  VIII,  543.  (5.  Aufl.  v.  H.  A.  W.  Meyers  Komment., 
»•  o.  S.  1198.)  —  T>)  The  life  and  work  of  St.  Paul.  2  voll.  Lond.,  Cassel,  Pettor,  Galpin 
i-  Co.  —  6)  The  journeys  and  epistles  of  tho  ap.  P.  Lond.,  Bussel  Smith.  Gegen  Renan  und 
die  Neutübinger' Schule  wendet  sich  Fischer  (s.  o.  S.  1165)  in  soinor  Abhandl.  über  Paulus. 
-  Bober t  (Abbe"),  Hist  de  St.  P.  (Limoges,  Barbou,  191  S.  12)  ist  aus  d.  Bibl.  chrät.  ot 
mor.  —  Über  Murena,  vita  di  S.  Paolo  ap.  (1879),  u.  Ul.  Chevalier,  St.  P.  ap.,  bio-biblio- 
griphie  (Montbeliard,  Hoffmann,  16  S.),  vermag  ich  nichts  zu  sagen.  —  7)  Ein  dunklor  Punkt 
ia  der  Seltwtbeurteil.  d.  Ap.  P.,  Ztschx.  f.  kirchl.  Loben  etc.   (s.  u.  S.  132e)  I,   567  -89. 


1,124  yin.    E.  Meyer: 

nehmen.  —  Um  eine  Grundlage  für  die  Darstellung  zu  erhalten,  wie  sich  in 
Paulus  während  seines  einjährigen  Aufenthaltes  in  Arabien  das  jüdische  Be- 
wufstsein,  das  von  einem  Ereuzestode  des  Messias  als  göttlichem  Heilswillen 
nichts  wufste ,  zum  christlichen  umgewandelt  und  wie  letzteres  dann  ein 
Element  der  jüdischen  Weltanschauung  nach  dem  andern  in  P.  umformte,  will 
C.  Holsten1)  die  vier  echten  Briefe  des  Paulus  einleiten  und  erklären.  Zu- 
nächst liegen  der  Galater-  und  der  1.  Kor.-Brief  vor,  in  denen  die  Stellen, 
welche  den  Gedankengang  zu  stören  scheinen,  für  unecht  erklärt  werden: 
Paulus  fingen  wir  eben  erst  an  zu  verstehen.  —  Einer  der  wichtigsten  Momente 
im  Leben  des  Paulus  ist  der  sog.  Apostelkonvent.  Wenn  Paulus  so  lange 
vor  demselben  sein  beschneidungsloses  Evangelium  unbehelligt  predigte,  so 
ist  der  Grund  wohl  in  dem  späten  Übertritt  von  Pharisäern  (Apg.  15,  5) 
zu  suchen,  welche  die  Urapostel  vielleicht  erst  mit  Mifstrauen  gegen  P. 
zu  erfüllen  versuchten.  Die  Verhandlungen  Pauli  in  Jerusalem  waren  teils 
öffentliche,  teils  private-,  letztere,  mit  den  Aposteln  gepflogen,  gingen  wohl 
voran;  ob  das  Abkommen  (Gal.  2,  9.  10)  in  diesen  oder  in  den  öffentlichen 
getroffen  ist,  bleibt  zweifelhaft.  Der  Vertrag  hielt  nur  den  Status  quo  auf- 
recht und  zog  die  Grenzen  nicht  ängstlich,  so  dafs  Paulus  auch  die  Juden 
der  Diaspora  zufielen.  Die  Reden  in  der  Apg.  sind  die  Quintessenz  längerer 
Reden;  die  Verbote  sind  wohl  erst  spätere  Verordnungen  des  jerusalemischen 
Presbyteriums  und  fälschlich  von  Lukas  in  so  frühe  Zeit  versetzt  (vgl.  21, 
25).  Demnach  behauptet  die  Apg.  ihren  Wert  neben  Paulus;  Lukas  benutzte 
als  Quellen  wahrscheinlich  Erzählungen  aus  antiochischen  Kreisen.  *) 

Zum  Römerbrief  ist  unter  den  erschienenen  Kommentaren  der  von 
F.  Godet3)  am  wichtigsten.  Er  spricht  sich  entschieden  für  die  Echtheit 
auch  des  Stückes  von  Kap.  XII  an  aus;  hinsichtlich  des  Textes  erkennt  er 
eine  dreifache  Überlieferung  an:  die  alexandrinische,  die  occidentalische  und 
die  byzantinische,  von  denen  keine  an  sich  den  Vorzug  verdient  Von 
Polemik  ist  in  dem  Briefe  keine  Spur;  der  Apostel  will  nur  die  Gemeinde, 
das  Werk  seiner  Schüler  und  Freunde,  im  rechten  Glauben  bestärken;  sie 
bestand  im  wesentlichen  aus  Heidenchristen.  Das  Erscheinen  feindlicher 
Judenchristen  hat  P.  jedoch  vorausgesehen.  —  Godets  Resultate  hat  der 
Hauptsache  nach  Chapuis4)  acceptiert,  der  aber  glaubt,  das  Christentum 
sei  zuerst  in  der  Synagoge  gepredigt,  woher  die  von  Sueton  gemeldeten 
Unruhen  unter  Claudius  gekommen  seien.  Wenn  in  der  Apg.  die  Juden 
von  der  neuen  Lehre  nichts  zu  wissen  erklärten,  so  sei  das  nur  vorsichtige 
Zurückhaltung  dem  ihnen  fremden  Paulus  gegenüber  gewesen. 

Der  1.  Korintherbrief  mit  den  vielen  Streiflichtern,  die  er  auf  das 
Leben  der  Gemeinde  fallen  läfst,  scheint  G.  Heinrici6)  zu  zeigen,   dafs  die 

1)  D.  Evang.  d.  Paolos.  1.  Die  äofsere  Entwickelungsgesch.  d.  paulin.  Ev.  Abt  1.  Berlin, 
Riemann.  XX,  498  S.  —  2)  W.  Grimm,  d.  Apost-Konvent,  Stod.  o.  Kxit  53,  405—32.— 
3)  Comm.  sor  Tepitre  aox  Rom.  2  Bde.  Paris,  Genf,  Neuchat.  1879/80  VII,  502;  62S  S. 
Die  dtsche.  Bearb.  d.  1.  T.  (K.  1 — 5)  Ton  E.  Wunderlich  ersch.  1881  (Hannover,  Meyer, 
VIII,  259  S.)  —  Andere  Kommentare  sind  von  W.  G.  T.  Shedd,  A  critic.  and  doctrin. 
comment  opon  the  ep.  of  S.  F.  to  the  Rom.  New- York,  C.  Seribners  Sons  439  S.  — 
Klofoter,  comment  in  ep.  S.  P.  ad  Rom.  260  S.  ist  kath.  —  In  d.  Schrift:  's.  Gesch.  d. 
NTlichen  Schrift  n.  d.  Urchristentums'  (Leipz.,  Hinrichs,  XU,  192  S.)  S.  54—107  hat  K. 
Wiesel  er  d.  Abhdl. :  d.  Brief  P.  an  d.  Rom.,  aus  Herzogs  Real-Encykl.  XX  verbessert  ab- 
drucken lassen.  —  4)  L'6gliso  de  Rome  an  I.  s.,  Rov.  d.  theol.  et  de  phil.  Jan-Heft  — 
5)  Erklärung  d.  Korintherbriefe.  D.  1.  Sendschreiben  d.  Ap.  P.  an  d.  Kor.  erklärt  Berlin, 
Hertz,  XI,  574  S.  —  A.  F.  Maunoury,  comment.  sur  les  deux  lottres  de  S.  P.  aux  Cor. 
j Paris,  Bloud  et  Barral)  [kath.],  dürfte  Lehrzwecke  verfolgen.  -  Derselbe  gab  auch  heraus: 
les  epitres  aux  Gal.,  Eph.,  Phil.,  Col.,  Thesa.,  ibid.  617  S. 


Kirchengeschichte.  I  125 

Bildung  paulinischer  Gemeinden    keineswegs  wie  es  die  Apg.   darstellt,    von 
der  Synagoge  ans  und  mit  Rücksicht  auf  die  Juden  geschab.      Ferner  zieht 
H.  zur  Erklärung  der  inneren    Verhältnisse  in  den  ersten    paulinischen  Ge- 
meinden die  Kultvereine  (societates)  der  Griechen  und  Römer  heran,  'welche 
die  einzelnen   vor  Verkümmerung    und    Pauperismus    bewahrten,    der  Ge- 
samtheit des  Vereins  die  volle  Autonomie  erhielten    und  eine  hierarchische 
Verfassung  nicht  aufkommen  liefsen\      Den  Apollo  des  Briefes  sieht  er  als 
in  Philos  Bahnen   gehend  an :    er  habe  seine  Zuhörer  auch  ästhetisch  zu 
fesseln  verstanden,  indem  er  das  Evangelium  als  Weisheit  Gottes  hinstellte-, 
der  Gemeindezwist  in  Korinth  sei  mit  seine  Schuld.      Mit   Recht   bemerkt 
aber  Hilgenfeld, l)    dafs   zwischen  Paulus   und  ihm  Differenzen  nicht  be- 
standen.  —   Wieseler2)  bestreitet  anläßlich  dieser  Parteiungen  überhaupt 
den  Gegensatz    zwischen    Petrinern   und   Paulinern,    auf  den   die  Tübinger 
Sehale  ihre  Gesamtanschauung    von    der   Urgeschichte  des  Christentums  ge- 
gründet hat-,    daher  auch  die  Petriner  des  Korintherbriefs    keine    gesetzes- 
eifrigen Judenchristen  seien.      Die  Christiner,  die  aus  Kleinasien  stammeu, 
sind  ihm  wie  die  Nicolaiten  der  gleichfalls  in  Kleinasien   entstandenen  Apo- 
kalypse, judaisierende  Illuminateu  mit  theosophischen  Anschauungen. 

Vom  Galaterbrief  ist  H.  A.  W.  Meyers  Kommentar  durch  F.  Sieffert 
neu  bearbeitet,3;  der  die  Darstellung  der  Verhandlungen  auf  dem  Apostel- 
Konvent  4)  in  dem  Galaterbriefe  und  in  der  Apostelgesch.  nicht  widersprechend 
findet.  Gegen  Holstens  Angriffe  auf  die  Echtheit  des  Philipperbriefs  wendet 
sich  P.  W.  Schmidt,6)  der  mit  seinem  Gegner  3,  Z  auf  den  Mord  des 
Jakobus  am  Passahfeste  62  bezieht,  der  als  eben  geschehen  angedeutet 
werde.  Die  Echtheit  des  2.  Schreibens  an  die  Thessalonicher  hat  aufs  Neue 
Westrik6)  zu  erweisen  gesucht.  Die  viel  besprochenen  Ausdrücke  vuxzi%pv 
und xerft'xan'  dieses  Briefes  will  Bahnsen7)  auf  das  aufkommende  Amt  des 
Presbyteriums  und  den  hervorragendsten  Bischof  beziehen,  der  die  unter  dem 
Antichrist  zu  verstehende  Gnosis  niederhalte.  Übrigens  sei  der  Brief  unter 
dem  Eindrucke  von  Neros  Sturz  geschrieben  und  setze  die  Apokalypse  sowie 
den  Volksglauben  an  Neros  Wiederkehr  voraus. 

Die  beiden  Briefe  an  Timotheus  sieht  J.  T.  Beck8)  als  echt  an:  der 
1.  sei  bald  nach  Paulus'  Weggang  aus  Milet,  der  2.  in  der  ersten  Zeit  der 
römischen  Gefangenschaft  geschrieben.  Dem  gegenüber  sucht  H.  J.  Holtz- 
raann9)  zu  zeigen,  dafs  innerhalb  der  uns  berichteten  Lebensereignisse  des 
Paulus  für  die  Pastoralbriefe  kein  Raum  sei:  sie  seien  um  157  entstanden; 
l'afs  echte  paulinische  Stücke  zu  Grunde  liegen,  scheint  problematisch.  Die 
in  ihnen  hervortretende  kirchliche  Organisation  zeigt  Analogieen  mit  der 
jüdischen  Kirchenverfassung  sowie  mit  den  griechischen  Kultusvereinen,  die 
Heinrici  richtig  herbeigezogen  habe-,  die  Irrlehrer,  welche  bekämpft  werden, 
gehören  keiner  bestimmten  Sekte  an,    vielmehr  hat  der  Autor  spekulierende 


1)  In  b.  Anzeige  t.  EL,  Ztachr.  f.  wiss.  Theol  23,  362—71.  —  2)  D.  korinth.  Parteien, 
m  d.  o.  S.  124»  angefc  Schrift  S.  1—53.  —  3)  6.  Aufl.  X,  350  S.  Vgl.  o.  S.  1198.  Tophel, 
i'epitre  aux  Ephes.,  Le  Chr6t.  örangel.  Sept-  u.  Okt-Heft,  konnte  ich  nicht  erlangen.  — 
4)  S.  o.  S.  124*.  —  5)  NTliche  Hyperkritik,  an  dem  jüngsten  Angriff  gegen  die  Echtheit  d. 
Phil-Br.  auf  ihre  Methode  hin  untersucht.  Nebst  e.  Erklärung  d.  Br.  (Festschr.  z.  Säctd.- 
Feier  j.  de  Wette«  Geb.)  Berlin,  Beimer.  102  8.  —  6)  De  echtheid  van  den  tweodon  brief 
•an  de  Thessalonicensen  of  nieuw  onderzocht.  Utrecht,  Komink  &  Zoon.  XI,  227  S.  — 
7)  Z.  Verständnis  v.  2.  Thess.,  2,  5-19,  Jbb.  f.  prot  Theol  VI,  706  10  —  8)  Erklärung 
d.  2  Briefe  P.  an  Tim.  Hrsg.  y.  J.  Lindenmeyer,  Gütersloh,  Bertelsmann,  1879.  Vill, 
338  S.  —  9)  D.  Pastoralbriefo  krit  u.  ezeg.  behandelt     Leipzig,    Engelmann.    Xu,    504  S. 


1,126  VIII.    E.  Meyer: 

Gnosis  und  jüdischen  Nomismus  in  einen  Topf  zusammen  geworfen.  Gegen 
letztere  Ansicht  wendet  sich  Hilgenfeld:1)  1.  Tim.  1,  3 — 10  wende  sich 
gegen  zwei  Arten  von  Irrlehren,  4,  1  —  5  gegen  eine  dritte,  die  dualißtisch- 
ascetiscbe  des  Marcion:  vorwiegend  behalte  der  Brief  die  erste  im  Auge 
(vgl.  6,  3 — 5).  Diese  Unterschiede  verwischen  auch  die  andern  Hirtenbriefe 
nicht;  der  2.  an  Tim.  berücksichtige  nur  die  Gnosis,  der  an  Titus  halte 
sich  vorwiegend  an  die  judaistische  Lehre. 

In  seiner  Neubearbeitung  des  Meyerschen  Kommentars  der  Johan- 
n  ei  sehen  Briefe  weicht  J.  E.  Hut  her9)  von  Meyer  hauptsächlich  darin  ab, 
dafs  er  den  1.  Brief  nicht  als  einen  Hirtenbrief  auffafst,  mit  dem  Job.  nach 
Paulus'  Abgang  seinen  Sitz  in  Kleinasien  einnahm,  sondern  ihn  in  dem 
letzten  Viertel  der  apostolischen  Zeit  geschrieben  sein  läXst.  —  Viele  Schwie- 
rigkeiten des  Hebräerbriefs  glaubt  J.  H.  R.  Biesen thal8)  durch  die 
Annahme  zu  beseitigen,  dafs  derselbe  von  Paulus,  aber  ursprünglich  in  der 
Sprache  der  Mischna  geschrieben  sei.  Ganz  in  katholischer  Tradition  ist 
hinsichtlich  desselben  Briefs  L.  Zill4)  befangen:  Autor  ist  Paulus,  aber  der 
Sprache  wegen  mufs  Lukas  ihn  verfafst  haben.  Geschrieben  ist  der  Brief 
nach  der  Befreiung  aus  der  ersten  Gefangenschaft  63  an  judenchristliche 
Gemeinden  namentlich  in  Jerusalem,  um  sie  vor  dem  Abfall  zu  jüdischem 
Wesen  zu  bewahren.  —  Nach  Ov  erb  eck6)  ist  der  Hebräerbrief  von  der 
römischen  Kirche  im  Gegensatz  zur  orientalischen  im  U./III.  Jh.  als  un- 
kanonisch  abgelehnt  und  von  240 — 350  vom  Occident  ignoriert,  um  schliefs- 
lich  doch  nach  dem  Vorgange  der  Orientalen  reeipiert  zu  werden.  Für 
Schanz6)  ist  der  Jakobusbrief,  dessen  Autor  der  Apostel  ist,  nach  Paulus' 
Lebzeiten,  aber  vor  der  Zerstörung  Jerusalems  abgefafst:  er  soll  eine  Kor- 
rektur zu  der  Lehre  von  der  Freiheit  bilden,  welche  für  manche  Juden- 
christen bei  der  ausbleibenden  Parusie  Christi  der  Vorwand  zu  laxerem 
lieben  wurde. 

'Beiträge  zum  Verständnis  der  Offenbarung  Johannis'  lieferte  M.  I Ma- 
in eye  r:7)  Verfasser  ist  der  Apostel,  der  die  Ereignisse  der  letzten  Zeiten 
schildere  und  von  diesen  aus  in  die  Zukunft  blicke.  K.  Wieseler8)  dagegen 
läfst  die  Apokalypse  zur  Zeit  Galbas  von  dem  Presbyter  Johannes  verfafst 
sein,  der  auch  die  beiden  Briefe  Johannis  und  nach  dem  Tode  des  Apostels 
Kap.  21  des  Evangeliums  verfafst  hat:  die  apokalyptische  Zahl  bedeutet 
KaiaccQ  aeßaarbv  (&i]Qiov). 

Die  eigentliche  Geschichte  der  christlichen  Kirche  in  der  apostolischen 
Zeit  hängt  aufs  engste  mit  den  bereits  erwähnten  Fragen  zusammen,  zu  denen 
die  einzelnen  Schriften  des  NT.  Anlafs  geben.  Friedrichs  Ansicht  über  das 
allgemeine  Episkopat  des  Jakobus 9)  hat  Holtzmann10)  Anlafs  gegeben,  die 
verschiedenen  Jakobus   der   neutestamentlichen  Zeit  zu  sondern:    er  hält  an 


1)  D.  Irrlehrer  d.  Hirtenbriefe  d.  Paul.,  Ztechr.  f.  wiss.  Theol.  23,  448—63.  —  2)  4.  Aufl.  Vi, 
314  S.  Vgl.  o.  S.  119*  u.  u.  Anm.  8.  Haupt,  The  1.  Ep.  of  St  John,  in  der  Foreign  theolog. 
Library,  Edinb.,  Clark,  mag  hier  nur  registriert  sein.  —  3)  D.  Trostschreiben  d.  Ap  P.  an 
d.  Hebr.,  krit  wiederhergestellt  etc.,  Loipz.,  Fernau,  1878.  XII,  362  S.  —  4)  D.  Br.  an  d. 
Hehr,  übers,  u.  erkl.  Mainz,  Kirchheim,  1879.  XL1,  708  S.  —  Köhler,  d.  Hebräerbrief 
in  genauer  Wiedergabe  s.  Gedankeninhalts  etc.,  verfolgt  praktische  Zwecke.  —  5)  Z.  Gesch. 
d.  Kanons.  2  Abhdlgn.  Chemnitz,  Schmoitzner.  IV,  142  S.  —  6)  Jak.  u.  Paulus,  Theo). 
Quart-Schr.  62,  3—46,  247—87.  —  7|  Nördlingen,  Beck.  IV,  191  S.  —  8)  I).  Apokalypse, 
in  der  oben  S.  1243  cit  Schrift  S.  108—85.  —  9)  S.  Jahrosb.  II,  1,  124.  —  10)  Jakob, 
d.  Ger.«  Ztschr.  f.  wiss.  Theol.  XXI11,  198—221.—  Hackley,  The  events  of  the  non-catho). 
period  of  the  (himli  after  the  death  of  Christus,  kenne  ich  nicht. 


Kirchengeschichte.  1,127 

drei  Persönlichkeiten  fest:  dem  Bruder  des  Herrn,  dem  Gerechten  (Oblias) 
and  zugleich  der  'Säule'  des  Gal.-Br.,  der  wohl  an  die  Stelle  des  Zebedäiden 
(44  hingerichtet)  trat  nnd  von  der  ebjonitischen  Sage  bei  Hegesipp  förmlich 
zum  Nasiräer  nnd  universalen  Bischof  aufgebauscht  ist,  und  den  beiden 
Aposteln:  vielleicht  ist  der  'kleine*  J.,  Mk.  15,  40,  ein  vierter.  —  Zu 
widerlegen  sucht  jene  Ansicht  Friedrichs  Brüll: 1)  sie  beruhe  nur  auf  falscher 
Interpretation  der  einschlägigen  Texte. 

An  die  Zeit  der  Apostel  schliefst  sich  die  der  sog.  Apostolischen  Väter 
an:  letzteren  wird  namentlich  die  Bedeutung  zugeschrieben,  die  Ausgleichung 
des  Paulinismus  mit  dem  Judenchristentum  eingeleitet  zu  haben.  J.  Sprinzl*) 
stellt  diese  Bedeutung  in  Abrede:  sie  enthielten  —  trotz  einiger  Mißver- 
ständnisse der  Schrift  —  im  wesentlichen  die  jetzt  nur  erweiterte  kirchliche 
Lehrdoktrin.  Er  hält  den  Autor  des  Barnabasbriefes  für  den  Apostel,  den 
2.  Clemensbrief  für  echt  und  als  ursprüngliches  Begleitschreiben  zum  Pastor 
des  Hermas ,  dessen  Verfasser  ebenso  wie  der  des  Diognetbriefes  (aus  der 
Zeit  Trajans)  Apostelschüler  war.  Auch  die  ignatianischen  Briefe  sind  ihm 
echt,  die  kürzere  syrische  Recension  nur  ein  Auszug.  Dagegen  nicht  echt 
sind  die  Märtyrerakten  des  Ignaz;  die  des  Polykarp  sind  aus  späterer  Zeit, 
echt  aber  dessen  Philipperbrief.  —  Den  Barnabasbrief  hält  auch  Sam. 
Sharpe8)  für  echt,  namentlich  mit  Rücksicht  auf  Col.  4,  10;  geschrieben 
sei  er  ca.  70;  im  Text  hat  Sh.  die  neuere  deutsche  Kritik  nicht  genügend 
berücksichtigt.  —  Die  Clementinischen  Homilien  bespricht  im  Anschlufs 
anlipsius'  'Quellen  der  Petrussage'  Renan;4)  auch  V.  Cardaveaux6)  bietet 
nichts  wesentlich  Neues. 

Dafs  Papiasdas  4.  Evangelium  bereits  gekannt,  verneint  Holtzmann:6) 
alle  Stellen,  welche  man  für  seine  Kenntnis  angeführt  hat,  beweisen  nur  die 
'Johanneische  Zeitnähe  und  die  Gemeinsamkeit  des  Bodens,  auf  dem  Papias' 
und  Johannes'  Schriftstellerei  wurzelt1.  Die  geographisch  geordneten  Namen 
in  dem  Papiasfragment  lehren ,  dafs  der  Jünger  Johannes  für  ihn  in  Klein- 
Asien  nichts  zu  thun  hat,  während  Philipp  und  Andreas  bei  Papias  in  ähn- 
licher Weise  hervortreten  wie  bei  dem  in  Klein-Asien  schreibenden  Autor  des 
4.  Evangeliums.  —  Für  die  Kritik  der  längeren  Recension  der  Ignatiani- 
schen Briefe  kommt  nach  Funk7)  neben  dem  Monac.  und  Constantinop. 
nur  noch  der  Vaticanus  in  Betracht,  da  alle  sonst  bekannten  Codices  wie  der 
Ottobon.  u.  Florent.  direkt  oder  indirekt  auf  den  Vat.  zurück  gehen,  auch  der 
Cod.  Barber.  IV,  6.  8.  Denn  derjenige  (angeblich  verlorene)  Vatic.  428,  der 
die  Quelle  der  Barber.  gewesen  sein  sollte,  hat  nie  existiert,  sondern  beruht 
auf  einem  Mifs Verständnis :  die  Zahl  428  in  dem  Barber.  war  die  frühere 
Bibliotheksbezeichnung  dieses  Codex  selbst.  —  Den  Interpolator  dieser  Recen- 
sion will  derselbe8)  wegen  seiner  christologischen  Anschauungen  gegen  Zahn 
fo  einen  Apollinaristen  halten;  dieser  könnte  dann  nicht  vor  362,  wo  der 
Apollinarismus  zuerst  hervortritt,  gelebt  haben.     Mithin  kann   unter  dieser 


1)  Z.  ältesten    Gesch.  d.  Primats  in   d.    Kirche,    Theo!.    Quart. -Sehr.   62,    453—68.    — 

2)  Die  Theologie  d.  apost    Väter.     Wien,  Brauraüller.  IV,   305  S.     Vgl.  die  Rec.  von  tunk, 
Theol.    Quart.-Schr.    63,     170    ff,    der  sich    gegen    manche    Aufstellungen   Sp.s  erklärt.    — 

3)  The  £p.  of  Barn,  from  the  Sin.  Mscr.  of  the  Bible.  With  a  translat  London,  Williams 
*  Xorgate.  —  4)  Un  roman  theol.  au  U.  s.,  Rev.  polit.  et  litter.  Okt.  Auch  im  Joura.  d. 
Sa?.  8.  539—50.  5)  Un  rom.  ehret  a  1a  fin  du  II.  *.,  La  Nouv.  Bev.  UI,  543—67.  — 
6)  P.  u.  d.  4.  Evang.,  Zschr.  f.  wiss.  Theol.  XXIII,  64—77.  —  7)  Cod.  Vat.  gr.  859  u.  s. 
Descendenten,  Theol.  Quart.-Schr.  62,  624  *37.  -  8)  1).  Interpol,  d.  lgnat.  Br.  u.  d.  Apost. 
Cowüt,  ibid.  S.  355—84 


1,128  VIU.     E.  Meyer: 

Voraussetzung  der  Ignatianische  Interpolator  nicht  mit  dem  der  Apostolischen 
Constitutionen  identisch  sein,  da  letztere  schon  um  350  in  der  griechischen  d.  h. 
angeblich  interpolierten  Gestalt  Verlagen;  doch  ist  die  Authenticität  des  syri- 
schen Textes  keineswegs  über  allen  Zweifel  erhaben.  —  Bei  der  Darstellung 
der  'Theologie  des  h.  lgnatius'  steht  J.  Nirschl,  *)  der  Nachfolger  Hergen- 
röthers  in  der  Würzburger  Professur,  ganz  auf  dem  Standpunkte  des  modern- 
sten katholischen  Lehrbegriffs  und  findet  diesen  selbstverständlich  voll  in 
lgnatius  wieder.  —  Seine  Ansicht  von  Polykarp  s  Todesjahr  (166  6.  Apr.)  ver- 
teidigt K.  Wieseler8)  gegen  Lipsius'  Einwendungen,  Reville  3)  giebt  eine 
Übersicht  über  den  Stand  der  Frage  und  hält  eine  Entscheidung  für  nicht 
möglich.  Gegen  Wieseler  nimmt  er  an,  dafs  der  2.  Xanthikos  nicht  der  Tag 
des  Martyriums  sei,  sondern  der  Gedenktag,  den  die  griechische  Kirche  zur 
Zeit  der  Abfafsung  des  Sendschreibens  feierte.  Die  Orthodoxie  des  Pastor 
Hermae,  die  zuletzt  gegen  die  Meinung  protestantischer  sowie  einsichtiger 
katholischer  Forscher  (wie  Duchesne*)  wohl  nicht  mit  Glück  Zahn  vertei- 
digt hatte,  will  gerade  gegen  den  Professor  der  Pariser  Universit^  catholique 
Rambouillet5)  darthun.  Die  zweite  seiner  Schriften  will  nur  den  Fehler 
der  ersten  gut  machen,  auf  den  ihn  Duchesne6)  hingewiesen:  statt  des 
griechischen  Textes,  den  wir  seit  Bryennius  haben,  noch  den  lateinischen  zu 
benutzen.  M(aurice  du)  C(olombier) 7)  stimmt  in  seinen  Resultaten  im 
wesentlichen  mit  Gebhardt  und  Harnack  überein. 

In  der  Hoffnung,  der  kirchen geschichtlichen  Forschung  auf  der  quellen- 
armen Strecke  von  70 — 200  die  eine  oder  die  andere,  wenn  auch  spärlich 
Hiefsende  Quelle  zu  erschliefseu,  hat  Th.  Zahn8)  die  IlQd&ig  ylu)dwov  des 
Prochoros  und  die  (6)  Fragmente  der  wahrscheinlich  IlBqiodoi  'luxiwov  be- 
titelten Schrift  des  Leucius  Charinus  —  eins  zum  ersten  Mal  —  herausge- 
geben. Zahns  Zwecken  dient  freilich  der  etwa  400  Jahre  nach  Johannes'  Tode 
verfafste  Roman  des  Prochoros,  der  keineswegs  die  altkirchliche  Tradition 
über  J.  sammeln  wollte,  nur  indirekt,  insofern  ohne  ihn  eine  sichere  Einsicht 
in  die  Entwickelung  der  Johanneslegende  unmöglich  ist;  jedoch  scheint  das 
weit  verbreitete  und  viel  benutzte  Werk  des  Leucius,  —  vor  160,  vielleicht 
sogar  vor  140  entstanden,  —  einige  historische  Züge  bewahrt  zu  haben,  wenn 
es  auch  pseudonym  ist:  der  Name  Leucius  ist  vermutlich  dem  eines  wirk- 
lichen Jüngers  des  Joh.  entlehnt.  Vielleicht  polemisiert  Papias  in  der  be- 
rühmten Stelle  Euseb.  H.  E.  3,  39,  3  gerade  gegen  diesen  falschen  Apostel- 
schüler, defsen  Erzählungen  nicht  mit  den  Fabeln  des  Prochoros  auf  einer 
Stufe  stehen,  sondern  ernstgemeinte  Übertreibungen  einer  doketischen  Christo- 
logie  und  sabellianischen  Theologie  sind. 

Es  ist  oben  erwähnt,  dafs  die  jüdischen  Quellen  aus  der  ersten  Zeit 
der  christlichen  Kirche  von  Kämpfen  mit  dem  Judentum  nichts  wissen:  so 
soll  nach  Rabbiner  M.  Joel9)  auch  der  Talmud  beweisen,  dafs  das  Judentum 


1)  I).  Theol.  d.  h.  Jgn.,  d.  Apostelschülers  u.  Bisch,  v.  Antiochien.  Mainz,  Kirchheini 
VIII,  128  S  —  2)  D.  Todesjahr.  P.s  ,  Studien  u.  Kritiken,  53,  141—165.  —  3)  De  anno 
dieque  quibus  Pol.  Smyrnae  martyrium  tulit.  (Habilit.  -  Sehr.  f.  d.  ev. -theol.  Fac.  in  Paris) 
Genf,  Schuchardt.  65  S.  —  4)  Bev.  du  mondo  cath.  v.  15.  Apr.  —  5)  L'orthodoxie  du  Ihre 
du  Paßtour  d'H.  Observation  sur  un  trayail  do  M.  Duchenne.  Paris,  Palme.  31  S.  —  Un  der- 
nier  mot  sur  l'orthod.  d'H.,  ibid  14  S  —  6)  Bull.  crit.  \.  1.  Juli.  —  7)  Le  Pasteur  d'Herm. 
Analyse  aecomp  d'une  notice,  d'extraits  et  de  notes.  Paris,  Sandoz  et  Fischb.  —  8)  Acta 
Joaimis  unt.  Benutzung  v.  Tischendorfs  Nachlafs.  Erlangen,  Deichert  CLXXII,  263  S.  — 
!))  Blicke  in  d.  Religionsgesch.  zu  Anf.  d.  II.  christl.  Jh.  1.  d.  Talmud,  u.  d.  griech.  Sprache, 
nebst   2    Exeurseii ,    a)    Aristobul ,   d.   sog.    Peripatetiker.    —    b)  d.  Gnosis.   Breslau  u.  Leipz., 


KirchengeacMchte.  1, 1 29 

keine  nachweisbare  Notiz  von  der  nenen  Sekte  genommen  bis  zu  den  Zeiten 
Trajans.     Die  jüdischen  Schriftgelehrten  seien  sich  über  die  Gefahr,  die  dem 
Judentum  von  den  Christen  (Minäern)  drohte,  erst  dadurch  klar  geworden,  dafs 
die  Christen  die  Juden  bei  Trajan  denunciert  hätten,  um  den  schon  von  letz- 
terem bewilligten  Tempelbau  zu  hintertreiben,  damit  sich   die  Prophezeiung 
erfülle,  es  werde  kein  Stein  auf  dem  andern  bleiben.  —  Die  Zurücknahme 
der  Bewilligung  sei  die  Ursache  des  Aufstandes  von   116  gewesen.     Von  da 
ab  seien  energischere  Mafsregeln  zur  Wahrung  des  Judentums  getroffen,  ins- 
besondere sei   das  Griechische  als  antinational  verboten   worden,   zumal  die 
Schrifterklärung  auf  Grund   der  LXX  Gefahren  mit  sich   zu  bringen  schien. 
Die  Übersetzung  des  A.  T.  durch  Aquila  sei   eine  positive  That  gegen  die 
Minäer  gewesen.     Der  Beweis  für  jene   angebliche  Denünciation  seitens  der 
Christen  fehlt  aber  gänzlich,    wie  man  auch  sonst  von  einem  beabsichtigten 
Tempelbau  unter  Trajan  nichts  weifs. 

Schon  früh  beginnen  in  der  Zeit  der  apostolischen  Väter  die  Apologieen 
für  das  Christentum.  Die  Bruchstücke  des  Aristides,  welche  die  Mechi- 
tharisten  gefunden  zu  haben  glauben,1)  hat  Himpel")  übersetzt:  das  2.  Stück 
ist  nach  ihm  'nicht  allzuviele  Menschenalter'  nach  Aristides  entstanden  und 
gehört  in  die  Zeit  der  ältesten  Kämpfe  gegen  ebionitische  und  doketische 
Irrlehren  ohne  noch  eine  Spur  von  Polemik  gegen  Arianismus  zu  zeigen; 
L.  Massebieau3)  dagegen  will  es  in  die  Zeit  nach  dem  Konzil  von  Nicaea 
setzen-,  das  erste  Stück  hält  auch  er  für  echt,  da  es  in  Gedankeu  und  Me- 
thode gauz  zu  den  andern  Apologieen  des  II.  Jh.  stimme.  Renan  hatte  auch 
das  1.  Fragment  für  unecht  erklärt,  weil  nach  Hieronymus  die  Apologie  des 
Aristides  'contextum  philosophorum  sententiis'  gewesen,  wovon  das  Fragment 
keine  Spur  zeige,  weil  ferner  die  Dogmatik  desselben  in  das  IV.  Jh.  weise  und 
bei  Aristides  bessere  historisch-mythologische  Kenntnisse  vorausgesetzt  werden 
dürften  als  das  Fragment  aufweise.  Diese  Einwände  sucht  H.  Doulcet  4) 
mit  guter  Kenntnis  der  einschlägigen,  auch  nichtfranzösischen  Litteratur  zurück- 
zuweisen; er  findet  vielmehr  so  viel  Anklänge  an  den  Di ognet- Brief,  dafs 
er  diesen  nunmehr  dem  Aristides  zuschreiben  will :  der  Brief  zeige  sich  ledig- 
lich als  eine  Nachschrift  zu  der  Apologie  und  sein  Paulinismus  erkläre  sich  dar- 
aus, dafe  Aristides  ein  Schüler  des  Dionysius  Areopagita  war,  der  in  Paulus' 
Predigt  (Act.  17,  22—34)  die  Grundsätze  über  Beobachtung  des  jüdischen 
Ceremonialgesetzes  gehört,  die  dem  Briefe  eigen  seien.  —  Nach  Buch el er6) 
ist  jedenfalls  der  2.  Abschnitt  der  Apologie  so  umgearbeitet,  dafs  er  nicht 
so.  wie  ihn  der  armenische  Text  giebt,  von  A.  geschrieben  sein  kann:  das 
hiefse  dem  A.  Absurditäten  zutrauen.  —  Eusebius'  Angabe,  dafs  Justin  den 
A.  nachgeahmt  habe,  ist  nur  allgemein  zu  fassen  von  der  gleichen  Vertei- 
digung des  Christentums  mit  philosophischen  Waffen.  Ein  gleicher  Gedanke 
toi  beiden,  der  auch  fast  gleichen  Ausdruck  gefunden  hat,  ist  wohl  als  Ge- 
meingut der  ganzen  Zeit  anzusehen. 

Th.  v.  Ottos  neue  (3.)  Ausgabe  des  Justin  ist  um  einen  neuen  Band 
vorgerückt6);  die  2.  Apologie  scheint,  weil  viel  gelesen,  schon  früh  mit  Rand- 


Sehottländer  177  S.  —  Von  demselben  war  1879  erschienen,  d.  Angriffe  des  Heidentum«  geg. 
Joden  u  Christen  in  d.  ersten  Jhh.  d.  rtfni.  Ceesaren  (Breslau,  Schletter,  31  S)  —  populärer 
^ortr.  mit  beweis.  Anmerk.  —  1)  s.  Jahresher.  II,  1,  122.  —  2)  d.  Fragm.  d.  Apol.  d. 
•*n«t  u.  Luc.  22,  42.  43.  Theol.  Quart.-Schr.  61,  109  ff  —  3)  l'authentic.  du  fragm.  d'Ar. 
'kvue  de  theol.  et  philo».  (Lausanne  ,  1879,  218—33  —  4)  l'apolog.  d'Ar.  et  la  lettre  ä 
l'iopj.,  Kev.  d.  quest  hi»t.  XXV1I1,  601—12.  —  5)  Arist.  u.  Justin,  Rhein.  Mus.  35,  279 
-86.  —  (>)  Corp.  apologetarum  Christ  »aec\  II.  T.  IV.  (Just.  opp.  III,  p.  1      Opp.  Just,  subdi- 

Hittorische  Jahresberichte.    1880.     1.  9 


1,130  VIII.     E.  Meyer: 

bemerkungen  versehen  gewesen  zu  sein,  die  fälschlich  in  den  Text  kamen, 
wie  schon  Ensebius  (IV,  17)  sie  mit  einem  offenbaren  Fehler  citiert.  l) 
Gegen  Engelhardts 2)  Verurteilung  wird  Jnstin  von  altorthodoxem  Standpunkt 
aus  von  A.  Stählin3)  in  Schutz  genommen:  sein  Christentum  sei  ein  ver- 
hältnismäfsig  reines,  ungefälschtes,  den  biblischen  Charakter  nicht  verleugnendes 
gewesen,  obwohl  er  die  paulinische  Grundlehre  von  der  Rechtfertigung  durch 
den  Glauben  nicht  erfafst  habe  und  mit  der  Gesamtheit  der  Heidenchristen 
in  der  Abwehr  des  jüdischen  Ceremonialgesetzes  in  eine  dem  ursprünglichen 
Judaismus  vergleichbare  Gesetzlichkeit  verfallen  sei.  Die  Grundsätze,  die 
Justins  Widerlegung  der  jüdischen  Angriffe  in  dem  Dialog  gegen  Tryphon 
zu  Grunde  liegen,  sowie  seine  Kenntnis  des  A.  T.  hat  K.  Grube  be- 
leuchtet. 4) 

Das  2.  Buch  der  Apologie  des  Theophilus  ad  Autol.  ist  dadurch  von 
hohem  Interesse,  dafs  es  uns  die  Dogmatik  des  II.  Jh.  noch  ausgeführter  als 
das  1.  giebt  und  erkennen  läfst,  dafs  dieselbe  noch  vollständig  flüssig  war: 
die  Kirche  hatte  alles,  was  zum  Begriff  der  Kirche  gehört,  nur  nicht  eine 
einheitliche,  anerkannte  Lehrformel.  Fixiert  ist  nur  die  Lehre  von  der  unbe- 
dingten Wahrheit  der  h.  Schrift  und  von  der  Monarchie  Gottes  als  Schöpfers, 
Regierers  und  Richters  der  Weit.  Neben  diesen  Thatsachen  tritt  das  mächtig 
aufkommende  Einheitsbewufstsein  der  kath.  Kirche  deutlich  hervor.5)  —  In 
das  Ende  des  II.  Jh.  wurde v bisher  meist  auch  Minucius  Felix  gesetzt,  auch 
P.  de  F61ice6)  bleibt  bei  dem  II.  Jh.,  nur  habe  er  noch  vor  der  2.  Apologie 
des  Justin  gelebt,  die  F.  [fälschlich]  160  ansetzt.  Seine  Absicht,  ein  Werk 
'de  fato'  zu  schreiben,  habe  Min.  ausgeführt.  —  Auf  den  Anfang  des  III.  Jh. 
als  die  Lebenszeit  des  Min.  wird  Dessau7)  durch  einige  Inschriften  aus 
Cirta  geführt,  von  denen  eine  sicher  aus  210  sei.  Ein  in  dieser  genannter 
Triumvir  in  Cirta  Caecilius  Natalis  sei  identisch  mit  dem  heidnischen  Iuterioeutor 
des  Octavius  (Cirtensis  noster)  und  erscheine  durch  den  Pomp,  den  er  für 
heidnische  Feste  nach  der  Inschrift  entwickelt  habe,  noch  als  Heide;  mithin 
sei  der  Octavius  nach  210  geschrieben.  Rossi8)  stimmt  dieser  Ansicht  zu. 
Den  Reichtum  an  Beweismaterial  und  die  staunenswerte  Vielseitigkeit  der 
Apologetik  im  'Zeitalter  der  Apologeten*  (bis  c.  200)  hebt  A.  Langhorst9) 
S.  J.  hervor,  während  die  'grofsen  Väter*  (bis  Theodoret,  t  457)  bereits  die 
Anfänge  eines  systematischen  Ausbaues  zeigten.  —  Das  Christentum  traf  mit 
dem  Heidentum  feindlich  zusammen  im  Gebiete  des  häuslichen  Lebens,  des 
Denkens  und  des  Staates;  dafs  der  eigentliche  Sieg  desselben  auf  dem  Gebiete 
des  Denkens  erfolgt  sei,  d.  h.  durch  diejenigen,  welche  die  philosophischen 
Ansprüche  des  erobernden  Glaubens  vertreten,  wie  Westott10)  darlegt,  wird 
katholischerseits  aeeeptiert:  wenn  Hadrian  den  Antinous  heilig  sprach  und 
dessen  Kult  trotz  alles  lEiferns  der  christlichen  Lehrer  sich  300  Jahre  hielt, 


ticia.  Fragm.  Pseudo-Just. )  Acccd.  speeimina  lithogr.  duor.  codd.  mscr.  Jena,  Fischer.  LY. 
223  S.  —  Beiträge  zur  Erklärung  einiger  Stellen  der  1.  Apol.  giebt  H.  Paul,  Jahrbb.  f. 
klass.  Philol.  121,  316—20.  —  1)  Bücheier  a.  a.  0.  (o.  S.  1296).  —  2)  s.  Jahresber.  11, 
1,  122.  —  3)  Just.  d.  Märt.  u.  s.  nouesten  BeurtoileT.  Loipz.,  IV,  67  S.  Sep.  aus  d.  Liter. 
Beil.  d.  AUgem.  Et. -Luther.  Kirchenzeit.  1879,  No.  47.  4)  d.  hermoneut  Grundsätze 
Just.  d.  M.,  Katholik  00,  1,  1—42.  Vgl.  desselben:  typolog.  Sehrifterklärg  Just.  d.  M, 
ibid.  S.  139  ff.  —  »)  L.  Paul,  d.  Interpret,  d.  Schöpf ungsgesch.  bei  Theoph.  ad  Autol.,  Jahrbb. 
f.  prot.  Theol.  VI.  —  6)  Etüde  sur  TOctarius  de  Min.  F.  These  pour  le  licent.  pris  ä  la  fa<\ 
de  theol.  ä  Montauban.  Blois,  Marchand.  147  S.  —  7)  Bull,  dell'  lnstit.  di  C.  A.,  Märzheft;  weiter 
ausgeführt  Herrn.  XV,  471—79.  —  8)  im  Bull.  a.  a.  0.  —  9)  Z.  Entwickelungsgesch.  d. 
Apologetik,  Stimmen  aus  Maria- Laach  XVI11,  166-82,  374—83.  —  10)  Contempor.  Rev.  35,  489. 


Kirchengeschichte.  1, 1 3 1 

so  sei  das  nnter  dem  Einflüsse  christlicher  Ideen  geschehen:  das  Volk  hahe 
geglaubt,  Antinous  habe  sein  junges  Leben  als  Sühne  für  die  Sünden  anderer 
hingegeben. *) 

Das  Eintreten  zahlreicher  philosophisch  gebildeter  Heiden  in  das  Christen- 
tum brachte   der  Kirche  die  Gefahren   des  Gnosticismus.     Über  Valentin 
hat  uns  Epiphanius  Nachrichten  aufbewahrt,  die  jedoch  der  Kritik  bedürfen. 
Wenn  V.  auch  nicht  als  erklärter  Gnostiker  nach  Rom  kam,  so  ist  doch  un- 
denkbar,  dafs  er  ohne  Anstofs   in  Rom  gelehrt  hätte.     Der  Bruch  mit  der 
Kirche  erfolgte  vielleicht,   weil  er  bei  der  Besetzung  des  römischen  Bistums 
übergangen   wurde;    Hippolyt  scheint   freilich   seinen  Bruch   mit  der  Kirche 
schon  vor   seine  Ankunft  in  Rom  zu   setzen.   —  Bei  V.s  Begabung  ist  es 
nicht  auffallend,  dafs  sich  seine  Lehre  in  Gallien,  Syrien  und  Ägypten  fast 
ein  Jahrhundert    hielt;    übrigens   ist   sie    nur    entstellt    überliefert.     Grabes 
Sammlang  der  Fragmente  ist  nicht  mehr  ausreichend;  aus  den  Philosophumena 
des  Pseudo-Orig.   kommen   einige   hinzu.     Seine   Sprache    war   wie  die  des 
Basilides  dunkel.  *)  —  Als  einen  Ketzer,  der  nur  auf  einem  mifsverstandenen 
"Witz  des  Irenseus  beruhe,  hatte  Volkmar  den  Kaiorbasus  hingestellt;  indes 
ist  an  seiner  wirklichen  Existenz  nicht  zu  zweifeln.     Der  Name  ist  in  ägyp- 
tischen Inschriften  bezeugt;  Irenreus'  Nachfolger  haben  ihn  nur  fälschlich  dem 
Markus  nachgestellt.8)  —  Dem  Montanismus,  der  gegen  die  mehr  und  mehr 
verflachende  Kirche  reagierte,  hat  J.  de  Soyres*)  eine  gründliche,  wesentlich 
mit  auf  deutscher  Litteratur    basierte  Darstellung    gewidmet  und  darin  ein 
Bild  der  gesamten  christlichen  Kirche  in  der  2.  Hälfte  des  EL  Jh.  gegeben. 
Obwohl  auch  in  Rom  verurteilt,  zog  der  Montanismus  doch  den  tiefen  Geist 
Tertullians  an.    Dessen  Übertritt  zu  dieser  Richtung  ist  jedoch  erst  205  oder 
206  anzunehmen.    Der  organische  Zusammenhang,  der  in  Tertullians  Schriften 
deutlich  erkennbar  ist,  gestattet  meistens   eine  relative  zeitliche  Anordnung 
derselben,  bei  einzelnen  auch  eine  annähernd  genaue;  sicher  datierbar  ist  nur 
'Adv.  Marc.'   I  (207);    mit  ziemlicher  Gewifsheit  ist  cdc  poenit.'  in  204   zu 
setzen.     Die   praktischen   Schriften  fallen    überwiegend  in  die   frühere  Zeit 
bis  204  (nur  'de  corona'  211  und  'Ad  Scap.'  218);  die  dogmatischen  in  die 
spätere  montanistische.6)     Dafs  der  Stoicismus,   der  in   gewisser  Weise   das 
Glaubensbekenntnis  der  gebildeten  heidnischen  Welt  ausmachte,  einen  wesent- 
lichen Einflufs  auf  die  noch  im  Flufs  begriffene  christliche  Lehrbildung  aus- 
übte,  und  zwar  vorzugsweise  durch   seine  Fassung  des  Logosbegriffes  sowie 
dnreh  eine   gewisse  realistisch -sinnliche  Richtung,  zeigt  an  den  Ketzern  wie 
Apologeteu  Wadstein.6)    Prof.    in   Lund:  die  christliche  Lehrentwickelung 
zeige  sich  dabei  nicht  von  der  besten  Seite. 


1)  d.  frühesten  Kämpfe  zw.  ehrint  1.  u.  hoidn.  Denken,  Katholik  60,  1,  203 — 9.  —  'L'in- 
Huence  de  l'eglise  au  II  s.,  Confer.  dioces. ,  Ecbr.-Heft ,  kenne  ich  nicht  —  Delaunay  hat 
•«in«  Aufsätze  *le  grand  Beeret  de  l'eglise  au  1.  siecle*  in  der  Rev.  de  France  fortgesetzt,  vgl. 
Mresber.  II,  1,  125.  —  2)  Hilgenfeld,  d.  (inostiker  V.,  Zw.hr.  f.  wiss.  Thool.  23,  280—301. 
—  8)  Hilgenfeld,  hacreaeolog.  Berichtigungen.  2.  Zuchr.  f.  wir*.  Thool.  23,  481 — 83.  — 
-1)  Montaninm  and  the  priniit.  chureh.  Cambridge,  Deighton,  Bill  «5c  Co.  —  5)  Kellner, 
w^tn.  Z«hang.  u.  Clironol.  d.  Sehrr.  Tort.,  Katholik  69,  2  (1879)  S.  501—89.  —  Erwähnt 
*i  hier:  Hauschild,  rationale  Psychologie  und  Erkenntnistheorie  Tert.s,  Progr.  d.  Gymn. 
*•  Krankf.  a  M.  (No.  328).  —  «)  Einh\  d.  Stoic.  auf  d.  älteste  christl.  Lehrbildung,  Studien 
"  Kritiken,  53,  587—665.  -  Hier  sei  hingewiesen  auf  Schumann,  Moralprincip  d.  Stoa 
u  d.  Christentums  (Progr.  d.  (jymn.  /.  Holzminden  No.  586),  u.  Jacoby,  d.  klass.  Bildung 
« •  «1.  alte  Kiri'he.  Angab.  Allgoni.  Zeit.  No.  551  tf.  —  T.  Jordan,  the  stoic  moralist«  and 
U*e  christianium  in  the  lirst  two  centuries  (Dublin),  soll  nicht  bedeutend  sein. 


1,132  VI1L    E.  Moyer: 

Nicht  gerade  tief  ist  die  'philosophische'  Auffassung,  die  W.  Cunning- 
hams1)  'methodischer  Skizze  der  Kirche  im  II.  Jh.'  zu  gründe  liegt:  die 
Kirchen  in  Asien  sind  ihm  Typen  für  die  Gesamtkirche.  Es  sei  bisher  nicht 
genügend  gezeigt,  wie  aus  den  sich  scheidenden  Richtungen  des  paulinischen 
und  petrinischen  Christentums  die  eine  grofse  katholische  Kirche  erwachsen 
sein  solle:  dies  werde  nur  erklärlich  durch  die  allen  Anhängern  der  christ- 
lichen Lehre  gemeinsame  Auffassung  des  von  Christus  gestifteten  Gottes- 
reiches, die  auch  bald  eine  überall  gleiche  äufsere  Organisation  im  Gefolge 
gehabt  habe.  Die  Kirche  am  Ende  des  II.  Jh.  stelle  keineswegs  einen  Rück- 
schritt dar  gegen  die  des  J.  33,  sondern  eine  in  dem  Princip  der  Kirche 
selbst  begründete  Vertiefung.  —  Mit  der  Ausbildung  der  6 inen  katholischen 
Kirche  mufs  aufs  engste  die  Bildung  unseres  NTlichen  Kanons  zusammen- 
gehangen haben.  Gegen  die  Ansichten  Harnacks  über  die  Entstehung  des- 
selben *)  hat  Overbeck8)  energisch  Einspruch  gethan:  H.  lege  in  das 
Muratorische  Fragment  vieles  hinein,  was  darin  nicht  enthalten  sei.  Es  sei 
keine  Frage,  dafs  die  Apostolicität  das  wesentlichste  Erfordernis  zur  Auf- 
nahme einer  Schrift  in  den  Kanon  gewesen  sei,  neben  dem  sich  das  Princip 
der  Katholicität  des  Inhalts  in  dogmatischer  Beziehung  als  beschränkendes 
nicht  nachweisen  lasse.  Das  Muratorische  Fragment  stehe  durchaus  auf  dem 
Standpunkt,  der  hinsichtlich  des  Kanons  seit  Irenaeus  und  Tertullian  der  ge- 
meinkatholische ist;  eine  ältere  Phase  in  der  Bildung  desselben,  wo  die  Kirche 
sich  die  Auswahl  unter  den  vorhandenen  apostolischen  Schriften  sowie 
etwaige  Aufnahme  nicht  apostolischer  vorbehalten , '  ist  weder  an  sich  wahr- 
scheinlich noch  in  dem  Fragment  dargestellt,  wie  insbesondere  die  Bemerkungen 
des  Autors  über  die  Apokalypsen  des  Johannes  und  Petrus  und  den  Hirten 
des  Hermas  zeigen. 

Unter  den  Thatsachen  der  äufseren  Kirchengeschichte  in  den  ersten 
zwei  Jahrhunderten  ist  keine  wichtiger  als  die  Übertragung  der  neuen  Lehre 
nach  Rom.  Dafs  Petrus  nach  Rom  gekommen  sei  und  dort  das  Martyrium 
erlitten,  suchen  nicht  nur  Katholiken4)  nachzuweisen,  sondern  nimmt  nach 
dem  Vorgänge  mancher  protestantischer  Theologen  auch  Neubaur5)  an,  in 
einer  Abhandlung,  die  in  seltener  Weise  die  einschlägige  Litteratur  beherrscht. 
Dafs  Petrus,  wie  die  katholische  Tradition  behauptet,  im  J.  47  auch  die 
Gemeinde  gestiftet  und  dann  zum  Apostel-Konvent  nach  Jerusalem  gereist 
sei,  um  unter  Claudius  nach  Rom  zurückzukehren,  stellt  N.  selbstverständlich 
in  Abrede.  —  Ebenfalls  auf  Grund  eingehender  Quellenkenntnis  schildert 
für  ein  grösseres  Publikum  V.  Schnitze6)  das  Leben  in  Rom  am  Ende 
des  n.  Jh.  Er  betont  die  Anziehung,  die  nach  den  Inschriften  das  Christen- 
tum hauptsächlich  auf  Handwerker  und  den  kleinen  Gewerbestand  übte,  wie 


1)  The  churches  of  Asia.  A  method.  sketch  of  the  second  cent.  London,  Macmülan 
&  Co.  XVI,  299  S.  —  2)  S.  Jahresb.  II,  1,  121.  —  3)  Z.  Gesch.  d.  Kanons  (s.  o.  S.  1265). 
II.  d.  NTliche  Kan.  u.  d.  Munt.  Frgmt.  S.  71—142.  —  4)  Joh.  Schmidt,  Petras  in  Rom. 
Luzern,  Raber  (pop.).  —  B.  Jnngmann,  dissert.  selectae  in  hist.  eccles.  1  (Begensburg, 
Pustet,  IV,  460  S.).  Diss.  I:  de  sede  rom.  Petri  etc.  (S.  27 — 107.)  —  Gregoroviue,  d. 
Grabmäler  d.  Päpste  ist  in  d.  ital.  Übersetz,  v.  Ambrosi  (Le  tombe  dei  papi)  auf  den  Index 
gesetzt  —  5)  Beiträge  z.  e.  Gesch.  d.  röm.  Christengem,  in  d.  beiden  ersten  Jahrhunderten. 
Progr.  d.  Real-Schule  zu  Elbing.  (No.  38.)  58  3.  4.  —  6)  Kulturgeschichtliche  Bilder  aus 
d.  chrisü.  Altert  I.  Ein  Tag  in  Born  um  200.  11.  Handwerk  und  Handwerker  in  d.  alten 
Kirche.  Ztschr.  f.  kirchl.  Wiss.  u.  kirchl.  Leben  (ed.  £.  Luthardt,  Leipzig,  Dörffling  & 
Franke,  jährl.  12  Hefte;  Fortsetzung  d.  'Ergänzungsblätter  d.  Allg.  oyang.-luth.  Kirchenztg.') 
1,  34—49,  66—77. 


Kirchengeachichte.  1 133 

ja  das  Kleinbürgertum  überhaupt  sittlich  am  unverdorbensten  war;  für  die 
Sklaverei  in  der  alten  Kirche  sind  die  Inschriften  noch  gar  nicht  berück- 
sichtigt. Das  Christentum  zeigte  sich  keineswegs  kunstfeindlich;  eine  geist- 
liche Tracht  gab  es  bis  zum  IV.  Jh.  nicht  und  auch  ein  ascetischer  Geist 
fehlte  noch;  vielmehr  wird  Mode-  und  Putzsucht  schon  bekämpft.  Im 
übrigen  waren  auch  damals  die  Frauen  die  fleifsigsten  Kirchenbesucherinnen. 
Umfangreiche  Pflege  der  Armen,  Kranken  und  sittlich  Verkommenen  zeich- 
nete das  Christentum  aus;  eine  scharfe  Scheidung  zwischen  gottesdienstlichem 
und  häuslichem  Leben  war  noch  unbekannt.  —  Dem  Handwerker  verlieh 
das  Christentum  eine  ganz  andere  Stellung  als  er  bei  den  Juden  hatte,  da 
die  Arbeit  als  Selbstcrziehung  zur  Sittlichkeit  angesehen  wurde  und  auch 
Mittel  zur  Übung  der  Barmherzigkeit  gewährte;  daher  die  vielen  christlichen 
Handwerker,  die  auch  durch  ihre  Wanderungen  das  Christentum  verbreiteten. 
Die  Kunst  der  christlichen  Handwerker  war  der  heidnischen  ebenbürtig,  wie 
z.  B.  die  Fabrikation  der  Goldgläser  (fondi  d'oro)  zur  Vollendung  gebracht 
wird;  die  christliche  Beerdigung  giebt  Anlafs  zu  der  Kunst  der  Fossoren. 
Auch  neue  Muster  wurden  seitens  der  Christen  erfunden. 

Die  sämtlichen  römischen  Bischöfe  des  L  und  H.  Jh.  ( —  Viktor  190 — 200) 
geht  einzeln  und  ganz  im  Sinne  der  katholischen  Tradition,  ohne  besondere 
Resultate  zu  gewinnen,  Jungmann1)  durch;  dem  Paschastreit  hat  er  einen 
besonderen  Exkurs  gewidmet,  die  Berechnung  der  Anzahl  der  Christen,  die 
nach  einem  Dr.  K.  zu  Tertullians  Zeiten  etwa  nur  300  000  gewesen ,  weist 
er  zurück.  —  Auf  Grund  der  Bemerkung,  dafs  die  Chronik  des  Eusebius, 
richtig  wiederhergestellt,  auf  das  J.  96  als  das  Todesjahr  des  P.  Clemens 
führe,  in  dem  auch  der  Konsul  Clemens  gestorben  sei,  hat  Erbes  die  Iden- 
tität des  Papstes  und  Konsuls  angenommen  und  die  Zahlen  der  eusebianischen 
Chronik  für  die  ältere  Papstchronologie  als  die  reineren  gegenüber  denen  der 
Kirchengeschichte  hingestellt.  Dagegen  suchte  Lipsius*)  die  älteste  Papst- 
liste, die  zur  Zeit  Viktors  (c.  190)  aufgestellt  wurde,  zu  rekonstruieren:  sie 
lag,  jedoch  schon  verderbt,  dem  Chronographen  von  354  zu  Grunde,  und 
auf  sie  geht  auch  Eusebius'  K-G.,  Hieronymus  und  der  Catal.  Leoninus  (v.  440) 
zurück.  Auch  Erbes'  Versuch,  eine  Papstliste  aus  der  Zeit  Anicets  und 
Hegesipps  (Eus.  H.  E.  IV,  22,  1)  zu  beweisen,  scheint  L.  verfehlt;  ebenso 
der  Nachweis,  dafs  die  Quelle,  welcher  das  unter  Viktor  verfafste  Papst- 
yerzeichnis  entnommen  sei,  die  bis  194  p.  C.  reichende  Weltchronik  sei,  die 
in  dem  Philokalinischen  Werke  bis  334  fortgesetzt  ist.  Hierbei  spielen  die 
Listen  der  antiochenischen  und  alexandrinischen  Bischöfe  bei  Eusebius  eine 
wichtige  Rolle.  Erbes'  Hypothese  3)  über  die  Ansetzung  der  antiochenischen 
Bischöfe  bei  Eusebius  erkennt  L.  in  ihrem  Princip  an  und  zeigt,  dafs  die 
von  E.  postulierte  bis  192  reichende  Quelle  in  der  That  den  Ansätzen 
der  Kirchengeschichte  zu  Grunde  liegt;  nur  war  sie  nach  Kaisergleichzeitig- 
taiten  arrangiert.  Die  für  die  römischen  Bischöfe  berechneten  Amtszeiten 
stammen  aus  einer  anderen  Quelle,  einem  Ziffernkatalog.  Im  Spatium  hist. 
der  Eusebian.  Chronik  sind  die  römischen  Bischöfe  auf  Grund  seiner  beiden 
Quellen  und  etwaiger  sonstiger  Erwägungen  selbständig  angesetzt.  Für  die 
Alexandriner  hatte  Eus.  eine  Liste  mit  Amtsjahren,  nach  denen  er  sie  im 
Spatium  hist.  eintrug;  die  Kirchengeschichte  hat  die  relativ  ursprünglicheren 


1)  Dias,  selectae  (b.  o.  S.  132*.)  8.  108—172.  —  2)  Neue  Studien  z.  Papstchronol.  IL 
*)  D.  ältesten  Papetverzeichniase ;  2)  d.  Bischofslisten  d.  Eusebius,  Jahrb.  f.  prot  Theol.  VI, 
78—127,  233-308.  —  3)  8.  Jahreeb.  II,  1,  131  f. 


If134  vm-    E-  Meyer: 

Ansätze  nach  Kaisergleichzeitigkeiten  bewahrt:  bei  dieser  Quelle,  welche  die 
gleichzeitigen  antiochenischen,  alexandrinischen  und  römischen  Bischöfe  zu- 
sammenstellte, haben  vielleicht  die  römischen  Bischöfe  den  Faden  der  Auf- 
reihung gebildet;  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  hat  Eus.  sie  durch  Ver- 
mittlung des  Julius  Africanus  benutzt.  —  Die  alexandrinische  Liste  mit 
Amtszeiten  kann  nicht,  wie  Erbes  wollte,  nach  dem  Catal.  Liber.  zurecht 
gemacht  sein.  Für  die  römischen  Bischöfe  gebrauchte  Eus.  dieselben  Quellen 
(Chronik  bis  192  und  Ziffernkatalog)  in  Chronik  und  K.-G.,  nur  sind  sie 
verschieden  benutzt,  d.  h.  umgerechnet;  namentlich  ist  in  der  Chronik  das 
Antrittsjahr  Kallists  für  das  Todesjahr  genommen.  Wenn  Chron.  und  K.-G. 
bei  Gordiani  a.  I  =  238  wieder  zusammentreffen,  so  beruht  dies  vielleicht 
auf  einem  Schematismus  des  Ziffernkatalogs,  der,  39  beginnend,  bis  Viktor 
150,  bis  Fabian  200  Jahre  berechnete  (39—238).  Für  die  Zeit  von  Fabian 
bis  Gaius  sind  die  Verderbnisse,  die  sich  hinsichtlich  der  Amtszeiten  in 
Chronik  und  K.-G.  gleichmäfsig  finden,  daraus  zu  erklären,  dafs  Eus.,  dem 
ein  Jahre,  Monate  und  Tage  angebender,  im  wesentlichen  mit  dem  Liber. 
identischer  Katalog  vorlag,  die  Ziffern  für  Jahre  und  Monate  mehrfach  ver- 
wechselte; die  Differenzen  zwischen  Chronik  und  K.-G.  bei  den  durch  die 
Kaisergleichzeitigkeiten  markierten  Intervallen  beruhen  darauf,  dafs  ihm  von 
Kaliist  an  nur  wenige  feste  Daten  zu  Gebote  standen,  die  ihn  nötigten,  den 
—  übrigens  vielfach  verderbten  —  Ziffernkatalog  im  Spatium  hist.  gerade 
so  und  nicht  anders  zu  disponieren.  Die  antiochenischen  und  alexandrinischen 
Listen  für  diese  letzte  Periode  haben  mit  der  römischen  Liste  gar  nichts  zu 
thun,  sondern  beruhen  auf  echter  historischer  Überlieferung. 

Dafs  das  Christentum  früh  auch  nach  Ägypten  kam,  ist  bei  der  grofsen 
Bedeutung  der  Judengemeinde  sehr  erklärlich;  die  Weltstellung  Alexandrias, 
welche  die  Juden  dorthin  gezogen,  sicherte  daher  der  dortigen  Gemeinde 
und  ihren  Bischöfen  eine  hervorragende  Stellung.  Die  Geschichte  des  Christen- 
tums in  Ägypten  hat  deshalb  hohes  Interesse;  bis  auf  die  neueste  Zeit  hinab 
hat  sie  der  Verfasser  der  'Nilfahrf  in  den  Schriften  der  Görres-Gesellschaft 
skizziert:  noch  heute  hält  die  römische  Kirche  an  den  seit  1250  dort  ge- 
gründeten Missionstationen  (Franziskaner)  fest.  *)  —  Nach  Eusebius  (H.  E. 
II,  16)  hat  der  Evangelist  Markus  dort  im  'ersten  Anlauf  eine  überaus 
zahlreiche  Gemeinde  gegründet,  deren  strenges  Leben  Philo  in  der  Schrift 
'de  vita  theor.'  geschildert  hätte.  Diese  Schrift  hatte  Lucius  für  unterge- 
schoben erklärt:2)     Hilgenfeld  3)  schliefst  sich  dessen  Resultaten  an. 

An  dem  apostolischen  Ursprung  einer  grofsen  Zahl  von  Kirchen  des 
alten  Galliens  hält  in  Frankreich  die  'legendäre'  Schule  der  'historischen' 
gegenüber  fest.  Ihn  in  einer  Reihe  von  Werken  nachzuweisen  ist  die  Absicht 
Dom  Aur  Aliens  vom  Coel.-Or.  S.  Bencd.  Den  Anfang  macht  die  Kirche 
von  Bazas,4)  die  von  niemand  anders  gegründet  ist,  als  von  der  dort  geborenen 
h.  Veronica,  der  Gattin  des  Zaehaeus,  die  durch  Christi  gleich  nach  seinem 
ersten  Auftreten    weitverbreiteten  Ruhm  zu  einer  Reise    nach   Jerusalem  be- 


1)  Hiat-pol.  Blätter  86,  81  ff.  (4  Artikel).  —  2)  S.  Jahrcsb.  II,  1,  125.  —  3)  Philo 
und  die  Therapeuten,  Ztschr.  f.  wies.  Theol.  XXili,  423—40.  —  4)  Gesamt-Tit. :  La  Gaule 
catacombaire.  L'Apötre  S.  Martial  et  leg  Fondateurs  n]K>stoliqucs  des  Elises  des  Gaules.  — 
Subtit. :  Baptiata  Salyatoris  ou  le  sang  de  S.  Jean  k  Bazas  peu  d'annäes  apres  l'ascens.  de  N.- 
S.  J.-Chr.  Toulouse,  Sistas  et  BouMo.  [XX]  484  S.  —  Martial,  angeblich  der  Knabe  mit  den 
5  Broten  u.  2  Fischen  (Joh.  6,  9),  Schüler  dos  Petrus,  soll  die  Kirche  in  Limoges  begründet 
haben.  —  Von  de  ms.  Vf.  wird  angeführt:  S.  Mart.  etc.,  rais  en  rapport  avec  les  decouvertes 
de  la  critique  et  de  l'archeologie  contempor.;  Florenz,  XVI,  14  S. 


Kirchengeschichte.  1 135 

wogen  wurde,    bei  der  Hinrichtung  Johannes  des  Täufers  in  Palästina  war, 
sich  etwas  von  seinem  Blute  zu  verschaffen  wufste  und  dasselbe,   mit  vielen 
anderen  vor  Saulus  fliehend  und  in  Aquitanien  das  Christentum   predigend, 
der  von  ihr  in  Bazas  gegründeten  Kirche  schenkte,    die  es  bis  1792  besafs: 
in  diesem  Jahre  warf  es  der  republikanische    Administrator  in  eine  Kloake 
seines  Hauses.     Auch  Milch  von  der  h.  Jungfrau  hatte  Yeronica  mitgebracht 
und  diese  Reliquie  Soulac  (daher  der  Name!)  geschenkt.   —   Leo  XHI.  hat 
dem  Unternehmen  seinen  Segen  gespendet;  mit  der  Ausstattung  des  Buches 
können  deutsche  Werke  nicht  von  fern  wetteifern.    —   Auf  den  2.  Tim.  4, 
9.  10  nach  'Galatien',  d.  i.  nach  der  älteren  kirchlichen  Interpretation  (z.  B. 
Eiweb.)    Gallien,   gesendeten  Crescens  will  Bellet1)  die  Gründung  der  Ge- 
meinde in  Yienne  zurückfuhren.    De  Meissas,*)  der  dies  energisch  zurück- 
weist, hebt  hervor,  dafs  die  christlichen  Inschriften  in  Vienne,  datierte  wie 
undatierte,    nicht  über  441  zurückgehen  und  uns  daher  über  die  Zeit  der 
Einfahrung  des   Christentums   daselbst    weniger   guten   Aufschlufs   gewähren 
als  die  Schriftsteller;    Le  Blants  Ansicht,    die  in  den  Inschriften   üblichen 
Formeln  erinnerten  an  die  orientalische  Liturgie  des  Joh.  Chrysostomus  und 
bewiesen  orientalischen  Ursprung  des  Christentums  in  Vienne,  sei  nicht  halt- 
bar, da  wir  über   die  historische    Entwickelung  der  Liturgie  nicht  genügend 
unterrichtet  seien.  —  Heftig  wird  der  Kampf  um  die  Gründung  der  Kirche 
von  Le  Mans  durch  S.  Julien  weitergeführt;3)    gegen  de  Meissas4)  trat 
in  diesem  Punkte  Marin  de  Boylesve6)  (S.  J.)  auf,  dem  deM.6)  in  einem 
Briefe  antwortete,  auf  welchen  M.  de  B.  die  Antwort  schuldig  blieb;  während 
de  M.  aber  zwei  ferneren  Gegnern,    den  Benediktinern  Dom  Chamard7) 
nnd  Dom  Piolin, 8)    nicht  ohne   Sarkasmus,    antwortete,9)    fand  er  einen 
neuen  Gegner  an  C.  Pottier:10)    die  Tradition    über    die    Sendung  des  h. 
Julian  sei  nicht  erst,   wie  Meissas  will,    1645  aufgekommen,   sondern  habe 
bereits  im  frühen   Mittelalter   bestanden ,  ja  Lethald   sei  es  trotz    aller  Be- 
mühungen nicht  gelungen,  das  IH.  Jh.  als  Zeit  der  Mission  des  h.  Julian  in 
das  Breviarium  von  Le  Mans  einzuführen.  —  Auch  nach  Beauvais  soll  das 
Christentum  im  I.  Jahrhundert   durch  den  h.  Lucian    gelangt    sein,   dessen 
Akten  in  zwei  Fassungen  von  Bolland   veröffentlicht    sind,   von  denen    eine 
jedoch  dem  Heiligen  S.  Quintin  zum  Begleiter  giebt,  so  dafs  er  in  das  Ende 
des  IV.  Jh.  fiele.    Salmon11)  hat  jetzt  einen  neuen  Text  in  Paris  gefunden 
and  publiciert  aus  einer  Hds.,  der  er  ein  Alter  von  1300  Jahren  zuschreiben 


1)  Von  ihm  int  die  im  Jahresber.  II,  1,  1268  angef.    'Dissert   aar   St.  Crescens'    (Lyon, 
Bnui;  XVI,  43  S.)     Es  scheint  dies  der  Vortrag,  den  B.  auf  dem  Congrefs  der  franz.  Ges.  f. 
Areheologie  1879  in  Vienne  gehalten  hat  übor  die  zur  Discnssion  gestellte,  von  Meissas  be- 
handelte Frage  (s.  d.  folg.  Anm.),  vgl.  Congres  archeol.  de  Fr.  46.  Sess.  S.  205.  —  2)  De  quelle« 
roaaoarces  sont  les  inscriptions   chrel.  pour  1'avancem.  des  6tudos   relat  aux  origines  da  chri- 
»tuuiittne  de  la  ville  de  V.,  Congres  archeol.  1.  1.  S.  206—14.  —  3)  S.  Jahresb.  II,  1,  126». 
—  4)  Ibid.  Anm.  5.    —   5)  Note  ä  propos  d'un  mein,  aur  l'ävangälis.  des  Gaules  et  sj>eciale- 
ment  nur  la  mission  de  St.  Julien  an  Mans.  Le  Mans,  Legnicheox.  1879;  15  S.  —  6)  Evan- 
Eflis.  des  Gaules.     Reponse  a  deux  Benedictins  de  l'6c.  legondaire  tonchant  la  qnestion   de  St. 
Julien  du  Mans.    Paris,  Santon.    IV,  67  S.  (50  cent.)    —  7)  Lettre  du  R.  P.  Dom  Ch.,  Con- 
grpn  archeol.     45.   Sess.     8.   403 — 5.    —    8)  Note   du   R.  P.  Dom  P.  en  reponse  du  discours 
de  M.  le  doct.  Meissas,  ibid.  S.  413—27.  —  9)  Reponse  au  R.  P.  Dom  Cham.,  ibid.  S.  405 
-413;    Rep.  au  R.  P.  Dom  P.,    ibid.    S.  427—64.    —    10)  La  mission   de  St.  Julien  et  la 
tndit.  avant  1645,  Rot.  du  Maine  VII,    164—89  u.  sep.,  Mamers,   Fleury  u.  Dangin.  —  Auf 
die«en  Streit    bezieht  sich   auch    wohl    Lancolot,    Ätablissem.  du  Christian,  dans  les  Gaules, 
Confer.  dioc.     Juniheft.    —    11)   Actes   inecL.  de  St.  L.  prem.  eveque  de  B.,  Mein,  de  la  soc. 
des  antiqu.  de  Picardie  26,  481  —  99. 


1,136  VHI     E.  Meyer: 

will.  Hier  wird  Lucian  sogar  von  Fetrus  selbst  gesandt;  S.  glaubt,  dafs  es 
vielleicht  der  erste  Bericht  über  die  Passio  sei.  —  Besonnene  Kritik  zeigt, 
dafs  das  Christentum  nach  Südgallien  wohl  erst  um  150  und  zwar  infolge 
alter  Verbindungen  mit  Eleinasien  kam  und  wahrscheinlich  ziemlich  gleich- 
zeitig in  Arles,  Marseille,  Vienne  und  Lyon  eine  Stätte  fand.  Auf  diesen 
orientalisch-griechischen  Ursprung  wies  die  erst  1869  von  Pius  IX.  unter- 
drückte sehr  eigentümliche  Messe  der  Kirchen  in  Lyon  hin,  sowie  die  be- 
sondere, gleichfalls  aus  dem  Orient  stammende,  Verehrung,  deren  sich  noch 
heute  in  Lyon  die  h.  Jungfrau  erfreut;  auch  läfst  die  Kirche  unter  Irenäus 
eine  gewisse  Hinneigung  zum  Montanismus  erkennen.  Dafs  Irenäus,  geb. 
etwa  um  135,  202  Märtyrer  geworden,  ist  lediglich  Legende,  die  auch  für 
die  Märtyrer  von  177  mehr  Namen  anzugeben  weifs,  als  unsere  sicheren 
Quellen  kennen.  Ob  über  der  Krypte,  in  der  Irenäus  beigesetzt  sein  soll, 
heute  die  Irenäus-  oder  die  St.  Just-Kirche  steht,  die  bis  zur  Entscheidung 
durch  einen  päpstlichen  Legaten  im  J.  1413  zu  Gunsten  der  Irenäus-Kirche 
um  die  Ehre  des  Grabes  stritten,  ist  nicht  zu  sagen;  die  Irenäus-Kirche 
besitzt  jedenfalls  eine  alte  Krypte. *)  Den  Ursprung  dieser  letzteren  läfst 
D.  Meynis  mit  Sicherheit  in  das  J.  470  hinaufreichen.8)  —  Die  Orte,  an 
denen  177  die  Märtyrer  litten,  sind  gleichfalls  unsicher;  nach  der  von  L.  P(a- 
lustre)  gebilligten  Ansicht  Raverats3)  fand  das  Martyrium  in  dem  römischen, 
nicht  dem  gallischen  Quartier  statt,  und  zwar  in  dem  Amphitheater  des 
Orfitus  am  Fufse  des  Hügels  von  Fourviere  (Forum  Vetus).  Nach  Montet4) 
war  aber  hier  nur  ein  Theater;  ein  Amphitheater  ist  nördlicher  am  Fufse 
des  Hügels  Croix-Rousse  (St.  Sebastian)  nicht  weit  von  der  Rhone  auf- 
gefunden. — 

Gegen  Ende  des  II.  Jh.  linden  wir  in  Edessa  als  ersten  beglaubigten 
christlichen  König  Abgar  VM.,  unter  dem  eine  wohl  begründete  Tradition 
den  ersten  Bischof  Palut  durch  Serapion  v.  Antiochia  (c.  190  —  210)  ge- 
weiht sein  läfst.  Der  Wunsch,  das  Bistum  auf  apostolische  Gründung  zurück- 
zuführen, liefs  jedoch  die  Sage  von  dem  Briefwechsel  Abgars  V.  d.  Schwarzen 
(Ukhama)  mit  Christus  entstehen,  die  Eusebius  in  einfachster  Form,  in  sehr 
erweiterter  insbesondere  die  syrische  'Doctrina  Addaei'  und  die  griechischen 
'Acta  Thaddaei'  enthalten.  Jene  sind  360 — 470  entstanden,  diese  nicht  vor 
dem  y.  Jh.  —  Edessa  bewahrte  aufser  den  angeblichen  Briefen  auch  ein 
Bild  Christi:  an  dieses  knüpften  sich  gleichfalls  Sagen,  welche  mit  denen  von 
dem  Briefwechsel  combiniert  wurden  und  in  voller  Ausbildung  in  die  Acta 
Thaddaei  verwebt  sind.  Ebenso,  obwohl  ohne  inneren  Zusammenhang,  ist  in 
die  Acta  die  Sage  von  der  Kreuzauffindung  durch  K.  Claudius'  Gemahlin 
Protonike  hinein  gezogen,  welche  die  Helenasage  zu  ihrer  Voraussetzung  hat, 
während  Philipps  ein  umgekehrtes  Verhältnis  annahm.5) 

Das  ÜI.  Jh.  eröffnete  sich  für  die  Christen  mit  der  6.  Verfolgung  des 
Septimius  Severus.     Diese  hat  wie  den  ganzen  Zustand  der  Kirche  auf  Grund 


1)  Ed.  Montot,  la  lägende  d'Ir.  et  l'introduct.  da  ehristianisrae  ä  Lyon.  Geneve,  Schuch- 
hardt,  118  S.  (These  d.  prot.  Fac.  von  Paris).  —  2)  Dato  de  la  crypte  do  St.  Irenee.  R£- 
ponse  ä  M.  Steyert.  Lyon,  Pelagaud.  8  S.  (Scp.  aus  Hev.  da  Lyonn.  März.)  —  Ein  gröTseres 
Work  demselben  Vf.s,  *La  Montagne  Sainte'  (1881),  behandelt  die  Geschichte  der  Krypte  aus- 
führlich. —  3)  Raverat,  Fourviere,  Ainay  et  S.  Säbastion  sous  la  domin.  rora.  Recherche*« 
archeol.  sur  l'emplaceraent,  oü  les  premiera  chrätions  lyonnais  souffrirent.  Lyon,  Mougin- 
Rusand;  44  S.  Ursprünglich  ein  Vortrag,  über  den  L.  P(alus>tro),  de  l'ancienne  topogr. 
do  la  ville  de  Lyon  (Bull,  raonum.  1879,  246),  berichtete.  —  4)  1.  c.  S.  46.  —  T>)  R.  A. 
Lipsius,   d    edessen    Abgarsage  krit.  untersucht.     Braunschw. ,  Schwetschke.     92  S. 


Kirchengeschichte.  1,137 

reicher  Litteratur  A.  de  Ceuleneer1)  dargestellt;  es  ist  jedoch  nicht  der 
beste  Abschnitt  dieser  gekrönten  Preisschrift.  Er  hebt  hervor,  dafs  das 
Edikt  von  201  präciser  ist  als  das  in  sich  unlogische  des  Trajan;  der  von 
Tertullian  als  Verfolger  erwähnte  'Praeses'  war  am  wahrscheinlichsten  C. 
Octavius,  praes.  der  Mauret.  Caesar.  (209/11),  oder  Cn.  Haius  Diadumenus 
(209/1 1 ) ;  der  nicht  genannte  Legat  vielleicht  Sabinus  Proculus.  Julia  Domnas 
und  Plautians  Einflufs  auf  {die  Verfolgung  läfst  C.  unbestimmt;  auch  Sep- 
timius  sah  die  Christen  für  Staatsfeinde  an.  —  Von  den  Akten  der  Fe- 
licitas  und  Perpetua  hat  Aub6  *)  einen  kürzeren  Text  gefunden  und 
publiziert;  dieser  giebt  das  Verhör  sehr  genau  wieder  und  ist  vielleicht  der 
offizielle  Bericht  des  Episcopats.  —  Die  römischen  Bischöfe  des  HI.  Jh. 
von  Urban  (322)  bis  Fabian  (250)  unter  Decius  hat  wiederum  Jungmann3) 
ohne  besonderen  Gewinn  für  die  Forschung  behandelt.  Urbans  Vorgänger 
waren  die  an  sich  wenig  bedeutenden  Päpste  Zephyrinus  (199 — 217)  und 
Callistus  I.  (217—22):  dennoch  haben  sie  wie  später  Dionysius  (258—68) 
nach  einem  katholischen  Autor  das  grofse  Verdienst,  drei  so  bedeutenden 
Gelehrten  gegenüber,  wie  Tertullian,  Hippolyt  und  Origenes  waren,  die  Kirche 
vor  Irrlehre  durch  das  einfache  Bekenntnis  des  überlieferten  Glaubens  ge- 
rettet zu  haben.4)  Hippolyt  ist  derjenige,  dem  die  1840  aufgefundenen  und 
1851  zuerst  von  Miller  gedruckten  Philosophumenen  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit zugeschrieben  werden  können,6)  doch  will  Jungmann6)  auf 
Tertallian  als  Autor  zurückkommen,  was  zwar  eine  Möglichkeit,  aber  keine 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat.7)  —  Unter  Calixt  hat  sein  auch  für  die 
Kirchengeschichte  wichtiges  Werk  der  erste  christliche  Chronograph,  Julius 
Africanus,  vollendet.  Ein  würdiger  Zeitgenosse  des  Clemens  v.  Alexandria 
und  Origenes,  ist  er  ein  Haupt repräsentant  der  wissenschaftlichen  Richtung 
in  der  Kirche  im  Gegensatz  zu  der  kindlichen  Einfalt  der  nachapostolischen 
Väter.  Allerdings  entspricht  die  Chronographie  keineswegs  der  hohen  Meinung, 
die  ihm  sein  geistvoller  Brief  über  die  Geschichte  der  Susanna  bei  den 
Neueren  verschafft  hat.  Er  scheint  aus  Nordafrika  gebürtig  und  gehörte  nie 
dem  geistlichen  Stande  an;  auch  die  halbheidnischen  Keatoi  sind  von  ihm. 
Er  rechnet  nach  julianischen  Jahren,  nicht  syrischen;  seine  Olympiaden  sind 
die  gewöhnlichen.  Für  die  Zeit  Christi  hat  er  wohl  Justus  von  Tiberias  be- 
nutzt; Christi  Geburt  setzte  er  5501  an,  sein  Todesjahr  in  Ol.  102,2  =  5531b 
-f  5532a  und  nahm  nur  eine  einjährige  Lehrthätigkeit  an.  Sonst  hat  er 
die  Cohortatio  ad  Graecos  und  den  Tatian  benutzt.  Die  Thatsache,  dafs  bei 
Africanus  die  wichtigsten  Intervallen  nicht  durchweg  gleich,  sondern  nach 
**ei  Systemen,  die  um  zwei  Jahre  differieren,  angegeben  werden,  darf  nicht 
raitC.  Trieber8)  so  gelöst  werden,  dafs  nach  griechischer  Gewohnheit  terminus 
a  quo  und  term.  ad  quem  mitgerechnet  seien ,  vielmehr  hat  er  von  Cyrus  1  = 
Ol.  55,1=  4942   Adams   die   rückwärts   liegenden  Daten  sowohl  nach  festen 


1)  Emu  rar  la  vie  et  le  regne  de  Sept  Sev.  Bruxeües,  Hayez.  314  S.  4.  —  2)  Un 
»oüT.  texte  de«  acteu  des  SS.  F61.  et  Perp6t.  et  de  leurs  compagnons  martyrs  a  Carth.  sous 
«pt.  8er.  (202/3),  C.  R.  do  l'Ac.  des  lnscr.  et  Bl.  L.  VIII,  321—31.  —  8)  de  S.  Cypriani 
g«*ti§  et  doctrina  atque  de  rom.  pontiff.  ipsi  coaevis,  Diss.  sei.  (s.  o.  S.  132*)  8.  263—357. 
-4)  Drei  Päpste  u.  drei  Gelehrte,  Katholik  59,  2  (1879).  S.  281-291.  —  5)  Funk, 
Zar  Philosophumenen-Frage,  Liter.  Rundschan  VII,  33—38.  —  Von  der  gegen  Döllinger  ge- 
nuteten zuerst  1851  erschienenen  Schrift  von  Chr.  Word sw ort h  *St  Hippolyt  and  the 
^riy  part  of  the  3.  contor)-*  ersch.  eine  2.  4greatlv  onlarged  edit.'  —  0)  Diss.  sei.  (s.  o. 
8-  132*).  S.  173— 2<J2.  —  7)  Funk,  1.  1.  Sp.  37."  —  8)  I>.  Chronol.  d.  Jul.  Afr.,  Gott 
Kehrichten   S.   49—76. 


1,138  VIII.     E.  Meyor: 

julianischen  Jahren  als  auch  nach  ägyptischen  Wandeljahren  berechnet.1) 
Dafs  die  Weltanschauung  des  Clemens  v.  Alexandria  zwar  der  Form  nach  christ- 
lich war,  insofern  er  alles  unter  den  Gesichtspunkt  der  zu  erlangenden  Ver- 
einigung mit  Gott  durch  Christus  stellt,  aber  materiell  doch  durch  Philos 
Vermittelung  auf  die  Stoa,  in  zweiter  Linie  auf  Plato  zurückgeht,  zeigt 
C.  Merk.*) 

Als  erster  christlicher  Kaiser  wird  von  einer  schon  bei  Eus.  H.  E.  VI, 
34  erwähnten  kirchlichen  Tradition  Philippus  Arabs  (244 — 49)  angegeben, 
doch  ist  die  Richtigkeit  derselben  vielfach  bezweifelt.  Nach  Aube3)  ist  dazu 
kein  Grund  vorhanden:  offiziell  war  ei»  allerdings  Heide,  z.  B.  bei  dem 
1000jährigen  Stiftungsfeste  Roms,  in  den  Formen  des  Münzwesens  u.  s.  w. ; 
aber  Kaiser  für  alle,  konnte  er  doch  für  sich  Christ  sein.  Vielleicht  ist  ein 
Gesetz  über  die  Schliefsung  der  päderastischen  Bordelle  auf  sein  christliches 
Gewissen  zurückzuführen. 

Cyprian  hat  256  in  seinem  Streit  mit  Papst  Stephan  üher  die  Gültig- 
keit der  Ketzertaufe  auf  einer  Synode  zu  Karthago  den  Grundsatz  aufge- 
stellt, dem  römischen  Bischöfe  stehe  trotz  des  Primats  Petri  eine  oberrichter- 
liche Gewalt  nicht  zu:  daher  hatten  sich  die  Altkatholiken  in  ihrer  Auflehnung 
gegen  Rom  auf  ihn  berufen.  Sie  zu  widerlegen  versucht  Jungmann:4) 
Cyprian  sei  nur  ^weniger  befreundet'  mit  Stephan  gewesen  und  habe  sich 
—  was  aber  entschuldbar  sei  —  'zu  heftiger  Ausdrücke'  bedient,  Stephan 
aber  durchaus  korrekt  gehandelt.  Als  einen  Kirchenfürsten  in  des  Worts 
vollster  Bedeutung  feiert  V.  Ryssel5)  Origenes'  Schüler  Gregorios  Thauma- 
turgos,  Bisch,  von  Neocaesarea  (f  unter  Aurelian).  Von  seinen  Schriften  ist 
nicht  viel  erhalten.  Daher  hat  R.  2  Schriften  dogmatischen  Inhalts,  die  nur 
in  guten  syrischen  Übersetzungen  des  VI.  Jh.  erhalten  waren  (gedr.  bei 
Lagarde,  Anal,  syr.),  'über  die  Wesensgleichheit  an  Philagrius'  und  'über  die 
Leidensunfähigkeit  und  Leidensfähigkeit  Gottes'  in  deutscher  Übersetzung  zu- 
gänglich gemacht.  —  Aurelian  werden  Verfolgungen  zugeschrieben,  die  eine 
ungeheure  Zahl  von  Martyrien  veranlafst  haben  sollen.  Allein  sie  sind  ent- 
weder auf  Marc  Aurel,  Septimius  Severus  und  Valerian  zurückzuführen  oder 
sind  erfunden.  Da  das  Christentum  von  260 — 74  religio  licita  war,  können 
nur  die  für  die  ersten  Monate  des  J.  260  bis  Mitte  März  gemeldeten  Fälle 
in  Betracht  kommen;  auch  blieb  die  Verfolgung  räumlich  auf  Thracien  und 
die  nächsten  Länder  beschränkt.  Von  den  Märtyrern  ist  nichts  Sicheres  fest- 
zustellen, nicht  einmal  die  Namen.  Aurelians  Begeisterung  für  Apollonius 
v.  Tyana  scheint  ohne  Einflufs  auf  seine  Stellung  zur  Kirche  geblieben  zu 
sein.6)  —  Von  einer  Verfolgung  unter  Numerian  und  Carinus  kann  vollends 
keine  Rede  sein.  Die  Nachrichten  stammen  aus  trüben  und  späten  Quellen; 
wie  Numerian  zum  Christenfeinde  gestempelt  wurde,  ist  nicht  zu  sagen.  — 
Dafs  Carus  ein  Christenfreund  war,  hat  man  aus  Cod.  Justin.  I,  2,  de  sacros. 
ecel.  geschlossen,  aber  das  Gesetz  ist  nicht  von  ihm,  sondern  von  Theodosius  II. 
Dennoch  war  die  Lage  der  Christen  unter  ihm  sehr  günstig.7) 


1)  H.  Gclzcr,  s.  o.  S.  79  u.  11,  2204.  —  2)  Clcm.  Alex,  in  s.  Abhängigkeit  v.  d.  griech. 
Philos.  Leipz.,  Böhme.  1878.  90  S.  —  3)  Lo  christianisme  de  l'emp.  Phil.,  Rov. 
archeol.  40,  140 — 52;  auch  scp. :  Paris,  Pillet  &  Dumouiin.  —  4)  De  Cypr.  gestia  et  do- 
ctrinia  atque  de  rom.  pontiff  ipri  coaevis,  Diss.  sei.  (o.  S.  132*  >.  S.  263  —  357.  —  5)  Greg. 
Thaum.,  s.  Leb.  u.  s.  Schriften,  Leipz.,  Fornau.  VIII,  158  S.  —  6)  F.  Gör  res,  D. 
Aurelian.  Christen- Verfolg.,  Jbb.  f.  prot.  Thcol.  VI,  449 — 94.  — 7)  Ders.:  D.  angebl.  Christon- 
verfolgungen unter  Num.  u.  Car.,  Zschr.  f.  w\m.  Theol.  XXI11,  31—  64;  165  —  95;  nebst 
Anh.:    D.   Christent.   unter  Carus.     S.  196  f. 


Kirchengeschichte.  LI  39 

Der  Diocletianischen  Verfolgung,  die  das  IV.  Jh.  eröffnete,  erlagen  die 

H.  Vier  Gekrönten:    Rossis   Untersuchungen  über  sie1)    hat  Beiles  heim8) 

deutsch   im  Auszuge   wiedergegeben.     Dafs  das    Martyrium   d.  H.  Ferrutius 

(292 — 306)    für  die  Geschichte  des  christlichen  Castel-Mainz  zur  Römerzeit 

ein  gut   verbürgtes  Factum  sei,    da  Meginhard  v.  Fulda  856   die  Acta  des 

Heiligen    nach  dem    gleichzeitigen  Gedenksteine  an  seiner  Capelle  verfafste 

und  die  Reliquien  desselben  gehoben  haben  soll,    betont  F.  F(alk).8)     Bald 

nach  dieser  schwersten  Verfolgung  sah  sich  das  Christentum  vor  die  Aufgabe 

gestellt,  die  Welt  in  ihrer  Gesamtheit  christlich  zu  gestalten:  welche  üblen 

Nachwirkungen  dabei  die  Abkehr  der  Christen  von  allem  Irdischen  haben 

nralste,    betont  H.  v.  Sybel,4)  der  um  300  die  Zahl  der  Christen  etwa  auf 

V*o  der  ganzen  Bevölkerung  des  Reichs  anschlägt.  —  Die  Stellung  der  Päpste 

im  IV.  Jh.  hat  populär  K.  Hackenschmidt5)  geschildert  — 

Wenn  Konstantin  d.  Gr.  für  die  katholische  Kirche  der  gläubige  und 
innerlich  vom  Christentum  ergriffene  Schützer  desselben  ist,  so  hatte  1853 
Burckhardt6)  ihn  als  kalten,  jeder  religiösen  Empfindung  baren  Politiker 
hingestellt.  Dieser  Auffassung  ist  B.  auch  in  der  neuen  Auflage  seines  Buches 
treu  geblieben,  und  auch  Th.  Brieger7)  beurteilt  Konstantin  im  wesentlichen 
ebenso,  wenn  er  auch  bemerkt,  dafs  unsere  Quellen  ein  sicheres  Urteil  über 
Konstantins  religiöses  Denken  nicht  zuliefsen,  sodafs  es  nicht  gerechtfertigt 
sei,  ihm  Religiosität  ganz  abzusprechen.  Jedenfalls  habe  er  seinen  Söhnen 
eine  gefesselte  Kirche  als  die  ergebene  Dienerin  des  Staates  hinterlassen.  Zu 
der  byzantinischen  Novelle  über  die  Jugend  Konstantins,  die  Heydenreich 
herausgab,8)  hat  A.  Coen9)  andere  Fassungen  nachgewiesen. 

Der  Lehrer  von  Konstantins  Sohne  Crispus  soll  der  in  Trier  verstorbene 
'christliche  Cicero',  Lactanz,  gewesen  sein.  Der  unter  seinem  Namen  gehende 
Phönii,  der  den  vielen  heidnisch  -  mythologischen  Anspielungen  gegenüber  so 
wenig  Christliches  zeigt,  hat  zu  Zweifeln  Anlafs  gegeben,  ob  er  nicht  einem 
andern  L.  zuzuschreiben  sei.  Allein  das  Idyll  stimmt  zu  den  übrigen  Schriften 
des  Lactanz  so,  dafs  sich  aus  diesen  fast  für  jeden  Vers  und  jedes  Wort 
Belege  geben  lassen.  Es  scheint  nicht  lange  vor  den  Institutionen  verfafst, 
deren  Ideeenkreis  sich  mit  denen  des  Phönix  deckt,  und  zwar  vielleicht  wäh- 
rend der  Diocletianischen  Verfolgung;  möglich  wäre,  dafs  L.  seinen  christ- 
lichen Standpunkt  damals  verhüllen  wollte.10) 

Eine  Vorgeschichte  des  Arianismus  und  eine  Darstellung  des  nicaenischen 
Konzils  haben  wir  von  Jungmann. n)  Er  nimmt  eine  Anzahl  vornicaenischer 
Väter  gegen  die  Beschuldigung  in  Schutz,  im  Grunde  Anhänger  der  aria- 
nischen  Lehre  gewesen  zu  sein,  wie  Athenagoras,  Theophilus  v.  Alexandria, 
Tatian,  Origenes  und  Dionysius  v.  Alexandria,  deren  'schwierigere'  Ausdrücke 
sich  ganz  orthodox  deuten  liefsen.    Auch  die  Päpste  von  Dionysius  (259—69) 


1)  S.  Jahresber.  II,  1,  128  f.  —  2)  S.  u.  II,  999.  —  3)  G.  de  Rossi  u.  d.  4  Ge- 
krönten, Katholik  59,  2  (1879).  S.  504—18.  —  4)  Poüt  u.  socialo  Verhältnisse  d  ersten 
Chritten,  Vortr.  v.  1857,  neu  abgedr.  Kl.  hist.  Schriften  I8,  1—26.  —  5)  D.  röm.  Bisch, 
im  IV.  Jh.,  Prommel  u.  Pfaffs  Vorträge  (Heidelberg,  Winter)  III,  Hft.  6.  26  S.  —  0)  S.  o. 
S.  114».  —  7)  Const.  d.  Gr.  als  Religionspolitiker ,  Zschr.  f.  Kirchengesch  IV,  163  -203. 
a.  wp.,  Gotha,Perthes.  48  S.  —  8)  S.  Jahresber.  II,  1,  128«;  H.  hat  weiter  übor  die- 
selbe gehandelt  Verhdlgn.  d.  34.  Philol.-Vers.  (Loipz.,  Teubner).  S.  179—99.  Vgl.  Zeitschr. 
f  Gymn.- Wesen.  S.  271  u.  Arch.  f.  Litt.-Gesch.  X,  319—63,  *owie  Thielmann,  Sprache 
u.  Krit.  d.  libell.  de  Const.  M.,  Blätter  f.  d.  bayr.  Gymn.-Wesen  XVI.  -  9)  Su  una  leggenda 
relatiTa  aila  gioventü  di  Const  ü  Gr.,  Arch.  della  soc.  rom.  di  stör.  patr.  IV.  —  10)  H.  De- 
ment, d.  Echtheit  d.  Phoon.  d.  Lact.,  Rhein.  Mus.  35,  39 — 55.  —  11)  De  ortu  Arianismi 
et  Conc.  Nie,  Disscrt  sei.  (o.  S.  132*)  S.  358. 


1,140  VIII.    E.  Meyer: 

an  werden  besprochen  sowie  Diocletian  und  Konstantin;  nach  'alter  Siti 
läfst  J.  die  Akten  des  Konzils  Rom  zur  Bestätigung  unterbreitet  sein. 
Nicaea  *)  wurde  auch  die  Osterfrage  verhandelt.  Allein  es  handelte  sich  hi 
nicht  um  den  Tag  der  Osterfeier,  d.  h.  den  schon  früher  verhandelt 
Quartodecimanismus,  sondern  um  die  Frage,  ob  man  nach  jüdischer  Rec 
nung  Ostern  auch  vor  das  Aequinoctium  fallen  lassen  dürfe.  Denn  währei 
die  Provinz  Asia,  die  eigentliche  Heimat  des  Quartodecimanismus,  bei  Ei 
Vit.  Const.  HI,  17—20  unter  den  Provinzen  genannt  wird,  welche  c 
richtige  Sitte  beobachteten,  werden  Syrien  und  Mesopotamien  und  überhau 
der  Orient  als  die  Provinzen  der  unrichtigen  Berechnung  bezeichnet  Di 
hier  auch  der  Quartodecimanismus  gegolten,  ist  bisher  fälschlich  angenoi 
men.8)  —  Von  dem  Sieger  des  nicaenischen  Konzils  haben  wir  ein  Leb 
des  Stifters  des  Mönchtums,  des  h.  Antonius  (251  —  356),  das  Weingart 
für  einen  Tendenzroman  erklärt  und  daher  dem  Athanasius  abgesproch 
hatte.  Gegen  diese  Angriffe  nimmt  dasselbe  C.  Hase8)  in  Schutz:  wie  1 
überhaupt  seinen  Begriff  von  Mönchtum  nicht  scharf  genug  gefafst  habe, 
seien  auch  seine  Gründe  gegen  die  Echtheit  nicht  stichhaltig.  Wenn  z. 
die  dem  Antonius  zugeschriebenen  Wunder  gegen  dessen  historische  Existe 
sprächen,  hätte  man  auch  an  der  Benedikts,  Bernhards  v.  Clairvanx  u. 
zweifeln  können.  —  H.  verzichtet  auf  ein  Studium  der  Sprache  des  Atl 
nasius.4)  Dagegen  folgt  W.  Israel6)  Weingartens  Spuren,  indem  er  c 
Vita  Hilarionis  des  Hieronymus  für  einen  Roman  erklärt,  dessen  Tendenz  d 
hin  gehe,  das  Mönchtum  in  Palaestina  älter  und  ehrwürdiger  erscheinen 
lassen.  Ob  es  einen  Hilarion  gegeben,  der  291/2— 371  gelebt  hätte,  mi 
dahin  gestellt  bleiben.  Erwähnt  wird  er  weder  von  Sulpicius  Sevei 
noch  von  Basilides  d.  Gr.,  noch  von  Theodoret,  noch  von  Cyrill  v.  Jei 
salem.  Auch  nach  Hieronymus'  Briefen  ergebe  sich  die  vita  nicht  als  G 
schichte;  dieser  erwähnt  den  Hilarion  in  keiner  seiner  Schriften  vor  388. 
Zu  denjenigen  Vorgängen,  die  auf  den  Historiker  die  höchste  A 
ziehungskraft  ausüben  müssen,  gehört  die  Umgestaltung  des  heidnischen  Roi 
zum  christlichen.  Nicht  sowohl  die  Kaiser  sind  es,  die  den  Gegensatz  z\ 
sehen  Rom  und  dem  Christentum  repräsentieren,  sondern  die  alten  Optimatc 
familien,  die  an  ihren  stolzen  Traditionen  festhalten  und  es  nicht  vergesse 
dafs  ihre  Vorfahren  einst  die  Welt  erobert  und  noch  grofsartiger  als  < 
Kaiser  regiert  und  beherrscht  haben.  Aber  selbst  sie  mufsten  sich  der  I 
ligion  der  Armen  und  Verachteten  beugen,  für  die  einst  ihre  Ahnen  nur  < 
mitleidiges  Achselzucken  gehabt  hatten.  Diesen  inneren  Umschwung  m 
bewirkt  zu  haben,  ist  der  Ruhm  der  h.  Marcella,  die,  aus  dem  Hause  c 
Siegers  von  Clastidium,  Nola  und  Syrakus  stammend,  von  Athanasius'  Seh 
derungen  des  Mönchslebens  in  der  Wüste  ergriffen,  ihren  glänzenden  Pal] 
auf  dem  Aventin  zum  ersten  Kloster  umwandelte  und  die  Frauen  aus  d 
edelsten  Familien  zur  Nachahmung  ihres  entsagenden  Lebens  veranlafs 
was  ihr  das  hohe  Lob   ihres   bewundernden  Freundes  Hieronymus    eintn 


1)  Occagna,  cenni  stör,  soi  concili  ocuraen.,  402  S.,  könne  ich  nicht.  —  2)  L.  Duch< 
no,  la  question  de  la  Päque  au  conc.  d.  Nicee.  Paris,  Palme.  42  S.  —  Sep.  aas  d.  Rev. 
Quest.  bist  28,  1 — 42.  —  Seine  im  Journ.  Asiat.  1875  ersch.  Abhandl.:  le  concile  de  1 
d'apres  les  textes  koptes  et  les  diverses  collections,  hat  Revillout  sep.  herausgegeben. 
3)  D.  Leben  d.  h.  Ant.,  Jbb.  f.  prot  Theo!.  VI,  418—48.  —  4)  Hier  sei  erwähnt:  A 
berger,  D.  Logoslehre  d.  h.  Äthan.,  ihre  Gegner  u.  unmittelb.  Vorläufer.  (Gekr.  Preisucl 
München,  Stahl.  VII,  246  S.  —  5)  D.  vita  S.  Hil.  des  Hieron.  als  Quelle  f.  d.  Anfange 
Möncht,  Ztschr.  f.  wiss.  Theo!.  XXIII,  129—64. 


Kirchengeschichte.  L141 

Ansprechend  hat,  abgesehen  von  einigen  kleinen  Detailfehlern,  L.  Pauthe1) 
ihr  Leben  und  ihre  Wirksamkeit  geschildert. 

Hatte  nach  B  rieger  Konstantin  den  Sieg  des  Christentums  als  unaus- 
bleiblich vorausgesehen  und  es  aus  diesem  Grunde  begünstigt,  so  dachte  der 
letzte  seines  Hauses,  Julian,  anders.  Nach  G.  Boissier3)  war  dieser  kein 
Freigeist,  wie  man  im  XVIII.  Jh.  glaubte,  sondern  Illuminat,  aber  mit  seiner 
neuen  Religion,  zu  deren  Gunsten  er  das  Christentum  vernichten  wollte,  be- 
friedigte er  die  Anhänger  des  Heidentums  nicht:  ohne  es  zu  wollen,  hatte 
er  viel  aus  dem  Christentum  aufgenommen.  Besonders  leisteten  die  Frauen 
Widerstand,  und  zuletzt  war  er  entmutigt.  Dafs  er  den  Christen  den  Unter- 
richt in  der  heidnischen  Litteratur  verbot,  erregte  den  besonderen  Unwillen 
derselben.  —  Julians  Streitschrift  gegen  die  Christen  ist  bekanntlich  verloren, 
doch  ist  sie  christlichersei ts  soviel  bekämpft,  dafs  der  Versuch  einer  Re- 
konstruktion gewagt  werden  darf;  namentlich  liegt  das  1.  Buch  in  grofser 
Vollständigkeit  in  CyTillus  v.  Alexandria  vor.  Möglicherweise  ist  sie  gar 
nicht  vollendet  gewesen.3)  Nur  einen  erbaulichen  Zweck  verfolgen  die  von 
J.  G.  E.  Hoffmaun4)  herausgegebenen  beiden  syrischen  Erzählungen  über 
Julian,  die  durchaus  sagenhaft  sind.  Die  erste  verherrlicht  auf  Julians  Un- 
kosten Jovian  und  scheint  zwischen  502 — 32  in  Edessa  verfafst,  Ort  und 
Zeit  der  zweiten  sind  nicht  genau  zu  bestimmen-,  die  Hdss.  stammen  aus 
dem  VI.  resp.  VH.  Jh.  — 

Unter  dem  Namen  des  Ambrosius  geht  der  für  die  Geschichte  der 
Exegese  nicht  unwichtige  sog.  Ambrosiaster,  ein  Kommentar  zu  den  Briefen 
des  Paulus,  den  Augustin  einem  Ililarius  zuschreibt.  Als  seinen  Vf.  sucht 
Jos.  Langen5)  den  römischen  Presbyter  und  Luciferaner  Faustinus  nach- 
zuweisen, dem  auch  die  pseudoaugustinischen  Quaestiones  Biblicae  zuzuschrei- 
ben seien,  deren  Ähnlichheit  mit  dem  Ambrosiaster  schon  früher  bemerkt 
war.  Der  Hilarius,  den  Augustin  nenne,  könne,  nicht  näher  bezeichnet, 
nur  Hilarius  v.  Poitiers  sein.  —  An  Ambrosius,  als  dem  Autor  des  Tedeum, 
hält  H.  Bone6)  fest,  wenn  auch  hinsichtlich  der  besonderen  Angaben,  na- 
mentlich des  Extemporierens  zwischen  Ambrosius  und  Augustin  bei  des  letz- 
teren Taufe,  verschiedene  Auffassung  und  Modalität  offenstehe.  B.  giebt  eine 
brauchbare  Obersicht  über  den  Stand  der  Frage.  —  Johannes  Chrysostomus, 
Augustin  und  Hieronymus  erfreuen  sich  in  Frankreich  einer  besonderen  Auf- 


1)  St©.  Marcelle.  La  vie  relig.  chez  les  patriciennes  d.  Borne  an  IV.  b.  Toulouse,  Privat. 
543  S.  —  2)  L'erap.  Jul.,  Rev.  des  deux  Mondes.  XL,  72 — 112.  —  Rage?,  la  persecution 
de  Jul.  TAp.  (Paris,  Tequi.  126  S.)  ist  populär;  Ruffet,  Jul.  l'Ap.  (Le  Chret  Mangel.  Aug.) 
iTorquati,  Studii  stör,  crit  sulla  yita  di  Flav.  Claud.  Giul.  ap.  (Roma,  Cecchini,  1878; 
324  S.)  kenne  ich  nicht  —  Del  es,  un  miracle  sous  Jul.  (Chambery,  Menard),  ist  ein  Roman. 

-  3)  Scriptorum  graec.  qui  Christ,  impugnaverunt  religionem  quae  supersunt  Coli.,  rec, 
prolegg.  instr.  C.  J.  Neumann.  Fase.  111.  —  E.  s.  t:  Juliani  imp.  librorum  c.  Christ  quae 
'Qpemmt  Insunt  Cyrilli  Alex,  fragmm.  ab  E.  Nestle  edita.    Lips.,  Teubner.    Yll,  246  S. 

—  Fase.  1.  u.  II.  d.  Samml.  erscheinen  später.  —  Von  dems.  auch:  K.  Julians  Bücher  geg. 
d.  Christen.  Nach  ihrer  Wdrherstell.  übers.  Ibid.  III,  53  S.  -  Die  Prolegomena  zu  d.  Text- 
Ausg.  erschienen  wohl  sep.  als  Lcipz.  Diss.  33  S.  —  4)  Julian  d.  Abtr.  Syrische  Erzähl. 
Leiden,  BrilL  XVIII,  250  S.  4°.  —  Über  sie  hatte  schon  Nöldeke,  Ztschr.  d.  D.  Morgen- 
land. Ges.  28,  2G3  ff.  u.  660  ff.  gehandelt.  —  »">)  De  commentariorum  in  ep.  Pauli,  qui  Am- 
tffosü,  et  Quaestion.  bibl.,  qui  Augustini  nomine  feruntur,  scriptore.    Bonn,  Cohen  u.  S.  44  S.  4. 

-  6)  Das  Te  Deum.  flaimers  Frankfurter  etc.  Broschüren  (s.  u.  II.  S.  203*).    IL    Heft  3.    40  S. 

—  L.  ttiraglio,  'Leb.  d.  h.  röm.-mailänd.  Jgfrau  Marcollina,  Schwester  d.  h.  Ambro»/  hat 
P  Matherl  übers.;  Kempten,  Kösel,  XVI,  198  S.  —  S.  Ambrosii  Opp.  omnia  ed.  P.  A. 
B»Uerini  sind  bis  zu  IV.  Lf.  9  vorgeschritten.  (Mailand,  tip.  di  S.  Gius.,  toi.)  —  Bd.  I — III 
erach.  1876—77. 


1,142  VIIL    E.  Meyer: 

merksamkeit,  doch  bezweifeln  wir,  dafs  die  von  ihnen  erscheinenden  A 
gaben  und  Übersetzungen  von  wirklichem  Wert  sind. 1)  Einer  Neuausgi 
der  Gedichte  des  Paulinus  v.  Nola  (f  431)  *)  dürfen  wir  von  Zechmeistei 
entgegensehen;  einen  wichtigen  Beitrag  zur  Textkritik  desselben  lieferte 
Chatelains4)  Kollation  mehrerer  noch  gar  nicht  oder  ungenügend  v 
glichener  Hdss.;  E.  Thomas6)  macht  ihm  den  Vorwurf,  das  Mskr.  von 
Gallen  (X.  Jh.)  nicht  benutzt  zu  haben.  Paulinus'  sogen.  *poema  ultimt 
hat  Bursian6)  auf  Grund  einer  bisher  unbenutzten  Münchener  Hds., 
die  Zechmeister7)  aufmerksam  machte,  in  verbessertem  Text  veröfFentlic 
Das  Gedicht  hat  Wert  für  die  Kenntnis  der  mythologischen  und  religio! 
Vorstellungen  des  absterbenden  Heidentums. 

In  dem  grofsen  Streit  über  die  Naturen  Christi,  welcher  das  V.  Jh.  m< 
in  Unruhe  versetzte  als  Alarich  und  Attila,  bildet  die  Räubersynode  ^ 
Ephesus  einen  nicht  zu  vertilgenden  Fleck  für  die  orientalische  Kirche.  I 
Thierrys8)  glänzender  Darstellung  gegenüber  sucht  A.  Largent9)  meist  ni 
erhebliche  Details  zu  berichtigen:  hervorzuheben  ist  der  Nachweis,  dafs 
Verhandlungen  gegen  den  unglücklichen  Flavian  nach  Ausweis  der  von  Mai 
aufgefundenen  syrischen  Akten  der  Synode  sich  nicht  so  schnell  abspiel 
als  Th.  nach  dem  Brev.  histor.  Eutych.  annahm,  sondern  etwa  14  Tage 
Anspruch  nahmen. 

Ein  Hauptrepräsentant  der  antiochenischen  Exegetcn-Schule,  deren  wiss 
schaftlicher  Sinn  der  allegorischen  Erklärung  die  streng  grammatisch  -  bis 
rische  entgegensetzte,  ist  Theodor  v.  Mopsuestia  (t  429).  Seinen  nur 
Fragmenten  und  lat  Übersetzung  erhaltenen  Kommentar  zu  den  Briefen  Ps 
(Gal.,  Ephes.,  Phil,  Col.),  der  früher  dem  Hilarius  von  Poitiers  zugeschriel 
wurde,  hat  sorgfältig  H.  B.  Sweete10)  publiziert.  —  Auf  Theod.  geht 
letzter  Instanz  die  gewöhnlich  'de  partibus  divinae  legis*  benannte  Seh 
des  Junilius  Africanus  zurück.  Dieser,  weder  Bischof  noch  überhaupt  Kleril 
sondern  der  aus  Proc.  An.  20  nicht  vorteilhaft  bekannte  Quästor  S.  Pa 
und  Nachfolger  Tribonians,   bearbeitete  eine  Einleitung  in   beide  Testame 


1)   Augustini  Meditationes.     Paria,  Royer  &  Chernovitz.   32°    —  Confessioncs,  fit 
t.  Moreau.     (M.  d.  Leben  von  s.  Freund  u.  Schüler  Posidius.)    9.  Aufl.    Paris,  Gaume. 

—  Vie  de  St  Jean  Chrysost  Limoges,  Barbou.  18°.  —  Homelic  de  St.  J.  Chr.  en  fir 
d'Kutrope.  Nouv.  ed.  contenant  des  notes  philolog.  et  litter.  p.  Guy.  Paris,  Garnier.  12°. 
ßloge  de  tous  les  Saints.  Paris,  Lecoffre.  12'.  —  Homelie  pour  la  veillo  des  Cendres.  L 
Lecoffre.  12°.  —  Hom.  sur  le  retour  de  l'6v.  Flavicn.  Paris,  Hachottc.  12°.  —  Von  d.  alte 
lat  Übersetzungen  des  Chrys.  von  Anianus  und  Mutianus  Scholast  befinden  sich  mehren 
München,  s.  Looshorn,  Ztschr.  f.  kath.  Theol.  lV,  789-  93.  —  S.  J6rome,  Oeuvres  coi 
trad.  et  annot.  par  Tabbe*  Bareille.  T.  III — VII.  Paris,  Vives.  —  Lettres  choisies  de  S.  , 
trad.  avec  le  texte  lat  p.  Lag  ränge.  3.  6dit.  Paris,  Poussielgue.  XXIV,  516  S.  12°. 
Oeuvres,  publ.  p.  Ben  oft  (de  Matougues)  sous  la  dir.  d'Aime-Martin.   XXXII,  688  S. 

-  L  am  bei,  S.  Jer.  Paris,  Dillet  312  S.  18°.  —  Das  im  XIV.  u.  XV.  Jh.  viel  gelet 
und  1481  niederdeutsch  gedruckte  Lebon  des  Hier.,  das  Job.  v.  Neumarkt,  seit  1380  Bi 
v.  Olraütz,  übersetzte  u.  A.  Benedikt  herausgab  (Prag,  Tompsky.  LXV.  231  S.),  hat  ke 
historischen  Wert,  sondern  besteht  aus  drei  im  MA.  fingierten  Briefen  des  Euseb.,  Äugt 
und  Cyrill.  —  2)  Eine  'Hist.  de  St.  P.  de  N.'  erschien  1878  von  F.  Lagrange.  Pi 
Poussielgue.  XXIII,  704  S.  —  3)  Krit  Boitr.  z.  Paul.  v.  N.,  Wiener  Studien.  1,  98  ff.; 
E.  Thomas,  Rev.  crit  XIV,  511.  —  4)  Notice  sur  les  msers.  de  S.  Paulin  de  N.,  so 
d'obscrvations  sur  le  texte.  (Bibl.  des  ecoles  fran<j.  d'Ath.  et  de  Ronie,  faac.  XIV.)  Paris,  Th( 
98  S.  —  5)  A.  a.  0.  (Anzeige  d.  Schrift  v.  Ch.)  —  (>)  Münch.  ^itz.-Bcr.,  phil.-hist 
S.  1—23.  —  7)  A.  a.  0.  —  8)  S.  Jahresb.  11,  1,  130.  —  9)  Le  brigandage  d'Kpt 
Rev.  d.  quest.  hist  XXVI I,  38 — 150. —  Taillan,  los  papes  et  les  eonciles  du  V.  s.,  Ooi 
dioc»'«M.  Aug.-Hft,  kenne  irh  niebt.  —  10)  Theod.  Ep.  Mops,  in  Kpist.  S.  Pauli  «oniment 
The  Lat.  versiou  with  the  greek  frgmts.  With  an  Introfi.,  Notes  and  Indices,  l  Cambri 
LXXV1I,  312  S. 


Kirchengeschichte.  1,143 

des  Metropoliten  Paul  v.  Nisibis,  die,   ursprünglich  syrisch  geschrieben,  ihm 
in  griech.  Übersetzung  vorlag  und  auf  Theod.  v.  M.  beruhte.1)     Nicht  unbe- 
deutend als  Exeget   war  auch  Theod.s  Bruder  Polychronius,  der  nicht  mit 
dem  Asceten  gleichen  Namens  und  Jünger  des  Zebraeus*)  identisch  ist.     In 
Südgallien,  wo  die  klassische  Bildung  im  V.  Jh.  in  formaler  Beziehung  noch 
Blüten  trieb,  entstand  434   das  noch  jetzt   mitunter  citierte  populär -theolo- 
gische 'Commonitorium'  des  Vincentius  v.  Lerinum  (L6rins).     Eine  neue  Aus- 
gabe desselben  hat  J.  Stock3)  nicht  mit  genügenden  Vorkenntnissen  veran- 
staltet —  Dem   Vinc.   ist   G.  D.    W.  Ommaney4)  geneigt  die  Autorschaft 
des  sog.  Athanasianischen  Glaubensbekenntnisses  zuzuschreiben,  über  dessen 
Beibehaltung  in  der  englischen  Kirche  1871  heftige  Kämpfe  geführt  sind,  da 
es  meist   ins  IX.  Jh.   gesetzt  wird.     Infolge  umfassender  Handschriften -For- 
schungen und  wertvoller  Entdeckungen  will   0.  die   1.  Hälfte  des  V.  Jh.  als 
Entstehungszeit  des  Credo  annehmen;  der  Ausdruck  deckt  sich  an  einzelnen 
Stellen  auffallend  mit  dem  Commonitorium   des  Vincenz.  —  Im  Orient  war 
diesem  ungefähr  gleichzeitig  Theodoret  v.  Cyrus,  der  nach  Volkmar  nur 'das 
10.  B.  der  Philosophumena  mit  der  Epitome  aller  Haeresieen  als  Werk  des 
Origenes  gekannt  und  gebraucht  haben  soll;    Hilgenfeld6)   sucht   eine  Be- 
kanntschaft Th.s  mit  andern  Teilen  der  Philosophumena  nachzuweisen. 

Die  Ansprüche  Leos  I.  auf  den  römischen  Primat  hat  gegen  Ende  des 
V.  Jh.  Gelasius  I.  (492—96)  mit  Entschiedenheit  aufrecht  erhalten,  wie  er 
auch  nicht  ohne  Bedeutung  für  die  Entwickelung  der  Liturgie,  des  kano- 
nischen Rechts  und  der  Kirchendisciplin  war :  Persönlichkeit  und  Thätigkeit 
desselben  hat  A.  Roux6)  an  der  Hand  seiner  Briefe  und  andern  Schriften, 
zwar  im  Anschlufs  an  Darras,7)  aber  nicht  ohne  Selbständigkeit  des  Urteils 
geschildert,  z.  B.  spricht  er  ihm  die  vielumstrittene  Decretale  'de  libris  reci- 
piendis*  ab.  Gelasius'  Zeitgenosse  Gennadius  hat  Hieronymus'  wichtiges 
Werk  ;de  viris  illustribus*  fortgesetzt;  diese  Fortsetzung  ist  von  Herding  mit 
Hieronymus'  Katalog  zusammen  herausgegeben.8)  Es  fehlt  aber  H.s  Ausgabe 
an  kritischer  Grundlage.  G.  hat  nach  den  Spuren  der  Subskriptionen  in  den 
Hdss.  mit  Johann  v.  Antiochia  geschlossen;  das  Kap.  (XXX)  über  Johannes 
Chrysostomus  ist  von  Herdiug  ohne  genügenden  Grund  nach  dem  Vatic.  ein- 
geschoben. Das  Anfaugskapitel  über  Hieronymus  ist  nicht  von  G.;  dafs  aber 
einige  Kapitel  bei  ihm  in  uuserem  heutigen  Texte  fehlen,  von  denen  sonst 
Spuren  vorhanden  seien,  ist  Ebert  u.  Huemer  nicht  zugegeben.  Nicht  mit 
Recht  wird  für  den  Brief,  den  G.  über  seinen  Glauben  an  Papst  Gelasius 
geschickt  hat,  die  ehemals  Augustin  beigelegte  Schrift  'de  ecclesiasticis  dog- 
roauY  gehalten;  ein  Fragment  aus  dem  Briefe  bietet  wahrscheinlich  der  Cod. 
Mon.  14  461  S.   124.y) 

Den  Bischöfen  Epiphanius  (geb.  439)  und  Ennodius  (473)  von  Pavia 
schreibt  P.   Talini10)   das  Verdienst  zu,    das  Ansehen    ihres   Bischofssitzes 

])  H.  Ki  h  n ,  Th.  v.  M.  u.  Junil.  Afric.  als  Exegeten.  Nebet  e.  krit.  Textauag.  v.  des  letzt  'Inst 
«g.  div.  leg«.'  Freib.  i.  B.,  Herder.  XXIII,  528  S.  —  D.  Text  auch  sep.  Ibid.,  G4  S.  —  2)  0. 
Bardenhewer,  Pol.,  Bruder  d.  Th.  v.  M.  u.  Bisch,  v.  Apamea.  Frcib.  i.  B.,  Herder,  1879. 
IV,  99  S.  —  3)  The  Common,  against  heresies  of  V.  L.,  translat.  from  the  Lat.  with  orig. 
wtei  explan,  and  hist  Huddorsfield,  Elliot  Stock.  —  4)  Early  hist.  of  tho  Äthan.  Creed. 
^fith  an  appendix  containing  four  ancient  commentarios ,  throe  of  whieh  are  now  printed  for 
the  fimt  time  etc.  London,  Reringtons.  XV,  409  S.  —  5)  Haoreaeolog.  Berichtigungen.  I. 
Z*hr.  f.  wim.  Theol.  23,  478  ff  —  6)  Le  pape  S.  G61.  L  Pari»,  Thorin.  224  S.  —  Viani, 
▼iti  ilel  Pontif.  S.  Gel.  1,  Opusc.  relig.  1879  Nov.  u.  ff.,  war  mir  nicht  zugänglich  —  7)  S. 
o.  S.  116».  —  g)  S.  Jahrcsh.  II,  1,  119.  —  9)  E.  Jungmann,  Quaest.  Gennadianae,  Progr. 
*•  Thom.-Schule  in  Leipzig,   '25  S.  4°.  —  10)  Gli  Studii  in  lt.  111,  1,    216;    299  u.  ö. 


1,144  V1I1.    E.  Moyer: 

durch  Geschick  in  der  Politik  (Epiph.)  und  in  der  Verwaltung  der  Kirchen- 
angelegenheiten (Enn.)  so  gehohen  zu  haben,  dafs  es  von  den  Barbaren 
Mailand  vorgezogen  wurde. 

Das  innere  Leben  der  Kirche  berührt  in  erster  Linie  eine  die  Ent- 
wickelung  der  christlichen  Sittenlehre  und  damit  des  christlichen  Denkens 
überhaupt  für  die  drei  ersten  Generationen  treffend  darlegende  Arbeit  von 
A.  Thoma.1)  Die  sittlichen  Grundbegriffe  haben  von  Jesus  und  Paulus  bis 
zu  den  Autoren  des  4.  Evangeliums  und  der  Pastoralbriefe,  von  dem  Gottes- 
reich-Evangelium des  Menschensohns  bis  zu  dem  Logosbuch  des  Gottessohns, 
von  der  Glaubenspredigt  des  Gemeindestifters  bis  zu  den  Verfassungsbestim- 
mungen des  Oberbischofs  eine  mehr  religiöse  d.  h.  kirchliche  Färbung  er- 
halten. Sie  sind  teils  materialisiert  in  derbe  Handgreiflichkeiten,  teils  ver- 
flüchtigt in  sublime  Spekulation.  Die  grofsen  Grundsätze  sind  in  Einzelbe- 
stimmungen detailliert  und  die  Sittenlehre  breiter  und  vielseitiger,  aber  nicht 
großartiger  und  genialer,  sondern  beschränkter  und  alltäglicher  geworden: 
die  Ideeen  haben  an  Idealität  verloren.  Wenn  Christus  dem  Bundesbewufst- 
sein  der  Israeliten  gegenüber  die  Gotteskindschaft  des  Menschen  als  neues 
Princip  gegenüberstellte,  das  er  aus  seinem  unmittelbaren  Selbst-  und  Gottcs- 
bewu istsein  schöpfte  und  zum  Ausdruck  brachte,  indem  er  sich  als  Gottes- 
sohn bezeichnete,  auf  Grund  der  Gotteskindschaft  als  sittlichen  Princips  aber 
Gottähnlichkeit  für  die  einzelnen  Menschen  forderte,  —  so  ist  die  eigene 
Gotteskindschaft  Jesu,  bei  Paulus  noch  in  der  Hauptsache  ein  ethisches  Ver- 
hältnis, bei  dem  ersten  und  dritten  Evangelisten  —  in  der  Geburtsgeschichte 
—  zu  einem  physischen,  bei  dem  vierten  —  besonders  im  Prolog  —  zu 
einem  metaphysischen  geworden.  Statt  des  einfach  grofsen  Namens  'Gottes- 
kind'  kommt  der  Name  'Christ'2)  auf  mit  eigentümlich  kirchlicher  Klangfarbe. 
Denn  das  Gottesreich,  das  Jesus  im  Gegensatz  zu  der  jüdischen  Vorstellung 
von  seinem  örtlichen  oder  zeitlichen  Jenseits  auf  die  Erde  herabrief  und  zu 
einem  ethischen  Begriff  hatte  machen  wollen,  hat  schon  auf  der  Erde  die  Ge- 
stalt der  Kirche  angenommen.  —  Die  Bedeutung  der  in  den  neutestament- 
lichen  Schriften  niedergelegten  sittlichen  Weltanschauung  mit  ihrer  Hoch- 
schätzung des  Individuums  der  heidnischen  und  jüdischen  gegenüber  weist  iu 
einem  geradezu  zu  einer  christlichen  Geschichtsphilosophie  sich  erweiternden 
und  trotz  mancher  Paradoxa  beachtenswerten  Werke  Hoffmanns  streitbarer 
Schüler  H.  J.  Bestmann3)  nach. 

Ob  der  Cölibat  eine  apostolische  Einrichtung  sei,  ist  nach  wie  vor  eine 
Controverse  zwischen  Funk  und  B icke ll,4)  in  der  sich  jeder  Einsichtige 
auf  die  Seite  Funks  stellen  wird.  So  auch  Fr.  L aurin,6)  der  mit  Hefele 
den  Ursprung  des  Grundsatzes,  dafs  die  höheren  Weihen  ein  Ehehindernis 
seien,  auf  Can.  12  der  Synode  zu  Mein"  1089  zurückführt,  aber  sonst  in 
einer  Übersicht  der  Geschichte  des  Cölibats  nichts  Neues  bietet. 


1)  Gösch,  d.  christl.  Sittenl.  z  Z.  d.  N.-T.  Verhandeling.  rakende  den  naturl.  en  geopen- 
baarden  Godsdienst  Uitgeg.  door  Teylers  Godgelard  Genootsch.  N.  S.  VII.  1879.  380,  III  S. 
(Gekr.  Preisschrift).  —  2)  *D.  Namen  d.  ersten  Christen'  sind  aus  der  christl.  Litter.  u.  den 
Inschr.  zusammengestellt  Hist-polit  Bll.  85,  913  ff.  —  3)  Gesch.  d.  christl.  Sitte.  I.  A.  u. 
d.  T. :  d.  sittlichen  Stadien  in  ihrer  geschieht!.  Entwickelung.    Kördlingen,  Beck.    XII,  461  S. 

—  4)  D.  Coelib.  keine  apost.  Anordn.,  Theol.  Quart -Sehr.  61,  (1879)  S.  208—48.  Dagegen 
Bickell:  d  Coelib.  dennoch  eine  apost.  Anordn.,  Zschr  f.  kath.  Theol.  III  (1879)  792—99, 
u.  wieder  F.:    d.  Coel.    noch  lange  keine   apost    Anordn.,   Theol.    Quart-Schr.  02,  i!02 — 221. 

-  T>)  D.  Coelib.  d.  Geistlichen  nach  kanon.  Recht.  M.  he».  Beziehung  auf  d.  Recht  d.  ö»t.- 
ung.  Monarchie.     Wion,  Manz.     V1I1,  242  S. 


Kirchengeschichte.  L145 

Dafs  die  Küche  thats&chlich  die  Aufhebung  der  Sklaverei  bewirkt  habe, 
halt  Overbeck  gegenüber  Stephins ky1)  fest,  giebt  jedoch  zu,  dafs  sie  diese 
Absicht  nicht  von  vorn  herein  gehabt  and  die  Sklaverei  auch  keineswegs  als 
uusittlich  angesehen  habe.  —  Auf  die  Anstrengungen,  welche  die  Kirche  machte, 
die  Sitte  des  Aussetzens  der  Kinder  abzuschaffen,  wies  £.  Semichon9)  hin; 
die  Kirche  sorgte  oft  für  ihre  Adoption.    —    Trotzdem  neuere  Forschungen 
Rossis  ergeben  haben,    dafs    auch  Mitglieder    der    hochgestelltesten  Familien 
zum  Christentum  übertraten,  so  bestand  dennoch  die  Hauptmasse  der  Christen 
ans  Armen.     Die    Reichen    wurden    von    dem    Christentum   zum   teil    auch 
durch  die  Verachtung  fern  gehalten,   mit  der  es  von  dem  Reichtum   sprach, 
der  geradezu   als   ein  Hindernis    der  Seligkeit   angesehen  wurde.    Letzterer 
Anschauung   traten    die   Kirchenlehrer   energisch    entgegen.      Übrigens    ver- 
ursachte  der  Obertritt  von  Hochgestellten    bei    ihren    heidnischen  Freunden 
stets  die  gröfste  Entrüstung,  und  bei  Verfolgungen  hatten  sie  ganz  besonders 
von  Volk  und  Richtern  zu  leiden.  3) 

Die  Gleichwertigkeit  der  verschiedenen  Berufsarten  hat  erst  die  neuere 
Zeit  erkannt,  die  hier  insbesondere  auch  Luthers  Vorgange  folgte,  nachdem 
allerdings  die  Anfänge  einer  solchen  Erkenntnis  zur  Zeit  der  Kämpfe  Lud- 
wigs v.  Bayern  mit  der  Kurie  gemacht  waren  und  bei  Marsilius  v.  Paduä 
hervortreten.  Hatte  das  klassische  Altertum  nur  den  Politiker  und  Philo- 
sophen gelten  lassen,  so  schätzte  das  christliche  Altertum  bald  nur  den 
Kirchenbeamten  und  den  Mönch,  und  das  Mittelalter  behielt  diese  An- 
schauung bei.4) 

Auch  zu  der  Wissenschaft  des  Altertums  hatte  das  Christentum 
Stellung  zu  nehmen.  Zu  einer  einheitlichen  Geschichtsauffassung  hat  es  das 
Heidentum  nicht  gebracht,  wohl  aber  liegt  eine  solche  bei  den  Juden, 
namentlich  in  der  Prophetie  des  Daniel  vor.  Das  universale  Christentum 
mutete  naturgemäß  in  einer  denkenden  Betrachtung  der  Weltgeschichte  weiter 
gehen:  so  tritt  bereits  im  Barnabasbrief  die  Vorstellung  der  sechs  Weltalter, 
eines  Erlösungshexaemerons  parallel  mit  den  6  Schöpfungstagen  auf:  jedes 
Weltalter  sollte  6000  Jahre  zählen,  wie  auch  das  endliche  Reich  Christi, 
das  dem  Sabbath  entsprechen  sollte.  Bei  Irenaeus  tritt  dann  nebeu  Spuren  einer 
Anschauung  von  der  Erziehung  des  Menschengeschlechts  durch  die  göttliche 
Vorsehung  deutliche  Erkenntnis  des  Gesetzes  historischer  Entwickelung  hervor: 
die  Continuität  der  Entwickelung  betont  besonders  Tertullian.  Vertieft  und 
mit  reichem  Detail  ausgestattet  erscheinen  dann  die  6  Weltalter  bei  Augustin, 
besonders  in  der  Civitas  Dei,  um  in  Verbindung  mit  der  von  den  vier  Welt- 
monarchieen  das  ganze  Mittelalter  hindurch  zu  herrschen.6)  Für  Klärung, 
Berichtigung  und  Erweiterung  der  von  dem  Altertum  überlieferten  natur- 
wissenschaftlichen Anschauungen  hat  die  patristische  Zeit  wenig  gethan;  nicht 
üur.  weil  die  nach  innen  und  aufsen  zu  führenden  Kämpfe  die  Aufmerksam- 
keit voü  den  Naturwissenschaften  abzogen,  sondern  auch  deshalb,  weil  das  an 


1)  I).  Kirche  d.  ersten  6.  Jbh.  u.  d.  Emanc.  ct.  Sei.,  Katholik  59  ,  2,  (1879).  S.  180 
— 199.  —  2)  Hist.  des  onfant*  abaiidomies  depuin  l'antiqu.  junqu'  ä  nos  jours.  Paris,  Plön. 
-  3)  Le  Blant,  la  richesse  ot  le  christianisme  a  Tage  des  persecutions,  Rov.  archeol.  39, 
4Ü0 — 30.  —  4)  Chr.  E.  Luthardt:  die  rittl.  Wirkung  des  Berufs  in  ihrer  geschieht!. 
Kntwickelnng,  Zeitschr.  f.  ehristl.  Lehen  1,  593—602  —  Hier  sei  notiert:  H.  Magen,  les 
i'ritre*  et  le*  moines  ä  travers  les  age*.  fid.  illustr.  Livr.  1—20.  8.  t—160.  [Sollen  100 
4».  i  10  cent  werden].  Pari»,  Lihr.  illustree.  —  b)  F.  Hipler,  d.  «hristl.  Üesch.-Auf- 
Uswng  im  ZA.  d.  Kirchenväter,  Katholik   1880,  1,  469—99. 

Historische  Jahresbericht«.    ltfttO.    1.  10 


1,146  VJHL    E.  Meyer: 

sich  naturfreundliche  Christentum  in  erster  Linie  Spekulation,  dann  erst  Empirie 
zu  pflegen  hat.1) 

Unter  der  Neigung  der  Griechen  zur  Rhetorik  hatte  die  christliche 
Predigt,  ausgehend  von  der  einfachsten  Erklärung,  die  sich  seitens  eines 
Vorstehers  an  die  Schriftverlesung  knüpfte,  bald  eine  Kunstform  angenommen. 
Die  bedeutendsten  Kanzelredner  unserer  Periode,  Origenes,  Gregor  v.  Naziauz, 
Makarius,  Basilius  d.  Gr.,  Joh.  Chrysostomos  und  Augustin,  hat  A.  Nebe*) 
charakterisiert  und  zugleich  ihre  homiletischen  Principien  dargelegt. 

Das   älteste   Sacramentar   der   römischen  Kirche,    das  Bianchini    1737 
entdeckte,  ist  das  nach  Leo  I.  benannte,  das  aber  schwerlich  von  ihm,  sondern 
wohl   unter  Felix  IQ.  (483 — 92)  verfafst  und  eine  nicht  geordnete  private 
Arbeit  ist,  die  auf  älteren  Stucken  beruht.     Da   schon    das  Kirchenjahr   in 
den  Gebeten  berücksichtigt  wird,  scheint  nach  dem  Siege  des  Christentums 
eine  Reformation  der  alten  bei  Jrenaeus  und  in  den  Apostol.  Konstitutionen 
vorliegenden  Liturgie  stattgefunden  zu  haben,  die  wohl  auf  Damasus  zurück- 
zuführen ist:  von  diesem  scheinen  in  der  That  einzelne  Gebete  des  Leoninum 
herzurühren.     Dafs   von  seiner   Reform  nichts    ausdrücklich    überliefert    ist, 
während  dies  bei  Ambrosius',  Basilius'  und  Chrysostomos9  Reformen  der  Fall 
ist,    beruht  vielleicht  auf  der  Ende  des  IV.  Jh.    noch    streng   beobachteten 
Arcandisziplin.     Von  Leo  I.  rühren  auch  einzelne  Messen  her. s)  —  Die  ge- 
meinsame Grundlage  aller  Messen  liegt  in  den  Constit.  Apost.  vor;    sie   ist 
von  der  Praefatio  an  der  eucharisüschen  Einsetznngsfeier  nachgebildet.    Nach 
Bickell4)  laust  sich  diese  Nachbildung  für  die  ganze  Missa  fidelium  nach- 
weisen. —  Die  Absicht,  alle  Dokumente  zu  sammeln,  welche  zur  Geschichte 
des  Taufsymbols  und  der  Glaubensregel  vorhanden  sind,  hat  Caspari:  nach 
einer  Anzahl  früher  von  ihm  veröffentlichter  Schriften  liegen  jetzt    10  meist 
unedierte  oder  nicht  beachtete  Symbole  vor.5)   Die  Riten  der  Taufe  ist  Cor  biet 
unausgesetzt    bemüht    in    ihrer    historischen    Entwickelung    darzulegen    und 
archaeologisch  zu  erläutern.     Er  giebt  zu,   dafs  sich  der  Ursprung  einzelner 
Taufgebräuche  historisch  nicht  feststellen  lasse,  aber  daraus  folge  noch  nicht, 
dafs  sie  nicht  in  die  apostolische  Zeit  zurückgingen.     Die  Form   der  Taufe, 
die  in  den  Constit.  apost.   vorliege,    beruhe  auf  uralter  Tradition,    die  sich 
getreu  in  der  Arcandisciplin   der   ersten  Christen    erhalten    habe.     Die    ein- 
zelnen christlichen  Kirchen   haben  die  einzelnen  Akte    der  Taufhandluug   in 
sehr  verschiedener  Weise  bewahrt  oder  umgebildet. 6)  —  Nicht  richtig  ist  es, 
dafs  bis  ungefähr  zum  XV.  Jh.  bei  der  Taufe  gänzliches  Untertauchen,  vom 
Xul. — XV.  teilweises  Untertauchen  mit  Besprengung  des  Kopfes  und  vom  XV. 
allein  Besprengung  stattgefunden  habe.    Vielmehr  unterschieden  sich  Orient 
und  Occident  wesentlich:    dort  war  Untertauchen   teils    in  Flüssen,   teils   in 
Baptisterien  häufig,    wie  es  noch  heut  meist  Sitte  ist,    dagegen  im  Occident 
selten;    schon    die    Einrichtungen    der    Taufkirchen    schlössen    es    hier   aus. 


1)  F.  v.  Hummelauer,  d.  christl.  Vorzeit  u.  d.  Naturw.,  Stimmen  aus  Maria-Laach 
XVIII,  140,  281  ff.  —  2)  Zur  Gesch.  d.  Predigt.  Charakterbilder  der  bedeutendsten  Kanxel- 
redner.  I.  Von  Origenes  bis  Tauler.  Wiesbaden,  1879.  XII,  401  S.  [Bd.  II  u.  111:  von 
Luther  bis  Albertini.]  —  £)  F.  Propst,  d.  leonin.  Sacram.,  Katholik  59,  2.  (1879).  S.  478 
— 603.  —  4)  D.  Entstehg.  d.  Liturgie  aus  d.  fiinsetzungsfeier,  Ztschr.  f.  Kath.  Theol.  IV, 
90 — 112.  —  T>)  Alte  u.  neue  Quellen  z.  Gesch.  d.  Taufsymb.  u.  d.  Glaubensregel.  Hrsg.  v. 
d.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Kristiania.  1879.  XVI,  308  S.  —  6)  Recherche«  sur  les  rite«,  cere- 
monies  et  coutumes  de  l'admin.  du  bapt,  Rev.  de  l'Art.  chrlt.  23  (1879),  II,  108  ff.,  329  &, 
24,  1,  170  ff.,  391  fl.  Auch  sep.:  Paris,  Bauer.  168  S.  C.s  'Introd.  a  linst  du  baptwue', 
Ber.  d.  scienc.  eccles.,  1880,  Mai  u.  ff.,  kenne  ich  leider  nicht. 


Kirchengeschichte.  1,147 

Es  fand  teilweise  Immersion  mit  Benetzung  des  Kopfes  statt-,  bei  Kindern  war 
diese  Form   allerdings  Ausnahme.     Znm  Zwecke   der   gewöhnlichen  Art    der 
Taufe  stand  inmitten  der    mit  Wasser   gefüllten  Piscina,    welche    den  Flufs 
darstellte,    in  dem  ursprunglich  getauft  war,    eine  Wanne  aus  Metall    oder 
Stein  von  35 — 70  cm.  Höhe,  «lie  geweihtes  Wasser  enthielt,  aus  welchem  der 
Katechumene  eine  reichliche  Begiefeung  über  Kopf  und  Schultern    empfing, 
wahrend  das  Wasser  der  Piscina  etwa  ein  Drittel  der  Körperhöhe  erreichte. 
—  Die  Immersion  kam  in  verschiedenen  Ländern    zu  verschiedenen  Zeiten 
ab.    Die  Besprengung  ist,    wie  die  vielfachen  Taufen  im  Kerker    beweisen, 
mit  voller  Gültigkeit  seit  den  ältesten  Zeiten  neben  der  Immersion  im  Ge- 
brauch gewesen. x)  —  Vereinzelt  findet  sich  für  Mittelalter  nnd  Altertum  der 
Gebrauch  bezeugt,   den  Täuflingen  eine  Taufmedaille    zu    geben.    Vielleicht 
gab  man  den  Getauften    zur  Zeit    der  Arcandisciplin    als  Erkennungszeichen 
eine  tessera,  die  in  dem  Golddenar  zu  100  sest.  bestand:  dieser  wurde  gewählt, 
weil  er  zur  Bezeichnung  seines  Wertes  ein  horizontal  durchstrichenes  X  trug, 
ein  Zeichen,    das  man  in  christlichem  Sinne  umdeutete.     Später  wurde    aus 
dem  Erkennungs-  ein  Erinnerungszeichen,    das    für  den  Getauften  auch  die 
Mahnung  zu  enthalten  schien,  sein  Pfund  wuchern  zu  lassen  (Matth.  25,  21). 2) 
—  Schliefslich  stellt  Corblet  alle  die  Darstellungen  zusammen,  die  man  von 
dem  Taufakte  überhaupt,  sowie  von  der  Taufe  einzelner  bekannter  Persönlich- 
keiten   (Eunuch    der    Candace,    Centurio    Cornelius,    Constantin,    Augustin, 
Chlodwich  u.  s.  w.)  seit  dem  Altertum  in  Bildern  (Katakomben,  Goldgläser) 
Mosaiken,  Miniaturen,  Kirchenfenstern,  Stichen,  Skulpturen,  Webereien  u.  s.  w. 
hat    Die  ältesten  Darstellungen  der  Taufe  Christi  wollen  nicht  das  histori- 
sche Faktum    zur  Anschauung    bringen,    sondern   die  Taufe  überhaupt:   als 
Sakrament  ist  sie  nach  C.  erst  seit  dem  III.,  namentlich  dem  V.  Jh.  darge- 
stellt; früh  erscheint  neben  Immersion  Besprengung.8) 

Fast  für  die  ganze  Zeit  der  alten  Kirchengeschichte  sind  die  Kirchen- 
väter eine  wichtige  Quelle  unserer  Kenntnis:  die  Bedeutung,4)  die  sie  für  die 
Entwickelung  des  Dogmas  der  römischen  Kirche  haben,  läfst  sie  bei  letzterer 
mehr  Beachtung5)  finden  als  bei  der  protestantischen  Theologie,  doch  ist 
auch  in  England  von  protestantischer  Seite  eine  Sammlung  von  Biographieen 
im  Erscheinen  begriffen.6)  Den  Verlust  so  vieler  Werke  derselben  pflegen 
wir  dem  Mittelalter  zur  Last  zu   legen ;    allein  auch  seit  dem  XVI.  Jh.   ist 


1)  L'immersion  u.  l'infusion  baptism.,  Rev.  de  l'Art  chrft.  24,  II,  128  ff.,  444  ff.  — 
2)  Conjectnres  sur  les  mädailles  baptiem.,  ibid.  23  (1879)  I,  345 — 52.  —  3)  Iconographie 
du  bqrteme,  ibid.  22  (1878)  II,  313  ff.:  23,  1.  —  4)  Vgl.  Job.  Schmid,  Grundlinien  d. 
Rtrologie  zunächst  f.  s.  Zuhörer  gezeichn.  Kreib.  i.  B.,  Herder.  VI11,  100  S.  —  5)  Biblioth. 
d.  Kirchenväter.  Auswahl  d.  vorzüglichsten  patrist  Werke  üben.  Hrsg.  unt  Oberleit  v.  Dom- 
<*<&.  Prof.  Dr.  Val.  Thalhofer.  (Kempten,  Kösel.  12.  Vgl.  Jahreaber  II,  1,  119*.)  Lf. 
323-53.  Briefe  d.  Päpste.  VI,  S.  273—335.  VII,  1—96  (Lf.  323.  338.  345).  — 
Schriften  d.  apost  Väter.  Nachtr.  24  S.  (Lf.  338;.  —  Chrysost.  III,  385—612;  IV, 
1—  68.  (Lf.  325/26.  336/37.  343/44.  349—51).  —  Cassian.  II,  193— 448  (Lf.  327. 
33435).  Kusebius.  II,  1—303.  (Lf.  328/29.  333).  —  Epiphanius.  S.  1—287.  (Lf. 
330—32).  —  Joh.  v.  Damast  Glaubenslehre,  S.  1—352.  (Lf.  339/40.  346/47).  —  Greg.  ▼. 
Kys»a.  11,1— 288  (LL342.  348).  —  Basilius.  III,  1—176 (Lf.  352/53)  —  SS.  Patrum  opuac. 
«1.  ad  us.  praesert  studiosorum  theol.  Ed.  et  comment  aux.  H.  Hurter  S.  J.  Innsbr.,  Wagner. 
U«.  Vol.  41.  (Joh.  Damasc.  Expos,  fidei  orthod.)  430  S.  —  Vol.  9.  (Tertull.  Lib.  de 
pneicriptionibus  adv.  haereticos.  Vincent  Lerin.  Commonit  Ed.  II.)  264  S.  —  C)  The 
Fithers  for  engl.  Readers.  Lond.,  Soc.  f.  promot.  Christ.  Knowledge.  Darin:  R.  Thornton, 
M.  Ambrose;  R.  Travers  Smith,  St.  Basil  the  Gr.;  Gore,  Leo  the  Gr.  —  J  Barmby,  Gre- 
gory the  Gr  ;  G.  F.  Browne,  The  Veuerable  Beda. 

10* 


1,148  VHL    E.  Meyer: 

noch  manches  verloren  gegangen.  Hat  dies  Zahn  von  des  Jrenäus  Werk 
gegen  die  Häresien  nnd  den  *Y7tO(ivrfiara  des  Hegesipp  gezeigt  (Zschr.  f. 
Kirchengesch.  H.  [1877]  288 — 91),  so  kommt  hinzu,  dafs  Franc.  Turrianus 
(de  Torres)  in  seiner  Ausgabe  der  Constitut.  Apostolicae  (Venet.  1563)  auch 
Justins  Syntagma  gegen  alle  Häresien,  Hippolyts  gleichbetitelte  Schrift  und 
auch  des  Hegesipp  Kommentare  anzuführen  scheint.1 

Kirchenlieder  der  nicht-unierten  armenischen  Kirche,  die  noch  heut 
in  Gebrauch  sind,  aber  zum  Teil  ins  V.  Jh.  zurückgehen,  hat  Vetter9)  über- 
setzt; eine  Geschichte  der  Ketzereien  in  Spanien  haben  wir  von  dem  in 
mancher  Beziehung  noch  jugendlichen  Gelehrten s),  der  sich  gedrungen  fühlte, 
bei  der  Calderonfeier  die  Aufmerksamkeit  durch  einen  taktlosen  Ausfall 
gegen  Deutschland  auf  sich  zu  ziehen:  er  findet  —  was  alle  Welt  lange 
weifs,4)  —  dafs  der  spanische  Geist  eminent  katholisch  ist;  Ketzereien  sind 
stets  nur  wie  ein  Krankheitsanfall  und  ein  Windstofs  über  ihn  dahingegangen, 
auch  sind  sie  nie  in  Spanien  entstanden.  Dafs  darum  nur  ein  Katholik  die 
Geschichte  der  spanischen  Heterodoxie  schreiben  könne,  ist  freilich  eine  An- 
sicht, die  der  Vf.  auch  in  reiferem  Alter  kaum  ablegen  wird. 

Auch  den  Heiligen  wird  begreiflicherweise  seitens  der  katholischen 
Forschung  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet.  So  liegt  die  neue  Ausgabe 
von  Surius6)  Heiligenleben  abgeschlossen  vor;  Stadlers  Heiligenlexikon6) 
nähert  sich  seiner  Vollendung.  Ein  unter  dem  Titel  'Hagiologia' 7)  erschiene- 
nes Werk  ist  sehr  unvollständig;  der  ungenannte  Vf.  wird  aus  diesem  Be- 
richt ersehen,  dafs  sich  seine  Zusammenstellungen  mit  Leichtigkeit  erheblich 
vermehren  liefeen.  — Die  Heiligen  von  Armorica  behandelt  Plaine8),  die 
persischen  Heiligen,  aus  deren  Akten  G.  Hoff  mann9)  Auszüge  aus  zwei 
englischen  Hdss.  mitteilt,  sind  unter  Sabor  IL:  Tur  Brain  (316),  Mar  Behnam 
und  Rabban  Hormizd  (351),  Mar  Sabha  Pirgusnap,  Mar  Muain,  Dadhu  (363); 
unter  Jesdegerd  L :  Mar  Abhda,  Narsai  aus  Bet  Reziqaja  (419);  unter  Varanes  V. : 
Peroz   Belaftaja   (421);    unter    Jesdegerd  IL:   Tohmjesdegerd    (Zeit?),    Mar 


1)  Hilgenfeld,  Sporen  verlor.  Schriften  d.  Kirchen v.  im  XVI.  Jh.,  Ztschr.  f.  wies. 
Theol.  XXIII,  127  ff.  —  2)  Armen.  Kirchenlieder,  Theol.  Quart-Schr.  62,  287—304.  — 
3)  M.  Menendez  Pelayo,  hist  de  los  heterodoxos  espanoles.  Madrid,  Iihr.  cathol.  de 
S.  Jose\  L  802  S.  (Bd.  II  beginnt  mit  der  Reformation).  —  4)  Vgl.  z.  B.  Jahresber.  I,  326. 
—  5)  Historiae  seu  vitae  sanctorum  jnxta  optim.  Colon,  editionem,  nunc  vero  ex  recentior.  et 
probatissimis  monumentis  nnmero  auctae ,  mundis  expurgatae  et  notis  exornatae ,  quibu*  accedit 
Bomannm  martyrologinm  breyiter  illustr.  Edid.  G.  Braico  [f  1879]  et  J.  Col  ombo.  XI  (Novemb.) 
1879.  756  S.  u  S.  915-  970  des  Martyrol.,  XU  (Dec.)  612  S.  u.  S.  971—1112  d.  Martyrol. 
XI n.  Indices  gener.  205  S.  —  L.  Yseux,  &L  sur  le  martyrologae  rom.,  Key.  cath.  de 
Louvain,  Aug.-H.,  war  mir  nicht  zaganglich.  —  6)  Vollst  Heil.-Lex.  etc.  fortges.  t.  J.  N. 
Qinal.  V.  Lf.  8.  S.  669—764.  Veronica  (5)  —  Walfridas  (3).  Aagsb.,  Schmid.  —  Hier 
seien  erwähnt:  Räfs,  Andr.,  n.  Nik.  Weis,  Bischöfe  etc.,  Leben  d.  Heiligen  Gottes  (neu 
bearb.  v.  J.  Holzwarth.  2  Bde.  8.  verb.  Aufl.  Mainz,  Kirchheim,  1879.  IV,  806; 
756  S.)  a.  L.  Don  in,  Leb.  a.  Thaten  d.  Heiligen  Gottes  od.  d.  Triumph,  d.  wahr.  Glaubens 
in  allen  Jahrhh.  M.  Angabe  d.  vorzüglichsten  Gesch. -Quellen  a.  prakt.  Anwendg.  nach  d.  be- 
währtesten Geistesmännern.  3.  verm.  u.  verb.  Aufl.  Lf.  37 — 44.  (=  V,  S.  1 — 662).  Graz, 
Styria.  —  7)  Hag.,  Verzeichnis  v.  Lebensbeschreibungen  einzelner  Heiligen,  Seligen,  hervor- 
ragender Ordensleute  etc.  sowie  Leben  d.  Heiligen  in  Sammelausgaben.  Erschienen  1840 — 80. 
Freib.  i.  B.,  Herder.  63  S.  —  8)  Introd.  aux  Acta  Sanctorum  Armoricae  s.  Brit  Minoris  et 
specialem,  aux  Acta  Septem  Sanctor.  hujus  provinciae.  S.  Brieuc,  Prudhomme.  28  S.  — 
9)  Auszüge  aus  d.  syr.  Akten  per».  Märtyrer.  Übers,  u.  durch  Untersuchen,  z.  hist.  Topogr. 
erläutert.  Abhandl.  f.  d.  Kde.  d.  Morgenlandes  VII,  3.  Leipz.,  Brockhaus.  325  S.  —  F. 
Lagrange,  les  actes  des  martyrs  d'Orient,  trad.  pour  la  prem.  fois  en  franc.  sur  la  trad. 
lat  des  mscr.  syr.  d'Ät  Evod.  Assemani  (Nouv.  M.,  Tours,  Marne,  327  8.;  Bibl.  delajeun. 
chr4t),  ist  wohl  nicht  zu  wertvoll. 


Kirchengeachichte.  1,149 

Pethion  (446),  dann  487  Mar  Sabha,  der  Heidenmissionar;  unter  Kosru  I.: 

Mar  Gregor  (535),   unter  Kosru  n.   614  Mar  Giwargis.   —   Einzelne  mehr 

oder   minder   bedeutende    Heilige   sind    schon   in    anderem  Znsammenhange 

erwähnt,1)  hinsichtlich  der  Jungfrau  Maria  ist  der  Gedanke,  sie  gen  Himmel 

fahren  zu  lassen,   früh  in  der  Kirche,    wenn  auch  in  haeretischen  Kreisen, 

entstanden.     Dem  Bisch.  Johannes  v.  Thessalonich  (seit  680),  dessen  Schrift 

ans  erhalten  ist,   lag  schon   ein   angeblich    apostolischer  Bericht    über    die 

Himmelfahrt  zu  gründe,  der  mindestens  ins  V.  Jh.,  wahrscheinlich  noch  höher 

hinaufreicht  und  vielleicht  Jakobus  zugeschrieben  wurde:  Johann  stellte  eine 

orthodoxe  Ausgabe  her;  auf  die  pseudoapostolische  Urschrift  gehen  die  beiden 

lateinischen  Schriften   zurück,   die  Tischendorf  (Apoc.  apocr.    S.  113—136) 

herausgegeben  hat  und  deren  eine  schon  im  Y.  Jh.    nachweisbar    ist;    auch 

der  griech.   'Liber  de  dormitione  Mariae'   (Apoc.  apocr.  S.  95),  Johannes  d. 

Evang.  zugeschrieben,  den  T.  fälschlich  für  die  Quelle  der  lat.  Texte  ansah, 

geht  auf  die  Urschrift    zurück.    Von    einem    eigenartigen  Bericht,    in   dem 

Thomas  eine  Hauptrolle    spielte,    sind   nur   geringe  Spuren   erhalten.     Der 

griech.  Text   bei  Tisch,    weist   durch   mannigfache  Abweichungen   auf  eine 

anonyme  Schrift,    die    interpoliert  wurde,    um    sie   als  Werk   des  Johannes 

erscheinen    zu    lassen.     Tisch,    hat   für   den  Schlufs   mit  Unrecht    den  Cod. 

Monac.  276  zu  gründe  gelegt,    der,   wie  der  Cod.  Paris.  1215  aus  der   in 

ihrem  Wesen  nicht  mehr  deutlich  erkennbaren  Evdv/xicmij  laroQia  des  Kyrill 

▼•  Scythopolis  durch  Vermittelung  des  Simeon  Metaphrastes  interpoliert  ist.8) 

Die  sterblichen  Reste  der  Placentiner  Heiligen  Antonin  und  Victor  — 
ersterer  soll  Soldat  der  thebäischen  Legion,  letzterer  322—75  erster  (?)  Bischof 
von  Piacenza  gewesen  sein  —  hat  Bisch.  G.  B.  Scalabrini  1878  identi- 
fizieren lassen.8)  G.  Tononi  und  C.  Grandi  haben  zu  diesem  Zwecke  die 
Überlieferung  über  die  beiden  Heiligen  historisch  und  archaeologisch  unter- 
sucht. Zufolge  einer  handschriftlich  in  Piacenza  befindlichen  Biographie  des 
Antonin  von  dem  Archidiac.  Johannes  (f  nach  1031)  hat  Bischof  Sabinus, 
Freund  des  Ambrosius,  die  Gebeine  des  Heiligen  auf  Grund  einer  ihm 
im  Traum  gewordenen  Offenbarung  aufgefunden,  zn  derselben  Zeit,  als 
in  Mailand  (von  Ambrosius)  und  in  Bologna  Leiber  von  Heiligen  entdeckt 
wurden:  es  müfste  395  oder  96  gewesen  sein.  —  Die  jetzt  gefundenen  Knochen 
bildeten  nach  der  Diagnose  des  Dr.  Albertazzi  nur  */6  resp.  */6  e^68  voll- 
ständigen Skeletts ;  auch  war  ein  Brustbein  eines  dritten  Skeletts  unter  ihnen. 
1a  einer  bei  den  Resten  gefundenen  Phiole  konstatierten  die  Chemiker  Dr. 
Diosc.  Vital i  (1.  Pharmacist  am  Burgerhospital)  und  Missionspriester  Prof. 
Giov.  Manza  unter  dem  Mikroskop  Häminkrystalle.  Eine  andere  kleine 
Phiole,  die  bei  einer  Exhumierung  der  Gebeine  1615  zurückbehalten  war,  um 
(noch  immer)  dem  Volke  an  dem  Tage  des  Heiligen  vorgezeigt  zu  werden, 
enthielt  Balsam;  eine  dritte,  die  sieb  unter  den  Heiligenreliquien  im  Archiv 
befand  und  Blut  des  Märtyrers  enthalten  sollte,  eine  Fettsubstanz;  sie  hat  nie 
zo  dem  Heiligen  in  Beziehung  gestanden. 


1)  S.  o.  S.  127  f.,  134  ff.,  140 ff.  —  2)  M.  Bonnet,  Schriften  v.  d.  Himmelfahrt  Mariae, 
Zichr.f.  wias.  Theol.  XXIII,  222-47.  —  Erwähnt  seien:  Hamon  de  la  Thibaudiere,  la 
fcort,  lea  fonctionB,  l'aaaomption  de  la  vierge  M.,  recit  attrib.  ä  S.  Meiiton,  6v.  de  Sardes  au  II.  s. 
(Paraphrase)  Fase.  1,  24  S.  Nantes,  Forestier;  und:  Rein  seh,  die  Pseudoeyang.  v.  Jesu  n. 
Xiriai  Kindheit  in  d.  rom.  u.  gerraan.  Litteratnr.  Halle,  Niemeyer.  138  S.  —  3)  Acta 
recognitionia  exnyiaram  SS.  Antonini  martyrie  et  Victoria,  epinc.  primi  Plac.  Plac.,  Tedeachi. 
153  8.  m.  8  Taf.     4°. 


1,150  VI11.     E.  Meyer. 

Den  Geburtsort  Martins  von  Tours,  Sabaria,  will  Sztachowitz1)  0. 
S.  B.  in  Martinsberg  finden:  die  hohe  Ehre,  die  M.  alsbald  im  Benediktiner- 
orden gefunden,  habe  woh)  bewirkt,  dafs  das  Kloster  mit  genauer  Kenntnis 
an  der  wirklichen  Geburtsstätte  des  Heiligen  gegründet  sei. 

Manchen  modernen  Kritikern  gegenüber  betont  ein  ungenannter  katholi- 
scher Autor,  dafs  die  Tradition  über  den  Apostel  Irlands  St.  Patrick,  keines- 
wegs anderer  Art  und  mit  mehr  Wunderbarem  versetzt  sei  als  die  solcher 
Heiligen,  an  deren  Lebensschicksalen  niemand  zweifle.  In  der  wunderbar 
schnellen  Christianisierung  zeige  sich  deutlich  P.s  Ausstattung  mit  göttlichen 
Kräften,  und  das  Dunkel,  das  über  den  Einzelheiten  seines  Wirkens  lagere, 
sei  nur  ein  Zeichen  von  P.s  übernatürlichem  Charakter.8)  —  Die  gemeine 
Tradition  der  schottischen  Kirche  über  P.s  Geburtsort  (Old  Kilpatrick  im 
Clydethal)  nimmt  Patr.  F.  Mo  ran,8)  insbesondere  auch  gegen  die  neueren 
Werke  von  Shearmann4)  und  W.B.Morris6)  in  Schutz.  Nach  ersterem 
gehörten  die  Akten  Patricks  drei  Heiligen  an:  1)  dem  h.  Palladius,  dem  ersten 
Missionar,  der  das  Land  christanisierte ,  2)  dem  h.  Patrick  und  3)  Patrick 
M.  Calphum.  —  Von  einzelnen  Heiligen  sind  behandelt:  Abdonu  Sennen6) 
(Perser,  unter  Decius),  Christophorus,7)  Ferreol,8)  Firmin9)  (Patron 
v.  Amiens,  geb.  in  Pampelona,  t  290),  Lucius,10)  Julian,  Märtyrer  von 
Brioude  (Auvergne,  t  304), n)  Lupian12)  (Hilarius1  von  Poitiers  Zeitgen., 
zu  dessen  Grabe  man  schon  im  IV.  Jh.  pilgerte),  Maria  Magdalena,13) 
Martha,14)  Quodvultdeus  (V.  Jh.),16)  Regina  v.  Alesia 16)  (unter  Decius?), 
Severian17)  (I.  oder  IV.  Jh.!),  Symphorian,18)  Volusian19)  (491— 500). 

Eines  lebhaften  Interesses  erfreut  sich  die  christliche  Archaeologie, 
deren  Kenntnis  durch  zahlreiche  gut  geschriebene  Werke i0)  in  immer  weitere 
Kreise    getragen  wird    und    auch   in  Zeitschriften    vielfach   Berücksichtigung 


1)  De  S.  Martini  loco  natali  et  eultu.  Wies.  Studien  a.  d.  Ben.-Ord.  1,  1,  52—64;  2, 
26 — 46.  Sonst  behandeln  M.  v.  T.:  Fe>al,  S.  Mart.  de.  T.,  Re?.  dn  monde  cath.,  1879, 
15.  Dec.,  u. :  Bardon,  coup  d'oeil  sur  S.  M.  d.  T.,  Aurülac,  Gentet;  X,  24  S.  —  Vgl.  Che- 
valier, le  tombeau  de  S.  Mart.  ä  Tours.  Tours.  —  2)  The  apostle  of  Irel.  and  his  modern 
critica,  Dublin  Rev.  III,  8.  IV,  59—87.  —  3)  Th.  birth-place  of  St  P.,  Dublin  Rev.  III, 
S  3,  291 — 327.  —  4)  Loca  patriciana.  An  identification  of  localities  chiefly  in  Leinster  viaited 
by  S.  Patrick  and  his  assistant  missionaries  etc.  Dublin,  Gill,  1879.  220  8.  —  5)  The  life 
of  St  Patrick.  2.  Ausg.  1879.  —  6)  Tolra  de  Bordas,  hist  du  martyre  des  SS.  A  et 
S.  2C  W.  corr.  et  au  gm.  XXIV,  264  S.  —  7)  Haus  er,  S.  Chr.,  La  Suisse  cath.,  Mai.  — 
8)  S.  Ferr.,  tribun  rom.,  martyr  a  Vienne  en  Dauph.,  Tan  287.  Par  un  chanoine  de  Mon- 
tauban.  Mont,  Forestie  31  S.  —  9)  Corblet,  les  souvenirs  de  S.  Firm,  ä  Pamp.,  Mem.  de 
la  soc  des  antiqu.  d.  Picardie.  T.  26  u.  sep.:  Amiens,  Jouillet.  178  S.  —  C.s.  unten  II, 
21510  erwähntes  Werk  über  die  Heiligen  d.  DiÖc.  Amiens  ist  nur  ein  Auszug  aus  seinem 
früher  erschienenen  groTseren.  —  Hou liier,  Floreda  ou  l'^glise  d' Amiens  au  IV.  s.  (Am., 
Delattre-Lenoel,  350  8.)  ist  e.  Roman.  —  10)  S.  n.  II,  389*.  —  11)  Brydaine,  Vie  de 
S.  Jul.,  mart  de  Brioude.  Nimes,  Jouve.  24  S.  12°.  —  12)  Cohours,  recherches  archeol. 
et  hagiogr.  sur  S.  L.  de  Rez6  [Ratiate].  Nantes,  Forest  et  Grimaud.  28  S  u.  8  Taf.  — 
13)  Barbier  de  Montault,  Se.  Mar.  Magd,  d'apres  les  monumonts  de  Rome,  Rey.  de  l'Art 
chrät  24,  1,  116—26.  [Cultus  u.  Iconographie.]  —  14)  J.  Sagette,  Se.  Martha,  sa  vie  etc. 
Faris,  Palme.     V,  557.     12°  —  15)  S.  Q.,  vescoYo  di  Cartagena,  La  Scienz.  e  la  Fed.,  Febr. 

—  16)  L 6p ine,  Dicouverte  du  tombeau  de  S.  Reine  ä  Alise.     Dijon,  Jobard.    19  S.    16°. 

—  17)  Pourcher,  S.  Se>.,  prem.  eveque  de  Mende  et  £tat  du  Gevaudan  avant  et  apres  sa 
prädication,  auivi  de  la  trad.  des  Actes  de  S.  Privat  [unter  Valerian  u.  Gallien].  St.  Martin 
de  Boubeaui.  160  S.  18°.  —  18)  Vie  de  S.  Symph.,  patron  de  la  paroisse  de  Massanges. 
Paris,  Bloud  et  Barral.  107  S.  18°.  -  19)  S.  Vol.,  patron  de  Foix,  7e.  ev.  de  Tours,  Le 
Contempor.  Mai  u.  ff.  —  20)  Die  meisten  schliefsen  sich  an  Rossis  Roma  sottcranea  an, 
die  ja  immer  die  Grundlage  der  Arcbaeol.  bleiben  wird      Vgl.  u.  S.  1511. 


Kirchengeschichte.  1,151 

findet;1)  dazu  erscheinen  Sammelwerke,9)  welche  Orientierung  and  Forschung 
wesentlich  erleichtern. 

Über  die  Katakomben  in  Rom  gewährt  H.  de  L'Epinois8)  einen 
guten  Überblick;  von  der  2.  Ausgabe  von  J.  S.  Northcotes  und  W.  R. 
Brownlows*)  Roma  Sotterranea,  nach  Rossis  Erklärung  der  besten  Dar- 
steDung  seines  Werkes,  erschienen  Abt.  H  u.  IEL  —  Die  Katakomben  hält 
V.  Schnitze6)  lediglich  rar  Nachahmungen  der  jüdischen  Gräber,  während 
Garrocci  das  Umgekehrte  annahm  und  Rossi  glaubte,  dafs  Juden  und  Christen 
zu  gleicher  Zeit  auf  den  Gedanken  der  Katakomben  gekommen  seien.  Ebenso 
bestreitet  Seh.,  dafs  sich  die  Christen  die  zu  Gunsten  der  Collegia  raneraria 
bestehenden  Gesetze  zu  nutze  gemacht  hätten,  indem  er  die  Inschriften,  auf 
die  sich  Rossi  stützte,  anders  erklärt:  der  Schutz,  den  die  christlichen  Fried- 
höfe genossen,  hat  auf  nichts  anderem  als  der  allen  alten  Völkern  gemein- 
samen Anschauung  von  der  Unverletzlichkeit  der  Gräber  beruht.  Indem  Seh. 
dann  die  Geschichte  der  Kirchhofsverwaltung  nach  den  Denkmälern  und 
sonstigen  Zeugnissen  genauer  als  bisher  darlegt,  betont  er,  dafs  die  Kirche 
früh  die  Verwaltung  in  die  Hand  genommen,  dafs  aber  zu  Verwaltern  auch 
Laien  genommen  werden  konnten,  wie  das  Beispiel  des  von  Zephyrin  zum 
Kirchhofsvorstand  ernannten  Laien  Callistus  zeige.  Ursprünglich  verkaufte 
die  Kirche  die  Begräbnisplätze  und  hatte  das  Grab  herzurichten.  Wenn  seit 
Konstantin  die  Fossoren  die  Plätze  verkauften,  so  habe  das  nur  mit  Ge- 
nehmigung der  Presbyter  geschehen  können.  —  Die  Bestattungsfeierlichkeiten 
der  Christen  und  die  Katakomben  schildert  eben  derselbe6)  in  ihrem  Zu- 
sammenhange mit  der  christlichen  Anschauung  vom  Tode;  der  Sitte,  an  den 
Todestagen  der  Verstorbenen  am  Grabe  das  Abendmahl  zu  feiern  und  den- 
selben geweihten  Wein  mit  ins  Grab  zu  geben,  entstammen  wohl  die  zahl- 
reichen sog.  Blutphiolen,  die  unzweifelhaft  kein  Blut  enthielten:  die  chemischen 
Analysen  katholischer  Forscher,  welche  solche  nachgewiesen  haben  wollen, 
verdienen,  wie  auch  schon  früher   Le  Blant7)  aussprach,  keinen  Glauben. 

Den  richtigen  Kirchhof  der  h.  Agnes  hatte  Marchi  nicht  gefunden, 
sondern  nur  das  Coemet.  Ostrianum ;  die  Canonici  reguläres  des  Lateran,  unter 


1)  Von  den  Publikationen  Ros  sis  im  Bull,  di  archeol.  Christ  wird  in  Zukunft  Beilesheim  im 
'Katholik"  Bericht  geben,  da  eine  deutsche  Ausgabe  des  Bull,  nicht  existiert.  Vgl.  dens.,  Kath.  59 
!W9),  2,  504*.  —  Die  französ.  Ausgabe  wird  trotz  des  Herausgebers  Marti gny  Tod  (f  18.  Aug. 
1879)  weiter  erscheinen.  S.  de  Rossi,  Bull.  3.  Ser.  V.  Hft  1  u.  2.  Anhang.  —  Vgl.  ferner: 
ü- Tourret,  l'archeol.  chr6t.  en  1879,  Ann.  de  philos.  chrlt ,  u.  u.  d.  Zeitschx.-Aufsätse  über 
d-  Katakomben.  —  Marsy,  l'archeol.  au  Congres  de  Vienne,  (Anas,  Laroche;  sep.  aus  Roy. 
de  l'Art  chre*t.  23,  2,  475—83.)  behandelt  specielle  Fragen,  z.  B.  die  o.  S.  1351"*  berührten  sowie 
mittelalterliche.  —  Für  den  Archaeologen  kann  das  neu  erscheinende  Bull,  dtiat.  eccles.  et 
«j'areheol.  relig.  du  dioc.  de  Valence  (Val.,  Romain)  wichtig  werden.  —  2)  W.  Smith  and 
s  Cheetham,  A  diction.  of  Christ,  antiquities,  being  a  continuat  of  the  diction.  of  the 
Bible.  IL  X  S.  u.  S.  2060—2889.  Lond.,  Murray.  (B.  I  ersch.  1875).  Geht  nur  bis  zu 
K*rl  ö\  Gr.  u.  zählt  an  130  Mitarbeiter.  —  F.  X.  Kraus,  Realencycl.  d.  christl.  Altertümer. 
Euter  Mitwirk,  mehrerer  Fachgenossen.  Mit  zahlreichen ,  zum  grftfsten  Theil  Martigny's  'Dict 
<k»  antiqu.  cfcreV  entnomm.  Holzschnitten.  Freib.  i.  B.,  Herder,  3  Lfgn.  (8.  1—288).  — 
Uers.:  synchron.  Tabellen  d.  christl.  Kunstgesch.  £.  Hülfsbuch  f.  Studierende.  Ebda.  HI, 
280  S.  —  3)  Les  catacombes  de  Rome.  2.  ed.  Paris,  Palra6.  282  8.  12°.  —  4)  Roma 
wttenr.  P.  II:  Christian  Art;  P.  III:  Epitaphes.  Lond.,  Longmans.  (40  frc.)  —  Nach  diesem 
^«rk  ist  Kraus*  Rom.  sott.  (s.  Jahresber.  II,  1,  133)  bearbeitet.  —  Der  Aufsatz:  Les  Cata- 
r°mbes,  Rev.  de  la  Baisse  cath.  Sept,  war  mir  nicht  zugängl.,  auch  Pille t,  Souvenirs  du  cim. 
fo  8.  Calixte ,  Hey.  des  sciences  eccles.,  Oct,  kenne  ich  nicht.  —  5)  De  reb.  sepulcral.  yeter. 
Chrittianorum.  Leipz.  1879.  —  6)  Kulturgeschichtl.  Bilder,  (e.  o.  132«)  III.  altchristl.  Toten- 
fc*ttttung,  a.  a.  0.  S.  122  —  180;  die  sog.  Blutphiolen,  ibid.  S.  517-22.  —  7)  tfune  pu- 
Mication  nouv.  sur  le  ?ase  de  sang.  1869.    Sep.  aus  Rev  archeol.  19,  S.  443.    Vgl.  oben  S.  149». 


1,152  VIII.    E.  Meyer. 

denen  die  Basilica  der  h.  Agnes  steht,  haben  weitere  Ausgrabungen  veran- 
staltet, deren  Resultate  M.  A rm  ellin i1)  darlegt.  Er  enthielt  vier  Areae. 
Eine,  Privateigentum  der  Familie  der  h.  Agnes,  die  vielleicht  der  Gens  Clodia 
angehörte,  enthält  alte  Gräber  mit  Namen,  die  in  dem  Römerbriefe  vor- 
kommen: Crescens,  Epaphus,  Eunice,  Phoebe,  Alexander.  Eine  zweite  ist 
unter  der  Basilica  der  Heiligen  und  gehört  der  constantinischen  Zeit  an;  die 
3.  liegt  zwischen  No.  1  und  dem  Coem.  Ostrianum  unter  der  jetzigen  Via 
Nomentana,  die  von  der  alten  verschieden  war.  Eine  4.  Area  wurde  zu 
Ende  des  IV.  Jh.  angelegt  bei  dem  Mausoleum  der  h.  Constantia  in  Ver- 
bindung mit  heidnischen  Columbarien,  deren  Besitzer  damals  Christen  wurden : 
Parker  hatte  hierauf  seine  Behauptung  gegründet,  in  den  Katakomben  seien 
Heiden  und  Christen  zugleich  begraben.  Die  ältesten  Gräber  enthalten  nur 
eine  —  und  zwar  immer  nur  ganz  kurze  —  Inschrift  auf  zehn  Gräber. 
Das  oberirdische  Coemeterium  bei  S.  Callisto  um  das  Mausoleum  der  h.  Con- 
stantia ist  über  allen  Zweifel  erhaben.  —  Ein  hohes  Alter  ist  der  Kata- 
kombe der  hl.  Priscilla  an  der  Via  Salaria  Nova  zuzuschreiben.  Priscilla  soll 
die  Mutter  des  von  den  Aposteln  bekehrten  Pudens  gewesen  und  Angehörige 
dieser  hochgestellten  Familie  dort  begraben  sein.  Jedoch  ist  Rossi*)  in 
seinen  Erwartungen,  bei  fortgesetzten  Ausgrabungen  auf  historische  Denk- 
mäler zu  stofsen,  getäuscht,  obwohl  er  sehr  alte  Gänge  fand,  die  bei  der 
Erweiterung  des  Kirchhofs  von  den  Fossoren  früh  zugeschüttet  waren.  Dürftige 
Fragmente  einer  Inschrift,  welche  ein  Verzeichnis  der  dort  beerdigten  Per- 
sonen enthielt,  u.  a.  Consuln  der  JJ.  182,  228,  233  oder  269,  wiesen  als  Rest 
einen  Namens  .  .  .  ATVS  .  .  auf:  ist  es  in  Novatus  zu  ergänzen,  so  ist  hier 
vielleicht  eine  Spur  jener  Familie  vorhanden:  einer  der  Söhne  des  Pudens 
führt  in  den  Martyrologien  diesen  Namen,  der  sich  bei  seinen  Nachkommen 
wiederholt  haben  könnte.  Ein  anderes  Inschriftenbruchstück  zeigt  AQVI(LA?); 
.ein  drittes  PRISCVS,  noch  ein  anderes  nennt  einen  'Augusti  libertus  praepo- 
situs  tubernaculo(rum) :  Teppichmacher  waren  ja  auch  Paulus  und  Aquila. 
—  Die  Katakombe  ist  von  den  Goten  und  Vandalen  arg  verwüstet;  gleich- 
wohl liefern  die  entdeckten  Gräber  und  ihre  Inschriften  interessantes  Material, 
dessen  Bearbeitung  Rossi  in  Aussicht  stellt.  —  Ausgrabungen  in  dem 
Coemeterium  der  Domitilla,  die  sich  um  zwei  Centra  gruppieren,  das  Coe- 
meterium des  Damasus  und  die  Basilica  der  hh.  Petronilla,  Nereus  und 
Achilles,  waren  nur  zum  teil  von  Resultaten  begleitet:  ersteres  ist  gänzlich  aus- 
geraubt, in  dem  andern  dagegen  fand  sich  in  dem  Cubiculum,  das  der  Aus- 
gangspunkt der  ganzen  Anlage  war  und  sich  durch  altertümliche,  an  die 
pompejanischen  erinnernden  Malereien  auszeichnet,  die  Inschrift  AMPLIATI, 
die  früher  bei  dem  Eingange  angebracht  gewesen  war:  die  Buchstaben  sind 
auffallend  grofs  und  zeigen  den  klassischen  Typus  der  Zeit  der  Flavier  oder 
der  ihnen  folgenden  Periode:  eine  dem  ü.  Jh.  augehörende  Inschrift  ganz  in 
der  Nähe  nennt  einen  Aurelius  Ampliatus:  hat  man  es  hier  mit  der  Grab- 
stätte zu  thun,  die  der  von  Paulus  ad  Rom.  16,  8  gegrüfste  Ampliatus 
gründete?  Der  Aurelius  Ampi,  würde  vielleicht  sein  Sohn  gewesen  sein.8) 
Dafs  die   monumentale  Forschung   für  die  römische   Petrussage  keinen  An- 


1)  11  cira.  di  S.  Agnese  sulla  via  Noraont  Koma,  tip.  polyglotte  della  S.  C.  di  prop.  fide. 
427  S.  u.  17  Tatf.  Einige  gute  Bemerkungen  dazu  «.  Civilta  cattol.  31,  2, 197.—  2)  Eacayasrioni 
e  »coperte  nel  cim.  di  Prise,  Bull,  di  archeol.  rrist.  3.  /Ser.  V,  1—53.  —  8)  de  Rosti, 
Scavi  nel  cim.  di  Dom.,  ibid.  S.  169  -71.  Vgl.  S.  69  u.  Bull.  1879,  8.  158—60.  Peri- 
gaud,  une  heroine  de«  catac,  Kot.  du  raonde  cath.,  Aug.-Sept.,  kenne  ich  nicht. 


Kirchesgeschichte.  1,153 

halt  liefert,  sodafs  wir  weder  wissen,  wo  Petrus  —  wenn  er  in  Rom  den 
Märtjrertod  erlitt  —  zuerst  beigesetzt  wurde,  noch  wo  im  J.  258  unter 
Xystus  seine  Gebeine  zum  Vorschein  kamen,  noch  wo  dieser  Papst  sie  dann 
beisetzte,  zeigt  mit  Glück  V.  Schultze.1)  —  Die  Wandbilder  der  Kata- 
komben hat  Lefort*)  chronologisch  zusammengestellt,  indem  er  von  dem 
Grundsätze  ausgeht,  die  Bestimmung  des  Stils  müsse  sich  nach  den  ander- 
weitig festgestellten  chronologischen  Merkmalen  richten,  nicht  umgekehrt. 
Dem  Ende  des  I.  und  Anfang  des  II.  Jh.  gehören  6,  dem  Laufe  des  II.  Jh. 
3,  dem  Anfang  des  IIL  Jh.  7,  der  ersten  Hälfte  des  III.  6,  der  Mitte  3,  der 
zweiten  Hälfte  22,  dem  Ende  des  III.  und  dem  Anfang  des  IV.  Jh.  15,  der 
Friedenszeit  bis  zur  Mitte  des  IV.  Jh.  23,  der  zweiten  Hälfte  11,  dem  Ende 
des  IV.  und  Anfang  des  V.  4,  dem  zweiten  Viertel  des  V.  1,  dem  VII.  Jh. 
5,  dem  VIII.  3,  dem  IX.  1,  dem  Ende  des  IX.  und  Anfang  des  X.  1  Ge- 
mälde an.  —  Auch  aufserhalb  Roms  sind  Coemeterien  aufgegraben.  In 
Bolaena  sind  die  Reliquien  (eine  Anzahl  Knochen)  der  h.  Christina  auf- 
gefunden, die  in  einem  Steinkasten  lagen,  der  mit  einer  Marmorplatte  be- 
deckt war  und  in  dem  zerbrochenen  ursprünglichen  Sarkophag  stand:  letzterer 
muf8  bereits  373  an  seinem  Platze  gestanden  haben,  indem  ein  anderes  Grab, 
das  durch  eine  den  Damasinischen  ähnliche  hexametrische  Inschrift  mit 
Datum  in  das  J.  373  gesetzt  wird,  nach  bekannter  Sitte  so  angelegt  war, 
d&fs  es  an  das  Märtyrergrab  stiefs.  Die  h.  Christina  soll  nach  den  Akten 
mütterlicherseits  eine  Anicierin  gewesen  sein:  vielleicht  weist  darauf  der  Rest 
eines  Namens  .  .  .  BINVS  hin:  Probinus  war  im  IV.  Jh.  in  der  Gens  Anicia 
als  Beiname  üblich.  Die  h.  Christina  ist  vielfach  mit  einer  Märtyrerin 
verwechselt,  die  angeblich  in  Tyrus  litt:  diese  ist  aus  der  von  Bolsena 
durch  Mifsverständnis  entstanden:  letztere  war  aus  Tyrus  gebürtig.3)  —  In 
Falerii  fand  E.  Le  Loa  et4)  die  Katakombe  auf,  in  der  die  hh.  Gracilianus 
und  Felicissima  beigesetzt  waren ;  der  Ort  entspricht  genau  den  Angaben  der 
Akten.  —  Die  Katakomben  von  Syrakus  weisen  eine  starke  christliche  Ge- 
meinde bereits  in  der  2.  Hälfte  des  H  Jh.  nach;  der  Ursprung  der  letzteren 
wird  daher  wohl  in  das  erste  Viertel  des  IL  Jh.  zu  verlegen  sein.  Die 
Grofsartigkeit  des  Coemeterium  S.  Giovanni  läfst  auf  ein  starkes  Wachsen 
im  HI.  Jh.,  und  die  Erweiterung  desselben  im  IV.  Jh.  auf  bedeutenden  Zu- 
wachs aus  dem  Heidentum  schliefsen.  Die  Monumente  tragen  griechischen 
Charakter;  die  Inschriften  müssen  denen  des  Orients  beigezählt  werden,  und 
die  Konstruktionsformen  sind  anderer  Art  als  in  den  römischen  Katakomben. 
Also  ist  Sicilien  wohl  kaum  von  Rom  aus  christianisiert.  Syrakus  war  ver- 
mutlich die  Hauptkirche.6) 

Die  Inschriften  sind  es  selbstverständlich,  die  auch  der  christlichen 
Archaeologie  die  sicherste  Grundlage  verleihen. 6)  Welche  interessante  Nach- 
richten uns  die  im  C.  I.  Gr.  IV.  8606—9893  veröffentlichten  geben,    zeigt 


1)  D.  Grab  d.  Fetr.,  in  d.  'Archeol.  Stadien  über  alte  christl.  Monumente'.  (Wien ,  Brau- 
ner. VI,  287  8.)  S.  220  —  256.  —  2)  Chronologie  des  peintures  des  catac  rom.,  Rev. 
archeol.  40,  153  —  65  u.  ö.  —  3)  H.  Stevenson,  Escayazioni  in  an  ipogeo  crist.  di  Bols., 
ftrti&e  degli  Scavi  di  antichita  comnnicate  alla  R.  Acad.  dei  Lincei,  Aug.  S.  262—83,  u. 
Born  il  sepolcro  della  mart  S.  Crist.  in  B.  ed  il  sao  cimet,  Ball.  1.  1.  S.  109—143.  — 
4)  Ball.  1.  c.  S.  69-71.  —  o)  V.  Schultze,  d.  Katak.  v.  Syr.,  in  d.  Archeol.  Studien, 
(o.  Ami  1)  S.  121 — 144.  —  6)  Vgl.  Spencer  Northcote,  les  inscriptions  des  catacombes, 
Ana.  de  phil.  chrät,  Jan.  u.  ff  —  C.  Hyver,  täpigraphie  chrei.  d'aprfcs  les  marbres  de  la 
G«ole.  Anas,  Laroche.  23  S.  Sep  aus  Rev.  des  sciences  eccles.  —  Ferd.  Becker,  d. 
lad»,  d.   rom.   Coemeterien  (Gera,  Reisewitz,  1878.     40  8.  m.  16  Tai.),  ist  ohne  Wert 


1,154  VIII.    E.  Meyer: 

G.  T.  Stockes:1)  wir  erkennen  z.  B.  deutlich  Fortleben  des  Heidentums  in 
entfernten  Gegenden,  die  Thatsache,  dafs  der  Klerus  der  Sekten  weltliche 
Geschäfte  zu  treiben  fortfuhr  wie  er  auch  verheiratet  war,  und  die  fernere, 
dafs  die  Sekten  noch  lange  Gebräuche  beibehielten,  die  sich  in  der  Haupt- 
kirche früh  verloren  u.  a. ;  die  freiere  Richtung  des  Benediktinerordens  und 
dessen  Sinn  für  Wissenschaften  will  St.  auf  Verbindung  Galliens  mit 
Ägypten  und  auf  origenistische  Einflüsse  zurückführen,  die  sich  gleichfalls  aus 
den  Inschriften  ergäben.  —  Die  christlichen  Sepulcralinschriften  des  C.  L 
Gr.  hatte  J.  Ritter  1877  beleuchtet;2)  jetzt  hat  er  auch  die  übrigen  christ- 
lichen Inschriften  in  griechischer  Sprache  behandelt  v  d  das  Charakteristische 
derselben  zusammengestellt,  ohne  dafs  sich  Resultate  von  besonderer  Bedeu- 
tung ergäben;  die  Inschriften  des  Altertums  treten  an  Zahl  begreiflicherweise 
gegen  die  des  Mittelalters  zurück.3)  Inschriften,  die  de  Bosredon4)  in  der 
christlichen  Basilica  von  Hcnchir-el-Begueur  (bei  dem  alten  Tebessa)  fand  und 
nicht  entziffern  konnte  oder  doch  nur  teilweise  richtig  las,  erklärt  meister- 
haft Rossi:  die  eine,  'Memoria  S(an)cti  Montani'  (statt  Vactimontani)  aus 
dem  V./VI.  Jh.,  bezieht  sich  wohl  auf  den  Märtyrer  M.  des  J.  253.  —  Eine 
zweite,  in  der  die  Buchstaben  in  sonderbarer  Weise  um  zwei  monogramma- 
tische Kreuze  gruppiert  sind,  scheint  einen  arianischen  Bischof  Adeudatus  dei 
Vandalenzeit  zu  nennen;  die  dritte  ist  ßovtTTQoqrrjdov  zu  lesen  und  ergiebl 
die  Formel  (Deo  laudes  dicamus',  die  den  in  Numidien  so  zahlreichen 
Donatisten  eigen  war.5)  —  In  den  Inschriften  spielt  das  Bild  des  Fisches  eine 
grofse  Rolle,  dessen  Verwendung  zur  symbolischen  Bezeichnung  Christi  nicht 
genügend  aufgeklärt  ist.  Nach  Delaunay6)  kann  dieselbe  nur  auf  judische 
Anschauungen  zurückgehen:  da  wir  nun  keine  Nachrichten  über  die  Ent- 
wicklung des  jüdischen  Geistes  haben,  die  zu  Philos  Theodicee  führte,  Philo« 
System  aber  nichts  anderes  ist  als  die  chaldaeische  Mythologie  ohne  die 
Namen  der  Götter,  so  sei  es  möglich,  dafs  in  der  Zeit  vom  VI— IL  Jh.  a.  C, 
die  chaldaeische  Mythologie  Einflufs  auf  das  jüdische  Denken  gehabt  habe: 
dieselbe  aber  setze  an  den  Anfang  der  Welt  den  Ann,  den  Oannes  des 
Berosus,  der  bis  auf  den  Kopf  Fischgestalt  hatte.  Übrigens  hätten  sich 
auch  die  Heiden  des  Fisches  als  eines  Symbols  bemächtigt  und  dadurch  sei 
bei  den  Christen  der  Gebrauch  desselben  abgekommen.  —  Bekannt  ist  das  sog. 
Ichthys-Monument  von  Autun,  d.  h.  eine  Inschrift  in  3  Distichen  und  5  Hexa- 
metern, die  akrostichisc.h  das  Wort  Ichthys  ergeben.  0.  Pohl7)  hat  den  in 
der  Interpretation  schwierigen  Text  und  die  bisherigen  Erklärungen  einer 
Revision  unterzogen;  er  hält  v.  1 — 6  für  älter  als  v.  7 — 11:  die  verstorbene 
Mutter  sei  die  zuerst  redende,  im  Anschlufs  daran  spreche  der  Sohn.  — 
Hinsichtlich  der  Deutung  der  bildlichen  und  Skulptur-Darstellungen  auf 
den  erhaltenen  Monumenten  hat  V.  Schnitze8)  an  der  Richtigkeit  der  von 
den  meisten  katholischen  Forschern  befolgten  Principien  Zweifel  erhoben:  es 
sei   durchaus  falsch,    wenn  Martigny    z.  B.  sage,    die  ganze  Religion,    ihre 


1)  Greek  Christ  inserpt.,  Contemp.  Rev.,  Juni.  S.  977 — 89.  —  2)  Progr.  d.  Joachimstal. 
Gymn.  —  3)  De  titulis  Graec  Christ,  eomment.  IL.  Symbolae  Joachimiß.  I,  255—80.  — 
4)  Promenade  arch.  dans  les  envir.  de  Teb.,  Notices  et  mem.  de  la  soc.  archeol.  de  Constant.  XIX 
(1879)  8.  1—41.  —  5)  Monum.  architett.  e  scritti  d  Numidia,  Bull.  S.  73—76.  —  6)  Note 
nur  l'orig.  et  la  signific.  de  l'embleme  du  poisson,  Compte  rend.  d.  l'acad.  des  Inscr.  et  B.  L. 
VIII,  45—57.  —  7)  D.  Ichth.-Mon.  y.  Aut.  Berlin,  Kamiah.  23  S.  —  8)  Prolegg.  üb. 
d.  Symbolik  d.  altchristl.  Bilderkreises,  Archäol.  Studien  (o.  S.  153),  S.  1 — 21.  Hingewiesen 
sei  hier  auf  Sch.s  Verzeichnis  d.  altchristl.  Bilderkr.  des  Mus.  Kircheriano  in  Rom',  ibid. 
S.  256—84. 


Kirchengeschichte.  1,155 

Dogmen,  ihre  Ethik,  ihre  Hoffnungen  and  Verheifsungen  seien  darin  in  hiero- 
glyphischer Sprache,  in  einem  umfassenden,  scharfsinnig  organisierten  symboli- 
schen System  bildlich  niedergelegt.  Vielmehr  zeige  sich  die  christliche  Kunst 
von  der  griechisch-römischen  entschieden  beeinflufst,  insbesondere  sei  die 
letztere  nachgeahmt,  um  bestimmte  Vorstellungen  von  Tod  und  Auferstehen 
oder  bestimmte  Beziehungen  auf  den  Toten  bildlich  auszudrücken.  Freilich 
gebe  es  eine  Anzahl  Darstellungen,  die  nicht  diesen  sepulcral-symbolischen 
Charakter  trügen  und  als  historische  Stücke  zu  betrachten  seien:  aber  die 
Kunst  habe  sich  in  der  Darstellung  des  Gedankens  der  Auferstehung  er- 
schöpft und  den  Kreis  der  üblichen  bildlichen  Scenen  seit  der  Zeit  Konstan- 
tins vermehren  wollen,  wobei  sie  den  eigentlichen  Zweck  derselben  nicht  im 
Auge  behielt  —  Seine  Grundanschauungen  führt  Seh.  näher  aus  in  der 
Erklärung  der  Fresken  der  Sakramentskapelle  in  S.  Callisto',  *)  in  denen 
Rossi,  Kraus  u.  a.  ein  ganzes  theologisches  System  gefunden  hatten,  während 
sie  einerseits  den  Verstorbenen  nach  antiker  Weise  in  Scenen  des  realen 
Lebens  zeigen,  teils  in  frischem  fröhlichem  Wirken,  teils  mit  den  Seinigen 
das  Abendmahl  begehend,  andererseits  das  Erwachen  und  Erstehen  aus  dem 
Todesschlafe  darstellen.  Ein  bisher  nicht  beachteter  'Sarkophag  mit  Juno 
Pronuba  in  Villa  Ludovisi'  *)  aus  der  2.  Hälfte  des  IV.  Jh.  zeigt,  dafs  durch 
den  Obertritt  vieler  Neophyten,  denen  die  Religion  innerlich  fremd  war, 
heidnische  Elemente  in  die  Skulptur  eindrangen.  Besonders  tritt  dies  bei 
Hochzeits-  und  Ehedenkmälern  hervor:  gerade  in  den  Hochzeitsgebräuchen 
bat  sich  lange  allen  Bestrebungen  der  Kirche  zum  trotz  viel  Heidnisches 
erhalten.  —  In  den  Darstellungen  eines  andern  Sarkophags  aus  S.  Paolo 
faori  le  mura  (Anfang  des  V.  Jh.) , s)  in  dessen  Darstellungen  Rossi  u.  a. 
eine  Sublime  epopea  del  domma  cristiano'  sahen,  findet  Seh.  nur  eine  Reihe 
beliebter  Scenen  ohne  einheitliche  Idee  mechanisch  zusammengestellt,  wie  es 
dem  Charakter  der  sinkenden  Kunst  und  der  handwerksmäfsigen  Sarkophag- 
Bildnerei  entspricht.  —  Auch  in  der  Auffassung  der  Maria*)  zeigt  die  alt- 
christliche Kunst  sich  von  der  antiken  beeinflufst,  und  die  älteste  Darstellung 
im  Coeraet.  der  Priscilla  führt  uns  das  Glück  der  heiligen  Familie  ganz 
menschlich  aufgefafst  vor  Augen.  Der  Typus  ändert  sich  mit  dem  Ende  des 
M.  Jh.:  die  Hoheit  des  Sohnes  erhöht  jetzt  auch  die  Mutter,  die  mit  feier- 
lichem Geremoniell  umgeben  erscheint.  Der  eigentliche  Marienkult  beginnt 
erst  mit  den  Goldgläsern  des  IV.  und  V.  Jh.,  die  zuerst  Maria  ohne  Jesus 
zeigen.  Übrigens  weist  Seh.  zahlreiche  Deutungen  der  Orans  auf  Maria 
zurück,  wie  er  auch  sonst  manche  Marienbilder  ausscheidet  und  von  Rossi  in 
der  chronologischen  Anordnung  der  Bilder  abweicht.  Mit  Schnitzes  An- 
sichten über  den  Einflufe  der  griechischen  Kunst  berührt  sich  die  nicht  nur 
archäologische,  sondern  auch  religionsphilosophische  Geschichte  des  Christus- 
ideals von  H.  Dietrichsen5)  (Univ.-Prof.  in  Christiania),  einem  Schüler  F. 
Pipers,  des  'Nestors  der  christlichen  Kunstarchäologie* ,  zu  dem  er  freilich 
in  vielen   Punkten    in  Gegensatz  tritt.     Er  geht  von   der  Hegelschcn   An- 


1)  Ibid.  S.  22-  98.  —  2)  Ibid.  S.  99-120.  —  3)  Ibid.  S.  145—176.  —  4)  D. 
Marienbilder  d.  altchristl.  Kunst,  ibid.  S.  177 — 219.  (Mit  einem  Verzeichnis  d.  erhaltenen 
fentolhmgen :  9  Fresken,  27  Reliefs,  2  Graffitti,  6  Fondi  d'oro.)  —  5)  Christusbilledet,  Studier 
wer  den  typiske  Christusfremstülings  Oprindelse,  Udvikling  og  Oplösning.  Kopenh.  Gylden- 
to.  XIV,  446  S.  —  Nor  erwähnen  kann  ich:  A.  Hauck,  d.  Entstehg.  d.  Christustyp.  i.  d 
Ödland.  Kunst  (Frommel  u.  Pfaffs  Vorträge,  Heidelb.,  Winter,  in,  Hft  2.  26  S.),  sowie 
^.  Frommel,  Christen!  u.  bildende  Kunst,  ibid.,  37  S. 


1,156  vni.    E.  Meyer: 

schauung  aus,  dafs  die  heidnischen  Religionen  nicht  als  Gegensatz  zum  Christe 
tum  aufzufassen  seien,  sondern  als  notwendige  Vorstufe  in  der  Entwickeln] 
des  religiösen  Bewufstseins  der  Menschheit,  und  hält  an  dem  Satze  Lessin 
fest,  nur  eine  mifsverstandene  Religion  könne  von  dem  Schönen  entferne: 
ein  Beweis  für  das  richtige  Verständnis  der  Religion  sei  es,  wenn  sie  zu 
Schönen  zurückführe.  So  findet  er,  dafs  in  der  dem  Christentum  so  fremd« 
griech.  Religion  doch  Elemente  lagen,  aus  denen  das  Christusbild  als  Ausdru« 
menschlicher  Liebe  und  göttlicher  Majestät  hervorgehen  konnte,  und  zw; 
habe  der  balbbeidnische  Gnosticismus  bei  Entstehung  desselben  die  gröfsl 
wenn  auch  verdeckte  Rolle  gespielt  Es  sind  drei  Typen  von  Christusbilde] 
entstanden:  der  hauptsächlich  auf  Sarkophagen  dargestellte  junge  bartlo 
Christus  (Sarkophagtypus)  geht  auf  Apollo-Helios-Orpheus  zurück-,  der  kali 
tinische  Salvator-Mundi-  und  byzantinische  Pantokratortypus,  in  dem  man  d 
wahre  Bild  Christi  zu  haben  glaubte,  (weshalb  sich  auch  das  von  Pins  I 
autorisierte  höchst  geschmacklose  Normal-Portrait  Christi  an  ihn  anschliefs 
zerfallend  iu  den  römisch-kalixtinischen  Katakombentypus,  den  byzantinisch 
Mosaiktypus  und  den  romanisch-gotischen  Salvatortypus,  auf  Zeus-Serap 
Asklepios;  der  anastasisch-syrische  Kruzifixtypus,  der  ältesten  Kirche  unl 
kannt  und  erst  seit  ca.  400  in  einzelnen  Spuren  nachweisbar,  auf  Dionj 
Zagrcus:  er  ist  allgemein  erst  seit  etwa  1000  geworden,  in  der  dunkeln  Z< 
des  Mittelalters,  die  selbst  krank  und  leidend  war  (romanischer  Kruzifixtypi 
—  1250),  und  wurde  umgebildet  nach  der  Vision  des  Fr.  v.  Assisi  von  d« 
gekreuzigten  Seraph  (gotischer  Kruzifixtypus  1250 — 1500).  —  Die  Darstellu 
des  gekreuzigten  Christus  hat  nach  E.  Engelhardt1)  der  noch  klassisc 
Schönheitssinn  des  christlichen  Altertums  nicht  gestattet;  erst  die  stärker 
Nerven  der  germanischen  Völker  scheinen  im  Anschauen  des  Schrecklichen  d 
Kreuzigung  Befriedigung  gefunden  zu  haben,  weshalb  die  ersten  Kruzifixe  dem  A 
fange  des  V.  Jh.  angehören.  Die  älteste  Darstellung  dürfte  von  Dobbe 
auf  einer  Elfenbeinplatte  des  Brit.  Mus.  nachgewiesen  sein.  Die  Darstellu 
auf  der  Thür  der  Kirche  S.  Sabina  in  Rom  (1.  Hälfte  des  V.  Jh.)  ist  wc 
keine  Kreuzigung.  Im  vollen  Gegensatz  zu  Schnitze  steht  V.  Davin,*)  der  s< 
1877  die  Darstellungen  der  sog.  Capeila  Graeca  des  Coem.  der  Priscilla  behande 
Die  letzten  abschliefsenden  Artikel  der  langen  Serie  besprechen  die  Darstellu 
gen  der  Susanna  überhaupt,  welche  die  triumphierende  Kirche  symbolisie 
und  darum  auf  Gräbern  das  natürliche  Bild  für  die  Gläubigen  gewesen  s 
die  im  Frieden  Christi  starben  und  zu  dessen  Herrlichkeit  bestimmt  wäre 
Gerade  auch  die  Susannadarstellung  der  Kapelle  habe,  wie  ihre  anderen,  vi« 
fach  weiter  gewirkt.  —  In  gleichem  Gegensatz  zu  Schnitze  befindet  si 
Grimouard  de  St.  Laurent,8)  der  in  den  Darstellungen  der  heilig 
Nacht  jeden  'groben  Naturalismus'  ausgeschlossen  sehen  will:  sie  seien  n 
von  dem  Gedanken  der  Göttlichkeit  des  neugeborenen  Kindes  getragen. 
Durch  Darstellungen,  die  von  den  gebräuchlichen  typischen  abweichen  u: 
nicht  immer  erklärlich  sind,  ist  ein  von  der  Hand  eines  barbarischen  Kttm 
lers  gefertigter  Sarkophag  aus  später  Zeit  zu  Luc  in  B6arn  merkwürdig.4)  • 
Wie  die  Darstellungen  der  Märtyrerakten  von  der  bildenden  Kunst  verwend 


1)  Ztechr.  f.  kirchl.  Leben  etc.  1,  188 — 95.  —  2)  La  cap.  gr.  del  eim.  d.  Prise.,  R 
de  1'  Art  chrft.  24,  1,  127  ff;  286  ff.;  2,  59  ff.  —  3)  Sur  quelques  singularitfe  longten 
notees  dans  )a  representation  de  la  natirite"  d.  N.  S.,  Key.  de  l'Art.  chrtt.  24,  2,  107 — ! 
—  4)  Edm.  Le  Blant,  un  »arcoph.  chröt.  de  Luc  de  B.,  Rev.  arch£ol.  40,  129 — 134. 


Kirchengeschichte.  1,157 

werden,  zeigt  Rossi1)  an  einer  Darstellung,  die  im  Coemeterium  Ostrianum 
von  Crostarosa  gefunden  ist  und  auf  die  in  den  Akten  des  Renas  (f  259) 
erzählte  Traum vision  zurückgeht-,  ähnliche  Fälle  sind  schon  früher  konstatiert 

Von  einem  oherhalb  des  Altars  befindlichen  Wandschränkchen  in  der 
Engelkapelle  bei  Pissignano  zwischen  Spoleto  und  Trevi  am  Clitumnus,  die 
wohl  heidnischen  Ursprungs  ist,  aber  im  IV./V.  Jh.  in  ein  christliches  Heilig- 
tum umgewandelt  sein  wird,  will  Rahault  de  Fleury*)  zeigen,  dafs  es  als 
Tabernakel  diente,  wenn  auch  sonst  aus  dem  christlichen  Altertum  Denk- 
mäler dieser  Art  nicht  erhalten  seien  und  der  Gebrauch  der  Tabernakel  erst 
aus  dem  Xu.  Jh.  stammen  soll.  Dafs  die  Eucharistie  bis  zum  VI.  Jh.  ober- 
halb des  Altars  aufbewahrt  wurde,  geht  aus  sicheren  Zeugnissen  hervor.    — 

Eine  eigentümliche  von  Säulen  getragene  offene  Absis  ist  in  Neapel 
von  der  um  400  von  Bisch.  Severus  (366  —  412)  erbauten  Basilica  freigelegt, 
hinter  der  Absis  mufs  sich  also  noch  ein  Kirchenraum  befunden  haben. 
Dieser  wird  bei  der  Martinskirche  von  Tours  (atrium,  quod  absidis  corpus 
ambit'  genannt.  Es  finden  sich  mehrfache  Beispiele,  die  eine  solche  Kon- 
struktion in  Italien,  Gallien  und  Afrika  während  des  V.  und  VL  Jh.  ver- 
'  breitet  zeigen ;  insbesondere  war  in  Rom  die  alte  Absis  in  S.  Maria  Maggiore 
vor  ihrem  Umbau  durch  Nicolaus  IV.  so  angelegt.  —  Auch  finden  sich  in 
der  severianischen  Basilica  zwischen  den  Säulenkapitälen  und  den  Bogen  noch 
simsartige  Kissen,  die  fälschlich  als  erst  seit  dem  Ende  des  V.  Jh.  in  Ge- 
brauch angesehen  wurden;  sie  kommen  in  Rom  schon  in  der  Basilica  S.  Ste- 
fano rotondo  um  450  vor.  Die  Absis  zeigt  ferner  das  hybride  griechisch- 
lateinische Chrisma  mit  einem  R  statt  des  P:  den  Ursprung  desselben 
nahm  man  bisher  in  Gallien  (z.  B.  Trier)  an,  allein  es  findet  sich  schon  zu 
Anfang  des  V.  Jh.  in  Syrien  und  ist  wohl  entstanden  infolge  der  doppelten 
Sprache  am  byzantinischen  Hofe,  von  wo  es  nach  Trier  durch  die  Architekten 
gekommen  sein  kann,  welche  dort  die  Paläste  bauten;  auch  Severus  hatte 
vielleicht  einen  byzantinischen  Baumeister  gehabt.8) 

Über  die  Brunnen,  die  sich  vielfach  in  Kirchen  finden  und  das  zu  Taufe, 
Liturgie  u.  s.  w.  nötige  geweihte  Wasser  lieferten,  haben  J.  Malle t4)  und 
Corblet5)  interessante  Notizen  zusammengestellt-,  nach  ersterem  wären  sie 
anch  deshalb  erhalten  worden,  weil  die  Kirchen  oft  als  Zufluchtsort  im  Kriege 
dienten;  oft  galten  sie  auch  wegen  der  in  sie  gestürzten  Märtyrer  für  geheiligt. 
Sie  waren  meist  mit  Geländern  umgeben  (margelies),  über  denen  seit  dem 
XIV./XV.  Jh.  Ädicula  errichtet  wurden.  —  Eine  in  Ägypten  gefundene  Thon- 
lampe  steht  durch  ihre  an  den  ältesten  liturgischen  Hymnus  'Gloria  in  ex- 
«Iris'  erinnernde  Inschrift  QEE  TIATHP  (narc )  OKPATSIP  bisher 
einzig  da.6) 

Die  Vorausberechnung  des  Osterfestes  machte  der  alten  und  der  mittel- 
alterlichen Kirche  bekanntlich  die  gröfsten  Schwierigkeiten.  Um  das  dazu 
notwendige  sog.  Mondalter  für  jeden  Tag  zu  finden,  diente  lange  der  84jährige 
Ostercyklus,  in  dem  jedoch  das  Mondalter  6  mal  um  1  Tag  einschaltungs- 
weise  erhöht  werden  mufste  (sog.  Saltus  lunae).  Man  glaubte  bisher,  dafs 
dies  zuerst  immer  nach  dem  12.  Jahr  geschehen  sei  und   schrieb  diese  Ein- 


1)  Um  YÜione  narrata  da  martiri  africani  del  sec.  111  ed  an  graffito  simbolico  trov.  nel 
«»»  Üstr.,  Bull  8.  66  ff.  —  2)  Un  tabern.  chrit  du  V.  8..  Bev.  de  l'Art.  chrtt.  24,  2,  176 
-184.  —  3)  Roasi,  l'abside  delJa  baaü.  Sever.  in  Nap.,  Bull.  S.  144—160.  —  4)  Note«  sur 
Spulte  d'egliae,  B*v.  de  l'Art  chrit  24,  1,  257—77.  —  5)  Ibid.  8.  277-80.  —  6) 
Boisi,  Lucerna  fittile  letterata,  Bull.  8.  73. 


1,158  !X.     F.   Abraham: 

richtung  dem  Prosper  Aquitanus  zu,  während  eine  zweite  Art,  nach  dem  14. 
Jahre  den  Saltus  folgen  zu  lassen,  als  eine  Verbesserung,  also  spätere  Än- 
derung der  ersten  Berechnung  angesehen  wurde.  Ein  karthagisches  Paschal- 
werk  erweist  das  umgekehrte  Verhältnis:  bereits  am  Ende  des  HI.  Jb.  bestand 
der  84jährige  Cyklus  mit  14 jährigem  Saltus,  der  im  IV.  Jh.  umgestaltet  ist 
und  um  450  nochmals  Veränderungen  erfuhr.1) 


IX. 
F.  Abraham. 

Allgemeines  über  das  Altertum. 

Nachträge. 

Die  Weltgeschichte,  welche  der  erste  lebende  Historiker  in  diesem  Jahre 
begonnen  hat,*)  ist  ohne  Frage  auch  das  wichtigste  Ereignis  auf  dem  Gebiete 
der  Geschichtswissenschaft.  Nichts  beweist  dies  deutlicher,  als  ein  Vergleich 
derselben  mit  der  Onckenschen  allgemeinen  Geschichte  in  Einzeldarstellungen. 
Biese  steht  durchaus  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft,  die  einzelnen  Mit- 
arbeiter beherrschen  ihr  Gebiet  vollkommen  und  gehören  zum  teil  zu  den 
geachtelten  Förderern  desselben;  Ranke  dagegen  wird  der  erste  beste  junge 
Doctor,  der  über  Assyrisches  und  Ägyptisches,  griechische  oder  römische 
Geschichte  promoviert  ist,  unvollständige  Kenntnis  der  Spezialforschung  nach- 
weisen können:  und  doch,  wie  weit  überragt  sein  Werk  jenes  andre!  Denn 
überall  tritt  in  ihm  der  Fortschritt  in  der  Geschichte  hervor,  die  immer 
höhere  Herausbildung  der  ethischen  Gestalten  von  Religion,  Staat,  künst- 
lerischer Bethätigung,  und  —  grade  durch  das  Gegeneinanderstellen  um  so 
plastischer  —  die  individuelle  Eigentümlichkeit  der  einzelnen  Völker  und  die 
tiefgehende  Wirkung  der  grofsen  historischen  Persönlichkeiten. 


Auf  dem  Gebiete  der  alten  Geographie  ist  die  Publikation  E.  H. 
Bunbury's3)  hervorzuheben,  welche  den  Engländern  das,  was  vor  längerer 
Zeit  Mannert,  Uckert  und  Forbiger  den  Deutschen  geleistet  haben,  in  einer 
möglichst  lesbaren  Form  unter  Benutzung  der  neueren  englischen,  fran- 
zösischen und*  deutschen  Arbeiten  darbieten  will.  Dieses  Ziel  ist  im  grofsen 
und  ganzen  erreicht  worden,   wenn  auch   gegen   die  Geschichte  der  geogra- 


1)  Br.  K rasch,  Stadien  z.  christl.  mittelalterl.  Chronologie.  Leipz.,  Veit.  V1U,  349  S. 
(S.  195  ff.  enthalten  die  Quellen  in  besserem  Text.)  —  2)  Loop.  v.  Ranke,  Weltgeschichte. 
Leipz.,  Dnncker  u.  Hnmblot  I.:  d.  älteste  hist  Völkergruppe  u.  d.  Griechen  VI  11,  375, 
300  S.  —  Eine  nicht  ungeschickte  Zusammenstellung  des  Interessantesten  aus  der  Gesch.  d. 
Civilisation  ist  A.  Lefevre,  l'Honime  k  trav.  1.  ages.  Paris,  Reinwaid.  —  3)  Hist.  of  Anc. 
Geograph)  et     London,  Murray.     2  voll  XXV11I,  666  u.  XVIII,  743  8. 


Allgemeines  Über  du  Altertum.  1,159 

phischen  Entdeckungen  die  Entwicklung  der  mathematischen  und  physischen 
Geographie  zu   sehr  zurücktritt.     Die  Meinung  des  Vf.  von  den  alten  Geo- 
graphen ist  keine  sehr  hohe;   selbst  Strabo  wirft  er  vor,    dafs  seine  Kennt- 
nis Spaniens  eine  geringere  gewesen  sei,  als  die  seiner  Zeit  im  allgemeinen, 
und  dafs   er  Juba  nicht  benutzt  habe,  wie  seine  Angaben  dann  wieder  von 
Plinius  und  Ptolemaeus  vernachlässigt  wurden.     Eingehend  beschäftigt  d.  Vf. 
sich  mit   dem  Rückweg  der  10  000  und  sucht  ihn  geographisch  festzulegen. 
Von  Hannos  Entdeckungsfahrt  nimmt  er  mit  K.  Müller  an,  dafs  sie  bis  zum 
Sherborough-Sund  hinter  Sierra   Leone  gegangen  sei,  bei  Hannibals  Alpen- 
übergang  entscheidet    er    sich    für    den    Mont  C6nis.    —   Eine    sehr    wert- 
volle   Bereicherung    der    Wissenschaft     bildet    die    eingehende    und    sorg- 
same Behandlung  des   Eratosthenes  durch  H.  Berg  er.1)   —   Die  aus  dem 
Altertum  zu  uns  gekommenen  Weltkarten  prüft  F.  Philippi*),  um  daraus 
die  Karte  des  Agrippa,  die  er  sehr  hoch  stellt,  zu  rekonstruieren.    Von  den 
Randkarten  haben  nur  die  jüngeren  von  Hereford  und  Kloster  Ebsdorf  Wert, 
von  den  rechteckigen  die  Prisciankarte,  welche  Spuren  eines  auf  Eratosthenes 
zurückgehenden    Gradnetzes    trägt.      Ergänzungen    geben  aufser  der  Tabula 
Peutingcriana,   deren   Angaben   aber  stets  genau  zu  prüfen  sind,  die  geogra- 
phischen  Abschnitte    des   Isidor  von  Sevilla   und   des  Orosius.     Der  letztere 
hat  eine  rechteckige  Karte  benutzt,    als  deren  Urbild  man  die  des  Agrippa 
ansehen  kann.  —    Geographische  Einzelheiten  behandeln  J.  Ol 8 hausen,8) 
der  bei  Polybius  und   Ptolemaeus    den  Namen  eines  Volkes  am  kaspischen 
Meer  in  Delymaeer  verbessert,    und  Fr.  Schiern,4)    der  auf  ein  noch  zu 
lösendes  Rätsel  hinweist:    „Indier,"  welche  nach  Plin.  h.  n.  IT,  67  u.  Pomp. 
Mel.  m,    5    im   Jahre   62   v.  Chr.    ein  deutscher  Fürst  dem  Proconsul  von 
Gallia  cisalpina  Q.  Metellus  Celer  übergeben  hat. 


Die  Urgeschichte  der  weifsen  Rasse  im  allgemeinen  behandelt  N. 
Marselli.5)  Er  ist  geneigt  als  Ursitz  der  Indogermanen ,  vielleicht  der 
ganzen  Rasse,  das  Pamer-Plateau  anzunehmen,  von  wo  sie  um  3000  v.  Chr. 
ausgezogen  seien.  Die  Hamiten  hält  er  für  eine  Mischung  von  Negern  und 
Weifeen.  Ein  Vortrag  von  E.  Cartailhac6)  verfolgt  die  Spuren  des  Stein- 
alten von  Kleinasien  bis  nach  Japan  und  Sibirien.  M.  Kuli  sc  her  schildert 
einige  interessante  Stadien  in  der  Entwicklung  des  Handels.  Ursprünglich 
fand  ein  stummer  Austausch  der  Waren  zwischen  feindlich  Gesinnten  statt. 
Dann  trat  Waffenstillstand  für  gewisse  Zeit,  darauf  Niederlassung  der  Kauf- 
leute unter  dem  fremden  Volke  ein.  An  das  Letztere  erinnert  das  noch  jetzt 
in  Indien,  wie  überall  während  des  Mittelalters  geltende  Gesetz,  dafs  Kauf- 
leute nicht  mit  ihrem  eigenen  Volke  handeln  dürfen. 


Durch   neue  Funde   erscheint  das  in   den  ägyptischen  Inschriften  unter 


1)  Geogr.  Fragm.  d.  Eratosthenes.  Leipz.,  Teubner.  VIII,  398  8.  —  2)  Z.  Becon- 
•troetion  d.  Weltk.  d.  Agrippa.  Marburg,  Elwert.  Lex.  8ft.  25  S.  —  3)  D.  Elymaeer  a. 
Ka*p.  Meere.  Herrn.  XV,  321—30.  —  4)  Om  en  ethnologisk  Gaade  fra  Oldtiden.  Kopen- 
hagen 1879,  Thiele.  42  S.  —  :>)  I  Mediterrane!  Nuot.  Ant.  XXI,  690—726;  XXII,  66 
—74.  —  6)  Äge  de  pierre  en  Asie.  Congr.  pr.  d.  Orient*] iste«  1878.  Lyon  1880.  Pitrat 
«»*  I,  317—30.  —  7)  Handel  a.  d.  primitiv.  Culturstufen.  Ztschr.  f.  Völkerpsych.  u.  Spr. 
X,  378-89. 


1^160  IX.    F-  Abraham: 

dem  Namen  der  Eeta  oder  Rutennu,  in  den  assyrischen  unter  dem  der 
Khattai  oft  genannte  Volk  der  Chetiter  in  einer  ganz  ungeahnten  Bedeutung 
für  die  Geschichte  und  Kultur  Vorderasiens.  Wenn  wir  schon  vorher  aus 
dem  tapferen  und  erfolgreichen  Widerstände,  den  es  den  Eroberungszügen 
Setis  I.  und  Rhamses'  IL  leistete,  seine  Kriegstüchtigkeit  kannten,  so  erfahren 
wir  jetzt,  dafs  es  auch  eine  eigene  Civilisation  und  Schrift  hatte,  und  wahr- 
scheinlich der  eigentliche  Verbreiter  der  von  ihm  umgemodelten  assyrisch- 
babylonischen  Kultur  durch  Kleinasien  war.  Nach  W.  St  C.  Boscawen1)  war 
vom  17.  Jh.  v.  Chr.  bis  zur  Erhebung  des  ersten  assyrischen  Reiches  die 
Stadt  Kadesch  seine  Hauptstadt,  später  trat  Karchemisch  an  dessen  Stelle, 
zuletzt  Hamath.  Nach  A.  H.  Sayce*)  hat  es  etwa  im  14.  und  13.  Jh.  seine 
Herrschaft  über  ganz  Kleinasien  ausgedehnt.  Er  findet  auf  dem  „Sesostris- 
bildu  von  Nymphi,  bei  den  Skulpturen  von  Boghazkioi,  und  sonst  seine 
Schriftzeichen.  Für  eine  Umgestaltung  derselben  hält  er  die  cyprische  Silben- 
schrift und  die  Zeichen  auf  troischen  Vasen  und  Terracotten.3)  Diese  An- 
nahmen Sayce  's,  der  offenbar  zu  weit  geht  und  überall,  wo  sich  „Schnabel- 
schuhe"  finden  lassen,  Chetiter  wittert,4)  sind  von  D.  J.  Heath6)  zum  teil 
bestritten  worden. 


Zur  Geschichte  der  Phönizier  und  Karthager  liegen  eine  Anzahl 
inschriftlicher  und  archäologischer  Arbeiten  vor  von  Jos.  Halevy,  6) 
A.  Cohen,7)  Nicolas8)  und  Phil.  Berger,9)  namentlich  aber  von  Ch. 
Clermont-Ganneau,10)  der  unter  andern  auf  aus  Cypern  stammenden 
Bronzefragmenten  eine  Weihinschrift  entziffert,11)  gewidmet  dem  Baal  vom 
Libanon  durch  einen  Einwohner  von  Karthago  („Qarthadachab") ,  Diener 
„Hirams,  Königs  der  Sidonier".  —  Das  grofse  Werk  über  Palästina  von 
V.  Guärin1*)  enthält  im  zweiten  Bande  auch  eine  vollständige  Übersicht 
über  die  Geschichte  von  Tyrus  und  Sidon. 


Von  dem  grofsen  ,  JMctionnaire  des  antiquitäs  grecques  et  romaines"  1S) 
ist  die  7.  Lieferung  erschienen,  welche  bis  zum  Artikel  Chorus  reicht.  Hervor- 
zuheben sind  die  Artikel  von  G.  Humbert  über  Censor,  Census  u.  s.  w. 
Der  dritte  Band  von  Freemans  Historical  Essays14)  enthält  Aufsätze  über 
Hellenen,  Rom,  Latiner,  Goten,  lllyrier  u.  a.    Eine  von  E.  Abbot 16)  heraus- 


1)  Hittite  Notes.  Athenaeum  II,  210  f.  —  2)  Origin  of  Early  Art  in  Ana  Minor.  Acad. 
XVI,  124.  —  Letter  fr.  Smyrna.  Ebd.  288  ff.  —  Hittites  in  Asia  Minor.  Ebd.  321.  — 
3)  Weiter  ausgeführt  von  Sayce  in  e.  Beilage  zu  Schliemanns  Ilios  (S.  766 — 81:  D.  In- 
schriften v.  HissarUk.  Zu  Inschr.  S.  781  vgl.  Kirchhoff,  Monatsb.  d.  B.  Ak.  1879,  S.  493 
—97.)  —  4)  Ath.  II,  384.  —  5)  Bilingual  Cilician  Inscr.  Ebd.  165  u.  190.  -  6)  Note 
supplem.  s.  1 'inscr.  de  Byblos.  Journ.  As.  XIII,  173 — 214.  -  7)  Inscr.  pun.  et  neopun.  de 
Constantine.  Rec.  de  Not  et  Mem.  d.  1.  soc.  arch.  de  Const  XIX,  252-  83.  —  8)  Comm. 
analyt  de  2  inscr.  carthag.  Bull.  d.  l'Ac.  d'Hyppone  1879,  No.  14.  —  9)  L'ange  d'Astarte. 
Paris  1879.     55  S.  —  Ders.,  La  trinite  carthagin.  Gaz.  archeol.  1879.    S.  133—40;  222—29. 

—  10)  S.  u.  inscr.  phenic.  d.  1.  bibl  nat.  Soci6t6  as.  Sitzung  v.  11.  Juli  1879.  J.  A.  XIV, 
263.  —  Ders.,  S.  1.  steles  de  Marseille  et  s.  l'orig.  du  nom  de  Monaco.     Rev.  Crit  VIII,  422. 

—  11)  King  Hiram  and  Baal  of  Lebanon  Athen.  I,  502  ff.  —  12)  Vgl.  unt.  I,  120*  u. 
II,  2428.  —  Über  „grofsartige  unterseeische  Dämme,"  die  CJuerin  tot  20  Jahren  bei  Tyrus 
gefunden  hat,  Tgl.  Annales  d.  philos.  ehret.  Juni.  —  13)  red.  p.  Ch.  Daremberg  et  K. 
Saglio.  Paris,  Hachette.  6.  Lief.  ebda.  1879.  —  14)  London,  Macmillan.  380  S.  — 
15)  Hellenica,  v        th.  1,  272  f. 


Allgemeine«  über  da«  Altertum.  I  161 

gegebene  Sammlung  mehr  oder  weniger  popularisierender  Arbeiten  von  ver- 
schiedenen Verfassern  hat  mehr  philologische  als  historische  Bedeutung. 
Doch  beschäftigt  sich  der  Aufsatz  von  F.  Myers  *)  mit  dem  Empor- 
kommen des  Mystlcismus  in  Griechenland  zur  Kaiserzeit  und  Dnkyns 
giebt  eine  ausführliche  Biographie  Xenophons  nach  historischen  Gesichts- 
punkten. 

üaillemer*)  glaubt  Spuren  einer  Art  von  Schienenwegen  der  Alten 
entdeckt  zu  haben,  indem  dieselben  auf  hartem  Felsboden  den  Weg  nur  aus 
dem  rohen  herausarbeiteten  und  nur  zwei  schmale  Streifen  für  die  Wagen- 
räder vollständig  glätteten.  C.  Triantafillis9)  läfst  den  ersten  Handel  und 
die  erste  Kultur  Griechenlands  in  Boeotien  entstehen,  wie  es  scheint,  uhne 
Kenntnis  von  K.  Otfr.  Müllers  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete;  N.  Camarda4) 
will  aus  Pindar  beweisen,  dafs  Hiero  I.  von  Syrakus  ein  -viel  besserer  Herr- 
scher war,  als  man  bis  jetzt  annahm.  Als  Einleitung  einer  Geschichte  der 
aleiaudrinischen  Poesie  schildert  A.  Couat5)  die  Entstehung  des  Museums 
unter  Ptolemäus  Soter  und  Philadelphos. 


R.  Bonghi6)  benutzt  die  Episode  der  Überrumpelung  des  Kapitols 
durch  den  Sabiner  Appius  Herdonius  um  460  v.  Chr.,  um  daran  zu  zeigen, 
d&£s  die  moderne  deutsche  Kritik  der  römischen  Überlieferung  eine  Hyper- 
kritik  sei,  die  auf  der  einen  Seite  verwerfe,  was  glaubwürdig  bleibe,  auf  der 
andern  feststellen  wolle,  was  man  nicht  mehr  feststellen  können :  ein  wohl  ge- 
meinter und  zum  teil  berechtigter  Angriff,  der  aber  mit  weit  schärferen 
Waffen  hätte  geführt  werden  müssen,  um  Erfolg  zu  haben,  und  der  vor  allem 
nicht  in  oberflächlicher  Anwendung  derselben  kritischen  Mittel  auslaufen 
durfte,  die  er  vorher  könne  tadelte.  —  Aus  Hör.  ep.  I,  1  und  2  gewinnt 
Mommsen7)  einige  nicht  unwichtige  Details  für  die  Verehrung  des  Genius 
Augnsti  und  für  die  Organisation  der  gallischen  Provinzen.  —  Gegen 
Mommsens  Annahme  im  Mon.  Ancyr.  entwickelt  R.  Hilgenfeld, 8)  dafs, 
wenn  die  Inschrift  Orelli-Henzen  5366  sich  auf  P.  Quirinius  bezieht,  dieser 
nicht  zweimal  Legat  von  Syrien,  sondern  das  erste  Mal  Legat  von  Cilicien 
war,  welches  unter  Augustus  eine  besondere  Provinz  bildete.  —  Eine  Arbeit 
von  0.  v.  Breitschwert  über  Aquileja9)  hat  in  ihren  das  Altertum  be- 
rührenden Seiten  keinen  wissenschaftlichen  Wert 

Auf  einige  sehr  wichtige  Publikationen  für  das  römische  Recht  kann 
hier  nur  im  allgemeinen  hingewiesen  werden,10)  ebenso  auf  numismatische 
Arbeiten,    die    von    den  Wiener   und  Berliner    numismatischen    Zeitschriften 


1)  Greek  Oracles.  —  2)  Voies  u  rainures  eh.  1.  ancien«.  Congr.  archi'ol.  do  Frame  IG« 
•*»».  1&79.  Pari»,  Champion.  S.  277.  —  3)  Cenni  iiit  all'  orig.  del  eommercio  e  ai  s. 
npp.  c  1.  civüta  n.  ant  Grccia.  Venedig  1879.  Visentini.  —  4)  Gerone  1.  Palermo,  Virzi. 
—  5)  Musee  d'Alexandrie  s.  ].  prom.  Ptolemees.  Ann.  d.  1.  fac.  d.  lettre»  de  Bordeaux 
1879,  1  fa*c.  —  6)  Appio  Erdonio.  Critica  di  rritica.  Nnov.  Ant.  XIX,  399—442.  —  Die 
übrigen  Aufritze  zur  röm.  u.  griech.  Gesch.  in  derselben  Zeitschrift  find  populären  Inhalt«. 
'Bonghi,  Spartaco;  Socrate.  Brizio,  Pericle,  Fidia  c  il  Partenone.  G.  Moro,  arte  mari- 
tima.) —  7)  Littcraturbriefe  d.  Horaz.  Herrn.  XV,  103—115.  —  8)  P.  Sulpicius  P.  h\ 
Quirinius.  ZUchr.  f.  *iss.  Theol.  23,  98—114.  —  9)  Stuttgart,  Bonze  &  Co.  56  S.  — 
10)    Bruns,    Fontes    iuris    rom.    ant.     4.    Aufl.     Tübingen,    Laupp.    —  Bruns  u.  Sachau, 

Historisch«  Jahresberichte.    I.    1890.  11 


1.1 82  IX.     F.  Abraham. 

meist  sorgsam  registriert  werdeu.  Genannt  seien  die  Erläuterung  einer  Silber- 
münze  des  Lucterius,  eines  Legaten  des  Vercingetorix,  durch  A.  de  Barthe- 
lemy1)  und  Artikel  von  Dethier2)  und  Rossi.3) 


Svr.-röm.  Rechtflbu*  h  a.  d.  5.  Jh.  Leipz.,  Brockiiau*.  —  Inst  et  re^ularum  iur.  rom.  *yn- 
tagma  ed.  ann.  R.  Gnei*t.  2.  Autl.  Leipz.,  Teubner.  —  Bericht  von  P.  Krüger  über  neu 
aufgefundene  Fragmente  de»  Papinian.  Monateb.  d.  B.  Ak.  S.  363—69.  —  1)  Ac.  d.  J.  e: 
B.  L.  18.  Juni.  —  2)  Münze  de«  Sabinianus,  e.  vergessenen  röm.  Kais.  Blätter  f.  Münztr. 
(Schlufs  XV,  88.)  —  3)  Adorazione  del  Sole  desunta  d.  u.  mon.  di  Costantino.  Atti  d.  A«-. 
fisico-medico-st.  di  Milano. 


Mittelalter. 


I. 

G.  Bolze. 

Germanische    Urzeit 

bis  zum  Ende  der  Völkerwanderung. 

Universalhistorische  Reflexionen  gehören  in  unserer  Zeit  zu  den  Selten- 
sten; mit  Freude  würden  wir  daher  am  Anfang  unseres  diesjährigen  Be- 
richts eine  Erörterung  der  Frage  begrtifsen,  wo  die  Germanen  in  die  Welt- 
geschichte einzureihen  seien,1)  wenn  dieselbe  in  gedanklicher  Auffassung 
neues  böte  und  nicht  selbst  manche  Ungenauigkeiten  zeigte,  ja  sogar  ge- 
nügende Benutzung  der  hervorragendsten  neueren  Forschungen  vermissen 
Kefse. 

Neue  Untersuchungen  rufen  immer  wieder  Zweck  und  Absicht  der  Ger- 
mania des  Tacitus  hervor.  So  sucht  J.  Asbach*)  Dierauers  Ansicht  (Beitr. 
«•  e.  krit.  Gesch.  Trajans),  die  Germania  solle  die  Römer  über  die  Notwen- 
digkeit einer  dauernden  Konsolidierung  der  gegenseitigen  Beziehungen  zu  den 
Aenamschen  Grenzgebieten  aufklären  und  das  längere  Verweilen  des  Kaisers 
in  den  Grenzländern  mit  dem  Hinweis  auf  die  Gefährlichkeit  der  kriegerischen 
Nation  motivieren,  eingehend  zu  begründen.  Die  auch  von  Plin.  Ep.  2,  7 
(*gl.  Hermes  III,  39)  berührten  Verwicklungen  im  brukterischen  Gebiete, 
über  die  G.  c.  33  nur  unbestimmt  (narratur)  und  thatsächlich  nicht  richtig, 
*eü  vor  ihrer  Beendigung  berichtet  wird,  seien  für  Tacitus,  der  wohl  90/94 
&  belgischen  Provinzen  verwaltete  (Borghesi  Opp.  VÜI,  322),  und  Land 
D&d  Leute  aus  eigener  Anschauung  kannte,  die  Veranlassung  gewesen.  War 
*  selbst  designierter  oder  vielleicht  schon  fungierender  Konsul,  so  gewinnt 
dfe  Betonung  der  Gefährlichkeit  der  Germanen  noch  an  Bedeutung.  —  Die 
T°rteilhaft  bekannte  Übersetzung  der  Germania  von  Schlüter  (1798)  ist  von 
n*uem  mit  zeit-  und  sachgemäfsen  Änderungen  von  seinem  Enkel3)  heraus- 


..     1)   F.  Babuch,   d.   alt    Germ,   i.   d.  Uni vers.  -  Gesch.   u.  ihio  Eigenart     Wien,  llöldor. 

*»  90  S.  -  -  Erwähnt  sei  hier  v.  Sybel«:  Die  Deutschen  bei  ihrem  Eintritt  in  d.  Geschichte. 
'W,  1863.)    Kl.  hinter.  Schriften  1»,  27— 49.    —  2)  Die  Entsteh,  d.  Genn.  d.  T.    (Bonner) 

bh.  <L  Ver.  v.  Altertunisfreunden  im  Uheinl.  69,  1 — 6.  —  3)  J.  Schlüter,   Übers,  d.  allgem. 

**1*  d.  Germ.  d.  Tac.     Progr.  d.  Progynin.  z.  Andernach.     No.  358. 


Historische  Jahresbericht«.    1880.    II. 


I[,2  I-    G.  Bol«e: 

gegeben,  zunächst  die  Kap.  1—27.  —  Die  Bedeutung  des  von  Hold< 
seiner  Ausgabe  zu  Grunde  gelegten  Cod.  Hummeliauus  für  die  Kritik  d 
Germania  betont  E.  Bährens;1)  der  Humm.  sei  eine  direkte  Abschrift  a 
dem  Hersfelder  Archetyp.  Auch  eine  Anzahl  Konjekturen  bringt  B.  in  Vo 
schlag.  — 

Mit  den  deutschen  Aduatukern  kam  Cäsar  57  v.  Chr.  in  Berührui 
Ihr  'oppidum'  ist  ebenso  streitig  wie  das  Kastell  Aduatuca:2)  K.  v.  Veii 
sucht  ersteres  mit  v.  Göler  und  belgischen  Offizieren  im  Mont  Falhize  t 
Uuy  gegen  Napoleon  III.,  der  die  Citadelle  von  Namur,  v.  Cohausen  und 
Kampen,  die  oppidum  wie  castellum  bei  Embourg  (s.  v.  Lüttich)  und  Bon 
der  das  Plateau  von  Ferschweiler  bei  Echternach  annahm.3)  Die  Usipet 
und  Tenkterer  hat  Cäsar  nach  Veith  nicht  bei  Coblenz  (so  Cluver,  v.  Göle 
noch  an  der  Dommel  bei  Hertogenbusch  (so  Watterich)  noch  auf  der  Goch 
Heide  bei  Cleve  geschlagen,  sondern  zwischen  Ourte  und  Vesdre  bei  Lo 
vegnez.  Das  Lager  der  Germanen  hat  dann  bei  Tuddern-Gangelt,  sein  eigen 
auf  den  Höhen  von  Valkenburg  und  Aelbeck  bei  Hunnecum  (Hunnecam 
Hunnenlager)  gestanden.  Die  Ambivariten  sind  beim  heutigen  Weert 
suchen.  Auf  der  Höhe  von  Tüddern  sind  die  Spuren  einer  römischen  A 
Siedlung  gefunden,  Legionsziegel,  Münzen;  östlich  von  Tüddern  zahlreic 
Tumuli  mit  altgermanischen  Graburnen  und  Waffenresten,  ebenso  eine  grof 
Anzahl  von  Steinwaffen  und  Steinwerkzeugen  unzweifelhaft  von  germanisch« 
Völkern.  Die  geographischen  Notizen  über  den  Lauf  der  Maas  und  d 
Rheins  (Cäs.  B.  G.  IV,  10)  sind  nach  V.  unklar  und  wahrscheinlich  ei 
geschoben;  IV,  15  sei  mit  Bergk  nur  'ad  confluentem',  d.  h.  zu  einem  Zufli 
der  Maas,  dessen  Name  Cäsar  unbekannt  geblieben  und  nur  die  Roer  sc 
könne,  ohne  'et  Rheni'  zu  lesen.  —  Von  dem  Schlachtort  bei  Ttidder 
Gangelt  zog  Cäsar  wohl  in  die  Gegend  zwischen  Jülich  und  Düren  und  übe 
schritt  den  Rhein  bei  Wesseling  (im  IX.  Jh.  Waslicia),  wo  der  Rhein  eil 
starke  Biegung  macht.4)  Denn  seine  zweite  Römerbrücke  lag  30  Millien  vo 
späteren  Obergangspunkte  der  sugambrischen  Reiter  entfernt,  der  nach  al 
gemeiner  Annahme  nahe  der  Wuppermündung  stattfand;  die  zweite  Röme 
brücke  lag  also  nahe  oberhalb  der  Siegmündung  bei  Bonn;  fand  aber  d 
zweite  Obergang  paulum  supra  vom  ersten  Übergang  statt  (VI,  9),  so  stimi 
für  letzteren  der  12  km  nördlich  von  Bonn  gelegene  militärisch  geeigne 
Obergangspunkt,  Wesseling.  Cäsars  Brücke  lag  wohl  an  der  jetzt  noc 
militärisch  günstigsten  Übergangsstelle  zwischen  dem  heutigen  Jesuitenh 
unterhalb  Bonn  und  dem  gegenüber  liegenden  kleinen  Dorf  Gensem  am  Fu 
der  Schwarz-Rheindorfer  Kirchhofehöhe.  Der  Baceniswald,  an  dem  die  Sueb( 
ihre  feste  Stellung  hatten  (irrtümlich  früher  Thüringer  Wald  und  Harz),  i 
Mittelalter  silva  Pacensis,  umfafst  das  Quellgebiet  der  Sieg,  Lahn  und  Ede 
das  heutige  Rothhaargebirge  zwischen  Hilchenbach,  Schmallenberg,  Berlebui 
Laasphe,  —  eine  Kriegs-  und  Wasserscheide  zwischen  den  Sueben  und  Ch 
ruskern  (VI,  23). 

Üeber  die  Varusschlacht  kommt  Deppe5)  auf  Grund  einer  Vergleichui 
von  Dios  Bericht  mit  denen  der  übrigen  Geschichtsquellen  zu  dem  Resultf 


1)  Stud.  z.  Germ.  d.  Tac.,  Jbb.  f.  klama.  Philol.  121  (1879),  S.  265—88.    —    2)  Sie 

Jahrefiber.  II,  2,  6.    —    3)  Oppid.  Aduat. ,  Picks  Monatsschr.   f.  d.  Gesch.  Westdeutachl.  \ 

229—239.    —    4)  K.  v.  Veith,  Caesars  Rhointibergänge.     (M.  Karte.)     Ibid.  S.  106—12 

-    5)  Bio  Cass.  Bericht  üb.  d.  Varusschlacht,  vorgl.  mit  den  übrigen  Geschichtsquellen.   Di 

mold,  Meyer.     IV,  55  S. 


Germanische  Urzeit  bis  zum  Ende  der  Völkerwanderung.  JJ  3 

dafs  Dio  als  römischer  Staatsmann  alles  verschweigt,  was  die  römische  Ehre 
zu  sehr  gekränkt  haben  würde,  dagegen  Florus  den  Römern,  um  sie  zur 
Rache  zu  entflammen,  die  ganze  Schande  der  variauischen  Niederlage  un ver- 
deckt und  im  grellsten  Lichte  vor  die  Augen  stellt,  Vellejus  dem  Hasse  gegen 
die  Wildheit  und  lügnerische  Verschlagenheit  der  Germanen  Ausdruck  giebt 
und  den  eigentlichen  Hergang  der  Sache  verdeckt,  endlich  Tacitus  (A.  I,  55), 
die  beste  Quelle,  uns  einen  tiefern  Blick  in  den  Zusammenhang  der  Ereig- 
nisse gewährt,  die  Sache  gleichsam  mehr  von  der  germanischen  Seite  an- 
schaut, die  Verdienste  Armins  um  sein  Vaterland  würdigt,  doch  auch  sich 
hütet,  die  strategischen  Fehler  des  Varus  dem  Spott  der  Nachwelt  preis  zu 
geben.  Gegen  Deppe,  der  die  Lage  von  Aliso  in  dem  Dorfe  Ringboke  als 
eine  ausgemachte  Sache  ansieht,1)  bemerkt  J.  Schneider,2)  dafs  der  bei 
Kiugboke  in  die  Lippe  mündende  Bach,  die  Gunne,  niemals  Elsenbeke  ge- 
heifsen,  sondern  schlechthin  blofs  die  Beke  oder  Gunne  genannt  werde. 

Als  Ursprung  des  deutschen  Xanten   (Santen,  ze  Santen  =  ad  sanctos 
martyres)   nimmt  K.  Christ8)  eine  colonia  oder  civitas  Trajana,  in  volks- 
etymologischer Anlehnung  an  den  Namen  der  Trojaner  Kleinasiens   Trojana 
oder  Troja  an,    doch  ist  nach  J.  Schneider4)  eine   Colonia  Trojana  aus 
Inschriften    nnd    eine    civitas  Trajana    aus  den  Itinerarien    oder  aus  einem 
alten   Schriftsteller  bis  jetzt  am   Niederrhein  nicht  erwiesen.     Vetera  castra 
(jetzt  Birtcn)   heifst  nach  Christ5)  nicht  altes  Lager,   sondern  vetera  sei 
lateinische  Anlehnung  an  altsächsisches  watar,  ags.  väter,  daher  vetera  castra 
=  Wasserort.     Derselbe  Forscher  erklärt  jetzt  Limburg    (Lintburg  ist  die 
alte  Form)  auch  als  eine  alte,  durch  eine  Linde  gekennzeichnete  Richtstätte.  *) 
—   Bezüglich  des   Limes  legt  J.  Schneider  den  gegenwärtigen  Stand  der 
Untersuchungen  dar:  ganz  irrig  ist  die  Ansicht,  von  der  Donau  rheinabwärts 
nach  der  Nordsee  habe  sich  eine  einzige  Limeslinie  fortgezogen.7)  —  Neue 
J&ömerstrafsen  zwischen  Rhein  und  Maas4,    die  nach  einem  einheitlichen 
Plane  angelegt  sind,    da  sie  alle  von  der  Maas  her  in  der  Richtung  von 
Westen  nach  Osten  nach  dem  Rheine  ziehen  und  auf  diesem  ihrem  Laufe 
einzelne  Zweige  nach  derselben  Richtung  zum  Rheine  hinaussenden,    weist 
wieder  J.  Schneider8)  nach.     Sie  setzen   sich  auf  dem  rechten  Rheinufer 
nach  dem  Innern  Deutschlands  fort  und  sind  hier  ebenso  planmäfsig  weiter- 
geführt.    Sie  sind  daher  in  ihrer  ursprünglichen  Anlage  nur  zu  kriegerischen 
Zwecken  ins  Dasein  gerufen  und  erst  später  dem  bürgerlichen  Verkehr  dienst- 
bar   geworden.     Die    mittelrheinischen    Heerwege   zwischen  Lahn    und  Main 
stimmen  mit  denen  am  Niederrhein  in  der  Richtung  überein,   in  der  Lage 
jedoch  wie  in  der  Konstruktion  weichen  sie  ab;  namentlich  kommt  bei  jenen 
hier  und  da  die  Anwendung  von  Steinmaterial,  bei  diesen  nur  Erde  und  Holz- 
werk vor.9)  —  In  einem  Rückblick  auf  die  von  ihm  schon  früher  veröffent- 
lichten Beschreibungen  römischer  Strafsenzüge  giebt  J.  Schneider  eine  zu- 
sammenfassende Darstellung 10)  von  vier  grofsen  Heerstrafsen  mit  allen  ihren 
Nebenstrafsen,  nämlich  1)  von  Trier  über  Neuwied,  Münster  bis  nach  Ibben- 
büren,  2)  von  der  unteren  Rheingegend  (Xanten)   bis  zur  Weser  (Minden), 
3)  in  der  Richtung  von  Westen  nach  Osten  vom   alten  Rhein   (bei  Hauberg 


1)  S.  Jahresber.  I,  107;  II,  2,  7.  —  2)  Aliso,  V,  Picks  Monatuschr.  VI,  407—10.  Vgl. 
Jahresber.  I,  107.  —  3)  Nibelungen  u.  Colon.  Trojana,  ibid.  S.  68  tf.,  330  ff.  —  4)  Colon. 
Traj.,  ibid.  S.  330,  445.  —  5)  Ibid.  S.  331.  —  6)  Noehm.  d.  Name  L.,  ibid.  S.  215.  Vgl. 
Jahresber.  II,  2,  128.  —  7)  Antiquar.  Miscellen.  (Mit  Abbildungen.)  Ibid.  S.  261—265. 
—  8)  Ibid.  S.  256—261.  —  9)  Ibid.  S.  84—38.  —  10)  S.  Jahresber.  1,  105;  II,  2,  5. 

1* 


11,4  I.    G-  Bolze: 

an  der  niederländischen  Grenze)  über  Soest  (Hellweg)  bis  Paderborn,  4)  wal 
scheinlich  von  der  Emsmündung  kommend  bis  Paderborn,  von  da  wahrschei 
lieh  über  Cassel  nach  dem  südlichen  Deutschland.  —  Die  zuerst  auffallend 
Toutonen  des  sog.  Toutonensteins,1)  die  bald  bei  Ptolemaeus  nachgewies 
wurden,  scheinen  auch  bei  Strabo  erwähnt  gewesen  zu  sein,  wo  VII,  1  i 
Bovrwvag  Tovrwvag  und  ^iovyiovg  für  sloviovq  zu  lesen  sein  wird.2) 
Die  Marsen  hatte  Hülsenbeck  (Gymn.-Progr.  v.  1871)  gegen  Zeufs  im  Mll 
sterlande  angesetzt  und  für  einen  Teil  der  Brukterer  erklärt.  Allein  gena 
Interpretation  von  Tacitus  Ann.  I,  50,  51  u.  H,  25  zeigt,  dafs  Marsen  v 
Usipier  und  Tubanten  als  Bewohner  des  Münsterlandes  aufzugeben  sind:  a 
drei  Völker  wohnten  in  den  südlippischen  Gebieten.  Von  den  Amsivarie 
zeigt  ihr  Wanderzug  (Tac.  A.  13,  55)  im  J.  59,  dafs  sie  vom  Rheine  os 
wärts  in  Gegenden,  woher  sie  gekommen,  zogen:  sie  gehörten  den  cheru 
ki sehen  Völkerschaften  an.  Um  die  untere  und  mittlere  Ruhr  wohnten  < 
Chattuarier;  auch  zur  Zeit  der  Völkerwanderung  sind  sie  noch  an  der  mi 
leren  Ruhr,  im  Verfolg  in  steter  Markenerweiterung  an  beiden  Rheinufe 
zwischen  Ruhr-  und  Lippemündung  begriffen.  Da  nun  hier  auch  die  Mars 
nach  Tac.  zu  suchen  sind,  so  war  vielleicht  Chattuarii  der  eigentliche  deutsc 
Name  für  das  Volk,  welches  ab  und  zu  noch  mit  dem  archaischen  Nam 
der  Marsen  bezeichnet  wurde  Germ.  c.  2  könnte  Gambrivios  zu  Mars 
wie  auch  Vandilios  zu  Suevos  prädikativ  zu  fassen  sein,  und  c.  36  I 
ETFOSI,  da  die  Fosen  sonst  nirgends  genannt  werden,  in  der  Urschrift  \ 
standen  haben:  MARSI.3) 

Das  Vordringen  der  Germanen  über  den  Rhein  konnte  im  IV.  Jh.  au 
der  glänzende  Sieg  Julians  bei  Strai'sburg  nur  kurze  Zeit  aufhalten.  Na 
verschiedenen  Kämpfen  mit  germanischen  Völkern,  besonders  den  Alamami 
im  J.  356,  fafste  Julian  erst  357  den  Plan,  die  Alamannen  nicht  blofs  v< 
linken  Rheinufer  zurückzutreiben,  sondern  sie  selbst  jenseit  des  Rheins 
eignen  Lande  zu  bekämpfen.  Die  ganze  Situation  ist  fast  dieselbe  wie  z 
Zeit  Cäsars;  auch  manche  Einzelheiten  gleichen  sich,  so  die  herausfordern 
Sprache  der  Gesandtschaft  der  alamannischen  Könige  und  das  trotzig  küh 
Auftreten  Ariovists,  das  völkerrechtswidrige  Verfahren  Julians  gegen  die  al 
mannischen  Gesandten  und  eine  ähnliche  Handlungsweise  Cäsars.  Eben 
läfst  sich  Chnodomar  in  der  Schlacht  (Amra.  XVI,  12)  mit  Armin  in  des  1 
citus  Schilderung  vergleichen.  Dafs  die  Alamannen  trotz  ihres  Heldenmi 
unterliegen,  hat,  wie  Ariovists  Niederlage,  seine  Ursache  in  der  Überlege 
heit  der  römischen  Kriegführung,  besonders  in  der  römischen  „Taktik  d 
Reserve".4)  —  In  der  Erzählung  des  zweiten  Feldzuges  Julians  gegen  c 
Alamannen  nennt  Ammian  (XVII,  1)  und  zwar  er  allein  ein  muninentt 
Trajani.  Dasselbe  ist  von  Trajan  angelegt;  um  250  zerstört,  wird  es  eb 
jetzt  im  J.  357  wieder  hergestellt:  die  heutige  Gustavsburg,  ursprünglich  € 
von  Gustav  Adolf  von  Schweden  zur  Behauptung  von  Mainz  angelegtes,  ab 
schon  im  J.  1648  in  Abgang  gekommenes  Festungswerk,  also  heute  d 
Brückenkopf  der  Eisenbahnbrücke,  bezeichnet  nach  Christ5;  genau  die  Stel 
desselben.      K.  v.  Becker  bestreitet  dies  und   sieht  den  Brückenkopf  v< 


1)  S.  Jahresber.  1,  t05;  II,  2,  5.  —  2)  K.  v.  Becker,  Picks  Monateachr.  VI,  165. 
3)  Worin  stall,  Mars.,  Oliatt.,  Anisiv.,   Progr.  d.  Gymn.  v.  Münster.    —    4)  F.  Dahn,   I 
Alamanncnschlacht  bei  Strafsburg  (357  v.  Chr.)    Braunschwoig,  Westormann.    96  S.    Abdr.  t 
Weslerin.  Monatsheften.    April.  5)    Trajan.  Anlagen   am  Neckar  u.  Main,   Corresponden* 

d.  Gesantmtver.  d.  deutsch.  Gesch.-  il  Alterturasver.  XXV1U,  65  ff.    Vgl.  Jahresber.  li,  2,  V, 


Germanische  Urzeit  bis  zum  Ende  der  Völkerwanderung.  JT  5 

Kastei  dafür  an. *)  Das  bei  Amm.  1.  1.  erwähnte  Tres-Tabernae  ist  nicht, 
wie  Y.  Gardthausen  in  seiner  Ausgabe  des  Ammian  annimmt,  Rheinzabern, 
sondern  Elsafs-Zabern.  *)  Gegen  Joh.  Meyers  Erklärung  des  Namens  Ala- 
mannen3)  erhebt  M.  R.  Bück4)  Einsprache,  um  an  der  Erklärung  =  Alah- 
manni  festzuhalten.  Alan  bedeute  auch  einen  eingefriedigten  Götterhain,  das 
Fehlen  der  Namensform  Alacmanni  beweise  nichts,  da  die  Römer  die  bar- 
barischen Namen  schlecht  wiedergaben. 

Zahlreiche  Punkte  der  germanischen  Urzeit  und   der  Völkerwanderung 
hat  Dann5)  in  seinen  kleinen  Schriften  behandelt:  meist  mehr  oder  minder 
kurze  Recensionen,  sind  es  in  der  That  „Bausteine"  für  eine  zusammenfassende 
Darstellung    der  Völkerwanderung,    die  nun  von  demselben  Autor  vorliegt 
In  seiner  Urgeschichte  der  germanischen  und  romanischen  Völker6)  behandelt 
er  in  Abschnitt  I  auf  Grund  der  Ergebnisse  der  vergleichenden  Sprachfor- 
schung die  Germanen  als  Glieder  der  arischen  Völkerfamilie,  in  II  die  Kul- 
turstufe   der  Arier    in  Asien,    in  III   die   Einwanderung    der  Germanen    in 
Europa;    als  Ursache  derselben  wird  der  Druck   östlich  wohnender  Völker 
vermutet,  um  das  alte  „Völkerthor",  den  Kaukasus,  zum  Teil  auch  durch  die 
russischen  Ebenen  sollen  sie  etwa  zwischen  700  und  800  v.  Chr.  in  Europa 
eingewandert  sein.     Abschnitt  IV  schildert  das  von  den  Germanen  vorgefun- 
dene Europa  (Pfahlbauansiedlungen),    die  Kelten  und  andere  Völker,   dann 
wird  (V.)  auf  die  Stammsagen  hingewiesen,  (VI.)  die  Namen  „Germani*  und 
„Deutsche"  erörtert,    (VII.)  die  Verteilung  der  germanischen  Völkerschaften 
dargelegt  und  (VIII.)  das  Land  der  Germanen  und  seine  Produkte  besprochen; 
wir  wollen  hier  bemerken,  dafs  A.  Nehring7)  für  die  Diluvialzeit  in  Deutsch- 
land aus   den  Resten  der  Fauna  und  Flora   Steppen  mit  vereinzelten   und 
spärlichen  Walddistrikten  nachzuweisen  sucht,  zumal  die  Glacialzeit  mit  ihren 
Gletschern    die   Entwicklung    des  Waldes  hindern   mufste.    —    Abschn.  IX 
schildert  bei  Dahn  das  Volk  selbst,  seine  Eigenart,  Sitten  und  Bräuche,  Ab- 
schnitt X    bespricht  Absiedlung    und  Landteilung,    den    Einflufs  der  Bevöl- 
kerungszunahme auf  die  Umgestaltung  der  politischen  Verhältnisse,  sowie  die 
Völkerausbreitung   und  spätere  Völkerwanderung   als  Wirkung  der  Übervöl- 
kerung:   die  hier  vom   Vf.  hervorgehobenen   Gesichts]) unkte  dürften  manche 
bisher  ungenügend  erklärte  Erscheinungen  des  germanischen  Altertums  völlig 
erklären.     Recht  und  Verfassung  vor  der  Wanderung  werden  in  Abschn.  XI, 
ferner  Sprache,  Dichtung,  Runen,  Musik,  Wissen  behandelt.     Der  allgemeine 
Teil   schliefst  dann  mit  der  Betrachtung  des   Götterglaubens  und  Götterver- 
ehrung (XII).     Es  folgt  nun  die  Geschichte  der  Ostgermanen,  der  Völker  der 
gotischen  Gruppe,   zuerst  der  Vandalen.     Auffällig  ist,  dafs  D.  noch  die  In- 
vasion der  Vandalen  als  durch  den  Verrat  des  Bonifacius  veranlafst  darstellt, 
was    sich    doch    nach    einer   kritischen   Vergleichung    der    hier    in  Betracht 
kommenden  Quellen  nicht  erweisen  läfst.     Es   folgt  die  Geschichte   der  Ost- 
und   Westgoten  im  wesentlichen  im  Anschlufs   an   die  in  den  „Königen  der 
Germanen*'  entwickelten  Ansichten.   —   Sehr  verdienstlich  ist   die  von  dem- 
selben Vf.   besorgte  Umarbeitung  der  Geschichte  der  Völkerwanderung   von 


1)  D.  mumm.  Traj.,  Pick«  Monatsschr.  VI,  520—33.  —  2)  Christ,  Correspondonzbl.   1. 
1.  S.  f>7  Anm.  —   3)  S.  Jahresbor.   11,  2,  5.  4)  Noch  einem,  d.  Alam.,  Alemannia  VIII, 

215—19.  —  ö)  Bausteine,  Gesaram.  kleine  Schriften.  2.  Reihe.  Berlin,  Hertz.  469  8.  Vgl. 
Jahrenber.  II,  2,  10.  —  6)  Onckons  Allgem.  Gesch.  in  Einzeldarstellungen.  23.,  24.  u.  29. 
Abteil.  Mit  Illustr.  u.  Karten.  S.  1 — 480.  Berlin,  Groto.  —  7)  Neue  Beweise  f.  d.  Existenz 
che  mal.  Steppengebiete  in  Deutschland,  Ausland  53,  501—505. 


U6  LG.  Bolze: 

E.  v.  Wietersheim. !)  Die  Umarbeitung  erstreckt  sich  auf  Inhalt 
Form:  das  dem  eigentlichen  Gegenstande  Abliegende  ist  ausgeschieden,  v 
zusammengezogen,  zwischen  den  einzelnen  Abschnitten  ein  engerer  Zusami 
hang  hergestellt,  manches  der  besonderen  Anschauung  Dahns  Angehe' 
namentlich  die  Ausführung  über  Ursachen  und  Wesen  der  Völkerwande 
hinzugefügt.  —  Die  Ansicht  von  Zügen  ganzer  Völker  in  dieser  Zeit 
A.  Berghaus *)  zurückweisen:  die  Germanen  hätten,  wie  die  grofse  Völ 
zahl  und  die  Nachrichten  der  Griechen  und  Römer  zeigten,  eine  ziemlich 
deutende  Kultur  besessen  und  daher  auch  volkswirtschaftliche  Werte, 
ein  ganzes  Volk  nicht  leicht  aufgebe.  Die  Völker,  die  ins  Römische  I 
einfielen,  seien  nur  auswandernde  Abenteurer  gewesen,  Tausende  von  So 
deutscher  Adilinge  mit  den  Söhnen  ihrer  Hörigen:  so  seien  auch  die  Hu 
Attilas  zu  fassen.  —  Letzteren  will  L.  Cahun  als  echten  Mongolen  aus 
Analogie  mit  Dschengiskhan  und  Timur  erklären:  er  habe  keineswegs 
dauerndes  Reich  gründen  wollen,  sondern  nur  einen  kühnen  Streifzug 
macht,  um  dann  in  sein  Heim,  die  Mongolei,  zurückzukehren.  Attila  (m 
heifst  nur  'Reiter';  Hunnen  selbst  ^01^3^0^'  oder  'Menschen*  (Männer). 
Gesänge  auf  Attila  lebten  noch  zu  Dschengiskhans  Zeiten  fort  und  wu 
mutato  nomine  auf  diesen  übertragen;  die  Dicta  Attilas:  'wo  mein  1 
geht,  wächst  kein  Gras'  und  'ich  bin  des  grofsen  Gottes  GeifeeP  ergebei 
Mongolische  übersetzt  die  schönsten  epischen  alliterierenden  Verse,  stan 
also  sicher  aus  Gesängen  über  Attila.3)  — 

Das  allmähliche  Überfluten  des  römischen  Reiches  durch  Deutsche  s 
dert  durch  Besprechung  aller  Deutschen,  die  in  unseren  Quellen  namec 
angeführt  werden,  0.  Stäckel,4)  während  uns  E.  Rautenberg5)  in 
innere  Leben  der  germanischen  Urzeit  führt.  Von  dem  Satz  ausgehend, 
die  Summe  der  urgermanischen  Wörter,  die  sich  auf  den  Hausbau  bezi< 
uns  in  den  Stand  setzen  mufs,  ein  im  wesentlichen  richtiges  Bild  des 
germanischen  Hauses  zu  rekonstruieren,  erörtert  er  sprachgeschiehtlieh 
deutschen  Wörter,  die  das  Haus  oder  Teile  desselben  bezeichnen  und  i 
Schlüsse  auf  die  Einrichtung  der  Wohnstätten  der  ältesten  Zeit  zu  zi 
und  dieselben  mit  den  archäologischen  Funden  und  geschichtlichen  No 
zur  gegenseitigen  Erklärung  und  Bestätigung  in  Verbindung  zu  setzen, 
in  unseren  Quellen  erwähnten  Frauen  der  Urzeit  schildert  Buschman 
Maurer7)  hebt  den  Unterschied  hervor,  der  zwischen  den  Südgermanen 
denen  in  Island  und  Norwegen  über  den  Augenblick  stattfand,  wo  das 
geborne  rechtlose  Kind  rechtsfähig  wurde:  im  Süden  war  meist  ein  L 
von  9  Tagen  nötig,  im  Norden  entschied  der  mit  einer  Wasserweihe 
bundene  Akt  der  Namensgebung.  Vielleicht  ist  diese  Weihe  eine  Einwir 
der  christlichen  Taufe.  Von  Germanisten,  z.  B.  Müllenhoff,  wird  Maur 
allen  Punkten  lebhaft  bekämpft.  —  Für  hohes  Alter  und  Originalitä 
ursprünglich    bei    allen    Germanen    gebräuchlichen    Runenalphabets    trit 


1)  Gesch.  d.  VÖlkerwander.  2.  vollst,  umgoarb.  Aufl.,  bes.  v.  F.  Dahn.  I.  Leipzig,  ¥ 
VIII,  637  S.  Vgl.  u.  Kap.  X.  —  Von  W.  Arnolds  Ansiedelungen  d.  Dtschn.  ersch 
2.  unveränd.  (Titel-)  Ausg.  Marburg,  Elvert  (1875).  464  S.  —  2)  Irrtümer  in  d.  Ge* 
Völkerwand.,  die  Natur,  N.  F.  VI,  466—69.  -—  3)  Lo  veritable  Att,  La  Nouv.  Rov.  II 
bis  882.  —  4)  Die  Germanen  in  röm.  Diensten.  Progr.  d.  Kgl.  Realschule  in  Berlin.  1 
—  5)  Sprachgeschichtl.  Nachweise  z.  Kde.  d.  gorm.  Altert.  Progr.  d.  Johann,  z.  Hai 
No.  614.  —  6)  Doutscho  Frauen  d.  Vorz.  Progr.  d.  Gvnin.  in  Waroudorf.  No.  31 
7)  Die  Wassorweihe  d.  german.  Heident.  Abhdl.  d.  Münch.  Akad.  I.  Cl.  XV,  3.  Abt, 
4.  —  Auch  sep.,  München,  Franz. 


Germanische  Urzeit  bis  zum  Ende  der  Völkerwanderung.  JJ  7 

L(oiseau)1)  ein,  der  das  in  den  schwedischen  Runeninschriften  oft  vor- 
kommende Krikland  (d.  i.  Griechenland,  Rufsland)  für  Krieg-,  d.  h.  feind- 
liches Land  erklärt!  — 

Die  Urgeschichte  der  Goten  hatte,  weit  ausholend,  Gassiodor  behan- 
delt: nach  Köpkes  und  Junghans'  Vermutung  hatten  aus  ihr  Excerpte  existiert, 
deren  Vorhandensein  jetzt  durch  einige  von  F.  Rühl2)  aus  einem  Bamberger 
and  einem  Florentiner  Codex  herausgegebene  Fragmente,  die  auf  Cassiodes 
Geschichte  zurückzugehen  scheinen,  sehr  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnt.  Zu- 
sammen mit  Jordanis  gewähren  sie  einen  klaren  Einblick  in  die  Anlage  des 
Cassiodorischen  Werks.  Für  Ulfilas  weist  den  schon  von  andern  bemerkten 
Einflufs  lateinischer  (Itala-)  Übersetzungen  im  einzelnen  bei  den  Ev.  Matth. 
and  Joh.  und  im  Römer-  und  Korintherbriefe  W.  Bangert3)  nach;  Über- 
einstimmungen mit  der  Vulgata  beruhen  auf  späteren  Änderungen.  —  Das 
erste  Bekanntwerden  des  Ulfila- Codex  (Argenteus)  wird  gewöhnlich  auf  Am. 
Mercator,  den  Sohn  des  Geographen,  zurückgeführt,  indes  war  die  Hds.  schon 
vorher  zwei  Kölner  Gelehrten,  Cassander  (1519 — 66)  und  Com.  Wouters 
(Goalther),  bekannt,  durch  welche  die  Kenntnis  des  Gotischen  nach  verschie- 
denen Seiten  hin  vermittelt  wurde.  *) 


IL 
O.  Stäokel. 

Fränkisches  Reich 

unter  den  Herowingern. 

In  der  merowingischen  Periode5)  des  fränkischen  Reichs  bildet  der  Ur- 
sprung des  Hausmaieramtes  noch  immer  eine  nicht  abgeschlossene  Streit- 
frage. Während  die  französischen  Schriftsteller  im  allgemeinen  es  für  die 
Kopie  einer  römischen  —  richtiger  byzantinischen  —  Einrichtung  halten, 
sehen  die  deutschen  in  ihm  ein  Erzeugnis  des  innersten  germanischen  Volks- 
geistes, aber  selbst  bei  diesen  läfst  sich  bis  auf  Waitz  herab  ein  gewisses 
Schwanken  nicht  verkennen.  Betrachtet  man  nun  aber  die  Amtsfunktionen 
des  Hausmaiers,6)  so  zeigt  sich,  dafs  weder  die  militärischen  noch  die  po- 
litischen Kompetenzen  desselben- speeifische  sind,  sondern   sich  erst  abusiv 


1)  Antiquitc«  scandinavos ,  Rev.  pol.  otj  litter.  2.  »er.  XV1I1,  660—63.  —  2)  Ein 
Anekdot.  z.  got.  Urgosch.,  Jbb.  f.  klass.  Philol.  121  (1879),  549—76.  —  3)  Einflusa  lat. 
Qncllen  auf  dio  Bib.- Übers,  d.  Ulf.  Progr.  dos  üymn.  in  Rudolstadt.  No.  603.  26  S.  — 
4)  J.  W.  Schalto  (in  Neifse):  Gotica  minora,  Haupte  Ztechr.  XI  (1879),  S.  50-65,  318 
—36;  XII,  324—55.  —  Über  R.  Michael  (Animian)  und  Höflor  (Zoaimus)  ».  o.  I.  Kap. 
Rom.  Kaisergesch.  —  5)  Übor  d.  Lex  Salica  s.  u.  Kap.  X.  —  6)  E.  Hör  mann,  Da«  Haus- 
nuieramt  ein  ocht  germ.  Amt.  Breslau,  W.  Köbnor.  108  S.  in  Gierko,  Untersuchungen  z. 
dtbek  Staate-  u.  Rochtsgcsch.     IX. 


11,8  **•    0.  Stäckel: 

und  zwar  ohne  alle  Rücksicht  auf  fremdländisches,  namentlich  byzantinisch« 
Vorbild  entwickelt  haben.  Meist  werden  fälschlich  die  Einrichtungen  späten 
Zeit  auf  die  Anfänge  des  Amtes  übertragen:  die  zu  Beweisen  herangezogene 
Stellen  stammen  aus  der  Zeit  nach  dem  Sturze  Brunichilds,  einer  Revolutio 
die  von  Lob  eil  mit  Recht  als  der  Wendepunkt  in  der  aufsteigenden  sp 
eifisch  politischen  Entwickelung  des  Hausmaiertums  betrachtet  wird.  Wei 
nun  die  politischen  und  militärischen  Bestandteile  des  späteren  curopalatisch* 
Hausmaieramtes  der  Merowinger  nicht  als  Erzeugnisse  eines  natürlichi 
Wachstums,  sondern  als  lediglich  äufsere,  die  Sache  selbst  von  Grund  ai 
ändernde  Zuthaten  zu  betrachten  sind,  so  kann  der  eigentümliche  Charakt 
desselben  am  germanischen  Königshofe  nur  noch  ein  wirtschaftliche 
sein.  Der  königliche  Hausmaier  ist,  ebenso  wie  der  des  Fronhofes,  der  01 
mann  der  gesamten  Hof-  und  Staatsdienerscbaft:  seine  Gewalt  dehnt  si< 
auf  das  gesamte  männliche  und  weibliche  „Ingesinde"  des  Königs  aus,  mi 
es  in  dienendem  oder  verwandtschaftlichem  Verhältnis  zu  letzterem  stehe: 
die  „höfische  Zucht"  zu  üben  ist  seine  Aufgabe:  er  ist  ursprünglich  der  Sei 
skalk,  was  bereits  von  Du  Cange  erkannt,  später  aber  wieder  verdunkc 
und  selbst  von  Pertz  und  Waitz  nicht  wieder  in  voller  Schärfe  ausg 
sprochen  worden  ist.  Als  sich  später  die  Karolinger  zum  Königstum  empe 
schwangen,  haben  sie  natürlich  das  Amt  sofort  aller  seiner  politischen  B 
fugnisse  entkleidet  und  auf  den  rein  seniskalkischen  Standpunkt  zurückgefuhi 
So  ist  daraus  der  capetingische  senechal  geworden,  auf  den  man  aus  alt« 
Gewohnheit  die  politischen  und  militärischen  Befugnisse  wieder  übertru 
welche  die  Karolinger  beseitigt  hatten.  Aus  dem  germanischen  Ursprui 
des  Majordomats  folgt  aber  keineswegs  sein  speeifisch  fränkischer  Charakte 
eine  Reihe  von  Quellenstellen  machen  es  als  eine  pangermanische  Einrieb  tun 
vielleicht  gotischer  Herkunft,  wahrscheinlich:  die  Goten  dürften  ein  Wo 
wie  hüsaldiro  besessen  haben,  auf  welches  der  Hausmaiertitel  zurückzuführt 
wäre.  —  Dagegen  sind  die  camerarii1)  nicht  identisch  mit  den  cubicular 
haben  auch  mit  der  Schatzverwaltung  nichts  zu  thun,  sondern  sind  als  d 
Wachtmannschaft  anzusehen,  welche  den  Dienst  im  Vorhof  und  um  d< 
Palast  herum  hatten,  auch  sonst  als  Diener  verwandt  wurden  und  keine  u 
sprünglich  germanische,  sondern  eine  erst  durch  das  Königtum,  vielleid 
nach  byzantinischem  Muster  (Kamara)  eingeführte  Einrichtung  sind.  Sich< 
gehörten  sie  nicht  zu  den  Antrustionen.  Wohl  aber  gilt  dies  von  den  cub 
eularii.  die  vielleicht  mit  den  protectores  der  ersten  römischen  Kaiser  ve 
glichen  werden  können,  doch  mit  dem  Schatz  ebenfalls  in  keiner  Verbindui 
stehen.  Der  Ausdruck  domestici  deckt  sich  endlich  ganz  und  gar  mit  de 
der  Antrustionen. 

Die  Vorstellung,  die  wir  uns  von  unseren  Vorfahren  des  V. — VIII.  J 
zu  machen  vermögen,  beruht  zum  grossen  Teil  auf  den  zahlreichen  Alte 
tümern,  welche  uns  in  den  Grabbauten  mit  ihrem  Inhalte  vorliegeu.  D 
hier  von  Jahr  zu  Jahr  anschwellende  Fülle'  der  neu  gewonnenen  Thatsach< 
ordnend  zu  sichten,  die  gesicherten  Resultate  hervorzuheben  und  die  no< 
schwebenden  Fragen  in  ihren  Gegensätzen  klarzulegen,  hat  Lindenschmit 
unternommen  und  dadurch  unsere  Anschauung  von  jener  Periode  wesentli 
erweitert.  Mit  Hilfe  zahlreicher  Abbildungen  bringt  er  uns  die  Gesamth« 
jener  Denkmale  der  merowingischen  Zeit  zur  Anschauung.     Der  vorliegen« 


1)   2  Exkurse  bei   H.  behandeln  diese   Fragen.    —    2)  Handbuch  der  dtsch.  Altertun 
kundo,  I.  T.:  d.  Altertümer  d.  morow.  Zeit.     1.  Lfg.     Braunschweig,  Vioweg.     320  S. 


Fränkische»  Reich  unter  den  Merowingern.  XJ  9 

Halbband  umfafst  aufser  einer  Geschichte  der  Forschung  auf  dem  besproche- 
nen Gebiete  eine  Darstellung  der  Arten  der  Gräber,   ihres  Baues  und  der 
Bestattungsweise  und  handelt  von  dem  Bestand  der  Grabfunde,  den  Waffen 
und  der  Kleidung.    Die  Kapitel  über  den  Schmuck,  die  Geräte,  die  Gefafse 
and  Münzen  sowie  über  den  Verzierungsgeschmack,  die  Handwerke  und  Kunst- 
gewerbe und  endlich   eine  Darlegung  der  Bedeutung  dieser  Kunstaltertümer 
für  die  Beurteilung  der  Bildungsverhältnisse  der  merowingischen  Periode  und 
ihr  Zusammenhang  mit  der  Vorzeit  ist  einem  zweiten  Halbbande  vorbehalten. 
Doch  soll  diese  an  sich  schon  so  bedeutende  Arbeit  nur  den  Ausgangspunkt 
für  eine  Darstellung  der  Altertümer  der  römisch  -  germanischen  und   endlich 
der  vorgeschichtlichen  Zeit  bilden.    Man  wird  diesem  retrograden  Wege,  der 
sich  erst  in  historisch  sicherer  Zeit  einen  festen  Boden   für  die  Beurteilung 
der  weiter  zurückliegenden  Perioden  schafft,    seinen  Beifall    nicht    versagen 
können.    Vielfachen  Widerspruch  dürfte  aber  der  Vf.  erfahren,  wenn  er  eine 
arische  Einwanderung  nach  Europa  bestreitet  und  ihr  eine  vom  Norden  unsres 
Erdteils  von  dem  germanischen   Stamme  als  der  reinsten  Rasse  nach  Süden 
und  Osten   ausstrahlenden  Wanderung  gegenüberstellt.      Denn   die   Existenz 
eines  einheitlichen  germanischen  Typus  ist  zweifelhaft.      Der  von  Linden- 
schmit  für  denselben  in  Anspruch  genommene  rein  meso-  bis  dolichocephale 
Schädel  beträgt  nur  43  Prozent  aller  Funde,  der  Rest  ist  meso-  bis  brachy- 
cephal. x)     Auch  Virchow  glaubt  nicht,  dass  wir  bereits  in  der  Lage  seien, 
die  Merkmale  eines  urgermanischen  Typus  genau  anzugeben,  da  die  Forschung 
noch  in  den  Anfängen  liege.     So  seien  z.  B.  die  Baiern  wesentlich  Brachy- 
cephalen.  *)      Die  Zahl  von  L.s  Gegnern  dürfte  unter  den    Sprachforschern 
noch  grösser  sein,  als  unter  den  Anthropologen. 

Auch  an  einzelnen  für  unsre  Periode  wichtigen  Altertumsfunden  hat  es 
in  letzter  Zeit  nicht  gefehlt.  So  wurden  in  Joches  (Marne)  117  Gräber  aus- 
gehoben, welche  in  die  Merowingerzeit  gehören.  Die  Funde  an  gläsernen 
und  thönernen  Gefässen,  ornamentierten  Bronzespangen,  Äxten,  Lanzenspitzen, 
Skramasaxen,  Armbändern  und  Ringen  von  Silber  und  Eisen  waren  bedeutend: 
ein  0,92  m  langer  Angon  ist  der  erste  bisher  im  Depart.  Marne  zu  Tage 
gebrachte.8)  Und  auch  in  Frankreich  finden  wir  das  Bestreben,  aus  dem 
reichen  Detail  Resultate  von  allgemeinerer  Bedeutung  zu  gewinnen:  A.  Ber- 
trand4) hat  die  bis  jetzt  aufgefundenen  circa  550  merowingischen  Grab- 
stätten klassifiziert.  Der  bekannte  Fund  von  Jouy-le-Comte  zeigt  nämlich 
einen  Typus  der  fibula,  welcher  sich  in  34  Fundorten  (24  in  Frankreich, 
5  in  England,  5  in  Deutschland)  wiederfindet.  Die  Zahl  der  dort  aufge- 
fundenen Fibeln  beläuft  sich  auf  circa  100.  Alle  jene  Fundstätten  auf  dem 
Kontinent  aber  liegen  zwischen  Seine  und  Rhein.  Nach  einer  Beobachtung 
von  Lc  Blant  findet  sich  nun  eine  ähnlich  abgegrenzte  Gruppe  von  Fund- 
orten in  Burgund,  Savoyen  und  der  Schweiz,  deren  Typus  ein  Schwertgurt- 
beschlag bildet,  welcher  mit  einem  Daniel  in  der  Löwengrube  oder  einem 
dem  Daniel  in  der  Ausführung  verwandten  Adoranten  ornamentiert  ist.  Nie- 
mals kommen  der  Typus  von  Jouy  und  der  letztgenannte  in  denselben  Grä- 
bern vor.  Die  Narbonnaisc  und  Aquitanien  zeigen  wiederum  keinen  von 
beiden,    wohl  aber  cloisonniertc   Glasarbeiten.     Finden    sich  nun  gar  keine 


1)  Kollmann,  in  Sitzg.-Bor.  d.  Berliner  Anthrop.  Gesollscn.  vom  19.  Februar  1881.  — 
2)  Virchow,  ibid.  —  3)  J.  de  Bayo,  Sepulturos  franques  de  Joches  (Marne),  Rov.  areheol. 
X.  8.  40,  260—68  nüt  3  Abbild.  —  4)  Lei  bijonx  de  Jouy-lo-Comto  (Soino-ct-Oiflo)  et  los 
eimetüm  merov.  de  la  Gaulo.     Ibid.  38,  193—210. 


11,10  11.    0.  Stäckel: 

merowingischen  Gräber  in  der  Bretagne,  im  Nordwesten  Frankreichs;  im 
Nordosten  dagegen  eine  grofse  Anzahl  zwischen  Seine  und  Rhein  mit 
Annexen  einerseits  in  der  Maine  und  Norm  au  die  und  andrerseits  auch  in 
Deutschland;  im  Südosten  aber  jene  kompakte  Gruppe  im  Jura,  in  Savoyen 
und  der  westlichen  Schweiz  mit  Annexen  in  der  Cöte  d'or  und  Haute-Saöne, 
während  sich  im  Südwesten  eine  dritte  in  Languedoc  um  Beziers  konzentriert 
mit  einem  Annex  in  der  Rouerge,  und  wenigen  Gräbern  zwischen  Garonne 
und  Loire,  aber  auch  nach  Spanien  hinüberreichend:  so  hat  man  hier  offen- 
bar Fraucia,  Burgundia  und  Gothia  vor  sich,  d.  h.  die  Sprache  der 
Gräber  ist  mit  der  unserer  Chronisten  identisch.  Selbst  die  Inseln  der  Fund- 
stätten, z.  B.  in  der  Cöte  d'or  (pagus  Attuariorum)  Ramasse  und  Corveissiat 
(Scutingi),  bei  Poliguy  (Warasci)  lassen  sich  in  den  Dokumenten  nachweisen. 
So  würden  die  archeologischen  Funde  allein  schon  genügen,  um  uns  in 
grofsen  Zügen  ein  Bild  der  germanischen  Eroberungen  in  Frankreich  zu  ver- 
schaffen. Longnon  hat  übrigens  versprochen,  diesen  Gedanken  weiter  aus- 
zuführen. B.'s  Verzeichnis  aller  bisher  bekannten  merowingischen  Grabstätten 
ergiebt  für  Frankreich  557,  für  Westdeutschland  u.  England  45 *,  eine  Karte 
veranschaulicht  das  Vorkommen  jener  aufgeführten  Typen  und  der  durch  sie 
begründeten  Einteilung. 

Zu  den  kleinereu  Funden  gehören  auch  wieder  mehrere  Stempel  von 
Aerzten,  welche  erneute  Besprechungen  dieses  Punktes  veranlafst  haben.  Die 
römischen  Aerzte  machten  ihre  Medizinen  selbst  und  mufsten,  da  sie  für  die- 
selben verantwortlich  waren  (S.  Paul.  Sent.  III,  6,  62,  u.  V,  23,  19  bei 
Huschke,  Jurisprud.  antejustin.),  auf  denselben  ihren  Namen  angeben.  Ober 
solche  Stempel  schrieb  bereits  Grotefend  (d.  Stempel  d.  röm.  Augenärzte 
gesammelt  u.  erkl.,  Hannover  1867)  und  neuerdings  De sj ardin  (sur  les 
monuments  epigraphiques  de  Bavai  et  du  musee  de  Douai  S.  58 — 115  und: 
lettre  au  docteur  Ed.  Fournie).  *)  Zu  den  vorhandenen  Exemplaren  sind  nun 
drei  neue  hinzugetreten.  Das  erste  nennt  uns  einen  neuen  Namen,  M.  Clau- 
dius Rectus.*)  Das  zweite3)  enthält  die  Namen  M.  Claudius  Martinus  und 
M.  Filonianus,  von  denen  der  erste  uns  bereits  durch  einen  in  Nais  gefun- 
denen Stempel  bekannt  ist.  Lassen  sich  diese  Männer  aber  einer  bestimmten 
Periode  nicht  zuweisen,  so  gehört  ein  vierter  bestimmt  in  die  merowingische 
Zeit,  den  uns  zwei  zusammensetzbare  Fragmente  eines  goldenen  Siegelrings 
nennen;  in  der  Umschrift  steht:  DONOBERTVS  FEET  MDICMI,  Donobertus 
fecit  medicamen  illud.  Name  wie  Facon  und  Ornamentierung  lassen  an  der 
Zeit  keinen  Zweifel.  Vergleichung  mit  einem  im  Bull,  de  la  soc.  scientif.  de 
la  Correze  1879.  I,  159  publizierten  Ringe  und  mit  dem  westgotischen 
Königsschatz  von  Guarazar,  der  unter  Reckeswint  (f  672)  gearbeitet  ist, 
scheinen  den  Stempel  an  das  Ende  des  VII.  Jh.  zu  verweisen.4)  Siegelringe 
der  Merowingerzcit  sind  übrigens  sehr  selten. 

Ebenso  geistreich  wie  schlagend  ist  die  Erklärung  der  Legende  auf  der 
Rückseite  von  Triensstücken  aus  unsrer  Epoche,    die  Deloche6)  gelungen. 


1)  Rev.  medicale.  1879.  —  2)  do  Rochambcau,  Un  nouv.  cachot  d'oeuliste  Rom. 
deeouv.  a  Fontaine  -  en  -  So  lojpio,  Rov.  arehcol.  39,  178—182.  —  3)  H.  Thödonat,  sur  un 
cachet  d'oeuliste  deeouv.  ä  Rhenus,  ibid.  38,  154 — 58,  auch  H6ron  do  Villoi'o*se  machte 
hierüber  in  der  Soo.  dos  antiquaires  do  Franco  t879  eine  Mitteilung.  —  4)  Doloche,  aur 
un  anneau-cachot  d'ocul.  nierov.  Comptcs  rend.  do  l'acad.  des  Inser.  et  Beiles -Lottro»,  Ser.  4, 
t.  VI  II,  234 — 244.  —  5)  Explication  d'uno  formale  inscrito  sur  plusieurs  monnaios  merov. 
ibid.  8.  168—74  und  Kov.  areh.  40,  171—76. 


Fränkische«  Reich  unter  den  Merowingern.  TT 1 1 

Wir  lesen  da  z.  B.,  während  die  Vorderseite  den  Münzmeister  nennt,  in  der 
Jmschrift  des  Reverses:  CABILONNO  FIT  z/ESELEGAS  und  im  Felde:  VIII. 
Inf  andern  dagegen:  VESVNCIONE  DESELEGVS,  im  Felde  aber:  VII.  Es 
handelt  sich  um  die  Lesung  des  Wortes  Deselegas,  dessen  G  auch  fälschlich 
für  T  gelesen  ist:  es  bedeutet  de  siliquis.  Zur  Zeit  des  Sturzes  des  römi- 
schen Reiches  hatte  der  solidus  24  siliquae,  der  triens  also  8.  Die  Barbaren- 
köüige  liefsen  aber  leichtere  Münzen  zu  7  siliquae  schlagen.  Daraus  erklärt 
rieh  die  Legende,  indem  wir  die  Zahl  VIII  oder  VII  mit  der  Umschrift  in 
Verbindung  setzen.  Die  Veränderung  von  siliquae  in  selegae  wird  in  dieser 
Zeit  nicht  befremden,  seliqua  läfst  sich  sogar  nachweisen. 

In  das  VIL  Jh.  ist  Dumm ler  jetzt  geneigt  das  von  ihm  früher1) 
herausgegebene  Gedicht  über  die  6  Weltalter  eines  Theodofred  zu  setzen,  in 
wlcbem  er  den  657 — 81  nachweisbaren  Mönch  Th.  in  Luxeuil.  finden  will, 
der  später  Bischof,  vielleicht  von  Amiens,  war.*) 

Von  Fredegar3)  hat  G.  Monod  (ohne  sich  zu  nennen)  einen  neuen  Ab- 
druck geliefert;  Aug.  Thierrys4)  klassische  Geschichten  aus  der  Merowingerzeit 
enchienen  fortgesetzt  in  neuen  Ausgaben;  in  der  Histoire  de  France  racontäe 
pir  les  contemporains,  welche  ausgewählte  übersetzte  Stücke  aus  Gregor  von 
Tours,  den  Heiligenleben,  der  lex  Salica  und  namentlich  Originalstellen  aus 
der  Chronik  von  St.  Denis  zu  einer  Geschichte  der  merowingischen  Epoche, 
ihrer  Sitten  und  Institutionen  zusammenstellt,  hat  B.  Zell  er6)  die  Merowinger 
behandelt.  Montbards6)  Geschichte  der  Franken  im  IV.  u.  V.  Jh.  ist 
fie  E.  de  Romaltes7)  Clotilde  christlich-populär,  ebenso  P.  Mertens8) 
heilige  Ewalde'  und  für  Brunhilde  bricht  J.  Rubio  y  Ors9)  eine  Lanze. 
Qnntoceaux  (Dep.  Gharente)  will  als  Sitz  eines  Bischofs  im  VI.  Jh.  Lächere10) 
nachweisen;  zwei  Gaue  Galliens  im  VI.  Jh.  behandelte  —  gegen  Longnon 
ach  richtend  —  Chazaud.11) 


1)  Haupts  Zschr.  N.  F.  X  (1878),  8.  423—28.  —  2)  I).  Dichter  Theodofr.  Ibid.  XI. 
«Of.  -  3)  Compilation  dite  de  Fr.  (Texte.)  lteprod.  litterale  du  mscr.  10910  du  fond*  latn 
bb  Bibl.  nat  Abbeville,  180  S.  Vgl.  N.  Arch.  VI,  450.  Über  fränkische  Rech Uq uel ler 
i.  ».  Kap.  X.  —  4)  Recit»  de«  temps  meroving.  Nouv.  ed.  2.  voll.  796  S.  Paris  Garnie, 
fr.  (Oenvre«  VII,  Vlll)  und  in  der  Bibl.  des  chefs  d'oouvres,  Bar  le  Duo,  Contant -  I^aguerro, 
Ml  8.  —  5)  Les  Francs  merov.  Clovia  et  ses  fils.  Paris,  Hachotto.  152  S.  12.  (Petite 
Böi  illostr.,  50  ca.  d.  Bd.)  —  6)  Hist  den  Fr.  au  IV  et  V.  s.  Limoges,  Barbou.  141  S. 
(BftL  chreX)  —  7)  Vio  de  Ste.  Clot.  Ibid.  96  S.  12.  (desgl.)  —  8)  D.  hh.  Ewalde,  Mär- 
Jywr.  Köln,  Theifaing.  1879,  35  S.  —  9)  Bruncquilda  y  la  sociedad  franeo-gallo-roiu.  en  la 
■Moada  metad  del  siglo  VI.  Barcelona.  196  S.  kl.  4.  S.  Key.  d.  quost.  hist.  XXV111,  675. 
—  10)  Ch ,  siege  d'un  eveehe*  au  VI.  s.  et  residenco  royale  sous  Popin  lo  Bref.  Moni,  de  la 
•*.  d'agric.,  sciences  etc.  d' Angers.  N.  S.  XX  (1879).  —  11)  Deux  pagi  de  la  Gaulo  au 
Vi.  ».,  Bull,  de  la  soc.  d  emulat  du  dep.  de  l'A liier  XV  (1879). 


11,12  XII.    H.  Hahn: 


in. 


H.  Hahn. 


Karolingische  Zeit. 


Die  Litteratur  des  J.  1880  über  die  Karolingerzcit  —  an  und  für  sie 
sehr  ergiebig  —  hat  unsere  Kenntnis  dieser  Periode  durch  einige  Werk 
ersten  Ranges  wesentlich  gefördert.1)  Ein  litterarisches  Ereignis  ist  imme 
das  Erscheinen  eines  Bandes  der  Monumente.2)  Obwohl  der  XXV.  B.  im  An 
schluss  an  B.  XXIII  gröfsere  Territorialgeschichten,  von  der  Mitte  bis  zui 
Ausgang  des  XIII.  Jh.  bringt,  mitunter  aus  guten  Gründen  diese  Grenze  übei 
schreitend,  so  sind  doch  in  den  Kreis  dieser  Geschichten  auch  Lothringe 
und  Flandern  und  das  Bistum  Passau  hineingezogen  und  es  fällt  durch  lokal 
Tradition  in  diesen  Landschaften  manches  auch  für  karolingische  Geschieht 
ab.  Gleich  die  erste  Chronik  Aegidii  Aurcaevall.  (Orval)  gest.  e\ 
Leod. 3)  bringt  ausser  Notizen  über  Bischöfe  unserer  Zeit,  wie  den  h.  Hü 
bertus,  Fulcarius,  die  Aegidius  seinen  litterarischen  Vorgängern  Anselm  un 
Herigcr  verdankt,  manche  neue  Zusätze.  Die  4.  Klasse  der  Aegidiushschi 
sind  die  gest.  abbrev.,  vielleicht  von  Aegidius  oder  von  einem  seine 
Klostergenossen;  Aegidius  selbst  benutzte  verlorne  Chroniken.  —  Rieh  er 
gesta  Senonensis  eccl.4)  erzählen  in  1.  II.  von  Angilram,  Karl  d.  G.  un 
Zundcbald  (Zwentibold) ;  allein  der  Autor,  zwar  talentvoll  und  vielseiti 
—  Mönch,  Bildhauer  und  Geschichtschreiber  zugleich  — ,  ist  leicht-  un 
wundergläubig;  zumal  seine  älteren  Quellen  sind  unzuverlässig:  er  benuts 
Turpin  und  ähnliche.  Seine  Chronologie  ist  verwirrt.  Wegen  eines  Aufent 
haltes  in  der  Strassburger  Schule  berichtet  er  auch  über  Strassburger  um 
elsässischc  Angelegenheiten.  —  In  den  Stammtafeln  der  Herzöge  vo 
Brabant5)  sind  Fabeln  über  Karolinger  nicht  verschmäht;  einige  Verse  au 
die  einzelnen  Herzöge  resp.  karolingischen  Fürsten  waren  vielleicht  Bildei 
Unterschriften.  —  Die  Hist.  Patav.  et  Cremifan.6)  enthält  nüchtern 
Bischofsreihen,  von  Vivilos  Zeit  an  aus  einem  altern  Katalog  abgeschrieber 
Bemerkungen  aus  einem  cod.  Vindob.  610,  über  Passauer  Bischöfe  voi 
VIH. — XI.  Jh.,  betreffen  vorzugsweise  Pallienangelegenheiten;  Ort  der  Eni 
stehung  und  Vf.  sind  unbekannt.  Die  hist.  Cremifan.  beruht  auf  Schenkung; 
und  anderen  Urkunden  des  Klosters.  Die  Geschichte  über  Ursprung  un 
Untergang  von  Kr.  ist  wahrscheinlich  von  einem  Mönch  Bernard.  Der  Chroni 
eines  französisch  gesinnten,  gelehrten  Mönchs  Johannes  Longus  de  Ipra 
über  das  Kloster  S.  Bertin  und  benachbarte  Klöster  liegen  sehr  viele  Quelle 
zu  Grunde,  darunter  auch  ältere  Heiligenleben,  für  sein  Kloster  besondei 
Folc.  und  Simonis  gest.  abb.  Sith.  und  die  darin  berührten  Urkunden  un 
Abtskataloge,  einigemal  auch  die  Ann.  Bert.     Seine  eignen  Zusätze  sind  m 


1)  Wir  bitten  an  dieser  Stolle,  die  Nachträge  des  vor.  Bande»  3,289  nicht  zu  übersehe 
—  2)  Mon.  Gcrni.  hi*t.  Scriptor.  XXV.  Hannov.,  Hahn.  VI II,  958  S.  —  S.  d.  Seifet«! 
v.  Waitz:  Gott,  irol-  Anz.  1881,  S.  228—43.  —  3)  Ed.  J.  Heller  (f  28.  Nov.  1880).  - 
4)  Ed.  Waitz.    S.  249.  —  ö)  S.  388  tf.  —  6)  Ed.  Waitz.    S.  610.  —  7)  Ö.  764. 


Karolingische  Zeit  11,13 

Vorsicht  zu  gebrauchen,  trotzdem  er  von  seiner  Zeit  sehr  geschätzt  und  be- 
nutzt war. 

Die  Abteilung  „Antiquitates"  der  Monuraenta  ist  endlich  —  noch  mehr 
ein  litterarisches  Ereignis  —  mit  den  lateinischen  Dichtern  der  Karoliuger- 
zeit  eröffnet,    welche   für  das  Geistesleben  unserer  Zeit  von  hervorragender 
Bedeutung  sind :  denn  die  Dichtung  ist  unter  Karl  eine  Hauptform  des  Geistes- 
lebens.   Waren  die  meisten  auch   schon  ediert,  so  liegen  sie  doch  nun  zu- 
sammen und  in  mustergültiger  Ausgabe  mit  Einleitungen  und  Anmerkungen 
vor.    —    Trotzdem  der  Hauptzweck  war,  Hof-  und  Gelehrtendichtung  unter 
Karl  d.  G.  zum  Ausdruck  zu  bringen,    greift  der  Herausgeber  auf  die  Zeit 
des  Bonifaz  zurück,  um  die  Bedeutung  des  Mannes  auch  nach  der  litterarischen 
Seite  und  den  Zusammenhang  der  fränkischen  mit  der  angelsächsischen  Litte- 
ratur  darzulegen.     Von  ihm  rühren  Rätsel  her,  die  in  Deutschland  gedichtet 
und  an  seine  Schwester  (V)  gerichtet,  in  akrostichischer  Form  die  Lösung  geben 
und   nach   Aldhelmschem   Muster   Tugenden    und    Laster    schildern.      Ihnen 
reihen  sich  Gedichte  einiger  ziemlich  unbekannter  Zeitgenossen  an-,  eins,  aus 
Bonifaz1  Briefen  entnommen,  ist  wahrscheinlich  von  seinem  Schüler  Lul.  — 
Ein  rhythmisches   Lobgedicht  auf  Mailand    zur  Zeit  Liudprands  und    Erzb. 
Theodors  IL  nimmt  ein  Lobgedicht  auf  Verona  zum  Muster,  ohne  doch  den- 
selben Verfasser  zu  haben.  —  Die  dritte  Gruppe  bilden  Gedichte  von  Paulus 
Diakonus  !)   und   Petrus  v.  Pisa.      Wie  Bonifaz  erhält  das  Bild  des  Paulus 
durch  die  Herausgabe  seiner  Dichtungen   eine  Ergänzung:    der  Dichter  tritt 
ans  entgegen  als  gemütvoll,  an  Vaterland,  seinem  heimischen  Königsgeschlecht, 
Freunden  und  Wohlthätern  treu  hängend,  und  die  Grösse  und  Weisheit  Karls 
sehr  objektiv  bewundernd.     Die  Gedichte  auf  den  Lacus  Larius  und  auf  die 
Königin  Ansa  hält  Dumm ler  mit  Waitz  gegen  Dahn    für  solche   von  P., 
die  Hymne  auf  die  transl.  ossium  s.  Mercurii  jedoch  gegen  Wattenbach  für 
unecht;   die    nachfolgenden   Gedichte  schildern  uns   das   auf  wechselseitiger 
Hochachtung  beruhende  Verhältnis  von  Paulus  und  seinem  Freunde  Petrus, 
sowie  Paulus'  Bedeutung  als  Lehrer  des  Griechischen  an  Karls  Hofe.    Unter 
den  Epitaphien,  die  in  Karls  Auftrage  gedichtet  sind,  ragt  das  rührende  auf 
die  Königin  Hildegard   hervor.   —    Drei  Fabeln  (No.  28—30)  bekunden  ein 
ansprechendes,  humoristisches  Erzählungstalent.    No.  35 — 38  zeigen  uns  Karl 
als  Freund  und  Mäcen  der  Dichter.     Dann  folgen   Dichtungen  von  und  an 
Petrus;  nach  einigen  Gedichten  zweifelhaften  Ursprungs  schliefst  die  Gruppe 
mit  einem  akrostichischen  Epitaph  auf  Paulus.    Die  folgende  enthält  Bücher- 
widmungen  und   Unterschriften   des  VHI.  Jh.,   No.  3  bezieht  sich  auf  Karls 
Schenkung  und  die  Bestätigung  der  Pippinischen ;   ein  Akrostichon  Hadrians 
an  Karl   ist  roh  in   Versmafs  und  Sprache;  No.  7   sind  die  Schreiberverse 
Godescalcs,    der  auf  Geheifs   des  Königs  und  Hildegards  das  kostbare,    von 
Piper  beschriebene  Evangeliarium  angefertigt  hat  und  der  Taufe  Karlmanns, 
genannt  Pippin,  in  Rom  Erwähnung  thut.    Unter  den  Inschriften  des  VIII.  Jh. 
begegnen  Kircheninschriften  aus  Pavia  und  Mailand,  sowie  auf  Bischöfe,  wie 
z.  B.  Chrodegang.     Das  Gedicht  auf  den  Tod  des  Truchsefs  Eggihard  in  der 
Schlacht  von  Roncevalles   belehrt  uns  über  deren  sonst  unbekanntes  Datum 
—  15.  Aug.  —  Die  Grabschrift  auf  Hadrian,  aus  der  Feder  Alkuins  infolge 
eines  von  Karl  veranlafsten  Wettstreits  hervorgegangen,    brachte   ihm   nicht 
ganz  mit  Recht  den  Preis.    Die  Grabschrift  auf  Hildegards  im  Hunnenkampfe 


])    P.    i«t   auch   behandelt   von    Del  Giudir.e   anläfslich  der   neuen   Ausgabe  d.  Histor. 
Langob.,  K.  lstituto  Lombardo  di  sc.  e  lett,  13.  Mau 


11,14  HL   H.  Hahn: 

gefallenen  Bruder  Gerold  rührt  wohl  nicht  von  Walafrid  Strabus  her.  B 
spiele  rhythmischer  Poesie  sind  das  rohe,  aber  lebendige  Lied  über  Pipp 
Avarensieg  796  und  die  Beschreibung  Veronas.  —  Die  Gedichte  des  Pa 
linus  v.  Friaul  gehören  schon  in  das  IX.  Jh.  Dieser  Freund  Karls,  J 
gilberts  und  Alkuins,  der  ihn  seiner  Gelehrsamkeit  und  blumigen  Sprac 
wegen  schätzt,  spielt  durch  seine  Synode  zur  Bekehrung  der  Avaren  u 
seine  Teilnahme  an  der  Frankfurter  Synode  794  in  dem  Adoptianersti 
eine  Rolle.  Stellenweise  poetisch  sind  seine  Gedichte  auf  seinen  im  Kam; 
gefallenen  Freund,  den  Herzog  Hericus  von  Aquiieja,  und  auf  die  Zerstöru 
Aquilejas  durch  Attila.  —  Treffliche  Beispiele  der  gewandten  Versspiele 
der  Angelsachsen  sind  die  Bilder-  oder  Formengedichte  Josephs,  eü 
Schülers  von  Alkuin  und  Freundes  von  Liudger,  den  er  verherrlicht.  Ol 
beträchtliche  Störung  des  Sinnes  werden  Kreuze  in  allen  möglichen  Form 
angebracht  und  im  Original  durch  Malerei  hervorgehoben;  auch  von  Boni 
und  Alkuin  liegen  Beispiele  dieser  Art  vor.  —  Alkuin,  der  Hauptdichter  u 
die  Seele  der  Hofakademie  *)  und  der  litterarischen  Bewegung  in  Karls  Rei 
nimmt  auch  den  gröfsten  Teil  des  Bandes  ein.  Der  „karolingische  Hora 
kein  hervorragender  Dichter,  aber  ein  unermüdlicher  Verskünstler,  glatt,  rl 
torisch,  verstandesmäfsig,  antithesenreich,  ist  mit  124  Nummern  vertret 
darunter  manche  längere  Gedichte,  wie  das  auf  die  Kirche  von  York  (16 
V.);  bisher  unediert  war  ein  Epitaph  auf  seinen  Lehrer  Aelbert  Lebern 
ist  sein  Grafs  an  die  fränkischen  Freunde  noch  von  England  aus.  —  Se: 
Gedichte  zerfallen  in  Episteln,  Inschriften,  Bücherwidmungen,  Hymnen,  Rät« 
Lebensregeln.  Chronologisch  nicht  immer  zu  bestimmen,  bieten  sie  ein  i 
schätzbares  Bild  des  ersten  humanistischen  Verkehrs.  Den  Band  schlieft 
Gedichte  des  Abts  Pandulf,  der  Karl  das  Leben  rettete,  Angilberts,  < 
fränkischen  Homers  und  Schwiegersohnes  Karls,  Eklogen  auf  Pipin  und  K 
selbst,  worin  das  gemütliche  Familienleben  des  Königshauses  zur  Erscheinu 
kommt  und  Karl  als  Beschützer  der  Sänger  gepriesen  wird.  Ob  das 
teressante  Gedicht  über  eine  Jagd  Karls  und  seine  Zusammenkunft  mit 
Leo  Alkuin  oder  Angilbert  zuzuschreiben  ist,  läfst  D.  zweifelhaft;  die  Spnu 
scheint  Ref.  auf  Alkuin  zu  weisen.  Die  letzte  Dichtung  ist  eine  Ekloge  ? 
Naso  (Muadwin),  wahrscheinlich  B.  Modoin  v.  Autun,  und  ein  Gedicht  i 
bestimmter  Zeit  Vergleicht  man  mit  dieser  Ausgabe,  die  doch  nur  indirel 
Quellen  betrifft,  die  mangelhaften  Editionen,  die  wir  von  Werken  habe 
welche  ebenfalls  nicht  direkt  die  eigentliche  Geschichte  betreffen,  so  wi 
man  zu  der  Frage  veranlagst,  ob  es  nicht  die  Aufgabe  gelehrter  Körp 
Schäften  sein  sollte,  solche  Quellen  z.  B.  auf  dem  Gebiete  der  Philosopl 
und  anderer  Wissenschaften  in  lesbaren  Ausgaben  herzustellen.  Da  es  s 
hier  um  Gebiete  geistigen  Lebens  handelt,  die  nicht  auf  ein  Volk  beschräi 
sind,  so  wäre  gemeinsame  internationale  Arbeit  hier  ebenso  möglich,  i 
bei  geodätischen,  astronomischen  und  anderen  Zwecken;  ein  von  Fachmann« 
aller  europäischen  Völker  wohl  erwogener  Plan,  der  die  Rollen  verteilte  i 
in  der  Ausführung  von  den  Regierungen  unterstützt  würde,  könnte  vor  Z 
splitterung,  Wiederholungen  und  unwürdigen  Ausgaben  bewahren.  Zu  letztei 
müssen  wir  noch  immer  die  Mignesche  Patrologie  rechnen,  von  der  ai 
für  unsere  Zeit  einige  Bände  Neudruck  erfahren  haben.8) 


1)  'The  schools  of  Ch.  the  Gr.'  Edinb.  Rev.  151,  380  ff,  int  ein  Essay  üb.  d.  gleich» 
Werk  Ton  Bas  Mullinger  (1877).  —  2)  S.  u.  S.  23"  n.  Kap.  Kirchengeach. 


Karolingische  Zeit.  II  15 

Zu  den  Rhythmen  des  IX.,  wenn  nicht  schon  VIII.  Jh.,  die  Dümmler1) 
1879  hauptsächlich  aus  Veroneser  Hds.  bekannt  machte,  giebt  Ebert*)  Ver- 
besserungen und  klärt  bei  einem  das  Versmafs  auf.  —  Weitere  karolingische 
Rhythmen  (4),  ebenfalls  z.  t.  nach  Veroneser  Hds.,  teilt  wiederum  Dümm- 
ler3) mit.  —  Ferner  hat  D.  einzeln  publiziert  eine  Widmung  Hrabans  zum 
Buch  der  Könige  (832)  an  Ludwig  d.  Fr.,  eine  Ostertafel  des  IX.  Jh.  mit 
karolingischen,  nicht  besonders  zuverlässigen  Notizen,  eine  Schenkungsurkunde 
für  Klostei-j  Bobbio  von  862  und  einen  Prolog  zu  einer  vita  Herasmi  ad 
Engilmarum,  vielleicht  einen  Bischof  v.  Passau  (874— 99), 4)  und  ein  mittelalter- 
liches Ruderlied,5)  einem  antiken  nachgeahmt,  von  einem  jüngeren  irischen 
Dichter  Columban,  spätestens  aus  dem  Anfang  der  Karolingerzeit.  —  Watten- 
hach  verdanken  wir  ein  Pastoralschreiben,6)  das  trotz  seiner  Hschr.  des 
XIII.  Jh.  nach  seiner  Erwähnung  abergläubischer  Gebräuche  dem  IX.  ange- 
hören kann,  Monod  eine  Ausgabe  Fredegar s.7)  —  Waitz*  Ausgabe  der 
vita  Karoli  von  Einhard8)  ist  weniger  einseitig  als  die  von  Pertz  und  von 
Jaffe  und  vielfach  verbessert  nnd  erweitert;  eine  der  drei  Handschriften- 
klassen geht  vielleicht  auf  den  Autor  selbst  zurück.9)  Einh.s  Tod  setzt  W. 
jetzt  auf  14.  März  840  und  verlegt,  Walahfrid  folgend,  seine  Erziehung  nach 
Fulda.  —  Karolingisches  finden  die  Mitarbeiter  der  Monumenta  noch  immer 
zahlreich  in  Bibliotheken  und  Archiven.  So  stammen  z.  B.  Handschriften  in 
Petersburg  zum  teil  aus  dem  Kloster  S.  Germain  des  Pres,  wo  sie  Mabillon 
bereits  benutzte,  zum  teil  aus  Kl.  Corbie;  einige  gehören  der  Schrift  nach 
dem  VIII.  und  IX.  Jh.  an;  es  sind  darunter  Briefsammlungen,  wie  die  an 
Adalhard  gesandte  Auswahl  von  Gregorbriefen.  Überhaupt  weisen  einige 
eine  Beziehung  zu  diesem  Abte  nach  und  sind  auf  seinen  Befehl  geschrieben. 
Andre  enthalten  Heiligenleben,  theologische  Abhandlungen,  wie  die  von  Theo- 
dulf  von  Orleans  fcde  ordine  baptismi',  Aldhelms  'de  virginitate',  Evangelien 
mit  kostbaren  Malereien,  Kaiendarien,  Sammlungen  kanonischer  Bestimmungen, 
wie  die  von  Hadrian  an  Karl  d.  Gr.  tibersandte,  Pontifikalien,  Obedienz- 
erklärungeu  von  Bischöfen,  darunter  eine  von  Erbertus  von  Auxerre,  die 
Arndt10)  übersehen  hat,  Rätsel  von  Aldhelm  mit  Lösungen  und  fehlerlosen 
Texten  u.  a.  m.11) 

Karolingische  Urkunden  finden  sich  u.  a.  auch  in  Utrecht,18)  teils 
eigentliche  Königsurkunden,  teils  solche,  in  denen  Pippin,  Karl  d.  Gr.,  Karl- 
mann, Ludwig  d.  Fr.  und  Ludwig  d.  Deutsche  angeführt  werden.  Einzelnes 
findet  man  auch  in  den  Hds.- Verzeichnissen  von  Winckelmann  aus  Italien,13) 
von  W.Arndt  aus  Petersburg,14)  von  Waitz,15)  von  Rübsam  aus  Fulda.16) 
—  Für  die  Päpste  der  Karolingerzeit  sind  von  gröfster  Bedeutung  die  von 


1)  Rhvthm.  aus  der  Karo).  Zeit.     Haupte  Ztechr.    N.  F.   XI,  261—281.  —    2)  Zu  ilon 

broling.  Rhythm.  Ibid.  XII,  144—150.  —  3)  Ibid.  S.  151—57.   —  4)  N.  Arch.  V,  427  IT. 

-  5)  Ibid.  VI,  190.    —   6)  Ibid.  S.  193.    —   7)  S.  o.  S.  II3.    —    8)    4.  Aufl.,  Hannover, 

Hihn.   XXI,    38  S.     Vgl.  W.8  Selbstanz.,   Gott.  gel.  Anz.  No.  43  und   N.  Arch.  VI,  459.  — 

Hierzu  ist  die  Übersetzung  von  Einhards  Leben  Karls  und   die  Jahrbücher  von  0.  Abel,   in 

2.  Aufl.   von   W.  Wattenbach,   zu  erwähnen.     (Geschichtsschreiber   d.  dtsch.  Vorz.,   Lfg.  8 

n.  9.    Leipzig,  Duncker.    76  u.  180  S.  —  Schmidt,  de  Einh.,  Suetonii  iraitatoro  (Bamberg) 

kenne  ich  nicht.    —    9)  N.  Arch.  VI,  195.    —  10)  S.    u.  Anm.  14.    —     11)   K.  Gillert, 

Itt  Hds.  i.  S.  P.,  N.  Arch.  V,  241—65,    599—617.  —    12)    K.  Folz,  Kaiserurkk.  in  Utr. 

Ibid.  S.  267 — 73  (auch  eine  Übersicht  über  die  Utr.  Kartularien  und  Urkk.-Sammlungen).  — 

13)  Bericht  üb.  eine  Reise  in  Ital.  1878.   N.  Arch.    V,  4  -30.    —   14)  Über  einige  Hds.  in 

St-P.     Ibid.  S.  220  f.    —    15)    Aus  neueren  Hdss.- Verzeichnissen.     Ibid.  VI,    187—89.    — 

16)  Die  Fuldaer  Hd*8. -Bibliothek  und  2  Frgm.  aus  e.  Weingart.  Cod.,  Hüffers  Hist.  Jb.  1, 

Ml— 45. 


I[,16  Ui.    H.  Hahn: 

£.  Bisbop  für  die  Monumenta  abgeschriebenen  Papstbriefe  des  Britischen 
Museums;1)  unter  Pflugk-Harttungs  meist  anedierten  Urkunden  beziehen 
sich  nur  7  auf  karolingische  Päpste  (Zacharias  748,  ein  Johann  762,  Stefan  IV. 
770,  Leo  ÜI.  795—816,  Sergius  IL  844,  Johann  VIII.  877,  Formosus  891 
bis  894),  und  von  diesen  sind  die  ersten  5  Fälschungen,  No.  6  nur  Kopie 
(Jaffa  No.  2333  nicht  angegeben),  No.  7  Original,  aber  verstümmelt.  1)  Aus 
italienischen  Urkunden  in  Aquileja  erfahren  wir  die  Schicksale  eines  am 
oberitalienischen  Aufstande  776  beteiligten  Ajo  und  seiner  Familie;  auch 
Ludwig  den  Frommen,  Lothar  I.  betreffen  einige  Stücke.  *)  —  Von  Wichtig- 
keit für  die  Verfassungs-  und  Rechtsgeschichte  unserer  Zeit  sind  die  ältesten 
fränkischen  Formeln,  deren  Hds.  und  Ausgaben  Zeumer  für  die  Publikation 
in  den  Monumenten  untersucht  hat.3)  —  Von  den  'Kaiserurkunden  in  Ab- 
bildungen'*) gehören  nur  18  den  Karolingern  an  (1  Pippin,  4  Karl  d.  Gr., 
4  Ludwig  IL,  6  Ludwig  IV.).  —  Die  Echtheit  eines  Kaiserdiploms  Ludwigs 
d.  Kindes  vom  J.  907,  einer  Schenkung  des  Klosters  Ötting  an  Passau,  hält 
B.  Braumüller5)  gegen  die  Verdächtigungen  in  den  Mon.  Boica  (XXXI a, 
176  u.  89)  und  Dümmler,  der  es  für  eine  Fälschung  Pilgrims  von  Passau 
hält,  nach  Übereinstimmung  der  innern  Merkmale,  des  Eschatokolls  und  der 
thatsächlichen  Vorgänge  aufrecht,  so  auch  Sickel.  —  H.  Zimermann6) 
berichtet  über  einige  Kaiserurkunden  von  Ludwig  II.  (Böhmer  R.  683)  und 
Karlmann  (874  und  878)  für  Kloster  Moninellum  bei  Mantua  aus  einem 
Kopialbuch  eines  Klosters  bei  der  Stadt.  —  Schwierigkeiten  macht  die  Chro- 
nologie der  Privilegien  für  die  Abtei  Cluny,  da  von  1700  Urkunden  nur  40 
mit  Inkarnationsjahren  bezeichnet  sind.  A.  Bruel7)  sucht  nach  ihnen  die 
Regierungszeiten  der  Karolinger  von  Ludwig  d.  Frommen  an  und  die  der 
burgundischen  Könige  chronologisch  zu  bestimmen.  Durch  die  Besitznahme 
Lothringens  durch  Karl  den  Kahlen  entsteht  eine  Unbestimmtheit  der  Ur- 
kundenbezeichnung. Karl  III.  wird  nicht  unmittelbar  nach  Karlmanns  Tod 
in  Burgund  anerkannt.  Todesangaben  Karls  III.  in  4  Urkunden  beweisen, 
dafs  Burgund  den  Sohn  Bosos  nicht  anerkannt  hat 

Auf  chronologischem  Gebiete  ist  bei  weitem  das  wichtigste  die  Neu- 
bearbeitung der  Bö  hm  ersehe  n  Regesten  durch  E.  Mühlbacher,8)  die  wie 
die  Regesten  Böhmers  für  lange  Zeit  das  Fundamentalwerk  für  Untersuchungen 
karolingischer  Vorgänge  bleiben  werden.  M.  hat  das  massenhaft  inzwischen 
zusammengebrachte  Material  mit  Meisterschaft  verarbeitet.  —  Dankenswert 
ist  es,  dafs  der  Zeitraum  der  Titelangabe  nicht  streng  inne  gehalten,  sondern 
statt  wie  bei  Böhmer  und  Sickel   mit  Pippins  Thronbesteigung,    bereits  mit 


1)  S.  u.  Kap.  Kirchongesch.  —  2)  V.  Joppi,  Unod.  Diplome  aus  Aquileja  799 — 1082, 
mit  Einl.  von  E.  Mühlbacher,  Mitt  d.  Inst,  für  östr.  Gesch.  I,  259—98.  Vgl.  Bibl. 
de  Tee.  d.  chartes  41,  254.  —  Hier  sei  auch  hingewiesen  auf  dio  im  Jahresber.  II.  erwähnten 
Werke  von  Vignati,  Cod.  dipl.  Laudense  (vgl.  N.  Arch.  V,  471);  Mazzi,  corograf.  Bergora.; 
b'roftfli,  governo  feud.  in  Civcnna;  Giorgi,  reg.  di  Farfa;  Lalore,  eartul.  de  Troyea  und 
da«  Musec  de  archives  depart  —  Über  Kiant  s.  u.  Kap.  Kreuzzüge,  über  \Y  ilmans,  K.- 
l'rkk.   in    Wostf.  K.  XV.  f\)  S.  u.  Kap.  Verf.-Gcseh.    —  4)  S.  u.  Kap.  Diplomatie,  auch 

über  Zeumer,  Ersatz  verlorener  Urkden.  —  T>)  Ein  bestritt.  Kaiscrdipl.  v.  1)07,  Hüffers 
Histor.  Jahrb.  1,  287 — 96.  —  6)  Kaiserurkk.  aus  Mantua.  Mitt.  d.  Inst.  f.  östr.  Gesch.  1, 
434 — 66.  --  7)  Et.  s.  la  ehronol.  des  rois  d.  Fr.  et  de  Bourgogne  d'apres  les  diplomes  et 
les  chart.  de  l'abb.  d.  Cluny  aux  IX  et  X  siecles.  Bibl.  de  l'ec.  d.  eh.  XL1.  —  8)  Regesta 
hup.  1.  —  Die  Regg.  d.  Kaiserr.  752—918.  1.  Lfg.  160  S.  [—803].  Innsbr.,  Wagner.  — 
Verbesserungen  bieten  W.  Diekamp  in  Hüilers  Jb.  11,  120,  Dümmler,  Gott.  G.-Anz.  1881, 
S.  129;  vgl.  auch  Uompt.  rend.  de  l'Ac.  roy.  beige  VII 1,  400  und  J.  Havet,  Bibl.  de  Y&c. 
des  Ch.  XLl,   621   f. 


Karolingiache  Zeit.  H,l7 

den  älteren  Karolingern,  mit  Arnulf  und  seinem  Sohne  Chlodulf  begonnen  ist. 
—  Ein  Kapitalare  Karls  d.  Gr.  (Sickel  K.  142),  das  Roth  für  echt  hält  und 
auf  die  Frankfurter  Synode  794,  Baluze  aber  auf  die  von  Aachen  803  bezieht, 
erweist  sich  nach  Schrift  und  Inhalt  als  ein  späteres  Machwerk.1) 

Unter  den  Forschungen,  die  über  einzelne  Quellen  angestellt  sind,  zieht 
ach  der  Streit  über   das  Vorhandensein  einer  Hofannalistik ,    das   Sybel*) 
bestreitet,  weiter.     Nach  diesem  waren  für  die  reichen  Äbte  von  Lorsch  alle 
Quellen  historischer  Belehrung  zugänglich,  und  sie  mitunter  kenntnisreicher 
als  andre  Berichterstatter,  wie  z.  B.  über  Leo  III. :  die  von  ihnen  berichteten 
Thatsachen  bewiesen  eher  das  Gegenteil  offizieller  Geschichtsschreibung  und 
die  von  Simson  vorgeführten  Merkmale   träfen  für  ein  Lesebuch,  aber  nicht 
fär  Reichsannalen  zu.     Simsons  Vermutung,  Einhard  sei  der  Autor  des  spä- 
teren Teiles,    habe  wenig  für  sich,    weil  die  vita  K.  planvoll,    die  Annalen 
lückenhaft  und  planlos   (z.  B.  zu  797,  809)  seien,  Kenntnis  der  internatio- 
nalen Verhältnisse   vermissen  lieTsen    und  Wichtiges    und  Unwichtiges   nicht 
schieden.     Der    sog.  Astronomus,    der  Biograph   Ludwigs  d.   Fr.,    der  nach 
eigner  Erfahrung    berichten   wolle    und  doch  von  814 — 30    sich   nach    den 
Reichsannalen  richte,  benutze  in  ihnen  eigne  frühere  Aufzeichnungen.    Ab- 
weichungen seien  kein  Gegenbeweis.     Der  Autor  der  Annalen  habe  also  nach 
dem  Tode  Karls  d.  Gr.  gearbeitet  und  in  Lorsch  gelebt  oder  wenn  am  Hofe, 
dann  ohne  besondre  Sachkenntnis;  trotz  dieser  kindlichen  Geschichtschreibung 
seien  die   Annalen  für  uns  von  Wert,    die  Frage  aber  sei   für  die  Kultur 
des  fränkischen  Volkes    zur   Zeit  Karls    wichtig.      Sybels   Ansichten  finden 
bis  jetzt  wenig  Anhänger.     Aufser  Waitz  (in  beiläufiger  Bemerkung)   sucht 
Harnack3)  Simson  durch  den  Nachweis  zu   unterstützen,    dafs  Sybels  Be- 
mängelungen des  ersten  Teils  der  Annalen  übertrieben  seien  und  im  zweiten 
die  Notizen    über  die  Verhältnisse  zu  Benevent   und  Byzanz  einerseits  für 
einen  Mönch  zu  grofse  Detailkenntnis  zeigten,   andrerseits   unliebsame  Vor- 
gänge in    charakteristischer   Weise    verschwiegen.      Die    Überarbeitung    der 
Reichsannalen  sei  trotz  sichtlicher  Liebe  zum  Kaiser  nicht  im  offiziellen  Auf- 
trage geschehen.    —    Die  Ann.  Mettenses  haben  seit  Pertz  und  Bonnell 
dttreh  neue  Entdeckungen  eine  völlig  andere  Grundlage  erfahren.    —    Nach 
Waitz4)  ist  die  Kompilation  erst  im  XI.  oder  XII.  Jh.  entstanden  und  hat 
»nze  Werke  aufgenommen,    wie  Gregor  von  Tours,  Regino  u.  a.  m.     Die 
Vermutung  Dorrs  und  Dünzelmanns,    dafs  ihnen  eine  ältere  Kompilation  zu 
Grande  liege,  wird  durch  4  karolingischc  Annalenfragmentc,  wie  das  Basler, 
Berner  u.  s.  w.,  unterstützt.     Nicht  also  die  Ann.  Laur.  maj.  sind   in  ver- 
wandten Stellen  Quelle,  sondern  das  erweiterte  Annalenwerk.     Für  das  Berner 
Fragment,  vielleicht  auch  für  das  Annalenwerk  sind  Angaben  über  die  Grab» 
statten  karolingischer  Familienglieder   charakteristisch.     Notizen  von  803—5 
stammen   aus  der  Quelle,    die  den   Ann.  Guelf.  zu  Grunde  liegt,    nicht  aus 
Regino.     Auf  die  gemeinsame  Quelle  von  Ann.  Mctt.  und  Chron.  Moiss.  geht 
auch  Chron.  Font,  zurück;  auch  Chron.  Vedast.  ist  mit  Ann.  Mett.  verwandt. 
I>as  Chron.  Vedast.  hat   aber  auch  Ann.  Laur.  maj.  und  Bertin.  benutzt.  — 
Simson,6)  sich  vielfach  mit  W.  berührend  und  von  Dorr«  Entdeckung  aus- 
gehend, findet  im  Chr.  Moiss.  Benutzung  der  interpolierten  Fortsetzung  des 


1)  E.  Mühlbacher,  Ein  angebl.  Kap.  K.  d.  G.     Mitt  d.  lnnt.  f.  ö«tr.  0.  1,  608-14; 
'gl.  airch  BL  Regg.   K.  0.  316  Endo.  2)  D.  karol.  An«.,    Hiet.  Zlw-hr.  43,    411    ff.     Vgl. 

Jüireiber.  II,  2,  20.  —    3)  S.  91  d.  S.  22*  erw.  Sehr.  —  4)  Verhältn.  d.  a.  M.  zu  and.  Ann., 
Forwh.  %.  d.  Gesch.  XX,  .385— 95.  —  5)  Die  verlorenen  Quellen  d.  A.  M.  Ebda.    S.  395—405. 

HittorUche  Jahreibe  richte.    1880.    II.  2 


11,18 


III.  H.  Hahn: 


Beda.  Aus  den  berührten  Annalenfragmenten  und  der  Übereinstimmung  der 
3  Quellen  sind  bedeutende  Stücke  des  ursprünglichen  Textes  herzustellen, 
wie  z.  B.  zu  den  J,  732,  737,  739,  741  u.  8.  w.,  während  an  andern  Stellen 
die  Bestätigung  fehlt.  Zur  Kenntnis  des  verlornen  Werks  tragen  auch  die 
Ann.  Lob.  bei,  die  nach  Pertz  die  Ann.  Mett.  benutzen;  allein  letztere  sind 
später  verfafst  (s.  ob.),  die  Ann.  Lob.  zwischen  960 — 82;  auch  verraten 
einige  Stellen  selbständige  Benutzung  der  gemeinsamen  Quelle,  doch  haben 
die  Ann.  Mett.  das  Werk  in  gedankenloser  Weise  ausgeschrieben. 

Schon  früher  behandelten  Simson  und  Waitz  die  grofse  Kompilation, 
die  als  „Weltchroniku  bezeichnet  wird,  und  sich  an  Beda  anlehnt,  jedoch 
ohne  abschließendes  Resultat.  Anfangs  ist  Beda  ausgeschrieben ;  dann  tritt  eine 
Kompilation  aus  Hieronymus,  Isidor,  Orosius  u.  a.  ein,  auch  von  Fredegar  u. 
gest.  Franc.  —  Diese  kompilierte  Chronik  liegt  dem  Chron.  Moiss.,  den  Ann. 
Mett  und  den  Gest.  abb.  Font,  zu  Grunde.  Ferner  ist  der  liber  ponti- 
ficalis,  daraus  z.  B.  v.  Vitaliani  benutzt;  auch  kleine  Annalen  sind  verwandt, 
die  bereits  von  Simson  zum  Abdruck  gebracht  (F.  XVIII,  102),  aber  nicht 
scharf  genug  gesondert  sind.  Eine  zweite  aquitanische  Quelle  hat  Dorr  noch 
nicht  völlig  erkannt.  In  andrer  Fassung  erscheint  sie  auch  in  den  Ann. 
Flavin.  —  Nach  Sprache  und  Rechtschreibung  ist  die  Chronik  vor  Alkuin 
abgefafst.  —  Die  Ann.  Maximin.  sind  als  Fortsetzung  obiger  Chronik  allein 
zu  bezeichnen,  vielleicht  von  einem  andern  Autor,  vielleicht  in  dritter  Re- 
daktion vom  Vf.  fortgesetzt.  Die  annalistische  Form  ist  vorherrschend;  die- 
selben Quellen  wie  früher  werden  benutzt,  auch  die  gest.  pontif.,  aber  die 
Grundlage  von  Ann.  Mosell.  und  Laur.,  eine  Fortsetzung  derselben  bis  795 
(96)  ist  nicht  verwandt,  wohl  aber  findet  Verwandtschaft  mit  Ann.  Xant 
(790 — 96)  mit  einer  Redaktion  fränkischer  Annalen,  die  zu  Ann.  Laur.  maj. 
in  Beziehung  steht,  mit  Ann.  Juv.  maj.  und  S.  Emmer.  maj.  statt  Die  letz- 
teren sind  mittelbar  von  Ann.  Maxim,  abhängig;  der  Ursprung  der  Mittel- 
glieder mufs  in  Bayern  sein.  —  Zusammenhang  ist  auch  mit  Ann.  Petav. 
über  deren  ersten  Teil  hinaus  vorhanden,  fehlt  aber  mit  den  Ann.  Laur.  In 
Bezug  auf  Ann.  Laur.  maj.  ist  vielleicht  eine  abweichende  Fassung  derselben 
benutzt.  Über  811  ist  die  Zeit  der  Abfassung  nicht  hinabzurücken.  Autor 
und  Fortsetzer  dieser  Annalen  sind  nicht  identisch. 2)  —  Ein  Fragment  der 
Ann.  Einh.  enthält  Gerberts  Iter  allemannicura.  *) 

Ein  interessantes  geographisches  Werkchen  der  Karolingerzeit,  des  Mön- 
ches Dicuil,  'de  mensura  orbis  terrae',  bespricht  eingehend  R.  Fofs.9) 
Wenn  der  Mönch  Fidelis  den  hadrianischen  Nilkanal  vor  seiner  Verschüttung 
767  noch  sah  und  Dicuil  schon  775,  als  dieser  20  J.  alt  war,  darüber  be- 
richtete, so  ist  D.  etwa  755  geboren.  —  Sein  Lehrer  Suibneus  ist  vielleicht 
der  Abt,  welcher  776  starb.  Von  welchem  Sedulius  die  Verse  sind,  die  zu 
Ende  von  K.  5  angeführt  sind  und  das  Werk  der  ,missic  des  Theodosius  — 
ob  I  oder  II  ist  nicht  klar  —  über  die  Vermessung  der  Erde  erwähnen,  ist 
nicht  zu  entscheiden.  —  Die  Angaben  D.s  sind  oft  dürr,  sich  widersprechend 
und  mitunter  recht  kindlich,  wie  die  über  die  nördlichen  Inseln,  aber  merk- 
würdig für  die  Geschichte  der  Bildung.  —  Für  die  Beziehung  northumbri- 
scher  Annalen  zu  karolingischen  Ereignissen4)  ist  die  kleine  northumbrische 


1)  Waitz,  Zur  Geschichtechroib.  d.  karol.  Zeit.  N.  Arch.  V,  475 — 502;  vgl.  Jahresber. 
11,  2,  20.  —  2)  Dors.  S.  502.—  3)  Ztecbr.  f.  Gymnas.-We«.  XXXIV,  289—306;  vgl.  über 
ihn  Wattenb.,  Gesch  -Quell.,  1*125;  Dümmlpr,  N.  Arch.  IV,  256  ff  ;  Ebort  (a.  u.  S.  226) 
11,  393  tf.  —  4)  Vgl.  Jahreaber.  1,  122. 


Karolingische  Zeit.  II  19 

Chronik  oder  Contin.  Bedae  (731—66)  wichtig.     Ihr  erster  Teil  bis  734 
ist  wahrscheinlich  von  Beda  selbst,  der  zweite  wohl  von  seinem  Schüler  und 
Freunde,    dem    Erzb.   Ecbert  von  York,    oder  dessen  Nachfolger    und  Ver- 
wandten,  dem   gelehrten  Aelbert.     Der  letztere  ist  möglicherweise  identisch 
mit  dem  in  der  Vita  Liudgeri  genannten  Missionsbischof  Aluberth,  zweifels- 
ohne aber  mit  dem  Coaena  der  Bonifazischen  Briefe.     Redger,  der  angeb- 
liche Nachfolger  des  Bonifaz,   ist  mit  Chrodegang  von  Metz  identisch.     Die 
Einsiedler  Balthere  und  Echa,  die  in  den  benutzten  Alcuini  versus  de  s.  Ebor. 
eccl.  vorkommen,  erscheinen  bei  Simeon  v.  Durham  als  B.  und  Etha.  *)    — 
Die  darstellenden  Arbeiten  des  J.  1880  über  unsere  Periode  behandeln 
die  Geschichte  des  karolingischen  Reiches  nach  mannigfaltigen  Seiten  hin.8) 
Unter  den  Personen,  die  zum  Gegenstand  der  Forschung  gemacht  sind,  steht 
obenan  Bonifacius,  dessen  Verdienste  um  Deutschland  —  auch  gelegentlich 
des  Kulturkampfs  von  protestantischer  Seite  geleugnet  —  von  katholischer 
durch  Darlegung  seiner  Thätigkeit  bei  Einführung  des  Christentums  und  der 
katholischen    Kirchenordnung    beleuchtet    werden.      Eine    einfache    schlichte 
Wiedergabe  seines  Lebens  haben  wir  von   F.  J.  v.  Buss. 3)     Die  Ruhe  der 
Darstellung  und  Reflexion  unterbricht  nur  selten  kirchlicher  Eifer;  die  nach- 
gelassene   Arbeit   vervollständigte    durch    kritisch -litterarische    Anmerkungeu 
Ritter  v.  Scherer:  Buss'  Anteil  daran  ist  nicht  ganz  klar  erkennbar.    Seh. 
stellt  den   Mangel    einer   zusammenfassenden  Würdigung  des  Apostels  bei  B. 
nicht  in  Abrede   und  weicht  auch   sonst  von   ihm  z.  B.  in  der  Beurteilung 
der  Teilnahme  der  Pippiniden  bei   der  Kirchenreform   und   der  „britischen" 
Gegner  des  Bonifaz  von  B.  ab.    —    Scherers  Arbeit   ist  trotz  ihrer  beschei- 
denen Form  die  bedeutendere  und  zeichnet  sich  durch  ausgedehnte  Kenntnis 
der  Litteratur  sowie  besonnene,    knappe  und   entschiedene  Kritik  aus,    die 
scharf  nur  gegen  unzureichend  begründete  protestantische  Urteile  wird.    Der 
Streit  zwischen  Lul  und  Sturm  und  der  Schlufs  sind  etwas  übers  Knie  ge- 
hrochen.     In    gleicher   Anlage  und    Anschauungsweise,    aber    anschaulicher, 
stellenweise  zu  bedenklich  poetischer  Begeisterung    sich  erhebend,   schildert 
G.  Pfahl  er   „Bonifacius  und  seine  Zeit":4)  er  verzichtet  auf  neue  Ge- 
sichtspunkte und   begnügt  sich,    ohne   äufserlich  sichtbare  Kritik  die  Ergeb- 
nisse neuerer  Forschungen  zu  verwerten,  wobei  er  anerkennt,  dafs  man  pro- 
testantischerseits  gerechter  geworden  ist,  oder  besser,  dafs  man  protestantisch- 
önd  jüdischerseits  seine  Geschichte  erst  kritischer  begründet  hat.    Das  Todes- 
jahr des  Bonifaz  setzt  er  mit  unsichern  Schlüssen  wieder  755  an.     Pfahler 
ist  auch  der  Ansicht,  dass  kein  anderer  Pippin  gekrönt  haben  könne  als  der 
bedeutendste  Geistliche  der  Zeit,  Bonifacius;  irgend  eine  Opposition  B.s  gegen 
die  Pläne  Pippins  sei  nicht  zu  erweisen. 6)  —  Dafs  der  Name  Bonifacius  mit 
t  geschrieben  werden  müsse,  als  von  „bonum  fatura"  herrührend,    zeigt  aufs 
neue  C.  Will:6)    so  war  die   ursprüngliche  in  der  päpstlichen   Kanzlei  bis 
ins  XV.  Jh.    beibehaltene    und    in  Inschriften    allein    übliche    Schreibweise, 
während  die  mit  c  zwar  im  VIII.  Jh.  auftaucht,  aber  im  IX.  noch  selten  ist. 


1)  H.  Hahn,  Die  continuatio  Bedac.  Forsch,  z.  dtsch.  Gesch.  XX,  553—69.  —  2)  Hier 
m  noch  auf  das  im  Jahresber.  II,  2,  99  bespr.  Werk  von  0.  Kit  mmol  und  das  von  J. 
Jastrow  (II,  2,  90)  auch  für  mwere  Zeit  aufmerksam  gemacht  —  3)  Winfrid-  Bonifacius. 
Veriagsbuchh.  Styria.  Graz.  VI,  396  S.  —  llc.  Schindler,  Arch.  f.  kath.  Kirchenr.,  1881, 
4;'i,  338  und  Lit.  Kundschau,  VII,  1,  15.  —  4)  Kegensburg,  Man«.  Vi,  396  S.  —  5)  Bon. 
o.  d.  Thronbesteig.  Pippins.  Theol  Quart.-Schr.  6t,  92—107.  —  6)  Bonifatius,  eine  etyro.- 
diplom.  Untersuch.,  Hüffers  Histor.  Jahrb.  I,  253—71. 


2* 


H20  HL    H.  Hahn: 

Winfrid  hat  dieselbe  Bedeutung:  „Glück  in  der  Wehr,  Glück  und  Friede". 
Ref.  will  aber  auf  vita  Lindgeri  c.  1 1  aufmerksam  machen,  wonach  der  Papst 
ihm  den  Namen  'ob  facundiam'  beilegte.  —  Scherer  hält  an  dem  c  des 
Namens  fest,  um  an  die  grofsen  Wohlthaten  des  Apostels  zu  erinnern,  wie 
schon  die  Quellen  den  Namen  auffafsten. 

Wenig  beachtet  ist  Bonifaz'  Nachfolger  und  Schüler  Lul  (so  ist  die 
richtige  Namensform):  A.  Göpfert,1)  der  das  Verhältnis  zum  Meister,  den 
Streit  mit  Sturm  von  Fulda,  seine  Briefe  und  seine  Beziehung  zu  Hersfeld 
eingehend  beleuchtet,  findet  Luis  Bedeutung  in  der  „im  Innern  aus-  und 
weiterbauenden  Kraft",  „in  der  Befestigung  des  von  seinem  Meister  Ge- 
schaffenen" Trotz  des  Fleifses  bleibt  noch  manches  genauer  zu  erforschen, 
z.  B.  Luis  Jugend.2)  Begraben  ist  L.  in  Hersfeld,  seiner  Lieblingsstiftung; 
als  Heiliger  erscheint  er  bereits  im  X.  Jh.  in  einem  Kölner  Kalender,  weiter 
in  einem  Trierer  und  einem  Mainzer.  Sein  Haupt  wird  nach  mannigfachen 
Wanderungen  jetzt  in  Eichstädt  als  Reliquie  aufbewahrt.3) 

Unsicher  in  der  Chronologie  ist  das  Leben  des  h.  Liudger,  des  Stifters 
von  Münster:  am  zuverlässigsten  sind  noch  immer  die  Forschungen  der  Bollan- 
disten;  neuere  Arbeiten  nehmen  für  sein  Diakonat  767  an;  für  seine  Konse- 
kration war  bisher  auf  Grund  einer  falschen  Urkunde  802  angenommen; 
nach  vita  III  Liudg.,  die  schon  864  geschrieben  ist  und  das  richtige  Jahr 
noch  haben  konnte,  ist  sie  804  oder  805  erfolgt.4) 

Karls  d.  Gr.  Leben  hat  von  römisch-katholischem  und  nationalem  Stand- 
punkt aus,  ohne  wesentliche  Rücksicht  auf  deutsche  Forschungen  zu  nehmen, 
A.  Vßtault6)  geschildert  und  sein  Lehrer  L.  Gautier  hat  eine  geistvolle 
Einleitung  in  gleichem  Sinne  vorangeschickt.  Wert  verleihen  dem  Werk  — 
—  abgesehen  davon,  dafs  es  uns  die  stark  benutzte  reflektierende  Litteratur 
vorführt  —  seine  vielen  ausgezeichneten  Kunstbeilagen,  die  es  zu  einer  Art 
Monument  für  Karl  machen:  Bilder  Karls  vom  IX.  Jh.  bis  zur  neusten  Zeit 
(Kaulbach)  zeigen  die  Auffassung,  welche  die  Kunst  von  ihm  hatte;  125  Ini- 
tialen, Schlufsverzierungen,  Münz-  und  Kostümproben  u.  a.  Illustrationen  meist 
aus  geistlichen  Büchern  des  IX.  Jh.  kennzeichnen  sein  Zeitalter.  Beilagen 
von  Gautier,  Barth61cmy,  Longnon  u.  a.  behandeln  seinen  Sagenkreis,  Münzen, 
Siegel  und  Kostüm  u.  a.  —  Mit  nicht  gerade  zwingenden  Gründen  und  et- 
was kühnen  Kombinationen  sucht  Hüsing6)  zu  beweisen,  dafs  die  h.  Ida 
(f  825)  eine  Enkeltochter  des  Grafen  Bernhard,  eines  Stiefbruders  Pippins, 
und  zwar  von  einer  Tochter  jenes  Grafen,  namens  Theodrada  oder  Tetta 
sei;  ihr  Gemahl  sei  Graf  Ecbert  (811)  und  die  Nachkommen  von  diesen  die 
Grafen  Warin,  Cobbo  u.  a.     Kurze  Biographien  einiger  bedeutender  Persön- 


1)  Lullus,  der  Nachfolger  des  Bonifatius  im  Mainzer  Erzbistum.  (Diss.)  Leipzig  (o.  J.) 
r)6  s.  —  2)  Vgl.  lief.  Forach.  z.  d.  Gesch.  XXI,  387  f.  (1881).  —  3)  F.  F(alk),  Verehr, 
u.  Gebeine  d.  h.  Lul.  Katholik  59,  2  (1879),  S.  662—  67.  Bonifaz  und  Lul  berührt  auch 
Hennes,  Erzbischöfe  von  Mainz  (1879),  s.  Jahresber.  II,  3,  291.  —  4)  W.  Diekarap, 
I).  Consccrationsjahr  d.  h.  L.  zum  1.  Bisch,  v.  Münster.    G.  Hüffers  Hist.  Jahrb.  I,  281—86. 

—  5)  Charlemagnc.  introduet.  par  L.  Gautier  2.  M.  Tours,  Marne.  (1.  £d.  1877).  XXV,  556  S. 
kl.  fol.  [20  fr.]  —  B.  Haureau,  Charlemagne  et  sa  cour.  Paris,  llachette.  235  S.  ist  po- 
pulär wie  Falvert,  hist.  de  Charl.,  Limoges,  Ardant.  120  S.;  vermutlich  auch:  Historia  del 
emperad.  Carlom.,  tradueida  por  Nicol.  de  Piamento  (Nouv.  ed.).  Paris,  Boger  et  Cherno- 
witz.  271  S. ;  erwähnt  seien:  G.  Masson,  Episodcs  of  french  history  I.  Charlora.  and  the 
Carlovingians:  Edit.  from  Guizot's  Hist.  of  Fr.,  with  Notes  and  Geneal.,  Histor.  and  other 
Tab  Ich.  London,  Low.  100  S.  12;  R.  de  Licchty  les  femmes  de  Ch.,  Kev.  du  monde  cath. 
v.  31.  Mai;  L.  Vautrcy,  doux  evöqucs  de  Bale  amis  de  Ch.,  Rcv.  de  la  Suisse  cath.,  April. 

—  0)  Geneal.  d.  h.  Ida.     Ztschr.  f.  vaterl.  Gesell.  (Westfal.)  38,  1     22. 


Karolingische  Zeit.  11,21 

lichkeiten  unserer  Periode    hat  wieder   die  Allgemeine  deutsche  Biographie 
gebracht  *) 

Von  hohem  Interesse  für  das  mit  der  römischen  Kirche  eng  verknüpfte 
Frankenreich  sind  kirchliche  Vorgänge,  besonders  aber  die  Beziehung  zu  den 
Päpsten.  Bei  der  Anknüpfung  dieser  Verbindung  zwischen  Karolingern  und 
Papsttum  stehen  aber  die  Schenkungen  Pippins  und  Karls  im  Vorder- 
grund. Sybel2)  nimmt  auch  hier  einen  eigenen  Standpunkt  ein.  Nach  ihm 
haben  die  Verhandlungen  bei  der  Begegnung  Stepbans  III.  mit  Pippin  zu 
Ponthior  nach  fränkischen  und  römischen  Quellen  nur  das  Versprechen  des 
Königs,  den  Besitzstand  der  römischen  Kirche  zu  schützen,  und  die  Schen- 
kung von  Ravenna  und  den  Nachbarstädten  umfafst.  Eine  Schenkungsurkunde 
von  Kiersy,  wo  nur  die  Ausführung  der  Verhandlungen  von  den  fränkischen 
Grofeen  beschlossen  worden  sei,  mit  der  in  vita  Hadr.  beschriebenen  Besitz- 
übertragung habe  es  nicht  gegeben;  ebenso  wenig  eine  Bestätigungsurkunde 
Karls  d.  G.  774.  Die  eigentliche  Schenkung  —  über  deren  Umfang  und 
Inhalt  S.  mit  ölsner  im  wesentlichen  übereinstimmt  —  falle  in  das  Lager 
von  Pavia.  Die  Widersprüche  zwischen  der  vit.  Hadr.  und  den  Papstbriefen 
lösen  sich  dahin,  dafs  in  den  letztern  nur  von  Restitution  weggenommener 
oder  geschädigter  Patrimonien  Petri  die  Rede  sei,  der  Bericht  der  vit  Hadr. 
aber,  ein  halbes  Jahrhundert  später  entstanden,  eine  absichtliche  Fälschung 
im  Sinne  des  aufstrebenden  Papsttums,  besonders  Hadrians  sei.  Auch  die 
von  Ficker  angezogene  Urkunde  Ludwigs  d.  Fr.  hält  er  für  unecht,  min- 
destens für  nichts  beweisend.  —  Ohne  Kenntnis  von  Sybels  Abhandlung  sucht 
Plac.  Genelin,3)  von  Fickers  Forschungen  ausgehend,  zu  zeigen,  dafs  die 
Päpste  sich  als  souveräne  Herren  des  römischen  Dukats  betrachteten.  Als 
solcher  verlangt  Stephan  U.  754  als  Gegenforderung  für  die  Sanktionierung 
Pippins  noch  vor  der  Salbung  Schutz  des  Besitzes  gegen  die  Longobarden 
und  macht  auf  Grund  der  wahrscheinlich  schon  vorhandenen  Konstantini- 
schen gefälschten  Schenkungsaktc  Ansprüche  auf  ganz  Italien.  Davon  trat  er 
Pippin  Oberitalien  ab.  Pippin  jedoch  will  ihm  nach  dem  Vertrage  die  in  der 
vit  Hadr.  bezeichneten  Gebiete  (diese  Stelle  hält  G.  mit  Ficker  für  zweifel- 
los echt)  verschaffen.  Der  Papst  deponiert  aber  vorläufig  der  Eroberung 
wegen  seine  Rechte  bei  Pippin;  daher  beim  Wiederempfang  der  gleichzeitige 
Begriff  von  Schenkung  und  Restitution-,  Pippin  habe  dann  nicht  blofs 
die  ausgelieferten,  sondern  alle  Städte  des  Exarchats  gesebenkt,  und  über  das 
Erlangte  habe  der  Papst  volle  Souveränetät  gehabt  Mit  dem  Patriciat  habe 
der  Papst  Pippin  nur  den  römischen  Adel,  keine  Rechte  über  das  Dukat  ein- 
geräumt.    Die  Schutzpflicht  rühre  von  der  Salbung  her.4) 

Wie  die  so  eng  mit  der  Kirche  verbündete  Staatsmacht  sich  der  Ketzerei 
gegenüber  stellte,  untersucht  J.  Havet;5)  zur  Zeit  der  Karolinger  sei  ein 
Eingreifen  der  weltlichen  Macht  nicht  zu  bemerken,  bis  zum  IX.  Jh.  unter- 
lägen die  Ketzer  nur  der  geistlichen  Jurisdiktion.    —    Ref.  mufs  jedoch  be- 


ll Bd.  XI  u.  XII,  so  von  Hildegard,  K.s  d.  G.  Gem.;  Hathumar,  1.  Bisch,  v.  Paderborn; 
Hitto  von  Mainz,  Hildebrand  von  Köln  (Dura  ml  er) ;  Hathmnod  v.  Oandcrshoim  (Wattcn- 
bach);  —  Hetti  von  Trier  (814— 47)  (Kraus),  Uinkmar  von  Reims  (J.  Heller).  —  2)  Die 
Schenkungen  d.  Karolinger  an  d.  Päpste.  H.  Ztschr.  (N.  F.)  VIII,  47—85.  —  3)  Das 
SchenkungBTeroprechen  u.  die  Schenkung  Pippins.  Leipzig,  Klinckhardt.  47  S.  Vgl.  Hirsch, 
Histor.  Ztachr.  (N.  F.)  IX,  499;  Lit  C.-Bl.  No.  52  und  Jahresbor.  II,  2,  25.  —  Über  Mär- 
ten«, Liudprand  s.  Kap.  Italien.  —  4)  Über  das  Wahldccrot  Stephans  III.  s.  u.  Kap.  Papst- 
peschichte;  desgl.  über  Mothodias  u.  Cyrillus.  —  5)  L'heresie  et  lo  bras  seculier  au  M.  A. 
joBqu'  an  XIII.  s.     Bibl.  de  Tee.  d.  eh.  41,  488  ff.  u.  sep. 


n99 


III.    H.  Hahn: 


merken,  dafs  Bonifaz  sich  bei  Unterdrückung  der  Ketzer  Aldebert  und  Clemens 
auf  die  Staatsgewalt  stützte,  und  Karl  d.  Gr.  griff  in  den  Adoptianerstreit  ein. 

Karls  gefährlichsten  Feind  Widukind  hat  J.  De  Um  er1)  zu  einer  gründ- 
lichen und  kritischen  Arbeit  Anlafs  gegeben.  Geschichte  und  Sage  sind 
scharf  geschieden;  besonders  dankenswert  sind  die  Untersuchungen  über  Witte- 
kinds Familienmitglieder  und  Nachkommen,  Familiengüter  und  -Stiftungen 
und  eine  Stammtafel. 

Nach  aufsen  hin  wurde  das  Reich  Karls  d.  Gr.  besonders  gefahrdrohend 
für  Ostrom:  wie  dies  in  Nordostitalien  und  Benevent  Karl  entgegenzuarbeiten 
versuchte,  Karl  nur  widerwillig  anerkannte,  um  unter  dem  zähen  und  ge- 
schickten Basilius  zu  Ende  des  IX.  Jh.  alle  Errungenschaften  Karls  rück- 
gängig zu  machen,  legt  0.  Harnack*)  dar,  die  Litteratur  fast  vollständig 
beherrschend,  aber  nicht  ohne  Irrtümer  im  einzelnen 8)  und  nicht  ohne  Kon- 
jekturalpolitik.  Absichten,  die  Karl  auf  Sicilien  gehabt  habe,  bezweifelt 
Hirsch.  3) 

Durch  die  Normannen  sollen  880  die  Sachsen  bei  Hamburg  eine  schwere 
Niederlage  erlitten  haben,  allein  diese  Annahme  beruht  auf  mifsverständlicher 
Auffassung  des  Wortes  inundatio'.  Die  Schlacht  fand  vielleicht  bei  Ebstorf 
auf  dem  linken  Eibufer  statt.4) 

Die  Litteratur  des  Mittelalters  sieht  A.  Ebert  als  einen  einheitlichen 
Organismus  an,  in  dem  die  Nationallitteraturen  nur  einzelne  Glieder  bilden-, 
daher  betrachtet  er  in  seinem  wohlbekannten  Werke,5)  das  im  2.  Bande 
vorliegt  und  sich  Dümmlers  Poetae  latini  würdig  zur  Seite  stellt,  nur  die 
Litteratur,  die  sich  an  die  ganze  christliche  Gesellschaft  wendet,  und  die  Na- 
tionallitteraturen nur  in  so  weit,  als  sie  unter  diesen  Gesichtepunkte  fallen. 
Lagen  ihm  auch  manche  Vorarbeiten  vor,  Bahr,  Wattenbach,  Dümmler  und 
Monographieen,  so  ist  doch  3eine  von  kritischem  und  ästhetischem  Sinne  ge- 
tragene Darstellung  um  so  höher  anzuschlagen,  als  ihm  für  die  kirchlichen 
und  wissenschaftlichen  Prosaschriften  noch  die  Ausgaben  fehlten,  die  als 
dringend  wünschenswert  bezeichnet  werden  müssen.  —  Buch  IV  und  V,  die 
in  Bd.  II  enthalten  sind,  entrollen  ein  Bild  der  karolingischen  Litteraturblüte 
und  geben  die  Resultate  der  bisherigen  Entwickelung.  Erstere  wird  ver- 
anlafst  durch  Karls  auch  auf  dem  litterarischen  Gebiete  organisatorische  Thä- 
tigkeit,  die  Frankreich  zum  Sitz  der  Weltlitteratur  macht  und  die  Vereini- 
gung verschiedener  Volkselemente  herbeiführt.  Die  von  Alkuin  inaugurierte 
humanistische  Richtung  bildet  eine  Art  Emancipation  von  der  Kirche ;  charak- 
teristisch ist  die  Teilnahme  der  Frauen  an  der  Bildung  und  die  Verbreitung 
derselben  unter  der  Geistlichkeit  Als  Dichtungsarten  treten  hervor  Epen, 
Eklogen,  volksmäfsige  weltliche  Gesänge;  diesen  steht  die  Geschichtsschreibung, 
die  Heiligenleben  und  die  didaktische  Prosa  gegenüber.  —  In  der  Zeit  von 
Karl  d.  Gr.  bis  zum  Tode  Karls  des  Kahlen  tritt  eine  theologische,  besonders 
eine  theologisch-spekulative  Litteratur  in  den  Vordergrund.  Die  Bildung  haftet 
in  Deutschland  nicht  mehr  an  den  Hof-,  sondern  an  den  Klosterschulen.   Die 


1)  1).  Sachsenführer  W.  nach  Gesch.  u.  Sage.  Würzburg,  Wörl.  1879.  IV,  155  S.  — 
Erw.  sei:  Danglard,  Witik.  le  Saxon.  L'instruct.  pnbl.  (Brüssel.)  Nov.  —  2)  Vgl.  u.  Kap. 
Byz.-Üeseh.  —  3)  Vgl.  F.  Hirsch,  Histor.  Ztachr.  44.  (N.  F.  Vlll)  S.  506.  —  4)  0.  v. 
H  einem  an  nn,  Die  Niederlage  der  Sachsen  otc.  Mitt.  d.  Vor.  f.  Hamh.  Gesch.  II,  58 — 65. — 
Cber  Saracencn  in  den  Alpen  s.  u.  S.  2710.  —  5)  Allgora.Gcsch.  d.  Litter.  d.  M.-A.  im  Abend- 
lande.  11.  Die  lat.  Litt  v.  Zeitalter  Karls  d.  Gr.  bis  zum  Tode  Karls  d.  K.  Leipzig,  Vogel. 
Vlll,  404  S.  —  Bd.  I.  erschien  1874. 


Karolingiache  Zeit  JJ  23 

Scheidung  in  scholae  externae  und  internae  tritt  ein.  Nach  der  Trennung 
von  Frankreich  und  Deutschland  überwiegen  in  Deutschland  grammatische 
Studien  und  Bibelerklärung,  in  Frankreich  Dogmatik  und  Philosophie. 

Hauptrepräsentant    der    ersten    Richtung    ist   Hrabanus  Maurus,1)    der 
praeceptor  Germaniae  und  Universalgelehrte,  dessen  Ziel  Bildung  von  Klerus 
and  Volk  war.     Walahfrid  Strabus,  sein  bedeutendster  Schüler,  ist  ein  echter 
Dichter,  der  Fortsetzer  der  humanistischen  Hofpoesie.   Neben  Gottschalk,  Er- 
moldus  Nigellus  u.  a.  erscheinen  der  lustige  Sedulius  Scottus  als  Vertreter  von 
Lothringen,  Servatus  Lupus,  der  einzige  gelehrte  Humanist  von  Westfrancien, 
und  Agobard,   der  Vorläufer  moderner  Publizistik  und  Judenverfolgung.    — 
In  Westfrancien  ragen  hervor  der  grofse  Dogmatiker  Paschasius  Radbertus, 
mächtig  u.  a.  durch  seine  Lehren  von  der  unbefleckten  Empfängnis  und  vom 
Verhältnis  von  Glauben  und  Erkenntnis,  und  sein  klarerer  Gegner  Ratramnus, 
ferner  Hinkmar  von  Rheims,  der  leidenschaftliche  Vertreter  der  Metropolitan- 
gewalt,  Johannes  Scotus  Erigcna,  der  bedeutendste  Denker  der  Zeit,  der  die 
Philosophie  selbständig  neben  die  Theologie  stellt  und  die  Keime  ihrer  spätem 
Entwicklung  legt.    Auch  in  dieser  Periode  ist  neben  Eklogen-  und  Elegiendich- 
tong  volksmäfsige  rhythmische  Poesie,  ferner  Historiographie,  auch  angelsäch- 
sische und  fränkische  Nationalgeschichte,  schliefslich  Geographie  mit  Dicuil*)  und 
Bernard  vertreten.  —  Ausgezeichnet  durch  formales  Talent  sowie  durch  ästhe- 
tischen Sinn  ist  Theodulf  von  Orleans;  K.  Lierschs8)  Untersuchungen,  noch 
eingehender  als  Eberts,   haben  indes  einzelne  Rätsel  seines  Lebens  nicht  zu 
lösen  vermocht,  z.  B.  ob  er  wirklich  an  einer  Verschwörung  gegen  Ludwig 
d.  Fr.  teil  nahm.    —    Wichtig  ist  aber  L.s  Übersicht  über  die  Pseudonyma 
an  Karls  Hofe,    seine  Erklärung  einiger  der  schönsten  Gedichte    mit  Bezug 
anf  die  Persönlichkeiten  u.  a.  —    Servatus  Lupus,  bisher  wenig  erschöpfend 
behandelt,  jst  nach  J.  Sprotte4)  nicht  805,  sondern   im  letzten  Jahrzehnt 
von  Karls  Regierung  geboren.     In  Fulda  von  Hraban  gebildet,  überragte  er 
—  ein  Albertus  Magnus  des  IX.  Jh.  —  in  Kenntnis  der  lateinischen,  grie- 
chischen und  deutschen  Sprache  seine  Zeitgenossen,  zog  als  Abt  von  Ferneres 
seit  842   tüchtige  Schüler  heran  und  war  auf  zehn  Synoden   von  848 — 63 
thätig,  besonders  in  dem  Gottschalkschen  Dogmenstreit.    —    Er  starb   wohl 
865  auf  der  Flucht  vor  den  Normannen.    —   Spr.  ordnet  auch  seine  Briefe 
und  analysiert  die  echte  Vita  Wieberti  und  die  unechte  vita  Maximini.    — 
Eine  Abhandlung  Walahfrid  Strabos   über  die  Sprache  druckt  Dümmler 
aus   einer  S.   Galler  Hds.    ab.6)    —    Gleichfalls    Beiträge  zur  Kenntnis    des 
Standes  der  Wissenschaft  im  IX.  Jh.  geben  A.  Fellner6)  und  J.  Huemer.7) 
Der  erstere  schildert  den  Stand  der  Naturwissenschaften  des  IX.  Jh., 
besonders  der  medizinischen,  aber  auch  der  pflanzengeographischen  und  geo- 
graphisch-physikalischen, mit  alleiniger  Benutzung  des  Werkes  von  Hrabanus 
Maurus  de  universo,    der  als  der  gelehrteste  Repräsentant  des  universalen 
Wissens   seiner  Zeit  gelten  kann,  sich  aber  vorzugsweise  auf  Isidorus   von 
Sevilla  stützt,    der  selbst  sein  encyklopädisches  Wissen    aus   dem   Altertum 
schöpft.     Daher  liegt  uns  hier  ein  systematisches  Bild  der  Naturwissenschaft 


1)  Vgl.  Jahreabcr.  II,  2,  17.  —  Von  »inen  Werken  ist  B.  VI  in  Migne«  Tatrol.  lat 
T.  112  neu  abgedruckt.  —  2)  S.  o.  S.  18».  —  3)  Die  Gedichte  Th.8,  BUch.  v.  Orl.  Dis*. 
Halle.  80  S.  Vgl.  Litt  C.-Bl.  1881,  No.  1.  —  4)  Biogr.  d.  Abtes  Serv.  Lnp.  "Rogenaburg,  Manz. 
VI,  208  S.  —  5)  Ztuchr.  f.  dtach.  Altort.  XIII,  99.  —  ft)  Corai>endium  d.  Natnrwisaon- 
«chaften  an  der  Schule  zu  Fulda  im  9.  Jh.  Berlin,  Grieben.  241  S.  8.  —  7)  Üb-  e.  Glossen- 
werk  zum  Dichter  Scd.  Beitr.  z.  d.  gramm.  Schriften  den  Rom.  von  Aux.  Wien.  Sitzungaber. 
d.  hi»t-philül.  Kl.  96,  505—51.  Vgl.  Ebert  1.  c.  II,  287;  zu  Hoirich  v.  A.  a.  Jahresb.  11,  2,  18. 


11,24  HL    H.  Hahn: 

vom  Altertum  bis  zum  IX.  Jh.  vor.  Die  allegorisch-mystische  Deutung,  d 
bei  Hr.  die  Hauptsache  ist,  hat  F.  wohlweislich  weggelassen,  die  etymologiscl 
Deutung,  die  nächstdem  hervortritt,  aber,  wie  die  Wissenschaft  selbst,  etwi 
kindlicher  Natur  ist,  wiedergegeben.  Historische  Beigaben  wie  Litterati] 
benutzung  sind  unzureichend. 

Ein  Seduliuskommentar  mit  der  Bezeichnung  'Remigius'  giebt  Huenu 
(S  237)  Veranlassung  zur  Schilderung  der  grammatischen  Kenntnisse  des  Zei 
alters  und  der  Persönlichkeit  sowie  der  Leistungen  des  Remigius  v.  Auxerr 
Dieser,  ein  Zögling  des  berühmten  Grammatikers  Heiric  von  A.,  erteil 
später  selbst  in  Paris  mannigfaltigen  Unterricht  und  ward  Begründer  d 
Schule  in  Rheims  und  Lehrer  zahlreicher  Schüler.  Eine  Aufzählung  sein 
grammatischen  Schriften  und  deren  Erläuterung  gewährt  einen  Einblick 
das  Schulleben.     Auch  jener  Kommentar  ist  dem  R.  v.  A.  zuzuschreiben. 

Die  Litteratur  des  karolingischen  Sagenkreises  hat  wiederum  einige  B 
reicherungen  aufzuweisen.  E.  Ko  schwitz1)  gab  „K.  d.  Gr.  Reise  na< 
Jerusalem  und  Konstantinopel"  heraus,  die  nur  in  einer  Hds.  des  XÜI./XI 
Jh.  erhalten  und  nach  G.  Paris8)  noch  vor  den  Kreuzzügen  entstanden  iß 
sie  stützt  sich  auf  Pilgerberichte  des  XI.  Jh.  und  teilt  die  Anschauungen  de 
selben  über  Jerusalem.  Die  Sprache  ist  schlicht  und  alt,  der  Sänger  wo 
ein  Spielmann  vom  Ende  XI.  Jh.  Paris  findet  Pariser  Geist  darin;  sie  schei 
auf  dem  Reliquienmarkt  zwischen  Paris  und  S.  Denys  gesungen,  von  eine 
Dichter  der  Isle  de  France  oder  gar  von  Paris  verfafst  und  vertritt  gegei 
über  der  Ritterpoesie  die  bürgerliche.  —  Ein  anderes  Gedicht  dieses  Sage 
kreises  betrifft  Aquin,  König  der  Norois  [Hacon,  König  der  Normannen' 
auf  den  Du  Gucsclin  sein  Geschlecht  zurückführte:  er  bemächtigte  sich 
Karls  Abwesenheit  der  Bretagne,  wird  nach  7 jährigem  Kriege  unterworf 
und  bekehrt  sich.  Das  Gedicht  gehört  zu  den  ältesten  Litteraturdenkmälei 
Der  Herausgeber  F.  Jouon  des  Longrais3)  hat  die  historischen  und  ge 
graphischen  Bestandteile  sorgfältig  behandelt.  —  Von  Turpins  Geschieh 
Karls  und  Rolands  giebt  F.  Castcts4)  einen  neuen  Text  nach  Ildss.  d 
medizinischen  Fakultät  von  Montpellier;  er  hat  2  Kapitel  mehr  als  Ciamj 
c.  31  über  Wandgemälde  Karls  im  Kaiserpalast  zu  Aachen  und  c.  33  üb 
ein  Wunder  Rolands.  —  Sonst  folgt  C.  den  Ansichten  von  G.  Paris,  dafs  c 
ersten  5  Kapp,  von  einem  spanischen  Mönch,  die  andern  von  einem  a 
Vienne  und  Veränderungen  von  einem  Geistlichen  in  S.  Denys  herrühren. 

Geographische  Verhältnisse  unserer  Periode  behandelt  P.  Weizsäcker, 
welcher  die  in  einer  Urkunde  Karls  d.  Gr.  von  779  oder  780  erwähn 
Grafisch.  Huruia  im  B.  A.  Nördlingen  sucht;  der  Name  lebe  in  dem  d 
Rittergeschlechts  Hürnheim  fort.  —  Schwierigere  württembergische  Ortsnam 
(Saulgau,  Kmmertingen)  erklärt  Bück;6)  auf  Piots,  l'anc.  pagus  de  la  Belgiqi 
stützt  sich  zum  teil  Daris7)  bei  seiner  topographischen  Darstellung  der  Ga 
der  Landschaft  Lüttich.  Dafs  Chantoccaux  auch  königliche  Residenz  wi 
will  Lächere  zeigen.8) 

1)  Hcilhmnn,  Henninger.   119  S.  (in  W.  Forste  rs  Alt  franz.  Bibl.)   —  2)   La  chanson 
Pelerin.  de  Ch.,  llomania  IX,  1  ff.  u.  sep.,    Nogent-lc-Rotrou,  Daupeley-Gouverneur.  52  S. 

—  3)  Le  ronian  d' Aquin  ou  la  eonqueste  de  la  Bretaigno  per  lo  roi  de  Charlemagne.  Nanl 
S<\.  des  bibliophiles  bretons.  CXXV1I,  439  S.    Vgl.  G.  Raynaud,  Bibl.  de  Tee.  d.  chart 
405.  —   Über  den  Inhalt  der  Karlssagon  vgl.  auch  Vätault  (o.  S.  206).  —   4)  Turpini  h 
K.  ~S\.  (Montpellier.)   Paris  Maisonneuve.  XII,  92  S.   —  5)  Württemb.  Vierteljshfte.  ILI,  1 

—  G)  Württemb.  Jb.  f.  Statist.  II,  32.   —  Bau  mann»  Jahresbor.  11,  2,  120  erw.    Abhai 
berührt  besonder«   Karolingische   Vorhältnisse.    —    7)  Bull,    de   l'lnstit.   archeol.   de  Lieg©. 
8)  S.  o.  S.  II10. 


Round  I.  and  die  Sachsen  bU  1002.  11,25 


IV. 
Pr.  Ilwof. 

Konrad  I.  und  die  Sachsen  bis  1002. 

Die  historische  Forschung  und  Darstellung  hat  im  Jahre  1880  über  die 
Periode  von  911  bis  1002  wenig  gröfseres  und  wichtiges  zu  Tage  gebracht; 
nur  hie  und  da  wurden  einige  Lücken  ausgefüllt,  einige  Beiträge  als  Er- 
gänzung zu  bereits  Bekanntem  geliefert. 

Eine  bisher  unbekannte  Urkunde  publiziert  V.  Joppi:1)  König  Hugo 
(12.  Febr.  928,  Verona)  schenkt  mit  Beirat  der  geistlichen  und  weltlichen 
Grofsen  der  Kirche  von  Aquileja  das  Bistum  Concordia,  damit  jene  über 
reichere  Mittel  verfügend  feindlichem  Angriff  kräftigeren  Widerstand  zu  leisten 
vermöge,  was  Einblick  in  die  Verödung  und  Verwüstung  gewährt,  welche  die 
verheerenden  Einfälle  der  Ungarn  im  Gefolge  hatten.  —  In  einem  Auszug') 
aas  dem  Diplom  (Stumpf  788)  Ottos  II.  (12.  Jan.  981,  Ravenna),  bestätigt 
und  restituiert  derselbe  der  Kirche  von  Aquileja  ihren  Besitz  und  enthebt 
die  Kirchenholden  der  öffentlichen  Lasten  und  Gerichtsbarkeit.  —  J.  Giorgi 
und  U.  Balzani*)  drucken  den  sonst  schon  (St.  1166)  bekannten  Erlafs 
Ottos  III.  vom  20.  Sept.  998  ab,  wonach  alle  Pachtverträge  in  Italien  über 
Kirchengüter  nur  für  die  Lebenszeit  desjenigen  Bischofes  oder  Abtes  giltig 
sein  sollen,  der  sie  abgeschlossen  hat.  —  H.  Zimerman4)  bringt  die  Ur- 
kunde Ottos  III.  (26.  Juli  996,  Borgo  San  Donino)  aus  dem  Kapitelarchiv 
zu  Mantua,  in  welcher  dem  Kloster  Moninella  bei  Mantua  Immunität  und 
freie  Abtwahl  mit  dem  Vorbehalte  der  Ordination  des  Gewählten  durch  den 
Kaiser  und  seine  Nachfolger  gewährt  wird;  und  E.  v.  Ottenthai6)  ver- 
öffentlicht aus  dem  Archiv  der  Grafen  von  Collalto  auf  Schlofs  San  Salva- 
dor bei  Conegliano  eine  Urkunde,  in  welcher  Otto  III.  (1000,  Borgo  San 
Donino),  einer  Werinburga  und  deren  Erben  Siginfrid  und  Raimbold  ihren 
Besitz  bestätigt 

Aus  den  Westfälischen  Kaiscrurkundeu,  die  Philippi6)  herausgegeben, 
gehören  hierher  No.  58—122;  No.  65  (935  für  Neuenheerse  St.  45)  hält 
Ph.  den  Monumenten  gegenüber  für  unecht,  während  er  in  No.  78  (Magdeb., 
1.  Juli  952,  St.  213)  gegen  Sickel  den  Rechtsinhalt  für  unanfechtbar  erklärt. 
Ob  in  No.  60  (Quedlinburg  20.  Febr.  922,  St.  4)  Kl.  Marc.  od.  Maj.  zu 
lesen,  was  für  die  Dauer  von  Heinrichs  Winteraufenthalt  von  Interesse  wäre, 
bleibt  unentschieden;  die  abweichenden  Fassungen  dieses  Stücks  in  2  Ko- 
piarien scheinen  wie  No.  66  Konzept  zu  sein.  —  Eine  wesentliche  Erleich- 
terung in  der  Benutzung  von  H.  Sudendorfs  Braunschweigischem  Urkunden- 
buch  (Hann.  1859  —  1867)  bietet  das  „Chronologische  Verzeichnis  der  in  den 


1)  tJned.  Diplome  etc..  ».  o.  S.  16*.  —  2)  Ibid.  S.  291  292.  —  3)  U  regesto  di 
Farfaetc  Bibl.  dolla  hoc.  Rom.  di  «tor.  patr.  II,  187  f.  (1879).  Vgl.  Jahreab.  II,  2,  41.  266. 
-  4)  S.  o.  S.  IG*.  -  5)  Mitt.  d.  In»t.  f.  östr.  üeach.  I,  617  f.  -  6)  R.  Wilmana,  die 
KaUerurkk.  d.  Trov.  Westf.  II,  bearb.  v.  F.  Philippi  (in  Heften  ernch.;  der  ganze  Bd. 
trigt  d.  Jahre«.  1881). 


11,26  IV.    Fr.    Ilwof: 

Noten  zu  Sudendorfs  Urkundenbuch  etc.  publizierten  Urkunden" ; *)  neun  Ur- 
kunden fallen  in  unscrn  Zeitraum.  Ebenda8)  wird  aufmerksam  gemacht, 
dafs  bei  Sudendorf  (III,  270,  Note)  die  Erzählung  de  adventu  Saxonum  von 
Widukind  (I,  2 — 7)  nach  einem  Erzbischöflich  Bremischen  Copiar  von  den 
andern  Hdss.  mehrfach  abweicht  Die  wertvollen  von  P.  Vignoli  wieder  auf- 
gefundenen Kaiserdiplome3)  hat  Th.  Sickel,  soweit  sie  das  X.  Jh.  betreffen, 
bereits  zu  prüfen  und  zu  benutzen  Gelegenheit  gehabt.4) 

Sonst  sind  an  kleineren,  dieser  Periode  angehörigen  Stücken  veröffent- 
licht eine  Grabschrift6)  des  Abt  Ratold  von  Corbie  (t  986),  zwei  Grab- 
schrifteu  des  Klosters  S.  Emmeram6),  welche  schon  Pez  im  Thes.  anecd., 
aber  fehlerhaft,  publiziert  hat,  und  sechs  Verse 7)  aus  einer  Karlsruher  Hand- 
schrift des  X.  Jh.,  welche  sich  auf  das  Kloster  Reichenau  und  wahrschein- 
lich auf  Liuthardus,  den  Abt  desselben  (926 — 934),  beziehen.  —  Eine  jetzt 
in  Brüssel  befindliche  Hds.  des  XII.  Jh.  enthält  ein  längeres  ungedrucktes 
Gedicht  über  die  Heiligen  und  über  die  Gründung  der  Metzer  Kirchen,8)  in 
dem  mit  besonderer  Verehrung  des  Bischofs  Adalbero  I.  (929 — 962),  welcher 
die  Klosterrcform  in  Metz  begonnen  und  das  Kloster  des  heil.  Symphorianus 
aus  tiefem  Verfall  wiederhergestellt  hat,  des  Bischofs  Adalbero  H.  (984 — 1005), 
des  Vollenders  der  Klosterreform,  des  Schottenmönches  Kaddroe,  des  ersten 
Abtes  des  Klosters  S.  Felix  oder  Clemens  aufserhalb  der  Mauern  der  Stadt 
(t  968),  des  Abtes  Fingenius  (t  1005)  und  des  Primicerius  Wygericus  ge- 
dacht wird. 

Zur  Kritik  von  Urkunden  und  anderen  Quellen  liegen  drei  beachtens- 
werte Beiträge  vor.  So  bespricht  Th.  Sickel9)  die  Urkunden  Heinrichs  I. 
vom  18.  März  927  (D.  H.  13)  und  Ottos  I.  vom  2.  April  940  (St  82)  für 
das  Kloster  Herford;  die  Urkunde  Heinrichs  berichtet,  dafs  gelegentlich  eines 
feindlichen  Einfalles  Königsurkunden  für  das  Kloster  Herford  durch  Feuer 
zu  Grunde  gingen:  wie  viele  und  welche  wird  nicht  gesagt;  die  Bitte  der 
Königin  Mathilde  und  der  Nonnen,  sowie  die  Absicht  des  Königs  gehen 
dahin,  die  verlorenen  Urkunden  durch  eine  neue  zu  ersetzen;  dem  Kloster 
wird  also,  was  in  seiner  Vestitur  ist  und  erscheint,  mag  es  von  Königen  oder 
andern  einst  geschenkt  sein,  auf  alle  Zeit  bestätigt,  wobei  auch  ganz  kurz 
auf  das  Schutz-  nnd  Immunitäts-Verhältnis,  in  welchem  Herford  steht,  ver- 
wiesen wird;  bei  diesem  Anlasse  werden  einzelne  Ortschaften,  nicht  etwa  deshalb, 
weil  die  betr.  Besitztitel  ebenfalls  verloren  gegangen  waren,  sondern  weil  versucht 
worden  war,  dieselben  dem  Kloster  zu  entziehen,  als  in  dieser  allgemeinen  Be- 
stätigung inbegriffen  besonders  namhaft  gemacht.  In  der  Urkunde  Ottos  I.  liefsen 
sich  die  Herforder  Nonnen  eine  ähnliche  Bestätigung  ausstellen,  in  welcher 
die  erste  zum  Teil  wiederholt,  aber  nicht  genannt  wird;  als  Motiv  wird 
nochmals  der  frühere  Urkundenverlust  augegeben,  der  Umfang  derselben  aber 
auch  hier  nicht  näher  bezeichnet;  die  allgemeine  Besitzbestätigung  bildet 
ebenfalls  den  Ilauptgegcnstand  und  zwar  ist  sie  ebenso  wie  die  voraus- 
geschickte Erzählung  der  Urkunde  Heinrichs  I.  nachgebildet.  Der  Bestätigung 
geht  voran,  dafs  den  Herforder  Nonnen  das  Recht  der  freien  Wahl  zuge- 
sprochen wird,  und  es  folgt  ihr  nach,  dafs  der  öffentliche  Richter  in  Aus- 
übung der  Gerichtsbarkeit  an  die  Hinzuziehung  des  Klostervogts  gebunden 


1)  Correspondcnzbl.  d.  deutsch.  Anh.,  III,  20  Vgl.  n.  K.  Niederdeutsch].  —  2)  Ibid. 
S.  21.  —  3)  S.  Jahresh.  II,  2,  266.  —  4)  Mitt.  d.  Inst.  f.  ö*t.  Gesch. -Forsch.  I,  134.  — 
5)  Dum  ml  er,  N.  Arch.  V,  622.  —  6)  Ibid.  S.  432.  —  7)  Ibid.  S.  433.  —  8)  Ibid. 
S.  433 — 435.  —  9)  Neuausfertigung  od.  Apponnis?  E.  Komment,  zu  2  Königsurkk.  ftbr  Her- 
ford.    Mitt.  d.  Inst.  f.  öet.  Gcsch.-Forsch.  I,  227—258  u.  623—24. 


Konrad  I.  and  die  Sachsen  bis  1002.  JI  27 

ist.  Sickel  tritt  der  Ansicht  von  Wilmans  und  Philipp! J)  nnd  von  Ficker*) 
entgegen,  dafs  diese  Diplome  „Neuausfertigungen"  seien  und  beweist,  dafs 
sie  nur  „erbetene  und  bewilligte  Besitzbestätigungen  bilden,  eine  besondere 
Kategorie  von  Urkunden,  welchen  wir  am  füglichsten  den  uralten  Namen 
Appennes  beilegen  können."3) 

In  Widukinds  Res  gestae  Saxonicae  hatte  R.  Köpke4)  mindestens  zwei 
Redactionen  unterscheiden  wollen,  einen  ersten  Entwurf  und  eine  spätere 
Erweiterung;  jener  habe  nur  eine  Geschichte  des  sächsischen  Volkes  in  fort- 
laufendem Zusammenhange  und  einfachster  Gestalt,  mit  Ausschluß  der  Be- 
ziehungen zu  andern  Völkern,  enthalten,  in  die  Erweiterung  seien  die  Be- 
ziehungen der  Sachsen  zu  den  andern  deutschen  Stämmen  und  zu  fremden 
Völkern,  nachdem  sie  Widukind  bekannt  geworden,  hineingearbeitet  worden. 
Köpke  hatte  Anhaltspunkte  aufgestellt  zur  Bestimmung  der  Kapitel  und 
Stellen,  welche  er  für  eingeschaltet  hält,  und  sodann  den  ersten  Entwurf  des 
Werkes  von  den  Nachträgen  zu  sondern  gesucht  Diese  Ansichten  E's.  be- 
kämpft mit  Erfolg  J.  Raase5):  „K's.  Anhaltspunkte  haben  keine  Berech- 
tigung, um  ein  historisches  Werk  darnach  zu  amendieren  und  zu  recon- 
struieren;  die  Hdss.  unterstützen  die  Annahme  K's.  nicht.  Irrig  ist  auch  die 
Behauptung,  dem  jetzt  vorliegenden  Texte  Widukinds  fehle  die  einheitliche 
Methode  der  Darstellung." 

Der  Ottonenzeit  gehören  ihrer  Entstehungszeit  nach  die  Annales  Met- 
tenses  an,  deren  Quellen  zu  eingehenden  Untersuchungen  Anlafs  gegeben 
haben,  der  Wert  der  Annalen  liegt  jedoch  in  der  vorigen  Periode.6). 

Noch  weniger  als  an  Publikationen  und  Kritik  von  Quellen  bietet  die  Lit- 
eratur des  J.  1880  an  darstellenden  Arbeiten  über  geschichtliche  Begebenheiten 
desX.  Jh.  Zwar  liefert  M.  J.  Höfner7)  eine  Charakteristik  Ottos  L,  welche 
aach  gut  geschrieben  ist,  bringt  jedoch  nichts  Neues  oder  sonst  Bemerkens- 
werthes.  G.  Ruthning8)  bietet  vornämlich  auf  Widukind,  Thietmar,  Richcr, 
Liudprad,  Otto  von  Freising,  Ragewin,  Vincenz  von  Prag,  Otto  Morena  und 
die  Annales  Mediolanenses  gestützt,  eine  Ergänzung  zu  dem,  was  G.  Waitz 
(D.  V.  G.  VIII,  189  ff.)  und  Baltzer9)  über  das  Kriegswesen  des  Deutschen 
Reiches,  über  Burgen  und  feste  Städte  berichten.  Endlich  bespricht  Ed. 
Richter10;  die  Einfälle,  welche  „die  Saracenen  in  den  Alpen"  unternahmen. 
Im  J.  887  oder  888  besetzte  eine  Schaar  von  Mauren,  zur  See  kommend, 
Fraxinetum  (jetzt  Garde  Frainet)  an  der  Küste  der  Provence,  und  machte 
von  da  aus  Raubzüge  in  nahe  und  entfernte  Gebiete,  wobei  906  das  Kloster 
Novalese  in  Oberitalien,  916  Embrun  an  der  Durance  zerstört,  936  Be- 
sitzungen des  Bistums  Chur,  940  die  Abtei  St.  Moriz  im  unteren  Rhone thal 
verheert  und  954  selbst  die  Gegenden  um  St.  Gallen  heimgesucht  wurden; 
erst  nachdem  sie  den  Abt  Majolus  von  Cluny  (972)  gefangen  genommen 
hatten,  vereinigten  sich  die  Fürsten  der  Provence  und  Piemonts  und  zer- 
störten Fraxinetum.      An   diese  Niederlassung    und   an    die   von  ihr  ausge- 


1)  Wilmans,  Kaiserurkk  (o.  S.  256)  1,  157  ff;  11,  403  schliefst  sich  Phil,  jedoch  schon 
Sickel  an.  —  2)  Beitr.  z.  Urkundonlehre,  I,  308.  —  8)  Weiteres  u.  Kap.  Diploraatik.  — 
i)  Otton.  Studien.  1867.  5)  Widnk.  v.  Corv.,  Dissert  v.  Rostock.  —  6)  s.  Wattenbach. 
G.  Q.  1*.  301  f.  u.  o.  S.  17.  —  7)  Kaiser  Otto  d.  Gr.,  Trogr.  d.  Roalsch.  I.  u.  11.  0.  zu 
Mainz.  (No.  530.)  —  S)  D.  Festungskricg  u.  d.  Schlachten  i.  1).  Reiche  v.  Anf.  d.  X.  bis  z. 
Mitte  d.  X11I.  Jh.  Hall  Diss.  —  9)  Z.  Gesch.  d.  doutsch.  Krietfswosons  etc.  1.  1877.  — 
10)  Ztochr.  d.  deutsch-öst  Alpenver.  XI,  221 — 229.  Der  lotzto  Teil  dieser  Abhandl.  erschien 
ausführlicher  bearbeitet  u.  d.  T.:  Los  Sarrasins  dans  la  vallee  de  Saas  im  £cho  dos  Alpes 
XVI,  H.  2. 


11,28  v-    H-  Brefslau: 

gangenen  Streifzüge  der  Saracenen  in  den  Alpen  knüpfte  man  die  Hypo- 
these, dafs  die  Bewohner  des  Saasthales  im  Kanton  Wallis  in  der  Schweiz 
von  Saracenen  stammen  sollen,  welche  im  X.  Jh.  dorthin  gekommen  seien, 
und  versuchte  die  Namen  von  Bergen,  welche  dieses  Thal  umgehen,  aus  dem 
Arabischen  zu  erklären;  R.  bekämpft  und  widerlegt  diese  Hypothese. 

„Und  Kurfürsten  gab  es  doch  schon  zur  Zeit  Ottos  DI.?"  fragt  L.  Wei- 
land in  dem  Nachtrag  zu  seinem  eine  spätere  Periode  behandelnden  Auf- 
satze1) und  bemerkt,  dafs  die  gleichzeitige  Quelle,  welche  das  beweist,  schon 
längst  (bei  Giesebr.  K-G.  I4, 885)  gedruckt  sei;  „wie  schade,  dafs  die  Verteidiger 
der  Einsetzung  der  Kurfürsten  unter  Otto  III.  sich  diese  Stelle  entgehen 
liefsenu!  Wer  aber  diese  ^judices  palatini,  qui  ordinant  imperatorem',  waren, 
sei  nicht  so  leicht  zu  sagen;  vielleicht  dienten  Otto  HL,  was  bei  seinen 
phantastischen  Plänen  und  romantischen  Einrichtungen  erklärlich  wäre,  by- 
zantinische Verhältnisse  zum  Muster,  vielleicht  übten  in  Byzanz  ähnliche  Be- 
amte irgend  welche  Funktion  bei  der  Krönung  des  Kaisers  aus. 


V. 
H.  Brefslau. 

Heinrich  II.  und  die  Salier. 

Während  das  XI.  Jh.  in  dem  XXV.  Band  der  Monumenta  Germaniae 
historica*)  nur  wenig  berührt  wird  —  Aegidius  Aureavallensis,  Richers 
Gesta  ecclesiae  Senonensis  und  die  Historia  monasterii  Rastedensis  kommen 
in  Betracht  — ,  verdanken  wir  einer  französischen  Publikation  die  wert- 
vollste Erweiterung  unseres  Quellenmaterials.  Die  in  sorgfältigem  Abdruck 
herausgegebenen  Cambrayer  Bischofsgeschichten)  geben  zunächst  den 
lateinischen  Urtext  der  Gesta  Galcheri,  von  der  bis  jetzt  nur  die  im  Kloster 
St.  G6ry  angefertigten  Excerpte  (SS.  VII,  500  ff.)  und  eine  altfranzösische 
Übersetzung  (ebenda  510  ff.)  bekannt  waren.  Das  Original  umfafst  2483 
achtsilbige  Verse,  die  zu  vierzeiligen  Strophen  mit  gleichem  Endreim  zu- 
sammengestellt sind-,  der  Verfasser  ist  ein  eifriger  Anbänger  Walchers  und 
Heinrichs  IV  und  ergeht  sich  in  heftigen  Schmähungen  gegen  Urban  II., 
welche  in  den  bisher  bekannten  Bearbeitungen  zum  Teil  fortgelassen  waren. 
Auch  sonst  ist  der  lateinische  Text  vielfach  reicher  und  enthält  manche  wich- 
tige Mitteilungen,  z.  B.  Str.  118  über  die  Anwerbung  von  700  „solidarii  privati 
et  extranei",  Str.  205  über  die  Bischofswahlen,  Str.  388  über  Heinrichs  IV. 
Heerfahrt  von  1102  und  Str.  533  über  Heinrichs  V.  Zug  von  1107.  Es 
folgt  eine  kurze  prosaische  Vita  Odonis  von  entgegengesetzter  Parteirichtung, 
dann  eine  doppelte  Bearbeitung  der  Gesta  Burchardi,  die  erste  in  Prosa  mit 


1)  Üb.  d.  deutschen  ki>n  ig*  wählen  im  XII.  u.  Xlll.  Jh.  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.  XX, 
303-  338  —  2)  S.  o.  S.  12*.  —  3)  Genta  pontif.  Camcrac.  Gettos  dos  eveques  de  Carabray 
1092  k  1138.  Texte  origin.  publ.  pour  la  boc.  de  linst  de  France  par  le  R.  P.  Ch.  de  Sraodt 
Paris.     Vgl.  Jahrosber.  II,  2,  42. 


11  einrieb  II.  und  die  Salier.  II  29 

einer  eiugelegten  rhythmischen  Darstellung  einer  Episode;  die  zweite,  die 
der  französische  Übersetzer  nicht  gekannt  hat,  in  zwölfsilbigen  Versen.  Die 
Gesta  Lietardi  und  Nicolai  gehören  nicht  mehr  unserer  Periode  an. 

Sonst  sind    historiographische  Quellen  für  unsre  Zeit  nicht  publiziert 
worden;  eine  chronikalische  Aufzeichnung  aus  Arezzo,  vom  Ref.  neu  heraus- 
gegeben1),   berührt  die  Reichsgeschichtc  nur  beiläufig  und  ist  hauptsächlich 
für  die  inneren  kirchlichen  Zustände  Mittelitaliens  instruktiv.     Das  Fragment 
eines  Schreibens  über  die  Geschichte  der  römischen  Kirche  unter  Heinrich  III. 
mit  herber  Kritik  des  Kaisers,  Benedicts  IX.,  Gregors  VI,  teilt  K.  Beyer2) 
mit.  Verse  des  XI.  Jh.,  darunter  eine  an  Amatus  anklingende  Verherrlichung 
Roms,  bietet  Dümmler3),   Excerpte  aus  einem  Necrologium  S.  Sabini  zu 
Piacenza  mit  zahlreichen  Sterbedaten  italienischer  Kirchenfürsten  des  XI.  Jh. 
der  Ref.4).    —    Ziemlich  zahlreich  sind  die  Einzeldrucke    bisher  gar  nicht 
oder  mangelhaft  edierter  Kaiserurkunden.     V.  Joppi  und  E.  Mühlbacher6) 
verdanken   wir  drei   bisher  nur  im  Regest  bekannte  Diplome  aus  Aquileja, 
Heinrichs  IL  vom  30.  April  1012  betr.  die  Schenkung  von  Pedena  und  Pi- 
cino  an  den  Patriarchen  Johann,  Heinrichs  IV.  vom  31.  Juli  1064  für  den 
Markgrafen  Udalrich  und   vom    16.   Nov.   1066   für  den  getreuen  Adalpert; 
ferner  den  Neudruck  der  Urkunde  vom  23.  Aug.  1082  betr.  die  Schenkung  des 
Bistums  Triest  an  Aquileja:  während  in  dem  früher  von  Stumpf  gedruckten 
Text  dieser  Urkunde    schon  Bonizo   als  Bischof  von  Piacenza  genannt  war, 
erscheint  hier  noch  sein  Vorgänger  Dionysius,    was   für  die  Biographie  des 
ersteren  beachtenswert  ist.      H.  Zimerraann    hat   in  Mantua  einige   bisher 
ganz  unbekannte  Urkunden  für  Kloster  San   Ruffino  gefunden,  darunter  ein 
Diplom  Konrads  II.  von  1037. 6)      Roth   von   Schreckenstein  veröffent- 
licht korrekte  Texte  der  Diplome   vom   14.  Juli  1025   und   24.  Sept.  1103 
für  Speyer. 7) 

Für  die  Kritik  und  Erläuterung  der  Quellen   ist  wichtig  K.  Panzers8) 
gründliche  und  ergebnisreiche  Untersuchung  des  Traktats  Widos  von  Ferrara 
über  Hildebrands  Schisma.     Nach  kurzen  Bemerkungen  über  den  Autor,  bei 
denen  übersehen   ist,    dafs  er  sich   noch    1097   urkundlich   nachweisen   läfst 
(Fantuzzi,   Mon.  Ravenn.  IV,  227),    weist  P.   als  Quelle  Widos  ein  uns  er- 
haltenes Schreiben  Anselms  von  Lucca9)]  an    den   Gegenpapst  Wibert  nach, 
dem  namentlich  die  gelehrten  Citate  entnommen  sind,  und  macht  wahrschein- 
lich, dafs  auch  der  durch  jenes  Schreiben  Anselms  beantwortete  Brief  Wiberts 
benatzt  ist.      Hatte   man    bisher    wegen    des    vermeintlichen  Zusammenhangs 
zwischen  Widos  Traktat  und  Cod.  Udalr.  73  als  Abfassungszeit  des  ersteren 
1089  angenommen,    so  leugnet  P.  diesen  Zusammenhang  ganz  und  sucht  zu 
zeigen,    dafs  der  Traktat  vor  der  Wahl  Viktors  III,  im  Frühjahr  1086  ent- 
standen ist.      Es  folgt    eine  Besprechung    des   Inhalts   der  Schrift,    in   wel- 
cher die  Annahme  Wilmans',  ldafs  der  Vf.  bis  zum  Tode  Gregors  zu  dessen 
Anhängern  gehört  habe,  wideregt  wird ;  hinsichtlich  des  Zweckes  der  Schrift 


1 )  Handschriftliche*  aus  lt.,  N.  Arch.  V,  442  ff.  —  Über  den  Brief  Meinzoa  v.  Constanz 
(ibid.  8.  202)  a.  Jahresber.  II,  2,  1228,  über  den  Brief  an  Udo  von  Trier  (N.  A.  V,  207)  s. 
Jthresb.  1.  c.  S.  132;  vgl.  1.  142.  —  2)  E.  Aktenst.  z.  Gesch.  d.  röm.  Kirche,  unt.  H.  III,  Forsch, 
z.  d.  Gesch.  XX,  572—87.  —  3)  Aus  Hdss.,  N.  Arch.  V,  621  ff.  —  4)  Ibid.  V,  438  ff. 
t*.  Anm.  1).  —  5)  S.  o.  S.  16».  —  6)  S.  o.  S.  16«  -  7)  Ztsehr.  f.  d.  Gesch.  d.  Ober- 
rheins XXXH,  57 — 63.  —  8)  Wido  von  Ferrara  De  schistnate.  E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Investitur- 
»treites.  Eingeleitet  von  W.  Maurenbrecher  (Hist.  Studien  2».  Leipzig,  Veit  &  Co. 
38  8.  (auch  Bonn.  Di»«.).  —  9)  Über  eine  von  Arndt  falsch  beurteilte  vita  Anselm.  s. 
Jahresber.  II,  2,  219. 


11,30  v-    H-  Brefalau: 

stimmt  P.  im  wesentlichen  mit  B.  Lehmann.1)  Ein  Exkurs  zur  Kritik 
von  Bernold  1083.  1084  verwirft  dessen  Angabe,  Gregor  habe  am  24.  Juni 
1083  Heinrich  IV.  exkommuniziert,  setzt  Wiberts  Inthronisation  ins  J.  1084 
und  untersucht  die  Verhandlungen  Heinrichs  mit  den  Römern  in  diesen  Jahren 
näher;'  ein  zweiter  deckt  die  chronolog.  Konfusion  bei  Petr.  Diac.  in,  50  auf; 
der  Anhang  stellt  aus  Widos  Traktat  die  Fragmente  des  benutzten  Schreibens 
von  Wibert  an  Anselm  her.  —  Zwei  andere  Arbeiten  gelten  Quellen  zur 
Geschichte  der  slavischen  Nachbarn  des  Reichs.  J.  Loserth2)  zeigt  gegen 
Palacky,  dafs  Cosmas  von  Prag  in  umfangreicher  Weise  den  Regino  ge- 
plündert hat,  dafs  namentlich  die  Charakteristik  Boleslavs  11.  bei  Cosmas  der 
Ludwigs  d.  Deutschen  bei  Regino  nachgeschrieben  ist:  Cosmas  scheint  sogar 
aus  dessen  Gemahlin  Hemma  eine  gar  nicht  existirende  Herzogin  Hemma  ge- 
macht und  Boleslav  zur  Gattin  gegeben  zu  haben.  Ebenso  ist  die  Stelle 
von  der  Verbindung  Udalrichs  mit  Bozena  aus  Reg.  980  entlehnt.  Von 
andern  Quellen  sind  hervorzuheben  die  Vita  Adalberts  von  Canaparius  und 
eine  verlorene  Adalbertslegende,  vielleicht  von  Willico  von  St.  Veit.  Die 
Zeitangabe  nach  der  Widmung  des  ersten  Buchs  an  Gervasius  gehört  nicht 
zu  dieser,  sondern  zu  der  Widmung  an  Severus;  das  erste  Buch  ist  um 
1110  beendet,  die  beiden  andern  zwischen  1119  und  1122  verfafst  und  später 
in  den  drei  letzten  Lebensjahren  des  Autors  mit  Zusätzen  und  Nachträgen 
vermehrt.  Eine  Rettung  Helmolds  vor  den  scharfen  Angriffen  Schirrens  ver- 
sucht neuerdings  H.  v.  Breska. 3)  Hinsichtlich  der  älteren  Oldenburger 
Bistumsgeschichten  giebt  B.  zwar  zu,  dafs  die  von  Schirren  am  meisten  ange- 
fochtenen Teile  wie  c.  13—20  z.  t.  auf  Fälschung  der  Geschichte  hinaus- 
laufen, aber  nicht  Helmold  soll  der  Fälscher  sein,  sondern  eine  von  ihm  be- 
nutzte schriftliche,  uns  verlorene  Quelle;  wo  Helmold  Adam  benutze,  aber 
dessen  Bericht  ändere,  sei  er  dazu  durch  Erfahrungen  seiner  eigenen  Zeit 
veranlafst:  er  gebe  nicht  absichtliche  Uuwahrheiten,  sondern  gewissermafsen 
„wissenschaftliche  Hypothesen".  Auch  bei  der  Geschichte  des  „Slaven- 
heinrich"  könne  man  ihm  keine  tendenziöse  Erfindung  oder  Entstellung  nach- 
weisen, auch  hier  folgt  er  einer  verloreneu  Quelle,  vielleicht  Sagen  oder 
Volksliedern,  deren  Angaben  gar  nicht  durchweg  unrichtig  seien.  Ref.  be- 
kennt von  den  Ausführungen  des  Vf.  nur  wenig  überzeugt  zu  sein;  mit  der 
Annahme  verlorener  Quellen  ohne  zwingenden  Grund  wird  neuerdings,  wie  er 
schon  anderswo  bemerkt  hat  etwas  leichthin  operiert.  —  Verschiedene  solche 
Quellen  nimmt  auch  Henking  in  einem  Exkurs  zu  seiner  Biographie  Geb- 
hards  von  Constanz4)  für  die  Casus  monast.  Petrishusensis  in  den  von 
Heinrich  IV.  handelnden  Abschnitten  II,  26  ff.  an.  Abgesehen  von  Bernold, 
dessen  Benutzung  schon  Ussermann  nachgewiesen  hatte,  unterscheidet  er 
1)  eine  Heinrich  IV.  feindliche  Quelle,  die  auch  von  Berthold  von  Zwie- 
falten  ausgeschrieben  ist,  wahrscheinlich  —  so  schon  Giesebrecht  —  eine 
heftige  gregorianische  Streitschrift;  2)  eine  reichsgeschichtliche  Quelle,  Hein- 
rich IV.  günstig  —  wahrscheinlich  jene  alten  St.  Galler  Annalen,  deren  Be- 
nutzung durch  die  Continuatio  Gas.  S.  Galli  und  die  Reichenauer  Chronik 
des  Gallus  Oheim  schon  nachgewiesen  ist;  3)  eine  mehr  lokale  Quelle,  wahr- 
scheinlich die  ihrer  Existenz  nach   durch  den  Cod.   Hirsaug.   bezeugte   ver- 


1)  S.  Jahresber.  1,  323.  —  2)  Studien  zu  Cos  maß  v.  l'rag.  Arcli.  f.  tfsterr.  Gesch.  LX1, 
1  fl'.  -  -  3)  Untersuchungen  üb.  d.  Naehrichten  Hb.  von»  Beginn  h.  Wendenchronik  bia  zum 
Aussterben  d.  lüb.  PürotenhauHeM.  Lübeck,  Kuthgens.  68  S.  (Auch  Disaert.  v.  Göttingen.  Sep.- 
Abdr.  aus  d.  Ztuchr.  d.  Ver.  f.  lüb.  Gesch.  u.  Altertumskunde.)  —  4)  S    u.  S.  33*. 


Heinrich  II.  and  die  Salier.  11,31 

lorene  Vita  Gebhardi  III.  v.  Constanz.  Die  Annahmen  H.s  sind  bedeutend  besser 
substantiiert  als  die  eben  besprochenen  von  Breskas.  —  Mit  einer  anderen 
verlorenen  Schrift,  dem  'Bericht  des  Schotten  David  über  Heinrich  V.  Römer- 
zng  von  HIT  beschäftigt  sich  H.  Guleke1).  Dafs  aufser  Wilhelm  von  Mal- 
mesbury  and  Ordericus  Yitalis  auch  Ekkehard  ihn  benutzt  hat,  war  schon 
bisher  angenommen;  G.  versucht  mit  mehr  oder  minder  grofser  Wahrschein- 
lichkeit seine  Spuren  auch  in  den  Paderborner  Annalen,  in  der  Chronik 
Ottos  von  Freising,  in  der  Kaiserchronik,  den  Ann.  Disibodenberg.  und  den 
gesta  Alberonis  aufzufinden:  aus  ihm  stammen  auch  die  von  diesen  Quellen 
mitgeteilten  Aktenstücke  über  die  Verhandlungen  Heinrichs  V.  und  Paschais  IL 
Der  Titel  seiner  Schrift  war  ,Relatio';  absichtlicher  Entstellung  von  That- 
sachen  hat  er  sich  nicht  schuldig  gemacht. 

Eine  allgemeine  Übersicht  der  Geschichte  Heinrichs  IL  von  Balg*) 
bietet  nichts  Neues  und  schliefst  sich  an  ältere  Arbeiten,  auch  wo  diese 
nicht  citiert  werden,  bisweilen  wörtlich  an-,  die  Beurteilung  des  Kaisers  ist 
ungünstig.  Von  den  Urkunden  Heinrichs  H.  für  Kloster  Michelsberg  bei 
Bamberg  handelt  eingehend  K.  Riege r3);  im  Original  ist  keiues  der  neun 
Diplome  erhalten,  während  mehrere  die  Originalform  nachahmen;  echt  sind 
St.  1645.  1650.  165U-  16.r>2.  1677.  1731,  drei  davon  gehören  aber  zu 
1017,  nämlich  1645.  1650.  1652.  Zwei  sind  Fälschungen-,  St.  1684  ist 
fabriziert  unter  Bisch.  Eberhard  IL  von  Bamberg  um  die  bischöflichen  Hoheits- 
rechte über  das  Kloster  damit h im,  St.  1646  entstand  im  Kloster  und  erhöht 
die  Rechte  des  Abts  in  einer  für  die  Zeit  Heiorichs  IL  unzulässigen  Weise. 
Die  neunte  Urkunde  endlich  St.  1706  ist  in  der  Form  verunechtet,  gestattet 
aber  die  Reconstruktion  des  authentischen  Textes. 

Mit  Konrads  IL  Verhältnis  zur  Kirche  beschäftigt  sich  eine  Abhandlung 
von  M.  Pfenninger. 4)  Der  Vf.  versucht  im  Gegensatz  zu  der  herrschenden 
Ansicht  darzuthun,  dafs  Konrads  Stellung  zur  Kirche  den  oft  ausgesprocheneu 
Tadel  nicht  verdient.  Tieferes  Eindringen  in  die  Quellen  läfst  die  Arbeit, 
die  z.  B.  ganz  verkehrter  Weise  Aribo  von  Mainz  von  cluniacensischen 
Ideen  durchdrungen  sein  läfst  (S.  9),  völlig  vermissen;  wir  scheinen  es  mit 
einer  bereits  vor  Jahren  verfafsten  Abhandlung  zu  thun  zu  haben,  in  die 
erst  nachträglich  einige  Hinweise  auf  die  neuere  Litteratur  hineingefiiekt 
sind.  Eine  Episode  aus  Konrads  Regierung,  die  Erwerbung  Burgunds,  be- 
handelt L.  Wein  gar  tner.5)  Der  Vf.  giebt  zunächst  eine  Übersicht  über 
die  Beziehungen  Burgunds  zum  Reich  unter  Rudolf  III.,  worin  er  vielleicht 
nicht  ohne  Grund  die  Nachricht  Thietmars  von  der  Übergabe  der  Reichs- 
insignien  an  Heinrich  IL  1018  bezweifelt.  Andere  Vermutungen  die  er  aus- 
spricht, so  dafs  1023  Basel  an  Rudolf  in.  zurückgegeben  sei,  dafs  eine  aus- 
drückliche Bestimmung  des  Muttenzer  Vertrages  von  1027  Konrad  bei  Leb- 
zeiten Rudolfs  ein  Eingreifen  in  die  burgundischen  Angelegenheiten  verboten 
habe,  sind  nicht  zwingend  begründet,  und  was  W.  über  die  Verhandlungen 
Konrads  mit  Frankreich  bemerkt,  beruht  zu  sehr  auf  den  durchaus  unzu- 
verlässigen chronologischen  Bestimmungen  des  Johann,  de  Bayono.  Die  Zu- 
sammenkunft zwischen  Konrad  und  Heinrich  von  Frankreich  legt  W.  zwischen 
Ende  Febr.  und  Ende  Mai  1032,  was  mir  jetzt  wegen  der  schon  von  Stumpf 


1)  Forsch,  z.  dtech.  Gesch.  XX,  406  ff.  —  2)  Kaiser  Heinrich  IL,  Progr.  Münstereifol, 
Xo.  384.  —  3)  Mitt.  (1.  inst.  f.  östr.  Geachiohteforsch.  U  47  ff.  —  1)  D.  kirclil.  Politik 
Kaiser  Konradu  U.  nach  den  Quellen  dargestellt  Diss.  v.  Halle,  90  S.  —  5)  Vereinig.  Bur- 
gunds m.  d.  Dtech.  Reich  unter  Konrad  II.     Progr.  Budweis,  28  S. 


I[,32  v-    H-  Brefslau: 

geltend  gemachten  Bezeichnung  Gozelos  als  ,ducatum  Hlotariensis  regni 
tenens'  unmöglich  scheint.  Der  zweite  Hauptteil  der  Arbeit  stellt  den  Kampf 
um  das  burgundische  Erbe  dar;  er  bietet  einzelne  beachtenswerte  Berich- 
tigungen zu  den  Angaben  Giesebrechts,  Gfrörers  und  ßlümckes,  berück- 
sichtigt aber  zu  wenig  die  relativen  Wertunterschiede  der  verschiedenen 
Quellen;  sehr  sonderbar  klingt  es  z.  B.,  wenn  S.  17  N.  5.  6.  Angaben  der 
Ann.  Sangall.  und  solche  Browers  und  Wursteisens  anscheinend  als  gleich- 
wertig  behandelt  werden. 

Für  die  Regierung  der  beiden  ersten  Salier  kommt  eine  Arbeit  von 
Arth.  Grofs  in  Betracht.1)  Der  Vf.  erweist  noch  einmal  eingehend  die 
Unechtheit  der  beiden  Urkunden  Konrads  II.  vom  27.  Apr.  1039  und 
Heinrichs  III.  vom  28.  Aug.  1044  für  Ludwigs  des  Bärtigen.  Zu  vollstän- 
digem Abschlufs  der  Untersuchung  wäre  freilich  noch  eine  Kritik  der  späteren 
Reinhardsbrunner  Diplome  erforderlich  gewesen.  Die  Nachrichten  von  einer 
Verwandtschaft  der  Landgrafen  mit  den  Saliern  sind  sagenhaft.  Den  An- 
teil, den  die  deutsche  Geistlichkeit,  insbesondere  der  Episkopat,  durch  seine 
Thätigkeit  in  Kanzlei  und  Kapelle,  auf  Hof-  und  Landtagen,  durch  seine  Ver- 
wendung im  militärischen  und  diplomatischen  Dienst  an  der  Reichsregierung 
gehabt  hat,  behandelt  weiter2)  F.  Franzifs. 3)  Ohne  auf  neue  Gesichts- 
punkte zu  fuhren,  giebt  die  rleifsige  Zusammenstellung  doch  zahlreiche  Belege 
zu  dem,  was  Nitzsch,  Waitz  u.  a.  über  den  gleichen  Gegenstand  bemerkt 
haben. 

Fast  zu  einer  Geschichte  des  Sachsenkrieges  erweitert  sich  A.  Vogelers 
Otto  von  Nordheim.4)  Sich  in  scharfer  Kritik  Lamberts  und  lebhafter  Po- 
lemik gegen  Giesebreclit  bewegend,  giebt  V.  bei  der  Darstellung  des  Atten- 
tates und  Prozesses  des  Nordheimers  (Abschn.  1  u.  2)  der  Erzählung  der 
Ann.  Altah.  vor  der  Lamberts  den  Vorzug,  hält  Otto  aber  für  schuldig;  und 
darin  hat  er  jedenfalls  recht,  dafs  die  Angabe  Lamberts,  der  König  habe 
sich  bei  dem  Prozefs  einer  Rechtsverletzung  schuldig  gemacht,  völlig  unbe- 
gründet ist.  Der  3.  Abschnitt  handelt  von  der  Exekution  gegen  Otto  und 
seiner  Ergebung,  der  4.  von  Otto  als  Führer  im  Sachsenaufstand:  hier  findet 
sich  auch  eine  Untersuchung  über  die  Ursachen  des  letzteren,  in  welcher  V. 
sich  mit  guten  Gründen  gegen  die  Hypothese  Nitzschs  erklärt,  schon  Heinrich  HI. 
habe  Goslar  zur  ständigen  Residenz  des  Reichs  machen  wollen.  Otto  gehörte 
nach  V.  nicht  von  vornherein  den  Verschwornen  an,  sondern  wurde  erst  nach 
dem  Beginn  der  Verschwörung  für  dieselbe  gewonnen,  war  aber  dann  bald 
das  Haupt  und  der  Leiter  der  ganzen  Bewegung.  Die  schon  chronologisch 
unhaltbare  Darstellung  Lamberts  von  den  Vorgängen  im  August  1073  ver- 
wirft V.;  den  Gedanken  der  Absetzung  des  Königs,  den  Lambert  sichtlich  in 
ein  zu  frühes  Stadium  der  Verhandlungen  setzt,  läfst  er  erst  nach  der 
Anklage  Regingers,  also  gegen  Ende  1073,  entstehen:  er  betont  dann,  wie 
offenbar  der  Gegensatz  zwischen  Rudolf  von  Rheinfelden  und  Otto,  die  beide 
nach  der  Krone  strebten,  den  weitern  Verlauf  der  Begebenheiten  bestimmt 
hat.  Im  5.  Abschnitt  wird  Ottos  Thätigkeit  als  Statthalter  des  Königs  in 
Sachsen  und  sein  abermaliger  Abfall,  im  6.  seine  Stellung  auf  den  Tagen  von 


1)  D.  Anfänge  d.  ersten  thüring.  Landgrafengeschlechts.  Götting.  Dissert.,  Vandenhoeck 
&  Ruprecht  59  S.  Vgl.  u.  Kap.  Obersaehsen.  —  2)  S.  Jahr<*ber.  II,  2,  47.  —  3)  Der 
deutsche  Episkopat  in  s.  Verhältnis  zu  Kaiser  u.  Reich  mite*'  Heinrich  III.  II.  Progr.  d. 
Lyc.  zu  Regenshurg.  (Regensb.  Coppenrath,  63  S.)  —  4)  0.  v.  N.  in  d.  JJ.  1070—83. 
Minden,  Xörber  &  Freytag  (auch  Dissert.  Götting.)  118  S. 


Heinrich  IL  and  die  Salier.  Q  33 

Tribur  and  Forchheim  besprochen,  wo  jener  Gegensatz  wiederum  lebhaft  hervor- 
tritt: schwerlich  richtig  ist  Giesebrechts  Annahme,  Hugo  von  Cltuiy  sei  in  Tri- 
bur  zugegen  gewesen  und  habe  den  Frieden  vermittelt.  Die  beiden  letzten  Ab- 
schnitte der  Arbeit  handeln  von  Otto  als  Führer  der  antikönigl.  Partei  vom  Tode 
Rudolfs  bis  zur  Wahl  Hermanns  und  von  seiner  Aussöhnung  mit  Hermann: 
als  entscheidenden  Grund  für  das  Scheitern  von  Ottos  Plänen  betrachtet 
V.  dessen  eigene  Inkonsequenz,  die  ihn  nicht  dazu  gelangen  liefs,  entweder 
auf  Bayern  oder  auf  die  Krone  zu  verzichten.  Ein  Exkurs  über  die  in  den 
Quellen  der  Zeit  oft  vorkommende  Institution  der  'deditio'  erschöpft  die 
Sache  nicht 

Mit  der  letzten  Fahrt  Heinrichs  IV.  nach  Italien  beschäftigt  sich  eine 
kurze  Untersuchung  von  A.  Jaeger:1)  die  Urk.  Heinrichs  IV.  vom  15.  Mai 
1097  ist  nicht,  wie  man  bisher  angenommen  hat,  in  Nufsdorf  bei  Wien, 
sondern  in  Nufsdorf  am  rechten  Ufer  des  Inn  unweit  der  heutigen  Grenze 
Tirols  ausgestellt,  der  Kaiser  hat  also  seinen  Rückweg  aus  Italien  nicht  über 
Kärnten  und  Steiermark,  sondern  über  Tirol  bewirkt. 

Ein  nicht  minder  eifriger  und  für  Heinrich  gefährlicher  Gegner  als  Otto 
v.  Nordheim  war  Bisch.  Gebhard  v.  Konstanz.  K.  Henking*)  giebt  in  seiner 
Biographie  desselben  zunächst  eine  Obersicht  über  die  Geschichte  Berchtolds 
des  Bärtigen,  des  Vaters  des  Bischofs,  in  die  er  nur  die  ganz  unglaubwürdige 
Angabe  Lamberts  zu  1072  von  der  Absetzung  Berchtolds  in  Kärnten  nicht 
hätte  aufnehmen  sollen.  Plausibel  ist  die  Vermutung,  dafs  Gebhard,  nicht, 
wie  man  bisher  annahm,  Berchtold  II.  von  K.  Rudolf  als  Geifsel  an  Gregor 
gesandt  sei.  Demnächst  behandelt  H.,  mehrfach  unter  Berichtigung  der  her- 
gebrachten Chronologie,  die  Kämpfe  Gebhards  in  Schwaben  seit  seiner  Er- 
hebung zum  Bischof  (1084)  und  seine  kirchliche  Thätigkeit,  inbesondere  die 
Gründung  von  St.  Georgen  im  Schwarzwald  und  die  Reform  von  Peters- 
hausen;  den  Besuch  des  Gegenkönigs  Hermann  in  Schwaben  (Gas.  Petrishus. 
H,  44)  setzt  H.  gegen  Giesebrecht  zu  1088  statt  zu  1086  an.  Es  folgt  ein 
Abschnitt  über  die  Beziehungen  Gebhards  zu  Urban  II.,  als  dessen  alleiniger 
Legat  der  Bischof  seit  1091  fungierte;  dabei  wird  der  Brief  Jaffa  Reg. 
No.  4030  zu  1090  statt  1089  angesetzt.  Die  Hauptwirksamkeit  Gebhards 
Mt  in  die  Jahre  1092 — 1096  und  wird  eingehend  besprochen;  den  Va- 
salleneid Weife  von  Bayern  sieht  Giesebrecht  wohl  fälschlich  als  einen  dem 
H.  Petrus  in  die  Hand  der  päpstlichen  Legaten  abgeleisteten  Eid  an,  Weif 
wird  einfach  Konstanzer  Güter  zu  Lehen  erhalten  haben.  Seit  1096  nahm 
Gebhard  eine  mehr  isolierte  Stellung  ein,  bis  er  1103  durch  den  Gegen- 
bischof Arnold  aus  Constanz  vertrieben  wurde.  Erst  1105  nach  dem  Auf- 
stand Heinrichs  V.,  dem  er  sich  sofort  anschlofs,  nahm  er  sein  Bistum  wieder  in 
Besitz  und  begleitete  demnächst  den  König  nach  Sachsen;  am  21.  Okt.  1105, 
nicht  1103,  stiftete  er  zu  Konstanz  eine  Friedenseinigung.  An  den  letzten 
Verhandlungen  mit  Heinrich  V.  nahm  Gebhard  neben  Richard  von  Albano 
ab  päpstlicher  Legat  teil  und  ging  dann  als  Gesandter  des  Reichs  zum  Papst; 
auch  über  diese  Verhandlungen  hat  H.  neue  Ansichten  aufgestellt,  namentlich 
versucht  er  zu  zeigen,  dafs  das  Schreiben  Paschais  II.  bei  Petr.  diac.  SS.  VII, 
779  nicht  ein  Aktenstück  sei,  sondern  in  drei  Briefe  aus  verschiedenen  Zeiten 
Erlegt  werden  müsse.  Auf  der  Synode  von  Guastalla  wirkte  Gebhard  in 
friedlichem  Sinn,  wie  er  denn  in  der  Investiturfrage  durchaus  auf  dem  Stand- 


1)  Arch.  f.  öetor.  Gesch.  49,  325— 3G.  —   2)  Gebhard  111.,  Bisch,  v.  Constan*  1084- 
UlO.   Zürich.  Disaert     Stuttgart,  Hammer  &  Liebich. 

Hittorisehe  Jahresbsriohte.    1880.    U.  'i 


11,34  VI.    w*  Schum: 

ponkt  der  anderen  deutschen  Bischöfe  stand;  auf  dem  Konzil  von  Troyes 
ist  er  sogar,  wie  H.  nach  den  Ann.  Patherbr.  gegen  Giesebrecht  annimmt, 
suspendiert,  bald  darauf  aber  begnadigt  worden;  am  12.  Nov.  1110  vor  dem 
neuen  Ausbruch  des  Kampfes  starb  er. 

In  diesem  Kampf  selbst  haben  einige  örtlichkeiten  1111  eine  Bolle  ge- 
spielt, deren  Lage  unsicher  ist  Unter  dem  castellum  Trebicum,  wo  Paschal 
und  sechs  Kardinäle  von  Heinrich  V.  gefangen  gehalten  wurden,  verstehen 
Gregorovius  u.  a.  Trevi,  Stevenson1)  will  dafür  das  dem  Kloster  Farfa 
gehörige,  im  XI.  Jh.  oft  erwähnte  cast.  Tribucum  ansehen.  Die  sich  an- 
schliefsende  topographische  Untersuchung  über  die  Lage  des  'campus  VII 
fratrum',  wo  Paschal  seinen  Verzicht  auf  die  bisherige  Investiturpolitik  be- 
urkundete, ist  in  dem  vorliegenden  Teil  der  Abhandlung  noch  nicht  beendet 
Bedeutend  hat  in  den  Investiturstreit  Girard  von  Angouleme  eingegriffen, 
der  nach  0.  Scheuert8)  1107  zum  Legaten  für  die  Bretagne,  1108  auch 
für  die  Erzdiöcesen  Tours,  Bordeaux,  Bourges  und  Auch  ernannt  war.  Zu 
den  eifrigsten  Gegnern  der  von  Paschal  gemachten  Zugeständnisse  gehörend, 
machte  er  auf  der  römischen  Fastensynode  von  1112  einen  von  der  Synode 
adoptierten  Vorschlag,  wie  die  Vernichtung  des  Investiturprivilegs  ohne  Eid- 
bruch des  Papstes  möglich  sei.  Die  bisherige  Annahme  ist,  Girard  habe  er- 
klärt, nach  dem  Wortlaut  seines  Eides  sei  der  Papst  nur  verpflichtet,  Heinrich 
nicht  zu  bannen,  aber  nicht  gehindert,  das  Investiturprivileg  zu  revocieren. 
Seh.  schlägt  eine  andere,  sehr  gekünstelte  Deutung  des  bezüglichen  Quellen- 
zeugnisses vor:  die  Synode  habe  auf  Girards  Rat  ihre  Meinung  dahin  ausge- 
sprochen, dafs  der  jedesmalige  Machthaber  im  Reich  nur  als  Kaiser  zur  In- 
vestitur berechtigt  sei,  hingegen  als  blofser  König  bei  Vornahme  derselben 
dem  Banne  verfalle.  Die  Durchführung  dieses  Vorschlages  würde  Heinrieh  V., 
der  ohne  Frage  rechtmässiger  Kaiser  war,  nichts  geschadet,  aber  doch  eine  für 
das  Reich  völlig  unannehmbare  Position  geschaffen  haben. 


VL 
W.  Solram. 

Lothar  HE.  und  die  Staufer  bis  1208. 

Vornehmlich  dem  XII.  Jh.  kommt  jetzt  der  Fortgang  in  der  Ausgabe 
der  Geschichtsschreiber  der  deutschen  Vorzeit  zu  gute;  ihr  ist  daher 
sicherlich  die  erneute  Prüfung  zu  verdanken,  welche  der  ,Vita  Norberti'3) 
bezüglich  ihrer  Glaubwürdigkeit  und  Entstehung  zu  teil  geworden  ist:  selbst 
die  ältere  Recension  der  letzteren  soll  hiernach  zwischen  1157  und  1161 
in  einer  nicht  gerade  kritischen  Weise  aus  zwei  Teilen  kompiliert  worden 


1)  La  Basilica  di  S.  Sinforosa  sulla  via  tibortiiia  nel  medio  ovo.  Studi  e  documenti  di 
storia  e  di  diritto.  I.  (Roma.)  S.  105  ff.  —  2)  Girard  von  Angouleme.  Diasert  v.  Halle. 
Wollrairstodt,  Schmidt.  41  S.  —  3)  G.  Hertel,  z.  Lebensbeschreib.  d  Ersb.  Norb.  v. 
Magdeburg,  Forsch,  z.  deutsch.  Gesch.  XX,  3t9  -  358. 


Lothar  IIL  und  die  Staufer  bis  1208.  H,35 

ttin,  von  denen  der  eine  in  Pr6montr6,  der  andere  im  Marienkloster  zn  Magde- 
burg entstanden  sein  könnte.     Neues  Licht  fällt  anf  die  dem  Xu.  Jh.  an- 
gehörige  Zwiefalter  Geschichtsschreibung  durch  die  aus  dem  Stutt- 
garter Staats -Archiv  hervorgezogene,   bei  der  Ausgabe  in   den  Monumenten 
leider  nicht  benutzte  Kompilation  des  späteren  Klosterbruders  Kopf-,1)   sie 
ist  jetzt   als   eine   lose  Vereinigung   der  Schriften    der   älteren  Chronisten 
Ortlieb  und  Berthold  in  deren  ursprünglicher  Fassung  nachgewiesen,  so  dafe 
nach  Ausscheidung  des   uns  in  seinem  ältesten  Wortlaute  anderweit  über- 
lieferten Textes  der  Chronik  des  ersteren  im  Reste  das  Bertholdsche  Werk 
zu  sehen  sein  würde8).   —    Von  den  aufserdeutschen  litterarischen  Quellen 
laben  die  von  Monaci  und  Giesebrecht  zuerst  geprüften  metrischen 
Gesta  Friderici  L8),  soweit  sie  das  Verhältnis  des  letzteren  zur  Bologneser 
Rechtsschule  angehen,   auch  auf  juristischer  Seite  besondere  Beachtung  ge- 
funden4); man  ist  hierbei  mehr  geneigt,  es  als  eine  Freiheit  des  Dichters  an- 
zusehen,  dafe    er  Friedrich   die  den  Bologneser  Studenten  urkundlich  erst 
auf  dem  Tage  von  Roncalia  verbrieften  Privilegien  schon  bei  seiner  3  Jahre 
froheren  Anwesenheit  in  Bologna  verleihen  läfst;  beachtenswert  ist  ferner  ein 
Einwand  und  ein  Besserungsvorschlag  für  eine  von  Giesebrecht  beliebte  Text- 
konjektur. 

Aus  der  Zahl  der  Urkunden  hat  sich  inzwischen  die  von  Lothar  IH 
auf  dem  Lütticher  Tage  erlassene,  bisher  vielfach  bezweifelte,  St.  3258,  be- 
stimmt als  echt  erwiesen:6)  an  der  Hand  des  in  Siegmaringen  wieder  auf- 
gefundenen Originales  war  es  möglich,  alle  auffälligen  Erscheinungen  an  der- 
selben, namentlich  die  eigentümliche  Verquickung  mit  einer  päpstlichen  Be- 
stätigung, in  natürlicher  Weise  zu  erklären,  sodafs  die  überaus  ausgedehnte 
Zeugenreihe  des  Stückes  getrost  als  historisches  Quellenmaterial  verwertet 
werden  kann.  Auch  dem  Aktenmaterial  dieser  Zeit  ist  aus  einer  Wiener 
Hds.  in  einem  Berichte  über  das  von  der  Partei  Innocenz*  IL  1135  zu  Pisa 
abgehaltene  Konzil6)  eine  Bereicherung  zugeführt  worden;  man  sieht  an  dem- 
selben, dafs  die  Zahl  der  anwesenden  hohen  Prälaten  noch  einmal  so  grofs 
war,  als  bisher  angenommen,  dafs  Deutschland  auf  der  Kirchenversammlung 
nicht  unvertreten  war,  dafs  man  im  Vertrauen  auf  die  Hilfe  Lothars  es 
wagte,  die  von  Anaclet  erteilten  Weihen  zu  kassieren,  eine  Handelssperre 
gegen  Apulien  und  Sicilien  zu  verhängen  und  eine  Art  Kreuzzug  gegen  den 
Kralen  um  den  Stuhl  Petri  und  gegen  seinen  Protektor  Roger  von  Sicilien 
zu  predigen. 

Unter  den  kleineren  kritischen  Untersuchungen  aus  dieser  Periode  spielt 
die  Frage  der  Bischofs  wählen  und  der  von  den  verschiedenen  Herrschern 
zo  ihnen  eingenommenen  Stellung  noch  immer  eine  groüse  Rolle.  <  So  er- 
gänzt jetzt  £.  Bernheim  in  Göttingen,  der  auf  diesem  Gebiete  zuerst  neue 
Bahnen  betrat,  seine  früheren  Darlegungen  durch  kleinere  Nachträge,7)  um 
zu  gleicher  Zeit  mifsverständliche  Auslegungen  seiner  Ansichten  über  die  von 
der  niederen  Geistlichkeit  und  Laienwelt  ausgeübte  'publica  electio'  entgegen- 


1)  A.  Bau  mann,  d.  Koptische  Kompil.  d.  Zwiefalter  Chroniken  Ortliebs  u.  Berthold«. 
N.  Arch.  V,  452  ff.  —  2)  v.  Break a,  Bettung  des  Helmold  (s.  o.  S.  30*)  betrifft  haupt- 
rieaüeh  die  Zeit  bia  1127.  —  8)  8.  Jahresber.  II,  2,  56.  —  4)  A(lfrod)  P(ernice) 
Brachst  a.  e.  Gedichte  z.  Gesch.  Barbarossa».  Savigny-Ztschr.  Roman.  Abt  I»  87  ff.  — 
o)  Referent,  Beitr.  z.  Diplom.  K.  Lothars  ULI.  Forsch,  z.  d.  Gesch.  XX,  341 — 358.  — 
6)  £.  Bern  he  im,  e.  bisher  unbekannter  Bericht  v.  Konzil  z.  Pisa  im  J.  1135,  Ztschr.  f. 
Kirchenrecht  XVI,  1,  147—154.  —  7)  Z.  Gesch.  <L  kirchl.  Wahlen  (1.  Kle«tio  publ.,  2.  kö- 
"gL  a.  pipstl.  Derolut-Recht).    Forsch,  z.  d.  Gesch.  XX,  359—84. 

3* 


H36  VI-    w-  Schnm: 

zutreten.  Nach  den  von  ihm  namentlich  ans  Lothars  Zeit  gewählten  Bei 
spielen  mufs  man  ihm  allerdings  zugehen,  dafs  in  dem  hezeichneten  Akt 
welcher  der  kanonischen  Wahl,  der  Investitur  und  Weihe  zu  folgen  pflegt 
ein  Rest  der  alten  Wahlhandlung  der  Gemeinde  zu  erblicken  ist  und  da 
der  Hinzutritt  desselben  wohl  als  eine  erwünschte,  aber  durchaus  nicht  ui 
bedingt  erforderliche  Ergänzung  angesehen  wurde;  dagegen  geht  B.  wohl  z 
weit,  wenn  er  der  'susceptio',  d.  h.  der  Aufnahme  des  Kirchenfürsten  i 
seiner  Residenz,  einen  besondern  Wert  beilegt.  —  Dem  Dekret  Gregors  VI 
gegenüber,  nach  dem  in  jeder  mit  einem  Fehler  behafteten  Wahl  das  Em 
scheidungs-  und  Ernennungsrecht  auf  den  päpstlichen  Stuhl  überging,  wf 
die  Kirche  doch  wieder  durch  das  Wormser  Konkordat  zur  Nachgiebigke 
gezwungen,  indem  die  Entscheidung  bei  zwiespältigen  Wahlen  dem  Urteil  de 
Metropolitan  und  der  Komprovinzialen  unter  Beihilfe  und  Zustimmung  d< 
weltlichen  Gewalt  überwiesen  wurde.  Dafs  sich  Lothar  und  Konrad  II 
genau  diesen  Bestimmungen  gemäfs  verhalten,  glaubt  B.  in  seinen  frühere 
Arbeiten  erwiesen  zu  haben,  ebenso  dafs  Heinrich  V.  im  Widerspruch  dam 
sich  in  solchen  Fällen  eine  unmittelbare  selbständige  Entscheidung  angemaf 
habe;  für  einen  gleichen  Sachverhalt  unter  Friedrich  I.  und  Heinrich  "V 
mit  dem  Zusatz,  dafs  ein  Fürstenweistum  jedesmal  zu  Grunde  gelegt  worde 
werden  nun  im  vorliegenden  Falle  Beispiele  aus  Magdeburg,  Einsiede! 
Trier,  Gambrai  und  Ltittich  beigebracht.  Im  weiteren  folgert  er  aus  jene 
auf  Grund  augenblicklicher  realer  Übermacht  staatlicherseits  unternommene 
Mafsregeln  eine  absichtliche  Mifsachtung  der  Wormser  Verträge,  mit  der  d: 
im  Cod.  Udalrici  und  bei  Otto  v.  Freising  begegnenden,  im  königl.  Interess 
gefälschten  Textvarianten  des  Konkordates  wohl  in  Verbindung  stehen  könnte] 
die  nicht  besser  zu  Werke  gehende  Kurie  habe  indes  durch  stete  Bewahrui 
des  Zusammenhangs  mit  den  Ansichten  der  Zeit  günstigere  Erfolge  erziel 
Möglich  sei  das  alles  freilich  nur  gewesen  durch  einen  jene  Zeit  kennzeiel 
nenden  Mangel  an  objektiver  Kritik  selbst  plumpen  Fälschungen  gegenübe 

Während  man  bei  diesen  Streitpunkten  oft  die  Dürftigkeit  des  Quellei 
materials  empfindet,  so  erzeugt  anderweit,  wie  bei  der  Frage  nach  dem  Vei 
laufe  der  Wahl  Friedrichs  I.,  die  Fülle  der  überlieferten  Nachrichten  durch  ve: 
schiedene  Divergenzen  Zweifel  und  Anstände;  man  mufs  sich  in  solche: 
Falle,  wie  es  auch  Giesebrecht  (DKZ.  IV,  780)  thut,  mit  einem  gewissen  g< 
ringeren  Mafse  dessen,  was  verbürgt  ist,  begnügen.  Auch  C.  Peter1)  hat  b 
einer  erneuten  noch  so  sorgfältigen  Heranziehung  und  besonnenen  Prüfau 
des  gesammten  Materiales  nicht  mehr  erreicht.  Wenn  Friedrich  von  Rothei 
bürg  hierbei  als  der  von  Heinrich  von  Mainz  gegen  den  nachmaligen  Koni 
vorgeschobene  Gegenkandidat  bezeichnet  wird,  so  wird  damit  der  Boden  ui 
sicherer  Vermutungen  betreten;  verdienstlich  ist  jedenfalls  P.s  Versuch,  dl 
allmähliche  Eindringen  einer  fast  sagenhaften  Oberlieferung,  die  das  Ve 
halten  des  Königs  bei  seiner  Wahl  in  höchst  ungünstigem  Lichte  erscheine 
läfst,  in  den  verschiedenen  Quellen  näher  zu  bestimmen. 

Friedrichs  I.  Regierungsthätigkeit  bis  zum  J.  1164  ist  es,  die  dun 
W.  Giesebrecht2)  in  der  bedeutendsten  der  litterar.  Erscheinungen  unser« 
Berichtsjahres  beleuchtet  worden  ist:  in  der  Kunst  der  Darstellung  und  Indh 
dualität  der  Auffassung,  die  sich  kaum  irgend  wo  von  den  realen  Grundlagen  en 
fernt,  steht  dieser  Band  hinter  keinem  seiner  Vorgänger  zurück;  es  brauche 


1)  D.  Wahl  Pro.  I.    Forsch,  ss.  d.  Gesch.  XX,  451—472.  —  2)  Gesch.  d.  dtach.  Kai« 
xeit  V,  l.     Braonschweig,  Schwetschke  &  S.    445  S. 


Lothar  III.  und  die  Staufer  bis  1208.  [[,37 

daher  weder  die  Vorzüge  des  Werkes,   noch  die  wenigen  Schattenseiten,   in 
denen  einer  oder  der  andere  den   Glanz   des  Ganzen   am  eine   Kleinigkeit 
geschmälert  finden  könnte,   besonders  hervorgehoben  zu  werden.      Es   sind 
eben  10  Jahre,    dafs  die  Anfänge  der  Geschichte  Friedrichs  aus  der  Feder 
von  H.  Prutz  erschienen.     Allzuviel  Quellenmaterial   ist   uns    seitdem,   ab- 
gesehen von  Urkunden,  nicht  zugänglich  geworden;   das  meiste  davon  haben 
G.s  vorbereitende  Arbeiten  selbst  zu  tage  gefördert,  mehr  haben  die  jüngeren 
Fachgenossen   während   des   letzten   Jahrzehnts   die   Kritik   der  Quellen  ge- 
fördert  und    vor   allem    sind   seitdem    mancherlei  veränderte  Anschauungen 
and   Urteile    über   Ottos  von  Freising   und   seiner  Fortsetzer  Werk  heran- 
gereift.   Freudig  ist  es  daher  zu  begrüfsen,  dafs  G.  sogar  ein  Kapitel  seiner 
Darstellung  den  überaus  wichtigen  und  eigenartigen  Beziehungen  des  Herr- 
schers  zu   dem    ihm  geistig  wie  persönlich   nahestehenden  Diplomaten  und 
Historiker  gewidmet  hat.     Abschliessend    über  die  grundlegenden  Materialien 
für  diese  1.  Abteilung  läfst  sich   freilich  noch  nicht  urteilen,    so  lange  mit 
dem  Schlufs  des  Bands  eine  Erörterung   der  Quellen  und  Beläge  noch  aus- 
steht    Allzuviel    sachliche  Differenzen    gegen  die   Prutzschen  Ausführungen 
werden  sich  im   allgemeinen    nicht  nachweisen  lassen;   wesentlicher  ist   der 
Unterschied,    der   in    der  Behandlung   und  Darstellung   besteht.      Modernes 
Wesen  und  moderne  Anschauungen  sind  kaum  irgend  als  Mafsstab  und  Prüf- 
stein für  die  mittelalterlichen  Verhältnisse  herangezogen,  selten  nur  fliefst  ein- 
mal ein  subjektives  Urteil  ein;    alles  erscheint  im  Lichte   der  Zeit  und   des 
gleichzeitigen  geistigen  Lebens:  der  Charakter  der  handelnden  Personen,  der 
Gang  der  Ereignisse  entwickelt  sich  von  selbst  und   aus  sich  selbst  vor  den 
Augen  des  Lesers.     Abgesehen  von  den  Schilderungen,    die  Friedrich  und 
seine  Bestrebungen  betreffen,  ragen  besonders  die  Charakteristiken  Hadrians  IV. 
and  Alexanders  III.,  die  Darlegungen  über  die  Entstehung  des  Kampfes  mit 
den  Lombarden   und  über  die  Entwicklung  des   Schismas  hervor;    am  auf- 
falligsten tritt  die  Objektivität  G.s  gegenüber  der  Prutzschen  Behandlung  in 
den  Kapiteln  über  den  Roncalischen  Reichstag  und   vor  allem  in  den  Aus- 
führungen  über  die  Motive  und  Ziele   der  Regalienenquete  zu  tage.      Auch 
feist  G.  die  Geschichte  Friedrichs  von  einem  höheren  Standpunkte  aus,   als 
einen  Teil  der  'Kaisergeschichte'  auf,    was   besonders  in  dem  Schlufskapitel 
hervortritt,    das   bei  einer  bis  in  alle  Einzelheiten  gehenden  Durchdringung, 
Sichtung  und  Verarbeitung  des  überreichen  Materiales  ein  im  Totaleindruck 
vollendetes  Gemälde  der  Beziehungen  des  deutschen  Kaisertumes  zum  Papst- 
tum,  zum    alten  Kaisertum    in  Byzanz,   zu  Frankreich,    England  und  dem 
Oriente  entrollt  und  uns  Friedrichs  Macht  im  Steigen  bis  zu  ihrem  Gipfel- 
punkt   und    die    ersten  Spuren    einer  beginnenden  Reaktion  erkennen  läfst. 
Friedrich  wird  uns  durchaus  als  Realpolitiker  geschildert,    der  kein  anderes 
Ziel  verfolgte  als  die  Wiederherstellung  der  kaiserlichen  Macht  und  des  An- 
sehens der  Deutschen  in  einer  Weise,  wie  sie  den  bedeutendsten  und  mäch- 
tigsten seiner  Vorfahren  beschieden  gewesen  waren ;  was  sie  unterlassen,  ihre 
Ansprüche  durch  Rechtsgrundsätze  und  eine  schriftliche  Gesetzgebung  zu  be- 
stimmen und  zu  stützen,  suchte  er  mit  Scharfblick  und  Energie  wieder  gut 
zu  machen;  doch  es  war  zu  spät.  Mit  der  Bewunderung  für  die  Art,  wie  er 
den  großartigen  Streit  führte,  mufs  sich  auch  nach  G.s  Darstellung  das  Mitleid 
darüber  paaren,    dafs  er  den  rechten  Zeitpunkt  zur  Eröffnung  des  Kampfes 
verfehlte.  —  Von  Einzelheiten  sei  bemerkt,  dafs  G.  die  Urkunde,  durch  die 
dem  Sachsenherzoge  die  Investitur  der  Bischöfe  im  Slavenlande  im  Sommer 
1134  gewährt  zu  sein  scheint,  als  ein  vorläufiges  Versprechen  auffafst,  das 


11,38  VL    w-  Seh  um: 

erst  nach  mehreren  Jahren  in  Kraft  trat,  und  das  grofse  einer  bestimmt 
Zeitangabe  entbehrende  Landfriedensedikt  zum  J.  1156  einreiht  Besondei 
Interesse  gewährt  die  eingehende  und  lebendige  Schilderung  der  christlich 
Mission  im  Wendenland.  —  Zu  Peters  früherer  Arbeit  über  den  Frieden  vi 
Venedig1)  hat  jetzt  H.  Simonsfeld8)  in  München  einige  Berichtigungen  u 
Ergänzungen  geliefert;  er  setzt  die  Abreise  Friedrichs  von  Venedig  auf  Gm 
der  in  den  Annalen  des  Dandolo  enthaltenen  älteren  Quellen  auf  d 
18.  September  statt  auf  den  13.,  und  in  Angelegenheit  des  für  Anfang  11' 
projektierten  Konziles  hält  er  es  nach  den  Korrespondenzen  Udalrichs  v 
Aquileja  für  möglich,  dafs  Friedrich  die  Einberufung  desselben  nach  B 
venna  nicht  ganz  auf  eigene  Hand,  sondern  nach  gewissen  zu  Anagni  { 
troffenen  Abmachungen  mit  Alexander  habe  ergehen  lassen. 

Durch  seine  kirchliche  Stellung  spielte  in  den  Kämpfen  Friedrichs 
mit  der  Kurie  Konrad  v.  Witteisbach,  Erzb.  von  Mainz,  eine  hervorragen 
Rolle.  Gegen  die  meist  tadelnde  Kritik,  die  er  in  unserer  Litteratur  erfahr* 
sucht  ihn  G.  Will8)  in  Schutz  zu  nehmen,  in  einer  Arbeit,  der  bei  all 
Gründlichkeit  und  Gediegenheit  die  Eigenschaft  als  Festschrift  und  der  ko 
fessionelle  Standpunkt  des  Verfassers  nicht  zum  Vorteil  gereicht  zu  bab 
scheinen.  Trotz  des  Verdienstes,  hierbei  ein  volles  Lebensbild  Konrads  g 
geben  und  in  demselben  viele  einzelne  Züge  berichtigt  und  sicher  gestc 
zu  haben,  ist  doch  gerade  für  die  Hauptfrage  kein  neues  sachliches  Mom< 
zur  Sprache  gebracht  und  die  schwankende  politische  Haltung  Konrads  wi 
nach  wie  vor  dem  subjektiven  Urteile  unterworfen  bleiben;  es  mufste  h 
für  K.  um  so  günstiger  ausfallen,  wenn  sich  der  Biograph  von  vornhen 
auf  den  Standpunkt  der  hierarchischen  Kirche  stellt,  so  dafs  er  dem  Kam] 
Friedrichs  gegen  Alexander  IH.  alle  Berechtigung  abspricht  und  den  v 
ersterem  erhobenen  Viktor  IV.  nur  als  'Afterpapst'  bezeichnet.  Nach  unsen 
Dafürhalten  ist  und  bleibt  es  bei  der  jetzigen  Beschaffenheit  unseres  Quelle 
materiales  eine  Unmöglichkeit,  über  die  Gesinnungen  und  den  Charaki 
solcher  bei  den  Weiterereignissen  doch  erst  in  zweiter  Linie  stehender  P< 
sonen  volle  Klarheit  zu  gewinnen,  insonderheit  dürfte  es  bei  Konrad  schi 
sein  abzuwägen,  wie  in  ihm  hierarchische  Anschauungen,  ein  gewisses  nat 
nales  Bewufstsein,  Hausinteressen,  ein  angeblich  aufrichtiges  Streben,  Fried 
und  Einheit  zwischen  Kurie  und  Kaisertum  wieder  herzustellen,  zusamme 
gewirkt  und  seine  Handlungen  bestimmt  haben  können;  vor  allem  scheint  < 
als  ob  er  dem  Konflikte  seiner  in  späteren  Jahren  gewonnenen  Überzeugung 
mit  den  Forderungen,  welche  die  kaiserliche  Politik  im  Kampfe  Philipps  vi 
Schwaben  mit  Otto  IV.  an  ihn  stellte,  rechtzeitig  durch  den  Tod  entrüc 
sei.  —  Anders  war  die  Stellung  des  für  die  Entweltlichimg  der  Kirche  u 
für  die  klösterliche  Reform  begeisterten  Abts  Gerhoh  von  Reichersberg: 
ohne  unsere  Kenntnis  seiner  äufseren  Lebensverhältnisse  zu  erweitern,  w 
H.  F.  A.  Nobbe,  Pfarrer  zu  Bergen  in  Sachsen,  vorzugsweise  Person  m 
Charakter  zeichnend,  ihn  gegen  den  Vorwurf  der  Streitsucht  und  des  übe 
grofsen  theoretischen  Eiferns  sicher  stellen;  bisher  weniger  bekannt  schi< 
mir   nur   eine  aus  seinen  Werken  hervorgehobene  Äufserung  über  den  G 


1)  S.  Jahresber.  II,  2,  58  f.  —  2)  Z.  Fried,  v.  Venedig,  Forsch,  z.  d.  Gesch.  X 
424  ff.  —  3)  Konr.  y.  Wittelsb.,  Kardin.,  Erzb.  v.  Mainz  u.  v.  Salzburg,  deutscher  Beicl 
kanzler.  Festschr.  d.  hist  Ver.  v.  Oberpfalz  u.  Begensb.  z.  Feier  des  700  jähr.  Jubil.  d.  Hau 
Wittelsb.  Begensb.,  Pnstot  118  S.  —  4)  Gerhoh  v.  Reichersberg,  e.  Bild  aas  d.  Lei 
d.  Kirche  i.  XU.  Jh.    Leipzig,  G.  Böhmer.     188h     180  8. 


Lothar  IU.  und  die  Staufor  bis  1208.  11,39 

brauch  der  deutschen  Sprache  in  kirchl.  Gesängen  jener  Zeit  Wohl  gelungen 
ist  die  Gliederung  und  zusammenhängende  Gruppierung  der  Lehren  und  Ansichten 
Gerhohs,  die  in  vielfache,  nach  Art  der  Zeit  mit  manchem  Wüste  und  Ballast 
behaftete,  nicht  immer  in  methodischen  Bahnen  sich  bewegende  litterari- 
sche Produkte  zerstreut  sind;  daneben  wäre  aber  doch  eine  eingehendere  Be- 
kanntschaft des  VI  mit  den  historisch-politischen  Verhältnissen  zu  wünschen  ge- 
wesen: f&r  den  Streit  über  Beichs-  und  Reichskirchengut  besitzen  ja  Gerhohs 
Ausführungen  eine  weitere,  von  anderer  Seite  freilich  schon  gewürdigte  Be- 
deutung, die  bei  N.  nicht  recht  hervortritt  Auch  sonst  sieht  man  recht,  wie 
in  den  bisherigen  Ausgaben  der  Werke  Gerhohs  die  historische  Seite  noch 
nicht  zur  Genüge  gewürdigt  worden  ist;  z.  B.  ist  in  den  Schilderungen  über 
das  angeblich  ruchlose  Leben  Heinrichs  IV.  keine  absichtliche  Verleumdung 
von  Gerhohs  Seite  zu  sehen,  da  schreibt  er  vielmehr  älteren  Berichten,  wie  es 
scheint,  dem  Werke  Brunos  über  die  Sachsenkriege,  nach. 

Was  Friedrichs  L  Zeitgenossen,  Freunde  und  Gegner  angeht,  so  sind 
auf  Grund  bewährter  Materialien  in  ansprechender  Form  die  wechselvollen 
Schicksale  Heinrichs  des  Löwen  unter  besonderer  Hervorhebung  dessen,  was 
Schleswig-Holstein  seinem  Wirken  verdankt,  behandelt1)  Neue  Aufschlüsse 
aber  das  erste  Exil  Heinrichs  hat  hingegen  R.  Pauli2)  aus  englischen 
Quellen,  vornehmlich  den  'Gesta  Heinrici  U.  regis'  und  dem  'Rotulns 
Magnae  Pipae',  mitteilen  können;  es  gelingt  dadurch  einmal,  die  Dauer  des 
xnerst  in  der  Normandie  genommenen  Aufenthaltes  festzustellen,  sodann  aber 
verschiedene  Daten  für  das  Verweilen  in  England  und  namentlich  Anhalts- 
punkte für  die  Kosten,  die  dem  gastfreundlichen  Könige  dadurch  erwuchsen, 
zn  ermitteln;  ja  sogar  in  die  schottischen  Verhältnisse  ist  Heinrich  ver- 
wickelt, indem  seine  älteste  Tochter  durch  K.  Wilhelm  den  Löwen,  wenn 
auch  erfolglos,  zur  Frau  begehrt  wird  und  die  dortige  in  dem  Gebrauche 
neuerer  chronologischer  Formen  noch  sehr  ungewandte  Kanzlei  es  unter- 
nimmt, ein  statutarisches  Aktenstück  nach  dem  Jahre  der  Ankunft  des  Wei- 
fenherzoges in  England  zu  datieren.  —  Unter  den  Kreuzfahrern  von  1190 
befand  sich  auch  der  Dichter  F.  v.  Hausen,  dessen  Familie,  obwohl  er  selbst 
bei  Worms  angesessen  war,  möglicherweise  mit  der  in  Lothringen  erweisbaren 
identisch  ist.8)  In  dem  Reichstage  von  1188  hatte  v.  Zez schwitz  den 
schöpferischen  Moment  für  die  Conception  des  Tegernseeer  Antichristspiels 
gesehen,4)  das  eine  so  eigentümliche  patriotische  Verherrlichung  des  Hohen- 
staufischen  Kaisertums  ist.  Allein  einzelnes,  was  für  jene  Annahmen  be- 
sonders Anhaltspunkte  bieten  sollte,  erscheint  jetzt,  da  es  mit  dem  natürlichen 
Entwicklungsgänge  des  Dramas  im  Widerspruch  steht,  als  Interpolation,  an- 
deres gehört  zu  den  allgemeinen  Zügen  der  Sage  vom  Antichrist;  dagegen 
palst  die  Art  und  Weise,  wie  von  der  Unterwerfung  Griechenlands,  Frank- 
reichs und  Englands  unter  das  römische  Kaisertum  gesprochen  wird,  am 
meisten  auf  die  Zeit  nach  der  Zerstörung  Mailands,  da  Friedrichs  Macht  auf 
ihrem  Gipfelpunkte  stand;  auch  würde  Reinald  von  Köln,  der  Hauptvertreter 
der  Weltherrschaftspolitik  Friedrichs,  am  ehesten  zu  denjenigen  Gliedern  der 
Geistlichkeit  gehören,  gegen  welche  die  Tendenz  des  Stückes  in  erster  Linie 
gerichtet  ist6).    Die   Konflikte   der  Hospitaliter   mit   dem   Patriarchen   von 


1)  E.  Boefaer,  Heinr.  d.  L.  (Sammlung  gemeinverständlicher  Vorträge  von  Virchow 
b.  Holteendorff.  No.  349.)  40  S.  —  2)  Heinr.  d.  L.  u.  Willi,  d.  L.  Nachrichten  v.  d.  k. 
Geteilte*,  d.  W.  u.  d.  Qeorg.-Aug.-Univ.  zu  Göttingen.  No.  3.  S.  143  flF.  —  3)  E.  Hen- 
rici,  d.  Heimat  d.  F.  t.  H.  Dttch.  Herold  XI,  3  f.  —  4)  S.  Jahretber.  I,  209;  II,  2,  232.— 
o)  W.  Scherer,  s.  Tegernaeer  Antichritttpiele,  Zttchr.  t  dttch.  Altert  N.  F.  XU,  450—55. 


11,40  V*-    w-  Schum. 

Jerusalem,  das  freundliche  Verhalten  der  Templer  und  der  syrischen  Barone 
zu  den  Ungläubigen,  die  in  dem  Werke  hervortreten,  weisen  gleichfalls  auf 
eine  frühere  Periode,  schon  auf  die  J.  1155 — 1157  hin.1)  —  Wie  mit  der 
Person  Friedrichs  die  Kyffhäuser  Sage  erst  sehr  spät  verknüpft  worden  ist, 
war  trefflich  durch  G.  Voigt  (Hist.  Ztschr.  XXVL)  erst  1871  klargelegt 
worden;  wenig  mehr  giebt  £.  Koch,8)  nur  dafs  die  Quellennachweise  und 
die  Angaben  über  die  moderne  poetische  Behandlung  der  Sage  vielleicht 
etwas  vollständiger  sind;  die  mythologische  Deutung  der  Sage  gipfelt  in  der 
Annahme,  dafs  unter  Kyffhäuser  der  bald  der  Frau  Holle,  bald  dem  lang- 
bärtigen Wodan,  bald  dem  rot-  oder  goldbärtigen  Donar  als  angeblicher 
Aufenthaltsort  dienende  Wolkenberg  zu  verstehen  sei. 

Unter  Heinrich  VL8)  war  ein  Ereignis,  in  dem  sich  die  politischen 
Interessen  von  ganz  Europa  begegneten,  die  Gefangennahme  und  Gefangen- 
schaft von  Richard  Löwenherz.  J.  Zell  er4)  kam  es  wohl  in  erster  Linie 
darauf  an,  die  Sage  von  der  Auffindung  des  gefangenen  Königs  durch  Blondel 
an  der  Hand  der  neueren  englischen  und  deutschen  Forschungen  endgüüg 
zurückzuweisen;  ihnen  sind  daher  sämtliche  Darlegungen  entlehnt,  selbst 
die  Stellen  aus  den  Werken  der  Troubadours  Pierre  Vidal  und  Pierre  de 
la  Caravane,  die  Richards  Leiden  besingen,  nur  die  wenig  angebrachte  bittere 
Beurteilung  des  Charakters  und  der  Maßnahmen  des  deutschen  Herrschers 
sind  selbständige  Zuthat  der  neuen  Bearbeitung.  —  Einiger  kleinerer  Ver- 
öffentlichungen, die  sich  um  die  Person  des  kaiserlichen  Kanzlers  und  Bischofs 
von  Hildesheim,  Konrad  v.  Querfurt,5)  drehen,  ist  schliefslich  nur  wegen  dei 
Zusammenstellung  einiger  Urkunden  zu  gedenken ;  ihr  wissenschaftlicher  Werl 
ist  mäfsig. 


1)  R.  Röhricht  brieflich  an  Scherer  1.  c.  —  2)  D.  Sage  t.  K.Friedrich  im  Kyffhäuser. 
Frogr.  d.  Fürstenachule  zu  Grimma.  II.  Abt  (Frogr.  No.  452.)  40  S.  4.  —  3)  Wü 
wollen  hier  noch  einmal  auf  die  Forschungen  Amaris  u.  0.  Hartwig«  über  die  Verlobung 
Heinrichs  VI.  mit  Constanze  hinweisen,  die  in  Jg.  I,  350  nur  unter  Italien  erörtert  sind.  — 

4)  La  captivitö  de  Richard  Coeur-de-Lion  en  Allemagne  1193 — 1194  d'apre*  les  traraux  re- 
cents  en  Angleterre  et  en  Allemagne.     Journ.  des  savants.  S.  770 — 778.  1881.    S.  52 — 61.  — 

5)  Leopold  Frhr.  v.  Borch,  die  Reise  des  königl.  Kanzlers  Konrad,  erwählten  Bisch-  t. 
Hildesheim,  nach  Italien  1196,  von  ihm  selbst  erzählt,  ins  Deutsche  übersetzt,  mit  Anm  u. 
Erklärungen  nebst  1  Stamm-,  Siegel-  o.  Münztafel  zur  Kaiserverwandstchaft  d.  Hauses  Qner- 
furt  Dresden,  v.  Grumkow.  4.  20  S.  (Es  handelt  sich  um  eine  Übersetzung  des  tob 
Arnold  von  Lübeck  aufgenommenen  Briefes.)  —  Derselbe,  Regesten  z.  Gesch.  <L  königl 
Kanzlers  Konrad  etc.     4.     24  S. 


XIII.  Jahrhundert.     (1208—1278).  HAI 


VII. 
J.  Egger. 

Deutschland  im  XIII.  Jahrhundert, 

(1208—1273.) 

Die  Zahl  der  im  J.  1880  erschienenen  historischen  Schriften  und  Werke, 
welche  die  Periode  vom  Tode  K.  Philipps  v.  Schwaben  bis  zum  Regierungs- 
antritte E.  Rudolfs  von  Habsburg  betreffen,  ist  zwar  nicht  erheblich,  aber 
es  linden  sich  darunter  zwei   Quellenpublikationen  ersten  Ranges  und  eine 
treffliche  Monographie.     An  erster  Stelle  mufs  auch  hier  ein  neuer  Monu- 
mentenband —  XXV  —  erwähnt  werden,1)  wenn  derselbe  auch  reichhaltiges 
Material  mehr  für  die  Geschichte  der  einzelnen  Reichsteile  in  unserer  Periode 
bietet,  als  für  die  allgemeine  Reichsgeschichte.     Dennoch  gewährt  das  um- 
fangreiche Werk  des  Aegidius   von  Orval   (S.   1 — 129)  stellenweise  nicht 
unwichtige    und    ziemlich    eingehende  Berichte,    so   z.  B.  über   Gregors  IX. 
Maforegeln  gegen  den  Kaiser  im  J.  1230.    Die  Vita  der  hl.  Odilia  (S.  169— 
191)  enthält  sehr  ausfuhrliche  Erzählungen  über  die  von  1212  u.  1213  in 
den  Niederlanden  vorgefallenen  Ereignisse  und  insbesondere  über  die  Schlacht 
von  Bouvines  1214.    Des  Christian  von  Mainz  'Liber  de  calamitate  ecclesie 
Moguntine'  (S.  236—248),  behandelt  in  der  kurzen  Geschichte  der  J.  1208 
—1251  das  J.  1249  etwas  eingehender,   wo  bekanntlich  Erzbischof  Konrad 
f.  Köln    auch    zum  Bischof  von  Mainz  erwählt  wurde.     Die   beiden  rhyth- 
mischen Chroniken,  die  österreichische  (S.  349 — 368)  und  die  kölnische 
(S.  369 — 80),  bringen  längere  Stellen   über  Reichsgeschichte,   jedoch  ohne 
individuellere  Züge.     Viel   eingehender  und  zahlreicher  sind  derartige  Stellen 
in  dem   umfassenden  Werke  R ichers  über  die   Geschichte    seines  Klosters 
Senones    (S.  249 — 345),    der  fast  kein  wichtigeres  Ereignis  unberührt  läfst, 
aber  auch  von  Fabeln  und  groben  Verstöfsen  nicht  frei  ist.    Die  Hagenauer 
Chronik   (S.  414 — 467)  zeigt  sich  gut  unterrichtet  über  die  Schlacht  von 
Bouvines,    über  Innozenz'  IV.   Verhalten  gegen   Friedrich  II.  in  den  ersten 
Jahren,    über    die  Wahl    der  Gegenkönige  in  Deutschland,    die  Belagerung 
Aachens    durch    Wilhelm    von    Holland    und    namentlich    über    die    Wahlen 
Richards  von  Cornvallis  und  Alfons  d.  X.    Die  Chronica  prineipum  Saxo- 
niae  (S.  468 — 486)  bringt  eine  wichtige  Notiz  über  die  beabsichtigte  Wahl 
des  Markgrafen  Otto  von  Brandenburg  und  die  Doppelwahl  d.  J.  1257.    Mehr 
Ausbeute   gewährt   wieder  das   Chronicon  des  Kanonicus  Balduin  aus  dem 
belgischen  Kloster  Ninone  (S.  515 — 546).     Er  giebt  bald  Notizen,  bald  ein- 
gehendere Mitteilungen   über  manche  Ereignisse  aus  den  Regierungen  Fried- 
richs IL,  seiner  Gegenkönige  und  Richards,  z.  B.  über  Wilhelms  Belagerung 
und  Eroberung  der  St&dte  Aachen   und  Boppard.     Die  'historia  universalis' 
des  Sifrid  von  Balnhausen2)  (S.  679 — 718)   enthält  beachtenswerte  Notizen 


1)  S.  o.  S.  12«.  —  2)  Vgl.  u.  S.  49. 


11,42  yn.  J-  Bg««*- 

Aber  die  Wahl  Heinrich  Raspes  und  des  Papstes  Geldsendung  hiezu  sowie 
über  den  Zusammenstofs  Heinrichs  und  Eonrads  IV.  Das  Werk  des  Johann 
Lange  (S.  736  —  896)  berichtet  ausführlicher  über  die  Schlacht  von  Bouvines, 
über  Friedrichs  II.  Thaten  in  den  ersten  40ger  Jahren,  seine  Verurteilung 
und  Absetzung  und  gedenkt  auch  der  Briefe  Ottos  IV.  an  das  Lateranische 
Konzil  (1215)  und  des  Zuges  Konradins  nach  Italien. 

Aufser  diesem  Monumentenbande  ist  nur  noch  eine  Publikation  eines 
historischen  Werkes  zu  nennen:  der  Teil  der  'Chronica  majora'  des  Math  aus 
von  Paris,  welcher  die  Jahre  1248 — 1259  umfafst  und  in  zwei  Teile  zer- 
fällt, die  auf  verschiedenen  Codices  beruhen.1) 

Zu  diesen  Quellen- Werken  gesellte  sich  die  seit  einiger  Zeit  in  Aussicht 
stehende  Urkundenedition  von  £.  Winkelmann8)  zur  Reichsgeschichte  des 
XIII.  Jh.  Diese  Publikation  ist  von  einer  Reichhaltigkeit,  die  man  nach 
der  grofsen  Urkundensammlung  Huillard-Bröholles',  nach  Böhmers  Acta  imperii 
selecta  und  Fickers  Urkunden  zur  Reichs-  und  Rechtsgeschichte  Italiens  nicht 
mehr  hätte  erwarten  sollen.  Die  1011  Stücke  gehen  nur  ausnahmsweise  über 
die  Zeit  von  1198 — 1293  hinaus  und  sind  zum  gröfsten  Teil  hier  zum  ersten- 
mal gedruckt;  nur  wenige  sind  teils  wegen  des  Zusammenhanges  mit  den 
übrigen,  teils  wegen  der  Seltenheit  der  frühem  Drucke,  einige  auch  der 
bessern  Texte  wegen  oder  aus  Versehen  wieder  abgedruckt  worden.  Das 
grofse  Material  entstammt  160  Archiven  und  Bibliotheken,  von  denen  W. 
selbst  nicht  weniger  als  74  besucht  hat,  doch  verdankt  er  auch  einen  Teil 
der  grofsen  Liberalität  J.  Fickers,  der  ihm  seine  zahlreichen  Abschriften  zur 
unbedingten  Verfügung  stellte,  und  einen  noch  gröfseren  der  Centraldirektion 
der  Monumente,  die  ihn  mit  der  Herausgabe  der  in  ihrem  Besitz  vorfind- 
lichen  noch  ungedruckten  Urkunden  betraute:  die  betreffende  Partie  der 
Monumenta  wird  ja  leider  noch  lange  auf  sich  warten  lassen.  In  der  Ein- 
richtung schliefst  W.  sich  den  Böhmer -Fickerschen  Regesten  an;  bei  Ab- 
schriften hat  er  sich,  gröfserer  Gleichmäfsigkeit  wegen,  einige  durchgreifende 
Änderungen  erlaubt  Jeder  Urkunde  geht  ein  Regest  mit  Ausstellungsort 
und  reduciertem  Datum  voran.  Die  Dokumente  selbst  sind  in  drei  grofse 
Abteilungen  gebracht.  In  der  ersten  sind  alle  von  den  Herrschern  des 
Reiches  (und  ihren  Gemahlinnen)  ausgestellten  Urkunden  und  Briefe  nebst 
denen  der  staufischen  Epigonen  Manfred  und  Konradin  vereinigt,  um  so  das 
Kanzleiwesen  eines  jeden  Königs  bequemer  überblicken  zu  lassen;  die  zweite 
umfällst  die  Urkunden  und  Briefe,  welche  für  die  Geschichte  des  Reiches  und 
seiner  Teile  sowie  des  Königreichs  Sicilien  von  besonderer  Wichtigkeit 
schienen;  doch  gab  W.  hier  nur  eine  Auswahl  seines  Materials,  da  die  Ur- 
kunden der  Reichsbeamten  in  Italien  von  Ficker  und  die  Dokumente  der 
Päpste  von  Wattenbach  veröffentlicht  werden  sollen.  In  die  3.  Abteilung 
brachte  er  solche  sicilische  Sachen,  die  sich  wegen  der  besondern  Ober- 
lieferungsart und  des  Mangels  der  Datierung  schwer  mit  der  zweiten  vereinen 
liefsen.  —  Von  den  580  Stücken  der  1.  Abt.  kommen  15  auf  Philipp  von 
Schwaben,  55  auf  Otto  IV.,  370  auf  Friedrich  IL,  37  auf  König  Heinrich  VH, 
17  auf  Konrad  IV.,  14  auf  Manfred,  6  auf  Konradin,  1  auf  Heinrich  Raspe, 
40  auf  Wilhelm  v.  Holland,  20  auf  Richard  v.  Cornwallis  und  3  auf  Alfons  X. 
Von  den  Urkunden   Philipps,  Konrads  IV.  und  Konradins  bezieht  sich  die 


1)  Mathaei  Pari«.  monachi  s.  Albani  chron.  maj.  ed.  by  U.  R.  Luard,  D.  D.  Vol.  V. 
London,  Longman  and  Co.  —  2)  Acta  imperii  inedita  saec.  XIII.  Urk.  u.  Briefe  z.  Gesch. 
d.  Kaiserreich«  u.  Königr.  Sicilien  i.  d.  J.  1198—1273.     Innsbruck,  Wagner.  X.  898  & 


Xill.  Jahrhundert  (1208—1273).  11,43 

Mehrzahl,  von  denen  Wilhelms  die  meisten,  von  denen  Richards  fast  alle 
auf  Deutschland,  von  den  Dokumenten  Ottos  IV.  und  Friedrichs  II.  aber  nur 
die  geringere  Zahl  und  von  denen  Manfreds  und  Alfons  X.  gar  keins.  Unter 
den  Urkunden  Philipps  hat  kaum  eine,  unter  denen  Ottos  IV.  nur  wenige 
eine  mehr  als  lokalgeschichtliche  Bedeutung;  dagegen  finden  sich  unter  den 
Dokumenten  Friedrichs  II.  Stücke,  welche  für  die  Reichsgeschichte  von  grofser 
Wichtigkeit  sind  und  die  historische  Erkenntnis  in  hohem  Grade  fördern 
werden,  wie  z.  B.  die  Aktenstücke,  welche  Friedrichs  II.  Kreuzzug,  sein 
Verhältnis  zu  den  lombardischen  Städten  und  seine  Beziehungen  zu 
Gregor  IX.  und  Innozenz  IV.  betreffen.  Gerade  diese  Beziehungen  dürften 
fortan  in  einem  wesentlich  andern  Lichte  erscheinen  als  bisher  und  der 
Kaiser  von  manchen  Vorwürfen  wenigstens  zum  Teil  für  immer  befreit  werden. 
—  Die  2.  Abteilung  umfafst  nur  175  Nummern  und  von  diesen  bezieht  sich 
kaum  der  vierte  Teil  auf  deutsche  Verhältnisse,  auf  Reichsitalien,  Sicilien 
and  Burgund.  Unter  ersteren  sind  allerdings  manche  nicht  unwichtig,  wie 
z.  B.  diejenigen,  welche  die  Wahl  Richards  von  Cornwallis  und  die  Stadt 
Worms  betreffen;  ungleich  gröfsere  Bedeutung  haben  aber  die  anderen.  So 
eine  Anzahl  Briefe  von  Honorius  IH,  Gregor  IX.,  Innozenz  IV.  und  Gregor  X., 
dann  die  Korrespondenzen  zwischen  verschiedenen  lombardischen  Städten  aus 
den  Zeiten  des  Kampfes  mit  Friedrich  II.,  ferner  die  Dokumente,  welche  den 
Zug  Konradins  nach  Neapel  und  das  Schicksal  seiner  Anhänger  und  andere 
sicilische  Angelegenheiten  zum  Inhalte  haben.  Die  Regierung  Friedrichs  II. 
wird  durch  die  ganze  Sammlung  am  meisten  aufgehellt.  Die  Nummern  988 
u.  992  der  Acta  hat  W.  noch  in  einem  besondern  Büchlein l)  herausgegeben 
und  einige  Aktenstücke  der  päpstlichen  Kanzlei  hinzugefügt,  um  angehende 
Historiker  mit  den  von  den  letzten  Staufern  und  den  ersten  angiovinischen 
Königen  erlassenen  Kanzleiverordnungen  und  mit  den  Eigentümlichkeiten  des 
päpstlichen  Kanzleiwesens  im  XIII.  Jh.  bekannt  zu  machen.  Von  den  päpst- 
lichen Dokumenten  ist  das  letzte  von  besonderem  Interesse:  ein  schwacher 
Versuch  Innnozenz  IV.  v.  J.  1247,  das  Amt  des  deutschen  Kanzlers  vom 
Wechsel  der  Krone  unabhängig  zu  machen.  — 

Sonst  wird  unser  Zeitraum  berührt  durch  Urkundenpublikation  lokaler 
Art  von  S.  Riezler,*)  R.  Wilmans,3)  C.  Grünhagen4)  und  die  Fontes 
rerum  Bernensium: 6)  letztere  bieten  drei  von  Rudolf  v.  Habsburg,  von  den 
bayrischen  gehören  ebenfalls  nur  drei  hierher.  Auch  Aachener  (XIII. — XV.  Jh.) 
liegen  vor,8)  sowie  nassauische  Regesten  von  1145 — 1807.8)  —  Urkunden 
Friedrichs  IL  finden  sich  im  Original  in  polnischen  Sammlungen.9)  —  Kurze 
aus  dem  Codex  No.  2447  der  Wiener  Hofbibliothek  entnommene  Wirt- 
schaftsaurzeichnungen über  verbrauchte  Lebensmittel  und  deren  Preise  ver- 
öffentlichte A.  Bruder.10) 

Viel  weniger  bedeutend  als  die  publizierten  neuen  Quellenwerke  sind  die 
im  J.  1880  erschienenen  Darstellungen. 

Populär  ist  Friedrich  II.  geschildert;11)  von  der  Zeit  bis  zum  J.  1231 


1)  Sicil.  u.  papst  Kanzleirerordnungen  u.  Kanzleigebrauche.  M.  e.  Schrifttafel,  lnnnbr., 
Wagner.  IV.  36  S.  —  2)  S.  u.  8.  51  u.  Kap.  XIII.  —  3)  S.  u.  Kap.  XV.  —  4)  8.  u. 
Kap.  XX.  —  5)  8.  u.  Kap.  XXIII.  —  6)  8.  u.  Kap.  XIV.  —  7)  S.  u.  Kap.  XII.  —  8)  8. 
Jahreaber.  II,  2,  76.  —  9)  M.  Perlbach,  Ber.  üb.  eine  f.  d.  pommerell.  UKB.  unter- 
nommene Heise  nach  Polen.  Danzig.  —  10)  Brotpreise  im  XIII.  u.  XV.  Jh.,  Ztschr.  f.  d. 
ges.  Staatswiss.  36,  159  ff.  Vgl.  u.  S.  61.  —  11)  M.  Hohler,  Kaiser  Fr.  IL  Frankf.  a-/M., 
FSaaer.     36  8.  (Frankf.  zeitgemäße  Broschüren,  herg.  v.  P.  flaffner,  N.  F.  I,  H.  6.) 


11,44  VII.    J.  Egger: 

giebt  —  auch  nach  ihrer  traurigen  Seite  hin  —  F.  Gruber  ein  Bild,1)  in- 
dem er  dabei  die  Stellung  seines  Helden,  Erzb.  Eberhards  von  Salzburg,  als 
des  bei  Kaiser  und  Kurie  in  gleichem  Ansehen  und  Vertrauen  stehenden  Ver- 
mittlers hervorhebt.  —  Eberhard,  der  1226  das  Bistum  Lävant  gründete 
und  auch  für  die  Bildung  seines  Klerus  grofse  Sorge  trug,  aber  in  seiner 
Diöcese  doch  mehrfach  auf  Opposition  stieb,  wurde  auch  von  andern  Parteien 
als  Mittelsmann  angerufen.  Er  wirkte  mit,  dafs  K.  Heinrich  (VIL)  mit 
Margarete  v.  Österreich  vermählt  wurde.  —  Der  Freiheitsbrief  Heinrichs  (VH.) 
für  Uri  von  1231,  das  Alpha  der  Freiheit  der  Waldstädte,  wird  mit  der 
Anlage  des  St.  Gotthardsweges  in  Verbindung  gebracht,  auf  dem  H.  den 
,aufsätzigen'  Lombarden  gegen  seinen  Vater  zu  Hülfe  kommen  wollte.  Doch 
hat  H.  1231  schwerlich  an  Empörung  gedacht,  wo  ihm  der  dem  Kaiser  durch- 
aus treue  Konrad  von  Busnang  zur  Seite  stand.  Da  durch  den  Freiheits- 
brief die  Habsburger  geschädigt  werden,  so  liegt  vielleicht  ein  Racheakt 
Heinrichs  gegen  Albrecht  v.  Habsburg  vor,  der  als  Freund  Strafsburgs  den 
König  erbittert  hatte.8)  —  Auf  die  Zeit  Friedrichs  H.  beziehen  sich  vielfach 
die  Sprüche  Reinmars  von  Zweter;  A.  Tanzer,8)  der  sie  nach  K.  Meyer  u. 
Wilmanns  neu  chronologisch  zu  bestimmen  sucht,  weicht  von  ihnen  nur  bei 
Spr.  134,  139,  147  u.  228  ab;  letzteren  verlegt  er  vielleicht  mit  Recht  in 
das  J.  1243;  212  u.  213,  die  Wilmanns  nicht  besprochen  hat,  bezieht  er 
wohl  richtig  auf  den  Frieden  von  S.  Germano.  Von  grofsem  Werte  ist  eine 
Arbeit  von  H.  Card  au  ns,  der  auf  Grund  des  bisher  veröffentlichten  Quellen- 
materials und  einigen  Handschriften,  die  auch  er  z.  t.  Ficker  verdankt,  ein 
Bild  des  berühmten  Kölner  Erzbischof  Konrad  v.  Hostaden*)  (1238—1261) 
entworfen  hat  und  an  Ausführlichkeit,  Genauigkeit  und  Allseitigkeit  alle  seine 
Vorgänger  weit  übertrifft.  Gründliche  Gelehrsamkeit  und  Wahrheitsliebe 
haben  C.  von  jener  Einseitigkeit  fern  gehalten,  die  man  bei  einer  dem  gegen- 
wärtigen Erzbischof  Dr.  P.  Melchers  gewidmeten  Festschrift  der  Görres-Gesell- 
sfchaft  leicht  befürchten  könnte.  Er  läfst  die  Thatsachen  sprechen ,  ohne 
deren  Auffassung  durch  Raisonnement  zu  beeinflussen.  Allerdings  geht  er 
den  grofsen  Streitfragen  des  Sacerdotiums  und  Imperiums  aus  dem  Wege, 
aber  Konrads  Bild  tritt  nichts  desto  weniger  mit  voller  Anschaulichkeit  aus 
seinen  Ausführungen  hervor.  Anfangs  ganz  in  kleine  Fehden  verflochten, 
bahnt  sich  der  Erzbischof  gerade  durch  deren  glückliche  Beendigung  den  Weg 
zu  einer  einflufsreichern  Thätigkeit,  und  der  Sache  des  Papstes  sich  an- 
schliefsend,  sucht  er  auch  die  andern  Fürsten  aus  der  trostlosen  Gleich- 
gültigkeit zu  reifsen,  in  der  sie  sich  beim  Beginn  der  40ger  Jahre  be- 
fanden. Wie  C.  unwiderleglich  darthut,  war  Konrad  es  vor  allem,  der  für 
die  Bildung  einer  dem  Papste  ergebenen  Partei  in  Deutschland  wirkte.  Er 
war  nicht  blofs  bei  dem  Zustandekommen  von  Heinrich  Raspes  Wahl,  sondern 
auch  bei  der  Wilhelms  v.  Holland  sehr  thätig.  Unter  Wilhelms  Regierung 
erreichte  sein  Einflufs  in  Deutschland  den  Höhepunkt  als  erster  Freund  und 
Bundesgenosse  des  Königs,  als  Legat  des  Papstes  machte  er  seinen  Willen 
weit  hinaus  über  die  Grenzen  seiner  Diöccsc  und  des  Bistumsgebietes  geltend. 


1)  Eberh.  II.,  Erzb.  v.  Salzb.,  111.  Progr.  d.  Stud.-Anst.  zu  Burghausen.  32  S.  Vgl. 
Jahreaber.  11,  2,  64.  —  2)  Meyer  v.  Knonao,  Boleuehtg.  d.  Freih. -Briefes  H.a  VII.  für 
Uri  v.  26.  Mai  1231,  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  X.  (1879)  S.  132—36.  —  3)  Hist  Beziehgn. 
i.  d.  Gedichten  d.  R.  v.  Zw.,  Progr.  d.  U.-Real-Sch.  zu  Bozen.  S.  3  — 15.  —  4)  Konr.  v. 
Hostaden,  Erzb.  v.  Köln.  Köln,  Bachern.  XI,  164  S.  Rec.  i.  Lit.-Cent.-Bl.  1881.  N-  9. 
Sp.  281.  Literar.  Handweiser  Nr.  272.  Sp.  554. 


XIII.  Jahrhundert  (1208—1273).  11,45 

Ja,  in  Zwiespalt  mit  Wilhelm  geraten,  vermochte  er  selbst  durch  seine  sieg- 
reichen Kämpfe  dessen  Königtum  den  Todesstofs  zu  versetzen  und  wufste 
die  Doppelwahl  des  J.  1257  gehörig  zu  seinem  Vorteil  auszunutzen.  So  hat 
entschieden  damals  kein  Fürst  des  Reiches  einen  gröfsern  Einflute  auf  die  Ge- 
schicke Deutschlands  geübt  als  Konrad  in  der  zweiten  Hälfte  seines  Pontificats. *) 

Richards  v.  Com  Wallis  für  Deutschland  folgenlose  Regierung  war 
für  Aachen  nicht  ohne  Bedeutung.2)  Er  erlaubte  nämlich  den  Bürgern,  ihre 
Stadt  mit  einem  Mauerringe  zu  umgeben  und  ein  Burgfrit  darin  anzulegen; 
er  belehnte  sie  dann  mit  den  unterhalb  der  Stadtmauern  gelegenen  Bädern, 
die  sie  angekauft  hatten,  erbaute  ihnen  das  berühmte  Rathaus,  eines  der  merk- 
würdigsten und  ältesten  Bauwerke  Aachens,  und  beschenkte  die  Münster- 
kirche daselbst  mit  den  Kroninsignien,  die  er  sich  in  England  hatte  anfertigen 
lassen.  Der  interessanteste  Schmuck  des  Rathauses,  die  Statuen  der  7  Kur- 
fürsten sollen  wichtige,  aber  noch  zu  wenig  beachtete  Urkunden  über  die  Ge- 
staltung der  deutschen  kurfürstlichen  Würde  sein.  Die  etwas  dilettantenhafte 
Beschreibung  des  Rathauses  und  die  mangelhafte  Litteraturkenntnis  erwecken 
jedoch  kein  günstiges  Vorurteil  für  diese  Ausführungen.  —  Die  Bedeutung 
der  Wahl  K.  Wilhelms  v.  Holland  und  der  Doppelwahl  v.  1257  für  die 
Entwicklung  des  Kurkollegs  betont  L.  Weiland.3)  Der  juristische  Theoretiker 
des  Sachsenlandes  habe  der  Ansicht,  dafs  das  Erzamt  ein  'Vorwahlrecht'  be- 
gründe, nachdem  zufällig  bei  früheren  Wahlen  Sachsen,  Böhmen,  Branden- 
burg ein  solches  ausgeübt,  weitere  Verbreitung  verschafft,  und  parallel  damit 
habe  die  Kurie  der  Anschauung  von  einem  bessern  Rechte  der  Vorwähler 
den  Weg  gebahnt,  vorerst  ohne  Kriterien  zu  suchen  für  die  Begründung  des 
Vorwahlrechtes  und  es  den  jeweiligen  Umsänden  und  den  Deutschen  selbst 
überlassend,  zu  entscheiden,  wem  das  Recht  zustehen  solle,  aber  mit  zäher 
Consequenz  und  im  Gegensatz  zu  den  Anschauungen,  die  Friedrich  II.  bis 
zuletzt  festhielt  Als  zwei  Jahre  nach  des  Kaisers  Tode  drei  der  weltlichen 
Erzbeamten  den  päpstlichen  König  Wilhelm  anerkennen,  hätten  sich  die 
beiden  Bestrebungen  berührt  und  sich  gegenseitig  zum  Siege  verholfen,  der 
durch  die  Wahl  des  Jahres  1257  gesichert  erscheine.  — 

Für  Kultur-  und  Sittengeschichte  wichtig  ist  K.  Unkeis  Aufsatz  über 
Caesarius  v.  Heisterbach;4)  von  Mehrens  Arbeit  über  Ihn  Sabin  ist  eine 
dänische  Ausgabe  zu  verzeichnen.  6)  —  Zwischen  1244  und  47  scheint  das 
fiteste  Wappengedicht  verfafst,  von  dem  wir  wissen:  Konrad  v.  Mures  Clipea- 
rins,  handschriftlich  verloren,  aber  fast  vollständig  aufgenommen  in  Fei. 
Hemmerlins  Werk  und  daraus  abgedruckt  von  Th.  v.  Li  eben  au.6) 


1)  Weitere«  Kap.  XIV.  —  2>  A.  d.  Miranda  (d.  i.  Theifsen)  E.  v.  Cornw.  u.  s. 
Verhältnis  *.  Kronungsstadt  A.  Ann.  d.  hist.  Vor.  f.  d.  Niederrhein.  H.  35,  65—69  u. 
«P-  Aachen,  Barth.  36  S.  —  3)  S.  o.  Kap.  X.  —4)  8.  Jahresber.  II,  2,  143.  Ratzin ger, 
Uk  Boh.  (Jahreflb.  II,  2,  63),  gehört  s.  T.  nach  1880.  —  5)  Den  arabiske  Filosof  Ibn 
Sabin  Sendebrer  tu  Kejser  Fred.  II.  af  Hohenst.  oller  de  Sicilianske  Spörgsmaal ;  vgl.  Jahresb. 
H  2,  65.  —  6)  Konrad  y.  M.b  Clip.,  Ana.  f.  Schweiz.  Gesch.  XI,  229—43. 


11,46  VIIL    D    König: 


vm. 

D.  König. 

(t  25.  Aug.  1881.) 

Deutsches  Reich  von  1273— 1400. 

Weniger  in  dem  ersten  Zeitraum  unserer  Berichtsperiode,  umsomehr 
aber  auf  dem  Gebiet  des  XIV.  Jb.  herrscht  eine  erfreuliche  Thfttigkeit:  es 
mangelt  weder  an  Editionen  von  Urkunden  und  Chroniken,  noch  an  kriti- 
schen Spezialuntersuchungen,  die  das  vorhandene  und  neugewonnene  Quellen- 
material prüfen  und  oft  zu  neuen  und  überraschenden  Resultaten  kommen. 
Diese  haben  dann  wieder  Verwendung  gefunden  in  gröfseren  darstellenden 
Arbeiten,  die  von  hervorragenden  Forschern  diesem  Zeiträume  gewidmet  sind. 

Meist  bekannt  sind  die  Kaiser-Urkunden  von  Rudolf  I.  bis  Wenzel,  die 
den  Niederrheingau  betreffen  und  von  F.  W.  E.  Roth1)  im  Auszuge  wieder- 
gegeben sind.  Sie  beziehen  sich  namentlich  auf  Eberbach,  Eltvil,  Greisen- 
heim, Loren,  auf  einzelne  Familien,  wie  die  von  Erenfels,  von  Scharfenstein, 
von  Waldeck,  Rost  von  Waldeck,  die  Rheingrafen,  die  Rheingauer  Vicedome, 
und  endlich  auf  rheingauische  Landesangelegenheiten.  Unter  Seh  ums  Er- 
furter Urkunden2)  gehören  6  von  Kaisern  ausgestellte  der  Zeit  von  1274 
bis  1348  an;  meist  sind  es  Bestätigungen  von  Rechten  und  Privilegien  für 
die  Stadt  und  ihre  geistlichen  Stifter.  —  Unediert  war  bisher  die  Bulle 
Clemens1  V.,  in  der  dem  'neulich  erwählten  Kaiser  Heinrich  VIL'  zahlreiche 
Privilegien  bestätigt  werden;  unter  den  zu  Pisa  registrierten  aufgeführt,  er- 
scheint sie  im  Duplikat  erhalten.3)  Einen  Brief  K.  Friedrichs  d.  Schönen 
an  alle  Kardinäle  der  römischen  Kirche  d.  d.  Wien,  1316,  März  7,  teilt 
Waitz4)  mit.  —  Die  Jahre  1343 — 64  betrifft  das  Formelbuch  von  Erzb. 
Ernst  von  Prag,6)  dem  hervorragenden  Staatsmanne  und  Ratgeber  Karls IY.; 
eine  einzeln  publizierte  Urkunde  vom  J.  1396  beweist  die  bürgerliche  Ab- 
kunft Jakob  Twingers  v.  Königshofen;  warum  er  Twinger  hiefs,  bleibt  unbe- 
kannt.6) —  Eine  von  Caro7)  abgedruckte  Urk.  Karls  IV.  v.  1369,  Juni  17. 
zu  Gunsten  der  Inquisition,  bez.  Walter  Kerlings  war  schon  von  Huber  (Regg. 
4761)  und  Friedjung  (Karl  IV.,  S.  197)  benutzt.  Urkunden  Rudolfs  I, 
Ludwigs  d.  Bayern,  Johanns  von  Böhmen  sind  im  Originale  in  polnischen 
Sammlungen.8)  —  In  Utrecht  enthält  eine  Handschrift  Urkunden  des  XIV. 
Jh.,  die  Jahre  1375—1399  und  1343—1547  betreffend.  Eine  Abschrift 
von  einem  Teile  dieses  Codex,  gegenwärtig  auf  der  kgl.  Bibliothek  in  Han- 
nover, wurde  bereits  von  Leibniz  für  seine  Ann.  imperii  benutzt.9)  In 
einer  in  Venedig  ruhenden  Urkundensammlung  aus  dem  XVI.  Jh.  besagt  eine 


1)  S.  u.  Kap.  XII.  —  2)  S.  u.  Kap.  XV.  —  3)  de  Monclar,  Bibl  de  l»ec.  d. 
Charte«.  XLI,  54;  vgl.  N.  Arch.  VI,  468.  —  4)  Forsch,  z.  dtsch.  Gesch.  XX,  434.  —  &)  S. 
u.  Kap.  XXXII,  auch  üb.  e.  von  Bischoff  edierte  Urk.  —  6)  Kindler  v.  Knoblauch, 
Ball,  de  la  Soc.  p.  la  conservat.  des  monura.  hiat.  d'Alsace,  2  ser.  X,  285  ff.  —  7)  Arch.  f. 
östr.  Gesch.  61,  168.  —  8)  M.  Perlbachs  Bericht  o.  S.  43».  —  9)  K.  Folti  (s.  o.  S. 
15")  S.  272. 


Deutsche»  Reich  von  1273—1400.  11,47 

Urkunde  Karls  IV.  v.  1347,  die  Privilegien  Friedrichs  II.  seien  schon  un- 
leserlich geworden.1)  Eine  andere  Handschrift  des  XVI.  Jh.  enthält  eine 
Urk.  desselben  Kaisers  v.  1366.  In  Siena  ist  eine  Urk.  K.  Heinrichs  VH. 
vom  6.  März  1311.*)  Urkunden  zur  Geschichte  eben  dieses  Kaisers,  ferner 
ein  Schreiben  Arezzos  an  K.  Albrecht 3)  und  die  Relation  des  Nikolaus  von 
Butrinto4)  sind  in  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Turin  gefunden  worden-, 
hier  bewahrt  das  Staatsarchiv  von  Heinrich  YIL  eine  Urkunde  vom  24.  Nov. 
1310  in  Transsumpt  von  1480 6)  und  zwei  Originalurkunden  vom  7.  Juli 
1311,  Bestätigung  früherer  Privilegien  enthaltend,  sowie  eine  Urk.  Karls  IV. 
von  1355.6) 

Einige  Mitteilungen  aus  Manuskripten,  welche  für  unsern  Zeitraum  Be- 
reicherung des  historiographischen  Materiales  gewähren,   sind  soeben  schon 
erwähnt;   weiter  kommen  in  Betracht  ca.  330  Verse,    die  auf  einem  Um- 
schlagsblatt in  der  Bibliothek  des  Geschichtsvereins  zu  Klagenfurt  von  Otto- 
kars Reimchronik  entdeckt  sind.7)     Von  besonderem  Interesse  ist  die  bisher 
unbekannte  Chronik  des  Priesters  Hugo  Spechtsart  von  Reutlingen  in  einer 
Hds.  des  XIV.  Jh.  in  Petersburg.8)    Bisher  war  zu  der  Chronik  nur  eine 
Reihe  von  Glossen  aus  einer  Wiener  Hds.  bekannt;  allem  Anscheine  nach  ist 
die  erhaltene  Hds.  Autograph.     Äußerlich  zerfallt  sie  in  zwei  Teile;  der  erste 
reicht  bis  zum  Tode  Ludwigs  d.  Bayern,    im  andern  sind  die  ersten  Regie- 
rangsjahre Karls  IV.  behandelt     Der  erste  enthält  die  Chronik  in  ihrer  ur- 
sprünglichen,  1347  beendeten  Gestalt.    Der  Abschnitt  über   Ludwig  d.  B., 
besonders    aber   der  Bericht  über  Karl  IV.  sind  geschichtlich  wertvoll;   in 
letzterem  sind  die  deutschen  Flagellantenlieder   in  einer  bisher  teilweise  un- 
bekannten Gestalt  nebst  zwei  ganz  unbekannten  Marienliedern  eingeschaltet. 
Gleichfalls  aus  der  Dubrowskyschen  Sammlung  stammt  eine  Hds.  aus  der  2. 
Hälfte  des  XIV.  Jh.,  welche  eine  prosaische  Umgestaltung  der  Chronik  Hugos 
zun  gröfeten  Teil  in  Glossen  giebt.    Von  Wichtigkeit  sind  die  heigegebenen 
Urkunden,  nämlich  der  Befehl  Ludwigs  d.  B.  an  den  Grafen  von  Württem- 
berg,  die  Güter   der  sich   dem  Interdikte  Unterwerfenden   zu  konfiszieren, 
ferner  Aktenstücke,  welche  die  Lossprechung  vom  Banne  betreffen.    Von  der 
Wiener  Hds.,    aus  der  B.  Dudik9)  einige  Bruchstücke  veröffentlichte   und 
welche  ebenfalls  den  Kommentar  zu  Hugos  Werk  enthält,  unterscheidet  sich 
die  Petersburger  dadurch,  dals  in  ihr  am  Anfange  alle  jene  Glossen  fehlen, 
welche   im  Chronikcodex  vereinzelt  vorkommen,  und  dafs  am  Schlüsse  jene 
Urkunden  in  extenso  mitgeteilt  werden.    In  der  Petersburger  Hds.  Q.  I,  4, 
FoL  22 — 23  sind  annalistische  Aufzeichnungen  eingetragen,  die  von  1310  bis 
1399  reichen.     Vorzüglich  werden  böhmische  Angelegenheiten   und  speziell 
Prager  Vorgänge  darin  berichtet,   so  dafs  Prag  als  Ursprungsort  bezeichnet 
werden  darf.10) 

Wie  überall  fehlt  auch  in  Petersburg  nicht  eine  Chronik  Martins  von 
Troppau  aus  dem  XV.  Jh.,  in  der  die  Reihe  der  Päpste  bis  auf  Clemens  VI. 
weitergeführt  ist  Die  Fortsetzung  ist  in  Böhmen  entstanden.  Eine  andere 
Hds.  des  XIV.  Jh.  mit  einer  Fortsetzung  bis  1315,  bezw.  1320,  entspricht 
in  dieser  Gestalt  der  Kölner  Ausgabe  von  1574.11) 


1)  Winkelmann,  Ber.  aber  e.  Beise  in  It  (o.  8.  15")  S.  15.  —  2)  Ibid.  S.  24.  — 
3)  IHd.  S.  26.  —  4)  Ibid.  S.  28.  —  5)  Ibid.  S.  29.  —  6)  Ibid.  S.  30.  —  7)  N.  Arch. 
V,  647.  —  8)  Gillert  (s.  o.  S.  16")  S.  262  f.,  599  f.  —  9)  Hiator.  Forschgn.  i.  d.  K. 
oflentl.  BibL,  Wiener  Site.-Ber.  (phil.-hiut.  Kl.).  95,  375—378.  —  10)  Gillert,  1.  1.  S. 
603—905.  —  11)  Ibid.  S.  605. 


I[,48  VHL    D-  König: 

Mehrere  Hds.  der  Martinschen  Chronik,  bis  ins  XIV.  Jh.  reichend,  fan- 
den auf  einer  englischen  Reise  R.  Pauli  und  F.  Liebermann  *)  in  Cam- 
bridge und  Cheltenham.  Eine  derselben  in  Cambridge  enthält  das  Werk 
'Imago  mundi'  bis  1310;  als  Autor  wird  genannt  Kanonikus  Heinrich  von  St 
Marien  in  Mainz.  Es  ist  das  Werk,  welches  sonst  den  Namen  des  Honorius 
von  Autun  trägt  (s.  M.  G.  SS.  X,  126).  Reich  besonders  an  in  Italien  ge- 
fertigten kanonistischen  Schriften  aus  dem  XIII.  und  XIV.  Jh.  ist  die  Biblio- 
thek des  Metropolitankapitels  zu  Olmütz;  erwähnenswert  scheint  ein  Passio- 
nale et  Archiep.  Arnesti  statuta  provincialia.    (Cod.  Chart,  s.  XV.)  *) 

An  demselben  Orte  befinden  sich  'Illustrierte  Urkunden  aus  Avignon', 8) 
dem  XIV.  Jh.  angehörig.  Miniaturmalerei  auf  Urkunden  ist  selten;  sie  ver- 
dienen noch  erhöhte  Beachtung,  weil  sie  als  echte  Werke  französischer  Kunst 
den  Stil  der  deutschen  Skulptur  und  Malerei  beeinflufst  haben  dürften. 
Notizen  über  Karls  IV.  Gemahlin  und  deren  Kinder  enthält  der  Wiener  Cod. 
pal.  3358  [rec.  3087];  daran  schliefsen  sich  in  annalistischer  Form  Excerpte 
aus  den  Jahren  1347 — 1452.  Dieselbe  Hds.  enthält  eine  Chronik,  welcher 
die  bis  zum  Tode  K.  Heinrichs  VH.  fortgesetzten  Flores  temporum  zu  Grunde 
liegen;4)  die  Nachrichten  der  Jahre  1290 — 1313  sind  bereits  (M.  G.  SS. 
XXIV,  286  f.)  gedruckt.  Auch  Hdss.  der  Chronik  Heinrich  des  Tauben  fin- 
den sich  in  Wien.6) 

In  dem  an  Handschriften  reichen  Domgymnasium  zu  Magdeburg6)  sind 
aufser  zahlreichen  Handschriften  des  Thomas  v.  Aquino  und  theologischen 
Schriften  des  Aegidius  von  Rom  vorhanden  'Caroli  IV.  imp.  ordinatio  de 
privilegiis  clericorum  cum  confirmatione  concil.  Basil.  dat.  Basilee  17.  Kai. 
Aug.  1434',  eine  Hds.  der  Goldenen  Bulle,  die  Kopie  einer  Bulle  Johanns 
XXH.  gegen  Mag.  Johannes  1321,  eine  'Nota  de  indulgentiis  a  papa  Joh. 
XXII.  datis'  aus  einer  Hds.  des  XV.  Jh.  und  schliesslich  eine  'Visio  et  vita 
Arnesti  primi  Archiepiscopy  pragensis  fundatoris  monasterii  Canonicorum 
in  Glacz\ 

Auch  die  Veröffentlichung  chronikalischen  Materials  hat  beträchtlich  zu- 
genommen, da  die  Monumente  sich  jetzt  dem  XIV.  Jh.  nähern.  Kurz  er- 
wähnt sei  eine  Florentiner  Chronik,  welche  auch  für  die  Reichsgeschichte  in 
den  JJ.  1300— 1313  eine  Anzahl  Daten  liefert7)  Bd.  XXV  der  Scriptores 
der  M.  G.8)  bringt  uns  von  J.  Heller9)  die  Chronik  des  Johannes  de  Thil- 
rode,  die  sich  auf  Martins  von  Troppau  Chronik  aufbaut  und  die  Kaiserreihe 
mit  der  Krönung  Albrechts  1298  abschliefst.  Durch  die  Boten  des  Grafen 
Guido  v.  Flandern  erfuhr  Johannes,  dafs  bei  der  Krönung  Albrechts  ungefähr 
hundert  und  sechzig  Ritter  anwesend  waren  und  der  Böhmenkönig  das 
Schenkenamt  versah.  Auch  der  Schlacht  bei  Woringen  1288  hat  er  einen 
längeren  poetischen  Ergufs  gewidmet.  In  den  'Notae  Gandavenses'  lesen 
wir,  dafs  Hz.  Johann  v.  Brabant  im  Auftrag  des  deutschen  Königs  das  Gebiet 
des  Erzbischofes  von  Köln  betritt,  um  Raubburgen  zu  zerstören.  Die  von 
A.  Bethmann  und  G.  Waitz10)  veröffentlichten  'Gesta  Episcop.  Eichste- 
tensium  continuata'  nehmen  mehrfach  auf  grofse  reichsgeschichtliche  Begeben- 


1)  Gillert,  1.  1.  S.  637  f.,  643.  —  2)  B.  Dudik,  Hdss.  d.  Bibl.  d.  M.-Kap.  x.  Olm., 
Archival.  Ztschr.  V,  126  u.  f.  —  3)  B.  Nordhoff,  Ibid.  S.  142  ff.  —  4)  M.  Mayr, 
Wien.  Hdss.  z.  bayer.  Gesch.;  N.  Arch.  V,  136.  —  5)  Ibid.  S.  140  f.  —  6)  H.  Dittmar, 
Verzeiehn.  der  d.  Domgymn.  gehör.  Hdas.;  Progr.  d.  Domgymn.  z.  Magdeb.  —  7)  E.  Chron. 
v.  Flor,  zu  d.  JJ.  1300—1313.  Nach  d.  Hds.  d.  Bibl.  Naz.  z.  Flor.  z.  ersten  male  hrsg.  r. 
0.  Hartwig.  4.  Halle.  Unpag.  Nicht  i.  Buchh.  —  8)  S.  o.  S.  12*.  —  9)  S.  557  ff  — 
10)  S.  590. 


Deutsche«  Reich  von  1273—1400.  H,49 

heiten  Rücksicht,  besonders  auf  den  Kampf  mit  der  Kurie  unter  Ludwig  d. 
Bayer.  Auch  die  'Historiae  Patavienses  et  Cremifanenses' *)  reichen  bis 
ins  XIV.  Jh.;  Bernard  v.  Kremsmtinster  schreibt  in  seinen  'Historiae'  'de 
origine  et  ordine  ducum  Austrie'  und  schliefst  mit  dem  Tode  Albrechts  1308. 
Eine  Hand  des  XIV.  Jh.  fügte  einen  Bericht  aus  1386  über  die  Schlacht 
bei  Sempach  hinzu.  Auch  der  Abtskatalog  des  Klosters  berührt  bekannte 
weltgeschichtliche  Ereignisse  des  XIÜ.  und  XIV.  Jh.2) 

Besonders  erwünscht  kommt  die  Ausgabe   der   'Historia  universalis  et 
Compendium  Historiarum'  des  Sifridus  Presbyter  de  Balnhusen.3)     Wohl  vor 
1275  geboren,  verfafste  er  Ende  des  XIV.  Jh.  eine  Chronik  vom  Beginn  der 
Welt  bis  zum  J.  1304.     Später  genügte  ihm  diese  'Historia  univers.'  nicht, 
daher  schrieb    er  das  umfangreichere  ^Compendium  historiarum'    ( — 1306). 
Die  Universalgeschichte    enthält  in   drei   Teilen    die   Geschichte    des    Alten 
sowie  des  Neuen  Testaments  und  Heiligenlegenden:    die  beiden   ersten  sind 
fast  ganz  aus  der  h.  Schrift  und  der  Hist.  scholastica  des   Petrus  Comestor 
geflossen.     Der  dritte  Teil  ist  kompiliert  aus  der  Chr.  Minor  Contin.  I.,  aus 
den  Vitae  Patr.  und  der  Aurea  Legenda  des  Jakob;  frei  und  nur  selten  ist 
das  Pantheon  Gottfrieds  v.  Viterbo  benutzt.     Ferner  schrieb  er  die  Vita  S. 
Bonif.  des   Willibald  und  das  Leben  der  h.  Elisabeth   aus;    manche  Nach- 
richten zeigen  auch  Übereinstimmung  mit  der  Chronik  von  St.  Peter  in  Er- 
fart   —    In   dem  Kompendium  ist  der  erste  und  zweite  Teil  seines  ersten 
Werkes  wenig  vermehrt,    der  dritte  aber  in  zwei  Teile  geteilt:    in   die  'Ge- 
schichten von  den  Verfolgungen  der  Kirche',    welche  mit  Konstantin  d.  Gr. 
aufhören,  und  in  das  'Reich  Christi',  d.  h.  die  folgenden  Jahrhunderte.     Quelle 
ist  hier  vorzugsweise  die  Aurea  Legenda,    aufserdem  eine  Anzahl  Heiligen- 
leben.    Im   einzelnen  richtet  sich  die  Kritik  Holder -Eggers  gegen  Wencks 
Reinhardsbrunner    Geschichtsbücher.4)    —    S.  hat  manche  Anekdoten    über- 
liefert.    Als  Thüringer  ist  er  auf  K.  Adolf  schlecht  zu  sprechen,    während 
Albrecht  seinen  Beifall  findet:  Gerhard  v.  Mainz  habe  für  seinen  Ausspruch, 
er  habe  noch  drei  Könige  in  der  Tasche,  früher  als  Albrecht  sterben  müssen. 
Ausführlich  erzählt  S.  auch  den  Streit  des  letzteren  mit  Wenzel  n.  v.  Böhmen. 
Die  Universalgeschichte  des  ausgehenden  XÜI.  und  beginnenden  XIV.  Jh.  be- 
rücksichtigt eine  in  Köln  geschriebene  und  vor  1330   abgefafste  Fortsetzung 
einer  Martinschen  Chronik.6)     Am  ausführlichsten  verweilt  der  Autor  bei  der 
Regierung  Heinrichs  VH.,  aus  dessen  Römerzug  er  Einzelheiten  erwähnt;  sein 
Tod  ist  durch  einige  Verse  verherrlicht.     Anklänge  an  die  unter  dem  Namen 
des  Jakob  von  Mainz  (Forsch,  z.  d.  Gesch.  XV,  582  f.)  gehenden  Nachrichten 
sind  deutlich  wahrnehmbar.  —  Für  die  J.  1351—1389  enthält  die  'Chronica 
Tremonensium'  Joh.  Nederhoffs  (um  1440), 6)  manche  Nachricht  von  kul- 
tar-historischem  Interesse;  u.  a.  wird  der  Einzug  Karls  IV.  in  Dortmund  1377 
und  der  Besuch  der  Kaiserin  Elisabeth   im  folgenden  Jahre  anschaulich  be- 
schrieben. 

Ein  höchst  wertvoller  Beitrag  zur  Reichs-  und  Kulturgeschichte  des  XIV.  Jh. 
ist  der  'Tractatus  de  Longevo  Schismate*  des  Abtes  Ludolf  von  Sagan.7) 
Während  sein  Abtkatalog8)  reich  an  kulturgeschichtlichen  Momenten  ist  und  bc- 


1)  S.  o.  S.  12.  —  2)  8.  673—76.  —  3)  Ed.  0.  Holder-Eggor,  S.  679  f.  Vgl. 
Jihreaber.  I,  254.  —  4)  S.  Jahrosber.  I,  152.  253.  —  5)  Martini  Continuatio  Colonicnris 
von  1268 — 1326,  ed.  Card  au ns.  Im  Anh.  der  'Chron.  regia  Colon,  in  üb.  Hchol.'  ed.  (i. 
Wait»  (Hann.,  Hahn),  S.  354  69.  —  6)  Ed.  E.  B8*e,  Dortmunder  Chroniken  1.  Hrsg. 
vom  Hirt.  Ver.  f.  Dortra.  u.  d.  Grfsch.  Mark.  Vgl.  Lit.  Ccntr.-Rl.  1881.  Sp.  362.  —  7)  Ed. 
Loaerth,  b.  u.   Kap.  XXX11.  8)  S.  Lorenz  ÜQ.  11,  225. 

Historische  Jahresberichte.     18*0.      II.  4 


11,50  VIIL     D.  König: 

sonders  das  Klosterleben  mit  seinen  Ausschreitungen  in  derber,  oft  iroi 
Weise  schildert,  handelt  der  Tractat  weitläufig  über  Karl  IV.  als  denj< 
der  bei  längerem  Leben  das  Schisma  in  kürzester  Zeit  beigelegt  hätte, 
erscheint  Karl  in  hellstem  Lichte  im  Gegensatz  zu  Wenzel,  welcher  i 
Beilegung  des  Schismas  wenig  oder  nichts  gethan  habe.  Unter  den  Q 
welche  Ludolf  benutzt  hat,  ist  eine,  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  v< 
gegangene,  welche  in  einem  K.  Wenzel  überaus  feindseligen  Geiste  at 
war.  Von  des  Königs  guten  Eigenschaften  wie  von  den  schlimmen 
Gegner  wird  geschwiegen.  Die  Darstellung  der  Regierung  Wenzel 
daher  mit  Vorsicht  benutzt  werden. 

Wenden  wir  uns  zu  den  nicht  minder  zahlreichen  historiograpl 
Arbeiten,  so  bestimmt  A.  Hub  er1)  die  Geburtsjahre  einiger  Kim 
Albrechts,  während  G.  Köhler  und  A.  Busson  die  Schlacht  auf  dem  '. 
felde  behandeln.2)  Für  die  Zeit  Heinrichs  VII.  und  Ludwigs  d.  Bay 
Albertino  Mussato  wichtig,  den  J.  Wychgram3)  behandelt  hat.  Die  allg 
Geschichte  von  1334 — 1360  betreffen  die  Notizen  unbekannter  Herkui 
nach  Schau be4)  neben  der  Chronik  Villanis  der  Weltchronik  Erzb.  A 
v.  Florenz  (1389—1459)  für  das  XIV.  Jh.  zu  Grunde  liegen.  So  z.  B. 
der  englisch-französische  Krieg  und  die  Zustände  im  Königreich  Neapel  t 
Alle  diese  Notizen  fanden  sich  wohl  in  dem  von  Antonin  benutzten 
Villanis  vor  als  Zusätze,  die  der  einstige  Besitzer  jenes  Codex  gleic 
aber  ohne  jedes  Princip  und  gelegentlich  in  seinem  Villani  nachg« 
hatte.  Das  dazu  benutzte  Exemplar  Villanis  selbst  war  vermutlich  ein« 
bald  nach  1323  veranstaltete  und  bis  dahin  reichende  Edition  der  'Isto 
rentine.'  Beachtenswert  scheint  die  Nachricht,  Ludwig  d.  Bayer  ha 
der  Erwählung  des  Petrus  Corbara  zum  Gegenpapst  einen  andern  zu 
Würde  erheben  wollen. 

Die  letzten  Partieen  (1342 — 53)  der  Chronographie  Konrads  von  1 
Stadt  hat  K.  Wenck5)  zum  Abdruck  gebracht.  Diese  Kompilation 
1362  geschrieben;  der  Autor  schöpfte  für  das  XIV.  Jh.  aus  der  £ 
Peterschronik,  den  Flor,  chronicor.  des  Bernard  Guidonis  und  aus  H 
v.  Hervord.  Einige  nachträgliche  Bemerkungen  hat  W.6)  zu  den  v< 
veröffentlichten  Schedclschen  Excerpten  gegeben,  welche  das  XIV.  « 
handeln.  —  Zur  Charakteristik  der  Verfasser  der  sog.  Chronik  des 
v.  Rebdorf7)  tragen  Notizen  von  S.  Riezler8)  bei,  der  den  Namei 
oder  Taube  für  den  Familiennamen  des  einen  Autors  hält. 

In  einem^  Sammelbande  der  Hamburger  Stadtbibliothek  befind 
eine  noch  ungedruckte,  in  Köln  geschriebene  Kaiserchronik,  welche  d 
Rudolfs  v.  Habsburg  bis  zur  Krönung  Wenzels  umfafst.  Wyfs9)  v 
gegen  Cardauns  diese  Chronik  als  eine  nach  1370  geschriebene 
Fortsetzung  der  Chronik  Martins  v.  Troppau  nachzuweisen,  womit  Wi 
nicht  ganz  einverstanden  ist  Für  die  Glaubwürdigkeit  von  König 
Schilderung  der  Schlacht  bei  Sempach  und  für  die  That  Winkelrieds 


1)  Mitt  d.  Inst  f.  öst  Gesch.-Forsch.  I,  304  ff.  —  2)  Weiteres  u.  Kap.  XVII.*- 
u.  Kap.  XXVU1.  —  4)  D.  Quellen  d.  Weltchronik  d.  h.  Ant,  Progr.  d.  Gymn.  v. 
berg.  No.  166.  26  S.  —  5)  D.  Chronogr.  Konr.  v.  Halbent.  u.  verwandte  Qaellen. 
z.  d.  Genen.  XX,  279  f.  —  6)  Z.  Krit  d.  Reinhardsbr.  Historiographie.  Zschr.  d 
Thür.  Gesch.  u.  Altortskde.  N.  F.  II,  221  f.  (1879).  —  7)  S.  Jahresbor.  11,  2 
8)  Hist.  Zschr.  N.  F.  VIII,  154  t  (Rec.  v.  Schultcs  Sehr.)  Vgl.  auch  R.s  Gesch. 
11,  567.  —  9)  D.  Chronic«  quorund.  Koman.  reguni  ac  imperat.  u.  verwandte  Kölner  < 
N.  Archiv  VI,  155  f.  —  10)  Ibid.  S.  1601. 


Deutsches  Reich  von  1273—1400.  £[  51 

A-Bernoulli1)  eine  Lanze.  Von  Wichtigkeit  für  die  allgemeine  Geschichte 
ist  auch  Matth.  oder  Gregor  Hagens  österreichische  Chronik,  über  die 
F.  M.  Mayer9)  zu  den  eigentümlichsten  Resultaten  gelangt  ist,  der  auch 
das  in  Pez'  Ausgabe  fehlende  Kapitel  über  Begebenheiten  des  J.  1387  in  Salz- 
burg und  Oberitalien  aus  einer  Handschrift  im  Anhang  mitteilt 

Unter  den  darstellenden  Arbeiten  berührt  zuerst  unseren  Zeitraum 
F.  Heymachs*)  Schrift  über  den  hochbedeutenden  Erzb.  v.  Mainz,  Gerh. 
von  Eppenstein.  H.  nimmt  mit  Ennen  an,  dafe  nicht  er,  sondern  Siegfried 
t.  Köln  1292  Adolf  von  Nassau  zuerst  als  Kronkandidaten  in  Vorschlag 
brachte.  Bei  Albrecht  von  Österreich  habe  Gerhard,  welcher  früher  der  Kan- 
didatur desselben  widerstrebte,  aus  der  Not  eine  Tugend  gemacht.  Selbst 
die  vom  Herzog  von  Böhmen  für  Gerhard  am  21.  Febr.  1297  ausgestellte 
Vollmacht,  dafs  er  in  seinem  Namen  den  Habsburger  wählen  solle,  bedeute 
noch  nicht  eine  Zustimmung  des  Mainzers  zur  Wahl.  Die  Wahlvorgänge 
zeigen,  dafs  Gerhard  mit  seinen  Kurfürsten  schon  vor  der  Absetzung  Adolfe 
und  zwar  zu  Alzei  Albrecht  die  Krone  angeboten  habe.  Dafs  dieser  zu  Leb- 
zeiten Adolfs  eine  Wahl  abgelehnt  habe,  wie  er  später  dem  Papste  schrieb, 
scheint  erlogen,  da  Albrecht  bereits  am  5.  Juli  1298,  also  geraume  Zeit  vor 
jenem  Akte,  den  er  späterhin  als  Rechtsbasis  seiner  Regierung  bezeichnete, 
an  den  Bischof  von  Passau  schrieb:  Adolf  habe  gegen  ihn,  der  einmütig  zu 
seinem  Nachfolger  gewählt  worden  sei,  den  Kampf  begonnen.  Hier  wie  auch 
sonst  im  Widerspruch  zu  Lorenz'  Ausführungen  (D.  G.  II,  652  f.)  bestreitet 
E,  dafs  der  Herzog  von  Sachsen  die  Wahl  Albrechts  vorgenommen  habe,  viei- 
raehr sei  Gerhard  der  eigentliche  Königsmacher  gewesen. 

Von  Heinrich  VH.  ist  von  C.  Wenck  eine  Biographie  in  Aussicht  ge- 
stellt; vorläufig  hat  W.  das  Leben  desselben  nur  skizziert,4)  während  P.  W. 
Hauthaler5)  aus  einer  Hds.  der  Stiftsbibliothek  zu  St.  Peter  in  Salzburg 
ein  Verzeichnifs  der  Salzburger  Ritter  abdruckt,  welche  von  Erzb.  Friedrich 
am  Vorabend  der  erwarteten  Schlacht  bei  Mühldorf  1319  und  wieder  am 
Vorabend  der  wirklichen  Schlacht  1322,  beide  Male  am  28.  Sept.,  den  Ritter- 
schlag erhielten.  Neues  Material  zur  Geschichte  Ludwigs  d.  Bayern  ver- 
danken wir  zunächst  S.  Riezler.  Eine  Anzahl  seiner  Urkunden  zur  bayri- 
schen Geschichte6)  betreffen  den  Streit  mit  der  Curie.  Sie  waren  z.  t.  gar 
nicht,  z.  t.  nur  aus  Regesten  oder  kurzen  Inhaltsangaben  in  Arrodens  Re- 
pertorium  bekannt.  Sodann  aber  hat  F.  v.  Löher7)  von  den  1204  im 
Vatikanischen  Archiv  ruhenden  Urkunden  zur  Geschichte  Ludwigs  Regesten 
erhalten  und  aufserdem  Auszüge  aus  den  ersten  857  Urkunden  (vom  3.  Jan. 
1315  bis  22.  Sept.  1334).  Diese  Auszüge,  im  Vatikan  angefertigt,  geben 
zweifellos  den  Inhalt  der  Urkunden  ebenso  genau  wie  vollständig  wieder. 
Mehrere  Urkunden  über  die  Verkündigung  der  päpstlichen  Processe  gegen 
Ludwig  erhalten  wir  durch  F.  M.  Mayer.8) 

Das  Lob,  das  allgemein  C.  Müllers  Geschichte  des  Kampfes  zwischen 
Papst   und  K.  Ludwig  zu  teil  geworden  ist,9)   wird  durch  den  Widerspruch, 


1)  Künigshotcns  Ber.  üb.  d.  Schi.  b.  Sempach ,  Jahrb.  f.  Sehwciz.  Gösch.  V ,  3  f.  — 
2)  S.  u.  Kap.  XYLL  —  3)  Gerh.  v.  Eppcnst.  etc.  I.  T.  70  S.  Strafsb.  Dissert.  — 
4)  Aügem.  1).  Biographio  XI,  443—449.  —  5)  Z.  Gesch.  iL  Erzb.  Fricdr.  111.,  Mitt.  d.  Ges. 
i  Salzb.  Landcskde.  XIX,  162—107.  -  -  6)  Forsch,  z.  d.  Gesch.  XX,  233-  75.  Besonders 
wichtig  No.  22— 2G.  29.  30.  35.  36.  38.  39—43.  —  7)  Archival.  Zschr.  V,  236  f.  (reicht 
Wa  21.  De*.  1326.)  —  S)  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Erzbist.  Salzbg.,  Arch.  f.  öst.  Gesch.  62,  147  ff. 
-  9)  S.  Jahresber.  11,  2,  681. 

4* 


11,52  VIIL     D.  König: 

den  er  in  Einzelheiten  findet,  nicht  geschmälert  Ph.  Zorn1)  z.  B.  wil 
die  Bezeichnung  'electi'  für  die  beiden  Gegenkönige  durch  Johann  XXII 
aus  der  Müller  folgert,  dafs  jener  die  Wahl  anerkannt  und  damit  auch  de 
Rechtsanspruch  auf  päpstliche  Bestätigung  erhoben  habe,  als  Formalität  an 
sehen:  der  Papst  gebe  den  Titel  beiden,  weil  er  dadurch  seiner  Entscheidun 
nicht  präjudicierte.  —  Dem  I.  Bande  seines  Werkes  hat  C.  Müller  *)  rase 
den  EL  abschliefsenden  folgen  lassen.  Er  schildert  die  Fortsetzung  de 
Streites  mit  Benedikt  Xu.  und  Clemens  VI.,  stets  im  Zusammenhang  mit  de 
grofsen  politischen  Ereignissen  der  Zeit  und  auch  den  feinsten  Zuckunge 
dieses  Kampfes  im  Volksleben  und  in  der  Litteratur  nachspürend.  Wi 
schwierig  die  an  spinösen  Kontroversen  reiche  Materie  zu  bewältigen  wai 
zeigen  die  im  Anhange  beigefügten  20  Beilagen.  Auch  diesmal  haben  an 
erkannte  Forscher  in  Einzelfragen  oft  wesentlich  verschiedene  Ansichten  ans 
gesprochen.  Es  handelt  sich  namentlich  um  die  Beurteilung  der  sog.  Prc 
kuratorien,  d.  h.  der  von  der  Kurie  vorgeschriebenen  und  von  Ludwi 
besiegelten  und  ausgefertigten  Absolutionsbedingungen,  in  ihrem  Yerhältni 
zu  den  vom  Kaiser  seinen  Gesandten  erteilten  geheimen  Instruktionen.  Hie 
bemerkt  Riezler,3)  dafs  die  Prokuratorien  von  1343  nicht  allein  Vorbe 
dingung  und  Basis  weiterer  Unterhandlungen  waren,  sondern  dafs  Ludwi 
auch  durch  ihre  Beschwörung  schon  die  rechtliche  und  sittliche  Verpflichten 
zu  ihrem  Vollzuge  auf  sich  genommen,  der  Papst  mithin  im  Rechte  wa 
sich  über  Ludwigs  Treulosigkeit  und  Wankelmut  zu  beklagen.  Denselbe 
Gedanken  führt  des  weiteren  Werunsky4)  durch;  er  nimmt  u.  a.  auc 
Karl  IV.  hinsichtlich  der  Kapitulation  vom  22.  April  1346  in  Schutz.  - 
Während  aber  in  den  Hauptfragen  Müller  und  Riezler  in  bestem  Einvernehme 
sind,  steht  zu  ihnen  in  schroffem  Gegensatz  W.  Preger.6)  Er  giebt  ein 
Reihe  von  Korrespondenzen  und  Akten  aus  dem  vatikanischen  Archiv,  welch 
die  einzelnen  Phasen  des  kirchenpolitischen  Kampfes,  sowie  auch  die  Politil 
Johanns  v.  Böhmen  in  neuem  Lichte  zeigen.  Dies  gilt  besonders  von  dei 
Vertrag  von  Piumaccio,  den  der  Böhmenkönig  nach  seinen  glänzenden  Er 
folgen  in  Italien  am  17.  April  1331  mit  dem  päpstlichen  Legaten  schloß 
wodurch  Johann  damals  mit  dem  Papste  in  Verbindung  gegen  Ludwig  trat 
Die  bekannte  Bulle  Johanns  XXIL,  welche  Italien  vom  Reiche  trennt,  is 
nach  Pr.  in  ihrer  Einleitung  unecht  und  bezüglich  ihrer  Datierung  frühe 
als  bisher  anzusetzen.  Pr.  leugnet  ferner  eine  Schwenkung  der  Politil 
Johanns,  als  dieser  nach  seiner  Rückkehr  aus  Italien  mit  Ludwig  zu  Regens 
bürg  und  zu  Frankfurt  (Aug.  u.  Dec.  1331)  mehrere  Verträge  einging:  si 
seien  von  Johann  nur  aus  Not  und  zum  Scheine  abgeschlossen,  während  sein 
Haltung  in  Wirklichkeit  eine  antikaiserliche  war.  Er  habe  auch  den  Plai 
der  Abdankung  Ludwigs  zu  Gunsten  Heinrichs  v.  Niederbayern  ersonnei 
und  diese  nebst  der  Abtretung  des  Arelats  am  Pariser  Hofe  als  Preis  fü 
Philipps  Zustimmung  zur  Aufrichtung  einer  luxemburgischen  Herrschaft  ii 
Oberitalien  angeboten.  Als  beredter  Anwalt  der  kaiserlichen  Politik  fafst  Pi 
die  Abdankung  Ludwigs  zu  Gunsten  Heinrichs  v.  Niederbayern,  die  voi 
jammervoller  Charakterschwäche  zeugenden  Unterwerfungsversuche  des  Kaiser 


1)  D.  kirchenpol.  Kampf  unt  L.  d.  B.,  Preufs.  Jhb.  45,  450  ff.  —  2)  D.  Kampf  Lwh 

d.  B.  mit  d.  röm.  Kurie  II.     XII,  380  S.     Tübingen,  Laupp.  —  3)  Gott.  Gel.  Ans.  S.  602  t 

Hier  werden   auch   kleinore   Versehen  Müllers  erledigt.  —  4)  Mitt.  d.  Inst  f.  äst.  Gesch.  1 

631  f.  (Kec.  v.  Müller).    —     ü>)  Beitr.  u.  Erörtergn.  z.  Gesch.  d.  dUch.  Reichs  i.  (L  J.  133 

—J4.    München,  Franz,  82  S.,  4.  -     Sep.  aas  Abhandl.  d.  III.  Kl.  d.  Münch.  Akad.  XV,  Abt  S 


Deutsches  Reich  von  1273—1400.  11,53 

von  1330 — 1334  als  wohlberechnete  Schachzüge,  als  Zeichen  einer  klugen 
und  schlauen  Politik  auf.  ImErnste  habe  Ludwig  nicht  daran  gedacht,  seine 
Krone  niederzulegen:  Ansichten,  die  Riezler1)  entschieden  bestreitet.  — 
Die  Resultate  der  zuletzt  besprochenen  Schriften  sind  von  Riezler8)  in 
gründlicher  und  geschmackvoller  Darstellung  zusammengefaßt  Übrigens  hatte 
Ref.  die  Gründungsgeschichte  des  Klosters  Etal  und  die  historiographische 
Thätigkeit  daselbst  ebenfalls  untersucht.3)  Sonst  bezieht  R.  jetzt  mit  Müller 
die  zweideutigen  Worte  in  dem  Briefe  Marino  Sanudos4)  ipsum  fore  imperatorem' 
auf  Johann  v.  Böhmen  und  nicht  auf  den  französischen  König.  Durch  R. 
erfahren  wir  ferner  von  einer  Hds.  der  Münchener  Bibliothek,  welche  kurz, 
aber  nicht  immer  zuverlässig  Urkunden  zur  Geschichte  Ludwigs  des  Bayern 
verzeichnet.  Der  historiographischen  Thätigkeit  in  Bayern  ist  ein  besonderes 
Kapitel  gewidmet.  Riezlers  auf  Mussato  sich  aufbauende  Charakterschilderung 
mifsbilligt  A.  Kpuckhohn]5)  der  in  Anlehnung  an  Preger  Ludwig  von  dem 
Vorwurfe  des  Kleinmuts  und  der  auf  religiösen  Skrupeln  beruhenden  Unter- 
würfigkeit gegen  die  Kurie  zu  reinigen  sucht. 

Wenig  ist  von  der  Forschung  bisher  Günther  v.  Schwarzburg  be- 
rücksichtigt    Nach  der  bisher  herrschenden  Ansicht  wurde  er,  nachdem  am 
1.  Jan.  1349    eine    Vorwahl    stattgefunden    hatte,    am   30.  dess.  Mon.  zum 
Gegenkönig    gegen  Karl  IV.  gekoren.     Allein  nach  K.  Janson6)    war   der 
Wahltag  der  30.,  jedoch  schon  vorher,  am  9.  Dec.  1348  und  am  folgenden 
Neujahrstage  hatten  die  Kurfürsten  in  Einzelakten  durch  Urkunden  gewählt. 
Durch  dieses  aufserordentliche  Verfahren ,  nämlich  die  schriftliche  Anticipation 
eines  Teiles  des  mündlichen  Wahlaktes,  wurde  die  Bedeutung  des  Wahltages 
vom  30.  Jan.  1349  zu  einer  rein  formellen  herabgesetzt.  —  Die  strategischen 
Operationen  von  Eltvil  zeigen,    dafs   die  Stärke  Günthers  bislang    erheblich 
überschätzt  ist.     Diese  Überschätzung  hat  im  Verein  mit  schlechten  Quellen- 
nachrichten  zu   der  irrigen  Annahme  geführt,    Karl  IV.   habe  sich  im  Juni 
1349  zu  Frankfurt  als  dem  üblichen  Orte  einer  Neuwahl  unterziehen  müssen. 
Die  von  böhmischen  Historikern  geleugnete  zweite  Krönung  Karls  zu  Aachen 
bat  wirklich  stattgefunden.     Falsch  ist  die  Ansicht,   Karl  IV.  habe  Markgraf 
Ladwig  v.  Brandenburg  den  Besitz  dieses  Landes  und  der  damit  verbundenen 
Kurwürde,   welchen  er  dem  falschen  Waldemar  durch  Belehnung  zugewandt, 
in  dem  durch  Günthers  Abdankung  erreichten  Frieden  garantiert.    Eine  Kritik 
des  Berichtes  bei  Latomus  —  auch  andere  Stellen  der  'Acta  aliquot'  dieses 
Frankfurters    bedürfen    einer   kritischen  Analyse  —   erweist    die   Vergiftung 
Günthers  als  ungeschichtlich;  als  Todestag  des  Königs  ist  der  14.  Juni  fest- 
zuhalten.    Am  Schlufs  werden  von  Janson  17  meist  unedierte  Urkunden  aus 
dem  Dortmunder  und  Frankfurter  Stadtarchiv  mitgeteilt.  —  In  Günthers  Zeit 
fällt  die  in   ihren  Verheerungen  unerreicht  dastehende  und  selbst  die  Justi- 
nians   (531 — 80)    bei   weitem  übertreffende  Epidemie  des  schwarzen  Todes, 
der  erst   nach  einiger  Zeit  zur  gewöhnlichen  Beulen-  (Bubonen)  Pest  wurde. 
Seine  Verbreitung  hat  C.  Martin7)  kartographisch  dargestellt  auf  Grand  der 
bekannten  Werke  von  Hecker  und  Häser. 


1)  Hist  Zschr.  N.  F.  VIII,  508  f.  (Rec.  v.  Progor).  —  2)  Gösch.  Bayerns  II.  (s.  u. 
K.  XIII)  S.  315  ff.  —  3)  S.  Jahrosbor.  II,  2,  68«  —  4)  S.  Jahrosbor.  II,  2,  68*.  — 
5)  (Angab.)  Allgem.  Ztg.  Beil.  v.  28.  Dec.  —  6)  D.  Königt  Günth.  v.  Schw.  Eingel.  v. 
J.  Weissäcker  VII,  146  S.  Leipzig,  Veit  (Histor.  Stadien,  hrsg.  v.  W.  Arndt,  C.  v. 
Noorden,  G.  Voigt  Hft  1;  S.  1  —  43  auch  als  Gott.  Diss.)  Vgl.  auch  S.  54  inf.  — 
7)  Geogr.  Darstoll.  einiger  Pestepidemieen,  Poterm.  Mitt  25  (1879),  S.  257—69. 


11,54  VIII.     D.  König: 

Für  die  Zeit  Karls  IV.  liegen  uns  mehrere  Arbeiten  vor.  E.  Wcrunsk 
welcher  bereits  durch  mehrere  Werke  über  Karl  IV.1)  ein  höheres  Ziel  hat 
erkennen  lassen,  hat  zunächst  das  Leben  dieses  Kaisers  von  1316 — 46  b 
handelt.2)  Das  ganze  Werk  —  auf  vier  Bände  berechnet  —  will  nicht  m 
eine  Biographie  Karls  geben,  sondern  auch  eine  Geschichte  des  deutscl 
italienischen  Kaiserreiches  sowie  der  Länder  der  böhmischen  Krone  unti 
Karls  Regierung.  Dabei  soll  auch  den  allgemeinen  Kulturströmungen,  d 
den  Charakter  jener  Zeit  bestimmen  und  an  denen  Karl  persönlich  Ante 
genommen  hat,  Rechnung  getragen  werden.  Einige  kleine  Versehen  h 
A.  Huber3)  verbessert,  der  auch  bestreitet,  dafs  die  von  Ludwig  ui 
Johann  v.  Böhmen  vom  10.  u.  12.  Aug.  1331  datierten  Verträge  durch  d< 
Vertrag  vom  13.  Aug.  hinfällig  geworden  seien.  —  Im  einzelnen  behande 
Th.  Menzel4)  die  Kämpfe  der  von  den  Gonzaga,  den  Este,  der  Stadt  Pav 
und  dem  Markgrafen  von  Montferrat  zu  Ferrara  am  31.  Okt  1335  g 
schlossenen  Liga  mit  den  Visconti.  Karl  IV.  unterstützte  die  Liga,  währei 
Innoccnz  VI.  auf  Seiten  des  Bernabö  Visconti  stand,  mit  welchem  der  Ka 
dinallegat  Albornoz  aber  bald  zerfiel,  sodafs  er  am  28.  Juni  1357  mit  d< 
Liga  in  Verbindung  trat.  Am  8.  Juni  1358  vermittelte  Karl  indessen  eine 
Frieden  und  neigte  sich  später  den  Visconti  zu.  —  Das  Schreiben  Karls  t 
einen  Reichsfürsten  (Huber.  reg.  6372)  gehört  nach  M.  in  das  J.  1356;  d 
durch  Villani  überlieferte  Nachricht  von  der  angeblichen  Ernennung  H 
Rudolfs  v.  Österreich  zum  König  der  Lombardei  beruht  auf  einem  leere 
Gerücht,  und  Rudolf  hat  sich  nicht,  wie  Huber  meint,  diesen  Titel  angemalt 
Matteo  Villanis  Berichte  sind  glaubwürdig  und  seine  chronologischen  Angabe 
genau;  dagegen  waren  mehrere  Stücke  des  päpstlichen  Registrums  aus  de 
J.  1361  bisher  mangelhaft  geordnet. 

Eine  neue  Phase  in  Karls  IV.  italienischer  Politik  bezeichnet  dessc 
2.  Römerzug.5)  Vom  Papst  gegen  den  Bologna  bedrängenden  Bernabö  Vi 
conti  zu  Hülfe  gerufen,  kämpfte  Karl  an  der  Seite  der  Liga  gegen  d 
Visconti  bis  zum  Frieden  von  Modena  am  28.  Aug.  1368.  Dieser  Römern 
bietet  in  seinem  weiteren  Verlaufe  kein  Interesse;  sein  eigentlicher  Zweck  i 
trotz  einzelner  Erfolge  Karls  als  verfehlt  anzusehen.  Die  Söldnerbanden,  vc 
denen  Karl  Italien  befreien  wollte,  waren  keineswegs  aus  dem  Lande  ve: 
schwanden;  auch  war  es  ihm  nicht  gelungen,  die  Macht  Bernabös  zu  breche 
oder  wenigstens  zu  schwächen  und  den  Aufenthalt  des  Papstes  in  Rom  i 
sichern. 

Die  neuere  Geschichtsforschung  hat  es  oft  mit  Glück  versucht,  die  kircl 
liehe  Politik  der  deutschen  Könige  bis  in  die  genauesten  Einzelheiten  zu  ve: 
folgen,  doch  kommt  E.  Freiberg,6)  der  die  Stellung  der  Bischöfe  und  di 
Ordensgeistlichkeit  zur  Wahl  und  Anerkennung  Karls  IV.  bestimmen  wi 
nicht  über  die  Resultate  Colombels  (d.  Kampf  Gerlachs  v.  Nassau  m.  Hein 
v.  Virneburg  um  Mainz,  Hadamar  1862)  hinaus;  auch  stellt  er  die  Angabe 
der  Schriftsteller  ohne  weiteres  den  urkundlichen  Berichten  gleich.  Die  Da 
Stellung  von  Günthers  Königtum  leidet  an  manchen  Unrichtigkeiten.     Unti 


1)   S.  Jahrosber.  I,  167,   vgl.  auch  o.  S.  52*.  —  2)  Gesch.  K.Jtarls  IV.  u.  «.  Zeit. 
Innsbr.,    Wagner.     XVI,    462    S.    —    3)   Mitt   d.   Inst   f.   «st.   Gesch.-Forsch.  I,  468  f.  - 
4)  Ttalion.  Tolit  K.s  IV.  1355—68.  I.  Hall.  Diss.  46  S.    -  7>)  J.  Matthos,  <L  2.  Römer» 
K.    Karls   IV.    1368-  69.     88  S.     Hall.   Dias.    —    6)    D.   Stellung  d.  dtach.  Goi«tlichk«H 
Wahl  ii.  Anerkenn.  K.s  IV.     68  S.     Hall.  Diss. 


Deutschen  Seich  von  1273—1400.  H,55 

der  Geistlichkeit  ragte  durch  politische  Thätigkeit  Friedrich  HI.,  Erzh.  v. 
Köln,  hervor;  seine  Beziehungen  zu  Karl  IV.  hat  auch  J.  Fecker1)  Derührt. 
IL  Wenzels  Regierung  ist  von  Th.  Lindner*)  bis  zu  seiner  Absetzung 
gefuhrt  worden.  Aufser  der  eingehenden  Darstellung  der  deutschen  Ver- 
hältnisse hat  L.  die  Vorgänge  im  Norden  Europas,  in  Italien  und  die  päpst- 
liche Politik  von  Urban  VI.  bis  zur  Wahl  Benedikts  XIII.  geschildert.  Be- 
sonders gelungen  erscheint  die  Charakteristik  Wenzels.  In  27  Beilagen 
erledigte  L.  kritische  Fragen;  in  No.  17  wird  gegen  Weizsäcker  ausgeführt,  dafs 
die  Wahl  Erzb.  Johanns  von  Mainz  nicht  der  Kern  und  Angelpunkt  der 
folgenden,  zur  Absetzung  Wenzels  fuhrenden  Ereignisse  gewesen  ist  —  Be- 
kanntlich hat  sich  um  Wenzel  ein  reicher  Sagenkreis  gebildet  Zu  den 
interessantesten  Sagen  über  ihn  gehört  seine  Gefangennehmung  im  J.  1393 
und  seine  Befreiung  durch  die  Bademagd  Susanna.  Nachdem  Pelzel  bereits 
gezeigt,  dafs  diese  aus  der  1541  erschienenen  cechischen  Chronik  des  Priesters 
Wenzel  Hagek  stammende  Sage  in  das  Bereich  der  Dichtung  gehört,  weist 
Horcicka3)  Hageks  Quellen  nach.  Den  Kern  seiner  Dichtung  bildet  die 
historisch  beglaubigte  Nachricht  von  der  Gefangenschaft  Wenzels  im  J.  1394. 
Die  Ausfuhrungen  im  einzelnen  beruhen  auf  falscher  Interpretation  von 
Bilderhandschriften,  von  Illustrationen  zu  dem  Wilhelm  von  Oranse  in  der 
Ambraser  Sammlung,  der  von  Wenzel  bestellten  und  ihm  gewidmeten  deutschen 
Bibelübersetzung  und  der  prachtvoll  verzierten  Abschrift  der  Goldenen  Bulle, 
welche  1400  für  ihn  gefertigt  wurde.  Diese  Darstellungen  schildern  Wenzels 
Liebesverhältnis  und  Abenteuer  mit  einem  Bademädchen.  Hagek  brachte  sie 
in  Verbindung  mit  Wenzels  Gefangenschaft  und  dichtete  jene  romantische 
Geschichte  zusammen,  die  dann  als  historisch  angesehen  ist.  Auf  der  Salz- 
barger Landes-  und  Studienbibliothek  befindet  sich  eine  mit  ähnlichen  Bildern 
verzierten  'Expositio  in  PsalteriunT  von  Nicolaus  de  Lyra.4) 


IX. 


E.  Huckert 


Deutschland  im  XV.  Jahrhundert. 

Nachdem  K.  Menzel  den  10.  Halbband  der  von  Schliephake  ange- 
fangenen Geschichte  von  Nassau6)  veröffentlicht  hat,  besitzen  wir  eine  Dar- 


1)  Friedr.  v.  Saarwerden,  Ei  ab.  y.  Köln  u.  Hz.  v.  Westf.  I.  T.  65  S.  Münster,  Dim. 
—  2)  Gesch.  d.  dtsch.  Reichs  v.  Endo  d.  XIV.  Jh.  bis  z.  Reform.  I.  Abt:  Gesch.  d.  d.  R. 
unter  K.  Wenz.  Bd.  II,  2.  Braunschw.,  Schwetschke.  XIX  u.  S.  225—545.  (II,  1  orsch. 
1876).  Vgl.  n.  Kap.  XXI.  —  3)  D.  Sage  v.  Sus.  u.  K.  Wenz.,  Mitt.  d.  Inst  f.  öst  Gesch. 
U  106  f.  Üb.  Wenz.««.  d.  h.  Nepom.  vgl.  u.  K.  XXIV.  —  4)  A.  J.  Hammerle,  o.  neue 
fiüderfcds.  z.  8us.-sage,  ibid.  8.  309.  —  Üb.  Bischoff,  d.  Gefangennahme  d.  Strafsb.  Ge- 
sandten, s.  u.  Kap.  XXXII.  —  5)  Gesch.  v.  Nassau  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis  auf  d.  Gegenw. 
arf  d.  Gnmdl.  orkundl.  Quellenforsch.  V.  A.  u.  d.  T.:  K.  Menzel,  Gesch.  v.  Nassau  v.  d. 
Mitte  d.  XIV.  Jh.  bis  z.  Gegenw.  I.  Wiesbaden,  Kreidel.  1879.  (Vgl.  Jahresber.  II,  2, 
134.)    Vorrede  von  1880. 


IJ,56  IX.  E.  Huckert: 

Stellung  der  Reichsgcschichte  des  ganzen  XV.  Jh.,  soweit  dabei  Mitgliedei 
des  nassanischen  Hauses  irgendwie  in  betracht  kommen.  In  manchen  Punk- 
ten bietet  M.  hierbei,  meist  auf  Grund  ungedruckten  Materials,  Abweichun- 
gen und  Verbesserungen  gegen  die  bisherigen  Darstellungen;  neue,  wichtig! 
Gesichtspunkte  treten  uns  jedoch  nicht  entgegen.  —  Die  Reformprojekte  voi 
der  Zeit  der  Hussitenkriege  bis  zur  Regierung  Karls  V.,  namentlich  au 
finanziellem  und  militärischem  Gebiet,  schildert  K.  E.  H.  Müllers1)  auf  be 
kannten  grösseren  Werken  beruhende,  aber  brauchbare  Schrift.  Seine  Be 
bauptung,  dafs  die  Formen  der  allgemeinen  Beratung  auf  den  Reichstage] 
sich  erst  auf  dem  Reichstage  von  1489  festgesetzt  haben,  ist  jedoch  un 
richtig,  da  sich  schon  auf  früheren  Reichstagen  die  drei  Kollegien  bald  nacl 
Anhörung  der  kaiserlichen  Reichstagspropositionen  sonderten.2)  —  R.  De 
wi  tz'3)  Abhandlung  über  'Reichstage  und  Reichsverfassung  unter  Friedrich  HL 
stützt  sich  unter  anderm  auf  Beckers  Weltgeschichte,  Kohlrausch  und  dei 
'in  meinem  Besitze  befindlichen  Schilter:  Scriptores  u.  s.  w.'! 

Der  erste  der  Könige  des  XV.  Jh.,  Ruprecht  von  der  Pfalz,  wollte  be 
kanntlich  das  Ansehen  des  Reichs  in  Italien  wiederherstellen:  als  er  siel 
1401  überzeugt  hatte,  in  der  Lombardei  nicht  vordringen  zu  können,  be 
nutzte  er  den  Pafs,  welcher  auf  deutscher  Seite  der  Pleckenpafs  heifst,  au 
Friauler  Seite  noch  jetzt  den  Namen  Monte  Croce  führt.4)  —  Ein  unbe 
deutendes  Ereignis  seiner  Regierung  lehrt  uns  eine  bisher  ungedruckte,  von 
kaiserlichen  Notar  Stephan  Lamp  ausgefertigte  Urkunde  v.  10.  Juli  140! 
kennen,  in  welcher  die  Gemeinde  Wcyer  bei  Bonifaz  IX.  Appellation  einleg 
gegen  die  Strafen,  welche  wegen  angeblicher  Unterstützung  eines  Raubanfall 
auf  den  Magister  Symeon  von  Perugia,  Advokaten  des  apostolischen  Kon 
sistoriums,  über  sie  verhängt  waren.6)  —  In  Sigismunds  Regierung  ist  fu 
die  allgemeinen  sowie  die  kirchenpolitischen  Fragen  von  hoher  Wichtigkei 
das  Bündnis  von  Cantcrbury,  welches  am  15.  August  1416  zwischen  den 
Könige  und  Heinrich  V.  gegen  Frankreich  geschlossen  wurde.  Caro6 
stimmt  auf  Grund  der  von  ihm  früher  veröffentlichten  Aktenstücke7)  Len: 
nur  bei  in  Bezug  auf  die  Wirkungen  und  Konsequenzen  desselben.  Wa 
aber  die  vorbereitenden  Begebenheiten  und  Beweggründe  betrifft,  so  hatte  di< 
englische  Gesandtschaft,  welche  Sigismund  1411  empfing,  und  der  Vertrag 
zwischen  Sigismund  und  Heinrich  von  1414  nichts- mit  Frankreich  zu  schaffen 
—  An  den  Verhandlungen  über  einen  Waffenstillstand  zwischen  Frankreicl 
und  England  nahm  S.  als  ehrlicher  Vermittler  teil,  während  Frankreich  (eben 
so  wie  England)  ein  unehrliches  Spiel  trieb  und  S.  am  Narrenseil  herumzu 
führen  suchte.  Als  S.  das  erfuhr,  war  er  bereit  mit  England  gegen  Frank- 
reich ein  Bündnis  zu  schliefscn,  welches  ebenso  sehr  seinem  verletzten  GefÜh 
wie  seinen  Interessen,  insbesondere  hinsichtlich  des  Kouzils  entsprach.  Er  tha 
jedoch  nichts,  um  die  Beschlüsse  von  Cantcrbury  ernsthaft  in  Ausführung  zu 
bringen.  Heinrich  V.  dagegen  war  die  Ursache,  dafs  S.,  der  sein  Schirmvogtei 
recht  über  die  Kirche  in  hohem  Mafse  überspannte  und  die  Grenzen  de: 
kirchlichen  Selbstverwaltung  sehr  eng  zu  ziehen  suchte,  in  der  Prioritätsfragi 


1)  Kcichsstouorn  u.  Reicharoformbestrobangon  i.  XV.  u.  XVI.  Jh.    Prenzlan,  Vincent  71  S 

—  2)  S.  W.  Böhms  Rec,  Hirt.  Ztschr.  N.  F.  XI,  78.-3)  Beil.  z.  Progr.  d.  Progyranai 
i.  Offenbiirg  1879/80.  (N.  519.)  —  4)  Fickor.  d.  Alpenstrafsen  per  Canale*  u.  p.  monl 
Orncis,  Mitt  d.  Inst.  f.  orten*.  Geseh.-Forsch.  I,  301  f.  —  5)  Fr.  Tha n er,  Urkk.  an 
Büohcrdeckcln.     Ibid.  S.  128.    —    6)  D.  Bündn.   v.  Canterb.     Gotha,  Perthes.     V1I1,  120  8 

—  7)  S.  Jahresber.  II,  2,  77. 


XV.   Jahrhundert.  ü,57 

nachgeben  mutete.  Die  obige  Auffassung  über  das  Verhalten  Sigismunds  hebt 
auch  manchen  Zweifel  an  der  Glaubwürdigkeit  seines  Biographen  Eberhard 
Windeck.  —  Auch  in  seiner  reichsstädtischen  Politik  während  der  ersten 
Jahre  seiner  Regierung  erscheint  S.  nach  H.  Fink  es1)  gründlichen,  auch 
auf  Benutzung  ungedruckten  Materials  beruhenden  Forschungen  vielfach  in 
besserem  Lichte  als  bisher.  Besonders  ist  seine  vorläufige  (allerdings  durch 
H&ndsalben  beeinflufste)  Entscheidung  zu  Gunsten  des  neuen  Rates  in  dem 
bekannten  Lübecker  Streite  milder  als  bisher  zu  beurteilen.  Bei  inneren 
Streitigkeiten  nahm  S.  sonst,  wie  viele  Beispiele  zeigen,  so  lange  der  Streit 
als  Rechtsstreit  geführt  wurde,  meist  eine  unparteiische  Stellung  ein;  sobald 
aber  Gewalttätigkeiten  vorkamen,  schlug  er  sich  fast  regelmäfsig  auf  die  Seite 
der  bis  dahin  herrschenden  Partei.  —  In  den  Kämpfen  mit  Mailand,  Venedig, 
Friedrich  v.  Österreich  suchte  S.,  ohne  die  Vorrechte  der  Freistädte  in  betreff 
der  militärischen  Hilfeleistung  viel  zu  beachten,  sich  vornehmlich  auf  die 
Städte  zu  stützen,  aber  durch  ihre  Zauderpolitik  und  durch  den  Widerstreit 
der  städtischen  Interessen  mit  denen  des  Königs  (Handel  nach  Venedig)  ver- 
liefen sämtliche  Unternehmungen  ohne  Erfolg.  In  dem  Streite  des  Erzbisch. 
Johann  H.  mit  der  Stadt  Mainz  zeigte  die  königliche  Politik  eine  schwan- 
kende Haltung.  Wenn  die  durchgreifende  Reform,  welche  S.  mit  Hilfe  und 
im  wesentlichen  zum  Nutzen  der  Städte  vorzunehmen  suchte,  ohne  Erfolg 
blieb  und  die  vom  König  geplanten  Landfriedensbündnisse  nicht  zustande 
kamen,  so  lag  der  Grund  ebenfalls  in  der  kleinlichen,  aber  meisterhaft  durch- 
geführten 'Zauderpolitik'  der  schwäbischen  Städte.  Hierbei  sind  jedoch  wohl 
die  verschiedenen  Phasen  der  städtischen  Politik  Sigismunds  sowie  der  Unter- 
schied von  Reichs-  und  Freistädten  nicht  genug  berücksichtigt.8)  Noch  er- 
heblicher sind  F.s  Resultate  auf  Grund  neuer  Archivalicn  in  Bezug  auf  den 
Prozefe  des  Elekten  Wilhelm  von  Diest  mit  der  Stadt  Strafsburg  und  dem 
Kapitel.  S.  wollte  aus  den  Wirren  einen  möglichst  grofsen  pekuniären  Vor- 
teil erzielen  und  entschied  sich  deshalb  anfangs  für  die  Stadt,  trat  ihr  aber 
später  überall  hindernd  in  den  Weg.  Die  meistbeteiligtcn  Mitglieder  des 
Kapitels  und  Bürger  der  Stadt  erlangten  später  die  Aufhebung  der  vom  Kon- 
stanzer  Konzil  über  sie  verhängten  Strafen  ohne  Zuthun  und  wider  den  Willen 
des  Königs.  —  F.s  günstiges  Urteil  über  Sigismunds  Konsequenz  in  der  städti- 
schen Politik,  das  sich  Kerlers  in  Bd.  VU  der  Reichstagsakten  ausgesprochener 
Ansicht  anschliefst,  kann  Ref.3)  nicht  teilen;  Kcrler  hat  den  Einflufs  der 
Stellung  des  Erzb.  Johann  II.  zu  Mainz  auf  seine  eigene  Politik  und  das 
Verbalten  Sigismunds  zu  den  Städten  unterschätzt.  —  Ein  die  Reichsstralsen 
betreffendes  Urteil  wurde  von  dem  Markgrafen  Friedrich  v.  Brandenburg  1415 
gefällt,  als  S.  in  Konstanz  Gericht  hielt.  Hans  v.  Lupfen  hatte  als  Landvogt 
der  österreichischen  Herzöge  im  Aargau  und  vertrauter  Diener  des  Königs 
in  der  Nähe  von  Mühlhausen  i.  E.  Waren  eidgenössischer  Kaufleute  aufge- 
hoben, weil  angeblich  sein  Geleitsrecht  zu  Ensisheim  umgangen  sei.  S.  gab 
sieb  mit  dem  Urteil,  die  Waren  sollten  zurückgegeben  werden,  da  die  freien 
Reichsstralsen  frei  und  offen  bleiben  sollten,  zufrieden  und  übernahm  sogar 
die  entstandenen  Kosten.4)  —  In  einer  Urkunde  d.  d.  Hornstein  14.  Febr. 
1425  sichert  S.  dem  letzten  Minnesinger  Oswald  v.  Wolkenstein  freies  Geleit 


1)  K.  Sigm.  reichsatädt  Politik  (von  1410—1418).  Bocholt,  J.  u.  A.  Tomming.  130  S. 
—  2)  S.  Rof.,  Polit.  d.  St  Mainz  (1878).  S.  94.  —  3)  S.  Ilüffors  llist.  Jahrb.  1,  166 
bin  172.  (Bec  v.  R.  T.  A.  VII.)  —  4)  H.  Rocholl,  o.  Schiedsspruch  F.s  v.  Brandenb., 
Ztochx.  f.  preufs.  Gesch.  u.  Ldskde.  XVII,  269—79. 


11,58  IX.  E.    H ucker t: 

nach  Wien  zu,  damit  derselbe  dort  seinen  Streit  mit  Friedrich  v.  Tirol  zui 
Austrage  bringe.  Dafs  B.  Weber  in  seiner  Ausgabe  der  Gedichte  Wolker 
steins  die  Urkunde  ins  J.  1424  setzte,  brachte  ihn  zu  der  irrigen  Ansich 
Oswald  sei  von  S.  als  Unterhändler  nach  Deutschland  geschickt  worden,  ui 
die  Reichsfürsten  zu  einem  Feldzug  gegen  Friedrich  zu  gewinnen,  der  Koni 
habe  sich  dann  aber  mit  Friedrich  versöhnt,  ohne  dafs  Oswalds  auch  nv 
mit  einem  Worte  gedacht  wäre.1)  —  Briefe  Sigismunds,  des  Aeneas  Sylviu 
der  Königin  Elisabeth,  des  Papstes  Calixtus  u.  s.  w.  befinden  sich  in  Hanc 
Schriften  der  Ländesbibliothek  zu  Fulda.8)  —  Die  Urkunden  Sigismunds  ii 
Archiv  der  Stadt  Kronstadt  in  Siebenbürgen  berühren  ungarische  Verhältnis* 
und  zwar  meist  Zölle.3) 

Für  die  Geschichte  des  Konzils  von  Konstanz  sind  von  grofser  Wichtig 
keit  die  Schriften  Dietrichs  v.  Niem.  Nach  einer  hinterlassenen  Studi 
des  verstorbenen  Rektors  der  Anima  zu  Rom,  AI.  Für,  welche  vornehmlic 
auf  Archivalien  der  Anima  beruht,  ist  D.  nicht  allein  Wohlthäter,  sonder 
wenigstens  Mitbegründer  jenes  1399  gestifteten  Hospizes  S.  Maria  delT  Aninu 
Als  K.  Ladislaus  von  Sizilien  1413  Rom  erobert  hatte,  schenkte  er  die  seh 
ansehnlichen  Güter  Dietrichs  in  Rom  und  seinen  Bezirken  einem  gewisse 
Cccchus,  worauf  das  Hospiz  erklärte,  die  angeblichen  Besitzungen  D.s  seie 
dem  Hospiz  vor  langer  Zeit  geschenkt.  Der  darüber  angestellte  ProzeJ 
brachte  keine  volle  Klarheit,  aber  Ladislaus  erklärte  auf  Bitten  D.s  ai 
5.  Jan.  1414,  dafs  das  Hospiz  im  Besitze  der  Güter  bleiben  solle.  D.  hfl 
sich  jedoch  auch  später  noch  als  Besitzer  der  Güter  in  Rom  geriert  Dal 
Dietrich  identisch  sei  mit  dem  Verdener  Bischof,  bestreitet  Flir,  weil  de 
Geschichtsschreiber  in  den  Akten  der  Anima  niemals  den  Titel  eines  ernani 
ten  Bischofs  führt.4)  Da  Flir  schon  1869  gestorben  ist,  hätte  eine  Beurte: 
lung  seiner  Ansicht  an  der  Hand  des  neueren  Materials6)  nahe  gelegen. 

Hinsichtlich  der  grofsen  Schismas  und  der  Kirchenversammlungen  vo 
Konstanz  und  Basel  ist  bisher  die  Stellung  der  Polen  noch  gar  nicht  Ix 
rücksichtigt.  Sie  standen  erst  auf  der  Seite  der  rechtmäfsigen  PäpsU 
Urbans  VI.  u.  s.  w.,  traten  dann  im  Interesse  der  kirchlichen  Einheit  auf  di 
Seite  der  Pisaner,  schlössen  sich  in  Konstanz  den  Parisern  an  und  dränge 
entschieden  auf  die  Absetzung  Johanns  XXIII.  InbetrefF  des  Baseler  Konzil 
hielten  sie  sich  mit  Ausnahme  der  Universität  Krakau,  welche  Felix  V.  an 
hing,  neutral,  leisteten  aber  dann  insgesamt  dem  Nachfolger  Eugens  TV 
Nikolaus  V.,  volle  Obedienz.6)  —  Ebenfalls  auf  die  kirchlichen  Bewegungei 
die  Stellung  des  Papstes  zum  Konzil,  die  Union  mit  den  Griechen  u.  s.  v 
beziehen  sich  80  zum  grofsen  Teile  ungedruckte  Originalurkunden  aus  de 
Zeit  der  Kirchenversammlung  zu  Basel  und  Lausanne,  welche  jetzt  die  Kai 
tonsbibliothek  zu  Genf  bewahrt.  Über  den  Inhalt  berichtet  E.  v.  Muralt.' 
—  Auch  das  reichhaltige  Kreisarchiv  Würzburg  verspricht  für  unsere  Zei 
Aufklärung  über  die  Rcichsgeschäfte.  Wir  heben  folgende  Rubriken  hervoi 
I.  Fürstent.  Wttrzburg:  Beziehungen  des  Hochstifts  Würzburg  zu  Kaiser  un 


1)  0.  Zingorlo,  Golcitebrief  f.  Gf.  0.  v.  W.,  Ztechr.  f.  dteches.  Altert  N.  F.  XI 
268—74.  —  2)  N.  Areh.  V,  225.  —  3)  Fr.  Zimmermann,  Arch.  d.  St.  Kr.,  ArchiTi 
Ztuchr.  V,  111.  —  4)  Ho  üben,  e.  Studie  üb.  1).  v.  N.  Katholik,  N.  F.  XL1II,  57 — 7i 
—  T>)  Vgl.  Jahresbor.  11,  2,  75,  —  6)  St  Fr.  Fabiaz,  Puidnam  Toloni  goauerint  adversi 
Mchixraa  oeeident  nynodoaquo  Constant.  ot  Baail.  175  S.  Wtirzb.  Dissert,  1879.  —  Arbeitt 
über  d.  husit  Bewegung  s.  u.  Kap.  XXXII.  —  7)  Anz.  f.  d.  Schweiz,  üoach.  XI,  SJ 
bis  330. 


XV.   Jahrhundert.  11,59 

Reich,  Reichs-  and  Landfrieden,  Reichs tagsakten  von  1471  an  u.  s.  w. 
IL  Erzstift  Mainz:  Wahlen  und  Krönungen  der  Kaiser  und  Könige  von  1356 
an,  Beziehungen  zum  päpstlichen  Stuhle,  Konzil  zu  Basel,  in.  Reichsstadt 
Schweinfurt:  Reichs-  und  Kreissachen,  Privilegien  1330—1793.  IV.  Reichs- 
ritterschaft, Fränkischer  Ritterkreis. x)  —  Das  Archiv  der  Grafschaft  Reckheim, 
jetzt  im  Geh.  Staatsarchiv  in  Wien,  enthält  zwei  Kaiserurkunden  resp.  Kopieen 
des  XV.  Jh.  Die  erste  ist  am  14.  Jan.  1419  von  Sigismund  für  Dietrich 
?on  Linden,  Herrn  zu  Hemmen,  ausgestellt,  über  die  zweite  vom  13.  Juni 
1474  ist  nichts  Näheres  angegeben.8)  Von  zwei  Aktenstücken,  die  Chr. 
Meyer8)  mitteilt,  ist  das  eine  die  Klageschrift  des  Magisters  Konrad  Wolf, 
die  dieser  im  Auftrag  des  Herzogs  Ludwig  des  Bärtigen  von  Bayern-Ingol- 
stadt  vor  den  im  September  1446  zu  Frankfurt  versammelten  Reichsständen 
gegen  den  Markgrafen  Albrecht  Achilles  zu  Brandenburg  richtete ;  das  andere 
bringt  die  Entgegnung  des  letzteren  vor  derselben  Versammlung.  —  Fried- 
rich HL  erscheint  in  dem  alten  schlechten  Lichte  bei  N.  Feeser,4)  dessen 
an  sich  lesbare  Schrift  populäre  Zwecke  verfolgt,  aber  hier  und  da  Un- 
kenntnis der  neusten  Litteratur  verrät;  auch  seine  allgemeinen  historischen 
Urteile  sind  mit  Vorsicht  aufzunehmen. 

Die  wachsende  Erkenntnis  von  der  hervorragenden  Bedeutung  des  Kar- 
dinals Nikolaus  v.  Cusa  spricht  sich  in  mehreren  Abhandlungen  über  ihn 
aus:  'Bei  N.  ringen  sich  von  dem  Boden  der  Mystik  und  Scholastik  Ideen 
los,  welche  wir  als  für  die  neuere  Philosophie  charakteristisch  anzusehen 
pflegen.'  'Was  N.  gewollt,  haben  Leibnitz,  Kant  und  seine  Nachfolger  ver- 
wirklicht; er  will  ein  mittelalterlicher  Philosoph  sein,  aber  ein  liberaler:  er 
wird,  ohne  es  zu  wollen,  ein  neuzeitlicher,  aber  ein  gehemmter.' 5)  Hinsicht- 
lich der  Anschauung  des  Kardinals  über  die  geschichtliche  Entwicklung  der 
Menschheit  sind  bei  ihm  zwei  Stadien  zu  unterscheiden:  ein  'optimistisches', 
in  welchem  er  die  Geschichte  von  der  unbewufsten  Einheit  (Glaube  und 
Axiome)  durch  die  bewufste  Vielheit  (Religionsformen  und  Wissenssysteme) 
zur  unendlichen  Einheit  (Religionsfriede  und  Anschauung  der  einen  Wahr- 
heit) streben  läfet.  Das  Christentum  hat  allseitig  und  einheitlich  entwickelt, 
was  die  vorchristlichen  Lehr-  und  Religionssystemc  entweder  bewufst,  aber 
anvollständig  oder  vollständig,  aber  unentwickelt  ergriffen  hatten.  Nach  der 
'pessimistischen,  vom  Dogma  beeinflufsten'  Anschauung  haben  die  Vorchristen 
nichts  von  der  Wahrheit,  allein  in  Christus  ist  sie  erschienen  und  die  Ge- 
schichte tritt  dadurch  mehr  'unter  den  Gesichtspunkt  einer  göttlichen  Er- 
ziehung des  Menschengeschlechtes.'  —  Wie  Falckenbcrg  legt  J.  Ü binger6) 
seiner  Darstellung  der  Philosophie  des  N.  die  Erkenntnislehre  zu  Grunde. 
In  der  neben  einer  kurzen  Biographie  vorausgeschickten  Aufzählung  von  N.s 
Schriften,  die  innerhalb  der  drei  nauptgruppen  (theol.,  phil.-math.  u.  Jurist.) 
chronologisch  geordnet  sind,  weicht  er  von  Scharpffs  Ansicht  mehrfach,  jedoch 
ohne  Beweis,  ab.  —  Genauer  dargestellt  und  vielfach  berichtigt  ist,  was  Reise- 
plan und  Daten  anbetrifft,  dio  Legationsreisc  des  Kardinals  durch  Nord- 
deutschland  im  J.  1451  durch  K.Grube:7)  vornehmlich  erfolgreich  war  N.s 


1)  Übersicht  üb.  d.  bayer.  Landeaarchivo,  Archiv.  ZUchr.  V,  118—125.  —  2)  Mitt  d. 
Inst  f.  «utr.  Gesch .-Forsch.  I,  619.  —  3)  Mkgf.  Albr.  Ach.  u.  Hz.  Ludw.  d.  Bart.,  Forach. 
i  deutlich.  Gesch.  XX,  218—221.  —  4)  Friodr.  d.  Siegreicho,  Kurf.  v.  d.  Pfalz,  1449  bis 
1476.  Progr.  d.  Studienanst  zu  Neuburg  a./D.  142  S.  —  5)  B.  Falckenborg,  Grundzüge 
i  Philo»,  d.  N.  t.  C.  Breslau,  Köbner.  160  S  —  6)  Philo»,  d.  Nie.  Cua.;  Wtirzb.  Diaa. 
46  S.  —  7)  Hüffera  Hiat.  Jahrbuch.  1,  393—412. 


U60  IX     E    Huckert: 

Thätigkeit  in  der  Reform  der  Klöster  und  des  Klcrns.  —  Über  die  'raset 
zufahrende  Weise'  des  Nie.  belehren  uns  einige  Urkunden  aus  Stams.  Den 
Abt  dieses  Klosters,  Georg,  welcher  auf  Weisung  seiner  Ordensobren  die 
Verpflichtung  zum  Besuch  der  Brixener  Synoden  bestritt,  hatte  N.  gebannt 
bekam  aber  von  Felix  DU.  Unrecht. *)  —  Der  reformierenden  Richtung  d« 
N.  schliefst  sich  der  Kartäuser  Joh.  Hagen  in  einer  Abhandlung  aus  den 
J.  1468  'de  motivis  ingrediendi  ordinem  Cartusiensem'  an,  die  mit  den  anderer 
desselben  Autors  in  einer  Hds.  der  Stadtbibliothek  zu  Düren  steht.  Er  stützt 
sich  auf  Worte,  die  Nie.  bei  seinem  Besuche  des  Kartäuser  Klosters  ii 
Erfurt  1451  gesprochen  hat2). 

Wenn  sich  in  den  letzten  Jahren  vielfach  das  begründete  Bestrebet 
zeigte,  K.  Friedrich  III.  günstiger  als  bisher  zu  beurteilen,  so  ist  K.  Rausch8] 
hierin  doch  wohl  über  das  richtige  Mafs  hinausgegangen.  Eingehend  da* 
Projekt  der  burgundischen  Heirat  Maximilians  in  allen  Phasen  seiner  histo- 
rischen Entwicklung  schildernd  und  nach  seiner  politischen  Bedeutung  ftti 
das  ganze  westliche  Europa  würdigend,  will  R.,  wenn  nach  dem  Erfolg  — 
durch  zähe  Ausdauer  bewirkter  Gewinnung  des  burgundischen  Besitzes  wie  dei 
römischen  Königskronc  für  seinen  Sohn  —  zu  urteilen  ist,  Fr.  HI.  nebei 
die  bedeutendsten  seiner  Zeitgenossen  stellen.  In  dem  Kriege  Karls  voi 
Burgund  gegen  Neufs  habe  Fr.  in.  den  deutsch-nationalen  Standpunkt  he 
sonders  betont.  (Darin  gab  ihm  z.  B.  die  Stadt  Köln  gewifs  nichts  nach 
die  Interessen  des  Reichs  deckten  sich  eben  zuweilen  mit  den  Sonder 
intercssen,  Ref.)  Gegen  Droysen  und  Schweizer  wird  das  gerichtliche  Ver- 
fahren des  Kaisers  gegen  Friedrich  d.  Siegreichen  auf  dem  Reichstage  ir 
Augsburg  1474  als  gcsetzmäsßg  in  Schutz  genommen.  —  Leider  ist  die 
Litteratur  nicht  vollständig  benutzt;  für  die  Neufser  Vorgänge  fehlen  z.  B 
die  von  E.  Wülcker  edierten  Urkunden4)  und  Janssens  Frankfurter  Reichs- 
korrespondenz ist  gar  nicht  erwähnt.  Ungedrucktes  Material  ist  nirgend! 
verwertet.  Unrichtigkeiten  enthält  besonders  die  Darstellung  des  Kölnei 
Bischofsstreites.  —  Die  'Chronik  des  Kaplans  J.  Knebel  aus  den  Zeiten 
des  Burgunderkrieges',  welche  Rausch  nur  in  der  von  K.  Buxtorf-Falkeisen 
herausgegebenen  deutschen  Bearbeitung  benutzen  konnte,  liegt  jetzt  in  dei 
lateinischen  Fassung  vor.6)  Seine  Aufzeichnungen  vom  Sept.  1473  bis  zun 
Juli  1479  sind  keine  eigentliche  Chronik,  sondern  bringen  in  buntestei 
Reihenfolge,  aber  reichster  Fülle,  was  der  Autor  im  Laufe  der  letzten  Tage 
selbst  erlebt  oder  gehört  hat.  Ausführliche  Anmerkungen  machen  diese  sorg* 
fältige  Ausgabe  zur  unentbehrlichen  Grundlage  für  jede  Darstellung  dei 
Katastrophe  der  burgundischen  Macht.  Knebel  war  der  Sohn  eines  Baslei 
Ratsherrn,  erhielt  1447  eine  Kaplanei  am  Münster  in  Basel,  wurde  146( 
Notarius  der  neu  gegründeten  Universität  und  legte  als  solcher  die  für  di< 
Geschichte  derselben  wie  für  die  Erforschung  des  Studienganges  so  manche 
berühmten  Gelehrten  gleich  wichtige  'raatricula  studiosorum*  an.  Eine  aus 
ftihrlichc  Biographie  u.  a.  wird  Bd.  HI  bringen. 

Dafs  Rudolf  Monzigel  von  Luzern  in  seinem  Gedichte  über  die  Schlach 


1)  Synodi  Brixienses  saec  XV.     Primas  edid.     G.  Bickell,   Oonoponti,   Rauch.     80  £ 

—  2)  N.  Arch.  V,  235  nach  d.  Vorwaltungsber.  d.  St.  Düren.  1877—78.  —  3)  E 
Burgund.  Heirat  Maxim.  I.  Wien,  Konegen.  IV,  280  S.  Vgl.  V.  Bayer,  1).  Lit  2 
1881.    No.  9.  —  4)  Neujahrsbl.  d.  Vor.  f.  Gench.  u.  Altcrtumskde.    z.  Frankfurt  a.  M.  1877 

—  5)  W.  Yischer  u.  H.  Boos,  Basier  Chroniken.  Hrsg.  v.  d.  hist.  u.  antiqu.  Gea.  i 
Basel.     II.    Leipzig,  Uirzel.     XIII,  515  S. 


XV.  Jahrhundert  11,61 

von  Murten  (Berchtold,  Hist.  du  Cant.  de  Fribourg  H,  35)  mit  gröfster  Ge- 
wissenhaftigkeit seine  eigenen  Wahrnehmungen  in  Bezug  auf  die  Schlacht 
von  den  Mitteilungen  anderer  unterschieden  habe,  sucht  Th.  v.  Liebenau1) 
darzuthun.  Auf  die  Schlacht  von  Murten  sowie  auf  den  burgundischen  Krieg 
überhaupt,  das  politische  und  Privatleben  Friedrichs  III.  und  Maximilians, 
sowie  auf  das  litterarische  Treiben  der  damaligen  Zeit  fallen  einzelne  sehr 
interessante  Streiflichter  durch  eine  Anzahl  lateinischer  Gedichte  des  XV. 
u.  XVI.  Jh.,  welche  A.  Zingerle*)  herausgegeben  hat  —  Den  Verfassungs- 
kämpfen zwischen  Maximilian  und  den  Fürsten  zu  Anfang  des  XVI.  Jh., 
sowie  der  gesamten  Stellung  der  politischen  Parteien  im  deutschen  Reich 
gab  eine  folgenreiche  Wendung  der  Landshuter  Erbfolgekrieg  (1504 — 9). 
Eine  Darstellung  desselben  stellt  A.  Ehses  in  Aussicht,  der  einstweilen  die 
Quellenschriften,  Akten  und  Urkunden  sowie  Bearbeitungen  eingehend  unter- 
sucht hat.9) 

Zur  Kulturgeschichte  des  XV.  Jh.  liegen  eine  Anzahl  meist  kleiner, 
aber  nicht  unwichtiger  Beiträge  vor.     Im  Gegensatz  zu  der  verhängnisvollen 
Armut    der   deutschen  Kaiser  beim  Ausgang   des  Mittelalters  sind  doppelt 
interessant  die  Nachrichten  über  den  Reichtum  und  die  Prachtliebe  Karls  d. 
Kühnen,  die  wir  in  einem  Briefe  vom  22.  Sept  1492  erhalten,   in  welchem 
Zarich  dem  Herzog  von  Mailand  einen  näher  beschriebenen  Dolch  Karls  aus 
der  Burgunder  Kriegsbente  zum  Verkauf  anbietet.4)   —   Für  die  Erkenntnis 
der  socialen  Verhältnisse  bietet  die  oben   angeführte  Basler  Chronik  einige 
-  in  der  Inhaltsangabe  näher  bezeichnete  —  Angaben.     Sehr  anschaulich 
stellen  uns  das  häusliche  und  gewerbliche  Leben,  die  Kleidung,  Waffen  und 
Vergnügungen  wie  Jagd  und  Ritterspiele  die  Bilder  dar,  welche  A.  Essen- 
wein5) nach  Nürnberger  Handschriften  des  germanischen  Museums  publiziert 
hat.     Zur  Geschichte  des  Söldnerwesens  veröffentlicht  Th.  v.  Liebenau6) 
eine  Urkunde  des  Stadtarchivs  von  Zug  aus   d.   J.    1418,   worin  entlassene 
Söldner  als  treu  und  tüchtig  allen  empfohlen  werden.  —  Eine  Wiener  Hds. 
enthält  zwei  Tafeln,    von  denen  die  eine  das  Verhältnis  zwischen  dem  not- 
wendigen Gewicht  des  Brotes  und  dem  Preise  des  Mehls  angicbt;  die  andere 
zählt  auf,    was  eine  Familie  von  drei  Personen  in  Passau  jedes  Jahr   nötig 
hat  und  giebt  den  Preis  der  Lebensmittel,  Kleidungsstücke  u.  s.  w.  an.     Die 
Gesamtsumme  ist  nicht  sicher  feststellbar.      Sie  schwankt  zwischen  41,    51, 
71  Pfund   (zu  240  Pf.).7)     Von    grofser  Wichtigkeit    für   die  Kenntnis    der 
wirtschaftlichen    Verhältnisse   am  Rhein   und    darüber   hinaus   ist  eine  Zoll- 
rechnung des  kurmainzischen  Zollschreibers  zu  Oberlahnstein  über  die  Ein- 
nahmen und  Ausgaben  während  seines  Verwaltungsjahrs,   24.  Juni  1464/65. 
—  Die  darin  enthaltenen  Nachrichten  über  Verbrauchsgegenstände,  Lebensmittel, 
Kleidung,  Hausgeräte  und  ihre  Preise,    über  die  Löhne   von  Beamten  (Amt- 
mann, Schultheifs)  Handwerkern  und  Tagelöhnern,    über  Bezugsorte  der  ver- 
schiedenen Lebensmittel  u.  dgl.  lassen  K.  Menzel8)  auf  eine  günstige  Lage 
der  Arbeiter  und  Handwerker  schliefsen,  wenn  auch  nicht  mit  der  Sicherheit 


1)  Nachweisungen  üb.  hist.  Volkslieder.  Ana.  f.  Schweiz.  Gesch.  XI,  272—274.  — 
2)  Boitr.  z.  Gesch.  d.  Philologie  I.  Do  carminibus  Latinis  saec.  XV  et  XVI  ineditis.  Inns- 
bruck, Wagner.  LXI,  151  S.  —  3)  Quellen  u.  Litt  z.  Gesch.  d.  bayer.-pfälz.  oder  Lands- 
kttter  Erbfolgekr.  Würzb.  Dia*.  53  S.  —  4)  Strick lor,  z.  Gesch.  d.  bürg.  Kriegsbeute. 
Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  XI,  247  f.  —  5)  Bilder  a.  d.  bürgerl.  Haushalt  etc.  Anz.  f.  Kdo. 
idtsch.  Vors.  XX  VU,  1—6  u.  ö.  -  6)  Anz.  f.  Schweiz,  üesch.  XI,  246.  —  7)  S.  o.  S.  4310. 
-  8)  Zollrechn.  v.  Oberlahnst,  Picks  Monatschr.  VI,  195—211  u.  ö.     Vgl.  u.  Kap.  XIV. 


11,62  Et-   K  Hnckert. 

und  den  weiteren  Folgerungen,  die  bei  Janssen  (Deutsche  Gesch.  I,  306  ff.)  her- 
vortreten. Eine  Zollrechnung  über  den  von  Friedrich  DI.  Andernach  ver- 
liehenen Zoll  von  1475 — 1639  enthält  das  Archiv  in  Andernach.1)  Die 
wirtschaftlichen  Verhältnisse  unserer  Periode  beleuchten  auch  die  Hamburger 
Kämmerei-Rechnungen  über  Ausgaben  von  1482  — 1496  und  Einnahmen 
und  Ausgaben  von  1471 — 1500,  wodurch  die  in  Bd.  III.  für  1471  bis 
1500  beigefügte  Übersicht  des  Inhalts  der  Einnahme-  und  Ausgabe- 
bücher nach  den  verschiedensten  Gesichtspunkten,  wie  Kapitalien,  Schul- 
den, Zinsfufs,  Zöllen  u.  s.  w.,  mehrfach  berichtigt  wird.8)  Eine  Menge 
für  die  Kulturgeschichte  wichtiger  Notizen  über  das  kirchliche  Leben,  Sitten 
und  Gebräuche,  Münzwesen  u.  s.  w.  enthalten  die  schon  erwähnten  Brixenei 
Synodalbeschlüsse.3)  Auf  Grund  derselben  kommt  H.  Grisar4)  zu  dem  Re- 
sultate, dafs  die  geschilderten  Zeiten  und  Zustände  keineswegs  'hoffnungslos 
und  bedauernswert'  genannt  werden  könnten.  Zu  einem  noch  günstigeren 
Urteil  gelangt  Münzenberger.6) 

Nach  dem  Werke  von  A.  v.  d.  Linde6)  über  Gutenberg  hebt  T.  Pech7] 
hervor,  dafs  er  nicht  Erfinder  der  Buchdruckerkunst,  auch  nicht  der  beweg- 
lichen Lettern  ist,  sondern  der  gegossenen  Typen,  indem  der  Buchstabe 
zuerst  als  Stempel  geschnitten,  dann  als  Matrize  geschlagen  und  endlich  ah 
Type  gegossen  wurde.  Die  Mythe  hat  sich  bald  Gutenbergs  bemächtigt  und 
nach  der  Verschiedenheit  der  Anschauung  über  die  'Erfindung  der  Buchdrucker- 
kunst*  stellt  v.  d.  Linde  '11  Sekten'  von  Geschichtsschreibern  auf,  wie  ortho- 
doxe Trinitarier  (Haarlem,  Strafsburg,  Mainz),  Faustianer,  Schöfferiancr  u.  s.  w 
—  Die  neue  Kunst  führte  die  Anlage  gröiserer,  besonders  öffentlicher  Bücher- 
Sammlungen  herbei,  welche  sich  wie  früher  regelmäfsig  an  eine  Pfarr-,  Stifts- 
oder Klosterkirche  anlehnten.  Solcher  gab  es  in  Worms  (?),  Ladenburg  am 
Neckar,  Heidelberg,  Michelstadt  im  Odenwalde  (vom  Rektor  der  Universität 
Freiburg  vom  Jahre  1475,  Nikolaus  Metz,  seinem  Geburtsorte  geschenkt), 
Frankfurt  a.  M.,  im  Städtchen  Prettin  (Reg.-Bez.  Merseburg) 8)  u.  s.  w.  —  Zu 
den  hervorragendsten  Humanisten  der  früheren  Zeit  wird  von  D.  Reichling9] 
Hcgius*  Schüler  Job.  Murmellius  gestellt,  der  als  Philologe  nur  Erasmus,  ah 
pädagogischer  Schriftsteller  nur  Wimpheling,  als  Schulmann  nur  Hegius  nach- 
stehe, als  Dichter  Herrn,  v.  d.  Busche  und  Eob.  Hessus  übertroffen  habe 
Geb.  1480  zu  Roermond  bezog  er  1496  die  Universität  Köln,  welche  den 
Humanismus,  soweit  er  nicht  antikirchlich  und  zum  Teil  frivol  war,  keines- 
wegs feindlich  gegenüberstand.  Seit  1500  Konrektor  der  Domschulc  in 
Münster,  die  schon  früher  in  freilich  beschränktem  Mafse  nach  humanistischen 
Prinzipien  geleitet  war,  wufste  er  durch  kirchlichen  Sinn  und  sittlichen  Ernst 
die  Bedenken  der  kirchlichen  Kreise  gegen  den  Humanismus  zu  heben  und 
brachte  die  dortige  Dom-,  sowie  später  die  Ludgeri-Schule  zu  hoher  Blüte 
indem  er  den  alten  Lehrbüchern  bessere  entgegensetzte.     Später  in  Alkmar 


1)  J.  Werners:  Arch.  z.  Andern.,  Archiv.  Ztschr.  V,  105.  —  2)  S.  u.  K.  XXI.  — 
3)  S.  o.  S.  601.  —  4)  E.  Bild  a.  d.  deutschen  Synodalleben  im  Jh.  vor  d.  Glaubenaspaltang 
UtifferH  Hist  Jahrb.  1,  603—640.  —  5)  S.  u.  Kap.  Kirchcngesch.  —  6)  G.,  Gesch.  n.  Er 
findung.  Stuttgart,  Spemann.  1878.  Vlll,  582  S.  u.  Urkk.  XCVII  S.  —  7)  Bei  Brach,  u 
Gruber,  Encycl.  Sect.  1.  Bd.  98,  178—84.  —  8)  Falk,  z.  Gesch  d.  öffontl.  Biblioth.  i 
Deufcchl.  v.  Gutenberg  bis  um  1520.  Hütters  Hist.  Jahrb.  I,  297—304.  —  9)  Joh.  Murm. 
8.  Leb.  u.  s.  Werke.  Nebst  o.  bibliogr.  Verzcichn.  *.  ftämtl.  Schriften  u.  e.  Ausw.  v.  Ged 
Freiburj?  i.  B.,  Herder.  XIX,  184  S.  (M.  Unterst,  rl.  Göitob-Gcm.)  —  Über  den  Huninnutei 
Wem.  v.  Theraar  8.  Kap.  XL,  über  Andr.  Lang  von  Staffel wtein  Kap.  Xlii,  über  den  Augsb 
Bawaniatenkreis  Abt  III,  Kap.  Bayern. 


Verfawningsgeachichte.  11,63 

Zwoll  and  Deventer  thätig,   soll  er  hier  von  einem  beleidigten  litterarischen 
Gegner,    Gerb.   Lustrius,    1517    vergiftet    sein.  —  In  dem  Streit  zwischen 
Reuchlin  and   der  theologischen  Fakultät  in  Köln  trat  er  auf  die  Seite  des 
ereteren;  die  Dunkelmännerbriefe  hat  er  wohl  nicht  gebilligt.  —  Vorwiegend 
Streitigkeiten  zwischen  Studenten  und  Bürgerschaft  in  Leipzig  behandeln  zwei 
Briefe  von  1458  und  1462.    Der  letztere  giebt  zudem  einen  Überblick  über 
tot  simultates,   tot  odia,  tot  bella',  welche  der  Klerus  durch  die  Laien  zu 
erdulden  hat.     Mar.  Alb.  (Mkgf.  Albrecht  v.  Brandenburg)  wird  dabei  in  ein 
besonders  schlechtes  Licht  gestellt.     Erwähnt  werden  auch  die  deterministi- 
schen  Anschauungen,   die    im    späteren*  Mittelalter   eine   bedeutsame  Rolle 
spielten.1)  —    Von  Samuel  Karoch  von  Lichtenberg,   einem  Vorläufer  der 
Humanisten,    teilt  Wattenbach8)    lateinische   Verse    und    die    Bettelrede 
(Arenga  petitoria)  mit,  welche  derselbe  beim  sogenannten  Aristotelesschmaus 
(Promotionsessen)  1466  gehalten  hat.    Sein  Sendschreiben,  welches  die  Leiden 
der  fahrenden  Schüler  schildert,   ist  als  Seitenstück  zu  Th.  Platters  Selbst- 
biographie nicht  ohne  Wert.*)  —  Unserer  Periode  gehört  mit  dem  gröfsten 
Teile  seines  Lebens  auch  Dürer  an  (1471 — 1528).     Thausings  Annahme,  er 
habe  sich  1494  in  Venedig  aufgehalten,    unterstützt  ein  Blatt  D.s,    welches 
in  das  J.  1494  gesetzt  werden  mufs  und   nicht  nur  unter  dem  Einflufs  an- 
tiker Poesie  und  Kunst  entworfen  ist,  sondern  eine  antike  Statue  ihren  Mo- 
tiven  nach  mit  geringer  Veränderung  kopiert.      Auf  Holzschnitten  Dürers, 
welche  vor  1505  fallen,  sind  viele  Details  venetianischer  Bauformen  erkenn- 
bar.4)    Fr.  Harek  behandelt  nochmals  die  Frage,  in  welchem  Zusammen- 
bang die  von  Dürer  und  dem  Monogrammisten  W.  gestochenen  Blätter  zu  ein- 
ander stehen  und  wer  sich  hinter  dem  W.  verbirgt5) 


X. 


H.  Boos. 


Verfassungsgeschichte. 

Die  Litteratur  über  die  Lex  Salica  hat  in  diesem  Berichtsjahre  be- 
deutenden Zuwachs  erhalten.  A.  Holder  vermehrt  seine  Sammlung  von 
Texten  der  Lex  Salica6)  um  Texte  der  Lex  emendata  nach  dem  Codex  von 
Trier-Leyden  (Vossianus  Lat.  Okt.  86 7),  der  Lex  Salica  emendata  mit  der 
nuüloberg.  Glosse  nach  dem  Codex  Lescurianus  (Paris  9653)8),  der  Glossen- 
h&ndschriften  von  Besan$on-Sanct-Gallen  731  und  der  Heroldschen  Ausgabe9), 


— —f  —    —  _^      c,  ._        _  —    — 

—  6)  S.  Jabresber.  II,  2,  82  u.  dazu  Bahn,  Baunteino  (o.  S.  o5)  11,  4G1  f.,  nach  dem 
die  maUob.  Gloaae  weder  raallobergisch  noch  eine  Gloftse  (!)  int.  —  7)  Leipzig,  Toubner. 
42  S.  —  8)  Ibid.  31  S.  —  9)  Ibid.  95  S. 


11,64  X.    H.  Boob: 

sowie  schliesslich  der  Glossenhdss.  Sens-Fontainebleau-Paris  4627. 1)  Noch  be- 
deutender und  folgen  wichtiger  *)  ist  die  synoptische  Ausgabe  von  J.  II.  Hess  eis 
nebst  einer  ausführlichen  Abhandlung  über  die  mallobergischen  Glossen  von  H. 
Kern.3)  Die  Einleitung  enthält  eine  genaue  Beschreibung  der  Ausgaben  und 
trägt  die  Varianten  des  Wolfenbüttler ,  Münchner  und  Leidener  Codex  nach 
Holders  Lesung  nach.  In  einer  kurzen  Geschichte  der  Franken  bringt  H. 
das  Wort  Salicus  mit  dem  Namen  der  Yssel  (Isloa  u.  s.  w.)  in  Verbindung. 
Die  Hdss.  teilt  er  in  fünf  Familien  und  nimmt  als  Basis  für  seine  Ausgabe 
wie  Merckel  den  Cod.  Paris.  4404.  Für  die  vierte  Familie  hat  er  eine  An- 
zahl Hdss.  neu  kollationiert.  Die  Texte  der  Synopse  sind  die  der  Codd.  von  Paris 
4404,  Wolfenbüttel,  München,  Paris.  9653,  Paris  4403,  Paris  fonds  Notre 
Dame  252  F.  g,  Montpellier  facultä  de  m6d.  H.  136,  Paris  4627,  St.  Gallen  731, 
der  Heroldsche  Text  und  schließlich  die  Lex  emendata.  Kern  untersucht 
zunächst  die  Hdss.,  welche  die  Glossen  enthalten,  und  bezweifelt  die  Origi- 
nalität des  lateinischen  Textes:  das  salische  Gesetz  habe  längst  vor  der  Zeit 
Clodowechs  bestanden,  die  lateinische  Ausgabe  des  Gesetzes  sei  erst  durch 
die  Auswanderung  in  ein  lateinisch  sprechendes  Land  nötig  geworden  und 
der  lateinische  Text  eine  revidierte  und  übersetzte  Bearbeitung  des  deutschen. 
Bemerkenswert  sind  die  vielen  Schreibfehler,  namentlich  Verwechslung  von 
t  u.  c,  f  u.  s.  u.  a.:  fränkische  und  friesische  Sprache  waren  noch  E.  eng 
verwandt.  R.  Schröder4)  bestreitet  einen  deutschen  Urtext,  da  die  Franken 
schwerlich  schreiben  konnten,  indem  sie  sich  nach  Ven.  Fort.  7,  18  noch  Ende 
des  VI.  Jh.  der  Runen  bedienten;  die  Entstehung  der  einzelnen  Teile  der 
Lex  Sal.  denkt  er  sich  folgendermaßen: 

I.  486-496;  um  486  Abfassung  der  Lex  Sal.  unter  Chlodowech  und 
Ragnachar, 

II.  496 — 511  Nachtragsgesetze  Chlodowechs, 

III.  511 — 558;    um    524    das    Landfriedensgesetz    Childeberts  I.    und 
Chlotars  I., 

IV.  der  längere  Prolog  mit  Ausnahme  des  Schlufssatzes, 
V.  der  Epilog. 

VI.  575—584;  um  580—584  das  Edikt  Chilperichs, 
Vn.  der  Schlufssatz  des  längeren  Prologs. 
Zur  näheren  Bestimmung  des  Entstehungsgebiets  der  Lex  Sal.  benutzt  Sehr, 
u.  a.  die  Nachrichten  über  den  Weinbau.6)  Das  Geltungsgebiet  der  Lex 
Chamavorum  nimmt  Sehr,  sehr  weit  an;  es  hätte  die  Zuidersee  im  S.  u.  0., 
von  der  friesischen  Grenze  bei  Naarden  bis  zu  der  bei  Kuindcr  umfafst,  und 
wäre  im  Süden  durch  den  Niederrhein  von  dem  salischen  Batua  (Betuwe), 
im  0.  durch  die  Utrechter  Diözesangrenze  von  Westfalen  geschieden  gewesen, 
d.  h.  das  Hamaland  hätte  die  niederländischen  Provinzen  Drenthe  nebst  der 
Stadt  Groningen,  Overyssel,  Gelderland  bis  zum  Rhein,  Utrecht  bis  zum 
Krummen  Rhein  und  der  Vecht,  und  von  der  preußischen  Rheinprovinz 
Emmerich  und  Elten  begriffen.  —   Endlich  ist  auch  die  längstersehnte  Aus- 


1)  Leipzig,  Teubner,  43  S.  —  2)  Vgl.  J.  Havet,  Roy.  crit.  y.  29.  März.  —  3)  Lex 
Sal.,  the  ten  texte  with  the  glosses  and  the  lex  einend,  synoptically.  With  notes  on  the  fran- 
kiah  wonU  in  the  lex  Salica  by  H.  Kern.  London,  J.  Murray  (Trübner  u.  C.)   4°.  Bog.    A — 2  C. 

—  4)  Untersuchungen  z.  d.  fränk.  Volkwechtcn  (neue  Bearb.  d.  u.  gl.  T.  erschien.  Fest- 
schrift z.  Feier  d.  öOjähr.  Doktorjubil.  H.  Thöls,  am  29.  Juli  1879  überreicht  v.  d.  reohfo- 
u.  fitaatowiMBOnseh.  Fak.  d.   üniver.  Würzburg.     W.  1879).     Picks  Monatmchr.  VI,   468—502. 

—  5)  A.  a.  0.  u.  'd.  Ausbreitung  d.  Weinbaues  in  Gallien  bis  z.  Anf.  d.  VII.  Jh.'  Ibid.  S.  562 
—568.  —  J.  H.  liamsay,  the  Lex  Salica,  konnte  Ref.  nicht  einsehen. 


VorfotBungBgeachichto.  11,65 

gäbe  der  Lex  Burgundionum  von  K.  Binding1)  erschienen,  ein  wesent- 
licher Fortschritt  gegenüber  Bluhmes  Ausgabe  in  den  Mon.  Germ.,  da  sie 
den  älteren  ursprünglichen  Text  anstatt  des  von  Bluhme  geglätteten  giebt 
Bluhmes  Ansicht,  die  Gundabada  habe  (um  502)  eine  2.  Redaktion  in 
105  Titeln  erfahren,  beruht  auf  willkürlicher  Lesung:  4CV.  De  bove  pigno- 
ratitio.  Sab  titulo  centesimo  quinto  invenimus  in  libro  constitutionum*  etc., 
während  in  Wirklichkeit  die  Udss.  lesen:  ' invenimus  Constantini'  etc.,  d.  i. 
Constantins  Satzung  in  T.  C.  Th.  De  pignoribus  2,  30:  der  ganze  Titel  ge- 
hört also  nicht  in  die  Lex  Burg,  hinein.  In  Bezug  auf  die  Lex  Langobar- 
dorum  sucht  IL  Rosin2)  den  Nachweis  zu  führen,  1)  dafe  die  sog.  lex  29 
Liutprandi  Sonderrecht  des  Herzogtums  Benevent  enthalte;  2)  dass  sie  eine 
auf  den  Inhalt  der  lex  22  Liutprandi  gegründete,  etwa  im  letzten  Viertel 
des  VIII.  Jh.  im  Fürstent.  Benevent  abgefafste  private  Aufzeichnung  des  von 
dem  gemeinen  langobardischen  Hecht  der  lex  22  Liutprand.  abweichenden 
beneven tonischen  Sondergewohnheitsrechts  sei.  —  Von  gröfster  Wichtigkeit  für 
die  Verfassungsgeschichte  sind  die  älteren  fränkischen  Formelsammlungen, 
anter  denen  die  Marculfs  eine  hervorragende  Stelle  einnimmt.  Sie  ist  in 
4  Udss.  des  IX.  Jh.  erhalten,  die  auf  eine  Abschrift  zurückgehen.  Die  voll- 
ständigste und  ursprüngliclistc  ist  der  Cod.  Paris,  lat.  4627  und  mufs  daher 
einer  Edition  zu  Grunde  gelegt  werden,  aber  der  Cod.  Lugd.  Batav.  Bibl. 
Publ.  114  spiegelt  in  der  Überlieferung  der  einzelnen  Sätze  und  Wörter 
offenbar  die  gemeinsame  Grundlage  am  treuesten  ab;  die  Kanzlei  der  ersten 
Karolinger  hat  die  Formeln  nicht  in  besserer  Überlieferung  gekannt  als  wir. 
Marculf  selbst  war  Mönch  in  Bosbach  zur  Zeit  des  Bischofs  Landerich  von 
Meaux  gegen  Ende  des  VII.  Jh.  Fränkischen,  nicht  bayerischen  Ursprungs 
ist  das  von  Kockinger  herausgegebene  Salzberger  Formclbuch.  —  Die  For- 
mulae  Sirmondicae,  jetzt  besser  Turoncnses  genannt  und  von  Sickel  und 
ührenberg  in  sehr  verschiedene  Zeiten  gesetzt,  fallen  in  die  Zeit  der  letzten 
Merowinger  und  sind  von  einem  gelehrten  Kenner  des  römischen  Rechts  für 
die  eigene  Praxis  verfafst  worden.  Der  früher  sog.  Appendix  Marculfi 
stammt  aus  Sens  und  ist  das  Formelbuch  eines  Gerichtsschreibers  des  Grafen 
von  Sens,  das  in  der  ersten  Periode  Karls  d.  G.  entstand.  Die  jüngeren 
Formeln  kann  man  vielleicht  dem  Erzb.  Magno  (t  818)  zuschreiben.  Drei 
Udss.  enthalten  Formeln  aus  Bourges  aus  dem  Ende  der  Regierung  Karls 
J.  Gr.;  die  sog.  Bignonschen  Formeln  sind  vor  775  entstanden,  da  sie  um 
775  zur  Ergänzung  der  Merkelschcn  Formeln  benutzt  wurden.  Letztere  er- 
hielten um  820  weitere  Zusätze  und  sind  von  Sohm  nicht  richtig  nach  Paris 
gewiesen.  Tours  würde  ebenso  viel  Berechtigung  haben,  wohl  eher  sind  sie 
jedoch  in  einem  Kloster  einer  der  beiden  Diöcesen  entstanden.  —  Die  For- 
maiae  Andegavenes ,  hauptsächlich  Formeln  für  Privaturkunden,  bilden  viel- 
leicht die  Sammlung  eines  Geschichtsschreibers  aus  Angers,  und  zwar  sind 
Formeln  1—34  unter  Childebert  I.  um  514  verfasst.  Die  Formulae  Arver- 
nenses  bilden  die  Bruchstücke  einer  Formelsammlung  aus  der  Auvergne,  ent- 
standen um  die  Mitte  des  VI.  Jh.3). 

Wegen  des  engen  Zusammenhangs  des  anglo-normannischen  Rechtes  mit 
dem  altfranzösischen,    resp.  dem  fränkischen  würde  die  Ausgabe  der  Placita 


1)  Bern,  J.  Dalp.  8°.  gr.  45  S.  (Sop.-Abdr.  aus  Fonton  rorum  Berncnsiuiu  1,  Lf.  1  u.  2.)  — 
2)  Die  Form  Vorschriften  f.  d.  VeräufRerungstfeaohätte  d.  Frauen  narh  langobard.  Kerbt, 
«jierke,  Untersuchungen  (s.  o.  S.  7a)  U.  V11L  122  S.  —  3)  K.  Zeumer,  d.  ältesten 
trink.  Formelsammlungen,  N.  Arc.b.  VI,  9  —  116. 

Historische  J%hresberichto.     ltiso.     Jl.  li 


11,66  X.    H.  Boos: 

Anglo-Normannica  von  Melville  Madison  Bigelon1)  gröfsere  Bedeutung  haben 
wenn  sie  mustergiltiger  wäre.8)  —  Eine  unschätzbare  Bereicherung  hat  dii 
friesische  Rechtsgeschichte  erhalten.  E.  v.  Richthofen*)  publiziert  nacl 
den  zwei  Hunsingoer  Hdss.  aus  dem  Ende  des  XTTT.  Jh.  das  Yetus  jus  Fri 
sicura,  das  u.  a.  die  17  Küren,  die  24  Landrechte  und  die  Bufstaxen  ent 
hält,  und  um  1252  entstanden  ist.  Fälschlich  hat  man  bisher  die  17  Kürei 
unter  Karl  d.  G.  entstehen  lassen.  Der  ältere  verlorene  lateinische  Tex 
derselben  ist  vielmehr  um  1156  bei  Upstalsbom  von  Abgeordneten  der  frie 
sischen  Landdistrikte  zwischen  Fli  und  Weser  vereinbart  worden.  Inter 
essant  ist  die  völlige  Umwandlung  der  friesischen  Gerichtsverfassung  sei 
Beginn  des  XIII.  Jh.  Nach  den  Küren  und  24  Landrechten  übte  der  Gra 
oder  sein  Stellvertreter,  der  Schultheifs,  den  Königsbann  aus,  während  sei 
dem  XIII.  Jh.  Consules  auftreten.  Die  Überküren,  welche  nur  in  friesische; 
Übersetzung  erhalten  sind,  indem  der  nach  1252  entstandene  lateinische  Tex 
verloren  gegangen  ist,  hatten  nur  für  die  friesischen  Gegenden  östlich  dei 
Lauwers  bis  gegen  Rüstringen  Geltung,  nicht  für  Friesland  zwischen  Fli  um 
Laubach;  R.  druckt  nebeneinander  den  Hunsegoa-  und  den  Emsigo-Text  ab 
Dem  neuen  Abdruck  der  Leges  Upstalsbomicae  legt  er  seine  Hdss.  Roord* 
zu  Grunde  und  fügt  den  Abdruck  von  11  Urkunden  über  Upstalsbom  voi 
1324 — 1327  sowie  den  der  Groninger  Vereinsurkunde  von  1367  bei. 

Von  Wei8thümern  haben  wir  die  aus  dem  Vinstgau  erhalten.4)  Dei 
Nachtrag  enthält  die  Weisthümer  von  Aschau  und  Hechenbach.  —  E.  Mum- 
menhoff druckte  ein  Weisthum  von  14796)  ab,  ein  Urteil  des  Hofgericht« 
Loen  über  das  Martuarium;  G.  Baist  das  Hecklinger  Rechtsaltertum,  frei- 
lich in  später  Überlieferung  (1620— 31)6);  W.  Gf.  v.  Mirbach  ungedruckfe 
Weisthümer  aus  dem  Jülichschen  *)  E.  Ney  ein  Weisthum  der  Ottersbergei 
Waldgemark  von  1567  8);A.  Wyfe;  die  wichtigen  Weisthümer  des  Käm- 
merers, des  Waltboten  und  des  Marktmeisters  zu  Mainz.9)  —  Höchst 
dankenswert  ist  die  Publikation  des  Cod.  Falkensteincnsis  mit  Wiedergabe 
der  Randzeichnungen  in  roter  Farbe,  des  Cod.  traditionum  Garzensis  und 
des  Cod.  traditionum  Augiensium. 10)  —  Ein  für  die  Stellung  der  Censualen 
wichtige  Urkunde  König  Konrads  H.  v.  1025  aus  Speier  druckt  Roth  voi 
Schreckenstein  ab,11)  während  H.  Wäschke12)  das  Fragment  eines  hoch- 
deutschen Rechtsbuches  giebt  und  eine  neue  Ausgabe  von  des  Klerk  Jan 
Matthijssen  Beschreibung  der  Rechtsverhältnisse  der  Stadt  Briel  (Südholland] 
v.  J.  1405  J.  A.  Fruin  und  S.  Pols  liefern.13) 

Die  Städtegeschichte  betrifft  vor  allem  G.  Winters  schöne  Ausgabe  des 
Wiener-Neustädter  Stadtrechtes14):  die  mit  dem  Namen  eines  Herz.  Leopold 


1)  Law  Cases  from  Willara  I.  to  Richard  I.  preserrod  in  historical  records.  London 
1879.  —  2)  S.  Brunnor,  Ztechr.  f.  Rechtegesch.  N.  F.  II,  202  ff.  Ref.  konnte  auch  A.  a 
Cook,  Extracts  from  tho  Anglo-Saxon  laws,  New- York,  nicht  einsehen.  —  3)  Untersuchungen 
üb.  fries.  Rochtsgosch.  (Berlin,  W.  Hertz.  VI,  614  S.)  S.  33—63.  —  4)  Oesterr.  W«* 
thütner.  B.  IV.  D.  tirol.  Wersthümer  111.  hör.  von  J.  v.  Zingerle  u.  K.  Th.  v.  Inama- 
Sternegg.  Wien,  Braumüller.  VII,  387  S.  Vgl.  Jahresber.  II,  3,  390.  —  5)  Am.  f.  Kde. 
d.  deutsch.  Vorz.  XXV  n,  Sp.  9—11.—  6)  Ibid.  Sp.  377  f.  —  7)  Ztechr.  d.  Aachen.  Gesch.- 
Ver.  II,  314.  —  8)  Mitteil.  d.  hist  Vor.  d.  Pfalz.  IX,  235—240.  —  9)  Arch.  f.  hess.  Gesch. 
u.  Altertumskdo.  XI,  144—199.  —  10)  Von  S.  H.  Petz  u.  s.  w.,  s.  u.  Kap.  XI1L  -*- 
11)  Ztechr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oborrh.  XXXII,  57  ff.  —  12)  Mittoü.  d.  Ver.  f.  Anhalt  Gesch. 
u.  Altortumskde.  II.  677  ff.  —  13)  Matthijssen,  Jan:  Het  rechtsboek  ?an  don  Briel  be- 
schreven  in  vijf  traetaten.  Haag,  Nijhoff.  XXIV,  248  S.  Ref.  kennt  das  Buch  nur  aus 
Centr.-BL  Sp.  1619.  —  14)  D.  Wien.-Neust  Stadtrecht  d.  XII L  Jh.  Kritik  u.  Ausgabe. 
Arch.  f.  ößterr.  Gesch.  LX;  73—292.     (Auch,  sep.) 


Verfaaaungsgeschichte.  11,67 

als  Aussteller  versehene  Stadtrechtsurkunde  ergiebt  sich  als  ein  nicht  ans  der 
landesfurstlichen  Kanzlei  hervorgegangenes  Privilegium,  sondern  als  eine  ans 
echten  Privilegien,  Batsschlüssen,  Taidingsaafzeichnnngen  und  aas  bis  dahin 
angeschriebenem  Gewohnheitsrechte  der  Stadt,  dann  ans  dem  Stadtrechte 
Herz.  Friedrichs  IL  für  Wien  von  1244  mit  wenig  Geschick  zusammenge- 
stellte Arbeit  eines  Unbekannten  aus  dem  Schlafs  des  J.  1276  oder  Anfang 
1277;  der  Fälscher  war  wahrscheinlich  der  Stadtschreiber  selbst.  Für  Frei- 
burg  i/ü.  haben  wir  zwei  neue  Ausgaben  der  Handfeste  von  1249. J)  Un- 
mittelbar von  Freiburg  i/B.  leiten  Thun, *)  Burgdorf,8)  Erlach,4)  Büren6)  und 
Aarberg6)  ihre  Handfesten  ab.  Freiburg  i/U.  selbst  gehört  zur  Familie  des  Stadt- 
rechtes von  Freiburg  i/B.,  wie  auch  die  Stadtrechte  von  Bern,7)  Laupen,8) 
Aaran,  Brugg,  Sursee9)  etc.  J.  Pohls10)  Ausgabe  des  Stadtrechts  von 
Linz  a/Rh.  aus  dem  Ende  des  XV.  Jh.  (lateinisch  und  deutsch)  entbehrt  der 
Technik.  Über  die  ältesten  Stadtrechte  der  reussischcn  Städte  berichtet 
8.  Alberti11)  und  Eorth  über  ein  Eilenburger  Stadtbuch.18)  Metz  und  die 
Geschichte  des  Eigentums  daselbst  betrifft  reiches  von  A.  Prost  mitgeteiltes 
Material. 1S) 

Eine  wichtige  Quelle  für  das  Staatsrecht  des  MA.  ist  Aegidius  v.  Colonnas 
(t  1316)  Schrift  über  die  Herrschaft  der  Fürsten.  H.  Müller  hat  nach 
einer  Hds.  aus  dem  Anfang  des  XV.  Jh.  einen  Auszug  daraus  publiziert  u) 

Unter  denjenigen,  die  auf  unserm  Gebiete  darstellende  Arbeiten  geliefert, 
steht  G.  Waitz  obenan,  von  dessen  Verfassungsgeschichte  Bd.  I.  in  3.  Auf- 
lage vorliegt. lb)  Während  aber  der  Vf.  die  2.  Ausgabe  mit  freudiger  Zu- 
versicht in  die  Welt  gehen  liefe,  verhehlt  das  Vorwort  der  3.  Auflage  nicht 
den  Unmut  über  die  neuere  Richtung,  die  sich  auf  diesem  Gebiete  kund- 
gegeben hat:  die  Vorstellung,  die  wir  uns  von  der  Bedeutung  und  dem  Zu- 
sammenhang der  Erscheinungen  machen,  diesen  unterzulegen  oder  gar  die 
Zeugnisse  der  Quellen  nur  als  nachträgliche  Belege  unserer  Combination  zu 
verwenden.  Wir  hätten  lange  genug  zu  thun  gehabt,  um  das  Bild  des 
deutschen  Altertums  von  der  Übermalung  J.  Mosers  zu  reinigen.  Dieser 
Vorwurf  gilt  hauptsächlich  W.  Sickel,16)  aber  auch  G.  Kaufmann17)  fühlt 
sich  davon  betroffen,  doch  hält  er  die  Gefahr  für  nicht  so  grofs  und  glaubt 
mit  Recht,  dafs  Mosers  Verfahren  heutzutage  unmöglich  sei:  das  Fundament, 
auf  dem  sich  der  ganze  Bau  zu  erheben  habe,  sei  nun  zu  solide  gelegt  und 


1)  £.  Lohr,  la  Handfeste  de  Fribourg  dans  rÜchtl.  de  Tan  1249.  Textes  lat,  franc,  et 
allem.,  traduetion,  commentaire,  glossaire,  etud.  compar.  sur  los  droit  des  trois  Tille«  Kybourgeoises 
de  Fribourg,  Thoune  et  Berthoud  au  XIII.  s.  Lausanne,  Benda.  VI,  146  S.  —  Fontes  rer. 
Bernena.  (s.  u.  Kap.  XXIII)  II,  298-310.  —  2)  Font  rer.  Bern.  H,  692-604.  —  3)  Ibid. 
HI,  48—61.  —  4)  Ibid.  II,  655—668.  —  5)  Ibid.  in,  435—448.  —  6)  Ibid.  U,  780  — 
792.  —  7)  Ibid.  II,  2—10.  —  8)  Ibid.  UI,  122  t  —  9)  Stadtrecht  v.  Aarau,  gedr.  in: 
UKB.  d.  St  Aarau,  her.  v.  H.  Booh.  Aarau,  Sauerländer.  11,  LX1X,  393  S.  (Argovia  XI.) 
S.  323 — 333,  17  f.  u.  98  t     Über  das  Verhältnis  von  Aarau  zu  Sursee  s.  Vorw.  S.  101.  — 

10)  Statutenbuch  d.  St  L.  a/Rh.     Frogr.    d.    Frogyran.    zu  Linz    (No.  380).     36   S.     4.    — 

11)  50.  n.  51.  Jahresbor.  d.  Vogtland,  altertumsforsch.  Ver.  S.  17—97.  —  12)  N.  Arch. 
I  lächa.*  Gesch.  I,  3.  —  13)  S.  u.  S.  76*.  —  Über  die  Braunschweigor  Rechtsbücher 
l  o.  Kap.  XV,  wo  auch  Verfassungsvorhältnisso  von  Magdoburg,  Ballenstedt,  Kalbe,  Köthen, 
Hildetheim,  Minden,  Lemgo  berührt  werden.  —  Spittondorfs  Denkwürdigkeiten  s.  Kap.  XVI; 
Über  Knebels  (Basier)  Chronik  o.  S.  60.  —  14)  Aegid.  Romani  de  rogimine  prineipuni 
libri  UI,  abbrevati  p.  M.  Leoninum  de  Fadua.  Nach  d.  Hds.  d.  kgl.  ö.  Biblioth.  i.  Bamberg, 
Ztschr.  f.  d.  ges.  Staatswissensch.  XXXVI,  96—114  u.  ö.  —  15)  Kiel,  Homann.  XIX,  528  S. 
(2.  Aufl.  496  S.)—  Über  E.  Hermann,  d.  Hausmeieramt  s.  o.  S.  76.  —  16)  S.  Jahresber. 
IL,  2,  86  ff.  —  17)  D.  gegonwärt.  Stand  d.  dtschon.  Vorfassungsgesch.  Im  neuen  Reich. 
1880.    1,    205—209.    Vergl.  Jahresbor.  II,  2,  8  f. 


11,68  *•    H.  Boos: 

den  Nachfolgern  stehe  das  Recht  freierer  Umschau  zu.  Auch  F.  Dahn1)  er- 
kennt die  Gefahr  der  Methode  Sickels,  erklärt  aber,  anch  diejenigen  könnten 
der  Konstruktion  nicht  entraten,  welche  sie  verwerfen.8)  —  Im  Text  hat 
Waitz  nur  unerheblich  geändert.  In  den  Noten  ist  die  neue  Litteratur  seit 
1865  gewissenhaft  registriert;  doch  gegen  die  von  Sickel,  Erhard t  etc. 
vorgetragenen  Ansichten  verhält  sich  W.  ablehnend  und  stimmt  auch  Arnold 
vielfach  nicht  zu.  Neu  ist  eine  Beilage  (IV),  welche  das  Handschriften- 
verhältnis von  Tacitus'  Germania  behandelt.3)  Über  die  Verfassungszustände 
der  ältesten  Zeit  hat  Dahn  seine  bekannten  Ansichten4)  in  seiner  Bear- 
beitung von  Wietersheims  Geschichte  der  Völkerwanderung ß)  in  Klammern 
und  Noten  beigefügt.  Lebhaft  werden  auf  diesem  Gebiete  die  agrar-histo- 
rischen  Fragen  discutiert.  Waitz  hat  Hanssen*)  u.  a.  gegenüber  seine 
alte  Stellung  beibehalten.  Es  handelt  sich  dabei  namentlich  um  die  Quellen- 
stellen Caesar  b.  g.  IV,  1  u.  VI.  22  und  Tac.  G.  c.  26,  und  um  die  Glaub- 
würdigkeit Caesars.  Wohl  liegen  zwischen  diesem  und  Tacitus  150  Jahre, 
die  sicherlich  Veränderungen  herbeiführten,  aber  Haussen  wie  auch  Arnold 
und  Sickel  malen  zu  bestimmt  aus;  auch  sind  Hanssens  Ausführungen  näher 
betrachtet  oft  nur  ein  Streit  um  Worte.  Denn  obgleich  er  Waitz  gegen- 
über Caesars  Worte  wörtlich  genommen  wissen  will,  erklärt  er  doch  selbst, 
dafs  es  so  allerdings  nicht  gewesen  sein  könne.  Er  will  Caesar  nicht  aus 
Tacitus  (oder  gar  mittelalterlichen  Quellen)  emendieren,  sondern  umgekehrt 
Tacitus  aus  Caesar  erläutern,  auch  teilt  er  Leverkus*  Ansichten  über  die  Be- 
deutung des  Geschlechterwesens  für  die  ältere  Verfassung  und  zieht  zur  Er- 
läuterung des  Wechsels  der  Feldmarken  und  des  Fehlens  von  Sondereigen- 
tum die  interessanten  Mitteilungen  von  Schwerz  über  die  Gehöferschaften 
auf  dem  Hundsrück  herbei,  welche  freilich  eine  treffliche  Illustration  bieten 
zu  Caesars  Angabe  'privati  ac  sperati  agri  apud  eos  nihil  est.'  —  Ob  zu 
Tacitus'  Zeit  den  Germanen  die  Dreifelderwirtschaft  bekannt  gewesen  sei, 
weil  er  sage,  'arva  per  annos  mutant',  entscheidet  Waitz  nicht,  während 
Röscher  und  Hanssen  es  entschieden  leugnen,  weil  die  landwirtschaftliche 
Kultur  in  der  Urzeit  nicht  mit  einem  Wirtschaftssysteme  habe  beginnen 
können,  welches  schon  bedeutendere  Betriebsmittel  und  Arbeitskräfte,  die  Ten- 
denz zur  Getreiderzeugung  über  den  eigenen  Bedarf  und  eine  feste,  plan- 
mäfsige  Ordnung  des  Feldbaues  voraussetze.  Für  jene  Zeit  habe  es  eines 
einfachen  Feldsystems  bedurft,  der  wilden  Feldgrofswirtschaft,  welche  allein 
den  ausgedehntesten  verfügbaren  Bodenflächen,  der  dünnsten  Bevölkerung  und 
den  geringsten  Arbeitskräften  der  Urzeit  entspricht. 7)  Allein  Waitz  bemerkt 
mit  Recht,  dafs  dies  eben  auch  nur  eine  Vermutung  sei  und  Joh.  Meyer8) 
macht  geltend,  dafs  das  wunderliche  Kathederwort  'Feldgrofswirtschaft'  nichts 


1)  Bausteine  (s.  o.  S.  55)  II,  466—469.  —  2)  Waitz  ist  nicht  der  erste  mit  seiner  Klag*, 
s.  Mitt  ans  d.  hist  Litt.  V,  19.  R.  —  3)  Vgl.  o.  S.  21.  —  4)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  855.  — 
5)  S.  35— -73  u.  547  f.  (S.  o.  S.  61.;  —  6)  Agrar-hist  Abhandl.  Leipzig,  Hirzel.  IV,  568  S. 
Darin:  Ansichten  üb.  d.  Agrarwesen  d.  Vorz. ;  Wechsol  d.  Wohnsitze  u.  Feldgera oinschft.' in  gem. 
Urzeit;  d.  Gehöferschaften  im  Rog.-Bez.  Trier;  z.  Gesch.  d.  Feldsystome  in  Dtschl. ;  die  mittel- 
alterl.  Feldgemeinschaft  in  Eng].;  d.  Agrarwesen  i.  d.  Schweiz  in  s.  geschichtl.  Entwickel.  u. 
a.  m.  —  Bespr.  v.  Moitzon,  Ztschr.  f.  d.  ges.  Staatswissonsch.  XXXVII,  371 — 417;  Mias- 
kowski,  Jahrb.  f.  Gesetzgeb.  i.  d.  Reich  1881,  S.  399—420;  Inama-Sternogg,  Conrads 
Jbb.  f.  Nationalökon.  1881.  S.  504-514.—  7)  Hanssen,  Wechsel  d.  Wohnsitze  (s.  Jahres- 
ber. I,  194a),  fortgos.  Ztschr.  f.  d.  ges.  Staatswiss.  XXXVI,  407—48,  die  Gehöferschaften  u. 
AgrarhiBt.  Abhandlungen  S.  77  ff.,  99  ff.  —  8)  D.  drei  Zeigen.  E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  alten 
Landbaaes.     Oster-Progr.  d.  Thnrgauischen  Kantonschule.    Fraaenfeld,  Haber.     60  S.     4°. 


\erfas8ungsgeschichtc.  II 69 

anderes  bezeichne,  als  die  süddeutsche  Egertcnwirtschaft,  welche  im  Gebirg 
als  Notbehelf  vorkomme:  es  gebe  keine  Spur  eines  Beleges  für  die  Egerten- 
wirtschaft  der  Urzeit  Die  uralten  Ausdrücke  Zeige,  Brache,  Esch,  Egerte  ete. 
zeigen  deutlich  genug,  dafs  die  Dreifelderwirtschaft  längst  vor  Karl  d.  Gr. 
(wohin  Inama-Sternegg  sie  verlegt)  vorkomme.  Übrigens  giebt  auch  Hanssen 
das  frohere  Vorkommen  der  Dreifelderwirtschaft  zu,  die  durch  römische  Le- 
gionäre in  Deutschland  eingeführt  sei  (S.  152  f.).  —  Miaskowskis  For- 
schungen werden  von  Hanssen,  Meitzen  und  Inama-Stemegg *)  gebührend  an- 
erkannt. Über  die  agrar.  Verhältnisse  Bayerns  bringen  Gengier8)  und  die 
Festschrift,3)  gestützt  auf  den  Cod.  Falkensteinensis,  wertvolle  Mitteilungen. 
—  In  Niederdeutschland  hatten  die  zahlreich  aus  den  Niederlanden  stam- 
menden Kolonisten  anstatt  der  Parzellenwirtschaft  des  Gewonnsystems  ge- 
schlossene Hufen  und  kannten  keinen  Flurzwang,  sondern  trieben  individuelle 
Wirtschaft.  Die  sog.  Landhufe  entspricht  der  gemeinen  deutschen  Hufe 
(=  30  Morgen),  die  Königshufe  von  60  Morgen  wurde  durch  die  Flä- 
minger Kolonisten  in  Norddeutschland  verbreitet.  Auch  behielten  die  Kolo- 
nisten ihr  Recht.  Noch  heute  finden  sich  in  Brandenburg,  Schlesien,  Pom- 
mern etc.  Spuren  des  flämischen  Erbrechtes.4) 

Belastet  war  das  bäuerliche  Eigentum  vorzugsweise  durch  den  teils 
weltlichen  teils  geistlichen  Zehnten.  Letzteren  hat  Jean  Hochgürtel5)  in 
seiner  Entwickelung  sorgsam  verfolgt,  ohne  wesentlich  neue  Gesichtspunkte 
zu  geben.  —  Auf  dem  platten  Lande  ist  das  kleine  Eigen  mit  dem  XIH.  Jh. 
ein  'pfleghaftes',  zinsbares  geworden  und  zwar  in  Folge  der  Lasten  des 
öffentlichen  Rechts,  des  Heerbannes  sowie  der  Gerichtsdienste  und  Gerichts- 
abgaben. Bei  der  Unfähigkeit  des  Mittelalters,  zwischen  Abgaben  aus  Titeln 
privaten  und  öffentlichen  Rechts  zu  unterscheiden,  liefs  die  Pflege  das  Ver- 
hältnis der  pfleghaften  Leute  zu  ihrem  Grafen  schon  im  XHL  Jh.  als  ein 
Analogon  des  Hintersassenverhältnisses  erscheinen:  die  Grafschaft  wird  zur 
Vogtei. 6)  Eine  ähnliche  Vermischung  von  amtsrechtlichen  und  privat- 
rechtlichen Befugnissen  finden  wir  bei  einer  andren  Steuer,  dem  Fodrum.  *) 
Dasselbe  (got  födr  =  Futter 8),  war  im  fränkischen  Reich  eine  Naturalsteuer 
zur  Verpflegung  des  Heeres,  welche  von  den  nicht  Wehrpflichtigen  erhoben 
wurde.  In  Deutschland  verschwindet  Wort  und  Sache  mit  dem  Anfang  des 
DL  Jh.,  wohl  aber  leben  in  Italien  zwei  Formen  fort:  als  fodrum  r egale 
ist  es  eine  direkte  Abgabe  an  den  Kaiser,  als  gräfliches  eine  Privatleistung 
an  Lokalbehörden.  Seit  der  Auflösung  der  Reichsverfassung  nahmen  die 
Feudalherren  die  öffentlichen  Leistungen,  darunter  auch  das  Fodrum,  als  pri- 
vatrechtliche in  Anspruch.  Die  Inhaber  der  öffentlichen  Gewalt,  Bischöfe, 
Grafen,   Klöster  und  später  auch  die  Städte,  erhoben   das  Fodrum.      Aber 


1)  8.  o.  S.  68°;  forner  Meitzen,  Agrar-  n.  Forstwesen  d.  Schweiz,  Ztschr.  f.  d.  gos. 
Staat«  wis*.  XXXVI,  611  ff.  Eine  weitere  Beleuchtung  durch  Miaskowski  selbst  s.  Jhb.  f. 
Ge*etzgeb.,  Vorwalt  u.  Volkswirtsch.  Y,  72 — 106.  —  2)  E.  Blick  auf  d.  Rechtslobon  Bayerns 
«nt  Hz.  Otto  I.  v.  Wittolsb.  Zum  16.  Sept.  1880.  Erlang.,  Doichort  40  S.  Vgl.  u.  Kap.  X1I1.  — 
8)  S.  o.  8.  6610.  —  4)  R.  Schröder,  Nioderländ.  CoL,  s.  u.  Kap.  XV.  —  5)Bcitr.  z.  gosch. 
Entwickelung  d.  kirchl.  Zehnten  im  fränk.  Reich.  Bonn.  Dissert.  1879.  67  S.  —  Registriert 
•ei  hier:  P.  Claossens,  droits  et  immunites  occles.  dans  l'anc.  Belgiquo,  Rev.  Cath.  de 
Lourain,  August  —  6)  Sohm,  fränk.  u.  röra.  Recht  (s.  u.  S.  74°)  S.  49  ff.  —  Hier  sei  erwähnt: 
Branta,  easai  histor.  sur  la  condit.  des  classes  rurales  en  Beipique  j.  &  la  ftn  du  XV1JLL.  s.  — 
7)  B.  Post,  üb.  das  Fodrum.  Beitr.  z.  Gosch.  des  italion.  n.  des  Reichsstouerwosens  im  HA. 
lKstert  Straub.  Trübner.  50  S.  —  8)  Auch  zusammenhängend  mit  foudum,  worüber  Cul- 
mann,  Stadien  über  die  morgan.  Ehe  (s.  u.  S.  757)  S.  13—29.  handelt 


I[,70  X-    H-  Boos: 

das  Reich  beanspruchte  diese  Abgabe  als  Reichsregal  und  namentlich  Friedrich  I. 
setzte  diese  Ansprüche  durch,  wenn  auch  nicht  in  Ober-,  so  doch  in  Mittel- 
italien, wo  das  von  der  gräflichen  Gewalt  ausgebildete  Fodrum  dem  Reiche 
nutzbar  gemacht  und  eine  jährliche  Reichssteuer  wurde.  Daneben  bestand 
das  alte  fodrum  regale  oder  imperiale  in  Oberitalien  und  dem  Kirchenstaate 
fort,  nur  verwandelte  sich  die  ursprüngliche  Abgabe  von  Nicht- Wehrpflichtigen 
in  eine  Leistung  der  Grafschaft,  wobei  der  Geburtsstand  nicht  berücksichtigt 
wurde.  Das  Fodrum  wurde  indes  nur  bei  Anwesenheit  des  kgl.  Heeres  in 
Italien  erhoben,  durch  die  Grafen  oder  durch  besondere  Legaten.  Verpflichtet 
dazu  waren  Klöster,  Kirchen,  Bistümer,  Grafschaften,  freie  Städte,  Leute 
jeden  Geburtsstandes;  doch  gab  es  zahlreiche  Exemtionen. 

In  den  engen  Zusammenhang  zwischen  der  Abhängigkeit  der  Person  und  der 
Art  des  Grundbesitzes  gewährt  für  Bayern  interessante  Einsicht  der  erwähnte1) 
Cod.  Falkenstein.:  auch  das  alte  Rätsel  der  Barschalken,  Bargilden  u.  Biergelden 
ist  gelöst.  Der  'parzehent'  in  den  Traditionsbüchern  der  Klöster  Gars  und  Au 
hängt  weder  mit  par,  bar  =  frei  zusammen,  noch  mit  porcus,  worauf  'por- 
zins  carnes'  führen  konnte  (also  porzehent  =  Schweinezehnten),  sondern 
porzehent  ist  die  'decima  integre',  der  volle  Zehnt,  d.  h.  vom  vollen  Ertrage 
(Par,  bar  von  baren  =  tragen,  daher  Urbar  =  Ertrag).  Waitz  hat  schon  be- 
merkt, dafs  im  XI.  u.  Xu.  Jh.  die  Kirche,  an  Stelle  des  fixierten  alten  Zehn- 
tens den  wirklichen  vollen  zu  setzen  suchte.  Danach  sind  die  Barschalken, 
Parleute  etc.  nicht  freie  Knechte,  sondern  Urbarleute,  die  von  geliehenem 
fremdem  Grundbesitz  dem  Grundherrn  Zins  entrichten;  obwohl  als  'liberi*  be- 
zeichnet gehören  sie  doch  zur  Familie  des  Herrn.  Ihre  Stellung  ist  analog 
der  der  Liten  und  Aldionen.  Ebenso  sind  die  Bargilden  des  fränkischen 
Rechts  und  die  Biergelden  des  Sachsenspiegels  grundzinspflichtige  Leute, 
deren  grundzinspflichtiges  Eigentum  oder  Lehen  ihre  persönliche  Freiheit  ge- 
mindert hat.8) 

Noch  immer  nicht  nach  allen  Richtungen  hin  geklärt  sind  die 
Verhältnisse  der  Ritter  und  Dienstmannen.  So  sucht  gegen  Zallinger5) 
L.  v.  Borch4)  zu  zeigen,  dafs  Fürsten  und  Grafen  Ritter  und  Dienst- 
mannen hätten  sein  können.  Der  Ritterstand  war  ja  nichts  anderes  als  eine 
persönliche  Auszeichnung  für  Tapferkeit,  und  Personen  fürstlicher  oder  gräf- 
licher Herkunft  kommen  in  den  Zeugenlisten  der  Urkunden  als  Ritter  wie 
als  Knappen  vor.  Den  Dienst  der  Ministerialen  hält  B.  mit  Waitz  lediglich 
für  eine  privatrechtliche  Verpflichtung  ohne  jeden  öffentlichen  Charakter. 
Dienstmannen  sind  teils  unfreie,  teils  freie.  Das  letztere  Verhältnis  ist  ein 
freiwilliges:  wir  finden  Familien,  bei  welchen  das  eine  Glied  im  Verhältnis 
der.  Ministerialität  steht,  das  andere  freien  Standes  ist.  Auch  Grafen  finden 
wir   im  Verhältnis    der  Dienstmannschaft    ohne  Minderung  ihrer  Freiheit 

Eine  andere  nicht  minder  wichtige  Frage  ist  die,  wer  im  Mittelalter 
siegelfähig  war.  Nach  der  Karolingischen  Periode  kam  eine  Zeit,  in  welcher 
man  wenig  auf  schriftliches  Zeugnis  gab.  Im  Sachsenspiegel  wird  die  Urkunde 
als  regelmässiges  Beweismittel  nicht  genannt,    während  der  Schwabenspiegel 


1)  S.  o.  S.  6610.  —  2)  Ein  Urbar  von  Beoron  (Hohenzollern)  aas  d.  Anf  <L  XTV.  Jh. 
gab  Birlinger,  Alem.  VUI,  185—214,  heraus.  S.  u.  S.  86**.  —  Tourmagne,  hist  de  Yt+> 
ciavage  anc.  et  mod.  Paria,  1879,  war  Ref.  unzugänglich.  —  3)  S.  Jahresber.  I,  189*.  — 
4)  Beitrr.  z.  Rechtageach.  des  MA.  m.  bes.  Rücksicht  auf  die  Ritter  u.  Dienstmannen  fÜrstL 
n.  grafl.  Herkunft  Nebst  e.  lithogr.  Tafel:  Wandelungen  des  Querfurter  Helmschutaes. 
Jjmsbr.,  Ranch.     84  S.  und  1  Bl.  Nachtrag.     (Nicht  i.  Buchh.) 


Verfassongsgeschicht«.  11,71 

ihren  Wert  betont     Schwerlich  ist  es  Spiel  des  Zufalls,   dafs  die  Grofscn 
des  Reiches,   welche  vor  dem  X.  Jh.  ihre  Urkunden  ohne  Siegel  ausstellten, 
sich  zu  einer  Zeit  der  Siegel  zu  bedienen  anfangen,  als  ihnen  wichtige  Teile 
der  öffentlichen  Gewalt  zugefallen  sind.    Seit  dem  XII.  Jh.  nimmt  das  Siegeln 
immer  mehr  zu  und  der  Schwabenspiegel  Landr.  189  fafst  die  Bestimmungen, 
wer  siegelfähig  sei,   zusammen.      Von   besonderer  Bedeutung   ist    der  Satz: 
'ander  lute  mugen  wol  insigel  han.  diu  haut  niht  craft,  wan  umb  ir  selber  ge- 
schaefede'.     Der  niedere  Adel  fängt  seit  dem  Anfang  des  XOT.  Jh.  häufiger 
an  zu  siegeln,  aber  noch  aus  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  sind  Siegel  von 
einfach  ritterbürtigen  Personen  selten.     Irrig  hielten  die  alten  Staatsrechts- 
lehrer nur   die   ein   heraldisches  Gemälde    darstellenden    für   rechte  Siegel. 
Beim  hohen  schwäbischen  Adel  kommen  vor  1181  Wappensiegel  nicht  vor; 
die  Wappen  sind  ziemlich  gleichzeitig  mit  den  Familiennamen  zur  Zeit  der 
Kreuzzuge  aufgekommen.     Auch  bei  Bürgern  finden  wir  häufig  Wappensiegel: 
siegelfähig  war  eben  jeder  ritterbürtige  oder  schöffenbar  Freie.    Die  frühzei- 
tige Siegelmäfsigkeit  des  niedern  Adels,  mag  er  nun  aus  Mittelfreien  oder  aus 
Ministerialen  hervorgegangen  sein,    hängt  mit  dem  Herrendienste  zusammen, 
der    ihn    zur  Teilnahme  an  den  verschiedenartigsten  Regierungshandlungen 
berief.  Nicht  siegelmäfsig  war  eigentlich  nur  der  Bauer,  sei  er  frei  oder  unfrei. 
Vom  XV.  Jh.  an  wird  ein  besonderes  Gewicht  auf  das  Recht  gelegt,    mit 
rotem    oder   grünem  Wachs   besiegeln  zu  dürfen,  und  man  liefs  sich  vom 
Kaiser  solches  Recht  verleihen;  in  früherer  Zeit  lag  dies  in  jedes  Belieben.    Die 
Siegelmäfsigkeit  selbst   stand  schon    vor   der  Mitte  des  XIV.  Jh.  allen   zu, 
welche  vermöge  ihrer  Stellung,  ihrer  Habe  und  ihres  Berufes  Veranlassungen 
haben  konnten,  sich  eigener  Siegel  zu  bedienen.    Daher  war  die  Wahl  eines 
Wappens  so  frei  wie  die  einer  Hausmarke:  Wappenverleihungen  kommen  vor 
dem  XIV.  Jahrb.  nicht  vor;   selbst  Juden  bedienten  sich    eigner  Siegel.1). 
—  J.  A.  M.  Mensinga8)  betont,  dafs  der  Gebrauch  des  Siegels  in  der  Ur- 
kunde mehr  zur  Entwickelung  des  Wappenwesens  beigetragen  habe,    als  die 
Tourniere;  auch  sei  hier  die  Bedeutung  des  ernsten  Kampfes,  in  dem  Mann 
gegen  Mann  stand  und  in  dem  daher  kenntliche  Abzeichen  erfordert  wurden, 
nicht  zu  unterschätzen.     Übrigens  seien  die  Amtssiegel  die  ältesten.  —  Eine 
höchst  eigenartige  Erscheinung   in   der  Geschichte  des  Adels8)  im  spätem 
Mittelalter  sind  die  Ganerbschaften.      Das  Wort  ganerbe,    zuerst  in  einer 
Glosse  des  IX.  Jh.,  dann  bei  Notker  Labeo,  bei  Wolfram  von  Eschenbach  etc., 
heilist  Miterbe  (=  gi-erpo).      Von  einer  nach  bestimmten  Gesetzen  ausge- 
bildeten Institution  kann  nicht  die  Rede  sein.     Die  Ganerbschaft  war  ihrem 
ursprünglichen  Wesen  nach    weiter  nichts  als  das  vertragsmäfsige  Verhältnis 
mehrerer  Personen,    denen  das  Recht  an  einem  einzigen  Besitztum  zustand 
and  die  beschlossen,  dasselbe  in  Gemeinschaft  zu  besitzen,  ohne  eine  Grund- 
teilung oder  eine  Veräufserung  in  späterer  Zeit,  falls  solche  zweckentsprechend 
erschienen,    dadurch  auszuschliefsen;   ihre  Entstehung  steht  mit  dem  Verfall 
der  Reichsgewalt  in  naher  Verbindung.      Zur   Erhaltung   der  Reichsfreiheit, 
welche  der  Kaiser  nicht  mehr  schützen  konnte  und  die  Fürsten  nicht  an- 
erkennen wollten,  vereinigten  sich  die  Ritter  in  den  festen  Ganerbenhäusern. 
Meist  bestanden    diese    aus  Burgen,    die  auch  reichslehnbar   sein    konnten, 


1)  Roth  r.  Schreckens tein,  Beitr.  z.  Siegelrocht,  insbes.  z.  Lehre  v.  <L  Siegel- 
mifaigkeit,  Ztachr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oborrheins.  XXXII,  369—443.  —  2)  Beitr.  z.  Gesch.  d. 
Urspr.  etc.  d.  Wappenwesens,  Deutsch.  Herold  XI,  53  ff.  69  ff.  —  3)  Chr.  Meyer,  z.  Gesch. 
d.  dtsch.  Adels,  Preufs.  Jhb.  46,  146—173.  u.  225—252,  ist  unbedeutend. 


11,72  X-    H-  Boos: 

darum  haben  aber  die  Ganerben  mit  den  Borgmannen  nichts  zu  schaffen,  die 
nur  Verwalter  ihrer  Burg,  nicht  Eigentümer  waren.  An  der  Spitze  der  Gan- 
erben stand  der  Baumeister,  häufig  finden  wir  auch  einen  Burggrafen.  Ein- 
mal im  Jahr  fanden  die  gemeinsamen  Ganerbentage  statt  zur  Behandlung 
der  gemeinsamen  Angelegenheiten.  Die  Hauptsache  war  die  Erhaltung  des 
Burgfriedens.  Berühmte  Beispiele  solcher  Ganerbschaften  sind  die  der 
Steckelburg,  woselbst  Ulrich  von  Hütten  geboren  wurde,  und  die  des  Dra- 
chenfelses,  deren  Mitglied  und  Hauptmann  Franz  v.  Sickingen  war;  haupt- 
sächlich kamen  Ganerbschaften  in  den  Rheingegenden,  Hessen,  Franken  und 
Schwaben  vor.1)  Mit  der  Durchführung  des  Landfriedens  verloren  diese 
Ganerbschaften  alle  Bedeutung.8) 

Der  Trieb  des  Mittelalters  zu  genossenschaftlichen  Verbindungen  offen- 
bart sich  vor  allen  Dingen  in  den  Zünften.  Hier  hat  C.  Neuburg  seine 
Dissertation8)  erweitert,  ohne  die  Mängel  der  Quellenvermischung  und  der 
Unklarheit  in  der  Darstellung  zu  beseitigen.4)  Dankenswert  ist  die  Herbei- 
ziehung der  französischen  Quellen.  Den  Zunftzwang  führt  er  nicht  mehr  mit 
Schmoller  auf  den  Gerichtszwang  zurück,  sondern  läfst  ihn  mit  den  durch 
ihn  bedingten  Schäden  der  wirtschaftlichen  Entwicklung  auf  der  Zunft- 
gerichtsbarkeit beruhen.  Der  Unterschied  in  der  Entwickelung  zwischen 
Deutschland  und  Frankreich  liegt  darin,  dafs  in  Frankreich  den  Zünften 
frühzeitig  der  politische  Einflufs  entzogen  wurde;  gleichwohl  behielten  sie  den 
Charakter  privilegirter  Korporationen,  sodafe  sich  auch  hier,  nur  nicht  in 
dem  Mafse  wie  in  Deutschland,  Mängel  und  Mifsbräuche  entwickelten. 

Im  Ursprünge  von  der  Zunft  verschieden  ist  die  niederdeutsche  Gilde.6) 
Der  Typus  derselben  in  ältester  Form  findet  sich  nicht  in  den  grofsen 
Städten,  sondern  in  kleinen,  wo  sie  sich  oft  bis  in  unser  Jahrhundert  hinein 
gleichsam  versteinert  erhalten  hat.  In  Lemgo  existierte  neben  den  Ämtern 
eine  Koplüdegilde.  Bis  1553  stand  jedem  Handwerker  der  Eintritt  frei  und 
der  Versuch  der  Gilde,  die  Handwerker  auszuschliefsen,  gelang  nicht,  so  wenig 
als  der  Versuch  der  Kaufleute,  sich  innerhalb  der  Gilde  als  eigenes  Amt 
abzuschliefsen  und  die  Handwerker  und  Krämer  vom  Grofshandel  fern  zu 
halten.  Die  Ausbildung  der  Ratsgowalt  und  der  Zünfte  verhinderte  die  Herr- 
schaft der  Gilde.  Dagegen  behielt  die  Pfannengilde  von  Salzditfurt  der  sich 
bildenden  Gemeinde  gegenüber  stets  da?  Übergewicht.  Die  Grofse  Gilde  zu 
Minden  umfafste  die  drei  Ämter  der  Wollenweber,  Krämer  und  Schneider; 
die  beiden  ersten  waren  zum  Tuchhandel  berechtigt  und  aufserdem  stand  die 
Hökerei  und  Schlächterei  allen  Genossen  frei.  Ursprünglich  mufs  sie  alle 
Gewerbtreibenden  umfaist  haben,  denn  noch  im  XIII.  Jh.  hatte  sie  die  Auf- 
sicht über  Mafs  und  Gewicht.  Die  Neubildung  der  Ämter  ging  hier  nicht 
wie  anderwärts  aufserhalb,  sondern  innerhalb  der  Gilde  vor  sich:  die  Gilde 
war  die  Gesamtheit  und  hatte  die  Oberaufsicht  über  die  Ämter,  diesen  lag 
die  Kontrolle  der  betreffenden  Waren  ob.  —  Eine  so  einfache  Organisation 
gentigte  aber  einem  entwickelteren  Verkehr  nicht:  von  gröfster  Wichtigkeit 
war  daher  die  Entstehung  des  Rates  und  der  Stadtverfassung.  Selten  be- 
haupteten sich  Rat  und  Gilde   als  zwei  gleichberechtigte  Faktoren,   bald  cr- 


1)  Vgl.  hierzu  Jahresber.  I,  252.  —  2)  Ed  Stondoll,  d.  Ganerbschftn.  u.  deren  Be- 
deutung f.  d.  Entwickig.  d.  Reichsritterschft.  Progr.  d.  It.-Sch  v.  Eschwege  (No.  341)  28  8. 
4.  —  3)  Vgl.  Jahresber  I,  2018.  —  4)  Zunftgorichtsbarkeit  u.  Zunftverfassung  i.  d.  Z.  f. 
XIII. — XVI.  Jh.  E.  Beitr.  z.  Ökonom.  Gesch.  des  MA.  Jona,  Fischer.  IV,  311  S. —  Hier  sei 
erwähnt  Dr.  B.,  kurz.  Überblick  üb.  d.  Litter.  d.  Zunftwesens,  llist.-polit.  BU.  86,  191 — 211. 
—  5)  S.  Jahresber.  II,  2,  971. 


Verfassungsgeschichte.  13,73 

bielt  der  Hat  das  Übergewicht,  bald  die  Gilde.  Li  Höxter  hat  der  Rat  un- 
mittelbar die  Organisation  einer  Reihe  von  Gewerben  in  die  Hand  genommen, 
obwohl  die  Gilde  der  Kaufleute  schon  lange  vor  dem  Rate  bestand,  and  die 
Gilde  wurde  vom  Rat  abhängig.  Dagegen  wird  in  Göttingen  der  Unterschied 
zwischen  Gilden  nnd  Innungen  stets  festgehalten  und  Rat  und  Gilde  stehen 
in  engster  Verbindung.  Hier  kam  es  daher  auch  nie  zu  Zunftunruhen.  In 
Groningen  steht  die  Gilde  ohne  Beschränkung  auf  bestimmte  Gewerbe  allen 
Bürgern  des  gröfseren  oder  kleineren  Bürgerrechts  offen,  sie  fiel  aber  keines- 
wegs etwa  mit  der  Gesamtheit  der  'gemeinen  gilden  'zusammen.  Neben  der  alten 
'gilda  mercatorum'  bildete  sich  hier  eine  Reihe  von  Ämtern,  die  sich  zu 
einer  Einheit  verbanden,  neben  der  das  Gilderecht  der  alten  Gilde  fort- 
bestand. Letztere  konnte  ihr  altes  Vorrecht  nur  durch  enge  Verbindung  mit 
dem  Rate  erhalten:  die  Stadtverfassung  hat  sich  hier  aus  der  Gildeverfassung 
entwickelt.1)  —  Von  solchen  autonomen  Bildungen  ist  bei  den  süddeutsch- 
schweizerischen, mit  Freiburger  Stadtrecht  belehnten  Städten  keine  Spur  be- 
merkbar. Diese  Städte,  meist  Gründungen2)  des  Xn.  u.  XIH.  Jh.,  waren 
hauptsächlich  aus  strategischen  und  erst  in  zweiter  Linie  aus  wirtschaftlichen 
Gründen  angelegt  worden.3)  Das  Handwerk  hat  sich  daher  bei  ihnen  nie 
selbständig  und  bedeutend  entwickelt.4) 

Das  XHI.  Jh.  ist  dasjenige,  in  welchem  sich  das  Kurfürstenkollegium 
ausgebildet  hat.  Nachdem  die  Kurfürstenfrage5)  einige  Zeit  geruht,  stellt 
L  Weiland6)  fest,  dafs  noch  im  ganzen  XIII.  Jh.  nicht  der  Besitz  eines 
Erzamtes  einem  weltlichen  Fürsten  bestimmten  Anspruch  auf  das  Vorwahl- 
recht7) giebt,  die  thatsächlichen  Verhältnisse  vielmehr  keine  bestimmten 
Rechtsnormen,  sondern  stete  Schwankungen  und  Umbildungen  verraten:  erst 
die  Verbreitung  des  Sachsenspiegels  und  die  curialistischen  Doktrinen  schaffen 
im  Xin.  Jh.  eine  sichere  theoretische  Grundlage. 

Weit  auseiander  gingen  die  Ansichten  von  Wegelin,  Schöpflin,  Stalin, 
Vischer  u.  a.  über  die  Befugnisse  der  Reichslandvögte  in  Schwaben  und 
Elsafs.  Fälschlich  führt  Stalin  dieses  Amt  auf  Rudolf  v.  Habsburg  zurück. 
Der  erste  beglaubigte  Reichslandvogt  begegnet  uns  in  Schwaben  unter 
Friedrich  I. ,  im  Elsafs  zwar  erst  im  XIH.  Jh.,  doch  noch  vor  Rudolf. 
Cber  das  Amt  ist  Klarheit  schwer  zu  gewinnen.  Der  Landvogt  ist  weder 
als  Statthalter  noch  als  Verweser  sämtlicher  reichsunmittelbaren  Gebiete 
und  Gerechtsame  einer  Landschaft  zu  bezeichnen;  er  ist  namentlich  bei  Ein- 
ziehung der  städtischen  Reichssteuer  thätig  und  hatte  administrative  und 
militärische  Funktionen,  aber  keine  richterlichen.8) —  A.  v.  Kirchenheim, 
'über  die  Regentschaft' ü)  stützt  sich,  soweit  die  ältere  Zeit  in  Betracht  kommt, 
auf  Waitz  und  Kraut. 

Noch  viele  Irrtümer  herrschen  in  der  friesischen  Rechtsgeschichte.     So 


1)  K.  W.  Nitzsch,  d.  ndrdtscho  Kaufgildo.  Monateber.  d.  Borl.  Akad.  S.  370-403.  — 
2)  Üb.  d.  Gründang  v.  Freiburg  i.  B.  s.  Kap.  Südwestdtschl.  —  3)  S.  Rof.  U.  K.  B.  von 
Aarau  (o.  S.  679)  Einl.  passim.  —  4)  Ibid.  dio  Handworksordnungon.  S.  333 — 340.  - 
5)  S.  darüber  Mitt  aus  d.  hißt.  Litt.  III,  129  ff.  —  ö)  1)  Königswahlon  dos  XII.  Jh., 
Forsch,  z  d.  Gesch.  XX,  303—339.  Vgl.  o.  S.  28l  u.  453  —  7)  W.  hätte  gut  gethan,  erst  ein- 
mal den  Grundsatz  abzusprechen,  dafs  bei  dem  formellon  Wahlakt  ursprünglich  jedenfalls 
dieselbe  Reihenfolge  der  stimmenden  Fürsten  Kogol  war,  wie  in  den  Zeugenreihon  der  Ur- 
kunden. IL  —  8)  J.  Tousch,  d.  Reichsland?ogteicn  in  Schw.  u.  i.  Eis.  z.  Ausg.  d.  X1I1.  Jh. 
Bonn.  Di»s.  61  8.  —  Üb.  Müller,  Reichsverfassung,  Finko,  Sigism.s  reichsstädt  Polit 
Dewitz,  Reichstage  unter  Fr.  III.  s.  o.  S.  561-8  u.  57*.  —  9)  Hoidelb.  Diss.  Leipz., 
Dnncker  u.  Hurablot     164  S. 


11,74  X-    H-  Boos. 

war  der  Upstalsbom  (bom  —  bäum,  upstal  —  erhöhte  Stelle)  nicht  ein  alter 
Gerichtsplatz.  Erst  im  Xu.  Jh.  fanden  sich  hier  ans  verschiedenen  Gauen 
Abgeordnete  zusammen.  Dies  waren  keine  Volksversammlungen,  Hof-  oder 
Landtage,  sondern  Vereinstagc  einzelner  Landdistrikte  zwischen  der  Zuider- 
see  und  der  Weser:  die  Bevollmächtigten  traten  hier  für  bestimmte  Zwecke 
zusammen,  zuerst  zur  Sicherung  und  Herstellung  des  Landfriedens,  sowie  zur 
Bestrafung  des  Landfriedensbruches,  dann  zur  Verteidigung  gegen  Kränkungen 
des  bestehenden  Rechts  und  endlich  zur  gemeinsamen  Verteidigung  gegen 
Landesherrn,  die  von  Alters  her  gewisse  Rechte  im  Lande  besafsen  und  sie 
geltend  machen  wollten.  Die  Verbindungen  der  Friesen  sind  denen  in 
Sachsen,  Westfalen,  am  Rhein  und  in  der  Schweiz  zu  vergleichen.1) 

Die  deutsche  Gerichtsverfassung  nach  dem  Sachenspiegel  behandelt  in 
populärer  Weise  P.  Wilutzky,*)  speziell  für  Bayern  Gengier8)  sowie  die 
Festschrift4)  und  in  sehr  klarer  faMcher  Weise  C.  Stemmler,5)  welcher 
zugleich  den  Verfall  der  deutschen  Gerichtsverfassung  darlegt,  der  dem  rö- 
mischen Recht  leichter  Eingang  verschaffte.  War  die  Kenntnis  des  letzteren 
in  Italien  nie  ganz  erloschen,  so  wurde  seit  dem  Ende  des  XI.  Jh.  das 
Studium  desselben  auch  in  Frankreich  sehr  lebhaft  betrieben;  um  diese  Zeit 
ging  aus  der  Schule  von  Orleans  der  sogen.  Brachylogus  hervor,  ein  Lehr- 
buch für  den  juristischen  Unterricht6)  Wie  sehr  das  kanonische  Recht  zur 
Erleichterung  der  Reception  des  römischen  Rechts  in  Deutschland  beitrug, 
zeigt  aufs  neue  Ed.  Rosenthals  Schrift  über  die  'Rechtsfolgen  des  Ehe- 
bruchs nach  kanonischem  und  deutschem  Recht'. 7)  Die  nach  den  Grundsätzen 
des  römischen  Rechtes  verfahrenden  geistlichen  Gerichte  verdrängten  in  Frank- 
reich die  mangelhaft  organisierten  weltlichen  mehr  und  mehr  aus  der  Gunst 
des  Volkes:  ihre  Organisation,  ihre  Kompetenzen  und  ihren  Prozefs  legt 
P.  Fournier8)  in  sehr  klarer  Weise  dar. 

Im  Grunde  genommen  giebt  es  im  ganzen  Mittelalter  nur  zwei  herr- 
schende Rechte,  das  fränkische  und  das  römische,  die  stets  mit  einander  im 
Kampfe  lagen,  bis  das  römische  das  fränkische  überwältigte.  R.  Sohms9) 
gedankenreiche  Schrift  über  dieses  Thema  hat  jedoch  auch  lebhaften  Wider- 
spruch gefunden,  wie  z.  B.  von  H.  Brunner. 10)  Das  fränkische  Recht,  d.  h. 
das  Salische,  überwältigte  nach  S.  zuerst  das  Burgundische,  dann  auch  die 
übrigen  Stammesrechte.  Dieser  Prozefs,  den  die  starke  fränkische  Ein- 
wanderung ins  Elsafs,  Alemanien,  Bayern,  Sachsen  und  Italien  nicht  wenig 
beförderte,  ist  schon  im  Anfang  des  IX.  Jh.  soweit  gediehen,  dafs  z.  B.  in 
Italien  nach  Ausweis  der  Urkunden  nur  noch  drei  Privatrechte,  römisches, 
lango bardisches  und  salisch-fränkisches,  vorkommen.  Die  öffentliche  und  die 
Gerichtsverfassung  sind  im  deutschen  Mittelalter  durchaus  fränkischen  Ur- 
sprungs,   und   der  Sachsenspiegel    sowie   die  sächsischen  Quellen  enthalten 


1)  Richthofen  (a.  o.  S.  66»)  8.  582—610.  S.  370  ff.  —  Nach  R.  ist  0.  Ledings 
Schrift  (Jahresber.  I,  2025)  wertlos;  dio  von  J.  Hol  sc  hör  (ibid.  S.  2025)  erschien  1880 
im  Bachhandel  (Emden,  Haynol).  —  2)  D.  Sachsenspiegel.  Berl.,  Habel.  31  S.  (Virchow  o. 
Holtzendorffs  Samml.  No  356).  —  3)  s.  o.  S.  69».  —  4)  S.  o.  S.  6610.  —  5)  D.  rom. 
Recht  i.  Deutschi.  Berl.,  Habel.  44  S.  (Holtzendorffs  Samml.  v.  Zeit-  u.  Streitfragen  No.  138). 
—  6)  H.  Fitting,  Heimat  u.  Alter  d.  sogen.  Brachylogus  nebst  Untersachgn.  üb.  d.  Gesch. 
d.  Reehstwissensch.  i.  Frankr.  im  Anfange  des  Mittelalters.  Berlin  u.  Leipzig,  Outtontag. 
43  S.  —  7)  Jenaer  Habilit.-Schr.  Würzburg,  Theinsche  Druck.  104  S.  —  8)  Les  offi- 
cialites  au  moyen  age  de  1180—1328.  Paris,  Plön.  XXXIV,  329  S.  —  9)  Frank.  Recht  u 
röm.  R.  Prolegom.  z.  dtsch.  Rechtsgosch.  Sav.-Ztschr.  f.  Rechtsgesch.  German.  Abt.  I,  1 — 84. 
(Sep.-Abdr.,  Weimar,  Böhlau.)  —  10)  S.  u.  S.  76». 


Verfassungsgeschichte.  11,75 

nicht,  wie  die  natürlichste  Annahme  war,  sächsisches  Partikularrecht,  sondern 
ihre  Gerichtsverfassung  ist  lediglich  Kopie  und  Weiterentwicklung  der  frän- 
kischen, wie  Lehnrecht,  Investitur1),  Auflassung,  Gewere  etc.  zeigen.  Irrig 
sind  auch  die  Hoch-  und  Schöffenbarfreien  immer  als  die  Träger  des  Land- 
rechts und  des  Landgerichtes  angesehen,  während  es  vielmehr  die  geringen 
Pfleghaftfreien  waren.  Von  einem  Gegensatz  der  Stammesrechte  will  S.  nichts 
wissen,  es  herrschte  in  ganz  Deutschland  fränkisches  Recht  'Die  mittel- 
alterliche Rechtsgeschichte  ist  die  Geschichte  der  Reception  des  westfränkischen 
Rechts  in  Deutschland'.  Ja  man  kann  Deutschland  in  Bezug  hierauf  eine 
Provinz  von  Frankreich  nennen,  weshalb  das  Studium  des  französischen  Rechts 
für  die  deutsche  Rechtsgeschichte  aufserordentlich  fruchtbar  ist  Die  deutsche 
Rechtsgeschichte  mufs  daher  in  der  ersten  Periode,  soweit  es  sich  darum 
handelt,  die  Nachrichten  des  Caesar  und  Tacitus  zu  ergänzen,  den  Schwer- 
punkt auf  die  nordgermanischen  Rechte,  das  friesische  und  angelsächsische, 
legen;  für  die  zweite  Periode,  die  Herrschaft  des  fränkischen  Rechts,  liegt 
das  geschichtliche  Interesse  im  Frankenrecht  und  seinem  Verhältnis  zu  den 
Stammesrechten.  Die  dritte  Periode  ist  die  Geschichte  der  Reception  des 
römischen  Rechts. 

Den  Verfall  der  Gerichtsverfassung  in  Deutschland  deutet  auch  das  Auf- 
kommen der  Frei-  und  Vehmgerichte  an.  R.,  Brode*)  sieht  in  dem  Sonder- 
leben Sachsens  die  Ursachen  für  das  Entstehen  derselben.  Auf  die  alten 
karolingischen  Grafengerichte  zurückgehend,  deren  Fall  sie  überdauerten,  kon- 
solidiert sich  ihr  Begriff,  sobald  die  Territorialmacht  sich  zu  äufsern  beginnt. 
Die  erste  urkundliche  Nachricht  von  einer  Freigrafschaft,  die  Bremer  Urkunde 
von  1111,  auf  welche  sich  alle  Darstellungen  der  Vehmgerichte  stützen,  ist 
einer  Fälschung  aus  der  Mitte  des  XII.  Jh.  —  Den  geistreichen  Ausführungen 
F.  Dahns  über  Fehdegang  und  Rechtsgang  der  Germanen,8)  gewissermafsen 
einer  Geschichte  des  Strafrechts  in  der  Urzeit,  wird  man  nicht  immer  zu- 
stimmen können.  Höchst  wertvoll  dagegen  ist  desselben  Vfs.  Zusammen- 
stellung der  Quellenbelege  über  die  verschiedenen  Arten  der  Gottesurteile.4) 
—  Bei  bestrittener  Klage  nimmt  die  herrschende  Lehre  als  das  prinzipale 
regelmäfsige  Beweismittel  den  Reinigungseid  des  Beklagten  an:  dem  gegen- 
über stellt  R.  Löning5)  das  Reinigungsrecht  der  Beklagten  als  ein  sub- 
sidiäres, in  zweiter  Linie  hinter  dem  Elagebeweis  stehendes  Recht  hin,  dessen 
Inkrafttreten  durch  den  Wegfall  des  ersteren  bedingt  ist.  Der  Reinigungseid 
wurde  indes  schon  im  XIII.  Jh.  ausnahmsweise  durch  das  sogen.  Übersiebnen 
schädlicher  oder  mifsthätiger  Leute  ersetzt.  Das  Übersiebnen  führt  zur 
Zersetzung  der  Gerichte,  zur  Inquisition  und  zur  Tortur,  wodurch  dem  Rei- 
nigungseid  der  Boden  vollends  entzogen  wurde.  Den  Zweikampf  will  L.  als 
Beweismittel  des  Klägers  und  als  Gottesurteil  nicht  gelten  lassen.  —  Unter 
welchen  Formen  das  langobardische  Recht  Frauen  Veräufserungen  gestattete, 
hat  H.  Rosin6)  eingehend  erörtert.  —  Die  morganatische  Ehe  datiert  Cul- 
mann7)    aus   der  Zeit  Karls  d.  Gr.     Das  Wort  morganatisch  leitet  C.  mit 


1)  Dem  widerspricht  Brunn  er  (s.  u.)  S.  279  ff-  —  2)  Freigrafschaft  a.  Vehmo.  Haue. 
Diss.  36  8.  —  3)  Bausteine  (s.  o.  S.  55)  II,  76—128.  —  4)  Stadien  z.  Gesch.  d.  german. 
Gottesurteils.  1.  Begriff  d.  Gottesurteil«.  2.  Ursprung  d.  Gottesurteils.  3.  Loskauf  v.  d. 
Kesselprobe  nach  sal.  Recht.  4.  D.  angebl.  Eidhilfsprivileg.  der  Antrustionen  nach  sal.  Recht. 
Bausteine  II,  1 — 75,  bes.  S.  47  ff.  —  5)  D.  Reinigungseid  bei  Ungorichtsklagen  im  dtsch. 
Mittelalter.  Heidelberg,  Winter.  XV,  316  S.  —  6)  s.  o.  S.  65*.  —  7)  Studien  über  die 
norgan.  Ehe  u.  d.  Urspr.  d.  Feudalwes.,  nebst  mehr,  bayer.  Ortsnamen.  Strafsb.,  Schmidt  84  S. 


11,76  X.    H.  Boos. 

Moeser  von  mör  =  muoder  und  gän,  gehen,  ab,  also  mit  der  Matter  gehend, 
der  Matter  folgend.  —  Im  älteren  Familienrecht  ist  bekanntlich  von  groCser 
Bedeutung  das  Avancnlat,  das  jedoch  an  Wichtigkeit  mit  der  steigenden 
Bildung  verlor.  Spuren  desselben  will  J.  J.  Bachofen1)  in  den  Nibelungen 
sowohl  in  ihrer  deutschen  Gestaltung  wie  in  der  nordischen  nachweisen.  — 
Im  Erbrecht  spielt  eine  grofse  Rolle  der  Satz:  'Was  in  der  Were  verstirbt 
erbt  wieder  an  die  Were'.  Seine  Anwendung  besonders  im  Lübecker  Rechl 
bat  R.  Freund8)  eingehend  beleuchtet  und  das  Sachenrecht  ausgiebig  herbei- 
gezogen. Dr.  v.  Brunn  eck3)  illustriert  das  deutsche  Rechtssprichwort 
Kauf  bricht  Miete.  A.  Prost4),  in  einer  ausführlichen  Abhandlung  über  di( 
Geschichte  des  Eigentums  in  Metz,  ignoriert  völlig  die  einschlägige  deutsche 
Litteratur.  M.  Th6venin5)  will  im  Gegensatz  zu  Sohm,  welcher  wadium 
und  festuca  identifiziert,  diese  streng  geschieden  wissen.  Wadium  kommi 
in  allen  Volksrechten  vor,  festuca  nur  im  fränkischen.  Wadium,  Handschuh 
wird  nach  den  Quellen  immer  gegeben  und  entgegengenommen,  festuca.  Halm 
wird  ergriffen  oder  geworfen  und  verlangt  blofs  die  Anwesenheit  einer  Persor 
zur  Handlung.  Die  festuca  ist  das  Symbol  für  die  frühere  Lanze.  Sohms 
Hypothese,  der  Prozefs  der  lex  Salica  habe  sich  wesentlich  von  dem  der 
übrigen  Volksrechte  unterschieden ,  sei  irrig ;  die  Form  spiele  im  Prozefs  dei 
lex  Salica  überhaupt  nicht  die  Rolle,  welche  S.  ihr  zuweise.  Auch  Sohms 
Lehre  von  der  Bedeutung  der  Formalkontrakte  im  deutschen  Recht  bestreitet 
Tb.:  es  gebe  im  deutschen  Recht  weder  Consensual-  noch  Formal-,  sondern 
lediglich  Realkontrakte.  Hingegen  sucht  die  Richtigkeit  der  Lehre  Sohms 
von  dem  Formalkontrakte  für  das  altfranzösische  Recht  A.  Es  mein6)  nach- 
zuweisen. —  Die  sonst  gründliche  juristische  Abhandlung  über  'Sala,  Tro- 
ditto,  Vestitura'  R.  Bewers7)  wird  in  ihrer  etwas  kahlen  dogmatischen  Dar- 
stellung durch  die  glänzenden  Ausführungen  Sohms  über  den  fränkischer 
Ursprung  der  Investitur  8)  weit  tibertroffen.  Ungemein  fruchtbar  für  die  Rechts« 
geschiente  sind  die  Untersuchungen  H.  Brunners  über  die  römische  und  ger- 
manische Urkunde. 9)  Er  leugnet  gegen  Sohm,  dafs  die  nichtreale  Investitui 
bis  ins  IX.  Jh.  aufserhalb  des  Prozesses  unzulänglich  gewesen  sei;  die  In 
vestitur  sei  nicht  fränkischen  Ursprungs:  nach  Haiss  (Trad.  u.  Invest  1876' 
sei  das  Wort  Investitura  wohl  zuerst  bei  den  Franken  nachzuweisen  unc 
durch  sie  den  anderen  Stämmen  zugekommen,  aber  die  Sache  selbst  komme 
bei  allen  Stämmen  vor.  Nicht  mit  Recht  stelle  S.  auch  die  Zulässigkeit  dei 
Übereignung  von  Grundstücken  per  cartam  für  das  fränkische  Recht  in  Ab- 
rede und  erkenne  nur  für  das  alemannische,  bayerische,  westgotische,  lango- 
bardische  und  vielleicht  das  burgundische  Recht  eine  der  Investitur  gleich- 
wirkende Vollziehung   des  Veräufserungswillens   durch  Übergabe   der   Carti 


1)  Antiquar.  Briefe  Yorneml.  z.  Kenntnis  d.  älteron  Verwandtech  aftebegrLffo.  (Srafsburg 
Trübner.  VI,  278.)  S.  164—177.  (Bruder  u.  Schwester  i.  d  Chricmh.-Sage  d.  Nib.  u.  d 
Edda.)  —  2)  Bresl.  Dias.  52  S.  —  3)  Z.  Gesch.  d.  Miete  u.  Pacht  i.  d.  dstch.  u.  german 
Rechten  d.  Mittelalters.  Sav.-Ztschr.  f.  Rechtsgesch.  Germ.  Abt.  I,  138 — 190.  —  Erwähn 
sei  hier:  Gilliodts,  la  lettre  do  change  ä  Bruges  au  MA. ,  La  Flandro,  Sept. —  4)  ÄL  sui 
le  regime  anc.  do  la  propriete".  La  vestituro  et  la  priso  de  bon  ä  Metz,  Nouv.  rev.  hist  d 
droit  franc^  et  etr.  IV,  1—68.  301—376.  Text  u.  Glossar  S.  572—628.  701—750.  Hier  sc 
erwähnt:  G.  Ascarate,  Knsayo  sobre  la  hist  dei  derecho  do  propriedad  etc.  Madrid,  Mu 
rillo.  400  S.  4.  (Bibl.  jurid.  de  autores  espan.  t.  VIII.)  —  5)  Contributions  ä  l'hist. ,  dl 
droit  German.  Ibid.  S.  69—99.  447—461.  (Forts.,  s.  Jahrosber.  II,  2,  91'.)  —  6)  £t  aui 
los  contrats  dans  le  tres  ancien  droit  franc,.  Ibid.  S.  659 — 699.  —  7)  Rostockor  Promotion»- 
sehr.  Bonn,  Straufs.  VIII,  113  S.  —  8)  Frank,  u.  rom.  R.  S.  27  ff.  —  9)  Weiter« 
n.  Kap.  Diplomatik,  desgl.  über  die  Schriften  von  Sickel  u.  Zeumer. 


Südwest-Deutschland  (Elsafs-Lothringen).  H,77 

an.  Die  Übereignung  habe  zwar  durch  die  Carta  stattgefunden,  allein  man 
habe  die  symbolische  Investitur  dem  Urkundungsakte  selbst  beigefügt  und 
die  Traditionsymbole  zugleich  mit  der  Carta  übergeben.  Im  angelsächsischen 
Recht  sei  die  Übereignung  per  cartam  erfolgt  und  das  also  vermittels  der 
Urkunde  erworbene  Land  Bocland  genannt. 

Ein  überaus  wichtiges  Hilfsbuch  ist  auch  für  uns  R  Stintzings1)  'Ge- 
schichte der  deutschen  Rechtswissenschaft'.  Es  beginnt  mit  Eike  von  Repgow, 
der  auch  in  der  damaligen  schönen  Litteratur  wohlbewandert  war.8) 


XL 
A.  Holländer.    K.  Hartfelder.    J.  Hartmann. 

Südwest-Deutschland. 

Über  die  älteste  Geschichte  des  Elsasses  ist  im  vergangenen  Jahre 
nur  wenig  veröffentlicht  worden.  Zu  erwähnen  ist  eigentlich  nur  die  Studie 
Dahns  über  die  Alamannenschlacht  bei  Strafsburg  im  Jahre  357. 3)  Da  es 
dem  Vf.  indessen  offenbar  an  der  nötigen  Terrainkenntnis  fehlte,  ist  er  nicht 
imstande  gewesen,  die  Schwierigkeiten  zu  lösen,  die  sich  aus  den  Worten 
des  Ammianus  ergeben.  Nicht  berücksichtigt  ist  aufserdcm  die  wertvolle 
Einzelheiten  enthaltende  Schilderung  des  griechischen  Rhetors  Libanios  aus 
Antiochia  in  Syrien,  der  in  seiner  Leichenrede  auf  Julian  auch  diesen  Sieg 
desselben  verherrlicht.  Im  Anschlufs  an  die  Dahnsche  Schrift  ist  nun  in  der 
Literarischen  Beilage  zur  Gemeinde-Zeitung  für  Elsafs-Lothringen,  welche 
auch  in  diesem  Jahre  wieder  eine  Anzahl  trefflicher  historischer  Beiträge 
zor  Landeskunde  enthält,  die  interessante  Schlacht  von  neuem  behandelt  und 
zeitlich  wie  örtlich  so  scharfsinnig  bestimmt  worden,  dafs  die  früheren  Streit- 
fragen nunmehr  wohl  als  beseitigt  angesehen  werden  können. 4)  So  ist  u.  a. 
kein  Zweifel  mehr  möglich,  dafs  die  Schlacht  in  der  zweiten  Hälfte  des 
August  stattgefunden  hat.  Ebenso  ist  das  Schlachtfeld  nicht,  wie  es  bisher 
von  der  elsässischen  Geschichtsschreibung  geschehen,  nach  den  eigentlichen 
Hausbergen  zu  verlegen,    sondern  in  ihrer  südlichen  Fortsetzung  zu  suchen. 

Auch  die  mittelalterliche  Geschichte  hat  nicht  viele  Bearbeiter  aufzu- 
weisen. In  das  Dunkel,  in  welches  die  Geschichte  des  Elsasses  in  der  Mero- 
wingerzeit  noch  im  VII.  Jh.  gehüllt  ist,  sucht  J.  M.  Gyss  einiges  Licht  zu 
bringen.6)  Bouteiller6)  übersetzt  das  in  der  von  Sigebert  von  Gembloux 
verfafsten   vita  des  Bischofs  Dietrich  von  Metz   enthaltene  Kapitel  'de  laude 


1)  I.  Abt.  (Gesch.  d.  Wissenschaften  i.  Dtschl.  XVLLI.)  München  u.  Leipzig.  Olden- 
bourg.  XI,  780  8.  —  2)  K.  Schröder,  Sav.-Ztschr.  f.  Rechtsgesch.  Germ.  Abt.  I,  247.  — 
S)  S.  o.  S.  4.  —  Ül>er  Tres  Tabornae  des  Ammian  =.  Elafs-Zabern  s.  o.  S.  5*.  —  4)  Litter. 
Beil.  z.  Geroeindeztg.  1881.  No.  1  u.  2.  —  5)  Encore  un  raot  sur  les  origines  alsat  Strfsb., 
Scholz.  1879.  21  S.  (Sop.  aus:  Bull,  do  la  boc  p.  la  conserv.  do«  monura.  histor.  d'Als.)  — 
Über  Richers  Gest.  Senon.  eocl.  als  Quelle  f.  d.  Gesch.  d.  Klsals  s.  o.  S.  12*.  —  6)  Eloge 
de  Metz  par  Sigebert  do  Gembloux  etc.  Paris,  Duraoulin.  146  S.  —  Über  Metz  vgl.  auch 
o.  8.  268. 


11,78  3Ü.    A.  Hollander.     K.  Hartfelder: 


urbis  Metensis  ,  indem  er  verschiedene  andere  denselben  Gegenstand  behan- 
delnde Gedichte  beifügt,  so  namentlich  eine  in  der  Metzer  Stadtbibliothek 
befindliche,  dem  Heransgeber  zufolge  noch  nicht  veröffentlichte  'Urbis  Metensis 
laus  metrica',  deren  anonymer  Verfasser  nicht  viel  später  als  Sigebert  gelebt 
zn  haben  scheint.  Wertvoll  sind  die  in  einem  Anhang  beigefügten  zur  Er- 
klärung dienenden  Noten.  Wiegand  teilt  eine  jüngst  in  Metz  gefundene 
altfranzösische  Urkunde  vom  Jahre  1212  mit.1)  Dieses  Diplom  ist  das 
Zweitälteste  sämtlicher  bisher  aus  dem  altfranzösischen  Sprachgebiet  bekannt 
gewordenen.  Aufserdem  wird  durch  dasselbe  ein  neuer  schlagender  Beweis 
für  die  Thatsache  gegeben,  dafs  Metz  schon  in  den  früheren  Jahrhunderten 
des  Mittelalters  eine  romanisierte  Stadt  war,  in  der  die  Langue  d'oil  die 
Umgangssprache  war  und  vom  XTTT.  Jh.  ab  auch  die  Geschäftssprache  wurde, 
die  bis  dahin  ausschließlich  das  Lateinische  gewesen  war.  So  finden  wir 
denn  auch  in  den  als  Anhang  einer  privatrechtlichen  Untersuchung  von 
A.  Prost  beigegebenen  Metzer  Geschäftsurkunden  aus  den  Jahren  1200 — 
1546  vom  Ausgang  des  ersten  Viertels  des  XIII.  Jh.  an  vorzugsweise  die 
französische  Sprache  angewendet.2)  Anknüpfend  an  die  grundlegenden 
Arbeiten  über  die  Reichslandvogteien  in  Schwaben  und  im  Elsafs  von  We- 
gelin  und  Schöpflin  hat  sich  neuerdings  Teusch  mit  dieser  Frage  beschäftigt3) 
und  ist  zu  folgenden  Resultaten  gelangt  Bereits  vor  der  Zeit  Rudolfs  von 
Habsburg  kommen  in  Schwaben  und  im  Elsafs  Landvögte  vor.  Dieses  Amt 
hatte  indessen  weder  lehenbaren  noch  erblichen  Charakter.  Die  vom  Könige 
auf  unbestimmte  Zeit  bestellten  Inhaber  wechselten  regelmäfsig,  so  oft  ein 
Herrscher  aus  einem  anderen  Hause  zum  Throne  berufen  wurde.  Nach  dem 
Wortlaute  der  einzigen  aus  dem  XIII.  Jh.  erhaltenen  Bestallungsurkunde  wäre 
der  Landvogt  als  königlicher  Statthalter,  als  Verweser  aller  reichsunmittel- 
baren Gebiete  und  Gerechtsame  der  Landschaft  anzusehen.  Teusch  glaubt 
trotzdem  annehmen  zu  müssen,  dafs  der  Wirkungskreis  der  Landvögte  ein 
nicht  so  umfassender  gewesen  sei.  Dieselben  erscheinen  ihm  nur  als  eine 
verwaltende  und  militärische,  aber  nicht  auch  als  eine  gerichtliche  Behörde. 
Jedenfalls  ist  die  schwierige  Frage  durch  die  vorliegende  Untersuchung  noch 
nicht  abgeschlossen.  Wie  Ende  des  XIV.  Jh.  Strafsburger  Gesandte  unter 
der  traurigen  Finanzlage  K.  Wenzels  zu  leiden  hatten,  ist  von  Bischoff4) 
dargestellt  Zwei  Partieen  der  Strafsburger  Geschichte  gegen  Ausgang  des 
Mittelalters  hat  F.  Ebrard  behandelt.6)  Wohl  bereits  seit  Anfang  des 
XV.  Jh.  war  die  'Krautenau'  in  Strafsburg  ein  bedeutendes  Quartier  der 
Stadt;  der  bisher  unerklärte  Name  hängt  nach  F.  W.  Culmann6)  (in  Bisch- 
weiler) mit  'Kraut'  d.  i.  Kohl  zusammen.  Ursprünglich  eine  sumpfige  Nie- 
derung an  der  El  wurde  sie  durch  die  Urbarmachung  zu  einer  blähenden 
Au,  wo  besonders  Gemüse  gezogen  wurde. 

Alle  übrigen  Arbeiten  können  lediglich  lokal-historisches  Interesse  be- 
anspruchen. Mit  der  Vergangenheit  des  Schlosses  Spess bürg  hat  man  sieb 
verschiedentlich  beschäftigt 7)    Von  elsässischen  Adelsgeschlechtern  haben  die 


1)  Charte  messine  de  1212.  Biblioth.  de  l'ec.  dos  chartes.  41  H.  3.  —  2)  S.  o. 
S  76*.  -  3)  Vgl.  o.  S.  738.  —  4)  8.  u.  Kap.  XXXII.  —  &)  Strafsburgs  Kämpfe  mit 
Jean  de  Vergy  (1382—1387).  Geraeindeztg  f.  Klsafa-Lothr  Nr.  17  u.  18,  sowio  d.  Besuch 
Kaiser  Friedr.  111.  in  Strafst),  i.  J.  1473.  Ibid.  No.  7  u.  38.  —  Strafsb.  Verhältnisse  unter 
Sigism.  s.  o.  S.  57.  —  Über  Twinger  v.  Königshofon  o.  S.  466.  —  ö)  Alem.  VIII,  52—55. 
-  7)  P.  Ristelhubor,  le  chiteau  de  8p.  Kev.  d'Al*.  XI,  171—177  n.  E.  Hering, 
Schlofs  Sp.    Strafsb.,  Bull. 


Südwest-Deutschland  (Elsafs-Lothringen,  Baden).  JJ  79 

Herren  v.  Müllenheim,1)  v.  Schiltigheim*)  und  Zum  Stein3)  Bearbeiter 
gefunden.  Dafür  dafs  die  Grafen  v.  Saarwerden  in  lothringisch-französischem 
Idiom  spätestens  von  der  Mitte  des  XV.  Jh.  an  auch  'Comtes  de  Saverne' 
heifsen  und  dafs  eine  Gräfin  Kunigunde  ans  dem  Hause  Moers-Saarwerden 
zu  Ende  des  XV.  Jh.  vorkommt,  ist  der  Nachweis  geliefert  worden.4) 
Stöber  giebt  einige  Nachrichten  über  ehemalige  Messen  im  Oberelsafs. ß) 
Zu  erwähnen  ist  endlich  ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Mystik  im  Mittel- 
alter,6) sowie  eine  Zusammenstellung  sämtlicher  einst  im  Elsafs  befindlicher 
Benediktiner-Klöster.  *) 

Baden8)  ist  in  prähistoricher  Beziehung  mit  Ausnahme  des  Breis- 
gaus, der  Bodenseegegend  und  der  Baar  nur  in  wenigen  Punkten  genauer 
untersucht;  daher  es  0l(  der  'prähistorischen  Karte  von  Südwest-Deutsch- 
land und  der  Schweiz'  von  E.  v.  Tröltsch9)  meist  weifs  erscheint.  Wohl 
finden  sich  Hügelgräber  u.  dgl.  in  Baden,  doch  fehlte  es  leider  an  Mitteln  zu 
Ausgrabungen  und  andern  Untersuchungen.  Dies  dürfte  sich  jedoch  in  aller- 
nächster Zeit  anders  gestalten.  —  Vorrömischen  Ursprungs  sind  nach  Riez- 
ler  und  Baumann10)  die  Befestigungen  an  der  Breg  und  Donau. 

Auch  zur  Sagen-  und  Kulturgeschichte  Badens  in  engerem  Sinne 
liegen  nur  wenige  Publikationen  vor:  die  Sage  der  Burg  Hohenrode  in 
der  Ortenau,  im  Volksmund  Brigittenschlofs  genannt,  suchte  G.  v.  Seydlitz11) 
sagengeschichtlich  zu  erläutern,  während  J.  Frank  die  Sage  vom  'Hündlein 
in  Bretten'11),  der  Vaterstadt  Melanchthons,  behandelt;  sie  ist  aus  dem 
Wappenbild  der  Herren  von  Hundheim  entstanden,  das  an  der  Brettener 
Kirche  eingemauert  ist  —  Kulturgeschichtlich  interessant  ist  auch  das  Bild, 
das  Fr.  v.  Btilow13)  in  dem  Aufsatz  'Stockach  im  Hegau  und  seine  Narren- 
zonft'  giebt  Man  ersieht  daraus,  welche  ausgebildete  Organisation  die  heute 
noch  am  Bodensee  in  hohem  Grade  heimische  Faschingslustbarkeit  sich  im 
Laufe  der  Zeiten  gegeben  hat 

In  der  Römerzeit  war  Baden  ein  Teil  des  Dekumaten-Landes.  Den 
römischen  Grenzwall  im  badischen  Odenwald  hat  neuerdings  K.  Christ 
selbst  begangen  und  untersucht;  er  giebt  darüber  kurz  Rechenschaft  unter 
Verweisung  auf  andere  Berichte. u)  —  Die  römischen  Ruinen  auf  der  Hoch- 
ebene des  Odenwaldes  zwischen  Walldürn  und  Schlossau  hält  J.  Naeher16) 
für   die   Überreste    eines   verschanzten    Lagers.     Er   legt   dem   'römischen 


1)  D.  alte  Bethaus  Allerheiligen  zu  Strafst),  u.  Regeston  z.  Familiengesch.  d.  Frhh.  su 
Müllenheim.  Strafst). ,  Schultz.  1879.  —  2)  Beil.  z.  Gemeindeztg.  7.  Aug.  No.  6.  — 
3)  &  Dietz,  docum.  inedits  p.  serv.  a  l*hist  de  l'anc.  seigneurie  du  Ban-do-la-Boche.  Roy. 
diu«.  IX,  178 — 188.  —  4)  H.  Pfannenschmid,  Kunigunde  Gfin.  y.  Saverne  eine  Gräfin 
toh  Moers-Saarwerden.  Picks  Monatsschr.  VI,  173 — 181.  —  5)  Les  andennes  foires  de  Di- 
denheim,  de  Brunstatt  et  de  Kingorshoim.  Key.  d'Als.  IX,  38 — 43.  —  6)  A.  Jundt,  les 
amifl  de  dien  au  XI Vo.  siecle.     Paris,  Sandoz  et  Fischbacher.    1879.    445  S.      Weiteres  u.  K. 

—  7)  Wiflsenschaftl.  Studien  u.  Mitteilgen.  aus  d.  Benediktinerorden.  I,  159  ff.  —  8)  Die  ge- 
nante badische  Litteratur  aus  den  Jahren  1877 — 1879  hat  Referent  in  der  Ztschr.  f.  d. 
Gesch.  d.  Oberrh.  XXXIII,  440—507  (auch  separat:  Badische  Litteratur  a.  d.  Jj.  1877— 
1879.  [Karlsruhe,  Braun.]  1881.  8°.)  zusammengestellt  Auf  die  Geschichte  beziehen  sich 
die  Abteilungen  "VII.  Topographie,  Geographie,  Beschreibungen  u.  s.  w.  VIII.  Geschichte, 
a.  Zeitschriften,  b.  Biographisches,  Memoiren,  Briefe.  IX.  Allgemeine  u.  Partikulargeschichte 
Badens.  X.  Kirchengeschichte.  XIII.  Kunst  Literatur.  —  9)  Schriften  d.  Yer.  f.  d.  Gesch. 
d.  Bodensee«.    X,    zu  S.  65.   —    10)   Sehr.  d.  Vor.    f.   d.  Gesch.  d.   Baar.   H.  III,  284.    — 

—  U)  Iit  BeiL  d.  Karlsr.  Ztg.  S.  313.  325.  —  12)  Anz.  f.  Kde.  d.  dtsch.  Yorz.  XXVII, 
332.  —  13)  Lit  Beü.  d.  Karlsr.  Ztg.  S.  133.  —  14)  D.  röm.  Grenzlinie  im  Odenwald  u. 
d.  limea  trannrhen.  überhaupt.  Ibid.  S.  249—251.  —  15)  (Bonner)  Jbb.  d.  Ver.  v.  Altertums- 
freunden im  Rheinl.  69,  139. 


11,80  XX    K.  Hartfelder: 

Festangsviereck  Walldürn  -  Schlossau  -  Katzenbach  -  Osterburken'  durch  seine 
beherrschende  Höhenlage  anf  der  Wasserscheide  des  Main  und  Neckar,  die 
hier  zwischen  Miltenberg  und  Eberbach  sich  so  auffallend  nähern',  eine  hohe 
Bedeutung  für  das  Zehntland  bei.  —  In  Neckarau  hatte  der  Mannheimer 
Altertumsverein  an  der  Stelle,  wo  in  alter  Zeit  vermutlich  der  Neckar  in 
den  Rhein  fiel,  gegenüber  dem  Dorfe  Altripp,  das  in  der  römischen  Zeit 
wahrscheinlich  auf  dem  rechten  Ufer  des  Rheins  gelegen  hat,  Ausgrabungen 
machen  lassen,  die  mehrere  interessante,  jetzt  der  Mannheimer  Sammlung 
einverleibte  Funde  ergaben.  Darunter  befand  sich  auch  ein  Stein  mit  einer 
Inschrift,  die  Christ1)  zu  ergänzen  und  zu  deuten  sucht.  Danach  soll  hier 
das  von  Ammian  28,  2,  2  erwähnte  'munimentum  celsum  et  tutum'  gelegen 
haben,  das  Valentinian  gegen  die  Barbaren  erbaut  halte,  und  das  vom  Neckar 
unterwaschen  und  gefährdet  wurde.  Nach  Amm.  1.  1.  ordnete  Valentinian  auch 
an,  dafs  auf  dem  rechten  llheinufer  auf  dem  Mons  Piri  eiligst  eine  Be- 
festigung angelegt  Würde,  die  freilich  nicht  vollendet  wurde,  da  die  Deutschen 
die  bei  der  Arbeit  beschäftigten  Römer  überfielen  und  erschlugen.  'Pirna' 
deutet  Christ  als  Name  und  findet  den  Mons  Piri  übereinstimmend  mit  älteren 
Annahmen  im  Ileiligenberg,  auf  dem  rechten  Neckarufer,  nördlich  von  Heidel- 
berg. K.  Zangemeister  ergänzt  jedoch  die  Inschrift  anders  und  erklärt 
sie  für  eine  Grabinschrift,  die  in  das  IL,  spätestens  in  die  I.  Uälfte  des  III. 
Jh.  falle.8)  Auch  sonst  sucht  Christ3)  seine  Ansicht  zu  erhärten,  dafs  in 
römischer  Zeit  der  Neckar  nicht,  wie  die  Sage  erzählt,  bei  Tribur  und  eben- 
sowenig an  der  jetzigen  Mündungsstelle,  sondern  oberhalb  derselben  in  den 
Rhein  gemündet  habe.  —  Nach  eben  demselben  ist  'Ruphiana'  des  Ptolemaeus 
gleich  (Alta  Ripa',  dem  späteren  Kultuscentrum  und  der  Mutterstadt  der 
Nemeter,  an  der  alten  Neckarmündung.4)  Alta  Ripa,  jetzt  Altripp,  lag  einst  auf 
dem  rechten,  liegt  aber  jetzt  auf  dem  linken  Ufer  des  Rheins  zwischen  Speier 
und  Mannheim.  'Rufiana  (besser  Rupiana),  scheint  ein  altgallisches,  zu  einem 
ähnlichen  deutschen  stimmendes  Wort  zu  sein,  welch  letzteres  auch  dem  Namen 
der  Flufsuferfranken  Ripuarii  od.  Ribuarii  =  Ribu-varii  zu  Grunde  liegt,  mit  An- 
lehnung an  das  wohl  wurzelverwandte  lat  Wort  ripa'.  —  Weiter  druckt  Christ6) 
über  die  Ausgrabungen  im  westlichen  Teile  von  Heidelberg  in  den  Jj.  1875 
bis  1878  den  Bericht  ab,  welchen  Bez.-Bauinsp.  Schäfer  nebst  Zeichnungen 
darüber  veröffentlicht  hat,  und  fügt  seinerseits  Anmerkungen  hinzu.  Von  der 
hölzernen  Neckarbrücke,  deren  Spuren  schon  früher  entdeckt  waren,  zog  eine 
Strafse  in  südwestlicher  Richtung  wach  Spcier,  an  deren  beiden  Seiten  röm. 
Überreste  gefunden  sind,  wie  Töpferöfen,  Gebäudereste,  ein  Brunnen,  in  dem 
ein  römischer  Meilenstein  lag,  zahlreiche  Stücke  von  Thongeföfsen ,  Münzen, 
Schmuckgegenstände,  Waffen,  Teile  von  Handmühlen,  Wassertröge,  Stein- 
und  Thonfiguren,  ein  Votivaltar  mit  Inschrift,  Meilensteine  und  ein  Stein- 
tisch mit  profilirtem  Fufs  und  Platte.  Als  Anhang  ist  ein  Grundrifs  eines 
röm.  Kellers  beigegeben,  wie  deren  mehrere  in  dem  auf  dem  rechten  Neckar- 
ufer, Heidelberg  gegenüber  gelegenen  Dorfe  Neuenheim  sich  finden.  —  Die 
Inschrift  einer  Ära,  die  1880  zu  Daxlanden  (Dorf  bei  Karlsruhe)   gefunden 


1)  Köm.  Funde  aus  Neckarau,  Picks  Monateachr.  Vi,  314.  (Auch  Korreepondenzbl.  <L 
Gea.-Ver.  XXVL11,  45  ft'.  u.  Mannh.  Unterhaltgsbl.  v.  20.  u.  21.  April.)  —  2)  Inschrr.  aas 
Neckarau,  Bonn.  Jbb.  C9,  37 — 41.  —  $)  Nachträgl.  Henierkungcn  üb.  d.  alten  I^auf  d.  Mains 
u.  Neckar«,  KorroHpondenzbl.  I.  c  S.  711.  —  4)  Picks  Monat*»arlir.,  Ruphiana.  VI,  312.  -- 
5)  D.  rfim.  Militüratation  l>ei  Heidelberg.  11.  Pick»  Monataschr.  VI.  239.  Vgl.  Jahresber.  11, 
2,  121  u.  1,  207. 


Sfidwett-Dentechland  (Baden).  11,81 

wurde,  das  noch  im  XVII.  Jh.  am  Rhein,  jetzt  2  km  von  ihm  entfernt  liegt, 
teilt  K.  Zangemeister  mit;  der  Altar  befindet  sich  jetzt  in  den  'Ver- 
einigten Karlsruher  Sammlungen/1)  —  Au%edeckt  ist  ferner  eine  Römer- 
straf se,  die  von  Ettlingen  das  Albthal  hinauf  bis  zur  Wattsteig  und  von  da 
aber  die  Höhe  von  Reichenbach  zog,9)  während  in  Rheinhardsachsen  am 
Limes  zwischen  Walldürn  und  Miltenberg  ein  römischer  Altarstein8)  und  zu 
Hagnau  bei  Meersburg  am  Bodensee  eine  Bronzelampe  mit  plastischem 
Schmuck  gefunden  wurde.  *)  —  Daus  die  Römer  urkundlich  nur  eine  Strafse  in 
Baden  gebaut  und  wahrscheinlich  auch  hier  nicht  eigentlich  gebaut,  sondern 
nur  eine  filtere  verbessert  haben,  betont  K.  v.  Becker,5)  der  seine. Behauptung, 
diüs  überall  römische  Überbleibsel  z.  B.  Kalkgufs  zu  fordern  seien,  ehe  man 
eine  ehemalige  Römerstrafse  annehme  (Gesch.  d.  Bad.  Landes  z.  Zeit  der 
Römer,  Karlsr.  1876)  jetzt  als  zu  weit  gehend  zurücknimmt.  —  Die  zu  Eu- 
lingen  bei  Pforzheim  gefundene6)  Statuette  des  Merkur,  bespricht  E.  Wagner.7) 
Der  Gott  ist  dargestellt,  wie  er  eine  Schlange  füttert,  die  ihm  von  der  linken 
Schulter  herabkriecht. 

Die  Arbeiten  über  mittelalterliche  Geschichte  betreffen  zum  gröfsten 
Teil  einzelne  Ortschaften.  —  In  der  Bodenseelandschaft  liegt  die  alte  Kaiser- 
pfalz Bodman,   nach  welcher  der  See  den  Namen   haben  soll.      Für  ihre 
Geschichte  "und  die  aus  derselben  hervorgegangene  Adelsfamilie,  die  einzige 
innerhalb  der  Bodenseelandschaft,    die  von  ihrem  ersten   urkundlichen  Auf- 
treten im  Xu.  Jh.  bis  auf  den  heutigen  Tag  ununterbrochen  im  Besitz  ihres 
ursprünglichen   Stammgutes  geblieben  ist',    giebt  auf  Grund  gedruckter  und 
angedruckter  Materialien  A.  Poinsignon8)  Regesten  von  839 — 1271    und 
wird  sie  wohl  fortsetzen.  —  Die  Teile  des  Konstanzer  Münsters  bespricht  F. 
Schober9)  chronologisch:  die  Bauteile  aus  dem  X.  Jh.,  den  Hauptbestandtteil 
aus  dem  XL,  den   gotischen  Umbau  aus  dem  XV.,  Zuthaten  aus  dem  XVII., 
Arbeiten  aus  dem  XVIII.  und  schliesslich  neue  Zuthaten  aus  unserem  Jh.  — 
Von  dem  Stadtwappen  am  Konstanzer  Kaufhause  zeigt  Fürst  Fr.  K.  zu  Hohe n- 
lohe-Waldenburg10),  dafs  die  ausgeschnittene  Form  des  Wappenschildes  erst 
durch  spätere  Bemalung  entstanden  ist,  dafs  aber  die  ursprüngliche,  aus  dem 
Ende  des  XIV.  Jh.  stammende   Form  dem  strengen  heraldischen  Stil  jener 
Zeit  entspricht  —  Die 'Reichtümer  der  Reichen  au'  schildert  Th.  Martin,11) 
wobei  eine  kurze  Geschichte  des  alten  Klosters  gegeben  und  seine  zahlreichen 
Besitzungen,   seine  Gelehrten,    Kirchen  u.  s.  w.  kurz  beleuchtet  werden.  — 
Dem  Bodensee  benachbart  ist  die  Landschaft  Baar,18)  auf  dem  Hochplateau 
des  Schwarzwaldes  gelegen.      Eine  Geschichte  der  Stadt  Geisingen  in  der 
Baar  bearbeitete  Jak.  Barth;     sie    gehörte   zuerst  den  Freiherren  v.  War- 
tenberg, sodann  der  Familie  Fürstenberg,  bis  sie  badisch  wurde.1') —  Nach- 
dem S.  Riezler  in  seinem  mustergiltigen  Urkundenbuch  die  einschlagenden 
Urkunden  gesammelt  hat,  stellt  er  eine  Episode  aus  der  Geschichte  der  Fürsten- 
berger  dar  in  'Villingen  und  die   Grafen   von  Fürstenberg  bis  zum  Über- 


1)  Inachr.  v.  Dax].,  Bonn.  Jbb.  69,  44.  —  2)  Ibid.  S.  105.  -  3)  Ibid.  —  4)  Ibid. 
8.  108.  —  5)  Römerstrafsen  in  Baden  u.  Württomb.  Ibid.  68,  12.  —  G)  8.  Jahresber.  II, 
2,  121.  —  7)  Bonn.  Jbb.  68,  59.  —  8)  Bodmansche  Regesten,  Schriften  d.  Ver.  f.  Gesch.  d. 
Bodens.  X,  Anhang.—  9)  Zur  Baugesch.  d.  Konst  Münster.  Ibid.  S.  55— CA.  —  10)  Schrift 
d.  Ver.  f.  Gesch.  etc.  der  Baar  etc.  in  Donaueschingen,  lli,  15  (schon  im  Anz.  f.  Kunde  d. 
dtach.  Vor».  1878  yeröff.)  —  11)  Sehr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Bodenseos.  X,  10  32.  —  Verso 
auf  Reichenau  s.  o.  S.  26*.  —  12)  Eine  Zusammenstellung  der  Littoratur  über  die  Baar 
and  die  angrenzenden  Gebiete  von  1872 — 79  s.  in  den  Schriften  d.  Vor.  f.  Gösch,  d.  Baar. 
111,  296.  —   13)  SeibUTOri.  d.  Verf.   (o.  0.).     kl.    8°. 

Historische  Jahresbericht«.    1880.    II,  6 


11,82  XL    K.  Hartfelder: 

gange  der  Stadt  an  Österreich  im  Jahre  1326',  wohl  ein  Vorläufer  der  ton 
ihm  zu  erwartenden  Geschichte  des  Hauses  Fürstenberg.  Villingen,  817  zum 
ersten  Male  urkundlich  erwähnt?  eine  Stadt  der  alten  Zäringer,  war  1318 
bei  deren  Aussterben  nach  Berthold  V.  durch  die  zäringische  Erbtochter  Agnes 
an  die  Grafen  von  Urach  und  deren  Nachkommen,  die  Grafen  v.  Fürstenberg, 
gelangt  und  'war  der  bedeutendste,  ja  der  einzige  hervorragende  Ort  in  der  sfth- 
ring.  Baar*.1)  —  Das  Fürstenbergische  Wappen1)  spiegelt  die  Entstehung 
dieses  alten  Geschlechtes  der  Baar  ab.  Der  Stammvater  ist  Graf  Egeno  der 
Bärtige  von  Urach,  der  die  eben  erwähnte  Agnes  zur  Gemahlin  hatte.  Daher 
zeigt  das  Wappen  den  zäringischen  Adler,  umgeben  von  dem  blau  und  weilsen 
Pelzwerk  aus  der  unteren  Hälfte  des  Urachschen  Wappens.  —  Von  den 
Grafen  von  Fürstenberg  stammt  die  sog.  'Entenburg*  in  Pfohren8)  (B.  A. 
Donaueschingen)  her,  ein  erst  1471  errichtetes  Jagdschlofs,  nicht,  wie  die 
Sage  will ,  von'  Karl  d.  Dicken  erbaut  —  Über  'das  älteste  Mttnsteruhrwerk 
in  Villingen'  giebt  Roder4)  aus  dem  Villinger  Archiv  eine  Urkunde  von 
1401.  —  In  der  Baar  liegt  auch  ein  Mittelpunkt  der  Schwarzwälder  Uhren- 
industrie, Furtwangen.  Eine  sonst  fleifsige  Kompilation  über  die  Ge- 
schichte dieser  Stadt5)  hat  ihr  Hauptverdienst  in  den  Abschnitten  über  jene 
Industrie  und  die  Zustände  der  Gegenwart.  —  'Abgegangene  und  umbe- 
nannte Orte  der  badischen  Bar  und  der  Herrschaft  Hewen'  stellt  F.  L.  Bau- 
mann6) zusammen.  Ganz  oder  teilweise  abgegangene  Orte  ergeben  sich 
mehr  als  90,  wie  Affenberg,  Aitlingen,  Asp,  Bedungen,  Bodelshausen,  Boll- 
hof,  Bonstetten,  Brunnenhof,  Buch,  Dockenhofen,  Dossingen,  Ebenhausen, 
Eiginhora,  Einstetten  u.  s.  w.  Der  Grund  des  Abganges  ist  weniger  in  den 
Verheerungen  der  Kriege  als  im  Bedürfnis  nach  Schutz  zu  suchen:  die  den 
festen  Plätzen  benachbarten  Einwohner  kleiner  Dörfer  geben  ihre  Wohnsitze 
auf  und  ziehen  hinter  schützende  Mauern ,  ohne  auch  ihren  Grundbesitz  auf- 
zugeben. Umbenannte  Orte  sind  11  zusammengestellt.  —  Über  die  'öde 
Kirche  und  die  (mittelalterliche)  Burg  Langenstein'  berichtet  Riezler;7) 
Reste  eines  Schlosses,  das  nach  eben  demselben8)  den  Herren  von  Blumberg 
oder  denen  von  Blumenegg  gehört  hat,  befinden  sich  an  der  Gaucha.  — 
Im  Breisgau  setzt  der  aus  Künstlern  und  Gelehrten  bestehende  Verein 
'Breisgau-Schau-ins-Land'9)  seine  ersprießliche  Thäügkeit  fort  In 
seiner  Zeitschrift,  deren  populär  gehaltene  Aufsätze  dennoch  nicht  des  wissen- 
schaftlichen Untergrundes  entbehren,  giebt  Archivrat  a.  D.  Bader,  jetzt 
der  älteste  Vertreter  badischer  Geschichtskunde,  eine  ansprechende  Dar- 
stellung von  'Burg  und  Stadt  S taufen',10)  dessen  edles  Geschlecht  in  der 
jetzt  noch  in  mächtigen  Ruinen  vorhandenen  Burg  gehaust  hat  Pfarrer 
Kürzel  behandelt  die  Schicksale  des  Bades  St.  Landolin,  dessen  Quellen 
nach  der  Legende  da  hervorsprudelten,  wo  der  Missionar  Landolin  getötet 
worden  war.11)  H.  Maurer  giebt  eine  auf  urkundlichen  Quellen  beruhende 
kurze  Geschichte  der  Stadt  Kenzingen  von  ihrer  Gründung  1249  bis  zu 
ihrer  Vereinigung  mit  Österreich  1369. 18)  —  Von  Freiburg  beweist  J.  Bader 
ausführlich,  was  H.  Schreiber  in  seiner  Geschichte  der  Stadt  nur  angedeutet 


1)  Schrift  d.  Vor.  f.  Gesch.  d.  Baar.  Hl,  19.  —  Über  d.  »chwa"b.  Ursprung  der  Zub- 
ringer s.  u.  S.  858.  —  2)  Fürst  v.  Hohenloho-Waldenburg,  ibid.  S.  1 — 15.  — 
3)  Kiezler,  ibid.  S.  292.  —  4)  Ibid.  S.  291.  —  5)  Born.  Kreuzer,  Zeitgesch.  ▼.  F.  n. 
Umgeb.  Villingen,  Gorlacher.  277  S.  —  6)  Schrift,  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Baar.  lO,  50—66. 
—  7)  Ibid.  S.  288.  —  8)  Ibid.  S.  289.  —  9)  Vgl.  Jahresber.  I,  209;  U,  8,  IM.  — 
10)  Sohau-ins-Land.  VII,  1—31.  —  11)  Ibid.  S.  33—39.  —  12)  Ibid.  S.  41. 


8üdweat*Deutschland  (Baden).  H,83 

hatte,  daCs  ihre  Gründung  and  insbesondere  ihre  Verfassung  als  Gesamtwerk 
der  Herzoge  von  Zäringen  angesehen  werden  kann.1)  —  Für  Salzbarg  be- 
hauptet Martin8)  in  seiner  sorgfältigen  Geschichte  dieses  Städtchens,  die  bis 
zur  Gegenwart  geht,  and  welcher  Archivalien  sowie  die  Skizzen  des  verstorbenen 
Vetter  zu  gründe  liegen,  römischen  Ursprung,  jedoch  mit  kaum  stichhaltigen 
Gründen,  nichtiger  hält  er  Salzbarg  für  die  älteste  badische  Besitzung  im  Mark- 
grafenlande.    Am  Ende  handelt  er  von  bedeutenden  Männern,  die  aus  Sulz- 
barg stammen,   wo  neben  dem  bekannten  Theologen  Fecht   besonders  der 
grofee  Schöpflin  in  einer  kurzen  biographischen  Darstellung  gewürdigt  wird. 
In  der  im  Norden  an  den  Breisgau  stofsenden  Ortenau  liegt  die  ehe- 
malige   Beichsstadt    Offen  bürg,    deren   Archiv   in    den    Franzosenkriegen 
in  das  Reich  salviert'  worden  und  seitdem  verschwunden  ist     Sie  verdient 
wohl  eine  geschichtliche  Monographie;  die  Arbeit  von  K.  Walter8)  enthält 
neben  einer  geschichtlichen  Einleitung  'Ortenau  und  Offenburg'  die  Privilegien 
and  Rechte  der  Stadt  von  1314 — 1790,  jedoch  sind   die  Urkundenabdrücke 
ohne  wissenschaftliche  Technik   behandelt.    —    Aus  einer  Karlsruher  Hand- 
schrift  veröffentlichte   K.  Hartfelder4)    die   'Ordnungen   der  Stadt   Ober- 
kirch' (an  der  Rench  im  nördlichen  Schwarzwald),   die  früher  zum  Bistum 
Strasburg  gehört  hat.    Die  meisten  Ordnungen  bekamen  ihre  Gestalt,  in  der 
sie  hier  veröffentlicht  sind,  im  XVI.  Jh.  unter  Bischof  Erasmus  (1541 — 1568), 
ihr  Inhalt  reicht  aber  meist   in  eine  viel  ältere  Zeit  hinauf.      Sie  enthalten 
Bestimmungen  über  das  Schult heifsenamt,    die  Ämter  der  Lohn-  und  Holz- 
herren, der  Salzmesser,  Gerichtsboten,  Pförtner,  Hirten  u.  s.  w.  —  Das  ge- 
wöhnliche Niveau  der  Lokalgeschichten  sehr  kleiner  Orte  übersteigt  die  'Kurze 
Geschichte  der  Stadt  Achern'  in  der  nördlichen  Ortenau  von  Ph.  Ruppert5). 
Aach  Tarennes  Tod  bei  dem  nahen  Sasbach  1675  ist  eingehend  besprochen.  Die 
Beigabe    einer  ziemlichen  Zahl   von  Urkunden    und  Aktenstücken   hat   den 
Wert  des  Schriftchens  erhöht.  —   Aus  dem  Dorfe  Kork  (Strafsburg  gegen- 
über)  ist  eine  Waldordnung  von  1476  erhalten,    die  J.  B.  Trenkle6)  er- 
klärt     Viele  ihrer   Bestimmungen  dürften  in  eine  sehr  frühe  Zeit  zurück- 
gehen. —  Den  Flafsbauten  der  Einzig  hat  Bär7)  eine  historische  Darstellung 
gewidmet  and  in  einer  schönen  Karte  den  alten  und  jetzt  korrigierten  Lauf 
des  kleinen,  aber  wilden  Flusses  veranschaulicht     Sonst  erfuhren  noch  Dar- 
stellungen ihrer  Geschichte:  Eppingen,8)   gelegentlich    der   Eröffnung   der 
Eisenbahnstrecke  Eppingen-Schwaigera;  das  Dorf  Münz  es  heim  im  Kraichgau 
von  Pfarrer  C.  W.  F.  L.  Stocker9)  and  Städtchen  und  Pfarrei  Buchen10) 
im  badischen  Odenwald. 

Unter  den  edlen  Geschlechtern  Badens  hat  von  der  in  Baden  und 
Württemberg  weit  verzweigten  Familie  Gemmingen  die  Linie  Gemmingen- 
Hagenschiess  eine  historische  Darstellung  gefanden.  Sie  besafs  das  sogenannte 
Gebiet  bei  Pforzheim,  ein  etwa  zwei  Meilen  umfassendes  Territorium.11)  — 
F.  v.  Röder  sucht  durch  Urkundenauszüge  die  frühere  Geschichte  der  Herr- 


1)  D.  Gründung  v.  Freib.  i.  B.,  Ztschr.  d.  Gos.  f.  Beförd.  d.  Gesch.-,  Altert-  u.  Volks- 
kunde etc.  ▼.  Freib.  V,  343—367.  —  2)  Sulzb.,  e.  Stadt-,  Bergwerks-  u.  Waldgesch.  Ztschr. 
d.  bist  Ver.  v.  Freib.  i.  B.  V,  1—192.  —  3)  Beitr.  z.  e.  Gesch.  d.  Stadt.  0.  Hft  1.  Offen- 
burg, Hambrecht  XLIV,  161  S.  —  4)  Ztschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrh.  XXXIII,  362—409.  — 
5)  SelbrtvcrL  d.  Verf.  164  S.  —  6)  D.  Korker  Waldbrief  z.  1476.  Karlsruhe,  Biolefeld. 
35  S.  --  7)  (Anonym)  der  K  in  zigbau  u.  s.  Folgon.  Offenbarg,  Hambrecht  —  8)  'Eppingen. 
Führer  durch  d.  Stadt  u.  Umgegend'.  Karlsruhe,  Braun.  —  9)  Chronik  d.  Dorf.  M.,  Selbst- 
verl.  d.  Verl  Gedr.  iloilbronn,  Schell.  72  S.  —  10)  A.  Broun  ig,  Freib.  Diöces.-Arch.  Xlll, 
27—76.  —  11)  Chronik  d.  Farn.  v.  Gomraingen  u.  ihrer  Bositzgn.    111.    Heilbronn,  Schell. 


11,84  XI.  E.  Hartfelder.  —  J.  Hartmann: 

schaft  Tiersperg  (Diersburg)  in  der  Ortenau  zn  erläutern,  die  im  J.  1463 
in  den  Besitz  seiner  Familie,  der  Röder  von  Hohenrod,   übergegangen  ist1} 

—  Desselben  Vfs.  Mitteilungen  über  Stiftungen  der  Familie  v.  Röder:1) 
Pfarrei  Neuweier,  zu  Baden-Baden,  zu  Kappel-Rodeck,  zu  Lautenbach  und 
Gengenbach,  sowie  Notizen  über  das  Kloster  Schuttern  und  dessen  Schirm- 
vogtei  sind  aus  anderen  Archivalien  sehr  ergänzungsbedürftig.  —  'Urkunden 
zur  Geschichte  der  Herrsschaft  Üsenberg'  von  1052 — 1653  veröffentlichte 
H.  Maurer.  Sie  betreffen  die  Schicksale  des  Üsenbergschen  Gebietes,  dessen 
Geschlecht  übrigens  schon  im  XV.  Jh.  ausgestorben  ist.  Im  Anhange  teilt  M. 
einen  berichtigten  Stammbaum  dieses  Breisgauischen  Geschlechtes  mit,  der 
sich  aber  durch  weitere  Urkunden  noch  vervollständigen  lassen  wird. 8)  Mittel- 
alterlich sind  auch  die  meisten  Geschlechter,  welche  die  Papierhds.  990  der 
Donaueschinger  Bibliothek,  behandelt;  Fürst  v.  Hohenlohe-Waldenburg4) 
hat  sie  nach  dem  ehemaligen  Besitzer  das  'Rietersche  Wappenbuch'  be- 
nannt. Hans  Rieter  von  Kornburg  war  1564  geboren,  wurde  1591  Rats- 
herr in  Nürnberg,  bekleidete  diese  Würde  20  Jahre  lang  und  starb  1626 
auf  seinen  Gütern.  —  Zur  Kirchengeschichte  des  Mittelalters  in  Baden 
bietet  einen  interessanten  Beitrag  die  von  J.  König5)  veröffentlichte  Chronik 
der  Anna  Munzinger,  der  sechsten  Priorin  des  Dominikanerinnen -Klosters 
Adelhausen  bei,  später  in  Freiburg.  Sie  giebt  ähnlich  dem  von  Schröder  publi- 
zierten Büchlein  'Von  der  genaden  überlast'  aus  dem  Kloster  Engelthal,  ein 
Bild  der  deutschen  Mystik,  wie  sie  von  der  Mitte  des  XJL11.  Jh.  an  in  den 
Frauenklöstern  des  deutschen  Predigerordens  blühte.  Der  Arbeit  sind  sechs 
wertvolle  urkundliche  Beilagen  hinzugefügt  und  ein  Abrifs  der  Kloster- 
geschichte vorangeschickt.  —  Lesemeister  war  in  Freiburg  auch  Albertus 
Magnus  und  richtete   zugleich  die  dortige  Kirche  der  armen  Leute   ein.6) 

—  Dafs  1483  der  Münsterpfarrer  und  seine  Gehilfen  das  Recht  erhielten, 
die  über  die  Häupter  der  Stadt  wegen  Gewalt  gegen  einen  Kleriker  verhängte 
Exkommunikation  zurückzuziehen,  zeigt  eine  Urk.  v.  26.  Mai  1483. ^  —  'Mo- 
numenta  historico-chronologica  monastica,  collecta  a  P.  Gallo  Mezler,  monacho 
S.  Galli.  I.  Die  Äbte  des  Klosters  St.  Peter  (auf  dem  Schwarzwald)'  gab 
J.  G.  Mayer  nach  dem  Manuskript  heraus.8)  Letzteres  stammt  aus  dem  seit 
1862  aufgehobenen  Kloster  Rheinau,  wo  es  Mone  schon  gesehen  hat,  der  in 
der  Quellensammlung  I,  58  darüber  Auskunft  giebt.  Der  Vf.  war  1793  aus 
S.  Gallen  nach  Rheinau  geflüchtet.  Die  Abtsreihe,  56  Namen  mit  kurzen 
historischen  Bemerkungen  versehen,  geht  von  den  Anfängen  (XL  Jh.)  bis 
auf  den  letzten  Abt  Ignaz  Speckle  (t  1824).  —  In  die  Neuzeit  hinüber 
weist  uns  schon  der  Humanist  Werner  von  Themar,  dessen  lateinische 
Gedichte  und  Briefe  Referent9)  aus  einer  Hds.  des  General-Landesarchivs 
in  Karlsruhe  nebst  Einleitung  herausgab.  Aus  Thüringen  stammend  war  W. 
zuerst  lateinischer  Schulmeister  in  Neustadt  a.  H.,  bis  er  von  Pfalzgraf 
Philipp  (1476 — 1503)  einen  Ruf  an  den  Hof  als  Erzieher  des  ältesten 
Prinzen  bekam  und  später  lange  Jahre  Lehrer  in  der  Juristenfakultät  in 
Heidelberg  war.    Hier  stand  er  in  innigem  Verkehr  mit  Johannes  von  Dalberg, 


1)  Einige  Notizen  z.  d.  Herrschaft  Tiersperg  (Diersburg)  v.  J.  1392 — 1463,  Ztschr.  d.  bist 
Ges.  zu  Freib.  V,  327—341.  —  2)  Mitteil.  a.  d.  Preiherrl.  v.  Röderschen  Archive,  Freib. 
Diöc.-Arch.  XIII,  273—81.  —  3)  Ztschr.  <L  bist.  Ges.  etc.  z.  Freib.  V,  193—326.  — 
4)  '13.  Eietersche  Wappenbuch  am  Endo  des  XVI.  Jh.'  Schriften  d.  Ter.  f.  Gesch.  d.  Baar  etc. 
in,  1—14.  —  5)  Freib.  Diöc-Arch.  XIH,  129—236.  (Vgl.  Jahresber.  I,  209).  —  6)  Ibid. 
8.  298.  -  7)  Ibid.  S.  282.  —  8)  Ibid.  XIII,  283—297.  —  9)  Ztschr.  f.  d.  Gesch.  d. 
Oberrh.  XXXI II,  1—101.     Auch  separat  (Karlsr.,  Braun). 


Südwest-Deutschland  (Württemberg).  11,85 

Trithemins,  Reuchlin,  dem  Mönche  Leontorius  in  Maulbronn,  dem  jüngeren 
Gresemund  in  Mainz,  Konrad  Eeltes  u.  a.  Seine  lateinischen  Gedichte,  deren 
oft  harte  Sprache  und  Ungelenkigkeit  ihn  in  die  erste  Humanistengeneration 
verweisen,  eröffnen  manche  bis  jetzt  unbekannte  Beziehungen  des  Heidel- 
berger Humanistenkreises.  Zugleich  hat  er  auf  Wunsch  des  Kurfürsten  Philipp, 
des  M&cenas  der  Humanisten,  griechische  und  lateinische  Schriftsteller  ins 
Deutsche  übertragen,  wovon  eine  Heidelberger  Handschrift  Proben  erhalten 
hat.  —  Über  einen  andern  Humanisten,  Peter  Luder,  hat  Wattenbach1) 
frohere  Arbeiten  ergänzt,  indem  er  aus  einer  Karlsruher  Hds.  das  Datum 
der  Rede  giebt,  welche  L.  zu  Ehren  des  Kurfürsten  Friedrich  (11.  Febr. 
1458)  zu  Heidelberg  gehalten  hat. 

Für  Württemberg  liegen  über  Prähistorisches  Mitteilungen  vor 
von  f  Haakh*)  über  die  Funde  im  Kleinaspergle,  Hang  und  Miller3) 
ober  keltische  oder  germanische  Ringwälle  in  Oberschwaben,  Betz4)  über  die 
Beziehungen  der  Gegend  von  Heilbronn  zur  Urgeschichte,  Ernst6)  über  eine 
Brandhügelgruppe  bei  Westernhausen  an  der  Jagst. 

Die  Geschichte  der  Römerzeit  hat  eine  sehr  wertvolle  Bereicherung 
gefunden  durch  'die  Vermessung  des  römischen  Grenzwalls  in  seinem  Lauf 
durch  Württemberg,  in  ihren  Resultaten  dargestellt,  unter  Mitwirkung  der 
Mitglieder  des  k.  statistisch- topogr.  Bureaus,  Fink  und  Paulus,  von  Prof. 
Herzog  in  Tübingen'.6)  Dazu  kommen  kleinere  Mitteilungen  von  P.  Knapp7) 
über  die  Orpheus-Mosaik  in  Rottweil,  P.  Weizsäcker8)  über  römische  Funde 
(Töpferstempel  'Severi*  und  Geräte)  in  Heidenheim  und  den  Danuviusaltar 
von  Mengen,  dessen  Inschrift  erklärt  wird:  (Centurio)  Q.  Veranus  votum  sol- 
vit  libens  laetus  merito  vovit  ob  salutem. 

Unter  den  Beiträgen  zur  Geschichte  des  schwäbischen  Mittelalters 
sind  zu  nennen:  Der  Versuch  C a spart s,9)  die  [Urheimat  der  Zäringer  auf 
der  schwäbischen  Alb  nachzuweisen,  —  neben  manchen  unhaltbaren  Hypo- 
thesen Schätzbares  zur  alten  Lokal-  und  Geschlechtergeschichte;  Bemerkungen 
P.  Weizsäckers10)  über  den  Comitatus  Hurnia;  die  von  J.  A.  Giefel11) 
zusammengestellte,  meist  dem  Graft.  Waldbott-Bassenheimschen  Archiv  zu  Bux- 
heim  bei  Memmingen  entnommenen  Regesten  des  Cisterzienserinnenklosters 
Heggbach  bei  Biberach,  eine  reiche  Quelle  für  die  oberschwäbische  Geschichte; 
Völters18)  Untersuchung  über  die  Sekte  von  Schwab.  Hall  (1248)  und 
ihren  Zusammenhang  mit  der  deutschen  Kaisersage;  Heyds13)  ansprechender 
Vortrag  über  die  mittelalterlichen  Handelsverbindungen  der  oberschwäbischen 
Reichsstädte  mit  Italien  und  Spanien,  dabei  drei  ungedruckte  Urkunden  aus 
dem  Luzerner  Staatsarchiv;  Klemms14)  Vortrag  über  die  beiden  Kirchen- 
baumeister vom  Ende  des  XV.  Jh.,  Albrecht  Georg  von  Stuttgart  und  Peter 
von  Koblenz,  ein  vielversprechender  Abschnitt  aus  einer  zum  Druck  vor- 
bereiteten   württembergischen    Baugeschichte;    Bucks15)     fortgesetzte    orts- 


1)  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins  XXXIII,  439.  —  2)  Schwäbischer 
Merkur,  Chronik,  8.  1109.  —  3)  Bonner  Jahrbüchor,  68,  138  f.  —  4)  Heilbr.  Neckar- 
teitung  84  ff.  —  5)  Wiirttemb.  Vierteljahrshefte  3,  285  ff.  —  6)  Ibid.  S.  81—123.  — 
7)  Korresp.-Bl.  f.  d.  Gel.-  u.  Realsch.  Württcmb.  27,  33  ff.  —  8)  Vierteljahrshefte  3,  193, 
224.  —  9)  Ibid.  1  ff.  124  ff.  242  ff.  —  10)  8.  o.  8.  24*.  —  11)  Vierteljahrshofte  3, 
201  ff  —  12)  Briegers  Zoitschr.  f.  Kirchengesch.  4,  360  ff.  Vgl.  u.  Kap.  XXIV.  — 
13)  Vierteljahrshefte  3,  141  ff.  —  14)  Ibid.  8.  275  ff.  Vgl.  auch  8.  56  ff.  154  ff.  — 
15)  Ibid.  32  ff.  273.     Vgl.  u.  Kap.  XIII. 


11,86  XI.    J.  Hartmann. 

etymologische  Studien,   welche  er  diesmal  auch  in  einem  gedrängten  alpha 
betischen  Handweiser J)  zusammenfielst. 

Zur  Geschichte  alter  schwäbischer  und  fränkischer  Geschlechte; 
sind  zu  erwähnen:  eine  von  Frhrn.  v.  Owa)  mitgeteilte  Urkunde  von  128( 
aus  Kotenburg  a.  N.;  Kornbecks8)  Abhandlung  über  die  Herren  von  Neifei 
und  ihre  Beziehungen  zu  der  Grafschaft  Marstetten  und  der  Stadt  Ulm 
Bühlers4)  übersichtliche  Geschichte  der  Freiherren  von  Crailsheim;  ein« 
Schrift  der  Brüder  J.  u.  A.  Erbstein6)  zur  Hohenlohischen  Münzgeschichte 
auf  die  interessanten  Totenschilde  dieser  Familie  in  der  Herrgottskircht 
zu  Creglingen  a.  d.  Tauber  werfen  M.  Bachs6)  Bemerkungen  Licht  —  Di< 
Geschichte  der  Familie  v.  Sunthausen  erläutert  aus  Glatz'  Regesten  des  Kloster 
Alpirsbach,  mit  dem  sie  seit  1284  in  Verbindung  stand,  Hübner.7)  Voll 
ständig  endlich  liegt  das  neue  Wappenbuch  von  £.  v.  d.  Becke-Klüchtz 
ner8)  vor. 

Von  Lokalgeschichtlichem  gehören  noch  hierher:9)  ein  für  die  Ge 
schichte  Oberschwabens  insbesondere  der  Stadt  Ehingen  wertvoller  Vortrai 
von  Hehle10)  über  die  Patrizierfamilie  der  Winckelhofer ;  Molls11)  Mit 
teilung  über  Schlofs  Argen  (Montfort)  im  Bodensee ;  die  amtliche  Beschreibuni 
der  Oberamtsbezirke  Balingen12)  und  Mergentheim13)  von  J.  u.  P.  Hart 
mann,  Paulus,  Stalin  u.  A.;  Salzmanns1*)  Schriftchen  über  die  Niko 
laus-Kapelle  in  Efslingen-,  Sambeths16)  Beitrag  zur  Geschichte  des  Cister 
zienserklosters  Schönthal  und  seiner  Probstei  in  Mergentheim;  Hafners11 
Chronik  von  Ravensburg;  viel  über  Ulm,  namentlich  das  Münster,  von  Arll 
Bach,  Dieterlen,  Klemm,  Fr.  u.  P.  Pressel,  teils  in  den  Vierteljahrs 
heften,  teils  in  den  von  Fr.  Pressel  herausgegebenen  Münsterblättern, 17 
v.  Jans18)  Beschreibung  der  an  Kunstdenkmalen  reichen  Kirche  in  Weilheil 
unter  Teck;  Schriftchen  über  Weinsberg19)  (=  Wodensberg)  und  die  Weibei 
treu,  sowie  über  den  Wunnenstein. 80) 

In  Hohenzollern  sind  Ausgrabungen  in  den  sog.  alten  'Gräbern'  in 
fürstlichen  Walde  bei  Wachendorf  gemacht:  es  waren  wohl  alte  Winter 
Erdwohnungen;  die  Funde  waren  nicht  bedeutend.  —  Grabhügel  zwische 
Wachendorf  und  Imnau  ergaben  Skelettreste  und  BronceschmucksacheiL81)  - 
Das  Mittelalter  geht  der  Schlufs  von  Li  cht  Schlags  (t)")  'hohenzollernschei 
Regesten,  842 — 997*  an,  sowie  das  von  Birlinger1')  edierte  Urbar  voi 
Beuron.  Die  Geschichte  der  schwäbischen  Hohenzollern  hat  in  wunderliche 
Verquickung  von  Novelle  mit  den   Resultaten  gründlicher  Forschung  War 


1)  Oberdeutsches  Flurnamenbuch.  Stuttg.,  Kohlhammer.  XXIV,  316  8.  —  Angex  mi 
heftiger  Polemik  von  L.  8toub,  oberdtsche  Flurnamen,  Augsb.  Allg.  Ztg.  No.  197.  — 
2)  Vjshfte.  3,  657.  —  3)  Ibid.  8.  45  ff.  —  4)  Ibid.  S.  287  ff.  —  5)  D.  Samml.  Hohen! 
Münzen  u.  Medaillon  dos  Fürst!.  Hauses  Hohen!. -Waidenburg.  Drosden,  Bänsch.  IV,  62  8.  — 
6)  Dtsch.  Herold.  XI,  91—94.  —  7)  Ibid.  8.  36.  —  8)  D.  Adel  d.  Königr.  Württemberg 
Lf.  3—6.  S.  113—400.  Stuttg.,  Kohlhammor.  Vgl.  Jahrosbor.  II,  2,  120.  —  9)  Anderes  i 
Abt.  III.  —  10)  Vjshfte.  3,  48  ff.   132  ff.  —  11)  Sehr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Bodensees.  X,  119  fl 

12)  Stuttg.,  Kohlhammor.  XU,  568  S.  —  13)  Ibid.  XII,  864  S.  —  14)  Esslingen 
Bechtle,  20  S.  —  15)  Freib.  Diöc.-Arch.  13,  109  ff.  —  16)  Ravensburg,  Dorn.  40  S.  - 
17)  Hft.  2.  —  18)  Bes.  Beil.  d.  Staatsanz.  S.  56  ff.  —  19)  Merk,  Gösch.  <L  St.  W.  im 
ihrer  Burg  Weibertreu.  —  Weinsb.,  Kohlor.  56  S.  12°.—  20)  Holder,  Der  Wunnensteii 
Geschichte,  Tradition  u.  Sage.  Stuttg.,  Metzler.  (3  Titel-Aufl.)  80  S.  —  21)  Brief  des  Prhi 
H.  C.  v.  Ow.  Mitt  d.  V.  f.  Gesch.  u.  Altertkdo.  in  Hochingon.  XIII.  (1879/1880.)  8.  121 1- 
22)  Ibid.  S.  76—85.  —  23)  S.  o.  S.   70*.    Dor  orste  Teil  schon  Aleni.  VI,  131  ft 


Mittelrhein.  n,87 

natz1)  behandelt  —  Den  Namen  des  Berges  Hohenzollern  und  der  Stadt 
Hechingen  hat  in  mythisch-historischer  Beziehung  Thele1)  behandelt;  der 
Name,  ?on  'solarius'  abgeleitet,  bedeute  Sonnenberg. 


xn. 

F.  Otto. 

Mittelrhein. 

Am  Mittelrhein  hat  der  Name  von  Mainz,  der  alten  Hauptstadt  von  Ger- 
mania superior,  auch  1880  wieder  zu  Erörterungen  Anlafe  gegeben.     Nach 
Pohl8)   hiefe    es   früher  Caesoriacum,   unter  welchem  Namen  es  Florus  be- 
zeichne;  'boni  ominis  causa'  sei    der  Name  in  Magontiacum  verändert  von 
der  celtischen  Wurzel  'mag'  crescere-,   von  Caesoriacum,   nicht  von  'castra', 
stamme  die  heutige  Lokal-Bezeichnung  Kästrich.  —    Diese  Ansicht,  auf  der 
Versammlung  mittelrheinischer  Gymnasiallehrer  in  Mainz  vorgetragen,    blieb 
hier  nicht  ohne  Widerspruch-,  doch  kehrt  auch  Christ4)  von  der  Ableitung 
des  Namens  von  dem  Personennamen  Magontius  zu  der  Siteren  von  'Moenus', 
bei  Ammian  'Menüs'  Grundform  'Maginos*  zurück. —  Zangemeister5)  hält 
an  der  Herleitung  von  Mogontius  fest.    Der  Name  hängt  wie  der  der  Dea  Mo- 
gontia  auf  einer  Inschrift  von  Sablon,  mit  dem  deus  Mogon  zusammen,  der  aus 
britischen  und  elsafser  Inschriften  bekannt  ist.    Heimat  beider  Gottheiten  war 
wohl  die  Rhein-  und  Mosellandschaft.   —    Seine  Ableitung  des  oft  vorkom- 
menden Namens  Limburg  von  der  Linde  hält  Christ6)  gegen  Mehlis,  'limitis 
bnrgus'  nochmals  siegreich  aufrecht.  —  Den  Ortsnamen  Nied  leitet  derselbe 
von  einer  celtischen  Wurzel,  Quelle,  Bach,  ahd.  nitaha,  Heddernheim  durch 
die  Form  Hetrenheim  von  Artaunum7),   Kriftel  von  crufta,  Gruft,  Höhle, 
her8). 

Das  vielbesprochene  'Munimentum  Trajani',  Amm.  XVII,  1,  haben  Christ 
u.  Becker9)  behandelt.  Letzterer  glaubt,  dafs  sich  an  dasselbe  die  Civitas 
Mattiacorum,  Castel,  angeschlossen:  ruhige  Zeiten  hätten  die  militärische  Be- 
deutung des  Platzes  hinter  der  politisch-merkantilen  zurücktreten  lassen  und 
so  den  Namen  des  Kaisers  verdrängt.  —  Das  rätselhafte  Denkmal  zu  Mainz,  das 
schon  1275  unter  dem  Namen  'Eigelstein',  bei  Ekkehard  IV.  als  Trusilocus 
erwähnt  wird  (noch  bis  in  die  neuere  Zeit  hiefs  ein  Teil  des  Berges 
Drusenloch)  hält  K.  G.  Bockenheimer10)  für  ein  Kenotaphion  des  Drusus, 
das  die  römischen  Soldaten  dem  geliebten  Feldherrn  errichteten;  den  Namen 
erhielt  es  später  von  seiner  Ähnlichkeit  mit  einer  Eichel.    Die  Nachgrabungen 


1)  Frogr.  d.  höh.  Bürgerschule  z.  Hechingen.  —  2)  Z.  Gösch.  <L  Hohenz.  £.  histor. 
Studie.  Coburg,  Sendelbach.  64  S.  —  3)  Jahrbücher  f.  Piniol,  u.  Päd.  124,  217.  — 
4)  Correep.-BL  d.  Gesamtver.  XXVIII,  68.  —  5)  Bonner  Jbb.  69,  36.  —  6)  S.  o.  S.  3«.  — 
7)  8  Jahreeber.  II,  2,  131.  —  8)  Corresp.-Bl.  1.  1.  S.  80».  —  9)  S.  o.  S.  4  f.  Über  die 
Fibel  von  dem  Laufe  des  Neckar  an  der  Borgstraase  s.  o.  S.  80".  —  10)  Der  Eichelstein  au 
Main*.    Mainz,  Diemar.     14  S. 


11,88  XII.    F.   Otto: 

des  Jahres  1880  erlaubten  zugleich  eine  genauere  Beschreibung  des  Bau- 
werkes zu  geben.1)  Doch  ist  dasselbe  wegen  der  unregelmäßigen  Technik 
auch  des  Unterbaues,  wegen  des  Mangels  von  Spuren  einer  ehemaligen  Be- 
kleidung vielleicht  eher  ein  rohes  Soldatenbauwerk  als  ein  Wahrzeichen  der 
römischen  Herrschaft  am  Rheine.  —  Noch  immer  ist  nicht  mit  Sicherheit 
festzustellen,  ob  die  alte  Brücke  bei  Mainz  römischen  oder  karolingischen 
Ursprungs  ist,  obwohl  die  ganze  Anlage  ein  Handwerk  andeutet,  das  auf 
seiner  vollen  Höhe  steht,  d.  h.  auf  römischen  Ursprung  hinweist  Es  sind 
gegen  135  Stämme  herausgezogen,  teils  Rundhölzer,  teils  vierkantig  beschla- 
gene Baumpfähle  mit  starker  Verjüngung  nach  unten  bis  zu  40 — 45  cm  Durch- 
messer, ferner  Verbindungshölzer  (Lang-  u.  Querschwellen);  durch  eiserne 
Nägel  waren  diese  Pfähle  zu  einem  mächtigen  Roste  zusammengeschlossen, 
die  Zwischenräume  mit  Kalksteinen  angefüllt.  An  Funden  ergaben  sich  ver- 
waschene Münzen  und  ein  Brandstempel  mit  der  Marke:  leg.  XX TT.  AN; 
noch  kann  freilich  der  Stempel  auf  Pfählen  nicht  sicher  nachgewiesen  werden, 
da  die  eingerissenen  Zeichen,  allerdings  z.  t.  in  Form  römischer  Buchstaben, 
unter  der  Einwirkung  der  Luft  sofort  verschwinden.  Auch  römische  Steine 
wurden  aus  den  Brückenpfeilern  hervorgehoben,  namentlich  ein  Eckstück  aus 
Flonheimer  Sandstein  mit  z.  t.  lesbarer  Inschrift.8)  —  In  einem  Hause  der 
Pfaffengasse  zu  Mainz  liegt  der  einzige  Fall  diesseits  der  Alpen  vor,  dafs 
römisches  Mauerwerk  —  bis  zur  Balkenlage  des  ersten  Stockes  reichend, 
ca.  8  m,  —  noch  jetzt  bewohnt  wird.3) 

Auch  Funde  von  Bedeutung  sind  in  Mainz  gemacht:  am  Grauthor  ein 
kleines  in  Serpentin  geschnittenes  Stempelblättchen4)  mit  dem  Namen  eines 
Arztes  und  medizinischer  Mittel;  ferner  mannigfache  Trümmer  von  Geftssen 
in  terra  sigillata  und  Hypokaustanlagen,  namentlich  aber  Denkmäler  sakraler 
Skulptur,5)  ein  kleiner  Hausaltar  ohne  Inschrift,  eine  Ära  des  Jupiter  Opt. 
Max.  mit  dem  Bilde  des  Gottes,  ähnlich  den  beiden  kunstvollen  1879  von 
Dunckcr 6)  besprochenen,  und  eine  in  leicht  zusammenzufügenden  Fragmenten 
erhaltene  Säule,  mit  Gestalten  der  Juno,  der  Minerva  und  des  Merkur  in 
hohem  Relief.  Ferner  sind  zu  erwähnen  Gräber  bei  Zahlbach  (eins  mit 
einem  Steinsarg),  ein  römischer  Denkstein  mit  Inschrift  und  ein  altchrist- 
licher Grabstein7).  Hier  sei  zugleich  bemerkt,  dafs  auch  in  Wiesbaden  ein 
altchristlicher  Grabstein  mit  Inschrift,  der  siebente  in  dieser  Stadt,  aufge- 
funden ward, 8)  welcher  derselben  Zeit  und  demselben  Begräbnisplatz  wie  die 
meisten  der  dort  gefundenen  angehört.  —  Ein  römischer  Denkstein,  dessen 
Inschrift  bis  auf  I(ovi)  der1  ersten  Zeile  verdeckt  ist,  trägt  in  der  Kasteier 
Gemarkung  an  der  alten  Elisabether  (Pilger-)  Strafsc  das  sog.  Fähnchen- 
kreuz.9)  Als  Wetterstein  ist  er  älter  denn  die  Jahreszahl  1697,  welche  das 
Kreuz  zeigt,  oder  die  deutschen  Inschriften  desselben.10) 

Ausserhalb  Mainz  sind  —  abgesehen  von  dem  Wiesbadener  Grabstein  — 
gefunden:  ein  Römergrab  an  der  Neumühle  zwischen  W  ein  he  im  u.  Mauchen- 
heim, n)  eine  vorchristliche  Grabstätte  beiFrischhorn  in  Oberhesesn,  frän- 


1)  Anz.  f.  Kunde  d.  dUch.  Vorz.  XXVII,  233,  nach  oinom  Bericht  der  Darm  stadter  Ztg. 
Dagegen  Bockonhcimer  am  Schlafs  s.  Schrift.  —  2)  F.  Schneider,  Bonn.  Jbb.  69,  109  ff. 
—  3)  Anz.  f.  Kdo.  d.  dtech.  Vorz.  XXVII,  233.  —  4)  Corrosp.-Bl.  1.  1.  S.  56,  Am.  etc. 
1.  1.  S.  233.  Vgl.  o.  S.  10.  —  5)  Ibid.  8.  88.  —  6)  Jahrosber.,  II,  2,  128.  131.  Genauer 
hat  W.  Volke  die  Figur  behandelt,  Quartalblätter  d.  hess.  Ver.  S.  27.  —  7)  Coxre«p.-BL 
S.  94  f.  Vgl.  Bonner  Jbb.  69,  112.  —  8)  Rhein.  Kurior  v.  20.  Aug.,  Tgl.  auch  Am.  f.  Kde. 
<L  d.  Vorz.  XXVII,  300.  —  9)  Corresp.-Bl.  1.  1.  S.  95.  —  10)  Bonner  Jbb.  69,  113.  — 
11)  Corresp.-Bl.  S.  48. 


Mittolrhein.  11,89 

kische  Grabfunde  bei  Bingen,  *)  ein  altes  Grab  bei  Rodan  in  der  Nähe  von 
Zwingenberg  *)  mit  Scherben  von  Thongefäfscn  primitiver  Art,  Klopfstein  und 
Reibstein.  Systematisch  sind  ausgegraben  die  Hünengräber  im  Lange- 
dorf er  Walde  durch  Fr.  Kofi  er  und  Fr.  Bach3),  sowie  das  fränkische 
Totenfeld  bei  Klein-Rohrheim  durch  Fr.  Kofier4).  Dort  wurden  acht, 
hier  zwanzig  Gräber  aufgedeckt  mit  mannigfaltigen  Beigaben,  namentlich  in 
den  zuletzt  genannten,  und  zwar  stand  in  den  tiefer  gelegenen  Gräbern 
zur  rechten  Seite  des  Kopfes  gewöhnlich  ein  Gefafs,  in  seiner  Nähe  lagen 
Pferde-,  Ochsen-  oder  Schweineknochen;  am  Halse  Schmucksachen,  rechts 
ein  Messer  (selten  links)  oder  eine  Waffe,  an  den  Knieen  Riemenschnallen, 
zq  den  Füfsen  Lanzen  oder  Pfeile,  Kämme  u.  a.  Bemerkenswerte  Fundstücke 
sind  ein  fränkisches  zweischneidiges  Schwert,  drei  Arten  von  Saxen,  eiserne 
Messer,  bronzene  Schmucksachen,  ein  Goldbrakteat,  ein  silbernes  Ohrgehänge. 
Aach  in  Oberhessen  fand  man  Spuren  römischer  Ansicdlungen.  Nachgrabungen 
ergaben  das  sog.  Hainhaus  als  römisches  Gebäude  am  Pfahlgraben  und  för- 
derten mancherlei  Gefafse,  auch  von  terra  sigillata,  zu  Tage5).  In  der  Nähe 
von  Allerstadt  sind  zahlreiche  Funde  von  römischen  Gefafsen  und. Münzen  ge- 
macht und  eine  nun  verlorene  Inschrift  von  249  entdeckt. 6)  Altgermanische 
Gräber  bei  Giefsen  und  die  ältesten  Ortsnamen  der  Gegend  behandelt  Ga- 
reis.7) Noch  immer  nicht  ganz  aufgeklärt  ist  die  Röderburg  und  Hof  bei 
Dreihausen.8) 

Die    'römischen   Hecrstrafsen    zwischen   Main  und   Lahn'    bespricht 
J.Schneider9)  und  zählt  folgende  auf:  1)  von  Braubach  durch  den  Ober- 
Lahnsteiner  Wald,  (mit  römischem  Gemäuer)  nach  Ems  zum  Kastell-,  2)  von 
O.-Lahnstein    nach    dem  genannten  Wald  und  dort  in  die   erste    mündend; 
3)  von  Lorch,  anschliefsend  an  die  Strafse  Trier-Büdlich-Heimbach,    durch 
das  Wisperthal,  über  Ransel  zu  dem  Kastell  am  grauen  Stein,  dann  jenseits 
des  Pfahlgrabens  als  'Rennstrafse'  über  Katzenellenbogcn   und  an  Schamburg 
vorbei  nach   Diez  und  Oranienstein  und  weiter  bis  Siegen;  in  diese  Strafse 
mündet  ein  Arm  der  Trier-Neuwieder  Strafse,  welcher  über  Montabaur  nach 
Hadamar  führt;   4)  von  Eltville  nach  Kiedrich  und  westlich   von  L.- Schwal- 
bach vorbei  nach  Kernel  und  Holzhausen  zum  Kastell,  dann  längs  des  Pfahl- 
grabens bis  Pohl,  wo  sie  ihn  schneidend  nach  Nassau  verlief;  5)  vom  Main 
bei  Hochheim  über  Erbenheim,  Wiesbaden,  Bärstadt  (nicht  Bierstadt)  in  jene 
mündend;  6)  von  Kastell  über  Hofheim  nach  Heddcrnheim,  die  sog.  'alte',  4hohe', 
'Stein-',  oder  'Elisabethcr-',  auch  'Weinstrafse';  7)  von  Rüdesheim  längs  dem 
Taunus  nach  Wiesbaden  und  Hofheim;  8)  von  Frankfurt-Höchst  über  Ober- 
Liederbach  zum  Kastell  bei  Hefftrich,  dann  durch  den  Pfahlgraben  und  über 
Esch   bei  Limburg;  9)  von  Frankfurt  über  Heddernheim  zur  Saalburg   und 
jenseits  des  Pfahlgrabens  bis  Weilburg. 

In  Betreff  der  ersten  Anlage  der  Römerstrafsen  von  Trier  an  den 
Rhein  glaubt  F.  Möller10)  z.  t.  auf  Grund  eines  bei  Mainz  gefundenen 
Meilensteins  im  Gegensatz  zu  Schmidt  (Bonn.  Jbb.  31,  193)  u.  a.  die 
erste  Anlage  der  Linie  Trier- Simmern -N.-Hcimbach  und  weiter  über  den 
Rhein  Lorch-Lahn   schon  der  ersten  Kaiserzeit  (Agrippa).    die  kürzere  süd- 


1)  Corre«p.-Bl.  8.  56.  —  2)  Ibid.  S.  94.  —  3)  Quartalbl.  1.  1.  8.  48,  Anz.  otc.  8.  264.  — 
4)  Ibid.  8.  37.  —  Corresp.-Bl.  8.  86.  89.  —  5)  Deich ert,  ■.  1.  Jahrosber.  d.  Vor.  von 
Oberhessen.  8.  15.  —  6)  Irle,  d.  Mark  Allorstadt,  ibid.  S.  21.  —  7)  Ibid.  S.  18.  — 
8)  Z3ppritz,  ibid.  8.  93.  —  9)  8.  o.  8.  39;  dazu  Bonn.  Jbb.  68,  3  u.  8.  -  -  10)  Bonn. 
Jbb.  68,  8. 


11,90  XU-    F.  Otto: 

liehe  Abzweigung  von  Simmern  nach  Bingen  (Mainz)  dem  Kaiser  Antonin  — 
nach  dem  Meilenstein  dem  J.  139  —  zuweisen  zu  müssen. 

Eine  Zusammenstellung  der  römischen  Inschriften  und  Steinskulpturen 
der  Stadt  Kreuznach1)  zeigt  als  hauptsächlichste  Fundorte  das  Nahethal 
und  den  südöstlichen  Hundsrück,  insbesondere  Bingerbrück  und  das  Römer- 
kastell der  Stadt.  Die  Sammlung  enthält:  1)  Altäre  und  Votivinschriften, 
meist  aus  dem  Kastell,  erstere  z.  t.  mit  erhabenen  Bildern  verschiedener 
Götter;  2)  12  Grabsteine  mit  Inschriften,  meist  von  Bingerbrück;  3)  16  Fi- 
guren und  Architekturstücke  ohne  Inschriften;  4)  Thonfiguren,  darunter 
4  Legionsziegel  mit  deutlichem  Stempel  der  leg.  XXII.  Pr.  P.  F.,  GefiLfae 
aus  terra  sigillata  und  Lampen  mit  Inschriften.  Die  Grabsteine  sind  instruktiv 
für  das  Studium  der  Rüstung  der  Soldaten,  namentlich  des  Cingulum. 

In  den  Jj.  1879  und  1880  *)  wurden  im  Reg.-Bez.  Trier  die  Thermen 
in  St.  Barbara  untersucht  und  mehrere  Räume  bloßgelegt,  ferner  auf  dem 
neuen  Viehmarkt  Gebäudereste  gefunden,  auch  Mauerreste  eines  Tempels, 
eine  Inschrift  und  der  Torso  einer  Hekate  sowie  zwei  arae  entdeckt;  zu 
dem  Tempel  kann  eine  nicht  weit  davon  gefundene  weibliche  Göttin  gehört 
haben.  —  Ferner  fand  man  einen  Aquädukt,  einen  Schuttablagerungsplatz 
mit  mancherlei  Altertümern  (u.  a.  Bronzeblcch  mit  dem  getriebenen  Bilde 
eines  Jünglings);  bei  dem  Balduinshäuschcn  einen  Tempel  (wohl  Peripteros) 
mit  deutlicher  Cella  und  Pronaos.  Auch  das  Gräberfeld  vor  der  Porta  nigra 
lieferte  reiche  Ausbeute,  u.  a.  einen  Inschriftstein  und  12  Trinkbecher;  besonders 
traten  die  verschiedenen  Arten  der  Bestattung  deutlich  hervor.  An  einer 
Stelle  waren  4  m  lange  und  breite  Plätze  durch  Mauern  abgegrenzt  (Familien- 
gräber); in  105  Gräbern  befanden  sich  16  begrabene  Leichname,  die  andern 
Toten  waren  verbrannt;  von  jenen  lagen  15  in  freier  Erde,  und  Nägel  mit 
Holzspuren  wiesen  auf  Särge  hin,  in  denen  sie  bestattet  waren,  einer  in 
einem  Steinsarg;  Beigaben  hatten  wenige:  die  nach  den  Münzen  bestimm- 
baren gehörten  dem  III. — IV.  Jh.  an.  Von  den  89  verbrannten  Leichen 
waren  die  verbrannten  Knochen  konserviert  entweder  dadurch,  dafs  sie  auf 
einen  Ziegelstein  gelegt  und  mit  Scherben  tiberdeckt  waren  (5  Fälle);  oder 
sie  waren  in  Holzkästen  (viermal)  oder  Steintrögen  (dreimal)  aufbewahrt, 
meist  aber  in  Urnen  beigesetzt,  die  entweder  freistanden  (41)  oder  durch 
Steine  u.  a.  geschützt  waren.  Meist  hatten  die  Urnen  Beigaben.  An  einigen 
Stellen  fanden  sich  Haufen  von  Asche  und  Holzkohlenresten;  hier  waren  die 
Leichen  auf  den  Begräbnisstätten  verbrannt.  Man  verbrannte  und  bestattete 
hier  seit  ca.  50  n.  Chr.  bis  zum  Ende  des  IV.  Jh.  —  Bei  Löwenbrücken 
und  Mattheis  fanden  sich  zwei  Marmorköpfchen  und  drei  Inschriften. 

Aufserhai b  Triers  fanden  sich  römische  Villen  in  Leudersdorf  in  der 
Eifel,3)  in  Mechern  bei  Merzig  und  bei  Wustweiler  (Kr.  St.  Wendel);  schön 
gearbeitete  Statuenreste  eines  Grabmonuments  bei  Born;4)  ein  Gräberfeld 
bei  Bitburg;  ein  goldner  Siegelring  mit  grauem  Stein  in  durchbrochner 
Fassung,  der  eine  Urne  mit  Tauben  auf  den  Henkeln  zeigt;  eine  römische 
Glasfabrik  bei  Cordel.  —  Prähistorisch  sind  die  bei  dem  Buchener  Loche 
aufgefundenen  Knochenreste  (vgl.  Bonner  Jbb.  67),  mittelaltrig  die  Messing- 
schale zu  Hof  Mulbach  mit  sechs  Einzeldarstellungen  aus  der  Erzählung  vom 
barmherzigen  Samariter.     Erbaut  ist  Trier  nach  demselben  Forscher6)  unter 


1)  0.  Kohl,  Progr.  d.  Gymn.  (Nr.  369.)  Mit  Bildnis  e.  röm.  Soldaten.  —  2)  F.  Hett- 
ner,  Bonn.  Jbb  69,  7,  ff.  — »  3)  Vgl.  Jahresbor.  1,  216«.  —  4)  Vgl.  auch  Pick*  Monatwehr. 
IV,  1.  —  5)  D.  röm.  Trier,  Picks  Monateschr.  VI,  343.     Vgl.  Jahresber.  II,  8,  129. 


Mittelrhein.  11,91 

Claudias,  seine  Glanzzeit  fällt  aber  erst  in  das  IV.  Jh.  Die  Anlage  der  äl- 
testen Stadt  ist  nicht  mehr  zu  rekonstruieren;  der  cardo  maximus  lief  wahr- 
scheinlich von  der  Stelle  der  Porta  nigra  aus  und  durchschnitt  die  Stadt 
schnurgerade.  Von  den  öffentlichen  Gebäuden  reicht  nur  das  Amphitheater 
vor  die  genannte  Epoche  zurück.  Hauptförderer  der  Stadt  ist  Konstantin, 
doch  beginnt  die  Anlage  grofeer  Bauten,  sobald  Trier  Residenz  der  Cäsaren 
wurde-,  Konstantin  residierte  dort  nur  von  306 — 312,  während  sein  Vater 
(293 — 306),  Maximian  (285—293)  sofort,  wie  die  andern  Cäsaren,  sicher- 
lich für  ihrer  Stellung  würdige  Paläste  gesorgt  haben.  Ihr  Palast  —  im 
SO.  —  enthielt  einen  grofsen  rechteckigen  Saal  mit  drei  Apsiden;  daran 
schliefst  sich  durch  einen  Ausgang  im  W.  (ebenfalls  mit  einer  Apsis)  ein 
rander  Raum,  dann  ein  Hauptsaal  mit  einem  grofsen  Hof  davor;  im  W.  sind 
kleine  Zimmer;  die  Bauart  weist  auf  das  Ende  des  HL  Jh.  Von  dem  Circus 
maximus  Konstantins  ist  bis  jetzt  nichts  nachgewiesen,  dagegen  steht  noch 
die  Basilika  Konstantins,  nur  dafe  sie  wahrscheinlich  früher  zwei  Säulen- 
reihen hatte;  bei  derselben  mag  ein  Forum  gelegen  haben.  Dafs  der  heu- 
tige Dom  und  der  Domhof  eine  zweite  Basilika  mit  Forum  gewesen,  be- 
zweifelt Hettner,  der  mit  Schnaase  und  Otte  in  dem  Dom  einen  altchrist- 
lichen Kuppelbau  erblickt,  wie  sie  seit  Konstantin  errichtet  wurden;  eine 
Münze  Gratians  im  Mörtel  zeigt,  dafs  der  Bau  nach  367  aufgeführt  ist  Die 
Thermen1)  in  S.  Barbara  stehen  dem  Bau  nach  dem  Dome  nahe  und  sind 
mit  ihm  vielleicht  unter  Gratian  errichtet.  Die  Porta  nigra  ist  ein  un- 
vollendetes befestigtes  Stadtthor  aus  der  letzten  Zeit  römischer  Herrschaft, 
nicht,  wie  Hübner  will,  aus  der  Zeit  des  Claudius.  Von  Privathäusern  ist 
keins  erhalten,  dagegen  bilden  die  Gräber  eine  ergiebige  Fundgrube  von  rö- 
mischen Altertümern.  Auch  von  Grabmonumenten  ist  in  Trier  keins 
erhalten,  wohl  aber  in  der  Umgegend  vielfach  lange  halbkreisförmige  Steine 
mit  Inschrift,  meist  aber  gröfser  und  mit  bildlichen  Darstellungen  geschmückt, 
wie  die  Neumagener  Monumente,  die  Igeler  Säule  (das  sog.  Grabmal  der 
Secundinier)  u.  a.  —  Im  J.  414  verlegte  der  Präfekt  seinen  Sitz  nach  Arles, 
um  die  Mitte  des  Jahrhunderts  werden  die  ripuarischen  Franken  Herren  des 
Landes,  womit  die  römische  Kultur  und  Tradition  ein  rapides  Ende  nimmt. 
Elf  altchristliche  Inschriftenfragmente  sind  1878  auf  dem  Terrain  der  S.  Pau- 
linerkirche zu  Trier  gefunden,  wo  eine  altchristliche  Grabstätte  war;  sie  haben 
z.  t.  christliche  Symbole;  vier  in  dem  Pfarrhofe  stehende  Steinsärge  ent- 
stammen wohl  gleichfalls  diesem  Grabfeld.8)  —  Zahlreiche  Funde  lieferte 
auch  die  bayrische  Pfalz.3) 

Im  Mittelalter  hat  in  den  mittelrheinischen  Gegenden  um  die  Mitte 
des  XIV.  Jh.  das  Haus  Nassau4)  dadurch  eine  grofsc  Bedeutung  gewonnen, 
dafs  78  Jahr  lang  das  Erzstift  Mainz  in  seinen  Händen  war.  Liefs  dieser 
Umstand  die  eigentliche  Geschichte  von  Nassau  sehr  zurücktreten,5)  so  wurde 
dies  doch  schon  mit  Gf.  Johann  (1426 — 80)  anders,  der  sich  durch  Frömmig- 
keit, Sorge  für  das  Wohl  seiner  Unterthanen  und  Anhänglichkeit  an  den 
Kaiser  auszeichnete;  letzterer  besuchte  ihn  mehrmals  in  Wiesbaden.  —  Wenn 
unter  ihm  Gf.  0.  Solms  Wiesbaden  1469  einnahm,  so  geschah  dies  zum 
Unterpfande  für  die  noch  nicht  gezahlte  Mitgift  seiner  Gemahlin,  einer  Toch- 
ter Johanns.    —    Gf.  Adolf  (1486—1511)  ist  eifrig  im  Dienste  Maximilians 


1)  Vgl.  Jahresber.  1,  215  f.  —  2)  Kraus,  Bonn.  Jbb.  68,  49.  —  3)  S.  u.  in  Kap.  XII. 
—  Über  die  Toatonen  s.  o.  S.  41.  —  4)  Schliephake-Menzol  V.  S.  o.  S.  5ö6.  —  5)  S. 
Jahmber.  II,  2,   134. 


11,92  xn.  *.  Otto: 

und  des  Reichs  thätig;  Maximilian  ernannte  ihn  zum  Marschall,  dann  (1481] 
zum  Gcncralstatthalter  von  Geldern  und  Zütphen,  später  mehrmals  zun 
Kammerrichter  (1500—1509)  und  erteilte  ihm  1497  den  Titel 'Wohlgeboren' 
ohne  ihm  freilich  die  grofsen  Summen  zu  ersetzen,  die  er  in  kaiserlichen 
Dienst  aufgewendet  hatte.  Der  fast  beständigen  Geldnot  Adolfe  rnufett 
Wiesbaden  oft  abhelfen;  er  dankte  der  Stadt,  indem  er  z.  B.  auf  die  Frau 
leinstcuer  verzichtete,  den  Kirchenbau  förderte  und  die  Stadtmauern  erneuert« 
und  erweiterte. 

Der  Sohn  Adolfs,  Philipp,  1511  —  1558,  hielt  sich  ferner  von  den  allge 
meinen  Landesangelegenheiten,  vielleicht  auch  infolge  seiner  schwachen  Ge- 
sundheit, indem  er  nicht  in  den  Dienst  des  Kaisers  trat,  sogar  bei  aller  gut 
österreichischen  Gesinnung  sich  z.  B.  an  der  Wahlagitation  für  Karl  V.  nicht 
beteiligte.  Dagegen  ist  seine  Regierung  wichtig  für  die  innere  Geschieht« 
seines  Landes.  Wir  erhalten  über  manche  innere  Verhältnisse,  über  Ver- 
waltung, Besteuerung,  Landesbewaffnung,  Recht  und  Polizei  Aufschlufs ;  dabe 
treten  die  Einwirkungen  der  neuen  Ideen  hervor.  Der  Reformation  gegen- 
über verhielt  sich  Ph.  mehr  abwartend  als  feindlich  und  gestattete  ihr  zögernc 
Zugang.  Von  der  Bewegung  des  Bauernkriegs  blieb  Wiesbaden  bei  der  Näh< 
des  Rheingaues  nicht  verschont,  an  dem  schmalkaldischen  Kriege  nahm  Ph 
keinen  Anteil,  blieb  aber  von  den  Leiden  desselben  nicht  befreit,  wem 
auch  der  Brand  von  Wiesbaden  am  25.  April  1547  nicht,  wie  Menzel  nach 
weist,  der  kaiserlichen  Soldateska  zugeschrieben  werden  darf,  sondern  dnrcl 
'böse  Leut'  herbeigeführt  wurde.  In  allen  gemeinsamen  Angelegenheiten  han 
dclte  Ph.  im  Einverständnis  mit  den  wetterauischen  Grafen,  deren  Tage  e 
auch  anfangs  selbst  besuchte ;  alt  und  fast  blind  geworden  hielt  er  sich  aucl 
von  diesen  ferne.  Mit  der  Besprechung  seiner  Bestimmungen  über  die  Erb 
folge  schliefst  der  vorliegende  Band. 

Die  Veränderungen,  die  das  nassauische  Wappen  nach  und  nach  erfahr 
bieten  ein  Spiegelbild  sowohl  der  Geschichte  der  Heraldik  als  des  nassaui 
sehen  Hauses.  Das  Stammwappen  (1198—1220)  war  ein  Löwe  ohne  Zuthal 
seit  der  Mitte  des  XHI.  Jh.  ein  goldner  Löwe  im  blauen  mit  gelben  Schin 
dein  bedeckten  Felde,  der  in  der  walramischen  Linie  im  XV.  Jh.  gekrön 
wurde;  der  Helmschmuck  erscheint  in  dieser  Linie  1344;  einen  Abschluß 
empfing  das  gemeinsame  Wappen  heider  (der  walramischen  und  ottonischen 
Linien  in  der  Erbeinigung  vom  J.  1783  (gekrönter  Löwe  mit  sieben  Schin 
dein).  Infolge  von  verschiedenen  Erwerbungen  werden  allmählich  24  Wappei 
in  das  Wappen  aufgenommen.  Im  J.  1805  ward  das  Wappen  der  herzog 
liehen  Linie  festgestellt,  1815  das  der  ottonischen  (niederländischen)  Linit 
entworfen.1) 

Einen  großartigen  Plan  verfolgt  das  Regesten-  und  Quellenwerk  von  F 
W.  E.  Roth:  Fontes  rerum  Nassoicarum,  Geschichtsquellen  aus  Nassau 
I.  Die  Geschichtsquellen  des  Niederrheingaus.  [T.  1.  Regesten  zur  Gesch 
des  Niedrheing.  (XXHI,  544  S.)  T.  2.  Niederrheingauer  Urkunden.  (336  S. 
T.  3.  Sonstige  Geschichtsquellen  des  Niederrheingaues.  (XXIV,  465  S. 
Wiesbaden,  Limbarth.]  Der  erste  Teil  desselben  ist  dem  Niederrheingau  ge 
widmet;  die  erste  Abteilung  enthält  Regesten  von  meist  schon  gedruckten  Ur 
künden  nnd  geschichtlichen  Notizen,  so  geordnet,  dafs  zuerst  die  elf  Klöstei 
darunter  Eberbach  mit  1385  Nummern,  sodann  die  59  Ortschaften,  dann  di 


1)  H.   t.   Göcking,    Gösch,   d.   nass.   Wappens.     Görlitz,   Starke     VIII,  67  S.     gr.  4 
(Mit  Stammtafeln,  Urkk.  etc.) 


Mittelrhein.  11,93 

sieben  Höfe,  hierauf  die  22  Burgen  und  die  55  Adelsgeschlechter  nebst  den 
Yicedomen,  zuletzt  die  allgemeinen  Landesangelegenheiten  des  Rheingaues 
aufgezählt  und  behandelt  werden,  zusammen  gegen  3900  Nummern  mit  An- 
gabe der  Zeugen  u.  8.  w.  —  Doch  gehen  die  Vorteile  dieser  verdienstlichen 
Sammlang  zum  teil  dadurch  wieder  verloren,  dafs  weder  die  Auszüge  überall 
die  nötige  Präcision  und  Korrektheit,  noch  die  Berechnungen  der  Zeiten  die 
wünschenswerte  Zuverlässigkeit  zeigen.  Die  Anmerkungen  zeigen  neben 
interessanten  Notizen  sonderbare  Mifsverstandnisse.  Nach  S.  483  hat  der 
Herausgeber  eine  bisher  unbekannte  Ciarenthaler  Chronik  in  Würzburg 
entdeckt,  auf  die  wir  gespannt  sind. 

Die  zweite  Abteilung  enthält  280  Urkunden  von  1071 — 1671,  meist  aus 
sekundären  Quellen.     Aufser  ca.  1 20  Abschriften  Kindlingers  in  dem  Archive 
zu  Münster  und  ca.  90  Abschriften  Rofeels  in  dem  Archiv  des  nassauischen 
Vereins  für  Altertum  und  Geschichte,    von  denen  letztere  vielfach  unzuver- 
lässig sind,  entnahm  Roth  einige  (ca.  20)  dem  Staatsarchiv,  ca.  30  den  Ar- 
chiven der  rheingauischen  Gemeinden  oder  Pfarreien,   der  Rest  ist  aus  ver- 
schiedenen Quellen  geflossen.    Der  3.  Teil  enthält  meist  Aufzeichnungen  aus 
oder  über  rheingauische  Klöster,  Nekrologien,  Epitaphien,  Abtsverzeichnisse, 
chronikalische  Aufzeichnungen,  Güterverzeichnisse,   namentlich  aus  dem  sog. 
'Ocnlns  memoriae'  von  Eberbach,  geistliche  Notizen,  die  Lieder  und  die  be- 
kannte ignota  lingna'  der  h.  Hildegard.     Auch  die  beiden  letzten  Teile  leiden 
an  erheblichen  Fehlern.    Übrigens  steht  die  Herausgabe  eines  Cod.  diplom. 
Nassoicus  mit  Unterstützung  der  nassauischen  Kommunalstände  durch  Sauer 
und  K.  Menzel  bevor.  —  Eine  Zusammenstellung  aller  in  dem  Reg.-Bez.  Wies- 
baden vorhandenen  Baudenkmäler  der  Vorzeit  in  alphabetischer  Ordnung  der 
Ortsnamen  nebst  knapper  Beschreibung  und  den  nötigen  geschichtlichen  und 
literarischen  Notizen  haben  wir  durch  W.  Lotz1)   erhalten.     Von  den  be- 
handelten Gegenständen  heben  wir  hervor:  I.  Mal-  und  Gerichtsstätten  (3); 
H  Verteidigungsanstalten  der  Vorgeschichte  und  des  Mittelalters:  Gebücke, 
Pfahlgräben,  Schanzen,  Wallburgen;    über  diese  sind  dem  Buche  aufserdem 
zwei  Anlagen   von  A.  v.  Cohausen  beigegeben;    IH.  Römische  Altertümer 
o.  8.  w.;  IV.  Baudenkmäler  nach  den  Hauptstilgattungen.  A:  frühmittclaltrige, 
Steinbauten  (4),  Holzbauten  (1);    B.  romanischer  und  Übergsangstil:  Säulen- 
basiliken (2),  Pfeilerbasiliken  (20),  überwölbte  (5),  flach  gedeckte  und  über- 
wölbte Hallenkirchen,  einschiffige  (34),  zweiscliiftige  (1),  K.  mit  Seitenschiff 
(2),  mit  Querschiff  (9),  Westtürme  (50),  Osttürme  (6),  über  dem  Chor  (12), 
K.  ohne  Türme  (8),  Krypten  (2),  Burgen  (5),  Wohngebäude  (3);    C.  goti- 
scher Stil    nach    denselben  Kategorien;    darunter  zu  erwähnen   eine  fünf- 
schiffige,  19  dreischiffige,  8  zweischiffige  Kirchen,  zwei  Ost-,  zwei  Westtürme, 
ein  Westturm  (32),  über  dem  Chor  (7),  Burgkapellen  (19),  Brückenkapellen  (2), 
Klosterbauten  (12);  ca.  130  Burgen,  ca.  36  Ringmauern,  5  befestigte  Kirch- 
höfe,   zwei   Bachsperren;    D.  bauliche  Besonderheiten,    Steinmetzzeichen 
0.8.  w;  £.  Renaissance:  11  Kirchen,  12  Schlofsbauten,  5  Adelssitze  u.  s.  w.; 
F.  18.  Jahrh.  —   V.  Ausstattungsstücke,  Sakramentshäuschen,  Lettner, 
Kanzeln,  Orgeln,  Taufsteine,  Bildwerke,  Grabsteine,  Metallarbeiten,  Glocken, 
Uhren,  Schmiede-  und  Holzarbeiten,  Elfenbein,  Glasmalereien,  Gemälde,  Hand- 
schriften,   Gewänder,    Tapeten  u.  a.;    VI.    Künstler    und    Meister;    VII. 
Jahreszahlen;  VIII.  Titel  und  Patrone  der  Kirchen.  —  An  Abschn.  VI 


1)  D.  Baudenkrora.  d.  R.-B.  Wiesb.,  hersgb.  v.  F.  Schneider.     Berlin. 


11,94  XU.    P.  Otto: 

anknüpfend  erwähnen  wir,  dafs  Frankfurter  Uhrmacher  die  erste  Uhr  auf 
dem  Mainzer  Dome  im  J.  1574  verfertigten,1)  Frankfurter  Glockengießer  im 
XIV.  Jh.,  ein  Frankfurter  Steinmetz  aus  den  Jahren  1497  und  1507  von  F. 
Schneider  und  andern  namhaft  gemacht  werden. 

An  sonstigen  Bauten  sind  behandelt  worden  von  Spinn  die  Kirche  zu 
Dietkirchen,  von  Cuno  die  Abtei  Eberbach,  von  Ho  ff  mann  die  katholische 
Kirche  zu  Wiesbaden,  von  Hilgers  die  öffentlichen  Bauten  ebenda,  von 
Bogler  der  Schützenhof  gleichfalls  zu  Wiesbaden,  von  Euler  eine  Villa 
ebendort  sowie  die  Cementfabrik  zu  Biebrich,  von  Winter  die  Thermal- 
quellen, von  Wiesel8)  die  Kanalisierung  des  Mains  bei  Frankfurt.  A.  v. 
Co  hausen3)  läfst  —  für  den  Historiker  von  besonderem  Interesse  —  die 
Verteidigungswerke  unserer  Gegend  vor  uns  in  zeitlicher  Folge  vorübergehen: 
die  Höhlenwohnungen,  Wildscheuer  und  Wildhaus,  die  Wallburgen  des  Taunus, 
namentlich  des  Altkönigs ;  sodann  die  Bauten  der  Römer,  Pfahlgraben,  Kastelle, 
insbesondere  die  Saalburg  und  das  Kastell  sowie  die  Heidenmauer  zu  Wies- 
baden. Aus  der  alemannischen  und  fränkischen  Zeit  hat  sich  u.  a.  das  'Graue 
Haus'  zu  Winkel  erhalten,  während  wir  von  mittelalterigen  Burgen,  die  im 
allgemeinen  nach  ihrer  Anlage  und  Hauptteilen  besprochen  werden,  eine  Er- 
läuterung der  instruktiven  Bauwerke  und  der  Ruinen  der  Burgen  Niederburg 
zu  Rüdesheim,  Ehrenfcls,  Gutenfels,  Hohlenfels,  Thurmberg  und  Burg  Schwal- 
bach erhalten;  den  Schlufs  macht  die  Besprechung  der  Stadtbefestigungen 
O.-Lahnsteins  und  Wiesbadens.  —  Mittelaltrige  Ortsbefestigung,  Landwehren, 
Warten  und  Pafssperren  mit  besonderer  Beziehung  auf  die  hessischen  und 
angrenzenden  Territorien  behandeln  E.  Wörner  und  M.  Heckmann.4)  Es 
werden  besprochen  unter  stetem  Hinweis  auf  vorhandene  oder  noch  nach- 
weisbare Befestigungen  zunächst  Wall  und  Graben  um  das  Dorf,  wo  den 
meist  mehrfachen  Wall  vielfach  Bäume  und  Gebüsch  (Hecken)  verstärkten, 
sodann  die  Thore,  zuweilen  Fallthore  einfachster  Art,  auch  mit  Zugbrücken 
und  Schlagbäumen  (Schlägen)  versehen.  —  Oft  war  der  Kirchhof,  der  zugleich 
Sitz  des  Dorfgerichts  war,  ummauert  und  der  Kirchturm  eine  Art  Bergfried 
(O.-Ingelheim).  —  Eine  höhere  Stufe  der  Entwickelung  stellen  ummauerte 
Orte  dar,  gewöhnlich  mit  abgerundeten  Ecken,  während  Herrenanlagen  eckig 
sind,  oft  ohne  Wehrgang,  mit  kleinen  Öffnungen,  erst  später  mit  Wall  an  der 
Mauer,  am  liebsten  mit  nassen  Gräben-,  die  Contreeskarpe  bestand  meist  in 
Pfahlwerk  oder  Weidengebüsch  mit  Pallisaden  und  Hegen.  Besondere  Rücksicht- 
nahme erforderten  Flüsse  und  Bäche,  die  auf  mannigfache  Weise  behandelt 
wurden.  Die  Mauern  bestanden  selten  aus  behauenen  Quadern,  und  endeten 
in  Zinnen,  d.  h.  Wimpergen  und  Scharten,  von  mannigfaltigen  Formen;  den 
Zugang  zu  ihnen  bildete  der  Wehrgang,  zu  dem  man  meist  auf  Leitern  oder 
durch  einen  Turm  oder  ein  Haus  gelangte.  Er  ruhte  häufig  auf  besonderen 
Arkaden  und  war  gern  gedeckt  oder  überdacht  An  der  Mauer  schössen  oft 
horizontale  Leisten  vor  oder  der  obere  Teil  der  Mauer  sprang  auf  einem 
durch  Kragsteine  getragenen  Bogenfries  vor.  — 

Noch  nicht  genügend  erklärt  ist  der  Name  von  Wiesbaden:  er  soll  cel- 
tisch  sein  und  mit  dem  der  Usipier  (rheinische  Celten?)  =  Wasseranwohner 


1)  Mitteil,  an  d.  Mitgl.  dos  Frankf.  Vor.  V.,  008.  -  2)  Alle  Aufsätze  in  den  «Mitteüg». 
üb.  Wiesb.  u.  v.  Mittelrhein',  Krgänzungshft.  d.  Ztschr.  f.  Baukde.,  (Münster).  Krach,  bei  Gele- 
genheit d.  Wandervonamml.  d.  dUchn.  Archit.  u.  Ingenieure  zu  Wiesb.  —  3)  D.  Wehrbauten 
zw.  Bhein,  Main  u.  Lahn  von  den  Troglodyten  bis  zur  Renaiss.  M.  3  Tat  Ibid.  — 
4)  Corresp.-Bl.  d.  Qesamt-Ver.     XXV1UL  No.  3  u.  ff.     Noch  nicht  abgeschlossen. 


Mittelrhein.  JJ,95 

zusammenhängen;1)  leider  ist  die  Inschrift  mit  dem  Namen  'usinobates',  welche 
zur  Bestätigung  der  Ableitung  herangezogen  wird,  nachweislich  gefälscht  — 
Einen  Beitrag  zur  Geschichte  derer  von  Seibach  giebt  H.  Achenbach. *) 
Auf  dem  Herbornselbachskopf  bei  Altenselbach  sind  noch  heute  die  baulichen 
Beste  einer  Burg  Hohenselbach,  die  bereits  vor  1350  im  Besitz  derer  von 
Seibach  nachweisbar  ist.  Ihre  Zerstörung  erfolgte  im  August  1352  durch 
Erzb.  Balduin  von  Trier.  — 

Eine  Zollrechnung  von  Oberlahnstein  von  1464/65  hat  nicht  nur  lokale 
Bedeutung:8)  die  Einnahme  des  sehr  einträglichen  erzbischöflichen  Zolles 
belief  sich  auf  15,194  Gr.  21  Alb. 

Eine  Geschichte  von  Stadt  und  Amt  Camberg  giebt  H.  J.  M(üllers)-,4) 
anfser  den  bekannten  Werken  von  Arnoldi,  Vogel  u.  a.  sind  die  Archive  der 
Pfarrei  und  Bürgermeisterei  benutzt.  —  Ein  anschauliches  Bild  der  Ge- 
schichte der  Burg  Dillenburg  und  ihrer  Besitzer,  der  Stadt  und  der  Kul- 
tarznstände  im  Mittelalter  entwirft  M.  Schreiner.6)  —  Gleichfalls  für  wei- 
tere Kreise  hat  J.  Schmelzeis  die  Geschichte  seiner  Vaterstadt  Rüdes- 
heim6) behandelt,  meist  den  Angaben  und  Ansichten  neuerer  Forschungen, 
bisweilen,  wie  bei  der  Unterscheidung  von  hunischem  und  fränkischem  Wein 
o.  a.,  nicht  glücklich  folgend;  für  die  neuere  Zeit  sind  auch  lokale  Aufzeich- 
nungen oder  Traditionen  benutzt.  —  Wir  fügen  diesen  Städtegeschichten  so- 
gleich bei  die  'Chronik  der  Stadt  und  Festung  Spangenberg'  von  W. 
Siebald.7) 

Im  Bergrevier  Weilburg  ist  der  Bau  auf  Eisenstein  uralt;  1421  wird 
dem  WaTdschmied  Otto  von  Weilmünstcr  eine  Waldschmiede  verliehen,  der 
später  andere  Waldschmieden  nachfolgen.  Braunkohlengruben  werden  erst 
1585  erwähnt,  auch  Braunsteinbau  ist  jüngeren  Datums,  die  älteste  Beleh- 
nung  ist  von  1767.  Mit  Erzbergwerken  werden  seit  1495  mehrere  Gewerk- 
schaften belehnt,  eine  Dachschiefergrube  verleiht  Graf  Philipp  1534. 8) 

Der  Weinbau,  den  unsere  Gegenden  naturgemäfs  aus  Gallien  empfingen, 
erscheint  in  diesem  Lande  erst  nach  der  republikanischen  Zeit  Roms;  Strabo, 
Martial,  Columella  und  Plinius  kennen  mehrere  Weinsorten  in  Südgallien. 
Nachdem  Domitian  den  Weinbau  verboten,  erlaubte  Probus  ihn  wieder,  so 
dafs  im  IV.  Jh.  Wein  bei  Paris  und  an  der  Mosel  gebaut  wird,  nach  Venant 
Fortun.  auch  bei  Andernach.9)  —  Christ  kommt  auf  den  Namen  Riesling, 
besser  Rissling,  zurück,10)  benannt  von  dem  'reifsenden  und  reizenden'  Ge- 
schmack des  Rheinweins;  der  hunische  Wein  war  ein  geringerer  Land  wein. 
Übrigens  führte  Probus  den  Weinbau  noch  nicht  auf  das  rechte  Rheinufer 
ein;  im  Rheingau  erscheint  Wein  erst  im  V.  Jh.  —  Einige  archivalische 
Auszüge  zur  Geschichte  des  heimischen  Weinbaus  teilt  Schenk  v.  Schweins- 
berg11) aus  dem  J.  1503  über  fränkischen  und  hunischen  Wein  zu  Rüssels- 
beim  mit  und  weist  für  1490  u.  folgde  den  Namen  'Rusling*  zu  Worms 
nach.  Heunischen  Wein  fafst  er  als  aus  einer  von  Ungarn  eingeführten 
Rebenart  gewonnenen  Wein,  den  edleren  fränkischen  Wein  als  das  Produkt 
des  rothen  Traminers;  'Rusling'  bleibt  unerklärt.    Notizen  zur  Geschichte  der 


••  a.  (1880.)  63  S.  —  8)  Fr.  Wencken baeh,  Beschreib,  d  Bergrevier«  Weilb.,  Bonn,  1879. 
3.  129—140.  —  9)  Schröder,  Ausbreit  d.  Weinbaues  in  Gallien,  s.  o.  S.  64ft.  —  10)  Picks 
Monatsschr.  VI,  75.     Vgl.  V,  272.  —  11)  Ooartalblätter  des  he**».  Vor.  1879.     S.  26. 


11,96  XII.    F.  Otto: 

rheinischen  Misch  weine  stellt  A.  Kaufmann1)  zusammen:  noch  im  J.  1669 
werden  erwähnt  Alant-,  Rofsmarin-  und  Salbeywein;  unser  Maitranh 
findet  sich  zuerst  bei  J.  Theodor  Tabernomontenus  (f  1590).  —  Wie 
überall  und  zu  allen  Zeiten  sind  auch  in  unseren  Gegenden  die  Frauen  keine 
Verächter  des  Weins  gewesen  und  über  das,  was  unsere  Sitte  erlaubt,  wohl 
öfter  hinausgegangen.8) 

Auch  diesmal  betrifft  eine  Reihe  von  Beiträgen  die  Stadt  Mainz  im 
Mittelalter.  Das  Original  des  Privilegiums  Erzb.  Adelberts  I.  von  1135, 
welches  schon  früh  verschwunden  und  nur  durch  die  Inschrift  der  Bronze- 
thür  am  Dom  erhalten  war,  ist  wieder  aufgetaucht  in  dem  Reichsarchiv  zu 
München.3)  Ist  auch  an  der  Echtheit  des  zur  neuen  Bestätigung  des  früher 
(ca.  1128)  erteilten  Privilegiums  in  Bezug  auf  Schrift,  Siegel  u.  a.  kein 
Zweifel,  so  macht  es  durch  Fehler  in  der  Zeugenreihe  einige  Schwierigkeit, 
die  sich  nur  durch  die  auch  von  Ficker  nachgewiesene  Nachlässigkeit  in  dei 
Kanzlei  erklärt.  Der  aufgefundene  Text  bietet  einige  Abweichungen  von 
dem  der  Bronzethtir.  —  Von  reichem  Inhalt  und  für  die  Geschichte  der 
Kultur  nicht  minder  wichtig  wie  für  die  Geschichte  von  Mainz  sind  drei 
Weistümer,  die  einem  Transsumpt  der  Mainzer  Richter  vom  24.  Febr.  1448 
entstammen;  eins  war  bisher  unbekannt,  zwei  nur  in  Auszügen  publiziert 
Sie  handeln  vom  Kammeramte,  von  dem  Amte  des  Waltboten  und  von  des 
Marktmeisters  Recht;  bei  dem  zweiten  stellt  der  Herausgeber4)  die  Namen 
der  Waltboten  von  1338 — 1444  fest.  —  Notizen  zur  Geschichte  der  Stadt 
und  des  Stifts  bieten  einige  von  E.  Zais5)  mitgeteilte  Stücke:  1)  die  4Cro- 
nica  de  episcopis  Magunt.',  2)  'notae  historicae',  3)  (de  episcopis  Diethero 
de  Ysenburg  et  Adolffo  de  Nassau we',  sowie  4)  einige  Grabinschriften,  — 
alle  dem  Archive  des  nassauischen  Vereins  entlehnt.  Die  Ann.  Wormat 
nennen  zu  1298  in  Mainz  einen  'Hortus  ferarum':  so  hiefs  die  bischöfliche 
Wohnung  vor  dem  Bau  der  Martinsburg. 6)  —  Eine  Episode  in  dem  Kampfe 
der  Geschlechter  und  Zünfte  in  Mainz  berührt  die  von  J.  Grimm  veröffent- 
lichte Urkunde  von  1335. 7)  —  Interessant  für  Kulturgeschichte  und  sprach- 
lich wichtig  sind  zwei  Berichte8)  über  zwei  geistliche  Haushaltungen  von 
1383  und  1387,  welche  einen  gewissen  Wohlstand  und  Kunstsinn  zeigen.  — 
Einen  Schatz  von  128  Handschriftenbänden  in  Pergament,  meist  theologischen 
Schriften,  wie  Augustin,  Ambrosius,  Beda  u.  a.,  aber  auch  einigen  profanen 
wie  Sallust,  Macrobius  et  Plato,  Horati  carmina,  Lucanus,  vermachte  Gf.  Ger- 
hard v.  Sayn  dem  Kloster  Marienstatt,  welches  sie  wahrscheinlich  teils  zo 
Einbänden  vernutzte,  teils  veräufserte  oder  verkommen  liefs;  in  dem  Archive 
zu  Idstein,  wohin  die  andern  Archivalien  des  Klosters  kamen,  ist  keine  Hand- 
schrift des  Vermächtnisses  mehr  vorhanden.9)  —  Von  den  Zinnensteinen  der 
Stadtmauern  von  Mainz,  welche  die  Namen  der  auswärtigen  Orte  mit  der 
Zahl  der  von  ihnen  zu  besetzenden  Zinnen  enthielten,  war  bis  jetzt  nur  der 
von  Eltville  (4  Zinnen)  bekannt;  F.  Schneider10)  teilt  noch  vier  weitere  in 
die  Mauer  eingelassene  von  Hedesheim,  Udenheim,  Saulheim,  Eisheim  mit, 
sämmtlich  nach  inneren  und  äufseren  Gründen  aus  dem  Anfange  des  XHL  Jh. 


1)  Picks  Monatsschr.  VI,  34.  —  2)  A.  Kaufmann,  D.  Trinken  der  Frauen.  Ibid. 
S.  334.  —  3)  C.  Hegel,  Da«  an  d.  Stadt  M.  vom  Erzb.  Adelbert  I.  erteilte  Privil.  Forsch, 
z.  d.  Gesch.  XX,  437.  —  4)  A.  Wyfs,  s.  o.  S.  699.  —  5)  Boitrr.  z.  Gesch.  des  Enst 
Mainz.  Wiesbaden,  Follors  &  Gecks  VI,  42  S.  —  Über  Christian  v.  Mainz  s.  o.  S.  41.  — 
6)  Falk,  N.  Arch.  VI,  199.  —  7)  Quartalbll.  d.  hoss.  Ver.  S.  43.  —  8)  A.  Wyfs.  Ibid. 
S.  13.  —  9)  Joachim,  D.  Manuskriptenschatz  d.  Gfh.  Gerh.  v.  S.  Anz.  f.  Kde.  d.  d.  Yorz. 
XXVII,  146.    -   10)  Corrosp.-Bl.  d.  Ges.- Ver.  XXVIII,  84. 


Mitlolrhein.  11,97 

—  Ein  glücklicher  Fand  zu  Mainz  war  der  einer  grofsen  Brosche  aus  Gold, 
die,  mit  Steinen  und  Email  verziert,  ziemlich  gut  erhalten  ist;  sie  ist  etwa 
ans  dem  XI.  Jh.  und  wohl  dem  Rheinland  zuzuschreiben.  *) 

Berichtigungen  chronologischer  Unrichtigkeiten  und  sprachlicher  Irrtümer 
giebt  zu  v.  d.  Lindes  'Gutenberg'  A.  Wyfs. *)  G.s  Mutter  Else  gehörte 
der  Familie  Leheimer  an;  er  selbst  mufs  früher  als  am  Ende  des  ersten 
Decenniums  des  XV.  Jh.  geboren  sein.  In  Strafsburg  scheint  er  sich  doch 
nicht  lediglich  mit  Fabrikation  von  Spiegeln  befafst  zu  haben;  wenigstens 
passen  die  Worte  'Drucke,  Formen,  Presse,  Blei*  in  den  betr.  Urkunden  eher 
auf  typographische  Arbeiten.  Die  Nachricht  über  den  Tod  des  Erfinders 
(aactor)  bei  Butzbach  geht  nicht  auf  Guteiiberg,3)  sondern  Jakob  Fust,  einen 
der  Bürgermeister  des  J.  1462,  den  Butzbach  mit  Johannes  Fust  wohl  ver- 
wechselte; einen  Sohn  des  Johann  namens  Konrad  hat  es  nicht  gegeben. 

Das  Dorf  Didigheim  oder  Tidenheim  hatte  Vogel  (Beschr.  d.  Hzgt. 
Nassau,  S.  866)  bei  Eschborn  (Nassau)  gesucht;  allein  es  lag  in  unmittel- 
barer Nähe  der  Burg  Homburg  v.  d.  Höhe,  in  welcher  Stadt  es  später  auf- 
ging.4) —  Notizen  über  die  zerstörte  Burg  Waffensand  (in  den  Jj.  1248, 
1387,  1491)  giebt  Schenk  v.  Schweinsberg;6)  derselbe  führt  die  von 
Euler  bis  1276  verfolgte  Geschichte  von  Rödelheim  zurück  bis  1150,  wo 
ein  comes  Gerhardus  de  Redelenheim  in  einer  Urkunde  des  bayrischen  Reichs- 
archivs erscheint,  und  glaubt  die  Kapeller  von  Rödelheim  nach  Mühlhäuser 
Urkunden  (ed.  K.  Herquet)  in  dem  Th.  de  Reitelheim  1258,  den  Hermannus 
Capellere  1244  und  Heinricus  capellarius  1206,  alle  zu  Mühlhausen,  wieder 
zu  erkennen. 6)  —  Chronikalische  Berichte  über  die  Krönungsreise  Frie- 
drichs HL7)  und  Karls  IV.  Besuch  am  Grabe  der  h.  Elisabeth8)  teilt  A.  Wyfs 
mit,  während  C.  Will  nach  der  Satzung  von  1410  ein  Verzeichnis  der 
Dörfer  giebt,  welche  und  wie  viel  jedes  zum  Bau  und  zur  Bewachung  der 
Befestigung  von  Bingen  beitragen  solle.9)  (Vgl.  Schaab,  Gesch.  d.  St.  Mainz, 
Hl,  363,  u.  Weidenbach,  Reg.  Bing.  V,  408.  628.) 

Die  Amöneburg  zwischen  Kastei  und  Biebrich  heilst  1487  Heimers- 
barg,  1522  Hyemelfsburg,  1536  Heymannsburg;  wahrscheinlich  lag  an  der 
Stelle  ein  römisches  Gebäude,  wie  denn  römische  Mauern  und  eine  Wasser- 
leitung sich  in  der  Nähe  befanden.  Von  dieser  'Burg1  hat  wohl  eher  als  von 
der  vermeintlichen  Pfalz  zu  Mosbach  Biebrich  (Biburg)  den  Namen.10)  —  An 
der  Stelle,  wo  bei  Marburg  Meister  Konrad  1233  von  den  Rittern  v.  Dem- 
nach und  Schenck  v.  Schweinsberg  erschlagen  ward,  war  eine  Kapelle  von  dem 
Deutschen  Orden  errichtet  (erw.  1250  und  1255),  welche  seit  dem  XVII.  Jh. 
dem  Verfalle  überlassen  worden  war  und  in  neuerer  Zeit  vollständig  ver- 
schwunden ist;  Wörner11)  versucht  eine  Nachbildung  auf  Grund  mündlicher 
Mitteilungen  und  malerischer  Ansichten  in  Justis  Vorzeit  (1826,  1827).  Die 
Familie  Konrads  war  ein  Rittergeschlecht  'de  Marpurg*  (Conradus  de  M. 
1174),  dessen  Genealogie  nach  v.  Schencks  Mitteilungen  zusammengestellt  ist. 
Eine  schon  von  Crecelius  (Ztschr.  f.  Kirchengeschichte  IV,  334)  veröffent- 
lichte Urkunde  von  1345  betr.  die  Vernehmung  einer   Begine  über  deren 


1)  P.  Schneider,  Bonn.  Jbb.  60,  115.  Anz.  £.  Kunde  d.  d.  Vorz.  XXVII,  234.  - 
i)  Z.  Gesch.  d.  Erfind,  d.  Buchdruckerkunst  Quartal bll.  d.  hoaa.  Vor.  1879.  S.  9—26.  — 
3)  S.  Jahresber.  I,  219  inf.  —  4)  Koflor,   Quartal  bll.    1879.     S.  29.  —  5)  Ibid.     S.  32. 

-  6)  Ibid.    8.  35.  —  7)  Ibid.    S.  34.  —  8)  Ibid.    8.  41.  —  9)  D.  Verteidig  d.  Stadt  11. 
»  Kriegszeiten.     Ibid     1880.     8.  30.     Vgl.  o.  S.  9G10.    —    10)  Jul.  Grimm.     Ibid.  8.  25. 

-  11)  Corre«p.-Bl.  d.  Gea.-Vor.  XXVIII,  41. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    II,  "\ 


11,98  XII.     F.  Otto: 

Ungehorsam  inbezug  ihrer  gegen  kirchliches  Verbot  beibehaltenen  Tracht  and 
Ordensgelübde  vor  dem  Erzpriester  and  Kämmerer  des  Landkapitels  zu 
Friedberg  and  dem  Pfarrer  zu  Grüningen,  liefs  Schenck  v.  Schweins- 
berg nach  dem  Original  abdrucken.1) 

Eine  Aufnahme  des  Palatiums  zu  Seligenstadt  hat  Hesse8)  bewirkt 
In  Gernsheim  stiefs  man  bei  Fundamentierung  der  neuen  Kirchenmauern 
auf  Grundmauern  einer  älteren  Kirchenanlage  und  einzelne  Architekturstücke 
in  gotischem  Stil,8)  in  Volxhein  (Rheinhessen)  wurde  eine  betrachtliche 
Anzahl  Münzen  (von  ca.  1490 — 1520)  gefunden,4)  ebenso  zu  Bremthal 
am  Taunus  ca.  70  Münzen  aus  etwa  derselben  Zeit.6)  Auch  zu  Aschaffen - 
bürg  fand  man  bei  Restaurationsarbeiten  an  der  Agathakirche  in  den  Al- 
tären Urkunden  u.  a.,  was  für  die  Baugeschichte  der  Kirche  wichtig  ist6) 

Die  Geschichte  einzelner  Orte  und  Geschlechter  des  Grofsh.  Hessens  be- 
treffen die  von  G.  Christ  mitgeteilten  Regesten  von  74  hessischen  Urkunden 
im  Mannheimer  Archive;  sie  gehen  von  1319 — 1770.7)  Die  Fundation  der 
Pfarrei  Eisoff  (Gfsch.  Wittgenstein)  1059,  die  Schenkung  der  Gräfin  Mathilde 
von  Felsberg  an  S.  AJban  in  Mainz  1108,  das  Fragment  eines  Güterver- 
zeichnisses von  S.  Maria  ad  gradus  in  Mainz  (XH.  Jh.),  ein  Weistum  des 
pfalzgräflichcn  Hofes  in  Alzei  (XIV.  Jh.)  teilt  Schenck  v.  Schwoinsberg8) 
mit-,  einen  Indulgcnzbrief  für  die  Klosterkirche  Marienborn  von  1300,  die 
Bestätigung  einer  Altarstiftung  zu  Planig  durch  Erzbisch.  Heinrich  1339 
Bockenheimer;9)  eine  Urkunde  zur  Geschichte  der  Landschaden  von 
Steinach  v.  1429  Crecelius;10)  einen  Indulgenzbrief  für  Bechtolsheim  von 
1300  Falck;11)  Auszüge  aus  Friedberger  Archivalien  des  XV./XVI.  Jh., 
zunächst  inbezug  auf  Sprache  ausgewählt,  giebt  L.  Dieffenbacb.1*)  Über 
den  herzoglichen  Hof,  den  Pfalzstein  und  Hof  Brandenburg  zu  Alzei  im  Mittel- 
alter handelt  Schwabe,18)  über  den  Schönmattenweg  bei  Ladenburg  G. 
Christ  (das  'spumosum  stagnum'  1012  =  schäumende  Waag); 14)  die  Grenz- 
punkte der  sog.  Heppenheimer  Mark,  Reckershausen,  Gozolvesheim,  ehemals 
in  der  Gemarkung  Eckeisheim  gelegen,  die  ehemalige  erzbischöfliche  Residenz 
'castrum  apud  lacum'  oder  'apud  vivarium'  (=  Weiberhoi)  1266 — 1302, 
bespricht  Seh.  v.  Schweinsberg.16) 

Die  Kapelle  der  h.  Katharina  auf  der  Mainbrücke  zu  Frankfurt  giebt 
v.  Oven  und  K.  Becker16)  Anlafs,  die  religiöse  Bedeutung  zu  besprechen, 
die  der  Brückenbau  im  Mittelalter  wie  im  Altertum  (vgl.  Pontifex?)  hatte. 
Die  Schenkungen,  welche  zur  Unterhaltung  der  Mainbrücke  vom  J.  1235  an 
von  Reich  und  Arm  gemacht  wurden,  von  Kön.  Heinrich,  dem  Sohne  Frie- 
drichs H.,  von  Frankfurter  Bürgern,  sogar  von  italischen  Bischöfen  in  Form 
eines  Ablasses  (1300),  beweisen,  dafs  solche  Gaben  zu  derselben  Reihe  gott- 
gefälliger Werke  gehörten  wie  die  für  gottesdienstliche  Gebäude  und  Hospi- 
täler.17) Das  Amt  eines  Brückenbauers  war  lange  Zeit  geistliches  Vorrecht 
und  Geistliche  erscheinen  als  solche  nachweislich  in  Deutschland,  Frankreich 
u.  s.  w.;  ja  um  1177  entstand  in  Frankreich  ein  eigner  Orden  der  Brücken- 
brüder.   An  oder  auf  Brücken  legte  man  gern  Bethäuser,  Kapellen  an;   in 


1)  Quartalbll.  1880.  8.  47.  —  2)  Corresp.-Bl.  etc.  28,  64.  Über  Worms  n.  s.  Schulen  i. 
Abt.  111  —  3)  Ibid.  8.  72.  —  4)  Ibid.  —  5)  Noch  nicht  veröffentlicht  —  6)  Corresp.- 
Bl.  S.  95.  —  7)  Arch.  f.  hess.  Gesch.  XIV  (1870),  8.  678.  —  8)  Ibid.  S.  703.  —  9)  Ibid. 
8.  718.  —  10)  Ibid.  8.  720.  —  11)  Ibid.  8.  726.  —  12)  Ibid.  8.  491.  —  13)  Ibid.  S.  729. 
—  14)  Ibid.  8.  734.  —  15)  Ibid.  8.  738  —  16)  Neujahrsbl.  d.  Vor.  f.  Gesch.  a.  Altert 
z.  Frankf.  a.  M.  —  17)  Vgl.  hierzu  Jahreeber.  II,  2,  120". 


Mittelrhein.  11,99 

Deutschland  sind  etwa  25  Brückenkapellen  nachgewiesen.  —  Die  Kapelle  der 
h.  Katharina  zu  Frankfurt  a.  M.  wurde  1866  am  Sachsenhäuser  Ende  der 
Mainbrücke  wieder  entdeckt;  zu  den  damals  gefundenen  Architekturstücken 
traten  1878  andere,  welche  jene  ergänzten.  Im  J.  1322  wird  der  Kapelle 
zuerst  als  'nuwe'  'uf  der  brücken  gein  Sacsinhusin'  gedacht,  der  also  eine 
ältere  vorausging,  die  wohl  1306  durch  die  Flut  zerstört  wurde;  die  neue 
wurde  1336  oder  1338  eingeweiht,  bestand  aber  nur  bis  1342,  wo  sie  gleich- 
falls durch  die  Flut  zerstört  wurde.  Obgleich  sie  nicht  wieder  hergestellt 
wurde,  kommen  doch  noch  eine  Zeit  lang  nach  ihr  benannte  Altaristen  vor. 
Die  archivalischen  Nachrichten  über  die  Kapelle  hat  Grotefend  in  Frank- 
furt1) zusammengestellt 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Flurwesens  liefern  L.  Frohnhäuser,  'über 
das  grodse  Hubgut  des  Wormser  Andreasstiftes  in  der  Mark  von  Lampert- 
heim'8) und  W.  Matthaei,  die  'Baumkircher  Gesellschaft  zu  Laubach',3)  eine 
Vereinigung  der  ehemals  Baumkircher  Wiesen,  die  sich  als  eigne  Korporation 
in  Laubach  bis  zur  neueren  Zeit  erhalten  hat.  Beide  Arbeiten  gewähren  ein 
anschauliches  Bild  alter  agrarer  Verhältnisse  und  verschiedener  Sitten  und 
Gebräuche  des  Landvolks. 

Die  Geschichte  von  Klöstern  betrifft  Grotefend  8*)  Nachweis,  dafs  nach 
einem  kürzlich  aufgefundenen  Mscr.  des  Frankfurter  Archivs  an  der  Stelle 
des  ehemaligen  Kl.  Paters  hausen  anfänglich  eine  klösterliche  Niederlassung 
der  Benediktiner  bestand,  nach  deren  Verfall  Ulrich  II.  von  Münzenberg 
1252  hier  Cisterzienserinnen  ansiedelte;  nach  raschem  Aufschwung  geriet 
dies  Kloster  im  XV.  Jh.  in  Verfall  und  hörte  mit  der  Reformation  auf.  — 
Das  Kloster  der  Büfserinnen  bei  Weiscnau  ist  1493  gegründet  und  1541 
aufgehoben;  damals  wurde  das  vor  1482  gestiftete  Kloster  der  Tertiarierinnen 
zu  Klein- Wintersheim  in  das  Kl.  der  Büfserinnen  von  Weisenau  verpflanzt. 
Haupt  quelle  für  die  Geschichte  des  Klosters  ist  die  Chronik,  die  auf  Befehl 
der  Ordensoberin  abgefafst  wurde  und  bis  jetzt  unbekannt  oder  unbenutzt 
war;  ausführlich  berichtet  sie  nicht  nur  über  die  inneren  Verhältnisse,  son- 
dern auch  wichtige  Ereignisse,  z.  B.  über  die  Kriegsnot  von  1552  (Albrecht 
von  Brandenburg)  und  die  Schicksale  der  Nonnen  im  30jährigen  Kriege.6) 
Biographische  Arbeiten  über  bedeutende  Persönlichkeiten  unseres  Gebiets 
haben  wir  von  C.  Will6)  über  Erzb.  Konrad  v.  Witteisbach  und  von  Hey- 
mach7) über  Gerh.  v.  Epstein;  eine  sorgfältige  Geschichte  und  Genealogie 
der  hessischen  Familie  v.  Beilersheim  veriafste  K.  Drau  dt.8)  Den  von 
Rettberg  und  Friedrich  ganz  übergangenen  h.  Ferrutius  (in.  Jh.)  und  die 
Fundstelle  seiner  Leiche,  die  Verehrung  des  Heiligen  sowie  einen  Besuch  in 
dem  St.  Ferrutiusstift  zu  Bleiderstadt  behandelt  Falk9)  in  zwei  kleineren 
Arbeiten. 

Notizen:  zur  Handschriftenkunde  und  Historiographie  haben  wir  von 
Zais  und  Falk10)  erhalten.  Sie  teilen  den  Inhalt  des  Wiesbader  Sammel- 
bands aus  Eberbach  mit,   Falk  aufserdem  Nachträge  zu   früheren  Beraer- 


1)  Neujahrsblatt,  im  Anh.  —  2)  Arch.  f.  he*«.  Gesch.  XV,  126.  —  3)  Ibid.  XIV, 
(1879.)  S.  666.  —  4)  Mittheil,  de»  Frankf.  Ver.  V,  592.  —  5)  P.  Bruder,  Arch.  f.  hess. 
Gesch.  XV,  200.  —  6)  S.  o.  8.  38».  —  WilU  Schrift  über  Bonifaz  s.  o.  S.  49«.  —  Über 
Mainzer  Verhältnisse  vgl.  noch  o.  S.  55.  57.  59.  —  7)  S.  o.  S.  51».  —  8)  Farn,  von  B.  nach  ihrem 
urkundlichen  Erscheinen.  Darmstadt.  4.  —  9)  Zn  den  Acten  des  h.  Ferr.  Katholik  1879. 
U,  431.  u.  Von  St.  Fcrr.-Stift  in  Bleiderst,  Mainzer  Journal  1879.  No.  205.  —  10)  In 
den  <Beitr.  zur  Gesch.  des  Erzstiftos  Mainz'  (s.  o.  S.  96ft)  Vorrede,  Mitth.  d.  Frankf.  Ver. 
V,  610. 

1* 


11,100  xn.  p.  Otto. 

kungcn  über  mittelrheinischc  Chronisten,  Theodorich  Gresemund,  Hebelin  von 
Heimbach,  artium  mag.,  Dekan  von  S.  Moriz,  1507  rector  der  Mainzer  Uni- 
versität, dessen  Mainzer  Chronik  in  einem  weiter  besprochenen  Sammelband 
der  Würzburger  Universitätsbibliothek  sich  befindet;1)  ferner  über  Georg  Hell, 
Jacobus  de  Magontia  u.  a.;  Crecelius*)  giebt  Auszüge  aus  Joh.  Butzbachs 
Auctarium  zu  Tritheims  'Catalogus  virorum  illustrium,  (in  der  Bonner  Univ.- 
Bibl.),  wie  zu  Petrus  Guntherus,  Ruthardus  de  Hersfeidia,  abb.  monaster.  S. 
Jacobi,  Wettinus,  abbas  eiusdem  monast,  Jacobus  de  Oppenhem,  Anselrous 
de  Bickelheim,  cognatus  S.  Hildegardis,  Wolffgang  Trefier  und  Bernhardus 
de  Breydcnbach. 

Für  Oberhessen  ist  eine  ausführliche  Geschichte  der  Burg  Gleiberg 
von  H.  v.  Ritgen8)  mit  Regesten  und  Urkunden  wichtig.  Die  Burg  soll 
Graf  Otto  der  Salier,  Bruder  von  Eonrad  I.,  erbaut  haben;  ihm  folgte  im 
Besitze  Herzog  Hermann  von  Schwaben  und  von  1009 — 1086  das  Geschlecht 
der  Luxemburger,  1086—1197  die  Grafen  von  Gleiberg  und  1197 — 1328 
die  Grafen  von  Tübingen  und  Herrn  von  Mevenberg,  welche  die  Glanzzeit 
der  Burg  repräsentieren.  Von  1333-1816  waren  die  Grafen  von  Nassau- 
Saarbrücken  die  Besitzer,  welche  sie  1816  an  Preutsen  abtraten.  Burgfrid 
und  Palas  stammen  aus  frühester  Zeit,  Burgkapelle  und  der  untere  Stock  des 
zweiten  Palas  entstanden  1165,  das  Thor  1300,  der  Tftorturm  um  1330; 
abermals  wurde  die  Burg  um  1350  und  im  folgenden  Jahrh.  erweitert;  sie 
hatte  eine  zahlreiche  Burgmannschaft.  Die  Regesten  sind  namentlich  für  die 
Geschichte  der  Herrn  von  Mevenberg  und  Grafen  von  Nassau  wegen  vieler 
Urkundenauszüge  aus  Copialbtichern  des  nassauischen  Archivs  wichtig;  wich- 
tigere Urkunden  sind  vollständig  abgedruckt,  z.  B.  die  Beschreibung  aller 
Zubchörden  des  Hauses  Glyperg  von  1412.  Ihnen  folgen  drei  wetzlarische 
Urkunden  aus  dem  Archive  des  oberhess.  Vereins  von  1260,  1384,  1467. 

Auch  die  bayerische  Pfalz  ist  in  mehrfacher  Hinsicht  behandelt.4) 


XIII. 
E.  Mummenhoff. 

Bayern. 

Ein  Vergleich  der  Objekte,  welche  der  prähistorischen  Steinzeit  in  Bayern 
angehören,  mit  denen  des  germanischen  Nordens  führt  zu  der  Erkenntnis, 
dafs  die  Verwendung  des  Steines  zumal  in  der  jüngeren  Steinperiode  in 
Bayern  eine  durchaus  verschwindende  war.  Daher  stellt  J.  Ranke,6)  welcher 
sämtliche  aus  Fundorten  des  rechtsrheinischen  Bayerns  stammenden  prä- 
historischen Steinwaffen  in  bayerischen  wissenschaftlich  zugänglichen  Samm- 


1)  Vgl.  Jahreaber.  II,  2,  133.  -  2)  Arch.  f.  heaa.  Geach.  XIV,  747.  —  3)  2.  Jahres- 
bericht d.  oborhoaa.  Vor.  S.  77.  M.  2  Taf.  —  4)  S.  Kap.  XIII.  —  5)  D.  vorgeachicMl. 
8toinzeit  im  rechter hein.  Bayern.  M.  Taf.  I — V.,  Beitrage  z.  Anthropol.  u.  Urgeach.  III, 
34—62. 


Bayern.  11,101 

langen  untersucht  hat,  eine  wahre  neolithische  Periode  für  Bayern  in  Abrede. 
An  diesem  negativen  Urteile  ändern  auch  die  in  letzter  Zeit  gemachten  ueo- 
lithischen  Funde  in  den  Felsenwohnungen  der  fränkischen  Schweiz  im  wesent- 
lichen wenig.  Denn  wenn  nunmehr  auch  für  die  vormctallischen  Perioden  die 
des  Feuersteins  als  die  'Basis  jeder  Kulturentwicklung'  anzusehen  ist,  so  steht 
doch  andererseit  die  Verwendung  desselben  zu  seinem  äufserst  seltenen  Vor- 
kommen in  unserem  Gebiete  in  geradem  Verhältnisse.  Die  erwähnten  Funde 
aber  führen  im  großen  und  ganzen  auf  eine  'Knochenperiode'  zurück. J)  Die 
im  Fichtelgebirge  häufig  vorkommenden  meist  schüsseiförmigen  Felsaushöh- 
lungen  sind  mehrfach  als  das  Ergebnis  einer  allmählichen  Verwitterung  und 
Auswaschung  angesehen  oder  auch  mit  Fanalen  in  Verbindung  gebracht  und 
der  historischen  Zeit  zugeschrieben  worden.  Doch  haben  sie  höchst  wahr- 
scheinlich als  Opferstätten  des  heidnischen  Kultus  gedient8; 

Von  vorwiegend  anthropologischer  Bedeutung  sind  J.  Rankes3)  kranio- 
logische  Untersuchungen  der  altbayerischen  Landbevölkerung,  welche  sich 
auf  ein  umfassendes  zum  Teil  den  Ossuarien  und  Gräbern  des  Landes  ent- 
lehntes Material  stützen.  Danach  mufs  die  brachycephalc  Schädelform,  welche 
in  Altbayern  die  Kegel  bildet  und  bildete,  sowohl  für  die  vor  der  Völker- 
wanderung rechts  der  Donau  sitzende  Bevölkerung,  als  auch  für  den  baye- 
rischen Stamm  schon  zur  Zeit  der  Besitznahme  des  Landes  in  Anspruch  ge- 
nommen werden.  —  Gering  ist  die  Ausbeute  der  durch  J.  Hellmai  er4) 
vorgenommenen  Eröffnung  von  drei  Gräbern  bei  Niederambach  im  sog.  Staket : 
2  Lanzenspitzen,  eine  erhaltene  Urne  und  Urnenscherben.  In  der  Pfalz  sind 
kleinere  Funde  gemacht  im  Sumpfwalde  (u.  a.  ein  bronzener  Gürtelbeschlag), 
bei  Enkenbach  (Grenzstein  aus  vorhistorischer  Zeit),  bei  Pfeffingen  (grofses 
Rcihengräberfeld),  beim  Wcbswiler  Hof  und  Eisenburg  (ausgehöhlte  Sandstein- 
würfel mit  Knochenresten  und  Beigaben),  an  verschiedenen  Orten  Graburnen5) 
und  bei  Ramsen  merkwürdige  Schlackenhaufen  aus  vorrömischer  Zeit.6) 

Für  die  römische  Zeit  haben  wir  von  F.  Ohlenschlager 7)  schätz- 
bare Untersuchungen  über  den  Lauf  und  die  Beschaffenheit  des  römischen 
Limes  innerhalb  des  bayerischen  Gebiets.  Bezüglich  des  von  Hohenstaufen 
kommenden  Walls  hatte  J.  Schneider  angenommen,  dafs  derselbe  bei  Milten- 
berg am  Main  aufgehört  habe.  Nach  K.  Christ8)  überschritt  er  aber 
den  Main  am  Ausflufs  der  Mud.  —  Eine  wiederholt  falsche  Lesung  und 
Deutung  hat  die  Inschrift  eines  im  Lapidarium  des  historischen  Vereins  von 
Oberpfalz  und  Regensburg  befindlichen  römischen  Grabsteines  gefunden. 
H.  v.  Walderdorff y)  hat  sie  nunmehr  richtig  gestellt  und  damit  der  Fabel 
einer  Römerstadt  Mocenia  und  einer  bei  Motzing  gelieferten  Schlacht  für 
immer  ein  Ende  gemacht.  —  Römische  Steinskulpturen,  die  1879  in  St.  Ju- 
lian im  Glanthale  (Pfalz)  bei  Abtragung  der  alten  Pfarrkirche  gefunden 
worden,  ergeben  sich  als  Bruchteile  eines  gröfseren  Grabdenkmals,  ähnlich 
dem  von  Overbeck  Pompeji  S.  205  abgebildeten;  das  Reliefbild  ist  ein  See- 
pferd. 10)  —    Sonstige  Funde  römischer  Zeit  sind  in  der  Pfalz  gemacht  zu 


1)  J.  Banko,  Die  Felsen  Wohnungen  a.  d.  jung.  Stoinzoit  in  dor  fränk.  Schweiz,  ibid. 
8.  206—228.  M.  6  Taf.  —  2)  L.  Zapf,  dio  Maldonateine  d.  Fichtolgeb.  Ibid.  S.  100— 
107.  M.  Tal  —  3)  D.  Schädel  d.  altbayer.  Landbevölk.  Ibid.  S.  108—205.  —  4)  Ibid. 
8.  $3—66.  —  5)  Mehlia,  Bonn.  Jbb.  68,  159.  —  6)  Correap.-Bl.  f.  Antropol.  1878. 
No.  11.  —   7)  Corresp.-Bl.   d.  Gesamtver.   d.  deutsch.  Geschieht»-  etc.  Ver.    28,   14—17.  — 

8)  Pick»  Monatwehr.  IV  (1878),  S.  329,  618,  635.     V   (1879),  S.  93,  94,  225  u.  226.  — 

9)  Verhdl.   d.   hiat   Ver.   v.  Oberpf.   u.  Regensb.    34,  266—270.    —    10)  Stabsarzt   Mayr- 
hofer,  Die  röm.  Steindenkm.  y.  St  J.    Mitteil.  d.  hjet  Vor.  d.  Pfala.    IX,  229—232. 


11,102  Xm.    E.  Mummenhoff: 

Efsweiler  (Ziegel  und  Münzen  von  254 — 76  in  einer  Badeanlage)  and  zu 
Bliesbrücken  (Monumentenfragmente).  Etymologische  Deutung  vordeutscher 
Flufs-  und  Oilsnamen  versucht  Bück1)  für  das  bayerische  Schwaben,  indem 
er  auf  die  ältesten  Lautformen  zurückgeht  und  sprachliche  Vergleichungen 
herbeizieht,  während  Esser8)  den  Namen  der  Rednitz  (Radantia)  von  der 
Wurzel  'ra<T  =  'ard1,  'wallen,  netzen*,  Pegnitz  von  der  W.  'bhagh'  =  'die 
Laufende'  ableitet;  Regnitz  ist  nur  dialektische  Form  für  Rednitz,  Rezat 
aber  soll  aus  'Rectoradantia'  entstanden  sein,  die  'rechte'  d.  h.  'aas  Süden' 
kommende  Rednitz.  —  Fränkische  Gräber  sind  in  der  Pfalz  bei  Eisen- 
burg, Königsbach,  Knöringen  und  Ramsen  gefunden.3) 

Für  die  politische  Geschichte  des  Mittelalters  wichtig  —  sowohl  für 
die  deutsche  im  allgemeinen  als  für  die  bayerische  im  besonderen  —  sind 
die  von  S.  Riczler4)  aus  den  Münchener  Staatsarchiven  veröffentlichten 
Urkunden,  die  er  für  Bd.  II  seiner  Geschichte  benutzte,  aber  nicht  erschöpfen 
konnte.  Sie  umfassen  den  Zeitraum  von  1256  —  1343.  Allein  die  Zeit 
Kaiser  Ludwigs  betreffen  dann  auch  Fr.  v.  Löhers5)  Regesten.  —  Dem 
ausgesprochenen  Zwecke,  eine  Bearbeitung  der  Lebensgeschichte  Markgraf 
Friedrichs  d.  Älteren  von  Brandenburg  (i486 — 1515)  vorzubereiten  und  die 
Ergänzungen  des  schwer  zu  sammelnden  Stoffes  anzuregen,  kommt  F.  Wagner*) 
durch  Bestimmung  der  Aufenthaltsorte  Friedrichs  mit  Erfolg  entgegen. 

Cl.  Schmitz'7)  Versuch,  die  Identität  Bertolds,  des  Sohnes  Pfalzgraf 
Arnulfs  v.  Bayern  mit  Mkgf.  Bertold  vom  Nordgau  darzuthun,  ist  kaum  ein 
glücklicher  zu  nennen.  S.  beruft  sich  auf  den  Annalista  Saxo  gegenüber 
dem  Zeugnisse  Thietmars  v.  Merseburg.  Die  beigebrachten  Urkunden  sprechen 
nur  von  einem  Perahtolt  und  Liutpold  schlechthin.  —  Wie  kaum  anders  zu 
erwarten,  hat  das  Witteisbachjubiläum  eine  reiche  Litteratur  ins  Leben  ge- 
rufen. Wohl  als  die  kostbarste  Gabe  darf  der  IL  Bd.  von  Riezlers  Ge- 
schichte Bayerns8)  bezeichnet  werden,  der,  den  Zeitraum  von  1180  bis  1347 
umfassend,  sich  Bd.  I  in  voller  Beherrschung  des  Materials  und  schöner 
Darstellung  würdig  anreiht.  Neben  der  Landes-  und  Reichsgeschichte  findet 
auch  die  der  Verfassung  und  Gesetzgebung,  der  Kunst  und  Litteratur,  der 
wirtschaftlichen  und  sozialen  Verhältnisse  die  eingehendste  Berücksichtigung. 
Riezlers  Auffassung  des  Charakters  Kaiser  Ludwigs  hat  jedoch  verschiedene 
Entgegnungen,  insonderheit  von  Seiten  P regers  hervorgerufen.9)  —  Selbst- 
verständlich wird  die  bayerische  Geschichte  vielfach  berührt  durch  C.  Wills10) 
Lebensschilderung  des  Bruders  Herzog  Ottos  I.  v.  Witteisbach,  des  Erzbischofs 
Konrad  von  Mainz,  späteren  Erzbischofs  v*>n  Salzburg.  —  Weiter  ist  hier  eine 
Reihe  von  Arbeiten  zu  erwähnen,  die  entweder  die  bayerische  Geschichte 
in  ihrer  Gesamtheit  oder  einzelne  Teile  derselben  zum  Gegenstand  haben. 
In  gedrängter  und  meisterhafter  Kürze  fuhrt  J.  v.  Döllinger  u)  die  deutsche 
Geschichte  und   insbesondere  die  Stellung,    welche  das  Haus  Witteisbach  in 


1)  Ztschr.  d.  hist.  Vor.  f.  Schwaben  u.  Noub.  VII,  1—39.  —  2)  Picks  Monafeschr. 
VI,  442  ff.  —  3)  Mohlis,  Bonn.  Jbb.  68,  159;  vgl.  Augsb.  AUg.  Ztg.  1879.  No.  134, 
Beil.  —  Über  Bachmanns  Hypothoso  von  der  Einwanderung  der  Bayern  am  553  (s.  Jahros- 
ber.  1,  116  ff.,  II,  2,  14),  der  gegenüber  neuerdings  die  Wonde  de*  V.  Jh.  angenommen  wird, 
berichtet  ein  Aufs,  in  den  Hiat-pol.  Bl.  86,  758—63.  —  4)  S.  o.  S.  51«.  —  5)  S.  o.  S.  51* 
—  tt)  Arch.  f.  Gösch,  u.  Altortskdo  v.  Oberfranken  14,  5 — 26.  —  7)  Österreich«  Scheyern- 
Wittolsbachor  od.  d.  Dynastie  d.  Babenbergor.  Gesch.  Studie.  München,  Frituch.  VII,  91  S. 
Vgl.  u.  Kap.  XVII.—  8)  Gotha,  F.  A.  Terthes,  XIX,  585  S.  —  Von  dorn  Werke  erschaut 
auch  eine  Lieferungsausg.,  bisher  Lf.  1.,  XXX11,  144  S.  —  9)  S.  o.  S.  51  ff.  —  Vgl.  Augsb. 
Allgem.  Ztg.  Beil.  No.  363  u.  Jg.  1881.  No.  14.  —  10)  8.  o.  S.  38.  —  11)  1).  Hans  Wit- 
telßb.  q.  b.  Bedeat  i.  d.  deutsch.  Gösch.     Festrede  etc.    Nördlingen,  Beck.    34  S.    4. 


Bayern.  11,103 

derselben  eingenommen,  vor  Augen,  K.  Th.  Heigel1)  bringt  eine  kurz  ge- 
faxte, aber  lebendig  und  populär  gehaltene  Geschichte  Bayerns  bis  auf  unsere 
Tage,  sowie  eine  prägnante  Darstellung  derselben  in  ihren  Hauptmomenten;8) 
geschichtliche  Bilder  und  Skizzen  aus  der  herzoglichen,  kurfürstlichen  und 
königlichen  Zeit  hat  Ch.  Häutle")  in  8  Gruppen  zu  einem  Ganzen  ver- 
einigt Eine  ansehnliche  Reihe  vortrefflicher  in  Lichtdruck  ausgeführter 
Kanstbeilagen  sind  dem  splendiden  Werke  beigegeben.  Populär  gehalten 
sind  noch  die  kurzen  Darstellungen  der  bayerischen  Geschichte  von  F.  Leit- 
schuh4) und  M.  Schmidt,6)  sowie  die  'Bilder  aus  der  deutschen  und 
bayerischen  Geschichte'  von  G.  Zeifs. 6) 

Zu  den  Spezialarbeiten  übergehend  erwähnen  wir  zunächst  das  Lebens- 
ond  Charakterbild,    welches    J.   Schrott7)    'zur  Erinnerrng   an    Otto    von 
Witteisbach'  entworfen  hat  —  Die  Veroneser  Klausen,  die  derselbe  gestürmt 
hat,  sind  nicht  die  bei  Volargne,    sondern  die  bei  Rivoli. 8)    Die  Herrschaft 
der  Witteisbacher   in   der  Mark  Brandenburg   betrifft    ein   Aufsatz  von  0. 
Seh we bei.9)   —   Die  Geschichte    des   schwäbischen  Bundes    hat   eine   ab- 
schliessende Bearbeitung  noch  nicht  gefunden;10)  einer  der  vielen  dazu  noch 
notwendigen  Vorarbeiten  hat  sich  F.  Wagner11)  unterzogen  und  hauptsäch- 
lich nach  den  im  Königl.  Hausarchive  und  Geh.  Staatsarchive  zu  Berlin  be- 
findlichen Quellen  die  politischen  Beziehungen  der  fränkischen  Hohenzollern 
zum  schwäbischen  Bund  und  insbesondere  ihren  Eintritt   in  denselben  unter 
eingehender  Darlegung  der  zur  Gründung  der  Bundes  drängenden  Ursachen 
untersucht 

Eine  bewegte  Zeit,  welche  einerseits  die  Zerfallenheit  des  Reiches, 
andererseits  die  wachsende  Selbständigkeit  des  deutschen  Fürstentums  deut- 
lich erkennen  lätst,  ist  die  Friedrichs  d.  Siegreichen  von  der  Pfalz,  Ludwigs 
des  Reichen,  Albrecht  Achills  u.  s.  w.  Eine  Darstellung  der  Geschichte 
des  ersteren  in  ihren  politischen  Kämpfen  und  friedlichen  Bestrebungen  hat 
N.  Feeser  1S)  auf  Grund  des  vorliegenden  reichen  Materials  unternommen  und 
für  den  bayerisch -pfälzischen  Erbfolgekrieg  (Landshuter  Krieg  1504  —  9) 
Ehses13)  eine  Vorstudie  geliefert.  —  Ein  wichtiges  Hilfsmittel  zum  Studium 
der  bayerischen  Geschichte  ist  die  Karte  'Süddeutschlands'  des  Spruner- 
Menkischen  Atlas.14) 

Für  die  Erkenntnis  des  wirtschaftlichen  und  rechtlichen  Lebens  des 
Xu.  Jh.  von  hervorragender  Wichtigkeit  sind  die  drei  Traditionsbücher  von 
Falkenstein  und  der  Augustinerchorherrenklöster  Gars  und  Au  am  Inn,  durch 
deren  anläfslich  der  Witteisbachfeier  neuerfolgte  Herausgabe  sich  H.  Petz, 
H.  Grauert  und  J.  Mayerhof  er 16)  ein  Verdienst  erworben  haben.  Wert- 
voll ist  die  Beigabe  mehrerer  Urkunden  sowie  des  Exkurses  über  'porze- 
hentf  u.  s.  w. llJ)  Das  Falkensteiner  Salbuch  hat  dann  H.  G.  Gengier17) 
zum  Gegenstande  eingehendster   rechtlicher  Studien  gemacht,    die   sich    auf 


1)  D.  Witteisbacher.  Fostschr.  etc.  München,  Bieger.  131  S.  —  2)  Westermanns  Monaten. 
48,  770—783.  —  3)  D.  Wittelabacher  als  Herzöge,  Kurf.  etc.  Angsb.,  Gebr.  Beichel.  162  S. 
4)  D.  Witteisbacher  in  Bayern  1180—1880.  Festgabe.  Bamberg,  Schmidt.  50  8.  —  5)  D. 
Regenten  Bayerns  a.  d.  Hanse  W.  München,  Franz.  47  S.  —  6)  Landshut,  Krüll.  211  S.  — 
7)  Angab.  Allg.  Ztg.  No.  157—159.  —  8)  Ibid.  No.  217.  -  9)  S.  u.  Kap.  XIX.  — 
10)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  79.  —  11)  D.  Aufnahme  d.  frank.  Hohenzollern  in  d.  schwab.  B. 
Progr.  d.  k.  Friedr.  Wilh.-Gymn.  z.  Berlin.  (No.  49.)  32  S.  4.  —  12)  8.  o.  S.  59.  — 
13)  8.  o.  8.  61».  —  14)  No.  38,  bearb.  von  Th.  Lindner.  —  15)  Drei  bayer.  Traditions- 
ttöcher.  Festachr.  München,  Kollerer.  XXXI,  208  S.  nebst  Tat  4.  —  16)  S.  o.  S.  701. 
-  17)  8.  o.  8.  69*. 


11,104  X1U     E.  Muramenhoff: 

Stände,  Hantgemal,  Vogtschaft,  Heimsteuer,  Leibgeding,  Erbrecht,  Eigentum, 
bäuerliche  Lasten  sowie  Satzung  und  Bürgschaft  beziehen. 

Auch  der  Orts-  und  Familiengeschichte  ist  eine  reiche  und  ein- 
gehende Pflege  zu  teil  geworden.  In  der  Mitte  des  XI.  Jh.  (1058)  kommt  zuerst 
Banz  vor,  von  dem  indes  anzunehmen,  dafs  es  schon  viel  früher  als  feste 
Burg  zur  Verteidigung  der  oberen  Maingegend  und  als  Sitz  eines  Gaugrafen 
Bedeutung  hatte.  In  die  angegebene  Zeit  fällt  die  Stiftung  des  Klosters 
Banz  durch  die  Gräfin  Alberada.  Die  Schicksale  desselben  unter  den  ein- 
.  zelnen  Äbten  bis  zu  seiner  Aufhebung  i.  J.  1804  führt  C.  Theodori1)  in 
gedrängter  Darstellung  vor.  -  Eine  eingehende  Bearbeitung  hat  die  Ge- 
schichte der  Reichsfreiherrn  v.  Bibra  durch  einen  Angehörigen  des  jetzt 
noch  blühenden  Geschlechtes  gefunden.2)  In  und  aufser  Bayern  begegnen 
zahlreiche  Familien  dieses  oder  ähnlichen  Namens.  Als  ältesten  nachweis- 
baren Ahnherrn  des  Geschlechts  sind  jene  Bibra  anzusehen,  welche  1151 
zum  ersten  Male  als  Ministeriale  des  Hochstifts  Würzburg  auftreten.  Der 
Vf.  behandelt  zunächst  Alter,  Herkunft  und  Rittcrbürtigkeit  des  Gechlechtes, 
sodann  in  einer  zweiten  Abteilung  die  ältere  Geschichte  desselben  von 
1200-  1400.  —  Für  die  Familiengeschichte  der  Freiherren  v.  Crails- 
heim sind  die  mit  Fleifs  zusammengestellten  Notizen  zu  erwähnen,  die  der 
Freiherrl.  Crailsheimische  Rentcnverwalter  in  Ansbach,  Joh.  Zwanziger3), 
zu  einer  Matrikel  dieser  Familie  vereinigt  hat.  Aus  diesem  alten  dem  würtr 
tembergischen  Franken  entsprossenen  Gcschlechte  gelangten  Angehörige  in 
markgräflich  Ansbachischen  und  bayerischen  Diensten  bis  zu  den  höchsten 
Würden.4)  —  Fr.  X.  Ostermaier6)  hat  auf  die  Geschichte  der  Stadt 
Ingolstadt  bezügliche  Regesten  zusammengebracht.  Sie  umfassen  die  JJ. 
1283 — 1597,  beziehen  sich  indes  nicht  ausschliefslich  auf  Ingolstadt:  Reg. 
No.  18  z.  B.  ist  nach  Nürnberg  zu  verweisen.  —  Vornehmlich  lokalgeschicht- 
licher Natur  sind  weiter  die  Beiträge  zur  Geschichte  dieser  Stadt,6)  deren 
Vf.  sich  nicht  genannt  hat. 

Über  das  seit  1237  in  Franken  nachweisbare,  nunmehr  längst  erloschene 
Geschlecht  der  Herren  v.  Cammerstein  hat  K.  Primbs7)  berichtet. 

Eine  umfassende  Monographie  über  Kloster  und  Dorf  L am p recht  in 
der  Pfalz  verdanken  wir  Staub  er.8)  Stiftung  und  Stiftuugsurkunde ,  die 
Thätigkeit  der  Benediktiner  und  der  Nonnen,  sowie  das  Dorf  Lambrecht  sind 
Gegenstand  der  Darstellung;  festzuhalten  ist  die  Stiftung  des  Klosters  im 
J.  997  durch  Hz.  Otto  v.  Worms;  1244  wird  es  in  Folge  der  Zuchtlosigkeit 
der  Mönche  von  der  Regel  des  h.  Benedikt  durch  Bisch.  Konrad  v.  Speyer 
mit  päpstlicher  Genehmigung  Dominikanern  übergeben,  welche  es  bis  zu 
seiner  Aufhebung  durch  Kurfürst  Friedrich  im  J.  1551  inne  hatten.9)  — 
Lcchscnd,  früher  Lechsgcmünd  geheifsen,  in  dessen  Nähe  vormals  ein 
römisches  Kastell  und  bis  1248  die  Stammburg  der  Gfen.  v.  Lechsgemund 
stand,  widmet  B.  A.  Bö  heim  eine,  wenn  auch  gedrängte,  topograph.-histo- 


1)  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Schlosses  B.  in  Oberfranken.  3.  vorm.  u.  verb.  Aufl.  Lichten- 
fols,  Ehrhardt.  VI,  61  S.  —  2)  Wilh.  Frhr.  v.  Bibra,  k.  Oborlandosger.-R.,  Beitr.  *.  Fa- 
milicn-Gosch.  d  Roichsfroih.  v.  B.  Auf  Grund  urkundl.  Nachrichten  boarb.  Als  Manuskript  gedr. 
1.  München,  Kaiser.  YI,  233  S.  M.  1  Abbild,  u.  1  Plan.  —  3)  Matrikel  d.  freiherrl.  v.  Crails- 
heimischen  Gesamt- Familie  nach  d.  Stand  am  1.  Aug.  1879  etc.  Ansbach,  Druck  r.  Belznei 
u.  Beider.  1879.  8°.  45  S.  —  4)  Bühl  er,  s.  o.  S.  86*.  —  5)  Samraelbl.  d.  hiat  Ver. 
in  ii.  für  Ingoist.  V,  133—200.  —  6)  Ibid.  S.  197—261.  —  7)  40.  Jahresber.  d.  hiat 
Ver.  f.  Mittclfranken.  S.  13—21.  8)  Mitteilgn.  d.  hist  Vor.  d.  Pfalz.  IX,  53—227.— 
»)  Weiteros  in  Abt  111. 


Bayern.  11,105 

rische  Darstellung. *) —  Über  Limburg  in  der  Pfalz  zieht  sich  zwischen  B.  Meli- 
us und  K.  Christ  schon  seit  einiger  Zeit  eine  Kontroverse  hin.8)  —  Nach  ge- 
druckten und  ungedruckten  Quellen,  die  leider  nicht  näher  bezeichnet  sind, 
hat  J.  Bader9)  eine  'Chronik  des  Marktes  Mitten wald,  seine  Kirchen, 
Stiftungen  und  Umgegend'  zusammengestellt,  worin  neben  manchem  neben- 
sächlichen viel  in  kulturhistorischer  Beziehung  wichtiges  und  interessantes 
Material  verarbeitet  ist.  Besonders  gilt  dies  von  den  Ausführungen  über 
Rottwesen  und  Handel,  über  Geigenmacher,  sowie  über  Sitten  und  Gebräuche 
des  Marktes. 

Das  Dorf  'Tiche',  4Dichc'  oder  Mittertcich  (in  der  Oberpfalz),  wie 
es  nach  seiner  Erhebung  zur  Stadt  i.  J.  1501  u.  vielleicht  auch  schon  früher 
genannt  worden,  mag  ursprünglich  dem  edlen  Gcschlechte  v.  Tichc  gehört 
haben.  Zur  Zeit,  wo  es  urkundlich  nachweisbar  ist  —  in  den  30ger  Jahren 
des  XII.  Jh.  —  war  es  im  Besitz  der  Gfcn.  v.  Leiningen;  auch  die  Gfen 
Y.  Vohburg  waren  daselbst  begütert.  1138  kam  es  an  das  Kloster  Wald- 
sassen. J.  B.  Mayrs4)  Geschichte  des  Dorfes  enthalt  auch  einen  grofsen 
Teil  der  Geschichte  dieses  Klosters  bis  zu  dessen  Aufhebung  i.  J.  1803  und 
geht  bis  auf  unsere  Tage  herab.  —  Zur  Feier  des  Witteisbachjubiläums 
sind  auch  die  Verdienste  hervorgehoben,  welche  sich  das  Haus  Witteisbach 
mn  das  Gedeihen  der  Stadt  Neuburg  auf  religiös-kirchlichem  wie  materiellem 
Gebiete  erworben  hat.6)  —  Den  Beziehungen,  freundlichen  wie  feindlichen, 
welche  zwischen  den  Hohcnzollern  und  der  Reichsstadt  Rothenburg  a.  T.  seit 
Ende  des  XIII.  Jh.  statthatten,  widmete  S.  Ilaeule6)  eine  Skizze;  C. 
Mehlis  hat  die  von  ihm  aufgefundene7)  und  Schlofscck  benannte  Ruine 
bei  Dürkheim  weiter  untersucht.  Er  glaubt  Andeutungen  genug  gefunden 
zu  haben,  um  die  Erbauung  einiger  Teile  der  Burg  in  das  XI.  Jh.  zu  setzen, 
die  Anfange  des  Berings  mögen  noch  weiter  hinauf  reichen.  Der  Unter- 
gang wird  vor  das  XIII.  Jh.  fallen,  vor  die  Erbauung  der  Hartcrburg;  nach 
allen  Anzeichen  gehörte  Schi,  den  Grafen  vom  Wormsgau,  dem  Geschlechtc 
der  Leininger. 8)  In  einer  Berichtigung  zur  Geschichte  der  alten  Schlösser 
Schwarzenschwal  und  Altneuhaus  macht  J.  B.  Mayr9)  darauf  auf- 
merksam, dafs  unter  dem  in  einer  Urkunde  von  1363  begegnenden  'Stein* 
nur  die  Burg  Schwarzenschwal  verstanden  werden  könne,  während  Neuhaus 
^ht  mit  dem  noch  bewohnten  Schlosse  gleichen  Namens  bei  Windisch- 
eschenbach,  sondern  mit  dem  nunmehr  nur  noch  als  Ruine  vorhandenen  Alt- 
neuhaus, welches  1294  von  Gf.  Ulrich  v.  Leuchtenberg  an  Kloster  Wald- 
wssen  durch  Kauf  überging,  als  identisch  anzunehmen  sei. 

In  Nürnberg  nahmen  unter  den  alten  Patrizierfamilien  die  Vorchtel 
seit  frühester  Zeit  eine  einflufsreiehe  Stellung  ein.  Bei  jeder  Aufzählung  der 
alten  Geschlechter  unter  den  ersten  genannt,  verschwinden  sie  aber  gegen 
Mitte  des  XV.  Jh.  aus  den  Ratsgängen.  Über  ihren  Ausgang,  der  dem  vor- 
mals behaupteten  Einflüsse   wenig  entsprach,   berichtet  K.  W.  Lochuer. ,0) 

Bis  in  die  karolingische  Zeit  zurück  geht  das  Institut  der  Münzerhaus- 


1)  Neuburger  Collectaneen-Blatt,  Jg.  44,  48—58.  —  2)  S.  o.  S.  36,  Jahresbor.  II,  2,  128 
«l  Angab.  Allg.  Ztg.  1879.  Boü.  No.  229.  —  3)  Nördlingon,  Bock.  IV,  405  S.  —  4)  Vor- 
fall, d.  hiat  Vor.  v.  Oberpfalz  otc.  35,  153—284.  —  5)  Neuburgor  Colloctaneon-Bl.  Jg.  44, 
1-47.  —  6)  40.  Jahresber.  d.  hiat  Ver.  v.  Mittel frankon.  S.  86—99.  —  7)  S.  Jahresbor 
II,  2,  128.  —  8)  Zwei  Berichte  in  Picks  Monatsehr.  VI,  556  u.  589;  vgl.  Correspondenz-Bl. 
i  deutsch.  Gesellach.  f.  Anthropol.  S.  57  (Bor.  über  d.  Vorsamml.  z.  Berlin).  —  9)  Ver- 
hndl.  d.  hist.  Ver.  v.  Oberpfalz  etc.  34,  255—257.  —  10)  Mittoilgon  d.  Vor.  f.  Gesch.  d. 
8Wl  Nürnb.  II,  1—14. 


11,106  *ILL    E.  Mumnienhoff: 

genossen  zu  Speier.  Ursprünglich  im  Verhältnis  der  Ministerialit&t  zun 
Bischof  von  Speier  stehend,  hatten  sich  die  Mitglieder  dieser  Korporatioi 
schon  seit  der  Mitte  des  XIII.  Jh.  zur  Selbständigkeit  patrizischer  Geschlechte 
emporzuschwingen  gewufst,  deren  ursprüngliche  Abhängigkeit  sich  nur  noch  ii 
einigen  formellen  Leistungen  und  Verpflichtungen  kundgab.  Ober  die  Ge 
schichte  dieses  Instituts  hat  Eheberg1)  neues  Licht  verbreitet,  indem  e 
u.  a.  eine  Urkunde  Ludwigs  d.  Bayern  v.  J.  1330,  dann  aber  ein  wichtige 
und  interessantes  Rechtsbuch  veröffentlichte. 

Zu  dem  von  A.  Schäffler  und  J.  E.  Brandl  herausgegebenen  ältestei 
Lehenbuch  des  Hochstiftes  Wirzburg  ist  nunmehr  ein  auf  das  sorgfältigst« 
bearbeitetes  Orts-  und  Fersonenverzeichnis  *)  mit  zahlreichen  Urkundennach 
weisen  erschienen.  Die  Bestimmung  der  örtlichkeiten  ist  die  ausschliefe 
liehe  Arbeit  Brandls,  während  Schäffler  die  technische  Anlage  und  die  Ur 
kundennachweise  für  einzelne  im  Lehenbuche  auftretende  Personen  zufallen 
—  Nicht  zu  unterschätzen  für  die  Orts-  und  Landesgeschichte  ist  die  Ermit 
telung  der  Wüstungen  eines  Landes  oder  Gebiets.  Für  das  Gebiet  voi 
Unterfranken  verdanken  wir  A.  Schäffler  eine  höchst  schätzbare  Studie,  i\ 
der  Brandls  Konstatierungsproben  dankenswerte  Illustrationen  bilden.3) 

Die  Kirchengeschichte  hat  eine  allgemeine  Arbeit  nicht  aufzuweisen 
Einen  höheren  Standpunkt  hat  jedoch  naturgemäfs  C.  Müller  in  seinen 
nunmehr  vollendeten  Werk  über  Ludwigs  d.  Bayern  Kampf  mit  der  Kurie4 
genommen.  —  Nicht  zu  verkennen  ist  die  Bedeutung,  welche  das  Christen  tun 
bei  der  Kolonisierung  des  slavischen  Ostens  einnimmt  Hinsichtlich  der  voi 
Bayern  aus  kolonisierten  slavischen  Länder  Deutsch -Österreichs  wird  an 
dieses  Moment  Kämmel  gegenüber  hingewiesen.6)  —  Auch  von  den  Arbeiter 
welche  die  1400  jährige  Anniversarfeier  des  Geburtstages  des  h.  Benedikt  in 
Leben  gerufen,  berühren  mehrere  das  kirchengeschichtliche  Gebiet  Zu 
nächst  die  nach  den  Quellen  bearbeiteten,  aber  in  engem  Rahmen  gefafetei 
Lebensbilder  hervorragender  Bayern  aus  dem  Orden  des  h.  Benedikt  d» 
B.  Braunmüller  0.  S.  B.  für  weitere  Kreise  gezeichnet  hat6)  Bis  jet* 
liegen  vor  die  Biographieen  des  h.  Sturmi,  der  Bischöfe  Arbeo  und  AtK 
von  Freising,  der  Erzbischöfe  Leidrad  von  Lyon  und  Arn  von  Salzburg 
Ferner  die  historischen  Skizzen  der  bayerischen  Benediktinerklöster  Andechi 
und  St.  Bonifaz  in  München  von  M.  Sattler,  Metten  von  G.  Geiger 
Ottobeuern  von  H.  Koneberg,  Scheftlarn  von  Th.  Brunner,  Scheyri 
von  A.  Hartl,  St.  Stephan  in  Augsburg  von  S.  Liebert,  Weltenburj 
von  A.  Lindner  und  Frauenchiemsee  von  M.  Eberle.7)  —  Der  Fran 
ziskanerorden  suchte  nicht  lange  nach  seiner  Begründung  auch  Deutschlam 
als  Feld  seiner  Thätigkeit  auf  und  insbesondere  war  es  Bayern,  wo  er  bal( 
und  dauernd  Boden  fafste.  Innerhalb  des  Zeitraums  von  1221 — 1280  bil 
deten  sich  in  Augsburg,  Regensburg,  Würzburg,  Bamberg,  Nürnberg,  Lindau 
München,  Nördlingen,  Ingolstadt  und  Landshut  Niederlassungen  der  Mino 
riten,  während  die  zu  Hof  und  Dillingen  späteren  Ursprungs  sind.8) 


1)  Ztachr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrhoins.  32,  444—480.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  98*.  - 
2)  Arch.  d.  hist  Vor.  v.  Unterfr.  u.  Aschaffenb  24, 153—285.  —  3)  Ibid.  S.  287—328  u.  Arcbi 
val.  Ztachr.  5,  205—35.  —  4)  S.  o.  S.  51  ff.  —  5)  Hist-pol.  Bl.  86,  769—774.  —  6)  N«m 
halte  Bayern  im  Kleido  d.  h.  Benod.  1.  Reihe.  Beil.  z.  Jahresbor.  d.  Sudienanst  Metter 
Landshut,  gedr.  b.  Thoman.  70  S.  —  7)  Alle  in  S.  Brnnncr,  Ein  Benediktinerbuct 
Gesch.  u.  Beschreib,  d.  besteh,  u.  Anfuhr,  d.  aufgehobenen  Benedikt-Stifte  in  österr.,  Ung 
Deutschland  u.  d.  Schweiz.  Würzburg,  L.  Wörl.  580  S  m.  1  Karte.  12.  --  8)  A.  Koel 
d.  frühesten  Niederlassungen  d.  Minor,  i.  rechtsrhein.  Bayern.    Dissort.  Heidelb.,  Winter.  35  i 


Bayern.  11,107 

Von  Spezialarbeiten  ist  zunächst  die  von  C.  Prirabs1)  zu  erwähnen, 
welche  für  die  Geschichte  des  969  gegründeten  Stifts  St.  Stephan  in 
Augsburg  ein  reiches  aus  den  im  Reichsarchiv  vorhandenen  Urkunden  und 
Akten  gezogenes  Material  enthält  und  über  die  Äbtissinnen,  Stiftsfräulein 
und  Stiftsgeistlichen,  ferner  über  die  Stiftungen  und  Güter  des  Klosters 
handelt  —  Bezüglich  des  Karmeliterklosters  St  Anna  in  Augsburg  hat  E. 
Schott8)  seine  Beiträge  fortgesetzt.  Aufser  einer  Nachlese  aus  dem  XV.  Jh. 
erhalten  wir  urkundliche  Nachrichten  über  Stiftung  von  Jahrtagen,  Altären  etc., 
dann  über  die  drei  gröfseren  Grabkapellen  und  den  Verkauf  von  Leibge- 
dingen, welche  die  Zeit  von  1500  bis  1526  umfassen. 

Für  das  Hochstift  Bamberg  hat  H.  Weber  seinen  ursprünglichen  Plan 
einer  Darstellung  der  Geschichte  der  Universität  Bamberg  auf  die  gelehrten 
Schalen  dieses  Bistums  überhaupt  ausgedehnt,9)    so  dafs  nun  der  Zeitraum 
von  1007  bis  1803  zur  Behandlung  kommt.     Er  schildert  zunächst  als  den 
Ausgangspunkt    der  gelehrten  Bildung  die  Domschule,   die  Schulen  von  St. 
Stephan,    vom  Benediktinerkloster  Michelsberg,  von  St.  Jakob,  St  Gangolf-, 
St  Martin  in  Forchheim  und  Neukirchen  am  Brand,    ferner  das  von   1611 
bis  1773  unter  Leitung  der  Jesuiten  stehende  Gymnasium,  endlich  das  Semi- 
nar, das  sich  unter  der  gleichen  Leitung  zur  Akademie  und  Universität  ent- 
wickelte. —  Die  für  das  Kloster  Michelsberg  von  K.  Heinrich  II.  erlassenen 
Urkunden  sind  für  die  Lokal-   wie   die  allgemeine  und  Rechtsgeschichte  von 
gleicher  Wichtigkeit4)      Über  den  gelehrten  und  durch  Bescheidenheit  und 
christliche  Tugenden  nicht  minder  wie  durch  Eifer  für  die  Wissenschaft  aus- 
gezeichneten Abt  dieses  Klosters,  Andreas  Lang  v.  Staffelstein  (1483 — 1502), 
den  Verfasser   der  St.  Ottolegende,    des    'catal.  s.  canonisatorum  0.  S.  B', 
des  Bamberger  Bischofs-  und  Abtskatalogs  etc.,  der  für  die  mittelalterliche 
Geschichtsschreibung    Bambergs    eine    zusammenfassende    und    abschliefseude 
Tätigkeit  entfaltete  (Lorenz,  G.  Q.  I*  126),  handelte  P.  Wittmann  sen.,6) 
der  die  Handschriften  der  k.   Bibliothek  zu  Bamberg    und  namentlich  den 
fasc.  abb.  Re.  II.    11  benutzte,  welcher   Köpke  nicht  vorlag.      Unrichtig  ist, 
dals  er  1473  die  erste  seiner  Ottolegenden  verfafst  habe.  —  Das  1098  oder 
1099  gegründete  Kloster  der  regulierten  Augustiner  Chorherren  zu  Dictram- 
zell  erscheint  bis    1803   als  Probstei   dieses  Ordens,    seitdem  aber  als  der 
Sitz  der  von  München  hinüberversetzten  Klarissinnen,    zu  denen  1831  auch 
noch  Salesianerinnen  von  Inderstorf  sich   gesellten.     Neue  und  bemerkens- 
werte Nachrichten  zur  Geschichte  dieses  Klosters  hat  E.  v.  Fugger6)  vor- 
nehmlich aus  dem  Reichs-  und  Kreisarchiv  zu  München  geschöpft.      Indes 
ist  nicht  alles,    was  er  über  die  Geschichte  verschiedener  Orden  in  Bayern 
vorbringt,  am  Platze.     Tief  in  die  Klostergeschichte  einschneidend  waren  die 
an  600  Jahre  währenden  Kompetenzstreitigkeiten  mit  Kl.  Tegernsee,  die  sich 
aus  des  letzteren  Ansprüchen  auf  die  Patronatsrechte  und  die  Tradition  der 
Temporalien  herleiteten  und  erst  1703  ihren  Abschlufs  fanden.  —  Das  Pri- 
vileg Heinrichs  IL  für  die  Benediktinerinnen  in  Neu  bürg  a.  D.  hat  H.  Rutt- 
manner7)  nach  einem  alten  Facsimile   und  einer  Kopie  des  XU.  Jh.   ver- 
öffentlicht und  auch  eine  zu  Gunsten  desselben  Klosters  erlassene  Bulle  Be- 


1)  Ztechr.  d.  hUt  Ver.  f.  Schwab,  u.  Noub.  VII,  109—156.  —  2)  Ibid.  S.  164—232. 
—  S)  Gench.  d.  gel.  Schalen  im  Hochstift  Bamb.  Bd.  1.  X,  312  8.  gr.  8.  Bamberg, 
Reindl.  —  4)  S.  o.  S.  31».  -  -  5)  Hüffors  Hint  Jahrb.  1,  413—417.  —  C)  KJ.  DitraniB- 
zeU.  Nach  Urkk.  u.  Chroniken  v.  J.  1098  —  1880.  München,  Kollerer.  84  S.  —  7)  Blätter 
f.  d.  bayer.  Gymna*.-  u.  Realach.- Wesen  16,  197—199,  199—201. 


11,108  XIU.    E.  Muramenhoff: 

nedikts  XIII.  vom  5.  Jauuar  1016  sowie  die  Seblufssätze  zweier  Ballen  Cl< 
mens*  IL  und  Leos  IX.  von  1047  und  1052  mitgeteilt.  Von  anderer  Seite 
wird  allerdings  die  Echtheit  der  letzten  drei  Urkunden  sehr  in  Zweifel  g< 
zogen.  —  Die  Echtheit  des-  Diploms  Ludwig  des  Kindes  für  Passau  von  9€ 
verficht  B.  Braunmüller*);  für  die  Geschichte  dieses  Hochstifts  im  XIIL  J 
ist  Ratziugers3)  Abhandlung  ühcr  Albertus  Bohemus  zu  erwähnen. 

Unter  Bcizichung  eines  in  Abschrift  vorhandenen  Nekrologiums  d< 
Schottenklosters  St.  Jakob  zu  Regensburg  sucht  H.  Gf.  v.  Waiden 
dorf4)  die  Verschiedenheit  der  Persönlichkeiten  Muircdachs  und  Mariani 
(1076)  darzuthun.  Diese  Hypothese  erweist  sich  indes  auf  Grund  der  ?c 
Marian  selbst  niedergeschriebenen  Wiener  Handschrift  als  nicht  stichhaltig. 
—  Eine  Suspension  Bisch.  Chunos  v.  Regensburg  durch  K.  Friedrich  L  114 
hatte  C.  Th.  Gemeiner  in  seiner  Regcnsburger  Chronik  annehmen  i 
müssen  geglaubt,  indes  hat  er  eine  Stelle  der  Vita  Eberhardi  archiep.  S 
lisbg.  unrichtig  interpretiert.  6)  —  Augeregt  durch  das  6.  Centenar  Berthoh 
v.  Regensburg  hat  G.Jakob7)  13  lateinische  Predigten  veröffentlicht,  welcl 
er  diesem  hervorragenden  Franziskanermönch  zuweist  und  als  zum  Zwe< 
eigener  und  anderer  Instruktion  geschrieben  annimmt.  —  Wenn  auch  z 
nächst  von  rein  litterarischem  Interesse,  gehört  doch  K.  Weinholds8)  Pub] 
kation  der  Dichtungen  Lamprechts  v.  Regensburg  insofern  hierher,  a 
aus  ihnen  einzig  und  allein  Anhaltspunkte  über  das  Leben  L.s  gewönne 
werden.  Auch  für  die  Erkenntnis  der  geistigen  Bedeutung  des  Minorite 
ordens  im  XIIL  Jh.  sind  seine  Dichtungen  von  Wichtigkeit.  —  Von  Schejei 
handelt  M.  Knitl9)  in  Hinsicht  auf  Fundation,  Säkularisation  und  Resta 
ration  durch  Ludwig  I.;  auch  stellt  er  die  einzelnen  Momente  der  Kloste 
Wirtschaft,  die  Stätten  des  religiösen  und  patriotischen  Kultus  dar  und  b 
spricht  endlich  das  Kloster  als  schola  artium  et  literarum.  Die  Beziehung« 
desselben  zum  Gcschlechte  gleichen  Namens,  dann  aber  hauptsächlich  d 
Geschichte  des  Klosters  unter  den  einzelnen  Äbten  sind  Gegenstand  ein* 
Abhandlung  desselben  Vf.,10)  dem  dazu  ein  umfangreiches  Material  im  K.  All 
Reichsarchiv  und  der  Scheirer  Klostcrregistratur  vorlag. 

Gelangen  wir  durch  Knitls  erste  Schrift  zur  Kulturgeschichte,  so  i 
auch  auf  diesem  Gebiet  der  Eiuflufs  der  Witteisbachfeier  auf  Publikation  v( 
Arbeiten  wahrzunehmen.  'Volkswissenschaftliche  Studien,  darinnen  zuvörder 
unsere  alten  Bayernherzöge  des  XU. — XVI.  Jh.  als  Bergherren  mit  ihn 
vornehmsten  Gewerkem  näher  beleuchtet  werden,  ingleichen  aber  auch  eil 
Kiemgauer  Grundherrschaft  (XVI.  Jh.),  nämlich  die  des  hochedlen  G 
schlechtes  derer  Freiherren  von  Freyberg  auf  Hohenaschau  erstmals  zur  Da 
Stellung  gebracht  wird,  viel  urkundlich  Material  von  denen  alten  Gericht 
wändein,  dem  damaligen  Berg-  und  Ackerbau,  ihrem  Verkehrswesen  ui 
insonderc  von  ihrer  Almwirtschaft,  welches  der  Rede  wohl  wert  sein  wir 
zumal  dem  archival.  Ernste  auch  so  viel  Ergötzliches  beigemischt  wurde,  d 


1)  N.  Arch.  VI,  213.  —  2)  S.  o.  S.  16*  —  3)  S.  o.  S.  45*.  —  4)  Verhandl.  d.  hi 
Ver.  v.  Oborpfalz  otc.  34,  187-232.  —  5)  N.  Arch.  VI,  204.  —  6)  J.  Roiaaorman 
Verhandl.  d.  hiat.  Ver.  v.  Oborpfalz  etc.  34,  263—265.  —  7)  Lat.  Roden  des  sei.  Berth< 
v.  R.  Regenab.,  Manz.  VIII,  182  S.  Vgl.  u.  Kap.  XXIV.  —  8)  Lampr.  v.  R.,  Sai 
Franziaken  Leben  und  Tochter  Syon  etc.,  z.  ersten  M.  mit  Gloeaar  hrsg.  Paderborn,  Schottin^ 
VI,  645  S.  Vgl.  u.  Kap.  XXIV.  —  9)  Schoyorna  Stellung  in  d.  Kulturgcach.  Diasertat 
Jena.  Proiaing,  Dattorer.  39  S.  -  10)  Knitl,  Scheyom  ala  Borg  u.  Kloster.  E.  Bei 
z.  Goach.  d.  Hause»  Scheyorn-Wittolab.,  sowie  z.  Gesch.  d.  Benediktinorord.     Ebd. VII,  215 


Bayern.  11,109 

mit  dieses  Buch  in  Summa  sowohl  nützlich  als  lustig  zum  Lesen  sein  möchte. 
Alles  dies  wurde  aus  allerlei  ehrwürd.  Büchselbiiefen  und  Geschritten  unserer 
bayer.  k.  Archive  wie  aus  anderen  glaubwürd.  Dokumenten  und  vielen  Rech- 
nungen immer  nach  wahrhaft.  Selbstschau  mit  Fleifs  und  laugjähr.  Dauer  ins 
Werk  gesetzt^  —  hat  H.  Peetz1)  angestellt.  Die  grofsartigen  Verdienste  da- 
gegen, welche  sich  das  Haus  Witteisbach  seit  dem  XIV.  Jh.  bis  herab  auf 
unsere  Tage  durch  Anregung  und  Unterstützung  historischer  Arbeiten  sowohl, 
als  auch  durch  seine  Fürsorge  für  Sammlung  und  Erhaltung  von  Archi- 
valien und  Altertümern,  Anlegung  von  Bibliotheken  etc.  erworben,  hat  L. 
Rockinger*)  in  das  gebührende  Licht  gesetzt,  während  Kluckhohn8)  die 
wissenschaftlichen  und  künstlerischen  Bestrebungen  Wittelsbachischer  Fürsten 
ans  dem  PtiÜzer  Hause  seit  Kurfürst  Ruprecht  I.,  dem  Stifter  der  Universität 
Heidelberg,  behandelt  und  v.  Prantl4)  der  Gunstbeweise  und  Verdienste 
gedenkt,  welche  sich  das  Wittelsbachsche  Regentenhaus  um  die  Ludwig- 
Maximilians-Universität  in  Ingolstadt  seit  ihrer  Gründung  durch  Herzog  Lud- 
wig den  Reichen  i.  J.  1472  erworben  hat.  —  Hierher  gehört  weiter  die  von 
J.  Würdin ger6)  bearbeitete  Geschichte  des  durch  Hz.  Gerhard  von  Jülich, 
Berg  und  Ravensberg  nach  dem  am  Hubertustage  1444  über  den  Gfn.  Eg- 
raont  errungenen  Siege  im  selben  Jahre  gestifteten  Hubertusordens,  der  indes 
erst  durch  seinen  Sohn  Hz.  Wilhelm  feste  Statuten  erhielt,  und  nach  seiner 
Auflösung  gegen  Ende  des  XVI.  Jh.  durch  Joh.  Wilh.  Joseph,  Eurf.  von  der 
Pfalz  und  Herzog  von  Jülich,  erst  1708  wieder  erneuert  wurde. 

Fast  ausschließlich  auf  bayerische  Verhältnisse  nimmt  Bez.-Arzt  G. 
Lammert6)  in  einem  Werke  Rücksicht,  dessen  Gegenstand  im  wesentlichen 
die  Entwicklung  des  Sanitätswesens  ist.  In  den  einzelnen  Kapiteln,  die  sich 
auf  öffentliche  Gesundheitspflege,  Lebensweise,  Genufsmittel,  Handel,  Sitten- 
polizei, öffentliche  Anstalten,  den  ärztlichen  Stand  beziehen,  ist  ein  reiches, 
das  Volksleben  berührendes  Material  niedergelegt  Ein  zweiter  Band  soll 
die  durch  Natur-  und  Kriegsereignisse  bedingten  sanitätlichen  Anstalten  dar- 
stellen. —  Aus  Passau  haben  wir  Nachrichten  von  Brotpreisen  im  XIH.  und 
XV.  Jh.7)  Kulturhistorisch  interessant  ist  noch  der  von  B.  Braunmüller8) 
auf  Grund  der  örtlichen  Lage  unterirdischer  Gänge  und  einer  Stelle  bei 
Poppo  v.  Niederaltaich  geführte  Nachweis,  dafs  jene  Gänge  (fossata)  dem 
Zwecke  der  Bergung  wertvoller  Habe  in  Kriegs-  und  Fehdezeiten  gedient 
haben. 

Der  Kunstgeschichte  Augsburgs  sind  zwei  Arbeiten  gewidmet:  C.  For- 
ster9) schildert  die  reiche  kunstgewerbliche  Thätigkeit  der  alten  Reichsstadt, 
während  E.  v.  Huber10)  urkundliche  Nachrichten  über  Hans  Burgkmaier  und 
Christoph  Amberger  bietet,  die  aus  dem  städtischen  Archive  zu  Augsburg 
geschöpft  wurden.  —  Kulturhistorisch  nicht  unwichtig  sind  die  Aufzeichnungen 


1)  Angab.,  Huttiers  Liter.  Instit.  IV,  380  8.  4.  — -  2)  D.  Pflege  d.  Geschichte  durch 
d  Witteisbacher.  Akad.  Festschr.  München,  Verl.  d.  k.  Akad.  100  S.  n.  97  S.  Beilagen.  4. 
-*  3)  Augsb.  Allg.  Zeitg.  Beil.  No.  221.  (Rede,  geh.  zur  Vorfeier  d.  Wittelab.  Jubil.  am 
"•  Juli  in  <L  techn.  Hochachale  za  München.  —  4)  Ibid.  No.  182.  Festrede  am  Stiftnngs- 
*"&  der  Uniyera.  München  (26.  Juni).  —  5)  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Giünd.  u.  ersten  Periode 
^  btyer.  HanaritteTordens  vom  h.  Hubertus  1444  —  1709,  München,  Franz.  44  8.  4.  Sop. 
•*  Abhandl.  d.  München.  Akad.  111.  Cl.  XV,  Abt.  2.  —  6)  Z.  Gesch.  des  bürgorl.  Lebens  u. 
*  Sffentl.  Gesundheitspflege  insbes.  d.  Sanitätsanstalten  in  Süddeutschland.  £.  Beitr.  z.  Kultur 
J  Medizin.  Begensb.,  Wunderlich.  II,  300  S.  —  7)  S.  o.  S.  Gl7.  —  8)  Verhandl.  d.  hist 
;*•  ▼.  Oberplala  etc.  34,  260—262.  —  9)  Wartburg  VII,  No.  2.  —  10)  Bopertor.  I 
KButwiaaenaohaft  III,  234-236. 


II110  X111-    E.  Mummonhoff: 

Lutz  Stcinlingers  über  das  Baumeisteramt  in  Nürnberg  ans  dem  J.  145' 
Die  auf  altem  Herkommen  beruhenden  Leistungen  einzelner  Bürger  zur  Untei 
haltung  von  Wegen  und  Stegen,  Brunnen  und  Brücken,  auf  das  Feuerlöecl 
wescn  der  Stadt  bezügliche  Notizen,  die  Verpflichtungsformeln  der  im  Stad 
dienst  beschäftigten  Arbeiter,  ihre  Löhne  und  Arbeitszeit  und  endlich  ei 
Verzeichnis  des  städtischen  Baumaterials  bilden  den  Gegenstand  seiner  Zi 
sammen Stellung,  die  Referent1)  nach  dem  im  k.  Kreisarchiv  zu  Nürnbei 
befindlichen  Manuskript  veröffentlicht  hat  Die  Einleitung  beleuchtet  in  dt 
Hauptsache  das  Verhältnis  der  Arbeit  Steinlingers  zu  der  seines  Nachfolge] 
im  Amte,  Endres  Tucher,  zu  der  erstere  eine  Quelle  bildete.  —  Interessant 
Mitteilungen  zur  Nürnberger  Handelsgeschichte  hat  Frh.  G.  v.  Krefs*)  ai 
seinem  Familienarchiv  geschöpft,  und  einen  Urteilsbrief  über  die  Auflösui 
der  Gesellschaft  des  Fritz  Krefs  und  Heinz  Rumel  v.  J.  1388,  einen  Schuh 
schein  über  einen  Kaufschilling  für  Seidengewand  von  1394  und  eine  Gesel 
Schaftsrechnung  von  1395  abdrucken  lassen.  —  Auch  des  Briefes  des  Chen 
nitzer  Rates  an  Kurf.  Friedrich  H.  von  Sachsen,  in  welchem  jener  über  d 
1454  an  Nürnberger  Kaufleuten  durch  Kunz  von  Kaufungen  verübten  Rfti 
bereien  berichtet,  sei  hier  Erwähnung  gethan.8) 

Die  Pilgerfahrten  Nürnberger  Bürger  nach  Jerusalem  im  XV.  Jh.  unt 
besonderer  Berücksichtigung  der  Reiseberichte  des  Dr.  med.  Hans  Lochner  ui 
des  Jörg  Pfinzing  schildert  J.  Kamann.4)  Pfinzings  bis  dahin  noch  nicht  ve 
öffentlichten  Reisebericht  hat  er  am  Schlufs  nach  einer  Handschrift  der  Nüc 
berger  Stadtbibliothek  veröffentlicht.  Nürnberger  Pilgerberichte  treten  ui 
auch  in  R.  Röhrichts  und  H.  Meisners  Darstellung  deutscher  Pilg* 
reisen  entgegen  und  zwar  der  eben  erwähnte  des  Jörg  Pfinzing  und  der  c 
Sobald  Rieter.6)  —  In  das  Gebiet  der  Kulturgeschichte  gehören  weiter  « 
zwei  Nürnberger  Ratsverlässe  von  1466  und  1468,  welche  Kamann8)  m 
teilt.  Der  erste  wendet  sich  gegen  die  Bigamie  in  einem  bestimmten  Fal 
während  der  andere  dem  Unfug  in  Spiel  und  Reimen  'meist  üppiger  oj 
keuscher  wort  und  unordelicher  geperde'  besonders  zur  Faschingsse 
Schranken  setzt. 

In  Regensburg  wurden  1 878  bei  Abräumung  des  Brandschuttes  von  de 
Gewölben  der  Stiftskirche  zu  St.  Emeram  weitere  Thonreliefs  aufgefund« 
die  H.  Gf.  v.  Walderdorff7)  beschreibt.  Die  Verbindlichkeit  der  allj&hi 
liehen  Lieferung  einer  blauen  leinenen  Halbhose,  12  lederner  Nesteln  an 
eines  schwarzen  Cingulums,  welche  der  Stadt  Regensburg  dem  Kloster  Pri 
fening  gegenüber  oblag,  hat  die  Volkssage  mit  dem  bekannten  Brücket 
man  neben  in  Beziehung  gebracht.  In  Wirklichkeit  aber  stellt  sich,  wie  C 
H.  Kleinstäuber8)  u.  a.  nachweisen,  jene  Leistung  als  Symbol  der  Brücke] 
und  Pflasterzollfreiheit  des  Klosters  und  seiner  Unterthanen  dar.  Kl  eil 
stäub  er  bringt  auch  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  seiner  Geschieh 
und  Beschreibung  der  steinernen  Brücke  zu  Regensburg.9)  —  In  dieser  Stai 
kommen  die  Hans-  (nicht  Haus-)  grafen,  d.  i.  die  Vorsteher  des  Hans*  od 
Handelsgerichts  schon  zwischen    1157  und  1183   in  Urkunden  vor.     Eini| 


1)  Mitteilgen.  d.  Vor.  f.  Gesch.  d.  Stadt  Nürnb.  2,  15—77.  —  2)  Ibid.  S.  195— U 
—  3)  Ibid.  S.  227  u.  228.  —  4)  Ibid.  S.  78—163.  —  T>)  S.  u.  Kap.  XXVII.  —  6)  M 
toilungen  d.  Vor.  t  Gesch.  d.  Stadt  Nürnb.  2,  194  u.  195.  —  7)  Verhandl.  d.  hist  V< 
v.  Oberpfalz  otc.  34,  249-252.  —  8)  Ibid.  S.  271—273.  —  9)  Ibid.  S.  274—280.  Vj 
Jahreeber.  1,  255. 


Bayern.  11,111 

Notizen  über  dieselben  sowie  ibr  bei  den  Gerichtssitzungen  verwendetes 
Präsenzzeichen  und  über  die  Zeichen  des  Ungeltamtes  giebt  W.  Sehr  atz. *) 

Zur  Münzkunde  erwähnen  wir  zunächst  zwei  in  Regensburg  aufge- 
fundene Denare  aus  der  Zeit  Ludwigs  <L  Frommen.  Der  eine  stammt  aus 
der  Regensburger  Münze,  während  der  andere  in  Venedig  geschlagen  worden 
ist.1)  —  Der  1.  Hälfte  des  XIII.  Jh.  gehören  die  1879  bei  Mittelsteinach 
gefundenen  260  Münzen  an.  Würzburgisches  Gepräge  haben  143,  während 
die  übrigen  in  die  Bamberger  Münzstätte  zu  verweisen  sind.8)  -  Einen  bis- 
her nicht  bekannten,  zu  Ansbach  zwischen  1469  und  1470  geprägten  Solidus 
dimidius  Albrecht  Achills  bespricht  L.  Fik entscher4)  unter  Beigabe  von 
4  Urkunden.  —  Die  Pfalz  und  Speyer  berührt  die  Beschreibung  von  10 
Münzen  durch  P.  Joseph;5)  diese  Pfennige,  welche  z.  t.  sehr  schwer  zu 
bestimmen  waren,  bieten  dem  Verf.  zugleich  Gelegenheit  zur  Erläuterung 
einiger  schwieriger  Punkte  der  rheinischen  Münzgeschichte,  da  die  ältesten 
jener  Pfennige  unter  der  Regierung  des  Pfalzgrafen  Ludwig  II.  (1253  94), 
Ruprecht  I.  (1353 — 90),  die  andern  im  XV.  Jh.  geprägt  sind.  —  Die  Münzen 
des  Hauses  Leiningen  hat  Trachscl6)  zusammengestellt;  das  Verzeichnis 
ist  jetzt  auch  deutsch  abgedruckt.  Nur  eine  gehört  dem  Mittelalter  an 
(XII.  Jh.),  die  anderen  der  neueren  Zeit.7) 

Auf  dem  Gebiete  der  Heraldik  hat  K.  v.  Mayerfels8)  den  Nachweis 
versucht,  dafs  der  am  Schlüsse  des  XII.  Jh.  im  Siegel  der  Witteisbacher  auf- 
tretende Löwe  nicht  als  Symbol  der  ihnen  beiwohnenden  pfalzgräflichen  Würde, 
sondern  als  das  eigentliche  Haus-  und  Stamm  wappen  aufzufassen  sei,  während 
Fürst  F.  E.  v.  Hohen  lohe9)  darauf  aufmerksam  macht,  dafs  das  bayerische 
Stammwappen  einfach  ein  von  Weifs  und  Blau  geweckter  lediger  Schild  sei. 
—  Derselbe  nimmt  0.  T.  v.  Hefner  gegenüber  als  Thicre  des  Hohenlohischen 
Stamm wappens  nicht  Katzen,  Unzen  oder  Füchse,  sondern  Leoparden  an. 
Letztere  tragen  nur  auf  den  ältesten  Siegeln  und  Denkmälern  Mähnen  und 
erscheinen  schon  im  XIII.  Jh.  ohne  dieselben.10)  ' 

Zum  Schlufs  wollen  wir  zu  bemerken  nicht  unterlassen,  dafs  L.  Rockinger11) 
seine  Studien  über  'Tinte  und  sonstige  Schreibbedürfnisse  in  Bayern'  fort- 
gesetzt hat  Zur  Behandlung  kommen  Ziertinte,  Farben,  weitere  Bedürfnisse 
wie  Griffel,  Schreibrohr,  Graphit-  und  Schreibstifte  etc.,  das  Schreiben  selbst 
sowie  endlich  Wachs,  Obblaten  und  Siegellack. 


1)  Blätter  f.  Mfinzfreunde  16,  Sp.  748.    S.  auch  die  folgende  mit  L.  unterzeichnete  Notiz. 

—  2)  W.  Schrats,  Verhandl.  d.  bist.  Vor.  v.  Oberpfalz  etc.  34,  153—185;  35,  285—292, 
wo  Sehr,  auch  Konyentionsmiinzen  der  Herzoge  v.  Bayern  o.  der  Bischöfe  von  Regenabarg  von 
d,  Bnde  de«  XII.  Jh.  bis  zu  Anf.  des  XI Y.  beschrieben  hat.  —  3)  H.  Kiggaoer,  Numism. 
Ztachr.  (Wien)  11,  98-107.  —  4)  40.  Jahresber.  d.  hist  Ver   v.  Mittelfranken.    8.  54— 61. 

—  5)  Mitteil.  d.  hist  Ver.  d.  Pfalz  IX,  1  ff.  -  6)  Key.  beige  de  numism.  —  7)  Mitteil. 
<L  hist  Ver.  d.  Pfalz  IX,  233  f.  —  8)  Das  Wittelsb.  Stamm-,  Hans-  n.  Geschlechts- 
wappen  etc.  Constanz.  44  8.  u.  4  Tafeln,  gr.  8.  —  9)  Die  herald.  Wecken,  Ana.  f.  Kunde 
<L  Von.  No.  8.  —  10)  Blätter  f.  Münzfreunde  16,  Sp.  709.  — 11)  Archival.  Ztschr.  V,  166 
bis  187.    Vgl.  Jahresber.  II,  2,  118. 


11,112  XIV      K    Lamprocht: 


XIV. 
K.  Lampreoht.    Q.  Eokertz. 

Niederrhein. 

Die  Römische  Zeit  leitet  unmittelbar  iu  die  Geschichte  des  rheinische 
Mittelalters  ein;  sie  galt  im  Mittelalter  als  die  Grundlage  aller  anderen  Ku 
tur  und  wurde,  wie  mannigfache  Zeugnisse  beweisen,  keineswegs  als  heteroge 
und  in  schroffer  Weise  ausscrnational  angesehen.  Darum  mag  es  auch  de 
modernen  Darstellung  vergönnt  sein,  die  Arbeiten  über  rheinische  Römern 
den  Forschungen  über  das  rheinische  Mittelalter  einleitend  voranzustellen. 

Daher  wird  hier  in  erster  Linie  von  der  Bereicherung  des  Materials  a 
Denkmälern  im  Jahre  1880  zu  berichten  sein,  soweit  diese  Zunahme  in  Zei 
Schriften  und  Büchern  konstatiert  worden  Ist.1)  In  überraschender  Weise  ii 
die  Umgegend  von  Aachen  in  den  Kreis  der  römischen  Studien  eingefühi 
worden:  bei  Mariaweiler  wurden  ein  grosses  römisches  Trümmerfeld  nn 
die  Oberreste  einer  römischen  Villa  entdeckt.2)  Eigentümlich  scheint  ai 
den  ersten  Blick  auch  der  Fund  einer  römischen  Münze  in  Ahrweiler, 
indes  darf  man  hier  nicht  vergessen,  dass  das  römische  Geld  auch  unt( 
der  deutschen  Bevölkerung  kurrent  war  und  es  noch  lange  nach  Abzug  de 
Römer  blieb,  so  dafs  ein  Schlufs  auf  Anwesenheit  der  Römer  aus  Ifüns 
funden  verboten  ist.  Weitere  römische  Altertümer  wurden  gefunden  z 
Asberg,4)  wo  schon  im  J.  1879  an  Zahl  nicht  unbedeutende  Funde  gc 
macht  wurden.  Systematisch  hat  man  in  Bonn  ausgegraben.  Es  handelt 
sich  hier  um  die  Klarlegung  der  significanten  Orte  des  römischen  castrom 
die  auch  jetzt  noch  nicht  abgeschlossen  ist.  Funde  sind  dabei  nur  seh 
wenige  zu  Tage  gekommen,  Scherben  und  einige  Münzen  (Mittelerz  Mar 
Agrippas  und  Denar  Marc  Antons).6)  Neue  Inschriften  aus  Bonn  verzeichne 
Wolters.6)  Dagegen  wurde  in  der  Umgegend  von  Bonn,  zwischen  der  Siei 
und  Königswinter,  ein  glücklicher  Fund  gethan,  sog.  Regenbogenschüsse] 
chen,  die  leider  bis  auf  wenige  Exemplare  in  unbekannte  Hände  gekomme 
sind.7)  Im  Duisburger  Walde  ist  man  nach  längerer  Pause  —  die  letzte 
Ausgrabungen  fanden  1868  unter  Dr.  Wilms  statt  —  von  neuem  ans  Suche 
gegangen;  und  auch  diesmal  hat  das  berühmte  Gräberfeld  die  Mühe  reich 
lieh  gelohnt8)  In  Köln  haben  in  diesem  Jahre  die  grofsen  Deutzer  Ana 
grabungen  begonnen,  welche,  veranlagst  durch  Bauten  der  Militärverwaltun 
und  neuerdings  der  Bergisch-Märkischen  Eisenbahngesellschaft,  zu  einer  defi 
nitiven  Klarstellung  des  Deutzer  Kastells  führten.9)  Daneben  wurden  in  Köli 
selbst  in  der  Spieisergasse  ca.   20   römische   Thongeföfse  gehoben. 10)     Geh 


1)  Sämtliche  Funde,  soweit  sie  Überhaupt  zur  Kenntnis  der  interessierten  rheinische! 
Forscher  kommen,  verzeichnet  neuerdings  (seit  1882)  das  Korrespondenzblatt  der  *West 
d outschon  Zeitschr.'  (d.  h.  der  Fortsetzung  der  umgestalteten  Pickschen  Monatsschrift).  — 
2)  Picks  Monatsschr.  6,  446.  u.  Bonn.  Jbb.  68,  154.  —  3)  Picks  Monatsschr.  6,  626.  - 
4)  Ibid.  6,  665.  —  5)  Bonn.  Jbb.  68,  152.  —  6)  Ibid.  69,  45— -49.  M.  1  Taf.  —  7)  lbid 
68,  61—65.  —  8)  Ibid.  S.  153.  —  9)  S.  u.  S.  113«.  —  10)  Bonner  Jbb.  68,  1558. 


Niederrhein.  11,113 

man  von  Köln   nach  Norden,  so  stöfst  man  zunächst  in  Neufs  und  Mors 
auf  neue  Funde  und  Entdeckungen;1)  von  ihnen  ist  besouders  die  Auffindung 
der  Überreste  eines  wahrscheinlich  fränkischen  Kastells  —  des  dritten  neben 
den  Resten  von  Bürgel  und  Engers  —  bei  Goar  unweit  Neufs  von  Interesse. 
Die  Hauptausgrabungen  des  Jahres  aber  liegen  wie   für  den  Mittelrhein  im 
Süden  in  Trier,*)   so   für  den  Niederrhein  im  Norden,   in   Xanten.     Hier 
haben  längere  Ausgrabungen  zur  Entdeckung  der  Substruktionen  eines  kolos- 
salen Baus  geführt,    von   dem  leider  vorläufig   Zweck   und  Ende  nicht  ab- 
zusehen ist3) 

Gehen  wir  von  den  Funden  zu  den  Römerstrafsen  über,  so  tritt  uns  auch 
in  diesem  Jahre  die  unermüdliche  Thätigkeit  des  bekannten  Strafsenforschers 
J.  Schneider  in  Düsseldorf  entgegen.  Man  hätte  nach  ihm  für  diese  Ge- 
genden ein  ungemein  ausgebreitetes  Strafsennetz  anzunehmen,  das  fast  an 
das  heutige  Eisenbahngewirr  in  einigen  Teilen  der  Rheinlande  erinnert4) 
Setzten  sich  die  meisten  Militärstrafsen  jenseits  des  Rheins  nach  Osten  zu 
als  Vicinalwege  fort,  so  sind  sie  doch  in  zwei  Fällen  wahrscheinlich 
als  Hauptstrafsen  weiter  gegangen,  nämlich  einmal  in  der  Route  von  (Trier) 
Neuwied  nach  Münster,  und  dann  in  der  Linie  (Trier)  Heimbach  a./Rh.  nach 
Siegen,  Soest  (Osnabrück?,  Nordsee).6) 

Für  das  Verständnis  der  Forschungen  über  unser  spezielles  Gebiet  ist 
Asbachs  Arbeit  über  Tacitus  Germania  wichtig;6)  vielfach  berühren  auch 
v.  Veiths  Aufsätze  die  römische  Topographie  des  Niederrheins.7)  Betrifft 
letzteren  Depp  es  Schrift8)  nur  nebenbei,  so  führt  uns  in  die  Augusteische 
Zeit  unseres  Gebiets  Düntzer,9)  der  mit  neuer  Begründung  die  Geburt  des 
jüngeren  Agrippina  zu  Köln  i.  J.  769  (16  n.  Chr.)  behauptet;  er  bedarf 
aber  für  seinen  Beweis  einer  Änderung  der  einschlägigen  Stelle  des  Suetou. 
Der  Erforschung  der  allgemeinen  römischen  Geschichte  am  Rhein  laufen 
eine  kleine  Anzahl  römisch-lokalhistorischer  Forschungen  sehr  ungleichen 
Wertes  parallel.  So  verlegt  Schwann,10)  die  berüchtigte  und  vielum- 
strittene Ära  Ubiorum  nach  Godesberg,  der  alten  Kultusstätte  Wodans.  Dem- 
gegenüber ist  Düntzer11)  wiederum,  und  gewifs  mit  Recht,  für  Köln  einge- 
treten. In  Deutz  fand  man  1879  bei  dem  Bau  eines  neuen  Direktions- 
gebäades  für  die  Königl.  Artillerie- Werkstatt  den  Unterbau  eines  Turms  von 
bedeutenden  Dimensionen,  welcher  zu  dem  Castrum  Divitensium  gehörte.  Das 
Kriegsministerium  bewilligte  die  Geldmittel  zu  Nachgrabungen,  welche  einen 
war  erfreulichen  Erfolg  hatten.  Nach  Oberst  Wolff 18)  war  es  durch  seine 
Tonne  und  Interturrien  im  Stande,  eine  regelrechte  Belagerung  auszuhalten; 
sein  einfacher  Graben  müfste  auffallen,  wenn  er  nicht  durch  Türme  flankiert 
gewesen  wäre.  Letztere  waren  36 — 39'  hoch,  die  Mauern  22 — 24'.  Es  war 
bestimmt  für  2  Kohorten  von  500  M.,  konnte  aber  4  aufnehmen,  und  zur  Not 
durch  eine  Kohorte  verteidigt  werden.  Es  ist  wohl  aus  dem  Brückenkopfe 
von  Cäsars    zweiter  Rheinbrücke   hervorgegangen;   ein  ausgefüllter  Graben, 


1)  Bonner  Jbb.  68,  157;  69,  122.  Picks  Monateschr.  6,  446.  —  2)  S.  o.  S.  89  f.  — 
3)  Bonner  Jbb.  68,  186;  69,  68.  Picks  Monateschr.  6,  70.  330.  445.  —  4)  S.  die  o.  S. 
$•-•  angef.  Aufsätze.  —  5)  S.  die  o.  S.  310  u.  8910  angef.  Aufsätze.  —  6)  S.  o.  8.  la.  — 
<)  8.  o.  8.  2«— *,  wo  der  Titel  eines  Aufsatzes  'Cäsars  Schlacht  gegen  d.  Usipeter  u.  Tenkt' 
rieb  Monateschr.  6,  1—23  fehlt.  —  8)  8.  o.  8.  2*  —  9)  Picks  Monateschr.  6,  23—34. 
-  10)  D.  Godesberg  u.  d.  Ära  Üb.  des  Tac.  in  ihrer  Beziehung  zu  den  (!)  Castra  Bonnensia. 
100  8.  Bonn.  —  11)  D.  Ära  Ubiorum.  Picks  Monateschr.  6,  455.  —  12)  D.  Aufdockung  u. 
Aufnahme  der  zu  Deute  gefund.  Reste  eines  röm.  Castrum».  M.  2  Tfln.  Bonner  Jbb.  68, 
13-47. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    II.  * 


11,114  XTV.     K.  Lamprecht     G.  Eckert«: 

der  quer  hindurchgeht,  gehörte  vielleicht  Cäsars  Befestigung  an.  E.  Bone1) 
hat  das  Castrum  zum  Gegenstande  eingehender  Forschung  gemacht  Eine 
Inschrift  der  Kaiser  Marcus  und  Verus  von  163 — 65,  die  hier  gefunden, 
zeichnet  sich  durch  auffallende  Fehler  aus.8) 

Das  alte  Asciburgium  will  F.  St  oll  werk3)  bei  Bingfeld-Asbach  suchen: 
indes  mufs  nach  v.  Veith  zwischen  der  Römerstation  und  der  Ortschaf) 
geschieden  werden;  erstere  lag  etwa  bei  dem  heutigen  Heinberg-Essenberg 
Die  innere  Fläche  des  Castrums  nimmt  St.  mit  88  ha  viel  zu  grofs  an.  — 
Adlung4)  berichtet  über  eine  Römerwarte  in  der  Eifel  bei  Call,  die  vielleicht 
mit  dem  am  Urftbach  entlang  gehenden  Aquädukt  Hadrians  in  Verbindung 
stand.  —  Die  Resultate  eines  antiquarischen  Ausflugs  nach  Gressenich  (Gras* 
seniacum)  in  der  Nähe  von  Aachen,  wo  seit  jeher  eine  wahre  Fundgrube 
für  römische  Altertümer  ist,  stellt  Kessel5)  zusammen.  Gressenich  ist  mii 
Unrecht  für  das  im  Lande  der  Eburonen  gelegene  Aduatuca  gehalten  worden 
war  aber  nach  Kessels  Ansicht  an  dem  Schneidepunkte  zweier  Römerstrafeei 
gelegen  und  wurde  wahrscheinlich  zum  Schutze  römischen  Bergbaues  ange 
legt.  Kessel  berichtet  über  römische  Bleierzschachte,  einen  mitten  im  Wald« 
gelegenen  Prachtbau  mit  Mosaikboden,  auch  über  germanische  Hausgeister  u.  a 
E.  aus'm  Werth6)  bat  seine  in  den  Bonner  Jbb.  64,  119  begonnenen  Studiei 
über  römische  Gläser  jetzt  fortsetzt.  Er  bespricht  diesmal  8  Glaspatenen 
welche  sich  durch  figürlichen  Schmuck  auszeichnen  und  z.  t.  heidnischen,  z.  I 
christlichen  Ursprungs  sind;  nur  zwei  derselben  waren  bisher  publiziert  End 
lieh  hat  J.  Schneider7)  eine  Reihe  antiquarischer  Einzelheiten  zusammen- 
gestellt, wie  sie  ihm  bei  seinen  ausgedehnten  Lokalforschungen  in  die  Hände 
kamen;  meistens  enthalten  sie  Material  für  die  Limesfrage  und  zur  Ge- 
schichte frühzeitiger  Befestigungen.  —  In  Auson.  Mos.  434  ff.  will  A 
Dederich  eine  Bestätigung  seiner  früher  ausgesprochenen  Ansichten  über 
die  Wohnsitze  der  Franken  im  IV.  Jh.  finden;  v.  420  will  er  'moenibas' 
mit  'junetos'  verbinden.8) 

In  der  niederrheinischen  Geschichte  des  Mittelalters  ist  neben  den 
stets  vorhandenen  Arbeiten  über  Lokalgeschichte  namentlich  die  Geschichte 
der  ältesten  Epoche  gefördert  worden;  für  die  spätere  Zeit  überwiegt  dk 
Veröffentlichung  mannigfachen  neuen  Materials  über  die  Durcharbeitung  des- 
selben sowie  des  schon  vorhandenen.  Es  wird  das  nie  anders  sein,  so  lange 
nicht  das  Editionsgeschäft  auch  für  die  provinzialen  Geschichtsquellen  einei 
gröfseren  Organisation  unterworfen  wird,  welche  den  Stoff  dem  vereinzelten 
Forscher  gesichtet  und  vollständig  entgegenzubringen  vermag.  Ein  solche 
Organisation  ist  jetzt  für  die  Rheinlande  in  der  Gesellschaft  für  Rheinische 
Geschichtskunde  geschaffen;  es  steht  deshalb  zu  hoffen,  dafs  die  Provinoal- 
forscher  sich  immer  mehr  der  Durcharbeitung  des  durch  die  Gesellschafl 
publizierten  Materiales  annehmen  werden. 

In  der  älteren  Geschichte  der  Deutschen  am  Rhein  spielen  die  Forschungen 
über  das  germanische  Agrarsystcm  eine  grofse  Rolle.    Lamprecht,  der  von 


1)  D.  röm.  Castell  in  Deutz  oder  Deatz  z.  Zeit  d.  Römer  auf  Grund  d.  neuesten  Ent 
dockungen  u.  Funde  dargest  M.  1  lith.  Tafel.  4°.  28  S.  (Progr.  d.  Gymn.  a.  d.  Apostel 
Kirche  zu  Köln.  No.  365.)  —  2)  Mommson,  Bonn.  Jbb.  68,  47  ff.  —  3)  D.  altgenn 
Ndrlassg.-röm.  Stationsort  Ascib. -Bingfeld-Asbach.  Ürdingen,  Selbetverl.  1879.  XVI,  170  8.— 
Bec.  von  v.  Veith,  Picks  Monatsschr.  6,  162.  —  4)  Ztschr.  d.  Aachen.  Gesck-Ver.  II,  328 
—  5)  D.  Dorf  Gr.  u.  s.  Altertümer,  ib.  S.  141—54.  —  6)  Rom.  Gläser.  M.  6  Tfln.  Bonne 
Jahrbb.  69,  49—59.  —  7)  Antiquar.  Miscellen.  Picks  Monatsschr.  6,  261.  508.  —  8)  IfcM 
S.  166. 


Niederrhein.  H  1 1 5 

Arnold  in  der  Einleitung  zu  seinen  'Ansiedelungen  und  Wanderungen'  ge- 
gebenen Richtung  folgend,  hält  an  der  Glaubwürdigkeit  der  Caesarischen  wie 
Taciteischen  Schilderung  fest  und  sucht  die  Abweichungen  beider  als  Resultat 
einer  inzwischen  erfolgten  rapiden  Entwicklung  zu  erweisen.  Zum  Beweise 
dieses  ungemein  raschen  Vorgangs  seit  der  Ankunft  der  Römer  zieht  er  als 
dritte  Quelle  den  Posidonius  heran,  welcher  die  Germanen  noch  als  halbe 
Nomaden  kennt  Posidonius  wird  bei  dieser  Gelegenheit  aus  dem  Texte  der 
geographischen  Bücher  Strabos  rekonstruiert,  der  Zusammenhang  der  Posi- 
donischen  Stücke  an  den  verschiedenen  Stellen  Strabos  nachgewiesen  und  auf 
Grand  derselben  die  germanische  Völkerkarte  nach  Posidonius  aufgestellt. 
Dabei  zeigt  sich,  dass  seine  Nachrichten  auf  eine  Zeit  hinweisen,  in  welcher 
der  Anstoss  der  Cimbrischen  und  Teutonischen  Wanderungen  den  Mittel- 
rhein noch  nicht  getroffen  hatte,  so  dafs  sich  aus  dem  Vergleich  der  posi- 
donischen  and  cftsarischen  Völkerkarte  die  Einwirkung  des  Cimbernzuges  auf 
den  germanischen  Westen  verfolgen  läfst.  *)  Eigentümliches  Licht  wirft  auf 
das  Agrarwesen  der  Deutschen  der  Umstand,  dafs  Caesar  im  Bell.  Gall.  unter 
Wifidum'  im  prägnanten  Sinne  'Hof  versteht,  und  dafs  die  Gegenden,  wo 
er  nur  von  'aedificia'  redet,  mit  den  Standorten  eines  gegenwärtigen  oder 
früheren  Hofsystems  identisch  sind.  In  diese  Gegenden  gehört  bei  Caesar 
auch  der  Niederrhein  und  das  Land  der  Eburonen,  d.  h.  die  Gegend  um 
Aachen  und  Herzogenrath,  also  genau  der  Bezirk  des  jetzt  noch  existierenden 
niederrheinischen  Hofsystems.  Dieses  System  ist  also  in  den  Rheinlanden 
wahrscheinlich  vorgermanisch,  d.  h.  keltisch.9) 

In  die  früheste  fränkische  Zeit  führen  die  Untersuchungen  R.  Schröders8) 
über  die  fränkischen  Volksrechte.     Wenn    Sehr,   hier  die  Heimat  der  Lex 
Ohamavorum  bestimmt  und  die  weite  Verbreitung  des  chamavischen  Stammes  am 
Niederrhein  nachweist,  so  dürfte  er  den  friesischen  Masgau  (pagus  Massum, 
Masalant)    dem  chamavischen  Stamme   nicht  mit  Recht  vindi eieren,    da  bei 
dem  Maasgau  der  Lex  Cham,  nichts  verbietet  an  den  Maasgau  am  Unterlauf 
der  Maas  (bis  herauf  nach  Mastricht)  zu  denken.4)     Hinsichtlich  der  Ver- 
breitung   des  Weinbaus,    die  Sehr,  dazu  dient,   Alter  und    Geltungsbereich 
namentlich  der  Lex.  Sal.  festzustellen  und  seine  Datierungen   der  Lex.  Sal. 
<Q  stützen,  ergiebt  sich,  dafs  zwischen  Kohlenwald  und  Leye  bis  zum  VIII. 
Jb.   Weinbau    nicht   getrieben   wurde,    während    er   schon  im  VI.   Jh.   das 
ribuarische  Gebiet  (Bonn-  und  Auelgau)  voll  erreicht  hatte.6)  —  Wichtig  für 
den  Niederrhein  sind  die  Zusammenstellungen  Lindenschmits.6)    Sie  haben 
den  Lokalforschern  auch  schon  vielfach  Anregung  gegeben,  die  um  so  dankens- 
werter ist,  als  es  sich  auf  diesem  Felde  vorerst  nur  um  das  Anhäufen  eines 
umfangreichen  und  brauchbaren   Materials  handeln  kann.     So  hat  E.  aus'm 
Werth  die  Ergebnisse  der  Ausgrabungen  auf  dem  freilich  schon  früher  durch- 
wühlten fränkischen  Kirchhof  zu  Cobern  a.  d.  Mosel,  wo  auch  römische  Alter- 
tümer gefunden  wurden,  zusammengefaßt.7)      Die  Grabfunde  sind  allerdings 
nicht  bedeutend,  sie  befinden  sich  jetzt  meist  im  Bonner  Provinzial-Museum. 
—   Bei  Altena  ist  eine  Steinaxt,  gefunden,   bisher  das  einzige  Steinartefakt 


1)  Zwei  Notizen  z.  ältesten  deutsch.  Gench.  Borg.  Ztschr.  16,  74—101.  —  2)  Ref.,  D. 
ältesten  Nachrichten  üb.  d.  Hof-  und  Dorfsystem,  speziell  am  Niederrhein,  ibid.  S.  192 — 200. 
—  3)  S.  o.  S.  64*.  —  4)  S.  Ref.,  Ansiedlgn.  u.  Wanderungen  d.  Franken,  namentl.  im 
Rheinlande.  Westdtache.  Ztschr.  I.  (1882)  S.  123  f.  —  5)  S.  o.  S.  64  u.  959.  —  6)  S.  o. 
g.8*.  —  7)  Bonn.  Jbb.  69,  59—62.     Vgl.  Jahresber.  I,    21610. 

8* 


11,116  XIV.     K.  Lamprecht.     G.  Eckert«: 

ans  dem  Suderlande.  Sie  gehört  der  jüngeren  Steinzeit  an,  die  sich  bi 
Karl  d.  Gr.  erstrecken  kann.1) 

Unmittelbar  in  das  eigentliche  Mittelalter  hinüber  führt  ans  P.  Bf  orten 
mit  den  hh.  Ewalden,  dem  schwarzen  und  dem  weifsen,  deren  Reliquien  i 
der  Kunibertskirche  zu  Köln  ruhen. 2)  Von  den  urkundlichen  und  Historie 
graphischen  Publikationen  über  den  Niederrhein  reicht  keine  direkt  in  du 
frühere  Mittelalter  hinab,  um  so  gröfser  und  erfreulicher  ist  ihre  Zahl  ft) 
die  Epoche  seit  dem  XIII.  Jh.  So  hat  v.  Werveke,  der  unermüdliche  Sekrc 
tär  des  Luxemburger  historischen  Instituts,  ein  Urkundenbuch  der  Abtei  Bon 
neweg  bei  Luxemburg s)  begonnen,  das  wieder  auf  die  beneidenswerte  Voll 
ständigkeit  der  Luxemburger  handschriftlichen  Überlieferung  und  ihre  se: 
lange  begonnene  musterhafte  Sichtung  aufmerksam  macht.  —  Aus  einer  kün 
lieh  in  das  Geh.  Staatsarchiv  zu  Berlin  gelangten  Siegelsammlung  mit  viele 
rheinischen  und  westfälischen  Urkunden  und  Aktenstücken  verspricht  I 
Friedländer4)  das  Bedeutendere  zu  publizieren  und  macht  den  Anfang  mi 
dem  Abdruck  dreier  Fragmente  von  Duisburger  Kämmereirechnungen  d< 
XV.  Jh.,  eine  dankenswerte  Publikation,  obgleich  niederrheinische  Stadtred 
nungen  des  XV.  Jahrhunderts  gar  nichts  Seltenes  sind.  Die  meisten  niedei 
rheinischen  Städte,  wie  Wesel,  Kempen,  Geldern  können  sich  rühmen,  ihi 
Stadtrechnungen  bis  mehr  oder  minder  tief  ins  XIV.  Jh.  zurück  zu  besitzet 
es  wäre  wohl  Zeit,  dafs  statt  einer  stück  weisen  Veröffentlichung  hier  eil 
mal   eine    Gesamtpublikation  einträte.5) 

Aus  dem  Schatze  ungedruckter  rheinischer  Weistümer  sind  Stücke  ft 
den  Süden  wie  für  den  Norden  veröffentlicht.  So  ein  Weistum  von  Weili 
bei  Monzingen;6)  dem  Jülichschen  gehören  an  ein  Weistum  von  Fliestedei 
über  die  Grenzen  des  Dingstuhls  Boslar,  das  der  Schöffen  bei  Neuenhauae 
u.  die  'Vroeg'  (Frage)  der  Stadt  Caster.7)  —  Den  Publikationen  für  die  Pro 
fangeschichte  schliefsen  sich  die  Veröffentlichungen  für  die  Kirchengeschicht 
an.  Dazu  gehört  die  volle  Ausgabe  der  'Necrologium  Gladebacense'  durcl 
G.  Eckertz,8)  dem  eine  Reihe  von  Einzelerklärungen  und  Exkursen  bei 
gegeben  sind,  so  über  die  vorkommenden  Eigennamen,  die  Inclusi  u.  a.  n 
Besonders  wichtig  ist  der  Nachweis,  dafs  der  erste  Baumeister  des  Kölne 
Doms  in  dem  Nekrologium  vorkommt.  Es  wird  dadurch  die  schon  früher  vo 
Mertens  und  Lohde  aus  archäologischen  Gründen  ausgesprochene  Vermutunj 
Gerhard  von  Rile  sei  auch  der  Baumeister  des  Chors  der  Gladbacher  Kirch 
zur  höchsten  urkundlichen  Wahrscheinlichkeit  erweitert.  H.  Kessel  berichte 
über  die  älteste  Handschrift  der  'Annales  Aquenses',  welche  1876  in  Schal 
fenberg  aufgefunden  wurde. 9)  Im  Britischen  Museum  enthält  eine  Hds.  eine 
'Ordinarius  divini  officii  domus  S.  Johannis  Baptistae  urbis  Aquisgranens: 
quem  scripsit  ca  an.  D.  1412  doctus  pater  Gerardus  Ubach'.10)  An  Einzel 
Urkunden  haben  wir  erhalten  eine  Urk.  der  Äbtissin  Elisabeth  von  Esse 
v.  1 197,  Wachszinsige  der  Stiftskirche  betreffend,11)  eine  Urk.  des  Abts  Waldevt 

1)  Picks  Monatsschr.  VI,  586.  —  2)  8.  o.  8.  II8.  —  3)  T.  I.,  1234—1300.  Laxem!* 
bück.  Vll,  46  8.  4.  —  4)  Urkundl.  Beiträge  z.  Gesch.  v.  Rheinland  u.  Westfalen.  Picl 
Monateschr.  C,  548 — 560.  —  5)  Da  dio  Oborlahnsteinor  Zollurkunde  (s.  o.  8.  618)  so  ii 
tercasante  Aufschlüsse  orgeben  hat,  so  sei  hier  gestattet,  auf  dio  weit  bedeutenderen  noch  m 
publizierten  Zolldokumcnte  aus  Andernach  im  Koblenzer  Provinzialarchiy  hinzuweisen,  die  i 
das   XTV.   Jh.   zurückreichen.    -—    6)   Berg.   Ztechr.  16,  223—234.    —    7)  8.  o.  8.  66*.    - 

8)  Vorbrtidorungs-   und   Totenbuch  der  Abtei  M.-Gladbach.     Aachen.  Zschr.  2,  191 — 296.  - 

9)  Aachen.  Zschr.  2,  325—28  nach  Harlefs  im  N.  Arch.  111,  414  18,  s.  Jahreaber.  I,  14 
—  10)  Bell  es  heim,  zwei  Hds.  d.  Brit.  Mus.,  Aachen.  Zschr.  2,  336—39.  —  11)  Bei 
Zschr.  16;  222. 


Niederrheim  11,117 

tod  S.  Pantaleon  in  Köln  v.  1199  über  Hörige  des  Klosters;1)  ein  Verkaufs- 
brief*) für  den  halben  Hof  Röttgen  im  Kirchspiel  Frimmersdorf  v.  1357,  eine 
Urk.  über  das  Gut  zum  Schafhaus  bei  Rath  v.  13753),  ein  Privileg  des  feilen 
Weinzapfs  für  das  Kloster  Grefrath  v.  1436;4)  endlich  die  zweite  Stiftungs- 
urk.  des  Conventes  Creich  in  der  Stockgasse  zu  Köln  von  1269.6)     Von  den 
zahlreichen  Hausmarken,  die  Philippi6),  namentlich  durch  die  Mühen  des 
Eektors   Pohl    in   Linz  gesammelt   hat,    gehören  nur  wenige   dem    Mittel- 
alter an. 

Unter  den  Darstellungen  und  Forschungen  über  das  Rheinische  Mittel- 
alter steht  allen  übrigen  Arbeiten  voran  Cardauns  Biographie  Konrads  von 
Hostaden.7)     Ref.  hat  sich  mit  dem  Vf.  über  einige  ihm  zweifelhafte  Resultate 
und  strittige  Fragen   schon  anderweit  auseinandergesetzt;    sonst   bietet  das 
Buch  eine  Fülle  neuer,  insbesondere  auch  die  Geschichte  der  Zustände  auf- 
hellende  Resultate,    namentlich   der  2.   Teil,   der  Konrad  als  Landesfürsten 
behandelt.     Zum  Beweise  bedarf  es  nur  der  Aufzählung  der  Titel  einiger 
Kapitel,    wie    'die  Hostadensche  Herrschaft',    'die    saynschen  Erwerbungen', 
'Wilhelm  (TV.)  von  Jülich',   'Simon  v.  Paderborn'  u.   'Hof  und  Verwaltung.' 
Weniger  einschneidend  sind  der  1.  und  3.  Teil,  von  denen  jener  die  Stellung 
Konrads  als   Reichsfürst  untersucht,    dieser  das  Verhältnis  des  Erzstuhls  zur 
jungen  Entwicklung  der  Stadt  Köln  erörtert.    Gleichwohl  sind  auch  in  diesen 
Teilen  die    bisherigen    reichgeschichtlichen  Forschungen   durch   eine  Menge 
provincialgeschichtlichen  Details  erweitert.     Als   Vorarbeit  und  fortlaufenden 
Beleg  zur  Biographie  hat  C.  Regesten   Konrads  von    1210  —  61   herausge- 
geben, welche   namentlich  für  seine  Legatenthätigkeit  in  Süddeutschland  zum 
ersten  Male   die  Belege  zusammenstellen.8)     In  eine  nur  wenig  spätere  Zeit 
fuhrt  A.  v.  Mirandas  Schrift  über  Richards  von  Cornwallis  Verhältnis  zu 
Aachen.9)    —    Erzbisch.   Friedrich  in.  v.  Saarwerden   hat  J.  Fecker  be- 
handelt") 

Die  Geschichte  der  Kölner  Kirchen11)  hat  durch  den  im  Jahre  1880 
verstorbenen  Pfarrer  der  Ursulakirche  G.  A.  Stein1*)  eine  Bereicherung  er- 
fahren.   Nachdem  er  zuerst  den  Ursprung   der  Pfarreien  in  den  alten  Vor- 
städten von  Köln  behandelt,  geht  er  auf  die  Pfarre  Mariae  Ablafs  (so  hicfs 
die  Ursulapfarre  früher)  über,  untersucht  das  Alter  derselben  und  giebt  die 
Pfarrbezirke,  die  Verwaltung  und  Verfassung,    die  Reihenfolge  der  Pfarrer 
&  a.  an.     In   zwei  Beilagen   wird  die  Vorgeschichte  der  Ursulakirche   und 
das  Kloster  und  adlige  Damenstift  an  der  Kirche  der  h.  11000  Jungfrauen 
behandelt.  —  Die  Vollendung  des  Kölner  Domes  hat  eine  kleine  neue  Dora- 
baolitteratur  veranlafst.     Auch   Fahne,   der  Verfasser  der   1843  in  erster, 
1849  in    zweiter  Aufl.  erschienenen,  trotz  mancher  Irrtümer  verdienstlichen 
diplomatischen  Beiträge,  tritt  mit    in  die  Schranken.18)     Seine  frühere  Be- 
hauptung,   dafs    Henricus    Sunere,    ein   Kölnischer   Burger   und   Steinmetz- 
meister,   der  Anfertiger  des  Planes  gewesen  sei,  hält  er  aufrecht;    dasselbe 
gilt    von    dem    alten  Irrtum,    Meister  Gerard  habe    den   Dombau   bis   zum 


1)  Berg.  Zschr.  16,  238.  —  2)  Ibid.  S.  216.  —  3)  Ibid.  S.  275.  —  4)  Ibid.  S.  173. 
&)  Ann.  d.  hist  Ver.  f.  d.  Niederrhein  35,  180.  —  6)  Rhein. Hausmarken.  Picks  Monatsse.hr.  6, 
211— -213.  —  7)  8.  o.  8.  44.  Vgl.  die  Rec.  d.  Ref.,  Gott  Gel.  Anz.  1881,  8.  1010— 31.  — 
8)  Ann.  d.  bist  Ver.  f.  d.  Niederrh.  35,  1—65.  —  9)  8.  o.  8.  45*.  —  Aachen  um  diese  Zeit 
berührt  auch  das  Chronicon  de«  Kanon.  Balduin,  s.  o.  S.  41.  —  10)  8.  o.  8.  551.  —  Kölner 
Verhältnisse  sind  sonst  erwähnt  o.  8.  48  u.  60.  —  11)  S.  Jahresber.  I,  230.  —  12)  D.  Pfarre 
*.  h.  Urs.  in  Köln  etc.  Köln,  Bachern.  IV,  197  8.  —  VglJahresber.  II,  1,  131.  —  13)  D.  Kölner 
Dom.     Scino  Beschreib,  u.  geschichtl.  Entwicklung.    Düsseldorf,  Schaub.    60  8.  m.  e.  Holzschn. 


11,118  *IV.     K-  Lamprecht     G.  Eckertz: 

J.  1295  geleitet,  während  urkundlich  nachweisbar  bereits  1279  ein  anderer 
Dombaumeister  war.  Auch  ist  es  nicht  richtig,  dafs  Meister  Gerard  von 
Rile  zugleich  Meister  Gerard  von  Kettwig  geheifsen  habe.  In  der  Kölnischen 
Zeitung 1)  erschien  kurz  vor  dem  Dombaufeste  ein  längerer  Aufsatz  über  den 
ersten  Dombaumeister  Gerard  von  Rile  von  G.  Eckertz,  in  welchem  anter 
anderem  die  Notiz  des  Gladbacher  Nekrologiums  und  neu  aufgefundene  Ur- 
kunden der  Schreinsbücher  verwertet  wurden. 

Eine  recht  gute,  wenn  auch  nichts  Neues  bringende  Arbeit  ist  die  mit 
Bildern    gezierte    Schrift    von  F.  Th.   Helmken.8)     Daran  reiht  sich  eine 
Schrift  von  Herrn,   vom  Rhein3)  (angenommener  Name),    ferner  eine  von 
der  Redaktion  des  Kölner  Sonntags- Anzeigers  herausgegebene  Schrift4)     Das 
Programm  zum  Dombaufeste  enthält  eine  von  G.  Eckertz  verfafste  Erklärung 
des  die  verschiedenen  Bauperioden  des  Doms  darstellenden  historischen  Fest- 
zuges.5) —   Etwa  in  dieselbe  Zeit  wie  die  Gründung  des  Domes  fuhren  die 
von  wenigen  Jahren  entdeckten  und  jetzt  durch  Kaplan  Göbbels  in  Köln. 
restaurierten  Deckengemälde  in  S.-Maria-Lyskirchen  in  Köln,  die  in  Disposition, 
des  Raumes  wie  zarter   und  reicher  Ausfuhrung  zu  den  schönsten  Wandge- 
mälden   des  rheinischen   Übergangsstils  gehören.     Eine  Erklärung   derselben, 
nebst  Zeichnung  hat  E.  aus'm  Werth6)  gegeben. 

Von  Reineke  Fuchs  wird,  als  er  seine  Bufsfahrt  nach  Rom  antritt,  ge- 
sagt, 'dar  hadde  he  werf  alse  maiböm  tö  Aken'  d.  h.  er  hatte  in  Rom  nichts 
zu  suchen.  Lorsch7)  will  die  sprichwörtliche  Redensart  auf  das  von  Cfisa- 
rius  von  Heisterbach  berichtete  Faktum  zurückfuhren,  dafe  am  1.  Mai 
oder  zu  Pfingsten  (2.  Juni)  1224  in  Aachen  ein  Pleban  das  Aufrichten  der 
Maibäume  verbot,  was  grofsen  Streit  erregte.  Dagegen  bemerkt  v.  0 idt- 
mann,8) es  finde  sich  Anfang  des  XVI.  Jh.  eine  Familie  Maibaum  in  Buri- 
scheid,  der  Rivalin  Aachens,  die  zu  dem  Sprichwort  Anlafs  gegeben  haben 
könne.  —  Eine  Aachener  Glockengiefserfamilie  Namens  v.  Trier,  die  auch 
im  Mittelalter  durch  zwei  Mitglieder,  Peter  (1410.  1414),  Gregor  (1484) u.  s.w. 
vertreten  ist,  weist  Lorsch9)  nach. 

Ganz  in  ähnlicher  Weise  wie  die  Untersuchungen  über  den  Meibom  zu 
Aachen  führt  eine  Arbeit  Dederichs10)  in  die  Namenforschung.  Kinkel 
hatte  in  Picks  Monatsschr.  I,  281  den  Emmericher  Goliath,  d.  h.  die  Sitte 
des  Herumtragens  einer  Riesenfigur  zum  Andenken  an  einstige  Befreiung  der 
Stadt  durch  die  Überkraft  eines  riesigen  Mannes,  besprochen  und  daran 
ähnlich  Angaben  über  Goliathsagen  und  damit  in  Verbindung  gebrachte 
'Goldgassen'  angeknüpft.  Tibus  hatte  darauf  die  Emmericber  'Goldsteege*  in 
seinem  Buch  'Die  Pfarre  Cleve'  (S.  79  ff.)  direkt  von  dieser  Goliathsage  ab- 
geleitet. Gegen  diese  letztere  Ableitung  wendet  sich  nun  Dederich  und  weist 
nach,  dafs  die  Goliathsage  überall  anders,  nur  nicht  in  der  Goldsteege 
lokalisiert  ist. 

Für  Jülich  zeigt  W.  Gf.  v.  Mirbach11)  an  dem  Beispiele  von  Bins- 
feld  (bei  Düren),  dafs  manche  der  43jülichschen  Unterherrschaften  in  der 
Weise  entstanden,    dafs  Untervögte  und   Schultheifsen  in   einer  ursprünglich 


1)  Vom  11.  Okt.  No.  283  u.  284.  —  2)  D.  Dom  z.  Köln,  s.  Geschichte,  Konstruktion, 
bildl.  Ausschmückung  u.  Kunstschätze.  Köln,  Boisseree.  65  S.  —  3)  D.  Köln.  Dom.  Ge- 
schieht 1.  Erinnerungen.  Köln,  Ahn.  —  4)  D.  Dom  zu  K.  etc.  Köln,  Gehlyache  Druckerei. 
In  diesem  Verlage  erschienen  auch  sämtliche  zur  Domfeier  gehaltenen  Reden.  —  5)  Kpb», 
Dumont-Schauberg.  —  6)  Bonn.  Jbb.  69,  62  —  68.  —  7)  Aach.  Zschr.  8,  117 — 27.  — 
8)  Ibid.  S.  331.  —  9)  Ibid.  S.  339  41.  —  10)  D.  Goliath  v.  Emm,  Picks  Monatuchr.  6, 
182—190.  —  11)  D.  Jülichsche  Unterherrschaft  B.    Aachener  Ztschr.  2,  127—141. 


Niederrhein.  11,119 

geistlichen  Grundherrschaft  (Binsfeld  gehörte  zu  den  Tafelgütern  der  Äbtissin 
von  Nivelles)  ihre  Ämter  erblich  machten,  einem  Fürsten  ihre  Burgen  auf- 
tragen und  unter  dessen  Schutze  die  Gerichtsbarkeit  ausübten.  —  An  der 
Inde  liegt  im  Reg.-Bez.  Aachen  Eschweiler,  das  im  späteren  Mittelalter 
zu  Jülich  kam;  das  alte  Königsgut  Eschweiler  blieb  jedoch  im  Lebensver- 
hältnisse zu  dem  Kölner  Domstifte.1) 

Einige  Beiträge  zur  Geschlechtergeschichtc  verdanken  wir  E. 
v.  Oi  dt  mann.  Dieser  macht  Mitteilungen  über  das  ehemalige  zwischen  Tetz 
and  Gevenich  im  Kreise  Jülich  gelegene  Gut  Ertzelbach  sowie  über  die 
gleichnamige  Familie  *)  und  giebt  eine  Genealogie  der  Herrn  von  Schwarz- 
Bongard.8)  Dieselben  hatten  ihre  Namen  von  dem  Hofe  Bongard  bei  Allrath 
im  Kreise  Grevenbroich  (Reg.-Bez.  Düsseldorf);  das  Geschlecht  starb  1877 
mit  dem  Freiherrn  Ludwig  Joseph  von  dem  Bongart,  Herrn  zu  Paffendorf, 
Bohlendorf,  Heyden  und  Winandsrath  aus.  Beigefügt  ist  der  Heiratsvertrag 
Daems  von  dem  Bongard  mit  Katharina  von  Kessel  1416  sowie  das  Regest 
des  Heiratsvertrages  zwischen  Daem  von  dem  Bongart  und  der  Lucia  Haes 
v.  Conradsheim  v.  1522.  —  Auch  über  das  reiche  und  tapfere  Geschlecht 
der  Hurt  von  Schöneck  macht  Oidtmann  Mitteilungen  und  veröffentlicht  ins- 
besondere eine  Urkunde  v.  1469,  in  welcher  die  Eheleute  Johann  Hurt  von 
Schöneck  und  Anna  von  Brantscheit  Schlofs  und  Amt  Godesberg  ihrem  Sohne 
Johann  Hurt  von  Schöneck  übergeben.  Dieses  Schlofs  hatte  der  Erzbischof 
von  Köln,  Ruprecht  von  der  Pfalz,  den  genannten  Eheleuten  verpfändet.4) 

Eine  ganz  eigentümliche  Abhandlung,  eine  Art  von  historischer  Statistik 
der  Bürgermeisterei  Burgbrohl,  hat  J.  Weg e ler5)  geliefert.     Auf  Grund  der 
genausten    Lokalkenntnisse    wurden  eine  grofse   Anzahl  topographisch-stati- 
stischer Notizen,  Bemerkungen  geographischer  und  klimatologischer  Art,  Über- 
sichten  über  Beschäftigung  und  Charakter  der  Bevölkerung,    Arbeits-  und 
Nahrnng8verhältnisse,  Produktion  und  Konsumtion  gegeben,  in  welcher  Gegen- 
wart and  Vergangenheit  in  gleicher  Weise   berücksichtigt  ist.     Der  Aufsatz 
ist,  obwohl  etwas  behaglich  breit,  doch  recht  ansprechend;  eine  Reihe  ähn- 
licher Abhandlungen    über   verschiedene    Teile    des  Rheinlandes   würde  die 
sicherste  Grundlage  für  jede  Durchforschung  der  früheren  realen  Kultur  des 
Landes  bilden.  —  In  die  archäologische   Statistik  dagegen  führt  eine  Arbeit 
von  A.  Reiners6)  über  die  kirchlichen  Altertümer  Echternachs.    Leider  ist 
es  nicht  viel,  was  von  den  Schätzen  der  berühmten  Abtei  noch  erhalten  ist, 
and  die  Hauptüberreste  befinden  sich  nicht  mehr  an  Ort  und  Stelle,  sondern 
weit  entfernt,  meist  in  Gotha,  so  z.  B.  der  berühmte  goldne  Evangeliencodex 
aas  dem  Ende  des  X.  Jh.     Über  das  noch  Vorhandene  giebt  nun  R.  Aus- 
kunft, freilich  in  mäfsig  gründlicher  Weise.     Dasselbe  Urteil  trifft  auf  eine 
andere  Schrift  desselben  Autors7)  zu,  in  der  Echternacher  Volkssagen,   wie 
dem  Ref.  scheint,  echte  und  namentlich  unechte,  zusammengestellt  worden.  — 
Hinsichtlich  des  Nachweises,  dafs  die  im  XV.  Jh.  vorkommende  Gfin.  Kuni- 
gunde  von  Mörs-Saarwerden  die  Vorlage  von  Schillers  'Gang  nach  dem  Eisen- 


1)  Koch,  Biyuionipfarrer,  D.  Lehnsyerhältnis  d.  Eschweiler  Burg.  Ann.  d.  hißt.  Yer. 
f.  d.  Niederrh.  35,  165—170.  —  2)  Ann.  d.  hist  Vor.  f.  d.  Niederrhein  35,  160—64.  — 
3)  Aachen.  Zschr.  2,  179.  —  4)  Schlofs  u.  Amt  Godesberg  verpfändet  1469.  Ann.  d.  hist 
Ver,  f.  d.  Niederrh-  35,  156—160.  —  5)  Land-  u.  volkswirtschaftl.  Chronik  d.  Bürger- 
meisterei Burgbrohl.  Beitr.  z.  Specialgesch.  d.  Rhoinlando  11,  100 — 255.  —  6)  Echtorn.  in 
d   relig.  Altertümern.    Luxembg.,  Bück.  II,  130  S.  —  7)  Echternacher«  Vollwagen,  53  S.  — 


11,120  XV-     R    Döbner: 

hammer'  sei,1)  hat  Dtintzer8)  schon  jetzt,  wie  Ref.  scheint,  mit  Recht  gegen 
die  bisherigen  Aufstellungen  Pfannenschmids  Einsprache  erhoben. 


XV. 
R.  Döbner. 

Nieder-Deutschland. 

Für  die  historische  Forschung  auf  dem  Gebiete  niederdeutscher  Ge- 
schichte ist  es  von  Wichtigkeit,  dafs  im  J.  1880  die  zersplitterten  Territorien 
Niederdeutschlands  zu  Anfang  des  XIII.  Jh.  durch  Th.  Lindner3)  eine  a 
urkundliche  Ermittelungen  gegründete  Darstellung  empfangen  haben.  Sons- 
entfaltete  sich  weit  auseinander  gehend  und  nicht  immer  von  einem  bewufste« 
Plane  geleitet  auch  in  diesem  Jahre  in  den  zahlreichen  historischen  Vereine 
eine  Thätigkeit,  welche  sich  vorzugsweise  der  Eröffnung  und  üurcharbeitun 
neuen  Qucllenmaterials  widmete  und  einigen  umfassenderen,  teils  schon  längex 
im  Gange  befindlichen,  teils  neu  unternommenen  Urkundenpublikationen  er- 
gänzend zur  Seite  tritt. 

Das  Gebiet  des  ehemaligen  Erzstiftes  Magdeburg  hat  in  dem  ver- 
flossenen Jahre  bedeutendere  Editionen  mittelalterlicher  Quellen  nicht  aufzu- 
weisen; Fragmente  eine3  Katalogs  der  Erzbischöfe  von  Magdeburg 
im  XII.  und  XIII.  Jh.  edierte  0.  Holder-Egger4)  aus  einer  Goslarer  Hds.; 
ihren  Fortgang  nahm  die  Veröffentlichung  von  Urkunden  des  weitverbreiteten 
Geschlechts  v.  AI v en sieben.5)  Im  Anschlufs  an  das  Magdeburger  Regesten- 
werk wurde  die  Entstehung  und  Entwicklung  der  Stadtverfassung  Magdeburgs 
Gegenstand  dankenswerter  Untersuchungen  M.  Krühnes.6)  Mit  Berücksich- 
tigung der  Fragen  der  Kritik,  welche  sich  an  die  ältesten  Dotationsarkunden 
für  das  Erzstift 7)  knüpfen,  geht  er  aus  von  der  Scheidung  der  Pfalz  an  der 
Stelle  des  späteren  Neumarktes  und  der  'civitas',  des  späteren  Altmarktes, 
mit  der  S.-Stephanskirche  und  verfolgt  den  Gang  der  Befestigung  der  erz- 
bischöflichen Gewalt  über  die  freie  Gemeinde,  die  zum  Teil  anf  Kosten  der 
Pfalz  und  nicht  ohne  Zusammenhang  mit  der  Teilung  der  Diöcese  Merseburg 
geschah.  In  dem  Institut  der  Burggrafen,  welches  1015  zuerst  begegnet,  er- 
blickt K.  nicht  ohne  gewagte  Hypothesen  über  die  Einsetzung  des  Amtes 
eine  Konzession  seitens  des  Erzbischofs  an  die  Stadt;  die  weitere  Ausbildung 
einer  städtischen  Verfassung  und  besonders  die  Übertragung  der  Vogtei  auf 
den  Burggrafen  wird  im  Zusammenhange  mit  den  äufseren  Begebenheiten  im 


1)  S.  o.  8.  79*  —  2)  Picke  Monateschr.  6,  67.  497.-3)  Spruner-Menke,  HandaÜu 
(3.  Aufl.l  No.  39.  Vgl.  o.  S.  1031*.  —  4)  Mon.  Germ.  Script  (o.  S.  12»)  XXV,  486.  — 
5)  Cod.  dipl.  Alvonslebianus  (vgl.  Jahresber.  1,  636),  hrsg.  von  G.  A.  v.  Mtil veratodt,  EL 
Bog.  1 — 12,  enthaltend  Urkk.  v.  1412 — 1452.  —  6)  Untersuchen,  z.  älter.  Vorfasaungege#clL.  d. 
Stadt  Magdeb.  1.  Goschichtabl.  f.  Stadt  u.  Land  Magdeb.  XV,  296—330.  390—416.  —  7)  Ein 
Überblick  üb.  d.  Entstehung  u.  spätero  Ausnutzung  des  bekannton  gefälschten  Privil.  K.  Otto«  1. 
für  Magdeb.  angeblich  v.  999,  Beiblatt  z.  Magdeb.  Zeitg.  S.  153—155,  161-163. 


Nieder-Deutschland.  II,  1 2 1 

Erzbißtom  beleuchtet.  Im  Anhang  werden  4  Urkunden  rcsp.  Weistümer  über 
Litonenverhältni8se  von  1316 — 1457  abgedruckt.  Nach  den  früheren  Terri- 
torien hat  K.  Meyer  die  Orte  der  Kreise  Aschersleben,1)  Nordhausen,8) 
Halle3)  und  Halberstadt4)  zusammengestellt,  ohne  den  Anspruch  auf 
qaellenmäfsige  Begründung  der  Angaben  über  Namen  und  Vorkommen  im 
Mittelalter  zu  erheben;  aus  einem  Schöppenbuche  der  Stadt  Calbe  a.  S. 
werden  Bruchstücke  eines  erzbischöflichen  Steuerregisters  aus  der  2.  Hälfte 
des  XIV.  Jh.  mitgeteilt,  das  einzelne  sachlich  wertvolle  Angaben  enthält6) 

Zur  Geschichte  des  Herzogtums  Anhalt  liegen  vor:  die  Fortsetzung 
einer  Biographie  Wigberts  v.  Groitsch,6)  ein  nicht  selbständiger  Aufsatz  über 
die  Anfänge  des  Christentums  in  Anhalt, 7)  eine  Gernroder  Kaufurkunde  v. 
1415,8)  Mitteilungen  über  Fragmente  eines  hochdeutschen  Rechtsbuches  und 
einer  Handschrift  der  Alexandreis  des  Walther  von  Castellione,9)  Erörterungen 
zur  Familiengeschichte  derer  von  Baussen  und  von  Schkölen  auf  Elsnigk  und 
der  ?on  der  Schulenburg  auf  Libbesdorf10)  und  die  Besprechung  eines  Münz- 
endes bei  Grochewitz  östlich  von  Zerbst,  welcher  Groschen  aus  der  Zeit  von 
U97—1532  zu  Tage  förderte.11)  Aus  dem  Rothen  Buche  der  Dompropstei 
zu  Magdeburg  im  dortigen  Staatsarchive  wurde  ein  Zins-  und  Lehnregister 
des  Archidiakonates  Eöthen  um  1362  mit  einem  Verzeichnis  anhaltischer 
Ortschaften  veröffentlicht.18) 

Gegenüber  der  Ansicht  F.  0.  Müllers  sucht  F.  Knoke  seine  frühere 
Behauptung,  dafs  die  Klosterkirche  zu  Hecklingeu  (Herzogt.  Anhalt)  den 
30er  Jahren  des  Xn.  Jh.  angehöre,  auf  Grund  reichen  Vergleichsmaterials 
^gehend  zu  begründen. 13) 

Einen  Beitrag  zur  Geschichte  von  Halberstadt  lieferte  G.  Schmidt,14) 
der  Herausgeber  der  Halberstädter  Urkundenbücher.     Hier  führte  1423  die 
Rückkehr  der  vertriebenen  Ratsfarailie  von  Hadeber,  welche  gestützt  auf  einen 
Teil  der  Innungen,    besonders  der  Schmiede,    eine  Änderung  der  Verfassung 
erstrebt   hatte,    in   Verbindung  mit  finanziellen  Bedrängnissen    des   Gemein- 
wC8ens  zu  einer  Neuordnung  des  Rates  in   revolutionärem   Sinne.     Zur  Be- 
jämpfang  des  überwiegenden  Einflusses  der  Innungen    und   Nachbarschaften 
un  Rate  schreiten  die  sächsischen  Städte,  die  Hansa  und  das  Reich  ein,  und 
&  kam  nach  der  Enthauptung  des  Bürgermeisters  Matthias  von  Hadeber,  des 
Führers  der  Bewegung,  im  Jahre  1425  zur  Beseitigung  der  Nachbarschaften 
und  Herstellung  eines  Rates  von  12  Mitgliedern,  welcher  durch  die  6  Bauer- 
meister  und  die  Innungsmeister  gewählt  wird.    —    Zum  Gegenstände  einer 
mehr  psychologischen  als  kritischen  Studie16)  wurde  das  Leben  Kon rads  v. 
Krosigk,   Bischofs  v.  Halberstadt  (1201—1209,  f  1225),    gemacht,    eines 
treuen  Anhängers  K.  Philipps,  welcher  später  sein  Bistum  niederlegte  und 
sich  nach  dem  Cisterzienserkloster  Sichern  (jetzt  Sittichenbach  bei  Eisleben) 
zurückzog;  am  Schlüsse  werden  einige  von  ihm  herrührende  Altertümer  des 
Domes  zu  Halberstadt  beschrieben. 


1)  Beiblatt  a.  Magdeb.Zeitg.S.  142— 143.  —  2)  Ib.  S.  183, 189— 191.  —  3)  Ib.  S.  199  f., 
813—216.  —  4)  B.  S.  343  f.,  351,  358—369.  —  5)  G.  Hortol,  Magdeb.  Go«ch.-Bl.  XV, 
105—111.  —  6)  G.  Irmer,  Mitt.  d.  Vor.  f.  Anhalt  Gesch.  u.  Altertskde.  II,  518-526. 
Vgl.  Jahresber.  II,  2,  148«.  —  7)  Th.  Stenzel,  ibid.  S.  697  -704.  -  8)  H.  Wäschke, 
ibid.  8.  674-676.  —  9)  Derselbe,  ibid.  S.  677—679.  —  10)  Th.  Stenzel,  Z.  Geneal.  u. 
Geach.  Anhalt.  Adelsfamilien,  ibid.  8.  505—518.  —  11)  Derselbe,  ibid.  S.  753  —  755.  — 
12)  0.  Eckstoin-Ilborsdorf,  ibid.  8.  628-639.  —  13)  Beiblatt  z.  Magdob.  Zoitg. 
8.  187  ff.  u.  ö.  bis  8.  219—221.  —  14)  D.  Halborstädter  Schicht  im  Nov.  1423.  Halle, 
Pfeffer.     35  S.  S.  —  15)  G.  Nebe,  Ztschr.  d.  Harzver.  XV,  209—227. 


11,122  XV.     R.  Döbner: 

Für  das  benachbarte  Harzgebiet  kommt  zunächst  die  neue  von  Q. 
Waitz  besorgte  Ausgabe  der  von  Johannes  Caput  nach  1296  abgefafsten 
Chronik  des  Klosters  Ilfeld  in  Betracht.1)  E.  Jacobs2)  behandelt  wesent- 
lich auf  Grund  einer  Legende  des  Eisenacher  Dominikaner-Konvents  die 
Wirksamkeit  des  Grafen  Elger  v.  Honstein,  welcher  diesem  als  Prior  an- 
gehörte und  1242  auf  dem  Reichstag  zu  Frankfurt  starb;  im  Anhang  werden 
2  Urkunden  v.  1229  und  1238  veröffentlicht.  Derselbe  teilt  eine  Urkunde 
über  die  Schenkung  von  Reliquien  an  die  S.-Elisabethkapelle  zu  Nordhausen, 
eine  Pilgerherberge,  aus  dem  Jahre  1430,3)  und  einen  Talisman  and  An- 
preisung der  Heiligtümer  und  Gnaden  im  Dom  zu  S.  Salvador  in  Oviedc 
für    einen    harzischen    Wallfahrer    von    ca.   1500' 4)    aus    einem   Druck   de« 

XVI.  Jh.  mit;  zur  Ergänzung  eines  früher  veröffentlichten  Berichtes  Ober  die 
Meerfahrt  des  Grafen  Heinrich  des  Älteren  zu  Stolberg  nach  Jerusalem  1461 
dient  ein  Abschnitt  aus  der  thüringischen  Chronik  Konrad  S  toll  es5)  mit 
sachlichen  Erläuterungen.  —  Den  Harz  und  die  benachbarten  Gebiete  betreffen 
auch  die  Zusammenstellungen  und  biographischen  Notizen  von  G.  Toepkc 
über  Harzer  Studenten  auf  der  Universität  Heidelberg  von  1386 — 1662  6] 
und  dessen  Auszüge  aus  einem  1878  erschienenen  und  auf  der  Matrikel  dei 
Universität  Bologna  beruhenden  Werke  von  Malagola. 7)  —  Meist  dem  XV 
und  XVI.  Jh.  und  den  Harzgegenden  gehört  die  Ausbeute  der  beiden  Münz- 
funde von  Wallhausen8)  am  Kyffhäuser  und  von  Güntersberge9)  am 
Harz  an,  von  welchen  Th.  Stenzel  berichtet. 

Die  Geschichte  von  Sangerhausen  und  Umgegend  berühren  zwei  Ar- 
beiten wesentlich  genealogischen  Inhalts:  Cl.  Menzel  beendigt  seine  Unter- 
suchungen über  die  Herren  v.  Sangerhausen  und  ihre  Besitzungen,10)  indem 
er  das  urkundliche  Vorkommen  und  den  Zusammenhang  des  Geschlechtes  Kaie 
(Calvus),  genannt  v.  Sangerhausen,  vom  Anfang  des  XIV.  Jh.  bis  c.  1670 
verfolgt,  in  welchem  Jahre  das  Geschlecht  erlischt.  Daneben  erscheinen  in 
Nordhausen  Familien  v.  Sangerhausen  1212—1375  und  Kaie;  fraglich  bleibt 
die  Zugehörigkeit  der  Braunschweiger  Familie  desselben  Namens.  Wichtiger 
als  der  Abschnitt  über  Jutta  von  Sangerhausen,  die  Schutzpatronin  von 
Preufsen,  erscheinen  die  im  Anhang  mitgeteilten  Urkunden  von  1281 — 1628. 

Den  Minnesänger  Heinrich  v.  Morungen  im  XÜI.  Jh.  erweist  G.  A. 
v.  Mülverstedt11)  als  geboren  in  Moringen  in  der  Gfech.  Mansfeld  nörd- 
lich  von  Sangerhausen ,  und  erörtert  die  Besitzverhältnisse  des  Orts  bis  ins 

XVII.  Jh.;  die  urkundlich  gesicherten  Beziehungen  des  Dichters  zu  dem 
Thomaskloster  in  Leipzig  führt  M.  darauf  zurück,  dafs  er  mit  thüringischen 
Rittern  der  Markgräfin  Jutta,  Tochter  des  Landgrafen  Hermann  von  Thü- 
ringen, an  den  Hof  zu  Meifsen  gefolgt  sei. 

Aufser  einer  Geschichte  der  Pfarrkirche  S.  Lamperti  zu  Qu  er  fürt,1*) 
deren  Altäre,  Einkünfte  und  Legate  auf  Grund  von  Archivalien  und  alten 
Druckwerken  zusammengestellt  werden,  ist  hier  noch  die  systematische  'Be- 
schreibung der  Siegel  des  Mansfelder  Seekrcises' 1S)  zu  nennen;  einer  näheren 
Besprechung    werden    die    Stadtsiegel    von   Aisleben,    Gerbstedt,    Schraplau 


1)  Mon.  Germ  hist  Script,  (o.  8.  12*)  XXV,  587— 5S9.  —  2)  Ztacbx.  d.  Hmrsrar.  XV, 
1—28.  —  3)  Ibid.  S.  482—484.  —  4)  Ibid.  8.  320—329.  —  5)  P.  Lemcke,  ibid.  S. 
484 — 488.  —  6)  Ibid.  8.  139—189.  —  7)  Ibid.  8.  488—491.  —  8)  Ibid.  8.  304—319; 
eino  Berichtigung  dazu  S.  479.  —  9)  Ibid.  8.  289—304.  —  10)  Ibid.  8.  356—440.  — 
11)  Ibid.  8.  440—476.  —  12)  Ibid.  8.  31—72.   —   13)  H.  Gröfoler,  ibid.  &  265—28». 


Nieder-Ueutachland.  11,123 

and  Eisleben  unterzogen.  —  Bekannt  gemacht  ist  auch  ein  Stolbcrgsches 
Frauensiegel,  das  der  Gfin.  Brigitte  zu  Stolberg  (1468—1518)  von  1502.1) 
Von  hervorragender  Bedeutung  für  die  Geschichte  des  östlichen  Nieder- 
sachsens ist  Bd.  II  der  Braunschweiger  Chroniken.8)  Von  den  drei 
Quellenschriften,  welche  dieser  Band  enthält,  giebt  das  'Pfaffenbuch',  ein  Bruch- 
stück aus  dem  J.  1418,  eine  vom  Standpunkte  des  Rates  aus  geschriebene 
orkundL  Darstellung  der  Kämpfe,  welche  jener  mehrere  Jahre  hindurch  mit  dem 
Klerus  zu  führen  hatte.  An  zweiter  Stelle  wird  aus  einer  Hds.  der  Bibliothek 
zu  Wolfenbüttel  zum  ersten  Male  mitgeteilt  das  sog.  'Schichtspicl',  eine  1492 
abgeschlossene  Reimchronik,  in  welcher  ein  Geistlicher,  Reinerus  Groningen, 
in  spöttischem  Tone  den  verunglückten  Aufruhr  des  Ludeke  Holland  in  den 
JJ.  1488 — 1491  erzählt;  hier  wie  bei  dem  ersten  Stücke  werden  im  Anhange 
auf  den  Gegenstand  bezügliche  Urkunden  und  Schriftstücke  beigefügt.  Inhalt- 
reicher und  auch  als  historiographisches  Erzeugnis  sehr  bemerkenswert  ist 
das  'Schieb tbuch',  eine  zwischen  1510  und  1513  verfafste  Chronik  der  inneren 
Unruhen  in  Braunschweig,  soweit  sie  dem  Auge  des  Verfassers  noch  er- 
kennbar waren.  Während  die  Darstellung  der  Ereignisse  von  1293  ab  bis 
in  den  Anfang  des  XV.  Jh.  auf  eine  Wiedergabe  äufserer  Vorgänge  sich  be- 
schränkt, nimmt  von  der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  an  der  Einblick  des 
Schreibenden  in  das  innere  Getriebe  der  Bewegungen  an  Schärfe  zu;  dem 
wie  es  scheint  schon  abgeschlossenen  Ganzen  wurde  noch  ein  Bericht  über 
das  J.  1514  hinzugefügt.  Der  neuen  Ausgabe  der  merkwürdigen  Schrift  liegt 
wie  bereits  dem  Abdruck  Schellers  (1829)  die  Originalhds.  Hermann  Botcns 
in  der  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel  zu  Grunde.  Über  den  Verfasser  und  die 
städtischen  Verhältnisse  bieten  nach  allen  Seiten  hin  die  Einleitungen  und 
Anmerkungen,  Exkurse  und  urkundlichen  Beilagen  des  Herausgebers,  der  sich 
auf  eine  völlige  Beherrschung  des  Stadtarchivs  zu  Braunschweig  und  der  ein- 
schlägigen Litteratur  stützt,  eine  überraschende  Fülle  von  Material,  zu  dessen 
Ergänzung  auch  Berichte  aus  den  Nachbarstädten,  wie  die  Aufzeichnungen 
Henning  Brandis',  des  Bürgermeisters  von  Hildesheim,  herangezogen  sind. 
Völlig  neue  Resultate  bietet  die  Erörterung  der  geistlichen  und  Pfarreiver- 
hältnisse.  —  Von  der  auch  hier  besprochenen  Niedersächsischen  Bilderchronik 
Conrad  Botes  legt  C.  Schaer3)  den  bereits  bekannten  Charakter  einer 
Kompilation  \m  Einzelnen  dar.  Unter  den  verschiedenen  Quellen  des  Werkes 
n*mnit  eine  auf  der  sächsischen  Weltchronik,  der  Magdeburger  Schöppen- 
^""onik,  dem  'Chronicon  Slavicum,  quod  dicitur  parochi  Suselensis',  und  der 
fr&Uiischweiger  Reimchronik  beruhende  verlorene  Originalchronik  den  Haupt- 
Pktz  ein.  — 

An  älteren  chronikalischen  Aufzeichnungen  gab  G.  Waitz  kleinere  An- 

^H  (bis  1314)  u.  Aufzeichnungen  aus  dem  S.-Blasienstift  zu  Braunschweig4) 

!Jnc*  eine  um  1316  geschriebene,  gröfstenteils  ungedruckte  Fortsetzung  einer 

Schichte  der  Pröpste  des  Klosters  Ste derb urg5)  von  1211  —  1311  heraus. 

Die  in  der  Tagespresse  viel  ventilierte  Frage  über  die   Erhaltung  von 

^^ten  eines  Saalbaues  der  Pfalz  Heinrichs  d.  Löwen,    welche  in  der  Burg- 


~  1)  Dteche.  Herold  XX,  157  f.  -—  2)  Hrsg.  v.  L.  Haonaolmann  (d.  Chroniken  d. 
^tachen  Städte  ▼.  XIV.  bis  XVI.  Jh.  B.  XVI.  A.  u.  d.  T.:  D.  Chroniken  d.  niodewächs. 
?**te.  Braunschw.,  II.)  Loipzig,  flirzel.  LXIX,  672  S.  —  3)  Conr.  B.s  niodersächs.  Bildor- 
5j5*Äik,  ihre  Quellen  u.  ihr  hist.  Wort.  Hann.,  Hahn.  100  S.  —  4)  Mon.  Germ.  Script. 
JL^V  (1879),  S.  823—827.  —  5)  Ibid.  XXV,  719—735. 


11,124  XV.     R.  Döbner: 

kaserne  zu  Braunschweig  aus  Tageslicht  kamen,  gab  0.  v.  Heinemann1) 
Anregung,  die  Ent Wickelung  eines  unbefestigten  Herrenhofes  zn  der  Borg 
Heinrichs  d.  Löwen  uiid  herzoglichen  Residenz  bis  zu  dem  Umbau  im  J.  1640 
zu  verfolgen. 

In  das  angrenzende  Gebiet  führt  das  unter  Benutzung  von  Vorarbeiten 
des  verstorbenen  Stadtarchivars  L.  Pacht  herausgegebene  Urkundenbuch  dei 
Stadt  Hildesheim.2)  In  965  Nummern  werden  in  Bd.  I  die  auf  den  Ort, 
beziehungsweise  die  Stadt  bezüglichen  Dokumente  vom  Ende  des  X.  Jh.  bis  zum 
Schlufs  des  J.  1346  teils  in  extenso,  teils  auszugsweise  mitgeteilt  Während 
für  die  frühere  Zeit  die  Aufgabe  wesentlich  darin  bestand,  aus  dem  Urkunden- 
vorrat des  Hochstifte  und  der  Stifter  und  Klöster  des  Bischofssitzes  dasjenige 
auszuscheiden,  was  die  lokale  Gestaltung  und  kirchliche  Einrichtung  des  Ortes 
und  der  später  in  seinen  Bereich  gezogenen  Dörfer,  sowie  das  Vorkommen 
einzelner  Bürger  betraf,  nehmen  mit  dem  Auftreten  des  Rates  um  1240  die 
eigentlich  städtischen  Verhältnisse  reichere  Formen  an;  in  gleichem  Mause 
wuchs  die  Ausbeute  des  städtischen  Archives,  dessen  Urkunden  so  wenig  wie 
die  der  hildesheimischen  Abteilungen  des  Staatsarchivs  zu  Hannover  bisher  in 
gröfserem  Umfange  publiziert  waren,  so  dafs  von  den  hier  ganz  abgedruckten 
634  Stücken  etwa  fünf  Sechstel  Inedita  sind.  Von  allgemeinerem  Interesse 
dürften  sein  eine  Urkunde  über  die  Ansiedelung  von  Flandrern  bei  Hildes- 
heim 1196,  eine  Rechtsverleihung  des  Vogtes  vom  Moritzstifte  an  dieselbe 
von  1232,  die  beiden  Stadtrechte  von  ca.  1249  und  1300,  Rechnungen  von 
1327—1332  und  1333—1344  und  Aktenstücke  über  Streitigkeiten  zwischen 
Bischof  und  Stadt  im  J.  1333,  Urkunden,  welche  im  Zusammenhang  mit  dem 
übrigen  Material  Referent  einem  Aufsatz  über  die  Entwickelung  der  Rats- 
und Gerichtsverfassung,  die  Stellung  der  einzelnen  Stadtteile  zu  einander  und 
die  Kämpfe  zwischen  Bischof  und  Stadt  in  Verbindung  mit  einer  Zunftbewe- 
gung in  den  30er  und  40er  Jahren  des  XIV.  Jh.  zu  Grunde  legte.8)  — 
Meist  die  Stadt  Hildesheim  betreffen  auch  93  Regesten  von  Urkunden  im 
Besitz  des  historischen  Vereins  für  Niedersacbsen  zu  Hannover.4) 

Den  Anfang  einer  Publikation  hildesheimischer  Stadtbücher  machte 
Boysen,6)  indem  er  das  Gedächtnisbuch  aus  der  2.  Hälfte  des  XIV.  bis  1. 
Hälfte  des  XV.  Jh.  mit  Nachträgen  bis  1521  vollständig  abdruckt  Es  ent- 
hält eine  im  wesentlichen  chronologisch  zusammengestellte  Sammlung  von 
Ratsbeschlüssen  über  wichtigere  Verwaltungs-  und  Rechtsverhältnisse;  aus 
einem  zweiten  Stadtbuch,  dem  Ratsbuch,  beschränkt  sich  B.  15  mehr  oder 
weniger  willkührlich  gewählte  Eintragungen  von  1474 — 1501  mitzuteilen;  sie 
betreffen  Privatangelegenheiten,  welche  vor  dem  Rate  oder  vor  dem  Vogtei- 
gericht  verhandelt  wurden. 

Beiträge  auch  zur  Geschichte  der  Bischöfe  von  Hildesheim  enthalten  die 
Regesten  der  Edelherren  von  Homburg6)  über  431  Urkunden  von  1129 
bis  1436,  worunter  170  ungedruckte,  in  Verbindung  mit  Notizen  aus  Nekro- 
logien,  Chroniken  und  Inschriften,  für  eine  der  niedersächsischen  Dynasten- 


1)  D.  Burg  Dankwardorodo.  Vortrag,  ßraunschw.,  Häring  u.  Co.  15  8.  (Aas  d. 
'ßraunschw.  Anzeiger'.)  —  2)  Im  Auftr.  d.  Magistrat«  v.  Hildesh.  hrsg.  v.  R.  Döbner. 
1.  Lief  1880.  2.  Lief.  1881.  Hildesheim,  Gerstenberg.  V11I,  650  S.  —  3)  R.  Döbner,  D. 
Stadtvcrfass.  H.r  im  M.-A.  Hans.  Geschbll.  111  (1879).  S.  11—29.  -  1)  G.  F.  Fiedeler, 
Zt«chr.  d.  bist.  Ver.  f.  Ndruacha.  S.  297 — 305.  —  5)  Bat  Bok  der  Bodechtnisse  u.  des  Rades 
Bok  zu  H.  Ztschr.  d.  Harzv.  XV,  72—138.  —  6)  H.  Dürre,  Ztscbr.  d.  hist  Vor.  I 
Ndrsachs.     S.  1— 168. 


Niederdeutschland.  II,  1 25 

familien  and    ihr  Territorium  ein  bei  dem  Mangel   eines  Landesurkunden- 
werkes höchst  dankenswertes  Material. 

In  die  prähistorische  Zeit  unseres  Gebietes  führen  die  Reihengräber  bei 
Clanen  im  Amte  Peine1)  zurück,  deren  Reste  Müller  dem  VIII.  Jh.  zuweist; 
ans  Beobachtungen    an   einer  mit  kleinen  Topfscherben  vermischten  Schicht 
von  Schlacken  an  den  Ufern  der  unteren  Leine  schliefst  Chr.  Hostmann,8) 
dafs  erst  seit  dem  X.  Jh.   die  Existenz  einer  einheimischen  Bronzeindustrie 
anzunehmen  sei,  während  über  die  Resultate  von  Ausgrabungen  nordwestlich 
vom  Wilseder  Berg  und  in  dem  oberen  Luhegebiet  E.  Bracht3)  berichtet. 
Mit  dem    aus    dem  Nachlasse  des  Herausgebers   veröffentlichten  Bd.  X. 
von  H.  Sudendorfs  'Urkundenbuch  zur  Geschichte  der  Herzöge  v.  Braun- 
schweig u.  Lüneburg   und    ihrer  Lande'4)    findet    die    stattliche    Reihe   von 
Bänden  eines   bei  allen  Schwächen  des  Planes  und   der  Ausführung  dennoch 
monumentalen  Werkes  seinen  Abschlufs;    er  enthält,  wenn  man  von  den  in 
Anmerkungen    zerstreuten    Stücken   absieht,    Urkunden    aus    der   Zeit    vom 
18.  März    1405    bis  zum   Schlüsse    des  J.    1400.      In   hohem  Mafse  erhöht 
wird  die  Brauchbarkeit  des  Buches  durch  die  bevorstehende  Veröffentlichung 
eines  Personen-  und  Ortsregisters  werden,  welchen  der  Bearbeiter  derselben, 
C.  Sattler,   einem  empfindlichen  Bedürfnis  damit  abhelfend,    ein  'Chronolo- 
gisches Verzeichnis  der  Urkunden  in  Bd.  I — X'6)  vorausschickt.  —  Auf  eine 
*ie  es  scheint  in  Deutschland  nicht  beachtete,   doch  schon  1846   von  Mas- 
katrie  veröffentlichte  Grabinschrift    eines  Admirals  von  Cypern,   'Mons.  de 
J^esvic*  (f  1414)  in  einer  Kirche  bei  Nicosia  weist  A.  v.  Reumont6)  hin. 
*•*  ist  sonst  nicht  bekannt  und  war  vermutlich  ein  Bruder  Heloises  v.  Braun- 
feh weig  (f  1421),    der  Gemahlin  Peters  IL  von  Cypern.  —  Bei  Kleinenglis 
'**   Hessen  wurde  am  5.  Juni  1400  Herzog  Friedrich  von  Braunschweig-Lüne- 
^Org  ermordet;  als  Urheber  seines  Mordes  galt  Erzbischof  Johann  von  Mainz, 
**°t:h  wird  seine  Schuld  neuerdings  von  Th.  Lindner  entschieden  verneint. 
^-   Duncker7)  glaubt,  dafs  Lindner  zu  weit  geht  und  dafs  Johann  bei  der 
^  Viat  nicht  unbeteiligt  war.  —  Die  Stadt  Braunschweig  hat  es   verstanden, 
^^chdem  sich  seit  dem  IX.  Jh.  infolge  der  von  Karl  d.  Gr.   angelegten  Bis- 
mer   kirchliches  Leben    in    der  Landschaft   entwickelt,    sich  ebenso  unab- 
ngig  von  den  Bischöfen  wie  von  den  Fürsten  zu  halten.     Sie  wurde  neben 
^^andersheim   und  Helmstedt  ein  Centrum   für   die   Ausbreitung  der   Kirche, 
^"ie  in    der    nach    einander    folgenden    Gründung    der   Klöster  Lamspriuge, 
„  Lorenz  bei  Schöningen,  Steterburg,  Königslutter,  Amelunxborn  u.  a.  ihren 
usdruck  fand.     Braunschweig  selbst,  ausgezeichnet  durch  die  Verehrung  des 
.  Autor  (lebte  zu  Attilas  Zeit  in  Metz),    stand  halb  unter  Hildesheim,  halb 
nter  Halberstadt  und  war  reich  an  Wohlthätigkeitsanstalten. 8) 

Den  Bau  der  Weserbrücke  bei  Hameln  betrifft  ein  Ablafsbrief  Papst 
^onifaz'  IX.9)  von  1391;  ein  ansprechender  Vortrag10)  behandelt  die  Ge- 
schichte vom  Rattenfänger  von  Hameln,  ohne  neues  darzubieten. 

1)  H.  Dürre,  Ztschr.  d.  hist  Vor.  f.  Ndrsachs.  S.  223—234.  —  2)  Üb.  d.  ältesten 
Eisenschlacken  in  d.  Prov.  Hannov.,  ibid.  S.  274—284.--  3)  Vorgoschtl.  Spuren  in  d.  Lünob. 
Htide.  Corresp.-Bl.  d.  Qesamtver.  etc.  XXXVJJJ,  No.  I  u.  2.  —  4)  Hannov.,  Rümpler. 
407  S.  gr.  4°.  —  5)  Bd.  XI.  Abt.  1.  —  Das  oben  S.  26>  erwähnte  «Chronologische  Ver- 
zeichnis der  in  den  Noten  zu  Sudendorfs  UKB.  publizierten  Urkunden'  wurde  dadurch  zum 
Stillstand  gebracht  —  6)  Ein  deutsch.  Fürstengeschlocht  in  d.  Lovante,  U äffers  hist.  Jahrb. 
1,  395  397.  —  7)  Mitt.  a.  d.  Mitglieder  des  Ver.  f.  hess.  Gesch.  u.  Ldskdo.  H.  3,  24  ff. 
—  8)  D.  kathpj.  Kirche  in  Braunschwoig  im  Mittelalter,  Katholik  59  (1879),  S.  17G-197. 
Vgl.  hierzu  die  Bemerkungen  o.  S.  123*.  —  9)  Vom  Ref.  mitget.,  Ztschr.  d.  hist  Ver.  f. 
Ndrsachs     S.  285.  —  10)  L.  Doerries,  ibid.  S.  169—185. 


11,126  XV.    R.  Döbner: 

Für  das  Verständnis  der  Urkunden  der  Stadt  Lüneburg  bietet  K.  £.  H. 
Krause  ein  praktisches  Hilfsmittel  durch  sein  'Erklärendes  Wörterverzeichnis 
der  Lüneburger  Sülze'1)  mit  einem  Anhang  über  Strafsen,  örtlichkeiten, 
Kirchen  etc.  in  Lüneburg  und  dessen  Umgebung.  Eine  in  Lüneburger  Ur- 
kunden von  1262  —  1393  erscheinende  Familie  Kint  (Puer)  bespricht  & 
v.  Grote. 2)  Unser  Gebiet  betrifft  ferner  0.  Holder-Eggers  neue  Ausgabe*) 
der  um  1281  oder  1282  vermutlich  in  der  Mark  Brandenburg  abgefaßten 
'Chronica  prineipum  Saxoniae'  und  A.  Vogelers  'Otto  von  Nordheim'.4) 

Während  das  Gebiet  des  ehemaligen  Bistums  Osnabrück  nur  einen 
Aufsatz  über  Funde  von  römischen  Münzen  bei  Lengerich6)  aufzuweisen  hat, 
entwickelte  sich  in  Westfalen  auch  im  J.  1880  eine  rege  Thätigkeit  im 
Felde  der  Landesgeschichte 6),  nicht  am  wenigsten  durch  Anregung  und  Mit- 
wirkung der  beiden  kurz  nach  einander  aus  dem  Leben  geschiedenen  Forscher 
R.  Wilma ns  und  W.  C.  Giefers.  In  der  Fortsetzung7)  des  westfälischen 
Urkundenbuchs  bearbeitete  Wilmans  in  129  Nummern  die  Urkunden  des 
Bistums  Paderborn  von  1241 — 1250  und  publizierte  an  anderer  Stelle 8)  drei 
für  die  Sitten-  und  Rechtsgeschichte  des  Ordens  interessante  Papstbullen  für 
das  Prämonstratenserstift  Cappenberg  von  1197,  1220  und  1232  mit  kri- 
tischen Erörterungen  über  eine  Bulle  Eugens  III.  für  dieselbe  Stiftung  von 
1153;  zugleich  vom  Standpunkt  des  Kunsthistorikers  aus  beschreibt  J.  B. 
Nordhoff  acht  durch  Initialen  und  Heiligenbilder  verzierte  Ablafsbriefe  von 
Erzbischöfen  und  Bischöfen  für  westfälische  Klöster  und  Kirchen  von  1329 
bis  1344.9)  —  Wertvolle  Beiträge  zugleich  für  die  Diplomatik  der  Kaiser- 
urkunden enthält  die  Fortsetzung  der  'Kaiserurkunden  der  Prov.  Westfalen'. 1#) 
Der  vorliegende  Band  umfafst  in  No.  58 — 279  die  Kaiserdiplome  von  918 
bis  1244,  dazu  in  einem  Anhang  drei  Kaiserurkunden  für  das  Stift  Möl- 
lenbcck  in  der  Grafisch.  Schaumburg.  Voraus  geht  eine  alphabetisch  geord- 
nete Übersicht  der  Klöster  und  Stifter  mit  Beschreibung  der  dem  Texte  zu 
Grunde  liegenden  Quellen  und  der  Litteratur  und  Gesamtübersichten 
über  die  Überlieferungsverhältnisse  der  betreffenden  Provenienz;  auf  vier 
Siegeltafeln  werden  endlich  33  Abbildungen  von  Kaisersiegeln  mitgeteilt  — 
Eine  Westfalen  betreffende,  sehr  verdächtige  oder  geradezu  unechte  Urkunde 
K.  Heinrichs  IV.  von  1079  bespricht  Giefers,11)  indem  er  den  Jesuiten  Senaten 
gegen  den  Vorwurf  der  Fälschung  in  Schutz  nimmt  und  sie  Falke  zuschiebt, 
auf  dessen  Kopie  der  neueste  Abdruck  beruhe.  Als  Vorarbeiten  für  Nach- 
träge zu  dem  westfälischen  Urkundenbuch ,  mit  dessen  Fortsetzung  er  be- 
schäftigt war,  veröffentlichte  derselbe  auf  eingehender  Kenntnis  des  Landes 
und  des  katholischen  Kirchenrechts  begründete  weitere  'Berichtigungen  zu  der 
1.  Hälfte  des  IV.  Bandes  der  westfälischen  Urkundensammlung'. ,a) 

Fragmente  von  Stadtrechnungen  von  Minden  aus   dem  J.  1365  teilt 


1)    Jahrb.  d.  Ver.  f.  ndrdtscho  Sprachforschung,  V.  Jg.  1879.     Bremen,    1880.     S.    109 

—  166.—  2)  Dtsch.  Herold  XI,  No.  5.—  3)  S.  o.  S.  41.—  4)  S.  o.  8.  82*.—  H.  Bött- 
gers  'Gesch.  d.  Brummen  -  Weifen  vom  Urbeginn  derselben  in  Hochasien,  der  Wiege  des 
Menschen geschl.  bis  Hz.  Heinr.  d.  Low.'  (Hann.,  Weichelt)  zeichnet  sich  durch  Kritiklosigkeit  ans. 

—  5)  H  Hartmann,  GröTsoro  Fände  von  Römermünzen  im  Landdrosteibez.  Osnabr.  Picks 
Monatsschr.  VI,  512—520.—  6)  Über  Friedländors  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kheinl.  u.  Westt 
S.  o.  S.  126*.  —  7)  Wostf.  UKB.  Forts,  v.  Erhards  Begosta  historiae  Westfaliae,  hrsg.  v.  dem 
Ver.  f.  Gesch.  u.  Altortskde.  Westf.  Bd.  IV.  Abt.  2.  Münster,  Regensberg.  IV  u.  8.  201 
— 275.  —  8)  Einige  bisher  unbekannte  Papstbullon  d.  XII..  u.  XIII.  Jh.  z.  Gesch.  des  Pri- 
monntratonsorordens.  Archival.  Ztschr.  V,  149—156.  —  9)  Ibid.  S.  142—148.  —  10)  8.  o. 
S.  24«.  —  11)  Ztschr.  f.  Gesch.  u.  Altertumsk.  Westf.,  38,  2,  203—208.  —  12)  Ibid. 
S.  103     202. 


Xiederdeutachland.  11,127 

• 

F.  Philippi1)  aus  dem  Staatsarchiv  zu  Münster  mit;  der  Staatshaushalt 
Mindens  hatte  im  Vergeich  zu  anderen  Gemeinwesen  nur  geringen  Umfang. 

Die  Reihe  von  Geschichtsquellen  der  ehemaligen  Reichsstadt  Dortmund 
eröffnet  die  von  £.  Roese  sorgfältig  herausgegebene  Chronik  des  Domini- 
kaners Joh.  Nederhoff.*)  Nach  den  spärlichen  Nachrichten,  welche  ein 
Verzeichnis  der  Lektoren  des  Dortmunder  Dominikanerklosters  darbietet, 
lebte  N.  1440  als  Vikar  in  Dortmund;  letzter  Abfassungstermin  der  Chronik 
scheint  1450.  Er  bearbeitete  zuerst  die  alte  sagenhafte  und  dann  die  ihm 
am  nächsten  liegende,  am  besten  beglaubigte  Geschichte  der  Stadt,  ohne 
später  zu  einer  Ergänzung  der  dazwischen  liegenden  Abschnitte  zu  gelangen. 
Seine  Hauptquellen  sind  Heinrich  v.  Herford,  Yincenz  v.  Beauvais,  Levold 
v.  Northof  u.  a.,  daneben  standen  ihm  ältere  lokale  Aufzeichnungen  und 
eine  Dominikanerchronik  zu  Gebote.  Auf  letzteren  beruhen  vermutlich  die 
wertvollen  Abschnitte  der  Chronik  aus  der  Zeit  von  1351 — 1389. 

Für  die  Geschichte  der  Diöz.  Paderborn  behandelt  die  Fortsetzung 
einer  Arbeit  von  L.  A.  Th.  Hol  seh  er3)  die  kirchliche  Einteilung  des 
Archidiakonats  Lemgo  und  besonders  die  Kirchen  und  Klöster  zu  Lemgo, 
Detmold  und  Herford;  zugleich  werden  die  Gerichtsstätten  der  Gaue  Wessaga 
und  Thiadmelli  aufgezählt.  —  Rechtsgeschichtlich  interessante  städtische  Ver- 
hältnisse erörtert  F.  Darpe4)  auf  Grund  eines  'Schnatbuch'  genannten 
Stadtbuches,  eines  Schützenbuches,  von  Lohnregistern  und  anderen  Archi- 
valien der  Stadt  Rheine;  neben  der  eigentlichen,  berechtigten  Stadtgemeinde 
läfet  sich  eine  nach  dem  Tie  benannte  Gemeinde  der  städtischen  Feldmark 
verfolgen.  Zugleich  bietet  D.  eine  Geschichte  der  Festung  Rheine  bis  zu 
ihrem  Eingehen  nach  dem  7jährigen  Kriege.  Im  Anhange  wird  eine  rhei- 
nische Wachtordnung  von  1628  mitgeteilt. 

Hit  der  Frage  der  Abstammung  und  der  Nachkommen  der  h.  Ida  be- 
schäftigt sich  Hflsing,5)  während  einige  andere  Aufsätze  zugleich  das  Ge- 
biet der  Kunstgeschichte  Westfalens  berühren.  So  untersucht  Geisberg, 
atisgehend  von  den  Dombauten  Bisch.  Johanns  v.  Holte  (1227—1248)  die 
Geschichte  der  auf  der  Nordwestseite  der  Domimmunität  gelegenen,  1395 
angebauten  bischöflichen  Kapelle,  des  1873  abgebrochenen  sog.  'alten  Doms' 
zu  Münster  und  knüpft  daran  eine  aus  den  Quellen  geschöpfte  Darstellung 
des  Lebens  Bisch.  Suitgers,  welcher  in  ihm  seine  Grabstätte  gefunden  hatte.6) 
J-  B.  Nordhoff7)  beschreibt  die  Johanniterkapelle  zu  Münster,  deren  Bau 
er  teils  in  das  J.  1311,  teils  in  die  Zeit  der  Spätgotik  des  XV.  Jh.  setzt. 
Von  Bildern  einer  Handschrift  des  h.  Liudger  liefert  W.  Dickamp8)  eine 
Beschreibung.  —  Dankenswerte  Resultate  für  die  Städtegeschichte  West- 
falens überhaupt  bietet  B.  Nihues  in  seiner  Darstellung  der  'Organisation 
der  Hansa  in  Westfalen,  insbesondere  im  Münsterlande'.9)  Schon  seit  1229 
erscheinen  Kaufleute  aus  Soest,  Münster  und  Dortmund  in  Verbindung  mit 
den  Genossenschaften  deutscher  Kaufleute  in  Gotland  und  der  Hansa,  doch 
fehlt  es  an  Nachrichten  über  den  Beitritt  der  einzelnen  Städte  und  ihre 
Stellung  zu  jenen.  Erst  von  den  Verhältnissen  im  XV.  Jh.  ergeben  besonders 
Schriftstücke  des  Stadtarchivs  zu  Warendorf,    welche  aus  Coesfeld  stammen, 


1)  D.  Ausg.  d.  St  M.  i.  J.  1365.    Picks Monatsschr.  VI,  272—278.  —  2)  S.  o.  S.  49*.  — 

8)  Die  altere  Diöc.  Paderb.  II.  Ztachr.  f.  Gesch.  u.  Altertumsk.  Westf.  38,  2,  1—102.  Vgl. 
Jahreaber.  II,  2,  158«.  —  4)  Z.  Gesch.  d.  Stadt  R.,  ibid.  1,  43—141.  —  5)  8.  o.  S.  20«. 
6)  WeetßL  Za.  1,  38,  1,  21—42.   —  7)  Ibid.  S.  142—148.   —  8)  Ibid.  S.  156—178.  — 

9)  Hau».  GeechichtebL  IV  (1879).    Leipc.  1880.     S.  51—65. 


11,128  xv-    ß-  Döbner: 

• 

ein  Bild.  Durch  zwei  Recesse  von  1430  und  1450  wurde  die  Vertretung 
der  kleineren  Städte  durch  die  gröfseren  bei  den  Hansatagen  geregelt  Im 
Nieder  stifte  sammeln  sich  um  Coesfeld  und  Warendorf  die  beiden  'up'm 
Brahm'  und  'up'm  Drein'  genannten  Quartiere.  Zur  Beurteilung  der  Stellung 
der  übrigen  Städte  Westfalens  zur  Hansa  dient  ein  Protokoll  des  Quartier- 
tags zu  Niederwesel  vom  J.  1554.  Danach  zerfiel  Westfalen  in  8  Quartiere 
welchen  wieder  kleinere  Städtegruppen  sich  unterordneten. 

Bisher  ganz  übersehen  ist  das  lippesche  Adelsgeschlecht  ?.  Quaditz. 
das  dem  Bürgerstande  in  Lemgo  entsprossend  und  ursprünglich  Waltering 
heifscnd,  in  Urkunden  von  1393  an  vorkommt,  bis  es  1531  oder  32  aus- 
starb; seine  Lehen  kamen  durch  eine  Tochter  an  das  Geschlecht  von  Bark- 
hausen. ])  —  Ein  anderes  lippesches  Adelsgeschlecht  ist  das  nach  seinem 
Gute  benannte  v.  Iggcnhausen.  Es  erscheint  von  1280  bis  ca.  1516,  wo 
es  ausstarb.  Sein  Gut  kam  gleichfalls  durch  eine  Tochter  an  die  Familie 
von  Exterdc  und  dann  an  die  von  Blomberg2). 

Für  Ostfriesland  ist  das  'ostfriesische  Urkundcnbuch'3)  fortgesetzt 
in  dessen  Nummern  895 — 1674  bis  jetzt  die  JJ.  1471 — 1500  umfafst  sind 
Mit  der  Abteilung  'Ostfriesland  und  Harlingerland'4)  gelangten  Wilh.  Mit 
hoffs  'Kunstdenk male  und  Altertümer  im  Hannoverschen'  zum  Abschlufs 
Der  Einleitung  über  die  Geschichte  des  Landes  folgt  wie  in  den  früheren 
Bänden  eine  kurze  Überschau  über  den  Bestand  an  Denkmälern ;  im  Vergleich  zo 
den  übrigen  Teilen  der  Provinz  sind  hier  nur  wenige  Beste  alter  kirchlicher 
Bauten  zu  verzeichnen.  Der  vorliegende  Band  enthält  ausser  Berichtigungen 
und  Zusätzen  ein  Ortsregister  zu  allen  7  Bänden  und  schliefst  mit  einer 
kurzen  Darstellung  der  hauptsächlichsten  Denkmale  der  Provinz  sowie  der 
verschiedenen  Richtungen  der  Künstler;  eine  Übersichtskarte  bringt  die  Ver- 
teilung der  verschiedenen  Baustyle  zur  Anschauung.  Der  Energie  und  Hin- 
gebung eines  einzelnen  Mannes  hat  so  Hannover  ein  Werk  zu  danken,  wie 
es  in  anderen  Provinzen  durch  gemeinsame  Arbeit  des  Staates  mit  den 
wissenschaftlichen  Vereinen  angestrebt  wird.  —  Die  Entstehung  des  Dollart 
1277  und  1278  ergiebt  sich  aus  einer  Spezialabteilung  auf  Th.  Lindner 8 
erwähnter  Karte.  5)  Unter  Herbeiziehung  von  Handwerker-Rechnungen  und 
Akten  behandelt  Schned ermann  die  Geschichte  des  Emdener  Rathauses6) 
und  sucht  die  luxuriöse  Anlage  des  Baues  damit  zu  erklären,  dafs  man 
einen  grofsen  Teil  der  Räume  verpachtet  habe.  Einige  kleinere  Aufsätze 
über  ältere  Orgeln 7)  (1400 — 1560),  über  einzelne  Kirchenbauten 8)  und  einen 
Münzfund  bei  Oldeborg9)  im  Amte  Aurich,  welcher  Silbermünzen  einiger 
Häuptlinge  des  XV.  Jh.  zu  Tage  förderte,  wird  es  gentigen,  erwähnt  zu 
haben. 

Einer  eingehenden  Untersuchung  unterzieht  Fr.  v.  Alten  die  'Bohlwege* 
(Römerwege)  im  Herzogtum  Oldenburg10)  und  stellt  die  Gründe  zusammen, 
aus  welchen  diese  Moorüberbrückungen  jetzt  allgemein  als  die  'pontus  longf 


1)  J.  Qf.  v.  Ooynhausün,  Dtech.  Horold  XL  57.  —  2)  Ibid.  S.  129.  —  3)  Hng.  v<m 
E.  Friedländer.  Jl.  Lief.  1—4.  (S.  1—480),  Emden,  Haynel.  —  4)  Bd.  VII.  Mit  Schluß- 
wort, Übersichtskarte  u.  Ortaregister  zu  Bd.  I — VII.     Hannover,   Uelwing.     242  S.  gr.  4*.  — 

6)  S.  o.   S.   120".    —    6)    Z.  Gesch.   d.  Emder   Rathauses.     Emdenor   Jahrb.    S.   24—34.    — 

7)  Fr.  Sunderraann,  Ostfries.  Monatsbl.  f.  provinz.  Interessen  (v.  A.  E.  Zwitzors),  VIII, 
104—114.—  8)  Ibid.  S.  24-29.  53-  f>6.  —  9)  Tergaat,  Emder  Jahrb.  8.  63.  Weniges 
von  Wert  bieten  C.  P.  Hansens  'Beiträge  z.  den  Sagen,  Sittonregeln,  Kochten  u.  d.  Gesch. 
d.  Nordfriescn'.  M.  e.  Selbstbiogr.  Deezbüll,  Moje.  X,  166  S.  Vgl.  u.  Kap.  XV11I.  — 
10)  Oldonb.,  Stalling.     1879.     24  S. 


Obersachsen,  Thüringen,  Hessen.  11,129 

der  Römer  (Tac.  Ami.  I,  63)  angesehen  werden.  In  den  einzelnen  Linien, 
weiche  im  Texte  and  mit  Hilfe  von  2  Karten  zur  Darstellung  kommen,  lälst 
sich  eine  durchgehende  Richtung  dieser  Anlagen  von  Westen  nach  Osten 
verfolgen. 

Wesentlich  das  Gebiet  der  ehemaligen  Herzogtümer  Bremen  und 
Verden  betrifft  B.  Schröders  Nachweis,  dafs  die  ersten  Ansiedelungen  von 
Holländern  im  Bremenschen  1106  auf  dem  rechten  Weserufer  in  der  Nähe 
von  Bremen  und  1142  im  Stedingerland  erfolgten.  Von  Stade  aus  wurden 
das  Alte  Land,  das  Land  Kehdingen  und  Hadeln,  das  Neue  Land  dagegen 
erat  1296  durch  Herz.  Otto  v.  Braunschweig  kolonisiert.  Der  Vf.  vergleicht 
den  Gang  der  Entwicklung  in  den  wendischen  Landen  und  giebt  einen  Überblick 
über  die  innere  Verfassung  der  Kolonisationsgebiete.1)  —  Ein  in  nieder- 
deutscher Übersetzung  erhaltenes  Weistum  über  die  Rechte  und  Einkünfte 
des  Pfarrers  von  Bederkesa  von  1339  *)  veröffentlichte  W.  v.  Bippen. 

Am  Schlüsse  bedarf  es  nur  eines  Hinweises  darauf,  wie  wichtig  auch  für 
Niedersachsen  die  in  regem  Fortgang  begriffenen  Publikationen  der  Hanse- 
rezesöe  und  des  hansischen  Urkundenbuchs  sind.3) 


XVI. 
H.  Ermlsoh. 

Obersachsen,  Thüringen,  Hessen. 

Von  Quellenpublikationen  zur  mittelalterlichen  Geschichte  unsrer  Gebiete 
ist  im  J.  1880  nur  wenig  erschienen.  Joh.  Müller  veröffentlicht  als  An- 
fing eines  vogtl&ndischen  Urkundenbuchs  Urkunden  zur  Geschichte  Plauens 
und  des  Vogtlandes  aus  den  J.  1122  bis  1302  teils  vollständig,  teils  in 
ausführlichen  Regesten;  seine  Hauptquelle  bildet  das  Hauptstaatsarchiv  zu 
Dresden,  einzelnes  hat  er  aus  den  Archiven  zu  München,  Gera,  Schleiz, 
Altenburg,  Weimar,  Gotha,  Marburg  und  Prag,  während  das  Deutschordens-  < 
^"chiv  zu  Wien  u.  a.  noch  nicht  ausgebeutet  werden  konnten.4)  Über  das 
älteste  hier  mitgeteilte  Dokument,  eine  Urk.  des  Bischof  Dietrich  v.  Naum- 
burg von  1122,  giebt  Alberti  einige  Erläuterungen.6) 

K.  Regel  teilt  drei  das  Hospital  zu  Gotha  betreffende  Dokumente  (eine 
Urkunde  des  Gf.  Friedrich  v.  Rabenswald  für  die  Lazarusbrüder  zu  Brauns- 
rode  von  1279,  einen  Zinsbrief  von  1421  und  einen  Schiedsspruch  wegen 
des  Hofes  Kupfersuhl  von  1456)  mit  und  fügt  zahlreiche  sprachliche  An- 
merkungen bei.6) 

Von  grofsem  Interesse  sind  die  von  Opel  veröffentlichten  umfangreichen 


1)  D.  ndrländ:  Kolonieen  in  Norddtechl.  z.  Z.  d.  MA.  (Samml.  wiaaennchaftl.  Vorträge  v. 
Jjchow  u.  t.  Holtzendorff.  No.  347.)  Berl.,  Habel.  48  S.  Vgl.  S.  69*  u.  Kap.  XIX.  — 
?)  Brem.  Jahrb.  XI,  162— 167.  —  3)  S.  u.  Kap.  XXI.  —  4)  Mitt  d.  Altertumaver.  z.  Plauen 
l;V°gtl.  1876—1880.  8.  1— CX1I.  —  5)  Ibid.  S.  1—19.  —  6)  Einige  Urkunden  aus 
1  Hotpitalarch.  zu  G.  Ztochr.  d.  Vor.  f.  Tbüring.  Gesch.  u.  Altertokde  X.  (N.  F.  II),  233  ff, 

HUtoriaohe  Jahresberichte.    II.    1880.  3 


11,130  XVI.     H.  Ermisch: 

Denkwürdigkeiten  des  Hallischen  Ratsmeisters  Marens  Spittendorf,1)  am  so 
mehr,  als  mittelalterliche  Städtechroniken  in  den  Gegenden,  die  unser  Referal 
zu  behandeln  hat,  bekanntlich  selten  sind.  Spittendorf  gehörte  einer  an- 
gesehenen Familie  der  Pfännerschaft  an,  jenes  hallischen  Patriciats,  da* 
lange  Zeit  die  Verwaltung  der  Stadt  allein  in  den  Händen  hatte,  bis  seit 
1427  die  demokratischen  Elemente,  Zünfte  und  Gemeinheit,  mehr  unc 
mehr  die  Oberhand  gewannen.  In  dem  Kampfe  zwischen  beiden  Par- 
teien, der  das  ganze  XV.  Jh.  füllt  und  schliefslich  1478  zum  Untergang« 
der  selbständigen  Verfassung  der  Stadt  führte,  spielte  Sp.  als  Führei 
der  Pfännerschaft  eine  hervorragende  Rolle,  und  seine  sehr  ausführlichen 
tagebuchartigen  Aufzeichnungen,  welche  die  J.  1474 — 1479  umfassen,  teil- 
weise gleichzeitig,  teilweise  nachträglich  niedergeschrieben  sind  and  vie 
urkundliches  und  briefliches  Material  enthalten,  spiegeln  die  Geschichte 
jener  Tage  in  der  lebendigsten  Weise  wieder;  neben  dem  politischen  baber 
sie  auch  hervorragenden  verfassungs-  und  kulturgeschichtlichen  Wert.  Die 
Ausgabe,  zu  welcher  drei  Handschriften  benutzt  werden  konnten,  ist  eine 
sehr  sorgfältige  und  mit  zahlreichen  kritischen  und  sachlichen  Anmerkungen 
ausgestattet;  besonders  dankenswert  ist  die  ausführliche  Einleitung,  in  welcher 
0.  nicht  nur  über  Spittendorf  und  sein  Werk,  sondern  namentlich  auch  über 
die  Verfassung  des  Rates  und  der  Pfännerschaft  ausführlich  Auskunft  giebt. 
Unter  den  Beilagen,  die  verschiedenes  Material  zur  Geschichte  der  Stadt 
Halle  von  1473—1480  bringen,  heben  wir  besonders  die  Ratslinie  von  1401 
bis  1472  hervor.  Fed.  Bech  hat  das  Werk  mit  einem  Glossar  versehen, 
Andere  'chronikalische  Aufzeichnungen  zur  Geschichte  der  Stadt  Halle' 
(1464—1478,  1488,  1500—1512)  teilt  Wächter  aus  einer  Hds.  der  Stadt- 
bibliothek zu  Magdeburg  mit:8)  kurze,  von  Verschiedenen,  meist  wohl  Zeit- 
genossen, berührende  Notizen  annalistischen  Charakters,  unter  denen  die  Nach- 
richten über  die  Gerichtsbarkeit  in  Halle  und  über  die  Streitigkeiten  wegen 
derselben  zwischen  Rat  und  Erzbischof  am  interessantesten  sind.  —  Über 
die  gesamte  kirchliche  Organisation  Thüringens  wie  insbesondere  auch  über 
die  materielle  Lage  der  sehr  zahlreichen  Geistlichkeit  des  Landes  im  An- 
fange des  XVI.  Jh.  orientiert  das  nach  Archidiakonaten  und  Diakonaten  ge- 
ordnete Verzeichnis  der  Beiträge,  welche  der  thüringische  Klerus,  soweit  ei 
der  Mainzer  Erzdiöcese  angehörte,  im  J.  1506  zur  Deckung  der  Kosten  für 
die  Erwerbung  des  Palliums  und  Inthronisation  des  neuen  Erzbischofs  Jakob 
zu  leisten  hatte.  Auszüge  daraus  hatte  Stephan  schon  früher  mitgeteilt,  und 
danach  hat  es  Böttger  für  sein  Buch  über  Diöcesan-  und  Gaugrenzen  be- 
nutzt. Jetzt  liegt  durch  U.  Stechele3)  ein  vollständiger  Abdruck  vor,  dei 
mit  einer  orientierenden  Einleitung,  aber  leider  mit  keinem  Register  versehen 
ist.  Auch  für  die  Geschichte  der  Bodenkultur  ist  das  Verzeichnis  wichtig. 
Einige  Beiträge  zur  thüringischen  Historiographie  hat  C.  Wenck  geliefert 
indem  er  auf  Grund  der  Entdeckung,  dafs  Konrad  v.  Halberstadt  eine  bü 
1338  reichende  Rccension  des  Chronicon  Sampetrinum  benutzt  hat,  ver- 
schiedene Textverbesserungen  zu  letzteren  macht.4)  Mehrere  andere  Mitteilungen 
Wencks  betreffen  das  Alter  der  neuerdings  Bd.  XXIV.  der  Monumenta  Germ, 
hist.   abgedruckten   'Historia   brevis  prineipum   Thuringiae*   und   bringen  Er- 

1)  Denkwürdigkeiten  d.  hall.  Ratsmeisters  Sp.  Hrsg.  v.  d.  hist  Kommisa.  d.  Fror. 
Sachs.  Halle,  Hendel.  XL VIII,  582  S.  (A.  u.  d.  T.  Geschichtsquellen  d.  Pro?.  Sachs.  XI) 
—  2)  Nene  Mitt.  ans  d.  Gebiet  hist.-antiqu.  Forsch.  XV  84  fg.  —  3)  Begistruni  robtidii 
clero  Thuringiae  anno  1506  impositi:  Zschr.  d.  Ver.  f.  Thür.  Gesch.  X  (N.  F.  IL)  H.  1.  — 
<*)  S.  o.  S.  50». 


Obersachsen,  Thüringen,  Hessen.  11,131 

gänzungen  und  Berichtigungen  zu  des  Yf.s  Schrift  über  die  Entstehung  der 
Beinh&rdsbrnnner  Geschichtsbücher;1)  auch  veröffentlicht  er  einige  Excerpte 
aas  einer  Niederschrift  der  Reinhardsbrunner  Annalen,  welche  sich  in  einer 
vatikanischen  Handschrift  (No.  507  der  Bibliothek  der  Königin  Christine) 
finden.  *) 

Das  Sammelwerk  über  die  älteren  Bau-  und  Kunstdenkmäler  der  Provinz 
Sachsen,  welches  die  historische  Kommission  dieser  Provinz  herausgiebt,3) 
ist  zu  dem  Kreise  Weifsenfeis4)  fortgeschritten;  ein  numismatisches  Quellen- 
werk finden  wir  auf  dem  Gebiete  der  mittelalterlichen  und  neueren  Ge- 
schichte Hessens  forrgesetzt. 6) 

C.  Frh.  v.  Kellers  'Genealogische  Tafel  des  Hauses  Wettin  ernesti- 
nischer  und  albertinischer  Linie76)  hat  nicht  viel  selbständigen  Wert.  Dasselbe 
ist  der  Fall  mit  A.  Fleischmanns  Abrisse  der  Geschichte  des  Hzgt.  Coburg 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  ins  XVIII.  Jh.7)  Die  Allgemeine  deutsche 
Biographie8)  bietet  zur  hessischen  Geschichte  verschiedene  Beiträge  von 
A.  Wyfe,9)  zur  meifsnisch-thüringischen  von  Th.  Flathe 10)  und  von  E.  Win- 
kelmann (Ldgf.  Hermann  v.  Thür.),  zur  reussischen  von  F.  Holtze;11) 
letzterer   hat   auch  archivalisches  Material  benutzt 

In  die  älteste  Zeit  führen  uns  die  Bemerkungen  von  Gröfsler  über 
ein  im  Herbste  1878  bei  Rothenschirmbach  (Kr.  Querfurt)  aufgedecktes 
Plattengrab li)  sowie  einige  Mitteilungen  von  G.  v.  Röfsler18)  und  G.  Wolff14) 
über  Auffindung  römischer  Bauwerke  in  der  Gegend  von  Hanau. 

Umfangreicher  ist  A.  Werneburgs15)  Arbeit,  der  den  Nachweis  zu 
fahren  sucht,  dafs  nicht,  wie  bisher  meist  angenommen  wurde,  beim  Be- 
ginne der  christlichen  Zeitrechnung  die  Hermunduren  in  den  Landen  zwischen 
Harz  und  Thüringer  Wald  gesessen  haben,  sondern  die  Cherusker.  Es  ge- 
schieht dies  an  der  Hand  der  Nachrichten  über  die  Feldzüge  der  Römer  in 
Deutschland  seit  Cäsars  Zeiten;  der  Verfasser  kommt  zu  dem  Resultat,  dafs 
diese  Züge,  namentlich  die  des  Germanicus,  in  der  Hauptsache  gegen  die 
mittlere  Weser  gerichtet  waren,  dafe  hier  die  Cherusker  den  Römern  ent- 
gegentraten und  dass  diese  zwischen  Weser  und  Unstrut,  also  im  nördl. 
Thüringen,    gewohnt  haben.     Weiterhin   sucht  er  die  namentlich  von  Zeuis 


1)  S.  Jahresber.  I,  253.  —  2)  Z.  Krit  d.  Reinhardsbr.  Historiographie,  s.  o.  S.  50*.  — 
3)  S.  Jabresber.  II,  2,  159.  —  4)  Beschreib.  Darstell,  d.  älteren  Bau-  u.  Kunstdenkmälor  d. 
JW  Sachs.  3.  Heft  Unt.  Mitwirk  von  H.  Otte,  bearb.  t.  G.  Sommer.  Halle,  0.  Hendel. 
*)  C.  Hoffmeister,  Histor.-kritische  Beschreib,  aller  bis  jetzt  bekannt  gewes.  hess.  Münzen, 
**hdl)en  u.  Marken  in  genealog.  -  chronolog.  Folge.  Bd.  IY  nebst  dem  in  2.  Aufl.  vorge- 
foicklen  m  Bde.  gr.  4°.  flannov.,  Mayer.  XXIV,  456  S.  gr.  4.  —  6)  Genealog.  Tafel  d. 
^Wirten  Hauses  W.  einest,  u.  albert.  Linie.  Leipzig  1878/1879.  —  7)  Zur  Gesch.  d. 
H*gt  Sachsen-Coburg  m.  Berücksichtig,  d.  Gesch.  d.  Gesamthauses  Sachsen  u.  Prinz  Friedrich 
J°«ia»  v.  Cob.- Saalfeld,  kaiserl.  öster.  u.  d.  deutsch.  Reichs  Goneral-Feldmarschalls.  Vor- 
lag»» gehalten  im  Kunst-  u.  Gewerbe- Ver.  zu  Cob.  Hft.  1.  Hildburghausen ,  Kesselring. 
VI,  in  S.  —  8)  Bd.  XI  u.  XII.  —  9)  Landgfen  Heinr.  1.,  II.  u.  III.,  Herrn,  d.  II.  <L 
Gelehrte  u.  Herrn.  IV.  —  10)  Heinr.  I.  y.  Eilenburg;  Burggraf  Heinr.  I.  v.  Meifsen,  Heinr.  d. 
firlwehte.  —  11)  Heinr.  d.  Fromme,  d.  Reiche  u.  a.  —  12)  Neue  Mitt.  a.  d.  Gebiet  hist-antiqu. 
*w«h.  XV,  226  ff.  —  13)  Ausgrabungen  am  Salisberg,  Mitteil.  d.  Hanauer  Bezirksver.  f.  hess. 
hxh.  u.  Landeskde.  No.  6.  8.  193  ff.  14)  Rom.  Wasserleitungen  in  d.  Ümgeb.  y.  Hanau: 
rtwL  S.  198  ff.  Nachträglich  seien  hier  erwähnt  Ton  A.  Duncker,  Ausgrabungen  am  Pfahlgraben 
i,n  Balauwalde  und  bei  Rückingen  (Korrespondenz^,  d.  Gesamtrer.  XXV 11,  (1879)  44  ff.), 
**  Resultate  einer  Ausgrabung  im  römischen  Co  horten  kastei  1  *Altonburg'  bei  Rückingen  am 
!$•  April  1879  und  das  jüngste  Stadium  der  mittelrheinischen  Limesforschung,  Mitt  an  d. 
Glieder  d.  Ver.  f.  hess.  Gesch.  u.  Landesk.  (1879).  II,  14  ff,  wozu  vergl.  Jahresber.  II, 
2,  131  f.  —  15)  D.  Wohnsitze  der  Cherusker  u.  d.  Herkunft  der  Thüringer.  Jhrbb.  d.  Kgl. 
Akt  gemeinnütz.  Wissen  seh.  zu  Erfurt.     N.  F.     Hft.  10,  1  ff. 


11,132  XVL     H.  Ermiach: 

behauptete  Identität  der  Hermunduren  mit  den  spätem  Thüringern  zu  wider- 
legen: neben  sprachlichen  Bedenken  macht  er  besonders  geltend,  dafe  di< 
Hermunduren  nicht  das  ganze  Gebiet  des  jetzigen  Thüringen  besessen,  son 
dem  nur  südlich  vom  Thüringer  Walde  gewohnt  haben,  dafs  andrerseits  dai 
Reich  der  Thüringer,  wie  es  im  V.  u.  VI.  Jh.  bestanden,  nicht  bis  zur  Donai 
gereicht,  sondern  nur  die  nördlichen  Teile  Thüringens  umfafet  habe;  hie 
sollen  sie  sich  nach  Besiegung  der  Anglier  und  Yariner,  welche  die  Wohn 
platze  der  Chemsker  eingenommen  hatten,  niedergelassen  haben.  Auf  di< 
Frage  nach  der  eigentlichen  Herkunft  der  Thüringer  weifs  auch  Weraeburj 
nur  mit  der  Hypothese  zu  antworten,  sie  hätten  ihren  Namen  von  frühen 
Wohnsitzen  in  der  Schweiz  an  der  Thur.  Mit  Ortsnamen,  auf  die  Werne 
bürg  seine  Ausführungen  hauptsächlich,  stützt,  besonders  mit  thüringische] 
beschäftigt  sich  auch  der  Aufsatz  eines  ungenannten  Verfassers.1)  Ein  Urtei 
darüber  müssen  wir  den  Sprachforschem  überlassen.  Dasselbe  ist  der  Fal 
bei  H.  v.  Pfisters  'Chattischer  Stammeskunde,,i)  in  welcher  der  Versucl 
gemacht  wird,  die  Grenzen  des  'echten  chattischen'  Gebiets,  für  welches  da 
Vf.  den  Hessengau  u.  Buchonia  (Fulda),  Ober-  und  Niederlahngau,  Wetter« 
und  Untermaingau  in  Ansprach  nimmt,  zu  bestimmen.  Er  stützt  sich  Hast 
ausschließlich  auf  mundartliche  Belege;  seine  Resultate  weichen  vielfach  vor 
den  Annahmen  Spinners,  auch  von  den  Untersuchungen  Landaus  über  di< 
Wettereiba  und  den  fränkischen  Hessengau  u.  a.  ab.  —  Einen  beachtens- 
werten Beitrag  zur  historischen  Geographie  der  Oberlausitz  bietet  Schön 
wälder  in  einem  Aufsatze,  der  sich  mit  den  durch  die  Oberlausitz  im  Mittel 
alter  führenden  Strafsenzuge  beschäftigt;8)  auch  Strafsenzwang,  Zölle,  Wege 
bau,  die  Mafsregeln  zur  Sicherheit  der  Strafsen  und  dgl.  finden  Beachtung 

Die  von  H.  Gebhardt  begonnene  populäre,  aber  nicht  ungeschickt« 
Darstellung  der  Kirchengeschichte  Thüringens4)  geht  in  der  vorliegenden  erstei 
Hälfte  bis  zur  Reformation;  J.  Scheu  ff  ler5)  behandelt  die  kirchliche  Ein 
teilung  der  Bistümer  Meifsen ,  Merseburg  und  Naumburg  während  des  Büttel 
alters;  von  ihm  wie  in  gedrängter  Kürze  von  W.  Haan6)  ist  die  Einteilunj 
des  Bistums  Meifsen  wiedergegeben,  hauptsächlich  nach  der  in  der  'Serie 
abbatum  Misnensium'  von  Calles  abgedruckten,  aus  dem  XIV.  Jh.  herrührende] 
Matrikel,  deren  Wesen  und  Entstehung  Knothe7)  gründlich  behandelt. 

Ludwig  d.  Bärtigen  glaubt  A.  Grofs8)  gegen  Enochenhauer  und  Poss< 
für  einen  Einwanderer  fränkischen  Geschlechts  halten  zu  müssen.  Ausgehen! 
von  der  durch  Wenck9)  vertretenen  Ansicht,  dafs  die  Schrift  'De  ortu  prin 
cipum  Thuringie'  die  älteste  und  wertvollste  Form  der  Reinhardsbrunnei 
Überlieferung  sei,  sucht  er  dann  gegen  Wenck  nachzuweisen,  dass  die  beidei 
bekannten,  von  Menzel   und  Steindorif  als  Fälschungen  erwiesenen  Kaiser 


1)  Üb.  dtach.  Ortsnamen  m.  besond.  Beziehg.  auf  Thür.  Jahrb.  d.  Kgl.  Akad.  gemeinnfiü 
Wissensch.  zu  Erfurt.  N.  F.  Hft  10,  S.  143  ff.  —  2)  Volkstümliche,  sprachliche  and  gc 
Achichtliche  Arbeit.  M.  genauer  Karte  d.  stammheitlichen  Gebiet«  sowie  d.  sechs  chatt  Gant 
Kassel,  Huhn.  XII,  195  S.  —  3)  D.  hohe  Landstrafse  durch  d.  Oberlausitz  L  MAlter.  S 
Laus.  Magaz.  56,  342  ff.  —  4)  Thüring.  Kirchengesch.  ,  seinen  Landsleuten  erzählt.  1 
Gotha,  Perthes,  1879.  1880.  VI,  396  S.  —  5)  D.  kirchl.  Eint  Sachsens  im  J.  1342  in 
ihr  Verhältnis  zur  Ephoral-Einteilung  von  1529  bis  1879,  Amtskai.  f.  evang.  Geistliche 
Königr.  Sachsen  auf  d.  J.  1880.  S.  75  ff.  —  6)  D.  Episkopal-,  Konaistorial-  u.  Dioeeau 
Verfaas.  i.  damal.  KurfUrstent.  u.  jetz.  Königr.  Sachsen  vor  u.  seit  Einfuhr,  d.  Reform,  bc 
zur  Neuorganisation  d.  ehemal.  sachs.  ovang.-luth.  Kirchenbehörden,  sowie  Neuarrondierung  <U 
Diöccson  nach  hoher  Landeskonsistorial-Verordn.  d.  d.  Dresden  2.  Norember  J878,  kirche* 
«tat.  dargestellt.  Dresden.  —  7)  Untersuchungen  üb.  dio  Meiisner  Bistumsmatrikel  soweit  sie  « 
Oberlausitz  betrifft.    N.  Laus.  Magaz.  56,  278  ff.  —  8)  S.  o.  S.  321.  —  9)  VgL  Jahresber.  I,  ZU 


Obersachsen,  Thüringen,  Hessen.  11,133 

Urkunden  von  1039  und  1044  dem  Verfasser  jenes  Schriftchens  bereits  vor- 
gelegen haben.  Die  Geschichte  dieses  Hauses  betrifft  noch  die  Übersetzung 
der  vom  Gfh.  Montalembert  verfafsten  und  bereits  1838  erschienenen 
Biographie  der  h.  Elisabeth.1) 

Beiträge  zur  mittelalterlichen  Geschichte  der  Wettiner  haben,  abgesehen 
Ton  einem  nichts  Neues  bietetenden  Aufsatz  von  0.  Moser,*)  G.  Wenck 
and  Refer.  gegeben.  Wenck  behandelt  auf  Grund  des  gesamten  Quellen- 
materials und  der  neueren  Litteratur  eingehend  die  Kämpfe  zwischen  Albrecht 
d.  Stolzen  und  seinem  Bruder  Dietrich  d.  Bedrängten  und  die  Politik  Her- 
manns von  Thüringen  bis  zum  Tode  Albrechts  und  verfolgt  die  politische  Ge- 
schichte Dietrichs  darüber  hinaus  bis  zum  Tode  König  Heinrichs  VI.3)  Ich 
habe,  abgesehen  von  einer  kleinen  Mitteilung  über  einen  Besuch,  den  König 
Peter  von  Cypern  1364  auf  seiner  Rundreise  durch  Europa  dem  Markgrafen 
Friedrich  d.  Strengen  zu  Meifeen  abstattete  (nach  dem  Gedichte  des  Guil- 
laume  de  Machaut:  La  prise  d'Alexandrie),4)  die  Politik  des  Kurf.  Ernst 
und  Herzog  Albrechts  Georg  Podiebrad  gegenüber  während  der  J.  1464 
bis  1468  einer  eingehenden  Untersuchung  unterworfen.5)  Ebenfalls  in  die 
Zeiten  des  Königs  Georg  führt  uns  ein  Prozefs  zwischen  dem  Domkapitel  zu 
Bautzen  und  Nickol  von  Panewitz  wegen  des  Dorfs  Zschornau,  auf  welches 
der  letztere  von  Georg  eine  von  der  Kirche  für  ungiltig  erklärte  Lehensan- 
wartschaft erhalten  hatte;  der  Prozefs,  dessen  Akten  abgedruckt  werden, 
dauerte  bis  1480.6)  Hier  mögen  auch  Th.  D  ist  eis  Mitteilungen  über  einen 
Orgelbauer  der  Herzöge  Ernst  und  Albrecht  Namens  Antonius  und  einen 
gegen  denselben  geführten  Prozefs  Erwähnung  finden.7) 

Reich    ist   wieder    die  Lokalgeschichte   unserer    Gebiete    vertreten. 
K.  Gau  t  seh8)  hat  auf  Grund  fleifsiger  archivalischer  Forschungen  besonders 
im  Hauptstaatsarchiv  zu  Dresden  die  mittelalterliche  kirchliche  wie  politische 
Geschichte   derjenigen  Landesteile,  Herrschaften,  Ortschaften  und  Schlösser 
verfolgt,  die  im  Bereiche  der  jetzigen  sächsischen  Schweiz  liegen,  in  ältester 
Zeit  znm  Gau  Nisani ,  dann  meist  zu  Böhmen  gehörten,  bis  sie  als  böhmische 
Lehen  an  Markgr.  Wilhelm  I.  kamen;  das  Lehnsverhältnis  erlosch  erst  1506. 
*kcht  viel  Neues  enthält  namentlich  der  3.  Abschnitt,  der  über  die  ältesten 
Ortsbeschreibungen  handelt  und   das  topographische  Material  verwertet,    das 
10  den  als  Anhang  mitgeteilten  Belegurkunden,  besonders  in  einer  Tausch- 
Urkunde  über  die  Herrschaft  Wildenstein  von  1461,  enthalten  ist. 

Baugeschichtliche  Untersuchungen   über   den  Freiberger  Dom  veröffent- 
**cht  R.  Börner,9)  seine  Resultate  weichen  vielfach  von  denen  Heuchlers  ab. 


1^       1)   D.    Leben   d.   h.    Elisab.    von   Ungarn ,    Landgrfin.  v.  Thür.  u.  Hessen.     Übern,  v.  J. 
j***-  8tidler.     M.    e.    Vorw.    v.   K.   Joh.   Greith.     Mit    1  Farbendr.-Bild.  u.  126  Holxschn. 
2**uiedeln,  Bennger.     Lf.    1—9.     XVI   n.    8.    1—240.     4.     Da»   Original    liegt  in    dem  bei 
r**me  in  Tonn  erschienenen  Prachtwerk  (ayec  une  preface  do  L.  Gautier,  XXII,  551  S.)  in 
^-    Aufl.,  die  billigere   Ausg.   (Paria,    Bray  et  Retaux,  725  S.)   in   17.   Aufl.   vor.    —    2)    D. 
***oits8che  u.   ihre   Burg,    Leiflz.  Zeit,  Wiss.  BeU.     S.  412  ff.    —   3)  Ein  meifan.  Erbfolge- 
***eg  *•  Ende  des  XII.   Jh.     Zachr.   d.   Ver.  f.  Thüring.  Gesch.  X.  (N.  F.  IL)  8.  183  ff.  — 
*>  Ermiscba  N.  Arch.  f.  Sächa.  Geach.  u.  Altertkde.  I,  184  ff.  —  5)  H.  Er  misch,  Studien 
*•  Gesch.  der    aacha.-bdhm.   Beziehungen   i.   d.   J.    1464—1468,  ibid.  8.  209  ff.  —  6)   Edel- 
mann,  e.  Rechtsstreit    aus    d.   XV.    Jh.      Beitr.   z.   Geach.   d.   Oberlaus.    Rechtsverfasa.     N. 
**«■.  Magai.  56,  201  ff.   —  7)  v.  Webera  Arch.  f.  d.  Sächa.  Gesch.     N.  F.     VI,  351  ff.   — 
&)  Älteste  Geach.   d.    sächs.    Schweiz,    nebst    den   frühesten    topograph.    Nachrichten.      Nach 
*chml.  Quellen.      Dresden,  Fr.   Axt     123   S.    —    9)  Geachichtl. - architekton.    Forach.   am 
*teib.  Dom.     lütt  Ton  dem  Freiberger  Altertumsrer.    Heft  16,  87  ff. 


11,134  XVI.     H.  Erniisch: 

Die  goldene  Pforte,  deren  Skulpturen  neuerdings  an  A.  Springer  einen 
ebenso  geistvollen  wie  gelehrten  Interpreten  gefunden  haben,  *)  soll  nach  B. 
erst  um  1250  entstanden  sein.  Neben  verschiedenen  neu  aufgefundenen 
Resten  der  romanischen  Bauperiode  wird  eingehend  die  Baugeschichte  der 
Mitte  des  XVI.  Jh.  entstandenen  kurfürstlichen  Begräbniskapelle  behandelt. 
Eine  Anzahl  kleinerer  Mitteilungen  zur  Geschichte  der  Stadt  Freiberg  geben 
Hingst8)  und  Rachel.3) 

Eine  fleifsige  ortsgeschichtliche  Arbeit  ist  die  Geschichte  des  Dorfes 
Plauen  bei  Dresden  von  Hantzsch.4)  Dagegen  haben  die  kleinen  Schriften 
von  Rohmann  über  Tharandt5)  und  von  Cl.  Fleischer  über  Bittmitz  bei 
Ostrau  im  Amte  Döbeln6)  nur  geringen  Wert 

Zur  Ortsgeschichte  des  alten  Eurkreises  haben  wir  aufser  einer  kurzen 
Mitteilung  über  ein  Stadtbuch  von  Eilenburg  aus  dem  XV.  Jh.7)  das  haupt- 
sächlich aus  den  Materialien  des  dortigen  Ratsarchivs  geschöpfte,  fleifsige 
und  brauchbare  Schriftchen  von  Knabe  über  die  altere  Geschichte  der  Stadt 
Torgau  8)  und  eine  Zusammenstellung  geschichtlicher  Notizen  über  verschiedene 
Nachbarstädte  Torgaus  von  K.  H.  Petri,9)  welche  allerdings  für  die  älteren 
Zeiten  keinen  und  für  die  späteren  geringen  Wert  hat. 

Die  Oberlausitz  betrifft  ein  gründlicher  Aufsatz  von  H.  Knothe  10)  über 
die  ältere  Geschichte  des  Städtchens  Weifsenburg  (bis  ins  XVII.  Jh.).  Nicht 
vorgelegen  hat  uns  eine  Chronik  von  Schreibersdorf.11)  E.  Eckardt1*)  behandelt 
nach  einleitenden  Abschnitten  über  die  Lage  von  Glauchau  und  die  ersten 
Ansiedlungen  daselbst  zunächst  ziemlich  ausführlich  die  Geschichte  des  Hauses 
Schönburg  und  geht  dann  zu  einer  topographisch-statistischen  und  historischen 
Beschreibung  der  Stadt  über.  Der  wissenschaftliche  Gehalt  der  Arbeit  ist 
nicht  erheblich,  immerhin  aber  noch  gröfser  als  der,  welchen  die  Gelegen- 
heitsschrift von  A.  B.  Hanschmann  über  die  Stadt  Waidenburg18)  in  An- 
spruch nehmen  kann. 

Aus  Ed.  Beyers  'Beiträgen  zur  Geschichte  des  Zinnbergbaues  in  Böh- 
men und  Sachsen' 14)  sind  besonders  die  Angaben  über  die  Zinnwerke  in 
Altenberg  hervorzuheben. 

Joh.  Müller  teilt   einiges   aus  der  älteren  Schulgeschichte  der  Stadt 


1)  Üb.  d.  Quellen  d.  Kunstdarstellungen  im  M.-A. :  Borichte  üb.  d.  VerhandL  d.  k.  sich*. 
Gesellsch.  d.  Wies,  zu  Leipzg.  Philol.-hist  Kl.  1879.  I.  U.  S.  1  ff.  (Tgl.  besonders  S.  30 
— 40.)  —  2)  D.  Verheerungen  d.  Pest  im  Erzgebirge,  besonders  in  u.  um  Freiberg.  Mitt 
t.  d.  Freiberg.  Altertumsverein,  H.  16,  1  ff. ;  Minnesänger  im  Meifsnischen,  ib.  S.  55  ff.  Di« 
Kunecken  (Kuncken)  zu  Freiberg,  ib.  S.  58  ff.;  Apotheke  in  Freiberg  1294,  ib.  8.  6J  l 
Freibergs  Vorsicht  in  Pestzeiton,  ib.  S.  63.  —  3)  Woher  stammt  Heinr.  v.  Freiberg?  fl>- 
S.  56  ff.  —  4)  Nach  d.  Quellen.  Plauen  b.  Dresden,  im  SelbstverL  —  5)  Chronik  t.  Tt 
nebst  Gesch.  d.  alten  Schlosses  u.  dessen  ehemaliger  Bewohner.  Tharandt  —  6)  Geschieht!. 
Nachrichten  v.  Rittm.  £.  Festschrift  z.  400jährigen  Jubelfeier  d.  Begründung  kirchL  Yer- 
hältnisse  in  R.  am  19.  Sept  1880.  Dresden.  —  7)  L.  Kor th,  Üb.  ein  Eilenb.  StadtbacL 
Ermischs  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  etc.  1,  280  ff.  —  8)  Q,  Stadt  T.  bis  z.  Zeit  d.  Reform. 
Nach  d.  Urk.  zsgest  Torgau,  Jacob.  —  9)  Gesch.  d.  Nachbarstädte  T. :  Annaburg,  Beigern,  Don- 
mitzsch,  Düben,  Eilenburg,  Prettin,  Schildau,  Würzen.  Geschichtl.  Skizze.  Torgau,  Jacob. 
78  8.  —  10)  v.  Webers  Arch.  f.  d.  Sachs.  Gesch.  N.  F.  6,  327  ff.  —  11)  Beinh.  Reich, 
Kurzgefafste  Chron.  v.  Sehr.,  Kreis  Lauban.  Nach  vorhand.  Quellen  bearb.  Selbstrerl.  — 
12)  Chronik  v.  Glauchau.  E.  hist  Beschreib,  d.  Stadt,  verbünd,  m.  e.  Jahrbuche  Üb.  & 
wichtigsten  Ereignisse  u.  einer  Gesch.  d.  Hauses  Schönburg.  Lief.  1 — 8,  S.  1 — 64.  Glauchau» 
Peschke.  —  13)  Kurze  Chronik  d.  Stadt  W.  u.  d.  fürstl.  Hauses  Schönburg- Waldenb.  Z. 
1.  Male  chronolog.  nach  älteren  Quellen  zsgestellt  Waidenburg.  (Glauchau,  Peschke).  66  8, 
—  14;  Östr.  Zschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenwesen     XXVIII.  u.  sep.,  Wien,  35  S. 


I 


Obersachsen,  Thüringen,  Hessen.  II  135 

Plauen  im  Vogtlande  (bis  ins  XVI.  Jh.)  mit;1)   aus  den  reichen  Materialien 

des  Egerer  Stadtarchivs  beleuchtet  H.  Gradl')  die  Fehde,   welche  Heinrich 

von  Plauen  1450 — 1454  mit  der  Stadt  Eger  führte  und  die  mit  der  Invasion 

der   Egerer    im  Vogtlande    und  der  Einnahme  des  Schlosses  Borschengrün 

J452  ihren  Höhepunkt  erreichte. 

Nach    Thüringen   führen  uns  einige  kleinere  Mitteilungen  Körners 
über  Veitsberg    und    St.   Veit,    die   Klöster    Mildenfurt    und   Cronschwitz.3) 
Witsch el  giebt  eine  neue  Erklärung  des  Ortsnamens  Eisenach  (=  Eisbach).4) 
Dreizehn  Urkunden  zur  Geschichte   der  Stadt  Erfurt  aus  den  dortigen 
städtischen  und  Kirchenarchiven   und  dem  Magdeburger  Staatsarchiv  hat  W. 
Scham  veröffentlicht;6)  die  älteste  ist   aus  dem  J.  1241,  auch  die  übrigen 
gehören  sämtlich  dem  Mittelalter  an  mit  Ausnahme  der  letzten,  welche  eine 
X  525  vom  Rate  zu  Erfurt  an  Luther  gerichtete  Bitte  um  Begutachtung  der 
von  der  aufrührerischen  Bürger-  und  Bauerschaft  überreichten   28  Artikel 
enthält  und  den  Herausgeber  zu  einem  Exkurs  über  den  Verlauf  dieser  Ver- 
handlungen   veranlagt  hat.     Die  Schrift  v.  Tettaus6)  über  Erfurt,    in    2. 
umgearbeiteter  Auflage  erschienen,    erhebt  sich  über  das  Niveau  eines  ge- 
wöhnlichen mit  historischen  Notizen  ausgestatteten  Führers.     Weifsenborn 
ftgt  seinen  früheren  Mitteilungen  über  die  Stiftung  des  Amplonius  de  Fago 
*a  Erfurt7)  noch  drei  Dokumente  aus  den  J.  1423  und  1433  und  eine  Mit- 
teilung aus   dem   in  Dresden  befindlichen    Statutenbuche  der  Stiftung   bei.8) 
*2ur  Geschichte  des  Schlosses  Mühlberg',  einer  der  drei  Gleichen,  und  seiner 
alten  Besitzer,  sind  Notizen  von  C.  Chi.  von  Reitzenstein  und  von  Werne- 
*>Urg  veröffentlicht  worden;   beide  bestreiten  die  Annahme  von  Hesse,  nach 
Welchem  die  Meinharde  aus  dem  Hause  der  Grafen  von  Orlamünde  stammen 
sollen.9)      P.    Mitzschke   setzt   seine   fleifsige   Sammlung    der    Inschriften, 
Welche  sich  zu  Naumburg  in  Kirchen  und  an  Häusern  finden,  fort.10) 

Über  das  Augustinerkloster  zu  Sangerhausen  macht  Cl.  Menzel  be- 
sonders nach  Urkunden  des  dortigen  Ratsarchivs  einige  Mitteilungen.11)  Ein 
Beitrag  zur  Erforschung  der  Wüstungen  sind  die  Angaben  von  Rot  he  über 
Untergegangene  Dörfer  im  Kreise  Zeitz.12) 

Zur  hessischen  Ortsgeschichte  sind  neben  den  kleinen  Mitteilungen 
Von  F.  v.  Gilsa  zu  Gilsa  über  das  Centgericht  Bulenstrud13)  ein  Aufsatz 
Von  Schmincke  über  Schlofs  Boyneburg14)  von  seinem  ersten  Auftreten  im 
Anfange  des  XII.  Jh.  bis  zu  seiner  Zerstörung  1657  und  über  die  Ganerben, 
die  darauf  safsen,  sowie  einige  Mitteilungen  von  Rübsam  über  die  Fuldaer 
Handschriftenbibliothek  lft)  und  eine  1306  von  der  Subpriorin  des  Frauen- 
klosters zu  Kreuzburg  n.-w.  von  Eisenach,  Clara  v.  Gatterstedt,  gemalte  Ab- 
bildung aller  Fuldaer  Äbte16)  zu  nennen. 


1)   D.   Anfänge  d.  Schulwesens  in  Fl.   Mitt  d.  Altertumsver.  z.  Plauen  i.  V.  1875 — 80. 

S.  31  ff.         2)  Eger  u.  Heinr.  v.  PL  1451  bis  1454:   Mitt.  dos  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen 

i.    Böhm.  XIX,    198   ff.    —    3)   Z.   lokal.   Kirchen-   u.  Klostergesch.  d.  Elsterthales.     Sachs. 

Kirchen-   n.   Schulblatt.     No.  14  u.   15.  —  4)  D.  Name  d.  Stadt  Eis.,  N.  Mitt  aus  d.  Gebiet 

hist-antiqu     Forsch.   XV,  42  .ff.    —    5)   Acta   varia  Erfurtina  inedita,  ibidem  S.  177  ff.  — 

6)    Erl    in    s.    Yergangenh.   u.    Gegen w.      Histor.  -topograph.-statist    Führer  durch  d.  Stadt. 

Erfurt,    Villaret   —    7)   Jahresber.   I,   259.   —  8)  D.  Urkk.  z.  Gesch.  dos  M.  Amplonius  de 

Fago   aus   Rheinbergon.     Mitt   d.    Vor.   f.   d.  Gesch.  u.  Altertskde.  v.  Erf.     H.  9,  129  ff.  — 

9)  Mitt  d.  Erfurt.  Ver.  S.  185  ff.  —  10)  Naumb.  Inschriften  gesamm.  u.  erläut     Lf.  1 — 5. 

Naomburg  1877—1880.   —   11)  N.  Mitt.  aus  d.  Gebiete  hist-antiqu    Forsch.  XV,  152  ff.  — 

12)  Ibid.  S.  214  ff.  —  13)  Mitt.  an  d.  Mitglieder  d.  Ver.  f.  hess    Gesch.  u.  Landesk.  1879. 

Heft  4,     17.    —    14)  Ztschr.    d.    Ver.  f.  hess.  Gesch.  u.  Landesk.     N.  F.     VIII,  279  ff.  — 

15)  S.   o.   S.    1516.    —    16)   Z.  Kunstgesch.  d.   XIV.   Jh.,     Anz.  f.  Kunde  d    deutsch.  Vorz. 

XXVII.  339. 


11,136  XVI.     H.  Er  misch. 

W.  Junghans  bat  die  Geschichte  des  Dorfes  Langenselbold  im  Kr 
Hanau  und  des  1108  dort  gestiften  Klosters  behandelt.1)  Die  neuerdings 
mehrfach  besprochene,  seit  1870  verschwundene  Kapelle  bei  Beltershausen  S.-0 
von  Marburg,  welche  den  Ort  der  Ermordung  Konrads  v.  Marburg  bezeichnet 
bespricht  E.  Wörner')  und  giebt  zugleich  einige  Notizen  zur  Genealogi« 
des  bekannten  Ketzerrichters. 

In  das  Gebiet  der  Adelsgeschichte  gehört  der  Nachweis.  J.  Albertis,8 
dafs  die  Herrn  von  Weida  sich  bis  in  den  Anfang  des  XU  Jh.  zurückvei 
folgen  lassen.  Sie  waren  ursprünglich  Reichsministerialen ,  vielleicht  aucl 
gleichzeitig  Ministerialen  der  Bischöfe  von  Naumburg,  und  treten  im  XIII.  Jl 
in  den  Hang  der  Nobiles  ein,  als  welche  sie  im  XIV.  Jh.  von  Kaiser  u.  Beicl 
anerkannt  werden;  gleichzeitig  standen  sie  im  Lehnsverhältnis  zu  den  Mark 
grafen  von  Meifsen  und  den  Landgrafen  von  Thüringen.  —  Von  den  Nach 
trägen  L.  F.  v.  Eber  st  eins4)  zur  Geschichte  seiner  Familie  betrifft  di 
2.  Folge  die  fränkische  Linie,  die  3.  Folge  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mi 
den  Ämtern  Leinungen  und  Morungen. 

Lommer  hat  seine  Beiträge  zur  Geschichte  der  im  Saalkreise  ansässige] 
Adelsfamilien  fortgesetzt,6)  und  über  das  Geschlecht  von  Lichtenhain  ha 
Kirchenrat  Lobe  in  Rasephas  eine  kleine  Arbeit  geliefert.6) 

Freihr.  Schenck  von  Schweinsberg  giebt  Nachträge  zu  einer  früherei 
Arbeit  über  die  nach  Hanau  benannten  Herrengeschlechter,  besonders  über  di« 
Herrn  von  Dorfelden-Hanau  und  von  Buchen-Hanau.7)  Eine  Genealogie  de 
Hanauer  Grafenhauses  von  Kamill  v.  Behr  veröffentlicht  mit  wertvollen  Zu 
sätzen  R.  Suchier,8)  der  auch  einige  Nachträge  über  die  Grabmäler  de 
Grafen  von  Hanau  bringt9)  Die  Geschichte  der  Freiherrn  von  Trimberg 
besonders  mit  Rücksicht  auf  ihre  Stellung  als  Schutzherrn  des  Kloster 
Schlüchtern,  behandelt  J.  RuHm^nn.10) 

Wir  weisen  schliefslich  noch  in  Kürze  auf  einen  Aufsatz  von  G.  A 
Mtilverstedt11)  hin,  der  die  heraldische  Frage  untersucht,  in  welcher  Weis 
im  Wappen  die  uneheliche  Geburt  bezeichnet  wurde,  und  die  auf  Rothe 
Mitteilungen  über  das  dem  Apitz,  dem  unehelichen  Sohne  des  Landgrafe: 
Albrecht  von  Thüringen,  verliehene  Wappen  gestützte  Behauptung,  dafs  di 
Behelmung  des  Wappentieres  ein  Zeichen  unehelicher  Herkunft  sei,  widerlegt 


1)  Mitt  d.  Hanauer  Bezirksver.  f.  hess.  Gesch.  u.  Landeskunde.  No.  6.  S.  82  ff.  - 
2)  S.  o.  S.  97".  —  3)  D.  ältesten  Herron  v.  Weida.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Vogtland».  Hrs* 
vom  Gesch.  u.  Altertsver.  zu  Schleiz.  Gera,  Grießbach.  53  S.  —  4)  Fehde  Mangold»  i 
Eberst  zum  Brandenstein  gegen  die  Reichsstadt  Nürnberg  1516 — 1522.  2.  Aufl.,  zugleich  «1 
haltend  2.  Folge  der  <Urkundl.  Nachträge  etc'  Dresden  (1879);  Derselbe,  Urkundl.  Nach 
träge  zu  d.  geschieh tl.  Nachrichten  v.  d.  reichsmittel.  Geschlechte  Eberst  v.  Eberst  auf  c 
Rhön.  3.  Folge.  Ebenda.  —  5)  Beitr.  z.  Adelsgeschlechtskunde  d.  Saalkreise»,  Mitt  d.  \ 
f.  Gesch.  u.  Altertskde  zu  Kahla  u.  Roda  II,  133  ff.  —  6)  Ibid.  S.  209  ff.  —  7)  Beitr.  l 
Genealogie  d.  n.  Hanau  benannten  HerrengeschJ echter,  mit  einer  Übersichtstaf.,  Mitt  d.  Hanaue 
Bezirksver.  f.  hess.  Gesch.  etc.  No.  6.  S.  23  ff.  —  8)  Ibid.  S.  34  ff.  —  9)  Weitere»  ül 
d.  Grabmäler  d.  Gfn.  zu  Hanau,  ibid.  S.  58  ff.  Vgl.  Jahresber.  II,  3,  122.  —  10)  Ibk 
S.  1  ff.  —  11)  Heraldica  spuria,  Neue  Mitt  aus  d.  Gebiet  histor.-antiqu.  Forsch.  XV,   53  1 


Österreichische  Ländergrappe  bis  1526.  11,137 


XVII. 
P.  v.  Krone  s. 

Österreichische  Ländergruppe  his  1526. 

Im  Gebiete  der  sog.  prähistorischen  Forschung  finden  sich  fast  aas- 
schließlich  Spezialarbeiten  vor,  deren  Inhalt  am  zweckmäfsigsten  bei  dem 
Überblick  der  provinzialgeschichtlichen  Forschung  anzudeuten  sein  wird.  Ihnen 
sollen  sich  die  wenigen  Aufsätze  über  Geschichte  und  Bedeutung  der  Orts- 
namen anreihen. 

Von  mafsgebender  Bedeutung  für  die  mittelalterliche  Ethnographie  und 
ebenso  rar  die  historische  Völker-  und  Sprachenkunde  der  Ostalpenländer 
und  ihrer  Nachbarschaft  im  allgemeinen  ist  zunächst  Altmeisters  JMEi kl o sich 
Abhandlung:  'Wanderung  der  Rumänen  in  Istrien  und  in  den  Karpathen- 
ländern';1)  insbesondere  weist  es  die  Rumänen  auch  auf  der  Insel  Veglia 
als  eingewanderte  nach,  die  aber  längst  kroatisiert  erscheinen.  Auch  die  Cicen  in 
Istrien  sind  slavisierte  Rumänen  und  zwar  ein  Zweig  der  sog.  Zinzaren  oder 
Makedo-Wlachen.  Ihre  Zahl  mufs  einst  bedeutender  gewesen  sein,  da  noch 
im  XVfl.  Jh.  auf  dem  Karst  rumänisch  gesprochen  wurde.  —  J.  Altons 
sprachgeschichtliche  Arbeiten31)  beschäftigen  sich  einerseits  im  Allgemeinen 
mit  dem  Ursprünge  der  ostladinischen  Ortsnamen,  deren  Mehrzahl  auf  latei- 
flkche  Wurzel,  die  Minderzahl,  mit  den  Ausgängen:  -ena,  -61es,  -es,  -ers,  -isa, 
~**i  -ones  auf  rhätische  zurückleite;  anderseits  mit  dem  ladinischen  Idiom  in 
den  tiroliseben  Thälern:  Gröden,  Fassa,  Ampezzo,  Buchenstein,  deren  Be- 
wohner von  den  Graubündtnern  nicht  zu  den  eigentlichen  'Ladins*  gerechnet 
werden,  immerhin  aber  den  mittleren  Kreis  derselben  bilden. 

Aus  dem  Kreise  jener  Studien,    welche  Ad.   Bachmann  in  den  zwei 

v°ijährigen s)  Abhandlungen  niederlegte,    ist  eine  neue  Arbeit  desselben  Vf. 

hervorgegangen.4)     In  Abschn.  I  'die  Teilung   des  Hunnenreiches'   sucht  B. 

abzuweisen,    dafs  die  Alemannen  sich  damals   über  den  Lech  hinaus  nach 

Osten  bis  gegen  den  Inn  ausdehnten,    was  er  bereits  in  der  'Einwanderung 

der  Bayern*  ziemlich  erschöpfend  darlegte,  während  in  Abschn.  II  'Der  Krieg 

<ter  Goten    und    Sueben1   Jordanis   c.    53  —  55    untersucht   und   mit  Fest- 

haltung  der  angefochtenen  Stellen:  'Nam  regio  illa  Suavorum  ab  Oriente  Bo- 

Joarios  habet'  .  .  .  .,    desgleichen   der  zweiten:    'Quibus  Suavis  tunc  juneti 

ftderant  Alemanni'  . .  .  behauptet  wird,  dafs  die  letzteren  damals  in  'Noricum 

toediterraneum'  sich  mit  Ostgoten  unmittelbar  berührten,  die  Suavi  in  c.  54 

mit  denen  des  55.   nicht  identisch  seien  und  als  Quaden-Sueven  aufgefafst 

werden  mtifsten,  während  jene  als  Alemannen-Suaven  zu  gelten  hätten,  somit 


1)  Üb.  die  Wanderungen  d.  Romanen  in  d.  dalm.  Alpen  etc.  Dkschr.  d.  Wien.  Akad. 
i  W.,  hiat-phil.  Kl.  XXX,  o.  sep.  (96,  53.  62  S.)  4.  —  2)  Beitr.  z.  Ethnol.  Oatladiniena. 
Inmbmck,  Wagner.  68  S.  und:  die  ladin.  Idiome  in  Ladinien,  Gröden  etc,  Ebenda  1879. 
375  S.  —  8)  S.  Jahreaber.  II,  2,  15,  99.  —  4)  D.  Völker  d.  Donau  nach  AttUas  Tode,  e. 
Bcitr.  i.  Gesch.  d.  Völkerwand.     Aren  f.  dstr.  Gesch.  LXL,  u.  aep.    Wien,  Geroida  S.    34  8. 


11,138  XVII.    F.  v.  Krön  es: 

Baumanns,  Riezlers  und  vor  allem  Quizmanns  bezügliche  Anschauung  Aber 
Wohnsitze  und  Wanderungen  der  Alemannen-Suavcn,  beziehungweise  Sueben- 
Bajuvaren  nicht  stichhaltig  seien.  B.  glaubt  so  aufs  neue  seine  Ansicht  von 
der  Invasion  der  Bayern  nach  562  gestützt  zu  haben. 

Fassen  wir  die  Untersuchungen  über  die  mittelalterlichen  Geschichts- 
quellen der  ganzen  Ländergruppe  in  den  dritten  Abschnitt  dieses  Referates 
zusammen  —  abgesehen  von  der  vorwiegend  germanistischen  Monographie 
Languths  über  die  Gedichte  der  Melker  Inclusa  Ava  (t  1127)1,)  worin 
gegen  die  Zersetzungstheorie  Scherers  die  Einheit  der  Dichtungen  in  Bezug 
der  Autorschaft  verfochten  erscheint,  und  Kummers  Ausgabe  und  aus- 
führlicher Kommentierung  der  'poetischen  Erzählungen  des  Herrand  v.  Wil- 
donie  und  der  kleineren  innerösterreischischen  Minnesinger'2)  —  so  möge  nach 
der  Zeitfolge  der  Quelle  Wendrinskys  Publikation:  'ein  lat.  Klagelied  des 
XII.  Jh.  auf  die  letzten  Grafen  v.  Putten' 3)  den  Reigen  eröffnen.  Leider  ist 
dieselbe  ganz  verunglückt,  da  W.  übersah,  dafs  das  Ganze  aus  der  der  Grazer 
Universitätsbibliothek  gehörigen  Hds.  bereits  vor  15  Jahren  (!)  von  Zahn4) 
viel  korrekter  und  entsprechend  kommentiert  herausgegeben  war.  W.  hat 
durch  starke  Lesefehler  dies  Übersehen  noch  gravierender  gestaltet  und  so 
das  Verdienst  seiner  verifizierten  Übertragung  um  so  problematischer  gemacht 
Eine  der  wichtigsten  provinzialgeschichtlichen  Quellen,  Goswins  lateinische 
'Chronik  des  Tiroler  Benediktiner  Stiftes  Marienberg',  welche  bisher  nur  in 
unvollständiger  und  nicht  selten  willkürlicher  Verdeutschung  aus  Röggls5) 
Feder  vorlag,  bietet  nun  zur  Verherrlichung  des  1400jährigen  Jubiläums 
seines  Ordens  im  ganzen  Originaltexte,  samt  Fortsetzungen  und  anderweitiger 
Zuthaten,  nebst  ausführlicher  Einleitung,  Indices,  Regesten  und  urkundlichen 
Daten  der  Marienburger  Kapitular  und  Prof.  P.  Basil.  Schwitzer •).  Goswin, 
einer  der  vier  Conventualen,  die  in  jenem  Kloster  das  furchtbare  Pestjahr 
1348  überlebten,  wurde  1349  zum  Priester  geweiht,  wirkte  unter  drei 
Äbten  verdienstlich  für  das  Kloster,  wurde  1374  als  dessen  Prior  vom  Herz. 
Leopold  III.  zum  Hofkaplan  ernannt  und  starb  c.  1390.  Seine  in  3  Bücher 
geteilte  Chronik  enthält  u.  d.  T.  'rescripta*  auch  noch  Episoden  und  Ur- 
kundenabschriften, sämtlich  von  Tirol,  19.  Jänner  1374  datiert;  überdies 
schrieb  G.  ein  'registrum  bonorum'  von  1353  und  ein  zweites  von  1390. — 
Als  Bearbeiter  und  Fortsetzer  dieser  Chronik  erscheinen  Johann  Jocher,  no- 
tarius  publicus,  unter  Abt  Leonhard  (1586—1606),  Abt  Jakob  Grafinger 
(1640—1653),  P.  Coelestin  Hebenstreit  (t  1786)  und  Abt  Placidus  Zobel 
(t  1815).  Einer  der  gründlichsten  Kenner  der  handschr.  Chronik  Goswins 
war  aufser  Röggl  der  verdienstvolle  tirolische  Spezialforscher  P.  Just.  La- 
durner. —  Schwitzers  Ausgabe  ist  verdienstvoll,  nur  da  und  dort  wäre  eine 
augenfälligere  Scheidung  der  Zuthaten  vom  Urtexte  willkommen  gewesen. 

Die  älteste  und  in  zahlreichen  Hdss.  verbreitete  deutsche  Prosachronik 
des  Landes  Österreich  ist  die  des  sog.  Matthaeus  oder  Gregor  Hagen.  Nach  F. 
M.  Mayer7)  sind  darin  benutzt  die  Vita  S.  Maximiliani,  der  Enenkel,  Ottokars 
Reimchronik,  das  in  Kl.  Königsfelden  geschriebene  'Buch  von  dem  Ursprung 
der  durchlauchtigsten  Fürsten  von  Österreich*  (das  nunmehr  in  dem  Auszüge 


1)  Halle,  Niemeyer.  133  S.  —  2)  Wien,  Holder.  1880.  XVI,  248  S.  8°.  (Einl. 
u.  Komment,  ca.  200  S.  —  3)  Blätter  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Ldkde  Nied.-Österr.  8.  30— 37. 
—  4)  S.  Beitr.  z.  Kunde  steierm.  Gesch.  H.  IL  1865.  S.  1—9.  —  5)  Beitr.  zu  Geach-, 
Statistik  etc.  t.  Tirol  u.  Vorarlb.  I,  69—165.  Innsbr.  1825.  —  6)  Innsbr.,  Wagner.  XLV, 
275  8.  Zugleich  Bd.  U  d.  'Tirol.  Gesch.-Quellen\  (Bd.  I.  «Schweygers  Chronik  v.  Hall',  ed. 
v.  Schönherr,  erschien  1867.)  —  7)  Aren.  f.  östr.  Gesch.  LX.  u.  sep.,  Wien»  Holder,  48  S. 


Österreichische  Ländergruppe  bis  1526.  11,139 

des  Clevi  Fryger   aus  Waldshut  vom  J.   1442   vorliegt)    und   der    Martinas 
Minorita;  die  Gothaer  und  Innsbrucker,  insbesondere  aber  die  relativ   älteste, 
gi  Attemsche  (auf  Schlofs  Podgora  verwahrte)  Handschrift  veranlassen  aber 
M.  zu  der  Ansicht,    dafs  die  eigentliche  Autorschaft  der  Chronik  nicht  dem 
Gr.  Hagen,  sondern  dem  Universitäts-Dekan  Joh.  Seffner  in  Wien    zukomme, 
den  M.  mit  dem  1391  urkundlich  genannten  Joh.  Seffner,  Pfarrer  zu  Rohitsch, 
'baccalaureus  in  decretis',  identifiziert:  Hagens  um  1406  geschriebene  Chronik 
wäre  nur  Apograph   oder  Extrakt  des  Seffnerschen  Buches.     Mag  man  nun 
auch  mit  dem  Vf.  über  die  Seffhersche  Autorschaft  rechten,   so  bleibt  doch 
die  sorgfältige  Untersuchung  der  Chronik  des  sog.  Hagen  eine  bahnbrechende 
Leistung.   —    Zur  Biographie  des  österreichischen  Hauptchronisten  Thomas 
Ebendorfer  bietet  Rockinger1)  die  wichtige  Notiz,  dafs  derselbe  Hollabrunn 
als  seinen  Geburts-  und  Taufort  bezeichne.2).      Die  dortige  Pfarrkirche  des 
h.  Laurentius  und   11   andere  Ortskirchen  ('Zwelflerin')  gehörten  zu  Passau. 
—  Das  vom  Ref.3)  zum  erstenmale   aus  der  Hannoveraner  Handschrift  des 
Chronisten  Unrest  herausgegebene  und  erläuterte  Bruchstück  von  dessen  Chronik 
von  Ungarn  gehört  insofern  auch  hierher,  als  die  Einleitung  den  sagenhaften 
Einbruch   Attilas  in  Karantanien  behandelt  und  die  eingeflochtene,  sehr  ori- 
ginelle Episode  über  Venedigs  Entstehen  und  politische  Sünden  die  Geschichte 
Maximilians  I.  streift.     Überdies  erlaubt  das  formell  und  litterargeschichüich 
interessante   Fragment  einen  Wahrscheinlichkeitsschluss  auf  die  Abfassungs- 
*eit  aller  drei  Chroniken  Unrests:    die    wichtigste    und    umfangreichste,    die 
österreichische,  machte  den  Anfang,  die  Kärntner  folgte  ihr,  und  die  ungarische 
War  die  letzte  Arbeit  des  fleifsigen  Kärntner  Pfarrers,  bei  welcher  ihn  offen- 
bar der  Tod  überraschte.    Dafs  dieser  1500  erfolgte,  ist  jetzt  durch  die  An- 
gabe eines  neu  aufgefundenen  Urbarfragmentes  sicher  gestellt4) 

Unter  den  mittelalterlichen  Korrespondenz-  bezw.  Formelbüchern  nimmt 
•Mnen  hervorragenden  Platz  das  Formelbuch  aus  der  Zeit  des  Erzbisch,  von 
Salzburg,    Friedrich  HL,  (1315—1338)  ein,    das  nicht  blofs  für  die  Lokal- 
f^eschichte  Wert  hat.5)      Von  dem  Herausgeber  desselben,    F.   M.  Mayer, 
Vrurde  der  bereits  1878  von  ihm  beschriebene  und  benutzte  Admonter  Codex 
ftr  die  Geschichte  K.  Friedrichs  IH.  von  1480—93  auszugsweise  verwertet6) 
sowie  gleichzeitig  von  J.  v.  Zahn  noch  eingehender  nach  einzelnen  Gesichts- 
punkten durchgearbeitet  und  chronologisch  in  seinen  Materien  geordnet.    Es 
'werden  hier  die  'Zeitberichte',  'allgemeinen  Diöcesanangelegenheiten'  und  die 
für  die  Geschichte   der    einzelnen  'Länder1  vorfindlichen  Korrespondenzen  in 
Kegestenauszügen  angedeutet;    überdies  in  den  'Beilagen'   13  wichtige  Briefe 
aus  den  JJ.  1468,   1479,   1481,  1488,  1489,  1491,  1493  und  1494  abge- 
druckt7)  —    Für    die  historische  Topographie  Niederösterreichs   ist  ferner 
der  von  H.Petz  herausgegebene  Codex  Falkensteinensis 8)  von  ausnehmender 
Wichtigkeit.     In  gleicher  und    in  kulturgeschichtlicher  Beziehung  hat   auch 
des  Bartholomaei  Hoyer,    'dicti  Schirmer  cellerarii  1462—9   registrum  pro- 
curationis  rei  domesticae  pro  familia  Reichersperg' 9)  (Kloster  R.)  Bedeutung. 


1)  Abhandl.  d.  bayer.  Akad.  XV,  1.  1880.  S.  275.—  2)  Vergl.  Jahreeber.  II,  2,  107«.  — 
3)  Jak.  Unrests  Brachst,  einer  dtsch.  Chronik  v.  Ungarn.  Mitt.  d.  Instit  f.  österr.  Ge- 
•chichtsforsch.,  I,  337 — 373  u.  sep.  lnnsbr.,  Wagner.  —  4)  Garinthia.  Bd.  70.  —  5)  8.  o. 
8.  51*.  Aach  sep.  Wien,  Gerolds  S.  —  6)  Anal ec ton  z.  öst.  Gesch.  im  XV.  Jh.  Ztschr. 
t  ostr.  Gymnasien.     XXXV,   1 — 20.  7)  Beitr.    z.  Kunde  steierm.  Gesch.-Queilen.     XVII, 

33—80.  —   8)  8.  o.  S.  6610.     8.  208—244.  —  9)  Herg.  ▼.  M.  K.  Meindl,  Aren.  f.  öst 
Gesch.,  LXI.   33—89  u.  sep. 


11,140  XVII.    F.  v.  Krön  es: 

—  Ein  Necrologium  der  nieder -österreichischen  Karthause  Gaming  (V.  0. 
W.  W.,  gegr.  1332,  aufgeh.  1782),  ein  Verzeichnis  der  Prioren,  eine  Auf- 
zählung der  Klosterbrüder  seit  1432,  der  Konversen  aus  den  JJ.  1446 — 
1486  und  eine  Übersicht  der  Anniversarien,  alles  aus  dem  Codex  des  6a- 
minger  Mönches  Wilh.  Hofer  v.  Landshut  (f  1483,  19.  März),  bietet  mit 
einer  belehrenden  Einleitung  über  Gaming  und  die  Karthausen  im  allgemeinen 
v.  Zeissberg.1) 

Pur  die  politische  Geschichte  Deutsch -Österreichs  ist  zunächst  Clement 
Schmitz'2)  Versuch  wichtig,  gegen  die  bisherige  Annahme  der  ostfränkisch- 
babenbergischen  Abstammung  der  Markgrafen  Österreichs  seit  Liutpold  L 
deren  Herkunft  von  den  bayerischen  Scheyern- Witteisbachern  aufrecht  zu  er- 
halten. Schmitz  behauptet  das  Gleiche  wie  der  alte  Aventin  (Chron.  f.  446^ 
und  geht  viel  weiter  als  Stein  und  Riezler  (Forsch,  z.  d.  Gesch.  XII,  113  ff.), 
welcher  letztere  diese  neueren  'Babenberger'  allerdings  auch  als  Bayern  auffafst. 
Schmitz  bestreitet  nämlich  die  Identität  des  941  in  Bayern  vorkommenden 
Gfn.  Berthold  mit  dem  um  961  nachweisbaren  Berthold,  Markgrafen  im 
bayerischen  Nordgau,  und  hält  jenen  für  den  (945  t)  Hz.  Berthold,  Bruder 
und  Nachfolger  Hz.  Arnulfs  I.  (t  937)  v.  Bayern,  diesen  dagegen  und  Liut- 
pold I.  für  Söhne  Arnulfs  IL,  Pfalzgrafen  von  Bayern  und  Markgrafen  im 
Nordgau  (f  954).  Otto  v.  Freising  habe  aus  politischen  Gründen,  angesichts 
der  von  ihm  betriebenen  vollständigen  Trennung  Österreichs  von  Bayern  i 
J.  1156,  die  Genealogie  seines  eigenen  Geschlechtes  gefälscht,  um  dessen 
Zusammenhang  mit  den  Scheyern- Witteisbachern  zu  verdecken.  Die  ganze 
Abhandlung,  welche  allerdings  manche  Schwäche  der  bisherigen  Tradition 
beleuchtet,  ist  mehr  absprechend  als  überzeugend  gehalten  und  fand  bereits 
auch  scharfe  kritische  Zurechtweisungen. 

Eine  der  gründlichsten  Quellenstudien  bedeutenden  Umfanges  bietet 
A.  Busson3)  über  den  Krieg  K.  Rudolfs  I.  mit  K.  Ottokarl,  von  1278  und 
die  Schlacht  bei  Dürnkrut.  Sie  kehrt  ihre  Spitzen  teils  gegen  Ott.  Lorenz, 
teils  gegen  Köhler.4)  B.  spricht  dem  Kampfe  von  1278  den  Charakter  eine« 
deutschen  'Reichskrieges*  ab;  er  findet  den  Habsburger  von  ihm  nicht  über- 
rascht, wohl  aber  auf  ihn  vorbereitet  und  bricht  über  die  *plan-  und  kopf- 
lose Kriegführung*  Ottokars  den  Stab.  Als  Schlachtplatz  des  26.  August 
möchte  B.  'persönlich  am  liebsten  mit  der  Historia  annorum  1264 — 1279' 
von  einer  Schlacht  auf  dem  'Krutfeld'  an  der  March  oder  auch  von  ein« 
'Schlacht  bei  Dürnkrut  oder  Drösing'  sprechen,  bequemt  sich  aber  der  seil 
Lorenz  vielfach  eingebürgerten  Bezeichung  'bei  Dürnkrut'  an.  Er  leugnet 
die  kolossale  Übermacht'  Ottokars,  legt  dagegen  ein  Hauptgewicht  auf  Rudolf* 
ungarische  Hilfsarmee,  welche  'an  Zahl  den  andern  Truppen  Rudolfs  un- 
endlich überlegen  gewesen*  sei.  Ihr  gebühre  ein  voll  gemessener,  vielleicht 
der  Löwenanteil  an  dem  Siege,  der  das  Habsburgische  Österreich  gemacht 
Es  seien  gewissermafsen  zwei  getrennte  Schlachten  geschlagen  worden,  'di< 
eine  durch  die  Ungarn  gegen  den  einen,  die  andere  durch  Rudolf  mit  der 
Österreichern  und  Deutschen  gegen  den  andern  Teil  des  böhmischen  Heeres' 
Die  entscheidende  günstige  Wendung  habe  der  auf  Tauffers  Rat  vollführte 
Angriff  der  schweren  Eisenreiter  unter  dem  Befehle  des  langen  Kapellen 
und  Konrads  v.  Sumrau  herbeigeführt.  Verrat  auf  böhmischer  Seite  sei  sehi 
fraglich,    wahrscheinlicher  dagegen  die  feige  Flucht  ganzer  Abteilungen  des 


1)    Arch.  f.  öst  Gesch.   LX,  563—596.  n.   sep.    —    2)  8.  o.  S.  60«.    —     3)  Arch.  t 
öst  Gesch.  ULLI,  3—145  u.  sep.  —  4)  S.  Jahresber.  II,  2,  66. 


Österreichische  Ländergruppe  bis  1526.  II  141 

böhmischen  Heeres.  Ein  klares  Gesamtbild  der  Schlacht  sei  nach  den  vor- 
liegenden Berichten  nicht  möglich.  In  den  ausführlichen  10  Exkursen  findet 
B.  Gelegenheit  zur  speziellen  wissenschaftlichen  Polemik  gegen  Lorenz  und 
Köhler,  insbesondere  was  die  Quellen  der  Darstellung  und  namentlich  die 
Reimchronik  Ottokars  betrifft,  wobei  B.  nebenbei  nachweist,  dafs  von  ihr  die 
Contin,  Claustroneob.  VI.  und  wahrscheinlich  auch  das  Chron.  Colmariense  be- 
natzt wurde. 

Die  Beziehungen  Rudolf  L  von  Habsburg  zur  römischen  Kurie  bis  zum 
Tode  P.  Nikolaus  HI   (t  1280)  hat  Wertsch1)  untersucht;  die  österreichi- 
sche Geschichte  in  den  JJ.  1330 — 1334  streift  Preger-,*)  um  so  spezifischer 
österreichisch   ist   der  Gehalt  der   Monographie  von   E.  Rausch  über   die 
borgundische  Heirat  Maximilians  I.3)      Sie    umfafst    die    ganzen    politischen 
Ereignisse  von  1469 — 1477  mit  der  Trierer  Zusammenkunft  K.  Friedrichs  HI. 
und  Karls  des  Kühnen  von  Burgund  als  Mittelpunkten  der  Darstellung.    Der 
I.  Abschn.  behandelt  die  politischen  Machtverhältnisse  bis  zum  Regensburger 
Reichstage  von  1471,  der  H.  die  fruchtlosen  Versuche  einer  Einigung  zwischen 
Österreich  und  Burgund,  deren  entscheidendster  mit  der  Trierer  Zusammen- 
kunft von  1473  anhebt,  —  der  HI.  den  burgundischen  Krieg  von  1474  und 
die  weiteren  Ereignisse  bis  zum  Tode  Karls,    der  IV.  und  letzte  die  Voll- 
ziehung  der  Heirat  Maximilians  I.  mit  Maria.     Die  7  Beilagen  enthalten: 
I.  Tagebuch  für  die  Zusammenkunft  in  Trier;    IL  Exkurs  über  die  Datierung 
der  Aktenstücke  zur  burgundischen  Heiratsangelegenheit  für  die  Zeit  von  1469 
bis  zur  Fortsetzung  der  Verhandlungen  in  Trier-,  HI.  Zusammenstellung  und 
Kritik  der  Aktenstücke    über   die  Zusammenkunft   in  Trier  (auf  Lalaing, 
Ünrest,  Wilwolt  von  Schaumburg  wird  nicht  eingegangen)-,    IV.  Akten- 
stücke für  die  Zeit  vom  Ausgange  der  Verhandlungen  in  Trier  bis  zum  Tode 
Karls  d.  K.;  V.  Aktenstücke  für  die  Zeit  nach  dem  Tode  Karls  bis  zur  Ver- 
mählung Maximilians   mit  Maria;    VI.  Eine   burgundische  Hauschronik  von 
1422—1467  (in  Denys  Godefroy  'histoire  de  Charles  VH\  [Paris  1661]  und 
von  1468 — 1477  in  dessen  Ausgabe  der  Memoiren  des  Philipp  Commines)  und 
Vn.  Über  einen  Bericht  in  der  Chronik  'fasciculus  temporum'  (wobei  dem  Vf. 
Entgangen  zu  sein  scheint,  dafs  dies  das  bekannte  Werk  des  Karth.  Werner 
Itolevinck  ist.) 

Weisen  wir  kurz  auf  die  in  das  rechtshistorische  Gebiet  einschlagenden 

-Arbeiten    von   Inama-Sternegg,    Zingerle4)    und   Winter6)    hin    und 

(gehen    zu   den  einzelnen  Landschaften  über,  so  betreffen  die  Prähistorie  von 

Osterreich  unter  der  Enns  die  Artikel  von   Karner   über  'künstliche 

Höhlen  in  Nieder-Österreich,'6)  von  Riehl  über  'Hauslöcher' 7)  und  vor  allem 

"?on  Much:  'Nieder-Österreich  in  der  Urgeschichte'.8)    Auch  der  Aufsatz  von 

Blaas9)  über  Regenbogenschüsselchen  in  Nieder-Österreich  gehört  hierher. — 

Für  die  römische  Epoche   bieten  Beiträge    der  bewährte  Fachmann  Fr. 

Kenner  in  dem  Aufsatz  'Favianis,  eine  Darstellung  des  Streites  um  diesen 

Ort'10)  und  in  den  Bemerkungen   über  'römische  Denkmale   aus  Carnuntum' 


1)  Götting.  Dissert  31  S.,  vgl.  u.  Kap.  XXIV.  —  2)  S.  o.  S.  52s.  —  Von  Kopps 
'Qesch.  d.  eidgen.  Bünde*  erschien  Bd.  IV  in  2.  Aufl.  (A.  u.  d.  T.,  <<L  Gegenkönige  Friedr. 
d.  Schöne  u.  Ludw.  d.  B.  in  d.  Zeit  1314—22'  u.  «Buch  X.  d.  Gesch.  v.  d.  WiederhersteUung 
u.  d.  Verfiül  d.  h.  röm.  Seiches*).  Basel,  Schneider.  XIV,  496  S.  —  3)  S.  o.  S.  60a.  — 
4)  8.  o.  S.  66«.  —  5)  S.  o.  S.  661*.  —  6)  Mittoil.  d.  anthrop.  Gesell,  in  Wien,  IX  (1879).  — 
7)  Ibid.  —  8)  Ibid.  —  9)  Anz.  f.  Kde.  d.  dtsch.  Vorz.  XXV11.  No.  4.  -  10)  Mitteil.  d. 
Wien.  Altert- Ver.  V,  49-104.     Vgl.  Jahxesber.  II,  2,  100. 


1I,U2  XVII.    F.  v.  Krön  es: 

(und  Celeja)1),  anderseits  P.  Adalb.  Dun  gl  in  seinen  Berichten  über  'rö- 
mische Altertümer  im  Viertel  0.  W.  W.*  und  zwar  aus  der  Gegend  von 
Erlaf,  *)  denen  sich  Inschriften  aus  Carnuntum  vom  Epigraphiker  Hirsch- 
feld3) anschliefsen.  —  In  das  Mittelalter  führen  uns  Erörterungen  über 
die  ältesten  Grundlagen  der  Agrarverfassung  bis  auf  Karl  d.  Gr.  von 
J.  Bauer,4)  die  auf  einem  ziemlichen  Litteraturapparate  beruhen.  —  Zur 
Geschichte  alter  adliger  Geschlechter  liefern  wichtige  Beiträge  J.  Pölzl*) 
über  die  Meissauer  und  Wendrinsky6)  über  die  Plaien-Hardegger  und 
Rdbegau-Piugner,  deren  Zusammenhang  mit  den  Dynasten  von  Perg  wahr- 
scheinlich gemacht  wird.  Eine  geschichtliche  Skizze  der  Jagd  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  die  Zeiten  K.  Max'  I.  liefert  J.  Newald;7)  über  das  Spiel- 
grafenamt in  Nieder-Österreich  handelt  K.  Schalk  mit  dokumentarischen 
Nachweisen  für  die  JJ.  1453— 1455. 8)  Für  die  Geschichte  der  geistigen 
Kultur  hat  einer  der  verdienstlichsten  Forscher  auf  diesem  Felde,  Anton 
Mayer,  einen  ebenfalls  auf  Urkunden  (von  1237 — 1358)  gestützten  wert- 
vollen Beitrag  geliefert.9)  In  ortsgeschichtlicher  Beziehung  bietet  W.  Ko- 
pal10)  einen  gröfseren  Aufsatz  über  die  Wiener  Vorstadt  Währing,  während 
St  auf  er  das  Totenbuch  der  Benediktiner -Abtei  Klein  -Mariazell  herausge- 
geben hat.  ") 

Oesterreich  ob  der  Enns  betrifft  eine  ausführliche  Studie  des  ge- 
wissenhaften und  fleifsigen  Specialforschers  G.  Fries 8  über  das  ehemalige  Be- 
nediktinerstift Garsten.18)  Auch  Braunmüllers  'Verbrüderungsbriefe  für 
die  Abtei  Formbach  am  Inn'  zählen  hierher. 1S)  Salzburgs  Prähistorik  ver- 
tritt der  Aufsatz  von  Ed.  Richter  über  die  Funde  auf  dem  Dürnberge  bei 
Hallein.  u)  In  die  römische  Epoche  fällt  Prinzingers  Abhandlung  über 
den  vorchristlichen  Sonnendienst  im  deutschen  Südosten.16)  Salzburgs  Mittel- 
alter streift  Corn.  Wills  Monographie  über  Konrad  v.  Witteisbach,  Erzbischof 
v.  Mainz  und  Salzburg  (1177 — 1183). 16)  Sehr  ansprechend  ist  Zillners 
Abhandlung:  'Busch  und  Baum,  Wald  und  Au  in  Salzb.  Flur-  u.  Ortsnamen',17) 
sowie  desselben  Geschichte  des  Salzwesens.18)  Unter  den  ortsgeschichtlichen 
Monographieen  ist  J.  Hörrers  Ortschronik  des  Marktes  Werfen  bemerkens- 
wert. 19)  Die  in  historischer  Beziehung  gehaltvolle  'Topographie  Nieder- 
österreichs'    von  M.  A.   v.  Becker80)    ist   bis   zum    Buchstaben  E.  gelangt 

Für  Steiermark  in  historisch-topographischer  Beziehung  mag  nebenhei 
Janischs81)  wissenschafslich  unqualifizierbares  'topographisches  Lexikon'  als 
im  Erscheinen  seit  1877  begriffen  erwähnt  werden.  Höher  steht  das  von  dem 
wackeren  kirchlichen  Kunsthistoriker  P.  Graus  redigiert«  Organ  'Der  Kirchen- 
schmuck' 22)  und  die  fleifsige  Arbeit  des  gewissenhaften  Kanonikus  Orozeu 
über   die  Diöcese   Lavant.*3)     Derselbe    Autor    besprach   auch    die   beiden 


1)  Mitteil.  d.   Wiener   Altert-Ver.   V,   49—104.    —    2)    Mitteil.   d.  k.  k.  Centralkom- 
mission  für  Erforsch,  u.  Erhalt,  d.  Kunst-  u.  hist  Denkm.  VI,  CXVI— CXXI  u.  XCIV— XCVI 

—  8)  Archaol.-epigr.  Mitteil,  aus  Österr.  IV.  —  4)  Blätter  d.  Ver.  f.  Ldskde.  t.  Ndr.-Öst 
N.  F.  XIV,  1—23  u.  ö.  (Schlufs  XV,  42—70.)  —  5)  Ibid.  S.  252—812  (8chlufc;  Tgl. 
Jahresber.  II,  2,  1068).  —  6)  Ibid.  S.  181—194.  —  7)  Ibid.  S.  203—228.  —  8)  Und 
S.  312—316.  —  9)  Die  Bürgerschule  zu  St  Stephan  in  Wien,  ibid.  S.  341—383,  auch 
sep.  —  10)  Ibid.  S.  37 — 99.  —  11)  In  den  seit  1880  erscheinenden,  v.  Kinter  im  mahr 
Bened.-Kl.  Haygern  redig.  'Wiss.  Studien  u.  Mitteil.  a.  d.  Bened.-Orden.'  —  12)  Ibid.  1.,  2.  u 
3.  Hft.  (Fortges.  1881.)  —  18)  Ibid.  —  14)  Mitteil.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Ldskde.  v.  Salib 
Bd.  20.  —  15)  Ibid.  S.  101—129.  —  16)  S.  o.  S.  38».  —  17)  Mitteil.  d.  Vor.  f.  Gösch 
u.  Ldskde.  t.  Salzb.  20,  130-  147.  —  IS)  Ibid.  S.  1—64.  —  19)  Salzb.,  Dinter.  III  o.  264» 

—  20)  S.  Jahresb.  II,  1071.  —  21)  Hft.  28—31.  Graz,  Levkam-Josephsthal.  —  22)  Hng 
y.  kirchl.  Kunstver.  d.  Diöcese  Seckau.     Graz  (Period.  Ztschr.)  —  23)  Bd.  IV.  Cilli. 


Österreichische  Ländergruppe  bis  1526.  11,143 

Borgen  Sachsenwart  und  Liechtenstein  bei  S.  Lorenzen  und  Pragwald,  die 
im  X1H  u.  XIV.  Jh.  mehrfach  erwähnt  werden.1)  In  den  Publikationen  des 
historischen  Vereins  für  Steiermark  und  zwar  in  den  'Mitteilungen'  finden 
wir  recht  gehaltvolle  Beiträge  'zur  Geschichte  des  Jagd-  und  Forstwesens 
Steiermarks'  in  der  Zeit  K.  Maximilians  I.  von  F.  M.  Mayer.2)  Eine 
mit  grofser  Umsicht  und  Opferwilligkeit  seit  diesem  Jahre  erschlossene  Fund- 
grube des  vielseitigsten  archivalischen  Materials  mit  Hinzufügnng  bibliogra- 
phischer Anzeigen  aus  einer  fortlaufenden  Rubrik  der  Styriaca  bietet  der 
Landesarchivdirektor  und  bewährte  Geschichtsforscher  J.  v.  Zahn  in  seiner 
vierteljährlich  erscheinenden  Publikation3)  'Steiermärkische  Geschichtsblätter'. 
Hier  fahren  uns  in  die  mittelalterliche  Epoche  die  fortlaufend  edierten 
Privilegien  steirischer  Städte  und  Märkte,  die  legendenartige  Aufzeichnung 
Aber  die  Begnadigung  des  Herrn  von  Liechtenstein  und  Stubenberg  durch  K. 
Friedrich  III.  c.  1470  (Aufzeichnung  des  XVI.  Jh.),4)  zwei  Briefe  des  Dr. 
A.  Schenk  an  den  Bisch.  Georg  v.  Chiemsee  über  den  Hof  K.  Friedrichs  III. 
zu  Graz  von  14846)  und  die  Aktenstücke  über  den  Bauernaufstand  in  und 
am  Murau  i.  J.  1525.6) 

Vollendet  liegt  nun  auch  vor  Joh.  Wichners  0.  S.  B.  verdienstvolle 
quellenmäfeige  Geschichte  des  Stiftes  Admont.7)  Sein  Ordens-  und  Stifts- 
genosse, der  fleifsige  Kulturhistoriker  R.  Peinlich,  veröffentlichte  eine  chro- 
nistische Obersicht  der  merkwürdigen  Naturereignisse,  Landplagen  und  Kultur- 
momente der  Steiermark  von  1000 — 1560.8)  —  Für  die  römische  Epoche 
mag  auf  die  schon  oben  bei  Österreich  u.  d.  E.  erwähnte  Studie  von  Kenner 
und  auf  die  noch  zur  Sprache  kommende  Abhandlung  von  Pich ler  ver- 
wiesen werden.  —  Die  zum  700j.  Jubiläum  der  Erhebung  der  Steiermark 
nun  Herzogtum  (1180)  erschienene  Festschrift  des  historischen  Vereins  ent- 
hielt drei  Aufsätze.  1)  Die  Entwicklung  und  Erhebung  der  Steiermark  zum 
Herzogtum  von  Zahn,  2)  die  Vereinigung  der  Steiermark  mit  Österreich 
und  ihre  Stellung  im  Geschichtsleben  des  Habsburgerstaates  von-  Krön  es 
und  3)  die  weitere  Entwicklung  des  innern  politischen  Lebens  vom  Landes- 
hauptmann v.  Kaiserfeld. 9) 

Kärntens  beziehungsweise  Steiermarks  'etrurische  Reste'  beleuchtet 
F.  Pichle r  in  einer  zusammenfassenden  Abhandlung.10)  Nach  ihm  'erstrecken 
sich  etruskische  Reste  von  Untersteiermark  nach  Oberkärnten  südlich  von  der 
Mar  and  südlich,  aber  auch  vielleicht  nördlich  von  der  Drau;  sie  erscheinen 
vorwiegend  in  Bronzefundgebieten  überhaupt  und  schliefsen  sich  den  süd- 
tirolischen  durch  geographische  Nähe  und  Schriftähnlichkeit  an.  Die  bis- 
herige Fundkarte  ist  somit  erweitert  gegen  Ost  (zu  Corssen-Kieperts  Fund- 
barte 1875,  II);  die  Denkmäler  sind  annehmbar  über  1900  Jahre,  möglich 
ober  2000  Jahre  alt  und  gehen  mutmafslich  den  einheimisch  keltischen 
voran,  jedenfalls  den  mit  römischen  Buchstaben  inscribierten  Keltenmünzen. 
Folglich  begegnen  uns  da  die  nachweislich  ältesten  und  ersten  Schriftzüge, 
die  überhaupt  seit  Kulturzeiten  in  unseren  vielschreibenden  und  vielbeschrie- 
benen  Alpenländern  angewendet  wurden,   die  auf  Naturfels   und  Metall  aus- 


1)  Beitrag  a.  Kde.  »teierm.  Geach.-Quellen.  XVI  (1879).  —  2)  Heft  28,  1—41.  — 
•>  Gm,  Leykam-Jouephathal.  —  4)  S.  3  ff.  —  5)  S.  10  ff.  —  6)  S.  129  ff.  —  7)  Bd.  IV. 
ÖJU.,  8tyria.  702  S.  (Bd.  I.  1874,  II.  1876,  III.  1878.)  —  8)  Graz,  Leykam-Joeephithal. 
(ÖToIie  Tabelle.)  —  9)  Hrsg.  t.  Auweh,  d.  hist.  Ver.  f.  Stm.  u.  in  dossen  Vorlage.  Graz. 
*3  8.  —  10)  Mitteil.  dL  k.  k.  Central  komm.  z.  Erforsch,  u.  Erhalt,  v.  Bau-  u.  Kunttdenkra. 
VI>  33—60,  mit  e.  Tafel. 


11,144  XVI1    &  *•  Krones. 

gebracht,  ganz  eigenartig  hereinragen  in  unser  papicrnes  Jahrhundert  Da 
weder  Genthe  hinsichtlich  des  Etrusker- Handelsgebietes  den  Plöckener 
Strafsendurchbruch  erwähnt  (jedenfalls  einer  der  historisch  bedeutendsten  der 
Ost-Alpenkette)  weder  Corssen  noch  Deecke  die  Fundstücke  von  Koralpe, 
Gurina,  Wttrmlach  untersuchen  und  beurteilen,  so  ist  es  wohl  die  Pflicht 
des  Eingebornen,  auf  diese  urzeitlichen  Denkmäler  des  Heimatlandes  mit  ge- 
bührendem Nachdrucke  hinzuweisen'.  —  Sonst  ist  für  Kärnten  aufser  der 
'Carinthia',1)  welche  populärwissenschaftliche  Artikel  und  Notizen  zur  Landes- 
geschichte bietet,  noch  die  kleine  Monographie  Älschkers  über  das  Stift 
St.  Paul8)  zu  erwähnen. 

Krain  (und  Untersteier),  für  dessen  prähistorische  Verhältnisse  die 
Arbeiten  Deschmans  und  v.  Hochstetters  Belangreiches  insbesondere 
über  die  Gräberfunde8)  liefern,  betreifen  die  archäologischen  Exkurse  des 
jetzt  nach  Vorarlberg  übergesiedelten  Prof.  u.  Konservators  Alf.  Müllner.4) 
Er  hält  die  Reste  ehemaliger,  ja  uralter  Befestigungen  (Gradisce)  bei  S.  Peter, 
S.  Primus,  Zagurje,  Grafen brunn,  Sembije,  Dornegg,  S.  Achatius  für  vor- 
römisch, doch  seien  sie  von  den  Römern  als  Zwingburgen  für  die  besiegten 
Völker  verwertet  und  das  'gradisce'  von  Zemon  für  sie  'Hauptmittelpunkt, 
der  römischen  Herrschaft  gewesen.  —  Das  dürfte  allerdings  hypothetisch 
bleiben. 

Für  Istrien  und  das  ganze  Küstenland  sind  beachtenswerte  Aufsätze 
im  'Archeografo  triestino'  zu  verzeichnen.  So  Gregoruttis  Mitteilungen 
über  unedierte  Inschriften  von  Aquileja  und  Triest  und  über  antike  Thon- 
gefäfse  von  Aquileja;  ferner  Pervanoglus  Studie  über  die  griechischen 
Kolonieen  an  der  Ostküste  des  Adriameeres 6)  und  der  stoffireiche  Aufsatz  von 
Sardagna,  welcher  uns  mit  dem  istrischen,  italienischen  und  fremden  Söldner- 
wesen im  Dienste  Venedigs  6)  vom  XIH. — XV.  Jh.  bekannt  macht.  —  Combi 
liefert  eine  kulturhistorisch  interessante  Monographie  über  den  altern  Peter 
Paul  Vergerio  von  Capodistria  und  dessen  Epistolar  (XIV./XV.  Jahrh.)7) 
Ober  Cormons  handelt  das  Gelegenheitsschriftchen  von  Manzoni,  das  die 
Aufzeichnungen  eines  der  ältesten  Görzer  Historikers,  nämlich  Nicolettis  (geb. 
1536,  f  1596)  enthält.8)  Die  Geschichte  Aquilejas,  welche  M.  v.  Breit- 
schwert zum  Gegenstande  eines  sehr  begeistert,  aber  historisch  sehr  un- 
kritisch geschriebenen  Essays  machte9),  streift  der  unermüdliche  Joppi  in 
seiner  6  Urkunden  von  970—1336  umfassenden  litterarischen  Spende.10) 
Hiermit  berührt  sich  die  Mitteilung  von  2  unedierten  Diplomen  aus  Aquileja 
(799  und  1082).")  Die  unerschöpfliche  antike  Fundstätte  Aquileja  bietet 
dem  Archäologen  Kenner  den  Stoff  zu  einer  interessanten,  vom  Wiener 
Astronomen  Weifs  mit  Berechnungsnachweisen  versehenen  Abhandlung11) 
über  römische  Sonnenuhren,  worin  besonders  die  fünfte  der  aufgefundenen, 
horizontal    gestellt   samt  Windrose   mit    lateinischen  Benennungen,    und  die 


1)  Ed.  Jabornogg.  Jg.  70.  S.  Jahresber.  II,  2,  HO4.  —  2)  Mit  e.  Holiaehn.  u.  • 
Stammtet  Klagenflirt,  Steinmeyer.  gr.  8°.  25  S.  —  3)  Prähist  Ansiedlung.  n.  Begräbnis- 
stätten i.  Krain;  nebst  e.  Anh.  v.  J.  Sombathy.  Denkschr.  d.  Wien.  Akad.  1879;  auch  mp 
54  8.  m.  22  Tal  —  4)  Mitteil.  d.  k.  k.  Centralkomm.  N.  F.  VI.  S.XXI— XXVI.  —  5)  Ar- 
cheogr.  triest  N.  S.  VI  u.  VU.  —  6)  Ibid.  VII,  18—102.—  7)  Di  Pierpaolo  Vergerio  U  senior« 
di  Capodistria  e  del  sno  epistolario.  Vened.  125  S.  —  8)  M.  A.  Nicoletti,  I]  castello  di 
Cormons,  edid.  J.  di  Manzoni  (Nozze  Zajetti-Antonini.  Vened.  22  8.  —  9)  Aquileja,  da« 
Kmporium  a.  d.  Adria  v.  Entstehen  bis  z.  Verein,  m.  Doutschl.  Stnttg.,  Banz.  56  8.  — 
10)  Trento  e  Aquileja.  Udine.  27  8.  —  11)  S.  o.  8.  16*.  -  12)  Mittoil.  d.  k.  k.  Cea- 
tralkomm.     VI,  1—24,  mit  13  Textillustr. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  H.145 

sechste,  ein  horologium  viatorium  aas  Bronzeblech,  hervorragen.  Ein  Auf- 
satz1) J.  Fickers  berichtigt  Oehlmanos8)  Monographie  über  die  Alpen- 
strafsen  in  Bezug  des  Ganalethales  und  des  mons  crucis. 

Tirols  mittelalterliche  Kirchen-  und  Klostergeschichte  ist  durch  zwei 
Arbeiten  gut  vertreten.  Der  Orientalist  B  ick  eil8)  veröffentlicht  die  Be- 
schlüsse 6  bisher  unbekannter  Provinzial-Synoden  der  Hochkirche  zu  Brixen, 
also  die  ältesten,  welche  existieren  (1419,  1438,  1449,  1453,  1455  u.  1457, 
von  denen  die  von  1419  u.  1438  grofsenteils  mit  den  entsprechenden  Salz- 
barger Synodalakten  fibereinstimmen);  v.  Zeifsberg4)  bietet  den  vollstän- 
digen Abdruck  der  lateinischen  Gründungsgeschichte  des  El.  Stams.  Kleinere 
Mitteilungen  von  Bosch  über  Margarethe  von  Schwangau,  Gemahlin  Oswalds 
von  Wolkenstein,5)  und  von  J.  Zingerle  'Aus  Bunkelstein',  seien  nebenher 
erwfthnt6) 

Für  Vorarlberg  liefert  Jenny  eine  ausführliche  Studie  über  die  bau- 
lichen Oberreste  von  Brigantium7)  und  Zösmair  einen  Aufsatz  über  die 
Burgen  Alt-  und  Neu-Montfort. 8) 

Noch  berührt  sich  mit  unserer  Aufgabe  das  treffliche  Buch  von  Reinh. 
Röhricht  und  Heinr.  Meissner:  'deutsche  Pilgerreisen  nach  dem  heiligen 
Lande'9)  (1346 — 1588),  23  an  der  Zahl,  welche  auch  Deutsch-Österreich  be- 
treffen, nebst  einem  Pilgerkatalog  für  die  JJ.  1300—1600  von  gleicher 
Wichtigkeit. 


XVIII. 
K  E.  H.  Krause. 

Schleswig -Holstein,  Hamburg,  Lübeck, 
Mecklenburg  und  Pommern. 

Die  hier  in  Frage  stehenden  Lande  spielen  für  die  s.  g.  Prähistorie, 
zu  welcher  für  sie  auch  die  historische  Zeit  fast  bis  nach  Karl  dem  Grofsen 
gehört ,  eine  eigene  Rolle,  weil  sie  mit  dem  Norden  in  nahen  Beziehungen 
stehen  und  ihre  Forscher  sich  der  nordischen  Altertumswissenschaft  mit  ihren 
drei  Altern  zumeist  angeschlossen  haben,  so  dafs  namentlich  der  Streit  über 
^  Bronzeperiode  sie  immer  mit  betrifft  und  mancherlei  Fragen  hier  ein- 
ölen, welche  sich  zunächst  auf  sehr  entfernte  Fundstätten  beziehen.  An- 
dererseits sind  in  die  prähistorischen  Untersuchungen  auch  primitive  Verhält- 
^  späterer  Zeiten  hineingebracht  worden,  welche  es  notwendig  macheu, 
<"*e  auch   hier  mit  zu  berücksichtigen,    obwohl  sie  z.  t  heute  noch  fortbe- 


1)  S.  o.  8.  56*.  —  2)  S.  Jahresber.  EL  2,  120.  —  3)  S.  o.  8.  601.  —  Vgl.  Jahresber. 
J,  275*.  —  4)  Ißtteil.  d.  Inst  f.  ort.  Gösch.  I,  81—98.  —  5)  Über  diesen  vgl.  o.  S.  57  f.  — 
•)  Am.  £  Kunde  d.  dtsch.  Vorz.  XXVIL  No.  4.  —  7)  Mitteil.  d.  k.  k-Centralkomm.  VI,  69 
""**»  mit  11  TextUhwtr.  — -  8)  Schrr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Bodonsees  u.  s  Umgeb.  X,  128— 
u*(mit  1  niurtr.)  —  9)  S.  u.  Kap.  XXVII.  —  Über  Jäger,  e.  Urk.  Heinr.?  IV.  s.  o.  S.  83*. 

Blitorisohe  Jahresbericht«.    1880.     II.  10 


11,146  XVIII.     K.  E.  H.  Krause: 

stehen.  Ein  gröfserer  Teil  der  einschlagenden  Litteratar  bezieht  sich  wegen 
der  Rührigkeit  seiner  Forscher  nnd  Forscherinnen  auf  Schleswig-Holstein  und 
schliefst  sich  nicht  sowohl  an  die  Historiker  wie  an  die  Anthropologen  nnd 
Ethnologen  an.  —  Da  für  die  Urgeschichte  die  Bodengestaltung  wesentlich  mit- 
spricht, so  sei  hier  anf  die  Schriften  nnd  Aufsätze  von  0.  Delitzsch,1) 
A.  Berghaas8)  und  W.  Lülling8)  hingewiesen,  wenn  ersterer  auch  die 
Bodenform  Deutschlands  bis  in  die  Eiszeit  zurückführt;  hierzu  sind  Schles- 
wigs wegen  die  deutschen  Besprechungen  von  Worsaaes  'Vorgeschichte  des 
Nordens'4)  nachzutragen  und  aus  demselben  Grunde  die  das  Bronzealter  be- 
treffende Verhandlung  über  den  Bronzefund  von  Zannoni  bei  Bologna,  der 
den  Anhängern  der  nordischen  Bronzekultur  nicht  recht  paust.5)  Gegen  deren 
Drei -Alter -Theorie  und  die  bisherige  Ansicht  von  den  Bronzeschwertern 
kehrt  sich  auch  Chr.  Hostmann6)  bei  Erwägung  von  Schliemanns 
Mykenä-  Funden,  die  nach  H.  deutlich  die  Vorexistenz  der  Schmiede- 
kunst und  damit  des  Eisengebrauches  vor  dem  Gufs  (Bronzegufe  etc.) 
darthun.  Alle  Bronzeschwerter  erweist  er  als  Nicht- Waffen,  nur  als  sym- 
bolische Prachtstücke  für  Begräbnisse  und  andere  Zwecke.7)  — Die  als  'sla- 
vische'  in  Norddeutschland  in  Anspruch  genommenen  grauen  ThongeÄfse 
fand  G.  Mehlis8)  im  alten  Gemäuer  von  Burg  'Schlofeeck'  noch  mit  roh 
zu  Gerät  verarbeiteten  Knochen.  Eine  andere  Urnenfrage:  in  welchen  Teilen 
Deutschlands  die  schwarzen  feinen  Thongefäfse  mit  s.  g.  Mäanderlinien  ge- 
funden seien,  beantwortete  Bautenberg9)  dahin,  dafs  die  Ostgrenze  des 
Fundgebiets  durch  Doberan,  Waren,  Soldin,  Frankfurt  a.  0.,  die  Westgrenze 
durch  Eutin,  Hamburg,  Dannenberg,  Salzwedel,  Magdeburg,  Wittenberg  be- 
zeichnet werde;  die  Mäander  seien  mit  dem  Töpferrädchen  eingedrückt  und 
die  Gefäfse  acht  germanisch,  aber  unter  römisch-italischem  Einflufs  entstanden! 
Aufgeräumt  hat  unter  den  nordisch  -  norddeutschen  drei  Altern  L.  Linden- 
schmits  Altertumskunde.10)  An  das  gröfsere  Publikum  wendet  sich  Alex. 
Ecker  in  den  'Perioden  der  vorhistorischen  Zeit  und  deren  Industrie.'11) 
H.  Hildebrand,  der  schwedische  Reichsantiquar,18)  dagegen  hält  es  noch  für 
möglich,  dafs  die  Ostseeleute  ihr  Zinn  für  die  alte  Bronze  aus  Drangiana  be- 
zogen! -  Zu  der  Aufzählung  der  Nephrit-  und  Jadeit-Beile  etc.  von  H. 
Fischer  (in  Freiburg)18)  ist  eins  in  der  Rostocker  Universitätssammlung  nach- 
zutragen. —  Die  nordisch-germanische  Feuerstein-Bearbeitung  besprach  Prof. 
J.  Ranke14)  im  Vergleich   zu   den  bayrischen  Funden.  —  Unter  der  Lieb- 

1)  Dtschlds.  Oberflächenform.  Versuche  e.  übersichtl.  Darstellg.  auf  orogr.  u.  geogr.  Grund- 
lage. Mit  3  Karten.  Breslau ,  Hirt  Vll,  88  8.  —  D.  norddtch.  Tiefland.  Ana  allen  Welt- 
teilen  XI  (79/80)  H.  6  u.  7.  —  2)  I).  Dünengebiet  längs  d.  Ostsee  im  Stettiner  Beg.-Bes.^ 
Ausland  S.  693—95.  —  3)  Die  Marschen  d.  Nordsee,  Aus  all.  Weltteil.  XI  (1879),  H.  1.  — 
4)  Hist.  Ztschr.  N.  F.  7  (43)  S.  519.  520.  (Von  Z.)  —  Lit  Centralbl.  Sp.  39.  MitteiL  an» 
d.  hist  Litter.  VIII,  334—342  (W.  Fischer  in  Plauen).  —5)  Julie  Mestorf,  Korresp.— 
Bl.   (d.  dtsch.  Ges.)  f.  Anthr.  11  (1879)  No.  7;  Beck  (üb.  d.  Diskussion  auf  d.  Versammlung 

in  Marburg)   Korresp.-Bl.   d.  Ges.-V.  27  (1879)  No.  9;   0.   Montelius,  ibid.  28,  No.  4. 

6)  D.  Metallarbeiten  v.  Mykenä  u.  ihre  Bedeut  f.  d.  allgem.  Gesch.  d.  Metallindustrie.  Arch.- 
f.  Anthr  12,  431-448.  —  7)  Ibid.  S.  443.  —  8)  D.  Funde  auf  d.  versunkenen  Scfclolav, 
Ausland  S.  557—59.  Vgl.  o.  S.  1057.  —  Über  die  Wellen-Ornamente  s.  d.  Stenogr.  Berickt 
üb.  d.  11.  Anthropol.-Versamml.  in  Berlin  (s.  u.  S  14912)  S.  72  ff.  —  9)  2.  Ber.  üb.  d.  Ge- 
neral vers.  des  Ges. -V er.  d.  dtsch.  Geschichte-  etc.  Ver.  in  flamb.  y.  6. — 8.  8ept  (Hamb- 
Korresp.'  u.  'Harnb.  Nachrichten'  v.  8.  Sept     Soweit  bekannt,  kommen  sie  auch  bei  Stade  tot. 

—  10)    S.   o.   S.    8*.     Als   «bahnbrechend'   anerkannt  ßalt    Stud.    30,    294.     Vgl.    noch    F. 
Dahn,  Im  Neuen  Reich,  1881,  No.  4  S.  124  ff.  u.  Verhandl.  d.  11.  AnthrofcoUVera.  8.  25. 

—  11)  Western.  Monatshefte  48,  435-  446.  —  12)  Referat  im  Arch.  f.  Anthrop.  12,  520  l 
über  Uildebrand:  'die  Kassiteriden  u.  d.  Zinn  im  Altert  —  13)  Korresp.-Bl.  f.  Anthr.  11, 
23  ff.   -  14)  Ibid.  S.  112  f     Vgl  o.  S.  100  f. 


Schleswig-Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  11,147 

haberei  der  Dilettanten  für  'Opfersteine'  hat  H.  Grüner1)   aufgeräumt  und 
die  ihm  bekannt  gewordenen  als  Produkte  der  Einwirkung  von  Wetter  und 
Zerfall  nachgewiesen.     J.  Mestorf  zählt  aus  Schleswig-Holstein  dagegen  16 
'Schalen-  und  Näpfchensteine'8)  auf:  Schaaffhausen  hält  sie  für  Artefacte, 
Symbole   von   religiöser   Bedeutung.     Das    abgebildete  Göteborger  Exemplar 
sieht  fast  aus  wie  Nummulitenkalk.    'Über  heidnische  Begräbnisse  im  Sachsen- 
lande  Lauenburgs'  schrieb  H.  Karsten,*)  während  H.  Handelmann3)  die 
Entstehung    der   Festlegung    der   Taciteischen   Erzählung    von  dem  Nerthus- 
dienst  an  einzelnen  Orten  nachweist  und  überzeugend  darthut,  dafs  kein  ein- 
ziger derselben   dazu  passe,    weder  Rügen,    noch    Helgoland,    Seeland   oder 
andere  Ostseeinseln  bis  öland  hin,  weder  Fehmarn  noch  die  Halbinsel  Olden- 
burg in  Holstein,  noch  endlich  Alsen.  —  Die  nördlich  von  der  Elbe  gefun- 
denen antiken  Münzen   (aus  Lauenburg,  Hamburg,  Holstein,  Schleswig)  hat 
eben  derselbe5)  in  einem  dankenswerten  Register   mit  Angabe  der  früheren 
Nachweise  zusammengestellt;  ebenso  besprach  er  eine  thönerne  auf  Sylt  ge- 
fundene  Guisform.6)      Eine  kleine  Litte ratur   hat  ein   Fund  von  alter  zeit- 
weiliger oder  dauernder  An  Siedlung  zum  Salzsieden  oder  zur  Töpferei  in  der 
Marsch   bei    Eddelack   (Ethelekeswisch)    im    Lande  Dithmarschen   hervorge- 
rufen,7)  in  welcher  auf  ein  noch   heute  in  Jütland  übliches  Salzkochen  aus 
salzhaltigem   Torf8)  und   auf  die  dortigen  s.  g.  'Tatertöpfe'  zurückgegangen 
wird.»)  —    Über   Ausgrabungen  auf  Sylt  hatte  Handelmann  schon  1879 
berichtet,10)  ebenso   über  den  dort   1877  untersuchten  Gangbau  mit  nach- 
träglichen Beisetzungen  und  einen  Grabhügel  mit  zwei  Begräbnifsstock werken,11) 
wie  auch  1880  auf  der  Versammlung  in  Hamburg;18)  in  letzterem  Jahre  machte 
er  in  Sylt   ebenfalls    erfolgreiche  Ausgrabungen.18)     Funde  auf  der  'Ham- 
burger Hallig*14)  erwiesen,  dafs  diese  einst  Ackerbau  treiben  konnte  und 
also  mit  gröfserem  Land  in  Verbindung   stand.    —    J.  Mestorf  grub  bei 
Jamenstedt  in  Dithmarschen  Skelettgräber  mit  Eisenbeigaben  auf15)  und  be- 
richtete ferner  über  eine  Glasperle  in  Sternmuster  vom   Urnenfriedhofe  bei 
ötjendorf  in  Holstein,    sowie  über  die  technische  Herstellung  eines  Bronze- 
gflrtels  von  Weenbüttel  in  Dithmarschen. 16)  —  Auch  in  der  Stadt  Schleswig  hat 
sich  ein  Verein   für  Sammlung  vaterländischer  Altertümer  gebildet,  der  im 
Sommer    1880    seine   Sammlung    aufstellte.      In    dieser  ist  merkwürdig  ein 
Schwert  mit  kleinem  knöchernen  Griff  (aus  der  Schlei).17)    Über  den  slavischen 
Rtogwall  bei  Pöppendorf  (Lübeck)  berichtet  Grofs;18)  zu  den  aufgeführten 
Knochen  von  Rind,  Schwein  und  Biber  kann  ich  nach  eigenem,  vom  Prof. 
Fr.  Eil h.  Schulze  bestimmtem  Funde  noch  den  Edelhirsch  fügen.    Von  der 


1)  D.  Opfersteine  Dtschlds.,  E.  georg.-ethnogr.  Untersuchg.  M.  eingedr.  Holzschn.  u.  4 
^aUf.  Leipz.,  Duncker  &  Humblot  63  8.  —  2)  Arch.  f.  Anthrop.  12,  106.  —  3)  Die 
£*tar  1879,  S.  57  f.  und  8.  194  f.  —  4)  Über  Denkmäler  u.  Örtlichkeiten,  an  welche  »ich 
*•  Sage  (!)  vom  Nerth.-Dienßt  anknüpft.  Arch.  f.  Anthrop.  13,  43-51,  auch  in  Sep.-Abz. 
▼erteilt  —  5)  Verh.  d.  Berl.  Ges.  f.  Anthrop.  (im  Anhange  d.  Ztechr.  f.  Ethnol.)  12,  128  — 
130.  —  6)  ibid.  S.  392.  —  7)  Handelmann,  ibid.  S.  16—19;  J.  Mestorf;  ibid.  8.  133 
r*1^.  Hartmann  u.  Mestorf,  Itzehoer  Nachrichten  1879,  No.  60— C2.  72.  Korresp.- 
f-  f-  Anthr.  11,  No.  4,  S.  3  ff.  —  8)  Handelmann,  Salzhandel  d.  Nordfriesen  seit  1185. 
v*k.  d.  Berl.  Ges.  S.  39—42.  Vergl.  Refer.  in  der  o.  8.  1261  angef.  Schrift  s.  t.  pannendöl. 
"*•)  J  Mestorf,  Arch.  f.  Anthr.  11,  S.  453.  —  10)  36.  Ber.  z.  Altertkde.  Schleaw.-Holst 
(*H  1879),  Ausland  53,  780.  —  11)  Korresp.-Bl.  d.  Ges.-V.  27  (1879)  S.  88.  -  12)  2.  Ber.  etc. 
(o.8.  He»)  —  13)  Anz.  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorz.  27,  8.  317.  —  14)  Weserzeit  v.  22.  Aug. 
J°-  12077.  Morgenausg.  8.  2  (nach  d.  Flensb  Nachr.).  —  15)  Korresp.-Bl.  f.  Anthrop.  12, 
J0-  4.  8.  6.  —  16)  Ibid.  11,  No.  10.  8.  131.  —  17)  Deutsch.  Reichsanz.  v.  1.  Sept 
™  «05.  8.  3.  —  18)  Verh.  d.  Berl.  Gesellsch.  12,  8.  58.  59. 

IQ* 


11,148  XVIII.    K.  E.  H.  Krause: 

Thyraburg  bei  Klein-Dannewerk  (Er.  Schleswig)  weist  Handelmann  nach, 
dafs  der  Name,  wie  das  Thyra-Danebod- Schiff,  halbgelehrte  Erfindung 
früher  sei  nur  die  schwarze  Grete,  Margarete  Sambiria  (f  1282)  genannt 
die  Befestigung  reiche  ins  IX.  Jh.  Alte  '  vorgeschichtliche '  Befest. 
gungen  in  Wagrien  wies  er  ebenfalls  mit  Zeichnungen  nach,  währen 
' Hochäcker '  Zollinspektor  J.  Grofs  (Lübeck)  in  Holstein  bei  Holstendor 
und  Lehrer  Riebke  (Bargteheide)  bei  Tarbeck  fanden-,  Handelmann  e* 
innert  dabei  an  Helmold  I,  12. s)  Solche  'Hochäcker'- Kultur  suchte  Inamai 
Sternegg  in  seiner  'Deutschen  Wirtschaftsgeschichte18)  im  ältesten  Altes 
tum;  gegen  diesen  Gemeinde-Kommunismus  alter  Zeit  legte  aber  F.  DaH 
Widerspruch  ein.4)  Über  einen  Vortrag  Worsaaes  über  die  Schleswig* 
(verlorenen)  Goldhörner  berichtete  nach  einem  Referat  im  'Dagbladet*  fe 
276  v.  24.  Nov.  Virchow.  Worsaae  findet  auf  ihnen  die  ganze  n*„ 
dische  Göttermythologie  und  setzt  sie  ins  VI.  Jh.,  zugleich  gegen  Bugs* 
und  Bangs  Ideeen  sich  wendend.5)  Ein  Urnenfeld  bei  Siebenbäumen  (_ 
Hzgt.  Lauenburg),  die  Aufdeckung  zweier  Steinkisten  in  Kegelgräbern  (j~ 
Eisenwaffen,  Resten  geflochtenen  Zeuges,  anscheinend  als  Scheide,  »u 
Bronzen)  zu  Hof  Wahrsow  im  Fürstent.  Ratzeburg  (Meckl.-Strelitz),  fern 
zweier  Steinkisten  zu  Rankendorf  (Meckl.-Schwerin)  auch  mit  Eisen,  und  di 
Äufsere  des  Riesenbettes  im  Eversdorfer  Walde  zwischen  Grevesmühlen  na* 
Wismar  und  einiger  Hünengräber  bei  Wismar  beschrieb  Stabsarzt  Weife  ü 
Stade.6)  Interessante  und  reiche  Funde  von  Mönchswerder  bei  Feldberg 
(Meckl.-Strel.)  sind  erörtert  von  Fried  el  und  Osten.7)  Auch  alte  Brücken - 
reste  sind  dort  im  Lucinsee,  und  Osten  hält  die  Insel  für  das  alte  Rethr* 
Die  Funde  sind  im  Märkischen  Museum  zu  Berlin.  —  Lisch  gab  Nachtrage 
zu  der  steinernen  Armschiene  von  Yalluhn,8)  und  Nachricht  über  eines 
Hirschhornring  von  Schwerin,  Altertümer  von  Gladow  bei  Crivitz,  darunter 
s.  g.  'Schläfenringe',  mit  einer  Übersicht  über  die  Funde  solcher,  ins  XIL  Jh. 
gesetzten  Ringe;9)  auch  erinnerte  er  an  frühere  Funde  von  'Riesenurnen*  in 
Mecklenburg.10)  Zugleich  sind  zerstörte  Kegelgräber  von  Bekerwitz  aufge- 
führt und  eine  Beschreibung  des  Kegelgrabes  und  Fundes  beim  Gute  Fried" 
richsruhe  von  H.  Wildhagen.11)  —  Von  den  bekannten  Prill witzer  Idolei 
in  Neustrelitz,  deren  Unechtheit  schon  1834  v.  Levetzow  erwiesen  hatte 
weist  Y.  Jagiö19)  bezüglich  der  s.  g.  slavischen  Runen  noch  einmal  aus. 
fuhrlich  und  nach  eigener  Besichtigung  nach,  dafs  sie  sämtlich  evident  ge< 
fälscht  sind.  Die  Inschriften  stehen  ganz  auf  dem  Standpunkt  der  Gelehn 
samkeit  der  1.  Hälfte  des  XVIII.  Jh.,  wo  man  slavisch  und  preufsisch  ffli 
identisch  hielt.  Slavische  Runen  giebt  es  nicht;  der  Fälscher  hat  das  Are: 
kielsche  Alphabet  benutzt,  wie  es  verändert  bei  Klüver  Beschr.  des  H.  MecE 
lenburg,  und  zwar  erst  in  2.  Auflage  (Hamburg  1737,  I,  262)  steht  M 
Fälschung  datiert  also  von  1737  oder  später. 

In  Pommern  ist  eine  Bronzefigur  in  Altdamm  gefunden;18)  in  der 


1)  Verhandl.  d.  Berl.  Ges.  1880,  S.  135—139  (mit  Grundrifs)  u.  S.  168.  Vgl.  tw 
Verhandl.  d.  11.  Anthropol.-Vers.  S.  48.  —  2)  Yerh.  d.  Berl.  Ges.  S.  135.  —  3)  8.  Jalu 
ber.  II,  29.  —  4)  Im  Neuen  Reich  1881,  No.  4.  S.  123.  —  5)  Yerh.  d.  BerL  Ges.  &  — 
6)  Manövererlebnisso  e.  Dilettanten  in  d.  Altert- Wissensch.,  Arch.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u. 
Stade  7,  160—167.  —  7)  Ztschr.  f.  Ethnol.  12,  308  m.  Plan,  Zeichn.  u.  Abbild.  —  8) 
d.  Vor.  f.  Meckl.  Gesch.  etc.  45,  265.  Tgl.  44,  72.  —  9)  Ibid.  45,  268  f.  —  19)  XI» 
S.  270.  Vgl.  Ztschr.  f.  Ethnol.  11,  261.  —  11)  Jahrb.  1.  c.  S.  267.  Die  vorgenannt  Funde  mim 
z.  t  (auch  die  Schiene)  beschrieben  im  Quartalsber.  d.  Yer.  f.  Mecklenb.  Gesch.  XLV,  % 
S.  2  und  3.  Weitere  Funde:  ibid.  3,  S.  2  und  8;  ferner  XL  VI,  1,  S.  2.  —  12)  Arch.  t 
Slav.  Philol.  Y,  193—215.  —  13)  Kühne,  Yerh.  d.  Berl.  Ges.  12,  189—140. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JJ  149 

10g  erscheint  sie  wie  ein  mittelalterlicher  Leuchter.  Die  Sage  vom 
sen  Stein'  zu  Koppalin  bei  Lauenburg  mit  Nachrichten  von  versandeten 

in  der  Ostsee  versunkenen  Moorwiesen  bringt  Treichel;1)  über  die 
>  fortgesetzten  Altertümer  -  Untersuchungen  bei  Neustettin  berichtet 
in8ki,s)  und  A.  Rosenberg  erläuterte  die  Werkstätten  des  Steinzeit- 
s  auf  der  Insel  Rügen.8)  Ein  Bronzeschwert  von  Roggratz  bei  Stolp 
1  Königsberg  L  P>)  —  Bei  den  Pfahlbauten  von  Lübtow6)  ist  unten  ein 
er  Pfahlbau,  daneben  der  Rest  eines  mittelalterlichen  Blockhauses,  viel- 
b  der  Herren  v.  Schöning,  zum  Sperren  d$s  Passes  durch  den  alten 
rf  der  Madüe  und  Plöne  von  Pyrite  nach  Lübtow.  Sonst  sind  gefunden 
herne  Angelhaken  in  Raddies  (Er.  Bütow),6)  Gesichtsurnen  in  Lauen- 
,  ein  goldenes  Armband  von  140  Gr.  in  Lauenburg,7)  während  ein 
res  von  34  Gr.  in  Schwichtenberg  bei  Demmin  zwischen  1839/47  ge- 
en  war,  endlich  römische  Denare  der  Republik,  des  Antonin  von  138 
aus  dem  HI.  Jh.  bei  Kolberg.  —  Bei  Gelegenheit  eines  silbernen  Ringes 
der  alten  Burg  Kolberg  werden  auch  hier8)  die  'Schläfenringe'  'd.  h.  um 
Hinterkopf  getragene  Haarklemmer*  aus  pommerschen  Funden  aufge- 
„  Heidnische  Altertümer  werden  weiter  genannt  aus  Käseke  b.  Demmin, 
Insel  Gristow,  Zarneckow  (b.  Züssow),  Alt-Damm  und  Rosengarten,  Stolp 
ssenförmige  Urne  mit  Bronzeringen  in  einer  gröfseren  Aschenurne  aus  einem 
jlgrabe  mit  Steinsetzung),  Wiercschutschin  (Kr.  Lauenburg),  Lustebur  b. 
erg  (Urnen,  Bronzen,  blaue  Glasperle  auf  einem  Bronzeringe),  Selchower 
le,  Wittchow  b.  Stargard,  Wamlitz  b.  Stettin,  Kehrberger  Forst;  die 
aren  lieferten  Bronzen.  Römische  Altertümer  fanden  sich  bei  Copriemen 
ärwalde,  mittelalterliche  zu  Bütow,  Blumenwerder,  Gartz  a.  O.9)  —  Ein 
unes  Holzinstrument  fand  Grf.  v.  Krassow  im  Torfmoor  bei  Gingst.10) 
'  ein  zerstörtes  Kegelgrab  mit  Steinkiste  bei  Staffeide  und  das  ausge- 
ene  Dorf  Deine  berichtete  Pastor  A.  Vogel.11)  Die  wichtigsten  Alter- 
r  der  hier  besprochenen  Lande  hat  A.  Vofs  teils  beschrieben,  teils  ab- 
det.1*)  Ober  vorgeschichtliche  Erd werke  und  Befestigungen  in  Schleswig- 
tein  wendischen  und  altsächsischen  Ursprungs  sprach  auf  der  Berliner 
ammlung  Handelmann,18)  wo  auch  J.  Mestorf  durch  Vi rchow  fragte, 
in  den   Gregenden,  wo   arabische  Filigranschmucksachen  gefunden    seien, 

eine  eigene  Filigran-Kunst  entwickelt  und  vielleicht  bis  heute  noch  er- 
m  habe?  Virchow  gab  dabei  die  Grenze  dieser  Funde  und  damit  eine 
reicht  der  arabischen  Handelswege  bis  zur  Ostsee  und  an  die  Elbe;  die 
ß  selbst  ergab  kein  Resultat.14)  —  Altslavische  Burgwälle  (Schwedenschanzen, 
fedenkirchhof)  finden  sich  namentlich  in  Mecklenburg.     Ob  alle  Funde  in 


1)  Verh.  d.  Berl.  Ges.  12,  47—38.  —  2)  Mit  1  Tafel.  Danzig  1878.  (Schriften  d.  Natur- 
II  Ges.  in  Danzig).  —  3)  Ztschr.  f.  Ethn.  12,  175-192.  —  4)  Bulak,  Katal.  d. 
nL  d.  Altortsges.  «Prussia'  S.  79.  (Beil.  zum  Arch.  f  Anthr.  12.  IV.:  Schädel  und 
>tte  etc.  89  S.  4°.  —  5)  H.  Berghaus,  Bali  Studien  30.  (43.  Jahresher.)  S.  101—112. 
\)  Ihid.  S.  113  ff.  —  7)  44.  Jahroso.  1880.  (Bali  Stud.  31.)  —  8)  S.  o.  148*.  — 
alt  Stud.  30,  S.  307—309.  —  10)  lhid.  S.  184  f.  M.  Ahh.  —  11*  Ihid.  S.  261—264. 
Situationsplan.   Eine  Anzahl  ältere  pomraersch.  Funde  in  d.  Ztschr.  l.  Ethnol.  12,  287  £ 

2)  Katal.  d.  Ausstell,  prähist  u.  anthropol.  Funde  Dtschlds.  zu  Berlin  v.  ö.— 21.  Aug. 
.  Berl.,  Stuhr.  V,  619  S.  Dazu  ein  Supplement  (gute  Register),  (LXXIX,  48  S.)  u.  ein 
)gr.  Album  prähist  Gegenstände,  gleich!  redig.  von  Dr.  A.  Vofs.  Die  stonogr.  Berichte, 
t.  J.  Bänke,  erschienen  als  Beil.  cL  Arch.  f.  Anthrop.  XIII,  Hft.  1.  (88  S.  4°.)  — 
bto  auch  in  den  Zeitungen  vom  6. — 11.  August  1880,  namentlich  d.  Deutsch.  Boichsanz., 
nnlzettung  etc.  —  13—14)  S.  d.  Verhandlgn. 


11,150 


XVIll.     K.   E.  H.  Krause: 


solchen  originale  Fabrikate  seien,  bleibt  dahingestellt-,  charakteristisch  ftl 
altslavische  Ornamentik  scheint  die  horizontale  Wellenlinie.  l)  Bespreche 
wurde  auf  der  Versammlung  auch  die  zweckmäfsigste  Einrichtung  prähist« 
riseber  Karten  Deutschlands,  und  v.  Tröltzsch  legte  eine  in  grofsem  MaC 
stabe  von  Mecklenburg,  Lauenburg  und  Lübeck  vor.2)  Die  Periodenei^ 
teilung,  nach  der  die  Kegelgräber  der  Bronzezeit  zugezählt  werden,  sehe« 
aufser  nach  andern  Erscheinungen  namentlich  auch  nach  den  Weifssch«* 
Funden3)  in  Mecklenburg,  nicht  unbedenklich. 

Von  der  Vorgeschichte  führt  uns  zur  ältesten  Völkergeschichte  Vircho^ 
Karte  und  Bericht  über  die  blonde  und  helläugige  wie  über  die  braune  Ra« 
in  Deutschland.4)  Danach  bewohnt  unser  ganzes  Gebiet,  wenigstens  bis  k 
Oder,  eine  entschieden  der  ersteren  angehörige,  echte  germanische  Rasse. 
Sonst  ist  die  Urgeschichte  unserer  Lande  von  G.  Waitz6)  und  F.  Dann 
berührt.  Die  'Ostgermanen'  sitzen  hier  mit  Teilen  der  Gotenstämme  c*<3 
Völkern,  die  gemeinsam  den  Namen  Goten  hatten,  von  der  Elbe  bis  z 
Weichsel,  nicht  aber  safsen  hier  die  Vandalen.  —  Ferner  sind  hier  zu  neoxr 
W.  Arnold7)  und  Wietersheim-Dahn. 8)  Nach  letzterem  nannten  d 
Stämme  der  jütischen  Halbinsel  und  Holsteins  sich  zuerst  gemeinsam  'Saxei 
nachher  bilden  die  Chauken  deren  Hauptbestand.  Über  die  ältesten  Sita 
der  Ostseevölker  von  Lauenburg  bis  zur  Weichsel  giebt  es  vor  der  Wai 
derung  gar  keine  Gewifsheit,  nur  sitzen  die  Vandalen  sicher  in  Schlesien.  s 
Die  Langobarden  10)  setzt  D.  (nicht  so  Kiepert  auf  der  Karte)  auf  bekl 
Seiten  der  Elbe;  sie  sind  durch  sumpfigen  Urwald  im  Havellande  und  m* 
den  Mecklenburger  Seen  von  den  suevischen  Semnonen  getrennt,  die  vom 
Harz  hier  heran,  vielleicht  selbst  bis  zur  Ostsee  reichen.  Friesen  sitzen  nicftJ 
in  Schleswig,  sie  reichen  östlich  nur  zur  Ems.  Die  Karte  setzt  die  Cimber" 
bis  113  nach  Schleswig,  bezeichnet  Dithmarschen  (mit  Grimm)  als  L&nd  d^ 
Teutonen,  läfSst  die  Rugier  (mit  ?)  an  der  Küste  von  der  Warnow  bis  tx* 
Oder,  und  von  da  an  quer  über  die  Netze  weg  die  gotischen  Burgund» 
sitzen.  —  Über  blauäugige,  blonde  'Germanen'  und  'Teutonen'  als  Nachzügl^ 
ebensolcher  Kelten  etc.  und  deren  Vermischung  hatte  1878  die  Anthropo 
Sektion  der  Association  francaise  pour  l'avancement  des  sciences  zu  Par: 
verhandelt.11)  Gegen  Virchows  Annahme,13)  dafs  Pytheas  die  Teutonen  m 
der  Nordsee  für  Friesen  gehalten  habe,  für  Reinheit  der  letzteren  und  f£ 
ihre  niedere  Schädelform  hat  sich  H.  v.  Holder13)  ausgesprochen.  Die  vC 
Langhans u)  behauptete  Einwanderung  der  Nordfriesen  aus  Westfrieslarr 
bezweifelt  Braune.15)  Nicht  für  wissenschaftliche  Zwecke  bestimmt  ist 
Dittmanns  Versuch  einer  Chronik  des  vormaligen  Gaues  Faldera;16) 
erstreckt  sich  auch  wesentlich  auf  jüngere  Zeiten.  —  Die  angebliche  Schlack 


1)  Virchow,  Stenogr.  Ber.  S.  22  ff.  —  2)  Ibid.;  vgl.  E.  G(leinitz),  e.  prgbist 
v.  Mecklonb.     Beil.  z.  Rostock.  Zeit.  No.  213  v.  12.  Sept.  —  3)  8.  o.  148«   —  4)  Sten 
Berichte  8.  66  ff.    —    5)  S.  o.  S.  6715.     Vgl.  Dtsche.  Lit.  Zeitg.  H,  Sp.   208.    —   6)  S 
S.    98-6.      Rec.    v.    Sickol,    Mitt.    d.   Inst.   f.   östr.  Gesch.-Forsch.   U   (1881),    Heft  1. 
7)  8.  o.  S.  61;  Tgl.  dazu  Stenogr.  Ber.  d.  11.  Anthrop.  Vera.  S.  25.   —   8)  8.  o.  61;  u. 
Gott.  Gel.  Anz.  1881,  No.  7.    —    9)  Exkurs   z.   Kieperts  Karte.    —    10)   Vgl.  hier*-i 
Waitz,    Z.    Frage    nach    d.    Quellen   d.    Hist.    Langobard.     N.   Arch.   V,   415—424   (j 
Mommson).  —   11)  Arch.  f.  Anthr.  12,  118  f.  (Referat.)   —   12)  Beitr.  z.  phys.  Anthrcvp. 
Deutschen.     1876.  —  13)  Üb.  d.  in  Deutschl.   vorkommenden  niederen  Schadelformen.     Are, 
f.  Anthr.  12,  349.  —  14)  S.  Jahresber.  II,  2,  170.  —  15)  Lit.  Centr.-Bl.  No.  1.    Übrigw 
vgl.  Jahresber.  üb.  d.  Ersch.  auf  d.  Gebiete  d.  Germ.  Phüol.  etc.    I.    (1879.)     Berlin,   1880. 
S.  32.  —  16)  Aus  d-  alten  Neumünster.     Neum.,  1879,  Brumby.     328  S. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  II  151 

>ei  Eppendorf  (2.  Febr.  880)  fand  nach  K.  Koppmann1)  wahrscheinlich 
>ci  Hamburg  statt  (so  nahm  er  schon  1868  an),  dann  ist  sie  sagenhaft  zu- 
sammengeflossen mit  der  Zerstörung  Hamburgs  983,  und  'wohl  nach  der  eben- 
äUs  sagenhaften  Überführung  der  in  diesem  Jahre  Erschlagenen  nach  Ebstorf, 
rrig  nach  Ebstorf,  von  neueren  dann  nach  Eppendorf  verlegt.  Anders  urteilt 
>.  v.  Heinemann.  *). 

Über  unser  altes  Slavenge  biet  ist  die  wichtigste  Nachricht  Aber  Holland 
^kommen.     De  Goeje8)   hatte  die  vom  Baron  v.  Rosen    und  Eunik  in 
>t  Petersburg   schon   1878    behandelte   Nachricht  des  Arabers  Mas'üdi,    in 
«elcher  der  Bericht  des  marokkanisch-spanischen  Juden  Ibrahim  Ihn  Jaktib 
Äl  Bekri  über  seine  Reise   zu  Otto  d.  Grofsen   nach  Merseburg  und  von  da 
sur  Ostsee  steckt,  neu  aufgefunden.  Der  von  Ibrahim  genannte  slavische  Name 
von  'Michilin  borch'  der  Burg  des  Fürsten  Nakur  (Nakon),  ist  nicht  slavisch, 
aber  durch  Punktänderung  in  den  arabischen  Zeichen  ist  von  Kunik  die  Form 
Gran  gewonnen,  welches  arabisch  'grofse  Burg'  übersetzt,  und  also  sicher  in 
"Grad'  zu  ändern  ist.      Da  das  im  Arabischen   übersetzte  Wort  'grofs'  im 
Hamen  fehlt,    so    hat    de    Goeje    nun  'Wiligr&d'    konjiciert,     welches    von 
T.  Jagi6,4)  dem  wir  hier  folgen,  in  Veligrad  oder  Velegrad  berichtigt  wird, 
obwohl  in  diesen  Gebieten  die  Form  Velegard  hätte  erwartet  werden  sollen. 
Für  die  Reise    nahm    de   Goeje  965   an,   jedoch   nach  Wigger6)    gehörte 
Ibrahim  zur  afrikanischen  Gesandtschaft,  welche  973  zu  Otto  nach  Merseburg 
kam.    W.  verfolgt  dann  den  Weg  Ibrahims   nach  'Wiligrad* , 6)    wobei   sich 
herausstellt,  dafs  dessen  Meilen  —  V»  der  üblichen  deutschen  sind,  und  giebt 
ober  die    allgemeinen    Bemerkungen    des  Reisenden   über  Land   und  Leute 
höchst  erwünschte  Aufklärungen,    bescheidet  sich  aber   leider  ausdrücklich, 
über  die  geographischen  Angaben  aus    fernerer  Gegend    keinerlei   Meinung 
auszusprechen.     Einige  slavische  etymologische  Erklärungen  hat  ihm  Kühnel 
in  Neubrandenburg  geliefert.     Die  'Frauenstadt'  (Eainulaiset,  Quänland,  am 
Bottnischen  Meerbusen)  ist  nicht  'Frauenburg*;    die  mächtige  freie  Handels- 
stadt im  Gebiet  der  Ubäba  Danzig;  letzteres  will  Kunik  in  Küjäba  (Eujavien) 
ändern.  —  Yineta  läfst  ein  durchaus  unhistorischer  Roman  von  Damenhand7) 
n,|d  R.  Hanncke8)  nicht  zur  Ruhe  kommen;    letzterer  will  freilich  nach  G. 
w  v.  Raumer  (d.  Insel  Wollin,  1851)  und  Balt.  Stud.  2,  2  wesentlich  Kul- 
turhistorisches aus  späteren  Jahrhunderten  geben,  'Wineta'  aber  als  deutschen 
tarnen  =  'Wendenstadt',    die  Swine    vom  'Meerschwein'    und    den  Morast 
kiebe  Seele'  hybrid  als  Lipa-See  =  Lindensee  erklären. 

An  diese  älteste  Zeit  schliefen  wir  die  Litteratur  über  Sprache,  Sagen 
l|*d  Gebräuche  an.     P.  Peiper  hat  die  Verbreitung  der  deutschen  Dialekte 


1)  Mitt  d.  Ver.  f.  Hamb.  Gesch.  3,  34  f.  —  2)  S.  o.  S.  224.  —  3)  Ben  belangrijk 
^V  Bericht  orer  de  Slaw.  Volken  omstreeka  965  n.  Chr.  Sep.  aas  den  'Verslagen  en  Mededeel. 
*  koningl.  Akad.  v.  Wetenach'.,  Afdeel.  Letterkunde.  2do  R.  IX.  Amaterd.  Vgl.  Jahresber. 
»  H99.  __  4)  Arch.  f.  slav.  Philol.  V,  167  f.  —  5)  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Meckl.  Gesch.  etc. 
^9  3 — 20  u.  sep.:  Ber.  d.  Ibr.  ibn  Jak.  üb.  d.  Staren  aus  d.  J.  973  etc.  Schwerin.  20  S. 
"^  6)  Der  heutige,  auch  in  Mitteldeutschland  vorkommende  Name  Willigerod  und  ähnliche 
*^*unen  wohl  nicht  von  Weligrad,  sondern  einem  deutschen  ' — rode'.  Von  den  2  Slawenkrank- 
^ten  ist  eine  wohl  sicher  die  Krätze.  Das  bunte  Huhn  ist  meines  Erachtens  das  früher 
'.^fifc6  Haselhuhn.  —  Die  Mennän  neben  den  Sachsen  an  der  Westgrenze  der  Slaven  liefsen 
J^i  vielleicht  auch  aufStormarn  deuten.  —  7)  B.  Paul,  D.  versunkene  Stadt  etc.  Leipzig, 
ytaner.  2.  (Volks-)  Ausgabe.  —  8)  Im  neuen  Reich,  10,  1,  1006—1012.  —  Eine 
^•prechung  von  Petersens  Jörnsrlkinga  Saga  gab  Maurer,  Liter.-Bl.  f.  german.  u.  roman. 
P^iloL  I,  449. 


11,152  XVIU.    K.  E.  H.  Krause: 

bis  um  das  J.  1300  behandelt.1)  Es  würde  für  die  beigegebene  Karte  zi 
viel  verlangt  sein,  Genauigkeiten  in  Abgrenzung  der  Gaue  (z.  B.  Hadeln)  uad 
Völkerschaften,  namentlich  der  slavischen,  zu  verlangen;  so  fehlen  die  Cir- 
cipanen.  Hingewiesen  sei  auf  Torquatos,  das  Zurückweichen  des  Nieder- 
deutschen, im  Anhange  von  Tümpels  niederdeutschen  Dialekten.1)  —  Be 
Rautenberg,3)  der  die  rechtselbischen  niederdeutschen  Gegenden  Start 
herangezogen  hat,  vermisse  ich  den  'Süll'.  Fl.  Ceynovas  'Die  Kassabisch- 
Slo vinische  Sprache'4)  scheint  nicht  im  Buchhandel  zu  sein.  W.  v.  Schulen- 
burg besprach  die  'Giebelverzierungen  in  Norddeutschland';6)  auf  der  Tafel 
finden  sich  auch  einige  aus  Pommern-,  der  Schwan  des  Alten  Landes  (Landdr. 
Stade)  fehlt.  G.  P.  Hansen,  weil.  Lehrer  und  Organist  zu  Keitum  auf  Sylt 
(t  9.  Dez.  1879),  lieferte  in  seinem  für  die  Landjugend  ganz  netten  Lese- 
buch6) einige  brauchbare  Sylter  Sagen.  —  Eine  überaus  reiche  Fundgrube 
für  Volksgebräuche  ist  Bd.  H  von  K.  Bartschs  'Gebräuchen  und  Aber- 
glauben Mecklenburgs';7)  die  topographischen  Angaben  sind  infolge  von  K 
Nergers  genauer  Revision  zuverlässig.  Die  bekannte,  z.  t.  fabelhafte  Karte 
J.  Meyers  von  Nordfriesland  ist  wieder  aufgelegt.8)  Wegen  der  Sprach- 
grenzen seien  nachträglich  noch  erwähnt  (Hansens)  'Nationalität«-  und 
Sprachverhältnisse  des  Hzgt.  Schleswig'.9) 

Von  Urkundenbüchern  sind  für  die  Eibherzogtümer  die  'Fehmarn- 
sehen  Urkunden  und  Regesten' J  °)  erschienen.  Äufsere  Gründe  drängten  dazu, 
mit  diesem  Teile  den  3.  Band  abzuschließen ,  obwohl  auch  diese  Urkunder 
zur  Publikation  in  dem  in  Vorbereitung  begriffenen  grofsen  Schleswig-Hol- 
steinischen  Urkundenbuche  bestimmt  sind.  Es  sind  daher  fast  durchweg  nui 
Regesten  gegeben  und  ist  wesentlich  auf  lokale  und  Privatverhältnisse  bü 
ans  Ende  des  XVI.  Jh.  Rücksicht  genommen ;  verwertet  sind  nur  die  Urkunden 
des  Staatsarchives  zu  Schleswig.  Aus  der  1.  Abteilung  (No.  1  — 102,  von 
1321 — 1599,  16  Urkunden  und  86  Regesten)  kommt  hier  die  Verleihung 
des  Fehmarnschen  Landrechts  und  des  Lübischen  Stadtrechts  an  Burg  k 
Frage.  Abt.  2  (34  Nrn.  von  1439—1532)  enthalten  Testamente  oder  Aus- 
züge daraus  aus  Burg.  —  Wegen  der  schleswig-holsteinischen  Personalien 
sind  nicht  ohne  Wichtigkeit  die  Registranten  Friedrichs  I.  von  Dänemark.11] 
Von  den  v.  Buchw aidschen  Repertorien  zur  schleswig-holsteinischen  Ur- 
kundensammlung1*)  ist  1880  keine  neue  Reihe  erschienen,  da  der  10.  Band 
der  Zeitschrift  erst  1881  ausgegeben  wurde. 

Das  'Urkundenbuch  der  Stadt  Lübeck* 1S)  ist  fortgeführt  von 
No.  CDLXX  (27.  Nov.  1442)  bis  DCCLXXXIV  (Ende  1426),  mit  Nachträger 


1)  Zeitschr.  f.  wissensch.  Geogr.  I,  Hft.  4,  u.  sep.:  Lahr,  Schauenburg.  8  S.  (Scham 
2.  Aufl.,  1881.)  —  2)  S.  99—103;  a.  Jahresber.  II,  2,  155*.  —  3)  S.  o.  S.  66.  —  4)  Pose» 
1879.  Der  Vf.  lebt  in  Bukowjec  b.  Terespol,  W.-P.  —  5)  Ztschr.  f.  Ethn.  12,  27—29,  m* 
1  Tafel.  —  6)  S.  o.  S.  1289,  m.  o.  Selbstbiogr.  Deezbüll,  Chr.  Moje.  Der  für  seine  Heim- 
begeisterte Yf.  gab  eine  Anzahl  dio  Nordfriesen  betr.  Schriften  heraus.  —  7)  Wien,  Bra=. 
müllor.  VI,  508  S.  S.  Jahresber.  II,  2,  170  ff.  Recension  vou  I:  im  Lit.  Centr.-Bl.  187"" 
No.  44  (A.  Kuhn);  Rostock.  Zeitg.  1879,  No.  90  ff.  (Roinh.  Bechstein).  —  8)  Karte  dB 

alt.  Nordfr.  bis  an  d.  Jahr  1240.     M.  Angabe   d.  jetzigen  Lage  der  Insoln.     Tondern,  Droh 

Lithogr.  in  Querfol.  —  9)  Zoitschr.  f.  d.  gesammte  Staatswissensch.  1878.  Heft  1. 
10)  Urkk.-Saraml.  d.  Ges.  f.  schlesw.-holst.-lauenb.  Gesch.  III,  2.  Kiel,  Univ.-Buchh.  mW 
82  S.  4.  Vorher  geht  ein  chronol.  Verzeichn.  Vgl.  Deutsch.  Reichs- Anz.  1881,  No.  76  r— 
30.  März,  S.  4.  —  11)  S.  Jahresber.  II,  3,  226*;  I,  594.  Vgl.  Lit  Centr.-Bl.  Sp.  101, 
Hist  Ztschr.  N.  F.  9  (4Ö),S.  554—56.  —  12)  8.  Jahresber.  1,  279*.  —  13)  HeiMC 
(durch  Wehrmann)  v.  d.  Ver.  f.  Lüb.  Gesch.  etc.  VI,  Lief.  7—10,  S.  481— 812.  Lfib« 
Grantoff.     4. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  11,153 

Tom  6.  August  1402  an  (No.  DCCLXXXV— DCCCXXVII.    Wir  erhalten  die 
mannigfaltigsten    und    lehrreichsten    Aufschlüsse    über    alle    Verhältnisse   des 
öffentlichen  Lebens  (Verhältnis  zum  Reich,  zur  Hansa  etc.)  sowie  des  privaten. 
—  Auch  die  'Siegel  des  Mittelalters  aus  den  Archiven  der  Stadt  Lübeck'1) 
sind  jetzt  abgeschlossen.  —  Von  Bd.  IV  der  wichtigen  'Kämmereirechnungen 
der  Stadt   Hamburg'8)    giebt    der    Herausgeber    Eoppmann    selbst    an, 
d&is  er  hier  einen  Nachtragsband  liefere,  da  er  bei  Herausgabe  von  6.  III  der 
irrigen  Meinung  war,    die  beiden   bez.   Archivbände  seien   1842   im  Brande 
verloren  gegangen.     Aufser  den  oben3)  angegebenen  Rechnungen  enthält  er 
einzelne  kurze  Auszüge  aus  den  Rechnungen  von  1409 — 16,  die  sich  zufällig 
erhalten  haben.     Man  dankt  dieser  Publikation  wieder  reichste   Belehrung. 
Die  'Exposita  ad  reisas  dominorum,  ad  reisas  capitanei  et  sateliitum,  curso- 
ribus,  pro  diversis  notabilibus,  ad  expeditiones  contra  piratas'  reichen  in  histo- 
rischer Bedeutung  weit  über  die  Spezialgeschichte  der  mächtigen  Hansestadt 
hinaus,  sie  spielen  in  alle  Nachbargebiete  und  selbst  die  Universalgeschichte 
hinein,   namentlich   in  die  dänischen,    dithmarser,  auch  wurster-hadeler  und 
ostfriesiscben   Streitigkeiten.     Das  Heranrücken    der   Garde  gegen  die   Dith- 
marschen    1500  rief  einen  regen  diplomatischen  Verkehr  wach,    und   nicht 
veniger  Arbeit  und  Kosten  machten  die  Braunschweiger  Händel,  und  die  durch 
ihren  Herzog  bedrängte  Stadt  wurde  wiederholt  mit  namhaften  Summen  unter- 
stützt.   Aufserdem  wird  ein  sehr  reiches  kulturhistorisches  Material  geboten. 
Die  Ausgaben  für  Gastereien  von  Genossenschaften  der  Stadtdiener,  das  'raimis 
008^8*  beim  Ratskonvivium  im  Frühling  und  das  wiederkehrende  ^histrionibus' 
gehören  dahin.     Solche  Spieler  und  Gaukler  hielten  alle  Fürsten  der  Um- 
Jande,  der  König  von  Dänemark,  der  Kurfürst  von  Brandenburg,  alle  Bischöfe 
bis  zum  Grafen  von  Hoya,  auch  alle  Städte  bis  zum  kleinen  Buxtehude  hinab. 
Unter  den  Geschenken  kommen  Kirchenfenster  für  alle  Klöster  um  die  Stadt 
Vor  von  Breedenbeck-Neukloster  bei  Buxtehude  bis  Neuraünster  in  Holstein. 
Auch  das  Mnd.  Wörterbuch  erhält  reiche  Ausbeute,   ebenso  der  Wortschatz 
JAfiniae  latinitatis.     So  heifst  der  Btichsenschütze  (furschutte)  sagittarius  bom- 
öÄrdarum.    —    Aus    den  Kämmereirechnungen    stellte  J.  F.   Voigt   für   die 
keneralversammlung  des  Gesammtvereins  etc.  eine  Liste  zusammen  über  das 
J^Ibergerät  als  Ehrengeschenke  des  Rats  zu  Hamburg  im  XV.  Jh.'4)  —  Zu 
^?e^   oben  berührten  ostfriesisch-hamburger  Wirren  liefert  erhebliches  Material 
t*8    Ostfriesische   Urkundenbuch, 6)    welches   auch   seinerseits  wieder    aus 
??**    Kämmereirechnungen    schöpfte.     Es  kommen   die  Hamburger    und  auch 
JVe    allgemein  hanseatischen  Beziehungen  zum  Grafenhause  wie  zu  den  Häupt- 
i?5U5en  vielfach  vor,  so  nur  z.  B.  das  Bündnis  des  Hero  v.  Dornum  mit  Edo 
wiemken  von  Jever  vom  29.  Sept.  1492  gegen  Hamburg. 

Von  Bd.  IV  der  ersten  Serie  (1256—1430)  der  Hanserccesse,6)  der 


1)  Herausg.  von  dem§.  Ver.     Hft.  10:  Lüb.  Biirgersiegel.     Lübeck,    1879,  Grautoff.     Er- 


^-.^■^en  erst  1880.  Vgl.  Corresp.-Bl.  d.  Gos.-V.  28,  S.  40.  —  Herausgeber  waren  nacheinander: 
^■^lde  n.  Masch,  Milde  u.  Mantels,  Mantols  u.  Wehrmann,  zuletzt  Wehrmann 
S****r  Beirat  ron  Fr.  Crull.  Das  Gesamtwork  enthält:  Holst,  u.  Lauenb.  Städtesiegel,  26  S., 
^ttt;  Mecklenb.  Städtesiegel,  48  S.,  12  Taf. ;  Holst  Adel,  200  S.,  16  Tat;  Holst  Grafen, 
8.,  11  Taf.  u.  Stammtafel;    Lübecker  Bürgersiegel,  90  S.,    15  Taf.  u.  10  S.  Register.    - 


y^  o)  S.  o.  S.  128".  — -  »)  Da«  Hansische  Urk.-J5uch  öd.  11  (s.  Jahresber.  11,  ss,  iet>,  iöi; 
*J^\)en  noch  besprochen:  Ref.,  yorzugswoise  mit  Bezug  auf  mecklenb.  Verhältnisse.  Rostock. 
^%  1880,  No.  2;  W.  Fischer,  Mitteil.  a.  d.  bist  Lit  VI11,  218—20. 


11,154  XVIII.    K.  E.  H.  Krause: 

von  1401  bis  1410  geht,1)   kommen    für  uns,  d.  h.  für  die  territoriale  Ge- 
schichte, in  Frage  die  besonders  wichtigen  Urkunden  über  die  Zunftaufetände 
oder  Sechziger -Unruhen  in  Lübeck,    Hamburg,    Rostock  und  Wismar,    für 
letztere   beiden  nur  von  sehr  geringem  Umfange.     Der  Aufstand  war,  nach- 
dem die  Keime  von  aufsen  nach  Lübeck  gebracht,  dort  am  heftigsten,  wurde 
dann  nach  Hamburg  verpflanzt,    als  der  alte  ausgewichene  Rat  von  Lübeck 
sich  dorthin   zurückgezogen   hatte  und  von  dort  aus,  als  neuem  hansischen 
Mittelpunkte,  seine  Operationen  betrieb.1)     Wir  sehen  auch,  wie  die  pommer- 
schen  Binnenstädte  sich  weigerten,  zum  Kriege  gegen  den  Unionskönig  Erich 
(den  Pommer)  beizusteuern.     Natürlich  spielt  der  Vitalienbrüder-Kampf,    der 
alle  Seeküsten  berührte,  in  den  städtischen  Verhandlungen  eine  wichtige  Rolle, 
doch  war  dieses  Material  schon  historisch  im  voraus  von  Koppmann  ver- 
wertet.8)     Natürlich  bietet   der  Band  ein  reiches  Material  an  Personalien, 
namentlich  für  die  Städte.  —  Nicht  eigentlich  urkundliche  Edition,    sondern 
kulturhistorische  Verarbeitung  solchen  Stoffes  bringt  Koppmann  'Aus  Ham- 
burgischen Testamenten'.4)    —    Was  das  Mecklenburgische  Urkunden- 
buch  betrifft,  so  wurde  noch  an  Bd.  XII,  namentlich  an  dem  von  Römer 
gelieferten,  umfangreichen  Sachregister  zu  Bd.  V — X  gedruckt  und  eifrig  fftr 
die  folgende  Serie,  von  1350  an,  gearbeitet.6)    Für  die  11  Jahre  1350  bis 
1361    sind   die  Schätze  des  Grofsh.  Hausarchivs  zu  Schwerin  inbetreff  der 
mecklenburgischen  und  holsteinischen  Verhältnisse  zu  Dänemark  u.  Schweden 
weiter  benutzt    und  gedruckt  in   Bd.  n    von  Rydbergs   schwedischem   Ur- 
kundenwerk. 6)      Dasselbe    erstreckt   sich    bis    zur   Räumung   des   bis    dahin 
schwedischen  Schönens    vor   der  Übermacht  Waldemar  n.  Atterdags    durch 
Albrecht  v.  Mecklenburg  und  das  gräflich  holsteinsche  Heer.     Urkundlichen 
Wert  hat  F.  Crulls  Herausgabe   der  alten  Inschrift  im  Chore  des  Domini- 
kanerklosters  zu  Wismar,7)    da  dieser  Orden  bekanntlich   in  seinen  Kirchen 
urkundliche  Stiftungs-  etc.  Nachrichten  anbrachte.     Die  sehr  lädierte,    1880 
wieder  aufgedeckte,  dann  im  Umbau  zu  Grunde  gegangene  Inschrift  reicht 
von  der  päpstlichen  Bestätigung  des  Ordens  1216   bis  zur   klösterlichen  Re- 
formation des  Konvents  am  11.  Juni  1468.  —  Wegen  der  mannigfachen  nach 
Mecklenburg  herüberspielenden  Interessen  ist  auch   das  Braunschweiger  Ur- 
kundenbuch8)  für  uns  wichtig. 

In  Pommern  wurden  vom  Staatsarchivar  v.  Bülow  auf  dem  Rathause 
zu  Stettin  die  alten  Schöffenbticher  von  1324—26,  1344—46,  1350—52 
und  1495—1525,  das  sog.  'Geistliche  Buch'  von  1373-1522  und  das 
Schöffenbuch  des  Lastadischen  Gerichts  von  1551  — 1570  wieder  aufge- 
funden. 9)  —  Das  Neuencamper  Nekrolog  läfst  sich  aus  dem  Urkundenbuche 
von  Fabricius  und  dem  Stralsunder  Stadtbuch  (Register)  ergänzen. 10)  Fleißige 
Urkunden-Regesten  aus  dem  Archive  der  Stadt  Anklam  1264 — 1677  lieferte 
W.  Hanow.11) 

An  Chroniken-Ausgaben  sind  an  erster  Stelle  für  Lauenburg  und  Lübeck 


1)  S.  u.  Kap.  XXI.  Boc.  in  Gott.  Gol.  Anz.  1881,  No.  1  (B.  Pauli).  —  2)  S.  Jahi»- 
boricht  II,  2,  1711  u.  183*.  —  3)  Kl.  Stortebeker,  ibid.  S.  171".  —  4)  Ans  d.  Ztschr. 
d.  Ver.  f.  H&mb.  Gesch.  7,  203  -22.  —  5)  Ber.  v.  Wigger,  Quartalsber.  d.  Ver.  f.  MeckJ- 
Gesch.  etc.  46,  No.  1  u.  2.  —  6)  S.  u.  Kap.  XXX.  Vgl.  Rist  Zeitachr.  N.  F.  9  (40), 
S.  559—562.  —  7)  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Meckl.  Gesch.  etc.  45,  21—32.  (Auch  sep.)  —  8)  8- 
o.S.  125»  —  9)  Bali  Stud.  30,  290  f.  —  10)  Bec.  des  Pomm.  Urk.-Buches  (Abt  2,  1877), 
Hist  Ztschr.  N.  F.  7  (43),  S.  473—79.  —  11)  Progr.  d.  Gymn.  zu  Anklam  (No.  100), 
S.  9—18.     4°. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  II  155 

die  Ton  Holder-Egger  zum  erstenmale  herausgegebenen  'Chronica  prin- 
cipum  Saxoniae  et  Monumenta  Brandenburgica'  in  ihrem  ersten  Teile,1)  so- 
dann die  von  Waitz  gebotenen  'Acta  quorundam  episcoporum  Luhecensium'*) 
ans  dem  XTTT/YTV  Jh.  zu  nennen,  welche  letztere  Lappenberg  und  Leverkus 
im  Lübecker  Urkundenbuch  herausgegeben  hatten.  Ferner  veröffentlichte 
Referent  die  'Van  der  Rostocker  Veide'  betitelte  Rostocker  Chronik 
von  1487— 1491, 8)  die  sich  auf  die  bekannte  Rostocker  Domfehde  bezieht. 
Auf  S.  24  ist  hier  die  Vermutung  ausgesprochen,  dafs  der  Beiname  Heinrichs 
d.  Löwen  v.  Mecklenburg,  'mit  der  platen',  der  nur  in  der  Rostocker  Chronik 
bei  Schröter,  Beitr.  I,  1  vorkommt,  aus  einer  Verwechslung  mit  dem  rugisch- 
pommerschen  Dom.  Heynricus  cum  thorace  (seit  1296)  entstanden  sei.  —  Die 
nur  etwas  jüngere,  hinten  in  die  berühmte  Handschrift  Ernsts  von  Kirchberg 
im  Grofsh.  Hausarchive  zu  Schwerin  eingeschriebene,  früher  fälschlich  unter 
des  Marschalk  Thurius  Namen  gehende  kleine  'Reimchronik  über  die  Ro- 
stocker DomhändeF,  d.  h.  über  dieselbe  Fehde,  hat  bald  nachher  E.  Safs 
herausgegeben.4)  Dieses  kleine  Werk  ist  auch  wegen  der  noch  dunkeln 
htterarischen  Verhältnisse  Rostocks  im  Anfang  des  XVI.  Jh.  interessant;  es 
gfebt  sich  selbst  als  die  Bearbeitung  eines  lateinischen  Gedichts,  welches 
letztere  vielleicht  von  Dr.  Heinr.  Boger  stammt.  —  Nur  wenig  reicht  in  unser 
Gebiet  Bothos,  besser  Eonrad  Bothes  Bilderchronik,  die  K.  Schaer6) 
untersucht  hat.  —  Das  als  Hilfsmittel  zu  urkundlicher  Geschichtsforschung 
sehr  erwünschte  'Lexikon  deutscher  Stifter,  Klöster  u.  Ordenshäuser',  welches 
0-  Freih.  v.  Grote6)  begonnen  hat,  bietet  aus  den  hier  besprochenen  Lan- 
den einstweilen  freilich  nur  Beibug. 

Gröfsere   Bearbeitungen    verschiedener  Art,  wie  andererseits  kleine  und 

^feinste  Besprechungen,  Nachrichten  und  Notizen  sind  für  unser  ganzes  Ge- 

,,et    wie   für   die    einzelnen  Teile  vorhanden.     Übersichten  über  die  Fran- 

^kaner   im    nördlichen   Deutschland  besonders  vom  Baseler  Konzil   an  bis 

*D**i   Untergang  ihrer  Klöster  in  der  Reformation  gewährt  F.  W.  Woker.7) 

j^^ressant    ist   namentlich   die  Darstellung  der  bitteren  Streitigkeiten  unter 

,e**    Fraktionen  des  Ordens  selbst:    die  protestantischen  Historiker  können 

SICl^  schwer  ein  so  treues  Bild  davon  verschaffen,   wie  es  dem  Ordensbruder 

^?*Äufig  ist.     Der  bekannte  Provinzialgeneral  der  Ordensprovinz  und  Chronist 

^^■tthias  Döring,  aus  Kyritz  gebürtig,  der  Gegner  des  Nikolaus  von  Kusa, 

*****!  dabei  hart  mitgenommen.     Der  Kusaner  selbst  ist  auf  seiner  Legations- 

^^e  für  unsere  Gegenden  nicht  wichtig  geworden.  —  Das  Städtewesen  auch 

J***Beres  Gebiets  wird  aufgeklärt  durch  Arbeiten   von  Nitzsch,8)    C.  Neu- 

**Tg9)    und  R.  Sohm;10)  vor  den  Schlüssen,   die  R.  Schröder  in  seiner 

^^ist  bequemen  Übersicht  der  niederländischen  Kolonien  u)  aus  den  Namen 

^^ht,  mufs  man  sich    vielfach    hüten.     Eine  grofee  Menge  Eigennamen  aus 


1)  Mon.  Germ.  SS.  XXV   (o.  8.  12*).  —  2)  Ibid.  —  3)  Zum  1.  Male  aus  d.  Hds.  herausg. 
^*©gr.  d.    Gymn.  u.  d.  Realsch.  I.  Ordn.  in  Rost.   (No.  546).     24  S.     4°.     Nach  gütiger  Mit- 
klang de«  Herrn  Dr.  G.  v.  Buchwald   befindet  sich  noch   eine  etwas  differierende  Hds.  im 
Staatsarchiv  zu  Hannover.  —  Vgl.  Deutsch.  Reichs- Anz.  u.  K.  Preufs.  Staats- Anz.  No.  73  S.  4. 
—  4)  Jahrb    d.  Ver.  f.  Meckl.  Gesch.  etc  45,  S.  22—33  u.  314.  —  5)  S.  o.  S.  123».    Vgl. 
Ut  Centr.-Bl.   Sp.  1221.    —    6)  S.  u.  Kap.  XXXVII.    —    7)  Gesch.  d.  norddtsch.    Franzis- 
kaner Missionen  der  sächs.  Ordensprov.  v.  h.  Kreuz.    E.  Beitr.  z.  Kirchengesch.  Norddeutschi, 
nach  d.  Reform.     M.  Unterst,  d.  Görros-Ges.    Freiburg  i.  B.,  Herder.    XII,  735  S.    Vgl.  Hist- 
Pol.  Bl.  87,  Hft  4.  —  8—9)  S.  o.  S.  72  f.     Vgl.  Dtecho.  Lit  Zeit.  I,  167.   —    10)  Stadt 
Wirtachft  im   XV.  Jh.,   Konrada   Jb.   f.  Nationalökon.  u.  Statist.    18.  Jg.    Bd.  I.    Hft  3.  — 
11)  S.  o.  S.  1291. 


11,156  XVIII.    K.  E.  H.  Krause: 

Mecklenburg,  Pommern  und  den  Städten  etc.  bringen  die  'Deutschen  Pilger- 
reisen nach  dem  Heiligen  Lande'1)  in  dem  Verzeichnis  der  Pilger  von 
1300 — 1600.  Es  sind  darunter  auch  unbekanntere  fürstliche  Reisen.  Auf 
S.  515  ff.  erhalten  wir  eine  Darstellung  von  dem  Seekampf  Hz.  'Bugeslaus'  X.  v. 
Pommern  mit  den  Türken.  —  Für  die  Entwickelungsgeschichte  der  Seefahrt 
unserer  Küsten  ist  von  Bedeutung  A.  Breusings  'Sprache  des  deutschen  See- 
manns'.2) —  Wegen  der  massenhaft  in  den  Klosterurkunden  vorkommenden 
Lüneburger  Sülzpfannen-Gerechtigkeiten,  auch  des  Salzverkehrs  bis  an  die 
Ostsee  sei  hingewiesen  auf  des  Ref.  'Wörterverzeichnis  der  Lüneburger  Sülze'.8) 
—  Gegen  G.  Freytags  Erklärung  des  viel  vorkommenden  Ortsnamens  'Vogelsang' 
als  'Wohnung  und  Feste  im  Baume',  die  also  aus  früher  Urzeit  stammen 
würde,  wendet  sich  Ed.  Jacobs.4)  Das  im  deutschen  Koloniallande  so 
häufige  Wort  sei  nicht  uralt,  sondern  erst  in  den  Zeiten  grösserer  Milde  und 
Sittigung  aufgetreten  und  bedeute:  Hain  mit  Vogelgesang.  —  In  Konrads  v. 
Mure  'Clipcarius  Teutonicorum',5)  werden  die  Wappen  des  Herzogs  v.  Stettin 
und  v.  Pommern,  des  Herrn  von  Rügen  und  des  'Landgrafen'  von  Schwerin 
genannt.  Die  mehrfach  verderbten  Verse  geben  wenigstens  die  seltsame 
Kunde,  dafs,  weil  Stettin  der  offene  Hafen  der  See  sei,  sein  Herzog  ein 
offenes  Thor  im  Wappen  habe,  der  Hz.  von  Pommern  führe  einen  schwarzen 
Hirsch  mit  goldenem  Gehörn  (und  Stern?)  im  weifsen  Felde,  der  Herr  von 
Rügen  im  goldenen  Schild  ein  schwarzes  Wisenthaupt,  der  'Lantgravius 
Swerinensis"  zwei  weifse  Stierhäupter:  es  bestünden  zwei  Linien  dieses  Hauses, 
v.  Liebenau  macht  daraus  schon  für  1240  -50  'Herzöge'  von  Mecklenburg! 
Aus  den  Eibherzogtümern  ist  das  bei  weitem  bedeutendste  Werk  P. 
Hasses  'Schleswiger  Stadtrecht,  Untersuchungen  zur  dänischen  Rechtsge- 
schich te\6)  eine  umstürzende,  aber  auch  wieder  grundlegende  Arbeit,  welche 
namentlich  unter  den  dänischen  Forschern7)  Aufsehen  erregt  hat,  weil  sie 
einer  als  feststehend  anerkannten,  die  Nationalität  berührenden  Tradition 
ein  Ende  macht.  H.s  Untersuchungen  kehren  ihre  Spitze  sehr  entschieden 
gegen  Wildas  'Gildewesen  im  Mittelalter.'  Die  Resultate  betreffs  der  Ur- 
kunden (Kap.  1)  sind:  Suens  Privileg  von  1155  ist  eine  Fälschung,  für  welche 
Ulr.  Petersen  die  Verantwortung  trägt;  die  älteste  Urkunde  für  die  Stadt 
Schleswig  ist  die  Christofs  I.  vom  2.  Aug.  1252;  die  Stadt  war  nie  ausge- 
dehnter als  jetzt.  Das  Stadtrecht  (Kap.  2)  datierte  man  bisher  von  1200; 
es  kann  erst  in  der  2.  Hälfte  des  XIII.  Jh.  entstanden  sein,  einzelne  (jüngere) 
Artikel  lassen  sich  für  1272  und  1282  erweisen;  terminus  ad  quem  für  das 
ganze  Stadtrecht  ist  1284.  Dieses  nennt  ein  Landrecht  als  seine  Quelle, 
die  es,  aber  mit  bewufsten  Abweichungen,  benutzte;  es  war  wohl  ein  (ver- 
lorenes) Landrecht  oder  Gesetzbuch  Waidemars  H.  in  lateinischer  Sprache 
(Kap.  3).  Die  seerechtlichen  Artikel  sind  deutsches  Recht  gleich  dem  Ham- 
burger,  oder   gotländisch-deutsches;   die  politische   Konstellation  im  Norden 


1)  S.  u.  Kap.  XXVJI.  —  2)  Jahrb.  d.  Vor.  f.  ndrdtsche.  Sprachforsch.  V,  1—20,  180 
—185.  Vgl.  Ref.  in  d.  Kostock.  Zoit  No.  5  und  No.  7  Boil.  —  3)  S.  o.  126*.  Vgi. 
Dlsch.  Reichsane.  No.  261  (5.  Nov.)  S.  4.  —  Auch  sep.,  Norden,  Druck  v.  Soltau.  —  4)  Vogel- 
Bang.  E.  kultur-  und  ortsgoschichtl.  Versuch,  Boitr.  z.  dtsch.  Philo!.  J.  Zacher  dargebr.  ali 
Festgabe  z.  28.  Okt.  1879.  (Halle,  Waisenhaus.  316  S.)  S.  205—244  —  5)  S.  o.  S.  45e.  Der 
Clip,  ist  abgedruckt  in  d.  Vierteljahrschr.  f.  Herald.,  Sphrag.  u.  Qeneal.  Jg.  1880,  8.  20—34.— 
6)  Kiel,  Lipsius  u.  Tischer;  Kjtfbenhavn,  Hagerup;  Kristiania,  Cammermever ;  Lund,  Gleernp. 
(IV),  132  S.  Vgl.  N.  Arch.  V,  470.  Lit  Centr..Bl.  1881.  Sp.  254.  —  7)  Vorläufig  sei  be- 
merkt, dafs  Jörgensen  Hasses  Ansichten  bekämpft,  AarbÖger  f.  nord.  Oldkynd.  1880.  H.  1. 
Weiteres  Jg.  IV. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  11,157 

verweist  dadurch  für  die  Aufzeichnung  des  Stadtrechts  auf  die  J.  1253 — 
1257  (Kap.  4).  Die  Gütergemeinschaft  wird  ihre  Quelle  im  Hansisch-Lübischen 
Rechte  finden.  Die  Stadtverfassung  ist  nicht  aus  der  Gildeverfassung,  sondern 
umgekehrt  diese  (wie  sie  in  den  Gildeskraen  erscheint)  aus  jener  hervorge- 
gangen, wenn  auch  die  älteste  Organisation  einen  Gildecharakter  tragen 
mochte.  Den  Gilden  des  XIII.  Jh.  ist  das  geistliche  Element  noch  durchaus 
fremd.  Auch  Nitzschs  Ansicht  von  der  ursächsischen  Gilde  ist  haltlos,  die 
Schleswiger  fufst  auf  dänischem  Recht  des  XIII.  Jh.  Alle  dänischen  Gilden 
and  Gildenbünde  haben  ihren  Mittelpunkt  in  Skanör,  das  weist  auf  Han- 
sisches Vorbild.  Die  Waldemarurkunde  von  1177  ist  eine  Fälschung  aus 
Gildekreisen  (Kap.  5).  Im  6.  Kap.  wird  die  Erichs-  und  Swen-Legende 
kritisch  beleuchtet,  im  7.  die  Chroniken  mit  dem  Resultat,  dafs  die  Knut- 
Biographie  Elgins  nicht  gleichzeitig,  sondern  ein  Produkt  aus  Gildekreisen 
von  geistlicher  Hand  zu  Ringstedt  auf  Seeland  ist  —  Anh.  I.  vergleicht  das 
Schleswiger  and  das  erste  Flensburger  Stadtrecht,  sowie  jenes  mit  dem 
jütischen  Lov,  Anh.  IL  bringt  urkundliche  Beilagen.  S.  50  Z.  5  v.  u.  ist 
meines  Erachtens  den  alten  Stadtbürgern  Unrecht  gethan;  der  'leo'  war  keine 
Renommage ,  sondern  ist  nur  die  lateinische  Übersetzung  von  'ulf,  hwalf  nach 
der  von  den  Weifen  gewohnten  Weise,  Weif  =  catulus  =  leo  zu  gebrauchen. 
Nor  den  auf  den  Märkten  zur  Schau  geführten  Affen  setzten  sie  den  land- 
rechtlichen Wildtieren  hinzu.  —  Eine  'Geschichte  der  Bischöfe  Petrus, 
Ludolf  und  Friedrich  von  Ratzeburg,  1236 — 1257*  wesentlich  nach  dem 
mecklenburger  Urkb.  lieferte  L.  Viereck.1)  Die  Zusammenstellung  ist  fleifsig, 
aber  die  Auffassung  der  Verhältnisse  von  Klöstern  zu  Kaisern  und  Papst, 
der  Bischofswahl  und  ähnlicher  allgemeiner  Fragen  und  manche  Einzelstücke 
sind  nicht  richtig.  Die  von  Krantz  aufbewahrten  Verse  über  Ludolf  könnten 
ans  der  verlorenen  Reimchronik2)  stammen.  —  F.  Warnecke3)  macht  darauf 
aufmerksam,  dafs  Wappen  des  Holsteinischen  Adels  im  Siebmacherschen 
Wappenbuch  (Ausg.  von  Paul  Fürst)  vom  Jahre  1668  T.  V.  verwechselt 
oder  verkehrt  vorkommen  und  ebenso  in  die  Ausgabe  1734  übernommen 
töen,  vermutlich  auch  wieder  in  die  letzte.  Es  betrifft  die  Tafeln  150  und 
151,  wo  z.  B.  Krummendick  statt  v.  d.  Lancken,  Andersen  st.  Blome,  'Blume' 
8t  Buchwald,  Buchwald  st.  Brockdorf  etc.  angesetzt  sind.  —  In  F.  Lindners 
Skizzen  aus  Niederdeutschi  and* 4)  wird  wieder  auf  die  alte  von  Lappenberg 
a's  Fabel  erwiesene  Gröfse  Helgolands  hingewiesen.  Die  Sturmfluten  der 
Eiblande  und  Nordfriesen  sind  nicht  grade  historisch. 

Für  Lübeck  ist  wenig  anzuführen.  Konst.  Mettig  behandelt  den 
Familiennamen  und  die  Herkunft  des  (Rigaischen)  Erzb.  Frowold  v.  Vif- 
flüsen  (1348— 69) 6)  und  weist  nach,  dafs  die  Familie  aus  Lübeck  stammt 
*°d  nach  dem  Namen  ihres  dortigen  Erbes  (nachher  einer  Strafse)  heifst. 
^°ch  Bischof  Dietrich  I.  v.  Dorpat,  1303(4)  bis  nach  1313  (1318?),  war 
eia  von  Vifhusen,  nicht  Vishusen  oder  Fischhausen.  Fronwald  f  zu  Rom 
Zwischen  8.  Juni  1369  und  U.  Febr.  1370.  —  Über  den  Aufstand  in 
^•äbeck  1408  und  seine  Einwirkung  auf  Hamburg  berichtet  kurz  K.  Kopp- 
mann,6)  C.  Walther  besprach  die  Fastnachtspiele  der  Patrizier  in  Lübeck,7) 


1)  Dissert  v.  Rost  Rost,  BoldtscheHofbuchdr.  64  S.  —  2)  S.  Jahresber.  II,  2,  1691-*. 
*"*  3)  Dtsch.  Herold  XI,  160.  —  4)  D.  Gartenlaube  No.  51.  Das  Bild  S.  841  rieht  einer 
p  ***  Sturmflut  der  Nordsee  wenig  gleich.  —  5)  Mitteil,  aus  d.  Gebiete  d.  Gesch.  Liy-, 
f*~  U.  Kurlands  XII,  486—601.  —  6)  Mitt  d.  Ver.  f.  flamb.  Gesch.  3,  78.  Vgl.  auch  o. 
*  57.  —  7)  Bericht  Üb.  d.  Jahreaversamml.  d.  Yer.  f.  ndrd.  Sprachforsch,  in  Hildesheim  t. 
17~-20.  Mai  1880,  Zeitschr.  f.  d.  Philol.  12,  359. 


£[,158  XV1U.    *•  E.  H.  Krause: 

sich  anschliefsend  an  das  'Spil  von  der  rechtverdicheit*  (Jb.  d.  Ver.  HL).  Lübi- 
sche8  Recht  berücksichtigt  vorzugsweise  eine  Arbeit  von  Freund.1)  —  Eigen- 
tümlich ist  ein  in  Silber  getriebenes  Künstlerwappen  aus  dem  XV.  Jh.  aus  der 
Malergilde  in  Lübeck;8)  ein  unbekanntes  Künstlerwappen  ebendaher  bespricht 
F.  Warnecke.3) 

Aus  Hamburg  ist  der  Stoff  reichlich  bemessen.  K.  Koppmann 
machte  den  interessanten  Versuch,  die  i Wittighesten '  als  Korporation  der 
ausgeschiedenen  Ratsherrn  zu  erklären.4)  Hervorragend  ist  die  'Historische 
Topographie  der  Freien-  und  Hansestadt  Hamburg'  von  C.  F.  Gaedechens;*) 
sie  wird  ferner  nicht  zu  entbehren  sein  für  die  Geschichte  der  Umgegend. 
Da  nur  erste  Quellen  benutzt  sind,  räumt  sie  vielfach  auf,  namentlich  für 
die  älteren  Zeiten.  Wenn  der  Verf.  freilich  die  gröfseren  Dörfer  der  Um- 
gegend schon  zur  Frankenzeit  bestehen  läfst,  so  wird  dies  wenigstens  für  die 
Marschen  sehr  einzuschränken  sein.  Natürlich  greift  die  Darstellung  in  die 
Umlande ,  Holstein,  Lauenburg,  Lüneburg  (Harburg)  und  Bremen  (Altes  Land) 
hinüber,  namentlich  in  dem  Gewirre  der  wechselnden  Eibinseln.  Die  Ent- 
wicklungsgeschichte zerfällt  in  die  Zeit  1)  von  der  Entstehung  bis  1250, 
2)  bis  1400,  3)  in  4  Abschnitten  bis  1800.  4)  Unser  Jahrh.  füllt  ebenfalls 
4  Abschnitte.  Das  Werk  über  den  Dom6)  ist  noch  nicht  benutzt,  da- 
gegen die  Erwerbung  Ritzebüttels  und  Neuwerks  berücksichtigt.  Drei  Karten 
gröfsten  Mafsstabes  sind  beigegeben:  1)  Hamburg  um  1320  (1:6000), 
2)  um  1600,  von  Gaedechens  schon  1863  entworfen,  3)  1880  mit  sehr 
klarer  Eintragung  der  Grenzen  um  900,  1300,  1560,  1650  und  St  Georgs  von 
1700,  St.  Paulis  von  1845.  Die  Arbeit  rief  u.  a.  hervor  K.  Koppmanns 
Darstellung  der  topographischen  Verhältnisse  der  Altstadt  Hamburg  zu  Ende 
des  Xn.  Jh.,  woran  sich  Verhandlungen  mit  Gaedechens  und  Hübbe 
schlössen;7)  ferner  E.  H.  Wichmanns  Aufsatz  über  das  Alsterthal  in 
Hamburg,8)  die  Entstehung  der  Alsterbassins  etc.;  M.  Genslers  Beitrag 
zur  Hamburgischen  Kunstgeschichte  9)  über  Kirchenbauten.  Sodann  handelte 
K.  Wolters  über  den  Namen  der  St.  Petrikirche,10)  die  zuweilen  irrig  ab 
Petri  und  Pauli  vorkommt;  Koppmann  über  die  Lage  der  ältesten  Buch- 
druckerei Hamburgs  (des  M.  Johann  Borcherdes  1491),  n)  über  den  Pilatus- 
pool,18) eine  Ortsbezeichnung  nach  dem  Kaak  oder  Pranger,  der  in  Bremen 
noch  in  der  Franzosenzeit  'Pilatus*  hiefs,  und  über  die  'Scharfrichterpfennige' 
als  älteste  Hamburger  Medaillen13)  mit  Aufzählung  der  bekannten;  ferner 
gab  Lieutenant  M.  Bahrfeldt  (Stade)  einen  Beitrag  zu  den  Hamburgischen 
Münzmeistern14)  des  XV.  Jh.  Für  das  Hamburgische  Gebiet  am  Ausflufs  der 
Elbe  giebt  A.  Becker16)  eine  für  die  Entwickelung  der  topographischen 
Verhältnisse  brauchbare  Zusammenstellung,  die  sonst  historisch  ohne  Wert, 
aber  ein  passendes  Lesebuch  für  die  Umgegend  ist.  Auch  Ferd.  Lindners 
Skizze  'Auf  Neuwerk'16)  auf  welche  wir  für  die  Neuzeit  noch  zurückkommen, 


1)  S.  o.  8.76*  —  2)  Dtach.  Her.  11, 112.  -  3)  Ib.  S.  144  f.,  m.  Abbild.  —  4)  D.  Entwickig.  d. 
fttädt  Verhältnisse  Hamb.a  im  M.-A.,  Ber.  üb.  d.  General-Yeraamml.  d.  dtach.  Gesch.- Vor.  (a.  o. 
S.  146°)  im  Hamb.  Korreap.  v.  6.  Sept.  —  5)  M.  3  Karten.  2.  unver.  Aufl.  Hamb.,  Mauke 
Söhne.  383  S.  Aach  die  1.  Aufl.  mufs  1880  erschienen  sein.  —  6)  8.  Jahreeber.  II,  2, 
172»*.  —  7)  Mitt.  d.  Ver.  f.  Hamb.  Geach.  3,  No.  2,  S.  17  ff.  —  8)  Hamb.  Korreap.  No.  70 
v.  21.  März.  —  9)  Mitteil.  1.  c.  3,  137—144.  —  10)  Ibid.  8.  20—24.  —  11)  Ibid.  S.  38  £ 
—  12)  Ibid.  8  56.  —  13)  Ibid.  8.  65—71.  —  14)  Ibid.  8.  157—159.  —  15)  Cuxlura 
n.  d.  Amt  RitzebUttel.  M.  o.  Karte  (von  E.  Schulze).  Hamburg,  Meifsner.  (8),  248  S 
Vgl.  Weserzeitg.  1881,  No.  12245.  8.  Febr.  Morgenauag.  Petermanna  Mitteil.  27,  32.  — 
16)  Daheim,  16.  Jg.  (1879/80).  8.  825  ff. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  II  159 

ist  historisch  ohne  Wert;  wieder  soll  hier  die  Insel  viel  gröfscr  gewesen 
sein.  Auf  Hadeln  and  Neuwerk  in  älterer  Zeit  nehmen  auch  Rücksicht  C. 
Diercke  und  K.  Schröder.1) 

Üher  den  Hamburger  Viceprobst  (Lüneburger  und  Stader  Abt  und 
Zevener  Probst)  Dietrich,  f  1281  oder  1282,  den  Segeberger  (und  Zevener) 
Probst  und  Lübecker  Bisch.  Theodorich,  f  23.  Aug.  1210,  und  den  Sege- 
berger Probst  Dietrich  I,  1158 — 1162  hat  Ref.  eine  Untersuchung  ver- 
öffentlicht,2) und  J.  F.  Voigt  behandelte  Leibrenten  vertrage  der  Stadt 
Hamburg  im  XV.  Jh.  und  Reich skriegshülfe  Hamburgs  im  Mittelalter.3) 
Koppmanns  Berechnung  der  Einwohnerzahl  aus  den  Listen  der  Neubürger 
richtet  sich  gegen  Laurent;4)  derselbe  gab  einen  Beitrag  zur  Geschichte  der 
öffentlichen  Anklage  in  Hamburg6)  (sakewald  und  vorsprake)  sowie  eine  ganze 
Reihe  kleinerer  kulturhistorischer  Notizen:  "Von  Herrn  Stoltenberg',  'Ham- 
burger Herberge  zu  Wismar',  'Glockeninschrift  von  1485',  (Hendrik  und  Simon 
Wagheveins  oder  Wetghepeins),  'Richard  von  Berst',  Führer  der  flandrischen 
Gesandtschaft  nach  Hamburg  1391,  f  1392;  'Das  Haus  der  Hölle'  (1284, 
tor  Helle,  dat  Hellehus,  infernus),6)  'Gerechtsame  der  Schuhflicker',7)  'Wetten 
und  Kronenstechen'  (=  nicht  scharf  rennen),8)  letzteres  auch  für  Rechtsge- 
schichte interessant;  daran  reiht  sich  an  J.  F.  Voigt  'die  Lübischen  Buden' 
in  Hamburg9)  und  H.  W.  C.  Hübbe  'Gojenschie&en'.10)  Schon  1379  kommt 
der  Goje  (Papagei),  auch  1464  der  'psiticus'  zum  Vogelschiefsen  vor.  — 
Klaus  Störtebeker  und  die  Vitalienbrüder  sind  abermals  pseudowissenschaftlich, 
einfach  nach  den  abgethanen  Märchen  mit  Stürzbecher  und  Brotspenden  in 
Verden,  von  Osk.  Schwebel  behandelt;11)  auch  der  Zug  des  Hochmeisters 
gegen  Wisby  1398  nimmt  an  der  unhistorischen  Erzählung  teil. 

Für  Mecklenburg  liegen  zwei  gröfsere,  wenn  auch  nicht  einheitliche  Be- 
arbeitungen über  das  ganze  Gebiet  der  Geschichte  vor.  Ad.  Pentz'  (Pastor 
zu  Zabel)  'Erzählungen  aus  der  Meklen burgischen  Geschichte'1*)  für  Schule 
und  Haus  entsprechen  letzterem  Zwecke  um  so  mehr,  als  er  Sachkenner 
i&  Gegen  ihn  richten  sich  mehrfach  B.  Leskers18)  (kath.  Pfarrer  in  Zell- 
hansen) 'Historische  Skizzen',  die  hauptsächlich  für  die  Neuzeit  in  Betracht 
kommen.  Die  älteren  Partieen  sind  durchweg  aus  zweiten  Quellen  und  nicht 
immer  an  sich  zuverlässig,  dazu  aber  durchgängig  katholisch-antireformatorisch 
und  teilweise  gehässig.  —  F.  Malchows  'Geschichte  des  Klosters  Doberan 
*on  1300 — 1350'14)  ist  eine  von  den  bekannten  Rostocker  Dissertationen, 
welche  auf  dem  Meklenburger  Urkundenbuche  sich  aufbauen.  Die  fleifsige 
Schrift  hat  das  einschlägige  Material  erschöpfend  ausgenutzt.  —  Nachträg- 
liche genealogische  Notizen  erhalten  wir  'über  die  von  Walsleben.' 16)  Die 
nach  Bremen  und  Verden  weisenden  Nachrichten  aus  des  Rostocker  Prof.  Dr. 

1)  Heimatskde.  d.  Hzgt  Brem.  u.  Verd.  u.  d.  Landes  H.  M.  1  Karte  v.  Georg  Lange. 
°{*le,  Pockwitz.  135  S.  —  2)  Aren.  d.  Stader  Ver.  f.  Gesch.  etc.  7,  133—145.  —  3)  Berichte 
**•  d-  Generalyersamml.  d.  Gesamrotver.  etc.  —  4)  Mitteil  etc.  3,  122—125.  —  5)  Ibid. 
S-  154—156.  —  6)  Alle  in  d.  Mitt.  3,  100—104.  Ein  Hellehaus  auch  in  Quedlinburg. 
*waere  Nachweise  vom  Ref.  im  Jahrb.  d.  Ver.  f.  niederd.  Sprachforsch.  5,  128.  Zu  Waghe- 
*?"*  vgl.  noch  Mitt.  1.  c.  S.  145.  —  7)  Mittoil.  3,  135  f.  —  8)  Ibid.  S.  54  f.  Das  Bild 
*****  solchen  'kränke',  fast  wie  eine  kurze  dreizackige  Forke  s.  im  Anz.  f.  Kde.  deutsch.  Vor- 
J*  tt,  Sp.  103  f.  —  9)  Mitt.  3,  125  f.  —  10)  Ibid.  S.  131—133  —  11)  Beil.  d.  (Angs- 
°y&«r)  Allgem.  Zeit  No.  251  u.  253.  —  12)  Wism.,  Rost  u.  Ludwigslust  Hinstorff.  170  S.  — 
*»)  Aug  Mecklenburgs  Vergangenheit  Mit  e.  Anhang:  Wismar.  (Sep.  aus  Scheebens  Pe- 
™&  Blättern,  9,  21  ff.  u.  ö.)  Regensbnrg,  New- York,  Cincinnati,  Pustet  VI,  159  S.  Sehr 
J^fcch  sind  8.  129  die  «Likendelor*  durch  «Leichentheiler'  übersetzt  —  14)  Rostock, 
toWtighe  Hofbuchdr.     84  S.  —  15)  Dtsch.  Herold.  11,  34. 


11,160  XV1I1.  K.  E.  H.  Krause. 

theol.  Bog  er  'Etherologium'  hat  Ref. ])  abdrucken  lassen.  Ober  die  Burgruine 
von  Tüzen  berichtete  B.  Schmidt,2)  über  die  mittelalterlichen  'Malereien 
der  Kirche  in  Teterow'  (Mitte  des  XIV.  Jh.)  und  die  'Malereien  am  Gewölbe 
der  Kirche  zu  Gnoien'  (3.  Viertel  des  XIII.  Jh.),  sowie  über  den  Altarschrein  der- 
selben Kirche  (um  1500)  Crull3).  Lisch  besprach  einen  Teterower  Leichen- 
stein von  1399  (v.  Kumpeshagen)  und  eine  frühere  Glocke  von  Döbbersen  von 
1429  und  dem  Giefser  Hans  Rode.4)  'Das  Salve  regina  auf  Taufbecken'  be- 
handelte Fr.  Schneider  (Mainz),5)  wobei  als  das  umfangreichste  Beispiel  das 
grofse  künstlerische  Bronzetaufbecken  von  1290  in  der  Marienkirche  za 
Rostock  genannt  wird.  Ein  Leumundszeugnis  des  Magistrats  in  Fürstenberg 
für  den  Gewandschneider,  spätem  Bürgermeister  in  Frankfurt  a.  0.  Petei 
Brame  wurde  am  8.  Dez.  im  Verein  f.  Geschichte  der  Mark  Brandenburg 
mitgeteilt.6) 

Für  Pommern  liegt  aus  dem  Nachlasse  Lehmanns7)  eine  sorgsame 
Berechnung  der  Entfernung  der  zwei  pommerschen  Missionsreisen  Ottos  von 
Bamberg  vor,  durch  welche  ihre  Widersprüche  ausgeglichen  werden  sollen. 
E.  Dombrowski8)  berührt  die  Kreuzpredigt  und  Teilnahme  Anselms  von 
Havelberg  am  Kreuzzuge  Heinrichs  d.  Löwen  gegen  Abodriten  und  Pommern 
dann  aber  auch  die  Reduktion  des  Bist.  Havelberg  von  13  auf  6,  nachher 
auf  5  Gaue,  während  die  verlorenen  meist  an  Wollin  fielen.  Die  wichtigste 
Erscheinung  der  pommerschen  Geschichte,  Th.  Pyls  'Geschichte  des  Cister- 
cienserklosters  Eldena',  für  1880  erst  1881  ausgegeben,  behalten  wir  uns 
für  das  nächste  Jahr  vor.  —  Die  Belehnung  des  Lübbeke  v.  Köthen  durch 
Ulrich  v.  Dewitz  (11.  März  1385),  den  Enkel  des  ersten  Gfh.  Ulrich  von 
Fürstenberg  (v.  Dewitz.)  bringt  v.  Bülow*).  Fürstenberg  ist  den  Dewitz 
nicht  durch  Felonie  verloren  gegangen,  sondern  wahrscheinlich  durch  Ver- 
kauf behufs  Teilung.  Über  mittelalterliche  Wandmalereien  in  Katzow  bei 
Wolgast  (Kirche  aus  dem  XIV.  oder  XV.  Jh.)  berichtet  der  dortige  Pastor 
Kasten.10)  —  Nach  einem  Wolliner  Denar  des  Lübecker  Fundes  (1879)  hat 
Dannenberg  jetzt  die  früher  Gnoien  in  Mecklenburg  zugeschriebenen  De- 
nare mit  halber  Lilie  und  halbem  Stern  als  Wolliner  erkannt11)  Gelegentlich 
der  Fischerei-Ausstellung  in  Berlin  wurden  in  allen  Zeitungsberichten  **)  sehr 
alte  Innungsurkunden  erwähnt,  so  ein  Dokument  der  Fischer  zu  Greifen- 
hagen in  wendischer  (!)  Sprache  von  1400  und  eine  Urkunde  der  Fischer- 
innung von  Neustadt  in  Holstein  1474. 

Bezüglich  der  Biographieen  verweisen  wir  wieder  einfach  auf  die 
beiden  1880  erschienenen  Bände18)  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie. 
Die  pommerschen  Namen  aus  deren  ersten  10  Bdn.  hat  v.  Bülow  zusammen- 
gestellt.14) Aufserdem  hat  R.  Stintzing16)  einige  Juristen  besprochen,  die 
noch  ins  Mittelalter  gehören,  so  Joh.  v.  Stynna  oder  Scynna,  später  bis 
1342  Abt  von  Colbatz.  Stintzing  glaubt,  er  gehöre  wahrscheinlich  dem  in 
jener  Gegend  angesessenen  Adelsgeschlechte  von  der  Zinne  an,  andere  lassen 
ihn  nach  dem  thüringischen  Kloster  Scinna  benannt  sein.  Auch  im  Hanno- 
verschen gab  es  ein  Kloster  des  Namens,  und  noch  später  nannten  sich  die 


1)  Archiy  d.  Stader  Vor.  f.  Gesch.  etc.  7,  141—145.  —  2)  Ib.  d.  Ver.  f.  Meckleab. 
Gesch.  45,  272.  —  8)  Ibid.  S.  274—288.  —  4)  Ibid.  S.  289  f.  —  5)  Anz.  i  Kde.  deutsch. 
Vorz.  27,  Sp.  279  ff.  —  6)  Dtsch.  Reichaanz.  No.  293  v.  13.  Dez.  S.  4.  —  7)  Balt  Stnd. 
30,  159—168.  —  8)  Ans.  v.  Hav.,  Dias.  Königsb.  i.  P.  IV,  55  S.  —  9)  Balt  Stad.  30, 
203—206.  —  10)  Ib.  S.  119  f.  -  11)  Ib.  S.  120  f.  —  12)  Z.  B.  Rostock.  Ztg.  No.  160  ▼. 
11.  Juli.  —  13)  S.  o.  Kap.  XXXVII.  —  14)  Balt.  Stud.  30,  237—245.  —  15)  Gesch.  d. 
dtsch.  RechtAwisaeiiscfc.,  s.  o.  S.  771. 


Mark  Brandenburg.  11,161 

Mönche  gern  nach  ihrem  ersten  Kloster,  wie  der  Verfasser  des  Defemorium 
juris  Gerhardns  de  Rivo  St.  Mariae  um  1414.  Noch  erwähnt  St.  Johannes 
Vota  aas  Soest  in  Rostock  und  Lübeck  und  Arn.  Westphal,  1419 — 66 
Bischof  von  Lübeck. 

Zur  Kalenderkunde  publizierte  Rob.  Hasenjäger  ein  Bruchstück 
eines  niederdeutschen  Menologiums  (Pergament  d.  XIV.  Jh.)  für  den  9.  bis 
13.  Nov. l)  Selbstverständlich  berührt  die  Litteratur  über  speziell  hansische 
Geschichte  vielfach  auch  unsere  Landschaft. 


XIX. 

J.  Jastrow. 

Mark  Brandenburg. 

Für  die  Geschichte  der  Mark  Brandenburg  kommt  auch  in  diesem  Jahre 
die  Prähistorie  mehr  als  für  andere  Provinzen  in  Betracht.  Keine  an- 
dere deutsche  Landschaft  besitzt  einen  Mittelpunkt,  wie  diese  an  Berlin  hat, 
mit  einer  so  wohl  organisierten  Polizei  aufmerksamer  Anthropologen,  die  be- 
ständig neue  Razzias  Dach  prähistorischen  Funden  abhält,  sorgfaltig  über 
die  Erhaltung  der  von  unerfahrener  Hand  gemachten  Funde  wacht,  und 
endlich  unablässig  mit  der  Durcharbeitung  des  gewonnenen  Materials  be- 
schäftigt ist  In  ihren 'Verhandlungen'*)  wird  naturgemäß  der  dem  Sitze  der 
Gesellschaft  zunächst  liegenden  Provinz  eine  besonders  reiche  Berücksichtigung 
zuteil.  So  giebt  Jentzsch3)  ein  Verzeichnis  der  römischen  Münzfunde  aus 
der  Niederlausitz.  Derselben  Gegend  (meist  Muskau  und  Spremberg)4)  ge- 
hören die  von  v.  Schulenburg  übersandten  prähistorischen  Altertümer  an. 
Alfieri6)  bespricht  einen  Burgwall  zwischen  Neuzelle  und  der  jetzigen 
Oder,  M.  Erdmann6)  eine  Anzahl  Scherben,  die  auf  dem  Weinberge  zu 
Oblath  (bei  Züllichau)  gefunden  sind.  Hirschberger7)  berichtet  über 
das  Gräberfeld  und  den  Ringwall  von  Tornow  (bei  Lübbenau).  Die  hier  ge- 
fundenen Geräte  zeigen  die  verschiedenartigsten  Formen  von  den  rohestcn 
bis  zu  den  zierlichsten  nebeneinander;  noch  auffallender  ist,  dafs  die  Gräber 
seiht  ganz  hügelförmig  sind,  während  die  in  dieser  Gegend  bisher  entdeckten 
l  rnenfelder  eben  sind.  Diese  ebene  Gestaltung  ist  möglicherweise  erst  durch 
feackerung  der  Felder  herbeigeführt;  noch  jetzt  zeigt  sie  hie  und  da  kleine 
Erhöhungen,  so  dafs  wir  vielleicht  gerade  in  den  Gräbern  von  T.  die  ur- 
sprüngliche Gestalt  vor  uns  haben  und  künftig  die  Lausitzer  Urnengräber 
einer  Art  der  Hügelgräber  zurechnen  müssen8.) 

Ein  Schädelfund  (nebst  Bronzenadel)  aus  Spandau9;  gab  zu  einer  Er- 
örterung über  den  Spandauer  'Kolk'  Anlafs:  das  Wort  soll  nicht  eine  Richt- 


1)  Bali  Stad.  30,  107—202.  —  2)  Im  Anhange  d.  Ztechr.  f.  Ethnol.  1880.  XII.  — 
3)  8.  132.  —  4)  8.  294.  —  5)  S.  224.  —  6)  S.  142.  —  7)  S.  292.  —  8)  Virchow, 
8  294.  —  9)  S.  156,  193. 

HistorUohe  Jahresberichte.    1880.    II,  11 


11,162  XIX-    J-  J»»trow: 

statte,  sondern  ursprünglich  einen  Sumpf  oder  ein  Wasserlocb  bezeichi 
haben.  —  Das  märkische  Museum1)  ist  bereichert  worden  durch  ein  Geschei 
des  Reichsgrf.  Solms  von  200  Wendenpfennigen,  welche  bei  Clementinenli 
nahe  Sonnenwalde  (Er.  Luckau)  gefunden  sind.  Sie  zeigen  das  (unten  näh 
zu  besprechende)  Gepräge  aller  dieser  Münzen  und  werden  von  E.  Friede! 
um  1050  gesetzt;  merkwürdiger  sind  die  Funde  menschlicher  Gerippe 
der  Uckermark,  welche  ganz  ohne  Beigabe  von  Metall  sind  und  daher  ein 
sehr  alten  Zeit  anzugehören  scheinen. 3)  Mit  der  von  Friedel  gegebenen  G 
samtübersicht  über  die  Accessionen  des  Museums4)  ist  sodann  der  offiziel 
( Verwaltungsbericht' 6)  zu  vergleichen;  auch  diesmal  hat  die  Abteilung  für  Vc 
geschichte  den  bedeutendsten  Zuwachs  erhalten  und  weist  bereits  gegi 
10  000  Nummern  auf;  der  Bericht  ordnet  die  Fundstücke  übersichtlich  na« 
preufsischen  Kreisen. 

Während  diese  Arbeiten  mehr  den  regelmäfsigen  Fortgang  der  pr 
historischen  Forschung  bekunden,  ist  für  diese  das  J.  1880  in  vielfach 
Beziehung  noch  ein  besonders  ergiebiges  gewesen.  In  Berlin  selbst  hab< 
bei  Gelegenheit  der  Kanalisation  ausnahmsweise  viele  Ausgrabungen  stal 
gefunden.6)  Am  Spittelmarkt,  wo  einzelnes  schon  1876  bei  der  Kabelleguj 
entdeckt  worden  war,  wurde  ein  ganzer  Kirchhof  bloßgelegt.  Die  Leicht 
sind  fast  mumifiziert,  und  eine  genaue  chemische  Analyse  hat  gezeigt,  ds 
ihnen  Kalk  und  Teer  beigegeben  worden:  vielleicht  haben  wir  es  nicht  n 
einem  ordentlichen  Begräbnisplatz,  sondern  mit  einem  Pestkirchhof  zu  tira 
Eine  chronologische  Bestimmung  ist  jedoch  nicht  möglich;  den  einzigen  A 
halt  könnten  allenfalls  die  Sargnägel  geben,  welche  an  der  einen  Breitsei 
eine  bis  nach  unten  laufende  Furche  haben.  —  Die  auf  dem  Petriplatz  g 
fundenen  Leichen  scheinen  dem  ehemals  um  die  Kirche  herum  gelegen! 
Kirchhof  anzugehören.  Besonders  ergiebig  waren  die  auf  dem  Schlofspla 
vom  Kronprinzen  veranlafsten  Grabungen  nach  der  früheren  Fürstengruft. 
Eine  genaue  Altersbestimmung  der  aufgefundenen  Schädel  hat  sich  aber  nie 
ermöglichen  lassen.  Virchow  hält  die  Mehrzahl  für  mindestens  1 — 2  Jah 
hunderte  alt.  Trotz  dieses  geringen  Alters  gehört  diese  Untersuchung  iuu 
Methode  und  Ergebnis  der  Forschung  noch  zur  Prähistorie.  Besonders  an 
fallend  ist  die  Zahl  der  grofsen  Schädel  ('Kephalonen') ,  welche  ganz  d« 
niederdeutschen  Form  von  den  Eibmarschen  bis  Westfriesland  und  übe 
haupt  in  Nordwestdeutschland  entspricht.  Dies  stimmt  sehr  gut  zu  den  Unte 
suchungen  R.  Schröders,8)  welcher  auf  Einwanderungen  in  die  Mark  i 
XI.,  XII.  und  XIII.  Jh.  gerade  von  Flandern,  Friesland  und  Westfalen  hl 
gewiesen  hat.  —  Daneben  kommen  besonders  Chamaecephalen  vor,  wie  m. 
sie  sonst  unter  den  Nordseeanwohnern  findet;  endlich  auch  Exemplare  v 
'eigentlich  slawischem  Typus  mit  Annäherung  an  cechische  Formen'.  Est 
für  die  Ethnographie  des  alten  Berlins  nicht  unwichtig,  dafs  die  Anzahl  m 
letzteren  verhältnismäfsig  gering  ist.9) 

Den  Glanzpunkt   für   die  prähistorischen  Studien   bildete   die  XI.  all 
meine    Versammlung    der    deutschen    Gesellschaft    für  Anthropologie  etc. 
Virchow  u.  v.  Schulenburg  bereiteten  für  dieselbe  eine  Exkursion  in   < 
Spreewald  vor,  welcher  wir  eine  ganze  Reihe  wissenschaftlicher  Aufsätze  in  € 


1)  Über  welches  Tgl.  Jahresber.   I,   296.    —   2)  Verhandl.  S.  225.    —    3)  S.  226- 
4)  S.  23-28.  —   5)  Verwaltungsberichte  d.  Magwtr.  z.  Berl.    VII.  Ber.  üb.  d.  Mirk.  Prc 
Mas.     (Beil.  z.  Koramunalblatt)  —  6)  Virchow,    Verhandl.  S.  229.  —  7)  S.  n.  III,  4- 
—  8)  S.  o.  S.  2911.  —  9)  Vgl.  hierzu  o.  S.  160*.  —  10)  Vgl.  o.  S.  149". 


Mark  Brandenburg.  11,163 

'Verhandlungen'1),  sowie  in  der  'Zeitschrift'8)  der  Gesellschaft  zu  verdanken 
haben.    Eine  Zusammenstellung  der  3  hervorragendsten  unter  ihnen  ist  als  Fest- 
schrift erschienen.3)     Ihr  gemeinsames  Hauptresultat  ist  die  Bestätigung  der 
bereits  vielfach  von  Virchow  hierüber  geäufserten  Ansichten.     Hiernach  giebt 
es  für  diese  Gegenden  eine  besondere  'Steinzeit'  nicht;  die  Steinfunde  stammen 
vielmehr  aus  der  Bronze-  oder  gar  aus  der  älteren  Eisenzeit.    Dafs  es  eine 
vorgermanische  Bevölkerung  gegeben  habe,  ist  an  und  für  sich  nicht  unwahr- 
scheinlich; ob  diese  aber  eine  keltische  oder  eine  andere  gewesen,  läfst  sich 
nach  den  Fundstücken  nicht  entscheiden.  Unter  diesen  sind  verhältnismäfsig  die 
ältesten  die  merkwürdigen  beiden  Bronzewagen  von  Burg,  welche  auf  Etrurien 
hinzuweisen  scheinen,    ebenso  wie  die  in  ihrer  Nähe  gefundenen  Stücke.  — 
Von  den  Funden  der  Folgezeit  nimmt  V.  fast  sämtliche  Gräberfelder  für  die 
germanische,  die  Wälle  für  die  slawische  Zeit  in  Anspruch  (während  andere 
Forscher  der  umgekehrten  Ansicht  sind);  demgemäfs  ist  für  die  germanische 
Zeit  das  Fundmaterial  besonders  reichhaltig.    Auch  den  Ltitchen-  oder  Lutgen- 
berg  rechnet  V.  mit  Beziehung  auf  seinen  Namen  (?)  hierher;  und  da  mit  dem 
Geräte  dieses  Gräberfeldes  die  Scherben  vom  benachbarten  Schlofsberge  überein- 
stimmen, so  werden  auch  die  Einschliefsungen  des  letzteren  in  die  vorslawische 
Zeit  gesetzt.     Für  den  Verkehr  der  hier  einst  ansässigen  Germanen  mit  Rom 
beruft  sich  V.  nicht  nur  auf  die  Münzfunde,  sondern  auch  auf  eine  seit  Zeufs 
wenig  beachtete    Stelle   im    Monum.  Ancyranum:    et  Semnones    et  eiusdem 
tractug  alii  Germanorum  populi  per  legatos  amicitiam  meam   et   populi  Ro- 
mani  petierunt. 4)     Zu   den  Burgwällen  (Schanzen,  Borchelte),  die  für  Über- 
bleibsel der   slawischen   Zeit  gelten  sollen,   rechnet  V.   auch  das   Burglehen 
bei  Steinkirchen  und  den  Batzlin,    einen  Punkt  bei  Lübbenau,    den  er,  man 
möchte  fast  sagen,   entdeckt  hat.     Hier  zeige  sich  recht  deutlich   'die  Über- 
eiuanderschichtung    der    älteren    vorslawischen    Schicht    durch    eine   jüngere 
slawische'.     Das  Volk  hält  alle  diese  Wälle    für    sehr   jung   und    nennt   sie 
wohl  gar    'Schwedenschanzen' ; 5)    indes    auf  Anlage    in    neuerer  Zeit   führt 
keine  Spur. 

Mit  der  Versammlung  war  eine  prähistorische  Ausstellung  verbunden, 
deren  Katalog  bestimmt  ist,  eine  dauernde  Grundlage  für  die  Studien  auf 
diesem  Gebiete  abzugeben.6)  In  denselben  sind  20  Sammlungen  aus  11 
^firkischen  Ortschaften  aufgenommen,  von  denen  die  Gubener  durch  Jentsch, 
***e  Sorauer  (Haus  Jessen)  durch  Krug,  die  Müncheberger  durch  Kuchen- 
/\?cn  orientierende  Einleitungen  erhalten  haben.  Berlin  ist  nur  mit  den 
^Abbildungen  prähistorischer  Gefäfse  und  Geräte*  der  Gebrüder  E.  und 
**•  Krause  vertreten.  —  Das  besonders  erschienene  Verzeichnis7)  der  öffent- 
jl^hen  und  privaten  Sammlungen  Deutschlands  fügt  aus  der  Mark  noch  etwa 
4®   fernere  Sammlungen  hinzu  und  ordnet  das  gesamte  Material  nach  Fund- 


1)  Virchow  über  Gräberfelder  u.  Bargwälle  von  Ragow  bei  Lübben,  über  Rundmarken 

"l       der  Kirche    von   Steinkirchen    uud  über  das   Barglohen   bei   Lübben,    Verhandl.    S.    94; 

.  e*8.:  Exkurs,  n.  d.  Spreew.,  naraentl.  n.  Burg  u.  d.  Batzlin,  ibid.  S.  144. —  2)  v.  Schulen - 

***g,  D.  Giebelvorzierungon  in  Norddoutschland   (vgl.  o.  S.  1525);   der  Schlofsberg   zu  Burg 

**   <i.  Spree   (S.  237);   Bemerkungen  z.  prähist.  Karte  v.  Burg   (S.  245);   d.  Steine  im  Volks- 

^}*Tiben  d.  Spreewaldes  (S.    252).    --    Virchow,    D.   Spreewald  u.   d.   Lausitz   (m.  Karte) 

l*V   222).   —    3)   D.  Spreewald   u.   d.  Schlofsberg  v.  Burg,  prähist.  Skizzen  von  Virchow  u. 

*;  Schulen  bürg.     Mit  2  Karten.     Berlin,  Wiegandt,  Hempel  &  Parey.    77  S.  — -   4)  Über 

r**  Handclswege  durch  die  Mark   zur  Zeit  der  Boraer  wurde  auch  gehandelt  in  dem  Münche- 

***ger  Ver.  f.  Heimatskunde;  die  Quelle  ist  nicht  angegeben.    Sitz.-Ber.  v.  7.  Dez.  (Nicht  im 

«achh.)  —  5)  Vgl.  o.  S.  149  u.  S    170*.  —  6)  Vgl.  o.  S.  149".  —  7)  Supplement  s.  ebda, 

IX* 


11,164  XIX.    J.  Jastrow: 

Derselben  festlichen  Veranlassung  entstammt  endlich  eine  zusammenfassende 
Stndie  von  Friedel1)  über  die  Umgegend  von  Berlin,  welche  von  den  prä- 
historischen Forschungen  von  jeher  am  reichsten  bedacht  worden  ist.  Ihre 
'Urgeschichte1  entzieht  sich  unserer  Kenntnis;  keiner  von  den  zahlreichen  Fun- 
den stammt  aus  der  Tertiärzeit.  Die  vielleicht  ans  Septarienthon  gefertigten 
Urnen  von  Hermsdorf  sind  verhältnismäfsig  jung.  Es  werden  daher  nur  die  geo- 
logischen Fragen  der  beiden  nächsten  Perioden  des  Diluviums  u.  Alluviums  er- 
örtert, teilweise  mit  reichlicher  Litteraturangabe  namentlich  über  die  Frage  der 
ehemaligen  Vergletscherung  der  Umgegend  Berlins.  *)  —  Die  Abteilung  'Vor- 
geschichtliches' wird  sodann  mit  einer  meist  wörtlichen  Anführung  sämtlicher 
Fundberichte  eröffnet,  der  eine  Obersicht  der  Funde  nach  der  politischen 
Geographie  und  sodann  nach  natürlicher  Gruppierung  folgt.  Diese  letztere 
zeigt,  dafs  auch  hier  der  Zug  der  Kultur  zunächst  die  Flufsthäler  entlang  ge- 
gangen ist.  Oberreste  ehemaliger  menschlicher  Thätigkeit  weisen  für  eine  graue 
Vorzeit  an  den  Ufern  der  Spree  und  der  Havel  das  lebhafteste  Kulturleben 
auf:  an  der  ersteren  dieser  beiden  Strafsen  mufs  Köpenick  ein  Hauptort  ge- 
wesen sein  und  sich  an  dasselbe  Aufsah wärts  eine  Anzahl  anderer  Ansied- 
lungen  auf  den  kleinen  Inseln  und  Halbinseln  von  Treptow,  Stralau,  Rum- 
melsburg bis  Charlottenburg  und  Lietzow  angereiht  haben,  in  deren  Mitte 
sich  auch  schon  an  der  Stelle  des  heutigen  Berlin  menschliche  Ansiedelungen 
befunden  haben  müssen.  Mit  dieser  Strafse  zusammen  gewährt  die  nord- 
südliche der  Havel  (vom  Tegeler  See  über  Spandau  und  Picheiswerder  hin- 
weg) die  Hauptfundstätten  in  Gestalt  eines  liegenden  H  ;  in  seinem  nörd- 
lichen und  südlichen  Winkel  liegen  als  3.  und  4.  Gruppe  die  des  Barnim 
und  des  Teltow,  deren  Zusammenhang  nicht  so  klar  ist.  Andere  Funde  sind 
ganz  vereinzelt.  Das  historische  Facit  ist,  dafs  man  wie  die  Tertiärzeit,  so 
auch  noch  das  Diluvium  ausscheiden  mufs,  da  die  Fundstücke  aus  demselben, 
von  der  Drift  stark  abgerieben  und  transportiert,  bei  der  Ungewißheit  ihrer 
Provenienz   nicht  als  Quelle  zur  Geschichte  des  Fundorts  verwendet  werden^ 

dürfen.  —  Die  Alluvialepoche  zerfällt  in  zwei  scharf  geschiedene  Abschnitte 

Die  Stein-  und  Bronzefunde  gehören  dem  höheren,  erst  die  Eisenfunde  dei 
niederen  Lande  an.  Da  F.  den  Obergang  von  der  Bronze  zum  Eisen  in  die 
Periode  der  Völkerwanderung  setzt,  so  weist  er  jenen  ersten  Abschnitt  dei 
germanischen,  den  zweiten  der  wendischen  Bevölkerung  zu.  Dafs  die 
nur  die  höher  gelegenen  Punkte  oecupierte,  erklärt  sich  aus  dem  damaliges 
Niveaustande  des  Wassers;  die  Slawen  müssen  auf  ihren  Wällen  und  Pfahl 
bauten  fast  ein  Amphibienleben  geführt  haben,  wie  sie  ja  in  der  That  ii 
Gegensatz  zu  den  Germanen  nicht  von  der  Jagd,  sondern  vom  Fiscbfai 
lebten.  In  Berlin  selbst  sind  die  Spuren  der  Slawen  mehr  am  rechten  Spre 
ufer  (Alt-Berlin)  vorhanden,  weniger  in  Colin.  Bis  heute  haben  sich  a~ 
der  Wendenzeit  die  'Kieze'  erhalten  (ursprünglich  künstliche  Fischerstätt 
auf  Pfahlbauten),  eine  grofse  Anzahl  Fischnamen  (Ükley,  Plötz),  endlich 
Bezeichnung  Pritzstabel  für  den  Fischereibeamten  (von  pristaw,  Vogt)8) 
Wenn  Berlin  auch  damals  nicht  an  der  Haupthandelsstrafse  lag,  welche 
Oder  entlang  nach  Juiin  (Wollin)  führte,  so  scheint  diese  Gegend  denn«*oI 
schon  an  dem  Verkehr  lebhaften  Anteil  genommen  zu  haben  durch  den  hei- 
ligen Bielbogsweg,    welcher  im  Zuge  der  heutigen  Chaussee-  und  Müllers tr. 


1)  Vorgeschichtl.  Fände  aas  B.  u.  Umgeg.  Featschr.  f.  d.  XI.  allg.  Yen.  der  dentschei 
Ges.  f.  Anthropol.  etc.  (Schriften  des  Vor.  f.  d.  Gesch.  d.  St  Berl.  XVIL)  VI,  115  S. 
(Schon  in  2.  Aufl.)  —  2)  Hierzu  vgl.  o.  S.  5'.  --  3)  S.  Jahresber.  I,  303. 


Mark  Brandenburg.  11,165 

Aber  Rappin  und  das  Obotritenland  zur  Ostsee  führte.    -  Sonst  wurde  noch 
aulgedeckt    ein    anscheinend  umfangreicher  Urnenkirchhof   bei   Lietzen   (bei 
Müncheberg):    6   Gef&fse    erinnern    an   die,    welche   schon   in  benachbarten 
Ortschaften  gefunden  sind;    wulstige  Randstücke,    vermutlich  von  Schüsseln, 
waren   denen   von   Burg   im   Spreewalde    ähnlich.1)    In  Müncheberg  selbst 
wurden  in  einem  Moorboden,    der  wohl  ehemals  Pfahlbauten   trug,    Boots- 
utensilien gefunden, *)   sowie   auf   dem  Spitzenberg   zwei  Schädel.8)  —  Von 
dem  Heinersdorfer  Runenstein4)  steht  nun  die  Unechtheit  fest;  seine  Inschrift 
ist  nach  den  Aussagen  älterer  Leute  in  den  ÖOer  Jahren  von  dem  damaligen 
Besitzer  zum  Scherz  eingemeifiselt.    Der  Streit,   ob  dies  nach  einer  Runen- 
vorlage geschehen,    oder   ob  die  Zeichen  in  hebräischen  Buchstaben  'Rune- 
thaT  bedeuten,  wie  von  demselben  Besitzer  das  in  der  Nähe  gelegene  Vor- 
werk genannt  wurde,    ist  historisch  irrelevant.5)     Die  zahlreichen  ( Wenden- 
pfennige'6)   weist   Friedel    im   Gegensatz    zu   Dannenberg   nicht    deutschen, 
sondern  wendischen  Meistern  zu.  —  Die  geringen,  aber  wohlbekannten  Quellen- 
nachrichten über  diese  Zeit  stellt  F.   zusammen  von    den  Byzantinern   des 
VI.  Jh.  bis  auf  Ottos  d.  Gr.  Stiftungsurkunde  für  Havelberg   und  die   Er- 
oberungen Albrechts  des  Bären. 

Mit  dem  Auftreten  der  Askanier  schliefst  die  Prähistorie  der  Mark. 
Urkunden  und  Schriftsteller-Nachrichten  ermöglichen  eine  historische  Be- 
handlung der  folgenden  Zeit,  trotzdem  ist  alljährlich  die  Litteratur  über  die 
nun  beginnende  Periode  weit  dürftiger,  als  über  die  vorangegangene.  Unter 
Albrecht  d.  Bär  war  Bischof  v.  Havelberg  der  Prämonstratenser  Anselm,  der 
Freund  Wibalds  von  Corvey,  geboren  um  1090,  vielleicht  aus  der  Rhein- 
gegend stammend.  Ausgezeichnet  durch  diplomatisches  Geschick  nicht  minder 
wie  durch  Gelehrsamkeit,  kam  er,  zwischen  15.  März  und  30.  Juni  1129, 
durch  seinen  Lehrer  Norbert  nach  Havelberg  berufen,  an  den  kaiserlichen 
Hof,  wo  er  von  drei  Kaisern  Lothar,  Konrad  und  Friedlich  I.  zu  wichtigen 
Sendungen  verwendet  wurde,  z.  B.  als  Gesandter  nach  Konstantinopel,  um  über 
Kircheneinigung  zu  verhandeln.  Er  war  es,  der  1147  den  Kreuzzug  gegen  die 
Menden  predigte-,  um  sein  zerstörtes  Bistum  kümmerte  er  sich  jedoch  erst,  als 
er  auf  einige  Zeit  bei  Konrad  in  Ungnade  fiel:  dann  wurde  er  der  Neube- 
gründer desselben,  freilich  nur,  um  bald  nach  der  Aussöhnung  mit  Konrad  seine 
diplomatische  Thätigkeit  wieder  aufzunehmen.  Friedrich  I.  beförderte  ihn  für 
nichtige  Dienste  auf  den  Stuhl  von  Ravenna,  er  starb  1158.  Litzkau,  wie  Bern- 
todi  wollte,  hat  er  nicht  gegründet. 7)  —  Die  Erwerbung  des  Schlosses  Wer- 
tollin  durch  den  Prinzen  Karl  hat  Brunolds8)  Büchlein  über  diesen  Lieblings- 
fttz  der  Askanier  veranlafst,  das  jedoch  auch  in  den  Lokalregesten  (von  52 
Urkunden)  etwas  Neues  nicht  bietet.  —  Die  Zeit  der  Bayern  berührt  0. 
Schwebel,*)  welcher  diejenigen  märkischen  edlen  und  bürgerlichen  Ge- 
rechter anfuhrt,  die  Ludwig  d.  Älteren  und  d.  Römer  Treue  und  Beistand 
*°  schweren  Tagen  liehen,  und  besonders  die  bayerischen  Ritter,  die  für  jene 
den  Stützpunkt  ihrer  Herrschaft  bildeten. 

Speziellere  Verhältnisse  betreffen  die  folgenden  Arbeiten.    So  hat  einen 


i.  1—3)  Site.-Ber.d.  Mttncheb.  Ver.  (o.  163*)  v.  2.  Nov.,  6.  Apr.  u.  2.  März.  —  4)  S.  Jahrea- 
j  *  H,  2,  187.  —  5)  Henning  u.  Hoffory,  D.  HeinerscL  Ronenst,  m.  e.  Vorbemerk. 
jC  JJftllenhoff,  Ztschr.  f.  dtach.  Altert  XXIY,  219—81.  —  Emil  u.  Ernst  Henrici, 
g '  Einend.  Stein,  ibid.  S.  455— 462.  —  6)  Vgl.  o.  S.  1621.  —  7)  E.  Dombrowsky,  s.  o. 
g*  l6o«.  _  8)  D.  Askanierburg  W.    E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Mark.    Loipz.,  Albrecht.    78  S.  — 

'  Qhibellinen  il  bayerische  Ritter   in   d.  Mark  Brandenb. ,   Angab.  Allg.  Ztg.  No.  91. 


11,166  XIX-    J-  Jastrow: 

älteren  Aufsatz  über  die  Dobrilugker  Klostergrenzen  Schlobach1)  < 
kleine  Abhandlung  über  die  Südweststrecke  des  Grenzgebietes  ergf 
Urkunden  von  1199 — 1355).  —  Wenig  bekannt  sind  uns  für  das  '. 
die  Zustände  der  Schulen  in  der  Mark.  Doch  läfst  sich  in  Lu 
Ursprung  des  dortigen  Gymnasiums  bis  ins  XIV.  Jh.  hinein  verfolge 
Schule  ihren  Ursprung  dem  Pleban  verdankt  und  ein  Nebenin 
Kirche  war  oder  von  dem  Rat  als  Stadtschule  gegründet  ist,  kann 
schieden  werden.  Trotz  dürftigster  Einrichtung  hat  sie  wohl  Vo 
für  die  Universitätsstudien  gewährt.  Nach  der  Reformation  verbes 
sie  fast  stationär  im  XVII.  u.  XVIH.  Jh.;  die  chursächsische  Regu 
wenig  für  dieselbe,  sodafs  der  preufsischen  Staatsverwaltung  1815  s 
alles  zu  thun  blieb.8)  —  Einen  Blick  in  das  Leben  der  Mark,  w 
in  einer  kleinen  Stadt  gestaltet,  geben  die  Mitteilungen  W.  Sternbec 
das  ehemalige  Dominikanerkloster  in  Strausberg  und  seine  Pertinenz 
läfst  sich  für  das  Mittelalter  bei  dem  Mangel  an  Nachrichten  wei 
während  dem  Vf.  für  die  neuere  Zeit  ungedrucktes  Material  in  gro 
zu  Gebote  stand,  das  mitunter  auch  Schlüsse  auf  das  Mittelalte 
Gestiftet  1254  von  Otto  III.,  der  auch  in  dem  seit  1616  verfallend! 
begraben  ist,  stellte  es  sich  in  den  besondern  Schutz  der  in  der 
reich  begüterten  Familie  von  Pfuel;  1541  aufgehoben,  kam  es  in  ( 
des  Landesherm,  der  das  —  nur  mit  Gewalt  herausgegebene  —  £ 
zur  Zahlung  seiner  Schulden  verwendete,  und  wurde  von  ihm  154 
Familie  v.  Flans  verliehen,  durch  die  es  nacheinander  an  die  Fax 
Spiegel,  v.  Röbel  und  v.  Marschall,  dann  durch  den  Bernauer  Bür; 
Gericke  an  das  Potsdamer  Waisenhaus  kam,  bis  Friedrich  II.  c 
Baumwollenspinnerei  anlegte.  Die  Stadt  kaufte  es  1782  für  700 
darin  eine  Schule  einzurichten;  doch  kaufte  der  Staat  es  1787  w 
baute  an  Stelle  der  Ruinen  das  Invaliden-  und  das  noch  bestehei 
armenhaus.  —  In  Strausbergs  Umgegend  hatte  auch  Kl.  Zinna  (bei  J 
reiche  Besitzungen  (13  Dörfer,  auch  Rüdersdorf),  und  in  Straust 
einen  stets  nur  'Eigentum'  genannten  Besitz,  von  dem  aus  alle  C 
waltet  wurden,  daher  auch  die  'Schreiberei'  genannt;  der  ganze  '. 
durch  die  Reformation  an  das  Erzstift  Magdeburg.  Als  Joachims  D 
Sohn  Sigismund,  Erzb.  von  Magdeburg,  1552  evangelisch  wurde,  s< 
Kurfürst  die  Güter  eingezogen  zu  haben.  —  Eine  adlige  Familie  < 
die  um  1420  nach  ca.  120 jähr.  Bestehen  ausstarb,  ist  die  von  I 
(so  genannt  wohl  nach  dem  Dorfe  bei  Fehrbellin).  Sie  war  viel 
Zweig  der  Bredows,  scheint  aber  weder  zahlreich  noch  besonders 
gewesen  zu  sein;  eine  Figur  ihres  Wappens  ist  in  der  Deutung  str 
Grabsteine  auch  aus  märkischen  Ortschaften  hat  G.  Schmidt5)  ve 
nur  wenige  gehören  noch  dem  Mittelalter  an.  Die  meisten  stan 
Havelberg,  einige  von  diesen  aus  dem  XIV.  Jh.  —  Für  das  Mittelt 
uns  die  Mark  als  Teil  des  niederdeutschen  Sprachgebiets  Grau  p es 
rein  philologische,  aus  Urkunden  geschöpfte  Abhandlung  über  den  n 
Dialekt. «) 


1)  N.  Laus.  Magaz  LV,  364.  (1879.)  —  2)  0.  Tschiersch,  Gesch.  d.  ] 
wesens  bis  z.  Neubau  des  Scholhauses  1726.  Progr.  d.  Gymn.  v.  L.  No.  71.  5! 
3)  Beitr  z.  Gesch.  d.  Stadt  Str.  II.  Strausb.,  Dr.  u.  Verl.  v.  W.  Sternbeck.  1« 
Jahresber.  L  304  f.  —  4)  F.  Budzies,  Wapp.  d.  ausgestorb.  Farn.  H.  im  Hayelli 
Herold  XI,  71  f.  u.  L.  Clericus,  ibid.  S.  90,  100.  —  5)  Verzeichn.  y.  G 
S.  6,  19,  31.  —  6)  De  diaiecto  marchica.  Diss.  y.  Berlin.     1879.     51  S. 


Mark  Brandenburg.  11,167 

Die  einzige  umfassende  historische  Arbeit  aus  dem  christlichen  Mittel- 
alter, die  das  J.  1880  selbst  auf  nnserm  Gebiete  gebracht  hat,  ist  F.  Holtzes 
(Sohn)  'Berliner  Handelsrecht  im  XIII.  n.  XIV.  Jh.'1)   An  anderer  Stelle*)  habe 
ich  Gelegenheit  gehabt,  auf  zwei  Mängel  hinzuweisen,  welche  diesem  Buche 
anhaften:  die   Form  des  Werkes,    die  eines  modernen  Handelsgesetzbuches, 
ist  eine  derartige,  dafs  ein  historischer  Inhalt  kaum  in  dieselbe  hineingezwängt 
werden  kann;  und  materiell  befindet  sich  der  Vf.  über  die  Kreditverhält- 
nisse  des  Mittelalters  in  dem  durchgehenden  Irrtum,    dafs  er  mit  den  Zins- 
verboten  des  kanonischen  Rechts  nachweisen  zu  können  meint,  das  zinsbare 
Darlehen  habe  wirklich  nicht  existiert,  während  das  Gegenteil  juristisch  und 
historisch  vollkommen  feststeht.    Dadurch  wird  auch  vieles  hinfällig,  was  der 
\l  über  Trennung  von  Arbeit  und  Kapital  sagt      Scheidet  man  indes  die 
Partieen  über  die  Kreditverhältnisse  aus,  so  bleibt  der  Rest  des  Buches  noch 
immer  ein  wertvoller  Beitrag  zur  Geschichte  des  Berliner  Handels.    Die  Ein- 
leitung giebt  über  die  Handelsverhältnisse  der  Mark  im  allgemeinen  und  über 
die  Verkaufsgegenstände   am   Berliner  Markt  insbesondere,   über  Zölle    und 
Zollfreiheit    gut    orientierende    Bemerkungen.      In   dem   Buch    selbst    wird 
dem  hervorragendsten  Handelszweige,   dem  der  Gewandschneider,   eine   be- 
sondere Aufmerksamkeit  gewidmet,    und  gegen  Klöden  auch  für  Berlin  ihre 
selbständige     Stellung    neben    den    Tuchmachern    nachgewiesen.     Die    An- 
merkungen werfen  in   der   Regel   auch   auf  benachbarte  Gebiete  ein  neues 
licht,  so    wenn   (S.  62  f.)   gezeigt   wird,    dafs   die   Rechtsmitteilung   nach 
Frankfurt  a.  d.  Oder,    welche  bisher  in  das  J.  1253  oder  kurz  darauf  an- 
gesetzt wurde,  wahrscheinlich  erst  1272  ergangen  ist. 

Für  die  letzte  Zeit  des  Mittelalters  haben   die  quellenkritischen  Unter- 
suchungen über  Engelbert  Wusterwitz'  verloren  gegangene  'märkische  Chronik* 
°öd  damit  die  Opposition  gegen  Heidemanns  Rekonstruktion  derselben  8)  ihren 
Portgang    genommen.       Sello4)    verfolgt    ausfuhrlich    Wusterwitz'    Lebens- 
schicksale und  legt  die  Gründe  dar,  weswegen  er  ihn  für  identisch  mit  dem 
Verfasser  der  'Schöffenchronik'  hält.     Das  hier  in   Frage  kommende  Werk 
W.s  ist  nach  Sello  vielleicht  schon  im  Chron.  Magd.,  sodann  in  Paul  Langes 
Zeitzer  Chronik,  ferner  von  Garzaeus  (1575  Rektor  der  Saldria  in  Branden- 
"Urg)  u.  a.  benutzt;    hauptsächlich  aber  kommen   hierfür  Angelas1  Branden- 
"Urgische  Annalen  nebst  dem  Auszuge  daraus  (Breviarium,  erschienen  1593, 
abgeschlossen  bereits  1592)  und  Hafftiz'    Mikrochronikon  in  Betracht.     Das 
er»te  Exemplar  seines    nur  handschriftlich  verbreiteten,   immer  wieder  ver- 
änderten Werkes  hat  er  1594  dem  Spandauer  Magistrat  gewidmet  und  eine 
Abschrift  davon  ist  der  'cod.  Spand.'  im   Geh    Staatsarchiv.     Gerade  diesen 
Codex  hat  Heidemann  unberücksichtigt  gelassen. 6)    Während  dieser  nach  den 
übrigen  Redaktionen  zu  der  Ansicht  gekommen   war,    dafs  für  die  Rekon- 
struktion   des  W.schen  Textes  Hafftiz  weit  weniger  in  Betracht  komme,   als 
^ngehi8,  weist  Sello  nach,  dafs  die  Überlieferung  des  W.  gerade  bei  Angelus 
unzuverlässig  sei,  jenes  älteste  Exemplar  des  Hafftiz  dagegen  die  zahlreichsten 
Ul*d  besten  Anhaltspunkte  gebe.     Auf  Grund  dessen  aber  gelangt  S.  zu  der 
^naicht,  W.s  Werk  sei  überhaupt  keine  'märkische  Chronik'  gewesen,  sondern 
Q&be  nur  aus  tagebuchartigen  Aufzeichnungen  bestanden,  was  noch  dadurch 
^tätigt  werde,  dafs  Garzaeus  nur  von  'annotationes  Wusterwitzii'  spreche. 


1)  Schriften  d.  Ver.  f.  d.  Gesch.  d.  St  Berl.  XVI.  Berlin,  Mittler.  IV,  100  S.  — 
«)  Zt*shr.  t  d.  ges.  Staate*.  1882.  Hft  2.  —  3)  Vgl.  Jahresber.  I,  301.  —  4)  Ztechr. 
1  prenh.  Gesch.  u.  Ldskde.    XVII,  280-317    —  o)  S.  schon  Jahresber.  I,  301. 


11,168  XX.    C.  Gerstenberg. 

Die  Publikation  urkundlichen  Materials  hat  nur  der  Verein  für  die  Ge- 
schichte Berlins  fortgesetzt.  Von  der  'Berliner  Chronik',  wie  vom  'Urkunden- 
buch'  liegt  der  l.Band  vollendet  vor.1)  Beide  reichen  bereits  in  die  Neuzeit 
hinein.  Wir  erhalten  Urkunden  von  1449— 1550  (No.  157-436).»)  Münz- 
funde von  Interesse  sind  1874  bei  Lagow  (Er.  Sternberg)  und  1880  in 
Frankfurt  a./O.  gemacht:  hier  6  ungarische  Goldgulden  und  152  Groschen 
Kf.  Friedrichs  II.,  dort  ein  Topf  mit  ca.  2000  Münzen,  meist  branden- 
burgischen Finkenaugen  (Brakteaten)  und  schlesischen  Hellern.9) 


O.  Gerstenberg. 

Schlesien  und  Posen. 

Schlesiens  Altertum  und  Mittelalter  ist  im  J.  1880  nur  wenig  behandelt 
Die  prähistorischen  Funde  des  J.  1879  sind  von  R.  Stöckel  zusammen- 
gestellt.4) Von  den  in  der  Nähe  von  Ratibor  gemachten  zeigen  die  Scherben 
z.  t.  vorslawischen,  germanischen  Typus,  z.  t.  sind  sie  jüngerer  slawischer 
Herkunft.  Ferner  sind  gefunden  Grabstätten  sowohl  mit  Aschenurnen  wie 
auch  mit  unverbrannten  Leichen,  brunnenartige  Holzeinfassungen,  Brand- 
schichten und  Scherben  in  aufgegrabenen  Erdhügeln*,  sodann  Bronzesachen 
und  Steingeräte,  bei  Loslau  Spuren  von  Befestigungen.  —  Unter  den  zahl- 
reichen Münzfunden  in  Schlesien  hat  besondere  Bedeutung  der  von  Gniechwitz 
bei  Canth;  Friedensburg5)  verwertet  ihn  als  wichtigen  Beitrag  für  die 
ältere  Geschichte  Schlesiens.  Dafs  die  Vandalen  Schlesien,  nicht  Pommern 
zuzuweisen  sind,  haben  Dahns  Untersuchungen  sicher  ergeben.6) 

Das  Mittelalter  betrifft  die  Fortsetzung  der  'Schlesischen  Regesten': 
sie  umfafst  die  Zeit  vom  Nov.  1221  bis  Jan.  1238. 7)  —  In  Schlesien  steht 
die  politische  Geschichte  im  engsten  Zusammenhange  mit  der  kirchlichen; 
dies  tritt  hervor  in  der  Geschichte  der  kathol.  Pfarrkirche  zu  Schweidnitz 
und  deren  Patronat.8)  Über  die  Gründung  der  Stadt  und  der  dortigen  Pfarr- 
kirche ist  nichts  Sicheres  bekannt;  doch  schon  gegen  1273  wurde  der  Bau 
der  dortigen  Pfarrkirche  begonnen,  der  gegen  300  Jahre  in  Anspruch  nahm; 
das  Patronat  der  Kirche  stand  zuerst  den  Herzögen  v.  Schlesien  zu,  während 
die  Einkünfte  der  Pfarrei   dem  Kloster  der  h.  Klara  zu   Breslau   gehörten; 


1)  Berl.  Chron.  nebst  Urk.-Buch.  Lfg.  17.  Berlin,  Mittler.  Bg.  104—129  d.  Urk.-Buch* 
Nebst  Tit.  u.  Reg.  (Orts-,  Pers-.,  Sachreg.,  zus.  XVI  S.)  —  2)  Die  Mark  oder  ihre  Fürsten 
Betreffendes  s.  o.  S.  59,  63.  —  3)  Mitteil.  d.  Frankf.  Ver.  Hft  13.  S.  u.  m,  S.  46».  — 
4)  Schlesien«  Vorzeit  in  Wort  u.  Bild;  hrsg.  v.  Luchs.  Breslau.  Ber.  41 — 45.  Ber.  d.  Ver.  f. 
d.  Mus.  schles.  Altertümer  (Breslau,  Trewendt).  45.  Ber.  (Bd.  IU,  S.  477— 512)  S.  477—86. 
-  5)  Ibid.  bes.  8.  486—489.  —  6)  S.  o.  S.  1509.  —  7)  C.  Grünhagen,  lUg.  «.  Schles. 
Gesch.  Breslau,  Max  u.  Comp.  2.  umgearb.  u.  verm.  Aufl.  Lief.  3,  S.  133 — 228.  gr.  4. 
Vgl.  Jahresber.  II,  2,  192.  —  8)  Kopiotz,  Ztschr.  d.  Ver.  t  Gesch.  u.  Alt  Schlea.  XV, 
1C3— 202. 


Schlesien  and  Posen.  11,169 

dieses  erwarb  später  auch  die  Patronatsrechte  (die  Urkunde  darüber  ist  im 
Text  abgedrückt).  Neben  der  Pfarrkirche,  aber  mit  derselben  im  engsten 
Zusammenhange,  entstand  die  Nikolanskirche  samt  Stift,  welches  schnell  empor- 
blühte, so  dafs  es  ein  Hospital  für  dienstunfähige  Priester,  sowie  eine  Stif- 
tung für  arme  Kinder  umschlofs.  Später  brach  wegen  der  Besetzung  der 
Pferretelle  zwischen  Rat  und  den  Klarissinnen  Streit  aus,  der  namentlich  bei 
der  Einführung  der  Reformation  sehr  heftig  wurde,  da  der  Rat  bestrebt  war 
lutherische  Pfarrer  zu  berufen.  Um  den  Protestantismus  zu  verdrängen,  wur- 
den während  des  30jährigen  Krieges  Jesuiten  in  die  Stadt  geschickt,  welche 
Seelsorge  und  Schule  übernahmen,  aber  auf  grofsen  Widerstand  stiefsen,  auch 
bei  der  Pfarrgeistlichkeit  Der  Frieden  wurde  1660  hergestellt  durch  einen 
Vertrag,  in  welchem  die  Klarissinnen  allen  ihren  Ansprüchen  auf  die  Pfarr- 
kirche zu  Gunsten  des  Jesuitenordens  entsagten,  die  ihnen  dafür  6600  Fl. 
zahlten.  Mit  der  Auflösung  des  Jesuitenordens  gingen  ihre  Rechte  zum 
gröfsten  Teile  auf  den  Staat  über.  —  Am  Schlufs  des  Aufsatzes  ist  ein  chro- 
nologisches Verzeichnis  der  Pfarrer  von  1250  bis  zur  Gegenwart  gegeben. 
—  Eine  frühere  Arbeit  über  die  Grafschaft  Glatz  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jh.  hat  A.  Nürnberger1)  fortgesetzt;  was  die  Urkunden  dieser  Zeit 
über  die  einzelnen  Ortschaften  enthalten,  ist  mit  grofsem  Fleifs  zusammen- 
getragen. —  In  die  Wirren,  welche  in  Breslau  1418 — 26  durch  den  Kampf 
zwischen  den  Kaufmannsgeschlechtern  und  den  aufstrebenden  Zünften  ent- 
standen'war,  führt  uns  H.  Markgraf.*)  Kaiser  Sigismund  selbst  hatte  dazu 
heigetragen,  indem  er  Nik.  Rempel  in  den  Rat  brachte,  der  zwar  der  in  der 
Stadt  herrschenden  Aristokratie  angehörte,  aber  mit  derselben  heftig  ver- 
feindet war.  Während  einer  verheerenden  Pest  (1413)  machte  sich  Nik. 
Rempel  zum  Vorsitzenden  des  Rates-,  er  wurde  deswegen  verklagt  und  von 
Wenzel  nach  Prag  geladen,  gefangen  genommen  und  aus  dem  Rate  entfernt. 
Erst  anter  Sigismuüd  kam  er  wieder  in  denselben  samt  seinem  Schwager  Paul 
Wiener.  Rempel  war  eng  verbunden  mit  dem  Landeshauptmann  v.  Kolditz, 
und  ihr  gemeinschaftliches  Streben  ging  dahin,  der  Stadt  die  freie  Ratskur 
7u  Gunsten  des  Königs  zu  nehmen.  Als  die  Ordnung  der  Ratswahl  geändert 
w,  wurde  aber  weder  Rempel  noch  Wiener  gewählt,  der  Rat  verklagte  sogar 
Wde  bei  Sigismund.  Rempel  flüchtete  aus  der  Stadt,  von  welcher  er  wieder- 
holt, aber  erfolglos,  vor  Gericht  geladen  wurde.  Die  Hauptanklage  ging  da- 
°iU)  beide  hätten  der  Stadt  Geheimnisse  verraten,  Zwietracht  erregt  und  die 
Freiheiten  der  Stadt  zu  schädigen  getrachtet.  Wiener  wurde  begnadigt, 
Rempel  in  die  Acht  gethan  und  seine  Güter  konfisziert;  Sigismund  bestätigte 
z*ar  zoerst  das  Urteil,  aber  Rempel  gelang  es  eine  Revision  des  Prozesses 
durchzusetzen,  die  sich  lange  Zeit  hinzog,  und  über  dessen  Verlauf  genügende 
Dokumente  nicht  vorliegen;  indes  ist  Rempel,  man  weifs  nicht  wie,  wieder  in 
seinen  ehemaligen  Besitz  gelangt.  — 

Bei  der  hervorragenden  Bedeutung,  welche  die  h.  Hedwig,  Gem.  Hzg. 
jjj^örichs  I.  von  Schlesien  und  Polen,  Stifterin  des  Cisterzienserinnenklosters 
Jj^bnitz  bei  Breslau,  gest.  1243,  kanonisiert  1268,  für  die  ältere  Geschichte 
^blesiens  hat,  ist  es  mit  Dank  zu  begrüfsen,  dafs  B.  Obermann3)  uns 
-Nachricht  giebt  von  einer  seiner  Meinung  nach  ältesten,  bisher  nirgends  er- 


2u    l)  Beitrr.  z.  Gesch.  d.  Gfschft  Gl.,  Ztschr.  d.  Ver.    f.  Gesch.  u.  Altert.   Schles.     XV,  S. 
1^^284.    —    2)  Aus  Breslaus  unruhigen  Zeiten  1418—26,  ibid.  S.  63—93.    —    3)    'da* 
11  sent  Hedevig»',  Progr.  d.  Gymn.  zu  Schleusingen.     (No.  211.)     21  S. 


11,170  XX.    C.  Gerstenberg: 

wähnten  deutschen  Übersetzung  der  Legende  der  Heiligen  in  einer  Papierhds. 
des  Gymnasiums  zu  Schleusingen  (242  S.  fol.).  Die  Übersetzung  stammt  von 
dem  Franken  Kilian,  Barfüfsermönche  zu  Meiningen,  und  ist  in  Erfurt  an 
26.  Sept.  1424  vollendet;  wahrscheinlich  sind  Mönche  aus  Erfurt  in  da* 
1502  gegründete  Schlesinger  Kloster  getreten  und  haben  die  Hds.  mitge- 
bracht. Die  Übersetzung  steht  mit  keiner  der  von  Stenzel  zu  seiner  Vit* 
S.  Hedw.  (Scr.  Sil.  II)  verglichenen  Handschriften  in  direkter  Verbindung;  sie 
entspricht  am  meisten  noch  der  von  ihm  mit  D  bezeichneten,  die  er  fftr  die 
beste  erklärt;  mit  der  in  Breslau  aufbewahrten  Übersetzung  von  1451  steht 
unsere  in  keinem  Zusammhanng.  Die  Legende  selbst  ist  hervorgegangen  aus 
dem  behufs  der  Heiligsprechung  angestrengten  Prozesse  und  wahrscheinlich 
in  Trebnitz  gegen  das  J.  1300  niedergeschrieben.  —  An  diese  Untersuchungei 
anschliefsend  giebt  0.  das  Leben  der  h.  Hedwig  nach  Geschichte  u.  Legendi 
und  dann  die  Übersetzung  selbst.  —  Breslaus  erster  Drucker  Weis  Kaspai 
Elyan,  nicht  wie  bisher  angenommen  Eonrad  Elias;  er  war  Succentoi 
der  Kollegiatkirche  zum  h.  Kreuz  in  Breslau  und  druckt«  als  solcher  1478 
die  Breslaner  statuta  synodalia,  wurde  1477  Domherr,  als  welcher  er  'licen- 
tiat  zu  geistl.  rechtenn'  benannt  wird.  In  den  Akten  des  Domkapitels  kommt 
er  zuletzt  in  der  Bischofswahl  vom  16.  Febr.  1482  vor;  wahrscheinlich  ist 
er  1482  oder  doch  bald  nachher  gestorben.  Eine  Anzahl  von  Drucker 
Elyans  ist  vorhanden,  der  letzte  derselben  dürften  Poggios  Facetiae  sein 
die  Drucke  stammen  aus  den  J.  1475 — 1482.  Nach  seinem  Tode  geriet  die 
Druckerei  in  Verfall.1) 

Den  Chronisten  Sigism.  Rositz  (f  nach  1470)  weist  Markgraf9)  ii 
einigen  Privaturkunden  nach;  Ludolf  v.  Sagan  hat  als  Verfasser  des  vor 
ihm  herausgegebenen  'traetatus  de  longaevo  scismate'  Loserth9)  nachgewiesen 

Die  Litteratur  über  die  Provinz  Posen  ist  noch  weniger  zahlreich  ah 
über  Schlesien,  dagegen  haben  fortgesetzte  Ausgrabungen  einen  solchen  Reich- 
tum an  prähistorischen  Gegenständen  und  dem  Altertum  angehörigei 
Sachen  gegeben,  dafs  F.  L.  Schwartz  schon  den  2.  Nachtrag  zu  den  *M* 
terialien  zur  prähistorischen  Kartographie  der  Prov.  Posen'  erscheinen  lasse- 
konnte.4)  Danach  ergeben  auf  der  Gräberstätte  in  Kazmierz-Komorowo  fas 
alle  Gräber  (von  23  werden  die  Resultate  mitgeteilt)  Urnen  und  eine  Füll 
von  Gerätschaften,  wie  Messer,  Schwerter,  Äxte,  Schalen  u.  s.  w.  Waren  hi« 
fast  überall  Spuren  von  Leichenbrand  zu  erkennen,  so  gehört  dagegen  zu  de 
Grabfeldern  ohne  Leichenbrand  das  von  Slaboszewo,  dessen  Gräber,  der  U~~ 
zeit  angehörend,  Stein-  und  Horngeräte  enthielten.  —  Diesen  Angaben  fol— 
ein  Verzeichnis  der  sog.  Schwedenschanzen  der  Provinz,  alter  Erdwälle,  dei^- 
Ursprung  in  eine  weit  frühere  Zeit  hinaufreicht  als  der  Name  andeutet;5)  s 
haben  wohl  ursprünglich  zu  Verteidigung-  und  Zufluchtsstätten,  aber  auch 
Kultuszwecken  gedient.  —  Im  Bartschbruch  bei  Adelnau,  wo  der  Vf.  Unt — 
suchungen  auf  Pfahlbauten,  Burgwälle  u.  s.  w.  anstellte,  gelang  es  ihm,  z-^ 
nicht  unbedeutende  faschinenartig  befestigte  Pfahlroste  nachzuweisen  und  •« 
weitere  Vorkommen  ähnlicher  Anlagen  in  dem  Moore  wahrscheinlich 
machen.  Er  glaubt  schon  jetzt  den  Schlufs  ziehen  zu  dürfen,  dafs  in  c^ 
sich    entwickelnden    Kulturleben    früherer   Zeit    mehr   Kontinuität    gewss 


1)  Dziatzko,  Zschr.  XV,  S.  1—32.  —  2)  Ibid.  S.  246.—  3)  S.  o.  S.  49'.  —  4)  _  _ 
des  Friedr.-Wilb.-Gymn.  zu  Posen.  4°.  27  S.  u.  3  Taf  (auch  selbständig  im  Bnchh-J- 
5)  Vgl.  o.  S.  163*. 


Schlesien  und  Posen.  11,171 

als  man  gewöhnlich  glaubt,  nicht  nur  in  Sprache,  Glauben  und  Sitte, 
sondern  auch  in  den  dem  täglichen  Leben  dienenden  Geräten,  Utensilien, 
Waffen  u.  s.  w.:  überall  sind  Übergänge  und  ein  fortdauern  älterer  Momente 
auch  in  späteren  Zeiten  wahrzunehmen. 

Auf  das  Mittelalter  bezieht  sich  H.  Hockenbecks  Fortsetzung  seiner 
Geschichte  des  Klosters  und  der  Stadt  Wongrowitz.1)  Im  J.  1233  unter 
dem  Abte  Heinrich  I.  siedelten  sich  die  Deutschen  in  dem  Klostergebiet  von 
Lekno  an-,  fast  in  demselben  Jahre  wurde  von  Lekno  aus  das  Kloster  Obra 
gegründet,  ein  Beweis,  wie  reich  Lekno  geworden  war,  und  doch  wuchsen 
seine  Besitzungen  durch  Erbschaften,  Schenkungen  und  Kauf  noch  mehr;  der 
Teil,  wo  das  deutsche  Recht  galt,  blühte  am  meisten.  Freilich  blieben  auch 
Streitigkeiten  nicht  aus,  die  zu  schwierigen  Prozessen  führten.  Schwere  Ver- 
luste erlitt  das  Kloster  in  den  Kämpfen  mit  dem  deutschen  Orden,  der  1331 
einen  Raubzug  in  die  Gnesener  Diöcese  unternahm;  auch  durch  den  schwarzen 
Tod  wurde  das  Kloster  geschädigt,  so  dafs  der  Abt  Heinrich  H.  noch  mehr 
Dörfer  zu  deutschem  Recht  aussetzte,  um  ihren  Wohlstand  zu  heben.  Unter 
Everhard  H.  erhielt  auch  der  Ort  Wongrowitz  deutsches  (Magdeburger)  Recht; 
die  ersten  Anlagen  dieses  Ortes  sind  auf  das  J.  1319  zurückzuführen.  Die 
Gründungsurkunde  ist  in  ihrer  ursprünglichen  Form  nicht  erhalten,  aber 
ihre  wichtigsten  Bestimmungen  liegen  in  einem  Privileg  vor,  welches  Abt  Jo- 
hann 1498  der  Stadt  gab.  Wongrowitz  blühte  rasch  auf,  sodafs,  als  in  dem 
nach  dem  Tode  Ludwigs  von  Polen  entstandenen  Bürgerkriege  Lekno  ver- 
wüstet worden  war,  der  Beschlufs  gefafst  wurde,  das  Kloster  nach  W.  zu 
verlegen.  1396  war  der  Bau  des  neuen  Klosters  und  der  übrigen  Anlagen 
vollendet,    so  dafs  in  diesem  Jahre  die  Übersiedelung  stattfinden  konnte. 

Joseph  Lukaszewic'z'  früher  charakterisiertes  Werk  über  Posen,8)  das 
nunmehr  vollendet  ist,  betrifft,  wie  gleichfalls  schon  dargethan  wurde,  das 
Mittelalter  nur  zum  geringen  Teile.  Aus  dem  zweiten  Teile  heben  wir  eine 
Übersicht  der  gelehrten  und  berühmten  Männer  Posens  hervor,  die  nicht 
zu  übersehendes  Material  für  eine  Geschichte  der  geistigen  Bedeutung  Polens 
enthalten  dürfte.  Den  Schlufs  bildet  eine  Chronik  der  Stadt,  in  welcher 
Jahr  für  Jahr  von  968 — 1793  die  Ereignisse,  soweit  sie  Posen  betreffen,  in 
annalistischer  Form  zusammengestellt  sind. 


1)  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kl.  u.  d.  St  W.  S.  37—93.  M.  Karte  v.  Lekno.  Leipzig, 
Teabner.  Aach  Progr.  d.  Gymn.  i.  Wongr.  (No.  135.)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  1957.  — 
2)  Hist-stat.  Bild  d.  St  Posen,  wie  eie  ehedem  d.  h.  vom  J.  968 — 1793  beschaffen  war. 
Ans  d.  Poln.  übers,  v.  L.  Königk  im  J.  1846,  rev.  u.  bericht.  v.  Tiesler.  Lf.  8 — 14. 
Zw.  2  Bde.  322  u.  342  S.  Posen,  Jolowicz.  [Trägt  d.  Jahreszahl  1878.]  Vgl.  Jahresber. 
II,  2,  195. 


11,172  XXL    K.  Koppmann: 


XXI. 
K.  Koppmann. 

Die  Hanse.1) 

Zwei  Arbeiten,  die  nur  teilweise  in  den  Rahmen  der  hansischen  Ge- 
schichte gehören,  nehmen  trotzdem  in  der  hansegeschichtlichen  Litteratur 
dieses  Jahres  einen  hervorragenden  Platz  ein.  Von  ausgesprochen  dänischem 
Standpunkt  aus  geht  Reinhardt  auf  das  Verhältnis  der  Hansestädte  zu 
Waldemar  IV.  ein,  während  Lindner  die  hansisch-europäischen  Verhältnisse 
yon  Waidemars  Tode  bis  1400  vom  Standpunkt  der  deutschen  Reichs- 
geschichte aus  darstellt. 

Lindner8)  hat  die  Aufgabe,  den  Inhalt  von  drei  Bänden  Hanserecessen 
auf  ebensoviel  Bogen  zusammenzufassen  mit  Geschick  gelöst  und  ein  an- 
sprechendes Bild  der  an  Ereignissen  und  Verwickelungen  reichen  Zeit  von 
1375 — 1400  gegeben.  Hat  ihm  die  Rcichsgcschichte  dankbar  zu  sein,  dafs 
er  diese  Dinge  in  umfassenderer  Weise,  als  es  bisher  geschah  und  geschehen 
konnte,  in  ihren  Bereich  hinein  gezogen  hat,  so  nicht  weniger  die  hansische, 
die  sich  hier  in  der  Bedeutung  gewürdigt  sieht,  die   sie  beanspruchen   darf. 

Kap.  21   schildert  einleitend   das  Wesen  des  Städtebundes,    den  Stral- 
sunder Frieden    und    die  Stellung   der  Städte   zum    dänischen    Thronstreit  v 
K.  22  bespricht  die  Rückgabe  der  schonischen  Schlösser  und  den  Tod  Olavs; 
K.  23  fuhrt  die  Verwicklungen  mit  England  und  Flandern  vor;  E.  24  handelt 
von  dem  Kampf  und  Unterliegen  Albrechts  v.  Schweden,   von  den  Vitalien- 
brüdern    und   von    Albrechts    Freilassung;     K.  26    enthält    die    Eroberung 
Gothlands  durch   den  Deutschen  Orden    und    die  Oberlieferung  Stockholms 
an  die  Königin  Margaretha.     Hier  zeigt  sich  Verständnis  nicht  nur  für  das, 
was  die  Hanse  geleistet  hat,  sondern  auch,  was  seltener  gefunden  wird,    für 
das,  was  sie  ihrem  ganzen  Wesen  nach  weder  leisten  wollte  noch  konnte.  Auch 
in  Einzelheiten  bewährt  sich  L.s  Auffassungsgabe  und  Scharfblick.    So  ist  z.  B. 
S.  244  der  Unterschied  in  der  Politik  der  beiden  hervorragendsten   Städte- 
gruppen,   der  bedachtsamen  Energie  der    wendischen  Städte  gegenüber   der 
Preufsen  entschlufsloser  Ungestüm,  richtig  gezeichnet.     Nur  will  der  Vf.  hier 
und  da  mehr  sehen,    als  ohne  Detailstudien,    als   ohne  monographische  and 
besonders  biographische  Vorarbeiten  erkannt  werden  kann,  z.  B.    S.  266  in 
Bezug  auf  die  Motive  Lübecks  und  Hz.  Johanns  v.  Meklenburg  bei  den  Ver- 
handlungen über  Stockholm. 

Mehr  gewählt  als  treffend  ist  (S.  231)  der  Ausdruck,  dafs  die  Recesse 
der  Hansetage  nur  diejenigen  Städte  band,  welche  es  in  ihrem  Interesse 
fanden,  durch  sie  gebunden  zu  sein:  sie  liefsen  sich  nur  dann  nicht  binden, 
wenn  ihnen  die  augenblickliche  Schädigung  schwerer  schien,    als  der  meist 


1)  Der  Hr.  Ref.  hat  mit  recht  darauf  hingewiesen,  dafs  wir  bisher  der  Hanse  unter  der 
Lok  algeschichte  (im  Anschluß  an  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  u.  s.  w.)  einen  falschen 
Platz  angewiesen ,  dafs  sio  vielmehr  mit  dem  Deutschen  Orden  in  eine  Linie  zu  stellen  sei.  B. 
—  2)  8.  o.  S.  55«. 


Die  Hanse.  11,173 

sehr  empfindliche  Verlust  der  Teilnahme  an  den  Rechten  des  deutschen  Kauf- 
manns. —  In  Bezug  auf  die  Bestimmungen  des  Stralsunder  Friedens  über 
die  Besiegelung  des  Pfandbriefes  der  Städte  ist  L.  (S.  233 — 34)  dem  Rich- 
tigen nahe  gekommen ;  nur  übersieht  er  (S.  234),  dafs  Waidemars  Besiegelung 
mit  dem  kleinen  Siegel  nicht  ausreichend  war  und  dafs  (S.  237)  nur  des- 
halb die  Städte  bei  der  Wahl  seines  Nachfolgers  in  Betracht  kamen.  — - 
Ungerecht  aber  scheint  es,  den  Friedensschluss  (S.  234)  'zum  mindesten 
eine  Undankbarkeit'  gegen  die  verbündeten  Fürsten  zu  nennen.  Selbst- 
verständlich waren  die  Städte  nicht  an  die  Abmachungen  gebunden,  welche 
Meklenburger  und  Holsteiner  am  23.  Jan.  1368  unter  sich  über  die  Teilung 
Dänemarks  getroffen  hatten.  Verantwortlich  gemacht  werden  können  sie  nur 
in  Bezug  auf  Schonen,  da  nach  dem  Vertrage  vom  20.  Febr.  1368  alle 
schonischen  Eroberungen  zur  einen  Hälfte  sofort  von  den  Mekleuburgern,  zur 
andern  zeitweilig  von  den  Städtern  eingenommen  werden  sollten,  so  lange 
nämlich  bis  diese  von  den  Einkünften  Kosten  und  Schaden  dieses  Krieges 
bezahlt  haben  würden  und  zwei  Jahre  darüber,  während  im  Stralsunder  Ver- 
trag der  dänische  Reichsrat  die  Schlösser  Skanör,  Falsterbo,  Malmö  und 
Helsingborg  den  Städten  auf  15  Jahre  unter  der  Bedingung  der  Rückgabe 
an  Dänemark  überliefe.  Jedenfalls  aber  haben  die  Städte  nicht  ohne  Vor- 
wissen ihrer  Verbündeten  gehandelt.  Albrecht  v.  Meklenburg  und  Heinrich 
v.  Holstein  hatten  am  11.  März  1369  zu  Verhandlungen  zwischen  den 
Städten  und  dem  Reichsrat  ihre  Zustimmung  gegeben;  am  13.  Juli  wurde  in 
Gegenwart  zweier  Gesandten  des  Meklenburgers  verhandelt  und  mit  ihrer 
Zustimmung  ein  neuer  Tag,  19.  August,  vereinbart.  Auf  diesem  Tage  kam 
es  zu  einer  Einigung,  die  am  30.  Nov.  zu  Gunsten  der  Städte  etwas  ver- 
bessert ward;  die  definitive  Annahme  derselben  aber  wurde  von  den  Städten 
abgelehnt,  weil  sie  erst  mit  ihren  Verbündeten,  den  nicht  anwesenden  Herren 
und  Städten  sprechen  wollten,  und  erfolgte  erst  zu  Stralsund  am  24.  Mai 
1370.  Ein  gleichzeitiger  Kompromiß  der  Herzöge  v.  Meklenburg  und 
Lübecks  auf  Bischof  Bertram  v.  Lübeck  vom  22.  Mai  1370  in  anderen 
Streitsachen,  infolge  dessen  die  Herzöge  am  24.  Juni  zu  einer  Ent- 
schädigung von  1000  Mark  lötigen  Silbers  verurteilt  wurden,  scheint  doch 
zu  beweisen,  dafs  damals  die  Herzöge  gegen  den  Friedenschlufs  der  Städte 
keine  Verwahrung  erhoben  hatten.  Kommt  dann  hinzu,  dafs  einerseits  der 
Besitz  der  schonischen  Schlösser  wenig  gesichert  war,  indem  nicht  nur  am 
28.  September  1369  eine  Belagerung  Helsingborgs  durch  Dänen  und  Scho- 
ber befürchtet  wurde,  sondern  auch  Falsterbo,  das  bis  zum  25.  Juli  1368 
jm  Besitz  Albrechts  gewesen  war,  in  die  Hand  Hennings  v.  Putbus  kam,  ehe 
ibm  die  Städte  die  Bewahrung  desselben  übertrugen,  und  dafs  andererseits 
tb*  Bündnis  mit  den  Meklenburgern  und  Holstein  nur  bis  Ostern  1370  lief, 
die  Städte  also  formell  freie  Hand  hatten,  so  wird  man  Thatsache  und  In- 
halt des  Friedensschlusses  anders  beurteilen.  —  In  dem  interessanten  Bericht 
Aber  die  Verhandlungen  zu  Nyborg  1377  nach  d.  24.  Juni  will  L.  (S.  240) 
die  Stelle:  'scitote  .  . .  nepotem  suum  (sc.  domini  Magnopolensis),  filium  ducis 
Hinrici,  sibi  per  Conradum  Molteken  representatum  fore'  auf  eine  Ver- 
tretung der  Ansprüche  des  meklenburgischen  Prätendenten  durch  K.  Moltke 
deuten,  allein  die  Auffassung  der  Hanserecesse  von  einer  Zurückliefe rung 
Albrechts  an  den  Grofsvater  wird  nicht  nur  dem  'sibf  gerecht,  sondern  findet 
auch  durch  H.-R.  3,  No.  108:  'benivole  velle  castra  Schanie  dominis  N.  N. 
representare',  sowie  durch  die  späteren  Thatsachen  Bestätigung:  auf  dem 


11,174  XXL    K.  Koppmann: 

Tage  zu  Nyborg  wurde  der  Prätendent  durch  Kurt  Moltke  seinem  Grob- 
vater zurückgegeben.1) 

Reinhardt  wollte  seine  Geschichte  Waidemars  IV.9)  einerseits  auf 
möglichst  tiefgehendes  Quellenstudium  gründen,  andererseits  aber  auch  durch 
die  Form  für  jeden  Gebildeten,  Mann  wie  Frau,  lesbar  und  anziehend  machen. 
Das  Werk,  bestimmt  zum  fünfhundertjährigen  Todestage  Waidemars  am  24.  Okt. 
1875  zu  erscheinen,  durch  Krankheit  des  Vf.  aber  nicht  zum  Abschluss  ge- 
bracht und  jetzt  nur  durch  Moll  er  ups  Beihilfe  vollendet,  ist  also  wie  Schä- 
fers inzwischen  erschienenes  Buch  auch  eine  Gedächtnisschrift-,  hebt  der  Vf. 
Schäfers  Streben  nach  Gerechtigkeit  gegen  Waldemar  und  sein  Volk,  ein 
Streben,  das  bei  Deutschen  nicht  immer  zu  erkennen  sei,  lobend  hervor,  sc 
hätte  er  darin  Schäfer  nur  folgen  sollen.  Mag  ein  ganz  unparteiisches  Urteil 
in  unserem  Falle  für  Deutsche  und  Dänen  geradezu  unmöglich  sein,  R  hal 
kaum   den  Versuch  gemacht,  die  Gegner  seines  Helden  richtig  zu  würdigen 

Bei  dem  Ausbruche  des  zweiten  Krieges  findet  R.  die  Schuld  auf  beiden 
Seiten;  auch  die  Dänen,  führt  er  etwa  aus  (S.  396  ff.),  hatten  Grund  zui 
Klage;  die  vermeintlichen  Übergriffe,  über  welche  die  Städter  klagten,  warer 
meistens  nur  Repressalien,  andere  Klagen  tragen  den  Stempel  krämerartigei 
Kleinlichkeit  und  eines  Übermuts,  der  in  jeder  Aufrechthaltung  eines  ent- 
gegenstehenden Interesses  einen  Rechtsbruch  sah.  Aufserdem  sah  manche 
Forderung,  die  uns  heutigen  Tages  billig  und  natürlich  erscheint,  in  dei 
Augen  eines  Herrschers  vor  fünf  Jahrhunderten  wohl  ganz  anders  aus,  z.  B 
die  Befreiung  vom  sog.  Erbekauf,  die  von  den  Städten  so  entschieden  ge- 
fordert wurde,  während  doch  der  Abzugszehnte  erst  im  letzten  Jahrhundert 
durch  das  gegenseitige  Verzichtleisten  der  europäischen  Staaten  aufgehobei 
wurde.  Auf  der  anderen  Seite  freilich  ging  Waldemar  dem  reichen  Kauf- 
mann gegenüber  mit  Zoll  und  anderen  Abgaben  bis  an  die  äufsersten  Grenzen 
—  Bei  diesem  so  kavaliermäfsigen  Urteil,  das  seitens  eines  Mannes  von  grofeei 
wissenschaftlicher  Begabung  nur  Befremden  erregen  kann,  übersieht  R,  dafi 
Zölle  und  Abgaben  durch  Privilegien  geregelt  waren  und  dafs  Waidemai 
über  dieselben  hinaus  ging;  klagten  die  Städter,  die  Privilegien,  die  sie  er- 
worben und  für  deren  Bestätigung  sie  bezahlt  haben,  würden  ihnen  nicht  ge- 
halten, so  kann  bei  einem  Anflug  von  Gerechtigkeitssinn  weder  von  Über- 
mut, noch  von  krämerartiger  Kleinlichkeit  des  Klagenden  die  Rede  sein. 
Und  um  solche  Kleinlichkeit  zu  beweisen,  beruft  sich  R.  (S.  406)  auf  dae 
Sündenregister  der  Städter,  wo  er  mehrere  Ausdrücke  in  einer  Weise  mife- 
verstanden  oder  abgeschwächt  hat,  dafs  die  Benutzung  des  Quellenmaterialß 
doch  einiges  zu  wünschen  läfst.3) 

Nur  angeführt  sei,  dafs  R.  einerseits  nicht  glauben  kann,  die  Summe 
Geldes,  welche  die  Hansestädte  den  Verteidigern  Helsingborgs  nach  desser 
Übergabe  schuldig  sind,  werfe  einen  Flecken  auf  diese  (S.  443),  oder  Wal- 
demar habe  wirklich  bei  dem  Kaiser  um  einen  Drohbrief  gegen  seine  eigenei 
Unterthanen  nachgesucht  (S.  468 — 69);  während  er  andererseits  Kopenhagei 
deshalb  zerstört  werden  läfst,  weil  dessen  aufblühender  Handel  in  den  Augei 
des  deutschen  Krämers  eine  Todsünde  war  (S.  430),  und  eine  bedeutend« 
Schiffahrt  Dänemarks  damit  beweist    (S.  433),    dafs  Rostock   61   dänisch« 


1)  Vgl.  jetzt  auch  Erslev,  Bronn.  Marg.  S.  457**.  —  2)  Valdomar  Atterdag  og  haut 
Kongegjerning.  Med  et  Tillacg  af  hidtil  utrykte  Diplomer.  Kjöbenhavn,  Gad.  640  S.  — 
3)  Empcio  argenti  =  Münzwechsel,  exaetionare  =  Schaden  zufügen,  multi  'einige'  Kaufleute 
reeipere  minus  justo  =  minder  richtig  berechnen. 


Die  Hange.  11,175 

Fahrzeuge  eroberte,  von  denen  es  25  für  einen  Spottpreis  (zusammen  80  Mk.) 
verkaufte.  Wenn  aber  der  Vf.  von  den  Anschuldigungen  der  Städte  gegen 
Waldemar,  wenigstens  die  auf  strages  und  occisio,  als  vollständig  aus  der  Luft 
gegriffen  bezeichnet,  weil  davon  in  den  bisherigen  Verhandlungen  nicht  die 
Bede  gewesen  sei,  so  mufs  man  doch  fragen,  ob  sich  ein  Historiker,  ganz 
abgesehen  davon,  dafs  schon  das  Bündnis  vom  11.  Juli  1367  geschlossen 
wird  wegen  grofsen  Schadens  'uns  getan  an  übe  und  ouch  an  gute',  bei  der 
Dürftigkeit  unsers  Materials  ein  derartiges  Urteil  erlauben  darf?  Täglich 
kann  uns  doch  ein  neuer  Fund  den  Beweis  für  die  an  sich  nicht  unwahr- 
scheinlichen Thatsachen  in  die  Hand  geben! 

Abgesehen  von  R.8  dänischem  oder  um  seinen  Landsleuten,  die  keines- 
wegs alle  einer  Ansicht  mit  ihm  sind,  nicht  Unrecht  zu  thun,  von  seinem 
Waldemarischen  Standpunkt,  der  aus  falschem  Patriotismus  Waldemar  als 
den  Wiederhersteller  des  Reichs  durchaus  verherrlichen  will,  so  giebt  uns 
das  Buch  eine  sehr  lesbare  Geschichte  der  hansisch-dänischen  Kriege  auf  der 
Grundlage  ernsten  Quellenstudiums,  mit  selbständiger  Auffassung  und  teil- 
weise neuen  Ergebnissen.  In  Bezug  auf  den  ersten  Krieg  nähert  sich  R. 
jetzt,  seinen  früheren  Ausführungen  entgegen,  Schäfers  Anordnung  der  Er- 
eignisse; als  Verteidiger  Helsingborgs  wird  Peter  Nielsson  wahrscheinlich 
gemacht.  Hinsichtlich  des  zweiten  Krieges  werden  namentlich  die  Motive  zu 
Waidemars  Flucht  und  die  Thätigkeit  des  Königs  während  seiner  Abwesenheit 
aus  Dänemark  untersucht.  Ein  Urkundenanhang  von  12  Nummern  bringt 
n.  a.  auch  den  Vertrag  über  die  Übergabe  Nykjöbings  an  Albrecht  v.  Meklen- 
barg  vom  15.  August  1368,  die  bisher  nur  im  Regest  bekannt  war,  und  den 
Vertrag  Waidemars  mit  Albrecht  vom  14.  August  1371. 

Mit  dem  Buche  Reinhardts  berührt  sich  eine  Arbeit  H.  Denickes1) 
über  die  hansisch- nordischen  Ereignisse  von  1369 — 76.  Wenn  der  Vf.  aber 
seine  Arbeit  in  der  Vorrede  selbst  für  nicht  mehr  genügend  erklärt,  so  hätte 
er  sie  einer  Revision  unterziehen  sollen,  die  ihn  freilich  vermutlich  zu  einer 
vollständigen  Änderung  der  verfehlten  Anlage  geführt  haben  dürfte.  Der 
zweite  Hauptteil  giebt  nicht  sowohl  eine  Geschichte  der  betreffenden  Er- 
eignisse, als  einen  Kommentar  der  Hanserecesse  in  Bezng  auf  sie;  die  Be- 
trachtung des  Stoffes  ausschliesslich  nach  Tagfahrten  macht  aber  jede  Über- 
sicht unmöglich,  verhindert  die  Verfolgung  einer  Frage,  die  1376  noch  keine 
Erledigung  gefunden  hatte,  bis  zu  ihrem  natürlichen  Abschlufs,  fuhrt  die  Ver- 
suchung mit  sich,  gelegentlich  vom  eigentlichen  Thema  abzuschweifen  und 
legt  die  Gefahr  nahe,  unbedeutende  Dinge  mit  ungebührlicher  Ausführlichkeit 
zu  behandeln.  Eine  Revision  würde  also  jenachdem  nur  Abhandlungen  über 
Gegenstände  aus  der  hansisch-nordischen  Geschichte  übrig  gelassen  oder  unter 
Ergänzung  der  sichtbar  gewordenen  Lücken  zu  einer  wirklichen  Geschichte 
dieser  Ereignisse  geführt  haben.  Dem  Vf.  fehlt  es  weder  an  Kritik  und  Auf- 
fassungsgabe, noch  an  Darstellungsvermögen,  obwohl  seine  Sprachgewandtheit 
durch  Häufung  von  Fremdwörtern,  unedle  Ausdrücke  und  Unwörter  be- 
einträchtigt wird.  —  Der  Stoff  ist  in  vier  Abschnitte  zerlegt:  Kap.  1  be- 
bandelt die  Vorgeschichte  des  stralsunder  Friedens  (S.  i — 28),  Kap.  2  den 
Frieden  selbst  (S.  29—124),  Kap.  3  die  Ereignisse  bis  zum  Tode  Waidemars 
(8.  125-240)  und  Kap.  4  die  dänische  Thronfrage  (S.  241—69).  —  Aus 
der  ausführlichen  und  weitläufigen  Besprechung  der  Friedensurkunden  hebe 
ich  hervor,  dafs  D.  S.  96 — 102  die  Bestimmung  'oft  he  by  syme  rike  bliven 


1)  Die  Hansestädte,  Dänemark  u.  Korwegen  v.  1369—1376.  Halle,  Niemeyer.  VII,  269  8. 


11,176  XXI-    K.  Koppmann: 

wil'1)  richtig,  nicht  als  Vorbedingung  für  die  Möglichkeit  König  zu  bleibe 
auffafst,  während  er  hinsichtlich  der  Klausel  über  die  Zustimmung  der  Stid 
bei  der  Königswahl  die  ältere  Auffassung  beibehält  Bei  den  Erörterung« 
über  Steuern  und  Zölle  vermifst  man  die  gerade  hier  notwendigen  Detai 
kenntnisse.  In  Bezug  auf  den  Hering  z.  B.  verfährt  D.  (S.  81 — 82)  fc 
gendermafsen:  nach  drei  Notizen  aus  dem  J.  1353  wurde  eine  einzelne  Tom 
einmal  mit  28  Sh.,  ein  andermal  mit  24  Sh.  und  4  Tonnen  mit  ö  M.  = 
20  Sh.  die  Tonne  bezahlt;  das  ergiebt  einen  Durchschnittspreis  von  24  S 
für  die  Tonne  oder  von  21  M.  für  die  Last  von  14  Tonnen;  der  Hering 
zoll  für  binnenländischen  Betrieb  betrug  20  schonische  oder  10  lübiscl 
Pfenninge,  mithin  nicht  ganz  1/i  %  des  Wertes:  'eine  ungeheure  Bescheide] 
heit  des  dänischen  Reiches'!  Der  Vf.  rechnet  also  mit  einem  Preise,  d< 
1353  in  Norddeutschland  im  Detail  bezahlt  wird,  während  es  sich  um  <k 
1370  in  Schonen  geltenden  Engros-Preis  handelt,  auch  giebt  er  der  La 
14  Tonnen,  da  ihr  doch  nur  12  zukommen.  Aus  den  Pfundzollquittung« 
bei  Mantels,  Beiträge  S.  274,*)  die  D.  gar  nicht  benutzt  zu  haben  scheu 
ergiebt  sich  vielmehr  eine  Steuer  von  k\i  °/o  d.  h.  mehr  als  */*  °/o  des  Werte 
Ist  nun  dieser  Heringszoll  gering  im  Vergleich  mit  dem  Heringszoll  in  ander« 
Ländern  oder  im  Vergleich  mit  deren  allgemeinen  Zollsätzen  oder  endlü 
im  Vergleich  mit  den  übrigen  Zollsätzen  Dänemarks  für  die  Städte?  Ui 
was  sollen  wir  uns  denken  bei  der  ungeheuren  Bescheidenheit  des  dänisch« 
Reiches?  —  Ganz  verwunderlich  ist  die  Prozent-Berechnung  des  Zolls  f) 
Ochsen-  und  Kuhhäute  (1  %  resp-  l1/*  °/0),  welcher  der  heutige  Wert  d 
letzteren,  nach  'eingezogenen  Erkundigungen'  20  u.  25  M.,  zu  gram 
gelegt  wird.  Drehe  man  einmal  die  Sache  um  und  berechne  nach  mitte 
alterlichen  Angaben  den  heutigen  Wert:  1426  kostete  (Hirsch  S.  264 
1  Decher  Ochsenhäute  6  Mk.  18  Skot.  Preufs.;  diese  Mark  hatte  dams 
(S.  241)  einen  Wert  von  3  Thalern  =  9M.;  also  würde  heute  der  Dech 
60s/4  M.  und  das  Stück  6  M.  71/«  Pf.  wert  sein.  Wie  stimmt  das  zu  d( 
'Erkundigung'? 

In  Kap.  3  erwirbt  sich  D.  das  Verdienst,  die  Thatsache,  dafs  die  Städ 
seit  der  Eroberung  Schönens  daselbst  nicht  nur  das  von  ihnen  vereinbar! 
Pfundgeld,  sondern  auch  die  landesherrlichen  Zölle  erhoben  (S.  137 — 141 
klar  zu  erkennen  und  die  verschiedenen  Einnahmen  richtig  zu  unterscheide] 
im  Gegensatz  zu  der,  übrigens  wohl  nicht  bös  gemeinten  Unterstellung  ai 
S.  177  sei  das  bereitwillig  und  dankbar  anerkannt.  Bei  der  Verfolgui 
dieses  Punktes  aber  begreift  man  nicht  recht,  dafs  D.  über  das  oben  angi 
deutete  und  gelegentlich  weiter  zu  erörternde  Verhältnis  Falsterbos  i 
Henning  v.  Putbus  im  Dunkeln  bleiben  konnte;  vermutlich  hat  ihm  hier  g< 
lade  seine  Anordnungsweise  die  Übersicht  verwehrt.  Aus  dieser  werden  8k 
auch  die  verschiedenartigen  Urteile  über  Politik  und  Handlungsweise  d« 
Städte  erklären:  S.  22  unnobel  und  eigennützig,  streng  genommen  vertragt 
brüchig,  S.  35  waffenmutig  und  opferwillig,  S.  40  starre  Exclusivität,  S.  18 
Illoyalität,  S.  155  schonende,  bescheidene  Rücksichtnahme,  S.  184  lan| 
dauernde  Passivität,  Zeugnis  ihrer  schwächlichen  Konnivenz,  S.  201  Duldei 
politik;  S.  213  seltsame  Vertrauensseligkeit,  S.  267  erstaunliche  Nachgiebig 
keit  und  Leisetreterei :  ein  alle  Umstände  gleichmäfsig  erwägendes  Urteil  wir 
möglicherweise  weniger  zu  preisen  und  jedenfalls  weniger  zu  tadeln  habe] 
Noblesse,  sog.  ritterliche  Eigenschaften  freilich   u.  dgl.  haben   die  Leiter  de 


1)  Vgl.  Jahreaber.  II,  2,  181.  —  2)  S.  u.  8.  178. 


Dia  flanae.  11,177 

Städtevereins  im  XIV.  Jh.  nicht  gehabt  und  nicht  haben  wollen,   auch  bei 
Fürsten  und  Bürgern  der  Nachbarvölker  schwerlich  kennen  gelernt,  jeden- 
falls weder  bei  den  Gegnern  Waldemar  und  Hakon,   noch  bei  ihrem  Ver- 
bündeten   Albrecht   v.  Meklenburg.      Auch  Waldemar  mufs  sich  dergleichen 
widerstreitende  Urteile  gefallen  lassen,  und  Reinhardt,  der  sich  Schäfer  gegen- 
über auf  das  unbefangene  und  vorurteilslose  Urteil  Denickes  S.  98  ff.  be- 
ruft,  hätte  S.   200  auch  die  Mutmaüsung  eines  abgekarteten  Spiels  finden 
können,    4n  dem  der  König  die  Rolle  des  Diebes,  der  Statthalter  die  des 
Bestohlenen  vertrat'.    Von  Interesse  ist  (S.  181 — 82)  der  Hinweis  auf  Lüb. 
UrL-B.  IV,   No.  167,  wo  Waldemar  am  3.  Dez.  1371  die  Ratmannen  Jak. 
Pleskow  und  Hermann    von  Osnabrück  bittet,   ihm  'unser  ingesegill,   bund- 
werk,  kelk',    die  jenen  Rikmann  v.  d.  Lanken  zur  Übermittelung  an  ihn 
befohlen  hatte,   zu  ihm   nach   Schwerin   geleiten  zu  lassen;   denn   da  das 
Schreiben  mit  dem  Sekret  besiegelt  ist,  so  scheint  man  allerdings  an  das 
Majestätssiegel  denken  zu  müssen,    das  Waldemar  am  27.  Okt.  zu  Stralsund 
nicht  bei   sich  gehabt  hatte  und  das  also  inzwischen  von  dem  ebenfalls  zu 
Stralsund   anwesenden  Rikmann  v.  d.  Lanken  für  ihn  nach  Lübeck  gebracht 
worden  sein  mufs.     Wenn  übrigens  D.   (S.  182)   bei  dem  'Bundwerk'  nicht 
an  Pelzwerk,    sondern  'wohl  an  buntfarbiges  Wachs'  denken  will,  so  Heise 
sich  mit  demselben  Recht  auch  der  Kelch  als  Dintefafs  deuten. 

Das  urkundliche  Material  für  die  Geschichte  des  hansischen  Städte- 
vereins ist  durch  Bd.  V  der  1.  Serie  der  Hanserecesse *)  vermehrt  worden, 
der  in  729  Abdrücken  und  Regesten  die  Städtetage  von  1401—1410  be- 
handelt Ich  habe  mich  diesmal  damit  begnügt,  die  hauptsächlichsten  Punkte 
anzudeuten,  für  die  das  hier  gebotene  Material  In  Betracht  kommt:  den 
Kampf  um  den  Besitz  Gotlands  zwischen  der  Königin  Margarethe  und  dem 
Deutschen  Orden,  die  Verwickelungen  zwischen  den  Engländern  und  den 
Hansestädten,  insbesondere  den  preufsischen  Städten,  die  Vitalienbrüder  und 
den  Verfassungskampf  Lübecks. 

In  einer  Besprechung  dieser  Arbeit9)  ist  behauptet  worden,  etwas  mehr 
Orientierung  über  den  Inhalt  wäre  vom  Herausgeber  zu  verlangen  gewesen, 
insbesondere  in  Bezug  auf  den  Verfassungskampf  in  Lübeck  sei  derselbe  von 
einer  schweren  Unterlassungssünde  nicht  freizusprechen.  Ich  kann  das  erstere 
nicht  zugeben  und  stelle  das  letztere  entschieden  in  Abrede.  Ein  Heraus- 
geber soll  als  solcher  nicht  auch  Bearbeiter  sein  wellen,  und  ausführliche  Ein- 
leitungen werden  der  Regel  nach  nur  den  Zweck  haben  dürfen,  entweder  den 
Leser  in  einen  neuen  eigenartigen  oder  doch  eigenartig  behandelten  Stoff  ein- 
zuführen, oder  aber  ihm  ein  besonders  sprödes  Material  mit  dem  Grobhammer 
vorznbehauen,  oder  endlich  ihm  in  schwer  zu  entwirrenden  Verwickelungen, 
soweit  er  das  selbst  vermag,  die  leitenden  Fäden  zu  zeigen.  Geht  der 
Heraasgeber  weiter,  so  dankt  ihm  das  vielleicht  der  Eine,  der  Andere  aber 
mfint,  er  habe  nur  den  Rahm  für  sich  abschöpfen  wollen  und  nörgelt  in 
jjjifcmutiger  Stimmung  an  der  Arbeit  des  Vormanns  herum.  Eine  Ein- 
drang in  das  eigenartige  Material  hat  Bd.  I.  gebracht;  in  Bd.  ü.  war 
deicht  nur  die  Besprechung  der  Partikular-Städtetage  nötig;  Bd.  HI.  be- 
dankte sich,  abgesehen  von  der  Erklärung  der  Nachträge,  auf  eine 
"tizzierung  der  Verhandlungen  zwischen  den  Engländern  und  den  Hansen,  wie 


,  1)  (K.  Koppmann,)  D.  Beceaae  u.  andere  Akten  der  Hanaetage  v.  1256—1430.  Hrsg. 
*"**  d.  Hirt.  Komniiss  bei  d.  Münch.  Akad.  d.  Wias.  Leipzig,  Duncker  &  Humblot.  IX, 
*1S  8-    Hoch  4.  —  2)  Hüffera    Hirt.  Jb.  II,  620. 

BiitorUcta«  Jahresberichte,    II.    1880.  '  12 


/ 


11)178  XXL    X.  Koppmann. 

Band.  IV.  eine  Geschichte  des  Vitatierunwesens  gab,  Verwickelungen,  dei 
Gewirre  der  Heransgeber  selbst  nicht  immer  völlig  hatte  folgen  können  i 
die  er  deshalb  nachträglich  sich  nnd  anderen  klar  zu  machen  suchte.  ] 
goldene  Editionsregel,  die  mir  der  unvergeßliche  Jaffa  mit  auf  den  Weg  g 
dafs  alles,  was  einem  Editor  nicht  sofort  verständlich  ist,  für  den  Leser  gei 
einer  Erläuterung  bedarf,  habe  ich  mir  in  Bezug  auf  Anmerkungen  und  £ 
leitungen  zur  Richtschnur  genommen  und  bin  mir  einer  Verletzung  derseT 
auch  in  Bezug  auf  Bd.  V.  der  H.  R.  nicht  bewufst.  Zurückweisen  aber  muiJs 
die  Zumutung,  dafs  in  der  Einleitung  eine  Untersuchung  darüber  hätte  an 
stellt  werden  sollen,  ob  und  inwieweit  Wiklefitische  Ideeen  und  Hussitisn 
auf  den  Aufstand  in  Lübeck  Einfluss  gehabt  haben,  und  wie  es  gekomm 
sei,  dafs  durch  das  Verdienst  von  Franziskanern  und  Dominikanern  c 
irreligiöse  Bewegung  in  Norddeutschland  nur  einen  politischen  Verlauf  g 
nommen  habe:  Fragen,  die  mit  den  Hanserecessen  nichts  zu  thun  hat* 
gehen  auch  den  Herausgeber  derselben  als  solchen,  so  interessant  sie  sc 
mögen,  schlechterdings  nichts  an.  Der  Aufstand,  der  in  Lübeck  ausbric 
und  in  den  Nachbarstädten  ähnliche  Bewegungen  hervorruft,  hat  für  d 
Herausg.  der  Hanserecesse  nur  deshalb  Interesse,  weil  die  Städteversammlu 
sich  mit  ihm  beschäftigen  mufs  und  Stellung  nimmt  gegen  ihn  und  geg 
die  von  ihm  ergriffenen  Bundesglieder.  Die  zum  Verständnis  notwendigst 
Thatsachen  sincLS.  400  vorangeschickt,  S.  V  ist  auf  die  Stellung  Bezug  { 
nommen,  welche  die  Städteversammlung  bei  ähnlichen  Gelegenheiten  ei 
nahm,  und  für  das  Übrige  ist  auf  die  Geschichte  des  Lübischen  Aufstaue 
von  Wehrmann1)  verwiesen.  Wären  jene  Fragen  vorher  aufgeworfen  (u 
beantwortet)  worden,  so  würde  ein  Hinweis  auch  darauf  nicht  unterblieb 
sein.  Hier  in  dieselben  einzutreten,  liegt  kein  Grund  vor.  Übrigens  gilt  an 
von  Lübeck,  was  von  Hamburg  gesagt  ist:*)  die  Stadtgemeinde  sucht  m 
ein  Organ  zu  schaffen,  das  sie  gegen  den  erstarkten  Rat  vertritt,  'diese  Vi 
hältnisse  sind  noch  ungenügend  untersucht,  aber  man  erkennt  doch,  dafs  < 
Bürgerschaft  dieses  Organ  zunächst  in  der  Zunftverfassung  sucht  und  da 
glücklich  in  der  Kirchspielsverfassung  findet':  das  Institut  der  Sechziger 
es,  das  meines  Erachtens  zunächst  eine  gründliche  Untersuchung  erheischt. 

Die  Sammlung  jener  wertvollen  Abhandlungen  und  Aufsätze  mit  dec 
der  verstorbene  Mantels3)  das  Interesse  für  heimische  und  hansische  € 
schichte  in  Lübeck  rege  hielt  und  fördernd  auf  die  Studien  seiner  F& 
genossen  einwirkte,  enthält  zwei  Arbeiten,  die  der  hansischen  Geschichte  ^ 
angehören  und  den  Freunden  der  letzteren  wohl  bekannt  sind,  die  Aufsäfl 
'die  hansischen  Schiffshauptleute  Johann  Wittenborg,  Brun  Warendorp  i 
Thidemann  Steen'4)  und  'der  im  J.  1367  zu  Köln  beschlossene  zweite  han* 
tische  Pfundzoll';5)  letzterer  ist  M.s  bedeutendste  und  eigenartigste  Leiste 
Acht  andere  Aufsätze  berühren  die  Hanse  nur.  Diesen  einzelnen  Arboi 
im  Entwickelungsgange  des  Vf.  ihren  Platz  anzuweisen,  stellt  sich  eine  ihJ 
vorangestellte  biographische  Skizze  zur  Aufgabe. 

Kurz  hingewiesen  sei  am  Schlufs  noch  auf  Döbners  Arbeit  über  < 
Stadtverfassung  von  Hildesheim,6)  in  der  für  uns  die  Kämpfe  der  Altstfi 
gegen  den  durch  Tuchhandel  zur  Blüte  gelangten  'Damm'  von  Intern 
sind;  Hanseakten  aus  dem  Anfang  des  XVI.  Jh.  finden  sich  in  Lemgo  «.< 


1)  S.  Jahreeber.  II,  2,  183.  —  2)  Corresp.-Bl.  d.  Ges.-Ver.  XXIX,  No.  4.  —  8)  M.  " 
Mantels,  Beitr.  z.  Lttb.-Hans.  Gesch.,  Jena,  Fischer,  1881.  XXXI,  391  S.  -  4)  Aus  Ha* 
Qesch.-BU.  1871.  S.  109—51.  —  5)  Progr.  d.  Lüb.  Kathar.  y.  1862.   —  6)  8.  a  8.  124* 


Deutscher  Orden  und  Preufsen.     Lirland,  11,179 

sind  zum  teil  in  einer  kleinen  selbständig  erschienenen  Schrift  6.  Otte- 
meyers1)  (Kap.  VII. :  der  innere  Verfall  des  Hansebandes  bis  zu  seiner  Auf- 
lösung an  dem  Beispiele  Lemgos  dargestellt)  zur  Benutzung  gelangt. 


XXII. 

Deutscher  Orden  und  Preufsen.2) 

Livland. 

Ton  dem  Deutschen  Orden  liegt  im  J.  1880  eine  neue  Gesamtgeschichte 
von  K.  Lohmeyer8)  vor.  Der  Vf.  beabsichtigte,  die  reichen  Resultate, 
welche  die  Forschung  in  den  letzten  Jahrzehnten,  namentlich  seit  Joh.  Voigt, 
zu  tage  gefördert  hat,  und  die  an  den  verschiedensten  Orten  zerstreut  sind, 
zu  allgemeinerer  Kenntnis  zu  bringen.  Er  hat  die  Ergebnisse  fremder  Unter- 
suchungen geprüft  und  verwertet  nnd  die  Lücken  in  der  Geschichtsforschung 
durch  selbständige  Quellenforschung  auszufüllen  gesucht.  Die  vorliegende 
Abteilung  schliefst  mit  dem  Tode  Konrads  von  Jungingen  (1407),  die  zweite 
Hälfte  soll  die  Geschichte  bis  1701  hinabfuhren. 

Die  Vorgeschichte  Preufsens,   d.  h.  die  Zeit  vor  der  Ankunft   des 
**•  0.,  hat  während  der  letzten  Zeit  nur  nach  einer  Seite  hin  eine  wesent- 
liche Förderung  erhalten,  wie  die  Sitzungsberichte  der  Altertumsgesellschaft 
'Prassia'4)  in  Königsberg,    wo  über  acht  Funde  berichtet  wird,  und  die  der 
gleichfalls  in  Königsberg  befindlichen  'Physikalisch-Ökonomischen  Gesellschaft'6) 
fcusweisen.     Über  ein  neu  entdecktes,  sehr  ausgedehntes  und  reiches  Gräber- 
feld in   unmittelbarer  Nähe   der  Stadt   Elbing   auf  dem   Neustädter  Felde 
Riebt  Anger  nähere   Auskunft6)     0.   Tischler,    der   sich   als    Vorsteher 
der  archäol.-anthropol.  Abteilung  des   Provinzial- Museums  der   phys.-ökon. 
Oesellsch.  und  als  wissenschaftlicher  Forscher  gleich  grofse  Verdienste  um 
die  provinzielle  Altertumskunde  erworben  hat,  giebt7)  in  der  Einleitung  zu 
einem  ausführlichen  Berichte  über  die  auf  Veranlassung  der  Gesellschaft  in 
den  letzten   Jahren   vorgenommenen   Eröffnungen   einer  ganzen  Reihe   von 
Gräberfeldern    eine  systematische  Übersicht  der  in  den  Gräbern  gefundenen 
Kun8tprodukte,    wobei    sich   auch  ihm  die    in  grofser  Mannigfaltigkeit  vor- 
kommenden   Gewandnadeln    (Fibeln)    als   den  sichersten   Leitfaden    ergeben 
haben.    Indem  er  diese  Fibeln  zu  klassifizieren  versucht,    gelangt  er  dazu, 
gewisse  chronologische  Perioden  festzustellen.     Er  hatte  das  Glück  seine  An- 
nahmen dnrch   ein  neu  entdecktes  Gräberfeld  bestätigt  zu   sehen.    Hiernach 


£i      1)  D.  dtache.  Hanse  n.  Lemgo  als  Mitglied  derselben.      Lemgo,  Wagener.     66  S.  — 
?'  8-  Abt  III,  S.  491.   —   3)  Gesch.   v.  Ost-  und  Westpreufsen.     1.   Abt     Gotha,  Perthes. 


?l°  8.  —  4)  S.-B.  d.  A.-G.  Pr.  im  36.  Vereinsj.  Noy.  1879—1880.  Königsb.  141  S.  — 
2J  Schriften  d.  phys-ökon.  Ges.  y,u  Königsb.  20.  Jahrg.  Königsb.,  Koch.  —  6)  Ztschr.  f. 
JT^ol.  XII,  106—26  (auch  sep.)  (Berlin)  n.  in  den  Verhandl.  (S.  o.  S.  161«)  S.  379  ff.  — 
K*  8chr-  <*•  Phy«--«k-  Ges.  /..  Königsb.   Jg.  19.   1879.  Auch  sep  .  Ostpreufs.  Gräberfunde.  III. 


W 


11,180  Deutscher  Orden  und  Preoiaen.    LirlmcL 

reicht  ihm,  wie  er  in  einem  auf  der  Anthropologenversammlung  zu  Bert 
(Aug.  1880)  gehaltenen  Vortrage  ausgeführt  hat,1)  die  älteste  Periode,  : 
welcher  Fibeln  erscheinen,  die  aber  nur  in  Westpreufsen  und  zwar  linl 
yon  der  Weichsel  vertreten  ist,  bis  in  den  Anfang  unserer  Zeitrechnung,  d 
zweite  ungefähr  von  der  1.  Hälfte  des  I.  Jhs.  bis  in  die  Mitte  des  II.,  d 
dritte  bis  in  den  Anfang  des  IQ.  Jhs.,  die  letzte  bis  in  das  V.  Jh.  Die  fc 
gende  Zeit  ist  noch  völlig  dunkel;  für  die  gesamte  prähistorische  Zeit  ab 
sind  wir  noch  nicht  berechtigt,  die  schriftstellerischen  Nachrichten  mit  d< 
aus  den  Funden  gewonnenen  Resultaten  zu  verknüpfen.  Dafs  die  Aisten  b 
Tacitus,  bei  Jordanes  und  dem  skandinavischen  Seefahrer  Wulfstan  aus  de 
Ende  des  IX.  Jh.  dasselbe  Volk  bezeichnen,  dürfte  man  Anger  nicht  zugebei 
ebensowenig,  was  Marschall  über  das  Verhältnis  von  Letten  (Esthei 
Goten  und  Pruzen  aufstellt.8)  Bewiesen  ist  auch  keineswegs  die  Annahn 
Angers,9)  dafs  Truso  an  der  Stelle  des  heutigen  Elbing  gelegen  habe.4)  - 
Ober  die  vorgeschichtlichen  Denkmäler  des  alten  Polenreiches  hat  die  Kr 
kauer  Akademie  der  Wissenschaften  ein  grofses  Werk  begonnen,  dessen  ers 
Serie  das  ehemals  polnische  Preufsen  umfassen  soll 6)  Über  die  ostpreufsisch( 
Burgwälle  hat  v.  Bönigk6)  in  ziemlich  erschöpfender  und  zugleich  sehr  vo 
sichtiger  Weise  die  Resultate  seiner  zahlreichen  Lokaluntersuchungen  üb 
Wall  und  Wallböschung,  Brustwehren,  Lagerraum,  Graben,  Verhau,  Eil 
gänge,  Aufgänge,  Fanale,  Wasserversorgung,  Windebahnen  (nur  einmal  vo 
kommend  und  wohl  fraglich),  Brücken  und  Brückenstege,  Gebäude  ui 
Grundrifs  dargelegt  —  Der  Keilschriftenforscher  Oppert  sucht  durch  eine  nei 
Deutung  einer  assyrischen  Inschrift7)  es  wahrscheinlich  zu  machen,  da 
assyrische  Karawanen  bis  an  die  baltische  Bernsteinküste  gezogen  seien  ui 
läfst  auch  die  Phönizier  wieder  bis  in  die  Ostsee  vorgedrungen  sein;  er  hi 
damit  den  Beifall  des  Past  Rogge  in  Darkehmen  gefunden.8)  Aber  seine  nei 
Erklärung  ist  sehr  gezwungen  und  bei  der  noch  unsichern  Kenntnis  <ft 
Assyrischen  zu  zweifelhaft,  um  eine  längst  abgethane  Ansicht  wieder  ai 
zufrischen.  Als  eine  wirkliche  Bereicherung  unsers  Wissens  dagegen  üb 
die  alten  Preufsen  ist  zu  bezeichnen,  dafs  wir  nunmehr  das  erste  Vorkommi 
des  Namens  der  Pruzen,  der  uns  bisher  erst  bei  dem  Martyrium  des 
Adalbert  begegnete,  um  einige  Jahrzehnte  zurückdatieren  können.  Ein  803 
unbekannter  vielleicht  bulgarischer  Jude  Ibrahim  ihn  Jacub,  der  an  c 
Kaiserhof  eines  der  beiden  älteren  Ottonen  kam,  hat  einen  Bericht  darrt 
hinterlassen,  von  dem  ein  kleiner  Abschnitt  die  nördlich  von  den  P» 
wohnenden  Brus  behandelt;9)  seine  Angaben  sind  sehr  individueller  Nm 
und  bestätigen  unsere  sonstigen  Kenntnisse  durchaus.  —  Über  das  geg£ 
seitige  Verhältnis  der  Lebensbeschreibungen  des  hl.  Adalbert10)  ist  eine  -* 
handlung  Kolbergs11)  in  Braunsberg  im  Erscheinen  begriffen.  —  Der 
Mai  1879  für  die  Geschichte   der  Stadt  und  des  Regierungsbezirks  D&ac 


1)  Stenogr.  Ber.  (b.  o.  S.  149")  S.  81  —  85  u.  dazu   d.  Katalog  der  AnaateU.    S.  B9: 

—  2)  Katalog  S.  475.  —  3)  Ibid.  S.  457.  —  4)  S.  Jahresber.  II,  2,  198.  —  5)  Mon 
pr6hist.  do  l'anc.  Pologne.  I.  Ser.  Prasse  royale  par  Godefr.  Ossowski.  1.  Livr.  Graco 
1879.  32  u.  16.  S.  4°.  Mit  11  Taf.  (poln.  u.  franz.)  —  6)  Sitzungsber.  der  'Prüm 
S.  57  ff.;  auch  sep.  31  S.  —   7)  L'ambre  jaune  chez  lee  Assyriens.    Paria,  Vieweg.    15  S- 

—  8)  Antwort  d.  Aasyriologen  J.  Oppert  auf  die  Frage:  Ist  Preufsen  da«  Bernsteinlaini 
Alten  gewesen?  Altpr.  Monataschr.  XVII,  680  ff.  (Rogge  hat  daa  Franz.  mehrfach  mi 
verstanden.)—  9)  S.  o.  S.  151».  —  10)  Über  seine  Reliquien  s.  Kap.  XXXIV.—  11)  Ti 
Lobgedicht  auf  d.  h.  Ad.,  Ztschr.  f.  d.  Gesch.  u.  Altertumskde.  d.  Ermeland.  Hft.  21  o.  * 
(1879/80.)     S.  79—112. 


Deutscher  Orden  und  Preufsen.    Livland.  11,181 

gestiftete  Verein  hat  alsbald  sein  Arbeitsfeld  auf  die  ganze  Provinz  West- 
preuf8en  ansgedehnt  und  daher  den  Namen  'Wcstpreufe.  Geschichtsverein'  an- 
genommen.1)     Er  hat  die  Herausgabe  eines  pommerellischen  Urkundenbuchs 
für  die  Zeit  bis  1310  begonnen,  die  M.  Pcrlbach  übertragen  ist9)     Der- 
selbe besachte  diejenigen  Institute  in  Wloclawek,  Warschau,  Gnesen,  Posen, 
Erakau  und  Breslau,  in    denen  er  Material  zu   finden  hoffte.    Dem  Berichte 
dualer8)  fügt  er  in  Beil.  I  die  Regesten  von  6  bisher  noch  unbekannten, 
auf  die  Geschichte  des  Kulmerlandes  im  XIII.  Jh.  bezuglichen  Urkunden  bei, 
in  Beil.   II,   'Prussica    des  Warschauer   Reichsarchivs    aus    dem    XHI.  Jh.9, 
die  Begesten  von  27  Urkunden,  welche  die  Berufung  des  D.-O.  nach  Preufsen 
betreffen  und  erkennen  lassen,  'dafs  die  Angaben  Dogiels  im  Cod.  dipl.  Pol. 
Bd.  IV.  über  die  Originale  des  Reichsarchivs  sich  doch  im  ganzen  als  zu- 
treffend erweisen';  in  Beil.  m  28  Regesten  von  'preufe.  Urkunden  der  Czar- 
toryskißchen  Bibliothek  in  Krakau  bis  1340',  darunter  7  ganz  neue  Stücke: 
eine  ist  das  noch  mit  dem  Siegel  versehene  Original  einer  von  Ottokar  von 
Böhmen  am  17.  Jan.  1255  in  Elbing  ausgestellten  Urkunde.  —  Bisher  war 
man  der  Meinung,  dafs  die  Grenzen  des  Ordens  nach  Osten  hin  Dank  der 
'grof8en  Wildnis'  gesichert  waren-,  dem  gegenüber  zeigt  v.  Bönig k4),  dafs  der 
Orden  den  Schutz  seines  Landes  gegen  Littauen  und  Polen  nicht  blofs  der 
'^Wildnis'  anvertraut  hat,  sondern  vom  mittleren  Pregel  ab  bis  östlich  von  Nei- 
denbnrg,  westlich  von  dem  grofsen  Grenzwalde  einen  fortlaufenden  Wall  und  vor 
ilun  einen  Verhau  angelegt  hatte,   welche  beide  nur  sehr  wenige  und  durch 
Blockhauser    gesicherte    Eingangsthore     hatten.     —    Fast   genau   denselben 
Gegenstand,   welchem   1879  Schäfer  sein  Buch  über  die  Hansestädte  ge- 
widmet hatte,6)  bringt  H.  De  nicke6)  auf  Grund  eigener  Quellenstudien  noch 
einmal  zu  ausführlicher  Darstellung,  ohne  indes  neue  Thatsachen  ans  Licht 
z*i  ziehen  oder  nach  Schäfer  neue  Gesichtspunkte  aufzustellen,  wenigstens  in 
Bezug  auf  die  Teilnahme  der  Preufsen  an  Krieg,  Friedensschlufs  und  Handel. 
Auch  der  neue  Band  von  Lindners  Werk7)  hat  nichts  wesentlich  Neues 
gebracht,  aber  deutlich  tritt  darin  zu  tage,    dafs  die  preufsische  Geschichte 
nur  in  dem  Rahmen  der  allgemeinen  Zeitgeschichte   zum  vollen  Verständnis 
gelangt     Die  Verlegenheiten   des  Ordens  waren   nicht  weniger   dem  König 
Menzel  als  Sigismund   und   dem   Markgrafen   Jobst   hauptsächlich    in    zwei 
Achtungen  dienlich:  der  Orden  zog  die  polnische  Macht  von  ihren  Grenzen 
ab,  andererseits  nutzten  sie  die  finanzielle  Kraft  des  Ordens  weidlich  aus,  die 
damals  für  unerschöpflich  galt    Desgleichen  wufste  W.  die  inneren  Streitig- 
keiten des  Ordens  in  seinem  Interesse  zu  verwerten.  —  Nicht  unwichtig  für 
die  preufsische  Geschichte  sind  die  Hanserecesse,  deren  Bd.  V.8)  unter  den 
152  darin  enthaltenen  Städtetagen  nicht  weniger  als  81  preufsische  aufweist, 
ein  Beweis  weniger  für  den  hervorragenden  Anteil   der  preufsischen   Städte 
an  den  hansischen  Angelegenheiten  als  dafür,    dafs   die  Preufsen   die  Proto- 
kolle und  Akten  ihrer  besonderen  Städtetage  sorgsamer  aufgehoben  haben  als 
^dere.    Auch  unter  den  aufserhalb  Preufsens  abgehaltenen  Städtetagen  sind 


1)  Mit  dem  schon  längst  bestehenden  Ver.  f.  d.  Gesch.  v.  Ost-  n.  Westpr.  fand  eine  freund- 
Ij^wliche  Abgrenzung  des  Arbeitsgebietes  statt  —  2)  B.  1.  Abt  erschien  1881.  — 
)  B«r.  flber  e.  fflr  das  Pommerell.  Urk.-B.  unternomm.  Heise  nach  Polen,  Ztschr.  d.  Westpr. 
««ats^.Yer.  Hft.  I.  Danaig,  Kafemann.  8.  70—80.  Vgl.  o.  8.  43».  —  4)  Über  Landes- 
verteidigung nach  Osten  im  1.  Jh.  der  Ordensherrsch.,  Sitz.-Ber.  der  Prussia.  S.  11—20. 
v»ortar.)  _  5^  g  Jahresber.  n,  2,  179  ff.  —  6)  S.  o.  S.  1751.  —  7)  S.  o.  8.  55*.  Be- 
nders sind  Kap.  XV,  XXV  u.  XXVI  wichtig.  —  8)  S.  o,  S.  1771. 


11,182  Deutscher  Orden  und  Preufren.    Livland. 

wenige,  bei  denen  nicht  zum  mindesten  Danzigs  Batssendeboten  erschienen. 
Die  äufsere  Politik  der  Hansestädte  bewegte  sich  freilich  nicht  mehr  auf  so 
stolzen  Pfaden  wie  früher,  denn  die  nordischen  Reiche  hatten  sich  politisch 
von  der  Beeinflussung  der  Hanseaten  frei  gemacht,  und  dazu  regten  sich  in 
den  deutschen  Städten  die  Zünfte  und  die  niederen  Gewerke.  In  den  preufei- 
schen  Städten  traten  diese  Bestrebungen  noch  nicht  merklich  hervor,  aber 
ein  Rückgang  in  politischer  Beziehung  den  nordischen  Reichen  gegenüber  zeigt 
sich  auch  hier,  wenn  in  den  Verhandlungen  der  Städte  auch  wenig  davon  die 
Rede  ist.  Da  bringen  die  preufsischen  Städte  besonders  vor  die  Klagen 
über  Handelsbelästigungen  seitens  der  fremden  Fürsten  und  Völker,  nament- 
lich aber  über  die  Konkurrenz  des  Ordens.  Wie  sehr  bereits  in  dem  Ge- 
samtbunde das  Streben  nach  Auflösung  in  Gruppen  und  Individuen  rege  ge- 
worden war,  geht  daraus  hervor,  dafs  die  Handelsfaktorei  Danzigs  in  Kowno 
trotz  des  pomphaften  Titels  eines  'Kontors  des  deutschen  Kaufmanns  zu 
Kauen'  auf  den  Hansetagen  auch  nicht  einmal  zur  Sprache  gekommen  ist 
—  Die  Regierung  Heinrichs  v.  Plauen  ist  von  Th.  Buscke  (jetzt  in  Danzig) 
neu  dargestellt  worden.  *)  Neues  hat  die  Arbeit  kaum  zu  tage  gefördert;  ent- 
schiedener Widerspruch  dürfte  zu  erheben  sein  gegen  die  von  dem  V£ 
vertretene  Ansicht,  dafs  die  Ordensregierung  vor  1410  eine  absolute  war  und 
dafs  demgemäfs  die  von  H.  v.  PI.  versuchten  Reformen  auf  eine  Hebung 
dieses  vermeintlichen  Absolutismus  hinauskommen;  sind  denn  die  Städtetage 
und  allgemeinen  Tagfahrten  der  Stände  Preufsens  aus  der  vorhergehenden 
Zeit  von  dem  Vf.  gänzlich  unbeachtet  gelassen  worden?  Seit  dem  Erscheinen 
der  preufsischen  Ständeakten  ist  dies  selbst  für  die  ältere  Zeit  der  Ordens- 
regierung nicht  mehr  zulässig.  Auch  von  letzterem  hoch  verdienstvollen 
Werke  ist  ein  neuer  Halbband  erschienen.8)  Derselbe  enthält  die  Akten 
von  etwa  55  Städte-,  Stände-  und  Rittertagen  zwischen  1442  und  1446  und 
dazu  zwei  Rückblicke,  von  denen  der  erste  die  zwei  Anfangsjahre  und  der 
andere  die  drei  folgenden  Jahre  der  Regierung  Konrads  v.  Erlichshausen 
behandelt  Der  milde  Sinn  des  Hochmeisters  trug  viel  dazu  bei,  die  Ge- 
müter zu  versöhnen,  so  dafs  es  ihm  sogar  gelang,  die  Wiedereinführung  des 
Pfundzolles  durchzusetzen;  zwar  forderten  die  fünf  'grofsen'  Städte  und  die 
Ritterschaft  des  Kulmerlandes  und  des  Gebietes  von  Elbing  für  sich  Steuer- 
freiheit; da  sie  aber  des  Hochmeisters  Anerbieten  gerichtlicher  Untersuchung 
ihrer  Ansprüche  zurückwiesen,  konnte  der  Zoll  unbeanstandet  erhoben  werden. 
Ferner  waren  Hochmeister  und  Ständeversammlungen  bestrebt,  ein  Regiment 
einzuführen,  d.  h.  eine  allgemeine  Landesordnung,  eine  Zusammenstellung 
aller  auf  den  Verkehr  bezüglichen  Gesetze;  aber  nur  für  das  Niederland,  die 
östlichen  und  nordöstlichen  Gebiete  mit  Einschlufs  des  Ermelandes,  gelang  es 
1444  eine  solche  Ordnung  zustande  zu  bringen,  im  Westen  widerstrebten 
Danzig,  Elbing  und  Thorn.  —  Von  Interesse  ist  Töppenss)  Nachweis,  dals 
Orden  und  Bischöfe  zwar  bei  einer  nicht  ganz  kleinen  Anzahl  der  ältesten 
Bauten  selbst  bis  ins  XIV.  Jh.  hinein  nur  Erde  und  Holzwerk  in  Anwendung 
brachten,  dagegen  doch  auch  schon  Stein-  und  Ziegelbauten  ausführten,  wie 


1)  H.  v.  Planen,  Hochm.  d.  D.  0.  v.  9.  Nov.  1410  bis  14.  Okt  1413.  Dia«.  König* 
45  S.  (auch  in  der  Altpreufs.  Monatsschr.).  —  2)  Akten  d.  Ständetage  Ost-  u.  Westpreufcw 
unter  d.  Herrsch,  des  D.  0.  Hrsg.  im  Auftr.  u.  m.  Unterstützung  d.  Ver.  t  <L  Gesch.  d. 
Pro?.  0.-  u.  Westpr.  von  M.  Toppen.  Bd.  II.  Lfg.  2.  Leipzig,  Duncker  &  Hrasblot 
V  u.  S.  401—823.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  196.  —  3)  Zur  Baugesch.  d.  Ordens-  u.  Bischofr- 
schiösser  in  Preufsen.     1.  Art.     Ztschr.  f.  Westpr.  Gesch.  I.     S.  1—44. 


Deutscher  Orden  und  Preafsen:    Livland.  11,183 

:hon  im  XIII.  Jh.  Althaus  (Kulm),  Thorn,  Elbing,  Königsberg,  Marienwerder 
ad  Marienburg,  auch  wohl  die  Sitze  von  Komturen  und  Konventen  in  Stein 
ad  Ziegel  gebaut  gewesen  seien.  Danzig,  Schwetz,  Osterode,  Heilsberg, 
öfseL,  Seeburg  sind  erst  c.  1350  in  Steinhäuser  umgewandelt.  Im  Anschlufs 
ieran  behandelt  T.  ausfuhrlich  Mewe  nach  den  technischen  Ergebnissen  an- 
islich der  Restauration  dieses  Schlosses.  —  Von  nicht  minderem  Interesse 
t  es,  zu  wissen,  dafe  die  Söldner  des  Ordens  zwar  allen  Teilen  des  Reiches 
ltstammten,  vielfach  aber  Schlesier  waren.  Wenigstens  gilt  dies  für  die 
rat  von  1410,  wie  das  aus  diesem  Jahre  vorhandene  Soldbuch  beweist  Das 
amenverzeichnis  der  darin  erwähnten  Schlesier  samt  beigegebenen  biogra- 
hi8chen  Notizen  giebt  Pfotenhauer. *)  In  Königsberg  soll  sich  der  Sage 
ach  das  Blutgericht,  d.  h.  das  Gerichtelokal  für  die  unter  der  Ordens- 
erichtsbarkeit  stehende  Burgfreiheit  in  den  Kellerräumen  des  Schlosses  be- 
ainden  haben,  in  welchen  seit  geraumer  Zeit  eine  den  Namen  des  Blutgerichts 
Ohrende  Weinhandlung  besteht  G.  Th.  Hoffheinz  hält  die  Sage  für  be- 
gründet *) 

Das  Mittelalter  behandeln  auch  die  'Beiträge  zur  Geschichte  der  Fischerei 
nOst-  und  Westpreufsen' 8)  von  B.  Beneke;  nur  sind  die  Urkunden  nicht  ge- 
rägend  herangezogen.  Sorgsamer  hat  Dittrich,4)  sich  lediglich  auf  Erme- 
and  und  die  Zeit  des  Ordens  beschränkend,  nach  einer  Einleitung  über  den 
Fischreichtum  and  die  Arten  der  Fische  die  Teilung  der  Fischerei  zwischen 
len  Landesherrschaften  (Orden  und  Bischof,  Bischof  und  Kapitel),  die  Ver- 
eüiung  des  Fischereirechtes  an  die  Untergebenen  und  zwar  bezüglich  des 
Gebrauches,  der  Person,  der  Geräte,  der  Fischarten,  der  örtlichkeit  und  Zeit, 
illetzt  die  Verwaltung  der  bischöflichen  und  kapitularischen  Fischerei 
~nd  Fischkultur  und  -Handel  dargelegt.  —  Übrigens  galten  die  hier  dar- 
stellten Verhältnisse  auch  für  andere  Teile  des  Ordenslandes. 

Zur  Spezialgeschichte  sind  mehrere  Arbeiten  zu  erwähnen.  Für  die  des 
ulmerlandes  lieferte  Wölky5)  einen  Beitrag,  indem  er  215  meist  un- 
ekannte  Urkundenregesten  über  das  Benediktiner-Jungfrauenkloster  in  Thorn 
nd  die  dazu  gehörige  Jakobikirche  und  das  Hospital  zum  h.  Geist  mit- 
tut Das  Kloster,  1311  gestiftet,  ist  1833  aufgehoben;  zur  Kirche  wurde 
309  der  Grundstein  gelegt. 

Mestwin  IL  von  Pommerellen  ist  in  seinem  Verhältnis  zu  den  Mark- 
grafen Otto,  Konrad  und  Johann  v.  Brandenburg  von  Voigt,  Barthold  u.  a.  der 
Charakterlosigkeit  und  Wortbrüchigkeit  geziehen:  seine  Ehrenhaftigkeit  sucht 
tedoch  St  Kujot6)  auf  Grund  unbekannter  Briefe  und  Urkunden  des  Pelpliner 
Archivs  nachzuweisen,  wie  dieselbe  auch  schon  von  Kantzow  und  Quandt  an- 
kommen war.  —  In  kirchlicher  Beziehung  stand  Pommerellen  unter  den 
Diözesen  Gnesen,  Wloclawek  (Kujavien)  und  Camin;  die  Bischöfe  von  Camin 
Jetten  aber  keine  Besitzungen  im  Lande.  Das  Vermögen  der  ersteren  beiden 
Bischöfe  beleuchtet  gleichfalls  Kujot,  indem  er  die  Einführung  des  Zehnten 
md  aas  Zehntwesen  überhaupt  zur  Zeit  des  Ordens  und  der  polnischen  Herr- 
^aft,   sodann  Erwerb  und  Bewirtschaftung  des  ungeheuren  Güterkomplexes 


1)  Ztschr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  etc.  Schles.  XV,  203—13.  —  2)  Das  Blutgericht  in  Kö- 
M5»b,  AltpreuÄ.  Mon.-Schr.  XVII,  671—79.  —  3)  Abgedr.  Altpr.  Mon.-Schr.  XVII,  300— 
*,  385 — 116,  ans  d.  grofsen  Werke  B.s:  Fische  u.  Fischerei  in  Ost-  u.  Westpr.  —  4)  Beitr. 
•  •-  Gesch.  d.  Fischerei  in  Ermel.,  Zschr.  f.  Gesch.  Erm.  VII,  301—38.  —  5)  S.  u.  III, 
**-  —  6)  Über  d.  brandenb.  Markgrafen  z.  Zeit  Mestw.  I.,  Boczniki  Towarzystwa  Nanko- 
refco  w  Toruniu.  I.  Jahresber.  d.  wiss.  Ges.  z.  Thorn.  (1878). 


11,184  Deutscher  Orden  and  Preufeen.     LifUncL 

beider  Bischofsstühle  bespricht. *)  Verpachtet  waren  die  Güter  meist  an  Ver- 
wandte der  Bischöfe  und  brachten  jedes  nur  wenig  ein;  die  Gesamteinnahmen 
waren  jedoch  sehr  bedeutend.  —  Viel  Kopfzerbrechen  haben  die  pommersche 
Borg  Raczans,  die  1256  von  den  Polen  verbrannt  wurde,  und  Rezck  ge- 
macht, das  in  einer  Urkunde  vonOliva  1178  (sie  ist  wohl  50  Jahre  jünger) 
vorkommt:  beide  Namen  bezeichnen  einen  und  denselben  Ort,  das  Dorf 
Reez  nördlich  von  Tuchel,  wo  noch  heute  auf  der  Insel  eines  Sees  Beste 
jener  Burg  vorhanden  sind.  —  Das  bisher  unerklärte  'Sahirs -Gebiet',  im 
nördlichen  Teile  der  Eomturei  Tuchel,  ist  vielmehr  'Saborn'  zu  nennen:  das 
Wort  bezeichnet  eine  im  Wald  gelegene,  eine  von  Wald  bedeckte  Gegend*) 
—  Königsberg  betrifft  auch  im  Mittelalter  Frischbiers8)  hübsche 
Schilderung  'der  Zünfte  der  Königsberger  Junker  und  Bürger  im  Kneiphof 
nach  den  Protokollen  der  Morgensprachen,  d.  h.  der  offiziellen  Versamm- 
lungen, die  für  die  Zeit  von  1440—1562  mit  (zwei  Lücken  1455—1458 
und  1475—1487)  und  weiter  für  1593—1624,  1653—1788,  1794—1801 
noch  vorhanden  sind. 

Die  Geschichte  Danzigs  hat  auf  Grund  tüchtigster  Kenntnis  A.  Bert- 
iin g4)  skizziert.  —  Über  den  Verkehr  Danzigs  mit  dem  gleichfalls  hansi- 
schen Greifswald  geben  Eintragungen  der  Greifswalder  Stadtbücher  noch 
jetzt  einige  Auskunft;  es  mufs  auffallen,  dafs  von  1456 — 1550  nur  37  Dan- 
ziger  die  Universität  Greifswald  besuchten. 6)  —  Früh  finden  wir  die  Dan- 
ziger  auch  in  Lissabon,  wo  sie  1452,  1494  u.  ö.  von  den  Königen  Privi- 
legien erhalten;  aus  den  Akten  eines  Prozesses  in  Lissabon  von  1518  ersehen 
wir,  dafs  damals  häufig  Danziger  Schiffe  dorthin  kamen.6) 

Sonst  haben  wir  lokalgeschichtliche  Darstellungen  erhalten  über  Basten- 
burg von  Beckherrn,7)  die  sich  durch  Takt  und  besonnene  Kritik  aus- 
zeichnet und  das  reiche  Material  des  Stadtarchivs  verwertet,  sodann  über 
Wehlau  von  Ziegler,8)  die  zum  500jährigen  Stiftungsfeste  der  Kirche  ge- 
schrieben ist,  aber  weiteren  Wertes  ermangelt 

Für  die  aufserpreufsische  Geschichte  des  Deutschen  Ordens  ist  zu  er- 
wähnen A.  Lorcks9)  Versuch,  das  Itinerar  Herrn,  v.  Salzas  zu  bestimmen, 
sowie  der  Nachweis  M.  Perlbachs10),  dafs  das  Haus  des  Deutschen  Ordens 
in  Venedig  sich  von  1256 — 1595  an  der  Stelle  des  heutigen  erzbischöflichen 
Seminars  befand,  dafs  der  Orden  ungerechtfertigter  Weise  schon  1512  aus 
diesem  Besitz  vertrieben  wurde  (vielleicht  infolge  politischer  Verhältnisse), 
aber  seine  Ansprüche  erst  nach  83  Jahren  aufgab.  Einige  Urkunden,  die 
Winkelmann  1878  in  Venedig  entdeckte,  sind  der  Rest  des  von  Accon  nach 
Venedig  überbrachten  älteren  Ordensarchivs.  —  Einen  Kalender  des  XHL  Jh. 
mit  Notizen  des  XIV.  Jh.  über  den  Orden  aus  einem  unbekannten  Ordens- 
haus weist  Gillert11)  in  Petersburg  nach.18) 


1)  S.  Abt  III.  S.  497.  —  2)  Kujot,  Kaaztelania  Raciazki  i  zieraia  Zaborska,  poaiu- 
kiwanie  geograficzne,  ibid.  S.  128 — 36;  in  Üben.:  Redzk-Racxana  u.  d.  Sabira-Qebiet,  Altpreufa. 
Mon.-Sehr.  XVII,  425—34.  —  3)  Ibid.  74—128.  —  4)  D.a  Gesch.  in  kurz.  Umriaae  dar- 
geat,  in  'Danzig  in  naturwiaa.  u.  medizin.  Beziehung'.  Danzig.  S.  113 — 26.  —  5)  Pyl» 
Verbind,  zwischen  Danz.  u.  Greifsw.  i.  M.-A.,  Ztachr.  d.  Wostpreufa.  Geech.-Ver.  I,  90 — 96.  — 
6)  E.  Keatner,  ibid.  S.  97—106.  —  7)  S.  Abt  HI.  8.  50*.  —  8)  Ibid.  —  9)  Herrn, 
v.  S.  Sein  Itinerar.  Kieler  Diaa.  108  S.  Hrag.  v.  Schirren.  (Der  Vf.  verunglückte  tot 
der  Prom.  in  dem  Kieler  Hafen.)  —  10)  D.  Haus  d.  D.  0.  in  Vened.,  Altpreufa.  Mon.-Sehr. 
XVII,  269—85.  —  11)  Hdaa.  in  S.-Pet  (s.  o.  S.  lö11.)  S.  6.  —  12)  Der  Deutache  Orden, 
iat  sonst  schon  berührt  o.  S.  172. 


Deutscher  Orden  und  Preußen.    Liyland.  IL185 

In  Betreff  der  Urzeit  Livlands1)  hat  Grewingk,*)  entgegen  Virchow 
and  Graf  Sivers,  nachgewiesen,  dafs  Livland  gar  keine  Pfahlbauten  besitzt 
and  dafs  die  dafür  gehaltene  Insel  im  Arraschsee  ein  nicht  vor  das  XIII.  Jh. 
fallender  Inselbau  ist,  welcher  zu  der  Ordensburg  Alt- Wenden  in  irgend  einer 
Beziehung  stand.  —  Seine  Gräberfunde  in  ösel  veröffentlicht  Holzmeyer,3) 
während  Graf  Siv er  8  über  die  Aufdeckungen  der  in  drei  Kirchspielen  unter- 
sachten 10  Steinsetzungen  berichtet,4)  welche  reiches  Material  über  eine  den 
Deutschen  vorangegangene  Herrschaft  normannischer  Geschlechter  liefern  soll. 
—  Einen  Beitrag   zur  ältesten  Geschichte  Livlands  giebt  Hildebrand  in 
seiner  Biographie6)  des  ältesten  livischen  Chronisten,    Heinrichs  v.  Lettland, 
Höhlbaum  in  der  Goswins  v.  Herike,6)   welcher  durch  die  Unterdrückung 
des  Estenaufstandes  die  deutsche  Kolonisation  unter  Letten,  Liven  und  Esten 
zum  Abschlufs    brachte   und   Begründer   der   altlivländischen   Konföderation 
wurde.     Const.    Mettig  sucht  wahrscheinlich   zu    machen,    dafs   Fromhold 
v.  Vifhusen  in  Rom  gestorben  sei;  in  einer  zweiten  Arbeit7)    untersucht  er, 
weshalb  Bischof  Albert  seinem  Domstifte  die  Prämonstratenster-Regel  verliehen 
habe,  ferner  behandelt  er  die  Kapitelprälaturen,  wobei  er  besonders  auf  die 
bevorzugte  Stellung  des  Kellermeisters  aufmerksam  macht.8) 

Dem  XV.  Jh.  gehört  eine  für  die  Geschichte  des  Civilprozesses  wichtige 
Arbeit  von  £.  Nottbeck9)  an.  Die  Reichsstadt  Dortmund  schuldete  einem 
Revaler  Bürger  mehrere  hundert  Gulden,  die  derselbe  trotz  wiederholter 
Klagen  nicht  erlangen  konnte;  schliefslich  mufste  man  den  Prozefs  fallen 
lassen,  weil  sich  einflufsreiche  Persönlichkeiten  widerrechtlich  in  den  Civil- 
prozefs  einmischten. 10)  —  Über  eine  untergegangene  Stadt  bei  dem  heutigen 
Pernau  berichtet  C.  Rufswurm:11)  Alt-Pernau,  welches  von  1251—1603 
sich  einer  nicht  geringen  Blüte  erfreute,  ist  dann  verschollen  und  vergessen ;  be- 
sonders interessante  Einblicke  in  die  Handelsverhältnisse  und  das  Gemein- 
wesen der  Stadt  gewähren  das  bisher  unbekannte  Erbbuch  und  die  Bur- 
sprake  von  Alt-Pernau. 


1)  S.  Abt  HI.  S.  50*.  —  2)  Zur  Pfahlbautenfrage.  Sitz.-Ber.  d.  Gel.  estn.  Ges.  f. 
1879.  8.  176—179  u.  199—204  u.  sep.  —  3)  Osiliana  111,  Vhdlgn.  ders.  Ges.  Hft.  2.  — 
4)  IKd._  5)  Allg.  Deutsche  Biogr.  Bd.  XI.  —  6)  Ibid.  S.  111-113.  —  7)  S.  o.  8.  157*. 
!>»  Siegel  de«  Rigaiachen  Ersbischofs  Albert  Suerbach  (geb.  1290  zu  Köln)  hat  L.  Cle- 
neni  behandelt,  DUch.  Herold  XI,  Ko.  3.  —  8)  Mitt  ans  der  livl.  Gesch.  XII,  S.  509  ff.  — 
*)  Die  Reichsstadt  Dortmund  vor  dem  Richterstuhl  des  Revaler  Rats,  Bali  Monatsschr.  27, 
«Ht  3.  —  10)  Mehrere  für  die  Gesch.  d.  livl.  Handels  wichtige  Urkunden  enthalten  die 
H»»*»eüesse  V,  s.  o.  8.  1771.  —  11)  Nachrichten  über  Alt-Pernau,  Royal.  117  8. 


XXIII, 
B.  Hldber. 

Schweiz. 

(S.  am  Scblufs  der  Abteilung.) 


11,186  XXIV.     E-  Meyer: 


XXIV. 

E.  Meyer. 

Papsttum  und  Kirche. 

Die  Richtung  der  historischen  Studien  auf  das  Einzelne  hin,  für  welch 
diese  Jahresberichte  den  Beweis  liefern,  thut  sich  für  das  Mittelalter  insondei 
heit  darin  kund,  dafs  zusammenhängende  Darstellungen  über  die  Geschieht 
der  mittelalterlichen  Kirche,  ohne  welche  doch  das  Mittelalter  nicht  i 
verstehen  ist,  weil  sie  die  civilisierte  Welt  bis  zur  Reformation  zu  einer  Eil 
heit  zusammenfafste,  nicht  versucht  werden:  dafs  immer  mehr  oder  minä* 
ausführliche  Handbücher  der  Kirchengeschichte  erscheinen,  kommt  hierfc 
nicht  in  Betracht.1)  Denn  abgesehen  davon,  dafs  der  theologische  Staife 
punkt  ein  anderer  ist  als  der  historische,  fehlt  demjenigen,  der  die  gan 
Kirchengeschichte  überblickt,  meist  das  volle,  eingehende  Verständnis  des 
eigenartigen  Mittelalters.  Kommt  nun  hinzu,  dafs  der  Protestant  meist  wer: 
geneigt  ist,  in  den  Geist  der  mittelalterlichen  katholischen  Kirche  einzudrinc 
die  er  nur  als  eine  Abirrung  von  dem  wahren  Christentum  ansehen  ka-L 
der  aufrichtige  Katholik  aber  fürchten  mufs,  als  Angehöriger  der  nicht 
Siegerin  hervorgegangenen  Kirchengemeinschaft  ihrer  Geschichte  im  Mitri 
alter  nicht  gerecht  zu  werden  und  dann  nur  einer  von  neuem  siegreich! 
protestantischen  Kritik  Stoff  zu  liefern,  —  so  ist  erklärlich,  wenn  uns  Wo: 
allgemeiner  Art  über  die  Kirche  des  Mittelalters  auf  streng  wissenschaftlich 
Grundlage  fehlen. 

Wenn  der  von  Guillaume*)  besorgte  Neudruck  von  Rohrbach.  € 
Universalgeschichte  der  christlichen  Kirche  jetzt  bis  in  die  Mitte  des  XIV.  J 
gelangt  ist  und  darin  auch  die  neueste  Forschung  nicht  unberücksichtigt  j 
lassen  ist,  so  urteilt  doch  ein  auf  streng  konfessionellem  Standpunkte  s 
hender  Katholik3)  über  das  im  wesentlichen  für  Geistliche  bestimmte  Wd 
4K.  n'est  pas  un  savant  que  ses  Stades  instruisent,  mais  un  catholique  <l 
sa  foi  äclaire'.  Und  das  gilt  auch,  wie  gleich  hier  bemerkt  sein  mag,  - 
für  eine  ganze  Reihe  katholischer  Produktionen,  welche  die  unbestraft!» 
gröfsere  Regsamkeit  der  katholischen  Wissenschaft  geliefert  hat  Währei 
nämlich  echt  wissenschaftliche  katholische  Forschung  die  Resultate  der  pr 
testantischen  ohne  Rancune  anerkennt,4)  giebt  es  eine  andere  Richtung,  <3 
durch  Janssens  auch  von  protestantischen  Historikern  anerkanntes  Werk, 
man  möchte  sagen  Mut,  gewonnen  hat,  um  die  am  ärgsten  von  protestantisch« 
Seite  zugerichteten  Positionen   unter  sicherer  Deckung  durch  ein  kleines  Gr 


1)  Es  würden  hier  die  oben  Abt.  I  angofuhrten  zu  nennen  sein.  —  2)  Bohrbacl*«5 
hist.  univers.  de  l'egl.  cath.,  contin.  jusqu'ä  nos  jours  p.  Guillaume.  (Bisher  8  Bde.* 
Bollen  12  werden.)  Von  der  deutschen  Übersetzung  dieses  Werkes,  von  K.  A.  H.  Kellner,  0- 
(Münster,  Theifsing),  ist  Bd.  11  erschienen.  Die  Bande  erscheinen  unregelm&feig  lufaer  « 
Reihe.  —  3)  Polybibl.  1881,  II,  221.  —  4)  S.  Jahresber.  II,  1,  120.  —  5)  TreftW  d» 
rakterisiert  Jahresber.  II,  3,  11,  obwohl  hier  nicht  alles  über  den  Standpunkt  gesagt  ist,  ** 
zu  sagen  wäre. 


Papsttum  und  Kirche.  ELI 87 

plänkel  zu  schützen,   dem  man  das  Bewnfstsein  der  eigenen  Ohnmacht  doch 
anmerkt.  —  Der  nene  Band  von  Hergenröthers  Werk1)  beginnt  mit  dem 
XIV.  Jh.;  Gregorovius'  Geschichte  der  Stadt  Rom  im  Mittelalter8)   mufs 
notwendiger  Weise  manche  Seiten  berühren,  die  ein  allgemeines  Werk  über 
die  rönL  Kirche  des  Mittelalters  behandelt;  aber  wenn  hier  die  einzelnen  Päpste 
mit  ihren  mannigfachen  Schwächen  naturgemäfs  in  den  Vordergrund  treten 
müssen,    so    liegt  doch    hier   die   Gefahr   nahe,    dem   Ganzen    der    Kirche 
nicht  vollkommen  gerecht  zu  werden.  —  Die  Herrschsucht  der  Päpste  will 
F.  Julien8)  dadurch  rechtfertigen,  dafe  all  ihr  Streben  nach  Sicherung  welt- 
licher Macht  nur  der  Verteidigung  Europas  gegen  den  Islam  gegolten  habe. 
Quellen  für  die  Geschichte  der  Kirche  im  Mittelalter  sind  teils  unmittel- 
bare wie  die  Kirchenschriftsteller  und  Urkunden,  teils  mittelbare,   die  schon 
durch  das  Medium  eines  betrachtenden  Geistes  hindurchgegangen  sind,  d.  h. 
die  mittelalterlichen  Darstellungen  der  Kirchengeschichte.  —  Von  der  ersteren 
Gattung   werden  uns   die  Theologen   des  Mittelalters  durch  Neudrucke  der 
Migneschen  Sammlung,4)  die  nur  bis   1200  geht,   und  durch  Horoys5) 
Fortsetzung  zugänglicher,    wenn  auch  diese  Ausgaben  manches  zu  wünschen 
übrig  lassen.  —  Papsturkunden   hat   eine  gröfsere  Anzahl   F.    v.  Pflugk- 
Harttung6)  veröffentlicht,  teils  noch  unpublizierte,  teils  solche,  die  mangel- 
haft herausgegeben  oder  überhaupt  nur  schwer  zugänglich  waren.     Letzteres 
ist  ein  etwas  subjektiver  Punkt,  den  sachliche  Kritik  bei  Anerkennung  vieles 
Verdienstlichen  neben  manchen  Mängeln  im  einzelnen  mit  Recht  hervorhebt.7) 
Die  Urkunden  (190)  reichen  von  748 — 1143  d.  h.  von  Zacharias  bis  Inno- 
cenz  II.;  25  entfallen  auf  Zacharias,  auf  Stephan  IV.,  Leo  III.,  Sergius  IL,  Jo- 
hann VIIL,  Formosus,  Leo  VIII.,  Johann  XII.  u.  Xm.,  Benedikt  VIII.  u.  X., 
Clemens  HL  und  Gelasius  IL  je  1,  auf  Johann  XV.  2,  Leo  IX.  13,  Victor  III. 
3,  Nikolaus  IL  6,  Alexander  IL  10,  Gregor  VII.  9,  Urban  IL  18,  Paschal  IL 


1)  S.  o.  Abt.  I.  —  2)  3.  verb.  Aufl.  Bd.  VII.  X,  731  S.     Stuttg.,  Cotta.  —   3)  Papes 
•t  «ultans.     VIII,  322  8.  12°.    Pari«,  Plön.  — -  4)  Patrologiae  lat  Cursus  complet  Tom.  73: 
^Ppendii  ad  monumenta  sex  priorum  ecclesiae  saeculorum:  yitae  Patrum  sive  Historiae  eremi- 
^«■ehbriX.  Tom.  prior  (1879).  —  Tom.  76.  Gregorii  M.  opera.  T.  IL  —  Tom.  125:  Hinc- 
■»**.  Rhein,  opp.  T.  L   —    Tom.  128:   Anastasii  Biblioth.  T.  II.   —    Tom.  138:    Appendix 
•^  aaec  X.  Richer.,  Auctores  incerti  anni  ot  Opera  dStanorixa  [sie!].     Monumenta  diploma- 
tü*)  liturgica,  monastica.  Tom.  unic.  676  8.  —    Tom.  150:  Lanfr.  Cantoar.  archiep.,  Roynald. 
Itam.  archiep.,  Deusdedit,  Gerald.  IL.  Camerac,  Horim.  Mett,  Bonizo  Piacent,  Durand.  Clarora., 
"•niard.  Lutev.,  Radbod.  II.  Turnav.,  Aganon.  Augustod.,  Rufin.  incertae  sedis  epp.,  Gnilclm.  abb. 
$•  Arnulf.  Met,    Wilholm.  abb.  Hirsaug.,  Guido  abb.  Farf.,  Rob.  de  Tumbalena  abb.  S.  Vigo- 
***»  Fnlco  abb.  Corboj.,    Rogerius  monach.     Beccens.,  Gilleb.  monach.  Elnon.,  Wilhelm.   Clus. 
mon.,  Hemming.   presb.  Wigorn. ,    Odalric.    praep.    Rem. ,    Folco.  Meld,    subdiac. ,   Cona  tantin. 
^ric  Caa.  mon.,  Henr.  cleric.  Pompös.,  Theodor.    8.  Audoeni  mon.,   Wilhelm.  Pictav.,  Joann. 
de  Qerlandia,  Aribo  music,  J.  Gotton.  music.  scripta  vel  fragm.  844  8.  —  Tom.  155:  Godefr. 
Bullonii  epist  et  diplomm.,   Radulf.  Ardentis,    Homiliao,  Lupi  Protospat.  Chron.,  Anselm.  Me- 
*l0}y  Bernard.  Tolet  archiep.,    Thora.  Eborac.,    Alberic.  Ostions.,  Amati  Burdeg.,  Poppo.  Met 
ftpiteepor.,  Richardi  de  Dunellis  abb.  Pratell.,  Manegaldi  presb.;   Goscelin.  Cantuar.,    Sulcard. 
"0"tmoTja§t,    Pauli  8.  Petri   Carnot  monachi,   fratrum  majori«  Monast,   Brunonia  opuac.,   di- 
plomm., epiatolae.  1066  8.  —  Tom.  156:   Guibertus  abb.  8.  Mariae  de  Novigento.  Tom.  unic. 
"--  Tom.  175:  Hugo  de  S.  Victore.  T.  I.  586  S.  —  Tom.  196 :  Richard,  a.  8.  Victore,  Gilduin. 
Achard.,  Eni«.,  Guarin.,  Odo.,  Godefrid«,  Adami,  Victorinorum,  Joscelin.  Turon.  archiep.,  Hen- 
^c*  Rem.  archiep.,  Hugo  de  Campo-Florido  Suess.  epiac.,  Henric.  archidiac.  Salzburg.,  Hugon.  de 
'oKeto,  Nicol.  Clarae  Vall.    Epiatolae  et  opuac.     850   8.   —    5)  Medii  aevü   biblioth.  patrist 
T<;m.  IV:  Honoriilll.  opp.  omnia.  T.  III,  511  8.—  Tom.  VI:  8.  Francisc.  Assisiatis.    Tom. 
^^    Com  yita  ejuad.   a  Bonaventura  conscripta.   —    8.  Antonii  Paduan.  ejuad.   ord.  opp. 
2»-    T.  L     643  8.    —    6)  Acta  Pontificum  inedita.    I.    Urkk.   der  Päpste   von  748—1198. 
f1  I,  Abt  1.  (VIII,  8.  1—168.)  4°.     Tübing.,  Fues.  —  7)  Vgl.  Kaltenbrunner,  Mitt  d. 
^  t  östr.  Gesch.  I,  455  ff.;    Löwenfeld,  Hüffers  Hist  Jahrb.  II. 


11,188  XXIV.    E.  Meyer: 

58,  Calixt  n.  8,  Honorius  ü.  16,  Inuocenz  II.  32;  sie  haben  meist  rnu 
lokales  Interesse  and  enthalten  Besitzbestätigungen,  Verleihungen  des  be 
sondern  päpstlichen  Schutzes,  Erlasse,  die  in  Streitigkeiten  eingreifen  u.  dgl 
Allgemeineres  Interesse  hat  No.  9,  wo  Johann  Xu.  bei  Verleihung  de: 
Palliums  über  dessen  Gebrauch  belehrt,  und  No.  87,  wo  Paschal  IL  110« 
über  die  Macht  seiner  deutschen  Gegner  klagt.  —  Ebenfalls  in  gröfsere 
Anzahl  hat  E.  Winkel  mann1)  unbekannte  Paptsbriefe  aus  dem  XIII  Jt 
herausgegeben,  während  die  einzeln  publizierten  päpstlichen  Aktenstücke  nu 
eine  raäfsige  Zahl  bilden.2)  —  Zu  Kaltenbrunner  Mitteilungen  über  Papst 
Urkunden  in  Italien3)  haben  wir  von  S.  Löwenfeld4)  aus  Jaffas  Nachlai 
Notizen  über  die  Statistik  der  Urkunden  erhalten,  sowie  den  Nachweis  ältere 
Drucke  und  Berichtigungen  zu  den  von  Kaltenbrunner  mitgeteilten  Urkunden 
vor  allem  aber  sind  32  neue  Urkunden  von  Calixt  II.  (1122)  bis  Cölestin  TU 
(1196)  nachgewiesen  und  im  Regest  wiedergegeben:  die  meisten  haben  gleich 
falls  nur  lokales  Interesse  und  enthalten  Besitzbestätigungen  oder  verhei/sei 
besonderen  Schutz  u.  dgl.  —  R.  Wilmans  giebt  von  der  Urkunde  Inno 
cenz'  II.  für  Norbert  von  1131  einen  vorzüglichen  Text  aus  einem  Trane 
sumpt  von  1310;  sie  gehört  nicht  zum  12.  April  und  nicht  nach  Laon,  sondec 
nach  Auxerre  und  fällt  zwischen  28.  Nov.  und  30.  Dez.;  die  Urkunde  Cöl». 
stins  III.  von  1196  (Kaiserurkunden  von  Westf.  III,  No.  29)  war  sehe 
früher  bei  Leibniz  mit  dem  Datum:  4Non.  Mart.  Laterani'  gedruckt6)  Eir. 
Urkunde  Anastasius'  IV.  betrifft  Vercelli;6)  27  Urkunden  von  Honorius  ■ 
Gregor  IX.  und  Innocenz  IV.  von  1224—47,  darunter  mehrere  von  allg 
meinem  Interesse,  veröffentlicht  N.  Valois;7)  jüdische  Verhältnisse  betreÄ 
einige  von  Loeb  herausgegebene  Bullen.8)  —  Von  Clemens  VI.  ta 
Marsich9)  zwei  Bullen  (1342 — 46)  mit,  eine  von  Bonifaz  DL  von  1SB 
über  die  Feier  einer  Ostermesse  in  Prag  Loserth. 10)  —  Eine  Hildesheta 
Briefsammlung  enthält  ein  möglicherweise  fingiertes  Schreiben  Lucius'  IL  (^ 
15.  Febr.  1145),  worin  die  Absetzung  des  Bischofs  Elias  v.  Orleans  we£ 
schlechten  Lebens  angeordnet  wird,  drei  Berichte  an  Cölestin  HL  Aber 
Gefangennahme  des  Bischofs  von  Beauvais  durch  Richard  Löwenherz  IL  1 
einen  andern  Bericht  an  Innocenz  III.  über  die  Wahlstreitigkeiten  in  R»i 
(1202 — 1204),  zwei  Erlasse  desselben  Papstes  von  1205,  22.  März  n 
23.  Mai  in  einem  Bericht  über  die  Angelegenheiten  der  Stadt  Arras,  € 
Antwort  auf  einen  Erlafs  Innocenz',  der  die  Provision  eines  armen  Klerilcc 
mit  einer  geistlichen  Stelle  gewünscht  hatte,  und  wieder  in  einem  Brief  ein* 
Entscheid  dieses  Papstes  in  einer  Geldangelegenheit11)  —  Mit  Freude  ve 
dient  die  Nachricht  begrüfst  zu  werden,  dafs  Leo  XIII.  die  Benutzung  d 
Vatikanischen  Archivs  wie  der  Bibliothek  erleichtern  will.  Es  ist  eine  Kon 
mission  zur  Herausgabe  wichtiger  Stücke  von  historischem  oder  archÄoI-* 
gischem  Interessse  eingesetzt,  die  auch  die  Benutzung  unpublizierter  Stfldi 
erteilt  und  von  der  Accademia  di  conferenze  storico-giuridiche  (im  Palais* 
Spada)  beaufsichtigt  wird.  1S)  —    G.  B.  de  Rossi  wird  die  Kataloge  d« 


1)  S.  o.  S.  42»,  431  u.  u.  Kap.  Diplomatik.  —  2)  Vgl.  o.  S.  46«.  107',  115 
1268.  —  3)  S.  Jahreabor.  II,  2,  2171.  — -  4)  Papsturkk.  in  Ital.  Wien.  Sits.-Ber.  XCVl^ 
u.  sop.  Wien,  Gerolds  S.  16  S.  —  5)  Weitere  Ergänzungen  zu  Jaffas  u.  Poth.  Regg.  Po* 
Rom.,  Archiv.  Ztschr.  IV,  46—49.  —  6)  8.  u.  Kap.  XXVIII.  —  7)  8.  u.  S.  201».  —  8) 
o.  1,  70  f.  —  9)  8.  u.  Kap.  XXVIII.  —  10)  Gesandtschaftsber.  aus  Prag  ▼.  1454,  lütt 
Ver.  f.  d.  Gesch.  d.  Dtsch.  i.  Böhm.  18,  306.  —  11)  Wattenbach,  e.  Hildesh.  Bri* 
samml.,  N.  Arch.  VI,  169—84.  —  12)  R.  L.,  the  Vatican  library  etc.    Atheiu,  1880.  1,  1(0 


Papsttum  und  Kirche.  11,189 

Bibliothek  herausgeben. 1)  —  Ein  Registram  Innocenz'  IV.  hat  Berger  in 
Arbeit;  es  wird  an  8600  Nummern  enthalten.8).  —  Ph.  Zorn  'zur  Geschichte 
des  päpstlichen  Archi vwesens' 3)  berichtet  lediglich  über  die  von  Löwenfeld 
übersetzte  Schrift  Mönchs.4) 

Einen  wichtigen  Beitrag  zur  Kenntnis  des  päpstlichen  Urkundenwesens 
haben  Ewalds5)  Untersuchungen  über  die  von  E.  Bishop  für  die  Mon. 
Germ,  abgeschriebene  Hds.  des  Brit.  Museums,  Addit  Msc.  8873,  geliefert. 
Es  ist  dies  eine  Sammlung  von  Papstbriefen  resp.  Fragmenten  derselben,  die 
anfangs  des  Xu.  Jhs.  zu  einem  kirchenrechtlichen  Zwecke  angelegt  ist  und 
ach  somit  den  Canonessammlungen  des  Deusdedit  u.  a.  an  die  Seite  stellt 
Wahrscheinlich  liegt  uns  das  von  dem  Eompilator  selbst  besorgte,  nicht 
weiter  abgeschriebene  Exemplar  vor.  Sie  umfafst  Briefe  von  Gelasius  I., 
sowie  von  Pelagius  I.  u.  II.,  Alexander  IL,  Johann  VII.,  Stücke  aus  der  Kor- 
respondenz des  h.  Bonifaz,  Urbans  IL,  Stephans  VI.  (V),  Leos  IV.;  zwischen 
den  Stücken  von  Alexander  IL ,  Johann  VIII.  sowie  am  Ende  sind  Stücke 
verschiedener  Päpste  eingeschoben.  Im  ganzen  erhalten  wir  243  Nova.  Die 
grofeen  Reihen  benutzter  Papstbriefe  lehren,  dafs  die  Sammlung  in  letzter  Instanz 
auf  die  päpstlichen  Register  zurückgehen  mufs;  näher  zeigt  ein  Vergleich  der 
in  der  britischen  Sammlung  vorliegenden  Stücke  mit  den  bei  Deusdedit,  Ivo 
und  Gratian  erhaltenen  der  gleichen  Päpste,  dafs  der  Eompilator  dieselben 
Einzelpublikationen  ausgewählter  Stücke  des  päpstlichen  Registers  benutzte, 
wie  die  drei  andern  Kanoniker,  nur  in  weit  gröfserem  Umfange  wie  sie.  Die 
chronologische  Anordnung  seiner  Vorlage  —  die  Register  waren  nach  Jahren 
geordnet  —  behielt  er  bis  auf  einzelne  Willkürlichkeiten  bei.  —  Die  chro- 
nologische Reihenfolge,  die  auch  bei  den  Briefen  der  Päpste  des  V.  u.  VI.  Jhs. 
statt  hat,  zeigt,  dafs  Kopialbücher  im  lateranischen  Archiv  schon  vor  Gregor 
d.  Gr.  angelegt  wurden.6)  —  Ein  Dokument  etwas  anderer  Art  über  die 
römische  Kirche  ist  das  sogenannte  Taxenbuch,  auf  das  1878  Woker  mit 
Nachdruck  hinwies  und  zum  gröfsten  Teil  nach  einem  Pariser  Druck  von 
1520  veröffentlichte,7)  während  nach  P.  Viollets  zutreffenden  Bemer- 
kungen8) der  Text  auf  besserer  Unterlage  gegeben  werden  konnte.  —  Dupin 
de  St.  Andres9)  schon  1879  erschienene  Ausgabe  des  ganzen  Taxbuches 
beruht  auf  demselben  Druck. 

Ton  den  mittelalterlichen  Darstellungen  der  Kirchengeschichte  hört  die 
weit  verbreitete  des  Martin  von  Troppau  nicht  auf,  uns  in  neuen  Hand- 
schriften entgegenzutreten,  die  oft  in  den  Fortsetzungen  über  die  neu  hinzu- 
gefügten Päpste  eigentümliche  neue  Nachrichten  haben,  aber  auch  über  die 
früheren  abweichende  oder  unbekannte  Notizen  geben.10) 

Der  Untergang  des  weströmischen  Reichs  bildet  für  die  Kirchengeschichte 
nicht  in  gleicher  Weise  einen  Wendepunkt  wie  für  die  politische  Ge- 
schichte, trotzdem  ist  es  eine  merkwürdige  Erscheinung,  dafs  in  dem  Beginn 
der  nenen  Epoche   das  Wirken  des  Mannes  fällt,    der   in  der  Organisation 


1)  J.  B.  de  Bossi,  les  catalogues  des  mss.  da  Vat,  Annale»  de  la  philo«.  chr6t.  Juni- 
heft u.  ff.  VgL  N.  Arch.  V,  650.  —  2)  8.  Compt  rend.  d.  Ac.  d.  Inscr.  et  B.  L.  8,  378.  — 
S)  Ztachr.  f.  Kirchenrecht  XV,  362—71.  —  4)  S.  Jahresber.  II,  2,  3611.  —  5)  Papstbriefe 
d.  brit  Samml.,  N.  Arch.  V,  275—414.  505  —  596.  —  6)  Vgl.  Jahresber.  I,  319.  — 
7)  8.  Jahreeber.  II,  320  f.,  wo  die  von  mir  betonte  grofse  'Sorgfalt'  allerdings  einer  Ein- 
schränkung bedarf,  s.  Löwenfelds  Anzeige,  Hist  Ztschr.  42,  294  ff.  —  8)  Bev.  hist. 
XII,  441  &  Anzeige  von  Woker  u.  Dupin.  —  9)  Taxe»  de  la  Penitencerie  apostolique 
d'apres  l'ädition  ...  de  Toussains  Denis.  Traduct  nouy.  en  regard  du  texte  latin  ayec  une 
iatrod.  et  des  notes.  Paris,  Sandoz.  XXII,  60  S.  —  10)  S.  Pauli,  engl.  Hdss. ,  N.  Arch. 
T,  641  ff.  u.  Gillert,  lat.  Hdss.  in  8.  Petersb.,  ibid.  S.  615. 


11,190  XXIV.    E.  Meyer: 

des  Ordenswesens  der  Kirche  eine  nicht  genug  zu  würdigende  Macht  insbe- 
sondere den  Barbaren  gegenüber  gegeben  hat:  Benedikts  vonNursia.  Das  1400- 
jährige  Jubelfest  seiner  Geburt,  das  1880  gefeiert  ist,  hat  zu  einer  groben  An- 
zahl meist  nicht  sonderlich  wertvoller  Schriften  Anlafs  gegeben.1)  —  Sein  Leben 
hat  bekanntlich  Gregor  d.  Gr.  im  2.  Buche  seiner  Dialoge  geschrieben,  und  Za 
charias,  der  aus  dem  griechischen  Süditalien  stammte  (in  S.  Siberina  <Li.Se- 
verina  von  griech.  Eltern  geboren),  hat  diese  Vita  ins  Griechische  ttbereetst 
Beides  ist  von  Cozza-Luzi  herausgegeben  nach  dem  ältesten  Codex  der  Dialog« 
(VIII.  Jh.)  in  Mailand,  früher  in  Bobbio,  und  der  vaticanischen  Hds.  von 
Grotta  Ferrata  vom  J.  800,  der  ältesten  datierten  griechischen  Hds.,  dii 
wir  besitzen.  Wahrscheinlich  hat  der  h.  Nilus  sie  mit  aus  Süd-  nach  Mittel- 
italien gebracht.  *)  —  Den  Heiligen  schildert  nicht  ohne  etwas  mehr  religio* 
Begeisterung  als  rein  historische  Darstellung  verträgt,  Braunmüller9)  al 
'Held  im  Entsagen,  Meister  der  Gebete,  grofsen  Familienvater,  weisen  Ge 
setzgeber,  Ideal  eines  Abtes,  Baumeister  einer  gottgeweihten  Gemeinde 
Förderer  der  Bodenkultur,  Musterbild  eines  Organisators,  Vater  der  mitte 
alterlichen  Schule  (wenn  auch  erst  durch  seine  Schüler!),  •  starken  Trag 
der  kirchlichen  Tradition,  Missionar',  —  kurz  als  Heiligen  im  vollsten  Sin« 
des  Wortes:  das  Angesicht  des  Erdkreises  habe  sich  erneuert,  seit  sich  q 
Benedikt-Orden  eingewurzelt.  Was  in  Wissenschaft  und  Kunst,  in  Zu»- 
und  Lehre,  in  Staat  und  Kirche  zu  retten  war,  das  im  Abendland  zu  stimm— 
und  zu  sichten  sei  den  Schülern  Benedikts  als  Aufgabe  zugefallen.4)  Wie 
Orden  selbst,  so  trage  auch  die  Regel  desselben  einen  universellen 
rakter.6)  —  Aus  der  ununterbrochenen  Anwendung  und  Übung  des  Gesan^ 
welche  die  Regel  zu  erkennen  giebt,  folgert  Kornmüller,6)  dab  auch, 
sich  nicht  mit  dem  Naturgesange  begnügt,  sondern  Kunstgesang  verl: 
habe.  Für  die  2.  Hälfte  des  VI.  Jh.  unter  Gregor  d.  Gr.  sei  eine  förmüc 
Gesangschule  anzunehmen,  und  von  den  Missionaren  sei  der  Gesang  in  Ml 
Welt  hineingenommen,  wie  auch  der  Orden  später  bedeutende  Musiln 
geliefert  habe.    —    Benedikts   Regel   selbst  haben    wir  nicht  mehr  in   dei 


1)  Z.  B.  Vie  (1.  S.  Ben.  contenue  dans  le  2.  livre  des  Dialogaea  d.  8.  Ghreg.  TooJooä 
Berdoabert  100  S.  32°.  —  A  sketch  of  tho  Life  of  S.  Ben.  By  a  Monk  of  8.  Gregor" 
Priory,  Downsido.  London,  Hodges.  —  The  Medal  and  Corp  of  S.  Ben.  From  the  franch 
Abbot  Gueianger.  Lond.,  Borns  &  Gates.  —  Lack,  Life  and  Miraclee  of  S.  Ben.  By  Gregor 
tho  Gr.  From  and  old  engl.  Version  by  P.  W  (Paris,  1608).  London,  Waahburn.  —  Stur 
le  14.  centenaire  de  S.  Ben.  —  S.  Benedetto,  premotore  degli  stadii  biblici,  Seien**  e  fcc3 
1879  Not.  bis  Jan.  1880;  auch  sep.,  Kapoli.  98  S.  —  Genni,  S.  Ben.  e  la  civilta,  La  Ö 
ritä,  Jan. — März.  —  A.  Conti,  il  centenar.  di  S.  Ben.,  di  S.  Cater  da  Siena,  Baasegna  n^ 
Mai.  —  Bonazzi,  quantam  Bened.  ordini  historia  debeat  Progr.  de  Lyc.  in  Cava.  Moa* 
Gase.  14  S.  Vgl.  auch  n.  Kap.  XXVLLL.  —  Eine  Besprechung  von  40  (meist  nicht  histoa* 
Jubelschriften  s.  im  Polybibl.  1881,  I,  386  ff.  —  2)  Historia  S.  Patris  Nostri  Benedicti  a^ 
pontificibus  Gregorio  I.  descripta  et  Zacharia  graece  reddita .  nunc  prim.  e  codd.  saec  Y& 
Ambrosiano  et  Cryptensi  -  Vatic.  edita  et  notis  illostr.  TuscaL  XXXII,  181  S.  (Brno, 
böver).  Vgl.  Anm.  1.  —  3)  D.  h.  Ben.  n.  s.  Zeit,  Wissensch.  Stadien  aas  d.  Ben.-Or& 
1,  1 — 29.  (Leider  werden  in  dieser  dankenswerten  Zoitschr.  d.  einzelnen  Hefte  jedes  Jahrg.  f 
sich  paginiert.)  —  4)  Hier  sei  erwähnt  das  populär-apologetische  Werk:  TEglise  a  traTen 
sitalos'  (Paris.  Teqai,  Collect  S.  Michel),  das  in  Serien  erscheint:  S.  2:  les  meines  et  les 
2  voll.  798  S.  12°.  —  Von  Montalemberts  d.  Mönche  d.  Abendlands  vom  h. 
bis  z.  h.  Bernhard,  'vom  Vf.  genehm,  dtsch.  Ausg.'  ?.  K.  Brandes,  erschien  2.  Abu. 
(CCLXX,  284  S.)  Regeneb.,  Manz.  —  Th.  Beringier,  tableau  hist  da  monacbisne 
(Le  Mans,  Monnoyer)  ist  die  Einleitung  zu  einem  grosseren  Werke,  das  u.  d.  T.  'Meaofcl^ 
monastique'  in  2  voll,  bei  V.  Palml,  Paris,  erscheinen  soll.  —  Zur  Gesch.  d.  Bened.-0.  Tg 
o.  S.  106'.  —  »)  D.  Kegel  d.  h.  Bened.,  Wiss.  Stad.  Hft.  2.  —  6)  Die  Pflege  d.  Manie  ii 
Ben.-Grd.,  ibid. 


Papsttum  and  Kirche.  11,191 

Wortlaut,    den  ihr  B.  selbst  gab;  die  Vergleichung  der  Hdss.    ergiebt  zwei 
ursprüngliche  Redaktionen.  *)  —  Einen  Kommentar  zn  derselben  schrieb  c. 
820— 850  der  fränkische  Mönch  Hildemar;  doch  hat  ein  meist  wörtlich  mit 
diesem  stimmender  Kommentar,  der  unter  dem  Namen  des  Paul  Warnefrid 
geht,1)  zn  einer  Kontroverse  Anlafs  gegeben,  ob  Hildemar,  wie  die  Italiener 
meinen,  Warnefrid  benutzt  hat,  oder  der  Kommentar  W.s  nur  ein  von  Hil- 
demar selbst  oder  seinen  Schülern  angefertigter  Auszug  ist,  wie  die  deutschen 
Herausgeber  annehmen. 8)   Auf  den  h.  Bened.  selbst  ist  Dom  P.  Piolin  geneigt, 
die  noch  immer  massenhaft  von  den  Benediktinerklöstern  als  Amulet  ver- 
kaufte  Medaille   des    h.  B.  zurückzuführen,    da   schon   er  in  der  Medaille 
seinen  Schülern  einen  Schild  gegen  die  Angriffe   des  Satans  gegeben  haben 
werde,  wenn  auch  die  3  Verse  derselben  nicht  von  ihm  sind.4) —  Das  erste  Cen- 
tenar  der  Geburt  B.s  feierte  M.  Casino  in  trauriger  Lage5);    trotz  der  Zer- 
störung durch  die  Langobarden   steht  bis  auf  den  heutigen  Tag   der  Turm, 
in  dem  der  Heilige  wohnte:  dreijährige  Ausgrabungen  haben  die  ursprüng- 
liche Anlage  des  alten  Klosters  wieder  vollkommen  erkennen  lassen.6)    — 
Der  Begründer  des  Kirchengesanges  im  Mittelalter  ist  Gregor  d.  Gr.    Dom 
J.  Pothier7)  will  den  richtigen  Vortrag  des  Chorals  durch  Klarlegung  seiner 
geschichtlichen  Entwickelung    feststellen    und   berührt    daher   viele  wichtige 
Punkte  der  mittelalterlichen  Musik,   namentlich  die  Bedeutung  der  Neumen 
and  die  Ausbildung  der  Notenschrift.     'Wie  man  im  VI.  Jh.  unfehlbar  werde' 
zeigt  ein  Artikel  des  von  aasgezeichneten  Kräften  wie  Döllinger,  Friedrich 
u.  a.  unterstützten  Altkatholikenblattes.8) 

Das  Vlll.  Jh.  ist  für  die  röm.  Kirche  dadurch  wichtig,  dafs  sich  der  röm. 
Bischof,  der  bis  dahin  rechtlich  im  Unterthanen Verhältnis  zu  Ostrom  stand, 
*ie  der  Patriarch  von  Konstantinopel,  sich  dieses  Nexus  durch  Verbindung 
utit  dem  Frankenreich  und  durch  die  Begünstigung  des  karolingischen  Staats- 
«treiches,  der  freilich  eine  wirkliche  'Rettung*  des  Reiches  war,  befreite. 
Allerdings  stellt  A.  Crampon")  die  Mitwirkung  des  Papstes  Zacharias  in  Ab- 
rede,  weil  die  zeitgenössischen  Dokumente  sowie  die  Papstbriefe  davon 
schweigen:  bei  dem  edlen  Charakter  des  Papstes  könnten  die  Nachrichten 
<kr  zeitgenössischen  Geschichtsquellen,  wie  die  Fortsetzungen  des  Fredegar, 
die  Ann.  Laur.  maj.,    die  Clausula,    keinen  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit 


1)  Edm.  Schmidt,  Regula  S.  Bened.  juxta  antiqu.  codd.  recognita.  Regensburg,  Pustet. 
X,  74  S.  —  Bildet  den   2.   Teil  von:    Vita  et  regula  s.  Patris  B.  una  cum  explicatione 

*t*K*üie  a  Hildemaro  tradita.  P.  1 :  S.  Gregorii  M.  Dialogor.  1.  II.  de  Tita  et  miraculis  S.  Ben. 

*****  adnotation.  ed.  Mittermüller  (in  Metten).   —    P.  3.   Expositio  regulae  ab  Hildemaro 

***&&  et  nunc  primum    typis  mendata.     Ed.   Mittermüller,     Regensb.,    Pustet     XI,   76. 

^»  65S  8.  —  2)  Pauli  Warn.  Diaconi  Casin.  in  s.  Regulam  commentarium  archicenobii  Casin. 

^K*achi  nunc  prim.  ediderunt  M.  Caaini.  XXIV,  564  S.  —  3)  Die  Gründe  und  Gegengründe 
***>  ohne  ein  Endurteil  zu  fallen,  Mittermüller  einander  gegenübergestellt:  Zwei  Regel- 
Kctttttatare,  Wies.  Stud.  I,  3,  176 — 80.  —  4)  Recherche«  sur  les  origines  de  la  med-  de 
jf-  Äi.  Arras.  54  8.  —  Sep.  aus  Rev.  do  l'art  ehret  2  S.  XIII.  —  5)  Le  premier  centen. 
*•  8-  Ben.,  ou  la  ruine  de  M.  Cass.  par  les  Lombards  580 ,  d'apres  un  chapitre  inädit  (?)  des 
J^Jopies  d.  8.  Greg,  le  Gr.  Poitiers,  Oudin  fr.  XI,  58  S.  —  War  mir  nicht  zuganglich.  — 
*)  Monunenta  litteraria  ad  conservatam  R.  P.  8.  Ben.  turrim  pertinentia.  M.  Cass.,  37  8.  — 

V  P.  Heinr.  Rickenbach,  d.  Vorbereit  auf  M.  Cass.  z.  Jubelfeier,  Wiss.  Stud.  I,  207— 
38>  wo  auch  die  grofsartige  Restauration  des  Klosters  geschildert  ist     Hiernach  ist  Vf.  der 

•genannten  Schrift  J.  Quandel.  —  Auch  yon  Cardin.  Bartolini  ist  eine  Arbeit  über 
J*  Beste  des  alten  Klosters  erschienen.  8.  u.  Kap.  XXV1H.  —  7)  Les  melodies  gregor. 
JjPrts  la  tradition.     Tournay,  Desclee  et  Cie.     286  S.   —   8)  Dtsch.  Merc.    XI.   No.  31.  — 

V  Le  pape  Z.  et  la  consultat.  de  Pep.  le  Br.  Amiens,  Yvert  1878.  56  S.  Aus  den  Mira. 
^  Ae.  des  sciences  etc.  von  Amiens. 


I[,192  XXIV.    B.  Meyer: 

m 

machen,  vielmehr  habe  sich  alsbald  die  Legende  der  Vorgänge  bemächtigt 
Der  Yf.  zeichnet  sich  mehr  durch  Scharfsinn  als  durch  Quellen-  und  Litteratur- 
kenntnis  aas,  wie  ihm  denn  die  neueren  deutschen  Forschungen  nicht  be- 
kannt scheinen;  seine  Beweisführung  ist  im  wesentlichen  dieselbe  wie  die 
Uhrigs.  —  Noch  in  anderer  Beziehung  ist  das  VIII.  Jh.  für  Rom  von  grofser 
Bedeutung  gewesen:  Bonifaz'  Feuereifer  zog  Deutschland  in  die  Kreise  der 
katholischen  Kirche,  aus  der  es  erst  die  Reformation  wieder  rifs,  daher  das 
Schwanken  in  der  Beurteilung  des  ersten  deutschen  Primas.1)  —  Bonifax9 
Werk  wurde  von  dem  h.  Liudger  fortgesetzt,  dessen  Consecrationsjahr 
Diekamp  zu  bestimmen  suchte.2)  —  Gegen  Ende  des  Jhs.  wurde  das 
Christentum  auch  den  Slawen  durch  Methodius  und  Cyrillus  gebracht  Au, 
einige  Punkte  ihres  Lebens  werfen  die  Briefe  Johanns  V1JJ.  und  Stephans  VL 
die  sich  in  der  Sammlung  des  britischen  Museums  befinden,8)  ein  une* 
wartetes  Licht.  Zuerst  ergiebt  sich  die  grofse  Zuverlässigkeit  des  anonym^ 
Biographen,  insbesondere  auch  hinsichtlich  der  Verfolgungen,  die  Methodik 
von  den  bayerischen  Bischöfen  und  Ludwig  d.  Deutschen  auszustehen  hattt 
Die  Messe  slawisch  zu  celebrieren,  hatte  ihm  Johann  VÜL  in  der  That 
boten,  er  fuhr  aber  darin  fort  und  erhielt  880  Johanns  förmliche  Zustimmt 
doch  Stephan  VI.  erneuerte  das  erste  Verbot  —  Für  Methodius  Tod 
gegen  Ewalds  Zweifel  die  Angabe  der  Biographie,  6.  April  885,  festzuhalt 
der  Brief  Stephans  an  Svatopluk  —  jetzt  gegen  jeden  Verdacht  gesichert 
sowie  desselben  Instruktion  an  seine  Legaten  sind  —  woran  Ewald  gleich! 
zweifelte  —  nach  Methodius'  Tode  885  oder  Anfang  886  geschrieben.4) 
Die  zahlreichen  Fragen,  die  sich  an  diese  beiden  Slawenapostel  knüpfen,  1» 
V.  Jagic6)  einer  kritischen  Übersicht  unterworfen.  Er  nimmt  mit  Voronoi 
(1877)  an,  dafs  beide  Vitae  denselben  Autor  haben,  also  nicht  zwei  QuöIIei 
sind,  und  ursprünglich  griechisch  abgefafst  waren:  die  slawische  ist  also  um 
eine  mehrfach  abweichende  Übersetzung.  Der  Autor,  ein  gelehrter  Slawe 
oder  Bulgare  der  orientalischen  Kirche,  war  kein  Augenzeuge  der  von  ihm 
berichteten  Thatsachen,  sondern  schrieb  im  X.  Jh.  auf  Grund  griechische! 
und  lateinischer  Quellen  sowie  der  Tradition.  —  Indem  J.  weiter  über  dl* 
übrigen  Quellen,  die  vita  Clem.,  die  Officien,  die  panegyrischen  Beden  mm* 
deren  Verhältnis  zu  einander  berichtet,  erkennt  er  Hadrians  II.  Sendschreib*  "J 
als  echt  an,  während  er  Stephans  Brief  an  Svatopluk  für  gefälscht  erklär* 
und  bestreitet,  dafs  Johann  VÜL  mit  den  Slawen  gegen  die  lateinisch 
deutsche  Geistlichkeit  Partei  nahm.  —  Dem  minder  zuverlässigen  russische^ 
Bischof  Porphyrius  (1877)  stimmt  J.  nur  darin  bei,  dafs  der  mährische  Cy"~ 
rill  sich  der  glagolitischen  Schrift  bedient  habe,  dafs  daher  vom  XI.  Jh.  t^ 
sich  das  glagolitische  Alphabet  an  der  dalmatinischen  Koste  ununterbrochen 
behauptet  habe. 

Etwas  vor  der  Zeit  dieser  Apostel  hatte  Nicolaus  I.  (858 — 67)  durcT 
kluge  Benutzung  der  Wirren,  welche  der  Auflösung  des  Karolinger  Reichet 
folgten,  das  Papsttum  wieder  auf  eine  bedeutende  Höhe  erhoben.  Die  Tenf 
denzen,  die  er  —  übrigens  in  der  Kirche  die  einzige  moralische  Macht  reprisfl 
sentierend  —  die  Bischöfe  und  der  weltlichen  Gewalt  gegenüber  verfolgte 
stellt  anlässlich  des  Neudrucks  der  Briefe  des  Papstes  bei  Migne6)  F.  Ro•■- 
(luains,)  in  klarer  und  ansprechender  Weise  dar.     Dass  Pseodo-Isidor  benn»M 

1)  S.  o.  S.  19.—  2)  S.  o.  S.  20*.—  8)  8.  o.  S.  1895.  —  4)  J.  Martino?,  ß.  M<Ä 
ap.  (1.  Slaves,  Rcv.  d.  quest  hist  XXVIII,  369 — 397.  —  5)  D.  neuest.  Forschungen  ober 
Klaw.  Apostel  C.  u.  M.,  Arch.  f.  slaw.  Phil.  IV  (1879),   97—128.  297—317.    -    6)  T.  3  J 
—   7)  Les  lettre«-  de  N.  I.,    Journ.  des  sav.    S.  577 — 87  u.  5. 


Papsttum  and  Kirche.  11,193 

habe,  sei  nicht  nachweisbar,  wenn  er  auch  von  der  Existenz  dieser  Sammlung 
ims8te;  übrigens  leugnet   R.  mit  Tardif,  dass  Pseudo  -  Isidor  einen   so  ent- 
scheidenden Einfluss  auf  die  Gestaltung  der  Kirche  gehabt  habe  wie  man 
gewöhnlich  glaube.    Auch  über  die  Art,  wie  Nikolaus  seine  Schreiben  ver- 
sendete und   überhaupt  über  manche  Eigenheiten    seiner  Registratur   geben 
die  Briefe  interessante  Aufschlüsse.  —  Die  wichtige  Ausgabe  der  Briefe  dieses 
Papstes,  die  1869  in  den  —  zu  wenig  bekannten  —  'Analectis  juris  Pontificii' 
erfolgte,  beruht  auf  den  zu  Paris  auf  der  Bibliothäque  nationale  in  14  Folio- 
bänden befindlichen  höchst  wertvollen  Vorarbeiten  des  Mauriners  J.  Coustant, 
von   dessen   Ausgabe   der  Papstbriefe    nur  Bd.  I   (1721)  erschien.     Andere 
Collectaneen  desselben  im  Vatikan  —  aus  einer  Schenkung  des  Kardin.  Fesch 
herrührend  —  benutzte  Thiel   bei    seiner  Ausgabe.     Doch   mufs  Goustants 
Hinterlassenschaft  noch  grösser  gewesen  sein.1) 

Dafs   Nikolaus  I.  als  er  862  oder  863  Bestimmungen  über  die  Papst- 
wahl eriiefs,  nicht  lediglich  das  Dekret  Stephans  III.  v.  769  wiederholt  habe, 
sondern   sich   auf  das  Ivos  Pannormia  III,    1,    1    (=  Grat  c.  28.  dist.  63) 
unter  dem  Namen  eines  nicht  weiter  benannten  P.  Stephan  beziehe,  will  gegen 
Hinschius  (Kath.  K.-Recht  I,  231)  Niehues*)   zeigen.    Denn  Nikolaus  er- 
wähne als   einen  Factor  bei  der  Wahl  auch  die  'Nobiles',  die  nicht  in  dem 
Dekret  von  769  vorkämen,  während  eine  Bestimmung  des  Dekrets  bei  Ivö 
die  Nobiles  angehe,  da  sie  die  Gegenwart  des  Senats  und  des  Volkes  bei  der 
Wihl  verlange.     Die  Zeitverhältnisse,  unter  denen  Stephan  IV.  —  denn  er 
sei  der  Urheber  des  Dekrets  bei  Ivo  —  gewählt  sei,  hätten  Bestimmungen 
Über  die  Papstwahl  dringend  erfordert ;  an  der  Echtheit  des  Dekrets  sei  nicht 
zu  iweifeln. 

Auch  Nikolaus'  Nachfolger  Hadrian  IL  (867 — 72)  soll  sich  der  pseudo- 
isodorischen  Decretalen  bedient  haben.     Diese  Ansicht  beruht  auf  einem  von 
^uratori  unvollständig,  vollständig  von  Maafsen  ediertem  Aktenstück,  welches 
ftr  eine  Rede  Hadrians  gilt,    die  er  in  Monte -Cassino   869  gehalten  habe. 
Allein  der  Inhalt  dieses  Aktenstücks  richtet  sich  geradezu  gegen  die  vom 
*^pst  in  der  Ehescheidungsangelegenheit  Lothars  verfolgte  Politik,  so  dass  es 
JUcht  von   ihm  herrühren  kann.     Der  Redner  scheint  Bischof  Formosus  von 
*urto   gewesen  zu  sein.     Zu  Monte  Cassino  fand   nur  eine  Zusammenkunft 
st*tt,  das   Konzil  selbst  in  Rom   869. 3)  —  Johann   VIII.  wird,   obwohl  er 
f^Was  von  dem  Geiste  Nikolaus"  I.  in  sich  hatte,  doch  in  manchen  Punkten 
^*Um  mit  Unrecht  der  Schwäche  geziehen,  wie  neuerdings  von  Araari  und 
^*&tü;   dagegen  will  ihn  P.  Bai  an  in  Schutz  nehmen:  er  sei  weder  intrigant 
^och  ehrgeizig  gewesen;  lediglich  besorgt,    die  ihm  überkommene  Macht  des 
**p8ttums  nicht  sinken  zu  lassen,  habe  er  stets  gehandelt  wie  es  die  Um- 
lüde erfordert  hätten.4)  —  Durch  Gelehrsamkeit  zeichnete  sich  im  IX.  Jh. 
"^  ein  zweiter  Albertus  Magnus  —  Servatus  Lupus  von  Ferneres  aus.6) 

Nach  seiner  Erhebung  im  IX.  Jh.  sah  das  Papsttum  im  X.  eine  tiefe 
?joralische  Erniedrigung  in  der  Herrschaft  der  beiden  Marozia.  Als  ein 
Niederschlag  dieser  Pornokralie  wird  meist  die  Fabel  von  der  Päpstin  Johanna 
(855  angesetzt)  betrachtet,  die  in  Spanien   wie   in  Frankreich   noch  einigen 


1)  8dralek,  d.  Briofo  N.s  I,  Theol.  Quart.-Schr.  62,  222—46.  —  2)  D.  Wahldekroto 
*****.  III.  u.  St.  IV.,  Httffers  Hiut  Jb.  I,  144—53.  —  3)  Lapotro,  Hadrian  II.  et  lee 
^««ritale«  peeado-isid. ,  Rev.  d.  quoat.  bist.  27,  377—431.  Vgl.  Grube,  1».  Hadr.  11.  u.  d. 
?***Ut.  Decret,  Ztachr.  f.  kath.  Theol.  IV,  793.  —  4)  II  pontif.  di  Oiov.  VIII.,  Gli  Studii 
l*  Ittl.  III,  l,  146  ft. ;  2,  40  ff.,  u.  8.  —  7>)  S.  o.  S.  234,  wo  Weitere«  über  de«  Stand  der 
*  UieMchaften  im  ix.  Jh.  mitgoteilt  ist. 

Hiitorliehe  Jahresbericht«.    1880.     II,  \& 


11,194  XXIV.    K  Meyer: 

Gläubigen  gegenüber  der  Widerlegung  zu  bedürfen  scheint:  wenigstens  ist  d 
gegen  zwei  spanische  Schriften  gerichtete  Bach  von  Mat.  Gago  y  Fernand« 
auch  ins  Französische  übersetzt.1)  —  Ende  des  X.  Jh.  fiel  der  Versuch  d 
h.  Adalbert,  die  Preufsen  zu  bekehren.  Seine  Leiche  wurde  1039  von  Gnee 
nach  Prag  übertragen,  wo  jüngst  deren  Reste  gefunden  sind.1) 

Eine  der  Grundlagen,  auf  die  Gregor  VII.  seine  Beformen  aufbau 
war  Nikolaus'  IL  Neuordnung  der  Papstwahl  durch  das  Dekret  v.  1059,  des» 
päpstliche  Fassung  H.  Grauert8)  mit  nicht  gerade  durchschlagenden  Grund 
als  echt  zu  erweisen  sucht.  Die  Unklarheiten,  die  es  nach  manchen  Punkt 
hin  bietet,  sucht  er  zu  beseitigen,  indem  er  das  tractare'  der  Kardini 
bischöfe  =  'einen  Kandidaten  aufstellen9,  und  Konsensus  electionis'  =  4Wal 
nimmt:  die  Kardinalbischöfe  hätten  den  konstitutiven  Wahlakt  in  der  Wei 
zum  Abschlufs  gebracht,  dafs  der,  welcher  von  beiden  Körperschaften  acoe 
tiert  war,  immantiert  wurde.  Die  Immantation  sei  die  symbolische  Inv 
stitur  des  Gewählten  mit  der  vollen  Machtbefugnis  gewesen,  während  d 
Inthronisation  im  Vatikan  die  Realinvestitur  war.  Indem  nach  Analogie  d 
deutschen  Rechts  die  symbolische  Investitur  auch  in  das  Verfahren  der  Pap« 
wähl  eingedrungen,  habe  Nik.  II.  die  Bestimmung  erlassen  können,  im  N 
fall  die  Wahl,  die  eben  mit  Immantation  abschlofs,  die  ihrerseits  die  Inttc 
nisation  vollkommen  ersetzte,  auch  ausserhalb  Roms  vorzunehmen.  W« 
aber  die  Immantation  der  Wahl  volle  Gültigkeit  verleihe,  könne  das  Von« 
des  Kaisers,  das  Nikolaus  anerkannte,  nur  darin  bestanden  haben,  dafs  er 
der  Wahl  seine  Meinung  über  die  Kandidaten  abgeben  durfte,  d.  h.  ein 
exclusivae'  der  'personae  minus  gratae'  hatte.  In  diesen  Darlegungen 
manches  zu  sehr  urgiert  und  die  schwebenden  Fragen  noch  nicht  zum  J. 
schlufs  gebracht.  —  Gregor  VII.  hat  A.  de  Valbuena4)  einen  Aufsi 
gewidmet ;  die  Missbräuche,  die  in  den  kirchlichen  Zuständen  kurz  vor  Grego 
Reform  in  Arezzo  herrschten,  schildert  ein  von  Bresslau  aufgefundener  Brief; 
Vido  von  Ferraras  'de  scismate  Hildebrandi'  ist  von  Panzer6)  aufs  net 
untersucht  worden.  An  Gregors  Zeitgenossen  Berengar  von  Tours  sind  ungi 
druckte  Briefe  von  Bishop  herausgegeben.7)  —  Wie  in  Deutschland  brac 
der  Investiturstreit  namentlich  in  England  aus.  Klemm8)  hat  den  Verlai 
desselben  unter  Heinrich  I.  behandelt,  indem  er  besonders  die  Briefe  Ansehe 
herbeizieht,  die  bisher  noch  nicht  genügend  benutzt  seien.  Eadmer,  desae 
ansprechender  Darstellung  man  meist  folge,  werde  auch  von  Liebermann  i 
mild  beurteilt.  Die  Rolle,  die  dabei  Anselm  von  Canterbury  spielte,  hat  auc 
Join-Lambert9)  beleuchtet,  während  Por6e10)  den  Aufenthalt  des  Vata 
der  Scholastik  in  seinem  Kloster  Bec  besprach.  Einige  Punkte  der  Bischof 
wählen  in  Deutschland  nach  dem  Konkordat  hat  E.  Bernheim11)  Unterrock 
—  In  Deutschland  war  nach  dem  Wormser  Konkordat  einer  der  nervo 
ragendsten  Kirchenfürsten,  welcher  neben  Wibald  von  Corvey   und  Arno 


1)  La  fable  de  la  papesae  Joanne,  trad.  de  l'esp.  par  M.  A.,  preced.  d'une  introd.  » 
Boussel.  Paris,  Palma.  X,  224  S.  —  Philomneste  jun.,  [d.i.  Brunet]  la  papeue  Joanne, 
hist.  ersch.  in  2.  Aufl.  (Aufl  1  1862)  —  2)  S.  u.  Kap.  XXXIV.  Hierauf  wird  rieh  beaieheii  fi 
Aufsatz:  Finding  of  the  relics  of  St  Adalb.,  The  Month,  Maiheft  —  3)  D.  Decret  Nie. 
v.  1059,  Hüners  Hist  Jb.  I,  501—602.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  222».  —  4)  S.  Greg.  T~. 
Las  Ciencias  histor.  Juni-Heft  —  5)  Handschriftliches  aus  It,  N.  Arch.  V,  442.  —  6)  & 
S.  29».  —  7)  Hüfters  Hist  Jb.  I,  Heft  2.  —  8)  D.  engl.  InYeatiturstreit  unter  Heinridb 
Disa.  v.  Leipz.  79  S.  —  9)  Un  concordat  au  XII.  s.  Lutte  de  S.  Ana.  contre  dem  i 
d' Anglet.  42  8.  (Aus  Rev.  d.  France.)  —  10)  S.  Ans.  k  l'abbaye  de  Bec  22  8.  —  11)  Ä 
S.  35«. 


Papsttum  and  Kirche.  11,195 

ron  Köln  den  Frieden  zwischen  Staat  and  Kirche  zu  erhalten  strebte,  Bischof 
Lnselm  von  Havelberg,  später  Erzbischof«  von  Ravenna,  mit  Wibald  durch 
oge  Freundschaft  verbunden.  Pr&monstratenser  und  Schüler  Norberts,  dessen 
ferk  er  fortsetzte;  Verteidiger  der  regulierten  Chorherren,  war  er  durch 
elehrsamkeit  und  Scharfsinn  ebenso  ausgezeichnet  wie  durch  diplomatisches 
eschick.  Er  wurde  daher  1136  (wie  noch  zweimal  später)  mit  einer  Ge- 
ndtschaft  nach  Constantinopel  betraut,  wo  er  die  Griechen  zu  unerwarteten 
igeständnissen  brachte,  ohne  dafs  sich  freilich  weitere  Resultate  daran  ge- 
lüpft hätten.1)  —  Die  Mission  unter  den  Wenden,  gegen  die  Anselm  einen 
reuzzug  predigte,  hat  Giesebrecht  in  anziehender  Weise  behandelt1) 
ie  Reisen  Ottos  von  Bamberg  untersuchte  Lehmann.8) 

Über  Abälands  Procefs  auf  der  Synode  von  Sens  hat  Deutsch  einige 
esentliche  Punkte  aufgeklärt.  Die  Synode  hat  nicht  1140  sondern  am 
5.  Mai  1141  stattgefunden.  Bei  dem  Verfahren  gegen  A.  sind  zwei  Akte 
ohl  zu  unterscheiden:  eine  vorangegangene  Konferenz  von  privatem  Charakter 
ad  die  offizielle  Verhandlung  auf  der  Synode  selbst;  Ab.  hat  also  nicht 
Leich  von  der  Concilssitzung  aus  an  den  Papst  appelliert  ohne  den  Versuch 
iner  Selbstverteidigung  zu  machen.  Ähnlich  war  das  Verfahren  gegen 
rilbert  von  Poitiers.4)  —  Sehr  verderbte,  aber  gleichzeitige  lateinische  Verse 
ber  das  Unglück  Abälands  entdeckte  Ch.  Cuissard  in  dem  Mskr.  No.  328 
er  Bibliothek  in  Orleans.6)  —  Von  Abälards  Gegner  Bernhard  weist  einen 
^gedruckten  Brief  in  einer  Hds.  der  Metternichschen  Bibliothek  in  Königs- 
rart  (Böhmen)  W.  Schum  nach.6)  Von  einer  Anzahl  Predigten  Bern- 
hards existiert  ein  lateinischer  wie  ein  französischer  Text,  von  welchem  letzteren 
allerdings  erst  9  Predigten  gedruckt  vorliegen.  Man  hat  wohl  den  frän- 
kischen Text  für  den  ursprünglichen  gehalten,  doch  hatten  schon  Ma- 
»fflon  und  Le  Roux  de  Lincy  das  Richtige  zutreffend  erwiesen.  0.  Kut- 
chera  hat  ihre  Ansicht  durch  einen  genauen  Vergleich  der  beiden  Texte 
«stutzt7)  Das  Mskr.  mufs  aus  dem  J.  1208  sein.  —  Zum  Verständnis  der 
^festgemachten  Ausdrücke  in  der  Sprache8)  der  h.  Hildegardis,  die  ja  auch 
tit  Bernhard  in  Korrespondenz  stand,  hat  F.  W.  E.  Roth  mit  ihren  Liedern 
ta  kleines  Lexikon  veröffentlicht,  das  die  Wiesbadener  Hds.  der  Werke  der 
[eiligen  enthält;  es  fällt  auf,  dafs  sie  auch  eine  Anzahl  recht  obscöner  Dinge 
©rührte.9)  —  Unter  Alexander  DI.  spitzte  sich  der  Kampf  zwischen  Staat 
öd  Kirche  in  England  bis  zur  Ermordung  Thom.  Beckets  (1170)  zu,  von  dem 
'•  Schütz10)  in  katholischem  Sinne  und  in  populärer  Darstellung  einn  Bio- 
raphie  gab.  Ein  Gedicht,  in  dem  Alexander  HI.  und  Victor  IV.  vor  dem 
tauschen  Senat  alternierend  in  (51)  Distichen  ihre  Sache  fuhren,  so  dafs 
rictor  Sieger  bleibt,  hat  Gillert  aus  einer  Hds.  der  Zaleskischen  Sammlung 
1  Petersburg  mitgeteilt11)  Auf  Giesebrechts  Charakteristiken  Hadrians  IV. 
nd  Alexanders  HI.  sei  auch   hier  hingewiesen.11)     In   Frankreich   hat   das 


1)  Dombrowski,  Ans.  ▼.  H.,  s.  o.  S.  165*.  —  2)  S.  o.  S.  38.  —  3)  S.  o.  S.  1607. 
"""  4)  D.  Synode  ▼.  Sons  u.  d.  Verurteilung  A.s.  Berlin,  Weidmann.  51  S.  Sep.  ans  den  Sym- 
*°ta  Joachimicae  (Festschr.  d.  Joachimstaischen  Gymn.  zur  Einweih,  des  neuen  Schulgebäudes). 
5)  Docura.  in&L  sur  Ab.  tires  du  mscr.  de  Fleury  conserve  a  la  bibl.  d'Orl.  —  Hier  sei 
j***hnt:  Fr.  Abatino,  Abolardo  ed  Eloisa  secondo  la  tradiz.  popol.  Ricercho.  Roma,  tipogr. 
^•»tntle.  126  S.  —  6)  N.  Arch.  V,  459.  —  7)  Le  manuscrit  des  sermons  franc.  de  S.  B. 
^»its  du  latin  date-t-U  de  1207?  Hall.  Dias.  1878.  46  S.  —  8)  Vgl.  Jahresb.  11,  2, 
**P.  —  9)  D.  Liedor  u.  d.  unbekannte  Sprache  d.  h.  Hild.,  Wiesb.  Linibarth.  33  S.  Sep. 
**  Geach.-Q.  t.  Nassau  111  (s.  o.  S.  92).  —  10)  D.  h.  Thom.  B.,  Erab.  v.  Canterb.  Ein 
rjfrtjm  f.  d.  Freiheit  d.  Kirche  in  Engl.  Freib.  i.  B.,  Herder.  VII,  125  S.  (Samml.  histor. 
^üdiiiMe  4  Sor.,  IX.)  —  11)  N.  Arclüv  V,  611.  —  12)  S.  o.  8.  37. 

13* 


11,196  TKTf.    E.  Meyer: 

XII.  Jh.  eine  Blüte  der  Predigt  hervorgerufen,  die  um  so  auffallender  ist, 
als  es  dort  in  den  vorhergehenden  Jahrhunderten  eine  Predigt  nicht  gegeben 
zu  haben  scheint;  sie  erreichte  damals  eine  Macht,  wie  sie  sie  später  nicht 
wieder  erreicht  hat,  so  dafs  die  Zeit  vom  XIII.  Jh.  bis  Bossuet  nur  als  ein 
langer  Verfall  zu  betrachten  ist.  Im  Xu.  Jh.  predigt  plötzlich  alles,  und 
der  religiöse  Enthusiasmus  des  Volkes  kommt  dem  Eifer  der  Welt-  wie  Ordens- 
geistlichkait,  ja  unterschiedslos  auch  den  Ketzern  entgegen:  Predigten-Hören 
und  -Diskutieren  wurde  fast  eine  Manie.  Trotz  ihres  allmächtigen  Einflösse« 
litt  aber  die  Predigt  an  wesentlichen  Fehlern:  die  Prediger  suchten  durch  das 
Wunderbare  der  apokryphen  Evangelien  sowie  nicht  minder  durch  Anekdoten 
zu  fesseln,  verfielen  aber  dabei  ins  Burleske.  Besonders  schwach  war  die 
Anlage  der  Predigten;  aber  die  sie  begleitende  Aktion  mufs  vieles  wieder 
gut  gemacht  haben.  Die  Gesellschaft,  die  wir  aus  der  noch  vielfach  unge- 
druckten Litteratur  kennen  lernen,  zeigt  sich  in  der  Laien  weit  wild  und  zu 
wüstem  Leben,  insbesondere  zu  Räubereien  geneigt,  bis  sie  sich  oft  plötzlich  be- 
kehrt; aber  auch  die  Geistlichkeit  hat  schwer  unter  den  Kämpfen  der  Kirche 
mit  dem  Staat  zu  leiden  und  giebt  sich  vielfach  einem  sehr  weltlichen  Treiben 
hin.  Ebenso  herrscht  bei  den  Schülern  neben  drückendster  Armut  Luxus 
und  leichtsinnige  Verschwendung,  während  sich  der  weltliche  Sinn  in  den 
Klöstern  in  der  sog.  Acedia  geltend  macht  Die  Sprache  der  für  das  Volk 
bestimmten  Predigten  war  die  Volkssprache,  aufgezeichnet  wurden  sie  aber 
schon  um  dauernd  im  Gebrauch  zu  bleiben,  lateinisch,  wie  Lecoy  de  la 
Marche  bereits  richtig  gesehen  hat.  *)  Vier  geistliche  Dichtungen  eines  Hugo 
v.  Amiens,  der  dem  XII.  Jh.  angehört,  aber  vielleicht  besser  Hugo  v.  Ribemont 
zu  nennen  ist  und  keinesfalls  der  Erzb.  von  Ronen  H.  v.  Am.  war,  der 
poetische  Schriften  nicht  verfafst  zu  haben  scheint,  gab  J.  Hnemer1)  heraus 
nebst  dem  (schon  bekannten)  Tractat  jenes  Erzb.  v.  Ronen  über  die  Er- 
schaffung der  Seele.  Ob  das  4.  Gedicht  (auf  den  h.  Johannes)  von  Hugov 
v.  A.  ist,  mufs  zweifelhaft  bleiben. 

Dem  Schlufs  des  XII.  Jh.  verdankt  die  interessante  fromme  Encyklo- 
pädie  ihr  Entstehen,  die  in  Odilienberg  im  Elsafs  die  Äbtissin  Herrad  v. 
Landsperg  zum  Nutzen  ihrer  Mitschwestern  anlegte  und  deren  Hds.  be- 
kanntlich 1870  mit  verbrannte.  In  Strafsburg  erscheint  jetzt  eine  neue 
Prachtausgabe.3) 

Die  Wende  des  XII.  und  XIII.  Jh.  sah  dem  mehr  und  mehr  erstarkenden 
und  siegreichen  Papsttum  gegenüber  das  Ketzertum  in  voller  Blüte,  dessen 
Anhänger  bald  unter  dem  einen  Namen  Albigenser  bezeichnet  wurden.  E.  Dn- 
laurier4)  hat  die  Ausbreitung  der  ketzerischen  Sekten  in  Europa  von  Asien 
aus  und  ihre  Lehre  darzulegen  versucht;  der  Zusammenhang  der  Ketzer  des 
Mittelalters  mit  den  asiatischen  Sektierern  der  alten  Kirche  ist  aber  streitig. 
Kann  das  Ketzertum  nicht  schlechthin  als  Vorläufer  der  Reformation  ange- 
sehen werden,  insofern  auch  widerliche  Auswüchse  desselben  nicht  zu  leugnen 
sind,  so  haben  sich  doch  die  Waldenser  —  und  fast  sie  allein  —  davon  rein 
gehalten.     Werden  ihre   Schicksale   wie  ihr  echt   evangelischer  Sinn  immer 


1)  L.  ßourgain,  la  chaire  franc,.  au  XI 1.  b.  d'epres  les  iusb.  Paris,  Soc.  genlr.  d* 
librairie  cathol.  (V.  Palni6)  1879,  X,  399  S.  (benutzt  viel  ungedr.  Material).  —  2)  Z.  Ge**. 
d.  mittel  lat.  Dichtung:  Uug.  Amb.  siy.  Ribemont  opusc.  Wien,  Holder,  XIX,  40  S.  — 
3)  Hortus  deliciarum  par  l'abb.  11.  de  L.  Keprod.  heliograph.  etc.  Texte  explic  par  A.  Straib 
( veranlagt  von  der  Soc.  p.  la  conserv.  des  monum.  hist.  d'Als.).  Strafsb.,  Trübner,  U '.  1  *•  *» 
Taf.  1—19.  —  4)  Lob  Albigeoia  ou  les  Catbares  du  Midi  de  la  France,  Gabinet  hUt  J«. 
—Juni.     Über  die  Bogomilen  s.  Kap.  XXV,  S.  221'. 


Papsttum  und  Kirche.  11,197 

das  Interesse  ftr  sie  wach  halten,  so  ist  dasselbe  doch  in  der  neusten  Zeit 
wohl  noch  gesteigert  durch  die  Berührung,  in  welche  die  jetzt  frei  in  Italien 
sich  bewegenden  protestantischen  Missionare  mit  ihnen  kommen,  die  ja  gleich- 
es, wenn  auch  nur  langsam,  dort  an  Anhang  gewinnen.    Wie  um  den  Ur- 
sprung  aller  Religionen,  hat  sich   auch  um   den  dieser  Sekte  ein  Mythen- 
faeis  gebildet,  der  vor  allem  ihr  Alter  bis  in  die  Zeit  des  ersten  Christen- 
tums  hinaufrücken   wollte.     £.  Comba   hat  diesen  Sagen  gegenüber  das 
Mstorisch   Sichere    geschickt    dargelegt,    ohne   hinsichtlich    der   Thatsachen 
wesentlich  Neues  zu   bringen;    doch  betrachtet  er   als   die  Grundlage   der 
Religiosität  der  Waldenser  die  katholische  Weltanschauung:  ihr  Evangelium 
sei  die  Bergpredigt.1)  —  Die  Kriege,   welche    die  Waldenser  zu   bestehen 
gehabt  haben,   sind  von  A.  de  Rochas*)    sehr  gründlich    untersucht   und 
dargestellt  worden;   in  das  Mittelalter  fällt  nur  der  von  1487,  die  anderen 
gehören  der  Neuzeit  an  (1560,  1561,  1655,  1663,  1686,  1689).    Für  die 
neuere  Zeit  sind  auch  ungedruckte  Archivalien  benutzt.  —  Eine  vollständige 
Ausgabe  der  waldensischen  Schriften  bereitet  Alph.  Mayer8)  in  Landshut 
vor,  der  über  die  von  ihm  durchforschten  Sprachdenkmäler  der  Waldenser 
Bericht  erstattet    Er  tritt  für  das  hohe  Alter  der  Nobla  Leyczon  ein,  die 
Comba  u.  a.  in  den  Anfang  des  XV.  Jh.  setzen;   übrigens  bezweifelt  er  der 
Sprache  wegen  die  Abstammung  der  Waldenser  von  Waldus  und  den  Armen 
von  Lyon,    die  nur  in    den  Waldensern  aufgegangen  seien.  —  Eine  neue 
kritische  Ausgabe  der  poetischen  Schriftdenkmale  der  Waldenser  beabsichtigt 
auch  F.  Apfelstedt  und  veranstaltet  als  Vorarbeit  dazu  einen  palaeographisch 
genauen  Abdruck  der  Hdss.,  zunächst  der  Genfer.     Von  den  zu  berücksichti- 
genden Stücken  (la  nobla  Leygon,  la  barca,  lo  novel  sermon,  lo  novel  con- 
fort;,  lo  payre  eternal,  lo  despreczi  del  mont  und  l'evangeli  do  li  4  semencz) 
liegt  zunächst  die  nobla  Leygon  vor.4) 

Den  Ketzern  wurde  häufig  zugleich  der  Vorwurf  der  Zauberei  gemacht: 
dafe  der  Glaube  an  die  Zauberei  von  der  Kirche  in  der  ersten  Hälfte  des 
Mittelalters  als  ein  unsinniger  Unglaube  bekämpft  und  bestraft  wurde,  aber 
in  einer  Weise,  die  von  aller  Grausamkeit  fern  war,  bis  endlich  kein  anderer 
als  Thomas  von  Aquino  das  Reich  und  die  Gewalt  der  Dämonen  für 
ffohlbegründet  erklärte,  betont  H.  Heppe  in  seiner  Neubearbeitung  von 
seines  Schwiegervaters  'Geschichte  der  Hexenprocefse',  die  auch  den  interes- 
santen Nachweis  bringt,  dafs  nach  angesehenen  katholischen  Dogmatikern, 
Perrone,  Gassner  und  Gury,  der  Glaube  an  die  Hexen  noch  heut  zum 
System  der  katholischen  Kirche  gehört,  während  freilich  auch  Vi  1  mar  sich 


1)  Valdo  e  i  Valdesi  ivanti  la  riforma.  Firenze,  Arte  della  Stampa.  61  S.  —  In  Florenz 
p«bt  M  bekanntlich  eine  eigene  Waldenser  Lehranstalt  (Collegio  Valdese)  an  der  Comba  Pro- 
/S"01  i*t.  Ihre  Zeitschrift  ist  die  'ßiv.  cristiana'.  —  Tron,  P.  Valdo  et  les  panvres  de  Lyon 
Jjpgnerol  1879),  auch  ins  Italien,  übers,  v.  Bart  Pons  (Firenze,  tip.  Claudiana,  111  S.,  24°) 
p**t  Unterrichtszwecken.  —  F.  Nielsen,  die  Waldenser  in  Italien.  Aas  dem  Dan.  (Gotha, 
ertties,  40  S.)  soll  unbedeutend  sein.  —  Von  Mus  ton,  l'Israel  dos  Alpes;  hist.  des  Yaud. 
1«*        *eur*  colonies  (zuerst  1851)  liegt  eine  neue  Aufl.  vor:  Paris,  J.  Bonhotire,  4  voll.,  XX TU, 


-    *3  8.,  18°.  —  Jane  Louise  Williams,  the  Waldensian  church  in  the  Valleys  of  Piemont 
the  earliest  period  to  the  present  time  —  kenne  ich  nicht.  ~  2)  Los  Vallecs   vaud., 
^*??tal  milit  4  S.,  IX,  X,  XI  (8  Artikel).  —  Die  Drangsale,   welcho  die  Waldenser  in  den 
-~****usch4ranBo«iBchen  Kriegen  am  Ende  des  XVII.  Jh.  zu  erleiden  hatten,  ihro  Vortreibung 


^**  uen  heimatlichen  Thälern  und  Flucht  nach  der  Schweiz,  ihren  Versuch  die  alten  Wohn- 
ftft«?  ^kd«*  au  gewinnen,  schildert  mit  Benutzung  neuen  Materials  K.  R.  Klaibor,  s.  u.  III, 
8**-  —  3)  Mttnchener  Sitz.-Bex.  Phil. -hist.  Kl.  S.  550—70.  —  4)  Herrigs  Archiv  f.  d. 
^*ä-  neuer.  Sprachen  62  (1879),  273—88. 


11,198  XXIV.     E.  Meyer: 

zum  Glauben  an  Hexen  u.  s.  w.  bekannte.  *)    Zum  energischen  Kampfe  gegen 
Zauberwesen  und  Ketzer  raffte  sich  die  Kirche  des  XHL  Jh.  auf,  die  sonst 
gerade  durch  die  Macht,  welche  sie  im  Kampfe  mit  dem  Kaisertum  gewann, 
verweltlicht  wurde  und  den  Ketzern  vollen  Grund   zu  Angriffen  bot    Doch 
glaubt  Lecoy  de  la  Marche,')  der  Verfasser  des  geschätzten  und  mit  Recht 
von  der  Akademie  des  Inscr.  gekrönten  Werkes  'la  chaire  fran^aise  au  moyen 
äge  et  sp&ialement  au  XIII.  s.'  (1868)  Kirche  wie  Gesellschaft  des  XDlJh. 
gegen  die  Vorwürfe  der  Verderbtheit  sowie  der  Finsternis,  der  Unwissenheit, 
und  des  Schmutzes  —  Michelet  hatte  gesagt:  Pas  un  bain  durant  mille  ans 
—  in  Schutz  nehmen  zu  dürfen.     Ist  auch  sein  Nachweis  zunächst  auf  Frank- 
reich berechnet,  so  trifft  er  doch  bei  der  Gleichartigkeit  der  socialen  Zu- 
stände für  einen  grofsen  Teil  der  Christenheit  überhaupt  zu;  allerdings  mnb 
man  festhalten,  dafs  Frankreich  —  und  Lecoy  schöpft  lediglich  aus  franzö- 
sischen Quellen  —  auf  Grund  der  Überreste  der  antiken  Kultur  eine  feinere 
Bildung   mit   ihren  Vorzügen  und  Schwächen   aufweisen  konnte,    als  z.  B. 
Deutschland.     Lecoy  ist  insbesondere  auch  bemüht,  den  segensreichen  Ein- 
flufs   der  Kirche  auf   die   Stellung  der  Frauen   und   des  Handwerkerstandes 
sowie    die  Bedeutung   des    Theaters   d.  h.    der   Mysterien   und    der  Predigt 
zu  zeigen.    Man  wird  nicht  alle  seine  Behauptungen  unterschreiben  können, 
da   sie,    was   er   selbst    weifs,    nicht   unbeeinflufst   sind   von   seinem  kirch- 
lichen   Standpunkt;  man   mufs   es  sogar   als   Mangel   bezeichnen,   dafs  der 
Bauernstand    nicht   behandelt    ist,    dessen    Lage   trotz    der   Fürsorge  Lud- 
wigs d.  H.  eine  Schattenseite   auch   des   XID.  Jahrh.  bildet,   aber   die  mit 
grofsem  Geschick  geschriebenen  Bilder  —  ursprünglich  Vorträge    vor  dem 
gemischten    Publikum    eines    regelrechten  'Cours'    über   die    Geschichte  des 
Mittelalters  an  der  freien   katholischen  Universität  in  Paris  —  mit  um  so 
grösserem  Interesse  lesen,  als  sie  nicht  nur  auf  auf  ausgedehnter  und  gründ- 
licher Kenntnis  der  Quellen  beruhen  und  vielfach  neues  Material  aus  den 
Handschriftenschätzen  der  Pariser  Bibliothek  bieten,  sondern  vor  allen  Dingen 
das  Einzelne  zu  einem  klar  angeschauten  und  beherrschten  Ganzen  verbinden. 
Wir  bedauern,  dafs  der  2.  Vortrag  T6tat  matäriel  et  intellectuel'  nicht  aus- 
geführt ist.   sondern  nur  Programm  und  Gang  jener  Serie  von  Vorlesungen 
entwirft  —  Im  Vordergrunde  des  XIII.  Jh.  steht  die  gewaltige  Persönlichkeit 
Innocenz'  III.     Von  einem  kurzen  von  P.  Meyer  vollständig  herausgegebenen 
Gedichte,  das  ihn  preist  und  aus   dem  Jahre  seiner  Wahl  1199  stammt,  hat 
K.  Rieger3)  die    erste  der  vier  7 zeiligen   Strophen  in  einem  Cod.  Law. 
gefunden,  welcher  auch  ein  anderes  aus  den  Jj.  1210 — 12  enthält,   das  ans 
3  7  zeiligen  Strophen  besteht  und  Otto  IV.  bedroht.     Beide  sind  im  Ton  der 
damals   herrschenden  Lyrik  abgefafst.4)  —   Schon  vor  Innocenz  hatten  die 
Bulgaren,  als  sie  1185  das  griechische  Joch  abgeschüttelt,  wieder  mit  Rom 
Verhandlungen  angeknüpft,  die  1204  unter  Kalojoannes  zu  einem  Abschluß 
führten.     Golubinski  (Kratkij  ocerk  istorii  pravosl.  cerkveij)  und  Drino  (feto- 
riceski  prcgled  na  bolg.  erkva)  hatten  jedoch  behauptet,  die  Union  sei  von 
den  Bulgaren  nur  zum  Schein  und   in  der  Absicht  angestrebt,  die  Czaren- 


1)  S.  u.  III,  124,  wo  Sold  ans  zu  lesen  ist  Hoppe  f  vor  der  Herausgabe,  die  ■•»• 
YVitwo  besorgte  —  2)  La  soetätö  au  XIII.  s.,  Paris,  Soc.  gener.  de  librairie  cathol  (V. 
Palme)  X,  379  S.  (Teil  der  Nouv.  bibl.  histor.  ä  3  fr.  creee  pour  refnter  les  erreurs  histor.). 
—  Prabado,  6t  snr  lo  XIII.  s.,  Conferences  dioces.,  Juni,  kenne  ich  nicht  —  3)  Zwei  G** 
dichto  aus  d.  Z.  Ottos  IV.,  Mitteil.  d.  Inst  f.  bster.  Gesch.  I,  126;  Tgl.  N.  Arch,  V,  471.  — 
4)  lieber  welche  'Recenti  studii  al  pontificato  di  lnn.  IIP  in  II  Papato  XI,  No.  64—66  be- 
richtet wird,  weifs  ich  nicht 


Papsttum  und  Kirche.  11,199 

kröne  zu  gewinnen:  nach  erreichtem  Zwecke  hätten  sie  sich  sofort  wieder 
?on  Rom  getrennt.  Y.  Lah  l)  sacht  ihnen  gegenüber  nachzuweisen,  dafs  die 
Union  thatsächlich  von  1204 — 34  bestanden  habe.  Nicht  ganz  einer  Mei- 
nung mit  Lah  ist  Rattinger,*)  nach  dem  Differenzen  entstanden,  als  die 
Lateiner  in  Konstantinopel  auf  Teile  des  Balgarenreiches  Ansprüche  erhoben. 
Gleichwohl  wurde  1204,  als  die  bulgarische  Kirche  Basilius,  Erzb.  v.  Zagora 
als  Primas  mit  der  Residenz  in  der  Hauptstadt  des  Reiches  Trnowo  erhielt, 
das  Land  in  8  Diöcesen  geteilt.  Die  Namen  derselben  sind  sehr  korrumpiert 
überliefert;  R.  hat  namentlich  nach  dem  bisher  nicht  beachteten  Briefe  der 
bulgarischen  Bischöfe  an  Innocenz  von  1203  die  richtigen  Namen  festgestellt, 
gleichzeitig  manche  Irrtumer  Spruners,  Menkes  u.  a.  berichtigend.  Es  waren 
aufeer  Trnowo  die  beiden  Metropolen  Belesbud  (h.  Kostendil)  und  Prostlave 
(bei  Schumla)  und  die  Bistümer  Scopie  (Üskül),  Prisdianum  (Prischtina),  Nise 
(Ntech),  Bydinum  (Widdin)  und  Branitschewo.  —  Dafs  im  XHL  Jh.  eine 
Beform  nötig  war,  erkennt  auch  Lecoy  de  la  Marche  an:3)  zum  Glück  seien 
die  Reformatoren  nicht  Luther,  sondern  d.  h.  Franz  und  der  h.  Dominicas 
gewesen.  Ersterer  scheint  in  den  katholischen  Welt  doch  mehr  Anklang  zu 
finden,  als  der  h.  Dominicus;  während  jenem  wie  alljährlich  mehrere  freilich 
meist  populäre  fromm-wertlose  Biographieen  gewidmet  sind,4)  ist  mir  von 
Dominicus  nur  eine  Biographie  bekannt  geworden.5)  Die  Wundergeschichten 
des  h.  Franz  enthalten  bekanntlich  die  'Fioretti  di  S.  Francisco'.  Sie  stammen 
wohl  nicht  von  einem  Verfasser,  sondern  sind  nach  und  nach  unter  seinen 
Schülern  und  Anhängern  entstanden,  vielleicht  schon  zu  den  Lebzeiten  des 
Heiligen.6)  —  Doch  hat  L.  de  Ch6ranc6  die  Chronik  der  Minderbrüder 
von  Bernhard  v.  Betsa,  dem  Sekretär  Bonaventuras7)  entdeckt,  woraus  her- 
vorgeht, dafs  die  Fioretti  oft  nur  wörtlich  aus  der  Chronik  entnommen  sind.8) 
Bald  nach  Franc,  stiftete  seine  Landsmännin,  die  h.  Clara  von  Assisi,  den 
2.  Orden  des  Pater  Seraphicus,  d.  h.  die  Clarissinnen  oder  Damianistinnen. 
Auch  ihr  sind  einige  Biographieen  in  streng  katholischem  Sinne  gewidmet.9) 
Auf  die  Einwirkung,  die  auf  den  Heiligen  von  Assisi  sein  malerisches  Hei- 
matland ausgeübt,  das  er  nur  verklärt  habe,  weist  A.  v.  Reumont10)  hin. 
Die  Dominikaner  machten  sich  im  Gegensatz  zu  den  praktischen  Mino- 
riten  Schutz  und  Verteidigung  der  Kirchenlehre  zur  Aufgabe,  wozu  ihnen  in 
erster  Linie  die  Inquisition  diente.11)  Wie  eine  wissenschaftliche  Geschichte 


1)  De  anione  Balgarorum  c.  eccles.  rom.  (1204 — 34),  Vertage  Arch.  f.  d.  kath.  Kirchen- 
recht 44,  193—257.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  221.  —  2)  D.  Patriarchat-  und  Metropo- 
lrtan-8prengel  Constantinop.  u.  d.  balg.  Kirche,  Hüffers  Hist  Jb.  I,  77—106.  —  3)  S.  27. 
—  4)  Palomes,  Storia  di  S.  Franc  d* Assis.  7  ediz.  1879,  Palermo,  Palomos.  —  A.  de 
34g nr,  hist  popul.  de  S.  Franc  d'Ass.,  Paris,  Poussielgue.  XVI,  308  S.  (Bibl.  franci- 
aemine).  —  Berthaumier  et  Raphael,  vie  de  S.  Franc  d' Assis.  Nouv.  edit,  Tours, 
Marne.  216  S.,  12°.  (Bibl.  de  la  jeanesse  ehr 6t.)  —  8.  Franc,  d'  Ass.,  Confer.  diocesanes 
Ang.-Heft  —  Auf  F.s  Bedeutung  als  Lyriker  (auch  weltlichen)  weist  eine  2.  Aufl.  von  Gör  res 
Schrift:  *<L  h.  F.  y.  A.  ein  Troubadour'  hin  (Stattgart,  Cotta).  —  Üb.  d.  Ausbreit,  d.  Franzis- 
kaner in  Bayern  o.  8.  1068;  über  die  Reform  des  Ord.  in  Gonstanz  o.  S.  1557  u.  2066.  —  5)  S. 
Dominique,  Conf.  dioc,  Apr.-Hft.  —  6)  S.  Francisci  Blütengartlein.  Dtsch.  y.  F.  Kaulen.  2.  Aufl. 
Mainz,  Kirchheim.  XVIII,  349  S.,  16°.  —  7)  8.  o.  S.  1875.  —  8)  Franc  d'Ass.  Paris,  Pous- 
äelgue.  XIX,  504  8.  —  9)  Clarisse  Bader,  St.  Ciaire  d'Assiae.  Paris,  Didier.  273  S.,  18°. 
VgL  Herne  du  monde  cathol.  y.  15.  u.  30.  April  — Joseph  de  Madrid,  Vie  de  St  Cl.  d'Ass., 
fondatrice  de  l'ordre  qui  porte  son  nom  (1194—1233)  Paris,  Soussens.  LXXXVII,  482  S.  — 
10)  Lit  Bandschau  (kath.)  No.  21,  wo  auch  Hases  Leben  d.  h.  Fr.  abfalligen  kathol.  Urteilen 
gegenüber  in  Schutz  genommen  wird.  — 11)  Gabriel,  Begriff  u.  Anfang  d.  Inqu.,  (Progr.  d. 
Gymn.  z.  Neuhaas)  [cechisch]  sowie  'Charakteristik  d.  röm.  Inquis.',  Dtsch.  Merkur  XI,  No.  38, 
kenne  ich  nicht. 


JJ^200  XXI V.     E.  Moyer: 

derselben  in    ihrer    Gesamtheit   noch   nicht  existiert,    da  Llorente   nur  for 
Spanien,  Limborch  nur  für  Spanien,  Portugal  und  Rom  in  Betracht  kommen 
kann,  so  fehlt  es  auch  an  einer  Darstellung  der  Inquisition  der  frühsten  Zeit, 
wie  sie   mit  Dominicus  zu  Toulouse   entstand.     Und  doch  l&fst  sich  gerade 
letztere  vollständig  darstellen,  da  aus  den  Archiven  der  Inquisitionstribunale 
noch  sehr  bedeutende  Reste  erhalten  sind,  trotzdem  die  Archive  nicht  nur 
im  XIII.  und  XIV.  Jh.  oft  von  den  erbitterten  Volksmassen  zerstört,  sondern 
auch  von  ihren  früheren  Hütern,  den  Dominikanern,  verwahrlost  wurden,  so- 
dafs  die  Meinung  verbreitet  war,  das  noch  aus  ihnen  Erhaltene  sei  bereits 
vollständig  von  Limborch,  Beiheim,  Percin,  C.  Schmidt  u.  a.  publiziert    Allein 
Frankreich  allein  besitzt  noch  bedeutende  Schätze,  die  Licht  gerade  über  die 
ersten  100  Jahre  der  Inquisition  werfen,  teils  Eopieen,  teils  Originale.    So 
in  Eopieen  den  zum  teil  freilich  schon  benutzten  Prozefs  gegen  den  Minoriten 
Bernard  Delicieux  (Bibl.  nat.  fonds  lat.  4270),  die  Prozesse  gegen  die  Albi- 
genser    1307—23    (No.   11848)    und    eine    Sammlung  von    Ketzerverhören 
(1285—1303);  ferner  17  Bände  der  grofsartigen  gleichfalls  nicht  unbenutzten 
Doatschen  Sammlung-,  ferner  in  Carcassonne  die  Chronik  des  Guil.  Pelhisso.1) 
Noch  wichtiger  sind  die  Originale:  die  Urteile  Bernhards  de  Caux  und  Jean 
de  St.-Pierres  (1246—48;  Bibl.  nat.  ms.  lat.  9992,   16  Blätter),  ein  Inqui- 
sitionsverfahren  von  Albi  1299—1300  (No.  11748,  7  -J- 44  Bll.),  das  Ketzer^ 
Verzeichnis  Geoffrois  v.  Albi  (No.  4269,  55  Bll.),  Verhöre  Bernards  v.  Caux 
und  Jean  de  St.-Pierres  1245—46  (Stadtbibl.  in  Toulouse  No.  155,  1.  Ser., 
3  -f-  254  4-  5  Bll.),  die  'Practica'  d.  h.  ein  Handbuch  für  den  Inquisitions- 
richter des  Bernardus  Guidonis  (ibid.  No.  121,  wovon  No.  267  nur  Abschrift  ist, 
191  Bll.),  Fragmente  von  Verhören  in  Toulouse  1254  u.  56  (Dep.-Arch.  der 
Haute-Garonne,  10  Bll.  in  fol.)  und  das  Hauptjournal  eines  Actuars  am  Inqui- 
sitionsgericht  zu  Carcassonne  1250—58  (Clermont,  Stadtbibl.,  No.  136a),  tat 
noch  wichtiger  als  die  Praktik  Bernards.    So  lassen  sich  Organisation  und 
Verfahren  der  Gerichte  (Vorladung,  Festnehmung,  Kautionsleistung),  sowie  die 
verhängten  Strafen  mit  voller  Klarheit  erkennen.     Wahrhaft  staunenswert  ist 
die  Thätigkeit  der  Inquisition,  um  sich  zuerst  gegen  den  vereinten  Hafs  des 
Volkes,  der  Fürsten  und  der  Bischöfe  zu  behaupten.     Ihrerseits  hielten  sich 
die  Albigenser  auch  später  noch  nicht  blofs   in  den   niederen  Volksklassen, 
sondern  in  der  reichen  und  thätigen  Bürgerschaft  des  blühenden  Landes,  das 
an  Civilisation  sogar  wohl  Italien  übertraf;    und  von  besonderem  Interesse 
ist  es,  zu  sehen,    welche  Verbindungen  die  nach  der  Lombardei  Geflohenen 
mit   ihren   zurückgebliebenen  Glaubensgenossen    heimlich    unterhielten.     Das 
Verfahren  der  Inquisition   charakterisiert  sich  in  seiner  Willkürlichkeit  «oft 
deutlichste;  bemerkenswert  ist  die  Verbindung  mit  der  weltlichen  Gewalt,  die 
sich  der  Inquisition  gänzlich  zur  Verfügung  stellte  und  dafür  durch  einen  Teil 
der  konfiscierten  Güter  entschädigt  wurde;    die  Inquisitoren   selbst  scheinen 
frei  von  Habsucht  gewesen  zu  sein,  nur  dafs  die  Konfiscationen  ihrem  Orden 
zu  Gute  kamen;    die  unteren  Beamten  waren   dagegen  der  Bestechung  zu- 
gänglich.2) —  Der  erwähnte  Guil.   Pelissus  giebt  in  seinem   bisher   nur  in. 
ciuem  Fragment  bekannten  Chronicon  höchst  interessante  und  zum  teil  sehr 
anschauliche  Schilderungen  von   Vorgängen  aus   der  Zeit  der  Inquisition  ü» 
Languedoc  von  1229—37.     Aus  Toulouse  gebürtig  und  eins  der  ersten  Mit- 
glieder des  Ordens,  gest.  1268  in  Toulouse,  war  er  bei   den  Inquisitoriea 


1)  S.  u.  S.  2011.  —  2)  Ch.  Molinier,  l'inqnis.  dans  le  midi  de  la  Fr.  an  XIII.  et  «■ 
XIV.  s.,  Paris,  Sandoz  et  Fiachbacher.     XXVII,  483  S. 


Papsttum  and  Kirche.  11,201 

öfter  Zeuge,  einmal  Inquisitor  selbst,  doch  wissen  wir  über  ihn  bis  auf  einige 
Notizen  bei  Bernardus  Guidonis  und  in  dem  Codex   von  Toulouse  No.  155 
nichts  Genaueres.    Die  zweite  Hälfte  der  Chronik,  die  einige  Thatsachen  des 
Jahres  1234  berichtet  (u.  a.  welche  Erbitterung  das  Verfahren  der  Inquisi- 
tion hervorrief),  ist  vielleicht  nicht  von  ihm.     Er  schrieb  noch  ein  anderes 
Werk,  vielleicht  über  die  Geschichte  seines  Klosters.1)  —  Das  Verbrennen 
der  Ketzer,   das  uns  die  Processe  noch    besonders  abstossend  macht,   war 
innerhalb  des  deutschen  Reiches  zunächst  nur  in  Deutschland  selbst  herkömm- 
lich, in  Italien  begnügte  man  sich  mit  dem  beständigen  Bann  und  den  damit 
verbundenen  Strafen.     Dem  schlössen  sich  die  Kirche  und  das  Reich  insbeson- 
dere auch  noch  in  der  Konstitution  von  1220  an.    Den  Wendepunkt  bezeich- 
nen die  päpstlichen  Statuten  von  1231,  insofern  bei  ihrer  Ausführung  allge- 
mein der  Feuertod  verlangt  wurde  und  zwar  im  Anschlufs  an  die  anfangs 
anscheinend  ganz  erfolglos  gebliebene  kaiserliche  Konstitution  für  die  Lom- 
bardei von   1224.     Von  dieser  abgesehen  verlangte  die  kaiserliche  Gesetz- 
gebung erst   1231   in  Sicilien,    1232  in  Deutschland  und   1233  im  ganzen 
Reiche  die  Hinrichtung  der  Ketzer.     Dafs  1232  über  die  Art  des  Todes  nichts 
gesagt  wurde,  ist  blofser  Zufall,  beachtenswert  aber  ist,  dafs  es  in  Deustchland 
vor  1232  kein  Reichsgesetz  gab,  das  den  Feuertod  ausdrücklich  vorschrieb.2) 
—  In  der  Behandlung  der  Ketzer  hat  das  Auftreten  der  Katharer  eine  Wen- 
dung herbeigeführt:  von  dem  Untergang  des  römischen  Reiches  bis  ca.  1000 
unterlagen    die  Ketzer   lediglich    der   geistlichen   Gerichtsbarkeit    mit  ihren 
Strafen;  für  die  Folgezeit  bis  in  den  Anfang  des  XIII.  Jh.  hinein  unterscheidet 
sich  der  Süden  vom  Norden  (Deutschland  und  das  Gebiet  der  Langue  d'o'ü): 
im  Süden  wurden  die  Ketzer  nur  anfangs  wie  im  Norden  verbrannt,  nachher 
milder  behandelt  und  geradezu  geduldet;  zuletzt  um  1200  traten  Verbrennung 
und  Einziehung   der  Güter   als  Strafen  ein,    bis    endlich    im  XHL  Jh.  der 
Feuertod  überall  gesetzliche  Strafe  wurde.    Zuerst  wurde  er  in  Aragon  und 
Catalonien   von  Peter  IL   1197  eingeführt,    wenn    der  Ketzer   nicht  bis   zu 
Ostern  1198  in  die  Verbannung  gegangen  wäre.8)  —  In  der  ersten  Hälfte  der 
Regierung  Ludwigs  d.  H.   war  in  Frankreich  für  die  Purifikation  der  Kirche 
mit  Energie   und  Eifer  thätig  der  aus  niederem  Stande  stammende  Bischof 
v.  Paris,  Wilhelm  v.  Auvergne,  bald  einer  der  angesehensten  Ratgeber  des 
Königs,  dessen  einfacher  und  gerader  Charakter  dem  Volke  Achtung  einflöfste, 
sodafe  auch  über  ihn  eine  Anzahl  Anekdoten  existieren.4)     Er  spielte  in  den 
Konflikten  zwischen  Krone  und  Königtum  eine  Rolle  und  bekämpfte  die  Ämter- 
cumulation   und  das  Eingreifen    der  Kurie  in    die  Bischofswahlen.     Ebenso 
tfat  er  gegen  Aberglauben  und  Zauberei  auf  und  war  in  den  Fragen  der 
Wissenschaft  als  Theolog,  Jurist,  Philosoph  u.  s.  w.  gleichfalls  thätig  wie  er 
Überhaupt  grossen  Wissensdurst  bewies.6) 

Innocenz  IV.  ist  es,  der  Friedrich  II.  zum  Antichrist  gestempelt  hat. 
^u  gleicher  Zeit  entstand  jedoch  in  Deutschland,  in  dem  hohenstautisch  ge- 
inten Schwaben,  besonders  in  Schwäbisch -Hall,  eine  Sekte,  welche  den 
^^Uchrist  in  Innocenz  IV.  sah,  als  dem  Haupte  der  durch  und  durch  ver- 
erbten Kirche,  und  in  Friedrich  n.  denjenigen,  der  berufen  sei,  die  Kirche 


-  1)  Ch.  Mo  linier,  de  fratre  Guil.  Pol.,  voterrimo  inquiait  scriptoro.  Accessit  ejtiad. 
?***!•  Chronicon  e  Carcassonensi  cod.  nunc  primom  omni  ex  parte  odit.  Pari»,  Fischbachor. 
r^XVlI,  76  8.  Vgl.  L'inquis.  8.  40  ff.  —  2)  Ficker,  d.  gesetzl.  Einführg.  d.  Todesstrafe 
4\  K«txerei,  Mitteil.  d.  Inst  f.  öst.  Gesch.  I,  179—226.  —  3)  J.  Havot,  s.  o.  S.  21».  — 
*>  lecoy  de  la  Marche,  1.  L  8.  114  ff.  —  5)  N.  Valois,  Guil.  d'Auv.  1229—40.  Paris, 
ru*«d.    400  8. 


11,202  XJQV.    E.  Meyer: 

zu  reformieren;  hiermit  verbanden  sich  Vorstellungen  von  dem  durch  die  Ver 
derbnis  der  Kirche  und  des  Klerus  als  nahe  bevorstehend  angezeigten  Ende  alle 
Dinge;  Vorstellungen,  die  auf  die  kaiserfreundlichen  Visionen  des  Calabresei 
Joachim  de  Floris  zurückgehen.  Dieser  Sekte,  die  sich  in  ihren  Hoffnungei 
auf  Bekämpfung  der  Hierarchie  durch  den  plötzlichen  Tod  Friedrichs  E 
empfindlich  getäuscht  sah,  ist  die  Entstehung  der  Sage  vom  Fortleben  Frie 
drichs  II.  zuzuschreiben.  Bisher  hatte  man  nur  die  Angaben  Alberte  v.  Stad 
über  sie;  doch  ist  aus  ihren  Kreisen  hervorgegangen  die  von  E.  Winkel 
mann  1865  (Berlin,  Mittler  u.  S.)  herausgegebene  'Epistola  fratris  Arnold 
ordinis  praedicatorum  de  correctione  ecclesiae',  wodurch  wir  über  ihr  Wese 
weiteres  Licht  erhalten.1) 

Die  Stellung,  welche  das  Papsttum  im  Kampfe  mit  dem  deutsche: 
Reiche  errungen,  tritt  besonders  deutlich  hervor  unter  Rudolf  I.  Lediglic 
im  Interesse  eines  beabsichtigten  Kreuzzuges  war  der  unermüdliche  Gregor  X 
bestrebt,  zwischen  Rudolf  I.  und  Ottokar  zu  vermitteln  und  überhaupt  di 
ersteren  Stellung  gegen  Alfons  X.  und  Philipp  von  Frankreich  zu  riehen 
Diese  Verhandlungen,  sowie  die,  welche  unter  ihm  und  seinen  nur  kur- 
Zeit  regierenden  Nachfolgern  Innocenz  V.,  Johann  XI.  behufs  Abtretung  A 
Romagna  stattfanden,  und  unter  Nikolaus  III.  ihren  für  die  Kurie  günstig^ 
Abschlufs  erreichten,  endlich  die  Einigung  Rudolfs  mit  Karl  von  Anjou,  «c 
ebenfalls  unter  dem  Einflufs  der  Kurie  und  nicht  zu  des  Reiches  Ehre  - 
folgte,  schildert  F.  Werts ch8)  auf  Grund  der  vorhandenen  Dokumente, 
Einzelnen  vielfach  gegen  Lorenz  u.  a.  polemisierend;  Böhmer  gegenüber  1 
streitet  er  die  Hochschätzung  Gregors.  —  Nicht  gerade  stolz  darf  die  Kirc 
auf  Martin  IV.  (1281 — 85)  sein,  der  in  unwürdiger  Abhängigkeit  von  sein. 
Protektor  Karl  von  Anjou  blieb  und  Sicilien  nach  der  Vesper  mit  dem  Ra 
belegte.  Vermutlich  gegen  die  dieser  Thatsachen  wegen  gegen  ihn  erhoben 
Anklagen  wird  sich  der  Aufsatz  über  ihn  in  einem  klerikalen  Organ  richten. 
—  Den  Namen  Innocenz  III.,  Franz  v.  Assisi  und  Dominicus  reihen  sie 
um  dem  XIII.  Jh.  seinen  Glanz  zu  verleihen,  die  Alberts  d.  Gr.  und  Thoma 
v.  Aquino  an.  Die  Feier  des  600  jährigen  Todestages  des  ersteren  hat  eim: 
grofse  Anzahl  von  Schriften  hervorgerufen;  auf  den  zweiten  hat  die  Encycli^ 
Leos  XIII.  'Aeterni  patris'  vom  4.  Aug.  1879  über  die  Erneuerung  d^ 
christlichen  Philosophie  in  den  katholischen  Schulen  im  Geiste  des  h.  Thomas  " 
die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise  gelenkt:  wohl  sind  beide  geeignet,  u0 
an  ihre  Schriften  eine  Schilderung  des  Standes  der  Wissenschaften  im  Mitte- 
alter  anzuknüpfen.5) 

Als  den  gröfsten  Gelehrten  und  tiefsten  Denker  Deutschlands,  der  mS 
energischer  Thatkraft  auch  in  das  Leben  eingegriffen  und  auf  seine  Zeitg^ 
nossen  einen  wahrhaft  überwältigenden  Eindruck  ausgeübt  habe  und  dahe 
auch  in  der  Volkssage  gefeiert  sei,  der  insbesondere  auch  auf  naturwisse* 
schaftlichem  Gebiet  so  Bedeutendes  geleistet,  dafs  ihm  Anerkennung  von  Enu- 
Mayer  und  A.  v.  Humboldt  nicht  versagt  sei,  hat  eine  kundige  Hand  Albe* 


1)  Dan.  Völter,  o.  S.  851S.  —  2)  D.  Beziehungen  Rad.  I.  v.  H.   zur  rom.  Kurie 
z.  Tode  Nik.  III.     Gott.  Diu.   31  S.   -  3)  H  papa  M.  IV,  II  Fapato  XI,  No.  64—66. 
4)  Gedr.  z.  B.  Katholik  42,  225—45.     Vgl.  dazu  das  Schreiben  Leos  XIII.  an  den  Kardsa 
von  Lucca  über  d.  Philos.  d.  h.  Thom.,  Arch.  f.  kath.  Kirchenrecht  43,  44 — 48  o.  M.  Foä3 
Reflexionen  zur  Enc.  'Aet  patr.'.     Mit  einem  Vorwort  von  M.  Hiptmair  (Linz,  Ebenhoo 
Didiot,  Th.  d'A.  et  les  actes  du  pape  Leon  XIII.  Arras,   Laroche,   31  S.  —  5)  BeinL. 
de  Liechty,  Alb.  le  Gr.  et  S.  Th.  d'A.  ou  les  sciences  au  M.-A.    Paris,  Palma.  II, 
(Noov.  Bibl.  histor.  etc.,  b.  o.  S.  198*). 


Papsttum  und  Kirche.  11,203 

d.  Grofsen  gefeiert    Von  besonderem  Interesse  ist  die  Zusammenstellung  der 
Sagen  über  Albert  in  Kap.  XVI,  die  auch  einigen  wohlgelungenen  neueren 
Gedichten  den  Stoff  geliefert  haben.1)     Übrigens  hat  auch  diese  Schrift  trotz 
der  Benutzung  der  Nachrichten  Heinrichs  v.  Hervord  das  Dunkel  nicht  lichten 
können,  das  über  einem  grofsen  Teil  der  Lebensgeschichte  Alberts  liegt    Er 
ist  wohl   zweimal   in  Paris   gewesen.  —  Den   h.  Thomas  schildert   als   den 
edelsten  Repräsentanten  des  Mittelalters,  als  die  frische  unverbrauchte  Kraft 
des  germanisch-romanischen  Volkslebens  F.  He t tinger.8)    Mehrere  von  Th.8 
Werken  sind  seitens  der  sehr  thätigen  katholischen  Buchhandlung  Philopona 
in  Bar-le-Duc  (Oeuvre  de  St  Paul)  herausgegeben;9)   die  meisten  Schriften 
die  llber  ihn  erschienen,  dürften  nicht  allzu  hohen  Wert  haben.4)  —  Neuer- 
dings ist  ein  Brief  des  Heiligen  gefunden  und  herausgegeben,  der  veranlagt 
war  durch  eine  Anfrage  der  Mönche  in  Monte  Cassino  über  eine  Textstelle 
Gregors  d.  Gr.,  über  welche  sie  in  Streit  geraten  waren.  —  Die  Veröffent- 
lichung desselben  in  Facsimile  durch  M.  Cassino  steht  bevor.5)  —  Thomas 
Schüler   war  der  'Doctor  fundatissimus',   der  Erzieher  Philipps  d.  Schönen 
•Aegidius  Golonna,  welcher  wie  Thomas  ein  Werk    'de   regimine   principum' 
schrieb,  von  dem  jüngst  auch  eine  abgekürzte  Ausgabe  gefunden  ist.6)  — 
Als  providentiell  wird  von  Het tinger  Thomas'  Auftreten  dem  Averroismus 
gegenüber  hingestellt,  dessen  Lehre  von  der  Einheit  des  unsterblichen  Geistes 
in    der  Vielheit  der  entstehenden    und   untergehenden   Menschenseelen    na- 
turgemäfs   Spanien    besonders   inficierte;    sie    hat  Menendez  Pelayo  be- 
bandelt7)    Für  die  tbomistischen  Lehren  ist  auch  seines  Schülers  Tolomeos 
v.   Lucca  'ExaSmeron  seu  de  opere  sex  dierum  tractatus'  wichtig,  das  bisher 


1)  Alb.  M.  in  Gesch.  a.  Sage.    Festschr.  z.  6.  Saek. -Feier.    Köln,  Bachern.    172  S.    (Vf.  ist 

Thömes,  s.  Hist-pol.  Bll.  86,  924.)  —  Weitere  Schriften:  G.  v.  Hertling,  Alb.  M.  Beitr. 

*•   a.  Würdigung.     Köln,  Bachern,  VII,  150  S.    (1)  A.  d.  Gr.,  s.  Leben  u.  Wissenschaft;  2)  <L 

aristotel.  Philo*,    b.  Alb.;    3)  Standpunkt    d.  Scholast.   in   ihr.  Weltbotrachtg.   u.   -erklärg.  — 

3-  Ooblet,  d.  sei.  Alb.  M.  u.  d.  Gesch.  s.  Reliquien  (die  z.  t  in  der  Andreaskircho  z.  Köln 

"^bewahrt  werden).    Dem  kath.  Volke  kurz  erzählt     III,  108  8.,  16°.  Ebda.  —  Bach,  Alb. 

MMRede)  Augsb.  Allgem.  Zeit  y.  16.— 18.  Not.     Vgl.  auch  Katholik  1880,  H,    664  ff.  — 

"tar  Gloria,   quot  annos  ot  quibus  in  urbibus  Italiae  Alb.  M.  moratus  sit,  s.  u.  Kap.  XXVIII. 

~~~   2)  Th.  y.  A.  u.  d.  europ.  Ciyilisation.  (Frankf.  zeitgemässe  Broschüren,  ed.  F.  Haffner. 

N*   £,  Bd.  I,   Hft.  9).     Frankf.  a./M.,  Fösser,   33  S.  —  3)  D.   Thomae   Aqu.   sermones  et 

fj?-0-  concionatoria  ed.  J.  B.  Bau lx.     T.  I  complect.   sermones  a.  1570  Bomae  repertos  et 

•«itot.  Bar-le-Duc,  Oeuyre  de  St  Paul,  Philopona,  538  S.,  12°.  —  D.  Thom.  Aqu.  Do  yeritate 

2^hol.  fid.;    Summa  theol.  370  S.,   ebda.  —  4)  Hommages   ä  S.  Thom.  Lille,   38  8.;    darin 

j.^^pph.  Insch,   yie   de  S.  Th.,  Norb.  yan  Ehnen,   S.  Th.  et  les  universites.  —  Didiot, 

. ■*|h  festiyi  Diy.  Th.  Aqu.,  Bey.  des  sciences   eccles.   Jan. — Febr.  —  AI.  Florence,   Oratio 

j     J*mL  D.  Th.  Aqu.,  ibid.  April.  —  Andrullo,  S.  Tom.  de  Aqu.,  La  cioncia  crist  März.  — 

•J^enzo,   gli  Ultimi  due   anni  della  vita  da  S.  Tomm.  di  A.,  Gli  studii  in  Italia,  Juni.  — 

7*°*jtHnes  de  8.  Th.  d'A.,  Anal,  juris  pontif.  Oct  —  J.  de  Kernaeret,  les  prem.  chapitres  de 

"*ble  et  la  somme  de  S.  Th.,  Ann.  de  la  philos.  chrät.  Oct.  —  Del  catechismo  di  S.  Tomm. 

^^ prima  petizione  del  Paternostro  da  lui  spiegata,  La  scienza  e  la  Fede,  Jan.  —  Studi  sulla 

.g,*t*fisica  di  S.  Tomm.  di  A.,  ibid.  März.  —  La  storia  naturale  e  lo  teorio  filosofiche  di  S. 

(T>J[ll,,L>    ihid.  1879  Nov.  —  F.   Bon  las,  S.  Thom.  Aquin.  de  regimine  principum  doctrina 

ij/***0  T-  Lyon)   Bar-le-Duc,   Gontant-Laguerre,  97  S.  —  Bonaldo,   S.   Tomm.  maestro  di 

S?**°  goyerno,    La  scuola  cattol. ,  Juni.  —  Andrullo,   S.  Tomas  de  Aqu.  y  la  formula:    el 

q  i^°  •»**  subordinado  ä  la  iglesia  como  el  cuerpo  al  alma,  La  ciencia  crist  Aug.  —  S.  Tomm. 

»|w**  formola:    lo   stato  etc.,  La  scienza  e  la  fede  1879,  Dec  u.  ff.  —  Die  Sociallehre  d.  h. 

ft  Y"    y.  A.,  Christl.-soc.  Blätter  IX,  No.  10.  —  La  scienza  della  storia  in  S.  Tomm.,  La  scienza 

..  **  fede,  April.  —  Codoci  autografl  di  S.  Tomm.,  La  scienza  e  la  fede,  Febr.  —  La  scoperta 

j£   ccdici  di  8.  Tomm.,  La  caritä,  März.  —  5)  Katholik,  41,  369—72.  —  Lettera  inedita  di 

o     T.  d.  A.,  Opusc  religiosi,  Jan. — Febr.,   dürfte  denselben  Gegenstand  betroffen.   -    6)  S.  o. 

&7U.  —  7)  La  impiedad  ayerroista,  Bolet.  bist,  Febr.-flft    Vgl.  Abt  I,  Kap.  Kirchengeach. 


11,204  XXIV.    E-  Meyer: 

nur  dem  Titel  nach  bekannt,  jetzt  in  einem  Cod.  membr.  des  XIV.  Jh.  der 
Gasanatensischen  Biblothek  (jedoch  keinem  Autograph)  aufgefunden  ist1) 

Das  Xm.  Jh.  in  Deutschland  darf  sich  des  gröfsten  Volkspredigers  des 
Mittelalters  rühmen.  Von  Pfeiffers  Ausgabe  der  Predigten  Bertholds  liegt 
jetzt  der  2.  Band  vor;8)  dennoch  ist  B.  nicht  vollständig  zu  verstehen  und 
zu  beurteilen  ohne  Hinzunahme  seiner  zahlreichen  —  393  —  noch  unge- 
druckten lateinischen  Predigten.  Diese,  von  B.  selbst  niedergeschrieben,  sind 
weder  Übersetzungen  der  deutschen  noch  Concepte  zu  diesen,  sondern  sollten 
den  Geistlichen  zu  gleichmäfsiger  Verwaltung  des  Predigtamtes  dienen:  die 
deutschen  sind  'gelegentlich  und  mehr  oder  minder  genau  vom  Munde  des 
Predigers  weg'  aufgeschrieben.  Die  lateinischen  bilden  5  verschiedene  Samm- 
lungen (serm.  dominici,  de  sanctis  etc.),  von  denen  sicher  drei  von  B.  selbst 
veröffentlicht  sind.3)  —  In  die  Regensburger  Minoriten  wurde  um  1240  von 
einem  historisch  nicht  nachweisbaren  Provinzialmeister  Gerhard  Lamprecht 
von  Regensburg  aufgenommen,  der  den  Orden  zufällig  kennen  gelernt  hatte 
und,  bis  dahin  ganz  weltlich  gesinnt,  sich  von  dem  Leben  und  Treiben  der 
Minoriten  angezogen  fühlte.  Nachdem  er  in  der  Zeit  seiner  ersten  Bekannt- 
schaft mit  ihnen  nach  Thom.  v.  Celano  sein  unbedeutendes  Gedicht  4St.  Fran- 
zisken Leben'  gedichtet,  schrieb  er  auf  Wunsch  und  mit  Hülfe  Gerhards  die 
besser  geratene  'rede  von  der  tohter  Syon',  der  ein  lateinischer  Tractat 
Tilia  Syon'  (Cod.  Vindob.  1997)  zu  gründe  liegt.  Sie  ist  für  die  Geschichte 
der  Mystik  von  Interesse.  Von  beiden  Gedichten  waren  bisher  nur  Brach- 
stücke bekannt.4) 

Die  bekannte  Eifersucht  zwischen  Dominikanern  und  Franziskanern  zeigt 
sich  auch  darin,  dafs  die  ersteren  gern  einen  stigmatisierten  Heiligen  ge- 
habt hätten,  den  sie  dem  h.  Franz  hätten  entgegensetzen  können:  später 
hatten  sie  das  Glück,  ihren  Wunsch  in  der  h.  Katharina  von  Siena  erfüllt 
zu  sehen.  Jedoch  schon  im  XIII.  Jh.  war  auf  dem  besten  Wege  zu  einer 
gleichen  Heiligkeit  Christine  von  S tommein,  einem  Dörfe  nordw.  von  Köln, 
geb.  1242.  Ihre  religiösen  Exaltationen  erklären  sich  unter  physiologischem 
Gesichtspunkt  leicht:  dem  Dominikanerorden  affiliirt  (virgo  devota  ordin. 
Praedicat.)  lernte  sie  einen  jungen  schwedischen  Dominikaner  Peter  (de 
Dacia)  kennen,  der  zu  ihr  eine  lebhaft  erwiederte  Neigung  feiste,  und  da 
sie  sich  beide  dieser  nicht  hingeben  durften,  so  spielte  sie  bei  Christine,  ihr 
unbewufst,  in  ihre  Entzückungen  hinein:  diese  lassen  uns  den  kleinen  Roman, 
den  sie  durchlebte  und  in  dem  sich  Peter  zum  Dolmetscher  ihres  inneren 
Schauens  machte,  deutlich  erkennen.  Als  sie  46  Jahr  alt  war  und  den  Tod 
ihres  Freundes  erfuhr,  hörten  ihre  ekstatischen  Zustände  auf  und  sie  lebte 
noch  24  Jahre  in  immer  grösserer  Ruhe  (f  1312). 5) 

Hatte  die  Kurie  das  Haus  Capet  gerufen,  um  mit  seiner  Hülfe  die 
Hohenstaufen  zu  vernichten,  so  war  es  nur  eine  Vergeltung  des  Geschicks, 
dafs  die  Päpste  in  die  schmählichste  Abhängigkeit  von  den  französischen 
Königen  gerieten,  wie  sie  ihnen  ein  deutscher  Kaiser  nie  zugemutet  hätte:  die 
tiefste  Erniedrigung  der  Kirche  bezeichnet  Clemens  V.  Ihn  zu  rechtfertigen 
hatte  1874  E.  Boutaric  unternommen:  dafs  er  in  der  Verteidigung  znweit 


1)  Fratr.1  Tolom.  d.  Laca  Exaem.  etc.,  in  lucem  protulit  Masetti.  Biblioth.  Thomwticil- 
Siena.  —  2)  B.  v.  Regensb.,  Vollständ.  Atisg.  s.  deutsch.  Predigten  m.  Einl.  u.  Ann.  Ü* 
Enth.  Fred.  37 — 71  nebst  Einl.  Lesarten  u.  Anm.  v.  Jos.  Strobl.  Wien,  Braumfiller  XXX» 
696  S.  —  3)  G.  Jacob,  s.  o.  S.  1087.  -  4)  Ibid.  Anm.  8.  —  5)  Renan,  ose  ityto 
monacale  au  XIII.  s.,  Key.  d.  deoz  mondes  39,  275 — 94. 


Papsttum  und  Kirche.  11,205 

iug,  lag  in  der  Natur  seines  streng -katholischen  Standpunkts.  Renan1) 
rill  B.s  Darstellung  auf  das  richtige  Mafs  zurückführen.  Vom  Vorwurf  der 
•imonie  und  des  Nepotismus  sowie  einer  Unsittlichkeit,  die  selbst  skandalöse 
Öffentlichkeit  nicht  scheute,  sei  Cl.  nicht  freizusprechen,  aber  erniedrigt  habe 
r  das  Papsttum  nicht,  das  schon  tief  erniedrigt  gewesen  sei;  er  habe  es 
ielmehr  zu  heben  gesucht  und  dabei  grofses  Geschick  bewiesen:  den  andern 
Fürsten  gegenüber  habe  er  das  Ansehen  des  Papsttums  vollkommen  gewahrt, 
nd  wo  er  frei  gewesen,  habe  er  sich  stets  als  Gegner  der  französischen  Dynastie 
ezedgt.  Luxus  habe  er  sehr  geliebt,  aber  dabei  als  Beförderer  der  Kunst 
reschmack  gezeigt  und  der  Renaissance  vorgearbeitet;  er  sei  überhaupt 
sin  humaner  Charakter  gewesen.  Renan  hat  den  Schlüssel  zum  Verständnis 
ieses  Papstes  doch  nicht  gegeben:  er  hätte  zeigen  müssen,  in  welchem  Sinne 
ind  mit  welchen  Absichten  Cl.  die  Wahl  annahm.  —  Das  Leben  eines  fran- 
öeiseben  Prälaten  aus  der  Zeit  des  Avignonischen  Exils,  des  Bisch.  G.  Sudre 
.  Marseille,  hat  R.  Fage8)  geschildert  Geb.  aus  angesehener  Familie  bei 
^ulle,  wo  sein  Geburtshaus  noch  heut  gezeigt  wird,  und  Dominikaner,  wurde 
r  magister  sacri  palat  apost.  sowie  Doyen  des  Kardinalkollegs  und  starb  in 
Lvignon  1373. 

Der  Ruhm,  die  Beendigung  der  babylonischen  Gefangenschaft  durch 
Überredung  Gregors  XI.  herbeigeführt  zu  haben  wird  für  Katharina  v.  Siena 
11  Anspruch  genommen,  deren  500  jähriger  Todestag  ebenfalls  eine  bedeutende 
inzahl  von  Aufsätzen  und  Schriften  hervorgerufen  hat:  da  sie  z.  t.  auch  er- 
baulichen Zwecken  dienen  sollen,  dürfte  ihr  historischer  Wert  nicht  grofs  sein.3) 
Ton  katholischer  Seite  tritt  man  insbesondere  der  Auffassung  entgegen,  welche  die 
leilige  dem  Papsttum  gegenüber  als  italienische  Patriotin  hinstellt.  —  Den 
Cmpfang,  den  1378  Pisa  Gregor  XI.  zu  teil  werden  liefs,  hat  Pietro4) 
largestellt. 

Unter  demselben  Papst  wurde  der  Procefs  gegen  Wiclif  instruiert,  dessen 
Lusgang  letzteren  in  seinem  kühnen  Vorgehen  gegen  das  Papsttum  so  weit 
»estärkte,  dafs  er  den  Papst  als  den  Antichrist  hinstellte.  Seinen  bisher 
inedierten  Tractat  'de  Christo  et  suo  adversario  Anticbristo'  hat  Bodden - 
lieg6)  herausgegeben.  Indem  er  den  Stand  der  Wiclif  -  Litteratur  bespricht 
—  eine  Gesammtausgabe  seiner  Werke  fehlt  und  erst  jüngst  sind  in  England 
iinige  'Ausgewählte*  Werke  erschienen,  während  die  Mehrzahl  noch  der  Ver- 
öffentlichung harrt  —  findet  B.,  dafs  dieser  Tractat  ein  gunstigeres  Bild  von 
W*  Polemik  gewähre  als  Lechler  entworfen  habe,  da  seine  Polemik  keines- 
wegs so  schroff  sei,    wie  sie  von  W.s   Gegnern  geschildert  werde.     Es  ist 


1)  La  papaute'  hors  d'ltalie,  Rev.  d.  deux  mondos  38,  107 — 36.  —  Desjardins,  la 
MÜle  'Unam  sanetam'.  (Lyon,  Pitrat,  37  S.,  ans  'Etudes  relig.'  6.  S.,  V,  162  ff.)  sucht  Murys 
Angriffe  gegen  die  Echtheit  der  Bolle  (s.  Jahresber.  II,  2,  223)  zu  widerlegen  —  2)  Guill. 
Sudre,  cardinal  Limousin.  Brive.  77  8.  —  •£)  Olga  v.  Leonrod,  geb.  v.  Schäzler,  d.  h. 
Qath.  T.  8.  Köln,  Bachern.  XII,  393  S.  (bigott.)  Dies  liegt  zu.  Grunde  bei  Esser,  z.  5. 
Beuten,  d.  h.  Cath.  v.  Siena,  Katholik  1880,  I,  337  ff.  —  Dräne,  (Miss  A.  Th.)  the  hist. 
>f  S.  Cath.  of  8.  and  her  companians.  Lond.,  Burns  and  Oates  (hat  einige  neue  Quellen  bo- 
intart,  ist  aber  nicht  immer  kritisch).  Hieran  schliefst  sich  an:  S.  Cath. -of  S.,  Dublin  Rev. 
S.  Ser.,  IY,  128—54;  vielleicht  auch:  A  new  life  of  S.  Cath.  of  S.,  the  Month,  Mai-Hft.  — 
Plavfgny,  C«»«.  de,  8.  Cath.  de  Sienne.  Paris,  Sauton.  XII,  433  8.,  18°.  -  Capecelatro, 
3.  Cat  da  8.  —  Ders. :  il  V.  centenario  di  S.  Cat.  d.  8.,  La  Carita,  Juni.  —  Veratti,  ein- 
ipe  lettere  di  8.  Cat  da  8.,  Opusc  relig.  1879,  Nov.,  Dec  u.  ff.  —  Vgl.  Kap.  XXVIII, 
Abschn.  IV.  —  4)  Arch.  della  soc  rom.  di  stör.  patr.  III,  Hft  4.  Vgl.  über  Greg.  XI.  auch 
a.  Kap.  XXVIII.  —  5)  De  Chr.  et  s.  adv.  A.  Ein  polem.  Traet.  Job.  W.«  aun  <1.  Iltis,  d. 
Hofbibl.  zu  Wien  u.  d.  Univ.-Bibl.  zu  Prag  z.  1.  Male  hersg.  Gotha,  Perthes.  60  S.  — 
Zugleich  Progr.  d.  Vitztumschen  Gymn.  z.  Dresden.     No.  449. 


11,206  XXIV.    E.  Meyer: 

dieser  Tractat  der  einzige,  der  sich  direkt  gegen  das  Papsttum  1 
während  W.  sonst  die  katholischen  Institutionen,  besonders  die  Betteli 
angreift.     An  der  Echtheit  ist  nicht  zu  zweifeln,  die  Abfassungszeit  ist  lf 

Das  groüse  Schisma  des  Jahres  1378  liefe  ein  Projekt  entstehe] 
wenn  ausgeführt,  ein  Praecedenz  von  höchster  Wichtigkeit  hätte 
können.  Im  Norden  Italiens  sollte  ein  vom  Papst  relevierendes  Kön 
'Adria'  gestiftet  werden  zu  Gunsten  von  Karls  V.  Bruder  Ludwig  v. 
der  dann  den  französischen  Papst  Clemens  VII.  aufrecht  erhalten  sollt 
Seitenstack  zu  dem  Königreich  Neapel.  In  einer  sehr  geheim  geh; 
Bulle  erklärte  sich  Clemens,  ohne  das  h.  Collegium  zu  befragen,  bereit 
grofsen  Teil  seiner  Besitzungen  —  ausgenommen  nur  Rom  mit  seinen 
torium,  das  Patrimonium  Petri  in  Toscana,  Campanien,  der  Maritin 
Sabina  —  zu  dem  neuen  Staat  herzugeben.  —  Die  Adoption  Ludwigs 
Johanna  von  Neapel  entzog  diesem  Projekt  die  Basis;  doch  1393  kam  . 
Galeazzo  Visconti,  der  Kenntnis  von  der  Bulle  erhalten  hatte,  im  Interesse 
Schwiegersohns,  des  Herzogs  Ludwig  v.  Orleans,  darauf  zurück.  De 
Clemens9  VII.,  der  den  in  der  Bulle  gethanen  Schritt  später  mifsbilligl 
liefs  das  Projekt  zerrinnen.1) 

Einer  der  eifrigsten  Bekämpfer  des  Schismas  und  des  entsittlichten 
tums  war  Gerson,  dem  eine  nicht  streng  wissenschaftliche  Arbeit  Dan 
gilt.  —  Der  'Doctor  christianissimus'  führt  uns  zu  dem  Konstanzer  K 
und  Hufs,  den  er  selbst  mit  verurteilte:  der  Hussitischen  Beweguni 
namentlich  in  Böhmen  unausgesetzte  Aufmerksamkeit  gewidmet.4)  - 
Reformen  der  Franziskaner  durch  das  Konstanzer  Konzil  berührt  Ga 
tius.6)  Dafis  auf  dem  Konzil  zu  Basel  der  Kardinal  Torquemada,  wie 
mein  und  zuletzt  auch  noch  von  Lederer6)  angenommen  ist,  als  Verl 
der  hyperpapalsten  Ansprüche  aufgetreten,  die  Bischöfe  in  der  Theori< 
lieh  zu  Beamten  des  Papstes  herabgesetzt,  und  ihre  ordentliche  Jurisdi 
gewalt,  ja  selbst  ihre  göttliche  Einsetzung  geleugnet  habe,  bestreitet  A. 
hörst  (S.  J.):  er  habe  nur  das  entschieden  behauptet,  was  wed< 
Tridentinum  noch  das  Vaticanum  zur  Entscheidung  gebracht,  daüs  die 
dictionsgewalt  unmittelbar  vom  Papste  übertragen  werde. *) 

Mit  Calixt  HI.  (f  1458)  kam  1455  der  erste  Borgia  auf  den  päpt 
Stuhl:  seine  letzten  Beziehungen  zu  Siena  behandelte  L.  Banchi8)  - 
Nachfolger  Pius  II.  (Enea  Silvio  Piccol.)  hinterliefs  ü.  a.  auch  54  grie 
Hds.,  theologischen  und  philologischen  Inhalts,  die  sein  Interesse  f 
klassische  Altertum  bekunden:  so  mehrere  Bücher  der  Ilias,  Dem« 
Lycophrons  Alexandra,  Arrians  Epictet,  Proclus'  Commentar  zum  Pi 
des  u.  a.9) 

Zu  den  Päpsten  aus  der  2.  Hälfte  des  XV.  Jh.,  welche  am  schlec 
beleumdet  sind,  gehört  Sixtus  IV.,  dem  vorgeworfen  wird,  seine  Rei 
durch  Nepotismus  und  Simonie  sowie  durch  politischen  Frevelmut  en 


1)  P.  Durrieu,  le  royaame  d' Adria,  Rev.  d.  quest  histor.  XXVJII,  43 — 7 
grofstenteils  unbekannten  Materialien  der  Bibl.  nat.  in  Paris).  —  2)  Le  Bien-heureux 
chancelier  de  Paris,  docteur  tres-durätien.  Paris,  Bourguet-Calas.  X,  236  S.,  18°.  — 
o.  S.  58«.  —  4)  S.  u.  Kap.  XXXIV.  —  «Hufs  et  les  Hussites\  Rev.  pol.  et  fittfi 
schliefst  sich  an  Denis  an  (s.  Jahresber.  I,  171).  —  5)  S.  Abt  111,  22  *.  (Bosei 
perger,  XIX,  590  8.)  —  6)  S.  Jahresber.  II,  2,  227.  —  7)  Jon.  v.  Torqu.  u.  das 
üb.  d.  Jurisdiktionsgowalt  d.  Bischöfe,  Stimmen  am  Maria  Leach  17,  447 — 62.  —  i 
stör,  it  4.  S.t  Y,  Hft  3.  —  9)  De  codd.  mss.  graec.  Pii  II  in  bibl.  Alex.-Vatic 
exevssit  H.  Dnchcsne  (Bibl.  des  ecoles  d'Ath.  et  de  Borne,  Hft.  13).     Paris,  Thai 


Papsttum  und  Kirche.  11,207 

zu  haben:  dafs  er  Born  reich  mit  Bauten  geschmückt  (Sixt.  Kapelle)  und 
viele  Gelehrsamkeit  sowie  Kunstsinn  und  feine  Bildung  überhaupt,  auch  eine 
gewisse  naive  Gutmütigkeit  besessen,  haben  doch  auch  Protestanten  hervor- 
gehoben. £.  Frantz1)  (Dr.  theol.)  erklärt  ihn  für  einen  'grofsen'  Papst: 
die  Öffnung  der  Schätze  des  Vatikans  würde  genügt  haben,  seinen  Namen 
unsterblich  zu  machen,  aber  noch  unzählige  andere  Denkmale  bekundeten 
seinen  idealen  Geist.  Es  sei  Verleumdung  Infessuras  u.  a.,  wenn  der  fürstlich 
liberale  Papst  für  habgierig,  geizig,  hart  und  grausam  ausgegeben  werde. 
Der  Nepotismus  'erkläre'  sich,  wenn  man  an  die  Treulosigkeit  und  Wort- 
brüchigkeit jener  von  dem  heidnischen  Humanismus  zerfressenen  Zeit  denke: 
Sixtus  habe  zuverlässige  Leute  nur  in  seinen  Verwandten  gefunden;  für  deren 
Ausschreitungen  und  für  verworfene  Kleriker  könne  er  nicht  verantwort- 
lich gemacht  werden.  In  der  Politik  dürfe  er,  eine  gütige  und  wohlwollende 
Gelehrtennatur,  nur  als  unglücklich  bezeichnet  werden. 

Noch  mehr  als  Sixtus  IV.  bedarf  Alexander  VI.  der  Bettung,  die  denn 
auch  alljährlich  mit  neuem  Mut  versucht  wird:8)  wenn  diese  Bettungen,  wie 
geklagt  wird,  wenig  Beachtung  finden,3)  so  wollen  wir  hier  unsere  frühere 
Bemerkung  wiederholen,  dafs  selbst  die  Civiltä  cattolica  die  Verteidigung 
seines  moralischen  Charakters  aufgegeben  hat.4)  —  Auch  Savonarola  fährt 
fort  zu  mannigfachen  Schriften  anzuregen,  ohne  dafs  sie  viel  historischen  Ge- 
winn ergäben.5) 

In  Deutschland  waren  es  zum  teil  die  Mystiker,  die  auf  eine  tiefere 
Auffassung  der  Beligion  drangen  und  so  der  Reformation  vorarbeiteten. tf) 
Unter  diesen  haben  besonders  die  'Gottesfreunde'  zuletzt  vielfach  zu  Erörte- 
rungen Anlab  gegeben.7)  Auf  Grund  einer  Anzahl  noch  nicht  veröffentlichter 
Schriften  des  'Gottesfreundes  aus  dem  Oberlande'  hatte  A.  Jan  dt8)  die  ange- 
regten Fragen  zu  einem  endgültigen  Abschlufs  zu  bringen  gedacht,  indem  er 
Denifle  gegenüber  ganz  den  alten  Standpunkt  beibehielt  und  nur  den  'Gottes- 
frennd'  nicht  mit  Nikolaus  v.  Basel  identisch  sein  Hefa.  Einen  Abschlufs 
verdanken  wir  vielmehr  Denifle,9)  der  den  evidenten  Nachweis  erbrachte, 
dafs  die  Persönlichkeit  des  Gottesfreundes  nach  jenen  Schriften  an  inneren 
und  ankeren  Widersprüchen  leidet,  die  eine  wirkliche  Existenz  desselben  un- 
möglich machen.  Alle  ihm  zugeschriebenen  Schriften  sind  Fälschungen  Kai- 
man Meerswins,  der  sich  geradezu  auf  Lügen  ertappen  läfst.  Auch  Meyer 
v.  Knonau  scheint  von  seiner  etwas  übereilten  Lobpreisung  des  Jundtschen 
Buches10)  zurückgekommen  zu  sein.  Nicht  richtig  ist  es  auch  nach  Denifle, 
wenn  L.  Tobler11)  die  Sprache  des  Gottesfreundes,  speciell  Meerswins,  für 
ziemlich  dialektfrei  und  der  der  deutschen  Mystiker  ähnlich  erklärt,  nicht  für 
elsassischen  Provinzialdialekt.  —  Die  Mystik  wie  sie  die  katholische  Kirche 
versteht  hatte  Görres  1836 — 42   systematisch  dargestellt;   sie  erscheint  in 


1)  S.  IV.  q.  d.  Repnbl.  Florenz.  Begensb.,  Manz,  XXIV,  529  S.  —  2)  S.  u.  Kap.  XXVm, 
Abschn.  IV.  —  3)  D.  Kathol.  Beweg.  XIII,  90  ff.  in  einer  Anzeige  von  Nemec,  s.  Jahresb. 
II,  3,  367.  —  4)  1873,  13.  März;  vgl.  Jahresber.  I,  325.  —  5)  Warren,  Elisab.  S.,  tho 
fiorent.  Martyr.,  a  Reformer  before  the  Reform.  Lond.,  Partridge,  238  S.  —  Laurent, 
Jer.  8ey.,  Conference*  dioces.  Juni-Hft.  —  Vgl.  u.  Kap.  XXVIII,  Abschn.  4.  —  6)  Über  d. 
Mystik  in  Baden  s.  o.  S.  84* ;  eine  Urk.  über  eine  Begine  S.  97  f.  —  7)  S.  Jahresb.  II,  2,  226. 

—  8)  Les  amis  de  Dieu  an  XIV.  s.  Paris,  Sandoz  et  Fischbacber.  445  S.  —  9)  Zuerst  in 
einer  Antikritik  gegen  Jundt,  bist. -pol.  Bll.  84,  797 — 815,  877 — 897  und  'Dichtungen  d. 
Gottesfr.  im  OberL',  Zeitschr.  f.  dtsch.  Altert  N.  P.  XII,  200—19.  u.  ö.  —  Vgl.  Bächtold, 
Di«  Litteratur  über  d.  Gottesfreunde,  N.  Zürch.  Zeit  No.  220.  —  10)  Gott  Gel.  Anz.  1880. 

—  11)  Ans.  t  Schweiz.  Gesch.  XI,  243  f. 


11,208  XXIV.     E.  Meyer: 

neuem  Abdruck.1)  Der  Mystiker,  der  bei  Protestanten  und  Katholiken  in 
gleich  hohem  Ansehen  steht,  ist  Thomas  a  Kempis,  insofern  er  für  den 
Verfasser  der  Nachfolge  Christi  gilt.  Denn  von  neuem  für  Giov.  Gereen  tritt 
C.  Wolfsgruber2)  0.  S.  B.  ein,  um  jedoch  im  Ganzen  nur  Widerspruch  zn 
erfahren.  Mit  Recht  bemerkt  Keppler3)  der  über  den  Stand  der  Frage 
einen  Überblick  giebt,  die  Frage  sei  zu  sehr  zur  Ordens-  und  Nationali- 
tätssache geworden  um  wissenschaftlich  genug  bebandelt  zu  sein;  die  Beweise 
beider  Parteien  seien  nicht  lückenlos,  aber  der  für  Thomas  sei  stringenter. 
Pucher4)  hebt  die  Behauptung  W.s  als  unrichtig  hervor,  dafs  G.  G.  von 
bewährten  Specialforschern  als  Autor  nachgewiesen  sei:  dafe  Gersen  überhaupt 
gelebt,  sei  gar  nicht  erwiesen.  L.  Santini6)  betont,  dafs  W.8  Angaben 
über  die  Codd.  nicht  zuverlässig  seien  und  von  einer  Abfassung  der  Imitatio 
im  XIII.  Jh.  keine  Rede  sein  könne.  —  Eine  von  Wolfsgruber6)  heraus- 
gegebene niederdeutsche  Übersetzung  aus  dem  1 .  Viertel  des  XV.  Jh.  spricht 
nach  Kessel7)  für  Thomas.  —  Veranlafst  durch  den  Fund  eines  Mskr.  des 
1.  Buchs  der  Nachfolge  Chr.  in  holländischer  Sprache,  das  aus  dem  Windes- — 

heimer  Kloster  stammt  und  das  älteste  aller  erhaltenen  Mskr.  sei,  tritt  0.  A 

Spitze8)   für  Thomas  ein.   —   Das  Brüsseler  Autograph  von   1441   hat  C  _ 
Ruelens9)  faesimiliert. 

Mit  der  Geschichte  der  deutschen  Predigt  im  Mittelalter  hat  sich  vor — 
zugsweise  die  protestantische  Forschung  beschäftigt;  seitens  der  katholischeD 
sind  dazu  kaum  Ansätze  zu  verzeichnen.10)     Dafs  es  im  XV.  Jh.  nicht  so 
schlimm  mit  der  Predigt  gestanden,    wie  es  in  manchen  Deklamationen  aber 
den  Verfall  der  Kirche  in  diesem  Jahrhundert  zu  sagen  üblich  ist,  hat  zuerst 
Geffken  (Prot.)  in  seinem  'Bilderkatechismus  von  1465'  nachgewiesen,  nnd 
mit  Enthusiasmus   ist    es   ihm    von   vielen    katholischen  Forschern    nachge- 
sprochen,   z.  B.   aueb  von  Janssen:    denn   dafs  Geffken  in  seiner  Schätzung 
des  Predigtwesens  zu  weit  gegangen,  zeigen  katholische  Forscher  wie  Alxog 
(Plenarien  II,  116),  Kraus  (Kirchengesch.  S.  392)  und  Hergenröther  (Handb. 
d.  K.-G.  II,  178),  die  sich  wesentlich  mafsvoller  als  Geffken  ausdrücken.11) 
Geffkens  Standpunkt    hat   jedoch    im    allgemeinen   Berechtigung    auch  für 
das  frühere  Mittelalter.     Es  lassen  sich  vom   VII.  Jh.  an  zwei  Perioden  in 
der  Entwickelung  der  Predigt  unterscheiden:   von   600  bis  c.    1200  ist  die 
Predigtbildung  als  unselbständig  und  unorganisch  zu  bezeichnen;  nachher  ist 
sie  selbständig  und  organisch.  Die  1.  Periode  zerfällt  wieder  in  die  Zeit  derMis- 
sionspredigteu  (600-900),  der  bischöflichen  Predigt  (900—1110)   und  der 


1)  D.  christl.  Mystik.    Neue  Aufl.  in    5  Bdn.  ra.  o.    Sach-  u.  Namensreg.     Bd.  JH:  tt 
737    S.,    1879.     IV:   XXX,    412  S.,  V:   XI,    692  S.  —  2)  Giov.  G.,  s.   Leben  u.  a,  Werk 
De  im.  Chr.     Mit  Faesimiles  mehrer  wichtiger  Codd.  macr.    Angab.,  Huttiers  Lit  Inst  (VII, 
268  S.)  m.  7  lith.  u.  phototyp.  Taf.  —  3)  Üb.  d.  Vf.  d.  Nachfolge  Chr.,  Theol.  Quartaliehr. 
62,   47—108.  —  Vgl.   auch    K.  Grube,   z.  Frage   üb.  d.  Vf.  der  Imit.  Chr.,   Hiflt-pol.  B1L 
86,  797—822.  —  4)  Giov.  G.,    Hist-pol.   BU.    85,  980—92.     Vgl.  Theol.   prakt   Qnartalbll. 
Juni-Hft.  u.  Period.  Blätter,  März-Hft.  -     5)  I  diritti  di  T.  d.  K.  difeai  contro  le  wchie  pre- 
teso  dei   Gersenisti   moderni,   GH   Studii   in   1t,    1879  Doc.  u.  ff.  —  6)  Van   der  navolging« 
Cristi  ses  bocke.     Aus  d.  Cod.  ms.  d.  Bibl.  d.  Ben  ed. -Stift*  Schotten  zu  Wien  zugleich  mit  «• 
'vTJfton  boek  van  Qui  sequitur'  n.  d.  Uds.  der  Maatschappij   van    nederl.  letterknnde  s.  Leid*1 
hrsg.  Wien,   Gerold,  XL,  336  S.  —  7)  Lit.  Rdschau.  S.  553.  —  8)  Th.  a  K.  alt  •chrjrtf 
iler  Navolging  van  Chr.  gehandhaeft.     Utrecht,   Beijer,    IV,  274  S.  —  9)  The  imit  of  Chr« 
being  the  autogr.  niscr.   of  Th.  a  K.   (de   imit.   Chr.'     Ueprod.   and   faesim.   from   the  <ffigi>* 
presorv.  in  the  R.  library  of  Br.     Lond.,   Stock,    1879.  —  Eine  Prachtausg.  'L'imit  d.  Jfe' 
Chr.  exe>ut£e  en  or  et  en  couleur  par  la  chrom.  d'apres  les  plus  beaux  msc.  du  XI11  aa  XVL».? 
Paris,  ist  bis  Lf.  14  fortgeschritten.  —  10)  Koppler,  z.  Gesch.  d.  Predigt,  Lit  Rnndachn 
VI,  417—22.    449—54.  —  11)  G.  Pütt,  G.  Biel  als  Pred.  geschild.  Erlang.,  Deichert  W & 


Papsttum  and  Kirche.  JJ  209 

Parochialpredigt  (1100—1200).  Karls  d.  Gr.  Einflufs  auf  die  Predigtbildung 
st  nicht  so  bedeutend  anzuschlagen  als  gewöhnlich  geschieht:  das  karolingi- 
che  Homiliar  war  nur  ein  liturgisches  Werk  zunächst  zum  lateinischen  Vor- 
3sen  bei  dem  liturgischen  Gottesdienst  bestimmt.  Sonst  war  die  Predigt 
autsch,  nur  die  sermones  ad  clerum  lateinisch,  jedoch  wurde  viel  Latei- 
ißches  in  die  deutsche  Predigt  eingemengt.  Seit  dem  XIV.  Jh.  hat  die 
'redigt  nicht  ab-,  sondern  zugenommen.1)  Das  darf  freilich  nicht  auffallen, 
enn  gerade  seit  dem  XIV.  Jh.  tritt  in  vielen  Punkten  und  namentlich  in  der 
'redigt  ein  entschieden  evangelischer  Geist  hervor,  daher  denn  Tauler 
nd  Geiler  v.  Kaisersberg  auf  den  Index  kamen,  nachdem  sie  allerdings  von 
"lacius  Ulyricus  als  'testes  veritatis'  angeführt  waren;2)  und  wenn  das  Mittel- 
alter Prediger  wie  Bernhard  v.  Clairvaux,  Berthold  v.  Regensburg  und 
Fauler J)  aufweisen  kann  und  zahlreiche  lateinisch  niedergeschriebene,  aber 
leutsch  gehaltene  Predigten4)  vorhanden  sind,  so  ist  daraus  noch  nicht  zu 
iölgern,  dafs  nicht  die  Reformation  mit  vollem  Recht  auch  auf  eine  Ver- 
tiefung der  Predigt  gedrungen  hätte.  Dies  zeigen  klar  die  Predigten 
gefeierten  und  auch  von  Luther  hochgeschätzten  Theologen,  G.  Biels,  der 
bisher,  nicht  mit  vollem  Recht,  besonders  als  letzter  Scholastiker  dargestellt 
ist.  Geboren  in  Speier  vor  1430,  zuletzt  seit  1484  Professor  in  Tübingen 
[f  1495),  war  er  in  der  Blüte  seiner  Mannesjahre  als  Domprediger  in  Mainz 
berühmt.  Doch  sind  seine  Predigten  in  den  damaligen  Lehrformeln  der 
Kirche  unbewufst  semipelagianisch  und  entbehren  trotz  sorgfältiger  Aus- 
arbeitung und  einzelner  zu  Herzen  gehender  Stellen  des  wahren  Schrift- 
rertsändnisses.6)  —  Wie  auf  die  Predigt  ist  katholischerseits,  um  die  Refor- 
mation als  unnötig  nachzuweisen,6)  die  Bedeutung  hervorgehoben,  den  die 
(atechese  für  die  Volksbildung  hatte.  Nicht  erst  im  späteren  Mittelalter, 
ondern  seit  den  Zeiten  der  Karolinger  verlangte  die  Kirche  von  den  Eltern, 
1*6  sie  den  Kindern  das  Vaterunser  und  das  apostol.  Taufsymbolum  einprägten, 
md  ebenso  wurde  den  Paten  die  Sorge  dafür  zur  dringenden  Pflicht  gemacht. 
)er  Klerus  wurde  zur  Katechisation  der  Jugend  und  des  ganzen  Volkes 
nuner  aufs  neue  angehalten:  in  den  Schulen,  in  der  —  oft  katechetischen  — 
Predigt,  im  sog.  Pronaus  (Vorbeten  des  Symbolums,  der  Gebote  etc.),  im 
Beichtunterricht  sollte  er  die  Grundzüge  des  Glaubens  und  der  Moral  ent- 


1)  R.  Cruel,  Gesch.  d.  dtsch.  Predigt  im  M.-A.  Detmold,  Meyer.  1879.  XVI, 
»63  8.  —  2)  F.  H.  Reusen,  drei  dtscho  Prediger  auf  d.  Ind.,  Alemannia  VIII,  24.  Dafs 
**iler  f.  K.  noch  lange  Zeit  (1581  u.  1617)  beachtet  wurde,  zeigt  Birlinger,  ebd.  8.  25 
rr^7.  —  g)  Die  Nebe  als  Repräsentanten  dos  M.-A.  behandelt  in  dem  o.  Abt  I,  Kap. 
^hengesch.  cit.  Werke.  —  Üb.  B.  t.  Regensb.  s.  o.  1087.  —  4)  Mittelalterliehe  Predigten 
"*!  mehrfach  herausgegeben,  so  von  W.  Rubatscher,  Tutonis  Monachi  0.  S.  B.  sermon.  IV 
^  ejusd.  epist.  nunc  primum  editi:  Progr.  des  Staats-Gymn.  in  Graz.  18  S.  —  Tuto  war 
[8*kch  in  Theres  (Tharissa,  U.-Franken ,  Bist.  Wtirzb.)  u.  lebte  um  1150.  —  Berichtigungen 
**  Nachträge  zu  Keiles  Ausgabe  der  Benediktiner  Predigten  und  zu  den  von  Diemer 
Jlö.  III,  360  publizierten  geben  aus  den  Hdss.  Schönbach  u.  Steinmeyer,  z.  Predigt- 
****.,  Zschr.  f.  dtsch.  Altert.  N.  F.  XII,  87-96.  —  Bruchstücke,  die  sich  an  Bekanntes  nicht 
\*cliliefsen,  späte  Sprofsen  der  Predigttechnik  des  XII.  u.  XIII.  Jhs.  teilt  Schönbach  mit, 
J^-  8.  128 — 32.  -  Dürftige  Fragmente  einer  Predigtsammlung ,  in  der  Zschr.  f.  dtecho. 
k*l©L  XI,  418—20  veröffentlicht,  haben  nur  sprachlichen  Wert  —  Notiert  sei  hier  A.  Pu- 
**,  Sermons  episcopaux  du  XV  s.,  Rev.  de  la  Suisse  cath.  Juli-Heft;  W.  Wybrandts  gab 
'***  Tor  Geistlichen  gehaltene  Predigt  aus  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jhs.  heraus:  een  preok 
f  Itaaden  voor  geestolykon  in  de  1.  helf  der  15.  eeuw,  Stud.  en  Bijdragen  op't  Gebiet  der 
■•t  Theol.  IV,  465-76.  Vgl.  noch  o.  S.  195  f.  —  o)  G.  Pütt  a.  a.  0.  —  6)  Das  ist 
;  B.  auch  d.  Absicht  Leskers  (o.  S.  1591*),  der  aber  selbst  doch  manche  Beweise  für  die 
**derbtheit  des  Klerus  anführt,  die  er  boi  Pontz  (o.  S.  1591*)  vermifst. 

Historische  Jahresberichte.    1830.    II,  14 


11,210  XXIV.    E.  Meyer; 

wickeln.    Den  Lehrstoff  bildete  der  Glaube,  das  Vaterunser  und  Ave  Maria 
der  Dekalog  und  die  Sakramente  der  Taufe,  Firmung  und  Eucharistie;  frei 
lieh  kam  es  oft  vor,  dafis  selbst  die  10  Gebote  nicht  von  allen  gekonnt  wurden 
Die  Methode  —    die  Volkssprache  versteht  sich   dem  Volke  gegenüber  voi 
selbst  —  war  meist  akroaraatisch  und  die  Fragen  nur  examinatorisch.    Aue 
bildliche  Darstellungen  in  den  Kirchen  dienten  der  Katechese.     Gab  es  da 
mals  auch  keine  Katechismen,  so  doch  zahlreiche  Schriften  zur  Anleitung  de 
Geistlichen  bei   der  Katechese. l)    —   In  gleicher  Tendenz  werden  einzeln 
Beichtbücher  wie  das  Frankfurter  von   1478,    das  Magdeburger  von   148 
und  das  Buch  'vorn  sterbenden  Menschen1  herbeigezogen,  um  zu  zeigen,  dal 
die  Seelsorge  im  XV.  Jh.  ausreichend  geübt  sei  und  dafs  auch  über  den  Ali 
lafs   und  das  Verhältnis  von  Glauben  und  Werken  Luthers  Lehre  längst  vor 
handen  war.2)  —  Wir   wollen  dem  gegenüber  doch  kurz  auf  Rankes  Dar 
Stellung   der   damaligen   katholischen   Lehre    vom  Ablafs  hinweisen.     (Ret 
Gesch.  1.)  —  Die  Kirche  hatte  im  Mittelalter  auch  das  profane  Schulwesei 
und  die  profane  Bildung  überhaupt3)  in  Händen,  und  kirchlichen  Charaktei 
hatten  daher  zahlreiehe  Kinder-  und  Schulfeste,  in  denen  sich  auszutummeu 
und  -toben  die  Lebensheiterkeit  des  Mittelalters   auch  der  Jugend  erlaubte 
das  Bischofs-  und  Gregoriusfest,  das  Virgatum-Gehen,  der  Floramontag  (d.  h 
der  nach  den  drei  Königen),    das  Lehrerfangen   (in  St.  Gallen),    das  Fast* 
nachtsspiel,  das  Salvesingen,  die  Königinwahl  (zu  Ruffach)  und  der  'Magst 
lümmel'.4) —  Vielfach  tritt  auf  katholischer  Seite  jetzt  die  Behauptung  auf 
nur  die  katholische  Kirche  sei  imstande,    die  socialen  Fragen  genügend  zt 
lösen,    und  so  will  denn  P.  Norrenberg6)  den  Beweis  fuhren,    dafs  dai 
Mittelalter  eine  Lösung  der  Frauenfrage,   soweit  es  sich  um  die  allein  ste- 
hende arbeitende  Frau  handle,    mit  Hilfe  der  Kirche  gefunden  habe.     Abel 
der  Beweis  ist  in   keiner  Weise  erbracht.     Wenn  er  für  das  frühere  Mittel 
alter  in  dem  'genecium'  —    an  dessen  Ableitung   von  'gynecium1  er    zweifei 
—  das  'Recht  auf  Arbeit  gewissermafsen  verkörpert  sieht',   und  in  den  Be 
ginenvereinen  die  'Ateliers  nationaux',  so  gesteht  er  doch  selbst  zu,  dafs  dai 
'gynecium'    eine     deutsche    Einrichtung    war    und    die    Beginenvereine  am 
den  Verhältnissen  selbst  hervorgingen,  indem  die  Frauen  in  ihrer  Erwerbs 
fähigkeit  durch  die  Zünfte  gehemmt,  sich  auch  ihrerseits  zu  Korporaüonei 
zusammenschlössen.     Wenn    N.  dann  weiter  zeigt,    dafs   die    Beginen    ein« 
festere   Organisation   als  die  Tertiarierinnen    erhielten,    so    ist    doch    diese 
Organisation  nicht  im  Interesse  der  Arbeit  und   der  Erwerbsfähigkeit  erfolgt 
sondern   weil  das  Mittelalter  sich  von  kirchlichen  Formen  überhaupt  seltei 


1)  P.  Gobi,  Gesch.  d.  Katechese,  im  Abendlande  von  d.  Verfalle  des  Katechumenats  bii  i 
Ende  d.  M.-A.  Gekrönte  Preisschr.  Kempten,  Kösel.  X,  297  S.  —  2)  Mtinuenberger,  i 
Frankf.  u.  Magdeb.  Beichtbüchlein  etc.,  Katholik  62,  165—85  u.  ö.  Vgl.  auch  die  Folgerung* 
aus  den  Brixener  Synodalschlüssen  o.  S.  628.  —  Einen  asketischen  Traktat  aus  Angab.,  *ros 
den  leiden  unseres  Herrn  Jes.  Chr.'  aus  e.  Druck  von  1470  veröffentlicht  A.  Birlingtr, 
Alem.  VIII,  103—17;  Fortsotz  v.  VII,  193—211.  —  Auf  e  Hds.  in  Köln  a.  d.  1.  Hilfta 
d.  XV.  Jhs.  (Ermahnungen  an  einen  Mönch,  wie  er  sein  geistliches  Leben  einzurichten  habe) 
macht  Scheins  aufmerksam,  Zschr.  f  dtsch.  Altert  N.  F.  XII,  124—28.  —  3)  Bouxel, 
l'enseignement  au  M.-A.,  L'Instruct.  publ.  (Bruxelles)  Jan.  —  Bily,  Üb.  d.  Entwicklung  <L 
Schulwesens  im  M.-A.  (Progr..d.  Gymn.  i.  Prerau),  ist  Sechisch  geschr.  —  Das  Schulweit» 
in  Born  berührt  auch  Aman,  s.  u.  Kap.  XXVIII.  Abschn.  1.  Ein  Lehrgedicht  über  d.  liebem 
freien  Künste  nach  Marc.  Cap.  in  52  Distichen  gab  aus  e.  St  Galler  Hds.  d.  XI.  Jhs.  Dümnltr 
heraus,  'Aus  Hdss/,  N.  Arch.  V,  627  ff.  —  4)  Fr.  Falk,  Schul-  u.  Kinderfeste  im  M.-A- 
( Frankf.  zeitgem.  Broch.  Bd.  1.,  H.  3.  vgl.  o.  2038).  20  S.  —  5)  Frauenarbeit  u.  ArbmterinBff- 
Järaiehung  in  dtsch.  Von.    Köln,  Bachern.  (VIII),  104  S. 


Papsttum  und  Kirche.  11,211 

e.  Dafs  die  Erziehung  der  Frauen  der  niederen  Stände  eine  'christ- 
.  h.  kirchliche  war,  brauchte  doch  nicht  besonders  bewiesen  zu  werden, 
hr  kann  N.  im  Grund  nicht  angeben,  denn  das  Wenige,  was  wir  über 
ehung  der  Frauen  sonst  wissen,  bezieht  sich  auf  die  höheren  Stände, 
igens  ist  das  Thema  an  sich  nicht  richtig  gefafst,  denn  'Arbeiterinnen' 
rm  Sinne  kannte  das  Mittelalter  nicht;  daher  N.  viele  Dinge  mit 
cht,  welche  seinem  Thema  ganz  fern  liegen.  —  Insoweit  es  sich  um 
e  Erziehung  und  Bildung  im  allgemeinen  handelt,  berührt  sich  N. 
mit  E.  Strack, x)  der  im  wesentlichen  nur  Bekanntes  giebt  und 
giöse  Seite  der  Frauenerziehung  im  Mittelalter  nicht  genug  berück- 
hat. Viel  interessanter  behandelt  das  Thema  mit  Beibringung  neuen 
1s  Lecoy  de  la  Marche,*)  während  L.  de  Backer8)  es  nur  streift, 
hr  belehrende  Mitteilungen  über  die  Auffassung  des  Mittelalters  von 
;  und  Pflichten  der  Frau  macht,  indem  er  aus  meist  ungedruckten 
bellern,  welche  über  die  Frau  geschrieben,  Stücke  im  (franz.)  Original- 
druckt. So  aus  Jehan  Petis  v.  Areas  (XIII.  Jh.),  der  lli  honeurs  et 
s  des  Dames'  schrieb  (Bibl.  nat.  ms.  frang.  25  566),  aus  dem  'Miroirs 
aes',  den  ein  unbekannter  Franziskaner  für  Johanna  von  Navarra, 
in  Philipps  d.  Seh.,  verfafete,  aus  dem  für  Ludw.  X.  bestimmten  'Livre 
me  des  Princes'  (Bibl.  nat.  579)  des  Gilles  de  Romme,  aus  dem  TArt 
V  (ibid.  611),  aus  dem  'Li vre  des  trois  vertus'  der  Christine  de  Pisan, 
'haltungsmafsregeln  für  die  Frauen  aller  Stände  giebt,  für  die  Prin- 
md  die  Frau  aus  edlem  Stande  wie  für  die  Bürgers-  oder  Eaufmanns- 
e  Witwe,  das  junge  Mädchen,  die  Frauen  der  Handwerker  (ouvri&res) 
!  Bäuerinnen ;  in  ihrer  'cit£  des  Dames'  nahm  Christine  für  die  Frauen 
;ht  auf  gelehrte   Bildung  im  Gegensatz  zu  Franc.  Barberino  in  An- 

e  mitteralterliche  Schule  erfuhr  die  erste  Reform  von  zwei  ver- 
aen  Seiten  aus:  im  Süden  durch  die  klassischen  Studien,  im  Norden 
iie  Brüderschaft  des  gemeinsamen  Lebens,  deren  Bestrebungen  später 
>n  der  Humanisten  aufgingen.  Der  Mittelpunkt  dieser  letzteren  war 
d  ihrer  Blüte  das  Kloster  Windesheim  bei  Deventer.    J.  G.  R.  Ac- 

wichtiges,  vielfach  auf  ungedrucktem  Material  beruhendes  Werk  über 
»ngregation   dieses  Klosters  liegt  nunmehr  abgeschlossen  vor.     T.  HI 

in  dem  'Anhängsel'  eine  Liste  der  Klöster,  die  früher  oder  später 
i  Kapitel  gehörten  mit  kurzen  historischen  und  ausführlichen  Litteratur- 
m,  Regesten,  ungedruckten  Urkunden  u.  a.4)  —  In  Italien  gelangte 
inle,  die  Vittorino  Ramboldini  (da  Feltre)  in  Mantua  mit  bewunderns- 

pädagogischer  Einsicht  anlegte  —  er  erkannte  z.  B.  schon  den  hohen 
gymnastischer  Übungen  —  zu  hoher  Blüte  und  konnte  mit  Recht  als 
anstalt  gelten.6)  —  Unsere  gesamten  Universitäten  haben  die  Grundzüge, 
noch  heute  bewahren,  nach  dem  Vorbilde  der  Pariser  erhalten,  die  direkt 
rirchlichem  Einflute  entstand  und  sich  entwickelte.  Ein  Bild  der  letzteren 
I.  Jh.,    das   aber  nur  auf  den  gröfseren  Werken  von  Du  Boulay  und 


Gesch.  d.  woibl.  Bild.  i.  Deutschi.  Gütersloh,  Bertelsm.  1879.  IV,  163  S.  —  2)  S. 
(Kap.  V,  S.  179 — 232.)  —  3)  Le  droit  de  la  femme  dans  l'antiquitä,  aon  devoir  au 
Paria,  Clandin.  172  S.  12°.  —  4)  Het  Klooster  te  Windesheim,  üitgeg.  door  het 
al-Utrechtache  Genootschap  voor  Kunst  en  Wetensch.  Utrecht,  van  der  Post.  VIII,  424  S. 
rach.  1875,  II  1876.)  —  T>)  Vict  do  Feltre  et  la  maison  joyeuse  on  un  lye.ee  modele 
s.  en  Italic.     Le  Harre,  TiOpelletier.     55  S. 


11,212  XXIV.   E.  Meyer: 

Cr6vier  beruht,  gab  Auzias-Turenne,1)  während  V.  de  la  Fuente1)  de* 
Einflufs  der  Kirche  auf  die  kastilischen  Hochschulen  und  sein  Wachsen  h»i 
zum  XIY.  Jh.  darstellte.  —  Ein  charakteristisches  Element  der  mittelalterr 
liehen  Universitäten  waren  die  fahrenden  Brüder,  zu  deren  uns  erhalten^ 
Gedichten  nach  der  gemeinen  Ansicht  Italien  einen  erheblichen  Anteil  g£^ 
stellt  haben  soll.  Straccali8)  glaubt  jedoch,  dafs  Italien  kein  oder  r*^ 
ein  geringer  Teil  der  Goliardienpoesie  zuzuschreiben  sei.  —  In  noch  höher^, 
Grade  als  die  Universitäten  zeigen  die  Wissenschaften  des  Mittelalters  tica 
Einflufs  der  Kirche,  unter  welchem  insbesondere  die  alte  Philosophie  nur  fr 
dürftigen  Kompendien  in  das  Mittelalter  überging. 

Wie  durch  die  Goten  (Boetius.  Cassiodor,  Isidor  v.  Sevilla)  die  Philo- 
sophie zu  den  Deutschen  kam  und  dann  Männer  deutschen  Stammes  für  die 
Erhaltung  der  philosophischen  Tradition  thätig  waren  (Beda,  Aknin,  Fredigzs 
von  Tours,  Hraban  Maurus),  bis  dieselbe  in  St.  Gallen  (Notker.  Labeo) 
einen  gewissen  Glanzpunkt  erreichte,  zeigt  A.  Richter.4)  Daus  das  Mittel- 
alter auch  in  den  empirischen  (Natur-)  Wissenschaften  einen  Fortschritt  auf- 
zuweisen hatte,  ja  dafs  in  der  Blütezeit  der  Scholastik  in  Albert  d.  Gr., 
Roger  Baco  u.  a.  die  ersten  Anfänge  der  Entwickelung  hervortreten,  welche 
die  Naturwissenschaften  in  der  neuesten  Zeit  auszeichnet,  versucht  Fr.  v.  Hum- 
melauer  S.  J.  darzulegen.5)  Die  französischen  Schriftsteller  vom  VÜL 
bis  XII.  Jh.,  die  das  Griechische  verstanden,  sowie  überhaupt  die  Spuren 
von  Kenntnis  des  Griechischen  hat  Tougard6)  zusammengestellt,  die  'wissen- 
schaftlichen Bestrebungen  des  Mittelalters  in  der  Renaissancezeit  Kögler*.7) 

Trotz  der  Gründung  der  Pariser  Universität  unter  kirchlicher  Autorität 
sind  die  ersten  Hochschulen  in  unserem  Sinne  nicht  von  der  Kirche  aus  angelegt, 
sondern  hatten  die  muhammedanischen  in  Spanien  zum  Vorbild,  wie  z.  B.  Bo- 
logna, das  genau  genommen  freilich  nur  eine  Fakultät  war.  Das  Wiedererwachen 
des  hier  gepflegten  römischen  Rechts  behandelte  Cr.  Herrero. 8)  Die  Päpste 
haben  im  allgemeinen  das  Studium  des  römischen  Rechts  begünstigt,  um  es 
gegen  das  deutsche  Reich  und  Recht  zu  verwerten,  dennoch  sah  sich  Hono- 
rius  HL  veranlafst,  dasselbe  zu  verbieten.  Der  Grund  war,  dafs  die  franzö- 
schen  Könige  es  nicht  mehr  neben  dem  Kirchenrecht  in  Paris  gelehrt  haben 
wollten,  wie  schon  Philipp  August  ein  solches  Verbot  durchgesetzt  hatte.  Sie 
fürchteten  das  Eindringen  desselben  aus  dem  Süden  in  ihren  Norden  mit 
seinem  droit  coutumier.9)  —  Die  Disputationen  in  den  Rechtsschulen  im 
XIV.  u.  XV.  Jh.  hat  E.  Cai Hemer  besprochen.10)  Die  eben  berührte  Ab- 
neigung der  französischen  Könige  gegen  das  römische  Recht  hatte  auch  wohl 
darin  seinen  Grund,  dafs  die  nach  und  nach  auf  der  Basis  des  römischen 
Rechts  besser  organisierten  geistlichen  Gerichte  sich  in  Frankreich  die  Gunst 
des  Volkes  bald  in  dem  Grade  erwarben,   dafs  die  weltlichen  möglichst  g®- 


1)  L'anivers.  de  P.  au  XIII  s.  Organis.,  6tude,  vie  des  ecoliers.  Paria,  Oadin.  60  8-  ~* 
2)  El  desarollo  de  la  influoncia  eccles.  en  laa  universidades  de  Castilla  &  fines  del  s.  XTy 
Bolet  hist.  April  u.  ff.  —  3)  I  Goliardi  nelle  universita  medioev.,  Riv.  europ.  1879  Dec  n-  fL 
—  4)  Der  Übergang  d.  Philos.  z.  d.  Deutschen  im  VI.— XI.  Jh.  Progr.  der  Realsch.  1. ft*J- 
im  Waisenhaus  z.  Halle.  (No.  222.)  31  S.  —  5)  Stimmen  aus  Maria  Laach,  S.  402— «0.  W 
Abt  I.  —  6)  Notes  sur  l'etat  des  6t  grecques  en  France  aux  prem.  temps  du  M.-A.,  *»»• 
de  l'aaaoc.  pour  l'encouragem.,  des  et  gr.  XIII  (1879).  —  7)  Progr.  d.  I.  dtach.  Beai**a» 
in  Prag.  —  8)  El  renaeimiento  de  la  ciencia  del  derecho  en  el  siglo  XII. ;  aa  inflaeaoi i  • 
el  derecho  moderno  Madrid,  Murillo.  150  S.  --  9)  A.  Tardif,  note  aur  une  bull«  &*~% 
nor.  III.  relative  ä  l'enseignement  du  droit  rom.  dans  l'univers.  de  Paria,  Nour.  rer.  da  dr** 
franc.  et  dir.  4,  291—94.  —  10)  Les  disput  dans  les  6coles  de  droit  au  XTV  et  X?  *i 
Möm.  de  J'acad.  d.  sciences  etc.  de  Caen  y.  1879. 


Papsttum  und  Kirche.  11,213 

n  wurden  und  ihre  Inhaber  wesentliche  Einbufsen  erlitten.1)  Dies 
,  als  man  zur  Zeit  Alexanders  III.  darauf  aufmerksam  wurde,  zu 
fen  zwischen  den  Feudalherren  und  der  Kirche,  die  von  beiden  Seiten 
rofser  Erbitterung  geführt  wurden.  Zuerst  hielt  die  Krone  ein  grösseres 
igewicht  zwischen  den  Parteien  aufrecht,  ja  Ludwig  der  Heil,  kam  der 
e  sehr  entgegen,  wie  er  denn  überhaupt  die  Politik  der  Konkordate 
nen  hat,  aber  Philipp  der  Schöne  tritt  offen  gegen  die  Kurie  in  die 
oken.  Scheinbar  gestand  er  dem  Klerus  freilich  die  weitgehendsten 
e  zu,  aber  in  der  Praxis  wufste  er  sie  illusorisch  zu  machen.  Um  die 
ergreifung  der  geistlichen  Güter  zu  motivieren,  erfand  er  eine  neue 
ie,  die  in  der  von  de  Wailly  edierten  'brevis  et  compendiosa  doctrina' 
Dubois?)  ihren  Ausdruck  fand.  Er  scheint  bei  jedem  geistlichen  Ge- 
einen Anwalt  gehabt  zu  haben,  um  seine  Rechte  wahrzunehmen.  Nach 
ps  Tode  wurde  es  anders,  aber  der  Kampf  ging  im  Stillen  weiter.  Als 
127  zu  einem  heftigen  Streit  zwischen  Peter  von  Cugneres  und  dem 
)f  v.  Au  tun  kam,  der  ohne  Resultat  verlief,  zeigte  sich  das  Papsttum 
5t,  mit  der  weltlichen  Macht  zu  paktieren.1) 

hm  Verständnis  der  katholischen  Kirche  des  Mittelalters  ist  die  Kennt- 
sr heutigen  katholischen  Institutionen  von  grofser  Wichtigkeit,  die  in 
len  Punkten  ihren  mittelalterlichen  Charakter  nur  wenig  abgelegt  haben; 

wir  hier  auf  Friedbergs3)  Kirchenrecht  hinweisen  wollen..  Von  des- 
1  Corpus  jur.  canon.  ist  Bd.  II  im  Erscheinen  begriffen.4)  F.  v.  Schult  es 
en  und  Litteratur  des  kanonischen  Rechts  von  Gratian  bis  auf  die  Gegen- 
)  behandeln  in  ihrem  Schlufsbande  die  Zeit  vom  XVI.  Jh.  ab.  —  In 
len  besonderen  Fällen  wird  auch  C.  Grofs'  'Beweistheorie  des  kanoni- 

Prozesses'6)  für  den  Historiker  Wichtigkeit  haben,  indem  G.  in  seiner 
ie  auf  den  ganzen  Umfang  Rücksicht  nimmt,  in  dem  der  heut  auf  Straf- 
1  gegen  Kleriker  (in  einzelnen  Fällen  auch  auf  Ehesachen)  beschränkte 
ische  Prozefs  im  Laufe  der  geschichtlichen  Entwickelung  vom  XU.  bis 
.  Jh.  zur  Anwendung  kam.  —  Den  Einflufs  der  Kirche  auf  die  Rechts- 
kelung  im  Mittelalter  dürfte  auch  ein  Aufsatz  von  Descamps7)  be- 
1. 
Bestandteile  des  Gottesdienstes  waren  im  Mittelalter  die  geistlichen 

wie  Advents-,  Weihnachts-,  Dreikönigs-,  Passions-  und  Auferstehungs- 
Ehre  Geschichte  hat  nicht  ungeschickt  B.  skizziert,  der  sich  gegen 
1  der  Ansicht  Mones  und  Hoffmanns  von  Fallersleben  anschliefst,  die 
;  habe  die  Spiele  eingeführt  und  so  diejenigen,  die  alle  heidnischen 
anen  aufwiesen,  umgebildet-,  sie  habe  dabei  an  die  vielen  dramatischen 
ote  des  katholischen  Kultus  angeknüpft. fc)  —  Gegen  Mone,  der  für  die 

und  Passionsspiele  den  Ausgangspunkt  der  Entwickelung  in   den  Re- 


8.  o.  S.  748.  «—  2)  Fournier,  les  conflits  de  jurisd.  ontro  l'eglise  et  lo  pouv.  se- 
30—1 328,  Rev.  d.  quest  hiat.  27,  433—464.  —  3)  Lehrb.  d.  kath.  a.  evang.  Kirchen- 
Leipz.,  Tanchnitz.  1879.  XII,  399  S.  —  J.  Webers  Katechism.  d.  kath.  Kirchen- 
Aagsb.,  Schmidt)  ist  mit  LI  2  vollständig  (III  u.  S.  129-306).  —  4)  Corp.  jur. 
L  Lips.  II  poat  A.  L.  Richten  curas  ad  libror.  mscr.  et  edit  rom.  fidem  recogn.  et 
instr.  Fase.  9  &  10.  Bd.  II  Sp.  1  —  384.  Leipz.,  Taachnit«.  Vgl.  Jahxosb.  II,  2,  219. 
Bd.  IU.  2  Thle.  Stuttg.,  Encke.  X,  793  u.  415  S.  —  6)  Beweiatheorie  im  kan. 
d.  bes.  Rücksicht  auf  die  Fortentwickelang  derselben  imm.  dets  geh.  Civilproz.  II.  D. 
erfahren.  Innsbr.,  Wagner,  IV,  404  S.  —  7)  La  formation  histor.  des  legislations 
aes,  Rev.  cath.  do  Louvain.  März.  —  8)  Poriod.  Blätter  (ed.  Scheoben,  Wtirzb.,  Wörl.), 
>— 400. 


11,214  XXIV.    E.  Meyer: 

sponsorien  des  Ostergottcsdienstcs  und  dem  Passionsvortrage  sah,  will  * 
Mi  Ich  sack  auf  Grund  eines  genauen  Vergleichs  der  bisher  bekannt  g 
wordenen  Stücke  jenen  Ausgangspunkt  in  dem  Festevangelium  finden.  L 
älteste  Gruppe  der  Spiele  hat  nur  eine  Scene;  später  werden  mit  neu 
Scenen  teils  die  Sequenz  'Victimae  paschali',  teils  auch  Kirchenhymnen  ö 
geflochten.  —  Bei  der  Bedeutung,  welche  die  Liturgie  auf  die  Entwicl 
lung  hatte,  teilt  M.  im  Anhange  6  z.  t.  von  ihm  neu  aufgefundene  lit? 
gische  Denkmäler  mit.1)  Durch  einzelne  eigentümliche  Übungen  zeiebu 
sich  der  römische  Taufordo  aus.  Da  die  gewöhnliche  Worterklärung  sie  ai< 
verständlich  macht,  will  Propst  9)  sie  auf  die  Eatechumenatsdisciplin  m 
die  Scrutinienordines  des  VI.  Jhs.  zurückführen.  —  Die  Veranstaltungen  zi 
Hebung  gefallener  Mädchen,  wie  sie  teils  von  Privaten,  teils  von  der  Kirch 
ausgingen,  hat  mit  mancher  Abstreifung  über  Sittlichkeit  und  Unsittlichlei 
der  einzelnen  Zeiträume  mehr  berührt  als  behandelt  und  nicht  immer  an 
der  Höhe  der  Forschung  stehend  F.  Sailer,  der  für  die  Neuzeit  brauchbare: 
wird.3)  Ob  Chassin  Teglise  et  les  derniers  serfs' 4)  historisch  ist,  vermaj 
ich  nicht  zu  sagen.  —  Aus  dem  Altertum  hat  sich  in  das  Mittelalte: 
hinüber  die  abergläubische  Neigung  erhalten,  aus  Vorzeichen  die  Zukunft  m 
erkennen:  man  wendete  nur  dazu  jetzt  die  heiligen  Schriften  an,  schlug  si 
aufs  Geratewohl  auf  und  suchte  ein  Omen  aus  der  zuerst  in  die  Angc 
fallenden  Stelle  zu  gewinnen.  An  solchen  'sortes  apostolorum,  sanetorum,  pre 
phetarum,  psalterii  etc.  hielt  das  Volk  trotz  der  schon  von  Augustin  aa 
gesprochenen  Mißbilligung  und  trotz  wiederholter  Koncilienbeschlüsse  (z.  B.  46 
zu  Vannes)  fest,  und  es  finden  sich  Spuren  da  von  bis  ins  XIV.  Jh.  Ein  kleiner 
Wahrsagebuch  dieser  Art  in  provenc,alischem  Text,  das  in  einer  Mauer  ; 
Cordes  bei  Albi  aufgefunden  ist,  also  wohl  sorgsam  versteckt  war,  hat  Ro 
quain5)  herausgegeben. 

Zur  Kirchengeschichte  einzelner  Länder  können  wir  nur  noch  wenij 
Beiträge  verzeichnen.6)  Für  England  tragen  wir  nach  eine  Art  Britana 
sacra  von  Mackenzie  E.  C.  Walcott,7)  der  freilich  im  ersten  Teil  seia 
Werkes  neben  der  Architektur  der  Kirchen  auch  das  alltägliche  Leben  ä 
Kanonici  und  Mönche  schildert,  im  2.  Teile  aber  nicht  nur  die  hauptsächlichst 
Kathedralen  mit  ihren  Kunst-  und  litterarischen  Schätzen  beschreibt  und  ei 
Entwickelungsgeschichte  der  klösterlichen  Einrichtungen  giebt,  sondern  an 
einen  sorgfältigen,  wenn  auch  knappen  Index  aller  kirchlichen  Gebäude 
England  liefert.  —  Hinsichtlich  Irlands  will  Sylv.  Malone  den  Nachir 
führen,  dafs  die  alte  Kirchendisciplin,  wie  sie  zur  Zeit  Patricks  besta~ 
sich  noch  400  Jahre  nach  der  anglo-normannischen  Invasion  erhielt8) 
Ob  P.  Ciaessen  s'  Aufsatz  ies  synodes  de  Tancienne  Belgique'9)  unser" 
Gebiet  zufällt,  weifs  ich  nicht. 

Betrachtungen  über  die  griechische10)  Kirche  im  Mittelalter,  namentÜ 

1)  Die  Oster-  u.  Passionsspielo.  Nebst  d.  erstmaJ.  diplom.  Abdruck  d.  Kttnxelauer  1^ 
Iciohnamspieles.  1.  d.  latein.  Osterfoier.  Wolffenbüttel ,  Zwissler.  V1I1,  136  8.  —  2)  ^ 
Commentar  z.  d.  Taufordo  d.  röm.  Rituals.  Katholik,  60,  519—40.  —  3)  D.  Magdaleiei 
in  der  Gesch.  Hamburg,  Hoffmann  &  Campe.  VI,  127  S.  —  4)  Paris,  Dentu.  IV,  339 
;>)  Les  sorts  des  sainta,  Bibl.  de  l'ecole  d.  eh.  41,  457—74.  (Text  S.  464-74.)  —  6)  P 
aus  der  Kirchen  geschieh  to  Deutschlands  sind  mehrfach  oben  erwähnt,  vgl.  insbes.  8.  Xi 
1258,  126»,  130s,  132*  7,  15918.  —  7)  Church  work  and  life  in  ongl.  ministrels.  Lond.,  Cfct 
and  Windus.  1879.  2  voll.  XIX,  215  u.  VIII,  288  S.  —  8)  Church  bist  of  Ivel,  from  ü 
Anglo-Norm.  Invasion  to  the  Reform.  With  succefs  of  Bishope  down  to  the  prea.  day.  Duktil 
Gill.  3.  Ausg.  XXV,  827  8.  —  9)  Rev.  cath.  d.  Louvain.  Nov.  —  10)  Vgl.  biam 
Kap.  XXV. 


Papsttum  und  Kirche.  H.215 

im  Anschluß  an  Hergenröthers  Photius  and  über  das  Schisma  von  letzterem 
an  bis  zu  den  Konzilien  von  Lyon  und  Florenz  haben  wir  von  J.  Lamy;1) 
zum  Kirchenrecht  der  griech.  Kirche  liefert  C.  Popowicz  jnn.  Beiträge,  indem 
er  Synodaldekrete  und  -Briefe  sowie  kanonische  Briefe  von  Patriarchen, 
welche  Quellen  des  orientalisch-griechischen  Kirchenrechts  bilden,  darunter 
34  aus  dem  Mittelalter  auffuhrt,  *)  und  ferner  die  Privatschriften  mittelalter- 
licher Kanonisten  zusammenstellt,  die  durch  Aufnahme  in  offizielle  Erlasse 
Geltung  erlangt  haben.8)  Ein  Schriftwerk  der  armenischen  Kirche  von 
c  980,  das  älteste  seiner  Gattung,  hat  P.  Vetter4)  nach  der  Mechitharisten- 
Ausgabe  von  1869  übersetzt. 

Von  Heiligen  erscheinen  namentlich  in  Frankreich  alljährlich  eine 
ganze  Anzahl  Biographieen,  die  aber  meist  nur  erbauliche  Betrachtungen  über 
die  Legende  der  Heiligen  enthalten  und  nur  selten  Züge  derselben  geben, 
die  man  in  Stadlers  Heiligenlexikon  nicht  findet,  so  von  Ayrald,  Bischof 
v.  Maurienne,6)  dem  h.  Eligius6)  (f  658  od.  59),  S.  Gurthiern7)  (VI.  Jh.), 
8.  M6real,8)  S.  Ortaire  (VI.  Jh.,  gegen  Podagra  gut.).9)  Die  Lebens- 
beschreibungen der  Heiligen  der  Diöcese  Amiens  stellte  Cor  biet  zusammen.10) 
—  S.  Sims,  ersten  Bischof  v.  Pavia,  behandelt  Prelini.  n)  —  Oengus' 
altirisches  Lehrgedicht  über  das  irische  Martyrologium,  das  in  die  2.  Hälfte 
des  IX.  Jh.  zu  gehören  scheint,  hat  Withley  Stokes19)  mit  Einleitung 
herausgegeben;  das  zu  Grunde  liegende  Martyrolog  scheint  ein  sog.  hierony- 
mianisches  gewesen  zu  sein.  Arbois  de  Joubainville13)  voll  das  Gedicht 
in  das  Ende  des  XIII.  Jhs.  setzen. 

Dafs  Wattenbacbs  Ansicht  über  den  h.  Disibod,  'man  habe  von  dem 
Beiligen  vor  der  h.  Hildegardis  nichts  mehr  als  den  Namen  gewufst',  nicht 
'  richtig  sei,  dafs  vielmehr  die  auch  in  Orts-  und  Flurnamen  sowie  in  Urkunden 
sich  kundgebende  alte  Tradition  nichts  wider  sich  habe,  nach  der  er  den 
Schottenmönchen  angehörte,  als  Eremit  lebte  und  ca.  600  starb,  sucht  F. 
^alk14)  zu  zeigen.  —  Von  Hüsing  haben  wir  das  Leben  der  h.  Ida. 15) 
St  Hubert,  der  Schutzpatron  der  Jagd,  hilft  auch  gegen  Tollwut.16)  — 
Wertvoller  als  die  oben  charakterisierten  französischen  Heiligenleben  ist 
Ätontalemberts  H.  Elisabeth.17) 

Die  Archäologie  der  christlichen  Kunst  des  Mittelalters  giebt  in 
I)eutschland  weniger  zu  Forschungen  Anlafs  als  in  Frankreich,  das  ja  auch 
Hn  mittelalter  HchenEunstschätzen,  ebenso  wie  an  Handschriften,  Urkunden  etc., 
Unendlich  viel  reicher  ist  als  Deutschland.  Dennoch  beginnt  man  in  Deutsch- 
land auch  den  in  Kirchen  u.  s.  w.  erhaltenen  Kunstdenkmälern  gröfsere  Auf- 
merksamkeit  zu    schenken.      So    giebt    Abbildungen    von    Bauwerken,    von 


1)   The  greek  church,   its  history  and  faturo,  Dubl.  Bev.  3.  S.  IV,  22—59.   —   2)  Die 
Synodaldekrete  etc.  als  Quellen  d.  gr.-or.  Kirch.-B.,  Ar  eh.  f.  kath.  Kirchenrecht  44,  98 — 107. 

—  3)  Bcchtaanschauungen  angesehener  Kanonisten  als  Hilfsqu.,  ibid.  S.  466 — 71.  —  4)  Choa- 
roae  Magni,  episcopi  monophys. ,  Explicatio  precura  missae.  £  lingua  arm.  in  lat.  versa. 
Freib.  i.  B.,  Herder.  XI,  64  S.  —  5)  Bontrais,  le  bienheureux  A.,  chartreux  et  6v.  d. 
M.  Montreuil-s.-M.  III,  54  S.  —  6)  Moret,  S.  Eloi.  —  7)  Hersart  de  Villomarqu6,  la 
lägende  de  S.  G.,  fondateur  de  Quimperlä.  Paris,  Didier.  28  8.  —  8)  Le  Gouvollo,  vio 
et  mart  de  S.  Mlreal,  prince  de  Cornouaille.  Bedon,  Chauvin,  IV,  47  S.  —  9)  S.  Ort, 
tbbe  d.  Landelles  et  apotre  de  la  Bafse-Normandie.  2.  £d.  Paris,  Leclerc  64  S.  —  10)  Vie 
des  Saints  du  dioc.  d'Am.  Araiens,  Delattre-Lenoel.  XXIII,  433  S.  —  11)  S.  u.  Kap.  XXVIII, 
Abschn.  2.  —  12)  Bev.  cht.  1881,  1,  183—88.  —  13)  Transactions  of  the  r.  irish  acad. 
Ir.  manoscr.  series.  1,  P.  1:  the  Calendar  of  Oengus.  Dublin,  Hodges,  Foster  &  Figgis. 
31,  CCCLII  S.  —  14)  D.  h.  Disib.,  Katholik,  60,  1   (1880),  541—47.  —    15)  S.  o.  S.  20«, 

—  16)  S.  Hubertus,  d.  kathol.  Beweg.  17,  274—84.    -  17)  S.  o.  S.  1331. 


11,216  XXIV.    E.  Meyer: 

Skulpturen  in  Stein,  Holz,  von  Metallarbeiten  u.  s.  w.  aus  den  Kirchen  i 
Aldeneyk  und  Corneli-Münster  bei  Aachen  L.  v.  Fisenne,1)  Architekt  i 
Meerssen,  und  F.  A.  Wolff 2)  bespricht  die  Kunstdenkmale  der  S.  Nikolaus 
Pfarrkirche  zu  Calcar,  die  wichtig  ist  durch  vollendete  Holzskulpturen  ihre 
7  Altäre,  wie  Calcar  im  XV.  Jh.  auch  zahlreiche  Bildschnitzer  und  Male 
aufzuweisen  hat.  —  Kirchen,  in  denen  Wandgemälde  aus  dem  Mittelalk 
noch  erhalten  sind,  finden  sich  mehrfach,  abgelegen  vom  Weltverkehr,  in  de 
Schweiz;  so  die  St.  Georgenkirche  bei  Räzünz  am  Hinterrhein,  deren  zah 
reiche  Gemälde  meist  dem  XV.  Jh.  entstammen.  Sie  umfassen  fast,  die  gesank 
Heilige  Geschichte,  doch  sind  Legendenstoffe,  z.  B.  die  Geschichte  des  H.  Geci 
selbst,  eingewebt.8) 

Den  Mosaik  in  der  Apsis  von  S.  Giovanni  im  Lateran,  der  vc 
J.  1270  ist,  als  Nikolaus  IV.  die  Kirche  neu  bauen  liefs,  besprach  Ger- 
pach4,)  doch  nicht  ohne  einige  Irrtümer.6)  —  Der  Gebrauch  der  M 
saik  kam  aus  Italien  frühzeitig  nach  Gallien  und  an  den  Rhein  und  war 

XI.  u.  XII.  Jh.  in  Frankreich  sehr  verbreitet;  zur  Herstellung  von  Bilde 
Verstorbener  auf  deren  Gräbern  ist  er  jedoch  nur  selten  verwendet 
Frankreich  finden  sich  zwei  Mosaiken  in  den  benachbarten  Städten  Arr 
und  St.  Omer:  dort  auf  dem  Grabe  Bisch.  Frumalds  (f  1183),  hier  auf  de 
des  Grafen  Wilh.  v.  Flandern  (t  1108).  Die  Darstellung  auf  dem  sog.  Gral 
mal  der  Fredegunde  in  St.  Denis,  aus  der  Abtei  S.  Germain-des-Pr&s  stammen  < 
ist  nicht  musivisch,  sondern  kloisonnierte  Emaille;  sie  gehört  übrigens  erst  de: 

XII.  Jh.  an.  —  In  Italien  war  die  Verwendung  der  Mosaik  auf  Gräber 
häufiger,  wenn  auch  nur  bei  nebensächlichen  Teilen  des  Grabes,  z.  B.  Im 
Wappen  u.  s.  w.  Zum  Bild  eines  Verstorbenen  ist  sie  auch  in  Italien  ne 
benutzt  in  S.  Sabina  in  Rom  (1300);  doch  bieten  die  Katakomben  solch 
Darstellungen  mehrfach,  so  die  des  h.  Cyriakus  und  die  1876  entdeckte  de 
h.  Agnes:  das  schlecht  ausgeführte  Bild  der  Ulpia Siriaca  ist  ins  IL  Jh.  zusetzet 
Ebenso  findet  sich  ein  Mosaikbild  auf  einem  Grabe  in  der  grofsen  Basilika  i 
Tebessa.6) —  Allgemeine  Gesichtspunkte  bietet  Springers7)  Nachweis,  dal 
die  Kunstdarstellungen  des  Mittelalters  keiner  dunklen,  nur  dem  Eingeweihte 
verständlichen  Symbolik  entstammen,  ebensowenig  wie  dem  leichten,  tibei 
mutigen  Spiele  der  Künstlerlaune,  sondern  den  volkstümlichen  homiletische 
und  liturgischen  Schriften,  nicht  den  biblischen  selbst.  Eine  vielfach  benutzt 
Quelle  scheint  die  unter  dem  Titel  'Speculum  ecclesiae*  bekannte  Predig 
Sammlung  des  Honorius  von  Autun  (1112 — 37)  gewesen  zu  sein;  dafs  auc 
Hymnen  und  Sequenzen  eine  zweite,  nicht  minder  ergiebige  Quelle  bildetei 
zeigt  die  Goldene  Pforte  zu  Freiberg  in  Sachsen. 

Mehrere  Inschriften  von  italienischen  Kirchen  hat  Dum  ml  er8)  heran 
gegeben;  Forcellas0)  grofses  Werk  über  die  Inschriften  an  römischen  Kirchi 
und   Gebäuden  nähert  sich   seiner   Beendigung.     -     In  Rom   findet   sich 
S.  Pietro   in  Vincoli   eine   unvollständige  Inschrift  auf  einen  aus  Aquitani» 
gebürtigen  Kardinal  jenes  Titels:    sie  wird  mit  fast  unbezwcifelbarer  Siehe 

1)  Kunstdenkmäler  d.  M.-A.  Aachon,  Barth.  —  2)  D.  S.-Nic.-Pfarrlrirche  in  C,  iL 
Kunstdenkmälor  u.  Künstler.  Calcar,  Selbstverl.  91  S.  —  3)  D.  Jak  1  in,  d.  Wandgemfi 
d.  Kirche  St.  G.  bei  Räztins.  Chur,  Kallenberger  (Albin).  31  S.  u.  34  T.  -  4)  Le  r^ 
abnid.  de  St.  Jean  de  L.,  Gaz.  dos  beaux  arte.  2.  Per.  T.  XXI,  131—58.  —  5)  S.  3 
monum.  46,  203.  —  6)  J.  de  Lauriere,  Note  sur  la  mos.  tumulairo  de  Tot.  Frum.  et 
analopue*.  Tour»,  ßousrez.  12  S.  Sep.  aus  Congrat  archool.  tenu  ä  Arras.  47  ses§. 
7)  S.  o.  S.  1341.  —  8)  S.  o.  S.  13.  —  9)  lscrizioni  delle  chieao  e  d'altri  odifizi  di  Rom« 
scc.  XI.  fino  ai  giorni  nostri.  X1LL  XIV,  Hft.  13,  14.    Roma,  Cecchini.  Vgl.  Jahresber.  I,  Ä 


Byzantinische  Geschichte.  11,217 

fieit  auf  den  Eard.  Elias  Talleyrand  aus  Perigord  gedeutet,  der  in  Avignon 
als  Haupt  der  französischen  Partei  von  1334  an  eine  grofse  Rolle  spielte. 
Die  Inschrift  giebt  aber  nicht  den  Ort  seines  Grabmals  an,  sondern  ist  ihm 
wohl  später  vielleicht  erst  im  XV.  Jh.  zur  Erinnerung  an  die  seiner  Titel- 
kirche verliehenen  Wohlthaten  gesetzt.  Er  starb  in  Avignon,  wollte  aber 
leinem  Testament  gemäfs  in  St.  Front  in  Perigueux  begraben  sein,  aber 
aier  ist  bisher  keine  Spur  des  Grabmals  gefunden.1)  —  Einige  Kirchen 
x&  Mailand  (S.  Ambrosius,  S.  Eustorgius,  S.  Laurent)  besuchte  die  französische 
Gesellschaft  für  Archäologie,  die  öfter  Ausflüge  in  Nachbarländer  unternehmen 
w%  worüber  gleichfalls  J.  de  Lauriäre  berichtete.9) 

Nach  Paccociaudi  'de  balneis  sacris'  badeten  die  Geistlichen  an  gewissen 
Xagen  vor  dem   Gottesdienst,   auch   die  Katechumenen  mufsten  es  vor  der 
Taufe  thun.     Dazu  hatten  die  Kirchen  eigene  Bäder  (s.  Cod.  Theod.  IX,  45). 
Ein  solches  aus  der  Merovingerzeit  stammend,  ist  bei  den  Resten  von  St.  Mau- 
ritius in  Angers  aufgedeckt3)   —   In  Granada  befand  sich  früher  eine  jetzt 
^verschwundene  Taufwanne  aus  Blei,   die  dem  XU  Jh.  angehörte  und  deren 
Gröfse  sich  daher  erklärt,   dafs  man  früher  die  Kinder  ganz  eintauchte;    sie 
ist  von  Esquiß4)  beschrieben.  —  Über  die  Darstellungen  des  h.  Herzens  Jesu 
bat  Grimouard  de  St.  Laurent5)   gehandelt-,   während   Corblet6)    die 
Entwicklung  des  Taufrituals  untersuchte. 

Die  geistlichen  Trachten  des  Mittelalters  beschrieben  Jacquemain  und 
Demay;7)  von  Jost  Ammans  bekanntem  Trachtenbuch  (1585)  weist  Mecklen- 
burg9) nach,  dafs  die  lateinische  gleichzeitig  erschienene  Ausgabe  nach  der 
deutseben  gemacht  ist  und  an  Sorgfalt  hinter  letzterer  wesentlich  zurücksteht. 


XXV. 


F.  Hirsch. 


Byzantinische  Geschichte. 

Mit  Unterstützung  der  griechischen  Regierung  hat  Prof.  Sp.  Lampros 
1,18  Athen,  begleitet  von  einigen  seiner  Schüler  und  von  dem  Maler  Gillieron 
111  Sommer  1880  eine  mehrmonatliche  Expedition  nach  dem  Berge  Athos 
^tarnommen,  um  die  Handschriften  der  dortigen  Klöster  zu  untersuchen  und 
,lÄen   wissenschaftlichen  Katalog  derselben   anzufertigen.      Es  ist  ihm  unter 


,  1)J.  d.  Lauriere,  une  inscript.  enigmatique  h  l'eglise  do  S.-Piorre-cs-Liens  h  Borne 
5****t,  Bousrez.  31  8.  Scp.  aus  Ball,  monura  46  No.  1  a.  2.  —  2)  La  soc.  franc,.  d'ar- 
7^>1  en  MilanaijB.,  ibid.  45  (1879).  S.  684—98;  auch  sep.,  ebda.  —  3)  G.  d'Espinasso, 
*^uverte  sur  la  place  de  Balliement  ä  Ang. ,  ibid.  S.  102 — 4.  --4)  Note  sur  une  cavo 
^»twra.  en  plomb,  Mom.  de  l'acad.  d.  Toulouse,  1880,  2,  141.  —  5)  Les  images  du  aacr6 
^•nr  au  point  de  Tue  de  lTiist.  et  de  Tart  Paris,  Oeuvro  du  Voeu  nat.  —  6)  Rocherches 
X*M.  für  les  ritoa  do  radministration  du  baptöme.  Paris,  Baur.  Sep.  aus  Key.  do  l'art.  ehret. 
^  7)  S.  u.  Kap.  XXXVII.  —  8)  Zu  J.  Amm.  Trachtenbuch  d.  kath.  Geistlichkeit,  Peteolda 
*«   Ana.  f.  Bibliogr.    No.  8. 


11,218  3CXV.    F.  Hirsch. 

grofsen  Schwierigkeiten  gelangen,   seine  Aufgabe  wenigstens   in  der  Haupt- 
sache zu  lösen,  indem  20  Klöster  (nur  die  grofsen  Klöster  Lawra  und  Wato- 
pedion  mufsten  unberücksichtigt  gelassen  werden)  genau  durchforscht  sind.1) 
Unter  den  5766  dort  katalogisierten  griechischen  Handschriften  —  der  Kata- 
log wird  hoffentlich   bald  gedruckt  werden  —  hat  sich  jedoch  an  Quellen 
für  die  byzantinische  Geschichte  leider  nicht  viel    bisher  Unbekanntes  vor- 
gefunden: am  interessantesten  erscheint  der  griechische  Originaltext  der  bis- 
her  nur   in  lateinischer  Übersetzung  bekannten  Lebensbeschreibung  des  h. 
Nikon  von  Lakedaimon,  dagegen  hat  literarhistorisches  Interesse  eine  Samm- 
lung von  Excerpten  zoologischen  Inhalts,    welche  zu  der  von  Kaiser  Kon- 
stantin   Porphyrogennetos    veranlafsten    grofsen    Excerptensammlung   gehört 
Auch  die  in  den  Athosklöstern  vorhandenen  Denkmäler  der  byzantinischen 
Kunst  sind   bei  dieser  Gelegenheit  genauer  untersucht  worden:    der  künst- 
lerische Begleiter  der  Expedition  hat  zahlreiche  Kopieen  von  Wandgemälden, 
von  Miniaturen  aus  den  Handschriften,    von  Kirchengeräten  u.  s.  w.  ange- 
fertigt, welche  hoffentlich  ebenfalls  zur  Veröffentlichung  kommen  werden.  — 
Von  Quellenpublikationen  ist  zunächst  die  in   der  Bibliotheca  Teubneriana 
erschienene   Textausgabe    der    historischen    Werke    des   Patriarchen    Nice- 
p hör os  von  Konstantinopel  (f  828)  von  C.  de  Boor2)  zu  nennen;  sie  ent- 
hält zunächst  das  die  Zeit  von  610 — 769  umfassende  Breviarium  (lOTOQia 
avvro(40g\  für  welches  die  einzige  Vatikanische  Handschrift  neu  kollationiert 
ist,  sodann  die  Chronographie,  und  zwar  diese  in  zweifacher,  einer  kürzeren 
ursprünglichen  und  einer  längeren,   durch  spätere  Zusätze  erweiterten  Gestalt, 
ferner  als  Anhang  die  Lebensbeschreibung  des  Nicephoros  von  Ignatios,  die 
kurze  Chronographie  eines   Anonymus   aus    dem  Anfange  des  IX.  Jos.  and 
zwei  in  einer  Pariser  und  einer  Münchencr  Handschrift  des  Nicephoros  bis 
in  das  XV.  Jh.  fortgeführte   Kaiserkataloge.     Sp.  Lampros  verdanken  wir 
ferner  eine  Gesamtausgabe   der  Schriften  des  Erzbischofs  Michael  Akomi- 
natos  von  Athen3)  (c.  1140 — 1215),  von  denen  bisher  nur  wenige  bekannt 
waren.     Bd.  I    enthält    die    verschiedenartigen    Reden   Michaels:   Predigten, 
Lob-  und  Trauerreden,   darunter  namentlich  interessant  seine  Antrittspredigt 
in  Athen,  die  Trauerreden  auf  seinen  Lehrer,  den  Erzbischof  Eustathios  von 
Thessalonich,    und  auf  seinen  Bruder,  den  auch  als  Geschichtsschreiber  be- 
kannten Nicetas  Choniates,  ferner  ein  Panegyrikus  auf  Kaiser  Isaac  Angelos 
und    eine   Denkschrift    an    dessen   Nachfolger  Alexios  HL,    in   welcher    die 
traurigen  Zustände  Athens   und  Griechenlands  und  das  Treiben  der  kaiser- 
liehen Beamten  in  den  düstersten  Farben  geschildert  wird.      In  Bd.  II  be- 
finden sich  an  verschiedenartige  Personen,  hauptsächlich  an  hohe  Würdenträger 
in  Staat  und  Kirche  gerichtete  Briefe  Michaels,   im  ganzen  150,    davon  die 
Hälfte  aus   der  letzten  Lebenszeit  des  Vf.  (1205 — 1215),    wo  er  nach  der 
Eroberung  Athens  durch  die  Lateiner  von  dort  vertrieben  auf  der  Insel  Keos 
in  Not  und  Kummer,  aber  doch  in  lebhaftem  Verkehr  mit  seinen  entfernten 
Freunden   sich   aufhielt;    ferner  einige  Gedichte  Michaels  und  8  an  ihn  ge- 
richtete Briefe  anderer.     Sakkelion4)  hat  aus  einer  Hds.  von  Patmos  ab- 


1)  "Ky.d'taii  Jfm^.  77.  .laftnqov  ttqos  ttjv  ßovkrjv  iwv  'EhXfp'wv  Tte^i  rtti  ft»  *• 
(tyior  ooos  nnoarokr^  arror  xard  ro  frigos  rov  1880.  Athen.  Jetzt  auch  durch  iw» 
Übersetzungen  von  Boltz  (Bonn  1881)  und  v.  Rickenbach  (Würaburg  1881)  zugängiiehar 
—  2)  Nicephori  archiep.  Constantinop.  opuscula  bist.  Lipsiac.  —  3)  3/*/«ijA  yj4xoutm%w 
rov  Xojridroi'  rd  aw^,6fiera  vtto  2ttvo.  77.  .IctuTiQov.  2  Bde.  Athen  1879.  1880.  — 
Besprochen  von  E.  Miller,  Journ.  d.  Sav.  S.  755  —  70.  —  4)  'A&qvaiov  IX,  285.  Eben- 
falls aus   einer   Handschrift  von   Patmos   hat   0  o  d  o  o  n   ein   historisch  wertlose*  Gedicht  dar 


Byzantinische  Geschieht«.  11,219 

weichende  Lesarten  zu    einigen  Briefen  des  Patriarchen   Photios   mitgeteilt, 
ferner  6  Briefe   panegyristischen   Inhalts    eines   anbekannten  Schreibers   an 
Tftcephoros    Uranos,    Befehlshaber   von   Antiochia  anter   Kaiser   Basilius  n. 
(c.  1000). —  Von  Inschriften  hat  Zacharias  v.  Lingenthal1)  zwei  früher 
schon  im  Corp.  inscr.  graec,  aber  sehr  lücken-  and  mangelhaft  herausgegebene, 
neu  ediert  und  erläutert:  eine  Verordnung  des  Kaisers  Anastasios  (491 — 518) 
an  den  Dax  Daniel  von  Cyrenaica,  betreffend  die  Civil-  and  Militärorganisation 
dieser  Provinz,  und  einen  Erlafs  des  Praefectus  praetorio  Dioscoros  aas  dem 
J.  472  oder  473,    betreffend    die  Steuererhebung   in  Karien.8)     Ferner   hat 
Tissot3)  die  in  Karthago  befindliche  lateinische  Inschrift  einer  dem  Kaiser 
Phocas  von  dem  Exarchen  von  Italien  Smaragdus  zwischen   602   und  610 
errichteten    Statue   mitgeteilt      Als   Ergänzung   zu   seinen   'Exuviae    sacrae 
Constantinopolitanae'4)   publizierte    und    erläuterte    Gr.    Riant5)     drei   In- 
schriften über  Reliquien,    welche  bei  Gelegenheit  der  Eroberung  Constanti- 
üopels  1204  nach  dem  Westen  gekommen  sind.  —  Von   einem  groDsen  auf 
10    Bände   berechneten  Urkundenwerke  von  Const  Sathas6),    welches   die 
wichtigeren,   auf    die    Geschichte   Griechenlands   bezüglichen   Urkunden   des 
venezianischen   Archivs   und    griechische   Urkunden    aus    der  Zeit   vor    dem 
vierten  Kreuzzuge  enthalten  soll,    ist  Bd.  I  erschienen.     Er  enthält  urkund- 
liche Materialien  aus  Venedig,  meist  den  Registri  entnommen,  aus  der  Zeit 
von    1402 — 1500,  Aufzeichnungen    über   die   von   den    venezianischen   Re- 
gierungsbehörden in  griechischen   Angelegenheiten  gefafsten  Beschlüsse,   Be- 
stallungen und  Instruktionen  für  Beamte  und  Gesandte  der  Republik,    Ver- 
träge, Privilegien  u.  s.  w.  —  Treu7)  hat  aus  einer  pariser  Handschrift  des 
X.  Jh.   eine  Sammlung  von  Excerpten  geographischen  und  historischen  In- 
halts veröffentlicht,    welche  manche  für  die  Topographie  von  Konstantinopel 
interessante  Notizen   enthält.    —    In  spanischer  Übersetzung  publiziert  Sen- 
t.inon8)  die  Verteidigungsschrift  eines  Theodulos  an  Kaiser  Andronikos  IL 
Palaeologos  zu  Gunsten  eines  Jandrinos,  welcher  in  den  Kämpfen  der  Byzan- 
tiner   gegen    die   katalanische  Kompagnie   (1309)    eine   Rolle    gespielt  hat. 
Ohne  historischen  Wert  ist  ein  volkstümliches   Heldengedicht,9)  in  welchem 
Kämpfe  zwischen  Byzantinern  und  Arabern  besungen  werden.  —  Eine  An- 
zahl ganz  eigentümlicher   und  bisher   sehr  wenig  beachteter  numismatischer 
und    sphragistischer  Denkmäler   hat   Schlumberger10)    herausgegeben  und 
erläutert,   nämlich  einmal  Kupfer-  und  Silberbullen,    welche  auf  der  einen 


Prinzessin  Irene  auf  ihren    verstorbenen   Gemahl   Andronikos  Komnenos,  den  Bruder  Kaiser 

Manuels,  herausgegeben,  s.  AcacL  des  inscript.   ot  B.  L.    Compt.  rend.  4.  8er.    VIII,  188.  — 

1)  Die  t.  K.  Anast  für  d  lyb.  Pentapolis  erlassenen  Formae,  Monatsbor.  d.  Berl.  Akad.  1879, 

134 — 58.  —  2)  Ibid.     S.  159—69.   —  3)  Sur  une  inscr.  recemm.  trouv.  ä  Carth.,  Key.  ar- 

cheol.  40,  43.     Auch  C.  R.  de  l'Acad.  des  Inscr.   et  B.  L.  S.  288.   —    4)   S.  Jahresber.  I, 

335.  —  5)  Troifl  inscript  relat  ä  des  reliques  rapportees  de  Gonst  par  des  croises  allemands. 

Nogent.-le-Botrou,  Daupeley-Gouverneur.   22  8.    (Sep.  ans  Mem.  de  la  soc  des  antiquaires  de 

Franc.     T.  XL.)     Berichtigungen  dazu  bringt  dio  Anzeige  im  Liter.  Centralbl.     1881.     No.  4. 

S.  HO.    —    6)    MvrtfUia  ilXrtv.  ioroQia*.     Documenta  ined.  relat  ä  l'hist  de  la  Greco  an 

il.-A.    1.  Ser.  Doc.  tires  dos  archir.  de   Yonise.    I.    Paris,    Maisonneuve  &  Gie.     344   S.   av. 

une   table.    Vgl.  u.   Kap.  XXVIIL   Abschn.  4.     Auch  das  hier  angeführte  Diplomatar  v  Tho- 

tuas   betrifft  byzant  Verhältnisse.  —    7)    Excerpta   anonymi  byzant   ex   cod.    Paris.    Progr. 

des  Gymn.  zu  Ohlau.    —    8)  Garta  al  rey  Andron.  el  Paleolögo.     Apologia   de  Jandrinos  por 

Theodulo,    Renata   de   cienc.  hist     Abril.     8.  61.     —    9)    Tov  ^QftovQr;  aaun  8rltuoTiy.ör 

Ttjt  flv^avTivrje  inoxr\i.    'Ad'rp'aXov  VIII,  385.  —   10)  Monuments  numismat  et  sphragist 

d.  1L-A.  byz.    Bev.   arch.     K.  S.    T.   40.     Auch   sep.,   Paris,   Pillet   &    Dumoulin.    20   8.   et 

plancho.     Nicht  zugänglich    waren    Ref.    bisher  Paulos    Lampros:    'Ai'ixdora    rofuaitatn 

xtti   fioXvßSoflovAAa  'nov  xard  rois  /ueaoxs  aioirm  drpaardh'  rrj*  'EklaSoi.     Athen. 


11,220  XXV-    F.  Hirsch. 

Seite  das  Bild  Christi,  der  Jungfrau  Maria  oder  eines  Heiligen,  auf  der 
anderen  Seite  eine  fromme  Inschrift  tragen  und  welche  als  Marken  zur  Kon- 
trolle bei  den  Almosenverteilungen  in  Konstantinopel  gebraucht  wurden,  und 
einige  Bleisiegel  von  Vorstehern  von  Wohlthätigkeitsanstalten  oder  von  Be- 
amten an  solchen  ebendaselbst. 

Was  quellen-kritische  Arbeiten  anbetrifft,  so  hat  Höfler1)  den  Ältesten 
in  der  Reihe  der  byzantinischen  Chronisten,   Zosimos,    behandelt  und  ge- 
zeigt,   dafs  die  Darstellung  desselben  nicht  nur  oberflächlich   und  fehlerhaft 
ist,  sondern  dafs  vor  allem  seine  Parteileidenschaft  gegen   das  Christentum 
seinen  Blick  getrübt,  dafs  er  auch  für  die  Ereignisse  der  näheren  Gegenwart, 
für  die  Zeiten  Constantins  d.  Gr.,  Julians  und  Theodosius  d.  Gr.  kein  Ver- 
ständnis hat.  —   Ober  Joh.  Malalas  handeln  H.  Haupt,  Jagic  und  Neu- 
mann.*)     Der   erstere  macht  auf  eine  in  einer  Moskauer  Hds.   erhaltene 
altslawische    von    einem   Mönche   Gregor   für   den   Bulgarenfürsten   Symeon 
c.  900   verfafste  Weltchronik  aufmerksam,    deren  Hauptteil  nur  eine  Ober- 
setzung des  Malalas  sei  und  welche  dazu  dienen  könne,  die  Lücken,  welche 
sich  in   der  einzigen   Oxforder  Hds.   desselben  finden,    namentlich  aber  den 
fehlenden  Anfang   zu    ergänzen.     Jagic    beweist,   dafs    aufser    dieser  einen 
slawischen  Chronik,  welche  übrigens  nicht  als  eine  Übersetzung,  sondern  als 
eine  Bearbeitung  des  Malalas   anzusehen    sei    (sie   zeigt  auch  manche  Aus- 
lassungen),   noch   eine  zweite  ebenfalls  in  einer  Moskauer  Hds.   befindliche 
kompilatorische  Weltchronik  Auszüge  aus  Malalas  enthalte  und  für  die  Text- 
kritik desselben  zu  verwerten  sei.      Neu  mann  berechnet  aus  der  von  ihm 
genau  untersuchten  Oxforder  Hds.,    wie  viele  Blätter  in   derselben  vorn  und 
in  der  Mitte  fehlen,  und  zeigt,  dafs  der  Schlufs  derselben  vollständig  ist  — 
Über    den    als   Mathematiker   und    Philosoph   in    Alexandrien    unter  Kaiser 
Heraclius    wirkenden    Stephanos    und    dessen   Schriften   handelt  Usener;1) 
ebenderselbe   hat   auch    eine    demselben    zugeschriebene    Schrift:  a7ro%eXeg- 
paTiM]  TrQayfAareia,  enthaltend  Prophezeiungen  in  betreff  Muhammeds  und 
der  Erfolge  des  Islam,  herausgegeben,  zugleich  aber  nachgewiesen,  dafs  die- 
selbe nicht  von  Stephanos  herrühren  kann,  sondern  erst  später  (775 — 776) 
verfafst  ist.  —    Für  die  byzantinische  Quellenkunde  kommt  auch  schon  der 
erste  Teil  des  Werkes  von  Geizer4)  über  Julius  Africanus  in  Betracht,  da 
in  demselben  gezeigt  wird,    dafs   die   in    den  byzantinischen   Chronographen 
(Malalas,    Georgios  Syncellos,  Georgios  monachos,  Leo  grammaticos,   Theo* 
dosios  v.   Melitene,   Julios   Polydeuces,    Symeon  logothetes,    Cedrenos)   ent- 
haltenen Nachrichten  über  die  altorientalische,  jüdische,  griechische,  macedo- 
nische  und  römische  Geschichte  zum  grofsen  Teile  auf  jenen  Chronographen 
des  III.  Jhs.  zurückzuführen  sind.     Über  das  Verhältnis  des  Breviarium  des 
Nicephoros  zu  Theophanes  und  Georgios  mon.  handelt  kurz  De  Boor  in 
der  Vorrede  zu  seiner  erwähnten  Ausgabe,  ebenso  über  die  zwei  Redaktionen 
der    Chronographie    desselben.   —    Lampros   giebt   in   der   umfangreichen, 
seiner  Ausgabe  des  Michael  Akominatos  vorangeschickten  Einleitung  eine 
Darstellung  der  Lebensverhältnisse  des  Autors  und  bespricht  den  historischen 
Wert  seiner  Schriften,    sowie  die   Chronologie  derselben.     Über  die  Lebens- 
verhältnisse und  die  Schriften  der  Brüder  Isaac  und  Johannes   Tzetzes, 


1)  Wien.  Site.-Bor.  95,  521.  —  2)  Hermes  XV,  230,  235,  356.  —  3)  De  Stoph. 
Alcxandrino.  Index  lection.  Bonn,  1879/80;  auch  sep.  —  4)  Sert.  Julian  Africanus  u.  d.  bj% 
Chronographie.     I.     Leipzig,  Teubner.     VI,  283  S. 


Byzantinische  Geschichte.  11,22 1 

welche  der  ersten  Hälfte  des  Xu.  Jhs.  angehören,  bandelt  Hardt;1)  von  den 
Schriften  derselben  haben  übrigens  nur  die  Briefe  des  Johannes  ein  gewisses 
historisches  Interesse,  insofern   sie  die  litterarischen  Zustände  in  der  Kom- 
fleaenzeit  beleuchten. 

Von  Darstellungen  aus  dem  Gebiete  der  byzantinischen  Geschichte  sind 
^Qs  diesem  Jahre  nur  einige  kleinere  monographische  Arbeiten  zu  verzeichnen, 
ße  Anfänge  der  Regierung  Kaiser  Leos  III,  des  Isauriers,   hat  Schenk1) 
behandelt  und  namentlich  die  chronologischen  Verhältnisse  genau  untersucht. 
über  die  Beziehungen  zwischen  dem  karolingischen  und  byzantinischen  Kaiser- 
tum bis  zum  Ausgange  des  IX.  Jh.  ist  Harnack3)  trotz  Fleifses  und  be- 
gonnener Kritik  bei  der  mehrfachen  Bearbeitung,  die  das  Thema  erfahren,4) 
**icht  zu  wesentlichen  neuen  Resultaten  gelangt.      In  betreff  des  angeblichen 
firiefes   Kaisers  Alexios  L  Komnenos  an  den  Grafen  Robert  von  Flandern, 
***   dem  dieser  und  das  übrige  Abendland  zu  Hilfe  gerufen  werden,    spricht 
I^parrigopulos ß)  seine  volle  Zustimmung  zu  den  Untersuchungen  des  Grafen 
üiant6)  aus.     Er  erklärt  auch  die  Nachrichten   deutscher  Chronisten  über 
Gesandtschaften  jenes  Kaisers   an   den  Papst  vor  dem  ersten  Kreuzzuge  für 
Unglaubwürdig.     Über  die  unter  diesem  Kaiser  auftretende  Sekte  der  Bogo- 
i**ilen   und  die  Verfolgung  derselben  handelt  Kalogeras,7)  zugleich  bespricht 
derselbe  die   Schriften  des  damals  lebenden  Mönches  Zigabenos  Euthymios, 
insbesondere  dessen  Joyfiarixr]  7cavo7tXia}    eine  Sammlung  von  Stellen  aus 
älteren  Kirchenschriftstellern   zum  Zweck    der  Verteidigung  der  orthodoxen 
X^ehre  gegen  die  Bogomilen,    welche  derselbe  auf  Veranlassung  des  Kaisers 
Zusammengestellt  hat.     In  der  Vorrede  zu  seinem  erwähnten  Urkundenwerke 
erörtert  Sathas  noch  einmal  nach  so  vielen  Vorgängern  die  Frage,  welchen 
Xünfrafs  das  slawische  Element  auf  die  Bildung  der  neugriechischen  Natio- 
nalität ausgeübt  hat     Wenig  überzeugend   scheint   uns  sein  Nachweis,  dafs 
für  den  Peloponnes  diese  slawische  Frage  überhaupt  gar  nicht  existiere,  dafs 
Slawen  nie  in  denselben  eingedrungen  und  dafs  die  Teile  der  Bevölkerung, 
^welche  von   den  byzantinischen  Schriftstellern  als  solche  bezeichnet  würden, 
in  Wirklichkeit  Albanesen  gewesen  seien.     Den  Namen  Morea  will  er  von 
einer  Stadt  an  der  elischen  Küste,   welche  diesen  Namen  geführt  habe,   ab- 
leiten. —  Die  Schlufskatastrophe  des  byzantinischen  Reiches,  die  Belagerung 
und  Eroberung  von  Konstantinopel  durch  Muhammed  II.,  hat  H.  Vast8)  auf 
Grund  des  reichen,    neuerdings   durch  manche  wertvolle  Funde  bereicherten 
Quellenmaterials,    über  welches  er  eine  kritische  Überschau  giebt,    neu  dar- 
gestellt  und  in  manchen  Punkten  die  älteren  Darstellungen  berichtigt.     Er 
berechnet  die  türkische  Belagerungsarmee  auf  200 — 250  000,  die  griechische 
Streitmacht  auf  c.  14  000  Manu,  darunter  3000  Fremde-,  den  Fall  der  Stadt 
iat  vornehmlich  die  zahlreiche  und  treffliche  Artillerie  der  Türken  herbei- 
geführt.    Falsch    ist    es,    wenn    griechische   und    venetianische   Schriftsteller 
Oiustiniani  im  entscheidenden  Momente  fliehen  lassen.    Über  das  Ende  Kaiser 
Coustantins    haben    sich    schon    sehr  früh    abweichende    Legenden    gebildet, 
<ioch  ist  er  sicher  in  dem  Handgemenge  am  Romanosthore  gefallen;  sein  ab- 
geschlagener Kopf  wurde  dem  Sultan  überbracht. 

1)    De    Ttzetzarum   nomine,  vitis,    scriptae.     Leipzig,  Teabner.    —  2)    K.  Leo  III. 

*S.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Bilderstreits.    1.  Teil.     Die»,   v.  Halle.    50  S.  —   8)   8.  o.  8.  22*.  — 

4.)  Vgl.  z.  B.  Jahresber.  II,    2,  20.  —   »)  Lettre  d'Alei.   Comn.   ä  Robert  I.,   comto  de  Fl. 

^ull.  de  corresp.  hellet.  IV,  24.  —  6)  8.  Jahresber.  II,  235.  —  7)  'Mtgtoa  o  Kour.  '/iV 

»rfy.  b  Zayaßrpoi  xai   oi  aiQmxoi  BoyouO.ot,   '  Ad'ipt.   IX,  255.   —    8)  Lt  siege  et  la 

prise  de  Constant  par  les  Tores  d'aprts  des  docum.  nouveaox.     Rev.  bist.  XIII,  1  tf. 


11,222  XXVI.    J.  Klatt: 


XXVI. 
J.  Klatt. 

Isla  m.1) 

Mehrere  im  Jahresbericht  für  1879  nicht  erwähnte  Publikationen  lassen 
wir  im  Folgenden  fort  und  verweisen  wegen  derselben  auf  den  betreffenden 
von  A.  Müller2)  bearbeiteten  Teil  des  Jahresberichts  der  Deutschen  Morgen- 
ländischen Gesellschaft.  Was  den  diesjährigen  Bericht  anlangt,  so  hatte  der 
soeben  genannte  Gelehrte  die  Güte,  seine  reichhaltigen  Sammlungen  dem 
Referenten  zur  Verfügung  zu  stellen,  die  den  folgenden  Seiten  zu  gute  ge- 
kommen sind. 

Ehe  wir  an  die  eigentliche  Geschichte  des  Islam  gehen,  wollen  wir  Aber 
einige  Schriften  zur  Vorgeschichte  der  Araber  berichten.  Im  Gegensatz 
zu  Schrader  und  Sprenger,  welche  Arabien  für  die  Heimat  der  einst  un- 
zweifelhaft eine  Einheit  bildenden  Semiten  halten,  folgt  Fr.  Hommel*)  in 
Übereinstimmung  mit  A.  v.  Kremer  der  in  der  Völkertafel  der  Genesis 
niedergelegten  hebräischen  Tradition,  welche  die  Semiten  aus  Mesopotamien 
kommen  läfst. 

Eine  neue  Epoche  für  die  Kenntnis  des  südarabischen  Altertums 
könnte  man   füglich   von  der  Auffindung  des  himjarischen  Münzschatzes  zu 
San'ä  (in  Jemen)   datieren.      Während    bis  dahin  die  himjarischen  Münzen 
zu  den  Seltenheiten  gehört  hatten  —    es  waren  angeblich  nur  etwa  50  be- 
kannt geworden  —  besafs  man  nunmehr  ein  massenhaftes  Material.    Ungefähr 
300  aus  diesem  Münzfund  herrührende  Münzen  gelangten  an  das  britische 
Museum  und  wurden  von  Head4)   beschrieben,    welcher  auch  die  Ableitung 
von  athenischen  Münztypen  und  die  sich  daran  knüpfenden  Folgerungen  fest- 
gestellt hat,  so  dafs  dem  in  diesem  Jahre  erschienenen  Werke  G.  Senium— 
bergers,5)    welcher  die   in    seinen   Besitz   gelangten    himjarischen  Münzen, 
beschreibt,  nicht  viel  übrig  geblieben  ist.     Aus  dem  erwähnten  Fund  kamen. 
14  Münzen  in   den  Besitz  J.  H.  Mordtmanns.6)     Er  unterscheidet  Nach- 
ahmungen   athenischen   Geldes    (mit   der   Eule)    und    Münzen   einheimischer* 
Fabrik.     Ob  die  athenischen  Münztypen  den  Sabäern  (Himjaren)  über  Phöni— 
cien,  wie  Barclay  V.  Head  annimmt,  oder  Babylon  zugekommen  sind,  läfst  er 


1)  Verzeichnis  der  Abkürzungen  b.  o.  I,  1.  —  2)  Arabien  u.  d.  Islam,  WiasenschaftL 
Jahresber.  über  d.  morgenländ.  Studien  i.  J.  1879.  S.  139—67  (266  Kümmern.)  —  8)  I* 
patrie  origin.  des  sem.,  Atti  dol  IV.  congrosso  internaz.  degli  orientalisti  tenuto  in  Firenae  n*l 
»ott  1878.  1.  (Fir.  1880)  S.  217—28.  —  Vgl.  Pietro  Perreau,  Intorno  agli  Atti  dal 
IV.  congr.  int.  d.  orient.  (Corfu  1881)  S.  32—34.  —  Ausführlicher  hat  H.  seine  Meinung 
dargelegt  in  den  Namen  der  Säugethiere  bei  d.  südsem.  Völkern.  Leipzig,  Brockh.  1879.  XX, 
472  S.  —  4)  S.  Jahresber.  I,  334*.  —  5)  Le  tresor  de  Sana  (monnaies  hirnyaritiques).  Vv* 
Leroux.  65  S.  4.  3  Taf.  fr.  12.  —  Vgl.  J.  Halevy,  JA.  7.  Ser.  XVII,  84—5,  Jan?. 
1881;  A.  de  Longperier,  Journ.  des  Sav.,  janv.  1881,  42 — 52  u.  Compte  rendu  de  l'ac  dsi 
inscr.  et  b.  1.  4.  Ser.  VIII,  298-9,  sept.  1881;  G.  Maspero  u.  J.  Hale>y,  KC.  N.  S. 
XI,  281-5,  11  avr.  1881;  Ath.  July  16,  1881.  S.  87;  J.H.  Mordtmann,  ZDMG.  XXXV, 
D01—6.  —   6)  Neue  himjar.  Münaen:  Numism.  Zschr.  (Wien)  XII,   289—320.     1  Ttf 


Ißlam.  11,223 

zweifelhaft,  will  aber  die  Münzen  mehrere  Jahrhunderte  v.  Chr.  geprägt  sein 
lassen,  während  sie  von  Head  in  spätere  Zeit  gesetzt  wurden.  Letzterer1) 
beschreibt  eine  in  der  Sammlung  griechischer  Münzen  der  Universität  Aber- 
deen  von  ihm  aufgefundene  himjarische  Münze,  eine  Nachahmung  der  Tetra- 
drachmen Alexanders.  Auch  die  Bauten  und  Inschriften  setzt  D.  H.  Müller8) 
in  eine  frühere  Zeit  als  bisher  angenommen,  einige  darunter  sogar  bis  in 
das  VIII.  Jh.  v.  Chr.  Er  stellt  aus  den  Inschriften  die  Namen  von  33  sa- 
bäischen Königen  zusammen,  deren  Herrschaftsdauer  er  auf  7  bis  800  Jahre 
berechnet,  teilt  sie  nach  ihren  Titeln  in  drei  Gruppen  und  unterscheidet 
denselben  entsprechend  drei  Perioden  der  sabäischen  Geschichte.  Als  ein 
wesentliches  Resultat  seiner  Arbeit  ergiebt  sich,  'dafs  die  Geschichtsforschung 
die  arabischen  Königslisten  der  sabäischen  Herrscher  bei  Seite  zu  setzen  und 
ihre  Aufmerksamkeit  denen  der  Inschriften  zuzuwenden  haben  wird.'  Hart- 
wig Derenbourgs3)  Versuch  die  Personennamen  der  himjarischen  In- 
schriften und  des  Alten  Testaments  zu  identificiren,  ist  interessant  als  Be- 
weis des  Einflusses,  den  die  Juden  in  Jemen  ausgeübt  haben,  wogegen 
indessen  Wellhausen4)  den  Einwand  erhebt,  dafs  die  angeführten  Namen 
nicht  spezifisch  jüdisch,  sondern  ethnisch  seien.  In  einem  wohlgelungenen 
Artikel5)  werden  die  in  den  arabischen  Stammnamen  vorkommenden  Tier- 
namen  zusammengestellt,  woran  sich  eine  Notiz6)  über  Endogamie  (Heiraten 
in  der  Familie)  und  Polyandrie  bei  den  Arabern  anschliefst.  Einzelne  Be- 
ziehnngspunkte  zu  den  himjarischen  Inschriften  enthält  auch  eine  Kontro- 
verse^ im  Athenaeum.  Eine  in  San'a  in  Jemen  erschienene  türkische  Brochüre8) 
soll  Facsimiles  zweier  himjar.  Inschriften  enthalten.  Der  1841  erschienene  Be- 
richt P.  E.  Bottas  (t  1871)  über  seine  Reise  in  Jemen  scheint  in  einer  neuen 
Ausgabe9)  vorzuliegen.  G.  Rösch10)  weist  in  einer  interessanten  Untersuchung 
die  Königin  von  Saba,  Bilkis  (früher  Balkis  gesprochen),  die  Gemahlin  Salomos, 
^  eine  reine  Sagengestait  ohne  einen  historischen  Kern  nach.  Nachdem 
er  die  aus  der  Judith-  und  Lilith-Sage  auf  sie  übertragenen  Sagenzüge  durch- 
mustert, erklärt  er  sie  mit  Movers  für  identisch  mit  Semiramis,  mithin  für 
£lne  Form  der  Venus.  Der  Islam  hat  diese  Erzählung  von  der  schönen 
Königin  von  Saba,  wie  sie  nach  Jerusalem  zog,  um  die  Weisheit  Salomos 
*uf  die  Probe  zu  stellen,  bis  nach  Sumatra  zu  den  Malayen  getragen.  Eine 
Ausgabe  der  malayischcn  Version11)  mit  holländischer  Übersetzung  lag  dem 


1)  On  a  Himyar.  Tetradrachm  and  the  Tresor  de  Sana:  Numisra.  Chronicle    N.  S.    XX, 

J03^10.     1  Taf.   —  2)  Die  Burgen  u    Schlösser  8tidarabien8  nach  dem  Iklü  des  Hamdani. 

:•  ^ft:  Wien.  Sitz.-Ber.    phil.-hist  Cl.     97,  955—1050.     2  Taf.     Aach  sep.  Wien,   Gerold, 

*8&1.  98  S.  2  Taf.  M.  2,50.—  S.  Jahresber.  II,  2,  242*.  —  3)  Les  noms  de  personnes  dans 

J**<^  testam.   et  dans  les  inscriptions  himyar.,  Rev.   des   ätudes  juives  1,   56 — 60.     Aach  sep. 

*r->   Soc  des   £t.  juires  1881.    7  S.     Vgl.  E.  D.,  Rev.  de  linguist.  XV,   106-  7,  janv.  1882. 

7.^)  DL.   II,   61  0,  16  Apr.  1881.  —   5)  W.  Robertson   Smith,  Animal  Worship  and 

jjj^al  Tribe«   among  the  Arabs  and  in  the  Old  Testam.,  Journ.  of.  Philol.  IX,  75—100.  — 

J    ^-  Goldziher,  Endogamy  and  Folygamy   among  the  Arabs:   Ac.  XVIII,  26.  July  10.  — 

Ü    ^V.  Robertson  Smith,  Inscriptions  from  Taif,  Ath.  Mar.  20,  S.  380.  —  A.  H.  Sayce, 

^Inscriptions  of  Taif,  ebd.  Mar.  27,  S.  412.    —   Rieh.  F.  Burton,  Midianite  and  Hittite 

J/^*iptionB,  ebd.    Dec.  4,    S.  750.    —    8)  Annuaire   de   Yemen  pour  l'annee   de  lTiegire  (?) 

^  *>i*e  pour  la    prem.    fois    p.  Hamid   Vehbi,    redacteur  de   la  Gazette  de  Sanaa,  etc.,  s.  JA. 

w    ^dr.  XVII,  255.    —    9)  Relation   d'un   voyage   dans  1'Ycmen,  entrepris   on    1837   pour  le 

jr?*-    d*hiat.    nator.    de    Paris,     Paris,    Sove.     176  S.   —    10)    Die    Königin    v.    Saba    als 

5^^    Bilqts.      Jahrbb.    f.    protest.    Theol.    VI,    524  —  72.      Auch    sep.,    Leipzig,    Barth. 

j*"     8-    gr.  8.     M.  2.   —    11)  De  Geschiedenis  van  Prinses  Balkis,   een  Maleische  Vertelling, 

f*T***  D*  Gerth  Tan  Wijk.    [Yoorbericht,  datiert  Batavia,  Aug.  1879].   gr.  8.   III  S.,  31  Bl. 

JpJ^Uyiacher  Text  in  arab.  Schrift  u.  latein.  Umschrift].  S.  33-95   [Übers,   u.  Anmerk.1  und 

^.  Druckfehler.   (A.  d.  Verhandelingen  van  het  Batav.  Genootsch.  van  Künsten  on  Wetensch.) 


11,224  XXVI.    J.  Klatt: 

Orientalistenkongrefs  zu  Berlin   vor  als  eine  Gabe  der  Bataviaasch  Genoot- 
schap  van  Künsten  en  Wetenschappen. 

Nach  Beruh.  Stade1)  bezeichnet  der  Name  J&v&n  keine  Südarabier.  — . 

Zur  eigentlichen  Geschichte  des  Islam  übergehend,  berichten  wir  zu- 
nächst über  den  Fortgang  der  Tabari- Ausgabe, f)  und  zwar  sind  in  diese^n 
Jahr  die  Partieen  hinzugekommen,  welche  die  Erzählung  von  Abraham  k>ls 
Jesaia  weiterführen  (I,  2),  mithin  hauptsächlich  israelitische  Geschichte  ent- 
halten, und  diejenigen,  welche  die  Ereignisse  der  auf  145  H.  folgenden  Jal&r«, 
also  des  Beginns  der  Abbasiden-Herrschaft  enthalten,  (in,  2)9). 

M.  Carriere4)  behandelt  in  seinem  vorzugsweise  für  einen  weiblichen 
Leserkreis  berechneten  Werke  die  aus  dem  Islam  hervorgegangene  Kunst- 
und  Litteraturblüte.  Nach  einer  Einleitung  über  die  Poesie  der  alten  heid- 
nischen Araber  folgt  Muhammeds  Werk,  der  Koran,  und  die  an  denselben 
sich  anschließende  arabische  Litteratur  und  Kunst,  sowohl  des  Orients,  als 
auch  Siciliens  und  Spaniens,  die  Poesie  der  Juden  als  eine  Episode  und  die 
neupersische  Dichtung.  Wir  erwähnen  ferner  ein  spanisches5)  und  ein  hol- 
ländisches6) Werk,  eine  Skizze  der  mohammedanischen  Geschichte  und  Lite- 
ratur in  Urdu-Sprache7)  und  2  für  Encyklopädieen  geschriebene  Artikel.8     *) 

Zur  Lebensgeschichte  des  Religionsstifters  nennen  wir  anfo*^ 
den  schon  an  andrer  Steile  erwähnten  Büchern  von  M.  Dods10)  u.  L.  Jaco>  1" 
iiot11),  von  denen  das  erstere  nur  geringen,  das  letztere  gar  keinen  Wissenschaft" 
liehen  Gehalt  hat,  nur  die  Fortsetzung  der  Studie19)  über  Muhammed  nachjtttfXi' 
sehen  Quellen  und  die  schon  im  Bericht18)  f.  1878  angekündigte  Untersuchung  ** 4) 
über  die  Frage,  ob  der  Prophet  lesen  und  schreiben  konnte,  welche  im  ver- 
neinenden Sinne  entschieden  wird,  schliefslich  die  nach  mehrjähriger  Unter- 
brechung erfolgte  Fortsetzung  einer  Publikation  der  Bibliotheca  Indica.  ^  *) 
E.  Trump p  beabsichtigt,  ein  Werk  über  Muhammed  und  den  Islam  zu  v< 
öffentlichen.16) 


1)  S.  o.  1,  56*.  —  Vgl.  darüber  auch  LG.  1.  Jan.  1881,  Sp.  9.  —  2)  S.  Jahreaber.  ft 
2,  24 11-*.  —  3)  Annalea  auetore  Abu  Djafar  Mohammed  Um  Djarir  At-Tabari.  I,  2,  •*• 
J.  Barth.  Leiden,  Brill.  S.  321—640.  M.  8.  —  III,  2,  edd.  IL  Tb.  H<>utama  (8.  3*1 
—459)  et  S.  Gayard  (S.  460—640).  Ebd.  M.  8.  —  Vgl  Th.  N(öldeke)  LC.  11.  A.«*-» 
Sp.  1121  f.;  LC.  1.  Jan.  1881,  Sp.  27  1;  L'ediaione  di  Tab.,  BoUett  itaL  d.  studii  «*«»*- 
K.  S.  No.  20/21.  S.  425—6,  12  aett  1881:  Ac.  XX,  460.  Dec  17,  1881.—  4)  Da«  chri*0- 
Alterthum  u.  d.  Islam  in  Dichtung,  Kunst  u.  Wiaeenach.  £.  Beitr.  z.  Geach.  d.  meaavdu. 
Geistes.  3.  neu  durchges.  Aufl.  Lpz.,  Brockhaus.  XIII,  317  S.  IL  5,50.  Auch  m.  d.  *T-: 
Die  Kunst  im  Zusammenhang  d.  Culturentwickelung.  III,  1.  —  Darin  'Der  Islam'.  S.  I3^~~f 
317.  —  5)  F.  A.  Urroatarazu,  6  sea  Taleb  Sidi  Abd-El-Kader  Ben  Bdehii*!*- 
Loa  Arabes.  Descripcion  geograf.  e  histor.  de  la  Arabia,  tradicionea,  religion,  seetaa,  000*  J 
coatumbrea,  gobierno,  vida  publica  y  priyada,  litoratura,  etc.    Madrid,  MuriUo.     256  8.     R-    & 

—  6)  A.  W.  T.  Juynboll,  Een  Handleiding  voor  de  Studie  Tan  den  Isllm  beoordeelt,    Id^- 
Gids  1879,  U,  793—821.     1880,  I,  170—206.     Auch  sop.,  Amsterdam.    2,  68  8.  —  Inbmst 
nicht  naher  bekannt,  da  der  Indische  Gids  in  Berlin  nicht  zu  haben  ist  —  7)  G.  W.  Leit  ne** 
Sinin-ul-Isläm  Hissa-i-Awwal  (A  chronolog.  aketch  of  Arab.  hiatory,  in  Urdu).    2  Ed.  lMh**r* 
Anjuman-i-Panjab  Press.     98  S.     Lithogr.  Re.  1.  4a.  —   8)  Stan.  Guyard,  Muaulman«:  £■* 
cycl.  des  ac.  relig.   ed.  Lichtenberger.    IX,   501—11.   —    9)    Badger,    Muhammad  *»d 
Muhammadaniam ,    in    Will.    Smith   and   II.  Wace,   Diction.   of  Christ  Biography,    UX  — 
10)  S.  o.  1,  12«.  —  11)  S.  o.  1,  57.  —    12)  1.  Gastfreund,  Mohammed,  nach  Talmud  » 
Midrasch  krit-hiat  bearb.  Abt.  3.  Lpz.  (Wien,  Löwy).     28  S.     gr.  8.     M.  1.    (Abt  1.  Be*i 
1S75,  2.  Wien  1877.)  —   13)  S.  331».   —    14)  G.  Weil,   Mahomet  aavait-ü  lire  et  M**J 
Atti  del  IV  congr.  intern,  d.  orient  I,  357—66.  —  Vgl.  P.  Perreau.  (o.  S.  2221)  a  W  /• 

—  15)  Biograph.  Dictionary  of  Persona  who  knew  Mohammad,  by  Ibn  Hajar,  ed.  ia  Arab»c 
by  Maulawi  Abd-ul-Hai.  Faac.  XVUL  (Vol.  U,  5.)  Calc.  S.  414—504.  (Bibl  lad.  0« 
Ser.  No.  242.)  —   16)  S.  Acad.  XXI,  420.  Juno  10,  1882. 


Warn.  ü,?25 

Der  Koran  liegt  in  mehreren  indischen  Ausgaben1)  von  Cawnpore, 
leerut,  Lahore,  Delhi,  Bombay  vor,  die  den  Text  teils  allein,  teils  mit  Über- 
etzung  ins  Urdu  oder  mit  persischem  Kommentar  enthalten.  Auch  ein  Ver- 
lieh, ihn  ins  Bengalische  zu  übersetzen,  ist  gemacht  worden,1)  freilich  soll 
r  mifslungen  sein.3)  Die  Engländer,  die  auch  bisher  schon  die  beste  Koran- 
Jbersetzung  (von  Säle)  hatten,  haben  wiederum  eine  hervorragende  Über- 
etzung  erhalten,  die  in  den  'Sacred  Books  of  the  East'  erschienen  ist.4) 
)ie  Einleitung  handelt  über  Arabien  zur  Zeit  der  Gründung  der  Religion 
ud  über  Muhammed,  den  Verfasser  des  Koran;  eine  ausführliche  Inhalts- 
tngabe  des  Koran  bildet  eine  erwünschte  Beigabe.  Aufserdem  ist  eine  ältere 
ranzösische  Übersetzung  von  neuem  gedruckt  worden.6)  Ein  Seitenstück  zu 
^anes  'Selections  frorn  the  Kur-an'tf)  ist  nicht  so  umfangreich  und  enthält 
weniger  Erklärungen,  wird  als  Übungsbuch  für  Anfänger  im  Arabischen 
mpfohlen,  gewährt  übrigens  nur  ein  einseitiges  Bild  der  Lehre  des  Koran, 
a  nur  die  mit  der  christlichen  Religion  vergleichbaren  Punkte  besprochen 
rerden.7)  Eine  Liste  der  im  Koran  und  bei  muhammedanischen  Schrift- 
tellern vorkommenden  Namen  Gottes  enthält  552  Namen.8)  Über  die 
'remdwörter  im  Koran,  von  denen  die  Mehrzahl  biblische  Ausdrücke  sind, 
andelt  Siegm.  Fraenkel.9)  Die  bekannte  Legende  von  dem  Engel  und 
em  Eremiten,  die  zur  Illustration  der  wunderbaren  Wege  der  Vorsehung 
ienen  soll  und  auch  im  Koran,  Sure  18,  v.  64—81,  erzählt  wird,  teilt 
taat.  Paris10)  in  verschiedenen  Versionen  der  Gesta  Romanorum,  Vitae 
*atram  u.  s.  w.   mit  und   führt   sie   auf  jüdischen  Ursprung  zurück.     Eine 


1)  Kuran-i-Sharif.  The  Holy  Kuran.  Cawnpore,  Munshi  Nawal  Kiahor*s  Press  1879. 
82  S.  Lithogr.  10  a.  6  p.  -  Dgl.  2.  Ed.  Ebda.  1880.  482  8.  etc.  —  Dgl.  (Arabic  and 
tah).  8.  Ed.  Ebda.  1879.  862  S.  Lith.  Re.  1  6  a.  —  Dgl.  (Arab.,  Pen.  and  Urdu).  2  Ed. 
berat,  Muhammad  Hasham  Ali,  printer  1879.  638  S.  4.  Lith.  Rs.  4.  —  Dgl.  (Arab.) 
«We,  Aftab-i-Ponjab  Press  1879.  486  8.  Lith.  Reprint  12  a.  —  Dgl.  Delhi,  Mnjtabai 
***■•  1879.  672  8.  Lith.  Repr.  Rs.  2.  —  Dgl.  Delhi,  Hindu  Press  1879.  360  8.  Lith. 
t*pr.  12  a.  —  Tafirir-i-Hosaini ,  or  the  Koran  with  a  Comm.  by  Hosain  Eashefee  of  fierat 
*«  author  of  Anwar-i-Sohailee).     2  Ed.    Bombay,  Haidri  Press.     968  8.     4.     Lith.     Rs.  4. 

*•  —  Einen  pers.  Comm.,  2  Urdu-Comm.  a.  ein  Wörterbach  zum  Koran,  lithogr.  Lacknow 
*S0  a.  79,  bietet  an  TR.  N.  8.  II,  99,  Aug.  1881.  —  'Der  Titel  des  TR.  K.  8.  II,  101 
gasten  Baches  heifst  wörtlich:  Glossen  des  Schech  Hamz&wi  zu  seinem  Comm.  über  das 
'•*k:  Zorechtweisong  [im  Sinne  von  'richtige  Direktion^  des  [religiös]  Strebenden  in  Betreff 
**  Kernes  der  Einheitslehro,  und  ist  natürlich  kein  Korankommentar,  sondern  dogmatischen 
*»1W  Mitteil,  des  Hrn..  Prof.  A.  Müller.  -  2)  Koran.  No.  1,  for  Falgun.  (Bengali) 
r^al.  by  Rajendranath  Mitra.  Calc,  Ajurwed  Press  1879.  16  S.  9  a.  -  3)  Bengal  Li- 
**y  CataL  1879  U,  14.   —    4)  The  Qurän  transl.  by  E.  H.  Palmer.     P.  I.     Chapters  I 

XVI.  —  P.  H.  Ch.  XVII  to  CXIV.  Oxford,  Clarendon  Pres«.  CXVIII,  268  u.  X,  362  S. 
1  ••  (Sacr.  Books  of  the  East.  Vol.  VL  IX.)  —  Vgl.  Ath.  beige  No.  23;  George  Porcy 
*dger  Ac.  XVIII,  433  —  6.  452  -4.  Dec.  18,  24;  Ath.  Jan.  15,  1881,  S.  92—3; 
***d.  Rev.  LI,  212—4,  12.  Febr.  1881;  Westm.  Rev.  CXV,  558—9.  Apr.  1881;  Edinb. 
**.  CUV.  356—97.  (Amer.  ed.  S.  182  b— 203  a)  Oct.  1881.  —  5)  Le  Koran  de  Mahomet 
'**!.  nouv.  faite  sur  le  texte  arabe  p.  M.  Kasimirski.  Nouv.  ed.,  entierement  rev.  et 
***.,  aagmentle  de  notes,  commentaires  et  d'un  index.  Par.,  Charpentier.  XXXVI,  537  S. 
'*  fr.  3,50.  —  6)  S.  Jahresber.  II,  2,  237*.  —  7)  Will  Muir,  Extracts  from  the 
**n,  in  the  Original,  with  English  Rendering.  Lond.,  Trtibner.  VII  l,  63  8.  3  s.  6  d.  — 
51-  Ac.  XVII,  418,  Jane  5.  JAnt.  IX,  235,  Sept.;  CR.  LXXI  S.  XIII,  Oct;  E.  N(estie) 
3-  25.  Dec.,  Sp.   1787  f.  —  8)  J.  W.  Rodhouse,  On  «The  Most  Comely  Names',  el  esmai 

ljusna,  i.  e.  The  Laudatory  Epitheta,  or  the  Titles  of  Preise,  bestowed  on  God  in  the 
Van  or  by  Muslim  Writers:   JRAS.    N.  8.  XII,    1—69.  9)   De   Tocabulis   in    antiquis 

rllmm  carminibus  et  in  Corano  peregrinia.  Lugd.  Bat.,  Brill.  vi.  27  8.  (Habil.  Sehr.)  — 
•*)  L'ange  et  Termite,  £tudo  sur  une  legende  rolig.,  Corapt.  rend.  de  l'ae.  des  inscr.  et  b.  1. 
•   8.  VIII,  427—49. 

Historische  Jahrftsberiohte.    1880.     II.  15 


11,226  XXVI.    J.  Klatt 

talmndische  Parallele  zu  einem  Verse  in  Sure  38  weist  Güdemann1)  nach. 
In  Fortsetzung  der  von  Belin  erstatteten  Berichte  veröffentlicht  Cl.  Huart*) 
eine  freilich  nicht  sehr  zuverlässige  Bibliographie  der  1877  —  79  in  Konst&u- 
tinopel  gedruckten  Bücher,  welche  auch  einige  Koran-Ausgaben,  theologische, 
juristische   und   historische   Werke    enthält.     Schließlich   nennen   wir   noch 
einen  Aufsatz  zur  Handschriftenkunde  des  Koran.8) 

Eine  Geschichte  der  inneren  Entwickelung  der  muhammedani- 
schen   Religion,  in  weloher  die  politische   und  Kulturgeschichte  nur  ge- 
legentlich gestreift  werden,  ist  R.  Dozys  schon  früher4)  erwähntes  Werk,  von 
welchem  in  diesem  Jahre  die  2.  verbesserte  Auflage  des  holländischen  Origi- 
nals5) erschienen  ist.    Edw.  Seil6)  handelt  in  einem  besonders  für  Missio- 
näre bestimmten   Buche    über  die  Entstehung  des   Islam,   den  Koran,  die 
Sekten,  Dogmatik  und  Ethik,   Feste  u.  s.  w.     Dasselbe  bezieht  sich  haupt- 
sächlich auf  den  in  Indien  geltenden  Islam,  welchen  der  Yf.  während  seines 
15jährigen  Aufenthalts  in  Indien  kennen  zu   lernen  Gelegenheit  hatte.    EA& 
Sayous7)    giebt   eine   gedrängte    Übersicht   der   arabischen    Theologie  uo-^ 
Philosophie   vom  VIII.  bis   zum  XI.  Jh.,    besonders  auf  Grund  von  Duga*** 
'Hist.  des  philosophes  et  des  thäologiens  musulmans.' 8)    Über  die  Philosoph  i-e 
der  'Lauteren  Brüder*  im  X.  Jh.  hielt  F.  Dieterici9)  vor  dem  Orientalistei 
Kongrefs  zu  Florenz  einen  Vortrag,  welcher  im  wesentlichen  ein  Auszug 
seiner  'Philosophie  der  Araber  im  X.  Jh.' ,0)  ist.     Ein   vor    der   America»11 
Oriental  Society  gehaltener  Vortrag  über  den  nämlichen  Gegenstand11)  wird 
den  'Proceedings'  der  Gesellschaft  auszugsweise  mitgeteilt.  —  Bei  der  Wi 
fahrt  nach  Mekka,  die  schon  bei  den  heidnischen  Arabern  üblich  war,  ab 
später  als  eine  Nachahmung  der  Pilgerfahrt  Muhammeds  umgedeutet 
mufsten  alle  vom  Propheten  bei  seiner  Wallfahrt  befolgten  Gebräuche  m 
gemacht  werden.     Eine  gründliche  Darstellung  derselben  nach  den  muslin«=ii- 
schen  Traditionssammlungen  und  Rechtsbüchern  erhalten  wir  von  einem  Hsstzjj- 
länder  in  einer  Leidener  Dissertation.18)  —  Mit  der  strengen  Auffassung  c&es 
Islam  von   der  Einheitlichkeit  Gottes  ist  anscheinend  nichts  so  unvereinfc>ar 
wie  der  Heiligendienst.      Gleichwohl    finden   wir  allerorten    eine  VerehrüsVMg 
heiliger  Männer   sowohl   als  auch   heiliger  Frauen,    die   sich  meist  an   die 
Gräber    derselben    anschliefst.      Allerdings   geschient   die    Anerkennung   des 


1)  Ein  Mi  drasch  im  Koran,  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wim.  d.  Juden  th.  XXIX,  134.    — 
2)  Bibliographie  ottomane.     Notice  des  livres  tnres,  arabes  et  pers.,»  imprimea  a  Const  dnrant 
la  per.  1294—1296  de  lTieg.  (1877—1879):  JA.  7.  Ser.,  XVI,  411—39.  —  3)  A.  J.  Win- 
ters,   La  bibliothöquo   Kh&livialo    du  Caire,    le  Bostan  de  Sadi   et  les  manuscrits  da  Cor«»» 
Ath.  beige  No    13,    1.  juill.  (nicht  gesehen,   da   das  Ath.  beige  mir  nicht  zugänglich  ist).  — 
4)  Jahresbor.  II,  2,  237*.   —    5)  Het  Islamisme.     2.  herz.  Druk.     Haarlem.     VIII,   357  S. 
13  Taf.  fr.  3,50.   —    Zur  franz.    Übers,    vgl.   St.   Lane  Poole   Ac.  XVI,  294-5,  Oct   **» 
1879;    H.    Derenbourg    RC.    N.  S.    XIII,    146  —  9,    20  fevr.  1882;    M.  Ltittke  Hist 
Ztschr.  N.  F.  XI,  (1882)  S.  487—96.  —  6)  The  Faith  of  Islam.     Lond.,  Trübner;  Madza* 
Addison.    XIII,  269  S.  6  s.  6  d.   —    Vgl.  Brit  and  For.  Evang.  Bev.  Oct  1880,  Jan.  1881; 
S.  Lane-Poole  Ac.  XIX,  245—6,  Apr.  2,  1881;  Sat.  Bev.  June  11,  1881.  S.  765;  8tog*- 
Fraenkel  DL.  II,  Sp.  1917,  10.  Dec.  1881.   —   7)   Theologiens  et  philosophes  musubni**» 
VIII.  ä  XI.  siecle,  Biblioth.  univ.  ot  Bev.  suisse.  3.  per.  VII,  429—40,  VIII,  88—100.  sept,  <#L 
—  8)  S.  Jahresb.  I,  3326.—  9)  Sur  les  etudes  philos.  des  Arabes  au  X.  s.,  Atti  del  IV  oongr.  in- 
tern, d.  Orient.  1,  385—94.     Auch   sep.,   Flor.  12  S.   —   Vgl.   P.   Perrean   (s.  o.  S.  !&*} 
S.  47—51.  —  10)  S.  Jahresbcr.  II,  2,  240*.  —  11)  A.  Hübsch,  On  the  Jkhican  a+Sqfa 
or  Türe  Brothers':  Procecd.  Amer.  Or.  Soc.  Oct  VIII— IX.  —  12)  C.  Snouck  Hnrgroaje» 
Het  Mekkansehc  Feest.     Leiden,   Brill.   IV,   291  S.    M.  3.    —    Vgl.  S.  Fraenkel  DL-  ß 
157  f.;   29.  Jan.  1881;    T.  Juynboll,   Jets  meer  aangaande  de  Moslimsche  Bedevaart,  l*&> 
(iids  1881,  1,  42—59. 


Islam.  n,227 

islimischen  Heiligen  nur  von  Seiten  des  Volkes,  nicht  durch  höhere  Auto- 
&t,  so  dafs  sein  Kultus  eine  Privatangelegenheit  bleibt,  während  in  den 
)8cheen  'Gott'  Alleinherrscher  ist.  Ober  die  Verehrung  der  Heiligen, 
)  Wirksamkeit,  die  sie  am  Throne  Gottes  zu  Gunsten  der  Menschen  aus- 
en,  die  von  ihnen  verrichteten  Wunder  und  die  Stellung  der  Sekten  zu 
gern  Glauben  handelt  Ign.  Goldziher. *)  Insbesondere  die  Wahh&biten, 
3  überhaupt  die  Puritaner  des  Islam  sind,  verwerfen  die  Heiligenverehrung, 
e  Geschichte  dieser  Sekte  seit  ihrer  Begründung  durch  Muhammed  Abd- 
•Wahhab  (f  1787),  ihre  verschiedenen  Kriegszuge,  ihre  Ausbreitung  nach 
dien  erzählt  E.  Rehatsek.  *)  Den  Schlufs  seiner  Abhandlung  machen  Mit- 
ilungen  über  15  Werke  der  wahhäbitischen  Litteratur.  —  Ein  von  der 
rthodoxie  nicht  anerkanntes,  aber  von  verschiedenen  haeretischen  Sekten 
igenommenes  Dogma  ist  der  Glaube  an  die  Seelenwanderung,  welcher  durch 
eilen  des  Koran  begründet  wird.  Über  9  Sekten,  welche  diesen  Vorstel- 
ligen huldigen  und  unter  welchen  sich  auch  die  Nosairis  in  Syrien  und  die 
•usen  im  Libanon  befinden,  handelt  derselbe  Rehatsek. 3)  Seine  Reise  im 
nde  der  Nosairis  beschreibt  ein  französischer  Reisender4)  (auch  deutsch).5) 
>er  die  Drusen  handelt  das  bereits  in  2.  Aufl.  erschienene  Buch  eines 
lieners.6)  —  Eine  wenig  bekannte  Sekte,  die  zahlreiche  Anhänger  in  der 
rkei,  in  Persien  und  selbst  in  Rußland  zählt,  sind  die  Jesiden,  die  den  He- 
lenen Engel'  verehren  und  daher  auch  Teufelsanbeter  genannt  werden, 
►er  sie  handelt  ein  allgemein  gehaltener  Essay,7)  der  ihr  Leben  und  Treiben 
lildert;  N.  Siouffi,8)  französischer  Vice-Consul  in  Mossul,  teilt  eine 
iterredung  mit,  die  er  mit  dem  Haupte  der  Sekte  über  Gegenstände  ihrer 
ligion  gehabt  hat;  danach  zählen  sie  sich  selbst  nicht  zu  den  Muslims. 
Häufig  erwähnen  wir  auch  das  Buch  desselben9)  über  die  Subbä  oder 
andäer,  eine  christliche  Sekte,  welches  er  aus  Nachrichten,  die  von  einem 
m  Katholizismus  übergetretenen  Mandäer  in  Baghdad  stammen,  zusammen- 
stellt hat.  Doch  wirft  ihm  Nöldeke,  der  Verfasser  der  mandäischen  Gram- 
fctik,  verschiedene  Fehler  in  seinen  Angaben  über  die  Lehren  der  Mandäer 
•r:  er  wisse  nicht,  dafe  die  heiligen  Texte  der  Mandäer  auf  den  europäischen 
ftliotheken  vorhanden  sind,  dafs  das  Sidrä  Rabba  gedruckt  ist;  wertvoller 
ien  seine  Angaben  über  die  religiösen  und  sonstigen  Gebräuche  der  Mandäer, 
piche  dem  nicht  widersprächen,  was  Petermann  (Reisen  im  Orient  H)  mit- 
Üt.  —  Ein  Essay  über  das  Passionsspiel  der  Schiiten10)  lehnt  sich  an  das 


1)  Le  culte  des  saints  chez  les  Muaulm.,  RHU  I  ans.  2,  257 — 351.     Auch  sep.  Ptr., 

«mx.    95  S.  —   Vgl.  Th.  N(öldeke)   LC.  11.  Juni  1881,   Sp.  817—9;  A.  Socin  ThL. 

>  325—6,  2.  Juli  1881.   —    2)  The  Hiat  of  the  Wahhabys   in  Arab.   and  in  Ind.,  Journ. 

tobay  Br.  B.  As.  Soc.  XIV,  274—401.  —  3)  The  Doctrines  of  Metempsychosis  and  Incar- 

*>n  among  nine  Heretic  Mahammadan  Sects,  ebda.  X1Y,  418 — 38.  —  4)  L.  Cahun,  Lea 

*•*&,  Tour  du  Monde  XXXV IU,  369—400,  m.  18  Abbüd.  im  Text  —  5)  Die  Nosairier. 

dl  d.  Französ.  des  Beisenden  L.  Cahun,   Globus  XXXVII,  305—12,  321—6,  337—43,  m. 

Bildern  im  Text.  —   6)  L.  Goretti,  Drusi  e  Musoimani.   2  ed.  P.  1,  2.  Modena,  tip.  di 

Toschi,  1878.  103,  91  S.  —  7)  A.  Froih.  v.  Schweiger-Lerchenfeld,  Die  Teufels- 

!>«ter.     Ein  Culturbild  aus  d.  siidl.  Kurdistan,  Westerm.  Monatsh.  XLVU,  586—603,  Febr., 

8  Bild,  im  Text-  —  8)  Une  courte  conversation  avec  le  chef  de  la  secte  des  Yezidis,  ou 

ftlorateurs  du  diable,  JA.  7.  Scr.  XV,  78 — 83,  janv.  —  9)  feudos  sur  la  rolig.  des  Soubbas 

8ab6ens  leurs  dogmes,   leurs  moeurs.   Par.,   Impr.  nat  XL,   211  S.    fr.  7,50.  —  Vgl.  Th. 

(öldeke)    LC.    17.  Apr.,    Sp.    513—5;    Sabians  and  Christians  of  St   John,   Edinb.   Boy. 

41,  117—39,  July;  Ath.  11.  Dec,  S.  777;  F.  de  Saulcy  Journ.  des  Sav.  mai-juiü.  1881, 

[7-97,    376—82,    393—403.  —  10)  The  Pen».  Miracle   Play,    Edinb.    Be?.  CU,  141  — 

•>  Jan. 

15* 


11,228  XXVL    J.  Klatt: 

in  diesem  Jahresbericht1)  erwähnte  Werk  von  Pelly  und  an  A.  Chodzkos 
Tbßatre  persan  (Paris,  1878).  Carl  v.  Vincenti*)  schildert  aus  eigener 
Anschauung  die  bei  den  Schiiten  übliche  Wallfahrt  nach  Kerbela,  der  Grab- 
stätte von  Alis  Söhnen,  bei  welcher  die  Pilger  ans  den  entferntesten  Gegen- 
den ihre  Toten  mitbringen,  am  sie  in  der  Nähe  der  heiligen  Gräber  zu 
bestatten.  Schliefslich  nennen  wir  noch  zwei  im  Pendschab  erschienene  orien- 
talische Lithographieen.5"-4) 

Aus  der  bewährten  Hand  M.  Steinschneiders6)  erhalten  wir  einen 
neuen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Wechselbeziehungen  zwischen  Islam  und 
Judentum.  Simon  Duran,  Arzt  und  zuletzt  Rabbiner  in  Algier,  geb.  1361  in 
Barcelona,  widmet  in  der  Einleitung  seines  Kommentars  zum  talmudischen 
Traktat  Abot  dem  Islam  eine  eingehende  Kritik,  von  welcher  Steinschneider 
eine  schon  1844  angefertigte,  seitdem  wiederholt  revidierte  Übersetzung  ver- 
öffentlicht. S.  Landauer6)  ediert  das  arabische  Original  eines  in  hebräischer 
Sprache  schon  bekannten  Buches,  welches  933  der  arabisch-jüdische  Religions- 
philosoph  Sacadja,  Rektor  der  jüdischen  Hochschule  in  Baghdad,  verfällst  hat 

Ober  die  Stellung  Muhammeds  und  des  Islam  zum  Christentum  giebt 
Ed.  Sayous7)  einen  guten  Überblick,  indem  er  zunächst  erörtert,  was  Mo- 
hammed vom  Christentum  gekannt,  insbesondere  welche  Vorstellungen  er  von 
dem  Leben  Jesu  gehabt  habe,  ferner,  welche  von  den  christlichen  Lehren 
er  geleugnet  und  welche  er  für  wahr  gehalten  und  nachgeahmt  habe.  P.  de 
Jong8)  handelt  nach  einer  arabischen  Hds.  der  Universitäts -Bibliothek  von 
Utrecht,  welche  ehemals  dem  Christian  Ravius  aus  Berlin  gehörte,  über  einen 
Brief  der  cyprischen  Geistlichkeit  an  Muhammed  ibn  Abi  Tfilib  al  An§&ri 
ad-Dimischki  vom  Juli  1321  und  dessen  Antwort. 

In  dem  Bestreben  der  muhammedanischen  und  christlichen  Theologen, 
einander  durch  Gründe  von  der  höheren  Vortrefflichkeit  ihrer  Religion  in 
überzeugen,  hat  das  Werk  des  protestantischen  Missionars  Pfander,  Mizan-ol- 
Huqq;  A  Treatise  on  the  Controversy  between  Christians  and  Muhummedans, 
(2  Ed.,  Agra  1850;  Hindustani)  eine  Antwort  von  muslimischer  Seite  her- 
vorgerufen, die  wegen  ihrer  Vorzüge  wohl  verdient  hat,  in  Europa  bekannt 
zu  werden.     Aufser  der  bereits  erschienenen  französischen9)  wird  eine  englische 


1)  II,  2,  2401.  —  2)  Todtenkarawanen.  Ein  Lebensbild.  Westerm.  Monaiah.  XLY1Ü, 
137—47,  Apr.  —  3)  Saiyid  'Abdul  Qasim,  Ma'arif-ul-MiJlat  in  Najiya  wan  Nariya  (Tto 
Diatinguishing  Characteriatics  of  a  True  and  a  False  Religion).  Arab.-Per*.  Labore,  Victoria 
Press  1879.  458  S.  Lith.  Rs.  2.  [An  aeconnt  of  the  prineipal  heretical  seeta  of  the  Motel- 
mans  .  .  .]  —  4)  Faqir  Muhammad  Muslim,  Taqwiyat-ul- Islam  (Strengthener  of  (attk, 
Part  I.  —  Panjäbi,  in  Pers.  char.)  Jullundur,  Qaisari  Press  1879.  384  S.  Lith.  12a.  [An 
aecount  of  the  conquest*  of  the  Arabs  under  the  Khalifs,  including  brief  sketches  of  the  littt 
of  some  false  prophets  who  livod  during  that  period.]  —  5)  Islam  u.  Judenthum.  Kritik  d. 
Islam  von  8.  Duran  (1423),  aus  d.  Hebr.  übers,  u.  erläut,  Mag.  f.  d.  Wisa.  d.  Judenth.  YD, 
1—48.  —  G)  Kitab  al-Araänät  wa  l-Ttiqadät  von  Saadja  b.  Jüsuf  al-Fajjfimi.  Leiden,  Brut 
1880  (Umschl.  1881).  XXI,  320  S.  M.  8.  —  Vgl.  M.  Steinschneider  DL.  II,  1186-8, 
23.  Juli  1881;  Ign.  Goldziher  ZDMG.  XXXV,  773—83,  1881.  —7)  Jesus-Christ  d'aprt« 
Mahomet  ou  les  notions  et  les  doctrines  musulra.  sur  le  christianisme.  Par.,  Leroux;  Lph 
0.  Schulze.  92  S.  fr.  2.  —  Vgl.  Bat.  Rev.  L,  313,  4.  Sept.;  Westm.  Roy.  CXV,  872,  J». 
1881;  E.  Nfestle)  LC.  5.  Febr.  1881,  Sp.  171  f.;  Wolf  Baudissin  ThL.  VI,  76  t 
12.  Febr.  1881;  0.  P.  DL.  II,  394—5,  12.  März  1881;  H.  Derenbourg  RC.  NS.  XIH» 
149—52,  20  feyr.  1882.  —  8)  Een  arab.  Handschr.,  beheizende  eene  Beatrijding  t»  't 
Christondom,  Versl.  en  Meded.  d.  K.  Ak.  Amst.  Letterk.  2  reeks.  VIII,  217 — 86  (1878).- 
9)  Idh-har-ul-haqq  ou  manifestation  de  la  vente*  de  el-hage  Eahraat-ullah  Efendi  de  JWki 
(un  des  descendants  du  Calife  'Osman-ben-Affan)  trad.  de  l'arabe  par  un  jeune  Tunisien.  Btf> 
et  corr.  sur  le  texte,   et    augm.  d'une  Prof. ,   d'un  Append.   et  de  quelques  Note»  par  f.  V. 


M«n.  11,229 

ersetzung  vorbereitet.  Das  Werk  enthält  im  1.  Teile  eine  Widerlegung 
•  christlichen  Lehren  von  der  Dreieinigkeit,  der  Göttlichkeit  Christi  u.  s.  w., 
1  im  zweiten  eine  Verteidigung  des  Islam.  So  interessant  es  ist,  die  An- 
bt  eines  gelehrten  Muhammedaners  über  diese  Dinge  kennen  zu  lernen,  so 
it  der  Herausgeber  zu  weit,  wenn  er  dem  Buche  einen  Einflufs  auf  Be- 
ifügung der  fanatischen  Volksmassen  beimifst,  z.  B.  S.  LXXVII:  Le  präsent 
frage  am&ne  une  &re  nouvelle ;  il  ouvre  la  porte  ä  une  discussion  pacifique 
xe  Chr&iens  et  Musulmans.  Acceptä  par  les  Chr&iens  avec  un  esprit  de 
lciliation,  c.-ä-d.,  en  consid6rant  les  Musulmans  non  plus  comme  Hnfid&les', 
18  comme  de  vrais  corräligionnaires  din%rant  d'opinion  dans  des  matteres 
sessoires  seulement,  ce  nouveau  genre  de  discussion  peut  servir  &  präporer 
voie  ä  un  rapprochement  qui  dument  cultivä,  finirait  par  6tablir  une 
ternitö  6ternelle.  —  Ein  andrer  Orientale1)  veröffentlicht  9  gröfsere  und 
inere  Essays  in  arabischer  Sprache  zur  arabischen  Litteratur  und  zur  Dog- 
tik  des  Islam.  In  der  letzten  Abhandlung,  welcher  eine  französische  Über- 
zung  beigefugt  ist,  geht  der  Vf.  auf  die  Tagespolitik  ein,  auf  die  soge- 
inte orientalische  Frage,  die  Aussichten  des  Islam  und  sein  Verhältnis  zum 
ristentum.  Der  türkische  Unterrichtsminister  Subhi  Pascha8)  ist  der 
rfasser  eines  Unterrichtsbuches  für  türkische  Schulen,  enthaltend  die  Ge- 
ichte  der  Stiftung  des  Islam  und  der  drei  ersten  Chalifen,  welche  nach 
Müllers  Urteil  mit  (vielfach  fein  ironischer)  Polemik  gegen  das  Christen- 
q  durchzogen  ist.  —  Schliesslich  nennen  wir  noch  den  Katalog  der  Gothaer 
ibischen  Handschriften  von  Wilh.  Pertsch,8)  ein  in  jeder  Beziehung  aus- 
seichnetcs  Werk,  dem  jedoch  die  reichhaltigen  Literaturnachweise  noch 
3i  besondern  Schmuck  dienen.  Der  in  diesem  Jahr  erschienene  Bd.  II 
thält  in  Abteilung  7 — 10  die  arabische  Theologie,  Mystik,  Jurisprudenz 
d  Philosophie.  Verschiedene  Drucke  und  Lithographieen  zur  Religionsge- 
tichte  des  Islam  aus  Lucknow,  Konstantinopel,  Kairo,  Mossul  in  persischer, 
dn-,  türkischer  und  arabischer  Sprache  findet  man  in  Trübners  Record 
S.  II,  97—102,  Aug.  1881. 

Das  islamische  Personen  recht  hat  durch  einen  Muhammedaner 4)  eine 
gfältige  Bearbeitung  erfahren.  Das  Buch  ist  unter  Benutzung  zahlreicher 
bischer  Werke,  welche  in  der  Vorrede  aufgezählt  werden,  verfafst  und  für 
Muhammedaner  Indiens  berechnet.  Bei  der  angefügten  vergleichenden 
zze  des  Erbrechts  der  Sunniten  und  Schiiten  ist  hauptsächlich  ein  kurz  vorher 
'hienenes  Buch  von  Almaric  Rumsey6)  zu  Rate  gezogen,  welchem  zu- 
ch  nachgerühmt  wird,  dals  es  ein  besonders  wertvolles  und  umfassendes 
rk  über  das  hanefitische  Recht  sei,  trotzdem  es  nicht  aus  den  Quellen, 
dern  aus  Übersetzungen  und  Bearbeitungen  schöpft.     In  der  Vorrede  führt 


letti.  T.  1,  2.  Par.,  Leroux.  CL11,  423;  VI.  472  S.  fr.  25.  —  Vgl.  LC.  15.  Jan.  1881. 
87  f.  —  1)  M&anges  par  le  comte  Rocha'id  Dahdah.  Par.,  Leroux  (gedr.  in  Wien). 
5.  arab.  u.  21  S.  franz.  fr.  6.  —  2)  Hakäik  al  kaläm  .  .  .  (türkisch).  Konstantinopel 
7  (1880).  VI,  357  S.  —  3)  JHe  arab*.  Hdss.  d.  Herzogl.  Biblioth.  zu  Gotha.  Bd.  II. 
ba,  Perthes.  VIH,  495  S.  M.  17.  —  Vgl.  Th.  N(öldeke)  LC.  12.  Febr.  1881,  258  f.; 
Derenbourg  RC.  N.  S.  XIII,  201—11,  221  —  9,  13.  u.  20.  März  1882.  —  4)  Syod 
eer  Ali,  The  Personal  Law  of  the  Mahommedans  (according  to  all  the  Schools.)  Together 
*  a  Comparat  Sketch  of  the  Law  of  lnheritance  among  the  Sannis  and  the  Shiahs.  Lond., 
«n.  XU,  432  S.  15  s.  —  Vgl.  Wostm.  Re?.  CXV,  582  f.,  Apr.  1881.  —  5)  Moohum- 
lan  Law  of  lnheritance,  and  Rights  and  Relations  affecting  it.  Sanni  Doctrine.  Comprising 
rther  with  mach  Collateral  Information ,  the  Substance ,  greatly  expanded ,  of  the  Author's 
■rt  of  Pamüy  lnheritance'.  Lond.,  Allen.  XXVm,  470  S.  1  Taf.  12  s.  —  Vgl.  Ac.  XVIII, 
Jnly  24;  Westm.  Rev.  CXIV,  249—50,  July;  Sat   Rev.  L,  463—4,  Oct  9. 


11,230 


XXVI.     J.  Klatt 


sich  letzteres  ein  al»  eine  3.  Ausgabe  zu  lA  Chart  of  Moohummudan  Inhc 
ritance'  (1866;  Ed.  II  1872),  doch  hatten  die  ersten  beiden  Ausgaben  wenig, 
als  50,  diese  500  Seiten.  —  Das  hanefitische  Rechtsbuch  des  Kuduri  (XL  J\ 
ist  von  Prof.  v.  Gottwaldt1)  in  Kasan  neu  herausgegeben  worden:  *3 
erste  von  einem  Europäer  besorgte  Ausgabe,  während  die  früheren  in  orl^ 
talischen  Lithographieen  (z.  ß.  Delhi  1847,  1851,  ßibl.  Sprenger.  No.  fc  i 
614)  bestanden,  welche,  wie  v.  G.  sagt,  durch  die  den  Kommentaren  ^i 
nommenen  und  dem  Text  einverleibten  Einschiebungen  entstellt  sind.  J 
fügt  hinzu:  'Ob  sich  je  ein  Text  herstellen  lassen  kann,  wie  ihn  Koduri  voj 
trug,  ist  sehr  zu  bezweifeln,  da  sein  Original,  wenn  je  eines  existierte,  vo 
einer  Menge  seiner  Schüler  nachgeschrieben  wurde  (?),  so  dafs  man  all« 
existierenden  Handschriften  eher  als  Kollegienhefte  ansehen  dürfte,  denn  alt 
die  Urschrift  des  Koduri'.8)  —  Wir  erwähnen  ferner  ein  Compendium  des 
indischen  Rechts,9)  eine  französische  Abhandlung4)  und  anhangsweise  'da* 
syrisch-römische  Rechtsbuch  aus  dem  V.  Jh.  n.  Chr.',5)  das  seinerzeit  für  doi 
Orient  von  Armenien  bis  Ägypten  von  hoher  praktischer  Wichtigkeit  gewesen 
ist  und  trotz  seines  geringen  Wertes  der  justinianischen  Gesetzgebung  i 
diesem  Landstrich  den  Weg  versperrt  hat. 

Die  Geschichte  der  Chalifen  von  Sujüti  (f  911  H.  =  1505),  dere 
arabischer  Text  1857  in  Kalkutta  ediert  wurde,  liegt  in  einer  Übersetzung* 
vor,  welche  jedoch  nicht  den  ungeteilten  Beifall  der  Kenner  gefunden  b^ 
Nur  die  ersten  5  Hefte  derselben  sind  1880  erschienen.  —  Der  Chalif  Onm* 
soll  642  bei  der  Eroberung  Alcxandriens  die  dortige  Bibliothek  verbrach 
haben.  Die  ältesten  Schriftsteller,  die  eine  genaue  Beschreibung  der  Erotr 
rang  geben,  erwähnen  jedoch  die  Verbrennung  nicht,  sondern  erst  üt> 
500  Jahre  nach  dem  Ereignis  taucht  die  früheste  Nachricht  davon  auf.  Z 
Zeit  Omars  ist  höchst  wahrscheinlich  von  der  Bibliothek  nichts  mehr  oc9 
nur  ein  geringer  Rest  vorhanden  gewesen.7)  In  einem  hübschen  Essay  Ja 
Gh.  Barthälemy8)  denselben  Gegenstand  behandelt  und  sowohl  die  Schri 
steiler,  die  an  diese  Fabel  geglaubt,  als  auch  die,  welche  die  richtige  M> 
nung  gehabt  haben,  wörtlich  citiert.  —  Ein  Denkmal  der  Eroberung  Arn 
niens  durch  die  Araber  (unter  Abd  el  Malik)  ist  'die  Klage  Armenioc 
eine  Elegie  eines  ungenannten  Autors,  welcher  nach  der  Meinung  des  Üb* 
setzers9)  den  Ereignissen  gleichzeitig  war.     Sie  zerfällt  in  zwei  Teile,  d&n 


1)  Muchtasar  al  Kudüri  .  .  .   Kurzer  Inbegriff  der  hanefit  Rechtskunde  toh  Aböl  Ha»«« 
Ahmed  ben  Mohammed  Koduri,  geb.  362  (972),  f  428  (1036).    Kasan,  Univ.-Druck.    144 
gr.  8.  —  2)  Verhandl.  d.  V.  Orient-Congr.  zu  Berlin  1881,  I,  48.  —  3)  Babu  Tota  B»» 
A  General  Digest  of  Muhamm.  Law,  both  Sunni  and  Shia.  Aligarh,  Munshi  Madhava  Fras4d 
Press  1879.    64  S.    Bs.  2    8a.     [A  digest  of  the  works  of  Baillie,   Shamacharn  and  othan 
intended  chiefly  for  candidatos  for  examination.]  —  4)  H.    Hugues,   Los  origines  da  drn 
musulra.,  La  France  judiciaire,  mars.  —  5)  M.  Unterstütz,  d.  Akad.  d.  Wiss.  zu  BerL  aus  ■ 
orient.  Quellen  hrsg.,   übers,  u.  orl.  v.  K.  G.  Bruns  u.   Ed.  S  ach  au.    Lpz.,   Brockhau*    X 
141,  346  S.  4.  M.  36.  —  Darin  S.  68—94  die  arab.  Version,  Abt  2  S.  75—114  Über*** 
d.  arab.  Textes.  —  Vgl.  LC.   17.  Juli,   Sp.    937—9;    A.  Esmein,   Un  traitf  de  droit  ifro- 
rom.   du  V.  s.,  Journ.   des   Sav.   S.  316—26.  —  6)  liist»  of  the  Caliphs  by  Jalalu'ddfa  *« 
Suyüti.  (transl.)  by  H.  8.  Jarrett.    Fase.  1—5.    Calcutta.    S.  1—480.  (Biblioth.  Indi»  K& 
No.  440,   441,   443,  446,   451.)  —  Vgl.   Sat.  Kev.   LU,  24—5.  —  7)  L.  Krehl,   Über  4 
Sage  von  d.  Verbrennung  d.  alexandrin.   Biblioth.  durch  d.  Araber,   Atti  del  IV  congr.  iat-  * 
orient   I,    433—54.    (Auch  sep.   u.   gl.   Tit.,   Florenz.)   —   Vgl.  P.   Perreau,  (o.  &  tW 
S.  55—9.  —  8)  Omar  a-t-il  faitbruler  la  biblioth.  d'Alex.?  in  B.s  «Erreurs  et  mensonget  hurt*- 
XI.  8er.    Par.,   Bleriot  1879,    S.  170—90.  —  9)  Elegie   sur  les  malheurs  de  TArm.  et  » 
martyre  de  S.  Vahan  do  Kogthen,  Episode  de  l'occupation  arabe  en  Arm.  trad.  p.  la  prtm^« 
fois  de  l'arm.  litteral,  sur  l'edition   des  rr.  pp.  Mechitaristes ,  par   J.  A.  Gatte yriar  JA- 
7.  84r.,  XVI,  177—214. 


W**  11,231 

erster  die  arabische  Invasiou,  der  2.  das  Leben  und  Leiden  des  h.  Vahan 
behandelt.    Doch  finden  sich  auch  in  letzterem  zahlreiche  Details  über  den 
Zustand  der  Armenier  unter  der  arabischen  Herrschaft  und  die  Beziehungen, 
welche  die  Geistlichkeit  und  der  Adel  des  Landes  mit  den  Eroberern  unter- 
hielten.   E.   Renan    bemerkt   bei    der   Besprechung   dieser   Übersetzung:1) 
L'Arm6nie  est  la  seule  nation  chrätienne  de  TOrient  qui  ait   eu  conscience 
de  son  6crasement  par  l'islam.     Ailleurs,  pas  une  protestation,  pas  an  cri, 
du  moins  dans  les  monuments  6crits  qui  sont  parvenus  jusqu'ä  nous.     Oü  est 
la  plainte  de  l'figypte?  Oü  est  celle  de  la  Syrie?  ...  —  Über  den  Chalifen 
Walid  IL  (743 — 4)  teilt  E.  Rehatsek')  eine  Volkserzählung  mit  historischer 
Grandlage  mit,  desgleichen  gastronomische  Anekdoten  von  den  älteren  Cha- 
lifen.8) —  Auch  für  die  Geschichte  wichtig  ist  Vict.  Rosens4)  Abhandlung 
Aber  Ibn  Kutaiba  (f  um  890),  dessen  litterarische  Thätigkeit  R.  nach  allen 
Seiten  beleuchtet.  —   Ober  die  von  den  Kreuzfahrern  herrührenden  Nach- 
ahmungen  arabischer  Münzen,   die   sogenannten  bisantii   sarracenati   (wofür 
sarrazinas    die    alte    proven^alische   Form  ist)    handelt   Louis  Blancard.6) 
Derselbe  erwähnt  ein  Werk  Numismatique  fathimite,   welches  H.  Sauvaire 
zu  veröffentlichen  im  Begriff  stehe  (Dec.  1879),  welches  aber  bis  jetzt  (Sept. 
1882)  unsres  Wissens  noch  nicht  erschienen  ist.     Von  einer  andern  Schrift,6) 
die  sich  auf  die  muhammedanische  Geschichte  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  be- 
zieht, berichtet  E.  Renan. 

Für  die  Erforschung  des  gegenwärtigen  Arabiens  bemühen  sich 
erfolgreich  mehrere  Reisende.  Richard  F.  Burton 7~"8)  veröffentlicht  zu  dem 
Bericht  über  seine  zweite  Expedition9)  nach  Midian  (1877 — 8)  zwei  aus- 
führliche Nachträge,  von  denen  der  eine  die  Itinerarien,  der  andere  Mit- 
teilungen über  die  Beduinenstämme  Midians  enthält.  Von  Burtons10)  Pilger- 
fahrt nach  Mekka  und  Medina  wird  wieder  eine  neue  Auflage  angezeigt. 
Wilfrid  Scawen  Blunt  und  seine  Gattin  Lady  Anne  Blunt,  welche  letztere 
aber  die  Beduinenstämme  des  Euphrat  auf  Grund  einer  im  Winter  1877/8 
dnrch  die  syrische  Wüste  und  das  Euphratthal  unternommenen  Reise  ein 
besonderes  Werk11)  herausgiebt,  bereisten  zusammen  das  nördliche  und  innere 
Arabien  von  Damascus  südlich  bis  zum  Dschebel  Schammar  (Nedschd),  ein 
Wegen  des  Fanatismus  seiner  Bewohner  bisher  unzugängliches  Land,  über 
Wekhe  Reise  ein  Bericht18)  vorliegt,   der  auch  unter  anderm  über  die  Nefud 


1)  Kapp.  um.  1880/81,  JA.  7.  Se>.  XVIII,  60.  —  2)  Oriental  Folklore.  III.  Dialogue 
£ the  Khalif  Walid,  with  a  poor  man:  CR.  LXXI,  287—300,  Oet.  —  3)  E.  Rohatsek, 
®*«t*oiioin.  Anecdotes  of  the  Earlior  Khalif s:  GR.  No.  CXXXIX,  Jan.  —  4)  Zur  arab.  Litte- 
J*bi*gesch.  d.  älteren  Zeit  (La  le  9  eopt.  1880.)  I.  Ibn  Quteiba:  Kitab  'Ujün  al-akhbar: 
^U.  de  l'ac.  de  St.-P6t.  1881,  55—78.  (Mel.  asiat  VIII,  745—79,  1881.)  —  5)  S.  u.  S.  24210. 
"  Gnill.  Rey,  Sommaire  da  supplem.  des  familles  d'outre-mer.  Chartres,  Durand  freres.  36  S., 
j*.  &  Renan,  Rapport  (o.  n.  1)  S.  57.  —  7)  Itineraries  of  the  Second  Khedivial  Expe- 
^on:  Memoir  ezplaining  the  New  Map  of  Midian  made  by  the  Kgyptian  Staff-officers :  Journ. 
*•  Geogr.  Soc.  XLIX,  1—150.  1  Karte.  1879.  —  8)  The  Ethnology  of  Modern  Midian: 
^niact  R.  Soc.  of  Liter.  2.  Ser.  XII,  249—330.  —  9)  S.  Jahresber.  II ,  2,  244».  — 
L0)  PUgrimage  to  Meccah  and  Medinah.  New  Ed.  revised.  Lond.,  Mullar.  534  S.  6  s.  (3  Ed., 
!*  Jahresber.  d.  DMG.  1879  S.  140  n.  7.)  —  11)  Lady  Anne  Blunt,  Bedouin  Tribes  of  the 
ptphratee.  Ed.,  with  a  Pref.  and  some  Account  of  the  Arabs  and  their  Horsos  by  W(üfrid) 
Kcawen)  B(lunt).  In  two  vols.  Vol.  1,  2.  With  Map  and  Sketches  by  the  Author.  Lond., 
*Hrray  1879.  XVII,  346  8.  7  Bilder,  1  Karte.  —  VII,  283  S.  5  Bilder.  24  s.  —  12)  W. 
*•  Blunt,  A  Visit  to  Jebel  Shammar  (Nejd).  New  Routen  through  Northern  and  Central 
^tabia:  Proc  R.  Geogr.  Soc.  N.  S.  II,  81—97,  Discuss.  97—102.  2  Kart.  Vgl.  A.  Zehme, 
Wi  and  über  Arabien.  IX.  (Bluntfs  Reise  nach  Schammar.):  Globus  XXXVD,  251—4;  H. 
^  ichmann,  Neuere  Reisen  in  Arabien.  (1.  W.  S.  und  A.  Blunt's  Reise  nach  Nedjd.  2.  R.  F. 


11,232  XXVI.    J.  Klatt: 

genannte  Formation  der  Wüstenfläche  handelt.  Ein  andrer  Artikel  von 
W.  S.  Blunt1)  bespricht  die  neuesten  Ereignisse  in  Arabien  seit  dem  Er- 
scheinen von  Palgraves  Werk,  d.  h.  die  Zeit  von  1864 — 80.  Wir  finden 
ferner  erwähnt  Aufsätze  über  die  alten  Araber  der  Landschaft  Hedschas') 
und  über  Medina  vor  20  Jahren.8)  Die  Mitteilungen4)  über  die  Hafenstadt 
Mekkas,  Dschedda,  einen  Mittelpunkt  des  arabischen  Handels,  enthalten  Aus- 
züge aus  dem  Bericht  des  niederländischen  Konsuls  in  Dschedda  über  Handel 
Schiffahrt,  Einfuhr  und  Ausfuhr.  Weitere  Ergebnisse  seiner  Reise  in  Süd- 
arabien veröffentlicht  Renzo  Mauzoni,5)  und  Heinr.  Kiepert6)  teilt  einiges 
über  eine  Reise  mit,  die  der  Buch-  und  Antiquitätenhändler  Schapira  aus 
Jerusalem  behufs  Aufsuchung  seltener  Handschriften  und  anderer  Altertümer 
in  Südarabien  gemacht  hat.  Gust.  Pauli7)  beschreibt  Bagdad  aus  eigener 
Anschauung.  R.  D.  Osborns  mangelhaft  'der  Islam  unter  den  Chalifen*  be- 
titeltes Buch8)  scheint  von  neuem  erschienen  zu  sein.  Wir  erwähnen  schließ- 
lich noch  eine  Reisebeschreibung  von  Damenhand  9)  und  den  Artikel  'Arabien' 
in  dem  neuen  französischen  geographischen  Wörterbuch.10) 

Hieran  fügen  wir  einige  allgemeinere  Arbeiten  über  Numismatik. 
H.  Sauvaire11)  setzt  seine  Betrachtungen  über  die  verschiedenen  Münz- 
namen fort,  von  welchen  er  diesesmal  einige  80  (No.  5  —  89)  bespricht.  Der- 
selbe hatte  in  dem  JRAS.  von  1877  eine  Abhandlung  des  Mär  Eliya  über 
Gewichte  und  Mafse  übersetzt,  und  zwar  nach  einer  Pariser  Handschrift,  in 
welcher  Kap.  5  —  10  und  Teile  von  Kap.  11 — 13  fehlten.  Diese  fehlenden 
Partieen  werden  jetzt  von  Sauvaire12)  nach  einer  Gothaer  Handschrift  er- 
gänzt. Wir  nennen  ferner  Münzverzeichnisse  der  Sammlung  des  französischen 
Konsuls  in  Mossul13)  und  Bd.  V  des  Katalogs  des  Britischen  Museums,14)  der 
das  Münzwesen  der  nordafrikanischen  und  spanischen  Mauren,  von  448  H.  bis 
zur  Gegenwart  behandelt    und    auch  die  seltenen  Münzen    der  Könige  und 


Burton's  Erforsch,  d.  Midianiter-Landes,  1877  n.  78.  3.  Gh.  McDoughty's  Reise  in  West-  mri 
Centralarabien,  1876—78):  Petermann's  Mitth.  XXV11,  213—22.  1  Karte.  1881.  —  Über  Mie 
Doughty  ygl.  auch  A.  Sprenger,  Doughty's  Forschungen  im  nördl.  Arabien:  Globus  XXXVH, 
201 — 3.  255.  —  1)  Recent  Events  in  Arabia  (auf  d.  Umschlag:  A  Recent  Page  of  Arsbun 
History):  Fortn.  Rev.  N.  S.  XXV11,  707—19,  May  1.  —  21  T.  Paric,  Les  anciens  Anbei 
du  Hedjaz:  Rev.  trimestr.,  juillot.  —  3)  Mohammed  Saddik-Bey,  Medine  il  y  a  fügt 
ans:  Bull,  de  la  Soc.  Khediviale  de  g6ogr.  S.  16—32,  Mai.  —  4)  J.  A.  Kruyt,  Benig0 
Mededoelingen  en  Beschouwingen  betreifende  Djeddah  on  het  daarachter  liggende  Gedeelteru 
Midden-Arabie:  Tijdschr.  van  het  Aardrijksk.  Gonootach.  IV,  336—61.  —  5)  I/Arabia  Feiice. 
Geografia  antiea  o  moderna:  L'Esploratore  No.  1,  S.  12 — 17.  —  0)  Schapira's  Reise  in  Jenes: 
Globus  XXXVI11,  183—6.  —  7)  Bagdad:  Westcnn.  Mon -Hfte.  XLV,  351—64,  m.  5  AbbiW- 
im  Text,  Dec.  1878.  —  8)  Islam  under  tho  Khalifs  of  Baghdad.  Lond.,  Seeley.  416  S.  10  s.  6i 
—  Vgl.  Jahresbor.  II,  2,  248".  —  9)  Isabel  Burton,  Arabia,  Egypt,  India:  a  NamüT« 
of  Travel.  With  15  illustr.  and  2  maps.  Lond.,  Muüar  1879.  486  S."l6  s.  —  10)  VirieB 
de  Saint- Martin.  Nouveau  dictionn.  do  geogr.  univers.  T.  1.  Par.,  Hachette  1879.  8.  173 
— 80.  fol.  —  G.  A.  v.  Kl  öden,  Zur  Bibliographie  Arab.  u.  Afghan.:  Ztschr.  f.  wiss.  Geogr.  1. 
230 — 2.  (Abdruck  der  bibliograph.  Zusammenstellungen  am  Schlüsse  d.  betr.  Artikel  in  d. 
eben  erwähnten  geogr.  Wörterb.).  Vgl.  G.  J.  Dozy,  Nachtr.  zu  Klödens  Arab.  Bibliographie: 
ebda  II,  161.  1881.  —  11)  MateViaux  pour  linst,  de  la  nuinismatique  et  de  la  mätrologw 
rousulm.,  traduits  ou  recueillis  et  mis  en  ordre.  Partie  I.  Monnaies.  (Suite.):  JA.  7.  Sex.  XV» 
228—77,  421-78.  —  12)  A  Treatise  on  Weights  and  Moasures,  by  Eliya,  Archbishop  of 
Nisibin.  (Suppl.  to  Vol.  IX,  291  -  313):  JRAS.  N.  S.  XII,  110—25.  1  Taf.  Jan.  —18)  & 
Siouffi,  Liste«  des  monnaies  musulm.  5,  2,  4  pl.  Mossoul,  s.  JA.  VII.  8er.  XV,  351,  536, 
539.  —  14)  Catal.  of  Orient  Coins  in  the  Brit.  Mus.  Vol.  V.  Lond.,  Longmans  etc.  LÖ> 
175  S.  7  Taf.  9  s.  (Auch  u.  d.  T.:  The  Coins  of  the  Moors  of  Africa  and  Spain:  and  the 
King«  and  Imams  of  tho  Yemen.  in  the  Brit.  Mus.  Glasses  XIV  B.  XXVI I.  By  Stanley 
Lane  Poole.  Ed.  by  Reginald  Stuart  Poole.)  —  Vgl.  Franc.  Godera  y  Zaidin,  Ber. 
de  cienc.  hist.  IV,  108—25,  oct.-noy.  1881. 


W«n  11,233 

[marne  bringt,  welche  in  muhammedanischer  Zeit  über  Südarabien  herrschten. 
Ein  nützliches  Hilfsmittel  bei  numismatischen  Arbeiten  ist  die  von  S.  Lane- 
Poole1)  verfertigte  übersichtliche  Zusammenstellung  der  mohammedanischen 
aerrecher  in  den  Jj.  41 — 656  H.,  und  zwar  der  Dynastieen  von  Spanien, 
Sordafrika,  Ägypten,  Syrien,  Mesopotamien,  Persien,  Transoxanien  und  Afgha- 
nistan, auf  einer  in  Buntdruck  schön  ausgeführten  Tabelle. 

Zur  Umschreibung  der  arabischen  Namen  sind  zwei  französische 
Abhandlungen *— 8)  erschienen,  die  uns  indessen  beide  nicht  zu  Gesichte  ge- 
kommen sind. 

Die  Geschichte  des  Kriegswesens  von  Max  Jahns4)  enthält  eine 
sorgfältige,  aus  den  besten  Quellen  geschöpfte  Darstellung  des  Kriegswesens 
der  Araber  und  Mauren,  ihrer  Waffentechnik,  Reiterei,  Geschütze  und  Be- 
lagerungsmaschinen, Kriegführung,  Befestigungen  u.  s.  w.,  in  einem  besondern 
Kapitel  ihre  Stellung  zur  Feuerwerkerei  und  ihr  Seewesen,  —  letzteres  nur 
$anz  kurz.  Die  neueste  Publikation  von  F.  Wüstenfeld6)  ist  dabei  natür- 
lich nicht  benutzt:  —  dieser  übersetzte  ein  arabisches  Werk,  dessen  Titel 
nicht  bekannt  ist,  und  dessen  ebenfalls  nicht  bekannter  Vf.  vermutlich  um 
die  Mitte  des  VIII.  Jh.  H.  (Mitte  des  XIV.  Jh.  Chr.)  in  Ägypten  lebte.  Die 
Taktik  des  Aelian  in  der  arabischen  Version,  von  deren  Vorhandensein  man 
bisher  nichts  wufste,  ist  vollständig  mitgeteilt.  E.  Rehatsek6)  sammelt  die 
Nachrichten  der  arabischen  Schriftsteller  über  Waffen  und  Kriegsgerät.  F. 
Wüstenfeld7)  liefert  einen  Beitrag  zur  Geschichte  des  Seewesens  der  Mu- 
hammedaner,  indem  er  die  Wörter  für  Schiffe,  deren  es  im  Arabischen  über 
1O0  giebt,  zusammenstellt. 

Eine  Abhandlung  zur  Geschichte  der  technischen  Künste,8)  deren  Titel 
*h  A.Müller  verdanken,  ist  uns  nicht  näher  bekanntgeworden.  E.  Rehat- 
;ek9)  sammelt  die  Stellen  über  das  Weintrinken  bei  den  praeislamitischen 
labern,  bei  denen  es  teils  üblich,  teils  verboten  war.  Über  die  unter  den 
Arabern  allgemein  verbreitete  Annahme,  dafs  der  Charakter  eines  Mannes 
lQf  den  Sohn  seiner  Schwester  übergehe,  hielt  J.  G.  Wetzstein10)  einen 
Vortrag,  der  sich  sowohl  auf  mündlich  Vernommenes,  als  auch  auf  Belege 
us  der  Litteratur  stützt  —  In  seiner  Abhandlung  über  die  grofsen  Seuchen 


1)  A  Schemo  of  the  Mohamm.  Dynastie»  during  the  Khalifate:  Numism.  Chron.  XX, 
£2—7.  1  Tab.  Auch  sep.,  8  S.  1  Tab.  Lond.,  Trübner.  2  8.  -  2)  G£ner.  Parmentier, 
J®  la  transcription  pratique,  an  point  de  vue  francais,  des  noms  araboa  en  caraetcres  latins. 
J**»i.  pres.  ä  la  sect  de  geogr.  de  l'a&soc.  fran$.  ]>oar  l'avanc.  d.  sciences,  aa  congres  de 
*<*Utpellier,  le  1  sept  1879.  Paris,  1880.  35  S.  —  3)  Trumelet,  Do  la  transcription 
'Biograph,  des  noms  arabotj   et  berbers:    Rev.  geogr.  intern.    No.  52,  61,  62.  —  4)  Handb. 

*  Gesch.  d.  Kriegswesens  v.  d.  Urzeit  bis  z.  Renaissance.    Technischer  Thoil.    Lpz.,    Gronow. 

*  489—508,  Tai.  33  u.  34,  Moslemin;    S.  517—23  Stellung  der   Araber  z.  Feuerwerkerei; 

*  1027 — 33  die  Mauren;  S.  1233 — 4  Seewesen  d.  Araber.  --  5)  D.  Heerwesen  d.  Muham- 
tQdaner  u.  d.  arab.  Üben,  der  Taktik  d.  Aelianus.  Aus  e.  arab.  Hds.  d.  Rerzogl.  Bibl.  zu 
'<Hha  übers.  M.  Zeichnungen  u.  d.  Plane  e.  muhamm.  Lagers:  Abh.  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu 
^ött  XXVI.  Auch  sep.,  Göttingen,  Dietorich.  VII,  73,  32  S.  4.  M.  6.  —  Vgl.  LC.  6.  Aug. 
&$1,  1105  f.;  Philol.  Anz.  XI,  43 — 5.  —  6)  Notes  on  some  Old  Arms  and  Instruments  of 
^ar,  chiefly  among  the  Arabs:  Joum.  Bombay  Br.  R.  As.  Soc.  XIV.  1879  (ersch.  1880), 
;-  219—63.  7  Taf.  —  7)  Die  Namen  d.  Schiffe  im  Arab.:  Gott.  Nachr.  S.  133—43.  — 
fy  Jos.  Karabacek,  Über  einige  Benennungen  mittelalterl.  Gewebe:  Mittheil.  d.  k.  k.  öst 
*fo*.  f.  Kunst  u.  Ind.  Jg.  1879  S.  273-83,  301—9,  343—9.  1880  S.  77—86,  97—103. 
Aach  sep.)  —  9)  Wine  among  the  Ancient  Arabs:  Journ.  Bomb.  Br.  R.  As.  Soc.  XIV,  164 
—72.  —  Ebda,  von  de  ms.  Vf.:  On  the  Arabic  Alphabet  and  Early  Writings  S.  173—98. 
L  Taf.;  Magic  S.  199—218.  1  Taf.  —  10)  Über  d.  Glauben  d.  Araber,  dafs  d.  Neffe  d. 
Hütterl.  Oheim  nachgerathe:  Ztschr.  f.  Ethnol.  XII.  Verh.  S.  244—50,  16.  Oct, 


11,234  XXVI.     J,  Klatt: 

des  Orients  bestreitet  A.  v.  Kremer1)  die  Meinung,  dafs  Ägypten  und  Syrien 
die  eigentlichen  Brutstätten  der  Pest  seien,  und  dafs  die  Pest  immer  aas 
dem  Orient  nach  Europa  eingeschleppt  worden  sei;  sie  sei  vielmehr  auch 
häufig  spontan  auf  europäischem  Boden,  z.  B.  in  den  grofsen  mittel-  und  süd- 
deutschen Handelsstädten  entstanden.  Daran  knüpft  er  noch  andere  allge- 
mein kulturhistorische  Betrachtungen  und  giebt  hierauf  eine  chronologische 
Reihenfolge  der  Pestepidemieen  nach  Sojutis  Geschichte  der  Pest  vom  Beginn 
des  Islams  bis  z.  J.  897  H.  (1492  Chr.),  in  welchem  der  Vf.  schrieb.  Es 
ergiebt  sich  daraus  ein  unmittelbarer  Zusammenhang  zwischen  dem  Erscheinen 
der  grofsen  Seuchen  und  den  politischen  Zuständen  (Kriegsläuften).  Wir  er- 
wähnen schlicfslich  noch  eine  französische  Abhandlung  über  den  Unterricht 
in  den  muhammedanischen  Ländern,  *)  einen  Auszug  aus  dem  trefflichen  Auf- 
satz K.  Thiemes8)  und  eine  hübsch  geschriebene  populäre  Abhandlung  über 
die  Frauen  der  islamitischen  Welt.4) 

Nachdem  wir  die  über  den  Islam  im  allgemeinen  und  über  Arabien  be- 
sonders erschienenen  Schriften  überblickt  haben,  wenden  wir  uns  zu  den 
andern  Ländern,  in  denen  der  Islam  herrscht  oder  geherrscht  hat  Denn  er 
ist  noch  gegenwärtig  die  Religion  nicht  nur  der  Araber,  sondern  auch  der 
Perser,  Afghanen,  Türken,  Tataren,  des  indischen  Archipel,  eines  Teils  von 
Vorderindien  und  des  ganzen  nördlichen  Afrika  von  Ägypten  bis  Marokko 
und  gewinnt  in  China  und  in  Central-Afrika  immer  mehr  Boden;  im  Mittel- 
alter hatte  er  auch  in  Spanien  und  Sicilien  Fufs  gefafst. 

Für  das  weite  Gebiet  von  Persien  und  Turkistan  haben  wir  nur 
ein  paar  numismatische  Abhandlungen  gefunden.  A.  Houtum-Schindler5) 
publiziert  einige  der  von  ihm  in  Kermän  (Garamania)  erworbenen  Münzen, 
von  denen  die  meisten  unter  Schah  Schudschäc,  t  786  H.  (1384  Chr.)  ge- 
prägt sind,  Guy  Lc  Strange6)  handelt  über  seleucidische,  baktrische,  par- 
thische,  sasanidischc  und  Chalifen- Münzen,  W.  v.  Tiesenh aasen7)  über 
eine  aus  Transoxanien  kommende  Sammlung,  enthaltend  Münzen  der  ver- 
schiedenen Dynastieen,  die  nach  dem  Fall  der  Samaniden-Macht  und  wiederum 
nach  der  mongolischen  Invasion  in  jenen  Ländern  herrschten,  B.  Dorn8) 
giebt  eine  aus  verschiedenen  Werken  zusammengestellte  Liste  der  Münzen 
der  Ileke  oder  Chane,  die  etwa  von  990  bis  1212  n.  Chr.  in  Turkistan 
herrschten. 

Für  den  Islam  in  Indien  ist  zunächst  eine  Abhandlung  von  Keene') 
anzuführen.  Wir  fügen  hinzu  einen  Traktat  eines  bengalischen  Mohamme- 
daners,10) welcher  im  Gegensatz  zu  Keene  einen  socialen  Rückgang  der  Mn- 
hammedaner,  wenigstens  für  Bengalen  feststellt  und  die  Aussichten  derselben 


1)  Über  d.  grofsen  Seuchen  d.  Orients  nach  arab.  Quellen:  Wien.  Sits.-Ber.  Phil.-hiit 
Cl.  XCV1,  69—156.  Auch  aep.,  Wien,  Gerold.  90  S.  M.  1,40.  —  2)  A.  Cherbonnetu, 
L'enseignement  en  pays  musulman:  Rev.  de  geogr.,  oct.  —  3)  Die  Chalifenpoat:  Ausland  Llii» 
331—4.  Vgl.  Jahreaber.  11,  2,  2495.  —  4)  Nicolai  v.  Cramer,  Prauenleben  üb  Orient: 
Bali  Monatsschr  XXVI,  516—37,  1879.  —  5)  The  Coinage  of  the  Decline  of  the  Mongol» 
in  Pcrsia:  Numisro.  Chron.  N.  S.  XX,  320—31.  —  6)  Note«  on  some  Ined.  Coina,  fro»  i 
Collection  made  in  Pcrsia  during  tho  Years  1877—1879:  JKAS.  N.  S.  XII,  542—7,  Oct  - 
7)  Notice  sur  uno  collection  de  monnaies  orient.  de  M.  le  Cte  S.  Stroganoff.  Avec  3  pL 
St.  Petersb.,  Impr.  de  l'Acad.  4°.  —  Vgl.  Stanley  Lane  Poole  Ac.  XVIII,  31  1,  July  10- 
—  8)  Über  d.  Münzen  der  lleke  od.  ehemal.  Chane  v.  Turkistan:  Biül.  de  l'ac  de  8t-P& 
XXVI,  542—71.  Auch  Mel.  asiat  VIII.  1881,  703—44.  —  Nachtrage  .  .  .  I.  fla  1»  S  tfc. 
1880):  Bull.  XXVH,  151—64,  mars  1881.  —  9)  S.  o.  I,  278.  —  10)  The  Future  of  the 
Muhammadans  of  Bengal.  By  Saeed.  1258,  Solar  Hijreh.  Calcutta,  Urdoo  Guide 
Vgl.  CB.  LXXH,  Apr.  1881,  p.  IV— VII. 


lalam.  11,235 

in  der  Zukunft  beleuchtet.  Die  Rührigkeit  der  indischen  Muhammedauer 
auf  geistigem  Gebiet  wird  am  besten  durch  die  reiche  litterarische  Produk- 
tion derselben  bewiesen,  auf  welche  wir  hier  nur  summarisch  hinweisen 
können.     Weiteres  geben  die  offiziellen  indischen  Bücherkataloge. 

Der  Islam  des  indisch-malayischen  Archipels  sei  nur  durch  ein 
speeimen1)  vertreten,  und  als  Beweis  des  weitreichenden  Einflusses  der  Araber 
möge  noch  eine  Abhandlung8)  über  die  in  die  Sprache  Madagaskars  (eine 
der  malayischen  Sprachen)  eingedrungenen  arabischen  Wörter  hier  ihre  Stelle 
finden. 

Über  den  Islam  in  China  handelt  ein  Essay3)  einer  englischen  Review, 
welcher  sich  an  Dabry  de  Thiersants  erschöpfendes  Werk4)  anschliefst.  Ein 
russischer  Beitrag  zur  neuesten  Geschichte  des  Kuldscha- Gebiets,  betitelt: 
"Krieg  der  Muselmänner  gegen  die  Chinesen;  Text  im  Tarantschi- Dialekt, 
heransgeg.  von  N.  N.  Pantusow'6)  enthält  in  seinem  1.  Heft  den  Krieg  der 
Dtmganen  oder  muslimischen  Unterthanen  Chinas  gegen  ihre  Oberherrschaft. 
Der  muhammedani8che  Vf.,  welcher  den  Krieg  mitgemacht  hat,  fuhrt  die  Er- 
zählung von  den  Zeiten  des  Chakans  Tschanlun  (Mitte  des  vor.  Jh.)  bis  zum 
J.  1871.  Das  2.  Heft,  (erst  1881  erschienen),  enthält  Lieder  im  Tarantschi- 
Dialekt  und  ist  besonders  philologisch  interessant. 

In  Afrika  zeigt  sich  der  Islam  gegenwärtig  am  meisten  lebensfähig. 
Nach  H.  Tauxier6)  hat  schon  lange  vor  Muhammed,  nämlich  im  U.  Jh. 
'uiserer  Zeitrechnung  eine  arabische  Einwanderung  nach  Afrika  stattgefunden, 
teren  Nachkommen  die  heutigen  Berbern  seien,  was  er  aus  römischen  und 
^bischen  Schriftstellern  nachzuweisen  sucht.  Arnauds7)  Beiträge  zur  Ge- 
chichte  des  nördlichen  Afrika,  die  sich  durch  mehr  als  2  Jg.  der  Revue 
■fricaine  hindurchziehen,  sind  zum  Abschlufs  gekommen.  Ein  auf  dem  um- 
^sendsteu,  .freilich  nur  arabischen  Quellenmaterial  beruhendes  Werk  ist 
•  Wüsten felds8)  Geschichte  der  Fatimiden-Chalifen,  deren  I.  Teil  bis 
^  1  H.  (952  Chr.),  dem  Tode  el-Mansürs  reicht,  und  für  welche  er  als  eine 
aeUe  Quelle  die  bis  jetzt  ungedruckte  Geschichte  des  Dschamäl  ed-din  nach 
l**er  Gothaer  Handschrift  benutzt.  —  Zur  Geschichte  von  Algier  ent- 
«Ut  die  Revue  africaine,  welche  speziell  der  Erforschung  der  algierischen 
r^schichte  gewidmet  ist,  zahlreiche  aus  arabischen  und  andern  Quellen  ge- 
köpfte Artikel,  auf  welche  wir  hier  nur  summarisch  hinweisen ;  besonders  seien 
^doch  die  Arbeiten  L.-Ch.  Förauds  hervorgehoben.  Wir  erwähnen  aufserdem 
*He  Abhandlung  über  die  muhammedanischen  Eingebomen  Algiers9)  und  einen 


1)  Hugh  Low,  Selesilak  (Book  of  the  Descent)  of  the  Hajos  of  Bruni.  Notes  to  Ditto  — 
listory  of  the  Sultans  of  Bruni  —  List  of  the  Mahomedan  Sovereigns  of  Bruni  —  Historie  Tablet: 
<*urn,  of  the  Straits  Branch  of  the  R.  As.  Soc.  No.  5,  June.  —  2)  L.  Dahlo,  The  Influence 
f  the  Arabs  on   the  Malagasy  Language:   Antananarivo   Annual   and  Madagascar  Mag.  No.  LI. 

—  3)  Mohammedanism  in  China  [Columnentitel] :  Edinb.  Rey.  CLL,  359 — 79,  Apr.  —  Folgende 
MicheT  werden  erwähnt:  Prieros  des  Musulmans  chinois,  trad.  sur  l'original  en  arabe  et  on 
»eraan  Daaouät  el-Moslemin,  imprimä  ä  Canton  en  1876.  Paris,  1878;  —  Doraetr.  Ch.  Boulgor, 
t*he  Life  of  Takoob  Beg,  Athalik  Ghazi,  and  Baudalot,  Ameer  of  Kashgar.  Lond.,  1878;  — 
o*.  Edkins,  Religion  in  China.  2  Ed.  Lond  ,  1878.  —  4)  S.  Jahresber.  I,  334*.  — 
t)  Bofiua  MycyjtMaHt  npoTHBi  KHiafii^eBt.  Tencra  Hapiiia  TapaHiH,  hs*.  H  H.  Uan- 
tyCOBHMi.  Bhh.  I.  Ka3am>,  Yhhb  thq\  7, 165  S.  —  6)  Uno  emigr.  arabe  en  Afr.  un  siecle  apres 
f  es. -Chr.  Reponse  aux  questions  de  M.  l'interprete  Mercier:  Re?.  afr.  XXIV.  373 — 97.  — 
f)  Voyages  extraordin.  et  nouvellea  agreables  par  Mohammed  Abou  Ras  ben  Ahmed  ben  Abd 
el-Kader  en-Nasri.  Bistoire  de  l'Afrique  septentrionale :  ebda.  XX  fl — XXIV,  No.  132 — 40, 
144.  (1878—80.)  —  S)  Gesch.  d.  Fatim.  Chalifen.  Nach  d.  arab.  Quellen:  Abh.  d.  K.  Ges. 
d.  Wisa.  zu  Gott  XXVI.  97  S.  4.   1  Karte.  —  Vgl.  Gott  Nach*  14.  Juli  1880,  S.  443—5. 

—  9)  Sergent,  Les  indigenes  muaulm.  en  Algerier  La  Reforme,  Not.  1879. 


11,236  XXVI.     J.  Klatt: 

Artikel  über  die  Beni-Mzab,1)  der  dem  Reisewerk  von  Paul  Soleillet,  L'Afriqae 
occidentale  —  Algfoie,  Mzab,  Tiltikelt  (Paris,  1877)  entnommen  ist  Auch  in 
einer  Abhandlung  E.  Masquerays*)  über  römische  Denkmäler  and  In- 
schriften Algiers  finden  sich  einige  Mitteilungen  über  die  mohammedanischen 
Einwohner.  Rob.  Spence  Watson3)  schildert  einen  kurzen  Aufenthalt  in 
Wazan,  der  heiligen  Stadt  von  Marokko,  wobei  er  die  Beschreibungen  der 
maurischen  Geographen  Idrisi  und  Leo  Africanus  zur  Vergleichung  heran- 
zieht. —  Interessant  als  Beispiele  der  Beteiligung  der  schwarzen  Rassen  des 
innern  Afrika  am  geistigen  Leben  sind  die  Notizen  von  Aug.  Cherbonneau4) 
über  18  Schriftsteller  des  Sudan,  von  denen  der  erste  1357  und  der  letzte, 
Ahmed-Baba  aus  Timbuktu,  aus  dessen  Werk  diese  Notizen  genommen  sind, 
1556  geboren  ist.  Es  geht  daraus  hervor,  dafs  während  des  XIV.  bis  XVI.  Jb. 
die  Wissenschaften  und  die  Civilisation  im  Sudan  geblüht  haben,  und  fast 
in  jeder  Stadt  und  Oase  dieses  unbekannten  Landes  ein  vom  Islam  befruch- 
tetes reges  geistiges  Leben  sich  entwickelt  hat. 

Wir  gehen  über  zur  Geschichte  des  Islam  in  Europa,  und  zwar  zu- 
nächst in  Spanien.  Franc.  Godera  y  Zaidin5)  weist  nach,  dafs  die 
Eroberung  Aragoniens  und  Kataloniens  durch  die  Mohammedaner  ohne  er- 
heblichen Widerstand  erfolgte,  dafs  aber  Musa  nicht,  wie  gewöhnlich  ange- 
nommen wird,  über  die  Pyrenäen  gegangen  ist.  Derselbe  handelt  über  Abc 
er-Rahman  I6)  und  über  3  arabische  Münzen  aus  den  Jahren  638 — 60  ES 
(1240— 61  ).7)  Die  von  dem  Bisch.  Gotmar  II.  von  Gerona  (839  Chr.)  an* 
bisch  abgefafste  Chronik  der  fränkischen  Könige  liegt  nun  in  spanisches 
Übersetzung  vor.8)  Studien  über  die  arabischen  Inschriften  Spaniens  im 
allgemeinen  beginnt  Rodr.  Amador  de  los  Rios;9)  sein  Werk  über  d3 
arabischen  Inschriften  Cordovas  ist  von  neuem  erschienen.10)  Über  diel« 
Schriften  und  anderen  Altertümer  einzelner  Städte  und  Provinzen  des  arabische 
Spaniens  sind  zu  nennen:  eine  Abhandlung  über  die  Altertümer  Cartagenas,1- 
über  Gemmen  mit  arabischer  Schrift  aus  Gerona,18)  ein  Reisewerk  eüsv. 
Holländers18)  über  Granada  und  die  Alhambra  und  ein  Schulprogramm  ül» 
das   ebengenannte  Denkmal  der    arabischen  Architektur,14)    ein  Werk   üb» 


1)  Die  Beni-Mzab:   Ausland  LLLL,   301 — 5,    19.  Apr.  —  2)  Raines  anciennes  de 
chela  (Mascula)  a  Besseriani  (Ad  Majores).     Alger,  Jonrdan  1879.    59  S.    2  pl.    fr.  2,50. 
3)  A  Visit  to  Wazan,   the   Sacred  City   of  Morocco.    Lond.,  MacmiUan.  —  Vgl.   Ac. 
378  f.,  Not.  27;   Bat  Key.  L,  680—1,  Nov.  27.  —  Ferner  sind  1880  erschienen:   Lli 
Rodrigaiiez,   £1   imperio   de  Marruecos.  Madrid,  und  Gatell,    Relation  del  viage 
Wad  Nnn  y  Sus:   Bol.  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid,  s.  Verh.  d.  V  intern.  Or.-Congr.   IL, 
46—7.  —  4)  Essai  sur  la  litterat  arabe  an  Soudan:  Polyb.  XXIX,  166—9,  n.  ö.,  Aog.-Ä« 

—  5)  Conquista  de  Aragon  y  Cataluna  por  los  Musulmanes:  Bol.  hist  I,  1 — 7,  Jan.  - 
6)  Abde-r-Rhaman  I:  Rev.  contempor.  (Madrid)  Apr.  —  7)  Monedas  in4d.  de  los  ultim 
anos  de  los  Ärabes  en  Murcia:  Rev.  de  arqueol.  espafi.  1,  33 — 44,  Jan.  —  8)  Cronics  de  I< 
Heyes  Francos  j>or  Gotmaro  II,  Obispo  de  Gerona.  Publicada  y  precedida  de  an  estndio  bi* 
por  D.  Franc.  Fernandez  y  Gonzalez.  Madrid,  Fortanet  21  S.  4.  —  Vgl.  Rev.  de  arqnao 
esp.  I,  187  f.  —  9)  Estudios  de  epigrafta  arabigo-espan.  I:  Rev.  de  arqueol.  esp.  1,  $5—90 

—  10)  Inscripciones  arab.  de  Cördoba  ...  2  Ed.  Madrid,  Murillo.  XXVIII,  429  S.  18  Tfc£ 
42  r.  [TrtibneT:  15  s.]  Vgl.  Jahrosb.  II,  2,  2467.  —  11)  Franc.  Fernandez  [y]  GonxaJe*, 
Arqueologia  do  la  Espaiia  Arabe.  Frov.  Cartaginenso.  I,  II.  (II  m.  d.  Tit  :  Monumentos  de  /» 
Cartaginense,   pertenecientes  a  epoca  anter.  a  la  dominacion  rausulm.,  mencionados  y  descritof 
por  autores  arabigos.):   Rev.  de  arq.  esp.  1,   9 — 32,    135 — 58.  —  12)  Enr.   ClaucL  Girbal, 
Seilos  arabes  de  la  Catedral   de   Gerona:   Rev.   de  cienc.  hist.   I,   388 — 92.  —  13)  J.  &  *• 
Sturler,  Granada  en  do  Albambra.    Geschiedenis  en  Reisherinneringen.     Leiden,  Kolff.   8,  IV, 
272  S.  5  Phot.  1,50  Gulden.  —  14)  R.  Hein,   Die  Alhambra.    Progr.  d.  Real-  u.  ObergriBB. 
zu  Oberhollabrunn.    36  S. 


IMara.  11,237 

Malaga, l)  dessen  vorliegender  Bd.  I  die  politische  Geschichte  umfafst,  während 
Bd.  n  den  Altertümern,  mit  besonderer  Rücksichtnahme  anf  die  Numismatik 
und  Bd.  III  der  Kulturgeschichte  gewidmet  sein  wird,  ein  Buch  über  Zamora,*) 
welches  vermutlich  auch  über  arabische  Altertümer   handelt,  Notizen8)  über 
die  4  arabisch-spanischen  Festungen  Raya,  Antequera,  Archidona  und  Belda, 
schließlich  zwei  Schriften  über  die  portugiesischen  Städte  Mafra4)  und  Mer- 
tola,5)  welchen  derselbe  Autor  ein  größeres  Werk  über  die  Altertümer  von 
Algarve  folgen  lassen  will,   und  ein  Artikel   über   die   arabische  Kultur  in 
Portugal.6)     Ein  Werk  über  die  spanischen  Heterodoxien7)  enthält  in  seinen 
bisher   erschienenen   zwei   ersten    Bänden    auch    eine    Kulturgeschichte    der 
spanischen  Araber   und  Juden  bis  zum  XVII.  Jh.,    während  der  noch  aus- 
stehende Bd.  m  das  XVlU.  und  XIX.  Jh.  umfassen  wird.     Der  Vf.  ist  zwar 
kein  Arabist,  zieht  aber  seine  Nachrichten  aus   den  besten  Quellen  und  hat 
sich  der  Beihülfe  spanischer  Orientalisten  zu  erfreuen  gehabt. 

Die  Geschichte  der  Araber  in  Sicilien  ist  das  von  Mich.  Amari 
beherrschte  Gebiet,  der  es  zu  seiner  Lebensaufgabe  gemacht  hat,  die  arabischen 
Quellen  nach  der  Geschichte  Siciliens  zu  durchforschen.  Bd.  I  seiner  ara- 
bisch-sicilischen  Bibliothek  (Übersetzung)8)  enthält  in  43  Kapiteln  Auszüge 
&us  ebensovielen  arabischen  Werken,  sowohl  gedruckten,  als  auch,  was  dem 
Bache  einen  besondern  Wert  verleiht,  nur  handschriftlich  vorhandenen  zur 
Geographie,  Geschichte,  Biographie  und  Bibliographie  Siciliens.  Bd.  II,  der 
de»  Schlufs  und  die  Indices  bringt,  gehört  in  das  nächste  Berichtsjahr.  Von 
zwei  anderen  Publikationen  a~10)  erhielten  wir  durch  A.  Müller  Kunde. 

Zur  Geschichte  der  Beziehungen  der  Araber  zum  übrigen  Europa 
nennen  wir  de  Goejes11)  Obersetzung  des  von  Kunik  und  Rosen  edierten  arabi- 
schen Bericht«  über  die  davischen  Völker.    Die  Münzfunde18)  zeigen  von  Zeit  zu 


1)  F.  Guillen  Roblea,  Malaga  muaulra.  Sncesos,  antigüedades,  ciencias  y  letraa  mala- 

|*°Üw  durante   la  edad   media.    [L]    Malaga,   Oliver  Navarro.  XXII,   370  8.    4.    5  Taf.  — 

T*    Tom.  Mar.  Garnacho,  Breve  noticia  de  algunas  antigüed.  de  la  ciud.  y  pro?,  de  Zamora. 

t»  e    8.  y  lam.  14  r.  —  3)  Aurel.  Fernandez-Guerra,  Fortalezas  del  guerrero  Omar  ben 

5***jboii,  hasta  ahora  desconocidas:   Bolet  hißt.  I,   33 — 7,  März.  —  4)  8.  P.  M.  Eatacio  da 

£«i  ga,   Antiguidadea  de  Mafra  .  .  .  IAsboa,  typ.  da  Acad.  1879.  117  S.    4.    8  Tat    [M.  9.] 

^***in  8.  67 — 86  über  die  arab.  Zeit  —  5)  Derselbe,    Memoria  das  antiguid.  de  Mertola 

0b*erradaa  em  1877  .  .  Liaboa,  impr.  nac.  189  8.    1  Taf.    [M.  9.]    Darin  S.  34—6,  39,  123 

Jp^4  über  die  arab.  Zeit  —  Vgl.  E.  Hübner  DL.  11,   1118—9,  9.  Juli  1881.  —  6)  Theoph. 

r    ***tga,    A  ciyilisacaö  arabe  em  Portugal;    l'Era  Nova  1,   88 — 9.  —  7)  Marcel.  Menendez 

y'j    Pelayo,  Hiat  de  loa  Hoterodoxos  espaii.  T.  I,  II.  Madrid,  Libr.  Catol.  de  8.  Jos6.  802  u. 

^^6  8.  [M.  28.]  —   Vgl.  Wentworth    Webster,   Ac.   XVIII,   92,    Aug.  7.  —  Darin:   (I, 

15*^ — 8)  La  impiedad  ayerroista.  —  Fray  Tomas  Scoto.  —  £1  libro   'De  tribua  impostoribaa', 

•^J^edr.  in  Bolet.  hist  1,  17  -23,  Febr.  —  8)  Biblioteca  arobo-aicula.    Veraiono  ital.    Vol.  1. 

"V**ino   e   Roma,   Loescher.    LXXXIII,   570  S.    1.  18.  —  Vgl.  R.  Starrabba,    Arch.   stör. 

Jy^il.   N.  8.  IV,   471—8   (1879).  —  Es  giebt  auch  einen  Abdruck  in  fol.  als  Supplimento  al 

"^Xiratori   <Rer.   Ital.  8cr.'   t  1,  parte  II.    Disp.  1.    144  S     l.  22,50.     [Original  ersch.  Lipa. 

^%57,   Appendice  1875.]  —  9)  M.   Amari,  lnterpretazione  delle  iscrizioni  arab.   della  Cap- 

^J^lla  di  8.  Pietro  nella  Reggia,  Palermo,  in   Andr.  Terzi,   La  Cappella  di   8.   Pietro  nella 

^teggia  di  Palermo  dipinta.  Palermo,  fol.  [Darin  bis  jetzt  erschienen :  No.  65  Cassettina  araba. 

^V>.    65  b.   Iscriz.  cnfica  nel  coperchio  della  cass.   ar.     No.  66   Cassettina  araba,    coperchio. 

**o.  67  Iscriz.  trilingae  doli*  Orologio.    'Nach  Angaben  Eutings'.]  —  10)  Amari,  Ragguaglio 

^4   mia  recente  sna  gita  a  Messina:  .  .  .    Atti  d.  R.  Acc.   dei  Lincei   1880/1,   Transunti  V, 

*42  t    [Inachr.  Rogers  II.]  —  11)  8.  o.  8.  151*— 6  und  vgl.  noch    Handel  mann,    Ztschr. 

t,  EihnoL  XIII,    (48);  Virchow  ebda.  8.  (48)— (50).  —  12)  H.  L.  Fleischer,   Morgen- 

Uhid.  Süberfnnd  in  d.  Oberlausitz,  ZDMG.  XXXIV,  176—7 


11,238  XXVII.     L.  Streit: 

Zeit,  wie  weit  die  Handelsbeziehungen  der  Muhammedaner  reichten,  durch 
welche  auch  der  arabische  Geograph  Idrisi  (1153  n.  Chr.)  seine  Kenntnis 
der  Ostseeländer  erlangt  haben  mag.1) 


XXVII. 
L.  Streit. 

Geschichte  der  Kreuzzüge. 

Während  die  Akademie  des  Inscriptions  et  Beiles  Lettres  zn  Paris  in_ 
ihrem  Unternehmen,  die  gröfsern  Quellenschriften  über  die  Kreuzzüge^& 
herauszugeben,  die  Unterstützung  kritisch  arbeitender  Gelehrten  gewonnenem 
hat,  fährt  die  Soctätä  de  l'Orient  Latin  unter  Graf  P.  Riante  rastloser  rnliimii  ^ 
fort,  die  Texte  kleiner  Berichte  und  der  Reisebeschreibungen  zu  sammeh^=zi 
und  befördert  eine  dem  Archiv  zur  älteren  deutschen  Geschichte  ähnlich  ■& 
Zeitschrift,  welche  die  Ergebnisse  der  in  fast  ganz  Europa  angestellten 
suchungen  über  (tys  ganze  Gebiet  der  wissenschaftlichen  Thätigkeit  der 
Seilschaft  rascher  zur  Kenntnis  bringen  wird.*) 

So  führt  die  genaue  Erforschung  der  Quellen  und  namentlich  der  U: 
künden  mehr  und  mehr  zur  rechten  Erkenntnis  der  Ursachen  und  TV 
denzen  der  Unternehmungen  ins  heilige  Land.  Dafs  schon  Karl  d.  Gr.  doi 
hin  gezogen  sei,  wurde  weit  und  breit  im  Abendlande  geglaubt.  Dafe  <L< 
Fürst  mit  dem  Patriarchen  von  Jerusalem  Beziehungen  hatte,  ist  nachwe: 
bar,  ebenso  wie  eine  Förderung  von  Einrichtungen  dort,  welche  den  AufeKimt- 
halt  abendländischer  Pilger  begünstigten.  Die  Idee,  dals  Karl  mit 
macht  ostwärts  gegen  die  Feinde  des  Kreuzes  gezogen  sei,  ist  erst  wr 
Urban  II.  aufgekommen  und  verbreitet  worden.  Selbst  Gregor  VII.  hat 
eine  Befreiung  des  h.  Landes  geplant.  Ebenso  wenig  ist  es  richtig,  cLnTs 
schon  in  Piacenza  das  Kreuz  gepredigt  worden.  Der  im  Abendlande  w«t 
verbreitete  angebliche  Brief  des  K.  Alexius  mufs  als  unecht  gelten3),  wenn 
es  auch  nicht  möglich  sein  sollte,  die  Entstehung  der  Fälschung  nach  ^Seit 
und  Ort  genau  festzustellen.4)     Von  den  zwischen  den  Fürsten  vor  uncl     5» 


1)  Idrifiii  notitiam  terraram  balticarum  ex  commercÜB  ScandinaYorum.  et  Italorum 
ortam  esse.  Dixit  V.  Lag  üb:  Atti  del  IV.  congr.  int  d.  orient.  I,  S95 — 401.  —  Vgl-  **• 
Perreau,  (o.  S.  222*).  —  2)  Von  den  1881  ausgegebenen  stattlichen  Bd.  I  der  Archiv«* 
de  T Orient  latin  (Paris,  Leroux.  XVI,  767  S.  Lex.-8°.)  ist  Riants  Inrentaire  erit- 
lettres  bist,  des  croisades  (768 — 1100),  219  S.,  bereits  1880  bes.  erschienen, 
ist  der  Zeitschrift  eine  von  Moses  Schwab  bearbeitete  'Bibliographie  de  l'Orient  Latin' 
1878  —  80  (Paris,  Leroux,  75  8.),  aufser  welcher  noch  J.  Martinov,  Dernieres  publica*, 
lativ.  aux  croisades  et  ä  l'Or.  lat,  im  Polybiblion,  XXIX,  459 — 473  und  A.  Socin, 
(s.  o.  1,  56  u.)  d.  Paläst-Litt,  benutzt  werden  konnte.  Vgl.  auch  A.  Giry,  Becentes  public 
sur  l'hist.  des  crois.,  Bepubl.  franc^.  v.  3.  Aug.  —  Aufeor  Biants  Bemerkungen  zu  768  «ümI 
die  oben  S.  241-*  besprochenen  Werke  zu  vergleichen.  —  3)  Biant  a.  a.  0.  gegen  Va*i- 
lievsky,  Zschr.  d.  Bufs.  Minist,  d.  off.  Aufklär.  S.  223—261.  Vgl.  o.  S.  221*  —  4)  Bi*»* 
hält  a.  a.  0.  gegen  G.  Paris'  in  d.  Jahresber.  II,  2,  250  angeführte  Kritik  noch  dar»  fos^ 
dafs  das  unechte  Schreiben  um  1098  entstanden  sei. 


Goflchi'-hto  clor  Kreuzzüge.  11,239 

der  Zeit  des  ersten  Kreuzzages  gewechselten  Schreiben  sind  viele  nur  durch 
kurze  Anführungen  bekannt,  von  den  81  noch  vorhandenen  nur  41  in  ihrem 
Wortlaute  echt,  9  zeigen  Veränderungen,  6  Abkürzungen  des  ursprünglichen 
Textes,  während  neben  7  zweifelhaften  Schriftstücken  sich  18  als  Fälschungen 
ergeben,  davon  10  erst  fünf  Jahrhunderte  nachher  fabriziert  worden  sind. 
So  ist  der  Brief  Urbans  an  Alexius  (Jafifö  R.  P.  4248)  eine  Stilübung  des 
Veronesers  Donizelli  a.  d.  J.  1574.  *) 

Von  den  Quellendarstellungen   des   1.  Kreuzzuges   ist   die  Hist.  Hiero- 

soivmitana  des   Baudri  v.  Döle  (t  c.  1121)  um  1108  auf  grund  der  Gesta 

Francorum  geschrieben,  die  ebenfalls  unter  Benutzung  der  Gesta  von  Guibert 

v.  Nogent  verfafste  Historia  nach  Baudri,    Albert  v.  Aachen,    dessen 

Hist.  Hierosolymitana  mit  1121  abschliefst,  jedenfalls  vor  1158,  wo  der  Cod. 

Fat.  reg.  Christ.   509  abbricht,    entstanden.      Daus  Albert  in  hohem  Mause 

leichtgläubig  gewesen,    wird  zuzugeben  sein,    doch  ist  er  nicht  absichtlicher 

Lagner.     Ob  er  neben  mündlichen  Berichten,    welche  seine  hauptsächlichen 

Quellen  gewesen  zu  sein  scheinen,   verlorene  Gedichte*)  benutzt  habe,  läfst 

sich  zur  Zeit  nicht  feststellen.3) 

Die  Nachrichten  über  das  Königreich  Jerusalem,  welche  uns  Wilhelm 
von  Tyrus4)  giebt,  erhalten  Bestätigungen  und  Ergänzungen  durch  manches 
urkundliche  Material,  welches  durch  rechtzeitige  Bergung  im  Abendlande  vor 
dem  Untergange  bewahrt  worden  ist.  So  sind  die  Dokumente  des  Klosters 
im  Thale  Josaphat  nach  Messina  geschafft  worden  und  befinden  sich  jetzt  in 
Palermo.  Aus  denselben  läJst  sich  mancher  Einblick  in  die  Verhältnisse  des 
h«    Landes  im  Xu.  und  XIII.  Jh.  gewinnen.6) 

Für  die  Handelsbeziehungen  Venedigs  mit  der  Levante,  welche  trotz 
^Mreicher  päpstlicher  und  anderer  Verbote6)  auch  nach  dem  Verluste 
^&kas  rege  fortgesetzt  wurden,  bieten  die  Archive  der  Markusstadt  reiches 
Material,  dessen  Herausgabe  mit  bewährter  Akribie  G.  M.  Thomas  sich  von 
feuern  zu  unterziehen  angefangen  hat.7)     Für  dieselben  ergiebt  sich  vieles 


.  .       1)   Im  Anhange   an   seine  im  höchsten   Mafse  sorgfaltige  Untersuchung  hat  Riant  vier 
7**her  unbekannte  Stücke  veröffentlicht:  1)  einen  Brief  Urbans  II.  an  die  Fürsten  in  Flandern 
S*J^36  Febr.),    2)  ein  Schreiben   des  Patriarchen   v.   Jer.   Simeon  u.  Adhomars  t.  Puy  (1097 
j^Pt-),  3)  eine  die  Ereignisse   vom  6.  Mai   bis  21.  Oktober  1097   zusammenfassende,    an  den 
T**bisehof  Ton  Reims  gerichtete  Darstellung  des  Gr.  Anselm  ?on  Ribemont  (1098  Febr.)  und 
p'   ein  Sendschreiben  des  Klerus  von  Lucca  (1098  Okt).  —  2)  Über  ein  bisher  unbekanntes 
***<licht  s.  a.  S.  240*.     H.  v.  Sybel  hat  den   Aufsatz:   Sagen  und  Gedichte  über  die  Kreuz- 
es© in  <L  KL  hist  Schriften,  3.  Aufl.  (Stuttg.,  Cotta),  111,  117— 155,  unverändert  abdrucken 
***©n.  —   8)  Der  mit  der  Jahreszahl  1879  erschienene  4.  Bd.  der  Historiens  oeeid.  im  *Re- 
£2®il  der  Historiens  des  Crois\    (XXIX,   816  S.  fol.)  enthält:  1)  S.  1—111  Baldrici  episc. 
^*lensiB  hist.   Hierosolymit ,  von  Theuot  (vgl.  Rev.  hist  1,  372  ff.)   nach  7  Hdss.   heraus- 
gaben, von  denen  die   ehedem  dem  Schlosse  zu   Blois   gehörige   eigenartige   Zusätze  zeigt; 
'    8.  113 — 263  Historia  quae  dicitur  Gesta  Dei  per  Francos  ed.  a  vener.  d.  Guiberto  abb. 
^°tiaftt   S.  Mariae   Novigenti,  nach   4  Mss.   von   demselben  Hrsg.,    3)    S.  265 — 713  Alberti 
^taensis  Hist.  Hierosolymit,   von  F.  Meyer  nach  5  Hdss.    (12  sind  bekannt)   und  mit  den 
>**ianten  der  Reineccius  und  Bonears  herausgegeben.  —  4)  Von  der  altfranzös.,  vielleicht  von 
Jjj^rnard  v.  Corbie  hergestellten  Übersetz,  liegt  in  d.  Ausgabe  v.  Paulin  Paris  Bd.  II    (Paris, 
^*min  Didot  &  Co.,  531  S.  4°.)  vor.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  250.     Er  umfafst  in  d.  Büchern 
i^ — 22  die  Zeit  von  1131  bis  1183.  —  5)  Chartes  de  Terre  Sainte  proven.  de  l'abb.  de  N. 
**-  de  Josaphat,  publ.  p.  Fr.  Delaborde.  Paris,  Thorin.    159  S.  (No.  19  der  Publikationen  der 
***uen  franz.  Schule   in  Rom).      Es  sind  59  Dokura.   a.    d.  Jj.    1112—1289.      -   6)    Vgl.  E. 
r*peck,  Die  gegen  d.  Handel  d.  Lateiner  mit  d.  Sarazenen  gerichteten  kirchl.  u.  staatl.  Ver- 
*H>te.    Progr.  d.  Gymn.  zu  Zittau   (No.  457);  wesentlich  nach  W.  Heyd,  dessen    1880  er- 
*efci6n.  Werk   über   den   Levantehandel   (Bd.  11)   schon  Jahresber.    II,    2,    232   erwähnt  ist 
*4  S.    4°.    —    7)    Diplomatar.  Veneto-Levantinum  s.  acta  et  dipl.  res  Venet,  Graec.   atque 


H9240  Geschichte  der  Kreuzzüge. 

auch  aus  den  zahlreichen  Reisebeschreibungen,  welche  neben  ihrer  B< 
deutung  in  geographischer  Beziehung  manches  zur  Ergänzung  der  zeitg« 
nössischen  Quellen  bieten.  Das  Hodoeporicon  S.  Willibaldi,  das  von  einei 
Anonymus  verfafste  Itinerarium  desselben,  das  Commemoratorium  de  cas 
Dei  vel  monasteriis,  Bernardi  Mon.  Franci  Itin.,  die  Descriptio  parochia 
Jerusalem,  die  Notitia  Antiochiae  ac  Hierosolimae  patriarchatuum,  die  Schri 
Qualiter  sita  est  Jer.,  sind  mit  Varianten  zu  Theodosius,  Antonius  und  Ai 
culfus  in  einem  auf  Kosten  der  Societß  de  l'Orient  latin  gedruckten  Halt 
bände1)  erschienen,  welcher  wie  T.  Toblers  letzte  Arbeit  für  die  genannt 
Gesellschaft  lateinische  Pilgerschriften  umfafst,  deren  Abfassung  vor  de: 
Kreuzzügen  erfolgt  ist.  Neu  herausgegeben  ist  auf  dieselbe  Anregung  di 
Beschreibung  des  h.  Landes  von  Burcardus  de  Monte  Sion. *)  Von  dei 
nach  den  Kreuzzügen  unternommenen  Pilgerfahrten  liegt  die  des  Hern 
v.  Anglure  (1395)  jetzt  als  eine  Publikation  der  Soci6t6  des  anciens  texte 
fran^ais  vor;3)  eine  ganze  Reihe  bisher  unbekannter  oder  wenig  zugängliche 
deutscher  Pilgerschriften  veröffentlicht  zu  haben  ist  das  Verdienst  voi 
Reinh.  Röhricht  und  Heinr.  Meisner.4)  Davon  gehören  14  dem  XV 
8  dem  XVI.  Jh.  an;  die  einzige  dem  XIV.  Jh.  angehörende  ist  von  dei 
Augustiner  Jakob  v.  Verona  verfafst. 

Von  Dichtungen  historischen  Inhalts,  deren  Bedeutung  für  die  Geschieh,, 
der  Kreuzzüge  schon  A.  v.  Sybel  genügend  ins  Licht  gestellt  hat,  ist  n_ 
ein  kleines  lückenhaftes  Fragment  erschienen,  welches  die  in  den  steirisch^ 
Reimchronisten  eingeschalteten  Verse  über  die  Einnahme  Accons  (1291)  vm 
mehrt,  dagegen  ist  eine  den  1.  Kreuzzug  betreffende  gröbere  Dichtung 
einer  Hds.  des  Vatikan  aufgefunden  worden,  deren  Kenntnis  voraussieht^ 
die  an  Alberts  v.  Aachen  Namen  sich  anschliefsenden  Fragen  fönte 
dürfte. ö) 

Besonders  erfreulich  ist  es,  dafs  das  J.  1880  eine  zusammenfassen 
Darstellung  der  Kreuzzüge  nach  den  Ergebnissen  neuerer  Forschung  gebrac 
hat  von  der  Hand  B.  Kuglers,6)  der  in  einer  knappen  Zusammenfas&ui 
der  wichtigsten  Vorgänge  in  dem  ganzen  zwei  volle  Jahrhunderte  urnspan 
nenden  Räume  besonders  den  treibenden  Gründen  seine  Aufmerksamkeit  ge 


Levantis  iUustrantia  1300—1350.  Yenetüs,  typ.  Vesentini.  XXVI,  356  S.  4°.  (Mob.  «ton« 
publ.  dalla  R.  Dep.  ven.  di  stör.  patr.  t  V).  Einen  grofsen  Teil  der  darin  enthaltenen  Akte» 
stücke  hat  W.  Heyd  in  s.  Gesch.  d.  Levantehandels  im  Mittelalter  bereits  benutzen  könw*i 
Über  die  mit  Beihilfe  der  Soc.  de  l'Or.  Lat  phototypographierte  Hdi.  *de  paasagiis  in  T.  SU 
(vgl.  Jahrcsber.  11,  2,  251)  giebt  G.  M.  Thomas,  Di  an  cod.  storico  della  Mardana,  Atti 
dei  Ist.  ven.  di  scienze  V,  417 — 419  Auskunft.  -  -  1)  ltinera  Hieroaolym.  et  descriptioie- 
Terrae  Sanctae  bcllis  sacris  anteriora  et  lat  lingua  ixarata,  edd.  T.  Tob ler  et  Aug.  Moli- 
nier.  Paris,  I  u.  1,2,  LXII  u.  418  S.  —  2)  Burcard  de  M.  Sion.  Liber  de  deacrintion* 
T.  S.  ed.  W.  A.  Neu  mann.  Gonevao.  4°.  —  3)  Le  Saint  voyage  de  Jherusalem  du  seiga* 
d'Angluro,  publ.  p.  Fr.  Bonnardot  et  Aug.  Longnon.  Paris,  74  u.  184  S.  Die  tod  Ladok 
von  Suchen  1336  unternommene  Reise  bespricht  Laur.  de  S.  Aignan  in  Terre  Saint«  II.  Ser* 
No.  34  u.  35.  —  4)  Deutsche  Pilgorreisen  nach  dem  h.  Lande.  Berlin,  Weidmaaa. 
VI  11,  712  S.  Besonders  wertvoll  ist  die  historische  Einleitung,  in  welcher  die  Bedingungen 
u.  Verhältnisse  geschildert  werden,  unter  denen  Deutsche  in  die  Levante  zu  reisen  pflegten« 
Bowie  der  Katalog  deutscher  Pilger  von  1300 — 1600.  Auch  die  Ergänzung  an  Toblers  Biblio* 
graphia  geogr.  Palaestinae  (S.  549—646)  verdient  vollste  Beachtung.  Vgl.  auch  o.  S.  HO4-0 
1459,  1561.  -  5)  A.  Geffroy,  Un  recit  en  vers.  franc,.  de  la  I.  crois.  contena  dans  0 
fonds  de  la  reine  Cristine  ä  Rome.  Compt  rend.  d.  Acad.  d.  Inscr.  et  B.  S.  13.  Schdi 
bach,  Neue  Fragmonte  d.  Ged.  über  d.  Zerstör,  v.  Accon.  Wien.  Sitz.-Ber.  (hist-philol. 
97,  783—792.  Vgl.  o.  S.  239«.  —  6)  Gesch.  d.  Kreuzzüge.  Mit  Illuatr.  u.  Karten. 
Grote.     VIII,  444  S.     (One kenn  Allgem.  Gesch.  in  Einzeldarstellungen,  II,  5.) 


Geschichte  der  KreuzzÜge.  11,241 

widmet  hat,  welchen  die  mächtigen  Bewegungen  der  Abendländer  ihren 
Ursprung  verdankten.  Ist  das  Buch  zunächst  auf  das  Interesse  und  Ver- 
ständnis weiterer  Kreise  berechnet,  so  darf  es  doch  auch  als  eine  wesent- 
liche Förderung  unserer  Wissenschaft  wegen  der  demselben  zu  gründe  lie- 
genden Sachkenntnis  und  Einsicht  in  das  politische  und  kirchliche  Treiben 
der  ganzen  Periode  hervorgehoben  werden.  Die  Teilnahme  einzelner  Völker 
an  den  Kreuzzügen1)  oder  an  einem  derselben8)  wird  nach  wie  vor 
mangelhaft  behandelt.  Eine  neue  Darstellung  eines  der  grofsen  Heereszüge 
ins  h.  Land  ist  im  Laufe  des  Jahres  nicht  erschienen,3)  dagegen  hat  die  für 
die  Geschichte  des  3.  Kreuzzuges  sehr  wichtige  Persönlichkeit  Konrads 
v.  Montferrat4)  eine  eingehende  Behandlung  nach  sorgfältiger  Prüfung  der 
fär  das  Leben  desselben  in  Konstantinopel  und  an  Syriens  Küste  in  Betracht 
kommenden  Hauptquellen  (Niketas,  der  sog.  Benedikt  von  Peterborough,  die 
Hist  Peregrinorum,  Sicard  von  Cremona  und  der  sog.  Fortsetzer  des  Wilhelm 
v.  Tyrus)  erfahren.  In  bezug  auf  den  Tod  Konrads  bleibt  der  Richard 
Löwenherz  treffende  Verdacht  ausgeschlossen,  vielmehr  ist  Konrad  von  den 
Sendungen  des  Alten  vom  Berge  ermordet  worden,  nachdem  der  Markgraf 
den  letzteren  durch  rücksichtsloses  Verfahren  gegen  Leute  desselben  gekränkt 

Zur  Territorialge8chichte  des  Königreichs  Jerusalem  und  der  nördlich 
von  demselben  gegründeten  christlichen  Fürstentümer  gehört  eine  kleinere 
Arbeit  von  G.  Key.6)  —  Die  Geschichte  des  Bistums  Bethlehem  nach  der 
Flucht  der  Bischöfe  nach  Clemency  a.  d.  Yonne,  wo  letztere  sich  zwischen 
den  Bistumssprengeln  von  Auxerre  und  Autun  ein  selbständiges,  fast  unbe- 
kanntes kleines  Bistum  'Bethlehem*  zu  schaffen  wufsten,  hat  L.  Chevalier 
Lagenissiere  behandelt.6) 

Von  den  im  vierten  Kreuzzuge  hervortretenden  Personen  hat  der 
deutsche  Bischof  Konrad  v.  Halberstadt  den  Gegenstand  einer  'psycho- 
logischen Studie  auf  grofsem  historischen  Hintergründe*  gebildet,7)  die  zahl- 
reichen auf  diesem  Zuge  erbeuteten  Reliquien  haben  nach  Riants  umfassen- 
den Exuviae  nicht  nur  diesen  ausgezeichneten  Gelehrten,  sondern  auch  andere 
lnteressiert.  Der  Versuch  Friedrichs  I.  Grab  in  Tyrus  zu  finden,  hat  an- 
scheinend den  von  einer  Dame  angeregten,  durch  den  Botschafter  Italiens  in 
Konstantinopel,  Corti,  geförderten  zur  Folge  gehabt,  die  Ruhestätte  des 
Hauptführers  des  4.  Kreuzzuges,  Heinrich  Dandolo,  dort  in  der  H.  Sophia 
zn  ermitteln.  Die  dabei  gefundene  Inschrift  erwies  sich  aber  als  nicht 
^pränglich. 8)  Die  wichtigen  Veränderungen,  welche  der  Sturz  des  byzan- 
tl|Ü8chen  Reiches  durch  die  auf  Betreiben  des  Papstes  Innocenz  HI.  zusammen- 
gekommenen Lateiner  in  kirchlicher  Beziehung  herbeiführte,    zumal  die  Ein- 


1)  Th.  Groß  ei,  De  Longobardis  crucesign.  in  exped.  contra  Tarcas  a  M.  A.  Scoto  latine 
**<ldita.  Panormi.  —  2)  Osk.  Seh we bei,  D.  Friesen  u.  Niedersachsen  in  d.  1.  Kreuzzuge, 
j^o^henbl.  d.  Joh.-Ord.-BaU.  Brandenburg.  (Berlin).  S.  229—241.  —  Pavie,  l'Anjou  dans 
5J  lütte  de  la  chreiiente  contro  l'islam.  L  Angers,  Germain.  386  8.  —  3)  Heinr.  y.  Sybel, 
y^«r  d.  2.  Kreuzzug.  Kl.  hiat  Schrift  I8,  415—456  ist  unverändert  noch  vor  Kuglers 
»T^h  erschienen.  —  4)  Theod.  Ilgen,  Markgraf  Konrad  v.  Montferrat  Marburg.  137  8. 
Z&.  dazu  0.  Hartwig,  Bev.  hist  XVI,  445  ff.  —  5)  La  terre  de  Geonroy  le  Tor  et  autres 
g^£*  dans  la  prineipaute  d'Edesse,  Bull,  de  la  Soc.  des  Antiquaires  de  France.  8.  72.  — 
n)  Hist  de  l'eyeche  de  Bethl.  Paris,  Dumoulin.  —  7)  S.  o.  8.  1211*.  Wie  er,  so  haben 
***ch  andere  Deutsche  Kostbarkeiten  entführt,  worüber  Kiant  handelte,  s.  o.  8.  219*.  Eine 
j^*ch  Frankreich  gelangte  Reliquie  dieser  Art  hatte  1879  Deschamps  besprochen:  La  re- 
M***  de  s.  ßtienne  rapp.  de  Const  ä  Ghalons  s.  Marne,  par  Niyelon,  eveque  de  Soissons,  Key. 
***  Champagne  et  de  Brie,  Juliheft.  (52  8.)—  8)  Bart  Cecchetti,  Bioerche  sulla  tomba  del 
^°ge  Enr.  Band,  a  Const,  in  Arch.  Yen.  XIX,  357—359. 

Historisohe  Jahresberichte.    1880.    II,  16 


11,242  XXVH    L.  Streit 

teilung  des  grofsen  Metropolitansprengeis  Konstantinopel  sind  zusammen  n 
einer  Übersicht  über  die  Gewinnung  der  Bulgaren  für  Rom  zum  ersten  II* 
nach  W.  Heyds  Abhandlung  über  diesen  Gegenstand  ausführlicher  in  deutacl 
Sprache  behandelt  worden.1) 

Die  Geschichte  der  im  h.  Lande  wirksamen  Ritterorden  ist  mehrfa 
gefördert  worden.  Namentlich  ist  die  Chronologie  der  höchsten  Beamten  d 
Hospitaliterordens 2)  und  der  Verbleib  des  1291  von  S.  Jean  d'Acre  na* 
Venedig  geretteten  Archivs  der  Deutschritter  3)  aufgehellt  worden. 

Auch  die  Geschichte  des  Eönigsreichs  Cypern  unter  den  Lusignan  f 
nicht  völlig  vernachlässigt  worden.  Die  Verhältnisse  der  von  dem  N.-O.-Vo 
gebirge  der  Insel  benannten  Grafschaft  Carpas,  erst  im  Besitze  der  Herre 
de  la  Roche,  dann  der  Familie  de  Verny  und  seit  1472  des  Don  Juan  Per* 
Fabrice  hat  L.  de  Mas-Latrie  erörtert.4)  Die  von  dem  letzteren  heran* 
gegebene  Chronik  des  G.  Machaut  hat  zu  einer  Studie  über  den  Aufenth» 
K.  Peters  I.  in  Meifsen  Anlafs  gegeben.6)  Die  Cyprische  Geistlichkeit  lie 
sich   1361  auf  religiöse  Diskussionen  mit  den  Muhammedanern  ein.6) 

W.  Heyds  abschliefsendes  Werk  über  den  durch  die  Kreuzzuge  s 
hohem  Aufschwung  gelangten  Levantehandel  hat  mehrfach  Arbeiten  über  dl 
merkantilen  Beziehungen  des  Abendlandes  zum  Orient  zur  Folge  gehabt.7) 

Geographische  Verhältnisse  des  von  den  Christen  den  Ungläubig 
entrissenen  Landes  haben  aufser  dem  Hauptwerke  von  V.  Guärin8)  üfc 
Palästina  einige  auf  Jerusalem,  Tyrus  und  Acco  bezügliche  Monographie 
zum  Vorwurf.9) 

Unter  den  Förderern  der  Münzkunde10)  finden  wir  diesmal  G.  SchluL 
berger  nicht,  der  jedoch  das  verwandte  Gebiet  der  Siegelkunde  des  ehr! 
liehen  Orients  gestreift  hat11) 


1)  S.  o.  S.  199».  Fort«,  a.  a.  0.  II,  1—55  (1881).  —  2)  Herquet,  Chronol.  d.  Gm 
meisten  d.  Hosp.-Ord.  wahrend  d.  Kreuzzüge.  Berl.,  Schlesier.  45  S.  Dazu  hat  einige  beachten! 
Ergänzungen  J.  Delaville  Le  Roulx,  Her.  hist.  XIII,  183 — 185  gegeben,  Nachtrage  (L  V 
selbst  im  Wochenbl.  d.  Joh.-Ordens,  S.  201 — 204.  Eine  der  ältesten  Gründungen  in  Fraa 
reich  hat  A.  Du  Bourg  besprochen,  Pexiora  (Puysubran),  commanderie  de  l'ordre  de  S.  /et 
de  Jer.,  Mem.  de  la  Soc.  archeol.  du  Midi  de  la  France  XI,  399 — 407.  Eine  verwandte  Ei 
richtung  im  h.  Lande  betrifft  der  Aufsatz  von  Delaville  Le  Roulx,  L'höpital  des  Brett» 
ä  S.  Jean  d'Acre  au  XIII.  s.  Über  die  Grabschrift  eines  Maltheserritters  vgl.  Nonce  Boeci 
Rapp.  sur  l'epitaphe  d'un  Chevalier  de  Malte  ä  El-Mahcdia,  Rev.  des  soc.  savantes.  3  sät.  X 
187—189.  —  3)  S.  o.  S.  164".  —  4)  Les  comtes  de  Carpas,  Bibl.  de  l'£c.  des  Chart  XL» 
375 — 392.  Über  die  Grabschrift  e.  cyprischen  Admirals  a.  d.  Hause  Braunschweig  a.  ' 
S.  125«.  —  5)  S.  o.  8.  133*.  —  6)  S.  o.  S.  228».  —  7)  E.  Speck,  s.  o.  S.  239«.  —  K* 
van  den  Busche,  Les  Armeniens  eurent-ils  du  XIV.  au  XVI.  s.  des  rapport»  commerc.  ar* 
la  Flandre  et  particulieromont  avec  Bruges?  La  Flandre,  XI,  1 — 36.  Über  die  Lagcntifc^ 
orientalischer  Waren  in  Venedig  vgl.  auch  W.  Heyd  'Funda  u.  Fundaco',  Mflnch.  Sits.-Ber.  Phial 
hist.  Cl.  Y,  617—627.  —  8)  Descr.  geogr.  hist.  et  archeolog.  de  la  Palostine  III.  Qalilfi» 
1. 1.  II.  Paris,  Leroux.  533,  537  S.  —  9)  C.  Schick,  Der  Frankenberg.  Zsehr.  d.  dtsch.  Paltet* 
Ver.  III,  88  f.  Vgl.  o.  I,  56. —  Gf.  Bertou,  Note  sur  la  topogr.  de  Tyr,  Comptes  read.  •• 
l'Ac.  des  Inscr.  et  B.  L.  4.  Ser.  VIII,  350  f.  —  G.  Rey,  Etüde  sur  la  topogr.  de  la  vifc- 
d'Acre  au  XIII.  s.,  Mem.  de  la  Soc.  des  Antiq.  de  France  XXXIX,  115—145,  1880  besondo* 
gedruckt.  33  S.  —  10)  L.  Blancard,  Le  besant  d'or  sarrazinas  pend.  les  croisades;  faa* 
comparta  sur  les  monnaies  d'or,  arabes  et  imitation  arabo,  frappees  en  £gypte  et  en  Syrie  : 
XII.  et  XIII.  ss.;  suivi  de  la  table  des  poids  de  300  dinars  fathimites,  drossle  par  H.  Sa 
vaire.  Marseille,  Barlatier-Feissat.  48  S.  —  Argyropulos,  Not  sur  la  collection  ^ 
croisades  exposees  an  Trocadäro  par  M.  Lambros.  Ann.  de  la  Soc  de  numiam.  de  Paris  VLJ 
425—429.  —  11)  G.  Schlumberger,  Sceau  d'un  Catholicos  d'Armenie  au  XIII.  s.,  BalL  « 
la  Soc  dos  Antiqu.  de  France.    S.  112. 


Italien. 


11,243 


Ein  Rückblick  auf  die  Erscheinungen  des  Jahres  lädst  erkennen,  wie 
utschland  und  Frankreich  auf  diesem  Felde  zu  erfolgreichem  Zusammen- 
"ken  vereint  sind. 


XXVIIL 
0.  Gf.  Oipolla. 

Italien. 

I.  Allgemeine  Geschichte. 

Die  Anführung  der  Werke,  welche  die  allgemeine  Geschichte  Italiens  im 
ttelalter  behandeln,  können  wir  diesmal  mit  einer  Schrift  beginnen,  welche 
das  gescbichtspbiloBophiscbe  Gebiet  fällt,  indem  Prof.  Fr.  Lanzani1)  unter 
grondelegung  der  Bemerkungen  von  Millmann*)  über  Gibbons  'Verfall 
d  Untergang  des  römischen  Reiches'  die  Wichtigkeit  der  Geschichte  als 
Ziehungsmittel  darlegte.  Auläfslich  des  in  das  J.  1880  fallenden  Cente- 
rinms  des  h.  Benedikt  wurden  verschiedene  Arbeiten  veröffentlicht,  von 
len  hier  nur  die  P.  B.  Casolis8)  erwähnt  sei,  welche  den  Einflufs  des 
Ahmten  Mönches  auf  die  Civilisation  der  Barbaren  und  die  Hebung  der 
ltur  in  Italien  darstellt.  —  A.Bai  an4)  nimmt  die  Päpste  gegen  den  Vorwurf 
Schutz,  die  Fremden  jemals  nach  Italien  gerufen  zu  haben.  —  A.  d'Ancona6) 
ht  in  einem  bedeutenden  Aufsatz  über  die  italienischen  Dichter  nach  der 
srlieferung  einer  nationalen  Tendenz  und  eines  Strebens  nach  Einheit. 
l  ähnliches  Thema  wurde  von  Gius.  Fontana6)  behandelt,  der  übrigens 
te  Oberlieferung  in  der  gesamten  Geschichte  Italiens  seit  den  Zeiten  der 
ner  erblickt.  —    Giov.  de  Castro7)  sprach  kurz  über  die  Vereine  seit 

römischen  Zeit  bis  zu  jenen  festen  Korporationen  von  Handwerkern, 
che  den  Eckstein  der  städtischen  Gemeinden  Italiens  im  Mittelalter  bildeten. 
Ges.  Paoli8)  sucht  in  den  sog.  'Summae  dietaminis'  die  Titel  fest- 
:ellen,  die  in  Briefen  je  nach  der  Verschiedenheit  des  Standes  der  Adres- 
m  gebraucht  wurden,  und  glaubt  hier  nicht  sowohl  den  Einflufs  des 
idalismus  als  den  des  römischen  Usus  zu  finden.  —  Lor.  Leonij9)  in- 
tarisierte  die  183  fast  nur  theologischen  Codices  der  öffentlichen  Bibliothek 
Todi,  welche  den  Rest  derjenigen  300  bilden,  die  1290  dem  Kardinal 
itivegna  gehörten.     Ein  Führer   für  Forschungen  in   den  verschiedenen 


1)  Importanza  edacativa  dello  studio  della  storia.  Padora,  Salmin.  81  S.  82°.  — 
)ecline  and  fall  of  the  Born.  Empire  with  notes  of  the  rev.  A.  H.  M.  New  odit  addod 
riete  index.  New- York.  —  3)  S.  Ben.  e  la  cirilta,  La  Scuola  cattolica.  (Milano).  XV, 
ff.  Übrigens  Tgl.  u.  S.  251°  u.  o.  S.  189  t  —  4)  II  Papato  e  l'Italia,  ibid.  41  ff.  Ur- 
agl.  Vortrag,  gelesen  auf  d.  V.  kathol.  Kongrefs  in  Modena,  Okt  1879;  separat  in  mehr 
>0  Ausgaben  ersch.  —  5)  In  seinen  'Stndi  di  critica  e  stör,  letteraria'.  Bologna.  — 
m,  tradirione  unitaria  in  Italia.  Bologna.  —  7)  Fratellanae  segrete  Milano.  —  8)  La 
naione  delle  classi  sociali  nella  rettorica  del  Medio  Ero,  Bassegna  settim.  (Born.)  VI,  91  ff 
))  InTentario  dei  Godd.  deUa  Bibl.  Comnn.  di  Todi.    Todi,  FogUetti,  1878. 

16* 


11,244  XXVIIQ    C.  Gf.  Cipolla: 

Archiven  and  Bibliotheken  in  Mailand  ist  das  von  verschiedenen  Autoren  ver- 
fafste  und  von  der  Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Lombardei  gelegent- 
lich des  zweiten  in  Mailand  im  September  1880  abgehaltenen  historischen 
Kongresses  herausgegebene  Buch  1).  Wir  erfahren  daraus  Näheres  über  das 
Staatsarchiv  mit  einer  Urkunde  von  716;  über  das  bürgerliche  Archiv  (U.  ?. 
1344);  das  Archiv  der  Notabein  (U.  v.  1290);  das  erzbischöfliche  mit  der 
Kopie  einer  Urkunde  v.  856,  das  Archiv  des  bürgerlichen  Krankenhauses  (U. 
v.  1091);  über  die  ambrosianische  Bibliothek,  die  durch  Kardinal  Feder.  Bor- 
romeo 1609  eingeweiht  wurde;  die  Nationalbibliothek  von  Brera,  die  Maria 
Theresia  1770  gründete;  die  Bibliothek  des  Kapitels;  die  Privatbibliotheken 
Meizi  und  Trivulzio,  das  Münzamt  und  das  numismatische  Kabinett.  Bei  der 
Eröffnung  des  paleograph.  Gursus  1879/80  zu  Palermo  sprach  Isid.  Carinii) 
im  Anschluß  an  den  1879  über  die  Schreibmaterialien  gehaltenen  Vortrag 
über  die  im  XIII.  Jh.  gebrauchte  Purpurtinte.  Von  höchstem  Interesse  für  die 
Kunstgeschichte  ist  die  neue  Ausgabe,  welehe  Gaet.  Milan esi8)  von  Vasaris 
'Leben  der  berühmten  Maler'  mit  Vorrede,  Noten,  genealogischen  Erläute- 
rungen und  Dokumenten  veröffentlicht;  für  die  Geschichte  der  Architektur 
vom  XI.  bis  zum  XIV.  Jh.  sind  die  5  von  Garn.  Boito4)  herausgegebenen 
Studien  (Sieben  Gosmati,  1205 — 1303;  der  Dom  von  Florenz  und  Franc 
Talenti;  die  sicilianische  Architektur;  die  Kirche  von  St.  Abbondio  und  die 
Basilica  von  Scotti)  und  die  Studie  von  Gh.  Eliot  Norton6)  über  die  kirch- 
liche Architektur  (Venedig,  Siena,  Florenz)  nützlich.  Der  Geschichte  der 
Malerei  leisten  die  Werke  von  W.  Lttbke6)  und  Förster  *)  die  wesentlichsten 
Dienste.  Bezüglich  der  historischen  Legenden  ist  an  die  Studie  von  A. 
d*  Anco  na,8)  sowie  an  die  von  E.  de  Monaci9)  über  Roland  zu  erinnern. 
Auch  wenn  man  Gassiodors  Worte  über  die  Blüte  Istriens  nicht  buch- 
stäblich nimmt,  steht  es  nach  Prof.  P.  Tedeschi10)  fest,  dafs  jenes  Land 
im  Mittelalter  verfiel.  Die  Ursachen  dieses  Verfalles  findet  er  in  seiner  Ge- 
schichte; sie  sind:  Feudalismus,  die  Nähe  des  Auslandes,  die  Herrschaft 
fremder  Patriarchen,  die  Kriege  mit  Venedig,  die  schlechte  Verwaltung  des 
venetianischen  Istriens  und  die  noch  schlechtere  der  erzherzoglichen  d.  h. 
österreichischen  Teile  u.  s.  w.;  vor  allem  schreibt  er  denselben  aber  der 
nationalen  Frage  zu:  Albona  ist  'die  erste  östliche  Wacht  Italiens'.  Tomm. 
Luciani11)  behandelt  die  Geschichte  Istriens  vom  Beginne  der  augusteischen 
Zeiten  und  erweist  das  Vorhandensein  unlöslicher  Bande  zwischen  beiden 
Küsten  des  Golfes;  Albona  wurde  1420  mit  Venedig  vereinigt  0.  v.  Breit- 
schwerts Monographie  über  Aquileja  ist  nicht  sehr  genau  und  verfolgt  eben- 
sowohl politische  wie  wissenschaftliche  Zwecke. 1Sf)  Von  L.  de  Mas-Latrie1') 
sind  viele  aus  den  venetianischen  Archiven  stammende  Urkunden  benutzt, 
um  den  Handel  und  die  militärischen  Expeditionen  zu  beleuchten,  die  Frank- 


1)  Gli  Istituti  sciontif.,  letter.  ed.  artUt  di  Milano.    Milano.    —    2)  Sulla  poipon  e  «ü 
colore  porpor.  della  diplom.  specialni.  sicil.,  N.  Effem.  sicil.,  T.  S.,  IX,  297  ff.  Vgl.  n.  K.  XXXV. 

—  3)  Vite  dei  piu  eccellonti  pittori,  scultori  od  arehitetti,  scritte  da  Giorgio  Vasari  con  nnore 
annotazioni  e  commenti  di  G.  M.  Fir.,  IV.  —  4)  Architettura  del  Medio  Eyo  in  Italia.  Milwo- 

—  5)  Vgl.  The  Nation,  11  nov.  1880.  —  6)  Gesch.  d.  ital.  Malerei  vom  IV.  bis  ins  XVL  Ja. 
II.  m.  137  lllustr.  in  Holzschn.  Stuttg.,  Ebner  &  Seubert.  1879.  X,  658  S.  —  7)  Denk*, 
ital.  Malerei  vom  Vorfall  der  Antike  bis  zum  XVI.  Jh.  Leipzig  (Lief.  88—93.  Bd.  IV,  &  71 
—96  u.  VI,  S.  48—69.  Leipz.,  Weigel.  —  8)  In  seinen  Studi  etc.,  o.  S.  2436.  —  9)  üna  legge»*» 
araldica  e  l'epopea  carolingia  nell'  Umbria.  Imola.  —  10)  Del  decadim.  delT  Istria.  Cqx>- 
distria,  Priori  e  Pisani.  94  S.  —  11)  Albona,  studii  stor.-etnograf.  Venezia,  1879.  —  IS)  S.  * 
S.  1449.  —  13)  Commerce  et  expeditions  milit  de  la  France  et  de  Venia«  u  Ei.  docaneatt 
Paria,  1879. 


Italien.  11,245 

reich  und  Venedig  im  Mittelalter  unternahmen',  so  z.  B.  den  Handel  und  die 
Beziehungen  mit  Ägypten  (Sklavenverträge  u.  s.  w.).     In  Bezug  auf  die  vene- 
tianische  Numismatik    veröffentlichte  Vinc.  Padovan1)   sein  Werk  über  die 
venetianischen  Münzen  von  neuem,  und  Nicc  Barozzi*)  gab  den  Katalog 
der  im  Museum  Correr   aufbewahrten   venetianischen  Münzen  heraus.     Das 
soziale  Leben  Venedigs,  die  Sitten,  die  Religion,  die  Tracht,  die  Künste  und 
die  Künstler,  die  bürgerlichen  und  militärischen  Verordnungen  sind  in  einer 
zusammenfassenden  Arbeit  von    P.   G.   Molmenti8)    mit    Benutzung  hand- 
schriftlichen  Materials    behandelt;   er   unterscheidet   die   Anfangszeiten,   die 
Zeit  des  Glanzes  im  XV.  und  XVI.  Jh.  und  die  Zeit  des  Verfalles  im  XVII. 
und  XVIII.  Jh.,  wonach  das  Buch  in  drei  Abschnitte  zerfällt.  —  Die  Bene- 
diktiner in  Venedig  und  165  auf  dieselben  bezügliche  Codices  in  den  vene- 
tianischen Bibliotheken  besprach  Feder.  Pellegrini.4)     Die  Geschichte  der 
Juden  in  dieser  Republik  wurde  von  M.  Lattes6)  erörtert.     Mit  umfassen- 
der und  genauer  Gelehrsamkeit  handelte  E.  Degani6)    über  Geschichte  und 
geschichtliche  Geographie  der  Diözese  Concordia,  indem  er  die  einzelnen  Ort- 
schaften  derselben    beleuchtete:   er  benutzte   reiches  handschriftliches  Mate- 
rial. —  Von  Val.  Ost  er  mann7)  haben  wir  die  Münzgeschichte  von  Friaul; 
die  älteste  Münze,  aus  s.  Ermagora,  ist  aus  dem  XV.  Jh.  —  Montegliano,  ein 
Dorf  bei  Udine,  ist  ein  alter  Feudalsitz,  welcher  von  den  Patriarchen  in  Aqui- 
leja  den  Grafen  von  Görz  gegeben  wurde,    die  damit  wieder  die  Grafen  von 
Strassoldo  belehnten.     Vinc.  Joppi8)  schilderte  seine  Geschichte.  —  F.  A. 
Bocchi9)  widmete    der  Erörterung    der  hydrographischen  Verhältnisse  der 
Stadt  Adria   und   ihres  Territoriums   ein    umfangreiches  Werk;   er   bespricht 
die  Änderungen  im  Laufe  der  Flüsse  (Po,  Estch)  und  ihre  Unterbrechungen, 
sowie  die  geologischen,  geographischen  und  atmosphärischen  Verhältnisse.    Er 
umfafst  die  gesamte  Geschichte  Adrias  vom  Ursprünge  bis  auf  die  heutigen 
Tage,  wobei  er  auch  die  Grenzen  der  Provinz  in  den  verscliiedenen  Zeiten 
darlegt  und  leugnet,   dafs  Adria  im  Mittelalter  einen  Teil   des  Polesine  von 
ftovigo    ausgemacht    habe.     (S.    286   ff.)      Derselbe   Autor10)    skizzierte    in 
grofsen    Zügen    die    Geschichte    Adrias   bis   zum  J.   1484;    auch    in   dieser 
kleineren  Schrift  hat  er  unedierte  Urkunden  benutzt.     Einige  Schriften  über 
Ponte  S.  Nicolö,   über  Gallio   und   über  die  Gegend  von  Boccon  sammelte 
^Hnc.  Sartori11);  Leo  Benvenuti  und  Giac.  Pietrogrande  veröffentlichten 
den  Katalog  des  kleinen,  aber  nicht  unwichtigen  Archivs  von  Este.12)     Von 
fticht  sonderlicher  Wichtigkeit  ist  C.  Cengias18)  Monographie  über  Valdagno 
lt**  Vicentinischen,  von  dem  er  meint,  dafs  es  entweder  gegen  Ende  des  XII. 
°der  zu  Anfang  des  XIII.  Jhs.  entstanden  sei.   Auch  vom  geschichtlichen  Stand- 


.         1)  Le  monete  della  repubbl.  di  Von.  dal  sec.  IX  al  XVIII,  per  sussidio  nella  illustrazione 

^  **«   acritture   antiche:   sommario.    Venezia,  VUentini,  1879.    XV,  170  S.  —  2)  Mus.  Civico 

.   ^accolta  Correr.  Numismatica  yeneziana.    Venezia.   —  3)  La  storia  di  Yen.  nella  vita  priv. 

*£**•  origini  alla  caduta  della  repubbl.  Torino,  Roux  e  Favale.  669  S.  (2  Ausgaben,  die  2.  m. 

j*?Uagen  ftir  die  Kriegskunst  etc.)   —  4)  I  Bened.  a  Venezia  con  speciale  riguardo  all'  isola 

»*    8.  Giorgio  Maggiore:    con  un  saggio  bibliograf.    Venezia.     79  S.   —    5)  Notizie  e  docura. 

?*■   lettcr.  e  storia  giudaica.    Padova,  1879.   —    6)  La  dioc.  di  Concordia,   Notizie  e  documra. 

**-    Vito  al  Tagliamento.  —  7)  Numismat  friul.    Le  raedaglie.    Udine,  1879.  —  8)  Montegliano 

.    J»  sua  pieve.     Udine.    28  S.    —    9)  Trattato  gcograf.-econom.  com  parat,  per  sorv.  alla  stör. 

j^H'  «ntica  Adria  e  del  Polesine  di  Rovigo.     Adria.  —  10)  Doi  dominatori   di  Adria  Venota, 

^*ch.  Venet  XX,   235  ff.    —    11)  Mem.  ecclesiastiche   di  Ponte  S.  Nicolo  con  noto  o  docum. 

**lova,  1879.  —  Gallio  e  le  sue  Chiese,  memorie  «tor.  con  noto  e  documenti.  Padova,  1879.  — 

*^-)  Catal.   dell'  archiv.    della  magn.    coraunita  d'Este.    Este.   —    13)  Mem.   storiche  pel  ca- 

•WUo  di  Valdagno  (Nozze  Rossi-Cengia).     Valdagno. 


11,246  XXVHI.    C.  QL  Cipolla: 

punkte  wichtig  ist  die  Monographie  von  Ag.  Goiran1)  Aber  das  Auftreten 
von  Erdbeben  im  Veronesischen;  mit  Hilfe  der  Chroniken  and  lokalen  Über- 
lieferungen zählt  er  dieselben  bis  zum  J.  1866  auf.  Äusserst  mangelhaft 
ist  die  kleine  Schrift  von  A.  Carmagnani8)  über  die  Geschichte  von 
Cerea  im  Veronesischen.  AI.  Bessi8)  behandelt  die  venetianische  und 
veronesische  Familie  Vittori.  Von  Fr.  Ambro si*)  haben  wir  zwei  sich  auf  die 
Geschichte  des  Trentino  beziehende  Schriften;  die  eine  beleuchtet  die  Kunst 
und  Litteratur  der  gesamten  Provinz  seit  den  Zeiten  der  Römer;  die  andere 
beschreibt  Valsugana,  das  im  Mittelalter  mit  Feltre  vereinigt  war.  Ein 
anderes  Thal  des  Trentino,  das  des  Avisio,  wurde  von  Giov.  de  Castro6)  be- 
sprochen. Andr.  Valentini6)  handelte,  indem  er  über  das  Kastell  von 
Brescia  schrieb,  über  die  Bewohner  dieser  Stadt  seit  den  Zeiten  der  Römer. 
Sehr  wichtig  ist  die  Geschichte  der  Uferlandschaft  von  Salo  am  Gardase& 
des  Grafen  F.  Bettoni.7)  Diese  Region,  welche  seit  dem  Ende  des  vei 
flösse nen  Jahrhunderts  der  Provinz  Brescia  einverleibt  ist,  bildete  ehemal^^ 
ein  Ganzes  für  sich,  das  vom  See,  Chiese  und  von  denjenigen  Bergen  ein*__ 
geschlosen  war,  welche  die  Lombardei  vom  Trentino  scheiden.  B.  beginr^t 
mit  der  Besprechung  der  Bevölkerung  in  der  Steinzeit  und  gelangt  bis  zi 
J.  1797.  Die  Geschichte  ist  in  den  beiden  ersten  Bänden  enthalten;  di 
3.  giebt  114  Urkunden  (von  897 — 1509)  mit  einer  Sammlung  der  römische 
Inschriften;  der  4.  die  Statuten  und  Dekrete  von  1351 — 1423. —  Notizen 
verschiedenen  Epochen  finden  sich  in  den  Akten,  welche  die  Kommission  fc 
Konservierung  der  Denkmäler  in  Mailand  veröffentlicht  hat  (1877—1880).  ») 

Sie    sind    besonders   vom    künstlerischen    Standpunkte   aus   interessant     

Die  Geschichte   von   Somma   Lombardo    schilderte  L.  Melzi9)  mit  außer- 
ordentlicher Detailkenntnis,    indem    er    sich    auf   die  'Monumenta  Sonnmae' 
stützt,    die  vor  einem  Jahrhunderte   von  Fr.  Campana  herausgegeben  sind, 
und   auch    neue    Urkunden    benutzte.      Zezio    in    der  Provinz    Como   wird 
von  Ant.  Monti10)  mit  dem  Orte   'Gegis'  eines  Diploms  Karls  d.  Gr.  von 
803  identifiziert;  die  erste  sichere  Erwähnung  rührt  jedenfalls  aus   dem  J. 
1193  her.    Interessant  ist  Ces.  Prelinis11)  Studie  über  die  Kirche  S.  Teo- 
dora (früher  S.  Agnese)  in  Pavia,  deren  Ursprung  in  das  VIL  und  VIR   Jh. 
zu  setzen  scheint    Eine  gute  Monographie  von  A.  G.  Spinelli11)  betrifft 
Sesto  Calende,    ein  Dorf  am  Ufer  des  Comersees.     Der  frühere  Name  des- 
selben, Scozola,  wurde  später,  und  zwar  zuerst  in  einer  Urkunde  vom  J.  9£ö, 
in  Sextum  Mercatum  umgewandelt.     In  Folge  der  Rechte,   welche  das  von 
der  Kirche  in  Pavia  abhängige  Kloster  S.  Donato  über  dieses  Dorf  bes&Tfi, 
entstand  zwischen  den  Bischöfen  von  Pavia  und  den  Erzbischöfen  von  UmS- 
land  ein  langer  Zwist     Im  XII.  Jh.  hatte  es  Kommunalfreiheiten  und  wurde 


1)  Meteorologia  endogena:  storia  aiamica  della  Fror,  di  Verona.  Verona.  —  2)  Cea»^1 
etor.  su  Cerea.  Milano  (C.  erwähnt  eine  jüngst  erschien.  Schrift  über  das  gleiche  Thema  r^38 
Nereo  Grigolli).  —  3)  I  Vittori,  mem.  storiche.  Verona,  Civelli.  32  8.  —  4)  Profili  **» 
nna  stör,  degli  scrittori  e  artist  trent.  Borgo,  1879;  La  Valsugana  descritfta  al  riaggiate^** 
(2.  ed.).     Borgo.   —   5)  La  valle  dell'  Aviaio  nel  Trentino,   Biv.  Minima  (Milano)  X,  68£     *■ 

—  6)  H  castello  di  B.  ülust.  con  documm.  in  ed.  Brescia,  Bersi.  80  8.  —  7)  Stör,  della  Biri^rrl 
di  Salb.  Brescia,  Malaguzzi.  4  voll.  240,  353,  342,  298  S.  —  8)  Anhang  i.  Bd.  Y1I  <*• 
Arch.  lomb.  Milano.  —  9)  Somma  Lomb.,  storia,  descrizione  con  50  illustras.   Milano.  261  8~     *; 

—  10)  Del  luogo  di  Zezio  e  sua  pieye,  Poriodico  della  soc.  stör,  per  la  prov.  e  ant  diec-    ^ 
Como  (Como),  II,  7  ff.  —  11)  Notizie  stör,  descrittive  soll  ant  basilica  di  S.  Teod.  in  rVria 
Pavia,  1881  (schon  1880  erschien.).  —    12)    Ricerche  spottanti  a  Sesto  Cal.     M.  fiel«  TbC 
n.  1  Kart    Milano,  Spinelli     233  S.     4. 


Italien.  11,247 

L397  von  E.  Wenzel  zu  Gunsten  Gian  Galeazzo  Viscontis  mit  dem  Herzog- 
en* Anghera  vereinigt;  aber  schon  vorher  war  es  Lehen  eines  Zweiges  der 
Familie  Visconti.  Der  Vf.  machte  von  vielen  handschriftlichen  Quellen  um- 
fassendsten und  besten  Gebrauch.  P.  Caire1)  setzte  seine  Studien  über  die 
Provinz  Novara  fort,  indem  er  Siegel  und  Medaillen  des  Kathedralkapitels 
ind  des  von  S.  Gaudenzio,  sowie  anderer  Institute  und  Vereine  erörterte. 
Sehr  verschiedenartige  Dinge  bespricht  P.  Vayra,8)  indem  er  das  'Museo 
itorico  savoiardo'  in  Turin  und  den  Saal  der  lAtti  publici'  behandelt,  der 
ast  einen  Inbegriff  der  Geschichte  des  Hauses  Savoyen  darstellt.  Er  ver- 
öffentlicht eine  Anzahl  Urkunden,  unter  denen  sich  einige  aus  dem  VIII.  Jh. 
726,  769,  773)  und  IX.  Jh.  (810,  825,  861,  895,  896  etc.)  befinden;  da- 
>ei  erwähnt  er  ein  Diplom  Berengars  vom  II.  Sept.  903  für  das  Kloster 
3obbio.  Der  Band,  der  sonst  nicht  gerade  streng  kritische  Methode  zeigt, 
st  mit  sehr  gelungenen  Facsimiles  versehen.  Eine  Sammlung  von  Mono- 
p-aphieen  über  Valsesia,  welche  die  Familien,  Dialekte,  Ackerbau-  und  sozialen 
Verhältnisse  bespricht,  gab  Tonetti,3)  der  Vf.  der  Geschichte  dieser  Land- 
chaft,  heraus.  V.  Zitta4)  schrieb  eine  Monographie  über  Garessio,  einen 
)rt  des  Thaies  Tartaro,  dessen  zuerst  in  einer  Urkunde  v.  1046  Erwähnung 
;eschieht.  Bald  darauf  bildete  es  den  Teil  einer  Markgrafschaft,  welche 
on  dem  aleramischen  Hause  von  Savoyen  abhing.  Es  besafs  1276  eine 
ilunizipalregierung  mit  einem  Podesta  und  Konsuln.  Seine  ersten  Statuten 
laueren  von  1278  und  sind  1344  vom  Markgraf  Bonifacius  bestätigt.  Nach 
len  Auseinandersetzungen  von  Gius.  Colombo6)  findet  sich  die  erste  ge- 
chichtliche  Erwähnung  von  Montalto  Torinese  im  J.  1159;  eine  Urkunde 
on  1187  enthält  ein  förmliches  Statut.  Im  J.  1235  schwuren  die  Herren 
iieses  Besitztums  Chieri  Treue.  Savoyens  Einfluss  beginnt  mit  1347.  Ober 
>an  Biagio  di  Villa  del  Bosco  sprach  Franc.  Sartori. 6)  Aus  einer  Hds. 
[er  Biblioth.  comun.  zu  Piacenza  teilte  H.  Bresslau7)  das  Wichtigste  aus 
wei  Nekrologieen  mit,  welche  dank  mannigfacher  Eintragungen  zu  den  be- 
ieutendsten  italienischen  Nekrologien  überhaupt  gehören.  L.  Balduzzi8) 
ammelte  geschichtliche  und  kunstgeschichtliche  Urkunden  von  verschiedenen 
Ortschaften  des  Territoriums  Bagnacavallo,  unter  denen  sich  eine  auf  die 
'farre  von  S.  Pietro  in  Sylvis  bezügliche  befindet,  die  nach  seiner  Meinung  ans 
em  VII.  oder  VIII.  Jh.  stammt.  G.  M.  Cardoni9)  vereinigte  seine  zahlreichen 
donographieen  über  die  Stadt  Ravenna  in  einem  Bande  und  umfafst  auf 
Liese  Weise  fast  die  ganze  Geschichte  dieser  Stadt;  übrigens  erschöpft  er 
iesen  Gegenstand  nicht.  Giul.  Berti10)  bestimmt  mit  archivalischem  Mate- 
ial  die  Lage  der  alten  Häfen  im  Ravennatischen,  den  Lauf  der  Flüsse  etc., 
ad  entwirft  so  eine  vollständige  Geographie  für  jene  Landschaft  in  früherer 
»eit.     Über  die  ersten  elf  Nachfolger  von  S.  Appollinaris  auf  dem  Bischofs- 


1)  Monografia  norar.  Mem.  II:  Sigilli  e  Medaglie,  Miacell.  di  storia  ital.  Tarin.  XIX, 
ff  Aach  tep.:  Tarin,  Parafia.  1879.  106  S.  u.  9  Taf.  —  2)  H  Mas.  stör.  della  casa  di 
av.  Tarin.  XXIV,  536  S.  Sep.  aas:  Cariosita  e  ricerche  di  stör,  subalpina.  —  3)  II  Mas. 
alsesiano.  Notizie  stör.,  artist.,  letter.  e  statist.  Bulla  V.  Varallo.  —  4)  Appunti  stör,  sa 
rareasio.  Mondovi,  Progr.  d.  Lyc-Gymn.  1878/79.  —  F>)  Montalto  torinese,  notizie  stör, 
'orino,  1879.  —  6)  S.  Biag.  di  Villa  del  B. :  memorie  stör,  con  note  e  docum.  Padova.  — 
)  Handschriftliches  aas  It.,  N.  Arch.  V,  438  ff.  —  8)  Monam.  ed  oggetti  di  belle  arti  e  di 
ntieh.  nel  Com.  di  Bagnacavallo.  Ravenna,  1878.  —  9)  Rav.  antica  con  docom.  e  note. 
'aenza.  —  10)  Antichi  porti  militare  e  commerciale,  antico  andaraento  del  raare  e  dei  fiumi, 
porti  minori  od  approdi  nel  circondario  di  Rav.    Roma,  1879. 


11,248  XXVHL    C.  Qf.  Cipolla: 

stuhle  zu  Ravenna  handelte  kurz  Ant.  Tarlazzi.1)  Bezüglich  der  Geo- 
graphie des  Urbinatischen  im  Mittelalter  sei  auf  ein  Werkchen  von  Gins. 
Mo chi8)  hingewiesen,  während  über  eine  Genealogie  der  Familie  Caro  von 
Civitanova  in  den  Marken  Gius.  Recchi3)  schrieb.  Die  regierenden  Bischöfe 
von  Florenz  werden  im  allgemeinen  von  W.  N.  de  Jongh4)  berührt.  Von 
bedeutendem  Interesse  ist  die  von  L.  Bruzza6)  unternommene  Veröffent- 
lichung des  Regestenbuches  der  Kirche  von  Tivoli;  in  der  Mitte  des  XII.  Jhs 
geschrieben,  enthält  es  sehr  alte  Urkunden:  die  erste  ist  die  Gründungs- 
urkunde der  Kirche  S.  Maria  in  Cornuta  von  Tivoli,  von  dem  Gotei 
Valila  471;  7  gehören  dem  X.,  5  dem  XI.,  18  dem  XII.  Jh.  an.  Die  heraus- 
gegebenen reichen  bis  zum  J.  991.  Für  Rom  erschien  der  1.  Bd.  dei 
'Bibliografia  romana, ' 6)  welcher  in  alphabetischer  Ordnung  die  Angaben 
über  die  Autoren  und  das  Verzeichnis  ihrer  Publikationen  enthält;  Giro! 
Amati  hat  eine  gelehrte  Vorrede  vorausgeschickt,  in  welcher  dargelegt  wird 
was  Rom  im  XI.  und  XII.  Jh.  gewesen  ist,  und  wie  auch  in  denjenigen 
Jahrhunderten  die  Kultur  blühte,  welche  man  für  die  finstersten  hält  Ei 
bespricht  die  Schulen,  die  Sitten  etc.,  die  Litteratur  und  ihre  Werke.  Ei 
folgt  dann  ein  Anhang  von  16  inedierten  Urkunden  aus  römischen  Archive! 
und  Bibliotheken,  welche  sich  auf  die  genannten  Jahrhunderte  beziehen.  — 
Auf  Grund  der  Resultate  G.  B.  de  Rossis  besprach  L.  Duchesne7)  dk 
Kartographie  von  Rom  im  Altertum  und  im  Mittelalter.  —  Leo  XQL  gm 
hört  der  Familie  Pecci  an,  und  so  beleuchten  mit  umfassender  Gelehrsamke 
L.  Fumi  und  A.  Lisini8)  in  einem  reich  mit  Urkunden  versehenen  Werl* 
die  Geschichte  und  Genealogie  dieser  berühmten  Familie.  Dem.  Salazaro- 
behandelte  die  Denkmäler  Süditaliens  vom  IV.  bis  zum  XIII.  Jh.  F.  Leno 
mantJ0)  will  in  der  Kunst  des  Mittelalters  in  Apulien  vom  XL  bis  vm 
Xu.  Jh.  einen  durch  byzantinische,  arabische  u.  a.  Einflüsse  modifiziert* 
normannischen  Charakter  erkennen.  Mola  di  Bari,  eine  Stadt  von  geringg 
Bedeutung,  deren  Geschichte  nur  bis  in  das  XII.  Jh.  reicht,  bildete  c\« 
Gegenstand  einer  Arbeit  von  G.  de  Sanctis. X1)  Einige  Skizzen  mehr  littet-; 
rischer  als  historischer  Natur  über  die  Provinz  Lecce  verdanken  wir  Co 
de  Giorgi.18)  Bedeutend  wichtiger  erscheinen  die  Forschungen  von  Erx 
Aar l3)  über  die  politische  und  litterarische  Geschichte  der  Terra  d'Otranto 
Das  Material  ist  ein  überreiches;  besonderes  Interesse  bieten  die  Urkunden 
von  welchen  die  erste  von  1272  ist.  Seine  genealogischen  Erörterungen  üba 
die  Familien  des  neapolitanischen  Patriziates  setzte  B.  C.  Gonzaga14)  fort 


1)  Memoria  sugli  Arcivecsovi  Colombini  di  Ray.  Bav.,  Calderini.  27  S.  4.  —  2)  Gli 
Urbinati  metaurensi  ed  ortensi  ricordati  da  Plinio,  e  il  territorio  balneense  nominato  in  di- 
ploma  del  medioevo.  Cagli.  —  3)  Albero  geneal.  della  fara.  Caro  di  Civitanova.  Ciritanori 
Marche.  —  4)  Gli  archivi  di  Stato  a  Fir.  Fironze,  1879.  17  S.  —  5)  Regesto  della  Chiew 
di  Tivoli,  Studi  e  docum.  di  stör,  e  diritto.  I.  II.  Roma.  —  6)  Bibliogr.  rom. :  notirie  deUi 
Tita  e  dolle  opere  degli  scrittori  rom.  dal  sec.  XI  fino  ai  nostri  giorni.  Vol.  I.  Roma 
(per  cura  del  Ministero  di  Agric,  Inda  st  e  Comm.,  Direz.  di  Statist).  —  Einen  wichtig« 
Artikel  über  die  Gesch.  d.  Vatikan.  Geheim-Archive  hat  die  Augsb.  Allg.  Ztg.  y.  17.  Mai 
Über  Manch s  Schrift  s.  Jabresber.  II,  2,  361 2.  —  7)  Les  plans  de  Rome,  Rev.  des  quest 
hiet  L1II,  265  ff.  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  261.  —  8)  La  geneal.  dei  Conti  Pecci.  Pisa 
141  S.  m.  Portr.  u.  XV  T.  —  9)  Studi  sui  raonum.  dell  Ital.  moridion.  dal  IV  al  XIII  sec 
Napoli.  —  Vgl.  darübor  The  Athenaeura,  17.  Juli.  —  10)  L'art  du  M.-A.  dans  la  Pouille 
Gaz.  des  beaux  arts,  1  sept  —  11)  Ricordi  Stör,  di  Mola  di  Bari.  Nai>oli.  —  12)  La  prov 
di  Lecce,  bozzetti.  Lecce.  —  13)  Gli  studi  in  Terra  d'Otr.,  Arch.  stör.  ital.  4  Ser.,  VI, 
100  ff.,  305  ff.  —  14)  Memorie  delle  fam.  nobili  dolle  prov.  moridion.  d'Italia.  V.  Napoli. 


Italien.  11,249 

Was  Sicilien  betrifft,    so  vollendete  Gins.  Picone1)  seine  Geschichte 

von  Girgenti,   während  Gins.  Polizzi*)  Notizen  über  Trapani  sammelte,  in 

denen  er  sich  kurz  über  dessen  Geschichte,    Denkmäler  und  Sitten  ausliefs. 

Ant.  Castiglione*)  erforschte  die  Altertümer  von  Mazara,    und  Raff.  So- 

larino4)  gab  eine  wichtige  Monographie  über  Camerino  heraus.     Die  sici- 

lianische  Familie  Paterno,    welche  sich  römischer  Abstammung  rühmt,   fand 

in  Gins.  Paternö  de'  Spedalotto5)    einen  liebevollen,    wenn  auch  nicht 

durchweg  genauen  Bearbeiter.  —  Die  arabische  Kultur  in  Sicilien  stellte  M. 

Carriere  dar.6) 

IL    Die  Barbaren7)  (V.— XL  Jahrhundert}. 

Die  Geschichte  der  Invasion  der  Deutschen  in  Italien  von  Th.  Hodgkin8) 
reicht  bis  Odoakar;  sie  schliefst  daher  das  Altertum  ab  und  leitet  zum 
Mittelalter  hinüber.  A.  J.  Gawalewicz9)  untersucht  die  Beziehungen  seines 
Nachfolgers  Theodorich  zum  Oriente.  Es  ist  bekannt,  dafs  nach  Jordanes  in  der 
Hist.  Goth.  der  Gedanke  eines  Einfalles  in  Italien  von  Theodorich  ausgegangen 
sein  soll,  während  Procop  behauptet,  derselbe  sei  von  K.  Zeno  veranlagst. 
Da  aber  eben  dieser  Jordanes  an  einer  andern  Stelle  (de  regn.  suc,  Mura- 
tori  1,  1,  240)  Zeno  den  Anlafs  zum  Kriege  zuschreibt,  so  zieht  G.  die  An- 
gabe des  Anon.  Vales.  vor,  nach  welchem  Zeno  Theodorich  als  Patricius  und 
Konsul  nach  Italien  schickte  und  ihm  jenes  Land  versprach,  wenn  er  Odoakar 
besiegt  hätte.  In  Bezug  auf  Th.s  weitere  Beziehungen  zum  Orient  nimmt  G. 
(S.  42  ff.)  an,  dafs  er  und  die  andern  Amaler  die  Oberhoheit  des  Kaisers  an- 
erkannt hätten  und  sucht  seine  Ansicht  durch  die  Münzen  zu  bekräftigen 
(S.  45),  allein  dies  gelingt  ihm,  wie  Ref.  scheint,  bei  Theodorich  nicht.  Mit 
den  byzantinischen  Quellen  nimmt  G.  an,  dafs  Theodorich  den  Odoakar  ver- 
räterischer Weise  getötet  habe.  Dafs  Tbeodorich  496  durch  Aufnahme  der 
^eliquiae  fessae'  der  Alamannen  die  Grenze  Italiens  über  die  Alpen  nach 
Schwaben  hin  ausgedehnt  habe,  stellt  Meyer  von  Knonau  in  Abrede.10) 
—  Seine  Erklärung  von  Cassiod.  Var.  XII,  9,  der  über  eine  eigentümliche 
Stiftung  zu  handeln  scheint,  hat  F.  Dahn  neu  abdrucken  lassen.11)  —  Ein  be- 
rühmtes Opfer  Theodorichs  war  Boetius.  Vinc.  de  Giovanni18)  legt  die  Philo- 
sophie dieses  grofsen  Mannes  dar,  die  darauf  hinauslief,  das  Alte  mit  dem 
^euen,  den  Glauben  mit  der  Philosophie  zu  vereinigen,  und  behauptet,  dafs 
die  Anklage  gegen  Albinus  durch  dessen  Reichtümer,  nach  denen  der 
Referendarius  Cyprianus^  lüstern  war,  veranlafst  sei;  die  Anklage  sei  wegen 
Empörung  gestellt  worden. 

Paulus  Diaconus  hat  Del  Giudice13)  besprochen,  während  das  Leben 
^d    die  Unternehmungen  K.  Liutprands  eingehend  von  Wilh.  Martens14) 


g        1)   Memoria  stör,  agrigontine.  Mem.  VI:    sul   periodo  della  monarchia,    Parte  2   ed  ult 

rt"    5*3-836.     Girgenti    —    2)   Ricordi  trapanoti.     Trapani.     142  S.    —    3)  Sülle  cose  an- 

A\  della    citta  di   Mazara:     studii  archeol.  o  stör.     Alcamo,   Bagolino.    1878.     115    S.   — 

X     to     <*er  ^P6  I^6*'  von  Rag«8»-  —    *>V  1  Patorno.    Palermo.     70  8.     Ein  genauen  Referat 

de    ^*&m-  8icil.  X»  236.  —  6)  S.  o.  S.  244*.   —   7)  Wen  diese  Bezeichnung  der  1.  Periode 

__     Mittelalterlichen  italienischen  Gesch.  befremdet,  der  (toi  an  die  (leges  barbarorum'  erinnert  R. 

£v     ^*)  Italy   and  her   invaders   a.  D.    376 — 476.     2  voll.     London,   Macmillan.     1210  S.  — 

q'    Theodor,  d.  Gr.  Beziehungen  zu   Byzanz  u.   zu  Odovakar,   Jahresbor.  d.  Realschule  etc.    u. 

^f^ti.  in  Brody.  —  10)  Z.  ältesten  alam.  Gesch.,  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  X  (1879).  S.  130-35. 

fij     tl)  Bausteine  (o.  S.  51)  II,  275—89.  —  12)   Sever.  Boezio,   Studi  (Bd.  XIII  der  «oporo 

«j  ^^oficho'    von  V.  d.  G.).    Palermo.     -    13)  S.  o.  S.  131.     Vgl.  auch   Vayra,  Curiosita  etc. 

7*.  *V>r.  subalp.,    o.   S.    247*.    —    14)    Polit   Gesch.    d.  Langobardonreichos   unt.    K.  Liutpr. 

^-—44.  Heidelb.,  Köstor.    71  S. 


11,250  xxvnx  c.  et  cipoiia: 

geschildert  worden,  der  insonderheit  behauptet,  zur  Zeit  dieses  Königs  h&tten 
die  Longobarden  nicht  Ravenna,  sondern  nur  Classe  erobert  Gegen  diese 
Meinung  erklärte  sich  Ref.1)  Das  Programm  Liutprands,  Rom  zu  erobern 
und  es  zum  Centrum  des  neuen  Königreiches  Italien  zu  machen,  verfolgte 
Aistulf;  seine  Kämpfe  gegen  Stephan  II.  sind  mit  grofser  Genauigkeit  von 
E.  Knaake1)  dargestellt,  dessen  Studie  vor  allem  durch  die  Erklärung  seiner 
Gesetze  interessant  ist.  —  Oft  haben  die  römischen  Einrichtungen  die  Stürme 
der  Völkerwanderungen  überdauert.  So  glaubt  auch  A.  Rolando,8)  dafs  die 
Umänderung  der  augusteischen  Regioneneinteilung  in  Italien  thatsächlich  sehr 
langsam  vor  sich  gegangen  sei,  und  dafs  die  Untereinteilungen  der  Longo- 
barden und  Franken  die  römischen  nicht  zu  zerstören  vermochten.  Die  erste 
Erwähnung  des  italischen  Königreichs  findet  er  im  J.  716  während  Liut- 
prands Regierung.  Er  untersucht,  welche  Landschaften  zum  Königreiche  ge- 
hörten und  welche  nicht;  zu  den  letzteren  zählt  er  Venedig,  das  Herzogtum^« 
Ravenna,  den  Kirchenstaat,  aber  nicht  das  Exarchat.  Indem  er  dann  j< 
nach  den  verschiedenen  Epochen  die  Grenzen  des  Königreichs  bestimmt 
weist  er  das  Lebendigbleiben  der  chorographischen  Namen  nach.  —  Eini 
besondere  Kriegssteuer  zur  Erhaltung  der  Heere  u.  s.  w.  war  das  Fodrum^^ 
welches  B.  Post4)  erörtert  hat.  Eine  neue  Studie  über  alte  Urkunden  liflfeH^ 
A.  Gloria6)  und  spürte  der  in  Italien  vom  VII.  bis  zum  XIII.  Jh.  übliches^  -^ 
Volkssprache  nach;  er  ist  der  Ansicht,  dafs  Dantes  Unterscheidung  der  Lai 
dessprache  des  niederen  Volkes  (volgare  plebeo)  und  der  der  höheren  Stän< 
(volgare  illustre)  sehr  alt  sei. 

Referent")  hat  einen  Katalog  der  Quellen  zum  Studium  der  Laik. 
schaft  Venedig  zur  Zeit  der  Longobarden  einschliefslich  einer  Bibliograptmii 
der  Schriften  des  Paulus  Diaconus  zusammengestellt.  Die  Übersetzung7)  r^e: 
bekannten  Studie  von  H.  Siemonsfeld  über  die  al tinatische  Chronik  vc^U 
endete  C.  S.  Rosada.  —  Die  Deutschen  der  7  vicentinischen  Gemein<X.«i 
will  Fr.  Molon8)  von  den  Goten  Alarichs  ableiten,  während  Gabr.  Ross*9J 
seine  Studien  über  die  longobardische  Herrschaft  in  Brescia  von  neuem  wex-- 
öffentlichte. 

Dem  I.  Jh.   des  Kaiserreichs   gehört   der  von  Prelini  entdeckte  und 
1876   von  G.  B.  de  Rossi  und  Garrucci  behandelte  Sarkophag  des  ersten 
Bischofs  von  Pavia,    S.  Sirus,    an,   welchen  P.  neuerdings  besprach.10)      23r 
untersucht  auch,   wann    die    vita   S.    Siri   geschrieben   ist,    die   man   nacl 
ihm  nicht  dem  Paulus  Diac.  zuschreiben  darf,  sondern  die  wohl  dem  Schlosse 
des  VI.  oder  dem  Anfang   des  VTI.  Jhs.  entstammt     Die  'transactio'  wijnd 
entweder  von  Bischof  Adeodatus,  dem  Autor  der  'translatio',  im  IX.  Jh.  oder 
von  irgend  einem  von  ihm  damit  Beauftragten  geschrieben  sein. 

Aus  Piemont  haben  wir  eine  unbedeutende  Studie  von  A.  Amore11)  üt>«r 
Bertha  v.  Savoyen,  die  Gemahlin  Heinrichs  IV.;    der  Vf.  kennt  die  Arbeiten 


1)   Arch.  Von.  XX,  167—71.  —  2)   Aist,  K.   d.   Longob.     749  —  766.     Progr.  4      *• 
Realsch.  zu  Tilsit.    (No.  19.)     31  S.  —  3)  Geografia  polit.  e  corogTaf.  deU'  Italia  imper.    «i 
soc.  IXeX,  Arch.  stör.  Hai.   4  S.  V,   231  ff.  —  4)  S.  o.  S.  69».  —  5)  Del  volgare  mw*tn 
del    sc«.    VII    fino  a  Dante,    Stadii    stör.       Sop.   aus    Atti    del   r.   Istit   Veneto,   5.  8er. 
(>)  Fonti   por  la  stör,   della  regiono   von.   al  tenipo  della  dominaz.   longob.   (568 — 774),  Ax*& 
Yen.  XIX,  404  ff.;  einige  Zusätze  u.  ein  Nachtrag,  ebda  XX,  166  ff.  -  7)  Arch.  Von.  Xtt 
54.  291.   —    8)   Antropol.  preistorica;  i  sette   Comuni    del   Vicent.,    N.  Antol.  LUX,  468  «- 
Roma.     Mit  kleinen  Veränderungen  Vicenza,  1881.  —  9)  I  Longob.  a  Brescia,  Riv.  Repobbb- 
cana  111,  557  ff.  —  10)  S.  Siro  I.  Vosc.  e  Tatrono  di  Pavia.  I.  Pavia.    XL VII,  590,  m.  Ttf 
—  11)  Berta  di  Sav.,  imperatrico  di  Germ.     Milano.    57  S.    16. 


Italien.  11,251 

von  Carutti  über  den  Ursprung  des  Hanses  Savoyen  nicht.  —  Die  Urkunde, 
in  der  Bischof  Theodulf  von  Turin  an  Bobbio  862  eine  Hds.  des  Korinther- 
briefs  mit  Kommentar  des  Bischofs  Claudius  von  Turin  schenkte,  sowie  das 
Gedicht  eines  strafbaren  Mönchs  in  Bobbio,  der  den  h.  Columban  um  Ver- 
wendung bei  dem  Abte  anruft  (XI.  Jh.),    hat  E.  Dum  ml  er  abgedruckt1) 
Über  verschiedene  Florentiner  Urkunden  des  XII.  Jh.  berichtet  in  einem 
Aufsatz  über  die  in  Urkunden  gebrauchte  Goldschrift  Ces.  Paoli*)  und  teilt 
eine  von  Brunetti  im  Cod.  dipl.  tose.  I,  570   unvollkommen   abgeschriebene 
Urkunde  vom  J.  760  ganz  mit. 

In  Rom  förderten  Ausgrabungen  das  Fragment  einer  Grabinschrift  aus 
dem  vm.  oder  IX.  Jh.s)  zu  tage. 

Von  grofser  Wichtigkeit  ist  der  wieder  aufgenommene  Katalog  der 
Quellen  für  die  ältere  Periode  der  mittelalterlichen  neapolitanischen  Ge- 
schichte, den  B.  Capasso4)  bis  zum  Tode  Pandulfs  VI.,  des  letzten  Fürsten 
von  Benevent,  1077  geführt  hat;  er  betrifft  herausgegebene  Schriften  wie 
Manuskripte.  Von  hohem  Interesse  ist  auch  G.  J.  Ascolis6)  Erläuterung 
alter  griechischer,  lateinischer  und  hebräischer  Inschriften  auf  Gräbern  neapo- 
litanischer Juden;  besonders  bemerkenswert  ist  die  Besprechung  der  be- 
rühmten hebräischen  Inschriften  im  jüdischen  Hypogeum  zu  Venosa  aus 
dem  IX.  Jh. 

Von  den  historisch-litterarischen  Arbeiten,  welche  anläfslich  des  Cente- 
^ariums  des  h.  Benedikt  zu  Montecassino  herausgegeben  wurden,  seien 
111  Bezug  auf  das  berühmte  Kloster  nur  die  von  D.  Bartolini6)  und  R. 
Schöner7)  angeführt.  Über  die  Geschichte  und  die  Vorschriften  der  Schule 
zu    Salerno  sprach  H.  de  Varigny.8) 

M.  Amari  hat  die  von  ihm  bereits  in  Leipzig  publizierten  arabischen 
*  exte  ins  Italienische  übersetzt;9)  es  sind  Auszüge  von  arabischen  Geschichts- 
^hreibern  und  Schriftstellern  über  Geschichte  und  Geographie  Siciliens.  Sie 
w^rfen  auf  die  Geschichte  der  Litteratur  und  Industrie  Licht.  Der  erste 
^°H  A.  aufgenommene  arabische  Schriftsteller  ist  'AI  Baläduri,  t  832,  der 
*^t*te  'Ihn  Wädiran,  dessen  Blütezeit  in  die  2.  Hälfte  des  XVIII.  Jh.  fiel, 
bisher  erschien  nur  der  1.  Teil.  Cultavuturo  identifiziert  Pasqu.  Cipolla10) 
2j*t  dem  OQog  Toqyvov,  und  Selasani  mit  den  Xoqov  'IdfAßixag  des  Diodor. 
r^**  glaubt  im  Gegensatz  zu  Amari,  dafs  der  erstere  Ort,  der  auf  dem  Berge 
"orgio  entstanden  war,  vor  der  arabischen  Einwanderung  bewohnt  gewesen  sei. 

III.  Blüte  des  Städtewesens.    (I  Comuni,  XI.— XIV.  Jh.)") 

Zur  Geschichte  Italiens  zur  Zeit  der  Blüte  des  Städtewesens  liegt  die 
Fortsetzung  von  Fr.  Lanzanis  1Ä)  Werk  vor;  er  beendet  den  Krieg  der  sici- 
^ianischen  Vesper  und  nähert  sich  mit  Otto  Visconti  dem  Ende  des  XIII.  Jh. 


1)  Aus  Handschriften,  N.  Arch.  V,  623,  429.  —  2)  Miscell.  di  paleografia  e  diplomatica, 

Arch.    stör.    ital.    4.   Ser.   VI,    115  ff.    —    3)   Notizie    degli    seavi    d'antichitä     S.  290.    — 

^)  Indicaxione  delle  fonti  dolla  stör,  delle  prov.  napolet,  Arch.  napol.  V,  473  ff.    Nimmt  teil- 

^ei»e  eine  frühere  Arbeit  desa.  Autors  in  Bd.  I  des  Arch.  stör,  napol.  wieder  auf.  —  5)  S.  o.  1, 

C61.  —  6)  L'antico  Cass.  e  il  primit.  raonastero  di  S.  Bened.  Monteiassino.   Vgl.  o.  8.  243*.  — 

I)  Augbs.  Allg.  Ztg.  No.  101—102.—  8)  Kevue  scientif.  v.  10.  Juli.  —  9)  S.  o.  S.  237»  — 
10)  Sülle   probabili   orig.   di   Caltavuturo  o  Selasani,    Arch.   stör,   sicil.    N\  S.,   V,   67  tf.    — 

II)  Italien.  Verhältnisse  dieser  Periodo  sind  erörtert  o.  S.  291-6,  341.  —  12)  I  Comuni. 
Narnudoni  storiehe  da  Carlomagno  ad  Enr.  VII.  di  Lussemb.  (800 — 1300).  Fase.  19,  20, 
S.  576—640.     In  Vallardis  <Italia'  (Mailand). 


11,252  XXV1IL     C.  Gf.  Cipolla: 

6B.  Niccolini,1)  in  den  Tagen  der  italienischen  Freiheitskämpfe  ein  Dichter  von 
bedeutendem  Rufe,  wurde  durch  den  Tod  an  der  Herausgabe  einer  Geschichte 
der  Schwäbischen  Kaiser  in  Italien  verhindert.  Sein  Zweck  war  ein  poli- 
tischer und  nicht  ein  kritischer;  die  Darstellung  ist  dramatisch.  Autor  und 
Buch  werden  durch  folgenden  Satz  am  besten  charakterisiert:  'ein  Italiener, 
der  sich  das  Alter  und  das  Schicksal  Konradins  vergegenwärtigt,  wird  viel- 
leicht Mitleid  mit  ihm  empfinden  können;  jedoch  eine  aufrichtige  Thräne 
wird  er  nur  über  Manfred  vergiefsen,  dessen  Edelsinn  die  Sitten  der  italie- 
nischen Mutter  wiederspiegelte*. 

Der  Paleograph  C.  Paoli2)  hat,  eine  ähnliche  Arbeit  von  Manni  er- 
gänzend, diejenigen  Stellen  der  Schriftsteller  zusammengestellt,  in  denen  sich 
das  Wort  'parlasio'  (ältere  Form  ist  'perilasium')  findet;  es  soll  'einen  Haufen 
Steine  im  Kreise'  bedeuten. 

Auch  über  Triest  gingen  die  Rom -Wallfahrer  unter  dem  Namen  von 
'Pilgern':  die  älteste  diesbezügliche  Urkunde  findet  sich  im  Cod.  istr.  von 
Kandier,  1233.  Att.  Hortis,3)  der  diesen  Gegenstand  behandelt,  stutzt  sich 
dabei  auch  auf  andere  Urkunden,  von  denen  die  älteste  aus  d.  J.  1456  ist 

Paulo  Fambri4)  tadelt  in  einem  Essay  über  das  obenerwähnte  Werk 
Molmentis6)  —  abgesehen  davon,  dafs  M.  topographische  und  hydro- 
graphische Untersuchungen  vermissen  lasse  —  das  Schweigen  über  das,  was 
er  ein  'Factum'  nennt,  weil  es  von  dem  Chronisten  Dan.  Barbaro  berichtet 
wird,  dafs  nämlich  1222  Pietro  Ziani  den  Bäten  die  Auswanderung  nach  Kon- 
stantinopel vorgeschlagen  habe.  F.  hat  jedoch  diese  Frage  nicht  genau  ge- 
prüft und  stellt  den  von  Romanin  früher  geäusserten  Bedenken  nur  -einige 
Worte  entgegen.  Aus  Chronisten  und  aus  Urkunden  sammelte  Gius.  Tassini6) 
Notizen  über  einige  noch  nicht  besprochene  venetianische  Paläste.  —  Ant 
Baracchi7)  nahm  die  seit  1875  unterbrochene  Veröffentlichung  der  ältesten 
Urkunden  aus  dem  'schwimmenden  Archive'  in  Venedig  wieder  auf;  die  vor- 
liegenden (No.  80—108)  betreffen  die  Jj.  1188-1195.  —  Erfolglos  blieben 
die  Nachforschungen,  welche  Bert.  Cecchetti8)  in  Konstantinopel  anstellen 
liefs,  um  das  Grab  Enrico  Dandolos  aufzufinden.  Vinc.  Padovan9)  setzte 
seine  Studien  über  die  venetianische  Münze  fort,  indem  er  das  auf  Beschloß 
des  grofsen  Rates  von  1 375  im  folgenden  Jahre  abgefafste  Statut  der  'massari 
della  moneta'  (Münzmeister)  drucken  liefs. 

Vinc.  Joppi10)  giebt  eine  Darlegung  der  Geschichtsquellen  Friauls.  Die 
wirklichen  Chronisten  beginnen  mit  Julianus  Canonicus  von  Cividale  und 
Odoricus  von  Pordenone,  welche  im  XIII.  und  XIV.  Jh.  lebten.  Aus  früherer 
Zeit  besitzt  man  nur  Kataloge  und  kurze  Lebensläufe  der  Patriarchen.  Der- 
selbe11) reproduziert  eine  Urkunde  aus  dem  X.  Jh.  und  6  aus  den  Jj.  1259 
— 1336,  welche  geistliche  Beziehungen  zwischen  den  Kirchen  von  Aquileja 
und  Trient  betreffen.     N.  Mantica18)  veröffentlichte  die  Reihe  der  Rektoren 


1)  Stör,  della  casa  di  Svoria  in  Italia,  pubbl.  per  enra  di  Corrado  GargioUi.  Milauo. 
CCLXXV,  736  S.  —  2)  Sali'  orig.  e  significato  della  voce  Parlasio,  Arch.  stör.  ital.  4  Ser, 
VI,  492—505.  —  3)  I  Romieri  a  Trieste,  Archeogr.  triest  N.  S.,  VII,  203  ff.  —  4)  l*«e- 
ziuni  in  casa  o  fuori,  N.  Antol.,  LH.  591—618.  —  5)  S.  o.  S.  245*.  —  6)  Aleuni  palan 
ed  antichi  edifici  di  Ven.  storicaraento  illustr.  Venezia  1879.  —  7)  Le  carte  del  mUle  eW 
millecento  che  si  conservano  nel  r.  Archivio  Notarile  di  Ven.,  Arch.  Ven.  XX,  51  ff.,  314  C 
(Vgl.  Arch.  Von.  T.  X.)  —  8)  S.  o.  S.  241 3.  -  9)  Capitolare  maraarionim  monete  and 
MCCLXXVIII  et  subsequentium,  Arch.  Von.  XX,  96  ff.,  274  ff.  —  10)  Dolle  fonti  per  U 
stör,  del  Friuli,  Arch.  Ven.  XX,  416.  —  11)  Trento  ed  Aquileia,  docum.  antichi.  Udine.  — 
12)  La  serie  dei  rettori  di  Monfalc.  dal  1269  al  1880.     Udine. 


Italien.  I£,253 

von  Monfalcone,   1269 — 1880.    Dieser  früher  von  Aquileja  abhängige  Ort 
gehörte   von    1420-1795    zu    Venedig.  —   In    Bezug    auf  Treviso  gab  L. 
tiailo1)  zwei   Urkunden    (darunter  nur  eine  unedierte)    von    1208  heraus, 
welche  Konventionen  zwischen  vcnetianischen  Städten  angehen.  —  Einen  ähn- 
lichen Gegenstand  betrifft  das  von  F.  Q.  und  G.  Bampo  und  £.  Cazzaor*) 
herausgegebene  Dokument  vom  J.  1209.     Ren.  Schiratti8)  verdanken  wir 
die  Publikation  des  Testamentes  von  Guccello  V.   aus  Camino  (1242)  und 
verschiedene  biographische  Notizen  über  diese  Persönlichkeit. 

Den  alten  Kommunalpalast  von  Vicenza  —  er  existierte  zu  Beginn  des 

XII.  Jh.  —  und  noch  ausführlicher  denjenigen,   der  unter  den  Venctianern 

'Capitaniato'  genannt  wurde  und  vorher  der  Turm  einer  Familie  des  XII.  Jh. 

gewesen  war,  erörtert  nach  Notizen  Bern.  Morsolins  Guard.  Colleoni. 4) 

Auch  Vitt.  Barichelia6)    berührte    gelegentlich   den  alten  Municipalpalast 

dieser  Stadt. 

Einige  Inschriften  in  veronesischer  Mundart  (2  aus  dem  XIII.,  4  aus 
dem  XIV.,  8  aus  dem  XV.,  6  aus  dem  XVI.  Jh.),  von  welchen  einige  noch 
nicht  herausgegeben  sind,  sammelte  und  erläuterte  GB.  Gf.  Giuliari.6) 
Dafs  das  von  Muratori  VIII.  herausgegebene  'Leben*  des  Grafen  Rizzardo  von 
San  Bonifacio  eine  Kompilation  aus  dem  Anfange  des  XVII.  Jh.  sei,  glaubt 
Ref. 7)  erwiesen  zu  haben.  Derselbe8)  stellte  mit  Hülfe  von  Urkunden  fest, 
dafs  die  'Insula  Cenensis'  mit  dem  gegenwärtigen  Isola  della  Scala  in  der 
Provinz  Verona  identisch  sei. 

Über  das  Thal  Gandino  im  Bergamaskischen  existieren  geschichtliche 
Nachrichten,  die  bis  zum  XII.  Jh.  reichen.  Diese  besprach  A.  Tiraboschi9) 
und  äusserte  die  Absicht,  dessen  Statuten,  über  welche  er  nur  kurz  berichtet, 
z**    veröffentlichen. 

Das    archäologische  Museum    von  Mailand   besitzt   einige   Waffen,   die 

Amk  Bazzero10)  besprochen  hat;    sie  entstammen  dem  XIII.,  XIV.  und 

XV.  Jh.    Franc.  Novati11)  unternahm  die  Publikation  und  Erläuterung  des 

^wichtigen  Nekrologes  der  Kathedrale  von  Cremona,  in  dem,  wie  bekannt,  am 

2.    Juni  (1215)   der  Tod  des  Bisch.   Sicard    erwähnt   ist     Eine  Bulle   von 

Anastasius  IV.,  datiert  Febr.  1154,  durch  welche  dem  Bischöfe  von  Vercelli 

das  Pallium  verliehen  wird,  liefs  Giuliari18)  drucken;  auch  machte  er  eine 

geschichtliche  Notiz  ohne  Datum  bekannt,  welche  eine  in  Vercelli  und  Cari- 

siana'  vorgefallene  Plünderung  beschreibt.    Peter  ü.  v.  Savoien,  der   1263 

— 1268  regierte,   erliefe   das   erste    Gesetz,    durch    welches   die   legislative 

Gewalt  des  Staates  in  die  Hände  der  Fürsten  gelegt  werden  sollte.    Dieses 

schon  mehrmals  herausgegebene  Gesetz  wurde  von  Ces.  Nani13)  wieder  ge- 


7v      1)  Treviso  e  Vicenza,  due  docum.  patrii.    Treviso.  —    2)  Lega  difensiva  fra  Padova  e 

*e*ia0,  a.  1209,   docum.  ined.  (Nozze  Zava-Baatanzi)   Treviso,  Zoppeüi,   15  S.   4.  —  3)  Di 

Ucc*   (v)  da  Cara.  e  del   buo  testamento  (Nozze  Millioni-Savon),  Treviso.  —  4)  L'antica  e  la 

Boy*  residenza  municip.  di  Vicenza.  Vicenza.  —  5)  Andr.  Palladio  e  la  sua  scuola.    Venozia. 

'  £*e  epigrafi  veron.  in  volgare,  raccolta  cominc.  da  Scip.  Maffei,  dal   1239  al  1543  contin. 

^*<sc*esc     Verona.     Mit  e.  Nachtrag  in  dorn  Veroneser  Journal   'L'Adige',   v.   11  Sept.  — 

3>  Vita  Ricdaidi  Comitia,   Arch.  Ven.  XIX,   206  ff.  —  8)  L'lsola  Cenenso,  Arch.  Ven.  XX, 

Y  ^-   —  9)  Cenni  intorni  alla  Valle  Gand.  ed  ai  suoi  statuti,   Arch.  stör.  lomb.  VII,   5 — 40. 

itüi1  Vertova,   e.  kleinen  Ort  dieses  Thaies,  hatte   schon   Gabr.  Rosa  gesprochen,   Arch.   stör. 

**•»  N.  S.,  XII.  —  10)  Le  arrai  antiche  nel  mos.  patrio  di  archeol.  in  Mil.    Milano.    24  S. 

TT    11)  L'obituario  della  cattedr.   di   Cremona,   Arch.  stör.   lomb.   VII,   245  ff.,   567  ff.  — 

**)  Arch.  ator.  it  4  S.  VI,  3.  —   13)  Gli  Statuti  di  Pietro  II  C*e  di   Sav.  Torino,   56  8. 

**&•  aus  d.  Memorie  della  r.  Accad.  delle  scienze  di  Tor.    2.  Ser.    T  32. 


11,254  XXVHL     C.  OL  Cipolla: 

druckt,  der  e$  sehr  eingehend  erörtert  and  seine  Wichtigkeit  für  die  Rechts- 
geschichte darlegt.  Er  zeigt,  wie  weit  in  demselben  die  Bestrebungen  gingen, 
die  römischen  und  germanischen  Principien  zu  vereinigen. 

Über  den  berühmten  Markgf.  Konrad  v.  Monferrat,  welchen  die  Trou- 
badoure wegen  seiner  heroischen  Verteidigung  von  Tyrus  gegen  Saladin  im 
J.  1187  besangen,  besitzen  wir  nur  spärliche  Notizen  von  Annalisten  und 
einige  wenige  Urkunden.  Diese  sind  von  Theod.  II gen,1)  der  hauptsächlich 
den  wahren  Urheber  von  Conrads  Tod  erforschen  will  (f  28.  April  1192) 
sorgfältig  gesammelt  und  geordnet.  Gewöhnlich  schreibt  man  dieses  Ver- 
brechen einer  der  folgenden  fünf  Personen  zu:  Sinan,  Grofsmeister  der 
Assassinen,  König  Richard  v.  England,  Saladin,  König  Guido,  Onfred  ?. 
Turon.  Der  Vf.  nimmt  den  Ersten  als  Schuldigen  an.  Auch  veröffentlicht 
er  einen  in  das  J.  1 185  gesetzten  Brief  Konrads  an  ßela  von  Ungarn  (S.  135  £). 
Vier  Urkunden  von  1278 — 1561,  welche  sich  auf  alte  piemontesische  Biblio- 
theken beziehen,  machte  Ant.  Manno*)  bekannt;  mehrere  Schriften  behandeln 
die  Waldenser.8)  Ober  den  Troubadour  Lucchetto  Gattilusi  (vgl.  Desimoni, 
Giorn.  ligust.  1878,  S.  241)  sprach  zuerst  Tomm.  Casini,4)  der  ihn  für 
unbekannt  hielt,  danach  A.  Neri,5)  welcher  Desimoni  citierte,  endlich  wie- 
derum Casini;6)  wir  haben  nun  einen  besseren  Einblick  in  sein  Leben  und 
seine  litterarische  Thätigkeit  gewonnen.  Nichts  Neues,  aber  das  Bekannte  in 
guter  Darstellung  bietet  uns  die  Monographie  von  Raim.  di  Soragna7)  über 
die  Friedrich  II.  so  verderblich  gewordene  Belagerung  von  Parma.  Mit  Hülfe 
von  Chroniken  und  Urkunden  von  1087  bis  auf  unsere  Tage  schrieb  Fil. 
Guarini8)  eine  bemerkenswerte  Abhandlung  über  die  Erdbeben  in  ForlL 
Die  höchst  wichtige  Herausgabe  der  bolognesischen  Statuten  (1245 — 67)  voll- 
endete L.  Frati;9)  es  sind  nur  noch  das  Vorwort  und  der  Index  zudrücken. 
Von  wenig  Belang  ist  die  Monographie  von  Lazz.  Sanguinetti10)  über  Accur- 
sius,  den  berühmten  Glossator  der  Universität  Bologna;  L.  de  Ch6ranc6sa) 
Biographie  des  h.  Franz  v.  Assisi  liegt  in  2.  Auflage  vor.  In  Bezug  auf 
Macerata  wurden  einige  Urkunden  aus  dem  XL  und  XU  Jh.  von  Raff.  Fo- 
glietti18)  ans  Licht  gezogen.  Für  die  Geschichte  der  noch  wenig  gekannten 
Beziehungen  zwischen  Toscana  und  der  Levante  hat  ein  Hauptwerk  Gins. 
Müller13)  in  Verbindung  mit  dem  verstorbenen  C.  Milanesi  und  dann  mit 
Aless.  Gherardi  geliefert.  Nach  handschriftlichen  Aktenstücken  giebt  Freid« 
hof14)  die  Fortsetzung  seiner  Geschichte  der  Städte  von  Toscana  zur  Zeit 
Manfreds.  Er  beginnt  mit  der  Schlacht  von  Montaperti  und  beschreibt  die  in 
Folge  der  am  28.  Mai  1261  geschlossenen  und,  mit  Ausschluss  von  Pistoii, 
am  23.  Mai  1265  erneuerten  Verbindung  der  Ghibellinen  geführten  Unter- 
handlungen; nach  der  Landung  Karls  v.  Anjou  löste  sich  der  Ghibellinen- 
bund  auf  und  bildete   sich  der  der  Guelfen  (1265).      Als  Anhang  werden 


1)  S.  o.  S.  241*.  —  2)  Acuni  cataloghi  di  ant  librerie  piem.,  MiacelL  di  st  ital.  (Tori*)) 
XIX,  359  ff.  —  3)  S.  o.  S.  196  f.  —  4)  ün  Trovatore  ignoto  del  «ec  XIII.,  Baas,  settim.  Y, 
391.  —  5)  A  propofl.  di  Luc.  GattiL,  ibid.  VI,  29.  —  6)  Di  Lac  Gattü.,  ibid.  S.  349. 
—  7)  Vittoria:  la  rivolta  e  l'assodio  di  P.  nel  1247.  Modena.  —  8)  I  teiremota  in  F.  i» 
vario  epoche.  Forli,  Croppi.  161  S.  —  9)  Statuti  del  Com.  di  Bol.  dell'  a.  1246  al  1267. 
Bologna.  —  10)  Accursio,  cenni  stor.-biograf.  Bologna,  Monti,  1879.  46  8.  (None  Sangoiietti- 
Zamorani),  —  11)  St.  Fr.  d'Asa.,  (1182—1226).  At.  portr.  Paria,  Pouwrielgue  fr.,  XU, 
532  S.  Vgl.  o'.  1997.  —  12)  Docnm.  dei  sec.  XI  e  Xu  per  la  stör,  di  Mac.  con  prefiu.  e 
annotaz.  Macerata,  Bianchini,  1879.  XY,  96  S.  —  13)  Docum.  sulle  relaxioni  delle  dtta  toas. 
coli'  Oriente  Crist  etc.  S.  Jahresber.  U,  2,  249.  —  14)  D.  Städte  Tuaciens  s.  Zeit  Mj  H. 
Progr.  (No.  422)  d.  Lyceum  in  Metz.    43  S.   4.    VgL  Jahresber.  II,  2,  278. 


Italien.  11,255 

10  Urkunden  (1262 — 5)  mitgeteilt,  welche  dem  Archive  von  Siena  entnom- 
men sind.     Aufe  neue  vernichtet  0.  Hartwig1)  eine  florentinische  Chronik: 
indem   er  die  Authenticität  der  sog.  Geschichte  von  Semifonte,    einer  nach 
eben  dieser  Chronik  von  den  Florentinern  1198,  nach  Villani  1199  zerstörten 
Stadt,  leugnet,  hält  er  die  Chronik  für  eine  Fälschung,  die  einem  Mitgliede  der 
Familie  della  Rena  zwischen  1612  und  1620  zuzuschreiben  ist.  Ad.  Bartoii*) 
nimmt  kurz  die  Frage  bezüglich  der  Authenticität  der  Chronik  Ricord.  Malas- 
pinis  wieder  auf;  er  ist  geneigt  sie  zu  bestreiten,  glaubt  jedoch,  dafs  Scheffer- 
Boichorsts  Forschungen  ungenügend  seien,  insofern  ein  genaues  Studium  der 
Hds8.  eben  des  Malespini  sowie  des  Giov.  Villani  durchaus  nötig  sei.   Bezüglich 
der  Chronik  Dino  Compagnis  nimmt  er  die  Authenticität  als  erwiesen  an,  und 
verspricht  dieselbe  noch  besonders  darzuthun.    Über  diese  letzte  Chronik  han- 
delt das  Ende  des  grofsen  Werkes  von  Isid.  Del  Lungo.8)     Er  führt  zu- 
nächst auf  Grund  archivalischer  Dokumente  die  ganze  florentinische  Geschichte 
in  den  Zeiten  Compagnis,   von  dem   im  Juni  1302  erlassenen  Dekret  der 
Neri  gegen  die  der  Seeränberei  Schuldigen,  bis  zu  dem  am  24.  August  1313 
erfolgten  Tode  Heinrichs  VII.  vor  und  prüft  dann  die  Natur  der  'Cronaca': 
er  nennt  sie  nicht  eine  Chronik,  sondern  eine  wahre  Geschichte,  in  welcher 
der  Autor,  weit  entfernt,  die  Thatsachen  nur  nach  ihrer  zeitlichen  Aufeinander- 
folge zu  erzählen,  in  der  Weise  aneinanderknüpfe,  dafs  er  die  wichtigen  mit 
einander  im  Zusammenhang  bringe  und  die  nebensächlichen  von  diesen  abhängig 
mache,  woraus  sich  der  Mangel  der  chronologischen  Aufeinanderfolge  erkläre. 
yon    den    vorkommenden  Lücken    seien  zwar   einige   unabsichtlich,    rührten 
jedoch  im  allgemeinen  von   dem  Umstände  her,    dafs  der  Schriftsteller  nur 
das  Gesehene  und  nicht  das  'Gehörte*  erzählen  wolle.    Der  Plan  Dinos  ent- 
spreche dem  der  lateinischen  Chroniken  von  Mussato,  Ferretti,  Giov.  da  Cer- 
nienate:  in  Dino  liefsen.sich  'durch  eine  anticipierte  künstlerische  Schöpfung 
die  Eigenschaften  des  mittelalterlichen  Historikers  und  die  des  kunstgemässen 
Geschichtsschreibers'  erkennen.     Indem  Del  L.  dann  Dinos  Chronik  mit  den 
Urkunden  vergleicht,  leugnet  er,  dafs  sie  unvollendet  geblieben  sei.     Er  findet 
darin  lebhafte  Formen  in  Sprache  und  Stil  sowie  Wahrheit  in  den  Aussprüchen, 
Welche  er  seinen  Personen   in  den  Mund  legt,  —  Hierauf   legt  Del  L.   die 
Schicksale  der  Chronik  dar    und  ihr  Erscheinen  und  Verschwinden  in  der 
JUt erarischen  Welt,    besonders  in  Florenz,  —  sich  hierbei   immer  auf  Ur- 
kunden und  Korrespondenzen  stützend.     Es    folgt  die  Geschichte  der  Aus- 
üben, von   der  muratorischen  (1726)    bis  zu    den    letzten.     Ebenso  inter- 
essant ist  die  Geschichte  von  Dinos  letztem  Lebensabschnitte,  und  die  seiner 
Nachkommen.     Del   L.   schliefst,    indem  er   verhältnismässig   kurz  die  Ein- 
^Ände  von  Scheffer-Boichorst  prüft:    Irrtümer  und  Ungenauigkeiten  in  Dino 
^ien  nicht  zu  leugnen,  aber  auch  Villani  weise  deren  auf.     Der  Band  giebt 
5j*dlich    die    von   dem    leider   verstorbenen    L.    Passerini    zusammengestellte 
Genealogie  der  Compagni  und  zahlreiche  Urkunden  (von  1284 — 1557). 

Über  die  alten  Statuten  von  Anghiari  berichtet  Mose  Modigliani.4) 
^ie  wurden  gegen  1230  zusammengestellt;  man  hat  aber  von  ihnen  auch 
^ine   Redaktion   aus   dem   Ende   desselben   Jahrhundertes.     Die    Geschichte 


1)  D.  Eroberung  u.  Zerstör,  yon  Semifonte  u.  d.  gefälschte  Storia  della  guerra  di  Semif. 
*critta  da  Messer  Pace  da  Certaldo,  Hißt.  Ztschr.  N.  F.  VU,  224  ff.  —  Über  eine  florent 
Cforon.  v.  J.  1300—1313  s.  o.  S.  481.  —  2)  Stör,  della  letterat  ital.  (Firenae)  T.  HL  — 
3)  Dino  Comp,  e  la  sna  cron.  Vol.  I-  P.  2.  Firenze.  —  4)  Gli  statati  del  Com.  di  Anghiari 
äel  sec  XTIT,  Arch.  stör.  ital.  4  Ser.,  V,  3  ff. 


11,256  xxvnL   c.  Gf.  Cipoiia: 

jeuer  Gemeinde  gab  eben  derselbe  Autor,1)  zwar  bündig,  aber  genau;  sie  war 
am  Ende   des  IX.  Jh.    in  Besitz    der  Herren    von  Gulbiua    und  Montacoto, 
ging  1104  in  den  der  Camaldolenser  über  und  besass  1147  bereits  Konsuln 
und  Kommunalverwaltung.     Die  'Geschichte  der  Musik  in  Lucca'  schrieb  L. 
Nerici.*)     Wichtig  ist  die  von  Gius.  Gatti3)  unternommene  Veröffentlichung 
der  Statuten  der  Korporation  der   römischen  Kaufleute,    die  sich    1255  bil- 
det«: sie  wurden  im  XIIL,  XIV.  und  XVII.  Jh.  redigiert  und  zu  Beginn  des 
XYI1I.    vom  Senate    bestätigt.     Eine  Seite    ist    von  Cola  di  Rienzis  Hand.« 
Die  Echtheit  der  'Diurnali'  des  Matt.  Spinelli    leugnet    aufs    entschiedenst* 
A.  Bartoli,4)  während  Gius.  Del  Giudice6)  seine  Meinung,  dafs  in  den— _ 
selben  zwar  Fehler  und  im  Ganzen  Zeichen  von  Überarbeitungen  vorhanden— 
seien,  dafs  sie  aber  nicht  als  gänzlich  gefälscht  angesehen  werden  könnten,  vor  ^ 
neuem  in  einer  sehr  wertvollen  Arbeit  auseinandersetzt,  in  der  er  mit  der  Vei 
heiratung  Manfreds  mit  Helene,  der  Tochter  des  Despoten  von  Arta,  Michelicci» 
beginnt  und  die  Geschichte  der  letzten  Jahre  des  unglücklichen  Königs  soi 
die    seiner    unglücklichen    Kinder   zur   Darstellung   bringt.      Von    Manfre— -^ 
Söhnen  starb  der  älteste,  Heinrich  (geb.  1262),  nach  langer  Gefangensch^^/j 
im  Kastell  deH'Uovo  am  31.  Okt.  1318;  seine  beiden  anderen,  Federico  ul.  ^</ 
Azzolino,  bis  jetzt  nur  den  Namen  nach  bekannt,  starben  ebenfalls  in  Neap^^/. 
sie  hinterliefsen  keine  Nachkommenschaft.     Del  G.  hebt  dabei  die  Bedeute*,  ng 
hervor,  welche  die  zweite  Heirat  Manfreds  mit  einer  griechischen  Prinzessin 
den  Bestrebungen  gegenüber  gewinnt,  die  er  und  seine  Vorgänger  im  Gegen- 
satz zu  Karl  I.  v.  Anjou  in  Bezug  auf  den  Orient  verfolgten.     Der  Vf.  schliefst 
mit  dem  Wunsche,   dafs  unser  'grofses  Vaterland"   mit  den  mächtigsten  Na- 
tionen von  Europa  in  gleicher  Linie  bleiben  möge  (S.  327);  beigegeben  sind 
weitläufige  erläuternde  Anmerkungen  und  zahlreiche  dem  Archive  von  Neapel 
entnommene  Urkunden.  —  C.  Minieri-Riccio6)  hat  seine  Regesten  (Januar 
— Juni  1273)  der  Urkunden  Karls  I.  v.  Anjou  fortgesetzt;  sie  betreffen  mili- 
tärische Nachrichten,  Waffen,  Befestigungen  u.  ä.  —  In  Bezug  auf  die  Ge- 
burt Petrus  de  Vineis  sind   zwei  Arbeiten  zu  erwähnen.     Gius.  Faraone,7) 
der  mit  Urkunden  beweist,  dafs  der  berühmte  Kanzler  in  Caiozzo  Besitzungen 
hatte,  will  daraus  ableiten,  dafs  er  auch  aus  jener  Stadt  gebürtig  sei.    Sei*? 
gut   hat  ihm   Fr.   Torraga8)  geantwortet,  der  sowohl  mit  Hülfe  der  von 
Janclli,  De  Blasiis  u.  a.  zu  Tage  geförderten  Urkunden,  als  auch  mit  Petrtafi' 
eigenen  Briefen  beweist,  dafs  jener,  wie  man  stets   geglaubt  hat,  in  Capn* 
geboren  war.  —  Ein  gelehrter  Arzt,  Dichter  und  Theologe    war  Alfons  Ii 
Erzbisch,  v.  Salerno;    er  hielt   zur  Partei  Robert    Guiscards.     M.  Scipa.  ö) 
glaubt,  dafs  er  zwischen  1015  und  1020  geboren  sei;    er  starb   1085.  — — 
Was  Sicilien  betrifft,  so  liefsen  R.  Starrabba  und  L.  Tirrito 10)  19  Urkunde* 
abdrucken,  deren  älteste  von  Friedrich  n.  1237,  die  letzte  aus  dem  J.  14*3^3 


1)  Degli  Statuti  del  Com.  di  Angh.,  Arch.  stör.  ital.  4  Sor.,  V,  8.  255  ff.  —  2)  Memo*"** 
e  docura.  per  nerv,  alla  stör,  di  Lucca.  XII.  (Lucca).  —  3)  Statuti  dei  mercanti  di  Bo»«*1* 
Studi  e  documenti  di  stör,  e  diritto,  zu  Ende  v.  Bd.  1  u.  II.  (Erscheinen  seit  1880  als  Ztsd»*- 
d.  Accad.   di  conferonze   storicho-giuridiche.)    Roma.  —    4)  Stör,  della  letter.  ital.,  t  IU. 

5)  La  fam.   di  ro   Manfr.,  narraz.   stör.   Napoli.    Sep.   aus   Arch.   napolet  IV,   3  (1879).    ~~f 

6)  II  regno  di  C.  I   d'Angid  dal  2  genn.  1273  al  31  die  1283,   Arch.  stör.  ital.    4  8er.,     ^ 
177  ff.     Über  hohenstaufische  Urkk.  dieser  Landesteile  s.  o.  S.  42  f.  —  7)  La  easa  di  T& 
della  V.   in   Ca.  Napoli.    24  S.   —    8)  La  patria  di  Pier  della  V.,  Baas,  settim.  V,   438  & 
—  9)  Alf.  1.  ardvesc.  di  Salerno,  stud.  stor.-letterario.    Salerno.  —  10)  PriTÜegi,  capitoli  • 
docum.  riguard.  la  terra  di  Corleone,  Docum.  per  serv.  alla  stör,  di  Sic.  pubblic  a  curt  dott* 
Soe.  Sicü.  per  la  stör.  patr.  2  Ser.  (Fonti  del  diritto  sie)  U,  fasc.  2.    Palermo. 


Italien.  H257 

herrührt.    Hugo  Falcandus,  der  'sicilische  Tacitus'  ist  von  den  meisten,  nnd 
zuletzt  noch  von  Hilger,1)  für  den  Abt  Hugues  Foucaut  von  S.  Denis  ge- 
halten worden,  auf  Grand  eines  Briefes  Peters  v.  Blois,  in  dem  am  Zusendung 
eines  Tractats  über  Sicilien  gebeten  wird.     Allein  man  bat  sich  durch  eine 
Namensähnlichkeit  täuschen  lassen.     Der  Brief  ist  in  eine  falsche  Zeit  gesetzt 
worden  and  vielmehr  an  den  Abt  Hugo  von  Mailand  gerichtet,  wie  auch  der 
Xractat   unmöglich    die  Historia  Sicula  sein  kann.  —  H.  hat  seine  Werke 
wohl  in  Süditalien  verfällst,  woher  er  auch  gebürtig  scheint;    der  Brief  an 
den  Schatzmeister  Peter  ist  schwerlich  die  Widmung  zu  der  Historia  Sicula. 
Diese  ist  nach   1181   geschrieben,   ohne  dafs  sich  ein  term.  ad  quem  fest- 
stellen liefse;  der  Brief  ist  mit  Sicherheit  in  das  Ende  des  J.  1 189  zu  setzen.1) 
Vinc.  Di  Giovanni8)  veröffentlichte  die  von  Ant.  Mongitore  Unterlassenen 
schriftlichen  Notizen  über  die  abgerissene  Kirche  S.  Maria  la  Pinta  zu  Pa- 
lermo; sie  diente  im  XII.  Jh.  als  Kloster.    Zorn  bevorstehenden  Centenariam 
der  sicilianischen  Vesper  (31.  März  1881),  beabsichtigt  das  Municipium  von 
Palermo  die  berühmte  Kirche  S.  Spirito,  den  Schauplatz  des  Anfanges  jener 
großen  Begebenheit,  in  ihrer  ursprünglichen  Form  wieder  herzustellen.    Ihre 
Gründungszeit  behandeln  G.  B.  J.  Basile  and  D.  B.  Gravina;4)  der  letztere 
setzt  sie  in  ihren  ältesten  Bauteilen  in  die  Zeit  des  eingehend  besprochenen 
Domes  von  Monreale,  d.  h.  in  das  VII.  oder  VIU.  Jh.     Trotz  Di  Giovannis 
gegenteiliger    Ansicht    glaubt    Bartoli5)    nicht    an    die   Authenticität   der 
Chronik  'Lu  ribellamentu  di  Sicilia  contra   re  Carlo*.  —  Die  Übersetzung 
zweier  Dichtungen  des  Syracasaners  'Ibn  Hamdis'  aus  dem  XII.  Jh.  liefs  M. 
Amari6)  drucken;  sie  beziehen  sich  auf  den  erbitterten  Kampf  der  Islamiten 
gegen  die  normannischen  Christen.     A.  Salinas7)  erläuterte  einige  merk- 
würdige in  Gefalü  befindliche  Inschriften  aus  dem  XIII.  Jh.;    doch  ist  keine 
derselben  von  wirklicher  Bedeutung;    ebenderselbe  erkannte,  dafs  das  Grab- 
mal Adelasias,    der  Mutter  Rogers  I.  (1118),  nicht  aus  der  normannischen 
^it,  sondern  aus  dem  XVII.  Jh.  stammt 

IV.  Die  Signorieen.8)    (XIV.  und  XV.  Jahrh.) 

Die  Veröffentlichung  der  Geschichte  der  italienischen  Signorieen  von  dem 
Zuge  Karls  VDI.  bis  zum  Bunde  von  Cambray  hat  Ref.  fortgesetzt9)  Für  Kultur 
und  Kunstgeschichte  zur  Zeit  der  Renaissance  im  allgemeinen  besitzen  wir  das 
Werk  von  H.  Hettner,10)  gegen  den  übrigens  0.  v.  Leixner11)  in  Betreff 
der  Darstellung  Macchiavellis  einige  Einwände  erhob.  —  Im  J.  1770  hatte 
C»  Ign.  Montagnini18)  in  Folge  des  1767  von  Maria  Theresia  für  die 
Provinz  Mailand  erlassenen  Ediktes  über  die  alizugrofsen  Erwerbungen  der 
toten  Hand  eine  gelehrte  Abhandlung  verfafst,  welche  erst  jetzt  veröffentlicht 
18t:  er  hat  darin  die  vom  mailändischen  Staate  verfügten  Beschränkungen 
solcher  Erwerbungen  aufgezählt  und  von  dem  mailändischen  Statut  an,  das 


6  1)  8.  Jahresber.  I,  351.  —  2)  Hugo  Schröter,  d.  Heimat  des  H.  Falc.  Gott  Diss. 
Y  **•  —  3)  La  Chiesa  di  S.  M.  1.  P.  gia  esistente  nella  piazza  del  regio  Palazzo  in  Palermo, 
*•  ^ffem.  Sicil.,  T.  S.,  X,  159  ff.  —  4)  La  Chiesa  dei  Vespri  Sicil.  in  Palermo,  ibid.  S.  213  ff. 
IT  *»)  Stör,  della  lett  ital.  t.  III.  —  6)  Un  poeta  arabo  di  Siracuaa,  N.  An  toi.  LIV,  49  ff.  — 
ÄJti  alcnne  iacriz.  Cefal.  del  sec.  XIII,  Arch.  stör,  sicil.,  N.  S.,  IV,  328  ff.  —  8)  Zu  diesem 
^^chnitt  Tgl.  o.  S.  54*,  139«.  —  9)  Le  Signorie  in  Vallardis  «Italia*.  Fase.  23—26.  Vgl 
y*h*«sber.  II,  2,  276.  —  10)  Italien.  Stadien  z.  Gesch.  d.  Renaissance  Braunschw.,  1879, 
^«  312  S.  —  11)  DUch.  Rundschau,  März.  —  12)  Dell'  antica  legislazione  ital.  sulle  mani- 
*°*t«b  MiscelL  di  st  patria  XIX,  117  ff  (Torino). 

Hlitorische  Jahresbericht«.    1880.    IL  17 


11,258  XXVI1L     C.  Gf.  Cipolla: 

er  ins  XII.  Jh.  setzt,  die  Gesetzgebung  von  Lucchino  und  Gian  Galeazzo 
Visconti,  wie  auch  die  von  Galeazzo  Maria  Sforza  bis  zu  Karl  Y.  (1541) 
dargelegt 

Eine  der  wichtigsten  Thatsachen  ans  der  Zeit  der  beginnenden  Re- 
naissance ist  die  Wiederauffindung  einer  Handschr.  der  Epistolae  ad  Fun 
des  Cicero,  die  Petrarca  zugeschrieben  wird.  In  diesem  Punkt  hatte  Bei1) 
die  Meinung  ausgesprochen,  dafs  dies  nur  aus  paleographischen  Gründen 
(Cod.  Laurent.)  geschehen  könne.  Nunmehr  führen  die  letzten  Untersuchungen 
von  A.  Viertel,8)  G.  Voigt3)  und  L.  Geiger4)  zu  der  Überzeugung,  dafs 
Petrarca  nur  die  Briefe  an  Attikus  gekannt  habe.  —  Das  spezielle  Thema 
des  Wiederauflebens  der  klassischen  Wissenschaften  in  Italien  im  XIV.  und 
XV.  Jh.  wurde  mit  eingehendster  Gelehrsamkeit  von  dem  eben  erwähnten 
Voigt6)  behandelt.  Er  ist  der  Meinung,  dafs  Petrarca  jenes  Wiederaufleben 
inaugurierte,  da  Dante  dem  frühern  Mittelalter  viel  näher  stehe.  Er  hat  zun 
teil  Recht,  würdigt  jedoch  den  Wert  der  Dantischen  Philosophie  nicht  ge- 
nügend. Nachdem  V.  uns  das  Leben  der  Humanisten  in  den  italienischen 
Bepubliken  vorgeführt,  schliefet  er  mit  der  Aufzählung  derjenigen  Höfe, 
welche  dieselben  am  meisten  begünstigten,  und  bespricht  besonders  die  Höfe 
Alfons'  I.  v.  Neapel  und  Friedrichs  v.  Urbino;  er  gelangt  noch  nicht  bis  zn 
dem  letzten  Medici.  Das  Werk  ist  mehr  seiner  Sorgsamkeit,  Genauigkeit 
und  reichen  Gelehrsamkeit  als  des  darin  wehenden  philosophischen  und  künst- 
lerischen Hauches  wegen  wichtig.  Es  wird  jedoch  stets  eine  fundamentale 
Arbeit  bleiben. 

Die  italienischen  Medaillen  der  Benaissance  besprechen  Armand6)  und 
J.  Friedländer7);  der  erstere  in  chronologischer  Beihenfolge,  dann  auch 
—  je  nach  den  Künstlern  —  in  Gruppen;  der  letztere  umfafst  die  Zeit  von 
1430 — 1550  und  bespricht  in  dem  ersten  veröffentlichten  Teil  seines  Werkes  die 
zwei  grossen  Veroneser  Vitt.  Pisano  und  Matt,  de'  Pasti.  Bezüglich  des  so- 
zialen Lebens  in  Born  sind  die  Untersuchungen  von  Aless.  Moroni8)  Aber 
den  'Minuetti*  (plur.)  genannten  Tanz  sehr  merkwürdig. 

G.  di  Sardagnas9)  reiche  Notizen  in  biographischer  Form  über  istria- 
nische  Söldner  im  Dienste  Venedigs  beruhen  auf  Urkunden  in  Venedig;  sie 
bilden  nur  eine  Vorarbeit  zu  einem  Werk,  das  die  venetianische  Miliz  im 
allgemeinen  behandelt.  Ebenso  sollen  C.  A.  Com  bis10)  Auszüge  aus  den 
Briefen  Pierpaolo  Vergerios  nur  eine  Ausgabe  von  Vergerios  Epistolar  ein- 
leiten. Die  Briefe  sind  teils  politische,  teils  religiöse  oder  litterarische;  be- 
merkenswert ist  die  hohe  Idee,  welche  Verg.  von  der  Mission  eines  Litteraten 
besafs.  Angelo  Marsich11)  setzt  das  Urkunden -Register  des  Kapitals 
von  Triest  fort;  wir  erhalten  No.  93  bis  168  d.  h.  Urkunden  von  1336 — 
1368;  einige  sind  ausführlich  mitgeteilt,  darunter  zwei  Bullen  Clemens1  TL 
(1342,    1346;   No.  103  und  106).     C.  Kunz1*)  besprach  zwei  bischöfliche 


1)  Arch.  Yen.  XVI,  176  (1878).  —  2)  D.  Wiederauffind.  v.  Cic.  Briefen  durch  Petnm 
Königsb.  i.  Pr.  1879,  —  i.  d.  Jalirb.  f.  Philol.,  T.  121—122.  —  3)  D.  handachriftL  Überhft 
von  Cic  Briefen,  Bericht  d.  phiL-hist.  Kl.  d.  K.  sächs.  Ges.  d.  Wias.  1879.  —  4)  Gott  geL 
Ana.  1879,  S.  1298  ff.  —  5)  D.  Wiederbeleb,  d.  klass.  Altert  od.  d.  erste  Jh.  <L  HomanuB. 
2.  nmgearb.  Aufl.  Berlin,  Reimer.  I.  XII,  595  S.  —  6)  Lee  medailleurs  ital.  des  XV  et 
XVI.  ss.  Paris,  1879.  —  ?)  Ital.  Schaumünzen  d.  XV.  Jh.  Jahrb.  d.  k.  preufs.  KunitssraL 
L  mit  Supplem.  Auch  sop.,  Berlin,  Weidmann.  42  S.  —  8)  I  minuetti,  spigolature  stör. 
Borna.  —  9)  S.  o.  S.  114«.  —  10)  Ibid.  —  Auch  sep.,  Veneria,  Antonelli,  126  &  — 
11)  Begesto  dolle  pergam.  conserv.  nelT  archiy.  del  rev.  Capitolo  deUa  Cattedr.  in  Triette, 
Archeogr.  triest.  N.  S.  VI,  250.  363,  u  VII,  143.  —  12)  Due  sigüli  veseor.  di  Nett 
del  mus.  civico  di  antichita  di  Triesto,  ibid.  VII,  137  ff. 


ItElien.  11,259 

Siegel  von  Nona;    das   eine   vom   Bischof  Jacopo  Bragadino   1463 — 1474, 
das  andere  vom  Bischof  Jacopo  Difhico  1475  — 1580.    Alberto  Rusconi1) 
veröffentlichte    den   zwischen  Venedig   und    Como    am   11.   Juni    1328    ab- 
geschlossenen   Zollvertrag.      Die   Resultate   der    letzten   Forschungen    über 
die  Verschwörung   Marin   Falieros  fafst   P.  6.  Molmenti*)  zusammen.  — 
Über  dasselbe  Thema  wurden  von  Bart  Cecchetti8)   zwei  Anekdota  ver- 
öffentlicht:   das   Verzeichnis  von    31   begnadigten   Verschwörern    (Urk.  vom 
J.   1355)   und   das  letzte   der   drei  Testamente  von  Falieros  Witwe,   d.  d. 
7.  März  1387.     Gius.  Giomos4)  Fortsetzung  der  Rubriken  der  verlorenen 
Register  der  'Misti'  des  venetianischen  Senates  betrifft  die  Levante  (Ägypten, 
Griechenland,    Rhodus),    verschiedene  Teile  Italiens  (die  Mark  Ancona,    Ri- 
mini,  Sicilien  u.  s.  w.)   und   viele    westliche  Staaten   (Frankreich,  England, 
Spanien  u.  a.).   Gugl.  Berchet  und  H.  Simonsfeld6)  verdanken  wir  Nach- 
weisungen von  Codices  des  berühmten  'Liber  secretorum  fidelium  Grucis'  von 
Marin  Sanudo  Torcello  (Anf.  des  XIV.  Jhs.),  während  L.  de  Mas-Latrie6) 
über  einige  auf  den  Orient  bezOgliche  handschriftl.  venet.  Urkunden  berichtet, 
unter  denen  einzelne  aus  den  Jj.  1477 — 8   wichtig  sind,   da  aus  denselben 
hervorgeht,    dafs  die  Venetianer  auf  das  Leben  Mahomeds  IL  und  einiger 
seiner  Beamten  einen  Anschlag  beabsichtigt  haben.  —   Die  Beziehungen   der 
Republik  zu   den  levantinischen  Ländern  betreffen  zwei  umfassende  Samm- 
lungen.   G.  M.  Thomas7)  veröffentlichte  176  aus  den  Jj.  1301—1350  her- 
rührende Urkunden,    die   größtenteils   gänzlich   unbekannt   oder   wenigstens 
Sediert  sind  und  die  Fortsetzung  der  vor  einigen  Jahren  in  Wien  erschie- 
nen Bände  bilden.     Sie  beleuchten  besonders  die  Beziehungen  zu  den  Pa- 
laeologen,  zu  Trapezunt,  Ägypten,  Armenien,  Tunis,  Persien,  den  Tartaren  u.  s.  w. ; 
n°r  wenige  betreffen  Morea  und  benachbarte  Punkte.     Die  Beziehungen  ins- 
besondere Venedigs  zu  Morea  beleuchten  208  von  Sathas8)  herausgegebene 
^künden  des  Archivs  von  Venedig:  wie  R.  Fulin9)  hervorhebt,   enthalten 
^  viele  und  bedeutende  Transcriptionsfehler.  —  Über  die  grofsen  venetiani- 
^hen  Reisenden  sei  vor  allem  der  Artikel  von  Gaidoz10)  registriert,  welcher 
£*&  Icarien  der  Brüder  Zeno  mit  Irland  identifizieren  will   und  das  von  A. 
^?**o  erwähnte  Kloster  S.  Tomd   in  Grönland    sucht.    Im   allgemeinen  auf 
***fc  Nordpolfahrer  wies  L.  Pasini11)  hin  und  berührte  hierbei  die  Cabots, 
^^lirend  C.  Bullo lf)  mittels  Urkunden  zeigt,  dafs  der  Reisende  Nicolö  de' Conti 
***8  dem  XV.  Jh.  ein  geborner  Chioggiote  war;  er  möchte  dasselbe  auch  von 
jf  °ka  Cabot  erweisen,  doch  scheint  ihm  dies  nicht  gelungen.   Dieselbe  Meinung 
*??>tte  schon  Fed.  Stefani13)  ausgesprochen,   aber  es  scheint  fraglich,   ob  er 
^^s  heute    wiederholen   würde.      A.  Reumont14)  ist  in  dieser  Beziehung 

1)  Un  trattato  fra  Como  e  Veneria  nel  sec.  XIV.    Periodico  deUa  soc.  stör,  per  la  prov. 

^  mntica  dioc.  di  Como.  II,  53  ff.    Como.   —    2)  Le  congiure  in  Yenez.  nol  sec.  XIV  (Nozze 

^^iotti-Antonini).     Veneria.    —    3)    Di   alcuni   cospiratori  graziati   nella  congiura  di  Marino 

^tüier,  Arch.  Von.  XX,   111;    derselbe,    L'ultimo  testam.  di  Lodoy.   Gradenigo  vedova  di 

^^arino  Falier,  Arch.   Yen.  XX,  347.    —    4)  Le  rubriche  dei   Libri   Misti  deJ  Senato  per- 

^trti,  Arch.  Yen.  XIX,  90  flf.  XX,  293  ff  —  5)  Arch.  Ven.  XX,  396  ff.  —  6)  In  d.  Sitz.  d. 

^lad.   des  Inscript  et  B.  L.  t.  14.  Mai.  —  7)  S.  o.  S.  2397.     Eine  Art  Vorarbeit  hierzu  war 

Thomas'  Schrift:  Quellenkunde  d.  venet  Handels  u.  Verkehrs  mit  archiv.  Beilagen.    München. 

A^bhandll.  d.  k.  bayer.  Alt.  d.  Wiss.     L  Kl.,  XV.  Abt.  1.   —    8)   Mvrjutla  e).Xrjrtx?je  laro- 

&ae,  s.  o  S.  2196.   —   9)    Arch.  Yen.,  Bollett.  bibliograf.    No.  84.   —  10)   L'Icaria  des 

trires  Zeni,  Bev.  crit  No.  4.  —  11)  (Anon.)>  I  narigatori  al  polo  Artico.    Yenez.  —  12)  La 

>era  patria  di  Nicolö  de'  Conti  e  di  Giov.  Cab.    Chioggia.   —  13)  In  einer  Anmerk.  zu  den 

*  diarii'  di  Marin  Sanudo  I,  806  f.  Yenez.,  1879.    S.  Jahresb.  II,  2,  276».  —  14)  I  due  Ca- 

boto,  cenni  stor.-critici,  Arch.  stör.  ital.  4  Ser.,  VI,  414—21.    Vgl.  auch:  Cabot  u.  d.  Anfange 

«ler  Polarforschung,  Ausland,  1.  Sept  1879. 


11,260  XXVIII.    C.  Gf.  Cipolla: 

zweifelhaft;  er  neigt  dazu,  John  Cabot  für  einen  Ligurer  zu  halten,  während 
er  seinen  Sohn  Sebastian  anzweifelhaft  ans  Venedig  sein  läüst  Über  die 
Planisphären  Andr.  Biancos  (von  1436)  nnd  Giov.  Leardos  (1452)  besitzen 
wir  zwei  erläuternde  Arbeiten  von  P.  Amat  di  San  Philippo1)  und 
von  Gngl.  Berchet.8)  Das  Hans  des  deutschen  Ordens  in  Venedig  be- 
sprach Perlbach,8)  während  H.  Nasse4)  die  venetianischen  Banken  des 
XIV.  bis  XVI.  Jh.  behandelte.  Mich.  Caffi5)  veröffentlichte  einen  Auszug 
aus  dem  Testamente  des  Giacomello  del  Fiore  vom  2.  Okt  1479,  eines  der 
ersten  venetianischen  Maler,  welcher  hinsichtlich  der  Gewandung  die  grie- 
chische Schule  verliefs  nnd  sich  eine  freiere  Manier  aneignete;  C.  bespricht 
auch  die  von  Giac.  noch  vorhandenen  Arbeiten.  Höchst  interessant  als 
Spiegel  der  Sitten,  des  litterarischen  (öffentliche  Philosophie- Vorlesungen n.  s.w.) 
und  sozialen  Lebens  (Magistraturen  etc.)  in  Venedig  gegen  Ende  des  XV.  Jh. 
ist  die  kleine  Schrift  von  Marino  Sanudo,  welche  1493  dem  Dogen  Ag.  Bar- 
barigo  gewidmet  wurde  und  die  Bin.  Fulin6)  veröffentlichte.  —  Von  S.  Da- 
niele del  Friuli  liefsen  Ant.  und  Ottav.  di  Prampero,7)  durch  Mitteilungen 
V.  Joppis  dazu  in  den  Stand  gesetzt,  die  alten  Statuten  nebst  Urkunden 
aus  dem  XV.  und  XVI.  Jh.  drucken.  Der  erstere  der  eben  Erwähnten  gab 
ebenfalls  auf  Grund  von  Mitteilungen  Joppis  die  Statuten  von  Billerio,  einem 
auf  den  Hügeln  Oberfriauls  gelegenen  Orte,  (aus  den  Jj.  1359,  1362),  heraus;8) 
Joppi")  selbst  liefs  das  Statut  des  Doktoren-Kollegiums  in  Friaul  drucken 
und  erläuterte  dasselbe  durch  Urkunden;  es  wurde  1497  zusammengestellt, 
obwohl  das  Kollegium  seit  1440  bestand.  —  Der  erste  Typograph,  welcher 
in  Treviso  gearbeitet  hat,  war  Gerhard  von  Flandern,  über  den  ebenfalls 
Joppi10)  einige  Notizen  sammelte.  Die  erste  Maulische  Papierfabrik,  von 
welcher  J.  hierbei  Kunde  giebt,  reicht  bis  1293  zurück  und  gehört  nach 
Cividale.  Über  Vittorino  da  Feltre  und  dessen  pädagogisches  System  sprach 
Anat.  Mo  riet.  n)  Es  ist  bekannt,  dafs  Panfilo  Gastaldi  von  Feltre  hinsicht- 
lich der  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  mit  Guttenberg  konkurriert  Diese 
Frage  nahm  P.  Fornari1*)  auf,  indem  er  inFacsimile  zwei  höchst  wichtige 
vor  kurzem  von  Ces.  Gantü  und  P.  Ghinzoni  entdeckte  Dokumente  ver- 
öffentlichte; aus  denselben  geht  hervor,  dafs  Gastaldi,  'der  Meister  Bücher  zu 
drucken1  im  J.  1472  von  dem  Herzoge  von  Mailand  nach  dieser  Stadt  ein- 
geladen wurde.  Die  von  L.  Bailo13)  herausgegebenen  Urkunden  aus  den 
Jj.  1315 — 23  betreffen  besonders  das  Privatleben  in  Treviso,  Waaren,  Frei- 
lassungen von  Sklaven  u.  ä.;  aus  den  letzten  derselben  ist  zu  entnehmen, 
dafs  der  Graf  Heinrich  von  Görz  am  23.  April  1323  starb.  Ein  1432  in 
Treviso  erlassenes  Aufwandsgesetz  wurde  von  Fed.   Stefani14)  besprochen. 


1)  Nota  illustrat.  del  planisfero  disegn.  nel  1436  del  veneziano  Andr.  Bianco  che  n  eon- 
sorra  nella  Marciana  in  Venez.,  con  an  facsim.,  Boll.  della  soc.  geogr.  ital.  Aug  1879, 
S.  560  ff.  u.  Riv.  marittima,  3  Trimestre  1879.  S.  367  ff.  —  2)  U  planisfero  di  Gio?. 
Leardo  dell*  a.  1452.  Facsimile  nella  grandezza  dell*  originale.  Nota  illustrativm.  Venei. 
Sep.  aus:  Atti  dell'  ist.  Yen.  —  3)  S.  o.  S.  18410.  —  4)  Vgl.  die  kritische  Studie,  Zschr.  t  d. 
ges.  Staatswissensch.  H.  3.  —  5)  Giac.  del  F.,  pittore  venez.  del  sec  XV,  Arch.  stör.  itaL 
4  Ser.,  VI,  402—13.  —  6)  Cronachetta  di  M.  S.  Venezia,  Visentini  238  S.  —  7)  Anticbi 
statuti  ined.  di  s.  Daniele  del  Friuli  1343—68,  con  docum.  Udine,  1879.  —  8)  Statuti  <ü 
Bill,  del  1659  e  1362.  Udine.  —  9)  Statuta  Collogii  Doctorum  Patrae  Forijulii  editi  a 
MCCCCLXXXXVn.  Udine.  —  10)  L'arte  della  stampa  in  Friuli,  con  appendice  solle  ftttr. 
di  carta.  Udine.  Sep.  aus:  Atti  delT  Accad.  di  Udine.  —  11)  S.  o.  8.  211.  —  12)  Vul 
Gast  maestro  dal  stampo.  Milano.  Mit  ])hotogr.  Taff.  —  13)  Spigolature  dagli  archiri  trerig. 
(Nozzc  Solla-Giacomelli),  Treviso,  Zappelli.  31  S.  4.  —  14)  Legge  sunt  circa  il  restiw 
degli  uomini  e  delle  donne  ordinata  intorno  all'  a.  1432  dalla  citta  di  Trev.  tratta  da  n 
testo  a  penna  del  sec.  XV.,  volgarizzata  e  annotata.    Venez. 


Italien.  11,261 

Dafe  Albert  d.  Gr.,  wohl  1228,  nach  Padua  gekommen  sei,  behauptet 
A.  Gloria;1)    er    habö   dort    Theologie    gelehrt,   jedoch    nicht    —    wie 
Qträtif  and  Echard  glaubten   —    an  der  Universität,  sondern  —   wie  J.  M. 
Federici  annahm  —  im  Dominikaner-Kloster.    Über  Alb.  Mussato  hatte  ans 
das  verflossene  Jahr  die  Monographie  von  Gloria  gebracht,  aas  dem  J.  1880 
liaben  wir  wieder  zwei  neue  Arbeiten  über  ihn  zu  erwähnen.     J.  Wych- 
gram2)  schildert  auf  das  Ausführlichste  M.s  Leben,  welches  bis  zum  Tode 
Heinrichs  VII.  ein  verborgenes,  dann  aber  ein  öffentliches  und  thätiges  war. 
Er  verlegt  die  Dichterkrönung  Mussatos  in  das  J.  1314,  behauptet  jedoch 
im  Gegensatz  zu  Ferretti  in  Yicenza,   dafs  er  die  Hist  Aug.  und  die  Tra- 
gödie 'Eccelino'  damals  noch  nicht  geschrieben  hatte.     Zuletzt  bespricht  er, 
jedoch   etwas    dürftig,    Mussatos   Schriften.      Die   Chronologie    der   Werke 
Mussatos  bietet  einiges  Interesse,   im  allgemeinen  kann  W.s  Arbeit  nicht  als 
gelangen  bezeichnet  werden.    So  veröffentlicht  er  u.  a.  sechs  ihm  von  Gloria 
zugekommene  Urkunden,  weifs  aber  von  denselben  keinen  Gebrauch  zu  machen. 
Bei  der   Besprechung   dieser  Arbeit  nimmt  D.  König8)  Gelegenheit,    den 
Namen  Mussato  philologisch  und  historisch   zu  untersuchen,   indem  er  sich 
zum  teil  einer  ihm  von  Giusto  Grion  gemachten  Mitteilung  bedient;   er  ent- 
scheidet sich  zu  Gunsten  der  von  G.6.  Moto  gegebenen  Nachricht,   der  zu- 
folge Albertino  ein  natürlicher  Sohn  Vivianos  da  Mussa  wäre. 

Auf  Yicenza  beziehen  sich  mehrere  Publikationen.  Indem  Fei.  Lam- 
pertico4)  eine  von  Vigo  in  seiner  Monographie  über  Ugucc.  della  Faggiuola 
gelassene  Lücke  ausfüllt,  betont  er  die  Wichtigkeit  zweier  von  dem  be- 
rühmten Condottiero  in  Yicenza  hinsichtlich  der  Meuchelmörder  ergriffenen 
Maßregeln.  Er  prüft  die  mannigfaltigen  und  widersprechenden  Behauptungen 
der  Chronisten  in  Bezug  auf  Ugucciones  Tod,  und  zieht  aus  ihnen  denSchlufs, 
da&  derselbe  wahrscheinlich  am  1.  Nov.  1318  zu  Yicenza  stattgefunden  habe, 
derselbe  Autor6)  wies  auf  die  'statuta  et  ordinamenta'  der  'fratalia  murato- 
rüm'  vom  J.  1407  hin.  Andr.  Caparozzo6)  liefs  das  Statut  für  die  Gast- 
wirte v.  J.  1458  in  der  Volkssprache  mit  verschiedenen  Bestätigungen  aus 
den  Jj.  1491 — 1566  abdrucken.  Über  Leben  und  Werke  Ognibenes  da  Lo- 
nigo  (geb.  um  1412),  der,  aus  der  Schule  Yittorinos  da  Feltre  hervorgegangen, 
zu  Yicenza,  Treviso  und  Mantua  als  Professor  lebte,  sammelte  Rem.  Sa  h  ha- 
rt ini7)  Nachrichten.  Er  publiziert  verschiedene  Briefe  aus  dem  J.  1448;  in 
einem  (an  seinen  Schüler  Feder.  Gonzaga)  finden  sich  einige  politische  An- 
spielungen. Die  Arbeit  ist  nicht  sehr  kritisch  gehalten.  —  Seine  Mitteilungen 
Qber  die  Kirche  S.  Anastasia  in  Yerona  setzte  mit  Hilfe  handschriftlichen 
Materials  Ref.8)  fort,  namentlich  die  Kunstgeschichte  berücksichtigend. 
M.  Butturini9)  belehrt  uns  über  die  Vorschriften,  welche  seit  dem  XY.  Jh. 
"ie  Fischerei  im  Gardasee  betrafen.  Einige  bis  jetzt  unbekannte  Reden  des 
Verone8ischen  Rechtsgelehrten  und  Litteraten    Gian  Nicola  Salerni,   wurden 


j  1)  Quot  anno«  et  in  quibus  Italiae  urbibus  Alb.  M.  moratsua  «it.  Venetiis.  Sep.  aas:  Atti 
f6*  *.  Isitit  Yen.  5  Ser.  VI.  —  2)  Albert  Man».  E.  Beitr.  zur  ital.  Gesch.  d.  XIV.  Jh. 
i^l*.,  Veit  VI,  74  S.  —  3)  Mitt  a.  d.  hist  Litteratur.  VHI,  355—59.  —  4)  Ugucc.  della 
*%%.  a  Vicenza,  Arch.  stör.  ital.  4  Ser.  V,  31  ff.  —  5)  In  d.  Abhdl.  über  Andr.  Pallad., 
2^h.  »tor.  it  4  S.  VI,  265.  —  6)  Statute  degli  osti  della  citta  di  Vic.  Vicenza.  — 
.'  Vettere  ined.  di  Ognibene  da  Lonigo  con  breve  biografia.  Lonigo.  Eine  beachtenswerte 
^^eige  t.  Morsolin  s.  Arch.  Ven.  XX.  —  8)  Ricerche  stör,  intorno  alla  Chiesa  di  S. 
^«tt.  in  Ver.,  Arch.  Ven.  XIX,  223  ff.  —  9)  La  pesca  nel  lago  di  Garda,  Arch.  stör. 
lo*b.  VII,  73  ft     Vgl.  Jahresber.  IL  2,  278  f. 


11,262  XXVIII.    C.  Gf.  Cipolla: 

von  Alf.  Miola1)  in  einem  Kodex  der  Nationalbibliothek  zu  Neapel  ge- 
fanden. —  Einige  frühere  Publikationen  fortsetzend,  gab  Feder.  Odorici1)  Bei- 
träge zur  Geschichte  von  Brescia  in  den  Jj.  1438 — 1516  heraus.  Die  Be- 
lagerang von  Cremona  im  J.  1446  betrifft  eine  umfangreiche,  mit  den  Er- 
eignissen gleichzeitige  Chronik,  die  G.  Sommi-Picenardi9)  drucken  liefe; 
sie  ist  auch  für  das  Studium  der  litterarischen  Verhältnisse  jener  Stadt  von 
Bedeutung.  Bis  jetzt  fast  unbekannt  war  der  cremonesiche  Litterat  und 
Geschichtsschreiber  Domen.  Burdigallo  (geb.  1449,  f  gegen  1527);  seine 
wichtigste  Schrift  ist  eine  Geschichte  oder  Chronik  seiner  Vaterstadt,  vom 
Ursprünge  der  Welt  bis  1527:  sie  ist  ausfuhrlich  von  Franc.  Novati4)  be- 
sprochen. —  In  Bezug  auf  Mailand  gab  ein  ungenannter  Autor5)  die  'Pro- 
vixiones'  von  1331 — 1350,  ein  für  die  Geschichte  des  Handels  und  der 
Finanzen  wichtiges  Dokument,  heraus.  Sie  sind  vollständiger  und  reichen 
um  2  Jahre  weiter  zurück  als  die  von  Giulini  VII,  216  herausgegebenen. 
P.  C  anett a6)  gab  eine  Darstellung  der  Geschichte  des  'Ospitale  maggiore' 
in  Mailand  auf  Grund  der  Urkunden  desselben;  es  wurde  1456  von  Fr.  Sforza 
begonnen,  der  die  Errichtung  desselben  dem  Architekten  Antonio  von  Florenz, 
genannt  Averlino,  übertrug.  —  Von  den  Annalen  des  Doms  zu  Mailand  liegt 
Bd.  m  vor.7)  Er  umfafst  die  Jj.  1481—1550  und  enthält  Urkunden  in 
extenso  und  Regesten;  für  die  Kunstgeschichte  hat  derselbe  ausserordentliches 
Interesse.  Die  erste  Urkunde  ist  das  Diplom  von  1481,  wodurch  Gian 
Galeazzo  II.  Sforza  die  Architekten  für  den  Bau  des  'Ospitale  maggiore'  und 
des  Domes  ernennt;  ein  anderes,  bereits  herausgegebenes,  v.  J.  1481,  er- 
wähnt einen  Strafsburger  Ingenieur,  an  welchen  sich  der  Herzog  wendete; 
Dokumente  aus  den  Jj.  1482  und  1483  enthalten  den  'circa  reparationem 
et  perfectionem  Thiburii'  mit  Job.  Nexemperger  von  Graz  geschlossenen 
Vertrag;  i.  J.  1490  aber  wurde  der  florentinische  Architekt  Luca  angenommen 
und  in  den  Projekten  für  das  Tiburium  (27.  Juni  1490,  S.  60—64)  er- 
scheint kein  deutscher  Architekt.  Über  die  Jj.  1493 — 95  sind  nur  spär- 
liche Notizen  vorhanden.  —  Am  25.  Febr.  1474  wurde  Onofr.  Anguissola, 
ein  placentiner  Rebell  gegen  Franc.  Sforza,  nach  dreizehnjähriger  Gefangen- 
schaft zu  Binasco  enthauptet.  Um  dessen  Tod  zu  verheimlichen,  nannte  man 
ihn  in  einigen  offiziellen  Dokumenten  0.  Bevilacqua  (t  1469).  Dadurch 
liefs  sich  Litta  beirren.  Mit  Hilfe  der  erwähnten  Dokumente  ist  der  wahre 
Sachverhalt  von  P.  Ghinzoni8)  festgestellt.  G.  A.  Venturi9)  machte  die 
Beschreibung  des  Trousseaus  von  Anna  Maria,  der  Tochter  Galeazzo  Sforza* 
und  Gemahlin  Alfonsos,  des  Sohnes  von  Ercole  v.  Ferrara,  1491,  bekannt; 
einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  mailändischen  Gold-  und  Silberschmiede- 
kunst im  XV.  und  XVI.  Jh.  lieferte  Mich.  Caffi10)  während  Giov.  d'Adda11) 
neue  Daten   über  die  viäconti-sforzesische  Büchersammlung   des  Schlosses  in 


1)  Notizia  di  un  Cod.  della  bibliot.  naz.  di  Kap.,  Arch.  Napol.  Y.  394  ff.  —  2)  Breida 
e  la  sna  prov. :  almanacco  e  gnida  civil e  con  alc.  cenni  di  stör,  bresc.  Brescia,  Apollonio.  407  & 
16°.  —  3)  Dell*  aesedio  di  Crem.  (1446),  cronaca  ined.  di  Maladobato  Sommi.  Firenze,  Cala- 
sanzi.  32  S.  16°.  —  4)  La  Tita  e  le  opere  di  Born.  Bordigallo,  Arch.  Yen.  XIX,  5Ci 
327  ff.  —  5)  II  dazio  d'entrata  e  d'uscita  in  Mil.  nel  XIV  sec,  Arch.  stör.  lomb.  VII,  116  £ 
—  6)  L'Osped.  magg.  di  Mil.  Mil.  147  8.  —  7)  Ann.  della  fabbr.  d.  d.  di  Mil.  dall'  orig.  ho 
al  presente  pnbbl.  a  cura  della  sua  amministraz.  III.  Milano,  Brigola.  320  S.  4*.  — 
8)  On.  Berti,  e  On.  Aug.,  Arch.  stör.  lomb.  VII,  163  ff.  —  9)  Anna  Maria  Sforaa  apoaa  ad  Alt 
d'Este.  Firenze.  —  10)  Lor.  da  Clivate  ed  altri  orofi  e  argentieri  a  Mil.,  Arch.  itor.  k»K 
VII,  590  ff.  —  11)  Indagini  stör.,  arstist  e  bibliograf.  «mlla  libreria  Viac-Sfonesca  del  ca*t 
di  Pay.,  illuatr.  da  docam.  edit  ed  ined.  Append.  alla  parte  prima.   Milano. 


Italien.  11,263 

Pavia  sammelte.  G.  Bonizzoni1)  berichtete  über  die  Statuten  von  Como; 
der  älteste  Codex  derselben  geht  in  das  Ende  des  XIII.  Jhs.  zurück.  Franc. 
Fossati*)  behandelt  den  Codex  der  Kreuzfahrer  aus  derselben  Stadt.  Die 
Chronik  Luganos  von  Nicolo  Laghi,  die  mit  1466  beginnt  und  bis  1513 
reicht,  ist  von  Alb.  Rusconi3)  veröffentlicht  und  erläutert.  In  der  Vor- 
rede erzählt  R.,  gestützt  auf  handschriftliches  Material,  die  Geschichte  Lu- 
ganos vom  Anfange  des  XV.  Jhs.  und  schildert  die  von  der  Familie  Rusconi 
über  diese  Stadt  ausgeübte  Herrschaft.  Nach  Aufrichtung  der  Ambrosiani- 
schen Republik  nach  dem  Tode  Fil.  Maria  Viscontis  trennte  sich  Lugano 
von  Como.  Francesco  Saraceno4)  setzte  seine  Studien  über  die  'Gaukler' 
(giullari)  und  Minstrels  am  Hofe  der  Fürsten  von  Acaja  fort.  Die  Be- 
zeichnung 'giullari'  findet  sich  in  den  Jj.  1290  bis  1336;  seit  1418  finden 
sich  dafür  'Mimo',  'Tragi tore',  'Apparitore'  u.  a.  Sie  fehlten  niemals  bei 
Familienfestlichkeiten  und  begleiteten  die  Fürsten  auch  auf  ihren  Reisen. 
Die  Genossenschaft  der  Menestrelli  wird  als  bestehend  1423  erwähnt.  —  F. 
£.  Bollati6)  erörterte  die  repräsentativen  Versammlungen  inSaluzzo,  welche, 
wie  es  scheint,  1699  aufgehört  haben*,  die  ersten  Notizen  über  dieselben 
reichen  bis  1444/45  zurück.  Sie  wurden  nur  von  den  Vertretern  der  Kom- 
munen gebildet.  In  welchem  Verhältnis  dieselben  zu  den  Versammlungen 
des  Adels  oder  der  Vertreter  der  Gemeinden  gestanden  haben  mögen,  welche 
im  Staate  Saluzzo  seit  dem  XHL  Jh.  stattfanden,  ist  unsicher;  nach  B.  hätten 
wir  es  mit  zwei  verschiedenen  Institutionen  zu  thun.  Gaud.  Claretta6)  er- 
zählte eine  Episode  aus  den  Beziehungen  der  Fürsten  von  Acaja  zu  den 
Anjous. 

Das  zu  Gunsten  der  Stadt  Susa  von  Ludwig  von  Savoyen  i.  J.  1462 
erlassene  Statut  erörterte  Fei.  Chiapasso;7)  er  deutet  auch  auf  ein  anderes, 
bis  jetzt  unbekanntes  und  ebenfalls  für  Susa  erlassenes  Statut  von  Amadeus  III. 
hin,  das  aus  dem  J.  1147  zu  stammen  scheint.  Nachdem  F.  E.  Bollati8) 
1870  ein  Lied  Philipps  von  Savoyen  (geb.  1443,  f  1498)  publiziert  hat, 
welches  derselbe  —  kaum  zwanzig  Jahre  alt  —  als  Gefangener  im  Kastell 
Loches  geschrieben  hat,  zeigt  E.  Monaci,9)  wie  sich  in  dieser  Trou- 
badourdichtung der  politische  Sinn  des  jungen  Fürsten  zu  erkennen  giebt, 
der  sich  vornahm,  mit  den  populären  Verbindungen  auf  gutem  Fufse  zu  bleiben, 
ohne  jedoch  den  Adel  zu  vernachlässigen.  Dan.  Sassi, 10)  welcher  die  Ge- 
schichte des  Unterrichtes  zu  Turin  darlegt,  benutzte  besonders  den  ältesten 
Teil  des  Cibrario.  L.  F.  Beraudi11)  sammelte  diejenigen  Artikel  der  Gesetze 
von  Casale  und  der  Grafschaft  Montferrat,  welche  sich  auf  die  weibliche  Erb- 
folge und  auf  Aussteuerrechte  beziehen.  —  Ces.  Foucard18)  veröffentlichte 


1)  Statut!  di  Como,  Period.  della  boc.  stör,  di  Como.  I,  11  ff.  Como  (1878 — 1880).  — 
2)  Ibid.  8.  157  ff.  —  3)  Cron.  luganese  di  N.  L.  con  prefaz. ,  Period.  della  boc.  stör,  di 
Como.  II,  77  ff.     Como.   —    Über  Motta,  Bibliogr.  hist.  ticin.  s.  Jahresber.  II,  3,  292.  — 

4)  (Hanta  ai  Guillayi  e  Menest,  riaggi,  imprese  guerr.  dei  princ.  d'Acaia  1390 — 1428.  Cn- 
riosita  e  ricerche   di  stör,   subalp.,    XIV,  205  ff.     Vgl.  X,  261  ff.   u.  Jahresber.  I,   358.  — 

5)  Le  congregazioni  dei  com.  nel  marches.  di  Saluzzo.  Torino,  Paravia.  3  Bde.  XLIV. 
600;  XVI,  429;  XVIII,  384  8.  Au*  Monum.  hiat.  patr.,  T.  XIV  u.  XV.  —  6)  Bob.  di  Du- 
rauo  dei  Beali  di  Napoli  e  la  famiglia  di  Jac.  di  Savoia  princ.  di  Acaia,  Atti  della  r.  Accad. 
delle  Sciense  di  Tor.  XV,  743 — 69.  —  7)  Di  uno  statuto  conceaso  dal  duca  Lud.  di  Sav. 
alla  citta  di  Suaa  nel  2  luglio  1462,  MiscelL  di  stör.  ital.  XIX,  339  ff  —  8>  Chanson  de 
Phil,  de  Sar.  publice  pour  la  prem.  fois,  avoc  preX  et  notes.  Milan,  1879.  —  9)  Un  trovat. 
di  Caaa  Sav.,  Baas,  settim.  VI,  235.  —  10)  L'istruzione  pubbl.  in  Tor.  dal  1300  al  1880. 
Torino,  Bona.  97  S.  —  11)  Statutorum  Caaalensium  ac  ducalium  Montisferrati  doeretor. 
collectio    circa  jura  dotalia  et  Bucceuiones  filiarum.    Casali   —   12)  Agli  onor.  suoi  coUeghi 


11,264  XXVIII.    C.  Gf.  Cipolla: 

die  Beschreibung  von  neuem,  welche  der  Gesandte  Taddeo  Vimercati  von 
dem  Mahle  giebt,  das  in  Mailand  1368  gelegentlich  der  Hochzeit  von  Yio- 
lante  Visconti  und  Leoneil o  von  Kärnthen  stattfand;  er  weicht  von  den  frü- 
heren Ausgaben  oft  wesentlich  ab.  —  Seine  Untersuchungen  über  die  Majoliken 
von  Ferrara  und  über  die  Majoliken  Ober-  und  Mittelitaliens  im  allgemeinen 
gab  Gius.  Campori  *)  wieder  heraus,  und  fügte  noch  andere  Untersuchungen 
über  die  Majoliken  von  Parma  hinzu,  während  G.  Malagola5)  unter  Zu- 
grundelegung umfangreichen  handschriftl.  Materials  eine  grösstenteils  neue  Ge- 
schichte der  berühmtesten  Majolikafabrik  von  Faenza  verfafste.  AI.  Mio] a*) 
wies  auf  einige  Reden  von  Giov.  und  Gasp.  Calderini,  Professoren  zu  Bo- 
logna im  XIV.  Jh.,  in  einem  Codex  zu  Neapel  hin.  Von  Interesse  ist  die 
Biographie,  die  Giov.  Gozzadini4)  von  seinem  Ahnen  Nanne  lieferte,  welcher 
sich  gegen  Ende  des  XIV.  Jh.  zum  Haupte  der  scacchesischen  (Volte-)  Partei 
erhob,  die  gegen  Carlo  Zambeccari,  das  Haupt  der  maltraversischen  (Adels-) 
Partei,  kämpfte.  Er  hing  der  Partei  des  Giovanni  Bentivoglio  an,  um  sich 
alsdann  gegen  denselben  mit  G.  G.  Visconti  zu  verbünden.  Er  kämpfte  im 
Heere  des  Legaten  Bald.  Cossa  (später  Johann  XXHI.)  gegen  Bologna  und 
erhielt  dafür  als  Belohnung  die  Bestätigung  der  Besitzungen,  die  er  schon 
hatte,  Cento,  Pieve  und  Torre  di  Canuli.  Nunmehr  beginnt  die  tragische 
Seite  der  Begebenheiten;  denn  Cossa  und  Gozzadini  entzweiten  sich  bald, 
und  letzterer  wurde  unter  dem  Vorwande  eine  Verschwörung  zum  Zwecke 
der  Empörung  Bolognas  gegen  die  Kirche  angezettelt  zu  haben,  Ende  1404 
verbannt.  Die  Häuser  der  Gozzadini  wurden  niedergerissen,  und  Nanne  starb 
am  6.  Sept  1407.  G.  bringt  über  die  Hauptereignisse  im  Leben  Nannes 
Urkunden  bei  und  erklärt,  als  er  zwischen  ihm  und  Cossa  zu  entscheiden 
hat,  denjenigen  des  Ehrgeizes  schuldig  und  auch  für  schlechter,  welcher  vom 
Konzil  zu  Konstanz  verdammt  wurde.  Einige  Urkunden  in  altem  bolognesi- 
schem  Dialekt  von  1380 — 1417,  die  Tomm.  Casini6)  veröffentlicht,  sind 
auch  vom  geschichtlichen  Standpunkte  aus  wichtig;  so  u.  a.  ein  Aufruf  zum 
Waffentragen  und  eine  öffentliche  Bekanntmachung  über  Getreide  und  Wein; 
andere  betreffen  Aushebungen  von  Soldaten,  Festungswachen  u.  s.  w.  Die 
NN.  14,  15,  16,  17  beziehen  sich  auf  den  Krieg  gegen  G.  G.  Visconti. 
Über  die  Entsendung  von  Virg.  Malvezzi  an  den  Herzog  v.  Mailand,  1462, 
schrieb  Malagola.6)  Morsiani  Guadalti7)  stützt  sich  auf  Katharina 
Sforzas  Testament,  um  —  im  Gegensatze  zu  Gregorovius  und  Ratti  —  dar- 
zuthun,  dafs  sie  im  Palazzo  Medici  (jetzt  Riccardi)  zu  Florenz  und  nicht  im 
Kloster  der  4Murate'  in  jener  Stadt  starb.  Den  Inhalt  des  anedierten  Statuts 
von  Kimini  aus  d.  J.  1334  legt  Gius.  Salvioli8)  dar.  Corrado  Ricci9) 
prüft  einige  Stellen  von  Leo  Cobellis  Chronik  von  Forli  (Bologna  1877),  in 
denen  von  dem  ravennatischen  Chronisten  Gotto  gesprochen  wird;  dieser  hat 


negli  studii  e  nella  mensa  del  II  congr.  stör.  ital.  questa  memoria  di  un  convito  dato  nella 
corte  doli'  Arongo  in  Milano  V  giugno  MCCCLXVIII  offre  C.  Foucard.  Modena.  —  1)  Notine 
stör,  e  artift  della  maiolica  e  della  porcellana  di  Ferr.  etc.  Feaaro.  3.  Aufl.  —  2)  Memorit 
stör,  solle  maioliche  di  Faenza:  studii  e  richerche.  Bologna.  —  3)  Noüzie  di  an  Cod.  dell* 
Bibl.  Naz.  di  Nap.,  Aren.  Nap.  V,  394  ff.  —  4)  Nanne  Gozz.  o  Bald.  Cossa  poi  Gior.  XXIII, 
raeconto  stör.  Bologna.  602  S.  —  5)  Docamenti  dell'  ant.  dial.  bolognese  (1380 — 1417), 
Propugnat.  (Bologna).  XIII,  28  ff.  —  6)  Di  Virg.  Malv.,  etc.  (Nozze  Mahresai  Do  Madiei- 
Trotti  Bentivoglio).  Bologna,  Fava  e  Garagnani.  47  S.  12°.  —  7)  Del  lnogo  dov*  e  morta  la 
Cont  Cater.  Sforza,  Signora  d'Imola  o  Forli.  Bologna.  —  8)  Gli  statuti  ined.  di  Bim.  Aa- 
cona.  —  9)  Gotto  cronista  ray.  del  sec  XIV.,  Studi  e  polemiche  dantesche  di  0.  Gnerrisi  • 
C.  Bicci.     Bologna.     S.  129  ff. 


Italien.  11,265 

wohl  in  dem  Volksdialekt  geschrieben  und  gegen  Ende  des  XIV.  Jh.  gelebt 
Mich.  Morini1)  veröffentlichte   die   im    J.   1493    erfolgte  Reklamation  der 
Krüiner  in  Ankona  gegen  einige  Kanfleute  aus  Bergamo.  —   Wegen  seiner 
Papier-   und    Wollindustrie    war    Fabriano    (Prov.   Ancona)    berühmt.      Die 
Statuten  der  Brüderschaft  des  ersten  jener  Gewerke  sind  verloren  gegangen; 
die  der  zweiten  (1369 — 1674)    wurden  von  Aur.  Zonghi*)  herausgegeben. 
Fil.  Raffaelli3)   veröffentlichte   einige  Aufwandsgesetze   von  Macerata,  und 
0.  Kunz4)  besprach  verschiedene  inedierte  Münzen  der  Grafen  und  Herzoge 
v.  ürbino  von  Guidantinio  di  Montefeltro  bis  Franc.  Maria  II.  della  Rovere. 
—  Einige  Urkunden,  welche  C.  Cinelli6)  mitteilt,  beziehen  sich  auf  den  un- 
glücklichen Pandolfo   Collenuccio;    unter   ihnen    befindet   sich    auch    dessen 
Testament  und  sein  Gesuch  an  Cesar  Borgia,  ihm  seine  von  Sforza  konfis- 
zierten Güter  zurückzugeben;    dieses  Gesuch   war   es,   was  ihm   das  Leben 
kostete. 

Yriarte6)  untersucht,  wie  es  kam,  dafs  sich  das  Kulturleben  in  Florenz 
2u  hoher  Blüte  entwickelte.    Er  sieht  die  Ursachen  in  dem  von  Barlaam  ein- 
geführten  griechischen   Klassizismus   und   in   den   in  Folge  des   Albigenser- 
^rieges  aus  Frankreich  verjagten  Troubadours.     Bei  der  Darlegung  der  Fort- 
schritte des  Humanismus  verweilt  er  mit  gutem  Rechte  bei  Nie.  Niccoli;  im 
übrigen  ist  seine  Arbeit  oberflächlich;  ferner  irrt  er  (S.  814),    wenn  er  die 
e*"8ten  Denkmäler  der  Volkssprache   bis    in   das   XL  Jh.    hinaufgehen  läfst 
^*   d'Ancona7)  besprach  das  Leben  Fra  Jacopones  von  Todi,   der,   bevor 
?r   Mönch  wurde,  Rechtsgelehrter  war,    und  zeigt,   in  welcher  Weise  er  — 
?***   Herzen  und  in  den  Sitten  volkstümlich  und  bezüglich  der  Armut  ein  An- 
^^*iger  der  cölestinischen  Partei  —  sich  Bonifacius  VIH.  widersetzte,  wiewohl 
****   in  diesem  (wie  Dante)  das  geistliche  Oberhaupt  anerkannte.  —  Das,  was 
^**t  Pucci  im  'centiloquio*  in  einem  Anhangskapitel  über  Dante  sagt,  prüft 
^^fcibriani,8)   der  skeptische  Kritiker  von  Dantes  Leben:   Pucci  habe  nur 
5*^8  von  Villani  Geschriebene  wiederholt  und  einige  Spöttereien  hinzugefügt. 
■***dem  er  von  dem  Genius  Dantes  spricht,  leugnet  er,  dafs  derselbe  Gelehrter 
***ler  Latinist  gewesen:    er  habe   eine  Stelle  bei  Virgil  mifsverstanden.     Die 
^uthenticität  eines  auf  Dante  bezüglichen  Sonettes,  welches  d'Ancona  (1868) 
J^ls    von    Pucci    gedichtet   veröffentlichte,    bezweifelt  J.      Ebenso   liefs    Im- 
**riani9)  das  Testament  Marias,  der  Witwe  Manetto  Donatis  und  Schwieger- 
mutter Dantes,  wieder  drucken;    er  entnimmt  dasselbe  dem  im  bischöflichen 
Archiv   zu  Fiesole  befindlichen  Originale.      Gegen  Imbr.  schrieben  0.  Guer- 
^ini  und  C.  Ricci  einige  kleine  Aufsätze.    Der  erstere10)    bewies    mittelst 
einiger  ihm  von  Ricci  mitgeteilten  Urkunden,  dafs  Ser  Piero  Giardini  —  von 


1)   Artigiani  anoon.  e  bergara.   nell'  a.    1493.     Ancona.   —  2)   Documonti  stör,   fabrian. 

Statuta  artis  lanae  terrae  Fabriani.     Koma.  —  3)  Gli  statuti  sunt,  dal  sec.  XV  al  XVIil  per 

la   cittä  di  Mac      Memoria  stör.   segu.  da  tro  statuti  non  mal  stampati  o  proceduta  da  alcuno 

«ommarie    notizie  sulle    famiglie    Bonaccorsi  e   Labia.     Fano,   Pasquallis    succ.    Lana.     1879. 

44  S.    —    4)  Monete  inod.  o  rare  di  zecca  ital.  Trieste.     Sep.  aus:  Archeogr.  triost     N.  S., 

VII,   faac  3 — 4.  —  5)  Fand.  Collen,  e  Fesaro  a'  suoi  tempi.  Cenni  stör.,  biografici.     Fesaro. 

—  6)  Florence;  le  mouvement  de  la  renaiss.:  ses  origines.   Hey.  d.  deux  Mondes  XL1,  802  ff. 

—  Über  die  Chronik  des  Erzb.  Antonius  v.  Flor.  s.  o  S.  60*.  —  7)  Jacopone  da  Todi,  il 
giullare  di  dio  del  sec  Xlll.  N.  Antol.  LI,  193  ff.  e  438  ff.  —  8)  Yitt  Imbriani,  Sul 
capitolo  dant.  del  centiloquio,  Giorn.  napolot  III,  1  ff.  I.h  Abhandl.  (salla  rubrica  dantesca 
nel  Villani'  (s.  Jahresbcr.  II,  2,  2746)  orschion  separat  —  9)  11  tostam.  della  suocera  di 
D.  del  17  febbr.  1315  illtistrato.  Poruigliano  d'Arco.  Auch  im  Giorn.  Napol.  —  10)  Ser 
Piero  Giard.,  Studi  e  polenüche  dant.  (s.  o.  S.  2648)  S.  19;  Ancora  di  ser  Fioro  Giard.;  ibid. 
S'  31 :  Sempre  di  ser  Piero  Giard.  &.  43. 


11,266  XXVI1L    C.  Of.  Cipolla: 

dem  Boccaccio  angiebt,  dafs  er  von  der  Art  and  Weise  der  Entdeckung 
der  letzten  Gesänge  des  'Paradieses'  Kenntnis  gehabt  habe  —  wirklich 
existiert  habe  und  nicht,  was  Imbr.  zweifelhaft  gelassen,  eine  Erfindung  sei. 
Ricci1)  beweist,  dafs  die  erste  Kopie  der  göttlichen  Komödie  ven  Jacopo  di 
Dante  am  1.  April  1322  an  Guido  Novello  da  Polenta  gesendet  sei,  an  dem- 
selben Tage,  an  dem  dieser  Capitano  del  popolo  wurde.  Er  bemüht  sich,') 
Beweise  dafür  beizubringen,  dafs  ein  'Studium*  (höhere  Schule)  in  fiavenna 
zu  Dantes  Zeit  existiert  habe  und  glaubt,  dafs  Dante  an  derselben  lehrte; 
für  einen  Schüler  Dantes  am  Hofe  Guidos  hält  er  Menghino  Mezzani, 
einen  Litteraten  und  Rechtsgelehrten  aus  Ravenna,  über  den  er  bemerkens- 
werte biographische  Notizen  mitteilt9)  K.  Witte4)  diskutiert  die  Resultate, 
zu  welchen  Isid.  Del  Lungo,  Imbriani  und  Labruzzi  in  Bezug  auf  das  Ge- 
burtsjahr Dantes  gelangt  sind.  Er  nimmt  ebenfalls  an,  dafs  Villani,  Manetti 
Filelfo,  Boccaccio,  Bruni  nicht  in  jeder  Beziehung  als  mafsgebend  zu  be- 
trachten seien,  und  ist  der  Ansicht,  dafs  Dante  zwischen  dem  18.  Mai  und 
17.  Juni  1265  geboren  sei.  Joh.  Andr.  Scartazzini6)  eröffnet  eine  Reihe 
von  Dante -Studien  mit  drei  Untersuchungen,  die  ihn  zu  den  Resultaten 
führen,  dafs  die  Familie  Dantes  nicht  von  Adel,  Dante  im  J.  1265  geboren 
wurde  und  an  der  Existenz  Beatricens  nicht  zu  zweifeln  ist  Auch  seine 
bekannte  Dante-Biographie  hat  Scartazzini6)  wieder  herausgegeben.  Alm 
d* Anco  na7)  betont  die  grofse  Wichtigkeit  der  Dante-Appendices,  welche  Del 
Lungo  seinem  'Dino  Compagni'  beigegeben  hat  und  behauptet  anläfslich 
Veltros,  dafs  Del  Lungo  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen  habe,  wenn  er 
sagt,  dafs  Veltro  ein  italienischer  Papst  ohne  weltliche  Herrschaft  gewesen 
sein  müsse.  Cos.  Bertacchi8)  scheint  es,  dafs  Dantes  Verse  Purg.  XXIII. 
nicht  zu  dem  Glauben  berechtigen,  Dante  und  Forese  Donati  seien  Freunde 
gewesen;  im  Gegensatze  hierzu  behauptet  Fed.  Eusebio,9)  dafs  die  beiden 
genannten  zuerst  Freundo  gewesen  und  auch  zusammen  ein  etwas  leicht- 
sinniges Leben  geführt,  dann  aber  sich  getrennt  hätten  und  sogar  Feinde  ge- 
worden seien.  Er  nimmt  die  Authenticität  der  den  beiden  Dichtern  zuge- 
schriebenen Sonette  an,  welche  einer  gegen  den  andern  richtete.  Doch 
Bertacchi10)  schwieg  dem  gegenüber  nicht,  sondern  verspricht  nichts  weniger 
als  eine  Studie  über  die  'Laster'  Dantes. 

Hinsichtlich  Petrarcas  glaubt  A.  d'Ancona,11)  er  habe  das  Lied  'spirto 
gentil'  an  Cola  di  Rienzo  gerichtet,  was  auch  dagegen  eingewendet  sei,  und 
untersucht  die  Entstehungszeit  des  Liedes  'Italia  mia\  Att  Hortis1')  stellt 
auf  Grund  einer  genauen  Prüfung  der  lateinischen  Werke  Boccaccios  und 
einer  umfassenden  Erklärung  derselben  den  Anteil  fest,  welchen  der  Dichter 
an  den  erneuerten  Alterturas -Studien  hatte.  Er  untersucht  dann,  wie  grofs 
der  Ruhm  Boccaccios  bis  zum  XVI.  Jh.  gewesen  sei.     Geringeren  Wert  hat 


1)  La  prima  copia  della  Dir.  Comm,  op.  cit  8.  121  ff.  —  2)  L'ultimo  a  comparir  .  .  ., 
ibid.  8.  95.  —  3)  Mongh.  Mezz.,  ibid.  8  3  ff.  —  4)  Nene  u.  neu  festgestellte  Daten  an  Dantes 
Lebensgesch.,  Augsb.  Allg.  Ztg.  15. — 16.  Jan.  Beilage.  Vgl.  Jahroaber.  II,  2,  273  t  — 
5)  AbbandU.  über  Dante  Aligh.  Frankfurt  a/M.  Litter.  Anstalt  IV,  243  S.  —  6)  Dante 
Aligh.,  s.  Zeit,  s.  Leben  u.  s.  Werke.  2.  Aufl.  Frankfurt  a/M.  —  7)  H  Veltro:  stadi  Dante- 
chi  di  Isid.  del  Lungo.  Rasa,  settim.  VI,  70  ff  —  8)  L'episodio  del  For.  in  Dante,  Rast, 
sottim.  V,  150.  —  9)  L'amicizia  di  Dante  e  di  For.  Don.,  Riv.  Kur.  (Firense).  No.  5,  XIX, 
706  ff.  —  10)  Ancora  del  For.  di  Dante,  Rass.  settim.  VI,  134.  —  11)  Studi  di  crit  e 
stör,  letter.,  o.  S.  243s.  —  12)  Studi  stille  opere  lat.  del  Bocc.  con  partic.  riguardo  all*  stör, 
dell'  orudiz.  nel  Medio  Evo  e  alle  letterature  stran.,  aggiuntavi  la  bibliografia  deüe  edis. 
Trieste,  1879. 


Italien.  11,267 

» 

e  ausserordentlich  gelehrte  and  genaue  Boccaccio-Biographie  G.  Körtings.1) 
r  legt  mit  Fleifs  die  einzelnen  Thatsachen  seines  Lebens  dar  nnd  zählt 
iine  Werke  auf;  aber  er  weifs  das  ungemein  reichhaltige  Material  nicht  zu 
deben,  nnd  ebensowenig  Boccaccio  denjenigen  Platz  anzuweisen,  der  ihm 
der  italienischen  Renaissance  gebührt.  K.  nimmt  es  als  richtig  an,  dafs 
>ccaccio  die  Prinzessin  Maria  v.  Aquino  liebte;  dasselbe  wird  neuerdings 
>n  R.  Renier8)  dargelegt  —  Eine  dem  Poliziano  zugeschriebene,  sehr 
erliche  Dichtung  ist  'Brunettina';  nunmehr  wird  dieselbe  von  Sever.  Fer- 
iri  s)  für  Olimpo  von  Sassoferrato  in  Anspruch  genommen,  über  den  Alessandro 
nzio4)  eine  Monographie  geschrieben  hat;  der  letztere  schloüs  sich  der 
einung  Ferraris  an  und  sprach  ebenfalls  jene  Dichtung  dem  Olimpo  zu. 
ug.  Muntz5)  hat  die  Veröffentlichung  einer  Reihe  von  Studien  über  die 
)rentinischen  Kunstliebhaber,  Sammler  und  Archaeologen  zu  Beginn  der 
enaissance  begonnen;  er  behandelt  ausführlich  Lorenz  den  Prächtigen.  Von 
)her  Wichtigkeit  für  die  Geschichte  der  religiösen  und  politischen  Ideeen 
nd  —  ganz  abgesehen  vom  philologischen  Standpunkte  —  die  zu  Siena 
427  gehaltenen  und  jetzt  von  Luc.  Banchi6)  veröffentlichten  Predigten  von 
.  Bernardino  v.  Siena.  Sie  sind  ein  lebendiges  Abbild  jener  Zeit.  Ebenso 
ichtig  für  das  innere  Privatleben  sind  die  von  C.  Guasti7)  herausgegebenen 
'riefe  (1390—1410)  des  Ser  Lapo  Mazzei  aus  Prato  an  Francesco  Datini, 
inen  reichen  Kaufmann  aus  Prato,  welcher  in  Avignon,  Barcelona,  Florenz, 
enua,  Majorka,  Valencia,  Pisa  und  Prato  Banken  besafs.  Er  starb  1410  als 
:htzigjähriger  Greis  kinderlos  und  machte  die  'Armen  Christi1  zu  Erben 
Ines  ungeheuren  Vermögens. 

Von  Katholiken  wie  Protestanten  wird  in  gleicher  Weise  die  h.  Katha- 
la  von  Siena8)  hochgeschätzt,  von  der  Mifs  Dräne  eine  wegen  Benutzung 
(gedruckten  Materials  immerhin  schätzenswerte  Biographie  geliefert  hat;9) 
ottoni,10)  obwohl  Rationalist,  rühmt  den  moralischen  Charakter  Katharinas, 
r  sich  selbst  nicht  vor  dem  Papste  beugte.  Von  hoher  litterarischer  Be- 
ratung sind  Katharinas  Briefe,  weil  sie  nicht  lateinisch,  sondern  in  der 
uen  Sprache  geschrieben  sind.  Mittels  derselben  beweist  P.  Bai  an11)  dafs 
ätharina,  wenn  sie  auch  die  höhere  Bedeutung  der  geistlichen  Macht  des 
ipsttums  im  Vergleich  zur  weltlichen  einschärft,  die  letztere  nie  verwirft,  ja 
gar  deren  Erhaltung  wünscht  —  Erm.  Ferrero 18)  verdanken  wir  die 
achricht  von  der  Existenz  eines  Codex  aus  d.  J.  1428,  in  welchem  139  Briefe 
atharinas  enthalten  sind;  der  Text  dieser  Handschrift  weicht  von  dem  der 
usgaben  Giglis  und  Tommaseos  wesentlich  ab.  Katharina  war  es,  die 
regor  XI.  1377  zur  Rückkehr  nach  Italien  bewog.  Drei  von  P.  Vigo  mit- 
teilte Urkunden  aus  Siena  betreffen  des  Papstes  Ankunft  an  der  toska- 
ischen  Küste.18)    In  grofse  Gefahr  geriet  Siena,  als  1457  Petrucci  Piccinino 


1)  Bocca  Leben  u.  Werke.  Leipz.  XU,  741  S  (Gesch.  d.  Litt  Italiens  im  Zeitalter  d. 
enaias.  II).  Leipz.,  Fue§.  —  2)  Di  una  nnoya  opinione  suiramore  del  Bocc.,  Baas,  settim. 
I,  296  ff.  —  3)  A  propos.  di  Ol.  da  Sassof.  (Bologna),  u. :  Strambotti  e  frottola  composti  per 
tl<L  OL  giorane  ingegnoso  da  Sassof.  in  lande  di  nna  pastorella.  Bologna,  1879.  —  4)  N. 
ntol.  LHI,  31  ff.  —  5)  L'Art.,  Febr.-Hft.  —  6)  Le  prediche  volg.  di  s.  B.  da  S.  dette  nella 
tasza  del  Campo  l'a.  1427  ora  primam.  edite.  Siena.  —  7)  Ser  Lapo  M.  Lettere  di  nn  notaro 
an  mercante  del  sec.  XV  con  altre  Jett  e  docnm.  Firenze,  2  voll.  —  8)  Vgl.  o.  S.  205a. 
-  9)  S.  o.  1.  1.  —  10)  Santa  Caterina  da  Siena,  Eirist.  Enropea  XX,  fasc  2  u.  4.  —  11)  S. 
ater.  da  S.  e  il  papato,  Scaola  cattol.  XV,  311  ff.  —  12)  Di  un  Cod.  delle  lott.  di  S.  Cat. 
i  S.T  notizia.  Torino.  Sep.  ans  d.  Atti  della  r.  Accad.  d.  Scienze  di  Tor.  XV.  —  13)  Docum. 
ilatiri  al  viaggio  di  Greg.  XL,  Aren,  della  soc  rom.  di  stör.  patr.  HI,  489  ff 


11,268  XXV1I1.     C.  Gf.  Cipolla: 

einlud,  sich  Sienas  zu  bemächtigen :  in  dieser  Not  war  Calixt  III.  die  treuste 
Stütze  der  Stadt.1)  —  GB.  Carrara2)  gab  die  von  Ant.  Pucci  verfafste 
Klage  von  Florenz  über  den  Verlust  Luccas  heraas;  eine  alte  italienische 
Übersetzung  der  1355  von  den  florentinischen  Gesandten  gehaltenen  öffent- 
lichen Ansprache  zur  Besänftigung  Gregors  XI.  nach  den  beiden  Angaben 
von  Poggio  Bracciolini  und  von  Leonardo  Bruni  verdanken  wir  Ant.  CerutL3) 
Von  P.  Durrieu4)  wurde  als  Probe  einer  umfangreicheren  Arbeit  ein  Vor- 
gang aus  der  Geschichte  des  Sire  de  Coucy  in  Toscana  veröffentlicht,  während 
Fr.  G.  Pellegrini5)  sich  mit  Cosimo  d.  Alten  beschäftigte  und  sich  dabei 
edierter  sowohl  wie  unedierter  Quellen  in  umsichtiger  Weise  bediente.  Er 
stellt  fest,  dafs  die  Verfassungsänderung  im  J.  1434  nicht  so  sehr  aus  der 
Feindschaft  zwischen  den  Albizzi  und  Medici,  wie  aus  tiefer  liegenden  Ur- 
sachen, nämlich  den  Parteiungen  im  Bürgerstande  entsprang:  diese  fanden 
weniger  zwischen  Familien  als  zwischen  einzelnen  Persönlichkeiten  statt  Daher 
waren  sie  matt  und  ohne  Charakter.  Pellegrini  preist  Rinaldo  degli  Albizzi, 
der  später  durch  die  Ereignisse  gebrochen  wurde,  und  wälzt  die  Anklage, 
den  Krieg  mit  Lucca  veranlafst  zu  haben,  von  den  Medici  ab.  Die  Ver- 
jagung der  letzteren,  hält  er  für  hinterlistig:  die  von  Rinaldo  eingesetzte 
Regierung  sei  gänzlich  unfähig  gewesen,  woher  sich  der  Sieg  Cosimos  er- 
kläre. — 

Von  Leonardo  da  Vinci  befinden  sich  Autographen  im  Britischen  Mu- 
seum: aus  ihnen  hat  John  P.  Richter6)  einige  Nachrichten  über  das  Leben 
des  grofsen  Künstlers  geschöpft,  dessen  Werke  mit  Rücksicht  auf  seinen  natur- 
wissenschaftlichen Standpunkt  Fr.  Raab7)  untersuchte.  L.  Courajod8)  will 
1877  in  München  Leonardo  da  Vincis  Originalzeichnung  für  die  Statue  ge- 
funden haben,  welche  Franc.  Sforza  errichtet  werden  sollte.  Mit  Leon, 
da  Vinci  beschäftigt  sich  auch  Ch.  Clement,9)  jedoch  ausschließlich  vom 
künstlerischen  Standpunkte  aus. 

Gino  Capponi,  der  Vf.  der  Geschichte  der  florentinischen  Republik,  hatte, 
ohne  es  zu  veröffentlichen,  1822  ein  etwas  hartes  Urteil  über  Savonarola 
geschrieben,  um  es  in  den  folgenden  Jahren  allmählich  in  günstigem  Sinne 
zu  ändern.  Die  hier  bei  dem  grofsen  Geschichtsschreiber  vorgegangene  Ver- 
änderung setzt  Ces.  Guasti10)  auseinander.  Eine  Arbeit  von  W.  Dinwiddie11) 
untersucht  die  moralischen  Ideeen  Savonarolas,  während  die  bibliographisch- 
artistischen Untersuchungen  Gust.  Gruyers1*)  nicht  nur  Savonarolas  An- 
sichten über  Kunst,  sondern  auch  indirekt  das  Leben  des  florentiner  Mönchs 


1)  Ultim.  relazioni  dei  Senesi  con  Cal.  III,  Arch,  stör.  it.  4  Ser.  Y,  427  ff.  (Fortaetz. 
aus  Bd.  in  u.  IV).  —  2)  Ant  Pucci,  lamento  di  Fir.  per  la  perdita  di  Lucca,  scritto  nel 
sec.  XrV  odito  per  la  prima  volta  (Nozze  Chicca-Grotta).  Lucca,  1878.  —  3)  L'ambascieria 
d'Aless.  dall'  Antella  e  Donato  Barbadori  a  Greg.  XI  in  Avign.  nel  1355,  Propugnatore  XIII, 
1,  380  ff.  —  4)  La  priso  d'Arezzo  (1384)  par  Enguerrand  VII,  Sire  de  Coucy.  Nogent-le- 
Botrou,  39  S.  Sep.  aus  Bibl.  de  l'Ecole  des  Chartes  XLI.  —  5)  Sulla  repubbl.  fior.  al 
tempo  di  Cos.  il  Yecchio.  Pisa.  —  6)  Ztschr.  für  bild.  Kunst,  Febr.  —  7)  Leon,  da  V.  als 
Naturforscher.    Berlin,  Habel.    40  S.    (Virchow  u.  Holtzendorff,  Vortrage,  No.  350).  — 

8)  Leon,  de  V.  et  la  Statuo  de  Franc.  Sforza.  Paris,  Champion,  56  S.  C.s  Resultate  wurdea 
angenommen  vom  Polybiblion,  Febr.,  Deutsche  Hundschau,  März,  u.  The  Academy,  17  JuL  — 

9)  Mich.  Ang. ,  Leon,  da  Vinci  and  Raphael:  with  a  prelim.  chapter  on  art  in  Italy  before 
the  XVI  cent  transl.  by  Louise  Cor  kr  an.  London,  Seeley,  370  S.  —  10)  II  Saron.  gindi- 
cato  da  Gino  Capp.,  Rass.  naz.  (Firenze)  1  Febr.  S.  161 — 170.  —  11)  Times  before  the 
Reform.;  with  an  aecount  of  fra  Gir.  Sav. ,  the  friar  of  Florence.  London,  Nisbet,  1879. 
370  S.  —  12)  Les  illustrations  des  eerits  de  Jer.  Sav.  p  üb  lifo  en  It.  au  XV.  et  an  XVL  s. 
et  les  paroles  de  Sav.  sur  l'art  Paris,  Didot,  227  S.  avec  33  pl. 


Italien.  0,269 

beleuchten.      £.   C.    Bayonne1)    übersetzte    einige    ausgewählte   ascetische 

Werkchen  Savonarolas.  —  Über  die  Empörung  von  Perugia  gegen  die  Päpste, 

und  die  Unterwerfung   dieser  Stadt   veröffentlicht  P.  Bai  an31)   einige  dem 

vatikanischen   Archiv   entstammende  Dokumente    teils    in    extenso,   teils   in 

Regest. 

Über  die  Päpste  spricht  sich  Nie.  Mine  Ha9)  sehr  lobend  aus,  weil  sie 
viel  zu  Gunsten  des  Landbaus  in  der  römischen  Campagna  gethan  hätten.  — 
La  Mantias  Studien   setzt  Cam.  Re4)   fort,   indem  er  die  Statuten  v.  Rom 
herausgeben  will;  einstweilen  beschreibt  er  die  röm.  Codices  derselben  und  be- 
ginnt mit  den  in  der  vatikanischen  Bibliothek  befindlichen.     Anläfslich  der 
Stadien  Labruzzi  di  Nexinas,6)  der  die  Authenticität  der  römischen  Annalen 
von  Monaldeschi  leugnet,  zählt  H.  Stevenson6)  die  Codices  auf,  in  denen 
sich  dieselben  befinden,  und  erhält  eine  doppelt  so  grofse  Zahl  derselben  als 
Labruzzi    kannte.    Von   Perlbachs  Ausgabe    des   'dyalogon   de   conjuratione 
porcaria'  ging  0.  Tommasini7)  aus,  um  einige  interressante  Urkunden  über 
denselben  Gegenstand  ans  Licht  zu  ziehen:  eine  Urkunde  v.  25.  Nov.  1427, 
die  beweist,  dafs  Porcari  damals  Hauptmann  des  florentinischen  Volkes  war, 
einen  in   der  Volksmundart   geschriebenen  Brief  zu  Gunsten   des   Porcari, 
eine  Reproduktion  des  kleinen  Gedichtes  von  Godi  in  besserem  Text  und  Notizen 
Aber  Porcari  und  dessen  Stammbaum.  —  Die  ausgedehnteste  Apologie  Papst 
Alexanders  VL,  die  wohl  je  erschienen  ist,  hat  A.  Leonetti8)  geschrieben; 
er    unternimmt  es,  denselben  nicht  nur  als  Fürst,  sondern  auch  als  Menschen 
***  Bezug  auf  sein  Privatleben  zu  verteidigen.    Dafs  Cesar  und  dessen  Brüder 
^fthne  Alexanders  seien,  bezweifelt  er  und  hält  diese  Ansicht  für  gänzlich 
Ux*begründet.    Die  That  von  Sinigaglia  führt  L.  auf  eine  gesetzmäßige  Ver- 
eidigung, gegen  boshafte,  Caesars  Leben  bedrohende  Bandenführer  zurück. 
***dem  er  ferner  die  Resultate  der  Forschungen  von  Gregorovius  über  Lucrezia, 
^^d  die   von  Alvisi  über  Cesar  als  richtig  annimmt,   schildert  er  —  vor- 
nehmlich anf  Grund  der  von  Villari  herausgegebenen  Depeschen  des  venetiani- 
5*^hen  Gesandten  Ant.  Giustinian  —  das  Leben  Roms  in  jener  Epoche.    Er 
**^rührt  dabei    die  Frage    bezüglich   der  Geburt  Giovannis  und   der  beiden 
r^tdlen,  von  denen  die  eine  Giovanni  für  Alexanders,  die  andere  für  Cesars 
^*ohn  erklärt;    natürlich  rechtfertigt  er  den  Papst  auch  in  diesem   Punkte. 
-*^iese  Apologie  hält  E.  Masi9)  zwar  für  parteilich,  urteilt  jedoch  nicht  ab- 
sprechend über  sie ;  was  Giovanni  betrifft,  so  hält  er  dafür,  dafs  Lucrezia  in 
deinem  Falle  schuldig  sei.     Bei  einer  Besprechung  des  Buches  von  Alvisi10) 
^X)richt  sich  auch  Alfr.  Maury11)  dahin  aus,  dafs  er  Cesar  nicht  entschuldige, 
^Vohl  aber  dessen  schwerste  Verbrechen  in  Zweifel  ziehe;  all  das  Hassenswerte 
deiner  Handlungen   sei   eine  Folge    der   verabscheuungswürdigen   politischen 
^Mncipien  jener  Zeit  gewesen.     Die  Bemühungen  der  Borgia,  für  das  Fürsten- 


1)  Oeuvres  spirituelles  choisies  collect  ot  trad.    Paris.  —  2)  La  ribellione  di  Per.  nel 

3368  e  Im  aua  sottomissione  nel  1370  secondo  i  docum.  degli  Archivi  della  Santa  Sede,  Studi 

«  docum.  di  stör,  e  diritto:  Anhang  zu  Bd.  I.  —  3)  1  Papi  e  l'agricoltura  nei  dominii  della 

Santo  Sede.    Borna.  —  4)  Stututi  della  citta  di  Koma  (im  Anh.  zu  Bd.  I  der  Studi  o  docum. 

di  storia  e  diritto).  —  5)  S.  Jahrcsber.  II,  2,  284.  —  6)  Key.  des  quest.  bist.  LV,  333—35. 

Paris.  —  7)     Documenti  rolat.  a  Stef.  Pore. ,  Arch.  stör.  rom.  III ,  63  ff.  —  8)  Papa  Alless. 

VI  secondo  docum.  o  carteggi  dol  tempo.    Bologna,  Maseggiani.  3  Bde.  LH,  481,  516,  552  S. 

—  9)   Papa   Borgia,   Haas,  settim.   VI,   117 — 21.   —  10)  Cea.  Borgia,  duca  di    Romagna. 

Notizie  o  docum.   Imola,   Galeati,    1878.  VU,   592  S.  —  11)  Une  rfhabilitation  de  Ces.  B., 

Hev.  hiflt.  XIÜ,  81  ff. 


11,270  XXV1IL     C.  Gf.  Cipolla: 

tum,  das  sie  gründen  wollten,  die  öffentliche  Sicherheit  herzustellen,  stell 
Del  Re  dar.1) 

Castan*)  sprach  über  das  Grab  Thiäbauds  de  Rougemont,  Erzbisch,  i 
Besangon,  der  1429  in  Rom  starb  and  in  der  alten  vatikanischen  Basilik 
beigesetzt  wurde.  Eine  interessante  biographische  Skizze  des  Herzogs  vo 
Andria,  die  sicherlich  von  jemand  geschrieben  wurde,  der  del  Balzo  kannt 
veröffentlichte  Att.  Hortis.9)  —  Das  Königreich  Adria,  eine  Schöpfen 
Clemens'  VII.,  beleuchtete  P.  Durrieu.4)  Einige  nicht  sehr  wichtige  Anel 
dota  zur  Geschichte  des  Hauses  Anjou  wurden  von  Alf.  Miola5)  in  ein« 
neapolitanischen  Codex  gefunden.  In  die  Verschwörung  der  Barone  gege 
Ferdinand  I.  wurde  mit  seinem  Vater  Giov.  Ant.  Petrucci,  Gf.  von  Pol: 
castro,  verflochten  und  1486  enthauptet  F.  Torraca*)  prüft  dessen  ii 
Kerker  geschriebene  Gedichte,  welche  nicht  fehlerfrei  von  J.  Le  Coultr 
und  Vict.  Schulze7)  herausgegeben  wurden.  Aus  denselben  leuchtet  Petrucc 
gehobene  Stimmung  mehr  hervor,  als  es  der  Geschichtsschreiber  Giov.  Albic 
ersehen  liefs;  der  Unglückliche  hat  die  Hoffnung  auf  Wiedererlangung  d. 
Freiheit  lange  genährt.  —  A.  de  Nino8)  gab,  indem  er  auch  in  sein« 
Besitz  befindliche  handschriftliche  Chroniken  benutzte,  eine  kurzgefaßte  fti 
graphie  ohne  erhebliches  Interresse  von  Gentile  da  Lionessa  (f  1453),  ein<* 
berühmten  Cendottiere.  A.  Leosini9)  sammelte  einige  Notizen  über  berühr» 
Abruzzesen  von  1368  bis  1510.  —  In  das  J.  1880  fällt  das  vierte  C* 
tenar  der  Eroberung  Otrantos  durch  die  Türken  nach  heroischer  und  höcj 
blutiger  Verteidigung  (14.  August).  C.  Siciliani10)  schilderte  mit  Begeistern 
den  Tod  der  dort  gefallenen  Helden  und  Märtyrer.  L.  Correra11)  lieb  d. 
kleine  Gedicht  eines  unbekannten  Florentiners  aus  dem  XV.  Jh.  druck© 
welches  sich  auf  die  Abstammung  Karls  I.  v.  Anjou  bezieht;  dasselbe  diei 
zur  Vervollständigung  einiger  Namen  in  den  von  Afeltro  und  von  Tristan 
Caracciolio  herausgegebenen  Genealogieen. 

Was  Sicilien  angeht,  so  veröffentlichte  Vinc.  di  Giovanni12)  zwei  sc 
Sklavereiverhältnisse  dieser  Insel  bezügliche  Urkunden;  die  erste,  vom  2.  Um 
1300,  ist  ein  Vertrag  über  den  Verkauf  einer  griechischen  Sklavin;  di 
zweite,  vom  4.  Nov.  1461,  bezeugt  eine  von  dem  Edlen  Franc,  da  Salomon. 
di  Polizzi  vollzogene  Freilassung.  Einige  interessante  Urkunden  zur  Ge 
schichte  des  Feudalwesens  während  des  XV.  Jh.  gab  Gius.  SilvestrL18 
In  Beziehung  auf  Sardinien   ist  zu  erwähnen,   dafs  Ign.  Pilitto14)  ante 


1)  Discorao  crii  sui  Borgia  con  l'aggiunte  di  docam.  ined.  relatiri  al  pontif.  di  Alan.  VI 
Arch.  d.  aoc.  rom.  di  stör.  patr.  IV,  77 — 145.  —  2)  Not  rar  loa  tombeanx  des  archey.  d 
Beaancon,  Memoire«  de  la  Soc  d'emol.  du  Doubs.  5.  Ser.,  IV.  (1879).  —  3)  Biografia  di  Fw 
del  Balzo  dnca  d'Andria  e  fraramenti  di  im  diario  napol.  (1378 — 83)  trascritti  da  an  Gm 
doUa  Vatic,  Archeogr.  trieat  VI,  384  ff.  —  4)  S.  o.  S.  206*.  —  5)  Notizia  d'un  Cod.  ds£ 
Bibl.  Naz.  Kap.,  Arch.  Napol.  V,  394  ff.  —  6)  II  Conte  di  Polic,  Haas,  settim.  VI,  327  I 
—  7)  8.  Jahresb.  II,  2,  284.  —  8)  Gent,  da  Leon.,  Baas,  aett  VL  454  £  —  9)  Lette 
ad  Ant  de'  March.  Cappelli  in  oeeaa.  delle  sue  nozze  con  la  march.  Antonietta  Antonini  CastL 
lione.  Aquila,  Groaai,  22  8.  —  10)  Gli  eroi  otrant,  opisod.  stör,  del  1480,  N.  AntoL  LI 
511  ff.  —  11)  Sulla  difendenza  di  C.  I  d'Angiö  poemetio  d'autore  ignoto  del  aec  XV,  Are 
Nap.  V,  613  ff.  —  12)  Vendita  di  una  schiaya  bianca  in  Trapani  nel  aec  XIV  e  afiraneazks 
e  dotazione  di  an'  altra  schiaya  in  Polizzi  nel  sec.  XV,  N.  Eifern.  Sicil.,  T.  S-,  X,  151  ff.  - 
13)  I  Capibreyi  di  Gioy.  Lnca  Barben,  Docura.  per  seryire  alla  atoria  di  Sicilia  publike 
e  cara  della  Soc  Sicil.  par  la  stör.  patr.  1.  Ser.,  diplomatica.  IV.  Palermo.  —  14)  AnmJ 
paleografica  di  cinque  codd.  dei  secoli  XTV  e  XV  appart  all'  archiy.  di  atato  di  Gagrla 
Auto-Litografia  G.  Galaasi.    Gagliari,  47  S.,  4°.     VgL  u.  Kap.  XXXV. 


Frankreich.  11,271 

palaeographischem  Gesichtspunkt  über  einige  Codices  in  Cagliari  ans  dem  XIV. 
und  XV.  Jh.  berichtet  F.  d'Arcais1)  erkennt  in  Alghero  den  Typus  einer 
catalanischen  Stadt  des  Mittelalters. 


AÄ  I.A.« 

v.  Kalokstein. 

Frankreich. 

Auf  dem  Gebiet  der  französischen  Geschichte  ist  zunächst  ein  rein 
bibliographisches  Werk  zu  nennen,  das  auch  dem  Historiker  wichtige  Dienste 
leisten  kann:  das  von  Lorenz  herausgegebene  Sachregister  zum  General- 
katalog des  französischen  Buchhandels  von  1840 — 75.*)  Mehr  als  zwei- 
drittel der  Titel  sind  aufgenommen,  die  Fortlassungen  scheinen  berechtigt 
Eine  Übersicht  der  Rubriken  des  Werkes  erleichtert  den  Gebrauch.  Ferner 
sind  zwei  Schriften  über  die  Pariser  National -Bibliothek  für  Forscher 
auf  dem  Gebiet  französischer  Geschichte  von  Wert,  der  alphabetische 
Katalog  der  zur  freien  Benutzung  stehenden  Bücher  und  das  Verzeich- 
nis der  Drucke,  Handschriften  und  Estampen  der  Galerie  Mazarin.9) 

E.  Garnier  registrierte  kurz  die  nicht  französischen  Urkunden  des 
Mus6e  des  archives  nationales.4)  Dieselben  beginnen  mit  790,  hinsichtlich 
der  Verträge  mit  1196.  Bemerkenswert  sind  die  Beziehungen  zu  den  Mon- 
golen. Der  Perserschah  Argun  bietet  in  einem  mongolisch  geschriebenen 
Brief  1289  Philipp  IV.  ein  Bündnis  gegen  Ägypten  an,  das  zur  Wieder- 
eroberung Jerusalems  führen  könne.  Sein  Gesandter  Buscarellus  de  Gisulfo, 
ein  Genuese,  teilte  Philipp  das  Nähere  mit,  aber  Argun  starb  schon  1290. 
Sein  Sohn  öldja'itou  wünschte  in  den  ersten  Tagen  des  Juni  1303  Fortdauer 
des  Bündnisses.  Tamerlan  schlug  1402  die  Anknüpfung  von  Handelsbe- 
ziehungen vor;  seinem  Brief  war  eine  ungenaue  lateinische  Übersetzung  bei- 
gegeben. Karl  VI.  ging  am  15.  Juni  1403  auf  seinen  Annäherungsversuch 
ein.  — 

In  den  'Inventaires  sommaires  des  archives  communales'  veröffentlichte 
G.  Mouny&s  die  Verzeichnisse  der  auf  Verfassung,  Verwaltung  und  politische 
Verhältnisse  von  Narbonne5)  bezüglichen  Urkunden,  £.  Travers  schon  1878 
ein  Verzeichnis  der  1222  beginnenden  Archivalien  von  B6thune,6)  F.  M. 
Millot  die  von  Chalon-s.-Saone.7)  Er  bestreitet  die  Plünderung  des  Archivs 
von  1477,  weist  aber  grofse  Verluste  seit  1523  nach.  Von  Inventarien  der 
Departementalarchive    erwähne  ich  zunächst   das  von  A.  Maitre  herausge- 


1)  Una  ritt*  catal.  in  Sardegna,  N.  Antol.  LHI,  535  ff.  —  2)  Catal.  gener.  de  la  libraire 
finmf.  Tableau  des  matieres  1879—80.  Par.  0.  Lorenz,  700  a.  XIV,  684  S.  —  3)  Cat  alph. 
de«  oirrrages  mis  a  la  libre  disposition  des  lecteuro  etc.  Par.,  Champion,  12°  u.  Notice  des  im- 
primes,  manecrita  et  estampes  exposes  dans  la  gal.  Haz.,  ebenda.  12°.  —  4)  Bibl.  de  Tee.  des 
eh.  XLI,  218  ff.  u.  sep.  Par.,  Champion;  vgl.  L.  P(alustre)  BulL  monnm.  V,  3,  192  ff.  — 
5)  Inv.  d.  arch.  comm.  d.  Narb.  II,  633  S.  4°.  —  6)  Inv.  etc.  da  dep.  de  Pas-de-Calais: 
B&hnne.  Caen,  Le  Blanc-Hardel.  1878,  4°.  —  7)  Ch.-s.-S.,  L.  Land«.  4°.  XII,  516  S. 


11,272  XXIX.     v.  Kalckstein: 

gebene  von  Loire  införieure •*)  and  das  der  Weltgeistlichkeit  in  Maine-et- 
Loire  von  C61.  Port.2)  Aas  diesem  ist  hervorzuheben  die  erste  vollständige 
Ausgabe  des  'Liber  Guillielmi  Major is*  (des  Bischofs  von  Angers,  Guillanme 
Lemaire  —  5.  Okt.  1291).  Eine  Urkunde  von  S.  Jean  und  S.  L6gin  ergänzt 
unsere  Kenntnis  von  den  Kämpfen  Gottfr.  Martels  von  Anjou  mit  Heinrich  1. 
M.  Bertrandy-Lacabane  verdanken  wir  das  Inventar  des  Departemental- 
archivs  von  Seine  und  Oise.3)  E.  Quesnet  gab  ein  alphabetisches  Ver- 
zeichnis der  Archive  der  Intendanz  Bretagne,4)  E.  Socard  den  Katalog  des 
historischen  Teils  der  Bibliothek  von  Troyes.6) 

In  der  Collection  des  documents  in£dits  sur  l'histoire  de 
France6)  veröffentlichte  Tuetey  den  erhaltenen  Teil  des  1400  vonNic.de 
Baye  angelegten  Verzeichnisses  der  seit  1555  von  den  gens  des  requetes 
beim  Pariser  Parlament  registrierten  Testamente  (1375 — 1421)  und  einen 
Teil  der  Testamente  selbst,  Mas-Latrie  Urkunden  über  die  Beziehungen  Frank- 
reichs zu  Italien  und  zum  Orient  in  den  drei  letzten  Jahrhunderten  des 
Mittelalters.  Es  finden  sich  Angaben  über  französische  Galeeren  von  1259 
— 1300,  Beratungen  des  venetianischen  grofsen  Rats  über  den  Handel  mit 
Frankreich  (1273—8);  jährliche  Fahrten  von  Aigues  mortes  nach  Venedig, 
Geschäftsbeziehungen  von  Marseille  und  Montpellier  mit  Venedig  (13)8 — 39), 
Marseilles  Handel  mit  Venedig  und  S.  Jean  d'Acre,  Reklamationen  des  Nar- 
bonner  Rheders  Raymund  Serailler  wegen  Plünderung  seines  Schiffes  durch  Vene- 
tianer  (1457—78)  und  über  die  Messen  der  Champagne  1298 — 1305  werden 
behandelt;  ferner  Verhandlungen  betreffs  der  französischen  Herren  in  Achaja 
und  Negroponte,  Vorschläge  Karls  v.  Valois  und  Philipp  VL  an  Venedig  zur 
Wiedereroberung  von  Konstantinopel  und  Kreuzzugspläne  Philipps  (1303 — 48); 
die  Unterstützung  Ludwigs  von  Anjou  bei  einem  Versuch  auf  Bari  lehnt  Vene- 
dig ab  (1402),  die  Bemühungen  um  den  Loskauf  der  den  ungarischen  Anjous 
zur  Hülfe  gezogenen  Ritter  des  Grafen  von  Nevers  werden  berichtet  (1403—5). 

In  einem  anderen  Band  der  Sammlung  setzt  A.  Bruel  die  Zusammen- 
stellung des  Kartulars  v.  Gluny7)  für  954 — 87  fort.  Die  häufige  Datierung 
nach  Jahren  französischer  Könige  allein  oder  mit  den  Jahren  der  bur- 
gundischen  Herrscher  beweist,  dafs  sich  im  Lyonnais  selbst  in  jener  Zeit 
tiefen  Verfalls  französischer  Einflufs  geltend  machte.  Sorgfältige  chronolo- 
gische Anordnung  ist  ein  Vorzug  vor  vielen  französischen  Urkundenpublika- 
tionen, aber  das  fast  völlige  Fehlen  topographischer  Bestimmungen  sehr  zu 
bedauern.  Im  Zusammenhang  mit  seiner  Ausgabe  untersuchte  Bruel  die 
Chronologie  der  französischen  und  burgundischen  Könige.8)  Darnach  übte 
Karl  d.  Kahle  schon  866 — 7  Einflufs  im  Gau  von  M&con,  den  er  erst  870 
in  Besitz  nahm.  Karlmann  behauptete  den  Gau  von  Autun  gegen  Boso  v. 
Vienne.  Kaiser  Karl  HI.  war  schon  im  März  885  in  Maconnais  anerkannt 
und  Bosos  Sohn  Ludwig  scheint   noch  897   in  der  Erzdiöcese  Lyon  keine 


1)  Invent  somm.  des  arch.  departem.  anter.  ä  1790:  Loire  inf.  T.  3.  Arch.  cmles.  4#, 
VIII,  479  S.,  Nantes,  irapr.  de  l'Ouest  1879.  —  2)  Inv.  etc.  M.  et  L.  Arch.  eecL  Aagw» 
Lachiso  et  Dolboau,  4°,  39  S.  —  3)  Inv.  etc.  S.  et  0.  T.  2.  Arch.  civ.,  ser.  E.  353  S.  — 
4)  Table  alphab.  des  arch.  de  l'intendanco  do  Bret  25  S.  Renne«,  Catel  aus  Mem.  de  la  tot 
arch.  d'JQlo  et  Vilaine  T.  XIV.  —  5)  Cat.  de  la  bibl.  do  Tr.  T.  VI,  600  S.  Tr.,  Bertrand  et 
Ha;  G.  Lavalley  gab  heraus*.  Cat.  des  manuscrit»  de  la  bibl.  manic  de  Caen.  LDL,  281  C-, 
Le  Blanc-Hardol.  —  6)  Melange»  historiques.  T.  3.  Paris,  impr.  nation.  4°.  826  S.  Vgl  * 
S.  24418.  —  7)  Rocueil  des  chartos  de  l'abb.  do  Cl.  p.  A.  Bornard.  T.  IL  764  S.  4«.  P», 
Impr.  nat.  —  8)  S.  o.  S.  IC7.  A.  a.  S.  321  gab  Bruol  cino  Notiz  über  die  Statute!  dir 
Claniacenser  y.  1399,  jetzt  auf  der  Far.  Bibliothek. 


f 


Frankreich.  11,273 

-Anerkennung    gefunden   zu   haben.    Br.s  Annahme,    dafs  König  Odo  schon 
Ende  887  gewählt  sei,  ist  irrig  (S.  15).     Erst  nach  seinem  Tode  fand  Karl 
d.   Einfältige  in  Bourgogne  Anerkennung,  seine  Regierung  wurde  mehrfach 
erst  von  899,   ja  von  900  an  datiert,   erst  nach  916  ging  man  auf  seine 
Aufstellung  als  Gegenkönig  zurück.     Im  Juni  924  findet  sich  hier,  im  Be- 
reich seines  Gegenkönigs  Rudolf,  die  letzte  Anerkennung  Karls,  während  sie 
teilweise  König  Robert,  dem  Grofsvater  Hugo  Capets,  zu  teil  wurde.    Rudolfs 
Regierungsantritt  wurde  teils  von  Beginn  d.  J.  923,.  teils  erst  von  924  und 
925  an  berechnet    Eine  Urkunde  datiert  Ludwigs  IV.  Herrschaft  vom  Tode 
seines  Vaters,  nicht  wenige  aus  Mäconnais  erst  vom  19.  Juni  938  an,  andere 
vom  gleichen  Tage  937  oder  vom  Tode  Rudolfs.   Lothars  Herrschaft  sehen 
^ir  von  951,  was  für  die  von  Richer  behauptete  Mitregentschaft  spräche,  von 
9 5 5,  gleich  Anvergne  und  Languedoc,  wie  vom  Tage  seiner  Wahl  an  datiert, 
aber  auch  von  952,   Anfang  954,  dem   12.  Nov.  956,  957,  merkwürdiger- 
weise auch  von  946  an,  was  nur  durch  eine  Anerkennung  Lothars  in  Bour- 
Sogne  während  der  Gefangenschaft   seines  Vaters  zu  erklären  wäre.     Diese 
Datierung  scheint  sich  auf  Cluny,   einige  Nachbarorte  und  die  Burg  Rictiers 
bei  Trävoux  zu  beschränken.     Lothars  Bruder  Karl,  der  nachmalige  Herzog 
von  Niederlothringen,  ist  wohl  bald  nach  seiner  Geburt  am  27.  Okt.  953  und 
3.    März  954  in  Mäconnais  als  König  anerkannt  worden,  wie  schon  A.  Ber- 
**ard  behauptet  hat-,    es  würde  eine  Verleihung  der  Bourgogne  an  ihn  dem 
altgermanischen  und  karolingischen  Brauch  entsprechen,  dafs  sie  unmittelbar 
**ach  der  Geburt  geschah,  sich  aus  der  Bedrängnis  Ludwigs  IV.  durch  Hugo 
4«   Grofsen  erklären.     Ludwig  V.  scheint   erst   im  April  986    in  Bourgogne 
aberkannt  zu  sein.    Auch  abgesehen  von  der  Chronologie  giebt  Br.s  Arbeit 
Wertvolle  Ergänzungen  seiner  Ausgabe. 

Das  Cartnlar  des  um  1061  begründeten  Cluniacenserpriorats  Notre  Dame 
de  Longpont  für  das  XI.  und  XII.  Jh.  hat  durch  Urkunden  der  bis  auf 
X^udwig  VI.  so  mächtigen  Herren  von  Montlhery  einen  gewissen,  mehr  als 
lokalen  Wert.  Ihnen  widmet  Ul.  Chevalier1)  den  gröfsten  Teil  der  Ein- 
leitung. A.  Ren  du  danken  wir  ein  Verzeichnis  von  Urkunden  der  Abtei 
S.  Quentin  in  Beauvais  aus  dem  XI.  bis  XIII.  Jh.8). 

Die  Gesellschaft  für  französische  Geschichte  gab  das  Inventar  von 
Juwelen,  Kostbarkeiten,  Kleidern  und  Handschriften  der  Herzogin  v.  Mont- 
X>ensier  aus  dem  J.  14748)  heraus. 

Von  historiographischen  Schriften  erwähne  ich  die  von  de  la  Borderie 
^veröffentlichte  Korrespondenz  der  bretonischen  Benediktiner  über  ihre  ge- 
schichtlichen Arbeiten4)  und  Jadarts  Biographie  Mabillons.6) 

Die  Revue  des  documents  historiques6)  veröffentlichte  grofsenteils  mit 
trefflichen  Facsimiles  die  von  Jean  Beket  im  Apr.  1266  erteilte  Bestätigung 
eines  Verkaufes  an  die  Kirche  von  Dommartin  b.  Montreuil-s.-M.,  einen  Brief 
Peters  L  v.  Bourbon  an  Gf.  Johann  II.  v.  Auxerre  um  Bürgschaft  für  die 
Mitgift   seiner  Amadeus    VI.    von  Savoyen    verlobten,    später  Karl  V.  ver- 


1)  Cart  de  N.  D.  de  Longpont,  Tgl.  U.  Robert,  Bibl.  de  l'ec.  <L  eh.  XL,  624.  — 
2)  Inyent  analyt  de  chartes  des  XI. — X1IL  s.  de  l'abb.  de  S.  Q.  de  B.  46  S.  —  3)  Soc.  de 
l'hist  de  Fr.  Annuaire  -  bull.  T.  XVII.  —  4)  Corr.  hiat  des  Ben.  bret.  et  autrea  docom.  ined. 
relat  a  leurs  trav.  a.  rhist.  de  la  Br.  Paria,  Champion,  XLII,  297  S.,  verwertet  von  de  la 
Borderie  in  <L  Rev.  de  Bret.  et  Yendee  1880.  —  5)  D.  J.  Mab.  268  S.;  Sep.  aus  Trav. 
de  l'ac.  de  Beims  T.  64.  — <6)  Edid.  Charavay.  VII.  Par.,  Charavay  fr.—  Eine  Urk.  PhiL 
Aognati  gab  L.  Thomas  heraus:  Un  dipl.  ined.  de  Ph.  A.,  5  S.  Pontoise,  ans  Mim.  de  la 
ioc  bist  du  Vexin  T.  U.    Über  Ph.s  Verbot  d.  röm.  Bechts  s.  o.  S.  2129. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    II.  18 


11,274  XXIX.     y.  Kalckstoin: 

mahlten  Tochter  Jeanne  vom  30.  Juni  1346,  einen  Brief  Philipps  d.  Kühnen 
an  Karl  VI.  tiher  eine  Olivier  v.  Clisson  widerfahrene  Beleidigung  (1387), 
eine  Quittung  des  Pergamenthändlers  Joh.  v.  Beauvais  für  Karl  v.  Orleans 
(1415),  Quittungen  Ludwigs  v.  Luxemburg,  Bisch,  v.  Th&rouanne  (1436 — 7), 
einen  Brief  betreffs  des  Neujahrsgeschenks  Maries  von  Anjou  für  ihren  Ge- 
mahl, nachmals  Karl  VII.,  (1420)  und  ihr  Verwendungsschreiben  für  den 
Leibarzt  Jacquemin  de  Biandra  an  den  Kanzler  des  Herz.  v.  Mailand.  Ferner 
einen  Brief  Karls  VII.  an  Joh.  Phil.  Fiesco,  Admiral  v.  Genua,  (1457)  be- 
treffs der  von  Frankreich  zu  übernehmenden  Schutzherrschaft,  Instruktionen 
Ludwigs  XI.  um  dem  zu  Hülfe  ziehenden  Galeazzo  Maria  Sforza  in  einigen 
Städten  der  Dauphine  die  verweigerte  Aufnahme  zu  schaffen,  Karls  VIH 
Briefe  an  den  Herz.  v.  Mailand  zu  Gunsten  der  Bewerbung  Wilhelms  IL  v. 
Haraucourt,  Bisch,  v.  Verdun,  um  den  Kardinalshut,  und  an  Lyon  um  Ver- 
haftung von  Marodeuren,  die  bei  Fuornuovo  geplündert,  nebst  Dokumenten 
über  die  in  Folge  davon  ergriffenen  Mafsregeln,  endlich  die  vergebliche  Ver- 
wendung des  Herz.  v.  Orleans,  nachmals  Ludwigs  XU,  um  Begnadigung 
Olivier  le  Daims.  Urkunden  der  Joinvilles  für  S.  Mihiel  und  die  Stadt 
Bure  erhalten  wir  von  Germain.1) 

Von  Luce8)  veröffentlichte  Dokumente  über  Etienne  Marcel  stellen  fest, 
dafe  er  nur  einen  rechten  Bruder  und  eine  rechte  Schwester  und  von  seiner 
zweiten  Gattin  nur  einen  Sohn  und  eine  Tochter  hatte.  Sein  elterliches  Ver- 
mögen war  gering,  das  seiner  Frauen,  namentlich  der  ersten,  Jeanne  de 
Daumart,  in  Paris  und  Ferneres,  beträchtlich.  Sein  Verwandter  Wilhelm 
Marcel  wendete  den  Schatz  von  Notre  Dame  und  die  dort  niedergelegten 
Gelder  gegen  den  Regenten  an.  Auch  wurden  die  Güter,  ja  die  Forderungen 
der  königlich  Gesinnten  eingezogen,  reiche  Bürger  mufsten  Zwangsanleihen 
geben.  —  Loiseau  de  Grandmaison  teilte  Lokalurkunden  über  die  Gene- 
ralstände des  XV.  Jh.  mit.3)  —  Manches  in  den  von  Boucher  de  Molandon 
publizierten  Rechnungen  der  Stadt  Orleans  von  1384 — 14604)  bezieht  sichg 
auf  die  Jungfran  v.  0.,  über  deren  Krönungsfeldzug  Lucot6)  einen  zeitge- 
nössischen Bericht  edierte.  -—  Gf.  Marsy  veröffentlichte  die  Urkunde,  mittels 
welcher  das  Parlament  1469  Raincheval  zur  Besitzergreifung  übergab.6)  Von 
V.  Föns  ist  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  1443  begründeten  Parlaments 
Toulouse.7)  L.  de  Lens8)  liefs  eine  Geschichte  der  1356  zuersterwähnten, 
1433  zur  vollen  Universität  erweiterten  Rechtsfakultät  von  Angers  erscheinen, 
Germain  eine  quellenmäfsige  Untersuchung  über  die  Chirurgen  und  die 
chirurgische  Schule  von  Montpellier,9)  Guichet  eine  Geschichte  der  Medizin 


1)  Chartas  in&L  des  sires  do  Joinv.  Nancy,  Crepin-Leblond,  15  S.  Sep.  ans  <L  Joara.  de 
1ä  "soc.  arch.  lorr.  1879.  Von  JoinT.s  hist.  de  S.  Louis  erschien  eine  neue  Auflage  der 
modernisierten  Anagabe  de  Waillys.  Paris,  Hachette,  V1H,  360  S.,  18°.  —  2)  Mem.  dela 
soc.  de  Par.  T.  VI.  —  3)  BulL  de  la  soc.  arch.  de  Touraine,  T.  IV,  1879.  —  4)  Compte»  de  la 
Tille  d'O.  du  XTV.  et  XV  ss.,  Orl.,  Herluison,  25  S.  —  M.  B.  Mantellier  giebt  eine 
'Notice  des  collections,  compos.  le  musee  de  J.  d'A.  d'Orl.,  ebda.,  15  S.  12°,  Doinel  neoo 
Dokumente  über  d.  Neffen  der  Jungfrau,  Joan  du  Lis,  Mem.  de  la  soc.  archeol.  d'OrL    T.  XVII. 

—  5)  Jeanne  d'Arc.  en  Champagne  21  S.,  Chal.-s.-M.,  Thouille.  Ich  erwähne  noch  A. 
Renard:  L'etat  civil,  de  J.  d'A.  Langres,  Dangien.  16  S.,  aus  Bull,  de  la  soc.  hist  de  Langrw. 

—  6)  Execution  d'un  arret  du  pari,  au  XV.  s.,  18  S.,  Ami  eng,  Douillet;  aus  Mem.  de  la  soc. 
dss  antiq.  de  Pic.  T.  XXVI.  Baudouin  teilte  'Extraits  d'informations  faites  en  1348  et  1484 
par  la  cour  du  Yicomte  et  des  consuls  do  Caraman'  mit,  Mem.  de  l'acad.  de  Toulouse,  1880, 
I,  230.  —  7)  Le  parlem.  d.  Toul.  au  temps  d.  peste,  Mem.  de  l'Ac.  de  Toul.    7  8er.   T.  X 

—  8)  L'uniyersitä  d'Angers.  Angers,  Germain  et  Grassin,  281  S.  Vgl.  C.  Port,  Bef.  hkt 
XVII,  170.  —  9)  Les  maitres  chirurgiens  et  l'6c.  de  chir.  do  M.,  98  S.,  4°,  Montp.,  Böhm, 
Sep.  aus  Mem.  de  l'ac.  de  M.,  sect.  des  lettres. 


Frankreich.  11,275 

froyes.1)  Claudin  behandelte  die  älteste  Geschichte  des  Druckes  in 
akreich,2)  die  Wanderungen  der  Gesellen  Guttenbergs  von  1463  an,  ihre 
lerlassung  in  Lyon  und  den  dortigen  Druck  von  1485 — 1507  und  wies 
französische  Handschriften  im  Besitz  John  Soanes  in  Lincoln  Inn  Fields 
[xmdon  hin,  namentlich  Statuten  der  Schuhmacher  von  Caen.3)  Von 
y4)  publizierte  Urkunden  aus  dem  Ende  des  XIV.  Jh.  sind  wohl  haupt- 
lich für  den  Dialekt  von  Rouergue  von  Wert. 

Commynes  zeigte  sich  als  Salzpächter  in  Pont  de  C6  und  beim  Bau  der 
asse  N.-Dame  nach  Fierville6)  nicht  von  löblicher  Seite.  Chantelauze 
rauchte  seine  Korrespondenz  und  das  Archiv  seines  Schlosses  Argenton,6) 

Leuridan  veröffentlichte  Untersuchungen  über  den  grofsen  Memoiren- 
aber.7) 

Als  Hilfsmittel  zum  Verständnis  des  Altfranzösischen  ist  Bd.  VH  u.  VIH 
voii  L.  Favre  und  M.  Pajos  neu  herausgegebenen  Lexikons  von  La 
ne  de  Ste.  Palaye  zu  erwähnen;8)  die  Sammlung  von  fabliaux  von 
itaiglon  und  Raynaud9)  wurde  fortgesetzt,  Picot  und  Nyrup  gaben 

neue  Sammlung  von  'farces'  heraus.10)  Von  Delisles  Neudruck  der 
luetschen  Sammlung  erschien  der  Rest  der  Quellen  von  1180— 1226.11) 

•  eine  der  wichtigsten,  die  Philippis  des  Bretonen  Wilhelm,  gelangt  der 
Jirte  Kenner  der  lateinischen  historischen  Dichtungen  des  Mittelalters, 
nenborg,18)  zu  dem  Ergebnis,  dafe  Wilhelm  1166  in  der  Nähe  der 
3  geboren  war,  1178  nach  Mantes  kam  und  nach  dem  Eintritt  in  den 
Liehen  Stand  in  Paris  seine  Studien  vollendet  haben  wird.  Schon  1200  er- 
nt  er  am  Hofe ;  spätestens  bei  Bouvines  ist  er  Kaplan  Philipp  Augusts,  der 
mch  zu  Verhandlungen  wegen  seiner  Scheidung  von  Ingeburg  in  Rom  ver- 
ete.  Für  die  Freuden  des  Weines  nicht  unempfänglich,  von  wohlwollen- 
GemUtsart,  schrieb  der  Kanonikus  von  Senlis  (durch  Bisch.  Garin 
i— 19),  bis  1208  auf  Rigord  gestützt,  die  bis  1217  reichende  Prosadar- 
ing  der  Geschichte  seines  Königs.  Dafs  Petrus  Riga  in  seiner  Aurora 
Thronfolger  die  Härte  Philipps,  seine  Kämpfe  mit  der  Kurie  als  nicht 
ahmenswert  vorgehalten,  bewog  Wilhelm,  seine  Darstellung  1220 — 23  zu 
n  hexametrischen  Gedicht  nach  dem  Vorbild  Vergils  und  der  Alexandreis 
Walter   von  Chätillon    umzuarbeiten.     Ohne  die  Zusätze  der  endgiltigen 

*  seinem  Zögling  (seit  1220),  dem  Prinzen  Peter  Karlot,  gewidmeten 
beitung  liegt  das  Werk  in  einer  Abschrift  im  Vatikan  vor,  während  die 
len  Prinzen  geschriebene  Karlotis  verloren  ist     Die  Anfangsbuchstaben 


.)  Hist  de  la  mädecine  a  Troyes.  Tr.,  127  S.  —  2)  Antiquite«  typograph.  de  la  Fr., 
Claudio,  108  S.  —  3)  Bibl.  de  Fee.  d.  eh.  XLI,  316.  —  4)  Copie  de  pieces  de  la  fin 
lV.  b.,  31  S.,  Kodez,  Bru;  aas  M6m.  de  la  soc.  des  lettre«  seien cee  et  arta  de  rAveyron. 
f  Doc.  in6d.  s.  Fh.  de  C.  27  S.  Le  Havre,  Lepelletier.  —  6)  Le  Correspondent  t.  10 
über  C.s  Sendung  nach  Italien  ebda.,  10  Okt.  1879;  Tgl.  Hey.  hist  XIV,  4.  —  7)  Re- 
les  s.  lo  sire  de  Comines,  95  S.,  Lille,  Danel;  aus  Ball,  de  la  commission  hiat  da  Kord  XV. 
I  Dictionn.  hist  de  l'anc.  langue  fr.  Paria,  Champion.  —  9)  Rey.  gdn.  des  fabliaux  da 
et  XIY.  s.  T.  3  u.  4,  Paria ,  Picot  —  10)  Nouv.  recueil  de  farces  franc,.  des  XV.  et 
s.,  Par.,  Morgand,  LXXX,  244  S.,  12°.  Vgl.  Q.  Raynaud,  BibL  de  l'6c.  d.  eh.  XLI, 
Nor  litterargcschichtlich  verdienen  doch  Erwähnung  die  'chroniques  des  faiz  de  Gerard  de 
illon  quo  Mart.  Besan9on  fit  escripre',  146  S.,  Par.,  Champion.  —  11)  Rec.  des  hist. 
olee  et  de  la  Fr.  p.  Dom  Brial,  T.  XIX,  CXI,  843  S.,  Par.,  Palme\  S.  auch  o.  8.  24*. 
!)  Zur  Krit.  d.  Phil.  Progr.  d.  Gym.  v.  Aurich  (No.  252),  40  S.,  4°.  Vgl.  Delaborde, 
ist  XVUI,  486;  Handschriften:  N.  Arch.  IV,  844  u.  364,(Vesp.D.IV  u.  No.  21212  d.  Brit 
XIV  u.  XIII.)  Jh.  Delabordes  Etüde  s.  la  chron.  en  prose  de  G.  le  Br.  wurde  in  den 
Jel.  Anz.  1881,  No.  30  von  Waitz  besprochen,  Waitz  hielt  gegen  ihn  seine  AasfUh- 
i  über  die  Gesta  Ladw.  VU1.  aufrecht,  Bibl.  de  l'ec.  des  eh.  XU,  61  u.  N.  Arch.  IV,  344. 

18* 


11,276  XXIX.     v.  Kalckstein: 

der  12  Bücher  ergeben  nicht  Philipus  e(st)  christ(ianissimus)  rex  Francorum, 
sondern  wie  Delaborde  berichtigt,  Ph.  r.  F.  Bald  nach  Vollendung  seines 
Werkes,  wohl  schon  1226,  starb  der  hochgebildete  und  sehr  gelehrte  Dichter. 
In  geringeren  Dingen  nimmt  er  auch  der  Kirche  gegenüber  den  Standpunkt 
der  Krone  wahrend,  zeigt  sich  gegenüber  Otto  IV.,  Johann  ohne  Land,  Fer- 
rand,  von  Flandern  bei  hohem  Nationalgefühl  nicht  unparteiisch.  Übrigens  ist 
er  nicht  angeschickt  in  Schilderungen  von  Charakteren,  Zuständen  und  ört- 
lichkeiten; auch  er  liebt  schwache  Etymologieen  und  bisweilen  gut  erfundene 
Reden.  Sonst  ist  er  leichtgläubig  und  unzuverlässig  in  Chronologie,  Ge- 
nealogie, Zahlenangaben  u.  s.  w.  Die  Nachahmung  in  erster  Linie  des 
Ovid,  dann  des  Lucan,  Statius,  Juvenal,  Prudentius,  Claudian,  des  Auszugs 
der  Ilias,  den  man  als  Pindarus  Thebanus  bezeichnet,  des  Sedulius  und 
seines  Freundes  Ägidius  von  Paris  hat  ihn,  besonders  bei  der  Schlacht  von 
Bouvines,  zu  bedeutenden  Abweichungen  von  seiner  Prosadarstellung  veranlafst, 
obwohl  er  selbständiger  als  Nikolaus  von  Briey  in  seinem  Gedicht  über  Lud- 
wig Vlil.  ist.  Wir  finden  auch  Anklänge  an  den  Ligurinus,  an  Petrus  de 
Ebulo,  Aegidius  von  Corbeils  Antidotarius,  die  sog.  catonischen  Distichen, 
Martianus  Capella,  Yenantius  Fortunatus  und  Hildebert  von  Le  Maus,  an 
Caesar  und  Vegetius  neben  theologischen  und  anderen  Schriften. 

Heller  danken  wir  in  den  Mon.  Germ,  eine  neue  Ausgabe  der  viel- 
fach irrigen  Genealogie  der  Nachkommen  Arnulfs  von  Metz.1) 
Wahrscheinlich  1164  in  Metz  verfafst,  ist  sie  von  Hugo  Capet  an  selbst- 
ständig und  wurde  1261  in  Metz  vervollständigt  Heller  veröffentlichte 
ebenda8)  die  zwischen  1278  und  1281  verfafste,  1234  verbesserte  franzö- 
sische Chronik  von  Hennegan  und  die  dem  Grafen  Balduin  v.  Avesnes 
zugeschriebene,  aber  nur  von  ihm  veranlafste  Chronik.  Durch  Benutzung 
der  verlorenen  lateinischen  Recension  des  Primat  bietet  sie  wertvolle  Be- 
richtigungen der  französischen  Bearbeitung  des  Jean  du  Vignay. 

Einen  Brief  Ludwigs  IX.  an  Friedrich  II.  wegen  der  Prälaten  registrierte 
£.  Winkelmann8)  ans  der  Turiner  Bibliothek,  W.  Arndt  eine  Genea- 
logia  regum  Francorum4)  in  Petersburg;  in  Luxemburg  fand  v.  Werveke 
zwei  Hdss.,  darunter  eine  aus  Orval,  mit  ansehnlichen  Bruchstücken  des  Guido 
v.  Bazoches.6)  Waitz6)  verzeichnet  aus  engl.  Bibliotheken  Chroniques  de  S. 
Denis  —  1380,a>  bis  1356b>  und  von  1281— 1386, 0)  eine  Abbreviacion  des 
croniques  de  Fr.  —  1383,d)  einen  Brief  Heinrichs  IV.  an  Philipp  L,e) 
Joh.s  v.  Ypern  chron.  der  Äbte  v.  S.  Bertin  —  1294/>  dann,  wohl  daraus 
abgeleitet,  ein  Chron.  S.  Bertini  ,«>  ein  Verzeichnis  französischer  Bischöfe  von 
1162,b)  Dudo  ohne  poetische  Vorrede  und  Epiloge,1)  Wilhelm  v.  Nangis  aus 
dem  XTV.  Jh.,k>  Briefe  Hincmars  (IX. — X.  Jh.),1)  ein  Chronicon  Tnronense  — 
1169,  bisher  nur  bis  1137  gedruckt.??  Marquis  Belleval7)  gab  die  von 
1472—77  originale  Chronik  des  Pierre  le  Pr&tre,  Abt  von  S.  Riquier,  heraus, 
die  1444—48  auf  Monstrelet,  —  1467  auf  J.  de  Clerq—  1472  auf  J.  de 
Waurin  beruht,  aber  persönliche  Randbemerkungen  enthält 

Eine  um  1150  verfafste,  von  U.  Chevalier  veröffentlichte  Chronik  von 


1)  M.  G.  XXV.  (a.  o.  S.  12«)  S.  381—85.  —  2)  S.  38  ff  VgL  den*.,  über  d.  B.  t.  At. 
2oge*»cb.  Henneg.  Chron.,  N.  Aren.  VI,  129—151.  Vgl.  Weiland,  Hirt.  Ztschr.  XLVi, 
493  ff.  —  3)  N.  Aren.  V,  26.  —  4)  Ibid.  S.  221.  —  5)  Ibid.  S.  233.  —  6)  Hd«.  » 
engl  Bibl.  N.  Arch.  1Y  (1879.  S.  323  ff.;  583  ff.)  —  Die  Stellen:  a.  S.  363,  b.  S.  351, 
c.  S.  614,  d.  S.  349,  e.  S.  374,  f.  S.  374.  377,  g.  S.  612,  h.  S.  390,  i.  S.  391,  k.  3.  612, 
1.  S.  588,  m.  S.  613.  —  7)  Mem.  de  la  soc.  d'emul.  d'Abbevüle.    3  aex  IL 


Frankreich/  11,277 

S.  Claude1)  giebt  Königsreihen  und  früheren  burgundischen  Quellen  entlehnte 
genealogische  Nachrichten. 

Frau  de  Witt  modernisierte  Froissart  in  einer  schön  ausgestatteten  Aus- 
gabe,1) Sydney  Lance  übersetzte  ihn  für  die  amerikanische  Jugend8)  und 
stattete  ihn  mit  Illustrationen  aus. 

Die    von   P.  Lacroix   mit   geschichtlicher  Einleitung  von  Villenave 
herausgegebenen  Briefe  von  Abälard    und  Heloise4)  scheinen  lediglich  eine 
Titelauflage.     Auch  für  die  französische  Geschichte  sind  wichtig  die  neu  auf- 
gelegten Bände  der  handlichen,  aber  unwissenschaftlichen  Migneschen  Samm- 
lung*,) ebenso  Molini ers  Arbeiten  über  die  Inquisition.6) 

Die  von  6.  Masson  und  A.  Heilot  veröffentlichten  Chroniken  der 
^ormandie7)  beruhen  anfangs  auf  Wilhelm  v.  Jumiöges,  Wace  und  dem  Minstrel 
v-  Reims,  geben  aber  von  1223  an  wertvolle  Nachrichten,  namentlich  1417 
" — 19  und  1422 — 24  von  einem  burgundisch  gesinnten  Bürger  von  Ronen; 
5*  folgt  der  gleichfalls  in  Ronen  verfafste  'petit  traicttä'  über  die  kriegerischen 
Ereignisse  von  1444  und  die  1863  von  Steven  herausgegebene  Schrift  des 
Gerolds  Bern  über  die  Wiedereroberung  der  Normandie. 

Brianchon8)  leitet  die  von  Frau  J.  Lavergne  veröffentlichte  nor- 
tl*andische  Chronik  ein,  M.  de  Vissac9)  gab  Chroniken  der  Auvergne  heraus, 
**irard10)  einen  Bericht  über  die  Schlacht  von  Dournon  am  17. — 18.  Jan.  1493. 
derselbe11)  veröffentlichte  eine  Kritik  über  Vtollets1»)  Schrift  über  die 
Quellen  der  Etablissements  de  S.  Louis,  und  Del i sie13)  teilte  der  Academie 
des  inscriptions  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchung  über  den  Kompilator  des 
Grand  coutumier  de  France  mit  Es  war  Jacques  d'Ableige,  1311  Sekretär 
des  Herzogs  von  Berry,  von  1380  an  bailli  an  verschiedenen  Orten.  Er 
^urde  1399  Maire  des  Capitels  von  Chartres,  1391  war  er  Advokat  am 
Gbatelet.  Beaune14)  danken  wir  eine  Einleitung  in  das  Studium  des  mittel- 
alterlichen französischen  Rechts.  —  Eine  grofse  Zahl  von  Gesamtdarstellungen 
der  französischen  Geschichte  sind  populär  oder  Schulbücher.  Ich  erwähne 
^inen  illustrierten  Neudruck  von  Anquetil;16)  wie  er,  läfst  die  neue 
Auflage  der  populären  Darstellung  Duruys16)  das  biographische  Element 
^u  sehr  zurücktreten.  Bd.  in  der  trotz  ihrer  Wertlosigkeit  erfolgreichen 
I>emolinsschen  Geschichte  Frankreichs  beginnt  mit  Ludwig  XI.17)  — 
-A.    Nettements   Plaudereien    über   die   Geschichte   Frankreichs18)   zeigen 


1)  Bibl.  de  Tee.  des  eh.  XU,  561  ff.  —  2)  Lea  chron.  de  J.  FroiM.  rappr.  da  mod.  Franc> 
Taris,  Hachette.  4°.  (32  frea.)  —  2)  The  boys  Froiaaart  New- York.  XXVIII,  422  S. 
ich  erwähne  hier  Riese,  Recherch.es  b.  l'uaage  ayntact  de  Froiaa.  IY,  68  8.  Halle,  Niemeyer.  — 

4)  Lettre«  dTOl.   et  d'Abel     18°.     VIII,  363  S.    Par.,   Charpentier.  (3,50  fr.)   —  5)  S.  o. 

S.  187*.  —  6)  S.  o.  S.  200  ff.  —  7)  Chroniques  de  Norm.    Vgl.  Monod,  Hey.  hiat  XVI,  397. 

—  8)  La  Fleche  de  Caudebec.    59  S.    Bolbec,  Duaaaux.  —  9)  Chron.  du  paya  d'Auv.    Riom, 
Leboyer.     205  S.  —  10)  Relat  de  la  bat.   de  Dournon,    Lona-le-Saulnier,  Declume.     16  S. 

—  11)  Lea  eourcea  dea  ätabliaaementa  de  S.  Louis.  Angers,  Lacheae  et  Dolbeau,  19  S.,  aua 
Memoirea  de  la'  aoc.  d'agric.  d'Ang.  Viollot  wiea  auf  franz.  Hdaa.  in  der  Philippachen  Bibl. 
in  Cheltenham  hin,  namentlich  Statuten  der  Pariser  Rochtafaknltät,  Bibl.  de  l'ec.  d.  eh.  LXI, 
150.  —  12)  S.  Jahreab.  I,  362.  —  13)  L'auteur  da  grand  coutumier  de  Fr.,  Journ.  dea  Sav. 
14)  Introd.  &  l'etude  du  droit  coutum.  franc,.  Lyon,  Briday.  VII,  566  S.  —  15)  La  Fr.  a 
tray%T8  lea  figea,  u.  danach:  Charles  VII.,  roi  de  Fr.,  (Biblioth.  morale  et  litter.)  120  reap. 
117  S.  Paria.  —  16)  Hiat  de  Fr.  2  voll  XXXm,  1487  S.  —  Ferner:  Petite  hiat  de  Fr. 
29  S.  18°.  und  zum  erstenmal:  hiat  aomm.  de  Fr.  juaqu'  a  Henri  IV.  12°.  XII,  227  S. 
Hiat.  de  l'Eur.  et  part.  de  la  Fr.  de  395—1270  (564  S.)  u.  'de  1270— 1610*  (X,  618  S. 
12°)  wurden  neu  aufgelegt  Alle  bei  Hachette.  —  17)  Hiat  de  Fr.  Par.,  Tardieu.  42  S. 
Vgl.  Jahreeber.  II,  2,  13;    3,  163.  181.  —  18)  Cauaeriea  s.  lTnat   de  Fr.     Par.,  Lecoffre. 


11,278  XXIX.    v.  Kalckstein: 

ultramontane  Tendenz.  Masson  bearbeitete  auch  die  Geschichte  Ludwigs  EL 
englisch  nach  Guizot. *)  Driou  schrieb  über  die  grofsen  Frauen,1)  d'Exau- 
villez  über  die  berühmten  Männer  Frankreichs.8) 

Freemans  gerühmte  historische  Geographie  Europas4)  u.  Lelosses*) 
Bildungsgeschichte  des  französischen  Staatsgebiets  waren  dem  Ref.  nicht  zu- 
gänglich.. 

R.  Rosi&res6)  stellte  die  Geschichte  der  französischen  Gesellschaft  von 
987 — 1483  dar.  Er  geht  nicht  selten  von  den  fast  ausschließlich  französi- 
schen Hilfsmitteln  auf  die  Quellen  zurück  und  führt  in  anschaulichen  Bildern 
die  Hauptentwickelungsphasen  der  Faktoren  des  französischen  Volkes  vor. 
Man  wird  gegen  vieles,  z.  B.  die  wiederaufgenommene  Behauptung,  das  Parla- 
ment habe  seinen  Ursprung  in  den  malli  der  Germanen,  und  die  Ansicht,  die 
Kreuzzüge  seien  fast  ausschliefslich  eine  sociale  Bewegung,  erhebliche  Bedenken 
haben  müssen,  auch  die  Hervorkehrung  des  Gegensatzes  zwischen  germanischem 
Feudalwesen  und  galloromanischem  Charakter  der  Volksmasse  und  des  König- 
tums übertrieben  finden.  Am  Adel  und  der  Geistlichkeit  sieht  K.  zu  über- 
wiegend die  Schatten-,  am  Bürgerstand  die  Lichtseiten.  In  anderem  dürfte 
er  gegen  mehrere  neuere  Forscher  das  Richtige  treffen,  so  in  der  Anklage 
der  Falschmünzerei  bei  mehreren  Königen  des  XIV.  Jhs.  gegen  Saulcy,  in  der 
Hervorhebung  des  wesentlich  lokalen  Charakters  der  Jacquerie.  Jedenfalls  liest 
man  das  Buch  mit  Genufs  und  Belehrung.  Hinsichtlich  des  AUL  Jhs.  ver- 
tritt die  gerade  entgegengesetzte  Tendenz  ein  sonst  gewissenhafter  Forscher 
Lecoy  de  la  Marche.7)    Im  Standpunkt  steht  ihm  E.  Jäger8)  nahe. 

Die  militärische  Geschichte  des  französischen  Mittelalters  berührt  L.  N. 
Neys  wenig  wertvolles  Buch  über  die  französischen  Fahnen.9)  Quarrt 
de  Verneuil  will  den  Zusammenhang  des  napoleonisehen  mit  dem  seit  1439 
begründeten  Heer  darstellen10)  und  bespricht  einleitend  Entwicklung  und 
Verfall  des  Lehnsheeres  seit  Ludwig  d.  Dicken.  Auch  er  hält  an  dem  Irrtum 
fest,  dafs  Ludwig  die  Bildung  der  Kommunen  absichtlich,  auch  zur  Stärkung 


297  u.  298  S.  12°.  —  Vgl.  G.  de  B.,  Key.  des  quest  hist,  XXVm,  674.  —  K.  Larisse: 
Lecons  prep.  d*hist  de  Fr.  Par.,  Colin.  104  S.  12°.  Erschienen  in  15. — 19.  Aufl.  Ch. 
A.  Yongo,  France,  (Lond.,  Macmillan,  122  S.;  in  den  liist.  primers')  ist  wertlos.  Hubaalt 
n.  Marguerin,  les  grandes  epoques  de  la  Fr.  (L  de  Yercing.  ä  Henry  IV.),  erschien  in 
6.  Aufl.  Paris,  Delagrare.  IV,  284  8.  —  1)  S.  o.  S.  206.  —  Melin  gab  eine  Hist  de  Fr. 
comprenant  ä  la  fin  des  chapitres  des  Loctures  et  recits  tires  textucllement  des  grands  auteun 
(Moulins,  Desroisiers,  VIII,  1879.  459  S.)  heraus.  —  Alle  populären  Werke  u.  Schulbücher  fahrt 
vollständig  Müldeners  Bibl.  hist.  auf.  —  2)  Lea  grandes  femmes  de  Fr.,  bist  de  leur  vie  et  de 
leur  temps.  356  S.  Par.,  Lefevre.  VonDelanox,  Les  femmes  ill.  de  la  Fr.,  Limogea,  Ardant, 
304  S.,  erschien  die  3.  Aufl.  Vgl  auch  Abb6  L.,  les  femmes  celebres  de  la  Fr.  Paris,  Ardant 
144  S.  —  3)  Les  hommes  c&ebres  de  la  Fr.  15  6d.  Tours,  Marne.  159  S.  —  4)  The 
histor.  geogr.  of  Eur.  2  vols.  London,  Longmans  &  Co.  —  5)  Tratte*  de  l'annexion  an  territ  fr. 
et  de  son  dömembrement,  compr.  l'hist.  du  territ  fraiKj.  et  de  sa  formation,  lea  principe«  du  droit 
nat  etc.  Paris,  Larose.  XIII,  398  S.  —  6)  Hist  de  la  socieHe"  frainj.  au  MA.  I.  Paria,  Laisney. 
572  8.  —  7)  S.  o.  S.  198».  —  8)  Gesch.  d.  soc.  Beweg,  in  Frankr.  Berl.,  1879.  L  XVI, 
510  S.  N.  Aufl.,  in  der  auch  nicht  die  auffallendsten  Druckfehler  verb.  sind!  —  9)  Les  drapeaox 
franc..,  leurs  gardes  et  leurs  legendes.  Par.,  Dumaine.  Dasselbe  Thoma  behandelten  A.  Bar- 
bou,  Hist  compl.  du  drapeau  fr.  ayec  l'hist  de  tous  les  regimenta  de  1'arm.  fr.  (Par.,  Dnqoesne. 
320  S.,  32°.),  u.  P.  Max,  Les  drapeaux  fr.  Par.,  Roy,  24  S.  (50  c.)  —  10)  L'armee  an  Fr. 
depuis  Ch.  VII  jusqu'ä  la  reVol.  (1439—1789).  Paris,  Dumaine.  372  S.  Sep.  ans  Jpnrn. 
des  sciences  milit  Die  Hist  de  l'armee  franc..  v.  Lehugueur,  Par.,  Hachette,  223  S.  (BibL 
des  ecoles  et  des  fam.),  ist  populär.  Einen  Beitrag  z.  Gesch.  d.  engl.  Occnpation  seit  1477  gab 
H.  Quevilly,  Uno  fam.  normande  et  ses  domaines  pend.  l'occ.  angl.  (1417 — 1507).  3  S. 
Bernay,  Veuclin,  Pelage  et  Dulud.  1879.  Eine  gute  Darstellung  d.  engl.-franx.  Kriege  tob 
engl.  Gesichtspunkte  aus  giebt  H.  B.  Clinton,  From  Crecy  to  Assye,  Lond.,  Fr.  Warne  d. 
J.,  namentlich  durch  genaue  Topographie  und  Plane  der  Hauptschlachten  wertroll. 


Frankreich.  11,279 

3r  Wehrkraft  gefördert  habe,  wenn  er  auch  die  Rechte  der  militärisch  so 
^deutenden  Vasallen  achtete.  Er  betont  mit  Recht,  dafs  die  bereits  vom 
aterankonzil  des  J.  1139  verbotenen  Armbruste,  die  1522  ganz  verschwinden, 
hon  von  Richer  in  den  letzten  Jahren  der  Karolinger  erwähnt  werden, 
er  grand  maitre  des  arbalßtriers  war  seit  Ludwig  IX.  einer  der  obersten 
Ihrer,  dem  auch  das  Geschützwesen  unter  den  seit  1291 — 1461  erwähnten 
aitres  de  Fartillerie  unterstand.  Der  oberste  Führer  des  Lehnsheeres  war 
s  1190  der  Grofsseneschall,  von  1215  ah  der  Connetable;  unter  ihm  standen 
it  Philipp  August  Marschälle.  Philipp  IV.  suchte  1302  den  höchstens  drei- 
onatlichcn,  in  der  Regel  nur  40tägigen  Lehensdienst  zu  verlängern  und 
ich  der  Niederlage  bei  Courtray  die  allgemeine  Wehrpflicht  mit  der  Modi- 
sation  einer  Bulse  von  2  %  des  Vermögens  im  Fall  der  Versäumnis  durch- 
führen, mufste  aber  darauf  wie  auf  die  1303  versuchte  Stellvertretung  ver- 
ebten. Gute  Rüstungen  kamen  nur  aus  Mailand,  im  ganzen  waren  sie 
>hr  mangelhaft.  Die  Organisationsversuche  Philipps  und  seiner  Nachfolger 
atten  wenig  Erfolg.  Philipp  VI.  ordnete  1350  monatliche  einmalige  unvorher- 
3sehene  Musterungen  an.1)  Für  den  Unterhalt  des  Heeres  diente  die  vom 
rofeen  Rat  der  Prälaten  und  Barone  bewilligte  Vermögenssteuer,  zuerst 
Dn  1  %.  Denn  man  mufste  wieder  zu  Söldnern  greifen,  die  wie  die  ribauds 
hilipp  Augusts,  die  Braban$ons  späterer  Zeit,  oft  schon  während  sie  be- 
ihlt  wurden,  stets  wenn  der  Sold  ausblieb  oder  der  Dienst  aufhörte,  der 
;hrecken  des  Landes  wurden.  Bereits  die  Stände  von  1355  mufsten  den 
sfehlshabern  verbieten,  sich  durch  einen  geringen  Präsenzstand  zu  bereichern. 
Das  bessere  Verhältnis  der  Stände  in  England,  der  Ritter  und  der 
cht  ritterlichen  Bogenschützen  mit  ihrer  5  Fufs  langen,  230  M.  weit  tra- 
snden  Waffe  trug  wesentlich  zur  Überlegenheit  der  Engländer  im  hundert- 
hrigen  Kriege  bei.2)  Die  englischen  Ritter  kämpften  seit  Maupertuis  oft  zu 
als,  wozu  sich  dann  auch  bisweilen  die  französischen  verstehen  mufsten.  — 
arl  V.  sorgte  1367  durch  Steuererleichterungen  für  Verbesserung  der  städti- 
hen  Befestigungen,  befahl  1368  regelmäfsige  Übungen  der  Armbrustschützen 
ld  suchte  1373  die  berittenen  Söldner  zu  einer  stehenden  Truppe  zu 
achen.  Die  Bürgermilizen  hatten  nur  bei  Bouvines  im  offenen  Felde 
edeutendes  geleistet,  daher  bedurfte  es  eines  stehenden  Heeres.  Die 
rdonnanz  von  Orleans  vom  2.  November  1439  war  der  erste  Codex  mili- 
irischer  Organisation  und  Disciplin.  Der  Sold  der  vollgerüsteten,  mit 
»egen  und  Lanze  bewaffneten  Ordonnanzkompagnieen  wurde  1445  für  mehr 
Is  60  Jahre  festgestellt.  Nach  Q.  kostete  die  Kompagnie  von  600  Pferden 
en  Silberwert  von  85  000  Hektoliter  Getreide.  Die  Folgen  waren  zu- 
ächst  sehr  segensreich,  die  französische  Gendarmerie8)  galt  Macchiavelli  für 
ie  beste  der  Erde.  Daneben  gab  es  schon  1428  die  leicht  berittenen  Ka- 
abiniers  mit  kurzer  Lanze  und  Streitkeule,  ursprünglich  Spanier.  Ferner  sollten 
eit  1448  die  mit  Bogen  und  Schwert  bewaffneten  Francs  archers  die  Kom- 
mnalmilizen  ersetzen.    Der  Bailli  von  Mäcon,1  Cadonet,  veranlafste  1469  ihre 


1)  A.  de  Calonne  giebt  eine  'Hole  de  S00  hommes  d'armes  passe's  en  revue  a  Tournay, 
7—19  join  1398'.  Amiens,  Douillet.  11  S. —  2)  Th.  Bachelet,  La  guerre  de  cent  ans. 
Ionen,  Megard  &  Co.  (Bibl.  de  la  jeunesse).  224  S.  —  3)  Le  Maitre,  Historique  de  la 
rodarmerie.  3.  6d.  18°.  184  S.  Par. ,  Wattier.  Publ.  de  la  rlunion  dos  off.  Aach  De- 
ittre  schrieb  eine  Hist.  de  la  gendarraerie  franc,.  Paria.  296  S.  Gourtot  untersuchte 
ie  Anfange  dos  militärischen  Rechnungswesens:  Etüde  s.  l'anc.  comptabilite  mil.  de  la  Fr. 
5  8.  Par.,  Dumaine,  aus  Journ.  d.  sciencos  mil.  De  la  Chauvelays  u.  Gl  Coligny 
trieben:  les  armees  des  trois  premiors  duca  de  Bourgogne  de  la  maison  deYalois.    Paria. 


11,280  XXIX.    v.  Kalckstein: 

Neuorganisation  unter  Generalkapitänen,  mit  Einteilung  nach  TAndwchaftaw 
und  Bewaffnung  mit  Schwert  oder  Spiefs.  Sie  unterlagen  hei  Guinegate, 
wurden  1480  beseitigt,  von  Karl  VIII.  aber  wiederhergestellt  Die  schot- 
tischen Bogenschützen,  seit  1423  königliche  Leibwache,  verschwanden  erst 
um  1600.  Schon  Philipp  August  hatte  200  Edelleute,  'sergents  d'armes',  um 
sich,  die  auch  zu  Fufs  kämpften,  Ludwig  XI.  organisierte  1475  die  'petite 
garde  du  corps  du  roi'  von  200  Bogenschützen  und  vermehrte  sie  1479  um 
eine  Kompagnie.  Da  er  persönlich  zu  seinem  Schaden  die  Leistungen  des 
schweizer  Fufsvolks  kennen  gelernt,  erwarb  er  1479  das  vertragsmäßige 
Recht  der  Werbung  von  6 — 16  000  M.  —  Deutsche  Landsknechte  und  (wie 
im  hundertjährigen  Krieg)  Genuesen,  nebst  500  ausgehobenen  Pionieren 
brachten  sein  Fufsvolk  auf  25  000  M.,  später  behielt  er  nur  wenig  Fremde 
als  Leibwache.  Die  Stände  von  1484  verwahrten  sich  vergeblich  gegen  die 
Fremden.  Die  1482  ausgehobenen,  z.  t.  auch  aus  Artois  stammenden  Banden 
der  Picardie  wurden  ein  Jahrhundert  später  das  älteste  Infanterieregiment 
'Picardie'.  Kanonen  werden  zuerst  1338  als  gegen  Puy-Guillem  in  Perigord 
verwandt  erwähnt,  hundert  Jahre  später  wurde  Jean  Bureau  der  erste  (grand 
maitre  de  rartillerie'*,  1481  verwandte  man  neben  eisernen  noch  Sandstein- 
kugeln:  im  ersten  italienischen  Feldzug  wirkten  140  Fünfzigpfunder  mit 
35  Pferden,  200  Bombarden  mit  2  und  mehr  Pferden  und  1000  von  einem 
Pferd  gezogene  einpfundige  Arkebusen.  Neben  6200  vastardeurs,  d.  h.  Pio- 
nieren, gab  es  200  Geschützmeister,  600  Zimmerleute,  300  Kanoniere, 
1100  Pulvermacher,  200  Seiler,  4120  Fuhrleute.  —  Die  Kompagnieen  der 
Gensdarmes  zählten  1498  nur  25 — 200  Lanzen  zu  8  Pferden,  weil  man 
möglichst  vielen  Grofsen  die  vielbegehrten  Kapitänstellen  verleihen  wollte; 
freiwillige  Bogenschützen  und  15 — 20  Armbrustschützen  auf  je  100  Lanzen 
wurden  ihnen  beigegeben.  Angehängt  hat  Q.  de  Vera,  seiner  verdienstlichen, 
nur  im  Citieren  ungenauen  Schrift  einen  Überblick  der  Besoldungen  von 
1190  an,  wo  die  Zahlung  von  1  sol  pro  Tag  an  jeden  Krieger  zu  Fufs  das 
Wort  'solde'  entstehen  liefs,  und  der  militärischen  Orden,  deren  ältester,  der 
Sternenorden,  wenig  wahrscheinlich,  von  Robert  dem  Frommen  August  1022 
gestiftet  sein  soll  und  durch  den  S.  Michaelsorden  Ludwigs  XI.  1469  ersetzt 
wurde.  —  So  wenig  es  den  Franzosen  vor  Ludwig  XIV.  geglückt  ist,  ein 
dauernd  leistungsfähiges  nationales  Fufsvolk  zu  schaffen,  so  sehr  blieben  sie 
auch  hinsichtlich  der  Flotte  auf  geworbene  oder  verbündete  Ausländer  an- 
gewiesen, wenn  sich  auch  die  Versuche  zur  Schaffung  einer  eigenen  Marine 
immer  weiter  zurück  verfolgen  lassen. 

Bescherelles  umfassendere  Darstellung1)  behandelt  auch  die  Ge- 
schichte der  berühmten  Seehelden  Frankreichs,  auf  welche  sich  Lerne rci er8) 
beschränkt. 

Eine  von  den  Marinebeamten  Mengin,  L.  Florent,  Perrenez,  de  Mi— 
niac,  Hausser,  Jozon,  Forestier,  Pichon,  Bonamy   verfafste  Publi- 
kation über  französische  Häfen,9)  zunächst  fast  ausschliefslich  der  Bretagne, 
geht  nicht  über  den  hundertjährigen  Krieg  zurück  und  ist  überwiegend  tech- 
nischen Inhalts. 


1)  Hißt  des  marine  illustres  de  la  Fr.,  de  1' Anglet,  de  la  Hollande.  Limoges,  Anlast 
224  8.  —  2)  Lee  marin*  celebres  de  la  Fr.  Tours,  Marne.  191  S.  N.  Ausg.  —  8)  Mmi- 
stere  des  travaux  publica.  Ports  marit  de  la  Fr.  IV.  d'Ouessant  au  Fouliguen.  Paris, 
Impr.  nat  1879.  645  8.  Hier  sei  erwähnt:  Du  Saussois,  Alex.  Aufredi,  boorgeoU  et 
Aimat  de  la  Bochelle  au  XIII  s.    Lyon,  Selbstrerl.    81  S.     16°.  (popul.) 


Frankreich.  11,281 

De  Magny  veröffentlichte  ein  allgemeines  Adelsbach  Frankreichs.1)  — 
Aus  der  Fortsetzung  desEyridsschen  Werkes  Aber  die  historischen  Schlösser 
Frankreichs*)  hebe  ich  La  Rochefoucault,  Amhoise,  Vaux-de-Cernay  und 
ßazoches  hervor. 

Gr.  Barth616my  gab  Nachricht  über  wertvolle,  bis  in  die  spätere  Zeit 
Karls  V.  (1435)  zurückreichende  Reimser  Tapeten,8)  J.  Deville  schrieb  über 
die  Geschichte  des  französ.  Mobiliars,4)  Delisle  gab  der  Ac.  des  inscriptions 
Kenntnis  von  zwei  bedeutenden  Künstlern  der  2.  Hälfte  des  XIV.  Jh.:6)  Andr6 
Beauneveu  leitete   1364    die  Arbeiten  an  den  Königsgräbern  von  S.  Denis 
and  schmückte  später  mit  Jacquemart  de  Odin  oder  Hesdin  ein  von  Johann 
?•    Berry    Johann  d.  Unerschrockenen   geschenktes  Horenbuch    mit   schönen 
Miniaturen.    L.  Clement  de  Ris  schrieb  über  Meisterwerke   des  XV.  Jhs., 
namentlich   das  r&ahle  des  Palais  de  justice.6)     G.  Demay  berücksichtigt 
in   seinem  Werk  über  die  Trachten  des  Mittelalters7)  nach  Siegeln  natürlich 
Frankreich  vorzugsweise,  das  er  im  Auftrag  des  Pariser  Archivs  inventarisierend 
durchstreifte.    Die  kundige  Besprechung  von  Gr.  Marsy  reproduziert  u.  a. 
ein    Bild  Heinrichs  I.  von  1035,   des  flandrischen  Grafen  Philipp  von  Elsafs 
von  1170.    Eine  umfassende  Iconographie  nach  Siegeln  beschliefet  das  nütz- 
liche Buch. 

Die  ausländischen  Glasmaler  in  Frankreich  verzeichnete  F.  de  Las- 
te yrie8)  chronologisch  und  topographisch,  während  Bonne  die  Lage  der 
Aixfiländer  in  Frankreich  überhaupt  untersuchte.9) 

H.  Vaschalde  schrieb  über  das  Vivarais  in  der  französischen 
St&ndevertretung. 10)  Sickel  legte  die  grofse  Verwirrung  in  der  Kanzlei 
Karls  <L  Kahlen  dar  und  machte  auf  unedirete  Urkunden  aufmerksam,  die  er 
vom  8.  November  846  und  17.  September  854  datiert.  Es  ergaben  sich 
ihm  841,  837,  838  als  Ausgangspunkte  der  Datierung  in  Karls  Urkunden.11) 
Karls  Verdienste  um  die  lateinische  Litteratur  seiner  Zeit  legt  E.  Ebert1*) 
ln  seiner  verdienstlichen  Litteraturgeschichte  dar.  Vor  allem  erwies  sich 
Frankreich  schon  damals  als  der  günstigste  Boden  für  philosophische  Speku- 
lation. Ein  Vertreter  derselben  war  Abt  Servatus  Lupus  von  Ferri&rs. 1S) 
"  Hincmars  Schrift  cDe  regis  persona  et  reg.  ministerio*  möchte  Ebert 
a*8  862 — 70  entstanden  annehmen;  er  bezeichnet  den  Hincmarschen  Teil  der 
**°8-  bertinianischen  Annalen  als  weniger  klar,  aber  wertvoller  als  den  dem  Pru- 
^ntius  zugehörigen  Teil  und  unparteiischer  als  bei  H.s  Persönlichkeit  zu  er- 
warten.   Johannes  Scotus  wird  v.  E.  eingehend  besprochen.   Seine  rein  philo- 


,         1)  Archirea  de  la  nobleaae.  Nobilaire  uniy.  de  la  Fr.    T.  XIV.    Par.,  B6d.  des  arch.  de 

\^obL     279  8.     4°.    —    2)   Lea  chäteaux  hinter,   de  la  Fr.   Uluatrationa  par  E.  Sadoux. 

y*-  Jahreaber.  II,  2,  303).    Erachienen  biaher  T.  I  (209  S.)  u.  n  (279  S.).  Poitiera,  Oudin  fr. 

^0  fr.     Von  D.  J.  Bonrraaaea  gleichbetiteltem  Werk,   Toura,  Marne,   400  S.,  4°,  erachien 

^^fl.  3.  _  g)  Bull,  monum.     5.  Ser.     VIII,   224  ff.     Ich  erwähne  hier  L.  Kandon,   Eaaai 

•***  l^igt  de  l'art  en  Fr.     Amiena.     22  S.     Aua  Biül.  de  la  aoc.  litt,   et  acient  de  Picardie. 

*B80.  —   4)  Dictionn.  dea  tapiaaiera.    Crit.  et  hiator.  de  1'ameublement  franc^    Liege,  Claeaen. 

5)  Compte  rend.  VHI,  163. —  6)  Chefa  d'oeuYrea  de  maitrea  du  XV  a.  Paria,  Engclmann. 

?6  S.  —    7)   Le  coatume  au  M.  A.  d'aprea  loa  aceaax.     Paria,   Dumoulin.     496  S.     Vgl.  de 

*Jaraya   gleichbetit   Separatdruck  aua  Bull.  mon.  1.  c.  A.  Challamela   Hiat.  de  la  mode  en 

^r.   La  toilette  dea  femmea  depuia  l'epoque  gallo-rom.   (Paria,  Hennuyer.  332  S.),  wurde  neu 

aufgelegt  —   8)  Lea  peintree-verriera  Strang,  a  la  Fr.  Nogent-le-Rotrou,  Daupeley-Gouverneur. 

—  9)   fitude  aur   la   condition   dea   Strängen»  en  Fr.     52  S.     Bar-le-Duc,  Contant-Laguerre. 

Am  Mem.  de  la  aoc.  de  Lorr.  et  Bar-le-Duc.  5  Ser.   T.  VU/VH1.  —   10)  Le  Vivaraia  ä  la  re- 

prtaentation  nat.  29  S.,  Par.,  Bouquette,  aua  Bot.  de  Dauph.  et  du  Viv.  —    11)  Über  Sickela 

Arbeiten  überhaupt  vgl  Arboia  de  JubainviJle,  Bibl.   de   l'ec.   dea  eh.   XLI,   82  ff.   — 

12)  S.  o  S.  225.  —  13)  S.  o.  S.  23*.  —  Über  daa  Studium  dea  Griech,  in  Frankr.  o.  S.  212«. 


11,282  XXrX.    t.  Kalckstein: 

sophische  Stellang  zur  Gottschalkschen  Prädestinationslehre  veranlagte  wohl 
den  Rücktritt  von  der  Leitung  der  Hofschale,  raubte  ihm  aber  Karls  Gunst 
nicht  Vergeblich  fordert  der  Papst  im  Anfang  der  60er  Jahre,  S.  solle  zur 
Verantwortung  nach  Born  gesandt  werden.  Er  starb  wohl  bald  nach  seinem 
Gönner  in  Westfrankreich.  Die  Bildung  auch  der  ersten  Gattin  Karls,  Irmin- 
trud,  konnte  Scotus  dichterisch  preisen,  und  giebt  eine  Bestätigung  daf&r, 
dafs  auch  sie  politischen  Einflufs  geübt.  Der  über  revelationum  des  Audrad 
Modicus,  843 — 49  Erzbischof  von  Sens,  ist  einer  der  Belege  für  die  Bemühungen 
der  Geistlichen,  Einigkeit  zwischen  den  fränkischen  Reichen,  zu  stiften; 
die  fernere  Vision  vom  Jahre  853  gegen  die  Ernennung  eines  Audrad  und 
seinem  Erzbischof  widerwärtigen  Bischofs  v.  Chartres  hatte  bei  Karl  gleich 
wenig  Erfolg.  E.  läfst  Milo  von  S.  Amand  872  sterben,  aber  nach 
875  Karl  d.  Kahlen  ein  Gedicht  'de  sobrietate'  widmen  (S.  278,  281). 
Gleich  diesem  geifselt  ein  volksmäfsiges  Spottlied  auf  einen  Abt  in  Angers 
dessen  Trunksucht.  Aimoin  v.  S.  Germain  des  Pr6s  stellt  in  der  Übertragung 
des  h.  Vincenz  die  oft  so  schlimmen  Manöver  beim  Erwerb  von  Reliquien 
dar.  N.  Valois1)  behandelt  die  Kunst  des  Briefschreibens  im  Mittelalter. 
Namentlich  in  der  Schule  von  Meung  wurden  seit  1180  bis  Ende  des 
XV.  Jhs.  unveröffentlichte  Traktate  darüber  verfafst.  —  F.  Bruneti&re 
schrieb  kritische  Studien  über  die  Geschichte  der  französischen  Litteratur,1) 
Petit  de  Julie  vi  He  beschäftigte  sich  mit  den  Mysterien.9) 

E.  d'Auriac4)  besprach  die  Korporation  der  m6n6triers  und  ihr  Haupt» 
den  roi  des  violons,  G.  Raynaud5)  unter  Veröffentlichung  mehrerer  chan- 
sons,  Jean  Bretel  aus  Arras,  der,  wahrscheinlich  ein  Bürgerssohn,  1244— 
1265  nachzuweisen  ist;  Quicherat6)  legte  dar,  dafs  Jean  de  Meung  vor 
1305  starb. 

Die  Geschichte  der  Juden  in  Frankreich  ist  durch  mehrfache  Beiträge 
bereichert.7)  L.  Dussieux  gab  seine  1839  in  den  Memoires  de  la  soc. 
biblioph.  hist.  erschienene  Preisarbeit  über  die  Ungarneinfälle,  namentlich  in 
Frankreich,8)  erweitert  heraus.  Er  behandel*  sehr  kurz  die  Einfälle  selbst, 
ihre  Wirkung  auf  Frankreichs  politische  Organisation  und  die  Frage,  ob  Beste 
der  Ungarn  zurückgeblieben,  indem  er  sehr  unwahrscheinlich  'Zigeuners*  (sie!) 
bei  Bitsch  mit  den  Magyaren  in  Verbindung  bringV 

B.  Sandret  gab  Duchesnes  Geschichte  der  Bqu teiller  de  Senlis*)  se- 
parat heraus.  Gaston  Le  Hardys  Schrift  über  Roheit  von  der  Normandie10) 
ist  für  die  Geschichte  Ludwigs  VI  von  Interesse.  St\ae  Ansicht,  Orderic&s 
Vitalis  habe  im  Solde  Heinrichs  I.  geschrieben,  ist  schwach  begründet 

J.  Harttungs  diplomatisch-historische  Forschungen11)  berühren  auch 
die  in  Frankreich  besonders  zahlreichen  Exemtionen  von' Klöstern.   Wflhrend 


1)  De  arte  scribendi  epist  ap.  Gall.  med.  aev.  scriptoros  rhetoresvl    Par.,  PicanL  95  & 

—  2)  fit  crit.  sur  l'hiiit  de  la  litt.  fr.  Par.,  Hachette.  VI,  383  S.  —  3)  Hist  du  thettrt  «• 
Fr.  I.  IL  Ebda.  1115  S.  Vgl.  Sopot,  Hey.  d.  quest  hist.  XXVII,  6i*.  Jullien  schri* 
Hist.  da  costume  an  th.  dep.  les  orig.  du  th.  en  Fr.  Par.,  Charpentier.  XEL,  356.  —  4)  1* 
corp.  des  menetr.  et  le  roi  des  violons.  Par.,  Dentu.  60  S.  Aas  d.  Inrestigatettr  1879. 
Ygl.  Jahresber.  II,  2,  3115.  —  5)  Bibl.  de  1'ec.  des  eh.  XLI,  auch  sep.:  Jean  de  Meng  * 
sa  mais.  ä  Paris,  Nog.-le-Rotrou,  Daupeley-Gonverneur.  7  S.  —  6)  Ibid.  —  .7)  S.  o.  I,  69  t 

—  8)  Ess.  hist.  s.  les  invas.  des  Honprois  en  Eur.  et  sp£cialement  en  F^r.  Par-,  Leeofift 
1879.    85  S.     Darüb.   E.    Travers,    Rey.fd.   quest  hist   XXVII,   673.    —}   9)  Hist  de  h 

du  * 


maison  des  Bout  de  S.  Par.,  Dumoulin.  35  S.  —  10)  Le  derniers  dets  duc 
Caon,  Le  Blanc-Hardel.  184  S.  Aus  Bull,  de  la  soc.  des  antiqu.  de  Norm.  Supplem.  T.  H 
C.  Fallet,  hist.  des  ducs  dos  Norm.  (Limogos,  Barbou.  264  S.),  ist  populär.  —  U)  &° 
S.  187«.  \ 

\ 

t 
\ 


Frankreich.  11,283 

noch   das   Privileg   für   Cluny   von    931    lediglich    unabhängige   Verwaltung 
gewährte,  nutzten  namentlich  die  Schottenmönche  die  ihrer  Heimat  entspre- 
chende freie  Stellung  der  Klöster  im  Burgunderreich  aus,  z.  B.  bei  Bebais 
Diöc.    Meaux).     Dem   Abt  untergeordnete   Klosterbischöfe   erscheinen   noch 
853  in  S.  Martin   in  Tours,  in  S.   Mihiel  (nicht  S.  Michel  S.  38)  an  der 
Maas  u.  a.    Zu  S.  Benigne  in  Dijon  finden  wir  noch  867  neben  dem  Abt  einen 
Chorbischof  und  Abt.    Namentlich  S.  Denis  suchte  weitgehende  Unabhängig- 
keit von  den  Diöcesanbischöfen  durch  Fälschungen  zu  behaupten.    Die  von 
Hincmar  berichtete  Schenkung  der  Abtei  an  Johann  VIII.  durch  Karl  d.  K. 
beschränkte  sich  wohl  auf  die  geistliche  Verwaltung   und  geschah  im  Ein- 
verständnis mit  den  Mönchen.    Erzbischof  Ercanbald  v.  Tours  sprach  S.  Martin 
<las  Recht  zu  weihen  ab,   als  sich  dessen  Abt  Hugo  Gapet  auf  dem  Thron 
befestigt  hatte.     Ein  Konzil  befahl  wohl  auf  Gerberts  Antrieb,  Wiederaus- 
eöhnung  mit  dem  Erzbischof  trotz  des  Widerspruchs  des  Führers  der  Mönchs- 
partei,   Abbo  v.  Fleury.      Der  von  diesem,   wie  ausdrücklich  hervorgehoben 
werden  konnte,  beeinflußte  Gregor  V.  ordnete  vergeblich  die  Wiederherstellung 
der  Klosterbischöfe   an.     Gerbert  als  Sylvester  H.   stellte    mit    geschickter 
Mäfsigung  die   bischöfliche  Autorität  über  die  Klöster  wieder  her,   während 
König  Robert  und  Bischof  Bruno  v.  Langres  offenbar  den  Ansprüchen   der 
Mönche  geneigt  waren. 

Havet  wies  nach,1)  dafs  sich  Robert  das  zweifelhafte  Verdienst  erwarb 
—  nach  Ficker2)  in  Anknüpfung  an  altfränkisches  Herkommen, —  mit  der 
anter  Zustimmung  der  Anwesenden  angeordneten  Ketzerverbrennung  in  Orleans 
1022,  die  zunächst  tumultarisch  geübte  Verbrennung  für  Nordfrankreich  an 
Stelle  von  Verbannung  und  Gefängnis  zu  setzen,  während  für  Südfrankreich 
selbst  das  Konzil  von  Reims  noch  nicht  so   weit  ging.    Luchaire  schrieb 
Über  Philipp  August  und  die  geistliche  Gesellschaft.8)     Zur  Geschichte  der 
Albigenser  und  Katharer4)  verdanken  wir  der  neuen  Ausgabe  der  'histoire 
de  Languedoc'6)  reiche  Beiträge.    Darin  behandelte  Ch.  Robert  die  Münzen 
von  Languedoc,  in  welchen  der  karolingische  Typus  auch  seitens  der  Giefser 
beibehalten  wurde,    de  Saulcy  die   späteren   königlichen   Münzstätten   seit 
Philipp  HL    Molinier  danken  wir  eine  Untersuchung  über  den  Aufstand 
Trencavels  im  J.    1240    und  die  Beziehungen   der   Bischöfe    von   Albi  zur 
Krone ;  auf  gründliche  Studien  stützt  sich  sein  Bild  der  Geschichte  und  Orga- 
nisation der  Verwaltung  des  h.  Ludwig  und  seines  Bruders  Alfons  v.  Poitiers.6) 
Das  Ergebnis  der  1240  angestellten  Untersuchungen  war  1248  seitens  Lud- 
wigs,   1250  seitens  seines  Bruders,  die  Verbesserung  des  Verwaltungssystems. 
Eine  geregeltere  Besteuerung,  bessere  Kontrolle  und  Leitung  traten  ein.    Die 
Hechte  der  Landesherrschaft  wurden  streng  gewahrt,    aber  namentlich  von 
Ludwig  die  Grundsätze  der  Billigkeit  besser  als  je  bis   zur  Revolution  be- 
achtet    Die  'enqugteurs'  des  Königs,  den  missi  verwandt,  und  ähnliche  Be- 
amte Alfons'  übten  eine  Aufeichts-,  jedoch  nicht  Strafgewalt,  wie  es  in  Einzel- 
fällen schon  unter  Philipp  August  geschehen  war.    Ihren  Ratschlägen  entsprang 
die  Reformordnung  von  1254,  welche   der  persönlich  unliebenswürdige  und 
habsüchtige  Alfons    unter  Wahrung    seines    entscheidenden    placet  in  vielen 
Punkten  im  Wesentlichen  nachahmte.     Die  despotische  launenhafte  Willkür, 


1)  I/h&rfoie  etc.  8.  o.  S.  21*.  —  2)  S.  o.  S.  201 2.  —  3)  Ann.  de  la  fac.  de«  lettre«  de 
Bordeaux  1880.—  4)  Vgl.  über  diese  o.  S.  196*  u.  auch  Bourgain,  o.  S.  1961.  —  5)  Hi«t. 
de  Languedoc  p.  Dom  Vic  et  Dom  Vaissete,  N.  Ausg.,  Toulouse,  Privat  T.  Vi — VIII.  1879, 
wirkl.  erschienen  1880.  —  6)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  304e. 


11,284  XXIX    t.  Kalckttein: 

die  von  1226 — 41  seitens  der  Beamten  geübt  war,  wurde  besonders  durch 
die  Instruktion   von  1259,   selbst  hinsichtlich    der  Ketzer   beschrankt    Die 
Gerichtskosten  sollten  höchstens  ein  Zehntel  betragen,  niemand  mehrere  Ämter 
kaufen  dürfen  u.  die  Beamten  50  Tage  nach  Ablauf  des  Amts  zur  Rechenschafta- 
ablegung  im  Bezirk  bleiben.    Neue  Steuern  sollten  nicht  eingeführt,  Ausfuhr- 
verbote nur  nach  sorgfältiger  Prüfung  erlassen  werden,  wozu  zuerst  Ständever- 
sammlungen   berufen   wurden.    Die  Macht   des    päpstlichen  Legaten  wurde 
beschränkt.  In  Alfons'  Gebiet  spielte  der  'clerc'  des  Seneschalls  eine  bedeutende 
Rolle,  die  'bailes*  behielten  nur  Civil-  und  Steuergerichtsbarkeit    Die  Unter- 
beamten,    namentlich   'viguiers',    zugleich  Gerichtsdiener  und  Polizeibeamte, 
stammten  meist  aus  dem  Lande,    waren  aber  so  habsüchtig  wie  die  Nord- 
franzosen.   Zu  Subballivi  und  nuncii  wurden  gewöhnlich  auf  ein  Jahr  vom  Se- 
neschall  die  Meistbietenden  ernannt;  die  servientes,  meist  verheiratet  und  direkt 
ernannt,  sollten  ihre  Frau  nicht  bei  sich  haben;   bedelli  standen  unter  dem 
Seneschall  bei  den  Assisen,   Notare  wurden  auch   als  Gerichtsschreiber  ver- 
wandt.   Für  1258  betrugen  die  Ausgaben  in  Alfons' Gebiet  11994,  die  Ein- 
nahmen   42  027    tournois:    der  Überschuss  ist  etwa  auf  2  827  000  fr.  nach 
jetziger  Münze    zu  schätzen.    Schon    vor  der  Eroberung   bestand  statt  der 
'aide    in  den  vier  Fällen1   das  fouage.    Seit  1247  gab  es   nur   tournois  im 
Kronland,  auch  Alfons  richtete  sich  danach.     Der  Seneschall  allein  urteilte 
in   den  cas  majeure,  seine  Kompetenz  wurde  ausgedehnt    Es  fand  nicht, 
wie  Boutaric  annahm,  vom  viguier  an  die  niederen  Richter  Berufung  statt 
Alfons  ernannte  1270  einen  Oberrichter,  judex  major,  für  sein  Gebiet;  Lud- 
wig sandte  bisweilen  Parlamentsmitglieder  nach  Languedoc    Das  Verfahren 
war  langsam  und  kostspielig.     Das  halb  geistliche  Regiment  seit  1212  hörte 
auf,    doch  war  selbst   damals    die  Vollberechtigung   der  Geistlichkeit  nicht 
durchgeführt  worden.    Alfons  duldete  die  Ausdehnung  der  geistlichen  Gerichts- 
barkeit hinsichtlich  der  Zehnten  und  Erstlinge  nicht,    die  Regalien  wurden 
streng  festgehalten.     Die  Exkommunikation,  welche  im  XIL  Jh.  ihre  Macht 
verloren  hatte,  wurde  seit  1228   durch  die  weltliche  Gewalt  mittels  Seque- 
strierung unterstützt,  was  1233  auch  Raimund  VII.  hatte  annehmen  müssen, 
Alfons  1252    und  1256  mit  einigen  Beschränkungen  aufrechthielt    Der  fis- 
kalische   Mifsbrauch   der  Exkommunikation    zur   Eintreibung   von  Schulden 
wurde  1245,  1254  hei  allen  Geldleistungen  verboten.    Vergeblich  protestierte 
Alfons   gegen   das  vom  Provinzialkonzil   zu  Bordeaux   1264    wegen   Beein- 
trächtigung  kirchlicher   Rechte   und   Besitzungen   verhängte   Interdikt  beim 
Papst:    die    Geistlichkeit   suchte    1255    den  Kriegsdienst   abzuschütteln;  die 
vor  der  Eroberung  gelockerten  Lehnsverhältnisse  waren  wieder  straff  ange- 
spannt worden;  von  den  stattlichen  Lehen  der  Eroberer  mit  der  coutumede 
Paris  erhielt  sich  nur  Levis  bedeutend.    Die  Leibeigenen  waren  nicht  zahl- 
reich, sie  konnten  in  den  städtischen  Gemeinden  Ämter  bekleiden.     Mit  Ver- 
leihung von  Freiheiten  waren  Ludwig  (aufser  für  Aiguesmortes)  wie  Alfons 
karg.     Beide  Brüder  suchten   die  Taille  überall  wieder  einzuführen.    Alfons 
begünstigte  das  niedere  Volk  gegen  die  regierende  Bürgerschaft,  die  er  an 
manchen  Orten  beseitigte,  und  trat  gegen  die  confr&ies  auf.     Gui  Faucob, 
der  spätere  Papst  Clemens  V.  behauptete   1261   für  Alfons   das  Recht,  die 
Konsuln  in  Toulouse  zu  ernennen;  1268  verlangten  die  Bürger  Rechenschafts- 
legung.    Die  niedere  Bevölkerung  litt  vielfach  unter  dem  Druck  der  teilweise 
erblichen  Unterbeamten,   namentlich  der  'servientes',  die  eine  Art  Feldhüter, 
sogar  niedere  Gerichtsbarkeit  hatten,  bewegliche  Güter  konfiscieren  und  ver- 
haften konnten.     Seit   dem  XU  Jh.   war   die  Herrschaft  mehr   unmittelbir 


Frankreich.  11,285 

geübt  worden.    Das  salische  Gesetz  war  seit  833  nicht  mehr  erwähnt,  das 
gotische  nur  in  Koussillon.    Seit  dem  1.  Drittel  des  X.  Jh.  hatten  boni  oder 
probi  homines,  auch  wohl  nobiles   genannt,   Recht  gesprochen.    Das  Duell 
wurde  vielfach  als  gerichtlicher  Beweis  von  der  Kirche  im  Gegensatz  zu  vielen 
coutumes  anerkannt.  —  Die  Entstehung  der  Verfassung  von  Toulouse  unter- 
suchte E.  Rorschach.    Das  capitulum  nobilium  im  palatium  commune  oder 
domu8  communis,  hatte  Anteil  am  Gericht;  es  war  um  1200  am  mächtigsten. 
Das  Cartular  desselben  von  1205  ist  eine  wichtige  Quelle.    Nach  der  Chronik 
König    Yaimes   prüft   Mol  inier   die    Annahmen   Delpechs   hinsichtlich    der 
Schlacht  bei  Muret   und  bestreitet   die  taktische  Regelmäfsigkeit    des    ent- 
scheidenden Angriffes.  -—  Von  Wert  sind  die  Bibliographie  über  das  Register 
des  tr&or  g6n6ral  des  chartes,  die  Notizen  zur  historischen  Geographie  von 
Roussillon    und  Cerdagne,    die    Analyse    von   Urkunden  (1094 — 1454),  die 
Chronik  des  hötel  de  ville  von  Montpellier  (1204 — 53),  während  die  Chronik 
von  Berdouez  unbedeutend  und  überwiegend  lokal  ist.    Die  in  der  1.  Aus- 
gabe enthaltenen  Urkunden  der  beiden  Montfort  sind  meist  kollationiert.   Ferner 
werden  Verzeichnisse  der  Urkunden  von  Grandselve  und  Boulbonne   sowie 
der  Karthause  Bonnefoy  im  Vivarais  gegeben.    Verbesserungen  und  Zusätze 
finden  sich  in  den  Urkunden  der  beiden  Raimunde.   Wichtig  sind  die  Enqueten 
Ludwigs  und  Alfons  von  1247-48,  1254—57, 1259—62,  1266—68.  —  Die 
Organisation  der  Universität  zu  Toulouse  von  1309 — 1450,  sowie  die  An- 
fänge des  Buchdrucks  in  Languedoc  untersuchte  Molinier,   Germain  die 
Entwicklung  von  Montpellier,  wo  noch  1365  Juden  lehrten,  seit  1180  Lehr- 
freiheit bestand,  Nogaret,  Papst  Urban  V.,  der  Gegenpapst  Benedikt    XIII. 
und  andere  bedeutende  Männer  lehrten  und  Petrarca  studierte. 

P.  Fournier  schlofs  seine  Untersuchungen  über  die  Officialitäten  von 
1 180 — 13281)  ab.  Namentlich  Kaufleute  liefsen  sich  unter  die  Geistlichkeit 
aufnehmen,  um  die  bessere  geistliche  Rechtspflege  zu  geniefsen.  Hinsichtlich 
^er  Schlacht  bei  Bouvines  vermutet  Delpech,*)  dafs  bei  ihr  eine  von  ihm 
Entdeckte  Römerstrafse  von  den  Heeren  passiert  sei. 

Ober  die  Genealogie  der  Bourbons,  die  Geschichte  ihrer  Lehen  und  die 
liehen,  welche  den  grofsen  Adelsfamilien  den  Namen  gegeben,  schrieb 
ll.  Lehec,8)  während  H.  Wallon4)  eine  2.  Aufl.  seiner  Biographie  Lud- 
wigs d.  Heil,  erscheinen  liefs,  dessen  Iconographie  G.  Le  Breton6)  behan- 
delte. Von  J.  S.  Doinels6)  Geschichte  der  Mutter  Ludwigs  erschien  die 
S.  Aufl.  —  N.  Valois  gab  ein  Leben  des  Guillaume  d'Auvergne,7)  der  seinen 
läinfluss  bei  Ludwig  namentlich  auch  im  Interesse  der  Dominikaner  ver- 
wertete. 


1)  S.  o.  S.  74»  u.  Tgl.  Tardif,  Bibl.  de  l'ec.  d.  eh.  XLII,  53,  Le  Liyre  1881,  S.  418 

**.  Jahresber.  II,  2,  363.     P.  Fleury  gab  Notes  additionelles  et  rectifleativea  au  Gallia  Christ 

-AngooL,  Baillarger,   72  S.,  4°.     YgL  Delisle,   Compt.  rend.  de  l'Ac  des  Inscr.  VIII,  297. 

—  2)  Mein,  bot  les  substruetions  antiques  dlcouvertes  dans  les  enyir.  de  Bouy.  Lille,  Danel. 

- —  3)  GeneaL  des  Bonrb.  de  Fr.,    d'Esp.,    de  Naples  et  de  Farme.    Ch&teauroux,  Nuret  n, 

549  8.,  4°.  —  Dumax,  Album  geneal.   et  hist  de  la  maison  d.  Boofb.  Far.,  erschien  in 

TOrb.  Aufl.  —  Erwähnt  sei  hier:   A.  Far  rot,  Memorial  des  abbesses  de  Fonteyranlt,  iss.  de 

la  mais.  roy  de  Fr.,  Angers,  Lachöse.    93  S.  —  4)  St  Louis.  Tours,  Marne.    XX,   554  S.  — 

5)  Essai  iconogr.  snr  S.  L.  Far.,  Martin,  35  S.  —  Erwähnt  sei:  J.  Depoin,  St.  L.  et  l'Hötel- 

Bieu  de  Fontoise  (Font,  Paria),   ans  Mem.  de  la  soc.  hist  du  Yexin,  T.  IL  —  6)  Hist   de 

Blanche  de  Gast  Tours,  Marne,  352  S.    Auch  M.  de  Bonaids  Tendenaschrift:  La  reine  Blanche, 

8.  Louis  et  le  comte  de  Chambord,  ersch.  in  2.  Aufl.,  Bodei.  Batery-Virenque,  111  S.,  4°.  — • 

7)  S.  o.  8.  201*.     Vgl.  Bev.  d.  quest  hist.  XXVII,  677. 


11,286  XXIX.    y.  Kalckstein: 

Im  Zeitalter  Ludwigs  d.  Heil,  begann  eine  von  Thierry1)  und  anderen 
Geschichtschreibern  des  tiers  etat  zu  wenig  beachtete  Episode  in  der  Geschichte 
municipaler  Bildungen  in  Frankreich,  welche  Curie  Seimbres*)  in  vor- 
trefflicher Weise  beleuchtet.  Auf  Grund  eingehender  archivalischer  und  hand- 
schriftlicher Forschungen  erweitert  er  seine  in  den  Mem.  de  la  soc.  arch.  de 
midi  de  la  Fr.  (T.  X)  veröffentlichte  Untersuchung  über  die  Bastides  — 
mehr  als  266  in  20  Departements  — ,  deren  Name  dem  nordfranzösischer 
'bastille'  entspricht.  Es  waren  Militärposten,  mit  geringer  städtischer  B* 
völkerung,  welche  namentlich  von  Beamten  der  Krone  und  des  Gr.  Alphons 
Toulouse  und  von  geistlichen  Korporationen,  auch  in  finanziellem  Interes^ 
besonders  von  1250 — 1350  befördert  wurden,  während  viele  Herren  ^ 
wegen  des  Hinströmens  der  Bauern  eifrig  bekämpften.  Die  gewöhnlich  jährig 
in  der  Zahl  von  4  gewählten,  oft  Konsuln  genannten  städtischen  Beamte 
schwuren  dem  König  und  dem  Grundherrn.  Bisweilen  durften  die  Bflr^ 
nur  eine  Vorschlagsliste  vorlegen.  Oft  erkauften  die  Bastides  diese  Art  Vej 
einigung  mit  der  Krone,  welche  Abschaffung  der  persönlichen  Dienste,  de 
willkürlichen  Taille,  des  droit  de  marquette,  freies  Eigentum  und  Freiheit  de 
Eheschliefsung  sicherte;  die  Kriminalgerichtsbarkeit  behielt  der  bailli:  dm 
meist  in  Wäldern  angelegten  Orte  bildeten  mit  Ringmauer  und  oft  doppelte  i 
Gräben  umgebene  regelmäfsige  Vierecke.  Oft  diente  der  Turm  der  etat* 
liehen  gotischen  Kirche  auf  dem  ansehnlichen  Markt  als  Beifried.  Von  de*2 
zur  Bezeichnung  des  Platzes  gepflanzten  Pfahl  palum,  stammt  der  Name  P»z 
Übrigens  waren  Namen  wie  Villefranche,  Sauvetat,  Montreal,  Royaumon.-* 
Francesca,  la  Francaise,  S.  Louis,  S.  Lys,  Beaumarchais  nach  dem  um  d£~ 
Gründung  von  bastides  verdienten  Kronbeamten  Eustache  de  B.,  und  stolze 
Namen  aus  fernen  Ländern  üblich.  Die  einzelnen  Lose,  tries,  umfafcte- 
6 — 7  ar  und  25 — 28  centiar  Land.  Auch  den  Armen  war  die  Weide  gesichert 
—  Seimbres  weist,  auf  die  selbständigen  Vorstädte  (bourgs)  Südfrankreichs  hte 
und  auf  die  sich  im  XI.  und  XH.  Jh.  bei  Klöstern  und  Burgen  bildend«* 
Flecken,  —  in  letzterer  Lage  meist  Castelnau  genannt,  welche  ihre  hoh^ 
steile  Lage  nicht  zu  grösserer  Bedeutung  gelangen  liefs.  Seit  1321  festg^ 
stellt  war,  dafs  keine  Stadt  ohne  königliches  Privileg  bestehen  dürfe,  wurde» 
die  bastides  umsomehr  Stützpunkte  der  königlichen  Gewalt  im  Südwesten 
Aus  der  Darstellung  der  Geschichte  einzelner  Orte  hebe  ich  die  von  Auch  hes 
vor,  dessen  gröfster  Teil  der  Abtei  S.  Ores,  der  kleinere  dem  Erzbischof 
dem  Grafen  Armagnac  gehörte.  Um  1297  schlofs  die  Abtei,  1330  der 
bischof  einen  pareage- Vertrag  mit  der  Krone;  schliefslich  galt  diese  als  allem*] 
herrschend.  Obwohl  die  bastides  als  Domainen  nicht  veräufsert  werden  solltet 
was  den  Bewohnern  von  hohem  Wert  war,  wurde  Fleurance  1425  an« 
1465  verschenkt. 

Wie  diese  kleinen  Orte  fand  Frankreichs  Hauptstadt  1880  in  P.  Ro- 
biquet  einen  Geschichtschreiber.8)  Er  nimmt  den  Fortbestand  der  Schiffer- 
zunft der  Römerzeit  als  curia  unter  den  fränkischen  Grafen  an,  während 


1)  Essai  snr  l*hist  de  la  Formation  du  tiers  Itat,  ersch.  in  15.  Aufl.   Par.,  Farne  et  Gfe* 
540  8.,  18°.  —  2)  Essai  s.  les  villes  fondees  d&ns  le  sud-ouest  de  la  Fr.  au  XHL  et  XIV.  * 
eous  le  nom.  generique  de  bastides.   Tool.,  Privat,  424  S.   Vgl.  Monod.  Rev.  bist  XVI,  400; 
de  L.,  Hey.  des  qnest  hist.  XXVII,  685.  —  3)  Hist  munic  de  P.  jusqn'ä  l'avenement  de  Henri  IH. 
Par.,  Reinwald.  XI,  676  S.    Vgl.  Monod,  Rey.  hist  XIII,  353.    Von  La  Gonrnerie,ffi* 
de  P.  et  de  ses  monaments,   (Tours,  Marne,  420  S.)  ersch.  <L  4.  Aufl.;    Gonrdon  de  öe- 
nouillac  ,  Par.  a  traTers  les  äges  etc.  (Paris,  Boy)  ist  bis  Lf.  123  (T.  I  u.  II,  480  n.  504&) 
erschienen  (a  10  cent). 


Prankreich.  11,287 

schon  803  scabini,  die  späteren  Schöffen,  erwähnt  werden.  Die  Wasserkauf- 
leute finden  wir  1121  im  Besitz  eines  Zolls  auf  die  Weinschiffe.  Seit  den 
ersten  Capetingern  trat  der  königliche  prävöst  an  Stelle  des  Grafen.  Philipp  ü. 
August  zog  wiederholt  Pariser  Bürger  zu  Rate,  erst  anter  Ludwig  d.  H.  bestand 
eine  dauernde  Vertretung  unter  dem  pr6vöt  der  Wasserkaufleute,  welche 
erst  im  XY.  Jh.  auf  zweijährige  Amtsdauer  beschränkt  wurde.  Seit  1295 
gab  es  neben  den  4  Schöffen  besoldete  Stadträte.  Das  'Parloir  aux  bour- 
geois',  ein  wahres  Handelsgericht,  wurde  Quelle  der  coutume,  um  welche 
rieh  der  'clerc  au  bourjois',  Raoul  de  Pau,  seit  1290  verdient  machte.  Etienne 
Sarbette,  seit  1298  wiederholt  pr6v.  des  marchands,  war  Philipp  dem  Schönen 
in  den  Ständeversammlungen  ein  nützliches  Werkzeug  und  büfste  es  bei  dem 
tafstand  von  1314.  Im  J.  1296  wird  der  clerc,  später  procureur  le  roi,  neben 
hm  seit  dem  Anfang  des  XY.  Jh.  der  *proc.  por  la  marchandise  et  por  la 
rille  de  P.'  erwähnt.  Schon  1315  besoldete  die  Stadt  für  die  Krone  400 
Leiter  und  2000  Mann  zu  Fufs,  nach  Crecy  1500  Reiter.  Die  militärische 
)rganisation  unter  'quartiniers'  und  'cinquanteniers'  überlebte  Marcel,  welcher 
lie  Gräuel  der  Jacquerie  mifsbilligte,  aber  zu  ihrer  Unterstützung  gezwungen 
rar.1)  Im  J.  1364  stellte  Johann  d.  G.  die  unter  Ludwig  d.  H.  bestandene 
Sürgerwache  cguet  bourgeois'  wieder  her^  um  der  furchtbaren  Unsicherheit 
tbzuhelfen;  viele  Zünfte  blieben  ganz  oder  teilweise  befreit  Halb  bürgerlich 
raren  die  schon  1359  erwähnten  Bogen-  und  Armbrustschützen  und  Arkebusiere. 
Oer  königliche  Prevot,  Hugo  Aubriot,  rifs  seit  1367  die  meisten  Befugnisse 
les  Pr6v.  des  march.  an  sich,  that  aber  viel  für  Strafsen  und  Brücken  und  grün- 
lete  1370  die  Bastille.3)  Seine  Willkür  und  Härte,  Steuerdruck  und  Mifs- 
■egierung  hatten  1382  den  Aufruhr  der  'maillotins'  zur  Folge,  welcher  Aubriot 
ms  zehnmonatlicher  Haft  befreite.  Eine  Zeitlang  verlor  Paris  zur  Strafe  jede 
nunicipale  Selbständigkeit,  dann  wurden  unter  den  ersten  der  Fleischer  Jean 
le  S.  Yon  und  der  tüchtige  Chirurg  Jean  de  Troyes  zu  Schöffen  gewählt. 
)er  nach  dem  Schinder  Simon  Caboche  bezeichnete  Pöbelaufstand  nötigte 
1413  auf  kurze  Zeit  den  königlichen  Pr6vöt  und  Generaldirektor  der  Finanzen 
^erre  des  Essarts  zur  Flucht  Königliche  Bevollmächtigte,  unter  ihnen 
Jauchon,  der  Henker  der  Jungfrau  von  Orleans,  untersuchten  bis  1416  die 
itechte  der  Stadt.  Wie  sich  die  Gegenrevolution  in  Folge  des  Drucks  der 
Irmagnacs  besonders  gegen  den  königlichen  Pr6vöt  Tanneguy  du  Chätel 
ichtete,  so  wurden  die  städtischen  Ämter  der  Spielball  der  Parteien  und 
tarnen  vielfach  an  mißachtete  Männer  aus  niederem  Stand,  bis  der  Schatz- 
ueister  Michel  Lallier  wegen  seiner  Verdienste  um  die  Rückkehr  der  Stadt 
n  Karl  VII.  1436  prävöt  des  marchands  wurde. 

Die  Beamtenwahl  wurde  1450  geregelt;  an  ihr  hatten  namentlich  alle 
tädtischen  Behörden  und  ernannte  Notable  teil.  Ludwig  XI.  strafte  die  Hin- 
teigung  der  städtischen  Aristokratie  zur  Ligue  des  Gemeinwohls  nicht,  beein- 
iofste  aber  die  Wahlen  und  belastete  die  Bürgerschaft  hoch.  Die  Zünfte 
rnrden  1467  die  Grundlage  der  städtischen  militärischen  Organisation.  Nach 
em  Einsturz  der  Notredamebrücke  1499  wurde  der  Einfluss  der  Krone  auf 
as  Stadtregiment  noch  verstärkt.  —  Die  Einfügung  von  Quellenstellen  in  die 
»chrift  hat  zu  unaufgeklärten  Verschiedenheiten  der  Schreibung  von  Namen 


1)  Hier  sei  erw.:  v.  Bojanowski,  Et  Marcel  u.  d.  Par.  Commune,  Preass.  Jbb.,  April. 
—  2)  Die  Gesch.  d.  Bast  ist  behandelt  von:  Leynadier,  bist,  de  la  B.  Par.,  212  S.,  4°, 
ülustr.);  Gonrdon  de  Genouillac,  hist.  nationale  de  la  B.  (Par.,  Boy,  4°,  50  cent)  ent- 
ohnte  den  das  M.-A.  betreffenden  Teil  Mic holet s  Hist  de  Fr.  — 


H288  XXIX.     t.  Kalckstein. 

geführt,  wie  z.  B.  Guill.  de  Cirace  der  Zimmermann  (S.  194)  mit  dem  pr. 
march.  G.  Syrasse  (S.  212)  identisch  ist.  Die  alten  Paläste  von  Paris  behandelte 
Aucourt,1)  F.  Bournon*)  schrieb  über  einen  derselben,  das  unter  Karl  V. 
nnd  VI.  so  wichtige  hötel  S.  Pol  anter  Beifügung  vieler  Urkunden.  Die  Gegend 
war  schon  stark  bevölkert,  als  Karl,  damals  noch  Dauphin,  sich  zuerst  1361 
das  Palais  des  Grafen  von  Estampes  durch  die  Stadt  schenken  liefs.  Seit 
Ludwig  XL  begann  die  Vermietung,  dann  der  Verkauf  des  grofeen  Kom- 
plexes von  Bauten.  E.  Drumont3)  begann  ein  reich  illustriertes  Werk 
über  die  in  Paris  gefeierten  Nationalfeste,  das  mit  dem  Einzug  der  Königin 
Isabeau  1389  anhebt,  herauszugeben.  A.  Alex.  Montiels4)  Geschichte  des 
Ackerbaus  in  Frankreich  wurde  von  Ch.  Lou andre  mit  Einleitung,  Ergän- 
zungen und  Anmerkungen  herausgegeben;  Bd.  I  der  gleichfalls  von  Lon- 
andre  veröffentlichten  Geschichte  der  französischen  Industrie  von  Montiel6) 
reicht  bis  zum  XV.  Jh.  Pergameni6)  behandelte  die  französischen  Bauern- 
kriege in  einer  guten  Übersicht,  spezieller  die  Jacquerie  und  die  Krise  des 
französischen  Feudalismus  im  XIV.  Jh.  Er  betont  die  vollkommene  Schei- 
dung von  Stadt  und  Land  und  die  grofse  Unsicherheit  des  letzteren,  dessen  Be- 
völkerung allein  von  23  bedeutenderen  Lasten  erdrückt,  die  Folgen  der  steten 
grausamen  Kriegführung  tragen  mufste.  Die  Gefühllosigkeit  der  meisten 
Herren  erklärt  sich  aus  dem  Fehlen  jeder  Gemeinschaft;  erst  im  XIV.  Jh. 
begann  sich  die  mainmorte  allmählich  in  die  geringere  Last  des  Besthaupts 
zu  verwandeln.  Daraus  entstanden  die  wiederholten  Erhebungen  z.  B.  die 
Friedensbündnisse  zum  Schutz  gegen  die  Cotereaux,  welche  am  Ende  des 
XIL  Jh.  in  Südfrankreich  namentlich  die  Priester  heimsuchte,  dann  aber 
auch  gegen  die  Herren.  Die  Lehren  verschiedener  Sekten,  z.  B.  die  der 
Amalricianer,  dafs  es  keine  Priester  und  Edle  geben  müsse,  förderten  Er- 
hebüngen  wie  die  der  Pastoureaux  in  Berry  1214,  dann  folgte  die  ursprünglich 
die  Befreiung  Ludwigs  d.  Heil,  aus  der  Gefangenschaft  fordernde  von  1251; 
1320  fand  eine  neue  Bewegung  der  Pastoureaux  statt  Die  Jacquerie  von 
1358  dehnte  sich  von  der  Gegend  von  Beauvais  bis  Brie,  Gatinais  und 
Ponthieu  aus;  jede  Gemeinde  wählte  sich  ein  Haupt;  der  Führer  Gaülanme 
Calle  oder  Karle  aus  Merlot  war  nicht  ungeschickt,  und  Marcels  Bemühungen, 
die  Bauern  zu  mäfsigen,  nicht  ohne  Erfolg.  Über  20  000  Bauern  kamen  nm. 
Im  J.  1359  war  ein  grofser  Teil  Frankreichs  drei  Jahre  nicht  bestellt 

Luchaire7)  untersuchte  die  Zusammensetzung  und  die  gerichtlichen 
Befugnisse  des  königlichen  Hofes,  curia  regis,  unter  Ludwig  VI,  den  er  tls 
Ludwig  V.  bezeichnet.  —  A.  Callerys  finanzgeschichtliche  Untersuchungen 
wurden  dem  Ref.  grösstenteils  durch  die  Güte  des  Vf.  zugänglich.8)  In  seiner 
Geschichte  der  finanziellen  Institutionen  des  alten  Frankreich •)  hatte  er  den 


1)  Les  anc  hötel«  de  P.  Par.,  Vaton.  VII,  167  S.,  16°.  Vgl.  Bonnassieux,  Note 
sur  trois  palaia  apparten.  a  Charl.  de  VaL  Nog.-le-Kotr. ,  Danpeley-QouY.  Ana  BalL  de  k  «*• 
de  l'hist  de  Par.—  2)  L'hdt  roy.  de  S.  Pol  ä  Par.  Nog.-le-B.  Daupeley-G.  181  a  An 
Mem.  de  la  soc.  de  lTüst.  de  Par.,  VI.  —  3)  Les  fetes  nat  de  Fr.,  Par.,  Baschet,  4.  & 
scheint  nicht  mehr  als  'Numero  speeimen'  erschienen.  —  4)  Hist  agrioole  de  la  Fr.  891  8. 
Limoges,  Barboa.  —  5)  Hist.  de  l'ind.  fr.  et  des  gens  de  metier.  Ebda.  I  u.  II  (bis  ** 
Gegenw.)  648  S.  —  6)  Les  gnerres  des  paysans.  203  S.  Brux.,  Mayoles,  u.  Bar.  de  Befc. 
T.  34.  Vgl.  y.  Bemmel,  Hey.  de  Belg.  35,  200.  J.  B.  Jouancoux  schrieb:  JacqaetBos- 
homme,  hist  des  paysans  fr.  Par.,  Martin,  159  S.,  32°.  —  7)  La  coor  du  roi  et  ses  fboctww 
judiciaires  sous  L.  V.,  aus  Ann.  de  la  fac.  des  lettres  de  Bord.  Guizot,  Hist  des  arig.  to 
gouv.  roprls.  et  des  inst  pol.  de  l'Eur.  jusqu'an  XTV.  s.,  erschien  in  8.  Aufl.,  YTLL  869  & 
—  8)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  306«.  —  9)  Hist  des  inst  financ.  de  l'anc  Fr. 
1879.    66  S. 


Frankreich.  11,289 

an  seines  Gesammtwerkes  gegeben,  in  seiner  Geschichte  des  Besteuerungs- 
ihtes  der  Krone  bis  auf  Karl  Y. *)  Übereinstimmend  mit  neueren  Forschern 
fcennt  er,  da£s  die  Einkünfte  der  Krone  lange  fast  ausschließlich  Lehns- 
ftUle  aus  Kronland  waren.  Er  unterscheidet  unter  denselben  überhaupt 
Iche,  die  in  der  Grundherrschaft  und  andere,  die  in  der  Verwaltung  des 
ibiets  mit  den  daraus  hervorgehenden  Pflichten  ihren  Ursprung  hatten, 
snselben  Charakter  tragen  auch  die  aus  der  Oberlehnsherrlichkeit  des 
3nigs  hervorgehenden  Lehnsabgaben  der  unmittelbaren  Vasallen  und  ihre 
"iegsleistungen.  Aufser  den  bekannten  vier  Fällen  schreibt  er  den  Grund- 
rren  gegen  ihre  Unterthanen  noch  das  Recht  der  Besteuerung  für  die  Be- 
eitung  des  Königs  durch  sein  Gebiet  und  die  Erweiterung  des  Lehns  zu. 
r  weist  nach,  dafs  die  Steuern  für  die  Kreuzfahrt  der  Könige  1147  und 
188  (der  Saladinszehnt)  nicht  als  Übergriff  angesehen  wurden,  dafs  Philipp 
flgust  1189  nur  mit  Zustimmung  der  Vasallen  dieser  Verteilungsweise  ent- 
gt  habe,  nimmt  jedoch  irrtümlich  die  Einziehung  durch  besondere  pro- 
bte statt  der  prävdts  an.  Ludwig  d.  H.  fuhr  auch,  was  Vuitry  bestritt,  mit 
t  Erhebung  der  aides  fort,  ohne  an  eine  einheitliche  Erhebung  durch 
ronbeamte  zu  denken.  Das  Recht  der  Ausfuhrverbote  übte  der  König  wie 
der  Lehnsherr.  Die  'Abgaben,  die  er  sich  für  Gestattung  der  Ausfuhr 
hlen  ließ,  waren  keineswegs,  wie  Bailly  und  Dareste  wollten,  bedeutend. 

Erst  die  Umwandelung  des  Kriegsdienstes  in  eine  Steuer,  aide  de  Tost, 
ren  Höhe  die  Vasallen  mitbestimmen  durften  und  die  sie  seit  Anfang  des 
IV.  Jhs.  verwalteten,  schuf  ein  wahres  Besteuerungsrecht  der  Krone  und  gab 
n  Anlafs  zur  Entwickelung  des  Ständewesens,  während  die  Geistlichkeit 
itt  jener  aide  sich  selbst  eine  decima  auferlegte.  Waren  bis  1360  die 
isallen  selbst  Steuerheber  gewesen,  so  wurde  dann,  ursprünglich  für  das 
Jsegeld  Johanns,  die  Steuerverwaltung  den  Tr6soriers  g6n6raux  überwiesen, 
$62  die  61us  königliche  Beamte  und  1364  überall  receveurs  des  aides  ein- 
setzt. Die  cour  des  aides  führte  die  Kontrolle,  ganz  gesondert  von  den 
iter  'domaine'  mitbegriffenen  Lehnsgefällen  aller  Art.  Die  Befugnisse  der- 
lben,  der  chambre  des  comptes  und  des  Parlaments,  behandelt  Callery  in 
ner  andern  Abhandlung.  *)  Ursprünglich  hatte  das  Parlament  die  Aufsicht  und 
erichtsbarkeit  hinsichtlich  der  gesamten  Verwaltung;  wahrscheinlich  infolge 
;r  Ausdehnung  der  aydes  de  Tost  unter  Philipp  III.  u.  IV.  wurde  aus  dem- 
ilben  die  'chambre  des  comptes'  gebildet  und  diese  bald  selbständig;  es 
urde  ihr  auch  die  streitige  Gerichtsbarkeit  in  Steuerangelegenheiten  und 
ragen  der  Kroneinkünfte  übertragen,  jedoch  fand  1319,  sobald  Rechtsfragen 
is  Spiel  kamen,  Berufung  an  die  'chambre  mixte'  oder  'chambre  de  conseiP 
as  beiden  Behörden  statt.  Bei  Bildung  der  'cour  des  aydes'  erhielt  diese,  soweit 
icht  das  der  chambre  des  comptes  zugewiesene  Rechnungswesen  in  Frage  kam, 
ie  Gerichtsbarkeit  über  die  Beamten  der  aydes,  für  die  1387  und  endgiltig 
390  innerhalb  der  Behörde  'g£n£raux  des  finances'  bestimmt  wurden.  Die 
rei  Behörden  registrierten  alle  Ordonnanzen  und  königlichen  Urkunden  von 
nanzieller  Tragweite  und  vereidigten  die  mit  Krongefällen  oder  Steuern  befafsteu 
Beamten.  Die  'generaux  des  monnaies',  besafsen  schon  1211  die  Gerichts- 
arkeit  über  die  Münzbeamten,    aufser  bei  Mord,  Entführung  und  Brand- 


1)  Hist  da  pouv.  roy.  d'imposer  dep.  la  feodalite*  jusqu'au  regne  de  Ch.  V.  Brox.,  Vro- 
lant.  143  S.  —  2)  Hist.  des  attrib.  da  pari.,  de  la  cour  des  aydes  et  de  la  chambre  des 
»mptea.  Par.,  £.  Thorin.  86  S.  Flamm  er mont  betont  in  der  Rev.  hist.  XVIII,  206  ff. 
lit  Recht,   dafß  C.  zu  stark  generalisiert,   verkennt  aber  den  Wert  dessen,  was  er  geleistet. 

Historische  Jahresberichte    1830.    II,  19 


11,290  XXIX.    y.  Kalckstoin: 

Stiftung;  sie  bildeten  sich  später  zum  Münzhof  aus,  der  auch  Münzedikte 
registrierte.  Bei  Eompetenzstreitigkeiten  erliefs  der  Conseil  ein  'arret  d'6vo- 
cation'  und  entschied  die  Kompetenz  durch  'arret  de  renvoi';  man  konnte 
sich  bei  dem  König  beschweren,  der  einem  der  drei  Gerichtshöfe  oder  einer 
aus  ihnen  zusammengesetzten  Behörde  nochmalige  Untersuchung  auftrug, 
worauf  der  Conseil  endgiltig  entschied.  Dafs  für  die  Unterthanen  die  Kom- 
petenzen keineswegs  sehr  klar  sein  konnten,  berücksichtigt  C.  nicht  genügend. 
—  Das  staatliche  Rechnungswesen,  namentlich  die  Kontrolle  der  chambre  des 
comptes  hatte  C.  in  seiner  ersten  Abhandlung  eingehender  beleuchtet  Die 
Regeln  der  Rechnungskontrolle  seien  vollkommen  gehandhabt  worden,  aber 
die  weitgehende  Teilung  des  französischen  Staatswesens  liefs  es  nicht  zu  der 
Einfachheit  des  modernen  staatlichen  Rechnungswesens  kommen.  Jedenfalls 
hat  C.  durch  diese  auf  eingehenderem  Studium  z.  t.  ungedruckten  Quellen- 
materials beruhenden,  auch  in  den  letzten  beiden  Jahren  fortgesetzten  Unter- 
suchungen wesentlich  zum  richtigen  Verständnis  des  vorrevolutionären  Frank- 
reichs beigetragen.  —  Vielfach  mit  Callerys  Schriften  berühren  sich  de  Vuitrys 
finanz-  und  verwaltungsgeschichtliche  Untersuchungen  über  die  Zeit  Philipps 
und  seiner  Söhne.1)  Die  grofse  Ordonnanz  vom  23.  März  1303  zeigt  den 
bedeutenden  Anteil  des  grofsen  Rates  an  der  Verwaltung,  welchen  der  König 
nach  Belieben,  seit  1318  monatlich  berief.  Justiz-  und  Finanzedikte  wurden 
vorzugsweise  mit  Unterstützung  des  Parlaments,  resp.  der  Rech^nkammer  oder 
nach  einer  gemeinsamen  Sitzung  derselben  mit  dem  grofsen  Rat  erlassen. 
Gnadenbezeugungen  und  Privilegien  wurden  in  ihm  beraten.  Er  übte  seit 
1318 — 20  in  seiner  Gesamtheit  Verwaltungsjustiz  und  in  manchen  Fällen 
Gerichtsbarkeit;  Grofskämmerer  und  Grofsschenk  wurden  blofse  Hofbeamte, 
während  sich  die  Oberintendantur  der  Finanzen  für  den  'souverain*  der  Tre- 
soriers  bildete.  Dem  Kanzler  traten  'Notare'  des  Königs  zur  Redaktion  und 
Expedition  der  Edikte  und  Protokollführung  im  grofsen  Rat  zur  Seite.  Drei 
gewannen  seit  1309  als  'clercs  du  secret'  besonderen  Einflufs.  Der  Käm- 
merer versah  seit  1318  die  Gesuche  mit  dem  Geheimsiegel,  der  Notar  gab 
seit  1320  den  Namen  des  auftraggebenden  Rates  an.  Lettres  de  justice 
gingen  durch  die  grand  chambre  oder  chambre  des  requetes  an  die  Notare. 
Alle  Gesuche  wurden  seit  Dez.  1320  gebucht.  —  Kein  Rat  des  Parlaments 
durfte  seit  1291  bei  Fällen  mitstimmen,  in  denen  Verwandte,  Lehnsleute  oder 
Bedienstete  Partei  waren.  Die  Baillis  wurden  ausgeschlossen,  1303  eine 
Oster-  oder  Trinitatis-  und  eine  Michaelissession  und  für  jeden  Bezirk  eine  be- 
stimmte Zeit  festgesetzt.  Die  Parlamentsmitglieder,  seit  1320  grundsätzlich 
besoldet,  wurden  jährlich  in  die  1318  festgestellten  drei  Kammern  verteilt. 
Seit  1393  nahmen  je  2  Prälaten  und  2  Laien  wegen  der  häufigen  Prozesse 
zwischen  Grofsen  teil.  Der  ßchiquier  der  Normandie,  der  Gerichtshof  von 
Languedoc  und  die  'grands  jours'  von  Troyes  waren  nur  erste  Instanz.  Von 
6  1286  eingesetzten  'poursuivants  le  roi*  sollten  stets  2,  seit  1318  1  Geist- 
licher und  1  Laie,  Beschwerden  annehmen.  Seit  1320  waren  zwei  'membres 
des  requetes'  verpflichtet,  keine  anderen  Behörden  zustehenden  Eingaben 
passieren  zu  lassen.  —  Prokuratoren  des  Königs  bei  jedem  Gericht  be- 
schränkten die  Baillis  und  Seneschälle,  die  im  grofsen  Rat  ernannt,  dem 
König  schwuren,  während  ihrer  Amtsdauer  am  Rat  nicht  teilnahmen  und 
seit  1323  500  L.  Besoldung  empfingen.     Manche  Gemeinden,  z.  B.  Amiens, 


1)  Le  gouv.   roy.   et  l'admin.   des  fin.  rous  Phil.-le-B.   et   ses  trois  fiU.  Setncei  etc. 
TAc.  des  sc.  mor.  et  pol.  N.  S.  XIII,  540  ff. 


Frankreich.  11,291 

ihteten  die  namentlich  die  Domanialrechte  wahrnehmende  prßvötk  Sie 
Ite  seit  1320  jährlich  —  nur  an  Justizverständige  —  verpachtet  werden. 
>  von  Baillis  und  Seneschallen  ernannten  'sergents'  der  pr^vöte  stellten 
ation,  ihre  Zahl  wurde  seit  1303  mehrfach  auf  Andringen  der  Grofsen 
ringert,  1320  das  ganze  Personal  unter  Beirat  von  6  prudhorames  jedes 
:irkes  erneuert,  da  viele  Übergriffe  und  Erpressungen  stattfanden.  —  Den 
;ueteurs,  stets  einem  Geistlichen  und  einem  Laien,  war  nur  die  Civil- 
ichts barkeit  entzogen.  —  Die  maires  wurden  nicht  mehr  zur  Rechenschaft 
h  Paris  beschieden,  den  Gemeinden  in  Notfällen  die  Erhebung  aufser- 
entlicher  Taillen  bewilligt.1)  Fast  alle  Freien  im  Gebiet  der  Barone 
-en  als  Burger  des  Königs  ihrer  Jurisdiktion  entzogen,  sollten  jedoth  seit 
37  einen  Teil  des  Jahres  in  einer  königlichen  Stadt  zubringen.  Entgegen- 
bende  Zugeständnisse  waren  ohne  Dauer.  —  Endlich  legt  V.  die  Ent- 
tkelung  der  Finanzverwaltung  aus  den  'gentes  quae  ad  compotos  depu- 
tur'  von  1256  dar. 

Die  Münzgeschichte  Johanns  d.  Guten  schrieb  F.  de  Saulcy,  *)  über 
Münzen  K.  Renes  D.  E.  Lau  gier.8)  J.  J.  E.  Roy4)  und  To- 
&re5)  schrieben  populäre  Geschichten  Karls  V.,  Karls  VI.  und  der  unter 
n  herrschenden  Adelsparteien,  A.  Lev6  eine  Monographie  über  Gui 
rttien',6)  1371 — 75  Grofsbailli  von  Cotentin,  L.  Germain  über  Johann 
Unerschrockenen  und  Peter  von  Genf7),  Gemahl  Margarethes  v.  Joinville 
68 — 72.  P.  Durrieu  behandelt  den  Zug  des  letzten  Sire  v.  Coucy,  Enguer- 
ld  VII.  nach  Arezzo,8)  der  nach  du  G^sclhis*  Tod9)  die  Konnetablewürde  aus- 
dug,  weil  sie  Oliv.  v.  Clisson  mehr  verdiene.  Er  sollte  im  Auftrag  der  andern 
rmünder  Karls  VII.  Ludwig  v.  Anjou  aus  seiner  schwierigen  Lage  im  König- 
en Neapel  befreien.  Mit  wahrscheinlich  9000  Reitern  und  nicht  geringerem 
fisvolk  nahm  er  1384  das  von  Ludwigs  Gegner,  Karl  v.  Durazzo,  beherrschte 
ezzo,  als  die  Florentiner  allen  Lockungen  unzugänglich  blieben;  er  überliefs 
jedoch  Florenz  fttr  40  000  Goldgulden  und  die  Verpflichtung  zur  Neutra- 
lt. Schon  damals  zeigte  sich  die  grofse  Überlegenheit  der  französischen 
äffen  in  Italien.  Einige  offizielle  Schreiben  sind  eingefügt.  —  Im  J.  1416 
te  sich  durch  das  Bündnis  von  Canterbury  das  Verhältnis,  in  dem  K.  Sigis- 
md  zu  Frankreich  gestanden  hatte.  Dafs  nicht  Sigismund  die  Schuld  am 
uch  des  Bündnisses  trifft,  sondern  dafs  ihn  die  Armagnacs  zum  Übertritt 


1)  Auch  wurde  den  Städten  gestattet,  Lebensrenten  auszugeben,  1392  erhielt  Arras  zur 
ttung  aus  finanzieller  Bedrängnis  die  Erlaubnis  zur  Umwandelang  derselben  in  dauernde  Renten 
t  geringerer  Höhe,  was  jedoch  vergeblich  bliob.  J.  M.  Richard,  Bibl.  de  l'6c.  dos  eh. 
J.  Derselbe  gab  'Le  tombeau  de  Robert  l'enfant  aux  Cordeliors  de  Paris'  aus  Mein,  de  la 
.  de  l'hißt  de  Par.  sop.  heraus  (Paris,  14  S.)  —  2)  Hist.  mon6t.  de  J.-le-B.  Par.,  Van 
teghom.  143  S.  4°.  Einen  Beitrag  dazu,  die  Geschichte  der  'blaues'  dioses  Königs  gab 
8.  1879,  Rey.  archeol.,  Nov.-Dez.     R.  Serrure,  Deux  etudes  de  numisra.  nat.  (Gand,  Fyt, 

8.),  behandelt  flandrische  Münzen  v.  1072—1100  u.  Denare  y.  1101—1127.  —  3)  Les 
nn.  du  roi  R.,  Rev.  de  Numism.  beige.  —  4)  Hist.  de  Ch.  V.  Tours,  Marne.  285  S. 
°.  8.  Aufl.  (Bibl.  de  la  jeun.  chröt.)  —  5)  Ch.  VI,  les  Armagnacs  et  les  Bourg.  4.  Aufl. 
g  s.  —  6)  Gui  Chröt.  Coutances,  de  Salettos.  13  S.  —  7)  Jean  de  Bourg.  et  Piorre  de 
n.  Nancy,  Crepin-Leblond.  —  Duhamel,  une  ligue  au  XIV  s.  (Avignon,  S6guin,  16  S.J, 
trifft  den  Zug  der  grofsen  Gompagnie  durch  Provence.  —  8)  S.  o.  S.  268*.  —  9)  Die  Hist 

Bertr.  Du  G.  d'apres  Guyard  de  Berville  ersch.  in  neuer  Aufl.,  (Tours,  Marne,  240  S., 
bl.  Ulustree);  Bonnechose,  B.  de  G.  (Par.,  Uachette,  163  S.  8°,  Bibl.  n ation.)  in  9  Aufl. 

Populär  sind  auch:  A.  Debidour,  Hißt,  de  Du  G.,  (Par.,  Hachetto,  190  S.  18°.,  Bibl. 
»  ecol.  et  des  fara.)  u.  E.  L  am  bin,  Dugesclin,  Par.,  Dumoulin,    71  3,    12°. 

19# 


11,292  XXIX.    y.  Kalckstein: 

zu  England  trieben,   zeigt  Caro.  *)     Die  Jungfrau  v.  Orleans  ist  alljährlich 
Thema  für  eine  Anzahl  populärer  Schriften.*) 

Über  den  Hof  König  Ren6s  schrieb  Chauvernac,8)  die  Iconographie 
desselben  gab  Hucher4)  heraus.  Bernard  de  Mandrot  beleuchtete  die 
Beziehungen  Karls  VII.  seit  1444  und  Ludwigs  XL  zu  den  Schweizern,  welche 
auch  P.  Vauchers5)  Skizzen  der  schweizerischen  Geschichte  berühren.  Schon 
Karl  VII.  habe  mit  anerkennenswertem  Geschick  die  Aussöhnung  der  Eid- 
genossen mit  Österreich,  mit  welchem  er  wiederholt  dynastische  Verbindungen 
verabredete,  angestrebt.  Er  bereits  wollte  1446  Schweizer  in  seinen  Dienst 
ziehen,  doch  gingen  die  Eidgenossen  noch  nicht  darauf  ein.  Die  Berner 
Kud.  v.  Ringoltingen  und  Kasp.  v.  Stein  vermittelten  1454,  gestützt  auf 
8000  Bewaffnete,  Frieden  zwischen  Savoyen  und  dem  Dauphin,  nachmals 
Ludwig  XI.  Karl,  nicht  erst  seinem  Sohn  gebührt  nach  V.  die  Bezeichnung 
als  Vater  der  französischen  Diplomatie.  —  Als  Ludwig  XI.  1463  für  seinen 
Schwiegervater  Ludwig  I.  von  Savoyen  gegen  dessen  Sohn  Philipp  Monseignenr 
eintrat,  argwöhnten  die  Berner  die  Absicht,  sich  in  dem  das  Nordufer  des 
Genfer  Sees  umfassenden  Savoyen  festzusetzen,  aber  man  verständigte  sich 
1464.  Philipps  verräterische  Gefangennahme  hatte  die  freilich  unberufene 
Teilnahme  von  600  schweizer  Söldnern  in  der  Ligue  des  Gemeinwohls  zur 
Folge.  Lange  drängte  Sigismund  von  Österreich  Karl  d.  Kühnen  vergeblich 
zu  Feindseligkeiten  gegen  die  Eidgenossen,  bis  endlich  das  Geschick  Lud- 
wigs XI.  1474  den  Frieden  der  Schweiz  mit  Österreich  und  ihren  Sold- 
vertrag mit  Frankreich  herbeiführte.  Wesentlichen  Anteil  daran  hatte,  noch 
als  Propst  von  Münster  im  Aargau,  L.s  Gesandter,  Jost  von  Silenen,  der  als 
Bischof  v.  Grenoble  1397  in  Korn  starb,  und  dem  Ch.  Bellet  eine  Mono- 
graphie6) widmete.  —  Auch  Bausch7)  berührt  die  Geschichte  Ludwigs  XL 
vielfach. 

A.  Dupuy  zeigt  leider  in  seiner  wertvollen  Geschichte  der  Vereinigung 
der  Bretagne  mit  der  Krone8)  geringe  Kenntnis  der  nicht  französischen  Li- 
teratur und  ist  im  Citieren  ungenau.  Die  Geschicklichkeit  der  letzten 
Herrscher  in  Verteidigung  und  Angriff,  die  Einmütigkeit  des  Volkes  ermög- 
lichte ein  halbes  Jahrhundert  Widerstand  gegen  Ludwigs  Pläne.  Die  Rechte 
des  Herzogs  wurden  unerbittlich  gewahrt,  wobei  sich  Landois  schwere 
Grausamkeiten  zu  Schulden  kommen  liefe.  Der  vom  Vf.  gefundene  Vertrag 
von  1473  mit  Aragon  blieb  ohne  Folgen.     Besonders  dankenswert  ist  die 


1)  Vgl.  o.  8.  56«.  Vgl.  Bezold,  Hist.  Zschr.  XLVI,  152  u.  Athen,  t.  21.  Aug.  1881. 
Hiermit  berührt  sich  die  Bonner  Dissert.  von  Schmitz,  die  franz.  Politik  u.  d.  Unk»* 
Verhandlungen  von  Konstanz  (1879). —  2)  Janet  Tacker,  Joann.  of  Are  213  S.  im  Ket 
Plutarch,  gerühmt  Acad.  XVII,  222.  Von  Walions  kürzerer  J.  d'Arc.  (XI,  291  8.,  18«)  Kegt 
die  6.,  Ton  Sepets  J.  d'Arc.  (288  S.,  12°,  Tours,  Marne),  die  8.  von  Frau  v.  Labo  nitre» 
Via  de  J.  d'A.  (Biogr.  nat,  Par.,  T6qni,  151  8.  12°),  die  2.  Aufl.  vor.  Auch  H.  Martin,  H»t 
de  J.  d'A.,  Par.,  Martin,  144  S.,  12°,  u.  Barante,  J.  d'A.,  Par.,  Didier  &  Cie.,  280  S. 
18°,  sind  neu  aufgel.  Erzb.  Besson  gab  o.  am  8.  Mai  1880  gehalt.  Paneg.  <L  J.  d'A.,  OrL,  Her* 
luison,  31  8.  Luce  schrieb:  Domremy  et  le  Mt.  S.  Michel  avant  la  mission  de  J.  d'A.;  Comp*. 
read,  de  l'ac.  des  Inscr.  et  BL.  VIII.  Vgl.  auch  Frcville,  Orl.  ou  la  Fr.  an  XV  a.  Limog* 
741.  8.  —  3)  La  Maison  du  roi  lt.  14  S.  —  4)  Iconogr.  du  roi  IL,  de  Joanne  de 
et  de  divers  autres  princes  de  la  maison  d'Anjou.  Le  Mans,  Monnoyer.  43  S.  A* 
et  archeol.  du  Maine.  VII.  Vgl.  Bull.  mon.  5  Ser.  VIII,  309.  —  5)  Jb.  I  seh*«* 
,  21  ff.  57  ff.—  6)  Not.  hist  sur  J.  de  S.  Lyon,  Brun.  XI,  67  8.  4°.  —  7)  S.  * 
—  8)  Hist.  de  la  reunion  de  la  Br.  ä  la  Fr.  Par.,  Hachette.  XV,  447  u.  502  8. 
gier,  Hey.  hist  XVIH,  186;  F.  Kobiou,  Hey.  d.  quest  h.  XXX.  Ich  erwiai* 
.  EL  Boys  populäre  Hist  d'Anne  de  Br.     Tours,  Marne.     190  8. 


Schweden.  11,293 

Darstellung  der  Zustände  zur  Zeit  der  Vereinigung  mit  der  Krone,  wenn 
auch  die  Regierungsorgane  nicht  klar  auseinander  gehalten  werden.  Das 
bretonische  Seewesen  lernt  man  gründlicher  kennen,  die  gesellschaftlichen 
Zustände  sind  trefflich  beleuchtet. 

E.  Hardy  behandelt  die  italienischen  Kriege,1)  deren  Urheber,  Karl  VIR, 
öriveau  eine  populäre  Lebensbeschreibung  widmete,*)  während  Ch.  Aubertin 
über  die  Redner  der  Stände  von  1484  schrieb.8) 


XXX. 

C.  Annerstedt. 

Schweden. 

Auch  in  unserem  diesmaligen  Bericht  haben  wir  für  Schwedens  Mittelalter 
nicht  viele  Werke  aufzuführen,  aber  einige  derselben  sind  von  bedeutendem 
\Vert.     H.  Hildebrand  hat  Heft  2  seines  früher  erwähnten  Werkes  heraus- 
gegeben.4)    Zuerst   schliefst    er    das   wichtige  Kapitel    über   das  Leben  des 
Bauernstandes  ab  und  behandelt  dann  im  folgenden  die  Arbeiten  desselben. 
Hier  versucht  er  dem  Leser  ein   anschauliches  Bild  von  dem  Verlauf  eines 
Jahres  im  Mittelalter  zu  entwerfen,   indem  er  sowohl  die  schwere  Alltags- 
arbeit mit  ihren  Abwechselungen  den  verschiedenen  Jahreszeiten  nach,    als 
auch  die   häufigen  Festtage  schildert,  welche  sie  unterbrachen.     Diese  Dar- 
stellung füllt  eine  fühlbare  Lücke  unserer  Kentnis  der  Kulturgeschichte  des 
Mittelalters  aus.    Der  Vf.  hat  mehrfach  Gelegenheit  auf  das  bemerkenswerte 
"Verhältnis  hinzudeuten,  dafs  die  christliche  bürgerliche  Gesellschaft  eine  An- 
zahl heidnischer  Gebräuche    in   sich  aufgenommen  hat,   einige    von  solcher 
Stärke,   dafs  sie  bis  auf  unsere  Tage  fortleben.     Darauf  beschreibt  H.  das 
Wohnhaus  und  die  übrigen  Gebäude  der  Bauern.     Diese  an  sich  interessante 
Schilderung  leidet  jedoch  an  dem  Mangel,  dafs  der  Vf.  bei  der  Beschreibung 
der  Bauart   häufig    seine  Zuflucht  zu  Hypothesen  nehmen  mufs.     Dies  fällt 
jedoch  nicht  ihm  zur  Last,  sondern  ist  darin  begründet,  dafs  uns  alte  Hütten, 
die  allein  der  Beweisführung  eine  sichere  Stütze  gewähren  könnten,  nicht  er- 
halten sind.     Unser  Bauernstand  baute  damals,  wie  mehrenteils  noch  heute, 
seine  Häuser  von  Holz  und  nicht  von  Stein.     Darum  ist  es  unwahrscheinlich 
und  wenigstens  unerwiesen,  dafs  mittelalterliche  Hütten  noch  vorhanden  sind. 
Auf  festerem  Grunde  ruht  H.s  Beschreibung  von  der  Einrichtung  des  Innern, 
des  Hausgerätes,  der  Kleider,  Schmucksachen  u.  s.  w.:  die  reichen  nordischen 
Museen  besitzen  ja  auch  in  dieser  Hinsicht  vorzügliche  Sammlungen.    Darauf 
beschreibt  der  Vf.  die  eigentümliche  Grundstücksteilung  (der  Anteil  des  Grund- 


1)  Lee  Fr.  en  It  de  1494—1559.  Par.,  Damaine.    872  8.  —  2)  Charles  VIII,  235  8. 

—  3)  L'eloquence  polit  et  pari,  en  Fr.  Hey.  des  qaest  hist    1.  Febr.  1880.  —  4)  Sveriges 

medeltid,  kulturiüstorisk  skildring  1,   2.  S.  113—124.     Vgl.  Jahresber.  II,  2,  318.    Stockh., 
Norttedt  &  S. 


11,294  XXX.    C.  Annerstedt: 

besitzen  an  Acker-,  Wiesen-  nnd  Waldland  war  von  der  Grobe  der  Hans 
stelle  im  Dorf  abhängig),  die  Landwirtschaft  in  ihren  damaligen  einfache! 
Formen,  die  Jagd,  Fischerei,  den  Mühlenbetrieb  n.  a.  m.,  nnd  geht  schliefe 
lieh  zu  der  beim  Nordländer  so  gewöhnlichen,  in  mancher  Beziehung  seh 
entwickelten  Hansindustrie  über,  von  deren  verschiedenen  Zweigen  er  zuers 
der  Gold-  und  Silberschmiedekunst  gedenkt.  —  Wie  wir  früher  erwähl 
haben,  sind  die  trefflichen  Illustrationen  alle  mittelalterlichen  Gegenständ* 
oder  Zeichnungen  entnommen. 

Das  bedeutendste  von  allen  bei  uns  veröffentlichten  historischen  Werfen 
ist  jedoch  die  neue  Auflage,   die  C.  G.  Styffe1)    von   seinem   klassisch^ 
historisch -geographischen   Werke    über   Skandinavien    während    des    spät^ 
Mittelalters  veranstaltet  hat.     So  weit  uns  bekannt,  besitzt  noch  kein  andö 
Land  ein  entsprechendes  Werk;   es  ist  jedem  unentbehrlich,    der  das  r* 
dische  Mittelalter  erforschen  will,  und  Sts  ausserordentliche  Genauigkeit   ^ 
Gründlichkeit  bürgen  für  volle  Zuverlässigkeit  der  Angaben.     Die  2.  Aufl^ 
enthält,  was  Schweden  betrifft  (Dänemark  und  Norwegen  fallen  nicht  in  unser 
Bericht),  eine  Menge  neuer  Angaben  sowie  Nachträge  zu  den  früher  geführte] 
Beweisen.     Der  Vf.  hat  sich  besonders  bemüht,  bei  dem  Nachweis  der  großen 
Lehen,  der  Schlösser  und  der  Rittergüter  (Säterier),*)  die.  Zwischenzeit  von 
1448 — 1521  auszufüllen:    mit  ersterer  Jahreszahl   schlofs  die  1.  Auflage  ab. 
Jedem  Forscher  des  Mittelalters  ist  bekannt,  welche  Wichtigkeit  die  Kennt- 
nis der  Verwandtschaftsverhältnisse,    des  Güterbesitzes    und    der  Lehen  der 
Aristokratie  hat:   er  findet  diese  Angaben  hier  auf  einem  Punkte  gesammelt 
und  mit  den  Zeugnissen  zeitgenossischer  Quellen  begründet.    Man  sieht  nicht 
ohne  Erstaunen    die    Menge    der  Rittergüter,    welche    während    der  letzten 
70  Jahre   unsere  Mittelalters  hinzugekommen  sind.     Die  Anzahl  verdoppelt 
sich  beinahe  und  steigt  beim  Schlufs  der  Zeitperiode  im  ganzen  bis  über  460. 
Dies  beweist,   was  uns  sonst  schon  unsere   ganze  Geschichte  lehrt,  dafs  die 
damalige  Entwicklung  unsers  Landes   durchaus  in  aristokratischer  Richtung 
erfolgte.     Der  Ausländer  wird  verwundert  sein  zu  erfahren,  dafe  unser  Ad' 
bis  gegen  das  Ende  des  XV.  Jh.  nur  höchst   selten  Burgen  von  Stein  w 
führte.8)     Dies   erklärt   sich  einigermafsen  dadurch,   dafs  die  grofsen  Lei 
Schlösser,   obwohl  dem  Namen  nach  Eigentum  des  Staates,   von  der  Ari/ 
kratie  als  selbstverständlich  ihnen   zu  eigen    gehörende  Besitzungen  v 
sehen  wurden,  und  dafs  diese  Schlösser  feste  Bauten  von  Stein,  mitunter 
bedeutender  Gröfse  waren,  deren  Bauart  sich  der  einer  Festung  näherte 
Nicht  allein  die  administrative  Einteilung  nach  Lehnschlössern,  sondern 
die  kirchliche  und  die  noch  ältere  gerichtliche   erhalten   bei  St.   eine 
und  erschöpfende  Beleuchtung.    Von  nicht  geringerem  Interesse  sind  dJ 
leitungen,  sowohl  die  über  das  Land  im  ganzen,  als  auch  die  über  i 
schiedenen  Landesteile.     Besonders  seien  die  wichtigen  Beiträge  zur  F 
der  damaligen  physischen  Gestaltung  des  Landes,    der  Ausbreitung 
nähme  der  Kultur  (z.  B.  der  Wirkungen,  die  man   der  grofsen  Pe? 
Mitte  des  XIV.  Jh.  zuschreiben  darf),  der  Verkehrsmittel  und  vor  t 
Besteuerung  hervorgehoben.     Schon  Mitte    des  XII.  Jh.,    als    die  t 
Kirche  noch  nicht  völlig  befestigt  war,  ist  eine  vollständige  AbschS 


1)  Skandinavien  under  Unionstiden.  Et  Bidrag  tili  den  historiska  geografi 

genomsedd  och    tillökt    [verm.].    Stockh.,  Norstedt  &  S.    XVI,   416  S.  —  2)  1 

Wohnsitz  des   Edelmanns   im   Gegensatz  zu   seinon   übrigen   zerstreuten   Gütern 
hierzu  o.  S.  1838. 


Schweden.  11,295 

Bodens  bei  uns  durchgeführt  Die  Einheit  wurde  Markland  genannt,  weil 
sie  eine  Mark  Silber  an  Steuern  erlegte,  und  da  diese  der  Regel  gemäfs 
Vi4  des  Bodenwertes  sein  sollte,  war  der  Preis  des  Marklandes  demnach 
H  Mark.  Dieselbe  Abschätzung  fand  sich  auch  in  Dänemark  und  leitet  dort 
erweislich  ihren  Ursprung  aus  der  Heidenzeit  her,  weil  die  Abschätzung  in 
jold  gemacht  ist  Von  einer  noch  altern  Abschätzung,  nach  welcher  die 
Einheit  'Attung*  (d.  h.  ein  Achtel)  hiefs,  sind  Spuren  in  ganz  Dänemark,  im 
tödlichen  Schweden,  und  auch,  obwohl  schwächer,  im  Herzen  des  letztge- 
lannten  Landes  zu  finden.  Diese  beiden  Abschätzungsarten  haben  beide 
leutlich  im  innigsten  Zusammenhange  mit  der  uralten,  auf  dem  Boden  haf- 
enden  Kriegs-('Ledungs'-)pflicht  gestanden,  nach  welcher  jeder  Kreis  (Härad) 
jine  gewisse  Anzahl  Schiffe  oder  Krieger  aufstellte.  Auch  die  neuere  Be- 
iteuerung, welche  König  Erich  von  Pommern  in  einem  grofsen  Teil  des 
Landes  zu  Anfang  des  XV.  Jh.  einführte,  hat  St.  darzulegen  versucht.  Man 
nufs  mit  ihm  bedauern,  dafs  das  Steuer-  oder  Grundzinsbuch,  welches  da- 
nals  errichtet  und  noch  1681  in  Schweden  vorhanden  war,  später  spurlos 
verschwunden  ist.  Schliefslich  wollen  wir  darauf  hinweisen,  dafs  der  Vf.  bei 
Erörterung  der  Städte  ein  vollständiges  Verzeichnis  der  Kirchen  und  Klöster 
:u  liefern  und  wenn  möglich  auch  ihr  Alter  anzugeben  bemüht  war. 

Die  Veröffentlichung  von  Schwedens  Verträgen  mit  auswärtigen  Mächten, 
reiche  0.  S.  Rydberg  in  staatlichem  Auftrage  herauszugeben  hat,  ist  im 
^aufe  des  Jahres  durch  ein  neues  Heft  weiter  geführt.  Das  Werk  ist  aber 
licht,  wie  ursprünglich  beabsichtigt  war  und  der  Titel  anzugeben  scheint1) 
jin  schwedisches  Corpus  diplomaticum,  indem  der  Vf.  nicht  allein  alle  ver- 
ragsmäfsige  Urkunden  sondern  auch  eine  Menge  anderer,  welche  die  Ver- 
räge  nur  beleuchten,  abdruckt,  und  aufserdem  seinen  Ausgangspunkt  so  weit 
zurück  verlegt  als  unsere  Geschichte  reicht.  Das  Werk  besitzt  deshalb  kaum 
*in  diplomatisch -politisches  Interesse,  wohl  aber  vermöge  seines  Umfanges 
md  der  eingeflochtenen  gründlichen  historischen  Kommentarien,  ein  grofses 
listorisch-kritisches.  Für  den  Zeitraum,  den  das  vorliegende  Heft  umfafst  (1336 
—1361),  konnte  R.  nur  äufserst  wenig  neue  Urkunden  mitteilen,  aber  seine 
Jntersuchungen  ergeben  verschiedene  neue  Resultate,  und  der  Zeitraum  an 
ind  für  sich  besitzt  grofse  Anziehungskraft.  Denn  während  desselben  stellt 
Waldemar  Atterdag  (1340 — 1375)  das  fast  verschwundene  dänische  Reich 
irieder  her,  und  Schwedens  König  Magnus  Eriksson  (1319 — 1365),  der  im 
Anfang  der  Zeitperiode  die  Doppelkrone  von  Schweden  und  Norwegen  trägt 
md  diesem  Reiche  eben  die  früheren  dänischen  Landschaften  Schonen  u.  s.  w. 
ünzugefügt  hat,  ist  am  Schlafs  des  Zeitabschnitts  sowohl  dieser  neuerworbenen 
Besitzungen  als  auch  Gotlands  verlustig  gegangen  und  fühlt  die  Krone  auf 
»einem  Haupte  wanken,  da  der  Kampf  zwischen  Magnus  einerseits  und  seinem 
itohne  Erich  samt  der  schwedischen  Aristokratie  andererseits  (1356 — 1359), 
tchon  den  Keim  zum  mecklenburgischen  Einfall  1363  in  sich  trägt.  Als 
las  Bemerkenswerteste  bezeichnen  wir  teils  die  Auseinandersetzung  unserer 
Berührungen  mit  Rufsland  1348 — 50,  wo  R.  Gelegenheit  hat,  mehrere  Irr- 
ftmer  sowohl  schwedischer  als  russischer  Autoren  hinsichtlich  eines  in  dieser 
Zeit  geschlossenen  Friedens  zu  widerlegen,  teils  die  Schilderung  der  Ver- 
lältnisse,  die  den  Verlust  Schönens  1360  herbeiführten.    Das  über  letzterem 


1)   Syeriges  traktator  med  frammande  magtor  etc.  n.  delon,   1.,   1336 — 1361.    Stockt., 
120  8.    Vgl.  Jahreaber.  I,  381. 


IIt296  XXX     C.  Anneratedt: 

Ereignis  ruhende  Dunkel  ist  jedoch  nur  teilweise  gelichtet  Im  allgemeinen 
hat  R.  durch  seine  ins  Einzelne  gehende,  mitunter  etwas  weitläufige  Aus- 
einandersetzung neues  Licht  in  die  unsicheren  Angaben  und  bestrittenen  Er- 
eignisse dieser  Zeit  gebracht.  Die  Textedition  selber  zeichnet  sich  ebenso 
durch  Genauigkeit  wie  durch  Erfüllung  der  Forderungen  aus,  die  unsere  Zeit 
in  dieser  Hinsicht  stellt.  Der  eine  oder  andere  Fehler  läfst  sich  allerdings 
nachweisen,  die  eine  oder  die  andere  Behauptung  anzweifeln,1)  aber  im 
ganzen  ist  das  Werk  ein  höchst  wertvoller  Beitrag  zur  Geschichte  unsers 
Mittelalters. 

Wir  können  nicht  umhin  hier  für  dieselbe  Zeit  auch  Reinhardts 
Waldemar  Atterdag*)  zu  erwähnen.  Dafs  er  mitunter  seine  Vaterlandsliebe 
zu  stark  auf  seine  Auffassung  hat  einwirken  lassen,  hat  auch  ein  dänischer 
Kritiker8)  betont,  der  zugleich  darauf  hinweist,  dafs  R.  primäre  und  sekun- 
däre Quellen  nicht  streng  genug  von  einander  unterscheidet.  Seine  Darstel- 
lung der  schwedischen  Verhältnisse  ist,  abgesehen  von  der  etwas  einseitig 
dänischen  Auffassung,  in  faktischer  Hinsicht  recht  gut.  Merkwürdig  genug 
wiederholt  er  noch  Munchs  ungereimte  Hypothese,  dafs  König  Magnus,  bald 
nach  seiner  Gefangennahme  1365,  auf  kurze  Zeit  in  Freiheit  gesetzt  sei 
Dagegen  hat  er  richtig  erkannt  und  mit  neuen  Beweisen  bestätigt,  dafe  die 
Verträge  zwischen  Magnus  und  Waldemar,  No.  248  und  250  in  Rydbergs 
soeben  erwähntem  Werke,  zu  1342,  nicht  zu  1341  gehören,  obgleich  er  gleich- 
zeitig den  Fehlgriff  macht,  No.  249,  das  offenbar  vor  250  fällt,  zu  1344  zu 
ziehen.  Eigentümlicherweise  hat  weder  Reinhardt  noch  Schäfer4)  die  wich- 
tige auf  gleichzeitige  mittelalterliche  Akten  begründete  Quelle  zur  Kunde  der 
Zeitereignisse  benutzt,  die  wir  unter  dem  Titel:  'Libellus  Magnipolensis'  ver- 
öffentlicht haben.6)  Schäfers  Werk  gehört  zwar  dem  vergangenen  Jahr  au, 
aber  beiläufig  wollen  wir  doch  bemerken,  dafs,  wenn  auch  der  Vf.,  wie  man 
behauptet,  schwedische  Verhältnisse  ohne  Einseitigkeit  leichter  beurteilen 
kann  und  besser  als  mancher  Schwede  die  Quellen  unsres  Mittelalters  kennt, 
dennoch  hinsichtlich  Schwedens  nicht  unbedeutende  Fehler  in  seinem  Werke 
vorkommen;  auch  ist  ihm  die  vorhergehende  staatliche  Entwicklung  unseres 
Landes,  besonders  die  Verbindungen  und  Absichten  der  Aristokratie,  nicht 
hinlänglich  bekannt:  ohne  Kunde  hiervon  kann  ein  richtiges  Urteil  Aber  die 
Zeit  und  deren  Persönlichkeiten  nicht  abgegeben  werden. 

Verschiedene  Urkunden  über  schwedische  Geschichte  während  der  Jj. 
1401  — 1410,  sind  inKoppmans  Hanserecessen 6)  veröffentlicht.  Viele  der- 
selben sind  schon  im  schwedischen  Diplomatari  um  gedruckt,  aber  wir  haben 
über  20  gefunden,  die  dort  nicht  aufgenommen  sind,  ganz  abgesehen  von 
allen  den  Punkten  in  den  Recessen  selber,  die  Schweden  betreffen.  Nebenbei 
wollen  wir  bemerken,  dafs  Gundzbach,  No.  328  Kuugsbacka  an  der  West- 
küste von  Hailand  ist 

Auch  in  der  von  G.  Storm  herausgegebenen  Sammlung  norwegischer 
Quellenschriften7)  haben  wir  etwas  gefunden,  was  Schweden  angeht  Die  beiden 
Schweden  berührenden  Quellen,  'Theodorici  Monachi  Historia'  und  die  4Hi- 
storia  Norvegiae',  sind  allerdings  früher  gedruckt,  aber  hier  in  einer  Gestalt 
herausgegeben,    die  den  Forderungen   der  modernen  Kritik  entspricht,  und 


1)  Vgl.  unsere  Recension  in  Svenek  historisk  Tidskrif  1881,  Hft  2  und  R.s  Erwide- 
rung, ibid.  Hft.  3.  —  2)  S.  o.  S.  174*.  —  3)  Erslev,  Drfhsk  hist.  Tidwkr.  5  R.,  IV,  285. 
—  4)  Vgl.  Jahresber.  II,  2,  179.  —  5)  Script,  ror.  Svocic.  ITT,  192—199.  —  6)  S.  o.  8. 
1771.  —  7)  Monumenta  hist.  Norvogiae  latine  conscripta.    Krist,  301  S.,  8°.  VgL  o.  8.  3011. 


Schweden.  II 297 


I         ®it  genauen  Auseinandersetzungen  über  die  Handschriften  und  über  das  Ver- 

f         iältnis  der  Schriften  zu  den  übrigen  Quellen  versehen.     Wir  wollen  hier  nur 

das    von    der  Hist  Nov.    mitgeteilte   Verzeichnis   der    'Ynglinga' -  Könige   in 

Schweden  hervorheben,  das  wiederum  seinen  Ursprung  in  Are  Trodes  'Islen- 

ai&gabok'  hat.     Das  Verzeichnis  gewinnt  ein  besonderes  Interesse,  weil  der 

Herausgeber  dasselbe  mit  den  in  schwedischen  Quellen  enthaltenen  Königs- 

"sten1)  zusammenstellt,  deren  Ursprung  aus  jenen  ganz  deutlich  ist 

Die  Kirchengeschichte  Schwedens  während  des  Mittelalters,  welche  Reuter- 
**ahl  in  ihrem  ganzen  Umfange  in  seinem  vor  18  Jahren  beendeten  Werke 
^handelt  hat,  bietet  dem  Forscher  noch  ein  reiches  Feld  dar.  Leider  fehlen 
e*ner  Monographie  über  das  Klosterwesen,  die  ein  jüngerer  Autor  Nils son*) 
^^gefangen  hat,  die  notwendigen  Voraussetzungen:  umfassende  Quellenfor- 
schung und  kritischer  Blick.  Die  gedruckte  Iitteratur  ist  ihm  so  wenig  be- 
~^xmt,  dafs  er  nicht  einmal  Styffes  Werk  benutzt,  das  auch  hier  der  sicherste 
-^-^itfaden  ist. 

Nicht  ohne  politisch -historischen  Wert  ist  die  altschwedische  Abhand- 
***)g  'Um  Styrilsi  Konunga  ok  Höfthinga',  wenn  auch  ihre  Hauptbedeutung 
^Uf  sprachlich -litterarischem  Gebiete  liegt.  Es  sind  darin  vorzugsweise 
^egidius  Colonna,  daneben  in  bedeutendem  Mafse  auch  Thomas  v.  Aquino 
B^lbst,  sowie  eine  Anzahl  geistliche  Schriften  benutzt,  aber  mit  voller 
^^lbständigkeit.  Der  unbekannte  Vf.  hat  wohl  zwischen  1320  und  1350 
«elebt.8) 

Schliefslich  wollen  wir  erwähnen,  dafs  unsre  archaeologisch  -  historische 
orschung  während  des  Jahres  nicht  unthätig  gewesen.     So  hat  0.  Monte- 
1  Ins,4)  eine  mit  zahlreichen  und   wertvollen  Illustrationen   versehene  Dar- 
stellung der  Spangen  des  Bronzealters  angefangen,  die  sich  nicht  auf  Schweden 
beschränkt,  sondern  die  Bronzezeit  ganz  Europas  erörtert.     S.  E.  Leffler6) 
Viat  die  Untersuchung  der  Inschrift  eines  der  wichtigsten  und  ältesten  Runen- 
steine des  Nordens  wieder  aufgenommen.    Er  bewegt  sich  auf  rein  sprach- 
lichem  Gebiet,    und    seine  Ausbeute    mag,    streitig    wie   die    Erklärung    ist, 
augenblicklich  gering  erscheinen,  aber  diese  uralten  Runensteine  mit  ihrer 
vorzeitlich -skandinavischen  Sprache  sind  an  sich  eine  der  wichtigsten  Punkte 
«ler    skandinavischen   Altertumskunde.     Eine  Menge   kleinere    Aufsätze   sind 
aufserdem   in  den  monatlichen   Veröffentlichungen  der  Vitterhets   Akademie 
zu  finden.6) 


1)  Gedruckt  in  Script,  rer.  Svecic.  I,  1.  —  2)  Klosterväsendet  i  Sverigo.  I.  Tiden 
tili  1348,  Hft  I,  Linköping,  Selbstverl.,  97  S.  —  3)  8öderwall,  K.  F.,  Studier  öfter 
Koningaotyrelsen.  Land,  Selbstverl. ,  76  S.  (nicht  i.  Buchh.).  Aus  Lunds  Uumyera.  Arsskrift 
£  XV.  Vgl.  Jihresber.  I,  381  u.  o.  S.  203°.  —  4)  Spännen  fran  Bronsalderen  etc.  1.  — 
»)  Om  Böckstenen.  —  6)  Vitterh.,  Hist  och  Antiqo.  Akad.  Mänadsblad. 


11,298  XXXI.    H.  Schjöth: 


XXXI. 
H.  S(*jöth. 

Norwegen  und  Dänemark. 

Konnten  wir  im  vorigen  Jahre  über  S.  Bugges  epochemachenden  For- 
schungen nur  nach  dem  Bericht  einer  Zeitung  Mitteilungen  machen,1)  so 
liegt  uns  jetzt  die  Abhandlung  selbst  vor.2)  Den  Beweis  dafür,  dafs  die 
ältesten  Denkmäler  der  Aasen-Religion  nicht  über  die  Vikingerzeit  (IX.  Jh.) 
hinaufgehen,  findet  B.  vorzugsweise  in  Sprache  und  Versbau:  ein  Teil  der  in 
die  Edden  aufgenommenen  Sagen  sowie  die  Gestaltung  der  fremden  Stoffe  zu 
einem  harmonischen  Ganzen  ist  aber  durchaus  germanisch  oder  echt  nordisch. 
Speciell  erkenntlich  ist,  dafs  die  Mythen  von  Balder  (in  Gylfaginning  und 
Voluspaa)  unmittelbar  auf  Erzählungen  und  Dichtungen  englischer  Christen 
von  Christus  beruhen.  Einige  Quellen  der  Mythen  findet  B.  teils  in  dem 
apokryphen  Nikoderaus-Evangelium,  teils  in  nordenglischen  christlichen  Dich- 
tungen, welche  wahrscheinlich  aus  dem  Vill.  Jh.  stammen;  einige  Züge  gehen 
mittelbar  auf  das  Matthäus-  und  Johannes -Evangelium  zurück.  Die  Nord- 
länder haben  die  in  England  empfangenen  und  aus  vielen  verschiedenen 
Quellen  entsprungenen  Erzählungen  und  Vorstellungen  von  Christus  verändert 
und  weiter  entwickelt  und  zu  einem  harmonischen  Bilde  zusammengefaßt. 
Auch  Loke  ist  jedenfalls  teilweise  auf  den  christlichen  Lucifer  zurückzufuhren. 
Bugge  wird  der  Ehre  seiner  Entdeckung  dadurch  nicht  beraubt,  dafs  schon 
früher  Zweifel  an  dem  hohen  Alter  und  dem  heidnischen  Ursprung  der  Edda- 
dichtungen ausgesprochen  sind,8)  wie  ja  zugleich  das  Studium  der  historischen 
und  vorhistorischen  nordischen  Altertumsreste  auf  die  Verbindung  mit  dem 
Auslande  hinwies.  Bugges  Entdeckung  zeigt  uns,  'wie  derjenige  Teil  der  alt- 
nordischen Mythologie,  welcher  ohne  entsprechendes  Gegenbild  in  der  deut- 
schen bleibt,  mit  dem  zusammenfällt,  welcher  der  zwiefachen  Edda  und 
allenfalls  der  Hofdichtung  eigen  war,  ohne  doch  im  wirklichen  Volksglauben 
eine  Stätte  zu  finden-,  dafs  sie  uns  ferner  jene  Eddalieder,  auf  denen  hin- 
wiederum die  Hofdichtung  sowohl  als  die  Prosa  der  jüngeren  Edda  beruht 
als  Erzeugnisse  einer  Zeit  und  einer  Gegend  vorführt,  welche  recht  wohl  ge- 
statten, ihren  Stoff,  soweit  er  ein  neuer  ist,  auf  ausländische  Einwirkung 
zurückzuführen,  und  zugleich  durch  die  Vergleichung  ihres  Inhaltes  mit  dem 
bestimmt  bezeichneter  ausländischer  Überlieferungen  die  Einwirkung  in  hohem 
Grade  wahrscheinlich  macht'.  —  Auch  die  Mythe  von  Thor,  der  nach  dem 
Midgardswurme  angelt,  scheint  ein  später  und  aus  christlichen  Vorstellungen 
entsprungener  Zug  zu  sein,  und  zwar  wurde  er  wohl  durch  ein  imposantes 
Bildwerk  hervorgerufen,  über  das  manche  Erzählungen  umliefen.     Ungefähr 


1)  Jahrosber.  II,  2,  322.  —  2)  Studier  ovor  de  nord.  Gude-  og  Heltosagns  Oprindel»* 
[Entstehung].  1  Sor. ,  Hft  1,  Ghristiania.  —  Eine  autoria.  dtsche  Übersetz,  v.  0.  Brenner 
ersch.  l$8l,  München.  —  3)  K.  Maurer,  üb.  d.  Entetchg.  d.  altnord.  Gotter-  u.  Heldca- 
Sage,  München.  Sitz.-Ber.    PhiL-hist  KL  1879,  II,  290—308.    (Anzeige  t.  Bugges  Schrift) 


Norwegen  und  Dänemark.  11,299 

vom  J.  400  an  wird  bei  kirchlichen  Autoren  der  Kampf  Christi  mit  dem 
Teufel  unter  dem  Bilde  eines  Fischers  allegorisiert,  der  mit  einer  Angel  die 
Höllenschlange  aus  der  Tiefe  hervorzieht  Diese  Allegorie  ist  auf  einem  der 
vielen  Wege,  wo  Berührungen  zwischen  dem  christlichen  Europa  und  dem 
noch  heidnischen  Norden  stattfanden,  in  letzteren  eingedrungen  und  hier  als 
Thor  und  dem  Midgardswurm  zugehörig  angesehen.  Alle  litterarischen  Er- 
innerungen knüpften  aber  mittelbar  oder  unmittelbar  an  das  Bildwerk  an, 
welches  Olaf  Paa  c.  985  auf  seinem  Hofe  Hjardarholt  in  Island  ausführen 
lief s ;  alle  älteren  Quellen,  Runensteine  oder  sonstige  archäologische  Denk- 
mäler sowie  Saxo  kennen  jene  Mythe  nicht.  Ol.  Paa  hat  die  Ideen  des  Bild- 
werkes wohl  bei  seinem  Aufenthalt  auf  Irland  aus  einer  bildlichen  Darstellung 
jener  Allegorie  von  Christus  empfangen  und  auf  Thor  übertragen.  Die  Ent- 
wickelung  des  Mythus  ist  vermutlich  in  der  Weise  erfolgt,  dafs  Künstler  oder 
Eigentümer  den  Beschauern  eine  mündliche  Erklärung  der  Bilder  gaben ,  die 
lyrische  Ausbrüche  der  Bewunderung  für  das  Kunstwerk  und  dessen  Sujet 
het-vorriefen.  Indem  dann  der  mythologische  Stoff  in  den  Sagencyklus  der 
Skalden  aufgenommen  wurde,  nebenbei  aber  mündliche  Erzählungen  über  das 
Kunstwerk  in  Umlauf  waren,  entstanden  epische  Erzählungen  in  Versen,  von 
denen  die  Episode  in  Hymiskvida  ein  Rest  ist,  und  auch  eine  zu  wissenschaft- 
lichem Zwecke  vorgenommene,  auf  der  ausführlichsten  und  sorgfältigsten 
Tradition  beruhende  prosaische  Darstellung:  der  Bericht  in  Gylfaginning.  *) 

Bei  den  bedeutenden  Fortschritten  der  germanistischen  Wissenschaften  war 
P.  A.  Munchs  1854  erschienene  Darstellung  der  nordischen  Mythologie 
(Normaendenes  aeldste  Gude-  og  Helte-Sagn)  nachgerade  in  manchen  Punkten 
veraltet.  Der  an  und  für  sich  ausgezeichneten  Arbeit  hat  A.  Kjser*)  eine 
Revision  zu  teil  werden  lassen,  welche  die  neuesten  Resultate  der  Wissen- 
schaft berücksichtigt  hat.  Gab  die  Darstellung  der  Mythen  selbst  zu  Ver- 
änderungen verhältnismäfsig  wenig  Veranlassung,  so  sind  die  Anmerkungen 
(sprachliche  und  historische)  mehr  oder  weniger  umgearbeitet  und  vermehrt. 
Aufser  den  Anmerkungen  ist  u.  a.  die  Darstellung  des  Religionssystems  der 
Edden  abgeändert,  mehrere  Stücke  neu  hinzugefügt,  wie  die  deutschen  Sagen 
von  Sigfrid  und  den  Nibelungen  und  die  Entwickelung  des  Wölsunge- Sagen- 
kreises. Interessant  ist  die  ausführliche  Übersicht  der  Ortsnamen,  welche  in 
Norwegen  an  die  Götter  und  deren  Kultus  erinnern. 

Wichtig  für  das  Studium  der  Vorgeschichte  Norwegens  sind  die  Abbil- 
dungen, die  0.  Rygh3)  von  nordischen  Erdranden  des  Stein-,  Bronze-  und 
älteren  Eisenalters  giebt  und  mit  kurzen  Einleitungen  begleitet,  in  denen  er 
die  Resultate  der  norwegischen  archäologischen  Forschungen  für  die  drei  ge- 
nannten Kulturstufen  zusammenfafst.  Norwegen  hatte  schon  im  Steinalter 
eine  feste,  aber  nicht  sehr  zahlreiche  Bevölkerung;  am  bevölkertsten  waren 
die  Küstengegenden,  doch  werden  Steingeräte  wie  überall  so  auch  auf  den 
Hochgebirgen  gefunden:  sie  gehören  überwiegend  der  letzten  Periode  des 
europäischen  Steinalters  (dem  jüngeren  Steinalter)  an,  in  dem  früheren  Stein- 
alter ist  das  Land  kaum  bevölkert  gewesen.  Das  Volk  blieb  wahrscheinlich 
ganz  bis  Schlafs  des  Steinalters  auf  dem  Standpunkte  eines  Jäger-  und 
Fischervolkes  stehen,  während  die  Nachbarvölker  im  Süden,  mit  welchen  es 


1)  K.  G.  Brönstodt,  Norsk  hißt  Tidsskr.  2  Ser.  111,  21—43.  —  2)  Nomine  Gude- 
og  Heltesagn  ordncde  og  fromstilledo  af  F.  A.  Manch.  Ny  Udg.  Krist. ,  232  S.  —  3)  Norsko 
Oldasgor  ordnedo  og  forklarede  Tegnode  paa  Tra  af  C.  F.  Lindberg.  Hit.  1»  15  S.  Text, 
84  S.  Abbüd.  (382  Figuren).     Krist 


£1,300  XXXT.     H.  Schjöth: 

nahe  verwandt  war,  schon  in  der  letzten  Steinzeit  in  ziemlichem  Umfange 
Viehzucht  trieben.  Wann  das  Land  seine  erste  Bevölkerung  erhielt  und  zn 
welchem  Stamme  das  Volk  der  skandinavischen  Steinzeit  gehörte,  Übt  sich 
nicht  sagen-,  letztere  hat  wahrscheinlich  einige  Jahrhunderte  vor  Christi  Ge- 
burt aufgehört.  Im  Bronzezeitalter  scheinen  die  drei  skandinavischen  Lande 
von  demselben  Volke  oder  von  nahe  verwandten  Stämmen  bewohnt  gewesen 
zu  sein,  aber  die  ethnographische  Stellung  derselben  ist  noch  immer  unent- 
schieden. Das  Volk  der  Bronzezeit,  welches  in  Norwegen  besonders  an  der 
Küste  gewohnt  hat,  trieb  nicht  nur  Viehzucht,  sondern  auch  Ackerbau,  hatte 
grofee  Fertigkeit  in  Metallarbeiten  und  verstand  es  schöne  gewebte  Zeuge 
herzustellen;  es  hatte  Schiffe  von  ansehnlicher  Gröfse,  wie  überhaupt  die  See- 
fahrt keinen  geringen  Platz  in  dem  Leben  jener  Zeit  eingenommen  hat: 
diese  hat  wohl  in  den  ersten  zwei  Jahrhunderten  n.  Chr.  aufgehört  Im  Eisenalter 
scheint  die  Grenze  zwischen  der  älteren  und  jüngeren  Periode  in  das  VUJ.  Jh. 
zu  fallen.  Im  älteren  Eisenalter  entsprach  die  Bevölkerung  an  Zahl  der 
der  südlichen  Gegenden  Skandinaviens  in  früheren  Perioden;  auch  war  das 
Küstenland  wieder  stärker  bevölkert  als  das  Binnenland.  In  dieser  Periode 
zeigen  sich  die  ersten  Spuren  des  Gebrauchs  der  Buchstabenschrift:  des  sog. 
älteren  Runenalphabets  von  24  Zeichen,  welches  in  den  Alpen-Ländern  auf 
Grund  des  lateinischen  Alphabets  entstanden  und  nach  dem  Norden  gleich- 
zeitig mit  den  Altertümern  gekommen  scheint,  die  den  ersten  Einflufe  rö- 
mischer Kultur  bezeichnen.  Die  erhaltenen  Reste  bestehen  nur  in  kurzen^^ 
Inschriften;    ihre  Sprache  ist  eine  germanische,  die  uns  somit  zum  erste^^ 

Male   sichere  Aufklärung   über   die  Nationalität  der  Bevölkerung   giebt 

Das  ältere  Eisenalter  in  Norwegen  und  dessen  Verhältnis  zu  fremden  un_     <j 
südlicheren  Kulturgruppen  hat  Ingwald  Undset1)  beleuchtet     Hinsichtlic^^h 
der  Bevölkerung  des  Landes  zeigen  nach  ihm  die  Altertümer,  dafs  Norweg^^n 
von  Süden  nach  Norden  bevölkert  ist,  und  dafs  seine  Bevölkerung  nicht  ^bo 
alt  ist  wie  man    wohl  meint;    insonderheit  fällt  der  Anfang  der  Eisenkult— ^u> 
in  Norwegen  nicht  mit  einer  grofsen  gemeinschaftlichen  Einwanderung  <fe^  er 
Vorväter  der  Nordländer  zusammen.     Die  verschiedenen  Landesteile   haW^n 
nach  Ausweis  der  Altertümer  zu  verschiedenen  Zeiten  und  auf  verschiedene  <ji 
Wegen    ihre  Kulturimpulse   bekommen;    die  Eisenkultur    selbst   ist   in   cftcn 
Norden  eingedrungen  in  gleichmäfsiger  Fortsetzung  der  Strömungen,  weide 
in  der  Bronzezeit  die  Formen   der  antiken  Kunstindustrie  dorthin  gebntcAt 
hatten.     Wahrscheinlich  hat  mit  den  Kultureinflüssen  die  Volksvermehn&i^ 
und  zwar  immer  von  Süden  nach  Norden,  gleichen   Schritt  gehalten.  —  Ja 
geographischer  Anordnung  verzeichnet  K.  Rygh*)  Funde  aus  der  heidnischen 
Zeit,  die  im  Amt  Nord  Trondhjem  gemacht  sind:    ein  weiteres  Supplement 
zu  N.  Nicolaysens    schon   mehrfach    durch  Nachträge   fortgesetztem  Ver- 
zeichnis der  Reste  norwegischer  Vorzeit  vor  der  Reformation  (Christ.  1862 
— 66).  —  Über  eine  der  dunkelsten  Perioden  in  der  alten  Münzgeschichte 
Norwegens  (2.  Hälfte  des  XI.  Jh.)  verbreitet  der  grofse  Münzfund  Licht,  der 
1878  in  Graeslid   in  Tydalen  (Stift  Trondhjem)  gemacht    ist8)  —  Zur  Ge- 
schichte Norwegens  im  Mittelalter  existieren  neben  den  nordisch-isländischen 


1)  Fra  Norges  soldre  Jernaldor,  Aarb.  t  nord.  Oldk.  og  Hist.    S.  90—184.  —  2)  FW- 
tognelse   over  faste    Fortidslevningor    og  Oldsagsfund   i   Nordre    Trondhjoms   Amt,    Det  kgl 
norsko  Vidoxuik.  Selsk.  Skrifter  1878,  S.  53—176,  Trondhjem,  1879.  —  3)  L.  B.  Stenenei 
Ztachr.  f.  Numism.  1879. 


Norwegen  und  Dänemark.  U  301 

Sagas1)  lateinische  Quellen,  die  jetzt  G.  Storm*)  in  neuer  Ausgabe  vorge- 
legt hat:  ein  grofses  Verdienst  den  bisherigen  gegenüber,  die  meist  ebenso 
unhandlich  wie  fehlerhaft  und  unkritisch  sind.  Seine  mit  reichhaltigem  Kom- 
mentar und  erschöpfender  Einleitung  versehene  Sammlung  enthält  folgende 
Schriften:  Theodrici  Monachi  historia  de  antiquitate  regum  Norwagensium, 
Historia  Norvegiae,  Acta  Sancti  Olavi  regis  et  martyris,  Acta  Sanctorum  in 
Selio,3)  Acta  Sancti  Halvardi,  De  spinea  Corona,  Itinerarium  in  terram 
sanetam,  Fundatio  Lysensis  monasterii,  Commentariolus  de  coenobiis  Norwe- 
giae,  Series  regum,  Series  archiepiscoporum,  Obituaria.  St.  hat  nicht  nur 
die  Originale  der  älteren  Ausgaben  aufgefunden,  sondern  z.  t.  auch  bis  jetzt 
unbenutzte  Hdss.  herangezogen.  In  der  Beilage  ist  ein  buchstäblicher  Abdruck 
der  wichtigsten  Texte  mitgeteilt,  so  von  der  ganzen  'Historia  Norvegiae'  nach 
der  einzig  jetzt  noch  existierenden  Hds.,  die  St.  von  dem  Eigentümer,  George 
Karasay,  Earl  Dalhousie,  geliehen  hat.  Von  grofser  Wichtigkeit  für  die  Kunde 
der  Topographie  Norwegens  im  Mittelalter  ist  das  sog.  'rote'  oder  'Erdbuch' 
(d.  i.  Grundbuch,  Matrikel)  Bisch.  Eysteins  von  Oslo.4)  Bei  den  Visitations- 
reisen Eysteins  zwischen  1388 — 1401  entstanden  und  an  jedem  Orte  selbst 
verfafst,  ohne  doch  lediglich  eine  Abschrift  älterer  Grundbücher  zu  sein,  ent- 
hält es  aufser  Verzeichnissen  über  die  Güter  der  Kirchen  in  dem  Bistume 
Oslo  auch  die  Güter  des  Bischofstuhles,  der  Kanonici  und  einiger  Klöster. 
Ton  H.  J.  Huitfeldts  Ausgabe  ist  jetzt  Heft  4  erschienen.5) 

Die  älteste  altnordisch  geschriebene  Sagabearbeitung  ist  das  sog.  Agrip. 
Wahrscheinlich  verfafst  um  1190  und  häufig  benutzt  oder  sogar  ausge- 
schrieben von  den  Verfassern  von  Morkinskinna,  Fagrskinna,  ja  selbst  von 
Snorre/  Sturlesön,  enthält  es  vieles,  was  man  nicht  anderswoher  kennt.  Ob- 
wohl Agrip  auch  für  den  Sprachforscher,  insbesondere  wegen  des  hohen 
Alters  der  einzigen  erhaltenen  Hds.  von  Wichtigkeit  ist,  haben  wir  nur  zwei 
nicht  mehr  genügende  Ausgaben  desselben  (von  P.  A.  Manch  und  Finn  Mag- 
nusson).  V.  Da  hier  up6)  hat  jetzt  einen  diplomatisch  genauen  Abdruck  der 
Hds.  mit  ausführlicher  Einleitung  veranstaltet.  Mit  G.  Storm  (Snorre  Stur- 
lessons  Historieskrivning  S.  25  ff.)  glaubt  er,  dafs  die  Saga  ursprünglich 
in  Norwegen  verfafst,  die  uns  erhaltene  Hds.  aber  in  Island  angefertigt  ist; 
letztere  setzt  D.  in  die  1.  Hälfte  des  XHI.  Jh.  Von  der  Hrafnkel  Freis- 
godas  Saga,7)  die  wohl  in  Island  in  der  Mitte  des  XII.  Jh.  entstanden  ist 
und  Begebenheiten  auf  der  Insel  von  c.  925 — 945  behandelt,  hat  K.  Som- 
mer feldt  eine  Schulausgabe  mit  Kommentar  geliefert,  der  K.  Gislasons  Text 
(1847)  zu  Grunde  liegt.  Weiter  erschienen  ist  die  von  der  Nordischen 
Oldskrifts-Gesellschaft  veranlafste  Ausgabe  des  Njdla,8)  während  Th.  Möbius 
Snorre    Sturlusons   Hattatal9)    herausgab.     Mehr   der   Literaturgeschichte 


1)  'Saga',  obwohl  da«  deutsche  'Sage',  trägt  nicht  den  Begriff  des  Ungeschichtlichen  in 
sich,  doch  Tgl.  u  30 2 x.  —  2)  Monumenta  historica  Norvegiae,  Latinske  Kildeskrifter  til  Norges 
Hist  i  Middelald.,  udg.  efter  offentl.  Foranstaltn.  Krist  LXII,  301.  —  3)  Vgl.  Jahresber.  II, 
2,  324*.  —  4)  Alt-,  jetzt  Vorstadt  von  Christiania.  —  5)  Bisk.  Eysteins  Jordebog  (den  rode 
Bog),  fortegnelse  over  det  geistlige  Oods  i  Oslo  Bispedömme  omkring  Aar  1400.  Efter  offentl. 
foranstaltn.  Hft  4,  XXLLI  ti.  S.  577—783.  Med  13  Blade  Facsimile-Aftryk.  Krist  Vgl. 
Jahresber.  II ,  2,  326.  —  6)  Agrip  af  Norges  Konunga  Sögum.  Diplomatarisk  Udgave  for 
Sanifandet  til  Udgivclse  af  gammel  nord.  Literatur.  XXXVII,  134  S.  n.  ein  Facsim.  Kjbhvn. 
—  7)  Sagan  af  Hrafhkeli  Freysgoda,  med  forklar.  Anmserkn.  Christ,  1879,  55  S.  —  8)  Njala 
II,  Hft  1.  Kjbhvn,  1879,  334  S.  —  9)  Hattatal  Snorre  Sturlosonar.  I  (Gedicht).  Halle, 
Waisenhaus,  1879.  122  S.  Hattatal  ist  bekanntlich  die  in  der  jüngeren  Edda  als  3.  Teil  ent- 
haltene Metrik. 


11,302  XXXI.     H.  Schjöth: 

kommt  die  von  G.  Cederschiöld  herausgegebene  Erex  Saga1)  zu  gute, 
die  eine  Bearbeitung  des  Erec  und  Enide  des  Chrestien  de  Troyes  ist  und 
in  der  1.  Hälfte  des  XIII.  Jh.  übersetzt  sein  mufs.  C.  hat  die  Sprache  dieser 
Zeit  hergestellt.  —  Von  grofser  Wichtigkeit  für  das  Studium  der  altnordischen 
Litteratur  und  Geschichte  ist  die  Fortsetzung,  die  Möbius8)  von  seinem 
'Catalogus  librorum  islandicorum  et  norvegicorum  aetatis  mediae'  (1856)  giebt 
Sie  enthält  Bibliographie  und  Biographie,  Sammlungen  altnordischer  Texte, 
Verzeichnisse  altisländischer  und  altnordischer  Schriften,  Anführung  altislän- 
discher und  altnordischer  Prosawerke  innerhalb  der  altisländischen  und  nor- 
dischen Litteratur  und  ein  Namenregister. 

Zu  einem  Reiche  wurde  Norwegen  872  durch  die  Schlacht  iu  Havrs- 
fjord  vereinigt.  In  dem  einen  der  beiden  alten  Gedichte  über  sie,  welches 
teils  Thjodolv  von  Kvin,  teils  Hornklove  zugeschrieben  wird,  heilst  der 
Sieger  Luva,  seine  Gegner  Kjötve  und  Haklang.  Luva  war  Harald  Haar- 
fagers  Zuname,  ehe  er  sein  Haar  schor,  nicht  sicher  waren  bisher  seine 
Gegner  ermittelt.  Allein  auch  die  Namen  Kjötve  und  Haklang  müssen  Zu- 
namen sein  und  die  durch  sie  bezeichneten  Könige  sind  ohne  Zweifel  der 
norwegische  König  Olav  (Amlaib)  in  Dublin  und  sein  Vater  Godfred. 
König  Godfred  hatte  also  im  Kampfe  gegen  Harald  Hülfe  bei  seinem  Sohne 
Olav  in  Dublin  gesucht  und  erhalten.  Dieser  kam  mit  einem  Wikingerheer 
von  den  Westlanden  (Irland),  fiel  aber  in  der  Schlacht  bei  Havrsfjord.  Die 
Folgen  dieser  Schlacht  erstrecken  sich  wohl  weit  über  Norwegen  hinaus  auch 
auf  die  schottisch -irischen  Gewässer  und  Island.  Denn  mit  Olavs  Fall  tritt 
ein  Zustand  der  Schwäche  in  dem  norwegischen  Reiche  in  Dublin  ein,  der 
durch  König  Haralds  Zug  nach  Schottland  und  den  schottischen  Inseln  noch 
zunimmt  Da  diese  Inseln  sich  Harald  unterwerfen  müssen  und  die  Wikinger 
von  dort  vertrieben  werden,  siedeln  manche  von  diesen  nach  den  Faeröern 
und  nach  Island  über.3)  Als  der  Held  des  französischen  (lai  d'Aneloc  le 
Danois'  (1.  Hälfte  des  XU.  Jh.)  und  des  englischen  iay  of  Havelok  the  Dane* 
(von  ca.  1280)  ist  der  bekannte  Olav  Sigtrygsson  Kvaran,  König  in  Nor- 
thumberland  und  eine  Zeitlang  (942 — 44)  über  ganz  Danelagen  nördlich  vom 
Watlingastrcet,  anzusehen.  Der  Name  Olav  (Anleifr)  ist  angelsächs.  AnlÄf, 
irisch  Amlaib  (ausgesprochen  Awlay)  und  walisisch  Abla.  Cuaran,  welches 
im  Irischen  'Sandale'  bedeutet,  hat  im  Britischen  die  Bedeutung  'Küchen- 
junge' erhalten;  daher  stammt  die  Erzählung,  Havelok  sei  bei  seiner  Ankunft 
am  Hofe  König  Alses  zum  Wassertragen  und  Holzhacken  gebraucht  worden.4) 

Über  Magnus  Barfods  (1093 — 1103)  Geschichte  ist  es  bisher  nicht 
möglich  gewesen,  die  verschiedenen  (heimischen  und  fremden)  Quellen  in  Über- 
einstimmung zu  bringen.  Seine  beiden  Züge  nach  Schottland  und  Irland  Bind 
sogar  zu  3  oder  4  verschiedenen  Zügen  erweitert  worden.  Eine  kritische 
Untersuchung  der  Quellen6)  ergiebt  nur  2  Züge  (1098—99,  1102-3):  so- 
wohl die  Sagas  wie  die  späteren  Historiker  haben  übertrieben.  Den  Plan, 
ganz  Irland  zu  erobern  hatte  er  nicht,  wie  er  sich  auch  nicht  in  schottische 
und  später  in  irische  Thronstreitigkeiten  gemischt  hat.  Zuverlässige  Quellen 
zeigen  ihn  konsequent  in  dem  Bestreben  die  schottischen  Inseln  und  Man  an 


1)  Erex  Saga.  Efter  Handskrifterne  udg.  Kopenh.,  XII,  45  S.  —  2)  Verzeichnis  der 
auf  d.  Gebiot  d.  altnord.  (altisländ.  u.  altnorweg.  Sprache)  n.  Litterat  von  1855 — 1879  er- 
schienenen  Schriften.  Leizig,  Engelmann.  IV,  129  S.  —  3)  0.  Storm,  Slaget  i  HaTrsfjod. 
Norsk  hist  Tidskr.  2  Ser.,  II,  313—31.  — •  4)  Dera.,  Havelok  the  Dane  and  the  Sorte 
king  Olaf  Kuaran.  Christ,  Videnskabsselsk.  Forhandl.  1879.  —  5)  Dera.,  1Ug«n«  Bert 
Westerhaystog,  Norsk  hist  Tidskr.  2.  Ser.,  III,  1—20. 


Norwegen  und  Danemark.  11.303 

das  norwegische  Reich  zu  knüpfen.    Auf  seinem  ersten  Zuge  erobert  er  die 
Orkney-Inseln   und  nimmt  den  König  der  Suderinseln  (Hebriden)  gefangen, 
der  ihm  huldigen  mufs;    mit  diesen  Resultaten  begnügt  er  sich,  und  selbst 
ein  zufalliges  Glück  bei  Anglesea  führt  ihn  nicht  zu  weitergehenden  Plänen, 
ßei   dem  zweiten  Zuge  wollte  er   den  Tod  des  Unterkönigs  Lagmanns  be- 
ntttzen,  um  dem  norwegischen  Königsgeschlechte  den  Thron  der  Insel  zu  ver- 
schaffen und  sie  enger  mit  dem  Mutterlande  zu  verknüpfen.    Dies  wäre  ihm 
S^wifs   auch  geglückt,  wenn  er  nicht  auf  der  Heimreise  von  seinem  neuen 
deiche  eine  einzige  Inkonsequenz  begangen  hätte:  die  leichtsinnige  Landung 
auf  Irland,  welche  ihm  das  Leben  kostete.    Sein  Zug  war  jedoch  nicht  ver- 
ß^bens:  die  Häuptlinge  auf  den  Orkney-Inseln  und  die  Könige  auf  den  Suder- 
***seln  schlössen  sich   von  da  an  das  Mutterland  an,    und  der  von  Magnus 
t^gründete  Zustand  dauerte  mit  geringen  Modifikationen  über  drittehalb  Jahr- 
hunderte. 

Bevor  Magnus  Erlingsön  (1162 — 84)  in  Norwegen  zum  Könige  gekrönt 
^urde  (1164),  fanden  zwischen  seinem  Vater  Erling  Skakke  und   dem  Erz- 
Bischof  Eystein  Verhandlungen  statt,1)   von  denen    die  Saga  jedoch   nicht 
bissen,  in  wie  weit  sie  zu  einem  schriftlichen  Vertrage  führten.     Doch  ent- 
l^^lt  einerseits  §  2  des  älteren  Gulathingslov2)  das  'neue  Gesetz',  welches  auf 
^em  Reichstage  1164  von  'König  Magnus,  Erzbisch.  Eystein,  Jarl  Erling  und 
den   weisesten  Männern  in  Norwegen'  über  die  Erbschaft  des  Königreichs, 
^Aentuell  die  Königswahl  angenommen  wurde,  sowie  auch  einen  Hinweis  auf 
«ias   Versprechen    des  Königs,    bei    seinem  Tode   seine  Krone   St.  Olav    zu 
Opfern  'zu  Gottes  und  des  h.  König  Olavs  Ehre';  andererseits  findet  sich  in  der 
-Abschrift    eines    Briefes    von  Magnus   an  Eystein    in    den    sog.   'Adversaria 
Xluidtfeldiana'  eine    vollständige  Lehnshuldigung   an  St.   Olav  mit  einer   an 
dieselbe  geknüpften  Bestätigung  einer  Reihe  Privilegien  für  den  erzbischöf- 
Xichen  Stuhl,    datiert  vom  Krönungstage,    Ostersonntag  23.  März   1276  (!). 
"Über  die  Echtheit  dieser  Dokumente  ist  viel  gestritten.     Doch  ist  mit  K. 
"Maurer  der  Gesetzesparagraph  für  echt  zu  halten;    er    findet  sich    in   den 
Siteren  Frostathingslov  grade  wie  in  §  1  des  Kirchenrechts.    Der  Brief  dagegen  ist 
unecht  und  wohl  in  der  Mitte  des  XV.  Jh.  verfafst.8)  —  Streitig  ist  auch 
das  Alter  und    die   Entstehung  des  'Lagmannsamtes'.     Zur  Beurteilung    des 
Charakters  der  norwegischen  Lagmänner  vor  Sverres   Zeit   bieten    uns    die 
überlieferten  historischen  Quellen  keine  unmittelbar  sicheren  Anhaltspunkte, 
da  die  Aussprüche  derselben  wenig  zahlreich    und  unklar  sind.     Mittelbar 
dagegen  zeigen  uns  die  erhaltenen  Gesetze  (wenn  auch   nicht  mit  absoluter 
Sicherheit),   dafs  es   vor  Sverre  in  Norwegen  Lagmänner  als  öffentliche  Be- 
amte nicht  gab.     Dies,  sowie  verschiedene  andere  Umstände  machen  es  wahr- 
scheinlich, dafs  Sverre  das  Institut  der  Lagmänner  als  solches  einführte.    Die 
vor   Sverre  genannten  Lagmänner  werden  daher    als   private,    wegen    ihrer 
Gesetzeskunde  hoch  angesehene  Männer  zu  denken  sein,  die  in  streitigen  oder 
zweifelhaften  Fällen  Rechtsbelehrung  ohne  bindende  Kraft  erteilten,  wie  wir 
Solche  Lagmänner  in  Island  finden.4) 

Ein   anderes  Amt  in  dem  alten  norwegischen  Staate,  die  'Armenn'  hat 


1)  Die  erste  Krönung  in  Norwegen.  Da  er  nicht  Königssohn  war,  wollte  sein  Vater 
l£rling  auf  diese  Weise  sein  Königtum  stärken.  —  2)  S.  Jährest).  I,  388  ff.  —  3)  G.  Storni, 
Magna*  Erlingssöns  Lot  om  Kongeralg  og  Löfte  om  Kronens  Ofring.  Christiania,  Vidensskaba- 
aelsk.  Forh.  No.  14.  16  S.  —  4)  Sig.  Sigurdharson,  Gares  der  noget  lagmandsembede  i 
Xorge  för  Sverres  tid?    Aarb.  f.  nord.  Oldkynd.  etc.  1879,  S.  163—84. 


11,304  XXXI.     H.  Schjoth: 

K.  Maurer1)  wesentlich  auf  Grund  der  Rechtsquellen  untersucht  Er  erkl^fcj 
die  Entstehung  und  Bedeutung  des  Wortes  und  sucht  die  Stellung  des  Anx^ 
zu  den  anderen  Ämtern  sowie  dessen  Rang  und  Stellung  in  der  Gesellscfc*^ 
zu  bestimmen. 

Der  norwegische  Reichsrat  giebt  für  die  Zeit,   in  welcher  er  best^,^ 
einen  sicheren  Mafsstab  für  die  innere  Kraft  Norwegens  ab,  da  er  die  Aristo- 
kratie und  Hierarchie  des  Landes  repräsentiert  und  zugleich  die   Institution 
ist,  welche  während  der  Vereinigung  mit  Schweden  und  Dänemark  der  Träger 
der  Sonderinteressen  Norwegens  und   die  Aufrechterhalterin  seiner  Selbstän- 
digkeit sein  sollte.     Yngv.  Nielsen2)   hat  daher   in    der    Darlegung   seiner 
Stellung  in   der  historischen  Entwicklung  Norwegens  vom  XIII. — XVI.  Jh. 
den  Reichsrat   nicht  nur  in    seinem  Verhältnis   zum  Königtum  und  in  der 
Unionszeit  zu  den  Reichsräten  der  beiden  anderen  Reiche  geschildert,  sondern 
auch  im  Verhältnisse  zu  den  Gesellschaftsklassen,  welche   er  repräsentierte. 
Dadurch    ist  die  Darstellung   etwas   breit    geworden,   indem   sie    sich  nicht 
auf  die  Geschichte  des  Reichsrats  beschränkt,  sondern  zugleich  wichtige  Par- 
tieen    der  politischen   Geschichte  Norwegens  in    den   letzten  Jahrhunderten 
des  Mittelalters  behandelt,  namentlich  die  Zeit  nach  der  Kalmarischen  Union. 

Die  norwegischen  Städte  spielten  im  Mittelalter  eine  untergeordnete 
Rolle  und  nur  ausnahmsweise  kann  die  Rede  sein  von  der  städtischen  Be- 
völkerung als  einer  Klasse  oder  einem  Stande  für  sich,  welcher  sich  in  poli- 
tischer Beziehung  geltend  machen  konnte.  Die  Städte  wurden  in  ihrer  Ent- 
wicklung gehemmt  gerade  zu  der  Zeit,  da  sie  sich  hätten  heben  können;  sie 
konnten  die  Konkurrenz  mit  den  fremden  Faktoreien  nicht  aufnehmen,  welche 
von  dem  XIII.  Jh.  an  nach  und  nach  an  den  Stellen  emporwuchsen,  wo 
ein  irgend  gröfserer  Handelsverkehr  war,  so  das  Comptoir  in  Bergen  und  die 
deutschen  Kolonieen  in  Oslo  und  Tunsberg.  Der  Grund  für  die  schwierige 
Stellung  der  norwegischen  Städte  liegt  darin,  dafs  die  Einwohner  derselben 
im  Grunde  genommen  keinen  eigenen  Stand  bildeten.  Es  gab  überhaupt 
keine  scharfe  Grenze  zwischen  Land-  und  Stadtbevölkerung,  die  Mehrzahl 
der  städtischen  Einwohner  war  vielleicht  durch  ihre  Interessen  eben  so  stark 
an  das  Land  gefesselt,  wie  an  die  Stadt.  Die  ganze  Bevölkerung  erhielt  so 
ein  wechselndes,  unbestimmtes  Gepräge  und  verlor  die  Fähigkeit  den  Frem- 
den zu  widerstehen,  die  ihrerseits  grofse  Abneigung  zeigten,  sich  in  die  nor- 
wegischen Gesellschaftsklassen  zu  mischen.  Die  Ratmannslisten  zeigen,  data 
der  Rat  in  allen  norwegischen  Städten  das  ganze  Mittelalter  hindurch  fest 
ausschliefslich  aus  eingeborenen  Mitgliedern  bestanden  hat;  nur  wenige  Kamen 
deuten  auf  nicht  norwegische  Herkunft  hin.  Ein  erbliches  Patriciat  gab  es 
nicht,  da  sich  die  städtische  Bevölkerung  nicht  genügend  befestigte.  Um  Sats- 
herr zu  werden,  war  ein  gewisses  Ansehn  und  ein  gewisser  Wohlstand  nötig; 
davon,  dafs  die  Mitglieder  des  Rates  regelmäfsig  der  Reihe  nach  abtraten, 
findet  sich  in  den  Quellen  keine  Spur;  wahrscheinlich  haben  sie  bis  zu  ihrem 
Tode  oder  so  lange,  wie  sie  es  selbst  wünschten,  fungiert;  auch  scheint  nicht 
wie  in  Deutschland  immer  nur  ein  Teil  des  Rates  in  Wirksamkeit  gewesen 
zu  sein,  während  die  übrigen  wechselweise  frei  waren.  Die  Anzahl  der  Rats- 
herrn, Bergen  ausgenommen,  steht  nicht  fest;  in  den  gröfseren  Städten  war 
die  regelmäfsige  Anzahl  vielleicht  12,  welche  nur  in  Bergen  nach  1528  auf 
24  vermehrt  ist.     Ursprünglich  hatte  der  Rat  keinen  Obmann:  erst  von  der 


1)  Die  armenn  d.  altnorweg.  Rechts,  Mtinch.  Sitzber.  Phü.-hiat  Kl.  1879,  I,  49— 1& 
—  2)  Det  norske  Riguraad.     Christ.,  XV,  384  S. 


Norwegen  und  Dänemark.  11,305 

litte  des  XV.  Jh.  an  werden  ein  oder  zwei  Bürgermeister  in  mehreren 
tädten  genannt. *)  —  Eine  der  ältesten  und  historisch  merkwürdigsten  Städte 
1  Norwegen  ist  Nidaros  (Trondhjem):  ihr  Aussehn  und  ihre  stufenweise  Ent- 
ickelung  in  den  drei  ersten  Jahrhunderten  ihres  Bestehens  (XI. — XIII.  Jh.) 
ßhildert  Chr.  Hansen.2) 

Man  hat  bisher  eine  von  einem  Juristen  verfafste  norwegische  Rechts- 
eschichte  vermifst;  denn  das  einzige  Werk,  welches  eine  zusammenhängende 
arstellung  giebt,  des  verstorbenen  Prof.  R.  Kaysers  'Norges  Stats-  og 
etsforfatning  i  Middelalderen*  (hrsg.  nach  des  Vf.  Tode  von  Prof.  0.  Rygh, 
hrist.,  1867),  ist  veraltet  und  versucht  nicht  die  Staats-  und  Rechtsverfassung 
it  der  neueren  Entwickelung  in  Zusammenhang  zu  bringen.  Jetzt  hat 
r.  Brandt  die  Herausgabe  seiner  Vorlesungen  über  die  norwegische  Rechts- 
.schichte  begonnen,8)  in  welchen  man  eine  vollständige  Bearbeitung  des 
•ivatrechts  und  seiner  Geschichte  erhält.  Als  Einleitung  ist  eine  Über- 
jht  der  Rechtsquellen  vorausgeschickt  und  vom  Privatrecht  das  Personen- 
id  das  Sachenrecht  behandelt.  In  der  Einleitung  weicht  Br.  in  mehreren 
esentlichen  Punkten  von  K.  Maurer4)  ab;  aber  da  das  Buch  ausschliefs- 
:h  zu  Lehrzwecken  bestimmt  ist,  hat  er  seine  abweichende  Ansicht  nicht 
»gründet.  —  Magnus  Lagaböters  Landrecht  von  1274,  durch  Verordnungen 
>r  folgenden  Könige  fortgeführt,  ist  bis  zu  Christians  IV.  Gesetzbuch  (1605) 
Geltung  geblieben,  das  die  alten  fast  unverständlichen  Gesetze  nur  durch 
bertragung  in  die  neuere  Schriftsprache  verständlich  machen  sollte.  Hierzu 
iden  sich  Vorarbeiten  in  privaten  und  halb  offiziellen  Gesetzesentwürfen 
is  der  2.  Hälfte  des  XVI.  Jh.6)  —  Eine  ausführliche  Darstellung  des  Gula- 
lingslög  und  dessen  Geschichte  gab  K.  Maurer,6)  indem  er  zugleich  die 
äderen  Gesetze,  den  Frosta-,  Eidsiva  und  Borgarthingslög  sowie  das  Bjarkö- 
icht  mit  behandelt. 

Unter  den  Heiligen  Norwegens  findet  sich  ein  'heiliger  König  Haakon', 
en  Storm  als  Haakon  V.  Magnussön  (1299  —  1319)  nachwies.  Daae  in 
Borges  Helgener'  nimmt  dies  an,  aber  hält  doch  daran  fest,  dafs  auch  König 
[aakon  Haakonssön  (1219 — 1263)  am  Schlüsse  des  Mittelalters  und  soweit 
urück,  wie  mittelalterliche  Traditionen  sich  in  Norwegen  noch  in  einigen 
Jmfange  erhielten,  als  heilig  betrachtet  worden  ist.  Dieser  Auffassung  schliefst 
ich  Storm7)  jetzt  teilweise  an.  Die  beiden  berühmten  Könige  sind  zu 
inem  verschmolzen,  der  den  Heiligentitel  bekommen  hat;  er  hat  seinen 
"odestag  (16.  Dez.)  von  Haakon  Haakonssön,  aber  seine  Ruhestätte  (die 
iarienkirche  in  Oslo)  von  Haakon  Magnussön  entlehnt.  —  Beachtenswert 
st,  dafs  in  die  Geschichte  des  Nordens  durch  Mi  fs Verständnis  auch  Festtage 
ttr  nicht  nordische  Heilige  eingeführt  sind.  So  findet  sich  in  einem  islän- 
iscben  Nekrologium  ein  'Nikolaus  episcopus',  der  nicht  König  Sverres  Gegner, 
lischof  Nikolaus  Arnessön  (f  1225),  sondern  der  kleinasiatische  Bischof 
Nikolaus  v.  Myra  ist;  ebenso  ist  die  'heilige  Königin  Margrete'  eines  anderen 
fekrologiums  die  schottische  Königin  M.  (f  1093)  und  nicht  eine  nordische 


1)  T.  Nieosen,  Fortegnelse  over  Raadsrnsondene  i  de  norske  Kjöbstseder  i  Middelal- 
iren.  Christ.  VidenekabsseJsk.  Forhandl.  1879,  No.  IS,  20  S.  —  2)  Det  gamle  Nidaros. 
ii  kulturhist  Skil dring.  Trondhjem,  96  S.  —  3)  Forelsesninger  over  den  norske  Rets- 
Btorie  I.  Christ,  VIII,  340  S.  —  4)  S.  Jahresber.  H,  2,  387—90.  —  5)  G.  Storm,  Om 
aandskrifter  og  Oversaettelser  af  M.  Lagaböters  Love.  Christ  Videnskabselsk.  Forh.  1879, 
L  s.  —  6)  Ersch  a.  Gruber,  Encyklop.,  I.  Sect,  97,  1—74,  1878.  Vgl.  Jahresber.  I,  388  ff. 
-  7)  Om  den  hellige  Kong  Haakon  og  Feder  Syrs  Psalterium,  Christ  Yidenskabselk.  Forh. 
)79,  10  S. 

Hlsiorisoh«  Jahresberichte.    1880.    II,  20 


11,306  XXXI.     H.   Schjöth: 

Königin  oder  Königstochter.1)  Das  Auftreten  des  schwarzen  Todes  besonders 
in  Norwegen  und  den  anderen  nordischen  Ländern  hat  Dr.  med.  L.  Taye*) 
zur  Darstellung  gebracht. 

Unter  den  dänischen8)  Geschichtsquellen  des  Mittelalters  nimmt  Sazos 
'Historia  Danica'  den  ersten  Platz  ein,  von  welcher  keine  Handschriften 
mehr,  sondern  nur  einzelne  Fragmente  vorhanden  sind.  Ein  neues,  ausser- 
ordentlich merkwürdiges  wurde  als  Einband  einer  Hds.  des  XV.  Jh.  in  der 
Municipalbibliothek  in  Angers  1877  durch  G.  Paris  nachgewiesen  und  ist  der 
Kgl.  Bibliothek  in  Kopenhagen  überlassen  worden.  Es  enthält  Stücke  aus 
B.  I.  über  die  Könige  Skjold  und  Gram,  ist  um  1200  geschrieben  und  jetzt 
in  photolithographischem  Facsimile  herausgegeben.4)  In  einer  Einleitung  dazu 
kommt  Chr.  Bruun  zu  dem  Resultat,5)  dafs  das  Fragment  aus  der  Zeit 
Saxos  selbst  herrührt:  ist  es  auch  nicht  von  Saxo  selbst  geschrieben,  so  sind 
doch  die  Interlinear-  und  Marginal -Noten  der  Handschrift  dem  Schreiber 
möglicherweise  vom  Autor  selbst  diktiert  und  eine  Mariginalnote  vielleicht 
von  Saxo  eigenhändig  geschrieben. 

Von  andersartigen  Quellenschriften  sind  das  Urkundenbuch  des 
Esrom6)  und  die  'Regesta  diplomatica  Historiae  Danicae'7)  zu  nennen. 

Von  Bd.  III  seiner  'Normannen*  hat  Joh.  Steenstrup8)  Hft.  1  gelief 
Er  behandelt  darin    die   nordischen  Kolonieen    in   England  901 — 954,    ,..  m.^ 
Reiche  in  Dublin  und  Waterford  914—951,  die  Könige  in  Limmerick,  Kön^^,j 
Brian  Borumka,  die  Angelsachsen  und  Nordländer  unter  König  Edgars  ~ 
gierung,   die  norwegischen  Kolonieen  auf  den  schottischen  Inseln  und  Hai1 
inseln,  die  Heerfahrt  Svend  Tveskjccgs  und  der  Jomsburger  Wikinger 
England   und  endlich  Knuds  d.  Gr.  Eroberung  Englands.    In    einigen  v( 
ausgehenden    kritischen  Untersuchungen    stellt  St.    einzelne    Punkte   rieht 
über  welche  bisher  bei  der  Verwirrung  in  den  Quellen  Unklarheit  herraeh^nfe 
So  hat  902  zwischen  den  Männern  von  Kent  und  den  Wikingern  kein  Kacrraip/ 
stattgefunden,    wie  auch  der  Kampf  der  Kcnter  905  bei  Holme,  (in  Norf^dfr 
nicht  in  Kent)  ausgefochten  ist;   die  Schlacht  bei  Tettenhall  und  Wod^fe^*. 
field  wurde  911  geschlagen;  der  von  Simeon  v.  Durhain  z.  J.  912  besprecht  t?^ 
Kampf  bei  Dublin  (Dunblane  in  der  Gfschft.  Perth)  ist  ohne  Zweifel  in.»  j 

918  und  die  Ermordung  des  irischen  Königs  Nial  am  richtigsten  ins  J.    &19 
zu  setzen.     Ragnvald  ist  König  von  Northumberland  am   wahrscheinlichste!? 

919  geworden;  einige  Jahre  später  unterwarf  er  sich  König  Eduard  (901— 
924),  huldigte  ihm  und  starb  921.  Wilhelm  v.  Malmesburys  Bericht  Aber 
den  Einfall  Godfreds  in  Northumberland  und  seine  Zusammenkunft  mit  König 


1)  G.  Storm,  to  fremmede  Helgoner,  som  haye  forvildet  rig  ind  i  den  norske  Hist, 
Norsk.  hist  Tidsskr.  2  Ser.,  U,  375—77.—  2)  Den  sorte  Död  i  d.  XIV.  Aarhundr.  119  8. 
—   3)  Wir  weisen  hier  wiederum   auf  die  durch  Vollständigkeit  ausgezeichneten  bibliographi- 
schen Berichte  V.  Mollorups  über  die  in-  u.  ausländ.  Litteratur  zur  dan.  Gesch.  hin,  Dank 
hist.  Tidsskr.  2  Ser.  II,  220—230,   466—82  (behandelt  die  Litter.  y.  1879  mit  Nachtrag« 
a.  früheren  Jahren).  Vgl.  Jahresb.  I,  597  u.  Mitteil.  a.  d.  hist  Litt.  X,  194.  —  4)  DetiAnga» 
fundne  Brudstycko  af  et  llaandskr.  af  Saxo  Gramm.    Udg.  i  fotolith.  Facsim.  af  d.  kgl.  daatke 
Vidensk.-Selsk.   6  S    8  Plader  4°,  Kjbnhvn.,  1879.  —  5)  Angers  -  fragmentet  af  et  Haaadafa 
af  Saxo  Gramm.     Med   en  Indledn.    Kjbhyn,   1879,   XV1I1,    20  S.,   4°.  —  6)  Krag,  m  ( 
Nielsen.    Hft.  1.    Kopenh.,  176  S.    Vgl.  Jahresbcr.  II,  2,  327.-7)  Ser.  2.  Tom.  prior, 
ab  a.  784  ad  a.  1349.    Kjbhvn,  288  S.,  4°.  —  8)  Hft.  1,  287  S.,   8°,   Kjbhm,  1879.   N 
manne  nie  [Vgl.  Jahresber.  I,  382  ff.].  A.  u.  d.  T. :  Danske  og  norske  Riger  paa  de  brittJ 
Öer  i  DanoTteldens   Tidsaldor.  —  Auf  die   Jahresber.   II,    2,    320*-*  besprach.   AafsitM 
Steenstrup  und  Storm   wird    sich   beziehen   der  Aufs.:   Flamands  et  Danois,  La  Flandre 
No.  7—11. 


Norwegen  und  Dänemark.  11,307 

Atheisten  ist  glaubwürdig  and  stimmt  mit  der  angelsächsischen  Chronik;  die 
Zusammenkunft  selbst  fand  bei  Eamont  und  Dacre  in  Kumberland  statt.  Die 
Quellen  dieses  Zeitraumes  erfordern  hiernach  eine  weit  eindringendere  und 
kritischere  Behandlung,  als  ihnen  bisher  zu  teil  geworden,  und  auch  die 
angelsächsische  Chronik  ist  einer  gründlichen  Untersuchung  in  Bezug  auf 
ihre  genealogische  Enstehungsweise  und  ihre  chronologischen  Angaben  zu 
unterwerfen. 

Die  spärlichen  Nachrichten,  die  wir  über  Dänemark  aus  der  Zeit  vor 
Karl  d.  Gr.  haben,  hat  ebenfalls  Steenstrup1)  um  eine  neue  (bisher  über- 
sehene) über  einen  Wikingerzug  nach  der  Küste  des  Frankenreichs  um  die 
Mitte  des  VI.  Jhs.  vermehrt.  Nach  einem  Gedicht  des  Venantius  Fortunatus, 
welches  zwischen  565  und  575  zu  Ehren  des  Herzogs  Lupus  v.  Champagne 
geschrieben  ist,  hat  zu  dieser  Zeit  oder  etwas  früher  zwischen  den  Franken 
und  den  vereinigten  Dänen  und  Sachsen  an  den  Flüssen  Bordaa  und  Langona 
ein  Kampf  stattgefunden,  in  welchem  die  Franken  einen  vollständigen  Sieg 
gewannen:  Bordaa  wird  die  jetzige  Bordau  in  Westfriesland  und  Langona  die 
Lonbach  oder  Louwers,  der  Grenzflufs  zwischen  Westfriesland  und  Groningen 
sein.  —  Über  die  alte  skandinavische  Civilisation  hat  A.  Maury*)  nichts 
eigentlich  Neues  mitgeteilt,  aber  eine  gute  Übersicht  über  die  Resultate  der 
Untersuchungen  der  nordischen  Arcbaeologen  (besonders  Worsaaes)  über  die 
Wikingerzeit  gegeben.  —  Das  Kulturleben  des  Nordens  in  der  katholischen 
Zeit  (Litteratur  und  Kunst)  schildert  C.  Rosenberg.3)  Nach  ihm  hat  der 
Norden  das  Mittelalter  hindurch  vollständig  seinen  eigentümlichen,  ange- 
stammten Geistesinhalt  entfaltet;  aber  dies  geschah  nicht  zu  gleicher  Zeit 
und  in  demselben  Umfange  bei  Isländern,  Norwegern,  Dänen  und  Schweden. 
Die  Unterschiede,  die  sich  hier  zeigen,  erklären  sich  im  wesentlichen  aus 
dem  verschiedenen  Verhältnis,  in  welchem  die  drei  Grundfaktoren  des  Mittel- 
alters, Volksgeist,  Geist  des  Christentums  und  'Römergeist'  an  jeder  Stelle 
gewirkt  haben.  Island  war  zu  Ende  der  heidnischen  Zeit  die  'Hauptwerk- 
Stätte'  der  alten  Kultur  geworden.  Hier  eignete  man  sich  in  den  ersten 
Jahrhunderten  den  Geist  des  Christentums  kräftig  und  innerlich  an,  während 
der  römische  Einflufs  vorläufig  zurückgewiesen  wurde,  namentlich  der  Versuch, 
das  Latein  als  Schriftsprache  an  die  Stelle  der  Muttersprache  zu  setzen. 
Daher  schreitet  die  in  der  heidnischen  Zeit  begonnene  nationale  Entwicklung 
nach  Einfuhrung  des  Christentums  ununterbrochen  fort.  Die  alte  Dichtkunst 
wird  noch  Jahrhunderte  lang  gepflegt  und  erhält  zuletzt  ihre  eigene  Poetik, 
wie  auch  die  alten  Gesänge  bewahrt  werden;  gleichzeitig  schafft  der  'Volks- 
geist1 eine  Gesetzgebung,  welche  auf  alter,  gemein-nordischer  Grundlage 
die  innigste  Vereinigung  von  Freiheit  und  Ordnung  durchfuhrt,  und  eine  Ge- 
schichtsschreibung, die  sowohl  vom  wissenschaftlichen  wie  vom  künstlerischen 
Gesichtspunkte  aus  zu  den  ewigen  Grofsthaten  des  Menschengeistes  gehört; 
und  endlich  wird  die  neue  nordische  Dichtung,  das  Volkslied  (Folkeviser),  die 
inzwischen  in  Dänemark  zu  blühen  angefangen  hatte,  aufgenommen.  Auf 
der  anderen  Seite  tritt  früh  das  Bestreben  hervor,  dem  Geist  des  Christen- 
tums in  einer  religiösen  Dichtung  in  populärer  Form  Ausdruck  zu  geben, 
sowie  sich  einige  Homilien  und  Legenden  in  der  Muttersprache  anzueignen, 
und  endlich  werden   einzelne  Resultate    der  europäischen   Wissenschaft  auf 


1)  Nogle  Efterretninger  fra  udenlandske  Kildor  om  Danm.  i  Oldtiden.  Dansk.  hiat  Tidsskr. 
5  8er.  II,  230—234.  -  -  2)  La  yieille  civilis.  acandin.,  Key.  d.  dem  mondea  41,  240—72.  — 
3)  Nordboernet  Aandiliv.  IL    Xopenh.    675  S.     Vgl.  Jahrwber.  U,  2,  326. 


20 


11,308  XXXI.    H.  Schjöth: 

heimische  Gegenstände  (Grammatik,  Rhetorik)  angewendet.  Inzwischen  hatte 
die  Kirche  in  Norwegen  die  Zeit  des  Bürgerkrieges  (1130 — 1240)  benutzt, 
um  eine  bedeutende  Macht  zu  erwerben:  Norwegen  hätte  fast  eine  lateinische 
Geschichtsschreibung  erhalten.  Aber  mit  Sverre  (1177 — 1202)  beginnt  eine 
starke  Reaktion  gegen  das  'Römerwesen'  in  der  Kirche,  und  ungefähr  100  Jahre 
hat  sich  die  Kirche  mit  einem  Platz  neben  und  nach  dem  Königtum  be- 
gnügen müssen.  Da  entwickeln  sich  die  Gesetze  und  das  Volkslied  findet 
Eingang;  Norwegen  wird  der  Hauptsitz  für  die  Aneignung  der  Geistes- 
produkte fremder  Kultur,  sowohl  weltlicher  wie  kirchlicher  (Homilien,  Le- 
genden, heilige  Schrift)  in  der  Muttersprache,  zuletzt  wird  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Kirche  ein  Holzkirchenstil  ausgebildet,  in  dem  romanische  Formen 
der  einheimischen  Ornamentik  angepafst  und  mit  ihr  verbunden  sind,  während 
in  den  gröfseren  Steinkirchen  der  romanische  und  der  Übergangsstil  oft 
kräftigen  und  schönen  Ausdruck  finden.  —  In  Dänemark  wurde  der  Volksgeist 
früh  vom  Geist  des  Christentums  und  dem  römischen,  welche  in  der  Kirche 
vereinigt  sind,  überwältigt.  Letztere  beschenkt  das  Volk  mit  einem  reichen 
Kirchenbau  mit  dazu  gehöriger  Ornamentik  und  Bildhauerkunst,  besonders 
im  romanischen  Stil;  aber  sie  setzt  auch  das  Lateinische  als  Schriftsprache 
an  die  Stelle  der  Muttersprache:  letztere  wird  durch  diese  litterarische  Ver- 
fehmung  in  Dialekte  aufgelöst  und  verliert  ihre  Formfestigkeit,  und  die  Ge- 
setze erhalten  bei  der  Abfassung  eine  mangelhaftere  Form  als  in  irgend 
einem  anderen  nordischen  Lande.  Nur  da,  wohin  der  römische  Geist  in  der 
Kirche  nicht  reichen  kann,  in  dem  Heim  der  Laien,  führt  der  Volksgeist  ein 
'  kräftiges  Leben  und  schafft  eine  volkstümliche  Dichtung,  welche  das  höchste 
heroisch-christliche  Lebensideal  der  Zeit  wiederspiegelt.  —  Auch  in  Schweden 
erlangt  anfangs  die  Kirche  das  Übergewicht  über  den  Volksgeist;  aber  nach 
und  nach  erstarkt  dieser  und  vor  dem  Ausgange  des  XIII.  Jhs.  hat  Schweden 
einen  bedeutenden  Platz  in  der  Litteratur  errungen.  Das  Volkslied  wird  auf- 
genommen und  schlägt  Wurzeln,  die  Gesetze  werden  niedergeschrieben,  man 
übersetzt  die  Hervorbringungen  fremder  Kultur,  und  endlich  findet  man  eine 
poetische  Form  für  die  Darstellung  der  vaterländischen  Geschichte  (die  älteste 
Reimchronik).  Diese  Entwicklung  geht  vor  sich  in  den  ersten  Jahrhunderten 
des  (eigentlichen)  Mittelalters;  die  zwei  letzten  Jahrhunderte  (XIV.  und  XV.) 
dagegen  sind  unfruchtbar.  Sowohl  in  Norwegen  wie  in  Island  siegt  am 
Schlüsse  des  XIH.  Jhs.  die  Macht  der  Kirche  vollständig  und  bald  darauf 
hört  in  Norwegen  jedes  geistige  Wachstum  für  lange  Zeit  auf,  so  dafs  die 
alte  Sprache  als  Schriftsprache  von  dem  neugebildeten  dänischen  Dialekt  ver- 
drängt wird.  Gleichzeitig  sinkt  auch  die  Kraft  und  Bedeutung  der  isländischen 
Geistesthätigkeit,  und  in  Dänemark  erscheint,  nachdem  das  Volkslied  seine 
letzten  echten  Sprossen  getrieben,  der  nordische  Volksgeist  fast  ebenso  an- 
fruchtbar wie  in  Norwegen.  Dagegen  regt  sich  in  Schweden  fortwährend 
ein  kräftiges  Leben,  das  freilich  fast  ausschliefslich  religiös  ist,  wie  auch  die 
Erzeugnisse  der  letzten  Jahrhunderte  hinter  denen  der  früheren  weit  zurück- 
stehen. Am  Schlüsse  des  ganzen  Zeitraums  erscheinen  die  Nordländer  un- 
bedingt geistesärmer  als  im  Anfange  desselben:  hier,  wie  überall,  hatte  der 
römische  Geist  seine  ertötende  Wirkung  ausgeübt. 

Nachdem  Dänemark  unter  Waldemar  Seir  (d.  Sieger)  (1202  — 1241) 
seine  gröfste  Macht  und  Ansdehnung  erreicht  hatte,  sank  es  nach  dessen 
Tode  schnell,  und  100  Jahre  nach  Waldemar  war  es  seinem  Untergange 
nahe.  Da  wurde  das  Reich  wieder  aufgerichtet  von  Waldemar  Atterdag 
(1340 — 1375),    welchen  man  deshalb  auch  mit  Recht  des  Reiches  «weiten 


Norwegen  and  Dänemark.  11,309 

Stifter  genannt    hat.     Ihn  und  seine    Thaten   hat   zum    erstenmale    in  er- 
schöpfender Weise  C.   E.  F.  Reinhardt1)  behandelt     Das  erste  der  fünf 
Bücher,   in    welche    das   Werk    zerfällt,    schildert   einleitungsweise   die   Zeit 
Christophs  II.  und  des  Interregnums  (1329 — 1340);    das  2.  erzählt  die  Er- 
folge W.s  in  den  ersten  9  Jahren,  das  3.  zeigt  seine  weiteren  Fortschritte 
und  zugleich  das  Wachsen  des  Widerstandes;  im  4.  tritt  der  Hansabund  als 
der  Hauptgegner  des  neuen  dänischen  Reiches  hervor,  und  endlich  stellt  das 
5.  dar,   wie  das  Reich  wieder  zusammenzufallen  droht,  da  der  grofse  Bund, 
welcher  gegen  W.  geschlossen  wird,    ihn  nötigt,   ins  Ausland  zu  gehen,    wie 
W.  jedoch  durch  den  Frieden  mit  den  Hanseaten  gerettet  wird,  nach  welchem 
er  zurückkehren  und  mit  ungeschwächtem  Eifer  sein  Werk  wieder  aufnehmen 
kann,   welches  er  dann  bis  zu  seinem  Tode  fortsetzt.     In  seiner  Auffassung 
Waidemars   bedeutend  von  Schäfer8)  abweichend,  hat  R.  das  diplomatische 
Material  in  fast  erschöpfender  Vollständigkeit  herbeigezogen  und  findet,  dafs 
W.   von  der  Natur  mit  scharfem  Verstände,    klarer  Urteilskraft  und   feiner 
Beobachtungsgabe  begabt  gewesen  sein  müsse;  mit  diesen  Eigenschaften  ver- 
band er  rastlose  und  unermüdliche  Arbeitslust,  Elasticität  des  Gemütes,   die 
ihn  in  Unglück  und  Prüfungen  aufrecht  erhielt,  und  Zähigkeit  und  Ausdauer 
im  Verfolgen  seines  Zieles,    welche  ihn  erst   verliefsen,    als  die  ganze  Welt 
sich  gegen  ihn  zu  verschwören  schien.     Er  hatte  einen  offenen  Blick  dafür, 
vras  sich  durch  Geld  ausrichten  liefs,  und  wie  Geld,  wenn  man  es  besonnen 
anwendete,  wieder  Geld  einbrachte.     Er  verstand  es  auch,  die  Ausführung 
seiner  Pläne  bis  zum  rechten  Augenblick  aufzuschieben  und  sie  zu  verheim- 
lichen.   In  der  Wahl  der  Mittel  war  er  nicht  wählerisch,  wenn  sie  nur  zum 
Ziele  führten:  nach  den  Umständen  brauchte  er  das  Geld  oder  das  Schwert, 
und  wo  keins  von  beiden  helfen  wollte,  verschmähte  er  es  nicht  sich  durch- 
zuschleichen,   wodurch  seine  Politik  mitunter  den  Charakter  der  Hinterlist 
annahm.     Sein  Ziel  war  von  Anfang  an,  Dänemark  von  der  Fremdherrschaft 
zu  befreien  und  seinem  Volke  sein  Vaterland  in  seiner  ursprünglichen  Aus- 
dehnung wiederzugeben;  dies  erreichte  er  so  vollständig,  dafs  Dänemark  noch 
ein  paar  Jahrhunderte    nach  seiner  Zeit  den  ersten  Platz  unter   den   drei 
Reichen  des  Nordens  einnahm.     Übrigens  ist  R.s  Werk  vor  Schäfers  Buch 
geschrieben.8)     Dasselbe  gilt  von  H.  Denickes4)  Arbeit,    der  in  mehreren 
Beziehungen  von  Schäfers  Auffassung  abweicht  und  besonders  bei  den  Ver- 
handlungen zwischen  König  Waldemar  und  den  Hansastädten  nach  der  An- 
nahme der  Friedensbedingungen  durch  den  König  verweilt.  —  W.  Mollerup6) 
verdanken  wir  eine  Darstellung  von  Dänemarks  Beziehungen  zu  Livland  von 
dem  Verkaufe  Esthlands  bis  zur  Auflösung  des  Ordensstaates  (1346 — 1561). 6) 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Unionszeit  haben  wir  von  L.  Daae  und 
C.  Paludan-Mtiller. 

Ersterer  hat  die  Unterhandlungen  dargestellt,7)  die  wegen  der  Heirat  der 
englischen  Prinzessin  Philippa  mit  Erich  v.  Pommern  geführt  wurden,  sowie 
den  Abschlufs  der  Ehe  und  die  Hochzeit,  die  in  Lund  am  26.  Okt.  1406  statt- 
fand. Nach  ihm  ist  der  Vorschlag  zu  dieser  Verbindung  von  Philippas  Vater, 
Heinrich  IV.  v.  England,  ausgegangen,  welcher  in  jüngeren  Jahren  auf  seinen 
Reisen  von  und  nach  Preufsen   die   dänischen  Gewässer  passierte  und  wohl 


1)  S.  o.  S.  174«  u.  296.  —  2)  Vgl.  Jahreaber.  II,  2,  179  £  u.  o.  S.  296.  —  3)  Vgl. 
o.  S.  174.  —  4)  S.  o.  S.  1751.  —  5)  Über  M.  a.  o.  S.  174.  —  6)  Danmarka  Forhold  til 
Liyland  fra  Salget  af  Estland  til  Ordonsatatena  Oplösning.  Kopenh.  176  S.  —  7)  Erika  af 
P.  Giftennaal  med  Phil.,  Prinds.  af  Engl,  Norek.  hist  Tidsukr.    2  Ser.,  II,  332—374. 


11,310  XXXI.    H.  Schjöth: 

von  dänischen  Verhältnissen  und  der  Macht  der  Königin  Margarethe  gehört 
hatte.  Später  mufste  er,  am  sich  Alliancen  zu  verschaffen,  in  ein  näheres 
Verhältnis  zu  dem  nordischen  Königshause  treten.  Über  Erichs  und  Philippas 
Ehe  giebt  D.  nur  spärliche  Nachrichten,  doch  weist  er  mehrere  alther- 
gebrachte Erzählungen  als  unzuverlässig  zurück.  So  entbehrt  es  jeder  quellen- 
mäfsigen  Begründung,  dafs  der  König  roh  und  brutal  gegen  sie  gewesen  sei; 
dafs  Erich  sie  mifshandelt  habe,  obwohl  sie  schwanger  war,  ja  sogar  ihren 
Tod  beschleunigt  habe,  und  dafs  sie  aus  Gram  in  ein  Kloster  gegangen,  ist 
längst  widerlegt;  ebenso  wird  die  Erzählung  einer  alten  Chronik,  Erich  habe 
die  allergröbste  eheliche  Untreue  bewiesen  und  'von  ungezügelter  Leiden- 
schaft' getrieben  die  Frauen  vieler  Adeligen  entehrt,  auf  eine  Verwechselung 
mit  Erich  Glipping  (1259 — 1286)  zurückgeführt,  gegen  den  mehrfach  gerade 
dieselben  Beschuldigungen  erhoben  werden,  und  zwar  mit  denselben  Worten, 
welche  die  Chronik  von  Erich  v.  P.  gebraucht. 

Eine  nicht  unwichtige  Rolle  in  Christians  L  Geschichte  spielt  seine 
'Römerfahrt'  (1474/1475),  deren  eigentliche  Bedeutung  den  gleichzeitigen 
Schriftstellern,  so  gut  sie  über  die  äufseren  Vorgänge  unterrichtet  sind, 
doch  unverständlich  geblieben  ist;  auch  F.  v.  Krogh  gab  1871  auf  Grund 
des  umfangreichen,  inzwischen  zugänglich  gewordenen  Stoffs  im  ganzen  nur 
die  Darstellung  des  äufseren  Verlaufs  der  Reise.  Jetzt  hat  C.  Paludan- 
Müller1)  ihren  Zweck  zu  erklären  und  ihr  ihren  Platz  in  der  Staats-  and 
Kirchengeschichte  Dänemarks  anzuweisen  versucht.  Auf  dem  Reichstage  zu 
Augsburg  1473  wurden  am  2.  und  28.  Mai  zwei  kaiserliche  Urkunden  er- 
lassen, in  deren  einer  Friedrich  III.  Christian  mit  'Dystmarn*  (Ditmarschen) 
belehnt,  während  in  der  zweiten  die  Ditmarschen  von  dieser  Mafisregel  unter- 
richtet werden.  Diese  Aktenstücke  können  unmöglich  von  Christian  oder 
seinen  Begleitern  veranlafst  sein,  da  von  vorausgegangenen  Unterhandlungen 
zwischen  dem  Kaiser  und  Christian  nichts  bekannt  ist  und  die  Urkunden 
aufserdem  eine  auffallende  Unkenntnis  der  Geschichte  und  öffentlichen  Ver- 
hältnisse Schleswigs  und  Holsteins  verraten.  Sie  scheinen  von  der  kaiser- 
lichen Regierung  selbst  ausgegangen,  und  die  Absicht  bei  dieser  Belehnung 
war  wohl,  Christian  von  Karl  d.  Kühnen  zu  trennen,  mit  dem  er  seit  1466  in 
einem  Defensiv-  und  Handelsbündnisse  stand,  und  ihn  zum  Anschluüs  an  den 
deutschen  Kaiser  zu  bewegen.  Man  wollte  nämlich  am  deutschen  Hofe 
Deutschland,  Frankreich,  Schottland  und  den  skandinavischen  Norden  zn 
einem  grofcsn  Bund  vereinigen  Der  König  hat  sicherlich  eingesehen,  dafs 
die  Ditmarsische  Lehnsangelegenheit  anders  eingeleitet  und  begründet  werden 
müsse,  als  durch  die  kaiserlichen  Urkunden,  und  daher  wohl  eine  persönliche 
Zusammenkunft  mit  dem  Kaiser  gesucht,  und  zwar  so,  dais  die  Aufmerk- 
samkeit von  dem  eigentlichen  Zwecke  abgelenkt  würde.  So  wurde  die  Er- 
füllung eines  frommen  Gelübdes  vorgeschützt:  die  Reise  selbst  trägt  daher 
nicht  das  Gepräge  einer  Pilgerfahrt.  Am  10.  Febr.  hatten  der  Kaiser  und 
Christian  in  Rotenburg  eine  lange  und  geheime  Unterredung,  über  deren  In- 
halt man  nur  Vermutungen  anstellen  kann.  Wahrscheinlich  war  von  Ga- 
leazzo  Sforza  in  Mailand  die  Rede:  da  der  König  die  Absicht  hatte,  seinen 
ältesten  Sohn  Hans  mit  Johanna  v.  Savoyen,  einer  Schwester  der  Herzogin 
von  Mailand  und  der  Königin  von  Frankreich,  zu  verheiraten,  ist  wohl  in 
Rotenburg  verabredet,    Christian  solle  mit  Ludwig  XL  von  Frankreich  w- 


1)  Christiern  I.  Reißen  i  Tydtkl.  og  It  1474—1475,   Dansk.   hist  Tidiakr.    5  8er.  H. 
241—347. 


Korwegen  und  Dänemark.  II  311 

sammenzutreffen  suchen,  denn  der  Kaiser  wollte  den  italienischen  Heiratsplan 
als  Mittel  benutzen,  eine  Verbindung  mit  König  Ludwig  gegen  den  Herzog 
v.  Burgund  einzuleiten.  Andere  Gegenstände  der  Unterredung  können  das 
Protektorat  über  Friesland,  das  Christian  übernehmen  sollte,  oder  das  Ver- 
hältnis des  Kaisers  und  des  Königs  zur  Kurie  gewesen  sein.  In  Rotenburg 
stellte  der  Kaiser  am  14.  Febr.  1474  den  holsteinischen  Lehnsbrief  aus,  in 
welchem  er  die  Landschaft  Ditmarschen  in  Holstein  und  Stormarn  ein- 
verleibt, die  vereinigten  Landschaften  zu  einem  Herzogtume  Holstein  erhebt 
und  dieses  als  Lehn  des  Reiches  an  Christian  giebt.  Der  frühere  Lehnsbrief 
über  Ditmarschen  (von  1473)  wird  nicht  erwähnt.  Vielleicht  erkannte  man 
die  allzugrofsen  Fehler  und  Mängel  dieses  Lehnsbriefes  und  wollte  ihn  nicht 
veröffentlichen.  In  Mailand  traf  Chr.  denn  mit  Galeazzo  zusammen,  der 
seinerseits  Chr.s  Vermittlung  suchte,  um  den  Königstitel  zu  erlangen.  Aber 
Chr.8  Bestrebungen  in  dieser  Richtung  mifsglückten  vollständig;  auch  wurde 
nichts  aus  einer  Zusammenkunft  mit  König  Ludwig,  und  ebensowenig  kam 
die  geplante  Heirat,  welcher  übrigens  sowohl  Ludwig  wie  Galeazzo  bei- 
stimmten, zustande.  In  Rom  wurde  eine  Übereinkunft  mit  dem  Papste  über 
die  Besetzung  der  geistlichen  Ämter  geschlossen,  worauf  eine  Bulle  vom 
22.  April  1474  die  Gerechtsame  des  Papstes  und  Königs  meist  in  ähnlicher 
Weise  wie  das  Wiener  Konkordat  vom  17.  Febr.  1448  festsetzte.  Christians 
Wunsche  gemäfs  bestätigte  der  Papst  einige  Stiftungen  des  Königs  und  be- 
willigte ihm  auch  andere  Vergünstigungen ;  u.  a.  auch  die  Erlaubnis  zur  Er- 
richtung einer  Universität  im  Norden  (Kopenhagen).  Von  Rom  kehrte  Chr. 
nach  Mailand  zurück,  wollte  aber  nicht  die  Ankunft  der  französischen  Ge- 
sandten erwarten,  da  der  Kaiser  ihn  ersucht  hatte,  seine  Reise  zu  be- 
schleunigen, um  ihn  in  Augsburg  zu  treffen.  Hier  wurde  er  in  eine  poli- 
tische Situation  verwickelt,  die  ihn  länger  als  er  gedacht  in  Deutschland 
zurückhielt:  er  trat  wahrscheinlich  auf  Aufforderung  oder  unter  Zustimmung 
der  leitenden  Mitglieder  des  Reichstages  als  Vermittler  in  dem  kölnischen 
Streite  mit  Karl  d.  Kühnen  auf,  ohne  jedoch  etwas  ausrichten  zu  können.  Er 
war  erst  am  24.  August  wieder  im  eigenen  Lande. 

Zu  einer  scharfen  und  eindringenden  Kritik  hat  P.  Hasses  (Schleswiger 
Stadtrecht'1)  A.  D.  Jörgensen  und  V.  A.  Secher  Anlafs  gegeben:  Jörgensen*) 
sucht  die  Unrichtigkeiten  in  Hasses  Darstellung  der  Geschichte  Schleswigs 
und  seiner  älteren  Verfassungsverhältnisse  nachzuweisen,  Secher3)  die  Fehler 
bei  Bestimmung  der  Abfassungszeit  und  der  Quellenbenutzung.  Wenn  Hasse 
davon  auszugehen  scheint,  dafs  es  vor  Waldemar  II.  in  Dänemark  keine 
eigentlichen  Städte  mit  eigenem  Rechte  gab,  und  nicht  an  die  Möglichkeit 
des  Verfalls  einer  Stadt  im  Laufe  der  Zeit  glauben  will,  so  zeigt  Jörgensen, 
auf  Saxos  deutliche  Worte  gestützt,  dafs  Schleswig  am  Ende  des  XII.  Jhs  in 
der  That  in  Verfall  geraten  ist  Mehrere  Zeugnisse  über  die  frühere  Be- 
deutung der  Stadt  reichen  bis  zu  Sven  Tveskjgeg  (ca.  1000)  und  König  Alfred 
(ca.  900)  hinauf;  sie  wird  darin  als  Mittelpunkt  der -Seefahrt  in  den  nordi- 
schen Gewässern  bezeichnet.  Schleswig  (Hadeby)  hatte  Handelsverbindungen 
mit  den  westlichen  und  östlichen  Ländern,  begann  aber  von  der  Mitte  des 
XII.  Jhs.  an  zu  sinken.  Dennoch  war  Schleswig  zur  Zeit  der  Valdemare  noch 
eine  bedeutende  Stadt;  so  hatte  es  trotz  Hasses  Behauptung,  dafs  die  sieben 
Kirchen  im  Stifte  Schleswig  nicht  in  der  Stadt  Schleswig  zu  suchen  seien,  1196 


1)  S.  o.  S.  156«.   —  2)  Sloswigs  garale  Stadsret,  Aarb.  f.  Oldk.  og  Hist    1880.     S.  1 
_46.  _  g)  Anzeige  in  d.  Danak.  hist.  Tidsskr.  5  Ser.  II,  196—210. 

\ 


11,312  XXXI.    H.  Schjöth: 

mindesten  7  Kirchen,  1347  aber  nnr  noch  4.  Die  Tradition  des  'Stadtrechts' 
über  gewisse  Freiheiten  und  Gaben,  welche  König  Svend  Eriksson  (1147— 
1157)  der  Stadt  verliehen,  raufs  im  vollsten  Mafse  festgehalten  werden;  keiner 
der  7  Punkte  in  dessen  Kap.  31,  das  auf  Sven  zurückgeführt  wird,  enthalt 
das  geringste  Verdächtige.  Daher  ist  auch  an  der  Richtigkeit  der  Angabe 
der  Einleitung  nicht  zu  zweifeln,  Sven  sei  der  erste  Urheber  dieses  Gesetzes; 
denn  wenn  auch  die  Existenz  der  Stadt  in  eine  weit  ältere  Zeit  zurückreicht, 
so  hatte  doch  vor  Sven  weder  sie  noch  irgend  eine  andere  dänische  Stadt 
jene  Selbständigkeit,  welche  ihr  Svens  Privilegien  nach  dem  Muster  des  Aus- 
landes verliehen.  Jörgensen  hält  auch  seine  an  anderem  Orte  dargelegten 
und  von  Hasse  angegriffenen  Meinungen  durchweg  aufrecht,  z.  B.  dafs  'Lag- 
kauP1)  ursprünglich  den  Akt  bedeutet,  durch  welchen  die  Teilnahme  am 
'Stadtlag'  erworben  wird,  d.  h.  also  Bürgerrecht;  'Hetslag'  (das  'Lag'  des 
freien  Gelübdes,  Het,  der  gewählten  Brüderschaft)  ist  der  Name  eines  höheren 
'Lag'  in  Schleswig  (später  nach  seinem  Heiligen,  Herzog  Knut,  genannt),  in 
welchem  die  Mitglieder  in  einem  näheren  Verhältnisse  zu  einander  stehen, 
als  im  Stadtlag;  endlich  hält  J.  auch  an  der  Einteilung  der  Stadt  in  4  Viertel 
mit  je  einem  Ältermann  fest. 

Secher  widerlegt  zuerst  Hasses  Behauptung,  §§  84 — 91  des  Stadtrechts 
seien  jüngerer  Herkunft  als  das  Gesetz  in  seiner  Gesamtheit;  auch  dafür,  dafs 
das  Gesetz  in  eine  spätere  Zeit  als  1200  zu  setzen  sei,  habe  H.  keinen  ge- 
nügenden Grund  vorgebracht,  denn  die  staatsrechtlichen  Verhältnisse,  welche 
nach  Hasse  nur  für  die  Jj.  1253 — 1257  zutreffen,    passen  eben  so  gut  auf 
die  Zeit  um   1200.     S.  sieht  H.s  Grundfehler  darin,    dafs   er  sich  nicht  an 
die  Quellen  selbst  gehalten  hat,    sondern  mit  einer  vorgefafsten  Meinung  an 
die   Arbeit  gegangen  ist.     Auch  scheint  er  'Altdänisch'   nicht  zu  verstehen, 
jedenfalls   sind    die  meisten  seiner  Citatc    in    der    alten   Sprache    voll  von 
Fehlern,    welche  man  als  Druckfehler   kaum   übersehen  würde,    wenn   man 
einigermafsen  mit   den  alten  Wortformen  vertraut  wäre.     Er  benutzt  auch 
ungern  andere  dänische   Rechtsquellen    als  lateinische  oder  solche,    die  ins 
Plattdeutsche  übersetzt  sind.     Demnächst  sucht  er  die  schwebenden  Fragen 
nicht  durch   Vergleichung    mit    den   Gesetzen   und   Gesellschaftsverhältnissen 
anderer  nordischer  Länder  zu  erklären,  obgleich   doch  von   einem  Stadtrecht 
die   Rede  ist,    welches  bisher   alle  Rechtshistoriker  übereinstimmend  in  die 
Zeit  vor  dem  grofsen  deutschen  Einflüsse  auf  die  dänischen  Verhältnisse  ver- 
legt haben;  Parallelen  holt  er  aus  Norddeutschland,  obgleich  die  deutsche 
Kultur  dort  im  XII.  u.  XHI.  Jh.   verhältnismäfsig  neu,    die    nordische  Ent- 
wicklung in  Schleswig  aber  viele  Jahrhunderte  alt  war. 

Man  ist  bisher  gewohnt  gewesen,  in  der  Entwicklung  der  Ornamentik 
von  einem  eigenen  'nordischen  Stil*  zu  sprechen.  Allein  dieser  Stil  von 
der  römisch-germanischen  Periode  an  bis  zur  Einfuhrung  des  Christentums 
ist  nicht  ein  einziger .  Stil ,  sondern  umfafst  aufeinanderfolgende  Stilarten, 
welche  eng  an  gleichzeitige  Stilbewegungen  aufserhalb  des  Nordens  anknüpfen 
und  ein  Ausflufs  der  historischen  Entwicklung  überhaupt  sind31).  Die  römische 
Weltherrschaft  war  die  Voraussetzung  für  den  römisch -germanischen  Stil 
(von  Chr.  Geburt  bis  zur  Völkerwanderung  —   das  ältere  Eisenalter).     Der 


1)  lag  =  Gesetz.  —  2)  Soph.  Müllor,   Dyro Ornamentiken   i   Norden,  den«  Opriadelse, 
Udrik!  in  g    og  forhold  til  samtid.  Stil  arter,  Aarb.  f.  Old.  og.  hißt     S.  185 — 405. 


Norwegen  und  Dänemark.  11,313 

Sieg  der  Germanen  sicherte  diesem  Stil  Bestand  (bis  zur  Zeit  Karls  d.  Gr.  — 
das  mittlere  Eisenalter)  and  es  entwickelte  sich   sogar  ein  besonderer  got- 
Jändischer  Völkerwanderungsstil  (ca.  VHL  Jh.).      Endlich    brachte  die   erste 
grofse  Machtentfaltung  des  Nordens  den  Stil  der  Wikingerzeit  hervor  (ca.  800 
bis  1000  —  das  jüngere  Eisenalter),  dessen  erster  Abschnitt,  der  ältere  nor- 
disch-irische Stil  (IX.  Jh.),  von  Irlands  grofser  Bedeutung  für  die  Entwicklung 
der  Kunst  Zeugnils  ablegt,    während  der  jüngere   nordisch-irische   Stil  (vom 
X.  Jh.  an)  eben  so  sehr  auf  der  Kunst  der  irischen  Decadence  wie  auf  der 
Renaissance  der  karolingischen  Zeit  beruht.    So  spiegelt  die  Ornamentik  im 
Norden  die  historische  Gesamtentwicklung  Europas  in  diesem  Zeiträume  wieder : 
weit  entfernt  eine  abgesonderte  Stellung  ohne  Berührung  mit  der  Aufsenwelt 
einzunehmen,  erhielt  Skandinavien  im  Gegenteil  die  Grundlagen  seiner  Kunst- 
entwicklung beständig  von  dem  in  ganz  Europa  mafsgebenden  Stil.    Vor  der 
Wikingerzeit  wurden  die  neuen  Kunstideeen  durch  Berührung  mit  germanischen 
Tölkern  südlich  von  der  Ostsee  nach  Norden  gebracht,  in  jener  Zeit  selbst 
aus    den    christlichen   Reichen    im    Westen    geholt.      Man    mufs    alle    Vor- 
stellungen, die  spätere  nordische  Ornamentik  stehe  in  einem  Verwandtschafts- 
Terhältnis  zu   osteuropäischen  und  asiatischen  Stilarten,  aufgeben.     Dieselbe 
Ornamentik  und  dieselbe  gemeinsame  Stilrichtung  ist  über  den  ganzen  Norden 
verbreitet  und  bezeugt  für  das  heidnische  Altertum  einen  gleichartigen  Ge- 
schmack und  eine  gleichartige  Kultur;  diese  Gemeinschaft  setzt  eine  gemein- 
same Geschichte  und  Entwicklung  sowie  ein  gleichartiges  Verhalten  zur  Aufsen- 
welt voraus,  braucht  aber  nicht  auf  einer  nationalen  oder  politischen  Einheit 
zu  beruhen.    Wollte  man  einen  Teil  Skandinaviens  als  eine  besondere  Stellung 
in  Bezug  auf  Stil  und  Kunst  einnehmend  bezeichnen,  müfste  es  Gotland  sein, 
welches  in  künstlerischer  Beziehung  frühzeitig  eine  besondere  Stellung  ein- 
genommen hat;   jedoch  war  dies  nur  eine  lokale  Entwicklung  auf  gemein- 
samer Grundlage,   welche  auf  abgesonderter  Lage,    hoher  Entwicklung  von 
Industrie  und  Handel,    auf  grofser  technischer  Tüchtigkeit  und  entwickeltem 
Sinn    für    sorgfältige    und    künstlerische   Arbeit    beruht.      In   dieser   Weise 
sind  also   alle  nordischen  Ornamententwickiungen  blofs  Nuancen  der  gewöhn- 
lichen Stilarten  in  Europa;   man  darf  in  der  Tierornamentik  nicht  ein  Her- 
vortreten des  Volkscharakters,  eine  Äufserung  des  Wilden  und  Unbezähmbaren 
in  der  Natur  des  Nordländers  sehen;    denn  die  'gräulichen'    Tierbilder   sind 
ursprünglich  entlehnt  und  fremde;  ebenso  unrichtig  ist  es,  die  Tierornamentik 
mit  dem  Heidentume  und  mit  religiösen,  abergläubischen  oder  phantastischen 
Vorstellungen    der  Nordländer    in  Verbindung    zu    setzen.     Die  Ornamentik 
giebt  in   dieser  Richtung  keine  Andeutung.     Kann  jedoch   die  Ornamentik 
des  nordischen  Altertums  zwar  nicht  als  ein  originaler  Ausdruck  des  National- 
charakters betrachtet    werden,    so  hat   sie   nichtsdestoweniger    ihre    wesent- 
lichste  Voraussetzung  in  einer  glücklichen  Begabung  des  nordischen  Volks, 
schnell  aufzufassen   und  Fremdes  sich  selbständig  anzueignen.     Deshalb  war 
der  Norden  imstande,    den  grofsen   Stilentwicklungen  in  Europa  zu  folgen 
und  nicht  hinter  der  allgemeinen  Bewegung  zurückzubleiben. 

Als  kunsthistorische  Beiträge  müssen  wir  noch  V.  Da  hl  er  ups,    H.  J. 
Holms  und  H.  Storcks  Zeichnungen  aus  der  älteren  nordischen  Architektur,1) 


1)  Tegninger  af  »ldre  nord.   Arkit     4  Sor.     Hft   4—6.     9  Bll.  in  Fol.  u.  6  S.    Text 
Kopenh. 


11,314  XXXII.    Th.  Tupetz: 

A.  L.  Clemensens  und  J.  B.  Löfflers1)  Dorfkirchen  im  Stift  Seeland 
sowie  J.  B.  Löfflers9)  Reliefs  über  den  Chorstühlen  in  der  Domkirche  zu 
Roeskilde, 


XXXII. 

Th.  Tupetz. 

Böhmen  und  Mähren. 

Da  der  Bericht  über  die  historische  Litteratnr  Böhmens  und  Mährens 
für  das  J.  1879  aasgefallen  ist,  so  wird  derselbe  im  nachstehenden  mit  de 
Bericht  für  1880  vereinigt;  aufserdem  sind  auch  einige  Nachträge  Ar  187 
hinzugefügt 

Hatte  für  die  älteste  Geschichte  Böhmens  Bachmann8)   festzasteltaMr 4] 
gesucht,  wann  der  tschechische  Volksstamm  in  seine  gegenwärtigen 
sitze  eindrang,   und   hierbei   die   Ansicht   ausgesprochen,   dafs   die 
mannen-Bayern  —  länger  in  Böhmen  geblieben  seien,   daher  auch  die 
Siedlung    der  Tschechen   später   erfolgte,   als    man   bisher  angenommen, 
setzt   gerade  umgekehrt  A.  Sedläcek   die  Anwesenheit   der   Tschechen 
Böhmen,   welche   er   mit   den  Baimi  =  Boemi   des   Ptolemäus  i 
schon  in  die  ersten  Jahrhunderte  der  christlichen  Zeitrechnung,  ja  sogar         in 
die  Zeit  des  Kaisers  Tiberius.4)     Die  Samofrage  sowie  Wachstum  und  V^bst- 
fall  des  grofsmährischen  Reiches  bilden  den  Inhalt  zweier  Programmarbeit^Bj! 
welche  im  wesentlichen  die  älteren  Forschungen  über  diese  Gegenstände  iz^u- 
sammenfassen. 6)     Eine  nicht    unbedeutende   Verminderung   seines   Anselw«^ 
hat  der  ' Vater  der  böhm.  Geschichte',   Cosmas  von  Prag,   dadurch  erfahren, 
dafs  für  das  erste  Buch  seines  Werkes  eine  geradezu  gedankenlose  Benutzxi^ 
des  Regino  nachgewiesen  wurde,  während  man  früher  diese  Benutzung  über- 
haupt in  Abrede  stellen  wollt«.6)    Da  Palacky  und  andere  Gelehrte  ihre  An- 
sichten über  die  älteste  Landesverfassung  und  Volksbildung  in  Böhmen  zum 
teil    auch    auf   die  Grünberger  und  Eöniginhofer  Handschrift  gründeten,  so 
darf  auch  nicht  unerwähnt  bleiben,  dafs  der  Streit  über  die  Echtheit  dieser 
Schriftdenkmäler,  welcher  bereits  beigelegt  schien,   von  neuem  erwacht  ist 
und    dafs   von   einigen   Gelehrten    der  Herausgeber  Hanka  ausdrücklich  als 
derjenige  bezeichnet  wird,  von  welchem  die  Fälschung  herrühre.    Von  anderer 


9 


1)  Sjaelland  Stiftalandbykirker.  Efter  Foranataltning  af  Minuteriet  for  Kirke-  og  Unterm- 
ningayseaenot  opmaalt  af  A.  L.   Clemensen  og  J.  B.  Löffler,   samt  underaögte  ag  beakrerM  af 
J.  B.  Löffler.    36  autograph.  Bl.  mit  erklär.  Text    Kopenh.  —  2)  Reliefferne  omr  Kontole* 
i  Boeak.  Domkirke.     Aftegnode  etc.   af  S.  B.  Löffler,  chemityperede  af  M.  Peter« en,  Text 
af  J.  Lange.    Kopenh.     52  S.  u.  25  Taf.  —  3)  Einwanderung  der  Bayern;   a.  Jahreaber.  I 
116  ff.;  II,  2,  14  f.  —    4)   Des  Kl.  Ptolem.  Nachrichten  über  Böhmen  u.   d.  Nachbarliak 
(Kl.  P.  zprayy  o  Öechach).  Progr.  d.  Bealgymn.  in  Tabor.  33  S.—  5)  Holub,  d.  Beich  8 
mos,   Prog.  d.  Leopoldst   Qymn.   in   Wien    1879;    Branii,    Wachstum  u.  Verfall  dea  gr© 
mähr.  Beichea  (Zrdat  a  zn.  Häo  VelkomoravakÄ),  Progr.  d.  Bealach.  i.  Kuttenberg.  —  6)  I 
aerth,  Studien  zu  Coam.  v.  Prag.     S.  o.  S.  30*. 


Böhmen  und  Mähren.  11,315 

Seite  wird  dagegen  die  Echtheit  verteidigt  und  insbesondere  behauptet,  dafs 
Hanka  zwar  eine  gewisse  lyrische,  aber  keine  ausreichende  epische  Begabung 
gehabt  habe,  um  derlei  Werke  zu  verfassen.1)  Derselbe  Gelehrte,  welcher 
diesen  Kampf  eröffnet  hat,  leugnet  auch  die  von  den  meisten v  böhmischen 
Historikern  angenommene  ursprüngliche  Einteilung  des  Landes  in  Zupen,  welche 
nach  seiner  Meinung  keine  andere  Stütze  hat  als  ein  gefälschtes,  auf  die 
Zeit  Svatopluks  bezügliches  Dokument;  das  Wort  zupa  bedeutet  hiernach, 
wo  es  sonst  in  Urkunden  vorkommt,  nur  das  Burggrafenamt  und  ist  nicht 
einmal  tschechischen  Ursprungs.  Natürlich  hat  auch  diese  Ansicht  Wider- 
spruch erfahren.8)  —  In  die  frühesten  Zeiten  der  böhmischen  Geschichte 
führt  ferner  eine  populäre  Abhandlung  über  den  Ursprung  der  deutschen  Be- 
völkerung in  Böhmen  überhaupt  und  eine  andere  üher  den  Ursprung  der 
tEgerländer>  insbesondere;  letztere  sollen  nach  Ausweis  gewisser  Dialektformen 
vom  Mittelrhein  in  ihre  gegenwärtigen  Wohnsitze  eingewandert  sein.8)  Zahl- 
reiche Arbeiten  beziehen  sich  auf  die  deutsche  Kolonisation  in  der  Zeit  der 
letzten  Premysliden  und  ersten  Luxemburger,  und  zwar  haben  sich  in  den 
letzten  Jahren  auch  tschechische  Forscher  häufiger  diesem  Gegenstande  zu- 
gewendet, indem  sie  zu  beweisen  suchten,  dafs  bei  Anlegung  deutscher  Städte 
nicht  die  Verbreitung  einer  höheren  Kultur,  sondern  blofs  die  Absicht,  die 
königlichen  Einnahmen  zu  vermehren,  malsgebend  gewesen  sei.  In  ähnlicher 
Weise  wurde  von  dem  durch  deutsche  Bauern  eingeführten  emphyteutischen 
Rechte  behauptet,  dafs  es  nicht,  wie  die  deutschen  Historiker  meinten,  ein 
Fortschritt  zur  Befreiung  des  Bauernstandes,  sondern  geradezu  die  Ursache 
der  späteren  Leibeigenschaft  gewesen  sei.4)  Ihre  definitive  Lösung  können 
diese  und  ähnliche  Fragen  jedenfalls  nur  von  einem  gründlichen  Studium  der 
verschiedenen  Stadt-  und  Ortsgeschichten  erwarten;  es  darf  daher  als  ein  be- 
sonders erfreulicher  Umstand  bemerkt  werden,  dafs  auf  dem  Gebiete  der 
Lokalgeschichte  auch  in  den  letzten  Jahren  eine  grofse  Regsamkeit  zu  Tage 
getreten,  wenn  auch,  wie  natürlich,  nicht  alle  erschienenen  Schriften  gleich 
wertvoll  sind.  Zu  nennen  sind  an  dieser  Stelle  die  Aufsätze  und  selbstän- 
digen   Werke    zur    Geschichte    von    Budweis,6)    Chrudim,6)    Eger,7) 


1)  Sembera,  Libuschaa  Gericht  ...  ein  unterschobene«  Machwerk  (LibuÜn  Sond). 
Wien,  1879.  Selbstyerl.  Petraievic*  in  der  rathen.  Ztschr.  Cjobo,  24.  Febr.  1878  ff. 
Vsiek,  Philol.  Beweis,  dafs  die  Königinh,  u.  Grünb.  Hds.  .  .  unterschobene  Werke  W. 
Hanka«  sind  (Filologicky  dukaz,  ze  rukop.  Kralody.  a  Zelenody.  jsou  podyrzena  dfla  V.  Hanky), 
BrÜnn,  1879.  Öembera,  Wer  hat  die  Königinhofer  Hds.  vorfafst?  (Kdo  sepsal  rukop.  K.) 
Selbstyerl.  Wien.  Jos.  JireSek,  Über  d.  Echtheit  unserer  alten  Denkmäler  (0  prayosti  nai. 
star.  pamatek),  Ztschr.  d.  böhm.  Mos.  (Öasopis  Ö.  Mosea).  1878.  H.  1.  Ders.,  Hankas 
Originalgedichte  (Hankovy  puyodni  baanö).  Ebda.  1879.  H.  2  u.  3  n.  a.  —  2)  Sembera,  y.  d. 
yermeirftl.  Einteilung  Böhmens  u.  Mährens  in  2npen  (0  domnSlem  rozdelenf).  Ö.  ö.  M.  1878. 
IL  1.  Jos.  JireSek,  Noch  ein  Wort  yon  d.  Ausdrücken  &.  u.  znpan  (Jeätö  sloyo).  Ebda. 
1878.  H.  3.  —  3)  Schlesinger,  Üb.  d.  Abstamm.  d.  Deutschböhmen.  Samml.  gemeinnütziger 
Vortrage.  No.  44.  Verl.  d.  Vereins  z.  Verbr.  gemeinn.  Kenntnisse  (0.  J.).  Gradl,  D.  Her- 
kunft d.  Egerländer,  Mitt  d.  "Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen,  18,  H.  4  u.:  d.  Urzeit  d.  Egerlandes 
(Egerer  Jahrbuch  1879,  bei  Kobrtsch  &  Gschihay  in  Egor).  —  4)  Zoabek,  Über  Städte- 
gründungen  in  B.  im  13.  Jahrh.  (0  zakladani  möst  y  Oechach).  Prag,  1878.  Heraosgg.  yom 
Lehrerverein  Druck  y.  E.  Gregr;  ÖelakovskJ,  Die  Erneuerung  des  Stadtrathes  in  d.  kgl. 
Städten  Böhmens  (Obnovoyani  rad)  in  Öas.  Ö.  M.  1879. 1—3.  Tadra,  Magister  Adalbert  Ran- 
conis  (Mistr  Vojtcch  Ranküv)  in  Ö.  Ö.  M.  1879.  H.  4;  die  Beziehungen  Böhmens  z.  deutschen 
Reiche  betrifft  J.  Kroger,  Gesch.  Böhmens  vom  Friedensschlufs  Bretislays  mit  Heinrich  III. 
bis  zu  Wratislavs  Krönung  (1041 — 1086),  Loipz.  Diss.  —  5)  Pangerl,  Z.  Gründungsgesch. 
d.  St  Budw.,  Mitt.  d.  Ver.  f.  G.  d.  Deutschen.  Bd.  18,  192—202.  —  6)  Adamek,  D. 
Gegend  y.  Ohrudim  (Chrudimsko),  SelbstyerL;  Baudnitz,  1878.  98  S.  —  ?)  Gradl,  PriyiL 
d.  St  Eger,  Egor.  1879,  und:  die  Egerer  Archiye,   Anz.  d.  german.  Mus.;  Mayer,  Üb.  d. 


11,316  XXXII.    Th.  Tupctz: 

Elbogen,1)  Freiberg  i.  Mähren,8)  Fulnek,3)  Iglau,*)  Böhm.  Kam- 
nitz,6)  Karbitz,6)  Karlsbad,7)  Königswart,8)  Kolin,9)  Kutten- 
berg,10) Neuhaus,11)  Ossegg,18)  Pilsen,13)  Saaz,14)  Sandau,15) 
Tachau,16)  Troppau17)  und  Wildenschwert,18)  vor  allem  aber  das 
grofse  und  gut  illustrierte  Werk  Bernaus19)  über  die  Burgen  von  Böhmen. 

In  Bezug  auf  Pfemysl  Ottokar  II.  sind  aufserdem  auch  mehrere  Auf- 
sätze über  die  Schlacht  bei  Dürnkrut  zu  nennen,  welche  ihre  Entstehung  der 
Feier  des  600.  Jahrestages  dieser  für  die  Begründung  der  habsburgischen 
Monarchie  so  bedeutungsvollen  Schlacht  verdanken.80)  Einen  urkundlichen 
Beitrag  zur  Geschichte  Wenzels  II.  liefern  die  von  Loserth  in  der  Prager 
Domkapitelbibliothek  entdeckten  Fragmente  eines  Formelbuches.81)  Das  Fall- 
beil, mit  welchem  Zawisch  v.  Falkenstein  hingerichtet  sein  soll,  ist  in  einem 
Aufsatze  v.  Svatek  nochmals  in  das  Reich  der  Fabel  verwiesen  worden, 
wohin  es  auch  ohne  Zweifel  gehört.82) 

Nach  dem  Aussterben  der  Pfemysliden  bestieg  der  erste  Habsburger, 
Rudolf  III.  v.  Österreich,  den  Thron  von  Böhmen;  die  Frage,  ob  dabei  das 
Wahlrecht  der  Stände  oder  das  Recht  des  deutschen  Königs,  über  Böhmen 
als  erledigtes  Lehen  zu  verfügen,  das  entscheidende  war,  hat  A.  Horfcicka*8) 
in  letzterem  Sinne  entschieden.  Ein  bisher  unbekannter  Sekretär  des  K. 
Johann  v.  Luxemburg  wurde  in  dem  französischen  Dichter  Guillaume  de  Ma- 
chaut aufgefunden,  in  dessen  'Prise  d'Alexandrie'  eine  begeisterte  Schilderung 
des  Hofhaltes  der  beiden  Könige  Johann  und  Karl  enthalten  ist.84)  Nur  in- 
direkte Beziehung  zur  böhmischen  Geschichte  haben  die  Unterhandlungen85) 
K.  Johanns  v.  Böhmen  in  Paris   1323;    über  das  Steuerwesen,   insbesondere 


Verordnungbücher  der  Stadt  Eger  (1352—1482).  Wien,  Gerolds  Söhne,  51  S.,  sep.  au*  Arch. 
f.  ofltr.  Gesch.  60.—  1)  Schlesinger,  Gesch.  d.  St.  £lb.,  Mitt  d.  Vor.  etc.  17,  10—17  n.: 
Chron.  v.  Elb.  (s.  u.  S.  3808);  weniger  wichtig:  Bernau.  G.  d.  St  Elb.t  Jahrb.  ComotoYii, 
1878  u.  1879.  —  2)  Kämmorling,  G.  d.  St.  Freiberg,  Progr.  d.  Gymn.  —  3)  Loserth, 
D.  Archiv  d.  St  Pulnek,  Mitt.  18,  81  —  108.  —  4)  Wallner,  Abrifs  d.  Schulwesens  n 
lgl.  bis  1561,  Progr.  d.  Gymn.   —   5)   Linke,  G.  d.  St  Böhm.  Kamn.,  Mitt  19,  215-23. 

—  6)  Mattauch,  Chron.  d.  St.  Karb.,  Selbstvorl.  —  7)  Naaff,  G.  d.  Kur-  u.  Badest  Karlsh 
(populär;  Jahrb.  Comotovia,  1879).  —  8)  Urban,  G.  d.  St.  u.  Herrsch.  Königswart,  Mitt. 
19,  14—15.  —   9)  Vavra,   G.  d.  St.  Kolin  (Döjing  kr.  mSsta  K.),   Kolin,  Hoblika,    259  S. 

—  10)  Rehak,  Kuttenb.  u.  s.  Umgeb.  (Kutna  hora),  Kuttenb.,  1878,  232  S.  —  11)  Orth, 
Grundr.  e.  kulturh.  Bildes  v.  Neun.  (1500 — 1618;  Nasan  hist-kult.  obrazu  JindHchova  Hradce). 

12)  Scheinpflug,  Studien  z.  G.  v.  Ossegg,  Mitt  18,  241—52  u.  19,  56—80:  148—61.  — 

13)  Strnad,  Regesten  d.  der  St.  Pilsen  verliehenen  k.  Urkunden  (Regesta  listin  kr.  m.  Plmi 
udSlenych),  Progr.  d.  Realgyra.;  Historiae  urbis  Plsnae,  Joannis  Tann  er  manu  scr.,  Progr.  d. 
deutschen  Gymn.  —  14)  Katzerowsky,  d.  k.  Richter  y.  Saaz,  Mitt  18,  61 — 68.  — 
15)  Urban,  Denkwürdigkeiten  d.  St  Sandau,  Egerer  Jahrb.  1879.  -  16)  Stocklöw,  G 
d.  St.  Tachau,  Verl.  d.  Stadtrathos.  Prag,  Gregr  &  Dattel;  Hft  1—8  (seit  1878)  =  Bd.  I 
(XII,  235  S.)  u.  II  (1—128).  —  17)  Zukal,  Aus  d.  Troppauer  ^Museumsbibl.,  Progr.  d.O.R. 

—  18)  Zeiner,  Wildenschwerts  hist  Denkwürdigkeiten  (Mdsta  Usti  nad  Orlici  dej.  pam.), 
Selbsty.  96  S.  —  19)  Album  d.  Burgen  u.  Schlösser  i.  B.  1878—81,  Komotau,  Butter;  ders^ 
D.  Helfenburg  b.  Auscha  (Mitt  16,  11.  3)  u.  über  seinen  Vorgänger  in  der  Burgenforschang, 
Heber,  Mitt  17,  H.  2.  —  Lokalgeschichtl.  enthalten  auch  d.  Bibliothek  r.  Ortsgeschichten  (Bthi. 
mistnich  dejepisu)  v.  Urbänek  (VII.  Bd.:  D.  Jungbunzlauer  Kreis.  1878,  170  S.);  die  Mitt 
d.  nordböhm.  Exkursionsklubs  (Böhm.  Leipa,  red.  v.  Paudler)  ferner:  Focke,  A.  d.  ältesten 
Geschichtsgebiete  Böhmens  (unteres  Elbthal),  Selbstverl.  1879;  Feistner,  G.  d.  Zittau-Pngcr 
Strafse,  Mitt.  18,  H.  2,  s.  Jahresber.  II,  2  164.  —  20)  Über  d.  Schrift  von  v.  Janko  t. 
Jahresber.  I,  161;  üb.  die  von  Köhler  u.  Lorenz  Jahresbor.  II,  2,  66  1;  üb.  Busson  o. 
S.  1408.  —  21)  Loserth,  Fragmente  e.  Formelbuches  Wenzels  IL  Wien,  1879,  aus  Area,  t 
österr.  Gesch.  57,  H.  2.  —  22)  D.  Guillotine  in  Böhmen,  in  *Kulturhist.  Bilder  a.  B.'  Wies, 
Braumüller.  1879.  VII,  311  S.  —  23)  Hz.  Rudolf»  HI.  Einsetzung  z.  K.  v.  B.,  Mitt  17, 
H.  2.  —  24)  Konst  Jiref ek,  Guill.  d.  Machaut,  Öasopis  Ö.  M.  1878.  H.  1.  —  25)  w*. 
Friedensburg,  Verhandl.  K.  J.  t.  B.  zu  Paris,   s.  Jahresber.  II,  2,  64. 


Böhmen  und  Mähren.  11,317 

über  Berna,  Kammerzins  and  Losung  zur  Zeit  dieses  Königs  handelt  Pro- 
chaska.1) 

Verhältnismäßig  sehr  viele  Bearbeitungen  erfuhr  die  Geschichte  Karls  IV.; 
doch  handelt  es  sich  meist  nur  um  Gelegenheitsschriften  aus  Anlafs  der  Er- 
innerungsfeier, welche  am  500.  Jahrestag  des  Ablebens  dieses  Monarchen 
stattfand.  Dauernden  Wert  besitzt  nur  das  Buch  Werunskys,2)  welches, 
auf  dem  ganzen  bisher  gedruckten  Material  beruhend,  das  gleichnamige  ältere 
Werk  Pelzels  vollständig  zu  verdrängen  bestimmt  ist;  im  Anhange  ist  auch 
die  Frage  der  Nationalität  Karls  IV.  behandelt,  die  Frage  nämlich,  ob  Karl 
ein  Deutscher  oder  ein  Tscheche  gewesen:  W.  betrachtet  sie  als  belanglos, 
während  dieselbe  in  anderen  Schriften  sowohl  im  deutschen  als  auch  im 
tschechischen  Sinne  z.  t.  mit  grofser  Leidenschaftlichkeit  erörtert  wurde.8) 
Eine  nicht  unwichtige  Episode  in  Karls  Leben,  die  Erwerbung  Brandenburgs 
und  die  deshalb  gegen  ihn  entstandene  grofse  Koalition  (1370)  wird  durch 
10  Schriftstücke,  welche  Loserth  im  Wiener  Haus-Hof-  und  Staatsarchiv  ge- 
funden hat,  in  vielfach  neue  Beleuchtung  gestellt.4)  In  Bezug  auf  die  von 
Karl  IV.  begründete  Kunstblüte  ist  das  'Buch  der  Malerzeche'  von  Bedeu- 
tung, welches  zuerst  von  Pangerl  und  Woltmann5)  und,  als  diese  Aus- 
gabe einige  Fehler  wahrnehmen  liefs  (besonders  im  tschechischen  Teile), 
unmittelbar  darauf  noch  einmal  von  Patera  und  Tadra  herausgegeben 
wurde.6)  Die  Vorgängerin  der  berühmten  Karlsbrticke,  die  von  der  Gemahlin 
K.  Wladislavs  I.  1169 — 71  erbaute  Judithbrücke,  erfuhr  durch  einen  histo- 
risch geschulten  Ingenieur  eine  sachkundige  Besprechung.7)  Für  eine  andere 
Stiftung  Karls,  das  Kloster  Emaus,  ist  das  Registrum  Slavorum  eine  wichtige 
Quelle;  nachdem  es  längere  Zeit  für  verloren  gegolten,  wurde  es  vor  kurzem 
von  Schlesinger  in  allerdings  arg  verstümmelter  Gestalt  wieder  aufgefun- 
den.8) Eine  einzelne  Urkunde,  die  bei  der  Öffnung  der  Gruft  der  Adelberts- 
kapelle auf  dem  Hradschin  mit  dem  Sarkophage  und  den  Überresten  des 
Heiligen  zu  tage  kam,  zeigt,  dafs  Erzb.  Ernst  am  11.  Juni  1346  in  Gegen- 
wart Karls  IV.  das  Grab  geöffnet  hatte.9)  Ein  von  F.  Tadra10)  veröffent- 
lichtes Formelbuch  dieses  ersten  Erzbischofs  v.  Prag,  Ernst  v.  Pardubitz, 
(1343—64,  über  300  Formeln  enthaltend)  giebt  über  die  kirchlichen  Ver- 
hältnisse zur  Zeit  Karls  IV.  Aufschlufs;  noch  wichtiger  ist  für  dieselbe  Zeit 
die  im  Codex  diplom.  et  epistol.  Moraviae11)  enthaltene  Urkundensamralung. 
Für  die  bäuerlichen  Verhältnisse  ist  das  von  Truhl&r  veröffentlichte  Urbar 
der  Rosenbergischen  Güter  aus  dem  Jahre  1379  eine  um  so  wichtigere 
Quelle,  als  sonst  aus  so  früher  Zeit  Urbarien  von  weltlichen  Besitzungen  nicht 


1)  Beitr.  z.  Verfassungsgesch.  Böhmens,  Mitt  19,  1.  —  2)  S.  o.  S.  54*.  —  3)  I.  I». 
V.,  K.  Karl  IV.  (Cisdr  Karel  IV)  Prag,  1878;  im  Vorl.  d.^kathol.  Druckschriftenver. ;  Dur- 
dik,  Bodo  am  fünfhundertsten  Jährest,  d.  Ablebens  K.  IV.  (Red  v  pötistyl.  roen.  ümrtniho  dne 
K.  IV.)  Prag,  1879,  Selbstverl.;  Kalousek,  Karl  IV.,  d.  Vater  des  Vaterl.  (K.  IV.,  otec 
vlasti)  Prag,  1878;  Ders.,  Üb.  d.  Nationalität  K.s  IV.(Onarodn.  K.  IV.)  Prag,  1879,  Selbstverl.; 
Loserth,  Üb.  d.  Nat.  K.  IV.  (Mitt  17,  H.  3);  vgl.  Jahresber.  II,  2,  73;  3,  290.  — 
4)  Loserth,  d.  Erwerbung  Brandonb.,  Mitt.  16,  165 — 87;  vgl.  Jahresber.  I,  168.  —  5)  Das 
Buch  d.  Malerzeche  (Quellenschr.  f.  Kunstgesch.  u.  Kunsttechn.,  hrsg.  v.  Eitelberger  XTIT. 
Wien,  Braumüller,  1878,  195  S.  —  6)  D.  B.  d.  M.,  Prag,  Otto,  1878,  97  S.  —  7)  Rziha, 
d.  Gesch.  d.  Judithbr.  Prag,  1878,  36  S.  (auch  Mitt.  16,  H.  4).  —  8)  Mitteil.  16,  H.  4.  — 
9)  Br.  Bischoff,  Anz.  d.  gerra.  Mus.  XXVQ,  134  f.  —  10)  Cancellaria  Arnesti.  Nach  e. 
llds.  d.  Univ.-Bibl.  in  Prag  hrsg.,  Arch.  f.  östr.  Gesch.  61,  268  ff.  u.  sep.,  Wien,  Gerolds  S., 
320  S.  —  11)  Ed.  V.  Brande.  Brunn,  Winiker,  gr.  4,  Bd.  X  (v.J.  1367.  —  12.  No.  1375) 
III,  296  S.,  1878.  •—  Bd.  VIII  (1350— 55,  XIX,  294  S.)  ersch.  1874.  Bd.  IX  (1355—66, 
412  S.)  1875. 


11,318  XXXIL     Th.  Tupetz: 

vorhanden  sind.1)  Von  den  in  der  Kanzlei  Wenzels  herrschenden  ziemlich 
abnormen  Verhältnissen  hat  Lindner8)  ein  anschauliches  Bild  entworfen, 
bei  welchem  jedoch  die  tschechischen  Ausfertigungen  nicht  berücksichtigt  sind. 
Eine  sonst  seltene  Verknüpfung  der  elsässischen  mit  der  böhmischen  Ge- 
schichte zeigt  sich  in  der  Gefangennahme  der  Strafsburger  Gesandten  durch 
die  Herren  vom  Schwanberg:  für  eine  E.  Wenzel  vorgestreckte  bedeutende 
Geldsumme,  die  sie  nicht  wiedererhalten  konnten,  hielten  letztere  sich  in 
raubritterlicher  Weise  1395  an  den  Strafsburger  Gesandten  schadlos,  die  sich 
durch  den  königlichen  Geleitsbrief  sicher  wähnten.8)  Die  kirchlichen  Zu- 
stände unter  Wenzel  beleuchten  die  Urkunden  im  dritten  Buche  der  Libri 
erectionum*)  und  einige  Abhandlungen,  welche  im  Anschlüsse  an  Loserths 
Publikationen  über  den  Erzbischof  Johann  v.  Jenzenstein  und  dessen  Gegner 
Mag.  Adalbert  Ranconis  erschienen  sind,  welcher  in  nationaler  Beziehung  ein 
Vorläufer  von  Hufs  war.6)  Die  Existenz  des  hl.  Johann  v.  Nepomuk  will 
gegen  Reimann  (bei  Sybel,  H.  Zschr.  27,  225)  R.  Bauer6)  erweisen,  lediglich 
im  Anschlufs  an  A.  Frind,7)  der  den  Aufsatz  von  Reimann  nicht  kannte. 
Frinds  Ansicht  geht  dahin,  dafs  der  h.  Joh.  v.  Nepomuk  mit  dem  auch  ge- 
schichtlich nachweisbaren,  1393  ertränkten  erzbischöflichen  General vikar  Joh. 
v.  Pomuk  identisch  ist  und  als  Grund  der  Ertränkung  die  von  der  'Tra- 
dition* festgehaltene  Bewahrung  des  Beichtsiegels  betrachtet  werden  muls,  wenn 
auch  die  Besetzung  der  Abtei  in  Eladran  die  unmittelbare  Veranlassung  war. 
Übrigens  habe  Wenzel  die  Beichte  der  Königin  (Johanna  oder  Sophie?) 
wissen  wollen,  nicht  aus  Eitersucht,  sondern  in  der  Erwartung,  dafs  die 
Königin  durch  böhmische  Grofse  kompromittiert  sei,  die  ihm  ein  unsittliches 
Leben  vorwarfen  und  denen  er  mit  gleichen  Vorwürfen  antworten  wollte.  — 
Zwei  Briefe  über  Prag  im  J.  1399,  von  dem  fast  vergessenen  Mailänder 
Humanisten  Ubertus  December  (f  1477),  der  das  nordische  Leben  anschau- 
lich schildert  und  die  Schönheit  der  Stadt  hervorhebt,  die  mit  ihren  Hügeln 
Rom  ähnele,  sowie  die  Hahnenkämpfe  und  die  Herrschaft  der  Frauen  über 
die  Männer  und  die  daraus  entstehende  lmmoralität  bespricht,  hat  Att.  Hor- 
tis8)  herausgegeben.  Ein  kleiner  Aufsatz  von  Zoubek9)  fafst  das  wenige 
zusammen,  was  wir  von  den  niederen  Schulen  Böhmens  im  XIV.  Jh.  wissen. 
Derselben  Zeit  gehört  auch  ein  Bericht  über  die  'Vorzeigung  von  Reliquien 
in  Krumau*  an,  welcher  von  Tadra10)  am  Schlüsse  eines  Nekrologs  des  Mino- 
ritenklosters  in  Krumau  aufgefunden  wurde,  ferner  ein  Nekrolog  des  Wittin- 
gauer  Augustinerklosters.11) 

Lebhaftes  Interesse  wendet  sich  noch  immer   der  Hussitenzeit  zu.    Das 
bedeutendste  Werk,  welches  an  dieser  Stelle  zu  nennen  ist,  ist  die  Biographie 


1)  Über  d.  Bosenb.  Güter  (Urbar  zbozi  Bozmbersk&io) ,  Abhandl.  <L  k.  böhm.  Ges.  d. 
Wissensch.  VI,  H.  10.  —  2)  Über  Kanzler  u.  Kanzlei  d.  K.  Wenzel,  s.  Jahresber.  II,  2,  70» 
859.  —  3)  Br.  Bischoff,  d.  Gefangennahme  der  Strafeb.  Gesandten,  Mitt  18,  252  £  — 
4)  Borovy,  Libri  er.  archidioecesis  Pratensis:  über  III  (1385— 90).  Prag,  Calye,  1879,  VI 
u.  S.  261 — 344.  S.  Jahresber.  I,  396.  —  5)  Loserth,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  hussat  Bewe- 
gung, Mitt  17,  H.  2,  s.  Jahresber.  I,  168;  MenMk,  Schreiben  d.  Mag.  Adalb.  Baue,  aa 
Konr.  Waldhanser  (M.  Y.  Bankova  dopis)  im  Ö.  Ö.  M.,  H.  3  u.  4;  Tadra,  M.  Adalb.  Bn- 
conis  (M.  VojtSch  Bank&y)  ebda.  1879,  H.  4.  —  6)  D.  h.  Joh.  v.  K.,  Stimmen  ans  Maria 
Laach  XYIIL  Dasselbe  gilt  von  d.  Aufs.:  d.  geschichtl.  h  Joh.  y.  K.,  Katholik,  1879,  1,407. 
—  7)  D.  h.  Joh.  y.  Kep.  Prag,  Beyer,  1879,  122  S.  Nur  eine  etwas  erweiterte  Umafbeit 
des  Aufsatzes:  'd.  geschichtl.  Joh.  v.  Nep.\  den  ders.  Verf.  1861  im  Progr.  d.  Egerer  Gtvb* 
erscheinen  liefs.  —  8)  Archeogr.  triest.  VII  (1880/81),  S.  439—51.  —  9)  0  IkolathlTT 
stoleti,  Ö.  Ö.  M.,  H.  3  u.  4;  Mitt.  17,  H.  1—3.  —  10)  Ukazoväni  sy.  ostatkä  y.  C. 
lovS,  C.  Ö.  M.,  H.  3  u.  4.  —  U)  Loserth,  Mitt.  17,  H.  2. 


Böhmen  and  MIhren.  11,319 

des  berühmten  Hussitenföbrers  Zizka  von  V.  V.  Tome k,1)  ein  Werk,  welches  mit 
offenbarer  Vorliebe  für  den  Helden,  aber  doch  mit  sorgsamer  Benutzung  aller  zu 
Gebote  stehenden  Quellen  abgefafst  wurde.  Teilweise  v  im  Gegensatz  hierzu 
steht  eine  Abhandlung,  v  welche  der  ersten  Heldenthat  Zizkas,  der  Schlacht  am 
später  so  genannten  Zizkaberge,  gewidmet  ist,  indem  sie  aus  der  Dar- 
stellung des  Laurenz  von  Brezova  und  einem  bisher  ungedruckten  Briefe  des 
Markgrafen  von  Meifsen  den  Beweis  führt,  dafs  die  Bedeutung  des  betreffen- 
den Zusammenstoßes  in  hohem  Grade  übertrieben  worden  sei8)  Auch  die 
Frage,  warum  seitens  der  Polen  die  hussitische  Bewegung  unterstützt  wurde, 
ist  mehrfach  behandelt  worden;  während  man  darin  von  einer  Seite  eine 
Art  Rache  für  das  den  Polen  ungünstige  Urteil  Siegmunds  im  Streite  mit 
dem  deutschen  Orden  (Breslau  1420)  sehen  wollte,  behauptete  ein  anderer 
Forscher,  dafs  Vitold  die  Gründung  eines  neuen,  slavischen  Grofsstaates  aufser- 
halb  Polens  beabsichtigt  habe.8)  Eine  allgemeine  Darstellung  der  kirch- 
lichen Bewegung  zur  Zeit  des  Schismas  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 
Verhältnisse  in  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien  bietet  ein  Traktat  des  Abtes 
Ludolf  von  Sagan,  der  von  Loserth  mit  Weglassung  weitläufiger  Polemiken 
über  kirchlich-religiöse  Fragen  veröffentlicht  ist,  nachdem  Palacky  auf  seine 
Wichtigkeit  hingewiesen  und  einige  Auszüge  bekannt  gemacht  hatte.  Die  zweite 
gröfsere  Hälfte  des  Traktats  enthält  im  Widerspruch  mit  dem  Titel  eine 
ziemlich  umfassende  Geschichte  der  hussitischen  Bewegung  in  Böhmen  und 
der  Versuche  Sigismunds  sich  zum  Herrn  des  Landes  zu  machen.  Der  Wert 
des  Traktats  liegt  nicht  in  den  einzelnen  Details,  die  vorsichtig  zu  benutzen 
sind,  sondern  in  Ludolfs  Beurteilung  der  Ereignisse.  Er  gehörte  zur  streng 
kirchlichen  Partei  und  war  ein  entschiedener  Deutscher,  daher  er  hervorhebt, 
Hufs  sei  von  vielen  aus  rein  nationalen  Gründen  unterstützt  worden.  Dem 
Traktat  geht  aufser  einer  Biographie  Ludolfs  eine  Darstellung  seiner  nicht 
unbedeutenden  litterarischen  Leistungen  voraus.  Es  gehört  dazu  u.  a.  eine 
Schrift  gegen  14  Artikel  des  Sachsenspiegels.4)  —  Den  Hussitismus,  welcher 
'den  Brand  in  die  sociale  Ordnung  der  Dinge  warf  und  den  Rassenkampf  ent- 
fesselte', und  seine  Folgen  besonders  für  Böhmen  in  kirchlicher,  socialer, 
wissenschaftlicher  und  politischer  Hinsicht  berührt  auch  C.  Höfler,6)  wobei 
zugleich  die  Politik  der  deutschen  Könige  im  XV.  Jh.  vielfach  unter  univer- 
sal-historischen Gesichtspunkten  Beleuchtung  erfährt. 

Einen  sonst  unbekannten  Schriftsteller,  den  Meister  Protiva,  citiert  der 
mysteriöse  Begründer  der  Sekte  der  böhmischen  Brüder,  Peter  Chelcicky  als 
denjenigen,  von  welchem  er  seine  Lehrmeinungen  habe;  wahrscheinlich  war 
damit  niemand  anders  als  Wycleff  selbst  gemeint.6)  Auf  die  Zeit  Albrechts  H. 
beziehen  sich  die  Aufzeichnungen  des  Stadtschreibers  Wenzel  v.  Iglau,  welcher 


1)  Jan  2üka,  Prag,  1879,  Otto,  228  S.  (neuesten«  auch  deutsch  v.  Prochaska).  — 
2)  Höfler,  Abhandl.  aus  d.  Gebiete  d.  slav.  Gesch.  (Wien,  Gerolds  S.)  HI.  Die  Schlacht  am 
iükaberge  b.  Prag.  —  3)  A.  Prochaska,  Polen  u.  Böhmen  zur  Hussitenzeit  (Polska  a 
Csechy  v  czasach  husyckich),  Ber.  d.  Krak.  Akad.  d.  Wissensch.  1877  u.  1878;  St  Smolka, 
Polen  beim  Ausbruch  d.  Hussitonkr.  (Polsko  w  obec  wybuchu  wojen  hus.),  Athenäum,  1879, 
Bd.  1;  Prochaska,  Przewodnik  naukowy  i  literacki,  Januarh.  —  4)  Beitr.  z.  Gesch.  d. 
Hussit  Beweg.  KL  Der  Tractatus  de  longevo  schismate  d.  Abtes  L.  v.  S.,  Aren.  f.  Ost  Gesch. 
60,  343—563.  Auch  sep.,  Wien,  Gerolds  S.  —  Vgl.  o.  S.  797.  —  5)  Abhandl.  aus  d.  Geb. 
<L  slar.  Gesch.  IV.  Die  Epochen  d.  slav.  Gesch.  bis  z.  J.  1526,  Wiener  Sitz. -Ber.,  (Phil.- 
Hist  £1.  97,  797—912.  —  Vgl.  o.  S.  206*.  —  6)  Annenkov,  Beitr.  z.  Lebensbeechr.  d. 
Peter  v.  Chelcic  (Prisperek  k  ziytopisu  P.  Ch.),  C.  G.  M.  E  3  a.  4;  über  Goll,  Unten,  z. 
Gesch.  d.  böhm.  Brüder  I,  vgL  Jahxesber.  I,  172;  II,  2,  81. 


11,320  XXXII.    TK  Tupetz. 

von  Chlumecky  als  der  wichtigste  mährische  Chronist  gepriesen  wurde;  die 
Veröffentlichung  derselben  beweist  jedoch,  dafs  das  Lob  übertrieben  war.1) 
Eine  reiche  Quelle  für  die  mährische  Bechtsgeschichte  enthalten  die  'Libri 
citationum  et  sententiarum'.*)  Den  unruhvollen  Landtag,  den  1454  Ladis- 
laus  Posthumus  nach  Prag  berief,  betrifft  ein  von  E.  Birk  nach  einer  unvoll- 
ständigen Abschrift  des  vorigen  Jahrhunderts  edierter  Gesandtschaftsbericht, 
welcher  für  verloren  gehalten,  aber  neuerdings  wieder  aufgefunden  wurde  und 
richtiger  abgedruckt  ist.3)  Für  die  viel  behandelte  Frage  der  Vergiftung 
dieses  Königs  und  für  die  Wahl  Georgs  von  Podebrad  hat  die  Denk- 
schrift des  Breslauer  Domherrn  Nikolaus  Tempelfeld  von  Brieg  Bedeutung, 
welche  der  Hussit engeschichte  des  Cochlaeus  zu  Grunde  liegt.4)  Zur  Beant- 
wortung der  Frage,  ob  dem  Schismatiker  und  Häretiker  G.  Podebrad  Obe- 
dienz  geleistet  werden  könne,  untersucht  der  Autor  die  Entwickelung  der 
Verhältnisse  Böhmens  in  den  letzten  sechzig  Jahren.  Für  die  ältere  Zeit 
ist  die  Darstellung  nicht  immer  korrekt;  die  Zeit  von  1422  bis  Eugen  DL 
übergeht  er  ganz,  spricht  aber  über  die  folgende  Periode  bis  Ladislaus  schon 
als  Zeitgenosse.  Er  sucht  zu  zeigen,  den  Eompaktaten  sei  niemals  von 
dem  Konzil  allgemeine  Gültigkeit  zugesprochen  worden.  Die  Zugeständnisse 
seien  viel  zu  weitgehend;  die  Katholiken  könnten  sich  trotz  der  ihnen  nach 
den  Kompaktsten  zustehenden  Freiheit  bei  der  Unduldsamkeit  der  Hussiten 
nicht  frei  bewegen,  viele  (einzeln  angeführte)  Thatsachen  legten  dafür  deut- 
liches Zeugnis  ab.  Obcdienz  sei  G.  nicht  zu  leisten:  er  kann  als  Schisma- 
tiker nicht  König  sein,  er  hat  mit  Vorbedacht  an  Ladislaus  Untergang  ge- 
arbeitet und  dessen  Tod  verschuldet,  seine  Wahl  war  unter  dem  Drucke  des 
durch  Rokyzana  aufgeregten  niederen  Volkes  nicht  frei:  für  die  Wahl  er- 
geben sich  viele  neue  und  interessante  Details.  An  der  Darstellung,  die 
A.  Bachmann5)  zum  teil  nach  neuen  Quellen  von  den  ersten  Regierungsjahren 
Georgs  und  insbesondere  von  den  mit  seiner  Person  in  Beziehung  gebrachten 
Versuchen  einer  Reichsreform  gegeben  hat,  bezweifelt  Markgraf6)  die  Rich- 
tigkeit der  Auffassung  B.s  von  Georgs  Eid  vor  der  Krönung  und  leugnet, 
dafs  derselbe  im  August  1459  in  Brunn  dem  Kaiser  gegenüber  die  Verpflich- 
tung eingegangen  sei,  sich  der  Kurie  zu  unterwerfen.  Der  König  habe  ge- 
lebt und  gehandelt  in  der  Hoffnung,  ohne  einen  persönlichen  Übertritt  mit 
der  Kirche  paktieren  zu  können.  —  Größtenteils  auf  dieselbe  Zeit  beziehen 
sich  Perwolfs  Beiträge  zur  böhmischen  Geschichte,  welche  Dienstvertr&ge 
böhmischer  Herren  mit  den  polnischen  Königen  enthalten.7)  Die  Willkür, 
mit  welcher  unter  der  Regierung  der  schwachen  Jagellonen  der  Adel  gegen 
die  Städte  vorzugehen  liebte,  wird  beleuchtet  durch  die  von  Schlesinger 
veröffentlichte  Geschichte  der  Fehde  zwischen  Elbogen  und  der  Familie 
Schlick.8)  In  dieselbe  Zeit  fällt  auch  die  Wirksamkeit  des  utraquistischen 
Bischofs  Villanuova,  aus  dessen  Diarium  in  Verbindung  mit  einigen  anderen  Akten- 


1)  Loserth,  Hist.  Aufzeichn.  aus  d.  Hussitenzeit.  Mitt  19,  81—89.  —  2)  Tom.  HI 
ed.  V.  Brandl,  Brunn,  1878  u.  1880.  Pars  prior,  Biilnner  Vorladungen  (Puhony  Brneadi) 
1417—1448,  Pars  altera,  Olmtitzer  Vorladungen  (P.  Olom )  1437—48.  Verl.  d.  mähr.  Landet- 
ausschusses. —  3)  Von  Losortb,  b  o.  S.  18810.  —  4)  Loserth,  d.  Denkschr.  d.  Breil. 
Dorah.  Nikol.  Tempelf.   v.  Br.,    Arch.  f.  östr.  Gesch.  61,  89—184.  —  Über  Georg  Pod  Tg!. 

0.  S.  1334.  —  5)  Böhmen   u.   s.  Nachbarländer  (s.  Jahresber.  I,  173)  u.  Urkunden  n.  Akten- 
stücke,  s.  Jahresber.  11,  2,  78.  —  6)  Hist.  Zschr.  N.  F.  VIII,  334  ff.  —  7)  Prispcrkj  k. 

1.  d.,  Ö.  Ö.  M.  H.  3  u.  4.  —  8)  Chronik  d.  St  Elb.    1471—1504.     Pr«g,  Tempsky,  1879, 
218  S.;  ähnl.  Inhalts  ist  auch  Gradls  Schrift,  s.  o.  S.  3157. 


Uagarn.  11,321 

stücken  Rehdk  l)  den  Stoff  zu  einer  kurzen,  aber  gut  geschriebenen  Biographie 
entnahm. 

Der  humanistischen  Bewegung,  welche  an  der  Schwelle  der  Neuzeit  steht, 
haben  sich  die  Tschechen  verhältnismäfsig  spät  und  zögernd  angeschlossen; 
die  Erklärung  hierfür  hat  man  in  dem  Umstände  zu  finden  geglaubt,  dafs 
drei  der  berühmtesten  und  frühesten  Humanisten  sich  der  tschechischen  Na- 
tion feindselig  erwiesen,  nämlich  Enea  Sylvio  Piccolomini,  dessen  Haltung 
gegen  Georg  von  Podebrad  bekannt  ist,  dann  der  Pangermane  Geltes, 
welcher  Spottgedichte  auf  die  Tschechen  verfafst  habe,  und  endlich  Bonus  - 
lav  Hassenstein  v.  Lobkowitz,  der,  obwohl  selbst  Böhme,  seinem  Volke 
ganz  entfremdet  gewesen  sei.  Der  Schriftsteller,  welcher  diese  Behauptung 
aufstellt,  hat  übrigens  auch  dem  wechselvollen  Schicksale  der  hinterlassenen 
Schriften  des  Bohuslav  v.  Lobkowitz  und  dem  Freunde  desselben,  Joh.  Slechta 
von  Vsehrd  eingehende  Studien  gewidmet.2) 


XXXIV.8) 
J.  H.  SchwiGker. 

Ungarn. 

Die  historische  Litteratur  Ungarns  weist  auch  im  J.  1880  auf  allen 
Gebieten  der  geschichtlichen  Wissenschaft  eine  fruchtbare  Wirksamkeit  auf; 
namentlich  sind  es  jüngere  Kräfte,  die  mit  tüchtiger  Schulung  und  in  emsiger 
Specialforschung  einzelne  Partieen  der  ungarischen  Geschichtswissenschaft  zu 
beleuchten  streben.  Es  gereicht  uns  aber  zur  besonderen  Freude,  auch  den 
schon  bewährten  Forschern  und  Geschichtsschreibern,  wie  Wilh.  Fraknöi, 
Friedr.  Pesty,  Gust.  Wenzel,  Alex.  Szil&gyi,  Karl  Torma,  Jul.  Pauler,  Paul 
Hunfalvy  u.  a.  in  ungeschwächter  Thätigkeit  und  dankbarer  Schaffenslust  wieder 
zu  begegnen. 

Wie  allenthalben  in  Europa,  so  erfreut  sich  auch  in  Ungarn  die  Prä- 
historik  einer  rührigen  Pflege;  aber  diese  'vorgeschichtlichen*  Forscher 
zählen  sich  selber  weit  mehr  zu  den  Naturforschern  oder  zu  den  Anthropo- 
logen, so  dafs  die  eigentliche  Geschichtswissenschaft  von  ihnen  nur  flüchtig 
Notiz  nehmen  kann.  Wo  man  aunoch  auf  den  Spuren  blolser  Hypothesen  wan- 
delt oder  selbst  vielfach  strittige  Objekte  ohne  streng  nachgewiesene  chrono- 
logische Einordnung,  Entwicklung  und  Ursächlichkeit  vor  sich  hat,  da  ist 
es  für  die  Historik  wohl  geraten,  noch  für  einige  Zeit  die  eingehende  Rück- 
sichtnahme auf  diese  litterarischen  Leistungen  zu  suspendieren. 


1)  Jan  F.  Villanuova.  Kuttenberg,  1878,  21  S.;  erwähnt  sei  hior  ein  Erlab  K.  Wladis- 
lawa  gegen  d.  Juden  1497,  veröff.  v.  Loserth,  Mitt.  19,  11.  1.  —  2)  Truhlur,  Wio  die 
ältesten  Humanisten  sich  gogon  das  böhm.  Volk  vorhielten  (Kterak  so  zachoyali  nojst  huni.J, 
0.  0.  M.  1880,  3  u.  4;  der«.,  Über  d.  Schrifton  d.  Bohusl.  v.  Lobk.  (0  »pisoch  B.  z.  L.) 
0.  Ö.  M.  1878,  2;  derH.,  Leben  u.  Wirken  de«  Joh.  Schi.  v.  V.  (frvot  a  pilsobeni  J.  S.  ze  V.) 
0.  0.  M.  1879,  9.  Vgl.  hiorzu  Kap.  XXXIV  zu  Endo.  —  3)  Kap.  XXX111  (Polen)  raufe 
wegen  schwerer  Erkrankung  den  Rofer,  Dr.  Kantocki  in  Posen,  leider  ausfallen. 

Historische  Jahresberichte.    itJUO.    11.  21 


11,322  XXXIV.    J.   H.  Schwickor: 

Ungarns  geschichtliche  Zeit  beginnt  mit  dem  Auftreten  der  Römer  an 
der  Ostküste  der  Adria  und  tritt  in  helles  licht  durch  die  Kämpfe  zwischen 
Dakien  und  Rom.  Diese  dakisch-römische  Periode  und  die  Zeit  der 
spätem  Römerherrschaft  findet  denn  auch  mit  Recht  noch  immer  ganz 
eifrige  Beachtung.  Als  die  unermüdlichsten  Arbeiter  auf  diesem  Felde  sind 
zu  nennen  die  beiden  Budapester  Uni  versitäts- Professoren  K.  Torma  und 
Jos.  Hampel.  Seit  länger  als  zwanzig  Jahren  beschäftigt  sich  Torma  mit 
der  wissenschaftlichen  Erforschung  des  alten  Daciens,  worüber  er  bereits 
eine  stattliche  Reihe  von  Publikationen  geliefert  hat  Von  besonderem  Werte 
ist  die  Abhandlung:  'Der  obere  Teil  des  Limes  Dacicus'.1)  Es  wird  darin  die 
von  vielen  angezweifelte  nordwestliche  Grenzlinie  Daciens  eingehend  nachge- 
wiesen. Diese  zog  sich  von  Resculum  (h.  Sebesv&ralja  im  Klausenburger 
Komitate)  bis  Porolissum  (h.  Mojgrad)  und  von  da  bis  Alsö-Kosaly  (im 
Szolnok-Dobokaer  Komitate);  an  dieser  Linie,  resp.  von  dieser  eingeschlossen 
werden  zahlreiche  Orte  nachgewiesen,  über  deren  Lage  die  Meinungen  bisher 
auseinander  gingen.  Ebenso  sind  die  Strafsenlinien  von  Potaissa  (h.  Torda) 
bis  Napoca  (h.  Klausenburg)  und  von  da  nordwärts  über  Optatian  (h.  Zutor) 
und  Largian  bis  Porolissum  und  westwärts  bis  Resculum  und  deren  Seiten- 
linien nachgewiesen.  Desgleichen  ist  der  Lauf  der  Strafse  von  Napoca  bis 
Ulpia  Trajana  (das  altdakische  Sarmizegethusa,  h.  Värhely)  und  darüber  hinaus 
mit  Genauigkeit  verfolgt.  So  liegt  uns  ein  deutliches  topographisches  Bild 
des  nördlichen  Daciens  vor.  Neben  Dacien  zieht  das  alte  Pannonien  die  be- 
sondere Aufmerksamkeit  der  ungarischen  Archäologen  auf  sich.  Auch  hier 
steht  Torma  im  Vordergrund,  seitdem  es  ihm  1880  gelungen,  das  Amphi- 
theater in  Aquincum  (d.  i.  Alt-Ofen)  zu  entdecken  und  grofsenteils  bloßzu- 
legen, worüber  er  an  die  Akademie  am  6.  Dez.  1880  referierte.1)  Nicht 
minder  eifrig  leitet  die  Ausgrabungen  auf  einer  anderen  Stelle  Aquincums 
Hampel,  dem  man  auch  fortsetzungsweise  ein  sorgfältiges  'Repertorium  der 
archäologischen  Funde  in  Ungarn'3)  verdankt 

Mit  der  römischen  Besiedelung  Daciens  steht  bekanntlich  auch  die  Frage 
über  die  Herkunft  der  Rumänen  (oder  Walachen)  in  Beziehung.  Dieser 
Gegenstand  beschäftigte  wiederum  mehrere  Historiker,  die  sich  noch  immer 
in  zwei  streng  geschiedene  Parteien,  in  Anhänger  und  in  Gegner  der  Roesler- 
schen  Einwanderungstheorie  scheiden.  In  Ungarn  trat  für  Roeslera  Auffassung 
Ladisl.  R6thy,4)  gegen  dieselbe  Prof.  Joh.  Goldis6)  auf.  Vom  slavischen 
Gesichtspunkte  aus  suchte  Jos.  Ladisl.  Pic6)  die  Frage  zu  lösen.  Obwohl  er 
manch  interessanten  Beleg  für  das  bedeutende  slavische  Element  in  Sprache 
und  Geschichte  der  Rumänen  beibringt,  woran  übrigens  auch  vorher  kein 
Unbefangener  zweifelte,  hat  er  die  Lösung  der  Frage  selbst  wenig  gefördert; 
vielmehr  ist  er  in  speciell  ungarisch -geschichtlichen  Verhältnissen  wenig 
orientiert. 

Auch  die  Sz£klerfrage  fand  desgleichen  wiederholte  Erörterung;  ins- 
besondere trat  der  sonst  verdienstvolle  K.  Szabö  (Prof.  an  der  Universität 


1)  A  Limes  Dacicus  felso  resze.  M.  6  Holzschn.  u.  einer  Karte.  Budapest  —  2)  As 
aquincum i  Amphithoatrum  eszaki  feie.  (D.  nördl.  Hälfte  d.  Aropbith.  z.  Aqu.).  M.  8  Hokacha. 
u.  15  photogr.  Abbild.  Budapest,  1881.  Einen  ausführl.  Auszug  daraus  tob  B.  Henfsl- 
mann  s.  i.  d.  Ungar.  Kev.  1881.  —  3)  Magyarhoni  regeszoti  leletek  ropertoriuma,  i.  d.  Archaeo- 
logiai  Közlerafayok  (Archaol.  Mitt)  X11I,  33  ff.  —  4)  Anonymus  az  erd%i  olahokröl  (d. 
Anonymus  über  die  sieben  bürg.  Walachen).  Budapest.  72  S.  —  5)  A  roman  nyelvlatuiagft 
(d.  Latinität  d.  mm.  Sprache).  Arad.  52  S.  —  6)  Über  d.  Abstammung  d.  Rom. 
Dunckor  &  Humblot     VII,  228  S. 


Ungarn.  11,323 

zu  Klausenburg)  zu  Gunsten  der  'hunnisch-3cythischen'  Abstammung  der  Szekler 
auf.  Er  sucht  einmal  die  von  Hunfalvy  verfochtene  Ableitung  und  Erklärung 
des  Namens  der  Szekler  (magy.  szekely  =  szek-elo  oder  szek-elö  =  marchia 
oder  Mark,  deshalb  'Szäkler'  —  Grenz  Wächter)  zu  widerlegen1);  und  will 
ferner1)  nachweisen,  dafs  die  in  Ungarn  (in  den  Komitaten  Bihar,  Szabolcs, 
Prefsburg,  Tolna  und  Wieselburg)  noch  bis  ins  XIV.  Jh.  vorhanden  ge- 
wesenen Szekler  keineswegs  Grenzwächter  waren:  mochten  sie  auch  aus  der 
'Urheimat  der  Szekler',  aus  dem  siebenbürgischen  Szeklerlande,  nach  dem 
eigentlichen  Ungarn  ausgewandert  sein,  seien  sie  doch  wie  im  Stammlande 
so  auch  in  den  ungarländischen  Kolonieen  keine  königlichen  Ansiedler  ge- 
wesen, sondern  freie  Grundbesitzer  mit  den  besonderen  ererbten  Szekler 
Nationalrechten.  Die  Argumentation  ist  gezwungen  und  entbehrt  der  stich- 
haltigen Beweise;  die  von  Sz.  beigebrachten  neuen  Urkunden  bezeugen  viel- 
mehr die  Richtigkeit  der  Hunfalvy  sehen  Ansicht,  dafs  die  Szekler  Militär- 
kolonieen  auf  den  königlichen  oder  Krongütern  waren  mit  der  Verpflichtung 
der  Grenzhut  und  der  Heeresfolge  unter  dem  königlichen  Banner. 

Die  für  Ungarns  Geschichte  bedeutsame  Periode  der  Völkerwanderung 
fand  auch  im  J.  1880  keine  nennenswerte  Pflege;  nur  als  ein  Kuriosum  sei 
erwähnt,  dafs,  angeregt  durch  den  Ruhm  der  'hunnischen  Verwandtschaft'  des 
Szekler-Volkes  auch  für  die  in  den  Komitaten  Neograd,  Gömör,  Heves  und 
Borsod  wohnenden  Palöczen  ein  Verteidiger  ihrer  hunnisch-skythisch-avarischen 
Abstammung  sich  in  Alex.  Pinter  gefunden  hat,  der  behauptet,3)  sie  hätten 
schon  vor  den  Magyaren  im  Lande  gesessen  und  den  letzteren  die  Er- 
oberung erleichtert.  P.  giebt  schätzbares  ethnographisches  Material,  in  histo- 
rischer Hinsicht  fehlt  et  ihm  an  Kritik.  Aus  der  Arpaden-Zeit  (895 — 
1301)  behandelt  in  einer  namhafteren  Arbeit  Jos.  Szalay  die  interessante  Frage 
der  'Nationalitäts  -Verhältnisse  der  ungarischen  Städte  im  XIII.  Jh.'4)  Sz. 
bringt  aus  den  Urkunden  manchen  dankenswerten  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
inneren  Verhältnisse  des  ungarischen  Städtelebens  im  XIU.  Jh.,  vertritt  aber 
im  Einzelnen  darin  eine  unhistorische  Anschauung,  dafs  er  für  viele  Städte 
im  XIU.  Jh.  das  Vorhandensein  eines  wesentlich  magyarischen  Bürgerelements 
beansprucht.  Allerdings  lebten  in  den  Städten  nach  dem  Mongolensturm  auch 
Magyaren;  aber  gröfstenteils  nur  in  den  Aufsen werken  oder  Vorstädten  und 
ohne  Teilnahme  am  städtischen  Vollbürgertum.  Namen  wie  Wesen  dieses 
Bürgertums  war  in  Ungarn  vorwiegend  deutsch. 

Eine  wichtige  Quelle  zur  Kenntnis  der  socialen  Zustände  Ungarns  im 
XIII.  Jh.  ist  das  lRegestrum  de  Varadin'  (vgl.  Endlicher,  Monum.  Arpa- 
diana,  H,  640  ff.).  Eine  historische  Studie  von  Jul.  Vajda5)  behandelt 
zuerst  die  Ausgaben,  die  Zeit  der  Entstehung,  den  Inhalt,  Stil,  Verfasser  und 
die  Glaubwürdigkeit  des  Regestrums,  um  in  der  zweiten  Hälfte  der  Schrift 
den  kulturhistorischen  Wert  dieser  Quelle  zu  untersuchen. 

Unter  den  selbständig  erschienenen  historischen  Werken  des  J.  1880 
nimmt  die  Arbeit  des  unermüdlichen  Forschers  und  Historikers  Fr.  Pesty 
über  die  'verschwundenen  Komitate'6)  die  erste  Stelle  ein.  Mit  seltener 
Kenntnis  der  urkundlichen  Quellen  und  genauer  Vertrautheit  mit  der  einschlägigen 


1)  A  ulkely  nemzeti  növröl  (Über  d.  Nationalnamen  d.  Szekler),  Szazadok  (Org.  d.  ung. 
hiat  Ges.)  S.  404 — 411.  —  2)  A  raagyarorazagi  ezäkely  telepekröl.  (Über  d.  ungarländ. 
Szekler -Aneiedlungen),  ibid.  S.  490—500.  —  3)  A  pal6czokröl.  Budapest.  96  S.  —  4)  Va- 
roeaink  nemzetiuegi  viszonyai  a  XIII.  szazadban.  Szazadok  S.  533—557.  —  5)  A  varadi 
regeatnnn  (1209—1235),  Budapest  —  6)  Az  eltiint  regi  yarmegylk.  2  Bde.  Budapest 
434  iL  509  S. 

81* 


11,324  XXXIV.     J.  II.  Schwicker: 

Litteratur  verbindet  P.  zugleich  die  erforderlichen  Sprachkenntnisse  nnd  ver- 
fügt über  eine  glückliche  Kombinationsgabe,  die,  von  unbefangener  Geschichts- 
forschung geleitet,  ihn  in  den  meisten  Fällen  das  Richtige  treffen  läfst.  Vor- 
liegende Arbeit  ist  für  eine  grofse  Menge  von  Fragen  aus  der  historischen 
Topographie  Ungarns  geradezu  bahnbrechend  und  mafsgcbend.  In  der  Ein- 
leitung bezeichnet  es  P.  als  seine  Aufgabe,  die  im  Laufe  der  Zeiten  vom 
XII.  Jh.  bis  zur  Gegenwart  (1876)  bestandene  jedesmalige  Anzahl  der  nach- 
weisbaren Eomitate  festzustellen  und  sodann  die  während  dieser  Jahrhunderte 
an  den  Komitaten  vorgenommenen  Veränderungen,  Umgestaltungen,  Neu- 
einteilungen, Zusammenlegungen  etc.  urkundlich  zu  verfolgen;  selbstver- 
ständlich ergeben  sich  nebenbei  noch  zahlreiche  andere  Fragen  über  die  wei- 
tere administrative  v  Einteilung  der  Komitate,  über  die  bestandenen  Di- 
strikte, Bezirke,  Zupanate,  über  die  obrigkeitlichen  Vorsteher  (Ober- 
gespäne)  und  sonstigen  behördlichen  Funktionäre  in  den  Komitaten  u.  s.  w. 
Er  behandelt  dann  zuerst  die  'verschwundenen'  resp.  umgestalteten  Komitate 
im  eigentlichen  Ungarn,  als:  Pilis,  Solt,  Csepel,  Szolnok,  Kemej,  Nyir,  Szilagy, 
Erdöd,  Patak,  Szerencs,  Zemplin,  Pata,  Ujvar,  Heves,  Borsva,  Bakony,  Se- 
gösd,  Bodrog,  Valkö,  Keve,  Horom  und  Somlyö;  sodann  folgen  die  sieben- 
bürgischen  Komitate,  Stühle  und  Distrikte,  dann  die  in  den  Teilen  jenseits 
der  Drau  ('fälschlich  Slavonien  und  Kroatien  genannt1)  und  endlich  die  in 
den  Teilen  jenseits  der  Save  (Bosnien,  Kroatien  und  Dalmatien).  Unstreitig 
den  gröfsten  Wert  besitzt  der  Abschnitt,  in  dem  zum  erstemale  von  P.  an  der 
Hand  der  Urkunden  und  sonstigen  authentischen  Geschichtsquellen  die  wahre 
topographische  Lage  von  Slavonien  und  Kroatien  und  das  richtige  Verhältnis 
dieser  beiden  ungarischen  Nebenländer  zu  dem  ungarischen  Matterlande  er- 
örtert wird.  Das  für  manchen  ohne  Zweifel  sehr  überraschende  Ergebnis  ist, 
dafs  das  heutige  Kroatien  und  Slavonien  mit  Unrecht  diesen  Namen  trage; 
denn,  was  jetzt  Slavonien  genannt  wird,  waren  bis  1878  unmittelbare  unga- 
rische Komitate;  Slavonien  aber  erstreckte  sich  dort,  wo  zur  Zeit  Kroatien 
liegt,  und  letzteres  befand  sich  grösstenteils  jenseits  der  Save  und  Knlpa. 
Auch  für  die  historischen  und  staatsrechtlichen  Beziehungen  Dalmatiens,  dann 
Fiumes,  Bosniens  und  der  Herzegowina  zur  ungarischen  Krone  giebt  dieses 
vortreffliche  Werk  lehrreiche  Aufklärungen.  Eine  deutsche  Bearbeitung  dieses 
Abschnittes,  der  auch  ein  lesenswertes  Kapitel  über  die  slavischen  Zupa- 
nate enthält,  wäre  ein   lobwürdiges  Unternehmen. 

Eine  andere  bedeutende  Leistung  auf  historischem  Gebiete  ist  die  kri- 
tische Geschichte  des  ungarischen  Bergwesens  von  dem  Akademiker  und 
Universitätsprofessor  G.  Wenzel:1)  die  Frucht  einer  nahezu  vierzigjährigen 
Forschung;  denn  seit  dem  J.  1843,  da  W.  in  den  'Wiener  Jahrbüchern  der 
Literatur'  das  alte  Schemnitzer  Stadt-  und  Bergrecht  veröffentlichte,  bildete 
die  ungarische  Bergwerksgeschichte  den  Lieblingsgegenstand  der  Forschungen 
und  Studien  des  Vfs.  Vorliegendes  Werk  ist  der  erste  Versuch,  die  Ge- 
schichte des  ungarischen  Bergwesens  auf  streng  wissenschaftlicher  Grundlage 
im  Zusammenhange  darzustellen.  W.  verfolgt  die  geschichtliche  Entwicklung 
der  ungarischen  Montan-Industrie  und  deren  Zusammenhang  mit  den  übrigen 
Faktoren  des  socialen  und  politischen  Lebens  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf 
die  Gegenwart. 


1)  Magyarorszag  banyaszatanak  kritikai  törtenete.  Budapest  VIII,  456  S.  Ausführlich 
gab  Ref.  don  Inhalt  in  d.  Ung.-Rev.  1881.  S.  798—825;  die  Episode  über  die  Wirksam- 
keit dor  Fugger  in  Ungarn  erzählte  ebendora.  in  d.  Liter.  Beil.  d.  Wiener  Montagsrerme  1881. 


Ungar*  11,325 

Die  Zeit  der  Könige  aus  verschiedenen  Häusern  (1301 — 1526) 
ist  im  J.  1880  namentlich  in  kulturhistorischer  Beziehung  beleuchtet  worden. 
So  umfassen  die  'Quellen  zur  Geschichte  Siebenbürgens  aus  sächsi- 
schen Archiven', J)  die  der  Verein  für  siebenbürgische  Laudeskunde  publizierte, 
ein  überaus  reiches  Urkundenmaterial  aus  der  Zeit  von  1380 — 1516,  welches 
nicht  blofs  zur  Kenntnis  des  inneren  Lebens  der  siebenbürgischen  Sachsen- 
städte sehr  wertvolle  Daten  liefert,  sondern  auf  das  gesamte  sociale  und 
volkswirtschaftliche  Leben  des  Sachsenlandes,  ja  Siebenbürgens  überhaupt 
Licht  wirft.  Volkswirtschaft,  Handel  und  Gewerbe  treten  hier  deutlich  zu 
tage,  ebenso  das  politische  und  wirtschaftliche  Leben  der  Städte,  die  Be- 
schaffenheit und  Wirksamkeit  ihrer  kommunalen  Autonomie,  sowie  die  In- 
stitutionen des  Wehr-  und  Lehrwesens.  Durch  die  Publikation,  deren  Fort- 
setzung man  mit  berechtigtem  Interesse  erwartet,  hat  der  genannte  Verein 
sich  ein  neues  eminentes  Verdienst  um  die  historische  Wissenschaft  erworben. 
Hier  sei  auch  nachträglich  noch  der  vom  Hermannstädter  Archivar  Franz 
Zimmermann  mit  Unterstützung  der  sächsischen  Nations-Universität  herausge- 
gebenen 'Photographien  von  Urkunden  aus  siebenbürgisch-sächsischen  Archiven' *) 
erwähnt.  Die  Sammlung,  zum  praktischen  Unterrichte  angehender  Archivare 
bestimmt,  umfafst  auf  27  Tafeln  ebenso  viele  Urkunden  aus  den  Jj.  1292 — 
1510  und  zwar  11  Königsurkunden  (2  Ludwigs  d.  Gr.  v.  1367  u.  1379; 
3  Sigismunds  v.  1419  u.  1420;  3  von  Mathias!  v.  1468,  1469  und  1470  und 
3  von  Wladislaw  H.  v.  1492,  1508  u.  1510).  Die  übrigen  16  Tafeln  bringen 
ans  der  Zeit  von  1292 — 1497  Urkunden  verschiedener  weltlicher  und  kirch- 
licher Behörden.     Ein  erklärender  Text  ist  leider  nicht  beigegeben. 

In  einer  interessanten  kulturgeschichtlichen  Studie  hat  Gymnasialprof. 
Des.  Cs&nki3)  die  Handelsverhältnisse  Ungarns  zur  Zeit  Ludwigs  I.  (1342— 
1182)  behandelt  und  in  vortrefflicher  Weise  Geld-  und  Kredit- Verhältnisse, 
Transportmittel,  Mafse,  Zoll-  und  Dreifsigst- Wesen,  Märkte,  Binnenhandel, 
Haupthandelsstrafsen  und  auswärtigen  Handelsverkehr  erörtert.  —  Ebenso 
vorzüglich  sind  die  eingehenden  und  sorgfältigen  archivalischcn  Studien  von 
Eug.  Abel  über  die  Gelehrten- Verhältnisse  in  der  Zeit  von  Mathias  I.  (Kor- 
vinus)  und  Wladislaw  n.  (1458—1516),  welche  Zeit  man  mit  Recht  auch 
die  ungarische  Renaissance-Periode  nennen  kann.  Seine  Publikationen  auf 
diesem  Gebiete  begann  A.  bereits  1878  mit  einer  Abhandlung  über  die 
'ßibliotheca  Corviniana.'4)  Darauf  folgten  seine  Untersuchungen  über  die 
Humanisten  am  ungarischen  Hofe  unter  Wladislaw  IL,  namentlich  über  die 
'gelehrte  Donau-Gesellschaft'  (Sodalitas  Litteraria  Danubiana)6),  denen  sich 
insbesondere  noch  eine  wertvolle  Quellen publikation  anschlofs.  Seine  Archi- 
valien erlaubten  A.  manchen  landläufigen  Irrtum  zu  korrigieren  und  über 
einzelne  Humanisten  (Ccltes,  Augustinus  v.  Olmütz,  Johann  Schlechta  v. 
Wischehrad  und  Kosteletz,  Georg  Neideck  u.  a.)  zum  teil  ganz  neue  Daten 
mitzuteilen. 


1)  Hermannst.  B.  I.  679  S.  —  2)  Hormannstadt  1879.  —  3)  Hazank  keroskedolmi 
fiazonyai  1.  Lajos  koraban.  Budapest  —  4)  Vgl.  llunfalvy,  Litorar.  Berichte  a.  Ung.  1878. 
S.  556  ff.  —  r>)  Magyarorszagi  Humanistak  6s  a  dunai  tud6s  tarsasag  (die  Humanisten  in 
Ungarn  u.  d.  gel. .  Donaugesellsch.  Akad.  Abhandl.  Budapest.)  Ein  umfassender  Auszug  in 
Hunfafrys  Liter.  Berichten.    1880.     S.  331  fi.     Vgl  o.  S.  321*. 


11,326  XXXV.     VT.  Wattenbach: 


XXXV. 

W.  Wattenbaoh. 

Paläographie. 

Die  Palaeographical  Society  in  London  hat  ihre  wertvollen  Publi- 
kationen regelmäfsig  fortgesetzt,1)  welche  in  jeder  Lieferung  ausgesuchte  Proben 
aus  allen  Jahrhunderten  des  Mittelalters  bringen;  eine  Hds.  des  Beda  de 
temp.  rat.  aus  der  1.  Hälfte  des  IX.  Jh.  (166 — 67)  liefert  einen  neuen  Be- 
leg für  die  Verteilung  der  einzelnen  Lagen  eines  Werkes  unter  verschiedene 
Schreiber;  die  Predigten  des  h.  Severianus  (161/162  aus  Mailand)  gewähren 
schöne  Proben  der  Halbuncialschrift  im  Übergang  zur  alten  Minuskel,  während 
andere  Blätter  die  in  Pompeji  gefundenen  Wachstafeln  des  Jucundus,  Cic.  de 
Rep.  u.  a.  vor  Augen  führen.  Von  der  alten  Kursive,  wie  sie  u.  a.  auf  den 
Wachstafeln  vorkommt,  gab  schon  1879  Zangemeister*)  ein  neues  Bei- 
spiel von  Backsteinen,  auf  welchen  in  dem  noch  weichen  Lehm  Vermerke 
über  gelieferte  Arbeiten  gemacht  sind,  und  stellte  die  bis  jetzt  bekannt  ge- 
wordenen Funde  der  Art  zusammen.  Reiche  Proben  irischer  u.  a.  Schriften 
vom  XII.  Jh.  an  gewährt  die  Publikation  des  sog.  lBook  of  Leinster*  von 
Rob.  Atkinson  (Prof.  d.  Sanskr.  etc.  in  Dublin).8)  Übrigens  ist  die  Fülle 
der  publizierten  Faksimiles  jetzt  so  grofs,  dafs  es  überflüssig  ist,  sie  anzu- 
führen, wo  sie  nicht  von  besonderer  Bedeutung  oder  zu  paläographischen 
Zwecken  mitgeteilt  sind.  Letzteres  ist  der  Fall  in  dem  Handbuch  spanischer 
Urkundenschrift  vom  XII. — XVII.  Jh.  von  Jesus  Mufioz  y  Rivero,  mit  179 
autographierten  Schriftstücken.  Nach  einer  Übersicht  über  die  älteren  Zeiten 
giebt  der  Vf.,  welcher  selbst  Archivbeamter  und  Prof.  an  der  Schule  rar 
Diplomatik  ist,  in  verständiger  Weise  eine  Anleitung  zum  Verständnis  der 
jüngeren  Schriftarten,  unterstützt  durch  die  zahlreichen  Übungsstücke.  Wer 
mit  den  schwierigen  Aktenstücken  vom  ausgehenden  Mittelalter  an  sich  be- 
schäftigen will,  findet  hier  ein  nützliches  Hilfsbuch,  woran  es  bis  jetzt 
gänzlich  mangelte,  freilich  nur  aus  einem  begrenzten  Gebiet,  dessen  Kenntnis 
jedoch  auch  anderes  mit  besserem  Erfolg  bewältigen  lehrt.4) 

Den  Zweck,  die  von  Jaffa  gegen  die  Echtheit  der  Pergamene  di  Arboria 
gerichtete  paläographische  Kritik  zu  entkräften,  verfolgt  Ign.  Pilitto.6)    Er 


1)  Palaoogr.  Soc.  Facsimilos  of  Mscr.  Edit  by  £.  A.  Bond  o.  E.  M.  Thompson. 
London.  Vgl.  Jahresbor.  II,  2,  344'.  —  2)  Jahrb.  d.  Ver.  d.  Altertumsfreunde  im  Rhein- 
land 67,  73—77.  Vgl.  Jahresber.  EL,  2,  136  8- 18.  —  3)  The  Book  of  L.  someüme  called 
tho  Book  of  Glendalough,  a  collection  of  piecos  (proso  and  verae)  in  the  Irish  language,  com- 
pilod,  in  part,  about  the  raiddle  of  the  12*h  Century.  Now  for  the  firat  time  pnbliahed  from 
tho  original  manuscript  in  the  library  of  Trinity  College,  Dublin,  by  the  Irish  Academy,  with 
introduetion,  analysis  of  content«,  and  index.  90  u.  410  S.  fol.  —  4)  Manual  de  Paleografia 
diplomatica  Espanola  de  los  siglos  XII  al  XVII.  Metodo  teorico-practico  para  aprender  a  leer 
los  documentos  Espanoles  de  los  siglos  XII  al  XVII.  Obra  illustr.  con  179  läminaa  dibffjadas 
por  el  autor.  Madrid,  Imprenta  de  Morena  y  Rojas  (12  pes.)  VIII,  304  8.  Zugleich  wird 
von  dems.  oino  Sammlung  von  Facsimiles  aus  ders.  Zeit  in  6  Heften  mit  je  8  Tafeln  nun 
Zweck  dos  Unterrichts,  jedes  i.   1  pesota,  angezeigt.  —    5)  8.  o  S.  270M. 


Paläograpbie.  H,327 

giebt  mit  grofser  Sorgfalt  ein  Bild  der  Ungenauigkeit.  mit  welcher  im  XV.  Jh. 
vorzüglich  in  flüchtig  gemachten  Aufzeichnungen  die  Abkürzungen  angewandt 
and  auch  mit  einander  verwechselt  und  vermengt  worden;  es  ist  nichts 
darunter,  was  mit  den  überall  zu  machenden  Beobachtungen  im  Widerspruch 
stände.  Manches,  was  Jaffa  gerügt  hat,  findet  sich  hier,  jedoch  bei  weitem 
nicht  eine  so  arge  Verwirrung.  Allein,  was  die  Hauptsache  ist,  der  wesent- 
lichste Teil  von  Jaffas  Kritik  bezieht  sich  auf  eine  Handschrift,  welche,  wenn 
sie  echt  wäre,  dem  XIII.  Jh.  angehören  mufste,  und  für  diese  Zeit  sind  alle 
jene  Formen  einfach  unmöglich.  P.  aber  scheint  gar  kein  Bewufstsein  davon 
zu  haben,  dafs  sein  vermeintlicher  Gegenbeweis  aus  diesem  Grunde  ganz  das 
Ziel  verfehlt;  wie  unbekannt  ihm  die  Schrift  älterer  Manuskripte  ist,  zeigt 
sich  darin,  dafs  er  zur  Verteidigung  der  von  Jaflte  angegriffenen  Abkürzung 
glria  für  gloria,  die  aus  Baring  ihm  bekannt  gewordene,  so  überaus  häufige 
Form  gla  sogar  in  Zweifel  zieht;  es  ist  ihm  das  ganze  ältere  System  der 
Abkürzungen  fast  unbekannt.  Wir  können  deshalb  diesen  Versuch  der  Ab- 
wehr trotz  der  grofsen  und  mühsamen  Sorgfalt,  die  darauf  verwandt  ist,  nicht 
als  erfolgreich  betrachten. 

Da  die  Sammlung  der  Mßlanges  von  L.  Del i sie  schon  im  vorjährigen 
Bericht1)  erwähnt  ist,  bleibt  uns  nur  noch  das  Buch  des  Can.  Carini  über 
den  Purpur*)  zu  erwähnen,  in  welchem  u.  a.  das  berühmte  griechische  Pri- 
vileg für  Christodulos  von  1139  (1124?)  in  Palermo  besprochen  wird.  Mont- 
faucon  hatte  es  nicht  selbst  gesehen  und  verband  damit  irrtümlich  Unter- 
schriften des  Königs  Roger,  welche  sich  auf  dem  Original  nicht  finden.  Merk- 
würdigerweise ohne  Namen  des  Ausstellers,  scheint  es  byzantinischen  Ursprungs, 
weil  das  Datum  mit  Purpurtinte  geschrieben  ist,  was  bei  sicilischen  Königen 
nicht  vorkommt  In  dem  alten  Inventar  von  1309,  wo  es  auch  schon  ohne 
Bezeichnung  des  Ausstellers  erwähnt  wird,  berichtigt  C.  'conscriptum  de  litera 
aurea  greca  (supfer  carta  tincta)  de  trito  murice  et  cocto  conchilio'  anstatt 
des  unsinnigen  'toto  consilio'  des  früheren  Herausgebers  Garofalo. 

Mit  seinen  schätzbaren  'Studien  zur  lat.  Tachygraphie'  fortfahrend  hat 
W.  Schmitz9)  Faksimiles  aus  dem  Cod.  Vat.  Regin.  846  gegeben,  den  einst 
A.  Mai  nach  seiner  Gewohnheit  benutzt  hatte,  ohne  die  Nummer  anzugeben. 
Er  enthält  Excerpte  saec.  IX.,  in  denen  Buchstabenschrift  und  tironische 
Noten  gemischt  sind,  Isidors  Cap.  de  orthographia  (worin  dem  sicilicus  die 
Form  einer  0  gegeben  ist)  und  Auszüge  der  Scintillae  des  Mönchs  Dcfensor, 
wie  S.  ermittelt  hat,  der  mit  gewohnter  Akribie  den  Text  erläutert  —  In 
gleicher  Weise  hat  derselbe4)  das  Verso  des  Fragments  von  Valenciennes  be- 
handelt, indem  er  auf  4  Tafeln  die  Noten  in  korrekter  Form  mit  Umschrift 
darstellt  Im  gleichen  Jahr  hat  auch  Koschwitz6)  Verso  und  Recto  des- 
selben Fragments  in  Faksimile  mit  Bemerkungen  von  W.  Schmitz  gegeben. 
—  Endlich  hat  auch  Herrn.  Hagen  ähnliche  Excerpte  saec.  X  aus  einer 
Berner  Hds.  mit  Umschrift  und  Anmerkungen  veröffentlicht6)  Nach  einem 
Bericht  von  Egg  er7)  hat  Guänin,  Stenographe  reviseur  au  Senat,  nachzu- 


1)  Jahreaber.  II,  2,  347  f.  350.  —  2)  S.  o.  S.  244.  Erschien  auch  aep.  Palermo,  Tip. 
P.  Montaina,  88  S.  Übrigen«  Tgl.  o.  S.  251*.  —  3)  VIII.  u.  IX.  (Progr.  d.  Kaia.-Wilh.-Gymn. 
zu  Krim  No.  367)  8  S.  Vgl.  auch  u.  S.  333*.  —  4)  Böhmers  Roman.  Stadien  V,  297. 
—  5)  Le«  plus  anciens  monuroonts  de  la  langne  frane^  2.  Aufl.  Heilbronn,  Henninger.  Vgl. 
auch  Varnhagen,  Zachr.  f.  rom.  Philol.  IV,  97—99.  —  6)  De  codicia  Bern.  CIX  Tiro- 
niania  diuputatio  duabns  tabulis  lithogr.  arte  depictis  adinta.  Progr.  Univ.  Bern,  z.  Rocto- 
ratawechael  am  15.  Not.  —  7)  Compt.  rend.  de  l'Acad   des  Inscr.  et  BL.  VIII,  215. 


11,328  XXXVI.    H.  Brefslau: 

weisen  versucht,1)  dafs  Karl  d.  Gr.  den  Unterricht  in  der  Stenographie  ver- 
ordnet habe,  und  dafs  sich  die  Nachricht  Einhards  (V.  K.  c.  25)  auf  seinen 
Versuch  beziehe,  die  Noten  zu  lernen.  Bei  der  vollkommen  deutlichen  Aus- 
drucksweise Einhards,  der  die  Noten  sehr  gut  kannte,  ist  es  jedoch  unmög- 
lich anzunehmen,  dafs  er  eine  solche  Nachricht  nicht  in  zutreffender  und 
verständlicher  Weise  sollte  mitgeteilt  haben. 


XXXVL 
H.  Brefelau. 

Diplomatik. 

Die  erste  Stelle  in  unserem  diesjährigen  Berichte  mufs  die  großartige 
Publikation  einnehmen,  von  der  unsere  Disciplin  die  allerwesentlichste  För- 
derung zu  erwarten  hat.  Indem  sich  H.  v.  Sybel  und  Th.  Sickel*)  ver- 
bunden haben,  um  unter  Mitwirkung  anderer  Fachgenossen  eine  auf  systema- 
tischer Auswahl  beruhende  Sammlung  von  300  Kaiserurkunden  ans  der  Zeit 
von  Pippin  bis  zu  Maximilian  I.  in  getreuen  Abbildungen  mit  erläuternden 
Texten  zu  veröffentlichen,  stellen  sie  den  diplomatischen  Studien  und 
dem  diplomatischen  Unterricht  ein  Hilfsmittel  zur  Verfügung,  wie  es  in 
gleichem  Umfang  und  in  gleicher  Vortrefflichkeit  der  technischen  und  wissen- 
schaftlichen Ausführung  bisher  weder  in  Deutschland  noch  in  andern  Ländern 
geboten  wurde.  Zwecke  und  Grundsätze  dieser  Publikation  legt  die  der 
1.  Lieferung  vorangeschickte  Einleitung,  sowie  eine  ausführliche  Selbstanzeige 
Sickels8)  dar;  hier  sei  nur  ein  Punkt  berührt,  der  mir  von  besonderer 
Wichtigkeit  /u  sein  scheint.  Für  die  Kaiser-  und  Königsurkunden  bis  zum 
J.  876  ist  durch  die  Beobachtung,  dafs  die  Kanzlerrekognition  autograph  ist, 
d.  h.  dafs  der  als  Rckognoszent  sich  nennende  Kanzleibeamte  diese  Zeile 
eigenhändig  geschrieben  hat,  ein  sicheres  Mittel  gewonnen,  originale  Kanzlei- 
ausfertigungen von  Kopieen,  Nachzeichnungen  u.  dgl.  zu  unterscheiden.  Von 
876  an,  wo  die  autographe  Subskription  aufhört,  fallt  dies  Mittel  fort 
Aber  indem  man  daran  festhalten  kann,  dafs  —  von  ganz  besonderen  Um- 
ständen abgesehen  —  niemals  ein  Fälscher  für  verschiedene  Stifter  gearbeitet 
hat,  dafs  also,  wenn  zwei  oder  mehr  Urkunden  für  verschiedene  Empf Anger 
von  demselben  Manne  geschrieben  oder  verfafst  sind,  damit  ihre  Entstehung 
in  der  Kanzlei  des  Reiches  verbürgt  ist,  bietet  die  Vergleichung  der  Schrift 
und  der  Sprache  (des  Diktats)  auch  für  die  nächsten  Jahrhunderte  die  Mög- 
lichkeit, mit  Sicherheit  eine  gewisse  Anzahl  von  Diplomen  als  echte  Originale 
zu  bezeichnen  und  aus  diesen  zuverlässige  Kriterien  für  die  Beurteilung 
anderer  Stücke  abzuleiten.     Als  Sickel    diesen  Satz  zum  erstenmal  in   um- 


1)  Recherche«  sur  linst,  la  pratique  et  l'enseignem.  de  la  stenopraphie,  Pari«,  Delagme. 
kl.  8°.  —  Ursprüngl.  Aufsätze  in  der  Rov.  pedagog.  -  2)  Kaiserurkk.  in  Abbildungen  1.  Lfg. 
(bearb.  von  Th.  Sickel),  30  Urkk.  auf  29  Taf.  u.  3  Bog.  Teit  Berlin,  Weidmann.  — 
3)  Mitt.  d.  Inst.  f.  östr.  Gösch.  II,  310  ff.  Vgl.  auch  K.  Menzel,  Hirt.  Zschr.  XLVi.,  1391 


Diplomatie  11,329 

fassendem»  Weise  auf  die  Diplome  der  sächsischen  Zeit  anzuwenden  begann, 
wurde  zwar  offener  Widerspruch  kaum  geäufsert,  aber  dafs  in  historischen 
Kreisen  die  Möglichkeit  seiner  praktischen  Durchführung  bezweifelt  wurde,  ist 
kein  Geheimnis:  wer  nach  der  begonnenen  Publikation  das  Zutreffende  der  Sickel- 
schen  Theorie  nicht  anerkennen  will,  wird  sich  mit  den  hier  aller  Welt  dar- 
gebotenen Beispielen  abzufinden  haben.  —  Lfg.  1.  enthält  1  Diplom  Pippins, 
4  Karls  d.  Gr.,  1  Diplom  und  1  Mandat  Ludwigs  d.  Frommen,  1  Diplom 
Lothars  L,  5  Ludwigs  d.  Deutschen,  1  Mandat  Arnulfs,  6  Diplome  Ludwigs 
d.  Kindes,  2  Konrads,  4  Heinrichs  L,  5  Ottos  L,  mithin  31  Urkk.,  nicht  30, 
wie  der  Titel  angiebt.  Sickels  Erläuterungen  geben  selbstverständlich  reichen 
diplomatischen  Gewinn. 

Veröffentlichungen  einzelner  Faksimiles  ebenso  wie  blofse  Urkunden- 
drucke mufs  ich  hier  übergehen,  wenn  sie  nicht  ein  besonderes  diplomatisches 
Interesse  haben:  eine  gröfsere  Zahl  solcher  Faksimiles  vereinigt  ein  kostbares 
italienisches  Werk.  Im  Turiner  Staatsarchiv  ist  seit  1873  nach  dem  Vor- 
bilde des  Pariser  Mus6e  des  Archives  ein  Museo  storico  errichtet,  das  ins- 
besondere die  für  die  Geschichte  des  Hauses  Savoyen  wichtigen  Manuskripte 
und  Dokumente  birgt.  Aus  seinen  Schätzen  erhalten  wir  durch  C.  Vayra1) 
in  guten,  wenngleich  in  ihrer  technischen  Ausführung  hinter  den  K.  U.  i.  A. 
und  hinter  dem  französischen  Musee  des  Arch.  depart.  weit  zurückbleibenden 
Abbildungen  neben  vielen  Curiosis  folgende  diplomatisch  interessanten  Stücke: 
die  Stiftungsurkunde  von  Kloster  Novalese  und  eine  Privatschenkung  für  dies 
Kloster  v.  726  und  810;  Teile  eines  Diploms  von  Lothar  I.  (Mühlbacher 
No.  5)  für  Novalese;  die  Signumzcilen  einschliefslich  der  Monogramme  von 
DD.  Ludwigs  IL  v.  861,  Widos  v.  895,  Lamberts  v.  896,  Hugos  und  Lothars 
v.  934,  Arduins  v.  1003;  die  Unterschriften  Udalrich-Manfreds  von  Turin 
und  Airichs  v.  Asti  aus  einer  Urkunde  v.  1028,  eine  Urkunde  Ermengards, 
der  Witwe  Rudolfs  HI.  v.  Burgund,  v.  1031,  eine  Urkunde  Humberts  von 
Aosta  v.  1040,  Teile  des  Diploms  Friedrichs  I.  v.  11  Mai  1186,  eine  Ur- 
kunde Friedrichs  H.  v.  8.  November  1299,  endlich  eine  Bulle  Felix'  V. 
v.  1441. 

Einem  bisher  sehr  vernachlässigten  Gebiete,  der  rechtshistorischen  Be- 
trachtung der  Urkunden  hat  seit  längerer  Zeit  H.  Brunner  eindringenden 
Scharfsinn  zugewandt;  ein  jetzt  vorliegendes  gröfseres  Werk2)  hat  auch  für 
Diplomatiker  hervorragendes  Interesse.  B.  bespricht  zuerst  die  italieni- 
schen Privaturkunden.  Er  geht  von  dem  grundlegenden  Satz  aus,  dafs  die 
germanische  Privaturkunde  überall  aus  der  römischen  hervorgegangen  ist, 
dafs  aber  in  Bezug  auf  die  Art  und  den  Grad  der  Umgestaltung,  welche 
die  letztere  dabei  erfuhr,  sich  verschiedene  mehr  oder  minder  abgeschlossene 
Gebiete,  Urkundenterritorien,  unterscheiden  lassen.  In  Italien  bilden  der 
Norden  und  der  Süden  zwei  solche  Territorien.  In  beiden  zerfallen  die 
Privaturkunden  in  Cartae,  dispositive  Urkunden,  durch  welche  ein  Rechts- 
geschäft überhaupt  erst  begründet  wird,  und  Notitiae  (breves,  memoratoria), 
schlichte  Beweisurkunden  für  ein  auch  ohne  urkundliche  Vollziehung  zu  recht- 
licher Wirksamkeit  gelangtes  Geschäft.  Die  Cartae  entbehren  entweder 
der  Vollziehungsformel  des  Notars  (beneventische  Cartae),  oder  sie  haben  die 
Formel  'ego  N.  not.  complevi  et  dedi'  (lombardische)   oder  die  Formel  'ego 


1)  S.  o.  S.  247*.  —  2)  Zur  Rechtsgesch.  d.  röm.  u.  german.  Urkunde  I.  Bcrl.,  Weid- 
mann. XVI,  316  S.  Vgl.  B.b  ältere  Arbeiten:  'CarU  and  Notitia',  Festgaben  für  Mommscn 
1877,  und  die  'frk.-roman.  Urk.',  Ztschr.  f.  d.  gea.  Handelsrecht  XXII. 


11,330  XXXVI.    iL  Brefelau: 

N.  not  complevi  et  absolvf  (römische).  Die  Fassung  ist  entweder  subjektiv, 
d.  b.  der  Aussteller  erzählt  von  sich  in  1.  Person  (so  meist  die  lombardische 
und  beneventische  Carta),  oder  objektiv,  d.  h.  der  Berichterstatter  erzählt 
vom  Aussteller  in  3.  Person  (so  die  lombardische  Notitia  und  das  beneven- 
tische Memoratorium).  Aussteller  ist  derjenige,  'qui  cartam  fieri  rogavit;' 
der  Schreiber,  der  den  Urkundungsauftrag  erhält,  heifst  in  römischen  Urkunden 
*rogatarius';  Aussteller  und  Destinatar  (d.  h.  die  Partei,  für  welche  die  Ur- 
kunde ausgestellt  wird)  sind  bei  der  Carta  verschiedene  Personen,  bei  der 
anfsergerichtlichen  Notitia  und  beim  Memoratorium  identisch.  In  Bezog  auf 
die  Form,  in  welcher  der  Aussteller  und  bei  der  Carta  Destinatar  erwähnt  werden, 
unterscheiden  sich  die  verschiedenen  Rechtsgebiete.  Eine  Unterzeichnung  des 
Destinatars  haben  Urkunden  nie.  Der  Aussteller  subscribiert  regelmässig  in 
der  lombardisch-tuscischen  Carta  eigenhändig  oder  mit  einem  Signum,  in  Be- 
nevent fehlt  die  Unterschrift  nicht  selten.  Die  lombardische  Carta  ist  regel- 
mäfsig  von  Zeugen  firmirt  (durch  Unterschrift,  Handzeichen  oder  Handauf- 
legung), während  für  die  Notitia  die  blofse  passive  Gegenwart  der  Zeugen 
genügt.  Die  neurömischen  Urkunden  sind  fast  durchweg  Cartae,  entweder 
mit  subjektiver  oder  mit  objektiver  Fassung;  den  Notitiae  entsprechende 
Stücke  kommen  aufsergerichtlich  nur  selten  vor;  unterschrieben  sind  entere 
in  der  Regel  nicht  von  beiden  Kontrahenten,  sondern  nur  vom  Aussteller. 
Die  römische  Yollziehungsformel  'complevi  et  absolvi'  kommt  zuerst  553  vor, 
ist  also  unter  Justinian  in  das  Urkunden wesen  eingedrungen;  für  'absolvi' 
setzt  man  in  der  Lombardei  'dedi',  'emisi',  'reddidi';  diese  Formel  ist  seit 
dem  VIII.  Jh.  herrschend;  im  Beneventanischen  ist  die  Completionsformel 
überhaupt  nicht  aufgenommen.  Für  den  Urkundungsakt  ist  besondere  wichtig 
die  'traditio  cartae',  die  körperliche  Darreichung  der  Urkunde,  welche  den 
Vertrag*  von  Seiten  des  Tradenten  perfekt  macht.  Sie  erfolgt  vor  der  Voll- 
ziehung von  der  Hand  des  Ausstellers  in  die  des  Destinatars;  hierauf  be- 
ziehen sich  die  Worte  (post  traditam  complevi  et  dedi'  der  lombardisch- 
tuscischen  Vollziehungsformel.  Nach  der  Traditio  kehrt  die  Urkunde  an  den 
Notar  zurück,  und  es  erfolgen  'roboratio  testium'  und  lcompletio\  Bei  den 
nicht  langobardischen  Germanen  Oberitaliens  treten  noch  gewisse  andere  sym- 
bolische Handlungen  hinzu.  Die  Begebung  der  Urkunde  genügt  aber  nach 
langobardischem  Recht,  um  die  Obereignung  eines  Grundstücks  auch  ohne 
körperliche  Tradition  desselben  herbeizuführen. 

Der  2.  Abschnitt  verfolgt  die  Bedeutung  der  Urkunde  (böc)  im  Gebiet 
der  angelsächsischen  Rechte,  speciell  die  Bedeutung  der  Urkunde,  durch 
welche  ein  Grundstück  zu  Privateigentum  übereignet  wurde  (landböc,  über 
terrae  etc.).  Die  Obergabe  einer  solchen  Urkunde  (traditio  libri)  heifst 
'böcian',  'geböcian',  und  das  'böcian'  ist  der  juristisch  massgebende  Akt,  durch 
welchen  die  Übereignung  des  Landes  geschieht  Die  ständigen  Bestandteile 
des  böc  sind  'dispositio'  (grant),  'comminatio'  (Sanction,  regelmässig  eine 
kirchliche  Verwttnschungsformel) ,  Datierung  und  Zeugen.  Diesen  Formeln 
der  Urkunde  entsprechen  Handlungen,  in  welche  der  formale  Urkundungsakt 
zerfällt.  Auch  die  angelsächsische  Königsurkunde  hat  Zeugen  —  im  Gegen- 
satz zur  fränkischen  und  langobardischen;  sie  hat  überhaupt  nicht  den 
Charakter  einer  öffentlichen,  sondern  den  einer  Privaturkunde,  wie  es  denn 
auch  keine  organisierte  königliche  Kanzlei  und  keinen  für  die  Authenticität 
der  Urkunde  verantwortlichen  Kanzler  giebt.  Die  Zellgenunterschriften  der 
Urkunden  sind  nicht  eigenhändig,  nicht  einmal  die  Signa  scheinen  antograpb; 
die  Zeugen  haben  oft  gewifs  nur  durch  Handauflegung  firmiert.     Eine  her- 


Diplomatik.  11,331 

vorstechende  Eigentümlichkeit  der  ags.  Carta  ist,  dafs  sie  den  Schreiber 
niemals  nennt,  wie  es  auch  eine  besondere  Klasse  berufemäfsiger  Notare  oder 
Schreiber  bei  den  Angelsachsen  nie  gegeben  hat  Damit  hängt  das  Fehlen 
des  Datums  im  buchstäblichen  Sinne  zusammen;  jede  Urkunde  ags.  Zeit, 
welche  Zeit-  oder  Ortsangaben  mit  'data'  oder  'datum'  einleitet,  ist  falsch; 
dagegen  finden  sich  solche  Angaben  in  allen  möglichen  Teilen  der  Urkunde, 
sogar  in  dorso  derselben;  wo  sie  eine  selbständige  Formel  bilden,  wird  ent- 
weder (so  meist)  das  'actum*  (die  Zeit  der  Handlung)  oder  (seltener)  das 
'scriptum1  (die  Zeit  der  Beurkundung)  datiert.  Eine  weitere  Eigentümlichkeit 
der  ags.  Urkunden  ist  die,  dafs  die  Dispositio  zumeist  im  Futurum  (dabo, 
donabo),  selten  im  Präsens,  am  seltensten  im  Präteritum  steht:  die  Urkunde 
war  eben  in  der  Regel  vor  dem  juristisch  allein  relevanten  Urkundungsakt 
geschrieben.  Die  weiteren  rechtsgeschichtlich  aufserordentlich  interessanten 
Ausführungen  B.s  über  das  Urbuch  (über  anüquus,  primitivus,  die  Urkunde, 
durch  welche  zuerst  bdcland  kreiert  wird  —  der  Existenz  dieser  Institution 
verdanken  wir  die  Erhaltung  zahlreicher  Traditionen  für  Laien,  die  auf  dem 
Kontinent  bekanntlich  so  selten  sind,  — )  über  die  Funktionen  von  Urbuch  und 
Neubuch  bei  Landveräufserungen,  Verlehnungen,  Verpfändungen,  bei  der  Kon- 
stituierung eines  Familienfideikommisses ,  bei  Vergabungen  von  Todeswegen, 
endlich  über  die  processualische  Behandlung  des  Landbuchs  seien  hier  nur 
kurz  erwähnt.  —  Es  folgt  im  3.  Hauptabschnitt  die  fränkische  Privat- 
urkunde. Auch  bei  den  Franken  gilt  für  die  ältere  Zeit  der  Unterschied 
zwischen  Carta  und  Notitia,  dispositiver  und  schlichter  Beweisurkunde;  doch 
ist  bei  ihnen  in  der  Terminologie  diese  Unterscheidung  minder  konsequent 
durchgeführt  als  in  Italien,  und  namentlich  seit  dem  IX.  Jh.  wird  vielfach 
das  Wort  'carta'  im  weiteren  Sinn  genommen,  so  dafs  es  auch  die  Notitia 
in  sich  begreift  Die  Carta  hat  subjektive  Fassung,  objektive  bisweilen  nur 
dann,  wenn  sie  in  zwei  gleichlautenden  Exemplaren  ausgestellt  ist.  Sie  be- 
ginnt oft  mit  einer  Inscription,  welche  Namen  des  Ausstellers  und  der 
Destinatare  enthält;  fast  regelmäfsig  nennt  sich  der  Aussteller  in  der  Sub- 
scription,  welche  das  Signum  des  Ausstellers,  die  Rogationsklausel  und  die 
Zeugenziehungsklausel,  oft  aber  nur  eine  der  beiden  letzteren  Formeln  ent- 
hält; bisweilen  wird  der  Aussteller  lediglich  von  dem  Rogatar  genannt 
Firmiert  ist  die  Carta  durch  Handzeichen  oder  Unterschrift,  bisweilen  auch 
durch  blofse  Handauflegung  des  Ausstellers;  die  unendlich  häufige  Formel 
'stipulatione  subnixa'  bezweckt,  wie  B.  gegenüber  anderen  Auslegungen  er- 
weist, die  Ankündigung  oder  Konstatierung  der  Firmatio.  In  derselben  Weise 
wie  die  Aussteller  firmieren  die  Zeugen;  die  Hinzufügung  ihrer  Namen  ist 
notwendiges  Erfordernis  der  Privaturkunde.  Eine  Vollziehungsformel  fehlt 
stets,  dagegen  findet  sich  meist  die  Subscription  des  Schreibers:  wenn  sie 
in  bestimmten  Gegenden  fortgelassen  wird,  so  mag  der  Schreiber  unter  den 
Zeugen  genannt  sein;  namentlich  dürfte  mitunter  der  letzte  Name  der  Zeugen- 
reihe den  Schreiber  bezeichnen.  —  Sicheres  Kennzeichen  der  Notitia  ist  die 
objektive  Fassung;  ihr  Aussteller  kann  der  Destinatar  oder  dessen  Vertrags- 
gegner sein;  an  ersteren  ist  meistens  zu  denken,  wenn  ein  Aussteller  gar 
nicht  genannt  ist.  Abgesehen  vom  Hofgericht,  kennt  das  fränkische  Recht 
gerichtliche,  d.  h.  auf  Befehl  des  Gerichts  geschriebene  Notitiae  im  eigent- 
lichen Sinne  nicht;  aber  sowohl  Cartae  wie  Notitiae  können  vor  Gericht 
ausgestellt,  vom  Gerichtsschreiber  geschrieben  und  von  den  Dingleuten  signiert 
werden;  als  Aussteller  solcher  Notitiae  ist  gleichfalls  der  Destinatar  zu  be- 
trachten.     Die  alamannische  Carta  schliefst  sich    formell   und   sachlich  der 


11,332  XXXVI.    H.  Breslau: 

fränkischen  eng  au,  zeichnet  sich  aber  durch  eine  gewisse  Regelmäfsigkeit 
in  den  Formeln  des  Eschatokolls  aus.  Eine  Reihe  formaler  Besonderheiten 
—  namentlich  durch  Bewahrung  gewisser  spätrömischer  Formeln  —  haben 
die  Cartae  aus  Currhätien.  Selbständiger  als  das  alamannische  steht  auch 
das  bayrische  Urkundenwesen  dem  fränkischen  gegenüber;  die  Carta  heilst 
hier  technisch  'cpistola',  die  Notitia  bisweilen  auch  'brevis  commemoratorii'; 
das  Wort  'carta'  begreift  beide  Gattungen  in  sich;  eigentümlich  ist  hier  auch 
die  Datierung  mit  der  Formel  'sub  die  consule  quod  fecit'  u.  s.  w.  (natürlich 
ohne  Nennung  eines  Konsuls),  die  z.  B.  in  Freising  seit  764  (Bischof  Arbeo) 
wieder  herrschend  wird;  sehr  interessant  ist  eine  Passauer  Urkunde  des  VII. 
oder  Vm.  Jh.,  ausgestellt  von  im  Rothachgau  sitzen  gebliebenen  freien 
Römern,  mit  Benutzung  eines  uralten  Formulars.  Die  Traditio  cartae  wird 
in  fränkischen  Urkunden  nur  gelegentlich  erwähnt;  Sohm  hat  sie  falsch  be- 
urteilt. *)  Vorstehendes  erschöpft  nicht  entfernt  den  reichen  diplomatischen 
Gewinn,  den  B.s  Buch  gewährt;  weiterer  Anbau  dieses  bisher  so  sehr  ver- 
nachlässigten Arbeitsfeldes  ist  dringend  zu  empfehlen.  —  Ebenfalls  zugleich 
diplomatisches  und  rechtshistorisches  Interesse  bieten  die  beiden  sich  nah 
berührenden  Untersuchungen  von  Th.  Sickel  und  K.  Zeumer.  Das  römische 
Verfahren  zum  Ersatz  verlorener  Urkunden  durch  contestatio  bestand  darin,*) 
dafs  der  von  dem  Verlust  Betroffene  eine  von  ihm  mit  Genehmigung  der 
Municipalbehörde  verfafste  und  beglaubigte  Erklärung  über  denselben  drei 
Tage  lang  öffentlich  ausstellte  und  sich,  dafs  dies  ohne  Widerspruch  ge- 
schehen, durch  Unterschrift  der  Behörde  bescheinigen  liefs.  Beispiele  für 
dies  summarische  Verfahren  finden  sich  nur  in  Gallien,  und  nur  von  den 
Franken  ist  es  übernommen  worden.  Bei  ihnen  tritt  an  die  Stelle  der 
römischen  Municipalbehörde,  der  Curie,  nach  einem  notgerichtlichen  Vorver- 
fahren vor  dem  Centenar,  das  in  der  Gauhauptstadt  abgehaltene  echte  Ding 
des  Grafen,  in  welchem  ein  Urteil  über  die  Bestätigung  des  Besitzes,  dessen 
Titel  verloren  waren,  gefunden  wird;  die  darüber  ausgefertigte  Notitia  heifst 
Appennis.  Statt  dieser  gerichtlichen  suchten  namentlich  Kirchen  eine  könig- 
liche Bestätigung  für  den  Fall  des  Urkundenverlustes  nach;  für  diese  könig- 
lichen Bestätigungen  —  Z.  bespricht  die  einzelnen  Fälle  bis  840  —  will 
der  Vf.  nicht  die  Bezeichnung  Appennis,  sondern  lieber  den  Namen  (pan- 
carta*  angewandt  wissen.  Das  Appennisverfahren  wurde  dadurch  bald  ver- 
drängt. —  Sickel,  der  in  seiner  vor  Zeumers  Arbeit  erschienenen  Abhand- 
lung3) den  Namen  Appennis  auch  für  die  Königsurkunden  beibehält,  weist 
hinsichtlich  der  DD  Heinrichs  I.  v.  18.  März  927  und  Ottos  I.  v.  2.  April 
940  für  Hervord  nach,  dafs  das  Wort  'renovare'  im  urkundlichen  Sprach- 
gebrauch fast  gleichbedeutend  mit  'bestätigen*  gebraucht  wird  und  reiht  jene 
DD  lediglich  in  die  Kategone  der  Appennes  oder  Pancartae  ein.  Indem  er 
dabei  für  das  X.  Jh.  die  Fickersche  Annahme  des  Vorkommens  von  Neu- 
ausfertigungen überhaupt  bestreitet,  läfst.  er  dahingestellt,  wie  sich  das  in 
späterer  Zeit  verhalten  habe.  Ich  will  ergänzend  bemerken,  dafs  ich  auch 
aus  der  ganzen  salischen  Periode  nur  ein  einziges  D.  kenne,  das  bestimmt 
als  eine  Neuausfertigung  im  Sinne  Fickers  bezeichnet  werden  kann.4) 

Der  Beweis,   dafs   die  Zeugenreihen  von  Urkunden  ganz   oder  teilweise 
in  einem  anderen  Zeitpunkt  als  dem  in  der  Datierung  genannten   coneipiert 


1)  S.  o.  S.  769.  —  2)  Zoumor,  Über  den  Ersatz  Yorlorener  Urk.  im  frank.  Reiche. 
Ztschr.  d.  Sayigny-Stiftung  f.  Rcchtsgosch.  German.  Abteil.  I,  89  ff.  —  3)  NeaauafertiguBg 
oder  Appennis?    S.  o.  S.  269.  —  4)  S.  N.  Arch.  VI,  553  u.  K.  U.  i.  Abb.  Lfg.  2  u  T.  18. 


Diplomatik.  11,333 

sind,  wird  von  Ficker1)  ans  Urkunden  des  XIII.  Jbs.  für  eine  Anzahl  von  Fällen 
unwiderleglich  erbracht-,  auch  Fälle  von  ganz  allmählich,  während  eines  län- 
geren Zeitraums  zusammengesetzten  Zeugenreihen  finden  sich.  —  Zur  Ge- 
schichte der  spätmittelalterlichen  Kanzleiverfassung  haben  wir  einen  wert- 
vollen Beitrag  von  £.  Winkelmann2)  erhalten,  in  welchem  mehrere  bisher 
unbekannte  Stücke:  Kanzleiordnung  Friedrichs  II.  (für  Sicilien),  eine  Kanzlei- 
ordnung Manfreds,  zwei  Verordnungen  Karls  I.  v.  Sicilien  für  das  Amt  des 
Protonotars  und  Kanzlers  von  1268  und  eine  spätere  Kanzleiordnung  des- 
selben veröffentlicht  wird.  Für  die  Geschäftsteilung  und  die  Geschäftsbehand- 
lung in  der  Kanzlei  (u.  a.  Annahme  und  Behandlung  der  Petitionen  S.  5,  1 1, 
12,  13,  20;  eigenhändige  Zeichnung  der  besiegelten  Stücke  durch  einen  Ober- 
beamten S.  6,  13,  16;  Amtseide  der  Kanzlcibeamten  S.  9,  21;  Siegelbewah- 
rung S.  10,  11,  19,  Aushändigung  der  ürk.  S.  11;  Regesten  S.  14,  20; 
Strafen  der  Notare  für  grammatische  und  Schreibfehler  S.  14;  Kanzleitaxen 
S.  11,  17,  19  u.s.w.)  erhalten  wir  hier  aufeerordentlich  wichtige  Aufschlüsse. 
Von  Interesse  ist  auch  ein  Schreiben  Innocenz'  IV.  von  1247,  durch  welches 
wir  von  Ansprüchen  des  Bischofs  v.  Bamberg  auf  lebenslängliche  Führung 
des  ihm  von  Heinrich  (VII.)  übertragenen  Kanzleramtes  erfahren.  Angehängt 
sind  einige  schon  früher  gedruckte  Traktate  über  päpstl.  Kanzleiwesen;  jedoch 
gehört  No.  6  nicht  der  Kanzlei  Cölestins  III  an,  sondern  ist  eine  französische 
Privatarbeit8).  Eine  von  K.  Schalk4)  mitgeteilte  Urkunde  v.  1464  giebt 
über  die  Nebenbeschäftigung  eines  Notars  K.  Friedrichs  III.  Aufschlufs. 

Auch  blofse  Regesten  Publikationen  können  hier  im  allgemeinen  nicht  be- 
rücksichtigt werden,  gleichwohl  sei  an  der  Spitze  der  für  die  Diplomatik 
interessanten  Arbeiten  über  einzelne  Urkunden  und  Urkundengruppen5)  in 
Kürze  die  Neubearbeitung  der  Karolingerregesten  von  E.  Mühlb acher6)  er- 
wähnt, weil  hier  zum  ersten  male  die  insbesondere  von  Sickel  und  Ficker 
neu  aufgestellten  Regeln  der  diplomatischen  Forschung  auf  regestenmäfsige 
Bearbeitung  einer  umfangreicheren  Urkundenserie  mit  gröfster  Umsicht  ange- 
wandt sind.  Die  Urkunden  Heinrichs  H.  für  Kloster  Michelsberg  bei  Bamberg  be- 
handelte K.  Ricgcr;7)  die  Urk.  Lothars  111.  für  Kloster  Beuron  (St.  3258) 
ist  dadurch  von  besonderem  Interesse,  dafs  sie  die  Zeugenliste  auf  der  Rück- 
seite in  Bücherschrift  giebt,  dafs  wir  hier  noch  eigenhändige  Vollziehung  des 
Handmals  durch  den  König  anzunehmen  haben  und  dafs  ihr  von  der  Hand 
eines  königlichen  Kanzleibeamten  eine  päpstliche  Bestätigung  hinzugefügt  ist; 
die  Bullen  Honorius'  ü.  und  Innocenz'  III.  für  dasselbe  Kloster  sind  dagegen 
zu  verwerfen8). 


1)  Zeugen  u.  Datierung,  Mitteil.  <L  inst.  f.  östr.  Gesch.  1,20.  —  2)  Sicil.  a.  päpstl.  Kanz- 
leiordnungen u.  Kanzleigebrauche  d.  X11I.  Jh.  Innsbruck,  Wagner;  teilweise  auch  in  den  Acta 
imp.  inedita  saec.  XI 11.  S.  431  ff.  Tgl.  oben  S.  42*  f.  —  3)  S.  meine  Rec.,  Deutsche  Lit.-Zeit 
1881.  Sp.  899.  —  4)  Mitteil.  d.  Inst  f.  österr.  Gesch.  I,  305.  —  5)  Über  tironische  Noten 
in  Merovingerdiplomcn  s.  Arbois  de  Jubainville,  Bibl.  de  Tee.  des  Charte»  XLI,  85; 
über  die  Regierangsepochen  Karls  d.  Kahlen  denselben,  ebda  S.  87;  über  die  Epochen  der 
älteren  westfränkischen  und  burgundischen  Könige  nach  den  Urkunden  von  Kloster  Cluny, 
A.  Bruel,  o.  S.  167;  über  die  Zweitälteste,  bis  jetzt  bekannte  Urk.  in  franz.  Sprache  und 
über  frühestes  Vorkommen  der  deutschon  Sprache  in  Klsässer  Urkk. ,  Wiegand  o.  S.  781; 
Über  das  Privileg.  Erzb.  Adalberts  für  Mainz.  (Orig.  mit  Goldschrift  in  erster  Zeile)  o.  S.  9ü*; 
über  illustrierte,  durch  farbige  Initialen  und  Heiligenbilder  ausgezeichnete  Urkk.  des  XIV.  Jh. 
o.  S.  48*  fT. ;  über  ein  Diplom  Heinrichs  (VII.)  ?.  1.  Sept.  1220  für  Augsburg,  JZirngiobel, 
Archiv.  Zschr  V,  156  fl.  mit  dem  Roiterniegcl  Heinrichs  als  Herzogs  v.  Schwaben;  nach  Z. 
nicht  in  dor  königl.,  sondern  in  der  h erzog  1.  schwäbischen  Kanzlei  ausgestellt,  was  aber  gegen- 
über der  Bemerkung,  dafs  das  Diplom  v.  12.  März  1222  gleiche  Schrift  zeigt,  noch  weiterer 
Untersuchung  bedarf.)  —   ti)  s.  o.  S.  16*».  —  7)  s.  o.  S.   31\  —8)   W.  Schum,  s.  o.  S.  356. 


11,334  Diplomatik. 

Mit  Erfolg  ist  in  letzter  Zeit  wieder  das  Feld  der  päpstlichen  Diplomatik 
angebaut.  Neben  S.  Löwenfelds  Nachträgen1)  zu  Kaltenbrunners*)  Er- 
gänzungen der  Jaff&chen  Regesten  sind  Pflugk-Harttungs  'Acta  inedita'8) 
durch  die  ausführlichen  Bullenbeschreibungen,  auch  wenn  sie  bisweilen  über- 
flüssiges enthalten,  für  die  noch  zu  erwartende  Papstdiplomatik  beachtenswert 
Für  die  letztere  bieten  eine  sehr  wertvolle  Vorarbeit  die  Zusammenstellungen 
Kai  tenbrunners  über  die  äufseren  Merkmale  der  Papsturkunden  des  XII.  Jh. 4), 
welche  sich  eingehend  und  mit  einer  auf  diesem  Gebiet  besonders  anerken- 
nenswerten Vorsicht  des  Urteils  über  den  Schriftcharakter,  die  Unterfertigungs- 
zeichen  (Rota  und  Bene  valete),  die  Unterschrift  des  Papstes  (unter  Paschal  IL 
nach  K.  eigenhändig,  ob  auch  noch  unter  Calixt  n.  ist  sehr  zweifelhaft  und 
kaum  wahrscheinlich),  die  Unterschriften  der  Gardinäle,  die  Datierung  (Name 
des  Datars  seit  Gerard  unter  Cölestin  II.  eigenhändig  nachgetragen;  seit 
Roland  unter  Anastasius  IV.  nur  noch  Nachtragung  des  Anfangsbuchstaben 
dieses  Nameus),  endlich  über  die  Litterae  (diese  Bezeichnung  wählt  K.  für 
das  XII.  Jh.  lieber  als  den  Namen  Breve)  und  über  die  Unterscheidung  der 
Briefe  'cum  filo  serico'  und  'cum  filo  canapis'  (Bulle  an  Seiden-  oder  Hanf- 
fäden anhängend)  verbreiten  und  im  Anschlufs  daran  die  von  Delisle  ver- 
öffentlichten Kanzleiregeln  aus  der  Zeit  Bonifaz*  VIII.  erörtern.  Einzelne 
Papstbullen  bespricht  schliefslich  in  kritischer  Erörterung  Wilmanns,6) 
besonders  interessant  ist  darunter  ihrer  Datierung  wegen  eine  Urkunde  von 
Eugen  III.,  Jaffa  No.  6159. 

Aus  der  sphragistischen  Litteratur  hebe  ich  zum  Schlufe  als  beson- 
ders wichtig  hervor  den  mit  vortrefflichen  Abbildungen  ausgestatteten  Katalog 
einer  aufserordentlich  reichhaltigen  französischen  Privatsammlung  von  Siegel- 
typarien, vorwiegend  franz.  Ursprungs,  doch  sind  auch  wertvolle  Stücke  aus 
Deutschland  darunter6).  Roth  von  Schreckenstein7)  handelt  eingehend 
von  den  Wappensiegeln  und  giebt  für  Diplomatiker,  Urkundeneditoren  und 
Archivare  gleich  beachtenswerte  Winke  für  die  Beschreibung  derselben.  Nütz- 
liche Bemerkungen  über  einzelne  sphragistische  Fragen  (Schraffierung  mittel- 
alterlicher Siegel,  Unterscheidung  von  Siegelbild  und  Wappenbild  u.  8.  w.) 
verdanken  wir  auch  diesmal  wieder  dem  Fürsten  F.  K.  v.  Hohenlohe- 
Waldenburg  auf  Kupferzeil 8). 


1—3)  s.  o.  S.  187.  Berichtigung,  u.  Ergänzung,  zu  Manch*  'Aufschlüssen  Üb.  d.  pipstl. 
Archiv*  (s.  Jahresber.  II,  2,  217)  giebt  in  einer  ausftihrl.  Besprechung  B.  Dudik,  Beitr.  z. 
Gesch.  d.  papstl.  Diplom.  Wiss.  Stud.  aus  d.  Bened-Ord.  I  Heft  2,  188  ff.  —  4)  Mitteil.  d. 
Inst  f.  osterr.  Gesch.-Forsch.  1,  375  ff.  —  5)  Arch.  Zschr.  V,  149  ff.  —  6)  C harret, 
Description  des  collections  de  sceaux-matrices  de  M.  £.  Dongi.  Paris.  —  7)  Archiv.  Zschr.  V, 
1  ff    -  8)  Anz.  f.  Kunde  d.  dtsch.  Vorzeit  XXVII,  12.  219.  250. 


Allgemeines.  11,335 


XXXVII. 

E.  Meyer. 

Allgemeines. 

Allgemeine  Darstellungen  des  Mittelalters  sind  bei  dem  Umfange  desselben 
and  dem  ungeheuren  Material,  das  die  Einzelforschung  unausgesetzt  ans 
Licht  zieht,  selten;  selbst  zu  Reflexionen  über  das  Mittelalter  ist  unsere 
realistische,  der  Philosophie  abholde  Zeit  nicht  geneigt:  *)  läuft  man  bei  letz- 
teren Gefahr,  nur  Allbekanntes  zu  wiederholen,  so  schrecken  vor  ersteren  die 
höheren  Forderungen  zurück,  die  an  sie  im  Vergleich  zu  den  allgemeinen 
Welt-  und  sog.  Kulturgeschichten  gestellt  werden  müssen.  Werke  der  eben 
erwähnten  Gattung8),  meist  populär,  erscheinen  Jahr  aus  Jahr  ein,  berück- 
sichtigen aber  in  der  Regel  das  Mittelalter  verhältnismäfsig  am  wenigsten. 
Dem  Mangel  an  zusammenfassenden  Darstellungen  steht  auch  auf  dem  Gebiete 
des  Mittelalters  das  Bestreben  gegenüber,  durch  Hilfsmittel  verschiedener  Art 
das  Studium  desselben  zu  erleichtern.  Hier  sind  zunächst  die  nur  in  langen 
Zwischenräumen  ausgegebenen  Supplementes  zu  erwähnen,  die  öt tingers 
'Moniteur  des  dates'3)  nicht  nur  mit  neuem  Material  bereichern,  sondern 
auch  die  früheren  Daten  berichtigen.  Schneller  schreiten  die  deutsche4) 
und  die  belgische5)  allgemeine  Biographie  vor. 

Auf  der  andern  Seite  sind  auch  einzelne  Seiten  des  gesamten  Mittel- 
alters beachtet  worden,  wie  das  Kostüm  und  das  Kriegswesen.  Für  ersteres 
hat  Demay6)  aus  dem  Studium  der  Siegel  nicht  allein  Bestätigung  des  bis- 
her Bekannten  gezogen,  sondern  auch  mancherlei  Berichtigungen;  den  Helm 
hat  mehr  als  Schmuckstück  denn  als  Waffe  P.  Gout7)  besprochen.  Bewaffnung 
und  Waffen  des    späteren  Mittelalters  (von  c.  1270  ab)  erläutert  aus  den 


1)  Philippeon,  importance  histor. du  ILA.;  Diacours.  (Brux.,  Mayolez.  16  8.)  wir  mir 
nicht  soganglich.  —  2)  Schlosser,  Weltgeschichte  für  das  Volk.  Mit  28  hist  Karten  in 
Farbendr.  mit  Fortsetz,  bis  anf  die  Qegenw.  Unter  Zugrundelegung  d.  Bearb.  t.  G.  L.  Kriegk 
bei»,  von  Osk.  Jäger  u.  Th.  Creizenach  (Berl.,  Seehagen)  ersch.  in  3.  (18.  Stereot.-)  Aufl., 
ist  aber  noch  nicht  bis  z.  M.  A.  gelangt.  —  0.  Fr.  Kolb,  Abrifs  d.  Kalturgesch.  d.  Mensch» 
heit.  Aaf  Grund! .  s.  grösseren  Werkes  bearb.  (Leipz.  Felix.  V,  97  S.)  sei  hier  nur  erwähnt; 
das  gröfsere  Werk  ersch.  1868-70,  2  Bde.  3.  Aufl.  1873;  F.  ist  bekanntlich  demokratischer 
Föderalist).  —  C.  Faul  mann  (Prot  d.  Stenogr.),  illustrierte  Kalturgesch.  Für  Leser  aller 
Stände.  (Wien,  Hartleben,  in  20  Lfgn.)  ist  bis  Lf.  8  (S.  1—166)  vorgeschritten.  —  Obwohl 
gleichfalls  für  ein  grösseres  Publikum  berechnet,  wird  J.  y.  Falke  (Direkt  d.  Mus.  in  Wien) 
in  s.  'Kostfimgesch.  d.  Kulturvölker'  (Stuttg.,  Spemann,  in  16  Lfgn.,  1880  nur  Lf.  1 — 4  S.  1— 
128)  auch  den  Konner  interessieren.  —  Faulmanns  'Buch  d.  Schrift*  (Wien,  Hof-  u.  Staats- 
druckerei; XII,  286  S.)  —  ein  typograph.  Prachtwerk  nicht  ohne  Wert,  das  auch  das  M.-A.  be- 
rührt —  liegt  in  2.  verb.  Aufl.  vor;  desselben  (illustr.  Gesch.  d.  Schrift  Populärwissen- 
schaftlich' ist  mehr  ersteres  als  letzteres  (jetzt  abgeschlossen:  XVI,  632  8.  Wien,  Hartleben). 

—  3)  Mon.  d.  dat.,  contenant  un  million  de  renseignements  biograph.,  geneal.  et  histor.  Bdit- 
r£d.:  Hugo  Schramm- Macdonald.  Lfg.  48,  32  S.  Imp.  fol.  Leipz.  Hermann.  Diese  Lfg. 
schliefst  den  2.  Supplem.-Bd.  (Bd.  Vlil  d.  ganzen  Werkes,  288  S.);  Bd.  VII  ersch.  1873.  — 

4)  Lfg.  49—56  (X  S.  481-  XII.  S.  160;    Hammer-Hermann)  Leipz.,  Duncker  u.  Hurabl.  — 

5)  Biographie  nationale  (beige)  VII,  1.  ( Feable-Fy t).  199  S.  Brux.,  Bruylant-Christophe  et  Co. 

—  C)  Vgl.  o.  S.  281  *.  —  7)  le  casque  dep.  l'antiquit  juaqu'ä  nos  jours ,  Gaz.  d.  Beaux  Arts. 
Febr.-Hft 


11,336  XXX VH.    E.  Moyor. 

ZeichnuDgen,    Miniaturen,    Grabsteinen  u.  a.  Denkmälern  des  germanischen 
Museums  Essenwein1);    besonders  reichen  Aufschlufs  gewähren  die  Illustra- 
tionen aus  zwei  Codd.  (973  u.  998),  die  Scenen  des  trojanischen  Krieges  ver- 
anschaulichen.    Der  erstere  zeigt  die  veränderte  Kanipfesweise  von  c.  1400, 
bei  welcher  Lanze  und  Schild   im  Ernstkampfe  fehlen,    während   der  andere 
die  durch  die  Hussitenkriege  bewirkte  Änderung  in  Taktik  und  Kampf  erkennen 
läfst;    auf  die  Bedeutung  der  Siegel    wegen  ihrer    genauen  Datierung  weist 
auch  E.  hin.  —  Die  Gefechtsweise  des  Mittelalters,  in  der  bei  dem  Vorherr- 
schen   der   körperlichen    Kraft    des  Einzelnen    die    hoch    entwickelte  Kunst 
des  Altertums  zur  Kindheit  zurückkehrte,  wird  nur  berührt  von  A.  v.  Bogus- 
lawski8),  der  entschieden  in  Abrede  stellt,  dafs  die  Erfindung  des  Schiefs- 
pulvers allein  im  XIV.  u.  XV.  Jh.  die  Wiedererstehung  des  Fufsvolks,   des 
überall  verwendbaren  Materials  einer  wahren  Kriegskunst,  herbeigeführt  habe. 
Ober  die  Geschichte  des  Geschützwesens  im  Mittelalter  gewähren,  ohne  gerade 
neues  zu   geben,  einen  Überblick  G.  Hu  es3)   nach  den  einzelnen  Jahrhun- 
derten  geordneten  Zusammenstellungen  derjenigen  Ereignisse,   bei  denen  die 
Verwendung  der  alten  Wurfmaschinen,  des  griechischen  Feuers  und  später  der 
Feuergeschützc    bei  Belagerung,    Verteidigung    und  im    offenen  Kampfe   zu 
Lande  und  zur  See  gemeldet  wird;    auch    das  Personal,  der   gesamte    und 
speciell  der  Brückentrain  wird  berücksichtigt  —  Militärische  Bildung,  die 
bei  uns  durch  die  zahlreichen  Einjährig-Freiwilligen  in  immer  weitere  Kreise 
getragen  wird,   ist  auch  für  das  Verständnis  derjenigen  Perioden  wünschens- 
wert,  die  vor  der  Erfindung  des  Schiefspulvers  liegen:  sie  steht  G.  Rfltth- 
ning4)  nicht  zur  Seite,  dennoch  sind  seine  Untersuchungen  überBefestigungs-,  Be- 
lagerungs-  und  Schlachtenwesen  von  der  Zeit  von  900 — 1250  ganz  dankenswert 
Gegen  Baltzer  betont  er  insbesondere,  dafs  das  Lager  der  Belagerer  doch 
befestigt  war.     Der  Ausdruck  'miles',  sich  nach  und  nach  für  'Vasallus'  ein- 
bürgernd, soll  schon  vom  X.  Jh.  ab  den  für  die  Aufnahme  anderer  Elemente 
noch  offenen,  aber  nach  unten  bestimmt  abgegrenzten  Stand  des  bevorzugten 
Kriegers  bezeichnen,  auf  dem  im  Kriege  die  Hauptlast  lag,   d.  h.  die  freien 
Vasallen,    die  im  Kriege  mit  einer  mehr   oder  minder   grofsen  Schar    von 
schwer  oder  leicht  bewaffneten   Begleitern  erschienen.    —   Die  Schlachtord- 
nung  war   meist   eine  in  drei  tiefen  Treffen:    das  erste  sollte  den  Vorstreit 
haben,  das  zweite  und  dritte  bildeten  die  Reserve,  aber  so,  dafs  das  dritte 
allein  Beute  machen  durfte;  doch  griffen  diese  Reservetruppen  oft  die  Flanken 
des  Feindes  an.     Die  Belagerung  von  Crema  1159   ist  dem  Vf.  in  gewisser 
Weise  typisch  geworden;    die  Schlacht  von  Legnano  bespricht  er  eingehend 
und  sucht  Gotfried  v.  Viterbos  Bericht  als  wahrheitsgetreu  zu  erweisen.  — 
L.  v.  Beckh-Widmanstetter5)  hebt  hervor,   dafs  im  XV.  und  XVI.  Jh. 
nicht  vorhandene  und  langangesammelte  Barbestände  die  Mittel  zur  Krieg- 


1)  Beitrage  aus  d.  Germ.  Mus.  z.  Gesch.  d.  Bewaffnung  im  M.-A.,  Ans.  f.  Kde.  d.  dtsch. 
Vorz.  XXVII,  205  ff.  u.  ö.  —  2)  d.  Gefechtsweise  aller  Zeiten.  Für  Offiziere  des  stehenden 
Heere«  u.  d.  Beurlaubtenstandes,  Officiersaspiranten ,  Freiwillige  und  höhere  Lehranstalten. 
Berlin,   Luckhardt     XII,  129  S.  3)  l'artillerio   dans   l'antiquitä  et  au  M.-A.,  Journ.  des 

scionces  milit  8  Ser.  XXVI,  119—152;  407—22.  Auch  sep. .  Paris,  Dumaine.—  H.  Müller 
in  «einer  auch  in  Frankreich  anerkannten  GcBch.  d.  Fostungskrieges  etc.  (Berlin,  Oppenheim; 
VI,  222  8.  —  vgl.  u.  111,  1*)  bespricht  die  das  Ende  des  M. -A.  umfassende  Periode  nur 
kurz.  —  4)  s.  o.  S.  278.  —  5)  d.  ältere  Art  d.  Goldbeschaffg.  im  Krioge,  mit  bca.  Rücksicht 
auf  d.  XV.  u.  XVI.  Jh.  Wien,  L.  Mayer.  31  S.  —  B.  v.  Bau  mann,  Studien  üb.  <L  Verpfleg, 
d.  Kricgwhecro  im  Felde  11.  (Hist.  Teil  Abt.  3  u.  4.  Ucidelb.,  Winter;  794  8.)  behandelt 
die  Neuzeit  (das  1.  Kaiserreich). 


Allgemeine*.  11,33? 

fuhrung  gewährten,  sondern  der  Credit,  der  nur  andere  Formen  als  beut 
hatte,  insofern  ein  Unterpfand  geleistet  oder  Bargen  gestellt  werden  mufsten. 
—  Vollendet  liegt  jetzt  E.  Knorrs1)  Werk  über  die  Geschichte  des  Heeres- 
Sanitätswesens  vor;  auch  auf  diesem  Gebiete  liefe  das  Mittelalter  unter  dem  Ein- 
flüsse der  Kirche  alles  wieder  verloren  gehen,  was  die  langen  Erfahrungen 
des  Altertums  geschaffen  hatten.  Die  kriegerische  Seite  des  höfischen  Lebens 
während  des  XU  und  XIII.  Jhs.  bringt  nach  allen  Richtungen  hin  Alw. 
Schultz1*)  zur  Darstellung,  nicht  nur  mit  Benutzung  der  besten  Hilfsmittel 
(z.  B.  werden  Abbildungen  der  Belagerungsmaschinen  u.  s.  w.  nach  den  Zeich- 
nungen Viollet-le-Ducs  gegeben),  sondern  auch  auf  Grund  umfassenden  Quellen- 
studiums, namentlich  der  französischen  und  deutschen  Epiker.  Der  Burgen- 
bau war  schon  in  Bd.  I  (1879)  behandelt  Bei  dem  Zweikampf  zwischen 
Mann  und  Frau  hat  Seh.  die  Angaben  übersehen,  welche  die  Ordnung  des 
Würzburger  Brückengerichts lb)  enthält 

Von  J.  Siebmachers  Wappenbuche2)  schreitet  die  neue  Auflage 
schnell  vorwärts;  Warneckes  'heraldisches  Handbuch'9)  kann  zur  Orien- 
tierung auch  dem  Historiker  Dienste  leisten. 

Für  das  deutsche  Mittelalter  speciell  hat  0.  v.  Grote4)  die  schwie- 
rige, aber  bei  guter  Ausführung  sehr  dankenswerte  Arbeit  unternommen,  die 
deutschen  Stifter,  Klöster  und  Ordenshäuser  alphabetisch  zusammenzustellen 
und  mit  kurzen  historischen  Notizen  zu  begleiten;  auch  die  alten  Namens- 
formen sind  angegeben.  —  Einen  grösseren  Zeitraum  der  deutschen  Ge- 
schichte will  P.  Besse6)  umfassen  in  einer  Darstellung,  die  patriotische 
Zwecke  verfolgt;  lediglich  von  der  Oberfläche  schöpft  J.  Tietz6),  der  die 
Entwicklung  des  deutschen  Nationalbewufstseins  im  Mittelalter  auf  wenigen 
(44)  Seiten  behandelt.  Den  'Welthandel  der  Deutschen  im  Mittelalter7  be- 
leuchtet populär  M.  Meyer7).  —  Die  deutschen  Flufsnamen  sollen  nach  M.  R. 
Bück8)  in  ihrem  ganzen  Gefüge  und  selbst  in  ihrem  Wortlaut  mit  denen 
in  Gallien,  Britannien,  Spanien  und  Italien  übereinstimmen.  Mit  Ausnahme 
weniger,  meist  junger  Ausnahmen  sollen  sie  auf  einen  einfachen  Wortstaram, 
in  der  Regel  sechs  vokalische  Verbalstämme,  (indogerm.  ar  gehen,  ad  gehen, 
at  schnell  gehen,  ar  (al)  eilen,  ac  schnell  sein,  is  treiben,  jagen)  und  auf 
konsonantische  Wurzeln  zurückzuführen  sein,  die  bedeuten :  eilen,  laufen,  wogen, 
rinnen,  fliefeen,  nass  sein,  tönen,  rauschen,  hell  und  dunkel  sein.  Die  vokalisch 
anlautenden  FlufSsnamenstämme  sind  fast  ausschliefslich  Synonyme  für  Wasser, 
Flufs,  Bach  und  nur  durch  Derivationsendungen  variirt 


1)  Bntwickelung  u.  Gestaltung  d.  Heeressanitätswesens  <L  europ.  Staaten,  Hanno?.,  Hel- 
wig.  V,  982,  X  S.  Erschien  seit  1877  heftweise. —  J*)  I).  höf.  Leben  z.  Zeit  <L  Minnesänger. 
IL  M.  136  Hobuchn.  Lpzg.,  flirzel.  VII,  463  S.  —  lb)  S.  Jahresber.  II,  2,  925.  —  2)  Nene 
Tollst  geordn.  u.  reich  renn.  Aufl.  m.  herald,  n.  hist-geneal.  Erläuterungen,  Lfg.  182 — 189. 
gr.  4.  172  8.  m.  145  Steintaf.  Nürnbg.,  Bauer  u.  Raspe.  —  3)  F.  Freunde  d.  Wappenkunst, 
sowie  1  Künstler  u.  Oewerbtreibondo.  (M.  Beihülfe  <L  kgl  preufs.  Kultusminist.)  M.  313 
Handaeichn.  etc.  r.  E.  Doepler  d.  J.  u.  S.  Kovdcsek.  Görlitz,  Starke  IV,  52  S.  u.  34  Taf. 

—  4)  Lexic.  dtach.  Stifter  etc.  Lfg.  1,  64  S.  Osterwieck,  Zickfeldt  Berechnet  auf  ca.  20  Lfgn. 

—  5)  Gesch.  d.  Deutschen  bis  z.  höchsten  Machten  tfaltg.  d.  röm.-dtsch.  Kaisert  unter  Heinr. 
ILL  Lfg.  1—5.  S.  1—400.  Leipz.,  Webel.  —  6)  d.  geschieht!.  Entwickelg.  d.  deutsch.  Nat- 
Bewufstaeins.  Hanno?.,  Hahn.  199  S.  Entstanden  aus  Programmen  d.  höh.  Töchterschule  z. 
Hannov.  —  7)  Sonnt.-Beil.  <L  Yofs.-Zeit  No.  40.  —  8)  Unsere  Flufsnamen,  Alemannia  VIII, 
145—85. 


Historische  Jahresbericht«.    II.    1880.  22 


11,338  Nachtrag:  XXIll.     B.  Hidber: 


XXTTT. 

(Vgl.  o.  S.  185). 

B.  Hidber. 

Schweiz. 

Aventicum,  die  Hauptstadt  des  römischen  Helvetiens,  nun  in  Trümmern, 
einst  gröfser  als  unsere  heutigen  Schweizerstädte  und  von  Hunderttausend 
Menschen  bewohnt,  bietet  noch  immer  neue  Funde  und  Stoff  zu  Unter- 
suchungen dar.  Wahrscheinlich  hat  auch  der  Murtensee  sie  begrenzt;  da 
zwischen  diesem  und  der  Stadt  auch  Leichenurnen  gefunden  sind,  ist  er  wohl 
auch  See  von  Aventicum  genannt  worden.  An  der  den  See  entlang  führenden 
römischen  Strafse  stand  ein  grofses  Haus,  entweder  zur  Verteidigung  oder 
für  die  Fischerei;  es  gab  hier  eine  Korporation  von  Fischern.  In  Aventicnm 
fand  Decimus  Brutus,  Vetter  des  Hauptes  der  Verschwörer  gegen  Cäsar,  seinen 
Tod  durch  die  Hand  des  Römerhelveters  Camelus  oder  Camilius,  eines  Par- 
teigängers der  Freunde  Cäsars.1)  —  Bei  Lausanne,  zehn  Minuten  von  Chesaux, 
befand  sich  auf  einer  mäfsigen  Ebene  zur  Zeit  der  Römer  der  Mittelpunkt 
eines  gröfseren  landwirtschaftlichen  Betriebes.  Eine  Menge  darauf  bezüg- 
licher Fundstücke,  Ziegel,  Röhren  aus  Blei,  Fundamente  eines  Gebäudes, 
Mosaiken,  Steine,  Glas,  Bruchstücke  von  grober  Töpferei  u.  s.  w.  bezeugen 
dies.8)  —  Sehr  bemerkenswert  für  die  Topographie  ist  die  teilweise  Auf- 
deckung der  Stadtmauer  von  Augusta  Raurica  und  die  Auffindung  eines 
Thores  mit  zwei  halbrunden  Thürmen  auf  beiden  Seiten  derselben.  'Die 
Stadtmauer  bildet  zu  den  Halbbogen  der  Thürme  die  Sehne,  bricht  aber  gegen 
die  Strafse  zu,  unmittelbar  an  den  Thürmen  ab'.9)  Der  schon  zur  römisch- 
helvetischen Zeit  berühmte  Badeort  Baden  im  Aargau  weist  bei  zufälligen 
Nachgrabungen  fortwährend  Spuren  von  römischen  Gebäuden  auf  mit  Bruch- 
stücken von  Heizröhren,  Hohlziegeln  und  glasierten  Wasserrohren  sowie  vielen 
Kupfermünzen  aus  der  Kaiserzeit.4)  Sämtliche  römische  Funde,  welche  ver- 
einzelt da  und  dort  beschrieben  worden  sind,  stellt  uns  B.  Fricker  in  an- 
schaulicher Weise  in  seiner  Geschichte  des  Ortes .  dar.6)  Neu  ist  fftr  die 
römische  Zeit  die  Ansicht,  das  Treffen  der  aufständischen  Helvetier  gegen  die 
Römer  habe  auf  der  rechten  Seite  der  Limmat,  unweit  Baden  stattgefunden. 
Von  der  römischen  Zeit  auf  die  des  Mittelalters  und  bis  zur  Gegenwart 
übergehend,  giebt  uns  Fr.  Nachricht  von  den  Herzögen  von  Zäringen,  den 
Grafen  von  Lenzburg  und  Baden,  Kiburg  und  Habsburg,  welcher  letzteren 
Geschichte  ihm  nicht  sagenhaft  (!)  erscheint.  Zu  S.  70  ist  zu  bemerken, 
dafs  die  Berner  'die  Feuerschlünde'  oder  Kanonen  schon  bei  der  Belagerung 
von   Burgdorf    1383    gebrauchten.     (Vgl.    die  Schrift    des  Ref.:    Das   erste 


1)  A.  Daguet,  Av.,  bob  ruinös  et  son  hiat,  Mos.  Neuchfit  17,  176.  207.  284.  — 
2)  Julien  Cornu,  Anz.  f.  Schweiz.  Altertums*..  S.  2  u.  3.  —  3)  Th.  Burckhardt- 
Biedermann,  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch.  S.  5,  29.  —  4)  Anz.  etc.  S.  46.  —  5)  Getcfc.  d. 
Stadt  u.  Bäder  z.  Baden.     Aarau,  Sauerlander. 


Schweiz.  11,339 

Schiefspulver  i.  d.  Schweiz.)  Nicht  immer,  z.  B.  S.  87,  sind  die  neuem  For- 
schungen berücksichtigt 

Den  Übergang  aus  der  römischen  Zeit  ins  Mittelalter  vermitteln  die 
Legenden  aus  der  Zeit  des  romanisierten  Christentums.  Nach  der  Nieder- 
lassung der  Burgunder  zu  beiden  Seiten  des  Jura  erschienen  Glaubens- 
boten aus  dem  Frankenland  zur  Bekämpfung  des  Arianismus  derselben.  Ihr 
Patron  war  St.  Martin  von  Tours.  Ein  solcher  Glaubensbote  war  Himerius 
im  Thale  der  Chüss  oder  Stize  (Süsse),  von  ihm  St.  Immerthal  genannt. 
P.  Mamie  versuchte  sein  Leben  kritisch,  aber  vom  streng  katholischen 
Standpunkte  aus  auf  Grund  der  Forschungen  von  Gelpke  und  Ltttolf  darzu- 
stellen.1) Obersehen  hat  er  Mülinens  St.  Imier  (1868)  Er  unterscheidet  die 
gleichnamigen  Heiligen  in  Grenoble  und  im  Elsafs.  Nach  ihm  ist  Himerius 
bei  Pruntrut  im  J.  550  geboren  und  zu  Anfang  des  VH.  Jh.  gestorben-, 
nachdem  er  zuvor  einen  Besuch  bei  dem  Bischof  Marios  v.  Lausanne- Avenches 
gemacht  hatte.  Das  St.  Immerthal  gehörte  kirchlich  zum  Bistume  Lausanne. 
In  St.  Imier  war  eine  vom  Eremiten  Himerius  gestiftete  St.  Martinskirche 
und  ein  von  Montier  -  Grand val  abhängiges  Chorherrenstift,  das  durch  die 
Stadt  Biel,  als  sie  die  Reformation  im  St.  Immerthale  einführte,  aufgehoben 
wurde. 

Zur  Legende  des  hl.  Lucius,  Apostels  von  Rätien  sehon  im  EL  Jh.,  bringt 
einige  Notizen  der  Geistliche  Hauser,8)  gestützt  auf  Nachforschungen  in  Eng- 
land und  in  Chur.  Eine  umfassende  Geschichte  erschien  von  Pfarrer  Meyer 
in  Oberurnen.8)  —  Die  Centennarfeier  des  h.  Benedikt  hat  Brunners  Bene- 
diktinerbuch4) hervorgerufen,  das  dann  auch  über  die  drei  noch  in  der  Schweiz 
bestehenden  Benediktinerklöster  Berichte  enthält.  Für  'Disentis',  das  kaum 
noch  lebensfähig  ist,  hat  sich  niemand  als  Berichterstatter  darin  unter- 
schrieben; dagegen  giebt  Pater  Gabriel  Meyer  einen  vortrefflichen  Bericht 
über  Einsiedeln  und  dessen  wissenschaftliche  Thätigkeit  Laut  demselben 
entstanden  die  Annales  Einsidlenses  966.  Bekannt  sind  die  vielen  Otto- 
nischen Kaiserurkunden  des  Klosters.  Im  durchaus  römisch-katholischen  Sinne 
geschrieben,  aber  nicht  ohne  Gelehrsamkeit  und  mit  Geschick  für  den  bezüg- 
lichen Zweck  ist  die  Kirchengeschichte  Genfs  von  Chan.  Fleury,  Vicaire  g£- 
neral.6)  In  einem  im  Vorwort  abgedruckten  Briefe  beglückwünscht  Mermillod, 
der  von  der  Eidgenossenschaft  ausgewiesene  Bischof  in  part.  infidel.,  den  Vf. 
wegen  seiner  grofsen  Verdienste  um  die  römisch-katholische  Kirche.  Es  sind 
mehrere  Aktenstücke  darin  abgedruckt,  wie  die  Constitutions  synodales  de 
Pierre  de  Faucigny  vom  J.  1317.  —  Zur  Genfer  Kirchengeschichte  gehört 
eine  historische  Notiz  über  das  Clarissinnen- Frauenkloster  in  Genf  aus  der 
Zeit  vom  J.  1476  bis  zum  J.  1535.6)  Zur  Berichtigung  von  F.  Kellers 
interessanter  Abhandlung  'die  Sarazenen  in  der  Schweiz'  (Mitt  d.  antiqu. 
Ges.  in  Zürich,  XI)  zeigt  Ed.  Richter,  dafo  die  Namen  von  Bergen  im  Saas- 
thal,  Kanton  Wallis,  nicht  arabisch  sind,  wie  z.  B.  'Allalin'  und  'Mischabel'. 
Freshfields  Erklärung  von  Mischabel  als  'Mittelgabef  wird  verworfen,  auch 
der  Name  'Montemoro'  habe  mit  den  Mauren  oder  Arabern  nichts  zu  thun.7) 

Diese  Unsicherheit  in  den  historischen  Forschungen  bei  dem  Mangel  be- 
stimmter historischer  Zeugnisse  zeigt    sich  auch  bei  der  immer  und  immer 


1)  Her.  de  la  Suisne  cath.  XI  (1879/80).  No.  3,  4  u.  5.  (Fribourg,  impr.  cath.  Sause). 
2)  Ibid.  No.  3,  141.  —  3)  Lindau  187C.  Rieger.  —  4)  S.  o.  S.  1067.  —  5)  Hiat  do  1'egL 
de  Gen.  dep.  les  temp«  les  plus  anc.  jusqa'en  1802  avec  piöces  jnatif.  Gen&Ye,  Groeaet  et 
Tremblet  —  6)  Mem.  dTiiat  de  la  Soc  de  Gene?e  20,  134.  —  7)  8.  o.  S.  2710. 

22* 


11,340  Nachtrag.  XXIII.     B.  Hidber. 

wieder  zur  Behandlung  kommenden  Teil -Sage.  Gegenüber  Pfannenschmid, 
der  seiner  Zeit  (Pfeiffers  Germania)  die  griechische  Mythologie  zur  Erklärung 
dieser  Sage  aus  dem  XIV.  Jh.  herbeizog,  beschränkt  sich  aus  recht  schein- 
baren Gründen  Adalb.  Rudolf  (Saarlouis)  darauf,  die  ältere  deutsche  Volkssage, 
insbesondere  die  'Eigilsage'  als  Quelle  derselben  zu  bezeichnen.  Nach  dieser 
kommt  Eigil  an  König  Nidungs  Hof  und  mufs  seinem  dreijährigen  Sohne  den 
Apfel  vom  Kopfe  schiefsen.  Über  die  drei  im  Köcher  verbleibenden  Pfeile 
giebt  er  auf  Befragen  eine  ähnliche  Erklärung  wie  Teil.  Die  Abfassungs- 
zeit setzt  R.  spätestens  in  die  Mitte  des  XIII.  Jh.  *)  Es  ist  nicht  unmöglich, 
ein  den  Vorgang  einfach  erläuterndes  historisches  Zeugnis  aufzufinden.  Aller- 
dings gewähren  die  gleichzeitigen  Chroniken,  z.  B.  die  Johanns  v.  Winterthur, 
keinen  Aufschlufs.  Über  diesen  und  die  Handschriften  der  alten  Chronisten 
von  Winterthur  berichtet  A.  Hafner.8)  Neben  zahlreichen  Hds.  und  Büchern 
des  XVI.  Jh.  besitzt  die  Stadtbibliothek  in  Winterthur  von  Johannes  v.  W. 
eine  Abschrift  vom  Original  in  der  Stadtbibliothek  zu  Zürich  durch  Johann 
Jakob  Meyer  aus  dem  J.  1670,  die  von  dem  neuesten  Herausgeber  des 
Johann,  G.  v.  Wyfs  in  Zürich,  nicht  benutzt  ist,  obwohl  er  die  Abschriften  J. 
H.  Hottingers,  die  der  Heidelberger  Bibliothek  und  der  Vaticana  anfuhrt.  — 
Die  vor  zehn  Jahren  mit  der  Herausgabe  der  Chronik  des  Fridolin  Ryff 
(1514 — 1541),  fortgesetzt  von  Peter  Ryff  (1543 — 1585),  begonnene  Samm- 
lung von  Basler-Chroniken  hat  eine  Bereicherung  erfahren  durch  die  Heraus- 
gabe der  Chronik  oder  besser  des  Tagebuchs  des  Kaplans  Hans  Knebel 
(1473— 1479). 3)  Zu  Grunde  liegt  das  Original  (zwei  Quartbände)  in  der 
Univers.-Bibl.  in  Basel;  ein  1.  Bd.  scheint  verloren.  Knebel  ist  Herzog  Karl 
feindlich  gesinnt  und  dadurch  einseitig,  hat  aber  besonderen  Wert  durch 
zahlreiche  Briefe,  Berichte,  Aktenstücke,  die  er  nach  den  Originalien  aufge- 
nommen hat.  —  Eine  hervorragende  Persönlichkeit  in  Basel,  Henman  Sevogel, 
Hauptmann  der  Basler,  der  den  Eidgenossen  in  der  blutigen  Schlacht  bei 
St.  Jakob  an  der  Birs  entgegen  ging,  um  sie  zu  warnen  und,  der  Feigheit 
geziehen,  den  Heldentod  in  der  Schlacht  fand  (26.  Aug.  1444)  bildet  den 
Mittelpunkt  einer  geschichtlichen  Darstellung  von  K.  Vischer-Merian.4) 
Geßtützt  auf  archivalische  Nachforschungen  gewährt  sie  nicht  nur  Aufklärung 
in  biographischer  Hinsicht,  sondern  auch  eine  reiche  Ausbeute  für  die  Kul- 
turgeschichte. Die  künstlerische  Ausstattung  verdient  das  höchste  Lob.  Im 
Anhang  sind  wertvolle  Aktenstücke,  Berichte,  Urkunden  u.  s.  w.  abgedruckt 
—  Die  neu  herausgegebene  Chronik  des  Benedikt  Jovius,  des  Bruders 
des  bekannten  Paul  Jovius,  enthält  Nachrichten  über  den  Kriegszug  der 
Schweizer  nach  Italien  vom  J.  1478  u.  s.  f.6) 

Königshofens  Bericht  über  die  Schlacht  bei  Sempach  bespricht  ein- 
gehend A.  Bern ou  11  i.6)  Er  ist  der  Ansicht,  dafs  auch  diejenigen  Berichte, 
welche  nach  den  Grundsätzen  moderner  Kritik  als  Hauptquellen  erscheinen 
müssen,  bei  aller  Wahrheitsliebe  ihrer  Verfasser  uns  oft  über  wichtige 
Momente  eines  Ereignisses  die  nötigen  Aufschlüsse  nicht  geben  und  uns 
sogar    in   die  Irre  führen    können.     Fründs  Chronik  z.  B.   über    den  alten 


1)  Neue«  z.  Tellsage,  Ar  eh.  f.  d.  Stud.  d.  neuern  Sprach,  etc.  63,  Hft  1.  —  Die  Teil- 
sage  hat  auch  Janko,  Fabel  u.  Gesch.  (Wien,  Gerold)  behandelt  —  2)  Neujahrsbl.  y.  d. 
Stadtbibl.  in  Winterthur  1880—81.  Winterthur,  Westfehling.  —  3)  8.  o.  8.  60».  —  4)  flen- 
nian  Sevogel  v.  Basel  u.  b.  Geschlecht.  Basel,  Schwabe.  —  5)  Jovii  (Benedict!)  NoYOOomen- 
*is  hist  patria.  Ridotta  a  miglior  lezione  colla  versiono  ital.  e  coli'  aggiunta  deile  Yarianti 
desunte  dai  manoscr.  Disp.  la.     Como,  Ostinelli.    16  S.  4°.  —  6)  8.  o.  8.  511. 


ßchwei*.  11,341 

Zürichkrieg  weifs  nichts  von  dem  Steinwurfe  eines  Eidgenossen  nach  der 
Schlacht  von  St.  Jakob,  einer  höchst  'bedeutsamen  That,  welche  nahe  daran 
war,  die  Helden  von  St.  Jakob  vom  völligen  Untergange  zn  retten'.  Da 
Fründ,  die  gleichzeitige  Hauptquelle,  darüber  schweigt,  müfste  sie  also  nicht 
geschehen  sein,  allein  andere  zuverlässige  eidgenössische  Berichte  stellen  die 
That  aulser  allen  Zweifel.  Zur  Schlacht  von  Sempach  seien  zwar  bis  jetzt 
nur  wenige  und  spärliche  Quellen  bekannt;  doch  schon  unter  diesen  wenigen 
zeige  uns  namentlich  Gregor  Hagen,  wie  sehr  Königshofens  Bericht  der 
Ergänzung  bedürfe.  Es  könnten  daher  früher  oder  später  noch  weitere 
Quellen  bekannt  werden,  die  uns  unerwartete  Aufschlüsse  bringen'.  Durch 
K.  'wissen  wir  über  die  Schlacht  bei  Sempach  noch  viel  zu  wenig,  als  dafs 
wir  behaupten  könnten,  es  finde  sich  in  derselben  kein  Platz  für  Winkel- 
rieds That'.  —  Über  die  Bestrebungen  der  französischen  Könige  Karl  YH. 
und  Ludwig  XI.  in  der  ereignisreichen  Zeit  des  XV.  Jahrhunderts  giebt  uns 
B.  de  Mandrot1)  Aufklärung.  Er  hat  wichtige  Aktenstücke  aus  der 
Biblioth.  nation.  in  Paris,  den  Archiven  in  Luzern,  Bern  und  Genf  und  eine 
bezügliche  Abhandlung  von  Th.  v.  Liebenau  benutzt. 

Es  kann  nur  verdienstlich  genannt  werden,  wenn  versucht  wird,  einen 
der  bedeutendsten  Staatsmänner  und  Krieger  der  Schweiz  im  XV.  Jh.,  Bürger- 
meister Ritter  Hans  Waldmann  in  Zürich,  in  das  richtige  Licht  zu  stellen 
und  die  schmähende  Sage  seiner  Feinde  endlich  zu  beseitigen.  Diese,  Laz. 
Göldli  und  seine  Partei,  haben  sämtliche  auf  den  Prozefs  bezügliche  Akten- 
stücke selbst  vernichtet  und  uns  dadurch  ein  unzweifelhaftes  Dokument  ihres 
bösen  Gewissens  hinterlassen.  *)  Die  Göldli  standen  damals  an  der  Spitze 
der  französischen  Partei  in  Zürich;  mit  dieser  durch  die  Reformation  ge- 
stürzt, zogen  sie  nach  Luzern.  —  In  seinem  Verzeichnisse  der  Schultheifsen 
(höchsten  Staatsbeamten)  des  Freistaates  Luzern  bemerkt  v.  Liebenau,8) 
dafs  deren  Wahl  nicht  unbedingt  massgebend  gewesen  sei  für  die  Stellung 
der  politischen  Parteien.  Sie  fiel  meistens  auf  ältere  Männer,  die  auch  dann 
noch  an  der  Spitze  des  Staates  blieben,  wenn  inzwischen  ihre  Partei  im 
Rate  und  in  der  Bürgerschaft  in  die  Minderheit  gekommen  war,  dem  kon- 
servativen Charakter  der  Luzerner  entsprechend.  Im  XV.  Jh.  wechselten 
bei  der  Besetzung  die  nicht  zahlreichen  Adeligen  mit  den  Nichtadeligen;  im 
XVI.  Jh.  wurden  jene  nach  dem  Sturze  der  kaiserlichen  Partei  aus  dem 
Rate  verdrängt  und  dann  das  Patriziat  (Geschlechterherrschaft)  gegründet. 
Dadurch  gelangten  auch  die  Schultheifsen  zu  gröfserem  Ansehen.  Man  fand 
es  dann  auch  der  Mühe  wert,  Verzeichnisse  derselben  anzulegen;  das  erste 
vom  Stadtschreiber  Rennward  Cysat  (um  1570)  ist  unvollständig  und  unzu- 
verlässig. L.  beginnt  abweichend  von  den  bisherigen  Verzeichnissen  mit 
Conrad  von  Hunwyl  im  Jahre  1235,  da  er  schon  unter  der  österreichischen 
Herrschaft  Schultheifsen  von  Luzern  findet.  Dies  ist  begreiflich,  da  Schult- 
heifs  ursprünglich  nur  Richter  bedeutet  und  ein  solcher  in  einem  Gemein- 
wesen zuerst  erforderlich  ist;  ähnlich  in  Bern,  wo  zuerst  der  Schultheifs 
auch  unter  dem  Namen  Causidicus  vorkommt.  L.  belehrt  uns  auch  über 
die  Wahlart  der  Schultheifsen  und  giebt  zn  jedem  wichtige  historische  Be- 
merkungen, wie  sie  ihm  gerade  zu  Gebote  standen.  Er  stützt  sein  Ver- 
zeichnis auf  sichere  historische  Zeugnisse  und  fuhrt  es  bis  zur  Gegenwart 
fort  —  Eine  gründliche   geschichtliche  Darstellung,  die  mit  dem  Jahre  860 


1)  S.  o.  8.  292*.  —   2)  Dändliker,    Bausteine  z.  polit  Geach.  Hans  Waldmanns  u.  a. 
Zeit,  Jahrb.  t  Schweiz.  Geaeh.  V,  185.  —  3)  Geachichtafreund  36,  55. 


I[,342  Nachtrag:  XXIII.     B.  Hidbor: 

beginnt ,  erhalten  wir  von  dem  luzernischen  Dörfchen  Nunnwil x)  auf  Grund 
des  Urbare  des  Klosters  Allerheiligen  von  1331  im  Staatsarchiv  Schafhansen 
und  vieler  Urkunden,  von  denen  eine  Anzahl  in  der  Beilage  der  Abhandlung 
folgen.  —  Zur  Ortsgeschichte  gehört  auch  die  populärgeschichtliche  Dar- 
stellung des  Klosters  Rüggisberg  im  Kanton  Bern  von  S.  Studer.  *)  St.  be- 
spricht die  Gründung,  die  äufsern  Schicksale,  die  innern  Verhältnisse  und 
das  Ende  des  Klosters,  und  giebt  ein  Verzeichnis  der  Prioren.  Interessant 
wäre  auch  eine  Besprechung  der  Urkundenfälschungen  der  Mönche  gewesen, 
von  welcher  uns  Staatsschreiber  M.  von  Stürler  im  Anz.  f.  Schweiz.  Gesch. 
VI,  74  berichtet.  — 

Bern  wurde  im  Jahre  1191  von  Herzog  Berchtold  V.  v.  Zäringen  ge- 
gründet. Der  Name  der  Stadt  wird  von  der  allgemeinen  Annahme  richtig 
auf  'Verona'  zurückgeführt,  das  die  Zäringer  einst  beherrschten.  Im  Wappen- 
tier von  Bern  liegt  wahrscheinlich  eine  Erinnerung  an  Dietrich  von  Bern, 
oder  der  Gründer  hat  sich  mit  dem  Wappen  der  neuen  Stadt  auf  die  Helden- 
sage beziehen  wollen.8)  Von  dem  ältesten  bekannten  Wappenbuch,  dem 
'Clipcarius'  Konrad  v.  Mures,  sind  bei  Hemmerlin  nur  146  Verse  statt  160 
erhalten,  in  denen  74  Wappen  beschrieben  sind.  Die  14  fehlenden  Verse 
glaubt  Liebenau4)  im  Einsiedler  Codex  128  gefunden  zuhaben,  der  ver- 
schiedene Notizen  von  Heinrich  von  Ligerz  (1342 — 1356)  enthält  Nach 
L.  wurde  Konrad  v,  Mure,  Sohn  Ulrichs,  zu  Anfang  des  XIH  Jahrhunderts, 
vielleicht  um  1210,  zu  Muri  im  Aargau  geboren;  gebildet  an  der  Univers. 
Bologna  oder  Paris,  wurde  er  Geistlicher  und  bekam  an  der  Stiftskirche  zu 
Zürich  eine  Pfründe.  1244  wurde  er  Schulmeister,  1258  Kantor  daselbst 
Als  Doctor  Decretorum  war  er  oft  Schiedsrichter  in  Streitigkeiten.  Befreundet 
mit  Graf  Rudolf  v.  Habsburg,  dessen  Tochter  Guta  (spätere  Gemahlin  König 
Wenzels  v.  Böhmen)  er  aus  der  Taufe  gehoben  hatte,  starb  der  ungemein 
thätige  Kantor  am  29.  März  1281. 

Für  die  schweizerische  Münzkunde  zeigt  sich  Hermann  Dreifufs5)  in 
Zürich  (Kassier,  d.  Schweiz,  numismat.  G eselisch.)  thätig.  Von  seinem  anf 
3  Bände  berechneten  Werk  enthält  der  erste  vorliegende  Teil  die  Be- 
schreibung der  ältesten  Medaillen  der  Schweiz  im  allgemeinen  bis  auf  die 
Gegenwart,  sowie  auch  die  Portrait-Medaillen  und  die  Münzen  der  helvetischen 
Republik  und  der  schweizerischen  Eidgenossenschaft  etc.  Die  Anordnung 
ist  weder  klar  noch  übersichtlich.  Weit  gründlicher  ist  das  Münzwerk  von 
A.  Es  eher6)  (Direktor  d.  eidgenöss.  Münzstätte),  das  aber  leider  in  Folge 
von  des  Vf.s  Tod  unvollendet  geblieben  ist.  Er  beabsichtigte  1)  die  Reihen- 
folge der  in  der  Schweiz  geprägten  und  in  Verkehr  getretenen  Münztypen 
nach  ihren  Sorten,  Formaten  und  Geprägen  zu  beschreiben  (sogenannte 
Münzkunde),  2)  die  verschiedenen  Münzsysteme  nach  ihrer  Währung,  Zähl- 
weise  (Rechnungsart)  und  nach  ihrem  Münzfufs  anzugeben  (Geldlehre).  Das 
Vorliegende  enthält  eine  nahezu  vollständige  Münz-  und  Geldgeschichte  der 
Westschweiz;  es  fehlt  dazu  wesentlich  nur  das  Münzrecht  der  Stadt  Genf 
und  die  auf  einen  sehr  kleinen  Zeitraum  beschränkte  Münzthätigkeit  des 
Kant.  Waadt.      Der  Vf.  beschreibt  zehn  keltische,  vier  römische,  vier  mero- 


1)  Nunnwil,  e.  Dinghof  a.  Baldeggersee,  ibid.  S.  19  (anonym).  —  2)  D.  Klost  Rfiggisb. 
Berner  Taschenbuch  1880,  S.  83.  —  3)  S.  Vetter,  Name  d.  Stadt  Bern  u.  d.  dtscha. 
Heldensago,  ibid.  S.  189.  —  4)  S.  o.  S.  1568.  —  5)  D.  Münzen  u.  Medaillen  d.  Schweii 
M.  Abbüd.  Zürich,  Cäs.  Schmidt.  —  6)  Schweiz.  Münz-  u.  Goldgesch.  v.  d.  ältesten  Zeiten 
b.  z.  Gegenw.     Lfg.  1 — 5.     Bern,  Dalp  (K.  Schmid). 


Schweia.  11,343 

wingische,  vier  karlingische  Münzen,  drei  ans  der  Zeit  der  sächsischen  und 
fränkischen  Kaiser  and  drei  der  Herzoge  von  Alamannien.  Dann  folgen  die 
der  kirchlichen  Stiftungen  und  zwar  der  Bischöfe  von  Genf,  Lausanne  und 
Sitten,  darauf  die  Münzrechte  der  Grafen  von  Greyerz  und  von  Neuenburg, 
der  Städte  Freiburg,  Bern,  Solothurn  und  Zofingen.  Es  wäre  nur  zu  wünschen, 
dafs  diese  Arbeit  in  gleich  vortrefflicher  Weise  fortgesetzt  würde.  Dazu 
dürfte  auch  der  Versuch  einer  Wertbestimmung  der  älteren  schweizerischen 
Münzen  im  Vergleich  zu  den  jetzigen  kommen. 

Das  heutige  Streben,  die  Rechtseinheit  in  der  Schweiz  einzuführen,  ver- 
anlasste die  ersten  Spuren  dieser  Idee  aufzusuchen  und  in  der  Schweizer- 
geschichte zu  verfolgen.  Mit  Fleifs  und  Scharfsinn  unternahm  dies  Welti1) 
in  einer  Schrift  über  den  Gerichtsstand  in  Forderungsstreiten.  Die  Rechts- 
unsicherheit vor  dem  Interregnum  und  die  Ausdehnung  der  geistlichen  Ge- 
richte mnfste  schon  damals  zu  Verträgen  über  den  Gerichtsstand  führen. 
Die  Befreiung  von  fremden  Gerichten  war  ein  Verlangen  aller  freien  Ge- 
meinwesen in  der  Schweiz.  Sie  wird  deshalb  auch  in  der  Bestätigung  der 
Freiheiten  für  die  drei  Länder  durch  K.  Adolf  besonders  erwähnt.  Schon 
im  ersten  Bunde  der  Eidgenossen  vom  1.  Aug.  1291,  sowie  in  einem  Sühne- 
briefe zwischen  Bern  und  Luzern  (15.  Mai  1251)  finden  sich  Bestimmungen 
über  den  Gerichtsstand  bei  Forderungsstreiten,  in  denen  von  Pfändung  und 
Gericht  die  Rede  ist.  Der  Vf.  geht  nun  alle  Bundesverträge  durch.  Die 
bezüglichen  Bestimmungen  der  Stadt  Basel  sind  die  weitgehendsten,  was  er 
der  Stellung  der  Stadt  als  bedeutender  Handelsstadt  zuschreibt:  sie  besorgte 
den  Eidgenossen,  besonders  den  Bernern,  zu  ihren  Gebietsankäufen  und 
Kriegen  ihre  Geldanleihen.  Im  fernem  behandelt  W.  die  Pfändung,  den  Ge- 
richtsstand vor  den  ordentlichen  Gerichten,  die  Schiedsgerichte  und  in  einem 
Anhang  das  Schiedsverfahren. 

Die  St  Galler  Stiftsbibliothek  besitzt  eine  grofse  Zahl  von  Inkunabeln: 
G.  Sc  herrer9)  hat  dazu  ein  vortreffliches  Verzeichnis  gemacht,  wie  früher 
(1874)  ein  mustergiltiges  zu  den  Hjuidschriften.  Es  sind  1558  Nummern 
oder  Werke  und  acht  Einblattdrucke,  von  welchen  der  älteste  datierte  aus 
dem  J.  1466  stammt,  wahrscheinlich  aus  der  Fust-Schöfferschen  Offizin  in 
Mainz.  Nach  der  alphabetischen  Beschreibung  derselben  folgt  ein  Register 
der  Buchdrucker,  Druckorte  und  der  Druckjahre  bis  zum  J.  1500  und 
endlich  ein  Verzeichnis  der  Holzschnitte.  Zwei  Drucke  sind  von  Helijas 
Helije,  alias  de  Lauffen,  in  Beromünster,  Kanton  Luzern,  nämlich  'Mammo- 
trectus'  von  Job.  Marchesinus  (1470)  und  'Speculum  vitae  humanae'  von 
S.  Rodericus  episc.  Zamorensis  (1472). 

Der  volksmäfsige  Landbau  harrt  bei  dem  überreichen  Stoff  wohl  noch 
für  längere  Zeit  einer  historischen  Darstellung.  Meyers  durch  Gründlichkeit, 
Belesenheit  und  Sachkenntnis  ansgezeichnete  Abhandlung  über  die  drei  Zeigen  *) 
sieht  die  Zelgeneinrichtung  in  der  älteren  Zeit  für  zweckmäfsig  und  für  ein 
Zeichen  eines  'grofsartigen  Gemeingeistes'  an.  Jetzt  finden  sich  Spuren  der- 
selben nur  noch  in  den  Gemeinweiden  im  Frühjahr  und  Herbst  in  den  Alpen- 
gegenden auf  Pivatgütern,  wie  z.  B.  im  Ursercnthal  am  Gotthard. 

Graubünden  bestand  aus  drei  Staaten,   die  durch  den  Bund  von  Vazerol 


1)  Der  Gerichtsstand  in  Forderungsstreiten  nach  den  bis  1798  abgeschlossenen  eidgen. 
Staatarertragen.  Bern,  Weifs.  —  2)  Yerzeichn.  d.  Inkunabeln  d.  Stiftsbibl.  ?.  St  Gallen, 
hrsg.  ?.  kath.  Administr.-Bate  d.  Kts.  St.  Gallen.  St  Gallen,  Moosberger.  —  3)  S.  o. 
S.  68». 


11,344  Nachtrag:  XXlli.    B.  Hidber: 

1471  die  Bundesgenossenschaft  eingegangen  sein  sollten.  Nach  J.  Bott  hat 
dieser  Band  nicht  existiert,  da  er  sich  weder  im  Original  noch  in  Abschrift 
vorfindet  Dennoch  scheint  eine  Kopie  vorhanden  gewesen  zu  sein,  da  G. 
£.  Haller1)  in  seiner  Collectio  diplomatica  sie  im  Register  angiebt,  allein  der 
betreffende  Band,  worin  sie  sich  finden  sollte,  ist  verloren.1) 

Eine  Sammlung  von  geschichtlichen  Notizen,  die  zuweilen  zn  kleinen 
Abhandlangen  sich  erweitern,  findet  sich  im  Anzeiger  f.  schweizerische  Ge- 
schichte, wie  z.  B.  in  No.  2  (J.  1880)  die  lehrreiche  Darstellung  von  Ad- 
vokat J.  Ami  et:  'zwei  geschichtefälschende  Urkunden  und  zwei  falsche  Sigille 
der  Stadt  Solothnrn'. 

Eine  ähnliche  Sammlung  besitzt  auch  die  italienische  Schweiz  durch  die 
Thätigkeit  von  Em.  Motta  aus  Airolo.  M.  sammelte  namentlich  historischen 
Stoff  in  dem  reichhaltigen  Staatsarchiv  in  Mailand,  den  er  über  das  J.  1478 
in  elf  Nummern  veröffentlicht  hat8)  —  Die  Urkundensammlung  zur  Ge- 
schichte des  Kant  Glarus,  wie  sie  von  J.  J.  Blumer4)  begonnen  und  von 
ihm  bis  zu  seinem  Tode  fortgesetzt  wurde,  ist  aus  dessen  Nachlafs  zum  Ab- 
schlüsse gebracht.  Von  einer  Fortsetzung,  die  sehr  zu  wünschen  wäre,  ver- 
lautet nichts.  Die  Sammlung  enthält  nicht  nur  Urkunden,  sondern  auch 
Auszüge  aus  Chroniken  u.  s.  w.  Die  Anmerkungen  gewähren  gute  Erläu- 
terungen. Den  Schlufe  bilden  3  Urkunden  und  9  Auszüge  aus  den  Chroniken 
von  Fründ,  der  sog.  Klingenberger  Chronik  u.  s.  w.  Sie  betreffen  (die  Jahre 
1442  und  1443)  den  alten  Zürichkrieg.  Einen  reichen  Urkundenstoff  in 
395  Nummern  (vollständig  abgedruckt  u.  Auszüge),  beginnend  mit  dem  25.  Jan. 
1267  und  schliefsend  mit  dem  9.  Febr.  1517,  bietet  das  Urkundenbuch  der 
Stadt  Aarau. 6)  Es  enthält  als  Einleitung  die  Geschichte  der  Stadt  Aarau 
bis  zur  Reformation.  Es  folgen  das  älteste  Stadtrecht  nebst  den  Hand- 
werkerstatuten. Die  Urkunden  sind,  wenn  wir  von  einigen  auch  auf  die 
übrigen  schliefsen  dürfen,  genau  und  sorgfältig  nach  den  jetzt  üblichen  Grund- 
sätzen abgedruckt,  die  Überschriften  und  die  Datierung  richtig.  Vortreffliche 
Beigaben  sind  das  Glossar  von  E.  L.  Roch  holz  und  die  historische  Karte 
von  Aarau  vom  XTV.  bis  XVII.  Jh.  von  F.  Allemann.  Bemerkenswert  sind 
dabei  auch  die  Beiträge  aus  andern  Archiven,  nur  fehlt  unter  denselben  das 
Berner  Staatsarchiv.  Eine  Anzahl  Urkunden  sind  Druckwerken  entnommen. 
Li  der  Geschichte  hätten  wir  mehr  Rücksicht  auf  die  kulturhistorische  Ent- 
wicklung der  Stadt  Aarau  gewünscht;  einigen  Ausführungen  darin  können 
wir  nicht  beistimmen.  Mag  auch  unter  dem  Druck  der  gräflichen  Gewalt 
sich  die  Zahl  der  freien  Bevölkerung  rasch  gemindert  haben,  so  ist  doch  der 
Satz,  'dafs  im  XIII.  Jh.  nur  noch  wenige  Geschlechter  im  Besitz  der  vollen 
Freiheit  waren',  in  seiner  Allgemeinheit,  also  für  alle  deutschen  oder  ins- 
besondere alamannischen  Gegenden  nicht  zutreffend.  Im  Berner  Adelsbuche 
von  1466  sind  aus  einem  Umkreis  von  10 — 12  Stunden  3359  freie  Bauern 
auf  dem  Lande  verzeichnet.  Die  Berner  Regierung  suchte  die  Zahl  der 
Freien  zu  vermehren,  indem  sie  schon  vor  der  Eroberung  des  Aargau,  wo 
sie  konnte,  die  Leibeigenschaft  aufhob  oder  den  Loskauf  begünstigte.  Die 
auf  J.  J.  Bäbler  sich  stützende  Ansicht  des  Vf.s  über  die  Mordnacht  von 
Brugg  wird  durch  die  aktenmäfsige  Darstellung  J.  Amiets  zurückgewiesen. 


1)  D.  sog.  Band  v.  Vazerol.  Chor,  GaeU.  —  2)  F.  Waaaali,  D.  Band  y.  Vaierol. 
Chnr,  Senti.  1882.  —  3)  Docum.  e.  Regesti  arizz.  deil  1478.  Bollett  stör,  della  Sfiu. 
ital.  Bellinzona,  Edit  C.  Colombi.  —  4)  Jahrb.  d.  hiat  Ver.  d.  Kto.  Glaroa,  17.  H.  Zürich 
u.  Glaroa,  Meyer  u.  Zeller.  —  5)  S.  o.  S.  67.  — 


Schwei*.  11,345 

Bd.  111  der  Quellen  zur  Berner  Geschichte *)  enthält  für  die  Zeit  vom  8.  Juli 
1271  bis  zum  3.  Dez.  1299  779  Nummern  Urkunden,  9  Auszüge  aus  Chro- 
niken, Annalen  und  am  Schlüsse  solche  aus  Urkunden,  die  nicht  mehr,  weder 
im  Original  noch  in  Abschrift  vorhanden  sind.  Unter  den  Auszügen  oder 
besser  Bruchstücken  aus  Chroniken,  Annalen  u.  s.  w.  sind  eine  Anzahl, 
welche  die  allgemeine  Keichsgeschichte,  nicht  aber  die  Berns  im  besondern 
betreffen  und  bekannten  Quellen  werken  wie  Pertz,  Mou.  Germ.,  Böhmers 
Fontes  u.  a.  m.  entnommen  sind.  Vgl.  ISo.  304,  543  u.  a.  m.  No.  476 
betrifft  nur  die  Deutschordensgeschichte.  Die  Überschriften  entsprechen  nicht 
immer  dem  Inhalte  der  Urkunden  und  enthalten  zuweilen  lokale  Ausdrücke, 
die  für  einen  weitern  Kreis  unverständlich  sind,  z.  B.  'eine  Rebe'  u.  s.  w.  für 
Weinberg.  Dagegen  ist  der  Abdruck  der  Urkunden  genau,  soweit  wir  dies 
verfolgen  konnten,  und  dabei  die  neuern  Grundsätze  angewendet.  Die  früheren 
Drucke  sind  grundsätzlich  nicht  angegeben;  ein  Teil  Urkunden  war  nicht  ge- 
druckt. Sie  enthalten  einen  reichen  Stoff  für  die  Geschichte  Berns  u.  der  Schweiz 
überhaupt  wie  auch  für  die  Kulturgeschichte  und  Diplomatik.  —  Für  das 
Walliscr  Land  bieten  356  fast  unbekannte  Urkunden  (1331  — 1350)  manches 
Neue*).  Die  höchst  interessante  Geschichte  desselben  harrt  noch  einer 
gründlichen  Darstellung.  Die  Urkunden  sind  vortrefflich  abgefafst  und  be- 
weisen einen  hohen  Kulturstand  des  Wallis.  Mehrere  Urkunden  zeigen,  dafs 
damals  Krieg  im  Lande  herrschte  und  Strafsen  und  Wege  unsicher  waren. 
Auffallenderweise  sorgte  auch  der  Bischof  in  Sitten  für  die  Sicherheit  der 
Kaufleute  mit  ihren  Waren  auf  ihrer  Durchfahrt  durch  das  Land  und  liefs 
sich  dafür  gehörig  bezahlen  (z.  B.  Urkunde  vom  16.  Mai  1339).  Die  Ur- 
kunde No.  1651  (1333)  weist  einen  grofsen  Güterbesitz  der  Königin 
Agnes  von  Ungarn  im  Wallis  nach.  Die  meisten  hier  abgedruckten  Urkunden 
liegen  im  bischöflichen  Kapitelsarchiv  in  Sitten,  andere  im  Stadtarchiv  in 
St.  Maurice  und  in  den  Gemoindearchiven  des  Oberwallis;  letztere  sind  von 
Pfarrer  F.  Schmid  in  Ärnen. 


1)  S.  o.  S.  671.    —    2)  J-  Gremaud,   Docum.    relat   ä   l'hiat.    du   Vallain.      Lausanne, 
6.  Bride!  (Mem.  et  docum.  de  la  hoc.  d'hist  de  la  Suiase  romande.  XXXI L). 


Historische  Jahresberichte.    II.     1880.  23 


Neue  Zeit. 


I. 

J.  Hermann. 

Allgemeines. 

Wenn  der  Streit  über  die  Faktoren  des  Umschwungs,  welcher  zu  einem 
neu  Zeitalter  im  15./ 16.  Jahrh.  führte,  auch  betreffs  des  Mafses  der  Be- 
utung ein  lebhafter,  unter  Umständen  heftiger  gewesen  (man  denke  an  die 
Impfe,  die  Kaulbachs  entsprechendes  Wandgemälde  im  Treppenhause  des 
3sigen  Museums  becinflufst  haben),  so  leugnet  doch  niemand,  dafs  aufeer 
r  kirchlichen  und  künstlerisch  -  wissenschaftlichen  Bewegung  auch  die  Ent- 
ckungen  und  Erfindungen  entscheidend  eingewirkt  —  keine  fast  augen- 
lieinlicher  als  diejenige  des  Schiefspulvers.  —  Man  weifs  längst,  dafs  — 
e  Frage  des  persönlichen  Verdienstes  bei  Seite  —  seit  der  Mitte  des  14. 
hrhunderts  die  „allgemeine  Einführung  der  Feuerwaffen"  reifsende  Fort- 
hritte  macht  und  die  Kriegskunst  wie  die  ständischen  Verhältnisse  verändert, 
ne  neue  Aufgabe  aber  ist  es,  eine  einzelne  Kampfesart  unter  dem  Gesichts- 
inkte  des  Schiefspulvers  zu  betrachten.  Wie  belohnend  und  lehrreich  mufste 
sein,  die  Veränderung  des  Reiter-,1)  des  Fufsgängerdienstes  im  Kriege 
it  1350  —  nicht  zu  reden  von  der  erst  geschaffenen  Artillerie  —  und 
rar  speziell,  nicht  blofs  in  genere  der  Taktik  zu  verfolgen!  Jedoch  im 
ittelpunkt  steht  wohl  der  „Festungskriegu,  der  seither  vier  Hauptperioden 
irchlaufen: 

1.  bis  Vauban  oder  1700, 

2.  bis  Napoleon  oder  1815, 

3.  bis  zur  Einführung  der  gezogenen  Geschütze  u.  Gewehre  oder  bis  1866, 

4.  seitdem.8) 

Seit  jenen  Anregungen  strömt  nun  der  Flufs  neugeschichtlicher  Ent- 
ckelungen  in  mächtigen  Fluten  dahin,  so  überwältigend,  dafs  man  des 
loten  sich   freut,   der  das  Schifflein  unseres  Forschens  auch  da  leitet,  wo 


1)  Für  Frankreich  unternommen  von  Dumares  ot  L.  de  Buuilll.  Album  d.  1.  caval.  frauc. 
janis  a  div.  (»poq.  —  2)  H.  Müller,  Oberstl.  u.  Abt.-Uhef  im  K.-Min.,  Gesch.  des  Festum?*- 
iegCH  »eit  allgem.  Einfuhr,  der  Feuerwaffen  bis  zum  J.  1880,  —  auf  Grund  »eharfer  lie- 
iffsCaasung  und  reichhaltigen  fachwissenpchaftlichen  Materials. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    111.  1 


11X^2  !•    J-  Hermann. 

wir  nicht  selbst  steuern  können.  Eine  Unzahl  von  geschichtlichen  Gröfsen, 
Personen  und  Sachen  droht  uns  zu  verwirren!  In  der  That  encyklopädisch 
mufs  von  Zeit  zu  Zeit  diese  Geschichte  behandelt  werden,  und  wir  freuen 
uns,  dafs  Wilhelm  Herbst,  der  bewährte  Forscher,  und  Fried.  A.  Perthes, 
der  emsige  und  vielseitige  Verleger,  sich  zu  diesem  Zweck  in  gedeihlicher 
Weise  verbunden  und  einen  Generalstab  um  sich  geschart  haben,  der  die 
Bürgschaft  der  Güte  der  vor  Augen  liegenden  Resultate  ist.  Wir  möchten 
jenes  Unternehmen  als  einen  Blutsverwandten  gleich  bei  seinem  Erscheinen 
herzlich  begrüfsen.  *) 

Diese  Art  der  Übersicht  macht  dennoch  die  chronologisch-pragmatische 
Entwicklung  nicht  unnötig.  Immer  klarer  wird  die  Notwendigkeit,  die  in 
ihr  liegt;  namentlich  Preufsens  prädestiniert  scheinende  Erhebung  zur  centralen 
Gewalt  in  Europa  drängt  sich  im  Lichte  der  neuesten  Ereignisse  so  un- 
mittelbar auf,  dafs  man  es  dem  Forscher  fast  verzeiht,  der  diesem  Eindruck 
erliegt,  wenn  auch  dabei  die  nachträglichen  Rechtfertigungen  persönlichen 
Anteils  nicht  zuzulassen  sind.8)  Ein  Gegengewicht  bildet  die  französische 
Auffassung,  die  bis  1815  Frankreich  in  den  Mittelpunkt  der  Politik  zu  stellen 
ein  Recht  hat  seit  Heinr.  IV.3) 

In  geistiger  Beziehung  hat  Deutschland  sich  stets  centraler  gezeigt,  und 
besonders  auch  in  kirchlicher  Hinsicht.4) 

Wenn  in  der  Politik  sich  je  länger  je  mehr  alles  zur  orientalischen 
Frage  zuzuspitzen  scheint,  so  ist  gewifs  eine  Aufgabe  der  Geschichtsforschung, 
Keim,  Inhalt  und  Wesen  dieser  Frage  zu  ermitteln :  Das  scheinen  wieder  die 
Franzosen  zuerst  zu  erkennen.6) 

Eine  Frage,  die  wesentlich  erst  seit  der  Restauration  von  1815,  in  den 
Vorbereitungen  freilich  nicht  einmal  blofs  seit  1789  alle  Länder  mit  starker 
christlicher  Bevölkerung  bewegt,  ist  der  Klcrikalismus,  nirgends  mehr  als  in 
Deutschland  und  Frankreich.6) 

Neue  Bedingungen  für  das  Kulturleben,  das  Verkehrsleben  nicht  nur, 
sondern  auch  für  das  politisch -geschichtliche  haben  Post  und  Telegraphie 
nach-  und  nebeneinander  in  der  neueren  Geschichte  geschaffen:  Sie  haben 
daher  den  Rang  von  geschichtlichen  Faktoren  erlangt  und  bieten  des 
Interessierenden  die  Fülle.7) 


1)  W.  Herbst,  fincyklopädio  der  Neueren  Gesch.  I.  Gotha,  Perthes.  Lief.  1  -4  (i  1  ü) 
mit  vielen  vortrefflichen  Artikeln  sachlicher  und  persönlicher  Natur,  denen  eine  lichtvolle  philo- 
sophisch gehaltene  Übersicht  vorausgeschickt  wird.  —  2)  Vgl.  Weber,  Ailg.  Weltgesch. 
2.  Aufl.,  XV,  1  (XIX.  Jahr.)  ().  Jäger,  Gesch.  des  19.  Jahrh.  seit  d.  Wiener  Congrtfs. 
18.  Aufl.  15.— 19.  (Schlufs-)  Lief.;  auch  Schult hess,  Europ.  Gesch. -Kalender,  20.  Jahrg.  ■• 
Müller,  Polit  Gesch.  d.  Gegenwart.  XIII.  Siehe  unten  Kap.  VI.  Populär  scheint :  y.  Leixner, 
Unser  Jahrh.,  bis  Lief.  11.  0.  v.  Corvin  läfst  seino  „illustrierte  Weltgeschichte"  in  2.  Aoll. 
erscheinen  in  Lieferungen  ( — 46).  Aus  dem  geplanten  8.  Bd.  wird  eine  selbständige  „Gesch. 
der  Neuzeit"  (1848—1871),  für  deren  frühere  Partion  er  de«  Interesses  sicher  ist  Desgl. 
W.  Winterborg,  Gesch.  und  Gegenwart.  Wien,  Hartleben,  1879.  —  3)  Tonssenel,  Hist 
de  l'Europe  de  1610—1707.  12°,  Vil,  572  S.,  1879.  Barral,  L'hist  diploro.  de  l'Europe 
1648—1791.  111,  390  S.  Hubault,  hist  contemp.  de  1789—1848.  4.  edit  u.  Übersieht 
Die  Geschichte  von  Paris  ist  daher  in  der  That  ein  Stück  europ.  Gesch.;  vgl.  Gourdon  de 
Genouillac,  Paris  ä  travers  les  siccles;  erscheint  in  Lieferungen,  bis  jetzt  180,  bis  zum  Ende 
des  3.  Bandes.  4°.  Paris,  Roy.  Vgl.  Kap.  XX.  —  4)  Henke,  Neuere  Kirchengeachichte,  ed. 
Gafs.  III.  enth.:  1750—1870.  Nippold,  Handbuch  der  Neuesten  Kirchengeschichte.  M. 
umgearb.  Aufl.  -  T>)  Reinach,  La  question  d*  Orient  dans  l'hist  Sorel,  la  quest  d'orieiit 
6)  Ciairin,  le  clericalisme  de  1789—1870.  12°.  Paris,  Charpentier.  —  7)  Dr.  Mor. 
Meyer,  Post  und  Telegraphie  in  kulturgeseh.  Entw.,  in  Sonnt-Beil.  der  Vom.  Ztg.  No.  1— 6. 


Deutliche  Geichuhte  1519—1618.  IQ  3 


n. 

Dittrioh. 

Deutsche  Geschichte  1519—1618. 

Eine  überaus  grofse  Bereicherung  hat  unsere  Quellenkenntnis  durch  zwei 
wichtige  Werke  erfahren,  welche  über  die  Ereignisse  zwischen  1540 — 1552 
eine  Fülle  wichtiger  Details  zu  unserer  Kenntnis  bringen,  besonders  von 
Max  Lenz1)  der  erste  Teil  von  Bucers  Briefwechsel  mit  Philipp  v.  Hessen, 
dann  von  Druffel  die  Fortsetzung  seiner  „Beiträge". 

Das  erstere  enthält  114  Briefe  mit  ausführlichem  Kommentar:  5  Briefe 
nebst  einem  Exkurs,  betreffend  das  Marburger  Religionsgespräch,  den  Anfang 
des  Verhältnisses,  lassen  helle  Schlaglichter  auf  die  Schwierigkeiten  desselben 
—  namentlich  von  Seiten  Luthers  —  fallen.  Die  folgenden,  seit  Anknüpfung 
eines  vertrauteren  Verkehrs  (1538  Unterdrückung  wiedertäuferischer  Lehren 
und  1539  evangel.  Konstitution  der  Kirchengüter,  Gewinnung  für  die  zweite 
Ehe  des  Fürsten)  ergänzen  die  bisherige  Kenntnis  in  betreff  der  Verhand- 
lungen mit  England  und  Frankreich,  die  Hinneigung  des  Landgrafen  zum 
Kaiser  seit  1540,  die  Verhandlungen  zu  Worms,  die  Teilnahme  am  Reichs- 
tag zu  Regensburg,  sofern  Bucer  warm  und  entschieden  —  den  Landgrafen  im 
Interesse  der  Sache  der  Reformation  berathend,  unter  Umständen  hart  tadelnd  — 
erscheint.  Zwei  Exkurse  handeln:  „Über  religiöse  und  politische  Einigungs- 
versuche der  Deutschen  Stände"  und  „Verhandlungen  zu  Worms". 

Von  kaum  geringerer  Bedeutung  ist  v.  Druffeis8)  Publikation  (1003 
Stücke),  besonders  für  die  Zeit  vom  Januar  bis  Juli  1552,  und  bringt  neue 
Momente,  nicht  allein  für  den  Krieg  gegen  den  Kaiser,  sondern  namentlich 
über  die  Haltung  des  Kaisers  und  seines  Bruders  Ferdinand,  dann  aber  über 
die  der  protestantischen  Fürsten,  welche  nach  errungenem  Erfolge  sich  bald 
uneinig  zeigten.  Besonders  traurig  erscheint  das  Vorgehen  der  rheinischen 
Kurfürsten,  welche  in  trostlosem  Schwanken,  bald  hieher  bald  dorthin  sich 
neigten,  nicht  minder  kläglich  das  Benehmen  Bayerns,  welches  zwar  seine 
eigene  und  seiner  Verbündeten  Neutralität  versprach,  dabei  aber  Werbungen 
des  Kaisers  auf  eigenem  Gebiete  gestattete.  —  Klarer  tritt  hervor  die  Auf- 
merksamkeit, mit  der  des  Kaisers  Schwester  Maria,  Königin -Witwe  von 
Ungarn,  den  Ereignissen  beobachtend  und  warnend  folgte  (98  Briefe  von  ihr 
und  an  sie,  die  Mehrzahl  von  dem  ebenso  denkenden  und  deswegen  zu  Inns- 
bruck am  Hofe  stark  angefeindeten  Granvella),  ferner  Lazarus  Schwendis  auf 
die  Beruhigung  folgende  Aufklärung;  sowie  Ferdinands  Versuch,  auf  Moritz 
einzuwirken;  schriftlich  durch  Hinweis  auf  den  kurfürstlichen  Eid,  durch 
einen  Gesandten  mit  dem  Versprechen,  für  die  Freilassung  des  Landgrafen 
sich  zu  verwenden;  Karls  Vertrauensseligkeit  noch  am  26.  Februar  52,  er- 


1)  M.  Lenz,  Briefwechsel  Landgr.  Phil,  des  Grofamtit  y.  Hessen  mit  Bucer.  1.  Bd. 
Leipzig,  S.  Hirael.  VIII,  Ö42  S.,  8°.  Vgl  Kap.  XIV.—  2)  A.  v.  Druffel,  Briefe  und 
Akten  rar  Gesch.  des  16.  Jahrh.  etc.  11.  Bd.  Beitr.  zur  Reichsgeschiohte  1552.  München, 
Rieger.    VIII,  873  S.     (Vgl.  Deutsche  Lit  Ztg.  1881,  1343  f.) 

1* 


111,4  U.    üittrich: 

schüttert  erst  am  11.  März  (Brief  an  Ferdinand  über  zu  ergreifende  Maß- 
regeln und  Ausdruck  des  Wunsches,  dafs  nicht  etwa  die  Religion  als  Ur- 
sache des  Bruches  gelte).  Der  bei  Buchholtz  (IX,  544)  gedruckte  Brief  des 
Kaisers  über  einen  vergeblichen  Durchbruchsversuch  ist  hier  (1470)  in  ver- 
besserter Form  wiedergegeben.  —  Ebenso  wie  auf  die  Haltung  der  kaiserl. 
Partei  fällt  auch  auf  das  schlaue  Vorgehen  des  Kurfürsten  Moritz  neues 
Licht.  Das  Verhalten  des  Markgrafen  Hans  von  Küstrin  erscheint  klarer, 
wenn  auch  nicht  frei  von  Zweideutigkeiten.  Zu  den  Passauer  Verhandlungen 
sind  einige  bei  Lanz  auszüglich  gegebene  Schreiben  (z.  B.  1658)  vollständig 
gedruckt.  Eine  Masse  von  Einzelheiten  wird  richtig  gestellt;  manches  fast 
Unbekannte  urkundlich  aufgeklärt,  so  z.  B.  der  Plan  einer  Vermählung  des 
Johann  Wilhelm  von  Sachsen  mit  Elisabeth  von  England  durch  einen  Brief 
Aurifabers  an  Johann  Friedrich  den  Älteren  (1808).  — 

Als  quellenkritische  Arbeit  ist  die  von  Popowski  über  Aurifaber1)  zu 
erwähnen.  Der  Verf.  weist  nach,  dafs  das  von  Schirrmacher  1876  veröffent- 
lichte Mskr.,  betreffend  das  Marburger  Religionsgespräch  und  den  Reichstag 
zu  Augsburg  1530,  nicht  während  des  Augsburger  Reichstages  und  nicht 
von  einer  an  demselben  unmittelbar  beteiligten  Persönlichkeit  verfällst  ist, 
sondern  dafs  Aurifaber  die  Akten  allmählich  nach  eigenem  Plane  and  mit 
willkürlicher  Benutzung  seiner  Vorlagen,  worunter  Brucks  handschriftliche 
Geschichte  der  Religionshandlungen  etc.,  ja  auch  Sleidan  sich  befinden,  zu- 
sammengestellt hat. 

Noch  hierher  zu  rechnen  ist  auch  Benraths*)  Untersuchung  über  die 
unter  dem  Titel  „Summa  etc."  erhaltene  religiöse  Schrift,  welche  ihres  eigen- 
tümlich abgeklärten  evangelischen  Inhalts  wegen  vielfach  besprochen  wurde. 
Benrath  hält  die  holländische  Ausgabe  von  1523  für  das  Original  und  sucht 
den  Stadtpfarrer  von  Wesel  Heinrich  Bommelius  (1525  aus  Wesel,  1536  au 
Cleve  flüchtig,  1542  in  Mors)  als  Verfasser  zu  erweisen.  — 

Darstellend  ist  Rieh.  Bachmann3)  über  einen  der  „Schwarmgeister" 
jener  Zeit:  Niclas  Storch  auf  Grund  einiger  handschriftlichen  Berichte  und 
Chroniken  aus  Dresden  und  Zwickau;  besonders  der  Chronik  der  Stadt  Hof 
von  Enoch  Widemann.  Die  Gröfse  des  Anhangs  des  wegen  miCslicher  Ver- 
mögensverhältnisse (?)  nach  Böhmen  gegangenen  Zwickauer  Tuchmachen 
Storch  in  seiner  Vaterstadt  erklärt  sich  aus  dem  durch  den  Bergwerksbetrieb 
unvermutet  gesteigerten  Reichtum  und  des  infolge  dessen  übertriebenen  Luxus 
eines  grofsen  Teils  der  Bürgerschaft  als  wirksame  Bereitung  des  Bodens  bei 
anderen  zu  kommunistischen  Ideen.  Erst  der  Wechsel  im  Bürgermeisteramt 
gebot  Einhalt,  Müntzer  ward  entsetzt,  50  Genossen  St.s  wanderten  ,in  die 
Türme',  er  selbst  entzog  sich  durch  Flucht  über  Wittenberg,*)  Thüringen 
nach  Hof,  wo  er  als  Geselle  beim  Bürgermeister  Klinger  mit  seinen  Schwär 
mereien  (1524)  fortfuhr,  bis  seine  Saat  aufging  und  er  nach  sechsmonat- 
licher Krankheit  fortging.  Vielleicht  nahm  er  auch  an  der  Schlacht  bei 
Frankenhausen  teil  und  soll  nach  Widemann  im  J.  1525  in  München  in 
einem  Spital  gestorben  sein.  — 

1)  Fr.  v.  Popowski,  Kritik  der  handtchr.  Sammlung  des  Joh.  Aurifaber  nur  Gesch. 
des  Augsb.  Reichstags  1530.  In.-Diss.  Königsberg.  32  S.,  8°.  —  2)  Die  Summa  der  h. 
Schrift  Ein  Zeugnis  aus  d.  Zeitalter  d.  Reformat.  etc.  Herausgegeb.  y.  K.  Benrath.  Leip- 
zig, Fem  au,  XI,  175  S.,  8°.  Auf  einzelne  zerstreute  Quellenpublikationen  wird  bei  ein« 
zelnen  Arbeiten  verwiesen  werden.  —  3)  K.  Bach  mann,  Niclas  Storch,  der  Anfänger  der 
Zwickauer  Wiedertäufer.  Zwickau,  Altner,  11,  35  S.,  8°.  —  4)  Mit  Luther  scheinen  skh 
nur  Stübner  und  Cellarius  unterredet  zu  haben,  nicht  Storch. 


Deutsche  Geschichte   1519   -1618.  111,5 

Ney1)  stellt  einleitend  dar  die  politischen  und  kirchlichen  Verhältnisse 
Deutschlands  vor  dem  Reichstag  1529;  seinen  Gegenstand  bilden  Verhand- 
lungen über  die  Wahl  Ferdinands  zum  römischen  König,  durch  Balthasar 
Märklin,  „Probst  von  Waldkirch",  geführt  im  Auftrage  des  Kaisers  mit 
Pfalzgr.  Ludwig,  Albr.  v.  Mainz,  Joachim  v.  Brandenb.,  selbst  mit  dem  Kurf. 
Johann  v.  Sachsen,  sowie  geheime  Bemühungen  Herzog  Wilhelms  IV.  v.  Bayern 
für  seine  eigene  Wahl  auch  auf  dem  schwäbischen  Bundestage  zu  Ulm 
(3.  Febr.  1529)  durch  Leonh.  v.  Eck  (laut  Bericht  des  pfiüz.  Hofmeisters 
L.  v.  Fleckenstein.) 

Der  Kaiser  läfst  den  Reichstag  ausschreiben;  Ferdinand  und  andere 
Fürsten,  denen  Speyer  nicht  gelegen,  widerstreben;  endlich  wird  doch  dieser 
Ort  und  auf  einem  beigelegten  Zettel  der  21.  Februar  (statt  des  2.)  als  Er- 
öffnungstag festgesetzt.  Die  folgenden  Kapitel  beschäftigen  sich  mit  den  Vor- 
bereitungen, welche  Speyer  für  die  Reichstagszeit  traf  (Preistarife  etc.),  dem 
Einzüge  der  Fürsten  (Übersicht  derselben  und  ihrer  wichtigsten  Begleiter 
nach  den  Gruppen  der  Majorität  und  Minorität  gesondert.  Anmerkungen 
über  die  Quartiere  der  Einzelnen).  Am  15.  März  ward  der  Reichstag  er- 
öffnet und  am  18.  ein  Ausschufs  zur  Beratung  der  kais.  Propositionen  ein- 
gesetzt. Mangels  eigentlicher  Protokolle  über  die  Ausschufssitzungen,  auf 
Grund  der  Berichte  der  Reichstagsabgeordneten  und  anderer  Akten2)  ergiebt 
sich,  dafs  im  Ausschufs  die  Gegner  des  Evangeliums  unter  Leitung  Dr.  Fabers 
in  der  Majorität  waren.  Nach  einer  Plenarsitzung  am  3.  April,  wo  der 
Ausschufs  seine  „Bedenken"  mitteilte,  wurden  Einschüchterungsversuche3)  bei 
den  Städten  unternommen,  mannhaft  abgewiesen,  namentlich  unter  Jakob 
Sturm,  aber  zuletzt  doch  entzweiend  (vergl.  die  Erklärung  des  Rottweiler  Ge- 
sandten Conr.  Mock  gegen  Sturm,  Hans  v.  Minckwitz's  Erklär,  über  die  Un- 
annehmbarkeit  des  „Abschiedes".)  Dem  Verhalten  der  einzelnen  Städte, 
z.  B.  Augsburg,  Nördlingen  etc.  ist  ein  besonderes  Kapitel  mit  Aktenauszügen 
gewidmet.  In  den  Sitzungen  vom  13. — 17.  April  erledigte  die  Majorität 
rücksichtslos  die  wichtigsten  Geschäfte;  Gerüchte  über  drohende  Gewalt 
fahrten  zu  Besprechungen  der  Minderheit  über  ein  Bündnis.  In  langer  An- 
merkung wird  nur  die  Frage  des  Lokales  der  entscheidenden  Sitzung  vom 
19.  April  zu  Gunsten  des  Rathauses,  auch  Ratshof  genannt,  entschieden;  die 
am  folgenden  Tage  dem  Könige  Ferdinand  überreichte  ausführliche  Protest- 
schrift im  Wortlaute  mitgeteilt.  Mit  den  vergeblichen  nachträglichen  Ver- 
mittlungsversuchen und  der  Abreise  der  Fürsten  schliefst  das  Werk.  — 

Dem  „Marburger  Religionsgespräch"  gehören  zwei  kleinere  Arbeiten  von 
Erich  so n.  In  der  einen4)  werden  wir  mit  einem  Itinerar  bekannt,  welches 
Hedio  über  seine  Reise  mit  Butzer  und  Zwingli  zum  Gespräche  sowie  über 
den  Verlauf  des  letzteren  möglichst  getreu  aufgeschrieben  hat.     Die  Schrift 


1)  J.  Ney,  Gesch.  den  Reichstages  zu  Speyor  im  J.  1529.  Hamburg,  Rauhes  Haus. 
X,  368,  8°.  Wichtige  Bereicherung  unserer  Kenntnis  auf  Grund  bisher  ungedruckter  Akten 
des  bayerischen  Staatsarchivs.  Die  hier  gleichfalls  angeregte  Frage  über  die  Erneuerung  den 
schwabischen  Bundes  führte  eine  starke  Entfremdung  zwischen  den  Städten  und  den  Bundes- 
fürsten herbei.  —  2)  Würzburger  Akten.  Gutachten  der  Nürnb.  Recht*-  und  Gottcsgelehrten 
über  die  kaiserl.  Propositionen  —  im  Auftrage  des  Rates  als  Instruktion  für  die  Abgeordneten 
—  eine  rühmliche  Arbeit!  und  andere  Begründungen  des  Votums.  Unter  den  Berichten  sind 
diejenigen  der  Abgeordneten  von  Nördlingen  und  Frankfurt  wohl  die  wichtigsten  (vgl.  die 
Beilagen).  —  3)  Bisher  so  genau  nicht  erwiesen.  —  4)  A.  Erichson,  Strafsb.  Beiträge  z. 
Gesch.  d.  Marburger  Religionsgesprächs.  I.  Hodios  Itinerariura  (Brieger,  Ztschr.  f.  Kirchen- 
pesch.,  IV,  3). 


m,6 


IL    Dittrich: 


ist  lateinisch;  das  Original  ist  verloren;  nur  eine  Kopie  findet  sich  auf  der 
Üniv.-Bibl.  zn  Strafsburg.  Auf  Grundlage  dieser  Quelle  ist  dann  auch  eine 
populäre  deutsche  Schrift, J)  mit  vorwiegend  theologischem  Inhalte,  verfeist 
Der  „Reformationsgeschichte  Sachsens"  im  Speziellen  gehört  Müllers  Schrift*) 
über  Paul  Lindenau  an;  doch  hat  dieselbe  auch  allgemeine  Bedeutung,  in- 
dem sie  die  Behauptung  von  Lindenaus  Differenzen  mit  dem  Rate  von 
Zwickau  widerlegt  und  die  Identität  dieses  Mannes  mit  dem  Hofprediger  in 
Dresden  vollständig  erweist.  —  Hier  reiht  sich  nun  die  unstreitig  hervor* 
ragendste  und  gehaltvollste  unter  den  zusammenfassenden  grösseren  Dar- 
stellungen dieses  Jahres  an:  Maurenbrechers  Werk.8)  Er  führt  einen 
Gedanken  im  grofsen  aus,  den  der  Verf.  bereits  vor  mehren  Jahren  aasge- 
sprochen: dafs  es  von  gröfster  Wichtigkeit  sei,  „die  reformatorischen  Anläufe 
und  Versuche  innerhalb  der  katholischen  Kirche  im  16.  Jahrh."  darzustellen; 
während  bisher  vorzugsweise  die  protestantische  Bewegung  Gegenstand  der 
Geschichtschreibung  war,  hat  sich  der  Verf.  bemüht,  mit  voller  Objektivität 
auch  den  katholischen  Bestrebungen  gerecht  zu  werden  und  hat  so  eine  viel 
reichere  Entwicklung  der  Zeitverhältnisse  geboten.  Die  ersten  Reformversnebe 
fanden  schon  im  15.  Jahrh.  statt,  seit  in  Eonstanz  und  Basel  die  Konril- 
ideen  so  glänzend  verkörpert  worden;  in  Spanien  war  der  Versuch  einer 
Reform  auf  dem  Boden  der  katholischen  Kirche  glänzend  gelungen,  und  es 
ist  daher  begreiflich,  dafs  Ferdinands  des  Katholischen  Enkel  in  Deutschland 
mit  ähnlichen  Mitteln  zu  wirken  glaubte.  Die  humanistischen  Bestrebungen, 
wenn  auch  zum  grofsen  Teile  der  Reformation  dienstbar,  standen  dem  nicht 
entgegen,  und  hier  berichtigt  M.  vielfach  die  zu  weit  gehenden  Aufstellungen 
Janssens  (vgl.  Jahresber.  1879.  IH.  11).  Überhaupt  wird  hier  der  Versich 
gemacht,  in  wirklich  grofser  historischer  Auffassung  das  humanistische  und 
theologische  Element  zu  verbinden  und  so  zu  wahrer  Erkenntnis  dieser  Zeit 
vorzudringen.  Es  wird  gezeigt,  wie  das  Laterankonzil  von  1512 — 1517 
einen  Sieg  des  Papsttums  über  die  Reform  bedeutet,  und  Erasmus,  gewisser- 
maüsen  als  der  Hauptvertreter  der  katholischen  Reformation,  einer  wie  uns 
dünkt,  wohl  zu  günstigen  Beurteilung  unterzogen.  Ausführlich  wird  Hadrian  TL 
behandelt;  wir  sehen,  wie  sein  Reformationsbestreben  an  den  herkömmlichen 
Verwaltungsmifsbräuchen  in  Rom  und  an  dem  in  Deutschland  stets  wachen, 
damals  regen  Mifstrauen  gegen  das  mittelalterliche  Kirchenwesen  scheiterten 
und  er  in  wirklich  tragischer  Weise  endete.  Das  3.  Buch  kann  zum  groben 
Teile  als  eine  Widerlegung  Pastors  betrachtet  werden  und  legt  das  Haupt- 
gewicht auf  die  Religionsgespräche  und  die  Flugschriftenlitteratur:  so  z.  B. 
die  Schriften  von  Valdes,  welche  das  Verhalten  des  Kaisers  gegen  Klemens  VII. 
rechtfertigen  wollen  und  den  ersteren  als  einen  Reformator  der  Kirche  er- 
scheinen lassen.  Die  Anmerkungen  beschränken  sich  zwar  im  allgemeinen 
auf  Li tteratu rangaben,  doch  finden  sich  auch  hie  und  da  förmliche  kleine 
Exkurse  mit  kritischen  Notizen  z.  B.  über  Erasmus,  über  Luthers  Beziehung 
zu  Spalatin,  Sarpis  Bericht  über  Adrian,  die  Flugschriften  der  beiden  Valdes 
u.  s.  w.  Selbst  wo  die  aufgestellten  Anschauungen  etwa  durch  neue  ersetzt 
werden  dürften,  wirkt  das  Buch  anregend  und  ist  seit  Jahren  die  bedeutendste 


1)  A.  Erichson,  das  Marburg.  Rel.-Gespr.  etc.  Strafsburg,  Heitz,  1880.  59  S.,  kL  8*. 
—  2)  6.  Müller,  Paul  Lindenau,  der  erste  evang.  Hofprediger  in  Dresden.  Leipzig,  Hin* 
richs.  64  S.,  8°.  (Vgl.  Lit.  Centr.-Bl.  1880,  No.  50.)  Vgl.  Kap.  XIV.  —  3)  W.  Mauren- 
brecher,  Gesch.  d.  kath.  Eef.  2.  B.  Nördlingen,  Beck.  XV,  417  S.,  8°.  (Vgl.  die  »ehr 
gehaltvolle  Besprechung  von  H.  Baumgarten  in  Sybel,  Ztschr.,  N.  F.,  X,  154 — 165.) 


Deutsche  Geschichte  1519—1618. 


111,7 


Erscheinung  für  die  Geschichte  dieses  Zeitraumes,  geradezu  bahnbrechend. 
Was  bei  Maurenbrecher  blofs  ein  Kapitel  ausfallt,  Adrians  VI.  Thätigkeit,  hat 
Höfler1)  zum  Gegenstand  eines  bedeutenden  Werks  gemacht,  dem  er  42 
Jahre  gewidmet  hat.  Auch  er  betont  die  Notwendigkeit,  bei  Beurteilung  der 
Reformationsbewegung  den  speciell  deutschen  Standpunkt  zu  verlassen  und 
will  den  richtigen  historischen  Blick  durch  Beachtung  der  gleichzeitigen  und 
früheren  Bewegung  der  Geister  bei  Romanen  und  Slaven  gewinnen.  Nament- 
lich in  ersterer  Beziehung  berühren  sich  seine  Forschungen  mit  denen 
Maurenbrechers,  nur  steht  er  auf  streng  katholischem  Standpunkte,  anstatt 
auf  objektiv-wissenschaftlichem  oder  philosophischem,  wie  ja  leider  auch  her- 
vorragende Werke  in  Deutschland  fast  regelmäfsig.  —  Das  erste  Buch  ist 
einleitend  und  verbreitet  sich,  in  ziemlich  scharfer  Weise  gegen  Luther  ge- 
richtet, über  die  deutsche  Reformation  und  die  Vorgänge  in  Italien  bis  zur 
Wahl  Adrians  VI.  Über  diese  wird,  besonders  auf  Grund  der  Berichte  des 
englischen  Gesandten  in  Rom,  Clerk,  eine  eingehende  Darstellung  geliefert. 
Bemerkenswert  ist  es,  dafs  die  im  Konklave  versammelten  Kardinäle  eine 
Reihe  von  Kapiteln  vereinbarten,  welche  den  einzelnen  verschiedene  Vorteile 
lieferten,  und  welche  der  neue  Papst  beschwören  sollte,  dafs  aber  gerade  ein 
nicht  im  Konklave  anwesender  Kardinal  gewählt  wurde,  der  sie  dann  nicht 
annahm.8)  Das  zweite  Buch  begleitet  den  Papst  auf  seiner  Reise  von  Spanien 
(Saragossa)  nach  Rom  und  schildert  seine  Krönung  in  St.  Peter,  sowie  seinen 
Regierungsantritt  —  Dabei  sind  Höflers  eigene  Quellenpublikationen  (vgl. 
Jahresber.  I.  421)  Grundlage.  Vielfach  neu  sind  die  Verhandlungen  mit 
König  Franz  I.,  welcher  schliefslich  den  neuen  Papst  anerkannte.  Im  dritten 
Buche  endlich  treten  die  deutschen  Verhältnisse  in  den  Vordergrund.  Hier 
ist  der  Gegensatz  gegen  Maurenbrecher  ziemlich  auffallend,  so  bei  Gelegen- 
heit der  Ablafsfrage  in  Beurteilung  der  Glaubwürdigkeit  Sarpis,  nicht  minder 
bei  Auffassung  des  Nürnberger  Reichstages  von  1522,  für  welche  von  allen 
Seiten  Beschwerden  gesammelt  wurden,  die  hier  beseitigt  werden  sollten.  Für 
Chieregatis  Sendung  nach  Deutschland  und  Thätigkeit  beim  Reichstage  wird 
aus  dem  Wiener  Staatsarchiv  mancherlei  beigebracht;  der  Brief  Adrians  an 
den  Kurfürsten  von  Sachsen,  dessen  Echtheit  Janssen  II,  269  bezweifelt, 
scheint  Höfler  für  authentisch  zu  halten.  Sehr  häufig  sind  dabei  die  Ex- 
cerpte  aus  gleichzeitigen  Schriften  Luthers  und  seiner  Anhänger,  um  an  ihnen 
die  damalige  ,.Verrohung  Deutschlands"  zu  erweisen.  Das  vierte  Buch  zeigt 
uns  Adrian  in  seinen  Beziehungen  zu  den  Humanisten  Erasmus,  Pirkheimer, 
Faber,  Cochläus,  Vives,  Thom.  Morus,  Aleander,  Giovio,  den  kirchlich  ver- 
bleibenden, deren  einseitig  formale  und  ästhetische  Weltauffassung  eben  die 
ganze  Tiefe  des  Reformationsgedanken,  den  auch  Luther  nur  teilweise  zum 
Ausdruck  brachte,  nicht  zu  erfassen  vermochten.  In  der  Beurteilung  des 
Erasmus  hält  Hofier  die  Mitte  zwischen  Janssen  und  Maurenbrecher.  Das 
letzte  Buch  endlich  handelt  von  den  Beziehungen  Hadrians  zu  den  anderen 
europäischen  Staaten  und  von  seinem  Tode. 

Dafs  unter  Hadrians  Pontifikat:  am  29.  März  1523  —  Ignatius  von  Loyola 
unter  den  Pilgern  sich  befand,  welche  zum  Fufskusse  sich  drängten,  benutzte 
Höfler  zu  einer  prüfenden  Schilderung  desselben.  Richtiger  ist  das  Bild, 
welches  Druffel8)  in  einer   Festrede  von  Loyolas  Thätigkeit  in  Rom   ent- 


1)  Const  R.  v.  Höfler,  V&\wt  Adrian  VI.  1522-23.  Wien,  Braumüller.  XI,  574,  8°. 
—  2)  Erst  im  elften  Serntinium  war  am  9.  Januar  1522  die  Wahl  zustande  gekommen.  — 
3)  A.  v.  Druffel,  Ignatius  v.  Loyola  an  d.  röm.  Kurie.    Münchon,  1879.    Akad.    44  S.,  gr.  4°. 


111,8  Ir     Dittrich: 

wirft.  Er  knüpft  an  die  1874  ff.  in  Madrid  erschienene  Briefsammlung  Loyolas 
an  und  schildert  seine  Verhältnisse  zur  päpstlichen  Kurie,  sowie  die  Mittel, 
die  er  anwendete,  um  besonders  zu  politischem  Einflufs  zu  gelangen.  Auf 
Deutschland  beziehen  sich  S.  19  ff.  1540  kam  der  erste  Jesuit:  Peter  Faber, 
nur  auf  kurze  Zeit  nach  Deutschland-,  länger  verweilte  Bobadilla.  Seihst 
nach  dem  schmalkaldischen  Kriege  war  die  Gründung  von  Jesuitenkollegien 
in  Bayern  und  Osterreich  noch  mit  Schwierigkeiten  verbunden.  Ferdinands 
Wunsch,  an  Jesuiten  Bistümer  zu  verleihen,  scheiterte  an  L.s  Widerstand. 
An  den  Konzilsberatungen  zu  Trient  durften  sie  anfänglich  keinen  Teil 
nehmen;  auch  später  waren  sie  nicht  entscheidend.  KarlY.  hat  sich  nie  mit 
ihnen  eingelassen. 

Mehrere  Arbeiten  beschäftigen  sich  mit  Details  aus  der  Reformations- 
geschichte resp.  dem  Leben  einzelner  hervorragender  Reformatoren.  Dabei 
erscheinen  die  „oberländischen"  bevorzugt  Toll  in,1)  der  Biograph  Servets, 
der  bereits  dessen  Lehrgebäude  (3.  Aufl.  Gütersloh,  Bertelsmann,  1876 — 78) 
entwickelte,  und  sein  Verhältnis  zu  den  Wittenberger  Reformatoren  klar  zu 
stellen  unternahm  (2  Teile,  Berlin,  Mecklenburg),  stellt  in  einem  besonderen 
Werke  die  spärlichen  Zeugnisse  über  Servets  Beziehungen  zu  Butzer  zu- 
sammen. Als  Hauptquelle  dienen  natürlich  die  Schriften  beider  Männer  und 
es  hat  daher  die  Arbeit  vorwiegend  theologisches  Interesse.  Als  Resultat 
auch  für  den  Historiker  ergiebt  sich  kurz  etwa  folgendes:  Von  den  beiden 
religiösen  Richtungen,  die  schon  seit  der  Reformation  einander  bekämpfen: 
der  Konfession  und  Union  —  ist  die  letztere  besonders  durch  Erasmus,  Con- 
tarini,  Mclanchthon,  Butzer  und  Servet  vertreten.  Die  letzten  beiden  er- 
streben nun  diese  auf  ganz  verschiedenen  Wegen :  Butzer  auf  diplomatischem 
Wege,  indem  er  eine  dehnbare,  für  alle  Parteien  passende  Formel  erstrebt, 
Servet,  jede  beschränkende  Form  verachtend,  blofs  durch  das  Zurückgehen 
auf  die  Bibel.  Butzer  ist  anfangs  der  Trinitätslehre  gegenüber  indifferent, 
selbst  feindlich  (Kap.  I),  durch  seine  Unionsbestrebungen  bewogen,  aus 
„diplomatischen"  Gründen  giebt  er  auf  dem  Marburger  Religionsgespräch 
nach  und  tritt  in  der  Trinitätslehre  den  Wittenbergern  und  übrigen  Ober- 
ländern nahe  (Kap.  II).  Persönlich  treten  sich  Butzer  und  Servet  zuerst 
näher  in  Augsburg,  im  Juli  1530.  Butzer  tritt  hier  auf  als  Abgesandter 
von  Strafsburg,  Servet  als  eine  Art  Amanuensis  im  Gefolge  des  kaiserlichen 
Beichtvaters  Quintana,  und  trat  nun  in  ähnlicher  Eigenschaft  zu  Butzer  über, 
der  nie  ohne  Amanuensen  reiste  (Kap.  III).  Von  Augsburg  aus  unternimmt 
Butzer  eine  Reise  zu  Luther  nach  Koburg  und  wird  auf  derselben  von  Servet 
begleitet,  auf  den  Luther  einen  mächtigen  Eindruck  macht  (Kap.  IV).  Vom 
Ende  1530  bis  Ostern  1531  verweilt  Servet  in  Strafsburg  und  bereitet  die 
Herausgabe  seines  Erstlingswerkes  vor  (Kap.  V),  worin  er  öffentlich  auf 
manche  Irrtümer  in  der  bisherigen  Trinitätslehre  aufmerksam  macht  (IV.  Kap.). 
Er  nähert  sich  dadurch  vielfach  den  auch  in  Strafsburg  vertretenen  Täufern 
(VII.  Kap.),  kommt  aber  in  Opposition  gegen  Butzer  (VIÜ.  Kap.),  der  in 
seinen  Vorlesungen  und  auch  schriftlich  Servets  Trinitätslehren  bekämpft, 
aber  auch  eigene  Anschauungen  dabei  modifiziert  (IX.  Kap.)  Aber  Servet 
widerruft  schon  1532  die  meisten  von  Butzer  beanstandeten  Meinungen, 
worauf  ß.  sich  ihm  brieflich  wieder  nähert  und  eine  Versöhnung  anbahnt. 
—  Mit  Butzers  Brief  an  Servet  (8.  Juli  1532)  hören  die  direkten  Beziehungen 


1)    H.   Toll  in,    Servet   und   die  oberländischen    Reformatoren.      1.    Servet  and  Batier. 
Berlin,  Mecklenburg.     272  8.,  8°. 


Deutsche  Geschichte  1519—1618.  HI,9 

auf.  —  Gleichfalls  von  vorwiegend  theologischem  Interesse  ist  eine  Schrift 
Mollenhauers1).  Aus  einer  zweihändigen  Handschrift  des  Lübecker  Recke- 
mann, auf  welche  schon  Walz  1877  aufmerksam  gemacht,  wird  eine  Dispu- 
tation herausgegeben,  die  zu  Wittenberg  1574  unter  Luthers  Vorsitz  statt- 
fand; Bugenhagen  war  Promotor  und  auch  Melanchthon  beteiligt.  Die  Hds. 
enthält  neben  einer  wertvollen  Darstellung  des  Marburger  Religionsgespräches 
eine  Sammlung  Wittenberger  Dissertationen,  für  welche  Reckemann  1556 — 57 
aus  ihm  leicht  zugänglichen  Akten  an  Ort  und  Stelle  sammelte.  Vielleicht 
findet  sich  noch  manche  Notiz  für  die  Reformationsgeschichte  darin*.  — 

In  einem  biographischen  Essay  fafst  Hans  Prutz*)  alle  bisherigen  Ar- 
beiten über  Sickingen  zusammen.  Von  einer  Parallele  zwischen  ihm  und 
Wallenstein  ausgehend,  die  freilich  zu  des  ersteren  Nachteil  ausfallen  mufs, 
lftfst  er  den  Helden  vor  unseren  Augen  sich  entfalten,  ohne  dessen  Fehler 
zu  beschönigen.  Der  Boden,  aus  dem  Sickingen  herauswächst,  wird  genau 
geschildert  und,  durch  sorgsame  Benutzung  der  in  der  Biographie  gebotenen 
Momente,  das  Lebensbild  zu  einem  anschaulichen  Stück  deutscher  Ge- 
schichte am  Beginne  der  Reformation  erweitert.  —  Eine  Episode  aus  den 
Unruhen  jener  Zeit  giebt  Baader.3)  Aus  den  Akten  der  sog.  Kriegsstube 
zu  Nürnberg  sind  die  Kämpfe  Absbergs  geschildert,  die  Zerstörung  der  Schlösser 
durch  den  schwäbischen  Bund  und  der  Tod  des  gefährlichen  Mannes  in 
Altenzedlitz  vor  dem  Tag  Johannes  des  Täufers  im  J.  1531.  —  Solche  fort- 
währende Fehden,  dann  die  Reformationsbewegung  vereitelten  auch  immer 
den  Plan  einer  allgemeinen  Reichssteuer  und  Reichsreform.  Müller4)  hat 
eine  bandliche  Zusammenstellung  aller  in  dieser  Beziehung  bis  auf  Karl  V. 
gemachten  Versuche  unternommen.  Der  gröfsere  Teil  (bis  S.  53)  gehört  dem 
vorigen  Zeiträume,  der  Rest  beschäftigt  sich  mit  Karl  V.;  auch  unter  ihm 
wurde  mehrmals  der  „gemeine  Pfennig'4  einzuheben  versucht,  aber  nie  zur 
Herstellung  der  Reich scinheit,  sondern  höchstens  zum  Türkenkriege;  alle  Re- 
formen sind  wegen  der  Religionsfrage  vertagt. 

Dem  Ende  des  16.  und  dem  Anfange  des  17.  Jh.,  der  Periode  der 
Gegenreformation  und  des  steigenden  katholischen  Einflusses,  gehören  zum 
grofsen  Teil  die  Arbeiten  in  den  Abhandlungen  der  bayrischen  Akademie, 
und  mit  Recht;  denn  Bayern  spielte  damals  im  Dienste  der  katholischen  Be- 
strebungen und  wohl  auch  dieselben  zu  seinen  Gunsten  ausnützend,  eine  her- 
vorragende Rolle.  Ritter  ist  der  Hauptkenner  dieser  Zeit  und  ihm  bat  sich  in 
neuerer  Zeit  F.  Stieve  angeschlossen.  Stieve5)  führt  uns  in  die  Zeit,  wo  die 
Nachfolge  Rudolfs  II.  eine  brennende  Frage  war,  zw.  1581 — 1602.  Rudolf  H., 
seit  dem  Sommer  1581  für  die  Ernennung  eines  Nachfolgers  bearbeitet  durch 
Herzog  Wilhelm  von  Bayern,  Papst  Sixtus  V.  und  Clemens  VIII.  (zugleich 
für  eine  Eheschliefsung) ,  durch  Ernst  von  Köln,  Erzherzog  Max,  kann  sich 
nicht  entschliefsen,  teils  aus  Hafs  gegen  Spanien,  teils  aus  Furcht,  die  Krone 
zu  verlieren  an  seinen  Bruder  Ernst;  die  Geneigtheit,  welche  Albrechts  (der 
selbst  nach  der  Krone  strebte)  Vermählung  mit  der  spanischen  Isabella  er- 


1)  Mollenhaucr,  E.  Wittenb.  Doktordisput  etc.  (Verhdlgn.  d.  gelehrten  Estnischen 
Gesellschaft  in  Dorpat.  X,  3.)  —  2)  H.  Prutz,  Franz  von  Sickingen.  (In  „Gottschall. 
Neuer  Plutarch".  8.  Teil.  Leipzig,  Brock  hau».  S.  1  —  136.)  —  3)  Jos.  Baader,  Die  Fehde 
des  Hanns  Thomas  von  Absberg  wider  d.  schwäb.  Bund.  München,  Kellner.  148  S.,  4°. 
Vgl.  Kap.  Südwestdeutschl.  —  4)  Dr.  K.  Müller,  Reichsst.  u.  Reichsref.  i.  15.— 16.  Jahrh. 
8°.  (Vgl.  v.  Sybel,  Ztschr.  N.  F.  XI,  78.)  cfr.  II.  Kap  15.  Jahrh.  —  5)  F.  Stieve, 
Verhandl.  üb.  d.  Nachfolge  K.  Rudolfs  11.  i.  d.  J.  1581—1602.  (Abh.d.  hist.  Kl.  d.  Kgl. 
kayr.  Akad.     XV,  1    Abs.,  S.  1-160.) 


111,10  "•    Dittrich: 

erzeugt,  Matthias  zu  ernennen  schwindet  bei  der  Steigerung  seiner  Krankheit; 
1601  zeigen  sich  endlich  die  Kurfürsten  abgeneigt.  Anfangs  1600  kommt 
Erzh.  Max  auf  Rudolfs  Wunsch  nach  Prag  und  wirkt  günstig  auf  den  reiz- 
baren Kaiser,  so  dafs  derselbe  wieder  der  Thronfolge  gedenkt,  aber  Christian 
von  Anhalt,  welcher  im  Februar  1601  in  Prag  erscheint,  um  im  protestan- 
tischen Interesse  den  Kaiser  zu  bearbeiten,  veranlafst  erhöhtes  Mistrauen  des- 
selben. Im  Juli  1601  kommt,  dem  Kaiser  hochwillkommen,  der  Kurfürst 
Ernst  nach  Prag  und  erhielt  von  ihm  Auftrag,  bei  den  Kurfürsten  die  Nach- 
folgefrage in  Anregung  zu  bringen,  findet  aber  bei  den  letzteren  wenig  Unter- 
stützung. —  Unter  den  mitgeteilten  Dokumenten  sind  besonders  die  Berichte 
des  venetianischen  Gesandten  interessant.  — 

Die  Verbitterung  zwischen  beiden  religiösen  Parteien  war  damals  zu  nicht 
geringem  Teile  auch  durch  die  Kalenderreform  Gregors  XIII.  (recte  Lilio) 
von  1582  gesteigert  worden.  Die  politische  Bedeutung  derselben  erörtert 
Stieve1)  in  einer  anderen  akad.  Abhandlung.  Die  katholischen  Gründe  ftr 
die  Einführung  wurden  in  der  betreffenden  Bulle  so  schroff  vorgeführt,  dafs 
die  hervorragendsten,  der  Sache  geneigten  Stande  abgestofsen,  nun  erst  die 
wissenschaftlichen,  abergläubisch-theologischen,  praktischen,  ja  reichsrechtlichen 
Einwendungen  bis  —  1700  (Leibnitz)  —  1750  (Friedrich  IL)  geltend  machten. 
Dies  wird  belegt  durch  zahlreiche  sehr  seltene  Streitschriften. 

Der  Zeit  Rudolf  II.  gehört  endlich  auch  die  Abhandlung  von  M.  Ritter1) 
an-,  dieselbe  ist  zunächst  eine  Fortsetzung  seiner  Arbeit  über  den  Jülicher 
Erbfolgestreit  (Jahresber.  I,  421,),  giebt  aber  mehr  „da  eine  genauere  Durch- 
forschung des  Gegenstandes  in  nächster  Zeit  nicht  zu  erwarten  ist".  Durch 
die  Bundeshülfe  im  Jülicher  Kriege  und  den  Zug  gegen  Erzh.  Leopold  im 
Oberelsass  war  in  der  Union  Zwietracht  zwischen  Fürsten  und  Städten  ent- 
standen, und  die  finanzielle  Bedrängnis,  sowie  die  militärische  Lage  waren 
bedrohlich,  nur  die  Zwietracht  der  babsburgischen  Brüder  half  ihnen.  Trotz 
des  am  21.  Juni  1610  erlassenen  kaiserlichen  Mandats  gegen  die  Union 
hatte  der  Kaiser,  um  gegen  Matthias  freie  Hand  zu  bekommen,  das  Mandat 
preisgegeben;  Ende  1610  und  Anfang  1611  suchte  Matthias  die  Hülfe  der 
Union  gegen  seinen  Bruder  zu  gewinnen;  als  aber  Mai  1611  Matthias  König 
von  Böhmen  ward,  sehen  wir  Rudolf  um  die  Unterstützung  der  Union  bitten, 
„zur  Erhaltung  der  Ehre  des  Reiches  und  seiner  Person",  vielleicht  auch  zur 
Wiedergewinnung  von  Böhmen  (Unionstag  zu  Rotenburg,  August  1611).  Am 
Tage  nach  Anhörung  der  kaiserlichen  Gesandten  traf  ein  Bote  des  Königs 
Matthias  in  ähnlicher  Absicht  ein.  Diese  günstige  Lage  veranlasste  zunächst 
den  Herzog  Johann  Friedrich  von  Württemberg  zu  dem  Gedanken  eines  Ver- 
gleichs zwischen  den  Gegensätzen  in  Deutschland,  und  dieser  Gedanke  der 
„Komposition"  kam  auch  im  Rotenburger  Abschied  zum  Ausdruck.  Leider 
waren  die  Fürsten  selbst  nicht  einig  und  nur  zum  Ausschreiben  einer  Wahl 
des  Nachfolgers  für  Rudolf  entschlossen  sie  sich.  Da  starb  letzterer.  Die 
Wahl  Matthias,  für  welche  bereits  bei  Rudolfs  Lebzeiten  vieles  gethan  worden, 
fand  denn  auch  vorzüglich  durch  die  protestantischen  Fürsten  am  13.  Juni 
statt;  doch  waren  die  Bestrebungen  der  pfälzisch-protestantischen  Partei,  die 
Wahlkapitulation  zu  Gunsten  einer  paritätischen  Regierung  zu  ändern,  ver- 


1)  F.  Stieve,  Der  Kalenderstreit  des  16.  Jahrh.  in  Deutscht.  (Abh.  d.  btyr.  Akad. 
hist.  Kl.  XV.  B.,  3.  Abh.,  S.  1—98.)  4°.  —  2)  M.  Ritter,  Polit  u.  Ganh.  d.  Union  «. 
Zeit  d.  Ausg.  Rudolfs  II  u.  d.  An  f.  d.  K.  Matthias.  (Abhdl.  d.  bayr.  Akad.  Hist.  KL  XV, 
2.  Abt,  S.  83—170.) 


Deutsche  Geschichte  1519—1618.  IQ,11 

geblich.  Die  neue  kaiserliche  Regierang  (d.  h.  Bischof  Klesl)  nahm  den  Kom- 
positionsgedanken auf  and  dachte  die  konfessionellen  Bündnisse  aufzulösen 
und  die  Majorität  der  Reichsstfinde  anter  Führung  des  Kaisers  zu  vereinen. 
Als  Anlafa  zu  neuen  Verhandlungen  sollten  die  türkischen  Verwicklungen  im 
Osten  dienen  und  ein  Reichstag  in  Regensburg  zusammentreten.  Derselbe  — 
wohl  das  „bedeutendste  Moment  in  der  Reichsregierung  des  Kaisers",  ward 
am  13.  August  1613  eröffnet.  Die  Darstellung  der  Verhandlungen  desselben 
ist  aus  den  Dohnaschen  Akten  zu  Schlobitten  wesentlich  erweitert  und  zeigt, 
wie  durch  die  Hartnäckigkeit  der  Unirten  die  Idee  der  Komposition  fiel  und 
somit  der  Reichstag  nach  zweimonatlicher  Dauer  resultatlos  verlief.  Die 
Beilagen  sind  wie  die  ganze  Abhandlung  von  gröfster  Bedeutung.  — 

Neben  der  Reformation  ist  die  leitende  Idee  des  16.  Jh.  der  Humanismus. 
Für  den  deutschen  Humanisten  kommen  diesmal  nur  wenige  Arbeiten,  meist 
kleineren  Umfangs  in  Betracht  Es  sind  lauter  Bausteine ;  zusammenfassende 
Bearbeitung  fehlt  Dem  Lebensgange  der  einzelnen  Humanisten  sind  ge- 
widmet: 10  Briefe  von  Erasmus  aus  den  J.  1518 — 1533  und  einer  von 
Stromer  an  Spalatin  über  des  Erasmus  Tod.  Sie  sind  mit  einer  Einleitung 
von  Horawitz1)  herausgegeben,  aber  wenig  geeignet,  das  Urteil  über  Eras- 
mus zu  ändern;  am  frühesten  noch  bestätigen  sie  Janssens  und  Höflers  Ur- 
teil über  denselben. 

Drei  Briefe  des  Johann  Aurifaber*)  aus  Eisleben  an  den  Nürnberger 
Ratsherrn  Paulus  Behaim  beschäftigen  sich  teils  mit  seiner  Ausgabe  von 
Luthers  Tischreden,  mit  den  Grumbachschen  Händeln,  endlich  mit  dem  Kriege 
Lübecks  und  Dänemarks  gegen  Schweden.  Die  Briefe  stammen  aus  den  Mo- 
naten August  bis  Oktober  1566,  zwei  sind  von  Eisleben,  der  dritte  von  Er- 
furt datiert. 

Lier3)  lehrt  uns  den  Humanistenkreis  kennen,  der  sich  in  Augsburg 
um  Bernhard  Adelmann  von  Adelmannsfelden  gruppierte  und  Hartfelder4) 
führt  uns  in  Werner  von  Themar  aus  Heidelberg  einen  jener  Humanisten 
vor,  die  noch  der  katholischen  Richtung,  die  sie  überkommen,  zuneigen. 

Ober  Melanchthons  historische  Studien  handelt  H.  Brettschneider.6) 
Er  begründet  die  Mängel  mittelalterlicher  Historiographie,  zeigt  den  Einflufs 
des  Humanismus  in  dieser  Hinsicht  und  zählt  M.s  historische  Arbeiten  auf, 
die  freilich  meist  aus  kürzeren  Abhandlungen  und  Vorreden  zu  historischen 
Werken  bestehen.  Ausführlicher  bespricht  er  das  Hauptwerk:  Chronicon 
Carionis,  welches  Melanchthon  von  einem  ehemaligen  Schüler:  Johann  Carion 
zugesandt  wurde,  dieser  aber  vollständig  überarbeitete.  Daran  schliefsen  sich 
Bemerkungen  über  M.s  historische  Methode  und  Geschichtsphilosophie.  — 

Mit  der  Geschichte  der  humanistischen  Schulen  beschäftigen  sich  zwei 
Arbeiten:  E.  Reichenhart6)  mit  der  zu  Memmingen,  Sachse7)  mit  dem 
Thomaskloster  und  der  Thomasschule  zu  Leipzig.    Ersterer  legt  das  Haupt- 


1)  Horawitz,  Erasmiana  II.  (Sitegebor,  d.  K.  Akad.  in  Wien.  Ph.-h.  Kl.  95.  B. 
575 — 610.)  —  2)  W.  Looso,  Drei  Briefe  d.  Joh.  Aarifabor  a.  d.  Ratsherrn  Paal.  Behaim 
zu  Nürnb.  (Anz.  f.  Kunde  d.  dtschn.  Vorzeit.  No.  7 — 8.)  vgl.  c  X.  —  3)  Lier,  Der  Augsburger 
Humanistenkreis  etc.  (Ztsch.  d.  hist  Vor.  f.  Schwaben  u.  Neuburg.  VII,  1.  H.)  —  4)  K. 
Hartfelder,  Werner  von  Themar.  Karlsruhe,  Braun.  102  S.,  gr.  8°.  —  5)  Harry  Brott- 
sehnoider,  Melanchthon  als  Historiker.  Progr.  Kgl.  Gyran. Insterburg.  —  6)  E.  Reichen- 
hart,  D.  lat  Schule  zu  Memmingen  i.  Reform.zoitalt.  (Neue  Jahrb.  f.  Philol.  u.  Päd.  1880. 
2.  Abt.,  225—235,  273—280,  341—45,  401—412.)  —  7)  Sachse,  Beitr.  z.  Gesch.  d. 
Thomasklosters  u.  d.  Thomasschule.  Progr.  Thomasschule  in  Leipzig.  4°.  cfr.  Kap.  Ober- 
sachs. Th.  H.   XIV. 


HI,12  H.    Dittrich. 

gewicht  auf  die  Schulentwicklung,  sowohl  vor  der  Reformationszeit,  dann  in 
derselben,  besonders  unter  Martin  Krautz  (Crnsius),  dessen  fünfjährige  Thä- 
tigkeit  vom  gröfsten  Segen  für  die  Schule  war.  Dagegen  ist  Sachses  Ab- 
handlung zugleich  ein  wichtiger  Beitrag  für  die  Einführung  der  Reformation 
in  Leipzig  überhaupt.  So  lange  Herzog  Georg  lebte,  war  begreiflicher  Weise 
die  Reformationsbewegung  gehindert;  trotzdem  haben  schon  damals  viele  sich 
dazu  bekannt  und  selbst  Georgs  Visitationsmafsregeln  kamen  ihr  später  zu 
gute.  Pfingsten  1539  wurde  der  evangelische  Gottesdienst  feierlich  einge- 
führt, am  25.  Mai  hielt  in  der  Nikolaikirche  Propst  Justus  Jonas  aus  Witten- 
berg die  erste  evangelische  Predigt.  Gleich  darauf  wurde  eine  Visitation  an- 
geordnet, und  die  Schulfrage  erörtert.  Über  die  einzelnen  Schulmänner  und 
das  finanzielle  Gebahren  handelt  der  Rest  der  Arbeit  —  Endlich  sind  noch 
einige  Werke  anzuführen,  die  zwar  nicht  direkt  unsere  Zeit  behandeln,  aber 
die  leitende  Idee  derselben  in  anderem  Zusammenhange  darstellen  und  für 
die  allgemeinen  Gesichtspunkte  wichtig  sind.  Namentlich  erscheint  die  Ver- 
breitung des  römischen  Rechtes  und  die  Vermehrung  gelehrter  Juristen  von 
der  gröfsten  Bedeutung  für  die  Reformation,  und  diese  findet  eine  meister- 
hafte Darstellung  durch  Stint zing,1)  der  schon  durch  frühere  Arbeiten  über 
Zasius,  Tanner  (Jabresber.  II,  3.  3)  bekannt  ist. 

Für  den  Historiker  am  wichtigsten  erscheinen  die  ersten  5  Kapitel, 
welche  allgemeine  Fragen,  so  über  das  Verhältnis  des  Humanismus  zur  Juris- 
prudenz erörtern.  Was  Stintzing  auf  diesem  Gebiet,  sucht  Pünj er *)  für  die 
christliche  Religionsphilosophie  zu  leisten.  Von  den  Anfängen  selbständiger 
Spekulation  ausgehend  (Nikolaus  Cusanus,  Telesius,  Cardanus  etc.),  entwickelt 
er  die  Kirchenlehre  der  Lutheraner  und  Reformierten,  die  freilich  nicht  direkt 
religionsphilosophische  Systeme  lieferten,  aber  doch  zu  denselben  Stellung 
nehmen  mufsten.  Bei  Gelegenheit  der  Opposition  innerhalb  des  Protestan- 
tismus werden  auch  Servet,  Schwenkfeld,  Weigel  mitbesprochen.  — 

Ähnliche  Tendenzen,  auf  beschränkterem  Gebietej  verfolgt  Ritschi8) 
in  seiner  Geschichte  des  Pietismus.  Doch  gehören  nur  die  Prolegomena  des 
ersten  Bandes  mit  ihren  Betrachtungen  über  die  Keime  des  Pietismus  im 
Luthertum  und  Kalvinismus  hierher. 

Auch  Sold  aus4)  Geschichte  der  Hexenprozesse  enthält  im  zweiten  Bande 
viele  für  die  Reformationsgeschichte  interessante  Partieen. 


1)  R.  Stintzing,  Gesch.  d.  deutsch.  Recht*  wissen  »eh.  2.  Abt.  München,  Leipzig. 
XI,  780  S.,  8°.  —  2)  B.  Pünj  er,  Gesch.  d.  christl.  Religionsphil,  seit  der  Reform.  I.  B- 
Braunschweig,  Schwetschke.  IX,  491  S. ,  8°.  —  3)  A.  Ritsch  1,  Gesch.  d.  Pietismus. 
I.  B.  Bonn,  Marens.  VIII.  600  S.  8°.  —  4)  Sold  aus  Gesch.  der  Hexenprozesfee.  Neu 
bearb.  t.  Heinr.  Hoppe.     Stuttgart,  Cotta.     2  Bde.     XII.,  524,  410,  8°. 


UeutechUnd  1618—1713.  111,13 


in. 

E.  Fisoher. 

Deutschland  1618—1713. 

Für  die  Geschichte  des  grofsen  deutschen  Krieges  ist  an  erster  Stelle 
der  Fortsetzung  von  Gindelys1)  überaus  breit  angelegtem  Werke  Erwähnung 
zu  thun,  welche  einen  Zeitraum  von  wenig  mehr  als  2  Jahren,  die  Ereig- 
nisse von  der  Prager  Schlacht  bis  zum  Schlüsse  des  Regensburger  Deputations- 
tages, in  einem  umfangreichen  Bande  behandelt  Der  politische  und  mili- 
tärische Kampf  drehte  sich  1621 — 23  einzig  darum,  ob  Ferdinand  II.  sein 
dem  Bayernherzoge  gegebenes  Wort  einlösen  und  ihm  die  Kur  übertragen 
werde.  Rücksichtslose  Durchführung  der  Acht  gegen  den  Pfalzgrafen,  für 
welche  der  besonnene  Bayer  alle  und  alles  sich  dienstbar  zu  machen  wütete, 
während  jener  in  verblendeter  Unterschätzung  seiner  eigenen  Hoffnungslosigkeit 
die  bescheideneren  Pläne  seiner  Freunde  (bes.  Jakobs  L)  kreuzte,  das  ist  das 
Ergebnis;  nebenher  geht  erbarmungslose  kirchliche  und  politische  Reaktion 
in  Böhmen  —  beides  vom  Verf.  archivalisch  begründet  und  so  für  jeden 
Forscher  wertvoll  dargestellt  Da  die  benutzten  Materialien  aber  wesentlich 
diplomatischer  Natur  sind,  so  entrollt  sich  vor  unseren  Augen  ein,  oft  nur 
zu  eingehendes  Bild  der  Verbandlungen  der  Staatsmänner,  während  die 
kriegerischen  Ereignisse  stiefmütterlich  behandelt  werden.  Gindely  stellt 
die  Dinge  nicht  nach  ihrer  Wichtigkeit  dar,  sondern  räumt  ihnen  mehr  oder 
weniger  Raum  ein,  je  nachdem  die  Quellen  reichlicher  oder  sparsamer  fliefsen. 
Er  giebt  im  wesentlichen  verarbeitete  Aktenexcerpte ,  nicht  eine  nach  Form 
und  Inhalt  abschliefsende  Darstellung.  Für  den  Forscher  wird  auch  dieser 
Band  unentbehrlich  bleiben,  zumal  nicht  nur  fast  sämtliche  grofsen  Archive 
Westeuropas,  sondern  auch  die  Akten  des  ungarischen  Staatsarchivs  und  der 
ungarischen  Akademie  der  Wissenschaften  einem  eingehenden  Studium  unter- 
zogen wurden. 

Die  Vorgeschichte  und  die  Anfänge  des  dreifsigjährigen  Krieges  in  Be- 
ziehung auf  die  Oberlausitz  behandeln  zwei,  auf  ungemein  sorgsamen  Studien 
beruhende  Aufsätze  von  H.  Knothe.  *)  Der  Widerstand  gegen  die  Forderung 
der  thatsächlich  —  trotz  der  kirchenrechtlichen  Unterordnung  unter  den 
Dekan  v.  Bautzen  —  nicht  bedrückten  Protestanten,  eine  auch  rechtliche 
Anerkennung  zu  erlangen  (1609 — 11),  bewirkte  Anschluss  an  die  Gegner 
Habsburgs.  Im  September  1620  rückte  deswegen  Joh.  Georg  v.  Sachsen,  den 
sie  dem  Winterkönig  vorgezogen  hätten,  als  „Kaiserlicher  Kommissariusu  ein 
und  zwang  Kamenz  und  die  westliche  Lausitz  zum  Frieden  mit  dem  Kaiser, 
während  der  Markgraf  von  Jägerndorf  Bautzen  und  die  Umgegend  mit 
schlesischen  Völkern  belegte.    Als  der  zu  Görlitz  tagende  Landtag  dem  Könige 


1)  A.  Gindely,  G.  d.  30-jähr.  Kr.  1.  Abt.  Strafdekrete  Ferd.'a  II.  u.  d.  pfalz.  Krieg 
1621—23.  D.  ganz.  W.  IV.  B.  Frag,  Tempaky.  —  2)  Knothe,  Bemüh,  d.  Ober-Lausite 
am  Majestatsbr.  —  d.  Anteil  d.  O.-L.  a.  d.  Anfang,  d.  30-j.  Kr.  Beides  in:  N.  Laus.  Mag., 
herauag.  v.  Schönwälder.     B.  56.     U.  1.     8.  1—95.  96—117.     8°.     Görliti.      Vgl.  Kap.  XI. 


TTT14-  HL     E.  Fischer: 

Friedrich  huldigte,  belagerten  und  erstürmten  die  Sachsen  Bautzen,  das  bei- 
nahe völlig  zu  Grunde  gerichtet  wurde.  Sie  waren  schon  bis  Löbau  vor- 
gedrungen ,  als  die  Nachricht  von  der  Schlacht  am  weifeen  Berge  eintraf,  in 
Folge  deren  die  schlesischen  Stände  mit  Sachsen  einen  Separatfrieden  schlössen 
und  die  konföderierten  Lausitzer  im  Stich  liefeen.  Die  letzteren  huldigten 
Juni  1621  dem  Kaiser  und  dem  Kurfürsten  Johann  Georg,  welcher  1623  in 
den  Pfandbesitz  beider  Provinzen,  bis  zur  Rückzahlung  der  auf  beinahe 
4  Millionen  Gulden  berechneten  Kriegskosten,  eingesetzt  wurde.  In  religiöser 
Hinsicht  trat,  abgesehen  davon,  dafs  den  Katholiken  der  Zustand  von  1618 
wieder  hergestellt  wurde,  keine  weitere  Änderung  ein.  Mit  diesem  Besitze 
mufste  sich  Johann  Georg  bis  1635  begnügen,  vergeblich  hoffte  er  auf  Jägern- 
dorf  oder  Eger  als  „Extra-Rekorapens  für  bewiesene  Treue."  — 

Der  Gedanke  eines  katholischen  Bündnisses,  vielleicht  schon  vor  1607 
gefaxt,  wurde  am  10.  Juli  1609  durch  Maximilian  von  Bayern  Thatsache. 
Klug  berechnend  machte  der  Herzog  die  neue  Liga  seinen  Plänen  dienstbar 
und  hielt  vor  allen  Dingen  den  Einflufs  der  Habsburger  fern.  Heinrich  IV. 
von  Frankreich  dachte  daran,  durch  den  Witteisbacher  dieses  Haus  vom 
Kaiserthron  zu  verdrängen,  wozu  bei  der  feindseligen  Gesinnung  Rudolfs  gegen 
Matthias  trotz  der  Umtriebe  des  Kardinal  Kiesel  keine  unbegründeten  Aus- 
sichten waren.  Stellte  doch  der  Kaiser  selbst  seinen  Bruder  bei  den  katho- 
lischen Ständen  als  einen  Freund  der  Ketzer  dar,  welcher  am  Untergange 
der  römischen  Kirche  arbeite!  1611  stand  Matthias,  wenn  ihn  die  Katholiken 
im  Stich  liefsen,  wie  er  selbst  sagte,  „vor  der  Wahl  zwischen  der  Herrschaft 
und  der  Seligkeit:*'  er  hätte  sich  den  Protestanten  in  die  Arme  werfen  müssen. 
Dennoch  gelangte  er  1612  zum  Ziele,  weil  Heinrich  IV.  nicht  mehr  am 
Leben  war.  Im  folgenden  Jahre  bemühete  er  sich  nicht  ohne  Erfolg,  auf 
die  Liga  Einflufs  zu  gewinnen,  doch  widersetzte  sich  Maximilian  auch  ferner 
aufs  entschiedenste  einer  Dienstbarmachung  seines  Bundes  für  kaiserliche 
Zwecke.1) 

Von  der  kursächs.  Occupation  schildert  Krebs2)  die  Monate  Januar- 
Juni  1622  auf  Grund  von  Dresdener  und  Breslauer  Archivalien.  Nach  der  f 
Niederwerfung  Schlesiens  hielt  sich  der  Markgraf  von  Jägerndorf  noch  an 
der  Südgrenze,  auf  Bethlens  Einfluss  gestützt,  und  Bernhard  von  Thurn  warf 
sich  nach  Glatz  hinein.  Gegen  beide  wurde  die  Hilfe  der  Sachsen  unter 
Wolf  von  Mansfeld  und  Bodenhausen  angerufen.  Da  die  Truppen  jedoch  vom 
Oberamt  zu  Breslau  höchst  ungenügend  unterstützt  wurden,  zog  sich  Johann 
Georg  zurück,  bevor  Glatz  fiel,  um  seine  Völker  an  der  niedersächsischen 
Kreisgrenze  zu  verwenden. —  Die  religiösen  Verhältnisse  der  österreichischen 
Erblande  behandeln  1)  Czerwenka,3)  der  Beiträge  zur  Geschichte  der 
Gegenreformation  in  Steiermark,  besonders  im  Thale  der  Enns,  lieferte,  auf 
Grund  der  Urkunden  des  Bistums  Seckau  in  Annalenfofm,  mit  dem  Jahre 
1598  beginnend.  2)  Trautenberger,*)  „Böhmen  zur  Zeit  der  Schlacht  auf 
dem  weifsen  Berge."  Es  beruht  auf  dem  „geheimen  Bericht "  in  Mosers 
patriotischem  Archiv  VII,  35,  ohne  neues  zu  bringen.  Die  abschliefsende 
Arbeit  von  Krebs  über  den  Prager  Kampf,  welche  der  Jahresbericht  von 
1879  besprach,  wird  nicht  erwähnt 


1)  Wiskocil,  D.  Östr.  Kabinet  u.  d.  kat.  Union.  Osterprogramm  des  Gymnasiums 
Leitnieritz  1879/80.  —  2)  Krebs,  D.  letzt.  Monat,  der  kursächs.  Occupat  Schlesiens  — 
i.  Zeitsrhr.  d.  Ver.  f.  Ge*ch.  u.  Altert.  Schlos.'s.  Ed.  Grünhagen.  Breslau.  S.  100  ff.  — 
3)  Czerwanka,  Gegenref.  i.  Steiermark.  4)  Trautenberger,  Böhm.  s.  Z.  d.  Schi.  a.  weifs. 
B.    Beides  i.  Jahrb.  d.  G.  f.  d.  Gesch.  d.  Prot  i.  Österr.     Wien.    L    S.  83  fll  (neogegrttjxkt) 


Deutschland  1618—1713.  111,15 

Gmelin1)  stellte  in  mustergiltiger  Weise  das  urkundliche  Material  und 
die  Litteratur  (beruhend  auf  4  Augenzeugenberichten  aus  dem  bayr.-span.,  B  aus 
dem  markgräflich  bad.  Lager;  abgedruckt  samt  einigen  „neuen  Zeitungen"  und 
Urkunden  im  Anhang)  über  die  Schlacht  bei  Wimpfen  (26.  April/  6.  Mai 
1622)  zusammen.  Eine  Darstellung  der  Ereignisse  selbst  zu  geben,  lehnt 
der  Vf.  ab,  die  Erzählung  vom  Opfertot  der  400  Pforzheimer8)  und  der  Her- 
beiführung der  Explosion  durch  einen  Engel  verfolgt  er  in  ihrer  Entstehung 
und  Litteratur.  Der  von  Schreiber  (Vaterland.  Blätter  I,  12)  erwähnte 
Schlachtbericht  Tillys  ist  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  geworden.  Ein  un- 
gedrucktes Schreiben  des  ligistischen  Generals  Ober  diesen  Kampf  an  den 
Herzog  Johann  Friedrich  von  Württemberg,  welcher  sich  im  Königl.  Haus- 
und Staatsarchiv  zu  Stuttgart  befindet,  veröffentlichten  die  Württembergischen 
Vierteljahrshefte.  8)  Aus  demselben  geht  hervor,  dafs  Cordova  sich 
schon  am  25.  April  /  5.  Mai  und  nicht  erst  am  Schlachttage  selbst  mit  Tilly 
vereinigte,  dafs  der  Markgraf  um  die  Mittagszeit,  als  der  Kampf  ruhte, 
seine  Stellung  aus  eigenem  Antrieb  veränderte  und  am  Nachmittage  die 
Schlacht  selbst  wieder  eröffnete.  Mitteilungen  über  den  „dreißigjährigen 
Krieg  am  Bodensee44  veröffentlichte  Gmelin  ausserdem  in  der  „Karlsruher 
Zeitung."*) 

In  Folge  des  Beschlusses  des  obersächsischen  Kreistages  zu  Jüterbogk 
(30.  April  1623)  stellte  das  Herzogtum  Pommern  zur  Sicherung  der  Landes- 
grenzen ein  kleines  Heer  unter  Führung  des  Asmus  von  Glasenapp  auf,  das 
in  und  um  Stettin  einquartiert  wurde.  Das  Treiben  dieser  Söldner  im  Städtchen 
Pölitz  beschreibt  v.  Bülow6)  nach  Akten  des  Stettiner  Archive s.  Besonders 
anziehend  ist  die  Kostenberechnung  der  Bürgerschaft,  bei  welcher  eine  für 
die  Kenntnis  der  Lebensmittelpreise  jener  Zeit  wichtige  Taxe  zu  Grunde  gelegt  ist. 

H.  von  Zwiedeneck -Südenhorst6)  veröffentlichte  nach  eingehenden 
Studien  in  den  steirischen,  Wiener  und  Münchener  Archiven  eine  sorgfältig 
gearbeitete  Lebensbeschreibung  des  Fürsten  Hans  Ulrich  von  Eggen- 
berg unter  Beifügung  zahlreicher  Briefe,  Akten  und  Urkunden.  Einer  durch 
Geld-  und  Güterspekulationen  reich  gewordenen  Grazer  Bürgerfamilie,  welche 
im  16.  Jahrhundert  geadelt  wurde,  entsprossen,  im  protestantischen  Glauben 
erwachsen,  trat  er  nach  dem  Vorgange  seines  Vetters  Ruprecht  aus  Berech- 
nung zur  katholischen  Kirche  über  und  schloss  sich  eng  an  den  Erzherzog 
Ferdinand  von  Steiermark,  den  späteren  Kaiser,  welchen  er  bald,  als  der 
beliebteste  Hofmann  und  vertrauteste  Günstling,  vollständig  beherrschte. 
Nichts  Bedeutendes  —  und  beträfe  es  die  intimsten  Beziehungen  —  seit  der 
Abdankung  Rudolfs  II.  geschah  ohne  seinen  Rat.  Das  Verhältnis  Wallensteins 
zu  Eggenberg  ist  schon  von  Ranke  und  Krones  (Allgemeine  deutsche 
Biographie)  richtig  dargestellt  worden.  Spanien  und  noch  mehr  dem  Max 
v.  Bayern  entgegenarbeitend  verfolgte  er  als  Ziel  die  Einigung  des  Reiches, 
die  Kräftigung  der  Kaisergewalt  durch  ein  innerlich  konsolidiertes  Österreich. 
Hatte  er  schon  1625  die  Begründung  einer  kaiserlichen  Kriegsmarine  ge- 
raten, so  vertrat  er  seit  der  Zusammenkunft  zu  Brück  a./Leitha  (1626, 
Nov.)   das  Programm   Wallensteins   im  Staatsrate   zu  jeder  Zeit  aufs   ent- 


1)  M.  Gmelin,  Bcitr.  z.  Gesch.  d.  Schi.  b.  Wimpfen.  Karlsruhe.  —  2)  vgl.  D.  Coate. 
-  3)  Württemb.  Viertelj.  f.  Landesgesch.  I,  71.  Vgl.  Cap.  Südwestdeutachland. -—  4)  Gmelin, 
30-j.  Kr.  an  d.  Bodenseegegend.  Karl  er.  Z.  50 — 52.  Vgl.  Südwestdeutschland.  —  5)  v.  Bülow, 
Beitr.  z.  Gesch.  v.  Pölitz  i.  30-jähr.  Kr.  Baltische  Studien.  Stettin.  XXX.  3.  5.  265. 
—  6)  H.  v.  Zwiedin eck- Südenhorst,  U.  U.,  Fürst  von  Eggenberg,  Freund  und  erster 
Miniater  K.  Ford.  II.     Wien. 


111,16  11L     E-   Fischer: 

schiedenste.  Der  Verschwörung  Spaniens  und  Bayerns,  welche  mit  dem  Morde 
des  Friedländers  endet«,  gegenüber  verhielt  er  sich,  wie  es  scheint,  passiv. 
Onate  war  der  Lenker  der  That,  die  er  von  dem  Augenblicke  an  beschlossen 
hatte,  als  die  Politik  Wallensteins  die  Pläne  der  Spanier  direkt  durchkreuzte. 
Nach  der  Katastrophe  führte  Eggenberg  die  Geschäfte  in  derselben  Weise 
fort,  wie  bisher.  Was  Ehevenhiller  von  seiner  Abdankung  erzählt  und  davon, 
dafs  er  bei  Hofe  in  Ungnade  gefallen  sei,  ist  unrichtig.  Er  war  übrigens 
damals  schon  körperlich  durch  Krankheit  gebrochen.  Schwer  krank  begab  er 
sich  nach  Laibach,  wo  er  im  Todesjahre  seines  Gesinnungsgenossen  Wald- 
stein am  18.  Oktober  verschied.  —  Über  die  Verhandlungen,  welche  zum  Ab- 
schlufs  einer  evangelischen  Allianz  im  Jahre  1625  führten,  hat  Schybergson1) 
nach  eingehenden  Vorstudien  in  den  Archiven  von  Berlin,  London,  Kopen- 
hagen, Stockholm  und  dem  Haag  eine  sehr  eingehende  Untersuchung  in 
schwedischer  Sprache  veröffentlicht,  welche  die  ersten  Bücher  des  IL  Bandes 
von  Opels  „niedersächsischem  Krieg"  und  P.  Goldschmidt  Dissertation  „de 
Liga  evangelica"  in  manchen  Punkten  ergänzt 

Die  Schicksale  der  Stadt  Bernburg  während  der  ersten  Jahrzehnte  des 
dreifsigjährigen  Krieges  schilderte  H.  Suhle,8)  die  Einzelheiten  aller  Durch« 
züge,  Einquartierungen  und  sonstigen  Kriegslasten  erzählend,  auf  Grund  von 
Aktenstücken  der  St.  Marien-Kirche  daselbst  und  Aufzeichnungen  des  Diakonos 
Christoph  Ludwig  (1567 — 1636)  und  zweier  Kustoden  derselben  Kirche  ans 
etwas  späterer  Zeit.  Rofslau,  die  Verfolgung  des  Mansfelders  nach  Schlesien, 
bei  der  Wallcnstein  mit  mehr  als  königlichem  Pomp-  auftrat,  wiederholte 
Durchzüge  aufserdem  bilden  den  Kern  der  Geschichte  der  Stadt.  — t  über  die 
Thätigkeit  der  sächsischen  Armee  in  Böhmen  während  des  Jahres  1631 
handelt  Resek.3) 

Der  Schülerkreis  des  Prof.  Gustav  Droyser  zu  Halle  fuhr  auch  im  ab- 
gelaufenen Jahre  fort,  die  Zeit  des  grofsen  deutschen  Krieges  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Flugschriftenlitteratur  mit  Erfolg  zu  durch- 
forschen und  seine  Resultate  in  den  Halleschen  Abhandlungen4)  zu  veröffent- 
lichen. Grün  bäum  unterzieht  die  politischen  Broschüren  des  niedersächsich- 
dänischen  Krieges  einer  sorgfältigen  Untersuchung  vom  bibliographischen  wie 
religiös-politischen  Standpunkt  aus  und  weist  den  organischen  Zusammenhang 
der  fast  durchweg  von  unbedeutenden  Verfassern  geschriebenen  Elaborate 
nach.  Acht  vertreten  das  Interesse  des  Kaisers,  die  doppelte  Zahl  steht  auf 
gegnerischer  Seite.  Besonders  anziehend  sind  die  Betrachtungen  über  die 
Universalmonarchie  und  die  maritimen  Projekte  der  Habsburger.  —  Die 
Litteratur  des  Prager  Friedens  von  1635  hat  Hitzigrath  gesammelt, 
und  zwar  64  Broschüren,  darunter  solche  von  Hugo  Grotius,  Rusdorf. 
Chemnitz;  speeimina  grolser  Belesenheit,  mit  der  zu  Zeiten  freilich  eine 
ermüdende  Schwerfälligkeit  verbunden  ist,  staunenswerter  Bibelfestigkeit  und  kau- 
stischen Witzes.  Die  kriegerischen  Ereignisse  nach  dem  Tode  Gustav  Adolfs  haben 
bis  jetzt  nicht  dieselbe  eingehende  Durchforschung  erfahren,  wie  die  Kämpfe 
der  ersten  Epochen.    Eineu  Beitrag  zum  Jahre  1 633  lieferte  nach  dieser  Seite  die 


1)  M.  G.  Sohyborgson,  Underhandlingaraa  om  en  Evangelisk  AI  Hans  aren  1624  — 
1625.  Helsingfors.  —  2)  Mitt.  d.  V.  f.  Alihall.  Gesch.  u  Altertumskunde.  Dessau.  II.  Bd. 
S.  704  ff.  —  3)  ttenek,  Casupis  Musea  Kralovxtvi  i'eskeho,  1,2.  4)  Hall.  Abh.  z.  neuer. 
Gesch.  IX.:  H.  Hitzigrath,  die  Public.ist.  d.  Prag.  Fried.  (1635).  X.:  M.  Grünbauw. 
Üb.  d.  Publirist.  d.  dreifsigj.  Kr.  v.  1626—29.  XL*  K.  Schmidt,  \).  Belager  v.  Hameln  a. 
d.  Sihl.  b.  Hess.-Oldendorf  1633.     Xll.  Bald.  Herrniami,  l).  Kampf  um  Erfurt  1636—18. 


Deutschland  1618     1713.  HI  17 

Abhandlung  von  Schmidt  über  die  Belagerung  von  Hameln  und  die  Schlacht 
bei  Hessisch-Oldendorf,  von  welcher  v.  d.  Decken  (Herzog  Georg  von 
Braunschweig  und  Lüneburg)  und  Bommel  (Neuere  Geschichte  von  Hessen) 
nur  kurz  gehandelt  haben.  Nach  einer  langwierigen  Belagerung  (März — Juli) 
gelang  es  mit  vieler  Mühe  den  vereinten  Schweden,  Lüneburgern  und  Hessen 
unter  dem  Kommando  des  Herzogs  Georg,  nachdem  ein  kaiserliches  Entsatz- 
heer unter  Gronsfeld  und  Merode  bei  Oldendorf  zurückgeworfen  war 
(28.  Juni/ 7.  Juli),  sich  der  Festung  Hameln  zu  bemächtigen,  deren  Be- 
satzung freier  Abzug  mit  allen  militärischen  Ehren  zugestanden  werden  mufste. 
Den  um  Erfurt  geführten  Kampf  (1636 — 38)  schildert  Bald.  Herrmann. 
Fast  reichsunmittelbar —  war  die  Stadt  seit  1521  der  Rivalität  von  Sachsen 
und  Mainz  preisgegeben,  nahm  unter  dem  Versprechen  der  einstigen  Un- 
mittelbarkeit G.  Adolf  auf;  obwohl  dem  Prager  Frieden  beigetreten,  ward  es  durch 
Baner  1636  wieder  zu  einem  Bollwerk  der  Schweden  und  erlag  durch  bürgerl. 
Zwistigkeiten  1664  endlich  Mainz. 

Für  den  Gebrauch  des  historischen  Seminars  zu  Halle  erscheinen  im 
Verlage  derselben  Buchhandlung  „Materialien  zur  neuen  Geschichte"  in  zwang- 
losen Heften,  deren  jedes  einige  seltene  Quellcnberichte  von  besonderer  Wich- 
tigkeit für  einen  bedeutenden  historischen  Moment  liefern  soll.  Das  erste 
Heftchen  enthält  6  Relationen,  welche  sich  auf  die  Schlacht  bei  Lützen  be- 
ziehen, nach  seltenen  Flugschriften  in  diplomatisch  genauer  Wiedergabe  ohne 
jeden  kritischen  Apparat.1) 

Holcks  letzte  That,  seinen  Einfall  in  Sachsen  im  Jahre  1633,  schilderte 
G.  Droysen,1)  indem  er  aufser  den  Materialien  des  Dresdner  Archivs  und 
den  Flugschriften  in  erster  Linie  die  von  Hallwich  zur  Geschichte  Wallen- 
steins  veröffentlichten  Aktenstücke  benutzte.  Holck,  in  Reserve  zurückge- 
blieben ,  als  Wallenstein  nach  Schlesien  aufbrach,  ward  von  diesem  aus  Böhmen 
zum  Einfall  in  Sachsen  beordert  (als  Feria  heranzog),  um  die  Vereinigung 
mit  dem  bayr.  Heer  zu  verhindern,  Sachsen  zum  Frieden  zu  zwingen,  —  auch 
der  leichteren  Verpflegung  wegen.  Überall  —  wenn  auch  nicht  so  schlimm, 
wie  es  d.  Theatr.  Europ.  erzählt  —  plündernd,  siegreich  überall,  drang  er  selbst 
in  Leipzig  ein,  die  Pest  verbreitend,  seitdem  gelagert  war  der  Pest  zu  nah. 
Seit  der  Besetzung  Leipzigs  sollen  gegen  6000  Kaiserliche  an  der  „voigt- 
ländischen  Pestilenz"  gestorben  sein. 

Am  30.  Aug.  erlag  derselben  Holck  zu  Adorf.  Er  versprach  600  Tbl., 
wenn  man  ihm  einen  lutherischen  Prediger  an  sein  Sterbelager  brächte,  doch 
traf  ein  solcher  erst  eine  Stunde  nach  dem  Tode  ein.  — 

Wallensteins  gewaltige  Erscheinung  regte  auch  im  verflossenen  Jahre  die 
Forschung  an,  seinen  Lebensgewohnheiten  und  Schicksalen  bis  ins  Einzelne 
nachzuspüren.  Gritzner3)  veröffentlichte  eine  Untersuchung  über  die  Ent- 
wicklung seines  Wappens  und  der  ihm  verliehenen  kaiserlichen  Diplome, 
v.  Bülow4)  aus  den  Akten  des  Stettiner  Archivs  ein  Verzeichnis  der 
Lieferungen  für  die  Friedländischc  Hofhaltung  1627  („Verzeichnis  deren 
Sachen,  so  vor  S.  F.  G.  Herzogen  zu  Friedtlandt  und  Sagan  von  allerley 
Victualien    zur  Küchen  Noturft  teglich   von  Fischen  und  sonsten  bedurffeu"). 


1)  Material,  z.  neuer.  Gesch.  1.  Heft.  Gedruckte  Relationen  über  die  Schlacht  bei 
Lützen  1632.  Hallo,  Nicineyor.  —  2)  G.  Droynon,  Holck  1033  i.:  N.  Arch.  f.  Bachs. 
Gefich.  u.  Altortkunde.  I,  1,  S.  14-65.  2,  S.  129  183.  Vgl.  c.  XJV.  —  3)  Gritanor 
i.:  Hildebrandt,  Vierteljahr,  f.  Herald.,  Sphngirt.  u.  Gonoal.  111,  196-203.  lierlin.  — 
i)    v.  JJülow  i-:  «altiwho  Studien  XXX.  Heft  3,  277.     Stettin.      Vj?l.  c.  X. 

Historische  Jahresberichte.    III.     1880.  > 


IJI,18  in.     F.  Fischer: 

Auf  fürstlichen  Befehl  wurde  Proviant  im  Werte  von  1230  Thl.  20  V*  Gr 
nach  Pasewalk  geschickt.  Neben  den  feinsten  Weinen  sind  eingemachte 
Früchte ,  Gewürze,  Kuchen  und  Eonfekte  aller  Art  verzeichnet  und  bezeugen 
die  königliche  Tafelpracht  des  Generalissimus.  Über  „Wallenstein  und  den 
Besitz  von  Mecklenburg"  handelte  Ottokar  Lorenz,1)  indem  er  zugleich 
für  weitere  Kreise  die  Ursachen  seiner  Ermordung  nach  Ranke  und  Hallwich 
gemcinfafslich  darlegte.  Die  landesherrliche  Thätigkeit  des  Friedländers  wird 
nach  den,  vom  Verfasser  schon  im  40.  Bande  der  „Jahrbücher  des  Vereins 
für  Mecklenburgische  Geschichte"  veröffentlichten  Briefen  an  den  Obrist  Sant 
Julian  (1627—28)  anschaulich  geschildert.  Übelstände  in  der  Verwaltung, 
welche  Wallcnsteins  Vorgänger,  Adolf  Friedrich,  bereits  seit  10  Jahren  ohne 
Erfolg  abzustellen  bemühet  gewesen  war,  wurden  schnell  beseitigt.  Die  Häfen 
von  Rostock  und  Wismar  sollten  durch  Forts  geschlossen  werden,  die  Landes- 
regierung und  das  oberste  Gericht  seinen  Sitz  in  Güstrow  aufschlagen.  Die 
Stellung,  welche  der  Herzog  den  Ständen  gegenüber  einzunehmen  gedachte, 
geht  auf  eine  entschiedene  Begünstigung  des  Adels  hinaus,  ohne  dafs  die 
landesherrlichen  Prärogativen  irgendwie  geschmälert  werden  sollten.  Bei  den 
Verhandlungen  mit  dem  Kaiser  suchte  er  die  Inappellabilität  von  seinen  Ge- 
richten, mithin  die  volle  Landeshoheit  zu  erlangen.  „Die  Städte14,  urteilte  er, 
„thun  kein  gut,  wenn  sie  nicht  einen  Zaum  im  Maule  haben."  Während  seiner 
persönlichen  Anwesenheit  in  Mecklenburg  regierte  er  so  umsichtig  und  tüchtig, 
dafs  1629,  als  er  am  13.  Juli  seine  neue  Landeshauptstadt  verliefe,  um  nie 
wieder  zu  kehren,  der  vornehmste  Teil  der  Stände  für  das  neue  Regiment 
gewonnen  war.  Ende  Dezember  1630  belief  sich  der  Etat  der  Verwaltung, 
welche  in  bester  Ordnung  ihren  Fortgang  nahm,  auf  14,362  Reichsthaler. 
Die  Übertragung  Mecklenburgs  war  die  Bezahlung  für  geleistete  Dienste;  das 
Herzogtum,  von  den  Hoheitsrechten  abgesehen,  dem  Kaiser  baar  bezahlt 
Seit  dem  Regensburger  Reichstage  hatte  Wallenstein  ein  neues  gröfseres  Heer 
aufgestellt,  aber  den  Zahlungsverpflichtungen  der  kaiserlichen  Kammer  wurde 
seit  1631  so  ungenügend  nachgekommen,  dafs  man  die  Schuld  des  Kaisers 
im  Augenblicke  der  Abrechnung  —  zu  Eger  —  als  unermefslich  bezeichnen 
darf.  Man  ermordete  den  Generalissimus  auch  aus  dem  Grunde,  um  einen 
unbequemen  Gläubiger  weniger  zu  haben.  —  Eine  populäre  Biographie  Wallen- 
steins  von  streng  papistischem  Parteistandpunkte  aus  veröffentlichte  Bumüller.*) 
Die  Darstellung  der  Katastrophe  des  Generalissimus  ist  durchaus  ungenügend, 
wie  auch  das  über  den  dreißigjährigen  Krieg  Gesagte  häufig  der  historischen 
Wahrheit  wenig  entspricht.  —  Den  handschriftlichen  Bericht  eines  vornehmen 
Bürgers  über  die  Belagerung  von  Hanau  (1635 — 36)  veröffentlichte  Jung- 
hans3) nach  einem  in  der  Pfarrrepositur  zu  Oberkalbach  befindlichen  Manu- 
skript. Der  Kais.  General -Wachtmeister  v.  Lambey  schlofs  die  Stadt  im 
September  1638  ein,  suchte  sie  vergeblich  in  Brand  zu  schieben  und  schließ- 
lich durch  Hunger  zur  Übergabe  zu  bewegen.  Seine  Anstrengungen  scheiterten 
an  dem  Heldenmut  des  Kommandanten  General-Majors  Ramsay,  welcher  trotz 
der  höchsten  Not  —  man  kaufte  selbst  dem  Nachrichter  „gedörrt  Schind- 
fleisch41  als   Speise  ab   —    und  trotz   der  grassierenden  Seuchen  die  Stadt 


1)  Lorenz,  Wallenstein  u.  d.  Besitz  y.  Mecklenburg,  i. :  D.  Rundsch.,  VI,  Heft  7,  April, 

S.  81.  Vgl.  c.  X.  —  2)  Bumüller,  Wallenstein  i.:  Sammlung  bist  Bildnisse  IV,  10.  Freibarg  i. 

BreUgau.  —  3)  Junghans,  „Eigentlicher  wahrhaftiger  Bericht  der  Belagerung  Hanaus  in  aaao 

1635  geschehen   und   163G   den  13.  Juni  wiederum!)  entsetzt   und  wie  es  hernach  angegangen 

ist."    in;  Mitt.  d.  Hanauer  Bezirks vorc in*  f.  hose.  Gesch.   No.  6.   Hanau.  8.  140.   VgL  c  XIV. 


Deutschland  1618—1713.  111,19 

hielt,   bis  Landgraf  Wilhelm  von  Hessen-Kassel   mit  schwedischen  and  hes- 
sischen Völkern  zum  Ersatz  heranziehen  konnte  (13.  Juni  163(>). 

Die  Wirksamkeit  Maximilians  I.  von  Bayern  am  das  Jahr  1647  sachte 
P.  Wittmann1)  gegen  das  abfällige  Urteil  eines  Zeitgenossen,  des  Lang- 
heimer  cistercienser  Abtes  Johann  Gagel  (f  1649)  auf  Grand  bekannter 
Quellen  za  verteidigen.  Derselbe  Verfasser*)  entwarf  mit  Benutzung  von 
Bamberger  Archivalien  ein  Lebensbild  des  Weihbischofes  von  Bamberg, 
Friedrich  Forner  (1570 — 1620),  dessen  rastloser  Thätigkeit  als  Priester  und 
Schriftsteller  die  Gegenreformation  der  Maingegenden  in  erster  Linie  za 
danken  ist.  Von  einem  protestantischen  Vater  entsprossen,  war  er  später 
ein  Hauptförderer  des  Marienkultus  and  der  Jesuiten.  —  Einen  populär  ge- 
haltenen Vortrag  über  Elisabeth  von  der  Pfalz,  die  Winterkönigin,  ohne 
wissenschaftlichen  Wert  veröffentlichte  P.  Cassel.3) 

Molitor  versuchte  seine  Ansicht  über  Erlach,  wie  er  sie  in  dem  „Verrate 
von  Breisach"  niedergelegt  hatte,  in  einer  Reihe  von  Erwiderungen  gegen 
Gonzcnbach  (cfr.  Jahresb.  d.  Gesch.  1879.  HL  153.  292.)  in  „Burk- 
hard ts  Korrespondenzblatt  der  deutschen  Archive"4)  zu  verteidigen,  was 
einen  für  die  Klarlegung  der  Dinge  in  hohem  Grade  erspriefslichen  Meinungs- 
austausch mit  Gonzenbach  zur  Folge  hatte.  Schliefslich  sah  sich  Molitor,  ge- 
nötigt einzugestehen,  dafs  „von  einer  bewufsten  Unredlichkeit  Erlachs,  von 
einem  Verrate,  nicht  mehr  die  Rede  sein  könne ,u  man  demselben  aber  eine 
„grobe  Fahrlässigkeit"  vorwerfen  müsse.  Er  habe  die  schwachen  Versuche 
des  Herzogs  Wilhelm  von  Weimar,  das  Erbe  seines  Bruders  anzutreten,  nicht 
genügend  unterstützt,  sondern  sich  mit  Entschiedenheit  auf  die  Seite  Frank- 
reichs gestellt.  —  Auch  Gonzenbach  räumt  ein ,  dafs  Erlach  schon  bei  Bern- 
hards Tode  sich  mehr  zu  Frankreich  als  zu  Schweden  neigte  und  als  Schweizer 
für  das  Reich  keine  besonderen  Sympathieen  zeigte. 

Mofsmann6)  veröffentlichte,  wie  im  vergangenen  Jahre,  nach  Kolmarer 
Akten  Beiträge  zur  Geschichte  des  Elsasses  im  dreifsigjährigen  Kriege.  Die 
Beziehungen  Bernhards  von  Weimar  zu  Kolmar  während  der  Belagerung  von 
Rheinfeldcn,  Gallas  Rückzug  aus  Burgund,  das  Eintreffen  Guebriants  und 
Turennes,  sowie  die  ersten  Schritte  zur  Besetzung  von  Breisach  werden  dar- 
gelegt.. —  Drei  für  die  Kulturgeschichte  Deutschlands,  insbesondere  Frankens, 
im  17.  Jahrhundert  wichtige  Aufsätze  brachten  die  Württemberg ischen 
Vierteljahrshefte.6)  Sieglin  erzählte  die  Lebensschicksale  des  Pfarrers 
and  Astrologen  Markus  Freund  zu  Vorbachzimmern  (1603-62),  welcher 
als  Kalendermacher  sich  eines  im  Reiche  weit  verbreiteten  Rufes  erfreute. 
Aufser  einem  Hauptkalender  gab  er  noch  einen  Wunder-,  Schreib-,  Histori-, 
Friedens-  und  Kräuterkalender  heraus.  Seine  astrologischen  Kenntnisse  wurden 
von  Protestanten  wie  von  Katholiken  in  Anspruch  genommen,  selbst  seitens 
des  Wiener  Hauses  wurden  ihm  „wichtige  Sachen  auferleget"  Nachdem  er 
alle  Leiden  der  wilden  Kriegsjahre  durchgekostet,  starb  er  im  tiefsten  Elende, 
aber  mit  Hinterlassung  einer  Bibliothek  von  ein  halbtausend  Bänden.  Cas- 
part   beschreibt   das  Leben   des  „Leibschützen,"   Tuchmachers  und  späteren 


J)  P.  Wittmann,  Maxim.  I.  v.  Baiorn.  Vgl.  c.  XV IL  Hist -pol.  Bl.  f.  d.  kath.  Deutsch- 
land, 86,  390.  — 2)  Wem.  F.  Forneribid.  11,  565  ff.  656  tf.  —  8)  P.  CaHnel,  Eliaab.  v.  d. 
Pfalz  in:  Eyangel.  Bruderliebe,  herauRpogoben  von  Ad.  Natorp.  11.  Bd.  3.  Heft.  Barmen.  — 
4)  Molitor-Qonzenbach  i.:  Krsp.  d.  doutach.  Aroh.  II,  323,  347,  362,  377.  111,  19,  52.— 
">)  Mossmann,  Mat  pour  servir  &  Hunt  de  la  guerro  de  trentc  aux  tires  den  archivee  do 
Cohnar  i.:  Kevue  d'Alnace.  S.  386—58.  530—38  Vgl.  o.  XVI.  —  6)  Württemb.  Viertel- 
j-nefta  f.  Landeageach.  111,     S.  229. 


111,20  m      F-  Fischer: 

Ratsdieners  Joh.  Eon.  Holderbusch  ans  Hall  (1607—  1673)  nach  seiner 
handschriftlichen  Chronik,  welche  über  die  Schicksale  jenes  fränkischen 
Städtchens  von  1618 — 40  eingehend  berichtet  Heyd  teilt  aus  der  Blau- 
felder Heiligen-Rechnung  von  1653  ein  Verzeichnis  über  Gaben  an 
Exulanten  und  andere  arme  Leute  mit,  welches  der  Pfarrer  Biber  anfertigte. 
Da  die  Unterstützten  nach  Geschlecht,  Stand  und  Herkunft  genau  verzeichnet 
sind,  so  gewährt  die  Liste  einen  tiefen  Einblick  in  das  Elend,  welches 
damals  Leute  aus  allen  möglichen  Ländern  und  Berufsarten,  wie  anderswo, 
so  auch  in  Blanfelden  zusammenführte. 

Ein  Einblattdruck  in  folio,  „Der  Münsterische  Postreuter  1648,"  ein 
Gedicht  auf  den  Abschlufs  des  westfälischen  Friedens  nebst  Holzschnitt  ent- 
haltend, teilte  Nordhoff1)  (Original  befindet  sich  im  Besitz  von  Gustav 
Freitag)  mit. 

Hein  lein8)  veröffentlichte  eine  Fortsetzung  seiner  Arbeiten  über  die  Flug- 
schriftenlitteratur  der  Jahre  1667 — 68,  den  zweiten  Raubkrieg  Ludwig  XIV. 
betreffend,  und  beleuchtet  die  Thätigkeit  des  kaiserlichen  Gesandten  Frans 
von  Li  sola  als  Publicisten  an  der  Hand  der  ihm  zugeschriebenen  Broschüren. 
Seine  bedeutendste  Leistung  ist  der  „Bouclier  d'Estat,"  nach  dem  Zeugnisse 
aller  eine  Zusammenfassung  seiner  gesamten  politischen  Ansichten. 

Der  Feldzug  des  Jahres  1674  ist  nicht  nur  wegen  der  vorzüglichen 
militärischen  Leistungen  Turennes  anziehend,  sondern  auch  deshalb,  weil 
von  deutscher  Seite  ein  erster  Versuch  gemacht  wurde,  mit  einem  Reichs- 
heere den  Franzosen  bei  feindlicher  Gesinnung  des  Stadtraths  von  Strafsburg 
das  Elsafs  zu  entreifsen.  Die  entscheidende  Schlacht  war  der  Kampf  bei 
Enzheim  (4.  Oct.),  in  den  Bournonville  absichtlich  vor  dem  Eintreffen 
des  grofsen  Kurfürsten  von  Turenne  verwickelt  wurde,  der  anfangs  zurück- 
gewichen, in  vorteilhafter  Stellung  mit  22  000  M.  bei  30  Geschützen  dem 
32  000  M.  bei  58  Stücken  starken  Feind  am  Flüfschen  Breusch  eine  mora- 
lische Niederlage  (Verrat  der  Kaiserlichen  gegen  die  heldenmütigen  Lüne- 
burger) beibrachte.  Der  grofse  Kurfürst  nannte  Bournonville  einen  Schurken. 
Beide  Teile  behaupteten  den  Sieg  errungen  zu  haben.9) 

Im  Jahre  1675  geriet  Greifenberg  in  Pommern  wiederum  in  die 
Hände  der  gegen  die  Mark  vorrückenden  Schweden  und  die  Schrecken  des 
30jährigen  Krieges  wiederholten  sich.  v.  Bülow4)  veröffentlicht  die  Bitt- 
schrift eines  Bürgers  dieses  Städtchens,  in  welcher  er  unter  Nachweis  der 
Einquartierungskosten,  (Verluste  von  282  Rthl.  12  Gr.  u.  Ruin  seines  Ge- 
schäftes) einen  Steuererlafs  nachsucht 

Von  der  gröfsten  Wichtigkeit  für  die  deutsche  Geschichte 
der  Jahre  1684—92  ist  der  2.  Band  von  Müllers  Werk  über  Georg 
Friedrich  von  Waldeck5)  in  seinem  Verhältnis  zu  Wilhelm  IH.  von  Oranien. 
Nach  dem  Jahre  1688  wurden  die  Beziehnngen  dieser  beiden  Vorkämpfer  rar 
das  Gleichgewicht  Europas  gegen  Ludwigs  XIV  Suprematie  immer  vertrau- 
licher,   ihr  Briefwechsel   immer   bedeutungsvoller.     Wilhelms  Unternehmung 


1)  Nord  hoff,  D.  Münster.  Postroutor  164S  in.  Zeitsehr.  f.  vaterl.  Gesch.  o.  Altertum*- 
kundo,  hcrausg.  vom  Vor.  f.  d.  Gesch.  v.  Westfalon.  Münster.  XXXV 111,  S.  148.  Vgl.  c.  XU. 
—  2)  F.  Hoinloin,  Einige  Flugschriften  ans  den  Jahren  1667-68,  botreffend  den  entea 
und  zweiten  Raubkrieg  Ludwigs  XIV.  11.  Teil.  (1.  Teil,  Wion  1877)  in:  XI.  Jahreab  d.i. 
östr.  L.-Realgymnasiums  zu  Waidhofon  a.  d.  Thaia.  3)  Pastonaci,  Schi.  b.  Eniheim.  Vgl 
o.  XVI.—  4)  v.  Bülow  i:  Baltische  Studien  XXX,  2,  S.  207.  Vgl.  c  X.  —  5)  Müller: 
Wilh.  111.  von  Oran.  u.  G.  Fr.  v.  Waldock.  £.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kampfee  um  das  oump.  Gleich- 
gew. 11,  1C84— 1692  o.Nachtrag  1675—  78.    Haag.  Martinna  Nijhoft  384  &  VgL  c  X1L  XXt 


Deutschland  1618—1713.  111,21 

gegen  seinen  Schwiegervater  erscheint  in  den  Augen  der  deutschen  Staats- 
männer als  eine  Defensivmafsregel  gegen  Frankreich  im  europäischen  und 
speciell  im  niederländischen  Interesse.  Weder  aus  Ehrgeiz,  noch  um  den 
Befreier  zu  spielen,  ist  der  Orauier  nach  England  gegangen,  dem  strengen 
Calvinisten  lag  die  wankende  Staatskirche  noch  viel  weniger  am  Herzen  als 
die  parlamentarische  Regierung.  Die  Motive  sind  in  der  europäischen  Politik 
zu  suchen  und  deshalb  wurde  diese  That,  welche  die  schreiendste  Verletzung 
der  Heiligkeit  der  gesalbten  Könige  wie  überhaupt  des  Völkerrechtes  in  sich 
schlofs,  nicht  nur  vom  Kaiser,  sondern  selbst  vom  Papst  gutgeheifsen.  Nur 
eine  Begebenheit  läfst  sich  dem  Zuge  Wilhelms  an  die  Seite  stellen:  die 
Unternehmung  Viktor  Emanuels  gegen  Neapel  1860.  Der  Tod  des  grofsen 
Kurfürsten  brachte  im  oranischen  Lager  nicht  die  Bestürzung  hervor,  welche 
man  beim  Tode  dieses  treuesten  Aliierten  hätte  erwarten  sollen ;  der  schwache 
Sohn  versprach  einen  bequemeren  Bundesgenossen  abzugeben,  als  der  ener- 
gische Vater,  welcher  die  brandenburgischen  Interessen  nie  aus  den  Augen 
verlor.  Als  Feldherr  war  Waldeck  nicht  bedeutend.  Immer  höchst  bedächtig, 
leistete  er  vor  lauter  Vorsichtsmafsregeln,  die  untergebene  Armee  zu  erhalten, 
nur  wenig  und  erntete  den  Spott -vieler  seiner  Zeitgenossen,  so  im  Türken- 
kriege 1685  wie  als  Befehlshaber  der  niederländischen  Armee  1689  —  92. 
Der  Feldzug  dieser  Jahre  wird  sehr  eingehend  dargestellt,  über  die  Schlachten 
bei  Fleurus  (1.  Juli  1690)  und  Steenkerken  (3.  August  1692)  eine  Reihe 
von  anziehenden  Aufschlüssen  beigebracht.  Der  Verfasser  hatte  sich  bei  der 
Ausarbeitung  dieses  Teiles  der  Unterstützung  eines  vorzüglichen  Kenners  der 
niederländischen  Kriegsgeschichte,  des  General] ieuten an t  Knoop,  zu  erfreuen. 
Waldeck  verschied  am  19.  Nov.  1692  zu  Arolsen,  72  Jahr  alt,  in  Folge  der 
Anstrengungen  im  letzten  Kriege,  —  so  lange  er  lebte  der  treueste  Gehilfe 
Wilhelms  III.  bei  der  Befreiung  Europas  vom  französischen  Joch. 

Einen  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der  deutschen  Reichsverfassung 
lieferte  Frantz  *)  in  seiner  Arbeit  über  „das  katholische  Direktorium  des  corpus 
Evangclicorum-,"  auf  Grund  von  Material  der  Archive  zu  Berlin,  Dresden,  Wien, 
Gotha  und  Marburg.  Als  1697  zur  allgemeinen  Entrüstung  der  1653  zu 
Regensburg  gewählte  Direktor  des  corpus  Evangelicorum  August  der  Starke 
selbst  katholisch  geworden  war,  gedachte  man  wiederholt  Kurbrandenburg 
an  diese  Stelle  zu  bringen,  was  jedoch  scheiterte,  zuerst  an  dem  Widerstand 
des  schlauen  Wcttiners  (der  Übertritt  betreffe  nur  seine  Person),  der  Herzog 
Joh.  Georg  von  Sachsen-Weifsenfels,  formell  zu  seinem  Vertreter  bestellte, 
dann,  als  auch  des  Kurprinzen  Übertritt  1717  bekannt  wurde,  von  Georg 
v.  England-Hannover  hintertrieben  wurde.  Bei  der  allgemeinen  Zersplitterung 
der  evangelischen  Stände  und  dem  Gegensatze  zwischen  Preußen  und  Eng- 
land war  das  schliefsliche  Ergebnis  die  Wiederaufnahme  der  Direktorialfunk- 
tionen seitens  des  katholischen  Kursachsen.  Erneuete  Versuche  Preufsens  während 
der  Jahre  1722,  1725  und  1731  zur  Verdrängung  desselben  scheiterten.  Unheil 
konnte  übrigens  dies  Direktorium  bei  seinen  sehr  bescheidenen  Befugnissen 
nicht  anstiften. 

Die  Geschichte  des  Kirchenstaates  von  Brosch*)  beruht  auf  Studien  in 
dem  Venetianischen  Staatsarchiv,  welches  in  den  Depeschen  der  Botschafter 
ein  besonders  reiches  Material  bietet.  Die  Stellung  der  Päpste  des  17.  Jahr- 
hunderts zu   Kaiser  und  Reich   wird  vom  Verf.   an  einigen  Stellen  berührt, 


1)  Frantz,  D.  kath.  Direktor,  des  Corp.  Evangol.  Marburg.    Vgl.  c.  XIV.  —  2)  Brosch» 
Gesch.  dos  Kirchenstaates.     Gotha.  I:  IC.  und  17.  Jahrhundort 


111,22  IU      F.  Fischer: 

so  der  mehr  oder  weniger  offene  Kampf  Urbans  VIII.  mit  dem  Hause  Habs- 
burg während  des  30jährigen  Krieges  geschildert,  eine  Opposition,  welche 
jene  gewaltsamen  Umwälzungen  doch  wenig  als  einen  „Religionskriege  er- 
scheinen lassen.  Der  historiographischen  Thätigkeit  des  Greg.  Leu,  der  sich 
auch  mit  brandenburgischer  Geschichte  beschäftigte,  ist  ein  kurzer  Abschnitt 
gewidmet.  —  Für  die  Verdienste  der  Franziskaner  um  die  Bekämpfung  der 
evangelischen  Kirche  treten  die  fast  ganz  unwissenschaftlichen  „Beiträge"  des 
Franziskaner  P.  Gaudentius1)  ein.  Er  ist,  vom  Standpunkte  des  über- 
triebensten Papismus  aus  und  unter  heftigen  Ausfällen,  gegen  die  ungläubige 
Geschichtsmacherei.  Für  die  Kenntnis  der  Gegenreformation  in  Mittel-  und 
Oberdeutschland  und  die  Geschichte  der  seraphischen  Patres  in  Köln,  Strafs- 
burg, Thüringen  und  andern  Orten  linden  sich  einige  brauchbare  Angaben. 
Nach  Gaudentius  hat  auf  die  Geschicke  des  17.  Jahrhunderts  den  gröfeten 
Einflute  gehabt  —  Giovanna  Maria  della  Croce,  Äbtissin  von  S.  Carlo  zu 
Roveredo!  Von  Ferdinand  IL  bis  auf  Leopold  hat  ihr  prophetischer  Geist 
den  Habsburgcrn  durchgeholfen.  Sie  witterte  zuerst  Wallensteins  Verrat  und 
schrieb  an  den  zuerst  mifstrauischen  Gallas;  als  dieser  ihr  keinen  Glauben 
schenken  wollte,  vom  Geist  getrieben,  zum  zweiten  Male:  „Wallenstein  ist 
ein  Verräter!"  Der  kaiserliche  General  meldete,  nunmehr  überzeugt,  diese 
Worte  seinem  Herrn,  welcher  ebenfalls  die  Wahrheit  der  Thatsache  sofort 
einsah  und  die  Exekution  befahl!  Auch  der  Sieg  bei  Nördlingen  ist  allein 
dem  guten  Rate  dieser  frommen  Dame  zuzuschreiben! 

Über  die  Bestrebungen  Lcibnizens,  eine  Einigung  der  christlichen 
Kirchen  herbeizuführen,  veröffentlicht  Wiegand*)  einen  anziehenden  Vortrag; 
unter  andern  empfahl  der  Philosoph  dem  ersten  Könige  Preufsens  bei  seiner 
Krönung  zur  Verherrlichung  der  neuen  Würde  und  zur  Annäherung  der 
reformierten  und  lutherischen  Konfession  die  Einführung  der  englischen 
Hierarchie  in  seinem  Staate.  Grüns9)  Kulturgeschichte  des  17.  Jahrhunderts 
ist  ein  wirres  Compilat  aus  bekannten  gröfseren  Werken,  ohne  wissenschaft- 
lichen Wert  in  gespreiztem  Feuilletonstil  abgefafst  Einen  anziehenden  Beitrag 
zur  Wirtschaftsgeschichte  lieferte  Bruder4);  er  schildert  die  Versuche  der  Ro- 
manisten, die  thatsächlich  entstandenen  Verhältnisse  der  deutseben  Zünfte  durch 
eine  weitgehende  Interpretation  in  die  überlieferten  Formen  des  römischen 
Rechtes  zu  zwängen.  Derselbe  Verfasser 5)  legte  die  Gründe  für  den  „Verfall 
der  Zünfte  zur  Zeit  des  Absolutismus"  in  einer  sehr  lesenswerten  Abhandlung 
dar,  welche  vielleicht  nicht  ohne  Rücksicht  auf  die  Kämpfe  der  Gegenwart 
niedergeschrieben  wurde.  Neben  der  alle  Machtsphären  mehr  und  mehr  in 
sich  aufsaugenden  modernen  Staatsgewalt,  war  es  in  erster  Linie  die  Aus- 
bildung antiker  Grundsätze,  (dafs  man  ohne  Arbeit  leben  dürfe  und  dafe  der 
Eigentümer  absoluter  Herr  seiner  Güter,  nicht  der  blofee  Verwalter  sei),  war 
es  das  Beiseiteschieben  der  christlichen  Weltanschauung,  welche  jene  faniilien- 
haften  Verbindungen  zerknickte,  in  welchen  die  Menschen  des  Mittelalters 
Halt  und  Stütze  in  moralischen  und  materiellen  Bedrängnissen  gefunden 
haben.  —  Eine  eingehende  Monographie  über  den  bedeutendsten  Liederdichter 


1)  P.  Gaudentius,  Beitr.  z.  Kirchengesch.  des  XVI.  und  XVII.  Jahrh.  (Bedeut  and 
Verdienste  des  Franzisk.  Ord.  im  Kampf  gogen  den  Protestant.)  Bozen-  —  2)  Wiegand, 
Leibniz  als  KoligionH-Friedonsstifter.  Giosscn  —  3)  Karl  Grün,  Kulturgcsch.  dos  17.  Jahrh. 
Leipzig,  2  Bde.  —  4)  Bruder,  Behandl.  der  Handworkor-Cori>or.  d.  d.  Jurist  d.  XV1L  a. 
XV1I1.  Jahrh.  i. :  Zeitnchrift  für  die  gesamte  Staats\visHonnchaft.  Tübingen,  XXXVI,  484 — 
503.  —  ">)  Id.,  Vorfall  der  Zünfto  i. :  Hüffer,  Hiator.  Jahrb.     Münster  1880,  I,  821. 


Deutschland  1618—1713.  111,23 

der   deutschen  reformierten  Kirche,  den  Bremer  Joachim  Neauder,    ver- 
öffentlichte Iken ')  zugleich  mit  einer  Aasgabe  seiner  geistlichen  Gesänge. 

Die  beiden  europäischen  Kriege,  welche  das  beginnende  18.  Jahrhundert 
kennzeichnen,  erfreuten  sich  nicht  einer  gleich  lebhaften  Durchforschung  wie 
der  der  vorhergehenden  Epoche.  Jar.  Golla)  lieferte  auf  Grund  von  Wiener 
Archivalien  eine  Entstehungsgeschichte  des  Vertrages  von  Alt-Ranstät  (l.Sept 
1707)  zwischen  Karl  Xu.  und  Joseph  L,  indem  er  nachweist,  wie  die  öster- 
reichische Politik  während  des  nordischen  Krieges,  dem  Drucke  nachgebend, 
gezwungen  wurde,  den  schlesischen  Protestanten  nicht  unbedeutende  Kon- 
zessionen zu  machen.  Aus  dem  Besitz  des  Staatsarchive»  zu  Schleswig  ver- 
öffentlichte R.  Göcke3)  die  Beschreibung  eines  (fingierten)  Kupferstiches, 
welcher  die  politische  Lage  Europas  während  des  spanischen  Erbfolgekrieges 
in  der  damals  beliebten  allegorisierenden  Rokokomanier  darstellt.  Das 
Schriftchen  fallt  in  das  Jahr  1704. 


R  Koser. 

Deutschland  1713—1786. 

Die  drei  Jahrzehnte  deutscher  Geschichte  vom  Ausgang  des  spanischen 
Erbfolgekrieges  bis  1740  stehen  gegen  die  Epoche  der  Regierung  Friedrichs  IL 
und  Maria  Theresias  bei  der  Forschung  gegenwärtig  in  sehr  geringer  Gunst. 
In  den  beiden  bisher  abgestatteten  Jahresberichten  haben  wir  für  die  Zeit 
vor  1740  keine  einzige  Erscheinung  zu  verzeichnen  gehabt-,  auch  heute  liegen 
aus  diesem  Bereiche  nur  zwei  Publikationen  vor,  die  eine  noch  dazu  von 
sehr  untergeordneter  Bedeutung.  Der  von  Formey  in  Wien  aus  dem  Burg- 
archiv mitgeteilte  „Briefwechsel  des  Fürsten  Leopold  von  Anhalt-Dessau  mit 
dem  Grafen  von  Seckendorff" 4)  aus  den  Jahren  1721 — 1730  enthält  kaum 
etwas,  was  für  die  politische  Geschichte  jener  Jahre  von  Bedeutung  wäre. 
Dafs  Leopolds  Briefe  aus  dem  Jahre  1726,  der  Zeit  der  Wende  für  die 
Politik  Friedrich  Wilhelms  L,  den  anhaltischen  Fürsten  als  Anhänger  des 
kaiserlichen  Hofes  erkennen  lassen,  entspricht  dem,  was  man  sonst  über  die 
Stellung  Leopolds  wufste.  —  Eine  um  so  beachtenswertere  Urkunden- 
publikation ist  der  fünfte  Band  der  von  dem  Petersburger  Professor  Mär- 
ten s5)  herausgegebenen  russischen  Staatsverträge,  der  die  zwischen  Rufsland 
und   den   deutschen  Staaten  aufser  Österreich  bis  zum  Jahre  1762  abge- 


1)  Iken,  Joachim  Nesnder.  Sein  Leben  u.  s.  Lieder.  Bremen.  Vgl.  c  XII. —  2)  J.  Goll, 
Der  Vertrag  von  Alt-Ranstädt.  Österreich  and  Schweden  1706 — 1707.  Ein  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  österr.  Politik  während  d.  nord.  Kr.  Prag,  1879  —  3)  R.  Göcke  i.:  Anzeigor  für  Kunde 
der  deutschen  Vorzeit.  S.  13.  Vgl.  c.  X.  —  4)  Formey,  Briefw.  d.  F.  Leop.  v.  Dossau 
mit  d.  Graf?.  Sockendorif.  i.  Mitt.  d.  Vereins  f.  Anhalt.  Gesch.  u.  Altertumsk.  II,  549 — 571. 
Vgl.  c.  XII.  —  5 )  F.  Martens,  Recueil  d.  traites  et  convent.  concl.  p.  1.  Kussio  avec  los  puiss. 
Strang.,  publ.  p.  o.  du  minist,  d.  äff.  Strang.  Tome  V,  Traites  avec  l'AJlemagno  1G56 — 1762. 
St  PeHorsb.  Imprim.  d.  ministcre  des  voies  do  communic.  (A.  Böhnko)  XIX,  408  S.    klein  4°. 


111,24  IV.     R.  Kos  er: 

schlossenen  völkerrechtlichen  Akte  vereinigt.  Das  älteste  Stück  der  Samm- 
lung ist  der  Rigacr  Vertrag  zwischen  Rufsland  und  dem  grofsen  Kurfürsten 
vom  12./22.  September  1656,  die  Erneuerung  einer  am  10.  März  1517 
zwischen  dem  Ordenshochmeister  Albrecht  von  Brandenburg  uud  dem  Zaren 
Wassilei  Iwanowitsch  eingegangenen  Allianz ;  ein  allgemeineres  Interesse  bieten 
aber  erst  die  mit  Friedrich  Wilhelm  I.  abgeschlossenen  Verträge,  welche  die 
Grundsteine  des  seitdem  selten  unterbrochenen  preufsisch-russischen  Einver- 
nehmens wurden.  Da  die  Vertragsinstrumente  selbst,  wo  nicht  dem  Wort- 
laute, so  doch  dem  Inhalte  nach,  grösstenteils  bereits  bekannt  waren,  so 
lenkt  sich  unsere  volle  Aufmerksamkeit  auf  die  erläuternden  Einleitungen 
des  sachkundigen  Herausgebers,  der  sich  politisch  als  einen  entschiedenen 
Anhänger  des  alten  Gedankens  der  Freundschaft  zwischen  den  beiden  Reichen 
zu  erkennen  giebt.  Martens  verwertet  für  seine  historischen  Darlegungen 
sowohl  die  Arbeiten  deutscher  Forscher  als  die  einschlägigen  russischen  Publi- 
kationen, u.  A.  die  grofse,  dem  deutschen  Lesepublikum  leider  unzugäng- 
liche Geschichte  Rufslands  von  Ssolowjow.  In  die  Epoche  Friedrichs  des 
Grofsen  greifen  nur  fünf  Nummern  der  Publikation  hinüber. 

Von  der  politischen  Korrespondenz  Friedrichs  des  Grofsen,  deren  regcl- 
mäfsige  Fortsetzung  jährlich  in  zwei  Bänden  erfolgen  wird,  hat  Referent  1880 
den  vierten  und  fünften  Teil  zur  Veröffentlichung  gefördert, x)  die  in  der  für 
das  Unternehmen  gewählten  chronologischen  Anordnung  die  Urkunden  der 
auswärtigen  Politik  des  Königs  vom  Januar  1745  bis  zum  Deccmber  1747 
enthalten.  Für  den  vierten  Teil,  der  ausschliefslich  dem  zweiten  Jahre  des 
zweiten  schlcsischen  Krieges  gewidmet  ist,  gilt  das  in  unserm  vorigen  Be- 
richte über  die  drei  ersten  Itande  der  Publikation  Gesagte.  Unsere  Kenntnis 
der  politischen  Schiebungen  des  Jahres  1745  und  der  diplomatischen  Thätig- 
keit  des  preufsischen  Königs  wird  nicht  eben  erheblich  erweitert,  obgleich 
die  Sammlung  auch  von  wichtigeren  Aktenstücken  ein  und  das  andere  mitteilt, 
das  von  den  früheren  Forschern  für  ihre  Darstellungen  noch  nicht  ausge- 
beutet wurde.  Die  Persönlichkeit  Friedrichs  aber  wird  dem,  der  die  Lektüre 
der  Briefe  und  Erlasse  von  1745  in  ihrem  Zusammenhange  auf  sich  wirken 
läfst,  aus  diesen  ganz  besonders  individuell  gefärbten  Stimmungs-  und  Charakter- 
bildern in  vollster  Greifbarkeit  und  Lebendigkeit  entgegentreten;  in  dieser 
Beziehung  wird  diesen  Dokumenten  von  1745  unter  allem  was  sonst  zu 
verschiedensten  Zeiten  aus  der  Feder  des  Königs  hervorgegangen  ist,  viel- 
leicht der  vornehmste  Platz  gebühren.  Der  Herausgeber  hat  den  Versuch 
gemacht  aus  der  reichen  Fülle  des  in  den  vier  ersten  Bänden  der  „Politischen 
Korrespondenz"  gebotenen  Materials  die  markantesten  Züge  zur  allgemeinen 
Charakteristik  der  Politik  und  Persönlichkeit  des  jungen  Königs  während  des 
aggressiven  Anfangslustrums  seiner  Regierung  in  zwei  zusammenfassenden 
Artikeln  herauszugreifen. 2)  —  Mit  dem  fünften  Bande  gelangte  die  Publikation 
in  einen  Zeitraum,  vor  dem  die  archivalische  Forschung  zur  preufsischen 
Geschichte  bisher  stehen  geblieben  war;  nur  eine  einzelne  Seite  der  Geschichte 
der  auswärtigen  Beziehungen  Preufsens  war  von  Droysen  in  einer  Vor- 
arbeit für  die  in  dem  Berichte  für  1881  zu  würdigende  Fortsetzung  seines 
grofsen  Geschichtswerkes  bereits  behandelt  worden,  das  Verhältnis  Friedrichs  II. 
zu  Österreich  im  ersten  Jahr  nach  dem  Dresdner  Frieden   (vergl.  Jahresber. 


1)  R.  K  öfter,  Tolit  Korrespondenz  Friodr.  d.  Gr.  Bd.  IV.  (414  S.);  Bd.  V.  (684  8.) 
Berlin,  A.  Dunckcr.  —  2)  R.  Kosor,  Friodr  d.  Gr.  bis  zum  Breslauer  Frioden.  Hutor. 
ZoitBchr.  XL111.  06—104.  —  Id.  Friodr.  d.  Gr.  u.  d.  2.  schles.  Krieg;  ebend.  242-886. 


Deutschland  1713—1786.  111,25 

I,  443).  Die  preufsische  Politik  erscheint  in  der  diplomatischen  Korre- 
spondenz des  Königs  aas  den  Jahren  1746  und  1747  als  eine  Politik  weiser 
Selbstbeschränkung  und  sorglicher  Vermeidung  jeder  neuen  Verwickelung. 
Der  politische  Gegensatz  gegen  den  Wiener  Hof  behält  auch  nach  dem 
Friedensschlüsse  seine  volle  Schärfe.  Die  Verhandlungen  behufs  Herbeiführung 
der  zu  Dresden  vertragskräftig  in  Aussicht  genommenen  Gewährleistung  des 
Friedens  durch  das  deutsche  Reich  bleiben  ohne  Erfolg.  Zu  dem  alten 
Gegensatz  gegen  Österreich  ist  seit  dem  Ausgang  des  Jahres  1745  der  neue 
aber  nicht  minder  scharfe  gegen  Rufsland  getreten.  Ihre  Stärke  erhält  die 
preufsische  Politik  durch  ihre  Mittelstellung  zwischen  den  feindlichen  Vor- 
mächten Frankreich  und  England,  eine  Mittelstellung,  die  der  König  trotz 
aller  Lockungen  von  hüben  und  drüben  geschickt  zu  behaupten  weifs.  Nicht 
gemeint,  gegen  Frankreich  selbst  neue  Verpflichtungen  einzugehen,  sucht 
Friedrich  ohne  Bedenken  eine  nähere  Verbindung  mit  dem  Verbündeten 
Frankreichs,  Schweden,  und  erzielt  dieselbe  im  Stockholmer  Vertrag  vom 
29.  Mai  1747,  während  des  Königs  Versuche  einer  föderativen  Politik  im 
deutschen  Reiche  ergebnislos  bleiben.  Ein  näheres  Eingehen  auf  alle  die 
Materien,  die  in  dem  politischen  Schriftwechsel  des  Königs  aus  den  genannten 
beiden  Jahren  berührt  werden,  ist  an  dieser  Stelle  ausgeschlossen. 

Eine  mit  technischen  Erläuterungen  versehene  neue  Ausgabe  der  friederi- 
ciani sehen  „Generalprincipia  vom  Kriege"  verdanken  wir  der  Mühewaltung 
Taysens.1)  —  Durch  das  Erscheinen  der  unseru  Lesern  aus  dem  vorigen 
Berichte  bekannten  Jugendredaktion  der  Histoire  de  mon  temps  wurde  eine 
münsterische  Dissertation2)  angeregt,  die  sich  allzusehr  bei  der  relativ  unter- 
geordneten Frage  aufhält,  ob  Friedrich  für  die  Abfassung  seiner  Memoiren 
im  einzelnen  Falle  auf  die  Urkunden  selbst  zurückging  oder  für  ihn  ange- 
fertigte Auszüge  benutzte;  fruchtbarer  würde  es  sein,  die  Angaben  der 
Memoiren  Schritt  für  Schritt  auf  ihre  gegenständliche  Richtigkeit  hin  zu 
untersuchen.  Der  Verfasser  hat  dies  in  einzelnen  Fällen  wohl  versucht,  ab- 
schliefsend  aber  läfst  sich  diese  Aufgabe  nur  auf  Grund  weiterer  archivalischer 
Studien  lösen. 

Durch  ein  recht  umfängliches,  aber  wenig  inhaltreiches  Material  wurde 
die  historische  Litteratur  beschwert,  indem  Christian  Meyer8)  nicht  we- 
niger denn  253  Seiten  in  Grofsoktav  mit  einem  schlechten  Abdrucke  der 
berlinischen  Berichte  des  nassau-diezischen  Agenten  von  Geudcr  (1741 
und  1742)  anfüllte.  In  der  zweiten  Ausgabe  seiner  preufsischen  Geschichte 
bedauerte  Ranke,  die  Berichte  des  französischen  Gesandten  Valory  aus 
Berlin,  wohl  das  interessanteste  Werk  der  Korrespondenz  des  diplomatischen 
Korps  am  Hofe  des  jungen  Königs  Friedrich,  ihres  grofsen  Umfanges  wegen 
mit  alleiniger  Ausnahme  des  Wichtigsten  den  Forschern  vorenthalten  zu 
müssen:  heute  überrascht  uns  Chr.  Meyer  mit  den  voluminösen  Berichten  des 
diplomatischen  Vertreters  von  Krähwinkel!  Dieser  Herausgeber  hielt  die- 
selben doch  wohl  nur  deshalb  für  wichtig,  weil  er  im  Archiv  zu  Idstein  ihr 
glücklicher  Finder  war  und  weil  er  andere  Korrespondenzen  aus  jener  Zeit, 
gedruckte  oder  ungedruckte,  nicht  kaunte.  Hätte  er  sich  in  der  gedruckten 
Litteratur  auch  nur  flüchtig  umgesehen,  so  konnte  ihm  nicht  entgehen,  dai's 


1)  v.  Marees,  Militärische  Klassiker  des  In- und  Ausländem.  Hft.  1.  v.  Tayson,  Gen. 
princ.  Berlin.  F.  Schneider  &  Comp.  VII.  158  S.  —  2)  Heinr.  Kildhaut,  Üb.  d.  Quell,  der 
„Hißt,  de  mon  temjw  Fricdr.  d.  Gr."  Arnsberg,  Druck  von  F.  W.  Becker  &  Co.  72  S.  -- 
3)  Chr.  Moyor,  Berlin.  Berichte  aas  d.  Z.  dos  ersten  schloß.  Kr.;  Zoitschr.  für  PreuTs. 
Gesch.  XVII,    1—253. 


111,26  IV.  R.  Kos  er: 

ein  guter  Teil  der  ermüdenden  Beilagen  der  herzlich  unbedeutenden  Geuder- 
schen  Berichte  bereits  bekannt  war,  dafs  u.  A.  die  Bulletins  vom  Kriegs- 
schauplatze, die  Geuder  seinen  Berichten  beischlofs  und  die  Meyer  unter 
Beibehaltung  aller  korrumpierten  Namenformen  etc.  mit  abdruckt,  neuerdings 
von  Droysen  in  einer  kritischen  Ausgabe  neu  veröffentlicht  sind.  Was  die 
Berichte  des  Talleyrand  von  Nassau-Diez  an  brauchbaren  Notizen  etwa  ent- 
halten, hätte  ein  kundiger  Herausgeber  bequem  auf  wenige  Seiten  zusammen- 
zudrängen vermocht. 

Das  von  Würdinger1)  veröffentlichte  Tagebuch  des  Hofkaminkehr- 
meisters  Cura,  der  sich  im  österreichischen  Erbfolgekriege  an  der  Ver- 
teidigung Baycms  gegen  die  feindliche  Invasion  beteiligte,  verewigt  die  Reiter- 
stückchen eines  handfesten  Bürgers,  ohne  auf  ein  allgemeineres  kriegBge- 
schichtliches  Interesse  Anspruch  zu  erheben.  —  Über  die  Schlacht  bei  Hohen- 
friedberg  veröffentlicht  Krause2)  einen  noch  am  Schlachttage  selbst  abge- 
statteten Bericht  'von  hoher  Hand'  (von  einem  der  dessauischen  Prinzen),  dessen 
Original  sich  in  der  herzoglichen  Bibliothek  zu  Köthen  fand.  —  Einen  neuen 
Beitrag  zur  Leidensgeschichte  der  Reichsarmee  im  siebenjährigen  Kriege  liefert 
Bos8erts)  durch  seine  Mitteilung  eines  Verhörsprotokolls  von  sieben  Soldaten 
des  hohenlohe-langenburgischen  Kontingents,  die  auf  der  Retirade  von  Rofebach 
vierzehn  Tage  nach  der  Schlacht  am  heimatlichen  Herde  anlangten. 

Indem  wir  diesen  militärgeschichtlichen  Kleinigkeiten  den  Rücken  wenden, 
bleibt  an  Quellenpublikationen  noch  zu  erwähnen  die  von  J.  G.  Droysen4)  ver- 
öffentlichte Denkschrift,  die  1746  dem  preufsischen  Gesandten  in  London  von 
beachtenswerter  Seite  zugestellt  wurde:  (D6scription  abr£g6e  de  l'6tat  d6plo- 
rable  oü  nous  sommes  röduits',  ein  Plaidoyer  für  eine  vollständige  Änderung 
des  politischen  Systems  Englands  im  Sinne  engen  Einvernehmens  mit  Preufeen. 
Es  erhellt,  dafs  die  Schrift  unter  keinen  Umständen  den  durchaus  mit  Öster- 
reich sympathisirenden  Lord  Granville,  auf  den  Carlyle  gerathen  hatte,  zum 
Verfasser  haben  kann. 

Vorausgeschickt  hat  Droysen  dem  Abdrucke  der  bisher  nur  aus  einzelnen 
Anführungen  in  Rankes  Preufsischer  Geschichte  bekannten  Denkschrift  eine 
Übersicht  der  politischen  Beziehungen  zwischen  Preufsen  und  England  vom 
Regierungsantritt  Friedrichs  IL  bis  1746,  und  mit  der  Erwähnung  dieser 
Übersicht  wären  wir  bei  den  von  uns  aufzählenden  darstellenden  Arbeiten 
angelangt 

Die  umfassendste  derselben,  der  Schlufsband  des  bekannten  kolturgeseh. 
Werkes  von  Biedermann6)  schliefst  die  Behandlung  der  politischen  Ver- 
hältnisse planmäfsig  aus.  Zwei  Werke,  welche  die  ganze  Epoche  Friedrichs 
des  Grofsen  umfassen,  das  eine  in  biographischer  Abrundung,  das  andere 
mehr  in  der  Form  aphoristischer  Betrachtungen,  erschienen  im  Auslände. 
Ein  italienischer  Schriftsteller,  E.  Broglio6),  der  früher  seinen  Landsleuten 
eine  freie  Übersetzung  des  Garlyleschcn  Frederik  the  Great  gegeben  hat, 
veröffentlicht  jetzt  in  gedrängterer,  einheitlicherer  Gestalt  eine  Art  Auszug 
aas   seiner  älteren  Arbeit,    der  als  populäre  Darstellung  durch  Wärme  und 


1)  Würdinger  i.:  Oberbayor.  Arch.  für  Vaterl.  Gesch.  XXXVIII,  1—48.  Vgl.  Jahresber. 
11,3,  116.—  2)  Krause,  ein  Bericht  über  die  Schlacht  boi  Striegau  i. :  Mitteilungen  d.  Ver. 
f.  Anhalt  Genen.  11,  070—762.  —  3)  Bossort,  Die Hohenloher  in  der  Schlacht  b.  Bofrbach. 
Wtirtt.  Jahrb.  für  Statist,  u.  Landosk.  II,  175—176.  Vgl.  c.  XVI.  —  4)  J.  G.  Droysen,  England 
u.  Prcnfsen  1740-1746;  Ztsehr.  f.  Prenfs.  Gesch.  XVII,  502—534.  -  5)  Biedermann,  Kal- 
torgesch.  des  18.  Jahr.  —  6)  K.  Broglio,  II  regno  di  Frederico  II  di  Pnuaia,  detto  il 
Grande.    Koma,  stabilimonto  G.  Civclli.  Bd.  1  (XVIII,  433  S.)  1879;  Bd.  U  (XIX,  480)  1S8& 


Deutschland  1713—1786.  111,27 

Anschaulichkeit  sich  auszeichnet;  leider  hat  der  Verfasser  alles,  was  nach 
Carlyle  über  den  preußischen  König  geschrieben  ist,  völlig  unberücksichtigt 
gelassen.  Carlyles  Auffassung  dürfte  in  Italien  durch  Broglios  Arbeiten  um 
so  fester  Wurzel  fassen,  als  bisher  der  historische  Friedrich  dort  so  gut  wie 
unbekannt  gewesen  sein  mag.  Friedrich  scheint  jetzt  für  Italien  gleichsam 
entdeckt,  Italien  für  Friedrich  gewonnen,  gewonnen  mit  den  Waffen  Carlyles; 
für  Deutschland  ohne  Frage  ein  neuer  Anlafs  zur  Dankbarkeit  gegen  den 
grofsen  englischen  Historiker,  dessen  Tod  (f  5.  Februar  1881)  bei  uns  so 
schmerzlich  wie  in  England  beklagt  wird  und  der  mehr  vielleicht  als  je  ein 
anderer  Fremder  deutsche  Art  erfaßt  und  für  deutsche  Art  im  Auslande 
Freunde  geworben  hat  —  Dafs  in  England  das  Interesse  an  der  Heldengestalt 
des  preufsischen  Königs  auch  nach  dem  Tode  seines  begeisterten  Verehrers 
und  Herolds  nicht  erloschen  ist,  beweist  eine  zweite  ausländische  Publikation. 
A.  Hamilton  !)  schildert  dem  englischen  Publikum  in  der  Form  von  Reise- 
erinnerungen Stadt  und  Schlofs  Rheinsberg  und  die  beiden  grofsen  politischen 
Erscheinungen,  an  deren  Namen  dio  historische  Bedeutung  der  kleinen  mär- 
kischen Ackerstadt  sich  knüpft.  Der  leichte  Plauderton  des  Touristen  schweift 
oft  auf  ganz  moderne  Gegenstände  ab,  selbst  auf  die  Beschaffenheit  unserer 
zeitgenössischen  Berliner  Wirtshäuser  und  ihrer  Speisekarten,  aber  durch 
sorgsame  und  verständige  Benutzung  der  neuesten  Forschungen,  darin  dem 
italienischen  Schriftsteller  überlegen,  hat  der  Erzähler  seinem  ansprechenden 
Buche  doch  einen  Grad  von  wissenschaftlichem  Wert  zu  geben  gewufst. 

Einmal  in  Rheinsberg  und  bei  dem  Prinzen  Heinrich,  erwähnen  wir  an 
dieser  Stelle  unseres  Referates  um  seiner  Bedeutung  willen  den  Lebensabrifs 
des  Prinzen,  den  E.  Graf  zur  Lippe8)  der  'Deutschen  Biographie'  geliefert 
hat;  derselbe  Militärschriftsteller  schrieb  eine  gedrängte  Biographie  des  Ge- 
nerals Zieten. 8)  Neues  Material  hat  der  Vf.  für  die  erste  Arbeit  nicht  be- 
nutzt; in  der  zweiten  giebt  er  einige  originale  Notizen.  —  Ein  weiteres 
Kapitel  aus  der  Kriegsgeschichte  behandelt  von  Ccrvisart-Montmam*): 
die  Vermehrung  der  preufsischen  Artillerie  seit  dem  Jahre  1757,  die  Ver- 
anlassung dieser  Mafsregel  und  ihren  Einflufs  auf  die  weitere  Kriegsführung; 
durch  den  leider  in  die  (Euvres  de  Frederic  le  Grand  (20,  267)  überge- 
gangenen, aber  längst  als  gefälscht  nachgewiesenen  Brief  an  Mylord  Marishel 
vom  18.  Juni  1757,  der  hier  wieder  einmal  als  historische  Quelle  benutzt 
wird,  sollte  man  sich  doch  endlich  nicht  mehr  irre  führen  lassen.  —  A.  v.  Tay- 
sen6)  zeigt  uns  in  einem  Festvortrage  Friedrich  den  Grofsen  im  Jahre  1780 
eifrig  thätig,  die  im  bayerischen  Erbfolgekriege  gemachten  Erfahrungen  nutz- 
bar zu  machen;  dio  Instruktion  vom  6.  April  1780  wird  zum  crstenmale  mit- 
geteilt. —  Dem  im  vorjährigen  Bericht  registrierten  Beitrage  zur  Regimenter- 
geschichte des  preufsischen  Heeres  hat  G.  A.  von  Mülvcrstedt6)  einen 
neuen  folgen  lassen,  aus  dem  die  litterarischen  Nachweise  über  die  ältesten 
gedruckten  Armeelisten  hervorgehoben  seien. 

Zur  politischen  Geschichte  der  Epoche  sind  nur  ein  Paar  Aufsätze  aus 


1)  A.  Hamilton,  Bheinsberg.  Memorials  of  Fred,  tho  Great  a.  Pr.  Henry  of  Pruss. 
London,  John  Murray.  2  Bde.  XIV,  325;  XI,  333  8.  —  2)  E.  Grf.  z.  Lippe,  Pr.  Heinrich 
in  Allg.  Dtoche  Biogr.  XI,  561 — 568.  —  3)  E.  Graf  zur  Lippe- Weissonf. ,  Zieten  'das 
alte  HuRarengesicht'.  Berlin,  Verl.  <L  Müitaria.  76  S.  Vgl.  c.  VII.  —  4)  Ceryisart-Montmarn, 
D.  J.  1757  in  seiner  Bedeut.  t  d.  proufs.  Artill.;  Jahrb.  f.  d.  deutsche  Armee  u.  Marino. 
XXXV,  194—208;  301—315.  —  5)  A.  v.  Tayaon,  dio  milit.  Thätigkeit  Friedrichs  d.  Gr. 
L  J.  1780.  Berlin,  E.  S.  Mittler  &  Sohn.  38  S.  —  6)  v.  Mülverstcdt,  d.  halberat.  Infant- 
Regim.  (1713-  17C3);  Ztschr.  d.  llarzv.  f.  Gesch.  u.  Altertkdo.  X11I,  227-243.  Vgl.  c  XII. 


111,28  1V     R    Koser. 

Zeitschriften  zu  verzeichnen.  Der  noch  am  wenigsten  aufgehellte  Punkt  in 
der  Geschichte  des  beginnenden  österreichischen  Erbfolgekricges  ist  die  Politik 
Frankreichs,  da  wir  von  französischer  Seite  weder  eine  systematische  Quellen- 
sammlung noch  eine  einigermafsen  genügende  Darstellung  besitzen.  Das  zur 
Zeit  erreichbare  allerorten  zerstreute  Material  für  die  Beurteilung  der  letzten 
politischen  Aktion  des  Kardinal  Fleury  mustert  und  kombiniert  R.  Eos  er1); 
zugleich  wird  die  Haltung  Friedrichs  IL  Frankreich  gegenüber,  über  deren 
Motive  die  'Politische  Korrespondenz'  doch  nicht  überall  Auskunft  giebt,  ins 
Auge  gefafst.  Die  Besprechung  einer  inzwischen  erschienenen  Studie  eines 
französischen  Forschers,  des  Herzogs  von  Broglie,  wird  im  nächsten  Jahres- 
bericht Veranlassung  geben,  auf  ein  Paar  einzelne  Punkte  näher  einzugehen. 
—  Eine  Miscellc  von  B.  v.  Köhnc,*)  die  archivalische  Notizen  über  Ge- 
schenke des  Königs  von  Preufsen  an  die  Kaiserin  Elisabeth  giebt,  streift 
auch  die  politischen  Verhältnisse  und  die  Ursachen  der  seit  1745  eingetre- 
tenen Spannung  zwischen  Preufsen  und  Rufsland.  —  E.  Reimann3)  fährt 
für  den  aus  den  Werken  von  Beer,  Duncker,  Arncth  bekannten  Plan  von 
1766  zu  einer  Monarchenzusammenkuuft  in  Torgau  den  aktenmäfsigen  Nach- 
weis, dafs  Friedrich  der  Grofse  den  Kaiser  förmlich  hatte  einladen  lassen, 
dafs  Maria  Theresia  ihren  Sohn  ausdrücklich  zu  der  Annahme  der  Einladung 
ermächtigt  hatte  und  dafs  durch  Josephs  persönliches  Verhalten  im  letzten 
Augenblicke  die  Begegnung  nicht  zu  Stande  kam. 


V. 
P.  Bailleu. 

Deutsehe  Geschichte  1786—1815. 

(Cfr.  unten.) 


VI. 

J.  Hermann. 

Deutsche  Geschichte  seit  1815. 

Die  neuere  deutsche  Geschichte  im  Ganzen  fordert  leicht  heraus  zu  einer 
geschichts-philosophischcii  Konstruktion,    in   der  die  Notwendigkeit  der  Eiit- 


1)  R.  Kor  er,  Zur  Gesch.  der  Bezieh,  zw.  Preufsen  u.  Frankreich  1741  u.  1748;  Ztsckr 
f.  Preufs.  Gesch.  XVII,  535-574.  —  2)  B.  v.  Kohne,  Porträt  Friodr.  d.  Gr.  u.  d.  KrSnmig»- 
wagen  der  Kaiserin;  Russ.  Roy.  IX,  161  164. —  3)  E.  Reimann,  Üb.  d.  i  J.  1766  be- 
absichtigte Zusammenkunft  Friodr.  11.  u.  Jon.  II.;  Ztschr.  f.  Preufs.  Gesch.  XVII,  .117 — 324. 
Vgl.  c.  XVI11. 


Deutsche  Geschichte  seit  1815.  UI  29 

wicklaug  der  seit  den  Freiheitskriegen  —  und  selbst  schon  längst  zuvor  — 
gelegten  Keime  des  deutschen  Staates,  zu  dem  sich  Preufsen  als  der  deutscheste 
erhob l),  und  wie  neuerlich  auch  in  Frankreich  gelehrt  worden  ist,  als  der 
centralis.  Staat  in  seinen  Anfängen,  gezeigt  wird.  Die  Irrungen  und  Täuschungen 
scheinen  sich,  geschichtlich  betrachtet,  aufzulösen  in  Harmonie,  wenn  auch  die 
Disharmonieen  der  Zukunft  noch  nicht  ganz  vorenthalten  bleiben.2) 

Die  Einzelheiten  der  einzelnen  Jahre  gewinnen  unter  solchen  Gesichts- 
punkten eine  gewisse  beruhigende  und  versöhnende  Perspektive.  3)  —  Zur  diplo- 
matischen Geschichte  zieht  uns  im  Beginn  weniger  stark  die  Neigung.4) 

In  der  immer  von  Neuem  weite,  und  zwar  mehr  und  mehr  weitere 
Volkskreise  seit  der  Bewegung  der  Wiedergeburt  Preufsens  und  der  Freiheits- 
kriege bewegenden  nationalen  und  Einheitsfrage  nimmt  eine  wesentlich  nega- 
tive Stelle  die  Entwicklung  des  ehemaligen  deutschen  Bundes  ein.  Immer 
deutlicher  und  aktenmäfsiger  begründet  tritt  seine  Misere,  seine  Widerspruchs- 
fülle, seine  Unfähigkeit  (vielleicht  mehr  als  sein  böser  Wille,  soweit  nicht 
Metternich  unmittelbar  in  Betracht  kommt)  hervor.  Eine  wahrhaft  vernich- 
tende Beurteilung  seiner  eigenen  Majoritäts-Politik  und  mancher  prognosti- 
zierender Anläufe  zum  Besseren,  besonders  seitens  des  prädestinierten  Führers, 
Preufsen,  welches  zeitweise  —  wenn  es  schon  wollte  —  ohne  sich  selbst 
zu  verleugnen,  gar  nicht  anders  handeln  konnte  —  ist  gegenwärtig  in  wissen- 
schaftlich unanfechtbarer  Weise  das  Ergebnis.6) 

Zur  Beurteilung  Mettcrnichs 6)  und  seines  Kaisers  Franz  darf  man  der 
ungarischen  Beurteiler  wie  der  ungarischen  Ereignisse  nicht  en traten.  Hielt 
sich  das  Volk  jenseit  der  Leitha  doch  stets  unabhängiger  und  urteilte  es 
doch  selbst  in  der  frühesten  Zeit  freimütiger  und  erhielt  manchen  Aufschlufs, 
der  dem  guten  Österreicher  und  Deutschen  vorenthalten  blieb.  Es  ist  gut, 
gerade  zur  Begrenzung  v.  Treitschkescher  Urteile  das  mafsvolle  Zeugnis  von 
jenseit  der  Leitha  zu  hören,  welches  den  Kaiser  Franz  mehr  fehlen  läfst 
durch  einen  in  Bagatellen  sich  zersplitternden  Obereifer,  wie  als  teils  willen- 
lose, teils  abgefeimte  Figur  in  dem  Mechanismus  des  ersten  Ministers.7) 

Je  unfruchtbarer  die  offizielle  Führung,  um  so  reicher  —  wenn  auch 
mehr  an  Worten  als  Erfolgen  —  ist  die  volkstümliche  Thätigkeit  besonders 
um  die  Wendepunkte  der  Periode.  Goethe  dabei  als  gleichgiltig  zu  denken, 
ist  immer  dem  deutschen  Gefühle  empfindlich  gewesen.  Dankbar  nimmt  man 
in  dieser  kosmopolitischen  Dichternatur  doch  auch  nationale  Anwandlungen 
wahr,  z.  B.  bei  der  durchbrechenden  Freude  an  der  Entscheidung,  die  er 
feierte  in  des  Epimenides  Erwachen  (Frühjahr  1815  in  Berlin  gegeben)  und 
in   der  Widmung  des  Blücherdenkmals   zu  Rostock,    sowie  in  dem  Dank  für 


1)  0.  Jägor,  Gösch.  d.  neuesten  Z.  v.  Wiener  Congrefs  bis  z.  Gegenw.  (1878).  111.  B. 
2.  Ausgabe.  19  Aufl.  Cfr.  o.  Kap.  1.  —  2)  Joh.  Scherrs  4  Buch,  dtsche  Gesch.  2  Bde. 
2.  Aufl.  —  3)  Müller,  Polit  Gesch.  d.  Gegenwart.  Bd.  XIII  (d.  J.  1879.)  -  H.  Schult- 
hess,  Europ.  Goach.- Kalender.  20.  Jahrg.  1879  u.  1880;  e.  sehr  brauchbares  atatist.-sarhl. 
u.  sachgemäTsoa  Keportoriura  mit  dorn  Motto:  Facta  loquuntur.  Nordlingen,  C.  H.  Bock.  8°. 
—  4)  Doch  nicht  zu  übergehen  ist:  Pool,  Joh.  G.  Rists  Lebonserinnoningen.  1.  Dor  gemeinte 
Btand  in  dem  diplom.  Dionat  Anf.  unsoros  Jahrh.  Vgl.  c.  X. —  5)  K.  Fischer,  Die  Nation 
o.  d.  Bundestag.  Aus  den  Roston  dos  Archivs  des  Bundestags  und  dorn  geheimen  Staatsarchiv 
geschöpft.  Leipzig,  Fuos'  Vorl.  6)  Vgl.  Motternichs  Momoiron  u.  K.  Hill ebr and,  Metternich, 
in  Deutsch.  Rundsch.  XX1L.  S.  432—459.  7)  L.  v.  Wirknor,  Moine  Erlebnisse.  Blatt,  a. 
d.  Tageb.  meines  offentl.  Wirkens  v.  J.  1825  1852.  2.  Aufl.  Prefsb.  u.  Leipz.  «Facta  lo- 
qauntur'  ist  auch  hier  Motto.     Vgl.  c.  XV111. 


HI,30  J-    Hermann: 

die  Ehrcnmitgliedschaft  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschicbtekunde, 
die  die  monumenta  Germaiiiae  historica  ins  Leben  rief.1) 

Freilich  haben  ganz  andere  hier  schöpferisch  und  bahnbrechend  gewirkt 
nnd  auch  dafür  gelitten.  Mancher  von  diesen  hat  sich  dann  in  die  Wissen- 
schaft, andere  in  die  Frömmigkeit,  Rechtgläubigkeit  oder  —  in  das  feindliehe 
Lager  gerettet,  wenn  nicht  das  Exil  ihr  Los  ward.  Immer  zahlreicher 
wachsen  die  Zeugnisse  derselben  an  —  niedergelegt  in  Denkwürdigkeiten, 
Briefen,  Lebensbeschreibungen  u.  dgl.,  —  aber  keiner  hat  die  Beschuldigungen 
gegen  die  erste  Generation  der  Einheitsmänner  bestätigt,  die  die  Karlsbader 
Beschlüsse,  die  Teplitzer  Ministerkonferenzen,  die  Central -Untersuchungs- 
Kommission  und  ihre  Helfershelfer,  die  Staatsskribenten  und  Lohnschreiber 
oder  herzlosen  Geister  von  Gentzscher  Farbe,  zuletzt  gar  der  neueste  deutsche 
Geschichtsschreiber  ebenso  wie  Metternich  in  seinen  Memoiren  hinausge- 
schleudert haben  in  das  Publikum  der  Zeit  und  in  die  Geschichte  der  Folge- 
zeit, mit  einziger  Ausnahme  von  Fr.  Münch  *),  welcher  noch  kurz  vor 
seinem  —  Ende  1881  erfolgten  —  Tode  dem  von  dem  Vf.  dieses  gegebenen 
gleichartigen  Resum6  aus  seiner  Hinterwäldler- Einsamkeit  in  Missouri  ent- 
gegen getreten  ist  zur  Aufrechterhaltung  seiner  Enthüllung.3) 

Selbstverständlich  ist  solche  Ansicht  auf  F.  G.  Welcker  zu  stützen.4) 

Es  ist  das  Bild  der  gröfsten  Reinheit,  edelster  Richtung,  vollkommenster 
Unschuld,  was  uns  in  den  betreffenden  Aktenstücken  entgegenleuchtet,  ans 
einer  Seele,  die  nur  als  Rahmen  oder  Hintergrund  den  nationalen  Gedanken 
fafst,  sonst  voll  ist  der  die  Völkergesamtheit,  besonders  deren  Geisteswelt 
umfassenden  wissenschaftlichen  und  künstlerischen  Gedanken,  und  dann  auch 
Trost  durch  diese  findet,  sei  es  in  litterarischem  Forschen,  sei  es  in  den 
Besuch  der  klassischen  Landschaften,  wie  innere  Erhebung  gewinnt  durch 
die  Beziehungen  zu  hervorragenden  anderen  Trägern,  besonders  Wilhelm 
v.  Humboldt. 

Anders  Leo,5)  der  indes  trotz  des  Zugeständnisses  der  schwarzen 
Ideen  der  'Unbedingten',  deren  Einer  er  war,  Sands  That  als  Einzelthat 
ohne  Verschwörung  darstellt. 

Auch  nicht  einmal  Hengstenberg6)  unterstützt  die  Metternichsche  Le- 
gende: obwohl  mit  derselben  Entschiedenheit  Burschenschafter  wie  später 
Reaktionär  —  und  sogar  verjagt  aus  Bonn  —  atmet  er  in  seinen  Briefen  aus  der 
Zeit  nichts  von  alle  dem  aus,  was  den  Gesinnungsgenossen  vorgeworfen.  Sem 
Leben  ist  ähnlich  wie  dasjenige  Leos  geradezu  typisch  für  einen  Teil  der- 
selben. Hengstenberg  und  Leo,  viel  absoluter  und  resoluter  gerichtet,  als 
Welcker,  übertragen  dieselbe  rücksichtslose  Hingebung,  die  sie  einst  für 
Deutschlands  Umgestaltung   beseelt  hat,    auf  kirchlich -konservative    Bestre- 


1)  Arnold  Schäfer,  Goethe's  Stellung  zur  deutschen  Nation.  Heidelberg.  In  Samml. 
v.  Vorträgen,  horausg.  y.  W.  Frommel  u.  F.  rfaff.  —  P.  G.  Winter,  Goethes  deutsche  Ge- 
sinnung. Den  gleichfalls  Überwiegend  auf  anderem  Gebiet,  aber  doch  auch  national,  als  Mär- 
tyrer bedeutsamen  Theologen  de  Wette  würdigt  Stähelin  (d.  W.  nach  seinem  Wert).  — 
2)  Erinnerungen  ans  Deutschlands  trübster  Zeit.  —  3)  J  Hermann,  Wider  H.  y.  Treitschke. 
—  Erwiderung  von  P.  Münch  in  deutsche  T.-Ztg.'  Vgl.  auch  Jahresber.  d.  Gesch.- Wissensch. 
2.  Jahrg.  Des  Genann  ton  (Roforonton)  Anschauung  findet  die  wesentlichste  Bestätigung  durch 
W.  Eulor,  Lohen  Jahns,  2.  Aufl.,  welches  jotzt  zu  Endo  geführt  wird,  seit  der  •Turnsperre' 
freilich  nur  im  Fluge.  —  4)  K.  Kok u  16,  Das  Loben  Friedr.  Gottl.  Welckers  nach  senes 
eigenen  Aufzcichn.  u.  Briefen.  Leipzig,  Teubncr.  —  5)  H.  Leo,  Aus  meiner  Jugondieit  — 
(>)  J.  Baehmann,  E.  W.  Hongstonberg.  1.  Bd.  1879.  2.  Bd.  1880.  Gütersloh,  C.  Bar- 
teismsnn. 


Deutsche  Geschichto  seit  1815.  111,31 

bongen:  Sie  retten  sich  in  das  'Reich  Gottes/  Als  dessen  Organ  tritt  ur- 
sprünglich vorzugsweise  die  evangelische  Kirchenzeitung  auf,  wird  von  weiten 
Kreisen  in  jener  weitherzigen  Richtung,  die  ein  Zeitbedürfnis  darstellt,  ge- 
tragen, dann  im  Kampf  mit  der  —  Hegeischen  und  rationalistischen  Be- 
strebungen nicht  abholden  —  Regierung  (v.  Altenstein)  und  den  das  allgemein 
Christliche  fort  und  fort  betonenden  Kreisen  Neanderscher  und  Schleier- 
macherscher  Richtung  mit  seinem  Herausgeber  zu  einem  Parteiorgan  der 
immer  konfessioneller  und  gegenwissenschaftlicher  gewordenen  'Kirchlichen' 
Preufsens  gestaltet  —  lange  Zeit  unter  Friedrich  Wilhelm  IV.  eine  Macht,  gleich 
ihrem  Herausgeber,  in  Staat  und  Kirche.  So  wird  Hengstenbergs  und  der 
Kirchenzeitung  Geschichte  zu  einem  hochwichtigen  Stück  Zeitgeschichte,  *) 
da  sich  um  jene  der  ganze  Generalstab,  der  politisch  seit  1848  in  der  'Neuen 
preufsischen  Zeitung1  den  Sprechsaal  fand,  namentlich  bis  zu  diesem  Jahr 
scharte,  —  die  Leo,  Gerlach  u.  a.,  die  anfangs  wider  Willen  den  Heraus- 
geber zum  Überspielen  ins  Politische  —  unter  dem  Gesichtspunkt  der  Un- 
christlichkeit  der  Revolution  —  und  zum  Bruch  mit  den  staatlichen  Unions- 
bestrebungen der  Landeskirche  trieben. 

Eine  —  psychologisch  betrachtet  —  vergleichbare  Sehnsucht,  welche  die 
durch  die  Völkergeschichte  angeregten,  an  der  befriedigenden  Gestaltung  des 
Vaterlandes  verzweifelnden  burschenschaftlichen  Herzen  zum  Teil  den  Sprung 
in  die  evangelische  Kirchlichkeit  ausführen  liefs,  führte  andere  wie  die  geist- 
und  phantasievolle  Gräfin  Ida  Hahn-Hahn  aus  der  Leere  des  Welt-  und  Ge- 
sellschaftslebens in  den  bSchofs  der  allein  seligmachenden  Kirche',  deren 
Glaube  ihr  die  'Magnetnadel'  wurde,  die  ihrer  'Seele  ihren  Weg  weist  und 
sie  in  keinen  anderen  Hafen  als  in  den  der  ewigen  Seligkeit  führt',  nachdem 
sie  'gepilgert  von  einer  Grenze  unseres  Weltteils  zur  anderen',  nachdem  sie 

hatte  'verstehen  und  erkennen  wollen',  so  sagt  sie  selbst 'ja  was  denn 

so  eigentlich?  den  Menschen!  sprach  ich  zu  mir  selbst.  Wahrscheinlich  wollt' 
ich  mich  selbst  verstehen  lernen,  aber  das  war  unmöglich,  denn  kein  posi- 
tives Gesetz  stand  fest  genug  bei  mir  in  Kraft,  dafs  es  mir  hätte  zur  Richt- 
schnur und  zum  Mafsstab  werden  können,  um  die  Erscheinungen  und  Be- 
wegungen in  mir  und  aufser  mir  sicher  und  unbefangen  (!?)  zu  beurteilen.'8) 
Solche  Zuversicht  fand  wie  so  oft  bei  schwankenden  Gemütern  Unterstützung 
in  der  straffen  Zusammenfassung  der  kirchlichen  Kräfte,  wie  sie  nach  dem 
Sturz  der  'Revolution'  dem  allgemeinen  Zuge  der  Zeit  gemäfs  in  der  katho- 
lischen Kirche  von  innen  heraus  und  durch  Förderung  von  oben  eintrat. 
Eine  im  Lichte  der  Geschichte  schwerer  als  in  demjenigen  der  Psychologie 
zu  rechtfertigende  Thätigkeit  hat  in  letzterer  Richtung  Fr.  Wilh.  IV  schon 
als  Kronprinz  ausgeübt,  am  meisten  bei  der  Berufung  des  Joh.  v.  Geifsel  zum 
Koadjutör  des  Clem.  Aug.  von  Köln.3) 

Die  1848er  Bewegung  und  ihre  Folgen  bis  zu  den  neuesten  Umge- 
staltungen spiegeln  sich  scheinbar  vielfach  verschieden  in  den  Eindrücken 
und  Erinnerungen  der  Volks-  und   der  Staatsmänner,4)   doch  fehlt  es  nicht 


1)  Umfassend  von  1824  bis  zur  neuesten  Zeit  behandelt  —  etwa  von  Rotheschem  Stand- 
punkt aus —  in  dem  sehr  brauchbaren :  Fr.  Nippold,  Handbuch  der  neuesten  Kirchengeach.  s. 
d.  Restaur.  y.  1814.  Elberfeld,  R  L.  Friedrich*.  3.  uragearb.  Aufl.—  2)  Vgl.  Dr.  P.  Haff- 
ner, Gräfin  Ida  Hahn-Hahn.  K.  psycholog.  Studie.  Frankfurt  a/M.,  A.  Foosser.  Begreiflich, 
dafs  katholische  Federn  immer  gern  auf  diese  Convertitin  zurückkommen.  —  3)  Vgl.  Duraont 
dipl.  Korreap.  üb.  d.  Beruf,  d.  Bisch.  J.  v.  Geifsol  v.  Speier  ss.  Koadj.  d.  Rrzbisch.  Clem.  Aug. 
T.  Droste-Vischering.  Freib.  i.  Br.,  Herder.  XIX,  373  S.  —  4)  lt.  ?.  Friesen,  Erinnerungen  aus 


111,32  VII.    Isaacsohn: 

an  aasgleichenden  Spuren,  wenn  sich  als  gemeinsame  Schuld  oder  gemein- 
sames Verhängnis  mangelnde  Voraussicht  in  die  Zukunft,  mangelnde  Einsicht 
in  die  unerlafslichcn  Bedingungen  der  Entwicklung  und  in  die  thatsächliehen 
Faktoren  der  politisch-nationalen  Ziele  ergiebt. 

Noch  immer  bilden  die  zwei  grofsen  Kriege  1866  und  1870/71  eine 
Fundgrube  milit  Forschung.  *) 

Der  Zollverein  bildet  eine  Art  von  Vermittlung  der  Zeit  vor  diesen 
Kiiegen  und  der  folgenden,  in  die  er  aufgegangen.8) 

Eine  eigenartige  geschichtliche  und  staatsphilosophische  Leistung  ist  es, 
gleichsam  im  Lichte  der  Vergangenheit  und  Zukunft  einen  bedeutsamen  Ab- 
schnitt der  neuesten  Zeit  —  die  'Bismarckscbe  Ära'.»)  —  zu  werten.  Ist 
die  'revolutionäre'  Partie  der  Regierung  Friedrich  Wilhelms  II.  als  Pendant 
zur  neueren  'Ära'4)  zu  fassen,  wie  die  'Erneuerung  des  französischen  Volks- 
charakters  durch  die  Stürme  der  Revolution'  als  'ein  Pendant  zu  deutschen 
Stimmungen' 6)  oder  besser  als  ein  Gegensatz,  den  der  befriedigsten  Thatigkeit 
gegenüber  dem  Verluste  jeglichen  Stachels? 

Ein  Typus  vom  norddeutschen  Bund  sind  gewifs  die  Transaktionen  von 
1795,°)  auch  das  prcufs.-russ.  Verhältnis7)  bietet  Parallelen.  Bedenklicher 
sind  dergleichen  aus  dem  auf  zu  verschiedener  Grundlage  auferbauten  römi- 
schen Reich,  soweit  Specialitäten  in  Frage  kommen.8)  Von  einer  Spielart 
des  Imperialismus  glauben  ja  in  der  That  manche  aus  innerster  Über- 
zeugung mit  Bezug  auf  die  neueste  Ära  sprechen  zu  müssen.  Aber  Prophet 
und  Historiker  sind  doch  zwei  verschiedene  Gattungen  und  darum  kann  die 
Probe  auf  dergleichen  Reflexionen  —  historisch  betrachtet  —  der  Nachwelt 
überlassen  bleiben,  wenn  sie  auch  schon  gegenwärtig  politischen  Wert  be- 
anspruchen. 


VII. 


Isaacsohn. 


Brandenburg-Preufsen. 

Die  Herausgabe  der  „Urkunden  und  Aktenstücke  zur  Geschichte 
des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm"  ist  auch  in  diesem  Jahre  am 
einen,  den    10.,  Band  vorgeschritten.9)     Derselbe  behandelt  die  ständischen 


meinem  Leben,  Bd.  1  u.  2.  Dresden,  W.  Baensch.  —  H.  B.  Opponhoim,  Bened.  F.  L 
Wal  »lock,  dor  Führor  der  proufs.  Demokratie  (1848 — 1870).  Berlin,  B.  Oppenheim.  2.  Aufl. 
O.  v.  Corvin,  Erinnerungen  aus  meinem  Leben,  fortgesetzt  bis  cur  Gegenwart  3.  Aufl. 
1.  3.  Bd.  Jedes  von  diesen  droi  Werken  in  soinor  Woiso  mit  vorzüglicher  Lebendigkeit  die 
Situationen  spiegelnd,  mit  manchem  wertvollen  Aktenstück  im  ersten  derselben.  Vgl.  c.  XIV.  — 
1)  v.  Goobon,  D.  Trotfon  b.  Kissingen  18G6.  —  v.  GlaRonapp,  Ergänzungen  zum  Genertl- 
stabswork,  18CC  -1870.  9.— 14.  Lief.  --  2)  Vgl.  v.  Troitschko,  D.  letzte  Akt  d.  Zollfer- 
chtHgesch.  i.  Preufs.  Jahrb.  —  J»)  Bruno  Bauer,  Zur  Orioiitierung  üb.  d.  BismarcksrJie  4An*. 
Chemnitz,  E.  Schweitzer.  8  M.  —4)  Kup.  Vll,  S,  f>9.  —  ;>)  Kap.  Xll,  S.  119.  —  <>)  Kap.  XVlll, 
-  XX,  S.  141-217.  —  7)  Kap.  IX,  80.  -  8)  Kap.  XXIV:  Minister  Hobroeht  u.  C'oecejat 
Nerva,  Kanzler  des  Tiberius.  —   9)  isaacsohn,    Urkunden  und  Aktenstücke  zur  Geschichte 


Brandonhurg-Prcufscn.  111,33 

Verhältnisse  der  Mark  Brandenburg  auf  Grund  eines  reichen,  hauptsächlich 
irchivalischcn  Materials.  Er  gliedert  sich  dem  innern  Wesen  der  ständisch- 
staatlichen  Beziehungen  gemäfs  in  fünf  Abschnitte.  Die  Ordnung  des  Kon- 
ributionswesens  bis  zu  den  Rezessen  von  1643;  die  Auseinandersetzung  mit 
len  Ständen  1650 — 54;  die  Militärfrage  und  der  nordische  Krieg  1654 — 
1660;  die  Ordnung  des  ständischen  Kreditwerks  1662  —  1685;  die  Einführung 
ler  Accise  1661  —  1684.  Aus  allen  hier  mitgeteilten  Akten  geht  klar  her- 
vor, dafs  der  Kampf  zwischen  Fürst  und  Ständen  in  seinen  Grundlagen  ein 
ülgemein  politischer,  in  seinen  Äufserungen  vorzugsweise  ein  Kampf  finan- 
zieller Natur  war.  Das  Ständetum  verficht  den  mittelalterlichen  Lehnsstaat, 
ler  Fürst  tritt  als  Vorkämpfer  des  modernen  preufsischen  Militärstaats,  zu- 
nächst auf  der  Grundlage  eines  geworbenen  Söldnerheeres  auf.  Jenes  strebt 
nach  Erhaltung  seiner  Standesprivilegien,  die  es  von  den  Staatslasten  eximieren, 
iieser  nach  der  Beseitigung  jener  Privilegien  der  Begüterten  und  Vermögen- 
len;  denn  ohne  deren  Heranziehung  ist  die  Erhaltung  dor  „Soldateska",  eines 
Heers  von  ca.  15  —  20  000  M.  auf  dem  Friedensfufs,  unmöglich.  Alles  kommt 
iaher  auf  eine  richtige  Finanz-  und  Steuerpolitik  an.  Der  grofse  Kurfürst, 
ier  hier  wie  in  den  andern  Territorien  fortdauernd  persönlich  in  den  Kampf 
tritt,  schliefst  mit  den  widerstrebenden  Ständen  ein  Kompromifs:  Sie  behalten 
ihre  lokalen  Hoheitsrechte  vornehmlich  polizeilicher  und  richterlicher  Art  und 
gewähren  ein  Pauschquantum  für  das  Heer  auf  eine  Reihe  von  Jahren,  d.  h. 
sie  begeben  sich  indirekt  des  Rechts  auf  jährlichen  Zusammentritt  und  Be- 
willigung des  Kriegsbudgets.  Die  notwendige  Konsequenz  ist  die  Verlängerung, 
bezw.  langsame  Erhöhung  dieses  Budgets  von  Jahr  zu  Jahr. 

Eine  andre  von  den  Ständen  unvorhergesehene  Konsequenz  dieses  ersten 
Schritts  ist  die  Umgestaltung  des  Steuerwesens  seitens  des  Landesherrn.  Die 
bisherige,  direkte  Kriegssteuer  von  Grund  und  Boden,  Giebel  und  Hufe,  die 
„Kontribution",  erweist  sich  im  Zeitalter  nach  dem  30jährigen  Kriege  als 
inergiebig.  Die  bewilligten  Summen  aufzubringen,  dazu  bedarf  es  eines 
neuen  Systems,  der  indirekten  Steuer,  oder  der  „Accise",  wie  die  Verquickung 
ndirekter  mit  einzelnen  direkten  Abgaben  zu  jener  Zeit  bezeichnet  wird. 

Den  fast  25jährigen  heftigen  Kampf  um  die  Accise  lassen  uns  diese 
Urkunden  und  Akten  zum  ersten  Mal  in  seiner  Genesis,  seinem  Verlauf  und 
meinem  für  das  Fürstentum  siegreichen  Ausgang  klar  und  authentisch  er- 
kennen. Trotz  alles  Sträubens  und  Widerstrebens  verlieren  die  Stände  eine 
Position  nach  der  andern,  bis  ihnen  im  J.  1684  die  Accise  auch  für  ihre 
„Unterthanen",  die  Bewohner  ihrer  Städte  und  Flecken,  octroyiert  wird.  Die 
Kontribution  bleibt  daneben  für  den  Bewohner  des  platten  Landes  fortbe- 
stehen. Der  Verlust  des  Geldbewilligungsrechts  hat  den  Verfall  der  130 
Jahre  zuvor  fast  allmächtigen  Landtage  und  damit  der  gesetzgebenden  Ge- 
walt des  Ständetums  zur  Folge.  Der  schwache  Ersatz  der  Landtage,  die 
Ausschufstage  des  sog.  „Ständischen  Kreditwerks",  erweist  sich  als  völlig  be- 
ieutungslos,  seitdem  dieses  Werk  unter  staatliche  Kontrole  und  die  Leitung 
ier  Ausschuüstage  an  kurfürstliche  Bedienstete  fällt.  Wohl  oder  übel  müssen 
die  Stände  sich  auch  hierin  dem  Machtgebot  des  nunmehr  absolut  gewor- 
denen  Landes-   und  Kriegsherrn  fügen.     Die  historische,    aber  in   sich  ver- 


los Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenhurg.  Bd.  X.  Ständische  Vorhand- 
nngen.  Bd.  11.  (Mark  Brandenburg.)  XU  u.  628  S.  Berlin,  G.  lieimor.  Vgl.  die  An»eige 
n  der  Ztsch.  fiir  Pr.  Gesch.  1880.  S.  606-620.  Populär  gehalten  ist:  Hiltl,  D.  gr.  Kur- 
unt  u.  s.  Zeit 

Historische  Jahresbericht«.    1880.    III.  3 


I£[,34  yU.    Isaacsohn: 

rottete  Landesverfassung  ist  durch  eine  vom  Fürsten  oft  mit  gewaltsamen 
Mitteln  aufgezwungene  ersetzt,  die  sich  indes  als  notwendige  Vorbedingung 
für  die  Wiedergeburt  des  unabhängigen  Nationalstaats  erweist  und  in  dem 
Verantwortlichkeitsgefühl  von  mit  ihrem  Staat  sich  identificierenden  Fürsten 
eine  Gewähr  erhält,  sichrer  als  geschriebene  Urkunden. 

Eine  dem  Werke  vorangestellte  allgemeine  Einleitung  giebt  eine  Über- 
sicht über  die  Entwicklung  der  ständischen  Verfassung  vom  Ausgang  des  13. 
bis  zur  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  und  erleichtert  das  Verständnis  für  die 
Position  des  Ständetums  zum  Fürstentum  im  Moment  des  Ausbruchs  des 
inneren  Kampfes. 

Als  Fundgrube  für  das  hier  zusammengebrachte  Material  erwiesen  sich 
neben  den  Staatsarchiven  und  dem  der  Kommunalstände  der  Mark  Branden- 
burg vorzüglich  das  Archiv  des  Domkapitels  zu  Brandenburg  und  das  Fa- 
milienarchiv der  Freiherren  v.  d.  Knesebeck  auf  Tilsen. 

Eine  zweite  für  die  Forschung  belangreiche  Publikation  urkundlicher 
Natur  ist  der  von  E.  Friedländcr  nach  der  Originalhandschrift  besorgte 
Abdruck  von  König  Friedrich  Wilhelms  I.  Entwurf  zu  der  Instruk- 
tion für  das  General-Direktorium  und  König  Friedrichs  II.  An- 
merkungen dazu.1)  Ein  Vergleich  des  Entwurfs  mit  der  Schlufe-Redak- 
tion  aus  der  Feder  Ilgens  läfst  hier  an  einem  Muster-Beispiel  erkennen,  was 
bei  den  grofsen  Reformen  dieser  Zeit  auf  des  Königs  eigne  Rechnung  zv 
setzen,  was  seinem  vortrefflich  geschulten  Beamtentum  gut  zu  schreiben  ist. 
Erste  Anregungen  gehen  meist  von  jenem  aus,  Gestaltung  der  Ideen  oft  von 
diesen.  Die  Entwürfe  zu  allen  wichtigsten  Ordnungen  zeigen  wieder  die  Hand 
des  Königs;  ihre  Zurichtung  für  den  praktischen  Verwaltungsdienst  die  seiner 
Minister  und  Räte.  Dem  Entwurf  zur  Instruktion  angehängt  ist  ein  zweiter 
kurzer  Entwurf  zur  Geh.  Instruktion  für  den  Minister  Chr.  v.  Katsch,  den 
Kontrolcur  des  gesamten  königl.  Fiskalats  und  Auditoriats  sowie  ersten  Syn- 
dikus des  Gl.-Direktoriums.  Das  dritte  Stück  der  Publikation  bilden  die 
artikelweise  mitgeteilten  Anmerkungen  Friedrichs  d.  Gr.,  die  später  für  die 
neue  Redaktion  von  1748  verwandt  wurden.  — 

Von  wissenschaftlichen  Bearbeitungen  der  Preufsischen  Geschichte 
ist,  abgesehen  von  einem  kurzen  geschichtsphilos.  Essai  von  E.  Curtius,  der 
in  geistvoller  Weise  Analogien  zum  Verständnis  des  Ganges  der  preufs.  Gesch. 
in  der  alten  Gesch.  aufsucht,8)  diesmal  nur  eine  allgemeinerer  Natur  zu  ver- 
zeichnen, M.  Philippson's  Geschichte  des  Preufsischen  Staats- 
wesens vom  Tode  Friedrichs  des  Grofsen  bis  zu  den  Freiheits- 
kriegen,3) deren  erster  Band  die  Zeit  von  1786 — 1791  umfafst.  Der  Ver- 
fasser hat  sich  die  schwierige  Aufgabe  gestellt,  eine  Darstellung  von  der 
inneren  Entwicklung  des  preufsischen  Staatswesens  während  der  oben  ange- 
gebenen Periode  zu  geben.  Und  ohne  weiteres  ist  ihm  nachzurühmen,  dafs 
es  ihm  schon  mit  diesem  ersten  Bande  gelungen  ist,  aus  bisher  noch  nicht 
verwertetem  Material  mannigfache  neue  Resultate  zu  gewinnen  und  das  In- 


1)  Dr.  E.  Friodländor,  König  Fr.  Wilhelms  I.  Entwurf  zu  d.  Instinkt  t  d.  Gl.« 
Direkt,  n  König  Friedrichs  II.  Anmork.  dazu.  Abgedruckt  in  Ztschr.  f.  Preufi.  Gesch. 
S.  353—397.  —  2)  E.  Curtius,  D.  Entw.  d.  preufs.  St.  nach  der  Analogie  der  alten  Gesch. 
betrachtet.  D.  Rundseh.  XXII,  S.  41—  47.  —  3)  Martin  Philippson,  Gesch.  des  Preafc. 
Staats  etc.  Bd.  L.  X,  4G9  S.  Loipzig,  Yoit  u.  Co.  Boiläufig  sei  erwähnt,  dafs  die  Tolkf 
tümliche  Geschichte  Preufscns  von  Ford.  Schmidt,  u.  von  F.  y.  Koppen«  2  Jahrh.  d.  brat* 
denb.  preufs.  Gesch.,  die  lieferungsweise  erscheinen,  im  Lauf  des  Jahres  ihrem  Abschlafi  e»t- 
gegen  geführt  sind. 


ßrandonburg-Preufsen.  JJJ  35 

teresse  des  Lesers,  selbst  da,  wo  er  mit  ihm  nicht  übereinstimmt,  vom  An- 
fang bis  zum  Ende  dank  einem  durchsichtigen  und  gefällig  fließenden  Stile 
rege  zu  erhalten.  In  fünf  gröfseren  Kapiteln  werden  uns  der  Zustand 
Preufsens  um  1786  sowie  Entwicklung  und  Persönlichkeit  des  neuen  Königs 
Friedrich  Wilhelm  IL  und  seiner  Vertrauten,  Bischoffwerder  und  Wöllner, 
geschildert;  sodann  der  verheißungsvolle  Beginn  der  neuen  Regierung,  der 
Sieg  Wöllners  über  Zedlitz,  Werder,  die  übrigen  Minister  des  GL-Direktoriums; 
endlich  die  Zeit  der  französischen  Revolution  und  ihre  Rückwirkung  auf  den 
König  und  seine  innere  Politik,  als  deren  Ergebnis  ein  allgemeiner  Rück- 
schritt der  Verwaltung  bezeichnet  wird.  Eine  vorurteilslose  und  eingehende 
Besprechung  des  Werks  hat  mit  Recht  dem  Bedenken  Ausdruck  gegeben, 
eine  solche  Darstellung  an  einem  willkürlich  gewählten  Punkte  anzuheben, 
was  sich  nur  rechtfertigen  liefse,  wenn  dieselbe  bis  zu  jenem  Zeitpunkt  all- 
gemein feststände  und  bekannt  wäre.1)  Da  weder  das  Eine  noch  das  Andere 
der  Fall  ist,  so  kommt  Vf.  zu  unrichtigen  Voraussetzungen,  die  mit  Notwen- 
digkeit seine  Darstellung  in  ein  schiefes  Licht  setzen.  So  kommt  es,  dafs 
er  einmal  Folgen  von  Mängeln  der  Organisation  den  Persönlichkeiten,  vor  allem 
der  des  Königs  selbst  zuschiebt,  sodann  aber  der  s.  z.  s.  episodischen  Er- 
scheinung eines  Wöllner  fast  gewaltsam  eine  Bedeutung  für  die  Entwicklung 
des  Staatswesens  zu  vindizieren  bemüht  ist,  die  sie  in  Wirklichkeit  nicht  be- 
sitzt. Wöllner  erscheint  in  Ph.s  Buch  geradezu  als  der  Spiritus  rector  der 
Staats-Maschine,  der  die  äufscre  Politik  und  Justiz  ebenso  dirigiert  wie  die 
Finanzen,  Kammerverwaltung  und  sein  eigentliches  Ressort:  Geistliche  und 
Unterrichts-Angelegenheiten.  Das  ist  indes  nur  in  beschränktem  Mafse  richtig, 
insofern  der  gewandte  und  thätige  Mann  Angelegenheiten  der  verschiedensten 
Ressorts  unter  dem  von  ihm  gewünschten  Lichte  erscheinen  zu  lassen  ver- 
mochte. Nachhaltige  Einwirkung  übte  er  jedoch  nur  nach  zwei  Richtungen 
hin:  Er  verhalf  der  kirchlichen  Orthodoxie  zum  Siege  über  die  von  Zedlitz 
verfochtenc  geistige  Unabhängigkeit  und  innere  Freiheit,  die  sog.  Aufklärung, 
und  verbreitete  den  schon  vorhandenen  Giftstoff  der  Demoralisation  in  dem 
preufsischen  Beamtentum,  mehr  als  es  irgend  ein  Günstling  seit  dem  Fall 
Kolbcs  v.  Wartenberg  gethan,  dem  er  in  mancher  Hinsicht  nicht  unähnlich 
ist.  Wenn  der  Vf.  am  Schlufs  seines  ersten  Bandes,  zur  Zeit  der  gröfsten 
Macht  des  Günstlings,  die  inneren  preufsischen  Zustände,  Heer  und  Verwal- 
tung, Hof  und  Adel,  Bürgertum  und  Bauernstand,  grau  in  grau  malt,  so  ist 
diese  Schilderung,  die  des  Vergleichs  mit  vorhergegangenen  Epochen  ent- 
behrt, von  einseitiger  Übertreibung  nicht  freizusprechen,  andrerseits  macht 
sich  eben  hierbei  wieder  der  oben  gerügte  Mangel  zu  geringer  Kenntnis  der 
Genesis  der  preufsischen  Verwaltungsgeschichte  bemerkbar.  Gründliche  Ein- 
sicht in  die  Entwicklung  des  Behörden-Organismus  würde  ihn  darüber  belehrt 
haben,  dafs  die  traurigen  Erscheinungen  im  inneren  Leben  des  Staats  die 
notwendigen  Folgen  eines  nicht  mehr  zeitgemäfsen  Systems  waren,  das  im 
Zeitalter  Friedrichs  des  Grofsen  statt  einer  Umbildung  eine  Verbildung  er- 
fahren hatte. 

Weit  besser  gelungen  und  dem  Talent  und  den  Studien  des  Verfassers 
gemäfser  sind  die  Abschnitte  seines  Werks,  die  uns  den  Kampf  zwischen  der 
„Aufklärung"    und  dem  Mysticismus  schildern,    wie  letzterer  vornehmlich  in 


1)  R.  Koaera  Besprechung  dienos  Work«  in  don  Mittlgn.   aus   der  histor.  Litter.     1881. 
8.  61—70. 

3* 


111,36  VII.    Isaaosohn: 

den  Geheimorden,  vor  allem  dem  der  Rosenkreuzer  in  die  Erscheinung  tritt. 
Zweck,  Entstehung,  Entwicklung  und  Thätigkeit  dieser  Orden,  ihr  Verhältnis 
zum  Könige  und  seiner  Umgebung,  die  eigentlichen  Motive  der  in  ihnen 
treibenden  Kräfte  sind  auf  Grund  eines  sehr  reichen  Materials,  zu  dem  das 
königliche  Hausarchiv  zu  Berlin  überaus  wertvolle  Beiträge  geliefert  hat,  in 
klarer  und  sehr  belehrender  Weise  zur  Darstellung  gebracht,  wie  sich  Vf.  im 
allgemeinen  als  ein  guter  Kenner  der  geistigen  Tendenzen  in  der  zweiten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  bekundet.  Ph.s  Buch  ist  ein  Werk,  an  dem 
kein  Bearbeiter  jener  Epoche  vorübergehen  darf,  das  aber,  um  selbständige 
Geltung  zu  behalten,  für  seine  Fortsetzung  ausgedehnter  Studien  über  die 
Vergangenheit  des  preufs.  Staats  bedarf,  um  das  nachzuholen,  was  im  ersten 
Band  versäumt  ist. 

Einen  einzelnen,  scheinbar  untergeordneten,  in  Wirklichkeit  unentbehr- 
lichen Zweig  der  inneren  Verwaltung,  die  Amtliche  Statistik  Preufsens 
im  vorigen  Jahrhundert  hat  Klinckraüller  zur  Aufgabe  einer  mono- 
graphischen Studie  gemacht.  l)  Auf  Grund  des  in  den  Berliner  Archiven 
darüber  vorhandenen  urkundlichen  und  eines  reichen  gedruckten  Materials 
gelingt  es  Kl.  für  jene  entfernte  Zeit  wenn  nicht  vieles,  doch  Sicheres  and 
Erwünschtes  zu  bieten.  Der  Inhalt  der  Schrift  gliedert  sich  in  6  Abschnitte: 
Die  Populations-Statistik,  neben  den  ältesten  Nachrichten  die  Thätigkeit  Fr. 
Wilhelms  I.  und  seines  Nachfolgers  darstellend;  2)  die  historischen  Tabellen, 
auch  hier  die  Thätigkeit  Fr.  Wilhelms  L,  Friedrichs  IL  und  Fr.  Wilhelms  IL 
berücksichtigend;  3)  die  Handwerker-  und  Fabriken-Tabellen;  4)  die  Vieh- 
stand-Tabellen;  5)  landwirtschaftliche  Tabellen;  6)  Produktions-Tabellen.  Die 
Anfänge  der  Statistik,  zunächst  einer  ganz  allgemeinen  Populations-Statistik, 
datieren  über  die  Anfänge  Fr.  Wilhelms  I.,  des  Vaters  der  preußischen  Sta- 
tistik, noch  zurück.  Schon  der  grofse  Kurfürst  liefe  1683  solche  Lasten  zu- 
sammenstellen, deren  Überreste  bis  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  18.  Jahr- 
hunderts hinein  von  Büsching  und  Fischbach  der  Nachwelt  bewahrt  worden 
sind.  Der  bekannte  Eifer  Fr.  Wilhelms  I.  trieb  ihn  zuerst  auch  hier  zu 
weit.  Alle  4  Monate  wünschte  er  eine  allgemeine  Populat.-Statistik  aufge- 
nommen. Wiederholte  Reklamationen  nötigten  ihn,  seinen  Eifer  zu  zügeln. 
Ja  man  beschränkt  sich  seit  1723  —  1806  mit  zweimaliger  Unterbrechung  von 
zusammen  4  Decennien  sogar  auf  die  Herstellung  der  Populations-Listen  auf 
Grund  von  Süfsmilchs  Todtenlistcn,  also  einer  ungefähren  Schätzung,  statt 
eines  exakten  Kalküls.  Erst  mit  1749  wird  das  Schema  der  Listen  detaillierter. 
Aus  der  vom  Vf.  versuchten  Herstellung  der  Tabellen  von  1730 — 1800  für 
die  Kurmark  ergiebt  sich  für  diese  70  Jahre  in  runder  Summe  ein  Wachs- 
tum von  452  000  E.  auf  775  000,  d.  h.  um  erheblich  mehr  als  50  %.  Lebten 
1730  987  Seelen  auf  der  Quadratmeile  in  der  Kurmark,  auf  die  sich  die 
Statist.  Angaben  allein  beziehen,  so  beträgt  ihre  Zahl  i.  J.  1800  1692  Seelen. 
Friedrich  II.  schritt  auch  hier  auf  dem  von  seinem  Vater  gewiesenen  Pfade 
weiter  vor.  Vorzüglich  suchte  er  größtmögliche  Genauigkeit  der  Daten  zu 
erzielen,  wie  eiue  Anzahl  ungnädiger  Kab.-Ordres  an  die  betr.  Departements- 
Minister  und  die  Bestrafung  säumiger  Land-  und  Steuerräte  beweisen. 

Die  ersten  genaueren  und  allgemeineren  historischen  Tabellen 
stammen  aus  dem  J.  1722.     Sie  enthalten  in  25  Rubriken  Nachrichten  über 


1)  Hugo  Klinckmüllor,  I).  Amtl.  Statist  Prcufsons  i.  vor.  Jahrh.    Vi,  54.    Jena,  Gwt 
fWher,  vormals  Fr.  Maucke. 


Brandenburg-Preufsen.  111,37 

die  Zahl  der  Seelen,  der  Hafen,  der  direkten  Abgaben.  Schon  1730  macht 
sich  ein  bedeutender  Fortschritt  nach  der  Richtung  der  heutigen  Tabellen 
hin  bemerkbar.  Tabellen  aus  den  Anfängen  Fr.  Wilhelms  I.  sind  von  einer 
Genauigkeit,  die  wenig  zu  wünschen  läfst.  Unter  Fr.  Wilhelm  in.  tritt  zu- 
erst auch  die  Forderung  auf,  Angaben  über  Aussaat  und  Ernte  gleichfalls  in 
dieselben  aufzunehmen.  Als  im  J.  1747  nach  längerer  Pause  die  historischen 
Tabellen  zuerst  wieder  hergestellt  wurden,  wurden  ihnen  auch  Handwerker- 
und Fabriken-Tabellen  beigegeben  gemäfs  den  auf  Hebung  von  Handel  und 
Industrie  gerichteten  Tendenzen  Friedrichs  des  Gr.  Auch  diese  erfuhren  in 
den  letzten  Jahren  des  Jahrhunderts  noch  Erweiterungen.  Die  Viehstands- 
Tabellen  datieren  seit  1756,  sind  jedoch  nur  zum  kleinen  Teil  erhalten.  Die 
landwirtschaftlichen  Tabellen  endlich,  die  von  1776  her  erhalten  sind,  ge- 
langen gleichfalls  erst  um  die  Wende  des  Jahrhunderts  zu  zweckgemäfserer 
Ausgestaltung. l) 

Die  Vereinigung  des  Herzogtums  Magdeburg  mit  Kurbran- 
denburg schildert  J.  Opel  in  einer  als  Festschrift  zur  Feier  des  200jährigen 
Gedenktags  dieses  Ereignisses  erschienenen  Monographie.8)  Dieselbe  beruht 
auf  dem  Material  des  Sächsischen  Provinzial-  und  mehrer  Stadtarchive,  sowie 
einer  reichen  Litteratur.  Die  Schrift  zeigt  folgende  fünf  Abschnitte:  1)  „der 
Administrator  Herzog  August  v.  Sachsen  und  &in  Regiment;  2)  das  Her- 
zogtum Magdeburg  unter  den  ersten  brandeuburgischen  Landesbehörden; 
3)  der  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  und  die  Stände;  4)  die  Huldigung  des 
Grofscn  Kurfürsten  in  Magdeburg  und  Halle;  5)  die  neue  Verwaltung.  Ab- 
schnitt 1  giebt  eine  anschauliche  Schilderung  von  dem  langsamen  Sinken  des 
Erzstifts  unter  der  Herrschaft  eines  unthätigen  Regenten  in  einer  politisch- 
erregten  Zeit.  Je  tiefer  das  Ansehn  der  Herrschaft  sank,  um  so  höher  stieg 
das  der  Ritterschaft,  um  so  mehr  verminderte  sich  der  alte  Wohlstand  des 
Landes.  Der  dritte  Abschnitt  schildert  die  energische  Repression  der  stän- 
dischen Macht  seitens  der  neuen  Landesherrschaft.  Wie  in  den  übrigen 
niederdeutschen  Territorien  tritt  auch  hier  der  absolute  Dominat  an  die 
Stelle  des  ständischen  Regiments.  Der  zweite  und  fünfte  Abschnitt  behandeln 
den  Übergang  der  Verwaltung  an  den  neuen  Regenten  und  die  ersten  von 
diesem  getroffenen  Mafsregeln.  Abschnitt  4  giebt  eine  genaue  Schilderung 
der  pruukhaften  Huldigungsfcierlichkeiten  in  den  Hauptstädten  des  Herzog- 
tums. Der  Schlufs  der  Schrift  zeigt,  welche  Bedeutung  die  neue  Verwaltung, 
vor  Allem  die  Einführung  der  Consumtions-Accise  für  das  Land  erhielt.  Der 
stockende  Handel  und  Wandel  blühte  wieder  auf,  die  heruntegekommenen 
Städte  erhoben  sich  zu  neuem  Flor. 

R.  Hanncke3)  schildert  in  einem  Aufsatz  in  der  Ztschr.  für  Preufs. 
Gesch.  (S.  253-268)  Pommern  und  der  Grofse  Kurfürst,  dieses  letz- 
teren Verdienst  um  das  neuerworbene  Hiuterpommern  auf  Grund  von  Droysens 
Gesch.  der  Preufs.  Politik  und  einer  Reihe  von  Abhandlungen  in  den  Bal- 
tischen Studien  Bd.  V  u.  VI.  J.  G.  Droysen4)  giebt  in  derselben  Ztschr. 
(S.  502-534)  unter  dem  Titel:  England  und  Preufsen  1740—1746  eine 
Obersicht  über  die  Schwankungen  der  englischen  Politik  zur  Zeit  der  zwei 
ersten    schlcsischen    Kriege    und    den    Versuch    in    eine    preufsenfreundliche 


J)  Über  Jungfer,  Die  Juden  in  Preufson  unter  Friedrich  dem  Qr.  Tgl.  S toi n sehn oidor.  I. 
2)  Prof.  Dr.  J.  Opel,  Die  Vereinig,  d.  Herzogt.  Magdeburg  mit  Kurbrandonb.  Festschrift 
zur  Erinner,  a.  d.  200juhr  Vereinig.,  herausg.  i.  N.  der  histor.  Kommiss.  dor  Prov.  Sachsen. 
Halle  a./S.  1880,  Otto  Hendel.  102  Soiton.  Vgl.  c.  XII.  lt.  Hanncko,  Pommern  o,  d.  g. 
K.     Vgl.  c.  X.  —  4)  J.  0.  Droy»en,  Engl.  u.  Pr.  1740-76.     Vgl.  c.  XXI.  a.  c  IV. 


111,38 


VII.    Isaacsohn 


Stellung  zurückzulcnken,  auf  Grund  einer  eingehenden  englischen  Denkschrift 
offiziöser  Natur  aus  dem  J.  1746.  Kurz  erwähnt  sei  hier  noch  ein  Aufeati 
in  den  Neuen  Militärischen  Blättern  (Jahrg.  XVI,  S.  1—  6):  Friedrich  der 
Grofse  und  Hertzberg,  der  neben  einem  Lebeusabrifs  des  Grafen  einige 
Originalbriefe  des  Königs  an  ihn  mitteilt,  aus  denen  Friedrichs  Hochschätzung 
für  seineu  Kabinetsminister  hervorleuchtet  und  „ein  unter  Friedrich  d.  Gr.  gegen 
die  Berl.  Zeitungen  gerichtetes  Censurdekret  v.  S.  G  "  (Sonnt.-Beilage  der  Voss. 
Zeit.  52.) ») 

Von  biographischen  Werken  ist  hier  zunächst  das  durch  H.  Del- 
brück vollendete  Pertzsche  Leben  Gneisenaus  zu  nennen.1)  Diese  vor 
mehr  als  zwei  Jahrzehnten  begonnene,  durch  den  Tod  des  ersten  Heraus- 
gebers unterbrochene  Lebensdarstellung  Gneisenaus  hat  durch  Delbrück  einen 
ihres  Helden  würdigeren  Abschlufs  erhalten,  als  der  Anfang  es  war.  Die 
allzuwenig  kritische  und  sorgsame  Art  Pcrtzens  ist  hier  durch  eine  Methode 
ersetzt,  die  an  Gründlichkeit  und  liebevollem  Eingehen  in  die  ihr  gesteckte 
Aufgabe  nichts  zu  wünschen  übrig  läfst.  So  ist  es  D.  gelungen,  hier  wohl 
den  gröfsteu  Teil  von  Gn.'s  Korrespondenz  —  Briefe  von  ihm  und  an  ihn  — 
zusammenzubringen,  zu  sichten,  zu  ordnen  und  die  einzelnen  Abschnitte  mit 
historisch-biographischen  Einleitungen  zu  versehen,  die  des  grofsen  Gegenstands 
würdig  sind.  Zu  den  6  Büchern  Pertzens,  von  denen  das  letzte  die  Zeit 
des  Feldzugs  von  1813  behandelte,  treten  fünf  neue  hinzu.  Buch  7  schildert 
den  Feldzug  von  1814,  B.  8  den  Frieden  von  1814  u.  1815;  B.  9  den 
Feldzug  von  1815;  B.  10  die  Friedensperiode  von  1815—1830;  B.  11  den 
Oberbefehl  gegen  Polen.  Als  Anhang  zu  B.  7 — 9  sind  6  Exkurse,  teils 
militärtechnischer,  teils  statistischer  Natur,  und  15  Aktenstücke,  militärische 
Berichte,  Gutachten,  Auszüge  und  Memoiren  gegeben;  als  Beilagen  zum  Schlufs- 
bande  erscheinen  fünf  Stücke:  die  zwei  ersten  sachlicher  Natur;  die  drei 
letzten,  eine  Tafel  der  wichtigeren  Begebenheiten  und  Daten  aus  Gneisenaus 
Leben,  ein  Briefverzeichnis  und  eine  Tafel  der  Nachkommen,  dienen  zur 
Orientirung. 

Neben  York  und  Blücher  ist  Gneisenau  der  dritte,  dem  es  fortan  be- 
schieden ist  auch  in  einer  trefflichen  Biographie  im  Gedächtnis  der  Nach- 
welt fortzuleben.  Ja,  vor  den  beiden  Andern  hat  er  noch  das  voraus,  dafe 
ein  Biograph  sein  Leben  geschrieben  hat,  der  ihn  genauer  kannte,  als  alle 
seine  Zeitgenossen  —  er  selbst.  Es  mag  wenig  bedeutende  Männer  unseres 
Jahrhunderts  geben,  von  denen  eine  gleich  grofse  Anzahl  so  eingehender  und 
charakteristischer  Briefe  mit  liebevoller  Pietät  aufbewahrt  und  mit  liberaler 
Gesinnung  zur  Veröffentlichung  hergeliehen  worden  sind,  wie  von  Gneisenau. 
Dank  diesen  glücklichen  Umständen  und  dem,  in  dem  Herausgeber  einen 
eifrigen  und  kundigen  Sammler  dieses  schönen  Materials  gefunden  zu  haben, 
vermag  die  Nachwelt  das  innere  wie  äufsere  Leben  des  hervorragenden 
Mannes  fast  Schritt  für  Schritt  zu  verfolgen.  Es  ist  hier  nicht  der  Ort  eine 
Charakteristik  desselben  an  der  Hand  dieses  Materials  auch  nur  andeutend 
zu  geben,  so  sehr  die  Feder  danach  strebt.  Es  mufs  genügen,  darauf  hin- 
zudeuten, dafs  Gn.  sich  Zeit  seines  Lebens  als  einen  Mann  betrachtete,  dem 
nichts  Menschliches  fern  lag,  einen  Mann,  der  in  der  Beurteilung  seiner  selbst  sehr 


1)  Eben  da  No.  22:  Die  Berliner  Hofschauspioler  gegen  die  Berl.  Zeitungskritik  n  An- 
fang d.  Jahrhundert*  von  8.  G.  —  2)  Hans  Do) brück,  Das  Loben  doa  Feklmarschalli 
Grafen  Noithardt  von  Gneisenau.  Bd.  IV,  VI  u.  713  S.,  Bd.  V  (Schlaft)  711  8.  gr.  8. 
Fort*,  dos  gleichnamigen  Werks  von  G.  U.  Pertz.     Berlin,  G.  Keimer. 


Brandenburg-Preufsen.  DX39 

oft  Pessimist,  doch  in  den  entscheidenden  Momenten  seines  Lebens  nie  einen 
Moment  nur  zögerte,  die  ihm  zugewiesene  verantwortungsvolle  Stellung  aufs 
glänzendste  zu  vertreten.  Von  keinem  habe  er  im  Kriege  und  in  der  Politik 
mehr  gelernt  als  von  Napoleon  Bonaparte,  äufsert  er  sich  einmal  in  seiner 
Korrespondenz  gegen  das  Ende  seines  Lebens  —  ein  charakteristischer  Aus- 
spruch. Er  war  ein  Mann,  der  sich  nie  zu  gut  dünkte,  um  zu  lernen  und 
der  zu  lernen  verstand  —  eine  positive  zum  Schaffen  und  Leiten  geborene 
Natur,  die  unausbleibliche  Verstimmungen  innerlich  schnell  überwand  und 
durch  kein  äufseres  Mifsgeschick  gänzlich  zu  Boden  geworfen  werden  konnte. 
Wenden  wir  uns  von  der  Korrespondenz  selbst  zu  den  auf  Grund  derselben 
und  der  einschlägigen  Litteratur  gearbeiteten  Einleitungen  des  Herausgebers, 
so  finden  wir  auch  in  ihnen  eine  ganze  Reihe  für  die  Geschichte  der  Be- 
freiungskriege wichtiger  und  teils  ganz  neuer  Thatsachen ,  teils  Sicherstellungen 
bisher  zweifelhafter  oder  irriger  Annahmen.  So  widerlegt  D.  die  landläufige 
Annahme,  dafs  Frankreich  Anfang  1814  an  Menschenkräften  schon  erschöpft 
und  aus  diesem  Grunde  nicht  mehr  widerstandsfähig  gewesen  sei  in  einem 
besondern  Exkurse  (I)  zu  Buch  7  an  der  Hand  zeitgenössischer  und  späterer 
Berechnungen.  Besonders  eingehend  wird  das  Verhältnis  der  schlesischen 
zur  Hauptarmee  im  Februar  d.  J.  1814  geschildert.  Die  schwankende  Politik 
des  Kaisers  Alexander  und  das  Temporisieren  des  Oberstkommandierenden 
Schwarzenberg  erweisen  sich  hier  als  die  Hauptursache  für  die  bald  zu  vor- 
sichtige bald  zu  kühne  Kriegführung  Blüchers  und  Gneisenaus  und  damit  der 
Verluste  an  der  Marne,  der  ungenügenden  Verwertung  des  Sieges  von  Laon. 
Einem  Memoire  Müfflings  über  diese  Schlacht  ist  ein  zweiter  Exkurs  ge- 
widmet. Auch  die  Tage  von  Ligny  und  Waterloo  erscheinen  erst  hier  unter 
einer  so  klaren  Beleuchtung,  dafs  von  jetzt  an  kaum  mehr  die  geringste 
Thatsache  noch  streitig  bleiben  kann.  Anders  verhält  es  sich  mit  den 
Motiven,  da  die  von  Wellington  bei  seinen  Landsleuten  erfolgreich  verbreitete 
Auffassung  von  ihrer  eignen  ausschlaggebenden  Bedeutung  für  Waterloo  durch 
diese  neue  Darstellung  ebensowenig  verdrängt  werden  wird ,  wie  dies  durch 
alle  früheren  Veröffentlichungen  ähnlicher  Art  bisher  erzielt  worden  ist. 
Auch  diesem  Punkt  ist  ein  eigner  besonders  eingehender  und  überzeugender 
Exkurs  (V)  gewidmet. 

Die  Friedenszeit  von  1815 — 31  zeigt  Gn.  zuerst  als  Generalgouvcrneur 
der  neuen  Rheinprovinz  mit  dem  Sitz  zu  Koblenz,  eine  Stellung,  in  der  er 
sich  fast  mehr  benagte,  als  in  jeder  andern  vor  oder  nachher,  später  als 
Mitglied  des  1817  neubegründeten  Staatsrats  und  Gouverneur  der  Residenz- 
stadt Berlin;  zuletzt  als  Oberstkommandierenden  der  den  Kordon  gegen  Polen 
bildenden  Armee,  eine  Stellung,  in  der  er  seinen  Tod  fand.  AH'  die  zar- 
teren Saiten  dieser  gemütreichen,  eigenartigen  Natur  treten  vorzugsweise  in 
der  Korrespondenz  dieser  Jahre,  einmal  mit  Frau  und  Kindern,  dann  und 
vornehmlich  mit  dem  ihm  innigst  befreundeten  Clausewitz'schen  Ehepaar,  zu 
Tage  —  eine  Korrespondenz,  die  schon  aus  ästhetischen  Gründen  nie  ihres 
Reizes  ermangeln  wird. 

Noch  zwei  andre  Biographieen  preufsischer  Feldmarschälle  sind  in  eben 
diesem  Jahre  erschienen:  die  von  Derfflinger  und  Zieten,  beide  von 
demselben  Verf.,  Graf  zur  Lippe-Weifsenfeld.1)     Sie  treten  beide  an- 


1)  Ernst  Oraf  zur  Lippe-Woifsonfeld,  Dorfflinger.  Mit  oinom  Portrait  Berlin, 
Militari*,  Verlagsbuchhandlung  f.  Militär-Lit  u.  im  solbon  Verlage:  Zieten,  mit  Bild  u.  Unter- 
schrift, nebst  Kärtchen  zum  „Ziotonritt"  am  20.  Hai  1745. 


111,40  ^ll    iBaacsohn: 

spruchsloser  auf  als  das  grofsc  Werk  über  Gn.  Es  sind  mehr  skizzenartige 
Lebensabrissc ,  angefertigt  von  einem  begeisterten  Verehrer  kriegerischen 
Talents  im  allgemeinen,  der  Genanuten  im  besonderen.  Beide  bringen  jedoch 
einzelnes  Neue  und  Gutbegründete  und  verdienen  daher  hier  Erwähnung. 
Die  Schrift  über  Derfflinger  bringt  zunächst  einzelne  weniger  bekannte  Daten 
über  seine  Kindheit  und  seine  ersten  Kriegsdienste  beim  Winterkönigc  und 
unter  Gustav  Adolf,  widerlegt  dabei  definitiv  das  noch  immer  wiedererzählte 
Märchen  vom  Schueidergescllen  Derffl.  und  verbreitet  sich  besonders  ein- 
gehend über  seine  Niederlassung  im  Braudenburgischen ,  seine  Vermählung  mit 
zwei  braudenburgischen  Edeldamen  nach  einander,  sowie  seine  wirtschaftliche 
Thätigkeit  auf  Gusow  in  der  Mark  während  der  Friedenszeit  von  1648 — 1655 
und  1660  -1673.  Weniger  Neues  bringt  die  Darstellung  der  kriegerischen 
Thätigkeit  D.'s.  Dagegen  tritt  seine  kernige  Persönlichkeit  recht  voll  und 
entschieden  bei  dem  Zerwürfnis  mit  dem  Grofsen  Kurfürsten  hervor,  von  dem 
er  sich  verletzt  fühlte  wegen  Hintansetzung  hinter  den  an  Dienstjahren  jüngeren 
Fürsten  Joh.  Georg  v.  Anhalt-Dessau,  bei  ihrer  beider  Ernennung  zum  Gl. 
Feldmarschall  im  J.  1670.  Der  Kurfürst  hatte  wiederholt  mit  dem  fein- 
fühligen Ehrgefühl  gerade  dieses  aus  dem  niedrigsten  Stande  durch  eigne 
Kraft  Emporgekommenen  zu  kämpfen;  ein  Punkt,  in  dem  D.  um  so  peinlicher 
war,  je  häufiger  der  plumpe  Witz  eifersüchtiger  und  höhergeborner  Kriegs- 
gefährten sich  au  ihm  zu  versuchen  geneigt  sein  mochte. 

Die  mit  einer  vortrefflichen  Photographie  geschmückte  Zi  et cn -Biographie 
bringt  die  Laufbahn  dieses  Helden  in  12  Kapiteln  von  der  Geburt  bis  zum 
Tode  anschaulich  zur  Darstellung.  Z.  war  eine  Derfflinger  wahlverwandte 
Natur.  Gleich  feinfühlig  im  Punkt  der  Ehre  und  dadurch  oft  in  die  mifs- 
lichstc  Lage  gebracht,  gleich  energisch  und  gleich  geduldig,  wenn  es  sich 
darum  handelte,  ein  fest  ins  Auge  gefafstes  Ziel  durch  Abwarten  zu  er- 
reichen. Es  dürfte  minder  bekannt  sein,  dafs  Z.  eine  mehrmalige  Entlassung, 
einmal  sogar  eine  Kassation  seitens  Fr.  Wilhelms  I.  zu  erdulden  hatte  und 
dennoch  all  dies  Mifsgeschick  durch  Beharrlichkeit  und  kluge  Gewandtheit 
überwand.  Ebenso  lebte  er  in  steter  bald  mehr  bald  minder  offener  Feind- 
schaft mit  dem  vielvermögenden  Freunde  und  Adjutanten  Friedrichs  des  Gr., 
Winterfeld.  Dennoch  behauptete  er  sich  stets  auf  seinem  Platz.  Im  Ein- 
gang berichtigt  Grf.  Lippe  das  bisher  allgemein  angenommene  Geburtsdatum 
Z.'s  vom  18.  Mai  1699  auf  den  14.  Mai  d.  J.  auf  Grund  der  Eintragung 
im  Wustrau'er  Kirchenbuch. 

Bemerkenswert  ist  eines  Franzosen  Unternehmen,  seinen  Landsleuten 
den  „Ursprung  der  preufsischen  Landwehr  zu  entwickeln."1) 

Eine  treffliche  und  eingehende  Arbeit  über  das  1.  Garde-Dragoner- 
Kegiment  hat  der  Rittmeister  H.  v.  Rohr  veröffentlicht8)  Der  erste  Ab- 
schnitt derselben  schildert  die  Thaten  des  Regiments  von  seiner  Formation 
1815  bis  zum  Tage  von  Mars  la  Tour;  ein  zweiter  Abschnitt  ist  dem  innem 
Leben,  der  Ökonomie  u.  s.  w.  gewidmet.  Eine  interessante  Abgangsliste 
der  Offiziere  des  Regiments  Graf  Kunheim  von  1713 — 1806,  des 
ältesten  Regiments  der  Armee,  das  von  1615 — 1807  bestanden  hat  uud 
seinen  Namen  nach  dem  letzten  Rcgimentschef  führte  bringt  Heft  2  der  Bei- 


1)  Paasavant,  l'originc  de  la  landwohr  pruss.  i.  Spcctat.  milit.  Dec.  79.  —  2)  H.  v.  Bohr, 
ltittm.  u.  Esk.-Chef,  Gösch,  d.  Gard.-Dragoner-Regimonts.  E.  S.  Mittler  u.  Sohn,  416  S.  fol. 
Mk.  60.  Auch  eine  (ieseh.  de«  Westfälischen  Infanterie  -Regiment«  Nr.  16  liegt  vor.  Zo 
1879  i»t  nachzutragen:  Treue nfeld,  die  Tage  v.  Ligny  u.  Bello-Allianco. 


Brandenburg- Preufsen.  I II  41 

hefte  zum  Militär-Wochenblatt.  Das  8.  Beiheft  desselben  Journals  bringt 
eine  Abhandlung  von  Erich  Schild1)  zur  Geschichte  des  preufsischen 
Feldpredigcramtes.  Sie  verfolgt  die  Geschichte  dieses  Amts  von  seinem 
Ursprung  (1655)  über  die  Zeit,  wo  es  ständig  wurde  und  auch  in  Friedens- 
zeiten vorhanden  war  (1692)  bis  auf  die  Gegenwart.  Eine  Anzahl  Briefe 
eines  Landwehr- Offiziers,  der  unter  Alexander  v.  Württemberg  und  Dohna 
die  Belagerung  Danzigs  vom  Jan.  bis  Nov.  1813  mitmachte,  veröffentlicht 
die  Allgem.  Militär-Zeitung*)  in  den  No.  23,  24,  25,  30:  Ein  wert- 
voller Beitrag  zur  Kriegsgeschichte  dieses  Jahres.  Der  Sieg  bei  Leipzig, 
nicht  die  elende  Kriegführung,  zwingt  den  französischen  General  Rapp  nach 
mehr  als  zehnmonatlicher  Belagerung  zur  Kapitulation.  Besonders  charak- 
teristisch ist  das  hochfahrende  Benehmen  der  Russen  gegen  ihre  preufsischen 
Verbündeten,  die  trotzdem  sie  fast  ein  Drittel  des  30  000  M.  starken  Bc- 
lagerungsheeres  ausmachen,  fast  nie  und  nirgends  zur  Geltung  kommen. 

Warnatz3)  schildert  die  Geschicke  des  Zollcrn'schen  Hauses  und  des 
Stammschlosses  auf  Grund  der  Publikationen  des  Grafen  Stillfried,  Riedels, 
Märkers  bis  in  das  16.  Jahrhundert  hinein  mit  dichterischem  Schwung  und 
in  einer  bisweilen  dichterisch  ausgeschmückten  Art. 

Freiherr  v.  Modem4)  polemisiert  in  heftiger  Art  gegen  solche,  die  die 
These  seiner  hymnologisehcn  Studie,  dafs  gewisse  Lieder  des  Gesaugbuchs 
von  1653  von  der  „reformierten"  Fürstin  Luise  Henriette  nicht  herrühren 
könnten,  nicht  annehmen  wollen. 

Eine  Kuriosität  ist  ein  französischer  Bericht  über  eine  Parade  zu  Ber- 
lin  1786. 

E.  Knorr6)  behandelt  die  Aufstände  der  Polen  seit  dem  gröfsten  un- 
seres Jahrb.  auf  Grund  eingehender  Studien  in  der  General-Polizcimeisterci 
zu  Warschau,  dem  Archiv  des  Grofscn  Generalstabs  zu  Berlin,  sowie  den 
Registraturen  des  Berliner  und  Posener  Polizei-Präsidiums.  Er  kommt  in 
seiner  Darstellung,  die  den  Aufstand  von  1830,  den  Versuch  von  1846,  die 
Erhebung  von  1848  und  den  jüngsten  Aufstand  von  1863  nebst  seinen  Vor- 
läufern und  seinen  Folgen  schildert,  auf  die  Zusammenhänge  der  polnischen 
demokratischen  Partei  mit  den  Internationalen  in  allen  Ländern  Europas,  vor- 
nehmlich Frankreichs,  und  weist  nach,  wie  von  dieser  Quelle  aus  der  Brand- 
stoff stets  von  neuem  in  das  Herz  Polens  getragen  sei. 

Die  „Autobiographischen  Blätter  aus  dem  Leben  eines  preufsischen  Ge- 
nerals", die  der  vorige  Jahrgang  der  Rundschau  begann,  werden  in  dein  von 
1880  für  die  Jahre  1834—41  fortgeführt.6)  Sic  behandeln  Eiutritt  des  Ge- 
nerals in  das  preufsische  Heer  als  Avantageur  Frühling  1834,  seine  Beför- 
derung zum  Lieutenant  Okt.  1835,  sein  Leben  in  der  Garnison  zu  Aschers- 
leben und  den  gröfseren  Teil  des  Aufenthalts  zu  Berlin,  wohin  er  zum  Besuch 


1)  E.  Schild,  Kgl.  Divis.  Pf.  Ursprung  u.  erste  Gostalt  dos  preufs.  Feldpredigeramts. 
—  2)  Die  proufs.  Landwehr  vor  Danzig  1813.  Bruchstücke  u.  Briofo.  —  3)  M.  Warn  atz, 
Zur  Geschichte  der  ilohon zollern,  eino  historische  Studio.  Coburg,  G.  Sendolbach, 
64  8.  —  4)  Fr.  Lg.  C.  Frh.  v.  Modoin,  Archivrat  a.  D.,  Kritik  und  Geschichte, 
Rechtfertigung  der  hymnologisehcn  Studio:  Luiso  Ilonriotto,  Kurfürstin  v.  Brandenburg.  Ein 
Wort  an  die  konservativen  Verächter  goschichtlichor  Wahrheit.  Homburg  v.  d.  Höhe,  Stein- 
häuser. 20  S.  gr.  8.  —  5)  K.  Knorr,  Die  Polen-Aufstände  seit  1830  in  ihrem  Zusammen- 
hang mit  don  internationalen  Unisturzbewegungen.  Berlin,  £.  S.  Mittlor.  Interessante  Ver- 
gleiche bieten  Artikel  dor  D.  Rundschau  über  dass.  Thema:  'Boitr.  z.  G.  dos  letzten  Polon- 
Aofstandes.'  —  0)  Autob.  Bl.  aas  d.  Leben  eines  Proufs.  Generals.  D.  Rundschau.  Bd.  22. 
IV— Vlll. 


111,42  V1U.    J-  Jaetrow: 

der  Kriegsschule  1839  kommandiert  wurde.  Die  preufsische  Heereseinrich- 
tung und  das  Garnisonsleben  in  einer  kleinen  Stadt,  die  Sitten  des  Milit&r- 
und  Civilstands  wie  das  öffentliche  Leben  gegen  Ausgang  der  Regierung  Fr. 
Wilhelms  III.  werden  mit  derselben  Freiheit,  Vorurteilslosigkeit  und  Frische 
geschildert  wie  der  gewaltige  Umschwung,  den  die  Anfänge  Fr.  Wilhelms  IV. 
im  Denken,  Thun  und  Trachten  aller  Schichten  des  Volkes  hervorbrachten. 
Die  Persönlichkeit  des  Königs  ist  ebenso  treu  und  vorurteilslos  geschildert 
wie  das  Übrige  und  tritt  so  plastisch  hervor,  dafs  der  spätere  Biograph  gern 
auf  diese  Schilderung  zurückgreifen  wird. 

Woker  wendet  sich  gegen  den  bekannten  und  von  uns  besprochenen 
Artikel  M.  Lehmanns  und  stellt  das  Verhältnis  des  Staates  zur  kath.  Kirche 
von  seinem  Standpunkt  dar.1) 

v.  Sybel  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  Fr.  Wilhelms  IV.  philosophische 
Studien,  gewifs  ein  eigenartig-interessanter  Gegenstand.3) 


VIII. 


J.  Jastrow. 


Mark  Brandenburg  (lokal)  und  Lausitz. 

Die  Übergangsperiode  vom  Mittelalter  zur  Neuzeit  behandeln  die  bereits 
oben  erwähnten3)  Berliner  Publikationen.  Die  Berliner  'Chronik'  sowohl 
als  die  'Urkunden'  haben  nicht  blofs  die  Neuzeit  bereits  erreicht,  sondern 
auch  schon  das  Eindringen  der  Reformation  in  die  Mark  mitbehandelt.4) 
Es  ist  bekannt,  wie  langsam  die  Kirchenbewegung  gerade  hier  Boden  ge- 
wann; und  mehr  als  darüber  bereits  bekannt  ist,  bringt  auch  die  neueste 
Arbeit  von  Hagemeyer5)  über  diesen  Gegenstand  nicht  bei.  Es  ist  ferner 
bekannt,  wie  viel  von  dem  katholischen  Ceremoniell  selbst  dann  noch  bei- 
behalten wurde,  als  Joachim  n.  sich  zur  Einführung  der  Reformation  ent- 
schlofs;  und  das  jetzt  von  Wernicke6)  veröffentlichte  Inventarium  der  Ger- 
kammer [=  Sakristei,  von  gerben  =  zurüsten,  ankleiden]  des  Domes  zu 
Brandenburg  liefert  einen  neuen  Beweis  dafür.  Schränke  und  Truhen  sind 
hier  nebst  einem  fast  lückenlosen  Inventar  erhalten-,  sie  stammen  nach  Wj 
Ansicht  aus  dem  Ende  des  XVI.  oder  Anfang  des  XVII.  Jh.  und  zeigen  uns 
noch  die  alte  kirchliche  Tracht,    wie  sie  Joachim  II.  hatte  bestehen  lassen. 

Als  auf  das  Zeitalter  der  Reformation  der  dreifsigjährige  Krieg  folgte, 
gehörte  die  Mark  Brandenburg  zu  den  Territorien,  die  am  meisten  von  den 
Verwüstungen   zu  leiden  hatten.     Unter  Friedrich  dem  Grofsen  wurde  eine 


1)  Woker,  Gesch.  dos  Yorh.  dos  Brandenb.-Pr.  Staates  zur  kath.  K.  i.  Kath.  IV,  593. 
—  2)  v.  8ybel,  2  Lehrer  dor  Phil.  Fr.  W.  IV.  i.  Berl.  lionats-Berichte.  79.  —  3)  8.  o. 
II,  Kap.  XIX.  —  4)  Lf.  18.  Borl.  Chron.  Sp.  209—236,  3%  Bog.  —  5)  Ü.  d.  Stellung  d.  Kurf. 
Joach.  1.  z.  Beform.  Progr.  No.  123  v.  Inowraclaw.  —  6)  Anz.  f.  Kunde  d.  dtach.  Von. 
2¥.  F.     XXVII,  Sp.  336  ff.  373  ff. 


Mark  Brandenburg  (lokal)  und  Lausitz.  111,4:3 

imtliche  Ermittlung  darüber  angestellt,  ob  das  Land  sich  innerhalb  eines 
Jahrhunderts  von  den  Folgen  des  Krieges  erholt  habe.  Dieselbe  ergab,  dafs 
lie  Anzahl  der  Dörfer  im  J.  1748  gröfser  sei,  als  sie  im  J.  1618  gewesen. 
)er  alte  Möhsen  hat  jedoch  ein  Manuskript  hinterlassen,  in  welchem  er  das 
iegenteil  zu  erweisen  unternimmt  und  E.  Dominik1)  hat  jetzt  den  Inhalt 
lesselben  im  Auszuge  wiedergegeben.  Ebenso  hat  nach  M.  die  Wohlhabenheit 
ler  Einwohner  den  alten  Stand  nicht  wieder  erreicht:  er  weist  die  unge- 
leuren  Lasten,  die  der  Krieg  dem  Vermögen  der  Einwohner  auferlegte,  an 
linzeinen  Beispielen  nach. 

Für  die  Geschichte  der  Hohenzollern  in  der  Mark  sind  die  Ausgrabungen 
n  der  Fürstengruft  des  Berliner  Domes  bemerkenswert.  Die  hier  beigesetzten 
fürstlichen  Persönlichkeiten  sind  in  der  Zeit  von  1595  bis  1873  verstorben. 
5egera)  hat  einen  Plan  der  Gruft,  D(ominik)  ein  Verzeichnis  der  Särge 
veröffentlicht. 

Die  Geschichte  der  märkischen  Adelsgeschlechter  ist  durch  die  Fort- 
setzung von  H.  v.  Rederns3)  'genealogischen  Nachrichten'  gefördert  worden. 
Die  Kirchenbücher  von  Spandau,  Oranienburg,  Seegefeld  und  Clodow  haben 
f.  R.  Notizen  über  783  Familien  geliefert;  aufserdem  sind  noch  die  Namen 
ler  Paten  und  der  Spandauer  Kompagniechefs  zusammengestellt,  die  in  dem 
Militär-Kirchenbuch  erwähnt  werden.  Die  Kirchenbücher  der  Nikolaigemeinde 
su  Spandau  beginnen  mit  dem  J.  1606  (die  im  Anhange  abgedruckten  Prc- 
iigerregister  schon  1538).  Neben  dieser  lutherischen  Gemeinde  wurde  1666 
luch  eine  reformierte  Gemeinde  zugelassen,  deren  Akten  mit  dem  folgenden 
fahre  beginnen.  Erst  ein  Jahrhundert  später  (1765)  fängt  das  Militär- 
ürchenbuch  an. 

Weniger  ausgiebig  als  man  erwarten  sollte,  sind  die  Oranienburger 
V.ktcn-,  diese  beginnen  erst  1690;  aus  der  eigentlichen  Blütezeit  der  Stadt, 
icn  Tagen  der  Kurfürstin  Luise,  ist  also  nichts  erhalten.  Im  Anhange  sind 
lie  Spandauer  Gouverneure  und  Kommandanten  von  1580 — 1817  zusammen- 
stellt Übrigens  giebt  v.  R.  alle  Taufväter  mit  Ausnahme  der  Soldaten, 
Cagearbeiter  und  gewöhnlicher  Handwerker.  Wenn  aber  auch  der  uicht- 
»erücksichtigte  Teil  der  Einwohnerschaft  noch  immer  der  gröfsere  sein  mag, 
o  ist  doch  diesmal  bereits  reichliches  Material  zu  einem  Einblick  in  die 
sozialen  Verhältnisse  auch  der  bürgerlichen  Bevölkerung  geboten. 

Viel  Material  für  die  märkische  Adelsgeschichte  bieten  die  Akten  des 
3hemaligen  Brandenburger  Schöppcnstuhls  (109  Foliobände  in  der  Bibliothek 
les  Amtsgerichts  zu  Brandenburg),  sowie  die  Lebnskopialbücher  des  Berliner 
fommergerichts.  Den  Beweis  hiervon  liefert  ein  Verzeichnis  der  auf  die 
beschichte  Derer  v.  Bismarck  bezüglichen  Stellen,  welche  in  den  Branden- 
rarger  Akten  von  1539—1777,  in  den  Berliner  von  1599  — 1713  vor- 
kommen. 4) 

Die  wenigen  heraldischen  Resultate,  die  sich  für  die  Adelsgeschichte 
tos  den  Ausgrabungen  auf  dem  Schlofsplatz  in  Berlin  ergaben,  hat  F.  Bud- 
;zies  zusammengestellt.  Interessant  ist  eine  von  dem  kurf.  Leibarzt  Fr.  llil- 
lesheim  verfasste  Grabinschrift  in  lat.  Distichen  auf  den  am  16.  Mai  1600 
m  Zweikampfe  gefallenen  Dänen  Malthe  Wiffert.6) 


1)  Int  dio  Mk.  Br.  vor  d.  30j.  Krieg  bevölkerter  gew.  alt  1748.  Bär  VI,  96.  —  2)  D. 
?ür»tengruft  im  Dom  zu  Borl.  Bär  VII,  56.  —  3)  Mark.  Forsch.  XV,  1—285.  —  4)  Cor- 
*espond0iizbl.  d.  deatschon  Archive.  111,  75.  —  5)  Dtuch.  Horold  XI,  126 — 142.  —  Vgl.  o. 
1,  Kap.  XIX. 


HI  44  VIII.    J.  Jasstrow: 

In  der  Lokalgcschichtc  der  Mark  tritt  naturgcmäfs  die  Hauptstadt  noch 
mehr  als  in  andern  Provinzen  hervor.  Unter  den  vielen  populären  Auf- 
sätzen des  'Bär'1)  ist  erwähnenswert  zunächst  die  Abhandlung  von  Dominik7) 
über  einen  Plan  von  Berlin  aus  dem  J.  1648  von  dem  kurfttrstl.  Ingenieur 
Mcmhard  (den  Zweitältesten  der  existierenden  Exemplare  in  der  königl. 
Bibliothek),  sowie  über  einen  andern3)  aus  dem  J.  1688  (von  Job.  Beruh. 
Schultz  neu  veröffentlicht).  Der  Besprechung  des  erstem  ist  ein  reichhaltiges 
Verzeichnis  anderer  alter  Pläne  Berlins  beigefügt.  —  Ein  Ungenannter4)  be- 
spricht das  kgl.  'Schlote'  nach  einem  Bilde  aus  der  'Leipziger  allgemeinen 
Zeitung*  von  1592,  einer  Abbildung,  welche  vermutlich  auf  die  von  Nicolai 
benutzte  zurückgeht.  —  In  die  volle  Gegenwart  reicht  hinein  der  Überblick, 
welchen  Fcl.  Müller6)  über  die  ersten  25  Jahre  des  mathematisch-päda- 
gogischen Seminars  am  K.  Friedrich-Wilhelms-Gymnasium  giebt.  —  In  Berlin 
wurde  1854  eine  katholische  Mädchenschule  (Zimmerstr.,  dann  Lindenstr.) 
errichtet,  deren  Leitung  Ursulinerinnen  aus  Breslau  übernahmen;  sie  hatte 
jedoch  nur  kurzen  Bestand  —  bis  1877.6) 

Die  Publikationen  über  Berliner  Baugeschichte  haben  zwar  im  we- 
sentlichen nicht  zu  neuen  Resultaten,  aber  doch  in  der  Regel  zu  neuen  Be- 
weisgründen für  die  von  Adler  aufgestellten  Vermutungen  geführt.  Anlafs  zu 
Spezialforschungcn  gerade  auf  diesem  Gebiete  boten  die  an  andrer 
Stelle  bereits  erwähnten7)  Ausgrabungen  auf  dem  Schlofsplatze.  Frings8) 
hat  dieselben  in  architektonischer  Beziehung  besprochen  und  einen  auf  Fach- 
studien beruhenden  Plan  veröffentlicht.  Er  erkennt  in  den  ausgegrabenen 
Ruinen  Reste  des  ehemaligen  Dominikanerkirchhofs;  ein  noch  anter  den 
Gräbern  aufgefundenes  Fundament  stellt  den  ältesten  hier  gemachten  Fund 
dar.  Indem  F.  hierin  die  Substruktion  der  ältesten  Stadtmauer  Köllns  ver- 
mutet, gelangt  er  ebenso,  wie  eine  unabhängig  geführte  Untersuchung  von 
Fritsch9)  zu  einer  Bestätigung  der  Adlerschen  Ansicht,  dafs  eine  Mauer 
(vom  linken  Spreearm  in  der  Gegend  der  heutigen  Schleusenbrücke  aus) 
nicht  im  Bogen,  sondern  direkt  hinter  der  Dominikanerkirche  zum  rechten 
Arm  gegangen  sei.  Die  übrigen  aufgefundenen  Mauerreste  ist  F.  (wiederum 
mit  Adler  gegen  Fidicin)  geneigt,  der  von  Kf.  Friedrich  II.  angelegten  Burg 
zuzuweisen.  Da  Schlüter  die  Front  der  Burg  Joachims  IL  beibehalten  hat, 
so  müssen  wenigstens  die  Quermauern  einem  noch  älteren  Bau  angehört 
haben.  —  Eine  Untersuchung  der  ehemaligen  Terraiiiverhältnisse  zeigt  eine 
Bodenerhöhung  nach  Kölln  zu,  dies  könnte  für  Fidicins  viel  bestrittene  Ety- 
mologie sprechen,  wonach  dieser  Ortsname  von  einem  wendischen  Wort  rar 
'Hügel'  stammen  soll. 

Den  eben  erwähnten  Bau  Schlüters  hat  gleichfalls  Frings10)  noch  ein- 
mal fachgemäfs  untersucht;  das  tragische  Schicksal  des  Baumeisters  scheint 
ihm  wie  schon  Adler  in  der  That  durch  zwei  schwere  technische  Fehler, 
ungenügende  Fuudierung  und  schlechte  Verbindung  alter  mit  neuen  Bau- 
teilen, verschuldet.  —    Über  den  'ehemaligen  Kirchhof  um  die  Nikolaikirchc' 


1)  llluatr.  Berlin.  Wochonschr.  Hrsg,  v.  E.  Friodol  u.  E.  Dominik.  (Berlin,  FaeteL) 
VI.  VII.  (D.  Jg.  beginnt  m.  d.  1  Okt.)  —  2)  Grundrifs  d.  boyden  churf.  Resid.-Stätte  Bert» 
u.  Colin.  Bär.  VI,  258.  —  3)  Ibid.  VII,  9.  12.  —  4)  Ibid.  VI,  413.  —  5)  Chronik  d» 
von  d.  llcrrn  Prof.  Schellbach  goleit.  mathcmat.-iÄdagog.  Seminare  1855 — 1880.  24  8. 
Berlin,  Druck  v.  Recske  &  Hnhmann.  (Nicht  im  Buchh.)  —  6)  Meer,  Gesch.  d.  Ursoli- 
ncriniicii-K lernten  i.  Breslau.  Breslau,  Adcrholz.  51  S.  —  7)  S.  o.  IL,  Kap.  XIX.  —  8)  Wochbl-  f. 
Archit.  u.  Ingen.  II.  No.  25.  —  9)  Richtung  d.  nördl.  Teils  d.  eheiual.  Kollner  Stadtmauer. 
Bär  VI,  31G.     -    10)  Wochenbl.  (s.  Anm.  8)  II,  288.  314.  333. 


Mark  Brandenburg  (lokal)  und  Lausitz.  JU  45 

bringt  F.  Meyer1)  wenig  historisch  Erhebliches,  zumal  genauere  Nachrichten 
überhaupt  erst  seit  Ende  des  17.  Jahrhunderts  vorhanden  sind.  Neu  abge- 
druckt ist  Tuckermanus8)  Studie  über  die  Entwicklung  des  Grundrisses 
der  Berliner  Wohnung.  —  Mit  einem  einzelneu  Berliner  Patrizierhaus  des 
XVIII.  Jh.,  welches  bis  heute  in  der  Gestalt  erhalten  worden  ist,  die  es  im 
vorigen  Jahrhundert  gehabt  hat,  dem  Ermelerschen,  Breitestr.  11,  beschäftigt 
sich  Alfieri3)  und  bringt  zugleich  einzelne  Notizen  über  die  Besitzer- 
familie bei 

Zur  Geschichte  Berliner  Persönlichkeiten  ist  wenig  Erhebliches 
zu  verzeichnen.  Von  August  Borsig,  dem  Begründer  der  Berliner  Eisen- 
industrie, berichten  ein  Vortrag  von  Herrn.  Vogt4)  und  eine  Jugendschrift 
von  H.  Jahnke5),  was  in  anderen  Biographieen  von  ihm  erzählt  war.  — 
Unter  den  Nachklängen  der  vorjährigen  Mendelssohnfeier  ist  noch  ein  Auf- 
satz6) entstanden,  der  die  Zustande  der  Berliner  jüdischen  Gemeinde  vor 
Moses  Mendelssohn  behandelt  und  unter  anderm  auch  aus  der  Unterstützung, 
die  dieser  in  Berlin  gefunden,  schliefst,  dafs  auch  schon  vor  ihm  unter  den 
damaligen  Juden  Berlins  für  deutsches  Wesen  mehr  Sinn  geherrscht  habe, 
als  man  bisher  angenommen.  Gleichzeitig  wird  nochmals  auf  die  Gründe 
hingewiesen,  nach  welchen  für  das  gewöhnlich  angenommene  Geburtsjahr 
Moses  Mendelssohns  (1729)  richtiger  das  J.  1728  zu  setzen  ist.  —  Die  Fa- 
milie selbst  scheint  das  einmal  rezipierte  Geburtsjahr  ihres  Stifters  traditionell 
festzuhalten.  Wenigstens  erscheint  es  unverändert  als  Anfangstermin  der 
Familiengeschichte  auf  dem  Titelblatte  der  neuen  Auflage  des  Werkes,  welches 
S.  Ilcnsel7)  dem  Gedächtnisse  seiner  Ahnen  mütterlicherseits  gewidmet  hat. 
Im  übrigen  erscheint  dieses  Werk  in  seiner  jetzigen  Gestalt  insofern  ver- 
ändert, als  der  Verfasser  alles,  was  nur  ein  rein  persönliches  Interesse  für 
ihn  und  andere  Familienmitglieder  hatte,  weggelassen  oder  geändert  hat. 
Trotz  dieser  gröfseren  Objektivität  fehlt  dem  Buche  zu  einem  Geschichts- 
werke zusammenhängende  Darstellung.  Es  sind  nur  einzelne  Beiträge, 
diese  aber  desto  wertvoller,  weil  sie  meist  in  Originalquellen,  Briefen  und 
Tagebüchern  gegeben  werden,  insbesondere  gewähren  die  neu  hinzugekommenen 
Briefe  der  Eltern  von  Felix  Mendelssobn-Bartholdy  einen  äufserst  interessanten 
Einblick  in  die  allererste  Erziehung  des  berühmten  Musikers.  Diese  Gene- 
ration ist  bereits  in  der  christlichen  Kirche  erzogen,  aber  auch  die  älteren 
Familienmitglieder  traten  zum  grofsen  teil  in  dieselbe  ein.  Durch  Heiraten 
endlich  wie  mit  dem  Maler  Wilh.  Hensel  und  dem  Mathematiker  Lejeune- 
Dirichtet  verschiebt  sich  der  Stundpunkt  der  Familie  allmählich  in  die  Ber- 
liner Künstler-  und  Gelehrtenwelt  und  tritt  mitten  in  den  Verkehr,  an  welchem 
Alex.  v.  Humboldt,  Varnhagen  von  Ense,  in  früherer  Zeit  auch  noch  Goethe 


1)  Bär.  VI,  300.  —  2)  Ibid.  449.  461 ;  vgl.  Jahresbor.  II,  3,  67   —  3)  Ibid.  VI,  340. 

—  4)   Berlin,  Drewitz.     24   S.    —    5)   Berlin,   Th.  Hofmann.   (Neue  Jug.-Bibl.)  143  8.  — 

—  6)  Voss.  Ztg.  Sonntagsboil.  No.  1  vgl.  No.  3.  —  Gelegentlich  sei  darauf  hingewiesen, 
dafs  si<:h  in  der  Sonntagsboil.  einige  Aufsätze  übor  Berliner  Zustände  finden,  die  indes  nicht 
direkt  in  den  Rahmen  dieses  Berichts  zu  fallen  scheinen.  No.  4.  Kürschner,  e.  gefeierte 
Berl.  Sängerin  aus  d.  ersten  Drittel  dieses  Jh.  (Josephine  Schultz,  geb.  Killitzschky).  —  No.  22. 
Die  Berl.  Hofschauspiolor  gegen  die  Berl.  Zeitungskritik  zu  Anf.  d.  J.  S.  c.  VII  —  No.  27.  K.  Berl. 
Predigorwahl  vor  bald  100  Jahren  u.  ein  Gonsumachspiol.  —  No.  51.  E.  von  d.  Berl.  Zoituugs- 
censur  unterdrückte  Erklärung  Blüchers.  —  No.  52.  E.  unter  Friodrich  d.  Gr.  gegen  die 
Berliner  Zeitungen  gorichtetosCensurdokret.  S.  c.  VII.  —  7)  D.  Farn.  Mendolssohn  1729—1847.  Mit 
8  Porträts,  gez.  v.  W.  Honsei.  2  Bde.  2.  Aufl.  Berlin,  Behr.  IX,  383  u.  400  S.  — 
frwähnt  sei  hier  B.  Szold  (Rabb.),  Mos.  Mondolssohn.  Gedenkschr.  z.  dessen  150).  Ge- 
burtst      Baltimore,   1879  (Philadelphia,  Schäfer  &  Koradi.)     52  S. 


111,46  V1H-    J.  Jantrow: 

und  Zelter,  teilnehmen;  im  Aaslande,  z.  B.  in  Rom,  sind  es  zuweilen  gerade  Mit- 
glieder dieser  Familie,  an  denen  die  dort  lebende  deutsche  Künstlerwelt  ihren 
Mittelpunkt  findet;  und  so  wird  das  Buch  zugleich  ein  Beitrag  zur  Kunde  des 
damaligen  gesellschaftlichen  Verkehrs  der  Berliner  innerhalb  und  außerhalb 
Berlins.  —  —  Im  wesentlichen  derselbe  Verkehrskreis  ist  es,  für  den 
Brahms1)  Festschrift  zur  Enthüllung  des  Goethe-Denkmals  das  Verdienst 
in  Ansprach  nimmt,  'Goethes  Weltstellung  entdeckt  zu  haben'. 

Mit  der  Einführung  der  neuen  Justizgesetze  am  1.  Okt  1879  war  die 
oberste  Gerichtsbarkeit,  nachdem  sie  in  Brandenburg  über  ein  halbes  Jahr- 
tausend von  den  Landesherren  geübt  worden,  wieder  an  das  Reich  zurück- 
gegangen. Hierdurch  veranlafst,  hat  der  Obertribunalsrat  F.  H.  Sonnen- 
schmidt2) eine  Geschichte  des  höchsten  preufsischen  Gerichtshofes  (z.  Teil 
aus  dessen  eigenen  Archivalien)  bearbeitet,  welche  jedoch  erst  mit  dem  zweiten 
Privilegium  de  non  appellando  vom  J.  1702  anhebt.  Das  damals  eingesetzte 
Obcrappellationsgericht  wurde  im  Jahre  1 748  (2  Jahre  nach  dem  Privilegium 
de  non  appellando  iliimitatum)  zum  'Obcrtribunal'  mit  der  Kompetenz 
über  die  gesamte  Monarchie  umgeschaffen  und  hat  von  1782 — 1853  als 
'Geheimes  Obcrtribunal'  weiterbestanden.  Die  Geschichte  des  letzten  Viertel- 
jahrhunderts seines  Bestehens  wird  in  weiteren  drei  Perioden  behandelt 
Beigegeben  ist  eine  grofse  Reihe  von  Biographiecn  aller  Präsidenten,  sowie 
sämtlicher  lebender  Mitglieder,  endlich  eine  Geschichte  der  Bibliothek. 

Aufs  er  der  Hauptstadt  ist  von  der  lokalgeschichtlichen  Forschung  ganz 
ausschliofslich  die  östliche  Hälfte  der  Provinz,  der  Reg.-Bez.  Frankfurt,  be- 
dacht worden.  In  Frankfurt  a/O.  selbst  hat  der  'historische  Verein  für 
Heimatskundc'  einen  Accessionskatalog  über  die  seit  1867  von  ihm  neu  er- 
worbenen Münzen  herausgegeben. 3)  •  Der  Verein  hat  bei  Gelegenheit  der 
Aufhebung  des  dortigen  Appell ationsgerichtes  vom  Amtsger.-R.  Bardt  eine 
Geschichte  dieses  Tribunals  schreiben  lassen,  deren  Magerkeit  indes  der  Vf. 
selbst  bedauert.4) 

In  der  Pfarrkirche  zu  Küstrin  befindet  sich  eine  Fürstengruft  Auf 
den  Inschriften  derselben  sind  die  Gräber  Johanns  von  Küstrin,  sowie  seiner 
Witwe  Katharina  geb.  Herzogin  zu  Braunschweig-Lüneburg  (t  1574),  ferner 
der  Söhne  Johann  Georgs  (Friedrich  f  1611,  Albert  f  1615)  erkannt 
worden.  Die  Trümmer  einer  Sandsteinplatte  mit  Kinderfiguren  bezogen  sich 
nach  den  Fragmenten  einer  Inschrift  auf  das  Grabmal  der  Kinder  des  kur- 
fürstlichen Rates  Liborius  v.  Schlichen  auf  Tammendorf.6)  —  Münche- 
berg  hatte  auf  Befehl  des  Kurfürsten  1699  den  französischen  'Refügierten' 
alle  seine  wüsten  Stellen  anweisen  müssen,  hatte  aber  von  ihrer  Anmafsung 
und  Unverträglichkeit  nur  Verdrufs,  der  dem  Magistrat  freilich  auch  durch 
die  innern  Parteien  in  der  Stadt  erwuchs,  wie  Mitteilungen  aus  dem  Pro- 
tokollbuch des  Magistrats  von  1709 — 1715  lehren.6;  Letztere  entrollen  uns 
nicht  minder  wie  Sternbecks  Schrift  über  Strausberg7)  ein  immerhin  an- 
ziehendes Bild  des  kleinstädtischen  Lebens  in  unserer  Mark.  Rekrutierungen, 
Deserteure,  Durchzüge  von  Truppen,  Einquartierungen,  königliche  Treibjagden, 
die  seit   1418  erwähnte  Schützengilde,    die  Huldigung  der  Stadt   1713,   die 


1)  Goethe  u.  Berlin.  Berlin,  Weidmann.  36  8.  Vgl.  Lit.  Centr.-Bl.  Sp.  1010.  - 
*2)  Geschichte  dos  K.  Obcrtribunalft  zu  Berlin.  Mit  3  Protr.  etc.  Berlin,  Carl  Heyauai. 
1879.  XXX1L  u.  490  S.  —  3)  Mittoilgn.  d.  Vcr.  H.  13:  A.-O.-R.  Bardt,  d.  Hfinaaaml. 
d.  Vcr.  H.  2.  4)  Ibid-  H.  14.  —  ,">)  Wochenbl.  (S.  o.  S.  44»)  S.335.  —  6)  Sitr-Ber. 
d.  Vor.  f.  Heimatkunde  in  MUncbeberg.  7  Bll.  in  Pol.  Nicht  im  Buchh.  Druck  von  A.  Dnboy 
in  M.  —   7)  S.  o.  11,  Kap.  XIX. 


Mark  Brandenburg  (lokal)  und  Lausitz.  111,47 

Wiederherstellung  der  verfallenen  Stadtmauer,  Ausschreitungen  der  Gewerke, 
Bierstreitigkeiten  u.  a.  nahmen  das  Interesse  des  Rats  und  der  Bürgerschaft 
in  Anspruch.  —  Zu  Müncheberg  gehörte  Hoppegarten,  wo  mit  1726  das 
älteste  Kirchenbuch  beginnt;  die  Kirchenrechnungen  beginnen  1704.  Einen 
Kostenanschlag  für  den  Umbau  der  Kirche  von  237  Thlr.  12  gr.  fand  der 
Müncheberger  Rat  zu  hoch!1)  —  Eine  Anzahl  märkischer  Adelsfamilien  der  Neu- 
zeit betrifft  das  von  G.  Schmidt  *)  gesammelte  Verzeichnis  von  Grabsteinen. 

Ohne  Belang  ist,  was  der  Pfarrer  Petri8)  zu  Padligar  (Kr.  Züllichau 
u.  Schwiebus)  über  die  Vergangenheit  seiner  Parochie  geschrieben  hat 

Besonders  zahlreich  sind  auch  in  diesem  Jahre  die  Publikationen,  welche 
sich  auf  die  Lokalgeschichte  der  Lausitz  beziehen. 

Ed.  Berg  er4)  behandelt  die  Geschichte  des  lausitzischen  Buchhandels 
im  XIX.  Jh.  in  einer  nach  Städten  geordneten  Übersicht;  Tschabran5) 
beschäftigt  sich  mit  den  'Anfängen  des  Lehrerseminars  zu  Altdöbern'. 
über  die  Stadt  Guben  hat  die  dort  erscheinende  Zeitung  in  den  letzten 
5  Jahren  eine  Anzahl  lokalgeschichtlicher  Artikel  gebracht,  welche  von 
Jentsch6)  in  einer  'Übersicht'  zusammengestellt  worden  sind.  In  den  Be- 
arbeitungen der  Geschichte  dieser  Stadt  befand  sich  bisher  eine  Lücke 
zwischen  dem  Ende  der  alten  Lozkeschcn  'Chronik'  (1800)  und  dem  Anfang 
der  'neuen  Beiträge'  von  Tschirch  (1815);  diese  ist  nunmehr  durch 
eine  Reihe  lokaler  und  kriegsgeschichtlicher  Notizen  ausgefüllt,  die  unter  dem 
Titel  'Guben  in  den  letzten  Jahren  der  sächsischen  Landeshoheit'  zusammen- 
gefaßt sind.7)  —  In  der  dortigen  Stadtkirche  sind  Steinfliesen  mit  einge- 
prefsten  Bildern  gefunden.8) 

Die  kirchlichen  Verhältnisse  der  Niedcrlausitz  zeigen  eine  ganz  unge- 
wöhnliche Duldung  und  Duldsamkeit,  eine  Art  von  laissez  faire,  laissez  aller, 
bis  Herzog  Ernst  L,  'dessen  wichtigster  Besitz  unser  Markgrafentum  bildete', 
am  21.  März  1668  das  Consitsorium  zu  Lübben  eingesetzt  hatte.  Von  da  an 
datieren  Konflikte,  die  zum  Verluste  der  'kirchlichen  Autonomie',  wenn  auch 
zu  einem  Kompromifs  1691  führten.9) 

Die  Oberlausitz  geht  ein  interessantes  Stück  Geschichte  der  ersten  Jahre 
des  30jährigen  Krieges  von  Knothe10)  an. 

Der  interessante  Prediger  Joh.  Mayn  aus  Forst,  1623 — 1683,  wo  er 
als  Prediger  in  Albrechtsburg  bei  Sorau  starb,  hat  eine  Erwähnung  ge- 
funden.11) Er  ist  Vf.  eines  handschriftlich,  wie  erwähnt  wird,  auch  noch  vor- 
handenen Werkes  über  die  Lausitz  in  6  Bänden.  Er  besuchte  die  Schulen 
in  Forst,  Cottbus,  Görlitz,  studierte  1641  in  Frankfurt  a.  0.  und  war  3  Jahre 
schwedischer  Feldpredigcr.  Einigo  Aufzeichnungen  aus  den  Jahren  1640 — 
1645  betreffen  das  Elend  des  30jährigen  Krieges. 

Was  die  wendisch  gebliebenen  Teile  der  Niederlausitz  betrifft,  so  tragen 
die  noch  heute  lebendigen  Volkssagen  und  Gebräuche  der  spreewälder  Wenden 
zum  Teil  so  sehr  das  Gepräge  der  Ursprünglichkeit,  dals  hier  die  Gegenwart 


1)  Engels,  Sitz.-Ber.  v.  3.  Febr.  —  2)  S.  o.  II,  Kap.  XIX.  —  3)  Gedenkbl.  a.  d.  Gesch. 
des  Kirchsp.  P.  Beitr.  z.  Mimions-  u.  Kirchengosch,  d.  Noam.  Züllichau,  Liebich.  87  S.  — 
Üb.  U.  Schulwes.  in  Luckau  a.  o.  II,  Kap.  XIX.  —  4)  N.  Laus.  Mag.  LVI,  280.  —  5)  Ibid.  S.  272. 
—  6)  Neues  Laus.  Magazin  LVI,  S.  474.  —  7)  Ibid.  S.  475.  —  8)  Bär  VII,  75.  — 
9)  H.  J(entsch),  Kirchl.  Vorgängo  i.  der  Niedcrlausitz  während  dor  letzten  Hälfte  d. 
17.  Jh.  i.  Brand.  Provinzbl  No.  37.  S.  287—288.  Dann  S.  301—304  -  10)  Knothe, 
Bemüh,  der  Oberlausitz  um  o.  Majestätsbrief.  Id.,  d.  Anteil  d.  O.-L.  a.  d.  Anfang,  d.  30j. 
Kr.  Beides  in  N.  Laus.  Mag,  herausg.  v.  Schön wäldor.  Bd.  56.  H.  1.  Görlitz.  Vgl.  Kap.  III. 
11)  N.  Laus.  Mag.  LV  (1879)  278-284. 


JJI 48  IX-    Lohmoyer.     (Hermann.) 

eine  Quelle  der  Vergangenheit  ist.  Freilich  nur  zum  Teil:  denn  diese 
Sprachinsel  hat  doch  mannigfache  Kultureinflüssse  aus  der  umliegenden 
deutschen  Gegend  auch  hinsichtlich  der  Erzählungen  der  'Spinten'  erfahren. 
Dies  zeigt  sich  in  den  beiden  Sammlungen,  welche  gleichzeitig  von  Scha- 
lenburg1) und  von  Veckenstedt*)  erschienen  sind.  Der  erstere  hat  sich 
fast  lediglich  auf  Burg  beschränkt,  V.  aber  in  der  ganzen  Niederlansitz  und 
angrenzenden  Gebietsteilen  gesammelt.  In  der  Sage  vom  wendischen  König, 
welche  Seh.  nur  in  starker  Verkürzung  für  echt  hält,  während  V.  sie  in 
gröfserer  Ausführlichkeit  giebt,  besteht  die  alte  Differenz3)  fort  Seh.  lädst 
überhaupt,  um  der  wendischen  Originalität  möglichst  wenig  Eintrag  zu  thun, 
alles  fort,  was  ihm  nicht  aus  mündlicher  Überlieferung,  sondern  ans  Büchern 
zu  stammen  scheint.  Aber  selbst  der  so  verbliebene  Sagenschatz  zeigt  die  Ein- 
flüsse der  umwohnenden  Volksstämme.  —  Historisch  besonders  interessant 
ist  die  sagenumwobene  Gestalt  Friedrichs  des  Grofsen  mit  dem  alten  Dessauer, 
der  hier  fast  als  Zauberer  erscheint.  Leider  sind  manche  der  lieblichsten 
Sagen  durch  die  vielen  in  Parenthesen  aufgenommenen  Varianten  fast  un- 
leserlich. Die  vorliegenden  Sagen  erschöpfen  noch  lange  nicht  den  ganzen 
Sagenschatz  des  einen  Dorfes  Burg.  Im  Anhang  sind  einige  niederwendische 
Sprachproben  beigefügt. 

Zum  Schlufs  müssen  wir  noch  eines  die  ganze  Mark  Brandenbarg  um- 
fassenden Werkes  gedenken,  in  dessen  neuer  Auflage  mehr  noch  als  in  den 
früheren  neben  dem  geographischen  Gesichtspunkt  der  historische  zur  Geltung 
kommt. 

Fontane4)  hat  die  das  Oderland  und  das  Havelland  betreffenden  TeUe 
in  der  neuen  Bearbeitung  zunächst  geographisch  mehr  abgerundet,  sodann 
aber  auch  die  gelegentlichen  historischen  Rückblicke  mehr  auf  eine  be- 
stimmte Periode  konzentriert.  Dies  ist  besonders  im  'Oderlande1  der  Fall, 
wo  in  Prenden-Friedersdorf,  Gusow,  Tamsel-Möglin  und  Predikow  die  Lebens- 
geschieh ten  der  Sparr,  Goertzke,  Derfflinger,  Schöning  and  Barfus  ioka- 
litcr  eingekapselt  stecken.'  Aber  auch  sonst  sind  die  historischen  Be- 
trachtungen zahlreich.  'Möglin'  bietet  in  der  Lebensgeschichte  Thaers,  ,das 
Oderbruch'  in  der  Geschichte  seiner  Urbarmachung  zugleich  einen  Beitrag 
zur  Geschichte  von  Landwirtschaft  und  Viehzucht  in  der  Mark;  unter  'Küstrin' 
wird  eine  durchaus  selbständige  und  streng  qucllenmäfsige  Darstellung  der 
'Kattetragödie'  gegeben.  Die  Klöster  Lehnin  und  Chorin,  die  ganze  Um- 
gegend von  Potsdam  u.  a.  ist  fast  ebenso  sehr  historisch  wie  geographisch 
behandelt  und  nirgends  hat  die  anmutige  Art,  mit  der  die  beiden  Gesichts- 
punkte verbunden  werden,  der  historischen  Wahrheit  Eintrag  gethan. 


1)  Volkssagen  u.  Gebräuche  aus  dem  Spreewald.  Leipzig,  Brockhaus.  XXIX.  312  S.  — 
2)  Wend.  Sagen,  Märchen  u.  abergläubische  Gebrauche.  Gnus,  Leuscher  u.  Luhenaky.  XIX, 
199  S.  -  Casopis  Macicy  Sorbsk.  Red.  M.  Horuik.  Budyän.  (XXIU).  M  e.  Ver- 
zeichnis d.  wend.  Litt  von  1574 — 1800  ist  mir  nicht  zugänglich.  —  3)  Vgl.  Jahresber.  II, 
2,  18813.  —  4)  Wandergn.  d.  d.  Mark  Brandonb.  II.  D.  Oderland.  Barnim  —  Lebus.  3.  rerb. 
Aufl.  (VI,  50G  S.).  111.  Havelland.  D.  Landschaft  um  Spandau,  Potsdam,  Brandenb.  2.  verfa. 
Aufl.     (Xlll,  483  S.)     Berlin,  Hertz. 


Preufson.  111,49 


IX.   1. 
Lohmeyer.    (Hermann.) 

Preufsen. ') 

Von  eminentem  Quellenwert  verspricht  ein  Unternehmen  der  Krakauer 
Akademie  der  Wissensch.  zu  werden,  nämlich  die  Sammlung  der  (ca.  lOOOO) 
Briefe  nnd  Schriftstücke  des  Kardinals  und  Bischofs  von  Ermland,  des  Ur- 
hebers der  Gegenreformation  in  Polen  und  seinem  Sprengel,  des  Stanisl.  Ho- 
sius,  bis  jetzt  bis  zum  Jahre  1549  reichend.31) 

Der  Anlafs,  das  800jährige  Jubil.  des  Todes,  veranlagte  mehrere  Ge- 
dächtnispublikationen. 3) 

Eine  kleine  Quellensammlung4)  für  das  Kulmerland  entspricht  einem  Be- 
dürfnis. 

Auf  die  Gesetzgebung  und  Verwaltung  des  neu  begründeten  Herzogtums 
Preufsen  scheint  von  einigem  Einflufs  gewesen  zu  sein  der  Verfasser  der  Bamberg. 
Halsgerichtsordnung  (der  Grundlage  der  Carolina),  der  tapfere  Vorkämpfer 
des  Evang.,  Hans  v.  Schwarzenberg,  der  auf  Einladung  des  Herzogs  sich 
1526/7  dort  aufhielt    Freilich  steht  sicheres  darüber  auch  jetzt  nicht  fest6) 

Der  erste  Auftrag,  den  der  grofse  Kurfürst  seinem  ersten  Statthalter 
Fabian,  Burggrafen  zu  Dohna-Lauck,  1656  erteilte,  war  mit  der  Huldigung 
zugleich  eine  lokale,  finanzielle,  wirtschaftliche  Aufnahme  des  Bistums  Erm- 
land zu  verbinden.  Das  Ergebnis  ist  im  geh.  Staatsarchiv  zu  Berlin  nieder- 
gelegt. 6) 

Die  geistl.  Güter  in  Pomerellen,  den  Bischofstühlen  von  Gnesen  und  von 
Wloclawock  gehörig  (Kamin  hatte  keine),  trugen  bis  auf  Friedrichs  II.  Ka- 
binct8ordre  vom  2.  November  1772  reiche  Einkünfte  (dem  letzteren  von  26 
Dörfern  32  381  poln.  Gulden). 7) 


1)  Von  der  Redakt  mit  Genehmigung  des  Hrn.  Vf.  gefertigter  Auszug  a.  d.  von  Hm.  Prot 
Lohmeyer  erstatteten  Bericht,  der  in  extenso  ersch.  i.  d.  Zeitschr.  f.  pr.  Gesehen.  Landosk. 

—  2)  Stanisl.  Hosii ...  et  quae  ad  eum  scriptae  sunt  epist.  tum  etiam  ejus  orat.  legat  T.  1. 
Edit  curav.  Dr.  Pr.  Hipler  et  Dr.  V.  Zakrzewski.  C'racoriae  sumptihus  Acad.  litt  1879. 
52,  169  u.  476  S.  4°.  Zugleich  als  4.  Bd.  der  verdienst  vollen  Veröffentlichung  der  „Acta 
hist  res  gest  Polon.  illustrftntia  ab  a.  1507  ad  a.  1795".  —  3)  Hipler,  Zum  Hosiusjubil. 
i.  Pastoralbl.  f.  d.  Diöcese  Erml.  1879.  S.  86—96;  ibid.  1880.  S.  94  ff.  wird  dio  Abkunft 
des  Vaters  aus  Pforzheim  archiv.  begründet  Hipler  behandelt  auch  die  Biographen  des  H.  bis 
auf  Eichhorn,    bes.  die  zeitgenoss.    Rescins   u.    Thomas  Treter.      Das  Übrige   ist  ohne  Wert 

—  4)  Woolky,  Regest.-  u.  Urk.  -  Verz.  üb.  d.  Benedikt-Jungfr .-Kloster  zu  Thorn  nebst 
der  ...  St.  Jakob.-K.  u.  dem  Hospit  z.  H.  Geist  i.:  Altpr.  Mntschr.  S.  589 — 642.  — 
5)  R.  Philippi,  Frh.  Joh.  v.  Schwarzenberg  in  Preufsen.  K.  Beitr.  zu  s.  Biogr.  i.  Zeitschr. 
f.  westpr.  Gesch.  S.  45 — 69.)  —  6)  Abgedruckt  ist  es  mit  einigen  Kürzungen  durch  Kol- 
berg s.  t:  Summar.  Verzeichnis  des  Fürstt.  Ermland  v.  1656.  i. :  Erml.  Zoitachr.  21./22.  Heft. 
1879/80.  S.  177 — 300.  Auf  die  Fischoroi  beschränken  sich:  Dittrich  (Braunsberg),  Beitr.  s. 
Gesch.  d.  Fisch,  i.  Ermland;  B.  Benocko,  Beitr.  z.  Gesoh.  d.  Fischerei  in  Ost-  u  W.-Proufs. 
i.:  Altpreufs.  Monatsschr.  S.  300 — 32,  385 — 416.  —  7)  Stan.  Kujot  0  mojatkach  biskupich 
na  Pomorza;  in  Roczniki  Towarzystwa  Naukowogo  w  Torunin  (eine  neue  Zeitschrift,  erst 
mit  2  „Jahrbüchern"  erschienen)  u.  zwar  Rocznik  II.     S.  1 — 97. 

Historische  Jahresberichte.    1880.     III,  4 


111,50  IX.    Mottig.     (Hermann.) 

Die  verloren  gegangenen  Kirchen  and  Kapellen  sollen  204  -|-  135  -f 
360  betragen.1) 

In  der  ostpreufs.  Hauptstadt  spielt  in  die  Geschichte  der  Neuzeit  hinein 
noch  ein  interessantes  Stück  mittelalterlichen  korporativen  Lebens,  dasjenige 
der  Grofsbürger,  von  deren  „Morgensprachen"  Protokolle  seit  1440  in  der 
ßibliothek  der  Königsb.  Korporation  der  Kaufmannsch.  vorhanden  sind.8) 


IX.  2. 
Mettig.  (Hermann.) 

Ostseeprovinzen. 8) 

Für  die  Quellenkunde  hat  sich  C.  Schirren  mehrfaches  Verdienst  er- 
worben, der  die  Archive  von  Stockholm  und  Kopenhagen  durchforschte.  Ge- 
langten doch  dorthin  Bestandteile  alter  Archive  der  Ostseeprovinzen  (MiUu 
und  Ösel). 4)  Das  Archiv  zu  Mitau  birgt  noch  immer  Schätze  zur  Geschichte 
der  Glanzperiode  Livlands,  der  Zeit  Herzog  Jakobs  —  wichtiges  für  Kultar- 
und  diplomatische  Verhältnisse,  das  zeigt  uns  Th.  Schiemann.5) 

Die  Neuzeit  Livlands  führt  bald  zu  dem  Eintritt  des  Verlostes  seiner 
Selbständigkeit.  Darüber  waren  schon  6  Bände  Quellensammlung  vorhanden. 
Nach  längerer  Unterbrechung  ist  jetzt  ein  siebenter  erschienen,  mit  101  Ur- 
kunden aus  dem  schwed.  R.- Archiv,  gröfstenteils  Briefe  aus  dem  J.  1561.*) 

Polen  ist  schon  im  16.  Jahrh.  ein  wichtiger  Faktor  der  livländischen 
Geschichte,  daher  beider  Geschichtsquellen  mehrfach  sich  berühren.  Gröfste  Vor- 


1)  Fankidejski  Utracone  Koäcioly  i  Kaplico  w  dzisiejscej  dyecesyi  Cholmfnnkiej  podlos 
urzodowych  akt  koäciolnych.  Pelplin  Roman.  S.  68.  Es  ist  aber  nicht  alles  benutzt,  was 
e*  giebt  (in  Archiven).  —  Geographisch  ist:  St.  Kujot,  Kaaztelania  Raciaxki  i  ziomia  Laboraka, 
poszukiwanio  geograiiezne.  Ibid.  S.  128 — 136.  Auch  deutsch  i.  d.  Altpr.  Monatsschrift.  ( be- 
trifft Burg  Raczau  =  Rezck  [i.  Stiftaurkunde  v.  Oliva]  =  [Dorf]  Reetz  —  u.  „Sabin  Gebiet1' 
zu  verbessern  in  Saborn.  —  2)  Darauf  gründet  eine  hübsche  Schilderung:  A.  Frischbier, 
Zünfte  der  Königsb.  Junkor  u.  Bürger  i.  Kneiphof  .  .  .  nach  den  Protokollen  der  Morgen- 
sprachen.  Altpr.  Mtsschr.  S.  74 — 125.  —  Danzig  hat  nur  eine  kurze,  nebenbei  (L  „Danxig  in 
naturwissensch.  u.  medizin.  Bezieh.  —  Der  Naturforschorvers.  gewidmet)  gegebene  Geschieht!« 
darstellung  erfahren;  freil.  vom  besten  Kenner,  aber  ohne  neue  Ergebnisse:  A.  Berti  ing, 
Danzigs  Gesch.  i.  kurz.  Urorifs  dargoat  S.  119 — 126.  —  Bockh  erm.,  Rastenburg,  histor.-topogr. 
dargestellt.  Rastonburg,  Schlemm.  126  S.  gestützt  auf  bewahrte  Vorarbeiten,  in  gewisser 
Weise  recht  gut,  geradezu  mustergiltig  i.  Malshalten,  ergänzt  durch  desselb.  Verls  Mitt  ans 
Rastenb.s  Vergangenheit.  Rastenb.,  Kavalski,  1881.  55  S.  Ohne  Wert  ist  Ziegler  u.  Rogge, 
Notiz,  zur  Gesch.  d.  St.  Wehlau  und  der  Kircho  daselbst  Wehlau,  Selbstverlag,  107  S. 
—  3)  Von  der  Redakt  bearbeitet  mit  Genehmigung  des  Herrn  Verfassers  Constant  Mettig 
nach  dessen  Bericht  Über  die  livländische  Historiographie,  verlesen  in  der  Jahresvers.  <L  Ges. 
f.  Gösch,  u.  Altert  der  Ostseeprorinzen  am  6.  Dezember  1880,  als  „Sonderabdruck  der  Riga- 
schon  Zeitung14  unter  dem  Titol :  „Dio  Livländische  Geschichtsliteratur  im  Jahre  1880"  heraus- 
gegeben. —  4)  Vgl.  C.  Schirren,  Mitth.  üb.  d.  Archivforsch,  i.  Sommer  1861,  in  Mitt  a.  d. 
livl.  Gesch.  XII,  H.  3.  —  5)  Th.  Schiemann,  D.  Urkund .-Mater,  des  herz.  Arch-  zu  Mitaa 
z.  Gesch.  d.  Herz.  Jakob,  i.  Mitt  XII,  3.  vgl.  c.  X.  —  0)  C.  Schirren,  Quellen  s.  Gesch. 
des  Untergangs  livl.  Selbst  —  Bionomann  hat  endlich  den  Abdruck  einer  korrekten  Ab- 
schrift des  „Tagübucho*  von  Sylvester  Tcgotmoier"   in   d.   Mitt   geliefert 


Ostseoprovinzen.  UI,5l 

sieht  ist  jedoch  anzuwenden  in  der  Benutzung  gedruckten  Quelleumaterials 
zur  Geschichte  des  Stephan  Bathory.  Er  hat  durch  strengste  Censur  ver- 
standen, jeder  Darstellung  seiner  Thaten  einen  höfischen  Charakter  aufzu- 
drücken.1) 

Die  Zeit  der  Auflösung  des  Ordensstaates  hegleiten  auch  Beziehungen 
zu  Dänemark,  hervorgerufen  durch  die  Zugehörigkeit  des  Bistums  Reval  zum 
Erzbistum  Lund  und  durch  die  Erwerbung  des  Bistums  Oesel  seitens 
Dänemarks.  *) 

Was  die  tieferen  Ursachen  des  Untergangs  der  Selbständigkeit  gewesen, 
sucht  E.  Winkelmann  zu  beantworten,  „größtenteils  nach  Russow"  (Mettig) 
und  zwar  durch  Zeichnung  eines  sehr  trüben  Bildes  von  Unfähigkeit  und 
sittlicher  Versunkenhcit  der  deutschen  Kolonisten  im  16.  Jahrhundert3) 

Ein  merkwürdiges  Beispiel  einer  in  der  Neuzeit  (seit  1609)  unterge- 
gangenen, d.  h.  durch  das  Verbot  (1611)  des  Wiederaufbaues  nach  der  Zer- 
störung durch  die  Polen  und  die  Flugsand-Bedeckung  fast  der  Vergessenheit 
preisgegebenen  Stadt  bietet  Alt-Pernau.4) 

Von  Rigas  Belagerung  durch  Gustav  Adolf  1621  handeln  4  Briefe  des 
Rigaschen  Rates,  auf  Grund  deren  A.  Poelchau  die  Sache  darstellt.5) 

Dafs  auch  von  Herders,  des  deutschen  Dichters,  Hand  zwei  Schrift- 
stücke im  Rigaschen  Ratsarchiv  vorhanden  seien,  ergiebt  sich  —  wenn  auch 
nicht  völlig  überraschend  —  aus  einer  Veröffentlichung  derselben.6)  Auch 
Kozebue  hat  nähere  Beziehungen  speziell  zu  Reval.7) 

In  die  Epoche  Peters  des  Grossen  und  Karls  XII.  fuhren  0.  Sjögren, 
der  in  der  Beurteilung  Patkuls  auf  Grund  von  Stockholmer  Archivalien  eine 
vermittelnde  Stellung  anrät;8)  —  ferner  E.  Herrmann  in  Marburg  mit 
der  Veröffentlichung  von  hannoverschen  Archivalien  zur  Stadtgeschichte 
1714;  9)  —  dann  Tscheschichin  mit  Übersetzungen  bekannter  Chroniken. 
Derselbe  liefert  zur  Geschichte  des  19.  Jahrh.  Denkwürdigkeiten  des  Eichen- 
angernschen  Priesters.10) 

Behandelt  sind  Sittenzustände,11)  die  Aufhebung  der  Leibeigenschaft  1819, 1S) 


1)  Ygl.  R.  Hausmann,  Stud.  z.  Gesch.  Stephans  v.  Polen.  I.  Teil,  i.  Verb.  d.  gelehrt,  estn. 
Ges.  zu  Dorpat;  „eine  mastergilt  Quellen  untersuch."  (Mettig). —  2)  W.  Mo  Hera  p,  Danmarks 
forhold  til  Lifland  fra  salget  af  Estland  til  ordensstatens  oplosning  (1346 — 1561).  Kjoben- 
havn.  S.  auch:  C.  Rufswurm.  Bali  Monatsschr.  XXVII,  p.  690.  —  3)  E.  Winkel, 
mann,  Die  Ostseoprovinzen  im  Reformat  Zeit,  i.:  Lit  Beilage  zur  Karlsr.  Z.  —  Von  A. 
Böhlondorff,  „Üb.  d.  Versuch  z.  Einfuhr,  des  Gregor.  Kalend.  i.  Rufeland"  (i.  Bali  Mtsschr. 
XXVII,  3)  betrifft  die  Einleitung  unser  Gebiet  Ein  etwas  rätselhafter  „Plan  einer  Eroberung 
Livl.a  durch  Frankreich"  von  Conr.  Uexküll  u.  Fr.  Spedt,  der  unter  Heinrich  ULL  wirklich 
wieder  aufgenommen  wurde,  wird  von  Mollerup  hervorgesucht  In  Allg.  deutsche  Biogr. 
Tgl.  Hermann,  Hilchen  (Schiemann),  Hiärn  (Hildobrand)  and  andere.  Im  Journal  des  Minist 
der  Volksaufldarung  (Sept )  vgl.  Bestuschew  Rjumen:  „JÜHBOHCKaJi  BOftea".  —  4)  Vgl. 
C.  Rufs  wurm,  Nachrichton  über  Alt-Pernau.  Darin  wie  es  scheint  das  für  d.  Ein- 
blick in  die  Handels-  u.  Gemeindeverhältnisse  wertvollste,  das  bisher  unbekannte  „Erbbuch" 
und  die  „Bursprake".  —  5)  A.  Poelchau,  Belag.  Rigas  durch  G.  Ad.  i.  J.  1621.  Vgl. 
Balt  Monatsschr.  XXVII,  p.  629.  —  6)  Joh.  Chr.  Berens  i.  Balt.  M.  XXVI T,  H.  7.  — 
7)  Th.  Kirchhof  er,  E.  Revaler  beiletrist  Zeitschr.  (B.  M.  XXVII,  8),  d.  i.  „Für  Geist 
u.  Herz«  v.  Kozebue  1786.  —  8)  0.  Sjögren,  Jon,  Reinh.  Patkul,  i.  Hist  Bibl.  v.  Silver- 
stolpe.  2.  Heft  —  9)  K  Herrmann,  Peter  d.  Gr.  u.  d.  Zarewitsch  Alexei.  —  10)  Vgl. 
für  beide  letztgenannte  Werke:  Tscheschichin,  PeCKpnnTH  H  yKa3H  HMiiepaTOpa  ÖeTpa 
Iro  ki  iH<|>jiAHACKHMi  reHepaji>ry6epHaTopaMT>  3a  1717—1724  roÄH.  —  11)  F.  Arne- 
lang,  Kartenspiel  des  estn.  Landvolkes  in  Livland.  Sitzungsber.  d.  gel.  estn.  Ges.  p.  33 — 48. 
—  12)  A.  Tolion,  Zur  Gesch.  dor  Bauernemanzip.  in  Livl.  Balt  Mtsschr.  XXVII,  4.  — 
E.  Loening,  D.  Befreiung  dos  Bauernstandes  i.  Deutsch!,  u.  Livl.  Ibid.  II.  2.  —  Herrn. 
Baron  Bruiningk,  Apologot  Bemerk.     Ibid.  H.  3. 


HI,52  X.    K.  &  H.  Krause. 

besonders  im  (ungünstigen?)  Vergleich  zu  Deutschland;  mehrfach  behandelt  ist 
Kultur-  und  Baugeschichtliches  von  den  Pfahlbauten1)  bis  zum  Rigaer 
Schlofs, 2)  Gräberfunde,3)  Topographisches,4)  Biographisches;5)  desgleichen 
ist  eine  Übersicht  durch  Graf  Sievers6)  für  1876  für  die  Kenntnis  der 
antiquar.  Forschung  geliefert. 

Über  10  (d.  h.  die  letzten)  Jahre  der  Ostseeprovinzen  und  daher  auch 
livländischer  Geschichtsforschung  hat  Biene  mann7)  einen  ehremachenden 
Bericht  gegeben. 


X. 

K.  E.  H.  Krause. 

Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck, 
Mecklenburg  und  Pommern, 

Allgemeines. 

Th.  Schiemann8)  weist  Aktenkonvolute  nach  über  Familienverhält- 
nisse der  Fürstenhäuser  von  Holstein,  Mecklenburg  und  Pommern,  welche 
für  Personalien  und  Schilderungen  von  deren  Privatleben  ergiebig  sein  sollen. 
Aus  den  schwedischen  Archiven  macht  C.  Schirren9)  eine  Reihe  ähnlicher 
Angaben.  Aus  dem  Reichsarchiv  war  besonders  ausgebeutet  für  die  Zeit  von 
1556 — 1562  eine  Korrespondenz  der  Ordensmeister,  auch  mit  den  Herzogen 
von  Mecklenburg;  einen  reichen  Aufschlufs  gewähre  für  1556 — 61  eine 
Korrespondenz  Robert  Gilsheims  mit  den  Ordensmeistern  Wilhelm  und  Gott- 
hart. Ebenso  werden  erwähnt  Denkschriften,  Notule  etc.  der  pommerschen, 
mecklenburgischen  etc.  und  Reichsgesandten  für  1556  und  1557,  ebenso 
Verhandlungen  mit  den  Herzogen  Philipp  und  Barnim  von  Pommern  und 
der  Stadt  Stralsund.10)  Aus  dem  königl.  Geheimen  Archiv  zu  Kopenhagen 
ergab  sich  für  1555—64  eine  Korrespondenz  in  30  Nummern  zwischen  dem 
Könige  von  Schweden  und  den  Herzogen  von  Mecklenburg;  Prozebakten  in 
Sachen  Konrad  Theuerkaufs  gegen   den  Meister  von  Livland   1544—49  mit 


1)  Growingk,  Pfahlbauten  in  Liyl.  Sitzungsbericht  der  gel.  estnischen  Gesellschaft 
p.  175—79  u.  99—104.  —  2)  Döring,  Kiga.  Schlofs.  Sitzungsbericht  d.  Gesellschaft  ftr 
Lit.  u.  Kunst.  —  3)  Holzmoyer,  Osiliana  III.  in  8itzungsber.  der  gel.  eetn.  Ges.  X,  2. 
Auf  Oesel  bezüglich.  —  4)  Pohlmann  u.  Döring,  Degorhofscher  Freisee  (Alt- Walgumsee) 
i.  Sitzungsber.  d.  Ges.  f.  Lit.  u.  Kunst,  p.  46 — 60.  —  5)  Nekrologe  L  d.  Sitzungsber.  der 
gel.  ostn.  Gos.  von  Herrn.  Graf  Jogor  v.  Siovers,  A.  Schiefner,  C.  G.  Graf  Sierers;  über  letz- 
teren auch  i.  d.  Zoitschr.  für  Ethnologie  (von  Baron  v.  Pahlen)  nebst  Nachruf  tob  Virchow.  — 

6)  C.  G.  Graf  Siovors,    Bericht  üb.   antiqu.  Forsch,  i.  J.  1876.     Este.  gel.  Ges.     X,  3.  ~ 

7)  Bionomann,  Literaturbericht  i.  Sybols  Hist  Zeitschr.  —  8)  Schiemann,  Urkvnden- 
mator.  dos  Horzogl.  Arch.  zu  Mitau  z.  Gesch.  d.  Horz.  Jacob"  in :  Mitth.  a.  dem  (tob.  d.  Gesch. 
Liv-,  Est-  und  Kurlands.  XII.  Riga  1880,  S.  397—412.  Vgl.  407.  Vgl.  Kap.  IX.  - 
9)  Sehirren,  „Mitth.  übor  Archivforsch  i.  Sommor  1861."  Ibid.  S.  413  ff.  VergL  8.427. 
428  u.  Jahresbericht  111,  cap.  IX.  —  10)  Ibid.  S.  431.  432. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JQ  53 

den  Protokollen  der  Verhandlungen  zu  Stralsund  und  Originalbriefen  der 
Herzoge  Philipp  von  Pommern  und  Johann  von  Schleswig,  samt  Protokollen 
von  Verhandlungen  zu  Stralsund  und  Stettin  1563.  ^  Ferner  werden  aus  dem 
Geh.  Archive  zu  Kopenhagen  nachgewiesen:  wertvolle  Dokumente  für  die 
Geschichte  der  mecklenburgisch-brandenburgisch-livländischen  Händel  1545  bis 
1556,  namentlich  für  die  letzten  3  Jahre,  mit  einem  Protokoll  der  Ver- 
handlungen zum  „Judenberge"  vom  Sept.  1556  und  Korrespondenzen  des 
Erzbischofs  Wilhelm  (von  Brandenburg)  von  Riga;  auch  Lübische  und  Han- 
sische Verhandlungen,  besonders  die  Fahrt  nach  Rufsland  betr.,  finden  sich 
daneben.8)  Andere  Papiere  betreffen  den  Herzog  Magnus  von  Holstein, 
Bischof  von  ösel,  Wieck  und  Wirland. 3)  —  Das  früher  zum  Herzogtum 
Lauenburg  gehörende  Land  Hadeln  ist  als  „Amt  Otterndorf"  in  dem  von 
K.  E.  H.  Krause  herausgegebenen  Lagerbuch  des  6.  J.  H.  von  Bonn,  1762, 
topographisch  geschildert.4) 

Schleswig-Holstein. 

Wertvoll  für  die  Geschichte  der  Universität  Kiel  und  die  allgemeine 
deutsche  Universitätsgeschichte  ist  des  Prof.  Dr.  Karl  Wieding5)  Rektorats- 
rede; sie  enthält  mit  quellenmäfsigcn  Nachweisen  die  Verfassung  und  Ein- 
richtung der  16G5  vom  Gottorper  Herzog  Christian  Albrecht  gegründeten 
Hochschule.  Den  Astrologen  Dr.  Ltidcr  Rcventlow,  dem  seine  Zeitgenossen 
Prophetengabe  zuschrieben,  geboren  etwa  1473,  f  spätestens  1546,  hat 
Pastor  Liebold  in  Altona  besprochen,6)  da  an  seinen  Namen,  wahrscheinlich 
gelegentlich  eines  Zweikampfes,  sich  die  älteste  Erwähnung  von  Altona  knüpft. 
Über  eine  Ansicht  Altonas  von  1648 — 1650  von  Anton  Waterloo 
wurde  in  den  Mitt.  des  Hamburger  Vereins  berichtet.7)  Es  bleibt  noch 
einiges  Biographische.8) 


1)  Ibid.  438.  —  2)  Ibid.  S.  447.  —  Der  Landtag  „zum  Judenbergo"  ist  der  Mocklen- 
burgische,  der  auf  dem  Judenberge  vor  Stornberg  gehalten  wurde.  —  3)  Ibid.  S.  475.  — 
Kong  Christian  den  Fjorde«  egonhaandigo  Breve  1632 — 1635.  Udgifoe  ved  C.  F.  Bricka  og 
J.  A.  Fridericia  of  Solskabet  for  Udgivelso  of  Kildcr  til  Dansk  Historie.  Med  Understöttelse 
af  den  Hjolmstjerne-Rosencronosko  Stiftelse.  Kjöbenh.,  R.  Kloin  (1878— )1880.  (2.  u.  3.  Hoft, 
S.  161—487).  8°;  enthält  auch  einiges  für  unser  Gebiet,  vgl.  Kap.  XXII  u.  Jahrg.  1879,  III,  227. 
—  Lit  Centralbl.  1880.  S.  1319,  histor.  Zeitschr.  N.  F.  9  (45)  S.  556  u.  557.  Ferner  Anrep, 
Svenska  slägtbokon.  Band  3,  Heft  3.  Stockholm.  8°.  Erslov,  Kongs-og  lensmand  i  det 
»istende  aarhundrede.  Kopenhagen  1880.  266  S.  8°.  Danmarks  Ion  og  lonsmaond.  1513 — 
1596.  Kopenhagen  1880.  256  S.  8°.  P.  Klaestrup,  200  afbildningor  of  alle  Dansko  adoligo 
Vaabenmaerker.  Die  letzteron  4,  wegon  dor  hinüber-  und  herüberreichenden  Adelsgeschlechter 
zu  erwähnen  ,  habe  ich  nicht  selbst  eingesehen.  Das  letztgenannte  dänische  Wappenbuch 
(45  Tafeln,  Farbendruck,  ohno  Helmdecken)  ist  sehr  abfällig  kritisiert  von  F.  W(aroeeke) : 
Herold  1880  im  3.  Beibl.  —  4)  K.  £.  U.  Krauso,  Lagerbuch  1762  in:  Archiv  des  Stader 
Vereins  für  Gesch.  u.  Alt.  1880.  7.  S.  41  ff.  —  5)  K.  Wioding,  „Zur  Rechtst.  u.  Ver- 
las*, der  Christian- AI borts-Universi tat  zu  Kiel  soit  ihror  Errichtung."  Kiol.  Univor.-Buchh. 
29  S.  4°.  V.  2  (im  Register  VI.  2 !)  dor  Schriften  dor  Universität  zu  Kiel.  Aus  dem  Jahre 
1879—80.  Band  XXVI.  Kiel.  Univ.-Buchh.  4°.  —  6)  Liebold,  Dr.  Lüder  Revontlow» 
Mitt  der  Ges.  für  Hamb.  Gösch.  3,  S.  24—29.  —  7)  Ibid.  3,  S.  127.  —  Über  Max  Kochs 
„Holforich  Fötor  Sturz"  lieferten  H.  L  am  bei  in  Prag  und  Franz  Muncker  Besprechungen  in: 
Literat. -Bl.  für  gorm.  und  rom.  Philo  1.  von  Dr.  Otto  Bohaghel  und  Dr.  Fritz  Neumann.  Heil- 
bronn, Gebr.  Henninger.  S.  444 — 446.  Augsburger  Allgemeine  Zeitung  1880,  No,  71  —  77 ;  Auch 
A.  C.  in  der  Revue  critique  1880,  30  Aug.  Vergl.  Jahresb.  1879,  III,  178.  275.  —  P.  Döring, 
D.  nord.  Dichterkrois  u.  die  Schlesw.  Littoraturbriefe.  Beilage  z.  d.  Frogr.  der  höh.  Bürger- 
schule in  Sonderburg.  Progr.  No.  251.  (Auch  besond.  Ausg.  Sonderburg.  La  Motte  jr.  60  S. 
8°.)  berührt  sich  mit  dem  vorigen.    J.  Mcstorf,  die  Hummol,  Korrospondenzbl.  f.  Anthropol. 


111,54  K.  E.  n.  Krause: 

Lübeck. 

Aufscr  dem  „Jahresbericht  des  Vereins  für  Lübeck.  Gesch.  und  Alter- 
tumsk."  für  das  Jahr  18791)  (ohne  detaillierte  Nachrichten);  liegt  der  „Kata- 
log der  Ausstcll.  älter,  kunstgewerb.  Gegenst  in  Lübeck"  vom  Sept  1879  vor. 
Durch  Johannes  Aurifabers*)  Briefe  erhalten  wir  eine  kurze  Nachricht 
vom  17.  Aug.  1566  über  den  Lübisch- dänischen  Krieg  gegen  Schweden, 
dann  vom  2.  Sept.  1566  über  denselben  Krieg  und  die  Fehde  Otto's  E 
von  Lüneburg-Harburg  mit  Hülfe  der  Herzoge  von  Holstein  und  von  Lauen- 
burg gegen  Hamburg.  Als  Anlagen  hatte  Aurifaber  zwei  „Zeitungen"  beige- 
legt, die  er  als  ihm  nach  Eisleben  „von  der  Stadt  Lübeck  Kriegsobersten 
zugeschickt"  nennt.  Es  ist  das  1)  ein  von  Lübeck,  22.  Aug.  1566,  datierter 
Bericht  über  die  Seeschlacht  bei  Gothland,  26.  Juli  1566,  und  den  nachfol- 
genden vernichtenden  Seesturm3);  2)  ein  Bericht  über  Daniel  Rantzaos 
Zug  gegen  Stockholm   zu  Lande  in  demselben  Kriege. 

Hamburg. 

Die  Erlebnisse  Johann  Georg  Rists  in  Hamburg  und  Umgebung  geben 
uns  Kunde  von  den  bösen  Jahren  1808 — 15,  zugleich  der  Zeit  vor  dem 
Gegensatz  von  Dänen  und  Deutschen.    Georg  Rist 4)  war  ein  dänischer  Staato- 


No.  4,  S.  5  (11.  Nov.  1879)  betrifft  e.  fast  verschollenes  Instrument  Mehr  feuilletonistisch 
als  wissenschaftlich,  aber  wogen  d.  Beschreibung  and  Bilder  auch  dem  Forscher  gelegentlich 
von  Wert ,  ist  dio  zwoito  Sorio  von  „Unsor  Vaterland  in  Wort  und  Bild,"  unter  dem  Sonder- 
titel:  Edm.  ilöfor  und  0.  Rüdigor,  „Küstenfahrton  an  der  Nord-  u.  Ostsee,  üluat  v.  Gast 
Schön  lebor"  etc.  (22  Liefor.  Stuttgart,  Kröner.  Fol.  Von  Holgoland  (Heft  1)  ein  Hols- 
schnitt )  Wegen  dos  Fundorts,  dos  königl.  Staatsarchivs  zu  Schleswig,  ist  ein  Pasquill  unter  dem 
Titel :  „Ein  (fingierter)  Kupferstich"  von  R.  Göcko  besprochen  in :  Anz.  f.  d.  Kunde  deutscher  Vor- 
zeit N.  F.  27.  Jahrg.,  Sp.  13  u.  14.  Es  wird  die  Lage  des  span.  Erbfolgekrieges  in  jenen 
Jahro  persifliert.  Horzog  Adolf  von  Holstein-Plön  sandte  es  1704  von  Liegnits  aus  nach 
Hause.  Vorgl.  Kap.  III.  —  8)  Astronom  Prof.  Dr.  Ohrist  Aug.  Friedrich  Peters  so  Kiel, 
f  8.  Mai  1880,  geb.  7.  Sept  1806  zu  Hamburg.  Hlustr.  Zeitung.  Leipzig,  J.  Weber,  12.  Juni 
1880,  No.  428,  S.  499  f.  Von  Alwin  Schultz  in  Breslau  wird  erwähnt  der  aus  Amsterdam 
flüchtige  Bildhauer  Gorhard  (Hendrik  Gorritzon),  dor  etwa  1572 — 78  in  Kiel  lebte.  An- 
zeiger für  d.  Kunde  d.  Vorzeit  1880,  Sp.  303  f.  In  der  Matrikel  der  alteren  Universität  Dornet, 
dann  Pornau  (1690 — 1710)  kommon  aus  den  Herzogtümern  vor:  Samuel  Simonius  Holsatns 
1690,  Petrus  Knoll  Kilono-Holsatus  1694,  Christianus  Mull  er  „Flensburgo  -  Holsatns44  & 
thcol.  cand.  1696,  Petrus  Müllorus  Holsatus  1699;  dazu  sei  sogleich  genannt  Jacobus  Xao- 
maim  (!)  Lubocensis  1696.  Vgl.  Mitt  a.  d.  Gebiete  dor  Gesch.  Liv-,  Est-  und  Kurlands, 
horausg.  von  der  Gcsollsch.  für  Gösch,  und  Altortumsk.  d.  Ostsoeprov.  Rufslands.  12.  Band. 
Riga.  Nie.  Kymmols  Buchh.  537  S.  8°.  (S.  309—332:  Dr.  Theod.  Biese,  Beitrag  rar 
Gösch,  der  2.  schwodisch-livländischon  Universität  Bio  Matrikel  steht  312  f  Der  Aufsatz 
datiert  schon  von  1875.  Vgl.  Kap.  XXII.)  Über  den  abonteuerndon,  spater  in  Stade  vtsrurteütw 
Obordoichinspoktor  Jacob  Owens,  der  aus  Flensburg  gebürtig  war,  auch  Hamburg  dient«,  gab 
W.  H.  Jobolmann  Nachrichten  i. :  Archiv  dos  Stader  Vereins  für  Gesch.  etc.  1880.  7.  &  To- 
ll 2.  Owen  wurdo  1719  Obordoichinspoktor  in  Kodingen.  —  1)  Es  wird  darin  auch  der  Er- 
werb einer  wortvollon  Sammlung  prähistorischer  Fundo  berichtet,  was  oben  hätte  erwähnt 
worden  könen.  —  2)  Briefe  dos  Joh.  Aurifaber  an  don  Ratsh.  P.  Behaim.  Anzeiger  für  d.  Kunde 
d.  Vorz.  Sp.  209  ff.,  namentlich  243  ff.  Vgl.  obon  Kap.  IL  —  3)  Die  Erklärung  tob 
„Pincko"  ist  nicht  ganz  richtig.  Sie  ist  in  jener  Zeit  vielfach  als  Kriegsschiff  bei  den  Danen 
genannt.  —Nicht  hist  ist  Daheim,  16.  Jahrg.  No.  18:  „Lübeck."  —  Erwähnt  sei:  Alex. 
Mich  eisen,  D.  innoro  Mission  in  Lübeck  X.  104  S.  als  No.  4  im  4.  Bande  von  P.  Th. 
Schäfers:  Dio  innoro  Mission,  Eine  Sammlung  Monograph.  üb.  Gesch.  u.  Best  d.  inner. 
Miss,  etc.  Hamburg,  Oomlor.  8°.  —  4)  G.  Pool,  Joh.  Goorg  Risfs  Lebenserinner.  T.  1 
und  2.  Gotha.  F.  A.  Porthos,  I:  XLI1I  und  463  S.  II:  VIII  und  499  S.  8#.  Zu  Bd. 
1  vorgl.  Lit.  Contralbl.  1880.  No.  18.  Sp.  580.  Götting.  Gel.  Anz.  1880.  Stück  9.  8.  183— 
288  (F.  St otor  in  Hamburg).  Zu  Bd.  2:  Im  Neuen  Reich  1880,  No.  36.  Lit  Centralbl.  1881, 
No.  15,  Sp.  524.     Grenzboton,  40.  Jahrg.  (1881)  No.  11,  I.  Quart,  S.  459  f.    VgL  Kap.  VI 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  IH,55 

mann,  aber  deutscher  Geburt  und  Bildung.  In  den  litterarisch  oder  künst- 
lerisch angehauchten  vornehmen  Kreisen  Hamburgs  hatte  er  intimen  Ver- 
kehr, und  für  sie  bieten  diese  Veröffentlichungen  reichen  Aufschlufs,  ebenso  für 
das  Volksleben  (z.  B.  den  Schmuggel).  Als  Napoleon  willkürlich  die  deutsche 
Nordseeküste  und  Lübeck  dem  Empire  einverleibte  und  drei  französische 
Departements  aus  ihnen  bildete,  ernannte  Graf  Bernstorf  Rist  für  diese  zum 
dänischen  Generalkonsul  mit  seinem  Sitze  in  Hamburg.  In  dieser  Eigen- 
schaft sah  er  die  Vertreibung  der  Franzosen  durch  Tettenborn;  dafs  Däne- 
mark dann  sein  Schicksal  fest  an  Frankreich  band,  konnte  er  nicht  ertragen, 
und  als  die  dänischen  Truppen  unter  Davoust  gestellt  wurden,  legte  er  sein 
Amt  nieder  und  zog  sich  nach  Hadersleben  ins  Privatleben  zurück.  Später 
ist  er  wieder  in  der  Reorganisationskommission  für  die  Eibherzogtümer  thätig 
gewesen,  auch  bei  der  Besitznahme  von  Pommern  in  dem  grofsen  Tauschge- 
schäfte Norweg6n-Schwedisch-Pommern-Ostfrie8land-Lauenburg.  Für  Hamburgs 
Geschichte  unter  Napoleon  ist  das  Buch  in  seinem  zweiten  Bande  eine  so 
bedeutende  Erscheinung,  dafs  eine  tüchtige  Besprechung  den  Titel:  „Ham- 
burg unter  der  Fremdherrschaft"  wählen  konnte.1)  —  Dr.  Adolph  Wohl- 
will hat  eine  Fortsetzung  seiner  verdienstlichen  Untersuchungen  über 
die  Geschichte  seiner  Vaterstadt  in  der  Revolutionszeit  erscheinen  lassen,31) 
es  sind  zwei  ineinandergreifende  Aufsätze:  I)  „Die  angeblichen  revolu- 
tionären Klubs  in  Hamburg,  insbesondere  während  des  Jahres  1798" 
und  2)  „das  französisch  -batavische  Projekt  wider  die  deutsche  Nordsee- 
küste und  die  english-mssische  Kriegsagitation  im  Frühjahr  1799."  Schon 
1798  forderte  Talleyrand  zur  Teilnahme  am  Angriff  auf  England  auf;  Ham- 
burg und  Bremen  sollten  je  7  und  Lübeck  4  Millionen  Livres  beisteuern. 
1798/99  machte  die  französische  Republik  durch  Leonard  Bourdon  den  Ver- 
such die  Eibgegenden  zu  revolutionieren,  an  eine  Beachtung  der  Handels- 
neutralität der  Hansestädte  wurde  weder  damals  noch  später  nur  im  Ge- 
ringsten gedacht.  Derselbe  Verfasser8)  korrigiert  die  Darstellung  Hermann 
Hüffers4)  in  Betreff  der  Hansestädte.  Ein  kurzes  Referat  desselben6)  weist 
nach,  dafs  Davoust  nur  die  direkten  Befehle  Napoleons  gegen  Hamburg  voll- 
strekte  und  sich  sogar  persönlich  der  ebenfalls  vom  Kaiser  direkt  befohlenen 
Erschiefeung  von  5  Ratsherrn  widersetzte.  Eine  interessante  Reliquie  aus 
der  Zeit  von  1813/14  bespricht  C.  F.  Gaedechens:6)  einen  Rest  Zeuges 
mit  eingedruckten  Angaben  der  Siege  über  Frankreich  etc.,  welches  aus  der 
Zeit  der  Belagerung  stammt. 

In  e.  Vortrag,  in  der  Generalvers,   des   Gesamtver.  der  deutschen  Ge- 
schichtsver.  gehalten,7)  verfolgt  Wohlwill  Hamburgs  Entwicklung  in  3  Rich- 

1)  Weserzeitung  (Bremen,  C.  Schünemann)  1880,  No.  12068  (13.  Aug.  Morgenausg.)  und 
12069  (14.  Aug.  M.-A.).  —  2)  Ad.  Wohlwill,  Hamb.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  J.  1798  u.  99. 
Hamburg,  Druck  von  Th.  G.  Meifsner.  42  S.  8°.  Vorweg  ausgegeben  aus  dem  noch  nicht 
erschienenen  2.  Heft  des  VII.  B.  d.  Ztschr.  des  Vereins  f.  Hamb.  Gesch.  S.  345 — 386.  In 
einem  kurzen  Vorwort  werden  die  Archive  angegeben,  aus  denen  das  ungedruckte  Material  ent- 
nommen and  eine  gröfsere  nachfolgende  Arbeit  zu  diesem  Vorläufer  angekündigt  —  3)  Die 
Hansestädte  auf  dem  Rastatt.  Kongrefs  nach  neuen  Quellen  in :  Mitteilungen  dos  V.  für  Hamb. 
Gesch.  3,  S.  90 — 99.  Die  einzelnen  Nummern  haben  das  Jahr  80,  die  Sammlung  81.  —  4)  Dor 
Rastatter  Kongrefs  2.  B.  Bonn  1879.  S.  194  f.  Jahresb.  1879,  III,  41.  — -  5)  A.  Wohlwill, 
Ibid.  3,  8.  79 — 80.  —  6)  C.  F.  Gaedechons,  „Ein  Zeugmuster  aus  der  Franzosenzeit"  Ib. 
S.  35f.  —  Ähnlich  lagen  Ballen  gelber  baumwollenor  Kleiderstoffe,  bedruckt  mit  dem  Brustbilde  des 
jetzt  y erstorbenen  Benedek  und  darüber  schwebendem  Lorbeerkränze  in  schwarzer  Anilinfarbe 
in  Prag,  des  Österreichischen  Sieges  harrend,  als  die  Schlacht  von  Königgrätz  den  Erwartungen 
ein  Ende  machte.  Eine  in  meine  Hand  gekommene  Probe  davon  ist  zu  don  Kriegsakten  des 
Grofsen  Generalstabs  in  Berlin  gelangt  —  7)  A.  Wohlwill,  Entw.  d.  Stell.  Hamb.'s  i.  d. 
neuer.  Gesch.    Korresp.-Bl.  des  Gesammtvereins  etc.     28.  Jahrg.,  No.  11,  S.  81  f.    Ein  Auf- 


]H,56  X.     K.  E.  H.  Krause: 

tangen ,  nach  der  Ausbildung  der  städtischen  Verfassung,  der  Pflege  des  Welt- 
handels und  der  Fortbildung  der  deutschen  Nationallitteratur.  Für  die 
rechtliche  Stellung  der  Stadt  wurde  auf  die  unklare  Doppelstellung  a)  n 
Holstein-Dänemark,  b)  zum  Kaiser  hingewiesen,  welche  letztere  wieder  durch 
die  Selbständigkeit  zur  See  berührt  wurde.  Auch  hier  ist  naturlich  das  Ver- 
hältnifs  zur  französischen  Revolution,  zur  Neutralität  und  zu  Preufsen,  be- 
sonders 1803 — 1806,  dann  1813  besprochen.  W.  v.  Melle11)  lieferte 
historische  Angaben  über  die  Leistungen  Hamburgs  für  die  Unterelbe  und 
die  Rechte  der  Stadt  auf  dies  Stromgebiet.  Tendenz  schimmert  nur  soweit 
durch,  als  aus  den  Ausdrücken  der  Aktenstücke  über  die  Ablösung  des 
Stader  Zolls,  22.  Juni  1861,  eine  Gewährleistung  der  „unbeschränkten  Frei- 
heit der  Unterelbe  für  alle  Zeiten"  geschlossen  und  zu  den  Reichszollraafe- 
regeln  in  Bezug  gesetzt  wird.  Der  Stader  Zoll  hatte  aber  als  See-  und 
„Passagezoll"  mit  Ein-  und  Ausfuhrzöllen  nicht  mehr  zu  thun  als  etwa  ein 
Chaussee-  oder  Brückengeld.  —  Damit  zusammen  hängen  die  Verhältnisse  der 
Hamburger,'  Vorstädte  und  deren  Entwickelung  seit  1830 9)  ja  bis  zurück 
zur  Elbschiffahrtsakte.4) 

Zur  Geschichte  von  Litteratur  und  Kunst  erwähnen  wir  zunächst 
Red  lieh s  Nachweis  aus  einem  gegenüber  dem  Abdruck  in  der  Vossischen 
Zeitung  (No.  7,  18.  Febr.)  verbessert  abgedruckten  Briefe  Lessings  vom 
10.  April  1770  an  Dr.  Reimarus,  dafs  Lessing  von  diesem  das  Bruchstück 
seiner  Schutzschrift   (Wolfenbütteler  Fragmente)    persönlich   erhalten    hatte. 


satz  von  0.  Mittelstadt  behandelt  „die  Verfass.  d.  Fr.  u.  Hansost.  Hamburg;  einer  yon  W. 
v.  Melle  „die  Hamburg.  Solbstvorw.,"  orstoror:  Baltische  Monatsschrift  Horausg.  von  A.  Deubner. 
27.  B.  Heft  4;  letzterer  in:  Gogonwart,  Wochenschrift  etc.  Hcrausg.  von  Paul  Lindau.  Bd.  1, 
No.  6  (Berlin,  Stilko,  4°).  —  1)  „Hamb.  Handelshäuser  als  Pionioro  der  modern.  Kultur44  in: 
Nordwest  Gemeinnutz,  unterhalt  Wochenschr.  Herausg.  v.  A.  Lammers,  red.  von  Mathilda 
Lammers.  2.  Jahrg.  1879.  No.  29.  (Bremen,  Hunckol.  4°.)  fiel  in  dio  Zoit  der  Saraoavorver- 
handlungen.  —  2)  W.  v.  Melle,  D.  Untorelbo,  Im  Nonen  Reich  No.  32,  8.  223 — 228.  — 
3)  „Dio  St  Pauli-Frage  u.  d.  Verleg,  der  Zollgrenze  a.  d.  Elbe  vom  rechtlichen  Standp.  E.  jnr. 
Votum.**  Pr.  Jahrb.  46, 5. —  4)  Zu  den  kleineren  Hamburgensien  rochnon  wir:  C.  P.  Gaedechens, 
„Die  Lebensmittel  und  ihre  Proiso  i.  XVI.  Jh.,"  es  sind  Hamburgor  Lebensmittelpreise  von  1504, 
1572  u.  1779;J.F.  Voigt,  „Etwas  übor  dio  ohomaligo  Prätur ;"  H.  L  ü  hm  a  n  n,  „Zur  Geschichte 
dos  Schulwesens,"  wesentlich  des  von  St.  Georg,  dessen  Patrone  von  1630  her  genannt  werden; 
„Dio  niedorländ.  Armen-Kasse.  Hamburgs  stille  Wohlthäterin ,"  für  dio  Vorsteher  bestimmte 
Auflage  (C.  F.  Gaedechens).  8°.  J.  F.  Voigt,  „Aus  des  Johann  Friedrich  Siemers  Aufzeich*. 
üb.  d.  Geschicke  s.  Familie"  (Hierher  ist  auch  zu  zählen:  Ed.  Ludw.  Benjamin,  „D. 
Bodeut  der  v.  d.  Jahro  1849  mit  Ablösungssummen  eingeschriebenen  Renton  in  den  Konto- 
buch, d.  St  Hamburg.  Hamburg,  H.  Grüning.  66  S.  8°.)  —  Zur  Topographie  vorzugs- 
weise, aber  auch  zur  Baugeschichto  etc.  gehören:  Martin  Gonsler  und  J.  F.  Voigt,  Das 
letzte  mittelalt  Haus  in  Hamburg;  auch:  Sondorabdruck  „Das  Haus  der  SchifFbauerlade  auf 
dem  Brook  in  Hamburg44  i.  d.  „Schiff."  Zeitung  f.  d.  ges.  Intor.  d.  Binnenschiffahrt,  redig.  v. 
E.  Müllor.  1.  Jahrg.  80/81.  Dresden.  Fol.  No.  23.  „Eino  Walkmühle  des  Beutleramts," 
1632;  0.  F.  Gaedechens,  „Pösoldorf,"  erst  moderner  Name  einer  Gegend  von  Hamburg; 
J.  F.  Voigt,  „St.  Annonkapello44  (ebenfalls  moderner  Name),  „Annenhof  in  Billwardor  an  der 
Billo,"  „Mortzonhaus."  Alles,  ausser  den  sonst  bezoiehn.  Abhandl.,  in  den  Mitt.  d.  V.  f.  Hamb. 
Gesch.  3.  —  Fünf  Karton  dos  alten  Hamburg  von  1592,  1690,  1722,  1791  und  1834  er- 
schienen im  Lichtdruck  bei  Strumper  u.  Comp,  in  Hamburg,  ebenso  eine  Anzahl  Photogra- 
phien älterer  Hamburgor  Ansichten  (meist  Suhrscho  Bilder)  von  G.  Koppmann  u.  C.  ibü 
Über  Antoni  Watorloos  Ansichten  von  Hamburg  und  Umgegond  borichtoto  A.  Nathansen, 
übor  die  Karte  (1690)  von  Arnd.  Piotersen:  K.  Koppmann  und  Justus  Brinkmann 
(letztere  beide  Abh.  i.  den  Mitt.  d.  V.  f.  Hamb.  G.  3).  Es  stellte  sich  heraus,  dass  eine 
1644—1645  von  Arnold  Piotorsen  in  Kupfer  gestochonc  Karte  1690  durch  Pieter  Groote  neu 
rovidiert  und  hcrausgegebon  war,  unter  Beibehaltung  dor  Namen  und  Wappen  der  Ratsherrn 
von  1644.     Vom  6. — 8.  Sept.  waren  in  oiner  Hamburgensien-Ausstellung  20  Gruppen  von  attei 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübock,  Mecklenburg  und  Pommern.  JJJ  57 

(Hamb.  Mitt.  3,  S.  41 — 46).  Selbst  die  Hamburger  Oper  hat  ihre  Geschichte.1) 
Ausführlich  ist  in  Stintzings  Gesch.  der  deutschen  Rechtswissenschaft1) 
der  Hamburger  Rechtsgelehrte  und  Herausgeber  klassischer  Autoren  sowie 
der  altdeutschen  Rechte  „Leges  barbarorum''  und  des  Liber  legis  Salicae, 
Friedrich  Lindenbrog,3)  behandelt,  der  Sohn  des  bekannten  Erpold 
Linde nbrog,  der  hier  freilich  stets  durch  Druckfehler  Ergold  keifst;4)  irr- 
tümlich wird  im  N.  Arch. 6)  für  die  deutsche  Namensform  statt  der  lati- 
nisierten Lindenbrogius:  „Lindenbruch"  gefordert,  beide  Männer  nannten  sich 
Lindenbrog.  Ebenfalls  bei  Stintzing  kommen  vor  die  Hamburger  Juriston 
Heinrich  Knaust  oder  Cnustinus  und  Lucas  Beckmann.6)  H.  K. 
Eggers  lieferte  einen  Nachtrag  zu  seiner  Geschichte  der  Familie  Eggers:7) 
„Die  Detmering,  Nyholm,  von  Sprewitz,  Örstad,  Hudtwalker."  Die  Det- 
mering  waren  eine  bürgerliche  Stallmeisterfamilie,  die  Nyholm  und  Örstad 
stammten  aus  Dänemark,  die  von  Sprewitz  aus  Mecklenburg,  1803  vom 
Fürsten  von  Schwarzburg  als  kaiserlichem  Palatinus  geadelt,  die  Senatoren- 
Familie  Hudtwalker  kommt  im  17.  Jahrh.  im  Lande  Iladcln  vor.8)  Dem  am 
12.  Febr.  1880  verstorbenen  Chef- Arzte  der  chirurgischen  Abteilung  des 
Hamburger  Krankenhauses  ist  ein  biographischer  Nachruf  gewidmet:  „Zur 
Erinnerung  an  Dr.  Erich  Martini." <J)  Beim  Abschlufs  der  Hamburger  Littc- 
ratur  ist  hervorzuheben,  dafs  in  dankenswertester  Weise  jetzt  von  Dr.  Karl 
Koppmann  ein   „Verzeichnis  der  in  der  Zeitschr.  des  Vereins  für  Hamb. 


und  neuen  Karton,  Abbildungen  etc.  von  Hamburg,  der  Umgobung  dor  Elbe  und  Elbinsoln, 
auch  Helgoland  vereinigt.  Darüber  o.  Katalog.  —  1)  Eine  Goschich  to  der  Hamburger  Oper 
unter  dor  Direktion  von  Reinhard  K  eis  er  1703 — 1706  brachte  Fr.  Chrysandors  Allgem.  Musi- 
kalische Zeitung.  15.  Jahrg.,  Leipzig,  Rioter-Biodcrmanii.  4°.  No.  2 — 6.  —  Die  Aufführung 
zweier  Opern  im  Jahro  1725,  in  denen  „dor  Hamburger  Ausruf14  benutzt  ist,  und  diese 
Strafscnschroie  solbst  sind  sachverständig  besprochen  in  dem  nicht  im  Buchhandel  befindlichen 
„de  Hamborger  Utroop  singwyso  vörgestollot."  „godrücket  to  Hamborch  in  düssem  Jaar,  dat 
is  jo  wiss  un  waraftich  waar."  —  Zur  Goschichte  dos  Humors  in  Grabschriften  gehört 
C.  Walthers  „Ertön  uto."  (Mitt  S.  152:  Fnut  mit  dorn  dudelsackpfeifenden  EwolJ.  Über  die 
„Hamburger  Zeichen  und  Marken"  als  zur  Numismatik  gehörig  (Gewerbe-,  Moistor-,  Gesellen- 
Zeichen;  dazu  Arbcitcrzoichen  dor  Neuzeit)  bolohrt  ein  Vortrag  von  C.  W.  Luders.  Daran 
mag  sich  das  „Verzeichnis  dor  s.  d.  J.  1876 — 1879  erschienenen  Hamburgischon  Medaillen" 
(No.  21G7 — 2204  nebst  den  Roichsniünzon  mit  Hamb.  Wappen)  reihen,  welches  sich  an  die 
1875  in  3  Bändon  herausgegebene  „Hamburgischen  Münzen  und  Medaillen"  anschlieist.  „Dor 
s.  g.  Störtobekor-Pokal  u.  das  frühoro  Silborgorät  der  Sehifforgcsellsch.  in  Hamburg1-  ist  von 
J.  F.  Voigt  besprochen  und  dio.  Inschrift  dos  orstoron  richtig  gestellt  (nach  welcher  sein 
ursprünglicher  Name:  „Hansebocher" !) ;  or  stammt  in  den  ältesten  Teilen  erst  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert Zu  den  Namen  jenes  Silberzeugs  gab  C.  Walt  hör  Erklärungen.  „Das  grofsc  Glück 
der  Rcpergosellen"  (vgl.  Jahresb.  1879.  111.  S.  81)  wird  jetzt  von  A.  Uach,  J.  H.  Siegel  er 
und  Just us  Brinkmann"  als  oin  Becher  mit  einem  in  den  hohlen  Fufs  eingelassenen 
Würfel,  der  das  Trinkon  bestimmte,  nachgewiesen.  Von  dorn  Glockongiofsor  (apongeter)  Hans 
van  dem  Dammo  1568 — 1588  erhalten  wir  Kundo.  Über  „die  Mossgowänder  der  luther. 
Geistl."  gaben  C.  F.  Gaedochons,  W.  Sillom  und  C.  W.  Hardor  Nachriebt.  Es  sei  hier 
für  Bibliothekaro  uud  HancUchriftonbositzor  bemerkt,  dafs  der  Pastor  zu  St.  Michaelis  in  Ham- 
burg Karl  Bertheau  in  öffentlicher  Aufforderung  Johannes  Bugonhagons  „dor  Erhören  Stadt 
Hamborg  Cristliko  Ordoningo"  vom  Jahre  1529  in  niodordoutschor  Sprache,  besonders  in  Hand- 
schriften, sucht  An  Porsonalion  wurden  besprochen  die  Malor  (Wald  Harms  und  Joachim 
Luhn  von  K.  Koppmann  und  die  Erben  Adam  Tratzigcrs.  —  Alles  in  den  Mitt.  dos  Hamb. 
Vereins.  3.  —  2)  S.  oben  II,  Kap.  XV11I.  —  3)  S.  738.  —  4)  Auch  im  ßegistor  S.  771.  — 
5)  N.  Archiv  £  altero  d.  Geschichto  VI,  Heft  2,  S.  466.  —  6)  Stintzing  1.  c.  S.  564  f.  S. 
635.  —  7)  Viertuljahrsschrift  für  Heraldik,  Spragistik  und  Gonoalogie,  hrsg.  vom  Vor. 
Herold  zu  Berlin.  Redig.  von  Ad.  M.  Hildobrand.  Berlin,  Karl  Hoymann.  8°.  Heft  2, 
S.  99 — 116.  —  8)  Zu  don  v.  Sprewitz  fohlon  einige  Damen  in  Rostock.  Für  die  Hudt- 
walker kommt  der  Froischöffo  Hondowalker  zu  Volkmarsen  in  Wostfalon  (S.  112)  nicht  in 
Frage.  —  9)  „Separatabdr.  a.  d.  Mockl.  Anz.    Schwerin.     1880.     16  S.     8°. 


111,58  X.     K.  E.  H.  Krause: 

Geschichte  Band  I — VI   enthaltenen  Aufsätze  erschienen  ist,1)  welches  du 
reiche  und  wichtige  Material  erst  erschliefst8) 

Ober  das  Hamburger  Amt  Ritzcbüttel  (Cuxhaven,  Neuwerk)  ist  auch 
hier  das  Buch  von  F.  A.  Becker3)  zu  nennen,  da  es  über  die  Seefahrte- 
anlagen  und  Bedeichungsarbeiten  manche  schätzbare  Nachrichten  bietet 
Aufscrdcm  liegen  drei  feuilletonistische  in  die  Geschichte  spielende  Aufsätze 
vor,  die  der  Illustrationen  wegen  (wohl  Vorarbeiten  zu  den  „Küstea- 
fahrten  an  der  Nord-  und  Ostsee"4)  geschrieben  zu  sein  scheinen.  Es 
sind:  1)  „Die  alte  Liebe  in  Cuxhafen"  von  F.  Lindner.6)  Das  grobe 
Höftwerk  „Alte  Liebcu,  das  seinen  Namen  von  dem  Schiffe  fuhrt,  welches 
zur  Festlegung  des  Werkes  im  Grunde  des  Stromes  mit  Steinen  versenkt 
wurde,  wird  erklärt:  „In  sehr  alter  Zeit  strandete  hier  ein  portugie- 
sisches Schiff  Olivia"  =  Ole  Lev  =  Alte  Liebe!  2)  „Skizzen  ans  Nieder- 
dcutschland''  von  Ferdinand  Lindner,  von  denen  No.  4  „das  Watt*4*)  hier- 
her gehört.  „Scharhörn"  =  Schroffhorn,  entsprechend  dem  nahen  Steüsand, 
will  L.,  obwohl  jene  Erklärung  ihm  bekannt  ist,  als  „Scharnhörn"  mit  Ans- 
garius  zusammenbringen.  3)  „Auf  Neuwerk"  von  Ferdinand  Lindner.7)  Hier 
soll  Neuwerk,  das  im  Mittelalter  so  kleine  Nye  0,  ehedem  viel  gröfser  ge- 
wesen sein,  das  Land  Dithmarschen  heifst  als  Plur.  von  Marsch  „die  Dith- 
marschenu,  die  sächsischen  Hadeler  sind  als  „Hadelner"  Friesen.  Der  Zag 
des  Markgrafen  Christian  Wilhelm  von  Brandenburg  nach  Riteebüttel  and 
Neuwerk  1626  wird  als  blofser  Raubzug  geschildert;  er  unternahm  ihn  aber 
(als  Administrator  von  Magdeburg  und  Halberstadt)  in  dänischer  Bestallung 
wegen  des  von  den  Hamburgern  angefochtenen  dänischen  Elbzolls  in  Glück- 
stadt nach  damaliger  Kriegsweise. 

Mecklenburg. 

Archivrat  Dr.  Wigger  giebt  in  Erinnerung  der  vor  100  Jahren  ge- 
schehenen Herausgabe  des  1.  Teils  von  Friedrich  August  Rudi  off  8  „Pragmat 
Handb.  d.  mccklcnb.  Gesch."  eine  kritische  Obersicht  über  die  historische 
Forschung  auf  diesem  Gebiete  seit  jener  Zeit.8)  Derselbe  lieferte  eine  akten- 
mäfsige,  mit  Liebe  ausgeführte  Schilderung  aus  dem  Vorleben  Friedrichs  i 
Frommen.9)  Die  Darstellung  bietet  aufser  dem  Persönlichen  reichen  Stoff  f&r 
die  Hof-  und  Kulturgeschichte.  Die  schon  (II,  Kap.  XVIH)  erwähnten  „Er- 
zählungen aus  der  mecklenb.  Geschichte"  vom  Pastor  Adolf  Pen tz  zu  Jabel1*) 
reichen  bis  in  die  neueste  Zeit;  der  Verf.  kennt  auch  hier  seinen  Stoff  und 
weifs  zu  erzählen,  mehr  Anspruch  erhebt  er  nicht.  2  Abschnitte:  No.  38 
„Aus  der  Zeit  des  siebenjährigen  Krieges",  und  No.  39  „Bauerniebon  im  18. 


1)    „Im    Auftrage    dos   Vorstandes    zusammengestellt."     Hamburg   1880.     24  S.    8*.  — 

2)  Hamburg,  1881.    Vorlegt  von  W.  Mauke  Söhne  (vormals  Perthes,  Besser  und  Mauke).   — 

3)  S.  oben  11,  Kap.  XV11I.  _  |4)  S.  obon  111,54.  —  5)  lllustrirte  Zeitung.  Leipzig. 
75.  Bd.  No.  1948  vom  30.  Okt.  S.  3C6.  Die  Orig.-Zeichnung  von  F.  Lindner:  S.  363.— 
(>)  Die  Gartonlaube.  ttod.  von  Ernst  Ziel.  Leipzig,  E.  Keil.  No.  34  (mit  Bild  Scharhör») 
und  35  (mit  Bild  Kugolbako).  —  7)  Daheim.  16.  Jahrg.  1879—80.  No.  52.  S.  885  (Bild: 
Nouwork  im  Schneesturm).  —  8)  Quartal-  und  Schlufsboricht  XLV,  4  vom  12.  Juli  im  An- 
hang an  Jahrbücher  und  Jahresbericht  dos  Voreins  für  Mecklenb.  Geschichte.     Bd.  45.    — 

9)  W  ig  gor,  Aus  dein  Loben  Herzog  Friedrich  d.  Frommen  bis  zu  seinem  Regierungsantritt, 
i.  Jahrb.  45.     S.  53—176.     Horzog   Friedrich   trat   am   30.  Mai  1756  die  Rogierung  an.  — 

10)  Wismar,  Rostock  und  Ludwigslust,  Hinstorffsche  Hofbuchh.  170  S.  8°.  Vgl.  Rostock 
ZoitK.  1880.     No.  97  vom  27.  April.     Vgl.  Kap.  III. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  HL59 

ahrhandert"  steuerte  Pastor  Staak  zu  Bellin  bei  „nach  alten  Pfarrakten 
nd  Erzählungen"  etc.,  sie  sind  aber  ohne  Bedeutung.  No.  40  „Die  Butter- 
svolation  in  Rostock"  von  1800  bietet  ebenfalls  nichts  neues,  zeigt  aber 
inen  Krawall  kleinster  Interessen,  wie  solche  in  jener  drohenden  Zeit  das 
lürgertum  der  deutschen  Städte  niederhielten.  Ein  Artikel  von  Ottokar 
orenz,  „Wallenstein  und  der  Besitz  von  Mecklenburg",1)  erschöpft  natürlich 
as  Welthistorische  dieser  Periode  nicht,  das  fort  und  fort  in  der  „Geschichte 
Gallensteins"  von  L.  v.  Ranke  nachzusehen,  von  der  die  4.  Aufl.  erschien.9) 
iine  sorgsame  Arbeit  sind  des  Premierlieutenants  E.  v.  Vofs  „Beitr.  zur 
tecklenb.  Fahnenkunde",3)  für  die  Zeit  vom  17.  Jahrh.  (Christian  Louis) 
is  zu  Friedrich  Franz  I.  gezwungenem  Eintritt  in  den  Rheinbund  1808.  Die 
'ahnen  sind  im  grofsherzogl.  Arsenal  in  Schwerin;  aber  die  Beiträge  liefern 
iel  mehr,  als  ihr  Titel  ahnen  läfst,  sie  geben  z.  T.  geradezu  eine  Geschichte 
er  alten  Regimenter  und  interessante  Aktenstücke  zur  Kriegsgeschichte  des 
8.  Jahrhunderts.  Des  Geh.  Hofrate  A.  J.  C.  zurNedden  „Beitr.  z.  Gesch. 
er  grofsh.  Justiz-Kanzlei  zu  Schwerin"  4)  führen  die  Geschiente  dieses  Ober- 
erichts  von  dessen  Gründung  1599  bis  zur  heutigen  Justizorganisation  herab, 
►er  Schlufs  ist  noch  nicht  erschienen.  Sie  ist  in  2  Teile  zerlegt:  I.  „Die 
Jlgemeine  Geschichte"  —  gliedert  sich  wieder  in  6  Abteilungen,  von  denen  die 
ritte:  „Teilnahme  der  Fürsten  an  der  Justizpflege  und  Eingriffe  in  dieselbe" 
ie  bei  weitem  interessanteste  ist.  Diese  Fälle  von  Kabinetsjustiz  werden 
ber  7  Regierungen  verfolgt,  unter  Karl  Leopold  sucht  man  die  verrufensten, 
ie  das  Dömitzer  Gewaltverfahren,  natürlich  vergebens,  da  sie  nicht  vor  der 
chweriner  Kanzlei  spielten.  Von  den  zwei  letzten  Grofsherzogen  heifst  es: 
in  den  Regierungsjahren  des  Grofsherzogs  Paul  Eriedrich  1837 — 1842  sind 
)  wenig,  wie  in  den  des  jetzt  regierenden  Grofsherzogs  Friedrich  Franz  II., 
angriffe  in  die  Justizpflege  vorgekommen";  d.  h.  auch  nur:  bei  der  Justiz- 
Kanzlei  zu  Schwerin  und  natürlich  ganz  direkt  und  ganz  allgemein:  von  den 
agierenden  Herrn  selbst.  Von  Eingriffen  der  Regierung  ist  nicht  gesprochen. 
*er  2.  Teil  handelt  von  den  „Beamten  der  Justiz-Kanzlei"  und  liefert  die 
ersonallisten,  auch  der  Advokaten  und  Notare. 

Durch  die  historischen  Skizzen  des  Pfarrers  von  Zellhausen  Bernhard 
esker5)  geht  der  eine  Gedanke:  die  gute  protestantische  Art  der  Meckleu- 
irger  sei  eigentlich  katholisch,  die  Reformation  wird  nur  auf  selbstsüchtige 
[otive  in  gehässigster  Weise  zurückgeführt,  dann  werden  die  Konvertiten  lobend 
nfgezählt  und  in  einseitigster  Weise  die  schon  einseitigen  und  selbst  ten- 
ünziösen  herangezogenen  Quellen  benutzt.  Die  Darstellung  lautet  fast,  als  ob 
nter  Friedrich  Franz  I.  die  Katholisicrung  des  ganzen  Landes  nahe  gc- 
esen,  und  1848  unter  dem  Adel  begonnen  habe,  wozu  die  wenigen  Konvertiten 
s  Belege  dienen  müssen.  Dann  sei  seit  1851  (durch  v.  Schröter)  Ver- 
•lgung  eingetreten,  die  noch  vorhanden  sei.  Die  streng  orthodoxe  lutherische 
katholisierende"  Geistlichkeit   wird  nunmehr  als   beste  Verbündete   des  Ka- 


1)  D  Rundschau  v.  Rodonberg.  XXIII.  vgl.  c.  III.  —  2)  Leipzig,  Danckor  a.  Humblot,  1880. 
a.  371  8.  8°.  —  3)  Jahrb.  otc.  45.  8.  291—314.  Vgl.  Rost  Zeitg.  1880.  No.  278. 
8.  Not.)  Beilage:  „Zur  Geschichte*  oinzolnor  Mecklenburg.  Trappen thoilo".  —  4)  Jahrb  otc. 
>.  S.  177  —  262.  Teil  I  reicht  bis  231.  Abteil.  C:  S.  194  ff.  „  Justizkanzloi "  ist 
rieh  den  früheren  preiüsischon  Landgerichten.  —  5)  Bornh.  Leskor,  Aas  Mecklenburgs  Vor- 
ngenheit.  Hinter.  Skizze.  Rogensb.,  Newyork  u.  Cincinnati,  Friedrich  Pastot.  VI  u.  159  8. 
'.  S.  o.  II,  Kap.  XVIII.  Vgl.  Rostocker  Zeitung  No.  286  (8.  Dez.).  Der  Dominikaner 
»melius  do  Snecis  heifst  nicht  de  Saecis,  sondern  Ten  der  holländischen  Stadt  Sneek 
n  Sneek  oder  aus  Sneek. 


11,60  x-     K-  E-  H-  Krause: 

tholizismus  verkündet  und  auf  sie  Hoffnung  gesetzt.  In  den  neueren  Vor- 
gängen ist  der  Verfasser  aber  nicht  recht  bewandert,  so  weife  er  von  einer 
katholischen  Pfarre  in  Rostock  nichts  oder  will  es  nicht  wissen.  Eine  zweite 
Abteilung  des  Buches1)  behandelt  die  Stadt  Wismar  in  derselben  Weise. 

Schnurstracks  entgegen  der  katholischen  Auffassung  Leskers  steht  die 
des  grofsh.  Konsistorialrats  und  Prof.  Dr.  H.  H.  Alb.  Bohl  au.*)  Er  sagt 
„nach  Landcskirchcnrccht  ist  jede  vom  lutherischen  Bekenntnis  abweichende 
Religionsübung  Häresie"  „  „Papisten u  "  stehen  demnach  als  häretische  Ange- 
hörige der  lutherischen  Kirche  unter  der  Kirchenzucht  der  Landeskirche  und 
der  I>andeshcrr  hält  den  im  Lande  geduldeten  katholischen  Gemeinden  gegen- 
über das  Hecht  der  lutherischen  Landeskirche  mit  Nachdruck  fest".*)  In 
den  historischen  Jahresbericht  gehört  dieses  Landrecht,  abgesehen  von  der 
streng  historischen  Methode  des  bekannten  Verfassers,  namentlich  deshalb, 
weil  er  die  Lehre  vom  Staats-,  Kirchen-  und  Gemeinde-Vermögen 
nach  bestehendem  mecklenburgischen  Rechte  hier  auf  geschichtlicher  Grund- 
lage sicher,  und  vielfach  zum  ersten  Male,  aufgebaut,  und  auch  in  historisch 
dunkle  Verhältnisse  Licht  gebracht  hat.  — 

Sylvester  Tegctmeyer,  der  rigische  Reformator,  war  Ostern  1518 
zum  zweiten  Mal  nach  Rostock  gekommen,  wurde  am  20.  Febr.  1519  IIa* 
gister,  im  Sommer  Disputator  im  „Rothcn  Löwen",  einer  Regen tie,  am 
8.  April  1520  Kapellan  zu  St.  Jakobi  unter  Bertoidus  Möller  als  Kirchherrn; 
er  selbst  berichtet  wie  im  Winter  dann  auf  Befehl  des  Schweriner  Administrators 
Zutfeld  Warenberg  die  Verdammungsbullc  gegen  Luther  zum  ersten  Male 
verlesen  wurde.4)  —  Das  bisher  viel  beschriebene  „erste"  niederdeutsche  Ge- 
sangbuch von  1526  s.  1.  (Wittenberg?),  das  einem  „Johannes  Speratus"  zu- 
geschrieben wurde,  stellt  sich  nach  Bachmann5)  als  Nachdruck  eines  auf 
der  Rostocker  Univ.-Bibl.  aufgefundenen  „dorch  Ludovych  Dyetz  gedruckt 
1525"  heraus,  das  nicht  J.  Speratus  in  der  Vorrede  nennt,  sondern  die 
Worte  „Vorrede  J.  S."  hat,  welche,  anderwärts  wohl  irrig  ergänzt,  kaum 
einen  andern  als  den  Rostocker  Reformator  Joachim  Slüter  bezeichnen 
können.  Das  Dietzischc  Gesangbuch  Slüters  von  1531  ist  nur  eine  sehr 
vermehrte  Auflage  des  von  1525.  Das  Lied  von  Nikolaus  Hovesch  (Decius) 
in  Stettin  „Alleine  God  in  der  böge  sy  cre"  erscheint  hier  1525,  ebenso  wie 
5  andere  Lieder,  zuerst.  Es  wird  also  urspr.  niederdeutsch  abgefafst  sein, 
erat  1529  erscheint  es  hochdeutsch.  —  Den  DurchfUhrer  der  Reformation  in 
Rostock,  den  energischen  grofsen  Juristen  Dr.  Johannes  Oldendorp,  stellt 
Stintzing6)  viel  höher  als  Waitz  in  „Lübeck  unter  Jürgen  Wullenweber" 
that,  verteidigt  ihn  gegen  den  Vorwurf,  gern  andere  vorzuschieben,  und 
sucht  auch  die  Vorwürfe  aus  seinem  ehelichen  Verhältnis  zu  beseitigen.7) 

J)  Beruh.  Lenker,  Aub  Mecklenburgs  Vergangenheit  Histor.  Skizze.  Regenab.,  Newjork 
u.  Ciiivinnati,  Friedrich  Fürtet.  S.  117—159.  —  2)  II.  U.  A.  Böhlau,  Mecklenburg.  Land- 
recht.  Da«  particularc  Frivatrocht  (Ich  Grofshzgth.  Mecklenburg -Schwerin  mit  Amwchlufs  de« 
Lehenrechts.  3.  Bd.  1.  Abth.  Weimar,  Hermann  Böhlau.  VIII  u.  301  S.  8Q.  —  3)  S.  65. 
—  4)  Vgl.  F.  Bienemann,  Tagebuch  S)Ivotitor  Togctmoior»,  i.  Mitth.  au«  dem  Gebiete  der 
Gesch.  Liv-,  Est-  u.  Kurlands  XII.  S.  502  ff.  Vgl.  Kap.  IX.  —  5)  Joh.  Bachmann,  Dai 
altert,  niederdeutsch,  ov.  Gesangb.  u.  d.  ersto  Druck  d.  L. :  „Allein  Gott  i.  d.  Höh  sei  Ehr". 
Zeitschr.  Tür  kirchi.  Wissonseh.  u.  kirchl.  Leben  otc,  Horausgeg.  von  Dr.  Chr.  K  LathardL 
1.  Jahrg.,  1880  12  Hefte.  8°.  Leipzig,  Dörffling  u.  Franko.  Heft  9.  S.  480—486.  — 
tf)  Stintzing,  I.e.  S.  99,  101,  116—120,  136,  144,  296,  namentlich  aber  310-338.  — 
7)  Wenn  Oldondoq»  in  Rostock  oinen  Geistlichen  Valcntinus  „in  heimlichem  Handel 
mit  meiner  Frau  nennt"  (S.  314),  so  int  damals  kein  anderer  diene*  Namen«  bekannt  ab 
Valentin    Körte,    nachher  Ourtius.    —    Auch    zur  Katechismus  -  Geschichte    Hegt    ein    Beitrag 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  111,61 

Revisionsrat  C.  W.  Balck  gab  eine  völlige  Neubearbeitung1)  des 
Mecklenburgischen  Amtsschulwesens"  im  3.  Bande  von  des  Verfassers  1865 
rschienenen,  als  tüchtig  bewährten  „Domanialen  Verhältnissen  Mecklenburgs". 
>as  Ganze  ist  historisch  entwickelt  und  bis  auf  die  neueste  Gesetzgebung 
3rtgesetzt.  Auch  das  „ständische  Schulwesen"  ist  jetzt  aufgenommen,  d.  h. 
ie  Verhältnisse  der  städtischen  und  ritterschaftlichen  Landschulen.  Das 
tuch  ist  wertvoll  durch  die  umfangreichen  Quellennachweise  aus  mehrfach 
icht  leicht  zugänglichem  Material.  Der  Stand  des  Domanialschulwesens  mufs 
nerkannt  werden,  nur  an  wenigen  Stellen  ist  es  noch  rein  kirchlich.  Von 
en  ritterschaftlichen  läfst  sich  jenes  Lob  nicht  sagen.  Für  die  Domanial- 
ehrer  giebt  es  ein  Witwen-Institut  (mit  Beitrittspflicht),  für  die  „ständischen" 
jehrer  existiert  keine  organisierte  Witwenkasse.  —  Gelegentlich  des  drei- 
tundertjährigen  Bestehens  der  „Grofsen  Stadtschule"  zu  Rostock  (welches 
»ffiziell  nicht  gefeiert  wurde)  erschien  vom  Dr.  Gustav  Timm  eine  in 
dvater  Festversammlung  gehaltene  Festrede,  besonders  über  den  ersten 
lektor  M.  Nathan  Chytraeus.  *)  Es  schlofs  sich  daran  von  demselben  „Der 
rste  öffentliche  Schulaktus  der  Rostocker  Stadtschule,  gehalten  am  26.  Okt. 
880  in  der  JohannisMrche";8)  in  einer  lateinischen,  wie  es  scheint  nur  in 
inem  Exemplare  in  Göttingen  erhaltenen  Rede  verteidigte  Chytraeus  die  neue 
Ichule  gegen  Angriffe,  die  fast  modern  klingen.  —  Der  Philolog  Nathan 
ühytraeus,  der  auch  Botanik  lesen  und  die  botanischen  Exkursionen  der  Uni- 
ersit&t  leiten  mufste,  hat  eine  solche  —  ein  historisches  Unikum  —  als 
totanoscopium  in  lateinischen  Versen  geschildert,  welches  Ernst  H.  L. 
Crause  neu  herausgab.4-6) 

Staatsarchivar  Dr.  v.  Bttlow  führt  uns  von  der  eigenen  Beschreibung 
ler  4  Reisen  des  stud.  theol.  Michael  Franck,  später  Pastor  in  Berzdorf  in 
[er  Lausitz,  welche  dieser  von  Frankfurt  a.  d  0.  aus  durch  Europa  machte, 
lach   dem  Manuskr.  in  Zittau  einen  Teil  der  2.  Reise6)  (darunter  Ribnitz, 


or:  Von  F.  Kay  sei,  Pastor  zu  Lüssow,  der  die  Behandlung  dor  Erbsünde  und  dor  Sabbath- 
leiligung  für  nicht  ganz  echt  lutherisch  hält,  nämlich:  Vernothwondigt  sich  o.  Umarbeit  des 
fecklenb.  Landeskatechismus?  Wismar,  Uinstorffscho  Hofbuchh.  135  S.  8°.  Vgl.  Rostock. 
Leitung  1880,  No.  98  (28.  April).  Der  alte  mocklonb.  Landeskatechismus  stammt  von 
.  Krakewitz,  dem  spätem  Qoneralsuperintendenten  von  Schwodisch-Pommern.  —  Kaysei  wurde 
asch  zum  Widerruf  veranlafst  —  Die  Statuten  der  Rostocker  Juristen-Fakultät  von  1564 
leapricht  Stintzing  inbetroff  der  Entwickolung  der  Professuren  und  Disziplinen  1.  c.  S.  132. 

—  1)  C.  W.  Balck,  D.  Landschulwesen  in  Mecklenb.-Schw.  Wismar,  Rostock  u.  Ludwigslust, 
liMtorffsche  Hofbuchh.  1880.  VI  u.  117  8.  8°.  —  2)  G.  Timm,  Die  Grund,  d.  Grofson 
Stadtschule  zu  Rostock  und  ihr  1.  Rektor  M.  Nathan  Chytraeus.  Festrede  etc.  am  1.  Febr. 
880.  Rostock,  G.  B.  Leopolds  Universität  -  Buchhandlung  (P.  Behrens).  28  S.  8°.  Die  S. 
vurde  anfangs  „Partikular-Schule"  genannt.  —  3)  Rostocker  Zeitung  1880.  No.  127  u.  128 
3.  u.  4.  Juni).  —  4)  E.  H.  L.  Krause,  Eine  botan.  Excurs.  i.  d.  Rostock.  Heide  vor  300 
fahren.  Aren.  d.  V.  der  Freunde  d.  Naturgesch.  in  Mecklenb.  33.  Jahrg.  Neubrandonburg, 
n  Komm,  bei  C.  Brünslow.     S.  318—329.     (Separatabdr.  14  S.     8°.     Nicht  im  Buchhandel.) 

—  5)  Eine  wichtige  Arbeit  des  grofshorsoglichon  statistischen  Buroaus  zu  Schworin  für  die 
Jeschichte  dos  Vorkohrslebens  sind:  „Die  Kauf-  und  Pachtpreise  der  Landgüter  und  die 
ifarktprciso  landwirthsch.  Producte  in  Mockl.  s.  d.  J.  1770."  Beiträge  zur  Statistik  Mocklen- 
rargs.  9.  Bd.  3.  u.  4.  Heft.  Schwerin.  In  Komm,  der  Stillorschen  Hofbuchh.  (4)  und 
140  S.  4°.  S.  86— 98.  -  6)  v.  Bülow,  Wandor.  oinos  fahrend.  Schülers  durch  Pomm.  u. 
tfeckl.  1590,  in:  Baltische  Studien.  30.  Hft.  1.  S.  57—100.  Vgl.  unten.  Auch  die 
Sprache  hat  durch  die  ungeschickte  Herübornahme  von  plattdeutschen  Ausdrücken  ins  Hoch- 
leutsche  mannigfaches  Interesse:  So  Schöpknocht  für  Schiffsknecht.  Forner  hoifst  bei  ihm  das 
Sostockor  Bier:  „öl",  Geruch:  „Geschmack",  Bernstein:  „Augenstoin".  Für  Cyporwoin  sagt 
rr  „Zietcnwein".  Auffällig  ist  ihm  das  gomoinsamo  Baden  beider  Geschlechter  in  den  Rostockor 
Sadstubcn. 


111,62  X-     K.  E.  ü.  Krause: 

Rostock,  Güstrow,  Warnemttnde)  vor.  Francks  Beobachtungsgabe  ist  nicht 
grofs,  daher  Widersprüche  z.  B.  über  Hoizarmut  und  Holzreichtum  in  Meck- 
lenburg. Seltsamer  Weise  sind  ihm  Dammgarten  und  Ribnitz,  durch  die 
Rccknitz  getrennt,  als  Reste  der  alten  Yineta  genannt,  das  Ribnitzer  Binnen- 
wasser  und  den  Saaler  Bodden  hält  er  für  die  Ostsee.  In  Rostock  fand  er 
Aufnahme  bei  einem  alten  Reisegenossen  Henrikus  Kilian,  der  nachweisbar 
ist;1)  hier  hat  er  augenscheinlich  von  des  Marschalcus  Thurius  in  das  Volk 
übergegangenen  Fabeleien  gehört.  Ziemlich  ausführlich  beschreibt  er  den 
alabasternen  Predigtstuhl  (1557),  die  neue  Orgel  (1585)  und  das  von  der 
Turmuhr  bewegte  Bild  des  Todes  in  der  St  Jakobikirche.  In  Warnemttnde 
sah  er  am  6.  Juni  1590  die  Königin- Witwe  Sophie  von  Dänemark8)  landen 
und  auf  der  dortigen  Burg  empfangen  werden;  sie  führte  ihre  Tochter  Elisa- 
beth dem  Herzog  Julius  v.  Braunschweig  zur  zweiten  Ehe  zu.  Gerade  diese 
Beschreibungen  sind  von  Wert,  interessant  auch  die  Schilderung  der  Über- 
fahrt auf  offener  Jacht  nach  Kopenhagen. 3)  Von  Dr.  A.  Hofmeister4) 
ist  eine  Darstellung  vom  Prozesse  und  der  Hinrichtung  des  stud.  theoL  Jok 
Christoph  Castricius  wegen  Diebstahls  und  von  dem  darüber  zwischen  Rat 
und  Universität  ausgebrochonen  Kompetenz-Streite  erschienen,  mit  Angabe 
der  erwachsenen  Litteratur.  —  Heinrich  Giske6)  weist  den  von  G.  Flflrke 
in  Schirrmachers  Bcitr.  zur  Gesch.  Mcckl.  I.  mit  dem  zugehörigen  Holzschnitt 
wiederholten  Reimspruch  auf  die  Stadt  Rostock  als  nicht  von  Hans  Sachs 
stammend  nach  und  setzt  seine  Entstehung  um  1590,  die  Zeichnung  viel- 
leicht schon  1575.  K(rause)  hat  daneben  die  Frage  aufgeworfen,  ob  nicht 
etwa  der  letzte  ungleich  bessere  Teil  einem  freilich  sonst  nicht  bekanntes 
Spruche  des  Meistersängers  auf  die  Universität  Rostock  mit  dessen  Unter- 
schrift entnommen  sei.  6)  —  „Der  Fürstenstuhl  im  Dome  zu  Schwerin"  ist 
im  „Wochcnbl.  für  Archit.  u.  Ingen."  beschrieben. 7)  Die  Einführung  der 
Bohnen  (Phascolus)  in  Mecklenburg  kurz  vor  1579  und  die  Aussetzung  von 
Kaninchen  in  den  Dünen  von  W arnemünde  1684  und  1689  hat  K.  E.  E 
Krause,8)    das  angebliche  Verbot,    den  Dienstboten  mehr   als  zweimal  die 


1)  Honricus  Kilian  trat  am  25.  Mai  1586,  vor  der  Pest  au*  Frankfurt  flüchtend,  ntt 
Franck  eino  Roiso  nach  Wien  an,  am  11.  Mai  1590  traf  ihn  letzterer  ala  städtischen  Wehv 
schonk  in  Rostock,  wo  or  bis  5.  Juni  (irrig  im  Text  5.  Julii)  bei  ihm  blieb.  1607  geriet 
Kilian  als  Woinschonk  und  Kaufmann  in  Konkurs  und  zog  dann  als  „kurzweiliger  Bath  od 
Fossonrcifsor"  an  Fürstonhöfon  herum,  hatte  aber  bei  Farkontin  (nahe  Doberan)  noch  eist 
„LlammorBchmiodomiihlo".  in  Rostock  boi  einer  Wiederkehr  verhaftet,  flüchtete  er  nach  ftr- 
kontin  und  dann  nach  Schweden.  N.  Wo  eh.  Rostock.  Nachr.  etc.  1841.  No.  70.  8.  197.  — 
2)  Dio  aber  nicht,  wie  dio  Anm.  zu  1.  c.  S.  94  sagt,  bis  4.  Okt  16S1  „über  Diaensrk 
rogierto".  Franck  versteht  S.  96  untor  dem  verstorbenen  „Vater"  den  der  Braut,  nicht  wie 
v.  Bülow  meint,  der  Königin ;  er  hat  nur  den  Namen  des  augenblicklichen  Königs,  Christian  IV., 
(den  or  „den  Frinzon"  nennt)  für  den  des  verstorbenen  gebraucht  —  3)  S.  97  Note  4  ist 
„droyfachs  Wegosu  Mifsverstand  des  Seemafses  „weke  sees".  Unter  den  „Seewundern**  &  99 
ist  „Trolval"  nicht  Teufelsfall,  sondern  Teufolswal  (vals);  Fistros  oder  phifseder  ist  phvseter, 
ziphus,  der  dio  „schwarzen  Seehund"  frifst,  ist  der  Schwertfisch,  ^ifog.  Für  die  „Stauet 
oder  Steiniger,  welcher  schneller  denn  Rofs  laufen"  ist  vermutlich  „Rainen"  Renntiefe  * 
lesen.  —  4)  A.  Hofmeistor,  Kino  Rostock,  cause  celebro  1611,  in:  Mecklenburger  Ameigs*. 
Sohwerin.  No.  148  (28.  Juni),  S.  3,  Sp.  2  unter  Chiffer:  — d.  —  5)  H.  Giske,  Üb.  d.  Hos 
Sarhs  zugoschrieb.  Lobspruch  auf  d.  Stadt  Rostock.  Archiv  für  Litteraturgesch. ,  heraosg.  vot 
Dr.  Franz  Schnorr  von  Carolsfold  otc.  X.  Bd.  1.  Hft.  Leipzig,  B.  G.  Teubner.  &  13  C 
—  G)  Rostock.  Zeitung.  No.  285  Beil.  (7.  Dez.).  —  7)  Red.  von  Ad.  Boetticher  m.  Pet 
Walle.  2.  Jahrg.  Berlin,  Oehmigkos  Verlag.  Fol.  No.  52.  —  8)  Archiv  dos  V.  <L  Frenfc 
der  Naturgcsch.  in  Mecklenburg.  34.  Jahrg.,  horausg.  von  C.  Arodt~Bütsow.  Nenbrandenbarj;- 
In  Komm.  C.  Brünslow.  S.  232—235  u.  S.  238  tf.  Dabei  ist  dio  Einführung  von 
aus  Soligna«',  Haute  Loire,  nach  Stablow  (und  Corvoy?)  1149  angeführt 


Schleswig-  Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  JJI  63 

Woche  Lachs  zu  geben,  Dr.  med.  A.  Blanck1)  besprochen.  Archivalische 
Untersuchungen  haben  für  ältere  Zeiten  nichts  ergeben,  aber  schon  für  den 
Anfang  des  17.  Jahrh.  solche  Preishöhe,  dafs  von  jenem  Verbote  in  Mecklen- 
burg nicht  die  Rede  sein  kann.  —  Von  Biographien  und  Personalien 
ist  zunächst  zu  nennen:  „Carolina,  Herzogin  von  Mecklenburg -Strelitz",  *) 
dem  Zwecke  gemäls  eine  volkstümlich-apologetische  Darstellung.3) 

Pommern. 

Das  vorige  Jahrhundert  betrifft  ein  Werk  unsäglichen  und  minu- 
tiösen Fleifees  im  Nachspüren  auch  kleiner  und  kleinster  Umstände:  „Pom- 
mersche  Lebens-  u.  Landesbilder"4)  von  Hermann  Petrich,  Archi- 
diakonus  zu  St.  Marien  zu  Treptow  a.  R.  Der  Verf.  hat  in  seiner  früheren 
Stellang  als  Gymn.-Lehrer  gesammelt  und  zusammengetragen  und  seinen  Stoff 
in  Begeisterung  für  seine  Heimat,  daher  warm  und  allgemeinen  Kreisen  durch- 
aus zugänglich  und  sympathisch  verarbeitet.  Zur  Behandlung  gekommen 
sind:  Nikolaus  Ludwig  Graf  v.  Zinzendorf,  Ewald  Christian  v.  Kleist,  David 
Ruhnken   (der   bekannte   grofse    Gelehrte   Ruhnkenius),5)    Christian    Gottfr. 


1)  Archiv  des  Vor.  der  Freunde  dqp  Naturgesch.  in  Mecklenburg.  34.  Jahrg.,  herausg. 
von  C.  Amdt-Bützow.  Noubrandenburg.  In  Komm.  C.  Brünslow.  S.  129  ff.,  in  „A.  Blanck, 
Die  Fische  der  Flüsse  und  Seen  Mecklenburgs".  Dio  Abhandlung  erschien  auch  im  Separat- 
druck: Schwerin,  1881,  in  1.  u.  2.  Aufl.  —  2)  23  S.  8°.  Schillingsbücher  No.  119.  Ham- 
burg, 1879.  Agent  des  Rauh.  H.  —  3)  Wegen  der  vielfach  in  die  mecklenburgische  Ge- 
schichte verflochtenen  Person  lichkoit  des  diplomatischen  Abenteurers  Friedrich  von  Spedt  mufs 
hier  auch  aufgeführt  worden:  W.  Molleraps:  „Conrad  UoxkÜlls  und  Friedrich  von  Spodts 
Plan  einer  Eroberung  Livlandn  durch  Frankreich"  in:  Beitr.  a.  d.  Gob.  der  Gesch.  Liv-,  Est- 
u.  Kurt  12,  S.  477  ff,  vgl.  Kap.  IX.,  der  gegen  1560  geschmiedet  wurde.  Don  Wappen- 
brief des  Kaisers  Max  für  dio  Gebrüder  Ulrich,  Mathias,  Mary  und  Hans  Stenglin  vom 
14.  Sept  1518  brachte  der  Herold.  Aus  Stintzings  schon  (oben  III,  57)  genanntem  Buche 
sind  an  Personalien,  z.  T.  biographischer  Art,  zu  nennen:  Dr.  Lorenz  Kirchhoff  (1529 
bis  1580)  in  Rostock,  Schüler  Loriots,  Herausgeber  der  grofsen  Sammlung  Consilia  et  responsa; 
in  den  Roatocker  Wirren  der  60er  Jahre  wurde  or  viol  genannt;  Oldondorps  Schüler  Michael 
Boldewan,  Verfasser  der  von  Oldondorp  herausgegebenen  Loci  commune«.  Stintzing  nennt 
ihn  seltsamer  Weise  von  Boldewan;  dor  Grofavater  war  erst  im  Domfehde  -  Aufruhr  aus  don 
Zünften  in  don  Rostockor  Rat  gekommen.  Femer  Christoph  Hegondorfinus ,  der  nach  dos 
Vaters  Namen  im  Genit  Hogendorfen  genannt  wurde,  also  eigentlich  Hegondorf  hiofs; 
Johann  von  Borcholten,  dor  freilich  ebenso  wlo  Statius  v.  B.,  sein  Sohn,  so  genannt  ist; 
der  Vater  aber  war  dor  Ratsherr  Statius  Borcholt,  nicht  v.  B. ,  in  Lüneburg;  Jacob 
Thoming,  Heinrich  Husanus,  Johann  Georg  Godolmann  in  Rostock,  dor  au« 
Mecklenburg  stammende  Christoph  Lersner,  Adam  Thraciger.  Mich.  Grafs  und 
Heinr.  Camerarius.  In  der  alten  Dorpat-Pernauer  Matrikel  bis  1710  kommen  bei  Th. 
Biese  (vgl.  oben  ULI,  54  und  Kap.  XXII)  vor:  Tobias  Netz  Neobrandonborgensis  Marchicus  (?) 
und  Daniel  Eberhard,  Mecklonb.-Strelitz  1690,  Andreas  Amsel,  Rostock,  Megapolitanus 
1693,  Petrus  Volkmann,  Crivitz,  Mocklenburgius  1707.  Eine  ganze  Reihe  Personalien 
bietet  das  einzige  aus  älterer  Zeit  erhaltene  Album  Scholae  Rostockiensis  Senatoriao  dos  Rek- 
tors M.  Blasius  Grabius.  Dr.  G.  Timm  hat  dio  gesamten  von  1659 — 1668  reichenden 
Namen  alphabetisch  geordnet  und  abdrucken  lassen  (Rostock.  Zoitg.  No.  55,  64,  66).  Dio 
Namen  des  Schweriner  Schlofschores  seit  den  25  Jahren  seines  Bestehens  finden  sich  in  Otto 
Kades  Festschrift:  „0.  Kade,  Die  25 jährige  Wirksamkeit  des  Grofsherzogl.  Schlofschores  in 
Schwerin.  Eine  Festschrift"  1880.  Schwerin,  Sandmeyersche  Hofbuchdr.  54  S.  4°.  -- 
Von  Dr.  F.  Latondorf  erschien:  Reuter  u.  Hörn.  Reutors  Glückwunsch  zum  Amtsjubil.  des 
Stiften  der  deutsch.  Burschensch.,  in:  „Gegenw."  No.  24.  Durch  Erläuter.  erweitort  in :  Meckl. 
Zeitg.  Schwerin.  No.  135.  —  4)  H.  Petrich,  Pom morsche  Lebens-  u.  Landosbildor.  „Nach 
gedruckten  und  ungedruckten  Quollen."  1.  Bd.  Aus  dem  Jahrh.  Friedrichs  d.  Gr.  Hamburg, 
Wolf  Lothar  Ocmler.  XU  u.  436  S.  8°.  Das  Personalrog.  umfafst  14,  das  Ortsrog.  11  S. 
—  5)  Von  demselben  Verfasser  orschion:  David  Ruhnkon.  Ein  Lebensb.  mit  bos.  Rucks,  auf 
&s  Besieh,  zu  s.  pommorschen  Hoimat.     Zeitschr.  f.  d.  Gymn.-Wosen  von  W.  Hirschfolder  u. 


H[,64  x-     K    E-  H.  Krause: 

Afsmann,  „Wilhelm  Sebastian  von  Belling  und  der  siebenjährige  Krieg  ii 
Pommern",  Karl  Wilh.  Ramler,  Joh.  Joach.  Spalding,  Franz  Balthasar  Schön- 
bergk  von  Brenkenhoff , *)  Joh.  Kaspar  Lavater,1)  Ewald  Friedr.  Graf  toi 
Ilertzberg,  Joh.  Heinr.  Ludw.  Meierotto,  3)  „Joh.  Friedr.  Zöllner  und  seine 
Reise  durch  Pommern  im  J.  1795".  In  jedem  dieser  Abschnitte  werden  eine 
Menge  bekannter,  aber  auch  unbekannterer,  z.  T.  weit  von  historischen  Wegen 
abliegender  Persönlichkeiten  erörtert.  In  einer  Selbstanzeige4)  sagte  der 
Verfasser,  es  würden  sämtliche  Städte  und  ca.  500  andere  Orte  Pommerns 
und  mehrere  hundert  Persönlichkeiten  berührt;  nach  einer  Vergleichung  der 
umfangreichen  Register  wird  er  Recht  haben.  —  Etwas  geheimnisvoll  ist  in 
den  Baltischen  Studien5)  das  nahe  bevorstehende  Erscheinen  einer  neuen, 
auf  Quellenstudien  beruhenden  Geschichte  Pommerns  angekündigt6)  — 
Die  Zeit  des  grofsen  Kurfürsten  betreffen  mehrere  Schriften:  Dr.  GusUt 
Breuckers  „Die  Abtret.  Vorpomm.  an  Schweden  u.  d.  Entschäd.  Kurbran- 
denburgs"  *)  bringt  keinen  neuen  Stoff,  behandelt  den  vorhandenen  aber 
klar.  Vermutlich  ist  es  eine  Seminararbeit.  Ernst  Fischer  (Berlin)  8)  gab 
ein  Referat  über  0.  Franckes  „Belagerung  und  Beschießung  Stralsunds"  vom 
11.  Okt.  1678, 9)  in  welchem  besonders  nachdrücklich  die  Kleinlichkeit  und 
Einfalt  der  Stadtvertretung  bei  der  Verteidigung  der  Stadt  hervorgehoben 
wird.  Einen  in  Stettin  gehaltenen  Vortrag  „Pommern  und  der  Gr.  Kurfürst41 
hat  Dr.  Rudolf  Harncke  zu  einem  gröberen  Aufsatz  ausgeführt10)  Des 
von  C.  Schirren  in  den  Gott  Gel.  Anz. n)  schon  1880  besprochene,  mit 
dem  Editionsjahr  1881  versehene,  Pommern  als  schwedische  Provinz  während 
des  Nordischen  Krieges  betreffende  Werk  des  dän.  Kapit.  a.  D.  Christiaa 
v.  Sarauw18)  motiviert  der  Verf.  damit,  dafs  Lundblad  nur  kritische  Kom- 
pilation biete,  Jenssen-Tisch  habe  in  der  Übersetzung  ins  Deutsche  Karl  XII. 
geradezu  als  Zerrbild  erscheinen  lassen,  und  Fryxell,  der  eine  grobe  Menge 
wertvollen  Materials  zusammentrug,  habe  es  nicht  gehörig  zu  sichten  ver- 
standen, und  deshalb  nicht  daraus  korrekte  Schlüsse  ziehen  können.  Vor- 
treffliche Gesichtspunkte  biete  die  Rede  des  jetzigen  Königs  von  Schweden 
vom  Jahre  1868  zum  150jährigen  Todestage  Karls  XII.  Der  Verf.  wollte 
darnach  speziell  die  Thätigkeit  des  Königs  ins  Licht  stellen.  Hierher  gehört 
nur,  was  von  den  Kriegsereignissen  die  Eibherzogtümer,  Pommern  und  Meck- 


H.  Korn.  Berlin,  Weidmann sehe  Buchh.  34.  Jahrg.  S.  81 — 111.  Dor  Vater 
dator  zu  Wintorshagen  bei  Stolpmündo.  —  1)  Dabei:  Die  poramerschen  Kolonieen  Fried- 
richs d.  Qr.  —  2)  Der  Abschnitt  umfafst  „die  Theologie  de«  Sturmes  and  Drange«**.  — 
3)  Mit  schulgeschichtlichen  Nachrichten  über  Anklam,  wo  Petrich  früher  Gymnr-Lehrer  wir. 
—  4)  Halt.  Studien  30.  S.  295—297.  —  5)  Ibid.  297.  —  0)  Dr.  C.  Blaaendorffii  „Dia 
Königin  Louise  in  Pommern"  ist  besprochen  von  Dr.  Kropatschek  in  Brandenburg  in:  Zeitsckr- 
für  preufs.  Geschichte  u.  Landeskunde.  S.  Jahres!).  1879.  —  7)  Ein  Beitrag  war  Geschieh!» 
des  Wostphälischon  Friedens.  Hallo  a.  S.,  1879.  M.  Niemoyer.  94  S.  8°.  (No.  VIII  d* 
Hallcseh.  Abhandl.  z.  n.  Gösch.)  Vgl.  K— L.  im  Lit  Centralbl.  1880.  No.  62,  25.  Vm. 
Sp.  177«.  —  8)  Mitth.  a.  d.  Hist.  Litt.  etc.  VIII.  Hft.  2.  S.  153—157.  —  9)  Stnüsrad, 
1878.  Bremen.  Vgl.  Jahresb.  1879,  111,  85.  —  10)  Ztschr.  f.  pr.  Gesch.  u.  Landeskdo.  &  253- 
268.  —  11)  Gott.  Gel.  Anz.  Stück  48.  S.  1505—1519.  —  Sehr  absprechend.  —  12)  Cfcr. 
v.  Sarauw,  Die  FoldzÜge  Karls  Xll.  Ein  quellonmäfs.  Boitr.  %.  Kriegagesch.  u.  Kabinetopoht. 
Kuropas  im  XVIII.  Jh."  Mit  einer  Übersichtskarte  des  Nord.  Kriogstheaters  und  6  lithogr. 
Tafeln,  licipag,  Bernhard  Schlicke,  1881.  Bor  1  in,  Mittlerste  Sort-Buchh.  St  Petenbaft 
Kais,  liof buchh.  H.  Schmitzdorff.  Kopenhagen,  A.  F.  Host  und  Sön.  Wien,  L.  W.  Saatt 
u.  Sohn.  Stockholm,  Looström  u.  Comp.  Xll  u.  328  S.  8°.  Vgl.  Lit  Centralbl.  1881. 
No.  8.  Sp.  247,  248.  Deutsche  Litt.  Zoitung,  herausgog.  von  Max  Roediger.  3.  Jahrg. 
1881.  No.  8.  Sp  299  ff.  (L.  F.)  Im  neuen  Reich.  1881.  No.  6.  S.  231  f.  Vgl.  anei 
Kap    XXII. 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mecklenburg  und  Pommern.  XII  65 

lenburg  betrifft;  das  tritt  aber  meistens  nieht  im  Detail  heraas,  mit  Aus- 
nahme der  Belagerung  Stralsunds,  die  auch  in  einer  Tafel  dargestellt  ist, 
welche  die  Stellung  der  Dänen,  Sachsen  und  Preuisen  angiebt.  Auf  der  Über- 
sichtskarte fehlt  seltsamerweise  die  Warnow,  die  kleine  Recknitz  ist,  wohl 
als  Grenze,  angegeben.  Verfasser  hat  seine  Quellen  nicht  genannt  Für  den 
Feldzug  von  1700  in  Holstein  scheint  das  Diarium  Dietrich  von  Stades1) 
nicht  benutzt.  Während  des  nordischen  Krieges  durchzog  der  russische 
Kaiser  Pommern,  von  dort  sind  mehrfach  Briefe  von  ihm  an  seine  Ge- 
mahlin gerichtet;*)  die  Mitteilungen  bieten  aber  für  die  Provinz  nichts 
bemerkenswertes. 

Cöslin  u.  Gamin  betrifft  Dr.  Rudolf  Hannckes,  Gymn.-Lehrers  in 
Cöslin,  Abhandlung.3)  Der  Aufsatz  ist  eine  2.  verbesserte  Aufl.  des  dor- 
tigen Gymn.-Programms ,  von  1877.  Die  Begrenzung  des  bischöflichen  Ge- 
bietes wird  angegeben,  dann  die  Reihe  der  protestantischen  Bischöfe  aus 
pommerschem  Hause  seit  29.  Aug.  1556 — 1637.  Der  erste,  Johann  Friedrich, 
baute  das  Residenzschi ofs  in  Cöslin,  der  zweite,  Casimir,  residierte  meist  in 
Bast.  Die  Geschichte  dieser  Bischof-Herzoge  lernen  wir  bis  zum  Ende  des 
Bistums  1637  kennen,  auch  die  Herrschaft  Bublitz  wird  besprochen.  Eine 
interessante  Notiz  ist,  dafs  Cöslin  in  der  letzten  Hälfte  des  16.  Jahrb.  und 
bis  zum  30jährigen  Kriege  direkten  Seehandel  nach  Skandinavien  trieb,  durch 
den  Jamundschen  See  und  das  Tief.  Im  Anhange  1  werden  3  Cösliner 
Codices  von  oder  aus  Kantzow  genannt,  von  denen  nur  1  von  Böhmer,  alle 
aber  im  Progr.  von  1877  besprochen  sind.  Anh.  2  enthält  eine  Stamm- 
tafel der  Herzoge  seit  Bogislaw  X.,  aber  ohne  die  Todestage.  —  Ein  Neben- 
abfall dieser  Arbeit  ist  desselben  Verfassers  „Die  Insel  Wollin4'4),  von 
der  für  das  Mittelalter  oben  schon  die  Rede  war.  Die  Darstellung  betrifft 
wesentlich  Wollin  als  Witwenresidenz  der  letzten  Herzogszeit,  besonders 
ferner  die  Jagden.  Dafs  im  Strandröhricht  damals  Wölfe  hausten,  kann 
nicht  auffallen.  Das  Tagebuch  Hainhofers  in  den  Balt.  Stud.  2,  2  lieferte 
den  meisten  Stoff.  —  Eine  feine,  auf  fast  völlig  neuem  Material  beruhende 
Arbeit  hat  königl.  Staatsarchivar  Dr.  G.  von  Bülow6)  geliefert.  Von 
dem  Satze  ausgehend:  „das  deutsche  evangelische  Schulwesen  hat  seine 
Wurzel  in  der  Kirchenreformation"  bespricht  Verf.  zunächst  die  der  Kirchen- 
ordnung folgenden  allgemeinen  Schulordnungen,  dann  die  Litteratur,  die 
„Lateinischen  Schulen"  (Patronat,  Lehrer,  Lehrer-Einkommen,  Lehrziele  und 
Lehrmittel,  darunter  der  Nomenciator  des  Nathan  Chytraeus,  Rostock  1582), 
die  deutsche  Schreibschule  (Schulpflicht,  Disciplin,  Lektionsplan),  die  Mädchen- 
schule (mit  Hervorhebung  der  Verfolgung  der  lehrenden  Frauen  und  Mädchen 


1)  Herausgegeben  von  E.  Schlüter  im  Archiv  des  Stador  Vereins  f.  G.  etc.  2.  (1866.) 
S.  209—247.  —  2)  A.  Brückner,  Peter  d.  Gr.  Briefw.  mit  Katharina.  Hist  Taschenb., 
begr.  Ton  Friedr.  v.  Räumer,  heransg.  von  W.  II.  Riehl.  5.  Folge.  10.  (50.)  Jahrg.  Leipzig, 
P.  A.  Brockhaus.  1880.  XIV  u.  366  S.  8°.  S.  173—237.  —  3)  R.  Hanncke,  Cöslin  u. 
d.  letzt  Gamin.  Bischöfe.  Baltische  Studien.  30.  Jahrg.  Stettin  1880.  S.  1-  -56.  — 
4)  llanncko,  Insel  Wollin.  Im  Neuon  Koich.  Bd.  1,  No.  26,  8.  1006—1012.  Vergl.  oben 
„Mittelalter."  —  5)  G.  v.  Bülow,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Poramersch.  Schulwesens  i.  XVI.  Jh. 
mit  urkundlichen  Beilagen.  Baltische  Studien  30,  Heft  4,  S.  329—411.  Auch  gesondert  er- 
schienen als:  Festschrift  der  Gesellsch.  für  Pommorsche  Gesch.  u.  Altertk.  zur  Bogrüss.  der 
35.  Vers,  deutscher  Phil,  und  Schulmänner."  ....  Stettin  1880;  ferner  unter  dem  eben  ge- 
nannten Separattitol.  Druck  von  Herrcke  und  Ebeling  (6)  und  83  S.  8°.  Vergl.  Lit  Cen- 
tralbl.  No.  48  (27.  Nov.)  Sp.  1634  f.  („Wertvoller  Boitrag."  —  Wunsch,  dass  dio  Arboit  fort- 
geführt werde.)  Deutsche  Litter.-Zoitung,  herausg.  von  Max  Roediger.  2.  Jahrg.  1881,  No.  R, 
Sp.  269  (F.  Paulsen,  Berlin). 

Historische  Jahresberichte.    1880.    III,  5 


IJI,66  x-    K-  E-  H-  Krause: 

durch  die  konzessionierten  Schulmeister).  Die  erste  Eonzession  einer  Leh- 
rerin datiert  vom  11.  Fehruar  1627  in  Stettin.  Endlich  wird  die  Existent 
einiger  Dorfschulen  aus  dem  16.  Jahrh.  nachgewiesen.  Die  „Urkundlichen 
Beilagen"  bringen  den  Stundenplan  von  Wollin  (schola  Julinensis)  1594, 
die  Schulordnung  von  Treptow  a.  R.  1594,  den  Lektions-  und  Prüfung»- 
plan  von  Golnow  1595,  den  Schulplan  von  Labes  ohne  Jahr,  die  Schul- 
gesetze von  Wolgast  1601  und  als  Anhang  die  Schulordnung  des  Rats  von 
Stettin  für  die  deutsche  Schule  1623.  Verfasser  verspricht,  wenn  die 
Arbeit  Anklang  finde,  in  einer  Fortsetzung  namentlich  die  innere  Geschichte 
der  pommerschen  Schulen  nach  der  Reformation  darzulegen.  Das  wäre  eil 
wissenschaftlicher  Gewinn.  — a)  Die  Kläglichkeit  der  Stände  und  Städte  in 
Rüstung  und  Wehrfähigkeit  zu  Anfang  des  30 jähr.  Krieges  erweist  in  fest 
erschreckender  Weise:  „Ein  drohender  Kosacken-Einfall  1625,"  dessen  ver- 
suchte Abwehr  Staatsarchivar  v.  Bülow*)  nach  archivalischen  Quellen 
schildert.  Man  fürchtete  den  Einfall  von  Lissowczyki,  „Liszezker  Kossagken,44 
ganz  ähnlich  den  gardenden  Knechten  und  Armagnacs,  die  aber  vom  Starosten 
von  Marienburg  Ossolinski  schon  vorher  vernichtet  wurden.  Angehängt  ist 
ein  Stammbaum  des  Joh.  von  Weyher,  f  1626,  etwa  1500 — 1656.  Die 
„Lieferungen  zum  Hofhalt  Wallensteins" 3)  hat  ebenfalls  v.  Bülow  bekannt 
gemacht.  Es  sind  vom  pommerschen  Hofe  oder  auf  dessen  Kosten  1627 
und  1628  gestellte  Leistungen;  die  von  1628  mufsten  am  21.  Juni  nach 
Pasewalk  geschafft  werden.  Die  Lieferungen  sind  ganz  enorm,  ihre  liste  hat 
grofse  Bedeutung  für  die  Kunde  der  Preise  der  im  17.  Jahrhundert  in 
Pommern  gängigen  Speisewaren,  der  Weine,  auch  der  damals  gebauten  Gar- 
tengewächse. Dafs  auch  englische  Austern  (Oesterlen)  unter  den  Fischen  zu 
liefern  waren,  regt  die  Frage  an,  wie  die  im  Sommer  wohl  in  Pommern  ge- 
nossen wurden  und  geschmeckt  haben?  —  Noch  liegen  zwei  Arbeiten  von 
v.  Bülow  vor:  'Beiträge  zur  Geschichte  von  Pölitz  im  dreifsigjährigen 
Kriege'4)  und  'Geschichte  der  Apotheke  in  Barth'6).  In  der  ersten  werden 
die  Kriegslasten  der  armen,  Stettin  unterthänigen  Stadt  für  das  pommersche 
Aufgebot  und  für  die  kaiserlichen  Völker  urkundlich  aus  den  klagenden  Be- 
richten nachgewiesen,  die  wiederum  Preisverzeichnisse  liefern.  Gelegentlich 
ist  darin  die  Biographie  des  Pastors  und  poeta  laureatus  Ludw.  Hollonias, 
t  1621,  mit  einem  Verzeichnis  seiner  Werke  eingefügt.6)  Die  Barther 
Apothekengeschichte  bietet  viel  mehr,  als  ihr  Titel  ahnen  läfst,  es  steckt 
viel  kulturhistorisches  Material  darin,  sie  giebt  auch  Nachrichten  über  andere 
pommersche  Apotheken.  — 7)  In  der  Gymnasialbibliothek  von  Anklam  findet 


1)  Erwähnt  seien:  H.  Schreiber,  Ref.  i.  Pommern:  No.  351.  (Berlin,  Habel  1880. 
52  S.  8°.)  i.:  S.  v.  Vortr.  v.  Virchow  u.  v.  Holtzendorf —  u.  0.  Dickmann,  vincentii  oratio  de  Tita 
Bugenhagii.  Berlin  1879.  4°.  —  2)  v.  Bülow,  Ein  drohender  Koaacken-Einfidl.  Bali  Stni 
30,  S.  217  —  236.  —  3)  Balt.  Studien  30,  277—284.  vgl.  c.  III.  Die  ans  diesen  Registern 
zu  gewinnenden  Verzeichnisse  der  Speisefische ,  der  Konditorwaaren  und  der  „grünen  Garteo- 
gowechssachen"  haben  ihren  besonderen,  z.  T.  auch  sprachlichen  Wort.  Einzelne  Ausdrucke 
sind  unfraglich  alt  verschrieben.  Mandelambrosie  S.  279  sind  Mandeln  und  Rosinen  (281), 
Diebeln  (279)  sind  Datteln  (281,  Dadolen  284),  „1  Fessichen  mit  Barber  Bieren"  (283) 
sind  Lorbeer-Birnen,  mit  Lorbeer  eingemacht,  also  unsere  Senfbirnen.  Candirter  Gaites- 
kümmel  (Corum  carvi)  und  Pfotferkümniol  (Git,  Nigolla)  kommnn  unter  dem  Gonfect  tot, 
ebenfalls  Cieari  (279);  Cichoria  intuba  war  damals  aber  —  Calendula  „Hindt  lenfften"  (281 
und  284);  die  Samenköpfo  der  Gold-  oder  Ringelblume  wurden  also  candirt  neben  CUrostt 
genossen.  Unter  den  Gartengewächsen  fallt  neben  „Poterzillig"  und  Rtlben  der  Kümmel  ut, 
sein  Kraut  wurde  als  Frühjahrsgemüso  verspeist  —  4)  Balt.  Studien  30,  S.  265 — 276.  VfL 
Kap.  111.  —  :>)  Ibid.  30,  S.  246—260.  Das  erste  fürstl.  Privileg  für  die  Apotheke  a 
Barth   wurde   1572   erteilt    —    6)   Ibid.    30,    S.   273    Anm.    —     7)    L.    Kttcken,  M 


Schleswig-Holstein,  Hainbarg,  Lübeck,  Mecklenburg  and  Pommern.  UJ  67 

sich  eine  handschriftliche  Chronik  der  Stadt  Anklam  (18.  Jahrh.)  mit  Bei- 
lagen über  die  russischen  Plünderungen  im  nordischen  Kriege. x)  Die  glücklich 
abgewandte  Einäscherung  feierte  die  Stadt  durch  einen  besondern  Danktag. 
(Vgl.  die  dort  aufbewahrte  Dankpredigt  v.  1731  v.  30.  März  —  3.  April).—  Auf 
die  juristischen  Fakultätsstatuten  von  Greifswald,  besonders  in  der 
Anordnung  der  Disciplinen  geht  Stinzing*)  ein,  und  zugleich  seien  hier 
die  von  ihm  mitgenannten  Joachim  Stephani  und  Mathias  Stephani,  beide 
aus  Pyritz8)  aufgeführt.  — *)  Das  als  'Album  Philippi*  in  Holland  aufge- 
fundene Werk  stellte  sich  bei  Untersuchung  durch  Rodgero  Prümers5)  nicht 
als  dieses  Album,  wohl  aber  als  ein  interessantes  Buch  aus  der  Bibliothek 
des  Herzogs  Philipp  heraus.  Den  'achten  Brief  Philipp  Hai nho fers  aus 
Augsburg  an  Herzog  Philipp  von  Pommern,  1610'  hat  Dr.  Schlegel6)  mit- 
geteilt Hainhofer  übersendet  dem  Fürsten  Schrift-  und  Druckstücke,  Kurio- 
sitäten, Parfümerieen,  Arzneien,  nennt  eine  Anzahl  Augsburger  Meister,  läfst 
für  Philipp  die  Prozefsakten  gegen  die  Herzogin  Jakobe  von  'GilclT  seitens 
der  Markgräfin  Sibilla  von  Burgaw  abschreiben,  kauft  für  ihn  aus  der 
Bibliothek  des  Philippus  Appianus  Bücher  und  schickt  eine  Liste  nieder- 
ländischer und  anderer  Werke,  die  er  event.  abschreiben  (I)  lassen  könnte. 
Dann  folgen  verworrene  politische  Berichte,  also  'Zeitungen'  über  einen 
Exekutionsauftrag  an  Bayern  gegen  die  Protestanten,  den  Krieg  im  Elsafs, 
den  Streit  um  Donauwörth,  Bedrohung  durch  König  Mathias,  Jülich-Cleviscbes 
Sequester  durch  Kursachsen  mit  Hilfe  Frankreichs,  die  Hugenotten,  ein  latei- 
nisches Hohngedicht  des  J.  Segettus  über  den  Mord  Heinrichs  IV.  (,des  Kunig 
in  Frankreichs  Abfall'),  auch  schweizer  und  italienische  Wirren.  Darauf 
folgen  Nachrichten  über  seine  Münzsammlung  und  über  Besorgung  von 
Münzen.  Die  bayerische  'Pfenningsammlung'  habe  besonders  viel  Gold,  sie 
besitze  über  30  000  fl.  Pfenning  (d.  h.  Münzen)  bei  einander,  die  'Dr.  Occo 
selig'  geordnet  und  beschrieben;  die  des  Hans  Fugger  selig  für  20  000  fl., 
aber  der  sei  mit  falschen  und  nachgegossenen  oft  betrogen.  Für  die 
Geschichte  der  deutschen  Viehzucht  bietet  der  Brief  ebenfalls  eine  sehr  inter- 
essante Notiz:  'Ihr  Durchlaucht  in  Bayern'  benutzte  den  Hainhofer  als  Ein- 
fuhragenten, derselbe  hatte  auf  den  'Mairhof  nach  Schleifsheim'  schon  4  lit- 
fcaui8che  Böcke  mit  5  und  6  Hörnern  geliefert  ('hinverehrt*);  nun  sollte  er 
liefern  '4  englische  schaaf  und  1  Widder*,  femer  (ain  Auerochsen  und  khue 
mit  grofen  Hörner1.  Ob  er  letztere  lieferte,  ist  nicht  gesagt,  erstere  sollten 
aber  Stade  (die  damalige  Niederlage  der  Merchant-adventurers)  eingeführt 
werden,  aber  niemand  hatte  wegen  des  schweren  Ausfuhrverbots  es  zu  über- 


der  Stadt  Cammin  in  Pommern.  Camrain.  8°  —  findet  sich  in  den  Bibliotheks-Accessionen  der 
Gesellsch.  für  Pomm  Gesch.,  abor  nicht  in  den  Buchhändler- Verzeichnissen.  —  1)  Oberlehrer 
W.  Hanow  'Die  alten  Bracke  der  Gyranasialbibl.  u.  der  Stadtbibl.  zu  Anklam'  etc.  Anklam. 
Schulprogr.  Ko.  100.  18  S.  4°.  S.  2.  Vgl.  o.  Mittelalter  Kap.  XVIII.  —  2)  Stinzing, 
1.  c  S.  131.  281.  —  3)  Ibid.  S.  729.  —  4)  Pastor  Adalbert  Kasten  schrieb  eine  *Ge- 
■  chichte  der  Bienenzucht  in  Pommern'  als  Gclegenheitoschrift  Eine  kulturgeschichtl. 
Studie.  Der  am  10.,  11.,  12  Sept.  1878  zu  Greifswald  tagenden  23.  Wandorvers.  deutscher 
and  österr.  Bienenzüchter  dargeboten.  30  S.  8°.  Hannov.  (Druckort).  Groifswald,  Abel  in 
Comm.  —  f>)  Rodgoro  Prümers  Album  Philippi.  Bali  Stud.  30,  S.  290.  Der  Titel  des  betr. 
Buche«,  das  zu  überhohem  Preise  angeboten  war,  ist  nicht  genannt.  Vgl.  Über  das  Album 
Jahreeber.  1878.  S.  491.  Ib.  1879.  Kap.  Schlesw.-H.  .  .  .  Pommern.  —  6)  Balt  Stud.  30, 
8.  169  ff.  Die  7  ersten  Briefe  erschienen  in  derselben  Zeitschr.  1877.  Nach  S.  152  f. 
lauerten  die  Hainhoferschen  Briefe  vom  12.,  19.,  26.,  29.  Hai,  2.,  9.,  16.,  27.  Juni,  der 
rorhegende  aber  vom  7.  Juli,  ist  also  der  neunte  Die  medizinischen  Mittel  und  Vorschriften, 
iresna  etc.,  die  H.  mitteilt,  hatte  er  von  Er.  Bossis. 


H[,68  X.    K.  E.  H.  Krause: 

nehmen  gewagt.  Man  fürchte  in  England,  dafs  die  Nachzucht  dem  englischen 
Wollhandel  Schaden  thue,  'dafs  allberait  mit  der  spanischen  Woll  beschebei 
ist'.  —  Von  einer  Thiereinführung  durch  Friedrich  d.  Grofsen  erfahren  wir 
auch  gelegentlich,  der  des  Sterlet  aus  Rufsland.1) 

Die  oben  unter  Mecklenburg  erwähnte  Reise  des  Michael  Franck1) 
führte  in  Pommern  von  Königsberg  i.  N.  ab  über  Garz  a.  0.,  Stettin,  Ucker- 
münde,  Anklam,  Greifswald,  Stralsund,  Barth  und  Dammgarten,  von  denen 
allen  kurze  Schilderungen  in  seiner  Weise  gegeben  werden,  ebenso  vom 
Treiben  der  Schiffer  ('Bofsknechte,)  auf  der  Oder;  am  meisten  berichtet  er 
über  Kirchen,  dann  über  die  Güte  des  Bieres.  Greifswald  und  dessen  Bier 
hatten  ihm  am  wenigsten  gefallen.  In  Stettin  hört  er  die  'Bürgergeradang* 
(bursprakc)  verlesen.  In  Stralsund  staunt  er  die  Schiffe,  die  Weiber  auf 
dem  Wochenmarkt  und  die  Schwäne  an,  letztere  auch  zwischen  Stralsund 
und  Barth,  daneben  werden  die  Fische  immer  herausgestrichen.  —  Ober  eine 
Reihe  von  Funden  aus  den  Zeiten  des  dreißigjährigen  Krieges  berichten  die 
baltischen  Studien3):  Speck  bei  Gollnow,  Rackitt,  Kreis  Pyritz  (Thaler,  ver- 
graben nach  1633),  Pasewalk  (Dukaten  und  Thaler,  1633—1638),  Bliesen 
bei  Schievelbein  (Thaler  bis  1633),  Glowe  auf  Rügen  111  Stück,  nicht  vor 
1649  vergraben,  dabei  32  Österreicher  und  25  holländische.4)  — 

Biographisches  liegt  vor  vom  Dr.  v.  Btilow6)  über  Staatsminister 
P.  v.  Fuchs.  Aus  einer  Stettiner  Apothekerfamilie  stammend  war  er  seit 
1703  Kanzler  des  Herzogtums  Hinterpommem  und  Cammin,  wurde  all 
Staatsminister  1682  vom  Kaiser  geadelt,  Freiherr  1701,  t  7.  Aug.  1704.— 
Über  einen  nicht  unbedeutenden  Strafsborger  Dichter  aus  dem  Pyritzer  Kreise 
hat  Dr.  J.  Janke  6)  ein  inhaltreiches  Programm  veröffentlicht  Brülow  wir 
im  Dorfe  Altfalkenberg  bei  Babbin  geboren  1585,  f  in  Strafsburg  im  Elaafe 
1627.  Er  ist  ein  fruchtbarer  Dichter  lateinischer  Dramen  gewesen,  welche 
aufgeführt  wurden.  Janke  giebt  die  Lebensbeschreibung,  das  Verxeichnfl 
seiner  Stücke  und  Schriften,  endlich  aber  als  dankenswerten  Hauptteil  der 
Arbeit  den  genauen  Verlauf  von  dem,  wie  er  sagt,  interessantesten  jener  Stücke, 
dem  1616  in  Strafsburg  aufgeführten  Cajus  Julius  Caesar.     Nach  dieser  Ant- 


1)  Gartenlaube  No.  30.  8.  496.  Danach  hat  Friedrich  d.  Grofse  Um  1744  in  des 
Mühlen  toieh  bei  KÜstrin  and  in  den  Gierland-See  im  Amte  Colbatc  setzen  lassen,  wo« 
sich  bis  heute  erhalten  habe.  —  2)  S.  o.  III,  Cl.  —  v.  Bülow  liefert  in  den  Bau  8toi 
30.  S.  207 — 16.  (S.  o.  Mecklenburg):  'Einquartiorungskosten  z.  Greifonberg  1675", 
es  sind  schwedische  gemeint;  (oin  Jagdschein  vom  J.  1547',  von  Barnim  für  Matth.  Borekei 
auf  Pansin  für  die  Feldmark  von  Pyritz  auf  Federwild,  auf  Kaninchen;  'Reiept  gegei 
Augen hitze*  (Senfpflaster  unter  die  Füfsc)  aus  dem  17.  Jahrh.;  'St.  Jakobs  Ufihaer* 
als  sprichwörtliche  Redensart.  Severin  Fredorici  aus  Arnswalde  Inventar.  Es  ist  tob  1588. 
Eigentümlich  ist  hier  (Thakoll  und  Hau fsgeradt'  für  alle  bewegliche  Habe.  —  Üb.  e.  Abk. 
betroff,  auch  für  Pommern  geschlag.  Münzon  (v.  schwed.  Bar.  Koehne)  fand  ich  nur  das  Chat: 
Baron  B.  de  Koehne,  Monnaies  des  souverains  de  Sucde,  frappees  dans  les  province*  Baltiques  et  es 
Allemagne,  Revue  Bolgo  do  numismatlque  1879.  —  3)  Balt  Stud.  30,  8.  121 — 127.  — 
4)  Über  dio  *Holzschuhfabrikation  in  Pommern  und  im  Reichslande'  berichtete 
E.  Eborts;  übrigens  besteht  Holzschuh-  od.  Klönkon-Schnitzorei  a.  EUerhoI*  auch  im  Altes 
Lande,  Landdr.  Stade.  Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  etc.  Von  Dr.  jnr.  B.  DanckebttBB, 
K.  Preufs.  Oborforstmstr.  etc.  12.  Jahrg.  Berlin.  Jul.  Springer.  Hft  8.  Es  ist  fragliek, 
ob  auf  die  pommerechon  Verhältnisse  sich  dio  Dekrete  vom  6.  Juli  1717  und  7.  De*.  1716 
mit  beziehen  (Wes.-Ztg.  1880.  No.  12  126.  10.  Okt  Morgenausg.  S.  3,  ans  d.  Magdb.  Ztg \ 
wonach  das  Pantinen  tragen  zum  Vorteil  der  Schustor  untersagt  wurde.  Das  Tragen  Wlsen« 
Schuho  sollte  mit  Halsoison  und  Gefängnis  bestraft  werden,  und  das  Dorf,  wo  es  geschehe^ 
200  Dukaten  zur  Rekrutonkanse  zahlen.  —  5)  v.  Bülow,  Beitr.  zur  Gesch.  des Staatnmawt 
P.  v.  Fuchs,  Balt  Stud.  30.  S.  137—158.  —  6)  J.  Janko,  Üb.  d.  gokrönten  Strmfab.  Diester 
C.  Brülow.     Im   Progr.    d.  Gymn.   d.   Stadt   Pyritz.     No.  111.     20  S.     4°.     Vgl   Kap.  XVL 


Schleswig-Holstein,  Hamburg,  Lübeck,  Mocklonburg  and  Pommern.  HL 6  9 

rse  steht  Brtilows  dramatisches  Talent  nicht  niedrig.  Über  die  Arbeit 
at  Karl  Goedeke  ein  anerkennendes  Urteil  ausgesprochen.1)  Eine  Bio- 
raphie  des  Gymnasialdirektors  zu  Neustettin,  des  als  tüchtigen  Spezialforschers 
ekannten  Dr.  Herrn.  Friedrich  Christ.  Lehmann,  geb.  1821  zu  Greifs- 
aid, f  1879,  brachten  die  baltischen  Studien.  *)  In  der  'Gaüerie  berühmter 
iiniker  und  Ärzte  unserer  Zeit'3)  von  Dr.  J.  Hirschfeld  finden  wir  das 
■eben  des  von  der  Insel  Rügen  stammenden  bekannten  Chirurgen  und  Kli- 
ikers  Christ.  Alb.  Billroth  und  des  1821  zu  Schievelbein  geborenen  Rudolf 
irchow.  In  der  Matrikel  der  schwedischen  Universität  Dorpat-Pernau  *) 
is  1710  sind  aus  Pommern  eingetragen:  Jacobus  Conow  Palko-Stettincnsis 
om.  1690,  Adamus  Fischer  Pomeranus  1696,  Christianus  Gorsvant  Gryphis- 
aldo-Pom.  1698,  David  Engelbrecht  Cussalino-Pom.  1701,  Johannes  Fride- 
icus  Beyer  Gertzlov.-Pom.  1710  (als  letzter  eingetragener  Name). 

Für  das  ganze  Gebiet  ist  auch  hier  wieder  auf  die  zwei  erschienenen 
ände  der  'Allgemeinen  Deutschen  Biographie'  hinzuweisen,5)  ferner 
uf  Conr.  Bursians 'Biographisches  Jahrbuch  für  Altertumskunde',6) 
ihrgang  2.,  dessen  hierher  gehörende  Namen  kurz  angegeben  werden  sollen, 
n  2.  Jahrg.  finden  wir:  Georg  Friedr.  Schümann,  geb.  1793  zu  Stral- 
ind,  f  25.  März  1879  zu  Greifswald,  von  F.  S.-,  Dr.  theol.  Cornelius  Friedr. 
ottfr.  Müller,  geb.  1793  zu  Hamburg,  t  6.  Juni  1879  zu  Marienthal 
3i  Wandsbeck,  von  E.  Hoche;  C.  L.  A.  Hagemann,  geb.  1828  zu  Angcr- 
lünde,  f  13.  April  1879  als  Gymn.-Dir.  zu  Graudeuz;  Friedrich  Wilhelm 
[antels,  geb.  1816  zu  Hamburg,  f  8.  Juni  1879  zu  Lübeck,  von  Karl 
urtius-,  Gymn.-Dir.  Hermann  Friedr.  Christoph  Lehmann,  geb.  1821  zu 
reifswald,  t  31.  Mai  1879,  von  Dr.  Th.  Reishaus  (vgl.  oben);  der  grofse 
prachgelchrte  Dr.  Andreas  David  Mordtmann,  geb.  1811  in  Hamburg, 
lletzt  Lehrer  an  der  Beamtenschule  in  Konstantinopel,  f  31.  Dezember 
879,  nach  Mitteilungen  von  Dr.  A.  Mordtmann  jun.;  der  berühmte  Archi- 
ikt  Gottfried  Semper,  geb.  1803  in  Hamburg,  f  15.  Mai  1879  in  Rom, 
>n  Prof.  Hans  Semper.  Aus  Jahrg.  3,  welcher  zwar  allmählich  1880 
•schien,  aber  das  Ausgabejahr  1881  trägt,  seien  aus  letzterem  Grunde  hier 
lr  die  Namen  registriert:  Fr.  W.  Ulrich  (von  R.  Hoche),  Wilh.  Wagner 
on  R.  Hoche),  H.  F.  Gerfs,  0.  Keck  (nach  Mitt  von  H.  Keck),  Karl 
filh.  Nitzsch  (von  G.  Waitz),  E.  Frohwein  (von  Lothholz  in  Stargard 
P.),  J.  A.  Klügmann  (nach  Mitt.  des  Senators  Klügmann  in  Lübeck).  — 
uch  für  das  ganze  Territorium  ist,  wesentlich  wegen  der  guten  Bildnisse, 
is  populäre  Werk  zu  nennen:  '200  Bildnisse  und  Lebensabrisse  berühmter 
Rutscher  Männer',  das  in  4.  Aufl.  erschien 7).  Es  sind  darunter  z.  B.  Ernst 
!oritz  Arndt,  Bugenhagen,  Dahlmann,  Konrad  Eckhof,  Ewald  Friedr. 
raf  von  Hertzberg,  auch  Fritz  Reuter.     Die  Lebensabrisse  sind  mager 


1)  Gbtting.  Gel.  Anz.  Stück  21.  S.  662—665.  —  2)  Balt.  Stud.  30,  S.  287.  288.  — 
|  J.  Hirschfeld,  G  aller,  borühmt.  Ärzte  u.  Kl  inikor  unserer  Zoit.  Mit  doron  Biographiocn 
i  Beitr.  zur  Gesch.  der  Modizin.  2.-  Aufl.  Wien.  Lief.  7.  —  4)  Mitt.  a.  d.  Gob.  der 
Mch.  Liv.-,  Est-  u.  Kurlands.  12.  S.  312  ff.  Vgl.  o.  III,  63.  Mecklenburg.—  5)  Bd.  11, 
uaenpflug  bis  Hensel,  796  S.  u.  Bd.  12,  Henscl-Holste,  796  S.  Lox~-8°.  Leipzig,  Dunckor 
Humblot   —   6)  Herausgeg.   von  Conrad  Bursian.     2.  Jahrg.    1879.     Berlin,   S.  Calvary 

Co.  90  S.  8°.  Im  Laufe  des  J.  1879  erschienen  als  Beilage  zum  11.  Jahresbor  üb.  die 
»rtschr.  d.  klass.  Altortumswiss.  Herausgeg.  von  Conr.  Bursian  etc.  7.  Jahrg.  1879. 
rlin,  1880,  S.  Calvary  &  Co.    8°.     Ebenso  erschien  Jahrg.   3.   1880  allmählich  als  Beilago 

dem  cit.  Jahresbor.  8.  Jahrg.  1880.  Berlin,  1881.  —  7)  4.  Aufl.  Leipzig,  Yerl.  v. 
arg  Wigand.    1Y  u.  200  S.     Holzschnitttafeln.     breit-8°. 


111,70  XL    Gerstenberg: 

und  reichen  für  wissenschaftlichen  Gebrauch  kaum  aus.  Aus  den  Gothai- 
schen Hofkalendern,  Almanachen  und  Genealogischen  Taschen- 
büchern1) hier  zu  referieren,  wäre  überflüssig,  da  allgemein  bekannt  ist, 
was  dort  gesucht  werden  kann  und  wegen  der  Treue  des  Gebotenen  gewicht 
werden  mufs.  Zum  Schlufs  sei  auch  für  unser  Gebiet  aufmerksm  gemtcht 
auf  das  'Verzeichnis  der  in  der  Königschen  geneal.  Samml.  auf  der  (Berlin.) 
königl.  Bibliothek  befindlichen  Nachrichten  über  adlige  Geschlechter*.1) 


XI. 
Oerstenberg. 

Schlesien. 

In  keinem  deutschen  Lande  ist  die  Entwicklung  der  politischen  Ge- 
schichte seit  der  Reformation  so  ausschliefslich  von  den  religiösen  Ideen  be- 
herrscht wie  in  Schlesien;  hier,  auf  der  Grenzscheide  zwischen  deutscher 
und  polnischer  Welt,  entbrannte  der  Kampf  zwischen  der  alten,  auf  besonders 
fest  gefügte  Gewalt  und  dem  völlig  sicheren  landesherrlichen  Schutz  be- 
ruhenden und  der  neuen,  von  gesteigerter  Begeisterung  getragenen  Kirche 
mit  einer  Heftigkeit,  die  in  andern  deutschen  Landen  unbekannt  war.  —  Von 
den  Plackereien  der  Protestanten  im  kleinen  in  betreff  der  Kirchen-  und  Schul- 
gründungen —  nachdem  die  Grundrechte  dem  Hause  Habsburg  abgetroüt 
—  gewähren  die  Verhandlungen  und  Korrespondenzen  der  protestantischen 
Fürsten  und  Stände  ein  deutliches  Bild.8) 

Der  durch  die  Streitigkeiten  im  Beginn  des  30jährigen  Krieges  herbei- 
geführten Okkupation  Schlesiens  durch  kurs.  Truppen  1622  hat  Krebs  eiaen 
besonderen  Artikel  gewidmet. 4)  Durch  das  westfälische  Friedensinstrument 
(Art.  V,  §  13)  wurde  einigen  Städten,  unter  ihnen  auch  der  Stadt  Jauer, 
gestattet,  aufserhalb  der  Stadtmauern  protestantische  Kirchen  zu  baten, 
Schulen  aber  konnten  nur  heimlich  (bei  unvermuteter  Revision  Flucht  der 
Schüler!)  und  mit  viel  Not  weiter  geführt  werden.5)  Für  die  bedrängte  Lage 
speziell  der  Schule  zu  Jaucr,  auch  für  die  zu  Schweidnitz  und  Glogao>) 
brachte  erst  die  Alt-Ranstäder  Konvention  eine  Besserung.    Welche  Wirkung 


1)  Gotha,  Justus  Perthes.  —  2)  Herold.  1879.  No.  6  u.  7:  A.— L.,  1880.  No.  S.  BeibL: 
M.  -  Z.  —  Gesch.  d.  deutschen  Medizin.  Die  med.  Klassiker  Deutschland*.  2.  Abt 
Stuttg.,  Enke.  X  u.  566  S.  Lex.-8°.  (Diese  2.  Abt  soll  das  Ende  des  18.  u.  den  Anflug  d» 
19.  Jahrh.  umfassen.)  Oh  hierher  gehörige  Personalien  in  dies.  v.  H.  herausgegebene  Werk 
Rolfe  zu  finden  sind,  kann  nicht  angegeben  werden,  das  Buch  war  mir  nicht  wngffC1iA 
—  3)  Jul.  Krebs,  Acta  publica,  Verhandl.  u.  Korresp.  d.  schlos.  Forsten  n.  Stände. 
Bd.  5.  Breslau,  Jos.  Mai  &  Comp.  4°.  356  S.  mit  Ind.  enthält  nach  einem  Nachtrag,  betr. 
die  Jj.  1620—1621,  die  Vorhandlungon  dor  Fürsten  und  Stände  aus  den  Jj.  1622-1625.  — 
4)  Krebs,  Dio  letzten  Monate  der  kursächs.  Okkupat  Schlesiens  i.:  Zeitschx.  des  Ver.  £  Gesch. 
u.  Altort.  Schlos.,  her.  v.  C.  Grünhagen.  Bd.  XV.  Bresl.,  Jos.  Max  &  Comp.  p.  100-119. 
Vgl.  Kap.  111.  —  5)  Vgl.  Sam.  Tilgnor  (Kurtzer  Entwurf  des  Schulstatus  bei  der  Ens- 
gelischen  Kirche  zu  Jauer,  abgedr.  im  Progr.  dos  Gymn.  zu  Jauer.  Hauptquelle  sogleich  ftt 
die  Lokal-  u.  Provinzialgesch.  — -  Vf.  war  das.  Prorektor  f  1774.  —  6)  Di©  Freude  darib* 
spiegelt  ülgner. 


Schlesien.  111,71 

diese  Freudennachricht  in  Jauer  hatte,  schildert  Tilgner;  die  allgemeine 
Einwirkung  auf  die  ganze  Provinz  schildert  C.  Grünhagen1).  Der  defini- 
tive Abschlufs  der  Alt-Raiistädter  Konvention  verzögerte  sich  bis  1709 
(Katastrophe  des  Schwedenkönigs  in  Rufsland),  daher  wurde  nicht  alles 
durchgesetzt,  was  man  gehofft  hatte.  Die  Breslauer  Universitätskirche  und 
die  Liegnitzer  Johanniskirche  verblieben  den  Jesuiten;  für  die  letztere  wurde 
die  Stadt  durch  die  noch  jetzt  bestehende  Ritterakademie  entschädigt.  Was 
aber  in  der  Konvention  zugestanden  war,  ist  von  Joseph  I.  und  Karl  VI.  ge- 
halten worden;  die  deswegen  nicht  zu  unterschätzenden  Vorteile  betrafen 
jedoch  nur  die  Lutheraner,  die  Schwenkfelder  wurden  sogar  verfolgt  — 
Schlesien  —  mit  den  anderen  Ländern  Österreichs  in  der  politischen  und 
administrativen  Entwicklung  zurückgeblieben  (bei  der  Zusammenhanglosigkcit 
der  einzelnen  Provinzen,  der  Zerrüttung  des  Militär-  und  Finanzwesens,  welches 
letztere  das  einzige  Gebiet  des  Interesses  und  des  engherzig  feilschenden 
Einflusses  der  Stände  war),  ebenso  in  kommerzieller  und  industrieller  Be- 
ziehung (um  so  weniger  glückte  der  Versuch  der  Einfuhrung  der  General- 
Accise),  auch  in  Wissenschaft  und  Kunst  (abgesehen  von  Prunkbauten  der 
Jesuiten)  —  nahm  unter  preafsischer  Herrschaft  einen  mächtigen  Aufschwung; 
namentlich  der  Leinwandhandel  (allein  die  kleine  Stadt  Schmiedeberg  führte 
im  J.  1746  nicht  weniger  als  32  405  Schock  aus,  Dank  dem  weiten  Blick 
des  Königs,  welcher  der  Ausfuhr  neue  Wege  fand,  der  aber  auch  an  Ort 
und  Stelle  viele  Übelstände  —  die  Abhängigkeit  von  einer  österreichischen 
Gutsherrschaft  zu  beseitigen  verstand.)  Der  König  erhob  die  Stadt  zu  einer 
freien  Berg-  und  Handelsstadt  mit  einem  eigenen  Magistrate.2)  —  Von  den 
Ursulinerinnen  ist  auch  in  Ratibor  1864  eine  Töchterschule  und  e.  Kloster  be- 
gründet worden  und  zwar  mit  Berliner  Schwestern,*)  doch  nur  mit  kurzem 
Bestand  (1879). 4)  —  Für  die  schlesische  Rechtsgeschichte  ist  von  Bedeutung 
ein  Aufsatz  von  P.  Kerber6).  Die  Justizpflege  der  Herrschaft  Fürstenstein, 
von  den  Herzögen  von  Schweidnitz  als  ursprünglichen  unmittelbaren  Be- 
sitzern in  die  Hände  der  von  ihnen  bestellten  Burggrafen  gelegt,  ward,  als 
in  der  böhmischen  Zeit  von  den  Königen  Fürstenstein  an  ritterliche  Familien 
verpfändet  war,  jetzt  von  diesen  ausgeübt,  auf  Grund  des  deutschen  (statt 
des  polnischen)  Rechts,  speziell  für  Kriminalrecht  der  Carolina,  aber  zugleich 
des  milderen  'Landesbrauches  und  der  Gewohnheit',  welche  unter  der  Ge- 
stalt von  Dreidingsordnungen  und  Statuten  kodifiziert  wurde.  Die  Ab* 
handlung  enthält  die  Grundzüge  derselben,  zum  Schlufs  den  Text  der  Drei- 
dingsordnung vom  J.  1657. 8) 


1)  C.  Grünhagen,  Schlesien  i.  d.  letzt  Jahrh.  österr.  Herrsch.  1707 — 40.  Zeitschr. 
XY.  p.  SS — 62.  —  2)  Vgl.  Th.  Eisen mänger  in  dem  Aufsätze  'Schmiedoborg  in  d.  ersten 
Zeit  der  prenfs.  Herrschaff  i.:  Zeitschr.  XV.  p.  152 — 162.  Ders.  L:  Der  Kreis  Hirschberg. 
Hirschberg,  Verl.  d.  Bot.  a.  d.  Riesengeb.,  1879.  181  S.  m.  Karten  —  giobt  eino  Hoimats- 
kunde  mit  auch  gesch.  Mitt  bes.  über  Adolsfamilion.  —  3)  Vgl.  o.  Kap.  VIII. —  4)  Moor, 
Gesch.  d.  Urs.-Kl.  in  Ratibor.  Breslau,  Adersholz,  1879.  —  5)  P.  Korber,  Die  frühere 
Kriminaljustizpflego  auf  der  Herrschaft  Fürstenstein  i. :  Zeitschr.  XV.  p.  120 — 151.  — 
6)  E.  kurze  tfbers.  Üb.  d.  pol.  Gesch.  Schlos.  befindet  sich  ?or  Fr.  Tomasczewski,  Topogr.- 
Stat  Handb.  üb.  d.  R.-Bez.  Liegnitz.  Liegnitz.  4°.  344  S.  —  Zeitschr.  XV.  p.  257—265, 
giobt  E.  Wernicke  Ergänzungen  zu  den  Schweidn.  Chronisten  des  16.  Jh.  Scr.  Sil.  XI. 
Vgl.  Jahresb.  I,  479  u.  611.  V olger  giebt  i.  44.  Ber.  <L  Schles.  Vorz.,  (vgl.  auch  Ztschr. 
XV,  235—245)  Katal.  u.  Beschreib,  t.  77  i.  d.  Bresl.  Bibl.  aufbew.  Stammbüchern  a.  d.  XVI. 
u.  XVII.  Jh.,  Kopietz,  ebda.  S.  248  berichtet  üb.  o.  Schweidnitz.  Pfarrchron.  (e.  vollständ. 
v.  Orig.  genom.  Abschr.  d.  Ulslerschen  Chron.).  —  Im  43.  Ber.  d.  Schles.  V.  handelt  Alw. 
Schulz  üb.  Schles.  Fayence-  u.  Steingutfabrik,  i.  18.  Jh. 


111,72  Xli     B.  Doebner: 


XII. 

R  Doebner. 

Nieder-Deutschland. 

Was  das  Erzstift  Magdeburg  betrifft,  so  veröffentlicht  G.  Rertel1)  # 
aus  einer  Handschrift  der  dortigen  Ratsbibliothek  den  Bericht  eines  Augen- 
zeugen, vermutlich  eines  Bürgers,   über  den  äufseren  Verlauf  der  Belagerung 
Magdeburgs    in   den    Jahren   1550 — 1551;    zugleich  teilt  derselbe8)  aus  6. 
v.  Alvenslebens   handschriftlicher  Topographia  des  Erzstiftes  Magdeburg  ein- 
zelne chronikalische  Aufzeichnungen  von  der  Reformationszeit  bis  1625  mit, 
darunter  biographische  Notizen  über  die  Familie  von  der  Schulenburg.  —  Die 
Feier  der  200jährigen  Verbindung  Magdeburgs  mit  dem  brandenburgischen 
Staate    wurde    der   Anlals    zu    mehreren  Schriften.    In    der  Festschrift  des 
Magdeb.  Gesch.-Ver.  werden  an  der  Hand  von  Akten  des  Geh.  St-Arch.  za 
Berlin  und  der  Magdeb.  Archive  von  R.  Holzapfel3)  die  Mafsregeln  dar-  # 
gestellt,  welche  der  Kurfürst  zur  Instandsetzung  der  Befestigungen  ergriff,  so- 
bald die  Stadt  der  Erbhuldigung  sich  unterworfen  hatte,    und  der  Wider- 
spruch, auf  welchen  der  Bau  einer  Citadellc  inmitten  der  Stadt  bei  der  Bur- 
gerschaft stiefs.     Verhandlungen  zwischen  der  Stadt  und  den  brandenburgi- 
schen Räten  über  die  seitens  der  ersteren  verweigerte  Eventualhuldigung  im 
Jahre  1650  betrifft  eine  Reihe  von  Schriftstücken,    welche  G.  Hertel4)  ans 
dem  Stadtarchiv  zu  Magdeburg  mitteilt.     Derselbe  druckt  aus  einer  Chronik 
im    Besitze    des    dortigen    Gesch.-Ver.    einen    Wahlmodus    des    Magdeburger 
Rates5)  um  1680  ab. 

Über  die  altmärkische  nach  deren  Gute  benannte  Familie  v.  Kruse- 
mark giebt  einige  genealogische  Notizen  von  1615 — 1784  G.  Schmidt1) 
—  Die  Wappen  der  Städte,  die  ehemals  dem  Erzstift  Magdeburg  angehörten, 
hat  L.  Clericns  beschrieben,  leider  nach  den  nicht  immer  zuverlässigen 
Angaben  der  Magistrate.7) 

Hervorzuheben  sind  die  gründlichen  Untersuchungen,  welche  Fr.  Hülsse*) 
der  Geschichte  der  Buchdruckerkunst  in  Magdeburg  widmet.  Im  Anschluß 
an  die  Arbeiten  L.  Götzes  in  Bd.  4 — 6  der  Geschichtsbl.  über  die  Drucke 
des  15.  Jahrh.  und  unter  Benutzung  einer  geringen  Sammlung  desselben 
schickt  H.  eine  einleitende  Charakteristik  über  die  Entw.  der  Buchdr. -Kunst 
in  M.  voraus,  auf  welche  Erzbischof  Ernst  von  Sachsen,  die  polemische  Iit- 


1)  G.  Hortel  i.:  Geschbl.  f.  Stadt  n.  Land  Magdeburg  XV,  S.  1—21.  -  2)  Hrii 
S.  416—420.  —  3)  B.  Holzapfel,  1).  grofe.  Kurfürst.  Fostungsbauten ,  i.:  G.  Hertel, 
Geschbl.  S.  215—244.  —  4)  Magdeburg  und  die  Evontualhuldig.  de«  Brut  1650.  Itni 
S.  130—163.  —  5)  Ibid.  S.  421—422.  Erwähnt  sei  ein  Vortrag  Ton  H.  Hofmana, 
Magdeb.  letzt.  Ringen  um  seine  Reichsfreiheit.  Beibl.  z.  Magdeb.  Zoitg.  1880.  S.  163—166, 
169 — 171.  Über  J.  Opels  Festschrift:  Voreinig,  d.  Erzbist.  Magdob.  mit  Kurbrandenbtrg 
vgl.  Kap.  Vll.  -  -  0)  Dtsoh.  Herold  XI,  118.  —  7)  L.  Cloricus,  D.  Städtewappon  d.  Hzgt 
Magdob.  Magdeb.,  Friese.  38  S.  —  8)  Fr.  Hüls  so,  Buchdruckerkunst  Goschbl.  &  21—49, 
164—198,  275—295,  331—374. 


Nieder-Deutschland.  £Q  73 

terator  der  Centuriatorcn  und  endlich  der  von  der  geachteten  Stadt  unter 
Führung  Amsdorfs  1549 — 1552  gegen  das  Interim  geführte  Kampf  fördernd 
einwirkten;  es  folgen  Abschnitte  über  die  einzelnen  Drucker  und  ihre  Druck- 
werke, sowie  über  die  Buchführer  und  Verkäufer,  endlich  ein  chronologisches 
Verzeichnis  nebst  Beschreibung  der  Drucke  bis  1525,  welchen  eine  Fortsetz, 
folgen  soll.  —  Aus  einem  aus  Nürnberg  hervorgegangenen  Drucke  der  Ber- 
liner Bibliothek  publiziert  derselbe  Gelehrte1)  ein  Spottgedicht,  welches  auf 
Vorgänge  des  Jahres  1539  oder  1542  und  der  Reformation  feindliche  Kreise 
hinweist.  — *) 

In  dem  12.  Bande  der  von  der  histor.  Kommiss.  der  Provinz  Sachsen 
herausg.  Geschichtsquellen  eröffnet  G.  Nebe3)  —  nach  einer  Einleitung 
über  die  Einführung  der  Reformation  in  Ilalbcrstadt  unter  Bischof  Albrecht 
(f  1545),  ausgehend  von  dem  Augustinerkloster  zu  S  -Johann  vor  der  Stadt,  als 
des  Patrons  der  Martinipfarrkirche  seit  dem  14.  Jahrb.  —  einen  Einblick  in 
die  amtl.  Protokolle  über  die  Ausführung  der  auf  dem  Landtage  zu  Calbe 
1561  beschlossenen  Gen.-Kirch.-Visitat.  für  Magdeburg  und  Halle,  welche 
1564  im  Stifte  Halberstadt  zur  Ausführung  gelangte;  eine  2.  Visitation  des 
Hochstiftes  wurde  1587  unter  dem  Bischof  Heinrich  Julius  aus  dem  Hause 
Braunschw.  beschlossen.  In  den  vielfach  wörtlichen  Auszügen  des  Heraus- 
gebers, welche  alles  Sachliche  wiedergeben  sollen,  ist  ein  bedeutendes  Material 
für  die  Kirchen-,  Schul-  und  Lokalgesch.,  sowie  für  die  Statist,  niedergelegt 
Eine  Karte  bringt  die  kirchliche  Einteilung  des  Bistums  im  Jahre  1564  zur 
Anschauung. 

Die  Fortsetzung  von  Auszügen  aus  den  hier  vorliegenden  Protokollen 
von  1589  enthält  der  letzte  Jahrgang  der  Monatsbl.  für  Gesch.,  Altertkde. 
and  Volkssitte,  welche  zu  Osterwiek  erschienen4)  und  mit  dem  Jahre  1880 
eingegangen  sind. 

Nachrichten  über  eins  der  von  Friedrich  Wilhelm  neu  errichteten  5 
Regimenter,  des  Halberstädter  (1713—1763),  giebt  A.  v.  Mülverstedt.6) 
Es  führte  nach  seinen  Chefs  die  Namen  Jung-Dönhof,  später  v.  d.  Marwitz 
and  von  Bredowsches  Reg.   und  nahm  an   der  Schlacht   bei  Kcsselsdorf  und 


1)  Id.,  Spottgedicht.  Geschbl.  S.  98 — 104.  —  2)  Fh.  Wegen  er  sammelte  Sagen  und 
Märchen  de«  Magdeburger  Landes  aus  dorn  Yolksmundo,  fornor  Gruben-  und  Scgonssprüche, 
ind  giebt  oino  Zusammenstellung  von  Festgobräuchen  diesem  Gebietos.  —  Aus  dem  Katsarchivo 
ron  Loburg  worden  Aktenstücke  über  dio  Dotierung  dos  schwedischen  Oborston  Johann  Goorg 
uns  dem  Winkel  mit  dem  Amte  Loburg  von  1632  von  Wer  nicke  und  oine  Ackor-,  Feld- 
md  Viehordnung  dieser  Stadt  von  1695  mitgeteilt.  —  Erwähnt  seion  noch  ein  Nachtrag  zu 
Winters  Beschreibung  der  Kircho  zu  Welslcbon,  Münztabellen  von  1521  und  1552  und  ein- 
zelne Notizen  über  Magdeburgische  Münzvcrhifltnisso  im  16.  Jahrh.  (alle  im  Geschbl.),  sowie 
Holsteins  Aufsätze  im  Geschbl.  über  Magdeburger  Dramen  und  Dramatiker  dos  16.  und  17. 
Jahrh.  (s.  Beiblatt  z.  Magdob.  Ztg. 'S.  332  ff.  u.  folg.  No.)  und  oin  aus  einer  handschriftlich 
im  Besitz  der  Familie  erhalt.  Selbstbiogr.  geschöpfter  Aufsatz  über  den  Dichter  und  Freund 
Qleims  Friedrich  v.  Köpken  (1737 — 1811).  Aus  den  „Urkunden  zur  Geschichte  der  Univer- 
litat  Tübingen"  stellte  Holstein  Magdeburger,  Hallenser  und  überhaupt  norddeutsche  in  Tii- 
>ingen  Studierende  zusammen.  (Geschbl.  S.  207—9.)  —  3)  G.  Nebe,  Kirchenvisit.  des 
3ist.  Halberst.  i.  d.  J.  1564  u.  89,  her.  v.  d.  hist.  Kommiss.  d.  Frov.  Sachsen.  Halle,  0.  Hendel. 
J°.  VI,  282  S.  Auch  u.  d.  Titel:  Gcschichtsquoll.  d.  Prov.  Sachsen.  B.  XU.  —  4)  Der 
Jahrgang  enthält  in  bunter  Reihe  Aufsätze  über  die  Schützongilden  im  Kreise  Halberstadt, 
fohützenordnungen  von  H.  von  1437  u.  1543,  von  Homburg  1599,  dio  Fortsetz,  einer  Chronik 
on  Wernigerode  v.  1661 — 1664,  Nachrieh,  über  dio  Klostor  zu  H.,  Michaelstein,  Abbenrode, 
od  Kleinigkeiten,  meint  ohne  Wert  —  5)  A.  v.  Mülvorstodt,  Gesch.  d.  Halberst  Infant- 
tegt*>>  i  :  Ztschr.  d.  Harzver.  S.  227 — 243.  Auf  d.  oigontüml.  Wappen  dos  Grafen  Ludwig 
.  Stolberg  (f  1574)  ▼.  J.  1538  macht  <L  Herold  XI,  157  ff.  aufmerksam. 


111,74  Xll.     R.  Doebner: 

den  Hauptkämpfen  des  7jährigen  Krieges  ruhmvollen  Anteil.     Mitgeteilt  wer- 
den zwei  Ranglisten  des  Regiments.  — 

Für  die  Geschichte  des  Herzogt  Anhalt  bringt "E.  Jacobs1)  eine  ur- 
kundliche Geschichte  eines  Amtes,  welches  aus  einigen  Schlössern,  ans  anhilt 
Lehen  nud  durch  Ankauf  v.  Hoymscher  Besitzungen  entstand  und  dessen  eine 
Hälfte  durch  einen  Vergleich  von  1708  an  die  Bernburger  Linie  fiel.  Nach 
deren  Aussterben  beantragten  die  Grafen  von  Stolberg  die  Einlösung,  er- 
stritten den  Besitz  1870  auf  gerichtlichem  Wege,  verzichteten  jedoch  zu 
Gunsten  Anhalts  im  folg.  Jahre.  — 

Auf  Grund  eines  von  Sathas  (Athen,  1867)  veröffentlichten  gleichzeitigen 
neugriechischen  Gedichts  erzählt  n.  Wäschke2)  den  Anteil  des  Fürsten 
Rudolf  von  Anhalt  an  dem  Zuge  K.  Maximilians  gegen  Venedig  1509;  W. 
Hosäus3)  stellt  aufs  neue  Anhaltiner  auf  der  Univ.  Heidelberg  zusammen; 
aus  einer  Kopie  im  Archive  der  Marienkirche  zu  Bernburg  teilt  H.  Suhle4) 
eine  Landesordnung  des  Fürsten  Christian  I.  von  1607  mit  und  erweist*) 
Aufzeichnungen  des  Diakonus  Christoph  Ludwig  (1602 — 1636)  in  einem 
Kirchenbuche  der  Marienkirche  zu  Bernbnrg,  welche  bis  1628  reichen,  als 
eine  Quelle  Bcckmans,  mit  deren  Nachrichten  er  anderes  Material  verarbeitet. 
Die  Reise  des  Fürsten  Leopold  von  Anhalt-Dessau  nach  Italien  1693 — 1695 
schildert  F.  Siebigk6)  nach  einer  Instruktion  für  den  Hofmeister  und  der 
Reiserechnung  im  Archive  zu  Zerbst,  während  die  darauf  bezügl.  Korresp. 
des  Fürsten  verloren  ist.  34  Briefe  Leopolds  an  den  Gen.-Feldzengm.  und 
späteren  österreichischen  Gesandten  am  Berliner  Hofe  Grafen  v.  Seckendorf 
aus  den  Jahren  1721 — 1730  publiziert  Form ey7)  aus  dem  Haus-,  Hof-  und 
Staatsarchive  zu  Wien.  Vermutlich  aus  der  Feder  eines  der  drei  Söhne  des 
Alten  Dessauers  ist  ein  Bericht  über  die  Schlacht  bei  Striegau  (1745)  in  der 
herzog].  Bibliothek  zu  Köthen  erhalten;8)  ebendaher  wird  eine  ablehnende 
Antwort  des  Historiographen  Lentz  auf  die  Aufforderung,  Beckmans  anhal- 
tische Geschichte  fortzusetzen,  vom  Jahre  1753  abgedruckt.9) 

Beiträge  zur  Biographic  Matthissons  liefert  W.  Hosäus;10)  derselbe 
giebt  eine  Geschichte  des  1780  eröffneten  adeligen  Fräuleinstiftes  Mosigkan 
bei  Dessau.11) 

Auf  dem  handschr.  Nachlafs  des  gräfl.  Stolberg.  Bibliothek.  Joh.  Lorenz 
Benzlcr  in  der  Biblioth.  der  Klosterschule  zu  Rofsleben  beruhen  die  Mittei- 
lungen, welche  B.  Seuffart  über  die  litterarischen  Beziehungen  der  Karschin 
zu  den  Grafen  zu  Stolberg-Wernigerode12)  und  des  Grafen  Friedrich  Leopold 
zu  Stolberg-Stolberg  zu  Benzler18)  macht.  —  E.  Jacobs  giebt  einen  Überblick 
über  den  Hüttenbetrieb  im  Harze  und  schildert  den  Besuch  Peters  d.  G.  bes. 
auf  Grund    eines  aus  russischen   Werken    bekannten  Reisejournals.14)    Für 


1)  £.  Jacobs,  Gesch.  d.  Amts  Bärenrodo.  Mitt.  II,  S.  601—627.  —  2)  H.  Wäschke, 
ibid.  S.  539—549.  —  3)  Hosäus,  ibid.  S.  581—597.  —  4)  H.  Suhle,  Christ  L,  ibid. 
S.  527—538.  —  5)  D.  Stadt  Bcrnb.  im  30jähr.  Kriego,  ibid.  8.  704—738.  —  6)  Siebigk, 
Loop.  i.  Ital.,  ibid.  S.  639 — 651.  —  7)  Formey,  ßriefwechs.  d.  F.  Leop.  t.  Anh.-DetsM 
mit  d.  Grf.  von  Seckendorf.  Erste  Hälfte.  Ibid.  S.  549—571.  Vgl.  Kap.  V.  —  8)  Mitget 
von  G.  Krause,  ibid.  S.  670—672.  Vgl.  Kap.  XI.  —  9)  Von  demselben,  ibid.  S.  672 
bis  674.  —  10)  W.  Hosäus,  Annette  v.  Glafey  (1778—1858),  ibid.  S.  651—670.  — 
1).  Herz.  Louise  v.  Anh.-Dessau  u.  Frideriko  Brun,  ibid.  S.  738—752.  —  11)  Ibid.  8.  679 
bis  685.  —  12)  Ztschr.  des  Harzv.  S.  189—208.  —  13)  B.  Pick,  Monatsschr.  t  «L  Gesch. 
Westdeutschi.,  Jahrg.  VI,  S.  39—47.  —  14)  E.  Jacobs,  Peter  d.  G.  i.  Hur»  1697  ■.  das 
gräfl.  Hüttenw.  zu  Hsenburg,  i.:  Ztschr.  d.  Harzv.  S.  243—264. 


Nieder-Itoutachland.  111,75 

das  Harzgebiet  bleibt  noch  ein  Bericht  über  den  Münzfund  zu  Güntersberge 
zu  erwähnen.  *)  — 

Für  die  Stadt  Braunschweig  liefert  L.  Hänselmann')  eine  akten- 
mäfsige  Darstellung  der  Entwickelung  der  Armenpflege  seit  Bugenhagens 
luther.  Kirchenordnung  von  1528.  Versuche  zu  einer  Abhilfe  der  dringend- 
sten Notstände  bezeichnen  die  Bettlerordnungen  von  1550  und  1638,  die 
Organisation  des  Armen-,  Waisen-,  Werk-  und  Zuchthauses  in  dem  Spital 
u.  1.  Frauen,  ein  Armenreglement  von  1742  und  die  unter  dem  Eindrucke 
des  Hungerjahres  erlassene  landesherrliche  Verordnung  vom  25.  Nov.  1772. 
Während  die  Frage  in  der  Presse  vielfach  von  anderen  erörtert  wurde,  ging 
Leisewitz  von  eigner  Mildthätigkeit  zu  einer  dauernden  Besserung  der  Not- 
stände über.  Aus  seiner  Feder  ging  die  Ansprache  des  Armen -Kollegiums, 
der  Direktoren  und  Gemeinde-Deputierten  vom  20.  Okt  1802  hervor,  deren 
Grundzüge  mitgeteilt  werden.  Unter  seiner  Mitwirkung  folgte  1804  eine 
Darstellung  der  Grundsätze  und  Einrichtungen  der  „Braunschweiger  Armen- 
anstalt"; Leise witz  entfaltete  bis  zu  seinem  Tode  am  10.  Sept.  1806  auf 
diesem  Gebiete  eine  grundlegende  Thätigkeit  von  den  segensreichsten  Folgen.  — 
Auch  die  braunschweigische  Kirchenreformation  der  Stadt  wurde  (katholischer- 
seits)  beleuchtet.3) 

Ein  brauchbares  Hülfsmittel  zur  Übersicht  einer  sehr  zerstreuten  Lit- 
teratur  bietet  der  hist.  Verein  f.  Niedersachsen  seinen  Mitgliedern  in  einem 
systematischen  Repcrtorium  der  im  „Vaterl.  Archiv",  in  der  „Zeitschrift"  des 
Vereins  selbst  und  im  „Hannov.  Magazin"  enthaltenen  Abhandlungen4)  und 
in  dem  neuesten  Jahrgang  der  Zeitschrift  mehrere  Aufsätze  von  allgemeinerem 
Interesse.  Die  Frage  nach  der  Bedeutung  der  Pferdeköpfe  an  den  Giebeln 
der  niederdeutschen  Bauernhäuser  dürfte  durch  die  Ansicht  Simons,5) 
welcher  in  ihnen  lediglich  eine,  einen  passenden  Abschlufs  bildende  Verzierung 
sieht,  nicht  gelöst  sein.  Im  Solling  verbreiteten  Sagen  vom  wilden  Jäger, 
bösen  Geistern  u.  dergl.  geht  A.  Harland6)  nach.  IL  Senff7)  beleuchtet 
vom  militärischen  Standpunkte  aus  den  Kampf,  der  Moritz  v.  Sachsen  1553 
das  Leben  kostete,  wobei  ihm  Archivalien  der  Archive  zu  Berlin  und  Wolfen- 
büttel, sowie  alte  Karten  der  Bibliothek  zu  Hannover  zu  Gebote  standen, 
welche  einem  beigefügten  Plan  zu  Grunde  gelegt  werden.  H  Eggers8)  giebt 
eine  Biographie  des  durch  eine  Anzahl  von  Schriften  ohne  besonderen  Wert 
und  Gedichte  bekannten  Sam.  de  Chappuzeau  (geb.  1625  zu  Paris,  f  1701 
zu  Gelle).  Das  Leben  einer  in  Hannover  und  dessen  Umgegend  höchst  po- 
pulären Persönlichkeit  behandelt  H.  Mohrmann,  nämlich  des  1643  zu 
Hannover  geborenen  Pastors  Sackmann9)  (1680  —  1715),  der  in  seinen  Pre- 
digten einen  noch  jetzt  interessierenden  Freimut  entwickelt.  M.  stellt  akten- 
mäfsig  die  spärlichen  Nachrichten  über  ihn  zusammen  und  unterzieht  die 
unter  seinem  Namen  gehenden  Predigten  einer  Kritik,  nach  welcher  nur  4 
Reden  übrig   bleiben,   welche  wahrscheinlich  von  Sackmann  gehalten  worden 


1)  Th.  Stenzel,  Münzfund  zu  Güntersbergo,  i.:  Mitt.  d.  Vor.  f.  anh.  Gesch.  II,  S.  571 
bis  580.  —  2)  L.  Hänsolmann,  Johann  Anton  Leise  witz  und  die  Armenpflege  in  dor  Stadt 
Bremisch weig.  Sep. -  Abdr.  aus  dem  „Nordwest".  Bremen.  —  3)  Anonymus,  Roformat.  i. 
Stadt  u.  i.  Herzogt.  Braunschw.,  i.:  Katholik,  59  (1879)  373 — 93.  —  4)  Hannover.  —  5)  Simon, 
Die  Pfordeköpfe  a.  d.  Giebeln  der  niederdeutschen  Bauernhäuser  und  ihre  Bez.  zu  dem  alten 
germ.  Volksglauben,  i.:  Ztschr.  d.  hist.  Ver.  f.  Niedere.  S.  201 — 222.  —  Ö)  A.  Harland, 
Reute  heidnischen  Glaubens  im  Solling,  ibid.  S.  186—200.  —  7)  H.  Senff,  Schi,  bei  Sie- 
vershausen,  ibid.  S.  235 — 256.  —  8)  H.  Eggors,  Sam.  de  Chappuzeau,  ibid.  S.  265—273. 
—  9)  H.  Mohrmann,  Jac  Sackmann,  Pastor  zu  Lämmer  bei  Hannover.     Hannover. 


111,76  XU.     R.  Do  ebner: 

sind,  da  nur  sie  mit  deii  festgestellten  Verhältnissen  in  Einklang  zu  bringen 
sind.     S.  starb  1718. 

Auf  Akten  seines  Familienarchivs  gründet  W.  Graf  Görtz-Wrisberg1) 
seine  Studie  über  die  Entwickl.  der  Landwirtschaft  auf  den  Görtz-Wrisberg- 
sehen  Gütern  in  der  Provinz  Hannover.  Die  Pachtkontrakte,  die  Verwand- 
lung der  Pacht  von  Naturalien  in  Geld,  Saat-  und  Ernte-Erträge,  Wirt- 
schaftsart der  Bauern  und  Meier,  Wert  und  Ablösung  der  Zehnten  und 
Dienste,  endlich  die  Preise  und  Löhne  sind  die  wesentlichsten  Gegenstände 
des  Buches-,  als  Anhang  werden  Kauf-  und  Pachtbriefe  aus  dem  17.  und 
18.  Jahrh.,  Preis-  und  Lohntabellen,  eine  Meierordnung  K.  Georg  IIL  für 
das  Fürstentum  Calenberg  von  1772  u.  a.  mitgeteilt 

B.  v.  L(insin)g(en)*)  entrollt  episodenartige  Bilder  von  Schlachten 
und  Gefechten  vom  Gefecht  bei  Sarstedt  am  9.  Juni  1632  an  bis  zur  Schlacht 
bei  Waterloo  und  fügt  als  IL  und  III.  Abteil,  kurze  Biograph ieen  von  Offi- 
zieren und  Mannschaften  bei;  aufser  bekanntem  gedrucktem  Material  sind 
bandschriftliche  Aufzeichnungen  des  Generals  v.  Linsingen  über  die  königl. 
deutsche  Legion,  dessen  Tagebuch  von  der  Revolution  bis  Ende  1813,  einige 
andere  Schriften  und  mündliche  Berichte  benutzt.  — 

An  urkundl.  Mitteil,  bleiben  einige  Kleinigkeiten  aus  den  Jahren  1636 
(Statuten)  3)  und  1680.  4) 

Erwähnt  seien  die  für  die  allgemeinen  europäischen  Verhältnisse  wich- 
tigen Korrespondenzen  des  bekannten  Staatsmanns  und  Generals  Georg  Frie- 
drich v.  Waldeck  (geb.  1620,  t  19.  Nov.  1692)  aus  den  Jahren  1675—78, 
welche  P.  L  Müller5)  (in  Groningen)  aus  dem  fürstl.  Archive  zu  Arolsen 
publizierte;  mit  Georg  Friedrich  erlosch  die  Eisenberger  Linie  des  Hauses 
Waldeck. 

Für  die  Geschichte  Westfalens  kommt  in  erster  Linie  das  Buch  von 
L.  Keller  über  die  Wiedertäufer  1532— 35 6)  in  betracht  Der  Verfasser 
beschränkt  sich  nicht  darauf,  den  Verlauf  der  Bewegung  zu  Münster,  gestützt 
auf  archivalische  Materialien,  durch  welche  die  Autorität  Kerssenbroicks  er- 
schüttert wird,  zu  ermitteln,  sondern  verfolgt  das  Entstehen  und  die  Ver- 
breitung gleichartiger  Bestrebungen  durch  das  ganze  nordwestliche  Deutsch- 
land; in  einem  Anhang  werden  45  Aktenstücke  aus  den  Jahren  1532  bis 
1535  abgedruckt. 

Einen  Nachtrag  zu  seinen  in  den  „Denkwürdigkeiten  aus  dem  Münster- 
scheu  Humanismus"  1874  niedergelegten  Untersuchungen  über  die  Drucke 
der  Humanisten  liefert  J.  B.  Nord  hoff.7)  Derselbe  beschreibt8)  ein  in 
einem  Codex  des  Staatsarchivs  zu  Münster  eingeheftetes  Bild,  darstellend  die 
hh.  Benedikt  und  Scholastika,  welches  vermutlich  die  spanische  Gesandtschalt 


1)  W.  Grf.  Görtz-Wrisborg,  Samml.  nationalokon.  u.  staust  Abhandl.,  hersg.  tob  J. 
Conrad.  Bd.  IX,  Hft.  4.  Jona.  (Leipziger  Dissort)  —  2)  B.  y.  L( insingen),  Aus  Haanor. 
nulit.  Vorgangonh.  Uannov.  —  3)  H.  L.  Harland  u.  E.  Bodemann,  Einbecker  Nachbar- 
schaften. Ztschr.  d.  bist.  V.  f.  Nieder«.  S.  257—  L>64.  —  4)  E.  Bodemann,  Hochzeit-  o. 
Kindtaufordnung  d.  Stadt  Northoim,  ibid.  S.  289—295.  —  5)  Wilhelm  III.  Ton  Oxanien  a. 
Georg  Friedrich  v.  Waldock,  ein  Beitrag  z.  Gesch.  des  Kampfs  um  das  europ.  Gleichgewicht 
Teil  II.  (I.,  1873.)  Haag.  Vgl.  Kap.  XXI.  —  6)  L.  Keller,  Gesch.  der  Wiedertäufer 
und  ihres  Reichs  zu  Münster.  Münster.  —  7)  J.  B.  Nordhoff,  Die  HumanisteupresM  n 
Doventor.  Münstor,  Köln.  Ztschr.  f.  proufs.  Gösch  u.  Landoskde.,  herausg.  t.  C.  Röfsler. 
Jahrg.  17,  S.  653 — 655.  —  8)  Derselbe,  Kunstgeschichte,  vom  Westfal.  Friedenskongr. ,  i.: 
Ticks  Monatsschr.  f.  d.  Gesch.  Westdeutsch!.  VI,  S.  190—195.  Ein  Preisgedicht  auf  de» 
Friodon  ist  der  „Postroutor".     Ztschr.  f.  Yatorl.  Gesch.  Wostf.   S.  149—154.     Vgl  Kap.  HL 


Niedor-Doutschland.  IH,77 

an  das  Kloster  Überwasser  zu  Münster  schenkte,  nachdem  zwei  ihrer  Mit- 
glieder während  der  Friedensverhandlungen  in  dessen  Bezirk  gestorben  waren. 

Unter  den  letzten  Arbeiten  von  W.  E.  Giefers  bilden  den  Gegenstand 
der  einen  die  neuerdings  ans  Licht  gekommenen,  von  Jul.  L  es  sing  heraus- 
gegebenen Silberarbeiten  des  Warburger  Meisters  Anton  Eisenhuth,1)  dessen 
Leben  (geb.  1554)  und  die  alte  Gesch.  von  Warburg  (zuerst  1010  Sitz  einer 
Grafschaft,  1786  Stadt  mit  Dortmunder  Recht;  Entsteh,  und  Bezieh,  der 
Kirchen  zu  einander).  In  e.  kleinen  Schriftchen  *)  bespricht  G.  die  Geschichte 
dreier  Stiftungen  des  Asseburgischen  Geschlechtes,  des  Augustinessenklosters 
zu  Brede  bei  Brake],  welches  1483  gegründet  und  nach  mehrfachem  Wechsel 
seiner  Bestimmung  1853  in  eine  Anstalt  für  arme  Schulschwestern  verwandelt 
wurde;  der  1513  zuerst  erwähnten  Kapelle  der  h.  Anna  bei  ßrakel  und  der 
Kapelle  Maria-Schnee  bei  der  Hinnenburg  nördlich  von  Brake!. 

In  einer  Verteidigungsschrift3)  sucht  Giefers  die  seit  Falke  besonders 
durch  Erhard  und  Wilmans  gegen  die  Zuverlässigkeit  des  Jesuiten  Senaten 
als  Urkundeneditors  gerichteten  Angriffe  auf  ihr  richtiges  Mafs  zurückzu- 
führen; Schaten  schrieb  in  den  Jahren  1669 — 1676  als  Beichtvater  und 
Historiograph  des  Bischofs  Ferdinand  von  Fürstenberg  die  Hist.  Westfaliae 
und  die  Ann.  Paderbornenses,  welche  erst  nach  seinem  1676  erfolgten  Tode 
gedruckt  wurden.  Viele  seiner  angeblichen  Fälschungen  werden  durch  die 
Thatsache  beseitigt,  dafs  Schaten  nicht  nach  Originalen,  sondern  meist  nach 
den  Kopieen  edierte,  welche  die  Jesuiten  seit  1661  für  Bischof  Ferdinand 
anfertigten  und  welche  jetzt  der  Theodorianischen  Bibliothek  zu  Paderborn 
einverleibt  sind.  Viele  Fehler  der  Schatenschen  Drucke  sind  aufserdem  auf 
seine  sehr  unleserliche  Handschrift  zurückzuführen. 

Zur  Geschichte  von  Ostfriesland  sind  besonders  zu  nennen  ein  Auf- 
satz von  Bartels  über  die  Bearbeitung  der  ältesten  Karte  (in  den  Jahren 
nach  1590), 4)  als  der  Grundlage  für  die  spätere  Kartographie  des  Landes, 
und  Starcke  und  Kohlmanns5)  Mitteil,  der  Resultate  einer  Untersuchung 
über  den  Ursprung  der  7  kostbaren  Silbergeräte  zu  Emden.  Namentlich 
wird  bewiesen,  dafs  der  eine  Pokal  dem  Emder  Magistrat  1598  von  der  eng- 
lischen Gesellschaft  der  Wagenden  Kaufleute  geschenkt  wurde.   — 


1)  W.  E.  Giofors,  Die  Silberarbeit,  des  Warburg.  Meisters  Anton  Eisenhut  nebst  e. 
Blicke  auf  die  älteste  Gesch.  s.  Yaterst.  Warbarg.  Vgl.  Jahrg.  1879,  III,  S.  96/7.  In  der 
Frage  über  den  Meister  eines  mit  der  Jahrzahl  1604  versehenen  Kelches  im  Besitze  des 
Grafen  von  Fürstenberg  zu  Herdringen  entscheidet  sich  J.  B.  Nordhoff,  Ein  zweiter  Kelch 
von  Eisenhut?  (Beilage  zur  Angab.  Allgem.  Ztg.  No.  234)  für  einen  Kölner  Goldschmied.  — 
2)  Derselbe,  Asseburg.  Denkmäler  i.  d.  Gegend  von  Brakel.  Warburg.  —  3)  Derselbe,  Zur 
Ehrenrettung  des  Jesuiten  Nikolaus  Schaten.  Paderb.,  1880.  —  4)  Bartels,  Ubbo  Emmius 
n.  d.  Karte  v.  Ostfriesland,  i. :  Jahrb.  der  Gesellsch.  f.  bild.  Kunst  u.  vatoxl.  Altertümor  zu 
Emden.  Bd.  IV,  8.  1 — 14.  —  5)  Starcke  u.  Kohlmann,  Beschreib,  dos  Emd.  Silber- 
schatzes mit  Abbild,  i.  Lichtdruck,  ibid.  S.  50 — 62.  —  Als  kleinere  gesch.  Beiträge  seien 
erwähnt:  Ostfries.  Theologen  im  XVII.  Jh.  II.  Ostfries.  Monatsbl.  S.  49—53,  145—150  —  be- 
spricht besonders  einige  reformierte  Prediger  zu  Emden;  Boitr.  z.  Gesch.  des  Pietismus  in  Ost- 
friesland, ibid.  S.  433—440,  481—488,  541—547  betroffen  die  Einwirkung  der  Fürsten 
Christian  Eberhard  (1690—1708)  und  Georg  Albrecht  (1708—1736).  —  Notiz  üb.  d.  h. 
Ludgerikirche  aus  v.  d.  Appelle«  Collectaneaa  heraldica  in  der  Landschaftsbibliothek  zu  Aurich. 
Ferner:  W.  J.  Will  ms,  Über  den  Astronomen  David  Fabricius,  Pfarrer  zu  Osteel  (f  1617), 
ibid.  S.  97 — 104);  Bartels,  Gesch.  der  Landverluste  an  der  Bucht  von  Wybelsum  (Emden. 
Jahrb.  S.  14 — 25),  infolge  deren  das  Kloster  Langen  vor  1530  nach  Blauhus  verlegt  wurde; 
einen  Bericht  über  den  Zustand  der  ostfriesischen  Inseln  von  1650  (ibid.  S.  35 — 42)  und  Be- 
richte über  den  Aufenthalt  Friedrichs  des  Grofsen  in  OstfrieHland  1751  und  1755  (ibid.  S.  43 
bis  47  und  Ostfries.  Monatsbl.  8.  295—299.) 


111,78  XU-   K.  Do  ebner: 

Eine  bis  v.  Pibinga  reichende  alphabetische  Zusammenstellung  ostfriesi- 
scher Familien  mit  Angaben  über  deren  Wappen  und  sonstigen  genealogischen 
und  litterariscben  Notizen  giebt  Joh.  Holtmanns.1) 

Die  Geschichte  des  Humanismus  besonders  in  Ostfriesland  und  Osna- 
brück berührt  J.  B.  Nordhoff2)  in  der  Lebensbeschreib.  eines  Vertreten. 
H.  Scheve,  geb.  bei  Cloppenburg,  besuchte  die  Schulen  zu  Münster  und  Köln 
und  betrieb  als  Kanonikus  des  Stiftes  Freckenhorst  —  als  solcher  starb  er 
1554  —  die  Reorganisation  der  Schule  zu  Warendorf.  Im  Anhang  teilt  N. 
Auszüge  aus  Scheves  Epistolac  familiäres  et  carmina  quaedam  (1519)  mit 

Aus  dem  Bremenschen  Gebiet  giebt  Heinr.  Smidts8)  Nachrichten 
über  die  zeitweiligen  Besitzer  zweier  Adelshöfe,  den  schwedischen  Geheimen 
Rat  Christoph  Ludwig  Rasch  (1635 — 1645),  dessen  wertvollen  handschrift- 
lichen Nachlafs  das  Staatsarchiv  zu  Hannover  bewahrt,  und  die  Bürgermeister 
von  Bremen  Johann  Havemann  (1617 — 1639)  und  Eberhard  Dotzen  (1627 
bis  1654).  —  Dem  Leben  Joach.  Neanders  widmete  J.  Fr.  Iken4)  eine  be- 
sondere Monographie,  welche  auf  eingehenden  Studien  der  handschriftlichen 
bremischen  Chronik  sowie  der  Religionsgeschichte  Bremens  von  Peter  Kotier 
(f  1709),  der  Protokolle  des  Konsistoriums  zu  Düsseldorf  und  des  Bremer 
Ministeriums  und  Archivalien  der  Bibliothek  und  des  Archivs  zu  Bremen  be- 
ruht. In  der  Auffassung  Neanders  stimmt  J.  im  wesentlichen  mit  A.  Ritschi, 
Geschichte  des  Pietismus  (Bonn,  1880),  I,  383 — 88,  überein. 

W.  v.  Bippen6)  geht  aus  von  der  Kirchenordnung  von  1534  und  be- 
gründet seine  Darstellung  auf  die  Armenordnungen  von  1627,  1645  u.  1658. 
Nachdem  1691  durch  die  Domgemeinde  ein  lutherisches  Waisenhaus  mit 
konfessioneller  Tendenz  gegründet  war,  wurde  das  Armenwesen  1799  unter 
Beseitigung  der  Trennung  der  Konfessionen  reorganisiert. 

Nach  dem  Übergang  von  Hannover  auf  den  Staat  Bremen  durch  den 
Reichsdeputationshauptschlufs  erhoben  sich  in  den  Jahren  180  3 — 1810  Strei- 
tigkeiten über  die  Eigentumsverhältnisse  des  Domes  zwischen  dem  reformirten 
Senat  und  der  lutherischen  Domgemeinde,  begleitet  von  litterarischen  Fehden 
unter  Führung  des  Dompastors  Nicolai;  die  französische  Okkupation  führte 
1810  den  Frieden  herbei,  durch  welchen  die  Anerkennung  der  Lutheraner 
als  Gemeinde,  des  Domes  als  privatrechtlichen  Eigentumes  der  Domgemeinde, 
nicht  als  Stiftungs-  oder  Anstaltsgutes  ausgesprochen  wurde.6) 

Am  Schlüsse  sei  Konst.  Bull  es  Biographie7)  des  auf  anderen  Gebieten 
der  Wissenschaft  verdienten  Direktors  des  Gymnasiums  zu  Bremen  Wilhelm 
Hertzberg  (t  am  7.  Juli  1880)  erwähnt. 


1)  Joh.  Holtmanns,  Die  Wappen  der  ostfrios.  Geschlechter  u.  d.  damit  verwandt  FamiL 
Oatfries.  Mtsbl.  S.  56—61,  114—119,  193—200,  246—253,  322—328,  364—368,  393—396, 
450—452,  488—490,  547-549.  —  2)  J.  B.  Nordhoff,  Heinr.  Scheve.  Ein  Beitrag  sar 
Gesch.  d.  norddeutsch.  Humanism.  Ztschr.  f.  preufs.  Gesch.  u.  Landoskde.  Jahrg.  17,  8.  636 
bis  652.  —  3)  H.  Smidt,  D.  adel.  Höfe  zu  Walle  u.  Clüversbostel,  i.:  Bremische«  Jahr- 
buch, herausg.  v.  d.  hist.  Gosollsch.  d.  Künstlerver.  Bd.  XI,  S.  1  ff.  4)  J.  Fr.  Iken,  Joach. 
Noandor,  sein  Leben  a.  s.  Lieder.  Auf  Veranlassung  seines  200.  Todesjahres  nach  bestimmtet 
und  neuentdeckten  Quellen.  Bremen.  Tgl.  c.  III.  Denselben  Gegenstand  behandelte  E.  Bres- 
ning  in  dem  Progr.  der  Bremer  Hauptschule  1875.  —  5)  W.  v.  Bippen,  D.  Ansbüd.  d. 
bürgorl.  Armenpflege  in  Bremen,  i.:  Brom.  Jahrb.  S.  143—161.  —  6)  A.  Kühtmann,  Bar 
Nicolaischo  Kirchenstreit,  ibid.  S.  58— 95.  —  7)  Const.  Bullo,  Wilh.  Hertaberg,  ibid.  S.  96—142. 


Niederrhein.  UJ  79 


xnL 

Eokertz.    Lampreoht 

Niederrhein. 

Ein  Aufsatz  von  A.  von  Renmont l)  giebt  mehr  als  die  Überschrift  ver- 
spricht; besonders  gehen  daraus  die  Beziehungen  des  Königs  Gust.  III.  zu 
Frankreich  u.  dem  französischen  Hofe  hervor;  wir  sehen  den  Prinzen  der 
Maitresse  Ludwigs  XV.  schmeicheln,  um  sich  die  französischen  Subsidien  wieder 
zu  sichern.  Der  zweite  Aufenthalt  fällt  ins  Jahr  1791,  wo  die  französische 
Revolution  viele  Emigranten  nach  Aachen  und  Speier  verschlagen  hatte;  die 
einflufsreichsten  derselben  lernen  wir  genauer  kennen,  namentlich  den  treuen 
Anhänger  der  französischen  Königsfamilie,  den  Grafen  Fersen.  Sehr  interessant 
sind  die  Mitteilungen  Ober  die  traurige  Verfassung  des  entthronten  Königs 
Gustav  IV.,  der  sich  ebenfalls  eine  Zeit  lang  zu  Aachen  aufhielt. 

Flof  s ')  giebt  uns  die  ausführliche  Lebensgeschichte  des  Johann  Kaspar 
Kratz,  eines  Rheinländers,  geboren  zu  Holzheim  1698  am  14.  Sept.,  ge- 
storben als  Märtyrer  zu  Tongking  am  12.  Jan.  1737.  Kratz  trat  1730  in 
Macao  in  den  Jesuitenorden,  im  Jahre  1734  wurde  er  Priester.  Sein  Bea- 
tifikationsprozefs  soll  im  vorigen  Jahrhundert  begonnen,  aber  durch  die  Auf- 
hebung des  Ordens  unterbrochen  worden  sein. 

Wie  zahlreich  die  Trümmer  der  alten  Burgen  uns  begegnen,  ebenso 
selten  sind  die  Nachrichten  über  die  auf  denselben  herrschende  Lebensweise 
der  Bewohner.  Sehr  willkommen  sind  daher  die  Urkunden  über  das  Schlofs 
Blankenheim  (die  Trümmer  liegen  in  der  Eifel,  an  der  Quelle  der  Ahr), 
welche  Ennen  nach  im  Kölner  Archiv  befindlichen  Originalen  mitteilt.3)  Die 
unter  No.  3  mitgeteilte  Hausordnung  bezieht  sich  auf  den  in  Köln  am  Neu- 
markte gelegenen  Blankenheimer  Hof. 

Der  jüngst  verstorbene  Pastor  Stein  in  Köln4)  stellt  die  Nachrichten 
über  die  kölnische  Patrizierfamilie  von  Siegen  zusammen,  namentlich  behandelt 
er  ausführlich  das  wichtigste  Mitglied  dieser  Familie,  Arnold  von  Siegen 
(f  1519),  den  Wohlthäter  der  Pfarre  von  Johann  Baptist,  12 mal  Bürger- 
meister, Vertreter  der  Stadt  Köln  auf  verschiedenen  Reichstagen,  Freund  des 
Kaisers  Karl  V.,  der  auch  in  seinem  auf  dem  Holzmarkte  gelegenen  Palaste 
sein  Absteigequartier  nahm. 

Flofs  teilt  ein  beim  Abbruch  der  alten  Pfarrkirche  in  Merten  (am  Vor-- 
gebirge  zwischen  Brühl  und  Bonn)  gefundenes  Dokument  mit,  nach  welchem 
am  5.  Dez.  1650  Georg  Paul  Stravius,  Bischof  von  Joppe,  einen  Altar  in 
der  genannten  Kirche  weihte.6) 


1)  A.  Beumont,  König  Gustav  111.  von  Schweden  in  Aachen  in  den  J.  1780  nnd  1791 
in:  Aachener  Zeitschr.  II,  S.  1 — 69.  —  2)  Flofs,  Johann  Kasper  Kratz,  (eines  bedeutenden 
Jesuiten  und  Rheinländers)  i. :  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein.  H.  35. 
S.  93 — 134.  —  3)  Ennen,  Haus-  und  Hofordnung  des  Schlosses  Blankenheim  i.:  Ann.  d. 
hist  Ver.  f.  d.  Niederrhein.  H.  35.  S.  134—156.  —  4)  Stein,  Familie  von  Siegen  in  Köln. 
Ibid.  H.  4.  S.  170—178.  —  5)  Flofs,  i.:  Ann.  d  hist.  Vor.  f.  d.  Niederrhein.  Heft  35. 
&  184. 


UI,80  X11L    Eckortz.     Lamprecht 

Scheins1)  behandelt  das  Gerichtswesen  in  der  Herrlichkeit  Bartscheid 
(bei  Aachen)  im  16.  Jahrhundert,  beschränkt  sich  aber  im  allgemeinen  auf 
Beibringung  von  Material,  welches  er  einer  jetzt  in  der  Königlichen  Biblio- 
thek zu  Berlin  beruhenden  Papierhandschrift  des  17.  Jahrhunderts  entnahm. 
Die  vier  Arten  von  Gerichten  waren:  Das  Schöffengericht,  das  Sendgericht, 
das  Kurgericht  und  das  Waldgericht. 

A.  von  Reumont  *)  berichtet  über  den  Lebensgang  des  1879  verstorbenen 
Professors  Friedrich  Haagen,  des  Verfassers  einer  zweibändigen  Geschichte 
der  Stadt  Aachen. 

Michel3)  verfolgt  die  Geschichte  des  Städtchens  Herzogenrath  bis  zur 
französischen  Zeit;  beigefügt  ist  das  Statut  einer  Schützengesellschaft  (vgl. 
Jahrgang  I,  1879.  II,  139.  —  Karl  Oppenhoff  liefert  fernere  Belege  ftlr  die 
Ansicht,  dafs  „der  Kacks-  oder  Katschof"  zu  Aachen  von  dem  dort  stehenden 
Kasel  oder  Pranger  benannt  sei.4)  Weitz  führt  den  Namen  Kak  zurück  anf 
kaken  (quäken),  schreien,  wie  denn  der  Pranger  auch  Schreiart  hiefs  in 
Schöffenurteilcn  des  XVII.  u.  XVm.  Jh. 

Dr.  Lersch  weist  Glocken  nach,  welche  durch  den  Aachener  Glocken- 
giefser  von  Trier  gegossen  worden  sind.6) 

Scheins 6)  zieht  eine  Stelle  aus  der  Selbstbiographie  des  Hans  Sachs  an, 
aus  welcher  hervorgeht,  dafs  dieser  Dichter  auch  in  Aachen  und  Köln  als 
Schustergesell  gearbeitet  hat. 

An  Kleinigkeiten  erschienen:  1)  Eine  Aufzeichnung  über  Einnahme  und 
Wiederbefreiung  des  Schlosses  Horbel  bei  Gleuel  1601.7)  2)  D.  ev.  Diaspora 
a.  N.  R. 

Eine  recht  brauchbare  und  lehrreiche  geistliche  Statistik  des  Erzbistums 
Köln  von  ca.  1800  (unbekannten  Autors)  hat  der  Kölner  Domkapitular  K. 
Th.  Dumont  publiziert  und  ergänzt;8)  das  Büchlein,  in  der  Weise  der  bekannten 
Orts-Namen-Verzeichnisse  in  4°  gedruckt  und  abgefafst,  gewinnt  noch  sehr 
an  Brauchbarkeit  durch  eine  beigegebene  Karte  des  Erzstifts  von  grofser 
Genauigkeit  und  Klarheit.  —  Der  Kulturkampf  vor  bald  einem  halben  Jahr- 
hundert ward  wieder  erörtert.9) 

In  die  spätere  wirtschaftsgeschichtliche  und  reichsgeschichtliche  Ent- 
wickelung  führt  A.  Werth10)  mit  einem  Aufsatz  über  die  Höfe  im  Werth  ia 
Barmen-,  namentlich  verfolgt  er  das  Schicksal  des  Sahlhofes,  des  später  sog. 
Königs  wert  her,  nachdem  schon  im  Beginn  des  16.  Jh.  eine  Teilung  des  ur- 
sprünglich einheitlichen  Hofes  eingetreten  war.  Die  Geschichte  dieses  Haupt- 
hofes wird  unter  Anführung  einer  Reihe  von  urkundlichen  und  brieflichen 
Quellen  bis  zur  Gegenwart  hinabgeführt.  rSine  andere  Seite  der  Wirtschafts- 
entwicklung   beleuchtet  die   von    W.    Crecelius  und  A.   Werth11)  unter- 


1)  Scheins,  Das  Gerichtswesen  zu  Bartscheid  im  16.  Jh.  i.:  Aach.  Z.  II,  S.  75—117. 
—  2)  v.  Koumont,  Fr.  Uaagon.  Ibid.  S.  154  —  64.  —  3)  N.  Michel,  Herzogenrath 
i  :  Ibid.  S.  307—325.  —  4)  K.  Oppenhof,  ibid.  S.  332.  —  5)  Lorsch,  ibid.  S.  339. 
--  6)  Dr.  Scheins,  Hans  Sachs  in  Aachen.  Ibid.  S.  336.  Von  Bellesheira's,  zwei 
lldschr.  des  Brit.  Mus.  (die  erste  aus  d.  Ma.,  vgl.  Abt.  II.)  ist  die  zweite  ein  Nekrolog,  d.  YormaL 
Pr  Union  Straten  sor  Frauonklosters  zu  Heinsberg  1535 — 1626.  Ibid.  S.  336-39.  —  7)  A 
Natorp,  Ciaronbach  u.  d.  evang.  Diaspora  am  Niederrhoin  79.  —  erster.  Borg.  ZUchr.  16, 
47 — 221.  —  8)  Descriptio  omnium  archidioecesis  Coloniensis  ecclesiarum  parochialinm  colle- 
giatarum  ahbatiarum  et  utriusqno  sexns  conventuum  regularium  noc  non  celebriorum  eapel- 
larum  ordine  alphab.  digosta.  VII  u.  56  S.  Köln  1879.  Boisseree.  M.  1  Karte.  Vgl.  Hut 
p.  Bl.  85,  411  ff.  —  9)  D.  Kölner  Wirren  vor  40  Jh.  Ibid.  S.  366  —  91.  Tgl.  Hut 
pol.  B).  85,  411  tf.  —  10)  A.  Werth,  Über  die  Höfe  zu  Barmen  im  Werth  und  du 
allmählichen  Ausbau  derselben  zu  einem  Orte.  Berg.  Ztschr.  16,  133 — 162.  —  11)  Cre- 
celiüb  ü.  A.  Worth,  Urkunden  s.  Gösch,  der  Garnnahrung  im  Wupperthalo.  Ibid.  73 — 151 


Niederrhein.  111,81 

lommene  Publikation  von  Urkunden  und  Aktenstücken,  welche  sicherem  Ver- 
lehmcn  nach  noch  nicht  den  gesamten  Stoff  umfafst  und  deshalb  in  den 
olgenden  Heften  der  Berg.  Zt.  fortgesetzt  werden  dürfte.  Die  bisherige  Ver- 
öffentlichung umfafst  die  Jahre  1527  ff.;  im  ersteren  Jahre  wurde  die  Garn- 
lahrung,  d  .h.  die  die  Garnbleicherei  betreibende  Kaufmannschaft  von  Herzog 
F  oh  an  n  privilegiert.  Das  Privileg  dieses  Jahres  ist  abgedruckt;  weiterhin 
mmentlich  die  Garnordnungen  von  1608  u.  1698,  sowie  8  andere  Stücke. 

Für  die  politische  Geschichte  des  Niederrheins  liegt  eine  wichtige  Pu- 
Dlikation  von  F.  Stieve1)  vor,  welche  42  Nummern  Aktenstücke  und  Regesten 
zur  jülichschen  Geschichte  um  die  Wende  des  16.  und  17  Jh.  umfafst.  Das 
Material  entstammt  den  Archiven  zu  Wien,  Brüssel  und  namentlich  Inns- 
bruck ,  wie  den  Sammlungen  des  Prof.  Crecelius ,  und  bezieht  sich  namentlich 
auf  die  Verhandlungen  über  die  Anordnung  der  Regierung  und  die  Vor- 
kehrungen, welche  für  den  Todesfall  Johann  Wilhelms  zu  treffen  seien. 

Ziemlich  umfangreich  sind  auch  in  diesem  Jahre  wieder  die  genealogischen 
Forschungen,  welche  namentlich  in  den  vielen  Hausarchiven  des  nieder- 
rheinischen  Adels  eine  fast  unerschöpfliche  Fundgrube  besitzen.  Im  Vorder- 
gründe steht  hier  der  Nestor  der  rheinischen  Genealogen  Fahne*)  mit  der 
Fortsetz,  seines  Werkes  (vgl.  Jahresber.  79.  III,  100  u.  284).  Bd.  4  unter- 
scheidet sich  in  keiner  Weise  von  seinen  Vorgängern.  —  Recht  genau  sind 
die  Forschungen  A.  Möraths3)  über  die  Freiherrn  von  Schwarzenberg. 
(Fortsetz.  vgl.  12.  Bd.  der  Berg.  Ztschr.  S.  202  f.)  Er  spricht  über  die 
Freiherrn  Gotthard  und  Adolf  zu  Schwarzenberg  unter  vorhergehenden  Nach- 
trägen zur  Geschichte  Erkiugers  H.  von  Schwarzenberg.  Andere  nieder- 
rheinische  Geschlechter  behandeln  Vistura,  Weiden  und  Crecelius4.)  Auf 
10  adlige  Rectoren  im  XVH.  u.  XV1U.  Jh.  macht  G.  A.  Seyler  aufmerksam.6) 

Zahlreich  und  teilweise  recht  bedeutend  sind  die  biographischen  Beiträge 
zur  Geschichte  des  18.  und  19.  Jh.  Um  mit  dem  kleinsten  Stücke  zu  beginnen, 
so  sind  zunächst  von  B.  Seuffert8)  Mitteilungen  aus  ungedruckten  Briefen 
zum  Verhältnis  zwischen  J.  L.  Benzler  und  F.  L.  Stolberg  publiziert  worden. 
Benzler  war  Bibliothekar  in  Wernigerode.  —  Weit  wichtiger  ist  Meyers  Buch 
über  Febronius.9)  -  -  Um  eine  volle  Generation  weiter  führt  die  Veröffent- 
lichung K.  Th.  Dumonts,10)  welche  sich  den  früher  publizierten  Schriften 
and  Reden  des  Kardinals  von  Geifsel  (4  Bde.,  Köln  1869,  1870,  1876)  an- 
schliefst  und  die  diplomatische  Korrespondenz  über  die  Berufung  des  Herrn 
von  Geifsel  zum  Koadjutor  in  Köln,  sowie  dieser  sie  selbst  gesammelt  hat, 
enthält.  Diese  Publikation  bildet  damit  zugleich  den  Hintergrund  und  die 
Ausführung  einer  Schrift  des  Weihbischofs  Dr.  Baudri,  welche  im  Frühjahr 


1)  F.  Stieve,  Aktenstücke  u.  Regesten  z.  Gesch.  d.  JUKchor  Lande  in  d.  J.  1597 — 1608. 
Berg.  Ztschr.  1 — 72.  —  *2)  Fahne,  Denkm.  u.  Ahnontaf.  in  Rheinl.  u.  Westf.  m.  Erläuter. 
ii.  Berichti gongen.  4  Bde.  251  Holzschn.  IV  u.  156  8.  —  3)  Neue  Beitr.  zur  Gesch.  der 
rheüi.  Linie  dos  Fürstonh.  Schwarzenberg.  Borg.  Ztschr.  16,  204  —  215.  —  4)  Ed.  Vis  tum, 
Die  Herren  v.  Schwarz-Bongard.  Aachener  Ztschr.  2,  179  —  191. —  Weiden,  Haus  Krtzel- 
bach.  Ann.  d.  hist.  Ver.  f.  d.  Nioderrh.  35,  160 — 165.  -  Crecelius,  Genealog,  aus 
Barmen  {Die  von  Rolnigswerth ,  Die  KittershauB).  Berg.  Ztschr.  16,  163—172.  —  7)  H.  A. 
Seyler  i.:  Deutsch.  Herold  XI,  39.  —  8)  B.  Seuffert,  J.  L.  Bonzler  und  F.  L.  Stol- 
berg. Picks  Mtsschr.  6,  39—47.  Vgl.  o.  111,  74.  —  9)  0.  Meyer,  Fobronius,  Weih- 
hischof  Joh.  Nikolaus  von  Hontheim  und  sein  Widerruf.  XI  u.  326  S.  Tübingen,  Lcupp, 
vgl.  cap.  XV. — 10)  K.  Th.  Dumont,  Diplomat.  Korresp.  üb.  dio  Beruf,  des  Bischofs  Joh. 
von  Geifsel  von  Speyer  zum  Koadj.  des  Erzb.  Clemens  August  Freiherm  von  Drosto  zu 
Vischering  von  Köln.    XIX  u.  373  S.     Freiburg,  Herder. 

Historische  Jahresberichte.    III.    1H8U.  tt 


111,82  XIV.     H.  Ermisch: 

1870  anonym  erschien  l)  and  namentlich  das  versöhnliche  Regiment  des 
Kardinals  von  Geissei  in  lehrreicher  Weise  schilderte.  Über  die  auch  unser 
Gebiet  berührende  Sammlnng  von  Crecelius  und  Philippi.  Vgl.  u.  S.  94.— 
Erwähnt  sei:  Wegeier,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Rheinlande  (d.  hohe  Domstift 
Trier.    Die  Bürgerin.  Burgbrohl,  mit  2  lith.  Tafeln.   255  S.),  Koblenz,  Hergl 


XIV. 

H.  Ermisoh. 

Obersachsen,  Thüringen,  Hessen. 

Den  Arbeiten  über  die  Geschichte  unserer  Gebiete  in  der  Reformatioin- 
zeit  stellen  wir  einen  kleineren  Aufsatz  Seidemanns  über  das  Verhältnis 
des  Meifsner  Bischofs  Johanns  VII.  von  Schleinitz  zu  Luther1)  voran,  der 
neben  verschiedenen  andern  Notizen  eine  bisher  unbekannte  Korrespondenz 
zwischen  dem  Bischof  und  seinem  Kapitel  über  eine  Entgegnung  auf  Luthers 
'Antwort  auf  die  Zeddel,  so  unter  des  Ofticials  zu  Stolpen  Siegel  ist  ans- 
gangen'  enthält,  —  die  letzte  Publikation  des  um  die  Geschichte  der  Re- 
formationszeit hochverdienten  Forschers.8) 

G.  Müller  hat  eine  gründliche  Untersuchung  über  den  ersten  evange- 
lischen Hofprediger  in  Dresden  Paul  Lindenau  (t  1544)  veröffentlicht,4)  einen 
Mann,  der  zwar  nicht  zu  den  hervorragendsten  Persönlichkeiten  jener  Zeit  ge- 
hört, aber  immerhin  wegen  seines  Verhältnisses  zu  Luther  und  aus  anderen 
Gründen  für  eine  monographische  Behandlung  sich  eignete,  um  so  mehr  als 
die  bisherigen  Angaben  über  ihn  sich  vielfach  als  ungenau  erwiesen  haben. 
Müller  hat  nicht  blofs  die  gesamte,  sehr  reichhaltige  Litteratur,  sondern  anch 
die  Archive  zu  Dresden,   Weimar  und  besonders  zu  Zwickau  fleifsig  benutzt 

Weniger  günstig  müssen  wir  ein  Schriftchen  von  Richard  Bachmann 
über  den  interessanten  Zwickauer  Tuchmacher  und  religiösen  Schwänner 
Niclas  Storch5)  beurteilen.  Trotz  der  Studien  des  Vf.  in  der  k.  Bibliothek 
zu  Dresden  und  in  der  Ratsbibliothek  zu  Zwickau  fördert  es  den  Gegenstand 
nur  wenig;  die  wichtigste  bisherige  Arbeit  über  Storch  (Seidemann  im  Sachs. 
Kirchen-  und  Schulblatt  1872,  No.  22,  23,  26)  und  manches  andere  ist  dem 
Vf.  entgangen. 

Einen  Brief  Luthers  an  Wenzel  Linck  vom  14.  Juni  1528  (de  Wette 
III,  S.  340),  der  den  Unwillen  Herzog  Georgs  in  hohem  Grade  erregte,  be- 
treffen einige  von  Burkhard t  veröffentlichte  Schriftstücke. *)   Körner  stellt 


1)  Dr.  Baudri,  Die  kirchl.  Zustande  in  Preufsen  und  die  Beruf .  und  Thatigkeit  des  Hem 
von  Geifsel  als  Kölner  Oborhirtc.  Freiburg.  —  Über  B.  Kekule,  D.  Leben  F.  O.  Wecken. 
VIII.  u.  519  S.  Leipz.  Vgl.  cap.  VI.  —  2)  J.  K.  Seidemann,  Luther  u.  d.  Meifsner  Bisefcof 
Johann  VII.  v.  Schleinitz  (März  1520)  i.:  Thool.  Stud.  u.  Krit  S.  337  ff.  —  3)  Vgl  aber 
ihn  Franz  Schnorr  v.  Carolsfold,  Zur  Erinnerung  an  Joh.  Karl  Seidemann.  Ermiscfcs  5. 
Arch.  f.  Sachs.  Gesch  u.  Altertumsk.  Bd.  I,  S.  94  ff.  —  4)  Georg  Müller,  Faul  Linden», 
der  erste  evangelische  Hofprediger  in  Dresden.  E.  Beitr.  z.  Ref. -Gesch.  Sachsens  n.  meiste« 
ungedr.  Akten  u.  Briefen.  Leipzig.  Vgl.  Kap.  II.  —  5)  B.  Bachmann,  Nicla*  Storch,  der 
Anfänger  d.  Zwick.  Wiedert.  E.  Lebensbild  a.  d.  Ref.-Zeitalter  a.  Gr.  der  i.  d.  k.  öff.  KbL 
zu  Dresden,  wie  auf  der  Ratsbibl.  zu  Zwickau  vorhand.  Nachrichten.  Zwickau,  Altner.  VfL 
K*p.  II.   —  6)  Burkhardt  i.:  t.  Webers  Arch.  f.  d.  Sich«.  Gesch.  N.  F.   Bd.  YL  a  U1 1 


Obenachsen,  Thüringen,  Hessen.  JJJ  g3 

lie  Auslassungen  des  Benediktiners  Paul  Lange,  des  bekannten  Vf.  d.  Zeitzer 
ind  der  Naumburger  Chroniken,  über  Luther  zusammen.  *)  Mehrere  unge- 
Iruckte  Briefe  von  Justus  Menius,  dem  Reformator  Thüringens,  aus  den  JJ. 
1525 — 1553  teilt  6.  L.  Schmidt  als  Ergänzung  zu  seiner  Biographie  des 
iienius  mit.2)  Biographische  Abrisse  des  Zwickauer  Pfarrer  Niclas  Haus- 
nann  von  Tb.  Kolde,  des  Buchhändlers  Job.  Herrgott  von  Seidemann 
md  Herzog  Heinrich  des  Frommen  von  Fiat  he  bringt  die  Allg.  Deutsche 
Biographie. 

Die  wichtigste  Publikation  auf  dem  Gebiete  der  Reformationsgeschichte 
st  die  von  Lenz  besorgt«  Herausgabe  der  Korrespondenz  des  Landgrafen 
Philipp  von  Hessen  mit  Bucer,3)  eine  treffliche  Arbeit,  die  nicht  blofs  das 
Juellenmaterial  zur  Geschichte  des  16.  Jh.  erheblich  bereichert,  sondern  auf 
jrund  desselben  auch  eine  Reihe  exakter  Detailuntersuchungen  enthält.  Das- 
selbe gilt  für  die  fleifsige  Schrift  von  Kawerau  über  Johann  Agricola;4) 
üs  eine  Ergänzung  zu  derselben  ist  die  Veröffentlichung  eines  Gutachtens 
les  Agricola  für  Christoph  v.  Carlowitz,  welches  die  Stellung  Agricolas  der 
[nterimsfrage  gegenüber  charakterisiert,6)  anzusehen. 

Anknüpfend  an  das  Werk  Burkhardts  (vgl.  Jahresber  IL  1879.  ni,  S.  6 
i.  104)  und  an  eigene  frühere  Arbeiten  (im  8.  Bande  der  Mitteil,  der  oster- 
änd.  Gesellschaft)  behandelt  E.  Lobe  auf  Grund  der  Visitationsprotokolle 
lie  erste  Kirchen  Visitation  in  einem  Teil  von  Sachsen-  Altenburg. 6) 

Eine  sehr  reiche  Fundgrube  für  die  politische  Geschichte  unserer  Ge- 
riete in  der  Mitte  des  16.  Jh.  ist  ein  an  anderer  Stelle  zu  erwähnendes  Werk 
iron  A.  v.  D  ruf  fei. 7) 

Max  Lenz  hat  einen  bisher  unbekannten  Bericht  über  den  Tod  des 
Kurfürsten  Moritz  aus  der  Feder   Christophs  von  Carlowitz  veröffentlicht.8) 

Zur  Geschichte  des  Kurfürsten  August  von  Sachsen  wüfsten  wir  nur 
einen  kleinen  Aufsatz  von  Bergmann  über  den  Pfarrer  Wolff  zu  Colditz,9) 
ier  1553  wegen  einer  für  den  Kurfürsten  beleidigenden  Predigt  in  Haft  ge- 
nommen und  1554  des  Landes  verwiesen  wurde,  neben  Mitteilungen  von 
Wernicke,10)  Friedländqr ")  und  v.  Sallet12)  über  den  1574  nach 
Dresden   berufenen  Goldschmied  und  Medailleur  Tobias  Wolff   und   endlich 


1)  Körner  i.:  Sachs.  Kirchen-  n.  Schulbl.  1880.  No.  47,  48.  —  2)  G.  L.  Schmidt, 
Ungedr.  Briefe  von  Justus  Menius  L:  Ztschr.  d.  V.  f.  Thüring.  Gesch.  Bd.  X.  (N.  F.  II.) 
S.  243  ff.  —  3)  Max  Lenz,  Briefwechsel  Landgr.  Philippe  d.  Grofsmtit  v.  Hessen  mit  Bucer. 
rh.  I.  Leipzig,  Hirzel.  (A.  u.  d.  T.  Publikationen  a.  d.  preufs.  Staatsarchiven.  Bd.  V.) 
Vgl.  Kap.  II.  —  4)  G.  Kawerau,  Johann  Agricola  von  Eisleben.  Fön  Beitr.  z.  Ref-Gesch. 
Berlin,  W.  Hertz.  1881.  —  5)  Ders ,  Gutachten  Johann  Agricolas  für  Christoph  v.  Carlowitz 
über  die  Annahmo  des  Augsb.  Interims  i. :  Ermischs  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  u.  Altertumsk. 
Bd.  I.  S.  267  ff.  W.  Haans  oben  erwähnte  Schrift  (Abt  II,  Kap.  XVI.)  behandelt  vor- 
zugsweise die  kirchliche  Einteilung  Kursachsens  nach  der  Reformation  bis  in  die  neueste 
Zeit.  —  6)  E.  Lobe,  Die  Kirchen  Visitation  im  Westkreise  unsers  Herzogtums  i.  J.  1529. 
Mitteil.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altertumsk.  zu  Kahla  u.  Roda.  II,  2.  S.  179  ff.  —  7)  A.  v.  Druffcl, 
Beitr.  z.  Reichsgesch.  1552.  München,  1880.  (A.  u.  d.  T.  Briefe  u.  Akten  zur  Gesch.  dos 
16.  Jahrh.  m.  bes.  Rucks,  auf  Bayerns  Fürstenhaus.  Bd.  2.  München.  8°.  Vgl.  Kap.  II.  u.  XVII. 
—  8)  M.  Lenz,  Eigenh.  Ber.  Christophs  v.  Carlowitz  a.  Landgr.  Philipp  üb.  d.  Tod.  des 
Kurf.  Moritz  i  :  Ermischs  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  u.  Altertumsk.  Bd.  1.  S.  86  ff.  — 
9}  Bergmann,  Martin  Wolff  i. :  v.  Webers  Archiv  f.  d.  Sachs.  Gesch.  N.  F.  Bd.  6. 
8.  345  ff.  —  10)  Ew.  Wernicke,  E.  Bresl.  Goldschmied  i.  Dienste  d.  Kurf.  August  von 
Sachsen.  Anz.  f.  Kunde  der  deutsch.  Yorz.  No.  6.  Sp.  188.  —  11)  Jul.  Friedländer,  E. 
Bresl.  Goldschmied  i.  D.  d.  Kurf.  Aug.  von  Sachsen,  ib.  No.  9.  Sp.  281  f.  —  12)  A.  v.  Sali  et, 
Tobias  Wolff  der  Bresl.  Goldschmied.  Ztschr.  f.  Numismatik.  Bd.  VIII.  H.  3.  (Hat  mir 
nicht  vorgelegen.) 


111,84  XIV.    H.  Ermisch: 

eine  auszugsweise  Veröffentlichung  der  Schulordnung  für  die  sächsischen 
Lande  vom  1.  Januar  1580,  welche  G.  A.  Henne  auf  Grund  der  alteren 
Drucke  und  der  betreffenden  Akten  des  Hauptstaatsarchivs  besorgt  hat,1)  an- 
zuführen. 

Die  hochinteressante  Persönlichkeit  des  Kanzlers  Ereil  behandelt  ein 
(bereits  1860  gehaltener)  Vortrag  von  K.  Hase;2)  neues  wird  man  jedoch 
.  in  demselben  nicht  suchen  dürfen,  ebensowenig  wie  in  einem  kleinen  Aufsatz 
über  Ereil  von  Saran,  den  ich  hier  nachträglich  nenne.8) 

Ein  Gutachten  Landgraf  Wilhelms  IV.  von  Hessen  für  den  Bat  der 
Stadt  Strafsburg  über  verschiedene  Befestigungspläne  von  1590  Nov.  24  teilt 
v.  Apell  mit.4)  Interessant  ist  die  auf  archivalischen  Grundlagen  beruhende 
biographische  Skizze  von  Cuno  über  Adam  Hertzog,6)  der  in  Diensten  des 
Pfalzgrafen  Johann  Casimir,  des  Grafen  Wolfgang  von  Isenburg  und  des 
Grafen  Philipp  Ludwig  von  Hanau  sich  um  die  Verbreitung  der  reformierten 
Lehre  verdient  machte,  aber  seiner  eigentümlichen  Lehrbegriffe  wegen  wieder- 
holt seine  Stellung  aufgeben  mufste,  viele  Verfolgungen  zu  erdulden  hatte 
und  in  späteren  Jahren  nochmals  seine  Eonfession  wechselte;  er  starb  in 
Mangel  um  1611. 

Moritz  Ritter  schildert,  hauptsächlich  auf  Grund  eines  Manuskripts  der 
Berliner  Bibliothek,  welches  tagebuchartige  Aufzeichnungen  von  Frdr.  Hort- 
leders Hand  enthält,  die  Thätigkeit  desselben  als  Erziehers  der  Herzoge  Johann 
Ernst  und  Friedrich  von  Sachsen -Weimar,  deren  Studien  in  Jena  er  1608 
— 1613  leitete.6)  Obwohl  es  der  Vf.  geflissentlich  unterläßt,  allgemeine  Fol- 
gerungen für  die  Unterrichtsmethode  jener  Zeit  zu  ziehen,  bietet  doch  das 
Bild,  das  er  entwirft,  sehr  viel  Interessantes;  besonders  verdient  die  Be- 
handlung des  geschichtlichen  und  staatswissenschaftlichen  Unterrichts  als  sehr 
charakteristisch  für  die  Anschauungen  der  Zeit  und  Hortleders  selbst  Be- 
achtung. 

Enothe  hat  zwei  wichtige  Beiträge  zur  politischen  Geschichte  der  Ober- 
lausitz in  den  ersten  Jahrzehnten  des  17.  Jhs.  veröffentlicht7)  Beiden  Ar- 
beiten liegen  eingehende  Studien  des  Aktenmaterials  im  Hauptstaatsarchiv  n 
Dresden,  im  Ratsarchiv  zu  Görlitz  und  in  verschiedenen  anderen  oberlausitri- 
chen  Archiven  zu  Grunde. 


1)  G.  A.  Uenno,  Zweiter  Bericht  üb.  d.  k.  Schullehrer-Seminar  su  Schneeberg.  S.  3  £ 
—  2)  K.  Hase,  Der  Kanzler  Kreli  —  in  dessen  Rosen  Vorlesungen  kirchengesch.  Inhalts.  Leipt- 
8°.  S.  116—145.  —  8)  Saran,  D.  Kryptocalvin.  in  Kursachsen  u.  Dr.  N.  KreU  i:  Deutsch- 
evang.  Blätter.  IV.  Jahrg.  Heft  9  (1879)  S.  596  ff.  —  4)  v.  Apell,  £.  Schreiben  d. 
Landgrafen  Wilhelm  IV.  a.  d.  Magistrat  von  Strafsburg.  i.:  Ztschr.  des  Yer.  f  heaa.  Gesch.  n. 
I^lskdo.  Bd.  VIII.  S.  228  ff.  —  5)  Cuno,  Adam  Hertzog,  Inspektor  der  Kirchen  a*d 
Schulen  von  Hanau-Münzenberg  zu  Ende  des  16.  Jahrh.  i  :  Mitteil,  des  Hanauer  Berirksrer. 
f.  hess.  Gesch.  u.  Ldskde.  No.  6.  S.  123  ff.  —  6)  M.  Bitter,  Friedr.  Hortleder  ab 
Lehrer  der  Herz.  Johann  Ernst  und  Friedrich  von  S.- Weimar  i. :  Ermischs  N.  Areh.  f.  Sera»- 
Gesch.  u.  Altcrtumsk.  Bd.  I.  S.  188  ff.  —  7)  IL  Knothe,  D.  Bemüh,  d.  Oberlansits  na 
e.  Majestätsbrief  1609—1611,  u.  1).  Anteil  d.  Oberlausitz  a.  d.  Auf.  d.  SOjafar.  Kr.,  1618 
bis  1623.  Preisschrift.  Dresden,  H.  Burdach.  8°.  95  S.  (Auch  im  N.  Laos.  Magariii. 
Bd.  LV1  S.  1—95),  erstores  nur  ib.  8—96  ff.)  Vgl  Kap.  III  u.  XI.  -  Über  G.  Droysen,  Hokb 
Einfall  in  Sachsen  im  Jahre  1633  (i.  Ermischs  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  n.  AHertmaik. 
Bd.  I  S.  14  ff.  129  ff)  vgl.  Kap.  in.  Desgl  H.  Hitzigrath,  Die  Pnbliiiatik  das 
Prager  Friedens  «1635).  Halle,  Niemeyer.  (Besprech.  d.  vom  deutsch.,  frans.,  schwed.  Stand- 
punkt aus  verfafston  Broschüren  jener  Zeit);  u.  Bald.  Herrmann,  Der  Kampf  um  Erfurt 
1636-1638.  Inaugural-Diss.  Halle,  1880.  Beido  f.  Sachsen  wichtig,  auf  die  letztere  werdei 
wir  bei  der  Fortsetzung  zurückkommen. 


Obenachsen,  Thüringen,  Hessen.  JTT  85 

Eine  von  einem  Augenzeugen  herrührende  Beschreibung  der  Belagerung 
von  Hanau  1635  und  1636  teilt  Junghans  mit.1) 

Königsdörffer  giebt  auf  Grund  von  chronikalischen  Nachrichten,  nament- 
lich aber  nach  Gerichts-  und  Kirchenbüchern,  Eaufurkunden  und  anderen 
Archivalien  der  Orts-  und  Pfarrarchive,  ein  interessantes  Detailbild  von  dem 
Bestände  der  vier  bei  Freiberg  gelegenen  Dörfer  Langhennersdorf,  Seifers- 
dorf, Reichenbach  und  Bräunsdorf  während  des  30jährigen  Krieges  und  un- 
mittelbar nach  demselben,2)  indem  er  die  Schicksale  der  einzelnen  Grund- 
stücke so  eingehend  wie  möglich  schildert.  Ein  Anhang  enthält  die  Ge- 
schichte des  Bethausea  zu  Reichenbach  bei  Siebenlehn,  die  bei  Gelegenheit 
seines   150jährigen  Bestehens  entstanden  ist. 

Dem  Ende  des  17.  und  dem  Anfang  des  18.  Jhs.  gehören  einige  Mit- 
teilungen kulturhistorischen  Charakters  aus  Akten  des  vormaligen  Kreisamts 
Leipzig  an3);  sie  betreffen  die  Huldigung  Johann  Georgs  EH.  1680,  Fest- 
schriften, Gelegenheitsgedichte  u.  dgl.  von  1691  und  1694,  Leipzigs  erste 
Strafsenlaternen  (1701)  und  das  Zeitungswesen  des  vorigen  Jhs.  —  Über  die 
Reisen,  welche  der  Kurprinz  Friedrich  August  1687 — 1689  nach  Paris, 
Lissabon  und  Italien  unternahm,  berichtet  Frhr.  6  Byrn4)  nach  den  Akten 
des  Hauptstaatsarchivs,  besonders  den  Berichten  seines  Hofmeisters  v.  Haxt- 
hausen  und  eigenhändigen  Aufzeichnungen  des  Prinzen. 

Sehr  wertvoll  sind  die  hauptsächlich  auf  Grund  von  Dresdener  und 
Berliner  Materialien  gemachten  Untersuchungen  von  Ad.  Frantz  über  das 
katholische  Direktorium  des  Corpus  Evangclicorum. 6)  Für  die  Kriegs- 
geschichte im  Anf.  des  18.  Jhs.  nennen  wir  neben  einem  auch  unser  Gebiet  be- 
rührenden Werke  von  Christ,  v.  Sarauw6)  einen  Aufsatz  von  C.  v.  Stamford 
über  Gottfr.  Ernst  von  Wutginau,7)  der  um  1704  unter  dem  Erbprinzen 
Friedrich  von  Hessen-Cassel  in  die  hessische  Armee  eingetreten  war,  an  der 
Thätigkeit  derselben  während  des  spanischen  Erbfolgekrieges  und  dann  als 
Führer  des  dem  Kaiser  für  den  Türkenkrieg  zur  Verfügung  gestellten  hess. 
Regimentes  Prinz  Maximilian  an  der  Belagerung  und  Eroberung  von  Belgrad 
1717,  sowie  1718  u.  1719  an  den  Kämpfen  gegen  die  Spanier  in  Süditalien 
Anteil  nahm.  1724/25  war  W.  in  diplomatischer  Mission  zu  Gunsten  des 
Königs  Friedrich  von  Schweden  in  Petersburg  thätig.  1728  trat  er  in  kai- 
serliche Dienste;  seine  hervorragendste  Waffenthat  war  die  Verteidigung  von 
Philippsburg.  Er  starb  1736.  Aufser  der  gedruckton  Litteratur  hat 
v.  Stamford  auch  das  Marburger  Staatsarchiv  benutzt. 

Eine  gröfsere  Schrift  desselben  Vfs.  behandelt  eingehender,    als  in  dem 


1)  F.  W.  Junghans,  Eigentlicher  wahrhaftiger  Bericht  u.  s.  w.  i. :  Mitteil.  d.  Hanauer 
Bezirks vcr.  f.  hess.  Gesch.  u.  Ldskde.  No.  6.  S.  140  ff.  Vgl.  Kap.  III.  —  2)  A.  H.  Königs- 
djörffer,  Vcrwüst.  d.  Kirchfahrt  Langhennersdorf  bei  Freiberg  im  30 jähr.  Kriege  u.  ihre 
Wiedorherst.  Nach  Urkk.  u  anderen  Quollen.  Freiberg,  1879.  —  Eine  kürzore  Skizze  giebt 
0.  Herzborg  i:  C.  H.  Frhr.  v.  Hagen,  Die  Stadt  Halle,  nach  amtlichen  Quollen  histor.- 
topogr.-statistisch  dargestellt.  5.  Ergänzungsheft.  Hallo.  S.  1 — 21.  —  3)  Aus  alten  Akten 
i. :  Wissenschaftliche  Beilage  zur  Leipz.  Ztg.  No.  32.  S.  185  ff.  —  4)  6  Byrn,  Ein 
sachs.  Prinz  auf  Reisen  i.:  v..  Wobers  Arch.  f.  d.  Sachs.  Gösch.  N.  F.  VI.  S.  289  ff.  — 
5)  Ad.  Frantz,  D.  kathol.  Direkt,  d.  0.  Ev.  Nach  handschriftl.  Quellen  dargestellt  Marb., 
N.  G.  Elwert.  Vgl.  Kap.  111.  —  6)  Chr.  v.  Sarauw,  D.  Feldzüge  Karls  XII.  E.  quellen- 
mäfs.  Boitr.  z.  Kriegsgesch.  u.  Kabin etapol.  Europas  im  XVIII.  Jh.  Mit  e.  Übersichtskarte 
d.  nordischen  Kriegstheaters  u  6  lithogr.  Tafeln.  Leipzig,  Schlicke.  1881.  Vgl.  Kap.  X.  und 
XXII.  —  7)  v.  Stamford,  Gottfr.  Ernst  y.  Wutginau.  Ztschr.  d.  Vor.  f.  hesa.  Gesch.  u. 
Ldskde.     N.  F.     Bd.  8.     S.  233  ff. 


111,86  XIV.    H.  Ermisch: 

oben  erwähnten  Aufsatze  geschehen    konnte,    die  Schicksale  des  vorher  ge- 
nannten Regimentes  während  der  Kriegsjahre  1717  bis  1720  *) 

Von  Bedeutung  für  die  Geschichte  des  geistigen  und  insbesondere  reli- 
giösen Lebens  auf  der  Grenzscheide  des  17.  und  18.  Jhs.  ist  die  Ton 
Kram  er2)  verfafste,  durchaus  auf  aktenmäfsiger  Grundlage  beruhende  Bio- 
graphie von  Aug.  Herrn.  Francke,  dem  Begründer  des  Waisenhauses  zu  Halle. 

Th.  Distel  ergänzt  seine  im  vorjährigen  Jahresberichte  (m,  107)  an- 
geführten Leibnizbriefe  durch  ein  inzwischen  neu  aufgefundenes  Schreiben  von 
Leibniz  an  Herzog  Moritz  Wilhelm  von  Sachsen  -  Zeitz  vom  2.  Juli  1711*) 
und  handelt  über  Leibniz'  Nachlafs  aus  Akten  des  Dresdener  Hauptstaats- 
archivs. 4) 

Ein  Bild  aus  der  Theatergeschichte  des  18.  Jhs.  führt  uns  Frhr.  6  Bvrn 
vor  Augen.5)  Anknüpfend  an  die  Persönlichkeit  der  Schauspielerin  Giovanni 
Casanova,  der  Mutter  des  bekannten  Memoirenschreibers  Jakob  Casanova, 
teilt  er  verschiedenes  über  die  italienische  Komödie,  die  Commedie  del  arte, 
mit,  wie  sie  vom  Ende  des  17.  Jhs.  bis  um  die  Mitte  des  18.  Jhs.  am  kur- 
sächsischen Hofe  gepflegt  wurde. 

Grünhagen  handelt  nach  Akten  der  Archive  zu  London,  Dresden, 
Hannover  u.  a.  über  die  Rolle,  die  Fürst  Leopold  von  Dessau  während  des 
ersten  schlesischen  Krieges  an  der  Spitze  eines  nahe  der  sächsischen  Grenze 
aufgestellten  und  hauptsächlich  zur  Verhinderung  eines  Zusammenwirkens 
zwischen  den  hannoverschen  und  den  sächsischen  Truppen  bestimmten  Corps 
gespielt  hatte6);  auch  für  die  politische  Geschichte  jener  Zeit  ist  der  Aufsatz 
von  Interesse. 

Nichts  sachlich  Neues  enthält  ein  Vortrag  von  Kolbe  über  die  Schick- 
sale der  Stadt  Marburg  während  des  siebenjährigen  Kriegs.7)  Heydenreich 
macht  Mitteilungen  über  die  Kriegsdrangsale  von  Freibergs  Umgebung  im 
18  Jh.8),  die  mit  Ausnahme  von  wenigen  Notizen  aus  dem  Gemeindearchive 
zu  Golberode  über  Lieferungen  an  die  Schweden  1706  und  1707  die  Zeit 
des  siebenjährigen  Krieges  betreffen  und  Tagebüchern  der  Freiberger  Rats- 
bibliothek, besonders  den  Aufzeichnungen  des  Bürgermeisters  Aster  ent- 
nommen sind. 

Ein  sehr  schätzenswerter  Beitrag  zur  Militärgeschichte  Sachsens  ist  eine 
auf  einsichtigen  archivalischen  Forschungen  beruhende  zweihundert  Jahre  um- 
fassende   Regimentsgeschichte. 9)      Einen    biographischen    Versuch   über  den 


1)  C.  Bar.  y.  Stamford,  Das  Regiment  Prinz  Maximilian  von  H.-Kassel  im  Kriege  d. 
Kaisers  gegen  die  Türken  1717 — 1718  and  im  Kr.  d.  Quadrapelailianz  auf  Sicilien  1718— 
1720.  £.  Beitr.  z.  hoss.  Kriegsgesch.  Mit  1  Plan  und  S  Beilagen.  Kassel.  —  2)  Gast 
Kr  am  er,  Ang.  Herrn.  Franko.  Ein  Lebensbild.  1.  Th.  Halle  a.  S  ,  Waisenhaus.  — 
3)  Distel  i. :  Berichte  über  die  Verhandlungen  der  k.  Sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  zu 
Leipzig.  Philol.-hiator.  Klasse.  1880.  S.  187  f.  —  4)  Ders.,  Mitteil.  üb.  d.  Nachlafs  Leib- 
nüens  i. :  v.  Webers  Arch.  f.  d.  Säch.  Gesch.  N.  F.  Bd.  VI.  S.  339  ff.  —  Wir  erwähnen 
kurz:  B.  Stillin g,  Einige  Bemerk,  zur  Beleucht.  d.  Frage:  Ob  Papin  1767  bei  seiner  Schiff- 
fahrt von  Kassel  nach  Münden  die  Kraft  dos  Wasserdampfes  als  Motor  gebraucht,  oder  nur 
durch  Mensehen häii do  die  Räder  seines  Schiffes  bewegt  habe.  Ztschr.  d.  Ver.  f.  heaa.  Gesch. 
u.  Ldskde.  N.  F.  VIII,  S.  205  if.  u.  E.  Gerland,  Das  sog.  Dampfschiff  Papins.  Ibid. 
S.  221  ff.  —  5)  F.  A.  Frhr.  6  Byrn,  Giovanna  Casanova  u.  d.  Comici  italiani  am  poln.-sich.  Hofe 
i.:  Ermischs  N.  Ajrch.  f.  Sachs.  Gesch.  u.  Altertumsk.  Bd.  I.  S.  289  ff.  —  6)  C.  Grün- 
hagen, Das  Corps  d.  F.  v.  Anhalt  im  1.  schles.  Kriege.  Ibid.  S.  66  f.  —  7)  W.  Kolbe, 
Marburg  und  der  7jähr.  Kr.  E.  Vortr.  u.  s.  w.  Marburg,  N.  G.  Elwert  —  8)  Ed.  C.  H. 
Heydenreich,  Kriegsdrangsale  v.  Freibergs  ländl.  Umgeb.  im  18.  Jh.  i. :  Mitteil.  v.  dem 
Freib.  Altertumsver.  Hft.  16.  S.  23  ff.  —  9)  G.  v.  Schimpf f,  Gesch.  <L  k.  sachs.  Garde- 
Meiterreg.     Im  Auftr.  d.  Reg.  zusammengost     Dresden,  W.  Bänsch.     8°.     VIII.     684  & 


Obemchsen,  Thüringen,  Heuen.  111,87 

Prinzen  Friedrich  Josias  von  Coborg-Saalfeld  enthält  das  bereits  oben  ange- 
fahrte Schriftchen  von  Adolf  Fleisch  mann.    (Gesch.  d.  Hrzgt.  Cob.-Gotha.) 

Aufserdem  erwähnen  wir  noch  zur  hessischen  Kriegsgeschichte  eine  Notiz 
von  F.  v.  Gilsa  über  den  1763  aus  dem  preußischen  in  den  hessischen 
Dienst  eingetretenen  General  von  Wackenitz1)  und  eine  autobiographische 
Aufzeichnung  des  1843  gestorbenen  Generallieutenants  Luwdig  Bödicker  über 
seine  militärische  Thätigkeit  in  den  Jahren  1788 — 1815.*) 

R.  Wait zv.  Eschen  behandelt  auf  Grund  von  Schriftstücken  in  seinem 
Privatbesitze  die  Verhandlungen,  welche  die  Landgrafen  Friedrich  IL  und 
Wilhelm  IX.  seit  1770  führten,  um  den  Eintritt  in  das  Kurkollegium  zu  er- 
langen, und  welche  schließlich  1803  zur  Annahme  der  Kurwürde  führten.3) 
—  P.  W.  Hagedorn  führt  uns  in  die  Zeit  des  Königs  von  Westfalen.4)  — 
Wippermann  giebt  kurze  Biographieen  von  Hassenpflug  und  vom  General 
von  Haynau. 6) 

Sonst  haben  wir  zur  neueren  Geschichte  unserer  Gebiete,  mit  Ausnahme 
eines  von  R.  Steche  veröffentlichten  Briefes  des  nachmaligen  Königs  Friedrich 
August  II.  von  Sachsen  an  Dr.  Puttrich  in  Leipzig  wegen  eines  jungen 
Malers  Goldstein  aus  dem  Jahre  1830*)  und  eines  Beitrags  zur  Geschichte 
des  Buchhandels  von  Ed.  Berger7),  nur  etwa  noch  das  Memoirenwerk  des 
Frhrn.  v.  Friesen  zu  nennen.8) 

Die  Stadt  Dresden  verdankt  0.  Meltzer  mehrere  Beiträge  zu  ihrer 
Schulgeschichte.  Ein  Schriftchen  behandelt  die  Geschichte  der  Kreuzschule 
im  17.  Jh.9),  besonders  zur  Zeit  des  Rektors  Joh.  Bohemus  1639 — 1676, 
über  den  derselbe  Vf.  bereits  früher  (im  112.  Bande  der  N.  Jahrb.  f.  Phil, 
u.  Pädagogik)  ausführlichere  Mitteilungen  gemacht  hat.  In  einem  Programme 
giebt  Meltzer  ferner  geschichtliche  Nachrichten  über  die  Bibliothek  der 
Kreuzschule;10)  er  verfolgt  sie  bis  1558  zurück,  in  welches  Jahr  die  Be- 
gründung einer  der  öffentlichen  Benutzung  gewidmeten  städtischen  Bibliothek 
in  den  Räumen  der  Kreuzskirche  fällt;  ein  Teil  derselben  bildet  den  Grund- 
stock der  heutigen  Kreuzschulbibliothek. 

Über  die  Hofsilberkammer  und  Hofkellerei  im  Schlosse  zu  Dresden 
handelt  ein  (anonym  veröffentlichtes)  Werkchen  des  Frhrn.  ö  Byrn11),  das 
in  seinen  geschichtlichen  Abschnitten  auf  fleifsigen  archivalischen  Studien  be- 
ruht und  daher  hier  auch  anzuführen  ist. 

Einige  lebensvolle  Abschnitte  aus  den  autobiographischen  Aufzeichnungen 
des  thüringischen  Schulmeisters  Friedr.  Kraufse,  die  seine  Teilnahme  am 
Zuge  der  französischen  Armee  nach  Rufsland  1812  und  seine  traurigen  Schick- 
sale in  russischer  Gefangenschaft  schildern,  teilt  Robert  Keil  mit19) 


1)  F.  y.  Gilsa,  y.  Wackenitz  i. :  Mitteil.  a.  d.  Mitgl.  d.  Ver.  t  hess.  Gesch.  u.  Ldskde. 
Jg.  1S79.  Hft.  IY.  S.  21.  —  2)  Die  müit.  Laufbahn  (1788—1815)  de«  Generallieut.  Ludw. 
Bödicker,  zuletzt  Stadtkommandant  von  Kassel.  £  Selbstbiogr.  i.:  Beiheft  z.  Mil.-Wochenbl. 
5.  u.  6.  Hft.  S.  243  ff.  —  3)  R.  Waitz  v.  Eschen,  Die  Verhandl.,  welche  d.  Errichtung 
d.  hess.  Kurwürde  vorangingen.  £.  Vortr.  n.  s.w.  Kassel,  Th.  Kay.  —  4)  P.  W.  Hagedorn, 
D.  Bettung  des  kurfürstl.  Schatzes  unter  d.  Begier,  d.  K.  Jerome.  Kassel.  —  5)  Allg.  D. 
Biopr.  XL —  6)  B.  Steche,  £.  Brief  K.  Friedr.  August  IL.  v.  Sachsen;  Wissenschaftl.  Beil. 
d.  Lp*.  Ztg.  1880.  No.  81.  —  7)  £d.  Bergor,  Gesch.  d.  Buchhandels  in  der  Lausitz  im 
19.  Jh.  i.:  N.  Laus.  Mag.  Bd.  L.  S.  260  ff.  Vgl  Kap.  VIII.  —  8)  Frhr.  v.  Friesen, 
Erinner,  a.  m.  Leben.  Dresden,  W.  Bänsch.  Vgl.  Kap.  VI.  —  9)  0.  Meltzer,  Die  Kreuz- 
schule vor  200  Jahren.  Vortr.  geh.  i  d.  Aula  d.  Kreuzsch.  am  3.  Nov.  1879.  Dresden.  — 
10)  Den.,  Mitteil.  üb.  d.  Bibl.  d.  Kreuzsch.  Progr.  d.  Gymnas.  z.  h.  Kreuz  in  Dresden.  4°. 
8.  3 — 38. —  11)  (Frhr.  ö  Byrn),  Die  Hofsilberkammer  u.  Hofkellerei  zu  Dresden.  Dresden, 
W.  Bänsch.  —  12)  B.  Keil,  Grenzb.  1880.     in,  271  ff.,  313  ff.,  401  ff,  481  ff. 


111,88  XIV-  H    Ermisch: 

Auch  die  bei  Gelegenheit  der  Säkularfeier  der  k.  Thierarziieisehule  zu 
Dresden  erschienene  Geschichte  dieser  Anstalt  von  A.  G.  T.  Leisering,1) 
die  aus  eigenen  Erinnerungen  geschöpften  Mitteilungen  des  Frhrn.  Herrn. 
v.  Friesen  zur  Geschichte  der  Gemäldegallerie  von  1830  bis  1842*)  and 
die  Notizen  des  Freiherrn  v.  Falkenstein  zur  Geschichte  des  k.  sächsischen 
Alterturasvereins3)  sind  von  lokalgeschichtlichem  Interesse.  Aus  dem  Schrift- 
chen von  Pfeilschmidt4)  über  die  Johanniskirche  ist  nur  das  1.,  den 
alten  Johanniskirchhof  und  die  im  16.  Jh.  dort  errichtete  Begräbniskapelle 
betreffende  Kapitel  hier  zu  berücksichtigen,  da  sich  alle  übrigen  mit  der 
neuen  1874  fg.  erbauten   Johanniskirche  beschäftigen. 

Das*  unweit  Radeberg  gelegene  Augustusbad,  dessen  Anfänge  in  die  Jahre 
1717  bis  1719  fallen,  ist  Gegenstand  einer  ansprechenden,  meist  auf  archi- 
valischcn  Quellen  beruhenden  Monographie  von  Sophus  Rüge.5) 

Die  kirchlichen  Vorgänge  in  Leipzig  während  der  ersten  Hälfte  des 
16.  Jhs.  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  Thomaskloster  und  die  Thomas- 
schule behandelte  R.  Sachse6)  im  Anschlüsse  an  seine  früheren  Forschungen 
zur  älteren  Geschichte  des  Thomasklosters.  Konnte  er  für  seine  fleifsige  Arbeit 
neben  archivalischem  Material  auch  das  von  Posern- Klett  herausgegebene 
Urkundenbuch  dieses  Klosters  benutzen,  so  war  Evers,  der  eine  kleine 
Arbeit  über  das  Franziskancrklostcr  in  Leipzig  und  besonders  über  die  Kloster- 
kirche veröffentlicht  hat, 7)  in  einer  weniger  günstigen  Lage.  Über  die  mittel- 
alterliche Geschichte  des  Klosters  und  der  Kirche  berichtet  er  so  wenig,  dafs 
wir  ihn  an  dieser  Stelle,  nicht  in  Abth.  II,  anführen  mufsten. 

Interessante  Einblicke  in  das  Leipziger  Studentenleben  am  Ende  des 
16.  Jhs.  gewähren  30  Briefe  des  Nürnberger  Paulus  Behaim,  die  W.  Loose 
nach  den  im  Germanisten -Museum  zu  Nürnberg  befindlichen  Originalen 
herausgegeben  hat.  8) 

Als  Kuriosum  teilt  A.  v.  Eye  (Anzeiger  f.  Kunde  der  deutschen  Vor- 
zeit 1880,  Sp.  102)  ein  von  der  juristischen  Fakultät  zu  Leipzig  gegen  eine 
Kuh  1621  ausgesprochenes  Todesurteil  mit. 

Einen  Versuch  über  die  Leipziger  'ökonomische  Societät*  veröffentlicht 
Udo  Schwarzwäller.9) 

Als  Nachtrag  zu  seiner  Geschichte  der  Fürstenschule  zu   Meifsen  teilt 


1)  A.  G.  T.  Leisering,  1).  k.  Thiorarzneiachnlo  z.  Dresden  i.  d.  1.  Jh.  ihr.  Besteh«». 
Fcstschr.  z.  Säk.-Feier  am  7.  Okt.  1880.  Horausg.  v.  d.  Direkt,  d.  k.  Thierarzneisch.  Mit 
zwei  Tlänon.  Dresden.  8°.  IV.  136  S.  —  2)  Herrn.  Frhr.  v.  Friesen,  E.  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Dresdn.  Gemäldegallerie  i. :  Ermischs  N.  Arch.  f.  Sachs.  Gesch.  u.  Altertamsk.  Bd.  L 
S.  315  ff.  —  3)  J.  P.  Frhr.  v.  Falko n stein,  Der  Alterturasver.  n.  d.  n.  Arch.  f.  Sfch*. 
Gesch.  n.  Alterrumsk.  Ibid.  S.  1  ff.  -  4)  E.  Pfeil  seh  midt,  Die  Johanniskirche  u.  Jo- 
haniÜKgemeinde  in  Dresden  bis  mit  Ablauf  des  2.  Jahrs  seit  Wahl  ihres  KirchenTorstand*  t» 
30.  Mai  1877.  E  Beitr.  z.  Dresdner  Kirchen-,  Stadt-  u.  Baugeschichte.  Dresden,  1879.  8- 
—  T>)  Sophus  Rüge,  Gej»i'h.  d.  Augustusbados  b.  Radeberg.  M.  5  phot.-lith.  Ansichten.  Dresden. 
Fr.  Axt  —  6)  Sachse,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Thomasklostcr  u.  d.  Thomaaschule.  Progr.  der 
Thomassch.  in  Leipzig  1879/80.  Leipzig.  4°.  Vgl.  Kap.  II.  —  7)  Evcrs,  Das  Fr«M»- 
kaner-Barfrlfscrkloster  zu  Leipzig.  Gesch.  der  Matthäikircho  zu  Leipzig  (früher  Neukirche),  »• 
d.  Quellen  bearb.  Leipzig.  —  8)  W.  Loose,  Briefo  eines  Leipz.  Studenten  a.  d.  JJ.  HW 
bis  1574.  (Auch  als  Beigabo  zum  Jahresbor.  der  Realschulo  in  Meifsen.)  Nürnberg.  — 
9)  ITdo  Schwarzwäller,  D.  Leipz.  Ökonom.  Societät,  eine  geschieht!.  Skizze.  Wissensch. 
Beil.  z.  Leipz.  Ztg.  No.  47,  48,  50.  —  Erwähnt  sei:  Th.  Paur,  Ursprung  u.  Ausgang  der 
Görlitzschen  Poeten-Gesellschaft  in  Leipzig,  i.:  N.  Laus.  Mag.  Bd.  LV1.  S.  243  ff.  —  G.  Wust- 
mann,  Die  Vertraute  Gesollschaft  in  Leipzig,  Gest.  im  Horbst  d.  J.  1680.  Festschr.,  d» 
Mitgliedern  gewidmet  vom  Senior  zum  22.  Novbr.  1880.  Leipzig.  4°  —  nur  in  wenig8» 
Exomplarcn  gedruckt  —  hat  uns  nicht  vorgelogen. 


Obersachsen,  Thüringen,  Hessen.  1 1|  g9 

Th.  Flathe  Briefe  der  Rektoren  Fabricius,  Dresser,  Joh.  Ladislaus  und  des 
Schulverwalters  Hans  Faust  au  Kurfürst  August,  die  Geheimen  Räte  und  die 
Kurfürstin  Anna  (1557-  1587)  mit.1)  —  Die  Geschichte  der  Porzellan- 
manufaktur giebt  V.  Böhmert.1*) 

Zur  Geschichte  Freibergs  fügen  wir  zu  den  in  Abt.  II  und  in  diesem 
Kapitel  schon  genannten  Schriften  nur  Gerlachs*)  Versuche  einer  ge- 
schichtlichen Behandlung  der  einzelnen  Hausgrundstücke  auf  Grund  archiva- 
lischer  (nicht  über  das  17.  Jh  zurückreichender)  u.  a.  Quellen  und  ver- 
schiedene Beiträge  von  Ewald  Wernicke.8) 

Die  Beiträge,  die  No.  15 — 20  von  T heiles  Lockwitzer  Nachrichten4) 
zur  Geschichte  des  Ritterguts  Lockwitz,  seiner  Besitzer  und  seiner  Umgebung 
bringen,  sind  sehr  geringfügig. 

Zur  Geschichte  des  1579  in  den  Räumen  des  Moritzkloster  begründeten 
und  dann  in  das  Dominikanerkloster  verlegten  Neuen  Stiftes  in  Halle  macht 
Paul  Wolters  einige  Mitteilungen,6)  die  er  namentlich  einem  1532  geschrie- 
benen Breviarium  des  Stifts,  das  sich  jetzt  in  Bamberg  befindet,  entnommen 
hat.  Einen  Beitrag  zur  Geschichte  der  Anfange  der  Universität  Halle  giebt 
eine  Rede  von  H.  Keil.6) 

J.  0.  Opel  veröffentlicht  eine  Urkunde  des  Kurfürsten  August  vom 
1.  März  1569,  welche  das  gesamte  Stadtrecht  von  Merseburg  enthält.7) 


1)  Th.  Flathe,  Epistolao  aliquot  rectorum  Afranorum  i.:  Jahresbor.  d.  Fürsten-  u.  Lan- 
desschule MeifHon,  1879-1880.  8.  1  ff.  Meifsen.  4°.  — ■  (Z.  Teil  nach  o.  Ausarb.  de» 
Inspektors  Kühn  v.  1828  gemacht,  (sonst  Htatist.- volkswirtschaftl.)  s.  t —  ln)  V.  Böhmert, 
Urkundl.  Geschichte  u.  Statistik  der  Meifsnor  Porzellanroanufaktur  von  1710—1880,  mit  be- 
sonderer Rücksicht  auf  die  Betriebs-,  Lohn-  und  Kassen  Verhältnisse  i.:  Ztschr.  d.  k.  sächs. 
»tatist.  Bureau.  Jahrg.  XXVI.  Hft.  1/11.  S.  44  ff.  —  2)  H.  Gerlach,  Eine  Häuser- 
Chronik  von  Freiberg.  I.  Abt  1879.  Mitteil,  von  dem  Freib.  Altertumsver.  Hft.  16.  S.  71  ff. 
—  3)  Ew.  Wernicke,  Zur  Geschichte  der  Giefserfamilie  Hilgor  in  Freiborg  i.:  Anz.  f.  K. 
d.  deutsch.  Vorz.  Jahrg.  XXVII.  Sp.  252.  —  Üers.,  Meister  Oswald  Hilger  in  Freiberg. 
Ibid.  Sp.  331  f.  —  4)  F.  Theile,  Lockwitzer  Nachrichten  aus  alter  und  neuer  Zeit.  No.  15 
—20.  1879/1880.  —  5)  Paul  Wolters,  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Neuen  Stifts  zu 
Hallo.  Neue  Mitteilungen  aus  dem  Gebiete  histor.-antiq.  Forschungen  Bd.  XV.  S.  7  ff.  — 
ß)  H.  Keilii  Orat  de  univers.  Halonsis  hist.  antiquiss.  i. :  Index  scholarum  in  univors. 
litt  Frid.  Halensi  per  hiem.  a.  1880/1881.  —  7)  J.  0.  Opel,  Privilegium  des  Rates  zu  Merse- 
burg i.  J.  1569.  Neue  Mitt  a.  d.  Geb.  hist-ant  Forsch.  Bd.  XV.  S.  193  h\—  Von  mehr  litterar- 
ils  lokal  geschichtlichem  Interesse  ist  die  1772  niedergeschriebene  'Autobiographie  des  Zittauer 
Dichters  Joh.  Benjamin  Michaelis'  die  E.  G.  Wilisch  mitteilt  i. :  N.  Laus.  Mag.  Bd.  LYI. 
S.  291  ft.  —  Ein  Aufsatz  von  E.  Waldow  über  die  1624—1626  von  Urban  Kaspar 
r.  Feilitzsch  erbaute  Kirche  zu  Kürbitz  (Voigtland)  (M.  d.  Altertumsver.  i.  Plauen  i. 
Voigtland  1875—80)  u.  eine  kl.  Arbeit  v.  A.  Schiorholz,  Mitteil.  üb.  d.  Restaurationsbau  der 
Kirche  zu  K  losterlauBnitz  (M.  d.  V.  f.  G.  u.  Altkde.  i.  Kahla  u.  Koda.  Bd.  II.  S.  236  ff.) 
haben  vorwiegend  baug' schichtliches  Interesse.  —  P.  Mitzschko,  Die  Bibliotheken  Naumburgs. 
Naumburg  a./8.,  Domrich.  —  Über  das  Schulwesen  in  der  Ephorio  Orlamünde  um  d.  J.  1672 
macht  E.  Fink  (ibid.  S.  246  f.)  auf  Grund  der  bei  Gelegenheit  der  Visitation  dieses  Jahres 
pingelaufenen  Berichte  und  Protokolle  einige  Mitteilungen. —  P.  Mitzschko,  Schatzgräbereien 
bei  Wettaburg  und  in  Tautcnburg,  1698  u.  1699  (Z.  d.  V.  f.  Thür.  Gesch.  X  [N.  F.  11]. 
S.  265  ff.}  ist  kulturgeschichtlich  nicht  uninteressant.  —  Zur  Gesch.  der  Stadt  Schmalkalden 
haben  Gerland  eine  Geschichte  des  Brau-  und  Schankrechts  daselbst  (Z.  d.  V.  f.  Hennob.  G. 
u.  Ldskdo.  Hft  3.  S.  59  ff)  u.  Habicht  Mitteilungen  über  theatralische  Aufführungen, 
Schul-  u.  Bürgerkomödien  (E.  halb.  Jh.  a.  d.  Thcaterleben  Schmalkaldens.  E.  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  deutschen  Dramas  i. :  Ztg.  d.  lief.  Ibid.  S.  3  ff.)  im  16.  und  17.  Jahrhundert  veröffent- 
licht —  Zur  Spezialgerichte  hessischer  Ortschaften  hat  Grofa  Beiträge  zur  Geschichte 
und  Statistik  des  Lyceum  Fricdericianuni  zu  Kassel  (für  den  Zeitraum  v.  1779—1835  als 
Programraabh  d.  k.  Gymnas.)  herausgegeben.  Die  anonyme  Schrift:  S.  L.  Die  Gründung  d. 
tiess.-Kassel.  Gemäldegalerie  und  ihre  nachmaligen  Schicksale  hat  uns  nicht  vorgelegen.  — 
3.  Neuber  teilt  einige  übrigens  unwesentliche  Inschriften,  die  sich  im  Renthofe  zu  Kamel 
>efinden,  mit     (Mitteil.  a.  d.  Mitgl.  d.  V.  f.  hess.  Gesch.  u.  Ldskde.     III,  S.  30.) 


111,90  XV.    F.  Otto: 

Von  Interesse  für  die  Geschichte  der  Üniversiät  Jena  ist  die  biogra- 
phische Skizze  AI.  Eckers  über  den  bekannten  Naturforscher  Lorenz  Oken,1) 
der  1807—1819  als  Professor  jener  angehörte. 

Eine  Notiz  von  Ew.  W ernicke8)  betrifft  einen  gewissen  Hans  Schwerter, 
der  im  16.  Jh.  beim  Schlofsbau  in  Kassel  thätig  war. 

Suchier  hat  in  zwei  Programmen  die  Statuten  der  ehemaligen  Univer- 
sität Rinteln  von  1621  veröffentlicht.8) 

Von  Interesse  für  die  Geschichte  der  Universität  Giefeen  ist  6.  A. 
L.  Baurs  erläuterte  Ausgabe  der  Selbstbiographie  des  Theologen  Andreis 
Kempffer*)  (geb.  1658,  1696—1701  in  Giefsen  als  Docent  thätig,  f  1743 
als  Pfarrer  zu  Billertshausen  bei  Alsfeld  im  darmstädtischen  Oberhessen. 

Wir  schliefscn  mit  einigen  Beiträgen  zur  Geschichte  der  Stadt  Hanta.1) 


XV. 
P.  Otto. 

Mittelrhein. 

Wie  der  hessische  Verein  im  vorigen  Jahr  die  Geschichte  des  Gym- 
nasiums von  Darmstadt  von  Uhr  ig  an  seine  Mitglieder  verteilte,  so  in 
diesem  ein  entsprechendes  Werk  über  Worms.6)  Von  dem  Hintergründe  der 
eigenartigen  Gesch.-Entw.  der  Stadt  Worms,  der  die  Freiheit  vom  Bischof 
zu  erringen  und  zu  bewahren  in  d.  Zeit  v.  1366 — 1519  nicht  gelang,  in 
der  aber  die  Reformation  rasch  Eingang  fand,7)  heben  sich  folgende  Haupt» 

1)  AI.  Ecker,  Lorenz  Oken.  Eine  biogr.  Skizze.  Gedächtnisrede  an  dessen  100.  Ge- 
burtstagsfeier u.  s.  w.  Durch  erläuternde  Zusätze  u.  Hitteil.  a.  0.s  Briefwechsel  vermekrt. 
M.  d.  Porträt  0.s  u.  e.  Facsiniile  der  No.  195  des  I.  Bd.  <L  Isis.  Stuttgart,  Schweizerisch. 
1880.  8°.  —  2)  Ew.  Wernicke,  Anz.  f.  Kde.  d.  deutschen  Vor».  XXVII.  8p.  113.  — 
3)  Suchiei,  Statuta,  leges  et  privilegia  univers.  Binteliensis.  Frogr.  d.  Gymnas.  s.  Biatsia. 
1879  u.  1880.  —  4)  G.  A.  L.  Baur,  Andr.  Kempffers  Selbstbiographie.  Nach  der  Giefear 
Handschrift  zum  ersten  Mal  her.,  eingeleit  u.  erläut.  (Progr.  z.  BektoratswechseL)  Leips.  4#. 
Erwähnt  sei:  A.  W.  Beyer,  Gesch.  d.  urspr.  £ranz.-ref.  Waldenser  Gemeinde  Waldonsberg  im 
Ysenburg- Wächtersbachischen.  Ztschr.  d.  Ver.  f.  hess.  Gesch.  N.  F.  Bd.  VIIL  8.  349  ft  — 
Ferd.  Malkmus  teilt  Einiges  über  die  sogenannte  Waldgutthäterin  zu  Momberg,  Margarets* 
Elisabeth  Schonkin,  und  die  angebliche  Schenkung  des  Hornberger  Waldes  an  die  Gemeinde 
Momberg  mit  Mitteil.  a.  d.  Mitgl.  d.  V.  f  hess.  Gesch.  u.  Ldskde.  Hft  DJ.  8.  31  IL  — 
Nicht   vorgelegen   hat  uns:    W.  Siebold,    Chronik   der  Stadt   u.  Festung  Spangenberg.   — 

5)  K.  Suchier,  Einige  Inschriften.  Mitteil,  des  Hanauer  Bezirkaver,  t  hess.  Gesch.  a, 
Ldskde.  No.  6.  S.  181  ff.  (Einige  beziehen  sich  a,  die  Gesch.  d.  Gymn.  im  16.  u.  17.  Jh.)  — 
F.  W.  Junghan b,  Wilhelm  Antonius,  der  erste  Hanauer  Buchdrucker.  Ibid.  S.  188  £  — 
L.  Neumalier,  Hanauer  Zustände  vor  150  Jahren  (1727—1732).  Ibid.  S.  161  ft  (Auf 
Grund  d.  betr.  Jahrg.  d.  Hanauer  Anzeigers.)  —  A.  Duncker,  Friedr.  Rftckert  als  Prot  am 
Gymnasium  zu  Hanau  und  sein  Direktor  Joh.  Schulze.  Ein  Beitrag  zur  Bückert-Biographi*. 
2.  Aufl.  Wiesbaden.  (Beachtenswert  die  Angaben  üb.  s.  geheimnisvolle  Flucht  von  dort  1813.)  — 

6)  A.  Becker,  Beiträge  z.  Gesch.  der  Frei-  u.  Beichsstadt  Worms  und  der  seit  1627  er- 
richteten höheren  Schulen.  Darmstadt  1880.  —  7)  Über  einen  der  ersten  protest  Prediger 
zu  Worms,  Ulrich  Preu,  an  der  Pfarrkirche  zu  S.  Magnus,  s.  Schenk  zu  Schweinsberg 
i.  d.  hess.  Quartalbl.  1880,  p.  35. 


Mittelrhein.  111,91 

momente  der  Schulgeschichte  ab:  1527  Errichtung  eines  lutherischen  Gym- 
nasiums durch  den  Rat  in  dem  dazu  angekauften  Barfüfserkloster  mit  drei, 
seit  1562  fünf  Klassen;  bedeutendster  Rektor  1565— 1610  Zorn.  1565(— 1616) 
reformiertes  collegium  illustre,  für  ref.  Bewohner  durch  Pfalzgr.  Friedrich  III.  zu 
Neuhausen  gegründet.1)  Im  30jährigen  Kriege  bis  1631  Reklamation  des  Ge- 
bäudes des  luther.  Gymnasiums  durch  die  Observanten  und  Konventualen, 
1689  Brand  desselben,  1698  Wiederherstellung  (Zerrüttung  bes.  durch  den 
bekannten  Dr.  Böhmer),  langsam  Wiedererheb,  seit  dem  Aufhören  der  fran- 
zösischen Okkupation.  1613  Errichtung  eines  Jesuitenkollegii  gegen  den  Willen 
der  Stadtbehörde,  bis  1631  Wachst.,  desgl.  1650—70,  1689  Brand,  1703 
Wiederherstellung  und  Bestand  bis  1773.  —  Zahlreiche  Urkunden  aus  dem 
städtischen  Archiv  der  Stadt  und  dem  Staatsarchive  zu  Darmstadt  sind  in 
die  wie  für  die  städtische,  so  auch  für  die  allgemeine  Geschichte  manches 
Neue  und  Wichtige  enthaltende  Arbeit  eingerückt,  ebenso  die  Schulordnungen 
der  verschiedenen  Zeiten. 

Weniger  angefochten  und  ruhiger  war  die  Entwicklung  des  deutschen 
Schulwesens  in  Frankfurt  a.  M.,  welches  F.  Eiselen2)  in  dem  Oster-Pro- 
gramm der  Musterschule  darlegt:  1517  erste  Spuren  eines  deutschen  Schul- 
meisters zu  Sachsenhausen,  desgl.  der  Schulmeister  Kolb  in  Frankf.,  dieser  unter 
Genehmigung  und  (anfangs  Glaubens-)  Aufsicht  durch  Scholarchen  (s.  1524). 
Daneben  1554  ein  franz.  Schulmeister,  als  nach  England  geflüchtete  refor- 
mierte Niederländer  (24  Familien)  in  Frankf.  Schutz  suchten,  auch  vor  den 
Verfolgungen  Maria  der  Katholischen.  Ferner  ein  lutherisches  Schulwesen 
der  Antwerpener,  welche  vor  Alba  und  Alexander  Farnese  flüchteten.  Im 
J.  1591  die  erste  Schulordnung,  auf  Grund  der  Antorffer  Schulordnung  von 
1468;  (Recht,  den  Schulschild  herauszuhängen,  zu  vererben  auch  auf  Witwen  und 
Kinder);  bis  1664  keine  eigentliche  Prüfung;  1765  Regelung  der  Prüfung;  1728 
u.  65  2.  u.  3.  Schulordnung  erlassen.  Die  mangelhaften  Einrichtungen  und 
Leistungen  der  (16)  Schulen  veranlafsten  den  Senior  W.  F.  Hufnagel,  seit 
1791  in  Fr.,  Verbesserungsvorschläge  zu  machen,  und  er  fand  Unterstützung 
bei  dem  Senator  und  Konsistorialpräsidenten  Fr.  M.  v.  Günderode,  während 
gleichzeitig  auch  das  katholische  Schulwesen  verbessert  wurde;  die  Mittel  für 
Hufnagels  Pläne  gab  das  Vermächtnis  J.  Fr.  v.  Uffenbachs  vom  26.  Sept. 
1798  (f  1799).  Im  J.  1803  Eröffnung  der  Musterschule  (erster  Ober- 
lehrer F.  V.  Klitscher,  1803  u.  1804,  und  G.  A.  Grüner,  1805—1810.  — 
Die  brennende  Frage  der  konfessionslosen  Schule  hat  den  kathol.  geistlichen 
Rat  Münzenberger  zu  einem  geschichtlichen  Überblick  über  das  letzte 
Jahrzehnt  in  Frankfurt  a./M.  veranlafst.3) 

Wiesbaden  hatte  zwar  schon  am  Ende  des  Mittelalters  eine  deutsche, 
von  der  Reformation  an  auch  eine  lateinische  Schule,  doch  entsprach  nament- 
lich letztere  am  Anfang  des  Jahrh.  so  wenig  den  Anforderungen,  dafs  ihr 
letzter  Rektor,  K.  Ph.  S.  Seh  eilen  berg,  eine  Umgestaltung  derselben  befür- 
wortete und  durch  die  Unterstützung  des  Superint.  J.  D.  K.  Bickel  und  die 
Förderung  des  Fürsten  Friedrich  August,  welcher  die  Mittel  hergab,  er- 
reichte; die  so   für  Knaben  und  Mädchen  errichtete  „Friedrichsschule"4)  be- 


1)  Der  „Wiesengang,"  ein  interessantes  Volks-  u.  Schalfest.  —  2)  F.  Eiselen, 
Gesch.  d.  deutsch.  Schalwes.  in  Frankf.  a./M.  bis  zur  Grund,  d.  Masterschule,  die  ersten  Jahre 
dieser  Anstalt  u.  ihre  beiden  ersten  Oberlehrer.  —  3)  Münzenborger,  Entw.  d.  Frankf. 
Schal wesens  in  den  letzten  10  Jahren.  —  4)  F.  Otto,  Gesch.  d.  Friedrichsschale  za  Wies- 
baden.    Progr.  des  Kgl.  Gymn.  za  W. 


111,92  XV.     F.  Otto: 

stand  jedoch  nur  1806  —  1817,  wo  sie  in  ein  Pädagogium  umgewandelt  wurde, 
aus  dem  das  heutige  Gymnasium  1844  hervorging. 

Unter  dem  Gesichtspunkt  der  allmähligen  Ausbildung  der  Artillerie  be- 
handelt C.  Leydheckcr 1)  die  hessen-darmstädtische  Kriegsgeschichte.  Landes- 
herrliche Artillerie  erscheint  erst  am  Ende  des  Mittelalters,  die  hessische 
verdankt  ihre  Grundlage  hauptsächlich  Philipp  dem  Grofsen,  der  eine  relativ- 
stattliche  Macht  vor  Kroubcrg,  Landstuhl  und  im  Bauernkrieg  stellen  konnte 
(152*2 — 1525),  ebenso  in  dem  württembergischen  Feldzuge  (1534)  and  dem 
schmalkaldischen  Kriege.  Der  Verlust  derselben  in  letzterem  Kriege  wurde 
bald  wieder  ersetzt,  sodafs  1568  160  Stück  vorhanden  waren.  Ausführliche 
Besprechung  finden  sodann  das  Zeughaus  in  Giefsen  und  Rüsselsheim  (1624) 
sowie  die  Kämpfe  des  30jährigen  Krieges,  insbesondere  die  Exekution  in 
der  Niedergrafschaft  Katzenellcnbogen  1626,  die  Beteiligung  der  Hessen  an 
den  Kämpfen  in  Brandenburg,  Sachsen  und  Pommern  1636  — 1637  und 
schliesslich  der  Hessenkrieg  1645 — 1647  um  Butzbach,  Marburg  nnd  in  der 
Niedergrafschaft  um  Höllenstein,  Reichenberg  und  Rheinfels. 

Die  Geschichte  eines  hess.  Dorfes  von  E.  Wörner*)  erregt  mehrfaches 
lutercsse;  schon  die  Kirche  und  ihre  Bauart,  mehr  noch  die  dort  mitgeteilte 
„Polizei-  oder  Kirchenordnung  so  Juuckher  Bernhart  Lewenstein  in  ao.  (15)93 
angestellet,"  welche  das  ganze  Gemeinwesen,  auch  die  Strafjustiz,  auf  christ- 
liche Lehre  aufbaute,  sind  eigentümlich;  der  Chronist  von  Planig,  Pfarrer 
Gebhart,  1670  —  1738,  berichtet  über  seine  Erlebnisse  während  der  Kriege 
von  1689  und  den  folgenden  Jahren  und  stellt  in  seiner  Chronik  von  Planig 
die  Geschichte  dieses  Dorfes  zusammen;  Wörner  giebt  Auszüge  zunächst  aas 
dem  17.  Jahrhundert,  in  welchem  u.  a.  Planig  zur  katholischen  Religion 
zurückgeführt  wurde. 

Kleinere  Beiträge  zur  Geschichte  der  hessischen  Territorien8)  sind  fol- 
gende: W.  Volke,  ein  Flugblatt  über  Mansfelds  Rückzug  ans  Darmstadt 
1622,4)  worin  detaillierte  Angaben  über  Mansfelds  Verlust  sich  finden;  derselbe 
teilt5)  einen  Bericht  des  Amtsvogts  von  Weisenau  und  Kostheim  v.  J.  1785 
über  die  Ceremonien,  welche  bei  dem  Frankfurter  Mefsgeleit  beobachtet 
wurden,  mit,  der  kulturhistorisch  interessant  ist.  —  Eine  warme  Schilderung 
der  Thätigkeit,  welche  Grofshcrzogin  Alice  von  Hessen -Dannstadt  während 
ihrer  leider  zu  rasch  durch  den  Tod  aufgelösten  Ehe  entfaltete,  entwirft 
G.  Krcyenberg. 6)  Geb.  1843,  vermählt  mit  dem  Prinzen  Ludwig  von 
Hessen  1862,  starb  sie  schon  1878;  ihr  Beispiel  als  Frau  und  Matter,  ihr 
Wirken  als  Schöpferin  und  Leiterin  des  Frauenvereins  f.  Krankenpflege  und 
des  Vereins  f.  Frauenbildung  und  Erwerb  waren  für  die  Kreise,  in  denen 
sie  lebte,  höchst  segensreich,  namentlich  erspriefslich  die  Hülfe,  die  der 
Frauenvercin  während  der  Kriegsjahre  den  Verwundeten  und  Kranken  brachte 
Auch  schriftstellerisch  war  sie  thätig  durch  Übersetzung  von  Oktavia  Hill, 
aus  der  Londoner  Armenpflege.7) 

Das    homburgische    Haus   behandeln   zwei   Arbeiten:    Fr.   Schneider*) 


1)  C.  Lovdhot'ker,  Aus  d.  älter.  Gesch.  der  lies«.  Artillerie,  Arch.  f.  hoas.  Goech.  X1Y, 
p.  Ä30  u.  XV.  p.  24.  —  2)  E.  Wörnor,  Finnig.  Hess.  Arch.  XIV,  3,  p.  635;  XV,  1« 
p.  101. —  3)  Aufrer  einigen  oben  erwähnten,  welche  in  die  neuere  Zeit  hineinreichen.  Vgl 
Abt.  11.  Kap.  Xll.  —  4)  W.  Velke,  Flugblatt.  Quartalblätt  des  he«.  Ver.  p.  47.  (4  8.  4°.} - 
5)  Ibid.  p.  40  —  (>)  (j.  Kroyenberg,  Orofsh.  Alice.  Preufs.  Jahrb.  Bd.  45,  p.  359.  — 
7)  Übor  die  Schicksale  des  Klonte™  der  Büfflerinnen  zu  Weisenau  1552  u.  im  30 j.  Krieg«»- 
Abt  II,  S.  99.  —  8)   Fr.  Schneider,  Mitteilungen   des   Frankf.   Vereins  V,  p.  667. 


Mittelrhein.  111,93 

eröffcntlicht  eine  Mitteilung  über  die  Verlassenschaft  des  Landgrafen  Georg 
Christian,  gest.  1677  in  Frankfurt  a./M.,  beigesetzt  im  Dome  zu  Mainz  (die 
>rdnung  des  Zuges  ebenfalls  mitgeteilt).  Der  Nachlafs  ist  interessant  wegen 
ler  Vorliebe  des  Landgrafen  für  Kostbarkeiten  und  Seltenheiten,  deren  er 
rine  grofse  Anzahl  zusammgebracht  hatte;  Schneider  hat  das  Bedeutendere 
lerausgehoben-,  einfach  war  das  Hausgerät.1)  —  Über  den  Prinzen  (Friedrich) 
ron  Homburg  in  Geschichte  und  Dichtung  hielt  C.  Varrentrapp  einen 
Tortrag;2)  dem  Verf.  stand  dabei  auch  archivalisches  Material  zu  Gebote,  und 
vr  teilt  zwei  Aktenstücke,  „Memorial  des  Landgrafen  an  den  Kurfürsten  von 
Brandenburg  von  1675"  und  „die  Resolution  des  Kurfürsten"  im  Anhang  mit  — 
Biograph,  sind:  Bockenheimer:  ,,G.  Forster  in  Mainz-,  „Karl  August  in 
Frankfurt a./M.  1 779."  (Freies  Hochstift  in  Frankfurt  a./M.)—  W.  Strickers3) 
neuere  Geschichte  von  Frankfurt  a./M.  hat  das  vierte  Buch  erreicht.  Das 
erste  hatte  die  Geschichte  vom  Untergang  der  Reichsstadt  bis  zur  Be- 
schwörung der  Konstitutions-Ergänzungsakte,  1806 — 1816,  umfafst;4)  Buch  II. 
die  Zeit  von  1816- 1830;6)  Buch  IH.  reichte  von  1830—48.«)  Buch  IV. 
(1848 — 1866)  führt  zunächst  mitten  in  die  politischen  Bewegungen  des  Jahres 
1848;  die  Eröffnung  des  Parlamentes,  die  Septembermorde  und  die  folgenden 
Ereignisse  bis  zur  Wiederherstellung  des  Bundestages  werden  in  den  Haupt- 
momenten vorgeführt;  noch  einmal  erscheint  die  Stadt  bei  dem  Schützenfest 
1862,  dem  Fürstentag  1863  und  den  Abgeordnetentagen  von  1863  und  1865, 
sowie  der  Gen.- Versammlung  des  Nationalvereins  1865  trotz  Bundestag  als 
eine  Art  Mittelpunkt  von  Süddeutschland;  da  naht  der  Sturm,  welcher  ihr 
die  Selbständigkeit  nahm.  Doch  mit  dem  16.  Juli  1866,  dem  Einzug  der 
preufsischen  Truppen,  bricht  der  Verfasser  ab.  —  Die  traurige  Episode  vom 
18.  September  1848  hat  Stricker  in  z.  T.  eingehenderer  Weise  besonders 
behandelt7) 

Aus  Oberhessen  erhalten  wir  von  Dr.  Klewitz,  Auszüge  aus  den  ältesten 
Giefsener  Kirchenbüchern  bis  Ende  des  30jährigen  Krieges8)  und  von 
Dr.  Stammler  eine  aktenmäfsige  Darstellung  des  Bauernaufstandes  in  der 
grofsherz.  hessischen  Provinz  Oberhessen  im  Herbste  1830.9)  Die  Bauern 
der  Provinzen  Hanau  und  Oberhessen  hatten  dem  Beispiel  von  Kassel,  Braun- 
schweig u.  a.  folgend  zur  Selbsthülfe  gegen  wirklichen  oder  vermeintlichen 
Druck  sich  erhoben  und  gegen  Zollstätten  und  Gerichtshäuser  gewütet,  wurden 


1)  Eine  ähnliche  Mitteilung  enthält  der  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit, 
No  2  u.  3  von  Morath:  da«  Inventar  einen  Würzburger  Domherrnhofes  Tom  J.  1557.  — 
Nachrichten  über  einen  merkwürdigen,  roichen  Manusskriptenschatz  des  Grafen 
Gerhard  von  Sayn  werden  mitgeteilt  aus  dem  Idsteiner  Archive  v.  Joachim,  ebenda  p.  146. 
—  2)  C.  Varrentrapp,  Prinz  v.  Homburg,  abgedr.  i.  Pr.  Jahrb.  45,  p.  335  ff.  —  S)  W. 
Stricker,  Neuere  Gesch.  v.  Prankf.  a./M.  1874  —  81.  4.  Buch.  —  4)  Aus  den  18 
Kapiteln  heben  wir  hervor  Kap.  II,  Charakteristik  von  K.  v.  Dal  borg,  Kap.  Ylll.  desgleichen 
von  (J.  Steitz;  die  Verfassung« voran dorungen,  Kirchen-  u.  Schulwesen  u.  s.  w.  werden  hier  wie 
in  den  folgenden  Büchern  kurz,  aber  genau  angegeben.  Wie  nahe  Frankfurt  von  den  weltge- 
schichtlichen Ereignissen  berührt  wurde  und  wie  es  sie  empfand,  zeigt  vornehmlich  Kap.  V. 
(Einzug  Napoleons)  u.  Kap.  XV.  (Frkf.  Hauptquartier  der  verbündeten  Fürsten  1813 — 14).  — 
5)  Hier  erhalten  einigo  Persönlichkeiten  ausfuhrlichere  Darstellung:  W.  F.  Hufnagel,  Gftthe  in 
seiner  Beziehung  zu  Frankfurt,  Börne,  Elise  Bürger,  Kl.  Brentano,  Stadel,  Frh.  J.  M.  v.  Gtin- 
derode,  K.  Ritter.  —  tf)  Es  behandelt  u.  a.  das  Aprilattentat  von  1833,  den  Zutritt  Frank- 
furts zum  Zollverein  1836,  die  deutsch-katholische  Bewegung,  das  junge  Deutschland  in  Frank- 
furt a.  s.  w.  —  7)  W.  Stricker,  Septembermorde  i.:  Picks  Monatsschr.  p.  385.  —  S)  Klewitz, 
Ans  Giefsen.  Kirchenbüchern.  2.  Jahresh.  d.  oberhess.  Vor.  p.  83.  -  !))  Stammler, 
Bauernaufstand  1830.     Ibid.  p.  99. 


111,94  XV.    F.   Otto. 

aber  leicht  durch  eine  Hand  voll  Soldaten  zerstreut.  Der  Verf.  erzählt  die 
meist  wiederkehrenden  Scenen  der  Zerstörung,  ihren  kläglichen  Ausgang  sowie 
die  Gründe  ihres  Entstehens  auf  Grund  der  gerichtlichen  Akten.  —  Wir  er- 
wähnen noch,  dafs  auch  Giefsen  im  J.  1732  von  den  auswandernden  Salz- 
burgern berührt  wurde,  worüber  eine  Notiz  mitgeteilt  wird.1) 

Das  ganze  Gebiet  des  Rheinlands  sollen  umfassen  die  Sammlungen 
metrischer  Inschriften,  von  denen  Crecelius  zunächst  dreifsig  aus  Hessen 
und  dem  Mittelrhein  (Marburg  bis  Oppenheim)  veröffentlicht  hat,1)  und  die 
von  Hausmarken,  von  welchen  Philippi  118  Abbildungen  (von  Oberwesel 
bis  zum  Niederrhein)  mitgeteilt  hat.3) 

Erwähnt  seien  die  populären  Bilder  aus  der  Vergangenheit,  welche  Th. 
Schüler  in  mehreren  Artikeln  auf  Grund  archivalischer  Quellen  zusammen- 
gestellt hat;  sie  betreffen  die  Festung  Königstein  am  Taunus  und  frühere 
Schützengesellschaften   zu  Kronberg  u.   a.  Orten,  abgedruckt  im  lit- bellet r. 
Beiblatt  der  Frankf.  Presse.    No.  150,  151,  180—184,  sowie  eine  Reihe  von 
Bildern  aus  der  Vorzeit  der  Stadt  Wiesbaden  im  Rhein.  Kurier  und  Wies- 
bader Tagblatt,     Der  Benedi ctiner  von  S.  Maximin  in  Trier  Alex.  Henn  hat 
in    drei  Schriften    die   Zerstörungen,    welche  die  Franzosen    in  den  Jahren 
1673 — 74  zu  Trier  anrichteten,    beschrieben;   von   denselben,  da  sie  noch 
nicht  vollständig  bekannt  sind,   veröffentlicht  Dr.  Buschmann  zunächst  das 
excidium  S.   Paulini  und  zwar  in  deutscher   Übersetzung,4)    um  die  Schrift 
gröfseren  Kreisen    zugänglich   zu  machen.      Gewinnen  wir  damit  auch  kein 
Original    der  Quelle  und  keine  grofse  Ausbeute  von   neuen  Thataachen,  so 
läfst  sich  doch  nun  der  tiefe  Eindruck  erkennen,  den  die  geschilderten  Vor- 
gänge auf  die  Mönche  und  Zeitgenossen  machte.  —  Eine  bedeutende  Arbeit 
liegt  vor  über  Febronius.6)     Der  Verf.  hat  Über  seine  Vorgänger  und  Quellen 
in  der  Einleitung  berichtet.     Zu  letzteren  gehören  namentlich  bisher  unge- 
druckte  Dokumente  der  Archive  zu  Trier  und  Koblenz,    insbesondere  eine 
Biographie  H.'s  von  A.  A.  v.  Krafft,  an  welcher  H.  selbst  beteiligt  war,  and 
die  Regesten   von  1728—78  über  H/s  Leben;  beide  hat  Meyer  mit  einigen 
andern    Aktenstücken    in    den   Anlagen    abdrucken   lassen.     Meyer  hat  mit 
Umsicht  und  Objektivität  den  Gang  der  Ereignisse,  die  früheren  Lebensschick- 
sale, Bildungsgang,  amtliche  und  litterarische  Thätigkeit,  den  Widerruf  und 
die  letzten  Jahre  H.'s  geschildert;  einzelne  Irrtümer  berichtigt  die  Recension 
von  Bell  er  he  im.6)    Über  die  ersten  sechzig  Lebensjahre  (Geburt  am  27.  Jan. 
1701,  Hochschulen  von  Löwen  und  Leyden,  Einflufs  von  van  Espen,  Reisen, 
Eintritt  in  den  Staatsdienst  1728,    Thätigkeit  als  Professor  an  der  Univer- 
sität, Ernennung  zum  Official  des  Niederstifts  1738  u.  seine  vielseitige  und 
einflufsreiche  Thätigkeit  in  dieser  Stellung,  p.  16—40)  geht  M.  rascher  hin- 
weg,   um   den  Inhalt   des  'Febronius',  den  Kampf  und   Widerruf  sowie  die 
letzten  Jahre  H.s  ausführlich  darzulegen.    Wir  verweisen  auf  das  Buch,  dem  auch 
die  Gegner  trotz  seiner  protestantischen  Grundanschauung  das  Lob  gewissen- 
hafter Forschung  nicht  streitig  machen.  —  Die  Kostenrechnung  einer  kurpftl- 


1)  Salzburger  i.  Giefsen.  2.  Jahreab.  d.  oberhesa.  Ver.  p.  124.  -  2)  Pick,  VI,  p.  395, 
397.  Vgl.  Kap.  X11I.  —  3)  Ebenda  p.  211.  Vgl.  Kap.  XIII.  —  Über  Num  Tgl.  AW.  IL 
Kap.  XII.  (Städtegesch.)  —  4)  Buschmann,  excidium  S.  Paulini.  Progr.  des  Gyui.  « 
Trier  1880.  —  5)  Meyer,  Febronius.  Weihbischof  Joh.  Nie.  v.  Hontheira  o.  nein  Widff- 
ruf,  mit  Benutzung  handschriftlicher  Quellen.  Tübingen.  Vgl.  o.  III.  81.  —  6)  Bellt*- 
heim,  liistor.  -  pol.    Blätter  1880,  p,  529. 


Südwest-Deutschland  (Württemberg).  111,95 

zischen    Huldigungsabnahme   in   O.-Ingelheim   1577  teilt   A.  Wyfs  mit.     Sie 
betrug  637  fl.  7  Pfg.,  56  M.  Hafer  und  3  Firnsei  Gerste. l) 

Die  Reformation  der  Gfsch.  Erbach  betreffen  9  Urkunden  des  Gfn.  Ernst 
zu  Erbach.8) 


XVI. 
J.  Hartmann.    Hartfelder.    A.  Holländer. 

Südwest-Deutschland. 

Unsere  Kenntnis  des  schwäbischen  Humanismus,  sowie  der  Wissenschaft 
und  des  Universitätsstudiums  in  der  Humanisten-  und  Reformationszeit  haben 
J.  Klaiber,3)  H.  A.  Lier,4)  K.  Ehrle5)  und  der  leider  nicht  mehr  unter 
uns  weilende  M.  Gm el in6)  erweitert.  Urkunden  zur  Geschichte  des  Bauern- 
kriegs teilen  Schlofs berger7)  und  Wilh.  Vogt8)  mit  Die  Reformations- 
geschichte des  württemb.  Anteils  an  Franken,  insbesondere  der  Grafschaft 
Hohenlohe,  ist  von  Bossert9)  und  f  A.  Fischer10)  gefördert  worden.  Noch 
nicht  benutzte  Berichte  über  die  Schlacht  bei  Laufen  am  12.  Mai  1534 
zwischen  Württemberg-Hessen  u.  Österreich  teilt  Wille11)  aus  den  Archiven 
von  München  und  Augsburg  mit;  ebenderselbe11)  weiteres  über  Landgraf 
Philipps  und  Joh.  Sturms  Beziehungen  zu  Herzog  Ulrich.  Ehemann18) 
giebt  eine  zum  teil  auf  ungedruckten  Nachrichten  ruhende  Beschreibung  von 
Karls  Y.  Aufenthalt  zu  Schwäbisch  Hall  im  Dezember  1546.  Schilderungen 
des  schreckensvollen  Einfalls  der  Franzosen  in  Mömpelgard  1587  teilt 
Bossert14)  nach  einem  (übrigens  in  der  Hauptsache  gedruckten,  s.  Hayd, 
Vjsh.  1881,  S.  92)  Manuskript  des  öhringer  Archivs  mit.  Schlofsberger 16) 
setzt  seine  Beiträge  zur  Geschichte  der  Herzoge  Friedrich  1593 — 1608,  Joh. 
Friedrich  1608—28,  Eberhard  HI.  1633—74  fort.  Die  Zeit  des  dreifsig- 
jährigen  Krieges  behandeln  mehrere  fränkische  Lokalforscher,16)  und  Schnei- 


1)  A.  Wyfe,  Quartalbl.  d.  hess.  Ver.  1879.  S.  36.  —  2)  Arch.  f.  heu.  Gesch.  XIV, 
H.  3  (1879).  —  3)  J.  Klaiber,  Joh.  Reachlins  Bezieh,  z.  Württemb.  u.  Stuttg.  Bes.  Beil. 
d.  8t.- Am.  S.  113  ff.  —  4)  H.  A.  Lier,  Der  Augsburg.  Humanistenkreis  mit  besond.  Be- 
rücksichtigung Bernn.  Adelmanns  y.  Adelmannsfelden.  Ztschr.  d.  hisi  Ver.  f.  Schwab,  u. 
Neub.  VII.  68  ff.  Vgl.  Kap.  IL  —  5)  Dr.  K.  Ehrle,  Dr.  Heinr.  Steinhöwels  regimen 
pesülentiae ,  mitget  i.  Rohlfs  Arch.  f.  Gesch.  d.  Medizin  III,  357  ff.  —  6)  M.  Gmelin, 
Verzeichn.  d.  Studirenden  zu  Freiburg  1460 — 1540  aus  Orten,  die  jetzt  z.  Königr.  Württemb. 
gehören.  Württ  Vierteljh.  177  ff.  —  7)  Schlofsberger  i:  Bes.  Beil.  d.  St-Anz.  S.  209  ff., 
321  ff.  —  8)  Vogt  i:  Ztschr.  d.  hist  Ver.  f.  Schwab,  u.  Neub.  VII,  233  fc  — 
9)  Bossert,  Zur  Gesch.  d.  Reform,  in  Franken.  Theol.  Studien  aus  Württemberg.  1.  Die 
Akten  der  Generalkirchenrisit.  der  GTafsch.  Hohenl.  155G.  Vierteljh.  159  ff.  —  10)  A. 
Fischer,  D.  älteste  er.  Kirchenordn.  u.  die  frühest.  Kirchenvisit  in  Hohenlohe.  Ztschr.  1 
Kirchenrecht  XV,  1—48.  —  11)  Wille,  Schlacht  bei  Lauffen.  Vierteljahrsh.  171  ff.  — 
12)  Wille,  Briefe  Jak.  Sturms  i.:  Ztschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrh.  XXXIII,  101  ff.;  Tgl.  u. 
S.  100.  —  13)  Ehemann  i:  Vierteljahrshefte  67  ff.  —  14)  Bossert,  ibid.  9  tf.  — 
15)  Schlofsberger  i.:  Bes.  Beil.  &  Si-Anz.  9  ff.,  71  ff.,  137  ff.,  161  ff.  —  16)  Viertel- 
jahrshefte 240  ff. 


111,96  XVI.    J.  Hartman*. 

der1)  veröffentlicht  ein  noch  ungedrucktes  Schreiben  Tillys  an  Herzog  Joh. 
Friedrich  über  die  Schlacht  bei  Wimpfen  1622.  Die  Einwanderung  der 
Waldenser  in  Württemberg  (O.-A.  Calw  überm  Berg  und  Maulbronn)  1699  £ 
hat  eine  quellenmäßige  Darstellung  gefunden  durch  K.  Klaiber,*)  während 
die  schwäbische  Auswanderung  nach  Ungarn  und  Rufsland  vom  Mittelalter 
bis  1847  durch  Mi  In  er3)  und  die  seit  1816  von  Schmid*)  bearbeitet 
worden  ist.  In  den  siebenjährigen  Krieg  führt  uns  Bossert,6)  indem  er 
die  Hohenlohcr  in  der  Schlacht  bei  Kofsbach  schildert.  Für  die  Geschichte 
Herzog  Karls  ist  von  Wert  die  Beschreibung  der  Bibelsammlung  der  Stutt- 
garter Bibliothek  von  Schott.6)—  (Über  H.  Th.  v.  Absberg  vgl  o.  S.  9.) 

Von  dem  vielen  Biographischen  sind  nennenswert:  die  Schriften  Aber 
Kepler, 0  Blumhardt,8)  Kapff,9)  Jnl.  Mohl  (Orientalist),10)  Rob.  Mohl 
(Jurist),11)  Planck,12)  Wächter;13)  Artikel  in  Zeitungen  und  Zeitschriften 
über  den  Germanisten  und  Politiker  Stay scher  (f  1880), u)  über  Schiller 
in  Stuttgart,«)  Waiblinger  in  Italien  (1827  -30).1«) 

Schliefslich  mag  erwähnt  werden  allerlei  Kultur-  u.  Lokalgcschichtliches 
aus  Altwürttemberg,17)  Biberach,18)  Ellwangen,19)  Schussenried,10)  Tübingen,11) 
Ulm  und  Umgegend,18)  Wiblingcn.  *ty  —  (Über  Memmingen  [lat  Seh.]  vgl. 
o.  S.  11/12.) 

Eine  Eigentümlichkeit  Schwabens  ist  von  jeher  die  kirchliche  Gemeinde- 
bildung gewesen.     In  diese  führt  uns  0.  Schmidt-Sonnesk.*4; 

Ilausiuschriften  in  Schwaben,  bes.  Ofenkachelstücke,  hat  K.  Doli  ge- 
sammelt. 26) 

Th.  Schön86)  bezeichnet  d.  aus  d.  Tübing.  ev.  Stift  hervorgegangeneu 
Magistri,  welche  den  erbl.  Adelsstand  erlangt  haben  (Keller,  Grofs,  Griesinger, 
llehfues,  Reinhard  (f  1837  als  franz.  Pair  in  Paris). 

Überdies  geht  ebenderselbe27)  den  Familien  Franquemont,  v.  Aichner, 


1)  Schneider,  Vierteljahrsh.  77  f.  —  2)  K.  Klaiber,  Henry  Arnaud,  Pfarrer  od 
Kriegsoberstcr  der  Waldenser.  Stuttgart,  Stoiiikopf.  180  S.  —  3)  Milner,  Schwibiieke 
Kolonisten  in  Ungarn.  Berlin,  Habel.  (Dtsche.  Zeit-  u.  Streitfragen  No.  142.  32  S.)  — 
4)  Schmid  i. :  Bes.  Beil.  des  St.-Anz.  19.  —  5)  Bossert  i.:  Vierteljahrshefte  175  i  — 
6)  Schott,  Schwab.  Merkur,  Chronik  307.  —  7)  Dworsky,  Neues  Über  Kepler.  Pngv 
Otto.  44  S.  Vgl.  Ausland  45.  —  8)  Zun  de  1,  Pfarrer  J.  C.  Blumhardt  Zürich  o.  Beü- 
bronn,  Henninger.  477  S.  —  9)  Kapff,  Lebensbild  von  K.  8.  Kapfl^  Ihr.  theol.,  Piilat  ni 
Stiftspred.  i.  Stuttg.  Nach  s.  schriftl.  Nachl.  Vll,  336  S.  1.  Stuttg.,  Belser.  —  10)  Viagt- 
sept  annees  d'hist.  des  ätudes  Orientale«  parMad.  Mohl.  772  S.  Mit  e.  Lebensbild  MohJi  t. 
Max  Müller.  Paris.  Vgl.  u.  S.  100.  -  11)  H.  Schul zo,  Vortrag  über  M.  Hcidelbei* 
29  S.  Als  Mskr.  gedruckt;  früher  schon  ausführlicher.  —  12)  Umfried,  K.  Planck,  des** 
Werke  und  Wirken.  Tübingen,  Fues.  100  S.  —  13)  0.  y.  Wächter,  K.  G.  v.  Wichte, 
Leben  eines  deutschen  Juristen.  Leipzig,  Breitkopf  u.  Härtel.  (Sep.  aus  Württemb.  Aich.  £ 
Recht  u.  Rechtsverwaltg.)  28  S.  -  14)  Riocke,  Schwab.  Merkur,  Chron.  S.  733  ff.  — 
K>)  H.  Fischer,  Bes.  Beil.  d.  St.-Anz.  S.  168  ff.  —  16)  Briefe  aus  Born  etc.  an  Es», 
mitget.  t.  Schricker,  Bes.  Beil.  d.  St.-Anz.  1  ff.  —  17)  Birlingor,  Aus  der  Beschreib, 
d.  Landes  Württemb.  v.  Jak.  Frischlin.  Viertcljh.  25  ff.  —  18)  Ofterdinger,  Beitrr.  i. 
Thcatergesch.  Bib.s  Stuttg.  Mus.  4f>  ff.  —  19)  Giofel,  Ellwanger  Koadjutorawahl  1770. 
Viertcljh.  20  ff.  -  20)  Sauter,  Strafe  für  Totschläger.  Viorteljh.  27t  ff.  —  21)  Roth, 
BUi  hergewerbe  in  T.  seit  1500.  Hektoratsredo.  Tüb.,  Laupp.  53  S.  —  22)  Bach,  JoMth. 
Sautber,  Modist  u.  Kochounieistor  in  Ulm  (c.  1600).  Viertcljh.  130  ff.  —  Derselbe,  Dt« 
Linier  Rathau»  (Baugesehiehto,  XIV.— XVI.  Jh.),  ibid.  251  ff.  —  Seuffer,  Zunftsachea, 
ibid.  264  ff.  —  Der«.,  Aus  Ersingen.  Birlingers  Alemannia  129  ff.  —  23)  AI.  Frisch, 
Abt  Ben  ed.  v.  Wibl.  1598 — lf>f>3.  Aus  dem  Mskr.  eines  Klosterbruders  zusammengestellt 
Wissensch.  Stud.  u.  Mitt.  aus  d  Benod. -Orden  2,  141  ff.  —  24)  0.  Schmidt-Sonneak,  Dm 
cv.  Diaspora  Württembergs  nach  Entst.  u  gegenw.  Bestand.  E.  Beitr.  ss.  kirebJ.  G.  WürtU 
1879  *.  Stuttg.  B.  —  25)  K.  Doli  i.  Alem.  V11I,  241  -62.  —  26)  Th.  Schön  i.  HeroM 
S.  103.  —  27)  Derselbe,  Beitr.  z.  Württ  Adelsgosch.,  ibid.  S.  32,  154     157. 


Südwest-Deutschland  (Baden).  111,97 

Heppenskin,  v.  Bröns,  v.  Diller,  v.  Fischer,  v.  Koch,  v.  Menges,  v.  Muldeii- 
8tein,  Müller  v.  Vogel,  v.  Wick  n.  a.  (aber  nicht  über  1728  hinaus)  nach. 
Für  Hohenzollern  sind  nur  2  Arbeiten  zn  verzeichnen:  die  im  Nov. 
1626  abgeschlossene  Heirat  der  Gräfin  Marie  v.  Hohen z.,  Tochter  Johanns  v. 
H.-Sigmaringen ,  mit  dem  Freiherrn  und  nachmaligen  Reichsgrafen  P.  A.  v. 
Wolkenstein  in  Tirol  behandelt  L.  Schmidt1)  in  Tübingen,  während  Bir- 
linger9)  die  Katholiken  aus  Hohenzollern  im  protestantischen  Württemberg 
und  anderen  Nachbarschaftsverhältnissen  vom  XVI. — XYJil.  Jh.  zusammen- 
gestellt hat 


Die  neuere  Geschichte  der  jetzt  im  Grofsherzogtum  Baden  vereinigten 
Gebietsteile  betreifen  mehrere  der  oben8)  erwähnten  Stadtgeschichten. 

Wenn  Vierordt  in  seinem  gediegenen  Buche  über  die  ev.  Kirche  Badens 
über  den  Mangel  an  Quellen  zur  Reformationszeit  geklagt  hat,  weil  die  Akten 
zum  teil  mit  grofser  Sorgfalt  vertilgt  worden  seien,  so  sucht  Rup per t*)  wie 
schon  im  vergangenen  Jahre5)  diesem  Mangel  wenigstens  teilweise  abzuhelfen. 
Gestützt  auf  bisher  unbekanntes  Material  im  Grofsh.  General-Landesarchiv, 
schildert  er,  wie  der  leichtfertige  Abt  von  Gengenbach,  Melchior  Horneck 
von  Hornberg,  begünstigt  vom  Grafen  Wilh.  v.  Fürstenberg,  das  Klostergut 
verschleudert,  ein  ungeistliches  Leben  führt,  und  wie  nur  die  zähe  Opposition 
des  Priors  und  Konvents  das  Kloster  vor  dem  Untergang  oder  der  Säku- 
larisation bewahrt.  —  Ein  anschauliches  Bild,  wie  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVI.  Jh.  der  kaiserliche  Hofrat  Karl  v.  Schwenndi  die  letzten  Sprossen  der 
Familie  Reischach  zu  Linz  aus  ihrem  rechtmäßigen  Erbe  verdrängte,  entwirft 
Roth  v.  Schreckenstein.6)  Das  Dorf  Linz  (B.-A.  Pfullendorf)  war 
Reichslehen  und  der  letzte  männliche  Sprosse,  der  das  Lehen  rechtmäfsig 
besessen  hatte,  Junker  Eberhard  von  Reischach,  am  9.  Sept.  1571  gestorben. 
Anstatt  dafs  nun  seine  beiden  Töchter  in  den  ihnen  rechtmäfsig  zustehenden 
Besitz  eingesetzt  worden  wären,  wufste  sich  ein  unberechtigter  Bruder  des 
Verstorbenen  des  Lehens  zu  bemächtigen;  als  auch  dieser  bald  hernach  starb, 
wurde  das  Lehen  für  heimgefallen  erklärt  und  der  am  Hofe  einflufsreiche 
Hofrat  Karl  v.  Schwenndi  mit  Linz  belehnt.  —  Die  Anzweifelung  echter 
adeliger  Abstammung  hatte  aufser  dem  Schimpfe  für  die  betroffene  Familie 
oft  auch  materielle  Nachteile,  indem  die  Lehensfähigkeit  bei  unedler  Herkunft 
hinfällig  wurde.  Gleichfalls  Roth  v.  Schreckenstein7)  zeigt,  wie  sich 
Junker  Laux  von  Wolfurt  in  einem  solchen  Falle  zu  helfen  wufste.  Er  be- 
gab sich  1609  nach  Bregenz,  wo  seine  Vorfahren  gesessen  hatten  oder 
wenigstens  bekannt  waren,  und  liefs  sich  durch  den  Rat  der  Stadt  durch 
sechzehn  alte  und  zuverlässige  Männer  die  Reinheit  seiner  Herkunft  ver- 
briefen. Eine  von  demselben  Vf.  nachträglich  aufgefundene  und  publizierte 
Korrespondenz  des  Konstanzer  Domdekans  Joh.  Sigmund  von  Wolfurt8)  er- 


1)  Mitt.  d.  Vor.  f.  Gesch.  otc.  i.  Hohenzollorn.  XIII,  1—69.  —  2)  Birlinger,  Zur 
Kirchengesch.  Hohenzollerns,  ibid.  S.  119  ff.  —  3)  S.o.  Abt.  II.  —  4)  Ruppert,  Beiträge 
«.  Gesch.  d.  Kl.  Gengenbach.  U.  Ztschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrh.  XXXIII,  128—159.  — 
5)  Vgl.  Jahrosber.  1879,  III,  127.  —  6)  Roth  v.  Schrockonstoin,  Der  Rechtsstreit  der 
Reischachschen  Vormundschaft  mit  Karl  v.  Schwenndi  wegen  des  reichslchnboren  Gutes  Linz 
bei  Pfullendorf  1572.  Ibid.  161—200.  —  7)  Derselbe,  Eino  Kundschaft  über  d.  adolige 
Herkommen  d.  Fam.  v.  Wolfurt.  Ibid.  S.  116 — 127.  —  8)  Derselbe,  Die  Aufschwörung 
des  Konstanzer  Domdekans  Joh.  Sigm.  v.  W.   als  Domherr  zu  Eichstedt.     Ibid.  S.  410 — 438. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    III.  7 


111,98  XVI.     Hartfelder: 

gänzte  und  berichtigte  seine  ersten  Ausführungen.  Sie  beweist,  dafe  far  Sig- 
mund eine  Aufschwörung  veranstaltet  wurde,  um  für  ihn  eine  Domherrnstelle 
zu  Eichstedt  zu  erlangen,  da  das  Domkapitel  nur  solche  Mitglieder  aufnahm, 
deren  adelige  Abstammung  durch  eine  genügende  Anzahl  von  Ahnen  unbe- 
zweifelt  war.  —  Für  die  Sittengeschichte  des  ausgehenden  XVL  und  be- 
ginnenden XVII.  Jh.  ist  von  hohem  Werte  die  Publikation  von  Wille,1)  Kurt 
Friedrich  IV.  von  der  Pfalz  (1592—1610)  betreff.  Das  Original  seines  Tage- 
buchs befindet  sich  im  k.  Hausarchiv  zu  München  und  hat  eine  interessante 
Vergangenheit.  Mit  den  Schätzen  der  Palatina  1622  nach  Rom  gewandert  und 
dann  1663  durch  die  Bemühungen  von  Karl  Ludwig  wieder  von  Alexander  VE 
ausgeliefert  —  allein  von  all  den  zahlreichen  Handschriften,  die  nach  Rom 
geschleppt  worden  waren,  —  war  es  schon  von  Häusser  benutzt  „Ein  wenig 
erfreuliches  Bild  allerdings  bieten  uns  diese  Aufzeichnungen  eines  deutschen 
Fürstenlebens  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts.  In  jener  ernsten,  von  dem 
erbittertsten  Streite  der  religiösen  Parteien  und  den  Vorspielen  eines  langen, 
schweren  Kampfes  erfüllten  Zeit  hätte  das  Leben  und  Wirken  des  ersten 
weltlichen  Kurfürsten  und  Führers  der  protestantischen  Politik  ein  anderes 
sein  müssen,  als  uns  die  Geschichte  überliefert  und  diese  eigenen  Bekennt- 
nisse vor  Augen  führen.  Friedrich  IV.  ist  so  recht  der  Repräsentant  jener 
faulen  Friedenszeit,  die,  sich  sorglos  auf  die  Errungenschaften  von  1555  ver- 
lassend, in  ruhiger  Behaglichkeit  ergeht,  die  Fürsten  zu  fröhlichen  Hoffesten, 
die  Bürger  zum  Bogen-  und  Scheibenschiefseu  zusammenführte  Das  Aas- 
gabebuch desselben  Kurfürsten,  das  Johann  Christof  von  Morsheim  geführt 
hat,  ist  oft  ein  erklärender  Kommentar  zum  Tagebuch  und  zeigt,  dafe  damals 
bereits  die  alte  Sparsamkeit  des  Pflüzer  Hofes  kostspieligen  Liebhabereien 
Platz  machte.  „Die  Ausgabenregister  zeigen  uns,  wie  viel  Summen  beim 
Zechen  und  Hasardspielen  dahingingen,  bei  den  niederländischen  Goldschmieden 
für  kostspielige  Juwelen  verbraucht  oder  von  französischen  Ballspielern  und 
Lautenschlägern  aufgezehrt  wurden."  —  Über  die  Geschichte  von  Radolf- 
zell  haben  wir  das  ältere  Buch  von  Walckner:  einige  Punkte  jedoch,  denen 
hier  nur  geringere  Aufmerksamkeit  zugewandt  war,  die  Stadtordnungen,  die 
ßeamtung  und  das  Schulwesen,  hat  für  das  XVI.  und  XVH.  Jh.  Dr.  Löwen- 
stein8) besprochen.  Besonders  die  Schulordnungen,  die  Hausaufgaben  an- 
ordnen, „dafe  die  Kinder  nit  also  müfeig  auf  den  Gassen  herumschweifen 
noch  die  Zeit  unnützlich  verzehren  tbun",  athmen  einen  Geist,  welcher  der 
heutigen  Pädagogik  diametral  entgegengesetzt  ist.  —  Schwierig  und  verwickelt 
sind  die  Fragen,  zu  welchen  der  Verlauf  des  30jährigen  Krieges  am  Boden- 
see Anlafe  giebt.  M.  Gmelin3)  hat  ihnen  auf  Grund  älterer  und  neuerer 
Quellen  eine  populäre,  anschauliche  Darstellung  gewidmet,  indem  er  L  die 
territorialen  und  konfessionellen  Verhältnisse,  II.  den  Gang  der  Kriegsereig- 
nisse im  allgemeinen,  III.  die  Verteidigungsmaferegeln,  die  See- Allianz  und 
die  kaiserlichen  Befehlshaber  behandelt.  —  Über  die  Belagerung  von  Vil- 
lingen im  30jährigen  Kriege  giebt  Auskunft  Chr.  Roder4)  nach  3  Be- 
richten,   die  er  zum  Abdruck  bringt  und   erläutert.     Es  sind    1)  „Tagebuch 


1)  Wille,  Tagebuch  o.  Ausgabenbuch  des  Karf.  Friedrich  IV.  T.  d.  Pfids  159S— 1«10. 
Ztochr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrh.  XXXIII,  201  ff.  —  2)  Dr.  Löwen  stein,  Ana  d.  innert» 
Leben  d.  St.  Radolfzell  im  XVI.  u.  XV11.  Jh.  Sehr.  d.  Vor.  f.  Gesch.  d.  Bodenseea  ete.  X. 
33-54.  —  3)  M.  Gmelin,  Zar  Gesch.  d.  30j.  Kriegs  in  d.  Bodenseegegend.  Litter.  Bei 
d.  Karls.  Ztg.  S.  97,  113,  401.  Vgl.  Kap.  1LI.  —  4)  Chr.  Roder,  Beitr.  s.  Gtach.  d.8t 
V,  im  30j.  Kr.     Sehr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Naturgesch.  d.Baar  etc.  HI,  67—265. 


Südwett-DeatBchland  (Baden).  111,99 

les  Theoger  Gästlin,  Relation  was  sich  Denkwürdiges  in  and  um  Villingen 
fahrend  der  Belagerang  zugetragen.  1633."  Gästlin  war  seit  1628  Mönch 
n  dem  Benediktiner-Kloster  Villingen  und  hat  das  meiste,  was  er  beschreibt, 
tls  Augenzeuge  selbst  mit  angesehen.  Daran  schliefst  sich  2)  „Brevis  de- 
icriptio  obsidionis  Villinganae  triplicis,  facta  a  d.  Joanne  Philippo  Mayen- 
>erger,  archigraramateo  Villingano.  Anno  1632."  Dieselbe  erzählt  die  Er- 
eignisse vom  7.  Nov.  1632  bis  9.  Sept.  1634;  es  ist  ein  skizzenhaftes  Tage- 
buch, aber  schätzenswert  bei  dem  Fehlen  anderer  ausfuhrlicher  Nachrichten. 
Es  folgt  3)  „Designation  des  Schaden,  so  Villingen  während  des  schwedischen 
ind  französischen  Unwesens  erlitten."  Von  1622 — 1641  belief  sich  derselbe 
surf  über  62  000  fl.  —  Interessant  durch  mannigfache  diplomatische  Thätig- 
keit  ist  das  Leben  des  Bürgermeisters  der  Reichsstadt  Überlingen,  wirk- 
lichen kaiserlichen  Rats,  Dr.  Johann  Heinrich  von  Pflummern. *)  Derselbe 
(geb.  1585)  war  nach  einer  gründlichen  Vorbildung  auf  den  Universitäten 
Ingolstadt,  Wien  und  Siena  durch  den  kurbayerischen  Kommandanten  Bar- 
tholmä  Schäffer  der  Reichsstadt  Überlingen  am  Bodensee  1644  als  Bürger- 
meister „vorgestellt"  worden,  behielt  aber  nach  dem  westfälischen  Frieden  die 
Stelle  des  Altoberbürgermeister  durch  die  freie  Wahl  der  Überlinger.  — 

Den  Abdruck  der  Soldatenpredigten  aus  der  ehemaligen  Reichsveste, 
des  jetzigen  Dorfes  Kehl  (gegenüber  von  Strafsburg)  aus  einem  1738  er- 
schienenen Buche  setzte  A.  Birlinger8)  fort. 

Für  die  Geschichte  der  Aufklärung  besonders  in  der  alten  Kurpfalz  war 
die  „deutsche  Gesellschaft"  in  Mannheim  von  Bedeutung,  deren  Geschichte 
auf  Grund  gedruckter  und  ungedruckter  Archivalien  B.  Seuffert8)  giebt. 
Ihre  Stiftungsurkunde  ist  vom  13.  Oktober  1775  aus  Schwetzingen,  einer 
Sommerresidenz  des  Kurfürsten  Karl  Theodor,  datiert.  — 

Die  neueste  Geschichte  Badens  wird  in  dem  schon  (79)  erwähnten 
Werke  'Theod.  Martin,  D.  Leben  des  Prinzen  Albert,  Prinz-Gemahls  d.  K. 
v.  Engl.  (Bd.  D— IV.  78—80)'  berührt*) 

Noch  sind  einige  Arbeiten  zur  neueren  badischen  Kirchengeschichte  zu 
verzeichnen.  Eine  in  der  Pfarrregistratur  zu  Uttenweiler  aufbewahrte  Hand- 
schrift, welche  ein  Verzeichnis  der  Seelenbunds-Mitglieder  enthält,  verwertet 
Joh.  Evg.  Schöttle  für  ein  Stück  Geschichte  der  Augustiner-Eremiten.6)  — 
P.  Garns  tritt  den  aufgehobenen  Männerklöstern  im  Erzbistum  Freiburg 
näher.6)  Fr.  Zell  und  König  haben  Ergänzungen  beigefügt.  Die  Zu- 
sammenstellung erstreckt  sich  auf  folgende  Klöster:  St.  Georgen,  St.  Märgen, 
Öhringen,  Reichenau,  St.  Peter,  Petershausen  (Petri  domus),  Salmansweil 
(Salom),  Schuttern,  Schwarzach,  Teuenbach,  St.  Trudpert,  deren  Geschichte 
mit  Hinweis  auf  die  Litteratur  skizziert  wird.  —  In  ultramontanem  Sinne  ge- 
schrieben ist  Jos.  Baders7)  Aufsatz  über  die  kathol.  Gemeinde  in  Karlsruhe, 
die   sich  seit  1715   bildete;    die  Opposition  der  Universität  Freiburg  im  J. 


1)  L.  Allgeyer,  Zur  Charakteristik  des  Bürgermeisters  etc.  H.  v.  Pfl.  Sehr.  d.  Vor. 
f.  Gesch.  d.  Baar  etc.  III,  111 — 114.  —  2)  A.  Birlinger,  Soldatenpredigten.  Alemannia 
VLLI,  S.  92 — 103.  -  3)  B.  Seuffert,  Doutscho  Gesellsch.  in  Mannheim,  i. :  Arch.  f.  deutsch. 
A.  Vi,  276—96.  —  4)  S.  Jährest).  1879.  111,  Kap.  V.  u.  80  Kap.  XXI.  —  5)  J.  Ev.  Schöttle, 
Zur  Gesch.  d.  Augustiner- Eremiten  in  den  JJ.  1695 — 1807  vorzugsweise  a.  d.  beiden  Proy. 
Rhein-Schwaben  u.  Bayern,  L:  Freib.  DiÖces.  Arch.  XIII,  299—309.  —  6)  P.  Garns,  Nekro- 
logien  der  in  den  Jahren  1802 — 1813  in  der  jetzigen  firzdiöceso  Froiburg  aufgehobenen 
Minnerklöster  Benediktiner-,  Cisterzienser-,  Norbortinor-Ordena  und  der  regulierten  Chorherren, 
ibid.  S.  237—272.  Vgl.  Jahresber.  1,  522*.  —  7)  Jos.  Bader,  Kurze  Gesch.  d.  kath.  Pfarr- 
gemeinde in  Karlsruhe.    Ibid.  S,  1 — 26. 

7# 


H[,100  XVI.    A.  Holländer: 

1807  gegen  die  von  der  Regierung  geplante  Zusammenlegung  der  Martins- 
pfarre als  2.  Universitätspfarre  mit  der  ersten  Stelle  beleuchten  Auszüge  tos 
den  Universitätsprotokollen.1)  —  Eine  unverändert  wieder  aufgelegte  Bio- 
graphie des  erst  katholischen,  dann  evangelisch  gewordenen  Pfarrers  Aloya 
Henhöfers  verfolgt  im  wesentlichen  asketische  und  praktisch -theologische 
Zwecke.8)  — 

Nicht  für  den  Buchhandel  bestimmt  ist  eine  Broschüre  über  Mobl  von 
Herman  Schulze.  Derselbe  entwirft  in  einem  Vortrage  ein  anschauliches 
Bild  von  „Robert  von  Mohl",  den  er  schon  früher  in  einer  eingebenden 
Darstellung  gewürdigt  hat.3)  — 

Den  Orientalisten  Julius  Mohl  betrifft  eine  französische  Darstellung.4) 


Zur  Reformationsgeschichte  teilt  Wille  aus  dem  Marburger  Archive  eine 
Anzahl  Briefe  aus  den  Jahren  1534  — 1540  mit,  welche  der  Korrespondenz 
des  Landgrafen  Philipp  mit  dem  Strafsburger  Stettmeister  Jakob  Sturm  an- 
gehören und  das  Schicksal  Württembergs  betreffen,  das  nach  der  gewaltsamen 
Zurückführung  seines  Stammesherzoges  im   Protestantismus   befestigt  werden 
soll.6)     Das  Verhalten  Strafsburgs   im  Schmalkaldischen  Kriege  hat  der  Be- 
richterstatter auf  Grund  des   reichhaltigen  im  Strafsburger  Stadtarchive  vor- 
handenen urkundlichen  Materials  behandelt.6)     Während  die  Stadt  im  Lade 
des  Donaufeldzuges  ihren  Bundespflichten  nur  saumselig  nachkam,  zeigte  sie, 
je  näher  das  Kriegsgewitter  heranzog,  desto  grössere  Opferwilligkeit  und  er- 
klärte   sich    trotz   der   übereilten  Unterwerfung    der  meisten   oberländischen 
Stände  bereit,    gestützt  auf  die  Hülfe  der  Eidgenossen   und  Frankreichs  ge- 
meinsam mit  dem  Kurfürsten  und  Landgrafen  den  Widerstand  fortzusetzen.  In- 
dessen Frankreich  verlangte  rückhaltslosen  Anschlufs,  ein  Begehren,  das  die  da- 
malige Bürgerschaft  allgemein  mit  Entrüstung  zurückwies;  die  beiden  Fürsten 
selbst  aber  hatten  nichts  als  Versprechungen  einzusetzen ,  der  Landgraf  for- 
derte einmal  sogar  selbst  zu  Unterhandlungen  auf.    Unter  solchen  Umständen 
war  es  der  völlig  isolierten  Stadt  nicht  zu  verargen,  wenn  sie  schliefslich  die 
günstigen    ihr   aus    dem    kaiserlichen  Lager   zugehenden    FriedensvorschUge 
nicht   von    der  Hand  wies.     Ohne  Überstürzung  wurden  die  Verhandlungen 
betrieben;   sobald   man  aber  abgeschlossen  hatte,  setzte  die  Stadt  ihre  Ehre 
daran,  die  eingegangenen  Bedingungen  gewissenhaft  zu  erfüllen.  —  Zu  erwähnen 
ist  sodann  der  von  Baumgarten    herausgegebene    Briefwechsel    Sleidans.') 
—    Bossert  veröffentlicht  zeitgenössische  Mitteilungen  über  die  Verheerung 
der  württembergischen  protestantischen  Grafschaft  Mömpelgard  durch  französ. 
Kriegsvolk  in  den  Jahren  1581  — 1588.8)    Bemerkenswert  ist,  wie  aus  einem 
Schreiben  des  Strafsburger  Ammeister  vom  20.  Januar  1588  hervorgeht,  dafc 


1)  Frihurgensia.  Freib.  Diöces.  Arch.  XUI,  S.  312.  —  2)  E.  Froramel,  Am  <L 
Leben  d.  D.  A.  Henhöfcr  etc.  Ein  Beitr.  z.  Gesch.  d.  religiös.  Lebens  in  d.  evang.  Landes- 
kirche Baden«  seit  den  letzten  40  Jahren.  2.  (Titel-)  Ausg.  Barmen  (1865),  Kloin.  Till, 
490  S.  —  3)  Heidelberg.  S.  1—29.  AI«  Manuskript  gedruckt  Vgl.  o.  S.  96.  —  4)  Mai 
Mohl,  27  annfos  des  ßtudes  dliist.  orientales.  772  S.  Vgl.  o.  S.  96  —  5)  Wille,  BriA 
Jakob  Sturms,  Stettmeisters  von  Strasburg.  Zeitschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Oberrheins.  XXXIB. 
p.  101  ff.  Vgl.  o.  S.  95.  -  6)  A.  Holländor,  Strafsbnrg  im  Schmalkald.  Kr.  Strabbai* 
Trübner.  94  S.  —  7)  H.  Baumgarten,  Sleidans  Briefwechsel.  Strasburg,  Trtibner.  SSö  8. 
Vgl.  Jahresb.  1878,  S.  410  u.  G21.  —  8)  G.  Bossert,  D.  Einfall  der  Franzosen  in  H3+ 
pelgard  und  ihr  Zug  nach  Lothringen  1587/1588.  —  Württembergische  Vierteljahrshefte  fr 
.Laiidesgeschichto.    Jahrgang  III,  p.  9  ff.     vgl.  o.  S.  95. 


Südwestdeutschland.    (EJsatoLothringeii.)  XII 101 

man    schon    damals    in   der  freien   Reichsstadt   eine  Überrumpelung  durch 
'fremde  Gewalt'  allen  Ernstes  befürchtete. 

Die  eigentümliche  Stellung,  die  die  Stadt  Mülhausen  im  17.  Jahrhundert 
dem  Deutschen  Reiche  und  Frankreich  gegenüber  einnahm,  hat  Grober  näher 
behandelt.1)  —  Mofsmann  fährt  mit  der  Mitteilung  von  Material  zur  Ge- 
schichte des  dreifeigj.  Krieges  und  zwar  der  Jahre  1636  bis  1638  fort*)  — 
Der  Schlacht  bei  Enzheim  im  Jahre  1674  ist  eine  eingehende  Untersuchung  zu 
Teil  geworden,  aus  welcher  die  gänzliche  Unfähigkeit,  Unentschlossenheit  und 
Unfähigkeit  des  kaiserlichen  Feldherrn  Bournonville  klar  hervorgeht,  der  seine 
gunstige  Stellung  durchaus  nicht  zu  benutzen  verstand.8)  Der  Darstellung 
ist  eine  sorgfältige  Zusammenstellung  und  Beleuchtung  aller  auf  das  Ereignis 
bezüglichen  Quellen  und  Bearbeitungen  vorausgeschickt 

Das  Zeitalter  der  Revolution4)  hat  die  meisten  Bearbeiter  gefunden. 
Auch  in  diesem  Jahre  bietet  uns  Reufs  eine  grofse  Anzahl  Aktenstücke  des 
Strafsburger  Stadtarchivs,  welche  zur  Aufklärung  der  Geschichte  während  der 
französischen  Revolution  dienen  sollen.6)  Dieselben  bestehen  vorwiegend  in 
der  Korrespondenz  des  Rates  mit  seinen  Deputirten  bei  der  konstituierenden 
Nationalversammlung  in  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1789.  Die  Berichte 
jener  über  die  bekannten  Oktobervorgänge  in  Versailles  sowie  über  die  An- 
strengungen, die  seitens  der  Stadt  gemacht  wurden,  um  die  Bewaffnung  ihrer 
Nationalgarde  zu  erwirken,  können  nur  geringes  Interesse  beanspruchen. 
Höchst  bemerkenswert  ist  dagegen  ein  Expos6  des  Deputierten  von  Türkheim 
vom  23.  Nov.  1789,  in  welchem  er  den  Repräsentanten  der  Bürgerschaft  die 
Gründe  darlegt,  die  ihn  zur  Niederlegung  seines  Mandats  bestimmten.  Weder 
König  noch  Nationalversammlung  seien  noch  in  ihren  Entschlüssen  frei.  Die 
Regierungsform  hätte  sich  gänzlich  geändert.  Die  Privilegien  und  Freiheiten 
seien  bedroht.  Man  bestände  auf  völliger  Verzichtleistung.  Falls  man  dieses 
Opfer  bringen  wollte,  sollte  man  neue  Instruktionen  feststellen,  zugleich  aber 
auch  einen  anderen  an  seiner  Stelle  zum  Deputirten  ernennen.  In  der  That 
mufste  Strafeburg  noch  im  Laufe  desselben  Jahres  alle  Versuche,  gegenüber 
dem  Gesetze  vom  4.  August  eine  Ausnahmestellung  einzunehmen,  als  gescheitert 
ansehen.  Warum  übrigens  Reufs  das  umfangreiche  Aktenstück  anstatt  im 
deutschen  Originaltexte  in  französischer  Übersetzung  veröffentlicht,  bleibt  un- 
erfindlich. Nicht  uninteressant  ist  besonders  auch  das  an  letzter  Stelle  mitge- 
teilte Budget  der  Stadt  Strafsburg  vom  Jahre  1789.  —  Barth  giebt  eine  Fort- 
setzung seiner  alphabetisch  geordneten  biographischen  Notizen  über  Strafs- 
burger Revolutionsmänner.  Diesmal  behandelt  er  die  Buchstaben  E — M6).  — 
Fischbach  veröffentlicht  eine  Reihe  von  Dokumenten  aus  dem  Strafsburger 
Stadtarchive,  welche  die  Zustände  zu  Strafsburg  im  Jahre  1791  schildern,  den 
Eindruck,  den  die  Nachricht  von  der  Flucht  des  Königs  Ludwig  XVI.  in  der 
Stadt  und   dem  ganzen  Lande  hervorrief  und  die  Mafsregeln,   die  infolge 


1)  0.  Grober,  Die  polit.  Bezieh,  des  der  Eidgenossensch.  zugewandten  Ortes  Mülhausen 
im  Elsafs  zum  Deutschen  Reiche  und  zu  Frankreich  in  den  Jahren  1597 — 1678.  Frogr.  der 
Gewerbeach.  zu  Mülhausen  i./E.  1880.  —  2)  H.  Mofsmann,  Materiaux  pour  servir  ä 
Diistoire  de  la  guorre  de  trente  ans.  Roy.  d'Als.  p.  336  ff.,  530  ff.  Vgl.  Kap.  in.  —  3)  H.  Paste- 
naci,  Die  Schlacht  bei  Enzheim.  Hallo,  Nieraeyer.  88  S.  Vgl.  Kap.  111.  —  4)  Das  Elsafs,  wie 
es  sich  vor  der  Umwälzung  1789  darstellt,  die  eine  solche  auch  in  den  Gemütern  vieler 
Bewohner  dieses  Landesteils  wurde,  hat  der  bekannte  A.  Schneegans  dargestellt  in:  D. 
Rundschau  XXIII,  415-28  s.  t:  Das  Elsafs  vor  der  Rev.  v.  1789.  Üb. « Victor  de  St  G6nis, 
une  conspirat.  roy.  &  Strasbourg*.  —  Vgl.  Kap.  XX,  2.  —  5)  R.  Reuss,  L'Alsace  pond.  la 
rev.  franc.  Rev.  d'Als.  p.  M/9i,  ,9%so>  859/4o»-  —  6)  E.  Barth,  Notes  biograph.  s.  1.  hommos 
de  la  re>.  ä  Strasb.  et  les  enyir.     Rev.  d'Als.  p.  123  ff.,  251  ff.,  424  ff.,  539  ff. 


111,102  XVL    A-  Holländer: 

derselben  getroffen  wurden.1)  Es  ist  eine  Tendenzschrift  von  höchst  geringem 
histor.  Wert  dazu,  bestimmt,  „die,"  wie  der  Verfasser  in  der  Vorrede  selbst 
eingesteht,  „mehr  und  mehr  erblassenden  Erinnerungen  an  die  Vergangen- 
heit", d.  h.  natürlich  an  die  frühere  Verbindung  mit  Frankreich  wieder  auf- 
zufrischen. In  der  Revue  critique  (1880  Tome  9  p.  295)  heilst  es  bezeich- 
nend über  dies  Buch:  ,Cet  ouvrage  de  M.  Fischbach  ne  saurait  etre  considfei 
comme  un  livre  d'histoire,  ni  meme  comme  un  chapitre  de  livre  dTtfstoire; 
c'est  une  suite  de  documents  qui  fout  connaitre  P6tat  de  Strasbourg  en  juin 
1791.  Les  intentions  de  l'auteur  paraissent  excellents,  car  il  met  en  lunüere 
les  sentiments  si  fran^ais  de  l'Alsace  durant  la  periode  rävolntionnaire.'  — 
Kirchner,  dem  wir  bereits  eine  histor.  Spezialkarte  des  Elsafs  im  Jahre  1648 
verdanken,  hat  nunmehr  den  territorialen  Bestand  dieses  Landes  im  Jahre 
1789  kurz  vor  dem  Ausbruche  der  alle  bestehenden  politischen  Verhältniae 
umstürzenden  Revolution  kartographisch  veranschaulicht.2)  —  Mit  den  Verhält- 
nissen der  Juden  gegen  Ausgang  des  18.  Jahrhunderts  beschäftigen  sich  zwei 
Schriften.8) 

Einige  Arbeiten  haben  wesentlich  lokalhistorisches  Interesse.  So  hat 
Fischer  die  Geschichte  der  Grafschaft  Lützelstein  unter  pfälzischer  Herrschaft 
zu  Ende  geführt,4)  Wirth  die  Vergangenheit  des  in  der  Nähe  von  Strafs- 
burg gelegenen  Städtchens  Wasselnheim  bis  zum  Beginne  der  französischen 
Revolution  auf  Grund  sorgfältiger  archivalischer  Studien  behandelt5) 

Auch  auf  dem  Gebiete  der  Kirche  und  Schule  ist  man  thätig  gewesen. 
Gestutzt  auf  mancherlei  Vorarbeiten  schrieb  Reufs  eine  Geschichte  der  ton 
flüchtigen  Franzosen  im  Jahre  1538  zu  Strafsburg  gegründeten  evangelischen 
Kirchengemeinschaft,  der  Männer  wie  Calvin  und  der  Märtyrer  Pierre  Brolly 
vorgestanden  haben.  Die  Darstellung  ist  bis  in  die  Revolutionszeit  geführt6)  — 
Die  von  seiner  Gattin  verfafste  Biographie  des  um  die  Reformationsgeschichte 
hochverdienten  Strafsburger  Predigers,  Professors  und  Kirchenhistorikers  Johann 
Wilhelm  Baum  kann  zugleich  als  ein  wertvoller  Beitrag  zur  Geschichte  der 
protestantischen  Kirche  im  Elsafs  im  19.  Jahrhundert  angesehen  werden.7) 
Von  hohem  allgemeinen  Interesse  sind  die  in  dem  lebensfrisch  geschriebenen 
Buche  enthaltenen  ,losen  Blätter  aus  der  Kriegszeit  (1870 — 1871)'.  Nicht 
minder  lehrreich  ist  für  die  Entwicklung  der  katholischen  Kirche  im  Eisais 
seit  dem  Beginne  der  Gegenreformation  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
die  Lebensbeschreibung  des  Generalvikars  Liebermann,  des  bedeutendsten 
katholischen  Theologen,  den  das  Land  im  19.  Jahrb.  aufzuweisen  hatte.8)  — 
Die  Biographie  des  Professors  Lobstein,  eines  Lehrers  Göthes,  enthält  zu- 
gleich ein  Stück  Geschichte  des  ehrwürdigen  Strafsburger  Bürgerspitals, 
welches  nach  dem  Spitale  zu  St.  Gallen  das  älteste  ans  bis  jetzt  aas  Deutsch- 


1)  G.  Fischbach,  La  fuito  do  Louis  XVI.  Paris,  Sandoz  et  Fiachbacher.  244  S.  - 
2)  M.  Kirchner,  Elsafs  im  Jahre  1789,  hist  Karte  im  Mafsstab  1  :  320  000  nebst  Neb«- 
karte,  die  6  Distrikte  dos  Elsafs  i.  J.  1787.  Strafsburg,  Trübner.  —  3)  R.  Beufo,  Selig- 
mann Alexandre  ou  les  tribulat.  d'un  Israelite  Strasbourg,  pendant  la  terreur.  Strasbourg,  Treuttol 
u.  Würtz,  44  S.  und  A.  Canon,  l'omancip.  des  juifs  devant  la  soc.  roy.  des  scienses  et  irk 
de  Metz  on  1787.  Revue  des  etudes  juives  I,  p.  83—104.  —  4)  Dag.  Fischer,  le  comt*  d» 
la  Petito  Piorro  sous  la  donrination  do  la  maison  palatine.  Rev.  d'Als.  p.  95 — 122  u.  454- 
479.  —  5)  Ph.  Wirth,  Beitr.  z.  Gesch.  Wasselnheims.  1879,  Progr.  No.  443;  1880,  Prop- 
No.  445.  —  0)  R.  Reufs,  Notos  pour  servir  &  l'histoire  de  l'eglise  franc.  de  Strasboag 
1538—1794.  Strafsburg,  Treuttel  und  Würtz.  146  8.  —  7)  Mathilde  Baum,  M- 
Wilhelm  Baum.  Ein  prot.  Charakterb.  a.  d.  Elsafs  1809—1878.  Bremen,  Bruna.  171  & 
—  8)  J.  Ouerber,  Bruno  Franz  Leopold  Liebermann.    Freiburg  i./Br.,  Herder.    392  8. 


SüdwestdeaUchland.    (Elsals-Lothringen.)  11,103 

land  bekannt  gewordene  ist.1)  —  Die  Art  der  Entstehung  und  den  augenblick- 
lichen Bestand  des  hochwichtigen  Strafsburger  Stadtarchivs  hat  Spach  ge- 
schildert. *)  —  Die  Entwicklung  des  höheren  Schulwesens  in  Metz  behandelte 
Pfeiffer.3)  An  Interesse  gewinnt  die  Schrift  erst  von  dem  Zeitpunkte  der 
französischen  Besitznahme. 

Zum  Schlüsse  sind  noch  einige  Arbeiten  kulturhistorischen  Charakters 
anzufahren.  Rösch  giebt  die  französische  Übersetzung  einer  in  der  Belforter 
Bibliothek  befindlichen  Ausgabe  des  Liber  vagatorum.4)  Le  Roy  de  Sainte- 
Groix  hat  sich  mit  mehreren  Schriften  versucht  In  der  einen  behandelt  er 
berühmte  Frauen  des  Elsasses,6)  in  einer  anderen  schildert  er  die  Feste,  die 
in  demselben  Lande  unter  der  Herrschaft  der  Bourbonen  aus  Anlafs  ihrer 
Anwesenheit  und  der  anderer  gekrönter  Häupter  oder  sonstiger  hervorragen- 
der Personen  stattgefunden  haben,6)  in  einer  dritten  stellt  er  allerhand  zeit- 
genössische Berichte  über  die  Feier  der  „glorreichen  Gedächtaistage"  des 
Elsafs  in  den  Jahren  1781  und  1848  zusammen.7)  Alle  3  Arbeiten  sind 
kompilatorische  Machwerke,  deren  Verfasser  sich  bezeichnenderweise  selbst 
in  einer  Vorrede  hin  commis-voyageur  en  littärature  et  en  histoire'  nennt 
Offenbar  beabsichtigt  derselbe  die  französische  Gesinnung  eines  Teils  der  el- 
säfSsischen  Bevölkerung  dadurch  zu  stärken,  dafs  die  früheren  Beziehungen 
des  Landes  zu  Frankreich  als  möglichst  eng  dargestellt  werden.  Anspruchs- 
loser aber  verdienstlicher  ist  eine  kleine  Abhandlung  von  Lambs  über  den 
Aberglauben  im  Elsafs.8) 

Eine  poet-lat.  Klage  über  den  Verlust  Lothringens  von  1670  hat  R. 
Goecke9)  veröffentlicht.  Für  Lothringens  altes  Herzoghaus  bietet  Morey 
Einiges.10) 


1)  E.  Lobstein,  J.  Fr.  Lobstein  sen.  Professor  der  Anat  a.  Chir.  Heidelberg,  Winter. 
94  S.  —  2)  L.  Spach,  D.  Stadtarch.  zu  Strasburg.  Löhers  archival.  Zeitschr.  IV,  1879. 
p.  224—236.  —  3)  £.  Pfeiffer,  Gesch.  Entwicklang  des  höh.  Schalwesens  der  Stadt  Metz. 
Programm  No.  436.  —  Für  Schlettstadt  Tgl.  a.  ob.  Abt  II,  Kap.  XL  W.  Strüver, 
Schalwesen  y.  Schlettstadt  1450—1560.  —  4)  L.  Rösch,  Liber  vagatorum.  Rev.  d'Als. 
p.  7 — 37.  —  5)  Le  Roy  de  Sainte-Croix,  Encore  los  dames d'Alaace  etc.  Strasburg,  Hage- 
mann. 438  8.  —  6)  Derselbe,  L'Alsace  en  fete  soos  la  domination  des  Louis  de  France  etc. 
Strasburg,  Hagemann,  202  S.  4°.  —  7)  Derselbe,  Los  aniyersaires  gloiroux  de  l'Alsace  (1781 
— 1848).  Strasbourg,  Hagemann  270  S.  —  Kolturgesch.  ist  auch  Seyboth  Gostumes  des  femmea 
a  Strasbourg.  Strasbourg,  Scholz  &  Comp.  —  8)  A.  Lambs,  Über  d.  Aberglauben  im  Elsafs. 
Strasburg,  Heitz.  —  9)  B.  Göcke,  Kl.  üb.  d.  Verl.  Lothr.'s  i.  Pick,  Monatsschr.  571—74. 
10)  Morey,  Ex  vot  du  duc  Antoine  de  Lorraine  (en  reconnaiss.  des  vict.  remport.  en  Alsace 
sor  les  yostanda  en  1575).  (Vgl.  Mem.  de  l'Acad  d.  Stanisl.)  Nancy,  Berger-Leyrault  37  S.  8°. 
—  Über  den  zwar  Pommern  entstammten,  aber  doch  Strafsborg  durch  seine  Schöpfungen  an- 
gehörenden Dramatiker  Brülow  und  seinen  Biographen  Janke  vgl.  Kap.  X  (S.  68). 


111,104  XVII.   E.  Mammenhoff: 


xvn. 

E.  Mummenlioff. 

Bayern.1) 

Anläfslich  der  Feier  des  400sten  Anniversariums  der  Geburt  Jon.  Tm> 
mair's,  gen.  Aventinus,*)  wurde  bekanntlich  von  der  k.  bayerischen  Akademie 
der  Wissenschaften  eine  kritische  Gesamtausgabe  der  Werke  des  berühmten 
Historiographcn  in  Aussicht  genommen.  Als  Frucht  der  Arbeiten,  welche  für 
die  lateinischen  Stücke  Halm,  für  die  deutschen  Fr.  Muncker  übertragen 
worden,  liegt  für  1880  die  erste  Hälfte  des  die  kleineren  Schriften  enthal- 
tenden ersten  Bandes  vor,  und  zwar  im  einzelnen  die  annales  Schirenses, 
mit  der  narratiuneula  de  ßathavina  urbe,  die  historia  Otingae  oder  in  der 
freien  deutschen  Übersetzung  die  Chronik  von  Alten-Ötting,  das  chronicon 
Kamshofense,  der  Entwurf  zur  bayerischen  Chronik,  der  Auszug  aus  dieser 
mit  den  Stammtafeln  dazu,  die  Schrift  von  den  Ursachen  des  Türkenkrieges 
nebst  der  zugehörigen  Abhandlung  vom  römischen  Kriegsregiment,  die  Schrift 
von  dem  alten  Herkommen  der  Stadt  Regensburg  und  schliefslich  die  Chronica 
vom  Ursprung,  Herkommen  und  Thaten  der  uralten  Teutschen.  An  dieser 
Stelle  seien  auch  J.  W.  Schul t es3)  Beiträge  zur  Geschichte  des  aventinischen 
Nachlasses  erwähnt,  aus  denen  u.  a.  das  Interesse  zu  ersehen,  welches  ge- 
lehrte Zeitgenossen  den  Werken  des  bedeutenden  Historiographen  entgegen- 
brachten. 

Die  Berichte  über  die  älteren  in  den  ihm  unterstellten  Archiven  ver- 
wahrten Arbeiten  zur  bayerischen  und  pfälz.  Geschichte  hat  1/.  Roc kinger4) 
in  dankenswertester  Weise  fortgesetzt.  Es  sind  nunmehr  in  2  Abteilungen 
104,  teilweise  noch  mit  Unterabteilungen  versehene  Nummern  genealogischen, 
geographischen,  topographischen  und  auch  rein  historischen  Inhalts,  welche 
vom  15.  bis  ins  18.  Jahrhundert  reichen,  veröffentlicht,  während  eine  dritte 
Abteilung  eine  historisch-kritische  Erläuterung,  30  Beilagen  und  einen  Namen- 
und  Sachrenner  enthält. 


1)  Man  vgl.  in  Abt  II,  Kap.  XIII  als  auch  für  die  Neuzeit  erwähnenswert:  J.  v.  D5I- 
linger,  D.  H.  Wittolsb.  u.  s.  Bodeut  für  d.  d.  Gesch.  (S.  103),  K.  Th.  Heigel,  D.  Wit- 
tclsbacher  (S.  103),  Ch.  Häutlo,  D.  Wittelsb.  (S.  103),  0.  Theodori,  Schiefe  Baiu(S.  104), 
J.  Zwanzigor  (S.  104),  Matrikol  d.  Freihorrl.  v.  Crailsheim.  Ges.-Famil.  Fr.  X.  Ostemaier 
(S  101),  J.  B.  Mayer  (S.  104),  A.  Schaf  fler  (S.  106),  Schott  (S.  107),  H.  Weber  (& 
107),  M.  Knitl  (S.  108),  H.  Pootz  (S.  108/9),  v.  Prantl  (S.  109).  —  Auch  hierher  ge- 
hört die  mehrfach  angeführte  Abh. :  Crecelias,  pfalzgräfl.  Wapponyorleih.  L  Dtach.  Herold, 
XI,  33.  lbid  auch  (158—60)  Vorzeich,  dorj.  adol.  Famil.,  welche  in  den  Registern  des  H. 
Gumbortus  i.  Anspach  erwähnt  sind  (c.  600).  —  Z.  XVI.  Jh.  Tgl.  A.  v.  Druffel  o.  Kap.  IL — 

2)  (Halm  u.  Fr.  Muncker),  Turraaiers  sämtliche  Werke,  herausgegeben  von  der  k.  b.  Atot 
d    W.     Kleinere  histor.  u.  philologische  Schriften.    1.  Hälfte.    München,  Kaiser.    VIII,  372  8. 

3)  J.  W.  S  ch  ul  te  i. :  Picks  Monatsschrift  VI,  S.  265.  —  Wir  registr. :  Auf*,  e.  Nonne  ▼.  Ober- 
medlingen  1529—46  i.  Nouburg  Collect  Bl.  Jg.  43.  79.  —  4)  L.  Bockin ger,  1.— 3.  Ab- 
teilung. (Abhandl.  d.  k.  bayer.  Akad.  der  Wissonsch.  111.  Kl.  14.  Bd.  JH.  Abt  15.  Bd. 
1.  u.  111.  Abt.    Vorlag  dor  k.  Akademie.     4°.     87,  136,  136  S. 


Bayern.  111,105 

Die  Beziehungen  Bayerns  unter  Herzog  Albrecht  IV.  zum  Jülicher  Hofe 
und  zu  den  Schwarzenbergern  Gotthard  and  Adolf  berührt  A.  Mörath.1)  Das 
Bestreben  des  bayerischen  Herzogs  als  des  Hauptes  der  katholischen  Restau- 
rationspartei ging  dahin,  den  präsumtiven  Thronerben  von  Jülich  dem  Katho- 
licismus  zu  erhalten.  Deshalb  bahnte  er  mit  dem  dortigen  Hofe  nähere 
Beziehungen  an,  die  weiter  zu  pflegen  Aufgabe  des  Jülichschen  Hofmeisters 
Gotthard  von  Schwarzenberg  wurde.  Letzterer  hatte  besonders  dahin  zu 
wirken ,  dafs  der  Erbprinz  der  Jülichschen  Lande  die  Kommunion  nur  unter 
einer  Gestalt  empfange.  Auf  die  Bemühungen  Freih.  Gotthards  v.  Seh.  wurde 
sein  Mündel  Adolf  in  den  Hofstaat  des  zu  Rom  weilenden  Herzog  Ernsts, 
des  Sohnes  Herzog  Albrechts,  Administrators  der  Stifte  Freising  und  Hildes- 
heim und  späteren  Kurfürsten  von  Köln  aufgenommen.  In  Kurzem  erwarb 
sich  der  Schwarzenberger  die  Gunst  des  Prälaten,  zu  dessen  Mundschenk 
er  1577  ernannt  wurde.  Als  Herzog  Ernst  1581  zum  Bischof  v.  Lüttich 
ernannt  worden,  befand  sich  auch  Adolf  v.  Seh.  in  seinem  Gefolge. 

Die  Einführung  des  Gregorianischen  Kalenders  in  Augsburg  i.  J.  1582 
durch  den  Rat  rief  nicht  nur  in  diesem  selbst  Dissidien,  sondern  auch  in 
der  Bürgerschaft  bedenkliche  Unruhen  und  Tumulte  hervor.  Nicht  zum 
wenigsten  ist  die  Schuld  an  diesen  Vorgängen  dem  Schüren  .der  evangelischen 
Prädikanten  beizumessen.  S.  Kaltenbrunner*)  hat  den  Augsburger  Kalender- 
streit in  seiner  Genesis  und  weiteren  Entwicklung  bis  zum  Jahre  1591,  in 
welchem  er  durch  einen  Vergleich  wegen  Berufung  der  Prädikanten  zum  Ab- 
schlufs  gelangte,  zur  Darstellung  gebracht.  Eine  Folge  der  Einführung  des 
Gregorianischen  Kaiendes  war  es,  dafs  infolge  der  feindseligen  Stellungnahme 
Ulms,  das  den  ausgewiesenen  Bürgern  Augsburgs  Aufnahme  gewährt  hatte, 
letztere  Stadt  seit  1586  den  Städtetagen  fernblieb.  Auf  dem  Reichstage  vom 
Jahre  1594  schlofs  die  evangelische  Mehrheit  Augsburg  von  den  Sitzungen 
aus.  Im  Kurfürsten-  und  Fürstenkollegium  erhielt  indes  die  katholische 
Partei  die  Oberhand  und  auf  späteren  Reichstagen  erschien  Augsburg  wieder 
in  den  Sitzungen  des  Städterats.8) 

Wenn  auch  die  von  Gregoro vi us*)  verarbeiteten  Korrespondenzen  der 
beiden  Crivelli  Giambattista  und  Francesco,  Vater  und  Sohn,  welche  über 
ein  halbes  Jahrhundert  nach  einander  als  Residenten  Bayerns  beim  päpst- 
lichen Stuhle  wirkten,  keine  hervorragende  diplomatische  Bedeutung  bean- 
spruchen können  und  man  von  ihnen  „keine  Aufschlüsse  über  die  wichtigsten 
politischen  Ereignisse,  ihre  Ursachen  und  geheimen  Triebfedern  erwarten 
darf,"  so  liefern  sie  doch  andererseits  interessante  und  beachtenswerte  Bei- 
träge zur  Zeit-  und  Kultusgeschichte  seit  der  Gründung  der  Union  und  Liga 
über  den  30jährigen  Krieg  hinaus  bis  zur  Zeit  des  pyrenäischen  Friedens. 
Vornehmlich  empfängt  Maximilians  Stellung  zur  Kurie  und  sein  Verhältnis  zu 
den  Residenten  selbst  aus  den  mit  ihnen  gepflogenen  Korrespondenzen  nähere 
Beleuchtung.  Wegen  des  1647  mit  den  Franzosen  und  Schweden  abge- 
schlossenen Waffenstillstandes  und  der  darauf  erfolgten  Übergabe  der  festen 
Städte  Heilbronn,  Überlingen,  Memmingen,  Nördlingen,  Lauingen  und  Schorn- 


1)  A.  Mörath,  Neue  Beitr.  z.  rhein.  Linie  des  Fürstenhauses  Schwarzonbor^.  Zeitschr. 
d.  bergiBch.  Gesch.-Ver.  XVI,  8.  203—215.  Vgl.  K.  XII.  —  2)  S.  Kaltenbrunner,  Der 
Augsburger  Xalendorstreit  Mitt.  des  Instit  für  Österr.  Geschichtsforsch.  I,  497 — 540.  — 
3)  F.  Stieve,  Z.  Gesch.  des  Augsb.  Kalondorstreites  u.  d.  Reichstages  v.  1594.  Ztsc-hr.  d. 
histor.  Ver.  yon  Schwaben  u.  Neuburg  VII,  S.  157 — 163.  —  4)  Grojrorovius,  Die  beiden 
Crivelli,  Residenten  der  Herzöge  und  Kor  füre  ton  v.  Bayern  am  päpstl.  Hofe  v.  1607-1659. 
Bitzungsber.  d.  phUoß.-phiL-  u.  hist  Klasse  der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wissenschaften.  8.  330 — 376. 


HI  106  XVU-    E.  Mummenhoff: 

dorf  nimmt  P.  Wittmann *)  sen.  den  genannten  Kurfürsten  gegenüber  den  An- 
griffen des  Langheimer  Cisterzienserabtes  Jon.  Gagel,  der  in  seiner  1641 — 
1649  geschriebenen  Chronik  das  Verhalten  Maximilians  als  dem  Reiche  nnd 
der  gesamten  katholischen  Kirche  höchst  verderblich  hinstellt,  mit  Erfolg 
in  Schutz. 

Zur  Geschichte  des  30jährigen  Krieges  ist  noch  zu  erwähnen,  was  F. 
Lei  st*)  nach  chronikalischen  Aufzeichnungen  über  die  Besetzung  Würzbarg» 
durch  die  Schweden  und  die  Erstürmung  des  Marienbergs,  sowie  die  sich 
anschließenden  Ausschweifungen  und  Grausamkeiten  mitteilt  Ebenso  schildert 
er  die  Besetzung  der  Bamberger  Gegend  und  der  Stadt  Bamberg  selbst  nach 
den  Niederschreibungen  der  Äbtissin  des  Klosters  Himmelspforten. 

Einen  Kaiser-Besuch  in  Neuburg  schildert  Hantle.3) —  Den  Aufstand  der 
oberbayerischen  Bauern  gegen  das  österreichische  Regiment  L  J.  1705  hat 
A.  Seh  äff  ler4)  unter  Verwertung  der  im  allgemeinen  Reichsarchiv  und  Kreis- 
archiv zu  München  vorliegenden  Untersuchungsakten  geschildert.  Nach  seines 
Forschungen  ist  die  Schlacht  bei  Sendung,  welche  mit  der  völligen  Ver- 
nichtung der  Aufständischen  endete,  unterhalb  dieses  Ortes  auf  der  bis  zum 
Isararme  sich  hinziehenden  Wiese,  nicht  aber  auf  dem  Sendlinger  Kirchhofe 
geliefert  worden.  Die  Person  des  in  der  Tradition  begegnenden  Balthasar 
Meier  verweist  Schäffler  in  das  Gebiet  der  Sage.  Dagegen  hält  ein  Artikel 
der  A.  allg.  Zeitung,6)  gestützt  auf  gleichzeitige  Berichte  und  Briefe  die  alte 
Annahme  der  örtlichkeit  der  Schlacht  fest,  will  die  Angaben,  welche  die 
Niedermetzelung  der  Bauern,  denen  vorher  Pardon  zugesichert,  den  öster- 
reichischen Anführern  zuschieben,  nicht  gelten  lassen,  sondern  nur  auf  ein- 
zelne zerstreute  Rotten  bezogen  wissen  und  erachtet  den  Beweis,  dafe  die 
Figur  des  Balthasar  Meier  eine  sagenhafte,  für  noch  nicht  erbracht 

Denselben  Gegenstand  behandelt  auch  E.  v.  Destouches6)  auf  Grund 
Münchener  Ratsprotokolle,  Stadtkammerrechnungen,  Steuerbücher,  Todten- 
bücher  etc.  Vornehmlich  ist  die  Teilnahme  und  das  traurige  Ende  der 
Führer  dieses  Aufstandes  von  ihm  berücksichtigt  worden. 

Die  beiden  Hochstifte  Würzburg  und  Bamberg  haben  in  Fürstbischof 
Franz  Ludwig  v.  Erthal  einen  ihrer  edelsten  und  hervorragendsten  Regenten 
zu  verzeichnen.  Die  gewissenhafteste  Verwaltung  der  Staatseinkünfte  er- 
möglichten es  ihm,  auf  die  Hebung  des  materiellen  wie  geistigen  Wohles 
seiner  Unterthanen  gleich  bedacht  zu  sein.  Dem  Unterrichtswesen  in  den 
beiden  Bistümern  wendete  er  seine  ganze  Sorgfalt  zu.  Die  Universität  Wfirz- 
burg  verdankt  ihm,  wie  Wegele  schon  dargelegt,  den  Grund  zu  ihrer  Blüte, 
denn  er  war  es,  der  die  philosophische  Fakultät  emanzipierte  und  die  Frei- 
heit der  Wissenschaft  zur  Norm  erhob.  Seine  hohen  Verdienste  um  das 
Wohl  des  Landes  treten  dann  noch  in  der  Erweiterung  des  Juliusspitals,  der 
Errichtung  eines  Arbeitshauses  in  Wtirzburg  und  der  Gründung  von  Ver- 
sorgungsanstalten in  den  einzelnen  Pfarreien,  wozu  er  das  Grundkapital  her- 
gab, hell  zu  Tage.    Die  kurzgefafste  Darstellung  des  Wirkens  dieses  ausge- 


P.  Wittmann,  Ein  fränkischer  Abt  über  Kurfürst  Maximilian.  Hiatoriach-poiit  Butter 
86.  S.  390—394.  Vgl.  K.  III.  —  2)  F.  L eist,  Die  Schweden  in  Franken.  SonntagabeUap 
zur  nordd.  allg.  Zeitung  No.  39.  —  3)  Häutle,  Besuch  K.  Leop.  L  in  Neuburg  1681 
Neuburg.  Collect.  Bl  43.  Jahrg.  79.  —  4)  A.  Seh  äff  ler,  Die  oberbayer.  Landeaexheb.  t  J- 
1705.  Noue  Aufschlüsse  aus  Archivalien  zur  Gesch.  d.  span.  Erbfolgekr.  Würzburg,  8ttf- 
dinger.  VII,  93  S.  u.  lithograph.  Tafel.  —  5)  Beilage  No.  364.  —  6)  E.  v  Destouchei, 
München.  Bürgertreue  etc.  Hünchen,  G.  Franz.  gr.  4°.  48  S.  Sepabdr.  a.  d.  Mlbcta. 
Gemeindezeit  v.  15.  Aug.  1880. 


Bayern.  111,107 

dchneten  Mannes  von  G.  H.  Möller1)  beruht  zum  Teil  auf  den  autobiogra- 
hischen  Aufzeichnungen  des  nachmaligen  Franziskanerpaters  und  als 
ihweizerischer  Pädagoge  bekannten  Grägoire  Girard,  der  als  junger  Theologe 
781 — 88  in  Würzburg  verweilte  und  dem  Kirchenfürsten  als  solcher  näher 
and. 

Die  Drangsale,  welche  die  Stadt  Bayreuth  und  das  Fürstentum  gleichen 
amens  v.  1806  bis  zum  Obergang  an  Bayern  und  zwar  hauptsächlich 
ihrend  der  französischen  Okkupation  zu  erleiden  hatte,  schildert  der  als 
radikus  den  Ereignissen  nahestehende  nunmehr  verstorbene  Schilling8)  in 
nem  durch  lokale  Färbung  anmutenden,  bereits  im  Jahre  1828  abgefaßten 
Bricht 

Eine  Mitteilung  des  verstorbenen  Kaufmanns  Drexel8)  bezieht  sich  auf 
ie  Erstürmung  Regensburgs  i.  J.  1809. 

Nicht  unerwähnt  bleiben  soll  endlich  F.  Trautmanns4)  Buch  über 
erzog  Christoph  von  Bayern,  wenngleich  der  Inhalt  desselben  auch  mehr 
im  Gebiete  des  historischen  Romans  angehört  Geschichte  und  Sage  erscheinen 
er  in  meisterhafter  Weise  verquickt.  Dank  der  künstlerisch  schönen  Aus- 
attung  der  neuen  Auflage  und  der  beigefügten  historischen  Noten  hat  das 
ach   an  Wert  wesentlich  gewonnen. 

Für  die  historische  Geographie  und  Topographie  Bayerns  als  höchst 
^dienstlich  zu  bezeichnen  ist  die  vom  historischen  Verein  von  Oberbayern 
jranlafste  Herausgabe  von  Philipp  Apians  Topographie.  E.  v.  Oefele  hat 
e  Redaktion  des  Textes  besorgt,  während  K.  Primbs  die  Bearbeitung  des 
sraldischen  Teiles  übernommen  hat6) 

Das  Gebiet  der  Ortsgeschichte  haben  wir  schon  mehrfach  in  den  die 
andesgeschichte  darstellenden  Arbeiten  gestreift.  Anzuführen  ist  noch  Niki,6) 
falz-Neuburg  betreffend  und  ein  von  Joachim7)  mitgeteiltes  fliegendes  Blatt 
>er  den  im  Oktober  1563  durch  Wilh.  v.  Grumbach  ausgeführten  Überfall 
>r  Stadt  Würzburg.  —  Zweibrücken  hat  eine  besonders  in  kulturhistorischer 
ld  topographischer  Beziehung  bemerkenswerte  Monographie  erhalten.  Der 
erfasser8)  behandelte  die  Geschichte  der  Burg  und  Stadt,  sowie  der  Um- 
ibung,  hauptsächlich  zur  Zeit  Johanns  L,  Pfalzgrafen  bei  Rhein  und  Her- 
>gs  von  Bayern.  Gleichwohl  greift  die  Darstellung  auf  frühere  Jahrhunderte 
irück  und  läfst  auch  die  späteren  nicht  unberücksichtigt.  Von  besonderem 
eize  ist  allerdings  für  ihn  die  dem  30jährigen  Kriege  unmittelbar  vorauf- 
ihende  Epoche,  während  die  Zustände  im  früheren  Mittelalter  (?)  bei  der 


1)  G.  H.  Möller,  D.  Fürstbisch,  t.  Würzb.  Franz  Ludw.  Ton  Krthal  (1730—1795)  u. 
in  Schüler  der  Franziskanerpater  Gregoire  Girard  aus  Freiburg  i.  d.  Schweiz  (1765 — 1850). 
Mau,  Deiters.  74  S.  —  Kilian  hat  sich  den  „Einfall  der  Preufsen  im  Bist  Bamberg  1762"  z. 
»genstand  gewählt.  I.  Ber.  d.  hist  Vereins  z.  Bamberg  79.  —  2)  Schilling,  Nachrichten 
i.  d.  Ereign.  i.  d.  Kreishauptat  Bayreuth  n.  dem  Fürstent  gl.  N.  von  Okt  1806  bis  z. 
jiführung  dos  Magistrats  unter  bayerischer  Regierung  i. :  Archiv  für  Gesch.  u.  Altertums- 
inde  von  Oborfrankon  14,  27—110.  —  3)  Drexel  L:  Yerhandl.  des  Ver.  t  Gesch.  v. 
►erpfalz  u.  Kegensburg  34,  258  (1879).  —  4)  F.  Trautmann,  Abenteuer  Herzog  Christophs 
Bayern,  genannt  der  Kämpfer.  3.  Auflage.  Regensburg,  Pustet  2  Bde.  339  u.  496  S. 
5)  (E.  v.  Oefele  u.  K.  Primbs),  Phil.  Apians  Topograph,  u.  Wappensamml.  etc.  Mit 
i  Abbildungstafeln.  München.  Dr.  C.  Wolf  u.  Sohn.  XIII,  469  S.  39  Bd.  des  ober- 
yerischen  Archivs.  —  6)  Niki,  Gesch.  d.  Pfalzgraf.  Neuburg  i.  Schmalk.  Krieg  i.:  Neuburg. 
>Uect  Bl.  43.  Jahrg.  79.  —  7)  Joachim,  Überfall  d.  Stadt  Würzburg  durch  W.  v.  Grumbach 
»63.  Archiv  des  histor.  Vereins  v.  Unterfranken  u.  Aschaffenburg  24,  339 — 343.  — 
<  L.  Molitor,  k.  bayr.  Oberldsgrchtsr.,  Zweibrücken.  Burg  u.  Stadt  vor  den  Zerstör,  kr.  d. 
OL  Jh.  Zweibrücken,  P.  &  L.  Hallanzy.  236  S.  u.  Plan.  (1879.)  Vgl.  Jahresb.  II,  Abt  II,  114. 


111,108  XVII.   E.  Mummonhoff: 

vorauszusetzenden  Kleinheit  der  Verhältnisse  wenig  Anziehendes  für  ihn  haben. 
Trotzdem  dürfte  die  Entwicklang  eines  Gemeinwesens  ans  kleineren  Anfingen 
zu  wachsender  Bedentang  als  besonders  lehrreich  and  interessant  anzusehen 
sein.  Für  die  Pfalz  mufs  weiter  noch  ein  Weistum,  das  Ed.  Ney1)  nach 
zwei  Abschriften  des  Karlsruher  Archivs  veröffentlicht  hat,  Erwähnung  finden. 

Des  Meistertranks,  darch  den  Altbürgermeister  Nasch  za  Rothenburg  a,  T. 
seine  Vaterstadt  1631  rettete,  wird  in  der  Pickschen  Monatsschrift1)  gedacht, 
die  Benennung  der  Freudengasse  aber  nicht  auf  dieses  Ereignis,  sondern  auf 
ein  vorher  dort  schon  bestehendes  Freudenhaus  zurückgeführt  Nachrichten 
über  die  Pfleger  von  Hirschau  in  der  Oberpfalz  Mauritius  Chevalier  de 
Faboc  de  Altessan  (f  1730),  Wolf  Christoph  Haller  v.  Hallerstein  (f  1705) 
and  Joh.  Ferdinand  Clausewitz  (f  1748)  und  die  Familie  der  beiden  letz- 
teren bringt  S.  Trosner. 3)  Einige  genealogische  Notizen  über  die  letztge- 
nannte Familie  teilt  auch  H.  v.  Walderdorff8*)  mit. 

Zur  kirchlichen  Territorialgeschichte  endlich  sind  noch  anzufahren  das 
teilweise  hierhergehörige  von  dem  kaiserl.  Notar  Joan.  Anton  Maria  Sehen* 
1734  zusammengestellte  Verzeichnis  der  damals  bestehenden  Herren-  und 
Frauenstifte  des  Benediktinerordens,4)  sowie  der  von  B.  Braun müller6)  mit- 
geteilte Personalstatas  des  Benediktinerstifts  Niedernburg  bei  Passau,  wie  er 
ihn  auf  der  Rückseite  eines  alten  Pergamentbildchens  verzeichnet  fand. 

Ehe  wir  uns  der  Geschichte  der  Reformation  zuwenden,  haben  wir  des 
Kreises  gelehrter  Männer  zu  gedenken,  welche  angeregt  durch  ihre  Stadien 
des  klassischen  Altertums  den  Bruch  mit  den  Ideen  des  Mittelalters  and  das 
Eintreten  der  Renaissance  nach  der  wissenschaftlichen  Seite  hin  erkennen 
lassen,  der  Humanisten.  In  Süddeutschland  ist  Augsburg  als  ein  Herd  der 
humanistischen  Bewegung  zu  bezeichnen.  Aufser  Männern,  wie  Sigism.  Gossen- 
brot, Ottmar  Nachtigall,  Veit  Bild,  Johannes  Faber,  Johannes  Mader  o.  a. 
tritt  uns  hier  der  nach  jeder  Seite  bedeutende  Eonrad  Peutinger  and  der 
weniger  durch  Litterarisches  als  durch  einflufsreiche  Anregung  bedeutungs- 
volle Augsburger  Domherr  Bernhard  Adelmann  in  seinen  Beziehungen  za  den 
Humanisten  seiner  Zeit  sowohl,  als  auch  in  seinem  Verhältnisse  zur  Refor- 
mation und  zu  Johann  Eck  entgegen.6) 

Die  Augsburger  Reformationsgeschichte  hat  F.  Roth7)  zur  Darstellung 
gebracht.  In  Augsburg  wirkten  mancherlei  Momente,  die  Bedeutung  der 
Stadt  in  Handel,  Kunst  und  Wissenschaft,  die  socialen  und  politischen  Ver- 
hältnisse, die  Verkommenheit  des  Klerus,  zusammen,  am  der  Reformation 
einen  fruchtbaren  Boden  zu  bereiten.  Dank  den  Bemühungen  der  Prediger 
wie  Urbanus  Rhegius,  Occolampad  etc.,  sowie  des  Ratsschreibers  Peutinger 
nahm  das  Reformati ons werk  zumal  nach  Erlafs  des  Wormser  Edikts  einen 
gewaltigen  Aufschwung,  wenngleich  auch  infolge  der  Einwirkung  einer  um- 
fassenden  polemischen  Volkslitteratur   bald  eine   radikale  Richtung  an  Um- 


1)  Ed.  Ney,  Weist,  d.  Ottenb.  Waldgemark  v.  1567.  Mitt.  d.  hi*t  Yer.  der  Pfals  IX, 
S.  235—240.  —  2)  Der  Meistcrtrunk  zu  Rothenb.  a.  T.  VI.  Jahrg.  S.  220.  —  3)  8. 
Trosner,  Auszüge  a.  d.  Büchern  d.  Stadtpfarrei.  —  3*)  W  aldordorff,  v.  Clausewit*.  Beide» 
Verh.  des  hist.  Ver.  v  Oberpfalz  u.  Rogensburg  34  (1879).  S.  285—289.  —  4)  S.  Brau- 
ner, E.  Benediktinerbuch.  S.  24—37.  —  5)  B.  Braunmüller,  Wissenschaft!.  8tn<L  u. 
Mittlgn.  a.  d.  Bonediktinororden.  3.  Hft.  8.  164.  S.  o.  Abt.  II,  106.  —  6)  H.  A. 
Lier,  D.  Augsb.  Humanistkreis  mit  bes.  Berücks.  Bernhard  Adolmanns  yon  Adelmannsfeldes. 
Zeitschr.  dos  hist  Ver.  für  Schwaben  u.  Neuburg  VII,  68—108.  Vgl.  K.  II.  —  7)  F.  Roth, 
Augsburgs  Reform.-Gosch>  1517  — 1527.  Gekrönte  Preisschrift.  München,  Th.  Ackermann. 
254  S. 


Bayern.  111,109 

fang  gewinnen  konnte.  Andererseits  blieb  seitens  der  Anhänger  der  alten 
Kirche,  deren  Hauptvertreters  Mathias  Kratz  and  Ottmar  Nachtigall  wurden, 
eine  Gegenwirkung  nicht  ans. 

Die  reformatorische  Bewegung  in  Augsburg  war  zugleich,  wie  vielfach 
anderwärts,  eine  tiefsociale.  Neben  den  Aufregungen  in  der  Stadt  selbst 
drohete  von  aufsen  der  Bauernaufstand,  der  bei  der  aufgeregten  Menge  leb- 
hafte Sympathieen  fand. 

Als  besonders  charakteristisch  für  die  Reformation  in  Augsburg  ist  das 
Eindringen  Zwinglischer  Lehren  hervorzuheben,  eine  Eigentümlichkeit,  die  in 
dem  bedeutenden  Verkehr  der  Stadt  mit  der  Schweiz  und  in  den  vielfachen 
Beziehungen  Zwingiis  zu  den  Augsburger  Predigern  Grund  und  Erklärung 
findet 

Endlich  wurde  Augsburg  noch  der  Mittelpunkt  der  wiedertäuferischen 
Bewegung  in  Süddeutschland.  Ludwig  Hetzer,  Hans  Denk,  Hans  Hut,  Eitel- 
hans Langenmantel  und  Kantz  sind  als  die  Hauptrepräsentanten  des  Täufer- 
tums  zu  bezeichnen.  Nachdem  der  Rat  lange  genug  ihrem  Treiben  zuge- 
schaut, ging  er  energisch  gegen  die  Wiedertäufer  vor  und  säuberte  durch 
Verbannung  und  Hinrichtung  die  Stadt  von  einer  Sekte,  die  vermöge  ihrer 
socialistischen  Tendenzen  verderblich  zu  werden  drohete. 

Die  Geschichte  der  Reformation  für  ein  weiteres  Gebiet  —  Unterfranken  — 
behandelt  J.  W.  Schornbaum.  *)  Die  Erfolge  der  reformatorischen  Bewegung 
wurden  hier  indes  meist  durch  den  erbitterten  Kampf  der  Gegenreformation 
in  Frage  gestellt.  Unterfranken  zerfiel  damals  in  eine  beträchtliche  Anzahl 
von  Gebieten,  in  denen  Bewegung  und  Gegenbewegung  um  die  Obmacht 
rangen.  Es  gehörten  ihm  an  vor  allen  das  Hochstift  Würzburg,  dann  Teile 
der  Fürstabtei  Fulda,  des  Erzstiftes  Mainz,  die  Grafschaften  Henneberg  und 
Rineck,  Wertheim  und  Kastell,  Teile  der  Markgrafschaft  Ansbach,  worunter 
u.  a.  die  6  Maindörfer  und  die  Stadt  Kitzingen,  weiter  der  Flecken  Markt- 
breit und  die  Ritterkantone  Rhön-Werra  und  Baunach,  sowie  endlich  noch 
eine  Anzahl  kleinerer  reichsunmittelbarer  Gebiete,  die  Reichsstadt  Schweinfurt 
und  die  Reichsdörfer  Gochsheim  und  Sennfeld.  Bis  auf  wenige  Ausnahmen 
gelang  es  den  gewaltthätigen  Anstrengungen  der  Gegenreformation,  zu  dessen 
rücksichtslosesten  Kämpfern  der  sonst  an  Verdiensten  reiche  Bischof  Julius 
v.  Würzburg  zu  zählen  ist,  die  katholische  Konfession  in  ihre  alte  Herr- 
schaft wiedereinzusetzen. 

Die  Geschichte  des  Bauernkriegs,  den  wir  vorhin  schon  erwähnt  und 
der  weil  mit  der  Reformation  in  Beziehung  stehend  hier  seine  Stelle  finden 
mag,  hat  für  das  schwäbische  Gebiet  die  nunmehr  abgeschlossen  vorliegenden 
Korrespondenzen  des  Ulrich  Arzt,  welche  W.Vogt8)  veröffentlicht,  als  wich- 
tigen Beitrag  aufzuweisen. 

Ober  die  Reformation  in  Ansbach  geben  die  nach  den  markgräflichen 
Reformationsakten  von  G.  Bossert3)  mitgeteilten  Berichte  der  Ämter  vom 
Sommer  1528  Aufschlufs.  Für  die  kirchliche  Territorialgeschichte  liefern  sie 
gleichfalls  brauchbares  Material. 

Bis  auf  eins  unbekannte    Aktenstücke   zur   Geschichte  des  Interims  im 


1)  J.  W.  Schornbaum,  Reformationsgosch.  v.  Unterfranken.  N5rdlingen,  Beck.  IV, 
231  8.  —  2)  W.  Vogt,  Korresp.  d.  schwäb.  Bundeshauptmanns  Ulrich  Arzt  Zeitschr.  des 
hist  Ver.  f.  Schwaben  u.  Neuburg  III,  233—372.  Vgl.  Jahroabcr.  II,  Abt.  111.  116.  — 
3)  Bosse  rt,  Stand  d.  Ref.  i.  M.  B.-Annbach.  40.  Jahresber.  des  hist.  Ver.  v.  Mittel  franken. 
S.  62—85. 


Hl,110  XVII.    E.  Mummenhoff: 

Fürstentum  Brandenburg- Ansbach  hat  Chr.  Mayer1)  aus  einem  Aktenbande 
des  Berl.  geh.  Staatsarchivs  beigebracht.  Im  Ansbacbschen  Gebiete  kam  das 
Interim  unter  Modifikationen  zur  Ausfuhrung,  welche  die  1548  entworfene 
sog.  Mehrung  der  alten  Eirchenordnung  bedingte.  Die  Predigt  blieb  im  all- 
gemeinen dem  Ermessen  der  Prediger  anheimgestellt.  Die  Eirchenceremonien 
wurden ,  gemäfs  der  alten  Eirchenordnung,  soweit  diese  der  Schrift  nicht  zu- 
wider, belassen.  Weitere  Bestimmungen  betrafen  die  Elevation  in  beiden 
Gestalten,  die  Beichte,  Messe,  Fasten  u.  a.  Durch  den  Passauer  Vertrag 
war  indes  die  Handhabe  zur  Abschaffung  des  Interims  geboten,  die  denn  auch 
1554  auf  das  Vorgehen  der  Prediger  hin  erfolgte. 

Eine  Biographie  des  gelehrten  und  frommen,  andererseits  aber  von  reli- 
giösem Fanatismus  und  Ausschreitungen  in  seinen  Hexenpredigten  nicht  frei- 
zusprechenden Bamberger  Weihbischof  Friedrich  Forner  (1570 — 1630)  hat 
P.  Wittmann  sen.8)  geschrieben.  Die  religiösen  Verhältnisse  und  die  Gegen- 
reformation im  Hochstifte  Bamberg  empfangen  darin  interessante  Streiflichter. 

In  das  mystische  Gebiet,  in  dessen  Irrgänge  zu  folgen  uns  leider  versagt 
ist,  fuhrt  J.  Heel,3)  der  das  Klosterleben  der  erleuchteten  und  stigmatisierten 
Ordensschwester  Columba  in  Bamberg  schildert. 

Die  Recht sgeschichte  hat  in  einer  Arbeit  A.  Strengs4)  einen  erwünschten 
kriminalrechtlichen  Beitrag  für  Nürnberg  zu  verzeichnen.  Dem  gegenwärtigen 
Strafsysteme  stellt  St.  eine  Reihe  Bilder  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhundert, 
welche   Gefängniswesen  und  Strafvollzug  zum  Gegenstande  haben,  gegenüber. 

In  die  Zeit  des  wildesten  Fehde-  und  Plackerwesens  fuhren  uns  zwei 
Schriften,  die  F.  von  Eberstein6)  uud  J.  Bader6)  zu  Verfassern  haben. 
Während  der  erstere  nach  einer  die  Zeit  kurz  charakterisierenden  Einleitung 
und  Erzählung  der  Fehde  „Mangolds  von  Eberstein  zum  Brandenstein  gegen 
die  Reichsstadt  Nürnberg  (1516 — 1522)"  im  übrigen  die  amtlichen  Aufzeich- 
nungen und  Briefe  der  Gefangenen  selbst  sprechen  läfst,  haben  wir  es  bei 
Bader  mit  der  Überarbeitung  der  von  ihm  in  den  Publikationen  des  lite- 
rarischen Vereins  in  Stuttgart  1874  veröffentlichten  amtlichen  Aufzeichnungen 
der  Nürnberger  Kriegsstube  der  Fehden  Thomas  von  Absberg  gegen  den 
schwäbischen  Bund  und  dessen  Glieder  —  darunter  besonders  Nürnberg  — 
zu  thun. 

Einen  Hexenprozefs,  den  das  kurfürstliche  Landgericht  zu  Monheim 
gegen  die  Maria  Walburga  Bung  i.  J.  1722  anstrengte,  hat  Rechtsanwalt 
Schnupf7)  geschildert 

Um  sich  der  Verbrecher  zu  entledigen,  war  im  vorigen  Jahrhundert 
unter  anderm  das  Verfahren  üblich,  sie  als  Galeerensklaven  zu  verhandeln. 
Ober  zwei  derartige  Gefangenentransporte,  die  von  Augsburg  aus  für  Bayern 


1)  Chr.  Mayer,  Mit  einer  geschieht!.  Einleitung  von  Dr.  Schiller  etc.  40.  Jahresber. 
des  hißt  Ver.  für  Mittelfr.  S.  29—53.  —  2)  P.  Wittmann,  Friedrich  Forner,  Histar.-poL 
Bl.  S.  565—582,  656—672.  Vgl.  K.  III.  —  3)  J.  Heel,  Die  hochbegnad.  Ordensschwester 
Columba  im  Kl.  der  Dominikanerinnen  zum  h.  Grabe  in  Bamberg.  Regensburg,  Newyork  o. 
Cincinnati,  F.  Pustet  XII,  226  S.  —  4)  A.  Streng,  K.  Gefangnisdirektor  d.  ZeUenge- 
fängn.  i.  Nürnberg.  Mitt  a.  d.  Praxis  und  Stud.  üb.  Gefängniswesen  u.  Strafvollzug.  Mit 
3  lithographierten  Tafeln.  Stuttgart,  F.  Enko.  1879.  IV,  176  S.  —  5)  L.  F.  Freih 
v.  Eber  stein,  k.  preufs.  Ing.-Hauptm.  a.  D.  M.  v.  Eberstein  etc.  2.  Auflage;  sugl.  enta. 
2.  Folge  der  urkundl.  Nachträge  etc.  1879.  140  S.  —  6)  J.  Bader,  Ein  Beitr.  i.  Kultnr- 
gesch  des  XYI.  Jh.  Mit  23  kolor.  Ansichten  der  zerstörten  Schlösser.  München,  Kollerer. 
128  S.  vgl.  Kap.  II  u.  XV,  1.  —  7)  A.  Schnupf,  E.  Hexengesch.  aus  dem  Jahre  1723  (sock 
1722)  L:  Neuburg.  Collektan.-Bl.  44,  S.  59—78. 


Bayern.  111,111 

und  das  Kloster  Eaishcim  an  Venedig  bewerkstelligt  wurden  and  die  sich  an- 
schließenden grofsen  Unzuträglichkeiten,  die  diese  Transporte  auf  den  zu 
passierenden  Gebieten  erfahren,  berichtet  A.  Buff.1) 

Zur  Kulturgeschichte  übergehend  haben  wir  als  die  zahlreichsten  Arbeiten 
jene  auf  dem  Gebiete  der  Kunst  hervorzuheben,  am  hervorragendsten  aber 
ist  hier  die  alte  Reichsstadt  Nürnberg  mit  ihren  Künstlern  vertreten.  Über 
Lebensschicksale  und  Kunstthätigkeit  Nürnberger  Künstler  des  16.  und  17. 
Jahrhunderts  inbesondere  über  den  Bildhauer,  Zeichner  und  Formschneider 
Peter  Flötner,  den  Maler,  Zeichner,  Formschneider  und  Kupferstecher  Hans 
Brosamer,  den  Maler,  Kupferstecher  und  Medailleur  Jakob  Binck  oder  Pinck 
und  den  Goldschmied  und  Kupferstecher  Paulus  Flint  bandelt  R.  Bergan,9) 
der  auch  auf  die  Kunstthätigkeit  der  Nürnberger  Erzgiefser  Pankraz  und 
Georg  Labenwolf,  sowie  Benedikt  und  Johann  Wurzelbauer  eingeht. 

Hinsichtlich  Dürers8)  nimmt  F.  Harck  die  Frage  nach  dem  Zusammen- 
hange der  von  Dürer  und  dem  Monogrammisten  W.  gestochenen  Blätter 
wieder  auf.  Er  kommt  zu  dem  Ergebnisse,  dafs  1)  die  Stiche  des  Meisters 
W.  Originale,  2)  die  Dürerschen  Kopien  nach  ihnen,  3)  hinter  dem  Mono- 
gramm W.  Wohlgemuth  oder  seine  Werkstatt  sich  verberge,  und  endlich 
4)  Vorstudien  zu  diesen  Kompositionen  von  Dürers  Hand  existieren. 

Von  dem  unter  dem  Namen  das  'kleine  Kruzifix*  bekannten  Niello- 
plättchen  A.  Dürers,  das  leider  verloren  gegangen,  hatte  Dr.  Frhr.  v.  Sacken 
angenommen,  dafs  es  einem  gegenwärtig  noch  in  der  Ambraser  Sammlung 
vorhandenen  Schwerte  Kaiser  Maximilians  eingesetzt  gewesen  sei,  eine  An- 
sicht die  von  W.  Boeheim4)  ans  mehrfachen  Gründen  als  nicht  berechtigt 
zurückgewiesen  wird. 

Die  Echtheit  des  Dürerschen  Holzschnittes,  der  das  grofse  Krefsische 
Wappen  mit  der  Aufbesserung  der  Pfauenfedern  darstellt,  hält  G.  v.  Krefs6) 
A.  v.  Eye  gegenüber  mit  triftigen  Gründen  aufrecht. 

Mit  der  Ermittelung  des  zweifelhaften  Hauses  des  Veit  Stofs  beschäftigte 
sich  eine  Kommission  des  Vereins  für  Geschichte  der  Stadt  Nürnberg.  Auf 
Grund  technischer  und  urkundlicher  Untersuchung  wurde  es,  wie  G.  v.  Krefs 
mitteilt,  in  dem  Haus  No.  939  des  Prechtelsgäfsleins  erkannt. 

H.  Wernicke6)  giebt  briefliche  und  andere  Beiträge,  welche  u.  a. 
über  die  schlechten  Vermögensverhältnisse  des  in  Görlitz  angesessenen  Ver- 
wandten von  Veit,  des  Florian  Stofs,  und  dessen  Erbschaftsangelegenheiten, 
Aufschlüsse  gewähren.  W.s  Vermutung,  dafs  der  in  dem  mitgeteilten  Bruch- 
stücke eines  Testaments  begegnende  ungenannte  Testator  der  bekannte 
Karmeliterprovinzial  und  Sohn  des  Veit  Stofs  sei,  ist  zweifelsohne  richtig. 

Eine  Reproduktion  eines  an  der  katholischen  Pfarrkirche  zu  Frankenstein 
eingemauerten  Reliefs,  Christus  als  Knabe  darstellend,  welches  Veit  Stofs  den 
jüngeren  zum  Urheber  hat,  teilt  H.  Luchs7)  mit. 


1)  A.  Buff,  Äugst).  Gefangenenhandel  im  vorig.  Jahrb.  Grenzboten,  39.  Jahrg.  4.  Quart 
S.  1—9  u.  57—66.  —  2)  R.  Bergau,  Nürnberger  Künstler  des  XVI.  u.  XVII.  Jh.  Wart- 
burg VII.  No.  3,  7.  —  3)  Vgl.  Abt  II,  Kap.  XIII.  (Harck,  Inauguraldissert  Innsbruck, 
Wagner.  27  S.  u.  L:  M.  d.  J.  f.  österr.  G.)  —  4)  W.  Boeheim,  Das  Schwert  Kaiser  Max.  in 
den  k.  k.  Ambraser  Sammlung  u.  d.  'Degenknopf  A.  Dürers  i:  Report  f.  Kunstwissenschaft 
III,  S.  276—287.—  5)  G.  v.  Krefs,  Ein  angezweifelter  Dürerschor  Holzschnitt  i:  Mitteil, 
d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Stadt  Nürnberg.  I.  (1879).  S.  93—98.  —  6)  Id.  ibid.  S.  91-94.  Das 
Wohnhaus  des  V.  Stofs  zu  Nürnberg.  —  6)  H.  Wernicke:  Zur  Familiengesch.  d.  Veit  Stofs 
i:  Anzeiger  f.  Kde.  d.  dtsch.  Vorzeit  No.  10  u.  11.  —  7)  H.  Luchs  i.:  Schlesiens 
Vorzeit  in  Bild  u.  Schrift     44.  Ber.  S.  475  f.  u.  45.  Ber.  S.  499. 


IQ,112  XVI1-    E-  Mummenhoff: 

Aus  einem  im  Krefsischen  Familienarcbive  verwahrten,  von  der  Hand 
des  Anton  Krefs  herrührenden  Mannskript  hat  6.  v.  Krefs1)  die  Kosten- 
berechnnng  der  1513  errichteten  Statue  des  h.  Paulus  von  einem  Meister 
Veit  (Stofs?)  in  der  Lorenzkirche  zu  Nürnberg  veröffentlicht 

Von  Hans  Sebald  Lautensacks  Ansichten  Nürnbergs  v.  J.  1552 
wurden  auf  Veranlassung  des  Nürnberger  historischen  Vereins  nach  den  im 
k.  Ereisarchiv  daselbst  befindlichen  Originalkupferplatten  der  östlichen  Stadt- 
seite Neureproduktionen  hergestellt,  wozu  G.  v.  Imhof*)  einen  erklärenden 
Text  geschrieben  hat.  Das  zur  weiteren  Erläuterung  angeschlossene  Ge- 
schützinventar der  einzelnen  Türme,  Bollwerke,  Basteien  und  Vorwerke 
zeugt  von  der  Wehrhaftigkeit  der  Stadt  in  jener  Zeit 

Im  k.  Kreisarchiv  zu  Nürnberg  befindet  sich  auch  eine  auf  einer  Buchs- 
baumplatte ausgeführte  Zeichnung  v.  J.  1596,  welche  gleichfalls  einen  Plan 
der  Stadt  darstellt.  Diese  Zeichnung,  die  ohne  Zweifel  in  Holzschnitt  aus- 
geführt werden  sollte,  rührt  aller  Wahrscheinlichkeit,  wie  G.  v.  Imhof1) 
darthut,  von  einem  Angehörigen  der  Baumeisterfamilie  Peheim  her. 

Weiter  haben  wir  des  stilvollen  1517  entstandenen  Sakramentshäuschens 
in  der  Pfarrkirche  zu  Gollliofen  Erwähnung  zu  thun,  über  das  Hörne«4) 
Bericht  erstattet,  dem  er  auch  Mitteilungen  über  den  Bau  der  Pfarrkirche 
daselbst  anschliefst 

Auf  das  zu  Regensburg  befindliche  Monument  des  1807  gestorbenen 
Freiherrn  und  dänischen  Kammerherrn  Heinrich  Karl  von  Gleichen  bezieht 
sich  eine  von  C.  Will6)  mitgeteilte  Notiz. 

Das  Inventar,  wie  es  der  Würzburger  Domkapitular  Paulus  v.  Schwär* 
zenberg  nach  seinem  1557  erfolgten  Tode  hinterliefs,  veröffentlicht  A. 
Mörath.6) 

Mit  welcher  Engherzigkeit  das  Gewerbe  der  Buchdrucker,  gleich  den 
übrigen  Handwerken,  in  Festhaltung  alter  Sitten  und  Gebräuche,  die  längst 
ihre  Bedeutung  eingebüfst  hatten,  bestrebt  war,  unbefugte  Eindringlinge  oder 
was  man  dafür  ausgab,  zur  Hintanhaltung  der  Konkurrenz  von  der  Aufnahme 
in  das  Handwerk  oder,  wie  die  Buchdrucker  selbst  es  nannten,  die  Societftt 
oder  Gesellschaft  fernzuhalten,  ist  bekannt.  Am  lebhaftesten  aber  waren 
ihre  Machinationen  und  Anstrengungen,  wenn  es  galt,  Handwerksgenossen, 
die  den  Traditionen  zuwiderhandelten,  oder  solche,  denen  irgend  ein  Makel 
anklebte,  auszustofsen  oder  zurückzuweisen.  Für  Augsburg  zeigt  A.  Buff1) 
in  einem  bestimmten  Fall,  mit  welchen  Kampfesmitteln  man  einen  infolge 
unzeitiger  Geburt  als  illegitim  geltenden  Buchdruckersohn  um  die  Mitte 
des  vor.  Jahrhunderts  vom  Handwerke  auszuschließen  suchte. 

Für  die  Handelsgeschichte  ist  die  von  G.  v.  Imhof8)  gegebene  Notiz, 
wie  der  'König  von  Portugall  ettlich  schiff  gen  kalakutt  schickt'  etc.  anxn- 
führen.  Zu  den  19  portugiesischen  Schiffen  kamen  noch  3,  die  mit  deutscher 
und  wälscher  Kaufmannschaft  beladen    waren.     Von   deutschen  Kaufhäusern 


1)  G.  v.  Krefs,  Die  Statuo  d.  h.  Paulos  in  der  Loronzkirche  i.:  Mitteil.  <L  Ver.  f.  6. 
d.  Stadt  Nürnberg.  I.  (1879.)  S.  98—100.  —  2)  0.  t.  Imhof,  ibid.  II,  164—178.  173—186. 
—  3)  Id.  ibid.  S.  204.  —  4)  Hörn  es,  40.  Jahrosber.  d.  hist  Ver.  t.  Mittolfnakm 
S.  1—12.  —  5)  C.  Will,  Monument  d.  Frhrn.  v.  Gleichen  zu  Regensburg  i.:  Verb.  d.  hi»t 
Vor.  v.  Oberpfalz  u.  Regonshurg.  34.  15*1.  (1879.)  S.  259.  —  6)  A.  Mörath,  Inventar 
eine*  Würzb.  Domherrnhofes  i.:  Anz.  f.  Kde.  d.  Vorz.  No.  2  u.  3.  vgl.  Kap.  XV.  —  7)  A. 
Buff,  E.  Gesch.  a.  d.  Augsburg,  ßucbdruckerleben  d.  vor.  Jahrb..  i.:  Zfechr.  d.  hist  Ver.  f. 
Schwaben  u.  Neuburg.  VII,  S.  40-67.  8)  G.  v.  Imhof,  Mitteil.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Statt 
Nürnberg,  i.  (1879.)     S.  100—102. 


Bayern.  111,113 

waren  beteiligt  die  Welser  and  Fechlin  von  Augsburg  und  Memmingen,  die 
Fugger,  Hochstetter  und  der  Groisenpröttische  von  Augsburg  und  die  Imhof 
und  Hirschvogel  von  Nürnberg. 

Von  kulturhistorischem  Interesse  ist  der  von  G.  v.  Erefs1)  mitgeteilte 
Anschlag  über  Wert  und  Ertrag  des  Gründlacher  Klostergutes,  das  der 
Nürnberger  Rat  1543  von  den  Pflegern  des  Almosens  käuflich  an  sich  ge- 
bracht hatte. 

Zwei  Neujahrsbriefe  der  Nonne  Brigitte  Holzschuher  und  Äbtissin  Klara 
Pirkheimer  von  Pillenreuth,  die  Kumann*)  veröffentlicht  hat,  mögen  hier 
ihrer  anziehenden  Form  halber  Erwähnung  finden. 

Ein  Verzeichnis  der  im  Laboratorium  des  der  Alchymie  huldigenden 
Fürstbischofs  Franz  Anselm  von  Ingelheim  zu  Würzburg  (1746 — 1749)  und 
der  in  der  Hexenküche  des  bischöflichen  Mitarbeiters  aufgefundenen  Hand- 
und  Druckschriften  bringt  F.  Leist.*) 

Von  kulturgeschichtlichem  Interesse  und  insbesondere  für  die  Geschichte 
der  Medizin  und  Krankenflege  in  Regensburg  nicht  ohne  Bedeutung  ist  das 
1762  angefangene  Tagebuch  der  Regensburger  Stadtphysici,  woraus  H.  v.  Wul- 
derdorff4)  Auszüge  giebt. 

Für  die  Münzgeschichte  ist  A.  Benies5)  Arbeit  über  'die  Münzen  der 
Stadt  Kauf  heuern9,  die  1530  das  Münzrecht  erhielt  und  1540  bis  1555 
Münzen  schlug,  zu  verzeichnen.  Ein  Nachtrag  enthält  noch  interessante 
Mitteilungen  über  die  Geldgeschichte  der  Stadt.  Die  ihm  bekannt  gewor- 
denen und  grösstenteils  in  seiner  Sammlung  befindlichen  gräflichen  und  fürst- 
lichen öttingenschen  Münzen  und  Medaillen  —  auch  mittelalterliche  —  hat 
G.  F.  T  räch  sei6)  zusammengestellt 

Im  weiteren  Verlauf  seiner  Darstellung  schildert  A.  Berger7)  die  Ent- 
wicklung des  Wappens  der  Fürsten  zu  Schwarzenberg,  wie  sie  sich  seit  1566 
bis  in  unser  Jahrhundert  vollzog. 

Auf  dem  Gebiete  des  höheren  Unterrichtes  haben  wir  Ch.  Klein- 
stäubers8) Forschungen,  die  sich  mit  den  Studienanstalten  zu  Regensburg 
beschäftigen,  anzuführen.  In  kurzer  Einleitung  behandelt  er  die  alten  Ge- 
lehrtenschulen der  Stadt,  die  vom  Kloster  St.  Emmeram,  die  Domschulen, 
die  Schule  beim  Kollegiatstift  zur  alten  Kapelle,  im  Schottenkloster,  bei  den 
Dominikanern  und  Franziskanern,  um  dann  auf  das  Gymnasium  poeticum, 
das  sich  1537/38  aus  der,  zwischen  1521  und  1524  vom  Rat  in  das 
Augustinerkloster  verlegten  Lateinschule  entwickelte  und  mit  dem  1811  das 
katholische  Gymnasium  St.  Paul  verbunden  wurde,  als  dem  eigentlichen 
Gegenstande  seiner  Darstellung  näher  einzugehen.  Über  die  Entwicklung 
und  Bedeutung  des  Gymnasium  poeticum,  über  die  Organisation  und  Methode 
des  Unterrichts,  die  Beförderungsmittel  des  Studiums,  als  Bibliothek,  Stipen- 


1)  G.  v.  Kroffl,  Wert  u.  Ertr.  o.  ohem.  Rloetorguts  i  Nürnb.  Geb.  i.  J.  1543  i.:  Mitt.  d. 
Ver.  f.  Gesch.  d.  Stadt  Nürnberg,  II.  S.  198—203.  —  2)  Kamann,  ibid.  S.  195—198.  — 
3)  F.  Loist,  £.  archival.-biblioth.  Kuriosum!  i. :  Corresp.-Bl.  d.  dtsch.  Archive.  III.  S.  103 
— 105.  —  4)  H.  v.  Wuldordorff,  Auszüge  a.  einem  Tagebuche  der  Regensburger  Stadt- 
physici im  18.  Jahrhundert,  i.:  Verb.  d.  hist.  Vor.  y.  Oberpfalz  u.  Regensburg.  34.  Bd.  (1879.) 
S.  290 — 296.  —  5)  A.  Behle,  Münzen  d.  Stadt  Kaufbeuern.  Kaufbeuern,  Mayr.  35  S.  u. 
6  Taf.  —  G)  0.  F.  Trac.hsel,  Übersicht  d.  bek.  gräfl.  u.  fürst  1.  Ötting.  Münzen  i.:  Numismat. 
Ztschr.  12.  Bd.  S.  445-447.  Vgl.  u.  S.  123.  —  7)  A.  Berger,  Hist  Entw.  d.  Stamm- 
wappens der  Fürsten  zu  Schwarzenberg.  —  8)  Ch.  Kleine  tauber,  Ausführt.  Gesch.  der 
Studienanstalten  in  Rogensburg.  1538-1880.  I.  Teil.  Gesch.  d.  evang.  reichstadt.  Gymnasii 
poetici.  (1538-1811.)  i  :  Verhandl.  d.  histor.  Vor.  von  ObeTpfol»  u.  Rogensb.,  35.  S.  1—152. 

Historisohe  Jahresberichte.    1880.    III.  8 


111,114  XVII.    H.  Mummenhoff: 

dium  uiid  Alumneum,  Erziehung  der  Schüler  etc.  erhalten  wir  an  der  Hand 
eines  reichhaltigen  Materials  Aufschlüsse. 

Eine  Geschichte  des  Carolo-Alexandrinum,  welchen  Namen  die  Fürsten- 
schule zu  Ansbach  von  1773  bis  1806  führte,  sowie  des  mit  dieser  Anstalt 
verbundenen  Alumneums  bietet  L.  Schiller.1)  Ein  Anhang,  'Rückblicke 
auf  das  Leben  eines  ehemaligen  Alumnus  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts*  ist 
kulturhistorisch  nicht  ohne  Interesse. 

Die  litterarische  Thätigkeit  des  Benediktiner-Ordens  sowie  dessen  Ver- 
dienste auf  dem  Felde  des  Unterrichts  und  der  Erziehung  seit  1750  schildert 
A.  Lindner. 2)  Im  besonderen  tritt  uns  ihre  Lehrthätigkeit  an  den  Uni- 
versitäten zu  Salzburg,  Ingolstadt- Landshut-München,  Würzburg,  Bamberg, 
Fulda  und  Erfurt,  an  den  Lyceen  und  Gymnasien  zu  Freising,  Straubing, 
Neuburg  a.  D.,  München,  Ettal,  Benediktbeuern  etc.  und  den  Anstalten, 
welche  die  Bildung  des  Ordensklerus  selbst  bezweckten,  entgegen.  Weiter- 
hin ist  die  Pflege  der  Wissenschaften  durch  die  Benediktiner  überhaupt,  ihre 
schriftstellerische  Thätigkeit,  ihre  wissenschaftlichen  Sammlungen  und  Reisen, 
sowie  der  disziplinare  Zustand  des  Ordens  im  18.  Jahrhundert  und  seine 
Aufhebung  Gegenstand  der  Darstellung,  welche  schliefslich  noch  die  einzelnen 
Abteien  in  Bayern,  Schwaben  und  Franken  berücksichtigt. 

Noch  zu  bemerken  für  die  Gelehrtengeschichte  ist  das  von  G.  v.  Krefs1) 
mitgeteilte  Kondolenzschreiben  vom  9.  September  1534,  welches  der  mark- 
gräfliche Kanzleirat  und  Statthalter  Georg  Vogler  aus  Anlafs  des  Todes  des 
Stadtschreibers  Lazarus  Spengler  an  den  obristen  Hauptmann  Chr.  Kreis 
richtete.  Es  legt  Zeugnis  ab  für  das  Ansehen,  welches  der  einflufsreiebe 
und  gelehrte  Verstorbene  auch  an  den  fürstlichen  Höfen  genofs. 

Drei  von  Loose4)  edierte  Briefe  des  Johannes  Aurifaber  an  den  Rats- 
herrn Paulus  Beheim  in  Nürnberg  sind  hauptsächlich  nur  aus  dem  Grunde 
hier  zu  vermerken,  weil  sie  an  die  letztere  Person  gerichtet  sind.  Was  sie 
enthalten,  wie  Mitteilungen  über  einen  Band  von  Aurifaber  in  Eisleben  ver- 
öffentlichter Tischreden  Luthers  und  die  politischen  Verhältnisse  —  bis  anf 
die  Grurabachischen  Händel  —  gehört  nicht  hierher.  — 

Georg  Hörn,  der  für  seine  Zeit  so  hervorragende  Philologe  und  Ge- 
schichtsschreiber, ist  aus  dem  Grunde  hier  anzuführen,  weil  er  aus  einer 
Familie  stammte,  die  schon  seit  dem  13.  Jahrhundert  in  der  Gegend  von 
Nürnberg  sefshaft  war  und  selbst  durch  Geburt  und  Erziehung  Bayern  an- 
gehört. Seine  Wiege  stand  in  Kemnath  in  der  Oberpfalz  und  nach  maunig- 
fachen  Wechselfallen  in  der  wilden  Zeit  des  30jährigen  Krieges  genofs  er 
den  Uuterricht  an  dem  berühmten  Gymnasium  Aegidianum  zu  Nürnberg  und 
lag  dann  an  der  Universität  Altdorf  seinen  Studien  ob.  Nachdem  er  diese 
in  Leiden  vollendet,  entfaltete  er  als  Lehrer  an  der  neugegründeten  Univer- 
sität Hardeswic  eine  umfassende  Thätigkeit.  Einem  Rufe  des  Kurfürsten 
Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  die  Universität  Heidelberg  leistete  er  nicht 


1)  L.  Schiller,  Das  Carolo-Alexandrinum.  3.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Schale  etc.  Beil  t. 
Jahresb.  d.  k.  Stadionanstalt  Ansbach  f.  1879/80.  Ansbach,  Brtigel  u.  Sohn.  54  S.  — 
2)  A.  Lindner:  Die  Schriftsteller  u.  d.  am  Wissensch.  a.  Kunst  verdienten  Mitglieder  des 
Benediktiner-Ordens  i  heut.  Königr.  Bayern  v.  J.  1750  bis  zur  Gegenwart  2.  Bde.  Begeat- 
burg.  In  Kommiss.  der  Huberschen  Buchhandl.  in  Schrobenhausen.  XIII,  314,  VHI,  303  8. 
—  3)  G.  t.  Krefs:  Ein  markgräfl.  Kanzleirat  über  Laz.  Spengler.  L:  Mitteü.  d.  Ver.  ftr 
Gesch.  d.  Stadt  Nürnberg.  I.  (1879).  S.  94  u  95.  —  4)  Loose,  Drei  Briefe  d.  Jon.  Auri- 
faber a.  d.  Ratsherrn!  Paulus  Beheim  in  Nürnberg  i.:  Anz.  f.  Kde.  d.  dtach.  Vor».  7  u.  8. 
Vgl  Kap.  II  u.  X. 


Bayern.  111,115 

Folge  und  als  er  später,  seiner  Professar  in  Leiden  überdrüssig,  in  seine 
Heimat  zurückkehren  und  nach  Heidelberg  übersiedeln  wollte,  ereilte  ihn  der 
Tod  i.  J.  1670.  Seine  Bedeutung  als  Historiker  hat  J.  v.  Schmitz-Auer- 
bach1)  geschildert. 

Bezüglich  des  Alexander  von  Humboldt  und  Cuvier  nahestehenden  Martin 
Oppel  (1783 — 1820),  des  Naturhistorikers  u.  vortrefflichen  Reptilienzeichners, 
von  dessen  Hand  sich  unter  den  Bilderhandschriften  der  k.  bayerischen  Hof- 
und  Staatsbibliothek  unter  der  Aufschrift  'Oppels  Aquarellzeichnungen  von 
Reptilien1  392  Blätter  in  vier  Bänden  vorfinden,  berichtet  A.  Gutenäcker.  *) 

Joseph  August  von  Törring,  den  Dichter  des  Schauspiels  'Kaspar  der 
Thori-inger*  und  des  Trauerspiels  'Agnes  Bernauerin'  charakterisiert  0.  B rahm8) 
in  seiner  Bedeutung  als  Dramatiker  und  als  Vorläufer  und  Vorbild  einer 
Reihe  bayerisch-patriotischer  Dichter. 

Dem  auf  pädagogischem,  belletristischem  und  sprachlichem  Gebiete  her- 
vorragenden Schriftsteller  Ludw.  Ansbacher  (geb.  1784  zu  Markt  Türkheim, 
erst  Geistlicher,  dann  Professor  am  Münchener  Kadettencorps,  gest  1847), 
hat  Jos.  Sarreiter4)  eine  Studie  gewidmet. 

Die  Geschichte  des  Dorfes  Lambrecht  in  der  Pfalz 5)  erregt  für  die  Neu- 
zeit besonderes  Interesse  durch  die  Einwanderung  flüchtiger  Wallonen  1566 
bis  1569  und  des  von  ihnen  schwunghaft  betriebenen  Tuchmachergewerbes 
mit  eigentümlichen  Satzungen.  Unerquicklich,  aber  belehrend  für  die  Ver- 
hältnisse des  alten  Reiches,  sind  die  Streitigkeiten  zwischen  Kurpfalz  und 
dem  Bistum  Speyer. 

Die  Geschichte  des  bayerischen  Adels  betrifft  das  'Verzeichnis  der 
Familien,  die  in  den  Kirchenregistern  von  St.  Gumberti  in  Ansbach  erwähnt 
sind';6)  leider  fehlt  jede  Angabe,  welchen  Zeitraum  jene  Kirchenbücher 
umfassen. 

Von  den  Opfern,  welche  die  Schlacht  bei  Höchstedt  (13.  August  1704) 
forderte,  sind  56  Offiziere,  die  ihren  Wunden  bis  zum  26.  Dez.  dess.  J.  er- 
lagen, in  dem  fast  4  Meilen  entfernten  Nördlingen  begraben.7) 

Die  recht  naiv  motivierte  Bitte  der  Stadt  Dinkelsbühl,  das  provisorisch 
nach  Wetzlar  verlegte  Reichskammergericht  ihr  zu  gute  kommen  zu  lassen, 
teilt  R.  Göcke  mit.8) 


1)  A.  y.  Schmitz-Auerbach,  Georg  Hörn,  ein  deutsch.  Geschichtsschreiber  d.  XVII.  Jh. 
Programm  des  grofsherzogl.  Gymnas.  zu  Karlsruhe  1879/80.  4°.  Karlsruhe,  Braunsche  Hof- 
buchdruckerei. —  2)  A.  Gutenacker,  Michael  Oppel.  E.  Beitrag  i.  bayer.  Kunst-  u,  Lit- 
Gesch.  i.  Hist  polit  Bl.  Bd.  86.  S.  603  ff.  —  3)  0.  Brahm,  Joseph  August  v.  Törring, 
Im  neuen  Reich.  1880.  B.  I,  S.  805—814.  -  4)  J.  Sarreiter,  L.  Ansbacher.  Ein  Bei- 
trag z.  dtsch.  Litter.-Gesch.  München,  Lindauer.  54  S.  —  5)  8.  Abt  II,  Kap.  XIII,  8.  104. 
—  6)  Deutscher  Herold  XI,  158  ff.  —  7)  C.  t.  B.,  ibid.  XI,  103.  —  8)  B.  Göcke,  Die 
Reichskammergerichtsfrage  1692,  in  Picks  Monatsschr.  575  f. 


8» 


111,116  XVIII.  1.    Dittrich: 


XVIII. 
DittPioh. 

Österreich-Ungarn, 

i. 

Österreich  1526-1815. 

Im  allgemeinen  ist  die  Zahl  der  bedeutenden  Erscheinungen  diesmal 
gering  und  eine  gewisse  Stagnation  in  der  historischen  Produktion  ein- 
getreten. 

Von  dem  zweiten  Bande  von  Wiedemanns  Reformationsgeschichte l)  gut 
in  allem  und  jedem  das  vom  ersten  Bande  (Jahresber.  II,  3,  141)  Gesagte. 
Absoluter  Mangel  an  systematischer,  historischer  Darstellung  und  konfessio- 
nelle Einseitigkeit  finden  sich  wieder.  Von  eigentlicher  Reformation  ist 
kaum  an  einzelnen  Stellen  die  Rede.  Das  ganze  Buch  enth&lt  eigentlich 
nur  ziemlich  ungeordnete  Beiträge  zur  Geschichte  des  Wiener  und  Passauer 
Bistums  und  zwar  in  4  Büchern,  so  dafs  immer  ein  Buch  der  Geschichte 
des  Bistums,  das  andere  den  zugehörigen  Pfarreien  gewidmet  ist  Die  Ge- 
schichte des  Bistums  besteht  in  der  Aufzählung  der  Bischöfe  und  der  in  ihre 
Zeit  fallenden  Ereignisse,  wobei  politische  Erlässe,  Flugschriften,  liturgische 
Vorschriften,  Gebetsformeln  u.  s.  w.  in  bunter  Reihe  erscheinen.  Über 
Maximilian  II.  wird  wegen  seiner  geheimen  evangelischen  Neigungen  in 
schärfster  Weise  abgeurteilt.  Einteilungsgrund  und  allgemeine  Gesichtspunkte 
treten  nirgends  hervor,  ja  selbst  die  chronologische  Folge  ist  nicht  immer 
eingehalten.  Vereinzelt  ist  dann  auch  von  den  Prädikanten  und  ihren  Lehren 
die  Rede,  sowie  von  Konversion  von  Jesuiten  zum  Luthertum  und  umgekehrt 
vom  Obertritt  Evangelischer  zur  römischen  Kirche.  An  Tbatsachen  ist  eine 
grofse  Fülle  mitgeteilt;  doch  sind  dieselben  erst  zu  sondern  und  richtig  ra 
verarbeiten. 

Mayer8)  giebt  Beiträge  zur  Geschichte  der  Gegenreformation.  Er  macht 
Mitteilungen  aus  einer  im  Jahresbericht  (II,  3,  139)  erwähnten  ehemals  im 
Schlüsselburger  Archiv,  jetzt  im  Museum  zu  Linz  befindlichen  Handschrift, 
über  die  Vernichtung  der  Reformation  in  Steiermark,  Kärnten  und  Kram. 
Die  Darstellung  von  Rosolenz  sowohl,  als  der  protestantische  Bericht  er- 
fahren viele  Ergänzungen;  so  zeigt  sich,  dafs  sowohl  in  Eisenerz  als  Auwee 
und  anderen  Orten  zum  Prangerstehen  und  zur  Ruthe  gegriffen,  viele  Personen 
des  Landes  verwiesen  wurden;  protestantische  Kirchen  —  z.  B.  in  Rottenmann, 
Scharfenau  —  wurden  zerstört.  In  Kärnten  war  zwar  die  protestantische  Kirche 
besser  konsolidiert,  aber  die  offene  Gewalt  siegte  auch  hier,  da  schonungslos 
vorgegangen  und  erworbene  Rechte  nicht  geachtet  wurden.  Einige  Briefe 
aus  jener  Zeit  finden  sich  in  den  Beilagen. 

1)  Th.  Wiedemann,  Gesch.  d.  Ref.  n.  Gegenref.  im  Lande  u.  d.  Enas.  2.  Bd.  Png, 
Tempsky.  IV,  686.  8°.  —  2)  F.  M.  Mayer,  Z.  Gesch.  Inneröaterreicha  i.  J.  1600.  (Fonea. 
z.  deutsch.  Gesch.    503-550.) 


Österreich-Ungarn.     (Österreich  1626—1815.)  111,117 

Dem  18.  Jahrhundert  gehören  zwei  von  Wertheimer1)  herausgegebene 
Aufzeichnungen  aus  dem  Archiv  des  französischen  Ministeriums  der  aus- 
wärtigen Angelegenheiten  an;  die  eine:  Tortraits  de  la  cour  de  Vienne1  ist 
vielleicht  vom  französischen  Gesandten  in  Wien,  Marquis  de  Darfort,  anfangs 
1770  abgefafst,  die  zweite  in  Versailles  gewissermafsen  zur  Orientirung  des 
Prinzen  Louis  de  Rohan  für  seine  Gesandtschaft  nach  Wien  zusammen- 
gestellt. Zuerst  wird  in  Regestenform  eine  deutsche  Übersicht  des  Inhalts 
gegeben,  dann  folgen  die  französischen  Originale.  Die  Urteile  sind  prftcis, 
ziemlich  richtig  und  wohl  benutzbar.  —  Zeitgemäß  erscheinen  die  Angaben 
Langers8)  aber  frühere  Beziehungen  Österreichs  zu  Bosnien  und  Herze- 
gowina. Als  im  J.  1737  Österreich  an  die  Türkei  den  Krieg  erklärte,  ver- 
suchte ein  Teil  der  Albanesen  unter  dem  Patriarchen  von  Ipek,  Arsenius 
Joannovich,  und  ebenso  Bewohner  der  Herzegowina  den  Anschlufs  an  Öster- 
reich unter  bestimmten  Bedingungen;  die  Unterhandlungen  wurden  aber  gegen- 
standslos durch  die  Niederlage  der  Heere  Karls  VI.  und  den  abgeschlossenen 
Belgrader  Frieden.  Dies  wird  aus  Akten  des  Reichskriegsministeriums  und 
des  Hofarchives  entwickelt. 

Das  ganze  18.  Jahrhundert  mit  einem  Teil  des  vorhergehenden;  um- 
faßt Wolf. 8)  Eine  längere  Einleitung  orientiert  über  die  allgemeinen  poli- 
tischen, besonders  aber  die  inneren  Zustände  der  österreichischen  Länder 
von  Leopold  I.  bis  Leopold  II.,  worauf  sieben  geschichtliche  Bilder  folgen, 
welche  den  Kulturzuständen  jeuer  Zeit  entnommen  sind  und  sowohl  das 
Bergwerksleben  in  Obersteiermark  als  die  Rolle  des  Adels  in  ständischen 
und  staatlichen  Diensten  schildern.  Das  Bürgertum  ist  durch  zwei  Bürger 
aus  Olmütz  und  Graz  vertreten,  nur  der  Bauernstand  fehlt,  weil  eben  aus 
diesem  Stande  keine  Aufzeichnungen  vorhanden  sind.  —  Mit  besonderem  Eifer 
wird  unter  Auspicien  der  kriegsgeschichtlichen  Abteilung  des  Generalstabs 
die  Kriegsgeschichte  gepflegt  Fast  jährlich  erscheinen  einige  neue  Regiments- 
geschichten. So  gehört  noch  dem  vorigen  Jahre  die  Geschichte  des  Regi- 
mentes Deutschmeister.4)  Im  J.  1695  errichtet,  hat  es  an  den  Kriegen 
gegen  Franz  Rakoczy  II.  zwischen  1707 — 1710,  dann  am  polnischen  Erb- 
folgekriege teil  genommen.  Besonders  ausgezeichnet  hat  sich  das  Regiment 
bei  Kolin.  Die  Schlachten  werden  erzählt,  Verlustlisten  werden,  wo  dieselben 
ermittelbar,  mitgeteilt,  Details  aus  den  Archiven  angeführt  Mit  dem  Ab- 
marsch nach  Cattaro  1879  schliefst  das  Buch,  das  mit  mehreren  trefflichen 
Uniformbildern  geziert  und  sonst  glänzend  ausgestattet  ist.  —  Vom  selben 
Verfasser5)  ist  die  Geschichte  des  8.  Huszaren-Regiments.  Durch  Leopold  I. 
am  20.  Februar  1696  als  Deakhuszaren  errichtet,  nahm  es  gleich  teil  an 
der  Schlacht  bei  Zenta,  war  dann  im  spanischen  Erbfolgekriege  1701 — 1707 
vorzugsweise  in  Italien,  später  auf  dem  belgischen  Kriegsschauplatze  beteiligt, 
kämpfte  1716  bei  Peterwardein,  im  polnischen  Erbfolgekriege  in  Italien,  im 
österreichischen  bis  1745  in  Deutschland,  dann  in  Italien,  im  7  jährigen  Kriege 
bei  Prag  und  Kolin.     In  den  Revolutionskriegen  finden  wir  es   bei  Alden- 


1)  Ed.  Wertheimer,  Zwei  Schilderungen  de«  Wiener  Hofes  im  18.  Jahrh.  (Archiv  f. 
Österr.  Gesch.  62.  Bd.,  199—237.)  —  2)  Joh.  Langer,  Nordalban.  u.  d.  Herzegow.  Untor- 
werfungsanerb.  an  Österreich  1737—1739.  (Ibid.  S.  239—304.)  —  3)  Ad.  Wolf,  Geschichtl. 
Bilder  aus  Österreich.  II.  Bd.  Aus  dem  Zeitalter  d.  Absol.  n.  d.  Aufklär.  Wien.  Braumüller. 
Y,  414.  gr.  8°.  —  4)  Gustav  Ritt.  Amon  v.  Treuen  fest,  Gesch.  des  k.  k.  Inf.-Reg.  Hoch- 
u.  Deutschmeister  No.  4.  Wien,  1879.  Selbstverlag.  VI,  726  S.  8°.  -  5)  Den.  Gesch. 
des  k.  k.  Huszaren-Reg.   Alox.  Frhr.  v.  Koller.     No.  8.     Wien,  Selbstverlag.     IV,  603.     8°. 


111,118  XV11L  1.    Dittrich: 

hoven,  Bassano,    Marengo,  Aspern,   Wagram,  Dresden,  Leipzig,  Hanau,  im  J. 
1866  bei  Jicin  nnd  Königgrätz,  zuletzt  in  Bosnien. 

Eine  Geschichte  des  62.  Inf. -Reg.  ist  von  Bichmann1).  Die  Form 
ist  chronologisch  nach  Jahren  seit  der  Errichtung  1798;  die  Erzählung  der 
Feldzüge  besonders  ausführlich,  so  die  Teilnahme  an  den  Kämpfen  in  Italien 
und  den  Alpenländern  1809,  gegen  Murat  1815.  Am  interessantesten  ist  die 
Geschichte  des  Regiments  in  den  ungarischen  Kämpfen  von  1848  und  1849. 
Die  allgemeine  Zersetzung  hatte  auch  hier  gewirkt  und  den  Geist  des  Re- 
giments geschädigt.  —  Eine  kurze  Notiz  in  Maines'  Jahrbüchern  *)  über  das  im 
passendsten  Momente  erfolgte  Eintreffen  der  Dampierreschen  Kürassiere  im 
kaiserlichen  Burghofe  zu  Wien  am  5.  Juni  1619  ist  Gindelys  Geschichtswerk 
entnommen. 

Thürheims  Gedenkblätter3)  sind  jetzt  vollendet.  Der  Yf.  beabsichtigt 
in  kürzester  Form  'die  ruhmvollsten  Erinnerungen  aus  der  Kriegsgeschichte 
des  kaiserlichen  Heeres  regimenterweise  zu  sammeln  und  wachzurufen'.  Sorg- 
fältig erscheinen  die  im  Anhange  angeführten  Quellen  gesammelt,  darunter 
nicht  nur  alle  erschienenen  Regimentsgeschichten,  sondern  auch  vieles  Unge- 
druckte benutzt;  die  Angaben  sind  kurz,  aber  vollständig  ausreichend  und 
das  Buch  jedenfalls  ein  sehr  wichtiges  Nachschlagebuch.  Der  1.  Band  ent- 
hält die  Infanterieregimenter  und  die  Jäger,  der  zweite  die  Kavallerie  und 
übrigen  Truppenkörper.  Die  Anordnung  ist  in  der  Weise  getroffen,  dafs  bei 
jedem  Regimen te  die  Uniformirung,  die  Ergänzungsstation,  dann  die  Inhaber 
angegeben  werden.  Es  folgen  dann  die  Feldzüge  und  Kriegsereignisse  in 
chronologischer  Ordnung,  endlich  unter  besondern  Rubriken  die  Tapferkeits- 
auszeichnungen und  besondern  Denkwürdigkeiten.  — 

Der  österreichischen  Verwaltungsgeschichte  dient  die  neueste  Publikation 
des  bis  in  sein  hohes  Alter  stets  thätigen  und  fleifsigen  d'Elvert,4)  Mehr 
als  die  meisten  vorhergehenden  Werke  zeigt  es  übersichtliche  Gruppierung 
des  Stoffs,  der  zwar  die  ganze  österreichische  Verwaltung  umfafst,  aber  mit 
besonderer  Hervorhebung  der  böhmischen  Lande.  Die  Zeit  bis  1526  wird 
nur  kurz  skizziert,  die  folgende  in  5  Perioden  gegliedert:  von  1526  bis  auf 
Ferdinands  II.  Reformen  1621;  von  hier  bis  auf  Maria  Theresia;  unter 
Maria  Theresia;  von  Joseph  II.  bis  1848  und  von  da  bis  zur  neuesten  Zeit 
Innerhalb  der  einzelnen  Perioden  werden  die  verschiedenen  Ämter  und  ihr 
Wirkungskreis  in  geschichtlicher  Entwicklung  gezeichnet  und  darauf  bezüg- 
liche Aktenstücke  an  entsprechenden  Stellen  mitgeteilt  Von  grofsem  Werte 
sind  die  der  4.  Periode  einverleibten  Obersichten  über  alle  Persönlichkeiten, 
welche  seit  dem  16.  Jh.  Landesämter  in  Mähren  bekleidet  haben.  —  Es 
werden  innerhalb  jeder  Periode  die  Landesämter,  dann  die  Finanzbehörde, 
Justizbeamten,  Münzbeamten,  die  politischen  Würdenträger  n.  s.  w.  behandelt 

Bermanns  Werk6)  über  Maria  Theresia  und  Kaiser  Josef  gehört  noch 


1)  W.  Bichmann,  Chronik  d.  k.  k.  Inf.-Reg.  No.  62,  dermalen  Prinz  Lodw.  ▼.  Bayern 
Wion,  Selbstverlag.  XII,  504  S.  8°.  —  2)  G.  v.  Marees,  Jahrb.  f.  d.  deutsche  Armee  ud 
Marine.  34.  Bd.  315—319.  —  3)  A.  Graf  Thürhoim,  Gedenkblätter  a.  d.  Kriegsgesdu 
der  k.  k.  österr.  Armee.  Wien  u.  Teschen,  Prochazka.  2  Bde.  gr.  8°.  XU,  571.  IV,  804. 
—  4)  Christ.  £.  d'Elyert,  Zur  österr.  Yerwaltangsgesch.  mit  besond.  Rücksicht  aaf  die 
böhmischen  Länder.  Brunn,  Carl  Winiker.  VIII,  764  S.  8°.  Vgl.  u.  S.  123.  —  5)  IL  Ber- 
mann,  Maria  Theresia  u.  Josef  II,  in  ihrem  Leben  and  Wirken  etc  Wien,  Hartleben.  VQ, 
960  S.  Über  e.  einzelnen  Punkt  aus  der  Geschichte  dieser  Zeit  handelt  auf  Grund  von  u- 
edierten  Aktenstücken:  £.  Reimann,  s.  t. :  'Über  d.  i.  J.  1766  beabsicht  Znsammenkaift 
Fr.  U.  u.  Jos.  IL   i. :  Z.  f.  pr.  G.  u.  L.  XVII,   307—24.     Vgl.  o.  Kap.   IV.     (A.  III,  28.) 


Österreich  und  Ungarn.    (Österreich  1626—1815.)  111,119 

zu  den  populären  Werken  und  seinem  Hauptinhalte  nach  mehr  dem  weiteren 
Gebiete  der  Kulturgeschichte  an.  Maria  Theresias  und  ihres  Sohnes  Lebens- 
schicksale bilden  den  roten  Faden,  an  welchem  in  bunter  Reihe  politische 
Ereignisse,  Schilderungen  des  Hofes  berühmter  Zeitgenossen,  Wiener  Stadt- 
geschichte u.  s.  w.  sich  anreihen.  In  letzterer  Richtung  giebt  das  Buch 
reiche  Ausbeute,  und  viele  sehr  treffende,  zum  Teil  nach  alten  Bildern  ge- 
machte Holzschnitte  zieren  es.  —  Die  Pflege  der  Provinzialgeschichte  wird  fast 
in  allen  Kronländern  von  besondern  Geschichtsvereinen  besorgt,  deren  Publi- 
kationen freilich  nur  selten  über  das  Lokalinteresse  sich  erheben.  Folgende 
sind  hervorzuheben: 

Die  Zeitschrift  des  Ferdinandeums x)  enthält  neben  einem  kurzen  Lebens- 
bilde des  Malers  Jakob  Fink  (1821 — 46)  kleine  Beiträge  zur  Verbreitung 
des  Protestantismus  im  Zillerthale,  zur  Handhabung  der  Censur  im  18.  Jh., 
sowie  über  Jakobinerfurcht  am  Ende  desselben. 

Tn  der  Carinthia*)  sucht  Buzzi  zu  erweisen,  dafs  der  Verfall  der  Gold- 
und  Silberbergwerke  in  Kärnten  nicht  eine  Folge  der  Gegenreformation  sei, 
dafs  vielmehr  der  Verfall  derselben  schon  vor  den  katholisierenden  Be- 
strebungen der  Erzherzöge  Karl  und  Ferdinand  beginne  und  Mangel  an  Erz 
die  letzte  Ursache  war. 

Höchst  wertvoll  ist  Newalds9)  Studie  über  den  Grafen  Niklas  Salm. 
Dieselbe  erschien  aus  Anlafs  der  Aufstellung  von  Salms  Grabdenkmal  in  der 
Votivkirche  in  Wien  und  giebt  auf  Grund  eingehender  archivalischer  For- 
schungen einen  genauen  Überblick  über  sein  Leben  nach  dem  gegenwärtigen 
Stande  unserer  Kenntnis.  Viele  falsche  und  zweifelhafte  Angaben  Hormayrs 
über  seine  ersten  Kämpfe  werden  berichtigt,  dagegen  seine  Beteiligung  am 
Schweizerkrieg  (1499),  am  Landshuter  Erbfolgekriege  (1505),  am  Friauler 
Krieg  (1508),  sowie  an  dem  gegen  Venedig  (1509 — 16)  sicher  gestellt.  Schon 
1522 — 1523  diente  er  als  Feldhauptmann  gegen  die  Türken,  war  in  hervor- 
ragender Weise  bei  der  Gefangennahme  Franz'  L  in  der  Schlacht  bei  Pavia 
beschäftigt,  fungierte  1525  als  Feldhauptmann  in  Steiermark,  wo  er  den 
Bauernaufstand  dämpfte,  kämpfte  1527  gegen  Zapolya  in  Ungarn  und  zeichnete 
sich  endlich  bei  der  Verteidigung  Wiens  besonders  aus.  Über  letztere  finden 
sich  aus  Akten  eine  Menge  neuer  Details. 

Mit  der  speziellen  Lokalgeschichte  eines  kleinen  Teils  von  Nordböhmen 
beschäftigt  sich  Focke.4)  Während  die  ersten  drei  Kapitel  des  ersten 
Bandes  die  älteste  Zeit  bis  zur  Reformation  behandeln,  ist  das  vierte  den 
Herren  v.  Bünau  gewidmet,  deren  Einwanderuug  und  Besitzstand  sowie 
Familienverhältnisse  nach  den  verschiedenen  Seitenlinien  angegeben  werden. 
Obwohl  sie  am  böhmischen  Aufstande  von  1620  keinen  Anteil  nahmen, 
daher  im  Besitze  ihrer  Güter  blieben,  müssen  sie  1628,  da  sie  nicht  katho- 
lisch werden  wolleu,  ihre  Güter  an  die  in  Tirol  ansässige  Familie  Thun  und 
zwar  den  Freiherrn  Christoph  Simon  Thun  verkaufen.  In  einer  kurzen  Über- 
sicht werden  die  kriegerischen  Ereignisse  in  jener  Gegend  und  die  kirch- 
lichen Verhältnisse  wahrend  der  Reformation  behandelt-,    ausführlich  werden 


1)  Ztschr.  d.  Ferdinandeums  f.  Tirol  u.  Vorarlberg.  III  f.  27.  Hft  Innsbruck,  Wagner. 
2)  Buzzi  i. :  Carinthia.  Ztachr.  f.  Vaterlandskunde  etc.,  her.  Frhr.  v.  Jabornegg.  Klagen- 
furt, v.  Kleinmayer.  70.  Jg.  —  3)  Newald:  Graf  Niklas  Salm  i.:  Berichte  u.  Mitteil,  des 
AltertumsTer.  in  Wien.  XVIII.  Bd.  S.  1—122.  7  Tafeln.  4°.  —  4)  P.  Franz  Focke, 
A.  d.  ältesten  Geschichtsgebiete  Deutschböhmens.  1879.  Selbstverlag  des  Verfassers.  2  Bde. 
XV,  438.     XII,  410.     8°. 


111,120*  XVUI.  2.    Th.  Tupetz: 

die  Rechtsverhältnisse,  insbesondere  die  Privilegien  und  Rechte  der  Stadt 
Tetschen  erörtert.  Der  Rest  des  Bandes  beschäftigt  sich  mit  der  Familie 
Thun -Hohen stein  and  deren  Besitzungen  im  Elbthale  bis  auf  den  heutigen 
Tag-,  er  beginnt  mit  den  Besitzern  in  chronologischer  Reihenfolge  and  ihrem 
Lebensgange,  dann  folgt  eine  Schilderung  der  kriegerischen  Ereignisse  (beim 
J.  1866  verläfst  den  Vf.  seine  sonst  oft  bewiesene  Objektivität,  und  er  er- 
geht sich  in  starken  Ausdrücken  gegen  Preufsen),  dann  der  kirchlichen  Zu- 
stände, wobei  die  religiösen  Bestrebungen  der  Familie  Thun  namentlich  her- 
vorgehoben werden  (auch  der  Vf.,  Pfarrer  in  Königswald,  steht  unter  ihrem 
Patronat),  endlich  der  Schul-  und  Rechtsverhältnisse.  Der  zweite  Band  ge- 
hört ausschliefslich  der  Topographie,  sowie  den  Industrie-  und  Handels- 
verhältnissen  des  behandelten  Gebietes  an. 

Aus  den  beiden  letzten  Bänden  von  Wurzbachs  Sammelwerk1)  sind 
hervorzuheben  die  Artikel  über  die  Familien  Stubenberg  und  Sulkowdri, 
über  den  Prälaten  von  St.  Florian,  den  Historiker  Stülz  (40.  Bd.),  über 
Gerhard  van  Swieten,  die  Familien  Sylva-Taroucca,  Szap&ry,  Szechänyi 
(41.  Bd.). 


TlL  Tupetz. 
2. 

Böhmen-Mähren  1878-1880. 

Durch  den  Humanismus,  dessen  spätes  Eindringen  in  Böhmen  wir  oben, 
d.  i.  am  Scblufs  unseres  Berichts  über  das  Mittelalter  *)  hervorhoben,  drangen 
auch  viele  lateinische  Wörter  und  Wendungen  in  die  tschechische  Sprache 
ein,  worüber  ein  kleiner  Aufsatz  von  Sindelar  handelt  Wichtiger  ist,  dafe  durch 
denselben  auch  die  Rezeption  des  römischen  Rechtes  wesentlich  gefördert 
wurde;  ein  Werk  von  Ott,  welches  speziell  die  Rezeptionsgeschichte  des 
kanonischen  Prozesses  in  den  böhmischen  Ländern  zum  Gegenstande  hat  und 
von  Fachkundigen  mit  lebhaftem  Beifalle  begrüfst  wurde,  gedenkt  neben 
anderen  Faktoren  auch  des  Humanismus  als  eines  fördernden  Elementes.9) 
Die  von  dem  Prager  Stadtschreiber  Briccius  in  ähnlichem  Geiste  versuchte 
Reform  der  böhmischen  Stadtrechte  (1536)  hat  den  Stoff  zu  verschiedenen 
Arbeiten  geliefert,  welche  teils  die  Person  des  Stadtschreibers  selbst,  teils 
die  Aufzeichnungen  desselben  und  die  darin  benutzten  Quellen  behandeln. 
Endlich  ist  auch  in  diesem  Zusammenbange  eines  umfangreichen  Werkes 
über  die  Verwaltungsgeschichte  Mährens  zu  gedenken,  welches  äufserlich  aller- 
dings bis  in  die  ältesten  Zeiten  zurückgeht,  aber  ausführliche  Mitteilungen 
doch  erst  für  die  Zeit  nach  1586  zu  bieten  vermag.4) 


1)  Court  v.  Wurzbach,  Biogr.  Lexicon  den  Kai  Herturas  Österreich.  40.  41.  Bd.  368. 
314  S.  8°.  Wien,  Staatsdruck  oroi.  —  2)  S.  o.  II,  Kap.  XXXII.  —  3)  Sindelar,  Üb.  d  L* 
tinis.  d.  böhm.  Sprache  im  15.  u.  16.  Jh.  (0  latininouini  jazykaft)  Progr.  d.  Gymn.  in  Pisek;  Ott, 
Kezeptionsgosch.  d.  k.  Pr.,  Leipzig,  Breithaupt  &  Härtol,  1879.  —  4)  Codex  juris  Bohemiri, 
IV,  3.  Verl.  d.  Juristen ver.  Vsehrd.  Celakovsky,  Beirr,  z.  Lebcnsgesch.  des  M.  Briccius  (PH- 
spfcvky  k  zivotopisu  M.  B.)  C.  Ö.  M.  1880,  3.  u.  4.:  im  Zusammenhange  damit  steht  auch:  Öe- 
akovsy,  Üb.  d.  Bechtshandschriften  d.  St.  Loitmeritz  (0  praynich  rukopisech  in.  L.)  Ö.  Ö.  M- 
1879,  1.  u.  1880,  3  u.  4  und  Dvorak,  S.  Kaudnitzer  Handschrift  der  Distinkticmabucher  d. 
Sachsenspiegels  (Roudn.  ruk  knih  dint.  prava  Sask6ho),  ebenda.;  D'Elvert,  Zur  ostarr.  Ter- 
«aJfum/sgeech.     Brunn,    1880,   Winiker,  Verl.  d.  hist.-stat.  Sektion  d.  mihr.   Ges.  t  landwk 


Österreich  and  Ungarn.     (Böhmen-Mähren  1878—1880.)  IQ  121 

Für  die  Geschichte  der  Reformation  ist  nur  ein  Aufsatz  von  Goll 
interessant,  welcher  den  Beziehungen  Luthers  zu  den  Lehren  seines  böhm. 
Vorgängers,  Joh.  Hos,  von  der  ersten,  noch  feindseligen  Bekanntschaft  bis 
zur  Erkenntnis  der  nahezu  vollständigen  Übereinstimmung  nachzugehen  unter- 
nimmt. *)  —  Der  Vf.  der  neuesten  Geschichte  Ferdinands  I.  bietet  einen  klei- 
neren Aufsatz  über  die  unter  diesem  Fürsten  abgehaltenen  General land tage2) 
der  'böhm.  Krone';  die  Herausgabe  der  Landtagsverhandlungen  selbst  ist  nun 
schon  bis  zum  J.  1557  vorgeschritten,  enthält  also  auch  die  Berichte  über 
die  Verhandlungen  zur  Zeit  des  böhmischen  Aufstandes  1547.  Ein  ver- 
wandtes Unternehmen,  die  Herausgabe  der  Landesordnungen,  bietet  vorläufig 
die  Landesordnung  von  1549:  Einige  Urkunden  zum  böhmischen  Aufstände, 
auf  das  Verhältnis  Kaspar  Pflugs  zur  Stadt  Schlaggenwald  bezüglich,  hat  auch 
Beyer  zum  Abdruck  gebracht.8)  Der  Bericht  über  das  durch  den  Auf- 
stand mit  veranlagte  Martyrium  des  Brüderbischofs  Augusta,  deren  zweiter 
Teil  wahrscheinlich  von  dem  Gefährten  Augusta's,  Bilek,  verfafst  wurde,  ist 
unter  dem  nicht  ganz  zutreffenden  Titel  'Leben  des  Joh.  Augusta'  (die  Er- 
zählung bezieht  sich  nur  auf  die  JJ.  1548 — 1564)  herausgegeben  worden; 
auch  die  Lebensgeschichte  des  Olmützer  Bischofs,  Johann  Dubravius  (1542 — 
1553)  hat  in  Rybicka  neuerdings  einen  Darsteller  gefunden.4)  —  Interessant 
ist  der  auf  religiösem  Hasse  und  kleinlichem  Erwerbsneid  beruhende  Kampf 
der  streng  katholischen  Stadt  Budweis  gegen  die  ketzerische,  aber  von  den 
Kaisern  aus  gewinnsüchtigen  Beweggründen  beschützte  Bergstadt  Rudolfstadt, 
welcher  erst  nach  der  Schlacht  am  weifsen  Berge  mit  dem  Siege  der  Bud- 
weiser  endigte.  Für  die  nationalen  Verhältnisse  in  dieser  Zeit  ist  die 
schon  oben  erwähnte  Geschichte  der  sprachlich  gemischten  Stadt  Neuhaus 
lehrreich. 5) 

Eine  ganze  Litteratur  hat  sich  um  die  Personen  der  letzten  Rosenberge 
angesammelt;  ihren  Ausgangspunkt  bildet  gröfstenteils  die  gleichzeitige,  von 
Wenzel  Brezan  verfafste  Biographie  des  Peter  Wok.  Auch  das  Treiben  der 
Alchymisten,  Astrologen  und  anderer  Wundertbäter  sowohl  auf  den  Schlössern 
der  Rosenberge,  als  auch  am  kaiserlichen  Hofe  zu  Prag  hat  wiederholt  zur 
Darstellung  gereizt.6) 

Wichtiger    sind   einige  neue  Notizen   über  den  Aufenthalt   Keplers    in 


1)  Wie  Luther  über  Hus  geurteilt  hat  (Jak  soudil  L.  oHusovi)  Ö.  Ö.  M.  1880,  1.  — 
2)  Bezek,  Böhm.  Generallandtage  bis  1547  (Generilni  snemy).  Progr.  d.  Comm.  0.  R.  in 
Prag  1880;  Job.  u.  Hermengild  JireSek,  SammL  d.  Landesordnungen  Böhmens,  Mähren« 
und  Schlesiens  iSbirka  zrizeni  zemsk^ch).  I.  Böhm.  Landesord.  d.  16.  Jhs.  Prag,  1879,  Verl. 
d.  Ver.  böhm.  Juristen  Vsehrd;  die  böhm.  Landtagsverh.  v.  J.  1526  an.)  11.  Bd.  1546—57. 
Prag,  1880,  Verl.  d.  böhm.  Landesau  »schasse s.  S.  831.  —  3)  Beyer,  Aus  den  Tagen 
Kasper  Pflugs  (Mitteil.  19,  2).  —  4)  Zivot  Jana  Augusty.  Prag,  1880.  Verl.  d.  Comenius- 
yereins  (Spolek  Komenskjf).  S.  190;  Rybiäka  im  Ö.  Ö.  M.  1878,  1.  u.  2.  —  5)  Tief- 
trank, Über  den  Streit  d.  St.  Budweis  u.  s.  w.  (0  sboru  m.  Budejoyic)  Ö.  Ö.  M.  1878,  3. 
Ähnlichen  Inhalts  ist  Zoubek,  Über  die  kirchlichen  Zustände  in  d.  Gegend  v.  Podubrad 
1550—1665  (0  vecech  cirkevnich  na  Podebradsku)  Ö.  Ö.  M.  1878,  1  u.  2.  Vgl.  o.  Abt.  III. 
Kap.  XXXII.  —  Als  ein  Quellenwerk  von  Bedeutung  dürfte  sich  erweisen:  Ermler.  Reg-  dipl. 
nee  non  epistolaria  Bohemiae  et  Moraviae  II ,  1253-  -1310.  Desgl.  Codex  jur.  Bohem-  T.  IV. 
p.  3:  Monum.  jur.  munieip.  Ein  Beitr.  dazu  ist  auch:  Dudik.  necrol.  Olraucens  i.:  Arch  f.  Östr 
Gesch.  —  6)  MareS,  W. Brezan s  Leben  d.  Peter  Wok  v.vRosenberg.  (V.  B.  ftvot  P.  V.  z.  B.)  Ver- 
lag d.  Matice  ceska.  S.  297.  Prag.  1880  in  Komm.  b.  RivnaS;  ders.,  Wenzel  Brezan  (Vacslav  B.) 
im  Ö.  Ö.  M.  1878,  1;  Rybi$ka,  die  letzten  Rosenberge  und  ihre  Erbschaft  (Posledni  Rozm- 
berkorä  a.  j.  död.)  in  Ö.  Ö.  1880,  1 — 4;  Wagner,  Deutsche  Korrespondenz  d.  Rosenberge. 
(Mitt.  19,  1.);  ders.,  Nachtrag  z.  wissensch.  Schwindel  a.  d.  südl.  Böhmen  1570—91;  (Mitt 
19,  2)  Sratek,  Kulturhisi  Bilder  s.  o.   Abt  II    Kap*  XXXII. 


111,122  XVlll.  2.    T1l  Tupetz. 

Prag  und  Sagan,  welche  Dvorsk^  veröffentlicht  hat1)  Auf  die  Kultur- 
verh&ltnisse  in  Böhmen  unter  Rudolf  IL  wirft  auch  ein  Streit  zwischen  dem 
Abte  von  Plafs  und  dem  Besitzer  der  Burg  Kaschau,  welcher  durch  die 
dabei  vorgefallenen  Brutalitäten  an  das  Treiben  des  bekannten  Marchese 
Julio  erinnert,  ein  düsteres  Licht.8) 

Für  die  ersten  Jahre  des  dreißigjährigen  Krieges  ist  von  Wichtigkeit 
die  Veröffentlichung  der  venezianischen  Gesandtschaftsberichte  aus  Wien 
1618 — 1620,  der  Abdruck  einer  Anzahl  von  Urkunden  über  das  Verhalten 
Kursachsens  zur  Kaiserwahl  1619  und  mehrere  Schriften  über  die  Schlacht 
am  weifsen  Berge,  deren  eine,  verfaßt  von  Krebs,  durch  ihre  heftige  Polemik 
gegen  das  bekannte  und  geachtete  Werk  Gindelys  über  den  dreißigjährigen 
Krieg  Aufsehen  erregt  hat.3)  Von  dem  zuletzt  genannten  Werke  ist  jetit 
auch  der  IV.  Bd.  erschienen,  welcher  u.  a.  auch  das  für  die  böhmische  Ge- 
schichte so  folgenreiche  Strafverfahren  gegen  die  'Rebellen'  behandelt;  den 
entsprechenden  Vorgängen  in  Mähren  ist  eine  umfangreiche  Arbeit  D' El? er ta, 
der  aus  den  Strafgeldern  der  minder  Schuldigen  gebildeten  und  zur  Erhaltung 
der  Jesuitenseminare  bestimmten  Ferdinandeischen  Fundation  ein  Aufnati 
von  Schebek  gewidmet.4)  Vornehmlich  auf  die  Gegenreformation  bezieht 
sich  auch  eine  Abhandlung  über  den  Leitmeritzer  Probst  Ctibor  Kotn 
v.  Freyfeld,  einen  eifrigen  Parteigänger  der  Martinitz,  Slavata  u.  8.  w.,  und 
eine  andere  über  die  Vorgänge  in  Kolin  (1618 — 28);  erwähnt  mag  hier 
auch  werden  Biermanns  Geschichte  des  Kleinseitner  Gymnasiums  in  Prag, 
welches  von  Waldstein  für  die  Jesuiten  ins  Leben  gerufen  wurde.5)  Die 
ohnehin  schon  zu  ungeheuerem  Umfange  angewachsene  Waldsteinlitteratur  ist 
auch  in  den  letzten  Jahren  vermehrt  worden.  Für  das  erste  Generalat  sind 
von  hohem  Werte  die  Briefe  Waldsteins  an  Harrach,  für  das  zweite  be- 
sonders die  vortrefflichen  Publikationen  Hall  wichs,  welche  in  überraschender 
Weise  wahrscheinlich  machen,  daß  Waldstein  unschuldig  gerichtet  wurde.1) 
Auf  dieselbe  Zeit  bezieht  sich  ein  Tagebuch  über  den  sächsischen  Einfall  in 
Böhmen  (1631),  verfaßt  von  dem  Altstädter  Kanzler  Vcelin;  dieses  Tage- 
buch ist  nach  der  Ansicht  des  Herausgebers  von  Beckovsk^s  Poselkyne 
(Botin)  wörtlich  in  dieses  letztere  Werk  aufgenommen  worden,  eine  Ansicht, 


1)  Dvorsky,  Neues  über  Kepler  (mit  21  Beilagen).  Prag,  1880.  Verl.  v.  J.  Ott»; 
vgl.  Kap.  XVI.  Der«.,  Neue  Nachrichten  v.  K.  (Novo  zprayy  o  J.  K.)  Ö.  Ö.  M.  1879,  1.  — 
2)  Scheinpflug  i.  d.  Mitt  16,  4.  —  3)  ▼.  Zwiedineck-Südenhorst,  Venot  Geaudt- 
schaftsber.  Graz,  1880.  S.  70.  —  von  hohem  Interesse.  —  Tadra,  Zur  Kaiserwahl  1611 
Wien,  1878.  8.  132.  —  Krebs,  Die  Schlacht  a.  w.  Berge.  Breslau,  1879,  Verl.  ▼.  Koebner. 
S.  216.  Vgl.  Jahresb.  79.  111,  14.  Ders.,  Graf  G.  £.  Hohenlohe  u.  d.  Sohl.  a.  w.  B.  (Fonch. 
x.  d.  Gesch.  19.)  Vgl.  Jahresber.  79.  III,  14.  -  -  Die  Genealogie  des  gleichzeitig«»  Ge- 
schichtsschr.  d.  JJ.  1600—23,  Paul  Skala,  behandelt  Hatzner.  (Progr.  d.  Realsch.  ii 
Pisek  1880).  —  4)  Gindcly,  G.,  d.  30j.  Kr.  IV.  Prag,  1880,  Tempsky.  Vri.  Kap.  DI; 
ders.,  Die  Prozesse  nach  d.  Schi,  am  w.  B.  (Popravy  pobitrö  Belohorske)  ö.  C.  H  1879, 
1-4;  D'Elvert,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  böhm.  Länder,  IV.  Brunn,  1878,  Verl.  d.  hiat» 
stat.  Sektion  d.  mähr.  Oos.  f.  Ldskde.;  in  Komm.  b.  Winiker;  Tgl.  o.  S.  118.  Schebok, 
d.  Ferd.  Fundat.  (Mitteilungen  18,  3).  —  5)  Rifs,  Jan  Ctibor  K.  z  F.  Ö.  Ö.  M.  1880, 
3  u.  4;  Vavra,  Bogebenheiten  in  Kolin  (Udalosti  v  Koline)  Ö.  Ö.  IC.  1880,  1.  a.  2;  tät- 
lichen Inhalts  ist  auch:  Hesse,  Über  d.  gezwung.  Auswanderung  Biliner  Bauern  (1666).  Mitt 
17,  4;  Biermann,  G.  d.  Gymn.  d.  Kl.  (Progr.  1880);  erwähnt  sei  hier  auch  d.  G.  i 
Pilsner  Gymn.  y.  Bayerl  (Progr.  1878  u.  79)  u.  Hölzel,  Entstehung  d.  Gymn.-Bibliothek 
in  B.  Leipa  (Progr.  1880).  —  6)  Hallwich,  Wallensteins  Ende.  Leipzig,  1879,  Dmetar 
u.  Humblot;  dors.,  Wallenst  u.  Arnim  im  Frühj.  1632  (Mitt.  17,  2)  und  «Über  WaUeasteiat 
Verrat*  (Mitt.  18,  1);  Tadra,  Briefe  Waldsteins  an  Karl  y.  H.  (1625—1627)  in  Font» 
rerum  Austr.  51,  2);  Kögl,  Wallensteiniana  (Mitt.  19,  3);  Schmid,  Bibliographie  der 
Wallensteinlitteratur  (Mitt.  17,  1).     Vgl.  auch  Jahresber  1879.    Abt  III,  19—23. 


Österreich  und  Ungarn.     (Böhmen-Mähren  1878—1880.)  111,123 

durch  welche  der  Bericht  Beckovstys  den  Wert  einer  zeitgenössischen  Quelle 
erhält.1)  Die  Kriegsnot  der  folgenden  Jahre,  die  infolge  derselben  einge- 
tretene Verwilderung  der  Sitten,  die  Zunahme  des  Aberglaubens  und  ähn- 
liches ist  der  Gegenstand  mehrerer,  zumeist  lokalgeschichtlicher  Arbeiten. 
Der  wichtigste  Beitrag  zur  Kenntnis  dieser  Zeit  ist  die  von  Dudik  ver- 
öffentlichte Urkundensammlung,  welche  zumeist  den  schwedischen  Archiven 
entnommen  ist.8) 

Das  bayerische  Interregnum  1741 — 42  ist  Gegenstand  eines  Aufsatzes, 
welcher  besonders  die  finanziellen  Schwierigkeiten  der  neuen  Regierung  be- 
leuchtet; eine  Art  Ergänzung  dazu  giebt  die  Korrespondenz  der  Gesandten, 
welche  von  Eger  1742  an  das  Hoflager  Karls  VII.  abgeschickt  wurden.3) 
Zahlreicher  sind  die  Aufsätze,  welche  die  Zeit  Josefs  II.  zum  Gegenstande 
haben  und  zwar  ist  es  vorzüglich  die  Sekte  der  Deisten  (in  manchen  Schat- 
tierungen auch  Nihilisten  oder  Adamiten  genannt),  welche  immer  wieder  die 
Aufmerksamkeit  auf  sich  zieht-,  am  lehrreichsten  ist  der  sie  betreffende  Auf- 
satz von  H eifert.*)  —  Über  die  Geschichte  der  böhmischen  Glasindustrie, 
welche  im  18.  Jahrhundert  sich  einer  höheren  Blüte  erfreute,  als  heutzutage, 
hat  Schebek  ein  nicht  nur  prachtvoll  ausgestattetes,  sondern  auch  inhalt- 
lich wertvolles  Buch  geschrieben-,  eine  ähnliche  Arbeit  ist  auch  die  von 
Hübner  über  die  Beichenberger  Tuchmacherzunft.6)  Die  Geschichte  der 
neuesten  Zeit  hat  kaum  eine  Behandlung  gefunden,  man  müfste  denn  einen 
Aufsatz  über  den  böhmischen  Landtag  1872 — 77,  der  aber  vorwiegend  poli- 
tische Zwecke  verfolgt,  hieher  rechnen  wollen.6) 


1)  Rezek,  Denkwürdigk.  üb.  d.  sächs.  Einfall  (Pamöti  o  vpadu  Saskem)  Ö.  Ö.  M.  1880, 
1;  der«.,  Beckovk^s  Botin  d.  alten  böhm.  Begebenheiten  (Poselk.  starben  pribehftv)  1526 — 
1715  (Verl.  d.  Skt.  Prokops-Häresität  1879  u.  1880.  Bd.  1—3.  S.  1182.)  Von  demselben: 
Pameti,  MikulaSe  Dacükeho  z.  Heslova.  (Kvydani  upravil  D.  A.  Rezek  V.  Praze,  nahladem 
mali^e  Ceste.)  I.  1878.  II.  80.  LXXI  u.  369  S.  VI  u.  355  S.  8°.  —  2)  Münzberger,  Aus 
d.  Leipaer  Archiv  1634—60  (Progr.  d.  0.  Realschule  1880);  Kittel,  Kulturhistorisches  aas 
Eger  (Mitt  17,  1—3);  Wagner,  Aberglauben  im  17.  u.  18.  Jh.  (Mitt  18,  3);  Dudik, 
Schwed.  i.  Böhm.  u.  Mähr.  1640—50.  Wien,  1879,  Gerolds  Sohn.  S.  443.  Vgl.  Jahresber.  79. 
(Rez.  i.  d.  Hist.  Z.  42,  1.);  Adamek,  Die  Zeit  des  Verf.  u.  d.  Wiedererhebung  (Doba  poroby  a 
vskriieni).  Prag,  1878.  Merkwürdig  ist  die  Erzählung  der  traurigen  Schicksale,  welche  Fanatis- 
mus u.  Habsucht  der  Grabstätte  Karls  y.  2erotin  bereiteten  (Dvorsty  im  C.  C.  M.  1878,  3: 
0  hrobee  ^erotinfiy),  mehr  heiterer  Natur  ein  Bericht  über  die  Einweihung  d.  Elbequelle 
1684  (Schebek  i.  d.  Mitt.  18,  1).  —  3)  Tupetz,  Die  bayerische  Herrschaft  in  B.  (Hist 
Zeitschr.  42,  3)  vgl.  Jahrb.  79.;  Kittel,  Die  Korresp.  u.  s.  w.  (Archiv  f.  österr.  Gesch.  56). 
4)  Helfert,  Ober  die  relig.  Irrlehrer  in  B.  u.  M.  unter  Josef  II  (0  blouznivcich  naboiens- 
kfeh)  C.  C.  M.  79,  2  u.  3  (Forts,  eines  Artikels  im  Ö.  Ö.  M.  1877);  Svatek,  Kulturhist 
Bilder  s.  o.  Wie  Josef  II.  in  den  Städten  verfuhr,  erzählt  Celakovsk^,  Das  Unterkämmerer- 
amt in  B.  (Ürad  podkomofsky)  Ö.  Ö.  M.  1878  (ebenfalls  Forts.);  auf  d.  Bauernaufst  1775  u. 
d.  sog.  Kartoffelkrieg  1778  beziehen  sich  die  Aufzeichnungen  eines  Schulmeisters  a.  d.  Gegend 
v.  Reichenberg  (Mitt  17,  1).  —  5)  Schebek,  B.s  Glasindustrie  u.  Glashandel.  Im  Auf- 
trage d.  Handels-  u.  Gewerbekammer.  Prag,  1878.  S.  500;  Hübner,  Gesch.  d.  R.  T. 
Reichenberg  1879.  S.  282.  Veraltet  ist  die  Gesch.  d.  Bergbaues  u.  Hüttenwesens,  von 
Schmidt  v.  Bergenhold.  Prag,  1880.  S.  350.  Ein  kleiner  Aufsatz  von  Öerntf  behandelt  die 
Gesch.  der  jetzt  verfallenen  Schwarzenthalor  Goldgrube  im  Riesengebirge  (Mitt.  18,  3),  ein 
anderer  von  Bergor  die  'Leidensgeschichte  d.  Böhmerwaldes'  (Mitt.  19.  2),  ein  dritter  von 
Goehlert  die  statistischen  Veränderungen  in  der  Bevölkerung  Böhmens  seit  100  Jahren 
(Mitt  17,  4).  —  6)  Rufs,  D.  böhm.  L.  Prag,  1878,  Dominicus.  —  Zum  Schlüsse  seien  noch 
einige  genealogische  und  andere  Arbeiten  genannt,  welche  anderswo  keinen  Platz  fanden,  näm- 
lich: Bischoff,  die  ältesten  Herron  v.  Schwamberg  (Mitt  17,  4):  Bergor,  Hist  Ent- 
wicklung d.  Stammwappens  d.  Füret,  z.  Schwarzenb,  (Arch.  Ztschr.  V.  Stuttg,  1880);  vgl.  o.  S.  113. 
Feyfar,  Die  erlauchten  Herren  v.  Nikolsburg  (unkritisch).  Wien,  1879.  S.  358;  SedlaÖek, 
Über   Familie,    Wappen  u.  Ritterbürtigkeit  der  Herren  Tftma  von  Stitny  (0  rodu,  erbu  a  vlad. 


111,124  XVIII.  3.    J.  H.  Schwicker: 

J.  H.  Sohwidker. 

3. 
Ungarn. 

Einen  geeigneten  Eingang  in  die  Geschichtelitteratur  Ungarns  über  die 
Neuzeit  bietet  eine  treffliche  Arbeit  des  siebenbürgisch-s&chsischen  Historiken 
Dr.  Fritz  Teutsch,1)  worin  die  geographischen  Werke  and  Karten  von 
Honter,  Reichersstorffer  und  Schesäns  einer  eingehenden  Würdigung  unter- 
zogen werden.  Wertvoll  ist  ferner  desselben  fleifeigen  Forschers  Mitteilung 
über  das  Studium  von  Ungarn  in  Leyden.*)  Eine  sehr  tüchtige,  auf  um- 
fassender Quellenforschung  beruhende  Arbeit  ist  Dr.  Arp&d  K&rolyis  Mono- 
graphie,8) wobei  der  Vf.  nachweist,  dafs  dieses  Unternehmen  trotz  seiner 
lächerlichen  Erfolglosigkeit  dennoch  geschichtliche  Bedeutung  hat,  namentlich 
in  Bezug  auf  die  internationalen  Beziehungen  Ungarns.  Hinsichtlich  der 
inneren  Verhältnisse  Ungarns  knüpft  sich  daran  die  definitive  Loslösong 
Siebenbürgens  vom  ungarischen  Mutterlande.  Aber  auch  für  die  Stellung 
Kaiser  Karls  V.  zu  Frankreich  war  dieses  mit  so  vielem  Geräusche  inscenierte 
Unternehmen  von  wichtigem  Einflüsse;  denn  es  entzog  dem  Könige  von 
Frankreich  die  Hilfe  des  Sultans,  dessen  Hände  durch  das  deutsche  Kriegs- 
unternehmen gebunden  waren.  Es  sind  weniger  die  Kriegsaffairen  selbst,  die 
den  Vf.  beschäftigen,  als  vielmehr  die  Klarlegung  der  Genesis  dieses  Unter- 
nehmens und  die  Entwirrung  der  diplomatischen  Verhandlungen.  In  dts 
XVII.  Jh.  leitet  uns  die  brave  Arbeit  des  Dr.  Albert  Amlacher4)  über; 
dessen  'Urkundenbuch' ,  welches  nunmehr  vollendet  vorliegt,  schliefst  mit 
dem  Beginn  der  österreichischen  Herrschaft  in  Siebenbürgen  (1690).  Der  im 
J.  1880  publizierte  Teil  (vgl.  Archiv  f.  siebenb.  Landeskunde.  N.  F.  Bd.  XV. 
p.  315  ff.)  beginnt  mit  dem  26.  April  1554. 

Für  das  siebzehnte  Jahrhundert  bietet  die  Fortsetzung  der  'Moni- 
menta  Comitialia  regni  transsylvaniae* 6)  von  Alexander  Szil&gyi  dem  Ge- 
schichtsfreunde reichlichen  Stoff.  Der  vorliegende  VI.  Bd.  behandelt  aller- 
dings nur  die  kurze  Zeit  von  1608 — 1614,  nichtsdestoweniger  enthält  er  w 
Geschichte  des  wahnwitzigen  Tyrannenfürsten  Gabriel  B&thory,  sowie  über 
die  Wahl  und  Thronbesteigung  Gabriel  Bethlens  ebenso  ausführliche  als  inter- 
essante Quellenmitteilungen.  Die  historischen  Einleitungen'  (S.  1—82  und 
303 — 340)  des  gelehrten  Herausgebers  bilden  nicht  blofs  den  verbindende! 
und  erklärenden  Kommentar  zu  den  publizierten  'Landtagsartikeln  und  Ur- 
kunden', sondern  geben  jedesmal  eine  pragmatische,  quellenmäßige  Dar- 
stellung des  betreffenden  Zeitabschnittes  überhaupt.     Aufser  für  die  sieben- 


«Tobyti  p.  T.  ze  S.)  S.  Ö.  M.  1878,  3  u.  4;  Walfried,  Von  Roeenberg  Dach  Hohenfurt  (Mitt 
18,  4.);  Ludikar,  Der  Malthescrorden  mit  bes.  Kttckaicht  auf  B.  (0  ftda  Maltiaehea). 
Klattau,  1878,  Selbstvcrl.  S.  299;  Praiek,  Veränderungen  in  den  nördl.  Gramen  Mahren 
(Promeny  na  severn.  hranicich  M.)  im  Öasopis  der  Matice  Moraraka,  1879.  —  1)  Fr.  Ten  tack, 
'Drei  sächsische  Geographen  des  sechzehnten  Jahrhunderts.  Vgl.  AtcMt  d.  Yer.  f.  siebeik 
Ldakde.  N.  F.  15.  Bd.  p.  586—652.  —  2)  Id.,  'Die  Studierenden  aus  Ungarn  n.  Sieben 
bürgen  auf  der  Universität  Leyden  1575—1879'.  Ibid.  p.  204—226.—  $)  Arp4d  Karolyi, 
'Das  grofse  Kriegsunternehmen  des  deutschen  Reiches  in  Ungarn  im  Jahre  1542/  'A  neäflt 
birodalom  nagy  hadi  vallalata  Magyaror&zagon  1542',  erstlich  in  den  'Siandok*  (d.  i.  «Jakr- 
hunderte')  1880;  dann  auch  separat.  Budapest,  Karl  Knoll.  —  4)  Alb.  Amlacher,  Urku- 
denb.  z.  Gesch.  d.  Stadt  u.  d.  Stuhle«  Broos.  —  5)  Alex.  Szilagyi,  Monumente  Ooaitiatii 
regni  transsyWaniae.     Bd.  VI.     Budapest,   1880.     Gr.  8.     554  8. 


Österreich  and  Ungarn.     (Ungarn.)  111,125 

bürgisch  -  angarische  Geschichte  sind  diese  'Monumenta*  auch  von  hohem 
Werte  für  die  Kenntnis  der  Zustände  und  Verhältnisse  in  der  benachbarten 
Moldau  und  Walachei. 

Von  demselben  ebenso  eifrigen  als  tüchtigen  Geschichtsforscher  und 
Historiker  erschien  auch  der  vierte  Band  der  historischen  Schriften  des 
Stefan  Szamosközy  unter  dem  Titel:  'Die  geschichtlichen  Fragmente  (1542 — 
1608)  des  Stefan  Szamosközy1;1)  nach  den  Originalen  und  korrekten  Exem- 
plaren herausgegeben  von  Alex.  Szilägyi.  Der  stattliche  Band  enthält 
Aufzeichnungen  vermischten  Inhalts  zur  Aufklärung  der  Innergeschichte 
Ungarns  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVL  und  zu  Anfang  des  XVII.  Jhs. 

Einen  dankenswerten  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  des  XVI.  u.  XVTL  Jhs. 
bietet  die  Fortsetzung  des  bereits  in  unserem  früheren  Berichte  vom  J.  1879 
('Historische  Jahresberichte'  II  Jg.  HL,  133)  erwähnten  Werkes  über  'Unga- 
risches Familienleben  und  ungarischen  Haushalt  im  XVI.  u.  XII.  Jh.'*)  vom 
Freiherrn  Adalbert  von  Radvänfsky.  Die  erste  Hälfte  des  I.  Bandes, 
welche  im  J.  1880  nach  Bd.  IL  u.  HI  erschienen  ist,  bespricht  die  Nahrung, 
das  Möblement,  das  Bettgewand,  die  Schlafenszeit,  das  Aufstehen  und  An- 
kleiden und  die  Beschaffenheit  und  Arten  der  Kleidung  (Leibwäsche,  Fufs- 
bekleidung,  Männer-  und  Frauenkleidung).  Der  Vf.  erweist  sich  als  eifriger 
und  verständiger  Sammler  und  hat  mit  dieser  Arbeit  der  Geschichtskenntnis 
gute  Dienste  geleistet. 

Das  fleifeig  gearbeitete  Buch  des  evangelischen  Pfarrers  von  B61a 3)  möge 
den  Übergang  bilden  von  der  Litteratur  über  das  XVII.  zu  jener  über  das 
XVni.  Jh.,  da  es  ja  über  die  Ereignisse  auf  dem  Zipser  Boden  gerade  aus 
der  leidensvollen  Zeit  des  XVII.  und  den  Beginn  des  XVIII.  Jhs.  so  manches 
zu  berichten  hat.  Pfarrer  Weber  erzählt  gut,  obgleich  seine  geschichtlichen 
Mitteilungen  nicht  immer  auf  streng  wissenschaftlicher  Grundlage  beruhen. 

Am  Eingange  des  achtzehnten  Jahrhunderts  begegnen  wir  zunächst 
wieder  dem  unermüdlichen  Erforscher  und  Schilderer  der  Rdköczi-  Periode, 
Koloman  Thaly;  nebst  dem  Abschlüsse  des  schon  früher  (1.  c.  p.  135)  be- 
sprochenen 'Feldzuges  jenseits  der  Donau  im  J.  1707'  veröffentlichte  derselbe 
im  J.  1880  eine  umfangreiche  Monographie  über  den  'Rdköczischen  Bri- 
gadier Ladislaus  Ocskay'*),  worin  der  Vf.  auf  einer  sehr  breitspurigen,  doch 
auch  vielfach  interessanten  und  wertvollen  Quellenforschung  ein  Bild  des  Kriegs- 
lebens in  Oberungarn  in  den  Jahren  von  1703 — 1710  giebt  und  dabei  ins- 
besondere das  Leben,  die  Thaten  und  den  Charakter  Ocskays  einer  ein- 
gehenden, scharfen,  aber  nicht  stets  objektiven  Darstellung  und  Kritik  unter- 
zieht. Th.  schwärmt  für  Räköczi  und  schildert  infolge  dessen  die  Gegner 
desselben  in  den  dunkelsten  Farben.  So  wertvoll  deshalb  des  Vfs.  Quellen- 
publikationen sind,  wiewohl  auch  diese  der  entprechenden  wissenschaftlichen 


1)  Alex.  Szil&gy  i,  Monumenta  Hungariae  Hist  2.  Abt :  Schriftsteller.  Bd.  XXX:  'Szamos- 
közy  törteneti  munkai',  d.  i.  «Szamosközys  historische  Schriften.'  Bd.  IV.  Budapest  Gr.  8.  402  S. 
—  2)  Frh.  Adalb.  t.  Badvanfsky,  «Magyar  csaladelet  es  haztartas  a  XVL  6s  XVII.  szazadban'. 
Budapest  I.  Bd.,  1.  Hälfte.  Gr.  8.  —  3)  Sam.  Weber,  'Zipser  Geschieht«-  u.  Zeitbilder*. 
Ein  Beitrag  zur  vaterländischen  Geschichte.  Leutschau.  Gr.  8.  392  S.  Mit  fünf  Ansichten 
und  einer  Tafel  Siegel-Abbildungen,  Zips  betr.  —  4)  'Ocskay  Lascio'.  II.  Raköcsi  Ferencs, 
fejedelem  Dandarnoka  6s  a  felsömagyarorszagi  hadjaratok  1703—1710.  Eredeti  levelezesek  es 
egykoru  Kütfök  utan  irta  Thaly  Kaiman/  D.  i.  «Ladislaus  Ocskay,  der  Brigadier  des 
Fürsten  Franz  II.  Rakoczi  und  die  oberungarischen  Feldzüge  1703 — 1710.  Nach  den  Origi- 
nalkorrespondenzen  und  nach  zeitgenössischen  Quellen  verfafst  von  K.  Th.  Budapest.  Gr.  8. 
328  S. 


HI,126  XVIII.  3.    J.  H.  Schwickor: 

Ausrüstung  oft  entbehren,    so   wenig  befriedigt  dessen  leidenschaftlich  ein- 
seitige Aufarbeitung  des  gesammelten  Stoffes. 

Wir  vermeiden  die  Anführung  kleinerer  Arbeiten,  wie  solche  aus  der 
Zeit  des  XVIII.  Jhs.  in  der  trefflich  redigierten  Zeitschrift  der  ungarischen 
historischen  Gesellschaft  'Szdzadok',  d.  i.  'Jahrhunderte',  auch  im  J.  1880 
erschienen  sind.  Eine  überaus  anziehende  Arbeit  ist  die  (II.)  Fortsetzung 
der  'Studien  zur  Geschichte  Siebenbürgens  aus  dem  XVIII.  Jh.'  von  Johannes 
Höchsmann,1)  welche  die  Zeit  von  1723 — 1754  umfällst  und  quellen- 
mäfsige  Beiträge  zur  Geschichte  der  gegenseitigen  Beziehungen  der  sieben- 
bürgischen  Landstände,  dann  zur  Geschichte  des  Jesuitismus  und  der  kirch- 
lichen Wirren  in  Siebenbürgen,  zur  Geschichte  des  Kontributionswesens  etc. 
liefert  und  in  diesen  Punkten  zum  teil  überraschende  Aufklärungen  enthält 
An  diese  Arbeit  schliefst  sich  die  Studie  'Hermannstadt  in  der  zweiten  Hilfte 
des  vorigen  Jahrhunderts*8)  von  Dr.  Eduard  Wertheimer.  Nach  hand- 
schriftlichen Quellen  und  auf  Grund  der  vorhandenen  Litteratnr  entwirft  der 
Vf.  ein  interessantes  Detailbild  von  dem  socialen  Leben  und  Treiben  der 
genannten  Sachsenstadt.  Dabei  versteht  es  der  historisch  tüchtige  Autor,  die 
oft  kleinlichen  Zustände  und  Verhältnisse  im  Lichte  und  unter  dem  um- 
gestaltenden Einflüsse  der  damaligen  grofsen  Zeitereignisse  zu  beleuchten. 
Sehr  wertvolles  Material  zur  genaueren  Kenntnis  dieser  siebenbürgisch- 
sächsischen  Zustände  bietet  die  Fortsetzung  der  (im  zweiten  Berichte  p.  137 
erwähnte)  Selbstbiographie  Michael  Konrads  v.  Heidendorf,8)  welche  die  JJ. 
1770  u.  1771  umfafst.  Diese  Selbstbiographie  erscheint  als  eine  historische 
Quelle  ersten  Ranges.  Zeitlich  folgt  dieser  Quelle  die  'Kurze  Nachricht  von 
demjenigen,  was  sich  bey  der  Gegenwart  Ihro  Majestät  des  Rom.  Kaysen 
Joseph  des  II.  in  Kronstadt  1.  in  der  grofsen  Pfarrkirche,  2.  im  Gymnasio  und 
3.  bey  den  zweyen  deputirten  des  Burzenländischen  Capitols  dem  Litb.  dann. 
Czover  und  G.  Preidt  allergnädigst  ertheilten  Audience  Merkwürdiges  zuge- 
tragen hat  (6.  u.  7.  Juni  1772).  Beschrieben  von  Georg  Preidt,  Stadt- 
pfarrer*.4)  Diese  schlichte  Erzählung  ist  von  besonderem  Interesse  im  Hin- 
blicke auf  die  Fragen  und  Aufforderungen  Josefs  II. 

Mit  der  Zeit  des  grofsen  Menschenfreundes  und  Reformators  Josef  IL, 
dessen  hundertjähriger  Regierungsantritt  ja  in  das  Jahr  1880  gefallen,  be- 
schäftigt sich  die  neueste  historische  Litteratur  Ungarns  ebenfalls  in  mehr 
eingehender  Weise.  Eine  Abhandlung  von  Dr.  Heinrich  Marczali  schildert 
die  'ersten  Expansionspläne  Josef  IL',5)  wonach  der  Kaiser  sein  Bündnis  mit 
Katharina  IL  (21.  Mai  1781)  zur  Zertrümmerung  der  Türkei  und  für  Ge- 
winnung erheblicher  Landstriche  vom  schwarzen  Meere  bis  an  die  Adrit 
ausnützen  wollte;  namentlich  waren  des  Kaisers  Absichten  auch  auf  Venedig 
und  dessen  Gebiet  gerichtet.  Der  Gang  der  Unterhandlungen  über  diese 
Eroberungsprojekte,  die  allerdings  schon  bekannt  waren,  ist  hier  großenteils 
nach  bisher  unedierten  Archivalien  erzählt.  Streng  quellenmäfsig  ist  auch 
die   akademische  Studie   über   die   'projektierte  Quadrupel -Allianz  zwischen 


1)  J.  Höchsmann  i.:  Archiv  d  Vor.  f.  riebenb.  Ldskde.  N.  F.  Bd.  X\L  p.  18- 
157.  —  2)  Ed.  Wertheimer,  in  ungarischer  Sprache  in  den  <8saiadok.'  Hft  V.  i.  VI; 
dann  auch  deutsch  in  der  'Ungarischen  Revue'  (Budapest,  1881)  erschienen.  —  3)  Vg).  Area, 
d.  Ver.  f.  siebenb.  Landeskunde,  N.  F.  Bd.  XVI.  p.  158  -204.  —  4)  Mitget  y.  BeaUeai* 
Gust  Schief  in:  Arch.  d.  Ver.  riebenb.  Ldskde.  N.  F.  Bd.  XV.  p.  658—661  — 
5)  H.  Marczali,  Masodik  Jözsef  elsö  terjeszkedesi  tervei  i.  d.  SsAsadok  d.  i:  Jahrhuaderts. 
p.  185—206. 


Österreich  and  Ungarn.     (Ungarn.)  JU  127 

Österreich,  Rufsland,  Frankreich  und  Spanien  1787 — 1790*  von  Prof.  Dr. 
Ed.  Wertheimer,1)  in  welcher  der  Vf.  auf  Grund  eingehender  archiva- 
lischer  Forschungen  im  Wiener  Staatsarchive  das  zweite  Zusammentreffen 
Josefs  II.  mit  Katharina  II.  von  Rufsland  und  die  daran  geknüpften,  re- 
sultatlosen diplomatischen  Bemühungen  zur  Schaffung  eines  Bündnisses  der 
obengenannten  vier  Mächte  gegen  die  Türkei  und  gegen  die  verbündeten 
Staaten  von  England  und  Preufsen  in  anziehender  Weise  darstellt. 

Die  Einzelforschungen  über  die  'Jakobiner  in  Ungarn',  nämlich  über  den 
Abt  Martinovics  und  seine  Genossen,  deren  wir  in  unserem  zweiten  Berichte 
(1.  c.  p.  136—  147)  gedacht  haben,  hat  nun  der  gelehrte  Vf.,  Dr.  Wilhelm 
Frakndi,  in  einer  Neubearbeitung  zu  einem  selbständigen  Buche  zusammen- 
gefafst  unter  dem  Titel:  'die  Verschwörung  der  Martinovics  und  seiner  Ge- 
nossen'*)  und  damit  zum  erstenmal  eine  zusammenhängende  und  in 
vielen  Punkten  abschliefscnde  Darstellung  über  diese  bisher  im  Halbdunkel 
der  Sage  und  Dichtung  schwebende  Episode  gegeben.  Dankenswert  ist  auch 
der  Wiederabdruck  des  ,Revolutionskatechismus'  von  Martinovic. 

Das  Leben  des  'Historikers  Benedikt  Virag'  (1752—1830),  des  Ver- 
fassers der  'Magyar  Szazadok',  d.  i.  'Ungarns  Jahrhunderte'  (3.  Aufl.  1862— 
63  in  fünf  Bänden),  schilderte  aus  Anlafs  der  50jährigen  Totenfeier  dieses 
nationalen  Geschichtsschreibers  Michael  Zsilinfsky3)  in  den  ,Szazadok' 
p.  207 — 222.  An  einen  andern  bedeutenden  Mann,  dessen  Geburt  noch  in 
das  vorige  Jahrhundert  fallt,  der  aber  in  seinem  Wirken  voll  und  ganz 
unserem  Säkulum  angehört,  erinnert  die  Gelegenheitsschrift:  'Graf  Stefan 
Szechenyi  und  die  Gründung  der  ungarischen  Akademie',4)  welche  der  Aka- 
demiker Dr.  Karl  Szafs"  im  Auftrage  der  ungarischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften bei  Gelegenheit  der  Enthüllung  des  Szechenyi-Denkmals  in  Budapest 
verfafst  hat.  #Szafs  giebt  in  seiner  Schrift  zugleich  eine  Geschichte  der  älteren 
Versuche  zur  Errichtung  einer  ungarischen  Gelehrten- Gesellschaft  und  er- 
zählt zum  ersten  Male  in  authentischer  Weise  die  Vorgänge  bei  der  Gründung 
der  heutigen  ungarischen  Akademie,  die  bekanntlich  dem  hochherzigen  Opfer 
des  Grafen.  St  Sz6chenyi  ihre  erste  sichere  materielle  Grundlage  verdankt,  und 
schildert  die  erste  Zeit  der  Thätigkeit  dieser  neuen  Gelehrten-Societät. 

Das  neunzehnte  Jahrhundert  ist  die  Zeit  der  Memoiren  und  der  Dar- 
stellung persönlich  erlebter  Ereignisse.  Die  schon  in  unserem  zweiten  Be- 
richte besprochenen  Memoiren  des  Gelehrten  und  Politikers  Franz  Pulfzky 
sind  auch  in  deutscher  Sprache  erschienen. 5)  Sie  behandeln  im  zweiten 
Bande  des  Vfs.  Erlebnisse  während  der  ungarischen  Revolution.  Der  Autor 
ist  jedoch  nur  von  wenigen  Ereignissen  in  Ungarn  Augenzeuge;  besonderes 
Interesse  haben  seine  Mitteilungen  über  den  ungarischen  Landtag  1847/1848, 
über  die  Revolution  in  Wien  und  Pest,  über  die  Schlacht  bei  Schwechat.  Ende 
Dezember  1848  begab  sich  P.  im  Auftrag  der  revolutionären  Regierung  ins 


1)  Ed.  Wertheimer,  'A.  tervezett  negyes  szoTetseg  Ausztria,  Orosz-,  Franczia-  et  Spa- 
nyolorszag  közt\  (Budapest)  Gr.  8.  91  S.  —  2)  ,MartinoYics  6s  tarsainak  öaszee  aküyese'. 
(Budapest,  1880.)  Gr.  8.  XIII  u.  441  S.  (Tgl.  den  Artikelcyklus :  'Die  Jakobiner  in  Ungarn' 
Ton  Prof.  Dr.  Schwickor  in  der  'Literarischen  Beilage'  der  , Wiener  Montagsrerue'  1881. 
Nr.  41,  43  u.  45.)  —  3)  Mich.  Zsilinfski,  der  Historik.  Benedikt  Virag  i.:  Szazadok,  p.  207 
— 22.  —  4)  K.  Szafs,  'Graf  Szechenyi  Jstvan  es  az  akademia  megalapitasa'.  (Budapest)  Lex.- 
Form.  257  S.  Hier  verweisen  wir  zugleich  auf  den  Separatabdruck:  'Die  Grafen  3zechenyi' 
ron  Dr.  Const  y.  Wurzbach,  aus  dessen  'Biograph.  Lexikon  des  Kaisertum»  Österreich*. 
(Wien,  1880.)  Bd.  41.  p  226—289.  —  5)  Franz  Pulfzki,  Meine  Zeit,  mein  Leben. 
Bei  C.  Stampfel  in  Prefsburg  und  Leipzig,  autorisirte  Ausgabe.     Gr.  8.     Bd.  II.     411  S. 


HI,128         *  XVIII.  3.   J.  H.  Schwicker. 

Ausland  (nach  Paris  und  London);  seine  Begegnisse  mit  den  dortigen  hervor- 
ragenden Staatsmännern  und  Politikern  und  deren  Haltung  und  Äufserongen 
in  Bezug  auf  die  Bewegung  in  Ungarn  geben  zur  richtigen  Beurteilung  dieser 
Bewegung  manchen  erwünschten  Aufschlufs.  Dem  Buche  sind  interessante 
Briefe  der  Grafen  Ladislaus  Teleki  und  Kasimir  Batthyanyi  beigefügt 

Als  eine  historische  Quelle  ersten  Banges  erweist  sich  auch  das  Memoiren- 
werk Ludwig  Kossuths,1)  das  in  ungarischer  und  deutscher  Sprache  er- 
scheint. Der  erste  Band  (gr.  8.  XXXIV  u.  560  S.)  behandelt  die  Geschichte 
des  italienischen  Krieges  von  1859.  Nach  einem  weitläufigen  'Vorworte'  und 
einer  'Orientierung'  giebt  der  Vf.  in  8  Kapiteln  eine  Darstellung  Aber  die 
Entstehung  des  italienischen  Krieges,  über  die  Verbindungen  der  auf  dem 
Kontinente  lebenden  (ungarischen)  Emigration  mit  den  Regierungen  von 
Frankreich  und  Turin  vor  dem  Kriege  und  ihre  Korrespondenz  mit  Kossath, 
über  des  Letzteren  Berufung  nach  Paris,  dessen  Konferenzen  mit  dem  Prinzen 
Napoleon  und  mit  dem  Kaiser  Napoleon  HL;  dann  über  die  Schaffung  eines 
'ungarischen  Nationaldirektoriums1  und  dessen  Thätigkeit  in  England,  Italien, 
in  der  Walachei,  in  Serbien,  über  die  Errichtung  einer  ungarischen  'National- 
Armee'  und  die  Vorbereitungen  einer  Invasion  nach  Ungarn;  endlich  Aber 
das  Ende  dieser  Hoffnungen  der  Emigration  durch  den  Waffenstillstand  von 
Villafranka  und  die  Auflösung  der  'ungarischen  Armee'  in  Italien.  Die  hier 
gebotenen  Mitteilungen  haben  namentlich  in  ihrem  dokumentarischen  Teile 
einen  beträchtlichen  historischen  Wert  Für  den  diplomatischen  Scharfsinn 
und  die  politische  Voraussicht  Kossuths  sind  diese  Memoiren  böse  Zeugen. 

Zum  Schlüsse  unserer  Revue  gedenken  wir  noch  der  Rede  des  verdienst- 
vollen siebenbürgisch- sächsischen  Historikers  Dr.  Gf!  D.  Teutsch,*)  welche 
derselbe  bei  Gelegenheit  der  33.  Generalversammlung  des  Vereins  Air  sieben- 
bürgische  Landeskunde  (am  23.  August  1880)  in  Broos  gehalten  hat  nnd 
worin  der  gelehrte  Verfasser  und  gewandte  Redner  ein  überaus  anziehendes 
und  lehrreiches  Bild  aus  dem  Innerleben  des  siebenbürgisch- sächsischen 
Volkes  in  der  ersten  Hälfte  unseres  Jahrhunderts  zeichnet 

Aus  dem  Gemisch  der  kleineren  Völker  Ungarns  heben  sich  charakte- 
ristisch ab:  die  Zigeuner,  deren  Miklosisch*)  sich  forschend  angenommen; 
der  Schwaben,  deren  Milner4)  gedenkt;  der  Serben,6)  die  Schwicker  be- 
handelt. Das  geistige  Leben  betrifft  Hunfalvy's  Arbeit;6)  die  Wappen  der 
Könige  Ungarns  bat  Alten  berger7)  gesammelt,  den  Überblick  über  Ungarns 
Geschichte  bietet  (wohl  populär)  Fessler.8) 


1)  L.  Kosauth,  seit  1880  unter  dem  Titel:  »Meine  Schriften  an«  der 
Die  autorisierte  deutsche  Ausgabe  bei  C.  Stampfe  1  in  Profsburg  und  Leipzig.  1880.  —  2)0. 
D.  Teutsch,  Denkrede  auf  Dr.  Josef  Wächter  i.:  'Archiv  f.  siebenb.  Ldakde.'  N.  F.  Bd.  XU 
p  1 — 19.  —  3)  Miklosich,  Mundart  u.  Wanderungen  der  Zigeuner.  Denkschr.  «LWiaa. 
Akad.  Vgl.  Sitzungsber.  1879.  —  4)  Milner,  Schwab.  Kolonist  L  Ungarn,  i.:  t-  Hottsfls- 
dorff  Zeit-  und  Streitfragen.  IX.  Jhrg.  14.  —  5)  Schwicker,  Polit.  Gesch.  d.  Serbe«  ii 
Ungarn.  Budapest,  Aigner.  —  6)  Hunfalyy,  Litterar.  Berichte  aus  Ungarn.  —  7)  Altea- 
bergor,  Wappenbuch  der  Könige  Ungarns.  —  8)  Kessler,  Geschichte  Ungarns. 


Schwein.  IH,12d 


XIX. 

0.  Dändliker. 

Schweiz. 

Das  Reformationszeitalter  hat  durch  die  schweizerischen  historischen 
Publikationen  der  letzten  Jahre,  and  so  auch  des  vergangenen  Jahres  1880, 
eine  eingehende  Berücksichtigung  erfahren. 

Die  schon  früher  begonnene  und  hier  angezeigte  Aktenpublikation 
zur  Ergänzung  der  eidgenössischen  'Abschiede'1)  hat  erfreulichen 
Fortgang  genommen.  Der  HI.  Bd.  enthält  nicht  weniger  als  1630  Nummern 
von  Regesten  und  in  extenso  gedruckten  Akten,  Briefen  und  Korrespondenzen, 
über  den  kurzen  Zeitraum  vom  Januar  bis  11.  Oktober  1531.  Die  Krisis 
dieses  Jahres,  der  zweite  Kappelerkrieg  und  alle  seine  vorberei- 
tenden Akte,  treten  in  vollständiger  Beleuchtung  uns  entgegen.  Wir  heben 
besonders  hervor:  die  vielen  Verhandlungen  wegen  Zürichs  Vorgehen  in  St. 
Gallen,  die  Händel  im  Thurgau  und  den  gemeinen  Herrschaften,  die  Streitig- 
keiten in  Sachen  der  Reformation  der  Westschweiz  (Grandson,  Orbe),  dann 
der  Musserkrieg,  über  dessen  Verlauf  und  Folgen  ein  weitschichtiges  Material 
vorliegt,  dann  über  den  Landfrieden.  Von  gröfstem  Interesse  ist  es,  die 
fortlaufende  Alarmierung  der  beiden  konfessionellen  Lager  durch  Gerüchte, 
kleinliche  Vorfälle,  Neckereien,  Schmähungen  und  dgl.  zu  verfolgen  (vgl. 
No.  158,  261,  320,  321,  337,  394,  507,  522,  575  a,  581,  648,  649,  653, 
688  u.  s.  f.).  Wertvoll  ist  es,  das  Verhältnis  von  Zürich  und  Bern  sich  zu 
vergegenwärtigen.  Anfangs  des  Jahres  ist  Zürich  eifrig  und  gar  kriegslustig 
(No.  158),  Bern  dagegen  hält  zurück,  setzt  einen  Dämpfer  auf  (No.  210) 
und  will  lieber  Proviantabschlag  statt  Krieg;  vgl.  auch  470.  Der  Musser- 
krieg treibt  die  Spannung  zwischen  Zürich  und  den  V  Orten  aufs  höchste. 
Im  August  ahnen  die  Reformierten  die  kriegerischen  Absichten  der  V  Orte; 
schon  1.  Aug.  erwartet  Zürich  den  Aufbruch  der  V  Orte  (No.  1070)  und 
erhält  Ende  August  bestimmte  Andeutungen  (1239,  1261).  Wirklich  be- 
schliefsen  die  V  Orte  am  25.  August  die  Rüstung  (No.  1213  b).  Im  Sept. 
Stents  schon  schlimm  (No.  1302)  und  Bern,  das  noch  kürzlich  zur  Vorsicht 
gemahnt  (No.  1095),  ist  jetzt  entschlossen,  auch .  einzutreten  (No.  1314). 
Anzeichen  von  Einverständnis  Österreichs  mit  den  V  Orten  sind  vorhanden 
(No.  1105  und  1370).  Aller  Mahnungen  und  Warnungen  ungeachtet  aber 
bleibt  nunmehr  Zürich  lässig  und  ruhig;  es  will  die  Nachrichten  von  Rüstungen 
der  Gegner  gar  nicht  glauben  (No.  1503),  und  Bern,  das  bereits  gerüstet 
(No.  1506),  beklagt  sich,  dafs  es  von  Zürich  zu  wenig  über  die  Dinge  in- 
struiert werde  (No.  1538,  1539).  Am  9.  Oktober  beschliefsen ,  wie  der  Vf. 
in  wesentlicher  Ergänzung  der  'Abschiede'  nachweist,  die  V  Orte  den  Krieg 


1)  Dr.  Joh.  Strick ler,  Akteneammlung  zur  schweizerischen  Reforraationsgeechichte  in 
den  JJ.  1521—1532  im  Anschluß»  an  die  gleichzeitigen  oidgenoss.  Abschiede  hearh.  u.  herans- 
geg.  III.  Bd.  IV.  Bd.  (Bogen  1—23.)  Zürich.  Über  letzteren  vgl.  den  folgend.  Jahre« b. 
d.  Gesch. 

Historisohe  Jahresberichte.    lttöO,    III,  9 


111,130  XIX.    C.  Dändliker: 

auf  einem  Tag  zu  Brunnen;  das  Kriegsmanifest  ergeht;  erst  am  10.  Oktober 
Abends  mahnt  Zürich  förmlich  Bern;  der  11.  brachte  schon  die  Katastrophe! 
Die  Ursachen  von  Zürichs  Lähmung  hat  schon  vor  Jahren  ein  trefflicher 
Kenner  der  Reformation  grell  beleuchtet ')  Das  Verhältnis  von  Zürich  und 
Bern  aber  bedarf  einer  eingehenden  und  gründlichen,  besonderen  Unter- 
suchung, da  ein  früherer  Versuch  der  Darstellung  desselben  als  gänzlich 
mifslungen  betrachtet  werden  mufs.  *)  Das  vorliegende  Buch  liefert  auch 
hierfür  willkommenes  Material.  Die  Geschichtsforschung  kann  dem  selbstlos 
und  emsig  arbeitenden  Herausgeber  dieser  Akten  nur  zu  grofsem  Dank  ver- 
pflichtet sein.8) 

Sulzberger  behandelt  Graubündten. 4) 

Mit  der  Reformation  der  Nord-  u.  Ostschweiz  geht  diejenige  der  West- 
schweiz, die  von  Genf  ausging,  parallel;  nur  dafs  diese  letztere  zeitlich  viel 
mehr  gegen  Mitte  und  Ende  des  Jahrhunderts  sich  hinauszieht.  Schon  im 
vorletzten  Jahresbericht  war  darauf  hingewiesen,  dafs  diese  Genfer  Refor- 
mation einen  tüchtigen,  auf  den  Standpunkt  der  strengurkundlichen,  nüch- 
ternen und  völlig  objektiven  Forschung  sich  stellenden  Bearbeiter  gefunden.6) 
Eine  neue  Lieferung  seines  Werkes  brachte  das  Berichtjahr.6)  In  derselben 
sind  die  Ereignisse  von  Ende  1559  bis  1561  vorgeführt  und  hier  besonders 
die  Beziehungen  dargestellt,  in  welche  die  reformierte  Genfer  Republik  trat 
mit  Savojen,  mit  Bern  und  den  Eidgenossen  und  mit  der  französischen  Macht 
Von  hohem  Interesse  ist  besonders  die  Darlegung  der  Verbindungen,  die 
Genf  pflegte  zu  der  hugenottischen  Partei  in  Frankreich,  zu  den  reformierten 
Kirchen  Frankreichs,  und  der  Stellung,  die  Genf  einnahm  zu  der  jesuitischen 
Gegenreformation  und  den  beginnenden  französischen  Religionshftndeln.  Als 
merkwürdiges  Gegenstück  dazu  erscheint  der  mehr  als  hundert  Jahre  später, 
1679  von  Frankreich  aus  in  Scene  gesetzte  Versuch,  im  Anschluß  an  eine 
neu  erstellte  französische  Residentschaft  zu  Genf,  dort  den  Katho- 
licismus  herzustellen.7) 

Die  zweite  Hälfte  des  XVI.  Jhs.  ist  auch  für  die  deutsche  Schweiz  die 
Zeit  der  Gegenreformation.  Es  beginnt  die  Trennung  in  eine  reformierte 
und  katholische  Eidgenossenschaft.  Man  weifs,  dafs  diese  Trennung  ganz 
besonders  sich  im  Verhältnis  der  Schweiz  nach  aufsen  geltend  macht,  in 
der  Stellung  namentlich  zu  den  konfessionellen  Fragen  des  Auslandes.  Die 
Unterstützung,  welche  die  katholischen  Orte  der  Eidgenossenschaft  recht  im 
Gegensatz  zu  ihren  Bundesbrüdern  dem  französischen  Königtum  leisteten  zur 
Unterdrückung  der  Hugenotten,  ist  hierfür  besonders  bezeichnend.  Der  her- 
vorragendste Führer  nun  dieser  kriegerischen  Aktion  der  schweizerischen 
Katholiken  in  Frankreich  und  das  Haupt  der  gegenreformatorischen  Be- 
wegung in  der  Schweiz,  war  Ludwig  Pfyffer  von  Luzern.  Leben  und 
Thaten  dieses  Mannes  im  Zusammenhang  mit  der  ganzen  Zeitgeschichte  zu 
schildern,  hat  sich  ein  hervorragender  katholischer  Geschichtsforscher  vor- 
genommen,  und  im  Berichtjahr  ist  von   diesem  Werk  der  erste  Band  er- 


1)  Prof.  Sah  Vögolin,  Lehrb.  d.  Schweizorgesch.  1872.  8.  273—278.  —  2)  8.  diäte 
'Jahresberichte'.  Jahrg.  1878.  S.  539.  —  3)  Wir  bemerken  im  Anschlafs  in  diese  Be- 
sprechung, daf»  in  der  historischen  Zeitschrift  von  Sybel  im  Berichtsjahr  Prof.  Dr.  Meyer 
von  Knonau  eine  interessante  Zusammenfassung  des  Inhaltes  der  früher  erschienenen  'Ab- 
schiede' von  1586  ff.  publiziert  hat.  •  •  4)  Sulzberger,  Gesch.  <L  Bei.  in  Qraabündtem.  — 
5)  Amodee  Roget,  Hist  du  peuple  de  Genevo  depuis  la  reforme  jusqu'a  l'oacalade.  Genta, 
Jullien.  -  0)  Tome  sixieme  —  Ire  iivraison.  —  7)  Killiet,  le  Retebliaa.  da  Cathol.  i 
Cientye  il  y  a  deux  sieden.     Genevo. 


Schweiz.  111,131 

schienen,1)  nach  Umfang  und  Inhalt  die  namhafteste  Erscheinung  historio- 
graphischer  Art  aus  der  schweizerischen  Litteratur  des  J.  1880.  „Unter  den 
Schweizern,  welche  in  den  bewegten  Zeiten  des  ausgehenden  XVI.  Jhs.  eine 
über  die  Marken  des  Heimatlandes  hinausgehende  Bedeutung  erlangten,  steht 
der  luzernische  Schultheis  Ludwig  Pfyfter  obenan.  Sein  Name  ist  mit  der 
Bezeichnung:  'der  Schweizerkönig'  legendär  geworden.  Nachdem  er,  nach 
wenig  bekannten  Anfängen,  als  Hauptmann  eines  Fähnleins  Eidgenossen  auf 
dem  Schlachtfeld  von  Dreux  zum  Obersten  über  6000  Schweizer  geworden, 
stand  er  7  Jahre  lang  an  der  Spitze  der  schweizerischen  Hilfsvölker,  welche 
den  Kern  der  Heere  Karls  IX.  in  den  Kriegen  gegen  die  Hugenotten  bil- 
deten. Niemals  hat  ihn  während  dieser  Zeit  das  Glück  verlassen.  Ins  Vater- 
land zurückgekehrt  nach  der  Schlacht  bei  Montcontour,  hat  er  24  Jahre  lang 
mit  eben  demselben  Glück  und  Erfolg  an  der  Spitze  seiner  Vaterstadt  und 
der  katholischen  Partei  in  der  Eidgenossenschaft  gestanden.  Wie  er  als 
Kriegsmann  seine  Scharen  zu  undurchdringlicher  Phalanx  zu  ordnen  ver- 
stand, so  hat  er  auch  als  Staatsmann  durch  feste  Organisation  im  Inneren 
und  durch  auswärtige  Bündnisse  die  politische  Stellung  der  katholischen 
Schweizerkantone  zu  seiner  Zeit  unangreifbar  gemacht.  Und  wie  er  im 
Kriege  grofse  Erfolge  mit  verhältnismäfsig  kleinem  Verlust  an  Menschen- 
leben erzielte,  so  hat  er  auch  in  der  Politik  die  Interessen  der  katholischen 
Orte  in  der  Eidgenossenschaft  gesichert,  ohne  dafs  während  der  langen  Jahre 
seines  vorherrschenden  Einflusses  der  innere  Friede  einen  Bruch  erlitten 
hätte.  Dem  restaurierten  Katholicismus  mit  Hilfe  der  Schweizer  die  Oberhand 
in  Frankreich  zu  erhalten  und  dabei  eine  Konflagration  in  der  Eidgenossen- 
schaft zu  verhüten,  waren  die  Zielpunkte  seiner  Politik.  Der  Rückzug  von 
Meaux  hat  ihm  unsterblichen  Kriegsruhm  gebracht,  der  sogenannte  borro- 
mäische  Bund  mit  den  darauf  folgenden  Verträgen  mit  Spanien  und  Savojen 
war  der  Abschlufs  seiner  staatsmännischen  Thätigkeit.  In  Bild  und  Lied, 
selbst  im  Drama  haben  Zeitgenossen  und  Nachkommen  sein  Andenken  ver- 
ewigt, aber  seine  Geschichte  in  Verbindung  mit  der  Geschichte  seiner  Zeit 
quellenmäßig  zu  bearbeiten,  hat  noch  niemand  unternommen." 

Mit  diesen  Worten  charakterisiert  der  Vf.  selbst  Stellung  und  Wirksam- 
keit seines  Helden,  sowie  die  Natur  seines  eigenen  litterarischen  Vorwurfs. 
Der  vorliegende  Band  schildert  vorläufig  nur  die  Feldzüge  in  Frankreich, 
und  trägt  demgemäfs  den  Specialtitel:  'Die  Schweizer  in  den  drei 
ersten  französischen  Religionskriegen  1562 — 1570'.  Es  ist  nicht 
eine  einfache  Lebensbeschreibung,  die  man  hier  suchen  mufs,  sondern  eine 
ganze  Zeitgeschichte,  eine  Darstellung  der  schweizerischen  und  französischen 
Geschichte  während  Pfyffcrs  Lebenszeit.  Nach  einleitenden  Bemerkungen 
über  die  Familie  Pfyffer  und  deren  Stellung  zu  Luzern,  über  die  Anfänge 
der  politischen  und  militärischen  Laufbahn  Ludwig  Pfyffers,  wird  die  Welt- 
lage beim  Tode  Heinrichs  II.  und  das  Verhältnis  der  Schweizer  zu  Frankreich 
im  XVI.  Jh.  geschildert.  Es  werden  dann  die  inneren  Verhältnisse  der  Schweiz 
(die  konfessionelle  Spaltung  seit  dem  Kappelerkrieg  und  die  inneren  Händel) 
geschildert.  Das  Truppenbegehren  Karls  IX.  hätte  15(32  in  der  Schweiz  bei 
der  bestehenden  Spannung  zwischen  Katholiken  und  Reformierten  fast  einen 
Bürgerkrieg  erzeugt.  Mit  grofser  Sorgfalt  entwirft  der  Vf.  ein  ausführliches 
Bild  der  Organisation  und  Taktik  des  schweizerischen  Fufsvolks  im  XVI.  Jh. 


1)    Dr.    A.   Ph.  t.  SegOBser,  Ludwig   Pfyffer   and   »eine   Zeit.     Ein   Stück  franz.   und 
txhweiz.  Gench.  im  XVI.  Jh.     1.  Bd.     Bern. 


HI,132  XSX'    G   Dändliker: 

Dann  folgt  die  Schilderung  der  Feldzüge  bis  1570  (die  durch  eine  Karte 
illustriert  sind)  und  der  inneren  Verhältnisse  der  Eidgenossenschaft,  soweit 
sie  auf  diese  Händel  einwirken.  Die  ganze  Darstellung  ist  das  Resultat  sorg- 
fältiger Studien  und  umfassender  Benutzung  gedruckter  und  ungedrnckter 
Quellen  und  bietet  darum  dem  Geschichtsforscher  und  Geschichtsfreund  eine 
reichliche  Fülle  trefflichen  Stoffes;  nur  schade,  dafs  der  Standpunkt  desVfc. 
als  katholischer  Parteimann  bisweilen  auch  die  Darstellung  nicht  unerheMkh 
beeinflufst  hat. 

Das  XVR  Jh.  brachte  der  Schweiz  zwar  förmliche  Loslösung  vom 
deutschen  Reiche  (1648);  aber  schmachvolle  Abhängigkeit  von  Frankreich 
unter  Ludwig  XIV.  In  der  inneren  Politik  setzen  sich  die  religiösen  und 
politischen  Kämpfe  des  XVI.  Jhs.  (die  religiösen  Streitigkeiten  und  die  Kon- 
flikte zwischen  Absolutismus  und  Demokratie)  fort  Für  alle  diese  Er- 
scheinungen  weist  die  historische  Litteratur  des  J.  1880  Bearbeitungen  und 
Abhandlungen  auf. 

Ein  Mann,  der  an  allen  hervorragenden  Ereignissen  der  Mitte  des  Jahr- 
hunderts teilgenommen:  der  Urner  Landammann  Sebastian  Peregrin  Zwyer 
von  Evibach  hat  einen  sehr  fleifsigen  und  gründlichen  Biographen  ge- 
funden.1) Gleich  allen  Kriegern  und  Staatsmännern  der  Eidgenossenschaft 
im  XVII.  Jh.,  war  Zwyer  im  ausländischen  Dienst  emporgekommen:  SO  Jahre 
alt  bot  er  dem  Hause  Österreich  seine  Dienste^  an  (1619),  zeichnete  sich 
aus  und  wurde  befördert  und  mit  Ehren  überhäuft  Von  1641  an  wurde  er 
der  gewandte  Unterhändler  der  österreichischen  Diplomatie  und  förderte  die 
Interessen  des  österreichischen  Hofes,  ohne  indes  je  nachweislich  diejenigen 
seines  Vaterlandes  aus  den  Augen  zu  lassen;  nach  und  nach  schwang  er 
sich  zum  bedeutendsten  Staatsmann  der  katholischen  Orte  empor.  Als  Ter 
treter  der  kaiserlich -österreichischen  Interessen  bekämpfte  er  in  der  Eid- 
genossenschaft vor  Allem  die  einschmeichelnde  französische  Politik,  und  die« 
zu  thun,  dazu  befähigte  ihn  seine  1645  durch  den  Stand  Uri  getroffene  Wahl 
zum  Vice  Landammann,  als  welcher  er  öfters  an  den  Tagsatzungen  der  Eid- 
genossenschaft teilnahm.  Seinem  Vaterlande,  der  Schweiz,  brachte  er  durch 
seine  Bemühungen  um  die  Exemtion  vom  Reich  auf  dem  westfälischen  Frieden 
vom  1648  eine  bedeutende  Errungenschaft,  und  gerade  dieser  Punkt  ist  bisher 
viel  zu  wenig  beachtet  worden:  Zwyer  liefs,  als  einmal  eine  Vertretung  der 
Schweiz,  resp.  der  Evangelischen,  zur  Thatsache  geworden  war,  keine  Ge- 
legenheit unbenutzt,  diesen  Vertreter,  Bürgermeister  Wettstein  von  Basel,  an 
kaiserlichen  Hofe  zu  empfehlen  und  die  österreichische  Diplomatie  für  die 
Bestrebungen  Wettsteins  günstig  zu  stimmen.  Der  Reformierte  Wettstein  und 
der  Katholik  Zwyer  korrespondierten  eifrig,  arbeiteten  erfolgreich  für  den 
gleichen  Zweck:  die  ehrenvolle  Berücksichtigung  der  Schweiz  im  Weltfrieden; 
in  dieser  gemeinsamen  Arbeit  schlössen  sie  jene  echt  patriotische,  zu  dieser 
Zeit  so  einzig  dastehende  Freundschaft,  die  der  Schweiz  so  viel  Gutes  bitte 
bringen  können,  die  von  den  Zeitgenossen  aber  so  schnöde  verdächtigt  wurde. 
Der  Sieg  der  französischen  Partei  in  Uri  drängte  seit  1653  Zwyera  Einflufs 
als  Vertreter  Österreichs  erheblich  zurück.  Aber  noch  nahm  er  165S  in 
Bauernkrieg  und  1656  im  Vilmergerkrieg  als  katholischer  General  eine  her- 
vorragende Stellung  ein.  Bei  diesem  durch  Religionseifer  entzündeten  Bürger- 
krieg von  1656  nahm  er,    gleich  Wettstein,    eine  so  versöhnliche  Stellung 


1)    K.   C.   Amrein,   S.   P.   Zwyer   von   Evibach.     Ein  Charakterbild   a.   <L  XV1L  A- 
St.  GaJJeo.     (Ursprünglich  Programmarbeit,  nun  selbständige  Schrift.) 


Schweiz.  111,133 

ein  and  kam,  nach  seiner  patriotisch-toleranten  Art,  so  sehr  den  Evangelischen 
entgegen,  dafs  er  von  den  Parteigenossen  des  verräterischen  Umgangs  mit 
den  Andersgläubigen,  des  Hochverrats  und  der  Ketzerei  beschuldigt  ward. 
Daraus  erstand  der  ärgerliche  'Zwyersche  Handel',  der  dem  vielerfahrenen, 
nur  das  Beste  der  Eidgenossenschaft,  die  Einigkeit  und  Kraft  der  Schweiz 
erstrebenden  Staatsmanne  die  letzten  Jahre  sehr  verbitterte.  Er  starb 
1660,  ein  mit  Unrecht  Verfolgter.  —  Die  ganze  Darstellung  ist  mit  Sorgfalt 
verarbeitet  und  liefert  durch  ihre  Gründlichkeit  und  allseitige  Klarheit  ein 
volles  Stück  Zeitgeschichte. 

Was  Zwyer  und  Wettstein  im  J.  1648  in  Anspruch  nahm:  Die  Los- 
sprechung der  Schweiz  vom  deutschen  Reich,  ist  durch  eine  andere  littera- 
rische Arbeit  näher  beleuchtet  und  aufgehellt  worden.1)  Im  Anschlüsse  an 
eine  andere  frühere  Abhandlung2)  wird  die  Abordnung  Wettsteins  nach 
Münster  und  Osnabrück  samt  allen  diesbezüglichen  Verhandlungen  geschildert, 
es  wird  die  Stellung  und  Haltung  der  französischen  Politik  gezeichnet,  der 
drang  der  Geschäfte  Wettsteins  sehr  genau  und  vollständig  dargestellt  auf 
Grund  der  Schriften  und  Relationen  Wettsteins,  insbesondere  aber  der  im 
Nachlasse  Hs.  Ludwig  v.  Erlachs  vorgefundenen  Korrespondenzen  der  fran- 
zösischen Gesandtschaft. 

Neben  Zwyer  und  Wettstein  tritt  in  den  Verhandlungen  zur  Zeit  des 
dreifsigjährigen  Krieges  ein  dritter  schweizerischer  Staatsmann  auf:  Hans 
Ludwig  von  Erlach,  der  jedoch  die  Hauptzeit  seines  Lebens  in  fremden 
Diensten  verbrachte.  Die  durch  Gonzenbachs  grofses  Werk3)  lebendig 
gewordene  Frage  über  seinen  Verrat  hat  zu  einer  Fehde  mit  Molitor  ge- 
fuhrt, die  wohl  ein  überwiegend  für  ersteren  günstiges  Ergebnis  gehabt  hat.4) 
Es  scheint  ein  schweizerischer  Staatsmann  von  unverdienter  Schmach  ge- 
reinigt, vielleicht  sogar,  wie  sich  ein  Recensent  ausgedrückt  hat,  'in  Erlach 
unserer  Geschichte  eine  edle  Heldengestalt  zurückgegeben'. 6) 

Sehen  wir  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  XVIL  Jhs.  hie  und  da  die 
französische  Politik  verhängnisvoll  in  die  schweizerische  eingreifen,  so 
wird  diese  in  der  zweiten  Hälfte  dieser  Epoche,  in  der  Periode  Ludwigs  XTV., 
geradezu  der  bestimmende  Faktor  unserer  Geschichte.  1663  wurde  der  Bund 
der  Xni  Orte  mit  Frankreich  erneuert  und  1664  Mouslier,  ein  gewandter, 
listiger  Intriguant  als  'Resident'  in  die  Schweiz  gesendet,  der  dann  bis  1671 
blieb.  Der  französ.  Gesandte  in  der  Schweiz  war  in  alle  privaten  und  öffent- 
lichen, lokalen  und  nationalen  Angelegenheiten  eingeweiht;  seine  Relationen 
sind  daher  eine  Geschichtsquelle  von  unschätzbarem  Wert;  sie  bieten  ein  so 
vollständiges  Bild  der  schweizerischen  Politik,  wie  man  es  nirgendwo  sonst 
linden  könnte.  Die  Publikation  dieser  französischen  Gesandtschafts- 
berichte mufs  daher  im  Iuteresse  der  nationalen  Geschichtsforschung  sehr 
gewünscht  werden.  Diese  hat  die  schweizerische  geschichtsforschende  Gesell- 
schaft in  die  Hand  genommen,  und  es  ist  mit  derselben  ein  rühmlicher  An- 
fang gemacht  worden:  die  Gesandtschaftsberichte  des  Residenten  Mouslier  sind 


1)  Dr.  v.  Gonzenbach,  Die  Schweiz.  Abordnung  a.  d.  Friedenskongrefs  in  Münster 
u.  Osnabrück  i.:  Archiv  <L  hist  Ver.  d  Kantons  Bern  IX,  4.  —  2)  Dr.  A.  Fechter,  die 
im  westfälischen  Frieden  aasgesprochene  Exemtion  der  Eidgenossenschaft  vom  Reiche,  das 
Verdienst  der  evangelischen  Städte  und  Orte,  i:  Arch.  f  Schweiz.  Gesch.  Bd.  XVIII.  1874. 
—  3)  Dr.  v.  Gonzenbach,  D.  General  Hans  Ludw.  v.  Erlach  von  Castelen.  Ein  Lebens- 
and Charakterbild  a.  d.  Zeit  d.  dreifsigjähr.  Krieges.  Bern.  Erster  Teil  nebst  dazu  gehörigem 
Urkundenbach.  Vgl.  Jahresber.  1879.  in,  153,  192.  —  4)  Vgl.  o.  Kap.  III.  (Abt  III, 
S.  19.)  --  5)  0.  (Oechsli)  im  Feuilleton  der  Neuen  Züricher  Zeitung.    Febr.  1880. 


01,134  XIX.   C.  Dändliker: 

in  mustergiltiger  Weise  gedruckt  samt  einer  einleitenden  sorgfältig  bearbeiteten 
Geschichte  der  Beziehungen  der  Schweiz  zu  Frankreich  während 
Mousliers  Residentschaft x) 

Zu  der  konfessionellen  Spaltung,  der  Ohnmacht  und  der  Abhängigkeit 
vom  Auslande  treten  im  18.  Jh.  noch  die  politischen  Revolutionen  and 
'Verschwörungen'  im  Inneren  als  bedenkliche  Symptome  der  Auflösung. 
Die  berühmteste  dieser  Verschwörungen  war  die  von  Henzi  in  Bern.  Die 
bisherigen  Schilderer  dieses  Ereignisses  stellten  Henzi  als  gemeinen  Verbrecher 
und  Revolutionär  dar,  der  nur  aus  Verbitterung  wegen  Nichtwahl  auf  eine  Ober- 
bibliothekarstelle und  aus  gemeiner  Gesinnung  gegen  das  herrschende  Patriciat 
intriguirte  und  einen  gräulichen  Mordplan  ausheckte.  Eine  Revue  des  Prozesses 
aber  und  eine  kritische  Darstellung,  des  Lebens  und  der  Thätigkeit  Henzis,  die 
Gegenstand  einer  Veröffentlichung  geworden9),  lassen  diese  Dinge  in  ganz 
anderer  Beleuchtung  erscheinen.  Henzi  war  ein  feiner,  hochgebildeter  Schrift- 
steller, von  dessen  Patriotismus,  Geist  und  Edelsinn  Lessing  mit  Hochachtung 
schrieb.  Er  hatte  tüchtigen  Studien  sich  hingegeben  und  handhabte  die  deutsche 
und  franz.,  griech.  und  latein.  Sprache  mit  gröfster  Leichtigkeit.  Er  wurde  ai 
der  Seite  des  Züricher  Bodmer  ein  eifriger  Mitkämpfer  gegen  die  Gottsche- 
dianer.  Seine  Bildung  machte  ihn  politisch  freisinnig:  er  beteiligte  sich  1744 
an  dem  'Memorial'  gegen  die  herrschenden  politischen  Übelstände;  jedem  ge- 
waltsamen Vorgehen  aber  setzte  er  sich  energisch  und  standhaft  entgegen. 
Er  suchte  nach  Lessings  Bemerkung,  'nichts  als  die  Freiheit  bis  zu  ihren 
alten  Grenzen  wieder  zu  erweitern  und  suchte  es  durch  die  allergelindeaten 
Mittel'.  Für  fünf  Jahre  verbannt,  ward  er  1748  begnadigt,  kehrte  voll 
Freude  in  sein  Vaterland  zurück  und  übernahm  eine  Unterbibliothekarstelk, 
diese  quittierte  er  aber  und  meldete  sich,  nach  einem  Geständnis  an  Bodmer, 
nicht  auf  jene  Oberbibliothekarstelle,  weil  sie  ihm  zu  prekär  erschien;  er 
suchte  eine  Anstellung  in  Paris.  Die  Reise  dahin  aber  zog  sich  hinaas,  und 
da  fiel  er  jenen  unruhigen  Geistern  in  die  Hände,  welche,  von  einem  dunkeln 
Drange  getrieben,  die  Bürgerschaft  gegen  die  Regierung  aufhetzten  und  damit 
'sich  selbst  aus  unsicheren  Verhältnissen  zu  retten  suchten'.  Henzi  glaubte, 
es  handle  sich  blofs  um  verstärkte  Erneuerung  des  Auftretens  von  1744; 
die  übrigen  Verschwornen  aber  (die  Gebrüder  Fueter  und  der  Kaufmann 
Wernier  etc.)  sprachen  in  abenteuerlichem  Geschwätz  von  grausen  Umsturz- 
planen.  Henzi  merkte,  in  was  für  Gesellschaft  er  geraten,  wollte  sich  los- 
reifsen  und  nach  Paris  reisen  —  aber  zu  spät!  Die  Regierung  hatte  Wind 
bekommen  und  liefs  alle,  Henzi  (den  man  aus  blindem  Vorurteil  als  Hanpt 
der  Verschwörung  ansah)  voraus,  verhaften  und  ziemlich  rasch  verhören  — 
aus  Henzi  brachte  man  nichts  heraus  — ,  verurteilen  und  —  hinrichten!! 

Die  glänzende  Seite  des  18.  Jhs.  liegt  im  Aufschwung  der  Litteratar, 
und  da  hat  die  Schweiz,  Zürich  speziell,  ein  hervorragendes  Verdienst;  von 
hier  kam  der  Anstofs  zur  Erneuerung  des  litterarischen  Lebens.  Ein 
Vortrag  schildert  Zürichs  Anteil3).  Bodmer  und  Breitinger  hatten  ihre 
Vorläufer  schon  im  XVI.  und  XVII.  Jh.,  Konrad  Gefsner  gab  den  Anstofc 
zur  Sprachvergleichung.     Auf  seine  Anregung  hin  erschienen  Wörterbücher, 


1)  Dr.  P.  Schweizer,  Quellen  z.  Schweizergesch. ,  herausgeg.  v.  <L  allgem.  geachkat- 
fon»ch.  Gosollsch.  d.  Schweiz.  Bd.  IV.  Basel.  (Korrespondenz  der  franz.  Gewandtorhaft  i» 
der  Schweiz,  1664-1671.  —  2)  Dr.  J.  J.  Bäbler,  Samuel  Henzis  Leben  und  8chriftaa. 
Aarau.  —  3)  Dr.  J.  Bächtold,  Die  'Verdienste  der  Züricher  um  dio  deutsche  Phüokfie  aW 
Litteraturgcschichte',  Habilitationsvorlesung  (Separatabzug  ans  der  Neuen  Züricher 


Schweiz.  111,135 

wie  das  von  J.  Grimm  gelobte  des  Josua  Maler  1561.  Unter  abstrusem  Zeug 
findet  man  manch  Treffliches  in  Redingers  Sprachbüchlein  von  1656,  wo 
zuerst  eine  Verwandtschaft  des  Lateinischen  und  Deutschen  geahnt  wird. 
Manche  Schriftsteller  schon  hatten  deutsche  Sprachschätze  publiziert-,  'aber 
die  Herrlichkeit  der  Poesie  des  XIQ.  Jhs.  ruhte  noch  in  vergessenen  Hand- 
schriften, bis  um  die  Mitte  des  XVIII.  Jhs.  nun  diejenigen  Männer  auftraten, 
welche  die  ungeahnten  Schätze  erschlossen,  die  im  deutschen  Epos  und  der 
Lyrik  einer  grofsen  Vergangenheit  lagern':  Bodmer  und  Brei  tinger. 
Bodmer,  ein  Litterat  von  wundersamem  Spürgeist,  wurde  aufmerksam  auf  die 
Gesänge  der  Stauferzeit  und  erwarb  sich  unsterbliches  Verdienst  durch 
Herausgabe  mittelhochdeutscher  Texte  (Minnelieder,  Parcival,  Nibelungen)  und 
durch  Erforschung  der  älteren  Literaturgeschichte. 

Eben  der  herrliche  Aufschwung  der  litterarischen,  wissenschaftlichen  und 
ästhetischen  Kultur,  dazu  auch  der  eigenartige  Charakter  des  XVHI.  Jhs.  als 
Epoche  der  beginnenden  Aufklärung  und  des  Übergangs  zu  einer  neuen  Ge- 
sellschaft erweckt  das  lebhafte  Bedürfnis  nach  einer  umfassenden  und  er- 
schöpfenden Darstellung  der  Kultur  unseres  Landes  im  XVIII.  Jahr- 
hundert, etwa  nach  der  Art,  wie  der  geistvolle  Jak.  Burkhardt  die  Kultur 
und  Gesellschaft  der  Renaissance,  Biedermann  -die  deutsche  Kultur  des  XVIII. 
Jhs.  behandelt  hat  Eine  solche  läfst  noch  auf  sich  warten;  aber  die  Mate- 
rialien dazu  werden  gesammelt:  vorläufig  hat  für  einen  Kanton,  und  zwar 
gerade  für  den  geistig  hervorragendsten,  für  Zürich,  eine  abschliefsende,  sehr 
sorgsame  und  vollständige  Zusammenstellung  stattgefunden.1) 

Auffallend  stiefmütterlich  bedacht  ist  in  diesem  Berichtjahr  die  Ge- 
schichte der  Schweiz  im  XIX.  Jh.  Unsere  Forscher  wenden  sich  mit  Vor- 
liebe der  entlegenen  Vergangenheit  zu,  und  nur  wenn  die  Beleuchtung  von 
Tagesfragen  und  Zeitereignissen  sie  nötigen,  schenken  sie  ihre  Aufmerksamkeit 
den  Ereignissen  unseres  Jahrhunderts.  Dies  letztere  gilt  vom  Berichtjahr. 
Die  Schriften,  die  in  dieser  allgemeinen  Übersicht  zu  berücksichtigen  sind, 
fanden  ihre  Veranlassung  in  Zeitereignissen.  Das  50jährige  Doktor-Jubiläum 
des  nun  verstorbenen  Prof.  Bluntschli  rief  eine  gediegene  Festschrift  über 
die  R  echtsschulen  undRechtslitteratur  in  der  Schweiz  hervor,  welche 
insbesondere  den  Aufschwung  der  juristischen  Studien  im  XIX.  Jh.  und  deren 
Einflufs  auf  die  Politik  schildert.8)  Die  Einweihung  des  Denkmals  von  Dr. 
Jakob  Dubs  auf  dem  Ütliberg  erzeugte  als  Festschrift  eine  volkstümlich 
geschriebene  Biographie  dieses  Staatsmannes,3)  der  als  Regierungsrat  und 
Regierungspräsident  von  Zürich  (1855 — 1861),  als  Mitglied  des  Bundesrates 
(1861—1872),  zuletzt  als  Bundesrichter  (1872—1879)  eine  eingreifende  Rolle 
im  politischen  Leben  der  letzten  Decennien  gespielt  hat.  Das  fünfundzwanzig- 
jährige Jubiläum  unserer  nationalen  Schulanstalt,  des  eidgenössischen 
Polytechnikums,  rief  eine  von  sachkundiger  Hand  bearbeitete  Skizze 
der  Geschichte  dieses  Instituts*)  hervor  und  der  nahe  Abschlufs  des 
Unternehmens  der  Gottshardbahn  veranlafste  den  Archivar  der  Gotthard- 
gesellschaft  zur  Darstellung  der  Geschichte  dieses  Unternehmens.5) 


1)  Dr.  Fingier,  Zürich  i.  d.  2.  Hälfte  des  XVIII.  Jh.  (Noujahrsbl.  d.  Waisenhauses 
in  Zürich).  III.  Abt.:  das  häusliche  and  sociale  Loben.  —  2)  A.  v.  Orelli,  Ilcchtsschulen 
and  Rechtslitteratur  i.  d.  Schweiz  v.  Ende  d.  Mittelalt  bis  z.  Gründung  d.  Univer.  Zürich  u. 
Bern.  Zürich,  1879.  —  3)  Rektor  Zohendor,  Dr.  Jak.  Dabs,  ein  Schweiz.  Republikaner. 
E.  Volksschr.  Zürich.  —  4)  Prof.  Dr.  Rud.  Wolf,  Das  Schweiz.  Polytechnikum.  Histor. 
Skizze  zur  Feier  des  25 jähr.  Jubiläums  im  Juli  1880.  —  5)  Wanner,  Geschichte  der  Gott- 
hardbahn.     Bern. 


111,136  XIX.    C.  Dändliker. 

Neben  diesen  Hauptarbeiten,  welche  Partieen  der  allgemeinen  Geschichte 
der  Schweiz  beleuchten,  finden  sich  in  Sammelwerken,  geschichtlichen 
Zeitschriften  und  Lokalge  schichten  noch  manche  wertvolle  Beitrage 
zur  neueren  Schweizergeschichte.  So  bietet  ein  von  Gelehrten  der  französischen 
Schweiz  verfafstes  und  nun  zum  Abschlufs  gebrachtes  Werk  einige  biogra- 
phische Beiträge  zur  Geschichte  des  XIX.  Jh. x)  Die 'allgemeine  deutsche 
Biographie"  behandelt  in  etlichen  Originalartikeln  berühmte  Schweizer 
der  neueren  Zeit.2)  Das  'Glarner  Jahrbuch'  bringt  die  Lebensgeschichie 
des  Glarner  Staatsmannes  und  Historikers  Dr.  J.  Heer  und  eines  andern 
berühmten  Glarners.8)  Einige  Neujahrsblätter,  Jahrbücher,  Taschenbücher, 
Zeitschriften  enthalten  lokalgeschichtliche  Beiträge4)  and  ein  gröberes, 
breit  angelegtes,  fleifsig  bearbeitetes  Werk  schildert  die  Geschichte  von 
Baden  bis  auf  die  neueste  Zeit.5) 

Besondere  Berücksichtigung  verdient  die  kunstgeschichtlich-archäo- 
logische Litteratur.*) 

Einen  vollkommenen  Überblick  über  die  künstlerischen  Leistungen 
und  die  kunsthistorische  Litteratur  bilden  die  Zusammenstellungen  des 
Präsidenten  des  Berner  Kantonal-Kunstvereins. 7)  Ein  fortlaufendes  Ver- 
zeichnis der  Publikationen  über  Kunstgeschichte  und  Archäologie  bietet  der 
von  Professor  Rahn  redigierte,  vierteljährlich  erscheinende  'Anzeiger  für 
schweizerische  Altertumskunde.8)  In  demselben  Blatte  publiziert 
Prof.  Sal.  Yögelin  seit  1879  eine  interessante  Folge  von  Abhandlungen 
über  die  Fa$adenmalerei  in  der  Schweiz,  in  welcher  teils  die  wenigen 
noch  vorhandenen  Werke  mit  ausgezeichneter  Sachkenntnis  beschrieben,  teils 
die  abgegangenen  Monumente  dem  Gedächtnis  der  Nachwelt  gerettet  werden. 
Jahrgang  1880  enthält  die  Aufzählung  der  diesbezüglichen  Werke  aus  Tesnn 
und  dessen  Grenzgebieten  und  zu  Basel. 

Demselben  Verfasser    verdankt   Zürich    die    wertvollen   Untersuchungen 


1)  Die  'Galärie  Suisse'  von  Secretan,  Bd.  III,  enthalt  z.B.  die  Artikel:  Fischer, 
Neuhaus,  Pfyffer,  Baumgartner,  Calame,  Dufour,  Escher,  Agassiz,  Orelli,  Wackernagel,  Dwtrii, 
l'steri,  Nägeli,  Hottinger,  Fnrrer,  Munzingor  etc.  —  2)  Bd.  11;  Hegetschweiler,  Hegaer, 
von  Meyer  y.  Knonau,  Dr.  J.  Heer,  Heidegger,  von  G.  v.  Wyfs;  Anton  Henne,  tob 
Wartmann.  Bd.  12:  Hirzel  (K.  M.  H.,  fls.  Casp.  Bernhard),  Hefa  (J.  J. ,  Ludw.)  toi 
Moyer  v.  Knonau,  Hefa  (J.  J.)  von  G.  v.  Wyfs,  Henzi,  Samuel  v.  Babler.  —  3)  Glarner 
Jahrbuch:  Dr.  J.  Heer  als  Historiker,  von  Dinner,  J.  J.  Tschudi  yon  Wichter.  — 
4)  Basler  Neujahrsbl.  f.  1880:  Burckhart,  Basel  z.  Zeit  des  30 jähr.  Kriegs.  Appen- 
zeller Jahrbücher,  II.  Hft. 9:  Appenzell  1803—1814.  Zürcher  Taachenb.:  Jon.  Gssp 
Schweizer  von  David  Hofs.  Jucker,  Bürgerrechtsschenkung  von  Oberstrafs  an  Louis  Napoleoa. 
A  v.  Orolli,  Deportation  Zürich crischer  Regierungsrats-Mitgliedcr  nach  Basel  1799.  Meyer 
v.  Knonau:  Stammbuch  eines  jungen  Zürchers  aus  d.  XV IL  Jh.  Neujahrsbl.  d.  Stadt- 
bibliothok  Zürich:  Die  Holzschneidekunst  in  Zürich  im  XVI.  Jh.,  2.  Hälfte,  von  Prof. 
Yögelin.  Mittheilungon  der  antiq.  Gesellsch.  in  Zürich:  Das  glückhaffl  Schiff  tob 
Zürich  1576,  von  Dr.  Bächtold.  Goschichtsfreund  der  V  Orte,  Bd.  35:  Dr.  Li  ebenso, 
die  Schnltheifsen  von  Luzorn.  Wickart,  Einfall  der  Schwoden  in  die  Schweiz  1633  etc.— 
Pnpikofer:  (i. :  Thurgauische  Beitr.  z.  vaterl.  Gesch.,  20.  Hft)  die  Landgemeinde  sa 
Weinfolden  1798.  Im  Anzeiger  f.  schwoiz.  Gesch.  (No.  5)  sind  vortreffliche  Be- 
trachtungen über  Calvin  und  die  ihn  botreffende  Litteratur  von  P.  Yaucker,  ferner  Artikel 
über  die  Abstammung  des  Churer  Reformators  Comander  von  Liebenau,  Eggor,  Ticor. 
(No.  4.  5.)  Motta:  Bolletino  storico  della  Svizzera  italiana,  l  primordi  della 
ri forma  roligiosa  nel  Ticino  von  Liebenau  (No.  1.  2.  3.  5)  und  la  famiglia  Orelli  (No.  1.  3)  etc. 
—  ~>)  Fricker,  Gesch.  von  Baden.  Aarau.  —  6)  Wir  verdanken  die  Mitteilungen  für  das 
folgende  Referat  der  Güte  von  Hm.  Prof.  Dr.  Rahn  in  Zürich.  —  7)  Dr.  B.  t.  Tacharaer, 
Die  bildenden  Künste  in  der  Schweiz  im  Jahre  1879.  Bern,  DaJp.  —  8)  Zürich,  bei 
/.  Herzog. 


Schweiz.  111,137 

Über  die  Holzschneidekunst  in  Zürich  im  XVI.  Jh.1)  Die  diesjährige 
Fortsetzung  behandelt  die  Bibeldrucke  der  Froschauerschen  Offizin.  —  In  die 
Kunstentwicklung  des  Tessin  zur  Zeit  der  Renaissance  führt  eine  Abhandlung 
über  Bernardino  Luini  von  Karl  Brun. *)  Die  sparsamen  Nachrichten 
über  diesen  Maler  sind  hier  sorgfältig  verarbeitet  und  eine  gründliche 
Sichtung  der  Werke  desselben  (zu  Lugano,  Mailand  etc.)  wird  gegeben. 
Beigefügt  ist  ein  Verzeichnis  der  Tafelgemälde  desselben  Meisters  im  Privat- 
besitze und  mitgegeben  im  Lichtdruck  die  reduzierte  Aufnahme  des  grofsen 
Passionsbildes  in  der  S.  Maria  degli  angeli  zu  Lugano.  —  Einen  blühenden 
Zweig  nordischer  Kunst  behandelt  die  auf  fleifsigen  archivalischen  Studien 
sich  aufbauende  Arbeit  von  J.  H.  Bäschlin  über  Schaffhauser  Glas- 
maler des  XVI.  u.  XVII.  Jhs.8),  aus  der  besonders  der  Abschnitt  über  Tob. 
Stimmer  hervorzuheben.  Ein  Werk  eben  dieses  Meisters,  dessen  bereits 
Bächtold  im  'glückhaften  Schiff  gedachte 4)  ist  nun  meisterhaft  reproduziert. 5) 
Von  Abhandlungen  in  Zeitschriften  sind  zu  nennen  zwei  von  Professor 
R.  Rahn  in  Beitr.  z.  Gesch.  oberital.  Plastik  und  über  neu  entdeckte  Wand 
gemälde  der  Kirche  zu  Wyl,  Kt.  St.  Gallen.6)  In  einer  andern  Ab- 
handlung7) bespricht  derselbe  rastlose,  unermüdlich  thätige  Verfasser  die 
volkstümlichen  Wandgemälde  in  der  jetzt  abgetragenen  alten  Kapelle  zur 
Tellenplatte.  Hans  v.  Meifs  bespricht  zwei  Zuger  Glasmaler  des 
XVII.  Jh.8)  und  liefert  damit  wichtige  Beiträge  zur  Kunst-  und  Kultur- 
geschichte. Zu  nennen  sind  auch  noch  Feuilletons- Arbeiten  von  Ami  et  und 
Prof.  Vögel  in  über  die  Madonna  von  Solothurn  und  von  Prof.  Rahn  über  den 
Bündner  Maler  Hans  Arduser.9)  Einem  lange  verkannten  Zweig  des  Kunst- 
handwerks, der  Töpferkunst,  ist  endlich  die  Publikation  eines  Bündner  For- 
schers, Christian  Bichler,  über  die  Kachelöfen  Graubündens  im  XVI. 
und  XVIII.  Jh.  gewidmet. lü)  Der  Vf.  hat  alle  in  Bünden  so  zahlreichen  Werke 
dieser  Art  in  unverdrossener  Wanderung  erforscht.  Nur  schade,  dafs  eine 
frühere  Arbeit  über  die  Winterthurer  Glasmaler  von  Dr.  Hafner11)  nicht 
zum  Vergleiche  herbeigezogen  worden. 


1)  Ncujahrsbl.  der  Stadtbibliothek  Zürich  aufs  Jahr  1880.  —  2)  Neujahrsbl.  d.  Künstler- 
gesellach.  Zürich  1880.  Vgl.  auch  desselben  Vfs.  Abhandl.  über  Luini  in  Dohmers  Kunst  u. 
Künstler.  Bd.  V,  Lfg.  64,  u.  Lützows  Zeitschrift  für  bildende  Kunst  XIII.  S.  41  ff.  XIV. 
113—118,  146—148.  —  3)  Neajahrsbl.  des  Kunstvereins.  Schaffhausen.  —  4)  Mit!  der 
antiq.  Gesellsch.  in  Zürich.  Bd.  XX,  Abt.  II,  Hft.  2.  1880.  5)  Tobias  Stimmers  Strass- 
burger  Freischiefsen  1576.  Nach  dem  Original-Holzschnitt,  herausg.  von  Aug.  Schricker, 
Strafsburg.  —  6)  Repert.  für  Kunstwissenschaft  von  Hubert,  Janitschek  u.  Woltmann.  Stutt- 
gart u.  Wien,  1880.  S.  387  ff.  S.  191.  —  7)  Goschichtsfround  der  Y  Orte.  Bd.  XXXV. 
—  8)  Auch  im  «Geschichtsfreund'.  —  9)  Neue  Züricher  Zeitung  1880.  No.  73.  75—77. 
208—210.  —  No.  99—101  u.  105.  —  10)  Zürich,  Cäsar  Schmidt.  —  11)  Neujahrsbl.  der 
Stadtbibliothek  Winterthur,  1876  u.  1877.  Eine  populäre  Bearbeitung  ist  vorz.  Muralt, 
Schweizergesch.     Lfg.  2.  3  —  eine  Leistung  von  zweifelhaftem  Wert. 


111,138  XX.  1-    0.  Hanotaux  (J.  Hermann): 


XX.  1. 

O.  Hanotaux  (J.  Hermann). 

Frankreich  1515— 1789.1) 

Allgemeines. 

Paquier  verfolgt  in  der  Fortsetzung  seines  umfassend  angelegten 
Werkes  *}  die  Fortschritte  der  französischen  Nation  zur  materiellen  und  sitt- 
lichen Einheit  hin  —  wie  hegreiflich  —  ohne  eigene  Quellenforschung,  nur 
auf  Grund  von  abgeleiteter  Darstellung,  daher  nicht  frei  von  Irrtümern,  im 
Einzelnen  dennoch  hei  der  scharfsinnigen  Kombination  und  dem  klaren  und 
gefälligen  Stil  des  VfB.  um  der  Grofsartigkeit  des  Gegenstandes  willen  m 
hohem  Interesse. 

Die  calvinische  Kirche  ist  nur  im  XVI.  Jh.  für  Frankreich  von  Be- 
deutung: das  zeigt  Vaugiraud. 8) 

Ein  fast  vollständiges  Gemälde  des  munizipalen  Lebens  bis  zur  Revo- 
lution entwirft  Babeau4}  auf  Grund  der  zahlreichen  vorhandenen  Spezial- 
untersuchungen in  methodischer  Anordnung  derart,  dafs  man  die  ganze  wissen- 
schaftliche Bewegung  übersieht,  welche  die  damit  zusammenhängenden  Fragen 
seit  Augustin  Thierry  durchgemacht  haben. 

Die  heutzutage  vielfach  ventilierte  Frage  über  den  Unterricht  unter  dem 
ancien  Reg.  hat  der  Toulouser  Professor  Compayr6  umfassend  vom  XVI 
Jahrhundert  an  behandelt.5)  Obwohl  überwiegend  systematisch,  ist  das  Werk 
doch  zugleich  geschichtliche  Analyse  der  verschiedenen  Systeme,  der  Scho- 
lastiker, Rabelais,  der  Protestanten,  Montaignys,  der  Jesuiten,  Port-Royals,  mit 
Verbesserungsvorschlägen  für  die  Zukunft.  Das  sehr  verwickelte  des  Gegen- 
standes, die  Stellung  des  Adels  vor  der  Revolution,  hat  Ch.  Louandre  nicht 
abgeschreckt,  den  Ursprung  und  die  Titel  desselben  zu  prüfen,  ebenso  wie 
die  Vorrechte,  seine  Rolle  im  Staats-  und  Gesellschaftsleben,  seinen  Verfall 
zu  erläutern,  sein  Zurücktreten  vor  dem  absoluten  Königtum.  Als  einen 
Grundrifs  bietet  der  Vf.  seine  Entwickelung  und  als  solcher  genügt  er.6) 


1)  Auf  Grund  den  französisch  abgefaßten  Bericht«  des  Herrn  Hanotaux  deutsch  be- 
arbeitet von  der  Redaktion.  —  2)  Paquier,  Hist  do  ITJnite"  polit.  et  territ  d.  1.  Fr. 
Paris,  Uaohette.  t.  II  u.  III.  8°.  Wir  registrieren  Callerys  ReTormateurs  de  l'anc  Fr.  (pr*- 
courseur  de  Law:  La  Jonchere)  i.  Fr.  jud.  V;  vgl.  Ac.  de  sc  mor.  14,  69  c  —  Id.  Porig* 
et  ies  pouv.  d.  Et.  gener.;  vgl.  ibid.  21,  8.  Id.  de«  attribot  financ  des  anc  com»;  TgL  Fr. 
judic.  1Y.  Doumergue  empfiehlt  das  Stadium  des  XY1.  Jhs.  als  grundlegend  in  einer  Er- 
öffnungsrede: utilite  de  l'etudo  du  XYI  s.  et  des  origines  d.  1.  ref.  fr.  Wir  erwähnen  foner: 
Coartois  etad.  sur  l'anc.  comptab.  milit.  d.  1.  Fr.  15  S.  i.  Journ.  d.  sc.  milit  ferr.  —  Fe  midi 
lettre»  de  XYI1  et  XV 111  eieclo  giebt  Eug.  Asso  neu  heraus.  —  3)  Vaugiraud,  Faust 
de  l'egl.  ref.  do  Nantes  dep.  lorig.  jusqu'au  temps  pres.  1  vol.  in  8°.  Fiachbmch.  —  4)  Ba- 
beau, la  ville  bous  l'anc  Regime  Paris,  Didier.  8°.  —  Maury  schrieb:  assemblees  dl 
Clerge  on  Fr.  (au  XVII  et  XV HI  8.)  i.  Rov.  d.  deux  mondos  40.  —  5)  Compayre,  Hiit 
crit.  des  doctrin.  de  i'educat.  cn  France  dop.  le  XYI  siecle.  Paris,  Hachotte.  2  vol.  8*.  — 
6)  Chr.  Louandre,  la  noblesse  franc,.  sous  l'ancienne  monarch,  Paris,  Charpentior  in  18*.; 
vgl  auch  Borel  d'Hautervve.    lurororo  d.  I.  nobl.  de  Fr.    36  annee.  XVL  414  8. 


Frankreich  1516—1789.  111,139 

XVI.  Jahrhundert. 

Schon  an  die  Regierung  Franz*  I.  knüpft  Boräly1)  die  Idee  der  Be- 
gründung des  grofsen  Hafen  von  H&vre,  gemäfs  der  Gründungsurknnde  (vom 
7.  Febr.  1517);  er  setzt  den  Beginn  der  Arbeiten  schon  auf  den  2.  März 
desselben  Jahres. 

Hardys  Artikel*)  ist  nur  ein  Kapitel  ans  einem  dem  'Ursprung  der 
französischen  Taktik'  gewidmeten  besondern  Werk.8) 

Einen  von  den  vielen  geistlichen  Diplomaten,  welcher  das  französicho 
Königtum  überhaupt  und  Franz  I.  im  besondern  sich  so  gern  bediente,  hat 
Forneron  zum  Titel  gewählt,4)  um  einige  der  wichtigsten  Thatsachen  des 
grofsen  Kampfes  von  Habsburg-Österreich  und  Frankreich-Valois  (Madrider 
Friedensverhandlungen  1525,  Heinrichs  YHI.  Heiratsverhandlungen  zu  London, 
Madrider  Verhandlungen  1527  vor  dem  Wiederausbruch  des  Krieges —  zum 
gröfsten  Teil  nach  ungedruckten  Urkunden)  zu  behandeln.  —  Karls  V.  Reise 
nach  Frankreich  (1540)  ist  unter  vielen  anderen  Zeitgenossen  auch  von 
dem  s.  Z.  nicht  unberühmten  Ren6  Mac6  poetisch  verherrlicht  worden.  Mehr 
als  die  Dichtung  selbst  gewährt  Raynauds  Anhang.6) 

Mehr  litterargeschichtlich  ist  Ligiers  Buch  über  Rabelais'  politisches 
Ideal,8)  ohne  dafs  es  indes  gelänge,  auch  nur  die  zahlreichen  politischen, 
zeitgeschichtlichen  Anspielungen  des  Geistlichen  zu  Meudon  zu  deuten. 

Wie  von  jeher  ist  auch  in  dem  Berichtjahr  reich  die  Litteratur  der 
Religionskriege  und  der  ganzen  Reformationszeit.7) 

Über  die  Hauptgestalten  in  der  Vorbereitungszeit  —  Anton  v.  Bourbon 
uud  Jeanne  d'Albret  —  belehrte  uns  der  Marquis  v.  Rochambeau  durch 
seine  im  Auftrage  der  Gesellschaft  für  Geschichte  Frankreichs  gemachte  Ver- 
öffentlichung der  Briefe  jener.  Jetzt  verwertet  er  selbst  seine  Quellenarbeit 
zur  Zeichnung  eines  Lebensbildes.8) 

Paillard  behandelt  den  Anfangspunkt  der  unseligen  Verwirrung,  die 
Verschwörung  von  Amboise9)  mit  ihren  Vorangängen  und  Folgen,  Migncts 
Arbeit  ergänzend,  aber  nicht  ersetzend,  vielmehr  in  mehreren  Punkten  selbst 
durch  diese  zu  berichtigen.  Die  Grundlage  ist  hauptsächlich  eino  Sammlung 
von  Briefen  des  damaligen  spanischen  Gesandten  zu  Paris  Chantonay,    auf- 


1)  Borely,  Fondat  du  port  da  Havre  i.  Bov.  hist  Nov.-Dec.  p.  288.  311.  — 
2)  'L'annee  fr.  en  1535'  im  Spectat  milit.  15  JuiJlet.  —  3)  Hardy,  Origines  de  la  tact. 
fr.  Paris,  Dumaine.  8°.  —  4)  Forneron,  Cardinal  de  Gramont  i. :  Seance  et  travaux  do 
l'Academie  des  sciences  mor.  ot  polit  F6vr./Avril.  —  (Im  Reo.  d.  doc.  hist  (Hft  1)  ist  ein 
Brief  Carls  v.  Bourbon  (aber  v.  1815!)  in  welchem  er  dem  Doc  do  Foltre  seinen  Abfall  anzeigt.) 
Claretta  bespricht  die  'Mission  da  seign,  de  Barres'  (Bavoien);  Tgl.  Mcm.  d.  l'Ac.  de  Savoio.  — 
Ruble,  'Fr.  de  Montmerency'.  96  S  ;  Mem.  d.  1.  Soc.  de  Hiiat.  d.  Paris  t  6.  Ambert, 
lo  conn6t.  Anne  do  Montmorency.  (1498 — 1567)  No.  287  S.  i.  Biogr.  mil.  —  5)  G.  Raynaud, 
voyage  de  Charles  V.  par  1.  Fr.  Poeme  bist,  de  Rene  Mace"  publie.  Paris,  Picard.  In  8°.  — 
Michelet  stellt  Franz  I.  Karl  V.  gegenüber.  (Bibl.  des  jennes  Fr.)  131  S.  —  6)  Ligior, 
la  polit.  de  Rabelais.     1  vol.  in  8°.     Fischbacher.  —  Albenas,  les  portr.  d.  Rabelais.  77  S. 

—  7)  Raklenbeck,  Mission  du  Conseiller  Boisot  ä  Metz  en  1543  (mit  ungedruckt.  Dokam.). 
Bxuxelles,  Marqaardt,  in  8°.  —  Douen,  le  Psaotier  Hagnenot  publ.  —  8)  Marq.  do  Ro- 
chambeau, Ant  de  Bourb.  et  Joanne  d'Abret  I  vol.  in  8°.  Paris,  Picard.  —  Dor 
Kuriosität  wegen  sei  hier  erwähnt  die  Untersuchung  über  Franz's  I.  Todesursache:  v.  Cor- 
blieu,  lo  roi  Francois  I.  est-il  mort  d.  1.  syphilis  i.:  Franc  med.  No.  14.  Marguorite  do 
Nararre's  Hoptamer.  hat  Jon  an  st  mit  Anmerk  u.  d.  Glossar  v.  Lacroix  versehen,  mit  dem 
2.  Bd.  abgeschlossen.    Die  Aasgabe  von  Fol  ix  Frank  ist  mit  d.  3.  Band  zu  Ende  gekommen. 

—  9)  Paillard,  Addit  crit  a  1.  conjurat.  d'Amboise  i.:  Rev.  bist  sept/oct  p.  61 — 108. 
nov./dec  p.  311—355. 


111,140  XX.  1.    G.  Hanotaux  (J.  Hermann): 

bewahrt  im  Brüsseler  Archiv,  doch  unter  Ausnutzung  auch  des  Archives  nat 
zu   Paris.      Colignys    Schuld    wird    von    ihm    wie    von    Delaborde    verneint 

Für  die  Sittengeschichte  dürfte  hinsichtlich  mancher  sonst  schwer  auf- 
zufindender Einzelheiten  die  Herausgabe1)  des  von  1553-62  reichenden 
Tagebuchs  eines  Landedelmanns  von  dauerndem  Wert  sein.  Mit  einigen 
Fragmenten  eines  handschriftlichen  Berichts  aus  dem  XVI.  Jh.  über  die 
religiösen  Unruhen  in  der  Stadt  Meaux  (1562/63)  beschenkt  uns  Bouet- 
Maury.  *)  Eine  Rede  über  analoge  Ereignisse  in  Lyon,  während  Soubise 
dort  befehligte  (1562—63)  hat  Bonnet  drucken  lassen.3) 

Die  immer  noch  brennende,  von  religiöser  Voreingenommenheit  verdun- 
kelte Frage  der  Bartholomäusnacht,  besonders  betreffs  des  Plauens  derselben, 
hat  die  im  Vorjahr  erschienene  Arbeit  von  Bordier4)  neu  angefacht  — 
Baguenault  de  Puchesse5)  und  Genty  erklären  sich  gegen,  Bordier1) 
erklärt  sich  für  das  Geplantsein.  G.  P.  Stewart7)  bezieht  sich  auf  Briefe 
von  Vasari,  wonach  dieser  im  Oktober  1572  nach  Rom  berufen  worden  sei, 
um  die  Hauptscene  im  Vatikan  zu  malen.  De  Laferridre,  der  erwählte 
Herausgeber8)  der  Korrespondenz  von  Katharina  v.  Medicis,  unternimmt  schon 
nach  den  bisherigen  Ergebnissen  seiner  eingehenden  Forschungen  die  Ver- 
teidigung dieser  merkwürdigen  Frau 9)  und  ihrer  scheinbar  gewundenen  Pfade, 
die  er  lediglich  aus  dem  Wunsche,  den  Bürger-  und  Religionskriegen  ein 
Ende  zu  machen,  herleitet.  Man  darf  auf  die  Briefe  selbst  danach  gespannt 
sein.10)  Die  mafsgebende,  jedenfalls  aber  demütigende  Rolle,  die  jene  bei 
dem  Vertrag  von  Nemours  (7.  Juli  1585)  gespielt,  hat  E.  de  Barthälemy 
nach  5  Bänden  unedierter  Dokumente  der  Nationalbibliothek  wie  derjenigen 
der  Sorbonne  in  das  hellste  Licht  gestellt.11) 

Gestützt  auf  die  Depeschen  des  päpstlichen  Legaten  Ragazzoni,  Frangi- 
pani,  Morosini  und  auf  päpstliche  Briefe  (aufbewahrt  im  Vatikan)  sacht 
L'Epinois12)  den  Papst  Sixtus  V.  für  die  Zeit  des  Vorspiels  des  Kampfes 
Heinrichs  III.  und  der  Guises  soviel  als  möglich  von  dem  Vorwurfe  des  Kom- 
promittierens  mit  den  Liguisten  zu  reinigen. 

Tamizey  de  Larroque  hat  zusammen  mit  de  Carsalade  da  Pont  die 
Bruchstücke  eines  zeitgenössischen,  übersichtlichen  Berichts  über  die  Religions- 
kriege herausgegeben,13)  der  sich  eigentlich  erstreckte  von  1563 — 1611.    Das 


1)  Tolle di er  (abbe) ,  Journal  Manascrit  d'un  sire  de  Gouberville  et  da  Meanil-au-Yal. 
Renne»,  Oberthur,  in  12°.  —  2)  Bouet-Maury,  Ballet,  d.  1.  soc.  de  1'Hist  da  prot  frm$. 
15  Juillet.  —  g)  Bonnet,  JDisc.  des  choees  advenues  a  Lyon.  Ibid.  15.  Mär».  —  4)  Bor- 
dier la  S.  Barthel  et  la  crit.  modern.  79.  116  S.  4°.  —  5)  Baguenault  o.  Geatj 
i.  Rev.  den  quest.  hist.  Janv  et  Juillet.  -  6)  Auch  Wattke  (vgl.  Jahresber.  79)  hat  ach 
für  das  Geplantsein  aasgesprochen  i.  Journ.  des  savants.  Mars.  —  7)  Überaetst  i.  Bulletin  4. 
1.  Soc.  d.  rhist.  du  prot.  fr.  15  sept.  Vgl.  auch  Türke,  Rom  n.  d.  Bartholomäusnacht 
Progr.  der  Chemnitz.  Realschule  u.  Poolc,  a  hist  of  the  Huguenots  (bis  Ende  d.  XV11.  Jh.). 
Über  die  Menippeischo  Satyro  (Tgl.  Jahresber.  1879):  Frank,  zur  Satyre  Menippee.  Progr. 
d.  N.  Kolsberg.  Gymn.  und  Ch.  Labitte,  Sat.  Menipp.  d.  1.  vertu  du  cath.  d'-Eapagne.  — 
8)  In  der  'Collection  des  Documonts  in4d.'  —  9)  DeLaferriere  in  Correap.  N«.t.  10, 
25  nov.  u.  10  döz.  —  Wir  erwähnen:  Ed.  d.  Barthälemy,  la  colonne  de  Cath.  de  Midie,  a  la 
halle  an  ble.  24  S.  —  10)  Das  anonyme  Lebensbild  der  Catharina  —  vom  Verfaisr  d*r 
»Wahrheit  über  Maria  Stuart*  —  ist  völlig  wertlos  (*un  pastiche  de  Mezeray'  (Hanotaux.)  — 
11)  Ed.  do  Barthelemy,  traitc  de  Nemours  i.  R.  d.  q.  h.  avril.  p,  465.  —  12)  L'Epi- 
nois, La  politique  de  Sixte-Quint  en  Fr.  Pr&iminaires  d.  1.  lutte  entre  Henri  III.  et  1» 
maison  de  Lorraine.  —  13)  Tamizey  de  Larroque  (et  de  Carsalade  du  Pont),  Mem.  iaei 
de  Jean  d'Antras  de  Samazar.  Sauvoterre  de  Guyenne,  Chattet,  in  8°.  Die  spätere  H&ito 
dieser  Zeit  betrifft  das  Journ.  de  P.  l'Estoile.  T.  VI.  VII.  —  Von  Forneron,  hiat  de  Pkil.ll. 
t  L  o.  II.  (bis  zum  Abgang  Don  Juans  in  die  Niederl.  1576),  Hachette,  in  8°,  gehören  W 


Frankreich  1515—1789.  111,141 

verstümmelte,  den  Herausgebern  allein  zugängliche  Manuskript  reicht  nur  von 
1564—79.  Die  Bemerkungen  sind  ausnehmend  interessant  und  füllen  viele 
Lücken  unserer  Kenntnis  aus. 

P.  C  rase  au  (Chronique  T.  1)  bezieht  sich  auf  die  Zeit  von  1588 — 1605. 

Die  europäischen  diplomatischen  Verhältnisse  zur  Zeit  Karls  IX.  und 
Heinrichs  IH.  spiegeln  sich  trefflich  in  der  handschriftlichen,  in  der  Nat.  bibl. 
aufbewahrten  Korrespondenz  von  Arnaud  du  Ferner,  Gesandten  zu  Venedig, 
aus  den  JJ.  1563 — 67  und  1570 — 82.  Sie  betrifft  namentlich  die  Zusammen- 
kunft in  Bayonne,  Bartholomäusnacht,  Thronbesteigung  Heinrichs  HI.,  seine 
beklagenswerten  Fiiianzmafsregeln  u.  s.  w.  Fr 6mV1)  hat  sie  ausgezogen 
und  besonders  darauf  eine  allgemeine  Obersicht  der  gleichzeitigen  Kriege  und 
Verhandlungen  gebaut,  ohne  freilich,  so  wie  es  nötig  gewesen  wäre,  die 
Arbeiten  seiner  Vorgänger  zu  kennen. 

Über  Agrippa  d'Aubignä,  Gefährte  Heinrichs  IV.,8)  hat  der  Heraus- 
geber seiner  Werke,  R6aume,  das  Bruchstück  einer  Studie  veröffentlicht.8) 
die  vermutlich  vollständig  im  nächsten  Bande  der  gesammelten  Werke 
erscheint. 

Über  die  Regierung  Heinrichs  IV.  selbst  fehlt  es  im  Berichtjahr  an  be- 
deutenderen Leistungen.4)  So  ist  interessant,  doch  ohne  wesentliche  Er- 
weiterung unserer  Kenntnis  die  Darlegung  Gabarels  über  die  wohlwollenden, 
ja  innigen  Beziehungen  von  Genf  und  Frankreich.5)  Doch  ist  wenigstens 
Hardouin  de  Pere fixes  Geschichte  Heinrichs  IV.  eine  Erscheinung  dieses 
Jahres. 6) 


der  Innigkeit  der  damaligen  politischen  Beziehungen  direkt  hierher  die  Kapitel,  welche  die 
Eifersucht  Phil.s  u.  Heinr.a  IL,  den  Kampf  gegen  Catharina  behandeln.  Das  Werk  stützt  sich 
vielfach  auf  Originaldokumente,  unedierte  Akten,  besonders  der  französischen,  an  spanischen 
Sachen  bekanntlich  sehr  reichen  Archive  und  Bibliotheken  und  auf  die  belgischen  Publikationen 
v.  Gachard,  steht  in  methodischer  Boziehung  auf  der  Höhe  und  hat  durch  seine  Form  viel 
Anklang  gefunden.  Es  verspricht  fundamental  zu  werden.  —  l)EdFr6my,  Un  ambassad. 
liberal  sous  Charles  IX.  et  Henry  III.  Paria,  Leroux,  in  8°.  —  B.  Prost  hat  den  Marschall 
v.  Tavanes  u.  den  Admiral  Coligny  nach  neuen  Dokumenten  des  Grf.  Lionel  de  Laubespin  be- 
rührt, Delaborde  den  2.  Band  seines  Gasp.  de  Coligny  geliefert.  Rochach  giebt  (Mem. 
de  l'Ac.  de  Toul.  78,  348)  ein  docum.  ined.  concem.  l'edit  de  pacif.  de  1568.  Kriegsgeschichtl. 
gehört  auch  hierher  (vgl.  Kap.  XYI)  Bosserts  Einfall  der  Franz.  i.  Mömpelgart  1587/88  i. 
Württemb.  Viert  I.  II.  —  2)  Über  Jacq.  et  Charles  Fay  es  lettre«  inedit,  herausg.  nach  einem 
Manuskript  der  Staatsbiblioth.  von  E.  Halphen;  —  vgl.  auch  Jahresber.  79.  Sie  ergänzen 
Arnaud  du  Fernier  und  vervollständ.  unsere  Kenntnis  über  viele  Ereignisse  zwischen  1571  u. 
1593,  zumal  die  beiden  Brüder  Faye  als  Gefährten  Heinrichs  IV.  thätig  mitwirkten  bei  der 
Beruhigung  Frankreichs  nach  den  endlosen  inneren  Kriegen.  Ad.  Mayen  veröffentlicht  einen 
einzelnen  ungedruckten  Brief  v.  Henri  IV.  —  (Revue  de  l'Agenais).  —  Wir  registrieren1  Lettre«  de 
Coras  ed.  Pradel.  —  3)  Reaume,  Agrippa  d'Aubigne"  i.  Bullet  d.  1.  Soc.  d  1'Hist  du  prot.  fr. 
15  avril.  Acad.  d.  sc.  mor.  et  pol.  Fevr./Mars.  No.  295.  Wir  erwShneu:  Drochon, 
Journal  de  Paul  de  Vendee  capit  huguen.  1611—23.  —  4)  Eine  wichtige  Erwerbung  der 
Nationalbibliothek,  'Hist  du  siege  de  Paris  fort  soigneusement  et  veritabl.  redigee  par  escript 
(1590)'  wird  in  der  1.  Lfg.  des  7.  Bds.  des  Bullet,  d.  1.  Soc.  de  l'Hist.  d.  Paris  veröffentlicht 
D.  entsprech.  Zeitschr.  der  Normandie  bringt  einige  Pieces  inädit  bezüglich  auf  Heinrichs 
Feldzug  in  der  Normandie  und  den  Tod  seines  Ministers  Viller oi  (Bullet  d.  1.  Soc.  d'Hist  de 
Norm.  vol.  1  in  8°.)  —  5)  G abare  1,  Henri  IV.  et  Geneve.  Im  Anschluß  an  das  Buch 
von  Meaux:  les  lüttes  relig  on  Fr.  au  XVI  s.  erörtern  die  Hist  pol.  Bl.  (LXXXV.  296— 309.) 
d.  1.  Jahrh.  des  Prot  in  Frankr.  —  6)  Hardouin  de  Pere  fixe,  Hist  d.  Henri  le  Grand. 
Limoges,  Ardent  12°.  144  S.  —  Wir  registrieren:  G.  de  Nouvion,  le  XVI  s.  et  les  Valois. 
1879 ;  ferner  Henri  IV.  roi  de  fr.,  Bev.  brit  ftvr.  (Unnötig  ist  die  Herausgabe  der  Werke  des 
Dichters  de  Cholieres  [Oeuvr.  d.  seign.  de  Ch.  ed.  Tricotet,  Lacroix,  Jouaust].  Matin.,  Apres  midi.) 
Ferner  P.  de  Cross,  un  mystificateur  au  XVI  s.  (Fr.  jud.  Janv.)  Champfleury,  ein  Kenner 
auf  diesem  Gebiet,  behandelt  eingehend  die  Karrikatur  in  der  Zeit  der  Beform,  (hist  d.  1. 
carricat  sous  la  ReT.  et  la  Ligue.     13.  323  S.     Der  Blick  des  Vfs.   ist  entschieden   auf  eine 


111,142  XX.  1.    G.  Hanotaux  (J.  Hermann): 

Von  kulturhistorischem  Interesse  ist  der  Reisebericht*  eines  Engländers, 
der  1608  durch  Frankreich,   Savoyen,   Italien,    Schweiz,  Deutschland  kam.1) 

Schätzbar  ist  M.  B.  Zellers  Dissertation  über  die  Unterbrechung  des 
'Grand  Dessein'.*) 

Louis  XIII. 

Zahlreicher  sind  die  interessanten  Veröffentlichungen,  die  Louis  XIII. 
gewidmet  sind.3) 

Baschet  hat  in  einer  Handschrift  der  Nationalbibliothek  ein  aufser- 
ordentlich  merkwürdiges  Schriftstück  von  der  Hand  des  jungen  Richelieu 
(wahrscheinlich  aus  d.  J.  1609)  aus  der  Zeit,  da  er  sich  anschickte,  durch 
sein  Erscheinen  am  Hofe  die  erste  Staffel  seines  Glanzes  zu  ersteigen.  Es 
ist  überaus  anziehend,  zu  sehen,  wie  früh  er  schon  die  höchste  Macht 
träumt  und  bis  zu  welchem  Grade  er  sein  Verhalten  abwägt,  die  Folgen 
berechnet.4) 

Ein  fleifsiger,  Angouleme  und  Umgebung  geschichtlich  durchforschender 
Spezialist,  A.  de  Massougnes6)  sieht  und  läfst  uns  sehen —  wie  in  einer 
Linse  die  Strahlen  —  in  dem  Kampf  der  Jesuiten  mit  der  Weltgeistlichkeit 
zu  Angouleme  (1516 — 1792)  den  grofsen  Gegensatz  der  beiden  Parteien,  be- 
sonders während  der  Regentschaft  der  Maria  von  Medicis.  Jedoch  ergreift 
der  Hr.  Vf.  in  solchem  Grade  Partei  zu  Gunsten  der  Jesuiten  und  sieht  bis 
in  die  gröfsten  Kleinigkeiten  hinein  so  sehr  nur  Übelwollen  der  Weltgeist- 
lichkeit, dafs  man  mifstrauisch  wird. 

Seine  frühere  Darstellung  der  wenig  interessanten,  an  jedem  staats- 
männischen Schwung  armen,  an  boshaften  Intriguen  reichen  Periode 
zwischen  dem  Tode  Luynes  und  dem  Emporkommen  Richelieua,  welcher 
letztere  sich  darin  vorbereitete,  hat  Zell  er  auf  Grund  von  italienischen 
Archivalien  römischer,  florentinischer,  venetianischer  Gesandtschaftsberichte 
seinen  anderen  Arbeiten  entsprechend  vor  der  Pariser  Fakultät  verteidigt,*) 
vielleicht  doch  ohne  hinreichende  Kenntnis  der  anderen  Quellen.  —  Ober  den 
Sturz  der  Hugenotten  s.  u.  S.  144. 


allg.  Gesch.  der  Karrikatur  gerichtet.  Von  Barry,  note  rar  une  copie  manuscr.  da  livre  de 
Raison  du  Noble  Gabriel  Dupuy  seign.  d.  1.  Roquette  (XVII  siecle)  ist  i  den  Mem.  d.  I'Ac  de 
Toul.  2,  178  o.  Auszug  erschienen.  —  1)  De  Montaiglon  hat  den  Wiederabdruck  dieser 
fast  vergriffenen  (Voyago  ä  Paris  (1608)'  par  T.  Coryate,  die  zuerst  1611  erschien,  dann  1776, 
mit  einer  brauchbaren  Analyse  versehen  i.  Revue  du  Lyonnais.  Kars/Juni  Man  vgl 
Mem.  d.  1.  Soc  d.  l'Hist  d.  Paris.  T.  VI.  art  de  Lasteyrie.  —  2)  M.  B.  Zeller,  De  disso- 
lutiono  contracti  apud  Brussolum  foederis  inter  Henricum  IV.  et  Carolum  Emmanuelem  L  8a- 
baudiae  ducero  (1610—12).  Paris,  Hachette.  8°.  —  Pignol  hat  den  Rechtsgelehrtea  Bark. 
do  Chassoneuz  beleuchtet  (hin  jurisconsulte  du  XVI  siecle')  i.  Ac.  d.  sc  mor.  18,  623  — 
G  auf  res  den  um  die  Wissenschaftsreferm  verdienten  Baduel —  L6on  86 cht,  den  Dichter 
Joach.  de  Bellay  —  Roland  den  Advokaten  Gh.  Tevret  (1533—61).  47  S.  Wir  erwihaei 
auch  Dissard,  an  roaitre  d'ecole  au  XVII  siecle  (aus  d.  Depart  de  Loire).  47  8.  — 
Über  die  gerichtliche  Beredtsamkoit  im  XVI.  Jahrh.  handelt  Merillot  (de  l'tloq.  jodic. 
on  Fr.  au  XVI  s.)  67  S.  Verwandt  dem  Gebiete  nach  ist:  Ed.  de  Neyremandt,  lea  hoa- 
uraires  des  avocats  d'autrefois  i. :  France  judic  tivr.  —  3)  Vgl.  Zeller,  le  duc  de  Luynss; 
Ravat,  Recit  du  pllerinage  du  roi  L.  XIIL  a  la  Sainte-Baume  et  de  son  entarte  triomph,  a 
Marseille.  Algerische  Beziehungen  hat  Gramont  aufgesucht:  la  misrion  de  Sanson  Nap. 
1628—33  Alger.  1.  Compt.  Rendu  de  l'Ac  des  Inscr.  291.  (2.  Teil:  des  Relaüons  antra 
la  Fr.  et  la  regence  d' Alger.  au  XVII  s.)  Über  histor.  Stud.  i.  Frankr.  i  Anf.  d.  XVIIL  Jh. 
vgl.  Rov.  de  quest  hißt.  637  in  der  Chroniq.  (Sepet)  —  4)  Armand  J.  da  Plessis  de  Si- 
ehe lieu.  evuq.  d.  Lucon,  ecrit  de  sa  main.  p.  p.  A.  Baschet  Plön  in  8°.  —  5)  A.  de 
Massougnes,  Jesuiten  en  Angouleme.  Angouleme,  Chasseignac  in  8°.;  vgL  auch:  Garet 
hißt,  de  l'ltabl.  des  Jesuiten  ä  Paris.  -    6)  B.  Zeller,  Richelieu  et  lea  mimstres  de  Louis  Xlli 


Frankreich  1515—1789.  111,143 

Das  vorwiegende  Interesse  von  G.  Hanotauxs  Leistung  betreffs  dieser 
sriode 1)  liegt  in  der  Klarlegung  der  geheimsten  Gedanken  und  Empfindungen 
»  grofsen  Kardinals  und  im  Beweis  der  Authencität  seines  politischen 
estaments. 

Parmentier  nimmt  jetzt  zwar  nach  der  Polemik  Fagniez  und  Hanotauxs 
ine  Behauptung  zurück,9)  dafs  die  Memoiren  des  Pere  Joseph  nur  eine 
ortsetzung  derjenigen  Kichelieus  seien,  kann  sich  aber  nicht  entschliefsen, 
anke  beizutreten,  der  sie  als  direkt  aus  dem  Kabinet  des  Pere  Joseph  her- 
gegangen ansieht.8) 

Louis  XIV. 

Natürlich  noch  zahlreicher  sind  die  Forschungen,  die  die  lange  und 
eignisreiche  Regierung  Louis'  XIV 4)  betreffen.  Einen  Hauptteil  bildet  diese 
eriode  in  Aubertins5)  verdienstvoller  Beleuchtung  der  oratorischen  Lei- 
migen jener  Advokaten  und  Richter,  die  ehemals  fast  Staatsmänner,  jeden- 
11s  aber  die  Begründer  des  Ruhms  der  französischen  Beredteamkeit  wurden. 

Jean  Chapelain,  ein  von  der  Nachwelt  ebenso  verachteter,  wie  von 
m  Zeitgenossen  verwöhnter,  mit  den  erlauchtesten  Persönlichkeiten  korre- 
»ondierender  Mann  hat  den  kompetentesten  Forscher  zur  Herausgabe  von 
inem  Briefwechsel  gereizt,6)  für  politische  wie  litterarische  Geschichte 
ertvoll. 


1621  ä  1624.  Paris,  Hachette  in  8°.  Populär  Bcheint:  Der».,  Richelieu.  1879,  i.  d. 
bl.  des  ecoles  de  fam.  u.  Monzie,  Riche.  2.  Mit  i. :  biogr.  not  —  1)  G.  Hanotaux,  Maxim. 
1.  et  fragm.  inedit  da  card.  de  Richelieu  i.:  Coli,  de  Docum.  ined.    Paris,  Imprimerie  Nat 

4°.;  enthält  auch  mehrere  Reden  u.  Predigten.  Wir  erwähnen:  6.  de  Puy-Mirat,  Ri- 
elieu  et  Mazarin.  144  S.  Deveze,  polit  ext  d.  Richel.  J.  Schmidt,  trois  ans  de  1. 
3  de  Richel.  in :  Instruct  puhl.  VII.  —  2)  Lettre  de  Mr.  Parmentier  i. :  Rev.  bist  — 
ie  inneren  Wirren,  die  Richelieu«  Pläne  mehr  als  einmal  kreuzen,  betreffen  1)  Gastans 
trsdte  de  Gaston  d'Orleans  en  Fr.  Comte  (1631—32)  (ohne  Vollständigkeit  über  dieses  so 
schränkte  Gebiet,  doch  mit  einigen  neuen  Einzelheiten).  1.:  Mem.  d.  1.  Soc  d'emul.  du  Doubs. 
IV  in  8°.  2)  Lettres  rel.  ä  rarrestat  de  Bouillon  compromis  dans  l'aff.  de  Cinq-Mars. 
iev.  des  Doc.  bist  avril/mai).  3)  De  Bai  Hon,  la  derniere  Montmorency  (Marie  Felicia 
■sini),  Paris,  Didier  In  12°.,  mehr  ein  Panegyrikus  als  eine  Forschung,  wie  die  Mehrzahl 
r  Arbeiten  des  Vfs.  —  In  die  letzten  Jahre  der  Regier.  Louis  XlH.  fuhren  Morg.  de 
eynier,  lettres  ined.  sur  1.  camp,  de  1637  et  de  1639  en  Roussillon  (Bullet  arch.  et 
st.  de  Tarn-  et  Garonne,  t  VIII,  1.  trimestre);  in  die  letzten  Augenblicke:  Grancail, 
urnal  de  la  mort  de  L.  X11I.  par  Antoine  (valet  de  chambre  du  Roi)  nach  d.  Hds.  v.  8. 
irmain.  Bourges  in  12°.  —  3)  Der  9.  Bd.  d.  Arch.  hist  de  Poitou  ist  ganz  gewidmet  der 
mml.  der  Briefe  dos  Uistoriographen  v.  Poitou,   Jean  Besly.     Er  giebt  zugleich  e.  Einleit 

Alph,  Briques.  1612  —  47.  —  4)  Über  Philippson,  das  Zeitalter  Louis*  XIY.  in 'Oncken 
eltgeschichte  i.  Einzeldarst',  Berlin,  Grote  in  8°,  vgl.  Jahresber.  1879.  Es  geht  jetzt 
9  auf  Lfg.  HI,  161 — 531.  Ergänzend  sei  hier  nur  hervorgehoben,  dafs  Hanot  ihm  Un- 
llst  u.  Mangel  an  originellen  und  neuen  Gesichtspunkten  nachsagt  —  Von  Cheruel,  hist 
>  Fr.  pend.  1.  minor  d.  Louis  XIY.  (vgl.  Jahresber.  79)  ist  der  4.  u.  letzte  Bd.  erschienen; 
ider,  denn  d.  Sept  1651  ist  nur  ein  äufserl.  Endpunkt  Die  langjährige  Forschung  des  Vis. 
rade  auf  diesem  Gebiet,  die  er  auch  urkundlich  abrundete  (bes.  Korresp.  Mazarins)  befähigt 
n  mehr  als  einen  andern  wenigstens  bis  zum  Tode  Mazarins  fortzusetzen.    Vielleicht  steigert 

dann  auch  etwas  die  Wärme  des  Stils  und  vertieft  seine  Anschauung.  —  Gourdault  hat  nun 
n  Mem.  des  Retz  e.  5.  Bd.  hinzugefügt  —  vgl.  Jahresber.  79  —  die  beste  Ausgabe,  dio 
lantelauze  begleitet  mit  der  Ausgabe  der  andern  Werke.  —  J.  Smitt,  minorite  de  Louis  XIY. 
str.  publ.  Janv.,  scheint  eine  Übersetzung.  Gabourd,  Hist  de  Louis  XIY.  10  edit  in 
bl.  des  jeun.  ehret,  scheint  populär.  A.  Lair,  Louise  d.  1.  V  siliere  et  la  jeunesse  de 
rais  XIY.  81.  —  5)  Aubertin,  l'eloquence  pol.  dans  le  Parlement  de  Paris  i.  Rev.  d. 
ux  mondes;  mai.  Vgl.  auch:  E.  Bob,  les  advocats  aux  cons.  d.  roi.  512  S.  Etud.  s.  l'anc. 
pme.    —    6)   Tamizoy  de   Larroque,    Recueil  d.   1.   corresp.   de  Chapelain   i.   Collect 

doc.    ined.    imprim.  nat.   in   4°.   — -    Ders.   Forscher    setzt   die   'Lettres  de  Maria  Seguer, 


TJI,144  XX.  1.    G.  Hanotaux  (J.  Hermann): 

Von  hohem  Wert  wegen  der  ausgebeuteten  Dokumente  werden  trotz  des 
durchsichtigen  Parteistandpunktes  des  Vfs.  die  Artikel  Gärins  Aber  die 
gleich  im  Beginn  der  perönlichen  Regierung  Ludwigs  XIV.  zwischen  ihm  und 
der  Kurie  hervorgetretenen  diplomatischen  Schwierigkeiten  bleiben.1)  Er- 
gänzend reiht  sich  den  Arbeiten  Chantelauzes  und  Gaziers  der  Versuch 
Bozons  an,8)  den  Kardinal  v.  Retz  wenigstens  für  den  zweiten  Teil  seines 
politischen  Lebens  zu  rehabilitieren  —  auf  Grund  der  Akten  des  auswärtigen 
Ministeriums.  Eine  Vorbedingung  zu  dem  Regierungserfolg  ist  der  Niedergang 
der  „Hugenots."  Eben  dahin  wird  man  mit  der  Betrachtung  zurückgeführt 
durch  eine  ausgezeichnete  Leistung:  eine  Frucht  seiner  Forschungen  in  Frank- 
reich-England hat  der  Däne  Schyberyson  über  den  Sturz  der  kalvinisti- 
schen  Partei  bis  zum  Frieden  von  Alais  1629)  veröffentlicht.8)  Er  knüpft 
an  Anquez4)  an  und  benutzte  besonders  englische  Gesandtschaftsberichte  und 
die  Papiere  Hollands  so  trefflich,  dafs  das  Buch  dem  Forscher  unentbehrlich 
bleiben  wird.     Erwünscht  ist  die  Fortsetzung. 

Für  einige  Punkte  der  Regierung  Richelieus,  besonders  aber  kriegs- 
geschichtlich höchst  lehreich  für  unsere  Zeit,  welche  die  Strategik  Turennes 
und  Catinats  anbahnte,  ist  das  nunmehr  aktenmäfsig  festgestellte  Leben  des 
fast  legendär  gewordenen  Generals  Fabert. 6) 

Eine  lebhaft  in  Frankreich  ventilierte  Frage  ist  jetzt  die  Verwaltung 
der  Intendanten  der  Provinzen  als  einer  der  wirksamsten  Hebel  des  wer- 
denden Absolutismus.  Zwei  Werke  dieser  Gattung  liegen  uns  diesmal  vor, 
von  denen  dasjenige  d'Arbois  de  Jubainvilles6)  nur  eine  zweite  ver- 
besserte Auflage  der  Vorrede  ist.  die  der  Verfasser  seinem  Inventar  der 
Archive  des  Departements  Aube  vorausgeschickt  hat,  welche  letzteren 
ebenfalls  hier  seine  Quelle  bilden.  Trotz  des  beschränkten  Standpunkts  des 
Vfs.  und  einer  gewissen  Voreiligkeit  des  Urteils  empfängt  man  aus  dem  Buch 
doch  gründliche  Belehrung  über  die  dunkelsten  Punkte  der  französischen 
Verwaltung  vor  der  Revolution. 

Die  Arbeit  Renauds7)  läfst  klarer  heraustreten  eine  bislang  nur  zu 
sehr  vernachlässigte  Figur  eines  der  emsigsten  Mitarbeiter  Richelieus,  des 
Intendanten  in  la  Rochelle  unter  Louis'  XIILfe) 

Trotz  der  religiösen  und  sogar  politischen  Bedeutung  der  Persönlichkeit 
des  Vincent  v.  Paul  ist  herzlich  unbedeutend  Loths  Buch9)  über  ihn. 


in  d.  Revue  de  Gascogne  fort  —  Eine  Nouauagabe  der  berühmten  sachlich  verwandt)«  lettre» 
de  Mdm.  de  Sevigne  giebt  Mommorqu  6.  T.  1.  3.  4  5.  Y.  Cornea  Maaarin  erach.  14.  eüt 
i.  Litt.  pop.  —  1)  Ger  in,  rambaasade  de  Crequy  ä  Borne  et  Je  traite"  de  Piae  (1662—64) 
i.  Kev.  d.  queat  hist  Juillet.  p.  79  ff.  id.  Louis  XIV.  et  Clemens  IX  dana  1'aiaire  de» 
doux  mariages  de  Marie  de  Savoie.  1666—68.  —  2)  A.  Bozon,  Le  Cardinal  de  Beb  t 
Borne  dep.  sa  reconcil  av.  Louis  XIV.  juaqu*  ä  1.  fin  d.  a.  yie.  Plön,  in  8°.  —  Tamiiey  de 
Larroque  giebl  einen  Wiederabdruck  des  *B6cit  de  raaaaaainat  du  Sieur  de  Boiaae-Pardaill» 
et  d.  1.  prix  de  Monheurf  in  den  *plaquettea  Gontaudaiaea'.  Paria,  Champion  in  8°.  — 
l\)  Schyberyson,  Le  duc  de  Bohan  et  la  chute  du  parti  prot  on  France.  Sandoi  a. 
Fischbacher  in  8°.  —  4)  Anquez,  un  chap.  d'hist  dea  reforme«  de  Fr.  d.  1621— M. 
1869.  —  5)  Bourelly,  Vie  de  Fabert.  Paris,  Didier  in  8°.  Auf  Grund  ron  Dokmnentea 
des  Arch.  Nat  u.  des  Arch.  d.  Kriegsminist  —  ft)  d'Arbois  de  Jubainville,  Lea  Intead. 
d.  Champagne.  Paris,  Champion  in  8°.  Vgl.  auch  Leouzen,  le  Duc,  lea  memoire«  dea  Intead. 
i.  J.  d.  Econ.  7.  —  7)  Ben  au  d,  La  correap.  de  Villemontee  i. :  Arch.  d.  L  Samt,  t  VL  — 
8)  P.  lngold  (de  l'oratoire)  hat  eine  unbedeutende  Arbeit  üb.  d.  beiden  erat  Direkt  eeinea  Orden, 
d.  Kardinal  de  Berulle  u.  d.  P.  de  Condren,  geschrieben.  Die  aweite  Schrift  des«.  Vfe.,  L*Oratoir« 
et  les  Janaeniates  du  tempa  de  Massillon',  Paria,  Santon  in  8°.,  die  in  den  Anfang  dar 
Begier.  Louis  XIV.  führt,  ist  wertvoller.  Er  schrieb  auch  ala  Supplement  zu  le  chaneeL 
d'Aguosseau  et  l'Orat:  Lo  Pcro  Galipaud  jana.  —  9)  Loth,  St.  Vincent  de  Paul  et  an  nuaawa 
»oc.     Pari«;    Dumoulin   iu  4°.  —    Das  Leben  in  der  Provinz  i.  XVII.  Jh.  spiegeln  getmKdi 


Frankreich  1515—1789.  111,145 

Die  Kunde  der  Fronde  in  Bordeaux1)  hat  eine  mehr  anekdotenhafte  Be- 
reicherung erfahren  durch  L6o  Drouyn,*)  eine  solche  an  neuen  und  inter- 
essanten Dokumenten,  wie  schon  zuvor,  durch  die  Fortsetzung  des  Werkes 
von  de  Cosnac8)  trotz  der  fehlerhaften  Methode. 

Briefe  Louis  XIV.  und  Mazarins  verwertete  Chantelauze  —  aufser 
der  im  allgemeinen  gut  gekannten  einschlägigen  Litteratur  —  zur  Dar- 
stellung der  Liebesverhältnisse  Louis'  XIV.  mit  Marie  Mancini.4) 

Zur  Kriegsgeschichte  gehören  Thibauts  Denkwürdigkeiten  der  zwei 
Belagerungen  von  S.  Menehould  1652  und  535)  und  Ducis  Darstellung 
des  Feldzugs  nach  Savoyen.6) 

Dem  grofsen  Schöpfer  der  französischen  Komödie  geht  der  gründliche 
Kenner  desselben  und  der  ihn  betreffenden  Quellen  mit  grofser  Gründlich- 
keit auf  seinen  Reisen  nach  —  W.  Mangold,  ein  deutscher  Forscher,  Mit- 
herausgeber der  Molierezeitschrift,  des  Seitenstückes  des  Moli&riste,  und  be- 
reichert das  Lebensbild  Molieres  in  wesentlichen  Punkten  überzeugend.7) 

Nicht  die  Mitte  und  Höhe  der  Regierung  von  Louis  XIV.,  sondern  die 
mit  der  Zurücknahme  des  Edikt  von  Nantes  beginnende  Periode  reiht  sich 
dem  Anfang  derselben  an  litterarischer  Fruchtbarkeit  zunächst  an.8) 

Im  Mittelpunkt  des  Interesses  steht  für  die  letzten  Zeiten  Louis  XIV. 
diesmal  die  Persönlichkeit  des  Herzogs  von  St  Simon.    Die  gröfste  Liberalität, 


wieder  die  'Chroniques  berrichonnes.'  Bourges,  Pigolet  et  Tardez.  8°.  Sie  enthalt  das  Tage- 
bach Ton  drei  Bürgern  von  Bourges,  Paul  Le  Large  und  seiner  zwei  Söhne  (Jean  n.  Claude), 
and  erstrecken  sich  über  die  Jahre  von  1621 — 94.  —  1)  Vgl.  Jarry,  les  suites  d.  1. 
Fronde  la  guerre  des  Saboters  en  Sologne  et  les  assembl.  d.  1.  nobl.  1653 — 60.  176  S.  i. 
Mem.  d.  1.  Soc.  arch.  et  bist  de  l'Orleans.  —  2)  Leo  Drouyn,  Andre1  Merland.  i.  Act  de 
l'Ac.  de  Bordeaux.  Vol.  40.  livrais  4.  —  3)  De  Cosnac,  Souvenirs  du  regne  de  Louis  XTV. 
Vol.  VII.  —  4)  Chantelauze,  Louis  XIV.  et  Marie  Mancini ;  zuerst  in  Artikeln  im  Corresp., 
jetzt  als  besonderer  Band  bei  Didier  (in  8°)  erschienen.  Es  macht  freilich  einen  etwas  flüch- 
tigen Eindruck.  —  5)  H6relle,  Mem.  d'Hippolyte  Thibaut  i.  Cabinet  Hist  mars/avril.  p.  49. 
—  6)  A.  Ducis,  1.  camp.  d.  Louis  XIV.  en  Savoie  in  Rev.  savoie.  nov./dec  —  7)  W.  Man- 
gold, Wander.  Molieres  i.  'Moliere-Zeitschr.'  II.  —  8)  Wir  registrieren  an  kleineren  Sachen: 
1)  L'histoire  du  Teraple  du  Segonzac  et  de  Jarnac  (1607 — 1684)  (wie  notice  et  des 
pieces  publiees  dans  les  Archives  historique  de  Saintonge.  t.  VII.  p.  350).  2)  Le 
Memoire  sur  la  population  protestante  du  diocese  de  Nimes  ayant  et  apres 
la  r6vocation  de  l'edit  de  Nantes  ('qui  provient  des  papiers  de  Claude  Armand  de 
Nyons')i.  Bulletin  de  la  Soc.  de  1'Hist  du  protest  francais  (15  avril).  3)  La  liste  des  gen- 
tiU  hommes  et  prineipaux  habitants  nouvellement  convertis  dans  le  Languedoc  1686.  Id.  ibid. 
n.  du  15  mai  et  du  16  aoüt  4)  Un  souyonir  des  Cevennes,  6tude  de  M.  Bonnot 
sur  Roland,  le  fameuz  chef  des  Camisards.  5)  Les  entraits  de  la  Gazette  du  Har- 
tem sur  les  persecut  dirig.  contre  les  protest  £ran<j.  de  1686  a  1690.  Ibid.  n.  du  15.  Juillet 
6)  Fragmente  aus  den  Memoiros  originauz  de  Jacques  Fontaine,  bezügl.  auf  die- 
selben Ereignisse.  Ibid.  n.  du  16.  dec.  Endlich  les  Dragons  missionnaires,  Fragment  du 
Memoire  de  Joanne  Terrasson.  Ibid.  n.  du  15  Janvicr.  In  denselben  Gedankengang  führt 
noch:  Memoire  adressl  ä  la  Reine  Anne  en  1708  sur  un  proj.  de  descente  en 
France  pend.  l'insurr.  des  C6vennes,  publ.  d'apres  an  MS.  du  British  Museum;  ibid. 
15.  juillet;  et  les  Memoire  du  Baron  de  Salyas,  begleitet  von  Briefen  an  seine 
Frau  u.  an  Mlle.  de  St  Veran.  (1703 — 1716).  —  J.  Valfrey,  Hugues  de  Lionne,  ses  am- 
bass.  en  Esp.  et  Allemagne.  Roy,  Colbert,  oontrol.  gener.  des  finances.  4  edit  142  S.  Du 
Maurei,  hist  de  Touryille.  108  S.  12°.  i.  Bibl.  litt  —  Ferner:  Challamel,  Colbert  144  8. 
in  bibl.  d.  1.  jeun.  p.  Deheurle,  Essay  sur  Colbert  et  Turgot  i.  Mem.  d.  1.  soc.  acad.  d. 
l'Aube.  t.  43.  (1879).  Ravaissons  Arch.  d.  1.  Bastille,  t  XI.  Paris,  Pedono-Lauriel  in  8°. 
bietet  die  offiziellen  Belege  der  Grausamkeit,  mit  der  die  Protestanten  und  alle  Gegner  der 
königl.  Gewalt  behandelt  wurden.  Wir  weisen  noch  besonders  auf  d.  Sache  des  armenischen 
Patriarchen  Avedick.  — Ferner:  Statutes  des  maistres  ecriv.  de  Paris  1681.  Giraud,  labatde 
Malplaquet  i.  Rev.  T.  L.  9,  1.  416.  1879.  Hue.  Analyse  des  prineip.  camp,  du  temps  <L 
Louis  XIV.  192  S.  Stoeg,  l'edit  de  Nantes  et  sa  revocat,  32°.,  158  8.,  i.  Bibl.  d.  jeune« 
fran<j.      Douen,  les  prem.  past  du  desert  1685 — 1700.     1879. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    III.  10 


IHt146  XX.  1.    G.  Hanotaux  (J.  Hermann): 

durch  die  das  Archiv  des  auswärtigen  Ministeriums  zugänglich  geworden,  hat 
den  Forschern  gerade  über  den  genannten  berühmten  Memoiren-Verbseer 
wesentliches  und  neues  Material  zugeführt,  dessen  sie  sich  mit  Begier  be- 
mächtigt haben.     Daher  liegt  eine  ganze  Litteratur  darüber  vor. 

M.  Picot  hat  die  Wichtigkeit  der  neuen  Quelle  beleuchtet  and  einige 
interessante  Auszüge  gegeben,1)  Drumont  hat  die  Stücke,  die  sich  auf 
die  spanische  Gesandtschaft  und  eine  Beschreibung  des  spanischen  Hofes  be- 
ziehen, veröffentlicht.2) 

Faugöre,  der  alte  Archivdirektor,  dem  man  vorwarf,  dafa  er  zo 
eifersüchtig  hüte,  hat  bei  der  veränderten  Sachlage  eine  sehr  aussichtsvolle 
Veröffentlichung  begonnen  mit  den  unedierten  Schriften  St.  Simons.8)  Der 
1.  Band  schon  enthält  wohl  die  Perle  des  Ganzen:  die  Parallele  zwischen 
den  Königen  Henri  IV.,  Louis  Xin.  und  Louis  XIV. 

Der  langjährige  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Memoiren,  de  Boi- 
lisle,  hat  seinerseits  ein  neues  Fragment4)  gefunden,  versteckt  unter  dem 
Titel :  Collect,  sur  feu  Monseigneur  le  Dauphin.  Zugleich  aber  hat  eben  der- 
selbe durch  eine  Neuausgabe  der  Memoiren6)  dem  Grafen  von  St  Simon 
ein  wahrhaftes  Denkmal  gesetzt,  in  einem  vollständigen  wissenschaftlichen 
Apparat,  besonders  in  einem  epochemachenden  Kommentar  gipfelnd.  —  6)  Eine 
Charakterfigur  des  Ausgangs  des  'grand  si&cle'  ist  die  Marschallin  von 
Villars, 7),  die  durch  ihre  Intelligenz  nicht  wenig  zu  den  Erfolgen  des  Siegers 
von  Denain  beitrug. 

Auch  über  Louis'  XIV.  Tod  liegt  ein  genaues  'Journal1  aus  derselben 
Kammerdiener-Familie  vor,  deren  Name  uns  bei  Louis'  XIII.  Tode  begegnete.8) 
Man  vergleiche  diese  beiden  Journale  mit  dem  Bilde,  das  St  Simon  in  der 
Parallele  macht! 

Louis  XV. 

Die  Regierung  Louis'  XV.  ist  reich  an  Couplets.  In  der  neuen  Sammlung 
historischer  Lieder,  die  Rauni6  herausgiebt,9)  findet  man  bis  jetzt  für  die  Regent- 
schaft eine  Fülle  von  pikanten  Thatsachen  und  Anekdoten,  geeignet,  die 
Sitten  und  bisweilen  selbst  das  Dunkel  der  Politik  der  Zeit  aufzuhellen.10) 

Am  wichtigsten  sind  für  den  Anfang  der  Regierung  Rocquains11)  eben 


1)  M.  Picot,  broch.  extr.  da  Bullet,  de  l'Acad.  des  sc.  mor.  et  pol.  1  toI.  in  8°.  Picni 

—  2)  E.  Drumont,    Pap.   ined.   de  St.  Simon   Lettre«  et  dep.   sur  rambass.  d'Etpagne,  — 
»Ähnlichst  erwartet,  doch  einigermafsen  enttäuschend,  vielleicht  etwas  su  hastig  gearbeitet!  — 

3)  Faugere,  Ecrits  ined.  du  St.  Simon.     Hachette.    T.  I.  in  8°.     Trotz  einiger  Nachlisiig- 
koiten    in    der  Veröffentlichung   hat    diese  Veröffentlichung   einen   grofsen  Erfolg  gehabt  — 

4)  Boilisle,  rEloge  du  dne  de  Bourgogno  i. :  Rev.  d.  Quest  hist  juület  —  (Wir  erwähnet 
gleich  hier:  A.  de  Seine,  Le  duc  de  Bourgogne  petit  filsdo  Louis  XIV.  i  Bibl.  ehret,  et  bot.) 

—  5)  Id.  Mein,  de  St.  Simon.  Nouv.  edit.  i.  Collect,  de  grande  ecriv.  d.  1.  Fr.  Paria,  Ha- 
chette. T.  I  u.  II.  —  6)  Über  die  Obers,  der  Memoiren  der  'Herzogin  ron  Orleans'  TgL 
Jahresb.  1879  (trad.  p.  Jaegle).  2.  vol.  in  18°.  Paris,  Quantin.  ^-  7)  Giraud,  la  Mart- 
chale  de  Villars.  Paris,  Hachette  in  12°.  Zuvor  schon  im  Journ.  d.  Sav.,  L  Bull,  de  rAcai 
d.  sc.  mor.  et  pol.,  stückweise  gedruckt  auf  Grund  v.  docum.  iDed.  Id.  le  salon  de  Mme.  dt 
Larabert  Ibid.  348.  —  8)  Jean  et  Fr.  Antoine,  Journ.  d.  1.  mort  de  Louis  XIV.  Pari». 
Quantin  in  12°.  —  9)  Bauni£,  Chansonnier  hist  Paris,  Quantin.  yol.  I-— IV.  in  ll».  — 
Pajol  behandelt:  los  guerren  sous  Louis  XV.  (1715—39).  Vgl.  Her.  de  sc  miHt  81.  sept 
C.  Constant,  Un  tapage  epouvantablo  parmi  les  avocats  du  parlement  de  Paris  1730—31, 
i.  Fr.  judic.  IV.  —  10)  Wir  erwähnen:  Lacroix,  XVII  siede  u.  Vandal,  meüatiai 
fr.  en  Orient:  Le  paix  de  Beigrade  (1741)  i.  Corresp.  noy.  u.  *Defaite  de  7  iMmres  angL  « 
Normandie  1731*.  (Wiederabdruck  einer  Broschüre.)  —  11)  Rocquain,  le«  premier  ante* 
da  Qouv.  d.  Louis  XV.  i.:  Seajvcea  et  trav.  de  l'Ac.  d.  Sc  m.  et  p.  Jan?,  p.  69. 


Frankreich  1515—1789.  111,147 

diesen  Titel  tragende  Forschung  undZevorts1)  Arbeit  über  d'Argenson  (be- 
sonders die  Aktivität  des  Staatsmannes  1744 — 47  betreffend,  von  denen  die 
eine  vorzugsweise  die  inneren  Schwierigkeiten,  die  andere  die  auswärtigen 
Angelegenheiten  einer  freilich  nichts  weniger  als  entscheidenden  diplomatischen 
Periode  Europas  darstellt.  Das  letztere  Buch  ist  für  d'Argenson  selbst  zugleich 
wenig  ehrenvoll:  Ein  getreuer  Spiegel  der  praktisch-politischen  Unentschieden- 
heit  der  'Consid6rat.  sur  le  Gouv.  d.  1.  Fr.',  für  Z6vort,  wie  man  gesagt  hat, 
'plus  mfritoire  qu'  attrayant'.*) 

Die  Austreibung  der  Jesuiten  hat  Gazier  einigermafsen  neu  beleuchtet,8) 
Rocquain  ohne  wesentlich  neue  Ergebnisse  die  darauf  folgende  Zeit  der 
Philosophenherrschaft4)  1762 — 70.  Die  auswärtige  Politik  lernt  man  näher 
kennen  durch  die  dänischerseits  von  der  Hielmstierme-Rosenkranz-Stiftung 
veranstaltete  Ausgabe  des  Briefwechsels  Choiseuls  und  Bernstorfts, 5)  des  däni- 
schen Gesandten  in  Frankreich. 

Fine  Fülle  wichtiger  Thatsachen  streift  die  durch  Urkunden,  besonders 
Briefe  der  Pompadour  aus  der  Zeit  von  1746—58,  vermehrte  interessante 
Studie  von  Bonhomme.6) 

Von  den  drei  Studien  Baschets7)  behandelt  die  erste  eine  zum  Zweck 
der  Erlangung  der  Gunst  der  Königin  Marie  Leczinska  erheuchelte  Bekehrung 
der  Favoritin  im  J.  1756,  die  zweite  (ein  Auszug  aus  den  unedierten  Me- 
moiren Duforts,  des  Introducteurs  der  Gesandten)  enthält  besonders  Einzel- 
heiten über  des  Königs  Benehmen  bei  der  Nachricht  vom  Tode  jener,  die 
dritte  erzählt  Louis'  XV.  Befehl  an  Choiseul ,   sich  der  Papiere  der  Dame  zu 


1)  Zeyort,  Le  marq.  d'Argenson  et  le  ministere  des  Äff.  Etrang.  —  2)  Wir  erwähnen: 
Pingau d,  Un  captif  ä  Alger  an  XVUI  s.  i.  Roy.  hist  juillet/aoüt  p.  325.  Für  das  ge- 
sellige   Leben    vgl.    A.    Barine,    Mme.   de  Lafayette  i.  Bev.    des  dein  mondes,   1679.  — 

3)  Gazier,  Exp.  d.  Jes.  i.  Rev.  hist  juillet/aoüt  p.  308.  —  Zur  Erziehungsmethode  der 
Jesuiten  giebt  noch  orig.  Boitr.  Compayre,  curioaites  pedagogiques;  l'orbilianisrae  ou  l'usage 
dn  fouet  dans  les  Colleges  des  Jesuites  au  XY1I  s.  i.  Mein,  de  l'Ac.  de  Toulouse.  78,  490.  — 

4)  Rocquain,  le  parti  des  philosophes  —  i.:  sean.  et  trav.  de  l'Acad.  des  sc.  m.  etp.  juillet/aoüt 
p.  42.  ProvinzialgoschichÜich  ist:  Demay,  une  sess.  des  Et  Gen.  de  Bourgogne  a  Autun  en 
1763  i. :  mem.  d.  1.  Soc.  Eduenne  t  VIII.  —  5)  Corresp.  pers.  de  Choiseul  et  de  Bern- 
stör  ff.  Vgl.  Acad.  d.  sc.  mor.  et  pol.  p.  65.  —  Ergänzend  dienen  0.  Massons  Epayes  du 
XVIII  s.  i.  Cab.  hist.  sept/dec.  p.  237.  Darunter  bes.  Dokumente  wie  die  Briefe  v.  Faulny 
d'Argenson,  Chauvelin,  dem  Marechal  de  Castres,  dem  H.  v.  Richelieu,  gewonnen  aus  dem 
British  Mus.  —  D.  eleg.  Werkchen  Campardons  'Chemince  de.  Mme.  d.  1.  Poupeliniare' 
giebt  bes.  interessante  Einzelheiten  über  das  häusliche  Leben  der  Vornehmen  u.  eine  Liebes- 
episode des  Marsch.  Richelieu.  —  Wir  erwähnen  F.  Massons  Fortsetz.  s.  Studien  über  den 
card.  de  Bornis.  Ferner:  Id.  conclave  de  1769,  id.  l'abolition  des  Jesuites.  Corr. 
15.  avril  et  1.  mai  (nach  ungedruckt.  Dokumenten  bes.  denj.  des  Aren.  d.  Min.  des  Äff.  Etr.) 
—  Ed.  Schmidt,  l'Instruction  primairc  en  Lorraine  en  1779.  (Re?.  Chret  avril 
et  mai.)  De  la  Borderie  les  benedictins  bretons,  bes.  über  die  Schwierigkeiten, 
welche  die  Rohan-Soubise  dem  Dom  Lobineau  bereiteten  wegen  der  Veröffentlichung  seiner 
*Histoire  de  Bretagne'.  (Zuerst  erschienen  i.  der  Re?.  d.  Bret  et  de  Vendee,  dann  bes. 
Champion  in  8°. )  —  6)  Bonhomme,  Mme.  de  Pompadour.  g6neral  d'Armoe.  Paris,  Charavay 
in  8°.  —  7)  Voreinigt  s.  tit:  A.  Bas  che  t,  Partieularites  sur  Mme.  de  Pompadour  i.  Cab. 
hist  sept/dec.  p.  117.  —  Wir  fügen  an:  Uganne,  aneedot  d.  1.  comt.  du  Barry.  XXXII. 
293  S.  —  *Nouvolles  d.  1.  eour  et  d.  1.  villo  1734  38',  d'aprta  une  corresp.  ined.  d.  1.  bibl. 
nat  Paris,  Rouveyre.  167  S.  Ein  Gegenstück  aus  der  sittenlosen  Zeit  ist:  Broglie,  un 
soldat  chrSt  u  la  cour  de  Louis  XV.,  le  marechal  du  Muy,  (1711 — 75)  i.:  Corresp.  25,  V. 
Ferner:  Gillet,  la  Ycnerable  Louise  de  Fr.  (f  1787),  fille  de  Louis  XV,  en  reiig.  Mero 
Thereoe  de  S.  Augustin.  Paris,  Douniol,  XX,  565.  Hamel,  Briefe  v.  1748 — 68  an  Tscharrer. 
Bar  ck hausen  schrieb  'Lettres  et  vers  de  Voltaire'  in  den  Ann.  d.  1.  fac.  d.  Bordeaux.  U.  — 

10» 


111,148  XX*  1-    G-  Hanotaui  (J.  Hermann). 

bemächtigen,   der  sich  des  Auftrags  so  vollständig  entledigte,  dafs  ihr  Auf- 
bewahrungsort bis  heute  noch  nicht  hat  entdeckt  werden  können. 

Louis  XVI. 

In  jedem  Falle  von  grober  Bedeutung,  wenn  auch  nicht  abschliessend, 
sind  die  Ergebnisse  von  Tratchevskys  Untersuchung  im  Nat-Archiv  und 
im  auswärtigen  Ministerium  über  Vergennes  Politik  Deutschland  gegenüber, 
desjenigen  Ministers,  von  dem  man  sagt,  wenn  er  noch  gelebt  hätte,  als 
Louis  XVI.  das  Schaffet  bestieg,  dann  wäre  er  ihm  gefolgt  Der  Einfluis 
desselben  auf  den  König  wird  als  verhängnisvoll  dargestellt,  sofern  dieser 
letztere  (ähnlich  Friedrich  Wilhelm  m.  in  der  Unglückszeit  im  Verhältnis  n 
seinem  Kabinet,  wie  Duncker  es  uns  gezeigt)  oft  das  Richtige  gewollt,  aber 
gegen  den  vertrauten  Minister  nicht  durchgeführt  hat.1)  Eine  lebhafte  Po- 
lemik hat  Tratchevsky  durch  seine  gründliche  Arbeit  heraufbeschworen,  die 
sicher  der  Sache  zu  gute  kommt 

Baguenault  de  Puchesse  hat  sehr  glücklich  die  Dokumente  des  de 
Vauxschen  Familienarchivs  ausgebeutet,  um  die  kriegerische  Erwerbung  Kor- 
sikas durch  Frankreich  und  die  Rolle,  welche  Marschall  de  Vaux  dabei  spielte, 
in  ein  helles  Licht  zu  stellen.9) 

Des  Kanzlers  Maupeou  Gerichtsreform  teils  nach  den  Akten,  teils 
nach  Maupeous  eignen  Erläuterungen  hat  Flammermont  studiert,  besonders 
in  Hinsicht  auf  deren  politische  Bedeutung  zum  Zwecke  der  Kreuzung  der 
tradit.  Wichtigkeit  der  Parlamente.8) 

Von  dem  Werk  des  Russen  Kareiew  'les  paysans  et  la  quest.  des  pay- 
sans  en  Fr.  dans  le  dem.  quart.  du  XVm  s.  (1879)'  hat  Maury  eise 
kritische  Analyse  des  Wesentlichen  unter  Hinzufügung  der  Darstellung  seine 
eignen  Ergebnisse  theoretischer  und  praktischer  Art  gegeben«4) 

Die  Revolution  erscheint  und  mit  ihr  —  noch  vor  Thorschiufa  der 
alten  Zeit  —  der  Name  ihres  ersten  Führers,  Mirabeau,  von  dem  eine  leUte 
Kleinigkeit  aus  d.  J.  1788  uns  entgegentritt.6) 


1)  Tratchevsky,  Relat  entre  la  Fr.  et  l'Allemagne  sons  Louis  XVL  L:  Bar.  bist 
nov.ydeo.  p.  241  ff.  —  L.  Pingaud  verwertet  den  Band  der  Corresp.  inetL  der  Comtess«  fc 
Sabray  and  des  Ritters  de  Bouffiers  (erschien  1875)  zu  einem  Artikel:  Choral,  de  Bomflan 
au  Senegal  (1786—87)  i.  Rev.  d  q.  h.  Janv.  p.  280  ff.  —  2)  Baguenault  de  Packeise, 
La  conquete  de  la  Corse  i.  Rev.  d.  quest.  hist  Jaulet  p.  152.  —  3)  Flammermoit,  r& 
judic.  de  Chancelier  Maupeou.  Broch.  extr.  de  Bull.  d.  l'Ac.  des  sc  m.  et  poL  Picard  in  S1. 
Über  den  'Salon  de  Mme.  Necker'.  Vgl.  u.  XX.  2.  —  Wir  erwähnen:  l'Ecole  milit  avait  b 
Revolut.  24  S.  Über  die  'Souvenirs  dun  nonagenaire'  p.  M.  Celestin  Port,  die  ein  ■miehaadsi 
Bild  von  dem  bürgerl.  Leben  in  Anjou  schon  im  XVIII.  Jahrh.  liefern  (u.  bis  1842),  vgl  a, 
XX,  2.  —  1774  erschien  ein  Pamphlet,  «la  confession  gener.  d'Audinof.  D.  1.  Tefl  flDtt  n 
unsere  Periode.  Es  ist  wieder  abgedruckt  worden. —  4)  Maury  L:  Journ.  d.  savants.  Jaulst 
aoüt/sept  —  Dio  Erinner,  e.  Musketiers  v.  .1783  giebt  Pape,  Y.  Maintenos  sack  Alieoa 
Kulturhist.  dürften  sein:  Delahante,  une  famille  de  finance  au  XVIII  s.  (Men. Corresp.  etc.) 
Pourtalis  et  Beraldi,  les  Graveurs  du  XVIII  s.  t  1.  —  Sainte-Beuve,  «Measeken  de» 
XVI11.  Jahrhunderts*  ist  übers,  worden.  —  5)  Vingtrinier,  üette  de  Mirabeau  <m  1T8S 
in  Rev.  du  Lyonnais.  Juillet. 


Frankreich  seit  1789.  HI,  149 


XX.  2. 

J.  Hermann. 

Frankreich  seit  1789. 

Allgemeine  Übersichten  und  Quellen. 

Der  brennenden  Fragen  betreffs  der  französischen  Geschichte  seit  1789 
werden  einerseits  weniger,  andererseits  mehr.  Das  Erstere  muntert  wenigstens 
zn  Übersichten  der  allgemeinen  Entwicklung  oder  einzelner  Punkte,  z.  T.  in 
immer  mehr  geläuterter  Form  auf.1) 

Eine  beträchtliche  Zahl  Schriften  von  wesentlichem  Quellengehalt  da- 
gegen zeigen,  dafs  die  Fundgruben  noch  nicht  erschöpft  sind.  Die  parla- 
mentarische legislative  Seite,  *)  die  Verträge  und  überhaupt  diplomatische 
Aktenstücke,3)    Chroniken,4)   Memoiren,6)  Tagebücher,6)  Korrespondenzen,7) 

1)  Michel  et,  Hist  du  XIX  i.  T.  2  betrifft  das  Direktorium  (18  brumaire).  Auch  seine 
bekannten  und  in  früheren  Jahrgängen  erwähnten  Werke,  vorm.  u.  auf  9  Bde.  berechnet,  ebenso 
wieThiers  (18  edit),  Mignets,  Ed.  Demolins  (9  edit),  Taines  (9  edit),  Martins  (T. IV.) 
srscheinen  in  nenen  Auflagen,  Ad.  Schmidts  Paris  ist  übersetzt  worden.  Gegen  Thiers  richtet 
eich:  Martel,  les  histor.  fantaisistes.  IV.  116  S.  Neuerscheint:  Grägoiro,  hisi  de  France 
periode  mod.  Tom.  HL  599  S.  Paris,  Garnier.  Del  plan,  la  revol.  fr.  18°.  176  S.  (ein 
Auszug.)  Dahin  gehört  auch:  Michelet,  les  grandes  journeos  d.  I.  revol.  3.  edit.  136  8. 
i.:  Bibl.  d.  jeunes  Fr.  —  Sorin,  hist  d.  1.  republ.  fr.  1789 — 1800,  mit  lllustr.  Quinzo  ans  d.  Key. 
1789—1804.  Paris,  Tardieu.  In  4  edit  VIII,  256.  2  fr.  12°.  Hubault,  hist  contemp.  de  1789 
—1848.  E.  Caro,  la  fin  du  XVIII  s.  etad.  et  portr.  T.  1.  u.  II.  Hist  d.  Tuiler.,  ed.  ill.  livr.  1—16. 
Paris  ä  brav,  les  figes.  Lief.  9.  (Her.  pol.  lit  79/80.)  Vgl.  Kap.  I.  Eine  mit  Erläuternngen  ver- 
sehene Sammlung  ▼.  d.  'anc  plans  de  Paris'  v.  Franklin,  T.  2.  (T.  1.  79),  beginnend  mit  d. 
d.  deutschen  Seb.  Münster  1530,  endend  mit  Vernicquet  1791,  ist  ein  ganz  vortreffliche«  Hilfs- 
mittel für  den  Forscher.  Eyries,  les  chateaux  historiques  d.  1.  France,  T.  1  u.  2.  (1 — 6), 
bezieht  sich  überwieg,  auf  die  neue  franz.  Gesch.  —  J  u  1 1  i  o  n ,  hist  d.  l'opera  Beeret  (17  70 — 90). 
8°.  Paris,  Bouveyre.  Sicard,  1.  pol  it.  dans  l'enseignement  dep.  1767 — 1808- i.  Corresp.  80. 
10/18.  Juillet  Pichon,  essay  historique  sur  1.  semin.  du  Mans.  1802 — 1875.  Sainte- 
Aulaire,  portraits  de  famille  1750—1810.  Niepco,  juridict  commerc.  a  Lyon  sous  l'anc. 
regime  (1463 — 1793).  8°.  Mougin  -  Husar  d.  La  Chapelle,  hist  judic.  de  Lyon  ddp. 
1790.  G.  Maurice,  la  politique  douaniere  dop.  Colb.  jusq.  au  trait  d.  com.  1860, 
i.  Rev.  pol.  et  lit.  1879  VIII  u.  1880  IX,  169/203.  V.  Mol  inier,  sur  la  torture  etud. 
hist  et  ph.  besonders  auf  Toulouse  bezüglich.  Vgl.  Mein,  de  l'Acad.  de  Toulouso  79  (I.  159, 
II,  304  ff.)  —  2)  Archives  parlem.  de  1787—1860.  1.  S.  T.  VI  u.  VII.  2.  edit.  T.  XI. 
T.  XXXVI.  T.  XLVI.  Die  Gontin.  du  g.  r.  gen.  de  traites  de  G.  Fr.  de  Märten*, 
nämlich:  Becueil  nouv.  de  Traites  od.  Samwor.  III.  3.  Lief.  473-734.  2.  Ser.  3.  Lief. 
487-762,  schon  1879.  V.  1.  u.  2.  Lief.  482  8.  Gott.,  Dietrich.  —  3)  Masson,  le  de- 
partement  des  äff.  errang,  pend.  la  revol.  fr.  1877,  sei  hier  s.  Wichtigkeit  wegen  nachträglich 
erwähnt  —  4)  Champollion-Figeac,  chroniq.  Dauphin,  et  mem.  ined.  rolat  au  D.  pend. 
la  Ter.  1797—1810.  XV.  460  S.  Wertvoll.  —  5)  Lese  uro,  Mem.  sur  les  comites  de 
saL  p.,  d.  sur  gen.  et  sur  les  prisons.  1793 — 94.  Forts,  seiner  bekannten  Bibl.  de  mem. 
rel.  ä  ITüst.  de  Fr.  au  XVIII  s.  Von  dems.  Mem.  de  Mad.  de  Staale.  —  Souvenirs  d'un 
nonagenaire,  Mem.  de  Bernard.  Abb6  Esnault,  Mem.  du  prince  d'Ardenay.  —  6)  Biro, 
Journal  d'un  buurgeois  de  Paris  sous  la  terreur;  Suite,  i.  Bev.  d.  deux  mondes.  R.  deParnos, 
Le  directoire,  portefeuille  d'un  incroyablo.  -  7)  F.  Kapp,  J.  E.  Bollmann.  Berlin,  Springer. 
Zahlreiche  Briefe  dess.  aus  den  ersten  Jahron  der  Rerolut,  mit  wichtigen  Aufschlüssen,  z.  B. 
über  den  10.  Aug.  1792.  Pous  (eure*),  correspond.  ined.  d'un  membre  de  l'ass.  constit 
1789  —  91.  (L.  de  la  Sicotiere.)  8°.  Angers,  Germain.  Md.  de  Gerando,  lettres  de  la 
baron.  de  Gerando.  8°.  Didier,  aus  den  JJ.  1800  u.  1801.  Lettres  do  Languet  de  Gergy. 
Paris,  Martin. 


IQ,150  XX.  2.    J.  Hermann. 

Originalberichte  oder  —  Drucke,1)  Dokumente  zur  inneren  Geschichte,8)  gewöhn- 
lich verbunden  mit  sachlichen  Untersuchungen8)  spezial-4)  oder  lokal- 
geschichtlicher Natur,  darum  jedoch  nicht  bedeutungslos,6)  —  sie  alle 
lassen  die  Forschung  nicht  zur  Ruhe  kommen,  so  dafs  sie  um  so  dankbarer 
Nachweisungen  über  die  Orte,  an  welchen  Material  zu  finden,  annimmt.6) 

1789—1795. 

Die  'Attentate'  der  Philosophie  auf  die  grofsen  Wendepunkte  der 
Menschheitsgeschichte  sind  nicht  tot  zu  machen,  mögen  dieselben  sich  in  Ver- 
gleiche7) oder  in  Apologieen  oder  Verurteilungen8)  zuspitzen. 

Passiv,  zuweilen  sogar  aktiv  verdiente  Leute  in  den  Parlamenten  sind 
die  Spafsmacher  niederer  und  höherer  Gattung.  Man  könnte  fast  amendieren: 
Tom  Erhabenen  bis  zum  Lachenerregenden  ist  nur  ein  Schritt',  wenn  man 
sich  bewufst  wird,  dafs  des  Titanen  der  konstituierenden  Versammlung,  des 
'berühmten'  Mirabeau  Bruder,  der  auf  der  Rechten  safs,  diese  Rolle  über- 
nommen. 9) 

Bemerkenswert  sind  Urteile  der  mit  den  französischen  Freigeistern  einst 
kokettierenden  Katharina  IL  über  die  Hauptpersonen  und  einzelnen  Phasen  der 
Revolution;10)  auch  ihr  politisches  Verhalten,  besonders  gegenüber  den  zahl- 
reichen Emigranten,  die  sie  bis  auf  einen  gewissen  Grad  ermunterte,  am 
schliefslich  im  wesentlichen  sie  womöglich  für  ihr  Land  zu  behalten,  and 
demselben  und  sich  einen  Refugies-  oder  Emigranten-Segen  gleich  dem  branden- 
burg-preufsischen  von  1686  zu  verschaffen.11) 

Ein  Flügel  der  Emigrantenaktion  war  auf  Strafsburg  gerichtet,  dessen 
man   sich   durch   einen  Handstreich   zu  bemächtigen  suchte.     Vergeblich!11) 


1)  Relat  d.  1.  fete  d.  1.  eonf&der.  des  departem.  de  la  Sonime,  da  Pas  de  Calais  et  di 
Nord  c&6br.  ä  Lille.  16  juin  1790.  4°.  —  2)  A.  Ohenu,  1.  arch.  revolut  Iätt.  1.  4§. - 
3)  E.  de  Barth  61  emy,  Etüde  aar  1.  soeiöt.  pari«,  d'apres  de  lettre«  in&L  de  Mdmll.  (U 
Scudery,  do  Gordoau  ot  d'lsaru.  —  4)  Memorial  d.  1.  gendarmerie.  T.  9.  Darauf  dürft» 
beruhen:  Le  maitro  histor.  d.  1.  Gendarmerie.  18.  Wattier.  E.  Leblanc,  la  gendarmerie, 
son  hist.  et  son  rolc.  Paris,  Dumaine. —  Journeo  du  14  jeuillet  1789.  8  S.  Anscheinend  «a 
Flugblatt.  —  T>)  Tressay,  docum.  ined.  snr  1.  revol. :  La  municipalite'  de  Luoon  in:  Ber. 
do  Brot,  ot  de  Yond.  —  6)  Lab i che,  Not  sur  los  depots  litter.  et  bibliograph.  aar  1.  tM. 
d.  1.  fin  du  dorn,  siecle:  —  Tisior,  Inventaires  des  archives  bist  d.  L  chaxnbre  d.  eoai" 
merco  ä  Marseille.  Vielleicht  verweist  man  in  denselben  Kreis  die  'Note  biliogr.  coneemit 
los  ouyragos  de  M.  Vendages  d.  Malapein  Tun  dos  fondateurs  de  l'acad.  des  'Lanternistes'  —  (spitar- 
acad.  de  Toulouse)  i.  doron  mem.  man  vgl.  1,  107.  —  7)  J.  Proul,  L'Anc.  regime  et  la  B*- 
vol.,  conferenco.  12°.  Dijon,  Daran  tiere.  —  8)  Di  un  appologia  della  rivolusione  de  1789 
in:  liv.  catt.  XI.  Auch:  Bonne,  los  prineipes  de  1789,  pr&ds  hist  172  S.  —  9)  T.  A.  Ai- 
lard,  Un  huraoristo  ä  l'Asa.  const. :  Mirabeau-Tonnau.  (Nouv.  rev.  6.)  Daa  Geschleckt  dar 
'Mirabeau'  wurde  in  der  Revue  britann.  schon  Dez.  1879  behandelt  Eigentümlich  ist  der 
Gegenstand  dor  Publikat.  v.  Maria  Proth;  Mirabeau's  lettres  d'araours  N.  6dit  360.  Fans« 
Garnier,  offenbar  auf  den  'grofsen*  M.  bezüglich.  Desgl.  Vingtrinier,  Uno  dette  do  conto 
do  Mirabeau,  i.  Rev.  de  Lyon.  Vlll.  Vgl.  K.  XX,  1.  Der  obigo  Aulard  bespricht  4Un  Flagiat 
orat.de  Mirabeau',  i.  Annal.  d.  1.  Fac.  de  Lettres  do  Bord.  —  10)  Barsso ukof,  'Journal  d'Alei. 
Yamiliovitsch  Khrapovitski  1782—95'  (nouv.  Mit.)  (i.  russ.  Sprache.)  Darauf  gründet  AMred 
Ramhaud  seinen  Essai  «Catherine  ot  la  r6v.  fr.'  (Rev.  pol.-litt.  rev.  d.  conrs.  litt  2.  Serie. 
N«>.  1«.  —  11)  Vgl.  L.  Pingaud,  Catherine  U.  et  l'emigrat  i.:  R.  d.  q.  hist  430—490. 
«ehr  lehrreich,  auf  Grund  dor  «lottrcs  do  C.  II  et  Grimm',  der  'archives  da  prince  Woromew* 
( bos.  t.  VIU  u.  IX,  die  Korrcsp.  v.  Simon  Woronzow  m.  s.  Bruder  Alex.  u.  Briefe  RostopchiM 
enthaltend.)  —  1*3)  Victor  de  Saint-Genis,  Une  conspiration  royal.  a  Strasbourg  d'aprta 
des  documents  inedits  (R.  d.  deux  mondes  38.  S.  392 — 429).  Auf  Grund  von  Briefen  der 
chefs  d'ömigration  (herstammend  vom  Marq.  d.  Viomenil  marech.  de  France)  pieees  jnstÜ  n 
h.  Memoire*  polit  et  milit.,  bezüglich  auf  die  Zeit  v.  1789—1816.  Paul  I.,  comte  d'Artoi«, 
prince  de  Condr,   comte  de  Viomenil  sind  vertreten.     Vgl.  Kap.  XVL     Hierher  gehört 


Frankreich  seit  1789.  DI  151 

Eiii  Teil  derselben  war  ia  Brüssel  und  machte  sich  dort  des  Anarchismus 
verdächtig. *) 

Die  Fragen  über  König  und  Königin  scheinen  sich  allmählich  zu  er- 
schöpfen;8) lebendig  ist  noch  das  Interesse  an  den  Wendepunkten.8)  Un- 
erschöpflich vorläufig,  weil  theoretisch  und  praktisch  noch  nicht  völlig  er- 
ledigt, bleiben  die  eigentlichen  Faktoren.  Was  für  ein  vielseitiges  Material 
zur  richtigen  Fassung  der  französischen  Zustände  bieten  nicht  die  ,cahiers' 
der  Abgeordneten.  Man  beginnt  in  Frankreich  die  Schulfrage  der  franzö- 
sischen Revolution  zu  stellen  und  sucht  sie  überall,  zuerst  1789  in  den 
cahiers4),  auch  in  dem  halbwilden  Korsika.5)  Das  sich  ergebende  Bild  ist 
unbefriedigend-,  es  wurde  mehr  zerstört  als  gebaut.6) 

Jedenfalls  beweist  Dumärüs  Zusammenstellung  das  Vorhandensein  eines 
grofsen  Ernstes  vieler  Kreise,  und  von  Interesse  wie  Verständnis  selbst  für 
subtilere  Fragen  des  Unterrichts,  wie  den  weiblichen. 

Lakanal7)  hat  noch  (aufser  Condorcet)  positive  Verdienste.  Daher  hüte 
man  sich  die  Revolution  als  eine  reine  Mifsemte  in  allgemein-geistiger  Be- 
ziehung aufzufassen.     Die  Musen  sind  nicht  völlig  davon  gegangen.8) 

Das  allgemeine  geistige  Leben  in  der  Revolution  geriet  überwiegend  in 
das  politische  Fahrwasser  —  man  denke  selbst  an  A.  Ch&iier,9)  —  besonders 
das  der  Presse,  jener  damals  ebenso  grofsartigen  wie  unheilvollen  Macht,  die 
neben  einigen  sympathischen  Gestalten,  wie  obigem  Ch6nier  oder  Loustallot 
oder  Panecoucke  unter  den  'Ernsten',  Camille  Desmoulins  unter  den  ,Saty- 
rikern'  und  neben  vielem  Mittelmäfsigen,  einige  wahrhafte  Ungeheuer  der 
Blutgier  und  des  Cynismus,  wie  Marat  und  Hebert  zeitigt,  die  dennoch 
rasenden  Absatz  fanden.10) 

Susanne  Curchod,  die  geistesstarke  und  fast  gelehrte  Pfarrerstochter 
von  Crassier  od.  Crassy  (Pays  de  Vaud),  die  einstige  schwärmerische  Ver- 
lobte Gibbons,  dann  Neckers  nüchternere  Gemahlin,  das  Haupt  eines  der  wich- 
tigsten (nämlich  des  Freitags-)  Zirkels  in  der  Zeit  um  1769,  zu  dem  Mar- 
raontel  und  Abbe  Morellet,  besonders  aber  Grimm  u.  Diderot,  gehörten,  bleibt 
unentwegt  ein  Gegenstand  des  Interesses  und  der  Forschung.11) 


Chamard,  corresp.  ined.  concern.  la  Vendle  militaire.  119  S.  8°.  Angers,  Germain  et 
Orassin.  —  1)  Docum.  rel.  aux  emigres  fr.  a  Bruxelles  en  1793  i:  Roy.  d.  docum.  hist  Juin.- 
juillet  —  2)  Fischbach,  la  fuite  de  L.  XVI.  Vgl.  Rev.  crit  80.  12.  avr.  u.  Kap.  XVI. 
St  Armand,  les  femmes  de  Toileries.  (D.  letzte  Jahr  der  Marie  Antoinette  betr.)  Populär 
scheint:  Kolisch,  Mar.  Anton.,  Mirab.,  Robesp.  Wien,  Posner.  —  3)  Mortimor-Ternaux, 
les  massacres  du  sept.  1792.  Suklje,  z.  Gesch.  d.  Septem berereignisse  1792.  Progr.  d. 
Gymn.  zu  Wellenstädt.  1879/80.  —  4)  Dumöril,  Des  voeux  et  doleances  renformeos  dans 
les  cahiers  de  1789,  relat.  ä  l'instruct.  publ.  i. :  Mcm.  de  l'Acad.  d.  Toulouse,  II,  1.  S.  35 — 89. 
Aus  den  Arch.  pari.  FleiTsig  zusammengestellt.  —  5)  C.  Schuwer,  Quelq.  mots  nur  l'in- 
struct. fr.  en  Corse  av.  et  dep.  1789.  12°.  Corte.  Icard-Fournier.  —  6)  Victor  Pierre, 
l'ecole  sous  1.  rev.  fr.  1789—1812.  R.  d.  quest  hist  (XXVII,  S.  496—536)  stellt  aus  ge- 
druckten Quellen  zahlreiche  Daten  und  Urteile  zusammen,  um  den  Nachweis  zu  fuhren,  dafs 
die  Staatsschule  der  Revolution  (mit  ihrem  revolut.  Katechism.  u.  s.  w.)  unhaltbar  war,  die 
christliche  Privatschulo  aber  sich  behauptete.  Ein  Deutscher  (Schechens,  Period.  Bl.  S.  206) 
scheint  zu  sekundieren:  'die  franz.  Revol.  und  die  Unterrichtsfreiheit'  —  7)  Lavigne, 
Note  biogr.  sur  Lakanal  i.  Mem.  de  l'Acad.  de  Toulouse.  2,  183.  —  8)  Demolins,  les  co- 
mediens  de  la  rev.  i. :  l'assoc.  cath.  V.  —  9)  0.  de  Vallee,  A.  Chenier  et  les  Jacobins.  Rev. 
de  Fr.  15  nov.  —  10)  Dr.  Ambros  Neman yi,  Journale  und  Journalisten  der  franz.  Revolut- 
Zeit  in  Virchow  u.  Holtzendorff,  Samml.  g.  wissenschaftl.  Vortr.  XV.  Ser.  Heft  340/1.  — 
11)  Othenin  d'Haussonvillo,  le  salon  de  Mme.  Necker  d'apr&s  des  documens  tires  des 
arch.  de  Coppet  (R.  d.  deux  mondes  37,  S.  47—98,  38,  S.  63—106  u.  788-826,  39,  S. 
513—545,  40,  S.  583—620.  Die  Titel  der  wichtigsten  Kapitel  sind:  les  gens  de  lettres  et  les 
phil.,  les  femmes;  Mme.  Geofßn,  da  Dcffaud,  d'Houdotout ;  ßuffon,  Thomas;  endl.  le  control  gener. 


HI,152  XX-  2.    J.  Hermann: 

Die  der  Schule  benachbarte  kirchliche  Sphäre  hat  bekanntlich  die  mäch- 
tigsten Bewegungen  hervorgerufen,  bis  das  Napoleonische  Konkordat  einen 
von  den  beliebten  „modis  vivendi"  schuf,  in  dem  die  Staatsgewalt  der  Kirche 
gegenüber,  die  sie  nicht  entbehren  mag,  nachgiebt.  *) 

Der  Socialismns8)  hat  begreiflich  von  Anfang  der  Revolution  seine  Ver- 
treter (in  Fauchet,  Anacharsis  Clootz.)  selbst  in  gewissem  Sinne  Necken 
(entschieden  nicht  in  der  Mehrheit  der  Constituante)3)  merkwürdiger  Weise 
nicht  in  Robespierre,  dem  auch  in  dieser  Hinsicht  entschiedenen  Manne 
der  Bourgeosie. 

Ein  grofses  Rätsel  ist  immer  noch  Robespierre,  dieser  Schreckensmann 
trotz  Brannemann,4)  selbst  trotz  Hamel. 

Wie  weit  ist  Robespierre  wirklich  tugendhafter  aufrichtiger  Republikaner? 
Hat  er  keine  Maske  getragen?  Wo  fängt  bei  ihm  der  Heuchler  an?  Hit 
auch  er  nach  Alleinherrschaft  gestrebt?  Hat  er  sich  mit  den  Fremden  in 
Unterhandlungen  eingelassen?  Schon  vor  Jahren  fand  Berichterstatter  eine 
ihm  leider  wieder  verloren  gegangene  Spur  von  Unterhandlungen  mit  einem 
Agenten  der  preufsischen  Regierung,  die  in  ihm  wohl  einen  Wiederhersteller 
der  Ordnung  erhoffte,  wie  dergleichen  ja  bei  Männern  wie  Dumouriez,  Danton 
auch  stattgefunden.5) 

Um  so  überraschender  erscheinen  namentlich  die  Spuren  von  Unter- 
handlungen mit  Thugut,  wegen  Herstellung  des  Friedens,6)  vielleicht  sogar 
wegen  Rettung  der  Königin.  — 7) 

Die  Geschichte  des  nationalen  Heeres,  jener  Hauptgrundlage  des  mo- 
dernen Staates  im  Sinne  Macchiavellis,  zeigt,  wenn  man  ins  Einzelne  geht, 
selbst  in  der  Verfallszeit  der  Mitte  und  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jh.  man- 


1)  Sciout,  Hut.  d.  1.  constit  civ.  d.  clergl  1790—1801,  8°,  Paris,  Firmin  Didot  T.11I 
l'eglise  sous  la  terr.  et  le  Direct.    Bedeutend.   —   Doublet,   leoons  dliist  eedea.  T.  HL  ei 
docum.  l'eglise  ot  la  revolut.     Wortlos  ist    „Kulturkampf  vor  100  Jahren"   (anonym).    Bon, 
Hauptmann;  am*  Feuilleton -Artikeln  d.  D.  Reichs-Z.  (1877)  entstanden:     Tendenzide  gerichtet 
gegen  Froimaueroi  u.  Aufklär.  Vgl.  Kap.  V.  —  2)  Paul  J  a n et ,  les  origines  du  sociahame  eontemp.  L 
Le  social,  rivot.  K.  d.  11  monde  40,  S.  397 — 422.  —  3)  De  Gallier  les  hommes  de  la  constit 
Bumuve.    —    4)    Karl    Brunnemann,   Max.   Robespierre.    Leipzig,   W.  Friedrich;    ihn  n 
enger  Anlehnung  an  Hamel  einfach  verherrlich,  und  zwar  auf  Grund  ganz  ungeeigneter  QieUca- 
studion;  denn  die  einseit  Benutz,  dos  Moniteur  ist  eigentlich  schon  seit  Wachsmuth  (TgL  dat 
im  Anhang   abgedruckte  Schreiben  des  Redakteure  an  Bobenp.,   dor  sich   in   der   Haoptaacae 
rühmt,  seine  Berichte   von  jeher  zu  Gunsten  Bobesp.'s  gefärbt  zu  haben)  gerichtet,  obgleich 
nicht  blofn  K.  Brunnemann  sie  zu  Grunde  gelegt  hat!     Es  sei  hier  zugleich  erwihnt,  dad  der 
Vf.    schon    1877    „Skizzen    und   Studien    zur    französ.   Revolutionsgesch."    (Braunachweig,  W. 
Bracke  jr.)  auf  Grund  eines  Theils  der  Corresp.  u.  der  mem.   der  Zeit  veröffentlicht  hat,  die 
wir  entschieden  dem  „Rotasp."  vorziehen;  vorausgesetzt,  dafs  man  sie  nimmt  als  das,  was  sie 
lediglich  sind:     Ganz  hübsche  Zusammenfass.  meist   bekannter  Dinge  für   einen  weiteren  ge- 
bildeton Leserkreis,  etwa  wie  A.  Kloinschmidts  Eltern  u.  Geschwister  Nap/s.  —  5)  Vgl.  sock 
darüber  und  andere  Punkte  d.  französ.  Rev. :   Bruno  Bauer,  zur  Orient  Über  die  Bism.-Aen. 
S.  oben  Kap.  VI.    —    6)   Memoire*  de  M.   de  Klindworth.  in   K.   d.   Fr.   15./8.   80.    Aatk 
M ich i eis,  lnvas.  Prussienne  en  1792  ot  ses  consequences.  Paris,  Charpentier.  8°.  1  Tom.  Eiae 
beachtenswerte  Leistung  weniger  durch  Benutz,  ungedruckten  Material*  als  durch  acharCnamige 
Verwertung    zeitgenössischen    gedruckten,    bes.  deutschen   mit   meisterhaften    Charakteiistikei 
im  schärfsten  Gegens.  zu  Dumouriez's  Memoiren.     In  der  ganzen  franz.  Litteratur  dürfte  keia 
Buch  oxistieren,    welches  auch  für  preufs.  deutsche  Verh.   der  Zeit  so  viel  Wertvolles  eath-, 
trotz  dos  franz.  Standp.  des  Verf.  —  7)  Frh.  Langwerth  v.  Simmem,  Oeater.  n.  <L  Rckh 
i.  Kampfe  mit  d.  franz.  Revolut  (1790—97),  2  B.,  Borlin  u.  Leipz.,   gr.  8°,   stützt  akh  aar 
aufVivonots  Forschungen,  hie  und  da  v.  Sybel»,  Haussen.  —  Nur  für  1792,  aber  hierfür  her- 
vorragend   und    mit  einem  bei  e.  Franzos.   ungowöhnl.   Studium  der  preufs.  Verhältnisse  sind 
obige  Untersuch,  (i.  Kote  G)  gerade  diesem  Werk  gegenüberzustellen.  — 


Frankreich  seit  1789.  111,153 

cherlei  Schöpfungen,  z.  B.  auf  dem  Gebiete  des  Artillerie-  und  des  Genie- 
wesens. r) 

Anerkannt  ist  von  alten  Zeiten  die  Bedeutung  des  Feldzeichens  für 
einen  Truppenkörper.  Man  denkt  schon  im  Altertum  an  Marias.  Auch 
alle  französischen  Regierungen  haben  seit  Karl  VII.  das  ermessen  und  sinnig 
oder  raffiniert  durch  die  Zeichen  gesucht  auf  die  Gesinnung  zu  wirken.  Be- 
zeichnend ist,  dass  Napoleon  die  sonst  üblichen  Wahlsprüche  ersetzte  durch 
das  Verzeichnis  der  Gefechte.  *) 

Unter  den  civilisierten  Nationen  ist  wohl  keine  so  geneigt  und  geeignet 
zum  kleinen  Krieg,  wie  die  französische.  Doch  scheint  dieser  amtlich  dis- 
kreditiert durch  das  Franctireurswesen  von  1870/71. 

Im  Lichte  der  Geschichte  ergiebt  sich  dies  als  eine  Täuschung,  sobald 
das  Urteil  absolut  auftritt.3}  Es  hängt  damit  zusammen  die  Frage  der  Frei- 
willigen.4; Aus  den  Freiwilligen  sind  doch  Generale  geworden.5)  —  Aus  Ge- 
neralen werden  in  der  Zeit  des  Höhepunktes  oder  des  Übermafses  einer 
revolutionären  Bewegung  leicht  Usurpatoren,  Diktatoren.  Gegenstand  der 
ernstesten  Sorge  für  das  Comitä  de  Salut  publ.  war  daher  die  Überwachung 
und  Leitung  der  Generale.  Es  gab  vor  Napoleon  schon  mehr  als  einen,  der 
gleich  ihm  ehrgeizig  strebte.8) 

Das  diplomatische  Kapitel  —  in  Sachen  des  Verhältnisses  zu  Spanien 
—  verdankt  den  ernstesten  Studien  A.  So  reis7)  neues  Licht  Er  be- 
schliefst seine  Untersuchungen  mit  einer  scharfen  Abweisung  Lanfreys,  der 
Napoleon  allein  verantwortlich  macht  für  jene  verfahrenen  und  unerquick- 
lichen, ja  z.  T.  verabscheuungswürdigen  Zustände,  indem  er  behauptet:  „Les 
guerres  d.  1.  R6v.  furent  suivies  d'une  alliance  offensive  et  defensive  beau- 
coup  plus  d6sastreuse  pour  l'Espagne  que  des  hostilitds  sans  fin,  mais  que 
c'est  surtout  de  l'avänement  de  Bonaparte  au  consulat  que  datent  ces  mal- 
heurs." 

Sorel  resumirt  dagegen:  II  faut  remonter  plus  loin  et  chercher  dans  l'hist. 
du  comite  de  salut  publ.  de  Tan.  III.  l'origine  et  le  d&rat  de  la  polit.  6ga- 
lcment  funeste  k  la  France  et  k  l'Espagne  qui  eonduit  les  Bourbons  espag- 
nols  k  Valencia  et  les  armäes  fran^aises  k  Baylen. 

Das  was  die  Revolution   zuletzt   zu  Grunde  richtet    und  sie   nur  eine 


1)  Quarrt  de  Verneuil  L' Armee  on  France  dop.  Charles  VII.  jusqu'ä  la  rev.  (1430-  1789) 
suitc.  (J.  d.  sc.  milit  1,  551  ff.  [reicht  von  der  Mitte  des  XVIII.  Jh.  bis  1788]  iin.  ibid. 
2,  589  ff.  —  2)  L.  N.  Ney,  les  drap.  franc  leurs  gardes  et  leurs  legendes.  (J.  d.  sc.  milit 
2,  p.  265 — 306  u.  423 — 471.  Paris,  Dumaine,  8°,  auch  bes.  — Barboa,  Hist.  compl.  du  drap. 
franc,.  avec  l'hist  de  toos  1.  regim.  d.  Tann.  f.  320.  820  S.  Paris,  Duquesno.  —  3)  Vgl.  A. 
Dx.  de  la  guerre  de  partisans,  son  passe  son  avenir.  (J.  d.  sc.  milit  3,  113 — 148.  —  4)  Ra- 
stoul,  les  volont  d.  1792.  2.  6d.  Broch.  pop.  sur  1.  rev.  fr.  Gaffarel,  la  defense  nat.  on 
1792.  190  8.  Bibl.  util.  Mego,  les  bataillons  de  volont  1791—93.  209  S.  —  5)  de  Lagre, 
le  comit  d.  salut  p.  et  les  generaux. —  Gervais.  24  S.  8°.  —  6)  R.  da  Casse,  'le  volontaire 
de  1793*  bezieht  sich  auf  gäneral  Gerard,  den  Grofsvater  des  Verf.;  ders.  starb  nach  der 
Schlacht  bei  Ligny.  Der  Republik  wird  vorgeworfen,  dafs  sie  die  Armee  habe  verkommen 
lassen.  —  7)  Alb.  Sorel,  La  diplom.  franc,.  et  l'Espagne  de  1792  ä  1796  i.  Rev.  hist  XII. 
279—313.  Fortsetz.  II.  le  comite  de  sal.  publ.  de  Tan  I1L  et  l'Espagne.  111.  le  traite  do 
Bale  du  4  therm,  de  III.  (21  juillet  95)  entre  la  France  et  l'Espagne.  Ibid.  XII.  S.  41—80. 
IV.  le  traite  d'alliance  entre  la  Rep.  et  l'Espagne.  Ibid.  XIII.  I.  Juillet/aoüt  Biograph!  i. 
popul.  Sinne  scheint:  Bessieres,  les  montyrs  d.  1.  liberti.  P.  T.  S.  —  Wir  nennen:  A.  Lallie 
behandelt  den  Sansculotten  J.  J.  Goullin  für  d.  J.  1793 — 94.  —  In  4.  Mit:  Badin  Ican  Bart. 
8°.  Paris,  Hachette.  De  Boishamon,  Sa  vie  ä  travers  la  Rev.  et  la  terreur.  Basouge.  8°.  Dinan. 
F.  Cheviement,  J.  P.  Morat  2  vol.  8°.  1890  S.  Nolay,  Notice  biogr.  sur  le  grand  Garnot.  84  S. 
Remond  de  Bepasse,  Carnot    8.    144  S.   Bibl.  d.  1.  jenn.  fr. 


JII?154  XX.  2.    J.  Hermann: 

neue  Form  des  französischen  Absolutismus  darstellen  lässt,  ist  die  gegenseitige 
Vernichtung  der  Parteien,  die  Auflösung  der  Entwicklung  in  Parteik&mpfe 
von  der  Heftigkeit  der  Blutrache!  Wer  hat  diese  Bahn  zuerst  betreten  oder 
geführt?  Welche  Partei  hat  Schuld  oder  die  meiste  Schuld?  Welcher  Partei 
Untergang  ist  besonders  verhängnisvoll  und  beklagenswert  vom  Standpunkte 
der  Freiheit? 

Der  Zusammenbruch  der  Konstitutionellen  von  1789,  sagen  wohl  die 
meisten  Urteiler  aufserhalb  Frankreichs.  Die  Gironde  verherrlichen  und  be- 
jammern viele  auch  in  Frankreich,  wo  Andere  freilich  ganz  anders  richten.1) 
Die  Verklärung  der  Dantonisten,  unter  denen  ja  von  jeher  Einige  wie  Ca- 
millc  Desmoulins  Sympathien  gefunden  haben,  läfst  nicht  auf  sich  warten 
mit  Aufbietung  gut  gruppierter  Quellenbelege.9) 

1795-99. 

Das  Direktorium  ist  in  jeder  Beziehung  nur  ein  Übergang. 

Ist  dasselbe  auch  nicht  ganz  so  machtlos,  wie  man  zuweilen  glauben 
machen  will, 3)  so  ist  sein  Schaffen  doch  unfruchtbar,  der  Zustand  unter  ihm 
ein  Bild  des  Unfertigen.  Wahrhaft  barock  und  gekünstelt  ist  Gesellschaft, 
Geselligkeit,  geistiges  Leben;  (vgl.  das  i.  2.  Aufl.  erschienene  bekannte  Werk: 
Edm.  et  Jul.  de  Goncourt,  bist.  d.  1.  societö  fr.  pend.  1.  Direct.  Paris,  E. 
Dentu.    (1.  Aufl.  1855.)    4.    450  S.) 

Die  Kriege  aber  und  damit  die  Generale  treten  entschieden  in  den 
Vordergrund.4) 

Napoleon  wird  der  Meister. 

Napoleon  und  seine  Zeit. 

Über  ihn  wird  nachgerade  das  Material  überwältigend,  erdrückend,  vor 
allem  für  ihn  selbst!  Zwar  vielleicht  nicht  der  Diplomat, 5)  aber  der  Feldherr 
bleibt  grofs,  und  der  bürgerliche  Organisator  ist  nicht  zu  verachten.6) 


1)  Edm.  Bire,  legende  des  Girondias  i.  Corresp.  10.  Mai.  —  2)  De  Robinet,  le 
proces  des  Dantonistes  d'apres  les  documents  preeäde  d'nne  introdnetion  hist  Paris,  Eroart 
Leroux.  636  S.  mit  3  S.  Widmungen,  voller  Schwang,  mit  jedenfalls  brauchbarem  Qnellai- 
material.  D.  Haupt  Danton  als  (gerade  nicht  mit  Böhm  bedeckter)  Justuminiater  (unmöglich 
also  im  günstigen  Sinne)  wird  bohandelt  i.:  1.  L.  Payes,  Danton;  le  regne  d.  1.  justice  et  d» 
loisenl792.  92  S.  12°.  Paris,  Pillet  et  Dumoulin.  —  3)  Vgl.  üomte  Boulay  de  la  Menrtae, 
Le  direct  et  l'exped.  d'Egypte.  (R.  d.  q.  hist  491—528.)  Aach:  R.  de  Parnes,  le  directoire; 
portefeuille  d'un  incroyable.  8°.  Rouveyro  vgl.  o.  149*.  —  4)  Maze,  les  generaox  d.  L  iep.: 
K leber.  Nouv.  edit  1 44 S.  i.  Bibl.  d.  1.  jeun.  fr.  In  den  Biogr.  nat  i.  8.  edit :  Bonnechose's Laare 
Hoche.  IV.  272  S.  'A.  de  Besancenet,  le  gener.  Dommartin  (en  Italie  et  es  Egypte  1786 
bis  99).  Du  Boinhorame,  sa  viol747 — 82.  H.  Moulin,  les  marins  d.  1.  repabl. :  Le  Veagsv. 
8°.  159  S.  —  *>)  Debidour,  Napoleon  ot  l'Autriche  i.  Rev.  Pol.  Litt  1197—1207  —  ha  Aa- 
pohlufs  an  die  Memoiren  Mettornichs  und  der  Frau  v.  Remusat  —  6)  Amedee  Edm.  Blase, 
Napoleon  1.  aos  instit  civil,  ot  administr.  8°.  Paris,  E.  Plön  ot  Co.  VIII.  336  S.  ron  e.  Bit 
Wärme  vertretenen  bonapartist  Standpunkt  aas,  jedoch  auf  Grand  vor  Allem  der  Edikte;  nut 
zwei  Unbilligkeiten,  wie  uns  scheint:  1)  Die  innere  Politik  vor  Napol.  wird  als  wesentlich 
blofr  theoret  behauptet,  diejenigo  Napol.  zu  ausnahmslos  als  in  die  Praxis  übergegangen  ange- 
nommen. 2)  Vorschoben  int  das  naturgemafse  innere  Vorh.  der  einreifsenden  Thatigk.  der  Vornan. 
Staatskunst  u.  der  ordnenden  u.  bauenden  Napol ,  welche  einander  so  voraussetxen,  daXJB  letztere 
ohne  erstere  gar  nicht  denkbar  wäre.  Zumal  Napoleon  —  alles  in  allem  —  mit  den  Gedanke« 
und  Plänen  der  revolutionärem  Vorgänger  arbeitet,  die  er  ohne  viel  Eignes  (seiner  selbst  oder 
seiner  techn.  Ratgeber,  was  schwer  zu  scheiden  trotz  solcher  bewundernder  Zeugnisse  wie  dstj. 
Roederers)  durchfahren  kann  —  nachdem  die  Guillotine,  die  Übersatt  mit  Revolut  and  der 
blendende  Glanz  des  Kriegsruhms  das  Volk  und  seine  Fährer  gefügig  oder  stumm  gemacht 
Charakterist  sind  die  'conclusions'.  Werthvoll  die  'Notes'.  —  Vom  kath.  Standpunkt  werden  be- 
dachtet: les  origincs  d.  1.  loi  du  18  nov.  1814  i.  d.  Rev.  d.  monde  cath.  15.  Jan. 


Frankreich  seit  1789.  111,155 

Aber  immer  deutlicher  tritt  die  Kleinheit,  ja  Niedrigkeit  des  Menschen 
hervor! 

Welch'  lichtvolle  Einblicke  in  sein  diplomatisches,  'manifestierendes' 
Lügengewebe  verdanken  wir  schon  Max  Duncker!  —  Und  welche  Bestä- 
tigungen mehr  und  mehr  durch   die  Nächstgestandenen  und  die  Urkunden! 

Mad.  de  R6musat,  aus  einer  der  legitimist.  Familien,  die  den  Frieden 
machten  mit  dem  Emporkömmling,  vielfach  geblendet  von  gewissen,  grofsen 
Zügen,  dennoch  mehr  und  mehr  ernüchtert,  läfst  uns  wahrhaft  tiefe  Blicke 
thun1)  in  ein  Gemüt,  von  dem  es  hervorgehoben  werden  mufs,  wenn  ein- 
mal eine  wärmere  Regung  entsteht!  Welch  wertvolle  Einblicke  thun  wir  in 
die  eigensten  Gedanken  und  Thaten  des  Korsen  und  die  mehr  und  mehr  sich 
abwendenden  Empfindungen  der  erleuchteten  Franzosen.  Immer  deutlicher 
zeigen  sich  die  gewaltsamsten  Akte  seiner  Regierung  als  von  ihm  fast  er- 
zwungen, jedenfalls  gewollt.8)  Wie  wesentlich  erscheint  nicht  das  Zugeständ- 
nis und  der  Nachweis,  dafs  der  Kaiser  wenigstens  seit  1806  in  mafsloser 
Überhebung  dem  Abgrund  entgegeneilt.  Sind  es  nicht  des  Korsen  innerste 
Gedanken,  so  doch  der  getreu  aufgefangene  Widerschein  derselben,  der  uns 
gezeigt  wird!  Wer  wird  ohne  Belehrung  Episoden,  wie  die  des  Duc  d'Enghien 
und  der  Verschwörung  Cadoudal  oder  das  Zusammentreffen  mit  den  besiegten 
Fürsten,  auch  der  Königin  Louise  1807  lesen! 

Ein  Korse  war  er,  ein  Korse  blieb  er,  bis  er  der  unbedingten  und 
schrankenlosen  Selbstsucht,  die  vor  keinem  (auch  sittlichen)  Hindernis  zu- 
rückschreckt, erlag:  Da  war  die  Welt  und  die  Menschen  und  Korsika  und 
Frankreich  nur  für  ihn  Mittel  zum  Zweck!  Aber  —  das  Ergebnis:  Frank- 
reich ward  von  ihm  schwächer  als  zur  Zeit  vor  der  Revolution  hinterlassen, 
war  maritim  und  national  fast  am  Abgrund,  und  sein  Weltreich  ohne  Gleichen 
zerbrach  an  der  Reaktion  der  beleidigten  Völker,  innerhalb  deren  gar  manche 
schwärmerische  Natur  gleich  Laharpe  von  ihm,  der  dem  Code  der  Revolution  den 
Namen  gegeben,  die  Heraufführung  der  Ära  des  Konstitutionalismus  erwartet 
hatten!8) 

Oder  war  er  vielleicht  nicht  einmal  —  wenn  auch  nur  einst  —  seinem 
Korsika  ergeben?    War  auch  dies  Maske? 

Eine  äufserst  gediegene  Unterstützung  findet  die  Theorie,  dafs  Napoleon 
als  verkörperte  Selbstsucht  dasteht,  für  die  einst  die  Liebe  zu  Korsika, 
dann  diejenige  zu  Frankreich,  wie  überhaupt  alle  Empfindung  sonst,  aller 
Idealismus  nur  Maske  war,  jetzt  in  Frankreich  selbst  im  Kreise  der  milit. 
Freunde   Gambettas,4)    was  eigentümlich  genug  für  den  angeblich  künftigen 


1)  Paul  <io  Remusat,  raera.  d.  Mad.  d.  Remusat  1802—1808.  publ.  3  tom.  Paris,  Cal- 
mann  Levy.  —  2)  z.  B.  d.  Abarteil.  de«  Duc  d'Enghien  ganz  wio  Andre»  z.  B.  dio  Gewaltth. 
gegen  Hamburg,  cfr.  oben  Kap.  X.  Auch  H.  v.  Sybel,  Die  Erhebung  Europas  gegen  Napol.  1. 
(3  Vorlos.  1860)  neu  herausgegeb.  i.  Kl.  histor.  Sehr.  1880,  fafst  sein  Urteil  dahin  zusammen. 
K.  Hillebrand  baut  auf  Frau  v.  Remusat  c.  geistvolles  Essay:  Mad.  d.  Remusat  u.  Nap.  Bonap. 
(D.  Kund.  XXIII.  S.  358 — 82.  —  3)  Dies  in  meisterhaft.  Weise  besonnen  und  ruhig  und 
doch  lebhaft  packend  entwickelt  von  einem  begabten  Schüler  des  Jenenser  Schmidt,  diesem  mit 
Recht  gewidmet:  Arth.  Böhtlingks  Nap.  Bonap.,  seine  Jugend  u.  ».Emporkommen.  2.  Band. 
(Nachdem  der  Vf.  schon  in  seiner  Dissertat.  den  Anfang  gemacht  in  hoffnungsvollster  Weise, 
erschien  1877  der  1.  Band.)  Auf  Grund  reicher  Kenntnis  der  einschlag.  früheren  Litteratur 
und  vor  Allem  archiy.  Studien  in  Berlin  (Geh.  St.-Arch.),  London,  Paris  (Arch.  nat.  wenn  auch 
in  eng.  Grenzen,  leider  nicht  in  den  Arch.  des  Minist,  des  äff.  abrang.)  —  4)  Leon  Garobetta 
gewidmet:  Th.  Jung  (lieutenant-colonol  d'artillerie  d'ätat  major),  Bonaparte  et  son  tempsl769 
bis  99.  Paris,  Charpentior.  2  vol.  i.  12.,  d'apres  les  docum.  ined.  (was  keine  Phrase!  Wir 
glauben  sogar,  dafs  Vieles  überhaupt  noch  nie  benutzt  ist,  namentlich  Akten  des  Kriegs- Archivs). 
Auf  Grund  dessen  schriob  unter  gleichem  Titel:  A.  Debidour  (auch les  däbuts.  de  Bonaparte) 
i.  Rev.  pol.  et  litt  Rev.  des  conrs  litter.    2.  ser.   No.  27. 


111,156  XX  2.    J.  Hermann: 

• 

Diktator,  bei  dem  aber  freilich  wie  bei  Jung  das  zweite  Empire  nicht  mit 
Unrecht  anf  das  Urteil  über  das  erste  drückt  Als  auf  die  Dauer  and  Ar 
die  Folge  verderblich  sind  selbst  viele  milit.  disciplin.  und  organsit  Grund- 
sätze Napoleons  zu  erweisen.1) 

Unberührt  bleiben  die  taktischen  und  strategischen  Elemente  seines 
Handelns.  Darüber  wird  mit  Recht  und  mit  Erfolg  fort  und  fort  studiert, 
besonders  in  Frankreich.*) 

Nach  dem  Zeugnis  der  Mad.  de  Rämusat  existierte  trotz  der  Erinnerung 
an  1792 — 95,  ja  vielleicht  in  Folge  derselben,  eine  gewisse  Beklommenheit 
in  Napoleons  Wesen  im  Hinblick  auf  die  preufsische  Reiterei  Dank  der 
Planlosigkeit  der  Führer  ward  den  Franzosen  die  eigentliche  Fühlung  und 
Messung  mit  den  Nachfolgern  der  Ziethen  und  Seidlitz  erspart8) 

In  dem  grofsen  Kreis  seiner  Helfershelfer,  Gehülfen  und  Genossen 
nimmt  eine  hervorragende  Stellung  ein  Davoust,  den  uns  neuerlich  mit  Unter 
Stützung  der  Familie  die  Mme.  de  Blocqueville4)  durch  Veröffentlichung 
zahlreicher  Papiere  —  von  den  Schulheften  an  —  menschlich  näher  fahrt  — •) 
Von  den  Hamburger  Grausamkeiten  1813  spricht  ihn  als  Urheber  selbst  eine 
deutsche  Stimme  frei,  da  er  in  der  That  nur  dem  gemessenen  Befehl  Na- 
poleons gefolgt  zu  sein  scheint6) 

Eine  eigentümliche  Stellung  nimmt  Bernadotte7)  ein,  der  gewiner- 
mafsen  Moreaus  einstige  Nebenbuhlerrollc  —  glücklicher  selbst  als  Napoleon 
—  fortsetzte.  — 

Unter  den  Staatsmännern  verdient  Beachtung  Champagny. 8) 

Die  Anregung  des  Kaisers  als  überwiegenden  Faktor  zu  erweisen  und 
seine  finanzpolitischen  (z.  B.  Tabaksmonopol)  und  kommerziellen9)  Ideen  (z.  B. 
die  Kontinentalsperre)  —  teils  Reproduktionen,  teils  recht  fragwürdige  Maß- 
regeln, wenn  nicht  gar  Willkürlichkeiten!  —  als  originelle  und  bahnbrechende 
Leistungen  —  vermag  nicht  das  Zeugnis  seiner  von  ihm  geblendeten  und 
bestochenen  Mitarbeiter. 


1)  Hierfür  and  überhaupt  für  die  Gesch.  der  Armee  in  der  Revolutionszeit  ist  dm«  obige 
Werk  Jungs  von  bes.  grofser  Bedent  Der  Sachverständige  urteilt!  Man  sehe  auch  ein:  Rocquaia, 
Notes  rut  Nap.  1.  i.  R.  d.  France.  1.  Aug.  Ferner:  N.  Revue  I,  7:  T.  Colani,  Nap.  Bonap. 
d'apres  q.  public,  recent.  1.  l'offic.  d'artill.  2.  l'Erapereur.  Ferner:  Raken,  Charactenst  de  Nap.  L 
d'apres  des  docum.  in  ed.  i.  Istoritscheski  vestrich.  VI.  Dann:  Nap.  primo  consule  i,  Ifsjwegii 
sottim.;  denn  auch  Italien  hat  dabei  mitzusprechen.  Vgl.  Nap.  Bonap.  i.  Riv.  europ.  V.f. 
Ferner:  Barni,  Nap.  I.  32°.  167  S.  i.  Biblioth.  utile  (scheint populär).  Lanfrey  vertrat  schon 
längst  den  kritisch  zersetzenden  Standpunkt  gegenüber  Thiers  und  der  Napol.  Legende.  Seile 
hist  de  Nap.  (in  8.  Ausgabe)  hat  den  3.  Band  hinzu  erhalten,  der  von  den  entscheidenden  Schrittet 
zur  Erlangung  der  Kaiserwürde  anhebt  (Schon  in  9.  Mit  d.  Anf.)  A.  Kloinschmidt  liefert  des 
Nap.  I.  für  den  N.  Plutarch.  —  Ferner :  Pensees  de  Nap.  —  Roquain.  Notes  sur  Nap.  (Rev.  d.  Fr.  3.) 
—  2)  Un  deuxieme  maxime  de  Nap.  i. :  Journ.  des  sc.  milit.  VI.  Für  die  egypt  Exped.:  La  coir 
d.  I.  Gardiolle,  4  lettre«  sur  l'oip.  d'Egypte.  4°.  73  S.  Gopcevic,  die  frans.  Exped.  nach 
Egypt.  1 798 — 99  i.  Jahrb.  f.  d.  Arnioe  u.  Marine.  34,  fasc.  3.  Auf  Grund  der  Papiere  eines 
franzö».  Generalstabsoffizicrs  mit  scharfer  Verurteil,  der  früheren  Darstellungen.  Seibat  Nap. 
Ruhmesquelle  (le  si^ge  de  Lyon  cn  1793.  i.  Rev.  brit  V.)  wird  fort  und  fort  untersucht  od 
neuerlich  z.  B.  durch  Th.  Jung  (vgl.  ob.)  sein  Verdienst  eingeschränkt  —  3)  Foucart,  la 
cavalerio  pend.  l.camp.  de  Prusse  (1806).  Zusammenst  v.  Ber.  d.  Kommand.  E.  Oben,  giebt: 
1.  camp,  des  Franc},  de  1792 — 1815.  239  S.  Limogos,  Ardent  Erwähnt  sei  auch:  Fit« -Gerald,  n 
episode  in  tho  Waterloo  camjmgne.  Macmill.  Mgz.  IX.  —  4)  Mme.  de  Blocqueville,  le  marechal 
Davoust  raconte*  p.  1.  siens  et  p.  lui-memo.  T.  1.  1879.  23.  1880.  Paria,  Didier.  Wichtig  wegen 
des  Abdrucken  v.  Hefton,  Briefen!  Auch  für  1806,  bes.  aber  1811,12,13  (D.  in  Hamburg)  vgL 
Kap.  X.  —  5)  Auch:  Boursot,  Nap.  und  seine  Gefährten  sei  erw.  —  6)  Wohlwill,  Da- 
voust, cfr.  oben  Kap.  X.  Kino  Biogr.  giebt:  De  Lacombe,  le  marechal  Davoust  L  Gormp. 
lOfcvr.  —  7)  L.  Masson,  le  gen£ral  Bernadotte  i.  Rev.  d.  Fr.  1.  u.  15.  Nov.  0.  F.  Cromie 
behandelt:  Jomini,  Moreau  et  Vandammei.  Fortn.  Rev. XI.  —  Paris,  G.  M.  Jacquinot  viie  ■miril 
1796  biß  1879.  —  8)  Champagny,  un  souvenir  des  prem.  anneea  d.  c  aiecle  (Ootresp.). 
—  9)  A.  Gaaier,  Un  disc,  inWL  Ja  "&«&.  1.  «el  äomtatat  da  commerce  en  1811. 


Prankreich  seit  1789.  111,157 

Die  Bedeutung  Napoleons  in  der  Administration  and  Legislation  besteht 
wesentlich  in  der  energischen  Verwertung  der  zum  grofsen  Teil  anausgeführt 
gebliebenen  Gedanken  der  verschiedenen  republikanischen  Versammlangen. 
Das  ist  gewifs  ein  Verdienst;  aber  mehr  beweist  auch  Roederer  nicht1) 

Familie  und  Familienleben  Napoleons  hat  ein  immerhin  nicht  geringes 
Interesse.  *) 

Nichts  and  niemand  vermag  schliefslich  Napoleons  „des  Grofsen"  Sturz 
aufzuhalten.  Mit  der  Macht  eines  Verhängnisses,  eines  Naturgesetzes  voll- 
zieht sich  alles.  Wie  kleinlich  und  geringfügig  nehmen  sich  da  die  kleinen 
Verschwörungen  und  Unternehmungen  der  Royalisten  gerade  im  letzten 
Augenblick  aus!3) 

Grofsartig  dagegen  erscheint  der  Völkerkampf,  der  ihn  stürzt  mit  der 
Gewalt  des  brausenden  Sturmwinds.  Schon  seit  1805/6  ist  die  Wucht  der 
Einzelwillkür  des  Korsen  unerträglich.  Verschiedene  günstige  Momente  wer- 
den verpafst,  besonders  durch  Deutschland  1809.  Getrennt  ging  Österreich 
vor  —  wie  Preufsen  1806.  1812  erst  wurden  die  Waffen  zusammengeschweifst.4) 

Freilich  werden  nun  auch  die  für  Frankreich  bereits  antiquierten,  dem 
Volke  entfremdeten  Bourbons  durch  fremde  Bajonette  zurückgeführt,6)  was 
dazu  dient,  nur  noch  mehr  die  Dynastie  und  die  Nation  zu  spalten. 

Rasch  lösen  sich  ab  die  Staatsoberhäupter  wie  die  Staatsgrundsätze.  Der 
klug  lavierende  Louis  XVUl.  erreicht  bei  seinen  Jahren  wenigstens  das  natür- 
liche Ende  seiner  Laufbahn.6)  Gewaltsam  verschwinden  vom  Schauplatz  der 
letzte  Bourbon7)  und  der  erste  und  letzte  (?)  Orleans.8) 

Welche  wechselvolle  Schicksale  zeigen  die  Lebensläufe  der  Männer  der 
Zeit!  Zwar  der  Savoyarde  von  Chamb&y,  Graf  Joseph  de  Maistre,  in  dem 
„Prophet  und  Weltkind  dicht  beisammen",  der  auf  seinem  Höhepunkte  1812 
auf  Alexander  I.  als  Gesandter  einen  grofsen  Einflufs  ausgeübt  hatte  und 
gehofft,  er  werde  ihn  der  römischen  Kirche  gewinnen,  und  dessen  Schriften 
gegen  die  Revolution  einen  mächtigen  Widerhall  gefunden  bei  allen  Edel- 
leuten  und  Anhängern  der  ancien  regime,  starb  schon  1821. 9)  Sein  Geist 
herrschte  aber  weiter  in  der  Zeit  der  Restauration  —  und  was  ihr  anhing,  blieb 


1)  Anden  urt:  A.  £.  Blaue,  Kap.  1.  ses  institut  ciyil.  et  administr.  vgl.  o.  S.  154.  Er 
sucht  —  auf  Grund  fleifsiger  Zusammenstellung  der  Dekrete  und  Gesetze  etc.  —  freilich  z.  Teil 
nur  wegen  der  bureaukrat.  Abrund.,  d.  centralisierenden  Durchfuhr,  dem  Kaiser  das  Verdienst  der 
Neugestalt  Frankreichs  zu  yindiciren.  —  2)  C.  de  Varigny,  La  mere  d'un  Bonaparte  i.  Her. 
pol.  et  lit  No.  18,  bezieht  sich  auf  Elisab.  Patterson  nach  ihrer  in  Amerika  erschien.  Corresp. 
Debidour,  Kap.  I.  en  famille  d'apres  les  publ.  rec.  et  des  docum.  ined.  Napoleon«  Ehe  mit 
Josephine  wird  von  den  hist.  polit  Blältern,  85,  452  ff.  —  natürlich  in  ihrem  Sinne  —  behandelt 
Die  im  Jg.  1879  behandelte  Veröffentlichung  yon  Briefen,  betreffend  den  König  Louis  und 
von  ihm,  wird  vom  Baron  Du  Gasse  fortgesetzt:  Docum.  ined.  rel.  au  prem.  emp.  Nap.  et 
le  roi  Louis  IV.  (Juli  1810 — 46.)  Joseph  Bonap/s  Adjutanten  behandelt  Debidour,  le  gener. 
Bigarre.  Nancy,  Berger-Levrault.  142  S.  —  3)  Vgl.  Gilb.  Aug.  Thierry,  episod.  de  la 
contrereV.  L:  Nouv.  Rev.  —  4)  In  meisterhafter  Darstellung  sind  die  Hauptmomente  zusammen- 
gefafst  yon:  H.  y.  Sybel,  Erheb.  Europas  gegen  Napol.  I.  3  Vorles.,  geh.  zu  München  24., 
27.  u.  30.  März  1860,  abgedruckt  i.:  Kl.  histor.  Schriften.  I.  Bd.  3.  Aufl.  Stuttgart,  Cotta.  — 
5)  U.  de  L'Epinois,  les  Bourbons  ont-ils  ete  raraene  par  l'etranger?  i.  Ttv.  du  Mde.  cath. 
VI/IX.  80.  scheint  diese  unleugbare  Thatsache  bezweifeln  zu  wollen.  Vgl.  auch  Cazin,  les 
Bosses  en  France  1815—17.  —  6)  0.  de  Poli,  Louis  XVIII.  3.  edit  in  18°.  360  S.  — 
7)  Comte  de  Ludre,  Charles  X.  et  son  nouy.  hist  (Polignac)  in  Corresp.  No.  9.  feyr.  u.  separ: 
Paris.  Gerrais.  48  S.  —  8)  Langlois,  Quelq.  pages  dliiat  cont  21.  ed.  21  S.,  betrifft  den 
Fall  Karls  X.  und  L.  Philipps.  —  9)  H.  v.  Sybel,  Graf  J.  de  Maistre  i.  Kl.  hist  Sehr.  I. 
3.  Aufl.  S.  185 — 246,  ebenfalls  in  formschöner  Zusammenfassung  —  auf  Grund  yon  seinen 
lettre*  inedit.  (St  Petersburg,  1858)  u.  Alb.  Blanc,  mem  polit.  et  corresp.  Paris,  1858  u.  d. 
Schriften. 


111,158  XX.  2.   J.  Hermann: 

ihm  treu.  —  Aber  welcher  Wechsel  vor  Allem  in  Ad.  Thiers,  der  die  Litte- 
ratur  immer  noch  nicht  zur  Rohe  kommen  läfst.  *) 

Die  Julimonarchie9)  schien  in  ihrer  1.  Hälfte  ein  wirkliches  juste- 
milieu  zu  erreichen  —  freilich  nicht  ohne  Lavieren  und  Gewaltsamkeit3) 

Die  kirchlichen  Verhältnisse  haben  bis  in  die  neueste  Zeit  allen  Re- 
gierungen zu  thun  gegeben.4) 

Die  Presse  vergifst  nicht  ihre  Patenschaft  beim  Bürgerkönigtum  —  und 
wenn  auch  dieses  nicht  zutrifft,  so  doch  den  damals  gegebenen  Machtbeweis 
—  und  demonstriert  weiter.6) 

Auch  die  Kunst  L.  Philipps  erreicht  ihr  Ende:  Über  18486)  geht  es 
in  den  Kreis  Napoleons  in.  über.  *) 

Hinein  ragen  z.  Teil  als  Gegner  auch  manche  der  früheren  Orleanisten 
und  Männer  des  Julikönigtums.8) 

Das  Ende  der  Zuckungen  ist  die  Kommune.9) 

Wie  diese  den  socialen  und  politischen  „Weltbrand"  droht,  so  stellen 
die  grofsen  Schöpfungen  des  Verkehrslebens  in  unserer  Zeit  die  positive  Seite 
dar.  Nicht  in  letzter  Reihe  steht  da  Lesseps  Werk,  den  die  Franzosen  mit 
Stolz  den  Ihren  nennen.  Auch  dieses  hat  schon  seine  Geschichte,  für  die 
der  spiritus  rector  desselben  selbst  das  Material  herausgegeben. 10) 


1)  £.  Spuller,  Mr.  Thiers  in  Nouy.  Revue,  und  Charles  de  Masade,  50  anneee  d*hkt 
cont:  Mr.  Thiers.  I.  La  jounesae  d'un  homme  d'ätat  Mr.  Th.  et  la  restaurat  II.  Comment  se 
fonde  un  gouvern.  Mr.  Th.  et  la  monarchio  de  1830.  Andere  Biograph,  der  Zeit:  F.  Labour, 
M.  d.  Montyon.  12°.  285  S.     d'Ideville,  le  marechel  Bugeaud  in  Ber.  d.  Monde  cath.  lÄdfc. 

—  geb.  1784  i.  Algier  thätig.  Paria,  Dentu.  18°.  1800.  Auf  den*.  Schauplatz  fahrt:  Bonna- 
font,  12  ans  en  Algoric  1830 — 42.  C.  Clement,  Proudhon  sa  vie  ses  oeuvrea  etaaoorresp.  18*. 
451  S.  Didier.  Wir  erwähnen:  Mme.  de  Witt  Mr.  Guizot  dana  sa  famille  (1787—1874).  189. 
Paria,  Hachette.  Du  Sauasois  Durecu.  marin  et  souveteur  hayrois  1812 — 79.  —  2)  Nouvion, 
hist  du  regne  d.  L.  Philipp.  2.  Mit.  —  3)  A.  Gazier,  Belat  sur  la  mort  da  prinoe  de- 
Conde par  Madm.  de  Temencourt. —  ein  schwarzer  Punkt!  —  4)  Thureau-Dangin,  l'eghje 
d.  1.  raonarchie  de  juillot  Rec.  de  l'Acad.  d.  sc.  mor.  N.  S.  13.  440.  —  5)  Vgl.  Petition  adrea*. 
ä  la  Chambre  des  deputes  par  les  redacteurs  de  l'Avenir  in  Bot.  d.  doc  hist.  juin-juill.  £> 
sind:  La  Mennais,  Lacordaire  Montalembert.  —  6)  Merkwürdigerweise  hegt  über  diese  Be- 
wegung nur  ein  Liefer. werk  vor:  Lioaville,  hist.  numiamat  d.  1.  revol.  de   1848.   lirraia  1—4. 

—  7)  G.  Brandes,  Proaper  Merimee.  Ein  Essay  in  D.  Bundsch.  XXIII.  XXV.  —  Von  gm 
ausserordentlicher  Bedeut  für  Erkenntnis  der  Stimmungen  und  Bewegungen  in  den  leitenden 
Kreisen  Europa*  ist  „das  Leben  des  Prinzen  Albert,"  von  Th.  Martin,  übers,  t.  Emil  Leh- 
mann. Gotha,  Fr.  Andr.  Perthes,  im  Berichtsjahr  der  IV.  Bd.;  für  Frankreich  bes.  wichtig 
wegen  der  darin  behandelten  auf  den  Krimkrieg  folgenden  Jahre  57 — 59.  — -  8)  F.  Sar- 
burg, Felix  Dupanloup.  D.  Bundach.  XX in.  222—256.  Vgl.  Jahresber.  1879.  Th,  Borel, 
le  comte  Agenor  Gaaparin.  7.  ed.  in  18°.  (Paris,  Bonhoure.)  Der  prot  Graf,  als  Schriftsteller, 
Politiker  von  Bedeut.,  bekämpfte  den  Kriegsgedanken  1870  wie  die  Sklaverei  1841  als  De- 
putierter. —  9)  Maxime  de  Camp,  conyuls.  d.  Paris.  T.  4.  IL  4.  edit.  F.  t.  Meerheimb, 
Gesch.  der  Pariaer  Kommune  v.  J.  1871.  Berlin,  E.  S.  Mittler  &  Sohn.  IX.  u-  17z  8.  mit 
vorzügl.  Plan  von  Paris  u.  Umgebung,  ist  wieder  ein  glänzender  Beweis  tob  der  hiatarisehea 
Leistungsfähigkeit  der  aus  Moltkea  Schule  hervorgegangenen  Offiziere.  Ganz  abgesehen  von 
dem  neben aächl.  polit.  Standpunkt  des  Vi,  der  vielleicht  nicht  mit  Unrecht  in  Frankreich« 
Bevolut.  die  Zuckungen  eines  gealterten  Volkes  sieht,  zeigt  er  mit  Gründlichkeit,  mit  welchem 
Kocht  Proudhon  die  Schrecken  der  social.  Bevolut.  so  furchtbar  gemalt  Der  Gang  der  Or- 
ganiaat.  wie  dea  Kampfe«  wird  sorgfältig  verfolgt,  ziffermäfsig  begründet.  Sehr  dankenswert 
sind  die  Skizzen  einzelner  Mitglieder  der  Kommune,  und  die  Beilagen,  welche  die  Ordre  de 
bataille  der  Armee  v.  Vers.  (8.  April),  Manifeste,  Dekrete  der  Kommune  u.  ähnl.  zweckmifsig 
ausgewählte  Material,  darbieten.  —  10)  F.  v.  Lesseps,  Lettre«,  Journal  et  docam.  p.  s.  a 
l'hiat.  du  canal  de  Suez.     I— V.     V.  u.  81  S. 


Frankreich  (Lokalgeschichte).  111,159 


XX.  3. 


J.  Hermann. 

Frankreich  (Lokalgeschichte). 

Auf  dem  Gebiete  der  Lokalgeschichte  wird  in  Frankreich,  wie  wir  schon 
im  vorjährigen  Bericht  bemerkten,  unendlich  fleifsig  gearbeitet  von  zahllosen 
Lokalgeschichtsvereinen  und  Spezialforschem  und  zwar  unter  Teilnahme  auch 
von  klangvollen  Namen  und  mit  manchen  für  die  allgemeine  Geschichte  nicht 
unwesentlichen  Ergebnissen.  Wir  geben  davon  wenigstens  eine  bibliographische 
Blutenlese  in  der  Hauptsache  in  geographischer  Ordnung. 

Taine,  Notes  sur  Paris -Vie  et  opin  de  M.  Th.  Graindorge  doct  d.  l'unir.  d.  J.  XI, 
347  S.  Germain,  Brie,  et  Coryoyer  St  Michel  et  le  mont  St  M.  Paris,  Dido,  1880.  4°. 
552  S.  (Prachtwerk.)  Alkan  aine*,  docum.  p.  s.  a  llust  d.  1.  librairie  pariaienne.  8  S. 
Petit,  Vie  de  la  mere  Antoine-d'Orleans,  fondatr.  des  Dame«  de  Calraire.  18-582  S.  8°. 
Boucher  d.  Molandon,  la  citadelle  d.  1.  porte  Bosnier,  construite  ä  Orleans  sons  Ch.  IX.  8  S. 
Rochambeau,  le  imprimeurs  yenddmois  1613 — 1879.  2.  ed.  II.  35  S.  Thillia,  Comptes 
d.  1.  recitte  d.  Vendome  1583.  Bull,  de  la  soc.  archeol.  scientil  de  Vendöme.  Rigollot, 
Essais  d'onomastique.  Les  noms  de  famille  de  Vendöme  au  XVI.  S.  (Ball,  de  la  soc.  archeol. 
seien t  de  Vendome«.  Depoin,  St  Louis  et  l'Hotel  Dieu  de  Pontoise.  In:  Mem.  d.  1.  Soc  hist 
du  Vexin.  H.  Le  Charpentier,  les  jesuites  ä  Pontoise.  (1593 — 1762.)  (In:  Mem.  de  la  soc 
hist  ant  d.  Pont  et  de  Vexin.  T.  2 — 80.)  Sera- Depoin,  £.,  3  catastrophes  a  Pontoise 
du  1788/89.  (Seine et Oise.)  301  S.  Roserol,  Arraoir.  du  dep.  de  l'Aube.  Denis,  A.,  rech, 
bibliogr.  et  hist  sur  les  almanachs  d.  1.  Champagne.  Boutiol,  hist  d.  1.  rille  d.  Troyes. 
Table,  gener.  20—481  S.  Thivenot,  hist  et  staust  d.  l'instruct  primaire  a  Troyes  dep. 
la  revol.  (i.  Annuaire  d.  l'Aube.  8°.)  Lecocq,  Notes  et  docura.  s.  1.  rille  de  St  Quentin. 
(2.  moitie  du  XVI.  s.)  i.:  „la  Picardie."  Darsy,  les  prisone  en  Picardie;  et.  histor.  (Mem. 
d.  1.  soc.  antiqu.  d.  Picard.  26.)  Barr 6,  Flaoncourt,  not  hist  et  archeol.  (Ball.  d.  1.  soc  acad. 
d'arch,  de  sciences  et  d'arts.  du  dep.  de  l'Oise.  79.)  Bescherelle,  hist  de  Tourrille.  12°. 
72  S.  Limoges,  Ardent  Delpech,  mem.  sur  des  substruetions  antiques  decourertes  dans  les 
enrirons  de  Bourinez.  29  S.  Lille,  Danel  Brassart,  Gompte  des  obseques  de  Margu6rite  d. 
Croy  cera  d.  Lalaing  1550.  (Souren.  d.  1.  Flandre.  20.)  Paillard,  Notes  et  eclaircisse- 
ments  sur  l'hist  gener.  des  Pays  Bas.  et  sur  l'hi«t  d.  Valenciennes  au  XVI  S.  Du  Bellay, 
relation  du  siege  d.  Peronne  de  1536.  28  S.  Choron,  rech.  hist.  sur  l'instr.  prim  dans  le 
Soissonnais.  78  S.  Bull,  de  la  Soc.  arch.,  hist  etc.  de  Soissons.  Jg.  06.  T.  20.  S.  1.  S.  2  T.  6. 
(75).  Leduc,  hist  de  la  rev.  de  l'Ain.  I.  II.  1879/80.  S.  145.  Lecesne,  hist  d'Arras. 
IV 89.  T.  2.  Van  Dr6ral,  supplem.  ä  1'hist.  d.  l'acad.  d'Arras.  Dancoisne,  Hist  des 
etabliaaem.  relig.  britanniques  fondes  ä  Douai  avant  la  rovol.  G.  de  Closmadeuc,  pris  d.  posses- 
sion  d.  1.  haute  et  anc.  baronie  de  la  Roche-Bernard  p.  1.  comte  de  Boisgelin  1744.  Mazari- 
nades  normandes.  Reimpresrions.  Des  Digueres,  la  rie  d.  nos  peres  en  Basse  Normandie. 
399  S.  (4,50  fr.)  Robillard  d.  Beaurepaire  (E.  de),  1.  coramiss.  milit  et  rerolut  de  Gran- 
ville.  178  S.  (In  M6m.  de  TAcad.  nat  des  Sc.  des  A.  et  bellet»  lettre«  de  Caen.)  Martin, 
6t  hist.  sur  l'anc.  communaute*  d'arts  et  mätiers  du  Harre.  L.  Rosenzweig,  rech,  hist 
dans  les  arch.  etc.  de  Morbihan.  Du  Tressay,  docum.  ined.  sur  la  revol.  (la  raunicipal.  de 
Lucon  de  Dec.  1788  —  janr.  1796).  43  S.  (i  Rev.  d.  Bret  et  d.  Vendee).  Saulnier,  Notes 
et  doc  hist  (1.  comecliens  k  Rennes  au  XVII  S.)  (Mem.  d.  1.  Soc  arch.  d'llle  et  Vil.  14.)  De- 
combe,  Jean  Thurel,  epis.  du  sejour  ä  Rennes  du  regim.  de  Touraine  1788.  S.  M6m.  soc  k 
d'llle  et  Vil.  14.  Potiquet,  Gonspirat  royalist  ä  Magny-en- Vexin  1795.  32  S.  Vaurigand, 
hist.  d.  l'egl.  reformee  k  Nantes.  Paris,  Fischbacher.  5  fr.  374  S,  Frain,  Moeurs  et  coutumes 
des  famille«  Bretonnes  arant  1789.  Des  Robert,  royage  de  Renee  d.  Bourbon.  Metz  1523. 
(Mem.  d.  1.  Soc  d'archeol.  lorr.  79.)  L  am  bei,  Biographies  lorraines.  Farier,  Not.  sur 
Nie.  Durival  lieut  g6n6r.  de  Nancy,  historien  etc.  37  S.  (i. :  Mem.  d.  L  soc.  d'archeol.  lorraine  pour 
1880.)     Digot,  lliist  d.  Lorraine.     T.  IV.  u.  V.   2.  ed.     Maggiolo,  Pouille  scolaire,  d.  L 


111,160  XX.  3.   J.  Hermann. 

Inventur  des  Arch.  de  la  dioc  de  Tool  avant  1789  etc.  —  Kot  rar  la  mauon  P.  F.  Bottier 
fimprimerie  et  librairie)  ä  Boorg  en  Brosse.  15  S.  £tat  andern  d.  1.  noble—o  et  du  derge  de 
Fr.  Gomte;  mem.  inecL  da  XYIII S. ;  publ.  p.  Bern.  Prost  (Ball.  d.  1.  soc  d.  L  agr.,  d.  sc  et 
art  de  Poligny.)  Bellet,  dt  crit  sur  les  invasions  en  Daaphinee.  50  8.  Charvet,  etoi 
hist  sur  la  societe  litter.  d.  Lyon  an  XVIII.  s.  207  S.  Charvet,  rech,  rar  rorganisat  i 
l'enseignem.  de  l'ecole  publ.  de  dessin  de  Lyon  au  XVIII.  b.  1756—93.  29  8.  Vingtrinier, 
E.,  le  theatre  a  Lyon  au  XVIII.  s.  186  S.  Curley,  les  congregations  d.  1.  tres  St  Viergs 
k  Avignon  1752 — 80.  Jarrin,  la  Provence  au  XVIII.  s.  2.  ed.  204  8.  Lantheric,  la 
Provence,  anc.  et  mod.  Vgl.  R.  d.  q.  h.  28,  692.  Pueck,  A.,  les  chirurgiens  d'autrefbis  t 
Ntmes;  6t  bist,  d'apr.  d.  docom.  ined.  Terris,  N-Dame  d.  l'observance  k  Carpentras.  1563 
bis  1880.  32  S.  La  Rochere  (Mme.de),  Les  chatelaines  deRoussillon  oa  le  Query  an  XYL 
s.  12.  dd.  Bibl.  d.  1.  jeun.  ehret.  Faucon,  redacteur  d.  1.  contome  d'Auvergne  en  1510.  15  8. 
Daux,  eglise  d.  Montauban.  T.  I.  No.  2.  (1519—56.)  2  fr.  France,  H.  de,  Maisonde 
Ville  etc.  de  Montauban.  (Bull.  soc.  a.  d.  Tarn  -  et -G.)  le  droi^,  dea  seignears  en 
Bearan  1539.  19  S.  Fondeville,  Calvinisme  de  Bearn,  poeme  beam  publ.  p.  L  rsl 
publ.  p.  R.  Barthely.  (Bull.  d.  1.  soc.  d.  sciences  de  Ntmes.)  Laus  an,  an  bauet  agenais  sa 
commencem.  d.  XVII.  S.  Delavigne,  le  premier  salon  da  XVIII  s.,  ane  amie  de  FontemeUe. — 
Mem.  d.  1.  Ac  de  Toulouse  78, 187  ff.  Des  Barreaux-Bernard,  GuyondeBoudeviUe,imprimeu 
a  Toulouse  *541— 1562.  Ibid.  79,  1,  147.  Ch.  Barry,  Kote  sur  an  pamphlet  d.  la  Ben- 
meile signe*  par  1.  M.  d.  Bilesta  et  attubud  k  Voltaire.  Ibid.  79, 2,  367.  Roay,  la  ehambrt 
d.  commerce  d.  Toulouse  an  XVIII.  Ibid.  79,  2,278.  Desbarreanx-Bernard,  llmpriia.  a 
Toulouse  au  XVI.  Ibid.  79,  2,  218.  (Hist  d.  l'ünpr.  k  Toulouse  an  XVL  a.  Ibid.  80,3, 100. 
Forts,  m.  a.  Titel)  Pradel,  Notes  rar  l'orig.  d.  L  reforme  ä  Vorteil.  Ibid.  80,  2,  150. 
Gatien-Arnoult,  les  fauteuils  d.  l'Academie  d.  Toulouse.  Ibid.  80,1,  V.  Gourdon  de 
Genouillac,  H.,  Hist  du  capitulat  et  des  capitouls  de  Toulouse.  208  8.  Gassany-de 
Mazot,  Hist.  d.  Villeneuve-s.-Lot  Bourgeon,  la  Reform  ä  Nene  1536 — 60.  Toaloast, 
Chauvin.  80.  118  S.  Not  bibliogr.  concern.  les  ouvrages  de  Vendages  de  Malapeire,  Tom  d.  6a- 
dateur  d.  Tac.  des  lanternistes.  Alegre,  Notices  biograph,  da  Gard.  T.  L  3  fr.  310  8. 
Callot,  Jean  Griston,  dernier  maire  d.  l'anc.  commune  d.  1.  La  Bochelle  1628.  3.  dd.  JULV, 
138.  Desaivre,  la  dtme  royale  k  Niort  et  k  l'Rocheile  1718.  159  8.  (i.:  Mem.  d.  L 
Soc.  stat  scient  1.  et  cet  d.  2  Sevres.)  Babinet  d.  Rensogne,  Marguer.  d'AngomMsM 
Discours.  15  S.  (Bull.  d.  1.  Soc  arch.  et  hist  d.  L  Gharents.  98.)  Massougner,  les 
ecoles  prim.  au  Augoümois  avant  1789.  12  S.  Id  an  homme  feodal  an  XVIII  8.  Beides  h: 
Bull  d.  1.  Soc.  arch.  et  hist  d.  1.  Charents.  Babinet  de  Rensogne,  Rec.  de  docma.  p.  a 
ä  rhist.  de  commerce  et  de  l'industrie  en  Anjoa  (1516 — 1740).  (In  Ballet)  La  Tremoilll, 
ddnombrement  d.  Fanden  comtd  de  Taillebourg  (Saintonge)  1736.  32  8.  Joubert,  aa  dpa 
des  guerres  de  relig.  au  Main  et  en  Anjou.  Rene  d.  1.  Rouvraye.  16  8.  (Oorreap.)  Lemar- 
chand,  le  Saint-Simonisme  en  Anjoa.  (In  Rev.  d.  l'Anjou.)  Boyer,  rech,  aar  L  ane.  voitarai 
publ.  dans  le  Berry  et  sortoat  en  Bourges.  Mem.  de  la  soc.  h.  du  Cher.  Ernaalt,  Batret 
sollennell.  de  L.  XIII.  e.  d.  M.  d.  Medicds  en  la  ville  du  Maus.  16°.  N.  dd.  79  &  Ledn, 
episode  d.  la  ligue  aaMans  1589 —  in  R.  hist  arch.  da  Maine.  7.  (1880.)  Bertrand,  doe. 
indd.  p.  serv.  k  rhist  d.  Maine.  3  frcs.  (1581—89).  Salies,  A.  de,  Note  critiqae  sur  \* 
trois  Lavandin  de  l'anc.  dioc.  du  Mans.    Mannen,  Fleury  et  Dangin. 


England  bis  1688.  111,161 


XXI.  1. 

v.  Kalokstein. 

England  bis  1688. 

Die  Index  society1)  dient  durch  Veröffentlichung  der  verschieden- 
artigsten Indices  auch  wesentlich)  der  Geschichtsforschung.  So  verzeichnet 
sie  Portraits,  von  welchen  die  1833 — 37  von  Knight  herausgegebene  Gallery 
of  portraits  u.  Lodge's  Portraits  (1823 — 24)  viele  der  zu  besprechenden  Zeit 
angehörige  Persönlichkeiten  bieten.  Es  erschien  ein  Verzeichnis  der  alten 
Denkmale  der  Abtei  Alleyn. 8)  W.  Dodd  vervollständigte  einen  Index  zur 
Geschichte  Newcastles  von  J.  Bremel8)  aus  dem  Jahre  1789.  J.  W.  Shore 
betonte  in  der  library  association 4)  die  Wichtigkeit  der  lokalgeschichtlicheu 
Notizen  in  alten  Pfarrregistern,  wies  auf  die  Register  einer  Reihe  von  Kirchen 
der  City  hin,  von  denen  z.  B.  die  von  S.  Mary  Aldermanbury ,  S.  Mildred 
Poultry,  All  Hallows  Bread  Str.,  Christ  Church  nach  der  generellen  An- 
ordnung Cromwells  1538  angelegt  wurden,  das  von  S.  James  Garlick  Hithe 
schon  1535  beginnt.  Das  Rechenbuch  der  Gilde  Holy  Ghost  bei  Basing- 
stoke  von  1557 — 1654,  verwandte  Schriften  von  Londoner  Pfarreien  in 
der  Corporation  library  werden  erwähnt.  Die  neue,  sehr  nützliche  Zeit- 
schrift Antiquary,  herausgegeben  von  C. Walford,6)  giebt  einen  Auszug  aus 
dem  Pfarrregister  und  Rechenbuch  von  Eltham  aus  dem  Jahre  1559.  Sie 
giebt  Nachrichten  über  die  public  records,  das  britische  Archiv,  und  über  das 
British  Museum. 

In  dem  Calendar  of  State  papers  behandelten  A.  J.  Crosby  die  aus- 
wärtige Politik6)  1575 — 77,  W.  Douglas  Hamilton  5  Monate  des  Jahres 
1640, 7)  M.  A.  Everett  Green  Juli  1653— Febr.  1654, 8)  N.  Saintsbury 
die  Kolonialgeschichte  von  Amerika  und  Westindien  von  1661 — 1668. 9) 

Händel  an  der  schottischen  Grenze  führten  in  Folge  der  Nachgiebigkeit 
Mortons  nicht  zum  Krieg,  das  Projekt  der  Vermählung  Maria  Stuarts  mit 
D.  Juan  d'Austria  und  der  Vergiftung  Elisabeths,  die  Mafsregeln  der  spani- 
schen Inquisition  gegen  fremde  Schiffe  werden  berührt.  Elisabeths  Gesandter, 
Henry  Cobham,  wurde  in  Madrid  höflich  behandelt,  erreichte  jedoch  nur  das 
Versprechen,  die  Engländer  nicht  wegen  Ketzerei  aufserhalb  Spaniens  zu 
verfolgen.  Der  Grofsinquisitor,  Erzbischof  von  Toledo,  drohte,  seinen  Nach- 
folger John  Smith  zu  züchtigen. 


1)  Report  of  the  sec.  annual  raeeting  of  the  ind.  soc.  L.  Longmans.  VI,  160.  —  2)  Ca- 
tal.  of  the  raem.  mon.  of.  Alleyn  abbey.  Dahoit,  G.  F.  Warner,  L.  Longmans  b.  R.  d.  d.  m. 
XXX,  585.  —  3)  W.  Dodd,  An  index  to  the  hiat.  of  N.  upon.  Tyne.  Newc.  40,  28  S.  Vgl. 
R.  d.  q.  h.  XXX,  585.  —  4)  J.  W.  Shoro,  in:  Monthly  notes  of  the  libr.  assoc.  of  tho 
united  kingdom.  L.  Trübner.  —  5)  C.  Walford,  Th.  Ant  L.  0.  Stock,  N.-Y.,  13outon. 
II,  265,  I,  81,  58;  vgl.  I,  20,  141  u.  II,  212;  II,  92.  —  6)  A.  J.  Crosby  i.:  C. 
of  st.  p.  foroign  series  of  tho  reign  of  £1.  Longmans.  Trübner.  4°.  XXIV,  665.  —  7)  W. 
Douglas  Hamilton,  in.  domestic  aer.  of  the  r.  of  Ch.  I,  1640  ebend.  LI,  755.  Vgl. 
Acad.  1881,  22.  Jan.  —  8)  M.  A.  Everett  Green,  ibid.  1879.  XL,  683.  —  9)  Saints- 
bury, colonial  ser.  LXXXIII.     Vgl.  Antiquary  II,  141. 

Hittorische  Jahresberichte.    1880.    III.  11 


III,1Ü2  XXI.  1.    v.  Ktlckttoin: 

Mit  der  Berufung  des  kurzen  Parlaments  scheiterte  Karls  I.  diktatorisches 
Regiment.  Es  war  infolge  der  Oberzahl  städtischer  Mitglieder  trotz  aller 
Anstrengung  der  Regierung  entschieden  oppositionell  und  bestand  meist  ans 
besonnenen,  angesehenen  und  begabten  Männern.  Strafford  übersah  bei  seiner 
Hoffnung,  das  Parlament  wie  in  Irland  zu  beherrschen,  dab  die  Krone  hier 
nicht  ausschliefslich  die  Initiative  besafs.  —  Daus  James  Colvill  statt  seines 
Bruders  William,  des  wirklichen  schottischen  Agenten,  verhaftet  war,  machte 
die  Entdeckung  von  Einverständnissen  mit  Frankreich  unmöglich.  Hamilton 
giebt  die  treueste  Überlieferung  der  berühmten  Pymschen  Rede,  veröffentlicht 
andere  zuerst  Die  auf  Straffords  Rat  eingeholte  wiederholte  Erklärung  des 
Oberhauses,  dafs  die  Subsidienbe willigung  der  vom  König  den  Unterthanen 
zu  gebenden  Genugthuung  vorangehen  müsse,  blieb  ohne  Wirkung  auf  das 
Unterhaus.  Der  König  milderte  die  Form  der  von  Str.  angeratenen,  nach 
elfstündiger  Sitzung  erfolglosen  Botschaft  Yanes.  Die  für  den  5.  Mai  beab- 
sichtigte Beratung  der  schottischen  Beschwerden  scheint  die  plötzliche  Auf- 
lösung veranlafst  zu  haben.  Hamilton  veröffentlicht  das  Original  des  von  der 
Konvention  beschlossenen  Book  of  Canons. 

Straffords  Hinweis  auf  die  Möglichkeit,  'das  Königreich'  durch  das  irische 
Heer  zu  unterwerfen,  der  formelle  Anlafs  zu  seiner  Hinrichtung,  weil  man 
ihn  auf  England  bezog,  scheint  Schottland  betroffen  zu  haben.  Die  Worte 
sind  nicht  von  Vane  niedergeschrieben. 

Bei  größerer  Sorgfalt  als  im  Vorjahr  hinsichtlich  Auswahl  der  Offiziere 
wurde  doch  Newcastle  nicht  rechtzeitig  verstärkt  Der  König  erkannte  die 
Notwendigkeit  raschen  Handelns.  Viele  Krieger  zerstörten  den  'papistischen' 
Kirchenschmuck,  bedrohten  hochkirchliche  Prediger,  plünderten  die  Ultra- 
royalisten.  An  einem  Ort  richteten  die  Ausgehobenen  ein  sündig  befundenes 
Paar,  ein  Lieutenant  wurde  als  vermeintlicher  Papist  ermordet  Die  gegea 
solche  Greuel  eingesetzten  Militärgerichte  galten  als  ungesetzlich. 

Da  andererseits  die  Schotten  grofsen  Eifer  und  Marschfähigkeit  zeigten, 
war  der  Ausgang  der  Schlacht  bei  Newburn,  über  die  Hamilton  einen  Be- 
richt veröffentlicht,  begreiflich.  Viel  zu  spät  forderte  Str.  Befestigung  od 
Verteidigung  der  Furten  des  Tyne  und  hoffte,  Newcastle  werde  vor  ihnea 
erreicht  werden.  Die  Grenzbevölkerung  war  den  Schotten  geneigt,  die  in 
Newcastle  Papisten  und  bischöflich  Gesinnte  feindlich  behandelten.  Die  Ka- 
valiere brachten  die  versprochene  Anleihe  bei  weitem  nicht  auf,  eine  tob 
London  verweigerte  8  %  Anleihe  sollte  dann  zwangsweise  erhoben  werden. 
Karl  verkaufte  auf  Kredit  entnommene  Waren  der  ostindischen  Kompagnie 
mit  Schaden.  Hamilton  teilt  verbesserte  Fassungen  der  Petition  von  12  Mit- 
gliedern des  grofsen  Rates  in  York  mit 

Die  Königin  gewann  jetzt  politischen  Einflute,  suchte  Vane  zum  Chief 
secretary  of  State  zu  machen. 

Der  im  Oktb.  1653  aus  dem  Amt  tretende  Staatsrat  ordnete  (nach  M.  Green) 
an,  dafs  seine  Orders  in  der  nächsten  Sitzung  verlesen  werden,  die  drei  zuerst 
Kommenden  die  ungeeigneten  Petitionen  sondern,  und  dafs  die  Gehälter  aller 
Beamten  des  Staatsrats  festgestellt  werden  sollten.  Eine  Schrift,  die  Gromwdl 
als  Hochverräter  behandelt  wissen  wollte,  wurde  von  dem  letzten  Staatsrat 
verfolgt.  Er  sollte  dem  Parlament  über  mehrere  mit  dem  Bürgerkrieg  zu- 
sammenhängende Angelegenheiten  im  Namen  des  Staatsrats  berichten.  Unter 
den  13  Männern  im  Rat  des  Protektors  gehörten  11  dem  vorherigen  Staats- 
rat an,  zu  Lambert  und  Skippon  kamen  später  noch  zwei  Obersten.  CromweD 
iiahm  selten  an  den  Sitzungen  teil.     Hampton  Court,  Greenwich,  Windsor 


England  bis  1688.  111,163 

nnd  andere  Schlösser  wurden  für  ihn  zurückgekauft  Thurloe  arbeitete  das 
Government  of  the  common  wealth,  die  neue  Verfassung,  aus.  Eine  respekt- 
volle Vorstellung  von  Offizieren,  dafs  der  Protektor  mehr  Macht  erhalte,  als 
man  dem  König  entrissen,  brachte  einem  Beteiligten  zwei  Tage  Haft,  während 
die  Männer  der  fünften  Monarchie  härter  bestraft  wurden.  Wegen  der 
Landung  von  16  royalistischen  Offizieren  wurden  Vorsieh tsmafsregeln  ergriffen. 
Der  Seeraub  royalistischer  Kreuzer  brachte  vielen  Schaden,  ruinirte  z.  B.  Barn- 
staple. Man  glaubte  an  eine  Unterstützung  des  Prätendenten  durch  Öster- 
reich und  Holland,  dem  grofsen  Kurfürsten  wollte  er  den  Hosenbandorden 
schicken.  Hyde,  der  Kanzler  des  Prätendenten,  wurde  durch  dessen  Rat  von 
der  Anklage  freigesprochen,  Cromwells  Spion  zu  sein.  Monk  verlangte  im 
November  rasche  Bereitstellung  der  grofsen  Schiffe,  um  eine  Blockierung 
durch  die  Holländer  zu  vermeiden,  da  sich  die  Friedensverhandlungen  durch 
diese  ganze  Zeit  ergebnislos  hinzogen.  Whitelocke  wurde  als  Gesandter  an 
Königin  Christine  reichlich  ausgestattet,  obwohl  der  Geldmangel  sich  oft 
fühlbar  machte,  viele  Besoldungen  und  Pensionen  rückständig  blieben  und  die 
Flotte  schlecht  verpflegt  wurde.  Am  26.  und  27.  Okt.  verlangten  bewaffnete 
Seeleute  in  London  drohend  Sold,  die  Führer  wurden  verhaftet,  den  Meuterern 
der  Tod  angedroht.  Elizabeth  Alkin  in  Harwich  nahm  sich  so  liebevoll 
leidender  Seeleute  an,  dafs  sie  verarmte.  Erfinder  neuer  Steuern  sollten 
belohnt  werden,  der  Staat  trieb  Schatzgräberei.  Die  Einkünfte  Schottlands 
sollten  dort  verwandt,  Lewis  und  andere  Inseln  befestigt  werden.  Edinburgh 
behielt  den  Handel  in  Leith  für  sich  allein,  Carlisle  trotz  der  Union  einen 
Viehzoll.  Berwick  hatte  durch  den  Krieg  sehr  schwer  gelitten.  Den  Be- 
schwerden der  ausländischen  Protestanten  wurde  abgeholfen.  Die  niederländ. 
Zwischenhändler  suchten  ihre  Steuerfreiheit  zu  behaupten.  Erhebungen  gegen 
die  Einhegungen  mufsten  unterdrückt  werden. 

Saintburys  Calendar  für  die  Kolonieen  ist  hier  nur  hinsichtlich  West- 
indiens und  Guyanas  zu  erwähnen,  abgesehen  von  der  Konkurrenz  von  Hüll, 
York  und  Yarmouth  mit  der  Grönland-  und  Moskau-Kompagnie  in  Grönland. 
Karl  nahm  an  der  Kolonisation  regen  Anteil,  begründete  1661  den  Council 
for  foreign  plantations.  Das  Francis  Willoughby  verliehene  und  eine  Zeitlang 
nach  ihm  benannte  Surinam  hatte  1663  4000  Einwohner,  ging  aber  1666 
vorübergehend,  1668  endgültig  an  die  Niederlande  verloren,  und  die  Fran- 
zosen nahmen  1666  Antigua  und  durch  Verrat  der  Iren  S.  Christoph.  Lord 
Willoughbys  Bruder  William  litt  in  Montserrat  schwer,  dessen  Bewohner  ver- 
geblich Handelsfreiheit  wünschten. 

Lord  Willoughby  besafs  seit  1649  Barbadoes,  das  1643  18000  Ein- 
wohner, darunter  600  Engländer  und  6400  Neger  zählte,  1666  50  000,  und 
wo  die  Holländer  Zuckerbau  eingeführt  hatten.  Der  Dichter  Waller  besafs 
1628—41,  sein  Sohn  Edmund  W.  of  Beaconsfield  1663  S.  Lucia.  S.  Vin- 
cent bewohnten  noch  Eingeborene  und  Neger  unter  englischer  Oberherrschaft 
Tabago,  zuerst  1642  englisch,  besafs  1664  der  Herzog  von  Kurland;  in  Ja- 
maica  war  1662  Lord  Windsor  Gouverneur.  Der  Durchschnittspreis  der 
Neger  betrug  17 — 20  £ ;  ein  Neger  Lupola  zeichnete  sich  als  Oberst  von 
Negern  aus  und  sprach  über  sie  aufser  über  Leben  und  Tod  Recht. 

Für  die  Camden  society  gab  W.  Sparrow  Simpson  Quellen  zur  Ge- 
schichte von  S.  Paul^Gairdner  historische  Memoranda  und  Bemerkungen 


1)  W.  Sparrow  Simpson,  Doc.  illuatr.  the  Mai  of  S.  Pauls  cath.   LXX,  238.    Camden 
•oc.    ]3ie  Ergebnisse  stellt  W.  Sp.  S.  z.  t  im  Wortlaut  der  Quelle  sep.  dar.     Chapters  in  the 

11* 


TTL1 64  xx-  1-    v.  Kalckstein: 

über  gleichzeitige  Begebenheiten  von  Elisabeths  Zeitgenossen  John  Stowe,1) 
Gardin  er  die  Hamiltonpapiere  heraus.  *)  In  Simpsons  Sammlung  berühren 
unsere  Zeit  die  lateinische  Geschichte  des  Thurmbrandes  von  1561  von  Pat 
Johnson  aus  dem  Register  Grindais,  damals  Bischof  von  London,  eine  Über- 
setzung derselben  und  eine  Ballade  darüber.  S.  stellt  auch  die  ganze  Litte- 
ratur  über  den  Brand  zusammen.  Allgemein  wurde  die  Kathedrale,  deren 
Herstellung  bis  zum  völligen  Neubau  nie  vollständig  geschah,  als  Ort  Air  Zu- 
sammenkünfte und  Geschäfte  benutzt,  auch  Räume  derselben  als  Lager  ver- 
mietet. Diese  traurigen  Zustände  beweisen  Bischof  Aylmers  Brief  an  den 
Lordmayor  1581,  der  Bericht  des  Attorney  general  Noy  und  Dr.  Reves  von 
1631,  eine  Notiz  in  der  Kathedrale  von  1632,  eine  Klage  Bisch.  Corbets 
zu  Norwich  vom  29.  April  1634  und  eine  Bittschrift  der  Vergers  von  1635. 

Lands  Geldopfer  und  Bemühungen  um  eine  freilich  katholisierende  Re- 
stauration wurden  ihm  zum  Verbrechen  angerechnet,  das  Parlament  liefe 
1644 — 45  die  Gerüste  und  Baumaterialien  billig  verkaufen,  worüber  am 
28.  März  1646  Dr.  Burges  Rechenschaft  legte.  Die  Kathedrale  wurde  von 
den  Puritanern  als  Stall  benutzt,  es  wurde  nötig,  am  27.  Mai  1651  durch 
eine  Proklamation  für  den  Frieden  der  Nachbarschaft  einzutreten.  Verordnungen 
des  Staatsrats  vom  18.  Juni  und  17.  Okt.  1653  gestatteten  die  Verwendung 
einzelner  Teile  zu  gottesdienstlichen  Versammlungen  mehrerer  Sekten  und 
1657  sollte  in  der  Nähe   ein  kirchliches  Versammlungshaus   gebaut  werden. 

J.  Gairdner  gab  aufser  der  erwähnten  Publikation  der  Camden  society 
den  V.  Bd.  der  Korrespondenz  aus  der  Regierung  Heinrichs  VIII.8)  auf  Grand 
des  von  Brewer  vorbereiteten  Materials  heraus.  Br.  hatte  namentlich  die 
fast  stets  fehlenden  Daten  ermittelt,  was  bei  Cromwells  Korrespondenz  be- 
sonders schwierig  war.  Die  königlichen  grants  sind  gesondert  registriert,  aber 
die  wichtigeren  in  der  chronologischen  Reihenfolge  verzeichnet.  Der  Band  um- 
fafst  die  Jahre  1531  und  1532  und  betrifft  hauptsächlich  die  Scheidungs- 
frage,  welche  zu  lösen  Heinrich  einmal  bereits  verzweifelte.  Fast  zwei  Jahre 
verhandelte  Rom  über  den  excusator,  der  Heinrichs  Unterwerfung  unter 
einen  auswärtigen  Spruch  als  unmöglich  erklärte.  Der  König  schrieb  Clemens, 
er  könne  bei  dem  spanischen  Einflufs  nicht  unparteiisch  sein,  —  wir  werden 
sagen  müssen,  er  konnte  deshalb  nicht  parteiisch  für  Heinrich  sein.  Daft  er 
die  Entscheidung  immer  hinaus  schob,  untergrub  seine  Autorität  Erst  am 
15.  Nov.  1532  entschlofs  er  sich,  binnen  1  Monat  die  Anerkennung  Katha- 
rinens  als  Gemahlin  bei  Strafe  der  Exkommunikation  zu  fordern,  von  der  H. 
sich  im  Juli  1531  vollkommen  getrennt  hatte  und  der  er  dieCitierung  nach 
Rom  zum  bittern  Vorwurf  machte.  Pole  bereute  seine  Bemühungen  um  die 
Scheidung  in  Paris,  Gardiner  riet  von  äufsersten  Schritten  ab,  Heinrichs 
Unterhändler  in  Rom,  Dr.  Benet,  hatte  Ende  1531  in  England  mit  Katha- 
rina^ Freunden  in  Verbindung  gestanden  und  bat  sie  um  Verzeihung.  Im 
Unterhaus  hielt  man  Gelder  zur  Verteidigung  der  schottischen  Grenze  bei 
einer  Aussöhnung  des  Königs  mit  seiner  Gemahlin  für  überflüssig;  die  Alf» 


hist  of  old  S.  Paule.  Vgl.  £.  Stock,  Joara.  of  the  brit  archmeol.  assoc  DXXV1I  md 
E.  B.  Ferrey  Old  S.  Pauls  im  Antiq.  I,  244,  II,  11.  —  1)  Gairdner,  Thrte  fifteeath 
cent.  chronicles  with  hist  memoranda  by  J.  Stowe  and  oontemp.  notes  of  occurrenoe*.  XXVIII, 
206.  —  2)  Oardiner,  The  Harn,  papers  VIII,  274.  Vgl.  Peacock  Acad.  XVIII,  195.  — 
Peacock  veröffentlicht  zuerst  einen  interessanten  Brief  ans  der  Reformationsxeit :  an  uspihti- 
shed  letter  frora  Paris  dnring  the  reform,  i.:  Ath.  2,  401.  —  3)  J.  Gairdner,  letters  aa4 
papers  of  the  reign  of  Henry  VIII.  Vol.  V.  Under  the  directum  of  the  maat  of  the  rolk 
h  Lonpwn*.    Trübner  etc.  XXXI,  330.    Vgl.  Acad.  16.  Jan.  1881. 


England  bis  1688.  111,165 

bringnng  der  100  000  £  Boise  der  Erzdiözese  Canterbury  rief  in  S.  Paul 
einen  Aufruhr  hervor.  Tunstalls  Widerspruch  gegen  den  Supremat  wufste 
der  König  mit  dessen  Argumenten  für  die  Scheidung  zu  widerlegen. 

Im  Unterhaus  wurde  das  Supremat  sehr  lau  aufgenommen  und  die  Bitte 
um  Aussöhnung  des  Königs  mit  Katharina  beantragt.  Die  von  Cromwell 
korrigierten  Entwürfe  der  Petition  gegen  die  geistliche  Gewalt  beweisen  un- 
widerleglich, dafs  sie  vom  Hof  veranlaßt  war.  Die  Antwort  der  Bischöfe 
wird  viel  ausfuhrlicher  veröffentlicht,  als  sie  bisher  bekannt  war,  namentlich 
eine  Ausführung  Warhams  betonte,  dafs  Mifsstftnde  der  geistliehen  Gerichts- 
barkeit zum  teil  seit  einem  Jahr  abgestellt  seien,  dafs  er  andernteils  an  der  Ab- 
stellung arbeite;  er  hob  die  Dienste  der  geistlichen  Richter  in  diplomatischen 
Verhandlungen  hervor.  Drei  Entwürfe  des  schliefslichen  Kompromisses 
zwischen  König  und  Konvention  werden  mitgeteilt  Gardiner  zog  sich 
durch  dieselben  zeitweilige  Ungnade  zu.  Die  heftige  Predigt  Petos  in  Gegen- 
wart des  Königs  und  Pater  Eistons  Ausfall  gegen  einen  dem  König  ergebenen 
Prediger  fallen  in  den  April  1532,  Pat  Lorenz  trennte  sich  von  diesen 
Brüdern  von  Greenwich.  Im  Juli  scheint  Heinrich  durch  die  Mifsstimmung 
des  Volkes  zum  Abbruch  einer  Jagd  veranlafst  worden  zu  sein,  in  Yarmouth 
fand  eine  Frauenversammlung  zu  Gunsten  der  verfolgten  Königin  statt, 
während  Anna  Boleyn  im  schlimmsten  Rufe  stand,  1531  Gerüchte  von  einer 
Fehlgeburt  gingen.  Heinrichs  Reise  nach  Galais  führte  zu  heftigen  Scenen  im  Rat. 

Mit  den  Niederlanden  wurde  über  einen  Handelsvertrag  unterhandelt, 
zum  Westminsterpalast  Material  von  einem  altern  und  Wolseys  College  in 
Harwich  verwandt.  Die  wieder  abgedruckten  Briefe  Stephan  Vanghans  über  Tyn- 
dale1)  sind  von  grobem  Interesse.  In  John  Stowes  Notizen  ist  der  Bericht 
über  die  Taufe  des  Prinzen  Arthur  von  Wales,  über  die  Verhaftung  einer 
mit  Königin  Elisabeth  verwandten  Lady  Cary  wegen  Feier  der  Messe  im 
Jahre  1562;  andere  kulturgeschichtlich  interessante  Vorkommnisse  werden 
hier  zuerst  veröffentlicht,  namentlich  die  religiöse  Leidenschaftlichkeit  unver- 
hüllt geschildert. 

J.  P.  Rylands')  gab  aus  dem  britischen  Archiv  221  Inquisitions,  die 
nach  Todesfällen  in  Lancashire  von  1603 — 14  für  die  Kanzlei  des  Herzog- 
tums Lancaster  gemacht  wurden,  in  englischer  Übersetzung  heraus,  H.  Clutt er- 
blick Staatspapiere  von  1622  über  den  Tuchhandel.8) 

Die  von  Gardiner  herausgegebenen  Hamiltonpapiere  sind  nur  inedita, 
namentlich  Briefe  Karl  I.  aus  der  Gefangenschaft,  welche  geheime  Verbin- 
dungen mit  der  schottischen  Invasion  beweisen.  Der  sogenannte  zweite  Bür- 
gerkrieg war  nicht  planvoll  vorbereitet,  scheiterte  hauptsächlich  deshalb. 

J.  B.  Marsh4)  veröffentlicht  ein  von  Karl  I.  in  der  Fastenzeit  1631 
geschriebenes  Gebet,  dessen  nahe  Verwandtschaft  mit  einem  Gebet  in  dem 
eiyuov  ßaaihnij5)  als  Argument  für  die  Autorschaft  des  Königs  verwertet 
wird ;  dort  finden  wir  einen  neuen  Abdruck  des  Briefes  Karl  I.  an  den  Herz, 
von  York  vom  4.  Juli  1647,  das  Tagebuch  der  Belagerung  von  Colchester 
von  einem  Puritaner,  Instruktionen  Jakobs  H.  für  Gr.  Tyrconnel,  Oberbefehls- 


1)  Steph.  Vanghans  letters  i. :  TransactionB  of  the  Bristol  a.  Gloucestersh.  arch.  soc  f. 
1877 — 78.  Vol.  II.  Brist.  Jefferies.  —  2)  J.  P.  Rylands,  Lancashire  inquisitions  retnrned 
into  tho  Chancery  of  the  duchy  of  Lancaster  print.  f.  the  Record  soc,  vgl.  J.  L.  Chester  Acad. 
II,  323.  —  3)  Glutterbuck,  Statespapers  relating  to  the  cloth  trade  —  in:  Transactions  of  the 
Bristol  a.  Gloacesterh  arch.  soc  V,  1,154 ff.  —  4)  J.  B.  Marsh  i.:  Antiq.  Vol.  I,  211,  97, 
238,  II,  5,  49  ff.  —  5)  e.  ß.  gaben  £.  Scott  (L.  Elliot  Stock)  Cath.  Mar.  Phillimore 
neu  heraas  and  verteidigten  seine  Echtheit,  vgl.  Gardiner  Acad.  XVII,  152. 


111,166  XXI.  1.    v.  Kalckatein: 

haber  der  irischen  Trappen  und  Statthalter  Irlands  vom  10.  Januar  1687, 
veröffentlicht  von  Talbot  de  Malahide. 

D.  Masson1)  führte  die  Ausgabe  des  Registers  des  schottischen  Ge- 
heimen Rates  vom  17.  Juni  1578  bis  31.  Juli  1585  fort.  Die  Akten  des 
Lord  Clerkregister,  die  Hauptquelle,  haben  sehr  durch  den  Zahn  der  Zeit  ge- 
litten, sie  enthalten  Acta  proper  der  allgemeinen  Verwaltung,  Deere  ta,  d.  b. 
rechtliche  Entscheidungen  und  Acta  cautionis  von  Angeklagten  oderProzeb- 
führenden,  namentlich  die  von  ihnen  eingegangenen  Verpflichtungen  zum 
Friedenhalten,  bands.  Wir  finden  reichen,  in  der  Einleitung  trefflich  ertti- 
terten  Stoff  zur  Geschichte  Mortons  bis  Dez.  1580.  Derselbe  wird  durch 
die  den  Presbyterianern  feindlich  gesinnten  Günstlinge  des  jungen  Königs 
bis  Aug.  1582  verdrängt.  Durch  Jakobs  Entfuhrung,  den  sog.  Rnthven  raid, 
gewinnt  der  presbyterianische  Teil  des  Adels  die  Oberhand,  wurde  dann  aber 
bei  der  persönlichen  Überzeugung  Jakobs  VL  durch  Arran  immer  mehr  in 
den  Hintergrund  gedrängt,  dem  Bistum  freiere  Bahn  geschaffen.  Die  katho- 
lisierende,  dem  Bündnis  mit  Frankreich  geneigte  Tendenz  war  jedoch  schon 
im  August  1584  im  Schwinden,  Arran  liefs  Patrick  Master  of  Gray  die 
persönliche  Gunst  Jakobs  gewinnen,  der  ihn  mit  englischer  Hülfe  in  den 
Hintergrund  schob  und  am  31.  Juli  1585  das  Bündnis  mit  Elisabeth  n 
stände  brachte.  —  Namentlich  die  Kirche  unterstützte  die  besonders  an  der 
Grenze  noch  wenig  erfolgreichen  Bemühungen,  geordnete  Zustände  herzustellen, 
der  alte  Schulmeister  in  Edinburgh  hinderte  1580  die  Begründung  einer 
humanistischen  grammar  Schule,  Seuchen  suchten  das  Land  namentlich 
1584  heim. 

W.  B.  Scoones  veröffentlicht  unter  anderen  Briefe  eines  Bucanien 
Cavendish  aus  dem  XVI.  Jh.2) 

Robinson  veröffentlicht  eine  Übersetzung  der  Utopia  mit  Mores  Leben 
von  Roper. 3) 

Lord  Herbert  v.  Cherburys  Selbstbiographie  und  Geschichte  Eng- 
lands unter  Heinrich  VIII.4)  wurde  neu  aufgelegt 

Jackson  veröffentlichte  nicht  uninteressante  Dokumente,5)  z.  B.  Briefe 
von  Thom.  Smith  an  John  Thymme  vom  Sept  und  Nov.  1573,  aus  welchen 
Elisabeths  Unschlüssigkeit,  Essexs  ungeheuere  Freigebigkeit  hervorgeht 

Burnets  Geschichte  der  englischen  Reformation6)  wurde  neu  aulgelegt 

Furnivall  gab  Phil.  Stubbes  Anatomy  of  theatres  in  England1) 
von  1583  heraus,  A.  H.  Markham  Davis'  Reisen.8) 

A.  Cortleys  Werk  über  Irland  von  1614 — 529)  ist  namentlich  für  die 
Verbindung  der  irischen  Katholiken  mit  Karl  I.  und  die  Zustände  von  1649 
bis  Ende  1651,  z.  B.  in  Drogheda  wichtig.  J.  E.  Gibson  gab  das  nament- 
lich kulturgeschichtlich  interessante  Tagebuch  des  katholischen  Kavaliers  WilL 
Blundell  v.  Crosby10)  bei  Liverpool  heraus,    W.  Dünn  Macray   das  vom 


1)   D.  Masson,   Tho  registor  of  the  privy  Council  of  Seotland.  E.  Gen. 
Vol.  111,  LXXXV1I1,  901.  —  2)  W.  B.  Scoones,  Four  centnries  of  engl,  lettera.  L.  leg» 
Paul;  b.   darüber  Saintsbury    Acad.  XVIII,  19.     H.  Taylor  Nineteenth  Century    1881.  p.  405. 

—  :U  Robinson,   More.  Utopia.    J.  R.  Lumby  Camden  Pitt  Preaa;  YgL   Acad.  XVTJ,  3*1. 

—  4)  Lord  Herbert  of  Chorbury,  Aatobiography  and  hist  of  England  ander  H.  Vlli 
L.  Ward  and  Lock.  316  S.  —  5)  Jackson,  Longleat  papers.  f.  die  Wiltohire  arch,  a.  nat 
histor.  soc.  Derizes.  —  6)  Barn  et,  hist.  of  tho  Engl.  Ref.  —  7)  Furnivall,  i.  L.  New 
Shakespeare  soc.  —  8)  A.  IL  Markham,  The  yoyages  a.  worka  of  J.  Daria  f.  fheHacUaeyt 
soc.  —  9)  A.  Cortley,  Iroland  1614—52.  Wickham.  —  10)  T.  K.  Gibaon,  A  Cteratian 
note  book.  L.  Longman*,  \g\.  Aul.  U,  *1S.    Peacock  in  d.  Acad.  XVII,  470. 


England  bis  1688.  111,167 

puritanischen  Standpunkte  aus  geschriebene  Gedicht  Withers  Yoi  Vulgi1) 
über  das  Parlament  von  1661,  welches  W.  2  Jahre  Haft  in  Newgate  and  im 
Tower  einbrachte. 

Schriften  Bunyans,  darunter  der  Bericht  über  seine  Gefangenschaft  in 
Bedford  von  1660 — 72,  begleitete  E.  Venables*)  mit  einer  biographischen 
Einleitung,  wonach  er  sein  Hauptwerk  erst  1666  geschrieben  und  —  im 
Gegensatz  zu  Froudes  Annahme,  gegen  das  Parlament  gekämpft  hätte. 

Die  1880  erschienenen  Darstellungen  der  gesamten  Geschichte  Englands 
vonShmitz,»)  Girling,4)  J.  Klein,6)  Lupton,«)  S.Taylor,7)  Curtis,8) 
G.  A.  White  und  H.  A.  Dobson,»)  R.  Morgan,10)  F.  Bright,11)  Gei- 
kie,12)  J.  S.  Honn18)  sind  Schul-  oder  populäre  Bücher. 

Der  8.  Bd.  von  Froudes  Werk14)  und  Macaulays  Essays15)  wurden 
neu  aufgelegt. 

Im  selben  Jahre  mit  der  im  Jahresber.  1879  erwähnten,  trotz  whig- 
gistischen  Standpunktes  streng  wissenschaftlichen  englischen  Verfassungs- 
geschichte Taswell  Longmeads,  welcher  magna  Charta,  petition  und  bill  of 
rights  im  Wortlaut  eingefügt  und  eine  Fülle  wertvoller  Anmerkungen  bei- 
gegeben sind,  erschienen  Bü dingers  Vorlesungen  über  englische  Verfassungs- 
geschichte. 16)  Referent  möchte  trotz  der  anziehenderen  Form  des  deutschen 
Werkes  dem  englischen  den  Vorzug  geben.  Wenngleich  die  Revolutions- 
periode zunächst  als  episodische  Unterbrechung  der  Verfassungsentwickelung 
erscheint,  so  ist  doch  in  manchem,  z.  B.  dem  rationellen  Wahlsystem,  der 
Union  der  3  Reiche,  Cromwell  der  Vorläufer  weit  späterer,  teilweise  schon 
zur  Geltung  gelangter  Bestrebungen,  so  dafs  diese  Periode  in  einer  Ver- 
fassungsgeschichte doch  wohl  eingehendere  Beachtung  verdient,  als  ihr 
beide  Vf.  zu  teil  werden  liefsen.  Dasselbe  gilt  von  den  sozialen  Elementen 
des  Volkes.    Büdinger  verläfst  die  chronologische  Anordnung  ganz. 

G.  H.  Jennings  anekdotische  Geschichte  des  britischen  Parlaments17) 
ist  wissenschaftlich  wertlos,  obwohl  sie  sich  als  aus  authentischen  Quellen 
geschöpft  bezeichnet.  Unter  den  gröfsten  Familien,  von  denen  E.  Walford 
erzählt,18)  sind  die  schottischen  Traquair,  die  irischen  Lynch  von  Galway 
hervorzuheben. 


1)  W.  Dann  Macray  Yox  Vulgi.  —  2)  Venables,  The  Pilgrim  progress,  grace 
aboumung  a.  a  relatire  of  bis  imprisonment  Oxf.  Clarendon  press.  B.  behandel  auch  Simson, 
The  uniYersities  and  J.  B.  a.  the  encyclopaedia  Brit  a.  fhe  gipsies.   N.  T.  Miller.  L.  Balliere. 

10  8.,  Tgl.  Acad.  XVII,  279  Haies.  —  3)  Shmita,  Hist  of  Engl,  new  ed.  u.  h.  of  the 
Brit  empire, n.  e.  —  4)  Girling,  Outline«  of  the  h.  of  B.  12°.  Blackie.  —  5)  Klein,  The 
students.  mannal  of  h.,  law  and  const  of  E.  220  8.  —  6)  Lupton,  Introductory  h.  of  E.  18°. 
64  8.  L  Longmans.  Schlechter  Ansang  ans  Goas.    —    7)  Taylor,  First  principles  of  engliah 

11  L.Reife  br.  —  8)  Curtis,  A  school  and  coli.  h.  of  E.  Simpkin,  Marshall  a  C.  —  9)  T. 
A.  White  n.  H.  A.  Dobson,  The  civil  serv.  h.  of  E.  Crosby,  L.  Lockward  a.  C.  —  10)  R. 
Morgan,  The  Oxford  a.  Cambr.  h.  of  E.  12°.  174  8.  Gilla  school  ser.  —  U)  F.  Bright, 
H.  of  E.  3&  od.  L.  Rivington.  IL  d.  VoL  —  12)  Geikie,  School  h.  of  E.  —  13)  Honn, 
She  scholars  h.  of  E.  n.  ed.  —  14)  Fronde,  Hist.  of  E.  522  8.  L.  Longmans.  Anonym 
erschien  Royal  h,  of  E.  12°.  550  8.  Bennose;  Boyal  code  histories.  3d.  ed.  brief.  hist  of  E. 
12°.  Annais  of  E.  120  S.  Erwähnt  sei  noch  a  new  series  of  Engliah  hist  reading  books.  in 
six  Standards.  L.  Longmans,  Greene  &  Co.  —  15)  Macaulay,  Crit  and  hist  essays. 
848  8.  L.  Longmans.  Ich  erwähne  noch:  Student«  Harne  ▼.  J.  8.  Brewer.  L.  John  Murray. 
Nene  Ausg.  (vgl.  Acad.  XVEH,  454.  Bass  Mnllinger)  und  Onr  own  conntry,  descript  hist 
pictor.  L.  Cassell.  2.  Bd.  300  8.  —  16)  T.  L.  Werk.  (XXIV.  803  8.,  vgl.  1879,  III,  191, 
Anm.  4  u.  Contemp.  rev.  toI.  37,  p.  1058),  erschien  gleich  B.  Vorlesungen  über  englische 
Verfassnngsgeschichte  79  (vgl.  Pauli,  Göttinger  gel.  Ana.  80,  No.  22).  —  17>  Jennings,  An 
anecdotical  hist  of  the  brit.  pari.  530  8.  L.  Cox.  —  18)  Walford,  Tales  of  onr  great  families 
lld.  ser.     2  vols.     62  8.     L.    Hurst  a.  Blackett,  Tgl.  H.  B.  Wheatley.  Acad.  XVIII,  197. 


m,168  XXI    *■    v    Kalckstoin: 

Mr.  R.  Valentin cs  Schrift  über  die  englischen  Landschlachten  *)  wurde 
neu  aufgelegt.  Namentlich  durch  Pläne,  nicht  ohne  Wert  ist  die  nur  aus- 
wärtige Kriege  berührende  Kriegsgeschichte  von  Clinton,8)  nach  welcher  das 
Landheer  bis  zur  grofsen  Revolution  sich  in  kläglicher  Verfassung  befand, 
in  der  Bewaffnung  hinter  anderen  Mächten  weit  zurückblieb,  daher  auch 
sehr  wenig  auszurichten  vermochte. 

W.  Hamilton8)  schrieb  über  die  gekrönten  Dichter  Englands,  von  denen 
zuerst  Ben  Jonson  1619  ein  Patent  erhielt 

J.  £.  Thorold  Rogers4)  beleuchtete  in  der  Grundrente  einen  sehr 
wichtigen  Punkt  der  englischen  Wirtschaftsgeschichte.    Als  dieselbe  Ende  des 

XV.  Jh.  höchstens  5%  betrug,  kauften  viele  Pächter,  welche  Vorfahren  der 
puritanischen  gentry  unter  Elisabeth  und  den  Stuarts  wurden.     Die  Not  des 

XVI.  Jh.  traf  hauptsächlich  die  Besitzer  alter  Pachtrenten  und  die  Arbeiter, 
weil  sich  die  Preise  von  1530 — 1563  verdreifachten.  Die  Bevölkerung 
wuchs  trotz  vieler  schlechter  Ernten.  Das  Pfund  Eisengeräte  hatte  2  pence 
gleich  jetzigen  2  Schilling  gekostet,  fiel  aber  schon  vor  Mitte  der  Regierung 
Elisabeths  durch  Verbesserung  des  Verfahrens.  Während  noch  die  Tudors 
bei  einer  gewissen  Preishöhe  die  Kornausfuhr  verboten,  begann  mit  der  Re- 
stauration der  agrarische  Schutz;  die  Einfahr  durfte  nur  bei  Preisen  über 
48  shill.  der  quarter  stattfinden ;  1 670  wurde  auch  die  Einfahr  von  irischem 
(und  ausländischem)  Vieh  untersagt,  und  die  Rente  stieg  auf  das  4— öfache. 
Vergeblich  wurde  seit  1563  der  Lohn  von  den  quarter  sessions  bestimmt, 
um  die  Preise  niedrig  zu  halten.  Das  Gesetz,  jeder  Bauer  solle  ein  gewisses 
Stück  Land  haben,  blieb  unbeachtet,  nachdem  schon  die  Armengesetze  im 
Interesse  der  Arbeitgeber  zur  Ergänzung  unzureichenden  Lohnes  ausgebeutet 
worden  waren. 

Miles  schrieb  144  Jahre  der  Geschichte  des  Boxens.5) 
Im  Antiquary6)  giebt  W.  Blades  Notizen  über  einen  der  ersten 
Drucker  Englands,  den  Schulmeister  v.  S.  Albans  (1480 — 6),  G.  Lambert 
handelt  über  die  Bürger-  und  anderen  Keulen  als  Zeichen  der  Amtsgewalt, 
sowie  über  Smithfiel d,  Helewyn  Jewitt  über  die  burghmote  Hörner  und  das 
Amt  der  Hornbläser,  Mackenzie  L.  C.  Walcott,  wenig  günstig  beurteilt, 
über  nördliche  Kathedralen.  E.  W.  spricht  über  Denkmäler  der  Rüssel  in 
Chenies,  W.  J.  Hardy  über  die  1523  gehängte  Gattenmörderin  Lady  Alice 
Hungerford,  die  1518  ihren  ersten  Gatten  John  Cotell  töten  lieb,  H.  Hall7) 
über  alle  Heeresrechnungen,  die  seit  Heinrich  VIH.  erhalten  sind.  Im  Norden, 
auf  den  Kanalinseln  und  aufserhalb  des  Reiches,  namentlich  lange  in  Flies- 
singen und  Briel  gab  es  nicht  unbeträchtliche  stehende  Truppen,  darunter 
Spanier,  Italiener,  Albanesen,  deutsche  Landsknechte  neben  Iren.  Ferner 
liefs  man  englische  Grofse  um  hohen  Sold  Werbungen  veranstalten,  durch- 
schnittlich kostet  der  Mann  4  sh.  8  pence  wöchentlich.  Die  Verpflegung  war 
trotz  reichlicher  Bemessung  oft  mangelhaft.  Die  Gegner  der  Krone  ver- 
brauchten 1645—51  7  Vi  Mill.  Pf.,  Cromwell  erhielt  als  General  3000  Pf. 
Während  der  Restauration  wurden  namentlich  die  festen  Plätze  beachtet, 
Tanger  kostete  jährlich   70000  Pf.    und  erfüllte  die   darauf  gesetzten  Hoff- 

1)  Vgl  Nachtrag.  —  2)  Clinton,  From  Crecy  to  Aasye,  L.  Warne.  XX,  699.  Galpün.t 
Ferner  crAchicn  Brit,  battlcs  on  land  and  sea.  Cassell,  Patter,  Galpin  a.  C.  —  3)  W.  Hainil  toi, 
The  poete  laurcate  of  E.  L.  E.Stock,  vgl.  Arch.  I,  77.  —  4)  J.  E.  Thorold  Rogers,  the 
rent  of  ground.  —  T>)  Mile»,  Pugilation,  being  an  144  years  of  the  hiat.  of  brit  boxing.  — 
6)  The  Antiquary  I,  28,  66,  130,  134,  238;  II,  197,  102,  183;  1,  252,  173,  180,  194, 
198,  I,  233,  164,  229,  273,  57;  1G4.  —  7)  H.  Hall,  Charch  work  a.  life  in  engl,  miaaten 
L.  Ch&tto  a.  Windus. 


England  bis  1688.  111,169 

nungen  uicht.  Die  Kosten  des  Heeres  stiegen  1683 — 86  von  220000  auf 
689000  Pf.  W.  Hamilton  beleuchtet  nach  einer  1675  erschienenen  Be- 
arbeitung aus  dem  Französischen,  die  Höflichkeitsformen  der  Restaurations- 
zeit,  Philipps  die  Genealogie  der  Cromwells.  Henry  Cromw.,  der  Sohn 
des  Schmiedes  und  Fuhrmanns,  heiratete  1513  die  Tochter  des  John  Wykys 
in  Putney,  Usher  of  the  Chamber  Heinrichs  VIIL,  von  seiner  in  zweiter  Ehe  mit 
dem  Londoner  Kaufmann  Pryor  verheirateten  Gattin  Mercy.  Cromwells  Schwester 
Katharina  heiratete  den  in  Putney  angesessenen  Walliser  Edelmann  Morgan 
Williams,  welcher  in  Greenwich  Brauerei  betrieb,  den  Urgrofsvater  des  Protek- 
tors; dessen  Bruder  war  Dr.  Rieh.  Williams,  Kaplan  Heinrichs  VIIL,  der  Ahne 
des  Grofssiegelbewahrers  Jakobs  I.  Die  Cromwells  und  Williams  hatten  durch 
ihre  Dienste  bei  Bosworth  ihren  bescheidenen  Wohlstand  verdient.  Mit  dem 
Cromwellschen  Hause  beschäftigt  sich  auch  Waylen. *) —  Schottland  betrifft 
im  Antiquary  Harrington  Beaumonts  Studie  über  die  bereits  1377.  er- 
wähnte, 1565  nur  erneuerte  Grafschaft  Mar.8) 

Herbsts  Encyklopädie  der  neueren  Geschichte3)  giebt  kurze  Artikel 
über  Arthur  v.  Wales,  Beaton,  Bacon,  die  Armada,  Arabella  Stuart,  die  drei 
ersten  Argyles,  Barebone  Parlament,  Russeis  Verteidiger  und  nachmaligen  Prä- 
sidenten der  Schatzkammer  R.  Attkyn,  den  jakobitischen  Bisch.  Atterbury  v. 
Rochester. 

Unter  den  „100  gröfsten  Männern"4)  sind  Milton  und  Cromwell  be- 
handelt. 

H.  J.  Crofton5)  schrieb  über  die  englischen  Zigeuner  unter  den  Tudors. 

A.  du  Boys6)  nahm  seine  Studie  über  Katharina  v.  Aragon  vor  der  Ver- 
mählung mit  Heinrich  VHI.  in  eine  vollständige  Geschichte  der  unglücklichen 
Königin  auf;  er  übersieht  hinsichtlich  der  Ursprünge  des  englischen  Schismas 
von  seinem  ultramontanen  Standpunkt  aus,  dass  trotz  aller  Macht  des 
Königs  und  aller  angewandten  Künste  der  Drohung  und  Lockung  Eng- 
lands Losreissung  vom  Papsttum  ohne  eine  tiefgreifende  Bewegung  gegen  die 
päpstlichen  Uebergriffe  unmöglich  gewesen  wäre.  Wolsey  wird  als  Cardinal 
ziemlich  glimpflich  beurtheilt,  Pole's  anfängliches  Eintreten  für  die  Schei- 
dung geleugnet,  Clemens  VII.  erscheint  nur  als  unentschlossen,  nicht  als  vor 
Allem  durch  politische  Motive,  wie  die  Zurückgewinnung  Florenz's  für  sein 
Haus  durch  Karls  V.  Einfluss,  geleitet.  Es  wird  nachgewiesen,  dass  dieser 
Katharina's  Flucht  widerstrebte.  Anna  Boleyn  kehrt  nach  du  Boys  in  der 
Todesstunde  zum  Katholicismus  zurück.  Shakespeare^  Heinrich  VIIL  wird 
für  die  Behauptung  seines  Katholicismus'  verwertet.  Den  katholischen  Quel- 
len unbedingt  folgend,  behauptet  du  B.  z.  B.,  die  weitverbreitete  Armut 
sei  Folge  der  Aufhebung  der  englischen  Klöster  gewesen. 

In  Paulis7)  Studie  über  Heinrich's  Schwester  Maria  Tudor  ist  die 
Geschichte    ihrer    Liebesheirat    mit   dem   Herzog   v.    Suffolk    hervorzuheben, 


1)  Waylen,  The  h.  of  C.  and  the  story  of  Dankirk.  396  S.  L.  Chapman.  —  2)  Har- 
rington Boaumont  im  Antiq.  —  3)  Herbst,  Enc.  d.  n.  Gesch.,  vgl.  o.  Kap.  I.  — 
4)  Hondred  greatest  raen,  dass  5.  L.  Low.  Nur  Text  zu  Portrait*.  Ein  anonymes  lifo  of  Crom- 
well erschien.  Philad.  N.  Aufl.  12°.  —  5)  The  engl,  gipsies  ander  the  T.  Manchester.  A.  Hoy- 
wood  a.  S.  8.  Vgl.  J.  H.  Groome.  Acad.  XV III,  20.  —  6)  A.  da  Boys,  Cath.  d'Ar.  et  les 
origines  du  schismo  anglican  P.  Palme,  Brux.  Albanel,  Gen6ve  Grisset  et  Trambloy.  Populär  ist 
W.  H.  (Frank  Forestcr)  H.  VIII.  and  his  6  wifes.  n.Aufl.  12°.  Pbilad.  —  7)  Pauli:  deutsche 
Randschau.  August  P.  beleuchtete  die  Beziehungen  der  Hansa  u.  balt.  Städte  zu  Schottland 
im  XVI.  u.  XVII  Jahrh. ;  Bothwells  Flacht  auf  einem  geraubten  Hansaschiff  1567;  den  Aufenthalt 
deutscher  Studenten  in  Schottland,  Hansische  Geschichtsblätter  1879 — 81. 


111,170  XI.  1.   t.  Kalckstein. 

welcher  zuzustimmen  schliesslich  nur  Maria's  Verzicht  auf  reichen  ihr  zustehen- 
den Besitz  be  wog.  —  Geschichten  des  common  prayer  book  schrieben  Butler 
und  Bischof  Bromby;1)  gelobt  wird  D.  Millers  Schrift  über  die  39  Ar- 
tikel,8) während  W.  Nevins'  Darstellung  der  Verhältnisse  Englands  zum 
päpstlichen  Stuhl3)  sogar  die  Verfolgungen  der  Königin  Maria  rechtfertigt 
Eins  ihrer  Opfer,  Bischof  Hooper  v.  Gloucester  feiert  W.  Hugues4)  in  po- 
pulärer Weise.  B.  Weldon  schrieb  eine  Chronik  der  von  Maria  wiederher- 
gestellten Benedictinerklöster.5)  Den  Teufelsglauben  der  Elisabethischen  Zeit 
beleuchtet  T.  A.  Spalding  mit  besonderer  Rücksicht  anf  Shakespeare,1) 
Kingsley*s  Essai  über  die  Gegnerschaft  der  Puritaner  gegen  das  Schauspiel- 
wesen7) wurde  neu  publiziert. 

Ch.  W.  Bardsley8)  wies  nach,  dafs  biblische  Namen  bei  ihnen  nicht 
so  häufig  waren,  als  man  glaubt. 

S.  Smiles'  Geschichte  der  Hugenotten  in  England  und  Irland9)  er- 
schien in  durchgesehener  Auflage. 

K  R.  Stoddart  schrieb  schottische  Annalen10)  unter  den  Stuarts. 

Marie  Stuart  behandelt  A.  Laurent.11) 

Geddes  Geschichte  der  Verwaltung  Johann  de  Witts18)  —  1654  — be- 
rührt natürlich  auch  England;  er  weist  nach,  d&fe  sich  Gromwell  auf  Witts 
Veranlassung  mit  der  Ausschliessung  Wilhelm's  von  Oranien  durch  Holland 
allein  begnügte. 

H.  Cox  schrieb  Erzählungen  und  Skizzen  über  die  Covenanters1*) 

Das  grofse  Masson'sche  Werk  über  Milton,14)  dessen  erster  Band  in 
verbesserter  Auflage  erschien,15)  gelangte  mit  dem  6.  Band  zum  Abschluss. 
Der  Verfasser  hat  sich  mehr  als  früher  in  der  Darstellung  der  Zeitverhält- 
nisse beschränkt,  aber  noch  weniger  trotz  der  grossen  Verdienste  seines 
Werkes  die  Zustände  anschaulich  zu  schildern  verstanden.  Der  noch  nicht 
publizirte  Teil  der  Lauderdalepapiere  und  A.  Ewes'  Diary  sind  nicht  ver- 
wertet. Die  in  Schottland  von  Middleton  geleitete  Beaction  ging  noch  hinter 
1633  zurück,  das  ausschliefsliche  Recht  des  Krieges  und  Friedens  wurde  den 
König  zuerkannt.  Ausser  den  sonst  vermuteten  Ursachen  von  Mütons  Bet- 
tung hebt  Masson  die  Stellung  eines  Collegen  Miltons,  Jessopp,  als  Gkrk 
des  Parlaments  hervor.  Auch  das  Cavalierparlament  gab  Rechte,  zu  deren 
Anerkennung  sich  Karl  I.  verstanden  hatte,  z.  B.  1661  den  Ausschluss  der 
Bischöfe  aus  dem  Oberhaus,  die  Unabhängigkeit  der  städtischen  Korporationen 


1)  Butler,  the  common  prayer  book.  —  The  bist  of  the  b.  of  c  pr.  12°.  B.  Philads, 
the  b.  of  c.  pr.,  its  hist.  a.  principles  2  d  ed.  L.  Black.  F.  Pro  et  er  A.  bist  of  the  b.  of 
<•.  pr.  erschien  in  13.  Aufl.  L.  Longmans.  —  2)  D.  Miller,  The  39  articlea  of  the  chntk 
of  E.  II,  1  L.  Hudder  a.  Stoughton  Tgl.  XVII,  339.  —  3)  W.  Nevins  Engl.  a.  the  holj 
sei.  Vgl.  Acad  XVII,  339.  —  4)  W.  Hugues,  The  Gloucester  martyr.  12°.  70  S.  L-sandays 
school.  —  5)  B.  Weldon,  A  chron.  of  the  engl,  benedictine  mon.  to  the  death  of  James  IL 
40  L.  Eyrea.  Spottisnood.  —  6)  T.  A.  Spalding,  Elisabeth  an  demonology  L.  Chatte  a. 
Windus  vgl.  FumiTall  Acad.  XVII,  298.  —  7)  Kingsley,  Works  Vol.  XVI,  L.  Macmill». 
—  8)  Ch.  W.  Bardsly,  Curiosities  of  purit.  nomenclature.  L.  Chattoo  a.  Windus  Tgi  Peacok 
Acad.  XVII,  13.  —  9)  Smiles,  The  Hagenots,  thoir  Settlements,  churches  ee  indaetries  ia 
E.  a  Ireld.  L.  Murray  456  S.  —  10)  R  Stoddart,  Scottish  Annais  2  Bde.  W.  Patersoa.  — 
1J)  A.  Laurent  Marie  St.  reine  de  Fr.  et  d'Ec.  3e.  Ed.  P.  Lefort  240 8.  —  12) Geddes 
The  hißt  of  the  administration  of  J.  de  W.  L.  Kegan  Paul  Tgl.  Contemp.  rer.  XXXVII, 
531  Acad.  XVIII,  243  M.  Creighton.  —  13)  H.  Cox,  Tales  and  sketches  of  the  cuTeamters. 
Tyne  publish.  comp.  —  14)  Masson,  Life  of  M.  in  connexion  with  the  hist  of  his  tun». 
L.  Macmillan  XIX,  840  Tgl.  Contemp.  rev  XXXVII,  1054,  Athen.  6.  Me.  80.  Ergianageo 
ebend.  20.  Mz.  v.  ehester  u.  Warne  Acad.  XVII,  225  E.J.L.  Scott  —  15)  N.  a.  reritei 
edition,  L.  Macmillan. 


England  seit  1688.  111,171 

preis.  Zu  ihnen,  zum  Predigen  und  Lehren,  zur  Miliz  (1662)  wurde  den 
immer  härter  verfolgten  Puritanern  der  Weg  versperrt;  dem  im  Gegensatz 
zum  Parlament  und  Clarendon  geförderten  Krytokatholicismus  vor  Allem 
mufste  dieser  weichen.  Mit  Recht  hebt  M.  hervor,  dafs  die  sog.  Litteratur 
der  Zeit  der  Restauration  thats&chlich  grofsentheils  einer  früheren  Z.  angehörte, 
dafs  die  litterarische  Thätigkeit,  wie  es  bei  der  Unterdrückung  der  Freiheit 
in  Rede  und  Schrift  und  der  materialistischen  Gesinnung  der  herrschenden 
Kreise  noth wendig  der  Fall  sein  mufste,  erlahmte.  Auch  Hobbes,1)  der 
grofse  Theoretiker  des  Stuartschen  Absolutismus,  hat  seine  bedeutendsten  Werke 
vor  der  Restauration  verfafst. 


XXI.  2. 


S.  Herrlioh. 


England  seit  1688. 


Unsere  Kenntnis  der  Epoche  der  englischen  Revolution  hat  im  J.  1880 
nicht  unbedeutende  Bereicherung  erfahren.  Zunächst8)  teilt  Lord  Talbot  de 
Malahide  die  Instruktionen  mit,  welche  Jakob  IL  dem  Earl  of  Tyrconnel 
als  Vizekönig  von  Irland  finter  10.  Januar  1686/87  erteilte.  Dieselben  sind 
gegengezeichnet  von  dem  Earl  of  Sunderland  und  bestehn  aus  30  Nummern, 
von  denen  die  letzten  besonderes  Interesse  erwecken:  Befehl  der  Rückgabe 
der  Waffen  an  die  seit  dem  Popish  Plot  (1687)  entwaffneten  katholischen 
Irländer,  die  nach  seinem  Willen  auch  in  den  Besitz  aller  Privilegien,  Rechte, 
auch  der  Ämter  der  Friedensrichter,  Sheriffs  etc.  gelangen  sollen;  Entwaff- 
nung aller  übelgesinnten  und  verdächtigen  Personen,  auch  der  (protestan- 
tischen) Miliz.  Soldateneid:  dafs  der  Schwörende  jeden  Widerstand  gegen 
den  König  als  gesetzwidrig  und  verräterisch  ansieht  Von  ganz  hervorragen- 
der Bedeutung  ist  sodann  eine  Sammlung  bisher  ungedruckter  Briefe  und 
Aufzeichnungen  der  Königin  Marie  von  England,  Gemahlin  Wilhelms  III.,8) 
welche  wir  der  Gräfin  Mechtilde  von  Bentinck  verdanken.  Dieselben  stam- 
men wahrscheinlich  aus  dem  Besitz  Wilhelm  Bentincks,  Grafen  von  Portland, 
des  vertrauten  Freundes  Wilhelms  HI.  Das  gröfste  Interesse  nimmt  zunächst 
ein  von  Bumet  erwähnter  Briefwechsel  Jakobs  IL  (4.  Nov.  1687)  und  seiner 
Tochter  (v.  26.  Dec.  1687)  in  Anspruch:  Versuch  des  Königs,  die  damalige 
Prinzessin  von  Oranien  von  der  Wahrheit  der  katholischen  Religion  zu  über- 
zeugen auf  Grund  von  Matth.  XVI,  18  ff.  und  des  Dissensus  der  protest. 
Parteien;  Maries,  der  bewufsten  und  bewanderten  Schülerin  Burnets,  ebenso 
bescheidene  und  würdige,  wie  entschiedene  Antwort.  Der  König  setzte  seine 
Bekehrungsversuche    fort   und  übersandte  seiner  Tochter  ein   von  dieser  in 


1)  In  der  Sammlung  English  Philosophen  fand  H.  in  A.  H.  Gösset,  der  Philosoph 
Bacon  in  Fowler  einen  Biographen.  —  2)  Talbot  de  Malahide  i. :  „tho  Antiq."  8.5 — 8; 
49 — 51.  —  3)  Lettres  et  the  M6m.  de  Marie  Beine  d'Angl.,  6p.  de  Guill.  III.  collection  de 
doenm.  auth.  in&l.  conserv.  anx  arch.  des  comtes  d'Aldenbourgh-Bentinck  et  du  bar.  de  Hee- 
keren  de  Wassenaer.    1  vol.    8°.   La  Haye.  Nighoff. 


111,172  XXL  2-    s-  Herrlich: 

ihrem  2.  Briefe  vom  2.  Febr.  1688  widerlegtes  Bach:  „Räflexions  sar  les 
differents  (sie)  de  la  Religion".  Der  protestantische  Glaube  ist  neben  der 
Liebe  und  Verehrung  für  ihren  Gatten  überhaupt  der  am  meisten  hervor- 
tretende Zug,  bes.  auch  in  den  tagebuchartigen  Aufzeichnungen  aus  den  Jahren 
1688—91  (S.  57—102);  das  längere  die  Geschichte  des  Jahres  1688  be- 
treffende Memoir  ist  von  grösserer  Bedeutung.  Aus  demselben  Jahre  stammen 
auch  7  Briefe  der  Prinzessin  Anna  von  Dänemark,  der  Schwester  Marias, 
betreff,  papistische  Bestrebungen  und  mannigfache  Hofin triguen,  bes.  aber 
die  Frage  der  Echtheit  des  am  10.  Juni  1688  geborenen  Prinzen  von  Wales; 
auch  die  eifrig  protestantische  Anna  hält  —  wie  edle  Zeitgenossen  und  auch 
Marie  —  die  Schwangerschaft  der  Gemahlin  Jakobs  II.  für  fingiert  —  wenn 
auch  ohne  ernsthafte  Gründe  und  im  Widerspruch  mit  der  Mitteilung  an 
ihre  Schwester  vom  24.  Juli  1688  über  die  Entbindung  —  und  den  Kron- 
prinzen demgemäfs  für  untergeschoben. 

Einen  weiteren  Beitrag  zur  Geschichte  der  Revolution  von  1688  hat 
Ermanno  Ferrero1)  durch  die  Veröffentlichung  der  Berichte  geliefert, 
welche  der  von  dem  Herzog  Vittorio  Amadeo  H.  von  Savoien  an  den  Hof 
Jakobs  II.  zur  Beglückwünschung  wegen  der  Geburt  des  Prinzen  von  Wales 
geschickte  Graf  Carlo  Massimiliano  Roero  seinem  Hofe  (d.  Herzog  u. 
Staatssekretair)  erstattet  hat  Derselbe  war  gut  katholisch,  jedoch  ein  durch 
seine  Stellung  als  Gesandter  zu  Beobachtungen  durchaus  in  Stand  gesetzter 
Augenzeuge  der  Revolution,  der  in  seinen  Berichten  (vom  30.  September 
1688  bis  17.  Januar  1689,  dem  Datum  der  Meldung  seiner  glücklichen 
und  abenteuerreichen  Flucht  von  England  nach  Paris)  Interessantes,  wenn 
auch  nicht  wesentlich  Neues  mitteilt;  so  anfangs,  wenn  er  —  ohne 
Glauben  an  eine  ernste  Gefahr  von  seiten  Wilhelms  von  Oranien  und  selbst 
den  Zugeständnissen  Jakobs  IL  abgeneigt  —  unterm  14.  Okt  schreibt,  es  sei 
zweifelhaft  „si  la  piece  qui  se  doit  jouer  en  Angleterre  sera  comique  ou  tra- 
gique."  In  einem  späteren  Briefe  erklärt  Roero  mit  feiner  Ironie  sich  selbst 
für  nicht  erfahren  und  scharfsichtig  genug,  um  es  verstehen  zu  können,  wie 
Ludwig  XIV.,  der  einzige  zuverlässige  Bundesgenosse  Jakobs  H,  in  dem  Augen- 
blicke der  drohenden  Landung  des  Prinzen  von  Oranien  den  Angriff  auf 
das  deutsche  Reich  habe  machen  können.  Charakteristisch  ist  die  Auskunft, 
die  dem  Grafen  der  spanische  Gesandte,  dessen  Stellung  als  Vertreter  des 
zwar  katholischen,  aber  mit  Holland  alliierten  Spanien  eine  höchst  wider- 
spruchsvolle war,  erteilte:  man  müsse,  um  derartiges  verstehen  zu  können, 
wie  er  13  Jahre  Podagra  und  30  Jahre  Dienstzeit  haben.  Die  Forderungen 
der  Bischöfe  erklärt  R.  für  unverträglich  mit  der  Stellung  Jakobs  IL  als  König 
und  Katholik.  Interessant  ist  auch  der  Bericht  über  die  Sitzung  des  Ge- 
heimen Rates,  in  welchem  Jakob  II.  den  Beweis  für  die  Echtheit  des  Prinzen 
von  Wales  erbrachte;  in  demselben  Briefe  (vom  25.  X.  88)  wird  auch  die 
bisher  unbekannte  Thatsache  mitgeteilt,  dafs  Jakob  IL  dem  spanischen  Ge- 
sandten schwere  Vorwürfe  wegen  des  Einverständnisses  Spaniens  mit  dem 
Oranicr  gemacht  habe.  Selbst  nach  der  Landung  des  Prinzen  (4.  XL  88.) 
hat  der  Gesandte  noch  die  besten  Hoffnungen  für  die  Sache  Jakobs  IL:  so 
schreibt  er  am  8.  XI.  „si  Dieu  combat,  pour  luy  (comme  il  est  k  esperer) 
Von  dira  que  Moumouth  l'a  fait  Roy  et  l'Orange  le  faira  grand  Monarque"; 
gleichzeitig   teilt  er  einen  bisher  unbekannten  charakteristischen  Ausspruch 


1)  Ermanno   Ferrero,   La  Rivoluz.  Inglese  del  1688  e  l'inviato  di   Saroia  a  Loadra. 
Torino.     4°.     (Sep.-Abdr.  a.  d.  Bericht  der  Akad.  d.  Wiasenich.  zu  Turin.) 


England  seit  1688.  111,173 

Jakobs  II.  mit:  „La  Hollande  entreprend  tont,  la  France  prend  tont,  et 
l'Angleterre  souffre  tout."  Erst  nach  der  Rückkehr  des  Königs  nach  London 
nnd  nach  dem  Abfalle  zahlreicher  Grofsen  verzweifelt  er  an  einem  glück- 
lichen Aasgang.  Hinzugefügt  sind  znm  teil  anch  die  Antworten  des  Herzogs 
Vittorio  Amadeo,  die  meist  nur  die  wohlwollende  Gesinnung  des  Herzogs  für 
Jakob  IL  znm  Ausdruck  bringen.  Der  italienische  Herausgeber  hat  dem 
Texte  der  Briefe  erklärende  Anmerkungen  hinzugefügt  —  Eine  Würdigung  der 
Persönlichkeit  Wilhelms  HI.  überhaupt  versucht  de  Chambrier; l)  vom 
militärischen  Gesichtspunkte  aus  hat  sie  der  französische  Infanterie -Kapitän 
Lort-S6rignan*)  zu  liefern  versucht  Die  ersten  6  Kapitel,  welche  den 
Krieg  gegen  Holland  (1672  —  78)  behandeln,  können  hier  unberücksichtigt 
bleiben.  Im  7.  Kapitel  wird  die  Revolution  von  1688  sehr  einseitig  par- 
teiisch für  Jakob  ü.  und  ohne  rechtes  Verständnis  für  die  inneren  Verhält- 
nisse Englands  behandelt;  so  läfst  es  z.  B.  Vf.  ganz  unberücksichtigt,  dafs 
die  Indulgenzerklärung  mit  schreiender  Verletzung  des  englischen  Verfassungs- 
rechtes erlassen  wurde.  Wie  Macanlay  sieht  L.  S.  allein  in  dem  durch 
Louvois  verschuldeten  (?)  Angriff  Ludwigs  XTV.  auf  Philippsburg  die  Be- 
dingung der  Expedition  des  Oraniers.  Am  wichtigsten  ist  das  8.  Kapitel, 
welches  den  irischen  Krieg  von  1689  und  1690  zum  teil  nach  den  Akten 
des  D6pöt  de  la  Guerre  behandelt:  Die  entscheidenden  Kämpfe  an  der  Boyne 
besonders  nach  den  nur  für  den  Kampf  im  Centrum  v.  Macanlay  benutzten 
Berichten  des  Mar6chal  de  camp,  La  Hoguette,  an  Louvois.  Bleibt  auch 
nach  der  vorliegenden  Darstellung  der  Vorwurf  des  Zauderns  Jakob  U.,  so 
erklärt  sich  seine  Flucht  nach  Dublin  doch,  wie  es  scheint,  ohne  Feigheit 
(Mac.).  Der  König,  fast  2  Meilen  vom  Haupt -Schlachtfeld  entfernt,  hört, 
dafs  der  gröfste  Teil  seiner  Armee  bereits  geflohen;  wohl  mit  Recht  wird 
hervorgehoben,  dafs  die  Antithese  Macs:  „he  saw  his  rival  weak,  sickly 
wounded,  swimming  the  river  etc.  but  none  of  these  things  moved  that 
sluggle  and  ignoble  nature"  sachlich  nicht  begründet  ist;  Jakob  II.  konnte 
auf  seinem  Flügel  den  Kampf  bei  Old  Bridge  unmöglich  wahrnehmen;  La 
Hoguette,  der  sich  in  der  Umgebung  Jakobs  befand,  sagt  ausdrücklich,  dafs 
sie  erst  durch  Versprengte  von  der  Flucht  der  irischen  Infanterie  benach- 
richtigt wurden.  Auch  das  Verhalten  des  von  Louvois  gehalsten  Lauzun 
sucht  Vf.  zu  rechtfertigen.  Die  Belagerung  von  Limerick  wird  namentlich 
nach  den  Berichten  des  französischen  Kommandanten  von  Limerick  Boisseleau 
erzählt.  Die  weiteren  Kapitel  enthalten  die  Darstellung  der  flandrischen 
Feldzüge  von  1690 — 93,  z.  t  nach  Originalberichten  des  Mar6chal  de  Luxem- 
bourg,  sowie  nach  den  Memoiren  von  St.  Simon  und  Berwick,  und  das  Werk 
schliefst  mit  dem  Tode  Wilhelms  III.  (19.  m.  1702).  Die  Beurteilung  des 
letzteren  ist  im  ganzen  ungünstig;  als  sein  Hauptverdienst  wird  hervorge- 
hoben, dafs  es  ihm  möglich  war,  geschlagene  Armeeen  rasch  wieder  kampf- 
fähig zu  machen,  was  ihm  aber  durch  die  langsame  methodische  Krieg- 
führung seiner  Zeit  sehr  erleichtert  worden  sei;  als  treibendes  Motiv  für  sein 
Handeln  als  Staatsmann  sieht  L.  S.  Ehrgeiz,  nicht  Liebe  für  die  protestan- 
tische Konfession  und  die  Freiheiten  Englands  an. 

Die   sich  an  die  Regierung  Wilhelms  ni.  an  schlief  sende  Regierung  der 


1)  de  Chambrier,  Gnillaume  III.  Diacours.  Progr.  d.  1'aniT.  de  Gen&Ye.  —  2)  Lort- 
Särignan,  GuiUanme  III.  «tat  houd.  de  Holl.  et  roi  d'Angl.,  6t.  hist  aar  la  vie  et  lea 
camp,  de  ce  prince  d'apres  les  docum.  la  pl apart  in6d.  da  D6p.  de  la  Guerre.  Paris  (ursprüng- 
lich im  Spectateur  militaire  erschienen). 


111,174  3QÜ..  2.  S.  Herrlich: 

Königin  Anna  hat  in  dem  Sbändigen  Werke  des  schottischen  Hofhistorio- 
graphen  Burton1)  eine  ausserordentlich  ausfuhrliche,  auf  bisher  noch  nicht 
verwertete  Quellen  (wie  der  Haltan  Finch  Papers  des  Brit  Mus.)  beruhende 
Darstellung  gefunden.  Bei  der  Besprechung  der  Act  of  Settlement  wird  im 
Gegensatz  gegen  die  lange  Zeit  in  England  herrschende  Ansicht  die  hohe 
Stellung  und  das  Alter  des  neuen  weifischen  Königshauses  hervorgehoben. 
Die  Beurteilung  der  beiden  bedeutendsten  Whigleiter  Marlborough  und  Go- 
dolphin  ist  im  wesentlichen  eine  günstige.  Ausführlich  wurden  die  für  das 
Verständnis  der  inneren  Kämpfe  so  wichtigen  kirchlichen  Verhältnisse  be- 
handelt8) (die  von  Anfang  an  hervortretende  Anhänglichkeit  der  Königin  an 
die  High  Church,  gegenüber  der  Intoleranz  und  dem  geistigen  Hochmut  der 
Schottischen  Noncorformisten.)  Vom  5.  Kapitel  an  wird  dann  der  spanische 
Erbfolgekrieg  dargestellt  (Schilderung  der  Rekrutierung  der  englischen  Trup- 
pen, z.  t.  aus  Insassen  der  Schuldgefängnisse,  Landstreichern,  begnadigten  Ver- 
brechern; unter  den  Feldzügen  Marlboroughs  besonders  der  Donaufeldzug  des 
J.  1704  mit  den  Schlachten  am  Schellenberge  und  bei  Höchstädt-Blendheim). 
Daran  schliefst  sich  die  Geschichte  der  Union  zwischen  Schottland  und  Eng- 
land, des  Abschlusses  der  hochgradigen  Spannung  und  Eifersucht  zwischen 
den  beiden  Reichen  und  zwar  ohne  den  Stimmenkauf  der  Mitglieder  des 
schottischen  Parlaments.  Für  die  spanische,  bis  1706  eingehend  behandelte, 
Expedition  werden  theilweise  unveröffentlichte  Originalberichte  von  Augen- 
zeugen, namentlich  auch  die  Privatcorrespondenz  des  excentrischen  Peter- 
boroughs,  verwertet;  (ein  Originalbericht  über  die  Erbeutung  der  spani- 
schen Silberflotte  im  Hafen  von  Vigo  1702  (H  p.  64  ff.),  desgleichen  (II  p. 
68  ff.)  über  die  höchst  günstige  Aufnahme  des  Erzherzogs  Karl  am  Hofe  xn 
Windsor).  Der  handelspolitisch  so  wichtige  Methuen- Vertrag,  der  für  mehr 
als  ein  Jahrhundert  Portugal  nationalökonomisch  zu  einer  Provinz  England! 
und  auch  den  Port- Wein  gewissermaßen  zum  englischen  Nationalgetränk  ge- 
macht hat,  wird  eingehend  gewürdigt.  In  den  zahlreichen  Originalbriefen  und 
Berichten  englischer  Teilnehmer  wird  dem  von  ihnen  verächtlich  angesehenen  deut- 
schen Gefolge  des  Erzherzogs  die  Hauptschuld  an  dem  schliefelichen  Mifserfolge  zuge- 
schrieben (Peterborough  II  p.  143).  „I  hope  the  world  will  except  me  from  the  list 
of  German  fools,  who  have  brought  things  to  the  present  pass.)8)  Mit  grober 
Ausführlichkeit  wird,  wesentlich  nach  den  State-Trials,  der  den  politischen 
Umschwung  einleitende  Sacheverell-Procefs  behandelt,  (Verkennung  des  ge- 
waltigen Einflusses  der  Hochkirche  bei  der  Königin  und  bei  den  mittleren 
Schichten  des  Volkes  seitens  der  Whigs  im  J.  1710,  deren  Sturz  dann  wesent- 
lich hach  Gox  Memoiren  dargestellt  wird.4)  Den  Schlufs  des  Werkes  bilden, 
nach  einer  kurzen  Würdigung  des  Utrechter  Friedens,  einige  Kapitel  über  den 
Zustand  Irlands,  über  London,  von  dessen  Ausdehnung  im  J.  1708  eine 
Übersicht  nach  alten  Stadtplänen  gegeben  wird,  sowie   über  die  wissenschaft- 


1)  John  Hill  Burton,  A  History  of  the  Keign  of  Queen  Anne  Edinb.  and  Lond.  S 
voll.  —  2)  Darüber  e.  bes.  Werk:  v.  Lee,  Church  ander  Queen  Anne.  — 3)  Anhangsweise  wild 
nachgewiesen,  dafs  die  früher  Daniel  Defol  zugeschriebenen  Memoirs  of  Cpt  Carleton  wirkliea 
von  einem  Offizier  herrühren,  der  unter  Peterborough  den  spanischen  Feldzug  mitmachte.  —  4t) 
Interessant  an  Originalbriefen  Godolphins  (EU.  p.  65),  das  Antwortschreiben  desselben  aafdtf 
Ankünd.  von  seiner  Entlafs.  (8  V1I1.  1710)  und  (III  p.  68  ff)  ein  Memoir  vom  17.  Xu.  1710. 
voll  von  Besorgnissen  in  Bezug  auf  die  äufsere  Lage:  die  Franzosen  wieder  ermutigt,  dock 
die  Erschütterung  des  englischen  Kredits,  durch  die  Auflös.  des  Parlaments  u.  bes.  durch  die  be- 
absichtigte Abberufung  Marlboroughs. 


England  seit  1688.  111,175 

liehen  and  litterarischen  Verhältnisse,  wobei  besonders  das  Verdienst  des  sonst 
wenig  gewürdigten  Tom  Brown  hervorgehoben  wird.1) 

Einen  Efsay  über  den  bedeutendsten  Tory-Staatsmann  aus  der  Zeit  der 
Königin  Anna,  Henry  St  John  Lord  Bolingbroke  bringt  die  Quarterly  Re- 
view. *)  Von  ihm  gut  in  Bezug  auf  das  über  ihn  herrschende  Urteil  das, 
was  er  einst  über  sich  selbst  im  Leben  gesagt  hat:  dafs  er  mehr  durch  seine 
Freunde  als  durch  seine  Feinde  gelitten  hat;  denn  seine  Biographen  und  die 
Herausgeber  seiner  Schriften  haben  ihre  Aufgabe  nur  sehr  mangelhaft  erfüllt. 
Das  Urteil  über  ihn  wird  in  die  Worte  zusammengefaßt:  the  truth  is  that 
with  quiek  sensibilities  he  had  no  depth  of  feeling,  with  much  insight  no 
convictions  —  bis  head  was  bot,  but  his  heart  was  cold. 

Eine  allgemeine  Würdigung  der  Bedeutung  des  18.  Jahrh.  für  die  Ent- 
wickelung  Englands  giebt  R.  Hillebrand  in  derContemp.  Review3)  und  deut- 
schen Rundschau.4)  Er  hebt  dabei  gegenüber  den  Verächtern  des  18. 
Jahrh.  dessen  grofsartigen  Einflufs  in  politischer,  religiöser  und  literarischer 
Beziehung  hervor.6) 

E.  P.  de  Lahi  tolle6)  veröffentlict  ein  bisher  ungedrucktes  Tagebuch, 
welches  ein  französischer  Geistlicher  Le  Sergent  Recteur  von  Bangor  auf 
Belle-Isle  über  die  Occupation  dieser  Insel  (vom  7.  IV.  1761  bis  H.V.  1763 
durch  die  Engländer)  geführt  hat.  Nachdem  ein  erster  Angriff  gescheitert 
war,  gelingt,  da  die  Franzosen  alle  Vorsichtsmafsregeln  aufeer  Acht  lalsen, 
ein  zweiter  Landungsversuch  und  die  Insel  bleibt  bis  zum  Friedensschluss  in 
den  Händen  der  Engländer.  Dem  englischen  Gouverneur  wird  wegen  seines 
Verhaltens  zu  den  Bewohnern  das  beste  Lob  zu  teil:  il  laissa  dans  toute 
llsle  un  precieux  Souvenir  de  ses  bienfaits,  de  sa  g6n6rosit6  et  de  sa  bien- 
faisance. 

Im  Rahmen  einer  Geschichte  der  Jugendperiode  des  grofeen  Whigführers 
Charles  Fox  hat  Trevelyan7)  in  seinem  umfangreichen  Werke  eigentlich 
ein  Gesammtbild  der  ersten  Zeit  der  Regierung  Georg  des  HI.  bis  1774  ge- 
liefert (Zwar:  Kapitel  I.  und  H.  die  Erziehung  des  frühreifen  Charles  in 
Eton  und  Oxford;  Keime  der  nachmaligen  gewaltigen  Beredsamkeit;  dann  aber 
das  dem  Sohne  des  (als  politischen  Überläufers  freilich  vielfach  angefeinde- 
ten) früheren  Staats-Sekretärs  Lord  Holland  zugängliche  Londoner  High  Life 
mit  seinem  halb  französischen  leichten,  graziösen  Ton,  seiner  Frivolität,  seiner 
Spiel-  und  Trunksucht).8) 

Sehr  eingehend  wird  das  in  der  Regierung  und  im  Parlament  herr- 
schende Patronage-  und  Korruptionssystem  geschildert:  die  Leute  treten  da- 
mals nicht  ins  Unterhaus,  weil  sie  reich  sind,  sondern  um  reich  zu  werden. 
Die  arbiträre  Regierangsweise  Georgs  IH.  wird  vom  liberalen  Standpunkte 
aus  sehr  absprechend  beurteilt.  —  F.  tritt  kaum  19jährig  1768  ins  Parlament, 


1)  Störend  ist  die  oft  ungebührlich  breite  und  ungleichmäßige  Darstellung,  die 
auch  eine  klare  and  übersichtliche  Anordnung  nicht  selten  vermissen  lälst;  auch  Un- 
genauigkeiten  und  Fehler  sind  nicht  ganz  selten:  so  wird  z.  B.  1.  p.  123  Frei- 
burg a  strength  in  the  territorie?  of  the  duke  of  Wirtemberg  genannt,  König  Friedrich  I.  von 
Preufsen  (1  p.  197)  King  William  genannt,  II.  p.  179  das  Gunpowder-Plot  unter  die  Regie- 
rung Karl  des  L  versetzt.  —  2)  vol.  149  p.  1—47.  —  3)  vol.  37.  p.  1 — 31.  —  4)  Nov.  79. — 
5)  Man  sehe  auch :  Lecky ,  Gesch. Engl.  i.  XVIH.  Jh.  übers,  n.  d.  2.  Aufl.  II.  —  6)  E.P.  de  Lahi- 
tolle,  Journ.  d.  1.  doscente  des  Angl.  ä  Belle-Isle  1761  i.  Spect  milit.  IY.ser.,  tom.  10  p.  C.  21 — 45. 
—  7)  Trevelyan,  The  Early  Hist.  of  Charles  James  Fox,  London,  gr.  8°.  —  8)  Für  den  (an- 
gehenden) Staatsmann  von  so  grofser  Wichtigkeit,  weil  nach  dem  Verf.  never  was  there  a 
man,  whose  faulte  were  so  langely  those  of  his  time,  while  his  eminent  merit  sand  enormous 
services  to  the  country  were  so  pecuüarly  his  own. 


HI,176  XXL  2.    S.  Herrlich: 

wo  er  seinen  Sitz  auf  der  Seite  des  Ministeriums  einnimmt  und  zuerst  bei 
Gelegenheit  der  Annullierung  der  Wahl  John  Wilkes  als  Verteidiger  der  Re- 
gierung auftritt.  [Ausführliche  Geschichte  John  Wilkes  von  seinem  ersten 
Auftreten  bis  zu  seinem  Tode  (1797)].  Erst  im  7.  Kapitel  kehrt  die  Er- 
zählung zu  F.  zurück,  der  —  lebend  wie  die  Anderen  —  von  Anfang  an 
Redner,  der  das  Ohr  des  Hauses  besafs,  bereits  1770  Junior  Lord  of  the 
Admirality1)  wird.  F.,  obwohl  selbst  in  engster  Verbindung  mit  der  durch  die- 
selbe gestürzten  französischen  Aristokratie,  blieb  von  der  herrschenden  Ab- 
neigung gegen  die  Revolution  frei  nach  Bnrkes  Ausspruch  „wie  die  Katie, 
die  das  Haus  noch  liebt,  nachdem  es  die  Familie  schon  verlafsen  hat"  In 
seinen  ersten  Jahren  eifriger  Tory,  mit  Lord  North  sogar  einst  vom  Lon- 
doner Pöbel  insultiert,  beginnt  er  1772  in  der  Frage  der  Royal  Mar- 
riage  Act  gegen  Lord  North  Opposition  zu  machen  und  legt  sein  Amt  nieder, 
ohne  aber  doch  sogleich  offen  zur  Opposition  überzutreten;  schon  Ende  1772 
wieder  in  der  Treasury  Commission,  aber,  als  er  im  Widerspruch  mit  Lord  North 
heftige  Angriffe  gegen  Lord  Clive  gerichtet  hatte,  mit  allen  Zeichen  höchster 
königlicher  Ungnade  1774  entlassen.  —  Viel  Aufsehn  in  England,  aber  auch 
Mifstrauen*)  hat  eine  Enthüllung  erregt,  nach  welcher  der  nachmalige  König 
Wilhelm  IV.  von  England  als  Herzog  von  Clarence  sich  am  21.  VHI.  1791 
heimlich  mit  Karoline  von  Linsingen,  der  im  J.  1768  zu  Hildesheim 
geborenen  Tochter  eines  hannoverschen  Generals  vermählt  hat9)  Nachdem  die 
heimliche  Ehe  mit  dem  englischen  Prinzen  wenig  über  1  Jahr  gedauert  hatte, 
und  nachdem  am  12.  Nov.  1792  eine  Frühgeburt  erfolgt  war,  willigte  Karo- 
line bereits  in  die,  von  George  III.  verlangte,  Scheidung  und  heiratete  1795 
Dr.  M.,  ohne  indessen  in  ihrer  Liebe  für  den  Königssohn,  für  dessen  Glück 
sie  sich  opfern  zu  müssen  geglaubt  hatte,  bis  zu  ihrem  Tode  (1815)  nach- 
zulassen. Die  Briefe  und  Memoiren,  die  zumeist  an  ihren  erst  1853  ab 
hannöv.  General  verstorb.  Bruder  u.  a.  ihr.  Schwiegers.  T.  gerichtet  wurden,  sind 
ganz  in  dem  empfindsamen  und  schwärmerischen  Ton  der  Werther-Periode  ab- 
gefafst.  —  Höchst  merkwürdig  ist  die  Lebensgeschichte  des  1848  verstorbenen 
engl.  Generals  Lord  Lynedoch.4)  Ursprünglich  ein  einfacher  schottischer 
Gentleman  in  Perschshire  entschlofs  sich  der  1748  geborene  Th.  Graham 
erst  nach  dem  Tode  seiner  Gattin  1792  die  militärische  Laufbahn  an  er- 
greifen. Schon  1793  als  Freiwilliger  vor  Tonion,  errichteter  1794  ein  2000 
Mann  starkes  Freiwilligen-Regiment,  dessen  Oberst  er  wird,  mufs  aber,  ob- 
wohl er  sich  bei  allen  Kämpfen,  (wie  schon  vor  Toulon)  aufs  höchste  aus- 
gezeichnet, doch  15  Jahre  lang  als  Whig  auf  seinen  ordentlichen  Obersten- 
rang warten.  ImJ.  1796,  als  Militär-Bevollmächtigter  bei  dem  General  Wäm- 
ser in  Mantua,  begab  er  sich  unter  unglaublichen  Gefahren  mitten  durch  die 
Franzosen  hindurch  zum  General  Alvinzy,  um  diesen  von  der  verzweifelten 
Lage  Wurmsers   zu   benachrichtigen.     Auch    an   den   meisten   Kämpfen  in 


1)  Lebhafter  Verkehr  mit  Frankreich  and  dessen  Aristokratie  entsprechend  einer  dort 
herrschenden  Anglomanie,  zugleich  Erklärnngsgrund  des  Gegensatzes  der  leitenden  engl.  {Staats- 
männer gegen  die  französische  Revolution.  —  2)  So  spricht  sich  Westminster  Review  1880 
vol.  58  p.  333  ff  sehr  skeptisch  aus,  namentlich  wird  die  Ehe  nach  der  Royal  Marriage  Act, 
weil  ohne  Einwilligung  dos  Königs  eingegangen,  ipso  facto  für  ungültig  erklärt.  —  8)  Karo- 
line v.  Linsingen  die  Gattin  eines  engl.  Prinzen  —  ungedr.  Briefe  ans  dem  Nachlafs  des 
Freiherrn  R.  von  Reichenbach,  Leipzig.  Ders.  erhielt  die  in  ihr  abgedruckten  Briefe  toi 
einer  Frau  Tcubner,  der  Tochter  der  Karoline  von  L.  aus  ihrer  zweiten  Ehe  mit  einen  Dr. 
3/eineke.  —  4)  Life  of  Th.  Graham  Lord  Lynedoch  by  Alex.  M.  Delavoye  Capt  H 
Foot  (Jäte  90  Light  Infant)    London  18S0. 


England  seit  1688.  111,177 

Spanien,  wie  an  der  Verteidigung  von  Cadix,  der  Schlacht  bei  Vittoria  u. 
a.  nimmt  er  teil-,  in  seinen  z.  T.  hochinteressanten  Briefen  klagt  er  wie- 
derholt über  die  Treulosigkeit  der  spanisehen  Alliierten.  1809  zum  General- 
Major  ernannt  und  seit  1814  zum  Lord  Lynedoch  erhoben  ist  er  erst  in 
dem  hohen  Alter  von  96  J.  gestorben.  Der  Herausgeber  dieser  Lebensbe- 
schreibung hat  auch  die  Geschichte  des  von  Th.  Graham  errichteten  Perthshire- 
Regiments,  eines  der  tapfersten  der  englischen  Armee,  geschrieben.1) 

Die  ruhmvolle  Thätigkeit  Lord  Minto*)  als  General -Gouverneur  von 
Indien  (1807 — 14)  war  nach  aufsen  besonders  gegen  französische  Angriffs- 
versuche gerichtet;  er  schlofs  Bündnisse  mit  den  Shiks,  sowie  mit  Afgha- 
nistan, dessen  Wichtigkeit  für  die  Verteidigung  Indiens  er  bereits  klar  er- 
kannt hatte,  und  eroberte  die  französischen  Inseln  Bourbon  und  Mauritius, 
sowie  Java.  Trotz  aller  dieser  Erfolge  wurde  er  1814  abberufen,  weil  der 
Prinz-Regent  den  einträglichen  Posten  seinem  geldbedürftigen  Freund,  dem 
Lord  Moira,  zuwenden  wollte.  Noch  ehe  er  seine  über  alles  geliebte  Gattin 
wiedergesehen  hatte,  starb  er  auf  der  Reise  (21.  VI.  1814.)  —  Von  den  beiden 
bereits  früher  (s.  Jahresber.  1879,111, 209)  erschienenen  Darstellungen  der  Ge- 
schichte der  neuesten  Zeit,  von  Spencer  Walpole8)  und  Mac  Carthy4) 
sind  weitere  Bände  erschienen.  Ersterer  liefert  in  der  Whig-Regierung  von 
1832  bis  1841  eine  Art  history  of  the  decline  and  fall  of  the  Whig-Mi- 
nistry.  Letzterer  führt  in  seinen  —  vom  Standpunkt  des  modernen  radikalen 
Liberalismus  geschriebenen  —  beiden  neuen  Bänden,  deren  erster  bis  zum  Tode 
Lord  Palmerstons  (1865)  reicht,  sein  Geschichtswerk  bis  zum  Sturze  des 
Ministeriums  Beaconsfield  1880. 

Auch  Greens5)  Geschichtswerk  erreicht  in  seinem  4.  —  dem  Ref.  leider 
nicht  zugänglichem  —  Bande  die  hier  besprochene  Periode. 

Den  älteren  Bruder  Lord  Wellingtons,  Marquess  Richard  Wellesley, 
hat  W.  M.  Torrens6)  zum  Gegenstand  einer  umfangreichen  Biographie  ge- 
macht, von  der  bisher  der  1.  Band  vorliegt;  in  einem  zweiten  Teile  soll  dem 
„Proconsul"  der  „Tribüne"  O'Connell  gegenüber  gestellt  werden.  Arthur 
Wesley,  1760  zu  Dublin  geboren,  seit  1781  Mitglied  des  Irish  House  of 
Lords,  seit  1784  gleichzeitig  Mitglied  des  engl.  Unterhauses,  tritt  zuerst  als 
Unterstützer  der  philantropischen  Vorschläge  Wilberforces  zur  Unterdrückung 
des  Kegersklavenhandels  hervor;  unterstützt  aber  sonst  die  Tory-Regierung 
und  ist  namentlich  Gegner  der  französischen  Revolution.  Nachdem  er  einige 
Jahre  Mitglied  des  Board  of  Cöntrol  der  Ost-Indischen  Kompagnie  gewesen 
und  1797  als  Baron  von  Wellesley  englischer  Peer  geworden  war,  geht  er 
1798  als  General-Gouverneur  nach  Ost-Indien.  Während  seiner  sehr  erfolg- 
reichen Verwaltung  erweitert  er,  getreu  den  Worten  Pitts:  „England  möge, 
was  es  im  Westen  verloren,  im  Osten  wiedergewinnen",  das  englische  Gebiet 
namentlich  durch  den  glücklichen  Krieg  mit  Tippoo,  Sultan  von  Mysore.  Nach- 
dem er  1805  von  den  dividendensüchtigen  Direktoren  zurückberufen,  denen 
seine  kriegerische  Politik  nicht  behagte,  wird  sogar  der  Versuch  einer  An- 


1)  Id.,  Records  of  the  90th.  Eogim.  (Porthshire  Light  Infsntry)  London.  —  2)  Life 
and  Letter»  of  Gilbert  Elliot,  first  Earl  of  Minto  frorn  1807 — 14,  while  Goveraor-Ge- 
neral  of  Indis  (being  a  sequel  to  hin  „Life  and  Letten"  publish.  by  his  groat-niece  1874) 
London.  —  3)  Spencer  Walpole  A.  hist  of  Engl,  from  the  conclus.  of  the  great  wa  in 
1810  toI.  III  London.  —  4)  Mac  Carthy,  A  hist.  ofour  own  times  voll.  HL  IV.  London. 
—  5)  Vgl.  Jahresber.  1879,  m,  201.  J.  R.  Green  Hist.  of  the  Engl.  People  toI.  IV  Lon- 
don. —  6)  W.  M.  Torrens,  The  Marquess  Wellesley,  Architect  of  Empire,  An  Hist.  Por- 
trait    London. 

Historische  Jahresberichte.    1880.    III.  12 


111,178  XXI.  2.    S.  Herrlich: 

klage  im  Parlament  gegen  ihn  gemacht,  der  aber  1808  mit  ehrender  An- 
erkennung seiner  indischen  Verwaltung  endigt.  1808  geht  er  als  Vertreter 
der  englischen  Regierung  nach  Spanien,  wo  inzwischen  sein  Bruder  Arthur 
den  Oberbefehl  erhalten  hatte,  dem  reichliche  Unterstützung  zu  verschaffen, 
von  nun  an  sein  eifrigstes  Streben  ist,  mit  der  Unfähigkeit  der  spanischen 
Junten  sowie  mit  der  auch-  in  seinen  Briefen  vielfach  hervorgehobenen  Feig- 
heit und  Undiszipün  der  spanischen  Truppen  in  stetem  Kampf.  1809  nach 
England  zurückgekehrt  und  bis  1812  dem  Tory- Kabinet  als  Staats-Sekretär 
des  Auswärtigen  angehörend,  ist  er  für  energische  Kriegsführung  auf  der 
Halbinsel,  aber  für  Frieden  mit  den  Vereinigten  Staaten,  sowie  für  Milderung 
der  Katholiken- Gesetze.  Da  seine  Politik  bei  den  übrigen  Ministern  nicht 
genügende  Unterstützung  findet,  so  resigniert  er  1812.  Mit  den  vergeblichen 
Versuchen  des  Prinz -Regenten,  ihn  zum  Wiedereintritt  als  Premier  in  ein 
neues  Koalitions-Kabinet  zu  bestimmen,  endet  der  vorliegende  Band. 

Von  dem  Leben  des  Prinz-Gemahls  sind  1879  und  1880  die  beiden 
letzten  Bände  erschienen.1)  Die  Bedeutung  des  4.  Bandes  für  die  Geschichte 
der  Beziehungen  zwischen  England  und  Preufsen  ist  bereits  Jahresber.  1879. 
III.  p.  50  gewürdigt  worden;  derselbe  umfafst  nur  einen  Zeitraum  von  wenig 
mehr  als  2  Jahren  (Mitte  1857  bis  Ende  1859),  aber  diese  sind  überreich 
an  bedeutsamen  Ereignissen:  der  indische  Aufstand,  die  in  Folge  des  Ora- 
nischen  Attentats  (Jan.  1858)  eingetretene  Spannung  zwischen  Frankreich 
und  England,  die  Heirat  der  Prinzefs  Viktoria  mit  dem  Kronprinzen  ?on 
Preufsen,  das  Ende  der  ostindischen  Kompanie,  der  italienische  Krieg  von 
1859  sind  nur  einige  aus  der  Reihe  derselben,  über  welche  wir  durch  Mar- 
tins Darstellung  und  ganz  besonders  durch  die  mitgeteilten  zahlreichen  Briefe 
der  Königin  und  des  Prinz-Gemahls  vielfache  Erweiterung  unserer  Kenntnisse 
erhalten.  Der  Schlufsband,  der  bis  zum  Tode  des  viel  betrauerten  Fürsten, 
am  14.  Dezember  1861,  reicht,  enthält  ebenfalls  wertvolle  Beiträge  zur  Ge- 
schichte der  Jahre  1860  und  1861.  In  der  äufseren  Politik  stehen  die 
italienischen  Angelegenheiten,  denen  gegenüber  der  Prinz  das  der  Einigung 
Italiens  freundliche  Prinzip  der  Nichtintervention  vertritt,  und  die  von  dem 
Prinzen  mit  steigendem  Mi fs trauen  betrachtete  Politik  Napoleons  HL  in  erster 
Reihe.  Zahlreich  sind  wiederum  auch  die  auf  die  deutschen  Angelegenheiten 
bezüglichen  Briefe  des  Prinzen  an  den  Prinz -Regenten  und  an  den  König 
von  Preufsen,  sowie  an  seine  Tochter,  die  Prinzefs  Viktoria:  in  allen  vertritt 
er  die  Anschauung,  dafs  nach  Innen  ein  wahrhaft  freisinniges,  Verfassung* 
mäfsiges  Regiment,  nach  Aufsen  eine  Einigung  Deutschlands  unter  preußischer 
Führung  zu  erstreben  sei;  wichtig  sind  in  dieser  Beziehung  besonders  die 
Briefe  vom  18.  HI.  1860  (S.  62  ff.),  12.  EI.  1861,  wo  es  (S.  818)  heifct: 
My  hope,  like  that  of  most  German  patriots,  rest  upon  Prussia  —  reit 
upon  you  (König  von  Pr.)!  It  rests  upon  Prussia,  which  has  only  to  mani- 
pulate  its  Constitution  skilfully  in  order  to  find  within  itself  all  the  means 
of  satisfying  the  requirements  of  the  time  —  as  serving  as  a  model  for  the 
other  countrics  of  Germany  etc.  — ,  ferner  vom  9.  IX.  1861  (S.  387  lt). 
Von  ganz  besonderer  Bedeutung  scheint  mir  aber,  die  wie  durch  das  ge- 
samte Werk  so.  auch  durch  den  Schlufsband  hinreichend  belegte  Thatsacbe, 
dafs  auch  in  der  parlamentarischen  Regierungsform  Englands  die  Krone  eisen 
bedeutsamen  Einflufs  auf  die  Leitung  der  Geschäfte  auszuüben  im  Stande  ist 


1)   The  Life  of  H.  R.  II.  The  Prince  CoDsort  by  Theodore  Martin.  voL  IV. 
1879.    vol.  Y.    ibid.  1880;  auch  Ubora.  vgl.  o.  Kap.  XX,  2 


England  seit  1688.  111,179 

and  keineswegs,  wie  dies  auf  dem  Kontinent  vielfach  geglaubt  wird,  eine 
blofs  omamentale  Stellung  inne  hat;  ohne  jemals  die  streng  konstitutionellen 
Grenzen  zu  verletzen,  übt  die  Königin  doch  eine  ernste  und  oft  sehr  wir- 
kungsvolle Kontrolle  über  alle  Staatsgeschäfte  aus,  eine  Thätigkeit,  bei  der 
ihr  in  erster  Linie  der  Prinz-Gemahl  zur  Seite  gestanden  hat,  der,  ohne  je 
eine  offizielle  Stellung  in  der  Regierung  eingenommen  zu  haben,  doch  als 
Privat-Sekretär  der  Königin  einen  leitenden  Einflufs  auf  die  englische  innere 
und  äufsere  Politik  ausgeübt  hat.1) 

Einen  wichtigen  Beitrag  namentlich  für  die  Geschichte  der  groben  Par- 
laments-Reform von  1832  enthält  der  neu  erschienene  Band  der  Correspon- 
denzen  Lord  Wellingtons.*)  Ein  konservativer  Politiker,8)  der  den  vorliegen- 
den Band  zum  Gegenstand  eines  Essays  über  Wellingtons  Stellung  zur  Re- 
form gemacht  hat,  ist  der  Ansicht,  dafs  die  schweren  Bedenken,  welche  W. 
gegen  die  Reform-Bill  hegte,  keineswegs  eingebildete  waren,  sondern  durch 
den  seitherigen  Gang  der  Ereignisse  sich  als  begründet  erwiesen  hätten,  und 
dafs  der  von  ihm  befürchtete  totale  Wechsel  „in  the  whole  System  of  society 
called  the  British  Empire"  wirklich  eingetreten  sei,  dafs  durch  die  Reform- 
bill der  grofse  und  vorteilhafte  Unterschied  zwischen  dem  „House  of  Com- 
mons  and  those  assemblies  abroad  called  Chambers  of  Deputies"4)  in  der 
That  mehr  und  mehr  verschwunden  sei.  Neben  der  weitaus  in  den  Vorder- 
grund tretenden  Frage  der  Reform  empfangen  auch  Gegenstände  der  aus- 
wärtigen Politik  Englands,  wie  namentlich  die  spanischen  und  portugiesischen, 
sowie  die  belgischen  Angelegenheiten  aus  dem  ein  reichhaltiges  Material 
darbietenden  Bande  (im  ganzen  168  Nummern)  neue  Beleuchtung. 

Eine  Darstellung  des  gegenwärtigen  konstitutionellen  englischen  Staats- 
rechts, wie  es  sich  in  den  50  Jahren  von  1830 — 1880  gestaltet  hat,  giebt 
Sheldon  Arnos.6)  Eine  Gesamtdarstellung  der  englischen  Verfassungs- Ge- 
schichte enthalten  die  Vorlesungen  Max  Büdingers;6)  dieselbe  geht  von 
einer  Darstellung  der  heutigen  Verfassung  aus,  die  nach  den  Haupttiteln: 
Krone,  Oberhaus.  Unterhaus,  Pflichten  und  Rechte  des  Volkes  kurz  skizziert 
wird.  Dann  aber  wird  die  geschichtliche  Entwicklung  von  der  Zeit  der 
Angelsachsen  bis  zur  Reform -Bill  von  1832  wesentlich  im  Anschlufs  an 
Stubbs,  Hallams  und  Mays  Verfassungsgeschicbten  gegeben,  wobei  durch  den 
Ursprung  des  Werks  aus  Universitäts- Vorlesungen  eine  gewisse  Ungleichheit 
der  Darstellung  hervorgerufen  wird,  indem  die  älteren  Perioden  weit  ein- 
gehender als  die  späteren  behandelt  sind.  Erwähnt  sei  ferner  noch  die  aus- 
führliche Biographie  Sir  Rowland  Hills,7)  die  zum  grofsen  Teil  auf  Er- 
innerungen H.s  beruht  und  nicht  blofs  eine  eingehende  Geschichte  der  durch 
S.  R.  H.  seit  1838  bewirkten  und  mit  Einführung  des  Penny-Post-Systems 
abgeschlossenen  segensreichen  Post-Reform  enthält,  sondern  auch  als  Lebens- 
bild eines  Selfmademan,  dessen  Laufbahn  fast  ununterbrochen  von  Erfolg  ge- 
krönt war,  von  allgemeinem  kulturgeschichtlichen  Interesse  ist. 

Einen  geistvollen  Essay  über  Thomas  Henry  Buckle  enthält  Fräsers 


1)  Des  Prinzen  Ansichten  über  die  Theorie  der  konstitutionellen  Regierang  erläutern  be- 
sonders die  Briefe  vom  18.  u.  26.  XII.  1860.  (8.  260  ff.  u.  266  f.)  —  2)  Despatchos,  Corrcsp. 
and  Mem.  of  Fiold  Marsh.  Arthur  Duke  of  Wellington,  K.  G.  ed  by  hin  son.  vol.  VII 1.  Nov. 
1831  bisDec.  1832.  London.  —  3)  Blackwoods  Magaz.  f  128>  P-  105—123.  —  4)  cf.  beson- 
ders das  Memorandum  S.  1 — 19  u.  den  Brief  an  Mr.  Gley.  S.  20  ff.  —  5)  Sheldon  A.  Fifty 
years  of  the  Engl.  Const  1830—1880.  London,  1880.  —  6)  Bttdinger,  Vorles.  üb.  engl. 
Verfass.-Gesch.  1880,  vgl.  o.  S.  167.  —  7)  The  life  of  Sir  Bowland  Hill  and  the  history 
of  Penny  Postage  by  S.  B.  H.  and  his  nophew  George  Birkbock  Hill.    London. 

12* 


111,180  XXU.  1.    C.  Annerstedt: 

Magazine, 1)  in  welchem  die  History  of  civilisation  in  England  als  das  Werk 
eines  der  Propheten  der  Freidenker,  nnd  der  Gegner  aller  positiven  Religion 
im  wesentlichen  ablehnend  beurteilt  wird.  Die  Hauptmängel  derselben  werden 
als  aus  B.s  rein  mechanischer  Weltanschauung,  aus  seinem  mangelnden  Ver- 
ständnis für  das  Wirken  moralischer  Kräfte,  aus  seiner  Neigung  zu  rein 
theoretischer,  oft  mit  der  Wirklichkeit  im  vollen  Gegensatz  stehender  Kon- 
struktion geschichtlicher  Verhältnisse  hervorgehend  nachzuweisen  versucht 
Von  Interesse  ist  der  authentische  Bericht  über  die  letzten  Lebenslage  des 
1861  in  Damaskus  verstorbenen  Geschichtsschreibers.  —  Über  die  Benutzung 
der  historischen  Manuskripte  des  British  Museum  und  deren  höchst  unge- 
nügende Katalogisierung  spricht  James  Gairdner.s) 


xxn.  i. 

C.  Annerstedt. 

Skandinavien  (Schweden). 

Schwedens  Besteuerungswesen  beim  Regierungsantritt  Gustav  L  wird  durch 
das  von  Fors seil8)  veröffentlichte  „Renten-Kammerbuch"  veranschaulicht.  Es 
giebt  uns  ein  treues  Bild  der  Verhältnisse  am  Schlüsse  des  Mittelalters  und 
auch  des  Fundaments,  auf  dem  der  König  seinen  Bau  fortsetzte. 

Zur  Geschichte  Erichs  XIV.  haben  wir  einiger  Beiträge  zu  erwähnen. 
Schirren4)  hat  einen  neuen  Band  der  im  Schwedischen  Reichs- Archive  auf- 
bewahrten Aktenstücke,  die  den  Untergang  Livlands  betreffen,  herausgegeben. 
Die  Mehrzahl  der  Urkunden,  welche  die  Zeit  vom  11.  April  bis  zum  28. 
Juli  1561  umfassen,  besteht  aus  dem  Briefwechsel  zwischen  König  Erichund 


1)  Vol.  XXI.  p.  361—377.  —  2)  Contemporary  Review,  vol.  88.  p.  538—4«.  VgL  die 
ähnliche  Klage  (betreff  d.  Samml.  zur  franz.  Revolntionsgesch.)  von  J.  Hermann  L  Hiat  Ztschr. 
N.  F.  IV.  B.  1878.  S.  279.  —  Eine  Anzahl  dem  Ref.  nicht  zugänglicher  (wie  ea  scheint,  aber 
auch  ein  eigentlich  wissenschaftliches  Interesse  zumeist  nicht  in  Ansprach  nehmender)  Werk» 
seien  zum  Schlufs  nur  nach  ihren  Titeln  erwähnt:  Chambers  brief  history  of  Engl.  London. 
12°.  Leser,  Accise trade  in  Engl.  1732 — 33.  E.  Mis  Sylvestra;  stadiee  of  manners  in  JSagl. 
1770 — 1880.  Ibid.  London  Past  and  Present:  being  notices  histor.  and  deecript  of  the 
Metropolis.  Ibid.  L.  Quesnel,  London  au  commonc  du  XVIII.  (nach  Doran,  London  in  the 
Jacobite  times.  1867)  i.  Rev.  fol.  lit.  H.  Blerzy,  l'Angletorre  au  temps  d.  1.  restauration  i 
Rev.  d.  d.  mondes.  T.  40.  Low  Ch.  K.,  Soldiers  of  the  Yictorian  Age.  2  volL  London. 
Nichols,  W.,  The  beloved  Prince  Albert.  Ibid.  Nicoll,  H.  J.,  Great  Orators:  Borke,  fax, 
Sheridan.  Pitt.  Edinburgh.  Watson,  J.,  A  memoir  of  the  Days  of  the  Fight  for  a  Free 
Press  in  Engl.  London.  O'jBrien,  R.  B.,  The  Parliament  Hist  of  the  Iriah  Land  Qnestiea 
1829—69.  Ibid.  Porter,  F.  T.,  Twenty  Ycars  Recollect  of  an  Irish  Police  Magistr.  Ibü. 
12°.  Heygate,  Sir  F.  W.,  Ireland  since  1850.  London  —  Ireland  ainee  her  präsent  dÜB- 
culty.  Ibid.  Cucheval-Clarigny,  Lord  Beaconsfield  et  son  temps.  Paris.  O'Connor,  P. 
T.,  Lord  Beaconsfield.  London.  12°.  Guillemot,  E.,  Old  England  (1869—79).  Paria.  Jack- 
son, The  Old  Regime.  2  voll.  London.  Von  L.  Blanc,  X  ans  del'hist  d'Angleterre,  ist  der 
7.  Band  erschienen.  —  3)  Forsseil,  Rentenkammerbuch,  in  Hist  Handlingar  XL  N.  1. 
Stockh.  1879.  D.  alt  Rechtszust.  (auch  f.  d.  Neuzeit?)  Schwedens  schildert  (nachSchlyters  eorp-jar. 
sued.  got):  R.  Dareste,  les  anciennes  lois  snädoisos  (vgl.  Ac.  d.  sc.  pol  14.  8.  Rev.  d.  q.  bist 
28.63.  —  4)  Quellen  z.  Gesch.  d.  Untergangs  liv.  Selbständigkeit  Band  VII.  Berti  vgL  o.  IH^O. 


SkandinaYien  (Schweden.)  ULI  81 

den  Häuptern  der  Expedition,  die  Reval  and  einen  grofsen  Teil  von  Estland 
der  Schwedischen  Regierung  unterwarf.  Man  mufs  bedauern,  dafs  der  Ver- 
fasser die  Interpunktion  und  die  Anwendung  grofser  Buchstaben  nicht  nor- 
malisiert hat.  Wir  fürchten  daher,  dafs  die  schwedischen  Aktenstücke,  in 
welche  ungeachtet  der  Genauigkeit  des  Verfassers,  entstellende  Fehler  hier 
und  da  eingeschlichen,  in  ihrem  vorliegenden  Zustand  dem  ausländischen 
Leser  unnötige  grofse  Schwierigkeiten  bereiten  werden.  —  Bergman1)  hat 
ein  Regestenverzeichnis  der  von  Erichs  Ratsherren  gefafsten  Ratsbeschlüsse 
mitgeteilt.  Obwohl  nur  wenige  der  Anzahl  nach,  (einige  sind  verloren  ge- 
gangen) zeigen  doch  diese  Ratsbeschlüsse,  teils  wie  selten  der  König  es 
nötig  erachtete  seine  gesetzlichen  Ratgeber  zu  Rate  zu  ziehen,  teils  dafs 
diese  so  antworteten,  wie  es  der  König  wünschte.  —  Schliefslich  hat  T.Ann  er- 
ste dt*)  die  Ursachen  der  1568  ausbrechenden  Empörung  und  deren  Verlauf 
bis  zur  Entthronung  Erichs  XIV.  geschildert.  Dies  Werk  berichtigt  in  mehr- 
facher Hinsicht  Mankells  *)  Darstellung  desselben  Ereignisses,  und  enthält 
verschiedenes  Neues.  So  teilt  der  Verfasser  einen  vor  dem  Tode  Gustavs 
schon  gemachten  Vorschlag  zur  Bestimmung  der  rechtlichen  Stellung  der 
Herzogtümer  der  Regierung  gegenüber  mit;  ferner  weist  er  mit  Zahlen  nach, 
dafs  der  Adel  keineswegs  von  König  Erich  mit  vermehrten  Belehnungen  be- 
günstigt worden  ist,  sondern  im  Gegenteil  eine  schlechtere  Stellung  ein- 
nahm als  unter  seinem  Vater.  In  Bezug  auf  die  Empörung  der  Herzöge 
werden  sichrere  Zeitangaben  mitgetheilt;  besondere  Aufmerksamkeit  widmet 
er  der  Unterhandlung  der  Herzöge  mit  der  dänischen  Regierung,  woraus  sich 
ergiebt,  dafs  sie  gewifs  nicht,  wie  bisher  angegeben,  Neutralität  bei  der  letz- 
teren mit  Aufopferung  schwedischer  Interessen  zu  erkaufen  gesucht  haben. 

Hjärne4)  hat  8,  in  den  Jahren  1568 — 73,  zwischen  Johann  III.  und 
Tsar  Ivan  Vasilievitz  gewechselte  Briefe  veröffentlicht.  Die  Thronbesteigung 
des  ersteren  mufste  zu  einem  Kriege  zwischen  den  beiden  Staaten  führen, 
teils  weil  er  Schwager  war  des  Königs  von  Polen,  teils  weil  der  Tsar, 
nachdem  sein  Bundesgenosse,  Erich  XIV.,  gestürzt  worden  war,  keine  Veran- 
lassung hatte  unsere  Besitzungen  in  Estland  zu  verschonen,  teils  weil  man 
in  Schweden  natürlicherweise  Erichs  Versprechen,  Johanns  Gemahlin  dem 
Tsaren  auszuliefern,  nun  nicht  erfüllen  konnte.  Cber  diesen  letzten  Punkt 
verbreiten  die  Briefe  etwas  neues  Licht  Die  Sprache  in  den  Briefen  des 
Tsaren  ist  ein  Beweis  des  barbarischen  Hochmuts  und  der  Roheit,  welche 
noch  in  diesem  halb  orientalischen  Staate  herrscht«.  Auch  Johanns  letzter 
Brief  zeichnet  sich  noch  durch  besondere  Grobheit  aus. 

Eine  Übersicht  von  Schwedens  diplomatischen  Verbindungen  mit  Frank- 
reich vor  Gustav  Adolfs  Zeit,  ist  von  Spr in chorn6)  zusammengestellt  Bis- 
her hat  man  wenig  von  dieser  Sache  gekannt,  mit  Ausnahme  der  Unterhand- 
lungen Karls  IX.  mit  Heinrich  IV.  Gustav  Wasa  leitete  1541  diese  Verbin- 
dungen teils  aus  Handels-,  teils  aus  politischen  Interessen  ein.  Kaiser 
Karl  V.  war  sowohl  sein  und  Dänemarks,  als  auch  Frankreichs  Feind,  denn 
der  Kaiser  nahm  immer  Partei  für  seinen  entthronten  Schwager  Christian 
IL     Es  kam  auch  zu  einem  schwedisch-französischen  Vertrage  in  Regny  am 


1)  Bergman,  Register  af  Radslag  i  Kon.  Erik  XI Va.  tid,  in  Meddelanden  fr.  Svenska 
riksark.  Band  IV.  —  2)  T.  Annerstedt,  Resningen  1568,  en  historiak  studio.  —  3)  G. 
Mankell,  Erik  XIVs  fall,  Stockh.  1876.  —  4)  Hjärne,  Hist  Bibl.  utg.  af  C.  SUforstolpe, 
VII.  Hjärne  hat  auch  den  russischen  Text  von  Tier  dieser  tsarischen  Briefe  abgedruckt.  — 
j)  C.  Spr  in  chorn,  Om  Srerigee  polit.  förb.  m.  Frankr.  for  Gast  Adolfs  tid,  in  Hist.  Bibl. 


IQ,182  XXTT.  1.  C.  Annerstedt: 

1.  Juli  1542.  Die  nach  dem  Frieden  von  Crepy  1544  eingetretene  Wind- 
stille wurde  durch  einen  lebhafteren  Verkehr  unterbrochen,  nachdem  Frank* 
reich  1558  einen  festen  Residenten  in  Dänemark  angestellt  hatte  in  der 
Person  des  in  der  Geschichte  des  Nordens  oft  erwähnten,  bis  zu  seinem 
Tode  1589  auf  diesem  Posten  verbliebenen  Charles  Dancay.  Frankreichs 
Politik  blieb  jedoch  nicht  während  der  ganzen  Zeit  unverändert  dieselbe.  Es 
war  allerdings  eifrig  bestrebt  gewesen  den  siebenjährigen  Krieg  zwischen 
Schweden  und  Dänemark  1563 — 70  zu  schlichten;  aber  einige  Jahre  später 
trat  es  in  Verbindung  mit  den  schwedischen  Meuterern,  um  Johann  zu  stürzen, 
und  statt  seiner  Heinrich  vou  Anjou  zu  erheben.  Auch  nachdem  dieser 
Frankreichs  Thron  bestiegen  hatte,  sehen  wir  Dancay  mit  phantastischen 
Plänen  beschäftigt  einem  französischen  Prinzen  Livland  oder  möglicherweise, 
bei  etwa  eintretender  Thronvakanz,  eine  nordische  Krone  zu  verschaffen. 
Heinrich  IV.  und  Karl  IX.  standen  in  lebhaftem  freundschaftlichen  Verkehr. 
Der  Kampf  des  einen  mit  dem  Hause  Habsburg,  des  anderen  mit  Polen, 
würde  ohne  Zweifel  zu  einem  festen  Bündnis  geführt  haben,  wenn  nicht  der 
Dolch  des  Ravaillac  die  Pläne  des  erstem  durchkreuzt  hätte.  Hinsichtlich 
dieser  wiederholt  der  Verfasser  die  jetzt  aus  der  Geschichte  verwiesene  An- 
nahme von  der  Absicht  Heinrichs,  eine  grosse  europäische  Republik  zu 
gründen. 

Kalmars  Belagerung  durch  Christian  IV.  und  die  vergeblichen  Bemü- 
hungen Karls  IX.,  die  Festung  zu  retten,  werden  durch  die  von  Wegener1) 
veröffentlichten  Aktenstücke  näher  beleuchtet  Sie  sind  von  Breide  Rantzow, 
der  an  Christians  Seite  in  diesem  Kriege  eine  bedeutende  Rolle  spielte,  ge- 
schrieben. 

AI  in*)  hat  eine  Übersicht  der  Punkte  mitgeteilt,  in  Betreff  welcher 
Geyers  übrigens  klassische  Geschichte  durch  neuere  Forschungen  für  den 
Zeitraum  von  1521 — 1611  beleuchtet  und  berichtigt  worden  ist. 

Der  Feldmarschall  Jakob  de  la  Gardie,  unter  drei  Regenten  (1583  — 
1652)  in  hervorragender  Stellung,  zuerst  in  den  russischen  und  Inländi- 
schen Kriegen,  hernach  als  Präsident  im  Kriegs-Kollegium,  ist  Gegenstand 
einer  von  Hamilton8)  herausgegebenen  Denkschrift.  Die  engen  Schranken, 
die  der  Verfasser  sich  hat  stellen  müssen,  haben  ihn  auch  verhindert  tiefer 
in  die  Geschichte  der  Zeit  einzudringen.  Etwas  Neues  ist  da  kaum  in 
finden,  und  es  scheint  fast,  als  ob  der  Verfasser  mehrere  gedruckte  Quellen 
zur  Seite  gelassen,  die  sowohl  den  Helden  selbst  als  auch  seine  Zeit  be- 
leuchten. —  Zwei  Episoden  aus  De  la  Gardies  russischem  Feldzuge,  nämlich 
die  Eroberung  Novgorods  1611  und  der  verunglückte  Anfall  der  Schweden 
auf  das  Kloster  Tichvin  1613  werden  einigermafsen  beleuchtet  durch  die  ins 
Schwedische  übersetzen  Auszüge  aus  der  sogenannten  dritten  Novgorodschen 
Chronik,  welche  Hjärne4)  veranstaltet  hat  —  Poeichaus6)  Schrift  von 
Rigas  Belagerung  1621  ist  uns  leider  nicht  vor  Augen  gekommen. 

Einen  anziehenden  und  wichtigen  Teil  der  diplomatischen  Politik  des 
dreifsigjährigen  Krieges  hat  ein  finnischer  Forscher  Schybergson6)  in  seinem 
auf  neue   Archiv-Forschungen    begründeten  Werke  uns  dargeboten.    Es  be- 


1)  Wegener,  Aarsberetn.  fra  det  Kong.  Geh.  ArchiT,  B.  IV.  Hft  5.  AI  in,  KjobeiL 
vgl.  u.  K.  XXII,  8.  —  2)  Hist.  Bibl.  VII.  —  3)  H.  Hamilton,  Minne af  riksmarak, i. :  Gr.  J.De 
la  Gardie,  in  Svenska  Akad.  Handl.,  Tom  56.  —  4)  Hjärne,  Histor.  Bibl.  1879  u.  1880. 
—  5)  Poelchau,  Rigas  Belagerung  durch  Gast  Ad.  im  J.  1621  in  Balt  Monatschr.  TfL 
o.  III,  51.  —  6)  M.  G.  Schybergson,  Underhandlingarna  om  en  orang.  ailians  aren  1624 
—1625,  Helsingfors,  Tgl.  o.  III,  16. 


Skandinavien  (Schweden).  111,183 

trifft  die  1624  und  1625  gemachten  Versuche,  die  evangelischen  Staaten  zu 
einem  Verbände  gegen  die  vordringende  katholische  Reaktion  zu  vereinen. 
—  Als  die  wichtigsten  vom  Verfasser  besprochenen  Punkte  wollen  wir  her- 
vorheben :  die  Initiative  Englands  durch  gleichzeitige  Gesandtschaften  an  Schwe- 
den und  Dänemark;  die  Sendung  des  brandenburgischen  Gesandten  von  Beilin 
nach  Schweden  im  Sommer  1624;  die  Ursachen,  warum  Gustav  Adolfs 
kühner  Plan,  der  schon  im  Haag  und  in  London  angenommen  worden  war, 
nachher  zur  Seite  geschoben  wurde,  um  König  Christians  IV.  mifslungencr 
Intervention  in  Deutschland  Raum  zu  gewähren,  u.  s.  w.  Allerdings  ist  die 
vorliegende  Schrift  nicht  das  letzte  Wort  in  dieser  Frage,  aber  sie  hat  die 
trefflichen  Forschungen  eines  Opel,  eines  Droysen  teils  berichtigt,  teils  weiter 
geführt.  —  Grünbaums1)  Untersuchungen  der  politischen,  in  Deutschland 
1626 — 29  herausgekommenen  Streitschriften  sind  natürlich  auch  nicht  ohne 
Interesse  für  schwedische  Leser,  besonders  da  eine  dieser  Schriften,  wahr- 
scheinlich sogar  zwei  derselben,  wie  der  Verfasser  zeigt,  von  einem  schwedi- 
schen diplomatischen  Agenten  verfafst  sind.  —  Die  sechs  gleichzeitigen,  in  Biblio- 
theken kaum  aufzutreibenden  Flugschriften  über  die  Schlacht  bei  Lützen,  die 
von  neuem  herausgegeben  worden,2)  sind  leider  ohne  kritischen  Kommen- 
tar —  wegen  ihrer  Bestimmung  für  das  historische  Seminar.  —  Eine  von 
Stricks  track3)  herausgegebene  Schrift,  welche  den  altern  Camerarius  schil- 
dert, haben  wir  nicht  einsehen  können.  Ober  das  bekannte  Denkmal,  das 
Gustav  Adolf  als  Erinnerung  seines  Rheinübergangs  1631  errichten  liefs,  hat 
Granlund4)  einige  Mitteilungen  gemacht.  —  Von  Cronholms5)  Werke 
ist  nach  seinem  Tode  noch  ein  Heft  erschienen.  Dies  behandelt  Pommerns 
innere  Verwaltung  1633—41;  die  diplomatischen  Unterhandlungen  bis  zum 
Jahre  1645,  sowie  Torstensons  Feldzüge  1642,  1643.  Wir  finden  hier  die- 
selben Mängel  wie  in  den  frühern  Werken  des  Verfassers.  Die  Verwendung 
des  Stoffes  ist  ungenügend,  die  Darstellung  unklar  und  die  Schreibart  nach- 
lässig und  schwerfällig.  Und  darum  ist  das  Werk,  obwohl  dem  Verfasser 
neues  Material  nicht  gefehlt,  fast  ohne  jeglichen  Wert.  Übrigens  wird  dies 
Heft  durch  eine  grofse  Menge  schwerer  Schreib-  oder  Druckfehler  entstellt. 
Unter  den  Beiträgen  zu  Schwedens  innerer  Geschichte  während  des  17. 
Jahrhunderts  können  wir  drei  kleinerer  Werke  von  Tigerstedt  erwähnen. 
In  dem  einen6)  setzt  der  Verfasser  die  Art  und  Weise  auseinander,  wie  die 
schwedische  Regierung  das  finnische  Amt  Kexholm  (1617  von  Rufsland  ab- 
getreten) zu  verwalten  suchte.  Die  Aufgabe  war  schwer,  da  die  Bevölkerung 
andere  Gesetze,  Sitten  und  Religion  besafs,  als  die  übrigen  Einwohner  des 
Reichs.  Die  Verwaltung  wurde  auch  nicht  die  beste,  und  den  Grundsatz  der 
Religionsfreiheit  kränkte  man  mehrmals  und  mit  offenen  Augen.  In  dem 
zweiten7)  zeichnet  T.  das  Bild  eines  untergeordneten  Beamten,  Namens  Cröell, 
der  im  Amt  Kexholm  und  in  Ingermanland  einen  verzweifelten  Kampf  mit 
der  Willkür  und  der  Gewalttätigkeit  der  Beamten  kämpfte.  Man  sieht,  dafs 
Veruntreuungen    gegen   den  Staat   nicht   ungewöhnlich  waren,   und  dafs  die 


1)  M.  Grünbaum,  Über  die  Publizistik  des  dreifsigjährigen  Krieges,  Halle;  Tgl.  o.  111, 
16.  —  2)  Gedruckte  Relationen  über  die  Schlacht  bei  Lützen.  Halle  Tgl.  o.  III,  17.  —  3) 
Ed.  Strickstrack:  L.  Camerarius,  Kurpfalz.  Geh.  Rat  u.  Gesandter  Schwedens.  Halle. 
—  4)  V.  Granlund:  Dio  Schwedensäule  etc.,  in  Hist.  Bibl.  VII.  —  5)  Cronholm, 
Trettioäriga  Kriget  och  Unterhandl.  i:  Tyskland  fr.  K.  Gust.  Adolfs  död  etc.,  Rand  II. 
Heft  1,  Stockholm.  —  Schauerte,  Christ.  K.  t.  Schweden  (1,50)  scheint  populär.  —  6)  K. 
K.  Tigerstedt,  Bidrag  tili  Kexholm  läns  hist  undor  Dronn.  Kristinas  regering.  1 — 4.  Abo 
1877—80.  —  7)  Id.,  Broderne  Cröell;  Tidbild.  Finsk  Tidskrift  VIII. 


111,184  XXTT.  1.    G.  Anneratedt: 

Bauern  viel,  ganz  gegen  Recht  und  Gesetz,  erlitten.  Andererseits  warCröell 
ein  leidenschaftlicher,  die  Verhältnisse  bedeutend  übertreibender  Mann.  Aber 
in  Schweden  regierte  nun  die  Aristokratie  und  der  kühne  Gegner  hülste  mit 
dreijähriger  willkürlicher  Haft.  —  In  dem  dritten1)  veröffentlicht  T.  eine 
Menge  Briefe  (1639 — 61)  von  und  an  den  bekannten  Grafen  Per  Brahe  den 
Jüngern,  der  zweimal  Finnlands  General-Gouverneur  war.  Die  Briefe  be- 
leuchten Finnlands  innere  Geschichte,  und  zeigen,  welchen  innigen  Anteil 
der  grofse  Aristokrat  an  der  ökonomischen  und  intellektuellen  Entwicklang 
des  Landes  nahm.  —  Ein  Stück  von  der  Anwendung  des  Merkantilsystemes 
in  unserm  Lande  gab  uns  Tyhrvall*)  .in  der  Geschichte  der  Theer-Com- 
pagnie  (1648—1715.)  Dies  ist  ein  höchst  lehrreicher  Beitrag  zur  Geschichte 
der  politischen  Ökonomie,  denn  selten  dürfte  das  Monopolsystem  mit  so 
rücksichtsloser  Folgerichtigkeit  angewandt  sein,  und  selten  sind  seine  Resul- 
tate in  solcher  Klarheit  hervorgetreten.  —  Einen  gewissermafsen  kulturhis- 
torischen Beitrag  des  Zeitalters  liefert  uns  Berg  ström3)  in  der  Erörterung 
des  Rechtsstreites,  welcher  1630 — 33  von  einem  dänischen  Edelmann  W. 
Grüp  wider  einen  herumirrenden  schwedischen  Studenten  L.  Wivallius  ge- 
führt wurde,  der  mit  fälschlich  angenommenem  adeligen  Namen  betrügeri- 
scher Weise  sich  die  Tochter  des  ersteren  erschlichen  hatte. 

Zur  letzten  Hälfte  des  17.  Jh.  haben  wir  uns  einiger  ausländischer 
Werke  zu  erinnern.  Wegen  er4)  hat  einige  Aktenstücke  hinsichtlich  Schwe- 
dens und  Dänemarks  Krieg  1657 — 60  drucken  lassen.  —  Vaupell6)  hat 
den  ersten  Teil  eines  gröfseren  Werkes  über  den  dänischen  Staatsmann  Grif- 
fenfeld, das  auch  für  Schwedens  Geschichte  seine  Bedeutung  hat,  herausge- 
geben. Darin  kommt  nämlich  eine  ausgedehnte  Erörterung  des  Versuches 
vor,  den  die  dänische  Regierung  1673 — 74  machte,  vermöge  eines  innigen 
Bündnisses  mit  Schweden  eine  skandinavische  Politik  einzuweihen.  Die  ge- 
ringe Aussicht  zur  Verwirklichung  derselben,  welche  schon  nach  Parteinahme 
Schwedens  für  Ludwig  XIV.  vorhanden  war,  wurde  durch  das  feindliche  Auf- 
treten der  schwedischen  Regierung  gegen  Dänemark  völlig  vernichtet  Der 
einzige  Erfolg  war  Karls  XL  Verlobung  mit  Ulrica  Eleonora,  Schwester  des 
dänischen  Königs.  Zahlreiche  Beilagen  sind  dem  Werke  beigefügt  —  Ver- 
schiedene Aktenstücke  hinsichtlich  Schwedens  Thätigkeit  als  Mittlers  in  dem 
sogenannten  pfälzischen  Kriege,  der  mit  dem  Frieden  zu  Ryswick  1697  en- 
dete, sind  von  van  der  Heim6)  veröffentlicht.  —  In  einer  Biographie  des 
unglücklich  berühmten  Patkuls  ist  nicht  allein  eine  überaus  wichtige  Seite 
der  Geschichte  Schwedens  während  Karls  XL  und  Karls  XU.  Regierung  zu 
zeichnen ,  sondern  auch  die  geheime  Geschichte  der  nordischen  Politik 
1698—1706  zu  erörtern.  Sjögren7)  hat  den  Versuch  gemacht  Das  wirk- 
lich Neue  der  Biographie  betrifft  Patkuls  jüngere  Lebensjahre  (auf  Grund  von 
Akten  des  Reichsarchivs),  da  er  sowohl  als  sichtbarer  wie  auch  als  unsicht- 
barer Führer  der  inländischen  Ritterschaft  in  ihrem  Kampfe  für  ihre  Ge- 
rechtsamen und  Privilegien  gegen  Karls  XL  Alleinherrschaft  auftritt,  ein  Bild 
mit  Recht  reich  an  Schatten,  jedoch  ohne  hinreichende  Mitberücksichtigung 


1)  Id.:  Ur  Por  Brakes  brefvexling.  Holaingfors.  —  2)  0.  Tyhrvall:  Bidr.  t  St. 
delslagstiftn.  hist  I.  Tjärnkompanierna,  in  Hürt.  Bibl.  VIL  —  3)  S.  Bergatröra:  W.  Grlp 
mot  L.  Wivalliue,  ibid.  —  4)Wogener,  Aarsberetn.  fra  d.  Kong.  Geheime  Archiv.  B.YL 
Heft  5.  Kjöbenh.  —  5)  0.  Vaupell,  Rigskanaler  Grev  Griffenfeld.  Del  I.  Kjöbeahava. 
Vgl.  u.  S.  194.  —  6)  H.  J.  van  der  Heim,  Het  archief  van  den  Baadpensionaria  Antoaie 
Heinsius.  T.  3.  s'Gravenhage.  —  7)  0.  Sjögren,  Joh.  Reinh.  Patkul  —  in  Hiat  BAL 
S.  353—456.    Vgl.  o.  111,  51. 


Skandinavien  (Schweden).  111,185 

der  Gewaltsamkeit  der  Mafsregeln  Karls  IX.  ('Redaktion').  Die  Schilderang 
des  letzteren  Teiles  von  Patkuls  starmerfulltem  Leben,  als  er  glühend  von 
Hafs  und  Ehrgeiz,  Schwedens  Unglück  in  dem  grofsen  nordischen  Kriege 
herbeizuführen  strebte,  fast  ausschliefslich  auf  gedruckte  Quellen  begründet, 
enthält  bei  wenig  neuen  Ergebnissen  und  manchen  Flüchtigkeitsfehlern1)  eine 
dankenswerte  Übersicht. 

Sarauws*)  Werk  über  die  Feldzüge  Karls  XII.  ist  ohne  Benutzung  der 
schwedischen  Archive  oder  auch  nur  genügend  gedruckter  Litteratur,  bei 
(wohl  deswegen?)  äufserst  seltener  Qnellenanführung,  mit  bedeutenden  Lücken 
in  der  Darstellung  sowohl  der  schwedischen  Politik  als  auch  der  der  Nach- 
barstaaten; so  beschränkt  sich  in  betreff  der  Kriegsgeschichte  das  ganze  Werk 
auf  eine  mit  Geläufigkeit  geschriebene  Übersicht  der  Feldzüge  Karls  XII. 
1700 — 1709  (die  späteren  9  Jahre  werden  ja  auf  50  Seiten  abgefertigt  und 
erscheinen  uns  mehr  als  Anhang)  —  ohne  Objektivität.  Der  Vf.  sagt  von 
Karl  XII.:  „er  vereinigte  in  sich  alle  Eigenschaften,  die  ein  grofser  Feldherr 
besitzen  mufs",  von  seinen  Feldzügen:  „sie  sind  nichts  anderes,  als  Versuche, 
mit  gewaffheter  Hand  den  Besitzstand  Schwedens  aufrecht  zu  erhalten."  Er 
sucht  zu  zeigen,  dafs  Karl  XII.  nach  seinem  Siege  an  der  Düna  1701  nicht 
daran  denken  konnte,  sich  gegen  die  überlegenen  Russen  zu  wenden,  durch 
deren  Besiegung  nichts  gewonnen  wäre!  Dafs  Schweden  auch  im  Frieden  ein 
Kriegsheer  von  27 — 30  000  Mann  geworbener  Truppen  unterhielt,  wird 
ignoriert;  dafs  die  durch  den  Krieg  von  1700 — 1709  Schweden  verursachten 
Lasten  verhältnismäfsig  sehr  geringe  waren,  ohne  Beweis  behauptet.  Das 
Staatskontor  führt  an,  dafs  der  Krieg  bis  1710  Schweden  25  Millionen 
„daler  silfvermynt"  über  das  gewöhnliche  Budget  gekostet  hat.  Der  ober- 
flächlichen Annahme  des  Vf.  gegenüber,  dafs  höchstens  20  000  Rekruten  von 
Schweden  1700 — 1709  ausgegangen  wären,  kann  es  genügen  zu  erinnern, 
dafs  schon  1701  an  schwedisch -finnischen  Truppen  beinahe  40  000  Mann 
auf  fremdem  Boden  standen;  dafs  Karl  XII.  sein  Land  zwang,  nicht  allein 
die  alten  Regimenter  vollzählig  zu  erhalten,  sondern  auch  Reserveregimenter 
zu  errichten,  die  in  den  Krieg  geführt  wurden;  dafs  er  mit  Vorliebe  zu  den 
schwersten  Aufgaben  die  eigenen  Landeskinder  verwandte,  und  dafs  von  einem 
neunjährigen  Feldzuge  die  Rede  ist. 

Einen  wertvollen  Beitrag  zur  Kenntnis  der  von  Droysen  und  Noorden 
schon    zum   Teil  aufgehellten    Politik   Schwedens  zur  Zeit  Karls  XII.  giebt 


1)  S.  408:  Peter  der  Grofse  entscheidet  sich  an  Stelle  des  im  März  (statt  Mai)  1703 
eroberten  Cantzi  in  Ingermanland  (schwed.  Nyenskant  i.  d.  Nähe  der  Neramündung,  in  dessen 
Nähe  jetzt  Petersburg  liegt),  für  die  Insel  Retusaari  (wo  Kronstadt  liegt!),  um  den  Grundstein 
zu  Petersburg  zu  legen.  —  8.  430:  ein  im  April  1704  von  Schweden  mit  den  Seemächten 
abgeschlossenes  Neutralitats-BÜndnis  (in  Wahrheit  im  Aug.  1703),  anstatt  eine«  Vertrags  mit 
Hannover  und  Braunschweig-Lüneburg.  —  S.  430:  Patkul  von  August  II.  nach  der  Nieder- 
lage den  21.  Juli  1705  bei  Warjaw  gegenüber  den  Schweden  beauftragt,  einen  Friedensantrag 
an  Karl  XII.  aufzusetzen  (in  der  Beilage  ist  das  Schriftstück  vom  29.  Okt  1704  datiert)  und 
'derselbe  (Patkul)  teilt  dem  Zaren  sogleich  dies  Anerbieten  mit'  (28.  Juli  1705;  jedoch  als  vom 
preufs.  Hofe  Übersandt!)  Nach  Droysens  Gesch.  d.  pr.  Pol.  (IV.  1.  287)  vom  Jesuiten  Mont- 
mejan  ausgegangen,  wahrscheinlich  derselbe,  dessen  Kopie  Karl  XII.  den  21.  Dez.  1704  seinem 
Minister  in  Berlin  übersenden  Hefa,  um  dies.  Hofe  mitgeteilt  z.  werd.  Hierüber  u.  zu  Note  2 
vgl.:  das  1881  zum  6.  Band  gelangte  Werk  v.  Carlson:  Sveriges  Hist  under  Konungarno 
of  Pfalziska  Huset.  Stockholm  —  u.  d.  Abh.:  Sverige  och  Proufson  1701 — 9  —  i.  Hist  Bibl. 
VII,  vgl.  unten  S.  186.  —  2)  Christ,  v.  Sarauw:  Die  Foldzüge  Karls  XII.  Ein  quellen- 
mäfs.  Beitr.  z.  Kriegs -Gesch.  und  Kabinets-Polit.  Europa«.  Vgl.  o.  III,  64  u.  85.  Den  Zug 
Karls  XII.  durch  Sachsen  behandelt  Heydenreich  i.  Mitt.  d.  Freibcrger  Altert. -V.  Heft  16. 
S.  23  ff.,  vgl.  o.  86. 


111,186  XXII.  1.    C.  Anneratedt: 

eine  Abhandlang  Carlsons1)  durch  ihre  Schilderung  unserer  Beziehungen 
zu  Preufsen  1701 — 1709  nach  den  schwedischen  Archiven.  Der  Vf.  erörtert 
zuerst  die  gegenseitigen  Unterhandlungen  der  beiden  Mächte,  die  zu  dem 
Vertrage  im  Haag  1703  führten,  darauf  deren  Fortsetzung  in  der  Absicht, 
ein  näheres  Bündnis  zu  erreichen.  Nicht  nur  die  Hartnäckigkeit  in  der  Durch- 
führung seines  Beschlusses,  August  II.  zu  entthronen,  sondern  auch  Prenfeens 
eigennützige  Teilungspolitik,  die  Karl  verletzte  und  Preufsen  diesmal  aller- 
dings das  Spiel  verlieren  liefs  (Karls  Einfall  in  Sachsen  und  der  Friede  in 
Alt-Ranstädt  zwang  Friedrich  L,  Stanislaus  ohne  weiteres  anzuerkennen),  ver- 
schuldeten es,  da£s  Karl  Preufsen  nicht  entschieden  an  Polens  und  Schwedens 
Interessen  fesselte.  —  Die  heimlichen  diplomatischen  Unterhandlungen,  be- 
sonders mit  Rufsland,  welche  die  letzten  Regierungsjahre  Karls  Xü.  ausfüllen, 
sind  von  Herrmann8)  behandelt,  leider  ohne  Kenntnis  von  Carlsons1) 
denselben  Stoff  behandelndem  Werke,  welches  dem  Vf.  teils  volle  Klarheit 
von  dem  Standpunkt  Karls  und  Görtz1  zu  den  Friedensunterhandlungen  im 
allgemeinen  gegeben,  teils  den  Vf.  abgehalten  hättte,  die  schon  widerlegte  An- 
gabe von  der  Verbindung  Karls  Xü.  mit  den  Jakobiten  zu  wiederholen.  Der 
König  war  in  völliger  Unkunde  von  dem,  was  seine  diplomatischen  Agenten 
hier  vorhatten,  und  Görtz'  Absicht  war  nun,  den  Eifer  der  Jakobiten  zu  be- 
nutzen, um  Karl  XII.  Mittel  zu  seinen  eigenen  Rüstungen  zu  verschaffen. 
Jedoch  werden  vom  Vf.  hinsichtlich  der  ersten  Anknüpfung  einer  Unterhand- 
lung mit  Rufsland  1716  neue  Aufklärungen  gegeben;  desgleichen  von  schwe- 
disch-russischen Verhandlungen  im  Juli — August  1717  in  Holland;  eigen- 
tümlich genug  ist  daraus  nicht  ersichtlich,  dafs  Görtz,  wie  Carlson  c  behauptet, 
persönlich  mit  dem  Tsaren  überlegte.  Die  Unterhandlungen  auf  Aland  1718 
zwischen  Görtz  und  Ostermann,  aus  russischen  Quellen,  zeigen  bei  einem 
Vergleich  mit  Carlsons  meist  nach  schwedischen  Quellen  bearbeitetem  Werk, 
welch  ein  überlegener  Diplomat  Görtz  war,  und  wie  wenig  man  auf  russischer 
Seite  ahnte,  dafs  dieser  schon  am  12.  August  von  Karl  XIT.  eine  Antwort 
erhielt,  die  jede  Aussicht  zum  Frieden  zerstörte.  Wie  genau  man  dagegen 
russischerseits  Schwedens  erschöpften  Zustand  und  dessen  innere  Verhältnisse 
kannte,  davon  zeugt  die  anfang  November  1718  von  Ostermann  verfafete  und 
von  Herrmann  mitgeteilte  Denkschrift.  In  der  Briefsammlung  und  den  Re- 
lationen (für  die  Jahre  1714 — 20)  vom  hannoverschen  Residenten  in  Peters- 
burg, Weber,  welche  das  Hauptstück  in  Herrmanns  Werk  bilden,  ist  nur 
wenig  für  Schwedens  Geschichte  unter  Karl  XU.  zn  holen,  aber  einige  recht 
wichtige  Sachen  finden  sich  doch  für  die  Jahre  1719  und  1720.  —  Auch  ein 
gekröntes  Haupt  hat  sich  unter  dem  Beifall  der  Kritik  über  ihn  als  über 
Vorgänger  vernehmen  lassen.4) 

Schwedens  Kirchengeschichte  für  diese  Zeit  ist  durch  eine  kleinere  Ab- 
handlung von  Lindgren5)  bereichert  worden  über  das  Auftreten  des  Pie- 
tismus 1702  —  1721.  Der  Wetteifer  von  Regierung  und  Kirche  in  der  kraft- 
vollen Unterdrückung  jedes  Versuchs  der  Abweichung  von  der  kirchlichen 
Einheit  ging  jedoch  im  allgemeinen  nicht  so  weit,  dafs  man  strengere  Strafen 


1)  E.  CarUon,  Syerige  och  Preufsen  1701—1709  in  Hi«t  Bibl.  V1JL  —  2)  E.  HerT- 
niann,  Zeitgenoss.  Berichte  z.  Gesch.  Rufslands.  II.  Leipzig.  —  3)  F.  F.  Carison,  0m 
frcdftundorhandlingarnoaren  1709—1718.  Stockh.,  1857.  166  S.  8  vo.  —  4)  8.  M.  Oscar 
Frederic  roi  de  Suede  ot  de  Norv.,  Charles  XII.  (aus  d.  Schwed.  y.  Rene  Boy)  rgl. 
Journal  des  sc.  milit.  I.  3  Tl.  ff.,  auch  s.  Bot.  d.  q.  hist  28,  650.  —  5)  J.  A.  Lindgrea, 
Jiidrag  tili  den  svonska  pictismons  historia.    1.    Upsala,  1879.    119  S. 


Skandinavien  (Schweden).  111,187 

anwandte,  abgesehen  von  der  Absetzung  eines  früheren  Theologie-Professors  in 
Pernau  von  seinem  Predigtamt.  —  Vielleicht  können  wir  auch  erwähnen,  dafs 
Westrin1)  ans  dem  rassischen  einen  Aufsatz  von  Grot  übersetzt  hat,  die 
Herkunft  der  Kaiserin  Katharina  I.  betreffend;  die  Hypothese  ihrer  schwe- 
dischen Abkunft  mufs  nun  aufgegeben  werden. 

Ein  historisches  und  ethnographisch-geographisches  Interesse  bietet  das 
von  Strindberg*)  veröffentlichte  Werk.  Der  Vf.,  A.  Molin,  einer  jener 
Helden  Karls  XII.,  die  zuerst  durch  ihre  Tapferkeit  im  Kampfe  und  darauf 
durch  den  ungebeugten  Mut  im  Druck  der  Gefangenschaft  und  die  dabei 
entwickelte  unerschütterliche  Thatkraft  die  Bewunderung  der  Welt  erregten, 
gewährt  nicht  nur  einen  Einblick  in  die  Erlebnisse  der  schwedischen  Krieger 
in  dem  entlegenen  Sibirien,  sondern  enthält  auch  anziehende  naturgeschicht- 
liche und  geographische  Nachrichten  über  dieses  damals  noch  so  unbekannte 
Land. 

Für  die  Freiheitszeit  hat  das  Jahr  zunächst  die  Fortsetzung  der  Reichs- 
tags-Protokolle des  Adels  für  Juli — August  1727  8)  gebracht.  —  Ein  finnischer 
Forscher,  Palm6n, 4)  hat  eine  durch  eine  gute  Biographie  eingeleitete  Samm- 
lung der  interessanten  ökonomischen  Schriften  veranstaltet,  die  von  einem 
Reichstagsdeputierten  Chydenius  (1729 — 1803)  verfafet  wurden  und  bei  sei- 
nem Hervortreten  (1765 — 66)  ein  ungemeines  Aufsehen  erregten.  Chydenius, 
ein  schwedischer  Adam  Smith,  bekämpfte  mit  solcher  Schärfe  und  Energie 
das  herrschende  Schutz-  und  Monopol-System  ebenso  wie  die  im  Geld-  und 
Finanzwesen  eingewurzelte  falsche  Theorie,  dafs  er  seine  unerschrockene  Ver- 
teidigung derselben  mit  dem  Verluste  seines  Platzes  im  Reichsstande  der 
Geistlichkeit  büfsen  mufste. 

Bodys6)  kleine  Schrift  vom  Aufenthalt  Gustavs  HI.  in  Spaa  und 
Aachen  enthält  nichts  Neues  oder  für  die  geschichtliche  Forschung  Wichtiges. 
Dagegen  ist  von  besonderer  Bedeutung  die  Fortsetzung  der  von  Tigerstedt 
schon  vor  2  Jahren  angefangenen  Arbeit  über  Sprengtporten,6)  der  als  fin- 
nischer Edelmann  in  russischen  Dienst  trat  und  nunmehr  sich  bestrebte, 
Finnland  während  des  Krieges  1788 — 90  gewaltsam  von  Schweden  zu  trennen 
durch  das  berühmte  Anjala-Bündnis  1788,  das  plötzlich  den  Angriff  Gustavs  III. 
auf  Rufsland  unterbrach.  Nachdem  7  finnische  Offiziere  hinter  dem  Rücken 
des  Königs  den  9.  August  die  Unterhandlung  mit  der  Kaiserin  Katharina 
eröffnet  hatten,  nur  zu  Wiederherstellung  des  Friedens,  deren  Bevollmäch- 
tigter bei  Katharina,  Jägerhorn,  aber  den  Unterhandlungen  sogleich  die 
Richtung  auf  die  Trennung  Finnlands  zur  Befriedigung  Sprengtportens  gegeben, 
wurde  das  sogenannte  Anjala-Bündnis  am  13.  August  von  113  Offizieren 
unterzeichnet  zur  Herstellung  des  Friedens  und  Einberufung  des  Reichstags. 
Nach  dem  Vf.  ist,  was  man  bisher  den  Bündnis-Akt  genannt,  eine  Erklärung 
der  schwedischen  Marine -Offiziere  zur  Beantwortung  einer  Darstellung  des 
Anjala-Bündnisses,  und  die  gewöhnlich  sogenannte  Deklaration  der  Offiziere 


1)  Om  Kejsarinnan  Katarina  I.  härkorast  af  J.  Grot,  Übersetzt  Ton  Th.  Westrin,  i. 
ffistor.  Bibl.  VII.  8.  571—587.  —  2)  A.  Strindberg,  Berättelser  om  de  i  stora  Tartariet 
boende  Tartaror  etc.  uppsatt  af  A.Mol  in,  ryttmästare  etc.  1725.  —  3)  Sver.  Ridd.  och  Adels 
prot.  fran  o.  m.  1719,  utg.  af  E.  V. Montan.  V,  2.  Vgl.  Jahresber.  79,  III.  220.  —  4)  Poli- 
tiska  skrifter  af  And.  Chydenius,  aufs  neue  herausgegeben  Ton  E.  G.  Palmen.  UelRingf., 
1877 — 80.  437  ö.  —  5)  A.  Body,  Gustave  111.  aux  oaux  de  Spa.  Bruxelles,  1879.  Ren- 
mont  bespricht  Gustavs  111.  Aufenthalt  in  Aachen  1780  u.  91  in  Z.  d.  Aach.  G.  V.  II.  Vgl. 
o.  S.  79.  —  6)  K.  K.  Tigerstedt,  G.  M.  Sprengtporten.  VI— X  in  Finsk  Tidskrift  1879, 
80.     Vgl.  Jahresbor.    I.    590. 


111,188  XXU.  1.    C.  Annerstedt: 

gerade  die  wirkliche  Bündnis -Urkunde.  Dänemarks  Kriegserklärung  und 
Herzog  Karls,  des  gewünschten  Führers,  Zurückhaltung  rettete  den  König  in 
dieser  gefährlichen  Lage.  Selbst  das  russische  Kabinet  trug  durch  seine  un- 
verhohlene Sprache  dazu  bei,  den  Mifsvergnügten  die  Augen  zu  öffnen,  und 
Sprengtportens  freche  Aufforderung  zum  Abfall  fand  keinen  Anklang.  —  Ein 
fremder  Beitrag  von  nicht  geringer  Wichtigkeit  für  die  Geschichte  derselben 
Zeit  ist  Chrapovitskys  Tagebuch,  das  im  Auszuge  ins  Schwedische  über- 
setzt ist. l)  Der  Vf.,  als  Privatsekretär  Katharinas  II.  in  hohem  Grade  in 
ihrem  Vertrauen,  giebt  wertvolle  Aufschlüsse  über  Stimmung,  Politik  und 
Mafsregeln  der  Kaiserin,  hauptsächlich  während  des  Krieges  mit  Gustav  HL 
1788 — 90,  der  ihr  sehr  ungelegen  kam,  wie  sie  ihn  fürchtete  und  hafste, 
während  sie  sich  den  Schein  gab,  ihn  als  kleinen  unbedeutenden  Nachbar 
zu  verachten.  Ohne  das  Anjala-  Bündnis  dazwischen  würde  eine  ernste  Ge- 
fahr Petersburg  bedroht  haben,  denn  die  russischen  Verteidigungsanstalten 
waren  höchst  mangelhaft. 

Sander1)  hat  eine  kleine  Schrift  herausgegeben,  die  vollständig  die 
heimlichen,  unlauteren  Wege  nachweist,  welche  während  der  Minderjährigkeit 
Gustav  Adolfs  Herzog  Karl  und  sein  Günstling  Reuterholm  benutzt  (unter 
Verwendung  des  schwedischen  Kunstagenten  in  Rom,  Piranesi  —  zum  Lohn  für 
seine  Spionage,  Bestechung,  seinen  Diebstahl  der  Papiere  Armfelts,  schwe- 
discher Ministerresident),  nicht  scheuten,  um  sich  Kunde  zu  verschaffen  von 
dem  Plan,  den  der  berühmte  Armfeit,  ehemaliger  Günstling  Gustavs  HL,  da- 
mals schwedischer  Minister  in  Neapel  (1793 — 94),  entworfen  hatte,  um  mit 
russischer  Hülfe  die  vormundschaftliche  Regierung  in  Schweden  zu  stürzen. 
—  Von  unserer  auswärtigen  Politik  während  der  vormundschaftlichen  Re- 
gierung 1792 — 96  hat  Beehrend tz2)  die  Rufsland  berührende  Seite  behan- 
delt, vielfach  auf  Grund  von  offiziellen  Aktenstücken  im  Archiv  des  aus- 
wärtigen Ministeriums.  Zwischen  der  Kaiserin  Katharina  H.  und  dem  schwe- 
dischen Hof  war  in  den  späteren  Jahren  Gustavs  HI.  eine  grofse  Vertrau- 
lichkeit entstanden,  welche  sich  von  der  Zeit  datiert,  in  der  Gustav  anfing, 
sich  mit  dem  Plane  zu  beschäftigen,  an  der  Spitze  einer  Koalition  die  alte 
Monarchie  in  Frankreich  wieder  aufzurichten,  und  nach  dem  Morde  des 
Königs  schnell  erkaltete,  da  der  Herzog -Regent  sich  mit  Personen  umgab, 
denen  Katharina  als  ihren  Feinden  mifstraute,  und  Schweden  begann,  ach 
Frankreich  zu  nähern.  Doch  seine  Isolierung  nach  dem  Ausbruch  des  Koa- 
litions-Krieges und  Rufslands  Anschlufs  an  Englands  maritime  Politik  zwang 
darauf  die  schwedische  Regierung  wieder,  sich  eifrig  um  die  russische  Freund- 
schaft zu  bemühen  vermittels  des  Heiratsvorschlages  zwischen  dem  jungen 
Könige  und  Katharinens  Enkelin,  Alexandra.  Nach  dem  zwischen  Schweden 
und  Dänemark  geschlossenen  Neutralität -Vertrage  i.  J.  1794  und  der  Ver- 
öffentlichung von  Armfelts  Kabalen,  besonders  aber  Schwedens  Defensiv-Bünd- 
nis  mit  Frankreich  1795  und  Gustav  Adolfs  Verlobung  mit  einer  mecklen- 
burgischen Prinzessin  schien  der  Kriegsfall  herbeigeführt.  Trotz  der  Aufhebung 
der  mecklenburgischen  Verlobung  und  des  Königs  und  Herzogs  im  August 
1796  in  Petersburg  persönlicher  Verhandlung,    trotz  der  schon   getroffenen 


1)  Utdrag  ur  Sekret  hos  Katarina  II.  A.  Y.  ChrapoYitsky'a  dagbok  1787—1791, 
übersetzt  von  C.  Silfver stolpe.  Stockh.  128  S.  Das  Tagebuch  ist  schon  früher  benotet 
wordon,  sowohl  von  Tigerstodt  zu  obonstchendem  Werke  als  auch  ron  Brückner.  —  —  2)  ?• 
Sander,  Piranesi,  Svensk  kons  tagen  t  och  minister  i  Rom.  Stockh.  80  S.  —  3)  F.  J. 
Beehrend tz,  Om  Sverigea  forhall.  t  Ryssland  ander  Gust  IY.  Adolfs  fb'rmyndare  strrelst» 
in  ÜMt  Bibl.    VII. 


Skandinavien  (Schweden).  111,189 

Abmachung  in  betreff  sowohl  der  Verlobung  als  auch  eines  Familienvertrags 
—  scheiterte  alles  an  der  Nichterfüllung  der  russischen  Forderung,  der  König 
solle  seiner  Gemahlin  nicht  nur,  wie  er  versprochen,  Gewissensfreiheit,  son- 
dern auch  freie  Religionsübung  gewähren,  was  er  verweigert  hatte.  Der 
Gram,  ihren  Lieblingsplan  gescheitert  zu  sehen,  legte  die  Kaiserin  zwei  Mo- 
nate später  ins  Grab. 

Die  Verbindungen  zwischen  Schweden  und  Rufsland  während  der  Zeit 
1801 — 1809  sind  von  einem  nissischen  Verf.  ZI o bin1)  behandelt  worden. 
Schon  1868  kam  dieses  Werk  heraus,  wurde  aber  erst  jetzt  ins  Schwedische 
übersetzt  Des  Vf.  Ausnutzung  des  Archivs  des  russischen  auswärtigen 
Ministeriums,  welche  ihm  Mitteilung  von  Auszügen  aus  wichtigen  ministeriellen 
Depeschen  gestattet,  wird  in  ihrem  Wert  beeinträchtigt  durch  die  unverkenn- 
bare Absicht,  Kaiser  Alexanders  I.  Person  und  Rufslands  Politik  in  das  vor- 
teilhafteste Licht  zu  stellen,  und  durch  die  geringe  Kenntnis  der  historischen 
Litteratur  anderer  Länder.  Als  Beispiel  der  daraus  hervorgehenden,  nicht 
völlig  bewufsten  Entstellung  der  geschichtlichen  Verhältnisse  diene  folgendes: 
Bei  der  Erörterung  der  Auflösung  des  nordischen  Bundes  1801  erzählt  er, 
dafs  die  dänische  Flotte  (die  nicht  mehr  litt  als  die  englische)  von  den  Eng- 
ländern auf  der  Rhede  Kopenhagens  zerstört  wurde,  dafs  die  schwedische 
Flotte,  die  schon  unter  Cronstedts  Befehl  (unter  dem  sie  gar  nicht  stand!) 
in  See  gegangen  wäre  (während  sie  zum  Auslaufen  gar  nicht  kam!),  darauf 
nach  Karlskrona  zurückkehrte,  dafs,  als  diese  Seefestung  von  den  Engländern 
bedroht  wurde,  Gustav  Adolf  eine  ausweichende  Antwort  gab,  die  es  dem 
Kaiser  Paul  deutlich  machte,  er  habe  von  Schweden  nichts  mehr  zu  erwarten 
(während  der  König  19.  April  den  englischen  Admiralen  antwortete,  dafs  er 
sich  nicht  von  seinen  Bundesgenossen  trennen  könne!)  und  dafs  die  eng- 
lischen Admirale  nur  auf  die  Nachricht  von  Pauls  Tode  die  Fahrt  in  den 
finnischen  Meerbusen  abbrachen  (und  doch  hatte  wahrscheinlich  der  Admiral 
schon  vor  seinem  Abgang  von  Kopenhagen  die  Todesnachricht  —  jedenfalls 
aber  in  Karlskrona  — ,  die  ihm  wahrscheinlich  machte,  dafs  Alexander  I.  ohne- 
hin eine  andere  Politik  beginnen  werde!)  So  steht  des  Vf.  Fassung  zu  dem 
Inhalt  authentischer  Aktenstücke!  Nicht  nur  sieht  der  Vf.  den  Angriff 
Kaiser  Alexanders  auf  Schweden  1808  natürlich  als  berechtigt  an,  sondern 
behauptet  ohne  Beweis,  dafs  Gustav  Adolf  früher  den  Plan  gehegt,  seinen 
Nachbar  anzugreifen. 

Eine'  recht  gute  Übersicht  von  der  Zeit  1792 — 1844  ist  in  Bäck- 
ströms2)  Werk  enthalten.  Ohne  den  Anspruch  der  Wissenschaftlichkeit, 
in  parteiloser  Darstellung,  vertraut  mit  dem  Gegenstande,  hat  der  Vf.  nur 
das  wichtigste  von  dem  in  der  gedruckten  Litteratur  Vorhandenen  zusammen- 
gefafst  und  die  Leserwelt  dadurch  mit  einem  vorzüglichen  Handbuch  be- 
schenkt; wir  heben  die  Schlufskapitel  mit  ihrem  Nachweis  aller  Namen  von 
Bedeutung  in  der  Wissenschaft,  der  Kunst,  der  Litteratur  u.  s.  w.  besonders 
hervor.  —  Die  herausgekommenen  ungeordneten  Beiträge  zur  Geschichte  des 
Dal-Regiments  1813— 14 3)  bieten  historisch  Interessantes  (aufser  dem  das 
Kriegswesen  Betreffenden)  nicht.  —  Pikante  Beiträge  zur  Lebensgeschichte 
von  Crusenstolpe,  dem  bekannten  Litteraten  und  Publizisten  in  dem  Zeitalter 


1)  Do  diplomat  forbindelserna  mellan  Kyssland  och  Sverige  1801 — 1809  af  K.  K.  Zlo- 
bin,  übersetzt  Ton  H.  Hjärne.  Stockt.  119  S.  —  2)  C.  G.  Starbacka  Beratt  ur  Srensk» 
hiat,  fort»,  afP.  0.  Bäckström.  Teil  XXL  XXII.  Stockh.  502  u.  908  S.  kl.  8°.  — 
3)  Bidrag  t  Kongl.  Dal-Regiment  hiat  1813—14.     Falun,  1879.     146  S. 


111,190  **    1-    C.  Annerstedt: 

Karl  Johanns,  eine  Anzahl  bisher  angedruckter  Briefe,  hauptsächlich  Auszüge 
aus  früher  gedruckten  Schriften  hat  Ahn  feit1)  geliefert.  Auch  ein  anderes 
Werk  desselben  Vf.,  zu  einer  Art  von  historischem  Magazin1)  bestimmt,  hat 
für  die  wirkliche  Geschichte  wenig;  Nauckhoffs  daselbst  aufgenommene  bos- 
hafte und  unzuverlässige  Memoiren  enthalten  wieder  nur  viele  pikante  Er- 
lebnisse am  Hofe  Karl  Johanns.  —  Ein  nicht  geringes  Interesse  haben  die 
Notizen  über  schonische  Verhältnisse  während  des  Zeitraums  1799 — 1824 
von  einem  Bürgermeister  in  Malmö,  die  Weibull8)  veröffentlicht  hat.  Sie 
enthalten  nicht  unwichtige  historische  Auskünfte  über  die  Zeit  1807 — 1812. 

Zwei  Staatsmänner  aus  der  Zeit  Karl  Johanns  und  Oskars  I.  haben 
Beiträge  zur  Kunde  der  Zeit  gegeben,  in  welcher  sie  thätigen  Anteil  an 
den  Ereignissen  genommen.  F&hraeus4)  hat  alle  öffentlichen  Malsregeln 
objektiv  und  kritisch  erörtert,  an  welchen  er  1825 — 1854  beteiligt  gewesen. 
Er  bietet  klar,  ruhig  und  wahr,  wie  der  Vf.  selbst  ist,  ein  Stück  wirklicher 
Geschichte  der  politischen  sowohl  als  auch  der  ökonomischen,  in  welcher 
letzteren  er  als  Vertreter  freisinniger  Grundsätze  eine  eingreifende  Rolle  ge- 
spielt hat.  —  Palmstjernas6)  Werk  (wir  wenden  den  Namen  ohne  die 
Vornamen  an,  da  der  Herausgeber  sich  und  den  Vf.  nicht  immer  deutlich 
unterschieden  hat)  kommt  dem  Charakter  gewöhnlicher  Memoiren  näher; 
dennoch  scheint  es  sehr  zuverlässig  zu  sein.  Unter  den  Begebenheiten,  die 
das  lange  Leben  des  Vf.  berühren,  sind  vom  hervorragendsten  Interesse  die- 
jenigen der  Zeit  von  1840 — 56,  in  die  er  als  einer  der  Führer  der  kon- 
servativen Partei  kräftig  eingriff. 

In  dem  neuen  Heft  des  „Biografiskt  lexikon"6)  erscheinen  Namen, 
wie  Esaias  Pufendorf  und  Christian  Ravius.  —  Klingspor  und  Schlegel7) 
haben  genealogische  und  biographische  Beiträge  zur  Kenntnis  der  adeligen 
Geschlechter  der  Provinz  Upland  gegeben,  von  Lewenhaupt8)  ist  ein  bio- 
graphischer Entwurf  über  J.  G.  Werwing  geschrieben,  in  welchem  sich  hier 
und  da  etwas  findet  hinsichtlich  seiner  Thätigkeit  als  Legations-Sekretär  am 
hannoverschen  Hofe  1706 — 1714. 

Unter  den  bibliographischen  Werken  wollen  wir  an  den  Jahresbericht9) 
des  Reichs -Archivs  erinnern,  der  diesmal  ein  summarisches  Verzeichnis  der 
Bats-Protokoll-Sammlung  vom  Jahre  1622  enthält  —  Tegner10)  hat  zu  Nnto 
und  Frommen  der  Geschichtsforscher  eine  wertvolle  beschreibende  Übersicht 
der  in  der  königl.  Bibliothek  zu  Stockholm  verwahrten  privaten  Briefwechsel 
herausgegeben.  —  In  dem  administrativ-statistischen  Handbuch  von  Führens11) 
finden  sich  Mitteilungen  und  Zeitangaben  hinsichtlich  der  Geschichte  der 
Verwaltung. 


1)  M.  J.  Crusenstolpo,  lofnadsteckn.  och  urval  af  A.  Ahnfelt  I.  IL  Stockholm.  8*. 
—  2)  Id.:  Ur  svenska  hofvets  och  aristokrations  lif.  I.  II.  Stockh.  —  3)  Minnen  af  C  C 
Hall  in  g  utg.  af  M.  Weibull.  Sämling  for  d.  Skanska  Landak.  föroning  VH — DL  Land, 
1878—80.  —  4)  0.  J.  Fährrcus,  Skildringar  ur  det  offentliga  lifret  Stockholm,  1880. 
331  S.  —  5)  Berättelser  ur  Frih.  C.  0.  Palmstjornas  lofoad  (1790— -1878)  af  C.  F. 
Palmstjorna.  Stockh.  220  S.  —  0)  Svenskt  biogr.  Lexikon.  Ny  foljd.  VIIL  2.  VgLJahwsb. 
II.  223.  —  7)  Klingspor  och  Schlcgol,  Uplands  horregardar.  1 — 20.  Stockh.,  1877 
—81.  Klingspor,  Uplands  Adel.  131  S.  —  8)  J.  G.  Werwing  in  d.  Zeiteehr.  «Samla^e■,  L 
Ups.  —  9)  Meddelandem  fr.  Svenska  Riksarkivet.  IV.  Stockh.  —  10)  El of  Tegner,  K. 
Bibl.  Sämling  af  Svenska  brefvexlingar.  Stockh.  128  S.  —  11)  E.  Fahreus,  Administrativ 
o.  statist  Handbok.  4.  Aufl.  Stockh.  350  S.  Die  Genealogie  dor  Adelageachlechter  betritt 
Anrep,  Svenska  slacgt  bokn.     Bd.  III.     Heft  3.     Vgl.  o.  S.  53. 


Norwegen.  111,191 


XXII.    2. 

H.  Sofajöth. 

Norwegen. 

Das  Diplomatarium1)  (cfr.  Jahresbericht  I,  592.  n,  3,  232.)  bringt  770 
Urkunden  aus  der  Zeit  zwischen  1246  und  1570,  besonders  viele  wichtige 
Dokumente  aus  der  1.  Hälfte  des  XVI.  Jahrh.  Otto  Lundh  hat  die  Regis- 
tranten8)  für  die  Zeit  1637—1640  (cfr.  Jahrb.  I,  592)  herausgegeben,  und 
Dr.  Y.  Nielsen  hat  die  Herausgabe  der  Visitationsbücher  und  Aufzeich- 
nungen8) des  Bischofs  J.  Nielssön,  welche  eine  wichtige  Quellenschrift  für 
Verhältnisse  und  Zustände  in  „östlandet"  d.  h.  den  Stiftern  Kristiania  und 
Hamar  am  Schlüsse  des  16.  Jh.  sind,  angefangen.  Auch  einen  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  Hanseaten  in  Norwegen  liefert  Y.  Nielsen.4)  Die  Sammlung 
der  „Führungsregeln",  welche  sich  in  einem  kleinen  Hefte  im  Archiv  des 
Bergenfahrerkollegs  zu  Lübeck  befinden  und  wahrscheinlich  zur  Orientierung 
für  das  Kollegium  der  Bergenfahrer  in  Lübeck  oder  für  die  bergenschen  Alder- 
männer  gedient  hat,  gehört  zwar  nicht  der  Blütezeit  des  Kontores  an;  aber 
die  Zähigkeit,  mit  welcher  das  Kontor  überhaupt  seine  alte  Organisationauf- 
recht  erhielt,  ist  nach  der  Meinung  des  Herausgebers  eine  Garantie  dafür, 
dafs  die  in  derselben  enthaltenen  Aufklärungen  über  die  Verhältnisse  in  der 
Zeit  des  Verfalls  auch  auf  ältere  Zeiten,  jedenfalls  auf  das  ganze  XVI.  Jhrh. 
angewandt  werden  können.5)  Dr.  G.Storm  hat  herausgegeben:  die  gesammel- 
ten Schriften  von  Peder  Claussön  Friis,6)  als  Prediger  in  Undal  (Stift  Kris- 
tianssand)  1614  gestorben.  Aufser  der  für  seine  Zeit  ausgezeichneten  däni- 
schen Übersetzung  der  norwegischen  Königssagen  sind  seine  Übersetzung  des 
JLandlov",  (Landgesetz)  „Norges  Beskrivelse",  (Beschreibung  Norwegens)  und 
„Norges  Naturhistorie"  mit  die  wichtigsten,  bis  1876,  (Entdeckung  in  der 
Kopenhagener  Königlichen  Bibliothek  durch  Storm)  nur  von  Hörensagen  und 
Citaten  bekannt.  Dr.  S.  hat  die  Ausgabe  mit  sprachlichen,  historischen  und 
geographischen  Erklärungen  und  einer  längeren  Einleitung  (Studium,  Vor- 
bilder) über  das  Leben  und  die  Schriften  (Quellen  und  Muster)  des  Verfas- 
sers, sowie  die  alten  Ausgaben  ausgestattet 


1)  Diplomatarium  10.  Band  2.  Hälfte  (Tollst)  S.  417—912  Kristiania.  —  2)  0.  Lundh, 
Norske  Rigsregistr.  7.  Band  2  Hefte  S.  321—816  Kristiania.  —  3)  T.  Nielsen,  Biskop 
Jens  Nielssöns  Visitatsböger  og  Beiseoptegnelaer  1574 — 1597.  L  320.  Kristiania.  —  4)  Id.: 
Vedtsegter  for  det  hanseatiske  Kontor  i  Bergen  fra  det  XVI  og  XVII  Aarh.  (Füh- 
rungsregeln für  d.  hans.  Gont  i  Bergen  aus  d.  XVI.  u.  XVIL  Jh.)  Krist  Vidensk.  Selsk. 
Forh.  1878  Nr.  1.  64  S.  u.  1880  Nr.  13.  53  S.  (Verhdl.  d.  Ges.  d.  Wiss.  in  Krist.  —  5) 
Man  rgl. 'die  schon  Jahrsb.  79,  II,  325  erwähnte  Untersuchung  t.  J.  Harttun g,  die  Spiele  der 
Deutschen  in  Bergen.  Hansisch.  Gesch. -Bl.  Jahrg.  1878.  S.  89—122.  —  6)  G.  Storm, 
Samled  Skrifter  af  Fed.  Claussön  Friis.  LXXXIV,  493 S.  1877—81.  Kristiania  —  enthält:  „Om  Dyr 
(Über  die  Tiere),  Fiske,  Fugle  og  Trer  (Bäume)  in  Norge"  —  „Et  kort  Udtog  (Auszug)  af  de 
norske  (norw.)  Kongers  Historie"  —  „Om  Island"  —  „Om  Grönland"  —  „Om  Tienden  (Zehn- 
ten) paa  Agdeaiden"  (das  südlichste  Norwegen)  —  „Norges  Beskrirelse"  —  „Om  Bebyggelsen 
af  nogle  Lande  som  hörer  til  den  norske  Krone";  also  nicht  die  Übersetzungen. 


]H,192  XXn.  2.   fl.  Sehjöth. 

Als  wichtigerer  Beitrag  zn  Norwegens  neuerer  Geschichte  sei  zuerst  ge- 
nannt Troels  Lunds  Geschichte.1) 

Dr.  L.  Daae  hat  mit  grofscm  Fleifse  Aufklärungen  über  Norwegens 
Schiffahrtsverbindungen  mit  Holland  und  England  im  XVII  und  XVIlLJahrh. 
gesammelt8)  und  mit  Hülfe  dieser  die  Bedeutung  nachgewiesen,  welche  die 
Dienste  der  Norweger  besonders  unter  holländischer  Flagge  for  die  Ent- 
wickelung  der  norwegischen  Schiffahrt  gehabt  haben.  —  J.  Barstad  hat  aus 
militärischen  Justizprotokollen  im  Museum  Bergens  über  die  militärische 
Justiz  in  Norwegen  vor  200  Jahren  Aufklärungen  gesammelt,9)  indem  er 
Auszüge  aus  den  Protokollen  mitteilt  und  diese  mit  den  notwendigen  No- 
tizen über  die  handelnden  Personen  begleitet,  sowie  die  einschlägigen  Ge- 
setzesbestimmungen anführt.  Die  Kriegsgeschichte  der  Zeit  behandelt  Con- 
stantius  Flood.4)  Von  Wichtigkeit  für  die  innere  Geschichte  der  folgen- 
den Zeit  sind  die  „Storthingsefterretninger"  (Storthingsberichte)  von  1814— 
1833,6)  welche  auf  öffentliche  Veranstaltung  herausgegeben  werden.  —  Eine 
der  wichtigsten  Einnahmequellen  Norwegens  sind  von  jeher  —  natürlich  früher 
noch  mehr  —  seine  Wälder.  Das  Schicksal  dieser  Wälder  und  die  in  verschie- 
denen Gegenden  sehr  verschiedenen  Ursachen  ihres  Schwindens  hat  J.  A.  Krag 
zum  Gegenstand  einer  Untersuchung  gemacht6)  Im  allgemeinen  sind  es  die 
gleichen  wie  in  andern  Ländern;  spezielle  sind  die  Unbekanntschaft  mit  den 
heutigen  Sprengmitteln  für  die  Bergwerke,  auch  einigermafsen  die  Einführung 
der  Sägen  im  XVI.  Jahrh.  als  Zerkleinerungsgeräthe.  Besonders  verderblich 
war  der  „Braatebrand"  und  die  daraus  oft  entstandenen  Waldbrände. 

Im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  fing  Nicolai  Wergeland  (+  1848) 
eine  historische  Beschreibung  der  Stadt  Kristianssand  (südlichstes  Norwegen) 
an,  wo  er  damals  als  Prediger  angestellt  war.  Sein  unvollendetes  Werk, 
welches  wertvolles  Material  zur  Geschichte  dieser  Stadt  liefert,  ist  nun  teil- 
weise von  Dr.  L.  Daae7)  herausgegeben  worden.  Unter  dem  Herausgege- 
benen befindet  sich  ein  Verzeichnis  der  aus  der  Schule  der  Stadt  von  1683 
bis  1813  entlassenen  Schüler.  —  Einen  kleinen  Beitrag  zur  Personalgeschichte 
haben  wir  auch  in  den  'Erinnerungen  aus  der  Pfarre  Kvseernaes  im  Amt 
RomsdaT8)  namentlich  von  1828 — 78,  in  welchen  biographische  Aufklärungen 
über  die  Prediger  des  Ortes  von  der  Reformationszeit  an  mitgeteilt  werden,  so- 
wie einige  Aufzeichnungen  betreffend  einige  Adelige  in  Norwegen  am  Schlosse 
des  XVI  und  Beginne  des  XVII.  Jahrh.9)    Diese  Aufzeichnungen,  deren  Ori- 


1)  Troels  Land,  Danmarks  og  Norgcs.  Historie  i  Stützungen  Schlafe,  of  XYI  Aarh.  tgL 
u.  S.  193.  —  2)  L.  Daae,  Nordm.  Wandr.  t.  IL  o.  E.  —  3)  J.  Barstad,  Militer-Justiüi  i 
Norge  for  200  Aar  siden.  III,  123  S.  8°.  Kristiania;  angezeigt  von  £.  Maurer  i.  Lit  CentralbL  1880, 
Sp.  111.  —  Jakob  Aall,  Erindringer  som  Bidrag  til  Norgea  Historie  fra  1800 — 1815.  Udgifft 
afChr.  CA.  Lange.  Med  forfatterens  (des  Y  f.)  Biographie  afJ.  C  Aall.  VIII.  776  S.  Kristiania 
—  ist  die  einzige  ausführliche  zusammenhängende  Darstellung,  welche  man  Ton  den  Begeben- 
heiten in  Norwegen  1800 — 1815  hat  ('Jacob  Aalls  Erinnerungen').  Der  Verl,  unter  anderei 
einflußreiches  Mitglied  der  konstituierenden  Reichsrersammlung  zu  Eidsvold  (1814),  giebt  ante 
seinen  Erinnerungen,  die  Ausbeute  seiner  Forschungen  in  den  Aufzeichnungen  der  Zeitgenosse» 
und  seines  Briefwechsels  mit  verschiedenen  der  handelnden  Personen,  Überall  mit  dem  Ge- 
präge der  Wahrheitsliebe  und  des  gewissenhaften  Strobens  nach  Unparteilichkeit  Zn  einer 
neuen  Subscription  der  zuletzt  1859  herausgegebenen  Schrift  ladet  der  Verleger  ein.  —  4) 
Constantius  Flood,  Under  Krigsaaren  (1807—14).  Ny  illuutr.  Tidende.  (Nene  ühwtr. 
Ztg.)  1879.  Krirtiania.  —  5)  3.  B.  5  H.  S.  321— 400  4.  Kristiania.  —  6)  J.  A.Krag,  Bidrag 
til  det  norske  Skoyva».  Historie  ind  til  1814.  46  S.  8°.  Kristiania.  —  7)  L.  Daae,  Af 
Nicolai  Wergelands  utrijkte  (ungedruckte)  Christianssands  Beskriyelae.  Norsk.  hist  Tidakr. 
2.  Ser.  III.  S.  44—112.  —  8)  P.  C.  T.  Holtermann,  Erindringer  fra  Kiwam 
Pneategjaeld  i  Bomsdals  Amt  192  S.  8°.  Trondhjem  1879.  —  9)  Herausgegeb.  v.  H.  J.  Hiit- 
feldt,  N.  Mit  Tidaak.  2.  S.  II.  S.  385—390.  N.  hist  Tidssk.  LS.1S.  498—503. 


Dänemark.  111,193 

ginal  als  verloren  galt,  sind  früher  nach  einer  weniger  guten  Abschrift  heraus- 
gegeben worden.  Jetzt  hat  Dr.  G.  Storm  in  einem  Manuskript  einer  Ge- 
setzsammlung von  ca.  1600  das  Original  gefunden,  welches  wahrscheinlich 
von  einem  Vogt  in  Brunlanes  (Amt  Jarlsberg  und  Laurvig),  der  1621  starb, 
herrührt  Diesem  Beitrag  mufs  aufser  der  &Personalhistorisk  Tidsskrift'  (cfr. 
u.  S.  197)  eine  Stammtafel  der  Familie  Stang1)  und  eine  ausführliche  Biogra- 
phie des  bekannten  norwegischen  Historikers  Gerhard  Schönning  (t  1780)*) 
hinzugefügt  werden. 


XXII.  3. 
H.  Sohjöth. 

Dänemark. 

Die  Fortsetzung  von  Troels  Lunds  Geschichte  Dänemarks  und  Nor- 
wegens „Danmarks  og  Norges  Historie"  (cfr.  Jahresb.  H,  3,  223)  giebt8)  eine 
ausführliche  Darstellung  von  Bauern-  und  Städterwohnungen,  Herrensitzen 
und  Schlössern,  ihrer  Bauart,  ihrem  äufseren  und  inneren  Aussehen  und  ihrer 
Einrichtung  einschl.  des  Mobiliars,  von  der  Bestimmung  der  verschiedenen 
Räumlichkeiten,  der  Ausschmückung  u.  s.  w.  Das  mit  grofser  Sorgfalt  gesam- 
melte, reiche  Material  hat  der  Verfasser  zu  einem  lebendigen  und  anschau- 
lichen Bilde  der  damaligen  Wohnungen  überhaupt  umzuformen  verstanden 
was  auch  ein  schwedischer  Recensent4)  im  ganzen  genommen  anerkennt 
Dr.  A.  Heise  hat6)  in  einer  ausfuhrlichen  Recension  von  Erslevs  Schriften 
über  das  Lehnswesen  in  Dänemark  im  XVI.  Jahrh.  (cfr.  Jahrsb.  H,  3,  223) 
sich  sehr  lobend  ausgesprochen,  indem  er  den  Wunsch  ausdrückt,  das  in- 
teressante und  anregende  Werk  möge  eine  lebhafte  Untersuchung  der  vielen 
Fragen,  welche  veranlafst  werden,  hervorrufen.  Mit  ähnlicher  Ausführlich- 
keit hat  derselbe6)  Friedrichs  I.  dänische  Kegistranten  (cfr.  Jahrb.  H,  3, 226) 
recensiert.  In  beiden  Recensionen  werden  wertvolle  Berichtigungen  und  Zu- 
sätze mitgeteilt.  —  Die  von  Bricka  und  Fridericia  angefangene  Aus- 
gabe der  eigenhändigen  Briefe  Christians  IV.  ist  um  ein  neues  (3.)  Heft  ver- 
mehrt worden,  welches  Briefe  von  1635  enthält.7)  In  „Aarsberetninger 
(Jahresberichte)  fra  det  kgl.  Geheimearchiv" 8)  finden  sich  Beiträge  zum 
„Kalmarkrieg"   (1611)   in   Briefen   vom   Statthalter   Brejde   Ranzov    an 


1)  Stamtavle  o?er  den  yngere  Frederikshaldake  Siegt  Stang  af  M.  Arnesen  og  M.  A. 
Stang.  55  S.  8°.  u.  1  Tabelle.  Fredrikshald  1879.  —  2)  Dr.  L.  Daae,  Gerh.  Schönning. 
92  S.  8°.  Kristiania.  —  3)  Troels  Land,  Danemarks  og  Norges  Historie.  B.  2  u.  3.  406  u. 
302  8.  Kjbhvn.  Tgl.  o.  S.  192.  —  4)  S?ensk  hist  Tidsskrift  1 S.  XVIII— XX1L  (H.  H— d  =  Hans 
Hildebrand)  —  doch  unterscheide  er  nicht  scharf  zwischen  Mittelalter  und  Neuzeit  u.  setze 
mittelalterl.  Verbesserungen  ins  XVI.  Jahrh.  —  5)  A.  Heise  L:  Dansk  hist  Tidsskr.  5  Ser. 
II,  S.  436— 465.  —  6)  Id.  i:  D.  hist  Tidsskr.  6.  Ser.  H.  S.  172—196.  —  7)  Bricka  u. 
Fridericia.  Eong.  Christian  den  Fjordes  egenh&ndige  Brere.  —  H.  I1L  180  S.  Ejbhyn.  cfr. 
Jahresb.  I,  595,  II,  3,  297  n.  ob.  III,  53  —  auch  über  Ersler:  Über  die  Briefe  des  Joh. 
Aurifaber  Tgl.  o.  ID.  8.  54  u.  Kap.  II.  —  8)  Aarsberetninger  fra  det  kgl.  Geheim- 
archiy.    VI  S.  199—254  4.  Kjbhyn.    (vgl.  o.  S.  1821  u.  184*.) 

Historische  Jahresberichte.    1880.    III.  13 


111,194:  *M-  3-   H-  Schjöth: 

den  Kanzler  Christian  Fräs  zu  Borreby;  auch  Briefschaften  betreffend 
Karl  Gustavs  Krieg  mit  Dänemark  1657—1660. — Während  der  Kriege  zwi- 
schen Dänemark  nnd  Schweden  in  der  neueren  Zeit  spielte  eine  nicht  un- 
wesentliche Rolle  das  'göngevolk',  benannt  nach  zwei  Harden  (Bezirken)  im 
nördlichen  Schonen  (Gothinge,  Gydinge,  Gonge),  ein  freiheitsliebendes  und 
streitbares  Volk.  Sie  nützten  den  dänischen  Königen  sehr  als  „Schnapp- 
hähne" im  Guerillakrieg;  noch  lange  nachdem  Schonen  unter  Schwedens 
Herrschaft  gekommen  war,  wurden  sie  von  den  Schweden  gefürchtet.  Über 
das  Göngevolk,  seine  Häuptlinge  und  Thaten  hat  nun  Chr.  Sörensen  eine 
kleine  Abhandlung  im  'Historischen  Archiv*  geliefert.3) —  Über  das  Leben  am 
dänischen  Hofe  in  der  Mitte  des  XVII.  Jahrh.  bietet  J.  A.  Fridericia 
einige  Aufklärungen,9)  entnommen  aus  einigen  bisher  noch  ungedruckten  Me- 
moiren des  Franzosen  Ph.  Boudon  de  la  Salle  (1653  in  Dänemark  und 
Schweden).  Die  Bedeutung  des  Trinkens  bei  den  Hoffesten  zeigt  —  abgesehen 
von  dem  Zustand  mehrerer  Adeligen  am  Abend  eines  Hoffestes  —  das  An- 
sehen, welches  de  la  Salle  gewann,  da  es  bekannt  wurde,  de  la  Salle  sei 
sehr  berauscht  gewesen.  Lobend  äufsert  er  sich  über  das  Königspaar  (Friede- 
rich III.  und  Sophie  Amalie.)  —  Unter  den  Staatsmännern  Dänemarks  nimmt 
Peder  Griffenfeld  einen  der  ersten  Plätze  ein  als  Vertreter  eines  einigen  nnd 
starken  Skandinavien.  Sein  Leben  ist  ein  Beweis  von  der  Unbeständigkeit 
des  Glücks.  Von  niedrigem  Stande  stieg  dieser  Mann  durch  seine  große 
Begabung  und  seine  reichen  Kenntnisse  bald,  aber  nur  auf  kurze  Zeit,  n 
den  höchsten  Würden  im  Staate  empor,  um  dann  mehr  als  20  Jahre,  an- 
geschlossen von  jeder  Thätigkeit —  im  Gefängnisse  zu  leben.  Das  Leben  und 
die  Wirksamkeit  dieses  Mannes  ist  Gegenstand  einer  ausfuhrlichen  Darstel- 
lung von  Otto  Vaupell8)  auf  Grund  der  Akten  in  Kopenhagen  und  in 
Stockholm.  Besonders  verweilt  der  Verfasser  bei  der  äufseren  Politik,  zu- 
mal bei  den  Verhandlungen  mit  Schweden  (1670—75),  was  ein  Schwedischer 
Recensent  (Hd.)4)  ihm  zum  Vorwurf  macht:  das  Buch  als  historische  Kom- 
position sei  nicht  glücklich;  das  reiche  Material  scheine  nicht  genügend 
durchgearbeitet.  Anstatt  einer  klaren  Darstellung  der  eigenen  Stellung  Grif- 
fenfelds zu  den  Parteien  in  Dänemark,  seines  persönlichen  Auftretens  und 
wirklichen  Charakters  mache  der  Verfasser  wenig  motivierte  Exkurse.  —  Wie 
bekannt  suchte  Friedrich  IV.  ebenso  wie  sein  Vater  seine  Einnahme  zu  ver- 
mehren, indem  er  dänische  Truppen  zu  fremdem  Kriegsdienste  vermietete. 
Die  dänischen  Truppen  zeichneten  sich  in  dem  spanischen  Erbfolgekriege 
unter  Prinz  Eugen  und  Marlborough  gegen  die  Franzosen  and  in  den 
Kriegen  Österreichs  in  Ungarn  aus.  Ober  das  Erstere  giebt  es  eine  Darstel- 
lung von  J.  H.  F.  Jahn  (1840 — 41),  über  das  Letztere  hat  Joh.  Forch- 
hammer5) aus  verschiedenen  gedruckten  und  ungedruckten  Quellen  Material 
gesammelt  und  sogar  aus  diesen  eine  zusammenhängende  Darstellung  des 
Schicksals  des  dänischen  Korps  während  des  Aufstandes  in  Ungarn  1704— 
1709  liefern  können;  von  Interesse  ist  die  Schilderung,  wie  es  von  der  öster- 
reichischen Regierung  behandelt  wird.     Von  Beiträgen  zur  Kriegsgeschichte 


1)  Chr.  Sörensen,  Göngefolkot  og  Snaphanerne.  Hist  Arch.  2.  8.  268 — 268.  Kjbkra. 
—  2)  J.  A.  Fridericia  i.:  d.  hist  Tidaakr.  5.  S.  II  S.  235— 240.  —8)  0.  Vaupell,  Bigt- 
kanalor  Grev  Griffenfeld.  Et  Bidrag  til  Nordens  Historie  i  4.  XVU.  Aarh.  T.  I.  IX,  206, 1*4 
SS.  8°.  Kjbhvn.  T.  1  bis  1675  (Stars  G'b.)  vgl.  o.  S.  184.  —  4)  Svensk  hiat  Tidaakr.  L 
LXXIX— LXXX1,  —  5)  Joh.  Forchhammer,  Det  danake  Bjslpekoipa i  datemgak  Tjm** 
fra  1704—09  og  Beianingen  i  Ungarn.    Danak  hiat  Tidaakr.  6&U.S.  10t— 165. 


Danemark.  111,195 

nennen  wir  ferner:  'Meddelelser  fra  Krigsarkiverne'  (Mitteilungen  aus  den 
Kriegsarchiven.) l)  (Das  1 .  Heft  enthält  wesentlich  Briefe  des  Kronprinzen 
Friedrich  in  den  Jahren  1794 — 1801)  und  den  'Dänisch-deutschen  Krieg 
1848 — 1850',*)  welche  beide  vom  Generalstab  herausgegeben  werden,  sowie 
die   Geschichte  des  11.  Bataillons  1747—1879  von  F.  V.  Svane.8) 

Als  Beitrag  zur  Geschichte  dieses  Jahrhunderts  müssen  zunächst  J.  G. 
Rists  Lebenserinnerungen  als  eines  dänischen  Staatsmannes  angeführt  werden, 
betreffend  die  Napoleon.  Zeit,4)  und  eine  Sammlung  von  Aufzeichnungen  über 
Personen,  Verhältnisse  und  Begebenheiten  am  Schlüsse  des  vorigen  und  An- 
fange dieses  Jahrb.,  herausgegeben  von  Dr.  F.  Schiern.5)  Der  Verfasser,  Prof. 
L.  Engels toft  (t  1851)  nennt  als  seine  wichtigsten  Gewährsmänner  den 
Herzog  und  die  Herzogin  von  Augustenburg,  die  Geheimerätin  Hjelrastjerne, 
den  Grafen  und  die  Gräfin  Rosencrone  und  Geheimrat  Mailing.  —  Vom 
verstorbenen  Professor  EL  N.  Clause n  liegt  eine  Sammlung  kleinerer  Ar- 
beiten unter  dem  Titel  „Vaterländische  Verhältnisse  und  Angelegenheiten"  vor.6) 

L.  Koch  hat  die  kirchlichen  Zustände  in  Dänemark  in  der  Blüte- 
periode des  Rationalismus  geschildert7)  Durch  Hervorsuchen  von  mancherlei 
Neuem  hat  er  auf  manche  Verhältnisse  ein  günstigeres  Licht  fallen  lassen  und 
eine  gegen  die  frühere  gerechtere  Beurteilung  der  Männer  der  ratio- 
nalistischen Zeit  und  ihres  Wirkens  gegeben,  als  dessen  lichte  Seite  beson- 
ders die  Geltendmachung  der  Toleranz  und  das  warme  Interesse  für  alle 
Unterdrückten  und  in  der  Gesellschaft  Zurückgesetzten,  das  Schulwesen  — 
besonders  die  Ordnung  der  Volksschule  — ,  als  dessen  dunkle  das  eigentlich 
Kirchliche  erscheint.  Von  L.  N.  Helvegs  Dänischer  Kirchengeschichte 
nach  der  Reformation  liegt  die  Fortsetzung  der  2.  umgearbeiteten  Aus- 
gabe vor.8)  In  den  „Kirkehistoriske  Samlinger"  nennen  wir  Aktenstücke, 
zur  Geschichte  des  höheren  Schulwesens  in  älterer  Zeit9)  von  H.  F. 
Rördam. 

0.  Nielsen  hat  ein  Register10)  zu  seiner  Ausgabe  des  Kopenhagener 
Diplomatariums  (cfr.  Jahresb.  I,  596)  geliefert  und  die  Geschichte  und  Beschrei- 
bung Kopenhagens  („Kjöbenhavns  Historie  og  Beskrivelse"  (cfr.  Jahresb. 
H,  3,  230)  fortgesetzt.    Er  beginnt  jetzt11)  eine  Darstellung   der  Geschichte 


1)  Mcddelelser  fra  Krigsarkiverne  B.  I,  H.  I,  112  S.  Kjbhvn.  —  2)  Den  Dansk-tydake 
Krig  i  Aarene  1848 — 50.  Udarbeidet  poa  Grund  lag  af  officielle  Dokumenter.  T.  III.:  Der 
Krieg  von  1850  1.  Abechn.  518  S.  Nyborg.  —  8)  F.  V.  Svane,  11.  Bataillons-Hiat 
88  S.  Aalborg  1879.  —  4)  G.  Poel,  Jon.  G.  Rists  Lebenserinn.  T.  1  u.  2  Gotha,  F. 
A.  Perthes,  vgl.  o.  III  S.  54  u.  Kap.  V.  —  5)  F.Schiern,  Engelstoftiana  i.:  d.  hist.  Tidsskr. 
5  S.  II,  348—396.  —  6)  H.  N.  Clausen,  Fsedrelandsk  Forhold  og  Anliggenheder.  Udg.  af  S. 
C lausen.  1 — 2  Hefte.  308  S.  Kjbhvn.  —  7)  L.  Koch,  den  danske  Kirkes  Historie  i  Aarene 
1801—17.  IX,  302  S.  Kjbhvn.  1879— 80.  Eecensiert  von  A.  Jantzen,  d.  hist  Tidssk.  5  S. 
III.  B.  267 — 285. —  8)  L.  N.  Helveg,  den  danske  Kirkes  historie  efter  Reformationen.  B.  IL 
H.  1—5.  480  S.  Kjbhvn.  —  9)  H.  F.  Rördam,  Aktstykker  tu  dot  höiere  Skolevrcsens 
hist  i  acldre  Tid.  Udg.  af  Selskabet  for  Danmarks  Kiikehistorie  ved  H.  F.  Rördam 
3  S.  II.  B.  5  H.  S.  689 — 807.  Kjbhvn.  Von  dem  Inhalt  der  beiden  Sammlungen,  welche 
Jutlands  und  Fünens  Geschichte  behandeln,  nennen  wir:  „Kulturhistoriske  Bidrag  til  Fredrik 
II.  Tid"  (K.  Beitr.  z.  Zeit  Friederichs  II.)  und  „Nogle  Bidrag  til  Ovortroens  Historie  i  d. 
XVI  Aarh.'f  (Einige  Beitr.  z.  Gesch.  von  0.  i.  XVI.  Jh.)  von  H.  F.  Rördam.  Samlinger  til 
jttdsk  Historie  og  Topografi.  8  B.  Heft  1—2.  192  S.  Aalborg.  —  „Nogle  Aktstykker  til  den 
fynske  Adels  Historie  i  Fredrik  II  Tid"  von  H.  F.  Rördam.  „Den  fynsko  Bondestand 
(Bauernstand)  in  Tiden  1600 — 1657"  von  S.  Jörgensen  und  „Historiske  Optegnelser  (Auf- 
zeichnungen) af  den  yngern  (jungern)  Cornelius  Hamsfort  i  Tiden  1454 — 1584"  von  H.  F. 
Rördam.  Samlinger  til  fynske  Historie  og  Topografi.  8  B.  Heft  2—3.  S.  97—288.  Odenae. 
—  10)  0.  Nielsen,  Register  tu  B.I— IV.  215  S.  Kjbhvn.  —  11)  Id.:  Kjöbenhavn  in  Aarene 
1536—1660.   (1.  Heft.)   192  S.  u.  1  Karte. 

13* 


111,196  XXTT.  3.   H.  Schjöth: 

der  Stadt  io  der  Zeit  von  1536 — 1660;  (der  Veränderung  der  Kirchspiele 
durch  die  Einführung  der  Reformation,  des  Schicksals  des  katholischen  Kir- 
chenguts, des  Heiligengeisthospitalß,  der  Statthalter  and  ihrer  Wirksamkeit, 
der  Bürgermeister  und  des  Rates,  des  Lebenslaufe  der  Bürgermeister  [bis 
1584].)  J.  Davidsen  hat  eine  populäre  Schilderung  des  alten  Kopenhagen 
geliefert.1)  Auch  einige  statistische  Werke  sind  für  die  Geschichte  Däne- 
marks von  Bedeutung.8) 

J.  Paludan  hat  den  bisher  wenig  untersuchten  Zeitraum  in  der 
Geschichte  des  dänischen  Dramas  zwischen  der  „Schulkomödie"  und  Ludwig 
Holbergs  Reform  des  Dramas,8)  in  welchem  die  religiöse  Komödie  und  die 
„Schulkomödie"  sich  nach  und  nach  in  die  moderne  Form  umwandelten 
unter  fremden  Einwirkungen,  behandelt. 

Im  Mai  1880  wurde  in  Kopenhagen  eine  Gesellschaft  gestiftet,  deren 
Zweck  es  ist,  nordische  litterarische  Erzeugnisse  aus  den  älteren  Zeiten  her- 
vorzuziehen und  herauszugeben.  Sie  hat  ihre  Wirksamkeit  mit  der  Ilerans- 
gabe  zweier  Sagas  (Ägrip  und  Erex  Saga;  cfr.  Abt  II)  und  eines  däni- 
schen Reimgedichts  aus  der  Reformationszeit  begonnen.*)  Dieses  letztere, 
„Peder  Smed",  ist  wortgetreu  nach  dem  einzigen  ganzen  Druck,  welcher  be- 
kannt ist  (von  1577),  und  der  sich  in  der  schwedischen  Reichsbibliothek  be- 
findet, abgedruckt.  Die  Schrift  ist  von  Interesse  wegen  ihres  Inhaltes  und  ihrer 
Form,  da  sie  die  einzig  von  der  Reformationsgährung  hervorgebrachte  origi- 
nale dänische  Dichtung  ist.  Sie  ist  von  einem  Laien  in  Salling  im  Stifte  Yi- 
borg  1529  oder  1530  verfasst;  dieser  belehrt  den  Bauer  in  einem  ebenen 
und  ruhigen,  etwas  breiten  aber  doch  kräftigen  Tone  über  die  Fehler  des 
Papismus  und  spricht  mit  Derbheit  gegen  dieselben. 

Zum  Schlufs  bemerken  wir,  dafs  in  diesem  Jahre  ein  neues  (4.)  Heft 
der  Bibliotheca  Danica  herausgekommen  ist.6)  Dieses  Werk  enthält  ein 
systematisches  Verzeichnis  über  die  dänische  Litteratur  von  1482 — 1830 
nach  den  Sammlungen  in  der  grofsen  königlichen  Bibliothek  in  Kopenhagen 
mit  Supplementen  aus  der  Universitätsbibliothek  in  Kopenhagen  und  ans 
Karen  Brahes  Bibliothek  in  Odense. 

Die  dänische  und  norwegische  Personalgeschichte  scheint  jetzt  Gegen- 
stand eines  sorgfältigen  Studiums  werden  zu  sollen,  da  (1880)  eine  Gesell- 
schaft gebildet  ist,  deren  Ziel  es  ist,  genealogische  und  personal-historische 
Studien  zu  fördern  und  womöglich  die  Herausgabe  eines  dänisch-norwegischen 
biographischen  Lexikons  zu  veranlassen.     Die  Gesellschaft  hat  schon  begon- 


1)  J.  Davids en ,  fra  det  gamle  Kongens  Kjbh.  Med  oratrent  50  Illustrationer  af  K.  G  an  borg 
382  S.  ib.  —  2)  L.  Roths  „historisk-topografiske  Boakriyelse  af  Kongeriget  Danmark"  1 
omarboide  og  forögede  Udgave  (2.  umgearb.  u.  yerm  Ausg.)  1 — 3.  H.  144  8.  ib.  mi 
Danmarkß  Statistik  afV.  Falbe,  Hansen  og  W.Scharling  11— 14.  H.  378  S.  ib.  — F.W. 
Hörn s  Fremstilling  af  den  Danske  Litcraturs  Historie  fra  dens  Begyndelse  tu  vor©  Dag« 
(Darstellung  d.  dän.  Literaturgesch.  y.  d.  Anfang  bis  auf  unsere  Tage)  ist  freilieh  volkstüm- 
lich and  zunächst  für  das  grosse  gebildete  Publikum  geschrieben,  aber  wegen  der  Ausführlich- 
keit und  Selbständigkeit,  mit  welcher  der  Stoff  behandelt  ist,  verdient  et  genannt  « 
werden.  4—8  Heft  392  S.  ibid.  —  3)  J.  Paladan,  Om  Drameta  Udvikliag  i 
Danmark  mellem  Skolekomedien  og  Holberg.  D.  hist.  Tidsskr.  5  S.  II.  B.  1—84.  Literater- 
gesch.  sind  auch:  P.  Hansen,  Nordiske  Digtere  i  vort  Aarhundrede.  En  skandinavisk  Aa- 
thologi  med  Biografier  og  Portreter  af  danske,  norske  og  svenske  Digtere  2.  forög.  (rana.) 
Udgave.  H.  1— 12,  712  S.  Kjbhyn.  Ferner  0.  Berchsenius  „fra  Fyrrenie"  (vgl.  Jahreab.  79. 
III,  229.)  II  Ser.  332  S.  ib.  --  Dann  E.  T.  Eristensen,  Sagn  fra  Jylland.  3 — IH.  1608. 
ib.  —  4)  Peder  Smed,  Et  dansk  Bim  fra  Reformationstiden  (er.  1580)  udgivet  ved 
Svend  Grundtvig,  ib.  —  5)  Bibl.  Dan.  Udg.  af  C.  V.  Brunn.  4.  Heft  (*.  Bd.  1.  Heft.) 
De  mathematiske,  phyaiske  etc  Videnskaber.   184  2gespalt  S.   4.   Kjbhva.  1879. 


Dänemark.  HI,197 

neneine  Zeitschrift  herauszugeben,1)  von  der  der  erste  Jahrgang  vorliegt.  Vom 
Inhalte  wollen  wir  anführen:  „Genealogen  og  hans  Arbeide"  (der  G.  and  seine 
Arbeit)  von  Imm.  Barfod,  „Om  Ludwig  Holbergs  Skolegang  (Schulzeit) 
hans  Laerere  og  Bergens  Skoleu  (seine  Lehrer  und  die  Schule  in  Bergen),  von 
Lampe,  „Rettelse  (Berichtigungen)  med  Hensyn  til  fremstillingen  af  Peder  Wes- 
sels  (Tordenskjolds)  Ungdomsliv  (Jugendzeit)"  von  C.  E.  Secher,  „Kjöben- 
havns  Politimestre  (Polizeimeister)  og  Politidirektörer  1682  — 1864"  von  Dr.  0. 
Nielsen.  —  Zur  Geschichte  des  Adels  ist  ein  Beitrag  von  P.  Elsestrup 
erschienen.8) 

Auch   Island s)   und  Grönland  *)  lenken  die  geschichtliche   Betrachtung 
auf  sich. 


1)  Personalhut.  Tidsskrift  Udgivet  af  Samfundet  (Gesellschaft)  for  dansk-norsk  Genealogi  og 
Personalhistorie  ved  Fr.  Krarup.  1.  B.  XVI,  351  S.  Kjbhvn.  —  2)  P.  Klcestrup,  200 
Afbildninger  af  alle  danske  adelige  Vaabenmaerker  (Wappenzeichen).  46  Blade  med  Notitser  og 
Begister.  Kjbhvn.  Die  'Personalhistoriake  Notitser  om  Embedsmend  (Amtmanner)  og  Bestil- 
lingsmsend  (Unterbeamten)  i  Aalborg  i  fortid  (Vergangenheit)  og  nutid'  (Gegenwart)  von  A.  H. 
Nielsen  (Jahresber.  II,  3,  231)  sind  um  2  Hefte  (3—4)  vermehrt  worden;  210  S.  Aal- 
borg. Genealogien  über  verschiedene  Familien  sind  geliefert  von  A.  H.  Nielsen:  Stamtavle 
over  Familien  Berlin.  10  S.  4.  ib.;  F.  Hvass,  Sämling  af  Meddelelser  om  Personer 
af  Familien  af  Navnet  Hvas.  4.  355  S.  Kjbhvn.  Hjort-Lorenzen,  De  Fredericia 
Bruuners  Skegtebog.  2.  Udg.  Kjbhvn.;  F.  S.  Flöe,  Stamtavle  over  Gaardeier  i  Kollund: 
Falle  Christensen  Flöe  og  Hustru  Margrethe  Christens  datters  Afkom.  14  S.  Ringkjöbing  1878. 
Von  biographischen  Schilderungen  können  angeführt  werden:  Dansk  Skuespilkunst  Portret- 
stadier  af  £.  Brandes.  Med  Tegninger  af  Carl  Thomson.  356  S.  Kjöbhvn.  Et  Par 
oplysende  (paar  aufklarende)  Medelelser  om  Kai  Lykke",  mitgeteilt  von  N.  Ras  müssen 
Sökilde,  d.  hist  Tidsskr.  5.  S  II.  S.  235—238,  aus  welchen  hervorgeht,  daß»  der  Adelige, 
welcher  unter  Friedrich  HL  seiner  Habe,  Ehre  und  seines  Lebens  verlustig  erklärt  wurde, 
weil  er  über  die  eheliche  Treue  der  Königin  Zweifel  geäufsert  hatte,  ein  mehr  oder  minder 
strafwürdiger  Verführer  gewesen  ist  H.  Brun  hat  eine  weitläufige  Schilderung  des  Lebens 
des  Bischofs  N.  F.  S.  Grundtvig  begonnen.  9  Hefte,  720  S.  8°.  Kolding.  —  L.  Koch  hat 
einen  Beitrag  zu  einer  Charakterisik  des  Literaten  Malthe  Möller  (f  1834)  i.  d.  hist. 
Tidsskr.  5  S.  n.  S.  85 — 101.  geliefert,  W.  Rudin  versucht  Sören  Kierkegaards  Leben 
und  Werke  zu  schildern,  (Sören  Kierkegaards  person  och  forfatterskab.  1.  Afd.  336  S.  8°. 
Stockh.),  und  H.  Gotsched  giebt  die  nachgelassenen  Papiere  desselben  heraus  (Af  Sören  Kierke- 
gaards efterladte  Papirer,  1848—1850.  416  S.  656  S.  408  S.  Kjbhvn.);  J.  Reinhardt  hat 
eine  Schilderung  des  Lebens  und  der  Wirksamkeit  des  Naturforschers  Peter  WilhelmLund 
geliefert  i.:  Kgl.  danske  Vidensskabsselsk.  Forhandl.  S.  147 — 210;  endlich  können  genannt  wer- 
den Briefe  und  Auszüge  aus  Briefen  des  Malers  Wilhelm  Marstrand,  herausgegeben  von  Etats- 
rat Raffenberg.  141  S.  Kjbhvn.  —  3)  Maurer,  Z.  pol.  Gesch.  Islands.  —  4)  Fenger, 
Bidr.  ül  Hans  Egedes  grönlandsk  Miss,  hist  1721 — 60.  —  Die  „Staatsarchive  in  Kopen- 
hagen" finden  Berücksichtigung  im  Korresp.-Bl.  d.  dtsch.  Arch.  No.  3. 


H[,198  XXIII.   v.  Zwiedineck-Südenhorit: 


xxin. 

v.  Zwiedineok-Südenhorst 

Kulturgeschichte. 

Das  Gesamtgebiet  der  Kulturgeschichte  behandelt  G.  Fr.  Kolbs 
„Abrifs  der  Kulturgeschichte  der  Menschheit'1  (Leipzig,  Felix),  der  sich  als 
ein  Auszug  aus  dem  umfangreicheren  Werke  des  bekannten  Kaitarhistorikers 
präsentiert.  Ein  wahrhaftes  Bedürfnis  scheint  uns  für  derartige  Abrisse  nicht 
zu  bestehen,  im  Gegenteil  liegt  jedoch  die  Gefahr  sehr  nahe,  dafs  durch  die- 
selben die  Oberflächlichkeit  und  Ungründlichkeit  unterstützt  wird,  die  ge- 
rade auf  diesem  Gebiete  der  historischen  Litteratur  in  gefährlicher  Weise 
unterstützt  wird.  Für  alle  jene  Leser,  denen  es  an  einem  festen  Unterbaue  ihrer 
allgemeinhistorischen  Kenntnis  fehlt,  bieten  derartige  zusammenfassende  Be- 
trachtungen gewöhnlich  nur  Schlagworte,  die  sie  in  irgend  einer  tendentiteen 
Richtung  auszubeuten  gewohnt  sind. 

Unter  den  Werken,  welche  sich  mit  gröfseren  Partieen  der  Kul- 
turgeschichte beschäftigen,  können  wir  zunächst  des  ersten  Bandes  von 
A.  Rudels  'Adel  und  Demokratie'  (Berlin,  Münchhoff)  Erwähnung 
thun,  obwohl  der  historische  Stoff  in  demselben  nur  bis  zum  Jahre  1400 
verarbeitet  ist.  Der  zweite  Band  wird  ohne  Zweifel  die  Kaitargeschichte 
der  neueren  Zeit  sehr  wesentlich  berühren;  es  möge  daher  vorläufig  das  Re- 
sultat der  Untersuchungen  über  die  Entstehung  und  das  Wesen  des  Feudal- 
staates,  sowie  die  daraus  sich  ergebenden  Gestaltungen  des  Privatlebens  be- 
rührt werden,  welches  der  Vf.  in  der  Behauptung  niederlegt,  dafs  der  Feu- 
dalismus einen  größeren  und  gefährlicheren  Klassenhals  hervorgerufen  habe, 
als  der  Kapitalismus  der  Gegenwart,  sowie,  dafs  durch  die  Rechtsgleichheit 
die  soziale  Bewegung  aufgehalten  und  eingedämmt  werden  könne.  Beweise 
für  diese  Behauptung  haben  wir  bis  jetzt  in  dem  Rudelschen  Werke  nicht 
vorgefunden  und  werden  uns  von  der  Wahrheit  derselben  nicht  überzeugen 
lassen,  wenn  der  zweite  Band  auf  das  Wesen  der  Sache  nicht  schärfer  ein- 
geht, als  der  erste. 

Schweiger-Lerchenfelds  'Frauenleben  der  Erde'  gehört  in 
das  Gebiet  populärer  Illustrationswerke,  in  welchem  der  Text  seine  Schuldig- 
keit that,  wenn  er,  wie  hier,  eine  geschichtliche  Kompilation  aus  guten  Hand- 
büchern bietet.  Neue,  selbständige  Beobachtungen  kommen  sporadisch  vor. 
—  Die  Verwendung  der  Pflanzen  und  Haustiere  in  Europa  von 
der  Zeit  des  Urzustandes  bis  auf  unsere  Tage  behandelt  F.  Hoff  mann  anter 
dem  Titel  'Aus  der  Kulturgeschichte  Europas1  (Samml.  gemeinverst.  wissen- 
schaftl.  Vorträge,  No.  348,  Berlin,  Habel).  Von  Soldans  'Geschichte  der 
Hexenprozesse'  hat  Heinr.  Hcppner  eine  neue  Bearbeitung  vorgelegt, 
Debray  eine  'Geschichte  der  Prostitution'  und  der  Ausschweifungen 
bei  allen  Völkern.  Heinr.  Thierschs  'Ursprung  und  Entwicklang  der 
Kolonieen  in  Nordamerika  1496 — 1776'  (Augsburg,  Preyfs)  berück- 
sichtigt in  knapper  Darstellung  auch  die  kulturhistorischen  Momente  der 
Entwicklung  des  nordamerikanischen  Volkes.    Eine  sehr  wertvolle  Arbeit  he- 


Kulturgeschichte.  JJJ  199 

ferte  Julius  Tietz:  'Die  geschichtliche  Entwicklung  des  deutschen 
Nationalbewußtseins1  (Hannover,  Hahn).  Bei  vollkommener  Beherr- 
schung des  politischen  Stoffes  finden  wir  darin  die  kulturellen  Leistungen 
und  die  Eigenart  der  Entwicklung  unseres  Volkes  trefflich  charakterisiert. 
Eingehend  beschäftigt  sich  der  Vf.  mit  dem  Städtewesen,  mit  der  lyrischen 
und  epischen  Dichtung  des  Mittelalters,  in  welcher  trotz  der  romanischen 
Stoffe  der  deutsche  Charakter  nicht  zu  verkennen  ist;  mit  dem  Volksliede, 
der  Mystik,  der  gotischen  Baukunst,  und  betont  hierauf  den  nationalen  Cha- 
rakter der  Reformation  und  den  grofsen  EinfluJs  Huttens  auf  die  politische 
Anschauung  der  Nation.  Erst  Karls  V.  absoluter  Mangel  an  Verständnis  für 
die  deutsch-nationale  Sache  brachte  jene  Partei,  welche  mit  der  kirchlichen 
Reform  eine  politische  im  nationalen  Sinne  anstrebte,  in  Widerspruch  mit 
dem  Kaisertum.  Die  absolut  undeutsche  Politik  der  späteren  Habsburger 
vernichtete  das  nationale  Leben  in  Deutschland  gänzlich,  nachdem  es  durch 
den  Augsburger  Frieden  ohnehin  schon  aufs  tiefste  erschüttert  worden  war. 
Die  Zeit  des  30jährigen  Krieges  bezeichnet  den  trostlosesten  Stand  des 
deutschen  Nationalbewufstseins,  sie  hatte  die  Mifshandlung  der  Sprache  und 
das  ä-la-mode- Wesen,  die  äffische  Kopierung  des  Französischen  zur  Folge; 
Leibnitz  war  der  erste  hervorragende  Geist,  der  nationale  Ideeen  und  Be- 
strebungen offen  zum  Ausdruck  brachte,  ihm  steht  Gottsched  nicht  unwürdig 
zur  Seite.  Das  Wiedererwachen  der  nationalen  Poesie,  die  deutsche  Politik 
der  Hohenzollern,  vom  grofsen  Kurfürsten  so  glänzend  begründet,  von  Frie- 
drich n.  in  genialer  Weise  fortgeführt,  die  Franzosenkriege,  die  nationalen 
Anklänge  in  den  Manifesten  des  Erzherzog  Karl,  der  Einflufs  der  Romantiker, 
Arndts  und  der  übrigen  Sänger  der  Freiheitskriege,  das  Wartburgfest  1817, 
die  Gründung  des  Zollvereins,  das  Auftreten  Okens,  Pfizers,  Wirths,  das 
Hambacher  Fest  und  die  darauf  folgende  politische  Apathie  der  Heine-  und 
Börnezeit,  das  1848er  Parlament,  die  Ereignisse  von  1863,  1866  und  1870 
bilden  die  hervortretenden  Momente  der  von  einer  edlen  Begeisterung  durch- 
drungenen Darstellung. 

Von  Sammelwerken  sind  zu  nennen  die  'Volkswissenschaftlichen 
Studien'  von  Hartwig  Peetz  (Augsburg,  HetÜer).  Wie  schon  der  mit  der 
altertümlichen  Ausstattung  wetteifernde,  im  Stile  des  XVI.  Jh.  gehaltene, 
lange  Titel  des  Buches  anzeigt,  zerfallt  das  Werk  in  zwei  Teile,  wovon  der 
erste  die  Geschichte  des  Bergbaues  unter  den  bayrischen  Her- 
zogen, der  zweite  die  Verhältnisse  einer  Kiemganer  Grundherr- 
schaft im  XVI.  Jh.  behandelt  Zu  bedauern  ist  es,  dafs  durch  eine  ganz 
unmotivierte  litterarische  Koquetterie,  welche  die  schwerfällige  Diktion  einer 
entschwundenen  Entwicklungsperiode  unserer  Sprache  imitiert  und  sich  in 
poetisierenden  Aufschriften  und  Exkursen  ergeht,  die  Verständlichkeit  be- 
einträchtigt ist.  Volkswissenschaft  und  Wirtschaftsstatistik  haben  aber  mit 
Poesie  blutwenig  zu  thun,  am  allerwenigsten  lädst  sie  sich  durch  derartiges 
'Männchenmachen'  erzwingen.  Es  ist  ein  unglückliches  Geschick,  welches 
über  einem  Teil  der  historischen  Produktion  unserer  Tage  waltet:  die  ge- 
schickten Skribenten,  die  über  etwas  Geschmack  verfügen,  entbehren  so  häu- 
fig der  Gründlichkeit,  und  die  stofflich  Gewappneten  verirren  sich  in  for- 
meller Hinsicht  derart,  dafs  die  Lektüre  ermüdend  und  daher  abstofsend 
wirkt.  So  hat  es  auch  Peetz,  der  gewifs  das  beste  wollte,  dahin  gebracht,  dafs 
man  sich  in  dem  wirklick  kostbaren  Schatze  seiner  Forschungen 
sehr  schwer  zurecht  findet.  So  tritt  in  der  Geschichte  des  Bergbaues  einmal 
das  persönliche,  einmal  das  sachliche  Element  in  den  Vordergrund,  manches 


IQ  200  XXIH.    v.  Zwiedineck-ßüdenhorst: 

ist  unnötiger  weise  in  extenso  abgedruckt,  vieles  zu  wenig  verarbeitet  Doch 
mit  einiger  Bemühung  läfst  sich  der  Hauptinhalt  herauskonstruieren:  die  An- 
teilnahme der  Bayernherzoge  an  den  Bergbauen  in  Tirol  und  Oberbayern, 
technische  und  administrative  Einrichtungen  der  Gewerkschaften,  Sitten  und 
Gewohnheiten  der  Bergleute,  soziale  Einrichtungen,  die  Bedeutung  der  'Zeche', 
der  'Gewerkschaft'.  Sehr  lehrreich  sind  die  Vergleiche  mit  modernen  Ein- 
richtungen, sie  hätten  eine  schärfere  Betonung  ertragen;  auch  die  Geschichte 
bedeutender  Bergherren  (Hohenaschan,  Weitmoser,  Freyberg)  einzelner  Berg- 
werke, die  Andeutungen  über  Wirtschaft  und  Verwirtschaftung,  Ober  Krisen 
und  Krach,  sowie  die  zahlreichen  mitgeteilten  Rechnungen  erscheinen  ab 
schätzbares  Material.  —  Der  zweite  Teil,  der  von  der  Kiemganer  Grundherr- 
schaft Hohenaschan  handelt,  entwirft  ein  vollständiges  Bild  ländlichen  Lebens 
im  XVI.  Jh.  in  folgenden  Kapiteln:  Das  Herrenschlofs  als  Heimstatt  (Lokali- 
täten, Gesinde,  Lohn,  Kranken-  und  Armenpflege)  —  vom  alten  Gejaid  — 
von  früheren  Heilmethoden  —  Gerichtswesen  —  Verheiratung  (wirtschaftliche 
Bedeutung  der  Ehen)  —  die  Grundherrschaft  (Besitzverhältnisse)  —  das 
Bauerngut  —  vom  Ackerbau  —  Wiesenbau  und  Wiesmähderflora  —  Urban- 
leute,  Alpenordnung  und  Almwirtschaft  —  die  herrschaftliche  Rentei  (Ver- 
waltung, Budget)  —  über  Verkehrswege,  Strabenwesen  und  Tafernen  —  das 
Samergewerk  (Transportmittel)  —  zur  Geschichte  des  norischen  Pferdes  — 
erschwerte  Zustände  der  Landwirtschaft  im  XVII.  Jh. 

Adam  Wolfs  wertvolle  'geschichtliche  Bilder  aus  Österreich'  sind  zum 
zweiten  Bande  gediehen.1) 

Aus  Karl  von  Geblers,  des  zu  früh  verstorbenen  Galileiforschers,  Nach- 
lafs  hat  dessen  Vater  zwei  Bände  'Nachklänge*  (Breslau,  Schottländer) 
gestaltet,  welche  teilweise  erwünschte  Beiträge  zu  seinen  schon  bekannten 
Werken  enthalten,  teilweise  jedoch  aus  Jugendarbeiten  bestehen,  die  besser 
ungedruckt  geblieben  wären.  Ein  längerer  Aufsatz  des  zweiten  Bandes  'Auf 
den  Spuren  Galileis'  bringt  in  den  Schilderungen  des  Geburtshauses 
Galileis  in  Pisa,  seiner  Wohnung  im  Palaste  des  h.  Officimes,  der  Reliquien 
in  Padua  und  seines  Aufenthaltes  in  Florenz  wertvolle  Beiträge  zur  Bio- 
graphie G.8  und  zur  Zeitgeschichte.  In  der  Beantwortung  der  Frage'  'Ist 
G.  gefoltert  worden?9  widerlegt  Gebier  die  Hypothesen  Wohlwills  über 
Fälschungen  der  Prozefsakten  auf  Grund  eingehender  Untersuchungen  derselben 
und  beleuchtet  das  Wesen  und  die  Formalitäten  der  Tortur.1)  Im  ersten 
Bande  verdient  der  Aufsatz  über  die  'Ursachen  des  Tiroler  Aufstandes 
1809',  in  welchem  diese  auf  die  schlechte  Verwaltung  und  überstürzte  Re- 
formerei der  bayrischen  Regierung  zurückgeführt  werden,  einige  Beachtung, 
dagegen  sind  die  Essays  über  Karl  XII.  und  Jeanne  d'Arc  als  oberflächlich 
und  anmafsend  zurückzuweisen. 

Die  über  gröfsere  Zeiträume  sich  verbreitende  Landes-  und  Orts- 
geschichte schreitet  rüstig  vor.  Die  zweite  Auflage  von  Wilh.  GOrges 
'Braunschweig-Hannöver.  Volksbuch',  welche  Ferdinand  Spehr  umgearbeitet 
hat  (Braunschweig,  Friedr.  Wagner.  3  Bände)  wurde  durch  die  neue  Anord- 
nung des  Stoffes  zu  einer  populären  Kulturgeschichte  obgenannter  Lande. 
Der  erste  Band  beschäftigt  sich  mit  den  vaterländischen  Geschichten  und 
Denkwürdigkeiten  der  Vorzeit  von  Braunschweig,  der  zweite  von  Han- 
nover, der  dritte  behandelt  Gemeinsames  aus  Sage,  Sitte  und  Lebensgewohn- 


1)  Vgl.  Kap.  XVIII,  1.  —  2)  Man  lese  auch:  De  Gubcrnatis,  carteggio  GaHleiano  L 
Nuot.  Antol.  79.  1.  Nor. 


Kulturgeschichte.  111,201 

heit.  Besonders  berücksichtigt  sind  Baulichkeiten  und  Kunstgegenstände, 
überall  zeigt  sich  die  redliche  Bemühung,  die  Herkunft  und  die  Schicksale 
derselben  aufzuklären  (z.  B.  des  Mantuaner  Onyxgefäfses).  Gute  Illustrationen, 
zum  Teil  Reproduktionen  älterer  Städte-  und  Schlösseransichten,  zeitgenössi- 
sche Porträts  sind  der  Geschichte  der  einzelnen  Landesteile,  der  Dynastie 
und  berühmter  Landsleute  beigegeben.  —  C.  Grünhagens  'Schlesien  in 
den  letzten  Jahrzehnten  österreichischer  Herrschaft  1707 — 1740' 
(Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens,  15.  Bd.,  1.  Heft)1)  bietet 
ebenfalls  ein  umfassendes  Kulturbild ;  berührt  die  Förderung  des  protestan- 
tischen Geistes  und  Glaubens  durch  Karls  Xu.  Intervention  (Altranstädter 
Konvention),  die  Erscheinung  der  'betenden  Kinder',  die  Gründung  der  Lieg- 
nitzer  Ritterakademie,  den  Kampf  der  Breslauer  Bürger  gegen  die  Jesuiten 
an  der  Breslauer  Universität,  die  Pietistenverfolgung,  Finanzzustände,  Handel, 
Industrie,  Theaterwesen,  musikalische  Aufführungen.  —  Durch  reichen  Inhalt 
zeichnet  sich  auch  die  'Chronik  von  Glauchau'  von  Ernst  Eckardt  (Glau- 
chau, Peschke,  Lfg.  1 — 8)  aus,  die  bis  zu  den  ältesten  Nachrichten  über  die 
ersten  Ansiedlungen  und  die  Schicksale  der  Familie  Schönburg  zurückgeht, 
und  neben  den  politischen  Ereignissen  alle  Richtungen  des  Kulturlebens  bis 
auf  unsere  Tage  verfolgt.  Musterhaft  in  der  Anordnung  und  durch  die  auf 
umfassende  Kenntnis  beruhende  Gründlichkeit  ist  die  Darstellung  der  städti- 
schen Institutionen  und  Ämter,  die  Geschichte  des  Ackerbaues,  der  Gewerbe 
und  des  Handels,  besonders  der  Weberinnung  und  der  Webindustrie.  —  Mit 
der  Familie  Schönburg  und  den  von  ihr  beeinflufsten  Ansiedlungen  an  der 
Mulde  beschäftigt  sich  auch  A.  B.  Hanschmann  in  der  'Kurzen  Chronik 
der  Stadt  Waldenburg'  (Glauchau,  Peschke),  welche  in  annalistischer  An- 
reihung Daten  zur  Geschichte  des  genannten  regierenden  Geschlechts  und 
der  Stadt  Waidenburg  bietet,  in  welchen  auch  Bemerkungen  über  Besitzver- 
hältnisse und  Gewerbebetrieb  Aufnahme  gefunden  haben.  —  C.  K nahes  'Ge- 
schichte der  Stadt  Torgau  bis  zur  Zeit  der  Reformation'  (Torgau,  Jacob) 
enthält  für  die  ersten  Jahrzehnte  des  XVI.  Jh.  brauchbare  Notizen  über  die 
innere  Geschichte  der  Stadt  und  ihres  Rates,  die  Beamten,  den  Besitz  der 
Stadt  und  der  Bürger,  Verwaltung  und  bürgerliche  Beschäftigung.  —  Die 
'Geschichte  des  Dorfes  Plauen  bei  Dresden9  von  Adolf  Hantzsch  (Mitt. 
d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Topogr.  Dresdens.  3.  Heft)  beginnt  erst  mit  dem  XVI. 
Jh.  ausführlich  zu  werden.  Wir  finden  darin  Nachrichten  über  die  Wasser- 
versorgung Dresdens,  Gerichts-  und  Polizeisachen,  gewerbliche  Thätigkeit 
(Schleifmühle),  Steuerwesen,  'Dorfrügen*  (Verbote  lokal-polizeilicher  Natur,  die 
von  Richtern,  Schoppen  und  der  ganzen  Gemeinde,  sowie  dem  beigezogenen 
Dresdener  Bürgermeister  konfirmiert  wurden),  über  die  Vorgänge  während  der 
schlesischen  Kriege,  das  Lieferungswesen,  die  Flurabschätzung  1781.  Die 
Geschichte  der  Kriegsereignisse  1812—13  ist  nach  Monographieen  und  Ge- 
meindeakten gearbeitet  und  enthält  ein  Verzeichnis  der  Requisitionen,  sowie 
die  dafür  ausgezahlten,  freilich  winzig  genug  bemessenen  Entschädigungen.  — 
An  die  Bemerkungen  von  Joh.  Geffken  zu  der  75  cm  hohen  und  365  cm 
breiten  Holzschnittansicht  von  'Lübeck  in  der  Mitte  des  XVI.  Jb.*, 
welche  nächst  der  Kölner  von  1531  eine  der  ältesten  grofsen  Städteansichten 
ist,  sind  Berichte  über  die  Gewerbthätigkeit  Lübecks  im  XVI.  Jh.,  ein  Ver- 
zeichnis von  Familiennamen  und  eine  Zusammenstellung  von  Nachrichten 
über  L.  aus  alten  Chroniken  geschlossen.  —  R.  Walters  'Beiträge  zu  einer 


1)  Vgl.  Kap.  XI. 


111,202  XXHl.   ▼.  Zwiedineck-Südenhoret: 

Geschichte  der  Stadt  Offenbarg  in  Baden  (Offenburg,  Hambrecht)  bringen 
im  ersten  Hefte  eine  geschichtliche  Einleitung  mit  Benützung  der  Arbeiten 
von  Pehem,  Kolb  und  Bader  und  die  Privilegien  und  Rechte  der  Stadt 
1314 — 1790.  0.  v.  Heinemann  schildert  in  einem  Vortrage  die  Schicksale 
der  von  Heinrich  dem  Löwen  erbauten  Burg  'Dankwarderode',  Michael 
Urban  veröffentlicht  'Zur  Geschichte  der  Stadt  und  Herrschaft  Königs- 
wart'  (Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen.  XIX.  Jg.  I.)  Nach- 
richten über  die  Gegenreformation,  die  Übergabe  der  Herrschaft  an  die 
Metternich  (1623),  die  Lasten  des  30jährigen  Krieges,  die  Bedrückung  der 
Städte  Eönigswart  und  Sandau  durch  die  Herrschaft,  das  Zunftwesen  und 
den  Bauernaufstand  von  1680  aus  Akten  des  Stadtarchivs;  F.  M.  Mayer 
verbreitet  sich  (Beiträge  d.  histor.  Ver.  f.  Steiermark,  17.  Heft)  über  Leopold 
Ulrich  Schiedlbergers  Aufzeichnungen  zur  Geschichte  von  Eisenerz,  von 
welchen  die  Chronik  (abgefafst  1713)  vorzüglich  für  die  Reformationsge- 
schichte, das  Gedenkbuch  (1709)  für  Geschichtswesen,  Streitigkeiten  zwischen 
dem  kaiserlichen  Amtmanne  und  dem  Magistrate,  und  für  die  Organisation 
des  Kammergutswesens  in  Steiermark  Bedeutung  haben.  —  W.  H.  Jobel- 
ina nns  Biographie  des  Oberdeichinspektors  Jakob  Owens  (Arch.  d.  Ver.  i 
Gesch.  u.  Altert,  zu  Stade,  7.  Heft)  handelt  von  der  Sturmflut  des  Jahres 
1717,  von  den  darauf  folgenden  Deichbauten  und  deren  Kosten  und  der 
Entstehung  des  kgl.  Amtes  Wischhofen  im  Lande  Rehdingen.  —  Das 
Lagerbuch  der  Herzogtümer  Bremen  und  Verden,  zur  Spezialkarte  aus- 
gefertigt 1762,  welches  G.  J.  H.  Bonn  nach  der  Handschr.  von  R.KH. 
Krause  herausgegeben  hat  (Ebendaselbst),  macht  die  Verteilung  von  Grund 
und  Boden  jener  Lande  ersichtlich,  da  es  aus  einem  Verzeichnisse  der  Feuer- 
stellen, der  Voll-  und  Halbhöfe,  der  Grofs-  und  Kleinkotten  und  Brinksitze, 
der  Meiereien  etc.  besteht.  —  Adolf  Fleisch  mann  bespricht  in  einem  Hefte 
'Zur  Geschichte  des  Herzogtums  Sachsen -Koburg'  (Hildburghausen,  Kessel- 
ring), 1)  die  Einführung  der  Reformation,  die  Grumbachschen  Händel  und  den 
volkswirtschaftlichen  Zustand  zu  Ende  des  XVI.  Jh.  Für  die  Geschichte  der 
Verwaltung  und  Sitte  und  der  Beziehungen  der  Schweiz  zu  auswärtigen 
Mächten  bietet  die  Arbeit  von  Theodor  von  Liebenau  'Die  Schultheifsen 
von  Luzern'  (Geschichtsfreund,  XXXV.  B.)  wertvolles  Material.  Zur  Lokal- 
geschichte zählen  noch:  Frieker,  Geschichte  der  Stadt  und  der  Bäder  zu 
Baden;  Miller,  Geschichte  der  Grafschaft  Ben theim;  Genthe,  Geschichte 
der  Stadt  Corbacb;*)  Schreiner,  Geschichte  Dillenburgs;  Grofs,  Chro- 
nik von  Fürstenfeldbruck,  Kämmereirechnungen  Hamburgs;  Miller, 
Geschichte  der  Grafschaft  Lingen;  Kühlmorgen,  Chronik  von  Löbau; 
Lesker,  Aus  Mecklenburgs  Vergangenheit;3)  K.  Bartsch,  Sagen,  Mär- 
chen und  Gebräuche  aus  Mecklenburg;  Baader,  Chronik  des  Marktes 
Mittenwald;  Petrich,  Pommersche  Landes-  und  Lebensbilder;4) 
Lukaszewicz,  Histor. -Statist.  Bild  der  Stadt  Posen;  Darpe,  Geschichte 
der  Stadt  Rheine;  Bürger,  Chronik  von  Schaffhausen;  Hörrer,  Orts- 
chronik des  Marktes  Werfen  im  Pongau;  Vögelin,  Das  alte  Zürich; 
Molitor,  Zweibrücken  vor  den  Zerstörungskriegen.6) 

Werke,  welche  die  Kulturgeschichte  des  XVI.  Jh.  berühren,  and: 
J.  Stricker,  Aktensammlung  zur  schweizerischen  Reformations- 
geschichte in  den  Jahren  1521  —  1532.   HI.  Bd.   1531,  Januar  bis  Oktbr. 


1)  Vgl.  o.  Kap.  XVII.  -  2)  Vgl.  Jahresb.  79,  III,  S.  95.    —    3)  Vgl.  o.  Kap.  X.  — 
4)  Ibid.  —  5)  Vgl.  ob.  Kap.  XVII. 


Kulturgeschichte.  111,203 

(1630  Nummern  auf  644  p.)  (Zürich,  Meyer  u.  ZUler).1)  Die  hier  in  grofs- 
artiger  Vollständigkeit  aus  den  schweizer  Archiven  gesammelten  Akten  und 
Regesten  betreffen  auch  einen  grofsen  Teil  der  politischen  Agenden  der 
schweizer  autonomen  Körperschaften.  Für  den  Geschichtsschreiber  müssen 
sie  jedoch  erst  durch  Register,  und  zwar  durch  ein  Personen-  und  ein  sehr 
sorgsam  zu  behandelndes  Sachregister  urbar  gemacht  werden.  —  Fr.  Ibach, 
Der  Sozialismus  im  Zeitalter  der  Reformation  (Frankfurter  zeitge- 
mäfse  Broschüren,  10)  betont  die  Agitation  der  reformatorischen  Sozialisten 
gegen  das  Kapital,  die  Geldwirtschaft  und  den  Warenimport.  —  H.  Ehe- 
mann erzählt  in  einem  Aufsatze  'Kaiser  Karls  V.  Aufenthalt  in  Hall 
1546'  (Württbg.  Vierteljahrh.  HL  1)*)  die  Bestrafung  der  Evangelischen  für 
die  aktive  oder  moralische  Teilnahme  am  schmalkaldischen  Kriege,  die  Schick- 
sale des  Predigers  Brenz,  die  Plünderung  der  Stadt  durch  20000  im  Gefolge 
des  Kaisers  erschienene  Soldaten.  E.  Yolger  macht  'Mitteilungen  aus  der 
Stadtbibliothek  zu  Breslau*  (Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens, 
15.  Bd.,  1)  über  I.  Gelehrte  Korrespondenzen  aus  dem  XVI.  Jh.,  II.  Stamm- 
bücher, III.  Schlesier  auf  auswärtigen  Universitäten  (Wittenberg,  Padua,  Tü- 
bingen, Leipzig,  Krakau).  —  J.  Baaders,  'Die  Fehde  des  Hanns  Thomas 
von  Absberg  wider  den  schwäbischen  Bund,  ein  Beitrag  zur  Kulturgeschichte 
des  XVI.  Jh.*  (München,  Kellerer)3)  ist  ein  Auszug  einer  aus  drei  Folio- 
bänden bestehenden  Handschrift,  herausgegeben  in  der  114.  Publikation  des 
litterarischen  Vereins  in  Stuttgart  (1874)  und  enthält  eine  volkstümliche  Er- 
zählung des  Raubritterlebens  besagten  fränkischen  Ritters,  der  gegen  den 
schwäbischen  Bund  acht  Jahre  lang  mit  seinen  Freunden  und  Knechten  er- 
bittert Krieg  geführt  hat.  Durch  Juden,  denen  er  seinen  Raub  verkauft,  ist 
er  endlich  auch  umgekommen.  Die  wirklich  ungemein  treue  Schilderung  der 
Zustände  auf  den  raubritterlichen  Burgen  ist  noch  bereichert  durch  23  ko- 
lorierte, gleichzeitige  Ansichten  der  zerstörten  Schlösser  und  dient  gewifs 
auch  der  Personalgeschichte  des  Franken-  und  Schwabenlandes,  des  Oden- 
waldes,  von  Böhmen,  Nürnberg  und  Augsburg  in  erfreulicher  Weise.  —  Des 
seither,  leider  zu  früh,  verstorbenen  Emil  Kümmel  'Registratur  gemainer 
Statt  Brugg  a.  M.  Handlungen  1541  —  1545'  (Beiträge  des  hist.  Ver.  f. 
Steiermark)  verbreitet  sich  über  das  Gesamtgebiet  städtischer  Verwaltung, 
über  Gewerbewesen  und  Truppendurchzüge. 

Die  Reformation  betrifft  Corpus  Reform,  vol.  50-,  Luthers  sämtliche 
Werke,  XX,  1.  Frankf.  a./M.  und  nach  Walch  'St.  Louis  Hermeus'  Luthers 
ref.  Schriften  v.  J.  1526,  'der  ungefälschte  Luther'  (3—5),  Luthers  wider 
Hans'  Wort,  4  kleinere  Beiträge  zu  Luthers  Gesch.  (Kawerau,  2  kl.  B.  L.s 
Biogr.;  J.  K.  F.  Knauke,  L.s  Wappen;  E.  W.,  L.s  Streitschriften -Drucker; 
Stählin,  L.s  Prädestinationslehre  bringt  d.  Zeitschr.  f.  kirchL  Lehre),  von 
Sundelin  ist:  Fromstalling  of  Luthers  sociale  etch.  I.  Upsala  univers.  Ar- 
schrift.  Den  Ursprung  des  antinomist.  Streites  weist  Glawerau  aus  Agrycolas 
Schriften  in  der  Verschiedenheit  der  Lehren  von  der  Bufse,  kirchl.  und  per- 
sönl.  Mifshelligkeiten  nach.  —  Die  luther.  Kirche  in  der  neuen  Welt  be- 
leuchtet Germanns  Melch.  Mühlenberg  i.  Patriarch,  der  luther.  Kirche  in  N.- 
Amerika (1711—43). 

In  dieselbe  Zeitperiode  gehören  die  'Briefe  und  Akten  zur  Geschichte 
des  XVI.  Jh.'  (München);  Keller,  Geschichte  der  Wiedertäufer;  Schmidt, 
G.  L.,  Akten  eines  Kctzerprozeses  für  das  XVI.  Jh.  (Jahrb.  f.  protest. 


1)  Vgl.  o.  Kap.  XIX  —  2)  Vgl.  o.  Kap.  XVIL  —  3)  Vgl.  o.  Kap.  II.  u.  XVII. 


111,204  XXIIL    ▼.  Zwiedineck-Sttdenhoret: 

Theol.  VI.  745—56);  Müller,  Reichssteuern  und  Reichsreform  im 
XV.  und  XVI.  Jh.1)  —  Einzelne  Partieen  des  XVIL  Jb.,  vorzugsweise  den 
Zeitraum  des  dreifsigjährigen  Krieges,  betreffen  folgende  kultur- 
historische Arbeiten:  Herrn.  Enothe,  'Der  Anteil  der  Oberlausitz  an 
den  Anfängen  des  30jährigen  Krieges'  (N.  Lausitzsches  Magazin,  56.  Bd.,  1),') 
woraus  die  Darstellung  der  Bemühungen  um  einen  Majestätsbrief  1609 — 11, 
des  Religions-  und  Landtagswesens  und  der  Belagerung  von  Bautzen  hervor- 
zuheben sind;  der  V.  Band  der  Acta  publica,  Verhandlungen  und  Korre- 
spondenzen der  schlesischen  Fürsten  und  Stände  1622 — 25  (her- 
ausgegeben im  Namen  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert  Schlesiens  von  D.  Julius 
Krebs),8)  enthält  als  Nachtrag  zum  vorhergehenden  Bande  eine  Denkschrift 
wegen  Reformation  der  schlesischen  Verfassung  von  1621,  eine  Reihe  von 
Steuer -Reitungen  und  in  den  Korrespondenzen  zahlreiche  Notizen  über  Na- 
turallieferungen,  Lebensmittelpreise,  gewerbliche  Leistungen,  Finanzgebahrung, 
Münzwesen  etc.  Julius  Krebs  schildert  auch  (Zeitschr.  dess.  Ver.,  15.  Bd., 
1.  H.)  'die  letzten  Monate  der  kursächsischen  Occupation  Schlesiens' 
und  bringt  Daten  über  das  Verhalten  der  Soldaten,  Desertion  und  Manns- 
zucht. Christian  Roders  'Beiträge  zur  Geschichte  der  Stadt  Villingen 
während  des  dreifsigjährigen  Krieges'  (Schriften  d.  Ver.  f.  Gesch.  u. 
Naturgesch.  in  Donaueschingen,  HI.  H.)4)  beruhen  auf  gedruckten  und  unge- 
druckten Quellen  aus  dem  Stadtarchive.  Von  den  letzteren  ist  Gästlins  Tage- 
buch vom  6.  Jänner  bis  15.  September  1633,  die  'Brevis  descriptio  obsidionis 
Villinganae'  und  eine  'Designation  des  Schadens,  so  V.  während  des  schwe- 
dischen und  französischen  Unwesens  erlitten',  ausführlich  mitgeteilt  —  Ein 
Aufsatz  'Zur  Geschichte  Frankens  im  dreifsigjährigen  Kriege  (Württb. 
Vierteljahrsb.  1880.  3)  umfafst  drei  Teile:  Markus  Freund,  ein  fränkischer 
Astrolog;  Johann  Konr.  Holderbach  und  sein  Tagebuch  1618 — 1640;  aus 
der  Blaufelder  Heiligenrechnung  1 653  —  ein  Verzeichnis  von  beteilten  Exu- 
lanten und  Vaganten;  A.  H.  Königsdörffer,  'Verwüstung  der  Kirchfahrt 
Langhennersdorf  bei  Freiberg  im  30jähr.  Kriege  und  ihre  "Wieder- 
herstellung' (Freiberg)5)  giebt  urkundliche  Daten  über  die  Besitzverhältnisse 
und  Veränderungen,  welche  die  Kriegsereignisse  hervorgerufen  haben,  eine 
Statistik  der  verwüsteten  und  unbewohnten  Güter,  der  Todesfälle  und  einige 
Personalnotizen.  Aus  dem  sehr  breit  angelegten,  ja  fast  übermäfsig  ausge- 
dehnten Werke  von  August  von  Gonzenbach,  'Der  General  Hans  Lud- 
wig von  Erlach  —  ein  Lebens-  und  Charakterbild  aus  den  Zeiten  des 
30jähr.  Krieges0)  — ,  welches  sich  gröfstenteils  auf  Grundlage  der  1875  im 
Schlosse  Spiefs  am  Thonersee  gefundenen  hinterlassenen  Schriften  des  Gene- 
rals bewegt,  sind  für  die  Kulturgeschichte  von  Belang  die  Familiengeschichte, 
die  Schilderung  des  militärischen  Lebenslaufes  im  L  Kap.,  der  Militärad- 
ministration von  Bern,  in  dessen  Diensten  Erlach  1626—27  stand,  des  Fes- 
tungswesens in  Burgund  und  der  Vermögensverhältnisse  des  Herzogs  Bern- 
hard von  Weimar.  Eine  kompilierte  Lebensskizze  der  'Winterkönigin9 
(Barmen,  Klein)  hat  Paulus  Cassel  geliefert,7)  an  welche  sich  auch  bio- 
graphische Daten  über  ihre  Kinder  anschliefsen  —  wesentlich  erbaulich  ge- 
halten; daher  die  wiederholt  eingestreuten  Betrachtungen  über  ihre  harten 
Prüfungen.  —  Die  tiefen  Schatten,  welche  der  30jährige  Krieg  auf  das  Bild 


1)  Vgl.  o.  Kap.  II.  —  2)  Vgl.  o.  Kap.  III.  u.  XIV.  —  3)  Vgl.  o.  Kmp.  III.  n.  XL 
—  4)  Vgl.  o.  Kap.  XVI.  —  5)  Vgl.  o.  Kap.  XIV.  —  6)  Vgl.  o.  Kap.  IEL  (man  iahe  aw* 
Jähioab.  79,  111,  S.  25  u.  153  und  o.  Kap.  XIX).  —  7)  Vgl.  o.  Kap.  IIL 


Kulturgeschichte.  111,205 

der  sozialen  und  moralischen  Verhältnisse  in  Deutschland  geworfen  hat,  lassen 
sich  erkennen  aus  dem  von  August  J agier  publizierten^  Lehensbilde  'Der 
Raubmörder  Jaspar  Hanebuth'  (Hannover,  Hahn),  besonders  aus  dem 
aktenmäfsig  aufgenommenen  Bekenntnisse  seiner  Morde  und  grausigen  Thaten. 
Dem  Zeitalter  Ludwigs  XIV.  gehört  eine  kleine  populäre  Schrift  von  Emil 
Hagemann  au  4Les  aventur es  de  la  Comtess e  de  Gußbriant,  Ambassadeur 
de  Pologne,  Gouverneur  de  Brisach  (Strafsburg,  Hagemann);  in  derselben 
sind  Auszüge  aus  den  Memoiren  der  Prinzessin  von  Montpensier  aufgenommen, 
welche  die  Reise  Ludwig  XIV.  nach  Elsafs  1 674  betreffen.  Den  Hauptinhalt  bildet 
die  Erzählung  der  Erlebnisse  der  Gu6briant  bei  Gelegenheit  ihrer  Sendung 
nach  Warschau,  wohin  sie  die  Prinzessin  Maria  von  Gonzaga-Nevers,  die 
Gattin  des  Polenkönigs  Wladislaw  IV.,  geleitete.  —  Das  200.  Todesjahr  Jo- 
achim Neanders,  des  evangelischen  Sängers,  wurde  durch  J.  Fr.  Iken  ge- 
feiert, der  sein  Leben  und  seine  Lieder  einer  eingehenden  Besprechung  unter- 
zog (Bremen,  1880). *)  Es  kommen  darin  die  sozialen,  Schul-  und  Kirchen- 
verhältnisse in  Bremen  und  am  Rhein,  die  Entwicklung  des  Pietismus  und 
des  protestantischen  Kirchenliedes  zur  Darstellung.  Der  Anhang  bietet  wert- 
volle biographische  Skizzen  von  Zeit-  und  Berufsgenossen  Neanders.  — 
Richard  Peinlich  veröffentlichte  eine  Lebensbeschreibung  des  Doktor  Adam 
von  Lebenwaldt  (Mitt.  d.  hist.  Ver.  f.  Steiermark,  28.  H.),  eines  steirischen 
Arztes  uud  Schriftstellers  des  XVII.  Jh.,  der  sich  besonders  in  der  Pestzeit 
als  Praktiker  und  Theoretiker  hervorgethan  und  eine  kräftige  Opposition 
gegen  die  Alchymisten  und  den  medizinischen  Aberglauben  eingeleitet  hat. 
Auch  die  Angaben  über  ärztliche  Honorare  sind  von  Interesse.  —  Spiefs 
führt  uns  den  Lehrer  Leibnizens  vor,  Erhard  Migel,  Zamcke  und  Diecke 
geben  Leibnizbriefe  heraus.  —  Die  im  November  1626  abgeschlossene  Hei- 
rat der  Gräfin  Maria  von  Hohenzollern,  Tochter  des  Fürsten  Ignaz 
von  Hohenzollern-Sigmaringen  mit  dem  Freiherrn,  nachmaligen  Reichs- 
grafen Paul  Andreas  von  Wolkenstein,  giebt  L.  Schmid  Gelegen- 
heit,8) die  Geschichte  der  Wolkensteiner  bis  zu  den  nächsten  Ahnen  des  Paul 
Andreas  zu  verfolgen  und  den  Ehe -Vertrag  samt  einer  Reihe  von  Verzicht- 
Urkunden,  Wittums- Verschreibungen  und  Notariats-Instrumenten  zu  veröffent- 
lichen (Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert,  in  Hohenzollern,  XUI.  Jahrg.)  De 
Lastic  Saint-Jal  referiert  über  die  Entstehung  und  Ausgabe  der  Memoiren 
des  Marquis  Aimard  de  Ghouppes,  eines  Zeitgenossen  Richelieus  und  Mazarins 
(Bulletin  de  la  Soci6t6  des  Antiquaires  de  L'ouest,  deuxi&me  trimestre  de 
1880).  —  In  der  Kulturgeschichte  des  XVIII.  Jh.  haben  wir  an  erster 
Stelle  der  von  Ferdin.  Löwe  besorgten  deutschen  Ausgabe  der  Geschichte 
Englands  im  XVIII.  Jh.  von  W.  Edw.  Harthole  Lecky  (Leipzig  u.  Hei- 
delberg, Winter)8)  zu  gedenken,  welche  den  Kulturerscheinungen  und  deren 
Einflufs  auf  das  politische  Leben  in  ausgedehntem  Mafse  Rechnung  trägt 
Wir  verweisen  in  dieser  Richtung  auf  die  Erörterung  der  Bedingungen  der 
Revolution  von  1688,  die  Klarlegung  der  materiellen  und  geistigen  Haupt- 
richtungen im  englischen  Volke  und  die  Charakteristik  des  kirchlichen  Lebens 
im  L  Kapitel,  auf  die  Darstellung  der  Geschmacksrichtungen  und  Sitten  der 
Nation  um  die  Mitte  des  Jahrhunderts,  die  Exkurse  über  die  Zeitungen,  über 
die  Spielwut,  die  Spekulation,  die  Gärtnerei,  die  Baukunst,  Malerei,  Musik 
(Oper),  Drama  im  IV.  Kapitel.     Das  V.  Kapitel  handelt  von  den  Kolonieen, 


1)  Vgl.  o.  Kap.  UL  u.  XII.  —  2)   Vgl.  o.  Kap.  XVL   ~  3)  Vgl.  o.  Kap.  XXI.  und 
Jährest).  79.  I.  S.  117. 


H[,206  XXDX   v.  Zwiedineck-Südenhorst: 

vorzugsweise  von  Amerika,  von  der  Entstehung  der  Sklaverei,  betont  die 
Thatsache,  dafs  Religions- Emigranten  den  Kern  des  amerikanischen  Volkes 
ausmachen,  giebt  statistische  Zusammenstellungen  über  die  Expansion  des 
englischen  Sklavenhandels,  dessen  Ursprung  jedoch  auf  die  Holländer  zurück- 
geführt wird.  Auch  von  Schottland  entwirft  der  Vf.  ein  musterhaftes  Kultur- 
bild; ausgehend  von  der  Macht  der  Häuptlinge  und  ihrer  Gerichtsbarkeit 
weist  er  die  Entartung  der  Hochlandsmänner  nach,  bespricht  die  Kraft  des 
nationalen  Widerstandes  und  die  Bedeutung  der  Nationalität  in  der  Ent- 
wicklung eines  Volkes.  In  ähnlicher  Weise  ist  die  Geschichte  Irlands  im 
VL  und  VII.  Kapitel  durchgeführt,  stets  durchdringt  die  Geschichte  der  Kul- 
tur die  Erzählung  der  Ereignisse  in  der  geschicktesten  Motivierung  und  ohne 
eine  auffällige  und  aufdringliche  Tendenz.  Befremdend  ist  es,  dafs  ein  Histo- 
riker von  der  geistigen  Schärfe  und  dem  Geschmacke  eines  Lecky  die  Dn- 
gesqhicklichkeit  begehen  kann,  in  der  Einleitung  seines  Werkes  einen  Ver- 
gleich zwischen  den  politischen  Parteien  und  ihrer  Stellung  im  XVilL  und 
XIX.  Jh.  zu  ziehen,  bevor  er  die  Charakterisierung  dieser  Partei  gegeben,  ja 
ihr  Wesen  auch  nur  annähernd  verständlich  gemacht  hat  Vielleicht  hat  er 
eben  nur  das  gebildete  englische  Publikum  vor  Augen  gehabt,  dem  diese 
Verhältnisse  nahe  liegen.  Nichtenglische  Leser  werden  sich  dadurch  anfäng- 
lich etwas  unsicher  fühlen,  dafür  jedoch  die  Klarheit  und  Verständlichkeit 
der  folgenden  Darstellung  um  so  freudiger  begrüfsen.  Bei  Lecky  kann  die 
deutsche  Geschichtsschreibung  jedenfalls  mit  Erfolg  in  die  Schule  gehen,  was 
die  Verarbeitung  des  Materials  und  das  Ebenmafs  der  Form  betrifft  —  Wil- 
helm Kolbe  erörtert  in  seinem  'Marburg  und  der  siebenjährige 
Krieg'  (Marburg,  Elvert) *)  die  Bewegungen  der  französischen  und  preufsisch- 
hessischen  Truppen  auf  hessischem  Boden,  den  Zustand  des  hessischen  Corps, 
die  Verproviantierung,  den  materiellen  und  moralischen  Schaden,  welchen 
der  Krieg  verursachte.  —  Eine  interessante  Episode  aus  der  Zeit  des  teter- 
reichischen  Erbfolgekrieges  teilt  0.  Francke  in  geschmackvoller  Darstellung 
in  dem  Aufsatze  'Von  Elbingerode  nach  Windsor*  mit  (Zeitschr.  d.  Harz-Ver. 
f.  Gesch.  u.  Altert.  XU.  Jahrg.  3.,  4.  H.),  nämlich  die  Gefangennahme 
des  Marschalls  Belleisle  auf  seiner  Gesandtschaftsreise  nach  Preufeen 
20.  September  1744,  den  Transport  desselben  nach  Osterode,  Stade  und 
Windsor.  Dabei  finden  sich  Schilderungen  der  Unterkunft,  der  Verpflegung, 
der  Vorkehrungen  der  hannoverschen  Regierung  und  Auszüge  aus  den  dip- 
lomatischen und  amtlichen  Korrespondenzen.  —  Aus  J.  A.  Giesels  4E11- 
wanger  Koadjutors-Wahl  vom  Jahre  1770'  (Württbg.  Vierteljahrsschr. 
Jg.  HI.  1)  *)  entwickelt  sich  ein  Bild  der  Umständlichkeit  kaiserlicher  Amts- 
handlungen durch  Kommissäre  (hier  den  Freiherrn  von  Lehrbach),  ergänzt 
durch  Nachrichten  über  Etiquette,  häufigen  Kostümwechsel,  Aufzüge  der  hoch- 
fürstlichen  Infanterie-  und  Reiter-Kontingente,  Uniformen  etc.  —  'Der  Kul- 
turkampf vor  hundert  Jahren  als  Spiegel  für  die  Gegenwart'  (Bonn, 
P.  Hauptmann)3)  behandelt  die  Encyklopädisten,  Voltaire,  die  Freimaurer 
und  in  gründlicher  Weise  den  Illuminatenorden  und  die  Persönlichkeit 
Weishaupts  mit  ausgesprochener  katholisch-klerikaler  Tendenz.  —  EL  F. 
Wagner  giebt  in  zwei  Aufsätzen  'Aus  dem  Zeitalter  der  Aufklärung'  (Mitt 
d.  Ges.  f.  Salzburger  Landesk.  XX.  B.),  Biographieen  von  vier  bayrisch- 
salzburgischen  Schulmännern:  P.  Joh.  Leonh.  Gruber,  P.  Nonnosns 
Gschall,  Josef  Wismayr  und  Benno  Mohl  mit  trefflichen  Auseinandersetzungen 


1)  Vgl.  o.  Kap.  XIV.  —  2)  VgL  o.  Kap.  XVI.  —  3)  VgL  Kap.  V. 


Kulturgeschichte.  111,207 

über  das  bairiscbe  Schulwesen  and  die  Reformthätigkeit  auf  diesem  Gebiete  and 
mit  Beiträgen  zur  Geschichte  der  deutschen  Pädagogik  und  der  germanischen 
Stadien.  —  A.  Schi  ossär  veröffentlichte  im  'Archiv  für  Gesch.  d.  deutschen 
Buchhandels'  Aktenstücke,  betreffend  einen  'Censurstreit  in  Steiermark  (1720)'. 
—  Militärische  Biographieen  lieferte  A.  Fleischmann  'Prinz  Friedrich 
Josias  von  Sachsen-Koburg-Saalfeld,  k.  k.  österr.  (?)  und  des 
deutschen  Reiches  General-FeldmarschalF  in  seinem  schon  erwähnten  1.  Hefte, 
'Zur  Geschichte  des  Herzogt.  Sachsen-Koburg' J)  and  Ernst  Graf  zur  Lippe- 
Weifsenfe  ld  'Zieten'  (Berlin,  Glasenapp). *)  Diese  ist  frisch  und  keck 
geschrieben,  wenn  auch  nicht  ohne  stilistische  Härten,  beschäftigt  sich  be- 
greiflicherweise eingehend  mit  der  Heranbildung  der  preufeischen  Hasaren  and 
teilt  auch  charakteristische  Züge  aus  den  Beziehungen  Zietens  zu  seinem 
Könige  mit.  —  Saint-Beuves  'Menschen  des  XYHL  Jh.'  ist  in  deutscher 
Bearbeitung  erschienen,  von  R.  Biedermanns  'Deutschland  im  XVIII.  Jh.9 
der  Schlufs  des  zweiten  Teils.3)  Die  Stellung  der  Jaden  anter  Friedrich 
d.  Gr.  behandelt  Jungfer.4)  —  Den  Zeitraum  vom  Ausbruche  der  fran- 
zösischen Revolution  bis  auf  unsere  Tage  betreffen  folgende  Publika- 
tionen: J.  A.  Pupikofer  'Die  Landgemeinde  des  1.  Hornung  1798  in  Wein- 
felden  and  die  thurgauische  Volksregierung  der  ersten  Monate  des  Jahres 
1798',  Akten  über  die  Freilassung  der  Landvogtei  Thurgau,  welche 
dem  Staatsarchiv  in  Zürich  entnommen  sind  (Thurg.  Beiträge  zur  vaterländ. 
Geschichte,  20.  H.);  Sigismunds  Grafen  von  Auersperg  Tagebuch  zur 
Geschichte  der  französischen  Invasion  (in  Steiermark)  vom  Jahre 
1797,  veröffentlicht  von  J.  Kratochwill,  revidiert  von  Fr.  Krones,  mit  Akten- 
anhang (Mitt.  d.  hist.  Ver.  f.  Steiermark,  28.  H.).  Dasselbe  ist  nicht  nur 
ein  wertvoller  Beitrag  für  die  politische  Geschichte,  sondern  wirft  auch  Streif- 
lichter auf  den  Charakter  der  französischen  Armee  und  ihrer  Befehlshaber, 
sowie  die  Haltung  der  steiermärkischen  Stadt-  und  Landbevölkerung.  —  Die 
Verhältnisse  in  Ungarn  bis  zum  Ausbruche  und  während  der  Revolution 
von  1848  erfahren  in  zwei  gröberen  Publikationen  eine  gründliche  Behand- 
lung durch  Persönlichkeiten,  welche  der  Bewegung  sehr  nahe  gestanden  sind, 
sie  ergänzen  sich  in  höchst  erwünschter  Weise  dadurch,  dafs  die  eine  dieser 
Persönlichkeiten  der  Opposition  angehört,  die  andere  jedoch  an  der  Regierung 
wesentlichen  Anteil  nahm.  Franz  Pulszky  veröffentlichte  'Meine  Zeit,  mein 
Leben'  (Prefsburg  u.  Leipzig,  C.  Stampfel)5)  in  zwei  Bänden  'Vor  der  Re- 
volution' —  'Während  der  Revolution'.  Es  ist  ein  äufserst  lebendig  ge- 
schriebenes Buch,  das  sich  als  geradezu  spannende  Lektüre  bezeichnen  läfsL 
Niemand  wird  über  die  Entstehung  der  ungarischen  Rebellion  ein  vollstän- 
diges Bild  und  ein  sicheres  Urteil  gewinnen  können,  ohne  Pulszkys  Erfah- 
rungen und  Ansichten  kennen  gelernt  zu  haben.  Den  ersten  Teil  des  ersten 
Bandes  bildet  ein  in  hellen  Farben  ausgeführtes  Bild  des  vormärzlichen 
Lebens  in  Ungarn;  die  Reformpläne,  die  Parteiengruppierung,  das  Komitats- 
wesen, der  Reichstag  (besonders  der  von  1843 — 44)  sind  ausführlich  ge- 
schildert; im  zweiten  Bande  tritt  die  Persönlichkeit  des  Vf.,  der  an  den  Ak- 
tionen hervorragenden  Anteil  genommen  hat,  in  den  Vordergrund,   treffliche 


1)  Vgl.  o.  Kap.  XIV.  —  2)  Vgl.  o.  Kap.  VIL  —  3)  Vgl.  o.  Kap.  IV  (IU,  26).  Diese« 
Werk  würde,  wie  bo  manches  andere,  einer  ausführlichen  Besprechung  würdig  sein,  dieselbe 
mufs  jedoch  unterbleiben ,  da  der  Verleger  desselben  es  nicht  der  Mühe  wert  gefanden  hat, 
das  Ersuchen  des  Referenten  um  Mitteilung  eines  Recens.-Exemplares  zu  beachten.  —  4)  Vgl 
o.  Kap.  VII.  —  5)  Vgl.  o.  Kap.  XVIII. 


111,208  XXIII.    v.  Zwiedinock-Sttdenhorst: 

Charakteristiken  Szechänyis,  Mailaths,  Lad.  Telekis  and  ganz  besonders 
Kossuths  unterbrechen  die  Erzählung  seiner  Erlebnisse,  die  bis  zu  seiner 
Flucht  und  zum  Aufenthalte  in  Paris  und  London  geführt  sind.  Auch  die 
'Erlebnisse  1825 — 52'  des  k.  ungar.  Hofrates  Ludwig  von  Wirkner 
(Ebendaselbst)1)  gewähren  Einblick  in  die  Verwaltung  Ungarns  von  1848, 
in  die  wichtigsten  Phasen  der  Gesetzgebung,  die  Zusammensetzung  der  Land- 
tage und  die  Parteistellung  in  denselben.  Wirkner  war  in  der  ungarischen 
Hofkanzlei  beschäftigt  und  hatte  grofsen  Einflufs  auf  die  leitenden  Staats- 
männer; da  die  Revolutionsmänner  Alles  verfolgten,  was  mit  der  kaiserlichen 
Regierung  in  irgend  einem  Zusammenhange  stand,  so  sah  sich  Wirkner  der 
Verfolgung  von  jener  Seite  ausgesetzt  und  als  Verräter  an  der  Nation  ge- 
brandmarkt. Dennoch  hat  er  nie  aufgehört,  patriotisch  gesinnt  zu  sein  und 
die  Offenheit  und  Aufrichtigkeit  seiner  Selbstbiographie  wird  vielleicht  dam 
beitragen,  ihn  in  den  Augen  seiner  Landsleute,  die  eines  gerechten  und 
billigen  Urteils  fähig  sind,  zu  rehabilitieren.  Wirkner  deckt  die  Fehler  der 
Regierung  ungescheut  auf,  er  schont  weder  den  Fürsten  Schwarzenberg,  noch 
den  Erzherzog  Palatin  Stephan,  dagegen  tritt  er  für  den  Hofkanzler  Grafen 
Reviczky  energisch  in  die  Schranken.  —  Die  Bewegung  m  Polen  findet 
eine  erschöpfende  und  objektive  Darstellung  in  M.  H.  Lisickis  'Le  Mar- 
quis de  Wielopolski,  sa  vie  et  son  temps  1803—1877'.  2  T.  (Wien, 
Faesy  u.  Frick.)  Neben  der  politischen  ist  auch  die  Sozialgeschichte  des 
modernen  Polens,  die  Lage  des  Bauernstandes,  der  Einflufs  der  Geistlichkeit, 
die  Parteibildung  sehr  ausführlich  geschildert  Das  Lebensbild  des  Marquis, 
eines  der  unterrich tetsten ,  einsichtsvollsten  und  aufopferndsten  Patrioten  des 
unglücklichen,  weil  unentwickelten  Volkes,  ist  durch  Briefe  und  Aktenstöcke 
illustriert,  welche  einer  wahrheitsgetreuen  Geschichtsschreibung  sehr  nützlich 
sein  werden ;  auch  die  Charakteristik  der  Parteiführer  trägt  den  Stempel  einer 
klaren,  unbefangenen  Auffassung  an  sich.  —  Gautier  entwirft  ein  allge- 
meines Kulturbild  des  heutigen  Belgiens  (Heft  141  der  deutschen 
Zeit-  und  Streitfragen.  Berlin,  Habel)  mit  historischer  Einleitung  und  einer 
ausführlichen  Darlegung  der  klerikalen  Bewegung,  der  Organisation  der  sie 
fördernden  Partei  und  ihrer  Streitmittel  in  Kirche  und  Schule.  —  In  sel- 
tener Reichhaltigkeit  finden  sich  Mitteilungen  über  die  Sitten,  die  Auffassung 
des  öffentlichen  und  privaten  Lebens  der  Türkei  in  der  Autobiographie 
der  Frau  des  Kibrizli-Mehemet-Pascba,  Melek  Hanum  (aus  dem  Englischen 
von  Marie  Saphir.  Jena,  Costenoble).  Dieses  Buch  hat  weder  wissenschaft- 
liche Absichten,  noch  ist  es  in  der  spröderen  Form  wissenschaftlicher  Dar- 
stellung gehalten;  und  dennoch  wird  es  als  eine  wertvolle  Quelle  für  die 
Kulturgeschichte  beachtet  werden  müssen,  weil  es  die  unmittelbaren  Eindrücke 
der  Wirklichkeit  ohne  alle  Reflexion  wiedergiebt.  Ob  die  Erzählung  der 
Lebensschicksale  jener  Frau  wahrheitsgetreu  ist,  vermögen  wir  nicht  zu  unter- 
suchen, die  Schilderung  der  Zustände,  der  sozialen  und  wirtschaftlichen  Ver- 
hältnisse der  Türkei,  der  Lebensgewohnheiten  der  orientalischen  Männer  und 
Frauen,  der  Volksgebräuche,  der  finanziellen  Mi fs Wirtschaft,  der  Beamten- 
korruption, des  Stellenhandels  u.  s.  w.  trägt  den  Stempel  innerer  Wahrheit 
an  sich.  Die  durchaus  naive  Diktion  trägt  nur  dazu  bei,  diesen  Eindruck 
zu  verstärken.  — 

Johannes  Scherrs  '1870—71.  Vier  Bücher  deutscher  Geschichte9  (Leip- 
zig, Wiegand)')  hat  sich  bereits  in  zweiter  Auflage  sehen  lassen,  ein  Beweis 


1)  Vgl.  o.  Kap.  VI.  —  2)  Ibid. 


Kulturgeschichte.  111,209 

dafür,  dafs  die  offene  Anerkennung,  welche  der  alte  Raisonneur  den  Thaten 
des  deutschen  Volkes  unter  Preufsens  Führung  widmet,  allen  Patrioten  innige 
Freude  bereitet  hat  und  sein  warm  geschriebenes  Buch  die  verdiente  Ver- 
breitung gefunden  hat.  Das  kulturgeschichtliche  Element  desselben  liegt  in 
der  Schilderung  der  Zustände  vor  und  während  des  Krieges  auf  beiden  Seiten. 
Besonders  drastisch  sind  die  Szenen  in  Paris  behandelt,  mit  Benutzung  der 
Erzählungen  von  Augenzeugen  und  der  Berichte  der  französischen  Presse  und 
der  zeitgenössischen  Publikationen,  die  Scherr  mit  grofsem  Eifer  studiert  hat 
In  Bismarcks  Wesen  hat  Scherr  einen  tiefen  Blick  gethan,  es  hat  ihm  wider 
Willen  eine  Bewunderung  abgerungen,  die  aus  jeder  Zeile  seiner  Charak- 
teristik spricht.  Auch  Napoleon,  Madame  Eugenie  und  die  französischen 
Generale  sind  gut  gekennzeichnet;  Gambettas  Organisationstalent  findet  eben- 
falls gerechte  Würdigung.  —  Die  'Geschichte  der  Pariser  Kommune' 
von  F.  v.  Meerheimb  (Berlin,  Mittler  u.  Sohn)1)  knüpft  an  die  historische 
Entwicklung  des  Sozialismus  an,  mit  Hinweis  auf  Rousseau,  Morellet,  Ba- 
boeuf,  Weitling,  anerkennt  den  gesunden  Keim  der  sozialen  Bewegung,  ent- 
hält Angaben  über  die  Geschichte  der  Internationale,  betont  den  Einflufs  der 
historischen  Litteratur  Frankreichs,  welche  die  'lägende  revolutionäre'  ge- 
schaffen, und  die  Mitschuld  des  Gouvernement  de  la  defense  nationale  an  der 
Ermöglichung  der  Katastrophe.  Die  klare,  übersichtliche  Erzählung  ist  unter- 
stützt durch  den  Wortlaut  von  Manifesten,  Publikationen  und  Biographieen 
der  Kommunemitglieder.  — 

Die  biographische  Richtung  ist  in  der  Litteratur  dieser  Zeitperiode  dies- 
mal besonders  stark  vertreten.  Wir  erwähnen  K.  G.  Bockenheimers 
Georg  Forster  in  Mainz,  (Mainz,  Diemer)  dessen8)  Charakterlosigkeit 
und  elendes  Gebahren  in  der  traurigsten  Periode  unserer  Geschichte  ver- 
dientermafsen  gebrandmarkt  wird;  Fr.  Kapp  Iustus  Erich  Bollmann,  ein 
Lebensbild  aus  zwei  Weltteilen  (Berlin,  Springer.)8)  Bollmann,  aus  Hoya 
an  der  Weser  gebürtig,  kam  im  März  1792  nach  Paris  und  übte  dort  bis 
zur  höchsten  Blütezeit  des  Terrorismus  die  ärztliche  Praxis  aus,  hatte  Gele- 
genheit, Verhältnisse  und  Personen  in  nächster  Nähe  kennen  zu  lernen  und 
schildert  sie  in  seinen  Briefen  mit  Schärfe  und  Objektivität:  dann  rettete  er 
über  Auftrag  der  Madame  Stäel  den  ehemaligen  Minister  Narbonne,  leitete 
den  mißglückten  Fluchtversuch  Lafayette's  aus  Olmütz  ein  und  begründete  später 
ein  Exportgeschäft  in  den  vereinigten  Staaten.  Seine  von  dort  datierten  Briefe 
sind  ausserordentlich  belehrend  in  Hinsicht  der  wirtschaftlichen  und  socialen 
Verhältnisse  an  der  Schwelle  unseres  Jahrhunderts  (vorzugsweise  das  Ge- 
schäfts-Zirkular über  die  amerikanischen  Zustände  vom  30.  Januar  1798.) 
Die  Anwesenheit  in  Wien  zur  Kongrefszeit  gab  Bollmann  ebenfalls  Gelegen- 
heit, seine  Betrachtungen  über  die  wichtigsten  Erscheinungen  daselbst  zu 
machen  und  neue  Bekanntschaften  mit  hervorragenden  Persönlichkeiten  zu 
schliefsen,  über  welche  er  in  seinen  Aufzeichnungen  mancherlei  Aufschlüsse 
giebt.  Intimen  Verkehr  unterhielt  er  von  da  ab  mit  Varnhagen.  —  F.  Hoppes 
„Königin  Luise"  (Gumbinnen,  Sterzel)  enthält  einige  erwähnenswerte  Züge 
aus  dem  Familienleben  dieser,  sowie  einiger  anderer  Hohenzoller'schen 
Fürstinnen;  ein  frisches  und  begeistert  geschriebenes  Charakterbild 
Blüchers  lieferte  Theodor  Schott  (Heidelberg,  Winter),  —  Heinrich 
Hansjakob  „Aus  meiner  Jugendzeit"  (Heidelberg,  G.  Weifs)  —  eine  von 
echter  Poesie  erfüllte  Apotheose  des  Jugendlebens  des  durch  seine  freisinnige 


1)  Vgl.  o.  Kap.  XX,  2.  —  2)  Vgl.  o.  K.  XV.  —  3)  Vgl.  o.  X.  XX.  2.  u.  V. 
Historische  Jahresberichte.    1880.    111.  U 


111,210  XXIII.   t.  Zwiedineck-Südenhoret: 

Richtung  bekannten  katholischen  Pfarrers  von  Hagenau,  in  welches  ein  Stück 
deutschen  Volkslebens,  wie  es  sich  im  vierten  and  fünften  Jahrzehnte  unseres 
Jahrhundertes  im  badischen  Einzigthale  ausgestaltet  hat,  verwebt  ist  Von 
grofsem  kulturhistorischen  Interesse  ist  das  Verhalten  der  Schwarzwaldbauern 
während  des  Jahres  1848,  des  Heckerschen  Aufstandes  und  der  preußischen 
Einquartierung.  —  Reinhard  Kekule"  hat  das  Leben  Friedrich  Gott- 
lieb Welcker's1)  nach  dem  in  der  Universitätsbibliothek  zu  jBonn  bewahr- 
ten handschriftlichen  Nachlasse  desselben,  ergänzt  durch  Briefe,  die  ihm 
Freunde  desselben  mitgeteilt,  beschrieben.  Sehr  anziehend  sind  die  Tage- 
buchsblätter von  der  italienischen  und  griechischen  Reise  und  die  Schrift- 
stücke, die  Untersuchung  wegen  politischer  Umtriebe  1819 — 25  betreffend. 
Den  Scblufe  bildet  eine  Übersicht  von  Ws.  litterarischer  Thätigkeit  —  Paul 
Haffner's  „Gräfin  Ida  Hahn-IIahnu  (Frankfurter  zeitgemäfae  Broschü- 
ren)3) bezieht  sich  vorzugsweise  auf  deren  katholisch-humanitäre  Bestrebungen 
und  ihren  Aufenthalt  in  Mainz  nach  der  Konversion;  Hermann  Vogt  er- 
zählt, wie  „August  Bors  ig"  (Berlin,  Drewitz)8)  vom  Zimmermannslehrlinge 
der  gröfste  Maschinenfabrikant  Deutschlands  geworden  ist,  der  1876  seine 
3500.  Lokomotive  montiert  hat,  und  giebt  eine  Statistik  der  Leistungen  der 
Borsig'schen  Fabrik.  —  Karl  von  Holtei  (Ein  Lebensbild.  Breslau  Schott- 
länder) hat  in  Max  Kurnik  einen  pietätvollen  Biographen  gefunden.  — 
Eduard  Amthor  feiert  den  25jährigen  Bestand  seiner  Handelslehranstalt  * 
in  Gera  durch  eine  Darstellung  seines  Lebensweges,  der  ihn  zuerst  nachdem 
Oriente  führen  sollte,  wo  er  Sprachstudien  betreiben  wollte,  nach  vergebli- 
chen Versuchen  jedoch,  in  Paris,  London  und  Brüssel  Teilnahme  und  Un- 
terstützung für  diesen  Plan  zu  gewinnen,  ihn  wieder  heimwärts  geleitet  hat, 
wo  er  zuerst  als  Litterat  in  Leipzig  sein  Brot  fand:  um  später  in  der  Grün- 
dung und  Leitung  einer  Handelsschule  einen  praktischen  Beruf  zu  finden.  — 
Populäre  Biographieen  mit  patriotischer  Tendenz  lieferten  Rönnberg  „Kaiser 
Wilhelm"  Georg  Hütel  „Unser  Kronprinz",  f.  v.  Zobeltitz  „Fürst  Bis- 
marck",  „Graf  Moltkeu  (sämtlich  Berlin,  Glasenapp.)  „Aus  dem  Nach- 
lasse des  Grafen  Prokesch-Ostenu  wurde  dessen  Briefwechsel  mit 
Gentz  und  Mette  mich  herausgegeben.  Robespierre  wurde  von  Brunne- 
mann,4)  der  Prinzgemahl  Albert  von  England  von  Th.  Martin6)  biographisch 
behandelt. 

Wenn  wir  schliesslich  die  Arbeiten  über  einzelne  Zweige  des  Kul- 
turlebens überblicken,  so  finden  wir  einen  Beitrag  zur  Adelsgeschichte 
in  dem  Aufsatze  von  Fürst  Friedrich  Karl  zu  Hohenlohe-Walden- 
burg  über  das  in  der  Fürsten  bergischen  Hofbibliothek  zu  Donaueschingen 
befindliche  Rieter'scht  Wappen  buch  aus  dem  Ende  des  16.  Jahrh.  Es  wird 
darin  eine  eingehende  kritische  Besprechung  der  Entstehung  und  des  Zweckes 
dieses  Buches  gegeben,  welche  mit  wichtigen,  genealogischen  Forschungen  in 
Verbindung  steht  — 

Zur  Geschichte  des  Unterrichts-,  Erziehungs-  und  Kirchen- 
wesens gehört D.  Reichling's  „Johannes  Murmellius"  (mit Unterstützung 
der  Görres-Gesellschaft.  Freiburg-Herder.)  Wir  begegnen  darin  einem  Ex- 
kurse über  die  Typographie  in  Deventer,  dem  Zustand  der  Kölner  Hoch- 
schule um  1500,  der  Reform  der  Domschule  in  Münster  und  den  Beziehun- 
gen des  Murmellius  zu    den    übrigen  Humanisten.  —  M.  Gmelin  giebt  ein 


1)  Vgl.  o.  K.  VI.  u.  XIII.  —  2)  Vgl.  o.  K.  VI.  —  3)  Vgl.  o.  K.  VI1L  —  4)  Yd.  ©. 
K.  XX,  2.  —  5)  Vgl.  o.  K.  VI,  2  a.  bes.  c  XXL  2. 


Kulturgeschichte.  111,211 

erstes  Verzeichnis  der  Studierenden  zu  Freiburg  und  Heidelberg  aus  Orten, 
die  jetzt  zum  Königreiche  Württemberg  gehören.  I.  Freiburg  1460 — 1540 
(Württbg.  Vierteljahrshefte  Jhrg.  EI.)1)  Stöber  veröffentlicht  „Recherches 
biogr.  et  litteraires  sur  les  etudiants  Mulhousiens,  Loose  Briefe  eines 
Leipziger  Studenten.8)  —  Dr.  Karl  Herquet,  Staatsarchivar  in  Aurich,  behan- 
delt ausführlich  in  seiner  Geschichte  des  Landarchivs  von  Ostfriesland 
(1454 — 1744)  die  Spoliirung  des  Archives  durch  den  Rat  von  Emden  1609 
und  die  Amts-  und  Lebensverhältnisse  des  letzten  ostfriesischen  Archivars: 
Ehrens  Gerh.  Coldewey.  —  Pfarrer  Sieglin  führt  uns  das  Lebensbild  eines 
fränkischen  Astrologen  Markus  Freund  vor  (Württbg.  Vierteljahrh.  HI. 
3,)  der  zuerst  in  Vorbach  zimmern,  dann  in  Oberstetten  Pfarrer  war,  neben- 
bei aber  auch  als  Kalendermacher  und  politischer  Prophet  weitgehende  Ver- 
bindungen mit  den  militärischen  Helden  des  dreifsigjährigen  Krieges  hatte, 
die  sogar  bis  Wien  reichten.  Der  Copernicanischen  Weltanschauung  huldigte 
er  noch  nicht.  Sein  Familienleben,  durch  seine  dritte  Frau,  die  Tochter 
eines  entlassenen,  geadelten  schwedischen  Lieutenants,  die  zwei  Kühe  und 
ebensoviel  Leintücher  als  Mitgift  ins  Haus  bringt,  vielfach  getrübt,  macht 
ihn  trotz  seiner  Berühmtheit  zum  beklagenswerten  Manne.  —  Eine  dem 
Verdienste  des  Schullehrers  Michael  Gläser  in  Lübeck  gewidmete 
Schrift  enthält  Mitteilungen  zur  Statistik  des  Schulwesens  in  Lübeck  und 
zur  Geschichte  der  französischen  Herrschaft  daselbst.  —  Joh.  W.  Grofs 
verherrlicht  Johannes  Arnold  Barop,  den  ehemaligen  Leiter  der  Erziehungs- 
anstalt Keilhau  in  Thüringen  als  einen  Zeit-  und  Berufsgenossen  und  Mit- 
streber Fröbels.  —  Eduard  Amthors  Festrede  zum  25jährigen  Jubiläum 
seiner  Handelsschule  in  Gera  entwickelt  die  Geschichte  desselben  in  Be- 
ziehung zu  den  Aufgaben  der  Handelsschulen  überhaupt  —  P.  Presseis 
vorwiegend  theologischer  Aufsatz  über  Dr.  Ulrich  Kraft,  Pfarrer  am 
Ulmer  Münster,  weist  auf  zwei  Predigtsammlungen  desselben  hin,  welche 
Sittenschilderungen  enthalten.  Die  Kirchen-  und  Schulzustände  von  42  Ort- 
schaften der  Grafschaft  Hohenlohe  werden  durch  die  vob  Pfarrer  Bossert 
herausgegebenen  „Akten  der  General-Kirchenvisitation  der  Grafschaft  Hohen- 
lohe vom  Jahre  1556"  beleuchtet.  (Württbg.  Vierteljahrh.  HI.  2)3). 

Für  das  Kunstleben  finden  wir  Beiträge  bei  Hans  v.  Meifs  „Chris- 
toph Brandenberg  und  Michael  Müller  —  zwei  Zugerische  Glasmaler 
des  17.  Jahrhs."  (Geschichtsfreund  XXXV.  B.)  Es  werden  biographische 
Daten  und  Nachrichten  über  Bestellungen,  dargestellte  Stoffe  und  Provenienz 
derselben  geboten.  —  Rudolf  Müller  kommt  in  seinen  Skizzen  über 
^Künstler  der  Neuzeit  Böhmens"  (Mitt.d.  Ver.f.  Gesch.d.  Deutschen  in  Böh- 
men XVHI.  Jahrg.  3.  XIX.  Jahrg.  1 .)  auf  die  Maler  Jakob  Ginzel  und  Leop.  Aug. 
Friese  zu  sprechen.  „Aus  Briefen  Adolf  Jensens"  (Berlin,  Trautwein) 
treten  uns  die  letzten  zehn  Jahre  eines  Künstlerlebens  entgegen,  das  nicht 
zu  den  ärmsten  an  Freuden  und  Leiden  zählt  Aus  seinen  Urteilen  über 
die  wichtigsten  litterarischen  und  musikalischen  Erscheinungen,  besonders 
Richard  Wagner,  ja  selbst  über  die  politischen  Bewegungen  der  Zeit,  den 
deutsch-französischen  Krieg,  die  Gesinnung  der  Deutsch-Österreicher  läfst 
sich  auf  die  reiche  Entwicklung  seines  Geistes  schliefsen.  —  Dichter-  und 
Künstlerbiographisches  ist aufserdem :  Bitter,  J.  S.  Bach;  Spitta,  J.  S.  Bach, 
Nemececk,  Beaumarchais'  Figaro;  Ramann,  Franz  Liszt;  Bourdon,  Sil- 
vio Pellico;    Duncker,    Rückert  als  Professor,   Cecchi,   Tasso    und   ita- 


1)  Vgl.  K.  XVI,  1.  —  2)  Vgl.  o.  K.  XIV.  —  3)  Vgl.  o.  K.  XVI,  1. 

14» 


m,212  XXHl.    t.  Zwiedineck-Südenhorst: 

lienisches  Leben  im  16.  Jahrh.  —  Ober  russische  Litteratur  und  Kul- 
tur schrieb  Honegger  ein  Buch. 

Zur  Geschichte  des  Buchdruckes  und  der  Publizistik  gehört 
Karl  Dziatzko's  Aufsatz  „Caspar  Elyan,  Breslau's  erster  Drucker4* 
(Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens,  15.  B.  1  H.)  Darin  wird 
der  Name  Elyan  gegenüber  dem  früher  angenommenen  „Elias"  richtig  ge- 
stellt und  eine  kritische  Besprechung  seiner  Drucke  gegeben.  Richard 
Hausmanns  „Studien  zur  Gesch.  des  Königs  Stephan  von  Polen"  (Yer- 
handl.  d.  gel.  Estnischen  Ges.  zu  Dorpat,  X.  I.)  enthalten  Aufschlüsse  über 
das  Zeitungs-  und  Flugschriftenwesen  der  Ostseeländer  im  16. 
und  17.  Jahrh.  und  erörtern  eingehend  au  einzelnen  Fällen,  auf  welehe  Weise 
offizielle  Publikationen  dieser  Art  entstanden  sind.1)  Die  Publizistik  des 
30jährigen  Krieges  bildet  den  Gegenstand  zweier  Abhandlungen,  die  sich 
nach  ihrem  Entstehungsort  Halle  nennen  (Halle,  Niemeyer.)*)  Max  Grün- 
baum beschäftigt  sich  mit  24  Flugschriften  aus  der  Zeit  von  1626 — 1629, 
weist  ihre  Entstehung  und  Tendeuz  nach;  Heinrich  Hitzigrath  widmet 
seine  Arbeit  64  Flugschriften,  welche  den  Prager  Frieden  (1635)  betreffen. 
Als  Vorbereitungen  für  ein  umfassendes  Werk  über  die  Flugschriftenlitteratur 
des  17.  Jahrh.  werden  dieselben  dankbar  zu  begrüfsen  sein.  Das  Gerichts- 
wesen berühren  Santer  „Todtschläger,  wie  solche  in  Schufsenried  vor 
der  Carolina  bestraft  wurden";  Seuffer  „Prozefs  eines  Goldschmiedelehr- 
lings,u  dessen  unehrliche  Abstammung  (er  war  der  Sohn  einer  Henkers-  oder 
Schinderstochter)  erst  nach  dem  Einschreiben  offenkundig  wurde,  mit  seinem 
Lehrherrn,  der  ihn  nicht  behalten  wollte.  (Beide  Aufs,  im  Württbg.  Vier- 
teljahren. 1880  IV.);  P.  Kerber  „Ober  die  frühere  Kriminaljustii- 
pflege  auf  der  Herrschaft  Fürstenstein  (Schlesien)"  (Zeitschr.  d.  Ver. 
f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens,  15.  Bd.  I.)3)  Im  Archive  dieser  Herrschaft 
befinden  sich  noch  70  Protokollbticher,  1558 — 1742.  Kerber  entwickelt  die 
Befugnisse  und  die  Geschäftsführung  der  Gerichtsvorstände  (Burggrafen,  später 
Amtsleute)  publiziert  die  für  die  ländliche  Bevölkerung  mafsgebende  „Drei- 
dingsordnung" von  1657,  handelt  von  Tortur  und  Strafen.  M.  Darsy  lafet 
eine  längere  Abhandlung  „Les  prisons  en  Picardie"  erscheinen  (M6m.  de  la 
Soci6t6  des  Antiq.  de  Picardie.  III.  Serie  T.  VI.)  Auf  eine  Einleitung  rechts- 
philosophischen Inhalts  folgen  „Differents  genres  de  peines  chez  les  Romains14 
und  „Des  peines  criminelles  dans  l'ancien  droit  fran$ais".  Der  zweite  Teil 
enthalt  eine  Beschreibung  der  Gefangnisse  in  Amiens,  der  dort  in  Anwendung 
gebrachten  Fufseisen,  der  Bewachung,  Verpflegung,  Verbesserung  der  Lage 
durch  die  christlichen  Orden,  Personalien,  Inschriften,  die  von  Gefangenen 
herrühren  u.  A.4) 

Die  Geschichte  der  materiellen  Kultur  erfährt  Bereicherung  von 
Reinhold  Ritter  von  Buzzi's  Aufsatz  „Der  Verfall  der  Gold-  und  Sil- 
berbergwerke in  Kärnten  und  die  Gegenreformation"  (Garinthia).  Er 
stützt  sich  zum  grofsen  Teile  auf  die  Abhandlung  von  Karl  von  Ployer 
„Fragment  vom  Zustande  der  Bergwerke  in  Kärnten  im  16.  Jahrh.  (Gösten, 
Bergbaukunde,  1789)  und  diese  auf  die  hinterlassenen  Schriften  des  Ober- 
vellacher  Bergmeisters  Hans  Huebmaier,  dann  auf  Wöllner,  Nachrichten  über 
den  vormaligen  Gold-  und  Silberbergbau  in  Ober-Kärnten,  E.  Riedl  die  Gold- 
bergbaue Kärntens  (Zeitschr.  f.  Berg-  u.  Hüttenwesen  1873)  und  Rochata, 
die  alten  Bergbaue  auf  Edelmetalle  in  Oberkärnten  (Jahrb.  d.  geol.  Reichsanstalt, 

1)  Vgl  o.  K.  VIIL  —  2)  Vgl  o.  K.  HL  —  8)  Vgl.  o.  K.  XL  —  4)  VgL  o.  K.  XXI,  t 


Kulturgeschichte.  IQ  213 

1878),  giebt  eine  Übersicht  der  Reformation  und  Gegenreformation  nach  den 
bekannten  Quellen  und  eine  Übersicht  der  Bergbauverhältnisse  in  Kärnten 
nach  Akten  des  Kärntner  Landesarchives.  Der  Verfasser  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  dafs  der  Betrieb  der  Bergwerke  nicht  in  Folge  der  Gegenrefor- 
mation gesunken  sein  könne,  da  die  Ertragszusammenstellungen  schon  1588 
— 91  rapid  sich  verkleinernde  Posten  aufweisen,  also  zu  einer  Zeit,  in  wel- 
cher eine  vollständige  Vertreibung  der  evangelischen  Bergleute,  die  übrigens 
in  Kärnten  nie  ganz  erreicht  wurde,  nicht  für  möglich  oder  in  Aussicht  ge- 
halten wurde.  —  F.  M.  Mayers  „Zur  Geschichte  des  Jagd-  und 
Forstwesens  Steiermarks  in  der  Zeit  Maximilians  I."  (Mitt.  d.  histor. 
Ver.  f.  Steierm.  28.  H.)  ergeht  sich  über  Waldkultur,  kaiserliche  Berg-,  Forst- 
u.  Jagdregale,  Jagdgebiete  (Eisenerz)  u.  A.  —  Berth.  Be necke  schliefst  seine 
,.Beiträge  zur  Geschichte  der  Fischerei  in  Ost-  und.Westpreufsen" 
(Altpreufs.  Monatsschr.  XVII.  5.  6.)1)  mit  einer  Darstellung  des  Störfanges 
und  der  Verpachtung  desselben,  sowie  der  Konflikte,  die  sich  zwischen  den 
Fischern  und  Störpächtern  ergeben  haben.  Beigegeben  ist  die  neurevidierte 
Fischer-Ordnung  in  der  Fassung  von  1738  und  1787. 

Theodor  Wagner  behandelt  den  „Aberglauben  im  17.  und  18. 
Jahrh.,  von  1648  bis  Maria  Theresia  (Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deut- 
schen in  Böhmen,  XVHL  Jahrg.  3.)  in  einer  Zusammenstellung  aller  aber- 
gläubischen Handlungen,  welche  den  Menschen  von  der  Wiege  bis  zum  Grabe 
begleiteten.  Die  Arbeit  beruht  zum  Teile  auf  archivalischcn  Quellen  und  ist  sehr 
fleifsig  zusammengestellt  und  schön  angeordnet.  „Die  Zünfte  der  Königs- 
berger Junker  und  Bürger  im  Kneiphof  —  Ihr  Leben  im  Hof  und 
Garten  und  ihre  Morgensprache"  schildert  H.  Frischbier  (Altpreufs.  Monats- 
schrift XVni.  B.  1.  u.  2.  H.)*)  nach  den  5  vorhandenen  Protokollbtichern 
(1446 — 1707),  welche  die  Bibliothek  der  Königsberger  Kaufmannschaft  be- 
sitzt; es  ist  dabei  auf  die  Einrichtung  der  Lokalitäten,  Geschirr,  Musik,  die 
Verteilung  der  Ämter,  Aufrechterhaltung  der  Ordnung,  Streitigkeiten,  Geld- 
kalamitäten etc.  Rücksicht  genommen.  —  In  feuilletonistischem  Gewände  behan- 
delt Rosegger  moderne  Zustände  in  den  Alpenländern  in  dem  Buche  „Aus 
meinem  Handwerkerleben"  —  Le  Roy  de  Sainte-Croix's  „L'Alsacien 
qui  rit.  boit,  chante  et  danse"  (Strafsburg,  Hagemann)3)  enthält  kurze  Essays 
über  Karnevalsitten,  Moden  und  sociale  Bilder  aus  der  Revolutionszeit  (Chan- 
sons antireligieuses  de  1791);  desselben  Autors  „Les  dames  d'Alsace 
devant  Phistoire,  la  Legende,  la  religion  et  la  patrie"  (Ebendaselbst)4)  bio- 
graphische Skizzen  und  anekdotenhafte  Erzählungen  über  Sainte  Odile,  Sainte 
Attale,  l'imperatrice  Richarde,  Catherine  Schutz,  die  Gattin  des  ersten  Pro- 
test Predigers  in  Strafsburg  Mathias  Zell,  Elisabet  Eppinger,  la  visionaire, 
les  dames  de  Strafsburg  et  TEmpereur  Sigismond,  die  Verlobte  des  Eulo- 
gius  Schneider,  Anne,  Comtesse  de  Salm,  die  Burgfrau  von  Nideck,  das 
Fräulein  von  Waldner,  Madame  de  Franck,  die  Baronin  Oberkirch  und  eine 
Reihe  einheimischer  Künstlerinnen.  J.  Baumgarten's  „La  france  qui 
rit"  (2  Bde.  Kassel,  Th.  Kay)  bietet  neben  blofs  Anekdotenhaftem  auch 
Volksgebräuche,  „types  comiques  ätrangers,  qui  ont  servit  a  la  com6die  de 
Moliöre  et  de  Regnard",  „types  de  la  com6die  ancienne,'«  l'histoire  d'Arle- 
quinu  und  kleinere  Skizzen  aus  den  Boulevardtheatern,  militärische  Croquis 
u.  A.  —  Jakob  v.    Falke    hat    seine    „Kostümgeschichte  der  Kulturvölker44 


1)  Vgl.  o.  K.  VIII.  —  2)  Vgl.  o.  K.  VIII.  —  3)  Vorgl.  o.  K.  XVI.  3.  —  4)  Vgl.  o. 
X.  XVI,  3. 


111,214  XXTTI.    v.  Zwiedinock-SüdenhorBt: 

(Stuttgart,  Spemann,)  nunmehr  würdig  abgeschlossen.  Die  darin  aufgenom- 
menen Illustrationen  sind  ausserordentlich  charakteristisch,  nach  vortrefflichen, 
zeitgenössischen  Bildern  oder  Zeichnungen  ausgewählt  und  stehen  dem  Texte 
ebenbürtig  zur  Seite,  der  die  Methode  verfolgt,  die  Mode  mit  der  Politik  in 
Zusammenhang  zu  bringen,  von  der  Präponderanz  irgend  einer  Nation  ab- 
zuleiten und  den  Zusammenhang  ihrer  verschiedenartigen  Erscheinungen  auf- 
zusuchen. Falkes  Darstellung  übertrifft  Racinet  an  Systematik  und  wett- 
eifert mit  Lacroix.  — 

.Die  Geschichte  des  Kartenspiels  erfährt  eine  Ergänzung  durch 
F.  Amelungs  Aufsatz  über  „das  Kartenspiel  des  estnischen  Landvolkes  in 
Livland"  (Sitzber.  d.  gel.  estn.  Gesellsch.  z.  Dorpat)  *)  in  welchem  die  russi- 
schen und  deutschen  Einflüsse  auf  dasselbe  nachgewiesen,  die  gesetzlichen 
Vorkehrungen  gegen  das  Kartenspiel  zusammengestellt  sind. 


*)D.  social.  Leben  betreffen  Fourmagne  hist.  du  servage  anc.  et  mod. 
611  S.  Paris  Guillaumain;  C hassin  les  dem.  serfs  de  France  d'apr&s  des 
docum.  nouv.;  ferner  Jungfer  die  Juden  in  Preufsen  unter  Friedrich  d.  Gr.;9) 
Pergameni,  les  guerres  des  paysans  202  S.;  einen  bemerkenswerten  Vorkämpfer 
der  heutigen  christlich  socialen  Richtung,  der  freilich  damals,  ein  Prediger  in 
der  Wüste  blieb,  behandelt  E.  Jäger:  V.  A.  Huber  (Berlin,  Puttkammer  und 
Mühlrecht.  VIII  u.  92  S.);  einen  Statist,  und  Volkswirtschaftstheoret  Bauern- 
feind: Jos.  v.  Utzschneider  und  seine  Leistung  auf  statistischem  und  volks- 
wirtschaftlichem Gebiete. 

Das  Hofleben  in  Frankreich  vor  200  und  100  Jahren  D.  de  Riccourt, 
listes  des  pages  du  roi  d.  1.  petite  et  d.  1.  gr.  6curie  1680 — 1765.  67  S. 
(Rcv.  hist.  polit);  auch:  0.  Uzanne,  Anecdotes  sur  la  comt.  Dubarry  publ. 

In  die  vornehmen  Kreise  Frankreichs  führt  Masson,  lettres  in6d  de  la 
princ.  d'Ursins  au  marechal  Tess6.  In  einem  verwandten  Kreis  dürfte  sich 
bewegen  'les  Aventures  galantes  du  duc  Roquelain  racont.  p.  L  m6me'.  (Ed.  ill.) 
In  ähnliche  Kreise  führt  die  Veröffentlichung  der  „Ratschläge  der  Herzog. 
Mar.  Eleon.  v.  Preufsen  an  ihre  Tochter  bei  der  Vermählung  mit  Joachim 
Friedrich  v.  Brandenburg.  (Zeitschr.  d.  V.  für  d.  R.  Bez.  Marienwerder,  Heft 
3.  79.)  Die  Finanzaristokratie  tritt  uns  entgegen  in  Delahante,  une  famille 
de  finance  au  XVIII.  S. 

Andere  Elemente  derselben  Klasse  betreffen  der  Freiin  v.  Droste-Hüls- 
hoff  Briefe,  Frau  v.  Crüdener's  lettres,  ouvrages  inäd.  ed  le  Bibliophile  Jacob; 
E.  Dejace,  T.  L.  v.  Stolberg. 

Diesen  Kreisen  benachbart  sind  die  Künstler.  So  Caroline  Bauer.  Man  lese 
Wellmer's  „Aus  dem  Leben  einer  Verstorbenen,"  IH;  Anna  Löh-Siegel  „wie 
ich  Schauspielerin  wurde." 

Auch  die  Wissenschaft  reicht  durch  manche  Vertreter  an  jene  bevor- 
zugten Elemente;  so  Goethe,  dessen  Briefwechsel  mit  Göttling  1824—31 
vorliegt.  Man  lese  ferner  den  für  die  Geschichte  der  Wissenschaft,  d.  Lebens 
und  d.  Denkweise  der  Beteiligten  —  für  sie  selbst,  wie  für  das  geistige  Leben 
um  1840  —  wichtigen  'Briefwechsel  v.  Mäusebachs  und  Grimms',  ferner  Lan- 
daus 'die  italienische  Litteratur  am  österreichischen  Hofe'.  Einen  demselben 
Lande  angehörigen  dramatischen  Dichter  (f  1811)  behandelt  Laban:  St  Jos. 
Collin  —  1879. 

Schon  dem  früheren  Teil  unserer  Periode  gehört  an  Magen,  docum. 
sur  J.  Ces.  Scaliger  (Rec.  d.  trav.  de  la  soc.  d'agric.  sc.  d'Agen.  2  S.  T.  IE) 

1)  Vgl.  o.  Kap.  IX.  %  —  £)  ftu&feo  der  Bedaktian.  —  3)  Vgl  o.  Kap.  VLL 


Kultargenchichte.  111,215 

Wesentlich  in  unserem  Jahrhundert  bleibt  Stähelins  de  Wette8)  und  H um- 
her t's  'Über  C.  F.  Becker's  Werke  der  Dichtkunst  aus  dem  Gesichtspunkt  der 
Historik  betrachtet'  (Centralorgan  f.  Realsch.)  Allgemeiner  sind  Kawczynski 
Stud.  z.  Literaturgeschichte  des  XVIII.  Jahrh.;  £.  Garo,  la  fln  du  XVIII  s. 
6t  et  portr.  T.  I  u.  II.  Baudrillart's  hist  du  luxe  priv.  et  publ.  ist  mit  dem 
4.  Band  in  die  modernen  Zeiten  übergegangen.  Lamm  er  t  giebt  Beiträge  zur 
Creschichte  des  bürgerlichen  Lebens  und  der  öffentlichen  Gesundheitspflege. 
„Die  Weisheit  des  Volkes.  Einiges  aus  dem  Sprüchwörterschatz  der  Deut- 
schen, Russen,  Franzosen  und  der  ihnen  stammverwandten  Nationen"  (Peters- 
burg) hat  Mass on  geliefert.  Ereutzwold's  'Esthnische  Märchen'  hat  Löwe  aus 
d.  Esthnischen  übersetzt  (m.  Anmerkung,  von  Köhler  u.  Schiener.  Halle, 
Waisenhaus).  Die  Geschichte  des  Schulwesens  —  wie  diejenige  Frankreichs 
(vgl.  o.  Kap.  XX.  2)  so  diejenige  Deutschlands  —  tritt  immer  plastischer 
hervor;  für  Preufsen,  bes.  die  Mark,  Dank  der  verdienstvollen  Arbeit  v. 
Rethwisch  — jetzt  für  Pommern  durch  v.  Bülow*)  (G.  d.  P.  Schulw.  im 
XVI.  Jahrh.)  Der  Franzose  Charv6riat  geht  dem  Ursprung  des  Journalismus 
in  Deutschland  nach  (les  origines  du  journalisme  en  Allemagne  15  S.  Mem. 
de  l'Ac.  d.  B.  L.  de  Lyon.)  Des  Barreaux-Bernard  handelt  von  der  Ge- 
schichte der  Buchdruckerkunst  in  Toulouse  im  XVI.  Jahrh.  (Timprimerie  ä 
Toulouse,  im  XVI.  Jahrh.  i.  M6m.  de  l'Ac  d.  Sc.  d.  Toulouse,3)  Ed.  Berg  er 
v.  d.  Geschichte  des  Buchhandels  in  der  Lausitz  im  19.  Jahrh.  (N.  Lausitz. 
Magaz.  vgl.  Kap.  XVI),  Huber-Liebenau  über  „das  Kunstgewerbe  alter  und 
neuer  Zeit".  Die  Geschichte  einer  kurmainzer  Dorfschule  zu  Niederroden 
hat  Kösterus  geliefert,  das  Verhältnis  der  französischen  Revolution  und  des 
Unterrichtswesens  ist  mehrfach  behandelt  (vgl.  o.  Kap.  XX,  2)  auch  in  den 
„Periodischen  Blättern".  Europäische  Koloniallande  betreffen  Pluns,  Coluro- 
bus  in  St.  Domingo  oder  in  Havanna,  M eurer  zur  politischen  Geschichte  Is- 
lands.4) Ritschl's  Prolegomena  z.  der  Geschichte  des  Pietismus  (vgl.  o.  Kap. 
II.)  veranlassen  Alex.  Schweizer  zu  einer  eigenen  Untersuchung.  Auf  'Materialien 
zur  Geschichte  des  Abfalls  der  unirten  Kirche  Lithauens  (Rufsland)  im  XVIII. 
u.  XIX.  Jahrh.1  sei  wenigstens  hingewiesen,  ebenso  auf  Jäger,  Die  geistliche 
Reaktion  unter  Joseph  IL  (Zeitschrift  für  Kath.  Th.  2.  Lief.)  Mit  dem  ver- 
dienten Grönländischen  Missionär  Hans  Egede  werden  wir  wieder  einmal  be- 
schäftigt durch  F enger,  Bidr.  til  Hans  Egedes  d.  Grönlandsk  Miss.  hist. 
1721— 68,6)  Die  katholische  Seite  betreffen  Bognoli,  stud.  s.  Pio  V.  (Stud. 
in  Italia  VI.  VH.),  Lembourg,  Card.  Cajetan  (Zeitschr.  f.  kath.  Th.  Lief.  2), 
Boutrais.  P.  Dom.  Cyprian  Maria,  d.  Karthäuser  Landsberger,  ein  Vorläufer 
d.  M.  M.  Alacogna  im  XVI.  Jahrh;  Woker,  Geschichte  der  norddeutschen 
Franziskaner -Mission.  Hertkens,  Pater  Haslacher,  Münster  1879,  liefert 
Beiträge  zur  Geschichte  der  Jesuiten-Propoganda  in  Deutschland  zwischen  1810 
und  1850.  Graven  führte  die  D.  barmherzige  Schwester  aus  dem  Orden 
des  heiligen  Vincenz  v.  Paula  Natalie  Narischkin'  vor,  was  Cl.  Mosthaf 
übersetzt.  Der  Wirksamkeit  v.  Ketteler's  widmen  die  historisch-politi- 
schen Blätter  (IX,  365—405,  450—508,  551  ff.)  einen  Rückblick  s.  t.: 
25  Jahre  deutschen  Episkopats;  Lehre  und  Wirksamkeit  des  hochseligen 
Erzbischofs  von  Mainz,  W.  E.  v.  K.  R.  Wilma nns  beleuchtet  die  Inqui- 
sition in  Nord-Deutschland. 


1)  Vgl.  o.  Kap.  VI.   —   2)  Vgl.  o.  Kap.  X.  —   3)  Vgl.  o.  K.  XXII,  3.  —  4)  Vgl.  o. 
K.  XXII,  3.  —  5)  Vgl.  ibid.  S.  197. 


m.216 


XXIV.  J.  KUtt: 


XXIV. 

J.  Klatt. 

Indien.1) 

Den  Bericht  über  die  Geschichte  Indiens  in  den  letzten  3 — 400  Jahren 
können  wir  nicht  schöner  beginnen  als  mit  dem  Werke  des  Grafen  F.  A. 
von  Noer2)  über  den  Kaiser  Akbar.  Unter  Weglassung  aller  Details  ge- 
währt das  mit  einem  des  behandelten  Gegenstandes  würdigen  Enthusiasmus 
geschriebene  Buch  ein  in  grofsen  Zügen  gezeichnetes  Bild  von  dem  Leben 
und  Wirken  dieses  bedeutendsten  unter  den  Mongolenkaisern  Indiens. 

*  Keine  fachmännischen  Untersuchungen  sollen  vorgelegt  werden',  so 
äufsert  sich  der  Vf.  selber  in  der  Vorrede  (p.  VIII),  'dies  sei  den  'Orienta- 
listen und  Historikern,  tiberlassen  —  sondern  vielmehr  wird  der  Versuch  ge- 
macht, die  Aufmerksamkeit  weiterer  Kreise  auf  das  neuere  Indien  und  anf 
Akbar  zu  lenken'.  Nach  einer  Einleitung  über  das  Land,  die  Völker  und 
Sprachen,  die  religiösen  und  politischen  Zustände  Indiens  im  XVL  Jh.  und 
über  die  Vorfahren  Akbars  behandelt  das  in  das  Berichtjahr  fallende  erste 
Heft  die  Jugend  Akbars  bis  zu  seinem  25.  Lebens-  oder  12.  Regierungsjahre 
(1568).  Die  zweite  Hälfte  des  ersten  Bandes  werden  wir  erst  im  nächsten 
Jahr  zu  erwähnen  haben.  Auch  die  Fortsetzung  des  Werkes  ist  trotz  des 
(am  25.  Dez.  1881  erfolgten)  Todes  des  Vf.  gesichert,  da  Georg  Hoffmann 
in  Kiel  sich  der  Drucklegung  derselben  annehmen  wird,  s.  den  Nekrolog  in 
Trübners  Record  N.  S.  H,  162—163,  Dez.  1881.  —  Einige  (28)  Kupfer- 
münzen des  Akbar  werden  von  Chas.  J.  Rodgers8)  beschrieben  und  abge- 
bildet. Bei  dieser  Gelegenheit  handelt  er  auch  über  die  Staatseinkünfte  unter 
diesem  Fürsten,  wobei  er  in  seinen  Resultaten  von  E.  Thomas  in  seinen  Re- 
venue Resources  of  the  Mughal  Empire  abweicht  Eine  Entgegnung  von 
Thomas  werden  wir  im  Jahresbericht  für  1882  anzuführen  haben.  Der  Brief- 
wechsel von  Akbars  Minister  mit  dem  Kaiser  wird  in  einer  persischen  Litho- 
graphie4) auszugsweise  veröffentlicht.  —  Nicht  eigentlich  zur  historischen 
Litteratur  gehört  ein  holländischer  Roman  über  Akbar,  von  welchem  eine 
dritte  Ausgabe  des  Originals,5)  1877  auch  eine  deutsche  Übersetzung  durch 
Lina  Schneider  erschienen  ist,  und  welcher  angeblich  die  Tendenz  hat,  die 
Ansichten  des  Vf.  über  religiöse  Toleranz  an  dem  Beispiele  des  indischen 
Kaisers  zu  zeigen.  Die  Engländer,  unter  denen  die  Meinung  verbreitet  ist, 
dafs  es  vor  dem  englischen  Regiment  in  Indien  nie  Wohlstand,  religiöse  Frei- 


1)  Verzeichnis  der  Abkürzungen  s.  o.  1,  1.  —  2)  Kaiser  Akbar«  Ein  Versuch  über  die 
Gesch.  Indiens  im  XVL  Jh.  I,  (Heft  1).  Leiden,  Brül.  XXIII,  216  S.  f.  2,40.  —  Vgl.  Sat 
Boy.  L,  498,  Okt.  16;  Aug.  Sach  Deutsch.  Litteraturbl.  IV,  66—67  u.  128,  1.  SepL  1881 
u.  1.  Febr.  1882;  LC.  10.  Sept  1881,  1274;  E.  DL.  II,  1965—67,  17.  Dea.  1881;  A. 
Barth  KC.  N.  S.  XIII,  27—30,  9  janv.  1882.  —  3)  Copper  Coins  of  Akbar:  JASB.  XLß, 
I,  213  —  17.  2  pl.  —  4)  Muntakhabat  Abu'l  Fazl  'Allamf.  Extracts  from  the  Letten  of  Abal 
Fazl  to  the  Eraperor  Akbar.  In  Porsian.  Lucknow  1879.  183  p.  lithogr.  £  1.  1  s  —  5)  P. 
A.  S.  van  Limburg  Brouwor.  Akbar.  Een  oostersche  Roman.  3  Druk.  'sGravenhage,  Sij- 
hoff  1378.  f.  1,90.  In  linnenband  f.  2,40.  —  Übors.  von  Lina  Schneider.  1877. 


Indien.  111,217 

beit  and  blühendes  geistiges  Leben  gegeben  habe,  können  ans  der  englischen 
Übersetzung1)  lernen,  dafs  Indien  auch  schon  vorher  verschiedene  glückliche 
Zeitläufte  gehabt  hat,  von  denen  die  Zeit  Akbars  eine  ist.  In  Marathi- 
Sprache  ist  ein  Lobgedicht  auf  den  Kaiser  Akbar*)  und  in  persischer  ein 
Werk  zur  Geschichte  seines  Sohnes  und  Nachfolgers  Dschehängir  (1605  bis 
28)  s)  erschienen. 

Zur  Geschichte  des  Beginnes  der  europäischen  Niederlassungen 
in  Indien  bringt  das  Tagebuch  eines  vlämischen  Seemanns,  der  Vasco  da 
Gamas  zweite  Reise  (1502 — 03)  mitmachte,  teils  Bestätigung  der  bekannten 
Thatsachen,  teils  verschiedene  interessante  Neuigkeiten.  Dasselbe  wurde  schon 
1874  von  Berjeau  unter  dem  Titel  veröffentlicht:  Calcoen  (Calcun,  d.  i.  Ca- 
licut).  A  Dutch  Narrative  of  the  Second  Voyage  of  Vasco  da  Gama  to 
Calicut  Printed  at  Antwerp  circa  1504  with  Introd.  and  Transl.  by  J.  Ph. 
Berjeau,  Lond.,  Pickering,  1874.  4°.  Diese  Ausgabe  bestand  in  einem  Fac- 
simile- Abdruck  des  in  Antwerpen  c.  1504  gedruckten  Originals,  von  welchem 
ein  Exemplar  sich  bis  1864  in  Leipzig  im  Besitz  des  Buchhändlers  Weigel 
befand,  darauf  von  Libri  für  120  Thaler  erworben  wurde  und  aus  dessen 
Nachlafs  an  das  britische  Museum  kam,  wo  es  sich  jetzt  befindet.  Inzwischen 
wurde  in  Birmingham  ein  zweites  Exemplar  aufgefunden,  nach  welchem 
Stier,4)  unabhängig  von  Berjeau,  dessen  Buch  er  nicht  kannte,  den  Reise- 
bericht von  neuem,  und  zwar  in  Transcription  herausgab  (Sept.  1880).  Et- 
was später  veranstaltete  Berjeau  eine  neue  Ausgabe  (1881),  bei  welcher  ihm 
wiederum  die  Ausgabe  Stiers  unbekannt  geblieben  war,  so  dafs  nun  der  Text 
in  zwei  von  einander  unabhängigen  Redaktionen  vorliegt.  Nach  dem  Urteil 
des  französichen  Recensenten  der  Revue  critique  (N.  S.  XII,  210 — 12,  19 
sept.  1881)  ist  der  Text  in  Stiers  Ausgabe  korrekter  und  exakter  als  der 
Beijeaus,  seine  Obersetzung  präciser  und  treuer,  sein  Kommentar  endlich 
vollständiger  und  gelehrter,  kurz  seine  Ausgabe  den  Ansprüchen  der  Wissen- 
schaft entsprechender.  Auch  von  Stiers  Buche  werden  wir  im  nächsten  Jahr 
eine  zweite  Ausgabe  zu  erwähnen  haben;  eine  portugiesische  Obersetzung 
wird  durch  Emil  Oeulemans  herausgegeben  werden.  Ober  Vasco  da  Gama 
handelt  auch  noch  ein  zweites  Werk.6)  —  Das  indisch-portugiesische  Münz- 
wesen ist  trotz  der  noch  nicht  so  entfernt  liegenden  Zeit  wenig  bekannt. 
Die  vorliegenden  Beiträge  zur  Geschichte  desselben  6)  handeln  über  die  Ein- 
führung von  Münzprägestätten  durch  die  Portugiesen,  deren  erste  in  Goa 
1510  errichtet  wurde,  und  gehen  bis  zum  Jahre  1580.  Die  Vernachlässigung 
der  indisch  -  portugiesischen  Geschichte  hat  auch  einen  andern  bedeutenden 


1)  t.  Limburg-Brouwer.  Akbar:  an  Eutern  Bomance.  Transl.  from  the  Dutch  by 
H.  M.  With  Notes  and  an  Introd.  Life  of  the  Emperor  Akbar,  by  Clements  R.  Markhain. 
Lond.,  Allen,  1879.  —  Vgl.  Ac.  XVII,  26,  Jan.  10;  Sat  Bey.  XL1X,  381—82,  March  20; 
Ath.  Jone  12,  p.  758.  —  2)  Gowind  Wasudew  Kanitkar.  Emperor  Akbar.  (Marathi.) 
Bombay,  Kirnaya  Sagar  Press,  1879.  80  p.  12.  10  a.  —  3)  SyudAhmud.  Tooznk-i-Je- 
hangeeree.  Institutes  of  Jehangeer.  Allygurh  s.  a.  426  p.  4.  8  pl.  16  s.  —  4)  Ylamisches 
Tagebuch  üb.  Vasco  da  Oama's  2.  Heise,  1502—1503,  hg.,  übers,  u.  erl.  v.  H.  C.  G.  Stier. 
Braunschw.,  Schwetechke.  42  S.  kl.  8.  M.  1,20.  —  Vgl.  Th.  Seh.  LG.  18.  Dez.,  1735—36; 
Ausl.  LLV,  60,  17.  Jan.  1881;  Sophus  Buge  Ztschr.  f.  wiss.  Geogr.  II,  24  u.  G.  Stier. 
Nachträge:  ebd.  24 — 25.  —  5)  G.  M.  Towlo.  The  Voyages  and  Adventures  of  Vasco  da  Gama. 
W.  Illustr.  Lond.,  Koutledge,  1879.  256  p.  12.  2  s.  6  d.  —  6)  J-  Gerson  da  Cunha. 
Contribut  to  the  Study  of  Indo-Portug.  Numism.  Part  1.  2:  Joum.  Bomb.  Br.  K.  As.  Soc. 
XIV,  267—73.  402—17.  2  Taf.  Auch  sep.  Bombay,  Educ.  Soc's  Press.  Fase  1.  2.  p.  1—34. 
Be.  1.  8a.  [Trübner:  2  s.  6  d.]  each. 


111,218  XXIV.    J.  KUtt: 

Gelehrten1)  bewogen,  diesem  Gegenstande  seine  Aufmerksamkeit  zuzu- 
wenden. 

Über  die  französischen  Besitzungen  in  Ostindien  bringt  ein 
kleiner  Artikel8)  statistische  Daten  aus  der  neueren  und  neuesten  Zeit-,  auch 
ein  Brief  vom  J.  1792  wird  darin  mitgeteilt. 

Wir  kommen  zu  der  Geschichte  der  Engländer  in  Indien.  Von 
dem  im  Jahresber.  I,  598  n.  2  besprochenen  Buche  ist  eine  zweite,  wie  es 
scheint,  unveränderte  Ausgabe  erschienen.8)  Ein  umfangreiches  Werk  in 
Urdu-Sprache,  kompiliert  aus  englischen  und  orientalischen  Quellen,  enthlh 
in  seinem  dritten  Bande4)  die  ältere  Zeit  der  britischen  Herrschaft.  Schließ- 
lich sind  noch  zwei  englische  Werke  zu  nennen,  von  denen  das  entere1) 
als  ganz  second  hand  geschildert  wird,  das  letztere6)  uns  auch  nicht  einmal 
durch  Recensionen  näher  bekannt  geworden  ist 

Über  die  Europäer,  die  im  letzten  Viertel  des  vorigen  Jh.  bei  den  ein- 
heimischen Fürsten  Indiens  Dienste  nahmen,  handelt  H.  G.  Keene.7)  Nach- 
dem er  schon  früher  den  bedeutenderen  dieser  'Abenteurer'  de  Boigne,  Samru 
und  George  Thomas  besondere  Artikel  gewidmet,  fafet  er  hier  eine  Anzahl 
in  zweiter  Reihe  stehender,  Law,  Medoc  u.  s.  w.  zusammen.  Über  hervor- 
ragende indische  Beamte  handelt  ein  dreibändiges  Werk  von  J.  W.  Kaye;*) 
ein  Bengale 9)  schreibt  über  gegenwärtig  lebende  indische  Fürsten  und  sonstige 
angesehene  Personen.  —  Warren  Hastings,  der  erste  Generalgouverneur  von 
Britisch -Indien  (1774 — 85)  mufs  sich  diesmal  mit  einem  Artikel  in  der 
Encyclopaedia  Britannica  begnügen.10)  Dagegen  hat  sein  dritter  Nachfolger 
Wellesley  (1798 — 1805),  'Baumeister  des  Reiches'  genannt,  weil  unter  ihm 
ein  bedeutender  Teil  Indiens  einverleibt  wurde,  eine  eingehende  Darstellung 
gefunden.11)  Aus  den  Depeschen  seines  jüngeren  Bruders,  des  bekannten 
Herzogs  von  Wellington  sind  die  auf  Indien  bezüglichen  besonders  erschie- 
nen. 12)  Über  den  Earl  of  Minto  (Generalgouverneur  1807 — 13)  ist  als 
Nachtrag  zu  dem  1874  erschienenen  Werke  eine  neue  Folge  von  Mitteilungen 
aus  seinen  Briefen  und  Papieren  von  seiner  Grofsnichte  herausgegeben  wor- 
den.13)   Für  seinen  Nachfolger,  den  Marquis  of  Hastings  (1813 — 22)  nennen 


1)  A.  C.  BurnelL  A  Tentatiye  Liat  of  Booka  and  aome  MSS.  reimt  to  the  Hiatory  of 
the  Portuguese  in  India  Proper.  Mangalore.  VI,  1S3  8.  kl.  8.  —  2)  Julien  Vinson.  Las 
Itabliss.  franf.  dans  linde:  M61.  de  ling.  et  d'anthr.,  Par.,  Leroux,  p.  18 — 33.  (Ans  Repabtiq» 
fran<j.,  5  avr.  1878.)  —  3)  J.  Talboys  Wheeler.  Early  Records  of  firit  India.  S  Bd. 
Calcntta,  Newman,  1879.  XXXI,  391  p.  Rs.  5.  —  4)  Maulawi  Muhammad  Zakaulla. 
Tarikh-i-Hind,  Hissa-i-Snam.  (Hist  of  India,  P.  III),  in  Urdu.  Delhi,  Murtaaawi  Ptom  1879. 
1457  p.  lithogr.  Rs.  5.  —  5)  W.  H.  Darenport  Adams.  Episode*  of  Anglo-lnd.  Hist:  a 
Ser.  of  Chapt  from  the  Annais  of  Brit  Ind.,  showing  the  Rise  and  Progreaa  of  our  Indiai 
Empire.  Lond.,  Marlborough.  —  Vgl.  Sat  Rer.  XLIX,  508—9,  Apr.  17;  Ae.  XVII,  471, 
Jane  26.  —  6)  J.  S.  Banks.  Our  Ind.  Empire;  its  Rise  and  Growth.  Lond.,  Wesleyan  Confer. 
Off.  280  p.  12.  4  s.  —  7)  Ind.  Military  Adrentarers  of  the  last  Century:  CR.  LXXI,  55 
—85,  Jaly.  —  8)  Lives  of  Ind.  Officers,  illustrative  of  the  Hist  of  the  Ciril  and  Milit 
Science  of  India.  New  Ed.  3  rols.  Lond.,  Bogue.  ä  3  s.  6  d.  —  9)  Loka  Nath  Ghosh. 
The  Modern  Hist.  of  the  Ind.  Chief«,  Rajas,  Zemindars,  etc.  P.  I.  Calc,  J.  N.  Ghosh,  1879. 
218  p.  Rs.  5.  —  10)  J.  S.  Cotton  Warren  Hastings:  Enc  Brit  9  Ed.  XI,  512—16.  — 
11)  W.  M.  Torrens.  The  Marqness  Wellesley,  Architect  of  Empire.  An  Hist  Portr.  Loai, 
Chatto.  VI,  512  p.  14  s.  (A.  u.  d.  T  :  Pro-Consul  and  Tribüne  Wellesley  and  0*ConnelL  Hist 
Portraits.  Vol.  L)  —  Vgl.  J.  S.  Cotton  Ac.  XVII,  77—78,  Jan.  31;  Sat  Her.  XLIX,  251 
—252,  Feb.  21.  —  12)  A  Selection  from  the  Despatches  relating  to  India  of  the  Dnke  of 
Wellington.  Ed.  by  Sidney  J.  Owen.  W.  an  Introd.  Essay,  Maps  and  Plans.  Oxford,  Claren- 
don Prew.  —  Vgl.  J.  8.  Cotton  Ac.  XIX,  316,  Apr.  30,  1881.  --  13)  Loid  Minto  ia 
India.  Life  and  Letters  of  Gilbert  El  Hot,  First  Earl  of  Minto  from  1807  to  1814,  white 
Govcrnor-General  of  India  ...  ed.  by  his  Great-Niece  the  Countess   of  Minto.    Lons% 


Indien.  111,219 

wir  nur  einen  Artikel  der  Encyclopaedia  Britannica.  *)  Ein  Werk  über  die 
Beziehungen  Englands  zu  Birma  von  1824  bis  zur  Gegenwart8)  durchzieht 
der  leitende  Gedanke,  welchen  aufserordentlichen  Vorteil  eine  Annexion  Bir- 
mas  für  den  englischen  Handel  haben  würde,  was  selbst  von  dem  englischen 
Recensenten  cynisch  genannt  wird.  Eine  Episode  des  ersten  afghanischen 
Krieges  behandelt  C.  Swinnerton.8)  G.  B.  Mallesons4)  Werk  über  den 
indischen  Aufstand  von  1857  ist  mit  dem  dritten  Bande  zum  Schlafs  gelangt 
(s.  Jahresber.  I,  599  n.  1,  n,  3,  237  n.  4).  Er  kommt  zu  dem  Resultat, 
dafs  der  Aufstand  nicht  durch  die  mit  Rinder-  und  Schweinefett  geschmierten 
Patronen  verursacht  und  überhaupt  nicht  von  den  Sepoys  ausgegangen,  son- 
dern in  letzter  Instanz  die  Folge  der  Unzufriedenheit  gewesen  sei,  welche 
die  drückenden  Mafsnahmen  des  Lord  Dalhousie  erregten  und  die  durch  die 
Annexion  von  Oudh  ihren  Gipfel  erreichten.  Ein  nützlicher  Index  zu  diesem 
Werk  und  zugleich  zu  Kayes  History  of  the  Sepoy  War,  deren  Fortsetzung 
eben  Mallesons  Werk  bildet,  ist  in  einem  besonderen  Bande  erschienen.6) 
Ein  bengalisches  Werk  über  den  nämlichen  Gegenstand6)  citiert  als  seine 
Quellen  das  Oudh  Blue-Book,  Sleeman,  Lowe,  Merivales  Life  of  Sir  Henry 
Lawrence,  Ludlows  Thoughts  u.  a.  und  sucht  im  Widerspruch  mit  Maileson 
nachzuweisen,  dafs  die  Regierung  von  Oudh  so  gut  war,  als  man  wünschen 
konnte.  Wir  erwähnen  ferner  den  Bericht  eines  Augenzeugen7)  von  der  Er- 
mordung der  englischen  Gefangenen  durch  Nena  Sahib  und  eine  Biographie 
des  indischen  'Ritters  ohne  Furcht  und  Tadel*  Outram  (f  1863),  welcher 
sich  besonders  in  den  Kämpfen  von  1857/58  auszeichnete.8)  Ein  Freund 
Outrams,  der,  wenn  auch  demselben  an  politischer  und  militärischer  Be- 
deutung nachstehend,  doch  durch  ungewöhnliche  Begabung  und  Willensstärke 
hervorragte,  war  Meadows  Taylor.9)  Geboren  1808,  f  1876,  ging  er 
15jährig  mit  der  Bestimmung  für  ein  Kaufmannsgeschäft  nach  Indien,  trat 
aber  bald  in  Regierungsdienste  und  war  1845 — 53  an  Stelle  des  unmündigen 
Radscha  Regent  von  Shorapur,  eines  Bezirks  in  Hyderabad,  später  1853 — 57 
Statthalter  in  Naldrug,  darauf  3  Monate  in  Berar  und  schliesslich  1858—60 
wieder  in  Shorapur.     Gerade  weil  seine  Stellung  politisch  nicht  so  hervor- 


Longmans.  X,  403  p.  12  s.  —  Vgl.  Edinb.  Rot.  CLI,  228—56,  Jan.;  J.  S.  Cotton  Ac. 
XVII,  77—78,  Jan.  31;  Sat.  Key.  XLIX,  217—19,  Feb.  14;  Ath.  Apr.  3,  431—32;  Mme. 
C.  da  Parqaet  Rer.  des  deux  mondes  XL,  829 — 55,  15  aoüt.  —  1)  Alex.  Orant  Francis 
Rawdon  Hastings,  First  Marquis  of  Hastings:  Enc.  Brit  9  Ed.  XI,  516—18.  —  2)  W.  F. 
B.  Laurie.  Our  Burmese  Wars  and  Relat.  with  Burma;  being  an  Abstr.  of  Milit  and  Polit 
Operat.,  1824—26  and  1852—53.  With  ,  .  a  Suramary  of  Events  from  1826  to  1879,  incl. 
a  Sketch  of  King  Theebau's  Progress.  Lond.,  Allen.  508  p.  16  s.  —  Vgl.  Ath.  Feb.  14, 
211—12;  Coutts  Trotter  Ac.  XVII,  131,  Feb.  21;  Sat  Key.  XLIX,  417—18,  Mar.  27. 
—  3)  The  Afghan  War.  Gough's  Action  at  Futtehabad.  Lond.,  Allen.  —  Vgl.  Ac.  XVII,  458, 
June  19.  —  4)  Hist  of  the  Indian  Mutiny,  1857—59.  .  .  Vol.  3.  Lond.,  Allen.  XXXIV, 
524  S.  20  s.  —  Vgl.  Ath.  Sept  11,  327—28.  —  5)  Fred.  Pincott  Analytical  Index  to 
Sir  John  W.  Kaye's  Hist.  of  the  Sepoy  War,  and  Col.  G.  B.  Malleson's  Hist  of  the  Ind. 
Mut.  (Combined  in  one  vol.)  Lond.,  Allen.  IV,  201  S.  10  s.  6  d.  —  Vgl.  Ac.  XIX,  96,  Feb. 
5,  1881.  —  6)  Rajanikanta  Gupta.  Sipahi-juddher-itiha* ;  or  a  Hist.  of  the  Sepoy  War. 
(Bengali).  Calc,  G.  P.  Roy,  1879,  80.  P.  II  (2  Ed.),  TU,  IV.  80,  40,  99  S.  8,  4,  10  a.  — 
7)  W.  J.  Shepherd.  A  Person.  Narrati ve  of  the  Outbreak  and  Massacre  at  Cawnpore.  2  Ed. 
Lucknow,  Craven,  1879.  270  S.  Rs.  2.  8  a.  —  8)  F.  J.  Goldsmid.  James  Outram:  a  Bio- 
graph y.  2  vols.  Lond.,  Smith,  Eider.  XIX,  434  S.,  1  Portr.,  5  Kart.  —  VII,  449  8.,  4  Tat, 
3  Kart.  £  1.  12  s.  —  Vgl.  Ath.  July  24,  103-5;  Dem.  C.  Boulgor.  The  Ind.  Bayard: 
CR.  LXXII,  239 — 63,  Apr.  1881.  —  0)  Im  ostind.  Dienste.  Lebensbeschreibung  dos  engl. 
Obersten  Meadows  Taylor.  Nach  dess.  eig.  Aufzeichn.  deutsch  bearb.  Ton  Kunhardt  v. 
Schmidt  Berlin,  Mittier.  XII,  463  S.  1  Karte.  M.  8.  (Orig.  1877.)  —  Vgl.  Ausl.  LIII,  698 
bis  699,  30.  Aug.;  LC.  16.  Apr.  1881,  565;  E.  Meyer  Mitth.  a.  d.  hist  Litt  XI,  1883. 


IH,220  XXIV.    J.  Klatt: 

ragend  war,  kam  er  in  vielfache  Berührung  mit  dem  indischen  Volke,  wel- 
ches er  wahrhaft  gelieht  zu  hahen  scheint  und  welches  er,  da  er  bei  seiner 
Sprachbegabnng  die  Volkssprachen  bald  vollständig  beherrschte,  in  seinem 
Leben  und  Treiben  wirklich  verstehen  lernte  und  treu  schilderte,  so  dafe 
das  Buch  eigentlich  viel  interessanter  ist  als  die  vorhin  erwähnten  Memoiren 
und  Biographieen  der  Generalgouverneure  und  wohl  verdient  hat,  ins  Deutsche 
übersetzt  zu  werden.  Einen  sonderbaren  Eindruck  machen  die  wiederholt 
darin  vorkommenden  Weissagungen  alter  Brahmanen,  die  buchstäblich  in  Er- 
füllung gehen.  —  Wir  nennen  ferner  ein  Werk  über  den  letzten  Bischof  von 
Calcutta  (f  1876),1)  einige  Artikel  zur  Tagesgeschichte8"6)  über  Lord  Lyttons 
Amtsführung,  die  Hungersnot  unter  demselben  u.  s.  w.  und  ein  selbständiges 
Werk6)  über  das  heutige  Indien  in  seinen  volkswirtschaftlichen  Beziehungen, 
dessen  Verfasser  30  Jahre  in  Indien  gelebt  und  alle  Teile  des  indischen 
Reiches  von  Tibet  bis  Ceylon  besucht  hat,  endlich  Vergleichungstabellen  der 
hauptsächlichsten  in  Indien  gebräuchlichen  Zeitrechnungen  für  die  letzten 
30  Jahre.7) 

W.  W.  Hunt  er,8)  Vf.  des  im  nächsten  Jahre  zur  Sprache  kommenden 
Imperial  Gazetteer  of  India,  hat  als  beiläufige  Ergebnisse  der  auf  dieses 
Riesenwerk  verwandten  vieljährigen  Arbeit  verschiedene  Vorlesungen  über 
Indien  gehalten,  die  teilweise  bereits  in  Zeitschriften  gedruckt  worden  sind, 
und  die  er  nun  in  einem  besonderen  Buch  zusammenstellt,  dessen  erste 
Hälfte  unter  dem  Titel  Work  done  der  Vergangenheit  gewidmet  ist,  während 
die  zweite  unter  dem  Titel  Work  to  be  done  die  der  englischen  Regierung 
noch  bevorstehenden  Aufgaben  erörtert  Dazu  gehört  auch  ein  zuerst  im 
Cornhill  Magazine  erschienener  und  ins  Holländische  übersetzter  Artikel,9) 
dessen  optimistischen  Anschauungen  von  anderer  Seite10)  entgegengetreten 
wird.  Zum  Schlufs  registrieren  wir  noch  einige  Abhandlungen  über  die  in- 
dischen Finanzen  u.  s.  w.  11~14) 

Zur  ethnographischen  und  Reiselitteratur  übergehend,  nennen 
wir   an    erster  Stelle  Emil  Schlagint weits16)   Indien  in  Wort  und  Bild, 


1)  Memoir  of  the  Right  Roy.  Hob.  Mi  Im  an,  Lord  Bishop  of  Calc  and  Metropolitin  of 
lndia  with  a  Sei.  from  his  Corresp.  and  Journals  by  his  Sister  Frances  Maria  Milmaa. 
Lond.,  Murray,  1879.  XII,  390  p.  1  Map.  12  s.  —  Vgl.  Ath.  Feb.  14,  209.  —  2)  Bob. 
D.  Oaborn.  India  ander  Lord  Lytton:  Cont.  Roy.  XXXVI,  553—73,  Dec.  1879.  —  3)  R 
D.  Osborn.  The  Truth  aboat  the  Ind.  Famine  of  1877—78:  ebd.  XXX VII,  227—46,  Feb. 
—  4)  L.  Laine.  La  famine  dans  l'empire  indo-brit  en  1876 — 1877:  Roy.  mar.  et  eol.  LX, 
610—20,  1879.  —  5)  G.  C.  M.  Birdwood.  Linde  angl.  en  1878:  Roy.  geogr.  int  Na  42, 
1879.  —  6)  Rieh.  Temple.  India  in  1880.  Lond.,  Murray.  XX,  524  S.  2  Kart  16  t- 
Vgl.  Ath.  Jan.  15,  1881,  87—88;  Ac.  XIX,  150,  Feb.  26,  1881;  Petermana's  Mitth.  XXVII, 
228,1881.  —  7)  Narayan  Bälkrishna  Godbole  and  Vishnu  Pandurang  Shahiae. 
Chronol.  Table«,  cont  Corresp.  Dates  of  the  Christian,  Hindu,  Mahomedan,  and  Parsi  Erat 
from  A.  D.  1852  to  1880.  (Engl,  and  Marathi.)  Bombay,  Oriental  Press.  98  8.  12  a.  — 
8)  England'«  Work  in  India.  Lond.,  Smith,  Eldor.  —  Vgl.  Jas.  S.  Cotton  Ac.  XIX,  4—5, 
Jan.  1,  1881;  Ath.  Jan.  15,  1881,  87—88.  —  9)  W.  W.  Hanter.  Wat  de  Engelachen  yoot 
het  Indische  Volk  hebben  gedaan:  Tijdschr.  Yoor  Nederl.  Indie.  N.  S.  9  Jaarg.  II,  245—90, 
Okt  —  10)  Shoshee  Chunder  Dutt  De  Belastingen  in  Britisch  Indie:  ebd.  325—66, 
Noy.  —  11)  Shoshee  Chundor  Dut  (sie).  De  Britsehe  Opiumpolitiek:  ebd.  1,  321 — 52. 
430 — 54,  Mei,  Juni.  —  12)  J.  A.  van  den  Broek.  De  financiele  Moeijelijkheden  van  het 
Gouvern.  van  Brit  Indie:  ebd.  N.  S.  8  Jaarg.  I,  245—85.  325—64,  Apr.,  Mei  1879.  — 
13)  Henry  Fawcett  Ind.  Finance:  Three  Esuays,  (republished  from  the  *Nineteenth  Cen- 
tury',) with  an  lntrod.  and  App.  Lond.,  Macmillan  (s.  Jahresbor.  II,  3,  241).  —  Vgl.  Jas. 
S.  Cotton  Ac.  XVII,  116,  Feb.  14;  Ath.  Apr.  3,  S.  438.  —  14)  Meyners  d'Estrey. 
Les  Indes-Anglaisos :  AEO.  II,  161—65.  —  15)  Indion  in  Wort  und  Bild.  E.  Schilderung  d. 
ind.  Kaiserreiches.    In  2  Bdn.    Bd.  L    Lpz.,  Schmidt  &  Günther.  VI,  253  8.  foL   58  Tat  a. 


Indien.  111,221 

ein  Pracht  werk  ersten  Ranges,  in  welchem  zwar  die  zahlreichen  und  glän- 
zenden Illustrationen  einen  hervorragenden  Platz  einnehmen,  dessen  Text  aber 
einen  davon  unabhängigen  Wert  hat,  so  dafs  A.  Weber  in  seiner  Besprechung 
des  Werkes  den  Wunsch  ausgedruckt  hat,  den  Text  in  einer  besonderen  Aus- 
gabe gedruckt  zu  sehen.  Der  erste  Band  enthält:  Land  und  Produkte,  Bom- 
bay, Völker  und  Kasten,  die  Felsentempel,  Dekhan,  Haidarabad,  Madras,  die 
Nilgiris,  das  Christentum  in  Indien,  die  Religion  der  Hindus,  Orissa,  Ben- 
galen und  Behar.  E.  Schlagintweite  Bruder  Hermann1)  (f  19.  Jan.  1882) 
liefert  ein  Verzeichnis  der  von  ihm  aus  Indien  und  Hochasien  mitgebrachten 
und  dem  ethnographischen  Museum  in  München  überwiesenen  Gegenstände, 
in  folgende  Gruppen  geordnet:  Gemälde,  Modelle  und  Abformungen,  tibetische 
Objekte  des  Buddha -Kultus,  Waffen,  Kleidungsstücke,  kleinere  Haus-  und 
Handgeräte,  Agrikulturgeräte.  Eine  gröfsere  Anzahl  Reisewerke  u.  s.  w. 
kennen  wir  nur  den  Titeln  nach,  welche  unten  zu  finden  sind;  es  sind  1  Werk 
in  deutscher,2)  10  in  englischer,3--18)  1  in  holländischer,18)  4  in  franzö- 
sischer14""17) und  1  in  italienischer  Sprache.18) 

Ein  indisches  Schulbuch,  die  Geographie  Indiens  enthaltend,19)  wel- 
ches günstig  recensiert  worden  ist,  erwähnen  wir  hier  beiläufig. 

Über  die  litterarische  Produktion  von  Britisch-Indien  geben  die 
von  der  englischen  Regierung  herausgegebenen  Bücherkataloge  eine  durchaus 
befriedigende,  nicht  nur  im  Orient,  sondern  überhaupt  ohne  Beispiel  da- 
stehende Auskunft,  Dieselben  erscheinen  quartaliter  und  besonders  für  fol- 
gende 10  Provinzen:    Madras,   Bombay,   Bengalen,   Nordwestprovinzen   und 


viele  Illustr.  im  Text  M.  30,  geb.  M.  40.  —  Vgl  F.  R(atzel)  LC.  5.  Juni,  Sp.  745;  W. 
Geiger  Gegenw.  XIX,  90—91,  5.  Fob.  1881;  Petermann's  Mitth.  XXVII,  71,  1881;  A. 
Weber  DL.  III,  287—88,  25.  Feb.  1882;  K.  v.  Scherzer  (Augsb.)  Allg.  Z.  Beil.  1882. 
No.  32;  Leipz.  Z.  Beil.  1882.  No.  58.  —  1)  Herrn,  v.  8chlagintweit-Sakünlünski. 
Über  die  Aufnahme  neuen  Beitrages  von  Sammlungsgegenständen  aus  Indien  und  Hochasien  in 
das  k.  b.  Ethnogr.  Mus.:  Milnch.  Sitz.-Ber.,  math.-phys.  Kl.  X,  497 — 522.  —  Reisen  in  In- 
dien u.  Hochasien.  Bd.  IV.  Jena,  Costenoble.  XVII,  556  S.  4.  M.  17.  (enth.  Oatturkistan  u. 
Umgob.)  —  Erläut.  des  1Y.  Bandes  d.  Reisen  in  Ind.  u.  Hochas.:  Milnch.  Sitz-Bor.,  math.- 
phys.  Kl.  X,  1 — 32.  —  2)  Gust  Kreitner.  Im  fernen  Osten.  Reisen  des  Grafen  Bei» 
Szächenyi  in  Indien,  Japan,  China,  Tibet  und  Birma  in  d.  J.  1877—80.  M.  200  Orig.-Holz- 
schn.  u.  mehr.  Karten.  Lfg.  I.  Wien,  Holder.  32  S.  gr.  8.  50  Pf.  (vollst  in  32  Lfgn.).  — 
3)  Mrs.  J.  C.  Murray  Aynsley.  Our  Visit  to  Hindost,  Kashmir,  and  Ladakh.  Lond.,  Allen, 
1879.  332  S.  14  a.  —  Vgl.  Ath.  Jan.  3,  S.  13—14;  Andrew  Wilson  Ac.  XVII,  38—39, 
Jan.  17.  —  4)  Bholanauth  Chundor.  «Travels  of  a  Hindu':  CR.  LXXI,  176—93,  399 
— 412,  July,  Oct  —  5)  E.  W.  Clark.  From  Hong-Kong  to  the  Himalavas;  or,  Three 
Thousand  Miles  through  India;  Ulustr.  New  York,  1879.  IV,  368  S.  12°.  7i.6d.-6)  M. 
E.  Corbot  A  Pleasure  Trip  to  India  during  the  Visit  of  H.  R.  H.  the  Prince  of  Wales; 
afterwards  to  Ceylon.  Lond.,  Allen.  234  S.  7  s.  6  d.  —  7)  fl.  E.  Falk.  A  Winter  Tour 
through  India,  Burmah,  and  the  Straita.  Lond.,  Longmans.  2  s.  6  d.  —  Vgl.  Ac  XVII,  471, 
Juno  26.  —  8)  A.  G.  Shiell.  A  Year  in  India.  Lond.,  Tinsley.  —  Vgl.  Ath.  Feb.  28,  S.  279. 

—  9)  S.  D.  White.  Ind.  Reminiscences.  Lond.,  Allen.  270  S.  14  s.  —  Vgl.  Ath.' June  12, 
S.  759.  —  10)  H.  G.  Keene.    Sketches  in  Indian  Ink.    Calc,  S.  N.  Banerji.    321  S.  Rs.  5. 

—  11)  I.  Prichard.  The  Chronicles  of  Budgepore:  or,  Sketches  of  Life  in  Upper  India. 
New  Ed.    2  yols.  Lond,  Allen.  586  S.  12.  12  s.  —  12)  V.  Ball.  Jungle  Life  in  India.  Lond. 

—  13)  Een  Kijkje  in  een  Dorp  van  Britsch-Indie.  Naar  Prot  Monier  Williams:  Ind. 
Gids  II,  1,  671—80.  —  14)  C.  Barbier.  Dein  ans  dans  linde.  Ronen,  M6gard,  1879. 
165  S.  —  15)  E.  Cotteau.  Promenade  dans  linde  et  &  Ceylan.  Par.,  Plön.  430  S.  12.  fr.  4. 

—  Vgl.  Rollet  Bull,  de  la  soc  de  geogr.  de  Bordeaux.  S.  293  t  —  16)  L.  Rousselet 
Les  royaumes  de  Finde.  Paris,  Hachette,  1879.  —  17)  J.  J.  E.  Roy.  Voyage  dans  linde 
angl.  Tours,  Marne.  166  S.  —  18)  A.  Co  Tino.  Un  yiaggio  nelle  Indie,  descritto.  Con  3  carte 
geogr.  Tor.,  1878.  128  S.  1.  2.  —  19)  George  Duncan.  Geography  of  India  ...  10  Ed. 
Madras,  Higginbotham ;  Lond.,  Trübner.  VIII.  182  S.  12.  1  s.  6  d.  —  VgL  Ac.  XVIII, 
186,  Sept  11;  JAnt  X,  56,  Feb.  1881. 


111,222  XXIV.    J.  Klatt: 

Oudh,  Punjab,  Centralprovinzen,  British  Burma,  Mysore,  Assam,  Hyderabad, 
so  dafs  sich  der  Katalog  eines  Jahres  aus  40  einzelnen  Heften  zusammen- 
setzt. Sehr  erwünscht  wäre  es,  wenn  auch  für  Ceylon  derartige  Verzeich- 
nisse erschienen.  Die  Kataloge  werden  leider  nur  in  wenigen  Exemplaren 
gedruckt  und  kommen  nicht  in  den  Handel.  Daneben  erscheint  ein  die  wich- 
tigsten Daten  zusammenfassender  Auszug  (s.  den  Titel  im  Jahresber.  II,  3, 
237  n.  7).  Wir  ersehen  aus  dem  Auszug  für  das  Jahr  1878  (der  für  1879 
ist  1881  erschienen  und  wird  erst  im  nächsten  Jahr  anzuführen  sein),  dafs 
1878  in  Britisch-Indien  4913  Publikationen  erschienen  sind,  und  zwar  die 
meisten  in  Bengalen  (1486),  Punjab  (915),  Bombay  (908),  Madras  (824), 
N.  W.  Prov.  und  Oudh  (629),  während  in  den  Centralprovinzen  und  Hy- 
derabad nur  je  ein  Buch  erschienen  ist.  Da  das  Jahr  1876  mit  5065 
Nummern  vertreten  war,  so  ergiebt  sich  eine  Verminderung  um  150  —  wohl 
eine  Folge  der  Hungersnotjahre.  Zeitungen  giebt  es  gegenwärtig  in  In- 
dien ungefähr  230,  die  meisten  (c.  100)  in  Urdu -Sprache,  wie  wir  einem 
von  dem  früheren  Herausgeber  der  Calcutta  Review1)  veröffentlichten  Essay 
über  das  indische  Zeitungswesen  entnehmen.  Im  J.  1822  erschien  die  erste 
einheimische  Zeitung,  Samachar  Darpan,  in  bengalischer  Sprache,  während 
die  erste  englische,  Hicky's  Gazette,  schon  1780  in  Calcutta  herauskam. 

Das  Christentum  in  Indien  können  wir  nur  flüchtig  streifen.  Ein 
Missionär  der  herrnhuter  Brüdergemeinde  ')  schildert  das  Leben  im  westlichen 
Himalaja,  zunächst  das  Land  (Ladak,  Lahul  u.  s.  w.),  welches  teils  unter 
chinesischer,  teils  englischer  Oberhoheit  steht,  den  Charakter  der  Bewohner 
und  ihre  Religion  (Buddbismus)  und  geht  darauf  zur  Mission  über.  Zu 
Missionszwecken  dient  auch  die  Übersetzung  einer  canaresischen  Erzählung,3) 
in  welcher  ein  Hindu -Christ  die  traurige  Lage  der  indischen  Witwen  schil- 
dert Von  einigen  andern  Missionsschriften,4"9)  sowie  von  Biographieen  der 
indischen  Missionäre  A.  Duff10"18)  und  W.  Smith18)  verzeichnen  wir  nur 
die  Titel. 

Zu  den  einzelnen  Provinzen  übergehend  beginnen  wir  im  Nordosten. 
Für  Britisch  Birma  ist  der  amtliche  Gazetteer  14)  erschienen,  dessen  ein- 
zelne Abteilungen  unter  der  Redaktion  von  H.  R.  Spearman  von  verschie- 
denen bearbeitet  sind.  Band  1  (der  später  erschienene)  enthält  den  syste- 
matischen Teil,  Band  2  das  geographische  Wörterbuch. 


1)  Boper  Lethbridge.  The  Vernacular  Press  of  India:  an  Bist  Sketch:  Cont  Rot. 
XXXYII,  459—73,  March.  —  2)  H.  Schneider.  Ein  Missionsbild  a.  d.  westl.  HimaL 
Qnadau,  Univ.-Buchh.  IV,  95  S.  —  3)  Jamunabai's  Wander.  od.  Blicke  in  ind.  Witwenleben. 
(Aus  dem  Canares.)  Basel,  Miss.-Buchh.  63  S.  50  Pf.  (Orig.  Man^alore  1869.)  —  4)  Altes 
und  Neues  aus  Indien.  Aus  Missionar  Leupol ts  'Erinnerungen'.  Übers,  u.  zusamm  engest  y. 
A.  W  eng  er.  Basel,  Miss.-Buchh.  54  S.  25  Pf.  —  5)  Zum  Verstandniss  d.  Missionars  W. 
Ringeltaube:  Missionsnachr.  d.  ostind.  Missionsanst  su  Halle.  XXX,  37 — 135.  XXXI,  61 — 140. 
1878,  79.  —  6)  Zur  Sachlage  in  Südindien.  Ebd.  XXXI,  8—52.  —  7)  Aus  <L  amer.-loth. 
Mission  unter  d.  Telugus.  Ebd.  XXXII,  21—34.  —  8)  E.  Schlagintweit  Das  Christenth. 
in  Indien.  (Augsb.)  Allg.  Z.  Beil.  —  9)  A.  Jayaram  Rao.  Christianity  and  Educ  in  India. 
Madras,  Sri  Nilayam  Press.  31  8.  12.  3  a.  [A  lecture  delivered  by  a  Hindu  Graduate  of  the 
Madras  Univ.  in  St  George's  Hall,  London,  ten  years  ago.]  —  10)  George  Smith.  The 
Life  of  Alex.  Duff.  2  rols.  Lond.,  Hodder,  1879.  —  Vgl.  Ath.  Feb.  14,  S.  208—9;  T.  W. 
Rhys  Davids  Ac.  XVII,  134,  Feb.  21.  —  11)  J.  Hector.  The  Rerd.  Alex.  Duff,  the 
Prince  of  Missionaries.  Calc,  Baptist  Miss.  Press,  1879.  25  S.  12.  6  p.—  12)  Harish 
Chandra  Mitra.  On  the  Roy.  A.  Duff.  Calc.  35  8..  4  a.  —  13)  M.  A.  Sherring.  The 
Missionary  Life  and  Labours  of  the  Reyd.  W.  Smith.  Benares,  Lazarus,  1879.  206  S.  12. 
Ra.  2.  —  14)  The  Brit  Burma  Gazetteer  in  2  toIs.  Vol.  1.  2.  Rangoon,  Gort  Press,  1880, 
79.  X,  2,  716,  XXXV  8.     £  1.  —  859,  XVDI  8.    £  1.    10  a. 


Indien.  111,223 

Für  Assam  erwähnen  wir  beiläufig,  dafs  im  Dezember  1881  eine 
gröbere  Anzahl  amtlicher  Reports  aus  den  Jahren  1872 — 78  durch  A.  Bastian 
an  die  Berliner  k.  Bibliothek  gekommen  ist. 

Hanters  20bändiger  Statistical  Account  of  Bengal,  1875 — 77,  ist  von 
A.  Barth1)  eingehend  beurteilt  worden.  Wir  erwähnen  ferner  eine  Ab- 
handlung Aber  Calcutta,  *)  die  Biographie  eines  muhammedanischen  Bengalen,3) 
welche  angeblich  Beiträge  zur  älteren  Geschichte  der  Stadt  Hugli  enthält, 
eine  Geschichte  der  englischen  Occnpation  von  Tschittagong  in  den  Jahren 
1760 — 1848, 4)  eine  Geschichte  von  Behar  in  Urdu -Sprache,6)  welche  eine 
Beschreibung  der  gröfseren  Städte  und  eine  Erzählung  der  in  dieser  Provinz 
geschehenen  Ereignisse  des  Aufstandes  von  1857  enthält,  schließlich  eine 
Schilderung  des  Landlebens  in  Bengalen.6) 

Zur  Geschichte  von  Oudh  nennen  wir  zwei  Werke  in  Urdu- Sprache,7-8) 
ferner  ein  historisches  Album  der  gegenwärtigen  Radschas  und  Talukdars  von 
Oudh  (englisch  und  Urdu)  mit  den  Photographieen  derselben,9)  eine  Be- 
schreibung von  Oudh  in  Urdu-10)  und  englischer  Sprache11)  und  ein  angeb- 
lich interessantes  und  wichtiges  Buch  über  die  Gewerbe  und  Manufakturen 
von  Lucknow.1*) 

Unter  den  Lokalberichten,  welche  die  Regierung  der  Nordwestpro- 
vinzen veröffentlicht,  zeichnet  sich  der  für  Mathurä,  von  welchem  eine 
zweite  Ausgabe  ls)  erschienen  ist,  durch  seine  Reichhaltigkeit  und  Zuverlässig- 
keit aus.  Eine  wertvolle  Zufügung  der  zweiten  Ausgabe  ist  das  Kapitel  über 
die  Etymologie  der  Ortsnamen  im  nördlichen  Indien.  Wir  nennen  noch  einen 
ähnlichen  kleineren  Bericht 14)  und  eine  Geschichte  der  Tschandragupt-  und 
Tschandrasen-Familien  der  Käjasths  (in  Urdu-Sprache). 16) 

Ein  allgemeineres  Werk  über  Indien  (in.  Urdu) 16)  erwähnen  wir  des- 
halb beim  Pandschab,  weil  die  erste  Abteilung  über  Delhi  handelt,  für 
welches  auch  ein  Handbuch  17)   erschienen  ist.     Eine  Geschichte  des  Staates 


1)  RC.  N.  S.  X,  221—25.  241—48.  261—69.  20,  27  sept,  4  oct.  —  2)  The  City  of 
Calcutta  and  its  Municipal  Constitution;  CR.  No.  CXXXIX,  Jan.  —  3)  Mähend ra  Chandra 
Mitra.  Life  of  Haji  Mohammad  Mohsin.  Calc,  D'Rozario.  29  S.  —  4)  H.  J.  S.  Cotton. 
Memorand.  on  the  Revenue  Hist  of  Chittagong.  Calc,  Bengal  Secr.  Press.  —  Vgl.  C.  P. 
Caspersz  CR.  Vol.  LXXI,  169  —  75,  July.  —  5)  Moulvi  Syud  Ali  Mahomed.  Tarikh 
Snbeh  Behar.  (Hist  of  Behar,  in  Urdu.)  Patna,  Subeh  Sadiq  Press.  314  S.  lith.  Rs.  2.  — 
6)  J.  T.  Wheeler.  Peasant  Life  in  Bengal:  Macmillan's  Mag.  July.  —  7)  Syed  Kama- 
looddeen  Hyder.  Sawänihat-i  Salättn-i  Auda.  (Hist  of  the  Sultans  of  Oude,  in  Urdu.) 
2  yols.  Lucknow,  Munshi  Nawal  Kishor,  1879.  18,  388;  22,  482  S.  w.  mapa  and  37  portr. 
lith.  Rs.  10.  [Trübner:  *  2.  2  s.]  —  8)  Munshi  Ramsahay  Tamanna.  Afcal-ut-Tawärikh 
hiasa-i-doyam  'Ahsan-ut-Tawärikh.  (Hist  of  Oudh,  in  Urdu.)  Lucknow,  Munshi  Puran  Chand, 
1879.  248  S.  lith.  Re.  1.  —  9)  Daroghä  Haji  Abb&s  Ali.  Hlust  Hist.  Album  of  the  Rajas 
and  Taaluqdars  of  Oudh.  Allahabad,  Lucknow,  Nawal  Kishor's  Press,  p.  XXIV,  8,  102  of 
Engl.  Text,  w.  344  photos.  and  p.  VIII,  96  of  Hindustani  Text  Rs.  50.  [Trübner:  *  5.  5  s.] 
—  10)  Babu  Kam.  Mukhtasar  Sair-i-Gulshan-i-Hind.  (Brief  survey  of  the  rosegarden  of  In- 
dia, in  Urdu.)  Cawnpore,  1878.  554  S.  lith.  Re.  1.  6  a.  9  p.  —  11)  H.  C.  Irwin.  The 
Garden  of  India;  or,  Chapters  on  Oudh  Hist  and  Affairs.  Calc,  Thacker;  Lond.,  Allen.  350  S. 
Rs.  8.  8  a.  —  Vgl.  J.  S.  Cotton  Ac.  XIX,  316,  Apr.  30,  1881.  —  12)  Will.  Hoey. 
A  Monograph  on  Trade  and  Manufact  in  North.  India.  Lucknow,  Hoey.  215  S.  4.  Rs.  4.  — 
13)  F.  8.  Growse.  Mathura,  a  District  Memoir.  2  Ed.  Allahabad,  N.  W.  P.  &  Oudh  Govt 
Pr.  V,  520  S.  4.  w.  25  phot,  8  lith.  and  1  map.  £  2.  2  s.  (1  Ed.  1874.)  —  Vgl.  R.  H. 
JAnt  X,  96;  Maren  1881;  J.  S.  Cotton  Ac.  XIX,  316,  Apr.  30,  1881.  —  14)  H.  C.  A. 
Conybeare.  Note  on  Pargana  Dudhi  of  the  Mirzdpur  District  .  .  ebd.  1879.  65  S.  toi.  — 
15)  Babu  Ram  Saran  Das.  Kayasth  Ethnology  (Urdu).  Lucknow,  Aman  Ali's  Press,  1879. 
108  S.  lith.  1  a.  6  p.  —  16)  Munshi  Bulaqi  Das.  Tawarikh-i-Aina-i-Hind.  (Mirror  of  In- 
dia, in  Urdu.)  Delhi,  Muir  Press,  1878.  110  S.  lith.  R*.  7.  8  a.  —  17)  A.  Harcourt 
The  New  Guide  to  Delhi   Delhi,  lob  Printing  Press.    146  S.    12.    Re.  1.  8  a. 


111,224  XXIV.    J.  Klatt: 

Patiala  in  Urdu -Sprache1)  mit  Bildern  seiner  Fürsten  basiert  auf  den  amt- 
lichen Records  und  den  persönlichen  Kenntnissen  des  Autors,  welcher  in 
dem  Staate  eine  hohe  amtliche  Stellung  einnimmt  Ein  Bild  des  indischen 
socialen  Lebens  erhalten  wir  von  einer  englischen  Dame,*)  welche  ihren 
Aufenthalt  in  Peschawar  beschreibt,  wobei  ihr  a  woman's  eye  for  details  and 
a  woman's  faculty  of  description  nachgerühmt  wird. 

Kagmir  ist  nur  durch  ein  Werk3)  vertreten. 

Für  Afghanistan  nennen  wir  eine  Abhandlung  über  die  wissenschaft- 
lichen Ergebnisse,  die  der  afghanische  Krieg  von  1878/79  besonders  für  die 
Geographie  und  Topographie  Afghanistans  gehabt  hat4)  und  einen  andern 
Beitrag  zur  Geographie  Afghanistans.6) 

Ein  älteres  Werk  über  Gentralindien  ist  in  einer  neuen  Auflage6) 
erschienen. 

Die  statistische  Aufnahme  der  Präsidentschaft  Bombay  ist  wieder  be- 
trächtlich gefördert  worden.7™11)  Für  die  Stadt  Bombay  nennen  wir  ein 
alljährlich  neu  erscheinendes  Handbuch18)  und  eine  populäre  Schilderung,19) 
für  die  Stadt  Poona  ebenfalls  ein  Handbuch,14)  ferner  eine  Geschichte  des 
Staates  Baroda 16)  von  Anfang  bis  zum  Regierungsantritt  des  jetzigen  Fürsten, 
und  eine  Biographie  einer  hervorragenden  Persönlichkeit  der  älteren  Maräthen- 
Geschichte, 18)  zu  welcher  die  Materialien  angeblich  aus  englischen  Werken, 
alten  einheimischen  Chroniken  und  Handschriften  gesammelt  sind.  Über  die 
Entwickelung  Adens  (in  Arabien,  politisch  zur  Präsidentschaft  Bombay  ge- 
hörig), seitdem  es  in  englischen  Besitz  übergegangen  ist,  handelt  Freih.  v. 
Schweiger-Lerchenfeld.17) 

Auch  in  Südindien  bedienen  sich  die  Eingebornen  immer  häufiger  der 
englischen  Sprache  für  litterarische  Zwecke.    Ein  Werk  dieser  Art 18)  scheint 


1)  Khalifa  Saiyid  Muhammad  Hassan  Khan  Balladur,  Tarikh-i-Patiala.  (The  Hist  of 
Patiala,  illustr.,  in  Urdu.)  Amritsar,  ßafir-i-Hind  Press,  1878.  850  S.  lith.  Bs.  6.  —  2)  L. 
R.  Trevelyan.  A  Year  in  Peshawur,  and  a  Lady's  Ride  intp  the  Khyber  Pass.  Chapman 
and  Hall.  —  Vgl.  Ath,  Jan.  3,  8.  J3— 14;  Ac.  XVII,  43,  Jan.  17.  —  3)  W.  Wakefield. 
The  Happy  Valley.  Sketches  of  Kashmir  and  the  Kashmiris.  Lond.,  Low,  1879.  294  8.  w. 
map  and  illustr.  15  s.  —  4)  J.  Waterhouse.  Notes  on  the  Surrey  Operat  in  Afghanistan 
in  Connection  wilh  the  Campaign  of  1878—79:  JASB.  XLVIII,  H,  146—72,  w.  map.  1879. 
—  5)  Mich.  A.  Biddulph.  Pischin  and  the  Routes  betw.  India  a.  Candahar:  Proc  R. 
Geogr.  Soc.  N.  8.  II,  212—42,  Diacuss.  242—46,  2  Kart  Apr.  —  6)  John  Malcolm.  A 
Moraoir  of  Centr.  India,  incl.  Malwa  and  Adjoining  Provinces  ...  2  vols.  w.  map.  Reprint 
frora  the  3.  Ed.  Calc,  Thacker;  Lond.  1880  (Ac.  XX,  142:  1881).  14  s.  —  7)  Gasetteer  of 
the  Bombay  Presidency  .  .  s.  Jahresber.  II,  3,  239  n.  10.  Vol.  III.  Kaira  and  Panch  Ma- 
halfl.  IV,  324  p.  w.  maps.  —  Vol.  IV.  Ahmedabad.  II,  361  p.  w.  map.  —  VoL  V.  VL  Cutch, 
Cambay,  and  other  Bombay  Districta.  Bombay,  Govt  Press;  Lond.,  Trfibner.  8  s.  ©ach.  — 
Vgl.  Ath,  Sept  18,  8.  364—65.  —  8)  The  Bombay  Gasetteer.  Vol.  XII.  Khandesh.  Bombay, 
Govt  Centr.  Press.  —  Vgl.  JAnt.  X,  155,  May  1881.  —  9)  W.  Scott  Statist  Account  of 
Gondal,  being  the  Gondal  Contribution  to  the  Kathiawar  Portion  of  the  Bombay  Gasetteer. 
Bombay,  Educ.  Soc.'s  Press,  1879.  14  8.  8  a.  —  10)  J.  W.  Watson.  Statist  Account  of 
Porbandar  .  .  .  ebd.  1879.  46  8.,  1  Karte.  Bs.  4.  —  11)  J.  W.  Watson.  Statist  Account 
of  Junagad  .  .  .  ebd.  (publ.  Junagad,  Kathiawar).  97  S.,  1  Karte.  Rb.  5,  s.  Jahresber.  II,  3, 
239  n.  12.  —  12)  J.  M.  Maclean.  A  Guide  to  Bombay,  Hist,  Statist,  and  Descr.  4,  5,  6 
Ed.  Bombay,  Bomb.  Gaz.  Steam  Press,  1878—80.  600  8.  Rs.  5.  —  13)  Schilder,  v.  Bombay: 
Aufll.  L1II,  23—28.  —  14)  Watson 's  Guide  to  Poona  and  Kirkee  .  .  .  Bombay,  Ed.  Soc'a 
Press.  121  8.  w.  map.  8a.  —  15)  F.  A.  H.  Elliot  The  Rulers  of  Baroda.  Bomb.,  Ed.  Soc.'» 
Pr.  (publ.  Baroda)  1879.  396  6.  Rs.  3.  —  16)  Nägeshraw  Windyak  Bapat  The  Life 
and  Times  of  Bajirawa  Ballal  alias  Bajirawa  I,  the  Second  Peshwa.  (MarathL)  Bombay,  Nir- 
naya  Sagar  Press,  1879.  264  &  Re.  1.  8  a.  —  17)  Aden  (1840—1880):  Österr.  Monataschr. 
I  d.  Or.  VI,  109—13,  15.  Juli.  —  18)  J.  A.  Venketramaiah.  Pen  and  Ink  Sketches 
of  Native  Life  in  Southern  India.    Madras,  Foster.    302  8.    Rs.  4. 


Indien.  111,225 

nach  dem  Titel  einen  interessanten  Inhalt  zu  haben.  Ein  mohammedanischer 
Hindu1)  beschreibt  in  einem  1285  H.  (1868),  und  zwar  in  persischer  Sprache 
abgefafsten  Werke  seine  Reisen  in  Südindien  und  die  Zustände  daselbst. 
Über  die  ökonomischen  Verhältnisse  des  Dekhan  handelt  Dav.  Wedder- 
burn,*)  welchem  zufolge  die  Hauptursache  der  indischen  Armut  die  Über- 
völkerung ist,  ein  Übel,  welches  die  englische  Regierung  selbst  durch  humane 
Mafsregeln,  wie  das  Verbot  der  Tötung»  der  neugebornen  Mädchen,  die 
Vorsichtsmalsregeln  gegen  Hungersnot  u.  s.  w.  vergröfsert  hat 

Für  die  Präsidentschaft  Madras  hat  ein  Mitglied  des  Madras  Civil 
Service8)  nützliche  Tabellen  über  die  Vergröfserung  des  englischen  Gebietes 
vom  J.  1616  an  bis  jetzt  und  über  die  Reihenfolge  der  Gouverneure  zu- 
sammengestellt. Wir  nennen  ferner  ein  Werk  über  die  politischen  Grund- 
sätze der  indischen  Regierung4)  und  einen  Artikel  über  die  einheimischen 
Soldaten.6)  Der  Universitätskalender  von  Madras6)  ist  diesmal  ein  beson- 
ders starker  und  inhaltreicher  Band.  Aus  dem  Madras  Educational  Report 
für  1879—80  wird  mitgeteilt,  dafs  die  Zahl  der  Schulen  von  9274  auf  10533 
gestiegen  ist  und  auch  die  übrigen  Verhältnisse  ähnliche  befriedigende  Er- 
gebnisse zeigen,  s.  Ath.  July  23,  81  p.  115.  In  einem  Madras  Administra- 
tive Report  wird  berichtet,  dafs  auch  in  Madras  ein  Archaeological  Depart- 
ment gegründet  wird,  s.  J.  of  the  R.  Asiatic  Soc.  N.  S.  XIH,  Ann.  Rep. 
p.  LL  J.  H.  Nelson7)  nennt  es  ein  Mifsverhältnis,  dafs  in  der  Präsident- 
schaft Madras  die  Rechtspflege  auf  dem  Gesetzbuch  der  Brahmanen,  obgleich 
dieselben  eine  verschwindende  Minorität  gegenüber  den  einheimischen  Stäm- 
men und  Kasten  bilden,  basiert,  um  so  mehr,  da  auch  die  richterlichen 
Ämter  in  den  Händen  der  Brahmanen  liegen,  welche  vor  allen  Nicht- Brah- 
manen den  gröfsten  Abscheu  haben.  Er  meint,  dafs  den  Bedürfnissen  der 
nicht-brahmanischen  Bevölkerung  weder  das  muhammedanische  noch  das  Hindu- 
Recht  angemessen  ist.  —  Ein  Handbuch  des  Nilgiri-Distriktes 8)  (Gesundheits- 
station der  Europäer  in  Südindien)  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  der 
physikalischen  Beschaffenheit  und  den  Produkten  des  Landes,  hat  aber  auch 
einen  ethnologischen  Teil,  in  welchem  die  Sitten  und  Gebräuche  der  Todas, 
Kotas,  Kurnmbas,  Irulas  und  Badagas  beschrieben  werden. 

Eine  Sammlung  der  in  den  holländischen  Kirchen  und  Kirchhöfen 
Ceylons  befindlichen  Inschriften,9)  die  freilich  schon  1877  erschienen  ist, 
mag  viele  interessante  Daten  zur  Geschichte   der  Holländer   in  Ceylon  ent- 


1)  Maulvi  Abdul'alfm  Nasr-ullah  Khan.  Tarikh-i-Dakan.  (Tho  Hißt,  of  the*Deccan, 
Pen.)  Cawnpore,  Munshi  Nawal  Kishor  1879.  305  S.  fol.  lith.  Re.  1.  8  a.  —  2)  The 
Deccan:  Fortn.  Rev.  N.  S.  XXVIII,  210—29,  Aug.  --  3)  Hist.  Tables  conc.  tho  Presidency 
of  Fort  St  Georgo:  MJ.  for  1879  (ersch.  1880),  103-34.  —  4)  George  Norton.  Ru- 
dimentals,  being  a  Seriös  of  Discourses  on  tho  Principles  of  Govt. . .  addrossed  to  the  Natives 
of  India.  2  Ed.  Madras,  Higginbotham,  1879.  333  S.  Rs.  3.  —  5)  R.  H.  Fawcett.  The 
Native  Army  of  Madras:  CR.  No.  0XXX1X.  Jan.  —  6)  Tho  Madras  Univ.  Calendar,  1880 
—81.    Madras,   Higginbotham.    X,  406,  CCCIX,  VI  S.   Rs.  2,   s.  Jahresber.  11,  3,  240  n.  5. 

—  7)  The  Administrat  of  Justice  in  Madras:  Fortn.  Rov.  N.  S.  XXVUI,  300—11,  Sopt.  — 
8)  H.  B.  Grigg.  A  Manual  of  tho  Nilagiri  District  in  the  Madras  Pros.  Madras,  Govt.  Press. 
XIV,  578,  CXXVU  S.  w.  plates  and  maps.  Trübner:  £  1.  16  s.  —  Vgl.  Ath.  Sept.  17,  1881, 
S.  372 — 73.  —  9)  Leop.  Ludovici.  Lapidarium  Zoylanicum;  boing  a  Collection  of  Monum. 
Inscr.  of  the  Dutch  Churches  and  Church-yards  of  Coylon,  atlas  4°.  20  p.  of  toxt  and  98  pl. 
of  Monum.  Inscr.,  compr.  Beveral  hundred  epitaphs  .  .   Colombo,  Mailand,  1877.    4.   :£  3.  8  a. 

—  Vgl.  P.  A.  M.  Boole  van  Hensbroek.  Ind.  Letterbode  III,  53 — 54.  70,  Apr.  Mei 
1878. 

Historische  Jahresberichte.    1880»    III,  15 


111,226  XXV.    F.  Abraham: 

halten.  Wir  nennen  schliefslich  eine  Biographie  von  R  F.  Morgan,1) 
welche  Beiträge  zur  Geschichte  Ceylons  in  den  letzten  40  Jahren  liefert, 
eine  Geographie  Ceylons  für  die  Schule,8)  Missionsbilder  aus  Ceylon8)  and 
einige  Zeitungsartikel.4-8) 


XXV. 

F.  Abraham. 

Philosophie  der  Geschichte. 

Das  Gebiet  der  Philosophie  der  Geschichte  ist  ein  Grenzgebiet:  aus  der 
eigentlichen  Geschichte  heraustretend  greift  es  über  in  die  Kreise  der  Philo- 
sophie, des  Rechts,  der  Theologie,  nach  Meinung  einiger  auch  der  Natur- 
wissenschaften. Die  Philosophie  der  Geschichte  sucht  ihre  Principien  einer- 
seits in  allgemeinen  psychologischen  und  philosophischen  Voraussetzungen, 
sie  entwickelt  sie  andererseits  aus  dem  historischen  Stoff,  den  sie  zu  gleicher 
Zeit  ordnen  und  beherrschen  soll.  Der  Forschung  giebt  sie  Ziel  und  Me- 
thode und  fafst  Resultate  derselben  unter  allgemeinen  Gesichtspunkten  zu- 
sammen. Nach  allen  diesen  Richtungen  hin  können  die  Grenzen  ihres  Ge- 
bietes bald  enger,  bald  weiter  gezogen  werden,  und  so  kann  es  nicht  fehlen, 
dafs  während  dem  einen  manches  hier  Besprochene  nicht  zur  Sache  gehörig 
erscheinen  wird,  andere  wieder  vermissen  werden,  was  dem  Referenten  jen- 
seits der  Grenzen  zu  liegen  schien.  Auch  die  Einteilung  wird  hier  eine 
andere  sein  müssen  als  in  den  übrigen  Kapiteln.  Am  besten  erscheint  es, 
die  Philosophie  der  Geschichte  im  engeren  Sinne,  d.  h.  die  Zusammen- 
fassung der  Resultate  der  Geschichtsforschung  unter  allgemeinen  Gesichts- 
punkten von  der  Historik  oder  Methodik  der  Geschichte  zu  trennen,  und 
innerhalb  des  ersten  Abschnitts  die  einzelnen  Werke  in  drei  Gruppen  zu 
vereinigen,  je  nachdem  sie  von  naturwissenschaftlichen  oder  von  theologischen 
Prämissen  ausgehen,  oder  aus  dem  gegebenen  historischen  Stoff  selbst  in- 
duktiv ihr  Lehrgebäude  aufbauen. 

Dafs  die  Geschichtsauffassung  in  jene  drei  Gruppen  zerfalle,  ist  in  an- 
schaulicher, und  wie  es  sich  für  den  Historiker  geziemt,  historisch-genetischer 
Darstellung  von  £.  Bernheim7)  auseinandergesetzt  worden,  dessen  eigenes 
Werk  der  dritten  derselben  zuzurechnen  ist.  Er  zeigt,  dafs  diejenigen,  welche 
von  socialistisch-naturgeschichtlicher  Seite    ausgehen,   als  Hauptproblem    die 


1)  W.  Digby.  Forty  Tears  of  Official  and  Non- Official  Life  in  an  Oriental  Crown  Co- 
lony,  being  the  Life  of  Sir  Rieh.  F.  Morgan.  In  2  Vols.  Madras,  Higginbotham,  1879.  793  S. 
Ra.  10.  8  a.  —  6.  M.  Cobban.  The  Life  of  the  late  Sir  R.  F.  Morgan  .  .  .  ebd.  1879. 
26  S.  2  a.  —  2)  Geography  of  Ceylon.   9  Ed.  S.  P.  C.  K.  Press,  Yepery,  Madras.  36  S.  2  a. 

—  3)  Ceylon  und  Hinterind.   Missionsbild.  aus  Asien.  Hft  7.  Calw,  Vereinsbuchh.,  1879.  M.  1. 

—  4)  K.  Dei Benhammer.  Ceylon:  Wien.  Abcndpost.  Beil.  1879.  N.  193  ff.  —  5)  Ausflug 
auf  Ceylon:  Ausl.  L1II,  488 — 93,  21.  Juni.  —  6)  Bruno  B.-Schwarzbach.  Spaziergänge 
auf  Ceylon:  Gegenw.  XVII,  284—86.  298—300,  30.  Okt.,  6.  Nov.  —  7)  E.  Bernheim, 
Geachichtsforsch.  u.  Geschichtsphilos.     Göttingen,  B.  Peppmfiller.     138  S. 


Philosophie  der  Geschichte.  111,227 

Frage  nach  den  Faktoren  des  geschichtlichen  Verlaufs  betrachten,  während 
die  Philosophen  und  Theologen  die  nach  dem  Wertresultat  in  den  Vorder- 
grund stellen.  Zugleich  ergiebt  sich,  dafs  die  Begründer  beider  Richtungen, 
dort  Condorcet  und  Comte,  hier  Herder  lange  nicht  so  stark  ihren  speciellen 
Standpunkt  betonen,  wie  ihre  Nachfolger,  die  zu  immer  einseitigerer  An- 
schauung fortschreiten  und  die  einen,  namentlich  Buckle,  das  Wertresultat 
ganz  unbeachtet  lassen,  die  andern,  am  schroffsten  Hegel  und  Schelling,  sich 
nicht  um  die  Faktoren  kümmern.  'Beide  haben  der  Geschichtsauffassung  un- 
vergeßliche Dienste  geleistet;  die  ideal-philosophische  Richtung  hat  die  Auf- 
fassung vertieft,  indem  sie  den  Begriff  der  Entwicklung  analysierte,  das 
darin  beschlossene  Problem  der  Freiheit  und  Notwendigkeit  herausstellte  und 
von  da  aus  die  Bedeutung  eines  idealen  Princips  und  Wertmafsstabes 
für  die  Geschichte  darlegte-,  die  socialistisch- naturwissenschaftliche  Richtung 
hat  die  Auffassung  erweitert,  indem  sie  die  Entwicklungsbedingungen 
analysierte  und  die  dabei  hervortretende  Bedeutung  der  realen  Faktoren  für 
die  Geschichte  erkennen  lehrte.  Aber  die  eine  kam  zur  einseitigsten,  fast 
mystischen  Verherrlichung  des  Staatslebens  und  meinte  alle  nicht  direkt  in 
die  europäische  Staatenentwicklung  eingreifenden  Völker  und  Zeiten  vernach- 
lässigen zu  dürfen;  die  andere  wieder  vernachlässigte  die  ganze  Sphäre  des 
Individuellen  und  gelangte  bei  gründlichster  Verachtung  der  politischen  Ge- 
schichte dazu,  die  Kulturgeschichte  als  einzig  würdigen  Gegenstand  histori- 
scher Forschung  anzusehen/  Durch  solche  Beschränkung  setzten  sie  sich  in 
Widerspruch  sowohl  mit  dem  konkreten  Stoff  der  Geschichte,  als  auch  mit 
ihrer  Methode,  indem  sie  philosophische  oder  naturwissenschaftliche  Be- 
trachtungsweise allgemein  auf  das  Gebiet  der  Geschichte  anwandten.  Diese 
aber  hat  ihre  besondere  Betrachtungsweise;  sie  will  das  Einzelne  im  Zu- 
sammenhange mit  der  Entwicklung,  sowohl  mit  dem  Ganzen,  als 
mit  dem  Allgemeinen  sehen:  des  Ganzen  der  historischen  Reihe,  in  die  es  be- 
stimmend und  resultierend  eingreift;  des  Allgemeinen  an  Faktoren,  Absichten, 
Charaktereigenschaften  u.  s.  w.,  die  es  zur  Verwirklichung  gebracht  haben. 
Immer  aber  will  sie  unter  diesen  Gesichtspunkten  das  Einzelne  mit  der  ganzen 
eigentümlichen  Differenz  seines  Wesens  kennen  lernen.  Dies  erkannt  und  der 
Geschichte  ihr  besonderes  Gebiet  zwischen  Philosophie  und  Naturwissenschaften 
gewahrt  zu  haben,  ist  das  Verdienst  Lotzes  in  seinem  Mikrokosmus.1)  Wie 
Herder  formuliert  er  ausdrücklich  die  beiden  Hauptprobleme  der  Geschichts- 
philosophie: 'welches  ist  die  Bedeutung  der  Geschichte?'  und  'welches  sind 
die  Bedingungen  ihres  Verlaufs?'  Während  bei  dem  zweiten  Problem  auch 
die  Comteschen  Auseinandersetzungen  nicht  vernachlässigt  werden,  entscheidet 
er  bei  dem  ersten  sich  für  einen  steten,  aber  nicht  überall  gleichmäfsigen 
Fortschritt  der  Kulturvölker,  ohne  die  Widersprüche,  die  sich  in  einzelnen 
Entwicklungen  hiergegen  zeigen,  metaphysisch  wegzudeuten  oder  zu  leugnen. 
Die  allmähliche  Lösung  dieser  Widersprüche  mufs  vom  Fortgang  der  Wissen- 
schaft erwartet  werden. 

Der  Standpunkt  Lotzes  ist  auch  der  Bernheims  und  es  ist  anzuerkennen, 
dafs  er  ihn  auch  praktisch  in  der  klaren  genetischen  Behandlung  seines 
Gegenstandes  aus  den  historischen  Thatsachen  desselben  heraus  durchgeführt 
hat,  d.  h.  aus  den  historisch  gegebenen  geschichtsphilosophischen  Ansichten. 
Auffällig  ist  nur,  dafs  er  diejenige  Reihe,  an  deren  Ende  Lotze  steht,  nicht 
rückwärts  verfolgt  hat,   so  dafs  man  die  Namen  Wilhelm  v.  Humboldt  und 


1)  Lotze,  Mikrokosmos.     3.  Aufl.  in  diesem  Jahre« 

15 


111,228  '  XXV.    F.  Abraham: 

Böckh  vergeblich  bei  ihm  sucht,  ja 'sogar  Droysens  Historik  nur  in  den 
Anmerkungen  erwähnt  findet.  Dafs  auch  Böckhs  Encyklopädie  und  Metho- 
dologie der  philologischen  Wissenschaften 2)  die  Geschichte  direkt  angehe, 
zeigt  H.  Steinthal  in  einer  noch  nicht  abgeschlossenen  Prüfung  ihrer  An- 
ordnung und  ihrer  Grundbegriffe.8)  In  einem  ersten  Artikel  legt  er 
dar,  wie  die  Einleitung  zu  Böckhs  Schrift  und  infolgedessen  auch  die  fol- 
genden Vorlesungen  falsch  disponiert  sind  und  zwar  deshalb,  weil  Böckh  den 
wissenschaftlichen  Begriff  der  Encyklopädie  nicht  scharf  genug  gefafst,  sich 
vielmehr  zu  eng  an  die  antike  Bedeutung  und  an  die  Etymologie  des  Wortes 
gehalten  hat.  Wissenschaftlich  aber  fällt  die  Encyklopädie  vollständig  mit 
der  Philosophie  der  Philologie  oder  Geschichte  zusammen,  denn,  indem  sie 
philosophischen  Sätzen  die  Richtung  auf  philologische  Probleme  giebt,  schafft 
sie  die  allgemeinen  Grundlagen,  Anschauungen  und  Methoden.  Im  zweiten 
Artikel  wird  zuerst  die  Böckhsche  Ansicht  in  folgenden  Sätzen  rekapituliert 
und  zusammengefafst:  'All  unser  Wissen  ist  entweder  ein  unmittelbares  Er- 
kennen von  Objekten,  und  so  heilst  es  in  seiner  Gesamtheit  und  Einheit 
Philosophie.  Diese  ist  entweder  Physik  oder  Ethik.  —  Neben  diesem  un- 
mittelbaren Erkennen  giebt  es  ein  mittelbares,  auf  ein  gegebenes  Erkennen 
als  Objekt  gerichtetes,  also  Erkenntnis  eines  Erkannten.  Solches  ist  philo- 
logische Erkenntnis  oder  Geschichte.  —  Philosophie  ist  Erkennen,  Philologie 
ist  Verstehen.1  Darauf  wird  an  diesen  Sätzen  eine  eingehende  Kritik  geübt, 
welche  ergiebt,  dafs  sie  zwar  das  Richtige  meinen,  aber  falsch  gefafst  sind 
und  die  Philologie  und  Geschichte  weder  gegen  die  Philosophie  noch  gegen 
die  Naturwissenschaft  genügend  abgrenzen.  St.  setzt  an  ihre  Stelle  ein 
anderes  Schema  der  Wissenschaften.  Die  Wissenschaft  ist  nach  ihm  viel- 
mehr: I.  formal  und  apriorisch  —  Philosophie,  a)  wie  soll  ich  denken?  — 
Logik  und  Metaphysik,  b)  wie  soll  ich  handeln?  —  Ethik,  c)  wie  soll  ich 
künstlerisch  schaffen?  —  Ästhetik.  IL  material;  das  Objekt  ist  a)  die 
Natur  —  Naturwissenschaft  und  Mathematik,  b)  der  Geist —  Geschichte 
(oder  Philologie)  und  Psychologie.  Ein  noch  nicht  erschienener  dritter 
Artikel,  auf  den  man  gespannt  sein  kann,  soll  nun  die  Frage  beantworten: 
was  ist  Geschichte? 

Vom  streng  theologischen  Standpunkt  aus  behandelt  die  Philosophie  der 
Geschichte  M.  A.  Strodl  in  dem  'Nachwort'  von  170  Seiten,  welches  er 
einem  neuen  Abdruck  von  drei  Vorträgen  des  bekannten  katholischen  Histo- 
rikers J.  Görres  hinzugefügt  hat.3)  Vielfach  auf  Schelling  zurückgehend, 
verwirft  er  den  Anschluß  an  die  Scholastik,  der  von  andern  katholischen 
Gelehrten  versucht  worden  ist.  Seine  eigene  Ansicht  wird  annähernd  durch 
folgende  Sätze  bezeichnet:  'die  Geschichte,  wie  sie  geworden,  und  wie  die 
Menschen  dieselben  machen,  hat  eine  Entherrlichung  Gottes  zur  Folge, 
und  zwar  ist  sie  nicht  blofs  durch  ein  ungöttliches,  weil  ungeistiges 
Sein,  wie  sie  der  Anfang  der  Schöpfung  bedingte,  veranlagst,  sondern  durch 
ein  widergöttliches  Thun  und  Leben,  dessen  Folgen  auch  die  übrige  Kreatur 
zu  tragen  hat    Indem  nun  Gott  seine  Herrlichkeit  doch  nur  suspendiert,  um 


1)  Hrsg.  y.  £.  Bratuschek.  Leipzig,  Teubner.  1877.  —  2)  Darstellung  n.  Kritik 
der  Böckhschon  Enc.  u.  Meth.  d.  Philol.  in  Zeitschr.  f.  Vblkerpsych.  u.  Spr.  8.  80 — 96; 
802—326.  —  3)  Über  Grundlage,  Gliederung  und  Zeitenfolge  der  Weltgesch.  2.  Aufl.  mit 
Vor-  und  Nachwort  von  Strodl.  München,  E.  Stahl.  263  S.  —  S.  B.  Schieffelin,  die 
Grundlagen  d.  Gesch.,  deutsch  nach  der  6.  engl.  Aufl.  Berlin,  Prochnow  Jan.,  ist  ein  kurzer 
Abrifs  d.  Geschichte  yon  streng  protestantisch-biblischem  Standpunkt,  keine  geschichtsphilo- 
sophische  Arbeit 


Philosophie  der  Gesdiichte.  UL229 

sie  in  andrer  Weise  wieder  zur  Geltung  zu  bringen,  so  zeigt  grade  die  That- 
sache  einer  an  sich  Gott  widrigen  Geschichte,  dafs  er  in  voller  Freiheit  seine 
Herrlichkeit  über  das  Sein  in  der  Gechichte  kund  thut.'  —  Eine  eigentümliche 
Mittelstellung  zwischen  der  zweiten  und  dritten  Richtung  nimmt  A.  H.  Post 
in  seinen  Schriften  ein,  von  denen  zwei  in  unsere  Berichtsperiode  fallen.1) 
Er  geht  durchaus  von  philosophischen  Gesichtspunkten  aus,  die  vielfach ,  wie 
es  scheint  unbewufst,  an  Spinoza  erinnern.  Nach  seiner  Ansicht  ist  die  ein- 
seitig mechanische  Weltanschauung  unserer  Tage  an  den  Grenzen  ihrer  Ent- 
wicklung angekommen,  und  das  Endresultat  der  kämpfenden  Strömungen 
wird  mutmasslich  eine  Anschauung  sein,  in  welcher  dem  Reiche  der  Bewegung 
und  dem  Reiche  der  Empfindung  ein  gleicher  Rang  eingeräumt  wird.  Die 
Differenzierung  zwischen  Bewegung  und  Empfindung  mufs  die  allerprimitivste 
im  kosmischen  Gesamtleben  gewesen  sein;  es  wäre  sehr  möglich,  dafs  aus 
dieser  Erkenntnis  sich  diejenige  einer  Beseelung  sämtlicher  kosmischen  In- 
dividuen ergäbe.  Als  Methode  seiner  Forschung  aber  nimmt  er  dann  die 
naturwissenschaftliche,  die  'vergleichend  ethnologische',  die  er  der  historischen 
entgegenstellt  und  vorzieht.  Aus  den  Resultaten  der  Urgeschichte,  aus  den 
Zuständen  uncivilisierter  Völker  sucht  er  so  die  Bausteine  für  eine  künftige 
Rechtsgeschichte  zu  gestalten,  die  also  allein  aus  den  psychisch-natürlichen  An- 
lagen des  Menschen  die  Entstehung  der  einzelnen  Rechtsgebiete  und  Rechts- 
formen ableitet.  Interessant  und  beachtenswert  ist  dabei  der  Hinweis,  dafs  bei 
solchen  Untersuchungen  sich  keineswegs  weder  ein  indogermanisches,  noch  ein 
semitisches,  noch  irgend  ein  sonstiges  Rechtsgebiet  in  der  Weise  charakteristisch 
hervorhebe,  wie  dies  in  Sprache  oder  Religion  der  Fall  ist.  Ob  aber  die 
allerdings  wunderbar  berührende  Übereinstimmung  verschiedener  zeitlich  und 
örtlich  ganz  getrennter  Völker  in  manchen  ganz  speciellen  Rechtsgewohn- 
heiten wirklich  auf  die  ursprüngliche  Anlage  der  menschlichen  Natur  zurück- 
gehe? Dieser  Frage  gegenüber  wird  der  echte  Historiker  nur  ein:  'non 
liquet'  aussprechen  können,  denn  je  mehr  wir  in  der  Erkenntnis  der  Urzeit 
vordringen,  desto  weitere  Perspektiven  eröffnen  sich  uns  auf  uralte  Ver- 
bindungen zwischen  den  entlegensten  Stämmen,  von  denen  wir  früher  keine 
Ahnung  hatten. 

Der  dritten  Richtung  gehört  ein  Vortrag  von  J.  H.  Bridges*)  an,  der 
sich  durchaus  an  Buckle  und  Darwin  anschliefst.  Er  sagt,  die  Geschichte 
sei  nicht  allein  ein  Zweig  der  'literature',  sondern  biete  auch  Material  für 
wissenschaftliches  Studium,  d.  h.  für  die  Entdeckung  von  Gesetzen.  Die 
fünfundsiebzig  Generationen  des  Menschengeschlechts,  mit  denen  sie  sich  be- 
schäftige, zeigten  gewisse  Funktionen  und  Fähigkeiten,  welche  unverändert 
blieben,  andere,  welche  sich  ändern;  wenn  man  sie  nun  in  ähnlicher  Weise 
aneinander  reihe,  wie  man  die  auf  einander  folgenden  Stadien  in  der  Ent- 
wicklung eines  Embryo  oder  in  der  Stufenleiter  des  animalischen  Lebens 
ordne,  so  könne  man  hoffen,  die  Gesetze  und  die  Richtung  dieser  Verän- 
derungen zu  erkennen,  und  man  würde  so  imstande  sein,  indem  man  seine  be- 
wufsten  Handlungen  diesen  Gesetzen  anpafst,  Abweichungen,  Kämpfe  und 
Kraftverschwendung  beim  Fortschritt  unseres  Geschlechts  zu  vermeiden.  Die 
Wissenschaft,  welche  diese  Aufgabe   zu  lösen  hat,   nennt  er  Sociologie  und 


1)  A.  H.  Post,  Anfange  des  Staats-  und  Rechtslebens.  Oldenburg,  Schulze.  1878. 
306  S.  —  Bausteine  f.  e.  allgemeine  Rechtswissenschaft,  I.  Ebda.  1880.  352  S.  — 
2)  J-  H.  Bridge«,  Position  of  Sociology  among  the  sciences.  Fortnightly  Hey.  1878.  Bd.  24. 
S.  119—138. 


ITT  230  XXV.   F.  Abraham: 

stellt  sie  als  gleichberechtigten  Teil  der  Naturwissenschaften  neben  Kosmo- 
logie nnd  Biologie.  Noch  enger  an  Darwin  schliefst  sich  N.  Marselli  in  einer 
Schrift  üher  die  Anfänge  des  menschlichen  Geschlechts  an,1)  während  er  in 
einer  zweiten,8)  nach  einer  Einleitung,  die  jedes  Walten  einer  Vorsehung 
verwirft  und  nur  inhärente  Naturgesetze  auch  für  die  Entwicklung  des 
Menschengeschlechts  gelten  läfst,  die  geographischen  Bedingungen  für  dieselbe 
untersucht 

Auch  J.  J.  Honegger8)  steht  auf  den  Schultern  Darwins  und  Buckles, 
so  dafs  nach  seiner  Ansicht  jetzt  die  Kulturgeschichte  an  die  Stelle  der 
Philosophie  der  Geschichte  getreten  ist,  wobei  er  doch  zugiebt,  dafs  dieser 
Begriff  ein  unbestimmter  sei.  Trotzdem  und  trotz  des  geringen  Umfangs 
seines  Büchleins  wird  er  im  ersten  allgemeinen  Teile  auch  den  Bestrebungen 
und  Ansichten  der  Gegenpartei  gerecht.  Überhaupt  mufs  man  die  Geschick- 
lichkeit bewundern,  mit  der  er  das  reichhaltige  Material  auf  eine  so  kleine 
Seitenzahl  zusammengedrängt  hat.  Von  denselben  Ansichten  wird  G.  G. 
Zerffi*)  beherrscht,  dessen  Werk  eine  Mischung  von  Weltgeschichte,  Ge- 
schichte der  Historiographie  und  Historik  ist,  die  sich  aus  dem  Zwecke 
erklärt  und  zu  billigen  ist.  Das  Buch  ist  nämlich  bestimmt,  die  Grund- 
lage des  historischen  Studiums  in  Japan  zu  bilden.  In  unseren  Verhältnissen 
werden  es  vielleicht  ältere  Autodidakten  mit  Nutzen  lesen. 

Die  Methode  historischer  Forschung  war  das  Hauptthema  einer  Rek- 
toratsrede von  W.  Vi  seh  er.6)  Nicht  Gewifsheit,  sondern  nur  Wahrschein- 
lichkeit sei  durch  historische  Kenntnis  zu  erreichen,  denn  Berichte,  selbst  von 
Augenzeugen  sind  immer  unsicher,  und  die  Denkmäler  können  erst  durch  die 
Berichte  erklärt  werden.  Beide  müssen  durch  die  Kritik,  die  entweder  sach- 
liche, oder  persönliche  ist,  bearbeitet  werden.  Daher  ist  die  Geschichte  nur 
relativ  von  der  Sage  verschieden.  Ihre  Aufgabe  aber  ist,  den  Menschen  zur 
Kenntnis  seiner  selbst  zu  führen. —  Die  Untersuchung  Jac.  Engels:  über  die 
Arten  der  unbewufsten  Geschichtsentstellung 6)  findet  3  Hauptarten.  Die  erste 
bezeichnet  der  Vf.  mit  dem  Namen  der  Accumulation ;  sie  ist  entweder  Ver- 
göttlichung menschlicher  Wesen,  resp.  Vermenschlichung  göttlicher,  oder  Kon- 
zentration, Zusammenziehung  langer  Perioden;  dann  Konfusion,  Verschmelzung 
der  Thaten  verschiedener  gleichnamiger  Personen,  endlich  Accrescenz,  An- 
setzimg von  Sagen  an  einen  historischen  Kern.  Die  zweite  Art  bildet  der 
kritisierende  Rationalismus,  entweder  die  rationalistische  Erklärung  unver- 
ständlich gewordener  Zustände,  oder  etymologische  Trugschlüsse  aus  Namen 
und  dergleichen.  Die  dritte  entsteht  durch  Darstellung  unter  dem  Gesichts- 
punkte der  höheren  Kausalität.  Während  die  beiden  ersten  Arten  mehr  die 
einzelnen  Thatsachen  umgestalten,  wirkt  die  dritte  mehr  auf  deren  Zusammen- 
hang und  von  diesem  erst  wieder  indirekt  auf  das  Einzelne.  Eine  grofse 
Anzahl  von  Beispielen  aus  den  verschiedensten  Perioden  der  Geschichte  er- 
läutern das  Gesagte.  Auffallen  kann,  dafs  bei  der  Erwähnung  der  Teil-Sage 
auf  eine  veraltete  Arbeit  von  Häusser  aus   dem  Jahr  1840  verwiesen   wird. 

Nicht  zugänglich  waren   dem  Referenten   die  Schriften  von  Smolka,7) 


1)  Marsolli,  Orig.,deir  umaniti.  Tarina.  Born,  E.  Löschor.  1879.  169  S.  —  2)  Id.,  La 
natura  e  rindvilmento.  Ebda.  1879.  87  8.  —  3)  J.  J.  Honegger,  Katechismus  der 
Koltorgesch.  Leipzig,  J.  J.  Weber.  1879.  218  8.  —  4)  G.  G.  Zerffi,  Science  of  History. 
London,  1879.  773  S.  —  5)  W.  Vischer,  Grenzen  des  hist.  Wissens.  Pr.  Jahrb.  Bd.  46; 
8.  56—70.  —  6)  Jac  Engel,  Progr.  d.  höh.  BürgerBch.  in  Nauen,  1879.  4°.  15  S.  — 
7)  Philosophie  d.  Gesch.    Vgl.  Key.  Hist  XIII.  S.  224. 


Deutschland  1786—1815.  HI  231 

A.  Lefävre,1)  Ph.  d'UsßelP)  und  Irja  Koskinen.*)  Den  Schlafs  mag 
ein  Hinweis  auf  die  bedeutendste  Erscheinung  der  ganzen  historischen  Litte- 
ratur  des  Berichtsjahres  bilden,  auf  Rankes  Weltgeschichte.4)  Sie  ist  an 
sich  selbst  ein  scharfer  Protest  des  Meisters  unserer  Wissenschaft  gegen  die 
Ansicht  derer,  die  dieselbe  in  Detailstudien  beschlossen  wähnen,  und  gerade 
in  der  scharfen  Herausarbeitung  des  grofsen  Zusammenhangs  der  Dinge,  der 
individuellen  Persönlichkeit  der  einzelnen  Völker,  und  wieder  der  fortlaufenden 
Entwicklung  der  religiösen,  politischen,  künstlerischen  Ideen  liegt  ihre  gröfste 
Bedeutung. 


Nachtrag:  (Kap.)  V. 

(Vgl.  o.  S.  28.) 

P.  Ballleu. 

Deutschland  1786—1815. 

Unter  den  veröffentlichten  neuen  Quellen  ist  in  erster  Reihe  zu  nennen 
die  viel  besprochene  Publikation  Metternichscher  Papiere. 6)  Die  in  Betracht 
kommenden  ersten  beiden  Bände  zerfallen  im  Ganzen  in  zwei  grofse  Teile: 
die  Aufzeichnungen  Metternichs  über  sein  Leben  und  seine  Politik  bis  zum 
Jahre  1815  und  eine  reiche  Sammlung  von  Aktenstücken  zur  näheren  Er- 
läuterung der  in  den  autobiographischen  Aufzeichnungen  oft  nur  flüchtig  be- 
rührten Begebenheiten.  Abgesehen  von  den  seitens  der  Kritik  mit  Recht  in 
ihrer  Zuverlässigkeit  angefochtenen  eigentlichen  Memoiren,6)  heben  wir  unter 
den  für  die  deutsche  Geschichte  wichtigen  Aktenstücken  zunächst  die  Briefe 
hervor,  die  Metternich  aus  Rastatt  (vom  2.  Dezember  1797  bis  zum  26.  Juni 
1798),  an  seine  Gemahlin  geschrieben  hat  wegen  des  darin  enthaltenen  er- 
neuten Beweises  von  der  relativen  Gleichgültigkeit  der  malsgebenden  Kreise 
Österreichs  gegenüber  der  Frage  der  Integrität  des  Reiches,  sobald  es  sich  um 
eigene  territoriale  Entschädigung  handelt;  überdies  wegen  der  recht  hübsch 
geschriebenen  Schilderung  des  geselligen  Lebens  in  Rastatt.  Von  gröfserer 
Bedeutung  und  in  der  That  belehrender  und  aufklärender  Natur  sind  Mit- 
teilungen aus  den  amtlichen  Berichten  Metternichs  während  seiner  Gesandt- 
schaft in  Berlin  (1803 — 1806).  Im  Mittelpunkt  des  Interesses  stehen  dabei 
die  Beziehungen  Preufsens  zu  dem  dritten  Koalitionskriege:  die  Versuche, 
Preufsen  mit  Güte  oder  Gewalt  zum  Anschlufs  an  Österreich  und  Rufsland 
zu  bestimmen,  die  Mission  Wintzingerodes,  der  Gegensatz  zwischen  Haugwitz 
und  Hardenberg,  der  Besuch  Kaiser  Alexanders  in  Berlin.  Besonders  be- 
achtenswert sind  die  Berichte  über  die  Verhandlungen  vor  Abschlufs  des 
Potsdamer  Vertrages  vom   3.  November  1805,   über  welche  auch  die  Denk- 


1)  L'Homme  ä  travers  les  äges.  —  2)  Essai  s.  l'esprit  public  dans  l'histoire.  —  3)  Joh 
tavat  aatteet  ihnüskuniianhistoriassa-finnisch,'  gelobt)  von  £.  Beauvois,  Rev.  Hißt.  XIII,  150  f. 
—  4)  Vgl.  I,  Kap.  IX.  —  5)  Aus  Metternichs  nachgelassenen  Papieren,  herausgegeben  von 
dem  Sohne  des  Staatskanzlers,  Fürst  Richard  Metternich-Winneburg.  1  T.  (in  2  Bdn.) 
V.  <L  Geburt  Metternichs  b.  *.  Wiener  Kongrefs  1773—1815.  (Wien.)  Vgl.  o.  111,  29.  — 
6)  Die  nur  als  Beitrag  zur  Charakteristik  ihres  Vfs.  yon  Bedeutung  sein  dürften. 


IH,232 


XXVI.   P.  Bailleu: 


Würdigkeiten  Hardenbergs  uns  wenig  mitgeteilt  hatten.    Die  folgenden  Akten- 
stücke, vielleicht  der  interessanteste  Teil  dieser  Veröffentlichung,  betreffen  die 
diplomatische  Vorgeschichte  des  Krieges  von  1809,  an  dessen  Einleitung,  wie 
man  schon  aus  Oncken  wufste,  Metternich  einen  bedeutenden  Anteil  genommen 
hat.    Aus  den  freilich  recht  unvollständigen  Dokumenten  läfst  sich  so  viel  mit 
Sicherheit  entnehmen,    dafs  Metternich    bei   allem  seinem   Gegensatz    gegen 
Napoleon  auch  noch  nach  der  Vergewaltigung  der  spanischen  Bourbonen  zu 
einer  Verständigung  mit  demselben^  namentlich  im  Hinblick  auf  die  orientali- 
schen Verhältnisse,  durchaus  bereit  gewesen  ist.     Überhaupt  ergiebt  sich  ja  aus 
allen  Veröffentlichungen  der   letzten  Jahre,    dafs  ein   hartnäckiges  oder  — 
wenn  man  will  —   standhaftes  und   folgerichtiges  Festhalten   an  einem  poli- 
tischen Principe  keineswegs  zu  den  Eigentümlichkeiten  der  Metternichschen 
Politik  gehört    hat,    die    vielmehr    allezeit  geneigt  war,    sich  mit  entgegen- 
stehenden Kräften  und  Mächten  auf  dem  Wege  der  Kompromisse  abzufinden. 
So   auch  nach   den  Aktenstücken  unseres  Werkes  im  Verhältnis  Österreichs 
zu  dem  französisch-russischen  Kriege  von  1812.    Metternich  verkannte  nicht, 
dafs  Napoleon    nach   der  Weltherrschaft   strebe1);    dafs  in  der  Vereinigung 
der  österreichischen  Streitkräfte  mit  den  französischen  'ein  Krieg  gegen  hei- 
lige unwandelbare   Grundsätze  und  also  gegen  Österreichs    direktestes  Inter- 
esse liege.'     Gleichwohl  schlofs  er  ohne  viel  Widerstreben  das  Bündnis  vom 
14.  März   1812   mit  Frankreich   ab  und  schmeichelte    sich  selbst   mit    der 
Hoffnung,    als    Lohn    dafür    einst    das    preufsische    Schlesien    erwerben   zu 
können.  —    Für  die  Geschichte  der  Jahre   1813   und   1814  bringt  unsere 
Veröffentlichung  nichts,    was  über  das  in  Onckens  bekanntem  Werke  Ent- 
haltene hinausginge.      Dagegen   giebt  eine  Denkschrift  von  Gentz  über  den 
Wiener  Kongrefs  eine  vortreffliche  Darstellung  der  Verhandlungen,  aus  denen 
die  neue   Umgrenzung  der  Staaten  im  Jahre  1815   hervorging.     Die  Denk- 
schrift zeigt  zugleich,  dafs  man  auch  in  Österreich  Ursache  zu  haben  glaubte, 
mit  den  Ergebnissen  des  Kongresses  unzufrieden  zu  sein,  und  dafs  man  be- 
sonders auf  England  erbittert  war,    weil  es  nicht  entschiedener  gegen  Rufs- 
land und  Preufsen  hatte  vorgehen  wollen. 

Dafs  die  eigentlichen  Memoiren  Metternichs  auf  Glaubwürdigkeit  keinen 
Anspruch  machen  können,  hat  Bailleu8)  ganz  ausführlich  in  einem  Aufsatz 
nachgewiesen,  der  zugleich  eine  neue  Darstellung  der  Verhandlungen  in  Langres 
und  Troye8  (Januar  und  Februar  1814)  enthält  Aus  den  Protokollen  und 
Denkschriften  der  beteiligten  Staatsmänner  geschöpft,  betont  der  Aufsatz 
namentlich  den  Gegensatz  der  russischen  und  österreichischen  Politik,  der 
auf  den  Verlauf  des  Feldzuges  von  1814  so  lähmend  eingewirkt  hat. 

Einen  ganz  anderen  Charakter  als  die  eben  besprochenen  Memoiren 
von  Metternich  tragen  die  Memoiren  von  J.  G.  Rist,3)  die  in  zwei  Bänden 
jetzt  vollständig  vorliegen.  Während  der  erste  Band  mehr  kulturgeschicht- 
liches Interesse  darbietet,  enthält  der  zweite  eine  sehr  eingehende  Schilderung 
der  Leiden  Hamburgs  in  der  Franzosenzeit.  Beachtung  verdient  namentlich 
das  9.  Kapitel,  in  welchem  der  Einzug  Tettenborns  (18.  März  1813),  die 
kurzen  Tage  der  Freiheit  und  die  Wiedereroberung  durch  die  Franzosen  sehr 
anschaulich  und  lebendig  geschildert  werden. 


1)  Vgl.  den  Bericht  v.  17.  Jan.  1811.—  2)  Bailleu  i.:  v.  Sybel,  historische  Zeitschrift 
Bd.  44,  227—277.  —  3)  Poel,  J.  G.  Rist*  Lebens-Erinnerungon.  Gotha,  Perthes.  Vgl. 
Jahresber.  1879,  m,  278  u.  o.  Kap.  VI,  X  u.  XXII,  2. 


Deutachland  1786—1815.  111,233 

Unter  die  Quellenschriften  ist  auch  zu  rechnen  das  Werk  von  Bonnal,1) 
in  welchem  der  Schriftwechsel  zwischen  Talleyrand  und  dem  französischen 
Gesandten  in  Berlin,  Laforest,  unmittelbar  vor  Ausbruch  des  Krieges  von 
1806,  in  einen  freilich  tendenziös  gefärbten  Auszug  abgedruckt  wird.  Diese 
Mitteilungen  sind  um  so  willkommener,  als,  wie  man  weifs,  die  preußischen 
Aktenstücke  über  den  Ursprung  des  Kriegs  v.  1806  zum  grofsen  Teile  vernichtet 
sind.  In  den  Berichten  Laforest s,  ich  erwähne  namentlich  den  vom  12.  Aug., 
sieht  man  in  Berlin  den  Entschlufs  zum  Kriege  sich  bilden,  lernt  die 
Stimmung  der  entscheidenden  Personen  am  Hofe  Friedrich  Wilhelms  III.  in 
jenen  kritischen  Tagen  kennen  u.  s.  w.  Im  Ganzen  ist  das  Werk,  von  dessen 
polemischen  Exkursen  man  gänzlich  absehen  kann,  als  eine  nicht  unwichtige 
Ergänzung  der  von  Hanke  in  den  Denkwürdigkeiten  Hardenbergs  veröffent- 
lichten Aktenstücke  anzusehen. 

Zugleich  Quellenschrift  und  Darstellung  ist  die  Fortsetzung  der  Biographie 
Gneisenaus,31)  die  in  drei  Büchern  eine  Geschichte  des  Feldzugs  von  1814, 
des  Friedens  von  1814  und  1815,  des  Feldzugs  von  1815  bringt  und 
jedem  Buche  eine  Sammlung  von  Briefen  von  und  an  Gneisenau  folgen 
läfst  In  der  Erzählung  des  Feldzuges  von  1814  schliefst  sich  der  Verf. 
eng  an  die  teils  gedruckt,3)  teils  im  Manuskript  vorliegenden  Forschungen 
Boies  an.  Neu  erscheint  dabei  namentlich  die  Entwickelung  der  Gründe, 
welche  das  Verhalten  Gneisenaus  in  den  letzten  Tagen  des  Februars  1814 
und  zur  Zeit  der  Schlacht  von  Laon  bestimmten.  Wenn  nämlich  das 
schlesische  Heer  aus  der  aktiven  Kriegführung  damals  in  die  passive 
überging  und  auch  bei  Laon  seine  Vorteile  nicht  energischer  verfolgte, 
so  lag  die  Ursache  davon  in  der  Erwägung,  dafs  es  darauf  ankomme,  für 
die  Zeiten  der  bevorstehenden  Unterhandlungen  dem  preufsischen  Staate 
ein  schlagfertiges  und  nicht  zu  sehr  geschwächtes  Heer  zu  erhalten.  Eigen- 
tümlich erscheint  die  Haltung  Gneisenaus  in  den  Tagen  des  Wiener  Kon- 
gresses. Jedermann  kennt  die  Klage,  dafs  die  Feder  damals  verdorben,  was 
das  Schwert  errungen.  Allein  wenn  man  nun  hier  liest,  mit  welch'  aus- 
schweifenden Entwürfen  sich  die  Helden  des  Schwertes  damals  getragen,  wie 
Gneisenau  zu  Beginn  des  Jahres  1815  den  Rat  gegeben,  Napoleon  zurück- 
zurufen und  sich  mit  ihm  zu  verbünden,  so  kann  man  sich  der  Überzeugung 
nicht  verschliefsen,  dafs  die  Interessen  Preufsens  in  den  Händen  des  weichen 
und  nachgiebigen  Hardenberg  schliefslich  noch  besser  aufgehoben  waren,  als 
in  denen  des  stürmischen  Gneisenau.  Von  grofser  Wichtigkeit  ist  endlich 
die  Darstellung  des  Feldzugs  von  1815,  dem  der  Vf.  noch  einige  besondere 
Exkurse  gewidmet  hat.  Für  die  Genesis  der  Schlacht  von  Ligny  ergiebt 
sich,  dafs  Wellington,  indem  er  durch  die  in  Aussicht  gestellte  Unterstützung 
den  Entßchlufs  zur  Schlacht  herorrief,  eine  Zusage  gab,  deren  Unerfüllbarkeit 
ihm  selbst  bereits  nicht  mehr  unbekannt  sein  konnte.  In  der  Kontroverse 
über  den  Verlauf  der  Schlacht  bei  Belle-Alliance  und  den  Anteil  der  Preufsen 
und  Engländer  an  dem  errungenen  Siege  widerspricht  Delbrück  der  von 
Müffling  ausgehenden  Ansicht,  dafs  der  letzte  allgemeine  Angriff  Wellingtons 
nur  ein  Scheinmanöver  gewesen  sei,  unternommen,  um  die  endgiltige  Ent- 
scheidung der  Schlacht  für  die  Engländer  in  Anspruch  nehmen  zu  können. 
Diese  offensive  Bewegung  geschah  vielmehr,  um  den  bereits  erfochtenen  Sieg 


1)  Bonnal,  La  diplom.  pruss.  dep.  1a  paix  de  Presbourg  junqu'  au  traitä  de  Tilsit 
Paris.  —  2)  Hans  Delbrück,  D.  Leben  d.  Feldmarsch.  Gr.  Neithardt  ?.  Gneisenau.  4.  Bd. 
1814/15.     Vgl.  o.  Kap.  VII.  —  3)  Vgl.  Jahresber.  1878,  S.  456. 


IHf234  XXVI.  P.  Baillen: 

zn  verfolgen,  der  freilich  allein  durch  das  Eingreifen  der  gesamten  preufsi- 
schen  Schlachtlinie  ermöglicht  wurde,  und  fahrte  noch  zu  einem  ernstlichen  Zu- 
sammenstoß mit  den  auf  Kommando  und  anfangs  in  voller  Ordnung  sich 
zurückziehenden  französischen  Truppen. 

Eine  sehr  umfangreiche  Untersuchung  über  die  Tage  von  Ligny  und 
Belle-Alliance  hat  Treuenfeld  —  ohne  neue  Quellenforschung,  in  der  Dar- 
stellung derselben  besonders  Bernhardi  folgend  —  veröffentlicht,1)  hauptsächlich 
um  die  Frage  zu  lösen,  wer  auf  französischer  Seite  die  Schuld  an  dem  un- 
glücklichen Ausgang  dos  Feldzugs  trägt  Er  glaubt  nicht,  wie  Charras,  dafs 
bei  Napoleon  eine  Abnahme  der  geistigen  Kräfte  eingetreten  sei;  er  meint 
vielmehr,  dafs  zwar  Napoleon  noch  derselbe  geblieben,  daüs  aber  die  ihm 
entgegenstehenden  Armeen  und  Feldherren  andere  gewesen  seien  als  früher. 

Wenn  das  Jahr  1880  mit  den  Werken  über  Metternich  und  Gneisenau 
reiche  und  wertvolle  Quellen  zur  Geschichte  unseres  Zeitraums  gebracht  hat, 
so  ist  es  dagegen  an  darstellenden  Werken  sehr  arm  gewesen.  Das  Buch 
von  G.  Wolf,*)  wiewohl  aus  archivalischen  Forschungen  hervorgegangen, 
bietet  doch  nicht  eben  viel  Neues  oder  Erhebliches  und  leidet  durchweg  an 
einer  höchst  mangelhaften  Darstellung.  Nur  hier  und  da  finden  sich  in 
den  von  Wolf  mitgeteilten  Berichten  der  österreichischen  und  sächsischen 
Gesandten  aus  Berlin  Angaben,  die  für  die  Geschichte  Preufsens  und  der  leiten- 
den Persönlichkeiten  unter  der  Regierung  König  Friedrich  Wilhelms  IL  von 
Interesse  sind.  Ich  hebe  besonders  hervor  die  Berichte  von  Reufs  vom 
5.  September  1787  (S.  226—231)  und  vom  6.  Januar  1790  (S.  239—242); 
indes  darf  bei  Benutzung  dieser  Aktenstücke  grofse  Vorsicht  nicht  aufeer 
acht  gelassen  werden. 

Das  Werk  von  Langwerth  v.  Simmern8)  enthält  eine  sehr  ausführliche 
Darstellung  der  militärischen  und  politischen  Ereignisse  von  1790 — 1797. 
Der  Vf.  hat  neue  Quellen  gar  nicht,  die  alten  nur  sehr  unvollständig  benutzt. 
Sein  Standpunkt  ist  der  weifische,  seine  Ansichten  findet  man  bereits  bei 
Hüffer  und  Vivenot  Es  versteht  sich,  dafs  Preufsen,  namentlich  aber  Friedrich 
der  Grofse,  Schuld  sind  an  allem  Unglück,  das  in  den  Revolutionskriegen  über 
Deutschland  hereingebrochen  ist  Anerkennung  verdient  übrigens  der  sehr 
mafsvolle  Ton  in  der  Polemik. 

Wir  erwähnen  das  Buch  von  Michiels,4)  als  in  denselben  Zusammen- 
hang gehörig,  das  zwar  deutsche  Quellen,  z.  B.  Häusser,  herangezogen  hat, 
jedoch  zuviel  von  dem  Charakter  eines  politischen  Pamphlets  besitzt 

Die  Stellung  Preufsens  zu  dem  Kriege  von  1809  beleuchten  die  von 
A.  Stern5)  veröffentlichten  Berichte  des*  Obersten  Steigen tesch  aus  Königs- 
berg. König  Friedrich  Wilhelm  HL  zeigt  sich  darin  willig  zum  Anschluß 
gegen  Napoleon,  aber  zugleich  voll  Bitterkeit  und  Mißtrauen  in  die  eigenen 
Kräfte;  er  betont  die  Erschöpfung  Preufsens,  besonders  in  militärischer  Hin- 
sicht. Der  König  erscheint  umgeben  von  'einem  Bunde  von  guten  Köpfen, 
die  an  der  Spitze  der  Geschäfte  stehen  und  den  Krieg  als  das  einzige  Mittel, 
Preufsen  zu  retten,  ansehen.9     Zu  ihnen  gehören  Prinz  Wilhelm,  Beyme,  vor 


1)  ▼.  Trenenfeld,  Die  Tage  von  Ligny  und  Belle-Alliance.  Hannover,  1879.  Vgl.  o. 
Kap.  Ifl,  40.  -  2)  G.  Wolff,  Österreich  und  Preufoen  1780—90.  Wien.  Vgl.  die 
ausführt.  Krit  in  d.  hist  Ztschr.  45,  115 — 125.  —  3)  Langw.  v.  Simmern,  Österreich 
u.  d.  Reich  im  Kampf  mit  der  franz.  Revol.,  von  1790 — 1797.  Berlin  u.  Leipzig,  £.  Bidder. 
Vgl.  Kap.  XX,  2.  —  4)  A.  Michiels,  L'invasion  prussienne  en  1792.  Paris.  Vgl. 
Kap.  XXII,  2.  —  5)  A.  Stern,  Die  Mission  d.  Oberst  v.  Steigentesch  nach  Königsb.  i  J. 
1809.     Hist  Ztschr.  44,  198—226. 


Deutschland  1786—1815.  111,235 

allen  aber  Schanihorst  und  Gneisenau,  'einer  der  bravsten  and  gebildetsten 
Offiziere  der  Armee9,  den  die  Trappen  schwärmerisch  verehren  and  zam 
Oberbefehlshaber  wünschen.  In  der  Rücksicht  auf  Radsland  erkennt  übrigens 
auch  Steigentesch  richtig  den  Schlüssel  zur  Haltung  des  Königs. 

Interessante  Beiträge  zur  Biographie  Rücheis1)  giebt  eine  Veröffent- 
lichung in  den  Preußischen  Jahrbüchern,  die  auf  nachgelassenen  Papieren 
des  Generals  beruht  and  seine  Thätigkeit  anter  Friedrich  Wilhelm  II.  betrifft. 
Ausführlich  behandelt  wird  darin  vornehmlich  der  Anteil  Rücheis  an  der  Be- 
freiung von  Frankfurt  und  Mainz  (1793)  und  an  dem  siegreichen  Treffen  von 
Frankenthal  (1794). 

In  derselben  Zeitschrift  giebt  E.  Eoberstein  einen  sehr  warm  empfun- 
denen and  glänzend  geschriebenen  Aufsatz  über  Kolberg  und  Gneisenau,  der 
jedoch  neues  nicht  enthält1) 

Die  von  Kapp  veröffentlichten  Briefe  von  Justus  Erich  B ollmann3) 
bringen  einzelne  hübsche  Notizen  über  die  Zustände  und  Stimmungen  in 
Deutschland  in  den  ersten  Jahren  der  französischen  Revolution  and  eine 
teilweise  recht  gelungene  Skizze  der  leitenden  Persönlichkeiten  des  Wiener 
Kongresses,  während  dessen  Bollmann  zu  Stadion  and  Gentz  in  nahe  Be- 
ziehungen trat. 

Von  den  in  der  allgemeinen  deutschen  Biographie  enthaltenen  Artikeln 
sind  zu  erwähnen  die  Biographie  von  Haagwitz,  der  von  Sybel  im  ganzen 
nicht  ungünstig  beurteilt  wird,  und  von  Hertzberg,  über  dessen  Sturz  und 
letzte  Lebensjahre  Bailleu  einiges  Neue  mitteilt. 

Überwiegend  zur  Kriegsgeschichte  gehören  v.  Colombs  bescheiden  auf- 
tretende aber  sehr  gründliche  Forschungen  zur  neueren  Geschichte  der  preu- 
fsischen  Kavallerie,4)  deren  erste  grundlegende  Abschnitte  unsere  Periode  be- 
treffen. Offenbar  auf  Grund  von  Akten  in  durchweg  fliefsender  und  auch  für  den 
Laien  verständlicher  Darstellung  giebt  er  für  die  verschiedenen  Zeitabschnitte 
(1808—13,  13/14,  14,  15—42,  42,  42—60,  60—66,  70/71,  71—79)  die 
Formation,  die  Übungen  und  Erfahrungen,  —  wo  es  angeht,  die  kriegerische 
Erprobung  mit  zahlreichen  militär.-  technischen  Betrachtungen  und  Nutz- 
anwendungen; im  Anhang  5  Instruktionen  und  Bestimmungen.  Es  ist  ein 
umfassendes  Gegenstück  zu  dem  Spezialwerk  P.  Foucarts,6)  die  Kampagne 
von  1806  betreffend,  welches  vorzugsweise  eine  Sammlung  von  lehrreichen 
Berichten  der  Führer  (nach  den  Archiven),  die  die  Wesentlichkeit  der  Kaval- 
lerie für  den  Erfolg  erweisen  sollen,  enthält. 

Eine  wesentlich  ultramontane  Tendenzschrift6)  behandelt  den  Gegensatz 
der  katholischen  Kirche  gegen  die  Encyklopädisten  und  Illuminaten  im 
vorigen  Jahrhundert. 


1)  Am  Rücheis  nachgelassenen  Papieren.    Bd.  45,  S.  39—60,  156—177.  —  2)  Ko- 
berstein:  ib.  Bd.  46,  275—297.   —  3)  F.  Kapp,  J.  £.  Bollmann.     Vgl.  Kap.  XX,    2. 

—  4)  E.  ▼.  Colomb,    Beitr.  z.  Gesch.  der  preufs,  Kavallerie  seit  1808.    Berlin,   Th.  Hoff- 
mann.   VIII  u.  186  S.   —  5)  P.  Foucart,  la  cavalerie  pendant  la  camp,  de  Prasse  (7  Oct. 

—  7  noy.  1806)  d'apres  les  arch.  de  la  guerre.    Paris  Librairie  milit,  Berger,  Levrault  &  Co. 
VHI  n.  270  S.  —  6)  Kulturkampf  vor  100  Jahren.     Ygl.  Kap.  XXIII. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Jahrgang  II. 


Abteilung  I. 


8.  31»  lies  Vorzeit  statt  Urzeit 

S.  46  lies  Merx  statt  Marx. 

S.  54  lies  Hamburger  statt  Hamb erger. 

S.  135  lies  Guidi  statt  Guide. 


Abteilung  II. 

8.  142»  lies  34,  87  ff. 

8.  323  Z.  26  lies  GrimkeL 

8.  324  Z.  27  lies  1180. 

8.  326  Z.  1  lies  „Matrikel"  (statt  Erdbuch). 

8.    „    Z.  2  lies  Huitfeldt. 

8.    „    Z.  5  lies  das  Schloss  in  Bergen. 

8.  328  Z.  19  lies  h»r»th. 

8.    „    Z.  20  lies  sysel. 

8.  329  Z.  26  lies  Degn. 

8.  330  Z.  27  lies  Abseien. 

8.     „    Z.  29  lies  Vidhrlag  ('Samlag'  =■  Gesellschaft,  Verein;  dh  «=  durchstrichenes  d.) 

8.  351  Anm.  1  und  2  sind  umzustellen. 


Abteilang  III. 

8.  20  lies  k.  k.  Adels-,  Hofkammer-  u.  Hofkanzlei-ArchiT  statt  k.  k.  Adels,  u.  s.  w. 

8.  225  Z.  22  lies  Täter  =  Zigeuner. 

8.  226  Z.  3  und  22  von  unten  lies  Skaylan. 

8.  227  Z.  6  Ton  unten  lies  egenhendige. 

8.  229  Z.  10  u.  13  ton  unten  lies  Thorsoe. 

8.     „    Z.  7  u.  26  ton  unten  lies  Vibergense. 

8.  230  Z.  5  u.  8  von  unten  lies  Tresnit 

8.  231  Z.  9  lies  Skaylan. 

8.  232  Z.  5  lies  Jegemann. 

8.     „    Z.  3  Ton  unten  lies  hjemme. 

8.  234  Z.  22  u.  4  von  unten  lies  Öyerland. 

8.  235  Z.  16  u.  Anm.  4  lies  Skaylan. 

8.     „    Z.  26  lies  Moe. 

8.  266  Z.  29  von  unten  lies  18  869  statt  1869. 

8.  292    Italien,   Nachtrag  zu   8.  279  f.,  1.:  teilte  E.  Motta  mit,    Arch.    f.    Schweiz.    Gesch. 

X,  188. 
S.  329  Sp.  3  ist  die  Verf. -Gesch.  Th.  Sickel  statt  W.  Sickel  zugeschrieben. 
8.  335  Sp.  2  letzte  Zeile  lies  HI,  2  statt  HI,  25. 


Berichtigungen.  111,237 


Berichtigungen  zu  Jahrgang  III. 

Abteilang  I. 

S.  33  Z.  14  lies  Rodgers  statt  Bodges. 

S.  36  Z.  4  von  unten  ist  nach  Nationalität  hinzuzufügen  der  Meder. 

S.  77  Anm.  4  lies  Wilamowitz  statt  Milamowitz. 

S.  79  Anm.  5  lies  Jahrepoche  statt  Jahresepoche. 

S.  97  Z.  7  lies  Halikarnassos  statt  Halikarmassos. 

S.  110  Z.  26  lies  N.'s  (Kissens)  statt  W.'a. 

Abteilung  II. 

S.  2  Z.  11  ff.  fehlt  das  Citat:    Caesars  Schlacht  gegen  d.  Usip.  und  Tenkt,   Picks   Mtsschr. 

VI,  1—23. 
S.  4  Z.  7  lies  Gymn.-Progr.  v.  Münster. 
8.  11  Anm.  Z.  4  lies  Garnier. 

S.  13  Z.  4  fehlt  der  Titel:  Poetae  lat  aevi  Carol.  ed.  E.  Dummler.  I,  1.  Berol.,  Weidmann. 
8.  16  Z.  6  lies  verstümmelt1) 
S.  22*  fehlt  der  Titel:  d.  karol.  n.  hyz.  Reich  in  ihren  wechselseitigen  polit  Beziehungen. 

Göttingen,  Peppmfiller.     103  S. 
8.  28  Kap.  V  Z.  6  streiche  die  Klammer  nach  Bischofsgeschichten. 
S.  48  *  lies  N.  Aren.  V  statt  Gillert 
8.  58*  lies  Quidnam  Poloni  etc. 
8.  60  Z.  12  yon  unten  lies  vor»)  statt  vor6). 
8.  66  Z.  24  lies  Mortuarium. 
S.    „     Z.    26.    Das    Semikolon    nach   A.    Wyfs    gehört   in   die    Torhergehende    Zeile    nach 

<Jülichschen'. 
S.  67"  Z.  8  von  unten  lies  Halberstadt  statt  Ballenstedt 
S.  79«  lies  Weiteres  u.  K.  XXIV.    8.  207« 
S.  87  sind  Anm.  1  u.  2  zu  vertauschen. 

S.  90  letzte  Zeile  von  unten  lies:  erbaut  ist  Trier  nach  Hettner. 
S.  103*.     Der  Aufsatz  ist  yon  8.  Biezler. 
S.  108  Z.  8  lies  Walderdorf. 
S.  127*  lies  Hans.  Gesch.-Bl.  HI    (Leipzig,  1881). 
S.  140*  lies  8.  o.  8.  102*. 
S.  150«  lies  8.  o.  8.  ö5-«. 

S.  156  Anm.  letzte  Zeüe  lies:  Vgl  u.  S.  311  f.  statt  Weiteres  Jg.  IV. 
S.  165  Z.  13—17.    Der  Absatz:    'Die  Wendenpfennige  —  Albrechts  d.  Baren*   gehört  nach 

'zur  Ostsee  führte'  in  Z.  1   den.   Seite  d.  h.  zu  dem  über  die  Schrift  Friedeis 

Gesagten. 
S.  188  Z.  9  lies  Kaltenbrunners. 
8.  191  Z.  21  lies  «unfehlbar  wurde*  statt  werde. 
8.  203*  lies  Katholik  61. 

8.  211«  fehlt  der  Name  des  Autors,  Morlet;  vgl.  S.  260". 
8.  212  Z.  23  lies  Ronaissancezeitf  Kögler  behandelt. 
8.  215  Z.  20  lies  Whitley  Stokes. 
8.    „    Anm.  12  u.  13  sind  umzustellen. 
8.  258»  lies  144«  statt  114«. 
8.  2634  lies  ai  Giullari. 
8.  265"  lies  8.  264»  statt  264«. 
8.  269*  lies  Rev.  des  quest  hist  28  (=  Livr.  55). 
S.  272  Z.  4  lies  Lezin  statt  Legin. 
8.  2825.    Die  Worte /auch  sep/  u.  flg.  gehören  zu  Anm.  6. 
8.  3051  lies  Nielsen. 
8.  316  Anm.  Z.  3  lies  3208  statt  380«. 
8.  317"  lies  V.  Brandl. 
8.  329  Z.  18  lies  P.  Vayra. 
8.  3341-*  lies  187  und  188«. 
S.  338  2.  5  streiche  'auch'. 

S.  339  Z.  8  lies  Schflss  statt  Chttss,  u.  'nach  ihm'  statt  'von  ihm'. 
S.    „    Z.  23  lies  Ceatenarfeier. 


TTTffifl  Berichtigungen. 

S.  343  Z.  2  yon  unten  lies  Privatgütern. 

S.  „  Anm.  1  Z.  2  lies  Wyfs  statt  Weifs. 

S.  344  Z.  7  yon  unten  lies  Berner  Udalbuche. 

S.  „  Anm.  1  gekört  nicht  zu  Haller  sondern  zu  J.  Bott  Z.  1. 

Abteilung  HI. 

S.  27«  u.  Z.  16  lies  Coryisart  statt  Cerrisart 

S.  51"  lie«  Tobien  statt  Tolien. 

S.  84*  n.  948  lies  0.  Mejer  statt  Meyer. 

S.  87  Z.  2  ton  oben  lies  TgL  III,  207. 

S.  113  Z.  9  lies  Kamann  statt  Kamann. 

S.    „    Z.  17  lies  H.  v.  Walderdorf  statt  Walderdorf. 

S.  1361  trage  nach:    Du  Bois-Melly,    la  seignenrie  de  Geneye.     1720 — 49.     Genf  u.  Basel. 

H.  Goerz.     229  S. 
S.  138  Z.  4/6  lies  t.  Irrtümern  i  Einzelnen  —  statt  t.  Irrtümern,  i.  Einzeln. 
S.  140*  lies  Bonet-Moury  statt  Bouet-M. 
S.  141°  lies  reUg.  statt  rllig. 
S.  143*  lies  Cramail  statt  CrancaU. 
S.  1436  lies  Segnier  statt  Segaer. 
S.  1446  lies  les  memoires  statt  le  Dnc  les  mem. 
S.  147s  lies  Compayre"  statt  Gompayre. 
S.  152*  lies  Langwerth  a.  Simmern  statt  Simmem. 
S.  1589  lies  du  Camp  statt  de  Camp. 
S.  159  Z.  4  von  unten  lies  Dupuy  hist  de  la  renn,  de  la  Bretagne  et  de  la  France.     T.  L 

XIV.     447  S. 
S.  1681  lies  R.  Valentine.     (Engl,  battles  u.  s.  w.)     2.  edit. 
S.  183»  lies  Underhandl.  i  Tysk.  statt  i:  T. 
S.  1841  lies  K.  K.  Tigerstedt  statt  Id. 
S.  186s  trenne  Ären  von  'fredsunderhandlingarne'. 
S.  190"  lies  Tegnär  statt  Tegner. 

S.  195*»  lies  Thorsöe,  den  Danske  State  Historie  1814 — 18. 
S.  197  Anm.  2  lies  Klestrup. 
S.     „    Anm.  Z.  14  lies  Meddelelser. 

S.  203  Z.  15  yon  unten  lies  Reformatoren  statt  Reformation. 

S.     „    Z.  14  y.  u.  lies  „nach  Walen"  St  Louis;  Hermens  —  statt  nach  Walch-St  Louis  Hermeus. 
S.     „     Z.  13  v.  u.  lies  wider  Hans  Worst  statt  H.  Wort 
S.     „    Z.  12  y.  u.  lies  2  kl.  Beitr.  zu  L.'s  Biog.  statt  2  kl.  B.  L.  Biog. 
S.    „    Z.  11  t.  u.  lies  Knaake  statt  Knauke. 
S.    „    Z.  10  v.  u.  lies  Prädestinationslehre)  bringt  d.  Ztschr.  t  kirchl.  Leben  statt  Fradesti- 

nationslehre  bringt  d.  Ztschr.  f.  kirchl.  Leben.) 
S.    „    Z.  8/9  y.  u.  lies  FramstiUlning  och  granskning  af  Luthers  sociala  etik.   I.    Familjen 

(167  S.),  sowie  arsskrift  statt  Arschrift. 
S.     „    Z.  8  y.  u.  lies  G.  Kawerau  aus  Agricolas  statt  Glawerau  aus  Agrycolas. 
S.     „    Z.  7  y.  u.  lies  nicht  in  statt  kirchl.  und. 
S.  204  Z.  2  lies  Jensen,    Giovanni  Pietro  Carafia   (Paul   IV.)  og  de  relig.  Strömninger  paa 

hans  Tid. 
S.  214  Z.  15  yon  oben  lies  Tourmagne  statt  Fourmagno. 
S.  215  Z.  27  lies  Maurer  statt  Meurer. 
S.     „    Text  Z.  10  y.  u.  lies  Alacogue  statt  Alacogna. 
S.  '„       „    Z.  17  y.  u.  streiche  D  vor  barmherzige. 
S.  2207  lies  Pandarandy  statt  Pandurany. 
S.  23 16  füge  hinzu:  Roschach,  Etud.    crit  sur  les  deux  prem.  yolum.   de»  M6m.  de  Metter- 

nich  in:  M^m.  de  l'Acad.  de  Toulouse.    1880,  I,  285. 
S.  235,a  lies  Quesnel,  le  baron  de  Stein.     Rey.   polit    litt   9,2,    632    —   im  Anschluss  an 

Seelig,  Stein,  1879.  • 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Alphabetisch    nach  den   Kamen  der  Autoren.  —    Publikationen   ohne  Autornamen  sind   sachlich 

eingeordnet 


A. 

Aall,  J.,  Erindringer.  III,  192. 
Aar,  Erm.fStadi  in  Terra d'Otranto. 

U,  248. 
Aarsberetn.  fra  d.  Kong.  Geh. 

Archiv.     HE,  182.   184.  193. 
Abatino,  Fr.,  Abelardo  edEloisa. 

U,  195. 
Abbas  Ali, .Album  oftheRajas 

of  Oudh.    DI,  223. 
Abbot,  E.,  Hellenica.    I,  160  f. 

—  T.  K.,  Par  palirapsest  Dublin. 
I,  117. 

—  Est.,  Authorship  of  the  4.  gosp. 

I,  119. 
Abd-ol-Kader,    s.    Urresta- 

razu. 
Abdul'  alim  Nasr-ullah,  Hiat  of 

the  Deccan.    III,  225. 
Abd-ul-Hai,  s.  JFbn  Hajar. 
'Abdul  Qäsim,Ma*arif-ul-Millat 

II,  228. 
Abhayadera,    siehe  Sthananga 

Sütra. 
Acharanga  Sütra,  1.     I,  24. 
Achenbach,    H.,    Hcrbornsel- 

bachkopf.     II,  95. 
Acquoy,  J.  G.  IL,  Het  Klooster 

te  Windesheim,     n,  211. 
Aus  alten  Acten.    HI,  85. 
Adam,  W. ,  Life  and  labours  of 

Rammohan  Raya.    I,  26". 

—  Odyssee.     I,  75*. 

Adam 6k,    Gegend   v.  Chrudim. 
n,  315«. 

—  Verfall  u.  Wiedererheb.    III, 
123. 

Adda,  S.  D'Adda. 


Addis,  W.  E.,  Truth  and  false- 
hood  of  M.  Benans  Lectures. 

I,  117». 

Adlung,    Römerwarte    b.    Call. 

II,  114. 

Älsch  ker,  Stift  St  Faul.  II,  144. 
Aetorni  Patris,  s.  Encyclica. 
Ägrip    af  Norgea   Kon.   Sögum, 

ed.  Y.  Dahlerup.  II,  301. 
Ahaljakfimadhenu,  7—15.  I,  28. 
Ahnfold,  A.,  U.  J.  Crusenstolpe. 

in,  190. 
A im e" -Martin,    St  JerSmo.    I, 

142« 
Albenas,  portraits  de  Rabelais. 

in,  139. 
Alber ti,  J.,  Reufs.  Stadtrechte. 

H,  67. 

Herren  t.  Weida.  n,  136. 

Älteste    Urk.    t.    Flauen. 

n,  129. 
Alfiori.     III,  45. 

—  Burgwall  b.  Neuzelle,  n,  161. 
Allen,  J.  IL,  Fragm.  of  Christ 

bist  I,  116*. 
Alleyn  Abbey,  s.  Catalogue. 
Allgeyer,   L.,   Bürgerin.  H.  y. 

Fflummer.    III,  99. 
A 1  m  a  n  z  i ,  Biographie  d.  Luzatto. 

I,  67. 
Alten,  F.  t.,   Bohlenwege.    H, 

128. 

—  J  ,  Ethnol.  Ostladiniens.    n, 
137. 

Ostladin.  Idiome.  II,  137. 

Altenburger,  Wappenbuch.  III, 

128. 
Alticozzi,  St  delle  persecuzioni 

cet    I,  116*. 
Cod.  dipl.  Alvensleb.,  s.  Mül- 

Terstedt 


Altisi,  Ces.  Borgia.     U,   207«, 

269. 
AI  wie,   C,  Visites  d.  Bouddhas 

de  l'ilo  de  Lanka  trad.  p.  L. 

de  Milhou6.    I,  15. 
Amador  de  los  Bios,  Estud. 

de  epigraf.   arab.-espan.    II, 

236. 

—  Inscripciones  arab.  de  Cordoba. 
Ibid. 

Amari,  M.,  Bibliot  arabo-sicula. 

n,  237.  251. 
Iscriz.  arabe  della  Cappella 

di  S.  Fietro.     U,  237. 
Bagguaglio  di  una  ricente 

sua  gita  a  Mossina.     Ibid. 

—  —  Foeta  arabo  di  Sirac  II, 
257. 

Amat  di  San  Philippo,  P., 
Planisfero  del  1436.   II,  260. 

Amati.     II,  248. 

Ambert,  A.  de  Montmorency. 
ELI,  139. 

Ambrosi,  Fr.,  Scrittori  e  artist 
trent    H,  246. 

—  s.  auch  Gregorotius. 

S.  Ambrosii  opera.     I,  141*, 
Ameer  Ali,  Person.  Law  of  the 

Mahommedans.    U,  229. 
Amelung,   F.,  Kartenspiel  des 

esthn.  Landvolks,  m,  51.  214. 
Amiaud,  A.,  Inscr.  bilingue  de 

HammourabL     I,  48. 
Ami  et,  Madonna  v.  Soloth.   HL, 

137. 
Amlacher,  Alb.,  Urkundenbuch. 

ELI,  129. 
Amon  t.  Treuenfest,  Huszaren- 

Reg.  t.  Koller.    UI,  117. 
K.  k.  Inl-Beg.  Hoch-  iL 

Deutschmeister.    IH,  117» 


111,240 


Verzeichnis  der  besprochennn  Publikationen. 


Amore,    A. ,    Berta   di    Savoia. 

II,  250. 
Amrein,  K.  C,  Zwyer  t.  Evi- 

bach.    III,  132. 
Amritalala  De",   Hiat   of  the 

female  sex.     I,  297. 

Amthor,  Ed.,   Z.  25j.  Jubü.  s. 

Handelalehranstalt     III,  211. 

Festrede.     III,  211. 

Andrullo,  (2 Schriften  üb.  Thom. 

y.  Aquino.)     iL,  203*. 

Anger,  Gräberfeld  b.  Elbing.  II, 

179. 
Angers-  Brudstycke     af     Saxo 

Gramm.     II,  306. 
Ann.  d.  S.-Blasienstiftes  z.  Braun- 

schw.  ed.  W.  Waitz.    U,  123. 
Annali  della  fabbrica  del  duomo 

di  Milano.     II,  262. 
Annenkov,     Peter    v.    Chelöic. 

II,  319. 
Annerstedt,      T. ,      Resningen 

1568,  en  hist  studio.  III,  181. 
—  Cl.     U,  296. 

Annuaire  de  Tarnen,  p.  Hamid 

Vehbi.     II,  223. 
Anquetil,  La  France  a  travers 

les  Iges.    II,  277. 
Anquez,    Hist   des  r6f.  de  Fr. 

HI,  144. 
Anrep ,      Svenska      slägtboken. 

UI,  53. 
Antoine,  J.  et  F.,  Journal  de 

la  mort  de  Louis  XIV.     III, 

146. 
Äpastamba,  Ritual.     I,  9. 
Apell,  ?. ,    Schreib,   d.  Landgr. 

Wilh.  IV.     III,  84. 
Apfelstädt,    F.,    Krit.    Ausg. 

d.  Nobla  Leycon.     II,  197. 
Apologia  d.  rivoluzione.   III,  150. 
Apostle  of  Ireland.     I,  150. 
App  e  llati  ona -Gericht  in  Frankf. 

a./0.    III,  46. 
Appenzell     1803 — 14.       III, 

186. 
Arbois    de   Jubainvillo   (Ca- 

lend.  of  Oengus).     II,   215. 

U,  281". 

Notes  tironiennoß.  U,3336. 

Regierungsepochen     Karls 

d.   Kahlen.     Ibid. 
Intendants  de  Champagne. 

UI,  144. 

Arcais,    F.  d',    Citta    catal.    in 
Sardegna.     II,  271. 

Archives  parlem.     II,  149. 
Argyropulos,     collection     des 

croisades.     II,  24210. 
Arlt,  Ulmer  Münster.     II,  86. 
Armand,    Medailleurs    italiens. 

R  258. 


Armand,  St,  Femmes  des  Tui- 

leries.     III,   151. 
L'armee  franc,.  en  1535.  EU,  139. 
Armellini,  M.,  Cimiterio  di  S. 

Agnese.     1,  151  f. 
'AQftovQ^    tlcfia     Srjuorixov. 

U,  219. 
Arn  au  d,  Voyages  extraordin.  p. 

Mahomm.  Abu  Ras.    II,  235. 
Arndt,  W.     U,  29*. 
Hdss.   in  Petersburg.     II, 

276. 
Arneson,  M.,  u.  M.  A.  Stang, 

Stamtavle  orer  d.  Stiegt  Stang. 

III,  195. 
Arnold,  W.,  Ansiedl.  d.  Deutschen. 

II,  6*. 
Dtsche.  Urgesch,     II,  150. 

—  E.,  Light  of  Asia.     I,  11. 
Arosio,   L.,    Gesü   Chr.,    studi 

stör.     I,   1209. 
Arsha-vidya-sudhänidhi  (Zeitschr.). 

I,  8. 

Asbach,  Entstehg.  d.  Germania. 

II,  1. 

Ascarate,  G.,  Derecho  de  pro- 

priedad.     II,  76*. 
Ascoli,  G.  J.,  Iscrii.  ineditecet 

I,  65  f. 
II,  251. 

Atmdram  Keshavji  Dvivodi, 
Prithiraj  Chahuan.     I,  336. 

Atzberger,  Logoslehre  d.  h. 
Athanasius.     I,  140*. 

Aub6,  N.  Texte  des  actes  de  SS. 
Felicito  et  Perpotuo.    I,  137. 

—  Christianisroo  de  l'emp.  Phi- 
lippe.   I,  138. 

Aubertin,  Ch.,  L'äloquence  poli- 
tique  etc.  en  Franee.     II,  293 ; 

UI,    143. 

Aucourt,  Anc.  hötels  de  Paris. 
U,  288. 

Au  er,  H.,  Bedeutung  d.  Tri- 
glyphen.     1,  44. 

Aufschwörung  J.  S.  v.  Wol- 
furtsed.Rothv.Schrocken- 
stein.     IU,  97  f. 

Aufzeichn.  e.  Könne  v.  Obermed- 
iingen.    UI,  104. 

—  e.  Schulmeisters.     III,  123. 
Augustini,  Confessiones  übers. 

v.  Moreau.     I,  1421. 

—  Meditationes.     Ibid. 
Aulard,  T.  A.,  Plagiat  orat  de 

Mirab.     UI,  150. 

Un  humoriste.     III,  150. 

A  ur  e  s ,  A.,  M6trologie  egypt  1, 44. 
Auriac,    E.    de,    Corporat   des 

men6triers.     II,  282. 
Ausflug  auf  Ceylon.     III,  226. 
Aus'mWerth,  E.,  Rom.  Gläser. 

II,  114. 


Aus'm  Werth,  E.,  Ausgnbg*. 

z.  Cobern.    II,  115. 
Beckengem,   in  S.  Mirä- 

Lyskirchen.     II,  118. 
Ausstellung,  s.  Katalog. 
Ausstellungskatalog  prahist  Fnde. 

U,  163«. 
Autobiographie  t.   Melek  Hnm 

UI,  208. 
Autobiogr.     Blatt     eines   preiik. 

Generals.     III,  41, 
Auzias-Tur§nne,   Unrreri.  di 

Paris.     U,  212. 
Ayerst,  W.,  The  Giros.    I  31. 
Aynsley,    Mrs.    J.   C.   Marm, 

Our  Visit  to  Hindost  111,231. 


B. 

B.,  Übersicht  üb.   d.  Littertt  d. 
Zunftwesens.     U,  72*. 

—  GeisÜ.   Spiele   <L    M.-A.    0, 
213. 

—  Ct.,  liste  der  b.  Röcluäii 
verwundet  Offix.     EU,  115. 

Baader,  J.,  Beitr.  s.  KultargsidL 

IU,  110. 
Fehde  des  Hanns  TL  t. 

Abensberg.  III,  9.   203. 
Babeau,   La  Ville  soos  l'aacki 

Regime.     IU,  138. 
Babsch,  F.,  D.  Germanen  L  d. 

Uniyersalgeach.     IL  1. 
B  a  b  u  R  ä  m ,  rosegarden  of  Inda. 

UI,  223. 
Bach,     Hohenloh.    Totenaehildfc 

U,  86«. 

—  U,  86. 

—  Hünengraber.     U,  89. 

—  Alb.  Magn.     U,  2031. 

—  Jonathan  Sautter.     UI,  96. 

—  Ulmer  Rathaus.     IU,  96. 
Bachelet,  Th.,  Guerre  de  esst 

ans.     U,  279*. 
Bachmann,  Volker  a.  d.  Dobol 
U,  137. 

—  Einwanderg.  d.  Bayern.  II,  314. 

—  J.,  E.  W.Hengsteuberg.  111,30- 
D.  altest  niederd.  Getugfc 

UI,  60. 

—  R.,  Nidas  Storch.     111,4.8t 
Bachof,    E. ,    Quaest   Hexodot 

I,  86. 
B  a  c  h  o  f  e  n ,  J.  J.,  Antiquar.  Briefe. 

U,  76. 
Backer,    L.    de,    Droit  dt  k 

femme  dans  l'antiqu.  eet    B» 
Bader. 

—  Staufen.     II,  82. 
Gründg.  y.   Freib.  i.  Br.  D, 
82  t 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


in,24i 


Bader,  Kath.  Pfarrgem.  i  Karls- 
ruhe,   m,  19. 

—  MittenwahL  U,  105 ;  111,  202. 

—  CL,  S.  Ciaire  d'Aasiae.  II,  199. 
Badger,    Moham.   and   Muham- 

medaniflm.     II,  224. 

Badin,  Jean  Bart     111,  153. 
Babler,  J.,  S.  Henri.    111,  134. 
Bachtold,   J. ,    Verdienste   der 
Züricher.     III,  134. 

Backatrom,  s.  Starback. 
Behrendts,  F.  J.,  S?er.  förhill. 

tili  Byasl.  und.  Gast.  IV.  Ad. 

förmyndarstyr.     111,  188. 

B ihren a,  £.,  Stnd.  z.  Qerman. 
II,  2. 

(Bar),  Kinzigbau.     11,  83. 

Bäachlin,  Schaffhaus.  Glasmaler. 

m,  137. 
Baguenault     111,  140. 

Baguenaull  de  Puchesse, 
La  conquete  de  la  Corae  III, 
148. 

Bahnsen,  2.  Thess.  2,  5—19. 
I,  125. 

Bahrfeld,  Hamb.  Münzmeister. 
U,  158. 

Baillea,  Metternich.  HI,  232. 

Bai  1  Ion,     La  '  derniere     Mont- 

morency.     in,  143. 
Bailo,   L. ,    Treviso    e    Vicenza. 

11,  253. 
Spigolature    dagli    archivi 

trerig.     U,  260. 
Baist,   G. ,    Heckling.  Weistum. 

U,  66. 

Balan,  Giovanni  V11I.     U,  193. 

—  U  papato  e  l'Itaüa.     II,  243. 

—  S.  Cater.  da  Siena.     U,  267. 

—  Bibellione  di  Perugia.  U,  269. 

Balan t ine,  H. ,   Hindoo  Shrine 

on  the  Caspian.     I,  318. 
Balck,  C.  W.,  Landschulwes.  in 

Mecklenb.     UI,  61. 
Balduzzi,  L.,  Bagnacavallo.    II, 

247. 
Balfour,   Cyclopaedia    oi   lndia, 

3.  Ausg.     I,  3. 
Balg,  Heinrich  11.     U,  31. 
Ball,  Jungle  life  in  lndia.     111, 

»21. 
Ballerini,   P.  A. ,  8.  Ambrosii 

opera.     I,  146e. 
Balz  an  i,  s.  Giorgi. 
Bampo,  F.  Q.eG.,  eE.Cazzaor, 

Legs    diiens.     fra    Padova    e 

Treviso.    II,  253. 
Banchi,     Calixt    III.    e    Siena. 

U,  206. 

—  Prediche  volg.  di  Bernardo  da 
Siena.     II,  267. 

Historische  Jahresberichte.    1880 


Banerji,  K.  M.,    Essay».     1,  7. 
Banks,  J.  S.,    Our  Ind.  Empire. 

III,  218. 
Baracchi,  A.  Carte  nelT  arehiv. 

notar.  di  Venez.     11,  252. 
Bar  ante,  Joanne  d'Arc.  II,  29 2*. 
Barbier,   C,     Deux    ans    dans 

rinde     UI,  221. 
Barbier    de    Montault,     Ste. 

Marie  Magd.     1,  15013. 
Barbou,    A. ,    hist.    du    drapeau 

franc.     II,  278».    111,  153. 
Bar  ck hausen,  Lettre«  et  versde 

Voltaire.     111,  147. 
Bardenhewer,  0.,  Polychrom us. 

I,  143*. 
Bardinet,    Juifs   du    Venaissin. 

I,  69. 

—  Juiveries  du  Venaissin.  ibidem. 
Bardou,   St    Martin   de   Tours. 

I,  1501. 
Bardsley.  Purit.  Nomenclat  Hl, 

170. 
Bar  dt,   Frankfurter   Münzsamml. 

UI,  46. 
Bareille,    s.   Darras   u.   S.    Je- 

rume. 
Bari  eh  eil a,  V.,  Andr.  Palladio. 

II,  253. 
Bar  ine,    Mad.  de  Lafayette.   111, 

147. 
Barmby,   J.,    Gregory   th©   Gr. 

I,  147«. 
Barozzi,    N. ,     Mus.    Civieo    c 

Racc.  Correr.     11,  145. 
Barni,  Napol.  I.     III,  156. 
Barral,    l'hist.  dipl.  de  l'Europ. 

IU,  2. 
Barry,   Livre   de   Raison.      111, 

142. 
Barssoukof,  Journal  d*  A.  Vas. 

eilievitch    Khrapovitski.     III. 

150. 
Barstad,  Militär  -  lustits  i  Norge 

for  200  Aar.     111,  129. 
Bartels,  Ubbo  Emmius.  111,  77. 

—  Land verl  aste    a.  d.  Bucht    v. 
Wybelsum.     IU,  77. 

Barth,  A. ,   Bull,   critique  de  la 
myth.  aryenne.     1,  6. 

—  E.,  Not  Biograph.     HI,  101. 
--  J.  Geisingen.     II,  81. 

—  —  s.  Tabari. 

Barthelemy,  C1',  tapiw*erie.s  de 

Reims.     II,  281. 
Barthelemy,  A.  de,  (Münze  d. 

Lucterius).     1,  162. 

—  Ch.,   Omar  a-t-il  fait  brüler  la 
bibl.  d'Alex.  n,  230. 

—  Ed.  de,  Tratte  de    Nemours. 
IU,  140. 

—  —  Colonne  de  Cather.  de  Me- 
dice.    III,  140. 

IU. 


Barthelemy,  E.  do.,  ßtude  sur 
la  soc.  paris.     111,  150. 

Barthelemy  Saint- Hilaire, 
J.,  Christian  isme  et  bouddhismc, 

I,  11. 

Ba r  t o  1  i ,  A .,  Storia  della  littorat. 

ital.     II,  255.  256.  257. 
Bartolini,    D. ,   L'ant   Cassino. 

II,  251. 

Bartolotti,  P.,  Del  primit  cu- 
bito  egizio,  U.  1,  44. 

Bartsch,  K.,  Gebräuche u. Aber- 
glauben Mecklenburgs.   (== 

—  Sagen  u.  s.  w.  a.  Mecklenb. 
U.)  11,  152;  111,  202. 

B  a  s  c  h  e  t ,  Memoire  d' Armand  du 
Plessis  de  Richelieu.   III,  142. 

—  Particularites  sur  Md.  do  Pomp. 
IU,  147. 

Basoler  Bibelgesellschaft, 

Ausg.  d.  N.  Test  I,   117 s. 
Basile,  G.  B.  J.,  e  D.  Gravina, 

Chiesa  dei  Vespri  sicil.  U,  257. 
Basilica  Fulvia  Emilia.  I,  98. 
Basler  Neujahrsblatt.  111,  136. 
B  a  u  d  o  i  n,  Extraits  d'information* . 

U,  274«. 
Baudri,  Kirchl.  Zust  in  Preufp. 

u.  v.  Geifsel.     111,  82. 
Baudrillart,   Vie  priy.  et  publ. 

IU,  215. 
Bauer,  Br,   Urevangelium  u.  d. 

Gegner  d.  Christent     1,   121. 

—  —  Bismarcksche  Ära.  III,  32. 
152. 

—  J.,    Agrarverfassg.    U,    142. 

—  R.,  Joh.  v.  Nepomuk.  11,  318. 

Bauern  feind,       J.     v.     Altz- 

schneider.     111,  214. 
Baum,  Kirchengesch.     I,  1161. 

—  A.,  Joh.  Wilh.  Baum.  UI,  102. 
Bau  mann,  A.,  Kop fache  Compi- 

lation.     II,   35. 

—  B.  ?.,  Verpflegung  d.  Heere. 
U,  336. 

—  F.  L.,  Abgegangene  Orte  d. 
Bar.     II,   82. 

Baumgärtner,  Ad..  Quell,  d. 
Cassius  Dio.     I,  103. 

Baumgarten,  H.,  Sleidans Brief- 
wechsel.    IU,  100. 

—  J. ,  La  France  qui  rit.  IU,  213. 
Baur,   G.  A.  L.,   Andr.  Kempffs 

Solbatbiogr.     IU,  90. 
Buy  e,  J.  de,  Sepultures  de  Joches, 

II.  9. 

Übers,  d.  bayerischen  Landes- 

archive.     U,  59. 
Bayerl,   G.,    D.  Pilsen.  Gymnas. 

III,  122. 

Bayonne,  E.   C,   s.   Sayonarola. 
Bazzero,     A. ,     Armi    antiche. 
II,   253. 


16 


111,242                                       Vor* 

ichnia  der  boxproiliciien  Publikationen. 

Baal,   S.,    Tooth-aeal    of    Aaoka, 

Belle!,  Dieaert.  aar  S.  Creecent 

Borghaus,   A-,  Da»  nurddtaeha. 

I,  IT. 

1,   135. 

Tiefland.     IL  146. 

—  Swaetika.     I,  18. 

—  Joat  de  Silenen.    11,  292. 

—  H.,    Pfahlbauten   b.    Lübto». 

—  Sütru  called  Ngan-Shih-Niu. 

Belloral,  de,    Chron.  de  Plorrc 

11,  149. 

I,  21. 

le  Pretre.     n,  276. 

Bergmann,   Martin   Wolff.     IU, 

—      Aralfiinbsns..      I,   !1. 

Bellew,    H.   W.,   Bacos  of  Af- 

83. 

—     Succesaion    of  Buddh.   patri- 

ghanistan.     I,  33. 

—  Register  öfter  Radalag  i  Kon. 

IKiM.      I,    21  f. 

Beloch,   J..    D.  italische   Bund. 

Erik  XIV.  Tid.     111,  181. 

—     Baddh.    inecr.   st  Keu-yung- 

1,    106. 

—  E.  T.,  Oaiiioroliquieu.   1,  4.1  f. 

Kvrtrn.      1,    22. 

~Bendall,  Megha-Sütre.    I,  1 5 f . 

—  Varia.     I,  46. 

-     18     «choole    of    Buddhiem. 

I,   22. 

Benedikt,    A.,     Leben   d.     h. 
Hieronymu«.     1,  1421. 

Bergatrora,    8.,  W.    Griip   mot 
L.  Wivallius.      LU,    184. 

—     Brenchid«.     1,  22. 

BenediktinerklSater  im    El- 

Bcriohtigungeni.Weatf.  l'rk- 

Buch     IL  40.   126. 
Berliner,  A.,  Hebr.  Hdachr.  in 

—      8rnmaue.     1,  22. 

eafs,     IL,  79. 

—   Story    fif    the   merchant   etc. 

Benoke,  B.,  Geach.  d.  Fiacherei 

I,  22. 

i.  Weet.-  o.  O.-Pteuaaen.     DL 

Mailand.      1,  59. 

Beaune,    lntrod.    a  l'etude    du 

183;     111,   49.  213. 

droit  coutum.  franc,.     □,  217. 

Benfey,   Th-,   Vam  im  Bi£teda. 

Berliner    Chronik    nebst    l'rk- 

Ba   k,  Briefe  Pauli  au  Timotheoa 

U  7. 

hrag.    v.    J.    Lindenme  vor. 

I.  125. 
—  Q,  146». 
Becka  -  Klüchtaner,     t.     d., 

—  —  Üb.  indogarman.  Zahlwörter. 

Buch.     II,   168. 

Hanuscrite  de  Bernard  Gni.    1, 

Benjacob,    J.    A,    Bibliogr.    d. 

hebr.  Litt     L,  58. 

71. 
Bernau,    Geach.  d.  St   FJbogen. 
II,  316'. 

Adel  v.  WUrttemb.      11,    86. 

Benjamin,    £.    L,   Bedeut   d. 

Boclter,  A.,  Wurms.      111,  90. 

ror  1849  cingeechrieb.  Renten. 

—  Album  d.  Burgen  cet.  in  Böhm. 

—  —    Cüihaven    u.     ItitaeTiÜttol. 

i.  Hamburg.     111,   56. 

IL  316  '». 

n,  158. 

.  Ferd.,  Inachr-  d.  rbm.  Coema- 

Die  Beni-Maib.     11,  836. 

Bernheim,  E.,  Bericht  v.  LWil. 

Benny,    P.    B.,   Orim.  code   ef 

a.  Piaa.     II,  35. 

tarien.     1,  158.* 

—  K.  Vt   Toutonea.      IL  4.    — 
munim.  Trajan.     U,  41. 

—  Römer«!  ras  fc  n  in  Baden  u. 

Jowe.     L  62. 

Z.  Qeach.  d.  kirchl.  Wahlen. 

Benoil,  St.  Jerome.     I,   142'. 

IL  35. 

Benrath,   K.,    D.    Summa   d.   h. 

Geschichte  -  Porechong    n. 

Schrift     III,  4. 

Qa»ch.-Philo».     Hl,  226. 

TVürttenib.     Jl     81. 

Benvenuti,  L.  e.  0.  Pietro- 

Bernonlli  ,    A.,     KSnigahofena 

—  M.  A.  ».,  Topogr.  t.  Ndr.-Oeetr. 

grande,     Archirio    oomun. 

Bericht  üb.  d.  Schi,  bei  Sem- 

11,  142. 

d'Este.  IL  245. 

pach.     IL  50  f.,  340. 

Ueckherrn,  Bastenburg.  11,184; 

Beraldi,  a.   Pourtale*. 

Bertacchi,    Coa.,    Epiaodio   del 

m,  eo. 

Beraudi,  L.  F..  Statu tor.  Caaa- 

Poreae  in  Dante.   II,  86C»-», 

—  Mitt    a.    Raatenbga     Vergeng. 

lena.  eollectio.     11,  263. 

Berthaumier  etRapbael.8. 

DI,  50. 
Beckh-Widmenatetter.L.T., 

Berchet,  0-,  Pianisten)  di  Oior. 

Franc.  d'Aa».     IL  199«. 

Loardo.      11,    260. 

Berthold    von    Regonaburg, 

Ältere  Art  d.  GeldbeachaSiing 

e.   H.  Simon. feld,   Uo- 

hcrauag.    I.    J.    Strobl.      iL 

i.  Kriege.     U,  336. 

dici  del  'Liber  eecretoram  fidel. 

204. 

Beckurta,  F.,  D.  Vierkaieerjahr 

Crucia.      LI,   259. 

Berti,    U.,  Antichi  porti  ecr.  Hi 

Berchaeniua,  0.,  Pra  Fjrrerne. 

Rarenna.     U.  247. 

Baechar,  W.  J.,  Chron.  of  the 

HL   196. 

Bertling,  A.,  Danaiga  Geach.  i. 

Kingeof  loraelnndJuda.  1,54. 
Beer,   H.,  iBüm.  Senat).    I,   IOC. 

Berona,  J.  Chr.,  Herder.  111,  51. 
Bergan,  Nürnberg.  Kunetlar.  JLL 

Umril's.      IL   184;  LU,   W. 
Bertololti,  A.,  Ebrei  in  Boua 

ßcermann,  11-,  Maria  Thoraeia 

111. 

1,  67. 

0.  K.  Joeeph,      111,   118. 

Berger,  Regiatrun.  lnnuc  d.  IV. 

Bertou,  Note  aur  Tyr.   11,2*3». 

Hehle,  A.,  Müiu.  t.  Kaufbenem. 

11,    189. 

Bertrand,  A.,   Bijoni  de  Jooy- 

m,  na.- 

Bahr,  C.  v.,  Üfn.  t.  Hanau.    11, 

—    Stamnmappeii  d.  Schwarzen- 

le-Comte.     II,  9. 

berg.  1U,  113.  123. 

Bertrandy-Lacabana,      Ar- 

— Leidenageech.  d.  BBhmerwaldea. 

chive«  departem.  de  Saina-el- 

Beitrüge    nu    Geachiehte    von 

Ingolstadt    11,  104- 
Itoitr.  i.  Gesch.  dea  Pietiam.  in 

HL,  123. 

Oiaa.    11,   272. 

—  Jt,  Buchhandel  in  d.  Lanaita. 

Beaancoo,    a.  Gerard  de  Bona- 

IU,   47.  87.  215. 

Ostfriea.      III,   77. 

—  fl.,  Geogr.  Fragm.  d.  Eratoeth. 

Beacheralle,   Marina   illuatrea. 

II,  880. 
Beaae,  P,  Qeach.  d.  Dentwnaa. 

BSlat,   S.  Hergenröther. 
Belleaheim,  (Rossi)    äuat  Oo- 

-    Phil.,    L'Ange    d'Astarte.    I, 

ronati.     I,  139. 

160. 

IL  337. 

Belleaheim,   nei    Hdachr.  d. 

Berger, Triniti carthagin.  JL,  160. 

Beaaer,  Job,,  De  couiur.  üatilin. 

BriLMua.     11.  116;    111.  80. 

Berghaua,    A„     Irrtum,  üb.  d. 

L  10S. 

—  Pebronius.     111.   94. 

Vftlkerwander.     11,  6. 

Bei,   AI.,  J.   Yittori.     11,  246. 

Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


IU,243 


Besnieres,  Martyr*  d.  1.  liberte*. 
UI,  153. 

Beieon  ,    Panegyr.    sur    Joanne 

d*Arc  H,  292«. 
Bestmann,     EL    J. ,    Gesch.   d. 

christi    Sitte.     I,  144. 
fiestoschew  -  Rj  amen,     .Th- 

BOHCKail  BoftHa.     III,  51. 
Bethaus  Allerheiligen  zu  Strafs- 

burg.     II,  79. 

Bethmtnn,  b.  Gesta. 
Bettoni,    F.,    Riviera  di    Salo. 

n,  246. 
Betz,    "Crgesch.    d.    Gegend,    v. 

Heilbronn.     II,  85. 
Bewer,  R.,  Sala  etc.     II,  76. 
Beyer,  A.  W.,  G.  d.  urspr.  franz. - 

ref.     Gemeinde     "Waldenburg. 

III,  90. 

—  K.,  Aktenst.  z.  Gesch.  d. Kirche. 
U,  29. 

Beiold,  P.  v.,  Studentenkämpfe. 

II,  62. 
II,  2921. 

—  G.  v.,  Osserv.  s.  limit.  d.  Pompei. 

1,  99. 

Bhigavata.     1,  9. 
Bhagvinlal    Indraji,    Saiva 
Parikramä.     1,  26. 

Bhagvanlfil    Indraji    and    G. 

Bühler,     Inscriptions     from 

Nipal.     I,  32. 
Atha  Nabhik  Purin  ed.  Bh  äruti 

Vis>anath.     1,  104. 
Bholanauth  C  hander,  Travels 

of  a  Hindu.     III,  221. 
Bibliografia  romana.    11^  248. 
Hebr.  Bibliographie.     1,  67. 
Bibliotheca  patrist.  med.  aevi 

ed.  Horoy.     II,  187. 
Bibliothek  s.  Kirchenväter. 
Bibra,   W.  v.,    Reichsfreiherren 

t.  Bibra.     U,  104 
Bichler,  Kachelöfen.  Graubündt 

111»  137. 
fiichmann,  W.,  Chron.  d.  k.  k. 

Inf.-Reg.  62.     III,  118. 
Bickell,   D.  Coeli bat  dennoch  e. 

apart.  Anordn.     1,  144. 

—  Entsteh,  d.  Liturgie.    I,  146. 

—  Synodi  Brixiens.     II,  145. 
Biddulph,    J. ,    Tribes   of  the 

Hindoo  Koosh.     I,  33. 

—  Mich.  A.,  Pischin.     111,  224. 

Bidrag  tili  kongl.  Dal-regiment. 

bist     1U,  189. 
Biedermann,    Kulturgesch.  des 

18.  Jahrh.     III,  26.    207. 
Biene  mann,  Histor.  Littcratur- 

berlcht     UI,  52. 

—  Tagebach  v.  Sylv.  Tegetmeier. 
Ul,  50.  60. 


B  i  e  r  m  a  n  n ,  Gesch.  d.  Kleinsoitu.i 

Gymnas.     111,  122. 
Biese,  Th.,  2.  Schwed.-livl.  Univ. 

111,  54. 

Biescnthal,  J.  H.  R. ,  Trost- 
schreib, d.  Ap.  Paulus  a.  d. 
Hebräer.     I,  126. 

Bigelon,  Law  cases.     II,  66. 
Bildnisse  u.  Lebensabrisse  berühmt. 

d.  Männer.     111,  69. 
B  i  1  y ,  Schulwesen  im  M A .  11,  2 1 0.  j 
Binder,  J.  J.,  Tacitus  u.  Tibe- ! 

rius.     1,   104.  I 

Binding,  s.  Lex  Burgundion.      j 
Biogr.,  Allgem.  dtsche.  II,  21. 

160.   185.  335;  Ul,  136. 
Biographie  nationale  (beige). 

II,  335. 

Bippen,  W.  v. ,  Weistum  v. 
Bedarkesa.     U,  129. 

—  —  Ausbild.  d.  bürgerl.  Annen- 
pflege i.  Bremen.     UI,  78. 

Biraghi,  L.,  Leben  d.  h.  Mar- 
cellina übers,  v.  P.  Macher  1. 
1,  141°. 

Birch,  S.,  lnscription  of  Tah- 
raka.     1,  42. 

Birdwood,  G.  0.  M.,  „Custard 
apple."     I,  18*. 

—  —  lndustrial    arts    of    lndia. 

I,  29. 

L'lndo  an  gl.  et  son  commerce 

dans  l'antiqu.     1,  30. 
linde  angl.  en  1878.  1U, 

220. 

Bire,     Journ.     d'un     bourgeois. 

III,  149. 

—  Lägende  des  Girondins.     11 1, 

154. 
Birlinger,  A.,  Urbar  v.  Beuron. 
U,  70*.  86. 

—  —  Asket  Traktat  aun  Augsb. 
U,  210. 

D.  Beschreib,  d.  L.  Würt 

v.  Jac   Frischlin.     UI,  96. 

—  —  Kathol.  in  Hohenzoll.  u. 
Württ.  111,  97. 

Soldatenpredigten.  IU,  99. 

Bisch  off,  Br.,  Urk.  Arnefit«  v. 
Prag.     II,  40.  317. 

—  —  Gefangennahme  d.  Strafsb. 
Gesandten.      II,  55.  78.  318. 

—  Schwaneberg.     UI,  123. 
Bishop,  £.     11,   LG. 

—  —  Ungedrucktc  Briefe  an 
Boreng.  v.  Tours.     II,   194. 

Akten  a.  Brandenb.  etc.    über   d. 

Farn.  Bismarck.  111,  43. 
Bitter,  J.  S.  Bach.  UI,  211. 
B 1  a  a  * ,     Regenbogenschüsselchen. 

II,  141. 

Black,  F.  C,  s.  V.  A.  Smith. 


Blaiu  ,  A.  Ed.,  Napoleon  1. 
Ul,  154—157. 

—  L.,  X  ans  d.  Thist  d'Anglot. 
III,  180. 

Blancard,  L.,  Besantd'or  sarraz. 
U,  231.  242. 

Blanck,  A.,  Fische  Mecklenbgs. 
111,  63. 

Blafs,  F.,  Fragmente  griech. 
Hdschr.  im  ägypt.  Museum  zu 
Berlin.     1,  47.  78. 

Attische  Beredsamkeit,  111, 
2.     1,  92. 

Blau,  2  Mithridate.     1,  971. 

Blerzy,  H.,  L'Angleterre  au  t 
d.  1.  restaur.     IU,  180. 

Bloch,  M.,  Institution,  d.  Juden- 
tums.    1,  61  f. 

—  —  Mosaic  and  Talm.  Police 
laws  transl.  by  J.  W.  Lilien  - 
thal.     1,  62. 

Blocqueville,     de,       Davoust. 

IU,  156. 
Blumer,  J.  J.,    Urk.-Samml.  v. 

Glarus.     U,  344. 
Blunt,  Anne,  Bedouin  tribes  of 

the  Euphrat.     11,  231. 

—  W.  S.,  Visit  to  Jobel  Shammor. 
II,  231. 

—  —  Rec.  e?ents  in  Arabia. 
II,   232. 

Bochi,  Adria.     I,  991. 

—  L'antica  Adria.     II,  245. 

—  Dominatori  di  Adria  Veneta. 
Ibid. 

Bockenheimer,  G.  D.  Eichel- 
stein.    U,  86. 

—  Indulgenzbrief.     II,  98. 

—  Forster  in  Mainz.  IU,  93. 
209. 

Bodemann,  E.,  Hochzeits-  und 
Kindtaufordnungen  d.  St.  Nort- 
hoim.     IU,  76. 

—  s.  Harland. 

Body,    Gustav  Ul.  aux  eaux  de 

Spa.     III,  187. 
Böckh,  Encyclop.  u.  Method.  der 

philolog.   Wissensch.  III,  228. 
Bö  dick  er,  L.,  Selbstbiographie. 

Ul,  87. 
Böheim,  A.,  Lechsgemünd.    U, 

104/5. 

—  W.,  Schwert  Kaiser  Max.  111, 
111. 

Bohl  au,  H.  U.  Alb.,   Mecklenb. 

Landrecht     111,  60. 
Böhlendorff,  A.,    Einführ.  d. 

Gregor.    Kalend.   i.    Rufsland. 

IU,  51. 

Böhm,  W.     II,  56* 
Böhmer  -  Mühlbacher,     Re- 
gesta  imperii.     11,  16. 

16* 


111,244 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Böhm  ort,   Meifsener  Porzellan - 

manuf.     III,  89. 
Böhtlingk,  Arth.,  Napol.  Bonap. 

IU,    155. 

Bönig k,  r. ,  Landesverteidigung 
nach  Osten.     II,  181. 

—  Ostpreufs.  Burgwälle.    II,  180. 

Born  er,  Freiberg.  Dom.  II,  133. 
BÖ  ich,    Margar.    v.    Schwangau. 
II,  145. 

Bösaer,  K,  Heinr.  d.  Löwe. 
II,  39. 

Böttger,  H.,  Brunonen- Weifen. 
H,  126. 

Boetticher,  A.,  u.  Walle,  P., 
Fürstenstuhl  im  Dome  zu 
Schwerin.     III,  62. 

Bog ler,  Sehützenhof  in  Wies- 
baden.    II,  94 

Bognoli,  Pio  V.     III,  215. 

ßogualawski,  A.  v. ,  Gefechts- 
weise aller  Zeiten.     II,    336. 

Bohn,  R.,  s.  Conze. 

Bojanowski,  v.,  Et.  Marcel. 
II,  2871. 

Boishamon,  de,  Savie.  111,153. 

Boislisle,  Memoires  de  St 
Simon.     III,  146. 

—  L'eloge  du  duc  de  Bourgogne 
par  St  Simon.     Ibid. 

Boissier,  U.,  L'emp.  Julien.     I, 

141. 
Boito,    Cani. ,     Architettura    del 

Med.  Eyo.     11,  244. 
Lord  Bolingbroke.     III,    175. 
Hollati,    F.    E  ,    Congregazioni 

dei    comuni    nel   marches.    di 

Saluzzo.     II,  263. 
Chanson  de  Phil,  de  Savoie. 

Ibid. 

Boltz,  II,  2181. 

Schilderung  von  Bombay.  III, 
224. 

Bombay  Gazetteer.     III,  224. 

Bonald,  de,  La  reine  Blanche. 
II,  285«. 

Bonaldo,  S.,  Tomra.  maestro  di 
giusto  governo.     11,  203*. 

Bond,  E.  A.,  u.  E.  M.  Thomp- 
son, Facsimiles  of  Mscrs. 
U,   326. 

Bone,  H.,  Tedeum.     I,  141. 

—  K.,  Rom.  Castell  in  Deutz. 
II,  114. 

Bonet-Maury,  Fragm.  d'un 
manuscr.  du  XVI.  s.     III,  140. 

Bonghi,  R. ,  Appio  Erdonio. 
I,  161. 

Spartaco.     I,  1616. 

Socrate.     Ibid. 

Bonhomme,  Mad.  de  Pompad., 
gento-al  d'Armte.     III,  147. 


Bonizzoni,  G.,  Statuti  di Como. 

II,  262. 

Bonn,  Lagerbuch  v.  1762.     III, 
202. 

—  s.  Krause,  K.  E.  H. 
Bonnafont,    12    annee»    en  Al- 

gene.     III,  158. 
Bonnal.  A.,  La  diplomat.  pruss. 

III,  133. 

Bonnardot,  F.,  et  Longnon, 

A.,    Saint    voyage    du    seign. 

d'Anglure.     II,  240. 
Bonnassieux,    Trois   palais  de 

Charles  de  Val.     II,  2881. 
Bonne,   Condition  des  etrangere 

en  France.     11,  281. 

—  Principes  de  1789.      III,  150. 
Bonnochose,  Bertr.  duGuesclin. 

II,  2919. 
Bonn  et,  £vang.  de  Matth.,  Marc 
et  Luc.     I,  118. 

—  Schrift,     v.     d.    Himmelfahrt 
Mariae.     1,  149*. 

—  Choses  ad venus  ä  Lyon.  III,  140. 

—  Souvenir  des    Cerennes.     III, 
145. 

The  Book  of  Leinster.     11,  326. 
Boor,  s.  De  Boor. 
Boos,  H.,  s.  Vischer. 
Borch,  L.  v.,  Regesten  z.  Gesch. 
Kanzl.  Konrads.     II,  40. 

—  —  Heise     Kanzler     Konrads. 
Ibid. 

Beitrr.      z.      Rechtsgesch. 

U,  70. 
Borderie,    de  la,    Correspond. 

histor.     den     B6näd.    bretons. 

II,  273. 

Les     benedict.     bretonnes. 

III,  147. 

Bordier,     I*    St.    Barthelemy. 

UI,  140. 
Borel,  Th.,  Agenor  de  Gasparin. 

III,  158. 
Borel    d'Hauterive,   Noblesse 

de  Fr.     Ul,  138. 
Bor61y,    La    fondat    du    Ha  vre. 

Ul,  139. 
Borghesi,   B. ,    Oeuvres  IX,  1. 

1,   100. 
Boro  Budur.     1,  20. 
Borovy,   Libri    erectionum.     U, 

318. 
Bosanquet,  S.  R.,  Hindoo  Chro- 

nology.     I,  3. 
Boscawen,  Uittite  Noten.  1,  160. 
Böse,  M.  N.,  Araong   the  Chan- 

dals.  I,  32. 

—  S.  Ch.,  Hindu  matrimony.  1. 29*. 
Bosredon,   Promenade   archeol. 

I,  154. 
Bossert,  Zur  Gesch.  der  Ref.  i 
Franken      III,  95. 


B  o  8  s  e  r  t ,    Die    Hohenloher  bei 
Rofsbach.     HL  26.  96. 

—  Franzos.  in  Mömpelgart.    111, 
95.  100.  141. 

—  Reform,  in  M.  Ansbach.  ID.,  109. 
Bott,   J.,   Bund  v.   Vazerol.     LI, 

344. 
Botta,  P.  E.,  Relat  d'un  voyage 

dans  1' lernen.     U,  223. 
Bottoni,    S.    Catar.    da     Siena. 

U,  205. 
Boucher  de  Molandon,  Com- 

ptes  de  la  ville  d'Orl.  IL  274. 
Bougier.     II,  292*. 
Boulas,  F.,  Thom.  Aquin.  de  re- 

gim.  princip.     U,  203*. 
Boulay  dolaMeurthe,  Le  Di- 

rectet  l'exp.d'Ägypte.  III,  154. 
Boulger,    D.  Ch.,   Life   of  Ya- 

koob  Beg  etc.     II,  235  s. 
The  Ind.  Bayard.  Ul,  219. 

Bourdin,     Silvio    Pellico.      111, 

211. 
Bourelly,    Vie   de   Fabert.    Ul, 

144. 
Bourgain,  L.,  Chaire  tranc.  au 

XU.  s.  II,   196. 
Bournon,  F.,  Lliötel  roy.  de  S. 

Pol.  U,  288. 
Bourrasse,    Chateaux    hist.    de 

la  France.     U,  281. 
Bourset,  Napol.  u.  s.  Gefährten. 

1U,  156. 
B  out  ei  Her,  £loge  de  Metz,  p. 

Sigeb.  de  Gembl.     II,  77. 
Boutrais,  S.  Ayrald.     U,  215. 

—  Karthäuser    Landsberger.     11, 
215. 

Boys,  A.  du,  s.  Du  Boys. 
Boysen,   Bok    d.    Bedechtniase. 

U,  124. 
Bozon,  A.,  Le  Cardina)  de  Retz 

ä   Rome  cet.     UI,  144. 
Brachmann,  C,  Char.  u.  Anl. 

d.  Ev.  Johannis.     I,  119. 
Bracht,  E.,  V orgeschichtl.  Spuren 

i.  d.  Lüneb.  Heide.    U,  125. 
Braga,  Th.,  Civilisacao  arabe  eiu 

Portug.     II,  237. 
Brahm,  Göthe  u.  Berlin.  1U,  46. 

—  J.  Aug.  v.  Törring.   Ul,  115. 
Braico,  C,  s.  Surius. 
Brander,  E.  S. ,    Aborigines  of 

the  Andaman  islands.    1,  359. 
Brandes,   E. ,   Dansk   Skuespil- 

kunst     1U,  197. 
Brandes,  G.,  Prosper  Mehmee. 

UI,  158. 
Brandl,  s.  Seh  äff)  er. 

—  s.  Codex  dipl.  Moraviae. 
Brandt,  Fr.,  s.  Kayser. 
Branfill,  B.  R.,  Name»  of  plarei 

in  Tanjore.      I,  35. 


Verzeichnis  des  tosprochenen  Publikationen. 


in,245 


Branfill,    Gangai  -  kondapuram  Bröndstedt,  K.  G..   Mythen  om 


$aira  Temple.     I,  35. 
—  Me^alitthic     monnments      in 

North  Arcot     I,  35. 
Branift,  Grofsmähr.    Reich.     11, 

314*. 
Branta,  Claaae«  rurales  en  Bel- 

giqve.     II,  69*. 
Braune,  II,  150. 


Thor.     II,  298  f. 
Broglie,  Soldat  chrit  IU,  147. 
Broglio,  E.,  Uregno  di    Fede- 

rico  11  di  Prussia.     111,  26. 
'Bromby,  Hist.  of  th.  comm.  pr. 

b.  in,  270. 
Broach,  Gesch.  d.  Kirchenstaates. 

111,  21. 


Braunmüller,      B. ,     Bestritt. '  Browne,  G.  F.,  Venera ble  Beda. 

Kaiserdiplom.     U,   16.  108.    ■        1,  147 6. 
Namhafte  Bayern  im  Kleide  IBrownlow,  r.  Northcote. 

d.  h.  Bened.     11,  106.  i  Bruder,  A.,  Brotpreise.   U,  43. 


Unterird.  Gange.    II,  109.  J 

—   —  Verbrüderungsbriefe        v. . 

Formbach.     II,  142. 
Personalstatus  v.  Niedere- ' 

borg.     III,  108.  ' 

Reform,  in  8tadt  u.  Herz.  Braun-; 

schweig.    HI,  75.  j 

Breitschwert,  v.,  Aquileja.  1, ;  Brückner,    A 

161;  II,  144.  244.  Briefwechsel 

Brenner,  O.,  II,  298*. 
Break  a,  A.  v.,  Quell,  d.  Polvbius. 

1,  102  f. 
Breska,  H.   v. ,   Nachrichten  d. 

Helmold.     II,  30.  33. 
Brefslau,   H. ,    Handschriftlich. 

ans  Italien.     II,   29 J-  *•    194. 

247. 
Brettschneider,  H.,Melanchth. 

als  Historiker.     IU,  11. 
Brrocker,  G.,  Abtret.  Vorpomm. 

an  Schweden.     HI,  64. 
Brenn  ig,   A.,    Pfarrei   Buchen. 

U,  83. 
Brensing,    Sprache   d.  deutsch. 

Seemanns.     11,  156. 
Brianchon,  s.  Layergne. 
Bricka,  C.  F.  og  J.  A.  Fride- 

ricia,    Kong    Christian    IV. 

cgenharod.  Breve.  HI,  53.  193. 
Bridges,    J.     H. ,    Position    of 

Sociology.     111,  229. 
Brief  de«  Chemnitzer  Rates.  II. 

110. 
Briefe  u.  Akten  z.  Geschichte  d. 

XVI.  Jahrhunderts.   III,  213. 
Brieger,  Th ,  Constantin  d.  Gr. 

als  Religionspolitiker.   I,  139. 
Brinkmann,  Karte  v.  Pieterseii. 

III,  56*. 

—  Gr.   Glück  der  Repergesellen. 
III,  57. 

British  battles.     III,  168. 
Brizio,  E. ,  Ligure  nelle  Terra- 
mare.     I,  108  7. 

—  Pericle.  I,  161«. 
Brode,    R. ,    Freigrafschaft   und 

Vehme.     II,  75. 
Broek,   J.   A.   v.   d.,  Financiele 
Moeijelijkheden   v.  Brit.    Ind. 

ni,  220. 


61.  1097. 

Verfall  d.  Zünfte.    111,  22. 

Behandl.    d.    Handw.-Corpor. 

durch  d.  Juristen  d.  XV ET.  u. 

XV  HI.  Jahrh.     HI,   22. 

P.,   Klost.  d.  Büfserinnen  bei 

Weisenau.  II,  99. 

,    Peters    d.  Gr. 
mit    Katharina. 
j        IU,  65. 
jBruel,     Chronol.    des    rois    de 

France  etc.     U,  16.  272. 
—  Chartes  de  Tabbaie  de  Cluny. 


II,  272. 
Brüll,  Sabbatai  Zebi.     I,  65. 

—  Zur  ältest.  Gesch.   d.  Primats 
i.  d.  Kirche.     I,  127. 

Brunn  eck,  v.,  Miete  u.  Pacht. 

U,  76. 
Brugsch,    H.,    Hist.    of  Egypt. 

2.  ed.     I.  38  ff. 

—  —   Gesch.  Ägyptens,  russisch 
von  G.  R.  W  last  off.  Ibidem. 

Hist.  Denkmal  a.  d.  Zeiten. 

Amenophis'  IU.     1,  42. 

—  —  Lac  Mar6otia.     1,  43 

—  —  D.  Kunst  i.  ihr.  erst  Anf. 
I,  44. 

—  —  Hieroglyphi&ch-demotisches 
Wörterbuch,  V  u.  VL    I,  46. 

—  —  Le  mot  adon.     I,  46. 

—  —   Über  d.  Silbenzeichen  der 
Schleife.     Ibidem. 

Bruiningk,  H.  Baron,  Apologet 

Bemerk.     IU,  51. 
Brun,    H.,   N.  F.  S.   Grundtvig. 

IU,  197. 

—  K.,  Bernardino  Luini.  111,  137. 
Brunet,  s.  Philoraneste. 
B  r  u  n  e  t  i  i*  r  e ,  F.,  tätude  sur  l'hist. 

de  la  litter.  franc^     U,  282. 
Brunn,  Troisch.  MiHcellen.  1,  756. 
Brunne  mann,  Robeapierre.  IU, 

152.  210. 
Brunner,    H.,   Z.    Rechtsgesch. 

d.  röra.  u.  gomi.  Urk.    U,  74. 

75.   76.  329. 

—  S.,   E.  Benediktinerbuch.     11, 
106.  339;  III,  108. 

Th.,     Scheftlam.     U,    1()6. 


Brunnhofer,  Hm.,Dialektsparen 
im  ved.  Gebr.  d.  Infinitivformen. 

I,  7. 

Brunold,  Werbellin.    U,  165. 
Brun s,    Fontt.  iur.  rom.  ant    I, 
161». 

—  u.  Sachau,  Syr.-röm.  Rechts- 
buch.    Ibidem;  U,  230. 

Brunn,  Chr.,  Angers  fragmentet 

af  Saxo.     U,  306. 

Biblioth.  Danica.     HI,  196. 

B  r  u  z  z  a ,  L.,  Regeste  della  Chiesa 

di  Tivoli.     H,  248. 

Brydaine,  St.  Julien.    L,  15011. 
Oeuvres  de  Josephus   p.   J.  A.  C. 

Buchon.     1,  1201. 
Bück,  Noch  einm.  d.  Alamannen. 

II,  5. 

—  Württerab.  Ortsnamen.   U,  24. 

—  Oberdeutsch.    Flurnamenbuch. 
II,  86. 

—  Vordeutsche  Flufs-  u.  Orts- 
namen.    U,  102. 

—  Unsere  Flufsnamen.    II,  337. 

Thomas    Henry    Buckle.      1H, 

179. 
Budczies,  F.,   Farn.  Hakenberg. 

U,  166. 

—  —  Ausgrabgen.  auf  d.  Schlofs- 
platz.     HI,  43. 

Buddensieg,  Bibl.  u.  chald. 
Sintfluthversion.     1,  48.  53. 

—  Die  assyr.  Ausgrabungen  u.  d. 
alte  Testament.     I,  53  f. 

—  de  Christo  et  s.  adversario. 
11,  205. 

Budgo,    Assyrian  Texts.     I,  50. 
Bücheier,    Aristidcs   u.   Justin. 
I,   129  f. 

—  Interpret  tab.   Iguv.     I,  108. 
Büdinger,  Ausgang  d.  modisch. 

Reichs.     1,  36.  86. 

—  Kleon  b.  Thucydides.    I,  88  f. 

—  Engl.  Verfass.    UI,  167.  179. 

Bühler,  F.  G,  Freiherren  v. 
Crailsheim.     II,  86.  104. 

—  G. ,  Report  on  the  search  f 
Sanskr.  rascr.     1,  8. 

Valabhi  grants.     1,  34. 

—  —  S.  Bhagvänläl  Indraji. 

Bülow,  v-,  Stettiner  Schöffen- 
bücher.    II,  154. 

—  Lübbecke  v.  Käthen.    U,  160. 

—  Pomm.  Namen  d.  Allg.  D! 
Biogr.     Ibid. 

—  Pölitz  i.  30-j.  Kr.  IU,  15.  66. 

—  Vera,  deren  Sachen,  so  vor 
S.  F.  G.  H.  zu  Friedtlandt  u. 
sonsten  bedurffen  cot  IU, 
17.  66. 

—  Greifenberg  (1675).  IU,  20. 
68. 


111,246 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Bttlow,    r.,   Wanderangen  eines 
fahr.  Schülers.     111,  61. 

—  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Pommersch. 
Schulwes.  i.  XVI.  Jh.  III,  65. 
215. 

—  Gesch.  d.  Apotheke  in  Barth, 
m,  66. 

—  Drohend.  Kosackeu  -  Einfall. 
III,  66. 

—  Jagdschein  v.  J.  1547.  111,  08. 

—  Becept  gegen  Augen  hitze. 
m,  68. 

—  St   Jacobs   Hühner.     111,  68. 

—  Beitr.  z.  Gesch.  des  St. -Min. 
P.  v.  Fuchs.     111,  68. 

—  F.  v.,  Stockach  im  Hegau. 
H,  79. 

Stat  Bureau  z.  Schwerin:  Kauf- 
u.  Pachtpreiae  der  Landgü- 
ter etc.     111,  61. 

Bürger,  Schaffhausen.    111,202. 

Bnff,  A. ,  Angab.  Buchdrucker- 
leben.   111,  112. 

—  Angab.  Gefangenenhandel.  Hl, 
111. 

Bugge,   S. ,  Altital.  Studien.     1, 

108. 
D.  nord.  Gude-  og  Helte- 

sagns  Oprind.     II.  298. 
Bulak,   Katalog  d.    Sammig.    d. 

Prussia.     II,  149. 
Bulaqi,   Das,    Mirror  of  lndia. 

Ul,  223. 
Bull,  H.,    Punkahs.     1,  26. 
Bulle,  Const,  Wilh.  Hertzberg. 

m,  78. 
Bulletin  d'hist.   occlep.  et  d'ar- 

cheol.  rel.  de  Valence.   1,  1511. 
Bullo,   C. ,    Vera  patria  di  Nie. 

dei  Conti.     U,  259. 
B  um  tiller,      J. ,      Wallcnstein, 

111,  18. 
Bunbury,  Hist.  of.  Anc.  Geogr. 

I,  158. 
Bansen,   E.  de,   Angel-Messiah 

of  Buddhists  cet.     1,  12. 
Burcardu*  de  M.  Sion,  ed.  W. 

A.  Neumann.     U,  240. 
B  urekhardt,  J.,  Zeit  Constantins 

d.  Gr.     1,  114.   139. 
Burckhardt  -  Biedermann, 

ThM    Stadtmauer    v.    Augusta 

Raurica.    U,  338. 
Burgess,   Buddhas  hair.    1,  18. 

—  Age  of  Ajanta  Paintings.  1,  18. 

—  Light  and  dark  fortnights. 
1,  26. 

—  s.  J.  Fergussou. 

Burkhard!     111,  69.  82. 

Brit.  Burma  Gazetteer.  111,222. 

Burnel),  A.  C. ,  Hist  of  Booka 
relat  to  the  Hist.  of  the 
Portug.  in  lndia.     Ul,  218. 


Burnet,  Hist.  of  the  Engl.  Bef. 

111,  166. 
Bursian,     Poema     ultimum     d. 

Paulinas  v.  Nola.     I,  142. 

—  Biograph.  Jahrbuch  für  Altert. 
111,   69.       % 

Burton,  ß.  F.,  Midi  an  and  Hitt.  j 
Inscr.     II,  223.  | 

—  —  Itin.   of  the    »ec.  Khediv.  | 
Expedit.     U.  231. 

-  —  Ethnology  of  mod.  Midian. 
Ibid. 

—  —  Pilgrimage  to  Meccah  etc. 
Ibid. 

—  Isab. ,  Arabia,  Egypt. ,  lndia. 
U,  232 

—  J.  Hill,  Hist  of  the  Reign  of 
Queen  Anne,     in,  174. 

Busche,  Van  den,  Kapports 
commerc.  des  Armen,  avec  la 
Flandre.     II,  242. 

Buschmann,  Dtsche.  Frauen  d. 
Urzeit.     U,  6. 

—  Exeid.  s.  Paulini.     Ul,  94. 
Buscke,  Th.,  Heinr.  v.  Plauen. 

U,  182. 
Bushell,    S. ,    Hist    of   Tibet. 

L  21. 
Busolt,    G.,    Forsch,   z.  griech. 

Gesch.  I.     I,  81  f.,  89  f. 
Bufs,   F.  J.  v.   u.  ?.  Scherer, 

Winfrid  -  Bonif acius.      II ,    19. 

20.  1921. 
Busson,  Schi.  b.  Dürnkrut    IL, 

50.  140. 
Butler,  The  comm.  prayer  book. 

Ul,  176. 
Butturini,M.,  Posca  nol  lago  di ! 

Garda.     U,  261. 
Buzzi,  v.,   Verfall  der  Gold-  u.  ■ 

Silberbergwerke    in    Kärnten. 

Ul,  119.  212. 
Bysack,  G.  D.,  Folklore  scraps. 

I,  32. 


V. 


Caffi,  M.,    Giac.  del  Höre.     U, 

260. 

Lor.  da  Clivato.     U,  262. 

Cahcn,  A.,  Emancip.  des  Jaifs. 

I,  71   f.;  111,  102. 
Cahnn,  L.,  Attila.     U,  6. 

Les  Ansaries.     11,  227. 

C  a  i  1 1  e  m  o  r ,    Dates   des    lois  de 

Manou.     1,  27. 

—  Voies  ä  rainures  chez  1.  anciens. 
1,  161. 

—  Disput    dans    les    ecolea    de 
droit.     U,  212. 

Caire,P.,  Monograna  novar.  U, 

247. 
City  of  Calcutta.     Ul,  223. 


Call  er  y,  A.,  Instit  financ.  da 
l'anc!  France.     U,  288. 

—  —  Pouvoir  royal  d'impo*er. 
U,  289. 

—  —  Attribut,  du  pari em.  t-et 
Ibid. 

Reformateur*.     LU,  138. 

Ätate  gene>.     Ibid. 

—  —  Anc.  cours.     Ibid. 
Calonne,    A.  de,    Role   de  300 

horames.     11,  2791. 
Camarda,  N.,  Gerone  I.  1,   161. 
Les    campagnes    des    Francais. 

III,  186. 
Campardon,  Chominee  de  Mm. 

de  la  Poupeliniere.    Ul,   1 47. 
Campori,    Gius.,     Majolica     di 

Ferrara.     U,  264. 
Canetta,  P.,  Ospedale  maggiore 

di  Milano.     U,  262. 
Cantor,    Vorlos.    üb.    Gesch.    d. 

Mathematik,  1.     I,  30.  44. 
Caparozzo,    A. ,    Statuto   degli 

oeti  in  Vicenza.     11,  261. 
Capasso,    B.,    Fonti   della  stör. 

delle  prov.  napol.     U,  251. 
Capecelatro,  S.  Catar.  de  Siena. 

U,  205. 
Capua,  A.  di,  s.  Catalogo  dei  (Jo- 
did orientali. 
Cardauns,    Konr.    v.  Hostaden. 

U,  44.  117. 

—  Regesten  Konr.s  v.  Host  II, 
117. 

—  s.  Martini  Cont 
Cardaveaux,  V.,  Roman  ehret- 

a  la  fin  du  ll.s.     1,   127. 
Cardoni,  G.  M.,  Ravenna  antica. 

U,  247. 
Carini,  porpora  c  coloro  ]ior]K>r. 

11,  244.  327. 
Carinthia,  ed.  Jabornegg.  U, 

144. 
Carletti,  V.,  s.  Rahmat-ullali. 
Carlleyle,  A.  C,   Coins  of  the 

Sunga-Dyn.     I,  32. 
Carlson,   F.  F.,    Sverige*  hist 

und.  konung.  af  phaltz.  huset 

Ul,  185. 
Carmagnani,  A.,  Cerea.  11,246. 
Caro,  Urk.  Karls  IV.     11,  46. 

—  Bündnis  v.  Canterbury.  U,  ä6. 
291  f. 

—  E.,  Fin  du  XV1IL  s.  Ul,  149. 
Caroline,    Herzogin    v.   Meckl. 

Ul,  63. 
Carpenter,    J.     E.,    Buddhiam 

and  the  N.  Test     1,  11  f. 
s.  auch  Tiele. 

Carrara,  G.  B.,  Ant  Pucci,  la- 
mento  di  Firenze.     U,  268. 

Carriere,  M.,  Christi.  Altert,  u. 
Islam.     U,  224. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,247 


Carlson,  F.  F.,  Sverige  och 
Preussen  1701— -1709.  in, 
185  f. 

Fredsunderh&ndlingarne 

1709-18.     III,  186. 

Cartailhac,  E. ,"  Äge  de  pierre 

en  Aaie.     I,  159. 
Cartulaire  de  ND  de  Longpont. 

ed.  U.  Chevalier.    II,  273. 
Casini,    T. ,    Un    trovat  ignoto. 

II,  254. 
—  —  Luc.  Gattilusi.     Ibid. 
Docnmm.    delT    ant    dial. 

bologn.     II,  264 

Casoli,    P.  B.,    S.  Bened.  e   la 

civilta.     II,  243. 
Öasopia  Serbak,  ed.  Hornik. 
Caapari,   Alte   u.  n.  Quellen  z. 

Gesch.  d.  Taufsymbols.  1, 146. 
Caapart,  Urheimat  d.  Zäringer. 

II,  85. 

Ca  s  sei,  P.,  Juden   in    d.  Welt- 
geach.     1,  59. 

—  —  Vom  Nil  zum  Ganges.  1, 64. 
Winterkönigin.     III,    19. 

204. 

Ca  st  an,    Tombeaux   des   archev. 
de  Beaancon.     II,  270. 

—  retraite    de   Gaston    d'Orleans 
1631/32.     HI,  143. 

Gastell i,  Leggende  cet  I,  621. 
Castets,  F.,  Turpini  Hist.  Karol. 

M.     II,  24. 
Castigliono,    A.,   Cose   ant.  di 

Mazara.     II,  249. 
Catacombes  I,  1514. 
Catalogo  dei  Codici  orientali  d. 

alc.  bibl.  d'Italia.     1,  58  f. 
Catalogue  alphab.  des  ouvrages 

reis    ä    la    libre    dispos.    des 

Lecteurs.     II,  271. 

Catalogue  of  the meraor. monum. 

of  Alleyn  Abbey.     111,  161. 
Catherine  de  M6dicis.  111,140. 
Cause s  de  la  grandeur  de  Borne 

paienne.    I,  1165. 
Cazin,    Les   Busses    en   France. 

III,  157. 
Cecchetti,  IL,  241.  252. 

—  Tomba  del  doge  Enr.  Dandolo. 
n,  241. 

—  Coapiratori  graziati.     II,  259. 

—  Testam.   di  Ludov.  Gradenigo. 
II,  259». 

Cecchi,  Tasso.     IJ1,  211. 
Cedorschiöld,  G. ,  Erex  Saga. 

II,  302. 
Celakovaky,  M.  Briccius.    III, 

120. 

—  Rechtahandachr.  d.  Stadt  Leit- 
meritz.     111,  120. 

—  Unterkämraereramt.  III,  123. 


Cengia,  C. ,  Caat  di  Valdagno. 
H,  245. 

C  e  r  n  y ,  Schwarzenthai .  Gold- 
grube.    111,  123. 

C  e  r  u  t  i ,  A .,  Ambascieria  d' Aleaa. 
dall'  Antella  ecc     II,  268 

Ceugney,  C. ,  Role  de  M.  pr6- 
fixe  en  egypt     I,  46. 

—  —  Fragmente  coptea  -  theb. 
ined.     I,  47. 

Ceuleneer,   A.  de,    Essai  s.  1. 
vie  cet.  de  Septime  Severe.     I, 

1135.  137. 
Ceylon  u.  Hinterindien.  111,226. 
Ceynova,    Fl. ,    Kaaaub. -alovin. 

Sprache.     II,  152. 
Chabas,  F.,  Libations  eh.  1.  anc. 

£gyptiens.     I,  45. 
Chajjim.     I,  621. 
D.  Chalifenpost.    II,  234. 
Challamel,  Hist  de  la  mode  en 

France,     n,  2817. 

—  Colbert     m,  145. 
Chamard ,     Lettre     ä     M.     de 

Meisaas.     1,  135. 

—  Vendee  milit.      III,  151. 
Chambers,  Brief  hißt,  of  Engl. 

in,  180. 
Chambrier,  de,  Guillaume  III. 

III,  173. 
Champagny,  Souvenir.  111,256. 
Champfloury,  Carricaturc.  111, 

141.   142. 
Champol  lion-Figeac,Chroniq. 

dauph.     III,  149. 
Gobhiliya  Grihya  Sütra  ed.  Chan- 

drakanta  Tarkaiankara. 

1,  9. 
Sarvaaat  karmapaddhati  ed.  C  h  a  n  - 

drakumara     Bhattacha- 

rya.     I,  9. 
Chantelanze,     Correspondance 

de  Phil,  de  Comm.     H,  275. 

—  Louis  XIV   et  Marie  Man  ein  i. 
111,  145. 

Chantre,    E. ,    Sistres    bouddh. 

I,  18. 
Ch a pu i s ,  £glise de  Borne  au  I.  a. 

1,  124. 
Charavay,  Versen. Urk.  II,  273. 
Charteris,  Canonicity.    I,  118. 
Charväriat,    Journaliame.     III, 

215. 
Charvet,  collections  de  sceaux- 

matricea.     II,  334. 
C  h  a  s  s  i  n ,  l'eglise  et  los  derniers 

serfa.     II,  214;  ni,  214. 
Chatelain,  Mscr.  de  St.  Paulin 

de  Nola.     I,  142. 
Chauvernac,     Maison    du    roi 

Bene\     n,  292. 
Chazaud,     Deux    pagi     de    la 

Gaule.     D,  11. 


Chedulaväda  Sitäräma  öae 
tri,  s.  Yäjnavalkya-Smriti. 

Cheetham,  a.  W.  Smith. 

Chenu,  A.,  Arch.  revol.  DJ,  150. 

C  heran  ce,  L.  de,  St  Franc,. 
d'Asaiae.     II,  199.  254. 

C  he  r b  o  n  n  e au ,  A.,  L'enseignem. 

en  paya  muaulm.     II,  234. 
Litterat  arabe  au  Soudan. 

n,  236. 

Lord  H.  ofCherbury,  Autobio- 
graph y.     III,  166. 

Cheruel,  Hiat  d.  Fr.  pend.  1. 
minor,  de  Louis  XIV.  III, 
143. 

Cheater,  C.  J. ,  Jouroey  to  the 
bibl.  sitee  in  lower  Egypt  1,56. 

Chevalier,   St  Paul.     I,  123«. 

—  Tombeau  de  St.  Martin  a  Tours. 
1,  1501. 

—  Chron.  de  S.  Claude.  IL,  276  f. 

—  s.  auch  Cartulaire. 

—  Lag6nissiere,  L.,  L'eveche 
de  Bethlehem.     U,  241. 

Chevremont,  F.,    J.  P.  Marat 

III,   153. 
Choyne,    Prophecies    of    laaiah 

I,  55  f. 
Chhabhainuraa.     I,  251. 
Chiapasso,  F.,  Statuto  di  Susa. 

U,  263. 
Chosroae  Magni  Explic  precum 
misaae;  übers,   v.  P.  Vetter. 

II,  215. 

Choviahi  tatha  Vishi  Sangraha. 

I,  241* 
Chrapovitaky'a  Dagbok,  öfvera. 

af  C.    Silfverstolpe.     m, 
188. 

Christ,  G.,  Schönmattenweg  bei 

Ladenburg.     II,  98. 
Regesten  heaa.  Urkk.  11,  98. 

—  K.,    Nibel.    u.    Col.    Trojana 

II,  3. 

Vetera  Castra.     Ibid. 

Trajan.  Anlagen.     II,  4. 

Rom.  Grenzlinie  im  Oden- 
wald.    II,  79. 

Böm.  Funde  aus  Neckarau. 

n,  80. 

—  —  Alter  Lauf  d.  Mains  cet. 
Ibid. 

—  —  Ruphiana.     Ibid. 

—  —  R8m.  Militärstat  b.Heidelb. 
Ibid. 

Name  v.  Mainz.     II,  86. 

—  —  Munim.  Trajani.     n,  86. 

—  —    Riesling.     II,  95. 

—  —  Rom.  Limes,     n,  101. 

—  —  Limburg.     U,  105. 

Namen  d.  ersten  Christen.  I, 
144*. 


m,248 


Verzeichnis  dor  besprochenen  Publikationen. 


Fürst     Christian     Eberh.    u. 

Georg  Albr.     111,  77. 
Christophe,  Geogr.  d'Ammien. 

I,  1121. 

Berlin.   Chronik,   s.  Urkunden- 

buch. 
Basier  Chroniken,  s.  Vi  scher. 
Chroniken  v.  Braunschweig,  ed. 

L.   Hänselmann.     11,    125. 
Chronol.  Yerzeichn.  z.  Süden- 

dorfs   Urk.-B.     11,    25.    125. 

154.  * 

Cbrysander,  Fr.,  Hamb.  Oper. 

m,  57. 

Chwolson,  D.A,  Mittelalt.  Ankl. 

g.  d.  Juden.     I,  60. 
Chydenius,  Polit  skrifter  utg. 

af  £    G.  Palmen.    111,  187. 
Cinelli,  C,  Pand.  Collenuccio  e 

Peaaro.     11,  265. 
Cipolla,  C**.  C.,     n,  250. 
Fonti  per  la  stör,  della  re- 

gione  Ten.     Ibid. 
Vita  Bicciardi  Comitis.    11, 

253. 

L'Isola  Ceneuse.     Ibid. 

Le  signorie.     II,  257. 

Chiesa  di  S.  Anastasio   in 

Verona.     II,  261. 

—  Pasqu.,  Caltavuturo  e  Selasani. 
n,  251. 

Claessens,  Droits  et  immunitäs 
eccles.     II,  69*. 

—  Synode«    de    l'anc.    Belgique. 

II,  214. 

Ciairin,  Le  clericalisme  1789 — 

1870.     HI,  2. 
Clapp,  C.  W.,  Hist.  religions  of 

India.     I,  5. 
Claretta,  Bob.  di  Durazzo.    II, 

263. 

—  Miss,    du    seign.    de    Barres. 

m,  139. 

Clarisainnen-Frauenkloster  in 

Genf.     11,  339. 
Clark,   E.  W.,  From  Hongkong 

to  the  Himal.     111,  221. 
C 1  a  u  d  i  n ,   Antiquites   typograph . 

11,  275. 

—  Manuscrit*    fran<;.    en    Anglet. 
Ibid. 

C  lausen,    H.   N. ,    Fscdrelandsk 

Forhold  og  Anliggonhider.  111, 

195. 
Clemensen,    A.   L.,    u.    J.   B. 

Löffier,  Sjjclland  Stii'Uland- 

bykirker.     II,  314. 
Clement,  C,  Prondhon.  111,  158. 
Mich.  Ang.,  Leon,  da  Vinci 

and  Raph.  Translat  by  Louise 

Corkran.     II,  268. 

—  de   Ria,   L.,   Chefs   dVruvre« 
du  XV.  *.     II,  281. 


C 1  c  r  i  c  u  h  ,  L. ,  Siegel   Ezb.  Alb. 
Suerbachs.     II,  185. 

—  —  Städtewappen  d.  Hzgt  | 
Magdeb.     III,  72.  j 

Cl  ermont  -  Ganneau,  Reo.  v. , 
Loeb,  Portes  d.  l'enceinte  cet.  \ 
1,  120. 

—  lnscr.   phen.    d.    1.   bibl.    nat. 

I,  160. 

—  Steles  de  Marseille.     Ibid. 

—  King  Hiram  and  Baal  of  Le-  i 
banon.     Ibid. 

Clinton,  H.  R.,  From  Crecy  to 

Assye.     II,  27810;  Jil,  168. 
Clodd,  E.,  Jesus  of  Naz.    1,  120. 
Clutterbook,  Statespapers.  111, 

165. 
Cobban,  R.  F.  Morgan.  111,226. 
Cockburn,  J.,    On   störe   impl. 

from  the  Khasi  hüls.     1,  31. 
Codera  y  Zaidin,  Conquista  de 

Arag.  y  Catal.  p.  los  Musulm. 

II,  236. 

—  —  AbfLe-r-Rhaxnan  I.    Ibid. 

—  -     Monedas  in&L  de  los  Arab. 
en  Murcia.     Ibid. 

Codex  diplom.  et  epist  Moraviae, 
ed.  V.  B  ran  dl.     11,  317. 

—  juris  hohem.     III,  120. 

Coen,  A.,  Loggenda  rel.  alla 
i  gioventu  di  Cost.  il  Gr.  1, 139. 
iCohausen,  A.  v.     11,  93. 

Wehrbauten.     11,  94. 

Cohen,  A.,  lnscr.  pun.  de  Con- 

stantine.     I,  160. 
Cohours,   Rech.   s.   St.  Lupien. 

I,  150». 

Colani,  Napol.  Bonap.  III,  156. 
Coleridge,    Publ.    life  of   our 

Lord.     I,  120» 
Coligny,  Cte.,  s.  DelaChau- 

velay. 
Colleoni,  G.,  Residenza  munic. 

di  Vicenza.     U,  253. 
C  o  1 1  e  t ,  S.  D.,  Brahmo  Year-Book, 

IV,  V.     I,  26. 
C  o  1  o  m  b ,  E.  v.,  Gesch.  d.  preufs. 

Kavaler.     Ul,  235. 
Colombier,  s.  Du  Colombier. 
Colombo,    G. ,    Montalto    torin. 

n,  247. 

—  J.,  s.  Surius. 

Columbarien.     1,  98. 
Comba,   E.,    Valdo  e  i  Valdesi. 

II,  197. 

Combi,  C.  A.,   Pierp.  Vergerio. 

n,  144.  258. 
Coiupayr6,  Hist.  crit.  des  doctr. 

de  l'educat  en  Fr.  dep.  1.  XVL 

s.     Ul,  138. 

—  L'orbilianisme.     111,  147. 
Conder  ,     C.     R. ,     and    H.    H. 


Kitchoner,  Map  of  Western 

Palestine.     I,  56. 
Constant,    Tapage     parmi     le« 

avocats.     III,  146. 
Conybeare,  H.  C.  A..  Note  on 

Pargana  Dudhi.     III,  223. 
Conze,    A.,    C.    Humann,    R. 

Bohn,  H.  Stiller,  G  Lol- 

ling     u.     0.    Raschdorff. 

Ausgrab.  v.  Pergamon.    1,  76s. 
Cook,   A.   S.,    Extracta    fr.    the 

Angl.-Sax.  Law.     IL,  66* 

Corblet,    Introd.    ä    lläst    du 
bapteme.     I,  1466. 

—  Recherche«  s.  1.  rite«  du  bapt 
I,   146;  II,  217. 

—  L'immersion  et  l'infusion  bap- 
tismales.     1,  146  f. 

—  Iconographie   du   bapteme.   1, 
147. 

—  Conject   sur  1.  medaüle«  bap- 
tiam.     I,   147. 

—  St  Firmin.     1,  150». 

—  Saint«   du  dioc.  d'Amiens.     I, 
150»;  II,  215. 

—  Puits  d'Äglise.     I,  157. 

Corbot,  M  E.,  Ploasure  Trip  to 

India.     HI,  221. 
Corkran,  L.,  s.  Clement 
Corlieu,  Franc^  I.     LH,  139. 
Corluy,  Komm.  z.  Johannes-Ev. 

1,  119. 

Corne,  Mazarin.    III,  144. 
Cornu,  J.,  Rom.  Funde  bei  Che- 

saux.     II,  338. 
Corpus  apologet  Christ  saec.  IL 

IV.     1,  129«. 

—  Reform.     III,  203. 

Correra,     L. ,     Dipendenza     di 

Carlo  I.     II,  270. 
Cortley,  A.,  Ireland.    in,  166. 
Corvin,  O.  v.,  Ulustr.  Weltgesth. 

2.  Aufl.     HI,  2. 

Gesch.  d.  Neuzeit    111,  2. 

Erinner.     DI,  32. 

Corvisart  -  Montmarn  ,     D. 

Jahr  1757.     111,  27. 
Cosnac,  de,  Souvenirs  du  regne 

de  L.  XTV.     m,  145. 
Cosquin,    E. ,   Legende   des  hs. 

Barlaam   et  Josaphat.     I,  22. 
Cotteau,    E.,    Promenade    dans 

Finde.    III,  227. 
Cotton,  Warren  Hastings.     III, 

218. 

—  Revenue  Hist.    of  Chittagong. 
HI,  223. 

Couat,  A.,   Mus^e  d'Alexandrie. 

I,  161. 

Courajod,  L.,  Leon,  de  Vince^  et 
la    Btatuc    de    Franc.    Sforza. 

II,  268. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,249 


Conrtoi»,     L'anc.     comptabilitä 

milii.     II,  979*;  III,   138. 
Co  Tino,    A.,    Un    viaggio   nelle 

Indie.     111,  921. 
Cox,  H.,  Coyenanters.   III,  170. 
Cramail,  Journal  de  la  raort  de 

Louis    XIII.     par   Antoine. 

III,  US. 

Cramer,  Nie.  t.,  Frauenleben  im 

Orient     II,  234. 
Cr  a  m  p  o  n ,  A.,  Zacharie  et  Pepin 

le  Bref.     II,  191. 
Cra  y  en,  Natalie  Narischkin,  üben. 

v.  Mosthaf.     III,  215. 

Creceliuau.  A.  Werth,  Urkk. 
i.  Gesch.  d.  Garnnahrg.  III,  80. 

—  Genealog.  aus  Barmen,  tu,  81. 

—  Metruche  Inschriften.    III,  94. 

—  Urk.  y.  1429.     II,  98. 

—  Butzbachs  Aactar.  zu  Tri  the  im. 

II,  100. 

—  Wappen  verleihg.     III,  104. 

Creizenach,  Th.     II,  335*. 
C rof ton,  Engl,  gipsies.  111,169. 
Croizier ,  Marqu.  de,  Monum.  du 

Cambodge.     I,  19». 
C r omi  e ,    Jomini  -  Moreau  -  Van- 

damme.     III,  156. 
Cronachetta  di  M.  Sanudo  ed. 

IL  Falin.    II,  260. 
Cronholm,  A.,   Trettiar.   Kriget 

cet     III,  183. 
Crosby,  A  J.,  Auswärt.  Politik. 

m,  161. 
Cross,  Mystificateur  au  XVI.  s. 

III,  141. 

Cruel,    R. ,     Gesch.     d.     dtsch. 

Predigt.     U,  209. 
Crnll,   F.,    lnschr.  d.  Dominik. - 

Klost.  z.  Wismar.     II,  154. 

—  ( V  ersch.  Aufsätze  üb.  Mecklenb.) 
im  MA.    U,  160. 

—  9.  auch  Wehr  mann. 

Cr  ose  n  stolpe  ,M.  J.,Ur  svenska 

hofvets     och    aristoerat.     lif. 

IH,  190. 
Ctanki,    Des.,    Handelsverhält- 

nisse   Ungarns    unt.    Ludw.  1. 

II,  325. 
Cocheval  -  Charigny  ,      Lord 

Beaconsfield.     III,  180. 
Cüstriner  Gräber.     UI,  46. 
Cuissard,  Gh.,  Docum.in6d.sur 

Abelard.     II,  195. 
Culmann,     Morgan.    Ehe.      11, 

69».  75. 

—  Krautenau.     11,  78. 

Cunningham,  A.,  Arch.  Survey 
of  India,  IX— XI.     I,  16. 

—  W..  Churches  of  Asia.   1,132. 
Cuno,  Abtei  Kberbaeh.     II,  94. 

—  Adam  Hertzog.     111,  84. 


Cuno,    G.,    Verbreit.  d.    etrusk. 

Stammes.     1,  108. 
Curtius,    £.,     Harmodios    und 

Aristogeiton.     I,  84. 
De  A.  Persii  Flacci  patria. 

I,  108. 

—  —  Entwick.  d.  prenfs.  Staats. 
1U,  34. 

Cust,     R.     N. ,     Linguistic    and 
oriental  essays.     I,  3  f. 

—  —    Religion«    et   langues    de 
l'Inde,  I,  4. 

—  —  Piü  ant.  mon  epigr.    nell* 
India.     I,  17. 

Gzerwanka,     Gegenreform,     in 
Steierm.     III,  14. 


D. 

Daae,  L  ,  Eriks  af  Pomro.  Gif- 
termaal.     II,  309. 

—  —  Nordm.    V andringer.     IH, 
192. 

Af   N.   Wergelands    Chri- 

ntiaiiBsands  Beskrivolse.    Ibid. 

Gerh.  Schönning.    111,193. 

D'Adda,    Giov.,    Libreria  Visc- 

Sforzesca.     II,  262. 
Dändliker,  Bausteine  z.  Gesch. 

H.  Waldmanns.     11,  341. 
Däake,  s.  Zarncke. 
Daguet,  A.,  Aventicum.    11,  338, 
Dahle,    L. ,     Influence    of    the 

Arabs  on  the  Malagasy  Langu. 

II,  235. 
Dahlerup,    V.,    Holm,   H.  J., 

u.  Storck,  H.,  Tegninger  af 

seldre  nord.  Architektur.     U, 

313. 

—  s.  auch  Agrip. 

D  a  h  n ,     F. ,     Alamannenschlacht. 

II,  4.  77. 
Bausteine  11.     11,  5.  63e. 

68.  75.  249. 

—  —  Urgesch.    d.    german.     u. 
ronian.  Völker.     II,  5.  150. 

Dahn-Wietersheim,      Gesch. 

d.  Völkerwander.     II,  6. 
Dakyns,     Life     of     Xenophon. 

I,  161. 
Damant,    G.  H. ,    Tribes    betw. 

Brahmaputra      and      Ningthi. 

I,  31. 

—  —  Bengali    folklore    legends. 

I,  32. 

D'Ancona,  A.,    Studi  di  crit.  e 
stör,  letterar.     11,  243  f.  266. 

Jacopone  da  Todi.  II,  265. 

II  Veltro.     II,  266. 

Danglard,  Witikind.     II,  221. 
Dannenberg,    Wollincr    Denar. 

II,  160. 


Dansk-tydske    Kr  ig    i    Aaren 

1848—50.     m,   195. 
Dar  che,  Jean  Gerson.     II,  206. 
Daremberg,    Ch.,   u.  Saglio, 

E.,  Dictionn.  d.  antiquites  gr. 

et  rom.,  6,   7.     I,  160. 
Dareste,  Corresp.  pers.  de  Choi- 

seul  cet.     III,  147. 

—  Lois  sued.     III,  180. 
Daris,    Pagi  du  pays  de  Liege. 

.  n,  24. 
Darme  steter,  A.,  N.  epigr.  sur 
l'hist.  d.  Juifs  s.  l'emp.   rom. 

I,  66.  101. 

—  J.,  Dieu  supr.  d  1.  mythol. 
indo-europ.     I,  2. 

—  —  VendSdäd.  Sacred  books  of 
the  East  IV.     I,  87. 

Origin  of  Magism.  1,  37*. 

Darpe,  T.,    Gesch.    v.    Rheine. 

II,  127;  LH,  202. 
Darras,  D.  E.,  Hist.  de  l'eglise, 

contin.    p.    J.    Bareille.     I, 

116*. 
Darstellungen    d.    vita  forensis  i. 

Rom.     I,  98. 
Darsy,  M,  Prisons  on  Picardie. 

III,  212. 

Davenport,  Adams,  W.  H., 
Episodes  of  Anglo-lnd.  Hist 
III,  218. 

Davidson,  Fra  det  gamle  Kon- 
gens Kjöbenhavn.     UI,  196. 

Davin,  V.,  Capeila  graeca  du 
cira.  de  Priscille.     I,  156. 

Dayanand  Sarasvati,  Rigveda- 
bhäshyam.     I,  7. 

—  —  Yajurvedabhäshyam.    1,  8. 
II  Dazio  d'entrata  e  d'uscita  in 

Milano.     II,   262. 
Debidour,    Napoleon    et    l'Au- 
triche.     III,   154. 

—  A.,  Debüts  de  Bonaparte.  III, 
155. 

—  Napol.  1.  en  famille.    III,  157. 

—  Bigarre'.     Ibid. 

—  Du  Guesclin.     U,  291». 
De  Boor,  s.  Nicephorus. 
Debray,  Gesch.  d.  Prostitution. 

1U,  198. 
De  Castro,    Giov.,    Fratellanzo 

segreto.     11,  243. 

Valle  dell'  Avisio.  U,  246. 

Dechent,  H.,  Echtheit  d.  Phönix 

d.  Lactanz.     1,  139". 
Dederich,  Z.Aus. Mos.  11,114. 

—  Goliath  v.  Emmerich.  II,  118. 
Deecke,    W.,    Etrusk.    Forsch. 

I,  108. 

Däfaite  de  VII  navires  angl.  en 

Kormand.     III,  146. 
Degani,  E.,  l)io<.  di  Concordia. 

II,  245. 


Iir,250 


terzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


De  Giorgi,  C,  Prov.  di  Leccc. 

H,  248. 
De  Giovanni,  V.,  Sever.  Boezio. 

II,  249. 
De  Gubornatis,   Corteggio  Ga- 

lUeiano.     UI,  220. 
Deheurle,  Essai  sur.  Colbert  et 

Turgot,     III,  145. 
Dejace,  E.,  L.  v.  Stolberg.  111, 

214. 
Dei eher t,  D.  Hainhaus.    11,89. 
Deisenhammer,    K.,    Ceylon. 

HI,  226. 
Dekrete   für  Antioc  hos    111.   u. 

IV.    I,  92. 

Delaborde,  Charte«  de  Terre 
Sainte.     U,  239A. 

—  Etüde  bot  la  chron.  en  prose 
de  Guil.  le  Bret.     U,   275,a. 

—  Gasp.  d.  Coligny.     III,   141. 

De  la  Chauvolays  et  Co- 
ligny, Armees  des  trois. 
prera.  ducs  do  Bourg.  II,  279*. 

De  la  Forte*,  a.  La  Ferte. 

De  la  Fuente,  V.,  Desarollo 
de  la  influenc.  ecclos.  en  las 
univers.     II,  212. 

Delahanto,  Familie  de  finance. 
UI,  147    214. 

Delanox,  Femmes  illustres  de 
la  France.     11,  278. 

Delaporte,  L.,  Voy.  au  Cam- 
bodge.     1,   19. 

Delaunay,  Grand  secret  de 
l'eglise  au  1er   siecle.    1,  131«. 

—  L'Embleme  du  poisson.   1,154. 

Delaville  le  Roulx,  L'hopit 
des  Bretons  a  S.  Jean  d'Acxe. 
11,  242. 

Delavoye,  Th.  Graham.  111, 
176. 

—  Record  of  the  90,h  Reg  im. 
in,  177. 

Delbrück,  H.,  Gneisenau.    111, 

38.   119.  233. 
Del  es,  Miracle   sous  Julien.     1, 

141». 
Delgeur,    L.,    Geographie    des 

anc.  figyptiens.     I,  43. 
Del  Giudice,  Paulo  Diac.     II, 

13.  249. 

—  Famiglia  di  re  Manfr.    U,  256. 

Delisle,  L'auteur  du  grand  cou- 
lumier  de  France.     II,  277. 

—  Deux  artistes  du  XIV.  s.  11, 
281. 

Delitisch,  Fr.,  Pentateuch-krit. 
Studien.     I,  52  f. 

s.  W.  Lotz. 

s.  Ferd.  Weber. 

—  0.,  Deutschlands  Oberflächen- 
forra.     II,  146. 


Del    Lungo,     Dino     Compagni. 

II,  255. 
Deloche,    (Verwandtschaft    der 

Kelten  u.  Ligurer).    1,  108. 

—  Formule  de  moimaies  merov. 
II,  10. 

—  Anneau-cachetd'oculiste.  II,  1 0. 
D  e  1  p  e  c  h  ,      Substruetions     ant. 

dans  les    envir.    d.    Bouyines. 
II,  285. 

Del  plan,    La  revol.  franc..    III. 

149. 
Del    Re,    Discorso    sui    Borgia, 

II,  270. 
Demay,   Costume  du  M.-A.     II, 

217.  281.  335. 

—  Sess.  des  fit.  Gener.  de  Bourg. 
a  Antun   en   1763.    IQ,  147, 

Dem m ler,  Christus  u.  d.  Esse- 
nismus.    1,  122. 
Demolins,  Ed.,  III,  149. 

—  Hirt    de  France-     II,  277. 

—  Comed.  d.  1.  rev.  fr.     III,  151. 

Denicke,  H.,  Hansestädte,  Däne- 
mark u.  Norw.  II,  175.  181. 
309. 

Denifle,   Dichtungen  d.  Gottes- 

freundes.     11,  207. 
Depoin,  St  Louis  et  l'Hötel  de 

Dieu  de  Pontoise.     II,  2855. 
Deppe,    Dio   Cass.   Ber.  üb.  d. 

Varusschlacht.     II,  2. 
Derenbourg.    H.,    Noms    des 

porsonnes  dans  l'anc.  test     II, 

223. 
De  Sanctis,  G.,   Mola  di  Bari. 

n,  248. 
Des  Barreaux-Bernard,   Im- 

primerie  ä  Toulouse.    III,  160. 

215. 
Descampa,  Foxmat.  histor.  des 

legislat.  ehret.     Q,  213. 
Descemet,  Ch.,  Inscr.  doliaire*. 

1,   100. 
Des c harn ps,     Relique    de    St 

fitienne      II,   241  7. 
Deschmann  u.  v.Hochstetter, 

prähist  Ansiedl.  in  Krain.  II, 

144. 
Desjardins,     Ami     de    l'emp. 

Claude.     L,   101. 
-    Lettre  ä  Ed.  Fournie.     II,  70. 

—  Bulle  ,Unam  Sanctam''  Q, 
205  V 

De  Smedt,   s.  Gesta. 
Dessau,  H.,  ( Mi nacius  Felix.)  1, 

101.    130. 
Destinon,    J.    v.,    Chron.    des 

Josephus.     I,  54. 
Destouches,      E. ,      München. 

Bürgertreue.     IQ,   106. 
Dethier,   Münze   d.  Sabinianus. 

1,    162. 


Dettmer,  J.,  Widekind.   II,  22. 
Deutsch,  Talmud.     I,  62. 

—  Synode  t.  Sena.     II,  195. 
Deutsche  Ortsnamen.     II,    132. 
Devaux,  P.,  fit.    pol.   sur  l'hist 

rom.     I,  107  f. 
Dereze,  Polit.  exter.  de  Riehel. 

in,  143. 
D  e  v  i  1 1  e ,  Dictionn.  des  tapiasiers. 

II,   281. 
Dewitz,    R. ,    Reichstage   nnter 

Fr.  UI.     II,  56. 
Dhamil  kumarno  ras.     1,    25* 
Dharmasindhu.     I,  9. 
D j  a  t  z  k  o ,  K.,  Caspar  Elyan.  UI, 

212. 
Dick  mann,    0.,   Vincentii    orat. 

de  yita  Bugen hagii.     111,  66. 
Dictionnaire    hist    de     l'anc. 

langue  franc,.   p.    La    Curno 

de  Ste.  Palaye,  re?.  p.  L. 

FavroetM.  Pajos.   11,275. 
D  i  d  io  t,  Thom.  d'Aqu.  et  le«  actes 

de  Leon  Xlll.     II,  202*. 

—  Tituli  festin  Di v.  Thom.  Aquin. 
j        II,  203  f 

1  Dieffenbach,  L.,  Auszüge  au* 
i        Friedberger  Archival.     U,  98. 
Diekamp,   W.     II,    16* 

—  —  Consekretionsjahr  d.  Lull. 
U,  20. 

Hds.    d.    h.   Liudger.     11, 

127. 
Diercke  C.  u.    K.   Schröder, 

Bremen  u.  Verden.     11,    159. 
Dietorici,F.,  fitudes  philo»,  des 

Arabes.     II,  226. 
Dieterlen,  Ulmer  Münster.    11, 

86. 
Dietrichnen,  H.,  Christusbille- 

det     1,  155  f. 
Dietz,  E.,  Docum.  sur  Ban-dc-la- 

Roche.     U,   79. 
Digby,   W.,  Forty   Years  in  an 

Orient    Crown    colony.      in, 

226. 
Di  Giovanni,    Chiesa  S.  Maria 

la  Pinta,     n,  257.  . 

—  V.,    Vendita    di    una  schiara. 
n,  270. 

Ser.  Boezio.    U,  249. 

Dillmann,  Aug.,  Exodus  u.  Le- 

yiticus.     I,    40.  53. 
'Dillon,  E.  J.,    Sur  le  8™«  Fax- 

gard  du  Vendfdad.     I,   37. 
Dinwiddie,  W.,    Times  before 

the  Reformat.     II,  268. 
Diplomatarium  Norveg.  IQ, 

191. 
Di  Soragna,  Riyolta  e  l'aseedio 

di  Parma.     II,  254. 
Dissard,     Un     maitre     d'ecole. 

UI,  142. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,25i 


Distel,  Th.,  nächs.  Orgelbauer, 
II,  133. 

—  Nachlafs  Leibnizens.    111,  86. 
Dittenberger,  W.,   Masainissa 

i.  griech.  Inschr.     I,   101. 

Dittmann,  Aus  d.  alten  Neu- 
münster.    II,  150. 

Dittmar,  H.,  Undschr.  d.  Dora- 
gymn.  in  Magdebg.     IL,  48. 

Dittrich,  Fischerei  in  Ermeland. 
II,  183;  in,  49. 

Documenta  in&lits  nur  lTiist. 
de    France.     Melangen  histor. 

II,  272. 

—  relat  aux  eniigr.  ä  Brux.  III, 
151, 

Dodd,  Index  to  the  hist.  of  New- 

«astle.     HI,  161. 
Dods,  M. ,    Mohammed,   Buddha 
and  Christ.     I,  12  3. 

II,  224 10. 

Döbner,  R.,  Urk.-B.  t.  Hildenh. 

•II,  124. 

—  —  Stadtverfassng.  v.  Hildcs- 
hoira.     Ibid. 

—  —  Ablafe-Brief  Bonifac.  IX. 
n,  125. 

Dollinger,  J.  t.,  Haus  Witteis- 

bach  u.  s.  Bedeutung.  II,  102. 
Doepler,  E.     II,  337». 
Döring,?.,  D.  nord.  Dichterkreie 

u.  d.  Schlesw.  Lit.-Br.  III,  53. 
Dörries,    L.,   Rattenfänger  von 

Hameln.     II,   125. 
Doinol,   documm.    sur  Jean    du 

Li».    II,  274*. 

—  Blanche  de  Cantille.     U,  285. 
Doli,  K.,  Ofenkachelsprüche.  111, 

'.16. 
Dom  Aurelion,    la  Gaule   eata- 

combaire.     I,  134*. 
Dombrowski,    E.,   Anselm  von 

Havelborg.    11,  160.  165.  195. 
Dominik,   E.     III,  43. 
Pläne  v.  Berlin.     III,  44. 

Dondorf f,  H.,    Z.    Beurteil,    d. 

solon.  Verf.     1,   83. 
Donin,   L.,   Loben   dor  Heiligen 

Gottes.     1,  148«. 
Dorn,  B.,  Münzen   d.    lleke   von 

Ihirkist     II,   234. 
Doublet,    Leconn   d'hist.   eceles. 

III,  152. 

D  o  u  c  n  ,  pas  teure  du  desert.  III, 
145. 

—  Relat.  aux  emigres  fr.  ä 
Bruxelles.     III,  75. 

—  LePsautierHuguonot.  111,139. 

Douglas-Hamilton,  W.,  Do- 
rnest, ser.  ot  the  reign  of 
Charles  I.     II  l,  161. 

Doulcet,  H.,  Apologie  d'Aristide 
cet.  1,   129. 


Doumergue,  Etüde  du  XVI.  ». 

m,  138. 
Dozy,  Het  Islamisme.     II,  226. 

—  Nachtrg.  zu  Klödens  Arab. 
Bibliogr.     U,  232. 

Dräne,    A.    Th.,    s.    Cather.    of 

Siena.     II,  205,  267. 
Draudt,  K.,  Fam.  v.  Bellersheim. 

II,  99. 
Dreifuss,   Münzen  u.  Medaillen 

d.  Schweiz.     II,  342. 
D  r  e  8  s  e  1 ,  E.,  Suppelletile  d.  ant. 

necr.  Esqu.  II.     I,  99. 

—  Antichiss.  iscr.  lat     1,   99  f. 
Drexel,     Regensburg.   III,  106. 
Driou,  Jerus.  et  la  terre  sainte. 

I,  120«. 

—  Grandes     femmes    do  France. 

II,  278. 

Drochon.      Journal    de    P.    de 

Vendec.     III,  141. 
D  r  ö  g  e,  C,  De  Lycurgo  Athenienni. 

I,  92. 
Droste- Hülshoff ,     Fr.    von, 

Briefe.     III,  214. 
D  rouin,  E.,  H6breux  en  Egypte. 

I,  40. 
Drouyn,  Leo,  A.  Merland.    III, 

145. 
D  r  o  y  s  e  n ,  H. ,  Z.  atf .  Kalender. 

1,  80 J. 

—  G.,  Holk's  Einfall  in  Sachsen. 

III,  17.  84. 

—  J.  G.,  Gesch.  Alexanders  d.  Gr. 
I,  96  f 

—  -■-  England  u.  Proufnon.  111, 
26.  37. 

Druffel,  A.  v.,  Briefe  u.  Akten 
z.  Gesch.  des  16.  Jahrhunderts. 
HI,  3. 

—  Ignat.  v.  Loyola.     III,  7. 

—  Beitr.  z.  Reichngench.  1552. 
III,  83. 

Drumont,  E.,  Fete«  nat.  de 
France.     II,  288. 

—  Pap.  ined.  de  St.  Simon.  Let- 
tre* et  dep.  eur  l'ambass.  d'Es- 
pagne.     III,  146. 

Dubois,   J.   A. ,   Description    of 

the  peoplo  of  lndia.  1,  28. 
Du  Bourg.  A.,  Pexiora    11,242. 
Du    Boys,    Catherine   d' Aragon. 

in,  169. 
Du   Camp,    Max.,    Convuls.    de 

Paris.     111,  158. 
Du  Cause,   R. ,    Le  volont.    de 

1792.     in,  153. 

—  Docum.  ined.     III,  157. 

Duchenne,  (Pastor  Hermae). 
1,  128. 

—  Quest.  de  la  PÄque.   I,  140*. 

—  Codd.  graec.  Pii  IL  II,  206. 

—  Les  plann  de  Roxne.    II,  248. 


i  Duchenne,  Les  Bouteillers  de 
Senlis,  ed.  B.  Sandret  II, 
282. 

Du  eis,  Campagi*  de  Louis  XIV. 

III,  145. 
[Du]  C[olombier],  M.,  Pasteur 

d'Hermas.     I,  128. 
Dudik,  Hist.  Forsch.  II,  47. 
\  —  Hdss.  in  Olmütz.    U,  48. 
--  Berichtigungen  etc.  zu  Munchs 

Aufschlüsselt.     II,  3341. 

—  Schweden  i.  Böhmen  u.  Mähren. 
III,  123. 

Dümichen,  J. ,  Gesch.  d.  alten 
Ägyptens.     1,  40. 

Dümmler,  E.     II,  16». 

—  Theodfrid.     II,   11. 

—  Poetae  lat.  Medii  Aevi.  II,  13. 
Vgl.  111,  237. 

—  Karol.  Rhythmen  u.  dergl.  II, 

151.  8-6. 

—  Inschr.  italien.  Kirchen.  II, 
13.  216. 

—  (Verschied.  Biographicen.  II, 
21. 

—  Abhandl.  Walafrid  Strabos. 
II,  23. 

—  (Verschied.  Grabschr.  u.  kleine 
Gedichte).  II,  26. 

—  Aus  Handschr.  IL  29.  210*. 
251. 

Düntzcr,    Geburtsort    d.   jung. 
Agrippina.     II,  113. 
-   D.  Ära  Ubiorum.     Ibid. 

—  Kunigunde  v.  Savcrn.  11,120. 

Dürr,  M  ajestätsprozeeso  unter 
Tiber.     I,  111. 

—  J. ,    Reinen  d.  K.    Hadrian  1. 

I,  104. 

Dürre,  H.,  Regg.  d.  Edelherm 
v.  Homburg.     II,  125. 

Dufav,  Legende  du  Christ.  II, 
12010. 

Duhamel,  Une  liguc  au  XIV.  s. 

II,  291  9. 

Duhn,    v.,    Gesch.    Campaniens. 

I,  106. 
Dukan,   J.    L'Apologie   du   rae4. 

juif.     I,  67. 
Dulaurier,les  Albigeois.  II,  196. 
Dumaren    et    L.    de   Bouille, 

Album  d.  1.  caval.  fran<*.  HI,  1. 
Du  Maure i,  Tonrville.  111,145. 
Dumax,  Album  g^neal.  den  Bour- 

bons.     II,  285». 
Duraeril,  Apere.,  p.  s.  ä  Thist 

de  l'Emp.  Julien.     I,  114. 

—  Cahicrs  de  1789.    Ul,  151. 

Dumont,  Die  Beruf,  d.  Bisch. 
J.  v.  Geinncl.     111,  31.  8t. 

—  Descript  archdioec.  Colon, 
eceles.     III,  80. 


111,252 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Duncan,  George,  Geograph v  of 

India.     111,  281. 
Duncker,  A.,  Ausgrabgn.  11,131. 

—  Rückert     Ul,  90.  211. 
Don glt    Rom.   Altertümer  i.  V. 

0.  W.  W.     U,  142. 
Dünn  Macray,  W. ,  Vox  volgi. 

III,  167. 
Dupin  de  St.  Andrej  Taxen  de( 

la  Penitencerie.     II,  189. 
Dupuis,  Jesus  Christ.    1,  120 8. 
Dupuy,  Re* nnion  de  la  Bretagne 

ä  la  France.     II,  292. 
Dnrdik,    Rede    über    Karl    IV. 

II,  317«. 
Dnrga  Charan  Banerji,  siehe 

J.  Tod. 
Durrio  u,  Prise  d'Arezzo.  Il,  268. 

291. 

—  Royaume  d'Adria.  11,206.270. 
Duruy,  (Druiden).     I,  110  f. 

—  (Verschied,  "popul.    Darstllgn. 
d.  franz.  Gesch.)     II,  277. 

—  Hiat.  de  Turenne.    III.  146*. 
Du  Saussois,     Alex.     Aufredi. 

II,  280. 

—  Durecu.     III,  168. 
Dussieux,    L.,    lnvasions    des 

Hongrois.     U,  282. 
D  v  o  r  a  k ,     Raudnitz.     Handschr. 

HI,  120. 
Dvorsky,   Neues    über    Kepler. 

III,  96.  122. 

—  Neue  Nachrichten  v.    Kepler, 
lbidom. 

—  0    hrobee     Zerotinuv.       III, 
123. 

Dx ,  A.,  Guerre  de  partisans.   III, 
153. 

Diiatzko,  Breslaus  erst.  Drucker. 
II,  170. 


E. 

Eastlake,  F.  W.,  Chald.  Gram- 

mamancy.     I,  1810. 
Eastwick,    E.    B. ,    Champanir 

and  Pawagadh.     I,  34. 
E  b  er  1  e ,     M. ,     Frauenchiemsee. 

II,  106. 
Ebers,  G.,  L'Ülgypte,  traduetion 

de  G.  Maspäro.     I,  44. 

—  —  Inedita.     I,  45. 

Eber  stein,  L.  F.  v.,    Mangold 
v.   Eberstein.     11,  136. 

—  --  Geschl.  Eberstein  y.  Eber- 
stein.    Nachtr.     III,  110. 

Ebert,    Z.  d.  Karol.  Rhythmen. 

n,  15. 

—  Allg.    Gesch.   d.    Litterat.    im 
MA.     II,  183.  22.  281. 


Bberts,  E..  Holzschuhfabrik,  in 

Pomm.     Hl,  68. 
Ebrard,  F.,Strafsb.  u.  Jean  de 

Vorgy.     U,  78. 
E  c  k  ar  d  t ,  E.,  Glauchau,   II,  1 34 ; 

ni,  201. 
Ecker,  AI.,  Perioden  d.  yorhist 

Zeit.     11,  146. 

Lor.  Oken.     Dl,  90. 

Eckertz,  G.,  Verbrüder  .-Buch  v. 

M.  Gladbach.     II,  116. 
Gerard  t.  Rile.    II,  118. 

—  Erklär,  d.   bist   Featzugs. 
Ibid. 

Eckstein  -  llbersdorf,      0., 

Zinsregister     des     Archidiac. 

Köthen.     U,  121. 
Edelmann,      Rechtsstreit     des 

XV.  Jh.     U,  133. 
Edersheim,  A. ,  Hist.  of  Juda 

and  Israel.     I,  54. 
Edgar,  J.  W. ,  Deyelopment   of 

Buddhiam.     JU  11. 
RiseanddecayofBuddhiem. 

Ibid. 

Edkins,    J.,     Chin.    Buddhism. 

I,  21. 

Religion  in  China.  U,  235«. 

Edom,  Vie  cet.  de  Jesus-Christ. 

I,  120» 
Edwards,  A.  B.,  Site  of  Raamses. 

I,  43 
Eg  ertön,    Handbook   of  Indian 

arm«.     1,  30. 
Egg  er,  E.,  Inscr.  rel.  ä  Mithri- 

date.     I,  101. 
Eggers,  H.  K. ,  Aus  d.  FamiL- 
kreis.  der  Eggers.     in,  57. 

—  H.,  Sam.d.Chappuzeau.  III,  75. 
Influence  de  rägliae  au  2«  scle. 

I,  1311. 

E  h  e  b  e  r  g ,    Münzerhausgenossen . 

II,  105  f. 

Ehemann,  H.,  Karl  V.  in  Schw. 

Hall.     Ul,  95.  203. 
Ehnen,   N.  van,    S.  Thomas  et 

les  uniyere.     II,  2034. 
Ehrle,  K.,  Regimen  pestilentiae. 

IU,  95. 
Ehrmann,  Dan.,   Aus  Palästina 

u.  Babylon.     I,  62. 
E  h  s  e  s ,  St.,  Landau.  Erbf.-  Krieg. 

II,  61.  103. 
Einhard,    Leb.    Karls    d.    Gr. 

Hrsg.    v.    (0.    Abel    u.)    W. 

Wattenbach.     U,  154. 
E  i «  e  1  e  n ,  F.,  Deutsch.  Schulwesen 

in  Frankf.  a.  M.     Ul,  91. 
Eisenmänger,  D.  Kreis  Hirsch- 
berg.    IU,  71. 

—  Schmiedeberg.     Ibid. 
Einwanderung  d.  Bayern.  11, 102. 
Eliot,  s.  James. 


Elliot,  F.  A.  H.,  Rulers  of  Ba- 
roda.     IU,  224. 

Elvert,    Chr.  R.  d\    Z.  österr. 
Verw.-Geach.     IU,    118.  120. 

—  —   Beitr.    z.  Gesch.  d.  böhm. 
Länder  IV.     III,  122. 

Encyclica  Leonis  XIII.:  4Ae- 

terni  Patris'.     U,  202. 
Engel,  Jac.,  Unbewufste  Gesch.- 

Fälschung.     IU,  280. 
Engelhardt,    E.,    Darstell,    d. 

gekreuz.  Christus,     i,  156. 
Enman,  A.,  Quell,  d.  Pompeius 

Trogus     I,  77«. 
Ennen,    Haus-    n.    Hofordn.    d. 

Schi.  Blankenheim.     m,  79. 
Epinois,  s.  L'Epinois 
Eppingen.     U,  83. 
Epstein,  H.,  Z.  Gesch.  d.  Juden 

in  Ostfranken.     I,   73. 
Erbach,  Ernst  Grf.  zu.    IU,  95. 
Erben    Ad.  Tratzigers      Ul,  57. 
Erbstein,    J.    u.    A.,     Samml. 

Hohenloh. Münz.  u.  Med.  II,  86. 
Erdmann,   Scherben   y.  Oblath. 

II,  161. 

Erichson,    A.,    Strafsb.    Beitr. 

111,5. 

Marburg.  Rel.  gespr.  III,  6. 

Erinner,  an  E.  Martini.    IU,  57. 
Er  man,  Ad.,    Z.  Chronologie  d. 

Hyksos.     I,  43. 

—  —  La  poesie  egypt.     I,  45. 

—  —  Neuagypt  Grammatik.  1,46. 

Holokotsi.     I,  46. 

Bruchstücke   d.  oberägypt. 

Übersetzung  d.  alt.  Testaments. 
1,47, 
Er  misch,    H.,     Böhm.  -  sächs. 
Beziehgn.  1464.     II,  133. 

—  —  Peter  v.  Cypern  am  Hofe 
zu  Meifsen.     U,  133.  242. 

Ernst,     Brandhügelgruppe     bei 
Westernhausen.     U,  85. 

Ersley.     U,  2968. 

—  Danm.     len     og      lensmaend. 
Ul,  53. 

—  KongB-    og    lensmsBnd    i.    d. 
XVI.  Aarh.     IU,   53. 

E  s  c  h  e  r ,  A.,  Schweiz.  Münzgesch. 

U,  342. 
E  am  ein,  A. ,    Contrats  de  Tanc. 

droit     II,   76. 

—  —  Un  traite  de  droit  syro-rom. 
U,  230*. 

Esnault,  Mem.  du  pr.  Ardenav. 
i        IU,  149. 
{Es'pinasse,    G.  d.,    Decouverte 

a  Angers.     II,  217. 
•  E s q  u i  6,  Cuye  baptismale.  U,  2 1 7 
I  Cod.     diplom     Esrom.,     #.     0 

Nielsen. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,253 


Esten  wein,    A. ,    Israel.    Ver- 
mählung.    I,  73. 

—  —  Bilder     aus     d.     bürgerl. 
Haushalt     II,  61. 

—  Z.  Gesch.  d.  Bewaffnung.    11, 
336. 

Esser,    Etymol.    d.    Flufsnamen 
Regnitz  cet.     II,   102. 

—  5.  Centenar.  d.  Cath.  v.  Siena. 
11,  205» 

Estacio  da  Veiga,   Antiguida- 
des  de  Mafra.     II,  237. 

—  —  Antiguid.  de  Mertola.  Ibid. 
Euler,  Villa  in  Wiesbaden.  11,94. 

—  Ceinentfabrik  in  Bieberich.  Ibid. 

—  K.,  Lelen  Jahns.     IU,  30. 
Eusebio,  F.,  Amicizia  di  Dante 

e  di  Porese  Donati.     II,  266. 
Ewald,  P.,    Papstbriefe  d.  brit 

Samml.     LI,  189.  192». 
Exauvillez,    d',    Uommes    ce- 

lebres  de  la  France.     II,  278. 
Eyries,    Chateaux    hist    de    la 

France.     II,  281 ;  III,  149. 
Bitk.  Eysteins  Jordebog,  ed  H. 

S.  Huitfeldt.     11,  301. 


F. 

Fibisz,  A.  F.,  Poloni  et  flchisma 

occid.     II,  58. 
Fabretti,  A.,   Append.  al  C.  J. 
italic.  ed.  G.  F.  Gamurrini. 

I,  100. 

Fige,  K.,  G.  Sudre.     II,  205. 
Fahne,  D.  Kölner  Dom.    11,119. 

—  Denkm.  u.  Ahnentafeln.  III,  81. 
Fährseus,  0.  J.,  Skildringar.  III, 

190. 

—  E,     Administr.     och     statist 
Handbok.     111,  190. 

Falbe,    V.,     Hansen     og    W. 

Scharling,  Danmarks  Statist. 

UI,  196. 
Falckenberg,   B.,     Philos.    d. 

Nicol.  Cus.     II,  59. 
Falk,  F.,    Verohrg.    d.   h.   Lul. 

II,  20. 

Z.  Gesch.  d.öffentl.Biblioth. 

II,  62. 

—  —  Zu  den  Ann.  Wormat.  11,96. 

Indulgenzbrief.     II,  98. 

Akten  d.  h.  Ferrut  1, 139; 

II,  99. 
Schul-  u.  Kinderfeste.  II, 

210. 
D.  h.  Disibod.     II,  215. 

—  —  s.  auch  Zais. 

—  H.  E.,   Winter  Tour  through 
India.     111,  221. 

Falke,  J.  t.,  Oosttimgeschichte. 
II,  335«:  in,  «18. 


Falkenstein,  J.  T.  Frh.  t.,  D. 
sachs.  Alteit- Verein.    III,  88. 

Fallet,  C,  Ducs  des  Normand*. 

II,  282. 

Falvert,  Charlem.     II,  206. 
Fambri,  P,    J  Voneziani  a  casa 

e  fnori.     II,  252. 
Faraone,  G.,  Casa  di  Pier  della 

Vigna.     II,  256. 
Farrar,  F.  W.,  Goep.  acc.  to  S. 

Luke.     1,  118. 

—  —  Life  and  work  of  St  Paul. 
I,  123. 

s.  P.  J.  Hershon. 

The   Fathers   f.   engl.    Readers. 

I,  1476. 

Faugfcre,    ficrits   inecl.    de'  St 
Simon.     111,  146. 

—  —   Ulustr.   Kulturgesch.      II, 
335*. 

Faulmann,  C,  Buch  d.  Schrift 
Ibid. 

—  —  IUustr.   Gesch.    d.  Schrift 
I        Ibid. 

JFav6,  L'Ancienne  Korne.   1,107. 
Favre,  L.,  s.  Dictionnaire. 

1  Fawcott,  Ind.  Finance.  111,  220. 

—  Native  Army  of  Madras.     111, 
225. 

Fechter,  Execution  d.  Eidgenoss. 

III,  153. 

Fecker,   Jos.,    Friedr.   v.   Saar- 
werden.    II,  55. 

Fe  er,  L. ,    Relig.  de  1'Inde  aux 

temps  red.     I,  6. 

Nouv.  mscr.  paus.     I,  14. 

BulLcrit  d.  Bouddh.  extra- 

ind.     L,  15. 
fit  bouddh.     I,  16. 

Feeser,  N.,  Friedr.  d.  Siegreiche. 

II,  59.  163. 

Feh  manische  Urkk.  u. Regesten. 

II,  152. 
Feistner,  Gesch. d. Zittau-Prager 

Strafse.     II,  3161». 
Feiice,  P.  de,  fit  s.  l'Octavius 

de  Minucius  Felix.     I,  130. 

F  e  1 1  n  e  r ,  A.,  Compend.  d.  Natur- 
wiss.  in  Fulda.     II,  23. 

—  Th.,    Forsch,   cet.   d.  Thucy- 
dides.     I,  87. 

Felsenthal,   B,   Proselyten   d. 

Juden.     1,  60*. 
Fenger,  Hans  Egede.    III,  215. 
Fenton,  J.,  Early  Hebrew  Lifo. 

I,  54. 
Fergusson,  J.,   Age   of  Ajanta 

Gayes.     I,  17  f. 
Saka,    Samyat    &    Gupta 

Eras.     I,  34. 
&    J.    Bürge ss  ,     Uaye 

temples  of  India.     I,  16. 


Fernandez  y  Gonzalez,  Cro- 

nica    de    los    Reyes    Franeos. 

II,  236. 
Arqueologia  de  la  Kspana 

arabe.     Ibid. 
Fernandez-Guerra,  A.,  For- 

talezas  de  Omar   ben  Hafsön. 

II,  237. 

Ferrand,  lettres  ed.  Asse.  III, 

138. 
Ferrari,  S.,   Olimpo   da  Sasso- 

ferrato.    U,  267. 
S.  Ferreol.     I,  150. 
Ferrero,  Erm.,  God.  delle  lettere 

di  Catar.   da  Siera.     II,  267. 
LaRivoluz.  Ingl.  del  1682. 

III,  172. 

Ferrey,    E.   B.,    Old.   S.  Pauls. 

III,  164. 
Ferte,  s.  La  Fertö. 
Fe  ss  ler,  Gesch.  Ungarns.     111, 

128. 
Feudge,  F.  R.,  India.     1,  3. 
Feval,  St  Martin  de  Tours.     1, 

1501. 
Feyfar,  H.  v.,  Nikolsburg.    111, 

113. 
Ficker,  Alpenstrafsen.  11,56. 145. 

—  Einführung  d.  Todesstrafe  f. 
Ketzer.     II,  201.  288. 

—  Zeugen  u.  Datierung.    11,  333. 
Fiedel  er,  G.  F.,  Regg.  d.  Urkk. 

d.  ndsächs.  Ver.     II,  124. 
Fi  er  ville,   Documm.   ined.   sur 

Phil,  de  Comm.     II,  275. 
Fikentscher,  L.,  Solidus  Albr. 

Achills.     II,  111. 
Fink.     II,  85. 
--  Schulwesen  d.  Ephorie  Orla- 

münde.     III,  89. 
Finke,   H.,    £.   Sigism.   reichs- 

städt   Polit     II,  57. 
Finaler,  Zürich.     III,  185. 
Fiore,  Ger.,  Genesi  della  chiesa. 

1,  117* 
Fischbach,  G.,  Fuite  de  Louis 

XVI.     in,  102.  151. 

Fischer,  Dag.,  Comte1  de  la 
Petite  Pierre.     UI,  102. 

—  E.,  Über  0.  Franckes  Belager. 
u.  Beschief«.  Stralsunds  1678. 
UI,  64. 

—  F.  A.,  Ältest.  Kirch.-Ordn.  i. 
Hohenlohe.     III,  95. 

—  G.  P.,  Discussion  in  Hist  and 
Theol.     I,  1165.  U910.  128«. 

—  H.,  Nephrit-  etc.  Beile.  II, 
146. 

Schiller  i.  Stuttg.   III,  96. 

—  K.,  D.  Nation  u.  d.  Bundestag. 

III,  29. 
Fisenne,  L.  r.,  Kunstdenkm.  d. 

MA.     II,  216. 


m.254 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Fita,  Fid.,     I,  68. 

Fitting,  H.,  Heimat  d.  Brachy- 

logus.     II,  74. 
Fitzgerald,     Episode     of    the 

Waterloo  campagne.  III,  154 
Flamands  et  Danois.  II,  3068. 
Flamraermont.     II,  289. 

—  La  räforme  judic.  de  Maupeou. 
LLI,  148. 

Fla  the,  Th.,  Epist  rector.  Afran. 

m,  89. 
F 1  a  v  i  g  n  y ,  de,  8.  Cather.  de  Sienne. 

11,  205. 
Fleischer,  Cl.,  Rittnitz.  11,134. 

—  U.  L.,  Morgenland.  Silborfund. 
n,  237. 

Fleet,  J.  F.,  Identification  of  a 

Western      Chälukya      capital. 

I,  34. 
Use  of  the  word  saimvat 

Ibid. 
Sanscrit  and  Old-Canarese 

lnscriptiona.     ibid. 

F 1  e  g  e  r ,  A.,  Gesch.  d.  Demokratie. 

I,  74». 
Fleischmann,    A.,    Gesch.    v. 

Sachs -Coburg.    II,  131;  III, 
87.  202. 
Pleury,    Notes   au   Gallia  chri- 
stisna.     II,  2851. 

—  Eist   de    Teglise   de    Geneve. 

II,  339. 

Fl i gier,   Z.  prahist.  Ethnologie 

cet     I    74*. 
Flir,  Al/lHetr.  v.  Niem.  II,  58. 
Floe,    Stamtavle  ov.  Gaardeier  i 

Kolland.     III,  197». 
Floigl,  V.,  Chron.  d.  Bibel,  d. 

Manetho  u.  Beros.     I,  54. 
Flood,  Const.,  Under  Krigsaaren 

1807—19.     III,  192. 
Floren ce,  AI.,   Oratio   in  laud. 

Thom.  Aquin.     U,  203*. 
Flofs,  Joh.  Kasp.  Kratz.  III,  79. 
Focke,   P.  Franz,    A.  d.  ältest. 

Geach.-GebietDeutschböhmens. 

in,  119. 
Förster,  Denkmäler  ital.  Malerei. 

II,  244. 

—  H.,  De  hellanodicis  Olympicis. 

I,  81. 

—  J.  G.,  De  fide  Flavii  Vegetii 
RenatL     1,  104. 

Foglietti,  B  ,  Docamm.  per  la 

stör,  di  Macerata.     II,  254. 
Foltz,    Kaiaerurkk.    in    Utrecht. 

II,  15.  46. 

Föns,  V.,  Parlement  de  Toulouse 
au  temps  de  peste.     II,  274. 

Fontaine,  Jacq.,  Mem.  origin. 
Hl,  145. 

Fontana,  Gins.,  Tradizione  uni- 
tar.  in  Ital.     IL,  243. 


Fontane,    M.,     Aryas    et    Da- 
syous.     I,  6. 

—  Th.,  Wandergn,  durch  d.  Mark. 
III,  48. 

Fontes  rer.  Bemensium.    n,  43. 

C7.  345. 
Foot,   B.  B.,    Stone  implements 

in  the  Coaat,  South  of  Madras. 

I,  35. 
Forbes,  C,  British  Burma.  I,  20. 
Forcell a,  Iscrizioni  delle  chiese 

etc.     II,  216. 
Forchhammer,  E.,  Report  for 

1879—80.   1,  14. 

—  Joh.,  D.   danske  Hjcelpekorps 
i  österrigsk  Tjeneste.  III,  194. 

—  P.  F.,  Mykenae.     I,  76». 

Formby,H.,  Ancient  Rome  cet. 

I,  107.  116*. 
Formey,    Briefw.   d.  Leop.  von 

Dess.  u.  Grf.  Seckendorff.  III, 

23.  74. 
Fornari,  P.,  Panf.  Gastaldi.    II, 

260. 
Forneron,    Kardinal    de    Gra- 

mont.     ULI,  139. 

—  Hist.  de  Phü.  II.     III,  140. 
141. 

Forsgel  ,      Rentenkammerbuch. 

III,  180 
For  st  er,  C,  Kunstgewerbe  Thä- 

tigkeit  Augsburgs.     II,  109. 
Foss,  R.,  Dicuil.     II,  18 
Fossati,  Fr.,  Codice  dei  Cruce- 

signati  di  Como.     11,  263. 
Fonard,     Vie    de    Jesus-Christ 

I,  120. 
Foucard,  Ces.,  Agli  suoi  colleghi 

ecc.     II,  263. 
Foucart,  P„  Cavalerie  pend.  ia 

camp,  de  Prusse.  III,  156.  238. 
Foulkes,    Th.,    Grant  of  Vira- 

Chola.     1,  34. 
Fournier,    P. ,    Officialites     au 

MA.    II,  74.  2131.  285. 

—  —  Conflits  de  jurisdict  entre 
l'egl.  et  l'etat.     U,  213. 

Fowler,  Bacon.     in,  171. 
Fraenkel,S.,  Vocab.  in  antiqu. 

Arab.  carminibus.     II,  225. 
Frakn6i,    W.,    Verschwör,  des 

Martinowics.     III,  127. 
S.     Francisci      Blütengirtlein. 

Dtsch.  v.  F.  Kaulen.  II,  199. 
Francke,  O.,  Gefangennahme  d. 

Marschalls  Belieisle.  III,  206. 
Franken  im  30-j.  Kriege.    111, 

204. 
Frank,  J.,  Uündloin  v.  Bretten. 

U,  79. 

—  Satyr.  Menipp.     111,  140. 
Frankfurter,      0.,      Nirvana. 

I,  12. 


Frankfurter,  0.,  Palihandbook. 

I,  12'. 

s.  R.  S.  Hardy. 

Frankidejski,  Utracone  Kosri- 
oly  i  Kaplice  w  dzisiejscej 
dyecezyi  Chelminskiej  podliez 
urzedowych  ukt  Koacielnvch. 
UI,  50. 

Franklin,  Anc.  plans  de  Pari», 
m,  149. 

Franz,  Ad.,  D.  kath.  Direct.  d. 
Corp.  Evang.    III,  85.  121. 

—  E.,  8ixtus  IV.  u.  Florenz.  11, 
207. 

Franzisa,  F.,  Deutsch.  Episko- 
pat u.  d.  Reich.     11,  32. 

Frati,  L.,  Statuti  del  Com.  di 
Bologna.     II,  254. 

Freeman,  Hist  Essays.    I,  160. 

—  Hist.  geography  of  Eur.  II, 
278. 

Freiberg,  E. ,  D.  dtsch.  Geist- 
lichkeit   u.   Karls    IV.    Wahl. 

II,  84. 

Freidhof,  Städte  Tusciens  zur 
Zeit  Manfreds.     II,  254. 

Fremy,E.,  Un  ambassad.  liberal 
sous  Charles  IX.  et  Henri  III. 

III,  141. 

F round,  R.,  Was  in  d.  Werc 
verstirbt  cet.     II,  76.  158. 

Freville,  Orleans  ou  la  France 
au  XV.  s.     U,  292*. 

Friburgensia.     III,  100. 

Fr  ick,  C,  Z.  griech.  Chronol.  cet 

I,  79. 

F ricker,    B.,    Gesch.  v.  Baden. 

H,  338;  III,  136.  202. 
Fridericia.     III,  194. 

—  Tgl.  auch  Bricka. 
Friedberg,    Kirchenrecht.     II, 

213. 
Friedel,    E.,     Wendenpfennige. 
n,  162. 

—  —  Vorgeschichtl.  Funde  aus 
Berlin.     II,  164. 

—  —  u.  Osten,  Funde  l»ei 
Mönchswerder.     II,  148. 

Friedel,  0.,  Sage  v.  Tode  He- 

siods.     1,  754. 
Friedensburg,    Münzfunde  in 

Schlesien.     DL,  168. 

—  W. ,  Verhandl.  Joh.  v.  Böhm, 
zu  Paris.     U,  316«6. 

Friodenstein,  El.,  G.  d.  St. 
Grodno.     1,  73. 

Friedländer,  E. ,  Urkundl. 
Beitr.  z.  Gesch.  d.  Rheinland. 

II,  116. 

Ostfries.  Urkk.-B.  11,  128. 

153. 
K.  Fr.  Wühs.  1.  Entwurf 

zu  d.    Instrnkt.     f.    d.    Gen.- 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,255 


Direkt,  n.  K.  Fr.  II.  Anmerk. 
III,  34. 
Friodländer,  J.,  Italien.  Schau- 
münzen.     II,  258. 

—  —  E.  Brcsl.  Goldschmied, 
m,  83. 

—  L.,  De  tribut.  3  provinc.  J.  R. 
t  111. 

De     C.     Rutiüo    Gallico. 

Ibidem. 

—  M.  H.,  Geschichtsbild,  a.  nach- 
talra.  Z.     I,  63. 

Friedmann,  M.,  s.  J.  H.  Weise. 
Friedrich,  Th.,  Mago.    1,  103. 

109. 
Fried,  d.  G.  in  Ostfriesl.  III,  77. 
Friedrichs  I.  Registranter.  II, 

152. 

Friesen,  H.,  Frh.  t.,  Beitr.  z. 
G.  d.  Dresd.  Gemäldegall. 
111,  88. 

—  R. ,  Erinner.  a.  m.  Leben. 
111,  31   f.  87. 

Friefs,  G.,    Garsten.     II,  142. 

Frind,  A.,  Joh.  y.  Nepomuk.  11, 
318. 

Frings,  Schlüter.     111,  44. 

Frisch,  AI.,  Abt  Bened.  v. 
Wiblingen.     III,  96. 

Frischbier,  Zünfte  d.  Königs- 
berg. Junker  u.  Bürger.  II, 
184;  III,  50.  213. 

Fritsch,  111,  44. 

Frohnhäuser,  L.,  Hubgut  d. 
Wormser  Andreasstifts.  II,  99. 

Froissart,   rapproche   du   mod. 

franc.    p.  Mme  do  Witt     II, 

277. 
Fromme],  E.,  A.  Henhöfer.  III, 

100. 

—  W.,  Christentum  u.  bildende 
Kunst.     1,  155*. 

Fropsi,  Govem.  feud.  in  Civenna. 

n,  16a. 
Fronde,  Hist.  of  Engl.  III,  167. 
Fruin,  J.  A.  u.  S.  Pols,    Mat- 

thyssens  Rechtsbok.     II,    66. 

Fryer,    G.    E. ,    Buddh.    inscr. 

I,  17". 
Fuchs,  M.  (u.  M.  Hiptmair), 

Reflexionen  z.  Encycl. '  Aeterni 

patris'.     U,  202*. 
Fugger,    Gf.    E.,    Dietramszell. 

U,  107. 
Basilica  Fulvia  Emilia.     1,  98. 

Fnmi,  L.,  eA.Lisini,  Geneal. 

dei  Conti  Pecci.     II,  248. 
Funk,   Cod.  Vatic.   gr.   859.     I, 

127. 

—  Interpolation  d.Ignatian.  Briefe. 
1,  127  f. 

—  Philoeophumenenfrage.  1, 1376. 


Funk,  D.  Coelibat  keine  apost 
Anordn.     1,  144. 

—  D.  Coelibat  noch  lange  keine 
a.  A      I,  144«. 

Furnivall.     111,  166. 

Fustel  de  Coulanges,  (Drui- 
den).    1,  110. 

Fvtche,  A.,  Burma.     1,  20. 


G. 

Gabarel,   Henri  IV   et   Geneve. 

UI,  141. 
Gabourd,  Louis  XIV.   III,  143. 
Gabriel,   Begriff  u.  Anfang  der 

Inquis.     II,  199 ». 
Gaedochens,  C.  F.,  Hist  Top. 

v.  Hamburg.     II,  158. 

—  ( Verschied.  Aufsätze  üb.  Hamb.) 
111,  55  f. 

Gaffarel,  Defense  nat  III,  153. 

Gago  y  Fernandez,     Papesse 

Jeanne,  tradp.Roussel.  11,194. 

Gaidoz,  L'Icaria  des  freres  Zeni. 

II,  259. 

Gairdner,  3  clironicles.  HI,  164. 

—  Letters  a.  papers  of  the  reign 
of  Henry  Vlll.     UI,  164. 

—  (Mscr.  d.  Brit.  Museum).  III, 
180. 

Gallier,     de,    Hommes    de    la 

constit.    III,  152. 
Garns,  P.,  Neurologien.   Hl,  90 
Gamurrini,    Scop.    occ.    e.     1 

citta  d.  Oryieto.     I,  99  l. 

—  -  s.  auch  Fabretti. 
Gandolfi,    G.,   Da    Milano    all' 

isola  di  Ceylan.     1,  19. 

Gangädhar  Kabiratna  Kabi- 
raj,  s.  Manu-Sanhita. 

Ganzfried,  Sah,  (Personen- 
namen).    1,   61. 

Garbe,  Rieh.,  Athanraveda.  1,  8. 

Pravargja-Ceremonie.  Ibid. 

Garcin  do  Tassy,  Tableau  du 
Kali-Youg.    1,  25. 

Gardiner,    The  Hamilton    pap. 

III,  164. 

G  a  r  e  i  s  ,  Altgerm.  Gräber.     11, 

89. 
Garnacho,  T.  M.,  Anügüedades 

de  Zamora.     II,  237. 
Garnier,   E.,    Musee   des  Arch. 

nat  Docum.  etrang.    II,  271. 
Gas«,  s.  Henke. 
Gastfreund,   J.,    Muham.  nach 

Talm.  cet.     11,  224. 
Gatell,  Relacion  del  yiage  por  el 

Wad  Nun  y  Sus.     II,  236. 
Gatteyrias,    J.   A.,    Plegie  sur 

les    malheurs    de    l'Armenie. 

II,  280. 


Gatti,  G.,    Slatuti  dei   mercanti 
i        di  Roma.     II,   256. 
Gaudentius,    Franziskaner    im 

Kampf  g.  d.  Protest  JJ,  206; 

III,  22. 
Gau  fr  es,  Baduel.     III,  142. 
La  Gaule  c&tacombaire.    1,134*. 
Gautier,  L.,    s.  Vltault     II, 

20. 

—  —  Kulturbild  des  heutigen 
Belgiens.     III,  208. 

Gautsch,    K.,    Sachs.    Schweiz. 

H,  133. 
Gawalewitz,  A.  J.,  Theodor,  d. 

Gr.     n,   249. 
Gay,  Teof.,  Italiani  del  Yangelo. 

1,   122. 
Gazetteer   of   the  Bombay  Presi- 

dency.     ULI,    224. 
Gazier,  Expuls.  des  Jesuites.  111, 

147. 

—  Mort  du  prince  de  Conde.  III, 
158. 

—  Discours  de  Napol.  L  III,  256. 

Gebhardt,  H.,  Thür.  Kirchen- 
gesch.     II,  132. 

—  O.  v.,  u.  A.  Harnack,  Evan- 
gelior.  cod.  graec.  purpur. 
Rossan.  cet.     I,   117. 

Gebhart,   F.,  De  Plut  in  Dem. 

v.  fontt.     I,  91  f   93  5. 
Gebier,  K.  v.,  Nachklänge.  III, 

220. 
Gedde,  J.  de  Witt.     III,  170. 
Godeon,    Ged.  d.   Pzinc.  Irene. 

H,  218*. 
Geffken,    Joh.,     Lübeck.     111, 

261. 
Geffroy,     A.,    Recit    en    vers 

fran9.     11,  239*.  240». 
Geiger,   G.,    Metten.     II,  106. 

—  L.     U,  258. 

—  W.,  Parsigemeinden  in  Per- 
sien und  Indien.  I,  27.38. 

D.  3.  Kapitel  d.  Vendldid. 

I,  37. 
Geisborg,  D.  alte  Dom  z.  Mün- 
ster. II,  127. 
Gelbhaus,   S.,    R.   Jehuda   Ha- 
nassi.    1.  04. 
Geldner,  K.,    Übersetzungen   a. 

d.  Ayesta.     I,  37. 
Geller,  Mor.,  Talmud-Schatz.  I, 

62. 
Geizer,  H.,  Julius  Africanus  u. 
d.  byzant    Chronographie.    I, 
42  f.  79.  138;  II,  220. 
I  Chron.  d.  Farn.  Gemmingen. 
!        II,  83. 
jGemoll,  A.,  Hygin.  Lagerbeschr. 

I,   107. 
Genelin,  PI.,   Schenkung  Pipins 
!        U,  21. 


111,256 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Gengier,   Kechtsleb.   i.  Bayern. 

U,  69.    103  f. 
Genis,  Y.  de  St.,  Conspirat.  roy. 

ä  Strasbourg.  1,  72;  111,  150 
Gensler,    M.,    Beitr.    z.  Hamb. 

Kunstgesch.     11,  158 
u.  J.  F.  Voigt,  D.  Haus 

d.  Schiffbauerlade  i.  Hamburg. 

ULI,  56. 
Genthe,  Corbach      111,  202. 
Genty.     III,   140. 
Genz,  H.,  Capitis  deminutio.     1, 

106. 
Geograph)  of  Ceylon.     111,   226. 
Georgii,    H.,    Pol.   Tendenz   d. 

Aeneide.     I,   110. 
Gerando,    Md.  de,    Lettr.  d.  1. 

baron.  de  Ge"rando.    III,  149. 
Chroniques    dos  faiz  de  G£rard 

de  Roussillon,  que  M.  Bc- 

b  an  <jon  fit  escripre.  II,  275. 
Gerin,  L'ambassade  de  Crtquy  ä 

Home,     ni,    144. 

—  Louis  XI V .  et  Cl  emens  IX. ,  dans 
l'affaire  des  deux  mariages  de 
Marie  de  Savoie.     111,   144. 

—  L'expedit  des  Franc,,  ä  Candie 
en  1669.     IU,  238. 

Ger  lach,  H.,    Häuser  Chron.  v. 

Freib.     III,  89. 
Ger  1  and,    D.  sogen.    Dampf  seh. 

Papins.  111,  86. 

—  Brau-  und  Schankrecht  d.  St. 
Schmalkalden.     III,  89. 

Germain.     II,  285. 

—  Maitree  chirurg.  de  Montpellier. 
II,  254. 

—  Chartes  in6d.  des  sires  de  Join- 
ville.     II,  274. 

—  Jean  de  Bourg  et  Pierre  de 
Geneve.     II,  291. 

Gereon   da  Cunha,    J.,    Indo- 

Portug.  Kumism.     111,    217. 
Gerspach,  Mosaique  de  St  Jean 

de  Latran.     11,  216. 
Geschichtsschreiber  d.  dtsch.  Vorz. 

U,  15».  34. 
Gesta  Kpiscop.  Eichstet.,  ed.  L. 

Bethmann    u.   G.    Waitz. 

U,   48. 

—  Pontif.  Camerac.  ed.  Ch.  de 
Smedt     II,  28. 

Ghehelabhai  Narsidas,  Vi- 
ridha  Bola  Ratnakar,  1.  1,  25». 

Gherardi,  A.     II,  254. 

(iheyn,  J.  van  den,  Kom  pri- 
mitif  des  Aryas.     I,  1. 

Ghinzoni,  P.,  On.  Bevilacqua. 
11,  262. 

Ghiron,  S.,  s.  B.  Peyron. 

Gibbon,  Dedine  and  fall  of  the 
Koni.  £mp.  with  notes  of 
A.  H.  Millmann.     11,   243. 


Gibson,  T.  E.,  A  Cavaliers  note 

book.     111,  166. 
Giefel,  J.  A.,  Regesten  v.  Hegg- 

bach.     II,  85. 

—  Ellwang.  Coadjutorwahl.  .  111, 
96.  206. 

Giefers,    Unechte    Urk.   Heinr. 
■      IV.     II,  126. 

—  Asseburg  Den  km.     III,  77. 

—  Silberarb.     d.     M.     Eisenhut. 
III,  77. 

—  Zur    Ehrenrett.    N.    Schatens. 
111,  77. 

G  i  e  r  k  e ,  Untersuchungen  z.  dtsch. 

Rechtsgesch.     II,  7A.  65*. 
Giesebrecht,  W.  v.,  Gesch.  d. 

dtschn.  Kaiserz.  Vi.    II,  36. 
Gilbert,  G.,  Erste  u.  zweite  Le- 
sung.    1,   85. 
Gillert,  Lat  Hdsch.  i.  Petersb. 

II,  15.  47.  184.   195. 
Gillet,  Louise    de  France.     III, 

147. 
GilLiodts,    Lettre   de  change  a 

Bruge«.     n,    76* 
Gilsa  zu  Gilsa,   F.  v.,   Bulen- 

strud.     II,   135. 
Gilse,  F.  v.,  v.  Wackenitz.   III, 

87. 
Ginal,  J.  X.,  s.  Stadler. 
Gindely,  A,    Gesch.  d.  30 jähr. 

Kr.  in,  13.  122. 

—  Die  Processe  nach  d.  Schi.  a. 
w.  Berge.     III,  122. 

Giomo,  G,    Rubriche  dei  Libri 

Misti.     U,  259. 
Giorgi    e    Balzani,    Re^.    di 

Farfa.     II,  16*.    25. 
Gioyanni,  s.  Di  Giovanni. 
Girard,    Bataille    de    Dournon. 

U,  277. 

—  Sources    des     ctablissem.     de 
St  Louis.     Ibid. 

Giraud,  Bat.  de  Malplaquet  III, 
145. 

—  Salon  de  Mad.  Lambert     III, 
146. 

—  La  marechale  de  Villars.   III, 
146. 

Girbal,  E.  Cl.,    Sellos  arab    de 

la   Catedral    de    Gerona.    II, 

236. 
Giry,   A.,    Rec.   public.    Rur  les 

croisades.     11,  238 s. 
G  i  s  k  e ,  Lobapruch  auf  die  Stadt 

Rostock  (Hans  Sachs).  111,  62. 
Ginliari,   Cte.,  Epigraü  veron. 

11,  253. 

—  Bolla  di  Anast.  IV.  II,  253. 
Plutarchi  Biot  na^aKkrfKoi  ed.  M. 

Gkiolmas.     I,  94*. 
Schullehrer  Mich.   Glaser.     111, 
211. 


Glasenapp,  v.,  Erganz.  z.  Ge- 
neralstabswerk.    III,   32. 

G(leinitz),  E.,  Prahist  Karte 
y.  Mecklenb.     II,  150. 

Gloria,  A. ,  Volgare  illustre. 
U,  250. 

—  —  (Albert.  Magn.  in  Italien). 
U,  261. 

Gmelin,  M.,  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Schi.  b.Wimpfen.    111,  15. 

30-jähr.  Kr.  am  Bodensec. 

UI,  25.  38. 

Verh.  der  Studir.  z.  Frei- 
burg.    111,  98. 

—  Verzeichn.  d.  württ.  Studenten, 
in,  210,  211. 

Gneist,    R.,    Inst    et  reg.   iur. 

rom.  syntagma.  1, 161  •.  (162). 
Goblet,  H,   Albert.  Magn.     11, 

203  x. 

—  d'Alviella,  50°  annivers. 
du  Brahma  Samaj.     1,  26 1T. 

Godet,  Hypothese  de  M.  Renan 
sur  le  4©  ev.     1,  119. 

—  Comm.  s.  i'epitre  aux  Ro- 
mains.    1,  124. 

dass.,  deutsch  v.  E.  Wun- 
derlich.    Ibid. 

Godt,  Chr.,  Plutarchs  a.  Appians 
Darst  v.  Cäaars  Ende.  1,  103. 

Goeben,  y.,  Treff,  b.  Kissingen. 
111,  32. 

Göbl,  P.,  Gesch.  d.  Katechese. 
U,  210. 

Göcke,  Kupferat  (1704).  111, 
23.  547. 

—  Klage  über  d.  Verlust  I*othr. 
UI,  103. 

—  UI,  115. 

Göcking,  v.,  Nassauer  Wappen. 

II,  92. 
Gödel-Lannoy,    E.    y.,    Reste 

d.  alt  Parsen  in  Peraien.     1, 

38. 
Goehlert,    Statist.   Ver&nd.  111, 

123. 
Goeje,   De,  Arab.   Bericht  over 

de  Slaw.  Volkes.  II,  151.  180. 

237. 
Göler,    Aug.    v.,     Cäsar*    gall. 

Krieg  cet   I,  110. 
Göpfert,  A..  Lullus.     U,  20. 
Gör  res,  Krit.  e.  Queüenschr.  d. 

röm.  Kaisers.     1,  104. 

—  Aurelian.  ChristenYerfolgung. 
1,  138«. 

—  Angebt  Christenverfolg,  unter 
Numerian  u.  Carinus.  I,  138 T. 

—  ChrisÜ.  Mystik.     II,    207  f. 

—  Fr.  v.  Asaisi  ein  Troubad.  11, 
199*. 

—  Grundl.,  Gliederg.  u.  Zeiten- 
folge d.  Gesch.     III,  228. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,257 


Goerta-Wisberg,    Graf    W., 

Landwirthschaft  auf  d.  Goertz- 

Wriab.  Gütern.     UI,  76. 
Goethe,    firiefw.    mit   Gottling. 

111,214. 
Goiran,  A.,  Meteorol.  endogena. 

H,  246 
Goldia,    J.,    Latinitat    d.    rum. 

Sprache.     II,  322. 
Goldachmidt ,    P.,    Simhalese 

inacr.     I,  19. 
Goldamid,     J.,     Ontram.     IU, 

219. 
Goldziher,  Jüd.  Sitten  cet    I, 

60. 

—  Endogamy  and  Polyg.  II,  223. 

—  Culte  des  Saint»  chez  le*  Mu- 
sulm.    n,  227. 

Golenischeff,  W.,  Sur  u.  cha- 
pitre  du  lirre  des  morts.  I, 
45. 

Goll,  Luther  über  Hufs.  III, 
121. 

—  Vertrag  v.  Alt-Ranstedt 
III,  23. 

Goncourt,    Edm.    et   Jules    de, 

societe  fr.  pend.  le  Direct  III, 

154. 
Gonzaga,  B.  C,    Famiglie  nob. 

delle  proT.  merid.  d'Ital.     II, 

248. 
Gonzenbach,  y.,   Abordnung  a. 

d.  FrietL-Congr.  zu  Münster  u. 

Osn.  UI,  133. 

—  H.  L.  v.  Erlach.  UI,  133. 
204. 

Gopcevic,   Franz.   Exped.  nach 

Egypten.     UI,  156. 
Gordon,    C.    A.,     Hygiene    in 

Ancient  India.     I,  30. 

—  Dav.,  Ztschr.  f.  Wiss.  u.  Litt 
I,  57«. 

Gore,  Leo  the  Gr.    I,  147«. 
Goretti,  L.,  Drusi  e  Musulmani. 

U,  227. 
Gorresio,  I  VedL     I,  6. 
Gosaet,  Hobbes.     UI,  171. 
Gothaisch.  Almanach.    UI,  70. 

—  Hofkalender.     UI,  70. 

—  Geneal.  Taschenb.     III,  70. 

Gotsched,  H.,  Af  Sören  Kier- 
kegaards efterladte  Papiere. 
IU,  197. 

Gottwaldt,  v. ,  Muchtasar  al 
Kudürt     U,  230. 

Gourdault,  Memoiros  de  Retz. 
UI,  143. 

Gourdonde  Genouillac.  Paris 
ä  tr.  lea  siöcles.  U,  286*; 
IU,  2. 

Hist  nat.  de  la  Bastille. 

U,  287». 


Go  ut,  F.,  Le  casque  dep.  l'antiqu. 

U,  335. 
GouYeya,  J.  F.  de,   J.  do  Ele- 

phante.     I,   171. 
Gowind    [Wasudew     Kanitkar], 

Akbar.     IU,  217. 
Gozzadini,  Giov.,  Nanne  Gozza- 

dini.     U,  264. 
Gradl,   H. ,  Eger  u.   Heinr.    v. 

Plauen.     U,  138. 

—  Herkunft  der  Egerländer.  U, 
315» 

—  Urzeit  d.  Egerlandes.    Ibid. 

—  PriYÜ.   <L  St  Eger.  U,  315». 

—  D.  Egerer  Archive.     Ibid. 

Gratz,  H. ,    Jüd.    Katakomben- 

inschr.     I,  66.  68. 
Graham,     A.,     Genealog,     and 

chron.  tables  of  Ind.  hist  I,  3. 
Gramont,  Miss,  de  Samson  Nap. 

UI,  142. 
Grant,Alex.,Hastings.  UI,  219. 
Grauort,  H.,   Beeret  Nicol.  U. 
y.  1089.  U,  194. 

—  s.  Petz. 

Graupe,    B.,  Dialect.   Marchica. 

II,  166. 

Graus,  s.  Kirchenschmuck. 
Gray  es,  Swastika.     I,  18. 
Gray,  J.,  Ratana-Panjararo.  1, 15. 
Great  Orators.     UI,  180. 
Green,  J.  A.,  Hist  of  the  Engl. 
People.     IU,  177. 

—  M.    A.    Evorett,    (1653/54). 

III,  161. 

Gregoire,  Hist.  de  Fr.  UI,  149. 
Gregorii   M.   Dialog.     Lib.    U, 

ed.  Mittermüller.  II,  1911. 
Gregorovius,    Grabmälor    der 

Päpste,  italien.  v.  Ambroai. 

I,  132«. 

—  Gesch.  d.  St  Rom  U,  187. 

—  Die  beiden  CriYelli.  IU,  105. 

Gregorutti,  Iscr.  in  ed.  di  Aqui- 

leja.  U,  144. 
Gremaud,  J. ,  Docum.   relat   ä 

l'hiat  du  Valais.     U,  345» 
Grewingk,  Pfahlbauten.  U,  1 85 ; 

IU,  52. 
Grierson,  G.  A.,  Proper  names. 

I,  32. 
Grigg,   H.  B.,   Manual    of  the 

Nilagiri  District.     IU,  225. 
Grill,  J.,  Urspr.   u.  Bcdeut   d. 

Naairäergelübdes.     I,  55. 
Grimm,  J.,   Urkunde   v.   1335. 

U,  96. 
Die  AmÖncburg.     U,  97. 

—  W.,  Apostel-Konvent   1, 124». 

Grimouard  de  St  Laurent, 
represent.  de  la  nativite  de  N. 
S.  cet     I,  156. 


Historische  Jahresberichte.    1880.    IU, 


Grimouard  de  St  Laurent, 
Images  du  sacre  coeur,  U,  217. 

Grisar,  H. ,  Deutsch.  Synodal- 
leben.    U,  62. 

Gritsner,  Wappen  u.  Diplome 
Wallensteins.     IH,  17. 

Griveau,  Charl.  VUI.    U,  293. 

Grober,  O.,  Bez.  d.  Ortes  Mülhau- 
sen  z.  D.  Reich  cet    IU,  101. 

Gröfsler,  H.,  Siegel  d.  Mans- 
feld.  Soekr.    U,  122. 

—  Plattengrab.     U,  131. 

Grofs,  Fürstenfeldbruck.  UI,202. 

—  Lyceum  Frideric.  zu  Caasel. 
IU,  89. 

—  Erste  thüring.  Landgrafen.  II, 
32.  132. 

—  C,  Beweistheorie  d.  kanon. 
Processes.     U,  213. 

—  H..  Juden  in  Arles.     I,  70. 

—  J.,  Ringwall  bei  Pöppendort 
U,  147. 

Hochäckor.     II,  148. 

—  J.  W.,  J.  A.  Barop.  UI,  211. 

Grossi,  Th.,  Longob.  eruce  sign. 

U,  241. 
Grot,  J.,  Kejsar.  Katarina  I.  här- 

komst,   übersetzt   v.    C.    Th. 

Westrin.     UI,  1871. 
G  r  o  t  e ,  G..  Hist  of  Greece.  I,  80. 

—  0.  v.,  Leiic.  deutscher  Stifter 
cet  U,  155.  337. 

Grotofend,  Kap.  d.  h.  Katha- 
rina.    U,  99. 

—  Klost  Patershausen.     Ibid. 
Growse,  F.  S.,  Bulandschahr  an- 

tiquities.     I,  32. 
Mathura.     UI,  223. 

Grube,  Grundsätze  Justins  d.  M. 
I,  130. 

—  Schriftorkläruug  Justins  d.  M. 
Ibidem. 

—  Legationsreiso  d.  Nico!.  Cus. 
U,  59  f. 

—  Hadrian  IL  u.  d.  pseudo-isid. 
Decret     U,  193. 

—  Verf.  d.  Imit  Christi.  U,  208. 

Grubor,  F.,  Ebcrh.  U.  v.  Salzb. 

U,  44. 
Grünbaum,  Publicist  des  30jähr. 

Krieges  162Ü—29.     IU,  16. 

212. 
Grüne,  K.,  Kulturgesch.  d.  XVU. 

Jh.     IU,  22. 
Grünhagen,   C,    Regeston  zur 

schles.  Gesch.     U,  43.  168. 
Schlesien  1707—70.    IU, 

71.  201. 
Corps  d.   F.  v.   Anhalt  i. 

1.  schles.  Kr.     UI,  86. 
Grünwald,  M.,  Jose  da  Silya. 

1,  68. 

17 


111,258 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Grundtvig,  Svend,  Pedor  Smcd. 
m,  196. 

Grüner,  H..  Opfersteine  Deutsch- 
lands.    II,  147. 

Gruyer,  G. ,  Illustration«  des 
ecrits  de  Sayonar.  II,  268. 

Guarini,  F.,  Torremoti  in  Forli. 
H,  254. 

Guasti,  Lapo  Mazzei.    II,  267. 

—  Savonar.  giudic.  da  Capponi. 
n,  268. 

Guben  unter  sächs.  Landes- 
hoheit    III,  47. 

Gubernatis,  s.  De  Gab. 

Gttdemann,  Erziehungswesen d. 
Juden,    I,  60  f. 

—  Midrasch  im  Koran.   II,  226. 
Guänin,    Rech,  sur  rhist  de  1. 

Stenographie.  II,  327  f. 
Guerber,  Liebennann.  in,  102. 
Gu6rin,   V.,  Description   de  la 

Palestino.  1, 120.  160;  II,  242. 
Guerrini,  0.,   e   Corr.  Ricci, 

Studi  e  polemiche  dantesche. 

II,  264».  265 10. 
Guichet,    MecLocine    &    Troyes. 

U,  275. 
Guillaumo,    s.   Bohrbacher. 
Guillemot,  Old  England.     IU, 

180. 
Guimet,  Dathavansa.     I,  15. 

—  Dent  reliquedu  Bouddha.  1, 15. 

Musee  Guimet,  Catalogue.  1, 14. 
Guinand,  Assimilation  d.  1.  y6- 

rit.  langue  semit  av.  la  languc 

accadienno.     I,  49  f. 
Guiraud,  De  Lagidarum  c  Ro- 

manis  societato.     I,  983. 
Guiabchand  Lakhmichand, 

Jain    Dharm     Sar    Sangraha. 

1,  24". 
Guloke,  H.,  DaTid.   d.  Schotte. 

U,  31. 
Gutenäcker,    Michael     Oppel. 

IU,  115. 
Gutschmid,   A.  v.,  GeschichtB- 

überlief.  ü.  d.  perikleische  Zoit- 

altor.     I,  77«. 
Gui,  s.  Bernard. 
Guy.     I,  142». 
G  u  y  a  r  d ,  (Akkad.  Sprache).  1, 50. 

—  Musulmans.     II,  224. 

—  s.  Tabari. 

—  de  Berville,  Bertr.  Du 
Gucsdin.     U,  291». 

Gyfs,  J.  M.,  Origines  alsat.  II,  77. 


u. 

fl  aak  h ,  Funde  in  Klein-Aspergle. 
H,  85. 


Haan,  W. ,  Episcopal-cet  Verf. 
v.  Sachs.     II,  132. 

Haas,  J.,  Siam.  Münzen.    I,  20. 

Habicht,  Theatorleben  Schmal  - 
kaldens.     HE,  89. 

Hach,  A.,  J.  H.  Siegeler  u.  J. 
Brinkmann,  Glück  d.  Reper- 
gesellen.   111,  53. 

Hackley,  Events  of  the  non- 
cathol.  period  of  the  church 
cet     I,  12610. 

Hackenschmidt,  K. ,  D.  röm. 
Bischöfe  i.  IV.  Jh.     I,  139. 

H ähnelt,  W.,  Turmbau  zu  Ba- 
bel.    I,  54. 

Haenle,  S.,  Rothenburg  a.  T.  u. 
die  Hohenzollern.     II,  105. 

Haenselmann,  L.,  J.  A.  Leise- 
witz u.  d.  Armenpflege  in 
Braunschw.     HL,  75. 

s.  Chroniken. 

Häutle,  Witteisbacher.  II,  103. 

—  K.  Leop.  L  i.  Neuburg.  III, 
106. 

Haffner,,  P.,  Gräfin  Ida  Hahn- 
Hahn.     III,  31.  210. 

Hafner,  Chron.  t.  Ravensberg. 
II,  86. 

—  Handschrr.  d.  Joh.  v.  Winter- 
thur.    H,  340. 

Hagedorn,  P.  W.,  Rettung  dos 

kurf.  Schatzes,     in,  87. 
Hage  mann,  E.,  Comt  de  Gue- 

briant     UI,  215. 
Hagemeyer,   Joach.  I.    u.    die 

Reform.     IU,  42. 
Hagen,  H.,    De  cod.  Bern.  CIX 

Tironianis.     II,  327. 
Haggenmacher,    0.,     Ironie 

Jesu.     I,  121». 
Hagiologia.     I,  148. 
Hahn,  H.,  Contin.  Bedae.  II,  19. 
H  a  1 e  v  y ,  J.,  Docum.  religieux  de 

l'Assyrie  et  de    la  Babylonie. 

I,  50. 
Note  suppl.  s.  l'inscr.  de 

Byblos.     I,  160. 

—  L.,  Cyrus  et  l'Exil.     I,  36«. 
Ha-Lewi,  Mos.,  Maase  Mouche. 

I,  621. 
Hall,  W.,  Church  work.  HI,  168. 
H  a  1 1  wi  c  h ,  M.,  Wallensts  Ende, 
in,  122. 

—  —  Wallenst.  u.  Arnim  1632. 
Ibid. 

Über    Wallensts    Verrat 

Ibid. 
Halm  u.  Muncker,  Turmaiers 

samtl.    Werke:    kl.    hist    u. 

phil.  Schrift.     UI,  104. 
Halphen,  M.  E.,    Lettres  ine- 

dites   de   Jacq.    et   de  Charl. 

Faye.     UI,  141. 


Hamburger,  E.,  NichtJuden  u. 

Sekten  i.  Talmud.     L,  60. 
Real-Encykl.   f.  Bibel  und 

Talmud.     I,  115. 

Hamburger  Ansichten  UI,  56. 

—  Kämmereirechnungen.    11,  62. 

—  Karten  s.  Karten. 

De  Hamburger  Utroop  singwyse 
Yorgestellet     III,  57. 

Hamel,  Briefe.     III,  147. 

Van  Hamel,  s.  Boro  Budur. 

Hamid  Vehbi,  n.  Annuairc. 

Hamilton  ,  A  ,  Rheinsberg. 
IU,  27. 

—  H.,  Minne  af  Riksmarsk.  Gr.  J. 
De  la  Gardie.     UI,  182. 

—  W.,  Poets  laureats.    m,  168. 

Hammerle,  Neue  Bilderhds.  z. 

Susannasage.     II,  55. 
Hamon   de   la  Thibaudierc, 

Mort  cet  de  la  vierge  Marie. 

I,  149«. 

Harn pel,J., Reporter,  <L  archaeol. 

Funde  i.  Ungarn.     II,  322. 
Handelmann,    Denkmäler  cet. 

d.  Northusdienst    II,  147. 

—  (Münz-  u.  andere  Funde).  Ibid. 

—  Salzhandel  d.  Nordfriesen. 
Ibid. 

—  36.  Ber.  z.  Altertskde.  r. 
Schlesw.-Holst     Ibid. 

—  Thyraburg.     II,  148. 

—  Vorgeschichtl.  Erdwerke.  H, 
149. 

Haneborg-Schegg,     Evangel. 

nach  Johannes.     I,  119. 
Hanncke,  R.,  Vineta.    II,  151. 

—  —  Pommern  u.  d.  gr.  Kurf. 
in,  37.  64. 

Insel  Wollin.     in,  65. 

Coslin  u.  d.  letzt  Camin. 

Bischöfe.     III,  65. 
Han  otaux,  G.,  Maxime«  poKt  et 

fragments  ined.    du  Card,  de 

Richel.    III,  143. 
Hanow,    W.,     Urkk.  -  Regesten 

v.  Anklam.     U,  154. 
Die  alt  Drucke  zu  Anklam. 

III,  67. 

Hans  ran  dem  Damme.     III, 

57. 
Hanschmann,  A.  B.,  Waldcn- 

burg.     U,  134;  IU,  261. 
(Hansen),     NationalitätsTerhält- 

nisse  y.  Schleswig,     n,  152. 

—  Chr.,  Det  gamlo  Nidaro«.  11, 
305. 

—  C.  P.,  Sagen  cet  d.  Nord- 
friesen.     II,  1285.  152. 

—  P.,  Nord,  digtere.     ni,  196. 

—  R.,  Echtheit  d.  Briefe  Alexan- 
ders d.  Gr.     I,  93» 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,259 


Hanserecesse,  ed.  Kopp- 
mann.    II,  296. 

Hansjacob,  IL,  Ans  m.  Jugend- 
zeit    III,  209. 

Hanssen,  Wechsel  d.  Wohnsitze. 

II,  68. 

—  Agrarhist  Abhdlgn.     II,   68. 

H  an  t  z  s  c  h ,  A.,  Planen  b.  Dresden. 

III,  201. 
HarakchandGhorayat,  Jaina 

InanavalL     I,  2510. 
Harasnndara  Tarkaratna,  s. 

Sanhita. 
Harconrt,  A. ,  Guide  to  Delhi. 

m,  223. 
Härder,  C.  W.,  Meisgewänder. 

III,  57. 
H  a t  d  t ,  De  Tzetzarum  nomine  cet 

II,  221. 
Hardy,  E.,  Origine  d.  1.  tact.  fr. 

m,  139. 

—  Les  Francais  en  Italic.  II,  293. 

—  R.S.,  Manual  ofBuddhism.  1, 10. 
Harek,  F.,  Orig.  v.  Dürers  Post- 
reiter.    II,  63;  HI,  111. 

SarTasatkarmapaddhati  ed.  Ha- 
ridchandra  Tarkai  ankara. 
I,  9. 

Harish  Chandra  Mitra,  A. 
Duft     in,  222. 

H  a  r  k  a  r  y ,  (Petersb.  hebr.  Ztschr.) 

I,  07. 

—  Judaica.     I,  57  f. 

—  (Z.  Gesch.  d.  Karaiten).  I,  62  f. 

—  (Fragm.  e.  Briefes).  I,  63. 

—  Ü.  d.  Chasaren.     I,  64. 

—  Brief  <L  Chasarenkönigs  Josef. 
Ibid. 

—  Chasarenbriefe.     Ibidem. 

—  Kuss.  Dokum.  z.  Gesch.  d. 
Juden.     I,  72. 

—  (Vierstadtkongresse).     I,  73. 

—  Studien  n.  Mitteil .  cet  I,  64. 
67  f. 

—  s.  auch  A.  E.  Landau. 
Harland,  A.,  Hcidn.  Glaube  im 

Solling.     m,  75. 

—  H.  L.,  u.  E.  Bodomann, 
Einbeck.  Nachbarsch.    III,  76. 

Harlez,   C.  de,    Les    Aryas    et 
1.  prem.  patrie.     I,  1. 

La  bible   dans  Linde  de 

M.  Jacolliot.     I,  5«. 

—  —  Medic  origin  of  Zoroas- 
trism.     I,  37. 

Harm  and,  Kouys.  Ponthey-Ka- 

keh.     I,  20. 
Harnack,     A.,    s.   0.  y.   Geb- 

hardt 

—  0.,    Karol.   u.    byzant  Reich. 

II,  22.  221. 
Harrington  Boaumont,  Mar- 

shere.     III,  169. 


Hartel,  W.  u.  Schenkl,  Wiener 

Studien.     I,  85. 
Hartfelder,  K.,  Badische  Litte- 

ratnr  1877—79.     II,  79». 

—  —  Ordnungen  v.  Oberkirch. 
II,  83. 

Wern.  v.  Themar.    II,  84 ; 

IU,  11. 
Hartl,  A.,  Scheyern.     II,  106. 
Hartman  n,     Römermünzen    in 

Osnabrück.     II,  126. 

—  J.,  De  hermocopidarum  cet 
judieiis.     I,  90. 

—  J.  n.  P.,  Oberamt  Balingen. 
II,  86. 

—  u.  Mostorf,  Fund  b.  Eddelack. 
n,  1477. 

Harttung,  J.,  Spiele  der  Deut- 
schen in  Bergen.     III,  191. 
s.  Pflugk-Harttung. 

Hartwig,  0.,  Eroberg.  v.  Semi- 
fonte.     II,  255. 

Chronik  v.  Florenz.  II,  48. 

Hase,  C,  Leben  d.  h.  Antonius. 

I,  140. 

—  K.,  Kanzler  Krell.     HI,  84. 
Hasen jäger,  R.,  Nioderd.  Mo- 
nolog.    II,  161. 

Hasse,  P.,   Schlesw.  Stadtrecht 

II,  156. 
Hasselblatt, A.,u.G.  Kästnor, 

Urkk.  v.  Göttingen.     II,  125. 

Hauck,  A.,  Entstehung  d.  Chris- 
tustypus.    I,  1556. 

Hang  u.  Miller,  Kelt  od.  germ. 
Ringwälle.     11,85. 

Haupt,  H.,  (Malalas).  I,  78;  H, 
220. 

Z.G.d.röm.  Flotte.  1,107. 

Haureau,  B. ,  Charlom.  et  sa 
cour.     II,  20*. 

Haus  der  Schiffbauerlade.  HI,  56. 

Hauschild,  Psychologie  cet 
Tertullians.     I,  131* 

Hauser,  Christophorus.   I,  1507. 

—  D.  hl.  Lucius.     JI,  339. 
Hausmann,  R. ,   Z.  Stephans  v. 

Polen,     in,  51.  212. 
Haussonville,    d\     Salon    de 

Mad.  Necker.     LH,  151. 
Hauthaler,  W.,  Erzbisch.  Frdr. 

IIL  y.  Salzburg.     II,  51. 
Hautzsch,  A.,  Dorf  Plauen.  II, 

134. 
Havet,   E.,   Christianisme  et  s. 

orig.,  III.     I,  60.  12010. 

—  J.     II,  16». 

Llieresie  et  le  bras  s6cul. 

H,  21.  201.  283. 
Head,    B.   V.,    Himyar.    Tetra- 

drachm.  H,  223. 
Heath,  D.  J.,  Cilician  Inscr.  1, 

160. 


Hebr.  Bibliographie.    I,  59. 
Heckmann,  M.,  s.  Wdrner. 
Hector,  J.,  Alex.  Duff.  m,  222. 
Heel,  H. ,    Ordensschwester  Co- 

luraba.     III,  110. 
Hefner,    0.  F.  v.,    Thiere    des 

Hohenloheschon  Wappens.  II, 

111. 
Hegel,    C,    PriYil.  Adalberts  L 

n,  96. 
Hehle, Farn. Winkelhofer.  II,  86. 
Heidendorf,    Mich.   Conr.    v. , 

Selbstbiogr.     III,  126. 
Heigel,    K.    Th.,    D.    Witteis- 
bacher.    II,  103. 
Heim,  Van  der,  H   J.,  Anton. 

Heinsius.     III,  184. 
Hein,  R.,    Alhambra.     II,  236. 
Heinemann,  0.  y.,  Ndrlage  d. 

Sachsen  b.  Hamburg.    II,  22. 
Dankwarderodo.  II,  1241; 

in,  202. 
Schi.    b.    Eppendorf.     H, 

151. 

Heinlein,   F.,    Flugschriften  y. 

1667—68.     III,  20. 
Heinrici,    Friedr.    v.    Hausen. 

II,  39. 

—  G.,    Erkl.  d.  Korintherbriefe. 

I,  124  f. 

Heise,  A.     III,  193. 

(Dän.Registranten).  111,193. 

Holbig,  Bronzi  trov.  a  Cnma 
cet.     I,  99. 

—  (Gebr.     d.    ftronzefedern    im 
Altert)     I,  99. 

—  Viaggio  in  Etruria.    I,  991. 

—  Scayi  di  Vulci.     Ibid. 

Helf  ert,  Relig.  Irrlehrer  i.  Böh- 
men u.  Mähren.     III,  123. 

Heller,  J. ,  Aegid.  Aureaeyall. 
n,  12. 

Hinkro.  v.  Reims.    II,  21. 

—  —  d.  Bald.  v.  Ayesnes  zuge- 
schrieb.  Henneg.  Chron.  II, 
276. 

Hellmaier,    S.,      Graber    bei 

Niederambach.     II,  101. 
Hellwald,  Fr.  v. ,  Ruinenplätze 

Cambodschas.     I,    19".  (20). 
Helmkon,  F.  Th.,  Dom  zu  Köln. 

n,  118. 
Henke  (-Ga  f  s),  Neuere  Kirchen - 

gesch.     IU,  2. 
Henking,  K.,  Gebh.  y.  Constanz. 

II,  30. 
Henne-Am-Rhyn,  0.,  Heimat 

der  Arier.     1,  1. 
Kulturg.  d.  Judent    I,  59. 

Henne,  G.  A.,  Zweit  Ber.  üb. 
d.  Kgl.  Schull.-  Seminar  zu 
Schneeberg,     m,  84. 


17* 


111,260 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Hennebert,  E.,  Hiat.  d'Annibal. 

I,  109. 
Hennes,    D.    3.    valerisch-hor. 

Gesetz.  I,  105  f. 

—  Erzbischöfe  v.  Mainz.    II,  20*. 
Henning  u.  Hoffory,  Heiners- 

dorfor  Runenstein.     II,  165. 
Henrici,  Em.  u.  Ernst,  Heiners- 

dorfer  Stein,     n,  163*. 
Hensel,  S.,  Farn.  Mendelssohn. 

IH,  45. 
Henzen,     Inschr.     z.    Ehr.    d. 

Stilicho.     I,  100«. 

—  Inschr.  a.  Todi.     I,  100. 
Heppe ,  s.  Soldan. 
Herbst,  W.,  Encyclop.  d.  neuer. 

Gesch.     IH,  2.  169. 
H ereile,   Docum.   in&l.   p.  s.  ä 
rhist  des  £tate-Gen6r.  dep.  c. 
d.  1484  j  &  ceux  de  1789.  (IH, 
149.) 

—  Mem.  d'Hippolyte  Thibaut 
HI,  145. 

Hergenröther,  Kirchenlexikon. 
I,  115;  H,  187. 

—  Hdb.  d.  allg.  Kirchengesch. 
I,   116. 

—  dass.,  Französ.  v.  B£lat  Ibid. 
Hermann,  A.,  Beziehungen  zw. 

Röraorn  u.  Parthern.     I,  111. 

—  B.,  Kampf  um  Erfurt  HI,  17. 
84. 

—  E.,  Hausmeieramt     II,  7. 

—  —  Peter  d.  G.  u.  Zarewitsch 
Aloxoi.     HI,  51.  186. 

—  J. ,  Wider  H.  v.  Treitschke.  HI, 
30. 

—  Th.,  u.  Ph.  Z oller,  Theol. 
Studien  a.  Württemberg.  I, 
122». 

H  eron  de  Yillefosse,  Cachet 
d'oculisto.     II,  10. 

H  o  r  q  u  e  t ,  Grofsmeistor  d.  Hospi- 
tal.-Ordens      II,  242. 

—  K.,  Landesarch.  i.  Ostfriesld. 
IH,  211. 

Herrad  v.  Landsporg,  Hortus 

deliciarum,    cd.    A.    Straub. 

U,  196. 
Herrcro,  Cr.,   Benaciniiento  de 

la  ciencia  dcl  derecho.  U,  212. 
Herrmann,  Zeitgenöss.-Berichte. 

Hl,  51.  186. 
Horsart  di  Villomarque,  S. 

Gurthiern.     H,  215. 
Hers  hon,   P.  J. ,    Talmud.  Mis- 

collany.     1,  62. 

Hertel,  G.,  Z.  Lebensbeschreib. 
Norberts.     11,  34. 

—  —  Calber  Steuerregister.  U, 
121. 

Belager.   Magdeb.   1550/1. 

IH,  72. 


Hertel,  G.,  G.  y.  Alvensleben* 
Topographia.     III,  72. 

Magdeb.  u.  d.  Event-Hul- 

dig.  1650.     m,  72. 

H  er  tk e  n  8 ,  Pater  Haslacher.  Hl, 
215. 

Hertling,  G.  v.,  Albert  Magn. 
II,  2031. 

Hertzberg,  G.  F.,  Hellas  u. 
BomU.  Gesch.  d.  rom.  Kaiser- 
reichs.    I,  107. 

Herwerden,  Ad Plutarchi Titas. 

I,  94». 

Herzberg,  G.,  Magdeb.  HI,  85. 
Herzog,  Vcrmessg.  d.  röm.  Grenz- 
walls.   H,  85. 

—  J.  J.  u.  G.  L.  Plitt,  Beal- 
Encyclopadie  f.  protest  Theo- 
logie cet    I,  6510.  115. 

Hesse,  Palat  b.  Seligenstadt 
n,  97. 

—  Auswand.  Biliner  Bauern,  m, 
122. 

Hesseis,  s.  Lex  Salica. 
Hettinger,  F.,  Thom.  v.  Aquino. 

II,  203. 

Hettner,  H. ,  Italien.  Studien. 
H,  257. 

—  F.,  Thermen  in  S.  Barbara. 
H,  90. 

D.  röm.  Trier.     Ibid. 

Hewil,     Genesis    of    the    cath. 
church.     I,  117*. 

H  e  y  d ,  Mittelalterl.  Handelsyerbdg. 
d.  oberschwäb.  Städte.    H,  85. 

—  Levantehandel.     H,  228.  242. 

—  Funda  u.  Fundaco.  U,  242. 
Heydemann,     V.,     De    senatu 

Athen.     I,  84  f. 
Heydenreich,    De  Constantino 
M.  cet  Libollus.     I,  139. 

—  E.C.H.,  Kriegsdrangs,  y.  Froi- 
bergs  ländl.  Umgeb.     IH,  86. 

—  Zug    Karls    XH.   i.    Sachsen. 

III,  185. 

Heygate    Ireland    sinco    1850. 

III,  180. 
Hey  mach,  F.,  Gerh.  v.  Eppen- 

stein.     H,  51. 
Hjärne.    IH,  181. 

—  s.  auch  Zlobin. 

—  Leben  <L    h.   Hieronymus. 

I,  1421. 

Hildebrand,  Heinr.  y.  Lettland. 

II,  185. 

—  H. ,  Kassiteriden  u.  Zinn  im 
Altert     H,  146. 

Sveriges  Medeltid.  H,  293. 

Anz.  v.  Tr.  Lund.  HI,  193*. 

Hildesheimer,  H.,  D.  1.  q.  i. 

de  vir.  illustr.     I,  104  f. 
Hilgenfeld,  Anz.  y.  Heinrici, 

Korintherbriefe.     I,  125. 


Hilgenfeld,  Irrlehrer  d.  Hirten- 
briefe.   I,  126. 

D.  Gnostiker  Valentin.     I, 

131». 

—  Haereseolog.  Berichtigungen.  I, 

131".  143. 

—  Philo  u.  d.  Therapeuten.  1, 134. 

—  Spur,  verlor.  Schrift,  d.  Kir- 
chenv.     1,  1481. 

—  B.,  P.  Sulpiciua  P.  F.  Qui- 
rinius.     I,  161. 

Hilgers,  Öffentl. Bauten  in  Wies- 
baden.    H,  94. 

Hill,  BowL  &  G.  Birkbeck, 
Hist  of  Penny  Post    111,179. 

Hille,  C.  A.,  De  scribis  Athe- 
niens.  publ.     I,  85. 

Hildebrandt,  K. ,  Metternich. 
IH,  29. 

—  Mad.  de  Bemusat  IH,  155. 
Engl,  in   the  XVIIL  Cen- 
tury.    IH,  125. 

Engl.  i.  18.  Jh.     Ibid. 

Hillebrandt,  A.,  Altind.  Neu- 

u.  Vollmondsopfer.     I,  8. 
Hiltl,  D.  gr.  Kurfürst  u.  s.  Zeit. 

IH,  33. 

—  Unser   Kronprinz.     IH,  210. 
H  i  m  p  o  1 ,  Fragmente  d.  Apologieen 

d.  Aristid.  u.  Luc.  22,  42,  43. 

I,  129. 
Hindu  law  of  adoption.     1,  27*. 
Hingst     H,  134. 
Hjort-Lorenzen,  DeFredericia 

Brunnen  Slegtebog.    HI,  107. 
Hiplor,    Biograph,   des   Hosius. 

HI,  49. 

—  Zum  Hosiusjubil.     IH,  49. 

—  u.  Zakrzewski,  Hoeii  epi- 
stolae.     HI,  49. 

—  Christi.  Geschichtsauflass.  I, 
145». 

Hiptmair,  M.,  s.  Fuchs. 
HirjiHanraj,Viyeksar.   I,  2516. 
Hirsch,  F.     H,  21».  22«. 
Hirschberger,    Graberfeld  b. 

Tornow.     II,  161. 
Hirschfeld,    Inschr.    aus  Car- 

nunt     H,  142. 

—  J ,  Gallerie  berühmt.  Ärzte  u. 
Kliniker.  (Billroth,  Virchow.) 
III,  69. 

Histoire    de    Languedoc.     (Nouv. 

Mit.)     U,  283. 
Hist  des  Tuileries.     IH,  149. 
Historiae  Patav.    et   Cremifan. 

ed.  G.  Waitz.     II,  48. 
History  of  the  states  of  Gt>hilwmd  L 

I    341*. 
Hitzig,   F.,    Vorless.   üb.   bibl. 

Theologie.     I,  55. 
Hitzigrath,  H.,   Publicist  des 

Prag.  Fried.     IH,  16. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


ni,26i 


Hochgürtel,  J.,  KirchL  Zehnte. 

II,   69. 
Hochstetter,  b.  Deschmann. 
Hockenbeck ,    H.,    Gesch.    v. 

Wongrowitz.     n,  171. 
Hodgkin,    Th.,    Italy   and   her 

inradem     I,  1145;  II,  249. 
Hodgson,   B.   H.,  Essays  relat. 

to  Indian  subjocts.     I,  4. 
H  5  c  h  8  m  ann ,  Joh.,  Stud.  z.  Gesch. 

Siebenb.     III,  126. 
Hock,    A. ,     Einführung    fremd. 

Gesandtsch.     I,  85. 
Hoefer,    E.    o.    0.    Rüdiger, 

Küstenfahrten,    m,  54. 
Höfler,   C.  t.,  Krit  Bern.  üb. 

Zosimos.     I,  112;  II,  220. 

SchLa.2i2kaberge.  11,319. 

Epochen    d.    slav.    Gesch. 

Ibid. 

Papst  Adrian  VI.    m,  7. 

Höfner,    M.    J. ,     Charakterist 

Ottos  L    U,  27. 
Hohlbaum,    Gosw.    v.  Hericke. 

II,  185. 

Höhler,  M.,  Friedr.  U.   H,  43. 
H  Ö 1  d  e  r ,  H.  v.,  Niedere  Schädel- 

fbrmen  iu  Dtschl.    II,  150. 
Hol  scher,    Einl.     i.    d.    fries. 

Bechtaquellen.     II,  74. 

—  L.  A.  Th.,  Diöz.  Paderborn.  II, 
127. 

Holze  1,    Entsteh,    d.   Gymnas.- 

Bibl.  L  B.  Leipa.     III,  122. 

Hörn  es  ,      Sakramentshäuschen. 

III,  112. 

Hoernle,  Inscr.  fr.  Riwa.  I,  17. 
Hörrer,     J. ,     Markt    Werfen. 

II,  142;  HI,  202. 
Hoffheinz,  G.  Th.,  Blutgericht 

i.  Königsbg.     II,  183. 
Hoffmann,    Kath.    Kirche    zu 

Wiesbaden.     II,  94. 
Ho  ff  mann,  F.,   Aus  d.  Kultur» 

gesch.  Europas.     III,  198. 

—  G.,  Syr.  Akten  pers.  Märtyrer. 
I,  148  f. 

Julian   d.   Abtrünnige.     I, 

141. 

Hoffmeister,  C,  Hess.    Mün- 
zen cet.     II,  131. 
Hoffory,  s.  Henning. 
Hofmann,    H.,     Magdeb.    letzt 

Ringen.     III,  72. 
Hofmeistor,  A.y  Rostock,  cause 

celebre  1611.    III,  62. 
Hohenlohe-Waldenb.,   Fürst 

K.  H.,  Wappen  am  Konstanzer 

Kaufhaus.     II,  81. 
Fürstenberg.  Wappen,    n, 

82. 
Bietersches    Wappenbuch. 

U,  84. 


Hohenlohe-Waldenb.,  Fürst 
K.  H.,  Herald.  Wecken,  n, 
111. 

Sphragist    Bemerkungen. 

U,  334. 

Z.   Adelsgesch.     in,  210. 

Holder,  D.  Wunnenstein.  II,  86. 

—  A.,  s.  Lex  Salica. 

—  -Egger,  Ausg.d.  Sifrid.  Pres- 
byt.     II,  49. 

Chron.  princip.  Saxon    II, 

126.  155. 

Hollander,  A.,  Strafsb.  i. 
Schmalkald.  Kr.     III,  100. 

—  L.,  De  mil.  coloniis  cet.  I, 
101. 

Holm,  A. ,  (Herodot  u.  Thucy- 
dides).   I,  86«. 

—  —  Jahresber.  Über  griech. 
Gesch.     I,  92. 

—  H.  J.,  s.  Dahlerup. 

Holstein,  Magdeburger  i.  Tü- 
bingen,    m,  73. 

—  Fr.  v.  Koepken.     in,  73. 

— -  Magdeburg.  Dramen  u.  Dra- 
matik,   in,  73. 

Holsten,  C,  Evangel.  des  Pau- 
lus I.     I,  124. 

Holtermann,  P.  C.  T.,  Erin- 
dringer  fra  Kvcomees  Praste- 
gaard.     in,  192. 

Holtmanu,  Joh.,  Wappen  ost- 
fries.  Geschl.     III,  78. 

Holtze,  F.,  Berliner  Handels- 
recht, n,  167. 

Holtzmann,  A.,  Agastya.    I,  9. 

—  H.  J.,  Anz.  v.  Nösgen,  Üb. 
Luc.  u.  Jos.     I,  119. 

Pastoralbriefe.    I,  125  f. 

Jakobus    d.    Gerechte.     I, 

126  f. 
Papias  u.  d.  4.  Evangelium. 

I,  127. 
Holub,  D.  Reich  Samos.  II,  314. 
Holzapfel,   R.,    D.    gr.    Kurf. 

Festungsbauten,     m,  72. 
Holzmann,  M.,  Z.  d.  Psalmen  u. 

Rgveda-Hymnen.     I,  7. 
Holzmeyer,   Osiliana  III.     II, 

183;  III,  52. 
Holzwarth,  J.  G.,  s.  A.  Räfs. 
Hommage s   a   S.   Thomas.     II, 

203*. 
Homelies  de  St.  Jean  Chrysost 

I,  1421. 
Hommel,  Fr.,  Keilschriftforsch. 

u.  bibl.  Chron.     I,  49. 
Abrifs  d.   babyl.  assyr.  u. 

israel.  Gesch.  in  Tabellenform. 

I,  49,  54. 

—  —  Z.  ältest  Geographie  Vor- 
derasiens.    L,  52. 


Hommel,  Fr.,  Patrie  orig.   des 

Semites.     II,  222. 
H*on egger,  J.  J.,  Ruas.  Litterat 
'  u.  Kultur.    IU,  212. 

—  Katechismus  der  Kulturgosch. 
III,  230. 

H  o  p  p  e ,  F. ,  Königin  Louise.    III, 

209. 
Horawitz  ,     Th. ,      Erasmiana. 

LH,  11. 
Horoy,  s.  Bibl.  patrist. 
HorSiäka,  A.,  Sage  v.  Susanna 

u.  K.  Wenzel.     U,  55. 

—  Rudolfs  in.  Einsetz.  z.  Kön. 
v.   Böhm,      n,  316M. 

Schlofs  Horkel.     UI,  80. 
Hörn,  F.    W.,  Fremstill.   af  d. 

Danske    Literat    histor.     III, 

196. 
Horqik,  s.  Öasopis. 

Hortis,  Att,  Romieri  a  Trieste. 
U,  252. 

Sülle  opere  lat  del  Boc- 
caccio.    U,  266. 

Franc,  del  Balzo.    U,  270. 

Due  lettere  di  Uberto  Do- 

cembre.     n,  318. 

Hosaeus ,  W. ,  Anhaltiner  i. 
Heidelb.    in,  74. 

Annette  v.  Glafey.    III,  74. 

Herz.  Louiso  v.  Anh.-Doss. 

u.  Fried.  Brun.     UI,  74. 

Mosigkau.     UI,  74. 

Hose,  G.,  Ruins  of  Boro  Budur. 

I,  20. 

Greek  N.  Test.  cd.  by  F.  J.  A. 
Host  u.  A.  W.  Stroane.  I, 
117. 

Hostmann,  C,  Älteste  Eisen- 
schlacken i.  Hannover.  II,  125. 

Metallarbeiten  v.  Mykenae. 

n,  146. 

Ho  üben,   E.   Studie  üb.   Dietr. 

t.  Niem.     U,  58. 
Houllier    Floreda.     I,  150». 
Houtsma,  M.  Th.,  s.  Tabari. 
Houtum-Schindler,  A.,  Hist 

and  Arch.  Notes  on  a  Journey 

in  South- Western  Persia.  I,  38. 
Goinage    of    the    Decline 

of  the  Mong.  in  Pers.    n,  234. 
Hovolacquo,     Renaissance    du 

Zoroastrisroe.     1,  37. 

—  L'Avesta,  Zoroastre  et  la  Maz- 
d6isme.     I,  37. 

Huart,  Cl. ,   Bibliograph,  ottom. 

II,  226. 

Hubault,  Hist.  contemp.  111,2. 

—  et  Marguorin,  Les  grandes 
epoques  de  la  France,   ü,  278. 

H  u  b  e  r,  Geburtsjahre  von  Kindern 
Albrechts  I.    II,  50. 


111,262 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Haber,  E.  v. ,  H.  Burgkmaier 
cet    n,  109. 

—  -Liebenau,  Kunstgewerbe. 
m,  215. 

S.  Hubertus.     II,  215. 
Hucher,    Iconographie    du    roi 

Ren*.     U,  292. 
Huckert,  E.     II,  578. 
Hue,  G.,  L'artülerie  dans  l'antiqu. 

U,  336. 

—  —  Princip.  camp,  du  temps 
de  Louis  XIV.     DI,  145. 

Hübbe,  Gojenschielsen.  II,  159. 
Hübner,    Farn.    v.    Sunthausen. 
II,  86. 

—  Beichenbach.    Tuchmacher  -Z. 

in,  123. 

—  E.,  Bildnis  d  Senoca.    I,  99. 
u.  Th.   Mommsen,    In- 

schr.  d.  Nodonheiligt  1, 1018. 
Hübsch,    A.,    Tho  Ikhwan    as- 

Safa.     II,  226. 
Hülsse,  Fr.,  Buchdruckerk.    III, 

72. 

Spottgedicht,     in,  73. 

Huemer,  Glossenwerk  zu  Sedu- 

lius.     n,  23*.  24. 

—  Hugon.  Ambiensis  opusc.  II, 
196. 

HÜsing,     Genoal.    <L     h.     Ida. 

II,  20.  127. 

Hugues,    H.,    Orig.    du    droit. 

musulm.     II,  250. 
Huidekopor,  Fr.,  Indir.  testi- 

mony  of  hist.  t  the  gonuineness 

of  the  gosp.     I,  118. 
Huitfeldt,  H.  J.     IH,  192. 
s.  auch  Eystein. 

Humann,    (Stadt    d.   Tantalus). 
I,  76. 

—  —  s.  auch  A.  Conze. 
Humbert,    C.  Fr.  Becker.    KI, 

215. 
Hummelauer,    F.    v. ,    Christi. 

Vorzeit  u.  d.  Naturwiss.  1, 145  f. 
Naturwissenschftn.  im  MA. 

n,  2i2. 

Hundred  greatest  men.    ni,  169. 
H  u  n  f  a  1  v  y  ,     Litterar.     Bericht 

III,  128. 

Hunter,  W.  W.,  Englands  Work 
in  India.     IU,  220. 

Wat  de  Engolschen  y.  h. 

Ind.  Volk  hebbonged.  IU,220. 

Hurter,  11.,  SS.  Patrum  opusc 
sei.    I,  1476. 

Husch ke,  E.,  Neue  osk.  Blei- 
tafel.    1,  108. 

Huther,  Johann.  Briefe.   I,  126. 

H  u  y  n e  s ,  Glouc  martyr.  111, 170. 

Hyass,  F.,  Sämling  af  Modde- 
lelser  om  Porsoner  af  Famil. 
af  Narnet  Hvas.    IU,  197. 


Hyver,    C,    Epigraphie    chrät 
1,  153«. 


J. 

Jabornegg,  s.  Carinthia. 
Jackson,  Longleat  papers.    III, 
166. 

—  The  old  Regime.    III,  180. 
Jacob,  G.,  Lat.  Pred.  Berth.a  v. 

Begonsb.    U,  108.  204. 
Jacob    le    Biblioph.,    Fr.    v. 

CrÜdener,  Lettres.     in,  214. 
Jacobi,  Hm.,'  On  Mahävfra  and 

his  predecessors.     I,  23. 
K&lakacarya    Kathanakam. 

Ibid. 
On  Sulasä.     I,  26. 

Jacobs,  E.,  Elger  y.  Honstein, 
n,  122. 

Talisman  f.  e.  harz.  Wall- 
fahrer.   Ibid. 

Vogelsang,     n,  156. 

—  —  Peter  d.  Gr.  im  Harz. 
HI,  74. 

—  —  Gesch.  d.  Amtes  Bären- 
rode.     Ibid. 

(Z.  G.  d.  Juden.)     I,   73. 

Jacoby,  D.  klass.  Bildung  u.  d. 
alte  Kirche.     I,   1316. 

Jacolliot,  L.,  Legislateurs  re- 
ligieux.     I,  5. 

Bible  dans  Linde.     I,  56. 

n,  224». 

Jadard,  Mabillon.     II,  273. 

Jäckel,  Jos.,  Z.  Aenoasfrage. 
I,  108. 

Jäger,  Geistl.  Reakt  unter  Jo- 
seph IL    in,  215. 

—  A.,  Ausstellungsort  e.  Urk, 
Heinr.  IV.    II,  33. 

—  E ,  Sociale  Beweg,  in  Frankr. 
n    278. 

'  V.  A.  Huber.    III,  214. 

—  0.  II,  335*. 

G.  d.  neuest  Z.    m,  229. 

Jaoglä,  Corresp.  d.  1.  duchesse 
d'Orleans  trad.  d.  l'Allem. 
III,  146. 

Jahns,  M.,  Gesch.  d.  Kriegs- 
wesens,    n,  233. 

Jäklin,  D. ,  Wandgemälde  in 
Bäzünz.     II,  216. 

Parasarasanhitä  transl.  b.  Jagan- 
mohan  Tarkälankar.  I,  9. 

Ja gif,  Neueste  Forschgn.  üb. 
Cyrill  u.  Meth.     n,  192. 

—  Inschrr.  d.  Prill witzer  Idole, 
n,  148. 

—  II,  151. 

—  Malalas.    H,  220. 


Jagler,  A. ,  Raubmörder  Jos. 
Hanebuth.     m,  205. 

Ja  gor,  F.,  Die  Veda'a.     I,  35. 

Jahn,  O.,  Pausaniae  descr.  arc. 
Athen.,  hng.  v.  A.  Micha- 
elis.    I,  76'. 

Jahnke,  H.,  A.Borsig.    111,45. 

25  Jahre  d.  Episcopata.  UI,  215. 

Jainbal,  Päthmala.     I,  25u. 

James  A.  G.  F.  Eliot,  Indian 
industrics.     I,  30. 

Jamunabai's  Wander.  UI,  222. 

Jan,  v.,  Kirche  in  Weilheim. 
II,  86. 

Janet,  S.,  Orig.  du  social,  cont 
m,  159. 

Janisch,  Topogr.Lex.  d.  Steierm. 
II,  142. 

Janke,  J.,  Üb.  Dicht  Casp. 
Brülow  aus  Pyritz.  £H,  68. 
103. 

Janko,  v.,  Fabel  u.  Gesch.  U, 
340. 

Jannet,  Cl.,  Instit  social,  cet.  a 
Sparte.    I,  82. 

Jansen,  R,  Günther  r.  Schwarz- 
burg,    n,  53. 

Jarrett,  H.  S.,  Inscription  in 
Koh  Inam.    I,  32. 

Inscription  on  Lanka  Is- 
land, Kashmir.     L,  33. 

Hist    of   tho    Caliphs   by 

Jalalu'ddin,  transl.     U,  230. 

Jarrv,  Suite  d.  1.  Fronde.     III, 

145. 
Jastrow,    Eigent    an    Sklaven. 

n,  19*. 
Jayarum  Rao,  A.,  Christianity 

in  lndia.     III,  222. 
Jaygopal,     Vedartha    Prakasa. 

I,  7. 

Ibach,  Socialismus  im  Zeitalter 
d.  Ref.    IH,  203. 

Ibn  Hajar,  Biogr.  diction.,  ed 
Abd-ul-Hai     U,  224. 

Idevillo,  d',  Bugoaud.  IU,  158. 

Jean  Chrysostome.    1, 141  f. 

Jeans,  G. ,    s.  H.  Nettleship. 

Jellinek,  Ad.,  (Wormser  Mär- 
tyrer.)    1,  73. 

Jenning,  Anecdot  hist  111,167. 

Jenny,  Reste  v.  Brigantium. 
II,  145. 

Aus  Briefen  Adolf  Jensens.  UI, 
211. 

Jentzsch,  Rom.  Münzfunde  d. 
Ndr.-Laus.     II,  161. 

—  Prähißt    Samml.     in    Guben. 

n,  163. 

—  Übersicht     UI,  41. 

J (entasch),    Kirchl.    Vorgänge 
in  d.  Niederlausitz,     in,  47. 
St  J6röme.     I,  1421. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,263 


Jcy^rs,   R,    Customs   conn.   w. 

Piddi  cultivation.     I,   19. 
Mirkmdeya    Porta»    ed.    Jiba- 

nandaBidyasagara.  I,  10* 
Jirocek,  H.,  Landesordn.  Böhm., 

Mahr.  u.  Sonics.    HI,  121. 

—  Jos.,  D.  Echtheit  unserer  alten 
Denkmäler.    II,  31 51. 

Hankas     Originalgedichte. 

Ibid. 

—  —  D.  Ausdrücke  zup  u.  zupan. 
II,   315«. 

—  Konst,    Gnill.    de    Machaut 
II,  316**. 

iken,  Joach.  Neander.     HI,  25. 

78.  205. 
II gen,  Th.,  Konr.  t.  Montf errat 

II,  241.  254. 
Ilwof,  Ft.,  Postwosen.    1,1121 
Imbriani,  Y.,  Capitolo  dant  del 

centiloquio.     II,  265. 
Testam.  della   suocera   di 

Dante.    Ibid. 
Imhof,  G.  t.,  Wie  <L  König  y. 

Portagall    etlich    schiff    gen 

kalakutt  schickt     III,  112. 

—  —  Lautensacks  Ansichten  von 
Nürnb.     Ibid. 

Limitation  de  Jesus-Christ 

II,  208». 
Inama-Sternegg,    K.    Th.   v., 

Dtsche  Wirtschaftsgesch.     II, 

148. 
II,  68«. 

—  —  s.  anch  Zingerle. 
Indien  in  Wort  und  Bild.     III, 

220. 

India- Museum.     I,  291J. 

Ingold,  P.,  L'oratoiro  et  les 
Jansenist  du  temps  de  Massil- 
lon.     HI,  144. 

Le  Cardinal  de  Berolle  et 

le  P.  de  Condren.     Ibid. 

Charakterist  d.  röm.  Inquisi- 
tion.    II,  199". 

Insch,  Ph.,  Vie  de  S.  Thomas. 
II,  203*. 

In  sehr.  v.  Eleusis.     I,  80. 

—  y.  Orchomenos.     I,  92. 

—  von  Delos  z.  Chronologie  att 
Archonten.     I,  92  f. 

—  aus  Olympia.     I,  93. 

—  des  Stilicho.     I,  100. 

—  aus  Rom.     Ibid. 

—  aus  Afrika.     Ibid. 
lnventaires  sommaires  des  ar- 

chives  common.     II,  271. 

—  s.  d.  a.  departem.     Ibid.  u.  f. 
Invontaire  de  bijoux  cet.  de  la 

duch.  de  Montpensier.    II,  273. 
Joachim,  Manuscr.  d.  Gfh.  Gerh. 
v.  Sayn.     II,  96;  III,  93. 

—  Überf.  v.  Würzburg.    DI,  107. 


Jobelmann,  Jacob  Owens.  III, 

202. 
Joel,  M.,  Blicke  i.  d.  Religions- 

geschichte.     I,  128  f. 

—  —  Angriffe  d.  Heidentums  g. 
Juden  u.  Christen.     Ibid. 

Jörgenscn,    A.    D.,     Sleswigs 

gamle  Stadsrot     II,  311. 
Jogendra     Chandra     Gosh, 

Caste  in  India.     I,  29*. 
Jogesh  Chunder  Dutt,  Kings 

of  Kashmira.     I,  337. 
Chron.  Johannis  de  Thilrode 

ed.  J.  Heller.    H,  44. 
Join- Lambert,    Un    concordat 

au  Xu.  s.     II,  194. 
Joinyille,    Hist.    de   S.    Louis. 

ed.  de  Wailly.    U,  2741. 
Jolly,  Jul. ,    Üb.  d.  Systematik 

d.  indisch.  Rechts.     I,  27. 

—  —  Transl.     of    Institutes     of 
Vishnu.     I,  27  f. 

Jong,  P.  de,  Handschr.,  beheiz. 

e.  Bestrijd.    Yan't    Christend. 
U,  228. 

Jongh,    W.  N.  de,    Archivi   di 
Stato  a  Firenze.     II,  248. 

Joppi,    Trento    e  Aquileja.     II, 
25.  144.  252. 

—  Montegliano.     II,  245. 

—  Fonti  per  la  stör,  del  Friuli, 
II,  252. 

Statuta    Doctorum    Patrae 

Forijulii.    n,  260. 
Arte  della  stampa  in  Friuli. 

Ibid. 

—  u.   Mühlbacher,    Unediert. 
Diplom  a.  Aquil.    II,  16.  29. 

Jordan,  H.,  Inschr.  v.  Fucinersee. 

I,  101. 

—  T.,    Stoic    moralists    and  the 
Christian  ism.     I,  131 6. 

Joseph,  P.,  Münzen,     n,  111. 
Joseph  de  Madrid,    S.  Ciaire 

d'Assise.     II,  199». 
Jouancoux,  J.  B.,  Jacques  Bon- 

homme.     II,  288e. 
Jouaust,  Marguerito  de  Navarre 

(Heptamer.).    HI,  139. 
Jouon  des  Longrais,   Roman 

d'Aquin.     II,  24. 
Journal  de  P.  l'Estoile.  III,  140. 
Journce  du  14  juillet.    111,150. 
B.  Jovii   Hist.   patria.    II,  340. 
Ireland  and  her  pres.  diffic.    EU, 

180. 
Irja  Koskinen,  Joh.  Tavat  cet. 

HI,  231. 
Irle,  Mark  Allorstadt     II,  89. 
lrmer,  G.,  Wigbert  r.  Groitzsch. 

II,  121. 

Irwin,  H.  C,   Garden  of  India. 
HI,  223. 


Isaaksohn,  R.,  Urkk.  u.  Akten 

z.    Gesch.    Kurf.    Fr.    Wilh. 

UI,  32.  33. 
I  sr  a  e  1 ,  W.,  Vita  Hilarionis.  1, 1 40. 
Gli    Istituti    scientif.    occ.    di 

Milano.     II,  244. 
Isvard&s  Dugar,  Nimava-mata- 

khandan.     I,  25". 
Itinera  Hierosolymitana ,  od.  T. 

Tobler  et  A.  Molinier.    II, 

240. 
Ittameyer,  M.,  Beitr.  z.  Ver- 

ständn.  d.  Offenb.  Joh.   I,  126. 
JualaSahai,  Wakai' Rajpütana. 

I,  341. 

Jüd.  Gemeinde  i.  Berlin.  III,  45. 
Juif s  negres  en  Abyssinie.  I,  65*. 
Jürgensen,    S.1,     Den    fynsken 

Bondestand   i   Tiden    1600— 

1757.     m,  195. 
Julien,    F.,    Papes    et    sultans. 

II,  187. 

Jullien,  Hist  du  costnme  an 
th^ätre.     H,  282». 

—  L'opera  secr.    III,  149. 

Jundt,  A.,   Amis  de  Dien.     II, 

79.  207. 
Jung,  Th.,  Bonap.  et  son  temps. 

UI,  155. 
Jungfer,   H. ,    Juden  u.  Friedr. 

d.  Gr.   I,  74;  IQ,  37.  214. 
Junghans,    W.,    Langonselbold. 

II,  136. 
Belager.  Hanaus.     III,  18. 

85. 

Wilh.  Antonius.     DI,  90. 

Jungmann,  B.,  Diss.  sei  in  hist. 

eccle«.     I,    132*.    133.    137. 

138.  139  f. 

—  E. ,  Quaest  Gonnadianae.  I, 
1439. 

Juynboll,  A.  W.  T.,  Handloid. 
voor  de  Studie  v.  d.  Islam, 
II,  224. 

—  T. ,  Jets  meer  aangaande  de 
Moslimsche  BedcYart    II,  2 26 . 


K. 

Kabirdasji,  Bijak  Sar  Kabir 
Panth.     I,  26 10. 

Kade,  0.,  Grofsh.  Schlofschor 
i.  Schwerin.     III,  63. 

Kaelker,  F.,  De  elocutione  Po- 
lybiana.     I,  94 4. 

Kämraol,  0.,  Anf.  d.  dtsch. 
Lebens.    II,  19 3. 

Hamburger  Kämmeroirech- 
nungen.     II,  62;  III,  202. 

Kämmerling,  Gesch.  v.  Frei- 
burg.    II,  316*. 


111,264 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Kästner,  s.  Hasselblatt. 
Kailas  Chandra   Gosh,   Ma- 

nusanhita  o  Kullüka  Bhatta.  I, 

27". 
Kaiserfeld,  v.,  Polit.  Leben  i. 

Steierm.  II,  143. 
Kaiserling,  M.,  Litt.  d.  G.  d. 

Jaden.  I,  58. 
Kaiserurkundoni.  Abbildung., 

s.  ▼.  Sybol. 
Kalogoras,   Alex.  Komn.   u.  d. 

Bogomilon.     II,  221  7. 
Kalousek,   Karl   IV.  II,  317«. 

—  Nationalität  Ks.  IV.    Ibidem. 
Kaltenbrunnor,  11,  187  7. 

—  Änfsere  Merkmale  der  Papst- 
urkk.     II,  334. 

—  Angab.  Kalenderstreit  III, 
105. 

Kamalooddeen  Hyder,  Hist. 

of  the  Sultans  of  Oudc.     III, 

223. 
Kamann,    Nürnberger    Ratsver- 

lässo.   U,  110. 

—  Nürnberger  Pilgerreisen  nach 
Jerusalem.     II,  110. 

—  (Neujahrsbriefe).     HI,  113. 

Kapff,  Lobensb.  v.  K.  S.  Kapff. 
III,  96. 

Kapp,  F.,  J.  £.  Bollmann.  III, 
149.  209.  235. 

Karabacek,  Benennungen  mit- 
telalterl.  Gowebe.    II,  233. 

Karbe,  H.,  De  centurion.  Born. 
I,  107. 

Kareiew,  Los  paysans  en  Fr. 
III,  148. 

Karl  August  in  Frankfurt  a. M. 
m,  93. 

K  a  r  n  e  r ,  Künstl.  Höhlen  i.  Ndr.- 
Östr.     H,  141. 

Karol.  t.  Linsingen.  III,  176. 

Karolyi,  Arpad,  Kriegsunter- 
nehmen 1542.     III,  124. 

Karsten,  H. ,  Heidn.  Begräb- 
nisse in  Lauenburg.    II,  147. 

Karten  des  alten  Hamburg.  III, 
56. 

Käshinath  Narayan  Sare  & 
Janardan  Balaji  Modak, 
Kayyetihäs  Sangraha.     1,  3. 

Kasimirski,  Lo  Koran.  Trad. 
nouv.     II,  225 5. 

Kasinski,  Altertümer  b.  Neu- 
stettin.    H,  149. 

Kasten,  Wandmalereien  in 
Katzow.     II,  160. 

—  —  Geschichte  dorBiencnzucht 
in  Pommern.     III,  67. 

Katalog  d.  Berl.  prähist  Aus- 
stellung.    II,  180. 

—  der  Ausst  alt.  kunstgowerb. 
Gegenst  in  Lübeck.    III,  54. 


Katalog  d.  Samml.  Igypt  Alter- 
tümer d.  Grafen  Stroganoff. 
I,  44. 

Katzerowsky,  Königl.  Bichter 
zu  Saaz.     II,  316  u. 

Kaufmann,  A.,  Bheinische 
Mischweine.     II,  96. 

—  Trinken  d.  Frauen.     Ibid. 

—  G.,  Gegenw.  Stand  d.  Vfassgs- 
gesch.     II,  67. 

Kaulen,  F.,  s.  S.  Franciscus. 

s.  Hergenröther. 

Kawczynski,  Litteraturgesch. 
IH,  215. 

Kawerau,  G.,  Gutacht  J.  Agri- 
colas.     III,  83. 

—  J.  Agricola.     Ibid. 

—  Beitr.  z.  Luth.s  Biogr.  III, 
203. 

—  Antinomistenstreit    Ibid. 

Kaye,  J.  W.,  Lives  of  Ind.  Offi- 
ce».    III,  218. 

Kay  sei,  F.,  Mecklb.  Landes- 
kate eh.     III,  60  f. 

Kays  er,  R.,  Forelssninger  ov. 
d.  norske  Rote  hist  ed.  Fr. 
Brandt    II,  305. 

Keene,    H.    G.,    Early    Aryans 

I,  2. 

Islam  in  India.     I,  27. 

Ind.     Military     Adventur. 

m,  218. 
Sketches  in  lnk.  DI,  221. 

Keil,  C.  F.,  Komm.  z.  Markus  u. 
Lukas.     I,  118. 

—  H.  F.,  Hat  Judas  Ischarioth  d. 
heil.  Abendm.  vom  Herrn 
empfangen?     I,  122. 

—  R.,  (Friedr.  Krausse).  HI,  87. 

Keil(ius),  H.,    Univ.   Halensis. 

1U,  89. 
Kekulä,  Leben  F.  G.  Welckers, 

in,  30.  82.  210. 
Keller,  C.  v.,  Haus  Wettin.  H, 

131. 

—  Verschied.  Biographien.    Ibid. 

—  L.,  Gesch.  der  Wiedertäufer, 
in,  76.  203. 

Kellner,  Org.  Zshangd.  Schrift. 
Tortullians.     I,  131  * 

—  K.   A.  H. ,   s.  Rohrbacher. 

Kenner,  F.,  Favianis.    II,  141. 

—  Rom.  Den  km.  aus  Carnunt 
Ibidem. 

—  Rom.  Sonnenuhren.     II,   144. 
Kopp ler,  Z.  Gesch.  d.  Predigt. 

II,  208. 

—  Verf.  d.  Nachfolge  Christi.  II, 
208.  j 

Kerbacker,  M.,  Culto dei  morti.  { 
I,  6.  | 


K  e  r  b  e  r ,      Kriminaljuatizpflege. 

in,  71.  212. 
Kern,  H.,  Sep.  edicts  of  Dhauli 

cet     I,  17. 

—  Opschr.  op  Bouwwerk.  in  Kam- 
bodja.     I,  20. 

Kernaeret,  J.  de,  Premiers  cha- 
pitres  de  la  bible  et  la  Somroc 
de  Thom.  d'Aqu     II,  203  \ 

K  e  r  v  i  1  e  r,  R.,  Questions  controv. 

I,  IIB1- 

Kossol,  Gressenich.     II,  114. 

—  Hdss.  d.  Ann.  Aquens.  II, 
116.   208*. 

K  e  s  t  n  e  r,  £.,  Danziger  in  Lissab. 

II,  184. 

Khmer  bouwkunde.  1, 19",  (20.) 
Kjaer,  A.,  s.  Munch. 

Kiepert,  Karto   v.   Germanien. 

II,  150. 

—  Schapiras  Reise  in  Jemen, 
n,  232. 

Kieserizky,  G.,  Ausgr.  b.  Ci- 
vita  Castellana.     I,  99*. 

Kiessling  u.  v.  Wilamowitz- 
Möllendorff,  Philol.  Unter- 
such.    I,  75  K  ll1-  «•  «• 

Kihn,  H.,  Theodor,  t.  Mops.  I, 
143». 

Kijkje  in  een  Dorp  van  Brit- 
Ind.  Naar  Prof.  Monier 
Williams,     in,  221. 

Kildhaut,  H.,  Quoll,  d.  Hist  d. 

m.  temps.     IU,  25. 
Kilian,  Preufs.  i.  Bamberg  1762. 

III,  107. 

Kincaid,  W.,   Bheel  tribes   of 

the  Vindhyan  ränge.  I,  34, 
Kindlor  v.  Knoblauch,   Urk. 

y.  1396.     II,  46. 
Kinghton,  W.,  Demoniacal  pos- 

session  in  India.     1,  26. 
Kingsley,     Works,    vol.    XVI. 

IU,  170. 
Kirchenheim,  A.  t.,   Regent- 
schaft.    II,  73. 
Kirchenschmuck,  der,   Hrsg. 

v.  Graus.     U,  142. 
Bibliothek    d.     Kirchen  Täter. 

I,  147» 
Kirchhofer,  Th.,   £.   Reraler 

beüotr.  Zeitschrift    III,  51, 
Kirchhoff,  A.,   D.  v.  Thucyd. 

ben.  Urkund.     I,  87. 

—  Fragm.  att  Tributlisten  I,  88. 

Kirchner.  F.,  Katech.  d.  Kir- 
chengesch.     I,  116 l. 

—  M.,  Elsafs  im  J.  1789.  III, 
102. 

Kisch,  AL,  Mittelalterl.   Siegel. 

I,  72. 
Kitchener,  s.  C.  R.  Conder. 


Verzeichnis  der  boHprochcnen  Publikationen. 


m,265 


Kittel,  Kulturhist.  aus  Eger. 
UI,  123. 

—  Corresp.     Ibid. 
Klecstrup,  P. ,    Afbildningor  af 

danske    ade).    Vaabenmaerkor. 
III,  53.  197. 
Klaiber,  J,  Reuchlin.   UI,  95. 

—  K.  B.,  Henry  Arnaud.  II,  197; 
UI,  96. 

Klein schraidt,    A.,  Napol.   I. 

JH,  156. 
Kleinatäuber,Ch.H.,  Brücken- 

männchen  inBegenabg.  U,  110. 

—  Brücken   in   Regensbg.     Ibid. 

—  Stadienanstalt,  in  Kegensbg. 
HI,  113. 

Klemm,  Zwei  Kirchenbaumeister. 
H,  85. 

—  Ulm.  Münster.    U,  86. 

—  Engl.  Invcstiturßtreit.  II,  194. 

Klewitz,  Aus Gieasens  Kirchen- 
büchern, in,  93. 

Klimke,  Diodorus  Sic.  u.  d. 
rom.  Ann.     I,   102. 

Klinckmüller,  H.,  Amtl. Statist. 
Preufs.  i.  vorig.  Jhrh.  HI,  36. 

Klindworth,  M.  de,  Memoires. 
UI,  152. 

Klingspor,  Uplands  Adol.  in, 
190. 

—  och  Schlegel, Uplands  Herre- 
glrdar.   IU,  190. 

Kl  öden,   G.  A.  v.,  Z.  Bibliogr. 

v.  Arab.  u.  Afghan.    U,  232. 
Klofater,  Comm.  i.  ep.  S.  Pauli 

ad  Born.     I,  1248. 
Klostermann,   Kalond.  Bedeut. 

d.  Jobeljahrs.    I,  55. 

—  E.  dunkler  Punkt  i.  d.  Selbst- 
beurt  d.  Ap.  Paulus.  I,  123  f. 

Kluckhohn,  wissenschaftl.  und 
künstler.  Bestr.  d.  H.  Wittels- 
bach.    II,  109. 

—  Z.  Gesch.  d.  Juden  i.  Alt.  u. 
M.-A.     I,  63. 

Knaake,  E.,  Aistulf.     II,  250. 

Knake,  C,  Torgau.  U,  134; 
III,  201. 

Knapp,  P.,  Orpheus-Mosaik.  II, 
85. 

Knauke,  B.  K.  F.,  Luthers 
Wappen.     IU,  203. 

Knitl,  M.  Kl.,  Scheyems  Stel- 
lung i.  d.  Kulturgesch.  II, 
108. 

—  —  Scheyem  als  Burg  und 
Kloster.     Ibid. 

K  n  o  ke ,  F.,  Kirche  z.  Hecklingen. 

U,  121. 
K  n  o  r  r ,  E.,  Heerossanitätswesen. 

n,  337. 
D.  Poln.  Aufstd.  seit  1830. 

UI,  41. 


Knothe,  H.,  Weissenberg.    II, 

134. 
Meifsen.  Bist-Matrik.    U, 

132. 

—  Anteil  d.  O.-Laus.  a.  d.  Anfang, 
d.  30-j.  Kr.  IU,  18.  47.  84. 
204. 

Oberlaus.  u.  e.  Majestäts- 
brief.    IU,  31.  47.  84. 

Koberstein,  Kolberg.  IU,  235. 

Kocb,  Sage  v.  K.  Friedr.  im 
Kyffhäus.    U,  40. 

—  Eschweiler  Burg.     II,  119. 

—  L.,  Malthe  Möller.     UI,  197. 

—  —  d.  danske  Kirkes  hist  efter 
Reform.     IU,   195. 

Kögl,  Wallensteiniana.  m,  122. 
Kögler,   Wissenschaftl.  Bestreb. 

i.  d.  Benaissancezeit  U,  212. 
Köhler,  Schi.  a.  d.  Marchfelde. 

II,   50. 

—  Hebräerbrief.     I,  126*. 

—  B.,  Quellenkritik  z.  Gesch. 
Alexanders  d.  Gr.     I,  93 7. 

—  —  Rom.  -  celtiber.  Krieg.  I, 
109. 

—  U.,  De  antiq.  nom.  Hellenici 
sed.     I,   82. 

Köhne,  B.  y.,  Portrait  Fr.  d.  G. 
u.  d.  Krönungswagen  d.  Kai- 
serin.  III,  18. 

Kölner  Wirren  vor  40  Jahren. 
UI,  80. 

V erzeichn .  d.  K  ö  n  i  g  sehen  geneal. 
Samml.     III,  70. 

König,  D.,  Name  d.  Albert 
Mussato.    U,  261. 

—  J.,  Chron.  d.  Anna  Hunzinger. 
II,  84. 

Königk,  L.,  s.  Lukaszewitz. 

Königsdörffer,  A.  H.,  Ver- 
wüst, y.  Langhennersdorf.  UIj 
85.  204. 

Koppen,  F  v.,  2  Jhrh.  d.  bran- 
denb.-preufs.  G.     UI,   34. 

Körner,  Kirchengesch.  d.  Elster- 
thals.  U,  135. 

—  (P.  Lange  üb.  Luther.)  IU, 
83. 

Körting,  G.,  Boccaccio.  II,  267. 

Kösterna,  Dorfschule  z.  Nieder- 
roden.    UI,  215. 

Kofi  er,  Fr.,  Hünengräber.  U, 
89. 

—  Frank.  Totenfeld.     Ibid. 

—  Didigheim.     U,  97.. 
Kohl,    0.,    Rom.    Altertümer  in 

Kreuznach.     U,  90. 
Kolb,  Abrifs  d.  Kulturgesch.  II, 

335*;  III,  198. 
Kolbe,    W.,    Marburg  i.  d.  7j. 

Kr.     UI,  86.  206. 


Kolberg,  Lobgedicht  auf  d.  h. 
Adalb.     U,  180. 

—  Summar.    Verz.    d.  Fürstent. 
Ermland.  IU,  49. 

Kolisch,    Marie    Ant.,     Mirab., 

Bobesp.  IU,  151. 
Kollmann.     II,  9. 
Kolonisation    in    Dtsch.-Ostcr. 

II,  106. 
Koneberg,  H.,  Ottobeucrn.   II, 

106. 
Kopal,  W.,  Währing.     JJ,  142. 
Kopie  tz,  Kathol.  Pfarrkirche  z. 

Schweidnitz.  U,  168;  UI,  71. 
Kopp,  J.  E.,    Gesch.  d.  eidgen. 

Bünde.     U,  140*. 
Koppmann,  K.,  Schi.  b.  Eppen- 

dorf.     U,  151. 
Kämmereirechngn.  Y.Ham- 
burg.    U,  153. 
Hanserecesse.  U,  153. 177. 

181.  18510. 
Yersch.  Aufss.  über  Ham- 
burg.    U,    154.  157  L)  UI, 

56  f. 
Koran,    Verschied.    Ausg.    und 

Übersetz.     II,  225. 
Kornbeck,    Herron    y.    Neifon. 

U,  86. 
Korth,  L.,  Eilonburg.  Stadtbuch. 

II,  67. 
Koschwitz,    E.,    Karls  d.  Gr. 

Reise  nach  Jer.     U,  24. 

—  —  Le«   plus   ancions  monum. 
d.  1.  langue  franc,.     II,  327. 

Koser,  R.,  Polit.  Corresp.  Friedr. 

d.  Gr.     IU,  24. 
— *  —  Friedr.    d.    G.    u.    d.    2. 

schles.  Krieg,     ibid. 

—  —  Friedr.    d.    G.     bis    zum 
Brosl.  Frieden,     ibid. 

Bez.    zw.   Pr.    u.    Frankr. 

1741—42.     UI,  28. 

Köskinen,  s.  Irja. 

Kossuth,    L. ,    Meine   Schriften 

aus   der  Emigrat.     IU,   128. 
KoYäcsäk,  S.,  II,  337*. 
Krag,     Bidrag    til    det    norske 

SkoYvaesen.     Hist.     Ulf  192. 
Kr a  1 1 ,  J  ,  Noch  einmal  die  Heru- 

scha.     I,  41. 

—  —   Jahr  d.  Eroberung  Ägyp- 
tens durch  Kambyseg.     I,  43. 

Manetho  v.  Diodor.  I,  43. 

—  —  Etüde  chronologique.  Ibid. 

—  —  Tacitua  u.  d.  Orient  L  I, 
104. 

Krassow,  Gf.,   Fund  b.  Gingst. 

U,  149. 
K  rat  och  will,  Französ.  lnvas.  i. 

Steiermark  1797.     III,  207. 
Kraus,    F.   X.,    Bealcncykl.    d. 

christl.  Altertümer.     1,  151*. 


m.266 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen«. 


Kraus,  F.X.,  Synchron.  Tabellen 
der  Christi.  Kunstgesch.  1, 151*. 

Hctti  v.  Trier.    II,  21. 

Altchristi.  Inschr.  in  Trier. 

II,  91. 

K(rause),  Lobspruch.     III,  62. 

—  E.  H.  L.,  Botan.  Exkurs,  vor 
300  Jahren.     III,  61. 

—  Q.,  Schi,  bei  Striegau.  III,  26. 
74. 

Antwort  Lentz.     Ibid. 

—  K.  E.  H.,  Worterverzeichn.  d. 
Lüneb.  Sülze.    II,  126.  1478. 

Prähist  Fund.     II,  147. 

Van  d.  Rost.  Voide.  11,155. 

Viceprobst  Dietrich  etc.  II, 

159. 

Bogers  Etherolog.  II,  160. 

Bohnen.     111,  62. 

Kaninchen.     III,  62. 

—  F.,  Appian  als  Quelle  1  d.  Zeit 
t.  d.  Verschwörg.  Caes.  IL 
I,  103  f. 

Krau ss,    Ludw.,    Do  vit.    imp. 

Othonis  fide.     I,  104. 
Krebs,      D.     Kursächs.     Occup. 

Schles.8.     UI,  14.  70.  204. 

—  Acta  publ.     UI,  70.  204. 

—  D.  Schi.  a.  weifs.  Berge.  HE, 
122. 

—  Grf.  G.  F.  Hohenlohe  i.  d. 
Schi.  a.  w.  Berge.     Ibid. 

Krehl,  L.,  Sage  v.  d.  Vorbrenn. 

d.  alexandr.  Bibl.     II,  230. 
Kreitner,  G.,  Im  fernen  Osten. 

in,  221. 
Krem  er,  A.  y.,  Grofse  Seuchen 

d.  Orients.     II,  234.  * 

Kross,   G.  v.,    Beitr.  z.  Kürnb. 

Handclsgesch.  II,  110. 
Wohnhaus  y.  V.  Stoss.  DI, 

111. 
Holzschnitt  Dürers.     Ibid. 

—  —  S.  Paulus  i.  d.  Lorenz- 
kirche.   III,  112. 

Klostergut  i.  Ntirnb.  Ge- 
biet.    III,  113. 

—  —  Laz.  Spengler.     III,  114. 

Kreutzwold,    Esthn.  Märchen. 

III,  215. 

Krouzor,    R. ,    Zeitgesch.    von 

Furtwangen.     II,  82. 
Kreyenberg,  G.,  Grofsh.  Alice. 

UI,  92. 
Kristensen,    E.   T.,    Sagaerno 

fra  Jylland.     UI,   196. 
Krön  es,    F.    v. ,     Vereinig,    d. 

Steicrm.  m.  Östr.     II,  143. 

s.  auch  Unrest. 

Krüger,    P.,    Noue    Fragm.    d. 

Papinian.     I,  1619.  (162). 
K  r  ü  h  n  o ,  M.,  Altere  Vfassgsgesch. 

y.  Magdeb.     U,  120. 


Priyil.  Ottos  I.  f.  Magdeb. 

Ibid. 
Krug,  Praehist  Samml.  in  Sorau. 

U,  163. 
Krusch,    Br.,    Stud.  z.  christl.- 

mittelalt.  Chronol.     1,  157  f. 
KruscheTski,      N.,      Boceib 

rmraoBi  Piir-BexH.    I,  7". 
Kruyt,  J.  A.,  Mededeelingen  be- 
treffende Djoddah.     U,  232. 
Kubitschek,  W. ,    Anz.  v.  Be- 

loch,  Ital.  Bund.     I,  1067. 
Kuchenbuch,  Praehist  Samml. 

in  MÜncheberg.     H,  163. 
Kücken,    L.,    Gesch.    d.    Stadt 

Kamin.     III,  66. 
Kühlmorgen,  Löbau.  UI,  202. 
Kühne,  Fund  b.  Altdamm.     U, 

148. 
Kühnel.     II,  151. 
Kühtmann,     A.,     Nicolaischer 

Kirchenstreit     UI,  78. 
Kümmel,  E.,  Brugg  a./M.     UI, 

50.  281. 
Kürschner,     Berlin.    Sängerin. 

UI,  45. 
Kürzel,   St.  Landolin.     U,  82. 
Kugler,  B.,  Gesch.  <L  Kreuzzüge. 

U,  240. 
Kuhnt,  Rhodos  im  2.  Jh.  I,  977. 
K  u j  o  t ,  H.,  Brandenbg.  Markgrim. 

z.  Zeit  Mestw.  I.    U,  183. 

—  Kasztolan.  Racazki.     II,   184; 
UI,  49. 

—  O  mojatkach  biskupich  na  Po- 
morza.     UI,  49. 

Kulischer,  M. ,  Handel   a.    d. 

prim.  Culturstufen.     I,  159. 
Kulturhistoriske       Bidrag. 

1U,  195. 
Kulturkampf  vor  100  Jahren. 

IU,  152.  206.  235. 
Poet  Erzählgn.  d.  Herr.  v.  Wil- 

donie  ed.  Kummer.  U,  138. 
K  u  n  t  e ,  M.  M.,  Vedic  and  Buddh. 

polities.     I,  2. 
Vicissitudes  of  Aryan  ci- 

vilization  in  India.     Ibid. 
Studios    in    Indian    philo- 

sophy.     I,  28. 

Rishi.     Ibid. 

Kunz,    Sigilli   veacov.   di  Nona. 

U,  258. 

—  Monete  ined.  osare.     U,  265. 
Kurnik,  M.,  K.  v.  Holtei.    IU, 

210. 
Kurtz,   Lehrb.  d.  Kirchengesch. 

I,  116. 
Kutechera,   O.,    Manuscrit  des 

serm.   framj.    de    S.    Bernard. 

U,  195. 


L. 

L.,  S.,  H.-CasselscheGemäldegaller. 

III,  89. 
Laban,  St  J.  CoUin.     IU,  214. 
Labiche,  Depots  lit     UI,  150. 
Labitte,    Ch.,     Satyr.    Menipp. 

IU,  140. 
Laborde,  s.  Delabordc. 
La  Bordorie,  de,  s.  Borderio. 
Laboulaye,    Mmc-   de,     Joanne 

d'Arc.     U,  292*. 
Labour,    F.,    M.    de    Montyon. 

IU,  158. 
La  Chapello,  Hist  judic.    IU, 

149. 
Lächere,  Chantoceaux.  U,  ll10. 

24. 
Lacombo,  de,  Davoust   IU,  156. 
Lacour     de     la     Gardiollc, 

Lettres  sur  l'exped.  en  £gypt 

IU,  156. 
Lacroix,  P. ,   Lettres  düeloise 

et  d'Abel.     U,  277. 

—  XVU.  Siecle.     UI,  146. 

La  Curno  de  Ste.  Palayc,  s. 

Dictionnaire. 
Laferriere,  de,  Cathr.  de  Med. 

IU,  140. 
La  Fert6,  R.  de,  L'art  Khmer. 

I,  19ia.  (20). 

Lafitte,   Grands   type«  do  lTiu- 

manite.     I,  5. 
La  Gournerie,  Hist  de  Paris. 

II,  286». 

Lagrange,  F.,  Hist  de  St  Pau- 
lin de  Nola.     I,  142« 

—  —  Actes  des  Martyrs  d'Orient. 
I,  1489. 

—  St  Jerome.     1,  1421. 
Lagre,  de,  Comit.  de  salut  p.  et 

les  gener.     IU,  153. 
Lagus,  V.,  Idrisii  notitia  terra- 

rum  baltic.     D,  238. 
Lah,    V.,    De  unione  Bulgar.  c. 

eccles.  rom.     U,  199. 
Lahitolle,  E.  P.  de,   Journ.  de 

la  desc.  des  An  gl.  a  Belle-Isle. 

UI,  175. 
La  in  6,  L.,    Famine  dans  l'omp. 

indo-brit     IU,  220. 
Lair,  0.,  Louise  de  LaValliere. 

UI,  143. 
Lallio,  A.,   J.  J.  Goullin.     IU, 

153. 
Lall i er,  R.,  Proces  deRabirius. 

I,  109  f. 
Lalore,     Cartulaire  do    Troyes. 

U,  16*. 
Lambel,    St  Jerome.     1,  1421. 
Lambi,    A.,    Abergl.    i.   Elsaf«. 

UI,  103. 
Lambin,  E.,  Duguesdin.  U,  299. 


Yerzekfcjiis  der  besprochetem  Pahtikatiosiea. 


ni,267 


La m inert,  Z.  Gesch.  d.  offentL 
Lebens.     II,  109;  III,  205. 

Lampe  rtico,  Fei.,  Cgucc  della 
Faggiuola.     II,  261. 

—  —  Andrea  Palladio.     Ibid. 
Lamprecht,  K.,  Notizen  jl  alt 

dtsch.  Gesch.  II,  114  f. 
--  —  Hof-     u.     DorisTsL     am 

Ndrrhn.     Ibid. 
fa  II  7Z()  Ol,  ^TTlg.  77.,* Ex&tön 
Tieoi  rrti  ei*  to  ay.  öoog  <Lto- 
üxolrfi.     U,  217  t 

—  ^AvixS.  rofiicuara.  II,  21910. 

—  ».  auch  MtxatiL 

Lamy,   J.,    Greek    church    etc. 

n,  215. 
Lance,  Sydney,  The  bovs  Frois- 

aart     H,  277. 
Lancolot,    £tabl.    du   ehriatian. 

dana  1.  Gaules.     I,  135". 
Landau,    Italien.    Litterat.    am 

öfiterr.  Hofe,     m,  214. 

—  A.  E.,  Hebr.  Biblioth.    I,  57. 
Landauer,  S.,  Kitab  al-Amanat 

U,  228. 

(Sam.  Schlettatadt).     I,  71. 

Landes,  A.,  Commune  annamite. 

I,  20». 

Lane-Poole,  Stanl.,  Catal.  of 
Orient,  coins,  ed.  by  R.  Stuart 
Poole.     II,  232. 

—  —  Sehern e  of  Mohamm.  Dy- 
nastien    U,  233. 

Lanfrey,   Hiat  de  Napol.     III, 

156. 
Lange,  G.     U,  1591. 
Langen,  Jos.,  De  comm.  in  ep. 

Pauli  cet.   I,  141. 
L  a n  ge  r ,  J.,  Nordalban.  u.  Herzog. 

HI,  117. 
Langhorst,    Z.   Entwickelungs- 

geach.  d.  Apologetik.     I,  130. 

—  Joh.  t.  Torquem.  u.  d.  Vati- 
canum.     II,  206. 

Langloia,  Pages  d'hiatoire.  III, 
157. 

Languet  de  Gergy,  Lettres. 
UI,  149. 

Languth,  Gedichte  der  Ava.  n, 
138. 

Langwerth  ▼.  Simraern,  Ös- 
terreich u.  d.  Reich.  III,  152. 
234. 

L  a  n  z  a  n  i ,  Importanza  educat.  dello 
studio  della  storia.      II ,  243. 

—  I  Comuni.     II,  251. 
LapotrcJ,     Hadricn    II    et     loa 

fausses  deerät     II,  193. 
Largent,A.,  Brigandago  d'Epheso. 

I,  142. 
Lastoyrio,  Peintroa-verriors.  II, 

281. 
Lastie  de  Saint  Jul,    Mem. 


du  Xarq.  Aimard  de  Chouppe*. 

HL  205. 
Latendorf ,  Fr.,  Beater  u.  Hörn. 

HL  63. 
Lattes,    M.,    Notiai  di  letterat ' 

gindaica.     IL  245.  j 

Lau  gier,    D.  £.,    Monnaies   du 

roi  Rene.     IL  291. 
Laurent,  Jer.  SaTonar.  II,  2073. 

—  Mar.  Stuart     III,  170. 
Laurie,  W.  F.  B.,  Our  Burmese 

Wars.     HL  219. 
Lauriere,   J.  de,  Mosaique  tu- 

mul.  de  Ter.  Frumald.    11,216. 
La    soc.    franc,.    d'archeol. 

en  Milanaia.     II,  217. 
Inscript.  enigmat.     Ibid. 

Laurin,  Fr.,  Coelibat  d.  Geist! 

n.  Kanon.  Recht     1,  144. 
Lauth,    F.    J. ,     Ana    Ägyptens 

Vorzeit     I,  40. 
Laralley,  G.,  Manuacrita  de  la 
biblioth.   munic   de  Caen.     II, 

272». 
Larergne  et  Brianchon,    La 

Fleche  de  Caudebec.    II,  277. 
Lavigne,  Lakanal.     HI,  151. 
Lavisse,     E.,     Lecpna    prepar. 

dliiat  de  France.     H,  278. 
Loblanc,  E.,  Lagendarm.    III, 

150. 
Le    Blant,    La    richeaae    et    lo 

chriatianiame.     I,  1458. 

—  Sarcophague  ehret  de  Luc  de 
Bearn.     I,  156*. 

Le  Breton,   G.,    Essai  iconogr. 

sur  S.  Louis.     II,  285. 
Lecky  (Löwe),  Gesch.  Englands. 

UI,  205.  206. 
Lecoy  do  la  Marcho,   SociGte 

au   XIIL  s.     II,    198.    199«. 

201.  211.  278. 
Loe,  Church  under  Q.  Anne.  UI, 

179. 
Loemanns,    C. ,     Grioch.-ägypt. 

Kaufkontrakt     I,  42. 

a.  Boro  Budur. 

Lefebure,    E. ,    Racea    connuea 

des   ßgyptiens.     I,  40. 
Lefevro,  A.,  LTiomme.   I,  158*; 

IU,  231. 
Leffler,  S.  E.,  Om  Röckstenen. 

U,  297. 
Lefmann,    J. ,    Gesch.   d.    alten 

Indiens.     I,  2. 
Lofort,  Chron.  dos  peinturos  dos 

catacombes.     I,  153. 
Le  Gouvello,  S.  Mereal.  II,  215. 
Legrand,  L'art  Khmer.  1,  1910. 
Le  Hardy,  G. ,    Lo  dornior  dos 

du  eis  norm.     11,  282. 
Lehec,  H.,  Geneal.  des  Bourbon. 

II,  285. 


Lehmann,    Missionar«!***  Otto« 

t.  Banib.     IL  160. 
Lehr,  B.,  Handfeste  de  Fribourg. 

II,  67. 
Lehugaeur,    Uist.    de   l'armeo 

franc,     U,  27810. 
Leise  ring,  A.  G.  T.,  Thieran- 

neischule  in  Dresden.    UI,  88. 

Lei  st.  F.,  Die  Schweden  i.  Fran- 
ken.    UI,  100. 

Ein  archiv.-biblioth.  Kuri- 

osunt.     111,  113. 

Leitner,    G.  W.,    Kafiristan    L 

I    33. 

Sinin-ul-lslam.     U,  224. 

Leitschuh, F.,  D.  WitteUbacher 

in  Bayern.     U,  103. 
Leixner,  0.  v.     11,  257. 

Unser  Jahrh.     IU,  2. 

Le  Large,  P.  J.  u.  CK,  Chron. 

berrich.  du  XVIL  s.    UI,  144. 

145. 
Lelosse,   L*annexion   au   territ 

franc.     II,  278. 
Le  Louel,   E.,  (Katakombe   t. 

Falerii).     I,  153. 
Le  Maitre,  La  gendarmexio.  II, 

279»;   IU,  150. 
Lembourg,  Cajetan.     IU,  215. 
Lemcke,  P.,  U,  122. 
Lemorcior,   Marina  celebres  de 

la  Franco.     II,  280. 

Lenormant,  Fr.,  Origines  do 
l'hist  d'apros  la  biblo  cet  I, 
47  f.  53. 

Mito     di    Adono-Tammua. 

I,  48. 

—  —  Gcnealogies  betw.  Adam 
and  tho  Doluge.     I,  53A. 

Queat  de  l'hiat  litt  d.  1. 

Groce.     1,  86. 

—  F.,L'artduMA-danslaPouille. 

II,  248. 

Lons,  L.  do,  L'unirers,  d'Angors. 

11,  274. 
Lenz,  E.,  Synedrion  d.  Bundosg. 

I,  91. 

—  •-  Briefw.    Ldgr.    Phil.     d. 

Grofam.  m.  Bucor.     IU,  3. 

—  M.,  Eigenh.  Bericht  Chr.  v. 
Carlowitz.     IU,  83. 

Leo  XIIL,  h.  Encycl. 

Leo,  H.,  Aus  m.  Jugondz.  Hl,  30. 

Leonott i,   A.,    Allcssandro  VI. 

II,  269. 

Lconij,  Lor.,  Inrontar.  doi  Codd. 

dolla  bibl.  Com.  di  Todi.     II, 

243. 
Loonrod,    Olga    v. ,    Cathar.    v. 

Siena. 
Leosini,    A.,    Lottoro    ad    Ant 

de'  March.  Cappolii.     H,  270. 


111,268 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Läoazen,  Moni,  dos  intendants. 

in,  144. 
Le  Page  Bonouf,  P.,  Orig.  and 

growth  of  relig.  cet    I,  45. 
Lopine,  Tombeau  de  S*.  Beine. 

I,  150«, 

L'Epinois,  de,  Catacombes  de 
Borne.    I,  151. 

Polit  deSixteV.  111, 140. 

Los  Bourbons  otc.  111,157. 

Lepsiuö,  E. ,  Nobischo  Gram- 
matik.    I,  40  f. 

Le  Boy  de  St  Croix,  L'Alsace 
en  fete.    KL,  103. 

—  Annivors.  glor.  de  l'Alsace.  Ibid. 

—  Dames  d'Alsaco.     Ibid.    213. 

—  L'Alsacicn.     EL,  213. 
Lorsch,   Aachen.  Glockengiefeer 

v.  Trier.  II,  118;  III,  80. 
L  es  eure,  Memoires  III,  149. 
Leser,  Accise  trade  in  Engl.  III, 

180. 
Lesker,  B. ,    Aas  Mecklenburgs 

Vergangenheit.    II,  159;  III, 

69.  202. 
Lesseps,    F.  v. ,   Lottres.    III, 

158. 
Le  Strange,   G.,    Ined.    Coins. 

II,  234. 
Lethbridge,  Köper,  Vernacular 

Press  of  India.     III,  222. 
Letters  of  Abu'l  Fazl.   III,  216. 
Lettres     rol.    ä    l'arrestat    de 

Bouillon.     111,  143. 
Loaridan,    Bechercbes    sur    le 

siro  de  Commines.  II,  275. 
Leve,  A.,  Gui  Chr&ien.  11,291. 
Läveque,  £.,  Mythos  et  legendes 

de  l'Inde  et  de  la  Perse  dans 

Aristophane  otc.     I,  31. 
Levi,    Isr.,    s.    Bev.   d.   Stades 

juives. 

—  S.,  Baccolta  doi  segni  ieratici 
egizii.     I,  46. 

—  s.  a.  Ha-Levi. 
Lewenhaupt,    J.  G.  Werwing. 

UI,  190. 
Lex  Burgundion.,  ed.  K.  Bin- 
ding.  II,  65. 

—  Salica,  ed.  A.  Holder. 
II,  63. 

ed.  J.  H.  Ilessels.  11,64. 

Leydhecker,  C,  Ans  d.  älter. 
Gesch.  d.  hess.  Artill.  III,  92. 

Loynadier,  Uisi  de  la  Bastille. 
II,  287*. 

Lichtonberger,  Encycl.  des 
ncienc.  relig.  I,  115;  11, 
224®. 

Lichtschlag,  Hohcnzoll.  Bo- 
gesten.    11,  86. 

Liobonau,  Th.  v.,  Histor.  Volks- 
lieder.    II,  60  f. 


Liebenao,  Th.  v.,  Zoger  Urk.  v. 

1418.     U,  61. 
Konrad  ▼.  Mores  Clipea- 

rins.     II,  45.  156.  342. 
Sohultheifsen     v.    Lozern. 

UI,  202. 

Liebermann,  F.,  s.  Pauli. 
Liebert,    S. ,     St    Stephan   in 

Aogsb.     II,  106. 
Liebloin,  J.,  Berits  de  recoltes 

dates    d.     l'ancienne    l^gypte. 

I,  43. 

Les   anc.    figyptiens    con- 

naissaient-ils  le  mooveniont  de 
la  terre?    I,  44  t 

Papyros  Ebers.     I,  46. 

L  i  o  b  o  1  d ,  Dr.  Lüder  Beventlow. 

UI,  53. 
Liechty,    B.    de,    Ferames    de 

Chartern.     II,  205. 
Alb.  le  Gr.  et  S.  Thom. 

d'Aqo.     U,  202. 

Li  er,    Augsb.    Homanistenkreis. 

III,  11.  95.  108. 
Li  er  seh,  K. ,    Gedichte   Theod. 

y.  Orleans.     II,  23. 
Life  and  Letters  of  Gilbert  Elliot 

III,  177. 
Li  gier,  Polit  de  Babelais.    UI, 

139. 
Lilienthal,  J.  W.,  s.  M.  Bloch, 
Limboorg  Broower,  A.  S.  v., 

Akbar.     UI,  216. 
Lincke,  A.,  Noch  nicht  erklärt 

Königsname.     I,  42. 
Miscellanea.    I,  46. 

Lindberg,  s.  Bygh. 

Lindenmeyer,  s.  J.  T.  Beck. 

Lindenschmit,  L.,  Altertums- 
kunde.    II,  8.  115.  146. 

Lindgren,  Svenska  pietismens 
hist.     III,  186. 

Lindner,  A.,  Weltenborg.  U, 
166. 

Schriftsteller  etc.  d.Benod.- 

Ord.     UI,  114. 

—  F.,  Auf  Neowerk.  U,  158. 
III,  58. 

—  —  Alte  Liebe  in  Coxhafen. 
LÜ,  58. 

Skizzen   aas  Niederdtschl. 

II,  157;  IU,  58. 

—  Th.,  König  Wenzel.  U,  55. 
172.  181. 

Kanzler  u.  Kanzlei  König 

Wenzels.     U,  318. 

Linke,  Gesch.  v.  Böhm.  Kamnitz. 
II,  3166. 

—  H.,  De  Macrobii  fönt    I,  lll8. 
L(insin)g(en),     B.     v. ,     Aas 

Hannov.s  milit  Vergangenh. 
IU,  76. 


Liosyille,  Hist.  nomismat.  III, 

158. 
Lippe,  Ch.  D.,  Bibl.  Lexikon  <L 

jüd.  Litt     I,  57. 
Li  ppo-Weissen  feld,E.  Grf.z., 

Pr.  Heinrich,     m,  27. 

Zieten.     UI,  27.  39.  207. 

Derfflinger.     IU,  39. 

Lipsios,   B.  A.,    N.   Stadien  z. 

Papstchronol.     I,  133. 
D.  Edessen.  Abgarsage.    I, 

136* 
Lisch,    Armschiene  y.   Vallohn. 

II,  148. 

—  Nachrichten  über  verschied. 
Funde.     Ibid. 

—  Toterower  Leichenstein.  U, 
160. 

—  Glocke  v.  Döbbersen.     Ibid. 

Lisicki,  M.  H.,  Marqu.  de 
WielopolskL     Lll,  208. 

Lisini,  A.,  s.  Fumi. 

Littr6,  E.,  Compltition  d.  Se- 
mite« av.  les  Aryens  cet  L, 
108  f. 

Llana  y  Bodriganoz,  lmporio 

de  Marruecos.     U,  236*. 
Lloyd,  J.,  North  A£ric  Choren. 

I,  116*. 

Lobstein,  E. ,   J.  Fr.  Lobstein. 

III,  103. 

Lochner,  K.  W.,  Farn.  VorchteL 

II,  105. 

Loeb,  Is.,  Jüd.-arab.  Ärzte.  I,  61. 
Juifs    de  Paris   en    1296. 

I,   70. 
Papst- Urkk.     I,  70;    II, 

188 

Ville  d'Hysope,    I,  71. 

Portes    d.    l'onceinte     da 

templo  cet     I,  120. 
Lobe,    Kirchenrisit     UI,  83. 

—  Die  t.  Lichtenhain.  U,  136. 
Loffler,  J.  B.,  s.  Clemenson. 
Belieffeme  i  Boesk.  Dom- 

kirke.     n,  314. 
Löher,    F.  v.,    Vatik.  Urkk.   z. 

Gesch.  Ladw.  d.  Bayern.     II, 

51.  102. 
Löhn -Siegel,    A.,    Wie     ich 

Schauspielerin  wurde.  III,  214. 

Löning,  BeinigungReid.    II,   75. 

—  E.,  Befreiung  d.  Bauernstandes. 

III,  51. 

Lorsch,  'dar  hadde  he  werf  etc. 

U,  118. 
Löwe,  s.  Lecky. 
Löwonfeld,   S.,    Z.    Gesch.    d. 

Jod.  anter  Phil.  Aug.     I,  69. 

II,  187*. 

Papsturkk.   in  Italien.    II, 

188.  334. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


in,269 


Löwen  stein,     Aus  dem  innem 

Lebend.  St.  Radolfzell.  111,98. 
Lohmeyer,  K.,  Gesch.  t.  Ost- 

n.  Westpreufsen.     II,  179. 
Loiseau    de    Grandmaison, 

Bocumm.   aar  les  etats  gener. 

II,  274. 
Loka  Nath  Ghosh,  Hist  of  the 

Ind.  Chiefs.     III,  218. 
Lolling,  IL  G.,  Nisäa  u.  Minoa. 

I,  89. 

Athen.  Namensliste.    I,  91. 

Lolling,  G.,  s.  A.  Conze. 

Lommer,  V. ,  Adel  <L  Saal- 
kreises.    II,  136. 

London,  Past  and  Present.  III, 
180. 

Longnon,  s.  Bonnardot. 

Loose,  Briefe  eines  Leipziger 
Studenten.     III,  88. 115.  211. 

Loose,  W.,  3  Briefe  ▼.  Joh: 
Aurifaber.     III,  11.  54.  114. 

Looshorn,  Alte  Übers,  d.  Chryso- 
stomos.     I,  1421. 

Lorck,    A.,    Herrn,   v.   Salzach. 

II,  184. 

Lorenz,  Catal.  gener.  de  la  li- 
brairie  franc,.     n,  271. 

—  Ottok.,  Wallenstein  u.  d.  Besitz 
t.  Mecklenburg.    III,  18.  59. 

Lorenzo,    Ultimi    due    anni   di 

S.  Tomm.     U,  203*. 
Loret,  V.,   Antiquites  egypt  du 

musee  du  Havre.     I,  44. 
Monuments  ägypt  du  musee 

de  Rouen.     Ibid. 

—  —  Arbres  egyptiens.    I,  46. 
Lort-86vignan,  GuillaumeHL 

III,  173. 

Loserth,  Zu  Cosm.  v.  Prag. 
U,  30. 

—  Beitr.  z.  Gesch.  d.  huss.  Be- 
wegung.    II,  79.  318.  319. 

—  Lud.  ▼.  Sagan.     II,  170. 

—  Gesandtschaftsber.  a.  Böhmen. 
II,  188.  320. 

—  Archiv  v.   Fulnek.     U,  316«. 

—  Fragmente  eines  Formel  buch» 
Wenzels  II.     II,  31 691. 

—  Nationalität  Karls  IV.  11,317«. 

—  Erwerb,  d.  Mk.  Brandenburg. 
II,  317*. 

—  Nekrolog  des  Wittin  gauer 
August-Klost     II,  318. 

—  Hist  Aufzeichnungen  a.  der 
Huss.-Zeit.     II,  320. 

—  Denkschr.  d.  Nik.  Tempel- 
feld.    Ibid. 

—  Erlafs  Wladislaws.     II,  321  *. 
Loth,  H.  0.,    2    arabische    Pa- 
pyrus.    I,  47. 

—  St  Vincent  de  Paul  et  sa 
mission  sociale.     III,  144. 


Lotz,  W.,  Baudenkmm.  d.  Reg.- 
Bez.  Wiesbaden,  hrsg.  y.  F. 
Schneider.     II,  93. 

Inschr.   Tiglathpilesers    L 

I,  50. 

Lotze,  Mikrokosmos.    III,  227. 
Louandre,  La  nobl.  franc.  sous 
J'anc.  monarchie.    III,  138, 

—  s.  auchMontiel. 

Low,  H.,  SölSsilak.     U,  235. 
Lowositz,  Talmud.     I,  621. 
Lowth,  R.  Soldiers  of  the  Vic- 
tor, age.     III,  180. 
Luard,  H.  B.,  s.  Matth.  Paris. 

Luce,  Domremy  et  le  Mt  S. 
MicheL     11,  292«. 

—  Documm.     sur     Et     Marcel. 

II,  274. 

Luchaire,  La  cour  du  roi  sous 

Louis  V.     II,  288. 
Luchs,  H. ,  Relief  z.  Frankenst. 

III,  111. 

Luciani,  Tomm.,    Albona.     II, 

244. 
Lucot,  Joanne  d'Arc  en  Champ. 

II,  274. 
Ludgerikirche.     in,  77. 
Ludikar,  Maltheserorden.    III, 

124. 
Ludovici,    Leop.,     Lapidarium 

Zeilanicum.     III,  225. 

Ludre,  Comte  de,  Charles  X.  et 
son  nouv.  histor.    III,  157. 

Lübbert,  E.,  Alexandria  unter 
Ptolemäus  Philadelphus  und 
Euergetes.    I,  98*. 

L  üb  k  e ,  W.,  Gesch.  d.  ital.  Malerei. 

n,  244. 
Lüders,    C.  W.,    Hamb.  Zeich. 

u.  Mark,    in,  57. 
Lühmann,    H.,     Z.    Gesch.    d. 

Schulwesens.     HI,  56. 
Lülling,     W.,     Marschen     der 

Nordsee.     II,  146. 
Lukaszewicz,  J. ,  Hist-statist 

Bild.   v.  Posen,    übers,  v.  L. 

Königk,    hrsg.  v.  Tiesler. 

II,  171;  UI,  202. 

Lumbroso,  OrigineAlessandrine. 
I,  97. 

L  u  n  d ,  Trools,  Danmarks  og  Nor- 
ges  Historie,     m,  192  f. 

Lundh,  0.,  Rigsregistr.  UI, 
191. 

Lupi,  Cl.,  Decreti  d.  Col.  Pisana. 
I,  100. 

Luquiens,  J.,  On  compar.  my- 
thology.     I,  2. 

Luthardt,  Chr.  E.,  Galü.  Wirk- 
samkeit Jesu.     I,  122. 

Sitti.  Würdigung  d.  Berufs. 

I,  145*. 


Luther,    Sammtl.   Werke.     UI, 

203. 
Luratto,  S.  D. ,    (Verzeichn.  d. 

Gaonimj.     1,  58. 
(Verz.  d.  Hymnendichter). 

Ibid. 
Luzio,    AI.,    Olimpo    da  Sasso- 

ferrato.     II,  267. 


M. 

Maafs,    De  biographis    Graecis. 

I,  77«. 
Macaulay,   Crit   a.  hist  ossays. 

UI,  167. 
M  a  c  au  1  i  f  f  e ,  M.,  Diwali  at  Amrit- 

sar.     I,  26. 
Mac  Garthy,  Hist.  of  our  times. 

IU,  177. 
Macdonald,  K.  S.,  Raja  Ram- 
mohan  Raya.     I,  26u. 

—  —  Vedic  religion.     I,  6. 
Mac-Evilly,  Gosp.  of  S.  Luke. 

I,  119. 
Macherl,  P.,  s.  L.  Biraghi. 
Mackenzie,  J.  S.  F.,  Stray  notes. 

I,  26. 

Maclean,J.  M.,  Guido  to  Bombay. 

III,  224. 
Macnaghten,  Principles  ofHindu 

law.     I,  27«. 
Madras  Univ.  Calendar.   UI,  225. 
Mäusobach,    L. ,    u.   Grimm, 

Briefwechsel.     III,  214. 
Magdeb.   Münzverh.   i   16.   Jh. 

IU,  73. 
Magen,  Lettre  de  Henri  IV.  UI, 
141. 

—  Pretres  et  moines  &  trav.  les 
ages.     I,   145  *. 

—  Docum.  sur  J.  C.  Scaliger. 
UI,  214. 

Magny,  Archivos  de  la  noblesse. 

II,  281. 
Mahäbh&rata.     I,  9. 
Mahendra   Chandra  Mitra, 

Mohammad  Mohsin.     IU,  223. 

M  a  i  s  t  r  e ,  Les  7  2  disciples  de  Jesus- 
Christ     I,  1228. 

Maitro,  A.,  Archivos  departem. 
de  Loire  infer.     U,  271  f. 

Makowski,  A.,  Machtsphäre 
Octavians.     I,  110. 

M  a  1  a  g  o  1  a,  C,  Majoliche  di  Faenza. 
II,  264. 

Virg.  Malvezzi.     Ibid. 

Malayagiri,  siehe  Nandi  Sdtra. 

Malchow,  F.,  Klost  Doberan. 
n,  159. 

Malcolm,  John,  Memoir  of  Centr. 
Ind.     UI,  224. 


111,270 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Malkmus,    Ferd.,    Marg.    Elis. 

Schenkin.     III,  90. 
Malleson,    Jesus    Christus.     I, 

120» 

—  G.    B.,    Hist.    of   the    Indian 
Mutiny.     III,  219. 

Mall  et,  J.,    Puita   d'eglise.     I, 

167. 
Malone,    Church    hist.    of   lrc- 

land.     II,  214. 
Mamie,  P.,  St.  Imier.    U,  339. 
Mänatunga  -charya,       Atha 

Bhaktamara  Stotra.     I,  24. 
Mandrot,    B.  de,    relationa  do 

Charlos  VII.  et  de  Louis  XI. 

H,  292.  341. 
History  of  Man  du.     I,  34». 
Manen,  W.  C.  van,  Conjecturaal- 

critiek  cet     I,  117  f. 
Mangold,     W . ,     Wanderungen 

Molieres.     UI,  145. 
Manno,  A.,  Ant.  librorie  piemont. 

II,  254. 
Manoury,  A.   F.,    Conim.   s.  1. 

2  lettre*  de  St  Paul  aux  Cor. 

I,  124». 

—  —  Epftres  aux  Gal.,  Eph.  cet 
Ibidem. 

Mantellier,   M.  B. ,  Museo  do 

Jeann    d'Arc    d'Orleans.     II, 

274*. 
Mantels,    Beitr.    z.    lüb. -hans. 

Gesch.     II,  178. 
Mantica,  N.,    Rettori  di  Mon- 

falcono.     II,  252. 
Manu-Sanhita.     I,  27". 
Manuscriptenschatz  des  Graf. 
Gerh.  v.  Sayn.    II,  96;  HI,  93. 
Manu-Smriti.     I,  2710. 
Manzoni.     II,  144. 
Manzoni,   L'Arabia  Feiice.     II, 

232. 
Marczali,    II.,    Expans.    Pläne 

Josophs  U.     DJ,  126. 
Mar 6 es    (Taysen),   Milit  Klass. 

UI,  25. 
Mar  ei,  W.,  Brozans  Leben  des 

Peter  Wok  y.  Rosenberg.    III, 

121. 
Marguorin,  s.  Hubault 
Marie  Eleon.  v.  Preufson,  Rat- 
schlage.    111,  214. 
Marie  Reine  d'Angleterro,    Lettr. 

et  Mem.     UI,  171. 
Mariette-Pascha  ,     ltinäraire 

d.  1.  Haute-£gypte.    1,  44. 
Denderah.    1,  44. 

—  —  Abydos,  descr.  des  fouilles. 
Ibidem. 

Catalogue   des   monuments 

d*  Abydos.     Ibidem. 

Marin    de   Boylesve,    Evan- 
gälisation  des  Gaules.    I,  135. 


Markgraf,    H.,    Aus    Breslaus 

unruh.  Zeiten.     II,  169. 

Sigism.   Rositz.     II,    170. 

Markham,  A. H.,  Voyages works 

of  J.  Dewis.     HI,  166. 
Marschall,      Letten,      Goten, 

Pruzen.     II,  180. 
Mars olli,  K.,  I  Moditerranei.   I, 

159. 
La  Natura  et  Pincinlmento. 

m,  230. 
Orig.  doli9  umanita.     m, 

230. 
Marsh,  J.  B.     UI,  165. 
Marsich,  Papstbullen.    II,  188. 

—  A.,  Reg.  delle  pergamene  della 
Cattedr.  di  Trieste.    II,  258. 

M  ar  s  y ,  de ,  L'Archeol.  relig.  au 
Congres  de  Yionne.     I,   1511. 

—  Exe"cut  d'un  arret  du  parlem. 
II,  274. 

—  Costume  au  MA.    II,  281 f. 
Martel,  Hist  fantais.   III,  149. 
Mar  ton  s,  F.,  Recueil  d.  traites. 

IU,  23.  149. 

—  W.,  Liutprand.     U,  249. 
Martin,  C,  Pestepidomien.     II, 

53. 

—  Reform,  buddhism  in  China 
and  Japan.     I,  21. 

—  H.,  Hist  d.  Fr.     UI,  149. 
Joanne  d'Ac.     II,  292*. 

—  Th.,  Reichtümer  d.  Reichenau. 

II,  81. 

Sulzburg.     U,  82. 

Theodore   Prince   Consort 

III,  178. 

Prinz-Gemahl.  (Übers.)  III, 

158.  210. 
Martinot,Ruines  Khmers.  1,19. 
Martini,   Continuatio  Colon,  od. 

Cardauns.     U,  49. 
Martinov,  J.,  S.  Methode.    U, 

192. 
Dernieres  public,  relat  aux 

Croisades.     U,  238*. 
Marx,    Ed.,    Pouvoirs   des  gouv. 

do  prorinco.     I,  106. 
Masi,  E,  Papa  Borgia.    U,  269. 
Mas-Latrio,  de,  Docum.rel.au 

conscil  des  Dix.     I,  67. 
Comtes    de    Carpas.     U, 

242. 

—  —  Charte*  Yenitiennes.  U, 
259. 

—  Commorce  et  exp6d.  milit  de 
la  France  etc.    U,  244.  272. 

M  a  s  o  n ,  A.  J.,  (Renans  Conferen- 
ces d'Angletorre.)   I,  116e. 

Masporo,  G. ,  Gr.  inscription 
do    Bern-Hassan.     I,  41. 

Campagne  contre  Magoddo 

bous  Thoutmes  DI.     I,  41  f. 


Mas  per  o,  G.,  Etudes  s.  qc.  pein- 

tures  et  textes  rel.  aux    fune- 

railles.    I,  45. 

Steles  funeraires.    Ibidem. 

S.   u.   tablette  apparten.  a 

M.  Rogers.     Ibidem. 
Egypt   documents    rel.   to 

the  statues  of  the  dead.    1,  45. 
S.diiferentspointsd'histoire. 

Ibidem. 
Themes  trilitteres  en  egyp- 

tien.     I,  46. 
Rapport   b.    u.  mission  en 

Italie.     I,  46. 

—  —  S.  differents  points  de  gram- 
maire   et  d'histoire.     Ibidem. 

s.  a.  G.  Ebers. 

Masqueray,  E.,  Ruines  anc  de 

Khenchcla.     U,  236. 
Massobieau,  Authentiedufragm. 

d'Artist     I,  129. 

Masson,    Milton.    TU,  170. 

—  Weisheit  d.  Volkes.  UI,  215. 

—  Lettres  d.  1.  p.  d'Ursins.  Ibid. 

—  0.,  Regist  of  the  privy  Council 
of  Scotland.     IU,    166. 

—  F..  Card,  de  Bernis.  UI,    147. 

—  G.,  Episodos  of  French  history 
U,  20*.  278. 

Epaves  du  X\1U.    siede. 

UI,  147. 
et  A.  Heilot,  Chroniques 

d.  Normandie.     II,    277. 

—  L.,  Bernadotte.     III,   156. 

—  M.  F.,  Conclare  de  1769.  UI, 
147. 

Abolition  des  Jesuites.  Ibid. 

Massougnes,  de,  J6suitos  a 
Angouleme  1516—1792.  III, 
142. 

Materialien  zur  neuer.  Gesch. 
UI,  17. 

—  z.  G.  d.  Abf.  d.  unirt  Kirche 
Lithauens.     III,  215. 

Mattauch,    Chron.    y.    Xarbitz. 

U,  316« 
Matthaei,  W.,  Baumkircher  Go- 

sellsch.     U,  99. 
Matth.  Paris  ed.   Luard.     H, 

42. 
Matth  es,  J.,  2.  Römerzug  Karls 

IV.     U,   54. 
Matzat,    H.,    Chron.  Untersuch. 

z.  G.  d.  Könige   v.  Juda   und 

Israel.  I,  51  f.  54. 
Matzner,  Paul  Skala.  IU,  122. 
Mau,    A.,    Scavi   di   Pompei     I, 

99*. 

Pompei  e.  1.  reg.  sott  cet 

I,  99. 

Mauceri,  L.,  Tombe  ant  tra 
Licata  e  Racalmuto.     I,  99". 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,27i 


Maurenbrechor,    W.,    Gesch. 
d.  kath.  Ref.     III,  6. 

Wido  v.  Ferrara.   II,  298. 

Maurer,  H.,  Kenzingen.  II,  82. 

—  —  Herrsch.  Üsenberg.  II,  84. 

—  K.,    Wasserweihe    der  Germ. 
H,  6. 

II,  151  8. 

Entsthg.  d.  altnord.  Gött- 

u.  Held.-Sage.     II,  298. 

D.Armennd.altnorw.Bochts. 

II,  304. 

Gulathingslög.     H,      305. 

Z.   polit  Gesch.  v.  Island. 

ni,  197.  215. 

Maurice,  G.,  Polit.  Douan.  III, 

149. 
Maury.    III,  148. 

—  Assembl.  du  clergö.  III,   138. 

—  La   vieillo   civilis,  scand.    11, 
307. 

—  —  R6habilit   de  Ces.  Borgia. 
II,  269. 

Max,   P. ,    Drapeaux    franc,,     II, 

278». 
Maxime  de  Napol.     III,  151. 

May  bäum,   S.,   Entw.  d.  altisr. 
Prie&tertums.     I,   55. 

Mayer,  Yerordnungsb.   v.  Eger. 
II,  315  ». 

—  A.,  Bürgerschule   St.  Stephan. 
II,  142. 

—  A.,  Sprachdenkmm.  der  Wal- 
denser.     II,  197. 

—  Chr.,  Interim  i.  Ansbach.    III, 
170. 

—  F.  M.,  Forstwesen  d.  Steierm. 
II,  143;  III,  213. 

Beitr.  z.  Gesch.  Salzburgs. 

II,  51.  139. 

Anal.   z.   östr.  Gesch.  des 

XIV.  Jahrh.     II,   139. 

Gregor  Hagon.  II,  51. 138. 

Eisenerz.     ILL,    202. 

—  —     Zur    Gesch.    Inncrösterr. 

III,  116. 

—  J.  G.,  Monumenta  hist-chron.- 
monast.     II,   84. 

Mayerfels,  K.  v.,  Wittolsbacher 
Stammwappen.     II,   111. 

Mayerhofer,  s.  Petz. 
Mayn,  Joh.     III,  47. 
Mayne,    J.   D.,    On    Hindu   law 
and  usage.    I,  27. 

Mayr,    J.    B. ,    Schwarzenschwal 
u.  Altneuhaus.     II,  105. 

—  —  Mitterteich.     Ibid. 

—  M.,   Wiener  Hdschr.   z.   bayr. 
Gesch.    II,  48. 

Mayrhofer,   Köm.  Stein  den  km. 
T.  St  Julien.     U,   101. 


Maza,    B.,    Rheinbrücke  Cäsar». 

I,   110. 
Mazade,    Ch.    de,    50    annees 

d'hist     111,   158. 

Maze,  Les  gen6r.  d.  1.  repl.  III, 

154. 
Mazzi,  Corograf. bergom.  II,  16*. 
Meaux,  Lüttes  relig.     III,  141. 
Mecklenburg,  Z.  Jost  Ammans 

Trachtentrach,     II,  217. 
Hamb.  Medaillen  1876—1879. 

III,  57. 

Meddelanden  fran  svenska 
riksarkivet     in,  190. 

Meddelelser  &a  Krigsarchiven. 
HI,  195. 

(Medem,  L.  C.  y.),  Wiesbaden. 
H,  94  f. 

—  v.,  Kritik  u.  Gesch.    HI,  41. 

Meerheimb,  F.  v. ,  Gesch.  der 
Paris.  Com.     III,  158.   209. 

Mehlis,  Frank.  Gräber.  H, 
102. 

—  Schlosseck.     U,  106. 

—  Limburg.     U,  105. 

—  Funde  auf  d.  versunkenen 
Schlofs.     U,  146. 

Meissas,  de,  M.  Renan  apolo- 
giste  malgre*  lui-m.     I,  117ä. 

—  Inscr.  ehret,  et  origines  du 
christianisme.     I,  135. 

—  tävangelisation  des  Gaules.  Ibid. 

—  Lettres  ä  Dom  Chamard  et 
Dom  Piolin.     Ibid. 

Meghrdjgani,  s.  Sthdndnga 
Sütra. 

Barth.  Hoyer  registrum,  ed.  M. 
K.  Meindl.     H,  139. 

Mehren,  Ibn  Sabins  Sendebrev. 
n,  45. 

Mej  er,  O.,  Febronins.  IQ,  81.  94. 

Meisner,  s.  Pilgerreisen. 

Meiss,  H.  v. ,  2  Zuger  Glas- 
maler.    III,  137.  211. 

D.  Meistertrunk  zu  Rothen- 
burg a./T.     IU,  108. 

Meitzen.     n,  686. 

—  Agrar-  u.  Forstwes.  d.  Schweiz. 
II,  69. 

M61anges     historiquos,     s. 

Documenta  in&lits. 
Melin,  Hist  de  France.  II,  2781. 
Melle,    W.    v.,    D.   Unterelbe. 

HI,  56. 

—  —  Hamb.  Handelsh.    ibid. 

—  —  Hamburg.  Selbstverwaltg. 
ibid. 

Meltzer,  O.,  Bibl.  d.  Kreuzschul. 
HI,  87. 

Kreuzschule.     IU,  87. 

Melzi,L.,  SommaLomb.  11,246. 
M6m.  de  Bemard.    III,  149. 


Memorial  d.  1.  gendarmorie.  III, 

150. 
M[enadier,    J.,    Qua  condicione 

Ephesii  usi  sint  cet     I,  974. 
Menöik,     Schreib,     d.     Adalb. 

Ranconis.     II,  318. 
Menendez  Pelayo,   M.,    Hist. 

de  los  heterodoxos  espan.     I, 

148»;  U,  237. 

—  —  La  impiedad  averroista.  II, 
203. 

Mensinga,  J.  A.  M.,  Z.  Gesch. 
d.  Wappen wesens.     II,  71. 

Menzel,  Cl.,  Herren  v.  Sanger- 
hausen.    U,  122. 

—  —  Augustinerkl.  i.  Sangerhaus. 
U,  135. 

— -  K.,  Gesch.  v.  Nassau.   H,  55. 

Zollrechn.  v.  Oberlahnstein. 

U,  61.  95. 

—  Th.,  Italien.  Politik  Karls  IV. 
U,  54. 

Merillot,  Eloq.  judic  III,  142. 
Merk,  Weinsberg.     U,  86. 

—  C,  Clemens  Alexandrinus.  I, 
138. 

Mortons,    P. ,    D.   hh.   Ewalde. 

U,  11.  116. 
Mestorf,  Julie,    Bronzefund  bei 

Zannoni.     II,  146. 

—  —  Schalen-  und  Näpfchen- 
steine.    II,  147. 

Fund  bei  Eddolack.    Ibid. 

Anm.  7.  9. 
Skelettgräber.     U,  147. 

—  —  Filigrankunst.     Ibid. 
Hummel.     III,  53. 

Mesurier,  Le,  s.  Pänabokka. 

M otternich,  A.  R.,  Aus  Metter- 
nichs  nachgelass.  Papier.  IU, 
29.  231. 

Met t ig,  C,  Fromh.  v.  Vifhusen, 
U,  157.  185. 

Mey  boom,  H.  IT.,  Rom.  Burger- 
recht van  Paulus.     I,   123. 

Getuignis    van  Paulus  cet. 

Ibid. 

Meyers  Reisehandbücher.  Orient, 
I:  Aegypten.     I,  44. 

—  Chr.,  Albr.  Achill  u.  Ludw.  d. 
Bart     U,  59. 

Berlin.   Berichte  a.    d.   Z. 

des  1.  schles.  Kr.     III,   25. 
Z.    Gesch.    d.    Adels.     II, 

71». 

—  D.  H.,  Le  Christ  d.  £vangiles. 
I,   121. 

—  F.,  Nikolaikirchhof.     III,  45. 

—  H.  A.  W.,  Komm.  üb.  d.  N. 
T.  (N.  Ausg.)  I,  119.  128. 
125.  126. 

—  J.,  Karte  v.  Nordfriesland.  U, 
152. 


111,272 


Verseichnil  der  besprochenen  Publikationen. 


Moyer,  Die  drei  Zeigen.  II, 
67  f.  343. 

—  K.,  Orte  d.  Kreises  Aschers- 
leben  etc.     II,  121 6. 

—  von  Knonau,  Freiheitsbrief. 
Heinr.   VU.    f.    Uri.     II,  44. 

(Gottesfreund    im    Oberl.) 

II,  207. 
Z.    alt.    alam.  Gesch.     II, 

249. 
Abschied.     III,  130. 

—  Mor.,  Welthandel  d.  Deutsch. 
II,  337. 

Post  u.  Telegr.     III,  2. 

Meyners  d'Estrey,  Indes  An- 

glaises.     III,  220 
Meynis,  D.,  Crypte  de  Stiren. 

I,   136. 
Montagne  Sainto.    Ibidem. 

Mezanne,  Gomt  Dubary.  III, 
177. 

—  NouYclleB  de  la  cour.     Ibid. 
Miaskowski,   A.  v.,     II,    680. 

69*. 

ino  2n.  11.  ^lafiTtqov.    II, 
218.  220. 

Michael,  D.H.,  D.  verlor.  Buch. 

d.  Ammian.     I,  112. 
Michaolis,  A.,  s   0.  Jahn, 
Michel,  N.,  Herzogenrath.    III, 

80. 
Michel  et,  Hist.  d.  France.  III, 

149. 

—  Franc..  L  et  Charles  V.  III, 
139. 

—  Grandes  journees  de  la  revol. 

III,  149. 
Michiels,     A.,    L'invas.    pruss. 
1792.     IU,    152.  234. 

Mielziner,   Talmud.   Sy llogism. 

I,  62. 
Patrologiao     cursus      compl.     ed. 

Migne.     II,  21.  23.  187. 
Mignet,  K*vol.     IU,   149. 
Miklosich,     Wanderungen      d. 

Rumänen.     II,  137. 

—  Zigeuner.    III,  128. 
Milanesi,  C,  II,  254. 

—  s.  Vasari. 

Milchsack,  G.,  Oster-  u.  Pass.- 

Spielo.     EL,  214. 
Miles,  Pugilation.     III,  168. 
Milhouo,   L.  de,  s.  Alwis. 
Miller,  Lingen.     III,  202. 

—  Bensheim.     Ibid. 

—  D.,  39  articles.     ILlf  170.    * 
- —  S.  auch  Hang. 

Milman,  Maria,  Memoir  of 
Bob.  Milman.     IU,  220. 

Milner,  Schwab.  Kolon,  i.  Un- 
garn.    III,  96.  128. 


Minto,  Counl  of,  Lord  Minto  in 

lndia.     III,  218. 
Miola,  A.,  Codice  della  bibliot 

nat.  di  Napoli.     II,  262.  264. 

270. 

Miller,  E.     II,  218». 
Millmann,  s.  Gibbon. 
M  i  1 1  o  t ,  F.  M.,  Archives  commun. 
de  Chalon-s.-Saone.     II ,  271. 

Millou6,  L.  de,  M.  s.  L  musäe 
Guimet.     I,  14*. 

Mine  Ha,  Nie,  I  Papi  e  l'agri- 
coltura.     II,  269. 

Minieri-Riccio,  C. ,  Regno  di 
Carlo  L     II,  256. 

The  Persian  Mir acle  Play.  II, 
227. 

Mi  ran  da,  A.  di,  Richard  von 
Cornw.  in  Aachen.     II,  45. 

M  i  r  b  a  c  h ,  W.v.,  Jülichsche  Weis- 

tümer.     II,  66. 
Mission  unt  d.  Telugus.  III,  222. 
Mithoff,    W. ,    Kunstdonkm.  v. 

Hannover,     n,  128. 
II,  152. 

Mittelstadt,  O.,  Verf.  d.  Fr.  u. 
Hansestadt  Hamburg.   II,  56. 

Mittermüller,  s. Gregor. Magn. 

—  Expositio  regulae.  s.  Bened.  ab 
Hildem.  trad.  II,  191*. 

—  Zwei  Regelkommentare.  II, 
191«. 

Mitzschke,  P.,  Naumb.  Inschr. 
II,  135. 

—  Biblioth.  Naumburgs,  III,  89. 

—  Schatzgräber  bei  Wettaburg  u. 
Tautenburg.     IU,  89.  N 

Mo chi,  G.,  Urbinati  metaur.  ed 
ortensi     II,  248. 

Modigliani,  M.,  Statuti  diAn- 

ghiari.     II,  255  f. 
M  o  d  o  n  a ,  L.,  Leggenda  crist  della 

ribellione    e  caduta  degli  an- 

geli  etc.     I,  48. 
Möbius,   Th,   Hattatal.  U,  801. 

—  Verz.    d.   altnord.   Litteratur. 
n,  302. 

Möller,    F.,   Römerstrassen  von 
Trier  z.  Rhein.     II,  89. 

—  G.  H.,  Fr.  Ludw.  v.  Erthal. 
III,  104. 

Mörath,  A.,  N.  Beitr.  z.  G.  der 
rheinisch.  L.  des  Fürstent 
Schwarzenberg.     III,  81.  105. 

—  Invent.  e.  Wtirzburg.  Dom- 
herrnhofs.    III,  93.  112. 

Mohammedanism     in     China. 

II,  235. 
Mohl,    Mad.,    27   annees  d'hist 

des  6t  Orient    III,  96.  100. 


Mohr  mann,  H.,  Jac.  Sackmann. 

IU,  75. 
Molchow,   Jesus  e.   Reform   d. 

Judent     I,  121. 
Mol  in,   A.   Berättelse    om    de  i 

stora   Tartariet    boende    Tar- 

tarer  etc.    utg.   of  A.  Strind- 

berg.     III,  187. 
Molinier,  Aug.,  s.  ltinera. 

—  Ch.,    de  fratre    Guil.  Pelisso. 
II,   201. 

—  L'inquisit  dans  lo   midi  de  la 
France.  II,  200. 

—  U,  283  flf. 

—  V.,  torture.  III,  149. 
Molitor,  L.,  UI,  133. 

—  Zweibrücken.    III,  107. 
Moll,  Schloss  Argen      II,  86. 
Mollenhauer,    E.    Wittenberg. 

Doctordisput  III,  9. 
Moll  er  up,  V.,  Dansk  hist.  Littc- 
rat.    II,  306». 

—  Danmarks  Forhold  til  Livland. 
II,  309,  UI,  51. 

Plan   e.  Erober.  Livland». 

UI,  51.  63. 
Molmenti,  P.  G.     Congiure  in 

Venezia.    U,  259. 

—  Storia    di    Venez.    nella    vita 
priv.     II,  245.  252. 

Molon,    F.,    AntropoL    preistor. 

U,  250. 
Moltke,  Graf,  IU,  210. 
Mommerque'  lettres  de  Mad.  Se- 

vigne\     III,  144. 
Mommsen,  C.  sorvus.  I,  100. 

—  Dekr.  d.  Commodus  f.  d.  Salt. 
Bur.  I,  100*. 

—  Th.   Inschriftbüsten.     I,  99. 

—  Inschr.    in    Venedig    wieder- 
gefund.     I,  100'. 

—  Z.   Krit   Ammians     I,    101*. 

—  Fragm.    2  Bronzetafeln,    ibid. 

—  Litteraturbriefo  d.  Horaz.    I, 
161. 

—  Namen  d.  K.  Balbinus.    1, 114. 

—  Porcia.     I,  110. 

—  Inschr.   aus  Deutz.     II,   114. 

—  s.  a.   E.  Hübner,    sowie   J. 
H.  Mordtmann. 

Monaci,  E.  de,  leggenda  aral- 
dica.     U,  244. 

—  trovatore  di  Casa  Savoia.    II, 
263. 

M  o n  c  1  ar ,  de,  Bulle  de  Clemens  V. 

U,  46. 
Monier,  s.  Kijkje. 

—  Williams,    Indian    folk-loro. 
I,  26. 

Monod,  G.,  Compil.  de   Fredeg. 

U,  11. 
Monsabr6,  Place  du  Christ  dans 

l'bist  du  merveüleux.  1, 12010. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,273 


Montagnini,     ant    legisl'zione 

solle  manimorte.     II,  257. 
Montaiglon,     Thomas   Coryate. 

in,  142. 

Montaiglon  et  Raynaud,  Re- 
vue gener.  defabliaux.  II,  275. 

Montalembert,  y.,  h,  Elisabeth, 
II,  133.  215. 

Montan,  s.  Sver.  Biddenkaba 
Protok. 

Montbard,  Hist  des  Francs.  II, 
11. 

Montelias,  0.,  'Bronzezeitalter. 
II,  146* 

—  —  Spannen  franBronaalderen. 
II,  297. 

Montet,  Ed.,  Legende  d'Lrenee. 

I,  136*. 

Monti,  A.,  Zezio.     II,  246. 
Montiel,    Hist    agricole  de    la 
France,   ed.  Ch.  Louandre. 

II,  288. 

—  Hist  de  rindnstrie  franc.  (v. 
dem«,  hrsg.)     Ibfd. 

Monumenta      Germaniae     histor. 

Script  XXV.    II,  12.  41.  48. 

120.  155.  276. 
Monum.  historica  Norvegiae,   ed. 

G.  Storm.     II,  301. 
Monay.  III,  143. 
Morais,  H.  S. ,  Eminent  Israe- 
liten. 1,  63. 
Moran,  F.,    Birth- place  of  St 

Patrick.     I,  150. 
Mordechai  Abi  Serur,   Däg- 

gatun.    I,  65. 
Hordtmann,  A.  D.,  Z.  Pehlevi- 

Münzkunde.  I,  37. 

—  J.  H.,  Epigr.  Mitteil.    I,  82. 

Inschr.  d.  Corbulo.  I,  101. 

Neue  himjar.  Münzen.   II, 

222. 
Moreau,  S.  Augusti  Confessiones. 

I,  1421. 
Morel-Fatio,  A. ,    Lettres    de 

Juifs  d'Arles.    I,  72. 
Moret,  S.  £loi.     II,  215. 

Morey,  Ex-voto  du  duc  Antoine 

de  Lorraine.     III,  108. 
Morin,  A.  S.,  Jesrs  reduit  ä  sa 

juste  yal.     I,  12010. 
Morini,    M.,    Artigiani  anconit 

n,  265. 
Morlet,  Victorin  de  Feltre.    II, 

211.  260. 
Moro,    G. ,     Arte   maritima.     I, 

161e. 
Moroni,  AI.,  Imenuetti.  II,  258. 
Morosi,    Motivo   d.   abdicazione 

di  Diocleziano.     I,  113. 
Morris,  R.,  On  Päli     I,  15. 
Division  of  Buddh.  script 

I,  12. 


Morris,  R.,  Buddhagoaha  and  the 
„Milinda  panha".     I,  13*. 

Lost  passage  in  the   „Mi- 

lindapanha.«     I,  13*. 

—  H.,  Hist  ot  India.     I,  3. 

—  W.  B.,  Life  of  St  Patrik.  I, 
150. 

Morsiani   Guadalti,     Dov*    e 

morta  Catar.  Sforza.  II,  264. 
Mortara,  Mscr.  ebraici  di  Man- 

tova.     I,  59. 
Mortimer-Ternaux,  massacres 

du  Septembre  1792.  m,  151. 
Mosbach,    A.,    D.    Aen.    Tact 

comm.  poliorc     I,  78. 
Moser,  Die  Groitzsche.  II,  133. 
Mossmann,    Mater,   p.   serv.    a 

l'hist  de  Colmar.  III,  19.  101. 
Mosthaf,  s.  Graven. 
Motta,  E.,  Docum.  etc.  svizz.  del 

1478.     H,  344. 
Moulin,  H.,  marins  de  la  repub. 

UI,  154. 
Mounyes,  G.,  archives  commun. 

de  Narbonne.     II,  271. 
Much,  Ndr.-Oestr.  i.  d.  Urgesch. 

II,  141. 
Mühlbacher,    E.,    Urkk.    aus 

Aquileja.     II,  16.  144». 
Kapital.  Karls  d.  Gr.    U, 

17. 
Böhmer,  Regesta  imperii. 

II,  16.  333. 
s.  auch  Joppi. 

Mühlenberg,  G.M.,  Patriarchen 

d.  Luth.  Kirche.    IU,  203. 
Müller,  Plauen.  Urkk.  II,  129. 

—  Reihengräber  b.  Clauen.  n, 
125. 

—  Polit  Geschichte  d.  Gegenw. 
IH,  2. 

—  A. ,  Allg.  Gesch.  d.  christl. 
Kirche.     I,  116*. 

Arab.  Quellen  z.  Gesch.  d. 

indischen  Median.     I,  30. 

—  —  Jahresber.  über  Arab.  u. 
Islam.     II,  222. 

—  D.  H.,  Burgen  u.  Schlösser 
Arabiens.    II,  223. 

—  Ed.,  Inscr.  in  Coylon.    I,  19. 
Inscr.  of  Malundo  III.,  Ibid. 

—  F.,  mathem.  Seminar.  III,  44. 

—  G. ,  Relazioni  delle  citta  tose, 
coli'  Oriente.    II,  254. 

Paul  Lindenau.   HI,  6.  82. 

—  IL,  Gesch.  d.  Festungskrieges. 
II,  336».  HI,  1. 

Aegidii  Rom.  d.  regim.  prin- 

c?p.  libri.  II,  67. 

—  J.,  Schulwesen  in  Plauen.  III, 
84/5. 

—  K.,  Ludwig  d.  Baier  u.  die 
Curie.     II,  52. 


Historisohe  Jahresberichte.    1880.    III, 


Müller,  K.  E.  Herrn.,  Reichs- 
steuern. II,  56;   III,  9.  204. 

—  Luc,  Horr.tius.     1,  110. 

—  Max,  Essays  1.  I,  4  ff.  8. 
11.  12.  22.  26. 

Urspr.  d.  Religion.     I,  4. 

—  —  Oorspr.  van  d.  godadienst 

1,  4- 
Discov.  of  Sayana's  comm. 

I,  8. 
Division  of  Buddh.  script 

I,  12. 

Buddh.  Nihilismus.    I,  12. 

14. 
Sanskr.    texta   discov.    in 

Japan.     I,  22. 

—  —  Sanskr.  mscr.  in  Japan. 
Ibid. 

—  —  (J-tsing).     Ibid. 

J.  v.  Mohl.    III,  96.  100. 

—  P.  L.,  Wiln.  III.  v.  Oranien  u. 
G.  Fr.  v.  Waldeck.  III,  20.  76. 

—  R.,  Künstler  d.  Neuzeit  Böh- 
mens.    III,  211. 

—  Soph.,  Dyreornamentiken.  II, 
312. 

M(üllers),    H.    J.,     Camberg, 

U,   95. 
Müller-Strübing,    H.,    Thu- 

kyd.  Forsch.     I,  87. 

—  %Ad'rlvaiüw  noL     I,  90. 
Müllner,  A.,  Archaol.  Excurae. 

II,  144. 
Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Heinr. 

v.  Morungen.     II,  122. 

—  —  Halberstädt  Infanterie-Re- 
giment    III,  27.  78. 

Herald,  spur.  II,  136. 

—  —  Cod.  dipl.  Alvensl.  II, 
120. 

Mü  n  c  h ,  F.,  Bemerkungen.  III,  80. 
Münchoberg.     111,  46. 
Münzbergor,    Aus  d.  Leipaer 

Archiv.     IU,  123. 
Münzen  (des  Aristotimos)   v.  Elis. 

I,  92. 

Münzenberg,  W.,  Frankfurter 
Schulwesen  in  den  letzten 
10  Jahren.     III,  91. 

—  Beichtbüchlein.   II,  62.  210. 

Muhammad  Hassan,  Hist  of 
PatiÄla.     III,  224. 

—  Muslim,    Taqwiyat-ul-Islam. 

II,  228. 

—  Saddik-Boy,  Medino  il  y  a 
vingt  ans.     11,  232. 

—  Zakaulla,  hist.  of  India.  IU, 
218. 

Muir,  W.,  Extract  from  the  Co- 
ran.     U,   225. 

—  s.  auch  R.  Roth. 
Muktikamalanuni,      Ratnasä- 

gara  cet    1,  24. 


18 


m,274 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Mummenhoff,  E.,  Weist  v. 
1479.    II,  66. 

—  Steinlingen  Beumeisterbuch. 
II,  110. 

Manch,  P.  A. ,    Norröno  Gudo- 

og  Heltesagn,  ed.   A  Kjscr. 

n,  299. 
Muncker,  s.  Halm. 
Monoi  y  Biyero,    Manual  de 

paleografia.     II,  326. 
Muntz,  E.,  Amateurs  d'art.    II, 

267. 
Muralt,  E.  y.,  Urkk.  üb.  d.  Con- 

cil  y.  Basel.     II,  58. 

—  Schweizergesch.    III,  137. 
Murena,  Vita  di  S.  Paolo.    I, 

123«. 
Murray,    Handbook   f.  trav.  in 

Egypt     I,  44. 
Mrs.  Murray,  s.  Aynsley. 
Musle  Guimet,  catalogue.  1, 14. 
M  u  s  t  o  n ,    l'Israel  des  Alpes.     II, 

197. 
Myors,  F.,  Greek  Oracles.  1,161. 

N. 

Naaff,  Gesch.  v.  Karlsbad.  II, 
316*. 

NSh  e  r ,  F.,  Born.  Ruinen  im  Oden- 
wald.    II,  79. 

Nageshraw  Winayak  Bapat 
Life  of  Bajirawa  Ballal.  IU, 
224. 

Baba  Nanak,  Pothi  Sri  Panj 
GranthL     I,  26w. 

Nandi  Sutra.    I,  24. 

Nani,  C,  Statuti  di  Pietro  U  di 
Say.     II,  253. 

Napol.  Bonap.     DJ,  156. 

Na  pol.  primo.  cons.     Ibid. 

Napol.  u.  Josephine.    m,  157. 

Narayan    Bälkrishna    God- 

bole,   Chronol.  Table».    III, 

220. 
Nasse,  H.,  Venet  Banken,    n, 

260. 
Nathans en,  A.,  Antoni  Water- 

loo's  Ansicht  v.  Hamb.  u.  Umg. 

m,  66. 
Natorp,  0.,   Evang.  Diasp.  am 

Niederrhein.    HI,  80. 
Nävi  11  e,  E.,    4  steles  orientees 

du  musle  de  Marseille.    I,  45, 

Ostracon  egyptien.    Ibid. 

Decret  de  Ptah-Totunen. 

I,  42. 
Sens  du  mot  neter  -nouti. 

I,  46. 
Nebe,  A.,  Gesch.  d.  Pred.  1, 146. 

H,  209. 

—  G. ,  Gonr.  y.  Krosigk.  EL, 
121. 


Nebe,  G.,  Conr.  y.  Halberstadt 

II,  121.  241. 
Kirchenyisit  d.  Bisth.  Hal- 
berstadt.   III,  73. 
Necrolog    v.    Gaming,     ed.    v. 

Zeifsberg.    II,  140. 
zur  Nedden,  T.  J.  C.,  Beitr.  z. 

Gesch.  der  Geh.  Justizkanzlei. 

LH,  59. 
Nelson,  J.  M  ,  Administrat  of 

Justice  in  Madras.    IU,  225. 
Nemanic,   D. ,    De  stoicor.  cet 

factione.    I,  111. 
N  e  m  e  c  e  c  k,  Beaumarchais'  Figaro. 

in,  211. 

Nemenyi,  A.,  Journale  u.  Jour- 
nalisten.    IH,  151. 

Nemjino  Viydha.    I,  25'. 

Nerger,  K.     H,  152. 

Neri,  A.,  Luc  GattilusL    II,  254. 

Nerici,  L.,  Mem.  per  la  stör,  di 
Lucca.     II,  256. 

Nestle,  E.,  Cyrilli  Alex,  fragm. 
I,  141». 

Nettement,  A.,  Causeries  sur 
l'hist  de  France.    H,  277. 

Nettleship,  H.,  Anzeige  v.  G. 
Jeans,  Lifo  of  Cicero.    I,  109. 

Neubauer,  A.,  s.  Hebr.  Bibliogr. 

—  E.,  r^cMpri  TiaQavouiüv.  I,  86. 

Neubaur,  Beitr.  z.  e.  G.  d.  rom. 
Christengem,  i.  d.  b.  erst  Jhrh. 
I,  132. 

Neuber,  C,  Inschriften,  m,  89. 

Stadt  Neuburg  u.d.  Haus  Wittels- 
bach.     U,  105. 

Neuburg,  C,  Zunftgerichtsbar- 
keit    H,  72.  155. 

Neujahrsbl.  d.  Stadtbibl.  in  Zürich, 
m,  136. 

Neumann,  C.  J.,  Script,  graec 
qui  Christ  impugn.  rel.  1, 141*. 

—  K.  J.,  Malalas.    I,  78 ;  II,  220. 

—  S.,  Jüd.  Masseneinwanderung. 

I,  73«. 

—  W.  A.,  s.  Burcard. 
Neumüller,   L.,    Hanauer   Zu- 
stande yor  150  J.     III,  90. 

Neye,   F.,    Sacrifice   pers.  s.  1. 

buddhisme.    I,  12. 
Neyin,  Engl,  and  the  holy  see. 

IH,  170. 
Newald,  J.,  Jagd  i.  Zeit  Max  L 

II,  142. 

—  Grf.  Nie  Salm.    III,  119. 
Newton,  C.  T.,  Schatze  y.  Myke- 

nae.     I,  759. 
Ney,  E.,  Ottenberg.  Weistum.  II, 
66.     HI,  108. 

—  J.,  Gesch.  d.  Reichst  z.  Speier 
1529.     III,  5. 

—  L.  N.,  drapeaux  franc^  II,  278.  j 

III,  153. 


Neyremandl,    E.    de,    honor. 

d.  ayocats.     III,  142. 
Njala.    II,  301. 
Niccolini,  G.  B.,  Casa  di  Savoia. 

U,  252. 
Nicephori   opusc.  hist  ed.  De 

Boor.    II,  218. 
Nichols,  W.,  The  beloyed  Prince 

Albert     LH,  180. 
Nicholson,   Gosp.    aec   to  the 

Hebrews.    I,  119  f. 

—  E.,  Education  of  Indian  women. 
1,  29».       ' 

Nicolas,  2 inscr. carthag.  1, 160. 
N  i  c  o  1  e  1 1  i,  M.  A.,  Cast  di  Com  orns, 

ed.  Manzoni.     £1,  144. 
Niehues,  De  fönt  Plut    I,  102. 

—  Hansa  in  Westf.    H,  127. 

—  Wahldekrete  Stephans  III.  u. 
IV.    II,  193. 

Nielsen,  A.  IL,  Notitser  om 
Embedsmamd  etc.  i  Aalborg. 
IH,  197. 

—  —  Stamtayle  oyer  FamiL  Ber- 
lin.    IH,  197. 

—  F.,  Waldenserinltal.  II,  1971. 

—  0.  Cod.  diplom.  Earom.  II, 
306. 

Ejöbenhayns    Beakriyelse. 

in,  195. 

—  —  Register,  z.  Diplom.  IU, 
195. 

—  Y.,  Baadsmamdene  i  de  norske 
Kjöbstscder.    U,  305. 

d.  norske  Bigsraad.  II,  304. 

Vedtsegter  fr.  d.  hanseat 

Kontor  i  Bergen.    UI,    191. 
Niepce,  juridict  commerc    UI, 

149. 
Niese,  B.,  Üb.  d.  alter,  griech. 

Gesch.     I,  77«.   80  f. 
Niki,  Pfalzgrfsch.  Neuburg.  III, 

107. 
Nilakanth    Bhatt,    VyavaMr- 

Mayükh.     I,  286. 
Nilmani    Mukherji,    Sahitya 

Parichaya,  I.    I,  258. 
Nilsson,  Kiosteryäsendet  i  Sve- 

rige.    U,  297. 

Nino,  A.  de,  Gent  da  Leonessa. 

U,  270. 
Nippold,  F.,   Neuest  Kirchen- 

gesch.    IU,  231. 
Nirschl,  J.,  Theologie  d.  Igna- 

tius.     I,  128. 
Nissen,   H.,    Altitalien.    Klima. 

I,  106. 
Ausbr.  d.  Bürgerkriegs  49 

y.  Chr.     I,  110. 
Nitzs'ch,  K.  W.,  Niederdeutsche 

Kaufgilden.     U,  73.  155. 
Nobbe,    H.  F.  A.,   Gerhoh   r. 

Beichersb.     II,  38. 


Verzeichnis  dar  besprochenen  Publikationen. 


111,275 


Xoldeke,  Th.,  Erzähl,  v.  Mäuse- 

könig.     I,  38. 

Julian.  Syr.  Erzähl.  1, 141. 

Noer,  T.  A.  v.,    Kaiser  Akbar. 

III,  216. 
Nösgen,  K.  T.,  Üb.  Luc  u.  Jos. 

I,  119. 
Drspr.  u.  Entst.  d.  3.  Ev. 

Ibidem. 
Nolay,  S.,  le  grand  Carnot.    in, 

153. 
Nord  hoff,  J.  B.,  IUuatr.  Urkk. 

aus  Avignon.     II,  48. 
Ablaßbriefe.     II,  126. 

—  —  Johann.  -Cap.    z.  Münster, 
n,  127. 

—  —  Kunstgeschichtl.  t.  Westf. 
Friedenscongr.     III,  76. 

—  —    Münster'sche    Postreuter. 
III,  20.  76. 

—  —  Humanistenpre8se   zu  De- 
venter.     III,  76. 

—  —  E.  zweiter  Kelch  v.  Eisen- 
huth.     m,  77. 

—  —  Heinr.    Scheve.     III,    78. 
Norrenberg,  P.,    Frauenarbeit 

etc.     II,  210  f. 
Northcote,  J.  Spencer,   u.  W. 
*    R.  Brownlow,  Borna  Sotter- 
ranea.     I,  151. 

—  —  Inscr.  des  catacombes.     I, 
153«. 

Norton,   Ch.   K,    Church   buil- 
ding.    II,  244. 

—  6.,  Budimentals.    m,  225. 
Notice  des  imprimes  etc.  de  la 

gal.  Mazarin.    II,  271. 
Nottbeck,  E.,  Dortmund  vor  d. 

Beval.  Bai     H,  185. 
Nouyion,   G.  de,   regne  de  L. 

Philipp,     m,  158 

les  Valois.    HI,  141. 

Henri  IV.     Ibid. 

Novati,  F.,  Obituario  della  catte- 

dr.  di  Cremona.     II,  253. 

Dom.  Burdigallo.    II,  262. 

Nowack,  W.,  Hosea.     I,  55. 
Nürnberger,  A,  Beitr.  z.  Gesch. 

d.  Grfsch.  Glatz.    H,  169. 
Nunnwil.     II,  342. 


0. 


Obermann,  B.,  Lebin sent  Hede- 
yigs.     II,  169. 

O'Brien,  Parliam.  Hist  of  the 
Irish  Land,     in,  180. 

O'B  y  r  n ,  Frh.  y.,  Ein  sächs.  Prinz 
auf  Rei»en.     III,  85. 

Giov.  Casanova.     III,  86. 

• Hofsilberkammer  in  Dres- 
den,   m,  87. 


Occagna,  Conti!,  ecumen.  I, 1401. 
O'C onnor,  Lord  Beaconsfi  eld.  III, 

180. 
Odorici,  F.,  Brescia.     II,  262. 
O(echsli).     in,  133. 
Oefele,   E.  v.,  u.  K.  Primbs, 

Apians  Topogr.     m,  107. 

Osten,  s.  FriedeL 
Öttinger,   Moniteur   des  dates. 

II,  335. 
Ofterdinger,  Beitr.  z.  Theater- 

gesch.     III,  96. 
Ogorek,  J.,  Zeit  d.  catil.  Beden. 

I,  110. 
Ohlenschlager,  D.  röm.  Limes 

in  Bayern.    II,  101. 

Oidtmann,  v.,  Familie  Maibaum 

in  Aachen.     II,  118. 

Familie  Ertzelbach.  11,119. 

Herren  v.  Schwarz-Bongard. 

Ibid.;  III,  81. 

Godesberg  verpfändet  Ibid. 

Oleott,  H.  S.,  Buddh.  Catechism. 

*,  15». 
Oldenberg,  Vinajapitaka, IL    I, 

13. 

Oldfield,  H.  A.,  Sketches  from 
Nipal.     I,  32. 

0 1  s  h  a  u  s  e  n ,  J.,  Elymaeer  a.  Kasp. 
Meer.    I,  159. 

Ommaney,  G.  D.  W.,  EarlyHist. 
of  the  Äthan.  Creed.     1,  143. 

Oort,  H. ,  Laatste  leuwen  v.  Is- 
raels volksbestaan.     I,  54. 

Arnos.     I,  56. 

Opel,  Denkwürdigkeiten  Spitten- 
dorfs.     II,  129  f. 

—  Privil.  d.  Bathes  z.  Merseb. 
m,  89. 

—  Verein,  d.  Hzgt.  Magdeb.  m. 
Kurbrandenb.     in,  37. 

Oppenheim,  H.  B.,  B.  Waldeck, 

m,  132. 
Opponhoff,    K.,    Kacks-    oder 

Katachhof.     m,  80. 

Oppert,    G. ,    Identific.    of    the 

Manipura  of  the  Mahäbharata. 

I,  84. 
Ind.   to  62   Ms.   Volumes. 

Ibid. 
List  of  Sanskrit  msers.  in 

priv.  libraries  of  South  India  I. 

Ibid. 
Weapons,  cet  of  the  anc 

Hindus.     I,  30. 

—  J.,  L'ambre  jaune  chez  les 
Assyr.     U,  180. 

Oppler,  Maimonides.     1,  65. 

Great  Orators.     KI,  180. 

0  r  e  1 1  i ,    A.    v. ,    Rechtsschulen. 

KI,  135. 
Oriental  Miscellany.    I,  14. 


Origines  de  la  loi  du  18  nov.  1814. 

HI,  154. 
Oroien,  Diöc.  Lavant     U,  142. 

—  Sachsenwart  und  Liechtenstein. 
U,  143. 

S.  Ortaire.     II,  215. 
Orth,  Neuhaua.     n,  316". 
Osborn,  B.  D. ,    Islam  und.  the 

Khalifs  of  Bagd.     U,  232. 
India    und.   Lord   Lytton. 

in,  220. 
Ind.  Famine  of  1877—78. 

m,  220. 
Oscar-Fräd.,  Charles  Xn.  trad. 

p.  B.  Boy.     IU,  186. 
Ossowski,  G.,  Monum.  pr£hist 

de  l'anc  Pologne.     II,  180. 
Ostermaier,  F.  X.,  Ingolstadt. 

Begesten.     n,  104. 
Osterraann,  V.,  Numismat  friul. 

n,  245. 
Ostfries.    Inseln    1650.     LEI,  77. 

—  Theologen  d.  XVTL  Jh.    Ibid. 

—  Urk.-Buch,  s.  Urkundenb. 

Otte,  H.  u.  G.  Sommer,  Bau- 
denkmale d.  Kreises  Weilsen- 
fels.    n,  131. 

Ottemeyer,    G. ,    d.  Hansa   u. 

Lemgo.     U,  179. 
Ottenthai,  E.  v.,  Urk,  Ottos  UI. 

U,  25. 
Otto,  F.,  Gesch.  d.  Friedr.-Schule 

z.  Wiesbaden,     in,  91. 

—  Th.  v.,  s.  Corp.  apologet  Christ 
Oven,  v.,  u.  K.  Becker,    Kap. 

d.  h.  Katharina.     II,  98. 
0 verbeck,  z.  Gesch.  des  Kanons. 

I,  126.  132. 
Ow,   v.,    Urk.  v.  1286.     II,  86. 
Owen,    J.    Sidney,     Despatches 

relat  to  India.     III,  218. 


P. 

P.,  K.  L.,    Über  d.  wahrscheinL 

Weltara.    I,  5410. 
Pachamba,  A.  C,  The  Santals. 

I,  32. 
Padovan,  Vinc,    Monete  della 

repubbl.  di  Venez.    II,  245. 
—  —  Capitolare  massarior.    mo- 
nete.    n,  252. 
Drei  Päpste  und  drei  Gelehrte. 

I,  137*. 
Pail  1  ar d,  Additions  crit  a l*hist. 

d.  1.  conjurat  d'Amboise.    IU, 

139. 
Pajol,   guerres  sous   Louis  XV. 

III,  146. 
Pajos,  8.  Dictionnaire. 
Pali  Miscellany,  s.  Trenckner. 
Palmin,  s.  Chydenius. 

18» 


111,276 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Palmer,  E.  H.,  Tho  Qur*än 
translat     U,  225*. 

—  s.  Spencer. 

Palomes,  S.  Franc,  d' Assis.  II, 

199*. 
Paludan,    Dramets    Udvikling. 

UI,  196. 
Paludan- Müller,   C,    Chris- 
tians I.   Reisen  i  Tydskl.     n, 

810. 
P(alustre),  L.,  Anc.  topogr.  de 

Lyon.     I,  136*. 
Niti-Nighanduwa  transl.  b.  J.  P. 

Panabokka.     I,  15*. 
Pangerl,    Gründongsgescb,    von 

Badweis.    II,  31 5*. 
Pangerl  u.  Woltmann,   Bach 

d.  Malerzeche.     II,  317. 
Pannenborg,    Zar    Kritik   der 

Philippis      n,  275. 
Pantueow,     Krieg    d.    Muslim 

gegen  d.  Chin.  (russ.)  II,  235. 
Panzer,  K.,    Wido   v.  Ferrara, 

de  Bcism.  Hildebrandi.  II,  29. 
Paoli,   Distinzione    delle    classe 

soc.     II,  243. 

—  Miscell.    di    paleografia    ecc. 

II,  251. 

—  voce  Parlaaio.     II,  252. 
Paparrigopulos,  Lettre  d' Alex. 

Comn.  ä  Rob.  L     II,  221B. 

Pape,  YonMaintenon  nach  Alen- 
eon.    III,  148. 

P  a  q  u  i  e  r ,  Hist  d.  l'unite  pol.  et 
territ  de  France.     III,   138. 

Paris  a travers  les  siecles.  HI,  149. 

Paris,  Jacquinot     III,  156. 

—  Gast,  Chans,  du  Peler.  de 
Charlem.     II,  24. 

L'Ange  et  Termite.  II,  225. 

Parmentier,  Transcript  des 
noms  arabes.     II,  233. 

—  Supplem.  ined.  des  Mem.  de 
Richelieu.     LH,  143. 

Parnes,  R.  de,   Le  directoire. 

UI,  149.  154. 
Parrot,    Orig.   d'une  d.   form  es 

da  diea  Phtha.    I,  45. 
Pasini,  L.,  I  Navigator!  al  polo 

Artico.     II,  259. 
Paske,  £.,   Baddhism  in  Little 

Tibet     I,  21. 
Passavant,    Orig.   de  la  land- 

wehr.    III,  40. 
Pastenaci,    Schi.   b.   Enzheim. 

III,  101. 

Patera  u.  Tadra,  Bach  der 
Malerzeche.    II,  317. 

Paternö  de*  Spedalotto,  G., 
I  Paternö.     II,  249. 

Patrologia,  s.  Migne. 

SS.  Patram  opasc.  ed.  Hurter. 
I,  147*. 


Paudler,Böhm.Leipa.  H,316w. 
Paul,   Z.   I.   Apol.    d.   Just.     I, 
129e  (130). 

—  Interpret,  d.  Schöpfungsgesch. 

I,  130*. 

—  B.,  D.  versank.  Stadt  II,  151. 
Pauli,  C,  Eixusk.  Stadien.     I, 

108. 

—  G.,  Bagdad.     II,  282. 

—  B.,  Heinr.  d.  Löwe  u.  Wilh. 
d.  Löwe.     II,  39. 

Maria  Tador.     III,  169. 

a.  F.  Liebermann,  Engl. 

Hdss.     H,  48.  189. 
St  Pauli-Frage   u.  d.  Verleg. 

d.  Zollgrenze.     III,  56. 
Paulus.     II,  85. 

—  Balingen.    II,  86. 

Paur,   Th.,    Urspr.   u.  Ausg.  d. 

Poeten-Ges.  i.  Leipz.  III,  88. 
Pauthe,   L.,    Ste.  Marcelle.    I, 

140  f. 
Pavie,  l'Anjou  dans  la  lutte  de 

la    chretientä    contre    l'Islam. 

II,  241». 

—  T.,  Los  anc.  Arabes  du  Hedjaz. 
U,  232. 

Payes,  L.,  Danton.     III,  154. 
Payne,  J. ,   Hindu   widows.     I, 

2910. 
Peacock,  Letter  from  Paris.  III, 

164. 
Peal,  S.  E.,  Peculiarity  of  river 

names  in  Asam.     I,  31. 
Pearse,  G.  G.,  RamaTunka  coin. 

I,  34. 

Pech,  T.,  Gutenberg.    II,  62. 

Peebles,  J.  M.,  Buddhism  and 

Christianity.     I,  11. 
Peetz,    H.,    Volkswissenschaftl. 

Studien.  H,  103;  UI,  199. 
Peinlich,  R.,  Naturereignisse  d. 

Steierm.    n,  143. 
Ad.   v.  Lebenwalde.     III, 

205. 
Peiper,  P.,  Verbreitg.  d.  dtsch. 

Dialekte.    II,  151  f. 
P  el  1  e  g r i n  i ,  C,  Repubbl.  fiorent 

al  tempo  di  Cos.  il  Vecch.    II, 

268. 

—  F.,  I  Benedettini  a  Yenez.  II, 
245. 

Pensen  de  Kapol.    III,  156. 
Pentz,  Ad.,  Erzähl  gn.  a.  d. Meck- 

lenb.  Gesch.  II,  159 ;  III,  58. 
Perefixe,  Henri  le  Gr.  111,141. 
Pereira,    D.,    Customs  of  the 

Singhalese.     I,  19. 

—  A.,  Moedas  de  Siam.     I,  20. 
Pergameni,  Guerresdespaysans. 

II,  288;  UI,  214. 
Perigaud,  Une  hiroine  des  cata- 

combea.     1,  152*. 


Perlbach,  Reise  f.  d.  pommerell. 
Urk.-B.     II,  43.  46.  181. 

—  Haus  d.  dtsch.  Ord.  in  Yoned. 
II,  184.  260. 

P  (e  r™  i  c  e) ,  A.,  Gedicht  s.  Gesch. 

Barbarossas.    II,  35. 
Perreau,  P.,   Educaz.  degli  Is- 

raeliti.     I,  60. 

Stör,  degli  Ebrei.    I,  66*. 

Int  agli  Atti  del  IV.  congr. 

orient    II,  222. 

s.    Catal.  dei  Cod.  orient 

Per  rot,   A.,    Abbesses  de  Fon- 

terrault     n,  285*. 
Perry,  E.  D.,   On  Indra.     1,  7. 
Personalhist  Tidsskrift.   111,197. 
Pertsch,   W. ,    Arab.   Hdss.   in 

Gotha.     II,  229. 
Peryanoglu,  Colonie  greche.  II, 

144. 
Perwolf,  Beitr.  z.  böhm.  Gesch. 

II,  320. 
Pesaro,     Abr.,      Append.    alle 

Memorie  stör.     1,  67. 
Pesty,  Fr.,  Verschwundene  Ko- 

mitate.     II,  323. 
Petermann,  K.,  Gesch.  d.  Kgr 

Sachs.    II,  131. 
Peters,    C,     Wahl    Friedr.s  L 

U,  36. 

Petersen,  W.,  Quaestt  de  hist 
gentium  Attic.     I,  83  t   90  f. 

Petit,  Jesus-Christ     I,  1209. 

Petit  de  Juleville,  Hist  du 
theätre.     U,  282. 

Petition  adressee  p.  les  r^dact 
de  lMvenir.     UI,  158. 

Petri,  Padligar.     III,  47. 

—  K.  H.,  Nachbarstädte  Torgaus. 

II,  134. 

Petrich,    H.,    Dav.    Ruhnken. 

III,  63. 

Pomm.  Landes-  u.  Lebens- 
bilder.   III,  63.  202. 

Petrulevic.    II,  3151. 

Petz,  H.,  H.  Grauert,  J. 
Mayerhofer,  Drei  bayer. 
Traditionsbücher.    U,  66. 103. 

Peyron,  B.,  u.  S.  Ghiron,  Cod. 
hebr.  Taarin.     I,  59. 

Pfahl  er,  Bonifaz.   U,  19.  1921. 

Pfannen schmidt,  H.,  Kunig. 
y.  Saverne.     II,  79. 

Pfeiffer,  E.,  Schulwesen  von 
Metz.     III,  103. 

—  s.  Berthold. 
Pfenninger,  M.,  Kirch!.  Politik 

Konrads  II.     U,  31. 

Pfister,  H.  v.,  Chatt  Stammes- 
kunde.    II,  132. 

Pflugk-Harttung,  J.  v.,  Acta 
Pontificum  inedita.  U,  187. 
282.  334. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


01,277 


Pfotenhauor,  Schlesier  i.  Solde 

d.  Dfech.  Ord.     II,  183. 
Phear,  J.  B.,  The  Aryan  rillage. 

I,  29. 

Philippi,  Z.  Rekonatr.  <L  Weltk. 
<L  Agrippa.     I,  159. 

—  Rhein.  Hausmarken.  11,117; 
III,  94. 

—  Kaiserarkk.  v.  Westfa).  II,  126. 

—  Mindener  StadtrecLnungen.  II, 
126  f. 

—  Jon.  y.  Schwarzenberg  i.  Preufs. 
III,  49. 

Philippson,  M.,  Import  hist 

du  MA.    II,  335. 
Getch.  d.  Preufs.  St   III, 

34. 
Louis  XIV.     III,  143. 

Philomneste  jun.  (=r  Bmnet), 
papesse  Joanne.     II,  1941. 

Hist  del  emper.  Carlom.,  tradac. 
p.  N.  de  Piamento.   II,  20. 

Pic,  J.  L.,  Abatammong  d.  Ka- 
minen.    JJ,  322. 

Pichler,  F.,   Etrurische   Beste. 

II,  143. 

Pichon,  Semin.  da  Mans.  III, 
149. 

Pick,  B.,  Jüd.  Volksleben  z.  Z. 
Jesu.    I,  1231. 

Picone,  G.,  Mem.  storiche  agri- 
'    gent     U,  249. 

Picot,  Ecritfl  inedits  de  St  Si- 
mon.    III,  146. 

Picot  et  Nyrup,  Nouv.  rocueil 
de  farces.     11,  275. 

Pic  hl,  K.,  Stele  port  u.  inscript. 

empr.  au  livre  des  morts.    I, 

45. 
Passage  du  pap.  Ebers.    I, 

46. 

Varia.     1,  46. 

Notice.    Ibid. 

Sens  du  mot  neter  -nouti. 

Ibid. 
Pierre,  v.,  l'ecole  sous  la  rev.  fr. 

III,  151. 

Pierre t,    P. ,    Pantheon    egypt 

I,  45  f. 
Pietremont,  CA.,  Chevaux  de 

l'Avesta.     I,  37. 
Pietro,  Gregorio  XI.  in  Pisa.  II, 

205. 
Pietrogrande,  s.  Benvenuti. 
Pignol,  Jurisconsulte  du  XVI  s. 

HI,  142. 

Pil gorreisen  n.   d.  h.  Lande, 

hrsg.  v.  R.  Röhricht  n.  H. 

Meifsner.  1,64;  II,  110. 145. 

156.  240. 
Pilitto,    J. ,    Cinque   codici  dei 

sec.  XIV  e  XV.   II,  272.  326. 


Pillet,  Cimet,  do  S.  Calixto.    I, 

151*. 
Pinches,  Fragment  of  the  annals 

of  Nabonidus.     I,  36.  50. 
Pincott,  Fred.,  Index  to  Eaye's 

and  Malleson's  Hist    IH,  219. 
Pingand,    L.,    Le   cheval.    de 

Boufders  au  Senegal.  III,  148. 
Catherine  II.   et  l'emigr. 

III,  150. 

—  —  Un  captif  ä  Alger  au 
XVIII.  s.    in,  147. 

Pinter,   A.,  A  palöczokröl.     II, 

323. 
Piolin,   Note   en  reponse  ä  M. 

Meissas.     I,  135. 

—  Medaille«  de  S.  Benott.  H,  191. 
Assalayanasuttam.  ed.  R.  Pischel. 

I,  13  f. 

Plaine,  Introd.  aux  Acta  Sanct 
I,  148. 

Planer,  H.,  CSsars  Antesignanen. 
I,  107. 

Pütt,  G.,  G.Biel.  II,  208.  209». 

— ,  s.  Herzog. 

Plöckinger,  E.,  Pol.  Wirren 
z.  Athen  cet.    I,  90. 

Plumptre,  E.  H.,  Gosp.  acc.  to 
S.  Luke.    I,  118  f. 

PI  uns,  Columbus  in  St  Do- 
mingo od.  Havanna.   Hl,  215. 

Poel,  J.  G.,  Rists  Lebenserinne- 
rungen. III,  29.  54.  195.  232. 

Poelchan,  A.,  Belager.  Rigas. 
III,  51. 

P  ö  1  z  1 ,  J.,  Die  Meifsauer.  II,  1 42. 

—  K.,  Compos.  d.  Matth.-Ev.  I, 
118. 

Pognon,  H. ,    Inscr.   de  Bavian. 

I,  50. 
Pohl,  J.,  Statuten  v.  Linz.  II,  67. 
Name  v.  Mainz.     II,   87. 

—  0.,  Ichthys-Monum.     I,    154. 
Poinsignon,  Bodmannsche  Re- 
gesten.    II,  81. 

Poli,  de,  Louis  XVIII.  1U,  157. 

Polizzi,  G.,  Ricordi  trapan.  II, 
249. 

Poole,  hist.  of  the  Huguen.  ULI, 
140. 

— ,  s.  auch  Lane  Poolo. 

Pope,  G.  U.,  s.  Dubois. 

Popowicz,  C.  (jun.),  Synod.- 
Dekrete  als  Quellen  d.  Kir- 
chenrechts.    II,  215. 

—  —  Rechtsanschauungen  von 
Kanonisten.    Ibid. 

Popowski,  Fr.  v.,  Handschr.- 
Samml.  <L  Aurifaber.     IH,  4. 

Poree,  S.  Anselrae  a  l'abb.  de 
Bec     H,  194. 

Pornet,  J.  A. ,  Bouddha  ot  le 
Christ     I,  12«. 


Port,  C.     II,  274. 

Archive«  depart.  de  Maine- 

et-Loire.     n,  272. 
Souven.  d'un  nonagen.  III, 

148. 
Porter,  20  Years  Recollect  III, 

180. 

Ports    maritimes  de  la  France. 

II,  280. 
Post,   A.  H. ,   Anfang  d.  Staats- 

u.  Rechtsleb.     III,  229. 
Bausteine  e.  allg.  Rechtsw. 

Ibidem. 

—  B.,  Fodrum.     II,  69. 

Pothier,  Les  melodie*  gregor. 
U,  191. 

Pottiei,  C,  Mission  de  St  Ju- 
lien.    1,  135. 

Pourcher,  S.  Severien.  1,150". 

Pourtalis  et  Beraldi,  Gra- 
veurs du  XV1H  s.     III,  148. 

Pous,  Corr.  ined.  d'un  membre 
de  l'ass.  const     III,  149. 

Prabade,  £t  sur  le  XIII  s.    II, 

198*. 
P  r a  c  h  o  w ,  A.,  Formen  d.  schön. 

Künste,  I.     I,  44. 
Pradel,  Lettre«  de  Coras.    III, 

141». 
Prajogaratna.     I,  9. 
Praraatha   Nath    Basu,  Orig. 

and  histor.  of  the  caste  syst. 

1,  29». 

Prampero,  Ant  e  Ottav.  di, 
Statuti  di  s.  Daniele  del  Fri- 
uli.     U,  260. 

—  A.,  Stat  de  Billerio.    Ibid. 
Prantl,   v.,  Witteisbacher  u.  d. 

Ludw-Maxim.-Univ.    II,  109. 

Prasanna    Kum&r     Tagore, 

Success.  aecord.  to  Hindu  law. 

I,  27». 

Prasek,  Nördl.  Grenze  Mährens. 

LQ,  124. 
Pratikramana  Sütra.     I,  24". 
Pratischtharoajukha.     I,  9. 
Pratt,  W.  S.,    Columnar  archit. 

of  the  Egypt.     I,  44. 
Preger,  Beitr.  z.  dtsch.  Reichs- 

gesch.    II,  52.  82.  102.  141. 

Prolini,  S.  Siro.    U,  215.  250. 

—  Basil.  di  S.  Teodoro  in  Paria, 
n,  246. 

Press el,  F.  u.  P.,  Ulm.  Münster. 

II,  86. 

—.  P.,  ü.  Kraft.     UI,  211. 
Prichard,  J.,  Chronicles  of  Bud- 

gopore.    in,  221. 
Primbs,    Geschlecht    Kammer- 
stein,    n,  104. 

—  St  Stephan  in  Augsb.  II,  107. 

—  s.  auch  Oefele. 


DI,278 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Prinzin ger,  Vorchristi.  Son- 
nendienst    II,  142. 

Prochaska,  Beitr.  z.  Verfass.- 
Gesch.  y.  Böhm,     n,  317. 

—  II,  3191*8. 

—  Polen  u.  Böhmen  z.  Huas.-Zeit. 
Ibid. 

Procter,  F.,  Hist.  of  the  cprayer 

b.    m,  170. 
Prokesch-Osten,   Briefwechs. 
m.  Oentz  u.  Mettern.  III,  210. 
Propst,  Leonin.  Sacram.  I,  146*. 

—  Komment,  z.  röm.  Taufordo. 
II,  214. 

Prost,  Tayannes.    HL,  141. 

—  Coligny.     Ibid. 

—  A.,  Begirae  anc.  de  la  pro- 
prieU     U,  67.  76.  78. 

Proth,   Maria,  Lettre«  d'amonr 

de  Mirab.     III,  150. 
Proul,  J.,  L'Anc.  reg.   III,  150. 
Prümers,  B.,  Album  Philippi. 

m,  67. 

Prutz,    H.,     F.    y.    Sickingen. 

m,  9. 

Ptolemaei  Lucens.  Exaemeron, 

ed.  Masetti     n,  204. 
Po  eher,  6.  Q.  v.,  Gioy.  Qersen. 

II,  208. 

Puchstein,  0.,  Epigramm,  grae- 

ca  in  Aegypto  rep.     I,  42. 
Pünjer,  B.,  Christi.  Belig.-Phi- 

lotophie  cet.    III,  12. 
Pugin,  A.,  Sermons  episcop.   II, 

209*. 
Pull«,  Fr.  L.,   Novelliere  Öai- 

nico.     I,  24. 
Pulszky,    F.,   Meine  Zeit  cet 

III,  127. 

Pupikofer,  Landgemeinde  in 
Weinfelden.     HE,  136.  207. 

Purfinas.    I,  9  f. 

Puy-Mirat,  G.  de,  Eichel,  et 
Mazarin.     III,  148. 

Pyl,  Th.,  Gesch.  y.  Eldena.  II, 
160. 

—  Verbind,  zw.  Dana.  u.  Greifs- 
wald,    n,  184. 


Q. 


(Quandel.)  Monumenta  litteraria 
(Casinensia).     U,  191«. 

Quarr«  de  Vorneuil,  L'armee 
en  France.   II,  278;  in,  153. 

Quellen  z.  Gesch.  v.  Sieben- 
bürgen.   II,  325. 

Pfarrkirche  S.  Lamperti  in  Quer- 
furt    II,  122. 

Quesnel,  L. ,  Londres  au  com- 
menc.  du  XVIII  s.     III,  180. 

Quesnet,  E.,  Table  alphab.  des 


archiyes  de  l'intend.  de  Bre- 
tagne,   n,  272. 

QueWilly,  H.,  Une  famille  nor- 
mande.    n,  27810. 

Quicherat,  Jean  de  Meung.  II, 
282. 

Quinzeansde  Beyolut  111,149. 

S.  Quodyultdeus.    I,  150. 


R. 

Baab,  Fr.,  Leon,  da  Vinci  als 
Naturforscher.    II,  268. 

Baas 6,  J.,  Widuk.  y.  Coryei.  II, 
27. 

Babbinowicz,  Legisl.  ciy.  du 
Talmud.     I,  62. 

—  M6decine  du  Talmud.    I,  62. 
Bachel,  Heinr.  y.  Freiberg.  II, 

134. 
Badyanszky,  A.  v.,  Familienleb. 

u.  Haushalt     m,  125. 
Bäfs,  A.,  u.  Weifs,  N.,  Leben 

d.  Heiligen  Gottes,  bearb.  v. 

J.  G.  Holzwarth.   I,  1486. 
Baffaelli,  FU.,   Statuti  suntu- 

arü     II,  265. 
Baffenberg,    W. ,    Marstrands 

Briefe,     in,  197. 
Bagey,    Persecution    de    Julien 

l'Ap.     I,  141». 
Raghunath  Baskar  Godbole, 

Hindusthanacha  Arvachin  Kosa, 

I.    I,  3. 
Baghunathji,  Bombay  beggars. 

I,  25. 

Bahault  de  Fleury,  Tabern. 

ehret,  du  V.  s.     I,  157. 
Bahmat  -  ullah,     Idh-har-ul- 

haqq.    Trad.  p.  V.  Carle tti. 

II,  228. 

Bahn,  Wandgemälde  in  Wyl.  HI, 
137. 

—  Wandgemälde  in  d.  Kap.  z. 
Tellenplatte.    Ibid. 

—  Beitr.  z.  Gesch.  d.  oberital. 
Plastik.    Ibid. 

—  H.  Arduser.     Ibid. 
Bajanikänta  Gupta,  Hist  of 

the  Sepoy  War.     m,  219. 
B&ja  Siyapras&d,   Gesch.  In- 
diens, I,  IL     I,  2. 

—  Vayu  Purana.     1,  10. 
Bajendraläla  Mitra,  lnscr.  fr. 

Bharhat     I,  17. 

—  Inscr.  fr.  Buddha-Gaya.   Ibid. 

—  Age  of  Ajanta  Cayes.  I,  17  f. 

—  I,  18. 

—  Catalogue  of  Sanscr.  manscr.  i. 
the  Libr.  of  the  Mahar&ja  of 
Bikiner.     I,  24. 

—  Parsis  of  Bombay.     I,  27. 


Bijendralala  Mitra,  lnscr. 
found  in  Sylhet    I,  31. 

—  Arakan  coins.     Ibid. 

—  Antiquities  of  Orissa,  II.  Ibid. 

—  s.  auch  F.  S.  Growse. 
Baken,  Caracterist  de  Napol.  I. 

m,  156. 
B&khaldds     Haldär,     s.     W. 

Adam. 
Baklenbeck,  Mission  de  Boisot 

ä  Metz  en  1543.     III,  139. 
Bim,  s.  Babu. 
Bamachandra    Ghosh      (B. 

Ghose),  Peep  into  the  Vaidik 

age.     I,  6. 
Bamanath    Sarasyati,     Big- 

yeda  Sanhita,  L     I,  7. 
Bamann,  Fr.  Liszt     III,  211. 
Räina   Yarmä,    The   Perumals. 

I,  34". 
Bam  band,  Alfr.,  Catherine  et  la 

reyol.  fr.     III,  150. 
Bambert,  Auteur  du  4.  er.    I, 

119. 
Bambouillet,  Orig. du christia- 

nisme  d'apres  M.   Duruy.    I, 

121". 

—  Orthodoxie  du  Pasteur  d'Her- 
mas.     I,  128. 

Bam  Das  Sen,  Essays,  IV.  I,  4. 
Bamsahay  Tamanna,  Hist  of 

Oudh.     HE,  223. 
Bam  Saran  Das,  Kayasth  Eth- 
nol.     III,  223. 

Bamsay,  J.  H.,  Lex  Salica.  II, 
645. 

Bandon,  L.,  Hist.  de  l'art  en 
France.     II,  281. 

Bänke,  J.,  Vorgeschichtl.  Stein- 
zeit   II,  100. 

Felsenwohnungen  d.  jung. 

Steinzeit     U,  101. 

—  —  Schädel  d.  altbayer.  Land- 
beyolkerung.     Ibid. 

Feuerstoinbearbeitung.  II, 

146. 
Stenogr.  Bericht  üb.  d.  11. 

AnthropoL-Versmlg.  U,  146*. 

149". 

—  L.  y.,  Weltgeschichte,  L  I, 
158;  III,  231. 

Gesch.  Wallenst  III,  59. 

Baschdorff,  0.,  s.  A.  Conse. 
Basmussen      Sökilde,      Kai 

Lykke.     1U,  197. 
Bassam,  H.,  Becent  Assyr.  and 

Babyl.  Research.    I,  48. 
Bastoul,    Volontaires  de  1792. 

in,  153. 
Battinger,  Patriarchatssprengel 

y.  Konstant     II,  199.  242. 
Batzinger,   Alb.  Bohemus.  II, 

108. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,279 


Raolx,  J.  B.,  s.  Thomas  Aquin. 
Baunie*,   Chansonnier  hist    EU, 

146. 
Bausch,   K.,    Burgund.    Heirat 

Maxim.  1.    II,  60.  141.  292. 
Rautenberg,  E.,   Z.  Kde.    d. 

germ.  Altert     II,  6.  152. 

—  Thongefäfse  m.  Mäanderlinien. 
U,  146. 

Ravaisson,  M.,  Arch.  de  la  Ba- 
stille, XI.    III,  145. 

Bavat,  Pelerinage  de  Louis  XIIL 
HI,  142. 

Ravel,  A.,  Linde  francaise.  I, 
29». 

Rav  erat,  Fourviere  cet  1,  1868. 

Ravitzki,  M.,  Kaiserschnitt  im 
Talmud.     I,  62. 

Bawlinson,  G.,  Character  and 
writings  of  C)tus.     1,  36. 

Capture  of  Ecbatana.  I,  36. 

—  H.  C,  Clay  cylinder  of  Cyrus. 
I,  35  f.  50. 

Raynaud,  G.,  Jean  Bretel.  II, 
282. 

—  Voyage  de  Charles  V.  par  la 
France.     LEI,  139. 

Razy,  H.,   St  Jean-Baptiste.    I, 

1228. 
Be,  Tav.  Vipascense.   I,  10016. 

—  Statuti  di  Borna.    U,  269. 

B  e"  a  u  m  e ,     Agrippa     d'Aubignä. 

in,  141. 
Becchi,   G.,  Albero  geneal.  dei 

Caro  di  Civitanova.     II,  248. 
B  e  c  u  e  i  1  des  Historien«  des  Croi- 

sades.     II,  239. 

Bedern,  H.  v. ,  Geneal.  Nach- 
richten,    in,  43. 

Bedhouse,  J.  W.,  Most  Comely 
Nantes.     II,  225. 

Redlich,  £.  Brief  Leasings.  IU, 
57. 

Regel,  Goth.  Urkk.    n,  129. 

Regesta  diplomat  hist.  Danicae. 
n,  306. 

—  imperii,  edid.  (Böhmer  u.) 
Mühlbacher.     U,  16. 

Registranter,*.  Friedrich  1. 
Regnaud,  P.,  Pessimisme  brah- 
„    manique.     I,  25. 
Rehak,  Kuttenberg,    n,  31610. 

—  J.  T.  Villanova.    II,  321. 

Rehatsek,  £.,  Hist.  of  the 
Wahhabys.     n,  227. 

—  —  Doctrines  of  Metempsy- 
chosis.     Ibid. 

Oriental  Folklore.  U,  231. 

—  —  Gastronom.  Anecdotes  of 
the  earl.  Khalifs.     Ibid. 

—  —  Old  Arms  and  Instruments 
of  War.     H,  283. 


Rehatsek,  E,  Wine  among  the 

anc.  Arabs.    Ibid. 
Beich,   B.,    Schreibersdorf.  II, 

134. 
Beichenhart,   E.,  Lat  Schule 

zu  Memmingen.     LH,  11. 
Beichling,  D.,  Murmellius.  U, 

62;  in,  210. 

Beifmann,  Jak.    I,  61. 
Beimann,  E.,   Zskunft  Fr.s  II. 

u.  Jos.  IL     in,  28.  118. 
Beinach,  Quest  d'Orient  m,  2. 
B  e  i  n  e  r  8 ,      Echternachs     relig. 

Altertümer,     n,  119. 

—  Echternachs  Yolkssagen.  Ibid. 
Beinhardt,  C.  E.  F.,  Waldemar 

Atterdag.    U,  174.  296.  309. 

—  J.,   P.  W.  Lund.     m,  197. 

Bein  seh,  Pseudoevang.  v.  Jesu 
u.  Maria  Kindh.     I,  149». 

Beishaus,  Th.,  H.  F.  Christ. 
Lehmann.     III,  69. 

Reifsermann,  J.,  Absetz.  Chu- 
nos  y.  Begensbg.     II,  108. 

Beitzenstein,  C.  C.  v.,  Mühl- 
berg.    U,  135. 

Belat  de  la  fete  confed.  m,  150. 
Gedruckte  Belat    in,  188. 
Bemond  de  Depasse,  Carnot 

m,  153. 
Bämnsat,  P.  de,  Mem.  de  Mad. 

de  Bemusat     UI,  155. 
Bemy,   J.,    Pelerinage  au  mon. 

bouddh.  de  Pemmiantsi  I,  21. 

Renan,    E. ,    Marc -Auröle.      I, 

113*. 
Conferences  d'Angleterre. 

1,  116  f. 

—  —  Souvenirs  d'enfance  et  de 
jeun.    I,  1171. 

Roman,  theol.  au  2e  siecle. 

I,    127. 

Idylle  monacale.    H,  204. 

La   papaute  hors    dltalie. 

U,  205. 

Rapport  annuel.    II,  230. 

Renard,  A.,  Äat  civ.  de  Joanne 

d'A.    U,  274*. 
Benaud,  H.,  Lacorresp.  de  Ville- 

montee.     III,  144. 
Ben  du,  A.,  Inventaire  de  chartes 

de  l'abb.  de  St.  Quentin.     H, 

273. 

Benier,  L*  s.  Borghesi. 

—  B.,  Amore  del  Boccaccio.  U, 
267. 

Report  of  the  index  hoc   m,  161. 
Besek,  1631.     HI,  16. 
Bethwisch,  Schulwes.  i.  Preufsen . 

m,  215. 

R6thy,  L.,  Anonym,  az  erdelyi 
olahokröl.    U,  322. 


Beumont,  A.  v.,  Heimat  d.  h. 

Franz  v.  Ass.     II,  199. 

1  due  Caboto.    II,  259. 

König  Gust  III.  in  Aachen. 

IU,  79. 
Fr.  Haagen.     UI,  80. 

Beusch,  A.,  Z.  C.  Inscr.  Attn. 

I,  90  f. 
De  dieb.  contion.  ordin.  ap. 

Athenienses.     I,  964. 

—  F.  H.,  Drei  deutsche  Prediger 
auf  d.  Index,    n,  209. 

Reufs,  F.,  Z.  Chronolog.  (L 
Diadochenzeit     I,  966. 

De   Jubae    r.    hist    rom. 

I,   102. 

—  B.,  Seligm.  Alexandre.  1,72; 
ni,  102. 

Lf  Alsace   pend.  la  revol. 

UI,  101. 
Notes    p.  s.  ä  l'hist    de 

l'egl.  prot  de  Strassb.  m,  102. 

Hebrew  Review.     I,  57*. 
R6ville,    De   anno   dieque  qu. 
Polycarp.  mart  tulit     I,  128. 

—  A.,  Passage  d'Hannibal  cet.  I, 
109V 

Re vi  11  out,  E.,  Prem.  extrait  d. 

1.  chron.  demotique  de  Paris. 

I,  42. 
Notes  chron.  s.  l'hist  des 

Lagides.     I,  42.  981. 
Chrestomathie   demotique. 

I,  42. 
Taricheutes  et  choaehytes. 

Ibid. 
Question    du  divorce,   cet 

Ibid. 
Öftres  de  la  mort  chez  les 

anc.  Egypt.     I,  45. 
Bituel  funör.  dePamonthl. 

I,  45. 

Concile    de  Nicee   d'apres 

les  textes  coptes.    I,  47. 

Revue  des  Etudes  juives.  I,  57*. 
Bey,  G.,  Sommaire  du  supplem. 

des  familles  d'outre-mer.     II, 

231. 
Terre  de  Geoffroy  le  Tor. 

II,  241. 

Topogr.  de  la  ville  d'Acre. 

U,  242». 
Beyer,  Zinnbergbau  in  Böhmen. 

U,  134. 

—  Aus  d.   Tagen    Kasp.  Pflugs, 
in,  121. 

Beynier,    de,    Campagnes    de 
1637  cet     UI,  143. 

Bezek,  Denkwürdigkeiten  üb.  d. 
sächs.  Einf.     UI,  128. 

—  Beckovkys  Botin.     Ibid. 

—  Böhm.  Generallandtage.   Ibid. 


m,280 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Rhamm,  A.,  Jaden  i.  d.doutschen  Riezler,  S.,   Sturm  0.   y.  Wit- 

Reichsgesch.     1,  73.  telsbachs  auf  d.  Veron.  Klausen. 

RhysDaridB,  J.  W.,  Buddhism.  H,  102. 

I,  11.  Z.  Beurt.  Ludw.  d. Bayern. 

—  —  holland.  d.  J.  P.  van  der  Ibid. 

Vegte.    Ibid.  Riezler  u.    Baumann,    Befe- 

—  T.  W. ,   Buddh.  birth  stories  stigungen  a.  d.  Brege  u.  Donau, 
I,  12  f.  II,  79. 

Riant,  Gf.,  Troia  inscript  relat.  Biggau  er,  H.,  Z.  fränk.  Mtinz- 

&  des  reliques.    II,  219.  knnd6-     ***  lu- 

—  Invent.  crit  des   lettres  hist.  Portion    of   Rigveda   appointed 
des  croisades.     II,  238».  for   ^    B-   A-   examinations. 

Ricci,  Corr.,  b.  Guerrini.  *»  ^    • 

Riccourt,  Pages  du  roi.     m,  BiHiet,    Retabliss.    du   cath.    ä 


214. 
Richard,  J.  M.     II,  2911. 

—  tombeau  de  Rob.  YEn*.    Ibid. 
Richards,    W.  J.,    Tandu    Pu- 

layans  of  Travankore.     I,  35. 

Richter,  A.,  Übergang d. Philos. 
z.  d.  Deutschen.     II,  212. 

—  C,  Wahrheit  d.  A.  T.   I,  54. 

—  £.,  Funde  auf  d.  Dürnberge. 
II,  142. 

—  —  Einfalle  der  Sarazenen  in 
d.  Alpen.     II,  27.  339. 

—  P.,  Leon,  da  Vinci.     II,   268. 
Richthofen,  K.  v.,   Untersuch. 

Üb.  fxies.  Rechtsgesch.  II,  66. 
Ricken b ach,  Vorbereitung  auf 
M.  Cassino.     II,  191. 

—  n,  2181. 

Riebke,    Hochäcker.      U,   148. 
Riecke,  Stayscher.     III,  96. 
Rieger,    K.,    Urkk.   Heinr.    II. 

1  Michelsberg.     II,  31.  107. 

333. 

—  —  Gedichte  aus  der  Zeit 
Ottos  IV.     II,  298. 

Riehl,  Hauslöcher.     II,  141. 
Riehm,    Ed.,  Handwörterb.  des 
bibl.  Altertums.     I,  55.    115. 

Riese,  L'usage  syntact.  de  Froiss. 

n,  277». 
Riefs,  Ch.,  Lands  of  holy  script. 

I,  120«. 

—  F.,  Geburtsjahr  Christi.  I,  54. 
121  f. 

Rieu,  Ch.,  Catal.  of  the  Pen. 
mscr.  in  the  Brit  Mus.,  I. 
1,  3. 

Riezler,  S. ,  Urkk.  z.  bayr. 
Gesch.     U,  43.  51. 


Geneve.    HI,  130. 
Ringeltaube,  W.,  Z.  Verstandn. 

d.  Mission.     III,  222. 
Rishikesh      Battacharya, 

Identity  of  Upello  with  Upa- 

playa.     I,  336. 
Rifs,  Jan  Ctiboc.     UI,  122. 
Rist,  s.  J.  G.  Poel. 
Ristelhuber,     P.,    Spefeburg. 

H,  78. 
Ritgen,    H.  v.,    Burg  Gleiberg. 

U,  100. 
Ritschi,  A.,  Gesch.  d.  Pietiam. 

m,  12.  215. 
Ritter,  J.,  De titul.  Graec  Christ 

IL     I,  154. 

—  M.,  Polit.  Geschichte  d.  Union, 
m,  10. 

Fr.  Hortleder.    HI,  84. 

Ritter   v.    Rittershain,    G., 

Reichspost    d.    rom.     Kaiser. 

I,  113. 
Rivett-Carnac,     H.,     Buddh. 

copper  coins.     I,  17. 

Buddha'ß  hair.    I,  18. 

«Spindle  Whorla'.     Ibid. 

Resembl.  betw.  Swed.  Re- 

mains   and  Ind.   Frehist  Tu- 

muli.     I,  31*. 
Coins  of  the  Sunga  Dyn. 

I,  32. 
Archaeol.  notes  on  amarch 

between  Cawnpore  and  Main- 

pari.     I,  32. 
Robert,    Hist   de  St.  Paul.    I. 

123«. 

—  C,  Entwickl.  d.  griech.  Mythos. 
I,  751.  77» 

—  Ch.     II,  283. 
Roberts,)   A.,    Bible  of  Christ 

and  his  Apostles.     I,  122. 

des    Danton. 


—  Heinrich  Taube.     II,   50. 

—  Gesch.  v.  Bayern.     11,53,  Robin  et,    Proces 
102.  m,  154. 

—  Villingen   u.  d.  Gfn.  Für-  Robinson,  More:   Utopia.     III, 
stenberg.    II,  81  f.  166. 

—  D.  Entenburg.     U,  82.  Robiou,  F,  II,  292». 

—  Kirche    u.   Burg    Langen- L'AYestaotsonorigine.  1, 87. 

stein.     Ibid.  Peuples  de  la  mer  conf6d. 

—  Ruinen  a.  d.  Gaucha.  Ibid.         contre  l'£gypte.     I,  40. 


Robiqnot,  P.,  Hist.  municip.  de 

Paris.     II,  286. 
Robles,  F.  G.,  Malaga  musnlm. 

H,  237. 
Rocca,   £pitapho  d'un  Chevalier 

de  Malte.     II,  242. 

Rocha'id    Dahdah,    M^langes 

n,  229. 
Roch  ach,     Docum.    de     1568. 

m,  141. 
Rochambeau,  de,  Cachet  d'oea- 

lißte  rom.     II,  10. 

—  Ant    de    Bourb.    et    Jehanno 
d'Albr.     III,  159. 

Roch ae,  A.  de,  Les  Vallees  vau- 

doises.    II,  197. 
Rocholl,  H.,  Schiedsspruch  Fr.s. 

t.  Brandenb.     II,  57. 
Rockinger,  L.,  Pflege  d.  Gesch. 

durch  d.  Witteisbacher.  II,  1 09. 

DI,  104. 
Tinte  und   Schreibbedurf- 

nisse.     II,  111. 

—  —  ältere  Arbeiten  z.  bayer. 
Gesch.    II,  139. 

Rocquain,    Lettrea   d.   Nie   L 
n,  192. 

—  Sorts  des  saints.     II,  214. 

—  Prem.    annees    du    gour.    de 
Louis  XV.     m,  146. 

—  Le  parti  des  philosophes.    HI, 
147. 

—  No*es  sur  Napol.     III,  156. 
Roder,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Stadt 

Villingen    im  30jahr.  Kriege. 
HI,  98.  204. 

—  Münsteruhrwerk  in   Villingen. 
H,  82. 

Rodgers,    C.  J.,    Coins   of  the 

old    Mahirajaa    of   Kaschmir. 

I,  33. 
Coins   of   the    Sultans   of 

Kaschmir.     Ibid. 
Coins  supplem.    to  'Chro- 

nicles    of  the    Pathan   kings 

of  Delhi'.     I,  33. 
Coins  of    the    Mahirajat 

of  Kangra.     Ibid. 

—  —  Copper    Coins    of    Akbar. 
in,  216. 

Rodriguez,  Grägoire  IV.   1,  67. 
Roder,    F.    v. ,    Notizen    z.    d. 

Herrsch.  Tiersberg.     II,  83  f. 
Stiftungen  d.  Farn.  Röder. 

H,  84. 
Röhricht,  R.    II,  401. 

s.  auch  Pilgerreisen. 

Römberg,  K.  Wilhelm.  III,  210. 
Roepsdorff,  F.-A.  de,  Des  An- 

daman.     I,  35*. 
Rördam,  H.  F.,  Bidr.  tu  (her- 

troens  Hist     III,  195. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,28i 


Bor  dam,  H.  F.,  Aktstykker  til 
den  fynske  Adele  hist  III, 
197. 

—  —  Optegnelser  af  d.  yng. 
Com.  Hamsfort     Ibid. 

KultuTbiitBidr.ülFred.n. 

Tid.     Ibid. 
Aktatykker  tu  det  höiere 

Skoley&sens  bist     Ibid. 
Bosch,    G.,  Panthers.     I,  1221. 
Königin  t.  Saba.    II,  223. 

—  L.,  Liber  vagator.    m,   108. 
Böse,    £.,    Cronica  Tremonens. 

II,  49. 

Rosiger,  F.,  Bedeutung  der 
Tyche  bei  spat  griech.  Histo- 
rikern.    I,  951. 

Bofsler,  G.  y.,  Ausgrabungen. 
II,  131. 

Boest,  M.,  s.  M.  Steinschnei- 
der. 

Böget,  Am6d.,  Geneye.  III,  130. 

Bogge,  Antwort  des  Assyriol. 
Oppert     II,  180. 

Bohlfs,  H.,  Medicin.  Classiker. 
m,  70. 

Böhm  an  n,  T.,  Tharandt  II, 
134. 

Bohr,  H.Y.,  Gesch.  d.  1.  Garde- 
Drag.-B.  in,  40. 

Bohrbacher,  hist  univers.  de 
l'egl.  cath.,  ed.  Guillaume. 
II,  186. 

übers,  v.  K.  A.  H.  Kell- 
ner,    n,  186* 

Boland,  Ch.,  Teeret    III,  142. 

Bolando,  A.,  Geograf.  delT  Ita- 
lia  imper.     II,  250. 

Rolf us,  IL,  Gesch.  d.  Reich.  Got- 
tes.    I,  116*. 

Darstellungen  <L  vita  forensis  in 
Born.     I,  98. 

Ro malte,  E.  de,    Ste.  Clotilde. 

II,  11. 

Boot,  Sakya  Buddha.     I,  11. 
Roquelain,  Aventures  galantes. 

III,  214. 
Rorschach,  £.    n,  285. 
Rosa,     G. ,      I     Longo^ardi    a 

Brescia.    II,  250. 

Rosada,  s.  Simonsfeld. 

Ros egger,  Aus  m.  Handwerker- 
leben.    UI,  213. 

Rosen,  V.,  Zur  arab.  Litteratur- 
Geschichte.     II,  231. 

Rosenberg,  C. ,  Nordboernes 
Aandsliy.     II,  307. 

—  Werkstätten  der  Steinzeit  n, 
149. 

Rosenthal,  £.,  Rechtsfolgen  des 

Ehebruchs,     n,  74. 
Bosieres,  B.,  Sodätä  franc,.  au 

M.  A.     U,  278. 


B  o  s  i  n ,  H,  VerSufserungsgeschäfle 
d.  Frauen.     II,  65.  75. 

Bosny,  L.  de,  Bouddhisme  de 
l'extr.  orient    I,  21. 

Bossi,  F.,  2  stele  funer.  del 
mos.  egizio  di  Torino.   I,  45. 

—  GB.  de,  Elogio  fun.  di  Turia. 
I,  101. 

(Consuln  v.   135).      Ibid. 

—  Inschr.  v.  Cirta.     I,  130. 

—  Escavaz.  e  scop.  nel  cim.  d. 
S.  Prise    I,  7  52. 

—  Scayi  nel  cim.  di  Dom.   Ibid. 

—  Sepolcro  della  mart  S.  Cri- 
stina.     I,  153». 

—  Monumenti  cet  di  Numidia. 
I,  154. 

—  Yisione  narr,  da  martiri  cet 
I,  157. 

—  Abside  della  basil.  Sever.  I, 
157». 

—  Lucerna  fittile  letterata.  I, 
157». 

—  Adorazione  del  Sole.    I,  162. 

—  Catalogues  des  mss.  du  Yatic. 
U,  189. 

—  M.  St  de,  (Gebrauch  d.  Bronze- 
fed.  i.  Altert)    I,  99. 

B  o  s  t ,  B.,  Lankisisana  yisuddhika- 

thä.     I,  15. 
Both,    F.,    Augsb.    Bef.- Gesch. 

m,  108. 

—  F.  W.  E.,  Regesten  z.  Gesch. 
d.  Ndr.-Bheingaus.  U,  46.  92. 

Fontes    reiam     Nassoic. 

n,  92. 

—  —  Lieder  u.  Sprache  d.  h.  Hil- 
deg.    n,  195. 

—  L.,  Hist-top.  Beskriv.  af  Dan- 
mark,    m,  196. 

—  B.,  Literat  and  hist  of  the 
Veda,  transl.  by  John  Muir. 
I,  6. 

Büchergewerbe  L  Tübingen. 

in,  96. 

Both  v.  Schreckenstein,  Di- 
plome y.  1025  u.  1103.  IL,  29. 

—  Wappensiegel.     II,  334. 

—  Siegelrecht    n,  71. 

—  Adel,  Herkomm.  d.  Farn.  y. 
Wolfurt    ffl,  97. 

—  Rechtsstreit  m.  K.  y.  Schwendi. 
in,  97. 

s.  auch  AufschwÖrung. 

Bot  he,  Zeitzer  Dörfer,   n,  185. 
B ottmann  er,  Priyil.  Heinr.  IL 

f.  Neuburg,    n,  107. 
Bonge,   E.    de,    Inscriptions   et 

notices,  recueill.  a  Edfou,  I  u. 

H.     I,  44. 
Boussel,  s.  Gago. 
Bousselet,    L. .    Boyaumes   de 

linde,    m,  221. 


Rom,  A.,  PapeS.GflaseL  1, 143. 
Boy,  J.  J.  E.,  Hist  de  Charles 

V.    II,  291, 
Voyage  dans  1'Inde.     HI, 

221. 
Anne  de  Bretagne,  n,  2928. 

—  s.  Oscar. 

Royor,  C,  Orig.  des  Aryas  et 

leurs  migrations.     I,  1. 
Bubatscher,    Tutonis  Monachi 

sermones.     n,  209. 
Bubio  y  Ors,  J. ,  Brunequilda. 

U,  11. 
Buble,    Frc,.    de    Montmoreney. 

in,  139. 
Rudel,  Adel  u.  Democratie.    UI, 

198. 
Budin,  W.,  Sören  Kierkegaard. 

m,  197. 
Budolf,  A.,  Neues  z.  Tellsage. 

n,  340. 
B  ü  b  s  a  m ,  Fuldaer  Hdss.-Biblioth. 

U,  15.  135. 

—  z.  Kunstgesch.  d.  XIV.  Jh.  H, 
135. 

Aus  BÜchels  nachgel.  Papieren 

III,  235. 
Büdiger,  s.  Hoefer. 
Bühl,  Frz.,  Thucyd.  B.  L  c  138. 

I,  86. 
Anekdot.  z.  got  Urgesch. 

n,  7. 

Buelens,  C. ,  The  Imitat  of 
Christ     n,  208. 

Rüthning,  G.,  Festungskrieg  etc. 
n,  27.  336. 

Büffet,  Julien  l'Apost    I,  141*. 

Buge,  Sophus,  G.  d.  Angustus- 
bades.     m,  88. 

Bullmann,  Frhrrn.  y.  Trimberg. 
n,  136. 

Bumsey,  A. ,  Chart  of  Hindu 
family  inheritance.     I,  278. 

Moohum.  Law  of  Inheri- 
tance.    II,  229. 

Buppert,  Ph.,  Achern.     II,  83. 

—  Kl.  Gengenbach.    III,  97. 
Busconi,  A.,  Trattato  fra Como  e 

Venez.    U,  259. 
Cronaca  lugan.  di  N.  Laghi. 

n,  263. 
Buf  s,  Böhm.  Landtag.    III,  123. 
Rufswurm,  C. ,  Alt-Pernau.  U, 

185;  in,  50. 
BybiSka,    Joh.    Dubrayius.  in, 

121. 

—  2iyot  Jana  Augusty.    III,  121. 

—  D.  letzten   Rosenborge.     Ibid. 

Bydberg,  0.  S.,  Sveriges  trak- 
tater med  främm.  magter.  II, 
154.  295. 

Rygh,  K.,  Fortegnelse  ov.  faste 
Fortidsleyn.     U,  300. 


111,282 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Bygh,  0.,  og  C.  F.  Lindborg, 

Norske  Oldsager.     II,  299. 
Bylands,  J.  B.,.  Tjmcaahire  in- 

quisit     III,  165. 
Byssel,  v.,  Gregor.  Thaumat.    I, 

138. 
Bziha,    Gesch.  <L  Judithbrücke. 

II,  317. 


S. 


S.,  M.  C,  Antiquitiee  of  Mämandür. 

I,  34  f. 
Sabbatini,  B.,  Lettere  di  Ogni- 

bene  da  Lonigo.    II,  261. 
8  ab  i  an  s   and  Christians    of  St. 

John,     n,  227». 
Sachau,  Ed.,  s.  Bruns. 
Sachse,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Tho- 

maakl.    u.    der  Thomasschule. 

UI,  11.  88. 
Sacred  booksof  theEast  1,37. 
Saeed,  The  future  oftheMoha- 

medans  of  Bengal.    II,   234. 
Sagette,  J.,  Ste. Martha.  1, 150". 
Saglio,  £.,  s.  Ch.  Daremberg. 
Sajjhayamala.    I,  2b1*. 
Sailer,  F.,  Magdalenensache.  II, 

214. 
Saint-Aignan,  L.  de.    U,  240. 
Sainte-Aulaire,   Portr.  de  fa- 

mille.     III,  149. 
Sainte-Beuve,     Hommes    du 

XVUI.  s.  (übers.)  UI,  148. 207. 
Saintsbury,  Scoones.  III,  166. 
S  a  k  k  e  1  i  o  n ,  Lesarten  z.  d.  Briefen 

d.  Photius.     n,  218  f. 
S  a  1  a  z  a  r o ,  D.,  Monum.  dell'  Ital. 

merid.     II,  248. 
Sallet,   A.  ?.,    Tobias  Wolff  d. 

Bresl.    Goldschmid.    m,   84. 
Salmon,  Actes  ineüit  d.  St  Lu- 
den cet.  I,  135  f. 
Salvioli,   Gins.,   Statnti  di  Bi- 

mini.     II,  264. 
Salzbarger  in  Giefsen.    in,   94. 
Salzmann,  NikoL-Kapelle  in  £fa- 

lingen.    U,  86. 
Sambegi  Bandhir,  Prainottar 

Jain  Mai     I,  2515. 
Sambeth,  Klost  Schönthal.    U, 

86. 
Sambhu  Chandra  De,  Sylhet 

I,  31». 
Sanilinger    tu    jydsk    historio 

og  Topograf.     in,  195. 
Samwer,   Bec  nouv.  de  traites. 

in,  149. 

Saniyaktva  Nirnaya.    1,  251S. 
Sande  Bakhuyzen,  W.  H.  van 

de,  Toepassing  Tan  de  conject 

crit.  cet    1,  117  t 


[Sander,  F.,  F.  Piranesi,  svensk 

konstagent  och  minister  i  Born. 

m,  188. 
Sand  ford,  W.,  Excavationa  in  the 

Panjab.    I,  18. 
Sandret,  s.  Duchesne. 
Sanguinetti,  L.,  Accnrsio.    II, 

254. 
Sanhita,  1—4.    I,  281. 

Santini,   L.,   Diritti  d.  Tomm. 

da  Kemp.    n,  208. 
Saraceno,  Fr.,  Gionta  ai  Giullari 

etc.    II,  263. 
Saran,     Kryptocalv.    u.     Krell. 

m,  84. 
Sarangapani,  M.,  Hist  of  Ma- 

salipatara.     I,  356. 
Sarasvatf  Venkfitficharya,  s. 

Yajnavalkya-Smriti. 
Sarauw,  v.,  Feldzüge  Karls  X1L 

UI,  85.  164.  185. 

Sarburg,  F.,  F.  Dupanloup.  IU, 
158. 

Sardagna,  G.  di,  Istrian.  Sold- 
ner,    n,  IU.  258. 

Sarreiter,  J. ,  L.  Anabacher. 
III,  115. 

Sarth    Asvalayan    Grihya    Sutra. 

I,  9. 

Sartori,  F.,  Mem.  eccles.  di  Ponte 

s.  Nicole,     n,  245. 
S.  Biago  di  Villa  del  Bosco. 

II,  247. 

Sassi,  Dan.,  Istruzione  pubbl.  in 

Torino.     II,  263. 
Sathas,  Mvrjfitla  ekkrjv.   lato- 

ftae.     II,  219.  221.  259. 
Sattler,  M.,  Andechs.    U,  106. 

Satyavrata  Sämaärami,  Ya- 

jurveda   Sanhita,  transl.   into 

Bengali.    I,  8. 
Saulcy,  F.  de.     U,  227».  283. 
Hist  monlt  de  Jean-le-Bon. 

II,  291. 
Les  blancs  de  Jean-le-Bon. 

II,  291«. 
Sauppe,  H.,  Attica  et  Eleusinia. 

I,  80».   85  f. 
Saussois,  s.  Da  Saussois. 
Saater,   Strafe  für  Totschläger. 

m,  96.  212. 
Sauvaire,H.,  Materiaox p.  1'hist 

de  la  numism.  musolm.  II,  232. 
A  Treatiae  on  Weights  etc. 

by  Eliya  of  Nisib.     Ibid. 

S  a  v  o  n  a  r  o  1  e ,  Oeuvres  spirituelles, 
trad.  p.  EL  C.  Bayonne.  U, 
269. 

Sayce,  Bise  of  the  Persian  em- 
pire.    1,  36. 

—  Conqaest  of  Media  and  Baby- 
lon by  Cyroa.    I,  36. 


Sayce,  Origin  of  Magism.  I,  37. 

—  Besen  and  Beth-El  in  the 
Assyrian  Inscriptions.     1,  52. 

—  Brugsch  Bey's  theory  of  the 
Exodus.     1,  56. 

—  Orig.  of  Early  Art  in  Asia 
minor.     I,  160. 

—  Letter  fr.   Smyrna.     Ibid. 

—  Hittites  in  Asia  Minor.    Ibid. 

—  Inschr.  v.  Hissarlik    Ibid. 

—  Inscript  of  Taif.   II,  223. 
Sayoas,    &L,    Theologien*    et 

philo*,  masalm.     II,  226. 
Jesas-Chr.  d'aprea  Mahom. 

II,  228. 

Scalabrini,  G.  B.,  Acta  recogn. 

exuv.  SS.  An  tonin  i  etc.  1, 149. 
Scartazzini,  J.  A.,  Abhandlgn. 

üb.  Dante  Aligh.     II,  266. 
Schäfer.     II,  80. 

—  A.,  Göthes  Stellang  z.  deutsch. 
Nat     III,  30. 

—  C,  Attische  Trittyeneinteilung. 
1,  84. 

Neue  SeearL-Fragm.  I,  91. 

—  D.,  Hansestädte.     II,  296. 

Schaf f ler,  A.,  u.  J.  £.  Brandl, 
Lehenbach  v.  Würzbarg.  II, 
106. 

Wüstungen  in  Unter-Fran- 
ken.   II,  106. 

Oberbayer.     Landeeerheb. 

J705.    m,  106. 

Schaer,  K.,  K.  Bothes  Bilder- 
chronik.    II,  123.  155. 

Schaff,  Dicüon.  of  the  Bible. 
I,  115*. 

Schalk,  K.,  Spielgrafenamt  ü, 
142. 

Urk.  v.  1464.     II,  333. 

Schanz,  Komm.  Üb.  <L  Ev.Matth. 
I,  118. 

—  Jakobus  u.  Paulus.     I,  126. 
Scharling,  s.  Falbe. 
Schaube,  Weltchronik  Antonios 

v.  Padoa.    II,  50. 
Schauerte,  Christine  v.  Schwed. 

UI,  183*. 
Schebek,   D.    Ferdin.    Fandat 

m,  122. 

—  Böhmens  Glasindustrie.  IU, 
123. 

—  Einweihung  d.  Elbquelle  1684. 
m,  123. 

Schechens,  Franz.  Bevol.  u.  d. 

Unterrichtsfreiheit    III,  151. 

Scheinpflug,  Ossegg.  U,  316". 

—  Abt  v.  Plass  u.  Borg  Kaschau. 

III,  122. 

Scheins,  Ascet.  in  o.  Hds.  zu 
Köln.     II,  210. 

—  Gerichtswesen  zu  Bartscheid. 
III,  80. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,283 


Scheins,    H.  Sachs  i.  Aachen. 

III,  80. 
Scheuert,  0.,  Girard  y.  Angou- 

leme.     II,  34. 
Schenk,  Kaiser  Leo  Dl  n,  221. 
Schenk  t.  Schweinsberg,  Z. 

Gesch.  d.  Weinbaus.    II,  95. 

—  Borg  Waffensand.    U,  97. 

—  Rodelheim.    Ibid. 

—  Vernehmg.  e.  Begine.  II,  97  f. 

—  (Verschied.  Urkk.)    U,  98. 

—  Heppenheimer  Mark.    Ibid. 

—  Ulrich  Preu.    UI,  90. 
Scherer,  v-,  s.  Buss. 

—  W,.  Tegerns.    Antichristspiel. 

II,  39. 

Scherr,  Joh.,  4  Bücher  deutsch. 

Gesch.    III,  29. 

1870—71.     UI,  208. 

Seh  error,  G.,  Incunabeln  y.  St 

Gallen.     II,  343. 
Sehe  uff  ler,  J.,  Kirchl.  Einteil. 

y.  Sachs.     U,  132. 
Sehiaparelli,    £.,    Libro   dei 

funerali  d.  ant  Egiziani.  1,  45. 
Schick,  Althebr.  Inschr.  I,  56. 

—  D.  Frankenberg,     n,  242. 
Schief,  G.,  Kurze  Nachrichten 

cet.  y.  G.  Preidt,  Stadtpfarrer. 

III,  126. 
Schieffelin,  Grundl.  d.  Gesch. 

UI,  228. 

Schiefner,  A.,  Ind.  Erzählgen. 
I,  14. 

—  —   Vasubandhu's     Gäthäsaro- 
graha.    I,  20. 

Tibet   Hdschr.   d.    India 

Office.     I,  20  f. 

Üb.  d.  Bonpo-Sütra.  I,  21. 

Schi e mann,  Th.,  Urkund.-Mater. 

z.  Gesch.  d.  Herz.  Jakob.  III, 

32.  50. 
Schier  holz,    A.,     Bestaur.    d. 

Kirche  z.  Klosterlausnitz.  m, 

89. 
Schiern,  Fr.,  Ethnol.  Gaade  fra 

Oldtiden.     I,  159. 

Engelstoftiana.  III,  195. 

S  c hi  1  d ,  £.,  Preufs.  Feldprediger- 
amt    in,  41. 
Schiller,  L.,   Carolo-Alexandri- 

num.     HI,  114. 
Schilling,    Abschaffi.    d.    röm. 

Königtums.     I,  1089. 

—  Bayreuth,     in,  107. 
Schimpf,    G.  y.,  G.  d.  Kgl.  S. 

Garde-Beiter-Beg.   in,  86. 
Schjött,  P.  0.,  Athen  fbr  Solon. 

1,  83». 
Schiratti,  B.,   Guccello  (V)  da 

Camino.    U,  253. 
Schirren,    C,    Untergang    livl. 

Selbstand.     III,  50.  180. 


Schirren,    C,    Mitth.    üb.    d. 

Archivforsch,  im  Sommer  1861. 

in,  50.  52. 
Schlagintweit,  £.,   Christent. 

in  Ind.     III,  222. 

Schlagintweit  -  Sakünlüns- 
k  i ,  H.  y.,  Aufnahme  y.  Samml. - 
Gegenst  aus  Ind.    III,  221. 

Reisen  in  Ind.  u.  Hoch- 
asien.   Ibid. 

Erlauter.     Ibid. 

Schlegel,  Letzter  Brief  Phil. 
Hainehofers  an  Philipp  von 
Pommern.     III,  67. 

—  s.  Klingspor. 

Schlesinger,  Abstammung  d. 
Deutschböhmen.     II,  315. 

—  Gesch.    d.    St.    Elbogen.     II, 

sie1. 

—  Begistrum  Slavorum.  n,  317. 
Schliemann,  Mykenae.  1,  756. 
Schliephake-Menzel,  Gesch. 

v.  Nassau.     U,  55.  91. 
Schlobach,  Klostergrenzen  von 
Dobrilngk.     U,  166. 

Schlofsborg,  Leon,  Controverse 
d'un  eveque.     I,  63  f. 

Schlofsberger ,  Bauernkrieg. 
UI,  95. 

—  Beitr.  z.  Gesch.     Ibid. 
Schlosser,  Weltgeschichte.  II, 

335. 
Schlofs  Horkel.     III,  80. 
Schlumber  ger  ,       Monuments 

numism.     II,  219. 

—  Tresor  de  San'ä.     U,  222. 

—  Sceau  d'un  Cathol.  d' Armen. 
U,  242. 

Schmelzeis,     J.,     Rüdesheim. 

U,  95. 
Schmid,  Schwab.  Kolon,  in  Rufs- 

land.    III,  96. 

—  Bibliographie  der  Wallenstein- 
litterat.     UI,  122. 

—  L.,  Heir.  d.  Gr.  Marie  von 
Hohenz.     III,  97.  205. 

—  P.  y.,  Handb.  d.  Kirchengesch. 
I,  116». 

Schmidt,  Einhardus  Suet  imita- 
tor.     H,  158. 

—  A.,  Paris,     m,  179. 

—  B.,  Burgruine  v.  Tüzen.  H, 
160. 

—  Eug.  v.,  Die  Philosophie  der 
Mythologie   und  Max   Müller. 

—  E.,  Regula  S.  Bened.    H,  191. 

—  —  Hameln  u.  d.  Schi.  b.  Hess. 
Oldendorf.    HI,  17. 

Instruct  prim.  en  Lorraine 

en  1779.     ULI,  147. 

—  F.,  Gesch.  PreuXß.    HI,  34. 


Schmidt,  G.,  Halberstadter 
Schicht    n,  121. 

Grabsteine,     n,  111. 

Ungedruckte    Briefe    von 

Justus  Menius.     UI,  83. 

Akten  eines  Ketzerpro- 
zesses,   in,  213. 

—  J.,  2  getilgte  Inschr.   1,  101. 

Petrus  in  Bom.     I,  132*. 

Grundlinien  d.  Patrologie. 

I,  147*. 

trois    ans   de    la   vie    de 

Eichel.     UI,  143. 

—  M.,  Regenten  Bayerns  aus  <L 
H.  Wittelsb.     n,  103. 

—  P.,  NTliche  Hyperkritik.  I, 
125. 

Schmidt  y.  Bergenhold,    G. 

d.  Bergbaues  u.  Hüttenwesens. 

UI,  123. 
Schmidt-Sonneck,  0.,  D.  ev. 

Diasp.  Wtirtt     UI,  96. 
Schmincke,  G.  C,  Boyneburg. 

U,  135. 
Schmitz,    Dynastie  der  Baben- 

berger.    U,  102. 

—  Österr.s  Scheyern-Wittelsbach. 

II,  102.  140. 

—  Franz.  Politik  u.  d.  Unions- 
verhandlgn.     H,  2921. 

—  Studien  z.  lat  Tachygraphie. 
n,  327. 

—  Fragm.  y.  Valenciennes.    Ibid. 
Schmitz- Auerbach,  J.,  Georg 

Hörn.     UI,  115. 

Schnedermann,  Emdener  Bat- 
haus,    n,  128. 

—  s.  Ferd.  Weber. 
Schneegans,  A.,  Elsafs  vor  der 

Rev.     UI,  101. 
Schneider,     Fr.,     Brücke    zu 

Mainz,     n,  87. 

Zinnensteine.     U,  96. 

Brosche   d.  XL   Jh.     n, 

97. 
'Salve  reg.'  auf  Taufbecken. 

U,  160. 
Verlassenschaft  d.  Landgr. 

G.  Christian,     in,  92.  93. 

Schreiben  Tillys.     III,  96. 

s.  auch  Lotz. 

—  G.  J.,  De  Diodori  fontt.  I, 
43.  78. 

Quib.  ex  fönt  pet  Diod.  1. 

m,  1—48.    I,  78  f. 

—  H.,  Missionsbild  a.  d.  westl. 
Himal.     EI,  222. 

—  J.,  Colonia  Trajana.     II,  3. 

Antiquar.  Mise   II,  3.  114. 

Versch.  Aufs.  üb.  Rom  er- 
streiken.    II,  3.  39.  113. 

—  —  Aliso.     n,  3. 

—  L.,  Heimat  d.  Arier.    I,  1 


111,28* 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Schnorr  v.  Carolsfeld,  F., 
Z.  Erinner,  an  Joh.  C.  Seide- 
mann.    111,  82. 

Schnupf,  Hexengesch.  III,  110. 

Schober,  F.,  Z.  Baagesch.  des 
Konstanzer  Münsters,    n,  81. 

Schon,  Beitr.  z.  württemb.  Adels- 
gosch.     III,  96.  97. 

—  (Adel.  Magifltri  d.  Stiftes  z. 
Tübingon).     Ibid. 

Schönbach,  Z.  Predigtlitterat 
II,  209*. 

—  Predigtfragram.     Ibid. 

—  Neue  Fragram.  d.  Ged.  üb.  d. 
Zerstör,  y.  Accon.    II    2405. 

Schöner,  Montecassino.  II, 
251. 

—  s.  auch  Bertolotti. 

Sc  hon  wälder,  Oberlaus.  Land- 

strafse.    II,  132. 
Schöttle,  Joh.   Ev.,    Augustin. 

Eremiten.    III,  99. 
Scholz,  Ant,  Jeremias.    I,  55. 

Schornbaum,    Ref.  v.    Unter- 
franken.    Ol,  109. 
Schorr,  Os.  H.,  He-Chaluz.    I, 

65. 
Schott,  Bibelsammlung.    111,96. 

—  E.«  St  Anna  in  Augsb.  II, 
107. 

(L.ElliotStock).  Eixeovßaff. 

HI,  165. 

—  Th.,  Blücher.     III,.  209. 
Schrader,  Eb.,  Inschr.  Tiglath- 

Pilesers  II.,    des  Asarhaddon 

u.  des  Asurbanipal.    I,  50. 
Elftes  Jahr  d.  Kambyses, 

Nachtr.     Ibid. 
D.    chron.    Angaben    des 

Alexander   Polyhistor   und  d. 

Abydenus.     Ibid. 
Besen.    (Riehm.  Hdwrtrb. 

d.  bibl.  Altert)    I,  52. 

—  O.,  Altarisch.  Götterglaub.  1, 2. 
Schramm-Macdonald,  H.  II, 

335» 

Schratz,  W.,  Hansgrafen  in 
Regensburg.     II,  110  f. 

Z.  ältesten  Münzgesch.  Re- 

gensb.     Ibid. 

Bayer,  u.  Regensb.  Kon- 
vent-Münzen.    II,  111». 

Schreiber,  E.,  M.  Mendelssohns 
Verdienste  u.  d.  dtsch.  Nat. 
I,  74. 

—  H.,  Reform,  i.  Pommern.  III, 
66. 

Schreiner,  M.,  Dillonburg.  II, 
95;  IU,  202. 

Schricker,  Briefe  Waiblingen 
aus  Rom.     III,  96. 

Schröder,  R.  (Frank.  Volks- 
rechte.)    U,  64.  115. 


Schröder,  R.,  Weinbau.   11,64. 

95.  115. 
Niederländ.  Kolonieen.  II, 

69.  129.  162. 

Eike  v.  Repgow.    II,  77. 

U,  129.  155. 

—  H.,  Heimat  d.  Hugo  Falcand. 
n,  257. 

Schrott,  J.,  Otto v.  Witteisbach. 

II,  113. 
Schütz,  0.,  Thom.  Bocket    n, 

195. 
Schulenburg,  y.,  Versch.  Aufs. 

üb.  d.  Spreewald.    H,  1681; 

DI,  47  f. 

—  Prähist  Altertümer,    n,  161. 

—  Giebelverziergn.  n,  152.168*. 

—  s.  auch  Virchow. 
Schulte,  F.  v.,  Quellen  u.  Litt 

d.  kanon.  Rechts.    II,  213. 

—  J.  W.,  Ayentins  Nachlafs.  III, 
104. 

Gotica  minora.     II,  7. 

Schulthess,  Europ.  Geschichts- 
kalender.    III,  2.  29. 

Schultz,  A.,  Höfisches  Leben. 
II,  337. 

Schles.  Fayence,    in,  71. 

Schnitze,  E.    fi,  1581*. 

—  V.,  Kulturgesch.  Bilder  a.  d. 
christi.  Altert    I,  132  f.  151. 

Archäol.  Studien.     I,  152 

—154. 
De   rebus  sepulcr.    veter. 

Christian.     I,  151. 

Schulze,  Die  Ausgrab,  in  Assyr. 
u.  d.  alte  Test.    I,  54. 

—  E.,  Mykenae.     I,  761. 

—  F.  Eilh.     U,  147. 

—  H.,   R.  Mohl.     IU,  96.   100. 

Schum,  W.,  Beitr.  z.  Diplomatik 
Lothars  Ul.     H,  35.  333. 

Erfurter  Urkk.      n,  46. 

135. 

Metternichsche  Bibliothek. 

II,  195. 

Schumann,  Moralprinzip  d.  Stoa 
u.  d.  Christ     I,  131*. 

Schuwer,  Instruct.  franc,.  en 
Corse.     III,  151. 

Schvarcz,  Demokratie.    I,  74s. 
Schwab,  Bibliographie  de  l'Ori- 

ent  lat     II,  238*. 
Schwabe,  Herzogl.  Hof  z.  Alzei. 

n,  98. 
Schwann,  Der  Godesberg.     II, 

113. 
Schwartz,  F.  L.,  Materialien  z. 

prähist  Kartogr.  Posens.     II, 

170. 

—  feie,  Peuple  de  Dieu  en  Chine. 
I,  63. 


Schwarzwäller,    Udo,    Leipz. 

ökon.  Soc.     m,  88. 
Schwebel,  0.,   Kl.  Störtebeker. 

II,  159. 

Ghibellinen  u.  bayr.  Ritter 

i.  d.  Mark.    II,  165. 
Friesen  u.  Ndrsachsen   in 

d.  1.  Kreuzzuge.     II,  241. 
Schweiger-Lerchenfeld,  A. 

v.,  Teufelsanbeter,     n,  227. 
Frauenleben  d.  Erde.    Ult 

198. 

Aden.     111,  224. 

Schweizer,  Alex.,  Üb.  Ritsehl's 
Prolegom.     III,  215. 

—  F.,  Quellen  d.  Schweizergeach. 
m,  134. 

Schwicker,  Wirksamkeit  der 
Fugger  in  Ungarn,      n,  324. 

—  Jakobiner  in  Ungarn.  III,  127. 
--  Serben  in  Ungarn.  III,  128. 
Goswins    Chron.    v.    Marienberg, 

ed.  B.  Schwitzer.    U,  138. 
Schybergson,  Underhandlingar- 
ne  om  en  Evangelisk  Allianz 
1624.  25.     m,  16.  182. 

—  Le  duc  de  Rohan  et  la  chute 
du  parti  prot  en  France.  III, 
144. 

Sciout,  Constit  civile  du  clerge. 

m,  152. 
Scipa,  M.,   Alfonso  L,  arciv.  di 

Salerno.     II,  256. 
Scoones,  W.  B.,  4  centuries  of 

engl,  letters.     III,  166. 
Scott,  W.,    Account  of  Gondal. 

III,  224. 

Script  graec  qui  Christ  im- 
pugnav.  relig.  ed.  C.  J.  Neu- 
mann  HL     I,  141*. 

Sdralek,  Briefe  NieoL  L  II, 
193. 

S6ch6,  L.,  J.  de  Bellay.  IU, 
142. 

Sech  er,  V.  A.,  Sleswigs  gamle 
Stadsret     H,  311. 

Secretan,  Galerie  Suisse.  III, 
136. 

Sedlaäek,  A.,  Ptolem.  Nach- 
richten üb.  Böhmen.    II,  314. 

—  Tüma  v.  Ötitny.  III,  123. 
Seger  (Fürstengruft),  III,  43. 
Segesser,  Ph.  v.,  Ludw.  Pfyffer. 

m,  131. 
S6gnr,   A.  de,  S.  Fran<j.  d'Ass. 

II,  199*. 
Seidel,   H.   A. ,    Observ.   epigr. 

I,  100". 
Seide  mann,    Luther  u.  Bischof 

Joh.  VIL     in,  82. 
Seimbre,  C,  Villes  fondees  dans 

le  sud-ouest  de  la  France.  II, 

286. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


HI.285 


Seine,  A.  de,  Le  doc  de  Bour- 

gogne.     111,  146. 
Sekles,   S.,    Poetry  of  Talmud. 

I,  62. 

Seil,  Edw.,  The  faith  of  Islam. 

II,  226. 

Sello,  Engelb.  Wusterwitz.     11, 

167. 
Se mb er a,  Libuschas  Gericht  II, 

315*. 

—  Wer   hat   d.  Königinh.    Hda. 
yerfafst  ?    Ibid. 

—  Einteilung  Böhmens  u.  Mahr, 
in  Zopen.     II,  31  ö8. 

Semichon,  E.,    IL    <L    enCants 

abandonnes.     I,  145. 
Senart,  E.,    Essai  s.  1.  leg.  du 

Buddha.     I,  11. 

Inscr.  de  PiyadasL     I,  17. 

Sendlinger  Schlacht     III,  106. 
Senff ,  H.,  Schi.  b.  Sieyershausen. 

in,  75. 
Sentinon,  Carta  al  rey  Andron. 

el  Paleol.    II,  219. 
Sepet,  Joanne  d'Arc    II,  292s. 
Sergent,  Les  indigenes  musulm. 

en  Algerie.     II,  235. 

Serrure,  R.,  Etudes  de  numiam. 

nat     II,  291». 
Seuffart,    B.,     Fr.    Leop.    zu 

Stolb.-Stolb.u.  Benzler.  111,74. 

—  —  Kanchin  u.  Gräfe,  zu  Stolb.- 
Wernig.     m,  74. 

Seuffer,  Zunftsachen.    111,96. 

—  Aus  Ersingen.     Ibid. 

—  Procefs    e.    Goldschmiedlehr- 
lings.     III,  212. 

Seuffer t,  Deutsch.  Gesellsch.  in 

Mannheim.     III,  99. 
Sewell,    R.,    Hiouen  - Thsang's 

Dhanakacheka.     I,  16  f. 

Amarayati    Tope.     I,  16. 

Seyboth,  Costumes  des  fenunes. 

HI,  103. 
S  e  y  d  1  i  t  z ,  G.  v.,  Burg  Hohenrode. 

II,  79. 
Shamachurn    Sircar,    Vyara- 

stha-Darpana.     I,  287. 
Shamlala  De,    Primeval    Hin- 

duism.     I,  6. 
Shankar    P.    Pandit,    Vedär- 

thayatna,  III  u.  IV.     I,  7. 

—  P(andurang)   Pandit,    Disco- 
yery  of  Sayana's  comm.    I,  8. 

Sharpe,  J.,  Journeys  and  epistles 
of  the  ap.  Paul.     I,  123. 

—  Sam.,  Epistle  of  Barnabas.    1, 
127. 

Shearman,   Loca  patriciana.     1, 

150. 
Shedd,   W.   G.  T.,    Comm.   up. 

the  ep.  of  St.  Paul  to  the  Rom. 

I,  124». 


Sheldon,  50  years  of  the  Engl. 

Constit     III,  179. 
Shepherd,    Massacre  at  Cawn- 

pore.     III,  219. 
Sherring,  M.  A.,   Nat  hist  of 

Hindu  caste.     I,  28. 
Unity  of  the  Hindu  race. 

I,  28  f. 
Prospecta  of  Hindu  caatea. 

I,  29. 

Missionary    Life    of   W. 

Smith.     IO,  222. 
Shiell,  A.  G.,  A  Year  in  India. 

m,  221. 
Shore,  J.  W.,   Monthly  not  of 

the  librar.  assoc     DI,  161. 
Shoshee  Chunder  Dutt,  India 

past  and  present     I,  2. 

Do  Hindoe-TTouwen.  I,  29e. 

Histor.  studies,  I,  II.  I,  31. 

Brit  Opiumpolit    III,  220. 

Belastingen    in    Brit    Ind. 

Ibid. 
ShyamaCharan  Sarkar,  Vya- 

vastha-Cnandrika.     I,  28*. 

Sicard,  Enseignoment    III,  149. 
Siciliani,  C,  Gli  eroi  otrant  II, 

270. 
Sickel,  Th.,  Aufgefund.  Kaiser- 

urk.  y.  Verona.     II,  26. 
Neuausfertigung  od.  Appen- 

nis?     n,  26  f.  332. 

s.    auch   H.   v.  Sybel. 

Sie  bald,  Chron.  v.  Spangenberg. 

II,  95;  III,  90. 
Siebigk,  Reise  des  Fürst  Leop. 

1693—95.    III,  74. 
Siebmacher,  J.,   Wappenbuch. 

II,  337. 

Sieffert,    F.,    Galaterbrief.     I, 

125. 
Siegeler,  s.  Hach. 
Sieglin,    Marcus   Freund.     £H, 

211. 
Siemer,  s.  J.  F.  Voigt 
Sie v er s,  Graf,  (Steinsetzungen.) 

H,  185. 
antiq.   Funde   i.   J.   1876. 

III,  52. 
Sigurdharson,  S.,  Lagmands- 

embede  i  Norge.    II ,   303. 
äilanka,  s.  Ächiranga  Sütra. 
Silfyerstolpe,  C. ,  s.   Chrapo- 

yitskij. 
S  i  1 1  e  m ,  W.,  Mefsgewänder.    III, 

57. 
SiWestri,  Gius.,  Capibrevi  di  G. 

L.  Barberi.     U,  270. 
Simon,  Pferdeköpfe.   III,  75. 
Simonsfeld,   H. ,    Cron.   Altin. 

Trad.  da  C.  S.  Rosada.    II, 

250. 
—  s.  Borchet 


Simpson,  V7.,  Buddh.  Architoc- 
ture.     I,  18. 

s.  auch  Sparrow. 

Simson,  Quellen  d.  Ann.  Mott 

II,  17.  27. 

Sindelar    Latinism.    d.     bdhm. 

Sprache.    III,  120. 
Sjögren, 0.,Patkul.  III,  51. 184. 
Siouffi,  N.,  Conyersat  ayec  le 

chef  des  Yeaidia.  II,  227. 
Relig.  des  Soubbaa.    Ibid. 

—  —  Listes  des  monnaiea  mu- 
sulm.     II,  232. 

Smedt,  Ch.  de,  s.  Gesta. 
Smend,  R.,  Ezechiel.    1,  56. 
Smidt,  H.,  Adel.  Höfe  au  Walle 

u.  zu  Clüyersbostel.  HI,  78. 
Smile,  G.,  Hugenots.  III,  170. 
Smith,  Life  of  Ali.  Duff.    III, 

222. 

—  R.  Tr.,  St  Basil  the  Gr.  I, 
147». 

—  V.  A.,  Brief  history  of  the 
Hamirpur  District     I,  32. 

and    F.    C.  Black,    On 

Chandel  antiquities.    I,  32. 

—  W.  Robertson,  Animal  Wor- 
ship.     H,  223. 

Inscript.  from  Taif.     Ibid. 

u.  L.  Cheetham,  Diction. 

of  christ  antiq.     I,  151*. 
and  Waco,  Dict  of  Christ 

Biography.    I,  115«;  II,  224». 

Sraitt,   minorite  do  Louis  XIV. 

III,  143. 

Smolka,  Polen  b.  Ausbruch  d. 
Hussitenkrieges.     II,  319*. 

—  Phil.  d.  Gesch.     III,  230. 
Snouck-Hurgronje,  C. ,    Het 

Mekkansche   Feest    II,  226. 

Socard,  E.,  Catal.  do  la  biblioth. 
de  Troyea.     II,  272. 

Sociöte  de  l'Hist  de  Paris,  L'Hist 
du  siege  de  Paris  fort  soig- 
neusement  et  y6ritablement  re- 
digee  par  escript  (1590).  III, 
141. 

Societed.  Thist  d.  prot  fr.,  Liste 
des  gentilshomraes  et  princ. 
habitarts  noavellem.  convertis 
dans  lo  Languedoc.     III,  145. 

—  (Cl.  Armand  de  Nyons.)  Mem. 
s.  1.  popul.  prot.  d.  diocese 
de  Nfmes  av.  et  apres  la  rey. 
d.  l'edit  de  Nantes.     Ibid. 

—  Dragons  missionaires.  Ibid. 

—  Merooires  originaux  de  Jacq. 
Fontaine.     Ibid. 

—  Mem.  adress^  a  la  Reine  Anne 
en  1703.     Ibid. 

—  Merooires  du  Baron  de  Salyaa 
1703—1716.     Ibid. 


m,286 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


(Sociätä  cet.),  Extraits  de  la  Ga- 
zette de  Harlem.     III,    145. 

Socin,  A.,  Bericht  üb.  Palastina- 
Litteratur.     I,  56;  U,  238*. 

Soderwall,  K.  F.,  Studier  öfver 
Konunga  styrelsen,    II,    297. 

Sökilde,  s.  Rasmussen. 

Sörensen,  Chr.,  Göngefolket  I1L, 

194. 
Soetbeor,  Ad.,  D.  Goldland  Ofir. 

I,  30  f.  56. 
Sohm,  fränk.  u.  röm.  Recht    II, 

69.  74. 

—  R.,  Stadt  Wirtschaft  im  XV. 
Jh.     II,  155. 

Solarino,  R. ,  Camarino.  II, 
249. 

Sold  an,  Gesch.  d.  Hexenprocesse. 
Hrsg.  v.  fleppe.  II,  107  f.; 
HI,  12. 

Soldi,  £.,  Migration«  en  £gypte. 
I,  40. 

Solomon,  G.,  Jesus  ofhistand 
Jesus  of  tradition.     I,  121. 

So  1  tan,  W.,  Entst  u.  Zusammen- 
setz, d.  altröm.  Volksrersamml. 
I,  105. 

Sombathy,  J.,  H,  144*. 
Sommerfeldt,    K.,    Sagan    af 

Hrafhkeli    Freysg.     II,   301. 
Sommi-Picenardi,  6.,  Assedio 

di  Cremona  (1446).    II,  262. 
Sorel,  La  quest  d'orient  III,  2. 

—  Diplom,  franc,.  et  l'Espagne. 
ni,  153. 

Sorin,  Rep.  fr.     III,  149. 
Sourindro    Mohun    Tagore, 

Vedic  Hymn.     I,  718. 
Soyres,  J.  de,  Montanism  and 

the  primit.  church.    I,  131. 
Spach,  L.,  Stadtarch.  z.  Strafs- 

burg.     UI,  103. 
Späth,  H.,  DerNTliche  Jonathan. 

I,  122. 

Spalding,  T.  A.,  Elizabeth,  do- 

monology.     HI,  170. 
Sparrow    Simpson,    W.,     S. 

Pauls  cath.     UI,  163. 
Speck,    E. ,    Verbote   gegen   d. 

Handel  mit  d.  Saraz.  II,  239. 
Spehr,    Görges,    Braunschweig- 

HannÖY.  Volksbuch.    III,  200. 
Spencer  Palmer,  H.,  Anchist 

from  the  monuments.    I,  56. 
Spey e r  (Sp e ij e r) ,  Z.  d.  Grhya- 

sütra.     I,  8  f. 
Spiegel,  Nationalität  d.  Meder. 

I,  36. 

—  Vfstaspa  cet     I,  37. 
Spiefs,  Erh.  Migel.    HI,  205. 

—  F.,  Tempel  zu  Jerusalem.  I, 
1208. 


Spinelli,  A.  G.,  Sesto  Calende. 

U,  246. 
Spinn,    Kirche  zu  Dietkirchen. 

II,  94. 

Spitta,  J.  S.  Bach,  m,  211. 
Spitze,  0.  A.,   Thom.  a  Kemp. 

schryver  d.  Navolg.  Chr.    II, 

208. 
Spooner,  J.,   Ruinea  de  Blti. 

I,  19". 
Sprenger,  A.,  Doughtys  Forsch. 

im  nordl.  Arab.    n,  232. 

Sprinchorn,  C,  Om  Sveriges 
polit  forbind.  med  Frankr.  for 
Gust  Adolfs  tid.     IU,  181. 

Springer,  A.,  Kunstdarstellung 
i.  MA.     II,  134.  216. 

Sprinzl,  J.,  Theologie  d.  apost 
Väter.     I,  127. 

Sprotte,  Senratus  Lupus.  II,  23. 
281. 

Spruner-Menke,   Hist  Atlas. 

n,  113.  120. 
Spuller,  E.,Mr.  Thiers.  UI,  158. 
Sraddhayivekasahgraha   ed.    Mi- 

thuranath     Tarkaratna. 

I,  9. 
Bhagayata  ed.  äridhara.    I,  9. 
Sri  Nala  Dayadantino  ras.  I,  25*. 
äripalrajano  ras.    I,  25*. 

SriPandayaCharitraGranth.  1, 25*. 
äri  Prakaran  Ratnakar,  I1L  I,24e. 
Sri  SnkranitL    I,  30*. 
ätaak,  Bauernleben  i.  XVHL  Jh. 

IU,  58. 
Stade,  B.,  De  popul.  Jaran.    I, 

56;  U,  224. 
Stadler,  Heiligenlexikon,  fortges. 

v.  J.  N.  GinaL     I,  148. 
Stacke  1,  0.,  Germanen  i.  röm. 

Diensten.     II,  6. 
Stählin,  Justin  d.  Märtyrer.   I, 

130. 

—  de  Wette.    IU,  80.  215. 

—  Luthers  Frädestinat-Lehr^.  UI, 

203. 

Stalin,  Balingen.    U,  86. 

Stamford,  C.  v.,  G.  E.  v.  Wat- 
genau.   IU,  85. 

—  --  Regim.  Pr.  Max.  v.  H.- 
Cassel.     IU,  86. 

S  t  a  m  m  1  e  r ,  Bauernaufstand  1 830. 

IU,  93. 
Stang,  8.  Arnesen. 
Starb äck,    C.    G. ,    Berätt    ur 

syenska  hist   forts.   af  S.  0. 

Bäckström.     III,  189. 
Starke  u.  Kohlmann,    Emd. 

Silberschatz.     UI,  77. 
Starrabba,  R.,  e  L.  Tirrito, 

Privilegi    occ.    della  terra  di 

Corleone.    U,  256. 


Staub  er,  A.,  Kl.  u.  Dorf  Lam- 
precht   U,  104. 
S  tauf  er,    Totenbuch    v.    Klein- 

'  Mariazell.     U,  142. 
Stayanamala.     I,  2418. 
Stavanävali.     1,  24". 

Steche,  R.,  Brief  K.  Fr.  Aug.  IL 

y.  Sachsen.     IU,  87. 
Stech ele,  N.,  Subsid.  cleori  Thu- 

ring.    U,  ISO. 
Steck,  R.,  Pilgerweg d.  Galiläer. 

I,  122. 
Gesch.  d.  Pröpste  y.Stederburg 

ed.  Waitz.    n,  123. 
Steeg;  £dit  de  Nantes.  UI,  145. 
Steel,   F.   A.,   Folklore  in  the 

Panjab.     I,  33. 

Steenstrup,  Normannerne  T. 
IU,  1;    U,  306. 

—  Nogle  Efterretninger  fra  uden- 
landske  KUder.     U,  307. 

Stefani,  Fed.,  Legge  suntuarie. 
U,  260. 

Stein,  G.  A.,  Pfarre  d.  h.  Ur- 
sula.    U,  117. 

Familie  y.  Siegen.  IU,  79. 

—  Ludw.,  Juden  in  Abessynien. 
I,  65. 

Steinhardt,  (Hs.  in  Arad.)  L 
658. 

Steinmeyer,  EL,  Z.  Predigt- 
litter.    U,  209*. 

Steinschneider,  M.,  Wucher 
d.  Juden.    I,  60. 

—  —  Islam  u.  Judentum.  Ibid.; 
U,  228. 

Abr.  ibn  Esra.     I,  63. 

Z.  karait  Litt     Ibid. 

Z.  Palästinakunde.    I,  64. 

Candia.    I,  65. 

(Familie  Porlaleone)  I,  67. 

u.  M.   Roest,    Loyal,   u. 

patriot  Poesie.     I,  60. 

s.auchBenjacob  u.  Hebr. 

Bibliogr. 

(Jüd.  Autoren  in  d.  «Pilger- 
reisen'.)    I,  64. 

Steinthal,  H.,    Darstellung  u. 

Kritik  d.  Böckhsch.  Enc  und 

Meth.     III,  228. 
Steinwender,    Th.,    Legiones 

urbanae.    I,  107. 
Stemmler,  C,  Rom.  Recht  in 

Deutsch!.    U,  74. 
Stendell,    E.,    Ganerbschaften. 

U,  72. 

Stenersen,  L.  B.,  Münzfund  in 

Greslid.     U,  300. 
Stenogr.  Bericht  d.  11.  An- 

throp.-Versamml.    s.  Ranke. 
Stenzel,    Th.,    GeneaL    anhält 

Adelsfam.     U,  121. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


111,287 


Stenzel,  Th.,  Anfange  d.  Chri- 
stent  i.  Anhalt.     11,  121. 

Yersch.    Mümfande.      II, 

121.  122;  in,  75. 

Stephinsky,  Kirche  d.  erst  6 
Jahrh.  u.  d.  Emancip.  d.  Sklaven. 

1,  145. 

Stern,  A.,  Mission  1809.  III, 
234. 

—  L. ,   Kopt  Grammat.     I,  46*. 
St e rn beck,  W.,  Strausberg.    II, 

166;  m,  46. 

Steub,    L.,    Oberdeutsche   Flur- 
namen.    II,  861. 
Steup,  J.,  Her.  IX,  106.     I,  86. 

Stevenson,  Escavaz.  in  un  ipo- 
geo  crist.     I,  153s. 

—  Basilica  di  S.  Sinforosa.  II, 
34. 

—  Mssr.  des  Annales  de  Mo- 
naldeschi.     II,  269. 

Stewart,  C.  P.,  La  St  Bar- 
thelemy.     III,  140. 

Sthananga  Sütra,  3.  I,  24. 
Stich,  H.,    De   Polybii  dicendi 

genere.     I,  94*. 
Stier,  H.  C.  G.,  Vasco  deGamas 

2.  Beise.     III,   217. 

Stieve,  F.,  Kalenderstreit  des 
XVI.  Jh.    UI,  10.  105. 

—  —  Aktenst  u.  Beg.  z.  Gesch. 
d.  Jülich.  Landes.     III,  81. 

—  —  Verhandl.  üb.  d.  Nachfolge 
Bnd.s  U.    UI,  9. 

Stiller,  H.  s.  A.  Conze. 

Stilling,  B.,  ObPapin  d.  Kraft 
d.  Wasserdampfes  u.  s.  w.  HI, 
86. 

Stimmer,  Tob.,  Strafst).  Frei- 
schiefsen.     in,  137. 

Stintzing,  11.,  Gesch.  d.  dtsch. 

Bechtswissonsch.    II,  77.  160. 

III,  12.  57.  63. 
Stock,  E.,  (S.  Pauls.)    IU,  164. 

—  J. ,  Commonitorium  cet  of 
Vincentius  v.  Ler.  transl.  I, 
143. 

Stocker,  C.  W.  £.  L.,  Münzes- 
heira.     II,  83. 

Stockes,    G.  T.,    Greek  Christ 

inscript  I,  153  f. 
Stock  1  ö w,  Gesch.  von  Tachau. 

n,  316". 

Stoddart,     B.,    Scott    annals. 

m,  170. 
Stob  er,  Aue.  foires  de  Dieden- 

hofen.    U,  79. 

—  Etudiants  Mulhousiens.  III, 
211. 

Stockel,  B.,  Prähißt.  Funde  in 
Schlesien.    U,  168. 


Stojentin,    F.  v.,    D.  ygapfta- 

rt7s  u.  d.  avriyQaqeii.  I,  85. 
Stokes,    Whitley,   Calendar   of 

Oengus.     n,  215. 
Stollwerk,     F.,     Aaciburgium. 

II,  114. 
Storck,  H.,  s.  Dahlerup. 
Storm,  G.,  Slaget  i  Havrafjord. 

II,  302. 
Havelock  the  Dane.    Ibid. 

—  —  Magn.  Barf.  Westerhavatog. 
Ibid. 

Magn.  Erlingssons  Lov  om 

Kongevalg.     H,  303. 

—  —  Haandachrift  etc.  af  Magn. 
Lagaböters  Love.     II,  305. 

K.  Haakon  og  Ped.  Syrs 

Psalter.    Ibid. 
To    fremmede    Helgener. 

II,  306. 

—  —  Samlede  Skrifter  af  Peder 
Claussön  Friia.     UI,  191. 

s.  auch  Monom,  hist  Nor- 

vegiae. 
Storthings    efterretninger.       UI, 

192. 
Stotra  Stavanadi  Kavya.     I,  24". 
St-Pauli-  Frage,    s.    Pauli. 
Straccali,  I  Goliardi.    II,  212. 
Strack,   H.  B.,  Abr.  Firkowitz 

cet.    I,  63. 

—  K.,  Gesch.  d.  weibl.  Bildung. 
II,  211. 

Straub,  A.,  s.  Herrad  v.  Lands- 

perg. 
Streane,  A.  W.,  s.  F.  J.A.Host 
Streng,    A.,    Zeüengefangn.    in 

Nürnberg.     UI,  110. 
Stricker,    J.,    Schweizer  Bef.- 

Gesch.     ni,  129.  202. 

—  W.,  Neuere  Gesch.  v.  Frank- 
furt a./M.    IU,  93. 

—  —  Septembermorde.    Ibid. 
Strickler,  Burgund.  Kriegsbeute. 

n,  61. 

Strindberg,  A.,  s.  A.  Molin. 
Strnad,  Begesten  v.  Pilsen.    II, 

3161*. 
Strobl,  J.,  s.  Berthold  v.  Be- 

gensburg. 
Strodl,  M.  A.,   Nachwort    UI, 

228. 
Strüver,  Schulwes.  v.  Schlettst 

in,  103. 
Struve,  0.,  De  o£.  Thucyd.  tem- 

por.     I,  87. 
Stuart  Poole,  s.  Lane  Poole. 
Studi  e  documenti   di  storia  e 

diritto.     U,  256. 
Stülpnagel,    C.   B.,    Coins   of 

Ghiaa-uddin  cet     I,  33. 
Sturler,  J.  £.  de,  Granada  en 

de  Alhambra.    n,  236. 


Stutzer,  E. ,    Abfaas.  d.  lysian. 

Beden.    I,  90. 
Styf  fe,  C.  G.,  Skandinavien  und. 

Unionstiden.     II,  294. 
Subhi  Pascha,  Hakäikal  kaläm. 

II,  229. 

Suchier,  B.,  Grabraäler  d.  Gfn. 

v.  Hanau.     Forts.    II,  136. 
Statut    d.  Univ.    Binteln. 

III,  90. 

Einige  Inschr.    Ibid. 

Sudendorf, H.,  Urk.-B. v. Braun- 

schw.  u.  Lüneb.     II,  125. 
Zur    Sachlage    in    Südindien. 

m,  222. 
Suhle,  IL,    Stadt   Bernburg   L 

30jähr.  Kr.     IH,  16.  74. 
Landesordn.  Christ  1.  in, 

74. 
S  u  k  1  j  e ,  Septemberereignisse.  LH, 

151. 
Sullivan,  Aryan  soul-land.  1,6. 
Sulzberger,  Beform,  in  Grau- 

bündten.     HI,  130. 
Sumati   Nagil    Charitra.     I,  258. 
Sumn  er -Maine,  H.,   Do  l'or- 

ganisation  cet     I,  296. 
Sundelin,    Luth.s  sociala   etik. 

m,  203. 
Sundermann,  F.,  ältere  Orgeln. 

n,  128. 
Supernatural  religion.     I,  119.    * 
Surius,   Hist  sanetorum  ed.  C. 

Braico  u.  J.  Golombo.    I, 

148». 
Sutherland,  J.   C.  C,    Stand. 

Hindu  law  books.     I,  28. 
Svane,  F.  V.,  U.Bataillons-Hia- 

torie  1747—1879.     III,  195. 
Svatek,   Guillotine   in   Böhmen. 

U,  316**. 

—  Kulturhist  Bilder.     UI,  121. 
123. 

Svenakt  biogr.  lexic   III,  190. 
Sveriges    Bidderskaps   etc. 

Protokoll    utg.    af    E.    V. 

Montan.     UI,  187. 

Sweete,  H.  B.,  Tbeod.  Mops,  in 

Epist.   S.  Pauli  commentarii. 

1,  142. 
Swinnerton,   C,  Anc.  remains 

in  Afghanistan.    I,  18. 

Afghan  War.     IU,  219. 

Synodi  Brixienaes  ed.  G.Bickel. 

U,  60.  62*. 
Sybel,  H.  v.,  Pol.  u.  soz.  Ver- 

hältn.   d.  ersten  Christen.     I, 

139. 

—  —  Karol.  Annalen.     n,  17. 
Schenkungen  d.  Karoling. 

U,  21. 

Kl.  hiator.  Schriften.     U, 

239*.  241;  III,  155.  157, 


111,288 


Veneichnii  der  besprochenen  Publikationen. 


Sybel,  H.  y.,  Zwei  Lehrer  der 

Philo*.  Fr.  Wilh.  IIL  UI,  42. 
u.   Th.   Sickel,    Kaisor- 

urkk.  i.  Abbildgn.   U,  16.  228. 
Sylvestra,  £.  Miss,  Studios  of 

mannen.     III,  180. 
Yio  de  8t  Symphorien.  1, 150. 
Syud   Ahmad,   Institute«  of  Je- 

hangeer.    III,  217. 

—  Ali  Mahomed,  Hist  of  Behar. 
UI,  223. 

Szab6,  K.,   Nationalnamen   der 

Szekler.     U,  323. 
Ungarländ.  Ansiedlangen  d. 

Sz&ler.     Ibid. 
Szalay,  J.,  Nationalitätsrerhält- 

nisse  d.  ang.  Städte.  Ibid. 
Szlfz,  Graf  Szechenyi.  111,127. 
Szil&gyi,  Alex.,  Monum.  corait 

III,  124. 

—  —  Monum.  Hungar.  hist  in, 
125. 

Sztachowitz,    S.   Martini    loc 
natal.     I,  150. 


T. 


Tabari,  Annale«  ed.  J.  Barth, 
M.  Th.  Houtsma  et  S. 
•      Guyard.     U,  224. 

T  a  b  1  e  s  concern.  the  Presidency  of 
Fort  St  George.    IU,  225. 

Tadra,  Cancellaria  Arnesti.  II, 
46.  317. 

—  M.  Adalb.  Eanconis.    II,  318. 

—  Yeneichn.  v.  Reliquien.  Ibid. 

—  Zur  Kaiaerwahl,  1619.  m, 
122. 

—  Briefe  Waldfiteins  an  K.  v. 
Harrach.     Ibid. 

Tai  11  an,   Papes    et   concilc*  du 

V.  s.     I,  142». 
Taine,    France  mod.    III,  149. 
Taitüriya  Sanhita.     I,  8. 
Talbot    de    Malahido.     III, 

171. 
Talini,  P.,  Epifanio  od  Ennodio. 

I,  143  f. 
Tamizey  deLarroque,  Mim. 

ined.    de    Jean    d' Antrat    do 

Samazar.     Ul,  140. 

—  Lettre»  de  Maria  de  Seguier. 
III,  142«. 

—  Corresp.  de  Chapelain.     Ibid. 

—  L'assassinat  du  Sieur  de 
Boiase  -  Pardaillan  etc.  III, 
144. 

Tann  er,    Joan.,   Hiatoriae  urbis 

Planae.     U,  316,s. 
Tanzer,    A.,    Histor.  Beziehgn. 

b.  Reinmar  t.  Zweter.    II,  44. 


Tardif,    Bulle    de  Honor.  IIL 

II,  212. 

Tarlazzi,  A.,    ArciTeac  Colom- 

bini  di  Bayonna.     II,  248. 
Tassini,   G.,   Palazi  di  Yenez. 

U,  252. 
Tauxier,   H. ,    £migrat    anbe 

en  Afrique.    n,  235. 
Tawney,    Charles  H.,    Folklore 

parallels.    I,  26. 
Taye,    L.,   den  sorte  Död.    II, 

306. 
Taylor,    Meadows,    Im    ostind. 

Dienste.     HI,  219. 
Taysen,    A.  t.,    Milit  Thätigk. 

Friedr.  d.  Gr.     HI,  27. 
Tedeschi,  J.  B.,  Cod.  mscr.  d. 

sec.  XVL     I,  6*i*. 

—  P.,  Decadim.  del  Istria.  II, 
244. 

Tegnär,    £.,     K.    Biblioteketa 

samling.     III,  190. 
Telang,    K.   T.,     New    Silfira 

grant     I,  34. 
Temple,    B.,    India   in    1880. 

III,  220. 

Temples  de  Segonzac  et  de  Jarnac. 
III,  145. 

Terapanthi ,  Terapanthikrit 
DeYagurudharmani  Ulkhan,  2. 
I,  24". 

Ter  gast,  Münzfund  bei  Olden- 
burg.    II,  128. 

(Neues  Testament)  Facsim. 
of  the  cod.  Alex.     I,  117. 

Tettau,  W.  t.,  Erfurt    U,  135. 
Teusch,  J.,  BeichsToigteien.  II, 

73.  78. 
Teutsch,   Fr.,   3  sachs.  Geogr. 

HI,  124. 

—  G.  D.,  J.  Wächter.    III,  128. 
Thalhofer,   YaL,   s.   Bibl.  der 

Kirchenväter. 
Thaly,  K.,  Ladisl.  Ocskay.    m, 

125. 
Thaner,     Urkk,    auf    Bücher* 

deckein.     II,  56. 
Thödonat,  H.,  cachet  d'oculiste. 

U,  10. 
Theile,    F.,    Lockwitzer   Nach- 
richten.    III,  89. 
Theifsen.     U,  451. 
T  h  e  1  e  ,      Name      Hohenzollern. 

U,  87. 
Theodori,  C,  Banz.    II,  104. 
Thevenin,  M.,  Contrib.  a  l'hist 

d.  droit  german.     II,  76. 
Thibaut,    G.,    On    the  Surya- 

prajnapti.     I,  23  1 
Thielmann,  Sprache  cet  d.  li- 

bellus  de  Constantino  M.    I, 

139R. 
Thien-ch'u—India.     I,  219. 


Thierry,  Aug.,  Becits  des  temps 

m^roT.    II,  11. 
Formetion    du    tiera    etat 

U,  286. 

—  G.  A.,  Episode  de  la  contre- 
revol.     IU,  157. 

Thiers,  Beyol.     III,  149. 

T  hier  seh,    Colonien   in    Nord- 

Amer.     III,  198. 
Thiessen,   J.  H. ,   Legend,    t. 

Kisfigolami.    I,  14. 

(Thömes),    Albert    Magn.      U, 

203. 
Thoma,    A.,    Gesch.    d.    christl. 

Sittenl.     I,  144. 
Thomae    Aquin.    sermones    ed. 

J.  B.  Bau lx.     II,  203. 
Thomas,    E. ,     Ändhra    coins. 

I,  34. 

Swaatika.     I,  18. 

(Anz.  y.  Chatelain,    Mscr. 

do  St.  Paulin.)     I,  142. 

—  G.  M.,  Diplomat  Veneto-Le- 
vantin.     II,   239.  259. 

Cod.    storico    della   Marc 

U,  240. 

—  L.,  Dipl.  in6d.  de  Phil.-Aug. 
H,  2736. 

Thompson,  E.  M.,  s.  Bo*n<L 

Thornton ,  B. ,  St  Ambrose. 
I,  147«. 

Thorold  Boyer,  J.  E.,  (Grund- 
rente.)    IU,  168. 

Thouret,  G.,  Gall.  Brand.  I, 
102.  105.  108. 

Thürheim,  A.  Gf.  y.,  Gedenk- 
blätter,    m,  118. 

Thumser,  Y.,  De  civ.  Athen, 
num.     I,  85. 

Thureau-Dangin,  l'eglise  de 
la  monarchie  de  juillet  III, 
158. 

Tieftrunk,Üb.  d.  Streit  d.  St 

Bndweis.     IU,  121. 
Tiele,    C.    P.,   Kompendium  <L 

Bel.-Gesch.     I,  5.  55. 
Manuel  de   l'hist  des  re- 

ligions,   trad.  p.  M.  Yernes. 

I,  5. 

—  —  Ontwikk.  d.  Ind.  gods- 
diensten.    I,  4  f. 

—  —  Outlines  of  the  hist  of 
relig.  transl.  by  J.  K  Car- 
penter.    I,  5. 

—  —  Kompendium  d.  Religion*- 
gesch.,  üben.  t.  F.  W.  T. 
Weber.    Ibid. 

T(iele),  C.  P.,  Geschied,  d.  Ind. 

godsdiensten.     I,  6. 
Tiesenhausen,  W.  ¥.,  Collect 

de  monnaies  orient    U,  234. 
Tiesler,  s.  Lukaszewitz. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,289 


Tietz,  J.,  Entwickelg.  d.  deutsch. 

Nationalbewußtseins.  II,  337  ; 

III,  199. 
Tigerstedt,    K.   K.,    Bröderne 

Cröell.     IU,  183. 

—  —  Kexholms  län.     Ibid. 

—  —  Ur    P.    Brahes     brefrexl. 

III,    184. 

—  -   —  G.  M.  Sprengtporten.    III, 

187. 
Tilgner,    S.,    Kurtzer  Entwarft 
d.  Schal-Stat.   in  Jauer.     III, 
70. 

Timm,  G.,  Grund,  d.  Gr.  Stadt- 
sehole cot.  u.  Chytraeus.  HI,  61. 

(Album).     III,  63. 

Tiraboschi,  A.,  Vallo  Gandino. 

U,  253. 
Tirrito,  s.  Starrabba. 
Tischendorf,    Ausgaben    d    N. 

Test.     1,  117*. 

—  Wann  wurden  uns.  Evang.  vorf.  ? 

I,  119. 

Tischler,  0.,  Ostpreuls.  Gräber- 
funde.    11,  179. 

Tisier,  Arrhiv-histor.    III,  150. 

Tissot,  (Ob.Topogr.  d.  Jugurthin. 
Krieges )     1,  109. 

—  lns«!r.  recemm.  trouvee  k  Carth. 

II,  219. 

Tobien,  A.,  Bauerncmancipation 

i.  Livland.     III,  51. 
Tob! er,  L.,    Sprache  d.  Gottos- 

freundes.     II,  207. 

—  T.   b.  ltinera. 

Tod,  J. ,    Annais   and  antiquities 

of  Rajasthun.     I,  33. 
Todiore,  Charl.  VI.,  les  Arraagn. 

cot.    II,  291. 

Toepko,  G.,  Harzer  Studenten 
in  Heidelberg  u.  Bologna.  II, 
122. 

Toppen,  M.,  Akten  d.  preufs. 
Ständotago.     II,  182. 

—  —  %.  Baugesch.  d.  Ordons- 
Kchlösser.     Ibid. 

Töttermann,  K.  A.  R.,  Weis- 
sagungen Hoseas.     I,  55. 

Toi  lern  er,  Journ.  mscr.  d'un 
siro  de  Goubervillo  etc.  III, 
140. 

Tollen,  H.,  Servet  u.  d.  Ober- 
land. Reform.     III,  8. 

Tolra  de  Bordas,  Abdon  ot 
Sennen.     1,  1508. 

Tomasczowski,     Reg.  -  Bezirk 

Liegnitz.     UI,  71. 
Toraek,    V.  V.,    Jan  2izka.     II, 

319. 
Tomkins,  Life  of  Joseph.  I,  54.  j 
Tonimasini,  0.,  Documm.  relat. 

a  Stef.  Porcari.     II,  269. 


Tonetti,    Mus    Valsesiano.     II, 

247. 
Tophol,  Epitrc  aux  Ephee.     I, 

1253. 
Torma,  K.,  Limes  Dacicus.    II, 

322. 

—  — •  Amphitheater  t.  Aquin- 
cum.     Ibid. 

Torquati,    Giuliano  Apost.     I, 

141*. 
Torraca,    F.,     Conte    di    Polic. 

U,  270. 
Torraga,  F.,  Patria  di  Pier della 

Vigna.     II,  256. 
Torrens,     W.    M.,     Wellesley 

IU,   177. 
Tota  Ram,     Gener.    Digest    of 

Muhamm.  Law.      II,  230. 
Tougard,     Etudes    greques     en 

France.     II,  212. 
Tourmagne,  Hist.  de  l'esclarage. 

U,  70;    111,  214. 
Tourret,    G.,     Areheol.     chr^t. 

I,  1511. 

Toussenel,    Hist.   de  l'Europe. 

111,  2. 
T  o  w  1  e ,  Vasco  de  Gama.  III,  2 1 7 . 
T räch  sei,  C.  F.,  Öttinger  Münzen. 

III,  113. 
Tratchowsky,    La    France    et 

l'Allem.  roub  Louis  XVI.    III, 

148. 
Erben  Tratzigers,  s.  Erben. 

Trautenberg  er,    Böhmen    zur 

Zeit    d.  Schlacht    a.    weifsen 

Berge.     IU,  14. 
Traut  mann,     Abenteuer     Hzg. 

Christ    v.  Bayern.     III,  107. 
Travors,  E.,  Archives  common. 

do  Bethuno.     U,  271. 
T  r  o  i  c  h  o  1 ,  Sage  v.  Grofson  Stein. 

II,  149. 

Treitschke,  v.,  Letzter  Akt  d. 
Zoll  verein sgosch.     III,  32. 

Pali  miscellany,  1.  ed.  V.  Trenck- 
ner.     I,  13. 

Milindapanba  ed.  V.  Trenckner. 
I,  13. 

Tronkle,  J.  B.,  Korker  Wald- 
brief.    II,  83. 

Tressay,  Docum.  in&i.  Hl,  150. 

Treu,  Excerpta  anonymi  byz. 
H,  219. 

Treuenfeld,  v.,  Ligny  u.  Belle- 
Alliancc.     III,  40.  234. 

Treuenfest,  v,  s.  Araon. 

Treyelyan,  Early  Hist.  of. 
Ch.  James  Fox.     III,  175. 

—  L.  R.,  A  year  in  Poshawur. 
UI,  224. 

Triantafillis,  C,  Orig.  del 
conunercio  nell'  ant.  Grecia. 
1,  743.   161. 


Trieber,  C,   Chronol.  d.  Julius 

Afric.     I,  137  f. 
Tripepi,  Rom.  pontifici.  1, 1161. 

—  Documm.  per  un  apolog.  pontif. 
Ibid. 

Tröltsch,  E.  t.,  Prahist  Karte 
v.  Südwostdeutschland.   II,  79. 

—  —  Prahist.  Karte  von  Meck- 
lenbg.  etc.     II,  150. 

Tron,  P.  Valdo.     H,  197'. 
Trosner,  S.,  u.  v.  Clausewitz, 

Bücher   d.   Stadtpfarrei.     UI, 

108. 
Truhlaf,   Über  die   Rosenberg. 

Güter.     II,  317  f. 

—  D.   ältesten  Humanisten   u.  d. 
Böhmen.     II,  321. 

—  Schriften   d.  Bohusl.   v.    Lob- 
kow.     Ibid. 

—  Leben  etc.  d.  Joh.  Slechta   v. 
Viehrd.    Ibid. 

Trumelet«  Transcript,  des  noras 

arabes  etc.     H,  233. 
Trumpp,  E.     II,  2241«. 

Tschabran,    Lehrerseminar    in 

Altdöbern.     Hl,  47. 
Tscharn or,  B.  v.,  Bild.  Künste 

in  d.  Schweiz.     111,  136. 
Tscheschichin  ,    (Chroniken). 

UI,  51. 

—  (Denkwürdigkeiten).     Ibid. 
Tschiersch,G.,  Luckaue  r  Schul- 
wesen.    II,  160. 

Tuckor,  J.,  Joanna  of  Are.    II, 

292*. 
Tuckermann,    Berliner    Woh- 

nungsgrundrifs.     111,  45. 
Türke ,  Rom  u.  d.  Barthol  .-Nacht 

IU,  146. 
Tuotey.     U,  272. 
Tu  potz,  Bayer.  Herrsch,  i.  Böh- 
men.    IU,  123. 
Turcotta,   Vita  polit   di  Gesü. 

I,  12010. 


ü. 

Übinger,  J.,  Philo«,  d.  Nie.  v. 

Cus.     U,  59. 
Uffelmann,  J.,  Ötfentl.  Gesund- 
heitspflege i.  Rom.     I,  106. 
Uhlhorn,    Kampf   d.    Christen- 

tuins  in.  d.  Heident.     I,  116. 
Uittrcksol  uit  e.  Kronijk  1795 

—1812.     I,  72. 
Umfried,  K.  Planck.     IU,  96. 
Undorwood,  F.  H.,  True  story 

of  the   Exodus   of  Israel.     1, 

40». 
Cndset,  J. ,    Fra  Norges  oeldre 

Jernalder.     II,  300. 


Historische  Jahresberichte.    1880.     III. 


19 


111,290 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Unger,   G.  F.,  Jahresepoche  d. 

Diodor.     I,  79  f   96». 

Attisch.  Schaltkreis.  1, 95Ä. 

Unrest,  Jak.,  Bruchstück,  hrsg. 

v.  F.  v.  Krones.     II,   1398. 
Urhan,    Gesch.    v.    Königswart. 

II,  3168;  in,  202. 

—  Denkwürdigkeiten  t.  Sandau. 
H,  316«. 

Urbanek,  Biblioth.  von  Ortsge- 
schichten.    II,  3 16". 
Urkunde  d.  Selenkos  IV.  Philop. 

I,  92. 

Urkunden  d.  Archivs  v.  Reck- 
heim.    II,  59. 
Urkundonbuch    d.   St.   Aarau. 

II,  67.  73s.  344. 

—  Berliner.     II,  168. 

--  Braunschweiger.   11,125.  154. 

—  Chronol.  Verzeichn.  z.  Suden- 
dorfs  Braunschw.  Urk.-B.  II, 
25  f.  125.  154. 

—  von   Hildesheini   s.   Döbner. 

—  von  Lübeck  s.  Wehrmann. 

—  Mecklenburgischos.     II,  154. 
-  Ostfriesisch.  s.  Friedländer. 

—  Westfäl.,  s.  Wilmanns. 

—  s.  auch  Wervecke. 
Urkunden-Samml.  d.   Ges.  f. 

schlesw.-holst.  Gesch.   II,  152. 
Urrestarazu    (Abd-ol- Kader), 

F.  A.,   Ivos  Arabes.     II,  224. 
Usener,  de  Stephane-  Alex.    11, 

220. 
Ussell,  Ph.  de,  Essai.    111,231. 
Uttaradhyayana  Sütra.     1,  24. 
Uaanne,  0*w«  Dnbarrv.  Hl,  214. 


V. 

V.,  J.  Kr.,  K.  Karl  IV.    II,  317». 
Vajda,  F.,  Regestrum  de  Varadin. 

II,  323. 
Valbuena,  A.  de,   Gregor  VII. 

II,  194. 
Valentin,  Fl.,  Inschr.  d.  Clau- 
dius Got     I,  100. 
Valentini,  A.,  Castello  di  Bre- 

scia     II,  246. 
Vallardi,Italia.  U,  25113.  257». 
Vallee,  0.  de,  A.  Chenier.  IH, 

151. 
Valois,  N.,   Guill.   d'Auvergne. 

II,  188.  201.  285. 
—  —  De    arte    scrib.    epistolas. 

II,  282. 
V  a n  da  1 ,  Mecliat.  fran<j.  en  Orient. 

(1741).     III,  146. 
Van  den  Sande,  s.  Sande. 
Van  der  Heim,  s.  Heim. 
Van  der  Vepte,  J.  P.,  s.  Rhys 

Davids. 


Varigny,  de.     II,  251. 

—  La  mere  d'un  Napol.  III,  157. 
Varrentrapp,    C,    Prinz    von 

Homburg      III,  93. 
Vasari,  G.,  Vite  dei  pittori  ecc, 
con  annot.  di  Gaet.  Milan  es  i. 

II,  244. 

V  aschal  de,  IL,   Le  Vivarais  ä 

la  represent.  nat.  II,  281. 
Vasconcellos    Abreu,    G.  de, 

Analog,  entre  o  Buddhismo  e 

Phil.  Grega.     I,  12*. 
Vaiek,  Philol.  Beweis.  11,  3151. 
Vast,   H.,   Siege   de   Conatanti- 

nople.     II,  221. 
Vau  eher,  P.,  Skizzen  d.  Schweiz. 

Gesch.     Lt,  292. 
Vaughan,  Steph.,  Letters.    III, 

165. 
Vaugiraud,  Egl.  rcf.  de  Nantes. 

III,  138. 

Vau  pell,  Griffenfeld.    111,  184. 
Vautrey,  L.,    Deux   eveques  de 

Bale.     II,  205. 
Vavra,  Gesch.  v.  Kolin.  II,  3169. 

—  Begebenheiten  z.  Kolin.  III, 
122. 

Vayra,  P.  Museo  stör,  de  IIa  casa 
di  Savoia.     II,  247.  329. 

Veckenstodt,  Wend.  Sagen. 
III,  48. 

Vogte,  s.  Rhys  Davids. 
Veith,   K.  v.,    Oppid.    Adnatuc. 
II,  2. 

—  —  Caesars  Rhein  Übergänge. 
Ibid. 

—  —  Cacs.  Schlacht  gegen  d. 
Usipetor.  II,  2.  113.  114. 

Velke,  W.,  Jupiter-Darstellg.  II, 

86. 

Flugblatt,     III,  92. 

Venablcs,    The    Pilgrims    pro- 

gress.     III,  167. 
Ouvrages  de  Vendages  de  Ma- 

lapein.     111,  150. 
Venketramaiah,    J.   A.,    Pen 

and  Ink  Sketches,     in,  224. 
Ventari,  G.  A.,  Anna  Mar.  Sforza 

sposa  ad  Alfonso  d'Este.     II, 

262. 

V  e r a t ti ,  Lottere  di  Cat.  da  Siena. 

11,  205. 
Vernes,  Marche  de  l'idee  relig. 
I,  4«. 

—  s.  Tiele. 

Vertrag  dreier  Kretisch.  Städte. 

I,  92. 
Verwaltungsbericht  d.  Mark. 

Mus.     II,  162*. 
■—  d.  St.  Düren.     II,  60. 
Verzeichn.  adel.  Famil.  III,  104. 

V  e  s  y ,  Copie  de  pieces  du  XIV.  s. 

II,  275. 


Vätault,  A.,  et  L.  Gautier, 
Charlemagne     II,  20.  24s. 

Vetter,  P.,  Armen.  Kirchenlied. 
1,  148. 

—  —  s.  auch  Chosroes. 

— -  S.,  Name  d.  St  Bern  etc.  II, 

342. 
Vial,  P.,   Colonie   d.  1.   Cochin- 

chine.     I,  20*. 
Viani,  S.  Gelasio  I.     I,  143°. 
Victor,  P.,   Evangiles  et  Thist 

I,  119. 

Viereck,    L. ,   Petrus,    Lud.    u. 

Friedr.  v.  Ratzobg.  II,  157. 
Viertel,   A.,    Wiederauflind.    v. 

Ciceros  Briefen.     U,  2Ö8. 
Vignati,    Cod.    dipl.    Laudcnse. 

II,  16*. 

Vigo,  P.,  Docum.  relat.  a  Greg. 

XI.     11,  267. 
Villeneuve.     II,  277. 
Vincenti,    C.    v.,    Todtenkara- 

wanen.     n,  228. 
Vingtrinier,   Dette  de  Mirab. 

III,  148. 

Vinson,  J.,  Orig.  du  mot  thaki- 
im.     I,  31. 

—  ätabl.  fran^.  dans  linde,  ffl, 
218. 

Viollet     II,  189*. 

—  Mss.  franc,.  ä  Cheltcnham.  II, 
277». 

Virchow.     II,  9.  148. 

—  Beitr.  z.  Landeskde.  d.  Troas. 

I,  756. 

—  Filigranfunde.     II,  149. 

—  Altslav.  Burgwälle.    Ibid.  u.  t 

—  Ausgrab,  in  Berlin.     II,  162. 

—  Grubenfeldor   etc.    b.    Ragow. 

II,  1631. 

—  Excurs.  n.  d.  Spreewalde.  Ibid. 

—  Spreewald  u.  d.  Lausitz.  II, 
163*. 

—  u.  v.  Schulenburg,  Spree- 
wald.    II,  163. 

Virt,  H.     I,  61. 

Visen  er,  W.,  Grenzen  d.  histor. 
Wissens.     III,  230. 

u.  H.  Boos,  Basler  Chro- 
niken.    II,  60.  340. 

Vischer-Merian,  K.,  Henman 
Sovogel.     II,  340. 

Vishvanath  Närayan  Mand- 
lik,  Vyavahara-Mavükha.  I, 
28«. 

Vi ss ac,  de,  Chron.  du  pays  d'Au- 
vergne.    II,  277. 

Vividha  Puja  Sangraha.     I,  24». 

Vivien  de  Saint  -  Martin, 
Nouv.  dictionn.  de  geogr.  uni- 
vers.    II,  232. 

Vögel  in,  Schweizergeseh.  III, 
130. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


m,29i 


V  ög  e  1  i  n ,  Holzschneidekunst.  III, 
137. 

—  Madonna  von  Solothurn.  III, 
137. 

—  Facadenmaler.     Ibid. 

—  Alte  Zürich.     III,  202. 

Völter,   Sekte  v.  Schwab.  Hall. 

U,  85.  201  f. 
Vogel,   A.,    Nearchos  v.   Kreta. 

I,  941. 
Kegelgrab  b.  Staffeide.  II, 

149. 

—  P ,  De  Hege«,  qui  die.  Josephi 
interpr.  I,  120*. 

Vogler,   A. ,   Otto  v.  Nordheim. 

H,  32. 
Vogt,  Bauernkrieg.     III,  195. 

—  H.t  A.  Borsig.     III,  45.  210. 

—  W.,  Corresp.  d.  Ulr.  Arzt  HI, 
109. 

Voigt,  G.,  Handschriftl.  Über- 
liefer. v.  Cic.  Briefen.  II,  258. 

—  -  Wiederbelebg.  d.  klass. 
Altert,     lbid 

—  J.  F.,  Sübergerät  als  Ehren- 
geschenk.    II,   153. 

Verschied     Aufsätze   über 

Hamburg  II,  159;  III,  56. 
57. 

Volger,  E.,  Stammbücher.  III, 
71. 

• Ans  d.  Stadtbibl.  z.  Bres- 
lau.    III,  203. 

Volkmann,   L  ,    Anal.    Thesea. 

I,  75* 

Vollgraf f,  J  G\,  Greek  writ.  of 
Rom.  Hist      I,  101  f. 

St    Volusien.     I,   150. 

Vom  Rhein,  Köln.  Dom.  II, 
118. 

Voss,  A  ,  Album  prähist.  Gegen- 
stände.    II,  149. 

—  E  v.,  Beitr.  z.  Meckl.  Fahnen- 
kunde.    IH,  59. 

Vuitry,  Gouvernem.  royal  sous 
Phil.-le-Bel.     II,  290. 

Firdusii  Schahname  ed.  V uliers. 
I,  37. 


w. 

W.,  E.,  Luthers  Streitschriften- 
Drucker.     III,  203. 

Wace,  H.,  s.  W.  Smith. 

Wachsmuth,  C,  Z.  Geschichte 
y.  Alexandria.     I,  97  f. 

Wächter,  Hallenser  chron.  Auf- 
zeichn.     II,  130. 

Wadstein,  Stoicismus  o.  christl. 
Lehrbildung.     I,  131. 

Wächter,  0.  v.,  K.  G.v.  Wächter. 
III,  96. 


Wasch ke,  H.,  Fragm.  o.  hochd 

Rechtsbuchs.     II,  66.  121. 
Gernroder  Urk.     U,  121. 

—  -  Rudolf  v.Anhalt  1509.  Ul, 
74. 

Wagner,  Deutsche  Corresp.  d. 
Rosenberge.     III,  121. 

—  wissensch.  Schwindel  a.  d.  südl. 
Böhmen.     III,  121. 

—  E.,  Merkur-Statuette.     II,  81. 

—  F.,  Aufnahme  d.  trank.  Hohen- 
zollern  in  d.  Schwab.  Bund, 
n,  103. 

—  —  Aufenthaltsorte  Friedr.  d. 
Alt.     II,  102. 

—  H.  F.,  Aus  d.  Zeit  d.  Aufklär. 
III,  206. 

—  —  Aberglaube  im  17.  u.  18.  Jh. 
.      III,  123.  213. 

Wailly,  de,  s.  Joinville. 

Waitz,  Versen.  Ausgaben  in  d. 
Mon.  Germ.  II,  12.  48.  122. 
155.  27616. 

—  Aus  neueren  Hdss.- Verzeich- 
nissen.    II,  15. 

—  Einh.   Vita  Kar.     Ibid. 

—  Ann.  Mettenses.     II,  17. 

—  Geschichtsschreib.  der  Karol. 
Zeit.     II,  18. 

—  Brief  Friedr.  d.  Scbönon.  II, 
46. 

—  Verfassungsgesch.   II,  67.  150. 

—  Hdss.  in  engl.  Bibliotheken. 
II,  276. 

—  s.  auch  Stedorburg. 

—  v.  Eschen,  R.,  Verhandl., 
welche  der  hess.  Kurwürde 
vorausgingen.     III,  87. 

Wakefield,    W.,    The    Happy 

Valley.    111,  224. 
Walcott,   E.  C,    Church    work 

and  life.     II,  214;    Ul,  168. 

Walderdorf,  Gf  H.,  Angebl. 
Römorstadt  Mocenia.     II,  101. 

—  —  St.  Mercherdach  u.  St 
Marian.     II,  108. 

—  —  Thonreliefe  von  St.  Emrae- 
ram.     II,  110. 

Clausewitz.     III,  108. 

Regensb.  Stadtphysic.    III, 

113. 
Waldow,  E.,  Kirchen  zu  Kürbitz. 

m,  89. 

Walford,  E.,  The  Antiquary.  Ul, 
161. 

—  Our  great  fam.     Ul,  167. 
Walfrey,    H.  de  Lionne.     IU, 

145. 

Walfried,  Von  Rosenberg  nach 
Hohenfurt     Ul,  124. 

Walhouse,  J.,  Buddha's  hair. 
I,  18. 


i  Walhouse,  M.  J. ,  Archaeol. 
Notes,  24—26.     I,  26. 

Walkmühle  d.  Bentieramts.  111,56. 

Walle,  P.,  s.  Bcetticher. 

Wallner,  Schulwesen  au  Iglau. 
U,  316*. 

W  al  1  o  n ,  H.,  St  Louis.     II,  285. 

Joanne  d'Arc.     U,   292*. 

Wal  pole,  Spencer,  HistofEngl. 
Ul,  177. 

Walter,  Beitr.  z.  Gesch.  v.  Offen- 
burg.    U,  83;  Ul,  201  f. 

W  a  1 1  h  e  r ,  C,  Fastnachtsspiele  in 
Lübeck.     U,  157. 

Silbergeräthe.     in,  57. 

—  —  Effen  ut     Ibid. 

—  J.,  lät  hist.  d.  1  top.  de  Jerus. 

I,  120». 

Wanner,  Gotthardbahn.  Ul,  135. 
Warn  atz,    Gesch.    der    schwäb. 

HohenzoUern.  11,86;  IU,  41. 
Warnecke,  F ,  Holstein.  Wappen 

verwechselt.     U,   157. 

—  -  Unbekanntes  KünsÜerwap- 
pen.     U,  158. 

Herald.  Handbuch    11,337. 

Warren,   Elisab.,    The    florent. 

Martyr.     U,  2075. 
Wartenberg,  P.,  Gesch.  u.  Ggw. 

Ul,  2. 
Was  sali,   F.,   Bund  v.  Vazerol. 

U,  344. 
Waterhouse,  J  ,  Survey  Operat. 

in  Afghanistan.     IU,  224. 

Watson,  A  ,  Mem.  of  the  days 
of  the  Fight  for  a  free  Press. 
III,  180. 

—  J.  W.,  Guide  to  Poona.  Ul, 
224. 

Account  of  Porbandar.  IU, 

224. 

—  —  Account  of  Junagad.  Ibid. 
Watson,    R.    Spence,    Visit   to 

Wazan.     II,  236. 
Wat  te  nb  ac  h ,  W.,  Pastoralschrei- 
ben.    U,  15. 

—  —  Ausgabe  Einhards.  U,  158. 
Karoch  v.  Lichtenberg.  U, 

63. 

Hathumod.     II,  21«. 

P.  Luder.     U,  85. 

—  —  Hildesheimer  Briefaamml. 

II,  188. 

Wanters,  A.  J.,  Biblioth.  khediv. 

du  Caire.     U,  226. 
Wayler,  The  hist  of  Cromwell. 

III,  169. 

Weber,  (Parteischriften  z.  Gunst 
d.  Maga.)     I,  7. 

—  I,  18. 

—  Nation.  Politik  d.  Athener.  I, 
84. 

—  Allg.  Weltgeach.     IU,  2. 


19 


111,292 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Weber,  Zips.  Gesch.  in  Zeitbil- 
dern.    III,  125. 

—  F.,  Alteynag.-paläst.  Theol.    I, 
59.  123. 

—  F.  W.  T.,  s.  Tiele. 

—  H.,  Gel.  Schulen  in  Bamberg. 
n,  107. 

—  J.,  Katechism.  d.  kath.  Kirchen- 
rechta.     II,  213. 

Wedderb urn,  D.,  The  Deccan. 

m,  225. 
Wegehaupt,  W.,  P.  Cornelius 

Dolabella.     I,  110. 
Wegeier,  Beitr.  z.  Spec.-Gesch. 

d.  Rheinlande.     II,  119. 
Wegen  er,  Ph.,  Sagen  u.  Märchen. 

m,  73. 
(Wehrmann),  Urkundenbuch  d. 

St.  Lübeck.     II,  152  f. 

—  u.  Fr.  Crull,  Siegel  d.  M-A. 
II,  153. 

Weibull,  Minnen  af  C.  C.  Halling. 

in,  190. 
Weiden,  HauflErtzelbach.    in, 

81. 
Weil,  G.,   Mahom.  savait-il  lire 

et  ecr.?    U,  224. 

—  Jb.,  ProseUyt.   che«  les   Juifs. 
I,  60. 

Weiland,  L.,  Königswahlen.   11, 

28.  45.  73. 
Weingartner,  L. ,  Vereinigung 

Burgunds  m.  Dtschl.     II,  31. 

Woinhold,  K.,    Lampr.  t.  Ro- 

gensbg.     II,  108. 
Weifs.     II,   144. 

—  Manövererlebnisse.     II,  148. 

—  B.,  Komment,  z.  Ev.  Joh.    I, 
119. 

—  J.  H.,    u.    M.   Friedmann, 
Talmud-Monatechr.     I,  62*. 

—  N.,  s.  A.  Räfs. 
Weifsbrodt,    SC.   de   Bacchan. 

I,  101. 
Woifsenborn,  H.,   Urkk.  über 

Amplon.     II,  135. 
Weistttroer  aus  Jülich.    II,  66. 

116. 
Weistum  v.  Weiler.     II,  1166 
Weit»,  Kackshof.     III,  80. 
Weizsäcker,  P.,  Rom.  Funde  i. 

Heidenheim.     11,  85. 
Comitat.  Hurnia.      II,  2-1. 

85. 
Weldon,  Chronicle  ofEngl.  be- 

ned.  monast.     III,  170. 
Wellington,  A.  Duke  of,  Des- 

patch.,  Corrosp.  and  Mem.  III, 

179. 
Wellmer,  Aus  d.  Loben  e.  Ver- 
storbenen.    III,  214. 
Kirche  zu  Welsleben.   III,  73. 
Welter,  s.  Hergenröther. 


Welti,     Gerichtsstand     in    For- 
derungsstreiten.    11,  343. 

Welzhöfer,  H.,  Reden  d.  Polyb. 

1,  94». 
Wenck,  C,  Kritik  d.  Reinhards- 

brunner    Historiogr.     II,    50. 

131. 
Chronographie  Konrads  v. 

Halberstadt.     II,  50.    130. 

Heinr.  VII.     II,  51. 

Moifsn.  Erbfolgekrieg.    II, 

133. 

Wenckenbach,  Fr.,  Bergrevier 

Weilburg.     II,  95. 
Wendrinsky,  Klagelied  a.  den 

letzten  Gfn.  v.  Putten.  II,  138. 

—  Die  Plaien-Hardegger.  II,  142. 
Wendt,  H.  IL,  Krit-exeget.  Hdb. 

d.  Apostelg.     I,  123. 
W enger,  A.,  (u.  Leupolt),  Altes 
u.  Neues  aus  Indien.   III,  222. 

Wenzel,  G.,  Gesch.  d.  ungar. 
Bergwesens.     II,  324. 

Werneburg,  A.,  Cherusker  u. 
Thüringer.     II,  131. 

Mühlberg.     II,  135. 

Werners,  J.,  Archiv  z.  Ander- 
nach.    II,  62. 

W  e  r  n  i  c  k  e ,  Gorkammer  i.  Bran- 
denburg.    III,  42. 

—  Amt   Coburg   1632.     UI,  73. 

—  Z.  Familiongesch.  d.  V.  Stoß». 
III,  111. 

—  E.,  Schweidnitzer  Chronik. 
UI,  71. 

E.    Bresl.     Goldschmied. 

UI,  83. 

Giofserfam.  Hilgor.  UI,  89. 

Meister  Osw  Hilger.  Ibid. 

Hans  Schwerter.    IU,  90. 

Werth,  A.,  Höfe  z.  Barmen. 
111,  80. 

s.  auch  Crocelius. 

Wertheimer,  Talmud.     I,  62. 

—  Ed.,   Wiener  Hof.     IQ,  117. 

Hermannstadt.      III,   126. 

Projekt  e.  Quadrupelallianz. 

UI,  127. 
Wertsch,  F.,  Bezieh.  Rudolfs  I. 

z.  Kurie,     n,  202. 
Worunsky,   E.,    Gösch.    König 

Karls  IV.     II,  52.  54.  317. 

Werveko,  van,  Urk.-B.  von 
Bonneweg.     II,  116. 

—  U,  276. 
West,  E.  W.,  Pahlavi  texte,  I. 

I,  37. 

Pahlavi  inscriptions  at  Kan- 
nen.    Ibid. 

Westcott     I,  130  t 

Gesch.  d.  Westfäl.  Inf-Reg. 
Nr.  16.     UI,   40. 


Westrik,  Echtheid  v.  d.  2.  brief 
aan  de  Thessal.      I,  125. 

Westrin,  s.  Grot. 

Wetzer,  s.  Hergenröther. 

Wetzstein,  J.  G  ,  Glaube  der 
Araber,  dafs  d.  Neffe  d.  niüt- 
terl.  Oheim  nachgerate.  II, 
233. 

Wheeler,  J.  T.,  Hist  of  India. 

I,  3. 
Early    Records    of    Brit 

India.     1U,  218. 
Peasant    life    in    Bengal. 

III,  223. 
White,    E. ,     Brahmanism     and 

Christianity.     1,  25. 

—  S.  D.,  Ind.  Reminisc.  III,  221. 
Wichmann,   E.  H.,   Alsterthal. 

II,  158. 

—  K. ,    Neuere  Reisen   in   Arab. 
n,  231. 

Wichner,  S.,  Admont     II,  143. 
W  ick  hoff,   F.,    Dürers  Studien 

n.  d.  Antike  U,  62. 
Wiodemann,  Reform,  u. Gegen- 

ref.  i.  Oestr.  u.  d.  E.  111,  116. 

—  A.,  Gesch.  Ägyptens.     I,   40. 

—  —    Stele   du   raus.   £gypt.   de 
Florence.     I,  45. 

Wieding,    K.,    Rechtesten,    u. 

Verf.   d.    Christian-Alb.-Univ. 

zu  Kiel.     UI,  53. 
Wiegand,    Charte    messine    de 

1212.     U,  77. 

—  Leibnitz    als    Relig.-Friedens- 
stifter.     UI,  122. 

Wiener,  Chrcstom.  Talmud.     I, 

621. 
Wiesel,    Canalisierg.    d.    Mains. 
U,  94. 

Wieseler,  K.,  Z.  Gesch.  d.  NT- 

lichen  Schrift  cet.     I,    124». 

125.   126. 

Todesjahr    Polykarps     1, 

128. 
Wietersheim   v.,   (u.  Dahn), 

Geschichte  d.  Völkerwanderung. 

n,  67.  150. 
Wigger,  Ber.  d.  Ibrah.  ibn  Ja- 

kub.     II,   151. 

—  A.  d.  Loben  Herz.  Fried,  d.  ¥. 
IU,  58. 

—  A.  d.  Zeit  d.  7jähr.  Kr.    Ibid. 

—  Mecklenb.  Gösch. -Schreib.  III, 
58. 

Wijk,    D.  G.  van,   Geschied,  t. 

Prinses  Balkis.     U,  223. 
Wijnmalen,    Ch.  L.,  Drukpen 

te  Colombo.     I,  15. 
Wilamowitz  -  Möllendorff, 

U.  v.,  AusKydathen.     1,  771. 

82  f. 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


IH.293 


Wilaraowitz  -  Möllendorff, 
Ep.  ad  E.  Maaftium,     I,  77«. 

—  —  V.  d.  att.  Reiches  Herr- 
lichkeit.    I,  88 

—  s.   auch  Kiefsling. 
Wildeboer,  G,  Waarde  der  Sy- 
rische E  van  gel.  cet.     I,  118. 

Wildhagen,  Kegelgrab  b.  Frie- 
drich sruhe,  II,  148. 

Will,  Holy  Trade  in  North- 
India.     III,  223. 

—  C,  Bonifatius.     II,  19. 
Konr.  t.  Wittelsbach.    II, 

38.  102. 
Verteidigung     v.    Bingen. 

II,  97. 

—  —  Monum.  d.  Prhrn.  v.  Glei- 
chen.    III,  112 

Wille,  Schlacht  b.  Laufen .  III, 
95 

—  Briefe  Jac.  Sturms.  III,  95. 
100. 

—  Tageb.  u.  Ausgabb.  d.  Churf 
Fried  IV.  v.  d.  Pfalz.    III,  98. 

Willoras,  P.,    Droit  publ.  rom. 

I,  105. 

Williams,     J.     L  ,     Waldens. 

church.     II,  197. 
Willms,  W.  J.,   Dav.  Fabricius. 

m,  77. 
Wilmanns,    R.,   Westfäl.  Urk.- 

B.     II,  43.  126. 
Papetbullen   des   XII.  und 

XIII.  Jh.     II,  126.  234. 
Ergänzungen    zu    Jaffö    u. 

Potth.     n,  188. 
Inquisit.  in  Nord-Deutschl. 

III,  215. 

u.  Philippi,  Kaiserurkk. 

v.  Westf.     II,    16.   25. 

WiUch,    E.    G.,    Autobiogr.    t. 

J.  Michaelis.     III,  89. 
Wilson,  F.  C,  s.  Boro  Budur. 
Wilson,    J.,    Indian   Caste.     I, 

28. 
W  i  1  n  t  z  k i ,    P.,     Sachsenspiegel. 

II,  74. 
Winkolmann,  Ed.,  Acta  imper. 

ined.     II,  42.  188. 

Sicil.  u.  päpstl.  Kanzlei- 
ordnung.    IL,  43.   188.  333. 

Reise    nach    Italien.      II, 

15.  47.  276. 

Ostseeprovinzon     im     Ro- 

form. -Zeitalter.     III,  51. 

Winklor,  F.  G.,  Goethes  dtsche. 
Gesinnung.     111,  30. 

Winter,  Thermalquellen  in  Wies- 
baden.    II,  94. 

—  G.,  Wien.-Neustädt  Stadtrecht. 

II,  66. 

W  irkner.     L.     v.,     Erlebnisse. 

III,  29.  208. 


Wirth,  Ph.,  Wasselnheim.     III, 

102. 
Wise,    J.  M.,    Hist.  of  the  He- 

brews    second   Commonwealth. 

I,  54. 
WiskoSil,    Österr.   Cabinet  und 

kath.  Union.     III,  14. 

Wissowa,  G.,  De  Macrobii  fönt 

I,  111». 

Witschel,    Name    v.    Eisenach. 

H,  135. 
Witt,    Mme.    de,    Guizot.      III, 

158. 

—  s.  auch  Froissart. 
Witte,  K.,  Neue  Daten  zu  Dantes 

Lebensgesch.     II,  266. 

Wittraann,  P.  (sen.),  F.  Forner. 

III,  19.  110. 
Maxim.  1.  v.  Baiern  1647. 

III,  19. 
E.  frank.  Abt  über  Maxim. 

III,  106. 

—  —  Andreas  v.  Michelsberg. 
U,  107. 

Wlastoff,  G.  R.,  s.  H.  Brugsch. 
Wölky,  Kulmerland.     II,  183. 

—  Regist.  u.  Urk.-Vorz.  über  d. 
Bened.-Klost.  in  Thorn.  III, 
49. 

Wörner,   E.,  Todesort  Konr.  t. 

Marb.     II,  97.  136. 
Planig.     III,  92. 

—  —  u.  M.  Heckmann,  Mittel- 
alter 1.  Ortsbefestigungen.  II, 
94. 

Wohlwill,  A.,  Stellung  Ham- 
burgs in  d.  neueren  Gesch. 
III,  55. 

—  —  Hansestädte  auf  d.  Rastatter 
Congress.     Ibid. 

—  -  Hamburg.  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  J.  1798  u.  99.     Ibid. 

Davoust.     III,  55.  156. 

W  o  k  e  r ,  Norddeutsche  Franziska- 
ner-Mission. II,  155;  III, 
215. 

—  Verh,  d.  Brandenb.-Pr.  St.  z. 
kath.  Kirche.     III,  42. 

Wolf,  Ad.,  Gesch.  -  Bilder  aus 
Österreich.    III,  117—220. 

—  G.,  Statuten  d  jüd.  Gem.  in 
Mähren.     1,  73. 

Österreich    und    Preufsen. 

m,  234. 

—  R.,  Schweiz.     III,  135. 

Wolff,  Rom.  Castrum  z.  Deutz. 

II,  113. 

—  Rom.  Wasserleit.    II,  131. 

—  F.  A.,  Nicol. -Pfarrkirche  zu 
Calcar.     II,  216. 

Wolfgramm,  Neros  Politik  d. 
Anal,  gegenüber.  I,  111. 


Wolfsgruber,  C,  Giovanni 
Gersen.     II,  208. 

—  Van  der  nayolginge  Criati. 
Ibid. 

Wolters,  Neue  Inschr.  a.  Bonn. 
II,  112. 

—  K ,  Namen  der  fetrikirche. 
II,  158 

—  P.,  Z.  G.  d.  Neuen  Stifte  s. 
Halle.     III,  89. 

Woltmann,  s.  Pangerl. 
Wordsworth,  Chr.,  St.  Hippo- 

lyt  cet.     I,  1375. 
Worm stall,  Marser,  Chatt.  etc. 

II,  4. 
Worsaae,  Schlesw.  Goldhörn.  II, 

148. 
Würdinger,  J.,    Hauaritterord. 

v.  h.  Hubertus.     II,  109. 
Wüstenfeld,  F.,    Heerwesen  d. 

Muhamed.     II,  233. 

—  Namen  d.  Schiffe  i.  Arab. 
Ibid. 

—  Gesch.  d.  Fatimiden.  II,  235 
Wunderlich,  E ,  s  F.  Godet. 
Wurm,  P,  Buddhismus.  I,  11. 
Wurzbach,  Const.  v.,  Biograph. 

Lexik.     III,  120. 
Wust  mann,  J.,  Vertr.  Gesellsch. 

in  Leipzig.     III,  88. 
Wybrandts,  W.,  Preek  gehou- 

den  voor  geestelyken.  II,  209. 

Wychgram,  J.,    Alb.  Mussato. 

II,  50.  261. 
Wyfs,  A.,    Chronica  quorundum 

regum  Roman.     11,  50. 
— ■  —   Mainzer  Weistümer.      II, 

66.  69.  96. 

—  -  Zwei  geistl.  Haushaltungen. 
H,  96. 

Z    Gösch     d.  Erfind,  dor 

Buchdruckerk.     II,  97. 

Chron.  Berichte  üb.  d  Krö- 
nungsreise Friedr.s  III.   Ibid. 

Kostenrechnung.     III,  95. 


X. 

X**,    Un  mot  s.  l'Egl.  ehret,  de 
M.  Renan.     I,  117*. 


Y. 

Yoe,   Sh.,  Buddhist*  in  Burma. 

1,  20*. 
Yäjnavalkya-Smriti  od.  by  Saras- 

vati    Venkatächäry a   and 

Chedulaväda      Sitlrama 

Sästri.     I,  28». 


m,294 


Verzeichnis  der  besprochenen  Publikationen. 


Yonge,  Ch.  A  ,  France    II,  278. 
Yriarte,  Florence.     11,  265. 
Yseux,    L.,  Martyrol.   rora.     1, 
148*. 


z. 


Z  ac  h  ar  i  8B ,  TL.,  Jainendra-vyäka- 
ranam.     I,  24. 

Zacharfas  t.  Lingenthal, 
Formel  f.  d.  Hb.  Pentap  II, 
219. 

Zahn,  J.  v.,  Admonter  Formel- 
buch,    n,  139. 

—  —  Steierm.  Gesch.  -  Blätter. 
U,  143. 

—  Erhebg.  d  Steierm.  z.  Hzgt. 
U,  143. 

—  Th  ,    Acta  Joannis.     I,    128. 
Z  ai  s ,  E.,  u.  F  a  1  k ,  Beitr.  z  Gesch. 

d.  Erzst  Mainz.     II,  96.  99. 
Zakrzewski,  s.  Hipler. 
Zangemeister,  K.,  Inschr.  aus 

Neckarau.     II,  80. 

—  —  Inschr.  v.  Daxlanden.  II, 
81. 

—  Name  v.  Mainz.     II,  86. 

—  Etymol.  versch.  Namen.    Ibid. 

—  röm.  Ziegelinschr.     II,   326. 
Zapf,  L  ,  Muldensteine  d.  Fichtel- 

Geb.     U,  101. 
Zarncke-Däske,  Leibnitzbriefe. 

III,  205. 
Zechraeister,   Krit   Beitr.   z. 

Paul.  v.  Nola     I,  142. 
Zehender,   Dr.   J.  Dubs  Poly- 

techn.     III,  135 
Zehme,  A.,  Ans  u.  über  Arabien. 

II,  231« 
Z  ein  er,   Wildenschwerts    histor. 

Denkwürdigkeiten.    U,  316». 
Zeiss,  G.,  Bilder  aus  d.  bayr. 

Gesch.     II,  103. 


Zeisaberg,  v.,  Gründungsgesch 
v.  Stams.     11,  145. 

—  s.  auch  Necrolog. 

Zell  er,   B.,    les  Francs   merov. 

II,  11. 
Richel.  et  les  ministre*  de 

L.  XIII.     III,  142. 

—  —  duc  de  Luynes.     Ibid. 
Richelieu.     III,  143. 

—  J.,  captivite  de  Rieh    Cceur- 
do-Lion.     II,  40. 

—  M.  B ,  Dissolut.  contracti  ap. 
Brussol.   foederis.     III,    142. 

—  Ph.,  s.  Th.  Hermann. 

Z er f f i ,  Science  of  hist  IH,  230. 
Zeumer,  K..    Ersatz  verlorener 
Urkk.     II,  332. 

—  —  älteste  fränk.  Forme lsaniml. 
II,  16.  65. 

Zevort,  marq.  d'Argenson  et  le 
ministere  des  äff.  etr.  III,  147. 

—  E ,  De  Gallic  imperat  1,114*. 
Ziogler  u.  Rogge,  Wehlau  II, 

184;  UI,  50. 

—  Polit.  Seite  d.  Regier  d.  Clau- 
dius.    I,  111 

Zielin'ski,  Th.,  Letzte  Jahre  d. 

2.  pun.  Kr.     I,  103.    109. 
Ziffer,  K.,  Az  israel.  Körülmete- 

lese  törteneti.     I,  61 
Zill,  L,  D.  Brief  a.  d.  Hebräer. 

I,  126. 

Zillner,    Gesch    d.  Salzwesens. 

II,  142. 

Z  im  ermann,     Kaiserurkk.    aus 
Mantua.     II,  16.  25.  29. 

Zimmermann,   Fr.,    Archiv  d 
St.  Kronstadt.  II,  58. 

—  —    Photographien    v.    Urkk. 
II,  325. 

—  G.   P.,   Riviere  de    Surinam. 
1,  63. 

Zingerle,  A.,   Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Philologie.    U,  61. 


Zingerle,  J.  v.,  u  K.  Th.  y. 
Inama  -  Sternegg  ,  östr. 
Weistümer.     II,  66. 

—  —    Aus  Runkelstein.  II,  145. 

—  0 ,  Geleitsbr.  für  0.  y.  Wol- 

konstein.     II,  57. 
Zirngiebel,   Diplom   Heinrichs 

(VII.)     II,  3836. 
Zitta,  V.,  Garessio.     U,  247. 
Zittel,  4  Evangelien    I,  119. 
Z 1  o  b  i  n ,  Diplomat,  forbindelserna 

mellan  Sver.  och  Ryssl.    1801 

—1809,  übers  v.  H.  Hjärne. 

HI,  189 
Zobeltitz,  v.,  Fürst  Bismarck. 

HI,  210. 
Zöppritz,  d.  Räderbarg.  II,  89. 
Zösmair,  Alt-  u.  Neu-Montfort 

II,  145. 
Zonghi,   Docum.    stör.   fabriaoL 

n,  265. 
Zorn,  Ludw  d  Bayer  u.  d   Curie. 

II,  52. 
Zoubek,Städtegründ.  i.  Böhmen. 

II,  315. 

—  Schulen  d.  XIV.  Jh.  i.  Böhm. 
II,  318. 

—  Kirchl.  Zustände  in  d.  Geg. 
v.  Podebrad      III,  121. 

Zühlke,  Frz.,  De  Agaristes  nu- 
ptiis.     I,  82. 

Zünde  1,  Blumhardt.     III,  96. 

Zukal,  Aus  d.  Troppaaer  Mas.- 
Bibl.     II,  316". 

Zurborg,  H.,  (Z.  griech.  Chron.) 
I,  79. 

Zur  Nedden,  ».  Nedden. 

Zwanziger,  J.,  Matrikel  d.  Farn. 
Crailsheim.     H,  104. 

Zwiedeneck  -  Südenhorst, 
H.  v.,  H.  U.  Fürst  v.  Eggen- 
berg.    HI,  15. 

—  —  Venet.  Gesandtschaftabe- 
richte.     UI,  122. 


»nie» 


Druck  von  Fr.  Aug.  Eupol  iu  Sondorshausou. 


(jo       i/i  .  (, 


- [L 


^ 


Jahresberichte 


:1er 


Geschichtswissenschaft 


im  Auftrag!1 


Historischen  Gesellschaft  zu  BerlMWOLiLlDR) ' 


von 


Dr.  F.  Ahraliain      Dr. .).  Hermann      Dr.  Krim.  Mever. 


III.  .Tahi%o-ano- 
1HK(  >. 


Berlin  1883. 

K  r  n  «  t    S  i  o  jj  i  r  i  e  <l    M  i  t  i  1  o  r    <fc    S  n  h  n 

Könfcliclu'  lI<>fl>iK'l]liuu<Uun<{ 
Kix'li^fnf-i«  •;•».  Tu 


*  Ja 


v.-—  -■■■■-•'—-.■  --— -^ 


Im  Verlage  der  Konigl.  Ho  fbucl»  handlang  \on  K.  S.  Mittler  &  Soll»  in  Berlin  S\Y.. 
Koclistra>se  <>0.  7o.  erschienen  früher: 


der 

G-  e  8  c  h  i  c  htswissen  s  <  •  h  n  f  t , 

im  Auftrage 

der 

Historischen  Gesellschaft  zu  Berlin, 

herausgegeben 

von 

Dr.  F.  Abraham,  Dr.  J.  Hermann,  Dr.  Edm.  Meyer. 
L  Jahrgang  H.  Jahrgang 

1876.  1879. 

1SS0.     M   12,—.  1881.     Ji  10.—. 

Bund  I  und  II  zusammengenommen  liefern  wir  bin  Knde  des  Jahres  lss:j  zu 

dem  ermaiasigteii  Preis  von  M  20,— • 


Schicksale 

des 

Grosslierzogtliums  Frankfurt 

und 

seiner  Trappen. 

Eine  kulturhistorische  und 

militärische  Studie  aus  der  Zeit  des 

Rheinbundes. 

Von 

Gulllaume  Bernays. 

t  Antwerpen. 

Mit  «Mner  Karte  von  Spanien. 
is*c„\     Trei<  J(  ID.—. 


Aus  dem  Leben 

des 

Generals  der  Infanterie  z.  I>. 

Dr.  Heinrich  von  Brandt. 

Aus  den  Tagebüchern   und    Auf7.eic)]tuin>ren 
sein«*?*  verstorbenen  Vati'is  zusamnn'n.ue>tf Mt 

Heinrich  v.  Brandt, 

:\  Tlieil«»  in  "2  Künden.     1*7«»  und    lss-j. 
Preis  ,1f   l.V— . 


Friedrich  der  Grosse 

als  Feldherr. 


Von 


Theodor  v.  Bernhard!. 

•-Miände.   1**1. 


l'reis    .V   L>1.—. 


Zur  Beurtlieihimr 


d 


es 


Siebenjährigen  Krieges. 

Mit  drei  noch  nicht  veröffentlichten 

Aufsätzen  Friedrichs  des  <Jrns>en, 

acht  Skizzen  und  zwei   PläiH'ii. 

Von 
A.  v«  Tay  seil. 

<||»i»isi1if||tiin,iiit. 

I*pm>  tff  :;.i;n. 


«•••druckt  in  ili«r  K«-nis;l.  UnfbuHiilrurkiTiM  \»n  K.  S.  Mittl«-r  A  Sohn  in  H»»rliii.  K»i'li*tr.  <:9.  7u. 


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