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Jahresberichte
der
Geschichtswissenschaft
im Auftrage
der
Historischen Gesellschaft zu Berlin
herausgegeben
von
!>r- F. Abraham Dr. J. Hermann Dr. Edm. Meyer.
III. Jahrgang
(•(^OOLtLlßR)'!
Berlin 1883.
rnst Siegfried Mittler & Sohn
Königliche Hofbuchhandlung
Kochstrtfi» 09. 70
Vorwort.
Dem vorliegenden dritten Bande der historischen Jahresberichte haben
wir nur wenige Worte vorauszuschicken.
Vor allem liegt uns ob, Seiner Excellenz dem Herrn Minister der Geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal -Angelegenheiten v. Gofsler unsern
ehrerbietigsten Dank für die namhafte Unterstützung auszusprechen, mit
welcher er unserm jungen Unternehmen über die finanziellen Schwierig-
keiten hinweggeholfen hat, die umfangreichen wissenschaftlichen Werken
leider selten erspart werden. Wir können nur wünschen und hoffen, dafs
der dritte Band sich der Unterstützung wert erweise und dieselbe freund-
liche Aufnahme bei den Fachgenossen finde wie die beiden voraufgegangenen
Binde.
Täuschen wir uns nicht, so ist nicht nur eine gröfsere Vollständigkeit,
namentlich wieder in Berücksichtigung der ausländischen Litteratur,
erzielt — der Index weist gegen 2300 resp. 3400 Nummern der früheren
Jahrgänge deren ca. 5500 auf — , sondern auch darin ein Fortschritt gemacht,
dafs Wichtiges und Unwichtiges mehr als bisher unterschieden ist. Wir
glauben, dafs grade dadurch den meisten Berichten eine gröfsere Lesbarkeit
verliehen worden ist, eine Eigenschaft, die wir von anfang an angestrebt
haben, um das Werk auf einen höheren Standpunkt gestellt zu sehen
als den eines blofsen Nachschlagebuches. Wenn diesen letzteren das ähnliche,
jedoch nur auf Frankreich beschränkte, vom französischen Unterrichts-
ministerium seit 1882 herausgegebene Unternehmen innehält,1) und auch
ans einen solchen eine Anzeige unsres zweiten Jahrganges zu empfehlen
*) Repertoire des travaux historiques, contenant l'analyse des publicationa faites en
France et k l'etranger 8. rhist, les moDum. et la langue de la France. Paris, Imprim.
auion Vgl. Witt. a. d. bist. Litter. X,194 ff.
IV Vorwort.
schien,1) so möchten wir unsererseits glauben, dafs einzelne Kapitel unsres
Jahresberichts an Lesbarkeit den 'Bulletins historiques' , 'Courriers\
'Revues1 und ähnlichen Abteilungen der französischen historischen Zeit-
schriften nicht allzuviel nachstehen , wenn auch andere durch vielfaches
Registrieren sich dem Charakter einer Bibliographie raisonnee nähern und
nähern mufsten. — Jedenfalls dürfte durch unsre Methode zusammen-
hängender Darstellung eine erhebliche Raumersparnis ermöglicht sein, wo-
rauf das französische Unternehmen, weil vom Ministerium selbst herausgegebeu.
weniger zu sehen Veranlassung hat. Sonst betont auch die nicht unter-
zeichnete, aber augenscheinlich von berufenster Hand geschriebene Vorrede
des letzteren vor allen Dingen die Vollständigkeit der besprochenen
Litteratur, sodafs neben dem bedeutendsten Werke auch nicht die kleinste
Abhandlung fehlen dürfe, und grade in diesem Punkte bezeichnet die er-
wähnte Anzeige der Revue historique unsern zweiten Band als 'vraiment
prodigieux par le nombre et par l'exactitude de ses renseignements.' Mag das
Gleiche von dem vorliegenden Bande gesagt werden können. —
Auch auf die für Mittelalter und Neuzeit9) hinzugekommenen, 'Allgemeine*'
überschriebenen Kapitel erlauben wir uns hinzuweisen; denn mit Recht ist
bemerkt worden, dafs durch die von uns adoptierte Einteilung des gesamten
Geschichtsgebiets Schriften allgemeineren Inhalts oft nicht unter dem ihnen
zukommenden Gesichtspunkt behandelt werden können. Übrigens ist uns
ein besseres System nicht vorgeschlagen und wir bezweifeln, dafs es eine
Einteilung giebt, welche allen Gesichtspunkten Rechnung trüge.
Im wesentlichen haben wir daher keinen Grund gesehen, von unsern
bisherigen Grundsätzen, welche die Vorrede zu Band I ausführlicher dar-
gelegt hat, abzuweichen. Allen Standpunkten — politischen wie insbesondre
religiösen — gerecht zu werden, haben wir von vornherein weder erwartet
noch gewollt. Wir sind der „ Katholischen Bewegung u *) sehr dankbar,
wenn sie unsre Jahresberichte als eine That des protestantischen Geistes
der neuen Reichshauptstadt zu kennzeichnen scheint, aber anerkennt, dafs sie.
bis ein katholisches Gegenunternehmen zu stände komme, nicht unbrauchbar
seien: gleichwohl glauben wir ihre Aussetzungen als nicht zutreffend zurück-
weisen zu dürfen. Dafs wir im übrigen bereit sind, ein Urteil zu modifi eieren,
wenn wir eines Besseren belehrt werden, wird Abt.. II S. 1877 dieses Jahr-
gangs zeigen.
Der innere^ Bestand unsres dritten Bandes ist im wesentlichen der des
zweiten. Man wird in ihm das Referat über Philosophie der Geschichte
wiederfinden, das in Jg. II fehlte; ebenso freuen wir uns, wieder ein Kapitel
über Böhmen und Mähren bieten zu können, wenn dafür auch die Süd-
i) Revue hist. XVIII, 502.
*) Für Abt. I fehlte ein solches Kapitel auch bisher nicht.
:r) 1882, Heft 18, S. 286 f.
Vorwort. V
slaven ausgefallen sind: es wird sich überhaupt in Zukunft nicht ganz
Tenneiden lassen, dafs einzelne Gebiete nur alle zwei Jahre behandelt werden.
Dafs Polen fehlt, ist nur durch schwere Krankheit des Herrn Referenten
Teranlaf st. l) Es fehlt ferner gegen Band II Nordamerika, das im nächsten
Jahrgang nachfolgen wird; über die Lokalgeschichte Frankreichs im
Mittelalter war uns ein Referat zugesagt, das sicher allen Anforderungen
der Vollständigkeit entsprochen hätte, wenn es sich nicht auch in Paris als un-
möglich herausgestellt hätte, ohne die umfangreichsten Vorarbeiten ein solche*
zu liefern. Wir glauben unsern Lesern dies Kapitel für die Zukunft regel-
mäfsig in Aussicht stellen zu dürfen, nachdem die obenerwähnte Publikation
des französischen Ministeriums die umfassende und schwierige Arbeit wesent-
lich erleichtert hat. — In der ersten Abteilung ist Kapitel VI durch einen
Abschnitt über die älteste griechische Geschichte bis zur dorischen Wanderung
vervollständigt worden; in dem Kapitel Kirchengeschichte (VIII) ist die
christliche Archaeologie der Bedeutung entsprechend berücksichtigt, welche
ihr neuerdings insbesondre durch Rossis grofsartige Untersuchungen ver-
liehen ist.
In ähnlicher Weise ist das Kapitel 'Papsttum und Kirche7 deB Mittel-
alters (XXIV) auf einige Gebiete ausgedehnt worden, welche im Mittelalter
in engster Beziehung zu der Kirche standen, sodafs es in mancher Hinsicht
ein Kapitel über die Kulturgeschichte des Mittelalters ersetzen dürfte.
Zwei Kapitel, die an ihrer rechten Stelle fehlen, wird man am Ende der
betreffenden Abteilungen finden; Fernerstehende werden dadurch vielleicht
etwas auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen die Redaktion zu
kämpfen hat. —
Wieder bitten wir, die Nachträge und Berichtigungen nicht zu über-
sehen. —
Eine schmerzliche Pflicht erfüllen wir, indem wir an dieser Stelle dreier
Mitarbeiter und Freunde unsres Unternehmens gedenken, die unserm Kreise
durch den Tod entrissen sind: der Herren DDr. Dietrich König in Bremen,
sowie S: Isaaksohn undW. Böhm in Berlin. Durch tüchtige Arbeiten auf
historischem Gebiet auch weiteren Kreisen wohl bekannt, haben sie ihre
irdische Laufbahn unerwartet früh mitten im freudigsten und glücklichsten
Schaffen beschlossen:, wir werden ihr Andenken in treuem Gedächtnis
bewahren. Insbesondre gilt dies von W. B oh m , dem langjährigen Vorsitzenden
unsrer historischen Gesellschaft, der nicht nur zum Zustandekommen des
Unternehmens durch seine Mitarbeiterschaft beitrug, obwohl er schon durch
die Arbeiten an seiner später preisgekrönten Schrift über Albrecht Achilles
Mehr in Anspruch genommen war, sondern auch bis zuletzt sein Interesse durch
Rat und That in schwierigen Verhältnissen bewiesen hat.
') Vgl. Abt. II S. 321*
VI Vorwort.
Zuletzt sagen wir wieder unsern geehrten Herren Mitarbeitern sowie
allen denjenigen, die uns bei den Arbeiten an diesem Bande freundlichst
unterstützt haben, unsern verbindlichsten Dank, namentlich auch den in- wie
ausländischen Verlagsfinnen, die zur Vollständigkeit vieler Referate durch
Einsendung ihrer Publikationen nicht unwesentlich beigetragen haben,
bitten aber grade in letzterem Punkte im allseitigen Interesse um recht
zahlreiche Nachfolge.
Berlin, im Januar 1883.
Die Herausgeber.
Inhalts -Verzeichnis.
Altertum.
Seit»
I. Indien — Dr. ./. Kiatt in Berlin 1
II. Medien und Persien — Prof. Dr. F. Spiegel in Erlangen .... 36
III. Ägypten — Dr. L. Stern in Berlin 38
IV. Assyrien und Babylonien — Pfarrer (r. Röttch in Hermaringen 47
V. Geschichte der Juden.
a. Bis zur Zerstörung Jerusalems — Prof. Dr. C. v. OreUi in Basel 52
b. Von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart — Dr. M. Stein-
Schneider in Berlin *>7
VI. Griechenland.
a. Bis zur dorischen Wanderung — Dr. M. KlaU in Berlin .... 74
b. Bis zur Schlacht bei Chäronea — Dr. H. Zurborg in Zerbst ... 78
<*. Geschichte Alexanders des Grofsen und der Diadochen — Dr. M. Klatt
in Berlin 92
VII. Rom und Italien.
a. Bis Marc Aurel — Dr. F. Abraham in Berlin 98
b. Von Marc Aurel bis zum Untergange des weströmischen Reichs —
Direktor Prof. Dr. Bolze in Berlin 111
VIII. Kirchengeschichte — Dr. E. Meyer in Berlin 115
IX- Allgemeines aber das Altertum. Nachträge — Dr. F. Abraliam
in Berlin 158
VIII Inhalt*- Verzeichnis.
Mittelalter.
.**• Itf
1. Germanische Urzeit bis zum Ende der Völkerwanderung —
Direktor Dr. (i. Bolze in Berlin 1
II. Fränkisches Reich unter den Merowingern — Dr. O. Stächet
in Berlin 7
III. Karolingische Zeit — Prof. Dr. IL Hahn in Berlin .... 12
IV. Conrad F. und die Sachsen — Direktor Dr. Fr. Ilwof in Graz 26
V. Heinrich II. und die Salier — Prof. Dr. //. Breßtau in Berlin 28
VI. Lothar III. uad die Staufer — Prof. Dr. W. Seh um in Halle 34
VII. Deutschland im XHI. Jahrhundert (1208—73) — Prof.
Dr. ./. Egger in Innsbruck 41
Vm. Deutsches Reich von 1273 — 1400 — weil. Dr. />. König in Bremen 4«
IX. Deutschland im XV. Jahrhundert — Dr. E. Hurkert in Berlin 55
X. Verfassungsgeschichte — Prof. Dr. H. Boos in Basel . . . 63
XI. Sudwest-Deutschland
1. Klsafs-Lothringen — Dr. Ak. Holländer in Strafsburg . . 77
2. Baden — Archivrat Prof. Dr. K. Hartfelder in Heidelberg . . 79
3. Württemberg — Prof. Dr. J. Hartmann in Stuttgart ... VS5
XII. Mittel rheiu — Prof. Dr. F. Otto in Wiesbaden 87
XIII. Bayern — Dr. E. Mummenhoff in Nürnberg 100
XIV. Niederrhein — Prof. Dr. G. Eckert: in Köln, Dr. A. Lamprecht,
Doc. in Bonn 112
XV. Nieder-Deutschland — Dr. R. Ihebner in Göttingen .... 120
XVI. Obersachsen, Thüringen und Hessen — Archivrat Dr. //. Ermisch
in Dresden 129
XVII. österreichische Ländergruppe bis 1526 — Prof. Dr. F. Ritter
«?. Krönet in Graz 137
XVITI. Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und
Pommern — Direktor Dr. K. E. H. Krause in Rostock . . . I4.r>
XIX. Mark Brandenburg — Dr. J. Jastrow in Berlin 161
XX. Schlesien und Posen Dr. C. Qerstenberg in Berlin .... 16S
XXI. Die Hansa — Dr. K. Koppmann in Barmbeck bei Hamburg . . 172
XXII. Deutscher Orden und Preufsen. Livland — Nach Prof.
Dr. A". Lohmeyer in Königsberg und Dr. Konst. Mettig in Dorpat
von Dr. C. Gerstenherg in Berlin 179
Inhalt«- Verzeichnis. IX
Seite
XX HL Schweiz — Prof. Dr. li. llidber in Bern 338
XXIV. Papsttum und Kirche — Dr. E. Meyer 186
• XXV. Byzantinische Geschichte — Prof. Dr. F. Hirsch in Berlin . 217
XXVI. Islam — Dr. ./. Klatt in Berlin 222
XXVII. Geschichte der Kreuzzüge — Direktor Dr. L. Streit in Colherg 238
XXVIII. Italien — Dr. C. Gf. Cipolia in Verona 243
XXIX. Frankreich — Dr. r. Kalckstein in Berlin 271
XXX. Schweden — Prof. Dr. C. Annerstedt in Upsala 293
XXXI. Norwegen und Dänemark — Dr. //. Schjöth in Christiania . . 298
XXXIL Böhmen — Prof. Dr. Th. TupHz in Prag 314
XXXIV. Ungarn — Prof. Dr. H. J. Schwicker in Budapest 321
XXXV. Paläograpbie — Prot Dr. W. Wattenbach in Berlin 326
XXXVI. Diplomatik - Prof. Dr. //. Brefslau in Berlin 328
XXXVII. Allgemeines — Dr. E. Meyer 335
Neue Zeit.
I. Allgemeines — Dr. J. Hermann in Berlin 1
IL Deutsche Geschichte 1519— 1618 — Prot Dr. Diär ich in Brunn 3
III. Deutschland bis 1713 — Dr. E. Fischer in Berlin 13
IV. Deutschland bis 1786 — Staatsarchivar Dr. R. Koser in Berlin 23
V. Deutschland bis 1815 — Dr. P. Bailleu in Berlin ... 28 (231)
VI. Deutsche Geschichte seit 1815 — Dr. ./. Hermann in Berlin 28
VII. Brand enburg-Preufsen — Dr. S. Jsaacsohn in Berlin ... 32
VIII. Mark Brandenburg (local) und Lausitz — Dr. J. Jaatroir
in Berlin 42
IX. 1. Preufsen — Prof. Lukmeyer in Königsberg (J. Hermann in Berlin) 49
2. Ostseeprovinzen — Dr. Mettig in Riga (J. Hermann i. B.) . . 50
X. Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und
Pommern — Direktor Dr. K. E. H, Krause in Rostock . . 52
XL Schlesien — Dr. Gerstenberg in Berlin 70
XII. Nieder-Deutsch 1 and — Dr. R. Doebner in Göttingen .... 72
XU!. Niederrhein — Prof. Dr. Eckerts — Köln, Dr. Lamprecht — Bonn 79
XIV. Obersachsen, Thüringen, Hessen — Archivrat Dr. Ermisch
in Dresden 82
XV. Mittelrhein — Prof. Dr. F. Otto in Wiesbaden 90
X Inhalte-Verzeichnis.
Seit«»
XVI. Sudwest-Deutschland — Prof. Dr. ./. Hartmann in Stuttgart, Prof.
Dr. K. Hartfelder in Heidelberg und Dr. A. Holländer in
Strafeborg 9ö
XVII. Bayern — Dr. E. Mummenhoff in Nürnberg 104
XVni. Österreich-Ungarn — Prof. Dr. Dittrich in Brunn, Dr. Th. Tuprtz
in Prag, Prof. Dr. J. II. Schwielen' in Budapest 11 tS
XIX. Schweiz — Dr. C. Dändliker in Küftnacht 120
XX. Frankreich — 0. Hanotaux, Attache im Ministerium der auswärtigen
Angelegenheiten in Paris (Dr. J. Hermann in Berlin) . . . . 138
XXI. England — Dr. v. Kalckstein in Berlin und Dr. Herrlich in Berlin lttl
XXII. Skandinayien — Prof. Dr. C. Anner stedt in Upsala und Dr.
H. Schjoth in Christiania 18o
XXin. Kulturgeschichte — Prof. Dr. v. Zwiedineck-Sudenhorst in Graz 198
XXIV. Indien — Dr. ./. Klatt in Berlin 21K
XXV. Philosophie der Geschichte — Dr F. Abraham in Berlin. . 22«
Nachtrag (Kap. V.) — Dr. P. BaiUeu in Berlin 231
Altertum.
I.
J. Klatt
Indien.
Die Frage nach den Ursitzen der arischen Inder and der mit
ihnen verwandten Völker ist bisher zu keiner endgültigen Entscheidung ge-
langt. Die Untersuchung wird in der Kegel darauf gerichtet, die gemein-
samen Ursitze der Indogermanen zu bestimmen, während, wie R. Roth (ZDMG.
XXXV, 685) *) richtig bemerkt, zunächst die ursprünglichen Sitze der beiden
wischen Völker, der Eranier und Inder, gesucht werden sollten. J. van den
Gheyn1*) hält „Baktrien und die angrenzenden Gebiete" für die Heimat
der Indogermanen; der Name Ärja sei ein wirklicher Volksname, dessen Spur
ach bei den einzelnen Völkern nachweisen lasse, und er werde von Baissac
richtig als „die Weissen'' erklärt. C. de Harlez*), welcher die Meinung vertritt,
dafs sich über die Ursitze der Indogermanen aus dem Avesta nichts lernen
lasse, und einige andere3-9), darunter Keene, welcher das auch für diese Frage
1) Abkürzungen: Ac. Academy. — AEO. Annales de l'extr&ne Orient — AMGK
Annale» da Musee Guimet — Ath. Athenaeum. — CR. Calcutta Beview. — DL. Deutsche
Litteratureeitung. — JA. Journal asiatique. — lAnt Indian Antiquary. — JASB. Journal
ot the Asiatic Society of Bengal. — JCBRAS. Journal of the Ceylon Branch of the Royal
Asiatic Society. — IEB. Indian Evangelical Review. — JRAS. Journal of the Royal Asiatic
Society. — LC. Literarisches Centralblatt — MJ. Madras Journal of Literature and Science.
— PASB. Prooeedinga of the Asiatic Society of Bengal. — RC. Revue critique. — RHR. Re-
vue de rhistoire des religions. — ThL. Theolog. Literaturzeitung. — TR. Trübner*s American and
Oriental Literary Record. — ZDMG. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft
— 1») Origine* indo-europeennes. Le nom primitif des Aryas. Esquisse ethnographique.
[Precis hist XXIX, 24—44. 93—110. 238—61.] Auch sep. Brux., Vromant. Vgl. Ac. XVU1,
244 u. 277, 2. u. 16. Okt. — 2) Les Aryas et leur premiero patrie. [Revue do linguist.
XIII, 279 — 307, Juli.] Auch sep. mit etwas abweichendem Titel, Par., Maisonneuve, fr. 1 —
Eig. eine Recension von Piltrement, Les Aryas, s. Jahresber. II, 1, 1. — 3) L. Schneider,
Die lieimath der Arier. [Zeitschr. f. Ethnologie. Verhandlungen XU, 76—80.] --4) Otto
Henne-Am Rhyn, Die Heimath der Arier. [Blätter f. litterar. Unterhaltung 1, 91 — 94.
5. Febr.] — Big. eine Besprechung von Poesche, Arier, s. Jahresber. I, 9. — 5) C. Roy er,
Memoire aar l'origime des Aryas et leurs migrations. [Compte rendu du eongr. intern, des sc.
Historisch« Jttot—btricb*. 1880. I. 1
1,2 L J- Klatt:
wichtige Buch von Biddulph, Tribes of the Hindoo Eoosh (s. S. 33. n. 12)
verwertet, schreiben über die Heimat der Indogermanen, ihre Religion u. s. w.
S. Lefmanns1) Geschichte des alten Indiens hat nnr in der
„Literar. Rundschau für das Kathol. Deutschland" eine günstige Beurteilung
.erfahren, während A. Barth darüber schreibt, das Alte darin sei veraltet
und das Neue selten sicher; der Verfasser müsse zwar die Quellen vor
Augen gehabt haben, aber sein Werk hinterlasse den Eindruck einer Arbeit
zweiter Hand. Wir selbst haben das Buch noch nicht zu Gesichte bekommen.
Der im Berichtsjahr erschienene erste Teil handelt über die älteste arische
Bevölkerung, die altvedische Götterwelt, Religion und Sitten, Haus und
Familie u. s. w.
Das Werk des Hindu MMhavrdv More^var Kunte8) wurde von dem
Orientalistenkongrefs zu Florenz, welcher die Aufgabe Le vicende della ci-
viltA ariana nell' India gestellt hatte, mit dem zweiten Preis gekrönt, während
Zimmers im Jahresber. II 1, 2 ff. besprochenes Buch den ersten erhielt
Während Zimmer nur die älteste Zeit behandelt, entwirft Kunte ein Bild
der gesamten Kulturgeschichte bis auf die heutige Zeit und schildert am ein-
gehendsten grade die von ihm sogenannte Ätsch&rja-Periode (die Zeit des Pä-
nini), die er das augusteische Zeitalter der indischen Litteratur nennt. Er
beginnt von den der Einwanderung voranliegenden Zeiten, behandelt die Ein-
wanderung, die Brahmavädin, die Ätscharja-Periode, den Buddhismus und
das moderne Indien, in den Appendices des Agnischtoma- und das Neu- und
Vollmondsopfer. Das Werk ist nicht so wissenschaftlich wie das Zimmer'sche,
sondern ergeht sich mit Vorliebe in allgemeinen Ausführungen, in denen die
indische Philosophie, die das Specialfach des Vfs. ist, einen besonders breiten
Raum einnimmt. Der Vf. bekennt, dafs er das Werk (600 S.) in 6 Monaten
abgefafst habe (pref. p. IX); jedoch ist es von Interesse, die Auffassung eines
Hindu von den ältesten Zeiten seines Volkes kennen zu lernen. — Ein Aus-
zug aus diesem Werke ist die Abhandlung desselben 3) über die Verschieden-
heit der vedischen und buddhistischen Weltanschauung, Nirväna u. s. w. —
Das Werk eines andern Hindu 4) enthält verschiedene Essays, von denen die
über die alte Geschichte von Indien freilich weit weniger Wert haben
sollen, als die über die heutigen Verhältnisse von Bengalen. Auch eine Ge-
schichte Indiens in pers. Sprache5) ist in Lucknow erschienen. Eine Amcri-
anthrop. tenu a Paris 1878]. Aach sep. Far. 32 S. — 6) H. G. Keene, Tho Early
Aryans and their Invasion of India. [CR. LXXI, 106 — 33. Juli.] — 7) Jarnos Darmesteter,
Le dien supremo dans la mythologie indo-europeenne. [RHU. 1, 305 — 26, Mai-Juni.] Original
der früher erschienenen engl. Übers., s. Jahresber. II 1, 28. Vgl. A. Barth, RHU. I, 117 — 19,
Jan.-Febr. — 8) J- Luquiens, Remarks on tho method and processes of compar. niytho-
logy. [Proceed. Amer. Orient Soc.] — 9) 0. Schrader, Die Grundzüge des altarischen
Götterglanbons. [Im neuen Reich. 849—59.] — 1) Th. 1. 128 S. m. lllustr. u. Karten.
Berl., Grote. [Allg. Geschichte in Einzeldarstellungen. Abth. 15.] Vgl. A. Barth, RHR.
UI, 75. 76, Jan.-Febr. 1881 u. RC. N. 8. XII, 61—63, 26. Juli 1881; Votter, Liter.
Rundschau VII, 370 — 3, 15. Juni 1881. — 2) The yicissitudes of Äryan civilization (sie) in
lndia. Bombay, Oriental Printing Press. XXV, 599, 14 S. u. 4 Karton. Rs 10. Trübner:
£ 1. 8 s. — Derselbe ist Herausgeber von Tho Shaddar&ina Chintanikä; or Studie» in Indian
philosophy, vol. I — IV, Poona, später Bombay 1877 — 80, und The Rishi, a pooni, Poona.
Dnyan Prakash Press 1879. 63 S. Re 1. Vgl. Ac. XIX, 452, 18. Juni 1881. — 3) A paper
on the Vedic and Buddhistic polities. [JCBRAS. 37—45.] — 4) Shoshoe C hunder
Dutt, India, past and present. Lond., Chatto and Windus. 16as. Vgl. Ac. XV11, 471,
26. Juni; Ath. 395. 6, 25. Sept. — 5) Raja Sivapraaad, Äjina-i-tarich-numa , Geedi.
Indiens in 3 T. T. 1. 2. Lucknow, lithogr. 84 u. 105 6. Trübner: 3 •. 6 d.
Indien. 1,3
kanerin l), welche längere Zeit in Indien gelebt hat, schreibt ein Werk über
Indiens Geschichte in Vergangenheit nnd Gegenwart, über seine Sprachen,
Litteratorkreise, Gesetze, Religionen u. s. w.; auch in diesem Bache wird
wohl der Schwerpunkt auf der Schilderung der Gegenwart beruhen. Von
J. T. Wheeler*) und H. Morris8) verzeichnen wir je eine Geschichte von
Indien, von A. Graham4) und S. R. Bosanquet5) Bücher über indische
Chronologie. Letzterer nimmt die Theorieen eines 1820 in Cambridge anonym
erschienenen Buches „A key to the chronology of the Hindus" wieder auf,
halt die indische Sage von den 4 Weltaltern für historisch, berechnet daraus
das Datum der Sündflut u. s. w.
Ton Edw. Balfours Cyclopaedia of India ist eine dritte Ausgabe in
Vorbereitung, welche in England erscheinen wird, während die beiden ersten
in Indien erschienen, s. Ath. 22. Okt. 1881, S. 530. Ch. Rieus6) Katalog,
dessen erster Band die Abteilungen Theologie, Sufismus, Geschichte und
Geographie umfafst, enthält zahlreiche und wichtige Ergänzungen zur Ge-
schichte des muslimischen Indiens. Die reichste Ausbeute in dieser Be-
ziehung wird der dritte, die EUiot'sche Sammlung enthaltende Band gewähren.
Aber auch der erste bringt nach Nöldekes Urteil manches für die Kenntnis
indischen Lebens und selbst eigentlich indischer Litteratur Interessante,
namentlich in den auf Veranlassung des Kaiser Akbar gemachten persischen
Obersetzungen und Bearbeitungen von Sanskrit- und andern Hindu-Büchern.
— Ein historisches Wörterbuch Indiens, namentlich des neueren, von Ra-
ghunäth Bhaskar Godbole7) in Maräthi- Sprache kompiliert, hat in
Poona zu erscheinen begonnen. Ebendort erscheint ein Sammelwerk 8) älterer
historischer und litterarischer Schriften, sowohl der Maräthi- als der Sans-
krit-Sprache. R. N. Custs 9) Essays bestehen in 15 anregend geschriebenen, teils
1) Fannie B. Feudge, India. Boston. XXIII, 640 8. 12° illustr. 7 i, 6 i, s. TB.
K.8. I, 134, Des. — 2) A «hört history of India and the frontier states of Afghanistan,
XiptL, and Burma. With map« and tables. Lond., liacmillan. 780 S. 12 s. Vgl. Jas. S.
Cot ton, Ac. XVII, 297. 8, 24. Apr. — 3) History of India. Part 1. 2. Madras, M. S.B. and
V L Society, 1879. 258 u. 237 S. 12°. 12 u. 8 a. — 4) Oenealogical and chronological
fcMes illustrative of Indian history, with Condensed historical sommary. Lond., Allen. Für
Seanlzwecke, günstig beurteilt Ac. XVIII, 186, 11. Sept. — 5) Hindoo Chronology and ante-
<Ühman history. Lond., Hatchards. 2 s. 6 d. Vgl. J. Van den Gheyn, Bot. crit. intern.
1881, 117 — 20. — 6) Catalogue of the Persian manuscripts in the British Museum. Vol. 1.
(Load.) 1879. 4°. S. 1—432. jf 1. 5 s. Enth. 947 Handschriften. — Vgl. (über Bd. 1
b. 2) Ath. 12. Juli 1879, 8. 49; 24. Sept. 1881, S. 401—3; E. Fagnan, BC. N. S. XII,
41-3, 18. Juli 1881; Th. Nöldeke, Götting. Gel. Anz. 1881, ß. 1078—86; Ethe, DL.
II, 1735—8, 5. Not. 1881; A.-C. Barbier de Meynard, JA. 7. Ser. XVIII, 557—9,
Okt-Dez. 1881; W. Pertsch, LC. 7. Jan. 1882, Sp. 55. 6. — 7) Hindusthanächa Arra-
«hfn Kosa. Vol. I. Poona, Jagaddhitechchhu Press. 4°. lithogr., monatlich 1 Heft zu 40 S.,
a 8a. — 8) Kavyetihas Sangraha, a coUection of histories, pooms, etc., in the form of a
■erial, ed. by Kashinath Narayan Sdne and Janärdan Bäläji Modak. Vol. 1 — 111. Poona, Kiran,
später Dnyan Prakash, zuletzt Shiyaji Press, 1878—80, monatlich 1 Heft zu 48 S., zu 8 a.
Vgl. Kashinath Trimbak Telang, I Ant. IX, 59. 60. Fcb. — 9) Linguist« and oriontal essays.
Written frow the year 1846 to 1878. Lond., Trttbner. Xll. 484 S. 18 s. (Trübncr's
Oriental Serie«). Enth. 1. The countries betwixt the rivers Satlaj and Jamna in North India.
IL Sikhland, or the country of Baba-Nanak. III. The Bara&yana: a Sanskrit opic. IV. 1'ho
religions of India. V. The languages of the East Indies. VI. The collector of land-revenue
in India. VII. Civil justice in the Panjab. VIII. An Indian district during a rebellion.
H. A tour in Palesüne. X. Mesopotamia. XI. Egyptology. XII. The Phenician aiphabet.
IUI. Monumental inscriptions. XIV. Oriental congresses. XV. Oriental scholars.-lndex. —
VgL OB Okt No. CXL1I. Vol. LXX1. S. XX— XXII; G. v. d. Gabelentz, LC. 4. Dez.,
8p. 1665. 6; Ac. XVIII, 401, 4. Dez.; Ath. S. 776, 11. Dez.; A. Barth, BC. N. 8. XI,
W5-7, 20. Juni 1881.
1,4 I. J. Klatt:
aus eigener Beobachtung an Land und Leuten, teils ans Büchern geschöpften
Aufsätzen über verschiedene, meist indische Themata, unter welchen die auf
die Gegenwart bezüglichen weitaus die gelungensten sind. Sie sind sämtlich
schon früher (in den J. 1846 — 79) gedruckt worden. Die über die Reli-
gionen und Sprachen Indiens handelnden Essays sind auch in einer fran-
zösischen Ausgabe1) erschienen. B. H. Hodgsons*) Essays haben ein mehr
sprachliches Interesse. Von Ram Das Sens Essays (in bengal. Sprache),
s. Jahresber. II 1, 7 n. 3, wird ein vierter Band, enth. Abhandlungen über
vedisches Ritual, altindische Architektur u. s. w. angekündigt, s. Ac. XVIII,
257, 9. Okt.
Der Religionsgeschichte, zu welcher wir jetzt übergehen, ist der
erste Band von M. Müllers3) Essays gewidmet. Diese geistvollen Aufsätze
werden wir, das im vor. J. Versäumte nachholend, soweit sie die Religions-
geschichte Indiens betreffen, je an ihrer. Stelle namhaft machen. Desselben
Vorlesungen über den Ursprung und die Entwickelang der Religion (Hibbert
Lectures), in welchen die indischen Religionen dem Vf. als Hauptbeweis-
mittel für seine religionsphilosophischen Betrachtungen dienen, sind in
deutscher4) und holländischer6) Übersetzung erschienen (s. Jahresber. I 2
n. 3, II 1, 8 n. 1). Andere Übersetzungen, und zwar ins Gudscherati, Ma-
rathi, Bengali, Hindi, Telugu, Sanskrit, die zur Aufklärung der Hindus dienen
sollen, werden vorbereitet, s. Ac. XX, 122, 13. Aug. 1881, Ath. 19. Nov.
1881, S. 669.
Ein Hauptgegner M. Müllers ist der Holländer C. P. Tiele6), der seine
abweichenden Ansichten in einem knappen Artikel darlegt, von welchem
A. Barth rühmend sagt, er kenne nichts Gehaltvolleres und Treffenderes über
die indischen Religionen, als diese wenigen Seiten, die nur den einen Fehler
1) Les religioDB et lee langues de Finde. Trad. de l'anglais. Par., Leroux. 203 S.
12°. fr. 2. 50 c. (Bibl. orient. Elzäririonne 29). Vgl. Ac. XVIII, 49, 17. Juli; IAnt IX,
317. 8, Dez.; A. Barth, RHR. III, 94. 5, Jan.-Febr. 1881. — 2) Miscellaneoua essays rela-
ting to Indian subjecta. Vol. 1. 2. Lond., Trübner. VII, 407; VII, 348 8. £ 1. 8 a.
(Trübner's Oriental Seriea.) Enth. Abhandlungen Über indische Sprachen und Völker, Wörter-
aammlungen von mehr ala 50, teilweise sonst gänslich unbekannten Sprachen, meist aus dem
JASB., durch R. Rost sorgfaltig herausgegeben. Rec. Saturd. Rev. XLIX, 478. 9, 10. Apr.;
v. R. Cust, Ac. XVII, 366. 7, 15. Mai; v. G. v. d. Gabelentz, LC. 11. Sept., Sp. 1230. 1;
IAnt IX, 234, Sept.; ▼. A. Barth, RHR. III, 94, Jan.-Febr. 1881 u. RC. N. S. XI, 481—5,
20. Juni 1881. — Vgl. Not published. Notes of the Services of B. H. Hodgson, Esq. late
British Minister at the Court of Nepal. Gollected by a friend. 0. 0. u. J. 75 S. —
3) Essays. Bd. 1, s. Jahresber. II, 1, 7 n. 6. Vgl. Max Maywald, Mag. f. d. Liter, d.
Auslandes XCVII, 133. 4, 6. März; Blätter f. liter. Unterh. 17. Juni, 8. 397. 8. — - 4) Vor-
lesungen über den Ursprung und die Entwickelung der Religion mit besonderer Rücksicht auf
die Religionen des alten Indiens. Strassb., Trübner. XVI, 439 S. M. 7. Rec. v. Wolf
Baudissin, ThL. V, 452—4, 11. Sopt; v. Otto Pfleiderer, DL. I, 51—3; v. Steude
Beweis des Glaubens, N. F. II, 637-48, Dez. 1881; v. J. Frohschammer, Gegenwart
XXI, 68—71, 4. Feb. 1882; v. Windisch, LC. 25. Feb. 1882, Sp. 265—7. — 5) De oor-
sprong en ontwikkeling van den godsdienst, nagegaan in de godadiensten van Indie. Uit het
Engelach vertaald door A. H. Raabe. Utr. 1879. XXIII, 380 S. fl. 3. 60. (Godgeleerde
Bibliotheek. N. S. 3 jaarg. 2 all.) — Zum Original u. zur franz. Üben. vgl. C. P. Tiele,
Theol. Tijdschrift, 13. jaarg. 301—9, Mai 1879; Girard de Rialle, Rot. scientif. 2 S.
XVII, 225—9, 6. Sept 1879; A. M. Fairbairn, IAnt IX, 29—31, Jan.; Abel Ber-
gaigne, RC. N. S. X, 3 — 7, 5. Juli. — Vgl. Maurice Vernes, La marche de l'idee reli-
gieuse d'apres Max Müller, in: M&anges de critique religieuse, Par., Fischbacher, und Eugen
t. Schmidt, Die Philosophie der Mythologie und Max Müller, Berl., Duncker, III, 107 S.
M. 2. 40. — 6) Over de ontwikkeling der Indische godsdiensten. [De Indische Gids, Sept]
Vgl. A. Barth, EHR. 111, 96—8, Jan.-Febr. 1881.
Indien.
1,5
haben, in einer Sprache geschrieben zu sein, welche sie nur einer be-
schränkten Anzahl von Lesern zugänglich macht. Dieses Urteil des scharf-
annigen französischen Kritikers wird ihn wohl über das harte Wort trösten,
welches die „Allgemeine Missions-Zeitschrift" über das nunmehr zu nennende
Werk Tieles1) spricht, dafs „seine Theorieen mit den in der heil. Schrift
über die Uranfänge des religiösen Lebens geoffenbarten sich schlechterdings
nicht vereinbaren lassen." Das „Kompendium der Religions-Geschichte" enthält
auch eine Übersicht über die indischen Religionen, welche in der deutschen
Ausgabe durch Beiträge des Vf. vermehrt ist. Eine französ. Übersetzung9)
und eine zweite Ausgabe der englischen 3) (s. Jahresber. I 3 n. 1) sind er-
schienen.
In seinem Essay „Christus undj andere Meister" nimmt M. Müller4)
die Religionsgebräuche der Inder in Schutz gegen die eifernde Heftigkeit eines
„christlichen Sachwalters"; in einem andern, in der 2. Aufl. neu hinzuge-
kommenen5) warnt er vor unbewiesenen Annahmen, dafs eine Religion von
der andern entlehnt habe, dafs z. B. eine direkte Verbindung zwischen den
Mythologieen Indiens und Griechenlands oder des Alten Testaments bestehe.
Er charakterisiert die Wissenschaft der vergleichenden Mythologie gegenüber
den oberflächlichen Vergleichungen der einzelnen Religionen, wie sie früher
von bedeutenden Gelehrten vorgenommen wurden, heutzutage aber nur noch
bei Leuten wie L. Jacolliot beliebt sind, dessen berüchtigtes Buch La bible
dans Tlnde, Vie de Jeseus Christna6) er eingehender kritisiert. Jacolliots7)
neuestes Werk enthält eine Übersetzung der Genesis mit einem Kommentar,
welcher vergleichende Mythologie in der von M. Müller gekennzeichneten
oberflächlichen Weise treibt. Nicht näher bekannt sind uns ein Werk von
Laffitte8) und ein Aufsatz von C. W. Clapp. 9)
Schliefslich machen wir auf die gediegenen Berichte über die indischen
]) Kompendium der Beligions-Geschichte, ein Handbuch zur Orientirung and zum Selbst-
rtödiam, übersetzt a. heraaag. t. F. W. T. Weber. Berlin, Schleiermacher. XI, 299 S.
12» IL 3. 60. Rec v. Z., Allg. Missions-Zoitschr. VII, 287. 8, Juni; v. Wolf Baudissin,
TbL V, 377 — 80, 31. Juli. — Holland. Orig. Geschiedenis van den godsdienst tot aan de
heenchsppij der wereldgodsdiensten , Amst 1876. — 2) Manuel de Urintoire des religions.
Esqüsse d'une histoire de la religion, jusqu'au triomphe des religions universal istos. Trad. du
boll. p. Maur. Vernes. Par., Leroux. XXIII, 276 S. 12°. fr. 4. Vgl. A. Barth, RI1R.
1, 260 u. 287—90; M. Vernes, ib. III, 353—9. — 3) Outlines of the history of religion
to the spread of the universal religions. Transl. from the Dutch, by J. Est 1 in Carp enter.
* ed. Lond., Trübner. XX, 250 S. 7 s. 6 d. Vgl. Dublin Kov. 3 Sor. V, 242, 3, Jan.
1881. (1 ed. 1877.) — 4) Essays I. 2. Aufl. S. 51—61; eig. eine Recension übor Charles
flardwick, Christ and other masters, 3 vols. Cambr. 1858. — 5) Über falsche Analogion in
dar vergleichenden Theologie (1870), Essays I, S. 360—90. — 6) Vgl. C. de Harlez, La
bible dans linde de M. Jacolliot, et la verite. [Rev. cathol., Louvain XXIII, 550—80, Juni,
XXIV, 23%— 57 u. 417—42, Sept u. Nov.] und die Einwondungen J. Vinaons, Rov. de
timgmst XIV, 70—4, Jan. 1881; ferner Del presente stato dogli studii linguistui. 1. Del
ßarlatanismo in linguistica. Oltraggio fatto alla filologia o alla linguistica da Luigi Jacolliot
■ella sna opera Ja Bibbia nell' India." [Civilta Cattolica, Sor. XI, vol. IX, 565—80.
4. Mars 1 882] , wo Jacolliot als der grössto unter den Betrügern und Charlatanen in der
Iingmstik gekennzeichnet wird , als ein „scribacchiator di libri quanto empii , altrettanto per
ffaica impodenza e non superabile ignoranza, raostruosi o schifevoli." Dagegen erregt Jacolliots
Bible dans rinde in Südamerika Aufsehen; ein gelehrter Franziskaner Gual hat ihr eine
lange Widerlegung gewidmet, welche ein brasilischer Prälat Joaquim Pinto de Campos ins
Brasilische (?) übersetzt hat, s. Bulletin crit II, 398, 1. März 1882. — 7) Le« lögislatours reli-
gieax. Moise-Manoa-Mahomet, traditions religieusos comparees avec commontaire. Par., Lacroix.
412 S. fr. 6. — 8) Les grands types de l'humanite. Moi'se, Manou, Bouddha, Mahomot, etc.
P«r., Leronx. 2 toI. fr. 15. - 9) The historic religions of India. [The new Englander, Juli.]
1,6 I. J- Klatt:
Religionen aufmerksam, welche A. Barth1) für die RHR., Tiele2) für die
Theologisch Tijdschrift geliefert haben.
Wir gehen zur Religions- und Kulturgeschichte der vedischen
Zeit über. Das Buch eines Hindu3) über diesen Gegenstand hat den Bei-
fall verschiedener Kenner gefunden (s. A. Weber, DL. II, 1676, 22. Okt.
1881). Dem Bengal Library Catalogue (1879, III, S. 30) zufolge ist es eine
erweiterte Ausgabe der 1870 erschienenen Main results of the modern Vaidic
researchcs und behandelt die Veden, ihre Sprache, ihr Alter, die älteste Ge-
schichte der Indoarier, die vedische Theogonie, Mythologie und Kosmogonie,
die Lehre vom zukünftigen Leben, Priesterschaft, Kultus, Einteilung der
Yeden in Mantra und Brähmana, die eigentliche Bedeutung von &akhä,
Tscharana und Parischad, die Äranjakas, Upanischads, den Unterschied
zwischen Sruti und Smriti, die Sütras und Vedänga3. K. S. Macdonald4)
sucht zu zeigen, dafs die religiösen Vorstellungen der vedischen Zeit roher und
unvollkommener waren als gewöhnlich angenommen wird. Noch 3 andere
Schriften5— 7) beziehen sich auf die vedische Kultur. Von einer Schrift Sul-
livans über The Aryan soul-land berichtet Ac. XVIII, 240, 2. Okt., welche
tadelt, dafs er als Quelle für die altindischen Vorstellungen den Krijäjoga-
sara, ein ganz modernes Werk benutzt, während er auf die Veden zurück-
gehen mufste. M. Kerbakers8) Abhandlung über die Totenverehrung der Arier
enthält 6 vedische Hymnen an Jama, Agni, Mritju, Visvedevas, Pitaras und
Püschan in italienischer Übersetzung. Aus R. Roths9) seinerzeit Epoche
machendem Werke „Zur Literatur und Geschichte des Weda" ist die erste
Abhandlung über „die Hymncnsammlungcn" durch J. Muir ins Englische über-
setzt worden. Über die Veden handelt auch G. Gorresio 10) u. M. Müller 11)
,in seinem ersten und umfänglichsten Essay, in welchem er alles für ein
Laienpublikum Wissenswerte über Namen, Einteilung, Alter, historische
Wichtigkeit, Götterwelt der Veden mitteilt. Ein andrer Essay M. Müllers12)
stellt die religiösen Ideen des Veda und Avesta in Parallele. Er sagt darin
(schon 1853): „Es kann jetzt, aus der Geographie sogar, bewiesen werden,
dafs die Zoroastrier sich in Indien niedergelassen hatten, ehe sie nach Persien
einwanderten." (S. 83). Einen neuen Beweis für das Zusammenleben der
1) Bulletin critique de la mythologio aryenne et des religions de linde. [RHR. 1, 102 —
19. 239—60, Jan.-Apr.] — 2) Geschiedenis der Indische godsdiensten. [Thool. Tijdschrift.
14 jaarg. 509 30, Juli]. Enth. Rezensionen von J. Muir, Mctrical translations from Sans-
krit writers, 1879; A. Barth, Los Religions de l'lnde, 1879; A. Kaegi, Der Rig-Veda,
1879; Th. Goldstückor, Litorary Romains, 1879; A. Bergaigne, Quolquos Observation»
sur les flgures do rhetorique dans lo Big- veda; A. Holtzmann, Agni, 1878; desselben, Ar-
juna, 1879; A. Ludwig, Der Rigvoda ins Doutacho übersetzt, 1878; H. Zimmer, Alt-
indisches Leben, 1879. — 3) Ramachandra Ghosh (R. Ghose), A peep into the Vaidik
agc. Calcutta, Ghosh 1879. 12°. 189 S. Rs. 6. — 4} The Vedic religion; or, the ereed
and praetico of the Indo-Aryans three thousand years ago. Calcutta, Pramatha Nath Shähä;
Lond., Nisbet. 163 S. Re. 1. 8 a. — 7>) Sh am lala Do, Primeval ILinduism. Calcutta,
Newraan. 17 S. 12°. 4 a. — 6) L. Fe er, La religion do l'lnde aryenno aux tomps v6-
diques. [Rev. ehret XXV11, 1 — 14, Jan.] Im Anschlufs an die Sammlung von Aufsätzen
John Muirs: The oriental studies. Poople's odition. Calcutta 1878. — 7) Marius Fontane,
Aryas et Dasyous. Los premiers temps de l'lnde Vediquo. [Nouv. Revue, 1. Nov. S. 67 — 81.]
— 8) II eulto doi morti nelle piü anüche tradizioni ärie. [Giornalo Napolotano N. S. IV,
173—204, Nov.] -- 9) On the literature and history of the Veda. Transl. by John Muir.
Calcutta, Ghosh. 42 S. Rs. 2. — 10) I Vodi. Torino, Stamperia reale, s. a. (1879).
16 S. (Estr.), s. E. Kuhn, ZGMG. Jahresber. 1879. S 43. — 11) Vorlosung über die Vedas
oder die heiligen Bücher der Brahmanen (1865), Essays 1, S. 1 — 50. — 12) Der Veda und
daa Zendavosta (1853), ib. 62—98.
Indien. T 7
Eranier and Inder zur Zeit der Veden liefert H. Brannhofe r1) in einer philo-
logischen Abhandlang mittelst der bei Öakapüta Narmedha, einem kleineren
Dichter des Rig-Veda, vorkommenden Infinitivform pupütani (verglichen mit
der altpers. Infinitivendang tanaiy). Den Namen des Dichters äakapfita er-
klärt er nicht als „vom Mist gereinigt", sondern als äaka-Sohn, wodurch er
einen eranischen Dichter im Yeda nachgewiesen zu haben glaubt. Der Yf.
kündigt eine besondere Untersuchung über den Zusammenhang der indischen
und eranischen Arier während der Vedenzeit an. Hiermit steht in Ver-
bindung Webers9) Abhandlang über 2 moderne Texte, nämlich die Khala-
vaktratschapetikä (Maulschelle für die Bösen), welche die Behauptung ver-
ficht, dafe die Maga (Magier) im nordwestlichen Indien trotz aller An-
feindungen als echte, ja als die besten Brahmaneu anzuerkennen seien, and
den Samvavidschaja, dessen Tendenz ebenfalls die Verherrlichung der Maga ist
Shankar P. Pandits8) Rig-Veda- Aasgabe ist bis zum 27. Hymnus
des 3. Mandala gelangt. Ein ähnliches Unternehmen, Rigvedabhaschjam,
welches den Sanhita- and Pada-Text des ßig-Veda mit einem Sanskrit- und
Hindi-Kommentar enthält, wird von Dayanand Sarasvati*), einem ratio-
nalistischen Neuerer, herausgegeben, welcher zwar an die Veden zu glauben
Torgiebt, sie aber auf seine eigene Weise erklärt, ohne Säjanas Kommentar
anzuerkennen and dadurch in Indien Aufsehen erregt, wie man aus der
Menge der für and gegen ihn erscheinenden Schriften schliefsen kann. Wir
nennen nur ein in polemischer Tendenz gegen seine Lehren geschriebenes
Werk. 5) Die Calcuttaer Ausgabe des Rig-Veda 6) ist mit bengalischer Über-
setzung, Einleitung, Grammatik and Wörterbuch (in bengal. Sprache) ver-
sehen. K. M. Banerji7) handelt über die Bedeutung von Asura im Rig-
Veda and über den Ursprang des Agni-Kultus; er leitet die vedische Re-
ligion von der alttestamenüichen ab. Eine Abhandlung von E. D. Perry8)
aber den Gott Indra im Rig-Veda wird im Journ. of the Amer. Orient Soc.
publiciert werden. Schliefslich erwähnen wir noch eine Kleinigkeit von
M. Holzman9) über sprachliche Parallelen zwischen Psalmen und Rig-Veda-
Hymnen, Erklärungen zweier Wörter des Rig-Veda durch Th. Benfey10^11)
und einige Kuriositäten. i«—n)
1) Über dialektspuren im yedischen gebrauche der infinitivformen. [Kuhns Zeitschr. f.
«Tgl. Sprachforschung XXV. N. F. V, 329—771, bes. 8. 372 f. u. 376 f. — 2) Über zwei
Ptrteisehriften zu Gunsten der Maga, resp. Qakadvipiya Brahmana. [Monatsbor. d. K. Preuss.
Akad. <L W. su Berlin, S. 27—78, Jan.] Vgl. Jahresber. II, 1, 10 n. 7. — 3) The Vedfir-
tksyataa . . . s. Jahresber. II, 1, 9 n. 6. Vol. III (Hymns 122—191). 1029 u. 23 S. —
Vol. IV no. 1 — 10, bis S. 640, ä 10 a. — 4) Kigredabhashyam. Commentary on Rigreda.
Bombay, Nimaya Sagar Press, von 1880 an Benaros, Vedic Press, in Heften zu 24 S. zu 6
(rasp. 5) a, — Vgl. desselben Rigredadibhashyabhümika, Bombay, mit Heft 16, 1878 be-
endigt. — 5) Vedartha Prakasa. The Elucidation of the meaning of the Veda, by Pandit
Jaygopil of BhurbhuraL (Sansk., Hindi and Urdu). Meerut, Hashimi Press. 444 S. 4°.
liÜL Bs. 2. 8 a. — 0) Bigreda Sanhita. Transl. and ed. by Ranianath Sarasvati.
VoL L Parts 12. 13. Mirzapore, Prakrita Press, Jan. 1879. 58 S. 12 a. — 7) Two essays
ss Supplement to the Arian witness. Calcutta, Thacker. 80 S. Ro. 1.— 8) On Indra in the
Kig-Veda. [Proc Amer. Or. Soc., Okt., XIII— XV.] — 9) Zu den Psalmen und den Rgveda-
Hymnen. [Zeitschr. f. Völkerpsychol. XII, 251. 2.] — 10) Über einige indogermanische —
insbesondre lateinische u. griechische — Zahlwörter. [Nachrichten v. d. K. Ges. d. Wiss. zu
Gottbgen, 21. Jan., 8. 1—20.] Darin S. 19 f. über das Wort asuta, Jlv. VII, 26, 1. — 11) Vam,
i» Rigreda X, 28, 7. [ib. 17. März, S. 193—7]. — 12) BoceMb thmhobx PHr-Be^u, nepe-
aon H. KptfuteecKtno. Kasan 1879. 12 S. Russische Übersetzung der in Schleichers
indogerman. Chrestomathie abgedruckten 8 Hymnen, s. E. Kuhn, ZDMG. Jahresber. 1879.
S. 44. — 13) A Vedic Hymn. Set to the English notation by Sourindro Mohun
1,8 I- J. KUtt:
Teile des Säma-Veda werden in einer bengalischen Zeitschrift1)
veröffentlicht.
Auch für den Jadschnr-Veda giebt der erwähnte Dayanand Sa-
rasvati*) einen Kommentar heraus. Eine bengalische Übersetzung der
Sahhita des weifsen Jadschur- Veda s) erscheint in Calcutta. In Madras wird
die Saiihita des schwarzen Jadschur- Veda4) mit Säjanas Kommentar gedruckt.
Zu Schroeders6) Abhandlung über die Maiträjani Sahhita er-
wähnen wir eine Notiz G. Bühl er s6), dafs diese Veda-Schule an einigen
Punkten Indiens noch vorhanden sei. Auch eine Handschrift der Maiträ-
jani Sahhita und wertvolle Handschriften des Atharva-Veda sind von
Bühler aufgefunden worden (s. A. Weber, DL. 9. Okt, I, 81). Von be-
sonderer Wichtigkeit ist die Auffindung von Säjanas Kommentar zum Atharva?
Veda, wovon durch Shankar P. Pandit7) die erste Kunde nach Europa
kam. Die Unterredung des Atharvan mit dem Gotte Varuna hat Rieh.
Garbe8) übersetzt.
Über das Aitareja-Brahmana, welches die ältesten Deutungsversuche
der vedischen Opferkunst enthält, handelt ein Essay M. Müllers9), der sich
an M. Haugs in Bombay 1863 erschienene Ausgabe dieses Brahmana an-
schliefst.
Das vedische Opferritual ist der Gegenstand zweier Monographieen von
A. Hillebrandtu. R. Garbe. Ersterer10) giebt eine ausführliche Darstellung
der Feier des Neu- und Vollmondsopfers, bei weicher er das von A. Weber
herausgegebene Kätjäjana-&rauta-Sütra zu Grunde legt und die Ansichten der
andern Srauta-Sütra anmerkungsweise anknüpft. Garbe11) handelt über
eine zum Soma- Opfer gehörige Ceremonie, welche ihren Namen von dem
Hauptakt, dem an das Feuer setzen (pravardsch) der Milch in einem irdenen
Topfe führt Die Abhandlung enthält den Pravargja-Prasna in Text und
Übersetzung als Specimen der in Aussicht gestellten Ausgabe der Äpastamba-
&rauta-Sütras.
Zu den in kritischen Ausgaben vorliegenden Grihja-Sütras des Äsva-
lajana, Päraskara und &änkhajana hat Speyer (Speijer)1*) wertvolle
Tagore. Calcutta 1878. 6 S. fol. — 14) The portion of the Rigveda appointed for the
B. A. examinations of 1881 and 1882 in the Sanhita and Pada texte. Poona, Shivaji Prent..
64 S. Re. 1. 8 a. Reprint — 1) Arsha-vidya-sndhanidhi. Reservoir of the neetar of tho
Iearning of the Rishis. A monthly Journal. Vol. 1. Calcutta, Dharma Press 1879. (Bengali
and Sansk.) — 2) Yajurvedabhashyam. Bombay, Nirnaya Sagar Press, seit 1880 Benaren,
Vedic Press, in Heften zu 24 S. zu 6 (5) a. (Sansk. and Hindi). — 3) Yajurveda SanhitA.
Transl. into Bengali by Satyavrata Samasrami. Part« 34—36. Calcntta. 128 S. IIa. 3. —
4) Taittiriya Sanhita, w. comm. Ps. 1—6. Madras, Adi Kala Nidhi Press 1879. zu 4 a. 240 S.
(Sansk. in Telugu char.) 5) S. Jahresber. 11, 1, 9 n. 11. — Auch sep. Dorpater Univ.-Schr.
31 S. u. 1 Taf. — 6) Report on the search for Sanskrit manuscripts during 1879 — 80,
datiert Ahmedabad, 8th June 1880, S. 3. — 7) Discoverv of Sayana's commentary on tbe
Atharva Veda. [Ac. XV 11, 423. 4, 5. Juni] und F. Max Müller, ders. Tit. [ib. 439,
12. Juni]. Beide abgedruckt [lAnt IX, 199—203, Aug".]- — 8) Atharvaveda 5. 11.
[Wissenschaftliche Monatsblätter VII, 12-14. 1879]. -- 9) Das Aitaroya-Brahmana (1864).
[Essays I, S. 99 — 111.] — 10) Das altindische Neu- und Vollmondsopfer in seiner einfachsten
Form. Jena, Fischer 1879 (Umschl. 1880). XVII, 199 S. M. 7. Dabei eine Beschreibung
und Zeichnung des Opferplatzes. — Rec. Ac. XVII, 327. 8, 1. Mai; v. R. Garbe, Götring.
Gel. Anz., 23. Juni, S. 784—9; von H. Oldenberg, DL. I, 159, 30. Okt; v. A. Burnell,
lAnt. IX, 292, Nov. — 11) Die Pravargja-Ceremonie nach den Äpastamba-(^rauta-Sütra mit
einer Einleitung über die Bedeutung derselben. [ZDMG. XXXIV, 319—70.] Vgl. A. Barth,
RHR 111, 77. 8. — 12) Bemerkungen zu den Grhyasütra. [Bijdragen tot de taal-, land- en
volkenkunde van Nederlandsch-Indie. 4e Volgr. III, 155—201, 1879].
Indien. 1,9
Bemerkungen veröffentlicht, wobei lobende Erwähnung verdient, dafs eine
holl&ndische Zeitschrift den in deutscher Sprache abgefafsten Aufsatz auf-
genommen hat. In Indien ist das Grihja-Sütra des Asvalajana 1) mit einer
Marathi-Übersetzung erschienen, und das des Gobhila*) nebst weitläufigem
Kommentar in der Bibliotheca Indica zu Ende geführt worden.
Von den zahllosen in Indien erschienenen Werken über religiöse Ob-
servanzen haben wir uns notiert: Sarvasatkarmapaddhati,9- 4) Parasara-
sanhita, 6) §r&d0havivekasahgraha, 6) Kaslnathas Dharmasindhu, 7) Naräjanas
Prajogaratna,8) Nilakanthas Pratischthämajükha 9. 10) und ein Ritual für An-
hinger des Jadschur-Veda von Äpastamba. n)
Auch dieses Jahr hat eine Monographie A. Holtzmanns19) über das
Mahäbhärata gebracht (vgl. Jahresber. I, 3 n. 8, II, 1, 10 n. 8). Und
zwar ist es diesmal der heil. Agastja, den er zum Gegenstand seiner Unter-
suchung macht. Aus den Angaben des Mahäbhärata folgert er, dafs Agastja
den Typus der ersten Vorkämpfer der Arier im Süden des Vindhja darstelle,
und dafs anscheinend den Sagen über Agastja historische Erinnerungen zu
Grunde liegen. — Von indischen Ausgaben des Mahäbhärata sind erschienen
die Fortsetzung der Calcuttaer mit bengalischer Übersetzung, der Agracr mit
Hindi-Übersetzung und sechs bengalische Übersetzungen gedruckt in Calcutta
und Hooghly. (Wegen der Details verweisen wir auf die indischen offiziellen
Bficherkataloge.)
In Bezug auf die Puranas nennen wir eine Ausgabe des Bhagavata, 18)
zwei dergl. von Calcutta und Berhampur mit bengal. Übers., mehrere bengal.
Obersetzungen und eine assamesischc, gedruckt in Gaubati. E. Renan
schreibt in seinem Rapport annuel über die orientalischen Studien f. 1880 — 1
(JA 7 Ser. XVIII, 22), dafs der Druck des 4. Bandes von Burnoufs Bhäga-
Tita-Purana in der Imprimerie nationale begonnen worden sei, so dafs Aus-
acht vorhanden ist, dafs dieses typographisch glänzende Werk zu Ende ge-
fehlt wird. — Vom Brahmavaivarta-Puräna sind drei bengalische Über-
setzungen in Calcutta und Sealdah, vom Brahmända-Puräna eine Calcuttaer
Ausgabe mit bengal. Übers, erschienen. Das Devibnagavata-Purana u) ist in
1) Sarth Asvattyan Grihya Sutra. Bombay, Native Opinion Press. 228 S. Re. 1. 8 a.—
2) The Gobhilfya Grihya Sutra, with a commentary by the editor. Ed. by Chandra-
kinta Tarkaiankara. Calcutta, Baptist Mission Press. 1087. 44. 13. 19. 12 S. [Bibl.
lad. N. S., nos. 229, 241, 246, 277, 300, 346, 383, 415, 416, 423, 425, 448.] S. Jahres-
ber. II, 1, 9 n. 10. — 3) S., or, Manual of all good works. Compiled and revised by
Hirisehandra Tarkai ankara. Calc, Kavitaratnakara Press, 1878. 634 S. Kompiliert
an alten Werken. — 4) Idem. Compiled and rerised by Chandraknmära Bhatta-
tharya. Calc, Kamalakanta Press, 1879. 635 S. — 5) P., or, the treatise by the great
Rishi Parasara. Transl. by Jaganmohan Tarkälankär. Jyotisha Prakiisa Press, 1879.
131 8. Re. 1. 4 a. (Sansk. and Beng.) — 6) Ör., a treatise on sraddhas. Publ. by Mathurä-
lith Tarkaratna. Calcutta. 299 S. Rs. 2. 8 a. — 7) Atha Dharmasindhu; or the ocean
of religions duties. Bombay, Dnyan Darpan Press. 285 Bl. lith. obl. Rs. 2. 8 a. (Trübner
i 1. 4 s.) — 8) Atha Narayan Bhatta krit Prayoga Ratna; or a collection of religious cere-
BMHuas. Bombay, Bapn SadafHv's Press. 100 Bl. lith. obl. Ro. 1. 8 a. (Trübner 10 s. 6 d.)
— 9) Pr.f a work on the consecration of monuments. Meorut, Lala Nathmal Das' Press,
1879. 41 8. lith. 6 a. — 10) Idem. Bombay, Bapu Sadasiv's Press. 25 Bl. lith. obl.
6 a. — 11) Yajtuha Prayoga Parijata or Ratna. Bangalore, Mysore Book Depot Press, 1878.
230 8. Re. 1. 10 a. (Sansk. in Canar. char.) — 12) Der heilige Agastya nach den Erzählungen
de» MahabhiraU. [ZDMG. XXXIV, 589—96.] — 13) Srimad-Bhagavata-Purana, with a comm.
by Srfdhara. Bombay, Ganpat Krishnaji's Press, obl. 4°. 842 Bl. Rs. 12. (Trübner
i 2. 10 s.) — 14) Atha äri Deri-Bhagavata , a Purin in glorification of tho goddess Devi,
«ith a comm. Bombay, Jagadtövar Press, obl. 4°. lith. 1522 6. Rs. 9. 8 a. (Trübnor * 2. 2 s.)
1,10 I. J- KUtt:
Bombay lithographiert worden. Vom Garuda-Purana, welches unter anderm
Abschnitte über die Totenceremoniecn und das Leben nach dem Tode ent-
hält, sind 4 Ausgaben erschienen, die eine1) in Bombay, den Sanskrit-Text
aliein enthaltend, die andern in Poona, Meerut und Lucknow, Text und
Maräthi- (resp. Hindi-) Übersetzung enthaltend. Das Markandeja-Puräna ist
in zwei Textausgaben2- 3) erschienen; aufserdem wird es in Poona mit Ma-
räthi-Übersetzung und in Bhavdnipore und Calcutta mit bengal. Übers, lie-
ferungsweise ediert. Auch das Matsja-Puräna wird in lieferungen heraus-
gegeben (Calcutta, bengalisch und Sanskrit). Ein Purana in Marathisprache 4)
hat die Tendenz, die Profession des sonst gering geachteten Barbiers, von
dem es heifst, dafs unter den Menschen er der Schelm sei, zu verherrlichen.
Da verschiedene religiöse Ceremonieen das Scheeren des Hauptes erfordern,
so folgert das Purana, dafs der Barbier ein eben so wesentliches und wich-
tiges Glied der menschlichen Gesellschaft sei, wie der Priester. Das Sonder-
barste aber ist, dass der Koran als der 5. Veda dargestellt wird. — Vom
Padma-Purana erscheinen in Calcutta und Berhampur 4 verschiedene bengal.
Übersetzungen. Die Ausgabe des Väju-Purana durch RajendralalaMitra5)
ist bis zum Schlufs des ersten Bandes gelangt. Eine Übersetzung dieses
Purana durch den bekannten Rämkrishna Gopäl Bhandarkar wird in
den Sacred Books of the East erscheinen (Ath. 28. Januar 1882, S. 127).
Das Vischnu-Puräna ist ins Urdu übersetzt worden (gedruckt in Gujranwäla).
Vieles andere müssen wir aus Mangel an Raum unerwähnt lassen. Die
Anzahl der in Indien 1879 und 1880 erschienenen Ausgaben der Bhagavad-
gita (Teil des Mahabharata) dürfte nicht weit unter 100 bleiben, und die
Drucke von Teilen (oder angeblichen Teilen) der Puranas zu religiösen
Zwecken, der Mähatmjas, Püdschäs u. s. w. sind unübersehbar.
Für die andern Zweige der indischen brahmanischen Litteratur, Poesie,
Philosophie, Astronomie, Medizin, Sprachwissenschaft u. s. w. verweisen wir
auf uusern Jahresbericht in der ZDMG., und wenden uns zur Geschichte
des Buddhismus.
R. S. Hardys6) Manual of Buddhism ist nach der zweiten Ausgabe neu
abgedruckt worden. Das Werk enthält in seinem Hauptteile das Leben
Buddhas, größtenteils aus den Originalquellen übersetzt, dazu einleitungs-
weise die Vorstellungen der Buddhisten über die Welt und die Wesen, so-
wie über die früheren Buddhas, schliefslich die Ontologie und Ethik des
Buddhismus, und im Anhang Nachrichten über die benutzten Quellen. Das
Buch* ist eiue wahre Fundgrube für die Geschichte des Buddhismus, freilich
nur für die neuere Geschichte desselben, da es aus modernen singhalesischcn
Quellen geschöpft ist. Da das Werk seit längerer Zeit vergriffen ist, so ist
dieser Abdruck, welchem überdies ein Index und Glossar von 0. Frank-
furter beigefügt ist, mit Dank aufzunehmen.
1) Atha Garu4a Purina. Bombay, Jagadimar Press 1879. obl. lith. 96 Bl. Re. 1. 8 a.
— 2) Atha Bri satippana Mirkandeya Purin. Poona, Jagaddhitechchhu Press 1878. obl. lith.
180 Bl. Ka. 5. — 3) Mirkandeya Purana, ed. by Pandit Jibananda Bidyasigara.
Calcutta, Sarasvati Press 1879. 608 8. 12°. Rs. 5. — 4) Atha Näbhik Purin (sii); or a
Purin describing the mythological origin of näbhik or barber, ed. by Bhiriti Vinvanith.
Bombay, JagadLsvar Press 1878. 100 Bl lith. Re. 1. 8 a. — 5) The Viyu Purina . . .
s. Jahresber. II, 1, 11 n. 2. Vol L Calcutta, Kalika Press. 2. VII. 540 S. [Bibl. Ind.
N. S. nos. 420, 424, 428, 434, 437, 445]. — 6) A manual of budhism (sie), in its modern
devcloptnent; transl. from Singhalese Mas. 2 ed. Lond., Edinb. Williams & Norg. XII.
566 S. 21 s. (Die beiden früheren Ausgg. 1853 u, 1860.)
Indien. J^H
Von dem Standpunkte eines Missionärs aus, aber dennoch mit gründ-
lichen Kenntnissen ausgerüstet nnd mit freisinnigem Urteil hat P. Wurm 1) das
Leben Buddhas, die Entwicklung und Ausbreitung des Buddhismus und die
Grundzüge der buddhistischen Lehre geschildert. — Über ein Buch, welches
die Geschichte des ältesten Buddhismus von neuen Gesichtspunkten aus be-
handelt, aus den ältesten Quellenschriften schöpft und zu wesentlich andern
Resultaten gelangt (Oldenbergs Buddha), werden wir erst im nächsten Jahr
zu berichten haben. — Wir erwähnen hier noch einen Journalartikel von
J. W. Edgar.2)
Bei einem Buche T. W. Rhys Davids3) über den Buddha (auch hollän-
disch4) bürgt der Name des Autors hinlänglich für seinen Wert. E. Ar-
nolds Gedicht über den Stifter des Buddhismus, von welchem wieder mehrere
Ausgaben 5), auch eine Volksausgabe 6), erschienen sind, hat bei den Buddhisten
selbst so viel Beifall gefunden, dafs es in die heilige Bibliothek des Ran-
koth Vihare in Ceylon aufgenommen worden ist. Eine deutsche Übersetzung
ist im Werke. Auch in Amerika ist eine poetische Lebensbeschreibung
Buddhas von E. D. Root7) erschienen. Von Senarts Essai sur la legende
da Buddha ist eine zweite Ausgabe unter der Presse, s. RC. N. S. XI, 369,
9. Mai 1881.
M. Müllers8) schon 1862 erschienener Essay über den Buddhismus
ist eigentlich eine Recension von J. Barthelemy Saint-Hilaire, Le
Bouddha et sa religion, Par. 1860. In diesem Jahre veröffentlicht der letzt-
genannte berühmte Franzose 9) drei Briefe an einen abb6 über das Christen-
tum und deu Buddhismus. Ein Beiicht über eine, wie es scheint, wirklich
in Ceylon stattgehabte Diskussion zwischen einem buddhistischen Priester
and einem portugiesischen Geistlichen ist von J. M. Peebles 10) herausgegeben
worden. Die Ähnlichkeiten zwischen dem Buddhismus und Christentum,
die so grofs sind, dafs Jacolliot den Jesus in Ägypten und vielleicht in
Indien studieren läfst (Bible dans l'Inde), werden von J. E. Carpenter11) in
einem lesenswerten Aufsatz zusammengestellt Er leugnet einen direkten
Zusammenhang der Vorstellungen von der wunderbaren Geburt der beiden Re-
ligionsstifter u. s. w. und nimmt eine von einander unabhängige Entstehung
1) Der Buddhismus, od. der vorchristliche Versuch einer erlösenden Universalreligion. [Allg.
Missions-Zeitechr. VII, 145—63. 210—21. 262 78. Apr. -Juni] Auch sep. Gütersloh, Ber-
gmann. IV. 50S. 80 Pf. Rec. v. Wolf Baudissin, ThL. V, 473. 4, 25. Sept.; v. A. Barth,
RHU III, 89, Jan.-Fehr. 1881. — 2) The dovelopment of Buddhism in India. [Fortnightly
R«t. l. Juni] — Bise and decay of Buddhism. [Saturday Rev. XLIX, 749. 50., 12. Juni.]
— S) Buddhism: being a sketch of tho lifo and teachingB of Gautama, tho Buddha. London.
U. 8*. IV. 252 S. mit Karte. 2 s. 6 d. — 4) llet Buddhisme on zijn stich ter. Hit het
Esgelsch vertaald door J. P. Tan der Vegto. Amsterdam, Bussy. XII. 332 8. m. Karte.
Trabner: 4 s. Vgl. C. P. Tiele, Theol. Tijdschrift, 14 jaarg., S. 541. 2, Juli. — 5) The
Ujrht of Asia . . . s. Jahresber. II, 1. 12 n. 1. Fourth ed. London, Trühner. XVI.
238 S. 2 s. 6 d. — Seventh ed. ebenso. Rec. v. H. U. Mo y boom, De Gids, 3 Ser., XIX,
450—80, Juni 1881; v. A. Prowo, Mag. f. d. Liter, d. In- u. Auslandes C, 599, 600.
ä. Okt. 1881; TR. N. S. II, 122, Okt. 1881. — 6) Populär edition. ib. XVI. 238 S. 2 s.
Hd. — 7) Sakya Buddha. A yersified, annotated narrative of his lifo and toachings. With
u Excarsus, cantaining dtations from tho Dhammapada or Buddhist Canon. Nowyork, Lond.,
Trabner. 171 8. 5 s. Vgl. Ac. XIX, 212, 19. März 1881. — 8) Essays 1, S. 168—214.
9) Le christianisme et le bouddhisme. Trois lettres a M. Tabbe Dcschamps. Par., Leroux.
10) Baddhism and Christianity face to face; or, an oral discussion botween the Rcv. Migottu-
witte, a Buddhist Priest, and Rey. D. 8ilva, an English Clergyman. Held at Pantura, Coy-
1«. James Borns. 1878. 99 S. I s. Abdruck einer früher in Coylon erschienenen Brochuro. —
U) Biddhiim snd the New Testament. [Nineteenth Century VIII, 971—94, Dez.]
1,12 I. J- Klatt:
dieser Legenden an. Auch £. de Bunsen1) stellt die einzelnen Vorfälle in
Buddhas und Christi Leben und ihre Lehren in Parallele, mit der Absicht, eine
Uroffenbarung, eine Kontinuität des göttlichen Einflusses allenthalben und zu
allen Zeiten nachzuweisen; das Buch ist confus und absurd, der Stil äufserst
dunkel. Andere *-4) ziehen die dritte Weltreligion, den Islam und die grie-
chische Philosophie zur Yergleichung heran.
Während M. Müller6) sich früher der Meinung zuneigte, dafs das
Nirvana das absolute Nichts bedeute, vertritt er6) später die Ansicht, dafs
diese Bedeutung nur dem späteren dritten Teile des Kanon, dem Abhidharma
angehöre, in den älteren Schriften dagegen sei es das Eingehen zur Ruhe
und das Freiwerden vom Kreislauf. Während er somit den älteren Buddhis-
mus zwar von dem Vorwurf des Nihilismus freispricht, nennt er ihn andrer-
seits eine atheistische Religion. Zwar leugnet Buddha mcht die Existenz der
b rahmanischen Götter, eben so wenig wie die Kirchenväter die Existenz der
olympischen Götter, aber er hält sie nur für übermenschliche Wesen, die
innerhalb des Kreislaufs stehen und dereinst zu Grunde gehen werden-, da-
gegen ein echter Gott, ein Schöpfer ist dem Buddhismus fremd.
0. Frankfurter7) handelt ebenfalls über das Nirvana und ühcr den hei-
ligen achtfachen Weg, der zum Nirvana führt, auf Grund von 3 Pali Suttas aus
dem Sarnjutta Nikäja, von welchen das dritte eine Predigt Buddhas über
das Nirvana ist. Ober einen Gegenstand der buddhistischen Ethik handelt
F. Neve,8) R. Morris9) über die Einteilung der buddhistischen Schriften in
9 anga, die den südlichen [und nördlichen Buddhisten gemeinschaftlich sei,
wozu M. Müller10) einige Bemerkungen fügt, unter anderm, dafs der Gott
Krischna auch schon der ältesten Zeit des Buddhismus bekannt gewesen sei.
Das siebente unter den 9 anga bildet die Sammlung Dschataka (Vor-
geburtslegenden), über deren Ausgabe durch Fausböll wir im vor. Jahre
(1, 12 n. 5) berichteten. In diesem Jahr ist der erste Band der Ober-
setzung durch Rhys Davids11), in welchem die ersten 33 Seiten noch von
1) The Angel-Messiah of Buddhist», Essenes, and Chrintians. Lond. , Longmans. XII,
383 8. 10s. 6d. Rec. v. A. M. Fairbairn, Ac. XVIII, 416. 7, 11. Dez.; v. W. E. Addis.
Dublin Rev. 3 Ser. V, 488. 9, Apr. 1881. - 2) J. A. Pornet, Le Bouddha et le
Christ Fatalite ou liberte. Lausanne. Iraer. 12°. 182 S. fr. 3. — 3) Marcus Dods, Mo-
hammed, Buddha and Christ . . . s. Jahresber. I, 3 n. 10. 4 ed. Lond., Hodder and Stough-
ton. Rec. CR. vol. LXXI, no. CXLII, S. XIII. XIV, Okt — 4) G. de Vaaconcellos
Abreu, Conjecturas sobre analogias entre o Buddhinmo e Fhilosophia Grega. 200 R£is. —
o) Die Bedeutung von Nirvana. (1857), Essays I, S. 254 — 65. — 6) Über den buddhistischen
Nihilismus. Vortrag, geh. in d. allg. Sitzung der deutschen Philologen- Vers. , Kiel, Sept.
1869. ib. S. 277—92. — 7) Buddhist Nirvana and the Noble Eightfold Tath. [JRAS. N.
S. XII, 548—74, Okt.] Vpl. A. Barth, RHR. III, 86, Jan.-Pebr. 1881. — Ein Pali hand-
book v. Frankfurter, enth. Gramm., Lesestücko 'aus Paritta) u. Glossar, wird bei Williams
& Norg. erscheinen, Ath. 25. Febr. 1882, S. 254. — 8) Le sacrifice personnol seion le bud-
dhisme. [Rev cath. de Louvain.] — 9) Division of the Buddhist scriptures. [Ac. XVIII, 136,
7, 21. Aug.] Abgedruckt [lAnt. IX, 288. 9. Nov] — Morris bearbeitet den Anguttara-
nikaja «tir die Pali Text Society, s. Ac. XXI, 197, 18. März 1882, und The Six Jewels of
the Law für Trübners Oriental Series, s. TR. N. 8. III, 23, Febr. 1882. 10) Division of
the Buddhist scriptures. [Ac. XVIII, 154. 5, 28. Aug.] Abgedruckt [lAnt. IX, 289. 90,
Nov.] — 11) Buddhist birth stories; or, Jätaka talos. The oldest colloction of folk-lore ex-
tant: boing the JStakatthavannanä, for the first timo odited in the original Pftli by V. Faus-
böll, and transl. by T. W. Rhys Davids. Translation. Vol. I. Lond., Trübner. XII,
CHI. 347 S. 18 s. (Trübner's Oriontal Series.) Ree. v. W. R. S. Ralston, Ac. XIX, 53. 4
22. Jan. 1881; v. A. Barth, wolcher das hohe Alter der Dschataka-Sammlung bestreitet,
RHR. III, 82—5, Jan.-Febr. 1881; v. Richard Morris, „Tho book of birth-stories", Con-
temp. Rev. XXXIX, 728—49, Mai 1881 (dieser Artikel ist ins Ital. übers, u. d. Tit: II
Indien. 1,13
dem verstorbenen Childers herrühren, erschienen. Der Übersetzung geht eine
reichhaltige Einleitung voran, die sich über die Wanderang der Vorgeburts-
legenden nach dem Westen und die Geschichte derselben in Indien auslädst
Der Yf. hält die Dschataka-Sammlung wesentlich aus dem Grunde, weil sie
zu dem Kanon der 9 anga gehört, für eins der ältesten buddhistischen Denk-
mäler. Die Sammlung ist ihm zufolge wahrscheinlich im 3. oder 4. Jahr-
hundert y. Chr. zusammengestellt und im 5. Jahrhundert n. Chr. in Ceylon
zu ihrer jetzigen Form gebracht worden. Eine Reihe bildlicher Darstellungen
aus A£okas Zeit nach einzelnen dieser Erzählungen ist der beste Beweis für
das Alter derselben (Cunningham, Stüpa of Bharhut). Die Sammlung um-
£afst 550 Erzählungen, von welchen der vorliegende erste Band vierzig
enthält
Oldenbergs1) Yinajapitaka, Bd. 2, haben wir schon im vor. Jahre
erwähnt.
Ein längst erwartetes, schon vor Jahren (von Childers) angekündigtes
Werk ist der von V. Trenckner*) herausgegebene Milindapafiha, d. h. Fragen
des Menander, des baktrischen Königs. Das Werk enthält eine religiöse
Unterredung zwischen dem heil. Nagasena und dem Jona-König Milinda
(Menander) und ist nach des Herausgebers Meinung etwa im Beginn unsrer
Zeitrechnung verfafst. Trenckner hält es für unmöglich, dafs eine Tradition
von Milinda nach Ceylon gedrungen sein sollte, das Werk stamme vielmehr
tos dem nördlichen Indien, sei ursprünglich in Sanskrit geschrieben und
etwa zwischen 100 und 200 n. Chr. ins Päli übersetzt worden. Die Vor-
rede ist nur kurz und giebt über Inhalt, geschichtlichen Wert u. s. w. gar
keine Andeutung; ein Index fehlt ebenfalls. Das Werk enthält viele Namen
griechischer Personen und örtlichkeiten. — Eine Ergänzung bildet desselben 3)
Pah' Miscellany, welches die Einleitung des Milindapafiha in Text und Über-
setzung enthält. In derselben wird Nigantha Nätaputta, der Stifter der
Dschaina-Religion, mit fünf andern Lehrern als Zeitgenosse des Milinda
hingestellt. — Trenckner kündigt eine Ausgabe des Maddschhimanikäja an
(Milindapafiha pref. p. V).
Einen Teil desselben, nämlich das dritte Sutta oder Assaläjana-Sutta hat
R. Pischel4) herausgegeben und übersetzt. Dasselbe hat die Tendenz, die
Gleichgültigkeit der Kaste zu beweisen und führt seinen Namen von dem
libro delle nascite, Rivista europea XXVII, 105—34, 1. Jan. 1882); Ath. 18. Juni 1881,
3. 810. 1. — 0. Frankfurter bemerkt im Ath. v. 16. Juli 1881, S. 81, dafs 2 Hand-
schriften des Dschataka in dem Catalogue of Pili, Sinhalese, and Sanskrit Mss. in the Govorn-
BMnt Oriental Library, by L. de Zoysa, Colombo 1876 erwähnt werden, was indessen Faus-
böll nicht unbekannt war, s. ib. 30. Juli 1881. S. 145 und Frankfurters schliefsliche Er-
widerung, ib. 6. Aug. 1881, S. 175. 6. — 1) S. Jahresber. II, 1, 12 n. 3. Vgl. R. Rost,
lAnt IX, 233, Sept, A. Barth, RHR. III, 81. 2, Jan.-Febr. 1881 und die Recension von
H. Jicobi aber Oldenbergs Dfpavamsa, Oötting. Gel. Anz., S. 851—6, 7. Juli. — 2) The
Mihndapaiiho: being dialogues between king Milinda and the Buddhist sage NSgasena. The
Pali text Lond, Edinb., Williams & Norg. (printed Copenhagen). VIII, 431 S. 21 s. Rec v.
H. Oldenberg, DL I, 447, 8, 25. Dez.; A. Barth, RHR. HI, 87.8, Jan.-Febr. 1881.—
Vgl. Rieh. Morris, Buddhagosha (sie) and the „Milindapafiha", Ac XIX, 46. 15. Jan. 1881
(abgedruckt lAnt X, 153, Mai 1881), und desselben: On a lost palsage in the „Milinda-
panha", Ac. XX, 366. 7, 12. Not. 188). — 3) Pali miscellany. Part I. The introduetory
part of the Milinda Panho, an English transl. and notes. Lond., Edinb., Williams & Norg.
1879. 83 S. 4 s. Vgl. Ath., 24. Juli, S. 111; Ac. XVIII, 176, 4. Sept.; LC. 9. Juli 1881,
8p. 961. 2. — 4) The Assalayanasuttam. Ed. and transl. Chemnitz, Schmeitzner; Lond.,
Traber 1880 (eig. schon 1879 ersch.). 42 8. M. 2. 25. Rec. Ac. XVII, 144, 21. Febr.;
r & Senart, RC. N. S. IX, 285. 6, 12. Apr.; LC. 5. Febr. 1881, Sp. 191.
1,14 1. J- Klatt:
Brahmanen Assaläjana, welcher gegen Buddha den Vorrang der brabmanischen
Kaste behauptet. Die Erwähnung der Kambodschas (nordwestlich vom Indus)
und der Jonas (baktr. Griechen) beweist, dafe der Text nicht vor dem 3. Jh.
v. Chr. entstanden sein kann, dennoch hält ihn der Herausgeber für ein
authentisches Dokument von Buddhas Lehre.
Einen andern kleinen Text, ebenfalls von echt buddhistischer Färbung, hat
J. H. Thiessen1) herausgegeben und tibersetzt, die Legende von einer Mutter,
die ein Mittel sucht, um ihren gestorbenen Sohn lebendig zu machen. Buddha
heifst sie ein Senfkorn bringen aus einem Hause, in welchem noch niemand
gestorben ist. Da sie ein solches Haus nicht findet, erkennt sie, dafs sie
nicht die einzige ist, die derartiges Leid trägt, und wird eine Schülerin
Buddhas. Den Inhalt dieser Legende hat auch Max Müller in dem schon
erwähnten Vortrage „über den buddhistischen Nihilismus" mitgeteilt. Der
von Thiessen edierte Text steht in Buddhaghosas Kommentar zum Dhamma-
pada, v. 114. Eine nordbuddhistische Version der Legende findet sich in
A. Schiefners Indischen Erzählungen (HI. Kr$ä Gautami. Bull, de l'acad.
de St. P&ersb. T. XXI, od. M&anges asiat. T. VH).
Der Oriental Miscellany soll eine Abhandlung über die Atthakathä *)
enthalten.
Die mit Hilfe von Fausböll, Oldenberg, Morris, Senart, Bhys
Davids ins Leben getretene Pali Text Society8) beabsichtigt, die buddhisti-
schen heil. Schriften in der Pali-Recension vollständig herauszugeben; auch
die wichtigeren Dschaina-Texte werden aufgenommen werden. Die Nachricht
von der Gründung einer ähnlichen Gesellschaft in Rangoon4) ist wieder de-
mentiert worden.
Eine reichhaltige Liste von Pali-Handschriften veröffentlicht E. Forch-
hammer5), L. Fe er6) eine Liste von 47 Palmblatthandschriften in Kam-
bodscha-Schrift aus der Sammlung des abbä Rabardelle, welcher sie während
seines langjährigen Aufenthalts in.Siam zusammengebracht hat. Die Hand-
schriften sind z. T. an die Pariser Bibliothek, z. T. an das Musße Guimet
in Lyon gekommen. Letzteres, von welchem ein Katalog7) erschienen ist,
besteht aus den von fimile Guimet aus Ostasien mitgebrachten religiösen
Gegenständen, Götterbildern, Kultusgeräten, Handschriften und Büchern,
worunter Indien besonders reich vertreten ist. Guimet beabsichtigt, in den
Annales du Mus6e Guimet verschiedene Hauptwerke über den Buddhismus
1) Die Legende von Kisfigotami. Eine literarhistorische Untersuchung. Breslau. Koebner.
70 S. M. 2. Der Anfang (T. I, 34 S.) als Kieler Dissertation. Rec. v. R. Garbe, DL.
II, 78. 9, 16. Jan. 1881; Ac. XIX, 128, 12. Febr. 1881; v. Windisch, LC. 12. März
1881, Sp. 376. — 2) The Oriental Miscellany, Calcutta, Vol. IL no. XX. — 3) S. die
von Williams and Norgate versandte Preliminary Notice; Ath. 7. Mai 1881, S. 625; Ac. XIX,
378, 21. Mai 1881; H. Oldenberg, DL. II, 1493. 4, 17. Sept. 1881. — 4) S. Ath. 23.
Apr. 1881, S. 561 und J. George Scott, The Burmese Sacred Books, ib. 15. Okt. 1881,
S. 497, wo einige Nachrichten über die neuesten Erzeugnisse der 4 einheimischen Pressen
in Rangoon angeknüpft sind. — 5) Report for the year 1879 — 80 (on what he did for the
inrestigation, collection, and preservation of Pali, Burmese, Sanskrit, and Talaing literature
during the year 1879—80). Rangoon foL VU1. 20 S. 7 s. 6 d. (A very few copies pri-
vately printed). — 6) Les nouveaux manuscrits pälis do la Bibliotheque Nationale. La
Collection Rabardollo. [AEO. II, 327—32, Mai.] — 7) MusAe Guimet. — Catalogue des
objets exposes prec&16 d'un apercu des religions de l'Inde, de la Chine et du Japon. Lyon, impr.
Pitrat atne\ 112 S. u. 3 Taf. Rec. v. Wolf Baudissin, ThL. 18. Juni 1881, Sp. 297-
300. Vgl. de Milloue, Notice sur le Musee religieux fondä ä Lyon par M. Emile Guiraet.
£BMB. I, 392 401. U, 107—22, Mai— Aug.].
Indien. 1,15
wieder abzudrucken, eine bereits begonnene Arbeit, s. die folgenden Jahres-
berichte.
L. Fe er l) giebt einen Überblick der hauptsächlichsten älteren und neueren
Werke Aber den Buddhismus in Tibet, bei den Mongolen, in Hinterindien
und auf den malayischen Inseln, R.Morris2) handelt über mehrere 1875 — 80
erschienene Pali-Schriften und Ch. L. Wijnmalen8) veröffentlicht eine gute
Bibliographie der von 1737 bis 1790 in Colombo durch die Holländer ge-
druckten singhalesischen und tamulischen Bücher.
Ein Beitrag zur Sagengeschichte des Buddhismus in Ceylon ist die
französische Obersetzung4) des ersten Kapitels von C. Alwis' History of the
Island of Lanka, bestehend in Auszügen aus den singhalesischen Texten Pti-
dschavalija und Sarvadschnagunälank&raja. Die Auszüge aus dem ersteren er-
zählen von den Besuchen, welche die drei ersten Buddhas, die in diesem
Kalpa geboren wurden, der Insel Lanka (Ceylon) abstatteten, die Auszüge
aus dem letzteren von den drei Besuchen des historischen Buddha, des
Gründers des Buddhismus. Guimet5- 6) übersetzt einiges über den Zahn
Buddhas, das Heiligtum der Ceylonesen. Ferner nennen wir einen Katechis-
mus der buddhistischen Lehre, der von einem Amerikaner7) verfafst ist und
von einem hohen buddhistischen Geistlichen empfohlen wird, und ein Buch
über die alten Gesetze der Singhalesen 8), welches i. J. 1818 in Kandy von
einem buddhistischen Mönch des Malvatte Vihäre verfafst und jetzt übersetzt
worden ist.
Von dem im Jahresber. n, 1, 12 n. 9 erwähnten J. Gray9) ist noch ein
zweiter Pali-Text in birman. Schrift erschienen. Aus einer handschriftlichen
Notiz R. Hosts erhielten wir Nachricht von einem in Hinderindien er-
schienenen P&li-Text10) In dem Jahresber. der DMG. 1879 S. 55 erwähnt
£. Kuhn eine Ausgabe des Mahäsatipatthänasutta und eine Ausgabe und
eine Übersetzung der Paritta, alle 3 Rangoon 1879.
Der nördliche Buddhismus hat, wie gewöhnlich, nur geringe Teil-
nahme gefunden, geringere als er zu verdienen scheint, da- grade von ihm
ans die Verbreitung der Religion über das nordöstliche Asien erfolgte.
C. Bendali11) hat nach einer nepalesischen Handschrift ausgewählte Stellen des
Megha-Sütra in Text und Übersetzung veröffentlicht. Das Sütra, welches in
China sehr geschätzt wird, enthält eine Unterredung Buddhas mit den
1) Bulletin critiqoe du bouddhiame extra-indien (Tibet et Indo-Chine). [RHU. II, 363 —
76. NoT.-Dez.] — 2) On Pali. [Transact. of the Philol. Soc. 1880—1. Part I. p. 162—74.]
Aach sep. Lond. 15 S. 2 b. 6 d. — 3) De drukpers to Colombo. Proove eener Singa-
leesehe bibliographie. [Bibliographische Adversaria, Deel IV, no. 6, 1879, S. 161 — 83.] Aach
wp. V Grmvenh., Nijhoff 1879. — 4) Visite« des Bouddhas dans Hie de Lanka extraits da
Poajaraliya et da Sarvajnagoanalankaraya d'apres la traduction anglaise da rev. C. Alwis, trad.
de l'anglais p. M. L. de Milloue*. [AMG. I, 117 — 38.] Original Colombo, Coorey
1876, XXV11L 21 S. — 5) Extraits da Dathavansa de M. Coomara Svamy. [Congres prov.
de« Orient. Compte renda de la III. session. Lyon 1878. T. II. Lyon 1880. 4°. 8. 2—11.]
— 6) Introduction a l'histoire de la Dent relique da Bouddha, par M. Gerson da Cunha [ib.
S. 11 — 17]. Aus Gerson da Conha's Memoir on the history of the Tooth-relic of Ceylon,
Lond. 1877. — 7) Henry S. Oleott, A Buddhist Catechism. According to the Canon of
the Southern Church. Approved and recommended for use in Buddhist schools by Hikka-
dmra Samangala. Colombo; Lond., Trübner. 32 S. 12°. 1 s. Bee. Ac XX, 299, 15. Okt
1881. — 8) Nlti-Nighanduwa; or, the Vocabulary of Law, transl. by J. B. P&nabokka,
with an introd. by C. T. B. Le Mesurier. Bec. Ac. XIX, 212, 19. März 1881. — 9) Batana-
ftBJaram, with Tocab. and notes, Maulmain, Lond., Trübner 1879. 32 S. 12°. 3 s.— 10) Lan-
UsMoaTisuddhikathfi. (Pili.) Bangoon. — 11) The Megha-Sütra. [JRAS. N. S. XII,
J86-311, Apr.].
1,16 1. J. Klatt:
Schlangen über Regen bewirkende Zauberformeln. Fe er1) hat seine haupt-
sächlich auf dem Avadäna-Sat&ka beruhenden buddhistischen Studien fort-
gesetzt (s. Jahre8ber. I, 4 n. 8, H, 1, 13 n. 4) und handelt diesmal über
die zur Erlangung der Buddhawurde nötigen Vorbedingungen. Man mufe
einem Buddha begegnen, ihm eine Gabe reichen und den Wunsch aussprechen,
ein Buddha zu werden (pranidhi). Darauf lächelt der Buddha (smita) und
spricht die Weissagung (vjäkarana). Eine Neuausgabe des Saddharmapunda-
rika (Lotus des guten Gesetzes) wird von Kern vorbereitet.
Nachdem wir die auf die Litteraturdenkmäler des Buddhismus
bezuglichen neuesten Erscheinungen durchgegangen sind, wenden wir uns zu
den Resten der Bauthätigkeit der Buddhisten mit ihren Skulpturen,
Malereien und mannigfaltigen anderen Gegenständen von antiquarischem
Interesse, vor allem den Inschriften, und zwar zuerst zu den auf dem
Festlande von Vorderindien erhaltenen.
Auch in diesem J. ist ein ähnliches Prachtwerk, wie Cunninghams Stüpa
of Bharhut und Rajendralala Mitras Buddha Gaya, über die wir im vor. J.
berichteten, erschienen, nämlich das Werk über die Grottentempel Indiens
von J. Fergusson und J. Burgess,*) von welchen ersterer die im östlichen,
letzterei die im westlichen Indien befindlichen Tempel bearbeitet bat Als die
Periode, aus welcher die Grottentempel stammen, gilt die Zeit von 250 v. Chr.
bis 800 n. Chr., also c. 1000 Jahre. Das älteste Datum einer Inschrift ist
das 12. Jahr von Aiokas Regierung (Mitte des 3. Jahrh. v. Chr.). Die Mehr-
zahl der Tempel rührt von den Buddhisten her, welche während dieser Periode
in Indien das Übergewicht behaupteten. Im westlichen Indien schätzt Burgess
die bis jetzt bekannt gewordenen Grottentempel der Buddhisten auf 720, die
der Brahmanen auf 160 und die der Dschainas auf 35. Von besonderer
Wichtigkeit für die Chronologie der ältesten Grottentempel ist die Auffindung
von Inschriften in Maurja- Schrift (noch nicht entziffert) in den Grotten zu
Pitalkhora und die Entdeckung des alten Vih&ra (Klosters) in Bhädschä.
A. Cunninghams3) Archaeological Survey of India (s. Jahresber. II, 1, 20
n. 4 — 6) ist bis zum 11. Bande vorgerückt. Bd. 9 — 11 umfassen die Er-
gebnisse der Forschungsreisen in der Westhälfte der Centralprovinzen, in
Bundelkhand und Malwa, und in den gangetischen Provinzen von Badaon
bis Bihar. Sie enthalten Beschreibungen und Abbildungen vieler interessanter
Überbleibsel der indischen Architektur und Skulptur aller Zeiten. In Bd. 9
u. 10 findet man Auseinandersetzungen über die Gupta- und Tschedi-Saipvat-
Aera, deren Anfang C. auf 194 und 249 n. Chr. setzt
Von R. Se well4) ist der offizielle Bericht über Ausgrabungen beim Amara-
vati Tope erschienen, enth. die Beschreibungder dort gefundenen, jetzt im South
Kensington Museum befindlichen Skulpturen und auch eine Inschrift mit Tran-
skription und Übers, v. Eggeling. In einer besondern Abhandlung führt Se-
well5) im Gegensatz zu Fergusson aus, dafs Hiouen-Thsang den Amarävatl
1) Stades bouddhiques. Comment on devient Buddha. [JA. 7. Ser. XVI, 486—514, Okt—
Dez.] — 2) The cave temples of India. London, Allen, Trübner etc. 4°. XX. 536 S.,
1 Karte, 98 Tal u. 75 flohuchn. { 2. 2 b. Rec. Ath. 25. Sept., 8. 396 — 8, vgl. Jas.
Fergusson, ib. 2. Okt, S. 434; v. W. Simpson, Ac. XVIII, 315—7, 30. Okt.; Ausland,
54. Jahrg. S. 656—8, 15. Aug. 1881 (übersetzt aus der Times). -- 3) Vol. IX: IX. 165 S.
u. 30 Tf. 10 s. Rec. JAnt IX, 253—5, Okt — Vol. X: VIII. 132 8. u. 36 Tf. — Vol.
XI: VI, 197 S. u. 44 Tf. — 4) Report on the Amaravati Tope, and excavations on its site
in 1877. Printed by order of the Secretary of State for India in Council. Lond. fol. 69 S.
m. TaO: 3 b. Rec. JAnt X, 56, Feb. 1881. — 5) Note on Hiouen-Thsang's Dhanakacheka.
Indien. 117
Tope nicht erwähne, sondern dafs man Dhanakatscheka mit Bczwada an der
antern Krischna zu identifizieren habe. Ein indischer Portugiese *) hat eine
kurze Beschreibung der bekannten Grotten auf der Insel Elephanta bei
Bombay herausgegeben.
Den in Cunninghams Corpus inscriptionum indicamm, I. veröffentlichten
Inschriften des Asoka (Pijadasi) widmet E. Senart*) eine eingehende und mit
wertvollen Ergebnissen belohnte Untersuchung, von der, obwohl sie zunächst
rein philologisch ist, auch die Geschichte indirekt Nutzen zieht. Nach einer
Einleitung über die Geschichte der Entdeckung und Entzifferung dieser In-
schriften unterwirft er jedes der 14 Edikte des Asoka der sorgfältigsten
philologischen Untersuchung, indem er den Text der Girnar-Inschrift als den
besten zu Grunde legt und die entsprechenden Texte von Kapur di Giri,
Khalsi, Dhauli und Dschaugada folgen lässt. Der Schluss des Werkes, der
Separatabdruck und die Fortsetzung der auszugsweisen englischen Übersetzung8)
feilen in das nächste Berichtsjahr. — H. Kern4) behandelt in ähnlicher Weise
die beiden besonderen Edikte des Asoka zu Dhauli und Dschaugada, eben-
falls auf Grund von Cunninghams Corpus inscript. ind. Einen italienisch
abgefaßten populären Aufsatz über die Felsen- und Säuleninschriften des
Asoka schreibt R. Cust.6) S. Beal 6) meint in einer Notiz, die sich auf Burnouf,
Introd. ä l'hist. du bouddh. ind. p. 407 bezieht, dafs in der Legende von
Knnala nicht von einem Elfenbeinsiegel, sondern von einem Zahnsiegel des
A>oka die Rede sei.
Wir erwähnen noch einige Kleinigkeiten in Bezug auf buddhistische
Inschriften: eine kurze Felseninschrift in Päli- Sprache, deren Alter
Hoernle7) aus der Form der Buchstaben auf c. 200 v. Chr. abschätzt, eine
indere Päli -Inschrift,8) welche die Errichtung eines torana (Thores) beur-
kundet und dadurch bemerkenswert ist, dafs einigen Personennamen der Name
der Mutter (nicht des Vaters) beigefügt ist, zwei Inschriften in Kutila-Schrift,
velche Rajendraläla9) als Nachtrag zu seinem Werke über Buddha-Gaja
veröffentlicht, deren Fundort er in einer zweiten Notiz 10) näher präcisiert,
ron welchen die eine aus dem 9., die andere sogar aus dem Ende des 12. Jh.
Q- Chr. stammt, und welche als so späte Denkmäler des Buddhismus in Indien
von Interesse sind, ferner zwei kleine in Arakan (Brit. Birma) gefundene
buddhistische Inschriften,11) welche wegen ihres vom nordiiidischen Typus ab-
geleiteten Schriftcharakters interessant sind, endlich 16 in Rivett-Carnacs")
Kabinette befindliche buddhistische Münzen.
Der Streit zwischen Rajendraläla und Fergusson über das Alter
i-IRAS. N. S. XII, 98 — 105, Jan.], und J. Fergusson, Kemarks on Mr. Sowell's paper.
[ib. 105 — 9]. — 1) Joäo Filippc de Oouyoya, 11ha do Elephanto. Bombay, üouvoya. 27 S.
«» - 2) ßtude sur los inscriptions de Piyadasi. [JA. 7. So>. XV, 287—347. 479 — 509.
XVI, 215—67 m. 2 Taf. 289—410]. — 3) On tho Inscriptions of Piyadasi. [JAnt. IX, 282
—7, Not.]. Edikt 1-3. — 4) On the BCparato edkU of Dhauli and Jaugada. [JUAS. N.
•V XII. 379 — 94, Juli]. — 5) 1 piü antichi nionumenti epigraiki iioll' lndia settentrionale. -
U ücrliioni di Re Asoka. [Nuova Antol. 2. Scr. XVI, 309—18, 15. Juli 1879]. - 0) Tho
t«*th-*eal of AHoka. [JAnt. IX, 86, Mär/]. — 7) Note on a rock-cut insrxiption from ltiwa.
[JAnt IX, 120 — 1, Mai]. — S) Kajondralala Mitra, Hcmarks on a Pull inscription from
Üturhat. [PASB. S. 58—63, März]. Vgl. lloernlo ib. S. 55. — ») TranwTipts and trans-
iatioii« of two inscriptions from Buddha-Gaya. [ib. S. 76 — 80, Apr.]. — 10) On Buddha-Gay u
'«»HTiptionii. [ib. 8. 172. 3 u. 1 Taf., Nov.] — 11) 0. K. Fryor, Lottor forwardiiig »upion
«f twu MiiaJl Buddhist inscriptioii*. [ib. Aug. 1879, S. 201. 2 u. 1 Taf.] S. K. Kulm, Z1)MG.
J*tre»lier. 1879. S. 21. — 12) IL Kivott-Carnac, Note on somo ropper Buddhist coins.
w»tk 2 plate». [JA8B. N. S. XL1X. Part 1. p. 138. 9].
HütorJMxb« jMhrm»b0riobte. UHO. I. <i
1,18 L J- Klatt:
der Adschanta- Malereien (s. Jahresber. I, 7 n. 11, II, 1, 15 n. 2) wird in
diesem J. fortgesetzt, und zwar so, dafs beide bei ihrer Ansicht beharren.1- *)
Einen Ausweg schlägt Burgess8) in einem Briefe an die Ac. dahin vor, dass
nach dem Stil der Architektur, dem Charakter der Malereien und dem Typus
der Inschriften verschiedene Zeitalter der Entstehung anzunehmen seien.
Hierher gehört auch ein Aufsatz über den sogenannten custard apple.4)
Zwischen Weber und Räj e n d r a 1 ä 1 a 6) hat sich eine Controverse entsponnen,
ob auf einem Gemälde Devaki oder Jasodä neben Krischna dargestellt sei.
Rivett-Carnac, Walhouse und Burgess6) haben eine kurze Ausein-
andersetzung über das wollige Haar und die langen Ohrläppchen an den
Buddha-Bildern.
Rivett-Carnac7) handelt über buddhistische Altertümer, Scheiben und
Siegel, die er für Weihgeschenke hält, unter häufigen Verweisungen auf
Schliemanns Werk über Troja, W. Sandford8) über allerhand Gegenstände von
antiquarischem Interesse buddhistischen Ursprungs, gefunden im Pendschab,
als deren Entstehungszeit er das 1. bis 8. Jh. n. Chr. annimmt, E. Chantre9)
über Klappern aus Yeddo, die von buddhistischen Priestern getragen wurden
und häufig mit dem Svastika verziert sind. Letzterer, eine kreuzähnliche
Figur, die auch bei den Dschainas als Attribut des 7. Tirthakara Supärsva
vorkommt, ist nach einer vortrefflichen Abhandlung von E. Thomas10) ein
Symbol der in radähnlicher Drehung befindlichen Sonnenscheibe (nach den
rohen Vorstellungen der ältesten Astronomie). Derselbe11) handelt noch einmal
über den Svastika und andere buddhistische Symbole, nämlich das Rad,
Vischnus Fufstapfen und das Pferd, auf Grund seiner Studien an den Skulp-
turen des Amarävati Tope. S. Beal12) schliesst daran eine Notiz über den
Svastika bei den chines. u. japanes. Buddhisten. Auch von C. Graves13)
verzeichnen wir eine Arbeit über dieses buddhistische Symbol.
Ober buddhistische Denkmäler in Afghanistan handeln W. Simp-
son u) und C. Swinnerton,15) von denen der letztere auf Ruinen bud-
dhistischer Topes im Dorfe Ada oder Hadah aufmerksam macht.
1) Rajendralala Mitra, On the age of the Ajanta Caves. [JRAS. N. S. Xll, 126—
39, Jan.] - 2) James Fergusson, Notes on Babu Rajendralala Mitra's Paper on the age of
the Caves at Ajanta. [ib. 139—51]. — 3) Age of the Ajanta paintings. [Ac. XVII, 198. 9,
13. März]. — 4) George Birdwood, The so-called „custard apple" of tho Ajanta Cave pain-
tings and Bharhnt scolptures. [Ath. 17. Jan., S. 95]. — 5) Prof. Weber and Babu Rajendra
Lala Mitra. [Ac. XVI, 356, 15. Nov. 1879], ein Schreiben Webers mit Bezug auf RAj.'s Buddha
Gaya, p. 178 not. — Antwort Raj.'s ib. XVII, 161, 28. Feb. — No. 1 abgedruckt mit einer
Antwort auf No. 2 [JAnt. IX, 226 — 9, Sept] — Vgl. eine Recension über Raj.'s Buddha Gaya
[JAnt. IX, 113—6. 142—4, Apr., Juni], in welcher dem R. viele Irrtümor in der Erklärung
der mythologischen Darstellungen und der Inschriften nachgewiesen werden. — 0) H. Rivett-
Carnac, M. J. W. and Jas. Burgess, Buddha 's hair [JAnt. IX, 52. 3, Feb.] — 7) Memoran-
dum on Clav Discs callcd „Spindlc Whorls" and votive Seals found at Sankisa, Behar, and
other Buddhist ruins in the North Western Provinces of India. With 3 platcs. [JASB. N.
S. XLIX. Part 1. p. 127 — 37]. — 8) Account of excavations made near Manikyala, in the
Panjab. [IAnt. IX, 153 — 8 u. 1 Taf., Juni]. Näheros darüber in Cunninghams Arehaool. Rep.
vol. II — 9) Relations entre los sistres bouddhiques et certains objets de Tage du bronze
europoen. [Congres prov. des Orient. Compte rendu de la III e sess. Lyon 1878. T. 11, 1880.
S. 119-27 u. 4 Taf.] Auch sep. Lyon, Pitrat aine\ 13 S. u. 4 Taf. — 10) The Indian
Swastika and its western counterparts. [Numism. Chron. N. S. XX, 18 — 48]. Auch sep. London,
31 S. u. 2 Taf. 3 s. 6 d. — Vgl. F. Warrington Eastlake, Chaldean Grammamancy.
[China Review IX, 120—2, Sept.-Okt] — 11) The Swastika. [IAnt. IX, 65. 6, März.] Forts,
u. d. Tit.: Buddhist symbols, &c. [ib. 135—40, Mai.] — 12) The Swastika. [ib. 67. 8]. —
J3) On the Croix Gammee, or Swastika. [Transact. R. Jr. Acad. XXV11. No. 3. 1871)]. —
14) Buddhist Architecture : Jellalabad. Lond 4°. S. 37— 64, woraus? — 15) Am ient remains
in Afghanistan. [IAnt VJLU, 198—200, Juli 1879]. Aus der Times, 12. Apr. 1879. —
Indien. 1,19
Die buddhistischen Inschriften im Nordwesten Ceylons gehöreu meistens
den 4 ersten Jahrhunderten der christlichen Aera an, sie sind fast alle Stein-
inschriften und in dem viereckigen Nägari- Alphabet, einer Abart des Asoka-
Typus geschrieben. Mehrere derselben werden von Ed. Müller1) mitgeteilt
Da die in denselben vorkommenden Namen sich nicht identifizieren lassen,
so ist das Hauptinteresse zunächst ein sprachliches. Müllers Werk über die
ceylonesischen Inschriften, die er während eines vierjährigen Aufenthalts auf
der Insel im Auftrage der englischen Regierung gesammelt hat, ist im Druck,
s. TR. N. S. II, 123, Okt. 1881. — Derselbe3) veröffentlicht eine sin-
gbalesische Inschrift, die früher für bedeutend älter gehalten wurde und erst
von dem verstorbenen P. Goldschmidt als von Mahindo HL (997 — 1013) her-
rührend erkannt wurde. — Nachträglich erwähnen wir eine Abhandlung von
dem eben genannten Goldschmidt,3) in welcher er alle Wörter der in
seinem letzten Report an das Ceylon Government (Sept 1876) übersetzten
nnghalesischen Inschriften analysiert. — Über Sitten und Gebräuche beim
Ackerbau in dem Kägalla-Distrikt (Ceylon) handelt R. Jevers.4) Beiläufig er-
wähnen wir eine kürzlich an die Berliner E. Bibliothek gekommene hand-
schriftl. Abhandlung von D. Pereira5) über die Gebräuche der Singhalcsen bei
Geburt und Heirat. Ein Buch von G. Gandolfi6) ist uns seinem Inhalte nach
unbekannt und vielleicht gar nicht hierher gehörig.
Wir wenden uns zur Geschichte des Buddhismus in Hinterindien.
Noch im J. 1861 konnte Barthelemy Saint-Hilaire schreiben, dafs mit Aus-
nahme vielleicht von Birma die andern Länder Hinterindiens kein historisches
Interesse hätten. Dieses Urteil ist nicht mehr zulässig, seitdem man in
Kambodscha grofsartige Ruinen uralter Civilisation , die teils von China, teils
von Vorderindien ausgegangen ist, entdeckt hat. Das prachtvolle Reisewerk
L. Delaportes7) gewährt zum ersten Mal einen deutlichen Einblick in die
Kunst des Chmer-Volkes, wie sie sich bethätigt in seinen Festungen, Brücken
od Balustraden, Gräbertürmen, Pyramiden tempeln und Pagoden, in welchen
die indischen und chinesischen Kunstelemente noch deutlich zu unterscheiden
and. Wir haben hier einmal die wissenschaftliche Thätigkeit der Franzosen
anzuerkennen , während sonst auf allen Gebieten der indischen Altertumskunde
die Engländer dominieren. Wie berichtet wird (Ac. XX, 333, 29. Oct. 1881),
hat Delaporte eine neue archäologische Expedition nach Kambodscha unter-
nommen. Die Denkmäler der Chmer-Kunst, welche er von seiner ersten
Reise mitgebracht hatte, waren auf der Pariser Weltausstellung im Trocad6ro
ausgestellt worden. Auf diese bezieht sich ein gut geschriebener Artikel von
LMartinet.8) Wir nennen noch einige Abhandlungen9-14) über die Ruinen
1) Report on the ancient inscriptions in the North- Western Province and in the Districts
of Matale and Trinkomalf, Ceylon. [lAnt IX, 8—14. 268—74, Jan., Nov.] — 2) Text and
tramlation of the inscription of Mahindo 111. at Mihintalo. [JCBKAS. S. 5—36]. — 3) Notes
o* ancient Simtuüese inscriptions. [ib. 1879. S. 1 — 45], datiert Potana, Jan. 1877. — 4) Customs
■ad ceremonies connected with Paddi cultivation. [ib. 1880. S. 46 — 52 u. 1 Taf.] — 5) The
•ittloms and ceremonies prevaling among the Singhalese in the Island of Ceylon. — 0) Da
Mihno all' iaola di Ceylan: impressioni di uno Zotico di Cernusco Asinario. Milano 1878.
VII. 420 S. 1. 5. — 7) Voyage aa Cambodge. L'architecture Khiuer. Ouvrage on»'» de 175
smurcs et d'une carte . . * Paris, Delagrave, gr. 8°. 462 S. fr. 20. Reo. AEO. 11, 212. 3.
H) Les rnines Khmors dans le Kambodge. [Rcv. d'anthrop. 2. 86r. I, 666-84, Okt. 1878].
9) Marquis de Croizier, Les monuincnts de Fanden Caiubodgo classes par provinces. [AEO.
I, »6— 100. 1878—9]. - 10) Legrand, L'art Klimer et la soriete indo-chinoiso. [R<»v.
ik&. intern. 1879. n. 41]. — 11) J. Spooiior, Exploration aux ruinös des mouumeiits
reügieux de la proYiuce de BaU (Cambodge). [KHK. 1, 83 -101 u. 2 Tat. lu&.-¥«\>:\ —
2*
1,20 1. J- Klatt:
Kambodschas; andere findet man bei Eoner, Zeitschr. d. Ges. f. Erdkunde,
XIV, 517, XV, 504. Einige Inschriften, von welchen Harmand1) Eopieen
veröffentlichte, sind von H. Kern2) entziffert worden, und es hat sich ergeben,
dafs sie in Sanskrit abgefafst sind.
Wir erwähnen noch ein paar Schriften 3~6) und machen auf die über den
Buddhismus handelnden Abschnitte in A. Fytches6) und C. Forbes,?) Werken
über Birma aufmerksam. — Die Geschichte Siams wird erst von der Zeit
an, als Ayuthia (Ajodhja) erbaut wurde (1350 n. Chr.) in ihrem Verlauf
deutlicher. Auf Grund der Münzen und unter Benutzung eines Werkes von
A. Pereira8) giebt J. Haas9) eine chronologische Tabelle der siamesischen
Herrscher von diesem Zeitpunkt an bis zur Gegenwart.
Obwohl die Jahreszahl 1874 tragend, dennoch angeblich erst 1880 zu Ende
geführt, ist das von der holländ. Regierung herausgeg. Prachtwerk über die buddhis-
tischen Ruinen von Boro Budur auf der Insel Java,10) das Resultat einer
i. J. 1814 unternommenen, damals aber bald unterbrochenen, 1842 wieder-
aufgenommenen und seitdem ohne Unterbrechung fortgeführten Arbeit, durch
welche wir die schönsten buddhistischen Ruinen der malayischen Inselwelt
kennen lernen. Auf dieses Werk bezieht sich wohl ein Artikel von G. Hose.11)
Wir gehen über zur Geschichte des Buddhismus im nordöst-
lichen Asien, zunächst in Tibet. Das Tibetische war das Feld, auf
welchem der verstorbene A. Schiefner12) seine Hauptthätigkeit entfaltete.
Dahin gehören noch 3 seiner letzten Arbeiten, 1) über eine im 72. Bande der
Sütras des Tandjur befindliche kleine Spruchsammlung, welche sich an das
Dhammapada anschliefst,18) 2) über eine tibetische Handschrift des India
12) Rcn6 de la Ferte, L'art Khraer. [Artiste, März.] — 13) Friedr. v. Hellwald, Die
Ruinenplätzo Cambodscha«. [Osterr. Monatsschr. f. d. Orient VI, 134 — 6, 15- Aug.] — 14) De
overblijfsden der Khmer bouwkunde. [Aardrijkskundig Weekblad I. 1879/80 n. 51. f.] —
1) Les Kouys. Ponthey-Kakeh. Considerations sur les monuments dits Khmers. [AEO. I. 1879.
S. 329. 361]. — 2) Opachriften op oude Bouwwerken in Kambodja. [Bijdragen tot de Taal-,
Land- en Volkenk. y. Nederl. - Indie , Volgr. IV, Deel III, 268—72, 1879]. Ins Franztfs.
übers, u. d. Tit: Inscriptions cambodgiennes. [AEO. II, 193—6. 333—41. 1879/80]. Vgl.
Harmand, Inscriptions cambodgiennes. Lettre., [ib. II, 271. 2]. — $) A. Landes, La
commune annamite en Basse-Cochinchine. Saigon. — 4) P. Vial, La colonie de la Cochinchine.
Historique. — Description. — Politique & suivre. [Journ. des ficon. 4. Ser. XII, 395 — 407,
15. Dec] — 5) Sh. Yoe, Buddhists and Buddhism in Burma. [Cornhill Mag., Nov., Dez.] —
G) Burma past and prcsent with personal reminiscences of the country. Vol. 1. 2. Lond.,
Kegan Paul 1878. XIV. 355 S., 13 Illustr.; VIII. 348 S., 7 Illustr. u. 1 Karte. 30 s. —
Vol. II, S. 137—210: Buddhism and Education in Burma. — 7) British Burma and its people.
Lond., Murray 1878. IX. 364 S. 10 s. 6 d. — Cap. X. Burman Buddhism. Oap. XI. The Burman
Phoongyees, or Monks. S. 299 337. — Rec. Österr. Monatsschr. f. d. Or. V, 88, 15. Apr.
1879; v. W. F. S. lAnt. IX, 87—8, März. — 8) Moedas de Siam. Com una carta. Lisboa,
Lallemant 1879. — 9) Über siamesische Münzen. [Numism. Zeitschr., Wien, Xll, 458 — 80]
und: Siameso coinage. [Journ. North China Br. R As. Soc] Auch sep. Shanghai, Celestial
Empire office. 30 S. — 10) Borö-Boudour dans l'ile de Java, dessine* par ou sous la direction
de M. F. C. Wilson, avec texte descriptif et explicatif, re"dig6 . . p. le Dr. C. Leo m ans —
traduction francaise de Van Harne 1. Leide, Brill 1874. LXILL. 696 S. Partie holland.,
partie franc,. — Atlas (in fol.) de 410 planches. (Atlas m. d. Tit: Böro-Boedoer op het eiland
Jaya...) Trübner: * 16. 16 s. Rec. Cape Monthly Magazine, N. S. III, 125—6, Aug.; v.
L. Feer, RHR. II, 375, Nov.-Dez. — 11) Tho ruins of Boro Budur in Java. [Journ. of the
Straits Branch R. As. Soc. Dez.] — 12) Nekrologe s. Jahresber. II, 1, 14 n. 3. Aufserdom
v. R. Rost, Ath. 24. Jan., S. 123, abgedruckt lAnt IX, 111—3, Apr.; v. Max Müller, Mag.
f. d. Lit dos Ausl. XCVLL, 97. 8, 14. Feb.: JRAS. N. S. XII, Ann. Rep. p. IX — Xlll;
Budenz Jozsef, Emlekbeszed Schiefner folött, Budapest, 15 S. (aus den Abhandl. d. ung. Akad.)
V\) Über Vasubandhu's Gäthäsamgraha. Bull, de l'acad. imp. des sc. de St-Pet. XXV, 69
94, 1879; abgedruckt in den Mel asiat VI11, 559 — 93, 1879. — Hymns, composed by
Vaaabandha (aic) erwähnt I-tsing (7. Jahrh.), s. lAnt XI, 49, Feb. 1882.
Indien. 1,21
Office, aus welcher er 2 Erzählungen, den Tod der Elster und das Ulüka-
Sütra (deutsch) mitteilt, ') und endlich 3) die grössere Abhandlung über das
Bonpo-Sütra, *) die wir noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Eine eng-
lische Obers, v. Schiefners Indischen Erzählungen nach tibetischen Quellen
(s. Jahresber. II, 1, 14 n. 2) wird bei Trübner erscheinen, s. Ac. XVIII,
257, 9. Okt — S. Bus hell8) übersetzt die Geschichte Tibets aus dem Chine-
sischen nach der officiellen Geschichte der 618 gegründeten Tang-Dynastie.
Über Sitten und Gebräuche in Klein-Tibet, speciell in Lahoul und Spitti
handelt Edw. Paske.4)
Der Buddhismus in China ist der Gegenstand eines Werkes von
J. Edkins.5) Interessant ist in demselben Kap. 5 über die 28 Patriarchen
der nördlichen Buddhisten, von welchen der 9., namens Buddhamitra (2. Jh.
v. Chr.) einen Nirgrantha (Dschaina), einen „expert calculatoru zum Buddhis-
mus bekehrt haben soll (S. 73 ff.). Der Anfang des Werkes (Kap. 1-^4)
erzählt Buddhas Leben, Kap. 6 — 8 enthält eine wertvolle Geschichte des
cfaines. Buddhismus, 9 die Ethik, 10 den Kalender der Buddhisten, 11 die
Beziehungen zur indischen Mythologie, 14 — 16 den Kultus, 17 eine Skizze
der buddhistischen Litteratur Chinas, 25 handelt von der Kenntnis des
Sanskrit bei den chinesischen Buddhisten. Rhys Davids wirft dem Buche
schwere Mängel vor: es habe keine historische Methode, sei teilweise ver-
altet, gebe seine Quellen nicht an und verrate geringe Kenntnis der alten
Geschichte des Buddhismus.
Wir nennen ausserdem ein paar Abhandlungen von L. de Rosny6) und
Martin,7) und ein Buch von J. Remy8) das uns nicht näher bekannt ist. —
Ein Fragment aus Ma-tuan-lin , 9) welches über die Beziehungen Chinas zu
Indien vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 11. n. Chr. handelt, wird nach der französ.
Übersetzung des Stanisias Julien englisch wiedergegeben. Beal10) übersetzt
einen Abschnitt des Avalambana-SAtra aus dem Chines., in welches es c. 265
i Chr. aus dem Sanskrit übersetzt wurde, und ein anderes Sütra,11) welches
die nordbuddhistische Form des &ivi-Dschätaka zu sein scheint. Derselbe18)
giebt nach chines. Quellen eine mit Edkins' Aufzählung (s. oben n. 5) nur
teilweise übereinstimmende Liste der 28 Patriarchen, welche von Buddhas
Tode bis zu ßodhidharma (um 525 n. Chr.) an der Spitze der buddhistischen
1) IJber eine tibetische Handschrift des lndia Office in London. [Hüll. XXV, 321 — 33,
1879; Mel. as. VIII, 623 — 40]. — 2) Über das Bonpo-Sfitra : „Das weifse Naga-Hundert-
Uosend. [Mein, de l'ac imp. des sc. de St-Pet VII. Ser. XXVIII. Nr. 1]. Auch sep. IV.
*6 S. M. 2.30. — 3) The early history of Tibet. From Chinese source*. [JllAS. N. S.
XII, 435 — 541 u. 3 Taf., Okt.] Rec. v. Maurice J am et el, Rev. de rcxtr.-orient I, 151, Jan.-
Hirz 1882. — 4) Buddhism in the British provinces of Little Tibet. [Journ. Anthrop. In-
ftitate VIII, 195 — 210, 1879]. — ») Chinese Buddhism: A volumo of skotehos, historical,
descriptüre, and eritieal. Lond., Trübner. XXIII. 2. 453 S. 16 s. (Trübnor's Oriontal Series).
Rec Ath. 3. JuJi, S. 7. 8. (aus. mit J. Legge, Religions of China); v. T. W. Rhys Davids,
Ac. XVIII, 232. 3, 2. Okt.; lAnt. IX, 315—7, Dez.; v. G. v. d. Gabelcntz, LC. 18. Dez.,
fy. 1742. — 6) Le bouddhisme dans l'extreme Orient. [Rev. sciontif. 2. Ser., XVII, 581 — 5,
20. Bez. 1879]. — 7) On reformed buddhism in China and Japan. [Proc. Amor. Or. Soc.,
Okt XV]. — 8) Pelerinage d'un curieux au monastere bouddhique de Pemnüantsi. Chalons-
w-Marne. 60 8. Trübner: 2 s. 6 d. — 9) Thion-chu — lndia. Extract from Ma-twan-
ün, book CCCXXXVII1. Fol. 14. Transl. from the French of M. Stanisias Julien. [lAnt. IX,
14—24, Jan.] Über*, aus JA. IV. Ser. T. X. (1847) S. 81 -121. — 10) Avalambana. [lAnt.
IX, »5—6, Min]. „From The Oriental, Nov. 6, 1875." — 11) The Sütra called Ngan-Shih-
*io» i. e. „Silver-white woman." Transl. from the Chinese, [ib. 145—8, Juni]. — 12) Suc-
«wion of Buddhist patriarchs. [ib. 148—9, Juni]. „From Tho Oriental, Sopt. 25, 1875."
1,22 I. J- Klatt:
Kirche standen, handelt über eine Inschrift r) mit Beziehung auf das leuchtende
Diadem (tschüdä) um Buddhas Haupt, übersetzt die Geschichte von dem
Kaufmann, welcher seine Mutter schlug,*) und handelt über die 18 alten
Sekten des Buddhismus. 3) Bei dieser Gelegenheit erwähnen wir noch 2 andere
Abhandlungen von Beal, obwohl sie sich nicht auf den chines. Buddhismus
beziehen. In der einen 4) vergleicht er den Mythus von der Geburt des
Apollo und des Buddha und erklärt die Übereinstimmung dadurch, dafs die
Branchiden, die Priester des Apollo, 150 Jahre in der Nachbarschaft Nord-
indiens wohnten, in der andern 6) handelt er über das Wort sramana (Ascet).
Max Müllers6) Essay „Buddhistische Pilger" handelt über die von
Stan. Julien übersetzte Biographie und Reisebeschreibung des Hiuen-Thsang,
der in der Mitte des 7. Jh. n. Chr. eine Reise von China durch Central-
asien nach Indien unternahm, um die Stätten von Buddhas Leben und Wirken
zu sehen und viele buddhistische Werke aus dem Sanskrit ins Chines. über-
setzte. Über letztere, u. bes. über die Principien, nach welchen die Chinesen
indische Eigennamen wiedergeben, handelt ein andrer Essay.7) Eine neue
Übersetzung von Hiuen=Thsangs Reisebeschreibung (Si-yu-ki) durch Beal wird
in Trübners Oricntal Series erscheinen, s. TR. N. S. m, 23, Febr. 1882.
— Über den Reisebericht eines andern chinesischen Pilgers I-tsing, welcher
in den J. 673 f. Indien bereiste, handelt M. Müller8) in einer Besprechung
der Kasika, eines grammatischen Werkes von Dschajaditja, dessen Todesjahr
er nach dem chinesischen Autor auf c. 660 n. Chr. fixiert. Er teilt mit,
dafs I-tsings Reisebeschreibung von dem Japanesen Kasawara ins Engl, über-
setzt werden wird.
Seit der Einführung des Buddhismus in China im 1. Jh. n. Chr. bis zur
Zeit Hiuen-thsangs im 7. Jh. (auch im 11. Jh. nach dem Bericht des Ma-
tuan-lin, JAnt. IX, 24. s. oben S. 21 n. 9) sollen aus Indien Sauskrithand-
schriften nach China gebracht worden sein. M. Müller, der schon lange
die Möglichkeit ins Auge fafste, dafs dergleichen noch in den alten Tempel-
bibliotheken Chinas aufbewahrt würden, ist es endlich geglückt, eine Sanskrit-
Handschrift, freilich nur eine Kopie zu erlangen, und zwar aus Japan, wohin
sie aus China gekommen ist. Sie enthält das Sukhavativjühamahäjänasutra
in nepalesischer Schrift mit chinesischer Übersetzung, einen bei den japa-
nesischen Buddhisten viel gelesenen Text, welchen er mit engl. Übers, publi-
ziert.9) Später teilt er10) mit, dafs auch Originale, d. h. Sanskrithandschriften
auf Palmblättern , in Japan aufgefunden worden sind, welche aus d. 6. Jh.
n. Chr. datieren, während die ältesten in Indien befindlichen Handschriften
kaum bis ins 12. Jh. hinaufgehen. Weiteres hierüber im nächsten Jahresbericht.
Eine überraschende Entdeckung war es, als Laboulaye 1859 fand, dafs
die christliche Legende von dem indischen Königssohne Josaphat, der sich
1) The Buddhist inscription at Keu-ynng-kwan. [ib. 195- 6, Aug.] „From The Oricntal,
Okt. 9, lo75.u — 2) Story of the merchant who struck his mothor. [ib. 224—6, Sept.]
From The Oriental, Okt 9, 1875, also roprinted in The Romantie Legend of Öäkya Buddha. --
3) The eighteen schools of Bnddhism. [ib. 299—302, Dez.] — 4) Tho Branchidae. [ib. 68—
71, März). „From Tho Oriontal, Okt. 9, 1875." — 5) Romarks on the word Sramana. [ib.
122, Mai]. — 6) (1857); Essays, 1. S. 215—53. — 7) Chinesische Übersetzungen von
Sanskrittoxton. (1861) ib. S. 266—76. — 8) Ac. XVIII, 223. 4. 242. 3, 25. Sept, 2. Okt.
Abgedruckt lAnt. IX, 305 — 8, Dez. — 9) On Sanskrit toxts discovered in Jaj>an. [JRAS. N.
S. XII, 153—88 u. 1 Taf., Apr.] Abgedr. in Selected Essays, 1881. Auih sop. Vgl. H.
Y(ule), Prof. Max Müller's Paper at tho Royal Asiatic Soc., Ath. 28. Feb., S. 285; A. B(urncll),
lAnt. IX, 233 — 4, Sept.; Meyncrs d'Estrey, Manuscrits sanscrits au Japon, AEO. II, 353 — 5.
■ — JO) Sanskrit manu scripta in Japan. [Ath. 27. März, S. 409. 10; 7. Aug., S. 177].
Indien. 1,23
trotz des Widerstrebens seines Vaters von dem Eremiten Barlaam zum
Christentum bekehren läfst, eigentlich eine in ein christliches Gewand ge-
kleidete buddhistische Legende sei. Der indische Königssohn ist Buddha,
und sein Name Josaphat eine Entstellung aus dem Sanskritworte Bodhisattva.
Daraus folgt die sonderbare Thatsache, dais die katholische Kirche den
Grunder einer Heidenreligion als einen ihrer Heiligen verehrt. Von den ver-
schiedenen hierher gehörigen Schriften nennen wir nur eine von E. Cosquin,1)
der die Legende nach Mignes griechischer Patrologie und dem Lalitavistara
neben einander stellt und die bekannten Thatsachen noch einmal verarbeitet.
Nachdem wir die Geschichte der aus Indien hervorgegangenen Welt-
religion beendet haben, gehen wir zu den andern in Indien entstandenen und
auf Indien beschränkt gebliebenen Religionen über, und zwar zuerst zu der
dem Buddhismus am nächsten stehenden Dschaina-Religion. Mahävira
ist nach H. Jacobi*) nicht der eigentliche Gründer der Dschaina-Religion
gewesen, sondern hat eine schon bestehende, vielleicht von dem 23. Tirtha-
kara Parsva, welchen J. für historisch hält, ausgegangene Religion reformiert.
In demselben Artikel handelt J. über die Prakrit- und Pali-Form des ältesten
Namens der Sekte (Nirgrantha) und des Namens des mit Mahävira identifizierten
Dschnataputra (oder nach J. Dschnatriputra) und über einige dunkle Punkte in
der Beschreibung der Nirgrantha-Lehre durch die Buddhisten. Buddhisten
und Dschainas stimmen in dem Namen der Sekte Nirgrantha, des Lehrers
Dschnataputra und dem Ort seines Todes, der Stadt Päpä überein. Abweichend
nennen die Buddhisten den Dschnataputra einen Agnivaisjajana, während er
in Wirklichkeit ein Kasjapa war. Mahäviras Schüler und Nachfolger Su-
dhannan war dagegen ein Agnivaisjäjana, und es ist nicht unmöglich, dafs der
letztere in der Tradition der Buddhisten gemeint sei. Buddha war noch ein
Zeitgenosse des Sudharman, aber kaum noch des Mahävira, da Buddha nach
der wahrscheinlichsten Annahme 477 v. Chr., Mahävira nach der Dschaina-
Überlieferung 527 v. Chr. und Sudharman 20 Jahre nach ihm (507) starb.
Eine von Jacobi3) herausgegebene Präkrit-Bcarbeitung der Legende
Ton Kälaka, einem alten Dschaina-Heiligen , enthält mancherlei historische
Elemente. Kälaka soll die Entthronung des Gardabhilla, welcher nach der
Tradition der Dschainas 73 — 60 v. Chr. König von Uddschajini war, bewirkt
haben, und zwar mit Hilfe der Schähi, welche er aus $akaküla, einem Lande
jenseits des Indus (nach J. SayutOTctvrj der Alten, jetzt Sejestan) herbeiholte.
Jedoch zieht J. das allgemeine Resultat, dafs die historischen Angaben der '
Dschainas auf unsicherer Tradition beruhen.
G. Thibaut4) giebt in einer von doppelter Gelehrsamkeit, sprachlicher
und mathematischer, strotzenden Abhandlung eine Darstellung des in der
Sürjapradschnapti enthaltenen kosmologischen und astronomischen Systems
der Dschainas, in welchem z. B. 2 Sonnen, 2 Monde u. s. w. angenommen
werden. Die Arbeit ist ebenso, wie Webers frühere über denselben Gegen-
stand (Ind. Stud. 1868) auf Malajagiris Kommentar gegründet, da dem Vf.
1) La legende des saints Barlaam ot Josaphat, son origine. [Roy. dos quoßt. hißt. XXV11I,
579—600, Okt] Auch sop. Par., Palmi. — 2) On Mahävira and his predecesRors. [lAnt.
IX, 158—63, Juni]. Rcc. v. A. Barth, RHR. 111, 89—91, Jan.-Fob. 1881. Vgl. auch
& Oldenberg, ZDMG. XXXIV, 748—57. (über Jacobis Kalpasütra). — 3) Das Kalakäcarya-
Kaihanakam. [ZDMG. XXXIV, 247—318]. Zu S. 251 ist zu boraerkon, dafs die Digambara-
Sekte nach der Tradition i. J. 609 n. Vira (nicht 605) entstanden ist, und dafs damit die von
y tof jene« falsche Datum gobauten Schlüsse hinfällig worden. — 4) On tho SuryaprajiiaptL
[JASB. N. S. yiTY Part I. 107—27. 181—206]. Auch sep. 48 S. Trübner: 2 s.
J?24 L J- Klatt:
eine Handschrift des Textes nicht zugänglich war. Nach seiner Meinung
verdiente das Werk wegen des mannigfaltigen alten Materials, das es enthält,
ganz herausgegeben zu werden. — In einer gediegenen Abhandlung macht
Th. Zachariae1) Mitteilungen über eine von den Dschainas herrührende
Sanskrit-Grammatik, die er für eine der ältesten Umarbeitungen des Panini
hält. — Nicht näher bekannt ist uns eine kleine Publikation von Fr. L.
Pulle.2) — Auszüge aus Dscbaina-Handschriften findet man in Rajendra-
Idla Mitras3) Katalog der Handschriften des Mahdraja von Bikäner.
In Indien sind diverse für Dschainas bestimmte Bücher erschienen, von
denen wir nur ein einziges,4) welches von Trtibner nach Europa importiert
worden ist, gesehen haben. Es ist ein Handbuch für Anhänger der Dschaina-
Religion, und zwar des Kharataragatschha, in Hindi-Sprache, aber mit vielen
Prakrit- und Sanskrit-Teilen-, es enthält u. a. das Dschajatihuana-Stotra des
Abhajadeva, das von Jacob i edierte Bhaktamara- und Kaljänamandira-Stotra,
eine stavanamäla auf Dädädschi (Dschinakusala, gest 1332 n. Chr.). Das
eben erwähnte Bhaktämara-Stotra 5) ist auch einzeln erschienen. Von einem
umfangreichen Sammelwerk 6) ist der 3. Band, enth. 11 Dschaina-Schriften in
Prakrit, Sanskrit und Alt-Gujaratl, erschienen, während die 1876 u. 77 heraus-
gekommenen ersten Bände 79 Dschaina-Wcrke enthielten. Von den zum
heil. Kanon gehörenden Schriften ist das Ätschäränga-Sütra *) in Calcutta,
das Sthanähga 8) in Benares, das Nandi-9) und Uttarädhjajana-Sütra10) in Calc
gedruckt worden. Mehrere Sammlungen von Hymnen, Gebeten u. s. w. n— 18)
in Gudscharati- und Hindi-Sprache sind in Bombay, Ahmcdabad, Surat und
1) Das Jainendra-vyäkaranam : eine Sanskritgrammatik der Jainas. [Bezzenbergers Beitr. z.
Kunde d. indog. Spr. V, 296 — 311]. Einen Artikel Kielhorns über diese Grammatik h. im
nächsten Jahresbor. — 2) Novelliere öainico. Firenzo 1878. 8 Bl. Nicht im Handel. —
3) A Catalogue of Sanskrit Manuscripts in the Library of ilis Highncss the Maharaja of
Bikancr. Calcutta, Baptist Mission Press. XU. 745 S. — - Cap. Iß (S. 668—705.) Jaina —
Reo Ath. 30. Juli 1881, S. 142. — 4) Ratnasagara va Mohanagiinamäla . . . Compiliert ans
vielen Büchern von Muktikamalamuni, dem Schüler des Lakschmipradhänagani , in Yikra-
mapura wohnhaft, aas dem Yrihatkharatarabhattärakagatschha. T. 1. 4, 16, 608 S. Calcutta,
Nütanasahskrita Druckeroi, samvat 1936. Rs. 21; Trübnor £ 3. 3 s. — 7>) A Uta Bhaktamara
Stotra; or a hymn addressed to a Jain saint, by M anatungacharya. Poona 1879. 8 BI.
lith. 1 a. — (i) Sri Prakaran Ratnakar; or a compilation of varions work« by different authors,
111. Bombay, Nirnaya Sagar Press 1878. 4°. 872 S. Rs. 6. 4 a. — 7)" Acharänga Sütra,
Anga 1. W. the comm. of Silänka. Calcutta 1878. (Kai Dhanapat Sing Bahadur's Agam
Sangraha, P. 1). — Eino kritische Ausg. dieses Textes durch Jacobi wird in den Werken der
Pali Text Society erscheinen, s. Ac. XXI, 197, 18. März 1882, und eine Übers, durch den-
selben in den Sacred Books of the East — 8) Sthananga Sütra, Anga III. W. tho comm.
of Abhayadeva and a Gujr. transl. by Moghrajgani. Azamganj (Mundiidabad), Jain
Book Soc. (printed Benares). 1200 S. Rs. 37. 8 a. — 9) Nandi Sütra, w. tho comm. of
Malayagiri. Calc 1879. Ro. 1. 4 a. (Agam Sangraha, P. 45). — 10) l'ttaradhyayana
Sütra . . . Calc. 1879. 80. 1112, 368, 660 S. Rs. 10, Rs. 20. 12 a., Rs. 12 (?) (Agam
Sangraha). 11) Pratikramana Sütra; or several Jain prayers. Bombay, Jagadisvar Press
1878. 100 S. lith. 4 a. (Magadhi). — 12) Jain Dharm Sar Sangraha, Tho subfitanco oi the
Jain rcligion, compiled by Guiabchand Lakhmichand. ib. 1878. 408 S. lith. Rs. 2.
(Magadhi, Gujar. and Hindi). — 13) Stavanavali, a colloction of hymns in tho praise of
several deified Jain saints. Ahmcdabad 1878. 48 S. 12°. lith. 12 a. ; Gujar.) - 14) Terä-
panthikrit Devagurudharmani Ulkhan, a knowledge of the god, the rcligion and the religious
preeeptor, by Torapanthi. Nr. 2. Bombay, Nirnaya Sagar Press 1878. 12°. 226 S.
Rü. 1. (Gujar.) — 15) Chovishi tatha Vishi Sangraha, or a collection of 24 and 20 hymn*.
Ahmedabad 1879. 748 S. Rs. 5. (Gujar.) — 16) Stotra Stavamldi Kavya, or a coli, of
Jain prayers and hymns. Surat 1879. 12°. 16 S. 1 a. (Gujar.) — 17) Vividha Tüja
Sangraha, or a coli, of Jain prayers. P. I. Bombay. 12°. 456 S. Ro. 1. 12 a. (Gujar.) —
18) Stavanamäla, or a garland of praisos. P. 1. Calc. 19 S. 4 a. (Hindi).
Indien. 1,25
Calcutla erschienen , ferner mehrere Erzählungen, 1—7) von welchen die eine
eine Dschaina- Version der Geschichte von Nala und Damajanti enthält, die
hier, wie zu erwarten, als fromme Dschainas dargestellt werden, eine andere
die Erzählung von den 5 Panda vas, in welcher der Gott Krischna u. a. als
Dschainas aasgegeben werden, wieder eine andere eine Geschichte von der
beabsichtigten Heirat des Neminätha, die aber unterbleibt, weil der Bräutigam
für das Hochzeitsfest keine Tiere töten lassen will. Ein in Calc. ersch. Sanskrit-
Lesebuch8) enthält Stücke aus dem Kathakosa, m. engl Übers. — Schliefs-
lich sei ein Buch,9) welches die termini technici der Dschaina-Religion und
Philosophie erklärt, 2 in Azimganj (Beng.) 10. u) und je 1 in Ahmedabad,12)
Calcatta, 1S) Bombay,14) Agra16) u. Benares16) ersch. Buch erwähnt.
Wir wenden uns zu den neueren, unter dem Gesamtnaraen Hinduismus
(auch Brahmanismus) zusammenzufassenden Religionen Indiens. Einige Schatten-
seiten in der religiösen Entwickelung Indiens werden in einer religionsphilo-
sophischen Abhandlung Paul Regnauds17) berührt, welche von dem Grund-
satz ausgeht, dass die erste Bedingung, um einen guten Bürger und Familien-
vater zu machen, die sei, das Leben zu lieben und Leidenschaften zu haben.
Während man gewöhnlich dem Buddhismus eine pessimistische Weltanschauung
vorwirft, zeigt er durch Stellen aus den Upanischads und vedäntischen Schriften,
dass auch das brahmanische Indien davon infiziert sei. Eine Abhandlung
des verstorbenen Garcin de Tassy18) enthält ein Pamphlet gegen die
religiösen Sitten des modernen Indiens, bestehend in einem Auszug aus dem
Hindi-Gedicht Svargarohana des Vischnudäsa. Für weitere Kreise berechnet
scheint ein Aufsatz von E. White.19) K. Raghunathji 20) handelt über die
religiösen Bettler von Bombay, Hindus und Muslims, von welchen die erstereu
in Yaischnavas, Öaivas und Säktas zerfallen und äusserlich durch die Form
ihrer Rosenkränze und durch Zeichen an Stirn, Schläfen, Armen, Brust und
1) Chbabhainura« , ihe «tory of 6 brother*. Bombay 1878. 56 S. lith. 2 ed. 4 a.
[(rajar.) — 2) SripaJrajano ran, or tho fitory of king Sripäl. Bombay 1878. 177 Bl. obl.
fc. 2. (Old Gojar.) — 3) Sumati Nagil Charit», or tho «tory of Sumati and Nagil. Ah-
aedabad 1878. 155 S. Ra. 2 (Gujar.) — 4) Sri Pandava Charitra Granth, tho story of
tfce Pandavas. 1878. (Gujar.) — 5) äri Nala Davadantino ras, or the story of king Nala and
bis qoeen Davadanti. Ahmedebad 1878. 84 8. 12°. 6 a. (Gujar.) — C) Dhamil kumarno
rfc, or the «tory of princo Dhamil. ib. 1879. 126 S. Re. 1. 8 a. (Gujar.) — 7) Nemjino
Vhiha, or the marriage of Nemji. ib. 60 S. 12°. 6 a. (Gujar.) — 8) Sahitya Parichaya,
« introd. to Sannkrit liter. by Nilmani Mukherji. P\ 1. Calc. 120 S. 12°". 8 a. (Engl,
aad San*k.) — 9) Vividha Bola Ratnäkar, or a collection of acveral wordH, by Gh ehe lab häi
Xirnida». F. I. Ahmedabad 1879. 12°. 204 S. Re. 1. 8 a. (Gujar.) — 10) Jaina
JuatTali, or a coli, of the knowledge of the Jain an, by Harakchand Ghoravat. Azimganj
1879. 164 S. Re. 1. 8 a. — 11) Nirnava-mata-khandan, refutation of c*tablii»hod opinion,
by Hvarda* Dugar. ib. 120 S. 8 a. (Hindi, l\üi and Prakrit). — 12) Sajjhayamalä,
°r t roll, of *e\eral ehort piecea on the ditt'erent subjeet* of the Jain religion. Ahmedabad 1878.
556 8. Un. 5. I Gujar.) — 13) Samyaktva Nirnaya, or the füll ascertainment of the truth.
CaU. 1878. (Gujar. and San*k.) — 14) Jainbal Fäthniala, or infitrnetion to children in the
Jain religion. Bombay 1878. 32 S. 12°. 3a. (Gujar.) — i:>) Prawiottar Jain Mat, or
qnestione aod auswerft on Jain roligion, by Sambogi Randhir. Agra 1878. 16 S. lith.
1 «. (Prakrit, Marwari and Hindi). — 16) Viveksar, or tho cssonce of diserimination , by
Hirji Hanaraj. Benare« 1879. 232 S. Rs. 2. 8 a. (Gujar., Sansk. and Hindi). Tho book
treat* of various seetarian difforence* (botweon Svctambara, Digarabara and othor seeta), it
PT» the live« of their chief saint«, and it discusses varioas religioua topica. — 17) Lc pes-
»üaisme brahmaniqoo. [AMG. 1, 101—15]. — 18) Tableau du Kali-Youg ou ägc de fer par
Yichnu-Daa traduution poathumo de lliindoui. [ib. 77—84]. — 19) Brahmanism and Chri-
*aaity a« the roligion of tho future. (Indojiodent Scction). [CR. No. CXXX1X. Jan.] —
20) Bombay beggar» and crior». [lAnt. IX, 247—50. 278—80, Okt. Nov.] (Forts, folgt).
1,26 I. J. Klatt:
Bauch unterschieden sind, Bhagvänlal Indraji Pandit1) handelt über
die Bedeutung der kleineren Heiligtümer, die einen grossen Siva-Tempcl zu
umgeben pflegen, H. Bull8) über die Kunst, Pankas zu machen, W. Kinghton3)
über einen Aberglauben. Monier Williams4) regt die Gründung einer Indian
Folk-lore Society an und giebt einige Notizen über religiöse Vorstellungen,
darunter auch über die göttlichen Mütter. Über Sulasä, eine der dschagan-
mätaras (Mütter der Welt) handelt Jacobi. 6) Ch. H. Tawney6) vergleicht
die Geschichte von einem Dummen, der sich im Wasser ein Zeichen machte,
nach Kathasaritsägara und andern Litteraturkreisen. M. J. Walhouse7)
giebt weitere Notizen über verschiedene kulturhistorisch interessante Gegen-
stände, J. S. F. Macken zie8) ein paar Kleinigkeiten über Volksgebräuche
in den Nordwestprovinzen, Bengalen und Mysore, Jas. Burgess9) eine Er-
klärung, warum die eine Monatshälfte die dunkle, die andere die lichte heisst
Auf Kabir (15. Jh.), den Vorgänger des Nänak, des Begründers der
Sikh-Religion, beziehen sich 2 indische Drucke.10)
Die Sikh-Religion in ihren Anfängen schildert M. Macauliffe,11)
indem er an das Heiligtum der Sikhs in Amritsar anknüpft. Die 7 (irr-
tümlich 5) heil. Bücher dieser Sekte liegen in 2 indischen Ausgaben1*) vor.
Der Brahma-Samädsch „das gröfste Ereignis in unserem ereignis-
vollen Jahrhundert," wie ihn Max Müller13) in einer dieser neusten religiösen
Bewegung Indiens gewidmeten Rede nennt, findet in Miss S. D. Co 11 et14)
alljährlich einen bewährten Berichterstatter. Zur Feier des 50jähr. Bestehens
des Brahma-Samadsch sind 2 biographische Skizzen15* 16) des Begründers des-
selben und ein Journalartikel 1 7) erschienen. Auf die zahllosen in Indien er-
schienenen Schriften können wir nur summarisch hinweisen.
Anhangsweise folgt hier einiges über die nicht in Indien entstandenen,
sondern nach Indien verpflanzten Religionen, Parsismus und Islam. Mit
dem erstcren beschäftigen sich 3 Essays von M. Müller18), ein Aufsatz von
1) The Saiva Parikrama. [ib. 149. 50, Juni]. — 2) Notes on Punkahs. Calcntta, Ncwman.
33 S. 12 a. — 3) Deraoniaoäl possession in lndia. [Ninoteenth Cent, Okt.] — 4) Notes on
Indian folk-lore, &c. [IAnt. VIU, 209—11. Aug. 1879]. — 5) On Sulasä. [ib. IX, 28. Jan.]
— 6) Folklore parallel*, [ib. 51—2. 290, Fcb., Nov.] — 7) Archaeological Notes. No. XXIV.
Ethical Parallel». No. XXV. Rag-bushes in the East No. XXVI. Irdhi-Pada. [ib. 71—3,
März]. 8. Jahreaber. II, 1. 20 n. 3. — 8) Stray notes. [ib. 76—7. März]. — 9) Light and
dark fortnights. [ib. 250—1. Okt.] — 10) Bijak Sar Kabir Panth. Essence of divine truth of
the Kabir Panth, by Kabirdasji. Shahjahänpur 1879. 80 S. lith. 8 a. (Hindi). — Atha
Kabirkrit Paden, songs by Kabir. Poona. 24 S. lith. 9 p. (Marathi). — 11) The Diwali
at Araritear. The Religion of the Sikhs. [CR. LXX1, 257—72, Okt.]'— 12) Pothi Sri Panj
Gran thi, the sevon sacred book* of the Sikhs, by Baba Nanak. Lahore, Aftab-i-Punjab
Press 1878. 464 S. lith. Re. 1. 2 a. — Dasselbe ib., Mustafa! Press 1879. 12°. 256 S.
lith. 4 a. (in 2 Auflagen). — 18) Eine Missionsrede. Gehalten in der Westminsterabtey am
3. Doc. 1873. [Essays I, S. 391—426]. — 14) The Brahmo Year-Book for 1879. Brief
records of work and lifo in the theistic churches of lndia. No. IV. Lond. , Will, and Norg.
1879. 102 S. 1 s. 6 d. — Dasselbe, for 1880. No. V. ib. 110 S. 1 s. 6 d. — 15) K.
S. Macdonald, Raja Kammohan Raya. A lecturo. Calcutta 1879. 20 S. Re. 1. —
16) W. Adam, A lecturo on the lifo and labours of Rammohan Raya. Ed by Räkhäldäs
Hai dar. ib. 27 S. — 17) Gobi et d'Alviolla, Le cinquantiemo annivorsairo du Brahma
Somaj. (sie). [Rev. des doux iiiondes, 15. Sept.] — 18) Über das Studium des Zendavesta in Indien.
(1862). [Essays 1, S. 112 — 21]. Anknüpfend an M. Haag, Essays on the sacred language,
writings and rcligion of the Parsees, Bombay 1862. — Dio Fortschritte der Zendphilologie.
(1865). [ib. S. 122 — 34]. Anknüpfend an M. Hang, A. lecturo on an original specch of Zoroaster,
Bomb. 1865. — Die heutigen Parsis (1862). [ib. S. 151 68]. Anknüpfend an Dadabhai
Naoroji, The manners and customs of tho Parsees, Liverpool 1861, u. The Pan-ce religion,
Jb. eoä. a.
Indien. 1,27
Wilh. Geiger1) und ein Vortrag von Rajendralala Mitra*), welcher
die Schicksale der Parsen bis zu ihrer letzten Zufluchtsstätte in Bombay
schildert. H. G. Keene3) führt aus, dass der Zustand der Erstarrung, in
welchem sich der Islam in vielen andern Ländern befindet, nicht für Indien
gilt, und dass die Landstriche Indiens, in denen der Islam vorherrscht, grade
zu den blühendsten gehören; er untersucht, in welcher Weise der ursprüng-
liche Charakter der Hindus durch die muslimische Invasion verändert worden sei.
Das indische Recht ist von J. D. Mayne4) in einem vortrefflichen
Werk, einem Handbuch des geltenden Rechts, aber mit Rücksichtnahme auf
die historische Entwickelung , behandelt worden. Der Vf. gesteht selber ein,
welchen Nachteil er von seiner Unkenntnis des Sanskrit gehabt habe, die
ihn von Übersetzungen abhängig machte, und dass ein befriedigendes Werk
über das indische Recht nur von einem Autor, der zugleich Jurist und Orien-
talist sei, geschrieben werden könne. Am ausführlichsten behandelt er die
Joint family (eine der südslavischcn Hauskommunion entsprechende Einrichtung),
welche dem indischen Erbrecht zu Grunde liegt. Julius Jolly6) erörtert
die Einteilung des Rechts bei den Indern und skizziert den Hauptinhalt aller
wichtigeren indischen Gesetzbücher. Ferner nennen wir einige in Indien er-
schienene Bücher.6-9)
Das Mänavadharmasastra liegt in 2 indischen Ausgaben des Textes,10)
einer bengal. u. einer Urdu-Übers. vor. Auf dem dilettantischen Oricntalisten-
kongress in Lyon regte Caillemer11) einen Disput über die Frage an, ob
die Gesetze des Manu oder die des Moses und Solon älter seien. Über einige
Missverständuisse in Kullükas Erklärung des X. Buches des Manu handelt
ein Hindu 12) in bengal. Sprache. Auf dem eben genannten Kommentar des
Knlldka beruhen alle bisherigen Ausgaben. J. Jolly bereitet eine neue
kritische Ausgabe vor, in welcher auch die Kommentare des Medhatithi (der
älteste) und Raghavauanda und die beiden von G. Bühlcr entdeckten Kom-
mentare des Govindaradscha und Näräjana zu Rate gezogen sein werden
(s. TR. N. S. II, 35, Apr. 1881).
Derselbe Jolly 1S) übersetzt in den Sacred Books of the East die Vischnu-
1) Die Parsigemeinden in Persien und Indien. [Gegenwart XVI, 199 — 202,
27. März]. Anknüpfend an Dosabhoy Framjce, The Parsees, 1858. — 2) The Parsis of
Bombay, a lecture delivered in Febr. 26, 1880, at a meeting of the Bethune Societv. Cal-
ratta, 'Thacker. 43 S. Re. 1. Rec. CR. vol. LXXi, No. CXL11, S. XIV— XVI, Okt. —
Anderen über die Parsis s. E. Kuhn, Jahresber. 1879. 8. 66. - 3) Islam in India. [CR.
LXXI, 239 — 56, Okt] — 4) A treatise on Hindu law and nsage. Madras, Higginbotham ;
London, Stevens 1878. XXXIX. 607 8. — 2. ed., revisod and enlarged. ib. 1880. XLV1.
636 ß. Asher: M. 33. Rec. v. J. Jolly, Zoitschr. f. vergl. Rechtswiss. 11, 460—2; v. J.
Kohler, Krit Vierteljahresschrift f. Gesetzgeb. u. Rechtswiss. N. F. IV, 5-24, 1881. —
h) über die Systematik des indischen Rechts. [Zeitschr. f. vergl. Rechtswiss. I, 234 60,
1878]. — 6) Will. Macnaghtcn, Principles of Hindu law. Ed. by Prasanna Kuniar Sen.
Calentta, Cranenburgh. 230 8. Rs. 3. — 7) A critical essay on the Hindu law of adoption.
Ut a Hindustani Hindu Vakeel. Calc, Thacker. 188 8. R*. 3. — 8) Almaric Rumsey, A
chart of Hindu family inheritance. 2. ed., nmch enl. London, Allen. 6 b. 6 d. — 9) Pra-
sanna Kuraar Tagore, Table of succession aecording to tho Hindu law as provalcnt in
Beaj^l. 2. ed. /'alc. 28 S. Re. 1. 8 a. (ed. I, 1864). — 10) Manu-Smriti, m. Kullükas
Camra. Bombay, i^aratattvaprakäsa-Druekoroi, saka 1800 (1878) obl. fol. 17 u. 224 Bl. Rs. ö.
Tröbner: £ 1. 10 s. — Manu- San hita. Ed. w. comm. of his owt» by Gangadhar Kabi-
ntna Kabiraj. Vol. 1. P. 1 — 5. Saidabad, Praniad Bhanjan Press. 4°. 40 S., Re. 1
(pro Heft). — 11) Dates des lois de Manou. [Congr. prov. des Orient. Compto rendu dp la
Ul sess., Lyon 1878. I, 212—7, II, 29—32. 1880]. — 12) Kailas Chandra Ghosh,
ManosanhiU o Kullüka Bhatta. Calentta, Raya Press. 36 S. 12°. 4 a. Cf. A. Weber, Litt.
Notizen ans Indien, DL. I, 113, 16. Okt. — 13) The Institutes of Vishnu. (Sacred Book» of
I?28 L J- Klatt:
Smriti, eine Sammlung alter heil. Rechtsregeln, die angeblich aas dem Munde
des Gottes Vischnu geflossen sind. Für die Entstehungszeit stellt er als
obere Grenze das 3., als untere das 11. Jh. n. Chr. hin. Der Text des
Vischnu, durch Jolly ediert, wird in der Bibliotheca indica erscheinen. Eine
Sammlung von 18 alten Rechtsbüchern,1) u. a. auch Vischnu-Smriti , hat in
Indien zu erscheinen begonnen. Ferner nennen wir eine Ausg. der Vasisch tha-
Smriti,*) 2 Ausg. der Jadschnavalkja- Smriti mit Mitakscharä , 3) 2 dgl. m.
bengal., 1 m. Maräthi- Übers., 1 Urdu- u. 1 pers. Übers., (s. die indischen
Bticherkatalogc). 3 der angesehensten Werke über Erb- und Adoptionsrecht
wurden von J. C. C. Sutherland4) übersetzt. Der Vjavahära-Majükha, eine
besondere Autorität für die Gudscherati-Schule, liegt in Ausgaben von Benares5)
und Bombay6) vor, von welchen die letztere, die auch eine Analyse von
18 andern Smritis enthält, als ein wertvolles Werk gerühmt wird. Schliefslich
seien noch 2 sich ergänzende umfangreiche Werke über das geltende Recht7)
erwähnt. Die im Jahresbcr. II, 1, 18 n. 9 angeführte Publikation Ahal-
jakämadhenu ist fortgesetzt worden.8)
Ein Werk über Charakter, Sitten und Gebräuche der Hindus,
übersetzt aus dem französ. Manuskript des Abbe J. A. Dubois9) ist in
2 verschiedenen Ausgaben erschienen.
Über das indische Kastensystem hat der verstorbene J.Wilson,10)
der den gröfsten Teil seines Lebens in Indien zugebracht hat, ein gröfseres
Werk geschrieben. Der ebenfalls verstorbene M. A. Sh erring11) behandelt
die Entstehung der Mannigfaltigkeit der Kasten; in einem andern Artikel12)
sucht er das Gemeinschaftliche in den Hunderten von Kasten und Tausenden
ihrer Unterabteilungen darzustellen, mit dem Ergebnis, dafs die Hindus trotz
ihrer Teilung in Kasten, welche durch die strengsten Gesetze von einander
the East, VU). Ret. v. A. H. Saycc, Ac. XVIJI, 83. 4, 31. Juli; v. A. Barth, RHR. III,
78—80, Jan.-Feb. 1881. Vgl. Aryan oddities. [Saturd. Rev. LI, 518. 9, 23. Apr. 1881]. —
1) Sanhita, No. 1 — 4, Atri, Viahnu, Harita, YAjnavalkya. Ed. w. Beng. transl. by Hara-
sundara Tarkaratna. Mymensingh 1879—80. 62, 56, 47, 64 S. zu 8 a. — 2) Vaaischtha-
Sniriti, mit einer 1916 Vikr. (1859) von Krischnapandita verf. vivriti. Benares o. J. (1878)
obl. 135 Bl. lith. — 3) Yajnavalkya- Smriti ; with VijnänoHvara's Mitdksharä in Sanskrit; ed.
w. a separate Telugu comm. to the Vyavahärakamja, by Sarasvati Venkatächarya and
Chedulavada Sitäräma Sästri. Madras 1879. 51, 232, 99 S. Trübner: 18 «. —
Dasselbe, Bombay, Bapu Sadawv's Press, obl. 4°. 316 Bl. lith. Rs. 5, Trübner: .6 1. 1 s.
— 4) Standard Hindu law hooks. The Vyavahara Mayukha, the Dattaka Mimänisa, the Dattaka
Chendrika and a Synopsis or general summary of the Hindu law of adoption. Madras, Higgin-
botham 1879. 394 S. Rs. 9. — 7>) VyavaMr-Mayükh by Nilakanth Bhatt. Benares
1879. 102 S. lith. 10 a. — (»> The Vyavahara Mayukha, in original, w. an Kngl. transl.,
with referenres to the Mitukshara, the Viramitrodaya, tho Vyavahara- Madhava, Karaalakara,
and Jimütavähana's Dayabhuga; also tho Yajüavalkya Smriti .. w. an Eugl. transl. and note* .. .
By Rao Saheb Vishvanath Narayan Mandlik. Bombay, Educ. Soit.'s Press, gr. 8°.
817 S. Rs. 20. Rec. Ac. XIX, 103, 5. Feh. 1881; v. Harold Littlcdale, Ac. XX, 406,
26. Nov. 1881; v. Kashinath Trimbak Telang, lAnt. XI, 50 6, Fob. 1882. — 7) Vyavastha-
Chandrika. A digest of Hindu law as current in all tho provincos of India, except Bengal
Proper. By ShyamA Charan Sarkar. Vol. 1. 2. Calcutta LII, 660. Xll, XL und IV,
605. XII, XXX, XXXII S. Rs. 8, Trübuer: f 2. 8 s. - Vyavastha-Dan)ana. A digest of
Hindu law as current in Bengal... By Shamachurn Sir rar (sie). 2. ed. 111. XL. VII.
1068. LX1II S. Trübner: Jt l. 6 s. — 8) Pts. VU— XV, zu 64 S., zu 8 a. lith. Benaros
1878. 79. — 9) A doscription of tho rharactor, mannen, and customs of the people of India
and of their institutions , religious and ciyil. Madras, Higginbotham 1879. 579 S. Rs. 10.
— Dasselbe, cd. by G. U. Pope, ib. cod. a. 453 S. Rs. 12. 10) liulian Casto. In 2
vols. Bombav, Times of India Steam Press 1878. 710 S. Rs. 15. — 11) The natural
history of Hindu caste. [CR. LXXI, 26—54, Juli]. — 12) The nnity of tho Hindu race. [ib.
211—38, Okt.]
Indien. I?29
geschieden sind, dennoch mit Ausnahme der eingebornen Stämme eine einzige
grofee Familie bilden. Ein dritter Artikel1) handelt über die Zukunft des
Kastenwesens. Auf die Abhandlungen Sherrings erwidert ein Hindu,8) dafs
die indischen Kasten eine natürliche Elitwickelung der Dorfgemeinschaften
seien. Ein Vortrug eines andern3) leitet dagegen das Kastenwesen aus der
Rassenverschiedenheit ab.
Über die Dorfgemeinschaften in Bengalen und Ceylon handelt ein
Bach von J. B. Phear,4) welcher in diesen beiden Ländern längere Zeit
richterliche Ämter bekleidet hat Die Dörfer bestehen aus Gruppen vereinter
Familien, die meistens gemeinschaftlichen Ursprungs sind. Der Kritiker der
Ac tadelt, dafs der Vf. die Bezeichnung ^arisches Dorf1 brauche, da es nicht
sieher sei, dafs die Dorfgemeinschaft arischen Ursprungs sei, und dafs er
nicht die älteste Form der Dorfgemeinschaft, wie sie noch im Pendschab
existiert, sondern nur die modernen Formen im Gangesdelta und in Ceylon
bespreche. Wir nennen noch 2 Abhandlungen6) über diesen Gegenstand.
Ober die indischen Frauen,6) frühere Zustände,7) Erziehung der-
selben,8) Ehe,9) Witwen10) handeln mehrere Schriften. Wegen der in Indien
alljährlich zahlreich erscheinenden Brochüren, die für die Abschaffung der
Polygamie kämpfen, verweisen wir auf die indischen Bücherkataloge.
Zu den in dem neu errichteten Indischen Museum n) in South
Kensington ausgestellten kunstgewerblichen Gegenständen ist ein Katalog von
G. C. M. Birdwood18) mit wertvollen Illustrationen erschienen, welcher in
seinem ersten Teile über das indische Pantheon, in seinem zweiten über die
indischen Kunsthandwerke handelt. Der zweite Teil ist ein vermehrter Ab-
druck aus dem Handbook to the Indian Court of the International Exhibition,
s. Jahresber. I, 600 n. 1. A. N. Wollaston und ein orientalischer Gelehrter
sind beschäftigt, die auf den Gegenständen des Indischen Museums befindlichen
'persischen) Inschriften zu sammeln und zu übersetzen, s. TR. N. S. II, 123,
1) Prospekts of Hindu caste. [TER. vol. VII. No. 26]. Diese 3 Abhdl. auch in vol. III der
Hindii Tribcs and Castes, 1881. — 2) Jogendra Chandra Ghosh, Gaste in lndia. [CR.
LXXI, 273—86, Okt.] — 3) Pramatha Nath Basu, A brief sketeh of the origin andhistory
of the caste syatem in lndia. Calc. , Newman. 31 S. 12 a. — 4) The Aryan villago in
Lndia and Ceylon. Lond., Macmillan. VII. 295 S. 7 s. 6 d. Rec. v. Jas. S. Cotton , Ac.
XV1I1, 435. 6, 18. Dez.; Ath. 8. Jan. 1881, S. 52. — 5) H. Sumnor-Maino, Do l'or-
gnisation . . . s. Jahresber. II, 1, 18 n. 13. Auch sep. Par., Thorin, 36 S. Vgl. Über die
juridische Organisation der Familie bei den Südslaven und den Radschputon. [Ausland Uli,
395. 6, 17. Mai]. — Alfred Ravel, L'Inde francaiee. Organisation de la famille hindoue.
[ABO. II, 97—100]. — 6) Shoshee Chunder Dut (sie), De Hindoe-vrouwen. [Tijd-
■chrift voor Nederl. Indie. N. S. 9 jaarg. Juli, S. 19—59]. Eine Studie auf Grund des oben
S. 2 il 4 angeführten Werkes. — 7) AraritalalaDe*, The history of tho female sex. Calc.
EnghshmEn's Press 1878. 12°. 112 S. Rc. 1. 8 a. — 8) E. Nicholson, The education
of Indian women (Independent section). [CR. No. CXXXIX, Jan.] — 9) S. Ch. Böse, Hindu
matrimony, an essay . . . Calcutta. — 10) J. Payne, Hindu widows. [IER. vol. VII. No. 25.
Juli]. — 11) Das India-Museum. [Oeeterr. MonatsschT. f. d. Orient V, 200. 1, 15. Nov. 1879]
w» der „Times." — The lndia Museum. [Ath. 7. Feb., S. 187]. — The newly-arrangod lndia
Mueam, 8outh Kensington. [IAnt. X, 53—5, Feb. 1881] aus der „Timos," 15. Mai 1880. —
12) The industrial arts of lndia. Vol. 1. 2. Lond., Chapman s. a. XV, 168; VIII. 176 S.
a. c 90 Taf. 9 s. (South Kensington Museum Art Handbooks). Rec. v. Jas. S. Cotton, Ac.
XYIU, 377. 8, 27. Nov.; Ath. 6. Aug. 1881, S. 182. — Unter dem Titel The industrial
«ti of lndia veröffentlicht B. einige Joumalartikel , von welchen dor eine [Ath. 5. Feb. 1881,
8. 206. 7] ober die Errichtung eines Museums in Gwalior, der Residenz Scindia's in Central-
iadien handelt, die andern [Times, 14. Okt 1880 und Ath. 12. u. 19. März 1881, S. 372. 3,
*02. 3] 2 kirtan«», Volksballaden huh Bombay, die don Verfall der einheimischen Handarbeit
beklagen, enthalten.
I?30 L J- Klatt:
Okt. 1881. — Die indische Industrie, sowohl die kunstgewerbliche als die
landwirtschaftliche, wird auch in dem Buche einer Dame A. G. F. Eliot
James,1) mit' Glück, den Recensionen nach zu urteilen, behandelt. — Zu
der Waffensammlung des indischen Museums ist ein ebenfalls illustrierter
Katalog von W. E gerton2) erschienen. Gustav Oppert3) sucht nachzu-
weisen, dafs die Hindus die Erfinder des Schiefspulvers gewesen sind, und
dafs sie das vielleicht noch gröfsere Verdienst haben, es selten gebraucht
und die Kenntnis der Zubereitung als Geheimnis bewahrt zu haben. Er
erschliefst dies aus zwei von ihm für uralt gehaltenen Texten, der Niti-
prakä&kä und der Öukraniti, von welcher letzteren er Text und Übersetzung
des 7. Kapitels des 4. Buches mitteilt. Dagegen erklärt Weber die &ukra-
niti, welche in einem indischen Druck*) vorliegt, für ein modernes Werk,
etwa aus der Zeit Akbars.
Über die Gesundheitspflege im alten Indien stellt ein Arzt C. A.
Gordon5) seine Notizen zusammen, die er aus Manu, Mahäbhärata, Ramä-
jana, den Reisebeschreibungen Fa-Hians und Hiuen-Thsangs, Tscharaka,
Susruta u. s. w., aber nicht nach den Originalen, sondern nach englischen
Werken gesammelt hat. Über den Handel im alten Indien schreibt
Birdwood. 6)
In Cantors7) Geschichte der Mathematik erhellt schon aus der
Reihenfolge der Kapitel, dafs er die Inder in der Mathematik für Schüler
der Griechen ansieht Die gröfste Begabung hätten die Inder für die Arith-
metik gehabt und besonders in der Algebra ihre Lehrmeister, die Griechen,
weit überholt
Aug. Müller8) kommt in seiner Abhandlung über die Geschichte der
indischen Medizin zu wesentlich andern Resultaten, als Haas (ZDMG. XXX).
Insbesondere widerlegt er des letzteren Annahme, dafs der Susruta modernsten
Ursprungs sei, da Schanäks Buch über die Gifte unverkennbare Spuren der
Benutzung eines Kapitels des Susruta enthalte, dessen Vorhandensein gegen
das Jahr 910 n. Chr. damit erwiesen sei. Das 12. Buch der cUjün des Ibn
Abi Usaibica „über die Klassen der Ärzte, welche aus Indien gewesen sinda
wird in Text und Übers, mitgeteilt
In Bezug auf das Goldland Ofir gelangt der National Ökonom Ad.
Soetbe.er,9) nachdem er die früheren Ausichten, welche Ofir auf der Halb-
1) Indian industriell. Lond., Allen. VIII. 376 S. 9 b. Roc. Ac. XV III, 61, 24. Juli;
Alh. 31. Juli, 8. 148. 9; Österr. Monatsschr. f. d. Orient VI, 188, 15. Nov. — 2) An illu-
strated handbook of Indian arms. Being a classified and descriptivo eatalogue of the arms ex-
hibitod at the India Museum. With an introduetory sketch of the military history of India.
With a map, 15 plates, and numerous illustr. Lond., Trübner. gr. 8°. VII. 192 S. 2 s. 6 d.
Hec. Ath. 11. Sept, S. 342. 3. — 3) On the weapons, army Organisation, and political
maxims of the ancient Hindus, with special reference to gunpowder and firearms. [MJ. for
1879, ersch. 1880, S. 167 — 310]. Auch sep. Madras, Higginbothani ; Lond., Trübner \i.
162 S. 7 s. 6 d. Rec. Ac. XVIII, 262—3, 9. Okt.; t. A. Weber, DL 1, 432, 11, C3. —
4) Sri Sukraniti (prakrit-samaHlokf saha); or a systeni of king-craft, attributed to the ancient sage
Sukra, Sansk. w. a Marathi transl. Alibag, Satya Sadau Press 1879. 2. ed. 320 S. Rs. 3. — 5) On
Hygiene in Ancient India. [MJ. for 1879, S. 1 — 35]. — 6) L'lndo anglaise et son commerce dans
l'antiquitä. [Kov. geogr. intorn. n. 59 f.] — 7) Vorlesungen über Geschichte der Mathematik,
1. Von den ältesten Zeiten bis z. J. 1200 n. Chr. Lpz., Teulmer, gr. 8°. VUI. 804 8. u.
1 Taf. Enth. die Kap. Ägypter, Babylonier, Griechen, Körner, Inder (S. 505 — 62), Chinesen,
Araber, Klostergelehrsamkeit des Mittelalters. — 8) Arabische Quellen zur Geschichte der in-
dischen Medizin. [ZDMG. XXXLV, 465—556]. — <>) Das Goldland Ofir. [Vierteljahrschr. f.
Volkswirthsch., Politik u. Kulturgcsch. J. XV11, Bd. IV, 104 — 69]. Auch sep. Verl., Herbig,
gr. 8°. 68 S. Rec. v. H. Schultz, ThL. VI, 49—52; Ac. XIX, 431.
Indien. 1,31
insel Malacca, an den Mündungen des Indus, an der Ostküste von Südafrika
suchen, kritisiert, zu dem Ergebnis, dai's es vieiraehr in Arabien, und zwar
an der Westküste, Ägypten gegenüber, liege; damit hört die Ofirfahrt auf,
ein für die Geschichte der Schifffahrt epochemachendes Ereignis zu sein.
Unter der Voraussetzung, dafs Ofir in Indien zu suchen sei, wurde das Wort
thukiim, welches in der Stelle über die Ofirfahrt im Buch der Könige vor-
kommt, aus dem Tamil- Worte togei erklärt; hierüber handelt J. Vinson. *)
Nach E. L6v&ques8) Meinung ist fast die ganze griechische Litteratur
in ihren Ideen Nachahmung der sanskritischen. Das Buch wird übrigens als
ein fleifsiges gelobt.
Schliefslich erwähnen wir noch eine Mitteilung über einen brahmanischen
Tempel in Rufsland 3) und eine andere über die Ähnlichkeit zwischen indischen
und schwedischen prähistorischen Denkmälern.4)
Zur Specialgescbichte der einzelnen Provinzen übergehend
beginnen wir an der Nordpstgrenze.
Über einige Bergstämme zwischen dem Brahmaputra und Ningthi-Flufs,
deren Existenz erst seit wenigen Jahren bekannt geworden ist, handelt
G. H. Damant6) (t 14. Okt. 1879, s. JRAS. N. S. XII, Ann. Rep.
p. III — V). S. E. Peal6) giebt eine Liste von namentlich hinterindischen
Flufsnamen, in denen das Wort di oder ti, welches Wasser bedeutet, vor-
kommt. Über prähistorische Gerätschaften aus den Ehasi-Hügeln und andern
Gegenden Indiens handelt J. Cockburn,7) W. Ayerst8) über Religion und
Gebräuche der Garos, ein Hindu9) beschreibt die Bevölkerung von Sylhet.
ßajendrahila10) publiziert 2 Sckenkungsurkunden aus Sylhet, geschrieben
in einer Mischung von Eutila- und Bengali-Schrift, welche die Namen von
5 Königen aus dem Mondgeschlechtc enthalten; das Datum der einen ist nach
B.'s Lesung das Jahr 4328 (1245 n. Chr.). Derselbe11) handelt über Münzen
aas Arakan, datiert 755, 903 n. Chr. u. s. w.
Von Rajendraldlas12) schönem Prachtwerk über Orissa liegt der zweite
Bind vor, enth. die Altertümer von Khandagiri, Bhuvanesvara, Pari, Konurak,
Yajipur und Cuttack. Von Shoshee Chunder Dutt13) ist ein gröfseres
Werk erschienen, dessen zweiter Band die Geschichte Bengalens enthält.
1) Sur l'origine dn mot thuki-im (paons) de la bible. [A Hovelacquo etc., M61. do ling. et
dtnthrop. S. 50—9]. Aus der Rev. de ling. IV, 1873, S. 120—8. - 2) Les mythes et lcs
Inende« de rinde et la Ferse dans Ariatophane, Piaton, Aristote, Virgile, Ovide, Tite-Live,
Öate, fioccace, Arioste, Rabelais, Perrault, La Fontaine. Par., Belin. V1I1. 608 S. fr. 7.50.
Bec t. J. Darmcsteter, RC. N. S. XI, 141—7, 21. Feb. 1881. — 3) A Hindoo Shrine
ot the Catpian. [lAnt. IX, 109—11, Apr.] „Frora Midnight Marches through Porsia. By
H. Balantine of Bombay, Boston 1879, pp. 229 — 238." — 4) H. Rivett-Carnae,
Memorandum, giring extracts from a lctter from Chevalier Hans Hildebrandt, regarding the
reaemblance between the Swedish Romaine and the Indian Prehistoric Tumuli and Markings.
[PASB. 89 — 91, Mai]. — 5) Notes on the locality and population of the tribes dwolling between
tae Brahmapatra and Ningthi Rivers. [JRAS. N. S. XII, 228—58, Apr.] — 6) A peculiarity
of the rirer names in Asam and somo of the adjoining countries. [JASB. XLV1I1. Part 1,
258 — 70, 1879]. — 7) Notes on stono imploments from the Khasi hüls, and the Banda and
Veüore districta. [ib. Part 11, 133 -43, w. 3 plates, 1879]. — 8) Tho GaroH. [lAnt. IX,
103— G, Apr.] „From a paper on „The North -east frontier considerod as a nÜHsion tield," in
The lsdian Christian Intelligencer, vol. II. (Dez. 1878), pp. 3G5 — 377." *>) Sambhu
Chandra De, Sylhet; what 1 have seen and heard of it. Calcutta, G. P. Ruya. 113 S.
12#. 12 a. — 10) On two copper-plate inscriptions found in Sylhet. [PASB. 141 — 53 u.
* Tal, Aug.] — 11) Note on Arakan coins. [ib. 53—4, März]. — 12) The Antiquities of
Ori**a, 11. Caleutta, Baptist Minsion Prcw. fol. 178 S. u. Gl Tat. Rs. 35, Trübiier: £ 4. 4 s.
'Vol. I, 1875.) Reo. v. Will. Simpson, Ac. XX, 75—7, 23. .Juli 1881. — U\) Showhee
Thunder Dutt, Historie al studies and recreations. 1. The world's history retold . . .
1,32 1. J- Kl»tt:
G. H. Damant1) und G. D. Bysack*) teilen bengalische Volkssagen mit.
G. A. Grierson 3) handelt über einen Brauch bei der Naraengebung in Bengalen.
Ferner erwähnen wir Abhandlungen von A. Campbell Pachamba4) und
M. N. Böse6) über bengalische Volksstämme.
Die Geschiche von Nepal wird durch 2 gröfsere Beiträge bereichert.
Das schön ausgestattete Werk von H. A. Oldfield,6) welcher Arzt bei der
britischen % Residentschaft in Kätmändu war und das Vertrauen Sir Jang
Bahadurs genofs, hat seinen Schwerpunkt in den Schilderungen des gegen-
wärtigen Lebens und Beschreibungen der hauptsächlichsten Städte und ihrer
buddhistischen und Hindu-Tempel, während die Geschichte Nepals und des Bud-
dhismus minderwertig sind. Dagegen ist die durch Bhagvänläl Indraji und
G. Bühl er7) gemeinschaftlich bewirkte Publikation von 23 nepalesischen
Inschriften für die Chronologie der nepales. Herrscher hochwichtig. Die In-
schriften sind datiert samvat 386—535, Öriharscha sainvat 34 — 153, Nepala
s. 533 — 843 u. Vikrama s. 1878. Die versprochene Erklärung der Örihar-
scha-samvat-Aera ist nicht darin, also wohl eine Fortsetzung zu erwarten?
Buddhistische Münzen, welche in den Nordwestprovinzen, bei der
alten Hauptstadt der nördlichen Pantscbäla gefunden worden sind und von
A. C. Carllcyle8) beschrieben werden, geben einige neue Namen, wie
Bhadraghosa, Nachfolger des Puschpamitra (178 v. Chr. nach Carlleyle) u. s. w.
Diesem Fürstengeschlecht gehörte Agnimitra, der Held des Dramas Mäla-
vikägnimitra, an, welcher durch 11 Münzen vertreten ist 26 Münzen der-
selben Dynastie werden von H. Rivett-Carnac9) beschrieben und abge-
bildet. F. S. Growse10) publiziert 2 Inschriften aus Bulandschahr (N. W.
Prov.), deren eine das Datum samvat 1180 (1123 n. Chr.) trägt, V. A.
Smith und F. C. Black11) mehrere Inschriften aus dem Distrikt Hamirpur,
datiert s. 1011, 1166, 1215 etc., von dem ersteren1*) ist auch eine besondere
Schrift über den Distrikt Hamirpur erschienen. Eine persische Inschrift über
den Bau einer Moschee i. J. 786 H. (1384 n. Chr.) unter Firüs Schah wird
von H. S. Jarrett18) veröffentlicht, Rivett-Carnac u) handelt über ver-
schiedene Altertümer in Kanauj (Distrikt Farrukhabad; , besonders aus den
Ruinen des Palastes des Adschajapala, Altertümer, die von Dschainas, Bud-
dhisten, Hindus und Muhammedanern herrühren.
II. Bengal: an aecount of the country from the ear liest tiraos — tho great war« of India —
tho ruina of tho old world read as milestones of civilisation. Lond., Trübner 1870. VI11.
461), VIII. 588 S. £ 1. 12 s. — 1) Bengali folklore legend« from Dinagepore. [lAnt. IX,
1 — 8, Jan.] — 2) Folklore scrapa from Birhhum, Bengal. [ib. 79. 80, März). — 3) Proper
namea. fib. 141, Mai. 229, Sept.J Cl*. ib. VIII, 321, Nov. 1879. — 4) The Santals. [1ER.
Vll, No. 25, Juli]. — 5) Among the Chandals of Gopalgunge. [ib.]. — (>) Sketche» from
Nipal, hiatorical and deacriptive, — to which is added an essay on Nipalese Buddhism, and
illufltrations of religious monuments, architecture, and peenery. Vol. 1. 2. Lond., Allon. VIII.
418 S. u. 7 Taf.; 364 S. u. 11 Taf. 36 a. Rec. Ath. 11. Juni 1881, S. 776; v. J. S.
Cotton, Ac. XX, 231. 5, 24. Sept. 1881. — 7) InacriptionB from Nepal. [lAnt. IX, 163
94 u. 16 Taf., Juni — Aug.] ■— 8) Coins of the Sunga or Mitra Dynasty, — the propertv of
11. Rivott-Carnae. [JASB. XL1X. Part 1, 21—8 u. 1 Taf.] Vgl. PASB. 7—10. 43. 92, Jan.,
Feh., Mai. — 9) Memorandum on coins of the Sunga Dynasty. (With 3 pl.) [JASB. XL1X.
P. 1, 87 — 90]. — 10) Bulandfihuhr antiquitics. With a note by Rajendralila Mitra. [ib.
XLV111. P. 1, 270 — 6. 1879, w. 3 plates]. — 11) Observation« on some Chandel antiquitics.
[ib. XLV111. P. I, 285—96. 1879, w. 6 pl.] — 12) A brief aecount of the early history, anti-
quitiOB, et of tho Hamirpur District. Allahahad. — ltf) Nolo on an inscription on an ancient
Mof*que in Kob Iiu'ini, Zillah AUahabad, sent by A. M. Markham. | l*ASI5. 72 — ;j, Apr |
14) Arebaeologicul notes on a march botween Cawnpore and Mainpuvi, N. VV. Prov., iluring
the lamphig Heaaon of 1879. [lAnt. VI LI, 100—4, Apr. 1879].
Indien. 1,33
Volkssagen aus dem Pandschab hat Mrs. F. A. Steel1) zu sammeln
begonnen. C. J. Rodgers8) veröffentlicht Münzen der Radschahs von Kängra,
?on Samantadeva an bis Triloka (1610), derselbe3) und C. R. Stülp nagel4)
Münzen der Pathän Könige von Delhi als Nachtrag zu Thomas' bekanntem
Werke. Ein Hindu6) identificiert Upello in der Nähe von Delhi mit dem
im Mahabhärata vorkommenden Upaplava. Von sonstigen Schriften nennen
wir eine Gudscherati-Bearbeitung des historischen Gedichtes Prithiradscha
Rasao. 6)
Kasmirs einheimisches Geschichtswerk, die Radschatarangini hat eine
neue Obersetzung erfahren,7) und zwar liegt von derselben der erste Buch
1—7 enthaltende Band vor. Das Buch wird beurteilt als ein „für das
grofce Publikum bestimmtes, daher von allem wissenschaftlichen iBeiwerk,
sogar von Benutzung der neueren Forschungen Bühlers abstrahrerendesu
(Weber). Die CR. bringt eine Inhaltsangabe des Buches.8) Rodge s9) ver-
öffentlicht Münzen der alten Könige Kasmirs von Avantivarman, 875 n. Chr.,
bis Dschagaddeva, 1153, dgl. 10) der Sultane Kasmirs von Sikandar Schah,
1396, bis zur Annexion Kas*mirs durch Akbar, 1588. Jarrett11) schreibt
über eine persische Inschrift aus den Ruinen einer Moschee auf der Insel
Lanka in Ka^mir, datiert 847 H. (1443/4).
Über die Stämme der äufsersten Nordwestgrenze Britisch-Indiens
handelt das oben S. 1 erwähnte und, wie es scheint, wertvolle Werk von
J. Biddulph,12) das nach Roths Urteil „wie ein Licht in die Finsternis f&lltf'
(ZDMG. XXXV, 685). Die im Anhang beigegebenen Vokabularien der wenig
bekannten Sprachen des Hindukusch werden der Sprachwissenschaft besonders
willkommen sein. Wesentlich sprachliches Interesse scheint auch die erste
Abteilung von G. W. Leitners 13) Kafiristan zu haben. Über die Stämme
Afghanistans handelt II. W. Bellcw. l4)
Zur Geschichte von Rädschputäna erwähnen wir den Schlufs der
2. Ausgabe16) und den Anfang einer bengal. Übersetzung16) von J. Tods
berühmtem Werke, ferner ein aus orientalischen und englischen Quellen
1) Folklore in the Panjab, with notes by R. C. Tomple. [lAnt IX, 205—10. 280—2.
302—4. Sept., Nov., De».] — 2) Tho coins of the Maharajahs of Kangra. [JASB. XL1X.
P. I, 10 — 15, w. a plate]. — 3) Coins supplementary to Thomas' „Chroniclos of tho Pathhan
kinj» of Delhi." [ib. 81—6. 207—12, w. 4 piatos]. — 4) Coins of Ghiaa-ud-din and Mu'az-
ad-din bin Sara, [ib. 28 — 32, w. a plate]. — 5) Riahikesh Bhattacharya, On the identity
of the place Upello near Dolhi with Upaplava, mentionod in tho Mahabhärata. (Abstract)
[PASB. 157. 8, Aug.] — 6) Atmar&m Kenhavji Dvivodi, Prithiraj Chahuan, tho last Rajput
tilg of Delhi Bombay, Nirnaya Sogar Press 1878. 136 S. 12°. Re. 1. 8 a. (Gujarati).
— 7) Kings of Kaahmira: being a translation of tho Sanskrita work Rajataranggini of Kahlana
Padita. By Jogesh Chundor Dutt. Calcutta, J. C. Boso; Lond., Trübner 1879. 12°.
V. 303. XX11I. S. Rs. 2. Rec. Ac. XV1L1, 123, 14. Aug.; von A. Weber, DL. I, 113,
16. Okt; t. M. Benfey, Mag. f. d. Lit. d. Ausl. XCVI1I, 592. 3, 16. Okt; lAnt. IX, 264,
Okt — 8) LXXi, 1 — 25, Juli. — 9) The copper coins of the old Maharajas of Kashmir.
|JASB. XLV11I, P. 1. 277—81, 1879, w. 2 platesj. — 10) Tho copper (»ins of tho Sultans
of Kashmir. [ib. 282 — 5, w. 1 pl.] — 11) Note on an inscription found upon a stono lying
*ttr the ruina of a Masjid on Lanka Island, Wular Lako, Kashmir. [ib. XL1X. P. I, 16 -20].
Vgl. PASB. 54—5, März. — 12) Tril>es of tho Hindoo Koosh. Calcutta, Office Superint.
Gor. Prini; Lond., Trübner. VI. 164. CLXIX S. 15 s. Vgl. lAnt. 229, Sept.; Ath. 23. Apr.
1*81, 8. 553 4. — 13) Kafiristan. Soction l. Tho Bashgeli Kafirs and their language.
(Reprnted Crom the Journal of tho United Service Institution of India. [No. 43. June 1880]).
Ukorc, Albert Preiw. 50 S., 3 Taf. u. 2 Kart. Rec. CR. No. CXL1L vol. LXXI. p. XVII—
XIX, Okt 14) The racea of Afghanistan. Calc, Thackor. 124 S. R«. 3. 8 a. - 15) An-
wl* and antiqnitiea of Rajasthdn. 2. od. Vol. 11. Calc, Harimohan Mukhcrji 1879. 4°. —
18) Item, transl. into Bong, by Durga Charan Banerji. P. 1. 2. Calc. zu 48 S. zu 4 a.
Historische Jahresberichte. 18S0. I. '\
1,34 i- J- xutt
compiliertes Bach in Urdu-Sprache.1) — Mandu, die alte, jetzt in Rain
liegende Hauptstadt von Malwa, hat ebenfalls ihren Geschichtsschreil
gefanden. *)
Unter den 20 Inschriften (No. LXI— LXXX), welche J. F. Fleet8)
Fortsetzung seiner früheren Publikationen (s. Jahresber. II, 1, 24 n. 1) herai
gegeben hat, nennen wir besonders No. LXXI, eine Sinda-Insckrift aas d
Zeit des Tsch&manda oder Tschävunda II, datiert 94. Jahr der Tschäluk
Vikr.-Aera (1169/70 n. Chr.), No. LXXHI, eine Pallava-Inschrift, nach Fl<
aus dem 6. Jh. n. Chr., No. LXXVH u. LXXVIII, 2 Inschriften des Vidscl
jäditja (West-Tschäiukja), datiert Saka 622 u. 627 (700/1 u. 705/6 n. Chi
Fleet handelt ferner über Tagiri (eig. Etagiri), die Residenz des Eon:
Yikramäditja VI. *) und über das Wort saipvat, ß) welches zwar in der Rej
zur Bezeichnung der Yikrama-Acra dient, aber, da es eine Abkürzung (
Wortes sanivatsara (Jahr) ist, auch bei Daten anderer Aeren vorkomm
kann. J. Fergusson6) handelt über die 3 wichtigsten indischen Aer<
Bühl er7) publicicrt eine Inschrift des Öiläditja I, datiert saipvat 260, Tho
Foulkes8) eine Inschrift der Tschola-Dynastie , K. T. Telang9) eine (
Silära- (einer den Tschälukjas untertänigen Localdynastie), datiert saka 10
(1094 n. Chr.). Über 2 örtlichkeiten in der Nähe von Baroda hand
E. B. Eastwick, 10) W. Kincaid ») über die wilden Bhils im Vindhja-Gebir
Eine Geschichte des Staates Bhävnagar (Kdthiäväd) ist in Gudscherati-Sprac
abgefafet.1*)
Einen numismatischen Beitrag zur Geschichte der Ändhra-Dynastie
Südindien liefert E. Thomas,13) G. G. Pearse14) veröffentlicht eine Müi
der Vidschajanagar-Dynastie v. c. 1564 n. Chr., ein Hindu16) eine Liste <
Perumäls (Fürsten), die in Malajälam (Malabar) geherrscht haben. Das
Mahäbhärata erwähnte Manipura sucht Oppert16) in Südindien. Manchei
historische Bezüge sind auch in 2 Handschriftenkatalogen Opperts 17) enthalt
Unterirdische Bauten in Mämandur (Nord-Arcot), die im Yolksmunde den
1) Wakai* Bajpütana, or a history of the Ajmere and Merewara District, and the Na'
States included in the country of Bajpootana, by Babu Ju&la Sahäi. 3 vola. Agra 1871
9. 987, 1137 u. 883 S. lith. Trübner: * 1. 10 s. (Urdu). — 2) HUtory of Mandu,
ancient capital of Malva, by a Bombay Subaltern. 2. ed. Dhar (printed Bomb., Educ. Sc
Press). 127 S. Bs. 3. — 3) Sanskrit and Old-Canarese Inscriptions. [lAnt IX, 74—6 u. 1 Taf., Mi
96—103 u. 2 Taf., Apr.; 123—35 u. 1 Taf., Mai; 293—6, Des.] — 4) An identification of a West
Chälukya capital. [ib. 50 — 1, Feb.] — 5) A particular use of the wordsamvat [ib. V11I, 151 —2, '.
1879]. — 6) On the Saka, Samvat, and Gupta Bras. A Supplement to his paper on Indian Chro
logy. (JRAS. N. S. XU, 259—85, Apr.] — 7) Valabhi grants. No. XV. [lAnt. IX, 237—!
2 Taf., Okt] S. Jahresber. I, 6 n. 2. — 8) Grant of Vtra-Chola. [ib. 47—50 u. 1 T
Feb.] — 9) A new Stl&ra copper plate grant. [ib. 33—46 u. 2 Tal, Feb.] — 10) Chi
panir and Pawagadh. [ib. 221 — 4, Sept.] — 11) On the Bheel tribea of the Vindhyan rax
[Journ. Anthrop. Institute IX, 397—406]. — 12) Gohilrajyano Itihas, or the history of
states of Gohilwad. P. 1, the Bhämagar state. Sihor, printed Ahmedabad. 130 S. 1
8 a. (Gujarati). — 13) indhra coins. [lAnt IX, 61—5, Mar«]. — 14) A gold Bama Tu
coin. [PASB. 115—7, Juli]. — 15) The Perumäls. [lAnt. IX, 77—9, März]. „From the.
ministration Report of Cochin for 1875 — 76, communicated by H. H. Bäma Varmä
— 16) Identification of the Manipura of the Mahäbhärata with Manipura or ManalQru
Madura in South India [MJ. f. 1879, ersch. 1880, S. 311 — 8, als Appendix au dessel;
On the weapons . . .], im Sep.-Abdr. S. 145 — 52. — 17) Index to sixty-two Ms. Volumes dej>o«i
in the Government Oriental Manuscripts Library. Madras, Govt Press 1878. 5. XL VII
erschienen als Anhang zu MJ. for 1878. — Lists of Sanskrit manuscripts in private librai
of Southorn india, I, Madras, Govt Press, gr. 8°. VU. 620 S. * 1. 1 s. Kec BC. N.
X, 341, 1. Nov.
Indien. I?35
Ptndavas zugeschrieben werden, rühren einem anonymen Vf.1) zufolge von
den Dschainms her. Ein wertvoller Beitrag zu einem geographischen Wörter-
buch ist eine Liste von Ortsnamen, gesammelt im Distrikt Tanjore von B. R.
Branfill. *) Derselbe9) beschreibt ein nm 1000 n. Chr. gegründetes, in
Süd- Arcot befindliches ^iva-Heiligtum , ferner prähistorische Grabdenkmäler.4)
Über prähistorische Steinwerkzeuge handelt B. B. Foot6), vorwiegend vom
naturwissenschaftlichen Standpunkte. Wir erwähnen ferner eine Geschichte
?on Masnlipatam 6) in Telinga-Sprache und eine Notiz von W. J. Richards.7)
Ober Sitten und Gebräuche der Yedas, eines Volksstammes in Trovancore
und Cochin handelt F. Jagor. 8) Die Frage, ob sie mit ihren Namensvettern
in Ceylon stammverwandt seien, bleibt unentschieden. Interessant ist die
Zusammenstellung der Angaben verschiedener Autoren über diesen Volksstamm
und der Schreibweisen des Namens Veda, welche ergiebt, dafs bei den
renommiertesten Schriftstellern direkt sich widersprechende Angaben und
nicht weniger als 37 verschiedene Schreibarten des Namens Veda vorkommen.
Schliefslich nennen wir noch 2 ethnographische Aufsätze über die Be-
wohner der Aiidamanen. 9)
IL
F. Spiegel.
Medien und Persien.
Die wichtigste Entdeckung, welche wir während des Jahres 1880 für
die alte Geschichte der oben genannten Länder zu verzeichnen haben, betrifft
die Regierung des Cyrus, also das Ende des medischen und den Beginn des
penischen Reiches. Von den beiden Inschriften, welche hier in Frage kommen,
ist die eine von H. Rawlinson10) veröffentlicht worden, sie steht auf einem
Cyfinder eingegraben und enthält 45 lange Zeilen in sehr kleiner Schrift, sie
ist aber nicht überall mehr lesbar. Diese neu entdeckte Inschrift bespricht
die Einnahme Babylons durch Cyrus und zeigt uns, dafs die Erzählung
Herodots über dieses Ereignis in das Gebiet der Sage gehört, dafs die
1) Antiqaities of MÄmandür in the North Arcot District by M. C. S. JMJ. f. 1879.
8. 36—42 u. 1 Tat], — 2) On the names of place» in Tanjore. [ib. S. 43—92]. — 3) The
foBpi-kopjAparam Saira Temple. [lAnt IX, 117 — 20, Mai]. — Description of the Great
Äu Temple of Gmngai Kondapuram and of some other places in the Trichinopoli District.
fJASB. XLIX. P. I, 1— 7, w. a plate]. — 4) Rade megmlithic monuments in North Arcot.
[ib. S— 10, w. a plate]. — 5) Notes on the occurrence of stone implements in the Coast
>, South of Madras... [Geolog. Mag. N. S. Decade II. Vol. VII, 542—6, Dez.] —
6) M. Sarangapani, History of Masnlipatam. Masulipatam 1879. 114 S. 8 a. (Telugu).
7) Kotes on the Tanrja Pulayans of Trarankore. [lAnt IX, 120, Mai]. — 8) Die Veda's.
[Zbckr. f. Ethnol. 1879. Yerhandl. 166—76]. — 9) P.-A. de Roepstorff, Les lies An-
fanan (et lern» habitants). [Rev. scientif. 2. 8er. XV11I, 632—9, 3. Jan.] — E. S. Brander,
fe&arks on the atarigines of the Andaroan islands. [Proc R. Soc. of Edinb. X, 415 — 24
■• 1 Tat] — 10) Notes on a newly discorered clay cylinder of Cyrus the Great. Im
Journal of the U. Asiatic Society of Gr. Britain and Ireland. Vol. 12, 70—97.
1,36 F. Spiegel:
Armee des Cyrus vielmehr ohne Widerstand zu finden vor Babylon ankam
nnd die Stadt ohne grofse Mühe genommen wurde. Die Inschrift ist in
babylonischer Sprache geschrieben und wahrscheinlich im eigenen Auftrage
des Cyrus verfafst und in einem Tempel niedergelegt worden; wichtig ist,
dafe aus derselben hervorgeht, dafs Cyrus in der fünften Generation von
Achämenes abstammt und dafs er und seine Vorfahren Könige von Ansan
genannt werden. Die Stadt Ansan sucht Rawlinson in Susiana in der Gegend
von Ram Hormuz oder Mal-Amir. Mit derselben Inschrift, aber von einem
andern Gesichtspunkte aus, beschäftigt sich auch eine Abhandlung G. Raw-
linson s, des bekannten Historikers, *) der mit ihrer Hülfe der Über-
schätzung des Cyrus entgegentritt, welche in ihm einen Bilderstürmer und
Monotheisten sehen will, während er bestrebt war, die Religionen der unter-
worfenen Völker zu schonen und ihre Götter mit der neuen Lage der Dinge
zu versöhnen. Dagegen will Sayce2) auf Grund dieser Inschrift in Kyros
nicht blofs einen Anhänger der babylonischen Religion sehen, sondern ihm
sogar die Zugehörigkeit zur arischen Nationalität abstreiten. Auch der Sturz
des medischen Reiches ist durch eine zweite babylonische Urkunde in ein
neues Licht gerückt worden, ehe wir jedoch von dieser sprechen, müssen
wir noch eine Abhandlung Büdiugcrs3) erwähnen, welche den Untergang
des medischen Reiches bespricht und die veröffentlicht wurde, ehe die neue
Quelle bekannt geworden war. Sie enthält eine Aufzählung und Kritik der
früher bekannten Äufserungen über den Fall des medischen Reiches und
kommt aus ihnen zu dem Schlüsse, dafs bei der Besitznahme des Reiches
durch Kyros den Medern die Gleichberechtigung mit den Persern gewahrt
wurde, und dafs überhaupt die Übertragung der Herrschaft mehr durch fried-
liche Übereinkunft als durch Kampf erfolgte. Diese Ansicht erhält eine
neue Bestätigung durch eine eben aufgefundene Inschrift, die kein geringeres
Gewicht hat als die oben besprochene, dieselbe enthält ein Bruchstück der
Annalcn des Nabonedus, des letzten Königs von Babylon, sie steht auf einem
an der Sonne getrockneten Backsteine von 4 Zoll Höhe und 3 Zoll Breite,
auf der Vorder- und Rückseite stehen Doppelkolumnen mit mindestens 28
Zeilen, welche annalistische Notizen enthalten. In diesem von Pinchcs4)
veröffentlichten Denkmale findet sich auch die Notiz, dafs Astyages (in der
Inschrift Istuvegu genannt) gegen Kyros zog, dafs aber Istuvegus Armee sich
empörte, ihn gefangen nahm und dem Kyros überlieferte. Diese Annalcn
erzählen auch die Einnahme von Babylon durch die Perser, bei welcher Ge-
legenheit Gobryas thätig war, wie dies auch die Kyropädie mitteilt. G.
Rawlinson6) hält diese Inschrift für ein Bruchstück der Annalcn des Cyrus,
nicht des Nabonedus, was für die Datierung von Wichtigkeit ist. — Über
die Nationalität spricht eine zusammenstellende Abhandlung Spiegels6) im
Anschlüsse an die im vorigen Jahre erwähnten Forschungen Opperts über
diesen Gegenstand.
Auf einem nahe verwandten Gebiete, der Erklärung des Avesta, herrscht
1) The character and writings of Cyrus the Qreat. Contoraporary Review, p. 86 — 98.
— 2) Conquest of Media and Babylon by Cyrus. Acadomy, XVII, 198. — Uwe of the
Persian empire. Ibid. XVIII, 276 f. — Auch L. Halovy (Cyrus et le Retour de l'Exil,
Sitzung der Ac. dos lnscr. et B. Lettre» , 25. Juni) sieht Cyrus als Moder an. — &) I>er
Ausgang des medischen Reiches, eine Quellenuntersuchung. Wien. Vgl. Sitzungsberichte der
phil.-hist. Klasse der Akad. der Wisaenseh. Bd. XCVI, 477—504. — 4) Fragment of the
Annale of Nabonidus. Transactions of the Soc. of Bibl. Archaool. VIT, 1 f. — 5) Capture
of Eebatana, Athenaeum 1880, I, 215. — 6) Ausland No. 26. 27.
Medien und Persien. J 37
rege Thätigkeit, doch betreffen die auf diesem Felde gewonnenen Resultate
in erster Linie die Religionsgeschichte. Geldner1) hat seine bereits im
J. 1879 begonnenen deutschen Obersetzungen des Avesta fortgesetzt, eine neue
englische Übersetzung des Vendidad ist von J. Darmesteter2) erschienen.
Eine zusammenfassende Darstellung der Anschauungen des Avesta giebt
jLHovelacque3) in einem besondern Werke, in welchem man auch eine
sehr dankenswert« Geschichte der Schicksale dieses Buches in Europa findet.
Beiträge zur Erklärung einzelner Kapitel des Vendidad geben Dil Ion4) und
W. Geiger,8) Pietremont6) verwendet seine eingehenden Studien über die
Geschichte des Pferdes zur Erklärung einiger Stellen des Avesta. Von un-
mittelbarem Interesse für den Historiker ist die in letzter Zeit aufgetretene
Frage nach dem Vaterlande des Avesta. Der früher allgemein geltenden An-
sicht, daüs die Heimat des Buches in Baktrien zu suchen sei, ist neuerdings
eine andere gegenüber getreten, welche es nach Medien setzt. Diese Ansicht
hat Darmesteter in seinem oben genannten Werke vertreten,7) auch Harlez;8)
eine Arbeit Spiegels9) über Vishtaspa verfolgt dieselbe Richtung, dagegen
ist sie von Sayce10) bestritten worden und auch F61ix Robiou11) sucht
in einem resümierenden Artikel neben dem ursprünglichen Monotheismus des
Avesta seine Entstehung in Baktrien zu verteidigen. Es dürfte sich die
Frage zu weiterer genauer Besprechung eignen.
Andere Arbeiten, welche das Reich der Achämeniden oder der Parther
zun Gegenstande haben, wüfsten wir im Jahre 1860 nicht zu nennen, dagegen
sind die Sprach- und Litteraturdenkmale , welche der Zeit der Säsäniden an-
gehören, eifrig durchforscht worden. Wir nennen vor allem E. W. Wests12)
Übersetzung mehrerer Werke, welche dieser Periode angehören-, von dem-
selben Verfasser rührt eine Arbeit über die Pehlevi-Inschriften von Kanheri
her.13) Einen Überblick über die Verhältnisse und die Litteratur der Säsa-
nidenzeit gewährt Hovelacquc,14) eine sehr reichhaltige Sammlung von
Sisanidenmünzen hat noch A. D. Mordtmann16) beschrieben. Der Voll-
ständigkeit wegen wollen wir hier noch die neue Ausgabe des Königsbuches
des Firdosi von J. A. Vullers16) erwähnen. Obwohl dasselbe bereits der
Periode des Islam angehört, so wurzelt es doch mit seinen Anschauungen
ganz im alten Reiche und ist daher als eine wichtige Quelle sowohl für die
Sagengeschichte als auch die politische Geschichte der Säsäniden anzusehen.
1) Vgl Zeitachr. f. vergl. Sprachf. 24, 542—555. ibid. 25, 179—212. 378—419. 465—
590. — 2) The Zend-Avosta Part. I. the Vendidad. Oxford. (Sacred books of the East ed.
M. Malier. Vol. IV.) — 3) L'Avesta, Zoroastre et le Mazdeinmo. Paris. — 4) Quelques
iuurqoes sar le 8me Fargard du Vendidad. Rev. Linguistique. p. 125 — 140. — ö) Das
dritte Capitel des Vendidad. Ztschr. dor D. Morgen!. Qesellsch. 34, 415—427. — 6) Les
cfaraox de l'Avesta, Rov. Ling. p. 315—325. — 7) Vgl. auch seine Zuschrift a. d. Academy.
ia der No. t. 14. Aug. (The origin of Magism and the Zond-Avesta). — 8) Tho Medic origin
of Zoroastrism. Academy. XV111. p. 155. — 9) Vistäijpa oder Hystaspes und das lioieh von
Baktr*. Ilistor. Zeitschrift N. F. VLLL, 1—21. — 10) Academy XVIII, 83 f. und 119. —
11) L'Avesta et son origino, d'aprcs 1. travaux I. plus r6conts. Rev. des Quost. Uist. XX VII,
5—82. — 12) Pahlavi texte Part I. tho.Bundahish, Bahman Yasht and Shäyast la-Shayast
Oxford. (Sacred books of the East od. M. Müller. Vol V.) — 13) The Pahlavi inscriptions
it Kanheri. lndian antiquary Nov. — 14) La ronaissanco du Zoroastrisme au moyon ago, in
Melanges de Linguistique et Anthropologie- par A. Hovelacquo, E. Picot et J. Vinson. Paris,
p. 298—314. — 15) Zur Pohlevi-Münzkunde, Ztschr. d. D. Morgenl. Ges. Bd. 34, 1—162.
— 16) Firdosii über reguni qui inscribitur Schahnamo. Editionom Parisiensem diligonter
BMgBitam et eraendatam loctionibus variis et additamentis oditionis Calcuttonsis auxit notis
■ttinam partem critieia illustravit Vol. 1. 1877. Vol. 2. 1879. Vol. 3. fasc 1. 2. 1880.
Lejden.
I?38 m- L- Stern:
Ebenso gehört eine Arbeit Th. Nöldekes1) nur insofern hierher, als die
von ihm behandelte Erzählung auf ein Werk der S&sänidenzeit zurückzu-
führen ist. Wir schließen diese Übersicht mit der Erwähnung der Mit-
teilungen A. Houtum-Schindlers*) über seine Reisen im südwestlichen
Persien; mehrere seiner Angaben werden bei Forschungen über die ver-
wickelten Stromläufe Susianas von Interesse sein, und erwähnen nur kurz die
Nachrichten Geigers8) und Gödel-Lannoys4) über die Verhältnisse der
jetzt lebenden Parsen in Indien und Persien.
in.
L. Stern.
Ägypten.
In dem Mause wie die Erforschung der altägyptischen Geschichte an
Sicherheit gewinnt, wird auch der Darstellung derselben mehr Raum gegeben.
Dem Bedürfnis der weiteren Kreise entsprach bei uns am meisten H. Brugschs
Geschichte Ägyptens unter den Pharaonen; sie fand auch in England An-
klang und von der dort veranstalteten Übersetzung liegt schon die zweite
Auflage vor; der englischen ist eine russische Übersetzung gefolgt.5) Dem
Fleifse, welcher der Zusammenstellung der urkundlichen Texte in revidierten
Übersetzungen in diesem Werke gewidmet ist, wird niemand die verdiente
Anerkennung versagen; aber nimmermehr gefallen kann das blendende Durch-
einander, zu dem. hier nicht selten unhaltbare Vermutung und Thatsache ver-
flochten sind, und die Leichtgläubigkeit an das Aufserordentliche in aller-
wichtigsten Fragen, welche die peinlichste Kritik zu fordern scheinen. Wir
können uns nicht versagen, hier wenigstens drei Punkte von allgemeinem
Interesse zu erörtern, über welche Brugsch eher Verwirrung als Klarheit ver-
breitet hat, mit der Freimütigkeit des Urteils, welche der Verf. selbst bei
der Würdigung der von der seinen abweichenden Auffassungen geltend zu
machen pflegt.
Brugsch hat als eine wichtige Entdeckung, die einen Zweifel nicht zu-
ließe, aufgestellt, dafs die XXII. ägyptische Königsdynastie, die des Königs
Sisak, welche die allgemeine Annahme für eine semitische hält, von assyri-
schen Grofskönigen abstamme; dafs die in diesem Geschlecht wiederkehrenden
Namen Namaruth, Uasarken und Thekruth keine anderen seien, als die assy-
1) Die Erzählung yom Mausekdnig and Beinen Ministern. Ein Abschnitt der Pehleri-
Bearbeitung des altindischen FÜrstenspiegols. Abh. d. K. Gesellsch. d. Wiss. zu Gott XXV,
68 pg. — 2) Historie»! and Archaeological Notes on a Journey in South - Western Persia
1877—1878. Journal of the R. Asiatic Soc of Gr. Br. XII, 312—326. — 3) Vgl. oben S. 27.
— 4) Die Reste der alten Parsen in Persien. Angab. Allg. Zeitung, Beil. No. 78 — 98. —
'}) History of Egypt under the Pharaohs, derived entirely frora the raonuments with a me-
rooir of the Exodus of the Israolites and the egyptian raonuments. 2. edition revised with
a new preface and notes by the author. London, Murray. 2 voll. — Die russische Über-
setzung ist von G. R. Wlastoff, St Petersburg, herausgegeben.
typten. 1^39
rischen Nimrod, Sargon und Tiglath; dafs ein assyrischer „Grofskönig" Nim-
rod in Abydos bestattet sei, all wo sein Sohn seiner Grabstätte einen ägyp-
tischen Totenkalt bestellt habe, und dergl. mehr. Alles dies erweist sich
bei näherer Prüfung als ein starker Irrtum. Denn durch den allergttnstigsten
Zufall ist uns der ganze Stammbaum des Königs Sisak auf einer Apisstele des
Serapeums erhalten geblieben; und derselbe lehrt, dafs der Begründer des
XXII. Königshauses im sechsten Gliede von einem Bujuwawa abstammt, der,
was bisher noch nicht bemerkt worden ist, als Thihenmann bezeichnet wird.
Unter den Thihen versteht man aber nach dem einstimmigen Urteile aller
Forscher die Libyer. Mit Nimrod, Sargon (Sarukin) und Tiglath (welches
letztere übrigens an und für sich keinen Eigennamen bilden kann, da es nur
das erste Glied einer Zusammensetzung ist, z. B. in Tiglath-pilesar) , mit
diesem assyrischen Namen haben die Pharaonen der XXII. Dynastie also
nichts zu schaffen-, wohl aber finden ihre Kamen ebenso wie „Auputh,
Karamä, Karmämä u. a. eine Erklärung in der libyschen Sprache jener Zeit,
aas der noch andre Namen überliefert sind, unter ihnen die der libyschen
Häuptlinge Märaju, Ded, Zamär, Mäschaschar, Mascha-Ken. Der letzte
Name enthält in seinem zweiten Teile ohne Frage dasselbe Element wie
Uasar-Ken, in dessen erster Hälfte ich „Osiris" vermute. Die Libyer, na-
mentlich ihre Hauptstämme, die Lebu und Mäschawascha (oder Maxyer?),
mit denen Menephthes und Ramses HI. schwere Kämpfe bestehen mufsten,
hatten sich in jener unruhigen Zeit, wie wir aus dem sogenannten Papyrus
Harris wissen, in Unterägypten bis nach Memphis hin festgesetzt und den
ägyptischen Götterdienst angenommen; einzelne Clans, deren Häuptlinge den
Titel uro en mä „König der Ma" führten, erhielten sich durch die Äthiopen-
oit hindurch und spielten in der Dodekarchie aller Wahrscheinlichkeit nach
eine Rolle, wie denn vermutlich auch Psammetich aus ihnen hervorging. Es
ist eine unbestreitbare Thatsache, dafs, nachdem unter den letzten Ramessiden
die Macht des einheimischen Königtums gebrochen war, Ägypten der Fremd-
herrschaft dauernd zur Beute fiel: erst den Libyern, dann den Äthiopen,
darauf den Assyrern, dann nach kurzer Erholung unter der Herrschaft
Paammetichs und seiner Nachfolger, den PerSern und endlich den Griechen.
Eine andere Frage von allgemeiner Wichtigkeit, welche durch Brugsch
eine von der allgemeinen Annahme abweichende, nicht weniger irrige Ant-
wort erhalten hat, betrifft die Seevölker, welche mit den Libyern verbündet
Bnter Menephthes Ägypten angriffen. Der französische Ägyptolog E. de
Rouge hatte die Akauascha, die Schardana, die Schakalscha und die Turscha
der hieroglyphischen Inschriften mit den Achäern, Sardiniern, Siculern und
Tyrrhenern oder Tyrsenern gleichgestellt. So überraschend die Nachricht
kam, dafs schon im 14. Jh. vor Chr. mittelländische Völker Ägypten bekriegt
haben, so liefe sich doch an der Richtigkeit der vorgeschlagenen Gleichungen
sbs keinem triftigen Grunde zweifeln, bis Brugsch (zuerst in der Zeitschrift
rat ägyptische Sprache 1876, p. 130) dieselbe deshalb bestritt, weil die er-
wähnten Völker in der ägyptischen Urkunde im Gegensatze zu den unbe-
schnittenen Libyern als Beschnittene betrachtet würden, die Sardinier und
Siculer die Beschneidung nicht gehabt hätten. Brugsch will in jenen Fein-
den Ägyptens aber kaukasisch-kolchidische Völkerschaften erblicken — na-
mentlich die Achäer des Kaukasus, die Sardonen oder Chartanoi, die Be-
wohner von Zagylis und die Taurer. Wir müssen es uns versagen, auf die
geographischen Begriffe, welche man mit diesen Namen verbindet, und auf
die weiteren gewagten Annahmen, welche ihre Verwendung in diesem Zu-
If40 111. L. Stern:
sammenhange erfordert, hier näher einzugehen, da schon die nächste Begrün-
dung der Hypothese sie als einen Irrtum erweist. Dieselbe ist nämlich aus
der Angabe Herodots 2, 104 entnommen, nach der die Kolchider sowohl
durch den Gebrauch der Beschneidung als durch eine eigene Verfertigung
der Leinwand ihre ägyptische Abstammung verrieten. Diese Leinwand
wurde nun auf dem griechischen Markte zum Unterschiede von der ägypti-
schen als „sardische (occqSixov) bezeichnet, wofür Brugsch den Schardana zu
Gefallen oaqdoviov einsetzt, ohne zu bedenken, dafs gerade diese Wortform
auf Sardinien zu beziehen ist (wie Herodot 1, 166). Schlimmer noch steht
es mit der Erklärung der übrigen Namen. In der Hauptsache können wir
aber F. Robiou1) nur zustimmen, wenn er die auf so schwache Gründe
gestellte Meinung verwirft.
Einstimmig wird auch eine andre durch Brugsch nach Schieiden aufge-
stellte und von andern wiederholte Hypothese abgelehnt, nach der der Aus-
zug der Israeliten aus Ägypten nicht durch das rote Meer, sondern auf dem
schmalen Küstenstreifen, der das mittelländische Meer von dem Sirbonissee
trennt, geführt hätte;2) auf die zahlreichen Unmöglichkeiten, aufweiche diese
Annahme begründet ist, hat nun wieder Aug. Dillmann*) in seinem Kom-
mentare der betreffenden biblischen Stellen ebenso gelehrt als scharfsinnig
hingewiesen. Gegen den dermaligen Stand der geographischen Forschung er-
füllt das begreiflicherweise mit einigem Miistrauen. Da die Hieroglyphen-
kunde weder den Namen der Hebräer, noch den Josephs oder Moses noch
irgend einen mit ihrem Aufenthalte in Beziehung stehenden Umstand nach-
gewiesen hat, so vermochte auch E. Drouin4) nichts Neues und Zuverlässiges
darüber vorzulegen.
Es sind noch manche andre historische Arbeiten aus dem vergangenen
Jahre zu erwähnen. F. J. Lauth5) beendigte seine Übersicht der Geschichte
des alten Ägyptens; J. Dtimichen6) setzte die seinige fort und A. Wiede-
mann7) lieferte eine sehr fleifsige Geschichte Ägyptens von Psammetich bis
auf Alexander den Grofseu, in der er das auf diesen Zeitraum bezügliche
Material mit anerkennenswerter Vollständigkeit verwertete. Ethnographische)
Beiträge lieferten E. Lefebure8) und E. Soldi.9) Wir müssen hier auch
der Einleitung über die Völker und Sprachen Atrikas gedenken, welche R.
Lepsius10) seiner nubischen Grammatik vorangeschickt hat. Nach ihm zer-
fallen die vielen und mannigfaltigen afrikanischen Sprachen in die drei Haupt-
stämme der urafrikanischen Negersprachen, der hamitischen, zu denen die
ägyptischen, libyschen und kuschitischon Sprachen gehören, und der semiti-
schen, welche in Habesch Wurzel gefafst haben und zu denen im Mittelalter
fast auf dem ganzen Kontinente das Arabische gekommen ist. Die Erwägung
1) Les pouples do la mer confedöres contro l'Egypte (Rccuoil do travaux rclatifs ä
l'Egypte II, 56 — 59). — 2) The truo story of the Exodus of lsraol compilod from tho work
of Dr. H. Brugsch, editod by F. H Und or wo od. Boston, Shopherd. — 3) Exodus und
Leviticus nach A. Knobel neu bearbeitet. Leipzig, S. Hirzel. VIII, 639 S. Vgl. S. 53. —
4) Les Hebroux on Egyptc d'apros los travaux niodornoH. Lu u la scance publique de la
Societe d'areheologio , sciencos, lettre» et arte du departement de Seine et Marne. Meaux,
Dcstouchcr. 21 p. Autogr. — 5) Au* Ägyptens Vorzoit. Berlin, Th. Hoffmann. IV, 520 S.
Vgl. Jahresbcr. II, 1, 31. — 6) Goschiehto des alteu Ägyptens. 2. Lief., p. 81 — 192. Berlin,
Groto. — 7) Geschichto Ägyptens von Psammetich bis auf Alexander den Grofson, nebst einer
eingehenden Kritik der Quollen zur ägyptischen Geschichte. Loipzig, Barth. 312 p. —
8) Les racos connuos dos Egyptiens. Lyon , Pitrat (Annales du musco Guimot. I.) 20 p. —
9) Sur les migrations on ÜÜgypto. (Bulletin do la societc anthroi>ologique, Janv.) — 10) Nu-
bischo Grammatik. Berlin, W. Hertz. CXXVII und 506 p.
Ägypten. 1,41
der sprachlichen Bildungen nötigt, die Nubier, welche schon in den alten
Texten unter dem Namen Wawa vorkommen und seit der Zeit der XII.
Dynastie unter ägyptischer Herrschaft gestanden haben, zu den Negern zu
rechnen. Beachtenswert ist, was der Verf. über die ältere Geschichte der
Kuschiten darlegt, welche ihre Sitze im obern Nubien bis ans Meer und wohl
auch noch in Arabien hatten. Jene in den ägyptischen Texten unter dem
Namen Punt auftretenden Kuschiten bewohnten beide Seiten des erythräi-
scbeii Meeres und sind nach Lepsius die Vorfahren der Phönizier, während
die gewöhnliche Annahme sie mit dem biblischen Put identifiziert. Lepsius
aber erkennt in ihnen jene „phönizischen Fremdlinge", welche gegen das
Ende des dritten Jahrtausends vor Chr. in Ägypten einfielen, die Hyksos,
welche das Land an 500 Jahre beherrscht haben sollen. Und jedenfalls sind
sowohl die Hirtenkönige, deren uns nur einige aus Statuen bekannt sind, wie
die Punt, welche uns namentlich der Tempel von Deir-al-bahri kennen ge-
lehrt hat, hamitischen Stammes. Wenn wir uns nun erinnern, dafs Harn,
der Sohn Noahs, nach der Völkertafel vier Söhne hat: Misraira (Ägypten),
Kusch (Äthiopien), Put (Arabien) und Kanaan, so erscheint uns die Annahme
gerechtfertigt, dafs jene berühmten Hyksos die hamitischen Eanaaniter sind,
von denen die Schrift sagt: „Sie wohnen am Meere und um den Jordan"
(Num. 13, 30). Dafs diese einem von den Hebräem ganz verschiedenen
Stamme angehörten, wird dem nicht zweifelhaft bleiben, der den Bericht jener
hebräischen Kundschafter liest: „Wir sahen auch Riesen daselbst, Enaks-
kinder von den Riesen, und sie waren vor unsern Augen als die Heu-
schrecken und also waren wir auch vor ihren Augen". Noch unter Seti I.
hatten die Hyksos oder vielmehr die Schös (denn jener Name bedeutet die
^Fürsten der Schös") eine Festung Kanaan; dafs sie am Meere wohnten, ist
glanblich genug, denn eine in Tanis aufgefundene Gruppe stellt zwei Hyksos-
minner Fische opfernd dar, was von ägyptischem Gebrauche gänzlich ab-
weicht Es bleibt mir daher nicht mehr zweifelhaft, dafs jenes Volk „ruhm-
loser Herkunft", welches Ägypten Jahrhundertc lang geknechtet hat, die
Kanaaniter waren, welche später auf das eigentliche Phönizien beschränkt
waren. Lepsius setzt auch die äthiopischen Kephenen in Babylon, von denen
mehrere Sagen berichten, mit den hieroglyphischen Kefa, d. i. Phöniziern,
in Verbindung. Äthiopien oder Kusch stand übrigens bis zur XX. Dynastie
unter ägyptischen Statthaltern (Prinzen von Kusch), worauf es dann einhei-
mischen Herrschern gelang, sich unabhängig zu machen und das Reich erst
in Napata (Noph), dann in Meroe zu ansehnlicher Blüte zu entwickeln, die
sich bis in die Zeit der christlichen Zeitrechnung erhielt. Ihnen folgten im
6. Jh. christliche nubische Könige in Dongola und andere im Gebiete Aloa
mit der Hauptstadt Sobah — Reiche, welche erst vor dem Andränge des
Islams zerfielen.
Es hat weiter nicht an Abhandlungen gefehlt, welche einzelne Punkte
der ägyptischen Geschichte näher bestimmt haben. J. Krall1) findet eine
Andeutung über den von ihm vermuteten Einfall der Heruscha oder Beduinen
in Ägypten nach der Zeit der VI. Dynastie noch in einer spätem Inschrift.
G. Mas per o behandelt eine für die Geschichte der XII. Dynastie wichtige
Inschrift in Benihassan *) und den durch die Schlacht von Megiddo bekannten
1) Noch einmal die Heruscha. (Ztschr. f. ägypt Spr. XVIII, 121—23.) — 2) La
le inoeription de Bern-Hassan. (Rocnoil de travanx rol. ä la philol. ot ä l'arch. egypt. et
P»*le iwcripti
*jr. I, 160—181.)
I?42 Hl. L. Stern:
Feldzug Thutmes III.1) H. Brugsch2) veröffentlichte die merkwürdige, bis
dahin unbekannte Inschrift eines Scarabäus, nach der dem Könige Arne
nophis III. in seinem 10. Jahre von einem König Satharna von Naharaii
oder Mesopotamien die Tochter Kergepa nebst 317 Dienerinnen als Gemahlii
übersandt wurde. Ed. Naville 8) tibersetzte jenen Panegyricus auf Ramses D
im Tempel von Abusimbel, welchen Ramses HL im Tempel von Medinet
Habu auf sich übertrug. Nach einer leider sehr beschädigten Inschrift ü
San oder Tanis, welche S. Birch4) erläuterte, wäre der Äthiope Taharka ii
Ägypten sehr früh zur Regierung gekommen; bestimmtere Nachrichten übe:
diesen König haben uns jedoch erst die assyrischen Keiltexte geliefert Mi
gewohnter Gelehrsamkeit hat £. Revillout6) die Zeit des Amasis und Cam
byses in einem Aufsatze behandelt, in dem er einen ersten Auszug aus de]
von ihm gefundenen demotischen Chronik giebt Den allgemeinen Inhalt dei
merkwürdigen Urkunde, die Geschichte der letzten einheimischen Herrsche)
Ägyptens, hatte Revillout schon früher bekannt gemacht. An den Proto
kollen der von ihm so glücklich interpretierten demotischen Kontrakte prüft«
derselbe Gelehrte6) die Angabe über die Regierungsdauer der ersten Ptole
mäer und besprach die Kulte, welche man für sie eingerichtet hatte. Du
längst erwartete demotische Chrestomathie Revillouts7) vereinigt die wich*
tigsten Urkunden in der Volkssprache der alten Ägypter mit sorgfältiger Er
klärung. Revillout weifs aus der anscheinend so trockenen demotischei
Litteratur eine Fülle der Belehrung über das Staatswesen und die socialei
Verhältnisse in der Zeit der Lagiden zu entnehmen. Eine uns erhaltene
Reihe von Kaufkontrakten giebt ihm Veranlassung die Klasse der Taricheutei
oder Paraschisten sowie die der Choachyten zu studieren;8) aus einer Anzahl
Heiratskontrakte gewinnt er höchst interessante Einzelheiten über die keines-
wegs niedrige Stellung der Frau im alten Ägypten und über das wohlge-
ordnete Eherecht.9) Eine schöne und nützliche Arbeit unternahm 0. Puch-
stein,10) indem er die in Ägypten gefundenen Inschriften, welche Epigramme
enthalten, zusammenstellte. Dafs ein griechischer Kaufkontrakt eine eigen-
händige Unterschrift „Ptolemäus — Kleopatra" trüge, wie der Paläograpl
Gardthausen angenommen hatte, widerlegte C. Leemanns.11) A. Lincke11]
suchte einen vereinzelt vorkommenden Königsnamen zu erklären.
Auch die griechischen Quellen der ägyptischen Geschichte sind aufi
neue geprüft worden. H. Geizer13) behandelte den wichtigsten und getreue-
1) Le recit de la campagne contre Mageddo sons Thoatmes III. (Recaeil de travaax rel
ä la philol. et a l'arch. egypt. et asayr. II, 48 — 56, 139—150.) — 2) Über ein mcrkwtir
diges historisches Denkmal aas den Zeiton Königs Amenophis III. (Ztschr. f. äg. Spr. XVIII
81 — 87.) — 3) Le decret de Ptah-Totunen en faveur de Bamses II. et de Ramses III
(Transactions of tho Soc of Bibl. Arch. VII, 1, p. 119—138.) — 4) Inscription of Tahraka
(Ztschr. f. äg. Spr. XVIII, 22 — 24.) — 5) Premier extrait de la chronique demotiqae d<
Paris. (Kev. egypt I, 50 — 82.) — 6) Quelques notes chronologiques sur rhistoire des La*
gides. (Rev. egypt I, 2 — 22.) — 7) Chrestomathio demotiquo. Paris, Noweg. 4. — 8) Ta
richeates et choachytes. (Ztschr. für äg. Spr. XVIII, 70—80, 103—120, 136—148.) —
9) La qnesüon du divorco — Les regime« raatrimoniaox — Union legitime apres sedactioi
— Hypothese legale de la femme et donation entro epoux. (Ray. egypt I, 87 — 138.) —
10) Epigrammata graeca in Aegypto reperto retractavit Argentorati, C. J. Trübner. 78 p
und 2 Tab. — 11) Die Unterschrift eines griechisch- ägyptischen Kaufkontraktes auf Papyrui
aas dem 2. Jh. v. Chr. (Ztschr. für äg. Spr. XVIII, 27—34.) — 12) Über einen noci
nicht erklärten Königsnamen auf einem Ostracon dos Louvre. (Rec. de trav. II , 85 — 89.) —
13) J. Africanus and die byzantinische Chronographie. I, p. 191 — 207: die ägyptischei
Königslisten. Leipzig, Teubner. Vgl. Kap. VI.
Ägypten. J?43
sten Excerpenten des Manetho, Julias Africanus, G. J. Schneider1) die
Quellen des Diodor und J. Krall8) Diodor in Verbindung mit Manetho.
Wenig ist über ägyptische Chronologie aus diesem Jahre zu verzeichnen.
J. Krall2) ist der Ansicht, dafs man, um zu einem tieferen Verständnis
der chronologischen Fragen zu gelangen, von den astronomisch-mythologischen
Andeutungen ausgehen müfste, welche sich im Totenbuche finden; so scheint
ihm eine Stelle dieses heiligen Buches der alten Ägypter (Kap. 17, 24 ff.)
dafür zu sprechen, dafs das mit dem 1. Thoth beginnende Jahr schon zur
Zeit der Abfassung dieses Kapitels, die in die älteste Zeit gehört, bestand.
J. Lieblein,4) der in die ägyptische Geschichtsforschung die genealogische
Zeitrechnung eingeführt hat, suchte noch ein anderes Hülfsmittel zur Wieder-
herstellung der Chronologie in den datierten Angaben einiger Papyrus über
Getreideernten zu gewinnen, in der Annahme, dafs die den bürgerlichen
Wtndeüahren der Daten entsprechenden festen sich auf diese Weise aus dem
Eintreffen der Jahreszeiten erschließen lassen. Zwei Daten dieser Art aus
der Zeit der XX. Dynastie scheinen ihm der von ihm aufgestellten Chrono-
logie, welche das Ende dieser Dynastie ums Jahr 887 setzt, neues Gewicht
zu verleihen. Die Glaubwürdigkeit der überlieferten manethonischen Zahlen
ist so oft erschüttert und angezweifelt worden, dafs jede Bestätigung eines
Zusammenhanges dieser Zahlen wenigstens unter sich Beachtung verdient. So
hat A<L Erman6) darauf hingewiesen, dafs die 430 Jahre, welche die
Bibel (Exodus 12, 64) für den Aufenthalt der Hebräer in Ägypten ansetzt,
sich mit den altüberlieferten Angaben, dafs Joseph im 17. Jahre des Hyksos-
königs Apophis ins Land gekommen und dafs Mose unter Amosis, dem ersten
Könige der XVm. Dynastie, ausgezogen sei, wohl vereinigt und genau zu
den Dynastieenjahren palst. Es hätte übrigens noch hinzugefügt werden
können, jene Angabe sei mit der Thatsache, dafs Moses Grofsvater Kahath,
der ein Alter von 133 Jahren erreicht (Exodus 6, 16 ff.), schon mit Jakob
ins Land gekommen ist (Genesis 46, 11), und dafs Mose im Alter von 80
Jahren auszieht, allerdings unvereinbar. Deshalb beziehen die samarische
Bibelübersetzung und die alexandrinische der LXX jene 430 Jahre auf die
Zeit von Abraham bis Mose, so dafs für den Aufenthalt in Ägypten die
Hälfte, 215 Jahre, entfällt — nicht 250, wie der Vf. anführt. Dafs der Aus-
zug unter den König Menephthes der XIX. Dynastie fällt, ist die allgemeine
Annahme der neueren Forschung; unter dieser Voraussetzung ist die hebräische
Genealogie entweder unvollständig und unzuverlässig, dann mag Joseph unter
den Hyksos gelebt haben; oder die 430 Jahre sind irrig, dann mufs er in
die Epoche der XVlll. Dynastie fallen. Das Jahr der Eroberung Ägyptens
durch Cambyses hat J. Krall6) in Erörterung gezogen.
Üeber die alte Geographie Ägyptens ist Bedeutenderes nicht veröffent-
licht worden. L. Delgeur7) gab eine zusammenfassende Darstellung nach
den neueren Arbeiten, A. B. Edwards8) erörterte die Lage der biblischen
Stadt Baamses, EL Brugsch9) handelte über den See Mareotis, und E. von
1) De Diodori fönt du», i. phil.-hist Berlin (p. 1 — 35 : Do rebus aegyptiam). —
VgL Kap. VI. — 2) Manetho and Diodor. (Sitzungsb. der phil.-hist Klasse d. Ak. d. Wiss. Wien.
ICYI, 237 fc) — VgL unten. — 3) ßtude chronologique. (Bec. de trav. II, 66—70.) — 4) Les
rictti de reoolto datee dans l'ancienne Egypte corame Clements chronologiques. (Rec. de trav.
L 141—152.) — 5) Zur Chronologie der Hyksos. (Ztschr. für äg. Spr. XVIII, 125—27.)
~6) Das Jahr der Eroberung Ägyptens durch Kambyses. (Wiener Studien. II, 1.) — 7) La
riognphie de« anciens ägyptiens. (Hev. des questions scientif. Okt.) — 8) The site of
totttsss. (The Academy, 24. Apr.) — 9) Le lac Mareotis. (Rev. egypt. I, 32—48.)
1,44 HL L- Stom:
Bergmann1) besprach die Osirisreliquien in Abydos, Busiris und Mendes
nach den Angaben der Inschriften. An einem bequemen und übersichtlichen
Handbuche der altägyptischen Geographie fehlt es leider noch.
Die Denkmälerkunde ist nicht nur durch einige Handbücher, welche für
das Bedürfnis der Reisenden berechnet sind, von Mar iette- Pascha,*)
Murray3) und Meyer4) gefördert worden, sondern mehr noch durch die
wissenschaftliche Beschreibung des Tempels von Denderah,5) die Mariette als
Ergänzung zu den von ihm publizierten Inschriften lieferte, sowie durch den
zweiten Band der Inschriften aus Abydos6) und durch den Katalog der Denk-
mäler, welche daselbst ausgegraben worden sind, von demselben Gelehrten.7)
Aus dem Nachlasse De Rouges8) wurden die Inschriften herausgegeben,
welche der verdiente Ägyptolog in Edfu gesammelt hatte. Aus den Schätzen
der Sammlungen wurde einiges in Le Havre9) und in Rouen10) befindliche
von V. Loret bekannt gemacht; auch ein Katalog der kleinen Aachener
Sammlung des Grafen Stroganoff erschien.11)
Die Kunst der alten Ägypter ist in mehrfacher Hinsicht besprochen
worden. Während A. Prachow12) in einem russischen Werke die Bauart
der altägyptischen Tempel erörtert, unterziehen W. S. Prath13) und IL
Au er14) die ägyptische Säule einer Untersuchung, indem sie zugleich den
Einflufs hervorheben, den die ägyptische Architektur auf die griechische ge-
habt hat. Anregend sind die Gedanken, welche H. Brugsch16) an die
Übersetzung der Biographie eines altägyptischen Künstlers knüpfte.
Die allgemeine ägyptische Altertumskunde hat durch die Übersetzung
des G. Ebers' sehen Pracht werks ins Französische eine Bereicherung er-
fahren.16) Über Mafs und Gewicht handelten A. Aurös17) und P. Barto-
lotti,18) während Prof. Cantor19) in seiner Geschichte der Mathematik
mit der ägyptischen nach Mafsgabe des von Eisenlohr edierten und kommen-
tierten hieratischen Handbuches dieser Wissenschaft den Anfang machte. J.
Lieb lein20) warf die Frage auf, ob die alten Ägypter die Bewegung der Erde
1) Die Osirisroliquien in Abydos, Busiris und Mendos. (Ztschr. für äg. Spr. XVI11,
87 —93.) — 2) Itineraire do la Haute-Egypte. 3. 6d. revuo et augm. Paris, Maisonnouve.
IV u. 237 p. — 3) flandbook for travollers in Lowor and Uppor Egypt 6. edition revised
on the spot. London, Murray. 560 p. — 4) Moyors Reisehandbuch: Dor Orient Bd. I.:
Ägypten. Leipzig, Bibl. Inst. — 5) Dondorah, description du grand temple de cetto ville.
Paris, F. Yieweg. Fol. — 6) Abydos, description des fouillos oxecutees sur romplacement
de cetto ville. Ouvrage publik sous les auspices de S. A. Ismacl Pascha. II. Paris, Maison-
nouve. 58 p. und 68 pl. Fol. — 7) Cataloguo general des monuraents d' Abydos decouverts
pendant les fouillos do cotte ville. Paris, Maisonnouve. VII u. 596 p. — 8) Inscriptions et
notices rocueillios k Edfou (Hauto-J&gypte) pendant la mission scientifique do M. lo vicomte J.
de Rouge. Tome I — II. Paris, Leroux. — 9) Les antiquites egyptienne* du musee du Havre.
(Reo. de trav. II , 89 — 94.) — 10) Monuments egyptions du musöo d'antiquites do Rouen.
(Ibid. II, 151 — 58.) — 11) Catalog der Sammlung ägyptischer Alterthümer des Grafen Stro-
ganoff. Aachen. 28 p. — 12) Kritischo Betrachtungen über die Formen dor schönen Künste.
I. Die Architectur von Alt- Ägypten. St Petersburg, 104 p. u. 25 Tafeln. 4. — 13) Two
essays on the columnar architocture of the Egyptians. 1. The derivation of the doric order
from egyptian prototypes. II. A Classification of ogyptian columns. (Procced. American Aca-
demy of Arts and Sciences. New- York. Vol. XV, 313 — 3G5.) — 14) Die Bodeutung der
Triglyphen, ein Beitrag zur Frage über den Zusammenhang ägyptischer u. dorischer Baukunst.
(Ztschr. für bild. Kunst, Heft XI.) ^ — 15) Die Kunst in ihren orston Anfängen. (Deutscho
Revue, Mai, p. 192 ff.) — 16) L'Egypto, traduetion do G. Masporo. Paris, Didot. 2 voll,
in fol. — 17) Metrologique egyptienne. I. fasc. Niraos. 172 p. — 18) Del primitivo cubito
egütio o doi suoi georaotrici rapporti collo altro unita di misura o di poso egiziano e «träniere.
II. Modena, 1879. 378 p. 4. — 19) Vgl. oben S. 30; ägyptische S. 17—60. — 20) Les
anciens Egyptiens connaissaiont-ils lo mouvement de la terro? (Congres provincial dos orion-
talistes francais, St Etienne. Ägyptologie II, 127 — 139.)
Ägypten. ^45
gekannt haben. Einige Stellen in hieroglyphischen Texten bestimmten ihn,
wie früher schon Chabas, diese Frage zu bejahen und die übereinstimmende
Lehre des Pythagoras über diesen Punkt auf die Unterweisung ägyptischer
Priester zurückzuführen. A. Er man1) knüpfte an die Erklärung eines
^etymologischen" Gedichts über den königlichen Streitwagen eine kleine Ab-
handlung über die ägyptische Poesie.
Bei weitem der gröfste Teil der altägyptischen Litteratur ist religiöser
Art; aus dem Reichtum der Museen wird alljährlich einiges der Art ver-
öffentlicht. Ein umfangreicheres religiöses Werk ist nächst dem bekannten
„Totenbuche14, zu dessen Redaktion W. Golenischeff2) und K. Piehl8)
einen Beitrag lieferten, und von dessen demotischcr Übersetzung in einem
Pariser Papyrus E. Re vi 11 out4) einen Teil publizierte, ein Bestattungsritual,
Ton dem E. Schiaparelli5) den Text vorlegte. Einige andre funeräre Texte
edierten G. Maspero nach Grabinschriften 6), Stelen7) und einer Holztafel,8)
ferner Naville nach Stelen9) und einem. Ostracon 10), F. Rossi11), A. Wie-
demann,») G. Ebers13) und E. Revillout.14) Während F. Chabas iß)
mit gewohnter Sachkenntnis die Totenspenden besprach, erläuterte G. Mas-
pero die Bedeutung der Totenstatuen 16) und den Kult der Statuen oder
Bildnisse (Ka), namentlich insofern sie beim Orakelwesen verwandt wurden.17)
Zuverlässige Resultate über die ägyptische Mythologie und Theologie kann
die Religionswissenschaft nur aus der allergenauesten philologischen Inter-
pretation der hieroglyphischeu Texte gewinnen. Das erklärt, warum auf*
diesem Gebiete bisher so wenig geleistet worden ist. Dankbar wird man die
Arbeit P. Lc Page Renoufs18) aufgenommen haben, welche wenigstens
die Grnndzüge der ägyptischen Religion darzulegen bestimmt ist. Jedenfalls
geben wir auch hier der gewissenhaftesten historischen Forschung vor dem
Fluge der philosophischen Spekulation den Vorzug. Ob, wie Dr. J. Parrot19)
meint, die Mifsgestalt des Phtha-Patäk ihren Ursprung einem „achondropla-
aseben" Vorbilde verdankt, mag darum dahin gestellt bleiben. Dafs P. Pier-
ret*°) in einem handlichen Buche eine Beschreibung des ägyptischen Pan-
1) La poesie egyptienno ot l'hymno au char da roi. (Congres provincial dos Orientalisten
fra^aiH, St Ktienne. Ägyptologie II, 425 — 435); und: Hieratische Ostraca. (Ztschr. für äg.
Spr. XVIII, 93 - 99.) — 2) Sur un ancien chapitro du livro des morta. (Ibid. II, 109—118.;
— 3) Stele portant une inscription emprunte'o au livro de morts. (Rec.detrav.il, 71 — 75.)
— A) Ritoel funeraire de Panionth on d6motique a. I. texte« hieroglyph. et Märet corresp.
L (ktc. Pari*, Leroux. 4. — 5) 11 libro dei funerali degli antichi Egiziani. Torino, Loescher.
Vol. 1. in fol. — 6) Etudes b. qu. pointuros et s. qu. texte« rel. aox funerailles. (Jonrn.
w»t I.) — 7) Stele« funeraires. (Congr. des Oriental. Lyon, 1878. Tome I.) — 8) Sur
cm tablette appartenant ä M. Rogers. (Rec. d. trav. II, 113 — 18.) — 9) Les quatro steles
oritttees da Musee de Marseille. Lyon, Pitrat aine" (dieselben stammen aus dem Grabe eines
obenton Kaaai. — 10) Un ostracon egyptien. Paris, E. Leroux. 1881. (Annales du Musee
ömaet l.) 14 p. 4. — 11) Ulustraziono di due stele funorario dol museo egizio di Torino.
(Atti delJa R accad. di scienzo di Torino XV.) — 12) Uno stele du^ museo 6gyptien de Flo-
"w [die Stele de« Apii] et l'immortalito de Tarne choss los ancions Egyptiens. (Congr. proy.
8. Btienne. II, 145—46.) — 13) Einige Inedita. (Ztschr. f. äg. Spr. XVIII, 53—63.) —
14) U» affres de la mort che» les ancions Egyptions. (Rev. egypt. 1. 139 — 43.) — 15) Lea
fflwtioas eh. 1. anc Egypt (Congr. prov. St Etienne. II, 67 — 88.) — 16) Egyptian docu-
■Mti relating to the statuos of the Dead. (Transaetions of tho Soc. of Bibl. Archeology,
VII, 1, 6—36. — 17) Notes sur difföronts point« d'histoiro. (Rec. de trav. I, 152—160.)
— 1H) Loctares on the origin and growth of religion as illustratod by the religion of ancient
%pt London, Williams & Norgate. 259 p. — 19) Sur l'origine d'uno dos formes du dieu
fttha. (Rec. de trav. 11, 129—133.) — 20) Le pantheon egyptien, illustre de 73 dessins
V* y Schmidt Paris, Leroux.
1,46 Jn. L. Stern.
theon, die erste nach der veralteten und seltenen Arbeit Champollions, ge-
liefert hat, ist ein Verdienst.
Der rein philologischen Werke, ungeachtet sie für die ganze ägyptische
Altertumskunde von der hervorragendsten Wichtigkeit sind, können wir hier
nur kurz gedenken. Wir erwähnen zunächst das Supplement zu dem hiero-
glyphisch-demotischen Wörterbuche von H. Brugsch,1) in welchem wir eine
wesentliche Förderung der Hieroglyphenkunde erblicken. S. Levi*) gab
eine nützliche Zusammenstellung der hieratischen Schriftzeichen, die sich zu
den hieroglyphischen etwa wie unsere Schreibschrift zur Druckschrift verhalten.
Ad. Erman8) beschrieb eingehend die neuägyptische Sprache, wie sie in
den hieratischen Texten der Profanlitteratur etwa seit der XIX. Dynastie
erscheint und den Übergang zu der Volkssprache vermittelt; und der Re-
ferent4) gab ein Lehrbuch der koptischen Sprache heraus, welche die wich-
tige Grundlage der ägyptologischen Forschung bildet und von der jeder aus-
gehen sollte, der zur Interpretation der Hieroglyphen aufsteigen will. Ober
die Bildung der dreilautigcn Wurzeln handelte G. Maspero5) und über ein
Bildungselement derselben, das Präfix M, dem allerdings wohl zu viel bei-
gemessen wird, G. Ceugney.6) Manche schwierige Wörter sind eingehend be-
handelt worden, so das Wort Adon* welches H. Brugsch als „Verwalter,
Meister, Oberst" erklärt,7) das Zeichen der Schleife, welches derselbe nach
dem Vorgange anderer seh es liest8), wofür K. Piehl9) einen neuen Beleg
"beibrachte; der Ausdruck netr-nuti (Stadtgott) von demselben10) und von
E. Naville,11) der ihn als „Lareu auffassen wollte; die Namen der Bäume
von V. Lore t1*) einige andere Wörter von A. Lincke18) und das Koptische
Holokotsi (Solidus), in welchem Ad. Erman14) ein hybrides Wort
(griech. 6X0 -f-kopt kots) erweisen zu können glaubte, ohne uns allerdings
zu überzeugen. J. Lieblein16) und E. Piehl16) behandelten einige Stellen
des medizinischen Papyrus Ebers. Maspero17) lieferte eine fleifsige Studie
über die Denkmäler des Turiner Museums, welche den stm asm äst ma&t,
den Beamten der Nekropole von Deir-el-medinen und Drah-abulneggah, an-
gehören. Einzelne Stellen und grammatische Fragen besprachen ferner der-
selbe,18), K. Piehl19) und E. v. Bergmann.80)
Wir werfen noch einen kurzen Blick auf das christliche Ägypten und
1) Hieroglyph.-demotisches Wörterbuch, enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und
Folge den Wortschatz der heiligen u. der Volkssprache u. Schrift der alten Ägypter. Bd. V
& VI, 1. Leipzig, Hinrichs. 4. — 2) Raccolta dei segni ioratici egizj nelle diverse epoche
con i corrispondenti geroglifici e di loro differenti valori fonetici. Torino. 15 p. & 56 t»T.
4. — 3) Neuägyptische Grammatik. Leipzig, Engelmann. X & 276 p. — 4) Ludw.
Stern, Koptische Grammatik. Leipzig, T. 0. Weigel. 468 p. &. 1 Tafel. — 5) Snr la for-
mation des themes trilitteres en egyptien. (Memoires Soc de linguistique IV, 3.) — 6) Da
röle de M präfixe en egyptien. (Rec. de trav. II, 1 — 9.) — 7) Le mot adön. (Key. egypt
1, 22—32. — 8) Über das Silbenzeichen der Schleife. (Ztschr. f. äg. Spr. XV III, 1—15.)
9) Notice. (Ibid. XVIll, 135 f.) — 10) Sur le sens du mot neter-nouti. (Ibid. XV III,
64—69.)— 11) Sur les sens du mot neter-nouti. (Ibid. XV 111, 24—27).— 12) fitudes
sur quelques arbres egyptiens. (Rec. de trav. 1, 190—196. 11, 21 — 26. 60—65.) — 13) Mis-
cellanea. (Ibid. II, 10—13.) — 14) Holokotsi. (Ztschr. f. äg. Spr. XVIII, 123—5.) —
15) Bemerkungen zum Papyrus Ebers. (Ibid. XVIII, 127 — 9). — 16) Un passage du pa-
pyrus Ebers. (Ibid. XV 111, 129 ff.) — 17) Rapport sur une mission en Italie. (Rec de
trav. II. 159 — 199.) — 18) Notes sur differents points de grammaire et d'histoire. (Ztschr.
f. äg. Spr. XVIII, 41—49 u. Rec de trav. II, 105—120). — 19) Varia, petites notes de
critique et de philologio. (Rec. de trav. 1, 196—205. 11, 27—32. 121—9.) - 20) Varia.
(Ztschr. f. äg. Spr. XV 111, 49—53.)
Assyrien und Babylonien. 1,47
bemerken, dafs Ad. Erman *) nach Abschriften Schwartzes und C. Ceugney*)
nach Pariser Handschriften einige Bibeltexte der oberägyptischen oder sahi-
dischen Übersetzung, die bis dahin noch fehlten, herausgegeben haben, ohne
zwar eine kritische Emendation zu beabsichtigen. E. Revillout3) wieder-
holte seine Ausgabe der koptischen Schriften über das Konzil von Nicäa,
die er ans Tnriner Papyren und Neapolitaner Pergamenten geschöpft hat. Die
Aasgrabungen, welche man in den letzten Jahren in Medinct-el-Fayyüm ge-
macht hat, haben verschiedenen europäischen Museen fernere Papyrusreste aus
dem 6., 7. and 8. Jh. ergeben, namentlich solche mit griechischer und
ambischer Schrift; einiges wenige ist daraus von F. Blass4) uud von dem
Teretorbenen H. O. Loth6) veröffentlicht worden.
IV.
Q. Rösch.
Assyrien und Babylonien.
Das Jahr 1880 hat auch den Fleifs der Assyriologen nicht schlafen
lassen.
Auf dem prähistorischen Gebiete ist Fr. Lenormant6) mit einer ver-
gleichenden Darstellung der biblischen und profanen Urgeschichte von der
Schöpfung bis zur Sündflut aufgetreten, worin er neben phönizischen, ägyp-
tischen, iranischen, indischen, griechischen, römischen, ja skandinavischen Pa-
rallelen das keilschriftliche Material von G. Smith's „chaldäischer Genesis"
onter gewissenhafter Berücksichtigung der internationalen religionsgeschicht-
beben Litteratur der Gegenwart verarbeitet, weniger aber bereichert hat.
Sein Resultat für die biblische Genesis ist eine teils mehr, teils weniger
selbständige Rekonstruktion dogmatischer, technischer und historischer Remi-
niscenzen der Therachiten aus ihrer chaldäischen Heimat Ur, von Seiten des
Elohisten und Jehovisten. So wird dem Autor die biblische Erschaffung des
Menschen nur zu einer Variation der polytheistischen Menschenschöpfung bei
Berosus, welcher die anthropogonische Lücke in der chaldäischen Genesis die
keilschriftliche Parallele immer noch vorenthält. So wird ihm der Sünden fall
trotz der von Oppert durch eine verbesserte Übersetzung gelieferten und von
dem Autor ausdrücklich anerkannten Widerlegung seiner vermeintlichen Er-
1) Bruchstücke der oberigyptischen Übersetzung des Alten Testaments. (Nachrichten d.
ü«. <L Witt. Göttingen.) 40 p. — 2) Quelques fragments coptes-thibains inedits de la biblio-
fUqae nationale. (Bec de trav. II, 94 — 105.) — 3) Le concile de Nicee d'apres les texte«
ttptes et les direrse» collectiona canoniques. Demi-yolume : I. nouvelle serie de docamonU
(le Bier. Borgia); IL dissertation critique. Paris. — 4) Fragmente griechischer Hand-
»tbiflon im agypt Museum su Berlin. (Ztschr. f. äg. Spr. XVUI, 34 — 40.) — 5) Zwei ara-
feeae Papjros mit 2 Tafeln. (Ztschr. d. morgenl. Qos. XXXIV, 685—691.) — 6) Les ori-
£■•* da fhiatoiro d'apres la bible et les traditions des peuplos orientaux. Do la creation
^rkonM an deluge. Paria, Maisonneuve & Co. XXII, 630 S. Vgl. S. 53.
I?48 1V- G- Hosch:
wähnung in dem bisherigen Keilschriftenmaterial, wovon auch L. Modo na1)
gehandelt hat, und trotz des Stillschweigens des Berosus auf Grund der be-
kannten babylonischen Gemme mit dem Menschenpaar vor dem Fruchtbaum
und der Schlange hinter dem Weibe, deren Deutung auf den Sündenfall
W. v. Baudissin und Nöldeke anfechten, während Friedr. Delitzsch sie gutheilst,
zu einem Ausflufs der assyrisch -babylonischen Tradition. Ebenso sind ihm
die Cherubim die Nachbilder der Eirubi oder geflügelten Stiere mit Menschen-
köpfen an den assyrisch-babylonischen Bauwerken und das blofse hauende
Schwert der Flammendiskus in der akkadisch-sumerischen Poesie. Der
Brudermord wird ihm gar in naher Berührung mit Goldziher zu einem
kalendarischen Mythus von den feindlichen Brüdern Sin und Adar oder Nan-
naros und Parsondas. Die biblischen Alterszahlen der vorsündflutlichen
Patriarchen gelten ihm als Reduktionen der chaldäischen historisierten Sexa-
gesimalcykluszahlen vor der Flut, jedoch ohne dafs er den Oppertschen
Lösungs versuch mittelst der Gleichung einer Woche mit einem Lustrum an-
nehmen, aber auch ohne dafs er einen eigenen, aufser der Vermutung auf-
stellen könnte: das Gesammtlebensalter von 8575 nach dem Hebräischen und
8551 Jahren nach der Scptuaginta repräsentiere 144 Sossen oder sechzig-
jährige Cyklen mit eigentlich 8640 Jähren. Die Smithsche Deutung der
Ehen der Kinder Gottes mit den Töchtern der Menschen auf die
Verbindung der von H. Rawlinson in den Keilschriften irrtümlich gefundenen
adamischen oder schwarzen und sarkischen oder weifsen Rasse ersetzt er mit
der Berufung auf die Jnkubcn und Sukkuben der keilschriftlichen Dämono-
logie. Die biblische Sund flu t endlich erklärt er für eine geschichtliche
Thatsache, welche den übereinstimmenden Traditionen zufolge die Vorfahren
der drei civilisierten Rassen der alten Welt: der arischen oder indisch-
europäischen, der semitischen oder syrisch -arabischen und der hamitischen
oder kuschitischen, betroffen haben müsse. Die chaldäische Parallele in der
Iz (Gis) dubarlegende ist bekannt. R. Buddensicg9) hat sie ohnedem aufs
neue mit dem biblischen Sündflutbericht verglichen. Auch zu dem akkadi-
schen Gott Tammuz findet Lenormant Parallelen in der Mythologie und
Religion andrer Völker.3)
In die Folgezeit der Sündflut hinaufführt uns eine fragmentarische
Königstafel unter den Entdeckungen H. Rassams4) mit der Überschrift:
„dies sind die Könige Babylons, in der Reihenfolge nach einander sind sie
nicht geordnet." Leider ist die Gesamtzahl ihrer Könige durch die Zer-
trümmerung der Tafel verloren, der Laut ihrer Namen durch die Unsicherheit
der Lesung ungewifs und die zeitliche Aufeinanderfolge der Personen durch
ihre unchronologische Aufzählung unbestimmbar. Auf Kolumne I. steht der
früher Hamurabi genannte kassitischc d. i. aus der kassitischen Bevölkerungs-
schichte Elams abstammende König Ghamurragas oben an. Welche Inschrift
dieses Königs A. Amiaud5) behandelt hat, weifs der Ref. nicht.
1) La leggenda cristiana della ribellione o cadola degli angoli in rapporto a duo tavo-
lette aasire del mnseo britannico a projKmito di aleuni articoli apparsi sopra vari giornali
cattolici. Bologna, 1878. XIV, 57 S. — 2) Die biblische und chaldnische Sintflutvermon.
(Allg. Missionsztschr. VII.) Vgl. S. 53. — l\) II mit« di Adonc-Tammoz nci dorumenti
euneiformi. Atti del IV. congresao interna/, degli Orientalisti. — 4) Keeent Asayrian and
Baby Ion ian Research: Victoria Institute, or Philosophical Society of Great Britain. — T>) Vne
inscription bilingue de Uamourabi, Koi de Babylone. (Kcc. de trav. rel. ä la Philologie egypt
Vol. 1, fasc. 4.)
Assyrien and Babylonien. 1,49
Die historische Zeit hat Fr. Homrael1) in einem zunächst auf die
exoterachen Kreise berechneten Aufsalz mit den bisherigen Resultaten der
Keilschriftforschung beleuchtet. Diese lassen als ältestes Reich in den meso-
potamischen Ländern das^Sumir und Akkad d. i. Süd- und Nordbabylonien
umfassende Reich von Ur in Chaldäa", dessen Könige sicher vor 2000
?. Chr. anzusetzen sind. Dasselbe hatte im Reich des nichtsemitischen, aber
loch nicht hamitischen oder kuschitischen Elam einen gefährlichen Nachbar,
da dessen König _Kudur-nanchundi ungefähr im J. 2200 in Akkad einfiel. Der
Oberherrlichkeit Urs folgte die Hegemonie der Könige von Karrak über
Südbabylonien etwa 2000 bis 1700 v. Chr. Aus den gährenden Wogen
ihres Zeitalters erhob sich, jedoch nur in flüchtiger Erscheinung, das ge-
waltige Reich Sargons von Akkad, das ganz Babylonien, Elam, Syrien und
Mesopotamien in sich vereinigte. Nach diesem Interim wich endlich die
Oberherrlichkeit Karraks der von Larsa oder Elassar, das trotz Oppert mit
Assur nichts zu thun hat. Seine Könige Kudur-mabuk und sein Sohn Erim-
oder Rim-aku d. i. Arioch, der Zeitgenosse und Gegner Abrahams, haben
kurz _v>r und nach 1700 v. Chr. über Südbabylonien, wenigstens sicher
aber Ur und Karrak, geboten. Rim-aku und sein Reich wurden um 1670
▼. Chr. von Chamurragas von Babel gestürzt, der dadurch zum Gründer des
alten babylonischen Reiches geworden ist. Nach der Meinung des Ref.
ist er der Zeitgenosse des babylonischen Turmbaus in der Bibel, da er auch
emen der Gottheit Zamäma geweihten Turm gebaut hat, .,der bis an den
Himmel reichte". Ein noch älterer ebenfalls kassitischer König von Babel,
Agokak-rimi, der vielleicht noch vor Sargon von Akkad, jedenfalls aber
zwischen diesen und Chamurragas zu setzen ist, hat eine 400 zeilige Inschrift
über eine Tempelverschönerung in semitisch -babylonischer Sprache hinter-
lassen, während die südbabylonischen Könige sich des sumirischen Idioms
bedienen. Neben dem babylonischen Reiche begann sich das assyrische
empor zu arbeiten. Die älteste Nachricht über seine Gründung ist immer
noch die Tradition in Gen. 10 vom Auszug Nimrods aus Sinear, d. i. Süd-
babylonien, nach Assur (gemäfs der schon von Onkelos aufgebrachten und
von den Assyriologen adoptierten Auffassung des Assur als Objektsaccusativ
statt als Subjektsnominativ), und seinen dortigen Städtegründungen, unter
denen aber Ninive schwerlich gewesen ist, da es erst um das Jahr 1300
t. Chr. an die Stelle der alten Hauptstadt Assur getreten ist. Der älteste
keilschriftliche König Assyriens ist Israi-dagan, der von Hommel mittelst No-
tizen in den Annalen von Rimraon-Nivari I. (vor und um 1300) und Tig-
Htfhpileser L (um 1100 v. Chr.) auf circa 1850 v. Chr. fixiert wird. Unter
Tiglathpileser I. trat Assyrien in die bisherige Grofsmachtsstellung Babels
ein, das von nun an von ihm abhängig wurde, bis es endlich nach einem
halben Jahrtausend die verlorene Oberherrschaft in Vorderasien auf kurze
Zeit wieder gewann. Die assyrisch-biblischen Synchronismen, die seit Schrader
feststehen, hat Hommel f) in einem kurzen Aufrifs besonders zusammen-
gestellt
Die Detailarbeiten kommen weniger der Geschichte, als vielmehr der
Philologie zu gut. Ebenfalls dieser zuzurechnen, wenn überhaupt wissen-
schaftlich einzureihen, ist die merkwürdige Annahme Guinands,3) dafs die
1) We Keilschriftfömhung und die biblisch© Chronologie. (Boil. Augsb. Allg. Ztg. No. 111.
11!. U3.) _ «g) Vgl. 8. 54. — 3) Do ramrimilation d. 1. väritoblo languo somit, av. 1. langoc
•"»Keime. Congrto prov. de» Orientalisten, 1878. Lyon 1, 187 200.
Hlitorifch« Jahre«b«riobft«, J. 1880. \
1,50 IV. G. Bosch:
verlorne akkadische Sprache die eigentlich semitische gewesen, die jetzt ab
semitische genannten in Wirklichkeit hamitische, durch Nimrod den Semitc
aufgezwungene Sprachen seien, während im schärfsten Gegensatz hiers
J. Halevy1) das Akkadische für eine künstlich geschaffene Priester-Spracl
und Schrift ansieht, eine Ansicht, der St. Guyard beistimmt.*) W. Lotz
hat den transskribierten Text der Inschriften von und über Tiglathpileser
mit Übersetzung und Kommentar herausgegeben, eine Arbeit, welche um i
verdienstlicher ist, als die gleichzeitig von H. Rawlinson, Hincks, Fox, Talb
und Oppcrt angefertigte Obersetzung der grofsen Inschrift dieses Königs ai
Kileh-Scherghat durch ihre Übereinstimmung in den Hauptsachen zwi
lange als untrügliche Rechtfertigung der assyriologischen Entzifferunge
geglänzt, aber auch wegen ihrer vielen Sonnenflecken der Ratlosigkeit eim
Ersatzes dringend bedurft hat. Dem Historiker bietet der Autor grünt
sätzlich nicht mehr, als die Namendeutung („meine Hilfe ist Nineb") ui
Chronologie für Tiglathpileser aus der Bavianinschrift Sanheribs, welch
H. Pognon4) herausgegeben, übersetzt und kommentiert hat Weitei
historische Texte hat E. A. Budge5) geliefert Die Inschriften TiglaU
pilesers H. hat Schrader6) noch im Jahre 1879 zur Ergänzung sein«
im Jahr 1872 (KAT. S. 136 ff) ausgesprochene Ansicht auf ihre .graphisch
Zusammengehörigkeit und chronologische Folge von Neuem untersucht. Sei
Resultat ist, dafs wir die. Annalen des 1., 2., 7., 8., 9. Regierungsjahre!
ziemlich vollständig und die des 3., 12., 13. und 14. teilweise besitzen
Dieser Untersuchung hat er die Berichtigung der zwei bisher bekannten Ver-
zeichnisse phönicisch-cyprischer Tributäre Asarhaddons und seines Sohne
Asurbanipal durch ein drittes von Rassam in Ninive entdecktes angeschlossen
Das Wichtigste darin ist, dafs durch die deutliche Schrift auf dem Fund«
Rassams die Stadt Usimuruna, die man allgemein für Schomron-Samaria ge
nommen hat, einer jetzt nicht mehr zu rekognoszierenden Stadt Samsimuran
und mit ihr der assyrische Unterkönig in Samaria nach der Zerstörung de
Reiches hat weichen müssen. Zum Ende des babylonischen Reiche
fuhren uns H. Rawlinson7) und TL G. Pinches8) durch ihre Übersetzun
und Besprechung zweier vom Sturz Naboneds und der Einnahme Babylon
durch Cyrus handelnder Inschriften herunter. Das famose 11, Jahr de
Kambyses nimmt Schrader9) gegen Wiedemanns Auffassung des betreffer
den Keilzeichens als der Korrektur eines Zehners in einen Einer, d. h. de
in der Gedankenlosigkeit aus dem Griffel gekommenen 10. Jahrs des Gyn
und das 1. des Kambyses in Schutz.
Auf das Gebiet der Koncordanzfragen hat sich Schrader10) mi
seiner Beleuchtung zweier chronologischer Rätsel über Sanherib und Asai
haddon bei Alexander Polyhistor und Abydenus begeben. Da
1) Documenta religieux de l'Assyrie et de la Babylonie, I. — 2) Revue critique. -
— 3) Dio Inschriften Tiglathpilesers I. in transscribiertem assyrischen Grundtext m
Übersetzung und Kommentar. Mit Beigaben von Fr. Delitzsch. Leipzig, Hinrichs. XV
224. — 4) L'inscription do Bavian, texte, traduetion et commentairo philologique, an
trois appendices et un glossairo. Paris, Vieweg I, p. 100, II, p. 211. — 5) Assyrian Text
London, Trübner. 52. The History of Afarhaddon etc. London , Trübner. XII, 164. -
(>) Zur Kritik der Inschriften Tiglathpilesers IL, des Afarhaddon und dos Asurbanip*
(Abhdlg. d. Berl. Ak. d. Wissensch. 1879.) — 7) Vgl. S. 35 f. — 8) Vgl. S. 3G. — 9) D
elfte Jahr des Kambyses. Nachtr. Ztschr. f. äg. Spr. — 10) Zur Kritik dor chronologisch«
Angaben des Alexander Polyhistor und des Abydenus. (Berichte dor k. «ich. Gesellsch. d
Wiss.) 41.
Assyrien und Babylonion. L51
eine ist die Regierangszeit Sanheribs mit 18 and „seines Sohnes" mit 8 Jahren
bei AI. P. gegen die 24 Jahre Sanheribs und die 13 Asarhaddons im ptole-
mäi&chen Kanon and in den Keilschriften. Die übliche Aashilfe mit einer
Zihlenkorrektar bei AI. P. verbietet nun Schrader mit der Appellation an
die genaue Übereinstimmung der Einzelzahlen mit der von AI. P. ausdrück-
lich angegebenen ganzen Summe von 88 Jahren von Sanherib bis Nebukad-
uezar, um sie sodann unter Aufzeigung der summarischen Übereinstimmung
der beiderseitigen Zeitrechnung im genannten Zeitraum mittelst nachstehender
Parallele:
AI. P. Pt K. and Klschr.
693 Regebel: 1 Jahr
692 Mesesimordak: 4 „
693 Sanherib: 18 Jahre 688 Anarchie: 8 „
675 „ dessen Sohne 8 „ 680 Asaridin: 13 „
26 Jahre 26 Jahre
667 Sammugbes: 21 Jahre 667 Saosduchini: 20 Jahre
646 Sardanapal: 21 „ 647 Kineladen: 22 „
625 Nabupalsar: 20 (=21) Jahre 625 Nabopolassar: 21 (=20) Jahre
88 (89) Jahre 89~(= 88) Jahre
durch den kühnen Griff zu beseitigen, dafs er die dem Sanherib bei AI. P.
fehlenden 6 Jahre mit den 6 Regierungsjahren des mit dem Asordanes des
AI P. identischen Aparanadius im Pt. K. ergänzt und die 8 Jahre „seines
Sohnes" durch die Annahme der Verwechslung der Perioden für die Zahlen
8 und 13 bei Berosus von Seiten des AI. P. auf 13 erhöht. Dafs Apara-
nadius der Asordanes bei AI. P. sein mufs und unmöglich Asarhaddon sein
kann, der dann als der spätere Asaridin im Pt. K. zweimal regiert haben
mflfste, was freilich immer noch behauptet wird, ist durch die keilschriftliche
Bestätigung der Angabe des AI. P. über Sanheribs Einsetzung seines Sohnes
Asordanes zum Vicekönig in Babylon nach der Niederwerfung des Belibus
erwiesen. Nicht ganz denselben Eindruck der Evidenz macht die Lösung
des zweiten Rätsels. Dafs Abydenus Sanherib den 25. König von Assyrien
nennt, ist den conservativen und neologischen Chronologen ein Ärgernis.
Um es zu beseitigen, schränkt nun Schrader zuerst die Unterwerfung Baby-
loniens im Berichte des Abydenus, die man auf die Vorgänger Sanheribs aus-
zudehnen pflegte, mittelst der Hervorhebung der Einzahl in dem subegit und
des Anschlusses des Seesiegs über die Griechen durch die Copula „und" auf
Sanherib allein ein, giebt dann mit Rücksicht auf die Dreifsigzahl der assy-
rischen Könige des Ktesias der babylonischen Zählungsweise derselben die
Regierung Tuklat-Adars als „des Eroberers von Kardunias" zur Epoche und
deduziert zu den vier Nachfolgern Sanheribs bis zur Katastrophe des Reichs
noch einen fünften aus neu entdeckton keilschriftlichen Fragmenten. Von
Versuchen der Ausgleichung der keilschriftlichen Chronologie mit der bibli-
schen ist dem Ref. nur der von H. Matzat1) bekannt geworden. Er hat
•ein Ziel der Rettung der biblischen Königsrechnung unter Wahrung der
Integrität der biblischen Zahlen und der Ltickenlosigkeit der assyrischen
Eponymculiste mit Vergewaltigungen bald der biblischen und bald der monu-
mentalen Berichte, wie z. B. die Annahme zweier Hafael und Ahab und
1) Chronologische Untersuchungen zur Gouehichte der Könige von Juda und Inrael.
**üherg. 24 in 4. 8. auch S. 54.
4
*
1,52 V. C. y. Orelli:
einer Datierungsepoche Tiglathpilesers II. 14 Jahre vor seinem Regierung
antritte ist, natürlich nicht erreichen können.
Der historischen Geographie hat Fr. Hommel1) ebenfalls sein«
Fleifs und Scharfsinn zur Feststellung von Lage und Umfang von „Sun
und Akkad" gewidmet Er erkennt auf der Bahn, welche Schrader g
brochen hat, im Gegensatz zu Lenormant (s. Jahresber. I, 40) in Sumir <3
südbabylonische Heimat des ältesten nichtsemitischen Herrschervolks vom 3
bis zum 32. Grad nördl. Breite mit den Städten Uru = Ur der Chaldft
Larsa — Senkefseh, Uruk = Erech, Nipur und Kul-Unu-Chalneh und n
Fr. Delitzsch in Akkad ursprünglich die Hauptstadt Sargons L, Agadü, d
eine Hälfte von Sepharvaim, dann die Umgegend dieser Doppelstadt, allg
meiner das Gebiet von Sepharvaim bis zur Turnatmündung und endlich gai
Nordbabylonien. Zwischen Sumir und Akkad schob sich Babel und se
Gebiet als Kardunias ein. Mit der Ausdehnung des Begriffs Akkad wun
es aber von diesem dermafsen absorbiert, dafs Akkad besonders später m
Babel synonym wurde, weil sich eben die Macht Nordbabyloniens allmählic
in dieser Hauptstadt konzentrierte. Zum geographischen Detail ist die En
deckung des alten Sepharvaim in den Trümmerhügeln Abbu Habba vo
Rassam2)vund die Kombination des biblischen Resen mit dem keilschrifl
liehen Ri-is-i'-ni, Quellcnhaupt, von Sayce8) unter der Billigung Schrader b4
anzumerken.
V.
O. v. Orelli. M. Steinschneider.
Geschichte der Juden.
a. Bis zur Zerstörung Jerusalems.
Herr Professor Strack, welcher aus Mangel an Zeit mich ersuchte, dei
Bericht für 1880 zu liefern, wozu er mir schon einen Teil des Material
lieferte, hat bereits das letzte Mal einige Publikationen des Berichtjahres be
handelt. Wir beschränken uns diesmal absichtlich auf dieses, indem wir di
namhaften Produkte von 1881 für das nächste Mal aufsparen.
Die Frage um die Entstehung des Pentateuchs steht begreiflicher
weise noch immer im Vordergrund, da ja nach ihrer Beantwortung die israe
litische Geschichte einen ganz verschiedenen Ausgangspunkt und Charakte
annimmt. Franz Delitzsch hat zu den im letzten Bericht erwähnte
6 Artikeln über diese Frage 6 weitere hinzugefügt.6) Darin macht er di
Konzession, daß es zur Erklärung der Thora nicht genüge, eine Thätigkei
1) Fr. Hommel. Zur ältesten Geographie Vorderasiens. (Das Ausland. No. 20.) -
2) S. o. S. 35 f. — 3) Resen and Beth-El in the Assyrian Inscriptions. (The Academ;
May 1.) — 4) Art. llcsen in Kiohm, Hdwrtrb. d. bibl. Altert — 5) Franz Delitiscl
Pentateooh-kritiiwthe Studien in Luthardts Zeitschr. für kirchl. Wissenschaft und kirchl. Lebei
1, Heft 1 — 12. Vgl. Jahresber. 11, 1, 44.
Geschichte der Juden bis zur Zerstörung Jerusalems. 1,53
r Hände bis in die Zeit Josaas und der Richter reichen zu lassen,
fs der Entstehungs- und Entwicklungsgang, aus welchem dieses
in der vorliegenden Schlufsgcstalt hervorgegangen, bis in die
e Zeit sich hinziehe und vielleicht sogar in der Zeit, wo der sama-
'entateuch und die griechische Übersetzung entstand, noch nicht
Luhe gekommen sei ; aber ebenso entschieden hält Delitzsch daran
as Fundament, auf welchem Religion und Moral Israels beruhen,
:hes sei, und dafs auch das am meisten angefochtene Ritualgesetz
Grundlage ruhe. Während Delitzsch mehr nur zu einzelnen
ieser vielverzweigten Frage scharfsinnige Erörterungen geboten
von Aug. Dill mann1) eine neue Bearbeitung des Exodus und
or, welche gleichfalls gegen die neueste Pentateuchkritik Stellung
1 mit Delitzschs Aufstellungen vielfach in ungesuchter Überein-
ich befindet. Zwar bietet auch Dillmann noch keine zusammon-
terstellung des litterarischjßn Prozesses, wie er sich denselben denkt,
rweist dafür auf die Schlufsabhandlung im nächsten Bande. Allein
en giebt er viele Andeutungen und macht z. B. gegen Wellhausen
e geltend, dafs der sog. Triestercodex' nicht nach dem Exil oder
m überhaupt erst könne entstanden sein. ,Dafs man erst im Exil
ylonien, wo man gar keinen Gottesdienst hatte, die priesterlichen
lienstlichen Gesetze aufgeschrieben habe, ist widersinnig'. Zu-
i wohl, dafs das Gesetzbuch erst zu Esras Zeit seine letzte Gestalt
ag erhalten habe, und dafs die priesterlichen Tendenzen desselben
s in der Praxis zur Durchführung kamen. Allein die Priester-
Centralbeiligtums zu Jerusalem habe längst dieselben vertreten
schriftlich denselben Ausdruck gegeben. Abgesehen auch von
Tarischen Fragen bietet dieser neue Kommentar, in welchen der
les früheren (Knobel) nur etwa zu zwei Fünfteln wieder aufge-
t, eine Fülle von historischem Material, das mit des Verfassers be-
-ündlichkeit und Besonnenheit verarbeitet ist.
blische Urgeschichte ist von Fr. Lenormant in komparativer Weise
worden.3) Das beigebrachte Material ist ein überreiches. Der
5U zeigen, dafs die Tradition, von welcher die biblische Urge-
:h abzweigt, zwar nicht das Eigentum der ganzen Menschheit, aber
blofs das der Semiten gewesen sei, sondern einem gröfsern in
rünglich vereinigten Völkerkomplex angehörte. Hinsichtlich der
sehen Quellenfrage beschränkt sich Lenormant auf die Aussage,
ehovistische Buch älter sei als das elohistische , was auch Bau-
las einzige, allerdings sehr wichtige, sichere Ergebnis der neuesten
critik hält. Speziell die Sündflutsversion der Bibel hat mit der
q Rud. Buddensieg3) verglichen. Derselbe stellte in über-
weise die für die Bibel sich ergebenden Resultate der keilschrift-
ifferungen überhaupt zusammen, doch mit vorwiegender Berück-
der Urgeschichte. 4) Die Verwertung der assyriologischen Resultate
8. 40. Roc. von Stado, Theol. Iitegt 1881. No. 16. — 2) S. o. S. 47 f.
(andiwiin in der Theol. Litztg. 1880. No. 18. Vgl. auch F. Lenormant, The
rtween Adam and tho Dolnge. A hiblical stndy. Contemporary Review April.
— 8) Die biblische und ehaldäische Sündflutversion in der Zeitschrift für kirchl.
u. kirchl.' Lebon I. S. 347—367. Vgl. 8. 48. — 4) Die assyrischen Aus-
1 da» A. T. [Zeitfragon dos christlichen Volkslebens 27 = V, 3.] Heilbronn,
1,54 V. C. v. Orelli:
ist durchweg eine sorgfältige. Nur die Behauptung, dafs der König Phul dei
Bibel als von Tiglath-Pileser unterschiedener Herrscher auf den Monumentei
nachgewiesen sei, beruht auf Irrtum. Ähnliche populäre Darstellungen lie-
ferten C. Richter1), W. Hähnelt55), Schulze.3) Die Resultate der Ägyp-
tologie hat Tomkins4) für die Geschichte Josephs zu verwerten gesucht Eil
dem Referenten nicht näher bekanntes Buch von J. Fenton5) scheint siel
ebenfalls mit den ältesten Zuständen des Volkes Israel zu beschäftigen.
Die Bearbeitungen der israelitischen Geschichte mit Bezug auf die assy-
rischen Denkmäler zeigen namentlich das Bestreben, das chronologische
Problem zu lösen, welches durch die Divergenz zwischen der biblischen
und der assyrischen Zeitrechnung gegeben ist. Eine deutliche Darlegung
des diesbezüglichen Sachverhalts giebt F. Horamel. 6) Derselbe setzt die
traditionellen Daten der biblischen Geschichte bedeutend herab: David regierte
nach ihm statt 1055—1015 vielmehr 1000 — 960, Salomo statt 1015—975
vielmehr 960 — 930 u. s. f. Die Zerstörung Samarias fiele ins Jahr 723,
dagegen diejenige Jerusalems wäre 587 statt 588 zu setzen. Um die bibli-
schen Zeitangaben aufrecht zu halten und doch auch den Eponymenlisten
gerecht zu werden, hat H. Matzat7) die Bibel und die Keilschriften ziem-
lich eigenmächtig ergänzt. Mit demselben Problem beschäftigt sich V. Floigl8)
in einer scharfsinnigen Schrift, welche ein weiteres Gebiet begreift, aber in
Bezug auf die Königszeit am meisten beachtenswert ist, obwohl er auch hier
zum Teil sehr gewaltsam verfährt und an Stelle des biblischen Wortlauts
oft blofse Konjekturen setzt. Vgl. auch eine Abhandlung von W. J. Bee-
chcr9) und eine in Tübingen über denselben Gegenstand erschienene10).
Von chronologischen Arbeiten erwähnen wir noch eine solche von F. Riefs11)
über das Geburtsjahr Christi und von J. v. Destinon1*) über die Zeit-
rechnung des Josephus.
Gesamtdarstellungen der Geschichte Israels von gröfserem Belang haben
wir aus dem Berichtsjahr nicht zu verzeichnen. Die nachexilische Zeit be-
handeln zwei ausländische Werke von H. Oort13) und J. M. Wiseu) und
einen frühem Abschnitt das von A. Edersheim. 15) Dagegen wären manche
Gebr. Henninger. 76 S. Roc. im Lit. Centralbl. No. 27; J. Deutsch, Jüdische* Literaturbi
No. 20. Theol. Literatorbl. No. 3. Vgl. JahrcRbor. II, 1, 42. — 1) Wie die alten Denk
mälof in Ägypten, Ninive und Babylon dio geschichtliche Wahrheit des A. T. beweisen. Vor
trag, Schwerte, Braunschw. 22 S. - 2) Der Turmbau zu Babel. [Sammlung von Vortragen
hcrausg. von Prommol u. Pfaflf. 11. Hft. 9.] Heidelberg, C. Wintor. 27 S. — 3) Die Au
grabungen in Assyrien und das A. T., Beweis des Glaubens. S. 561 — 570. — 4) lifo o
Joseph, illustrated from Sourcos oxtomal to Holy Scripture. — 5) Early Hebrew Life: a Stod
in Sociology. London, Trübner & Co. — 6) Abrifs der babylonisch-assyrischen u. iaraelil
(Jcschichto von den altes ton Zoiton bis zur Zerstörung Babels, in Tabollonform. Leipzig, Hin
richs. JH. 20 S. Rec. im Theol. Litbl. No. 43. Thool. Litztg. No. 22. Vgl. S. 49. -
7) S. o. S. 51. Rec. Theol. Litztg. No. 12. — 8) Dio Chronologio der Bibel, des Maneth
und JJoroH. Leipzig, Friodrich. X. 286 S. Rec. Thool. Litztg. 1881. No. 9. — 9) Th
Chronology of the Kings of Israel and Juda, Prosbytorian Roview Jan. — 10) K. L. P.
Forschungen über die wahrscheinlichste Weltära zur Klärung der biblischen a. weltgeechichtl
Chronologie, zur Apologio uud zum Schutz dor Bibel. Tübingon, Fuos. 101 S. — 11) Da
Geburtsjahr Christi. Ein chronolog. Vorsuch, mit einem Synchronismus über die fülle do
Zeiten und 12 mathematischen Beilagen. Froiburg i. Br., Hordor. IV, 267 S. — 12) Di<
Chronologio des Josephus. Gelohrtcnschulprogramm. Kiel, Lipsius & Tischer. 35 S. —
13) Do laatsto oouwon van Israels volksbestaan (roieht von Nehomia bis Bar-Kochba). An»
führliche Besprochung von W. H. Kostors. Thool. Tijdschrift. S. 192—217. — 14) Hi»tor
of the Hebrews socond Commonwealth with special referonco to its literatnro, eulture and th<
origin of R abbin ism and Christianity. Cincinnati, Bloch and Co. 386 p. — 15) Uistory o
Juda and Israol form tho birth of Salonion to the roign of Ahab. London, Religious Tract Society
Geschichte der Jaden bis zur Zerstörung Jerusalems. J 55
Monograpbieen and Artikel über einzelne historische and archäologische
Gegenstände zu nennen. So von H. Weifs1) über David und seine Zeit
(katholisch, harmonistisch in der Geschichtskritik); von S. May bäum über
die Entwicklung des altisraelitischen Priestertnms2); von Klostermann
aber das Jobeljahr8); von J. Grill über das Nasiräergelübde4). Dahin ge-
boren eine Reihe von Artikeln in Ed. Rieh ms Handwörterbuch6), dessen
Vortrefflichkeit nur ein etwas rascheres Erscheinen zu wünschen übrig läfst.
Ans den beiden 1880 erschienenen Lieferungen (13 u. 14, S. 1153 — 1344
'Plulns bis 'Salz') heben wir besonders hervor die Art. Persepolis (Schrader),
Pffser (Kleinen), Phönizien (Kautzsch), Priester (Riehm), Richter (Riehm),
Silomo (Kleiner!). Desgleichen finden sich zahlreiche Beiträge in den 1880
erschienenen Bänden der rüstig fortschreitenden Real-Encyklopädie. 6) Wir
nennen von gröfseren Artikeln beispielsweise Jeremia (Nägelsbach), Jerusalem
(F. W. Schultz), Jesaja (Klostermann), Jesus Christus (Zöckler), Israel, Bibli-
sche Geschichte (öhler, überarbeitet von Orelli).
Auf dem Gebiete der alttestamentlichen Theologie ist ein Opus post-
httmum F. Hitzige7) zu erwähnen. Dasselbe zeigt Hitzigs bekannten Scharf-
sinn und seine unermüdliche Kombinationsgabe, die freilich auf historischem
Gebiet oft irreleiten und in theologischer Hinsicht ziemlich unfruchtbar
bleiben. Tiele's Kompendium der Religionsgeschichte,8) eine in mancher
Hinsicht, namentlich durch sorgfältige Angabc der Litteratur zu den ein-
zelnen Religionen, verdienstliche Zusammenstellung, giebt von der israelitischen
Religion auf 8 Seiten ein weniger als dürftiges Bild. Von theologischen
Kommentaren zu den Propheten sind hier einige tüchtige zu nennen, so der
ton W. Nowack9) über Hosea, eine treffliche philologisch - historische
Auslegung, minder zuverlässig die von K. A. R. Töttermann10) über einen
Teil desselben Propheten; sodann von dem katholischen Gelehrten Ant.
Scholz11) eine die Textkritik besonders berücksichtigende Bearbeitung des
Jeremia, das Werk von Cheyne1*) über die Prophezeiungen des Jesaia,
dem Fr. Delitzsch eingehende und originale Benutzung der assyrischen Er-
1) David and seine Zeit Historisch-exegetische Stadien, vornehmlich zu den Büchern
SmhmIs. Münster, Theilsing. 271 S. Roc von B. Schäfer, Lit. Hand weiser. No. 21.
Rohling, Lit Rundschau. No. 22 und in der Theol. Litztg. 1881. S. 299 f. — 2) Die
Entwicklung de« altisraelitischen Priestertums. Ein Beitrag zur Kritik dor mittlem Bücher
*» Pentateuchs. Breslau, Wilh. Köbner. VIII. 126 S. Rec. von H. Strack, Lit Contral-
Uatt 1881 No. 13. — 3) Über die kalendarische Bedoutung des Jobeljahres, Theol. Studien
ml Kritiken. Hft 4. S. 720 — 748. — 4) Über Ursprung und Bedeutung des Nasiräer-
geffiMes, Jahrbücher für protost Theologie. S. 645—680. — o) Handwörterbuch des bibl.
Altertums für gebildete Bibelleser. Mit vielen Illustrationen, Plänen und Karten. Bielefeld
i Leiprig, Velhagen u. Klasing (seit 1875!). Vgl. Jahresber. I, 38; II, 1, 43. — 6) Koal-
Encjklopadie für Protestant Theologie and Kirche. 2. Aufl. Herausgegoben von J. J. Herzog
nd 6. L. Pütt (seit des letztern Tod von A. Hauck). Vgl. Jahrosber. I, 38. — 7) Vor-
taingcn über biblische Theologie und messianische Weissagungen des A. T., herausgegeben
ton J. J. Kneucker. Mit dem Brustbilde Hitzigs und einor Lobons- und Charakter-Skizze,
kriwuhe, Keuther. XIV, 64. 224 S. — Rec. Lit. Rundschau. No. 17; H. Villoumier,
ton« de theol. et de philo», juillct. p. 364 — 371; M. Verncs, Revue critique. No. 48;
ItooL LttbJ. No. 32; Theol. Litztg. No. 14 von Baudissin — 8) Vgl. o. S. 5. — 0) Der
Propfet floeea erklärt. Berlin, Mayer & Müller. XXXVII, 255 S. Roc. Theol. Litztg.
8- 526 £ — 10) Bio Weissagungen Hoseas bis zur ersten assyrischen Deportation (1 — 6, 3)
trittteit Nebst dem Kommentar des Karäers Jephot bon Ali zu Hosea. Kap. 1 — 12, 3.
Uafanitehe Abhandlung. Leipzig, M. Schäfer. IV, 131 S. Rec. Thool. Litztg. S. 526 ff.
~~ 11) Kommentar «am Buch des Propheten Jeromias. Würzburg, Wör). 1880. XXXV.
'°$8. Bec. Theol. Litbl. 1880. S. 323-325. Theol. Litztg. 1881. No. 5. — 12) The
ftopfories oi I»aiah, 1. London, Kegan, Paul & Co. Angoz. v. Delitzsch Acad. XVII, S. 262 f.
1,56 V. C. v. Orelli:
gebnisse nachrühmt, und namentlich der Kommentar R. Smends1)
Ezechiel. Es ist dies nicht eine blofse Überarbeitung des seiner Zeit i
Hitzig für das 'Kurzgef. Exeget. Handbuch1 zu Ezechiel gelieferten Ko
mentars, sondern ein ganz neues Werk. Smcnd behandelt den Gegensüi
durchgängig vom Standpunkt der Graf-Wellhausenschen Hypothese aus, wo
wir ihm nicht beistimmen können. Dagegen anerkennen wir mit Freue
nicht nur die Tüchtigkeit seiner Leistung im Einzelnen, wo die Vorgänj
so viel zu thun übrig gelassen haben, sondern auch das redliche Bestreb
an Stelle der von Duhm und Wellhausen beliebten abschätzigen Behandln
Ezechiels eine historisch billige Würdigung dieses Propheten treten zu lass
Erwähnt sei noch eine Abhandlung des Niederländers H. Oort über Arnos
Zur historischen Geographie übergehend finden wir den Gebrat
des Namens Javan in der Bibel von B. Stade erörtert.3) Dieser Na
kommt nach ihm nirgends einem südarabischen Volk zu, wie man an einif
Stellen angenommen hat, sondern durchgängig den Joniern und später c
Hellenen überhaupt. Salomos Expedition nach Ofir und die Lage die
Goldlandes sucht der bekannte Nationalökonom Soetbeer4) aufzuheli
Nach ihm hätte zu einem derartigen Unternehmen, .wie es von Salomo
richtet wird, eine Menge von 3—4000 Arbeitern gehört, da die Israeli
keine Ausfuhrprodukte hatten und somit selber Bergbau in Ofir getriel
haben müssen. Dies erfordert aber auch eine relativ nahe Lage von C
anzunehmen. Soetbeer entscheidet sich für einen Strich der arabiscl
Küste des roten Meeres, wo die Grenzen von Hedschas und Jemen un
dem 19. Grad n. ßr. zusammentreffen. Das dort dem Meer nahe Gebii
jetzt freilich goldarm, müsse diese Schätze einst geboten haben, welche ai
von der benachbarten Königin der Sabäcr ausgebeutet wurden, die eil
Zehnten ihres Ertrags dem Heiligtum zu Jerusalem darbrachte. Die gai
Abhandlung verdient jedenfalls Beachtung. — Die Erörterungen über <
Richtung, welche die aus Ägypten wandernden Israeliten einschlugen, sov
über die Lage des Sinai, dauern fort. Die Hypothese, wonach sie ni<
durchs rote Meer, sondern durch den Sirbonissee gezogen wären (Brugsc
wird von A. H. Sayce6), einem früheren Gegner derselben unterstüt
während A. J. Chcster6) sie bekämpft Über den Sinai ist besondc
H. Spencer Palmer7) zu vergleichen, der einen Auszug der grofsen 18
erschienenen Sinai-Survey giebt. Die Erscheinungen auf dem Gebiete d
Palästinalittcratur 1880 hat A. So ein in Heft 3 der Zeitschrift des deutsch
Palästina-Vereins 1881 sorgfältig zusammengestellt. Der 1880 erschiene
Band dieser Zeitschrift bietet wieder eine Reihe von schätzbaren Beitrag'
besonders zur Topographie Jerusalems. Bedeutend ist der im Juni 1880 n
Baurat Schick in einem Felsenkanal an der Siloahquellc gemachte Fu
einer althebräischen Inschrift, welche über die Herstellung dieses Kan
Auskunft giebt. Über das Alter derselben sind die Akten noch nicht i
geschlossen. — Das grofse englische Kartenwerk, weiches die Frucht <
1) Der Prophet Ezechiel [für die zwoite Aufl. im Kurzgefaßten Exeget Handbuch]
klärt. Mit 8 Holzschnitten and 1 lithogr. Plan. Leipzig, S. Uirzel. XXX. 397 S. Bec.
der Theol. Litztg. No. 23. Thool. Studien und Kritikon, 1882. I. S. 169 ff. — 2) De I
fet Arnos, Theol. Tijdschrift. S. 114 — 159. — 3) De populo Javan (deutsche«) Uniseruti
Programm Giofaen. 20 S. Reo. Theol. Litztg. 1881. No. 2. — 4) Vgl. o. 8. 30 t
7>) A. IL Sayce, Brugsch Beys thoory of the Exodun Acadomy 10. April. — 6) A jonr
to the biblical sites in lower Egypt, Statement p. 133 ff. — 7) Anciont hintory from the i
numonts. Sinai: From the -fourth egyptian dynasty to the preaent day. London. 216 p.
Geschichte der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart. 1,57
mehrjährigen Vermessung des west-jordanischen Palästina durch die Expedition
des Palestine Exploration Fund bildet, ist gegen Ende des Benchtjahres
erschienen.1) Die Gesellschaft hat das Land von 1872 — 1877 systematisch
aufnehmen lassen unter der Leitung der Lieutenants C. R. Co n der und
H. H. Eitchener. Das genannte Werk (26 Blätter von 46 cm Höhe und
57 cm Breite) giebt im Mafsstab von 1 : 63 360 das ganze biblische 'Kanaan'
ron Dan-Tyrus im Norden bis Beer Seba im Süden, östlich vom Jordan,
westlich vom Mittelmeer begrenzt, und bezeichnet einen erheblichen Fort-
schritt auf dem Gebiet der palästinensischen Kartographie sowohl was die
Genauigkeit als was die Reichhaltigkeit betrifft. Man hat dabei von der
biblischen Terminologie Umgang genommen, um nicht vielfach hypothetische
Identitäten in die Karte setzen zu müssen. Erfreulich ist, dafs die Gesell-
schaft im Dezember 1880 beschlofs, ihre Aufnahmen über den Jordan auf
Gilead, Basan. Hauran, Moab auszudehnen, da die Amerikaner, welchen das
Ost-Jordanland zugedacht war, mit dieser Arbeit nicht vorrücken.
b. Von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart.
Wir bedürfen wohl Über die Disposition dieses Berichtes keiner Erör-
terung mehr, indem wir die des vorjährigen beibehalten.
Von dem Organ einer neuen Gesellschaft in Amerika*) unter Vorsitz
de* Dr. Lilienthal, wird unter Talmud die Rede sein.
Eine Übersicht der sich in unerfreulicher Weise mehrenden Zeit-
schriften giebt Gh. D. Lippes Bibliographisches Lexikon der jüdischen
Litteratur der Gegenwart 1881 (S. 662—671, 89 Num. und 90—97 Jahr-
bücher und Sammelschriften) und ein durchaus russischer Artikel von Ad.
Harkavy in der periodischen Sammclschrift hcrausg. von A. E. Landau.3)
Einen recht guten Anlauf nimmt das Organ der französischen Gesellschaft
unter Vorsitz des Bar. James Ed. von Rothschild, welches von Tagesfragen,
Theologie und Polemik absehend, ausschliefslich der Geschichte, Litteratur und
Kritik gewidmet, äufserlich gut ausgestattet ist.4) Die litterarische Abteilung
einer hebräischen, in Petersburg erscheinenden Zeitung hat der Redakteur
und fast ausschliefsliche Verfasser der ersteren, Ad. Harkavy in wenigen
Abzügen besonders herausgegeben.5) Aus der in Lyck erscheinenden Zeitung
hat sich ein Litteraturblatt abgezweigt, welches der strengen Wissenschaft
keinen Gewinn verspricht.6)
Die Bibliographie hat in den Quartalberichten von Isidore Loch in
der erwähnten „Revue" eine weitere Ausdehnung erhalten; der VI. Bd. von
Lindaus Hebr. Bibliothek enthält in einem Artikel „Judaiea" von Ad. II ar-
1) Map of Western Palestino in 26 SheoU Crom Survoys conduetod for the Committee of
tke P&leräne Exploration Fond. London. — 2) Tho llobrew Reviow publishod by the
Babbinical literary association of America. Vgl. Hebr. Bibliogr. XX, 110. — 3) Hebräische
Bibliothek, histor. u. literar. Sammlung in russ. Spracho, Bd. VI— VI11, Petersburg 1878—
W;VI. Jahr. 159, 176 u. 21 8., VII. 306, 188, 38 u. 22 8., V11I. 208, 76, 32 8 u. S.
8-34 o IV. 8. — Vgl Hebr. Bibl. 8. 114. — 4) Revuo dos Etudes juivos. Publication
tnmestrielle de 1* Soci^tc" des Etudes juiTes. Tomo I. N. 1, 2. (Girant responsable. Israel
\hi); Pari«; VIII. u. 324 8. Abonnement jährlich (4 Hefte in 2 Bänden) 25 Francs. -
•) ÖTlTj tjOSW Petersburg 1878 bis S. 100, 1879 bis 8. 228, aber unkorrekt paginiert,
** Titelbl. und Register. — Vorgl. Hobr. Bibl. 8. 107- — 6) 0311« TW ZeiUchrift
to Wittenschaft und Litteratnr, herausg. von David Gordon. 1. 2. Jahrg. Lyck 1879,
18*0, fei., wöchontl. 1 Num., 6 M. jährl.
I?58 V. M. Steinschneider:
kavy eine Zusammenstellung von Schriften aas and über Rufsland, nach dem
im J. 1873 erschienenen Katalog „Russica" (war von Strack und Harkavy
schon in der Hebr. Bibliogr. 1874 S. 30, 87, 105 gegeben). Der Vffl. Bd.
derselben Sammlung giebt die Littcratur über die Geschichte der Juden (die
Gegenwart einschliefscnd) in den letzten 10 Jahren von M. Kayserling in
Pest. l) Eine andere spezielle Zusammenstellung wird unter Palästina genannt
werden. — Von selbständigen Arbeiten nennen wir den Thesaurus von 1 7 000
Artikeln, verfafst von dem im J. 1862 in Wilna gestorbenen J. A. Ben-
jacob,2) bis zum Buchst. Chet in den Drucksachen revidiert von M. Stein-
schneider, welcher die Redaktion eines fast eben so starken Supplement-
bandes übernommen hat, der vielfache Berichtigungen und Zusätze von nam-
haften Gelehrten und verschiedene Register enthalten wird. Aus dem Nachlafs
des viel verdienten S. D. Luzatto, Prof. am Rabbinerkollegium zu Padua
(gest. 1865), sind 2 Verzeichnisse erschienen,3) welche derselbe bis 1858 fort-
geführt hat. Die alphabetische Anordnung läfst manches zu wünschen übrig;
das 1. Verz. ist nicht einmal nach dem 2. Namensbuchstaben geordnet;
Hai ben Nachschon S. 15 ist identisch mit Chai- S. 17; im 2. ist sogar ein
Samuel zwischen Salomo geraten. Das Verzeichnis der Hymnendichtcr hat
vor der klassischen Litteraturgcschichte dieses Gebiets von Zunz (1865) die
Angabe der Quellen für die einzelnen Hymnen voraus, hingegen werden aus
angeblichen Akrostichen in der Luft schwebende Namen geschaffen (s. z. B.
S. 65), und die deutsche Redaktion von Julius Fürst im Litteraturbl. des
„Orient" 1848 S. 548 ff. bietet wunderliche Schlagwörter.
Die Katalogisierung öffentlicher Bibliotheken hat durch den Orien-
talist en-Kongrefs in Florenz 1878 einen Anstofs erhalten. Die italienische
Regierung hat 2 Hefte herausgegeben, in denen hebräische Handschr. in Rom
und Parma vertreten sind.4) Sie bieten kein direktes historisches Werk;
doch sei hier hervorgehoben die HS. Vitt Em. 8 (S. 46) Disputationen
aus dem XII. und XIII. Jh. enthaltend;6) in dem 3. Stück F. 21— 44 erkenne
ich das interessante Werk des Mordechai ben Josef (oder Jehosnja, 1270),
welches bisher nur aus einer Vatikanischen HS. dürftig bekannt ist.6) Nr. 7
der Angelica (S. 90) verzeichnet Naturerscheinungen in Rom 1223 — 47, die
schon Berliner (Ein Gang durch d. Biblioth. Italiens 1877, S. 24) mitge-
teilt hat. S. 103 n. 54 wird durch Lesefehler die Familie der Bozzecchi zu
Barzäki; auch sonst vermifst mau die zu einem Kitalog nötige Kunde.
Die HSS. in Parma sind früher in der Hebr. Bibliogr. ausführlicher und nach
1) Litteratur der Goachichto der Juden in don letzten 10 Jahren (ins Russische übersetzt
aus dorn deutschen Manuskr.). — 2) D^BOn "WR (auch mit latein. u. deutschem Titel),
Bücherschatz , Bibliographie der gesamten hebr. Litteratur mit Einschlufs der Handschr. [bis
1863]. Herausg. von dem Sohne Jakob Benjacob. 3 Bdo. (mit fortlauf. Pagin.) Wilna.
XXX11, 678 S. in 2 8p. Der Preis des sehr bequem und schön gedruckten Werkes, 15 M.,
ist enorm billig. — li) V'*!© r.bna I. Verzeichnis der Gaonim (d. h. hier berühmter
Männor) und Rabbiner (Lehrer) aus älterer Zeit. II. Vorzoichnis der Hymnendichter. In
Ozar Tob, her. von A. Berliner, Jahrg. 1878 (11) S. 1 — f»4; 1880 (111) S. 1—106. Wird
auch besonders ausgegeben wordon. — 4) Cataloghi dei Codi ei orientali di aleune biblioteche
d'ltalia stampati a speso del Ministero della pubblica istruziono. Fase. I. Biblioteche: Vittorio
Emannclo, Angelica e Alessandrina di Roma. Fironze 1878. (Die hebr. HSS. dor ernten
beiden sind von Angelo di Capua S. 39—53 und 85—103 beschrieben.) — Fase. 11. R.
Biblioteca di Parma: Codici obraici non descritti dal De-Rossi per Pietro Perreau, S. 1 — 197.
._ 5) Vgl. Hebr. Bibliogr. XIX, 2 mit Revuo des Etudcs j. I, 224. — 8) Hebr. Bibl. XV„
89, XVI, 42 ff. u. S. 136 (11, 85—86), vgl. Hist. Lit. de la France XXVII, 566—71, 743.
Gegen S. 571 über die Breslauor HS. S. H. B. XVII, 68 über Nicolaus de Giovenarao 1224-
Geschichte der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart. 1,59
Klassen beschrieben; eine Abteilung Geschichte war nicht darunter. Der
Katalog der Gemeindebibliothek in Mantna vom dortigen Rabbiner Mor-
tara1) geht] auf Inhalt und Beziehungen näher ein und liefert einiges
Material für Kulturgeschichte, so z. B. S. 64 Notizen über die Familie Cases,
welche seit Ende des XVI. Jh. in Mantua und sonst eine Reihe von Rabbinern
und Ärzten aufweist. Die HSS. in Turin waren aus einem höchst unvoll-
kommenem Katalog von Pasini, die Sammlung Valperga-Calusius aus einem
mit mehr Fleifs aber ungenügender Sachkenntnis angelegten von Am. Pcyron
bekannt. Ein Neffe des letzteren, B. Peyr on , unterstützt vom Rabb. S. Ghiron,
bietet einen neuen, der durch Benutzung des Bodleianischen Katalogs einiges be-
richtigt, aber im Ganzen hinter den Anforderungen der Zeit zurückbleibt ;*) um
ein historisches Beispiel zu wählen: S. 165 Joseph ibn Scharaga, der Spanier
'qmquaedam objeeit de eo quod (in nobis) insit vis (!) prophetica', mufs heifsen
^welcher Einwendungen gemacht hat gegen Ascher, der sich für einen Pro-
pheten ausgab'; es ist also von Ascher Lämmlein (1502) die Rede; Josef war
ein Zeitgenosse in Agrigent (s. mein Polem. und apologet. Litt. S. 380 A. 66).
Das J. 1502 bietet Münster u. der, von P. Fagius herausg. Liber fidei § 76,
wo von der Erwartung des Messias die Rede ist. Zahlreiche Berichtigungen
nnd Zusätze von A. Berliner, Ad. Neubauer und M. Steinschneider
bringt die Hebr. Bibliogr. S. 127—32 (fortgesetzt 1881). Der Herausgabe
empfehlen wir N. 160 f. 172 ff. (Katal. S. 165): „Nomina compendiosa,
siglae initiales literae etc. enuclcata." Die Hebr. Autoren, namentlich die .
Italiener der letzten drei Jahrhunderte, lieben Namensabbreviaturen, für
deren Lösung bisher wenig geschehen ist.3) Über die Handschr. der Am-
brosiana in Mailand giebt A. Berliner Notizen.4) Wir heben hervor:
S. 112 N. 149 über das Erdbeben in Sevilla und Lissabon 1356, S. 118 n.
134 Lobrede (?) und Gedicht auf den Tod der Margarete von Savoyen, wohl
die Elegien des Asarja de Rossi, gedruckt in der Ausgabe Wilna;5) die Ge-
schichte der '10 Märtyrer' S. 118 N. 216 stammt wohl aus den bei Zunz
(syn. Poesie 473) zuletzt genannten Quellen.
Von allgemeinen Schriften, die Kulturgeschichte cinschliefsend,
übergehen wir wiederum die Flut der Schriften, welche die sog. Judenfragc
ohne Förderung der Geschichte besprechen;6) als Vorläufer tieferer Studien
kündigt sich die Skizze eines wissenschaftlichen Vortrags von Paulus Ca s sei
an.7) Die Kulturgeschichte des Judentums von 0. Henne am Rhyn ist
im vor. Jahrg. (IH, 288) 8) erwähnt, für die positive wissenschaftliche Lei-
stung mufs man fragen, ob eine Kulturgeschichte ohne alle Kenntnis der-
jenigen Sprache, in welcher die eigensten Quellen, grofsen teils noch unbe-,
nutzt, geschrieben sind, sonst irgendwo gewagt worden ist? — Einzelne
Perioden, Länder! und Ideenkreisc haben umfängliche Darstellungen erhalten,
die eigentliche Theologie (Glaubenslehre) durch den verstorbenen Ferd.
Weber.9) In Betreff der Beziehungen zum Christentum erschienen Schriften
1) Catalogo dei manoscritti obraici dolla biblioteca della Comunita israol. di Mantova.
Iiwno 1878; 72 S. (zum Verdrusse des Verf. voll Druckfehler). — 2) Codicos hebr. manu
«ttiii ßeg. bibliothecae quae in Taurin. Athonaeo asservantur. Taurini; XLLX, 327 S. -
3) Eine unvollständige Aufzählung und Erklärung bietet mein Catal. Bodl. Introd. p. XX Vi
«rf Hebr. Bibliogr. XVI, 65. — 4) Hebr. Handschriften in Mailand; Magazin f. d. Wiss. d.
Weit 8. 111—120. — 5) Der 2. Tag des Neujahrs 5374 war nicht der 15. Sept. 1574,
«■deni 30. August 1573. — 6) Eine zweite Lese von ungefähr 50 Schriften findet man in
*** Hebr. Bibliogr. S. 76—79. — 7) Dio Juden in dor Weltgeschichte. Berlin. 30 S. —
fy Zeile 7 i*t Gr ätz für Gorz zu losen. — 9) System dor altsynagogalou-palästinensischon
Geologie, aas Targum, Midrasch und Talmud dargestellt Nach des Verf. Tode her. v. Franz
1,60 V. M. Steinschneider:
von Ern. Havet,1) J. Hamburger,2) Isaak Weil, Rabb. in Pfalzbarg.8
Eine russische Schrift von D. A. Chwolson4) über Anklagen gegen die Jud«
giebt „I. Nachweise über die Nichtigkeit dieser Anklagen, geschöpft aus der Ge
schichte, Religion, Gesetzgebung, Litteratur und demSchicksale der Juden. II. De
Unbestand der Anklagen erhellt aus ihnen selbst, in. Juridische und histo
rische Nachweise über den Unbestand der Anklagen. IV. Verteidigung de
Juden seitens getaufter Juden. V. Schutznahme der Juden seitens viele
christlicher Herrscher, Päpste und Gelehrten. VI. Nachweis, dafs es ni
und nimmer unter den Juden eine Sccte gegeben, welche jene Anklagen ge
rechtfertigt hätte." Zwei Excerpte über die Wucheranklage aus Libri um
Barabö liefert M. Steinschneider.5) Derselbe und M. Roe st geben Bei
träge zur Litteratur des jüdischen Patriotismus;6) ersterer beginnt mit einei
italienischen Gedichte zur Kreierung Papst Gregors XIH. (1572) und schlief
mit einem Gebet für die Genesung des Papstes im Ghetto zu Ferrara 179
Eine Kritik des Islam vom jüdischen Standpunkt, verf. 1423, tiberset
aus dem Hebräischen M. Steinschneider.7) — Umgekehrt zeigt Igg
Goldziher8) die Erwähnung jüdischer Sitten, Gebräuche und Amtsbezeid
nungen in mohammedanischen Schriften; neu und interessant ist die Na«:
Weisung einer polemischen Episode im grofsen Roman von Antar (XVIII,
— 174 Ausg. Bulak, behandelt S. 358 ff.). Der Erziehung widmet J. Güü
'mann eine Monographie9) über welche ein ausführliches objektives Refi&i
von P. Perreau erschien.10) Der Verf. behandelte früher (1873, s. Hei
Bibliogr. XIV, 16 ff. 37 ff.) das „Untcrrichtsweseu" während der arabisdf
spanischen Periode ; auch in dem neuen Werke nehmen Schule, Lehrwesen um
Studiengang den Vordergrund ein. Systematische Anordnung, Fülle unc
teilweise Neuheit des Materials — z. B. K. VH und VHI Aberglauben, Er-
ziehung und Stellung der Frauen (über letztere s. vor. Jahrg. I, 52) — geber
der Studie einen bleibenden Wert. In der Auffassung der Thatsachen kämpf
der Apologet und konservative Rabbiner mit dem unbefangenen Historiker
Die Juden unter arabischer Herrschaft suchen Glauben und Gesetz mit weit
lieber Wissenschaft, auch mit einer eingebürgerten Philosophie zu vereinigen
Delitzsch und G. Schnedermann. Leipzig, Dörfling, XXXIV, 309. — Vgl. Hebr. Bibliog
XX, 119. — 1) Le Christianisme et ses origines. Tome 111. Le Judaisme, Pari« 1871
Vgl. Archivio di Letter. Bibl. 1 (1879) p. 27. — 2) Die NichtJuden und die Sekten im ta
mudischen Schrifttum. Vortrag in der 35. Vorsamml. deutscher Philologen u. s. w. Neustreli
(Selbstverlag), 16 S. — Hamburger ist auch im vor. Jahrg. 11, 52 zu lesen. — 3) Le pn
selytismo chez le Juifr selon la Bible et le Talmud, Strafsburg. — Eine Abhandl. zur Pro»
lytenfrage im Judentum von B. Felsenthal, Chicago 1878, giebt die ältere Litterato
eine ital. Schrift von M. Mortara 1875 s. H. B. XV111, 11. — 4) Über einige mitte
alterliche Anklagen gegen die Juden. Historische Untersuchung nach den Quellen. Zwei
gänzlich umgoarbeitoto Ausgabo - russisch. St Petersburg, XVI, 386 8. (1 Rub ) -
T>) Wuchor der Juden, Hobr. Bibliogr. S. 103, 104. — 6) Zur loyalen und patriotisch«
Poesie und Andacht im „Lotterbodo" V, 33, 131, 137. — In einerHS. de« BuchMndle
Fisch 1 - Hirsch, enthaltend hobr. Gcdichto des Josof Conzio in Chieri, findet sich auch ein
auf Karl Emanuol von Savoyon (um 1628). — 7) Islam und Judentum, Kritik des Islam v<
Simon Du van (1423), aus dorn Hebräischen übersetzt und erläutert Magazin u. s. w.
1 — 48 (der nach Handschr. emondierte Toxt folgt in der Beilago 1881, die Erläuterung spat«
alles in einem Sondorabdruck). — 8) Übor jüdischo Sitten und Gebräuche aus mohammed
nischen Schriften; Monataschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. S. 302—15, 355—65. — 9) G
schichte des Erziehungswesens und der Kultur der Juden in Frankreich und Deutschland v<
der Begründung der jüdischen Wissenschaft in diesen Ländern bis zur Vertreibung der Jud«
aus Frankreich (X- XIV. Jahrh.) nebst handschriftlichen (sie) Beilagen. Wien; IV, 299 I
— 10) Educazione o coltura degli Israeliti in Francia o Gormania. Relaziono etc. Lex.-
Corfu; 15 S. (Estratto dal Mose, Antologia israclitica di Corfu. Anno 111, Ottobre.)
Geschichte der Jaden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart. I Gl
sie zw&ngen letztere in die umgedeuteten Nationalquellen, um den Zwiespalt
der Autoritäten zu beseitigen. Die Juden in christlichen Ländern entbehren
aller strengen Wissenschaft; was der Vf. Wissenschaft zu nennen beliebt, ist
Gelehrsamkeit und natürlicher Verstand, zum Teil auch ausschreitende
Casuistik, neben denen naiver Glaube und Aberglaube, altes Herkommen und
todesmutige Begeisterung unter Verfolgungen ungeschwächt bleiben. Der Verf.
ergänzt die Thatsachen mit offenbarer Sympathie nach dieser Seite hin durch
plausibel gemachte Schlüsse und uneigentliche Bezeichnungen; so z. B. soll
die zu eifrige Pflege der Erziehung keine Zeit zu Schriften darüber gelassen
haben (S. 50)! Vielmehr konnte die einseitige Praxis des Ritus eine syste-
matische Didaktik nicht hervorrufen und fördern, und der Impuls von aufsen
fehlte. Die Unterscheidung einer besseren Zeit vor dem XIII. Jh. durfte
nicht so weit gehen (S. 60, 80), dieselbe als „glückliche, Wissens- und schaffens-
freudige" zu charakterisieren, gegenüber dem viel richtiger gewürdigten
IE Jh. (S. 90). Die interessanteste Beilage ist eine Art Schulordnung
(8 264 ff., auch abgedruckt in der Zeitschr. Bet Talmud S. 61, 91, dazu
Koten von Jakob Reif mann daselbst S. 248), wozu H. Virt in der
Konatsschrift f. Gesch. u. Wiss. d. Judent S. 427 — 32 Berichtigungen aus
der benutzten Bodleianischen HS. selbst, der Vf. einige Nachbemerkungen
gtebt. — Ein Register der in Leclerc's Histoire de la mädecine arabe (Paris
1876) vorkommenden jüdischen Ärzte mit Hinzufügung der Seitenzahl in
E. Carmoly's Histoire des m6decins juifs (Bruxelles 1844) sowie der bei
letzterem allein vorkommenden [in der That fast durchweg zu streichenden,
teilweise Doppelgänger] und einigen sonstigen Quellen, giebt Isidore Loeb.1)
Dafs Carmoly nicht wie Leclerc, aus arabischen Quellen, sondern aus Wüsten-
felds Gesch. der arab. Ärzte (1840) schöpfte, ist längst bekannt. Hingegen
kennt Leclerc zahlreiche Einzelforschungen über jüdische Ärzte nicht, und
der Mangel eines allgemeinen Registers verhindert ihn, seine eigenen Er-
mittlungen zu verwerten. Noman (H, 319) ist offenbar der Lehrer des
anonymen Verf. des traUe* des Rheumatismes (II, 269), gehört also ins
XIV. Jh. — Die Beschneidung bei den Juden behandelt K. Ziffer vom ge-
schichtlichen and medizinischen Gesichtspunkt in ungarischer Sprache. 2)
Die Abhandlung von Prof. W. Röscher über die Juden vom Standpunkt
der allgemeinen Handelspolitik ist ins Russische übersetzt (von Landau?)3)
Ich verstehe beide Sprachen nicht. — Die Personennamen beiderlei Geschlechts,
allerdings zunächst wegen der Orthographie in Scheidebriefen, behandelt
Sil. Ganzfried in einer hebr. Schrift.4) Eine Schrift von Abr. Jagel wird
nnter Italien besprochen werden. Endlich sei hier ein Werk nachgetragen,
welches nach dem Standpunkt des Verf. allerdings in die der unseren vor-
angehende Abteilung gehören würde. Rabb. Moses Bloch hat sich zur
Aufgabe gemacht, eine Art von Einrichtungen (Takkanot) geschichtlich zu
behandeln, welche im Talmud bestimmten Personen beigelegt werden.6) Der
1) Jüdisch-arabische Ärzte; Magazin 8. 101 110. — 2) Az izraelitäk körUlraet&ese
fetfati es onroM saempontböl. Budapest; 88 8. — 3) Hebr. Bibl. Bd. VI (vgl. auch Har-
k*Ty, Meaaaef 8. 61). Boschers Abhandl. erschien (nach K. floeniger, d. schwarze Tod u. n. w.
& 43) zuerst italienisch im Giornale dcgli Econoraisti Maggio 1875, dann deutsch in der
Tanger Ztschr. für Staatswiss. 1875 and in der 3. Aufl. von Roschers Ansichten der
Volkswirtschaft Tom geschichtlichen Standpunkte, Leipzig u. Ueidelb. 1878, Bd. 11, 321—354.
- 4)0» iVn« (Wortspiel von Sem und Sehern = Namen) Unguar; 124 S. — 5) -nsiü
PNprrt ITtW Die Institutionen des Judentums, nach der, in den talmudischen Quellon ango-
ßtwien geschichtlichen Reihenfolge geordnet und entwickelt, (Hebräisch) 1, 1 . Wien, in Cora-
•*** bei A. Faust in Krakau, 1879. XXI, 273 S. (6 Mk.) Vgl. Magazin u. s. w. S. 62— 70.
It62 v- M- Steinschneider:
1. Teil behandelt nicht mehr als 45, welche der Zeit von Mose bis
angehören sollen. Der Verf. erklärt im Vorw. ausdrücklich, dafs ei
stricte an die Tradition (?) über den Ursprung halte, obwohl er die n
kritischen Gegenansichten kenne. Er bietet ein erdrückendes Materii
welchem nur geübte Talmudisten sich zurechtfinden werden.
Wir finden hier den Übergang zu den im vor. Jahrg. (I, 54 ff.)
angegebenen Schriften über den Talmud.1) Auch das verflossene Ja
für diese grofse Rubrik, welche man als ein „Meer" zu bezeichnen j
nicht mtifsig vorübergegangen. Zuvörderst ist eine Zeitschrift, mit t
derer Rücksicht auf Talmudkunde gegründet, zu verzeichnen.8) Von
Deutschs Artikel über den Talmud ist eine 3. Auflage erschienen,8)
leitungsschriften verfafsten Prof. Wertheimer4) und Mielziner;6) üb
Tendenz der Misch na bringt Gelbhaus in der unten (S. 64) zu nenn«
Schrift eine neue, wenig begründete Hypothese. Bearbeitungen eins
Traktate liefern P. B. Benny6) und Rabbinowicz;7) die Poesie des'
handelt S. Sc kl es;8) M. Blochs Bearbeitung der Polizeigesetze übe
J. W. Lilienthal ins Englische;9) Anthologien bieten Daniel Ehrmai
Mor. Geller11) und P. J. Hershon.18) Die Texte, welche Medizin beti
liefe aus seiner französischen Übersetzung J. M. Rabbinowicz mit
Einleitung besonders abdrucken;18) eine vielfach behandelte Frage, (
Talmud vom Kaiserschnitt die Rede sei, löst M. Rawitzki14) dahin,
der streitige Ausdruck den Dammrifs bedeute.
Der Talmud führt uns wieder zu seinen jüdischen Gegnern. Aus
Geschichte der Karaiten, verfafst 1849 von dem Karaiten Mord
Sultanski, werden Kapitel 41 — 47 nach der fragmentarischen Han<
der k. Bibliothek in Petersburg mitgeteilt von A. Harkavy; sie bet
1) Im yor. Jahrg. S. 54 ff. sind nachzutragen: Lo wo sitz, der Talmud u.
Verurteilung, Königs!) . 43/44 ; Wieners Chrestomathia. Talmud, et Rabb. Leipz. 22 (l
Mose ha-Lewi, Maase Moscho, Realindex Belgrad 74 (308 S.) ; Chajjim Jakob b
Schaar ha-Zijun, Methodologisches, Wilna 77, 78 S. (U. B. S. 25). Castelli, Leggen
Pisa 69. — Einige Schriften zur spätem^ Geschichte des Talmuds s. unten unter Fran
— 2) IIB^n I"H3 Beth Talmud, Monatschrift für rabbinischo Litteratur und Gesc
Uerausg. von J. H. Weife und M. Friedmann. Selbstverlag der Herausgeber.
(Druck v. Löwy und Alkalay, Prefsburg). Enthält unt and. einen Art von Weifs übe
leitungon in den Talmud und deren Geschichte. — 3) Der Talmud u. s. w. (vor. Jahrg.
Berlin. — 4) Le Talmud. Premiere lecon. Histoire de la formation du Talmud. Geneve,
Schuchart 32 S. — 5) The talmudic Syllogism or the inference of Kai yechomer.
Keview p. 41 — 53; schliefst mit Beispielen von Sophismen, aus denen hervorgehe, dafs
oft nur um ein „mental tournamont" handle. — 6) The criminal code of the Jews, ac<
to jtho Talmud Massecheth Synhedrin. London, Smith and Edler, X, 133 S. (4 Sh. 6
7) Legislation civile du Thalmud. . . legislation , medecine, les paiens. Y. Paris 18'
Legislation civile du Thalmud. Les fommos, les paiens. L, Paris, Selbstverlag, XCI,
vgl. H. B. XX, 86. — 8) The Poetry of the Talmud. New- York, X, 146 8. — $
Mosaic and Talmudical Police lawB. Translated from the German ; in Hebr. Review S. 5
Yergl. vor. Jahrg. 1, 57. — 10) Aus Palästina und Babylon. Eine Sammlung von
liegenden u. s. w. aus Talmud und Midrasch, mit sachl. und sprach!. Anmerk. Wie:
314 S. Vgl. Uebr. Bibl. S. 35. — 11) Talmud-Schatz. Fragmente aus dem babyloi
Talmud in leicht fafslicher deutscher Sprache. Budapest, Selbstverlag, VI, 3, 183, 111
12) A Talmudical Miscellany; or a thousand and one Extracts from the Talmud, th
drashim, and the Kabbalah. Compiled and translated. With introduetory proface by tt
F. W. Farrar. London, Trübner. XXV 11, 362 S. — 13) La medecine du Thalm
tous les passages concemant la medecine extraits des 21 traites du Thalmud de Ba
Paris; LI, 176 S. — 14) Über dio Lehre vom Kaiserschnitt im Thalmud. (Separatabi
Virchows Arch. f. j>athol. Anat u. Physiol. u. klin. Med. 80. Bd. S. 494 — 503; v|
Jahrg. 1, 58. — Eine Kritik und Antikritik müssen wir für den nächsten Jahrg. vorbc
Geschieht« der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart. 1,63
hauptsächlich Auswanderungen aas der Krim nach Polen. *) Karaiten des
XIV. und XVI. Jh. mit besonderer Rücksicht auf die richtige Auffassung der
Namen bespricht M. Steinschneider.8) Ein, dem alten Sahl beigelegtes,
Fragment eines Briefes veröffentlicht A. Harkavy.8) Der Verfasser, an-
geblich in Jerusalem, warnt (S. 201) seine Glaubensgenossen vor Umgang
mit den „Gojim" (NichtJuden), um nicht zu Sodomie (Päderastie) verleitet
zu werden. Auf die Fälschungen Abr. Firkowitz's kommt H. B. Strack
noch einmal zurück.4)
Wir schliefsen diese allgemeine Abteilung mit einigen Schriften, für
welche kein geeigneterer Platz zu finden war. A. Kluckhohn5) will sich
nicht an der „Judenfrage" beteiligen, sondern hauptsächlich eine Charak-
teristik der Zustände der Juden in der Zerstreuung und insbesondere im
deutschen Mittelalter geben. Alle derartige allgemeine Darstellungen ohne
Kenntnis der Primärquellen können der Wiederholung hergebrachter Ver-
schiebungen nicht entgehen. So heifst es z. B (S. 170), der Talmud rede
von dem Stifter der christlichen Religion „nur mit unerträglichem Spott
und grofser Verachtung." In der That finden sich auch in alten HSS. des
Talmuds äufserst wenige (in den Drucken getilgte) und undeutliche Hin-
weisungen, deren Zeit unsicher ist. M. H. Friedländers Geschichtsbilder6)
habe ich nicht auftreiben können, aber nach einer Fortsetzung zu schliefsen,7)
sind die auf dem Titel genannten Quellen nur sekundäre. Henry Sam.
Morais hat im „Jewish Becord" 70 biographische Skizzen veröffentlicht und
dieselben, durch andere vermehrt, besonders herausgegeben.8) Der vielseitige %
und geniale ibn Esra , welchen M. Steinschneider von einer wissenschaft-
lichen Seite aus vorführt,9) geboren in Spanien, erhielt erst seine Bedeutung
anf der Wanderung durch Europa und Afrika (schwerlich Asien), so dafs er
för uns einen passenden Übergang zu unserer Wanderung durch aller Welt
Länder bildet
Ober die Juden in China werden alte Nachrichten des Silv. de Sacy
nnd J. de Guignes reproduziert von Elie Schwarz.10)
Ein Artikel „La Rivi&re de Surinam" von G. P. Zimmermann, im
Bulletin de la Soc. Geogr. Aug. S. 97, berührt auch die eingegangene, 1644
gegründete jüd. Kolonie, ohne Kenntnis neuerer Schriften darüber.11) Unbe-
stimmter Zeit, doch wohl nicht einer früheren als dem VIII. Jh. und dem
Orient gehört eine arabische Streitschrift, welche ein zum Judentum bekehrter
Bischof an einen christlichen Kollegen gerichtet haben soll, und die auch
1) P^X *Ot, in Meassef S. 13—16, 29—33 und 50. — 2) Zur karaitischen Lite-
ratur; Hebr. Bibliogr. S. 69—72, 91—99, 121—124. — 3) In Meassef S. 197—204; vgl.
dtm Hebr. Bibliogr. S. 108. — 4) Abr. Firkowitz und der Werth seiner Entdeckungen;
Zeitschr. dei deutschen Morgenl. Gesellsch. Bd. 34, S. 163 — 168. — 5) Zur Geschichte der
Wen im Alterthume und Mittelalter. Deutsche Revue hcrausgeg. v. Richard Fleischer. 8.
Berla. S. 52—63, 167—81. — 6) Chachme ha-Dorot, Geschichtsbilder aus der nachtat
tauschen Zeit (500—1500), nach den Quellen bearbeitet, BrÜnn. — 7) Geschichtsbilder etc.
In« tef die Gegenwart (1500—1800), in „Populär-wissensch. Monatsblätter" (1881) S. 74,
110, 147, 207. — 8) Eminent Israelites of tho ninetoenth Contury. A seriös of biographical
•ketchet, Philadelphia, VIII, 371 S. — Vgl. II. B. S. 59. — 9) Abraham ibn Esra (Abra-
tan Jodaeus, Avenare). Zur Goschichte dor mathematischen Wissenschafton im XII. Jähr-
ender! (Leips. S. 57 — 128, Sondorabdruck aus dorn Supplem. zur Mstor.-lit. Abt. der Ztsc.hr.
t Miül u. Physik, hrg. von Schlömilch, Cantor etc.) Vgl. II. B. S. 118. — 10) Le peuple
& Diei en Chine; Strafsb. impr. Schultz, 52 S. — Vgl. Revue des Et. j. S. 130. —
11) Nlhrere« rem Loeb in Rovue des Et juives S. 309.
1,64 V* M. Steinschneider:
in hebräischer Bearbeitung handschriftlich existiert. Den arabischen Text
hat aus der Pariser HS. in hebr. Lettern Leon Schlofsberg, mit einem
jedenfalls unrichtigen Datum herausgegeben. l) Der Inhalt ist zwar theologisch,
doch ist es von geschichtlichem Interesse festzustellen, wann und wo die
arabischen Juden sich zuerst in eine arabische Kontroverse mit den Christen
einlicfsen, und welche Ereignisse zu der vielleicht fingierten Einkleidung Ver-
anlassung gaben.
Die Chasaren (vgl. Jahresb. I, 43) hören nicht auf, die Federn zu
beschäftigen. A. Harkavy*) excerpiert Stellen aus einem von Carmoly
herausgegebenen, jedenfalls interpolierten und mit fingierten, unverständ-
lichem Titel verseheneu Schriftchen.3) Derselbe giebt auch den Text des
Briefes des Chasarenkönigs Josef nach der Petersburger HS.4), den voran-
gegangenen Brief des Chisdai in russischer Obersetzung;6) beide ungarisch
Sam. Kohn6) mit vorsichtiger Äufserung über die Echtheit. — Eine
hebräische Biographie des Samuel ben Hofhi, vorletzten Schul Vorstehers in
Babylon (gest. 1034) giebt A. Harkavy.7)
Wenden wir uns nach Palästina. Die deutschen Pilgerreisen nach
dem heil. Lande (134G — 1587), herausg. von Röhricht und Meifener,8) ent-
halten als Anhang (S. 549 — 648) Ergänzungen und Nachträge zu Toblers
Bibliographia geogr. Palaestinae (1867); dazu lieferte M. Steinschneider
einen Beitrag von ungefähr 90 Artikeln über jüdische Autoren, welche
großenteils auch Material für die Geschichte der Juden in Palästina dar-
bieten; wie derselbe in zwei Mitteilungen aus derartigen sehr seltnen
Schriftchen zeigt 9) Einer von Röhricht und Meifsner vorbereiteten neuen
Ausgabe von Toblers Bibliogr. werden jene Ergänzungen einverleibt werden.
— Eine Biographie des Je hu da, Redakteurs der Mischna, von S. Gelb-
haus leidet an unbegründeten Hypothesen und Ungenauigkeit in Wieder-
gabe der Belegstellen.10) Einzelne Themen, wie Zenobia, Heliogabal, der
„Antoniuus," Freund des eben genannten Jehuda, berührt P. Cassel.11)
1) Cjpexbx SiblaOtt iixp. Contro?erseid'un Eveque. Lettre adresse* ä un de ses collegues
vers Tan 514 (!). Texte arabe. Publik d'apres an ancien ms. de la bibliotheque nationale
de Paris. Vienne ; 26 S. Siehe Uebr. Bibliogr. S. 75. — 2) Collectaneen über die Chasaren,
hebr., in Meassef S. 90, 91. — 3) Vgl. Carmoly, Heyne Orient 1, 497 und Zum zu Benjamin
v. Tudela 11, 297; Fürst, Orient 1851 S. 454; Catal. Bodl. Introd. p. LI, nota 29. — Die
Pariser HS. 837 beginnt erst S. 16 des „Aktan" ed. Carmoly. Die unmittelbar vorangehende
Erzählung von dem Arzte Sahl [aus dem Rabbi in Tabaristan im IX. Jh. fingiert?], der seinem
Schüler den abgeschlagenen Kopf aufsetzt und anheilt, tragt den vollen Stempel einer Fiktion;
Tgl. ähnliche Legenden bei Gaster, Monatsschrift S. 128 (Sonderabdr. S. 29). — 4) Meassef
S. 117—122 und Note dazu S. 140; vgl. Uebr. Bibliogr. S. 107 (Zweifel an der Echtheit).
— 5) In Landaus Uebr. Biblioth. Bd. VII: „Chasarenbriefe." — 6) In der ungar. Zeitachr.
Toertenelmi Tar und in einem Sonderabdr. 1881, worüber im nächsten Jahresbericht. —
7) BTCiOb "jVJ-T „Studien und Mittheilungen aus d. Kais, offen tl. Bibliothek w
St. Petersburg.14 III. Teil. Leben und Werke des Samuel lbn [lies Ben] Chofni, Rektors der
Talmud- Akademie in Sora, 1879 (auch mit Titel bl. 1880). Abdruck aus Meassef Niddachim;
60 S. — Nachtrage des Vf. in Uebr. Bibliogr. S. 74. — 8) Was dieselben über Juden ent-
halten, stellt M. Steinschneider kurz zusammen in Uebr. Bibliogr. S. 116, 117. —
9) Beitrage zur Palästinakunde aus neueren jüd. Quellen. I. Aus „Darke Zion" von Mose
ben Israel Naftali Porjes (Mose Prager). [Aus einem jüdisch-deutschen höchst seltenen
SchrifUhen, gedr. 1650]. 11. Aus „Schaalu Schelom Jeruschalajim" von Gedalja aus Semiecx
[hebr. 1716]. — In Ztschr. des Palästina-Vereins 111. S. 220—33 (wovon nur 25 Sonderab-
drücke für den Verf. erschienen). — 10) Rabbi Jehuda Uanassi und die Redaktion der
Mischnah, eine kritimh-histor. u. vergleichend- myth. Studie. Wien 1876, (Selbstverlag) 98 8.,
(gedruckt 1880, s. Hebr. Bibl S. 83). — 11) Vom Nil zum Ganges, Wanderungen in die
©riental. Welt; Berlin, VI, 372 S.
Geschichte der Jaden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart 1,65
A. Dozys Geschiebte der Juden in Mekka (1864) ist seiner Zeit viel-
fach als hyperkritisch angesehen worden. Eine ebenfalls abwehrende Kritik
von 08. H. Schorr, welche derselbe auf den Wunsch A. Geigers zurück-
gehalten hatte, ist nunmehr veröffentlicht und lesenswert. *) Aus den Kultur-
staaten Afrikas ist kaum Nennenswertes erschienen. Eine biographische
Skizze des Maimonides (gest 1204 in Fostat) von Dr. Oppler") in Münden
ist eben so wertlos als die begleitende Bemerkung des Redakteurs, dafs den
„semitischen Völkern, die Araber an der Spitze, in den Wissenschaften und
Künsten . . . der Geist der Initiative abgeht." — Den Gesamtstoff über die
Falaschas verarbeitet von neuem Ludwig Stein;3) ein anonymer älterer
Artikel ist mir unzugänglich.4) Morde chai Abi Serur, geb. zu Akka in
Marokko, der erste Marokkaner, der bis Timbukt u vordrang, berichtet über
die „Daggatun" (angebl. bedeutend: abgefallene Juden) in der Wüste
Sahara.6) Die Gräber in Tementit sollen 1000 Jahre alt sein (S. 9). Solche
Termeintliche Traditionen erwecken wenig Vertrauen, wenn man gleich darauf
liest, dafs, nach Übereinstimmung der Juden und Muslimen, Muhammed (!)
Jerusalem erobert habe u. s. w.
In Europa tritt uns wiederum zuerst Kandia entgegen. Zu M. Stein-
schneiders noch fortzusetzenden Nach Weisungen über Gelehrte in Kandia6)
werden die von ihm gewünschten Nachrichten über Handschriften gegeben;
eine solche hebräische im Besitze der Familie Viterbo enthält zunächst Vor-
schriften der religiösen Autoritäten, gesammelt von dem sonst bekannten
Autor eines unedierten Geschichtswerkes (1523), Elia Kapsali, bis auf
das J. 1218 hinaufreichend, die aber auch von anderen weitergeführt scheinen.
Es findet sich darin eine Nachricht über ein Erdbeben im September 1549,
schrecklicher als das v. J. 1508-, auch enthält diese HS. die „Capitoliu be-
treffend die Wahl der Gemeindeverwalter, beschlossen und von der vene-
tianischen Regierung 1574 bestätigt.7) Eine Ausgabe des historischen Teils
wird in Berlin vorbereitet Eine andere HS. in Arad (Ungarn) enthält Gut-
achten aus dem XVI. Jh., die teilweise auch Ungarn und andere Grenz-
länder berühren.8) — Aus der Türkei erhalten wir eine ältere anonyme
bebr. Biographie des berüchtigten Sektirers und Renegaten Sabbatai Zebi
(1666), herausg. von N. Brüll.9)
Die Geschichte der Juden in Italien ist für diesmal am meisten be-
dacht Der Orientalisten-Kongrefs hat einen Orientalisten, der eigentlich
auf dem Gebiet des Indischen seine Lorbeeren erworben, aber als Jude auch
dem Hebräischen nicht fern steht, zur Herausgabe von Inschriften, haupt-
1) He-Chaluz. Wiasenachaftl. Abhandlungen über jüd. Geschichte, Literatur u. Alterthumsk.
<>«br.). 11. Jahrg., Prag; vgl. ü. B. S. 105. — 2) Biographische Skizze des Maimuni
Obhnondea) and seine „Gesundheitsregeln." D. Arch. f. Gesch. d. Medizin, 11, 1879,
S- 463—78. Siehe Hebr. Bibliogr. S. 37. — 3) Die Juden in Abessinien (Falaschas). Am-
•todmi; 79 8. (Sonderabdr. aus dem Lotterbode, Jahrg. V, S. 139—84). Vgl. Hebr. Bibliogr.
S. na. — 4) Une racc de Juifs negres en Abyssine; Miosions Catholiques 6. juin 1879. —
<*) Las Daggatun, tribu d'origino juivo domeurant dans lo d&iert du Sahara. Par le rabbin
*• A.S. Traduit de l'hebreu et annotä par Isid. Loeb. (Supplem. au Bull. mons. de l'Allianco
J«. Uaiir., Janvier), 12 S. — Vgl. Premier Etablissement des lsraelites a Timbouctou, Paris
1870; Kitr. du Bull, de la Soc. de Geogr., avril-mai, 1870. — 6) Caudia. Conni di storia
uterina. 11 Mosl, Antologia Israel. 1879 u. 1880. (Die Seitenzahlen sind in den liegistorn
aisden.) — 7) J. K. Tedeschi, Un codice ras. del secolo XVI. 11 VobhüIo p. 121, 122.
- 8) Aus einem Briofo von Kabb. Stoinhardt in Arad an Dr. Steinschneider in Berlin
*«arin f. <L W. Jud. S. 130—2. — $)) *"» rYilVin Biographie des Sabbatai Zebi, Wilna
l*7*.i, 4 S., Sonderalidruck (ohne Wissen Brülls) aus dor Zeitschr. ha-Karmel, Jahrg. IV.
Hiitoriscb* Jahre« berichte. 1880. I. h
1,66 V. M. Steinschneider:
sächlich Grabschriften (vgl. Jahresb. 1,39), veranlafst; diese Abhandlung \
G. J. Ascoli,1) die mir nicht zugegangen and daher nicht in allen Einse
heiten gegenwärtig ist, veranlasste einen Artikel von H. Grätz.s) Die '
Schriften, meist griechisch, einige lateinisch, stammen ans Venosa (im Ba
likat), Lavello, Matera, Brindisi etc., nur 7 reinhebräische gehören d
IX. Jh., zählen nach der Tempelzerstörung, wenige zugleich nach der Wc
Schöpfung (vergl. Harkavy, Altjüd. Denkm. S. 132, 160 ff., 284 und
Magazin f. d. W. d. Jud. VI, 123, 124). Der Unterschied von Datierung u
gelegentlicher Berechnung ist in den letzten vierzig Jahren wiederholt u
doch für manche vergeblich urgiert worden; wir haben hier vielleicht d
Anfänge einer Datierung. Das Sprachverhältnis bestätigt die von Rapopo
und anderen vertretene Ansicht, dafs das Hebräische erst im Mittelalter ;
die Grabsteine gedrungen sei. Grätz (S. 438) will einige undatierte hebrfiiscl
Epitaphien wegen „auffallender Stildifferenz" um einige Jahrhunderte vor da
IX. hinaufrücken. Gegen derartige Schlüsse mufs man zeitig Bedenken ei
heben, die hier nicht auszuführen sind. Auch verschiedene Bezeichnunge
und Namen böten allerlei Stoff zu Erörterungen, wie „Apostuli" und „Bei
bites," dessen Ableitung von Rabbi (Grätz S. 439) noch die Endsilbe zu ei
klären hat. Der Namen Bitus, Vitus, hebr. Bita oder Vita (S. 438, 440
den wir in Frankreich und Spanien schon im XI. Jh. als Bita und Vita
wiederfinden (Revue d. Et. j. n, 136, Kayserling, Gesch. I, 79), dürfte ein
Übersetzung des älteren chaldäischen Chajja oder Chijja sein (vgl. Nöldeke i
Geigers Ztschr. XI, 291, wo lies: Yivus), wofür das hebr. Chajjim (fraai
Hagins, Haquin etc.) eintrat, sowie die Übersetzung als Vidal, Yital (Oata
Bodl. 2714), Vivant, Vivandus, Vivien, Viveron, Vivet, Vyron (Rev. d. E
j. I, 248, II, 25, 29, 47, 49) Vidonius etc. (Monatsschr. S. 521); afc
Vivus erscheint im XTÜ. Jh. auch für das hebr. Jechiel (Revue S. 141]
Sebbetius (S. 446) ist wohl Sabbatai, urspr. Schabtai. Neben den eigentik
jüdischen Epigraphen sind noch andere für die Geschichte der Juden zu vq
werten. Ars. Darmesteter in Paris, dessen eigentliches Gebiet das Frai
zösische ist, versucht eine Lese lateinischer Inschriften für die Zeit dt
Kaiser Yespasian — Hadrian mit Erörterung der Beziehungen zu den Juden/
— Von Zunzs Geschichte der Juden in Sicilien ist Perreaus italienisch
Übersetzung auch in einem Sonderabdruck erschienen.4) Der Übersetzer to
davon abgesehen, Berichtigungen und Zusätze zu sammeln aus dem via
fachen Material, welches ein Vierteljahrhundert seit dem Erscheinen <k
Originals (1845) darbietet (unter and. die treffliche italien. Abhandlung vo
Is. La Lumia 1870, wovon nächstens eine deutsche Übersetzung erschein
vgl. H. B. XVI, 55); es lag ihm zunächst daran, seinen Landsleuten di
klassische Arbeit zugänglich zu machen; wozu ihm die Abhandlung vo
Starrabba über Moncada Veranlassung gab.5) — Über Süditalien sind noc
1) Iscrizioni inedite e mal noto, Greche, Latine, Ebraicho di antichi sepolcri Gindiic
edite ed illustrate. Torino (Loescher) o Roma. 120 S. u. 8 Tafeln. Sonderabdrack ani &
Atti del Congresso internaz. degli Orientalist! ecc. 1. Vgl. auch die ausführliche Besprechen
in der Revue des Et j. S. 132 — 7. — 2) Die alten jüdischen Katakombeninschriften inSft
italien. Monatsschrift S. 434 — 51. — 3) Kotes epigraphiques touchant qu. points de rhiitou
des Juifs sous i'empiro romain. Revue des Et juives S. 32 — 35. — 4) Storia degli Ebrei i
Sicilia, tradotta del Tedesco da Pietro Ferroau (so ist Jahrg. IL S. 263 und im Index II
323 zu berichtigen), Palermo 1879, 47 S. — 5) S. Jahresb. II, 1, 62; die dort erwähnte ao
füll r liehe Besprechung erfolgte in der Hebr. Bibliogr. S. 24.
Geschichte der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis znr Gegenwart. {,67
rähnen Notizen über Amalfi *) und über Friedrich II. in der hebräischen
itur.»)
ur Mittelitalien sind die von A. Bertolotti herausg. Aktenstücke
Inhaltsangaben) zu nennen, woraus ein Artikel der R6publique FranQ.
rt. 1879, und daher wohl der Artikel von Schoener in der Voss.
No. 156, 163 (1880) geflossen.3) Die Legende vom Judenpapste
sb. I. S. 45) ist, teils nach einer neuen Quelle, französisch bearbeitet
yppolite Rodriguez. 4)
lach Oberitalien gehören Notizen über Piemont in der Hebr. Bibliogr.
Ein italienisches Dokument, datiert Turin, 14. Mai 1697, wodurch
tadeo, Herzog von Savoyen, seinem „Corriero" Abram Lattes aus Cuneo
t, mit seiner Familie nach Turin zu übersiedeln, ohne jedoch eine
;ogeu zu bilden, und unbeschadet einer Verordnung vom 9. Juli 1692,
tgeteilt im „Vessiüo" S. 220. (Ober die alte Familie Lattes s. Eobaks
run VI, 1868, S. 102; Hebr. Bibliogr. XVH, 121.) Zu den „Memorieu
br. Pesaro über Ferrara (Jahresber. II, 1, 61) ist ein Anhang 'er-
3n, welcher teilweise die dortigen Rabbiner und Anstalten betrifft.6)
iri8tlicher Anonymus teilt im „Vessillo" S. 382 einige Notizen zur Ge-
te der Juden in Genua seit 493 mit. Eine unbekannte Canzonetta,
kt 1680 in Padua, wo die Universität jüdische Leichen zur Obduktion
gte, nach Mitteilung von M. Lattes, wird in Hebr. Bibliogr. S. 137
ner handschriftlichen Nachricht (das. XVI, 37) kombiniert. — Josef
nzis klassische hebr. Biographie des Schwärmers Mose Ch. Luzzatto
su Padua 1707, gest. in Palästina 1747) ist mit 2 Schriftchen des
en herausgegeben.6) Nachträge zu einer früheren Notiz über die Fa-
Porlaleone von M. Steinschneider giebt die Hebr. Bibliogr. S. 47.
historisches Interesse bietet eine unvollständig herausgegebene Schrift,
ren eines Gefangenen, deren Verfasser sicher der bekannte Abraham
(oder Jaghel) um 1580. 7) Jules Dukas hat einen Artikel begonnen,8)
Anfang nur bibliographische Notizen über ein nicht sehr seltenes
bietet Endlich hat Mas-Latrie eine kulturhistorische Anekdote zur
iis gebracht;9) am 9. Juli 1477 stimmt der Rat von Venedig mit 10
6 für den Antrag der Juden Salamoncini und Brüder, Muhammed H.
seinen jüd. Leibarzt „Valcho" vergiften zu lassen. Der Namen ist
htig, das deutsche „Falk", bei den Juden auch „Walch", ist schwer-
i Verbindung zu bringen,
ür Spanien und Portugal ist in erster Linie eine Quellenschrift aus
Hebr. Bibliogr. 8. 45. — 2) H. B. 8. 24 u. 8. Vi. — 3) Oli Ebrei in Roma nei
LVL, XV1L, XVill. (In Aren. stör. ecc. diretto dal. prof. F. Gori. Spoleto, 1879.
260—80.); Tgl. Jahresber. II, 2, 138; Hebr. Bibl. 81, 88.— 4) GrÄgoire IV. (Jean
i Klhanan . . . Midrasch (!) dn Moyen Age; in desselben: Midraschim, Par. 8. 131 ff.;
br. Bibliogr. 8. 60. — 5) Appendice alle Memorie storiche sulla coniunita israelitica
*. Ferrara. 79 8. S. Hebr. Bibliogr. 8. 35. — 6) HHVin Biographie .... zum
herausg. von Mich. Wolf, u. s. w. Lemberg, 1879. 71, 10, 90 8. — 7) TPtn *»3
graphisches und anderes, aus einer Handschr. des Johuda Vivas in Hebron herausg.
r. Baruch Mani, Alexandrien. 7 u. 46 u. 4 Bl. — Näheres in der Uebr. Bibliogr.
t. — 8) L' Apologie du M6decin juif, do David de Pomia. — ßtudo de l'ouvrage
ata de vne de la condition sociale des juifs et de l'hist literaire ä la fin du XVI.
Beroe des Et. jnives 8. 145 — 152. — Der Kamen Alcalai 8. 151 ist ein bekanntes,
i Arabischen stammendes Patronymicum. — 9) Notice sur des documents rel. au Con-
Dix etc., Seance du 14 mai de l'Acad. des Inscr. ; vgl. Isid. Loeb in Revue des Et.
8.
1,68 V. M. Steinschneider:
Petersburg zu nennen, wo nngekannte alte Fragmente der kritischen Behai
lung harren. A. Harkavy begann seine „Studien und Mittheilungen aas der fc
öffentl. Bibliothek zu St. Petersburg" *) mit Herausgabe hebräischer Poes
des, auch durch Dozy bekannten Veziers Samuel, genannt „der Für
(XI. Jh.). Die biographische Verwertung soll in einem H Teile folgen,
sich der Vf. inzwischen anderen Stoffen zugewandt hat, so dürften wir <
Erfüllung des Versprechens nicht länger abwarten, um auf das neue Mater
selbst hinzuweisen. — Auf eine vielfach besprochene Inschrift in Torto
ist gelegentlich H. Grätz zurückgekommen.2)
Aber auch in Spanien selbst findet die jüdische Vergangenheit ne
Sachwalter. Um nicht in den nächsten Jahresbericht überzugreifen, 1
schränken wir uns auf| einige Untersuchungen des Hrn. Fidel Fita. Di
selbe3) restituiert eine hebr. Grabschrift vom Nov. 1100, welche Amadeo
los Rios mit Hilfe seines Lehrers Garcia zweimal verstümmelt und mifsvi
standen hat, so dafs er nicht einmal die Stadt Leon erkannte. Ich ken
den Artikel nur aus einer Notiz Is. Loebs,4) der den Text nach ein
Photographie wiedergiebt nebst Fitas Übersetzung, doch den Namen Jal
in der 1. Zeile bezweifelt. Fast alles Übrige habe ich in der That schon
der Hebr. Bibliogr. XVI, 40 (vgl. XVH, 85) nach Konjektur berichtigt n
darauf hingewiesen, dafs die Grabschrift eine der ältesten hebräischen ist.
Der Name Ja*lya, auf eine durch Jahrhunderte bekannte Gelehrtenfami
übergegangen, erscheint allerdings schon 1053 in einem Aktenstück, welch
Hr. Fita in den Archiven der Kathedrale von Leon gefunden; vielleicht :
auch identisch „Jaju" zu Anf. des XI. Jh. in dem Werke „Tumbo de
Santo Igl. catedr. de Leon" S. 337. Um jene Zeit nennt der spanisc
Grammatiker Jehuda cHajjudsch sich arabisch Jahja und das Verhältnis beid
Namen wird stehend. 1053 erscheint auch der biblische Namen Joab, w
eben Zunz erst 1160 in Italien wiederfand, wo er heimisch blieb;6) der
Spanien fortlebende Namen Schemtob (vielleicht Übersetzung von Kalonyma
bekannt durch den Dichter Santob de Carrion (XIV. Jh.) erscheint schon 104
— Die hebr. Dokumente enthalten auch spanische Wörter von philologisch
Interesse. — Die Juden in Valencia müssen auf Befehl der Königin J
hanna vom 28. März 1379 ihre Synagogen, weil sie schöner als die dortig
Kirchen geworden, am 3. April an Guttiere, Bischof von Oviedo, abtrete
Das betr. Dokument bespricht ebenfalls Hr. F. Fita in einer spanisch
Wochenschrift.7)
Für Portugal ist nur ein, nichts Neues darbietender Artikel von
Grünwald zu nennen.8)
1) Sikkaron etc. (s. o. 8. 64 A. 7). I. Poetisches von Samuel ha-Nagid ne
Einleitung und erläut. Antnerk. Petersburg, 1879. XII, 192 u. IV S. — Dazu Egero
llobr. Bibliogr. S. 26. — 2) Monatsschrift S. 443 bei Gelegenheit von Ascolia Inschrif
(oben S. 66). Eine Emendation, welche auch in der Revue dos Etudes j. 11, 132 als kl
bezeichnet wird, verstöfst gegen die Grammatik, indem sie einen Frauennamen mit der mi
liehen Form de« Verbs verbindet — Vgl. auch Harkavy, Altjüd. Denkmäler. S. 142.
;{) Uivista de Asturias, anno IV, n. 21, 15. Nov., p. 333. Diese Zoitschr. konnte ich m
auftreiben. — 4) Revue des Etudes juivos 11, 135. — 5) Vgl. dazu Harkavy, Altjüd. De
mäler etc. S. 209. — 6) Zunz, in Geigers wiss. Zeitschr. III, 46. (Gesamm. Sehr. \
162 if.J Ergänzungen von Steinschneider in Hebr. Bibliogr. XI, 103 f. u. sonst. — 7) (
bayon (erscheint in Oviedo) No. 110 vom 9. Nov.; nach Revue d. Et. j. 11, 137; ob das
kumoiit selbst abgedruckt sei, wird daselbst nicht angegeben. — 8) Jos£ da Silva, ein tr
»che« Opfer der Inquisition im 18. Jh. — Monatswehr. f. d. Gesch. u. W. d. Jud. S. 241—
Geschichte der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis xur Gegenwart T (39
In Frankreich, wo Juden und Judentum aufgehört haben, praktische
liten darzubieten, findet die Geschichte derselben allmählich eine angemessene
lege im Kreise derjenigen, welchen Archive und Bibliotheken anvertraut
d bequemer zugänglich sind. Sie treten jetzt in persönliche Verbindung
t den gelehrten Mitgliedern der 'Soci6t6 des fitudes juives' (Jahresber. II,
63) und finden in deren 'Revue' ein bequemes Organ für kleinere Artikel.
ich die Regesten von S. Löwenfeld1) haben ihr Material aus Delisle,
tat. des actes de Philippe Auguste (1856). Leon Bardinet*) sucht den
hlthätigen Einflufs der päpstlichen Regierung in Avignon auf den Zustand
r Juden im Venaissin nachzuweisen. In einer sich anschliefsenden Abhand-
ig9) behandelt derselbe L das Alter der Niederlassung mit angemessener
reicht, IL (8. 267) Ursprung und Beschaffenheit des Ghetto, indem er,
± Beugnot, die Juden als „peu sociableu bezeichnet, was aber nur als
irkung, nicht als Ursache des Ghetto geltend gemacht werden darf. S. 270
ruft er sich auf eine handschr. Notice sur les Juifs von Chambaud. Er
spricht insbesondere Carpentras und Cavaillon. In Avignon gab es a. 1400
a 'baylons directeurs', 'Toros' de Cavaillon, Raphael Cahen (lies Cohen) und
tal Ferrussol (S. 273).*) IE. S. 274 Organisation u. s. w. Der Verf.
itzt sich hauptsächlich auf ein handschr. Statut von Avignon v. J. 1558 — ,
ssen Herausgabe durch Hrn. R. de Maulde (vgl. vor. Jahrg. S. 64) bevor-
ibt — Hr. B. hält die jüdischen Gemeindeverbältnisse für so stabil, dafs
tu sie im wesentlichen zurückdatieren dürfe. Das scheint uns doch sehr
denklich. S. 279 wird aus einem Rapport des Marquis de Forbin des
tarts an die Deputirtenkammer (Moniteur 6. April 1821) deduziert, dafs
3 Gemeinde für die Schuldner einzelner garantierte, was ohne Restriktion
•um glaublich ist Der 'Collecteur' der Beiträge ist ein Jude oder Christ
. 281). IV. S. 282. Funktionen, Unterricht, Wohlthätigkeit. Die 'sagata-
un' und '6prouvadeurs' S. 282, 284 sind Schächter und Aufseher (Schoche-
n und Bodekim); 'Cacana ou Tacana' (283) beruht auf der bekannten
blichkeit von c und t in Handschr., korrekt wäre 'Taccana' (Anordnung).
Jryorzuheben ist, dafs hebräische und medizinische Bücher steuerfrei, die
tdiger gehalten waren: 4de traduire en langue et en vers vulgaires les can-
lues hebreux' (vgl. Zunz, Hebr. Hymnen nach proven^al. Melodien, Hebr.
hBogr. XIV, 36). Die Synagoge heifst 'escolle' (wie in Deutschland:
cbuT). Frauen sollen nicht verhaftet werden (289). Donna 'Meyran' (291)
wohl Mirjam? Der Artikel schliefst: „La communautä juive d'Avignon
w präsente, au XVI e stecle le speetacle <Tune population g6n6ralemeut
onete, intelligente, dou6e d'instincts nobles et 61ev6s, d'un coeur sensible,
mpatissant, et d'entrailles faciles ä s'&nouvoir, bienfaisante, gänäreuse,
«pitaltere, pleine de Sympathie et de sollicitude pour tous les etres faibles
& dem franzos. „Les operas da Juif Antonio Jose da Silva (1705 — 39) par Ernest David";
"k 74 S. (Kxtrait da Journal les Archivo* Israel.) Vgl. Hebr. Bibliogr. S. 113, wo auf
• fitere Monographie von Ferd. Wolf hingewiesen ist, von welchor in der Monatsschr.
►0 8. 331 die Rede ist. — 1) Zum Codex diplomaticus. Regesten zur Geschichte der
m anter Philipp Augast von Frankreich (1182—1222) in Hebr. Bibliogr. 8. 12—17. Ent-
; listen von Jaden, deren Namen vom Verf. u. Rod. erklärt worden. — 2) Oondition civil e
Jnfii da conitat Venaissin pendant lo sejour des Papes a Avignon, 1309 — 1376. Revue
ler. XII, 1 — 47. — 3) Antiquite et Organisation des Juivories du Conitat Yenaissin; Rovue
6ades j. S. 262—292. — 4) Toros (anderswo Touros) stoht für Todros (= Theodoros).
Fragment einer medizinischen Schrift desselben enthält Cod. Paris 1191; vgl. moui: Zur
d. LU. S. 62 a. Hebr. Bibliogr. IX, 173.
I?70 v- M. Steinschneider:
et malheureux. Kien ue rappcllc chez eile ces types odieux de Shylock,
d*E16azar, que la poesie a pu reproduire ailleurs, mais dont eile aurait trouv6
difficilement k rassembler les traits daiis le ghetto d'Avignon an moyen &ge/
— II. Grofs hat seine Geschichte der Juden in Arles mit dem XVI. Jh.
zu Ende geführt.1) Aufser den litterarischen Produktionen hat er die in
seinen nächsten Quellen vorkommenden Persönlichkeiten und eigentümlichen
provencalischen Namen fast vollständig wiederholt und mitunter aus den
weiter verfolgten Primärquellen bereichert; z. B. aus einem Prozefe im J.
1385 (S. 404 — 515), der eine reiche Lese darbietet Von weitführenden
Berichtigungen und Nachträgen hier notwendig absehend, mögen nur sehr
wenige Bemerkungen den Umfang der hier in Betracht kommenden Studien
kennzeichnen. S. 407: Boniak, vgl. Jahresber. II, 1, 63. S. 413 wird ein
Familiennamen „Rabba" angenommen; die noch existierende italienische Fa-
milie heifst aber Rava. Zu der Abschwörung des Spiels mit Würfeln etc.
(S. 414) bietet die Hamburger Hds. 310 (Katal. S. 146) eine interessante
Parallele. Zur Familie „Blanisu s. noch Hebr. Bibl. XV, 55, 113. Der
Namen „Salmon" ist allerdings biblisch, wie schon Dukes bemerkt hat; aber
neben einem anderen Namen ist es die europäische Form für den Namen
des Vaters, der Salomo hiefs. Zu Cabystaing S. 515 s. Hebr. Bibl. XIV, 100
und Katal. Münchener Hds. n. 264 S. 100. Don Salemias (oder Selamias,
hebr. Schelemja) Nasi (S. 515) wird von Salomo da Piera besungen (Hebr.
Bibl. XVI, 86). — Dafs die Jahresber. II, 1, 64 erwähnte Notiz über Dijon
von Clement Janin in der That unkorrekt und mangelhaft, nur indirekt
aus Jules Simonet schöpfe, ist in der Hebr. Bibliographie (S. 81, 82) nach-
gewiesen.
Über eine, auf gröfsere Ausdehnung angelegte Abhandlung von Zadok
Kahn über religiöse Kontroversen in Frankreich im XII., XIII. Jh.' nach
einer handschr. hebr. Quelle (in der Revue des Et. j.) sei ein eingehender
Bericht bis zum Schlufs vorbehalten, ebenso über einen Artikel von Is. Loeb
(daselbst) betr. die Kontroverse über den Talmud in Paris 1240.*)
Der von H. Geraud (Paris, 1837) edierte Livre de la Taille, eine Steuer-
liste für Paris im J. 1292, enthält zuletzt ein Verzeichnis der Juden nach
Strafsen und Häusern, und ist mit einigen Fehlern in E. Carmolys Revue
Orient. I. (1841) abgedruckt. Zunz hat davon insbesondere für die neue
Ausg. der Namen der Juden (Gesamm. Schriften H, 1 — 83) Gebrauch ge-
macht. Die französ. Hds. 6220 der Nationalbibliothek enthält eine solche
Steucrrolle für 1296— -1300, worin die Juden nur 1296, 1297 figurieren,
Hr. Isid. Loeb ediert dieselbe unverändert.3) Letzterer4) veröffentlicht zwei
unedierte Bullen, von Innocenz IV., Lyon 12. Aug. 1247, an den heil. Lud-
wig gerichtet, Examination und Duldung der talmudischen Schriften betreffend,
und von demselben an die Bischöfe von Frankreich, Viterbo 23. Aug. 1258,
1) Monatsschrift S. 58 -67, 167— 75, 404-16, 514—28. Ein Sonderabdruck int nicht
gemacht, ein Register nicht gogoben; doch sollen noch einige Anhänge folgen. — 2) Vgl.
auch die Berichtigungen von A. D. [Darm es teter] zu N. Valois, Guülaumo d'AuvergM,
Paris, Ch. VI 11, p. 118 — 37 über die Geschichte der Verdammung des Talmud unter Ludwig
dem Ucil. in ultramontaner Tendenz; Revue des 6t. j. S. 141. — 3) Le Role des Juifs da
Paris en 1296 et 1297. Revue dos ßtudea juives S. 61 — 71. — Zu einigen Namen vgl
Uobr. Bibliogr. XViil, 131, XX, 14, 82 und Grofs, Gesch. Jud. in Arles, besond. & 405 ft
— 4) Balles inedites des Papes; Revue des Et j. S. 293—98. — Eine Elogie über das
Verbrennen dos Talmuds von Benjamin ben Abraham Anaw (X1I1. Jh.) hat Berliner im Ma-
gazin etc. II, 17 mitgeteilt; vgl. Hebr. Bibliogr. XIX, 118.
Geschichte der Juden ron der Zerstörung Jerusalems biß zur Gegenwart J^7 1
die Verpfändung heiliger Gegenstände an Juden verbietend. Eine dritte von
Honorios IV. an den Bischof von Evreux etc., Rom 18. Nov. 1286, gegen
den Talmud und über Rückführung der zum Judentum Abgefallenen erweist
sich als identisch mit der vom 30. Nov. desselben Jahres an den Bischof von
Canterbury hei Baronius. — Wir reihen hier an einen Brief des Inquisitors
Bernard Gui,1) 4. Jan. 1310, wegen Aufsuchung der zu verbrennenden Bücher
der Juden in den Gebieten von Toulouse und Rodez (S. 382—4), desgl. in
dem Gebiet von Apenais (S. 284, 285). In einer Anweisung für Inquisitionen,
bald darauf, kommt der Gegenstand wieder vor (S. 409), sowie anderes,
x. B. in betreff der „rejudaisandi" und „rejudaisati" (S. 414, 415.).
Die Juden benennen bekanntlich Städte in Spanien und Südfrankreich
mit hebräischen, oft biblischen Namen; die Deutung des Namens „Esob"
(Ysop) ist streitig und wichtig, weil eine Anzahl hervorragender Persönlich-
keiten sich danach nennt; Isid. Loeb2) beweist aus verschiedenen Quellen,
unter Zuziehung von Breitentabellen, dafs es Orange bedeute. Man sieht
hier an einem Beispiel die Angemessenheit der vorletzten Preisaufgabe der
Pariser Akademie: Zusammenstellung der europäischen geographischen Namen
in der hebr. Litteratur.
S. Landauer, Privatdocent in Strafsburg, giebt in der Gemeinde-Zeitung
für Elsafs-Lothringen No. 15 vom 17. April eine biographische Notiz über
den, von den Juden selbst verfolgten Samuel Schlettstadt, der 1376 in Ilohe-
landsberg ein sehr bekanntes, aber ungedrucktes Werk verfafste.3)
Im J. 1785 stellte die k. Gesellschaft der Wissenschaften und Künste in
Metz die Preisaufgabe: „Est-il des moyens de rendre les juifs plus utiles et
plus heureux en France?" Das Archiv dieser Akademie enthält 9 handschr.
Antworten v. J. 1787, nämlich 4 von Geistlichen, 3 von Rechtskundigen,
eine von einem polnischen Juden an der k. Bibliothek in Paris, nur zwei
sind antijüdisch. Eine kurze Charakteristik derselben giebt eine in der Sor-
bonne gelesene Denkschrift von Abr. Cahen.4) Die erste ist von einem k.
Prokurator in San Domingo, dessen Namen nicht entziffert worden (4 Seiten),
2. von Hailcourt, Prokurator in Metz, kurz und animos, 3. von Zalkind
Hnrwitz, 4. von M. Vatiaud, Sekretär der Soci6t6 d'Agriculture in Laon,
5. Abbä de la Louze oder Lauze, Mal theser, der die Laster der Juden
tof Kosten der Christen stellt, 6. Dom Chais, Benediktiner, meint, das Elend
der Juden sei unschätzbar für die Wahrheit des Christentums, 7. von dem
bekannten Abb6 Grägoire, 8. Thierry, Advokat von Nancy, 9. Cornu
Desmarais, Pfarrer von Bazaille. 7 und 8 kamen in die engere Wahl.
Der Sekretär Pierre Louis Roederer (geb. 1754, aufsteigend bis zum Finanz-
minister 1806, gest. 1835) begnügte sich nicht mit einem objektiven Bericht
1) Notice snr les Manuscrits de) Bernard Gui (in Toulouse); Notices et Kxtraits de«
Uamucr. de la Biblioth. nation. etc. Tome 27. 4. Paris, 1879. p. 169 ff. — 2) La ville
d'fljnope; Her. <L 6t j. 8. 72—82. — Moschullam heifst wahrscheinlich nicht „b. Honein",
«■den» Hanin oder Hanan (Hebr. Bibl. XIV, 81 u. S. Vlll; vgl. Zunz, Litteraturg. 578,
Sctiller-Sainessy, Catal. S. 158). Mit dem franzos. Esob steht wahrscheinlich in keiner Vor-
bbdnng der angebl. Eeobi in Cod. Paris 402, der in Anspielungen redet and soinen Kamen
von der Stadt (etwa Zerio? am Frassone?) ableitet Fr heilst nicht Moso Marquis (! vgl.
flehr. Bibl. VII, 26), sondern Markes, d. h. Sohn des Marcus od. Mardochai, and war ein
Üeatscher. Der Namen „Azobeb" (wie Zodner umschreibt) steht ebenfalls sicher nicht in Vor-
faiadamg mit der franzos. Stadt — 3) Unbenutzte Quellen nennt ls. Loeb, B. d. Et. j.
& 307. — 4) L'emaneipation des juifs dovant la Sociäte K. des sciences et arte de Metz on
1787. Ibid. S. 83—96; Pieces justincations bis S. 104.
1,72 V. M. Steinachneider:
über die ihm nicht genügende Lösung, sondern fügt eine Analyse der Frage
hinzu, aus deren Autograph in der Bibliothek zu Metz Mitteilungen gemacht
werden. R. fragt, ob mit der Beseitigung jüdischer Fehler nicht andere über-
tragen. Vorzüge schwinden werden.1) Inzwischen wurde 1786 ein anonymes
Pamphlet des Lieutenants du Foissac vom Parlament konfisziert, von J. B.
Bing widerlegt; der neue Minister Malesherbes bildete eine Kommission zur
Sammlung von Dokumenten etc. über die Judenfrage, verschiedene Schriften
erschienen, darunter 1788, 1789 die drei gekrönten Preisschriften von 6r6-
goire (nach Roederers Andeutungen umgearbeitet), Thierry und Hourwitz (die
Grätz XI, 197 allein kennt). Auch über jene Schriften werden genauere
Daten nebst dem Schlufs des Berichts von Le Payeu (1788) mitgeteilt
Unser längeres Referat soll beweisen, dafs auch aus der neuesten Zeit noch
ungehobene Schätze in Archiven ruhen.
Ed. Reufs*) schildert in anziehender Weise die Drangsale eines
reichen Strafsburgers während der Schreckenszeit, hauptsächlich nach einer
Denunciation8schrift desselben, die gewifs äufserst wenigen bekannt ist. — Nach
einem Artikel der Revue des Deux Mondes vom 15. März S. 392 ff. von
Victor de St. G6nis über eine royalistische Verschwörung in Strafsburg 1792
wird (S. 427, 428) vom Jakobiner Michaud auf die Teilnahme der reichen
Juden daselbst hingewiesen.3)
Ein, offenbar fingierter, kurzer Briefwechsel zwischen den Juden von Arles
(oder Spanien) und Konstantinopel in provengalischer und spanischer Sprache,
angebl. v. J. 1489, zuerst 1583, dann öfter gedruckt, und übersetzt, von
Adolfo de Castro dem Juan Martinez Guijarro, Erzbischof von Toledo (1546
bis 1557), aber ohne Beweis, beigelegt, ist in der „Armana provengau" (S. 61)
und Revue des langues romanes (1879, II, 303) wieder hervorgesucht; ferner
reproduziert von A. D armesteter, auf einen Scherz (?) und die älteste
Quelle zurückgeführt von A. Morel -Fatio.4)
Die Schweiz ist diesmal vertreten durch einen Artikel von AI. Kisch5)
über 3 Siegel von Züricher Juden, welche Ulrich kannte, Niederland durch
den Schlufs der Chronik 1795 -1812.6)
Für Polen und Rufsland ist hauptsächlich der Petersburger Bibliothekar
Ad. Harkavy thätig. Von seiner Bibliographie war bereits (oben S. 57 f.)
die Rede. Er veröffentlicht russische Dokumente aus den Archiven zu Kiew
und Petersburg: 1) vom J. 1578, worin Stefan Batory den Juden in Wla-
dimir die von Siegmund August gewährten Rechte bestätigt, mit einigen
hebr. Nachbemerkungen; 2) Siegmund setzt 1506 den Michel b. Josef aus
Brscecz zum Richter und Steuereinnehmer ein; 3) Siegmund gestattet dem-
selben Michel in Drahizin (?) eine Brücke über den Bug zu bauen. 7) —
1) No leur donnerons-nou* pa» notro raolioBso, notre dissipation, notro legcreU, notre
imiuoralito domeatiquo, notre impatience du mal, et n'oflacoroiiB-nous pas do leur« cerurs lenrt
vertu« domofltiquos, leur frugalitö, leur simplicitä, lcur\onstanco, leur patience? — 2) Selig-
mann Alexandre, ou les tribulatione d'un Inraälito BtrashourgooiB pendant la terreur. Strafs-
bourg. 44 8. (Extrait des „Affichcs do StrafBbourg44). — l)out»ch: „Soligmann Alexander41 etc.
von Ed. ReuTe; in der Tribüne vom 25. Januar ff. (Borlin), ohne Angabe de« franzos. Ori-
ginals; ». Hebr. Ribliogr. S. 116, wo einiges Schriften aus jener Zoit über die Jaden im Elsafr
angegeben sind. — 3) Mehr in der R. d. Et. j. S. 131. — 4) IjettreB dos Juifis d'Arles et
de Constantine; K. d. fit. j. S. 119—123, 301—304. - 5) Mittelalterliche Siegel. Dlustr.
Ztg. No. t982 vom 2. Juli; vgl. R. d. fit. j. III, 148. Übor diese u. andere Siegel s. Hebr.
Bibl. X, 87; vgl. IX, 44, XII, 92. — 6) Letterbode V, 39 ff.; vgl. Jahrosber. I, 47. —
7) Meassof S. 64, 84—89, 109 10, 128, 129. — Auch «oin Urtoil (S. 97) über Stern-
bergs Gösch, d. Juden in Folen (Jahresbor. I, 47) ist abfällig.
Geschichte der Juden von der Zerstörung Jerusalems bis zur Gegenwart I 73
In einer hebr. Sammelschrift, die mir nicht zugänglich ist, and einem Sonder-
abdruck daraus giebt er einen Beitrag znr Geschichte der sogen. Vierstadt-
Kongresse1) ans dem J. 1764. — Eine fleifsige Geschichte der Stadt Grodno,
der Juden daselbst, nebst den Grabschriften hervorragender Juden gab Sim.
El. Friedenstein heraus.*)
Im deutschen Vaterlande ging die Judenfrage nlitteratur in ihre höch-
sten Fluten;9) die Geschichte hat wenig zu verzeichnen; das beste kam aus
Wien. Der fruchtbare G. Wolf hat sich durch Herausgabe unedierter mäh-
rischer Gemeindestatuten verdient gemacht,4) Ad. Jellinek durch die eines
Verzeichnisses von Märtyrern.6) Über den Reisenden Abraham ben Jakob
(Jakub), welcher im J. 997 Ottos Hof kennen lernte,6) haben wir nähere
Mitteilungen von De Goje in Leyden zu erwarten. A. Rhamm gab einen
Vortrag über die Juden im Deutschen Reiche heraus.7) Eine verdienstliche
Monographie über die Juden in Ostfranken bietet H. Epstein,8) woraus her-
vorgehoben sei: Ausweisungsdekrete, die nie zur Ausfuhrung kamen (S. 452),
Verhandlungen über einen Kirchhof 1577 (470); Christen ziehen ausge-
wiesenen Juden nach, um Geld zu leihen (496); der Judenamtmann (497),
die Plünderung in Gronach 1700 (507). — Kleinere Artikel liefert E. Ja-
cobs in Wernigerode im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit: König
Adolf versetzt die Juden bei Königstein zum Pfand für 100 Mark köln.
Pfennige bei dem zum k. Burginann auf Schlofs Rödelheim ernannten Edelen
Werner von Münzenberg, Dokument Frankf. 1294 2. August, nach Urschrift
in Wernigerode.9) — 'Der Kantor zu U. L. Fr. bei den Graden zu Mainz,
als päpstlicher Legat, befiehlt den Pfarrern zu Aschaffenburg und Baben-
hansen, den Bann gegen gewisse Juden aus letzterer Stadt, der wider diese
vorher auf Bitten des Edeln Arrosius von Breuberg ausgesprochen war, ihrer
Hartnäckigkeit wegen feierlichst zu erneuern und sie von allem und jedem
Verkehr mit Christen auszuschliefsen. 1320, Mai 13.4 A. Essenwein10)
giebt eine Abbildung der Vermählung Isaks mit Rebekka, worin das Tuch,
das beide Häupter bedeckt, jüdisch ist. Man sieht aufser dem Lautenspieler
eine Person mit erhobenem Becher, welche nach Essenwein der Vater wäre;
es ist wohl eher der Rabbiner oder Gelehrte, der den Trausegen spricht.
Das „Urknndenbuch der Berliner Chronik", herausgeg. vom Verein für die
Geschichte Berlins (1232—1500), T. 2 (vgl. Sachregister S. XIII), enthält
1) Die Sammelschrift ist (nach Roy. d. Kt j. II, 140) von Zedernbaum u. Goldenblura,
fctaabarg 1881, herausgegebon , der Sondorabdr. mit der Überschrift 1S1 Hl^pb, 8 S.
•tae Jahri. s. Hebr. Bibl. S. 111. — 2) B'maa Ttt Wilna. 109 8. hebräisch. — ») In
der oben 8. 59 A. 6 erwähnten Übersicht wird nur S. Neu mann, Die Fabel von der jüd.
KaMsaeinwanderang u. s. w. (2. Aufl. * Berlin, 46 8.) als wissenschaftlich hervorgehoben. —
i) Die alten Statuten der jüd. Gemeindon in Mähren sammt den nachfolgenden Synodal be-
•cWüjsen. Wien. VIII, 152 S. — Vgl. Hebr. Bibl. S. 89. — 5) bnpt KTiiöWl B^üSip
KTm. Worms u. Wien. Liturgische Formulare ihrer Totenfeier aus alter und neuer Zeit
■ad NamensTeneichms der Wormsor Märtyrer aus den Jahren 1096 und 1349. Wien.
16 hebr. u. 6 deutsche 8. — „Ergänzungen" aus einer Hds. der Bodleiana giebt Ad. Neu-
gier im Letterbode VI (1880—1881), 8. 67 ff., 130 ff., 141 ff. — 6) Hebr. Bibl. S. 107;
AicIut f. Pathologie etc., her. v. Virchow, B. 85 (1881), S. 162. — 7) Die Juden in der
fauchen Beichsgoschichte I; Im neuen Beich. 8. 645 — 655. — 8) Ein Beitrag zur Ge-
telridtte der Juden im ehemal. Herzogt. Ostfranken. Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud.
S. 193—204, 258—67, 452—72, 496— 513. — 9) Anzeiger u. s. w. 1879, S. 208, wo auch
4» Folgende. — 10) Israelitische Vermählung, Bild des 14. — 15. Jahrh. Anzoigor u. s. w.
S 119. Eseenwein verweist auf früher gegebene „Huppabilder". (Huppa ist der Trauung»-
Baldachin.)
I?74 VL M. Klatt:
einiges in betreff der Stellung der Juden aus den Jahren 1317 (S. 29), 131&
(S. 35), 1320 (S. 37), 1323 (S. 40), 1343 (S. 81).
Das letzte in unserem Berichte ist das nächste, aber leider nicht da*
beste. Hans Jungfers Brochüre1) dient mehr der Tendenz als der Ge-
schichte-, und der Name M. Mendelssohns, mit dem wir auch zum dritten*
male schliefsen, hat in Em. Schreiber — einen Abschreiber gefunden.1)
VL
M. Klatt. H. Zurborg.
Griechenland.
a. Bis zur dorischen Wanderung.
Eine Darstellung, die die ganze griechische Geschichte oder die
ältere Periode im Zusammenhange behandelt, liegt nicht vor. — Dagegen
ist auf dem Gebiete der Yerfassungsgeschichte der Versuch gemacht
worden, die Geschichte der Demokratie3) im Zusammenhange darzustellen.
Das einschlägige Material ist übersichtlich zusammengestellt, doch wird eine
tiefere, auf umfassenden Quellenstudien beruhende Kenntnis der Staaten des
Altertums vcrmifst. — Während in letzter Zeit die Pelasger entweder Ar
echte Hellenen oder für Semiten oder für Hamiten gehalten worden sind,
werden sie nunmehr als IUyrier, d. h. Verwandte der heutigen Albanesen be-
zeichnet.4) Als Beweis dafür dienen die von den Alten überlieferten Orts-
und Personennamen. Wo fremde Namen,5) insbesondere Ortsnamen, in gröberer
Anzahl in einem Gebiete haften, da weisen sie überall auf eine frühere Be-
völkerung hin. Indem nun in den einzelnen Landschaften von Hellas die
Ortsnamen vorgeführt werden, die in sicher illyrischen, lykischen oder thra-
kischen Gegenden wiederkehren, werden 3 Völkerschaften nachgewiesen: die
Illyro-Pelasger, Lykier und Thrako-Phryger, die in dieser Reihenfolge vor
den Hellenen sich auf der Balkanhalbinsel niedergelassen haben. — Auch in
betreff der Auffassung der griechischen Sagenwelt sind mehr oder we-
1) Dio Juden unter Friedrich d. Grofscn. Nach urkundlichen Quellen. Leipzig. 47 8.
— Vgl. Friedrich d. Gr. und die Juden. Grenzboton No. 14. — 2) Moses Mendelssohns Ver-
dienste um die deutsche Nation. Zürich. 46 S. Nachweis der Plagiate in Hebr. Bibl. S. 88,
— 3) A. Floglor, Geschichte der Demokratie des Altorthums. Nürnberg. XVII, 644 S. —
Ebenfalls hier hingehörig: Schvarcz, Dio Demokratie, cfr. Key. histor. 16, 2, p. 425 — 26.
— Ferner möge hier genannt werden : C. Triantafillis, Cenni intorno all' origine del com-
memo ed ai suoi rapporti con la civilta nell' antica Grecia; prolusione. Venezia, tip. Visentiai
1879. 30 p. 4. — 4) Fligior, „Zur prähistor. Ethnologie der Balkanhalbinsel u. Italiens*1
und: Dio Urzeit von Hellas u. Rom. Separat- Abdruck aus d. Archiv f. Anthropologie. B. 13.
H. 4. Braunschwoig, Friedr. Vieweg u. Sohn. 1881. 50 S. 4°. — Rec.: Philol. Bond*
schau 1881, No. 8 von C. Pauli. — 5) cfr. Pauli a. a. 0. Sp. 235.
Griechenland bis aar dorischen Wanderung. L75
neue Gesichtspunkte hervorgehoben worden. So sind neuerdings mit
erer Schärfe folgende Sätze betont worden: Eine mehr als tausend-
Entwickelung ist es, welche die Heldensage der Hellenen durchge-
hat, und wenn wir auch diese Entwickelung nur bei einigen wenigen
3 beobachten und verfolgen können, wie z. B. bei der troischen, so
wir doch nie vergessen, dafs sie bei allen antiken Sagen stattgefunden
id dafs die Formen, in welchen uns die einzelnen antiken Mythen lieb
irtraut sind, keineswegs in allen Epochen des klassischen Altertums
\n haben, dafs vielmehr in bestimmter Zeit ein bestimmter Dichter
Sage in diese Form gegossen, jenem Heros jene Charakterzüge ver-
bat1) — Alsdann ist im einzelnen der Versuch gemacht worden, die
-geschichtliche Entwickelung der eigentlichen Theseusmythen*) im
im darzustellen, wobei jedoch ein tieferes Eingehen auf die antike
itur und eine scharfe Sonderung der einzelnen Nachrichten vermifst
i ist3) — Die Quellen, die uns vom Tode Hesiods berichten, sind
eingehenden Untersuchung unterworfen.4) Danach sind der Agon des
und Homer und Jo. Tzctzes (in dem (flog) auf Eratosthenes und an-
lexandrinische Autoren zurückzufuhren, während Pausanias seine Nach-
i der Lokaltradition entnimmt.
de Ausgrabungen in Mykenae haben eine reiche Litteratur her-
ifen.5) Man war zunächst von der Ansicht ausgegangen,6) dafs die in
fropolis von Mykenae gefundenen Gräber wirklich diejenigen von Aga-
m und den mit ihm Hingeschlachteten seien. Wer jedoch in der grie-
m Heldensage nicht Geschichte sieht, wird von den Personen, ihren
i und ihren Schicksalen absehen und seine Aufmerksamkeit einfach auf
tatsache richten, dafs in den grofsen Gräbern Mykenaes fabelhafte
3 gefunden worden sind.7) Die Frage ist nun, welcher Epoche sie an-
n. Man hatte die Fundstätten, abweichend von der geschilderten Auf-
l als Gräber von karischen Dynasten bezeichnet8) Nach anderen ge-
die Schätze derjenigen Periode der griechischen Kultur an, welche der
im 800 v. Chr. beginnenden Epoche des orientalischen Einflusses voran-
Neuerdings hat man die Funde einer viel späteren Zeit zugewiesen,
•d dabei entschieden Verwahrung dagegen eingelegt, dafs die Helden
ojanischen Krieges goldene Schmetterlinge und Gefäfse von schwung-
0. Bob er t, Die .Entwickelung des griech. Mythos in Kunst u. Poesie. Vortrag, geh. 7. Febr.
ibgedrackt in: Philo). Untersuchungen, hrsg. v. Kiefsling und v. Wilaraowitz-
tdorff. 5. H. 1881. S. 1—51. -— 2) L. Volkmann, Analecta Thesen. D. J.
5 8. 8°. — 3) Hempel, Pbilol. Rundschau 1881. Sp. 1451. — 4) 0. Friedel,
» Tom Tode Hesiods. Leipzig, Teubnor, 1879. — Bec.: Bursians Jahresber. VIII.
)2. — Weitere die Sagengeschichte betreffende Abhandlungen: L. Adam, Die Odyssee
irische Cyklus. Ein Versuch zur Losung dor homerischen Frage. Wiesbaden. Jul.
VII u. 135 S.; Bec: Philol. Bundschau 1881, No. 8 und K. Schnorf, Der
le Hintergrund im Gudrunliod n. i. d. Odyssee. Inaug.-Diss. Zürich, 1879, Schulthefs.
— h) Die troischo Frago übergehen wir diesmal, da die Besprechung dos Haupt-
8chliemanns Ilioe 1881, dem nächsten Bericht vorbehalten bleiben mufs, wobei dann
r Erledigung gelangen werden: Brunn, Troische Miscollen. Sitzgsber. d. k. b. Ak.
. Manch., und Virchow, BeitrSgo zur Landeskunde der Troas, Abhdlgn. d. kgtn. Ak.
. Berl. Aus d. Jahr 1879. Berlin, in Komm, bei Dümmler, 1880. — 6) Schlie-
Mykenae. Mit einer Vorrede von Qladstone. Leipzig, 1878. LXV1, 448 S. 8. —
lolm in Bursians Jahresber. VIII, S. 302. — 8) U. Köhler, Die Grabanlagen in
o. Spata. Vgl. Jahresber. I, 102. — 9) C. T. Newton, Bericht über die Schatze
enae. Aus der Times vom 20. April 1877 übersetzt von A. M. im Beiblatt zur Zeit-
ix bildende Kunst 1877. No. 32—34. — cfr. Holm a. a. 0. S. 304.
1,76 VI. M. Klatt:
vollen eleganten Formen in Gebrauch gehabt, Siegelringe an den Fingern
getragen, mit gelöteten Goldzierraten nnd geschnittenen Steinen sich ge-
schmückt, ihren Toten* Goldmasken ins Grab mitgegeben haben sollten. Die
Schätze liefseu sich, in Anbetracht ihrer Ähnlichkeit mit südrassischen Fun-
den, Herulern zuschreiben, welche 267 n. Chr. Griechenland verheerten; es
sei möglich, dafß sie dort Anführer begraben und ihnen vom Norden her mit-
gebrachte Kostbarkeiten mit ins Grab gelegt hätten.1) Endlich hat man ge-
glaubt, in ein ganz bestimmtes Jahr, nämlich 468 v. Chr., die Datierung der
Funde setzen zu müssen.8) Die Geschichte der Mykenaeer fängt für uns mit
dem Jahr 480 v. Chr. an und endet mit dem Jahr 468 v. Chr. Sie be-
teiligten sich an der Schlacht bei Plataeae und erhielten ihren Anteil von
der grofsen persischen Beute. 468 wurden sie von den Argivern angegriffen,
nach längerer Belagerung zur Übergabe der Stadt gezwungen, die zerstört
wurde; sie selbst wanderten auf Grund eines Vertrages aus. Da sie bei
ihrem Auszuge die grofse Beute nicht mitnehmen konnten, so begruben sie
in der Hoffnung auf einstige Bückkehr diese Schätze zugleich mit ihren Toten
in dem Baum der leeren Cisternen, wofür die unterirdischen Bauten My-
kenaes erklärt werden. Sie kehrten nicht zurück; so haben die Schätze bis
jetzt an jener Stelle verborgen gelegen. — Es möge gestattet sein, bei dieser
Gelegenheit gleich hinzuweisen auf die Ausgrabungen in Pergamon, die
eine wesentlich spätere Periode betreffen. Die epochemachende Bedeutung
derselben für die Kunstgeschichte ist inzwischen von den verschiedensten
Seiten eingehend hervorgehoben worden ebenso wie die hingebende Thfttig-
keit des seit Jahren in Kleinasien lebenden deutschen Architekten C. Hu-
mann, dem nicht nur Berlins Museum, sondern die gesamte Altertumswissen-
schaft für diese seine Leistung zu unvergänglichem Danke verpflichtet ist
Über die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon ist von den dabei Be-
teiligten ausführlich Bericht erstattet worden.3) Zunächst wird eine Ge-
schichte der Unternehmung gegeben; dann folgen architektonische Erläu-
terungen zur Lage und Konstruktion des grofsen Altars. 4) Schliefslich
wird über die Skulpturen des Altarbaues und die Inschriften bei dem-
selben gehandelt. 5) — Bei unermüdlich fortgesetzten weiteren Nachfor-
schungen ist Humann auch zur Entdeckung der sog. Stadt des Tan-
talu s gekommen;6) es handelt sich natürlich nicht um einen historischen.
König Tantalus, sondern um den Ort, der den Alten als die Geburtsstätto.
der Tanlaliden galt.
Die zur Orientierung über die topographischen Verhältnisse von Athen seksr
brauchbare Schrift über Pau sa nias' Beschreibung der Burg von Athe^aci
ist in neuer sehr vermehrter Auflage erschienen, wobei die neu herausgeg^^-
beneu Inschriften und die gesamte neue Litteratur auf das sorgfältigste b^s-
nutzt sind.7) — Dann sind im Zusammenhang behandelt worden die Burr— g
1) £. Schulze, Mykenao. Separat - Abdruck aus der russischen Revue, Bd. X"""^%rT
St. Petersburg. 32 S. — 2) P. W. Forchhammer, Mykenae und der Ursprung «3er
felykenischon Fundo. Kiel, Univors.-Buchh. in Komm. 15 S. — Rec: Philol. An». X
S. 550—51. - ft) Die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon. Vorläufiger Bericht -^roa
A. Conze, C. Humann, R. Bohn, IL Stiller, G. Lolling und 0. Raschdorff. TÄf/f
7 Tafeln. Berlin, Weidmann. 120 S. 4. — 4) R. Bohn a. a. 0. — 5) Conze a. a- 0.
— 6) cfr. Wochenschrift für Ingenieuro u. Architekten und Philol. Anz. Bd. X, S. 508 a.
Bd. XI, S. 61 — G3. — 7) 0. Jahns Pausaniao descriptio arcis Athonmrum, hrsg. y. JL
Michaelis.
Griechenland bis zur dorischen Wanderang. T 77
und Stadt und der Markt von Kekrops bis Kleisthenes. x) Es wird
gezeigt, wie Athen 490 ohne zusammenhängende Mauern war, wie Pisistratos
die ursprunglich vorhandenen Stadtmauern, weil sie für die immer gröfser
werdende Bevölkerung nicht mehr genügten, beseitigte, und wie nach dem
Sturz des Hippias auch die Burgbefestigung fiel. Die Ansicht vom semiti-
schen Ursprünge eines Teiles der Bevölkerung Attikas wird verworfen. Der
Markt des Kerameikos war ursprünglich vor der Stadt, ebenso die Stätten
für die Beamten. Von anderer Seite wird ein Teil dieser topographischen
Untersuchungen bestätigt; das Pelasgikon ist ein vor der nordwestlichen
Ecke der Akropolis angelegtes Festungswerk. *)
Von grundlegender Bedeutung für die gesamte Chronologie der Al-
tertums ist die Sammlung und Behandlung der chronographischen Fragmente
des Julius Africanus, über welches wir auf das S. 79 folgende Referat ver-
weisen. — Gleichfalls das Gesamtgebiet der griechischen Geschichte berührt
eine Quellenuntersuchung in betreff der Homonymenverzeichnisse,3) die
insbesondere die Philosophengeschichte des Laertius Diogenes behandelt, der
fest allen Philosophenviten Verzeichnisse von Homonymen beigefügt hat.
Diokles ist nicht die Hauptquelle des Laertius; aber auch die ziemlich all-
gemeine Annahme, dafs das Homonymenwerk des Demetrius Magnes zu
Grande liege, wird verworfen und dafür Favorins 7tav%oia7zi\ Iotoqicc als
Haoptqnelle aufgestellt. Doch ist diese Hypothese von anderer Seite wider-
legt worden; Laertius hat den Favorin nur gelegentlich herangezogen.4)
Daran knüpfen sich wertvolle allgemeine Bemerkungen über antike Quellen-
kritik. Solange eine Einheit der Auffassung über die Grundsätze des quellen-
kritischen Verfahrens fehlt,5) dürfte es angemessen erscheinen, ganz beson-
ders auf solche gelegentliche Bemerkungen wenigstens hinzuweisen, wie sie
sich auch noch in 3 anderen Abhandlungen finden.6) Es zeigt sich hierbei
ein gewisses Fortschreiten auf der eingeschlagenen Bahn.7) Es gewinnt jetzt
die Auffassung immer mehr Anerkennung, dafs die Ergebnisse der Quellen-
forschung auf dem Gebiete der alten Geschichte mit sehr vereinzelten Aus-
nahmen entfernt nicht den Grad von Sicherheit haben, wie etwa für das
Mittelalter, teils weil die alten Geschichtsschreiber im allgemeinen in einer
Ton der der mittelalterlichen Autoren völlig verschiedenen Weise gearbeitet
haben, teils und hauptsächlich, weil uns gar zu viele Geschichtsquellen ver-
loren gegangen sind und so jede Kontrolle fehlt. 8) Es wird daher geradezu
als Grundsatz aufgestellt: Jedes auf dem äufserlichen, mehr mecha-
nischen Wege der Quellenforschung ermittelte, wenn auch noch
so plausibel scheinende Ergebnis mufs im Kollisionsfall inne-
ren, sachlichen Erwägungen, welche die historische und litterar-
historische Kritik an die Hand giebt, untergeordnet und zwar
bedingungslos untergeordnet werden.
1) U. ▼. Wilamowitz-Möllondorff, Aui Kydathen. — Philo). Untersuchungen,
kng. t. A. KiofsUng u. U. v. Wil.-Möll. I. Heft 236 S. Vgl. unten. — 2) C. Robert
»»Philol. Untersuchungen a. a. 0. S. 173—194. — 3) E. Maafa, De biographis Graecis
qwartiooes aelectae. Philol. Untersuchungen, hrsg. v. Kiofsl. u. U. y. Wi Im. -Moll. 3. Heft.
W 8.; cfr. Philo]. Rundschau 1881, No. 5, Sp. 141 149 ▼. A. Daub; Deutsche Literatur-
«tomg 1881, No. 1 v. H. Diels. — 4) U. v. Milamowitz-Möllendorff, Bpistula ad E.
WsUm in den Philol. Unters. 3. Heft. S. 142—02. — 5) Uolra a. a. 0. S. 390. —
*)B. Niese. Vgl. 8. 80 f. — A. v. Outschraid, Die Geschichtstiberlieferung über das
l*rikleiBohe Zeitalter. Augsb. Allg. Ztg. No. 103 und Beilage No. 104. — A. Enmann,
Uitenvelrangen über die Quellen d. Pompeius Trogus. Dorpat, Schnakenburg. 1Y u. 206 S.
~* J) Vgl. Jahreeber. 11, 1, 81. — 8) A. ▼. Gutschmid a. a. 0.
1J8 VI. H. Zurborg:
b. Bis zur Schlacht bei Chaeronea.
Da wir es inbetreff der neugefandenen epigraphischen Quellen auch äli
mal nicht mit Gesamtpublikationen ]) zn Ihnn, sondern nur eine Anzahl nme
oder weniger wertvoller Einzelfande zn registrieren haben, so sehen wj
von einer Zusammenstellung derselben an der Spitze unsers Berichts ab iro<
werden die nötigen Mitteilungen dem Referat über die Thatsachen seJbei
nach sachlichen Gesichtspunkten einordnen.
Wir wenden uns zu den litterarischen Quellen. Ein wichtiger Fond
erwuchs der Wissenschaft wieder einmal aus neu aufgefundenen ägyptischer
Papyrusfragmenten, welche in den Besitz des Berliner Museums tibergegangei
sind. Die Quelle, der wir früher die Iliasstücke des Louvre und Briüsl
Museum verdankten, spendet uns diesmal nicht unbeträchtliche Reste eine
ungenannten griechischen Historikers. Dieselben umfassen Abschnitte au
der älteren attischen Geschichte, am besten erhalten eine gröfsere Partie an
den politischen Jamben des Solon (fr. 36. 37 Bgk.) und eine Skizze der da
Arehontat betreffenden Umwälzungen; sehr verstümmelt ist ein Exkurs übe
den Ostrakismos, eine Erwähnung der lauriotischen Bergwerke, sowie de
Verwendung ihres Ertrages auf die Trieren, und eine Besprechung der R<
formen des Eleisthenes. Fr. Biafs2) sucht in dem Vf. dieses Bruchstücl
keinen geringeren als Theopomp, aus dessen Philippika B. X (Tteqi %&
Iddrfvrjai drjfÄaywywv) dieselben stammten. Seine teils dem behandelte
Stoff, teils der Darstellungsweise des Fragments entnommenen Beweisgrund
dürfen immerhin auf Wahrscheinlichkeit Anspruch machen. Jedenfalls fa
noch eine genauere Prüfung und Kombinierung der aufgefundenen Rest
nötig, ehe der der Geschichte daraus erwachsende Gewinn abgewogen werde
kann. — Die von der Chronik des Malalas bereits 1851 vom Fürsten Ob<
lenski mitgeteilten Bruchstücke einer altslavischen Übersetzung bespriel
H. Haupt,8) indem er auf die Abweichungen und besonders Ergänzunge
aufmerksam macht, welche dieselben für den Text der Oxford er Hda. bietei
Erwähnt sei bei dieser Gelegenheit auch, dafs K. J. Neu mann4) den Um
fang und die Beschaffenheit des letzteren Codex nach eigener [Prüfung eine
gehauen Besprechung unterzieht — Mit dem als Quellenschriftsteller fl
eine Reihe historischer Ereignisse nicht unwichtigen sog. Taktiker Aeneia
beschäftigt sich eine Dissertation von A. Mosbach,6) in welcher der Vei
such gemacht wird, die ursprüngliche, später durch mechanische Blattvei
wirrung in Unordnung geratene Disposition seines Commentarius poliorceticv
wieder herzustellen und so zu einem bessern Verständnis der Schrift bei
zutragen. — G. J. Schneider bietet in zwei Schriften6) eine neue Untei
suchung über die Quellen des Diodor, und zwar der ersten 4 Bücher. Wi
fUhreu kurz seine Resultate an. Buch I stammt von Kap. 10 an aus Heka
täos v. Abdera; für Kap. 1—10 ist Timäos mit benutzt. Für B. II hat V
1) Den noch restierenden Bericht über die in den letzten Jahrgangen der Arch. Zt
gesammelten Inschriften ans Olympia ist Referent aus äofseren Gründen gezwangen für d*
nächsten Jahrgang zurückzustellen. — 2) Hermes XV, S. 366 ff. — 3) Ibid. S. 280 ff. -
4) Ibid. 366 ff. — 5) De A. T. comraentario poliorcetico. D. J. Berol. 48 S. Vgl. Sehne
Phil. Rundsch. I, S. 494 ff., welcher Modifikationen zu des Verf. Vorschlägen giebt -
5) Quib. ex fontt petiyerit Diodorus libr. III, 1—48; In «Symb. Joachim/ I, 219—25
— De Diodor. fontt. Boro)., Weber. 76 S.
Griechenland bis zur Schlacht bei Chaeronea. 1,79
ein positives Resultat nicht erreicht; er schliefst Ktesias' direkte Benutzung
ans und konstatiert mehrere Abschnitte verschiedenen Ursprungs. B. in,
Kap. 1—10 stammen aus Artemi doros, 11 — 51 aus Agatharchidas, 52 bis
z. E. aus Dionysios Skythobrachion. Für B. IV will Verf. Timäos, nicht
Konysios (welcher vielmehr ebenfalls aus ersteren geschöpft habe) als Quelle
erkennen.
Indem wir einige weitere Untersuchungen, welche sich mehr mit den
Quellen einer bestimmt abgegrenzten Epoche beschäftigen, für unser Referat Aber
eben diese Epochen vorbehalten, seien hier nur noch einige speziell auf die
chronographische Litteratur und damit zusammenhängende Fragen bezügliche
Arbeiten erwähnt Das uns verlorene chronographische Werk des Sextus Julius
Africanus sucht H. Geiz er1) aus den erhaltenen Fragmenten, sowie den
Aiszügen und Bearbeitungen der Späteren zu rekonstruieren. Wir heben
▼on den Resultaten Folgendes hervor. A. rechnet in seinen Xqovoyqaipiai
nach Adamsjahren (5500 zwischen Erschaffung der Welt und Geburt Christi);
seine Jahre sind julianische-, seit 775 (sie) v. Chr. werden Olympiadenjahre
gezählt. Die ältere jüdische Geschichte bis Alexander wird vom Verf. re-
konstruiert aus späteren Chronographieen, wie Leon Diaconus, Theodosios
Helitenos, Symeon Logotheta, Georgios Kedrenos, Joh. Malalas, die griechi-
sche aus Johannes Antiochenus und den Excerpta barbari, zuletzt auch aus
Eusebios und Synkellos; für die ägyptische Königsliste war Manetho als
Quelle bekannt, für die babylonische Geschichte wird Berosos angenommen;
ferner benutzt Yf. für die Herstellung der assyrischen Königsliste das sog.
tqwoyQaqteTov avwonov, für die lydische die Excerpta barbari. Die Könige
ton Alba longa und Rom, wie sie — nach der Rekonstruktion aus Eusebios
und den Exe barbari — bei Africanus aufgeführt waren, leitet Vf. unter
Zuhilfenahme des Chronographen von 354 aus Suetons liber de regibus ab.
Für die nachalexandrinische jüdische Geschichte dienen Eusebios und Syn-
kellos, sowie der von ihm als Quelle benutzte Josephos zur Rekonstruktion
der Darstellung des Africanus. Endlich gewinnt Vf. für die Genealogie der
Ptolemäer den Malalas, für die der Seleuciden Eusebios, Hieronymus u. a.,
für die Darstellung der römischen Kaisergeschichte den Epiphanios als Fund-
grobe der afrikanischen Angaben. Unter den dem Africanus zugeschriebenen
Werken erklärt Geizer nur die XQOvoyQacpiat und Keozoi für authentisch.
— Eine Ergänzung zu diesen Untersuchungen bietet der letzte Teil einer
etwa gleichseitig erschienenen Programmabhandlung von C. Fr ick,8) deren
erstes Kapitel sich mit Akusilaos von Argos, das zweite mit Hellanikos be-
schäftigt, dem er im Gegensatze zu A. Kirch ho ff3) die athenische Königs-
liste revindiciert. Das dritte Kap., welches hauptsächlich das Verhältnis der
Exe barbari zu Jul. Africanus behandelt, gelangt mehrfach unabhängig zu
denselben Resultaten wie Geizer. In den differierenden Punkten hat Vf.
später teilweise Geizer beigestimmt, in anderen seine abweichende Meinung
weiter begründet4) — G. F. Unger5) zeigt, dafs Diodor eine eigene, konser
qnent durchgeführte Jahrepoche nicht hat, sondern darin jedesmal der ihm
vorliegenden Quelle folgt; die jedesmal angewandte Zeitrechnung kann also
als Hilfsmittel für die Quellenanalyse des Diodor dienen. Die Einzel&qs,*
1) S. J. A. und die byzantinische Chronographie. I. Leipz. 283 S. — 2) Beitrage
»r griech. Chronologie d. Litteraturgeschichte. Höxter. 14 8. 4°. — 3) Hermes VIII,
184 £ — 4) PbiloL Rundsch. I, 132 ff. — 5) 'Die Jahresepoche des Di od.' Philol.
XXXIX, 8. 305 ff.
IßQ VI. H. Zurborg:
führungen des Yf.s beziehen sich auf die Diadochengeschichte. — Wichtig für
die Chronologie des V. Jh., wichtig insofern, als sie die Reduktion einer
Reihe historischer Daten auf die Tage des julianischen Kalenders zweifelhaft
macht, ist die in einer kürzlich gefundenen eleusischen Inschrift *) enthaltene
Notiz, worin der neue Archon aufgefordert wird, einen zweiten Hekatomh&on
einzuschalten ; es geht daraus hervor, dafs der im IV. Jh. bestehende Gebrauch,
einen zweiten Poseideon einzufügen, nicht ohne weiteres auf das V. Jh. über-
tragen werden darf.
Von Gesamtdarstellungen der griechischen Geschichte haben wir diesmal
nur der neuen (zweiten) deutschen Ausgabe von G. Grotes history of
Greece2) zu gedenken. Dieselbe, in neuen Verlag übergegangen,8) kündigt
sich als 'revidiert' an (wer die Revision besorgt, erfahren wir nicht) und zeigt
auch entschieden das Bestreben, einen gegenüber der ersten Ausgabe berich-
tigten Text zu geben. Zu tadeln ist, dafs das äufsere Gewand, in dem das
Werk erscheint, der Bedeutsamkeit desselben immer noch nicht recht ent-
spricht, liier hätte das Publikum trotz des herabgesetzten Preises mehr er-
warten können.
Sehr beherzigenswerte Bemerkungen zur Kritik der ältesten griechischen
Geschichte enthält ein Aufsatz von B. Niese,4) welcher im Anschlufs an
die Beurteilung eines Spezialwerks 5) einige allgemeine methodische Grund-
sätze für die Behandlung jener Periode aufstellt. Er vermifst in den bis-
herigen Darstellungen, selbst wie sie in den besten Werken, bei Grote, Cur-
tius und Duncker, vorliegt, die nötige Konsequenz, bez. den richtigen Takt,
in der Verwertung der Sage als Geschichtsquelle ; diese betrachte man als
'eines Alters und gleichzeitig in fester Form entstanden', während auch sie
doch ihre Geschichte und stufenmäfsige Entwicklung habe. Man verwerfe
zwar die Einheitlichkeit der homerischen Gedicbtc inbezug auf Entstehung
und Abfassungszeit, benutze aber gleichwohl die Schilderungen und Angaben
derselben als Quelle für unsere Kenntnis vordorischer Zustände. Erst dies-
seits der Wanderungen, deren Einzelheiten ebenfalls noch dem Bereich der
Sagengeschichte angehören, beginnt überhaupt eine Geschichte. Sodana
tadelt N. die mangelhafte Unterscheidung des Wertes und der Glaubwürdigkeit
der späteren Historiker, wodurch die meisten unserer Darstellungen ein falsches
Bild der älteren Zeit enthalten. Die griechischen Historiographen geben, seit-
dem sie überhaupt zusammenhängend diese Zeit behandeln, nur rhetorisch-
rationalistische Überarbeitungen einiger weniger sicherer Thatsachen. Viel
mehr als ihnen verdanken wir den grammatischen und chronographischen
Quellen, die, eben weil sie nicht eigentlich Geschichte schreiben wollen, eine
reinere Überlieferung enthalten. Aus ihnen hat z. B. grofsenteils Strabon
geschöpft, während Pausanias, wie Vf. an dem Beispiel der messenischen
Kriege und der arkadischen Königsgenealogie erweist, den künstlich zurecht
1) Publiziert im \4x%'/r. VIII, S. 405 ff. u. Bull, de corr. hellen. IV, S. 225 ff.; Tgl.
H. Sauppe, Attica et Eleusinia. Ind. lect. Gottg. 1880 (8). H. Droyson, 'zum att. Ka-
lender*, Herrn. XV, S. 364 f. — 2) Seit 1879 in Lieferungen. - 3) R. Gärtner, Berlin. —
4) 'Bemerkungen über die ältere griech. Gesch.', Hist.Ztec.hr. XL11I, S. 185 ff. — 5) Bu-
aolt, die Lakod. u. ihre Bundesgenossen, s. Jahresb. 1, 64 f. Übrigens ist N.s abfallige
Kritik doch nicht ganz, gerecht. Die hauptsächlichsten Vorwürfe, wenn auch an sich nicht
unberechtigt, treffen B. nicht mehr uls überhaupt die neueren Darstellungen dieser Periode,
auch darf nicht verkannt werden, daln B.'s Buch doch vielfach Berichtigungen älterer Irr-
tümer und (z. B. in der Darstellung der spartanischen VerfaNsung) eine Reihe beachtens-
werter Resultate aufweist
Griechenland biß bot Schlacht bei Chäronoa. 1.81
nachten Traditionen einer späteren Zeit folgt. — Von Einzelheiten sei
ar noch die Besprechung der spartanischen Politik gegenüber dem Orient
wähnt Im Gegensatz zu Busolt führt N. aus, dafs Spartas Verhalten
gen Krösos und Polykrates auf seine richtige Erkenntnis der ihm von
srsen drohenden Gefahr zurückzuführen sei, dafs aber später, als Arista-
Htas aus eigensüchtigen Motiven den Abfall Joniens ins Werk setzte, die
irttckhaltung Spartas aus der berechtigten Scheu, ohne Not den mächtigen
tthbar zu reizen, herzuleiten und deshalb durchaus nicht zu tadeln sei. —
zwischen hat auch G. Busolt einige Abschnitte seiner Untersuchungen zur
Itspartanischen Geschichte weiter ausgeführt und begründet.1) — In einer
tapük*), betr. die Streitfrage mit E. Curtius*) über den religiös-amphiktyo-
ischen Charakter des peloponnesischen Bundes bekämpft er das von jenem
bs dem sog. Diskos des Iphitos hergeleitete Argument, indem er den Syu-
hronismus des Iphitos und Lykurgos, weil er mit den gesicherten chronolo-
ischen Thatsachen unvereinbar sei, für eine spätere spartanische Legende er-
lärL Ebenso leugnet er, dafs Sparta, wenn es auch seit dem 1. messen.
Kriege mit Elis verbündet gewesen sei, mit ihm in einem engeren organischen
Verbände auf religiöser Grundlage gestanden, sowie dafs es bei der zwischen
llen Teilnehmern an den olympischen Spielen festgesetzten Ekecheirie eine
or den übrigen bevorzugte Stellung (eine Art Patronatsverhältnis) genossen
ibe; übrigens beschränke sich die Asylie des heiligen Landes lediglich auf
ie Zeit der olympischen Festfeier. Dafs Sparta in Olympia de facto,
renn auch nicht de iure, eine ganz besonders einflufsreiche Position be-
eaen, ist Vf. weit entfernt zu leugnen; wohl aber bestreitet er, dafs die
Qympien durch ihren engen Zusammenhang mit dem peloponnes. Bunde und
an Wachsen der spartanischen Macht 'aus einem ele'isch-spartanischen ein
doponnesisches und dann ein panhellenisches Fest' geworden seien, indem
r an der Hand der Olympioniken -Verzeichnisse zeigt, dafs für die Ver-
rettnng dieses Festkultes nicht sowohl politische, als geographisch-kommer-
ffiüe Gesichstpunkte maisgebend waren. — Eine Untersuchung über die
kympischen Hellanodiken bietet H. Förster.4) Er giebt im wesentlichen
ii Anschlufs an die bisherigen Darstellungen eine kurze Geschichte der
Ijmpischen Festfeier unter Leitung der Oxyliden, bespricht die gemeinsame
gonothesie der Eleier und Pisaten, für deren höchst zweifelhafte Chrono-
gie er im Gegensatz zu Schubert, Busolt u. a. eine neue Datierung zu ge-
iinen sucht, alsdann die der Eleier allein seit etwa Ol. 50. Die Zweizahl
bt Hellanodiken hält er nicht für ursprünglich, sondern seit Teilung der
gonothesie zwischen Eleiern und Pisaten (nach ihm Ol. 28) eingeführt; sie
atand bis etwa Ol. 75, worauf das Kollegium auf 9 u. Ol. 77 auf 10 Mit-
lieder vermehrt wurde. Seit Ol. 103 wurden 12, seit Ol. 104 8 Hellano-
iken eingesetzt, seit Ol. 108 wieder 10 — Zahlen, die mit der wechselnden
tesamtzahl der eleischen Phylen zusammenhängen. Schliefslich weist F. aus
ischriftlichen Belegen unter Zuhilfenahme einiger Stellen des Pindar. Pau-
■niaa u. a. nach, dafs an der Spitze des Kollegiums ein Obmann stand,
chlechtweg ä&lo$iTt]g genannt, welcher die Preise auszuteilen hatte. — Die
on E. Curtius6) für die Existenz einer Stadt Pisa (namentlich aus der
«chriftOLNo. 111) beigebrachten Beweise sucht G. Busolt6) zu entkräften
1) Forschungen cur griech. Geschichte. 1. Breslau, W. Köhner. 181 8.— 2) S. 1—46.
*) S. Jthratb. II, 1, 69. — 4) Do hellanodicis Olyrapicis. D. J. Lip«. 1879. 34 S. —
*) 8. Jihmber. II, 1, 69. — 6) A. a. 0. 8. 47 -74.
HbtoriMhe Jahresbericht«. 1880. I. Q
1,82 VL H. Zarborg:
und liefert im Anschluß daran einige Ergänzungen des von ihm früher1) zu
der Geschichte der Pisatis und der allmählichen Ausbreitung der eleischen
Macht beigebrachten Materials. — Von speziell auf die Geschichte des spar-
tanischen Staates in dieser Epoche bezüglichen Arbeiten haben wir diesmal
nichts Wichtigeres zu verzeichnen. Erwähnt sei hier die kürzlich in zweiter
Auflage erschienene und trotz mancher Einseitigkeiten und Inkorrektheiten
namentlich durch ihre Behandlung der socialpolitischen Fragen beachtens-
werte Monographie Cl. Janne^g über die socialen Einrichtungen und das
bürgerliche Recht zu Sparta.8) Einige treffliche Bemerkungen über Spartas
Verhältnis zur Tyrannis finden sich in einem später zu besprechenden Auf-
sätze v. Wilamowitz-Möllendorfs;3) sie treffen mit dem, was Ref.
hierüber im Gegensatz zu Busolt ausgesprochen,4) vollständig überein. —
Frz. Zühlke5) sucht aus einer Yergleichung der verschiedenen Berichte zu
erweisen, dafs der olympische Sieg des Sikyonier-Tyrannen Kleisthenes auf
576 oder 572 (jedenfalls nach 580) und die Hochzeit des Megakles mit der
Agariste auf 575, resp. 571 anzusetzen sei. Die von Herodot aufbewahrte
Erzählung von den Freiern der Agariste verdankt ihre Entstehung einer alk-
mäonidischen Überlieferung, welche, nach und nach weiter ausgeschmückt, in
den perikle'ischen Kreisen als Familientradition kolportiert wurde; mit A
Kirchhoff das Medium dichterischer Überlieferung für ihre Verbreitung an-
zunehmen, hält Vf. für unnötig. — U. Köhler6) zeigt, dafs die von Aristo-
teles aufbewahrte Tradition, dafs Epirus der alte Sitz des Hellenenstammes
gewesen und dafs das Dodonäischc Orakel nach der grofsen Flut dort von
Dcukalion gegründet sei, ihren Ursprung erst dem 4. Jh. verdanke, als die
Molosser ihre hellenische Abkunft genealogisch zu erweisen trachteten. —
Wir schliefsen, ehe wir uns der kompakteren Masse altattischer Geschichts-
überlieferung zuwenden, unsern Bericht über die auf die ältere Geschichte
der übrigen Staaten und Stämme bezügliche, vielfach zerstreute Litteratur
mit einer Notiz, welche auf die sonst unbekannte Geschichte einer klein-
asiatischen Griechenstadt ein Streiflicht fallen läfst. Eine von dem Heraus-
geber, J. H. Mordtmann,7) in die Zeit von Ol. 65 angesetzte, teilweise
ßovoTQoq>rjd6v geschriebene Inschrift von Kyzikos zeigt, dafs zu dieser Zeit
die Verfassung der Stadt noch demokratisch war; sie enthält gewisse der
Familie eines Medikes und Aesopos vom Volke bewilligte Ehrenbezeugungen
und ist datiert eni MaiavÖQiov (nach dem Herausg. Archont).
Gegen die Theorie Wachsmuths u. a. von einem Synoikismos Athens
aus einer pelasgischen Burggemeinde und einer ionischen Bevölkerung am
Ilissos, zu denen dann wohl noch thrakische und semitische Elemente hinzu-
gekommen, wendet sich U. v. Wilamowitz-Möllcndorff.8) Er erklärt
den Ausdruck Pelasger als einen 'relativen Volksbegriff, etwa gleichartig dem
späteren ßdqßaQoi ; es ist jedesmal die verdrängte ältere Bevölkerung gegen-
über den eingewanderten Ioniern (seltener Äolern nie Dorern). Insbesondere
polemisiert v. W. gegen die vorzugsweise auf den Namen Melite und dei
dortigen Herakleskult gestützte Annahme phönikischer Zuwanderung. Der
1) Die Laked. u. ihro Bundesgen. S. 153 ff.; s. Jahresb. I, 54. — 2) Les Institution
sociales et lo droit civil a Sparte. * Pari*. S. 156. 8°. Näh. s. Philol. Rundsch. I, S. 221 1
— 3) Siehe unten. — 4) Jahresb. 1, 55. — 5) Do Agaristes nuptiia. D. J. Kcgiomon'
36 S. 8°. — (>) De antiquissimis Hominis Hellcnici sedibus. Sat. philol. Saupp. Boro
40. s. 70_84. — 7) 'Epigraph. Mitteilungen', Hermes XV, 8. 92—98. — 8) S. o. S. 71
Griechenland bis zur Schlacht boi Charonea. 1,83
telbe Gelehrte zeigt, l) dafs Eleusis mit dem nächstgelegeneu Terrain lauge
Seh neben dem schon geeinigten Attika als selbständiger Priesterstaat bestand
ler erst etwa im 7. Jh. nach langen Kämpfen in Attika einverleibt wurde ;
ms dieser Thatsache erklärt sich die später von dem athenischen Staate dem
ileosischen Hanptkult eingeräumte Sonderstellung. Was Athen selbst be-
ruft, so weist v. W. nach,8) wie durch den territorialen Charakter der
deisthenischen Phylenordnung die 7t ölig Athen thatsächlich aufhörte eine
Itadt im eigentlichen Wortsinne zu sein und wie dieser auf der Gemeinde-
ndnnng gegründete Staat notwendig zur Niederreifsung des alten Mauer-
inges kommen mufste. Die später durch die Umstände gebieterisch ver-
tilgte neue Befestigung hat durch den fiinschlufs der Vorstädte und die
chon früh angestrebte Hineinziehung der Häfen einen ganz andern Charakter;
lern Widerspruch Spartas gegen dieses Projekt kann Verf. eine gewisse
tthüiche Grundlage nicht absprechen, da Athen faktisch dem hellenischen
tonde, dem Sparta präsidierte, beigetreten war. — Doch kehren wir zur
fiteren Zeit zurück.3) In einer Würdigung der Gesetzgebung des Solon
indet H. Dondorff,4) indem er zunächst den Charakter derselben theo-
retisch betrachtet und mit den gleichzeitigen athenischen Zuständen kom-
biniert, das Hauptverdienst des Gesetzgebers in einem weisen Ausgleich der
ach auf dem Gebiet der Politik, Sitte, Kultur etc. damals vorfindenden
jegensfitze.5) Sodann versucht er aber auch die Mängel dieses Plans zu
'-eigen, indem er nachweist, wie die solonische Gesetzgebung zu systematisch
fertig auf einmal hervortrat und wie ferner, da allen bestehenden Bevölkerungs-
(lassen Opfer zugemutet wurden, mit Notwendigkeit die 'scharf gesonderten
taellschaftsgruppen', welche wir bald nachher in den 3 bekannten Parteien
inden, aus der alten Bürgerschaft hervorgehen mufsten. — In einem einer
{Weh unten zu besprechenden Dissertation eingefügten Exkurs über Solon
tnd den megarischen Krieg leugnet W. Petersen8) mit Prinz die Authentie
les angeblichen Gesetzes, dafs niemand die Bürger zum Kriege gegen Salamis
nffordern dürfe, und nimmt nach Diog. Laertius an, dafs Solon seine be-
annten Elegieen durch einen Herold habe vortragen lassen. Den von Solon
tnter Beihilfe der Peisistratiden glücklich beendigten Krieg um Salamis ver-
egt er, namentlich im Anschlufs an Grundner in die Zeit zwischen dem
ünde des heiligen Krieges und der Abreise des Solon, wesentlich eben der
Beteiligung des Peisistratos zu liebe und ohne die sich dann in den Be-
ichten des Plutarch ergebenden Schwierigkeiten genügend zu erklären. —
)erselbe unterwirft7) die Chronologie der Tyrannis des Peisistratos einer
Jntersuchung und gelangt, allerdings, wie dem Ref. scheinen will, auf Grund
iemlich subjektiver Erwägungen, zu dem Ansatz, dafs die erste Tyrannis
1) A. a. 0. 8. 124 ff. — 2) A. a. 0. S. 97 ff. — 8) Von der in norwegischer Sprache
bp&fsten Schrift P. 0. Schjötts, Athen for Solon. Kristiania, Norske Forlagsforenning.
n, 70 8. 8°, kann Bef. nur die kurze Mitteilung geben , die er der Güte des Hm. Dir.
». Stier verdankt, dafs Verf. Versucht Athens politische Geschichte als eine lebondigo und
itioMlle Entwicklung an die alte Sage anzuknüpfen' (wobei er sich an Wachsmuths 'Stadt
Uhea im Altertum' anschliefst). Dabei vertieft sich Vf. in historische Parallelen, indem er
&e Tortolonische Geschichte Athens dem feudalen Mittelalter und die kloisthen. Reform der
jrofce» franz. Revolution gleichstellt. — 4) Aphorismen zur Beurteilung dor solon. Verf.
Sjmb. Joachim.) Berol. 18. S. — J>) Solcher Gegensätze stellt er 8 einander gegenüber:
kdei und Bürgertum, Grundbesitz und bowoglichos Vermögen, Rocht u. Pflicht, Ökonomik und
Ukik, materielle und geistige Kultur, individuelle Freiheit und üosamtbowufstsein, üosotz und
ktte, Stabilität und Veränderlichkeit — 6) Quaestt do historia gentium Atticarum. Dias.
• lü. 160 8. S. 101 ff — 7) A. a. 0. S. 116 ff.
1,84 VI. IL Zurborg:
560 — 557, das erste Exil bis 551, die zweite Tyrannis etwa 6 Monate dLes
letzteren Jahres, das folgende Exil bis 541, endlich die dritte dauerrxde
Herrschaft von 541 — 527 gewährt habe. Was Verf. sonst über die Höxt-
schaft des Peisistratos und den Sturz der Tyrannis seiner Söhne erzählt, loe-
schränkt sich auf die Wiedergabe der bekannten Überlieferung. — Aus ekfc^m
an die Ermordung des Hipparch anknüpfenden, an sich rein kunstarct*£U).
logischen Aufsatz von E. Curtius1) sei die Bemerkung erwähnt, dafs, w\e
überhaupt bei entscheidenden Epochen städtischer Geschichte in Griechenland
neue Kulte eingesetzt zu werden pflegten, so nach dem Sturze der Peisistj*.
tiden, dessen Verlauf selbst sich nicht gut an ein religiöses Moment an-
knüpfen liefs, auf die ältere, eigentlich ganz aufser Zusammenhang damit
stehende That des Harmodios und Aristogeiton zurückgegriffen wurde, haupt-
sächlich unter dem Einflufs der Alkmäoniden.
Eine Reihe von historisch -antiquarischen Untersuchungen, welche sich
auf die Gesamtentwicklung des attischen Staats beziehen oder doch sich
einer speziellen Epoche nicht unterordnen lassen, werden wir am bequemsten
gleich an dieser Stelle anschliefsen. Den Anfang zur Zusammenstellung einer
Geschichte der wichtigsten attischen Familien macht W. Petersen in einer
Erstlingsarbeit,2) welche trotz mancher Schwächen, zu denen wir die wenig
brauchbare Einleitung über die attischen yavt] im Allgemeinen, sowie eine
grofse Ungleichheit in der Behandlung des Details rechnen, immerhin als
brauchbare Grundlage für weitere Forschung betrachtet werden kann. Be-
handelt werden die Philaüdcn (Miltiades), Kerykes (Kallikas, Hipponikos) mit
ihren Zweigen, den Familien des Redners Andokides und des Nikias; (he
Eumolpidcn (Konon, Timotheos), die Neliden mit .'den Alkmäoniden, Kodriden,
Peisistratiden; die Eurysakiden (Alkibiades), Buzygen (Perikles) und Eteo-
butaden (Lykurgos). — Das Vorhandensein nationaler Ideen als treibender
Motive der athenischen Politik sucht Weber8) nachzuweisen, indem er den
Anteil des attischen Staates an den gemeinsamen Geschicken des Vaterlandes,
seine Verdienste und seine Unterlassungssünden, dem Leser vorführt, freilich
nicht ohne bisweilen etwas künstlich die Ideen, wie sie der retrospektiven
Betrachtung des Historikers erscheinen, als bewufste Absichten dem attischen
Volke zuzusprechen. — Unter den Spezialarbeiten auf dem Gebiete der atti-
schen Staatsalterttimer beschäftigt sich mit den attischen Trittyen ein Anf-
satz von C. Schäfer4), der den militärischen Charakter derselben betont
und ihren Zweck mit der Aushebung der Mannschaften für den Land- and
Seedienst in Verbindung bringt. Da die bisher gefundenen sog. Trittyen-
steine — Vf. publiziert einen neugefundenen — in die achtziger Olympiaden
fallen, glaubt er diese Einrichtung dem perikle'ischen Zeitalter zuschreiben
zu dürfen. Auch für die Aufstellung und Abstimmung in der Volksversammlung
will Vf. seit dieser Zeit die Trittyeneinteilung als Grundlage annehmen und
hält die tqittvccqxoi für identisch mit den 30 (nach Poll. VIII, 104 u. Phot
s. TQidxovva) neben den Lexiarchcn bestehenden Kontrollbeamten der Ekklesie.
— V. Heydemann6) untersucht, vorzugsweise auf die inschriftlichen Quellen
gestützt, die Funktionen der attischen ßovXij und bespricht als solche mehr
1) «Harmodios u. Aristogeiton*, Hermes XV, S. 147—153. — 2) Vgl. S. 83 und des
Rof. Besprechung Philol. Rimdach. I, S. 423 ff. — 3) Dio nation. Politik der Athener. Progr.
Zeitz. 36 S. 4°. Vgl. Phil. Rdsch. I, S. 831 f. — 4) 'Die att. Trittycneinteilung*, Mitt
d. ritsch, arch. Inst z. Athon. V, S. 85 ff. — 5) Do aonatu Athen, quaeatione* epigraph.
selectae. 1). J. Argorat. 55 8. 8°. Vgl. Phil. Bundsch. I, S. 924 ff.
Griechenland bis aur Schlacht bei Charonea. 1,85
Mier weniger eingehend die Erteilung von Anerkennungen, die Jurisdiktion,
fe Leitung öffentlicher Bauten, die Abschätzung der Tributquoten der Bundes-
«nossen, die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Staaten. Die gründ-
ete Arbeit beherrscht das Material in anerkennenswerter Weise und bildet
oe zuverlässige Grundlage für alle einschlägigen Studien. — Y. Thumser1)
itawirft die Leistungen der athenischen Bürger an den Staat, die Arten
r Besteuerung, ihre Terminologie, die über die einzelnen zilr] und Xei-
vQrylai bestehenden Streitfragen, sowie anderseits die Fälle der Atelie und
j Bedingungen für deren Erteilung einer gründlichen Untersuchung. —
e Frage nach der 'ersten und zweiten Lesung* in der attischen Volks-
rsammlung ist von W. Hartel und einem seiner Gegner inzwischen weiter
rfolgt worden, indem auf eine Erwiderung des ersteren*) auf G. Gilberts
vorigen Jahresbericht besprochenen Artikel9) eine Duplik des letzteren4)
fs neue die von ihm geltend gemachten Einwände zu stützen sucht. Da für die
;entliche Geschichte die Details dieser Polemik von untergeordneter Bedeutung
id, so begnügen wir uns mit einer Erwähnung genannter Aufsätze. Auch
Hock5) wendet sich gegen Harteis Hypothese, indem er z. T. in Über-
istimmung mit Gilbert, besonders den speziellen Fall der Einführung
ander Gesandten bespricht. Er erkennt dem Bat die Befugnis, diese aus
mer Machtvollkommenheit ohne vorherige Autorisation durch das Volk vor-
nehmen, dann zu, wenn es sich um eine ein für alle mal xrqv^v xal 7tqea-
ieug bestimmte Ekklesie handelt, hält dagegen eine Procheirotonie in
irtels Sinne für nötig, wenn die Einführung der Beschleunigung halber in
ner andern Ekklesie stattfinden soll. — Die in einigen im vorigen Bericht6)
sprochenen Aufsätzen behandelte Frage nach den yga/ufACtTeig des Kate etc.
t durch F. v. Stojentin wieder aufgenommen worden, welcher im wesent-
dien den von v. Wilamowitz7) und C. A. Hille8) eingeschlagenen Weg der
ntersuchung billigt,9) aber in seinen Resultaten namentlich von ersterem
iaofern abweicht, als er unter den hier in Betracht kommenden Lexiko-
raphenstellen dem Artikel des Pollux (V1IT, 98) vor denen des Harpokration
'. yoatifiarevg u. avriyQcupevg) den Vorzug giebt und somit die Thätigkeit
es aYriyQaq^Ea&ai, wie schon Böckh, dem dort erwähnten avtiyqaqtälg (in
an er nicht mit v. W. einen drjjuooiog erblickt), nicht dem yQa^fxarevg
uchreibt. — H. Sauppe10) erklärt die in der oben erwähnten eleusischen
uchrift vorkommenden ^vyyQaq>eig für eine zeitweilig zu Athen funktio-
ierende 'Redaktionskommission', die, ohne irgend welche selbständige Macht-
efognis zu besitzen, mit der Formulierung der etwa in der Ekklesie unvor-
ereitet eingebrachten oder durch Amendierung wesentlich umgestalteten
sephismen betraut werden konnte. Diese Kommission wird nur innerhalb
er Jahre 446 bis 410 urkundlich erwähnt. Von diesem zu Athen jährlich
rwlhlten Kollegium wurde wiederholt der Name auf gewisse, zu speziellen
wecken gewählte oligarchische Kommissionen übertragen, die aber als avro-
1*ho(>eg eine wirkliche Macht besitzen: so 411 die von Thukydides er-
1) De civiom Athen, numeribus eorumque immunitate. Vindob., Gerold S. IV, 151 8.
0. Phil. Rdsch. I, S. 130 f. — 2) In don von ihm u. Schonkl herausgegebenen Wiener
tod. I, 8. 296 ff. — 3) S. Jahresb. II, 1, 70. — 4) Jahrb. f. cl. Phil. CXXI, S. 529—538.
- *) 'Einführung fremder Gesandtschaften', Jahrb. f. cl. Phil. CXXI, S. 801 ff. — 6) Jahresb.
(« lf 71. — 7) Hermes XIV, S. 148 ff. — 8) De scribis Atheniensium publicis, Leipz.
*4-I, 8.203 ff., im yorigen Berichte nicht orwähnt-- 9) 'Die ygafipareie u. der dvriyga-
rit des Rata', Jahrb. f. cl. Phil. CXXI, S. 189—202. — 10) In der schon oben citierten
handlang Ind. lect Gottg., 1880/81.
JßQ VI. H. Zurborg:
wähnten gvyyQaqnjg und 404 die dreifache Zehnerkommission der sog.
'Dreifsig\ — Eines der schwierigeren Probleme auf dem Gebiete der athe-
nischen Verfassungsgeschichte ist die Frage, wie die athenische Legislatur
sich zu den Psephismen der souveränen Volksversammlung verhielt und wie
die Stetigkeit der ersteren gegenüber den von der Willkür der letzteren
drohenden Gefahren gewahrt wurde. Eine Vergleichung und Abgrenzung der
Kompetenzen dreier uns hierfür tiberlieferten Einrichtungen (der Epicheiro-
tonie, der Revision durch die Thesmotheten , der yQaqtr} 7caQav6fiwv) ver-
sucht E. Neubauer,1) ohne indes zu wahrscheinlichen Resultaten zu ge-
langen.
Unter den wenigen Arbeiten, welche wir diesmal für die Zeit der grofsen
hellenischen Freiheitskämpfe und die damit zusammenhängenden historio-
graphischen Probleme zu registrieren haben, wendet sich eine Programm-
abhandlung von E. Bachof*) gegen die früher von A. Scholl und neuer-
dings von A. Bauer3) aufgestellte Behauptung, dafs die letzten 3 Bücher
des Herodot vor den ersten 6 abgefafst seien, und es gelingt ihr, die völlige
Nichtigkeit der für jene Hypothese vorgebrachten Gründe darzuthun. — Von
dem zweiten Buche Herodots sucht Fr. Lenormant4) nachzuweisen, dafe
es wahrscheinlich ursprünglich als besondere Schrift über Ägypten i. J. 458,
unmittelbar nach der Rückkehr des Autors aus jenem Lande, abgefafst worden
sei, denn nach Anklängen an die Nachricht Her. II, 35 von dem Weben
der Männer sei es sicher um 443 von Pindar, vielleicht schon zwischen
458 und 456 von Aeschylos gekannt worden. — M. Btidinger6) eruiert
aus einigen griechischen und den alttestamentlichen Quellen, sowie nament-
lich aus persischen Inschriften eine von der gewöhnlichen Tradition des
Herodot abweichenden Überlieferung, wonach die Mederherrschaft auf dem
Wege friedlicher Entwicklung auf die Perser überging und zunächst durch
eine Art^ Personalunion beide Völker unter der persischen Krone vereinigt
wurden. Am ausführlichsten ist diese Version in Xenophons Kyropädie ver-
treten. — Um die schon von anderen Gelehrten als auffällig hervorgehobene
Angabc bei Herodot IX, 106, dafs von dem nach der Schlacht bei Mykalo
auf Samos abgehaltenen Kriegsrate nur die Inselgriechen in die neubegründete
Symmachie aufgenommen seien, mit einigen widersprechenden Stellen des
Thukydides (1, 89,2. 95,i. VI, 76,s) in Einklang zu bringen, vermutet
J. Steup,6) dafs bei Herod. a. a. 0. nach tovq dHovg vqoiahag ausg
fallen sei xort rovg i}TCUQioTag, An der ersten thukydideischen Stelle co:
jiciert er ^v/^ifiaxot [r}dri dyeoTTjxoTeg an 6 ßaatXewg], — Eine neue
klärung des bekannten thukydideischen Urteils (I, 138. 3) über Themistokl«8
giebt Frz. Rühl, welcher entgegen v. Wilamowitz dem Historiker die AJfe-
sicht irgend welcher polemischer Berücksichtigung des Stesimbrotos abspricht
Damit haben wir bereits den Übergang zu der Besprechung der peri-
kleischen und folgenden Zeit thatsächlich gefunden und stellen zunächst alles
1) Über d. Anwendung d. yQayrj naqavouwv etc. Progr. Marburg. (Steiermark) 11 S. *VgL
Phil. Kundsch. I, S. 994 ff. — 2) Quaeatiüncula Herodotea. Progr. Eiaenach. 20 S. 4*.
Vgl. Phil. Kundsch. I, S. 245 ff. — 3) S. Jahresb. I, 51. — 4) U. Queation de lTiiat. litter. A
1. Gr6ce, Rcv. d. Queat. Hiat XX VII, 249—64. — 5) Der Auagang dea med. Reichet,
Aprilh. d. Sitzungsber. d. Wiener Akad. S. 477 ff. — Vgl. Phil. Rundach. I, S. 1245 ff
Vgl. S. 36. — 6) 'Herodot IX, 106 u. Thukydidoa', Rh. Mua. XXXV, S. 321-335.
A. Holm, Bura. Jahroab. 1880. 111, S. 317 f., nimmt an, dafs die Festlandagriechen dei
Holloapont und der ionischen Küste bald nach jenem Kriogarat nachträglich aufgenommen
seien, oine Thatsacho, die Herodot nicht erwähnt habe.
Griechenland bis zur Schlacht bei Chäronea. T 87
das zusammen, was auf dem Gebiete der specielleren Thukydidesforschung
in den diesmaligen Bereich unsers Jahresberichts fällt. Schon diesmal kurz
erwähnt sei des geistreichen H. Müller-Strübing1) romanhafte Hypo-
these, dafs der Historiker sein Werk als Gastfrennd des Agis successive bis
zu Ende ausgearbeitet habe, die zweite Hälfte des zweiten Teils aber ver-
schwunden, weil absichtlich vernichtet, und der Autor im Zusammenhange
damit ermordet sei; den Ersatz für das Verlorne bilde der betreffende Ab-
schnitt (B. I. u. n) von Xenophons Hellenika, der wahrscheinlich auf thuky-
dideischem Material beruhe. Eine weitere Begründung dieser noch vielfach
mysteriösen Hypothese behält Vf. einer späteren Untersuchung vor. Th. Fell-
ner2) macht die Komposition des 8. Buches des Thukydides zum Gegen-
stande der Untersuchung, um dadurch einen Einblick in die Genesis des Ge-
schichtswerks zu gewinnen. Die Schrift bietet des Interessanten viel und
fahrt namentlich den Nachweis, wie in der Darstellung des 8. Buches zahl-
reiche Eigenheiten thukydideischer Historiographie ungesuchte Analogieen zu
der Darstellungsweise der früheren Bücher bieten, nur dafs hier, was dort in
ausgeprägten Zügen sich findet, oft nur. andeutungsweise, noch unvollendet,
gleichsam embryonisch vorhanden ist. Als Quelle für die meisten Angaben
dieses Buches sieht Vf. persönliche, dem Historiker von Alkibiades gemachte
Mitteilungen an. — Eine auf das ganze Werk des Thukydides sich er-
streckende Untersuchung von 0. Struve3) kommt zu dem Resultat, dafs
derselbe bald nach 421 den zehnjährigen Krieg zu beschreiben begann. Um
410 war er bis IV, 48 vorgeschritten, als ihn der weitere Verlauf des deke-
lelschen Krieges von der Zusammengehörigkeit des ganzen bisherigen Krieges
überzeugte und bewog, von jetzt ab nach den V, 25. 26 ausgesprochenen
Grundsätzen die Fortsetzung auszuarbeiten, zugleich aber auch den ersten
Teil durch nachträgliche Zusätze zu ergänzen. Beides fertig zu bringen,
hinderte ihn sein plötzlicher Tod. — Interessante Schlüsse lassen sich aus
for Form, wie die Urkunden verschiedener Verträge bei Thukydides vor-
legen, auf die Entstehungsgeschichte des Werkes ziehen.4) Die Urkunde
des Waffenstillstandes von Ol. 89, 1 zerfällt in zwei Teile, deren erster
(IV, 118, 1 — 10) die vom Ratsschreiber protokollierten Propositionen der
sptrtanischen Gesandten, der zweite (c. 118, 11 — 119,2) das Psephisma des
Utischen Demos enthält, dessen Wortlaut erst in der Ekklesie nach dem An-
frage des Laches festgesetzt wurde.5) Thukydides kann die Urkunde, da er
*egen seiner Verbannung sie nicht gleichzeitig kennen lernen konnte, |über-
dies auch ihren Inhalt für seine Darstellung weiter gar nicht benutzt hat,
eist 403 nach seiner Rückkehr abgeschrieben und nachträglich aufgenommen
haben.
Auch unsere Kenntnis der geschichtlichen Thatsachen selbst ist für die
ifi Rede stehende Zeit, besonders für die Entwicklungsgeschichte der attischen
Symmachie bis zur völligen Besiegung Athens, teils durch neue Funde, teils
dorch ergebnisreiche Untersuchungen wesentlich bereichert worden. Neu auf-
1) In den sonst hauptsächlich kritische Besprechungen einzelner Stellen enthaltenden
^ikjdideUchcii Forschungen', Wien, 1881. V, 276 8. — 2) Forschungen u. Darstellungs-
*•« de« Thnk. Wien. 80 S. — 8) De compositi oporis Thukyd. temporibus. D. J. Hai.
JW*. 40 S. — 4) A. Kirchhoff, Über die von Th. benutzten Urkunden, Monatsber. d.
** Akad. ß. 834—854. — 5) Kirch hoff hält die Worte bis /? uiv iYi? ixex^in nvrrj
* mn Protokoll gehörig und sucht durch verschiedene Emendationen don originalen Text
h«WiteüeB.
1,88 VI. H. Zurborg:
gefunden sind zwei Fragmente der sog. attischen Tributlisten. *) Das <
schliefst sich an No. 69 (C. J. A. I, 105. 109) an; es bietet Ergänzun
zu den Verzeichnissen von Ol. 84, 1 and 84, 4 and bestätigt, dafs die Tril
von Mykonos, Kythnos, Naxos and Andros von Ol. 83, 3 — 85, 1 unver&m
1« 3, 6*/s und 6 Tal. betragen, ebenso die der Tenier and Dienser 3
3 V* Tal. Das andere Fragment mofs in die Zeit nach Ol. 88, 1 geht
and enthält hellespontische Tribute. — In dem Rahmen einer später
weitesten Festrede bietet U. v. Wilamowitz-Möllendorff1) nicht l
eine glänzende Darstellung der Blütezeit des 'attischen Reichs'*), sondern t
eine Fülle neuer Gesichtspunkte and Hypothesen. Reich an letzteren
schon der zusammenhängende Text des Aufsatzes: wir heben hervor
Auseinandersetzung der Bedeutung der Überfahrung des Bandesschatzes
Delos nach Athen, die Erklärung von Thok. IL, 9,4 (bezogen auf die 5 Ki
der attischen Symmachie), die Darstellung der attischen Handelsbeziehoi
zu den Pontuslandern, sowie seines mit dem korinthischen siegreich 1
kurrierenden Exports nach Italien, die Vermutung, dafs der von Ion
Diog. Laert. II, 23^ als mit Archelaos auf Chios anwesend erwähnte Solo
der Feldherr dieses Namens gewesen sei den Nachweis, wie Athen zur
rechthaltung seiner Macht Opfer an Gut und Blut bringen mauste, welch
auf längere Dauer zu bringen aufser Stande war, endlich die schönen
merkungen über das attische Münzwesen and über die attische Kolo
politik. Ganz besonders reich an neuen Ergebnissen sind die angehäo
Exkurse* deren Sujets indes mehrfach in das rein antiquarische Gebiet h
Das Ruhen der gesetzgeberischen Thätigkeit zwischen 460 u. 411 will Vf
ein Kompromifs zwischen der die politische Wirksamkeit des Areopag
hebenden Partei des Ephialtes und ihren Gegnern zurückfuhren und siel
den rofut^frlax^ eine Behörde zur Aufrechterhaltung der nunmehr geschal!
icorouia. Ander» Exkurse beschäftigen sich mit den attischen Mi
Verhältnissen vinbetreff der Strategen vermutet Vf.*«. dafs die Erweite
ihrer Kompetenz von der blofser Phylenkommandaitten zu der der höcl
Exekutivbeamten zwischen 460 und 445 erfolgt ist), mit der Geschichte
Parthenonhaus und der Verlegung des Bundesschatzes nach Athen, mit
attischen Orienthandel. Exkurs X behandelt das wechselnde Verhältnis
Kolophonier und Notier tu Athen nach den Tributlisten, im Ansc
woran Thuk. M. 34^ -Vorn;*: st. orrr^ und 34^ anjhuoar st xoiqfx
v\>nx»scMa*eu wird Der letzte Exkurs giebt die Besprechung einiger i
rip?r Punkte aus dem bekannten chalkidischen I^ephisma C. J. A. IV, i
i\> Tf 1. 1 die in Z. 75 erwähnte riima r rwr fteöuo&CTtor für
Amtslokal der Tfeesmotheteu erklärt.
Bereits minen hinein in die Wirren des peloponnesischen Krieges
uz« ein Autsa» von M. Büdingen *N IHe hier gebotene Beurteilung
Ktaa schliefst sich im Garnen der Auffassung au« welche seit Grates
kxse «zid MuDer^irthi^gs Verherrlichung* des berühmte* Demagogen :
1) JL EirrVl*ff. Iwi m«««ii»*ih Ft*ctmw» to «r Tn>*t>»j». MqmM
C X JL 1. 4M ml T*WL IWks f. *.* ,TVpiU*t mir 444 fereÖMäcräcfc Stnftegi
M K)m W fmyteAm. Bh* kriv VionmABM:. AäS^»*ä c Sfemcsfer. i. Wim.
& «;-«t \gl *» M. iwip ä m> i*fcrh i & rti x *&$£ — £i Vd
Griechenland bis zur Schlacht bei Charonea. 1,89
id mehr an Terrain gewonnen hat; seiner ruhig- objektiven Darstellung wird
in im allgemeinen beistimmen können. Sein besonderer Zweck ist die
arlegung des Verhältnisses des Thnkydides zn ihm und die Beurteilung der
>jektivität des ersteren in der Schilderung seines Gegners. Inwiefern Ref.
3 hierfür vom Verf. vorgenommene eingehende Analyse der Verhandlungen
er Mytilene (Thuk. III, 36 ff.) für nicht beweiskräftig hält, hat er an an-
rer Stelle1) kurz angedeutet. In der Behandlung einer zweiten Thuky-
lesstelle, der Verhandlungen über Pylos (IV, 27 f.), wird Vf. dem Thuky-
les vollkommen gerecht, wie er auch sein Gesamturteil dahin abgiebt, dafs
r Geschichtsschreiber auch seinem Feinde gegenüber 'den edlen Grund-
tzen möglichster Genauigkeit und Unparteilichkeit treu geblieben ist'. Er-
hnt sei noch, dafs B. den thukydideischen Bericht der Kämpfe auf und
i Pylos auf persönliche Angaben des Demosthenes zurückführt. — H. G.
)llings) bestimmt auf Grund lokaler Forschungen die Lage der Akropolis
n Nisäa und der ehemaligen (später als Vorgebirge bezeichneten) Insel
moa, wodurch die Berichte von Thuk. EI, 51. IV, 66 ff. 118 in ein
utlichere8 Licht treten. — G. Busolt8) giebt eine Geschichte des argivi-
len Sonderbundes von 421—418, deren Hauptverdienst der Nachweis ist,
e die verschiedenen Phasen des Verhältnisses zwischen Athen und Sparta,
ischen letzterem und Argos, zwischen diesem und Athen, sowie zwischen
0 andern Gliedern der argeischen Koalition zu einander und zu den übrigen
chtigeren Staaten, teils von den wechselnden Machtverhältnissen der Par-
en (der Oligarchen, resp. Lakonerfreunde und der Demokraten) in den
izelnen Städten, teils von gewissen andern Sonderinteressen einiger Mittel-
sten abhingen. Die so entstehenden und fortwährend wechselnden Grup-
rongen der Staaten unter einander werden der Reihe nach geschildert
i ihre Motive, soweit sie zu ermitteln sind, beleuchtet. Gegen Müller-
fibing, welcher ebenfalls diese Epoche eingehender behandelt hatte,4) zeigen
se Erörterungen B.s in mehreren Punkten eine erfreuliche Reaktion,
mentlich gelingt es ihm mehrfach, die Lücken und scheinbaren Zusammen-
lgslosigkeiten der thukydideischen Darstellung auf einfachere und zugleich
den Historiker ehrenvollere Weise zu erklären, als jener es gethan, der
rall gleich tendenziöse Entstellung oder Verschweigung witterte. Auch
Hypothese des ersteren, dafs auf den Gang der spartanischen Kriegs-
Kationen die Nachrichten von den Parteikämpfen zu Athen von entschei-
lder Bedeutung gewesen seien, weist B. mit Recht zurück, indem er zeigt,
! das Verhalten der Lakedämonier sich zur Genüge allein aus den spar-
Ischen, bez. peloponnesischen Verhältnissen erklären läfst. Hervorgehoben
noch des Vf. Erklärung von dem unvermuteten Rückzuge des Agis aus
r argeischen Ebene, den er für durchaus hinlänglich motiviert durch die
chricht von dem bevorstehenden Eintreffen des athenischen Hilfscorps
t; Müller-Strübings Erklärungsversuch, der auch hier seine 'Staatsschatz-
isterwahr zu Athen spuken läfst, weist er zurück. Die Wichtigkeit des
iderbundskrieges und seines Ausganges ist zuerst vom Vf. mit voller
lärfe hervorgehoben: bei Mantineia erlitt 418 die demokratische Koalition
1 der oligarchischen die entscheidende Niederlage, welche für die politische
teientwicklung der Folgezeit von verhängnisvoller Bedeutung wurde und
1) A. a. O. S. 834. — 2) 'Nisäa und Minoa', Mitteilungen des dtsch. arch. Inst zu
V, 1. — 3) In den oben citierten Forschungen zur griech. Gesch. I, 8. 75 — 181. —
iiiftoph. m d. hiat Kritik, Lpa., 1878.
1,90 VI H Zurborg:
i
zunächst zwar nur für die peloponnesischen Staaten oiigarchische Umwäl-
zungen zur Folge hatte, mittelbar aber auch für Athen den späteren Sieg
der antidemokratischen Richtung vorbereiten half.1) — Die unter Xenophons
Namen fälschlich überlieferte ' A$r]vaiiav 7toXireia\ jenes längst als eines
der ältesten Erzeugnisse der attischen Prosa hochgeschätzte, aber noch immer
vielfach rätselhafte Elaborat eines unbekannten Autors, wurde neuerdings von
H. Müller-Strübing») in die Zeit zwischen 417 und 414 ('am liebsten
415'), also etwa in die Epoche der Kämpfe zwischen Alkibiades und Nikiaa,
verlegt und für die in ihren Schärfen hauptsächlich gegen gewisse Partei-
genossen gerichtete Klubrede eines aus plebejischem Stande hervorgegangenen
Oligarchen, kurz des Phrynichos, erklärt. — J. Hartmann8) sucht ans
Thukydidcs' Darstellung zu erweisen, dafs auch nach dessen Ansicht der
Hermenfrevel eine gegen Alkibiades ins Werk gesetzte Machination der Oli-
garchen sei, desgleichen, dafs diese allein das Volk zu dem Beschlufe be-
wogen hätten, eine ^r/watg aller religiöser Frevel im Anschlufs an die
Untersuchung über die Herraenverstümmelung zu veranstalten. — Biogra-
phisches Material über den Redner Andokides sammelt W. Petersen4) in
einer bisher noch nicht derartig vorhandenen Vollständigkeit. Er sucht den
Anteil desselben am Mysterienfrevel festzustellen, wobei er die Stelle Arist.
Vögel 327 ff. heranzieht. Derselbe6) nimmt unter Verteidigung der hand-
schriftlichen Lesart xarelevaev (Ken. hist. gr. I, 2, 13) an, dafs Alkibiades,
Alkibiades' Sohn, der Vetter und Mitflüchtling des bekannten Atheners, wirk-
lich auf Befehl des Thrasyllos nach seiner Gefangennahme mit den syrakn-
sischen Schiffen getötet sei. — Den ganzen Verlauf der inneren Geschichte
Athens vom Nikiasfrieden bis zur Einsetzung der Dreifsig behandelt E.
Plöckinger. 6) Was er über das Hetärieenwesen und die Parteikämpfe
dieser Zeit ausführt, ist fleifsig und geschickt zusammengestellt, bietet aber
nichts wesentlich Neues. Erwähnt sei, dafs er in Alkibiades während dessen
ganzer politischer Wirksamkeit den bösen Dämon des athenischen Staates
erblickt; hier scheint er dem Ref. bisweilen etwas zu weit zu gehen, so
z. B. wenn er die Schuld an der Niederlage bei Notion in erster Linie jenem
zuschreibt. — Die für die Geschichte der Dreifsig nicht unwichtige 18. Rede
des Lysias wird von E. Stutzer7) in das Jahr 397 verlegt.
Eine Reihe meist der Zeit des 4. Jh. angehöriger Inschriften, welche
Volksbeschlüsse enthalten, versucht A. Reu seh8) aus der Form der Pra>
skripte zu datieren. So setzt er C. J. A. II, No. 132 für OL 111, 1 (Arch.
Pythodemos), No. 135 c für OL 114, 1 (Arch. Hegesias), No. 180 wieder
Ol. 1 1 1, 1, No. 2301) für OL 115, 1 (Arch. Neaechmos), No. 244 für OL 118, 1
(Arch. Charinos), No. 252b für OL 120,4 (Arch. Antiphates), No. 280 für
OL 119,2 (Arch. Leostratos), No. 343 für Ol. 118,3 (Arch. Koroibos),
No. 492 zweifelnd für Ol. 113,2 (Arch. Hegemon), die Inschr. Iddrjv. *%
1) In 2. Aufl. erschien A. Kirchoffs kritische Ausgabe; vgl. Phil, ßundach. h
S. 694 f. — 2) "Afrrivaiwv noXirsia. Philol. Suppl. B, IV. 188 S. 8°. — 3) De h«-
mocopidarura mysteriorumque profanatorum iudieiis. Lagd. Bat 8°. — 4) A. a. 0. S. 5ÄÄ.
-— 5) A. a. 0. S. 127 f. Cobet vermutet in der 1880 erschienenen 2. Aufl. seiner HeUe-
nika xarslerjoag nnsXvae\ allein Xen. würde überhaupt nicht nniXvae, sondern a^**
sagen. — 6) Polit Wirren zu Athen währond des pelop. Krieges. Olmütz. 43 S. 8°. —
7) *Zur Abfassung der lysianischen Reden', Hormos, XV, S. 22— 40. — 8) «Zum Corp.
Inscr. Att II', Hermes XV, S. 337—347. Des Vf trotflicho Dissertation «Do diobus contio-
nura ordinariarum apud Athenionses', Argorat 138 S. 8°. kann Rof. hier nur orwähnen, ver-
weist aber auf seine Anzeige Phil. Rundsch. I, S. 1312 ff.
Griechenland bis gor Schlacht bei Chäronea. J 91
134/5 No. 9 för Ol. 113, l (Arch. Evthykritos) und l4&. VI, 386 No. 4
wie C. J. A. 252b an. — Im Anschlufs an Busolts Monographie über den
zweiten attischen Seeband1) behandelt E. Lenz*) die Zusammensetzung und
Kompetenz des bundesgenössiscben Synedrions, wobei er mehrfach zu ab-
weichenden Resultaten gelangt. Das Synedrion handhabte im Verein mit
dem Demos die Gerichtsbarkeit gegenüber allen Verletzungen der Bundes-
verfassung und den Streitigkeiten der Bundesmitglieder unter einander, wobei
nötigenfalls dem Vororte die Bundesexekution zufiel; es übte eine Kontrolle
gegenüber etwaigen Machtüberschreitungen des Vororts oder seiner Bürger
aas und hatte einen gewissen Anteil an der Aufnahme neuer Bundes-
mitglieder; es wachte über der Verwendung der Bundeseinkünfte und war
gemeinsam mit der Ekklesie allein befugt, über Krieg und Frieden zu ent-
scheiden; es hatte endlich bei der Schliefsung neuer Bündnisse zwar Athen
gegenüber nur beratende Stimme, doch war, wenn der geschlossene Vertrag
weh für die ganze Symmachie als solche gelten sollte, die Beschwörung
desselben durch das Synedrion nötig. — Die Mitteilung neuaufgefundener See-
orkundenfragmente verdanken wir C. Schäfer.3) Das ältere Bruchstück
fallt in die Zeit zwischen Ol. 105, 3, da die Syntrierarchie des Demosthenes
und Fhilinos (Dem. in Mid. 161) erwähnt wird, und Ol. 106,1, da die nach-
weislich vor letzterem Termin eingetriebene, aus der Trierarchie des Demo-
r.| chares und Theophemos herstammende Schuld ([Dem.] in Euerg. et Mnesil.
20 ff.) als noch vorhanden aufgeführt wird. Daher setzt sie der Herausg.
rti Ar OL 105,4, dagegen Böckhs 4. Urkunde Ol. 106,1 an. Das Bruchstück
r| enthält neben hier weiter nicht interessierenden Inventarangaben die Namen
der für den Bundesgenossenkrieg Ol. 105, 4 ausgerüsteten Schiffe, die teils
ws den Beständen der Werfte, teils aus den Ol. 105, 3 gegen Euboia im
Felde gewesenen entnommen werden. Die Namen der Trierarchen sind gröfsten-
teils aus den Privatreden des Demosthenes oder sonst schon bekannt; unter den
'tyflLirthxoyeg findet sich Chäredemos, der Antragsteller bei Demosth. a. a. O.
— Ein zweites Bruchstück ist sehr schlecht erbalten und wird vom Herausg.
für ein Fragment von Böckhs 1. Urkd. erklärt. — Nicht ohne Interesse ist
eine am Nordabhange der Akropolis auf einer Marmorplatte gefundene
^amenliste.4) welche eine Reihe von Bürgern nach Phylen geordnet (die von
5 Phylen sind gut erhalten) nebst Angabe des Demotikon aufführt; unter
ihnen finden sich mehrere auch sonst bekannte Namen, wie NixyQatog
Kvdayrid7}gy der Urenkel des Feldherrn Nikias,6) und 0wxog yIq>ia%tddr]gy
wahrscheinlich des Phokion Sohn, dessen Demotikon damit aus dieser In-
schrift gewonnen wäre. Der Schriftcharakter der Urkunde weist nach dem
Herausg. auf die Mitte des 4. Jb., doch scheint dieselbe, wie ein Vergleich
Büt andern datierbaren Inschriften zeigt, auf denen einige der Namen wieder-
kehren, noch jünger, vielleicht erst aus der Zeit um 330 zu sein. — Mit
den litterarischen Quellen dieser Zeit beschäftigt sich eine Arbeit von
^ Gebhart.6) Derselbe will für diejenigen Partieen der plutarchischen
Vita Demosth., welche es mehr mit der Persönlichkeit des grofsen Staats-
Bfciroes, seinen Bestrebungen und seinem Charakter, zu thun haben (Kap. 5 — 11
1) Jahrb. f. el. Phil. Suppl. VII. — 2) Das Synedrion der Bundesgenossen im 2. athon.
J11*»- D. J. Begiomont (Elbing.) 63 S. 8°. - 3) 'Neue 8eeurkundenfragmente* Mitt. d.
«■*• ttth. Inst. «. Ath. V, 8. 43 ff. — 4) H. G. Lo Hing, 'athenische Namonsliste', Mitt.
J toch. arch. Inst *. Ath. V, S. 346. — 5) Vgl. W. Peterson a. a. 0. S. 63. —
V De Plnt in Dem. Tita fontibns ac fide, Progr. Monac. 55 S. Vgl. S. 93.
1,92 VI. M. Klatt:
und 28 — 31), den Satyros als Quelle betrachtet wissen; die eigentlich ge-
schichtlichen Abschnitte sollen, abgesehen von der Benatzung der Beden
selbst, vorzugsweise aus Theopomp, daneben aus Caecilius von Calacte, Dur»,
Phylarch u. a., endlich die Ereignisse aus der Zeit Alexanders (Kap. 23—27)
aus einem nicht näher bestimmten späteren Bearbeiter dieser Epoche ent-
nommen sein. — Der neueste Band von Fr. Blafs* grofsem Werk über die
attische Beredsamkeit,1) welcher die Redner zweiten Ranges aus demosthe-
nischer Zeit behandelt, möge, da er nicht blofs deren oratorische Bedeu-
tung, sondern auch ihre persönlichen, bez. politischen Charaktere schildert,
hier wenigstens Erwähnung finden. — Eigentlich nur zum teil in das Gebiet
unsers Berichtes gehört schlicfslich eine Abhandlung von G. Droge') über
die Finanzverwaltung des Lykurgos. Nach einer Untersuchung über die
Quellen der Geschichte des Lykurg, worin er den Grundstock der pseudo-
plutarchischen Vita (in den Vit. X. or.) auf Philochoros zurückführt und die
entsprechenden Abschnitte des Photios für eine Überarbeitung der Vita er-
klärt, prüft er die über die einzelnen von Lykurg bekleideten Ämter und
seine Finanzmafsregeln überlieferten Angaben.
c. Geschichte Alexanders d. Grossen n. der Diadochen.
Das neu bearbeitete und zu Tage geförderte inschriftliche Materill
ist für die spätere griechische und hellenistische Geschichte 3) nicht unbedeu-
tend. Da ist zunächst zu erwähnen ein wichtiges und interessantes Dekret
aus den Jahren 193 u. 192, das dem König Antiochos HI. von dem Ge-
sandten Menippos gewidmet ist4); dann mehrere Antiochos IV. von Athenen
gewidmete Dekrete 5). Ferner ist in einer Urkunde die Rede von Seleukos IT.
Philopator, die dem Hcliodoros, dem Sohne des Aeschylos gewidmet ist, der
erst gegen Jerusalem zog, dann sich gegen Seleukos empörte, diesen tötete,
der später aber durch Eumenes und Attalos vertrieben wurde 6). Aus der
2. Hälfte des 2. Jh. ift uns ein Vertrag zwischen drei kretischen Stftdtet
erhalten 7). Elische Münzen liefern uns einen Beitrag zur Kenntnis des ti-
schen Tyrannen Aristotimos 8) ; eine orchomenische Inschrift giebt Kenntnis
von den Zuständen in Boeotien um 200 9). Delische Inschriften geben eine«
Beitrag zur Chronologie attischer Archonten nach 166 v. Chr.10). Nachtrfg-
lieh sei noch erwähnt ein Symmachievcrtrag der Phoker und Böoter, der
dem 3. Jh. angehört; vielleicht gaben die Veranlassung zu diesem Vertrage
die Raubzüge der Aetoler, die um 220 beide Länder verheerten11). — Dnrck
eine Inschrift, die von dem jetzt erst durch delische Funde als politische
Konföderation der Inseln des aegaeiseben Meeres unter dem Schutz der Lagide*
genauer bekannt gewordenen Koivbv xwv vrjauoTiov herrührt, erfahren wir
Näheres über den Samier Kallikrates, den Sohn des Boiskos, den Admirtl
des Ptolemäos Pbiladelphos. Derselbe hat zwei Marmorsäulen mit den Sts-
1) III. Abt 2. Abschn. Demosth. Genossen u. Gegner. Lpz. 386 8. 8°. — 2) D«
Lycurgo Atheniensi peenniarum public, administratore , D. J. Bonn. (Minden.) 45 8. 8V,
vgl. Phil. Rundsch. I, S. 582 ff. — 3) Aach an dieser Stelle sei hingewiesen auf den tref-
liehen Bericht über griechische Geschichte für 1879 u. 1880 von Holm in Bursian's Jahr»
bericht VIII. — 4) Bull, de correspond. hellen. III. S. 360—62. — 5) A. a. 0. S. 368—64
— 6) A. a. 0. S. 364-65. — 7) A. a. 0. S. 290—315. — 8) A. a. 0. IV. S. 43—46.-
9) A. a. 0. S. 1—24. — 10) A. a. 0. S. 182—191. — 11) Mitteilungen des D. arch. Ii
Statuts in Athen III. S. 19—27.
Griechenland: Geschichte Alexanders d. Groben u. d. Diadochen. 1,93
tuen des Ptolemäos Philadelphos und seiner Gemahlin Arsinoe errichtet; der
Anlafe dazu ist in den Ereignissen bis zum chremonideischen Kriege oder
pr in der Verbindung von Elis mit der Partei des Areus zu suchen l). Aus
aner lesbischen Inschrift erfahren wir, dafs Ptolemäos Philopator die Insel
Lesboe in Händen hatte8). — Von den in Olympia in diesem Jahre ent-
leckten Inschriften *) heben wir eine hervor4), die uns einen kleinen Beitrag
to die peloponnesische Geschichte in den Jahren 180 und 179 liefert. —
Auch die litterarischen Quellen sind für einzelne Epochen von
fcnem einer Prüfung unterzogen worden. Zunächst wird in einer Quellen-
intersuchung von Plutarchs Biographie des Demosthenes6) die frühere
knnahme, dafs Demetrius und Duris die Hauptquellen wären, zurückgewiesen 6),
ödem ausgeführt wird, dafs Plut. überhaupt viel mehr Quellen, als man ge-
wöhnlich annähme, auch nebeneinander benutzt hat. Die Hauptaufgabe ist
üe Untersuchung der Primärquellen auf ihre Glaubwürdigkeit hin. In Kap.
5—11 und 28 — 31, wo das Privatleben des Demosthenes geschildert wird,
sind besonders Peripatetiker benutzt* vielleicht ist der Grundstock anf einen
der jüngeren, Satyros, zurückzuführen. Im 2. Hauptteil, der die politische
Wirksamkeit des Demosthenes behandelt, liegt daneben eine ganze Reihe
von Quellen vor, die Plut. benutzt hat, darunter auch namentlich Reden des
Demosthenes und Aeschines. — Den Quellen zur Geschichte Alexanders
ist eine neue Untersuchung gewidmet7), die zu dem Resultat gelangt, dafs
Diodor, Curtius und Justin den Klitarch nicht direkt benutzt haben; es habe
Omen eine Bearbeitung desselben vorgelegen, und zwar eine und dieselbe.
Itarou seien Kap. 19 — 63 bei Diodor XVU. ausgenommen, die auf den Autor
des zweiten Buches zurückgeführt werden. In Betreff der Arbeitsweise des
Diodor, die zu eruieren ja von der höchsten Wichtigkeit für die Quellenana-
Ijse ist, werden mehrfach Principien als erwiesen vorausgesetzt, die es keines-
wegs sind; z. B.: 'Diodor fand in solchen Fällen, wo seine Darstellung doppelte
Berichte über ein Faktum bringt, in den meisten diese Gegenüberstellung
äebon in seiner Quelle vor'8), wo darauf hinzuweisen ist, dafs man anderer-
seits gerade an solchen Stellen die meist freilich wenig geschickte Benutzung
mehrerer Quellen nebeneinander durch Diodor erkennen zu können glaubt.
— Bei einer anderen wichtigen Quelle für die Geschichte Alexanders, bei
Jen Briefen desselben, die uns bei den Schriftstellern des Altertums erhalten
and, handelt es sich darum, ob sich sichere Indicien für die Echtheit oder
Uneehtheit in ihnen nachweisen lassen. Auch bei den Briefen dürfen wir
nicht von dem Grundsatz abgehen, dafs wir, solange nicht zwingende Gründe
für die Uneehtheit vorliegen, an der Überlieferung festhalten müssen. Das
Resultat einer darüber neu angestellten Untersuchung9) ist, dafs die auf die
Feldzüge sich beziehenden Schreiben, an Antipater, an Olympias, an die
Athener und andere, deren Adressat unbekannt ist, uns keinen Anlafs geben
die Echtheit zu bezweifeln; was die auf Privatverhältnisse gehenden kleinen
1) Archäologische Zeitung S. 191 zu No. 193 und B. d. c. h. IV S. 320— -34. — 2) Ball.
i corr. helL IV. S. 433. — 3) Archaol. Zeitg., Inschriften aas Olympia, unter No. 334—380.
-4) A. a. 0. No. 335, S. 52.-5) F. Gebhard, de Platarchi in Demosthenis Tita fontibu»
K fide. Progr. gymn. Guilielmini Monacensis. 55 S. Vgl. o. 8. 91. — 6) Vgl. dagegen
jatao bei Botiger S. 95. — 7) R. Köhler, eine Quellenkritik zur Geschichte Alexanders des
bofan in Diodor, Curtius und Justin. Inaug.-Diss. Leipzig 1879. Druck von A. Haack,
Win. 50 8. — Rec. Holm a. a. 0. 8. 354 — 55 und Rev. histor. 1C,2 8. 424. —
) 8. 18; dagegen Holm a. a. 0. S. 354. — 9) B. Hansen, Über die Echtheit der Briefe
Icxaader des Grofsen im Philologua, 39. Bd. S. 258—304.
1,94 VI. M. KUtt:
Schreiben betrifft, so ist ein definitives Urteil über ihre Authenticit&t, zum*
da so kleine Auszüge erhalten sind, nicht möglich. Mit Sicherheit für untei
geschoben zu halten ist nur der Brief an Olympias bei Gellius, in dei
Alexander sich für den Sohn des Ammon ausgab, und der Brief an Aristoteh
über die Herausgabe der akroamatischen Schriften. Dafs im königliche
Archive sich wenigstens die wichtigsten Briefe in Abschrift gefunden habei
ist jedenfalls anzunehmen; wo dies indes nach der Auflösung des grofse
Reiches geblieben ist, wissen wir nicht. Am wahrscheinlichsten ist die Vei
mutung Onckens, dafs die Briefe in Ephemeriden des Eumenes und Diodotc
zusammengestellt gewesen seien. — Ferner ist eine Rekonstruktion des Werke
des Nearchos1), das die indische Expedition zum Gegenstande hat, untei
nommen worden, indem aufser den mit dem Namen des Nearchos bezeichnete
Fragmenten, die bereits früher ziemlich vollzählig zusammengestellt warei
alles das hinzugenommen ist, was entweder offenbar aus Nearchos entlehr
oder aus bestimmten Gründen auf denselben zurückzuführen ist. Reiche Auf
beute gewährt die 'Ivdixr des Arrian, worin uns bekanntlich das Werk de
Nearchos zum gröfsten Teil erhalten ist; dazu kommen erhebliche Ergänzunge
aus Arrians Anabasis und aus Strabon.
Über die Quellen der Epigonenzeit liegen umfassendere Unter
suchungen nicht vor. Einzelnes, diese Epoche Betreffendes, aus anderweitige!
Publikationen soll kurz hervorgehoben werden. Nicht ohne Bedeutung sin«
in einzelnen Punkten auch für die Geschichte dieser Periode Textesbesserungei
zu den Biographieen des Plutarch8); so ist der anderweitig nicht be
kannte Flufs Chares aus Plutarchs Arat Kap. 28 ausgemerzt und dafür ei
Nebenflufs des Inachos, Cbaradros, eingesetzt worden, der dicht bei Argo
vorbeifliefst. Ferner mag hier wenigstens hingewiesen werden auf eine gric
chische Ausgabe der Plutarchischen Biographieen des Agis und Kleo
mencs3) mit Anmerkungen, die im wesentlichen auf Korais, Sintenis, Siefer
und Blafs beruht. — Über Pol ybios ist für die vorliegende Periode diesma
nur wenig zu berichten. Die an sich äufserst interessanten Untersuchungei
über den Polybianischen Sprachgebrauch4), die nicht selten zu Textes-
änderungen führen, können hier nicht näher besprochen werden. Alsdann
ist noch eine kleine Arbeit über die Reden bei Polybios5) zu erwähnen,
die auf das gesamte Polybianische Geschichtswerk Bezug nimmt Polybios
macht dem Timaios den Vorwurf, so berichtet zu haben, wie es gesprochen
werden sollte. Er will sogar die Form der Rede möglichst beibehalten
wissen. Nur das Wichtigste und Belehrendste von den Reden soll nach ihm
mitgeteilt werden; er thut es bald in direkter, bald in indirekter Form. Ali
echt müssen die Reden bei ihm ohne Ausnahme angesehen werden; dii
direkten können vielleicht als inhaltlich und wörtlich genauer, die indirekte!
als kürzer zusammengefafst und nur das Wesentliche der wirklich gehaltene!
Reden vorführend bezeichnet werden. Wenn im übrigen aus einer Stelle1
gefolgert wird, Polybios sehe die Reden als Kern der Begebenheiten und di
Grundlage der ganzen Geschichte an, so ist dagegen darauf hinzuweisen, dal
1) A. Vogel, Zu Nearchos von Kreta. In den Jahrb. f. Philol. S. 813— 20. — 2) He
werden, Ad Plutarchi vita*. Im Rhein. Mus. f. cl. Philol. S. 456 68 und S 529—42. -
3) M. Gkiolma», Hiot nagakkr^oi llkowäoxov T. ng. "Aytt — Kleoftivr^. Athe
107 S. — 4) F. Kaelkor, Quaestionos de elocutione Polybiana. Inaug.-Disa. Leipzig. Him\
fehl. 102 S. (Besonderer Abdr. auch aus: Loipzigor Studion f. cl. Philol. 111). — 11. Stiel
Do Polybii dicendi genore. D Dias. Erlangen. — 5) H. Welzhofer, die Reden des Polybi«
In den Jahrb. f. Philol. S. 539—44. — 6) Pol. XU. 25a.
Griechenland: Geschichte Alexanders d. Grofsen u. d. Biadochen. 1,95
die betreffende Stelle, wie der ganze Zusammenhang zeigt, allgemein aufzu-
fassen ist und sich nicht auf die Reden allein bezieht.
An dieser Stelle ist noch eine Arbeit zu besprechen, die zwar an sich
diesem Bericht etwas fern liegt, die aber an einzelnen Stellen in ihrer An-
wendung für die Quellenkritik einen bemerkenswerten Beitrag liefert.1)
Es soll darin die besondere Fassung der Ansicht von der xv%r\ bei den
späteren griechischen Historikern nachgewiesen werden und, soviel es mög-
lich ist, ihr Zusammenhang mit den philosophischen Theorieen der Zeit auf-
gedeckt werden. Darauf hin wird nun, indem der Satz als feststehend an-
gesehen wird, dafs Diodor aus seinen Quellen nicht blofs die Thatsachen,
sondern auch die eigentümliche Färbung der Darstellung und Weltanschauung
bewahrt hat, ein Teil des 18. Buches bei Diodor nicht dem Hieronymos
von Kardia, sondern dem Duris zugewiesen, 8) weil sich darin die dem Duris
eigentümliche Neigung findet, bei bedeutenden Momenten Halt zu machen
und aber ihren Inhalt zu reflektieren, eine Darstellungs weise, die von der
rahigen Art des Hieronymos völlig verschieden war. Dem Duris aber hat
bereits das Werk des Hieronymos vorgelegen. In Bezug auf den anderen
Teil des 18. Buches wird der Ansicht zugestimmt, nach der hier Diyllos
Hauptquelle ist3) Auch bei Plutarch findet sich in Abschnitten, die duri-
deischen Ursprung haben, derselbe Hang zu dem Gerede über das Walten
der %vp\, wie bei Diodor im 18. Buche. So in der Biographie des Demetrios;
weh der Teil der Biographie des Dcmosthenes, welcher eine rein geschicht-
liche Quelle hat, geht vorzugsweise auf Duris zurück;4) daneben hat aber
Plutarch diese Partie selbständig überarbeitet und mancherlei hinzugefügt
Zorn Schlafs wird der Wunsch ausgesprochen, es möchten die Ziele für die
Quellenforschung im Plutarch und Diodor etwas fester gesteckt und aus
einer umfassenden Durchforschung gezeigt werden, wie weit sie selbst die
Darstellung ihrer Quellen stilistisch und inhaltlich änderten.
Die gleichzeitigen chronologischen Untersuchungen des vorigen Jahres
ton Usener und Unger6) über die Einführungszeit des metonischen
Cyklus hatten zu verschiedenen Resultaten geführt. Unger hat nun die
Forschung von neuem aufgenommen6) und glaubt in den Hauptpunkten an
seinen Ergebnissen festhalten zu müssen. Es handelt sich dabei um 4 Grund-
fragen, in denen die beiden Chronologen von einander abweichen, und die
von Unger in den ersten 4 Kapiteln ausführlich erörtert werden. Kap. I:
Me^elxdöag.1) Die Griechen zählten bis auf Alexander im letzten
Drittel des Monats mit der Bezeichnung cp&lvovzog (fxrpog) rückwärts; seit-
dem zeigt sich die Formel fierelyAdag, bei der man bisher Addition an-
nahm, so dafs z. B. devriQCt (Aereixddag der 22. des Monats war. Usener
stellte nun die Ansicht auf, dafs fÄereixadag einfach an Stelle von q&lvovrog
getreten sei, auch hier als Subtraktion angewandt werden müsse; devrfQa
pridxadag bezeichnet nach ihm den 29. des Monats. Unger sucht die
Gründe Useners zu widerlegen und hält an der ursprünglichen Auffassung
fest, auf die der gewöhnliche Sprachgebrauch hinweist. — Kap. H: Der
]) F. Rosiger, Die Bedentang der Tyche bei den späteren griechischen Historikern,
taonden bei Demetrios von Phaleron. Gymn.-Progr. Konstanz, Stadler. 24 S. gr. 4°. —
2) S. 20-24. — 3) Nach Unger, vgl. Jahresbericht, I, 70 f. — 4) Vgl. dagegen oben
W Gebhardt S. 93. — 5) Vgl. Holm a. a. 0. S. 366—68 und Jaluresbericht , 11, 1.
84 f. — 6) G. F. Unger, Der attische Schaltkreis. Im Philologus 8. 475 — 526. —
71 & 476—88.
1,96 VL M. Klatt:
Aasfalltag des hohlen Monats. ') Nach Usener ist es die hm
(p&lvovrog (der 22. des vollen Monats); dem gegenüber hält Unger seil
Auffassung fest, wonach die devreqa w&. (der 29. des vollen Monats) übe
Sprüngen and die Benennung TQiamg auf den 29. Tag übertragen wnrd
Dabei konnte allen anderen Benennungen die Zablbedeutung belassen werde
welche sie im vollen Monat hatten. — Kap. III: Jevreqa ipßokipo
^H/ieQoXeyöov.2) Sachliche Bedenken der schwersten Art sprechen na<
Unger gegen die Annahme von 2 Schalttagen in einem Monat — Kap. F
Zwei Schaltjahre nach einander.3) Das Jahr 314 ergiebt Anzeicbe
eines Schaltjahres; ebenso aber auch 313. Das Vorkommen von 2 Schal
jähren nacheinander ist die Negation eines Cyklus. Usener findet die E
klärung dieser Erscheinung in dem Wechsel des ganzen Systems: bis 31
habe die Oktaeteris bestanden, das Schaltjahr 313 bilde den Übergang zu
metonischen Cyklus, der 312 eingeführt worden sei. Nach Unger dagege
ist 313 ein Gemeinjahr gewesen. Das Praescript, auf welches hin man 31
für ein Schaltjahr erklärt hat, ist anders, als Usener gethan, zu ergänz«
Unger stützt sich dabei darauf, dafs Inscr. att. II. 1*0 demselben Jahre 31
angehört,4) alle für diese Js. denkbare Ergänzungen aber gegen das Schal
jähr beweisen. Danach erhält nun Unger das Resultat, dafs der 19 jährig
Cyklus nach 346 und vor 332 in Athen eingeführt worden ist.
In Betreff der Chronologie der Diadocbengeschichte bei Diodo
liegen 2 Arbeiten5) vor, die im wesentlichen die früher veröffentlichten Ai
sichten der beiden Vf.6) verteidigen sollen. Reufs sucht Ungers Sats
durch Prüfung der Chronologie in verschiedenen Punkten zu widerlegen an
sieht Ungers Versuch, in Diodors Jahresrechnung ein festes chronologische
Princip nachzuweisen, als gescheitert an; vielmehr setze Diodor nach eigene!
Gutdünken und oberflächlicher Sichtung seine einzelnen Jahre an, wobei c
sehr ungeschickt zu Werke gegangen sei. Der Jahresanfang bei Hieronymo
fallt jetzt auch nach Reufs wahrscheinlich mit dem Frühlingsanfang zusammei
Dagegen verteidigt Unger seine Grundanschauung, wonach die verschiedene
Jahresanfänge bei Diodor, die ja auch Reufs nicht leugnet , durch die Bc
nutzung verschiedener Quellen, deren Jahresepoche D. mit herübernahm, hei
beigeführt sind; der Diadocbengeschichte Hegen nach Unger 2 Jahres
rechnungen zu Grunde, die des Hieronymos, die von Frühling zu Frflhlin
and die des Diyllos, die von Herbst zu Herbst gehe. Der prineipiett
Unterschied zwischen Reufs und Unger besteht also jetzt hauptsächlich i
Betreff der Frage, wie die thatsächlich vorhandenen Abirrungen Diodors »
erklären sind. —
Neue gröfsere zusammenfassende Darstellungen sind rar di
vorliegende Periode in diesem Jahre nicht veröffentlicht worden. Eine ne»
Auflage von Droysens Geschichte Alexanders des Grofsen7) b
herausgegeben worden, die jedoch in ihrem Kern eine wesentliche Umge
staltung nicht erfahren hat In ihrer äusseren Ausstattung sind einig
Änderungen erfolgt, die ihrem Zwecke, dem einer Schul-Ausgabe, entsprechet
1) S. 488—97. — 2) S. 497—501. — 3) 501-511. — 4) Nach Ad. Keusch, d
diebus contionum ordinariarum apud Athenienses, Dissert Argentor. S. 7, vgl. Unger S. 508 1
— '>) J. Reufs, Zur Chronologie der Diadochenzeit Im Philologus S. 91 — 112 and G. 1
Ungor, Die Jahrepoche des Diodoros. Im Philologus S. 305 — 25. — 6) Vgl. JahresbericJ
l S. 70 u. 71. — 7) J. G. Droysen, Geschichte Alexanders des Grofsen. 3. Aufl. M
5 Karten von Rieh. Kiepert Gotha, Perthes. 404 S.
Griechenland: Geschichte Alexanders d. Greisen n. d. Diadochen. If97
üe Anmerkungen und Citate sind an den Schlafs des Werkes verwiesen
ttd auf 14 Seiten zusammengedrängt und nicht unwesentlich verändert; die
eiden Beilagen der 2. Ausgabe über die Chronologie und die Quellen sind
)rtgelas8en. Neu hinzugekommen sind 5 Karten: 1 — 3. die Schlachtfelder
m Granikos, von Issos und Gaugamela; 4. Alexanders Übergang über den
[jdupes und Schlacht gegen Porös; 5. Übersicht der Züge Alexanders mit
co Planen von Tyros, Miletos und Halikarmassos.
Aach Monographieen sind wenigstens für das eigentliche Griechen-
ind in diesem Jahre hier nicht zu verzeichnen; einzelne Beiträge zur
eaeren Kenntnis der hellenistischen Staaten in Asien und Ägypten sind
ertffentlicht worden. So in Betreff Antiochos' des Grofsen,1) von
Ion ein Schwestersohn namens Mithridates bei Polybios*) erwähnt wird.
Wv wissen, dafs die Schwester des Antiochos ein Xerxes geheiratet hat; " es
tird nan die Vermutung aufgestellt, dafs dieser Mithridates ein Sohn des
totiochos von dessen Schwester gewesen ist. Eine früher dem Mithridates
UHnikos v. Gommagene zugewiesene Münze gehört diesem Mithridates an,
m 180. — Eine 2. Münze 8) wird auf den Sohn Ariaraths V. von Kappa-
loden, Mithridates Philopator, bezogen, der erst, nachdem er erwachsen,
äo Namen Ariarath annahm und 166 oder 164 seinem Vater folgte. —
Auf Grand zahlreicher Inschriften ist der Versuch gemacht worden, an einem
Beispiel zu zeigen, wie sich die Verfassungen und bürgerlichen Einrichtungen
dff hellenistischen Staaten unter der Herrschaft der Römer verändert und
fortentwickelt haben; als Beispiel dient Ephesus,4) die damals hervor-
ragendste Stadt Klein-Asiens. Die kommunale Selbstverwaltung blieb be-
stehen, und im grofsen und ganzen hielt man an früheren Einrichtungen
j»L Es wird gesprochen in Kap. I. de civibus incolisque;6) II. fj ßovlij %al
><fijfiog %ai rj ytqovaia^) wobei sich herausstellt, dafs die hauptsächlichste
facht in den Händen des Volkes war, das in ordentlichen und aufeer-
Tdentlichen Versammlungen Beschlüsse fafste. HI. de magistratibus muneri-
Qsqne et sacerdotiis;7) der König hatte gar keine Macht, sondern nur ge-
riae Privilegien; die vornehmsten Beamten waren, wie seit Alexanders
&t in den übrigen hellenischen Staaten, so auch hier die Strategen, über
eren Zahl nichts feststeht.
Eine Reihe von kleineren Abhandlangen beschäftigt sich mit dem
tellenistischen Ägypten. Über die Gründung von Alexandria hat
-iimbroso8) eine neue Auffassung veröffentlicht. Er ändert in einer Stelle
*i Strabo *) Nivtortolei in Neaycölei. Dies Neapolis ist ihm, im Gegensatz
a dem Quartier Rhakotis oder Palaeopolis, der bei der Gründung von
Ueundria angelegte neue Stadtteil, der den königlichen Palast, das Museum,
fa Mausoleum umfafste. Diese und anderweitige Ergebnisse, zu denen
Umbroso in seiner Arbeit kommt, werden von C. Wachsmuth10) sämt-
fch verworfen. Nichts berechtigt nach ihm zu der Annahme, dafs die Ent-
ladung der hellenischen Stadt Alexandria — und nur um einen Gegen-
ufe zwischen den einzelnen Teilen der hellenischen 7tohg könnte es sich
1) Blau, 2 Mithridate. In der Zeitschr. f. Numismatik S. 33—39. — 2) VIII, 25a.
~°3)Blan a. a. 0. — 4) J. Menadier, Qua condicione Epherii usi sint inde ab Asia
• Intum proünciae redaeta. Inaug.-Diia. Berlin, G. Schade, 106 S. 8°. — 5) S. 9—28.
M) 8. J9— 63. — 7) S. 64—106. — Nicht zugänglich war dem Ref.: Kuhnt, Rhodos
*}■ Jahrb. Progr. Budweia. — 8) Origine Alleasandrine. Im Bull. d. J. d. C. A. Man-
** - 9) XVII S. 765. — 10) Zar Geschichte yon Alexandria. Im Rhein. Mos. 85.
BUoibeha Jahrasberiabft«. 18S0. £ n
I?98 "VH. F. Abraham:
handeln, nicht um die zwischen dem ägyptischen Flecken und der griechischen
Gründung überhaupt — so vor sich gegangen sei, dafs zuerst das alte
Rhakotis mit Anlagen bedeckt, dann in späterer Zeit das Königsquartier be-
siedelt wurde. — In Betreff des ersten ägyptischen Königs Ptolemäos Lagi,
mit dem Beinamen Soter, wird auf Grund veröffentlichter Akten nachge-
wiesen, dafs sein Vater nicht Lagos, sondern Ptolemäos hiefs. l) Wenn
derselbe „Lagos" genannt wird, so ist dies als Spitzname („Hasenfufs") auf-
zufassen. — Die griechischen Beinamen wurden den Ptolemäern nicht beim
Regierungsantritt, sondern erst bei besonderen Gelegenheiten als eine Dank-
bezeugung vom Klerus zuerkannt So wurde dem Ptolemäos Euergetes der
griechische Beiname erst im 9. Jahre seiner Regierung verlieben. — End-
lich ist uns ein recht anschauliches Bild von der Bedeutung Alexandrias
und dem rührigen Leben in dieser Kolonie entworfen worden.9) Trefflich
haben die Ptolemäer, besonders die ersten drei, Ptolemäos Soter, Philadelphos
und Euergetes, in ihrem Reiche die Idee des Hellenismus, d. h. der Aus-
breitung der hellenischen Bildung über den Erdkreis zur Wahrheit zu machen
verstanden. 3)
VII.
F. Abraham. G. Bolze.
Rom und Italien.
a. Bis M. Aurel.
Unter den Funden in der Stadt Rom, welche fortdauernd durch den
Umbau und die Modernisierung derselben begünstigt werden, ist wohl der
interessanteste ein Fries mit äufserst lebendigen Darstellungen aus der vita
forensis;4) anfangs in unbequemen und schwer zugänglichen Räumen unter-
gebracht, ist er jetzt in das Museo Tiberino aufgenommen worden. In der
Nähe des Forums fand man die Basilica Fulvia Emilia-,6) neu aufgedeckte
Columbarien6) enthielten die Urnen von Sklaven und Freigelassenen sehr be-
kannter Familien aus den letzten Jahren der Republik; es fanden sich die
Namen: C. Marius C. f., P. Licinius Stolo, Manlius Torquatus, Cluvius Ru-
fus u. a. Im übrigen Italien bleiben die Ergebnisse der Ausgrabungen im
alten Etruskergebiet für die römische Geschichte von besonderer Wichtig-
1) E. Bovill out, vgl. oben S. 42. — 2) E. Lübbert, Alexandria unter Ptolemäua
Philadelphia and Euergetes. Bede zur Feier dos Geburtstages seiner Majest d. d. Kaisers
Wilhelm. Kiel, Universitäts-Buchhandlung. 16 S. 4°. — 3) Aus dorn vorigen Jahre ist
noch zu erwähnen: P. Quiraud, De Lagidarum cum Bomanis societate. Diss. Paris, worin
die Besprechung des Verhältnisses mit den Römern bis zum Ende der Ptolemäer geführt wird.
4) Arch. Zeit. S. 107 ; 193. — Im allgemeinen verweise ich auf die Jahresb. II, 1, 90 A.
1 u. 5 namhaft gemachten Publikationen. — 5) Bulletino dell' Inst d. Corr. Arch. S. 38—42.
— 6) Ebda. S. 36 t, 65 t
Born und Italien bu M. AureL T 99
keit,1) daneben natürlich die von Pompeji.*) Die zum 1800. Anniversarium
der Verschüttung erschienene Publikation Ruggieros3) unterwirft A. Mau4)
einer eingehenden kritischen Besprechung, während 0. v. Bezold5) bei einer
erneuten Prüfung des Stadtplans mit Nissen die sogenannte via delT Abbon-
danza für den decumanus maxünus hält, da sie forum und comitium scheidet;
dagegen sieht er via di Mercurio und delle Scuole für den cardo maximus
an und erklärt die daraus sich ergebende Unregelmässigkeit der Stadtanlage
nach Analogie unvollständiger Atrien aus zufälligen Beschränkungen des Ter-
rains. Die Schlußfolgerungen Comparettis in seinem Aufsatz: la villa dei
Pkoni6) weist Mommsen7) ziemlich scharf zurück und verwirft besonders
auch dessen Vermutung, dafs die in jener Villa gefundene Büste den Cal-
purnius Piso darstelle. Dasselbe thut auch E. Hübner.8) Interessant ist
auch das Resultat einer Ausgrabung bei Civita Castellana: es fand sich, dafs
dort einst eine Heilquelle existiert hat, die vom 6. Jh. vor bis zum 2. Jh.
nach Chr. zum Trinken benutzt wurde.9) — Von gespaltenen Bronzefedern
ans dem Altertume ist ein fünftes Exemplar entdeckt worden; bei der Vor-
legung desselben im archäologischen Institut in Rom entspann sich eine Dis-
kussion zwischen M. St. De Rossi und Heibig, ob die alten Gelehrten
stilus und Wachstafeln gebrauchten, wie der erstere behauptete, oder cala-
mus und papirus, was der zweite mit verschiedenen Belegstellen verteidigte.10)
Die Funde in Norditalien dienen zu weiterer Bekräftigung der von Heibig
gezogenen Resultate; an der Südseite Siciliens wurden seit 1877 einige Gräber
aufgedeckt,11) deren Inhalt Andrians Annahme eines uralten ausgedehnten
Handelsverkehrs bestätigen.1') Gewisse eigentümliche BronzegefäTse, welche
sich sowohl am Po als auch in Mitteleuropa gefunden haben, und die von
Genthe, Virchow, Lindenschmitt für etruskische gehalten werden, sind jetzt
auch auf den Stätten von Cumae und Capua nachgewiesen worden; Heibig
hält sie daher nicht für etruskisch, sondern für griechisch, chalcidisch,13)
eine Annahme, die, wenn sie durchdränge, von weitreichendstem Einflufs auf
nnsre Anschauung von der Urgeschichte Italiens und Mitteleuropas sein würde.
Em. Dressel hat seine Besprechung der Funde auf dem Esquilin fortge-
setzt, modificierte aber seine frühere Ansicht dahin, dafs die Verfertiger der
Geräte nicht ans Etrurien, sondern aus Campanien stammen und dafs die
darauf befindlichen Buchstaben für oskisch, vielleicht für altlateinisch zu
halten seien.14)
Von neuen Inschriften sind erwähnenswert: eine sehr alte, aus dem
IV. Jh. der Stadt, auf einem zwischen Viminal und Quirinal gefundenen
Weihgefäfs, nach Dresseis Ansicht vielleicht sogar die Kopie einer noch
1) Gamnrrini, sopra alc. acoperte occ. e. 1. citta d. Orvieto (Thor u. Jupitertempel
Ton Volainium) ebda. S. 133 ff. Bochi, Adria. Notizie d. scavi 1879. S. 88, 132. Hei-
big, Viaggio neu' Etruria. Ball. d. C. B. 241—65. Derselbe, Scan di Vulci. Ebda.
S. 142—150, 209—216. — 2) A. Mau, Scavi di Porapei. Ebda, paasim. — 3) S. Jahreab.
II, 1, 90 A.2; 92. — 4) BulJetino, S. 87—96, 123—127. — 5) Oaserrazioni s. limitazione
d. Pompei. Ebda. S. 151—59. — 6) S. Jahreab. II, 1, 92. — 7) Inschriftbüsten. Arch.
Zeit 8. 32 — 36. — Die Inschrift der für Pyrrhoa gehaltenen Büßte ist Opr^os zu erganzen,
die der Domitiabuste ist modern. — 8) I). Bildnis d. Seneca. Ebd. S. 20 ff.; Tgl. S. 20
A. 3. — 9) O. Kieseriaky im Balletino, 8. 108—113. — 10) Ebda. S. 68, 150. —
11) Notizie comm. all. Acad. dei Lincei 1879, S. 230 ff. — 12) L. Mauceri, Sa talane
tombe ant aeoperte tra Licata e Racalmato Annali d. I. d. C. A. Bd. 52, S. 5 — 27. —
18) S. alc. bronzi troy. a Coma ed a Capua. Ebda. S. 223—255. — 14) Sappellottile deü'
intich. necrop. Esqu. IL Annali d. L d. C. A. Bd. 52, S. 265—342. Ball. d. I. d. C. A.
S. 137 L, 161 ff. 8. Jahreab. U, 1, 92.
1,100 VIL F. Abraham:
älteren, z. t. in saturnischen Versen geschriebenen;1) ans Todi in Umbrien,
dem alten Tader, die eines Soldaten der 41. Legion, aas welcher Henzen
nachweist, dafs diese Kolonie von Octavian am 725 d. St. nach der Ab-
setzung des Lepidas angelegt worden ist;9) eine Inschrift aas Afrika, die als
Prokonsul dieser Provinz für 26 — 29 n. Chr. Vibius Marsus ergiebt;3) eine
andre ebendaher, zwischen Carthago and Bulla Regia gefanden and eine Ein-
gabe von Colonen an Commodus enthaltend;4) ferner aus Rom die eines
'Caesaris Aug. vilicus borreorum Galbianorum coh. triam', von Wichtigkeit
für die Bestimmung der Zeit, in welcher diese Speicher errichtet worden
sind;6) endlich ebenfalls aas Rom, and zwar vom Forum aas der Nähe des
Severusbogens eine grofse Ehreninschrift für den Sieg bei Faesulae über
Radagais im Jahre 405. Der Name des Stilicho ist auf ihr aasradiert.6)
In Venedig wurde die Inschrift eines vornehmen Berytensers wieder gefunden,
welcher unter Quirinius in Syrien Kriegstribun war und als solcher die
Schätzung in Apamea am Orontes abhielt.7) — Eine von Gamurrini nach
dem Tode Fabrettis vollendete Publikation8) vermehrt die italischen In-
schriften um mehr als 900; die im Auftrage der französischen Akademie
von L. Renier fortgesetzte Veröffentlichung der hinterlassenen Arbeiten
Borghesis9) giebt neue Fragmente der Consularfasten. Die Tabula Pisana
wurde von Cl. Lupi neu herausgegeben.10)
Von Bearbeitungen inschriftlichen Materials ist vor allen die Arbeit von
Ch. Descemet über die Gens Domitia der Kaiserzeit11) zu nennen. Die
Zusammenstellung der 329 Ziegelinschriften bat auch für die Chronologie des
IL Jh. (es. suff. v. 126) Ertrag gegeben. Bei Gelegenheit des mit Stempeln
eingeprägten Zeichen wurde die Frage aufgeworfen, ob die Römer schon ein-
zelne Buchstaben in dieser Art verfertigt hätten und so der Erfindung der
Buchdruckerkunst ganz nahe gewesen seien, doch wurde dieselbe verneint.12)
Auf Gefäfsen aus Campanien, Etrurien und vom Esquilin finden sich die
Namen der Verfertiger mit Vor- und Gentilnamen und dem Zusätze C.s. —
Caji servus. Mommsen 13) weist darauf hin, dafs dies Sklaven waren, welche
sich mit Bewilligung ihres Herrn als Freie gerierten. Eine solche rein privat-
rechtliche Form der Freilassung war in den ältesten Zeiten der Republik
die einzig vorhandene, auf ihr beruht die Entstehung der Plebs. Die in
Grenoble gefundene Ehreninschrift des Kaisers Claudius II.14) behandelte von
neuem Fl. Valentin,15) welcher dieselbe ins Jahr 269 setzt und aus ihr
folgert, dafs dieser Teil Galliens damals nicht den Tetricus, sondern Claudius
als Kaiser anerkannte. Auch die Bergwerksordnung von Vipasca16) sowie
die Lex Julia municipalis17) sind wieder behandelt worden. Für die Militär-
kolonieen des Augustus in Italien, so weit sie sich aus Plinius oder ander-
1) Di n. antich. iscr. latina. Annali S. 158—195. — 2) Balletino S. 70 ff. — 3) Ac
des Inscr. et Beiles Lettre« 19. März. — 4) Ebda. 2. April u. 28. Mai; eingehend be-
sprochen t. Mommsen, Herrn. XV, 385—411; 478 ff, — 5) Balletino S. 98 ff. — 6) Ac
d. Insc. tot B. L. 5. März. Sie wurde von Henzen in der Festsitzung des arch. Instituts
am 23. April erläutert Bulletino S. 168—174. — 7) Arch. Zeit. 8. 195 erläutert ?on
Mommsen. — 8) A. Fabrotti, Appendice al C. I. Halicar, ed ai s. suppl. c. p. cura di
G. F. Gamurrini. Florenz, Ricci. 4°, VIII, 106 S. — 9) B. Borghesi, oeurres com-
plHes IX, 1. Paris, Impr. nat 1879, 4°, 251 S. — 10) Decreti d. Colonia Pisana. Pisa
1879. MariottL — 11) Inscriptions doliaire« latines et Paris, Thorin. XXVII, 224 S. vgl.
Jahresb. II, 1, 116. — 12) Rov. crit 30, S. 64—67. — 13) Arch. Zeit S. 43. — 14) S.
Jahresber. II, 1, 91; 109 f. — 15) Bulletino 8. 105 ff. Congres arch. de France, 46« s. ä
Vienne. Paris. Champion S. 323 ff. — 16) Be, Tavola Vipascense. Arch. giurid. T. 33, 4, 5.
Vgl. Jahresb. II, 1, 91. — 17) H. A. Seidel, Obserr. epigr. Dias. Breslau, Köbner. 60 S.
Born nnd Italien bis M. Aurol. LI Ol
weitig vermuten lassen, stellte L. Holländer sämtliche Notizen, sowohl
inschriftliche, als ans Schriftstellern zusammen,1) für die Jaden von Vespasian
bis Hadrian die inschriftlichen A. Darmesteter.2) Ferner sind noch zu
nennen Arbeiten von Mommsen und Hübner,8) von E. Desjardins,4) G.
B. De Rossi,6) H. Jordan,6) Weifsbrodt,7) W. Dittenberger,8)
E. Egger,9) H. Dessau,10) Joh. Schmidt11) und J. H. Mordtmann.1»)
Historische Untersuchungen über die Quellen der römischen Geschichte,
über die Schriftsteller, welche uns die Thatsachen derselben überliefern,
sind auch in diesem Jahre in grofser Auswahl zu verzeichnen. Sie erstrecken
sich über das ganze Gebiet und versuchen ihre Kunst an fast allen Autoren,
von den ältesten bis zu den jüngsten. Während einige in alter Weise jeden
der uns erhaltenen antiken Historiker ohne Ausnahme für einen Abschreiber
halten, der den gröfsten Teil seines Werkes aus einer oder allenfalls zwei
verlorenen Schriften mehr oder weniger sklavisch kompiliert hat, und diese
verlorenen Schriften, selbst wenn kein Bruchteil derselben direkt erhalten
ist, mit Namen zu nennen wissen, ja sogar sie wieder in Primär- oder Ur-
quellen zerlegen, gehen andre weniger kühn vor und begnügen sich mit ge-
ringeren, aber besser gesicherten Ergebnissen, indem sie teils die vorliegenden
Berichte mehr auf ihre Glaubwürdigkeit, als auf ihre Herkunft prüfen, teils
sich bescheiden, die gemeinschaftliche Quelle, die sie für Nachrichten ver-
schiedener Autoren gefunden haben, zu charakterisieren, ohne sie mit einem
der uns vielleicht zufällig erhaltenen Namen zu verbinden. Die erste Art,
die als letztes Ziel die Rekonstruktion der ältesten Schriften vor Augen hat,
wird für die Königszeit und die Republik bis zu den punischen Kriegen leider
nicht entbehrt werden können, denn die vorhandenen Schriftsteller stehen
diesen Zeiten zu fern, und enthalten Nachrichten von zu vielfach verändertem
und abgeleitetem Charakter; für die späteren Perioden ist der andre Weg
entschieden vorzuziehen, und wenn auch langsamer, wird er auf die Dauer
sicher zu besseren Resultaten führen. Die Annahme aber, dafs alle oder doch
die meisten Autoren partieenweise immer nur einer Vorlage folgen, ist jetzt
schon durch verschiedene Spezialuntersuchungen als hinfällig erwiesen worden.
Einen sehr dankbaren Stoff für Quellenuntersuchungen bieten durch
ihren mannigfaltigen Inhalt und ihre offenbare Verwandtschaft mit einer grofsen
Anzahl von vorhandenen Autoren die Schriften Plutarchs und Appians. Mit
ihnen beschäftigt sich die sorgfältige und sehr übersichtlich geordnete Ar-
beit von J. C. Vollgraff. 18) Gewissermafsen als Prooemium untersucht V.
das Verhältnis zwischen Plutarchs Fabius Maximus und Livius. Nahe Be-
rührung und Abweichungen ergeben, dafs beide derselben Quelle folgten, die
Heranziehung von Cic. d. Div. I, 35 und Val. Max. I, 6, § 6, dafs dies Coelius
war. Aber nicht direkt, wenigstens nicht für Plutarch. Denn zieht man
1) De milit coloniis ab Aug. in Italia doduct. Dias. Halle 38 S. — Vgl. oben S. 100.
— 2) Vgl. oben S. 66. — 3) Th. Mommsen, z. Krit Ammians. Herrn. XV, 244 ff. —
Den., Fragm. zweier Bronzetafeln. Jahrb. d. Ver. d. Altertumsfr. H. 67, S. 47 f. — £.
Hübner u. Th. Mommsen, Inschr. d. Nodonheiligtums. Ebda. H. 68, 53 ff. — 4) Un
imi de l'emp. Claude. Her. d. phil. IV, 1, S. 59—67. — 5) Elogio funebre di Turia I.
Studi e Docnm. di storia e diritto I, S. 1 — 37. — [Gonsuln von 135] Bulletino S. 137 ff. —
6) Inschr. v. Fuciner See. Herrn. XV, S. 5—12. — 7) SC. de Bacch. Philol. Bd. 39,
6. 558 f. — 8) König Massinissa in griech. Inschr. Rhein. M. 31, S. 145. — 9) Inscr.
rel. k Mithridate. Journ. d. Sav. Nov. — 10) Inschr. a. Cirta. Herrn. XV, 471 ff. — 11)
2 getilgte Inschr. Ebda. 574—87. — 12) Inschr. d. Corbulo (m. Zusatz von Mommson).
Ebda. 289—96. — 13) Greek writers of Bom. History. Leyden. V. d. Hoek Br. 113 S. in
Comm. b. 0. Harrassowitz, Leipz.
1,102 'VIL F. Abraham:
nun Appian heran, so läfst sich für diesen als direkte Quelle nur Polybius
nachweisen, von Dionysins, Livius, Sallnst bleibt unentschieden, ob er sie
anmittelbar oder durch einen andern benutzt habe, und untersucht man
weiter die Berichte Plutarchs und Appians für die Zeiten der Gracchen, für
Cäsar und Pompeius, so finden sich überall Nachrichten aus lateinischen
Quellen, zugleich aber, dafs beide sie aus ein und derselben griechischen
Bearbeitung genommen haben, und dafs dies wahrscheinlich König Jubas
römische Geschichte gewesen sei, ergiebt sich aus der Prüfung der Vita
Antonii. Dies ist also Plutarchs Hauptquelle.
Auch Fr. Reufs1) weist die häufige Benutzung der historia Romana
des Juba bei Plutarch nach, speziell in der Vita des Romulus und der des
Numa, wobei er als Hauptquelle des Juba Varro ansieht; doch sei PL von
demselben teils auf Grund anderweitiger Überlieferung, teils nach eigener
Schlufsfolgerung oft genug abgewichen, zuweilen dadurch aber in allerlei
Irrtümer verfallen. B. Nie hu es8) vollendet seine Arbeit über Plutarchs
Camillus. Für den Krieg mit Veji hatte er im ersten Teile Valerius
Antias, Dionysius und Livius als Quellen des Plutarch gefunden; »für die
Kämpfe mit den Galliern findet er Livius und Claudius Quadriganus, nicht
Dionysius, von dem Plutarch an mehreren Stellen sehr bedeutend abweicht;
der Bericht über die Licinische Rogation geht vielleicht auf Licinius Macer
zurück, den möglicherweise auch Livius benutzt hat Mit der Überlie-
ferung von der gallischen Katastrophe und den Ereignissen die sich daran
schliefsen, beschäftigen sich ferner die Arbeiten von Klimke3) und G.
Thouret.4) Der erstere wendet sich entschieden gegen Mommsens An-
sicht, dafs Diodor für diese Zeit auf Fabius zurückgehe.6) Aus verschiedenen
Anzeichen, aus der Art des Berichts über die Schlacht an der Allia, sowie
aus dem über den zweiten Samniterkrieg, kommt er zu dem Schlafs, dafs
Diodors Quelle lateinisch geschrieben war, dafs sie in Livius Bericht eben-
falls enthalten ist, und dafs dieser Autor selbst Militär gewesen ist. Zu
ganz ähnlichem Resultat, dafs nämlich Diodor und Livius denselben Bericht
geben, der erstere also nicht auf Fabius zurückgeht, kommt Thouret durch
eine genaue Prüfung der Ereignisse an der Allia, welche wir noch später zu
erwähnen haben. Diodors Quelle müsse ein lateinisch schreibender Annalist
aus der Gracchenzeit mit antidemokratischer Tendenz sein, der die Vulgata
nach den alten Fasten emendierte und offenbare poetische Ausschmückungen
entfernte. Plutarch und Florus gehen mit Livius auf dieselbe Urquelle zu-
rück, ohne direkt von ihm abzuhängen. Auch die Periocha folgt nicht Livius
unbedingt, ebensowenig Orosius. In der Schrift de vir. ill. bei Eutrop und
Sextus Rufus liegen z. t. ältere Fassungen als bei Livius vor.
Für die Zeit des zweiten panischen Krieges nehmen andauernd Caelius
und die karthagische Quelle des Livius und Polybius das gröfste Interesse in
Anspruch. A. v. Breska6) hat in einer auch stilistisch sehr lobenswerten
Dissertation, wie uns scheint, nachgewiesen, dafs der erstere von Polybius
nicht benutzt worden ist, wohl aber: 1. Fabius, dem P. namentlich die Stirn*
mungsbilder verdankt, welche die Wirkungen der einzelnen Kriegsnachrichten in
der Stadt Rom schildern; 2. ein aus dem Scipionenkreise stammender Bericht,
1) De Jubae regia h. rom. a Plut expresso. Progr. Wetzlar. — 2) De fönt Plntarchi
y. Camilli. II. 4°, 18 S. Münster. — 3) Diodorus Sicul. u. d. röm. Annalistik. 1. Progr.
Königshütto (IL 1881). — 4) Über d. gallisch. Brand. Jhrb. f. kW Phil. 14. Supplb.
S. 93—188. — 5) S. Jhrsb. 1, 81 ; II, 1, 102. — 6) Unter», üb. d. Quell, d. Polybius.
Diu. Leipz. 98 S. (Berl., W. Moser).
Rom und Italien bis M. Aurel. 1,103
der zwar ebenfalls auf einen Augenzeugen zurückgeht, jedoch mannigfach ex
eventu gemodelt erscheint — man möchte ihn die Familientradition der
Scipionen und Aemilii Paulli nennen; 3. ein vorzüglicher Berichterstatter,
namentlich für militärische Dinge, aus der Umgehung Hannihals, den wir
nach den uns erhaltenen Namen nur mit Silcn idenüficieren können; dann
kann aber die Erzählung vom Traum Hannihals nicht von Silen stammen,
and Cicero mufe sich in der bekannten Stelle geirrt haben. Tb. Zieliriski1)
beschäftigt sich nur mit dem letzten Teile des Krieges, dem Entscheidungs-
kampfe in Afrika. Seine Quellenuntersuchung fuhrt zu dem Ergebnis, dafs
da, wo Livius, Cassins Dio und Appian übereinstimmen, Gaelius ihre Quelle
ist, hei Livius teilweise durch Vermittlung des Yalerius Antias, dafs Livius
in der dritten Dekade zwar Polybius einsah und vielfach benutzte, aber ihm
nicht so unbedingt folgte wie in der vierten und fünften. Für die Landung
Scipios in Afrika glaubt Z. eine griechische Quelle feststellen zu können,
vielleicht die Annalen des Acilius Glabrio. Aus einer Episode der letzten
Kriegsjahre, den Ereignissen in Ligurien, welche sich um die Person von
Hannihals jüngstem Bruder Mago gruppieren, und die bei Livius in einer
wunderbaren Konfusion erscheinen, zieht Thom. Friedrich') den Schlufs,
da& Livius seinen Bericht aus Caelius und Yalerius Antias zusammenge-
schrieben habe, während Appian, Cornelius Nepos und Caelius auf Silen
fußen, welchen Appian wahrscheinlich durch Juba kennen lernte. Ad. Baum-
gärtner3) endlich findet für die Stellen des Cassius Dio, die sich mit dieser
Zeit beschäftigen, dafs wo Livius Polybius benutzte, Dio beide heranzog, da-
neben nicht Fabius, sondern 1. einen griechisch schreibenden römischen
Annalisten (C. Acilius, A. Postumius oder den Sohn des Africanus major), und
2. einen lateinischen Chorographcn.
Für die letzten Jahre der Republik liegt eine Arbeit von J oh. Besser4)
vor, in der mit Ausnahme der Ciceronianischen Schriften die Quellen für die
Catihnarische Verschwörung geprüft werden. Plutarch, Dio und Sueton werden
unter ihnen als die glaubwürdigsten bezeichnet, als parteiisch und unwahr
Sallnst, Appian als flüchtig und ziemlich wertlos. Die Erzählung von Cäsars
Tode bei Plutarch und Appian führt Chr. Godt5) auf eine gute lateinische
Qnelle aus augusteischer Zeit zurück ; Plutarch benutzte aber noch eine zweite
Quelle, gemeinschaftlich mit Dio, und fügte seiner vita Caesaris auch einige
Nachrichten aus einer dritten ein, die vielleicht Strabo ist. In der Fort-
setzung seiner Arbeit über das Jahr nach der Ermordung Cäsars zeigt P.
Krause6) wiederum, wie unglaubwürdig Appian ist, besonders in allem, was
den Antonius betrifft, und dafs einige Thatsachen, die er berichtet — nicht
von ihm, sondern von seiner Quelle — geradezu erdichtet sind.
Das Urteil über die Glaubwürdigkeit und den Wert des Tacitus hat
sich in dem letzten Jahrzehnt wieder sehr zu seinem Gunsten gewandt.
Eine Zeitlang war man geneigt, ihn als Schriftsteller und als Politiker
gleich niedrig zu stellen, aber es hat sich gezeigt, dafs er unter den Histo-
rikern des Altertums an gewissenhafter Prüfung der Überlieferung von keinem
übertroffen wird, und dafs seine politische Einsicht, wenn auch oft in der
1) D. letzten Jahre d. 2. pun. Kriege«. Lcipz., Teubner. 174 S. — 2) Biographie d.
Barkid. Mago. — Unten, z alt Gesch. m. Wion, Konegen. 54 S. — 3) D. Quollen d.
Cassini Dio f. d. alt rom. Gesch. Tübing., Laupp. 61 S. — 4) D. coniurat. Catilinaria.
Diss. Leipz. 49 S. — 5) Plutarch« u. Appian« Darstellung y. Cäaars Endo. Progr. Hadors-
leben. — 6) Appian als Quelle f. d. Zeit v. d. Verschw. g. Cäs. b. z. Tode d. D. Brutus IL
Progr. Bautenburg. — S. Jhrsb. II, 1, 107.
1,104 ^H. F. Abraham:
Beschränkung allzu naher Gegenwart befangen, diejenige Appians, Plutarchs,
Dios weit überragt. Von ähnlichen Gesichtspunkten ausgebend prüft J. J.
Binder1) seine Darstellung des Tiberius. Dafs derselben ein Annalenwerk
zu Grunde liege, nimmt auch B. an, gestützt auf die Vergleichung mit Sueton
und Cassius Dio, welche dasselbe Werk benutzt haben müssen. Während
aber jene ihm kritiklos folgen, wird es von Tac. häufig berichtigt. B. läfst
es unbestimmt, wer diese Quelle gewesen sei. Auch die zunächst liegenden
Quellen für die Tagesereignisse und Senatsverhandlungen, die Vorgänge am
Hofe des Tiberius und die Erlebnisse des Germanicus in Germanien und im
Orient, nämlich Acta diurna, Memoiren der Agrippina u. a. sind allen drei
Autoren gemein, werden aber von Tacitus in den verschiedensten Stellen
korrigiert. Welche Hülfsmittel hatte nun T. zur Kontrolle seiner Vorgänger?
B. weist auf die offenbar sehr reiche Memoirenlitteratur der Zeit, auf den
lebhaften Briefwechsel hin und glaubt speziell in Vibius Marsus den Ge-
währsmann des Tacitus gefunden zu haben. — Von Ludw. Kr aufs2)
werden für die Geschichte Othos Plutarch, Sueton und Dio (Xiphilinus und
Zonaras) mit Tacitus verglichen. Wiederum zeigt sich, wie weit dieser die
andern überragt, trotzdem auch bei ihm Irrtümer und Versehen, zuweilen,
z. B. in der Aufnahme der falschen Motive für Othos Selbstmord, ein ge-
wisses Nachgeben gegen Volksgerede erkennbar sind. Wie Kraufs die Ab-
leitung jener vier unter sich verwandten Berichte von Cluvius Rufus be-
zweifelt, so verhält sich auch Ferd. Beckurts8) gegen diese Annahme
Mommscns ablehnend und stellt sich auf Nissens Seite, der in den Historien
des Plinius die Urquelle sieht — Eine sehr dankenswerte kleine Abhand-
lung des Ägyptologen J. Krall4) zeigt, dafs die Erzählung des Tacitus von
der Herkunft des Serapis, Hist. IV, 83 f., aus der denkbar besten Quelle,
dem Bericht des Augenzeugen Manetho, geschöpft ist. In ähnlicher Weise
erkennt Fr. Görres6) für die Erzählung des Plutarchs von dem romantischen
neunjährigen Aufenthalt des Julius Sabinus und seiner Gattin in einer Höhle
und von ihrem tragischen Ende den Sohn derselben als Gewährsmann.
Von einer Arbeit über Hadrians Reisen von J. Dürr6) liegt erst die
Einleitung vor, die die Quellenanalyse enthält. Es wird für ein Stück der
Xiphiliniscben Excerpte aus Dio und für den gröfsten Teil von Spartacus
vita Hadriani die Autobiographie desselben als Quelle angenommen, für den
Rest des Spartacus aber Marius Maximus. — Wie geringen Wert die histo-
rischen Nachrichten des Vegetius haben, wie er Wahres und Falsches, Altes
und Neues in heilloser Verwirrung mischt, zeigt J. G. Förster.7) — Sehr
fieifsig und eingehend ist die Arbeit von H. Hildesheimer,8) doch werden
die bekannten Hilfsmittel der Quellenzerlegung: indirekte Benutzung, Conta-
mination u. s. w. etwas zu häufig in Anwendung gebracht Das Haupt-
ergebnis der Untersuchung erscheint wohl glaublich: Der Vf. des über de
viris illustribu8, wer es auch sei, hat wie Ampelius ein gleichnamiges Werk
des Hyginus als Vorlage gehabt, Hygin wiederum schöpfte besonders aus
1) Tacitus u. d. Gesch. d. rom. K. unter Tiberius. Wien. Lechner. 102 8. — 2) D.
vitar. imp. Othonis fide. Prgr. Zweibrücken. 62 S. — 3) D. Vierkaiserjahr. Braunschw.
Häring u. Co. 70 S. — 4) Tacitus u. d. Orient, I. — Unters, a. d. alt. Gösch. 1. Wien.
Konegen. 67 S. — 5) Kr. einig. Quellen schriftst d. röm. Kaisz. Piniol. Bd. 39, S. 459
— 74. — 6) D. Reisen d. Kaisers Hadrian I. D. Quellen. Diss. Leipz. (Wien. C. Gerolds S.)
30 S. — 7) D. fide Flarii Vegetii Renati. Diss. Bonn. 56 8. — 8) D. 1. q. i. de rir.
illustr. urb. Romae. Berl. Mayer u. Müller. 121 S.
Born und Italien bia M. Aurel. 1,105
Varro, Cicero, Cornelias Nepos. l) Das Zwischenwerk zwischen Hygin und
seinen beiden Atisschreibern, in welchem Flori epitome damit verschmolz,
wird Bedenken erregen.
Eins der vorzüglichsten Hilfsmittel für die Kenntnis der römischen
Staatsaltertümer ist in neuer Auflage erschienen.8) Aus den wieder-
holten Auflagen darf man schliefsen, dafs das Werk von Willems in Belgien
und Frankreich die wohlverdiente Anerkennung gefunden hat; aber auch in
Deutschland kann es allen denen empfohlen werden, welche sich auf diesem
vielumstrittenen Gebiete orientieren wollen. W. verbindet mit Klarheit der
Anordnung und des Ausdrucks vollkommne Beherrschung des Stoffes; seine
Ansichten führen ihn von selbst zu einer Mittelstellung zwischen den sich
bekämpfenden Parteien, und wenn er auch nicht, wie das leider nicht wieder
erstandene Becker-Marquardtsche Handbuch, bei den einzelnen Streitfragen
die verschiedenen Auffassungen mit ihren Gründen ausführlich seinen Lesern
vorfahrt, so giebt er doch die Belegstellen und annähernd auch die Be-
arbeitungen in genügendem Mafse, so dafs jeder, der selbst prüfen will, auf
den rechten Weg gewiesen wird. — Unter den deutschen Arbeiten staats-
rechtlichen Inhalts beansprucht den ersten Platz die von W. So Hau.3) Sie
ist, wie der Vf. in der Einleitung, in welcher er über Grundanschauung,
Methode und Ziel seines Buches ausführlich Auskunft giebt, zu dem Zweck
geschrieben, Mommsens einheitliche Anschauung von der Entwicklung der
römischen Verfassung gegen diejenige der Niebuhrschen Schule zu verteidigen,
neu zu begründen, teilweise zu berichtigen. Denn in einigen Punkten, namentlich
in betreff der ältesten Curiat- und Centuriatcomitien habe Mommsen nicht die
volle Konsequenz seiner Anschauung gezogen. In diesen Punkten, in den Modi-
fikationen der Mommsenschen Grundanschauungen liegt die Berechtigung und
der Wert der Arbeit; nicht als wenn des Vf. Abweichungen überall be-
gründet wären, sondern weil sonst neben dem geschlossenen und festgefügten
Staatsrecht Mommsens sein Werk zwecklos und überflüssig erschiene. Nach
dem 1. Abschnitt bestand vor Servius nur eine Einteilung des römischen
Volkes, die in Gurien, und in den nach ihnen geordneten Gomitien hatten
sämtliche freigeborenen Römer Stimmrecht. Nach dem 3. wurden die Cen-
timen von Servius ursprünglich allein als militärische Organisation geschaffen;
erst durch die von ihm ausgehende Revolution von 510 erlangte dieses Heer
politische Rechte. Die Comitia Centuriata (IV.) beruhten stets auf den
Tribus und der tributim gebildeten Aushebungsliste, ihre Reform ist in die
Zeit des Decemvirats zu setzen. V und VI handeln dann von den ser-
vianischen Tribus und deren Abänderungen, VII und VIII von Gensus und
Steoerordnung des Servius. IX ('Patres und plebs vor der secessio') be-
gründet noch einmal ausführlich die Ansicht, dafs von Anfang an Patricier
und Klienten, resp. Plebejer, 'Adel und Gemeine', das römische Volk ge-
bildet und in den Curiatcomitien gestimmt haben. — Das Problem: welche
Bedeutung die lex Valeria-Horatia von 448 und die lex Publilia von 339
eigentlich gehabt haben, deren Inhalt uns mit den Worten (ut, quod
tributim plebes iussisset, populum teneret' überliefert wird, während erst die
lex Hortensia in Wirklichkeit die plebiscita den leges gleichstellte , löst
1) Vgl. hierzu Thouret a. a. 0. S. 184 f. — 2) P. Wille ms, Droit publ. romain.
4. Aufl. 666 8. Löwen. Ch. Poeten. Bonn. Em. Straufs. — 3) Entsth. u. Zusammensetzung
d. altrom. VoLksrersamml. Berl. Weidmann. 695 S.
1,106 VH- F. Abraham:
Hennes1) so, dafs er die lex Publilia als nachweisbare Fälschung verwirft,
durch die lex Valeria-Horatia aber den Tribunen die Jegislatio verleihen
läfst, eine Erklärung, die schwerlich allgemeinen Beifall finden wird. — Von
der Capitis diminutio zeigt H. Genz,8) dafs sie ihre Einteilung in maxima,
media, minima wahrscheinlich erst in der Kaiserzeit durch die Schuldoktrin
der Juristen erhalten hat; ursprünglich, wie sie von der Zwölftafelgesetz-
gebung fixiert wurde, gab es nur eine einzige, Verlust des Familienverbandes
und der dadurch bedingten bürgerlichen Stellung. Die Entwicklung der
Macht des Senats behandelt R. Beer,8) die Stellung der Pro vinzialstatthalter
Ed. Marx.4) Er betrachtet der Reihe nach ihr Imperium und ihre Juris-
diktion, dann ihre Kompetenz in Bezug auf Finanzen, öffentliche Arbeiten,
Polizei und Militärangelegenheiten.
Seit Anfang des Jahrhunderts hatte sich die Forschung lange Zeit fast
allein mit dem Centrum des römischen Reichs und der centralen Leitung,
mit der Stadt Rom und der von dort ausgehenden Regierung beschäftigt,
da ihr hier durch Niebuhr eine grofse Zahl neuer Gesichtspunkte und Auf-
gaben gestellt waren. Neuerdings aber wendet sie in steigendem Mause ihre
Aufmerksamkeit auf die peripherischen Teile, Italien und die Provinzen.
Wie im vergangenen Jahr für Campanien, 6) so versucht J. Beloch6) jetzt
für ganz Italien das Facit der vorhandenen Überlieferung und der Einzel-
forschungen zu ziehen. Trotz der Ausstellungen die von kompetenter Seite
erhoben werden,7) wird die Arbeit doch den Ausgangspunkt für weitere
Forschungen bilden. Aus dem Gemeindeverzeichnis bei Plinius gewinnt B.
einen berichtigten Katalog der unter Augustus bestehenden Kolonieen — er
fugt denen des Plinius Firmum hinzu — ,8) untersucht dann die Tribus-
einteilung Italiens, (von 241 bis zum Bundesgenossenkrieg wurden die neu
aufgenommenen Gemeinden auf 14 Tribus beschränkt, die im Bundesgenossen-
krieg auf römischer Seite stehenden finden sich nachher in wenigstens 27,
die aufständischen nur in 8 Tribus) und gewinnt sehr interessante Zahlen
für das Anwachsen des ager Romanus, sowie für das Verhältnis der Zahl
der römischen Vollbürger zu der der (Halbbürger', Latiner und Bundes-
genossen (vgl. bes. S. 67 — 76 u. 100 ff.). Darauf wird die staatsrechtliche
Stellung der verschiedenen Arten von Gemeinden bestimmt, ausführlich die
der Latiner. In Betreff des ins Xu coloniarum wird Mommsens Ansicht
verworfen, das Verzeichnis der 30 Latinerstädte bei Dionys für falsch er-
klärt. Mittelpunkt des Bundes, an dessen Spitze ein Diktator stand, war
Aricia. Zum Schlufs behandelt B. die staatsrechtlichen Fragen der Militär-
hoheit, des Kriegsrechts und der Freizügigkeit (commercium und conubium).
Ergänzend schliefst sich hieran der Vortrag v. Duhn's9) über die Ge-
schichte Campaniens und der H. Kissens10) über altitalienisches Klima,
welcher überall des Vf.s persönliche Kenntnis des Landes verrät. — Die 'öffent-
liche Gesundheitspflege im alten Rom' schildert populär J. Uff el mann. u)
1) D. dritte Yalerisch-horat Gesetz u. s. Wiederholungen. Prgr. Bonn. — 2) Capitis
Deminutio. — Symbolae Joachim. 1, 51 — 88. Berl. Weidmann. — 3) Jak vyvijela se moc
sonatu Hmskäho? Prgr. Chrudim 1878. — Nach Ztschr. f. östr. Gymn. S. 304 korrekt,
aber ohne selbständigen Wert — 4) S. 1. pouvoirs des gonverneors de province. Paris.
Thorin. — 5) S. Jhrsb. II, 1, 98 f. — 6) D. italische Bund. Leipz. Teubner. 237 S. u.
2 Krt. — 7) Vgl. die Anzeige von W. Kubitschek in Ztschr. f. östr. G. S. 655—75. —
8) Vgl. oben S. 100 u. 101. — 9) Verh. d. 34. Philologentages. Leipz. Teubner. S. 142—
157. — 10) Ebd. S. 28—33. — 11) Samml. Virchow-Holtzondorff. Heft 357. Berlin.
Habel. 30 S.
Bom und Italien bis M. Aurel. 1,107
Die eminente Geschicklichkeit und Anpassungsfähigkeit der römischen
Militftrorganisation zeigt ein Aufsatz von Th. Steinwender1) zur
Kriegsgeschichte des 2. panischen Krieges. Er weist überzeugend nach, dafs
in der Zeit der gröfsten Bedrohung Roms durch Hannibal, etwa 216—206,
die legiones urbanae aus einer Veteranenreserve in Ersatztruppen, die fast
ganz aus Rekruten gebildet waren, verwandelt wurden. Im ersten Jahre
blieben sie in der Stadt, im zweiten kamen sie in das Lager von Suessula
oder in das ruhige Etrurien, und erst im dritten wurden sie als Feldtruppen
verwandt Neben bewährten Feldherrn stellten also die Römer seit der
Schlacht bei Cannae ihrem grofsen Feinde auch nur erprobte Truppen ent-
gegen. Aus späterer Zeit zeigt ähnliche Vorzüge des römischen Kriegswesens
H. Karbe:*) Von Tiber bis zum Ende des 2. Jh. konnten junge Leute aus
dem Ritterstande ohne Vermögen, die also nicht den census equester hatten, als
Centurionen in das Heer treten, vom primipilaris in Ritterstellen weiter
avancieren, und selbst der Weg zu den höchsten Stellen für equites, sowohl
in der Militär- als in der Civilverwaltung , stand ihnen dann offen. Vom
3. Jh. an mutete jeder, welcher die höheren Chargen erlangen wollte, als
Centurio eintreten. — Als eine Neueinrichtung Cäsars sieht H. Planer8)
die Antesignanen an. Es waren die tüchtigsten Soldaten, die ihren Platz
im ersten Gliede erhielten. Sie als eigne Truppe ausserhalb der Legion zu
gebrauchen mifslang bei Ilerda, eine veränderte Anwendung, innerhalb des
Legionenverbandes, bewährte sich bei Pharsalus und wurde dann im bellum
africanum völlig entwickelt — A. Gemoll4) will eine Lücke ausfüllen, die
er in der Schrift de munition. castr. findet. — H. Haupt5) bestreitet Mar-
qoardts Annahme, dafs die Ruderer der römischen Flotte von Anfang an
Sklaven waren.
Von Gesamtdarstellungen der römischen Geschichte sind vier zu nennen.
Ganz populär sind die Werke von H. Formby *) und Favk7) Auch
G. F. Hertzberg8) wendet sich an das gröfsere Publikum; aber er be-
herrscht den schwierigen Stoff und hat Übersicht genug über die Einzel-
forochung, um aufgegebene Anschauungen oder direkte Fehler fast überall zu
vermeiden. So bietet er seinen Lesern eine gesichtete Übersicht dessen,
was jetzt auf dem Gebiet der römischen Geschichte von den meisten Forschern
als richtig anerkannt wird. Zu bedauern ist nur, dafs er seinen Stil durch
gewaltsam modernisierte Worte und Redewendungen verunziert — um wenig-
stens ein Beispiel anzuführen: für Kriegselefanten sagt er Elefanterie — ,
eine gesuchte und falsche Eleganz, welche die daneben zuweilen erscheinende
Härte und Unebenheit des Ausdrucks um so mehr hervortreten läfst. Ein
Vergleich mit Peters römischer Geschichte fällt nach dieser Seite sehr zu
seinen Ungunsten aus. Das vierte ist das hinterlassene Werk des belgischen
Staatsmanns P. Devaux.9) Da er nicht Fachmann war, so wollte er nicht
neue Fakta geben, sondern etwa nach dem Muster Montesquieus den grofsen
Zusammenhang der Dinge, ihre 'politische' Seite prüfen. Überall geht er
1) D. legiones urbanae. Philol. Bd. 39, S. 527—40. — 2) D. centurion. Bomanor.
Di». Haue. 50 8. — 3) Cäsars Antosignanen. Symb. Joachim. I, S. 37—50. — 4) D. Hygin.
Lagerbeachreibung. Herrn. XV, 247—56. — 5) Z. G. d. röra. Flotte. Ebda. 154 ff. — 6)
Ancient Rome and its Connoct. w. th. Christ Bei. London. Kegan Paul n. Co. s. K. VIII. —
7) L'Ancienne Borne. Paris. Dumaine et Hachotte. — 8) Hellas und Rom, II. Gesch. dos
röm. Kaiserreicha. — Oncken, Aüg. Gesch. i. E. I, 5. II, 1. — 9) fitudcs politiques
a. 1. pr. eren. d. l'hist rom. I: XVI, 556 S. II: 474 S. Brüssel u. Leipzig. C. Muquardt
1,108 VII. F. Abraham:
daher besonders den Parteienverhältnissen nach und macht manche anregende
Bemerkung über die feineren Beziehungen derselben; für die drei ersten
Jahrhunderte allerdings sind sie wertlos, weil hier der feste Boden der That-
sachen mangelt; bis zu den letzten Jahrhunderten der Republik, die der ge-
eignetste Boden für diese Betrachtungen gewesen wären, war es leider dem
Vf. nicht vergönnt sein Werk fortzuführen.
Die Untersuchungen über die Sprachen der nichtlatinischen Bewohner
des alten Italiens, namentlich der Etrusker, von W. Deecke,1) C. Pauli,2)
Fr. Bticheler,3) E. Huschke,4) S. Bugge6) versprechen für die Folge
auch für die Verwandtschaft und so für die Geschichte derselben Resultate;
vorläufig scheinen die von 6. Guno6) gezogenen noch nicht gesichert genug.
Die nahe Verwandtschaft der Kelten und Ligurer hat Deloche7) gegen die
Einwendungen, die D'Arbois de Jubainvillo erhoben hatte, von neuem
verteidigt. E. Gurtius8) schildert die aufeinander folgenden Ansiedlungen
der Phönizier und Elymer, Jolaenses, endlich der Phokäer an der Küste von
Populonia bis Portus Lunae (Golf von Spezzia), die schliefslich, von den
Etruskern unterworfen, sämtlich von Volaterrae abhängig wurden.
Aus der ältesten römischen Periode ist nur eine Arbeit von Jos. Jäckel9)
zu erwähnen, welche neben dem troischen Aeneas, dessen Einwanderung sie
als spätere Erfindung preis giebt, eine Sage von einem Venusvolke zu fixieren
sucht, die historisch sei, weil sie an die Gründung des latinischen Bundes
anknüpfe. — Für die Eroberung Roms durch die Gallier behauptet G. Thouret
in der schon genannten Schrift,10) daCs eine Zerstörung der Stadt, 'ein gallischer
Brand', gar nicht stattgefunden habe. Er stützt sich auf das Schweigen des
Polybius und auf den Widerspruch zwischen der Zerstörung und der darauf
folgenden siebenmonatlichen Besetzung durch die Gallier. Entstanden sei die
ganze Nachricht durch die falsche Auffassung des Galliereinfalls als Rachezug.
Wenn er dabei nicht leugnen will, dafs 'bei der Besetzung und schliefslichen
Plünderung Roms irgend etwas verbrannt oder zerstört worden ist', so darf
man fragen, wie viel wohl unversehrt nach jenen 7 Monaten übrig war.
Steinpaläste waren die Wohnungen der Römer damals noch nicht, sondern
wie die Ausgrabungen immer deutlicher zeigen, meist Strohtiütten; die Gallier
aber keine civilisierten Soldaten des 19. Jh., die doch auch nach 7monat-
licher Einquartierung in leeren Häusern mehr Ruinen als bewohnbare
Räume zurücklassen. Überzeugender sind seine Gründe dafür, dafs Camillus
nicht die Auswanderung nach Veji verhindert, sondern das Volk von dort
zurück geholt habe, und dafs die Schlacht am linken Tiberufer stattgefunden
habe, also wirklich eine Schlacht an der Allia gewesen sei.
Die weltgeschichtlichen Folgen der punischen Kriege fafst E. Littr6n)
dahin zusammen, dafs, wenn Rom auch nur Interessenpolitik getrieben hat
1) Etrusk. Forsch. 3. Hft. Stnttg. 1879. Heitz IV, 411 S. — 2) Etrusk. Stadien.
3. Hft Oötting. Vandenhoeck u. Ruprecht 156 S. — 3) Interpretatio tabh. Igavinar. III
et IV. Bonn. 4°. 23 S. — 4) D. neue oskisch. Bleitafel. Leipzig. Teubner. 98 S. —
5) Altita]. Stadien. Christiania 1878. J. Dybwad. 88 S. — 6) Verbreit. d. etrusk. Stammes
üb. d. ital. Halbins. Prgr. Graudenz. — 7) Ac. d. Inscr. et B. L. Sitz, vom 17. Sept —
£. Brizio (Ligare nelle Terraroare, Nuov. Ant Bd. 23, 668—76) halt die Pfahl bauer Italiens
fax Ligurer. — 8) D. A. Persii Flacci patria. — Satura phil. H. Saappio obt a. c. d. S. 1 — 6.
Berl. Weidmann. — 9) Zur Aoneasfrage. Progr. Freistadt, Oberösterreich, 1879. — Von
Schilling, Abschaffung d. röm. Königtums. Klausenburg 1879? kann Ref. nur den Titel
geben. — 10) Vgl. S. 102. — 11) Competition d. Semites av. 1. Aryens p. Utegemonie d.
monde. Paris. Leroux. Leipz. 0. Schulze.
Rom und Italien bis M. AoreL T,109
und an Treulosigkeit mit Karthago wetteiferte, doch sein Sieg ein Segen für
die Menschheit war. Denn nur so konnte in Wechselwirkung mit Griechen-
land die antike Kultur zur vollen Entfaltung kommen, und Rom allein be-
safs die Fähigkeit und die Kraft, durch sein Recht- und Staatslehen und
seine Sprache die nationalen Gegensätze der Mittelmeervölker auszugleichen
und dem Christentum den Boden zu bereiten. Der 2. Band von £. Henne-
berts Geschichte Hannibals, *) der vom Rhoneübergang bis zur Schlacht an
der Trebia führt, wird durch seine strategischen Betrachtungen, welche
wiederholt Napoleon I. als Autorität oder zum Vergleiche heranziehen, Be-
achtung finden. Den Alpenübergang läfst er über den M. Gen&vre statt-
finden, die bekannte Verbreiterung des Weges durch — Dynamit-Sprengungen
geschehen. Die Schlacht an der Trebia verlegt er auf das rechte Ufer.
Von den oben erwähnten Quellenuntersuchungen von Zielinski und Frie-
drich1) giebt die erste eine veränderte Darstellung von Scipios afrikanischem
Feldzuge. Nicht in Hippo Regius oder Hippo Diarrhytus ist Scipio gelandet,
sondern in einem dritten, von Diodor genannten Hippo an der Küste von
Byzacium. Die Friedensverhandlungen in Rom waren im Winter 203/2, die
Schlacht bei Zama Juli oder August 202. Friedrich zeigt, dafs Mago nicht
203 auf der Heimreise nach Karthago gestorben ist, wie man Livius folgend
bis jetzt annahm, sondern dafs er den Kampf in Norditalien bis 197 fort-
setzte, dann erst nach Karthago zurückkehrte, und erst 193 auf der Seereise
?on Afrika zu Antiochus entweder durch Schiffbruch oder durch Mord ums
Leben gekommen ist.
Den tiefen Niedergang der römischen Kriegstüchtigkeit in der Mitte des
2. Jh. v. Chr., welcher sich in den Kämpfen in Spanien offenbarte, schildert
R. Köhler3) recht anschaulich, in treuem Anschlufs an die Quellen. Viel-
leicht wäre eine Prüfung derselben, namentlich auf ihren Parteistandpunkt
zu wünschen gewesen. Ein von Desjardins verlesenes Memoire von Tissot4)
bebandelt in ausführlicher Weise auf Grund von Lokalforschungen an Ort
und Stelle die Topographie des Jugurthinischen Krieges.
Wie im vorigen Jahresberichte berichtet wurde,6) hat H. Nettleship
die scheinbar schwankende politische Haltung Ciceros auf seine enge Ver-
bindung mit dem Ritterstande zurückgeführt. Diese Anschauung hat er noch
einmal kurz zusammengefafst. 6) Damit übereinstimmend zeigt R. Lallier,7)
dafe bis 62 etwa die demokratische Partei und die Ritter im Verein gegen
den Senat vorgingen; als aber die von den Populären unterstützten Pläne
Catilinas deutlicher hervortraten, trat eine Trennung ein, und nun entschlofs
sich die Senatspartei bei den Gonsulwahlen für 63 für Cicero einzutreten,
als den einzigen Gegenkandidaten, den man gegen Catilina und Antonius
durchzubringen Aussicht hatte. Selbst während seines Konsulats gehörte
Cicero eigentlich noch nicht zur Senatspartei; das zeigt sich in seiner Ver-
teidigungsrede des Rabirius, in der er für die Koalition aller guten Bürger
zur Erhaltung der Staatsordnung gegen die Anarchisten spricht und so das
Programm der Verbindung von Senatoren, Rittern und Aerartribunen auf-
1) Hirt. d'Annibal, IL Paris 1878. Impr. nat 596 S. (L 1870. 540 S.) — Auszug
toiu: A. R6 rille, Passage dHannibal ä travers 1. Gaule et les Alpes. Revue d. d. mondes
39, S. 60—92. — 2) Vgl. oben S. 103. — 3) D. römisch-celtiberische Krieg 153—133, I.
(-139.) Prgr. Dessau. — 4) In den Sitzungen d. Ac. d. Inscr. et B. L. vom 23. Jan. bis
W. Marx. — 5) II, 1, 106. — 6) Academy II, 253 f. in einer Anzeige Ton Q. E. Jeans,
Life aad Letters of Cicero, das dem Ref. nicht zugänglich war. — 7) Froces de Rabirius,
&er. Eist XU, 257—78.
1,110 VII. F. Abraham:
stellt J. Ogorek3) verlegt die ersten catilinarischen Beden anf ein oder
mehrere Tage nach dem 7. November, z. T. ans sprachlichen Gründen, die
er gegen Hachtmanns8) Texterklärung geltend macht. Der Biographie von
Ciceros Freund M. Coelius Bufus8) hat W. Wegehaupt4) jetzt eine von
dessen Schwiegersohn P. Cornelius Dolabella folgen lassen, der bekanntlich
während der Unruhen nach Cäsars Tode eine keineswegs glänzende Bolle
gespielt bat. W. hat Drumanns Zusammenstellung in mehreren Punkten be-
richtigt. Mommsen6) weist nach, dafe Porcia, die Gemahlin des Brutus,
nicht Catos Tochter gewesen sein kann.
Die vorzüglichen Schriften Aug. v. Gölers über Cäsars Feldzüge sind
nach dem Tode des Vf. von seinem Sohne6) sorgfältig umgearbeitet heraus-
gegeben worden. Zwei Episoden des gallischen Krieges behandelt E. v.
Veith,7) die Konstruktion der Rheinbrücke B. Maza.8) Seine Resultate
stimmen mit den Annahmen Cohausens, doch glaubt er, dafs die Schutz-
balken stromaufwärts nicht mit der Brücke verbunden waren. In einem
einleitenden Artikel einer Geschichte des Bürgerkrieges 49 v. Chr. schildert
H. Nissen9) die Demoralisation, welche nach der Eroberung der Mittel-
meerländer Born ergriffen hatte. Daneben war das Äufsere der Stadt selbst
eng und unschön; Feuer- und Wassersnot bedrängten die Bewohner, Krank-
heiten und Bürgerkriege decimierten sie. Fast wörtlich traf die Prophe-
zeiung des Polybius in dem Umsturz der Verfassung, in der Geltendmachung
der Militärgewalt ein. Daran schliefst sich eine Erörterung der Beschränkungen,
welche das Imperium einhegten, wobei der Vf. Gelegenheit findet seine An-
sicht vom Pomerium noch einmal gegen Mommsen zu betonen, und die
Schilderung der Vorgänge von 63 bis zur Zusammenkunft zu Lucca. Nach
W.s Meinung war bei der dort abgeschlossenen Übereinkunft Cäsar der Ge-
winner. Immerhin war Pompeius damals ohne Partei und fast machtlos in
der Stadt, 49 dagegen stand ihm die ganze Kraft Italiens und des Reichs
zu Gebote.
Als Beitrag zur Zeitgeschichte des römischen Reichs unter Augustus
kann man die Biographie des Horaz von Lucian Müller10) ansehen, die
sich jedoch fast ausschliefslich auf literarhistorischem Gebiet bewegt, sowie
die Abhandlung von H. Georgii über die politische Tendenz der Aneide
Vergils. 11) Mit der Provinzialgeschichte beschäftigte sich A. Makowski1')
und die Artikel von Fustel de Coulanges und v. Duruy über die
Druidenverfolgungen unter den ersten Kaisern.13) Der erstere14) nimmt jetzt
an, dafs eine Verfolgung statt fand, aber nicht gegen die Personen der
gallischen Priester und den Kultus ihrer Gottheiten, sondern gegen ihre
blutigen Opfer und ihre hierarchische Organisation gerichtet war-, der zweite,16)
1) Wann hat Cic. d. beiden ersten catil. Beden gehalten? Prgr. 1878. BudolfsTrert. —
2) Chronol. Best d. b. erst cat Beden. Prgr. 1877. Seehansen i./Altm. — 3) Jhrsb. I,
85 f. — 4) P. Cornelias Dolabella. Prgr. Gladbach. — 5) «Porcia'. Herrn. XV, 99 ft —
6) A. y. G., Cäsars gall. Krieg und Teile seines Bürgerkrieges. 2. Aufl. Tübingen. Mohr.
I: VH, 374 S. II: VII, 287, 38 S. 11 Krt — 7) S. unten II, 2. — 8) D. Bheinbrücke
Cäsars. Ztschr. f. östr. Oymn. XXXI, 481—98. — 9) Aasbrach d. Bürgerkriegs 49 y. Chr.
I. Hist Ztschr. Hft. 6, S. 409—45. — 10) Qa. Horatins Flaccas. Leipz. Teubner. X, 144S.
11) Prgr. Stattgart — 12) Machtsphäre Octayians u. ihr wohlthät Einflufs auf d. Verwaltung
d. Provinzen. Prgr. Stanislau 1878. — böhmisch, nach Ztschr. f. östr. 0. 1880 S. 306
nichts Neues enthaltend, aber die Darstellung des Details geschickt und losbar. — IS) Vgl.
Jhrsb. II, 1, 99. — 14) Boy. archeol. Februar. — 15) Ebd. April ygL Ac. d. Inscr. et B.
L. 5. Min.
Rom und Italien bis M. Anrel. 1,111
dafs Augustus das Senatusconsultum von 94 v. Chr. gegen Menschenopfer
und ein zweites, das nicht autorisierte Gesellschaften verbot, auf sie an-
wandte, Tiberins auch das Gesetz gegen Zauberei; die Ansichten haben sich
also sehr genähert
Was vor mehr als dreifsig Jahren Sievers gegen Tacitus Beurteilung
des Tiberius vorgebracht hat, dafs nämlich die geringe Zahl und die Art
der Majestätsprocesse, die derselbe anführt, mit seinen gelegentlichen harten
Worten gegen den Kaiser in Widerspruch stehe, bringt von neuem Dürr1)
in ausfuhrlicher und gewandter Gruppierung und Beleuchtung vor, um daran
eine 'Rettung* Tibers zu Bchliefsen. Eine politische Geschichte der Regierung
des Claudius hat A. Ziegler s) unternommen, die aber ohne Heranziehung
der Inschriften unvollständig bleiben mufste. Daus Neros äufsere Politik
eine geschickte und erfolgreiche gewesen ist, entwickelt Wolffgramm.8)
Er verweist auf die Haltung Gorbulos gegen die Parther, auf die Behauptung
Britanniens gegen einen gefährlichen Aufstand und auf die vorsichtige Ver-
teidigung der Rheingrenze. Das ganze Verhalten der Römer gegen die
Parther, von dem Tode des Crassus bis auf Nero hat A. Hermann4) ge-
schildert In ähnlicher Weise hat D. Nemanic6) aus Tacitus zusammen-
gestellt, was sich auf die Stoiker und ihre Opposition gegen die Kaiser
bezieht
Den Tribut Judaeas an die Römer berechnet L. Friedländer6)
für die Zeit des Augustus auf 1 200 , für später auf rund 2000 Talente.
Daraus folgt, dafe der ägyptische aufser 20 Millionen Scheffel Getreide
wenigstens 24 000 Talente betrug, was zusammen etwa einem Wert von
144 Millionen Mark entspricht. Nach Vell. H, 39 mufs der von Gallien
ungefähr eben so hoch gewesen sein; die Summe bei Eutrop 6, 17 ist also
viel zu klein. Gegen eine Arbeit von Desjardins (Rev. de phiL 1877,
8. 7—24) weist derselbe7) nach, dafs C. Rutilius Galliens nicht 27, sondern
29 n. Chr. geboren ist und dals derselbe während des dacischen Krieges
Domitians praefectus urbis war.
b. Von Marc Aurel bis zum Untergange des weströmischen
Reiches.
Die unserer Periode angehörenden Saturnalien des Macrobius, welche unter
vielen anderen Gegenständen auch Chronologie und Sacralaltertümer erörtern,
werden in zwei fleifsigen Dissertationen 8j auf ihre Quellen untersucht Die Vf.
gelangen auf einzelnen Punkten zu verschiedenen Ergebnissen. Der erste
zeigt, dafs Macrobius nicht nur seine direkte Quelle, sondern auch die
Autoren der in dieser enthaltenen Citate verschweigt und sucht Stellen des
ersten Buches auf Sueton und Cornelius Labeo, des fünften auf Didymus zu-
1) Majestatsprozesse unter Tiberius. Prgr. Heilbronn. — 2) D. polit Seite d. Regierung
d. Claudius, I u. II. Prgr. Kremsraünster 1879, 80. — 3) Neros Politik d. Auslände gegen-
über. Prgr. Prenzlau. — 4) Darstellung d. Beziehungen zwischen Römern u. Parthern. Prgr.
St Polten. I, 1879: Bis z. Schi. b. Actiurn. II, 1880: Bis z. Tiridates Belehnung durch
Nero. — 5) De stoieorum Rom. primi Caesarum saeculi factione. Prgr. Mitterburg (Pisino). —
6) De trib. triam proyinc J. Romani. Ind. lect Königsberg. April. — 7) De C. Rutüio
Gallieo. L lect Königsberg. Okt — 8) 6. Wiasowa, De Macrobü SatumaL fontt Breslau.
Kötaer. — H. Linke, Quaest de Macr. Saturn, fönt Ebda.
1,112 VIL G. Bolze:
rückzuführen. Der zweite weist die Abhängigkeit der Vergil-Commentatoren von
Macrobius nach, für andere Stellen findet er als indirekte Quelle Asconius,
Verrius Flaccus, Plutarch.
Zu den namhaftesten Quellen der späteren römischen Kaiserzeit gehören
die Werke des Ammianus Marcellinus und Zosimos; beide sind zum Gegen-
stand kritischer Erörterungen gemacht worden. So hat H. Michael1) die
Bücher des Ammian einer eingehenden Untersuchung unterzogen. In scharf-
sinniger Weise sucht derselbe durch eine Prüfung der auf verlorene Teile
des Werkes zurückweisende Stellen den Nachweis zu führen, dafs die Dar-
stellung in jenen Teilen ausführlicher gewesen, als dafs die Geschichte von
257 Jahren (von Nervas Tode bis 353) in nur 13 Büchern abgehandelt
worden wäre, dafs vielmehr das ganze Werk aus zwei Teilen bestanden
habe, von denen der erste die Zeit von Nervas Tode bis zum Tode Kon-
stantins des Grolsen, der zweite die Zeit von da (337) bis 378 umfafst
habe, daher von diesem letzteren Teile uns nur der Best erhalten sei. Nach
dem Vorgänge Ghifflehs und Valois' nimmt M. zwischen dem 30. und 31.
Buche eine grofse Lücke an, so dafs demnach zwischen beiden ein ganzes
Buch fehle. Die Ergebnisse dieser Untersuchung beruhen auf einer über-
zeugenden Beweisführung. Da Zosimos zu einem grolsen Teile dieselbe ge-
schichtliche Periode wie Ammian behandelt, so ist es von Interesse, durch
Vergleichung derselben einen Anhalt für die Beurteilung des Wertes beider
Darstellungen zu gewinnen.
Einen Beitrag hierzu giebt die sehr beachtenswerte Abhandlung von C. v.
Höfler. *) Derselbe geht aus von den Disquisitiones in Zosimum von Reite-
meier in dessen Ausgabe. Rs Kritik einzelner Angaben des Zos. findet er
völlig zutreffend. Den Hergang der Schlacht Konstantins gegen Maxentius
versucht er frei von Wundern und verständlicher als Zos. darzustellen, läfst
sich sodann in eine kritische Erörterung ein über die Erzählung des Kampfes
Konstantins mit Licinius. Ganz besonders aber bemängelt er die Darstellung
von Julians Herrschaft: Die ganze Erzählung sei lückenhaft, unbestimmt,
verschweige vieles, was von anderer Seite glaubwürdig berichtet wird; nichts
erfahren wir von Julians Charakter, nichts von seinen Mafsregeln gegen das
Christentum, nichts von seinen Schriften. Ebenso widerwärtig wie Konstantin
ist dem Zos. Theodosius. Bei einer Vergleichung des Zos. mit Ammian ver-
dient dieser entschieden den Vorzug, denn er ist ein Historiker, ehrlich,
voll Wahrheitsliebe und Gerechtigkeit, jener aber ein Novellist, dem es nicht
um die Sache selbst zu thun ist, dem es an aller Genauigkeit in der Dar-
stellung historischer Dinge wie an Sachkenntnis fehlt, dem Irrtümer aller
Art nachzuweisen sind. Es ist ein ernster sittlicher Zug in Ammian: der
Glaube an eine vergeltende Gerechtigkeit auf Erden (Adrasteia) beherrscht
ihn in der Auffassung und Darstellung der Geschichte.
Das Postwesen, wie es sich als im Erfordernis regelmässiger und
einheitlicher Staatsverwaltung von der Zeit des Augustus ab mehr und mehr
zu einer gesetzlich geordneten über das ganze Reich ausgedehnten Staats-
institution entwickelt hat, ist in zwei populär gehaltenen Vorträgen behandelt
worden. In dem einen derselben bildet die Schilderung des Postwesens der
1) D. H. Michael, Die verlorenen Bücher des Ammianus Marcellinus. Prgr. Breslau.
— Christophe, Geographie d'Ammien Marc. Lyon. Pytrat, behandelt die Nachrichten
Ammians Über Asien, Ägypten and Gallien. — 2) Krit Bern, über Zosimos. (Abh. a. <L Geb.
iL alt (fach. VII.; Wien. In Comm. b. Gerold. 47 8.
Rom und Italien von M. Aurol b. z. Untergange (L weströmischen Reiches. 1,113
römischen Kaiserzeit zumeist den ersten Abschnitt einer das Postwesen über-
haupt in seiner Entwicklung von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart
umfassenden Darstellung. ') Der andere Vortrag ist ausschliefslich der Reichs-
post der römischen Kaiser gewidmet, weist jedoch noch auf das ostgothische
Reich, wie auf das vandalische in Afrika und das fränkische in Gallien hin,
in denen die römischen Posteinrichtungen sich fort erhielten.8) Beide Dar-
stellungen beruhen auf den umfassenderen Schriften von Stephan, Hude-
mann9) u. a. Dem zweitgenannten Vortrage sind in den Anmerkungen
Quellen- und Li tteratur-N ach weise beigegeben. Mit Recht werden in beiden
Schriften zwei charakteristische Merkmale römischer Posteinrichtung hervor-
gehoben: erstens der ausschliefslich staatliche Charakter derselben, nach
welchem sie nur im Dienste des Staates, vom Kaiser und den reisenden Be-
amten benutzt werden durfte, und zweitens die Verwaltung und Erhaltung
derselben auf Kosten der Gemeinden, für welche die ganze Einrichtung
eine unerträgliche Last wurde, wiewohl sie keinerlei Vorteil davon hatten.
Eine Charakteristik Marc Aureis4) bezeichnet ihn als den Weisen auf
dem Throne, als den vollendetsten Repräsentanten der 'absoluten' Religion,
d. h. der Humanität. Die Geschichte des Kaisers Sepümius Severus ist in
sehr sorgfältiger Bearbeitung, wenn auch von streng katholischem Stand-
punkte aus, dargestellt worden.5) Nachdem im ersten Teile der Arbeit die
Zeit bis zur Bewältigung der Gegenkaiser und die äufseren Kriege behandelt
worden sind, beschäftigt sich der zweite mit den inneren Verhältnissen, dem
Einflufs des Plautianus, der 'Stellung des Kaisers zum Christentum und mit
den Reformen in Recht und Verwaltung, die seine Regierung zu einer Vor-
Ütaferin von der Diocletians machen. Diesem letzteren, und zwar den Grün-
den, die ihn zur Abdankung bewogen haben, hat Morosi6) eine sehr aus-
führliche Erörterung gewidmet. Die von Alten und Neuen angeführten Gründe
vertragen alle keine nähere Prüfung. Ganz ohne Sinn ist die Behauptung des
Lactantius, dafs Diocletian von Galerius zur Abdankung gezwungen worden
sei, und die zweite, dafs er aus Ärger über das Mifslingen der Christen-
verfolgung dazu gekommen sei. Aus einer Ehreninschrift geht hervor, dafs
er dieselbe vielmehr für vollkommen erfolgreich hielt. Überhaupt galt seine
Regierung für eine der glücklichsten und glänzendsten, was selbst Orosius
gradezu ausspricht. Auch die auf Niebuhr zurückgehende Meinung Burck-
h&rdts, er habe die Dauer der Augustusherrschaft auf 20 Jahre bestimmt,
ist unhaltbar, denn es finden sich auch an solchen Stellen der Schriftsteller
keine Spuren dieser Anordnung, wo sie unbedingt erwähnt werden müfste,
wenn sie überhaupt existiert hätte. Dagegen drohte einem Grundpfeiler der
neuen Verfassung, der Adoption, die an die Stelle der Erbfolge treten
sollte, Gefahr von den Söhnen des Augustus Maximinus und des Cäsar
Constantius, Maxentius und Constantin. Um diese beiden auszuschliefsen,
die Thronfolge durch Adoption ein erstes Mal sicher durchzuführen, und
dadurch auch für die Zukunft zu sichern, ist die Abdankung erfolgt.
1) Das Postwegen i. s. Entwicklung v. d. alt. Zeiten bis i. d. Gegenwart Von Franz
Ilwof. Graz, Leuschner u. Lubensky. p. 8 — 19. — 2) Die Reich spost der römischen
Ktiser. Von Gottfried Ritter v. Rittershain. Sammlung. Virchow-Holtzendorff. Hft. 339.
- 3) Vgl. Jahresber. II, 1, 115 f. — 4) E. Renan, Marc-AurMe. Confer. d'Angleterre.
Ptris. C. Lery. S 209—261. — 5) Ad. de Ceuleneer, Essai s. 1. yie e 1. regne de
Septime Serere. 314 S. — 6) Int all motivo dell' abdirazione di Diocleziano. — Arcli. st.
it. V, S. 201—80; 376—426; VI, 181—224.
Historisch« Jahresberichts. 1880. I. VS
1,114 vn- G- Bolze:
Unter den römischen Kaisern der späteren Zeit hat wohl keiner so s
das populäre wie das wissenschaftliche Interesse in Ansprach genomm
als Konstantin der Grofse. Die Arbeit Mansos aus dem Anfange unsej
Jh.s wurde durch die treffliche Monographie J. Burckhardts, welche ä
ebenso sehr durch eindringende und umfassende Studien, wie durch schar
Auffassung und schöne Darstellung auszeichnete, in Schatten gestellt J
der nun erschienenen zweiten Auflage des Werkes1) hat der Vf. manct
neue und wichtige Ergebnisse der in den letzten Jahrzehnten veröffentlichte
Untersuchungen (von Vogel, Hunziker, v. Görres, Preufs) verwertet, ohi
jedoch die wesentlich kulturhistorische Tendenz des Buches dadurch 2
verwischen.
Gegen die Behauptung des Toltaireaners' Lam6, dafs Julians Reaktic
gegen das Christentum ohne seinen frühen Tod Aussicht auf Erfolg gehal
hätte, wendet sich Dum6ril,a) nicht ohne dem Verteidiger des 'üben
katholischen' Standpunkts, Broglie, zuzurufen, dafs einige Jahrhunderte spät
das Christentum dem Islam so schnell im Osten unterlegen sei, weil 1
durch die Verbindung mit der weltlichen Macht entnervt war. Der ^
scheint keine Ahnung davon zu haben, dafs in Deutschland sowohl vc
historischer, als auch von protestantisch-theologischer Seite dies Theo
wiederholt und tiefgreifend beleuchtet worden ist
Für den Kaiser Balbinus weist Mommsen 8) die Namen Caelius Calvini
aus Inschriften und Münzen nach. Die Nachrichten, welche sich über d
in Gallien 257—73 auftretenden Kaiser bei den scriptores Hist Aug. finde
oder aus Münzen und Inschriften zu gewinnen sind, sind in einer beifttt
aufgenommenen Arbeit zusammengestellt worden.4) Dagegen wird bei eine
Werk über das letzte Jahrhundert des westlichen Reiches ö) zwar die glänzenc
Darstellung anerkannt, ihm aber Flüchtigkeit und Nichtberücksichtigung d(
Forschungen von Waitz, Dahn und Papencordt (Gesch. d. Vandalen) ?o:
geworfen. 6)
Über Hertzbergs Geschichte des römischen Kaiserreichs ist schon obe
gesprochen worden.7)
1) Die Zeit Constantins des Urofcen. Von J. Burckkardt. 2. Aufl. Leipzig. K-
Seemann. — 2) Apere,, p. «. a u. nouv. h. d. l'Emp. Julien. Mem. d. l'Ac. d. Sc. J. et B.
de Toulouse 1879, 1, S. 166—208 — 3) Namen des K. Balbinu«. — B. Ztschr. f. N«
VIII, S. 26 fl". — 4) E. Zevort, Do Galliean. iraperatoribus. Paria. Germer Bailliere, *l
Rev. Hist. XIII, 127 f. - ä) Th. Hodgkin, Italy and her lnvaders. Oxford. 2 voll.
6) Athenaeum, 1, S. 784. Rev. d. Qoest. Hist. Bd. 28. S. 613. — 7) S. 107.
Kirchengeschichte. 1,1 1 5
VIII.
E. Meyer.
Kirchengeschichte.
Die Geschichte der alten Kirche bis zu der Zeit, wo die volle Aus-
bildung der Hierarchie die Tiefe des religiösen Empfindens durch einen
heben Formalimas zu ersetzen anfing, wird von Protestanten und Katholiken
als der Stamm angesehen, an den beide Kirchen anknüpfen können, wenn
lach der Protestantismus die von kraftvoller Begeisterung getragene Kirche
kr apostolischen Zeit stets als sein Ideal hinstellen wird. Jedenfalls be-
teiligen sich an der Erforschung der ältesten Periode die Theologen der
ganzen Welt, wo nur Wissenschaft überhaupt getrieben wird. Die Folge ist
ein Reichtum an Litteratur, wie er schwerlich auf einem andern Gebiete
historischer Forschung vorhanden ist. Dieser ist es denn nicht zum wenigsten,
te dazu treibt, den schwer zu umfassenden Stoff in Real-Encyklopädien
lad anderen Werken allgemeiner Art den interessierten Kreisen übersichtlich
vorzulegen. In allen nimmt naturgemäfs das auf die alte Kirche Bezügliche
den beträchtlichsten Raum ein. In Deutschland erscheinen daher neben
einander in zweiter Auflage die protestantische grofse Realencyklopädie von
Herzog-Pütt,1) die beide nun bereits der Wissenschaft entrissen sind, und
das katholische Kirchenlexikon von Wetzer und Welt er;2) letzteres, in den
Augen der katholischen Theologen ein Standardwork, ist wesentlicher umge-
arbeitet als das protestantische Gegenstück, insofern die Zahl der Artikel
vermehrt ist, diese aber selbst kürzer gehalten sind. In Frankreich wird die
Uchtenbergersche3) Encyklopädie (reformiert) rüstig fortgesetzt, während
England eine Encyklopädie auf dem beschränkteren Gebiet der christlichen
Litteratur (wenn auch im weitesten Sinne) aufweist, die nur bis zu Karl
& Gr. geht, aber durch Gründlichkeit und Reichhaltigkeit ausgezeichnet ist.4)
für die Kenntnis des mit dem Christentum anfangs so eng verwachsenen
Judentums ist Hamburgers5) Encyklopädie zu erwähnen.
1) Vgl. o. 1, 55«. — Erschienen sind: Heft 56—70 (VI, 328—798; VII, 1—160).
Ltipng, Himichs. — Ober Biehm, HandwÖrterb. s. o. 1. c. — 2) Kirchenlexikon oder
Zyklop, d. kath. Theol. und ihrer Hülfswissenschaften. 2. Aufl. Begonnen v. Jos. Card.
**«rgenröther, fortgesetzt von Frz. Kaulen. Freiburg i. B., Herder. Heft 1 u. 2 (I,
8P. 1—384), (sollen 10 Bde. von 10 — 12 Heften werden). — 3) Encvklop. des sciences reli-
tfem*. Par., Fischbacher, VI (1879;, Vll— IX (1880); geht jetzt - Onan. — 4) W. Smith
*Q4 H. Wace, A Dictionary of Christ. Biographv, Litteraturc , Sects and Doctrines.
Udon, Murray. 1 (AD) 1877. XII, 914 S. — II (E — Hermokrates) 1880. XII, 928 S.
"^Schaff, A diction. of the Bible includ. biogr., nat, hist., geogr., topogr., archeo). and
Htenu. With 12 col. maps and illustr. (Philad., Americ. Sohool Union, 958 S.) kann wohl
J» populär sein. — 7>) Real-En«:yklop. f. Bibel und Talmud. 2. Abt. Heft 5 (S. 657— 81C>.
kipt, Kühler.
8*
1,116 VIII. E. Meyer:
Das Gebiet der gesaroten Kirchengeschichte umfassen mehrere populäre
Werke1). Als sehr praktisch hat sich Kurtz' Lehrbuch8) bewährt; um der
katholischen Auffassung der Kirchengeschichte gerecht zu werden, ist Hergen-
röthers3) Werk empfehlenswert; besondere Wichtigkeit hat der Supplement-
band (III), der die Litteratur möglichst vollständig geben will, die historische
Begründung der im Text gegebenen Ansichten enthält und eine Geschichte
der kirchlichen Historiographie anzubahnen sucht. — Uhlhorns4) populäre
Darstellung der Kirchengeschichte bis zu Julians Tode liegt in 3. Auflage
vor: sie kann nicht alle Seiten der Kirchengeschichte berühren, aber verdient
auch von denen volle Anerkennung, die den Standpunkt des Vf. nicht teilen.
Die Kirche, wie sie sich speciell in Rom frühzeitig entwickelte, ist einerseits
die echte Nachfolgerin der jüdischen Theokratie, andererseits der römischen
Weltmacht: die inneren Beziehungen Roms zum Christentum oder zur Kirche
werden immer von neuem Gegenstand von mehr oder minder wissenschaft-
lichen Darstellungen 5), und auch Renan hat dies Thema für die Vorlesungen ge-
wählt, die er in der Hibbert-Stiftung in London gehalten hat; jedoch hat er
lediglich Partieen aus den bisher erschienenen sechs Bänden seiner 'Origines
du christianisme', und zwar meist verbotenus, wiederholt6). Dafs der der
1) Baum, Kirchengesch. f. Haas u. Schule. M. authent. Abbildungen. (In 3 Lfgn.) Lf. 1
u. 2. S. 1 — 240. Nördlingen, Beck. — A. Müller, Allgem. Gesch. d. christl. Kirche. Aus
d. EngL (Lf. 2.) Elberf., Langewiesche, 1879. S. 97.— 192. — P. v. Schmid, Handb. d.
Kirchengesch. VI, 298, (für Schulen). — F. Kirchner, Katechism. d. Kirchengesch., Leipz.
Weber. VI, 314 S. — Katholisch ist U. Rolfus, Gesch. d. Reiches Gottes auf Erden
od. christl. Kirchengesch. von Erschaff, d. Welt bis auf uns. Tage. Für kathol. Familien. Mit
Holzschn. Hft. 13—20 (Schlufs). S. 673—1118. Freib. i. B., Herder. — Einschlägige Fragen
der gesamten heil. Gesch. werden den Widersachern der Kirche vorführen die unter der Leitung
Rene Kervilers in Serien erscheinenden: Questions controversees de 1'hist et de la science.
Paris, Tardieu. 1. Ser. 290 S. 18°. — Jeder Band soll 6 Kapp, enthalten: I. epoche antecliluv;
II. Zeit bis Christ; III. röm. Reich u. d. ersten christl. Jhh. ; IV. Mittelalter. Y. Neuzeit;
VI. Gegenwart — Tripepi, ritratü e biografie dei rom. pontifici da S. Pietro a Leone XIII.
Bd. I, Rom 1879 (256 S. 122 Portr., 40 frcs.), kennzeichnet sich durch Titel u. Umfang wohl
selbst ; vgl. von demselben : Esame scientif. di docum. per im apolog. pontific, II Papato XI No. 64
— 66. — 2) Lehrb. d. Kirch. -G. f. Studierende. 8. z. grofs. T. neuausgearb. Aufl. 4 Tle. in
2 Bdn. Leipz., Noumann. IX, 291; VIII, 344; VIII, 319; VII, 284 S. — J. H. Allen,
Fragments of Christ history to the foundation of the Holy Rom. empire, (Boston, Roberts, XX,
284 S. 16°) kenne ich nicht weiter. — 3) Handb. d. allgem. K.-G. 2. Aufl. II. (1303 bis
zur Gegenw.) 1112 S. — III. V, 634 S. (Theol. Biblioth. Ser. 1. Bd. XV. XIX). Freib.
i. B., Herder. Auch ins Franz. übers. : Hist do l'£gl. , trad. p. B e 1 e t. Paris , Palma. 2
voll, (bis z. Tode Karls d. Gr.) — Von D. E. Dar ras, hist. de l'egl. dep. la creation jus-
qu'au XII. s., contin. jusqu'au pontif. do Pie IX par J. Bar ei 11 e, (Paris, Vives) ersch. 1879
Bd. 26 (—1154) 627 S.; Bd. 27 geht bis 1198; 623 S. — Bd. 26 ist schon von Bareille.
— 4) D. Kampf d. Christen t. m. d. Heident. Bilder aus d. Vergangenheit als Spiegelbilder
f. d. Gegenw. 3. verb. u. verm. Aufl. (5. Tausend). Stuttg., Meyer u. Zeller. 452 S. — Populär
dürfte auch sein: Alticozzi, storia dello porsceuzioni antiche nei priml secoli della chiesa
Rom., tip. di Roma. 280 S. — J. Lloyd, tho North Afric. Church (Lond., Soc. f. promot
Christ. Knowledge), verfolgt die Geschichte d. Afrik. Kirche bis in die Neuzeit (pop.) —
5) z. B. (Anon.) : Des cause* de la grandeur de Rome pai'enne et de leur rapport avec l'eglise
cath. Paris, Vives. 404 S. — H. Formby, (kath.) Ancient Rom and its connection with tho
christ. religion (London, Kegan Paul & Co. 450 S. 1°), findet bei Rom von Romulus' Institu-
tionen an all es darauf hinzielend, dem Christentum den Boden zu bereiten! — Auch in G. P.
Fischers 'Discussion in Hist. and Theol.' (N.-York, Scribner's Sons; 553 S.) handelt eine
Abhandl. über dies Thema. — 6) Conference« d'Angleterre. Pari«, Levy. III, 261 S. — Ins Engl,
übers.: The Hibbert Lectures 1880. On the influence of the institutions, thought and eulture
of Rome on christianity and the development of the cath. church. Vgl. die treffenden Be-
merkungen A. J. Masons in der Acad. 1880, II, 249. In der Quart -Rev. 1880, II, 243
wird Renan als Novellist hingestellt, der in der deutsch. Litter. ebensowenig zu haus sei wie
in der englischen.
Kirchengeschichte. 1117
Kirche ungetreu gewordene Sohn und angehende Priester1) dahin gekommen
ist, bei einem protestantischen Publikum Beifall für seine ketzerischen An-
sichten zu suchen, hat begreiflicherweise in der katholischen Welt der ver-
einigten Königreiche eine starke Erregung hervorgerufen, und man ist erfreut
zu entdecken, dafs er doch einige Grundanschauungen der katholischen Auf-
fassung bestätige: so wenn er der päpstlichen Macht ein sehr hohes Alter zu-
schreibe, wenn er den Geist in ihr so früh entwickelt finde, der 1870 das
Infallibilitätsdogma zeitigte, und wenn er ferner den hierarchischen Geist
der ältesten Kirche und ihren Anspruch, den verschiedenen Nationalitäten
gegenüber die eine allgemeine Kirche zu sein, betone*).
Führen uns Renan und seine Gegner zu den Anfängen des Christentums,
so ist hier zunächst wieder eine bedeutende Anzahl von Schriften über unsere
älteste Quelle, das Neue Testament, zu nennen. — Zu T regell es' Textaus-
gabe (6 Bde. 1857—72) haben wir von F. J. A. Host und A. W. Streane
einen Nachtragsband8) erhalten, der freilich auch Prolegomena bringt; der
Cod. Alexandrin. des Britischen Museums liegt in photographischem Facsimile
vor4). Hier sei gleich die neue Ausgabe des schon durch Barret 1801 heraus-
gegebenen Cod. rescriptus Z. in Dublin von T. K. Abbot6) erwähnt;
A. hat vieles besser gelesen und manche Stellen glücklich entziffert. Nicht
grofe ist der textkritische Gewinn, den der von 0. v. Gebhardt und A.
Harnack6) anstatt gesuchter Schriften von Hippolyt und Dionysius von
Alexandria gefundene Codex des Klosters S. Maria de lo Patire bei Rossano
in Calabrien gewährt; dagegen füllen die Bilder dieses ältesten Bilderevan-
geliums, in vortrefflichem Stile gemalt, eine Lücke zwischen klassisch antiker
and sog. byzantinischer Kunst aus. Der Cod. enthält nur Matthäus und
Marcus bis 16, 16. — Die Zulässigkeit der Konjekturalkritik auch für die
XTlichen Schriften haben anläfslich einer Preisaufgabe der Teylerschen theolog.
Ge&ell&chaft in Haarlem W. C. van Manen7) und W. H. van de Sande
1) Der übrigem seinen Entwicklungsgang and Abfall von Born selbst mit grofser Selbstge-
fälligkeit erzählt in seinen: Souvenirs d'enfance et de jeanesse, Rev. d. deax Mond. 42, 68 ff. —
2) W. E. Addis, Thetruth and falsehood ofM. R.s. Lectores, Dublin Her. 3 T. 39 ff. Ser. IV,
333—60. — Vermutlich verfolgt ähnliche Tendenzen Hewil, Genesis of the cath. chorch,
The Cath. World, Heft 4 — 6, u. der sonst kritische (vgl. u. S. 135*) de Meissas: M. Renan
spologiste raalgre lui. Reponse ä l'JSglise chretienne. Paris, Gervais. 32 S. (schon 2. Aufl.)
— Tgl. Un mot sor l'täglise chr6t de M. Renan, par l'abbe X**. Lyon, Mougin-Rusand. VI,
17 S. — Gerem. Fiore, la genesi della chiesa (1879), ist auf den Index gesetzt. — 3) The
Gwek N. Test., edited from ancient authorities with the varioos readings in fall and the Lat.
ren. of Jerome. T. VII, Lond. Bagster & Sons. 24, XXXI 1 , 1070 S. —Von Tischendorfs
N T. ersch. *edit. academ. XL Ad edit. crit. VIII conform'. Leipz., Tauchnitz; XXX, 437 S.
(Ed. ster. VII). — Von dess. 'N.-T. gr. et latf. (Vulgata nach der Recens. von Sixt. V. u. Clem.
VIII) ersch. ed. ster. VI. Ibid. 983 S. Die neue Ausgabe des N.-T., welche die Baseler Bibel-
gesellschaft veranstaltet hat, (H KAINH JIA0HKH. Karä t« aq%aUna%a dvrfy^n7a
ixdo&tura. Ev RaaiXeia. JaTtdvii rov <Piloßißlixov JSvk/.6yov) giebt jetzt einen kritisch
gerexnigteren Text — 4) Facsim. of the cod. Alex. New Tont, and Clemens' Epistles. Publish.
by order of the Trostees. Lond., 1879. 1 Bg. 144 Bll. — 5) Par palimpsestorum Dubli-
Bensiom. The Cod. rescr. Dabl. of St. Matth. Gospel (Z). A new edit revised and au gm., also
Fragments of the book of Isaiah in the LXX version together with a newly discov. frgm. of
the cod. Palat. with 2 plates of facsim. Dubl., Hodges, Foster & Figgins. (u. Lond.,) 23 S.
39 Bll. (das Fragm. des Cod. Pal. ist eine Itala-Obersetz., die Matth. 18, 13—24 enthält). —
6) Evangelior. cod. graec. purpur. Rossanensis (2) litteris argent. VI0 ut vid. Saec. scriptas
poctarisque ornatus. Seine Entdeckung, s. wissensch. u. künstler. Wert. M. 2 facsim. Schrift-
tat a. 17 Umrifszeichngn. Fol. VI, XL1X S„ Leipz., Gieseke u. Devrient. — 7) Conjecturaal-
'-ritiek toegepasst op den tekst van de sehriften de« N. T. Haarlem, F. Botin* Erven. 352 8.
1,118 VUL E. Meyer:
Bakhuyzen1) betont. — Für die Feststellung des griechischen Textes sind
auch die alten Übersetzungen zu verwerten: hinsichtlich der syrischen hat
G. Wildeboer8) das Verhältnis der von Cureton edierten syrischen Evan-
gelien zu den der Peschittho untersucht; nach ihm wäre der syrische Text
erst zur Zeit Jacobs von Edessa (c. 700) und vielleicht durch ihn zu einer
gewissen Festigkeit gelangt.
Dafs die kritischen Untersuchungen über den Quellenwert der meisten
neutestamentl. Schriften zu Resultaten führen werden, welche von allen Rich-
tungen auch nur innerhalb der protestantischen Kirche anerkannt würden,
ist kaum zu erwarten; unser Material ist in der That zu lückenhaft, um von
den vielen Möglichkeiten, die Scharfsinn und Kombinationsgabe erdenken
können, eine oder die andere zur Wahrscheinlichkeit zu erheben. Sämtliche
Zeugnisse, welche aus der Zeit der alten Kirche über den NT liehen Kanon
sowie über die einzelnen Bücher desselben vorhanden sind, ebenso die der
heidnischen Schriftsteller über das Christentum hat A. H. Charteris8) (Prof.
in Edinburgh) in einer Vollständigkeit zusammengestellt, die volle Anerkennung
findet, wenn er auch dabei an J. Kirchhofers 'Quellensammlung zur Gesch.
des NTlichen Kanons' (1842 — 44) eine Grundlage hatte, die er nur auf die
Höhe der heutigen Wissenschaft erhoben hat. — Die Authenticität der Evan-
gelien will Fred. Huidekoper4) einmal nicht mit positiven Gründen, sondern
indirekt beweisen: wären sie, argumentiert er, wie die kritische Schule be-
hauptet, Schriften des II. Jh., so würden sich in ihnen viele von den Lehren
über Christus finden, welche, wie z. B. die von der Höllenfahrt, die Schriften
des H. Jh. in auffallendster Weise kennzeichnen. — Die Synoptiker hat
Bonnet5) kommentiert: von ihnen hat Matthäus einen hervorragenden Exe-
geten in dem von Freund und Feind trotz des oft nicht zu vermeidenden
Bemühens, die katholische Tradition zu wahren, geschätzten P. Schanz6)
gefunden; seine Ansichten, z. B. Bestimmung des ursprünglich aramäisch ge-
schriebenen Evangeliums für einen judenchristlichen Lesekreis, dem das Fern-
bleiben des gröfsten Teils des jüdischen Volkes Skrupel bereitete, sind aus
früheren Schriften7) bekannt. Katholisch ist auch K. Pölzls8) Kommentar:
Matthäus ist ihm Levi, die Logia des Papias sind das Matthäus-, nicht das
Hebräerevangelium, die Ursprache war das Hebräische; meist sich also an
Schanz anschliefsend, hält er gegen diesen an ca. 42 als Zeit der Abfassung
fest. — C. F. Keil9) lieferte einen Kommentar zu Markus und Lukas: letz-
terer hat unter den Synoptikern die weitaus gröfste Zahl von Exegeten auf-
zuweisen. F. W. Farrar10) nimmt einen vermittelnden Standpunkt ein, und
E. H. Plump tre,11) der Studierende im Auge hat, bezeichnet in der Er-
1) Orer de toepaaaaing van de conjeet. cht. op den tekat d. N. T. Ibid. — 2) de wurde
der Syrische Evangelien door Cureten ontdekt on uitgegev. Eene bijdrage tot de geachiedenia
van het ontataan der ayr. Bijbelvertalinpen. Leiden, Brill. 72 8. — 3) Canonicity, a collect,
of early testim. to the canon. booka of the N. T., basod on Kirchhofers Qaellensammlg. Edinb.,
Blackwood & S. CXX, 484 8. — 4) Indirect teatimony of hiatory to the genuineneas of the
Goapela. 2. Aufl. N.-York, J. Miller. XVI, 226 S. — 5) ßvang. de Matth., Marc et Luc,
formant le Tome I da N. T. explique au moyen d'introduetions, d'aiialyses etc. Lausanne,
Bridel. XLVI11, 656 S. — 6) Comm. üb. d. Ev. Matth. Freib. i. B., Herder, 1879. VII,
562 S. — 7) Tüb. Quart-Schr. 52 (1871); d. Compos. d. Matth.-Ev. 1877. — 8) Kurzge-
fafster Comm. z. d. 4 hl. Ev. z. Gebrauch f. Theol. - Studirende (in 4 Bdn.). I. Matth. mit
Auaachlufa d. Leidenagesch. Graz, Styria. XXVI, 320 8. — 9) Leipz. , Dörffling u. Pranke,
1879. 501 S. — 10) the goap. aecord. to 8. Luke. With mapa, notes and introduet. Cam-
bridge, Univers.-Freaa. — 11) the go«p. aecord. to S. Luke. Lond., Caaael & Co.
Kirchengeschicht«. 1,119
klänmg keinen Fortschritt; dagegen wird an Mac-Evilly1) (katholischer-
seits) grofee, 'bescheiden verdeckte' Gelehrsamkeit gelobt. — Dals Lnkas sich
im Josephus 'umgesehen' habe, was der Autor der 'Supernatural religion' und
Renan billigten, zeigt H. Holtzmann *) gegen die Einwendungen K. T.
Xösgens*) aufs neue. Letzterer hat seine Studien über das Lukas -Ev.
fortgesetzt4): Theophilus sei durch Einwände, die von Judenchristen mit
Berufung auf Jakobus gegen Paulus' Lehre nicht von der Rechtfertigung, son-
dern von der Person, Leben u. Bedeutung Christi erhoben seien, irre geworden;
das Lukas -Evangelium enthalte demgemäfs noch in höherem Grade als die
Apg. eine Synthese zwischen Paulus und Jakobus und sei das Evangelium
des dritten Säulenapostels, — daher seine allgemeine Anerkennung. Zittel 5) hat
das Lukas- und Johannes- Ev. populär, aber mit dem Geschick des Sach-
kundigen behandelt. — Für das Johannes-Ev. liegen katholischerseits der gut
aufgenommene Kommentar von Gorluy S. J. 6) und der von P. Haneberg-
Schegg7) vor: protestantischerseits sind für die Echtheit eingetreten B.Weifs8)
in seiner Neubearbeitung des Meyerschen Kommentars und der Socinianer
Ezra Abbot9), Prof. d. Divinity School der Harvard -Universität in Cam-
bridge bei Boston, der auch in deutscher Litteratur gut bewandert ist und
sich hauptsächlich gegen den Autor der 'Supernatural religion' 10) wendet,
deren 3 Bände nun in neuer Ausgabe zusammen erschienen sind, um das
Aufsehen, welches die ersten Bände machten (1875 6. Aufl.) zu wiederholen.
C. Brachmann11) scheint aus dem richtigen psychologischen Verständ-
nis des Johannes und des Geistes seines Evangeliums, das ein Bild Christi
gebe, wie es der liebende Jünger aufgefafst, die Echtheit, die sich durch
änfsere Zeugnisse nicht erweisen läfst, mit Sicherheit hervorzugehen. Godets1*)
Abhandlung gegen Renans Hypothese von dem Ursprünge des 4. Evangeliums
ist mir leider nicht zugänglich gewesen, ebenso wenig eine Schrift von Ram-
bert13). Von Ti sehen dorfs14) Schrift über die Abfassungszeit der Evan-
gelien liegt eine 2. veränderte Auflage vor; tendenziös antiklerikal ist P.
Victor16), der die Widersprüche der Evangelien aufzuzeigen sucht. — An
die Fragen, welche das Matthäus-Ev. veranlafst, schliefsen sich die über das
Hebräer-Evangelium eng an. Nicholson16) weicht in seinen Untersuchungen
ober dasselbe von Hilgenfeld mehrfach ab: Matth. habe beide Evangelien zu
1) An expoedt of the gosp. of S. Luke. Dublin, 1879. 248 S. — 2) Anzeige des Auf-
»fces v. Nösgen, Zschr. f. wiss. Theo!. 23, 121. Vgl. u. S. 120. — 3) Über Lac. u. Joe., Sta-
uen il Krit. 1879. 8. 221—540. — 4) Urspr. u. Entstehung d. 3. Ev., ibid. S. 49—137. —
5) <L 4 Evangelien übers, u. erkl. II. Das Ev. d. Luk. — Zum Joh.-Ev. — Das Joh.-Ev. Karls-
ruhe, Braun. VII, 213 S. — 6) 2. Ausg. Gand, Poelmann. XV, 491. (1. Ausg. schon 1878).
— 7) D. B. v. Hmneberg (Bisch, v. Speyer), d. Ev. nach Joh. übers, u. erkl. Redig., ergänzt
n. hrsg. v. P. Seh egg. II. (Kap. X— XXI). — T. XX von: D. hh. Evang. übers, u. erkl.
München, Stahl. VI, 710 S. — 8) H. A. W. Meyer, krit exeg. Comment üb. d. N. T.
Abt IL Ev. Joh. — 6. völlig umgearb. Aufl. Göttingen, Vandenhöck u. Ruprecht VIII, 695 S.
— 9) the authorship of the fourth gosp. External evidences. Boston, EUis. II, 104 S. —
10) SupernaL rel. An inquiry of the reality of div. revelation. Complete edit., carefully revi-
«ed. 3 voll. London 1879. XCVIII, 486; 479; 613 S. — Gegen dies Werk wendet sich
loch Fischer, Titas -Street Prof. of occles. hist. in Yalo College (New-Haven) (s. o. S. 1165)
in der Abhandl. über die 4 Evangelien. — 11) Charakter u. Anlage des Ev. Joh., Beweis d.
Glaub. 15 (1879) S. 613—35. — 12) l'hypothese de M. Renan sur l'origine du IV. ev., Rev.
chretieime, Märzhft — 13) de l'auteur du IV. ev., Rev. de theol. et de philos. 1879, Nov. —
14) Wann wurden unsere Ev. verfafst? Loipz., Hinrichs. XVI, 133 S. — 15) les evangiles
et rhistoire. Paria, Charpentier. 1879. III, 348 S. 12°. — 16) The Gosp. aecord. to the
Hebrews. Its fragments translat and annot, with a critic. analyse of the external and internal
evidences relating to it London, C. Kegan Paul & Co. 176 S.
1,120 VIII. E. Meyer:
verschiedenen Zeiten für verschiedene Leserkreise geschrieben, ohne dafs sich
feststellen liefse, welches zuerst; das Hebräer-Ev. trage nicht den Charakter
der andern apokryphen Evangelien. — Zum Verständnis der NTlichen Zeitge-
schichte ist auch Josephus eine wichtige Quelle. Eine neue Uebersetzung seiner
gesamten Werke erscheint in Paris und würde sich, falls sie von Wert
wäre, durch Billigkeit empfehlen 1). Die altlateinische Übersetzung des sog.
Hegesipp darf nicht dem h. Ambrosius zugeschrieben werden ; der Autor war
Jude oder jüdischer Abkunft und sprach Lateinisch nicht als seine Mutter-
sprache *). — Die in den heiligen Schriften erwähnten Ortschaften festzustellen,
war ein Hauptstreben des auf streng -katholischem Standpunkt stehenden
V. Gue>ins) auf seinen Reisen im h. Lande; er erläutert daher vielfach
alte Textstellen, hat aber auch neuere ltinerarien, die bisher nicht beachtet
waren, herbeigezogen. Wie die früheren Bände daher zur Kenntnis des alten
(und auch mittelalterlichen) Judäa und Samaria viel beigetragen, so auch die
vorliegenden Bände zur Kunde Galiläas. — Die englischen Forschungen und
Aufnahmen in Palästina (Palaestina Exploration Fund) 4) machen es auch mög-
lich, uns nach den Angaben des Josephus ein klares und anschauliches Bild
des Tempels zu Jerusalem zu machen, wie er zu Christi Zeit war.5) In
einer Erklärung der Mischna- Namen (Tractat Middot I, 3) der fünf Thore,
welche durch die innere Enceinte des Herodischen Tempels führten, hatte Fr.
Loeb6) den Namen des südlichen, Hulda, = Maulwurf gesetzt, weil es unter-
irdisch war ; Clermont-Ganneau billigt im wesentlichen diese Erklärung,
schlägt aber hinsichtlich des westlichen Thores, Kiphonos, anstatt der
Loebschen Ableitung von %6<fivog (Korb) die von xvqxov (Joch) vor: also
voüte cintreV 7).
Dem Urteil, das man über die Quellen fällt, entspricht die Auffassung
Christi selbst. Auf streng - katholischem Standpunkt steht Fouard8) und
wohl auch einige kleinere Lebensbilder, die vermutlich zugleich erbauliche
Zwecke verfolgen,9) auf kritisch-rationalistischem Standpunkt E. Clodd10),
dem Christus keine Ausnahme von den allgemeinen Entwicklungsgesetzen
1) QSuvres compl. Avec une note hist. p. J. A. G. Buchon Paris, Delagraye. XXV111,
882 S. Sonst Tgl. Jahresber. n, 1, 47* u. 51 *. — 2) F. Vogel, de Heges. qui die Josephi
interpr. Dias. Erlangen. 61 S. — 3) Vgl. u. II, 242* (I. Partie, Judaea, 3 voll., ersch. 1869;
II. P., Samaria, 2 voll., 1875.) — A. Driou, Jerus. et la terre sainte (Liraoges, Ardant 1879,
216 S.) ist ohne Zweifel populär; J. Walther, Ät hist. de la topogr. de Jer. pendant les
temps bibliques (Genf, Berond), u. Ch. Riefs, the lands of holy script. Geogr. and bibl.
Atlas, (Freib. i. B., Herder), kenne ich nicht. Übrigens vgl. o. S. 571. — 4) s. o. S. 57 *
u. Jahresber. II, 1, 119a. — 5) F. Spiefs, d. Temp. zu Jer. während d. letzten Jahrhun-
dert« s. Bestandes nach Jos. Berl., Habel. 36 S. (Virchow u. Holtzendorff, Vorträge. H. 358.)
— Nur die Resultate einer umfangreicheren untersuchenden Schrift desselb. Vf. — 6) les portes
dans l'enceinte du temple dUer. Amstwrd. 1879, 8 S. 8ep. a. : d. Letterbode IV. — 7) Key. crit 1880,
II, 361 f. — 8) la vie de N. S. Jes.-Chr. 2 voll. XXIV, 552; 577 S. — 9) Dupuis, Hist de N. S.
Jes.-Chr. 2. 6d. Lyon, Briday. 316 S. 12°. — Edom, vie et voyages de N. S. J.-Chr. 4. &L Paris, Dela-
grave. 367 S. — Petit (Abb6), hist de N. S. J.-Chr. 5. ed. Lille, Lefort. 231 S. Malleson,
Job. Chr., His Life and His work. (Lond., Ward u. Lock. 375 S.) ist illustriert; L. Arosio,
Gesü Chr., studi storici (Mailand 1878), kenne ich nicht — Coleridge, the publ.
life of our Lord, V (Trainings of the Apostels), behandelt die Wunder, welche die Heranbildung
der Ap. zu ihrem Amte bezweckten. — 10) Jos. of Naz., embracing a sketch of Jewish hist.
to the time of his birth. Lond., Kegan Paul & Co. (populär). — Denselben Standpunkt dürften
teilen: A. S. Morin, Jes. reduit ä sa juste valeur. 2 ed. rey. et augm. Paris, Martinov.
XLVII, 383 S. [2,50 fr.]: Dufay, la Legende du Christ (Paris, Dreyfous); Monsabre, la
place du Chr. dans Thist. du raervcilleux, Rev. de France, Märzhft, vielleicht im Anschlufs an
E. Havet, origines du christianisme (Paris 1878), der über seinen Confrater Renan hinausgeht
u. Christus für einen Schwärmer erklärt, und Turcotta, vita polit di Gesü.
Kirchengeschichte. 1,121
der Natur bildet. — D. H. Meyer1) will in einer ansprechenden mit Citaten
aasgestatteten Studie fftr ein gröfseres Publikum die innere Einheit der Evan-
gelien in der Anschauung von Christus darlegen ; die Synoptiker haben 'ad narran-
dom', Johannes 'ad probandum' geschrieben, was die Divergenzen genügend
erklärt. — Wie Sokrates hat auch Christus die Ironie, sowohl die milde wie
die beilsende, angewendet, ja sie tritt in den Evangelien fast zu stark hervor.
Aber sie gehört zum vollen Mannescharakter Jesu, der eben nicht 'verschwom-
men und sentimental -süfslich, kein lammhaft sanfter Seelenbräutigam, keine
Moliuskennatur ohne Knochen und Mark war'.*) Als einen Reformator des
Judentums will Molchow Christus hinstellen: ein Prophet, der weit über die
des alten Bundes hinausging, habe er den Geist des Judentums 'destilliert*.
Selten läfst man Christus von jüdischer Seite so viel Gerechtigkeit wider-
fahren.s) Weil Josephus bekanntlich ein auffallendes Stillschweigen über
Christus beobachtet, hätte nach G. Solomon4) der eine Christus unserer
Evangelien nicht existiert: das in ihnen geschilderte Bild sei aus Zusammen-
werfung von vier bei Jos. erwähnten Persönlichkeiten entstanden, nämlich l)des
Judas Gaulaiiites, der das Gottesreich gepredigt und der wahre Begründer des
Christentums sei-, 2) eines ungenannten Propheten aus Samaria, dessen Garizim-
fahrt, von Pilatus mit blutiger Strenge unterdrückt (Ant. 18, 4, 1. 2), die Ab-
berufung des letzteren zur Folge hatte-, 3) des Jesus Ben Sapphias, der im
jüdischen Kriege eine Rolle spielte (B. J. 2, 20, 4) und 4) des Jesus, der
in der Zeit kurz vor dem Kriege unablässig Wehe über Jerusalem rief (Bell.
J. 5, 5, 3). — Auch nach Br. Bauer6) hat Christus nicht existiert: Seneca ist
der Schöpfer des Heilands - Ideals und das Christentum die Schöpfung der
mit stoischen Ideeen lange durchdrungenen Massen der griechisch-römischen
Welt des I. und II. Jh.; die Evangelien sind ein Niederschlag der eigenen
inneren Kämpfe und Erfahrungen dieser Massen. — Eine neue Untersuchung
hat das Geburtsjahr Christi hervorgerufen. Fl. Riefs6) (verbannter Jesuit)
erklärt die Sonnenfinsternis, die nach Josephus dem Tode Herodes d. Gr. vor-
herging, für die des 10. Jan. 753, hält an Orosius fest, nach dem 752 das
Jahr des Census war, sieht die Tradition der Kirche über den Geburtstag
Christi für sicher begründet an und kommt so auf den 25. Dez. 752. Der
in der alten Kirche deutlich erkennbaren Tradition über das Geburtsjahr
Christi sei Dionysius Exiguus gefolgt, als er den Ostercyklus des h. Cyrill fort-
setzte. Wie die Jahre im Regentenkanon des Ptolemäus (Ideler I, 115) voll-
abgelaufene Jahre bedeuteten, habe er, als er an der Scheide des Cyrilli-
schen und seines Cyklus die Jahreszahl 532 ansetzte, bezeichnen wollen,
nicht dafs das Jahr 532 beginne, sondern dafs 532 Jahre verflossen
seien. Unsere Zählung sei also dann vollständig richtig, wenn man die
Octave vom 25. Dez. bis zum 1. Jan. vernachlässigt und z. B. am 1. Jan.
1880 die Zahl von 1880 Jahren vergangen sein läfst. Indem übrigens
Riefs den Dionys seine Jahre mit Ostern, nicht mit dem 1. Jan. beginnen
läfst, hat er den schwer wiegenden Einwand Idelers nicht beachtet, dafs dann
1) le Christ de« Krangiles. ßtude rolig. Paris, Fischbacher. 101 S. (wohl reform.) —
2) 0. Haggen mach er, d. Ironie Jesu nach den Ew., Prot Kirchenzeit 27, 889 ff. —
S) Je», e. Reform, d. Judent Zürich, Verl.-Magaz. 63 S. — 4) The Jesus of hist and the
J. of tradition identified. London, Heeres. 295 S. — 5) d. Urevangeliura u. d. Gegner d.
Schrift: Christ, u. d. Caesaren. Berlin, Grofser. 78 8 Vgl. u. 8. 131«. — Rambouillet, les
angines da chrintianisrae d'apres M. Duruy, Rey. du raonde cath. v. 15. April, kenne ich nicht.
— 6) s. o. S. 54". Bildet Ergänz.-Heft 11 u. 12 d. 'Stimmen aus Maria-Laaoh'. —
1,122 VIII. E. Meyer:
einzelne Jahre 2 Ostertermini haben muteten, was in den uns überlieferten
Cyclen aber nicht der Fall ist. — Den Soldaten Panthera giebt zuerst als Vater
Christi Celsus an, der nicht ans der Talmudischen Tradition geschöpft haben
kann, sondern wie er vermutlich in Rom schrieb, die lästernde Sage von den
hellenisierten Juden Roms aufgenommen haben wird. Der Name soll, da der
Panther das Symboltier Roms ist, ausdrücken, dafs Christus der Verbindung
von Schande und römischer Brutalität entsprossen sei, zugleich aber die
Römerfreundlichkeit des Christentums d. h. seine passive Unterwürfigkeit unter
die staatliche Gewalt im Gegensatz zu der Opposition der Juden kennzeichnen. l)
Viel bestritten ist die Frage, wer der Joh. 1, 46 ff. berufene Nathanael
sei. H. Späth9) kommt auf seine 1868 aufgestellte Ansicht zurück, es sei
Johannes selbst, der durch das ganze Evangelium dem Petrus gegenüber eine
besondere Stellung erhalte. Beide Namen bedeuteten dasselbe und Johannes
werde durch den Namen Nathanael als Busenfreund Jesu hingestellt schon
durch die wachgerufene Erinnerung an die Freundschaft Davids und Jona-
thans. Kap. 21 kann dann natürlich nicht von Johannes sein. — Eine ge-
naue Darstellung des Essenismus nach Philo und Josephus (Plinius ist über-
gangen) bildet für Dem ml er3) die Grundlage, um die Frage, ob Christus
Beziehungen zu den Essenern gehabt habe, zu verneinen: der Essenismus war
der denkbar ungünstigste Boden zur Vorbereitung auf den Messiasberuf, anderer-
seits hat Christus ihn nicht direkt bekämpft. Der Essenismus, keineswegs die
'Blüte des Judentums', enthält keinen originalen Gedanken: sein an sich unmög-
liches Bestreben, die Gottesgemeinde nach Ritual und Moral, nach Buchstaben
und Geist herzustellen, setzte an die Stelle des Gottesvolks den Orden. —
Die Speisung der 5000, die der vierte Evangelist ausführlicher schildert als
die Synoptiker, bildete nach Chr. E. Luthard*) den Höhepunkt der Wirk-
samkeit Christi in Galiläa, indem das Volk ihm Huldigungen darbrachte, die
er abwies, um sie erst ein Jahr später anzunehmen. Der Evangelist fafst
in jener Erzählung die Wirksamkeit Christi in Galiläa, die er sonst nicht
darlegt, zusammen. — Gegen die Behauptung Keims, Jesus habe den Weg
von Galiläa nach Jerusalem durch Peraea gewählt, weil er einsamer war,
wendet sich R. Steck5) mit dem Nachweis, dafs jener Weg damals, wenn
nicht der allein übliche, so doch viel benutzt war, da strenge Juden sich
nicht gern einer Verunreinigung durch Berührung mit Samaritern aussetzten.
— Die Frage, 'bat Judas Ischarioth das h. Abendmahl vom Herrn empfangen',
verneint nach Matthäus und Markus gegen Lukas H. F. Keil. 6)
Nach A. Roberts' 7) schon früher aufgestellter Behauptung hätte Christus
gewöhnlich griechisch gesprochen; auch habe er ebenso wie die Apostel des
A. T. nach den LXX citiert. — In den Römern, die in den Evangelien
auftreten, versucht Teof. Gay8) moderne italienische Typen nachzuweisen:
Pilatus sei der heutige Liberale, Claudius Lysias sei unwissend, u. s.w.
1) G. Rösch, Panthera, Theol. Stud. ans Württemb. I, 150—163. - 2) d. NTliehe
Jonathan, Zschr. f. wiw». Theol. 23, 78. — 3) Chr. u. d. Essenism., Theol. Stud. an* Württemb.
1, 29 — 53, 122 — 49. [Die Zschr., red. v. Th. Hermann n. Ph. Zoll er, setzt die 'Stadien
d. ovang. Geistlichk. W.s.' fort; Ludwigsburg, Neubert - Aign er , jährl. 4 Hefte.] —
4) d. Krisis d. galil. Wirksamkeit Jesu, Zschr. f. kirchi. Leb. I, 307—12. — 5) d. Püger-
weg d. Galiläer nach Jer., Jbb. f. prot. Theol. VI, 706—16. — 6) Zschr. f. kirchi. Leb.
I, (s. u. S. 132e) S. 236—43. — 7) the Bible of Christ and his Apostles, Lond., Cafse) & Co.
— 8) gli Italiani del Vangelo, originali antichi e copie moderne. Firenze — Joh. d. Taufer
behandelt bist u. kunsthist. H. Razy, St Jean-Bapt., sa vie, son eulte et sa legende artist
Paris, Tequi. XIII, 607 S. Erwähnt sei hier Maistre, les 72 disciples de N. S. Jes.-
Chr. et leurs illustres successouro les 72 cardinaux. Ayec <L notes bist 1879. 423 S.
Kirchengeschichte. 1,123
Auf die jüdische Theologie zu Christi Zeit, deren Kenntnis ja für die
NTlichen Vorgänge nicht zu entbehren ist (z. B. für die Messiasidee), wirft
ein klärendes Lacht zurück das Religions-System, welches die jüdischen Ge-
setzesphilosophen in den ersten Jahrhunderten unserer Ära ausbildeten.
F. Webers exakte 'von paulinischer Liebe zum jüdischen Volke' getragene
Darstellung desselben 1) wird aber jeden Unbefangenen nur einen, trotz 'aller
individuellen Buntscheckigkeit', unsäglich engen, mit Eigensinn starr abge-
grenzten, öden Gedankenkreis erkennen lassen, den spitzfindige Dialektik
und Interpretation in ewiger Drehung erhalten: man begreift es, dafs es dem
von griechischem Einflufs berührten Paulus endlich wie Schuppen von den
Augen fallen mufste.
Das Verhältnis des Christentums zum Judentum wie zu Rom zu be-
stimmen, war nach H. U. Meyboom der Zweck, den der Autor der Apost-
Gesch. verfolgt: wenn derselbe auf das Bürgerrecht des Paulus so grofses
Gewicht lege, so solle damit das Bürgerrecht des Christentums überhaupt
dargethan werden. *) Von dem Judentum habe sich das Christentum in vielen
Punkten nicht geschieden, zumal in jeder der beiden Religionsgesellschaften
starke, weit auseinandergehende Gegensätze vorhanden waren. Gleichwohl
standen Juden und Christen auf gespanntem Fufse mit einander, wenn auch
die Erzählungen der Apg. von der Hinrichtung des Jakobus, von der Ein-
kerkerung des Petrus, der Steinigung des Stephanus wahrscheinlich aller
Unterlage entbehren. Paulus erklärt selbst die neue Sekte verfolgt zu haben:
ist das zunächst von Damaskus zu verstehen, so mufste doch die principielle
Verschiedenheit in der Beurteilung Christi auch in Jerusalem Zwistigkeitcn
hervorrufen. Später hatte Paulus selbst zu leiden, und auch in der Apoka-
lypse, im Hebräer- und Jakobusbrief, die ca. 70 — 80 geschrieben sind, finden
sich unzweideutige Spuren von Verfolgungen: ein ungelöstes Rätsel ist es,
dafs uns die jüdische Litteratur (Jubileen, B. Judith, Apok. des Esrab und
Baruch, B. Henoch) davon nichts sagt.3) — H. H. Wendts*) Auffas-
sung der Apostelgeschichte zeichnet sich durch Einfachheit und gerades
Urteil aus.
Den Apostel Paulus hat F. W. Farrar6) in populärer Form behandelt,
ähnlich wie früher Christus. Sein Standpunkt nähert sich dem Renans: er
glaubt, dais Paulus einmal verheiratet war; den Tfahl im Fleische' hält er
fär eine widerwärtige Augenkrankheit (vgl. Gal. 4, 14). — Gegen die kritische
Schule ablehnend verhält sich J. Sharpe:6) eine richtige chronologische
Ordnung werde alle Briefe des Paulus über die Angriffe einer unfreundlichen .
Kritik wegheben. — Sh. beherrscht aber die Litteratur nicht genug. Gegen
den Vorwurf der Selbstüberschätzung, die Mosheim in Paulus* Worten 1. Kor.
9, 15 u. a. finden wollte, sucht Klostcrmann7) den Apostel in Schutz zu
1) S. o. S. 59*. — Unbedeutond ist 13. Tick, jüd. Volksleben z. Z. Jesu. Now-York,
Kochester. 75 S. — 2) Hct romeinsche Burgerrecht van Paulus, Thcol Tijdschr. XIII.
U879). — 3) Ders.: hot getuignis van P. te Jerusal., ibid. XIV, 395—421, 599—621. —
♦) Krit-exeg. Handb. üb. d. Apg. VIII, 543. (5. Aufl. v. H. A. W. Meyers Komment.,
»• o. S. 1198.) — T>) The life and work of St. Paul. 2 voll. Lond., Cassel, Pettor, Galpin
i- Co. — 6) The journeys and epistles of tho ap. P. Lond., Bussel Smith. Gegen Renan und
die Neutübinger' Schule wendet sich Fischer (s. o. S. 1165) in soinor Abhandl. über Paulus.
- Bober t (Abbe"), Hist de St. P. (Limoges, Barbou, 191 S. 12) ist aus d. Bibl. chrät. ot
mor. — Über Murena, vita di S. Paolo ap. (1879), u. Ul. Chevalier, St. P. ap., bio-biblio-
griphie (Montbeliard, Hoffmann, 16 S.), vermag ich nichts zu sagen. — 7) Ein dunklor Punkt
ia der Seltwtbeurteil. d. Ap. P., Ztschx. f. kirchl. Loben etc. (s. u. S. 132e) I, 567 -89.
1,124 yin. E. Meyer:
nehmen. — Um eine Grundlage für die Darstellung zu erhalten, wie sich in
Paulus während seines einjährigen Aufenthaltes in Arabien das jüdische Be-
wufstsein, das von einem Ereuzestode des Messias als göttlichem Heilswillen
nichts wufste , zum christlichen umgewandelt und wie letzteres dann ein
Element der jüdischen Weltanschauung nach dem andern in P. umformte, will
C. Holsten1) die vier echten Briefe des Paulus einleiten und erklären. Zu-
nächst liegen der Galater- und der 1. Kor.-Brief vor, in denen die Stellen,
welche den Gedankengang zu stören scheinen, für unecht erklärt werden:
Paulus fingen wir eben erst an zu verstehen. — Einer der wichtigsten Momente
im Leben des Paulus ist der sog. Apostelkonvent. Wenn Paulus so lange
vor demselben sein beschneidungsloses Evangelium unbehelligt predigte, so
ist der Grund wohl in dem späten Übertritt von Pharisäern (Apg. 15, 5)
zu suchen, welche die Urapostel vielleicht erst mit Mifstrauen gegen P.
zu erfüllen versuchten. Die Verhandlungen Pauli in Jerusalem waren teils
öffentliche, teils private-, letztere, mit den Aposteln gepflogen, gingen wohl
voran; ob das Abkommen (Gal. 2, 9. 10) in diesen oder in den öffentlichen
getroffen ist, bleibt zweifelhaft. Der Vertrag hielt nur den Status quo auf-
recht und zog die Grenzen nicht ängstlich, so dafs Paulus auch die Juden
der Diaspora zufielen. Die Reden in der Apg. sind die Quintessenz längerer
Reden; die Verbote sind wohl erst spätere Verordnungen des jerusalemischen
Presbyteriums und fälschlich von Lukas in so frühe Zeit versetzt (vgl. 21,
25). Demnach behauptet die Apg. ihren Wert neben Paulus; Lukas benutzte
als Quellen wahrscheinlich Erzählungen aus antiochischen Kreisen. *)
Zum Römerbrief ist unter den erschienenen Kommentaren der von
F. Godet3) am wichtigsten. Er spricht sich entschieden für die Echtheit
auch des Stückes von Kap. XII an aus; hinsichtlich des Textes erkennt er
eine dreifache Überlieferung an: die alexandrinische, die occidentalische und
die byzantinische, von denen keine an sich den Vorzug verdient Von
Polemik ist in dem Briefe keine Spur; der Apostel will nur die Gemeinde,
das Werk seiner Schüler und Freunde, im rechten Glauben bestärken; sie
bestand im wesentlichen aus Heidenchristen. Das Erscheinen feindlicher
Judenchristen hat P. jedoch vorausgesehen. — Godets Resultate hat der
Hauptsache nach Chapuis4) acceptiert, der aber glaubt, das Christentum
sei zuerst in der Synagoge gepredigt, woher die von Sueton gemeldeten
Unruhen unter Claudius gekommen seien. Wenn in der Apg. die Juden
von der neuen Lehre nichts zu wissen erklärten, so sei das nur vorsichtige
Zurückhaltung dem ihnen fremden Paulus gegenüber gewesen.
Der 1. Korintherbrief mit den vielen Streiflichtern, die er auf das
Leben der Gemeinde fallen läfst, scheint G. Heinrici6) zu zeigen, dafs die
1) D. Evang. d. Paolos. 1. Die äofsere Entwickelungsgesch. d. paulin. Ev. Abt 1. Berlin,
Riemann. XX, 498 S. — 2) W. Grimm, d. Apost-Konvent, Stod. o. Kxit 53, 405—32.—
3) Comm. sor Tepitre aox Rom. 2 Bde. Paris, Genf, Neuchat. 1879/80 VII, 502; 62S S.
Die dtsche. Bearb. d. 1. T. (K. 1 — 5) Ton E. Wunderlich ersch. 1881 (Hannover, Meyer,
VIII, 259 S.) — Andere Kommentare sind von W. G. T. Shedd, A critic. and doctrin.
comment opon the ep. of S. F. to the Rom. New- York, C. Seribners Sons 439 S. —
Klofoter, comment in ep. S. P. ad Rom. 260 S. ist kath. — In d. Schrift: 's. Gesch. d.
NTlichen Schrift n. d. Urchristentums' (Leipz., Hinrichs, XU, 192 S.) S. 54—107 hat K.
Wiesel er d. Abhdl. : d. Brief P. an d. Rom., aus Herzogs Real-Encykl. XX verbessert ab-
drucken lassen. — 4) L'6gliso de Rome an I. s., Rov. d. theol. et de phil. Jan-Heft —
5) Erklärung d. Korintherbriefe. D. 1. Sendschreiben d. Ap. P. an d. Kor. erklärt Berlin,
Hertz, XI, 574 S. — A. F. Maunoury, comment. sur les deux lottres de S. P. aux Cor.
j Paris, Bloud et Barral) [kath.], dürfte Lehrzwecke verfolgen. - Derselbe gab auch heraus:
les epitres aux Gal., Eph., Phil., Col., Thesa., ibid. 617 S.
Kirchengeschichte. I 125
Bildung paulinischer Gemeinden keineswegs wie es die Apg. darstellt, von
der Synagoge ans und mit Rücksicht auf die Juden geschab. Ferner zieht
H. zur Erklärung der inneren Verhältnisse in den ersten paulinischen Ge-
meinden die Kultvereine (societates) der Griechen und Römer heran, 'welche
die einzelnen vor Verkümmerung und Pauperismus bewahrten, der Ge-
samtheit des Vereins die volle Autonomie erhielten und eine hierarchische
Verfassung nicht aufkommen liefsen\ Den Apollo des Briefes sieht er als
in Philos Bahnen gehend an : er habe seine Zuhörer auch ästhetisch zu
fesseln verstanden, indem er das Evangelium als Weisheit Gottes hinstellte-,
der Gemeindezwist in Korinth sei mit seine Schuld. Mit Recht bemerkt
aber Hilgenfeld, l) dafs zwischen Paulus und ihm Differenzen nicht be-
standen. — Wieseler2) bestreitet anläßlich dieser Parteiungen überhaupt
den Gegensatz zwischen Petrinern und Paulinern, auf den die Tübinger
Sehale ihre Gesamtanschauung von der Urgeschichte des Christentums ge-
gründet hat-, daher auch die Petriner des Korintherbriefs keine gesetzes-
eifrigen Judenchristen seien. Die Christiner, die aus Kleinasien stammeu,
sind ihm wie die Nicolaiten der gleichfalls in Kleinasien entstandenen Apo-
kalypse, judaisierende Illuminateu mit theosophischen Anschauungen.
Vom Galaterbrief ist H. A. W. Meyers Kommentar durch F. Sieffert
neu bearbeitet,3; der die Darstellung der Verhandlungen auf dem Apostel-
Konvent 4) in dem Galaterbriefe und in der Apostelgesch. nicht widersprechend
findet. Gegen Holstens Angriffe auf die Echtheit des Philipperbriefs wendet
sich P. W. Schmidt,6) der mit seinem Gegner 3, Z auf den Mord des
Jakobus am Passahfeste 62 bezieht, der als eben geschehen angedeutet
werde. Die Echtheit des 2. Schreibens an die Thessalonicher hat aufs Neue
Westrik6) zu erweisen gesucht. Die viel besprochenen Ausdrücke vuxzi%pv
und xerft'xan' dieses Briefes will Bahnsen7) auf das aufkommende Amt des
Presbyteriums und den hervorragendsten Bischof beziehen, der die unter dem
Antichrist zu verstehende Gnosis niederhalte. Übrigens sei der Brief unter
dem Eindrucke von Neros Sturz geschrieben und setze die Apokalypse sowie
den Volksglauben an Neros Wiederkehr voraus.
Die beiden Briefe an Timotheus sieht J. T. Beck8) als echt an: der
1. sei bald nach Paulus' Weggang aus Milet, der 2. in der ersten Zeit der
römischen Gefangenschaft geschrieben. Dem gegenüber sucht H. J. Holtz-
raann9) zu zeigen, dafs innerhalb der uns berichteten Lebensereignisse des
Paulus für die Pastoralbriefe kein Raum sei: sie seien um 157 entstanden;
l'afs echte paulinische Stücke zu Grunde liegen, scheint problematisch. Die
in ihnen hervortretende kirchliche Organisation zeigt Analogieen mit der
jüdischen Kirchenverfassung sowie mit den griechischen Kultusvereinen, die
Heinrici richtig herbeigezogen habe-, die Irrlehrer, welche bekämpft werden,
gehören keiner bestimmten Sekte an, vielmehr hat der Autor spekulierende
1) In b. Anzeige t. EL, Ztachr. f. wiss. Theol 23, 362—71. — 2) D. korinth. Parteien,
m d. o. S. 124» angefc Schrift S. 1—53. — 3) 6. Aufl. X, 350 S. Vgl. o. S. 1198. Tophel,
i'epitre aux Ephes., Le Chr6t. örangel. Sept- u. Okt-Heft, konnte ich nicht erlangen. —
4) S. o. S. 124*. — 5) NTliche Hyperkritik, an dem jüngsten Angriff gegen die Echtheit d.
Phil-Br. auf ihre Methode hin untersucht. Nebst e. Erklärung d. Br. (Festschr. z. Säctd.-
Feier j. de Wette« Geb.) Berlin, Beimer. 102 8. — 6) De echtheid van den tweodon brief
•an de Thessalonicensen of nieuw onderzocht. Utrecht, Komink & Zoon. XI, 227 S. —
7) Z. Verständnis v. 2. Thess., 2, 5-19, Jbb. f. prot Theol VI, 706 10 — 8) Erklärung
d. 2 Briefe P. an Tim. Hrsg. y. J. Lindenmeyer, Gütersloh, Bertelsmann, 1879. Vill,
338 S. — 9) D. Pastoralbriefo krit u. ezeg. behandelt Leipzig, Engelmann. Xu, 504 S.
1,126 VIII. E. Meyer:
Gnosis und jüdischen Nomismus in einen Topf zusammen geworfen. Gegen
letztere Ansicht wendet sich Hilgenfeld:1) 1. Tim. 1, 3 — 10 wende sich
gegen zwei Arten von Irrlehren, 4, 1 — 5 gegen eine dritte, die dualißtisch-
ascetiscbe des Marcion: vorwiegend behalte der Brief die erste im Auge
(vgl. 6, 3 — 5). Diese Unterschiede verwischen auch die andern Hirtenbriefe
nicht; der 2. an Tim. berücksichtige nur die Gnosis, der an Titus halte
sich vorwiegend an die judaistische Lehre.
In seiner Neubearbeitung des Meyerschen Kommentars der Johan-
n ei sehen Briefe weicht J. E. Hut her9) von Meyer hauptsächlich darin ab,
dafs er den 1. Brief nicht als einen Hirtenbrief auffafst, mit dem Job. nach
Paulus' Abgang seinen Sitz in Kleinasien einnahm, sondern ihn in dem
letzten Viertel der apostolischen Zeit geschrieben sein läXst. — Viele Schwie-
rigkeiten des Hebräerbriefs glaubt J. H. R. Biesen thal8) durch die
Annahme zu beseitigen, dafs derselbe von Paulus, aber ursprünglich in der
Sprache der Mischna geschrieben sei. Ganz in katholischer Tradition ist
hinsichtlich desselben Briefs L. Zill4) befangen: Autor ist Paulus, aber der
Sprache wegen mufs Lukas ihn verfafst haben. Geschrieben ist der Brief
nach der Befreiung aus der ersten Gefangenschaft 63 an judenchristliche
Gemeinden namentlich in Jerusalem, um sie vor dem Abfall zu jüdischem
Wesen zu bewahren. — Nach Ov erb eck6) ist der Hebräerbrief von der
römischen Kirche im Gegensatz zur orientalischen im U./III. Jh. als un-
kanonisch abgelehnt und von 240 — 350 vom Occident ignoriert, um schliefs-
lich doch nach dem Vorgange der Orientalen reeipiert zu werden. Für
Schanz6) ist der Jakobusbrief, dessen Autor der Apostel ist, nach Paulus'
Lebzeiten, aber vor der Zerstörung Jerusalems abgefafst: er soll eine Kor-
rektur zu der Lehre von der Freiheit bilden, welche für manche Juden-
christen bei der ausbleibenden Parusie Christi der Vorwand zu laxerem
lieben wurde.
'Beiträge zum Verständnis der Offenbarung Johannis' lieferte M. I Ma-
in eye r:7) Verfasser ist der Apostel, der die Ereignisse der letzten Zeiten
schildere und von diesen aus in die Zukunft blicke. K. Wieseler8) dagegen
läfst die Apokalypse zur Zeit Galbas von dem Presbyter Johannes verfafst
sein, der auch die beiden Briefe Johannis und nach dem Tode des Apostels
Kap. 21 des Evangeliums verfafst hat: die apokalyptische Zahl bedeutet
KaiaccQ aeßaarbv (&i]Qiov).
Die eigentliche Geschichte der christlichen Kirche in der apostolischen
Zeit hängt aufs engste mit den bereits erwähnten Fragen zusammen, zu denen
die einzelnen Schriften des NT. Anlafs geben. Friedrichs Ansicht über das
allgemeine Episkopat des Jakobus 9) hat Holtzmann10) Anlafs gegeben, die
verschiedenen Jakobus der neutestamentlichen Zeit zu sondern: er hält an
1) D. Irrlehrer d. Hirtenbriefe d. Paul., Ztechr. f. wiss. Theol. 23, 448—63. — 2) 4. Aufl. Vi,
314 S. Vgl. o. S. 119* u. u. Anm. 8. Haupt, The 1. Ep. of St John, in der Foreign theolog.
Library, Edinb., Clark, mag hier nur registriert sein. — 3) D. Trostschreiben d. Ap P. an
d. Hebr., krit wiederhergestellt etc., Loipz., Fernau, 1878. XII, 362 S. — 4) D. Br. an d.
Hehr, übers, u. erkl. Mainz, Kirchheim, 1879. XL1, 708 S. — Köhler, d. Hebräerbrief
in genauer Wiedergabe s. Gedankeninhalts etc., verfolgt praktische Zwecke. — 5) Z. Gesch.
d. Kanons. 2 Abhdlgn. Chemnitz, Schmoitzner. IV, 142 S. — 6) Jak. u. Paulus, Theo).
Quart-Schr. 62, 3—46, 247—87. — 7| Nördlingen, Beck. IV, 191 S. — 8) I). Apokalypse,
in der oben S. 1243 cit Schrift S. 108—85. — 9) S. Jahrosb. II, 1, 124. — 10) Jakob,
d. Ger.« Ztschr. f. wiss. Theol. XXI11, 198—221.— Hackley, The events of the non-catho).
period of the (himli after the death of Christus, kenne ich nicht.
Kirchengeschichte. 1,127
drei Persönlichkeiten fest: dem Bruder des Herrn, dem Gerechten (Oblias)
and zugleich der 'Säule' des Gal.-Br., der wohl an die Stelle des Zebedäiden
(44 hingerichtet) trat nnd von der ebjonitischen Sage bei Hegesipp förmlich
zum Nasiräer nnd universalen Bischof aufgebauscht ist, und den beiden
Aposteln: vielleicht ist der 'kleine* J., Mk. 15, 40, ein vierter. — Zu
widerlegen sucht jene Ansicht Friedrichs Brüll: 1) sie beruhe nur auf falscher
Interpretation der einschlägigen Texte.
An die Zeit der Apostel schliefst sich die der sog. Apostolischen Väter
an: letzteren wird namentlich die Bedeutung zugeschrieben, die Ausgleichung
des Paulinismus mit dem Judenchristentum eingeleitet zu haben. J. Sprinzl*)
stellt diese Bedeutung in Abrede: sie enthielten — trotz einiger Mißver-
ständnisse der Schrift — im wesentlichen die jetzt nur erweiterte kirchliche
Lehrdoktrin. Er hält den Autor des Barnabasbriefes für den Apostel, den
2. Clemensbrief für echt und als ursprüngliches Begleitschreiben zum Pastor
des Hermas , dessen Verfasser ebenso wie der des Diognetbriefes (aus der
Zeit Trajans) Apostelschüler war. Auch die ignatianischen Briefe sind ihm
echt, die kürzere syrische Recension nur ein Auszug. Dagegen nicht echt
sind die Märtyrerakten des Ignaz; die des Polykarp sind aus späterer Zeit,
echt aber dessen Philipperbrief. — Den Barnabasbrief hält auch Sam.
Sharpe8) für echt, namentlich mit Rücksicht auf Col. 4, 10; geschrieben
sei er ca. 70; im Text hat Sh. die neuere deutsche Kritik nicht genügend
berücksichtigt. — Die Clementinischen Homilien bespricht im Anschlufs
anlipsius' 'Quellen der Petrussage' Renan;4) auch V. Cardaveaux6) bietet
nichts wesentlich Neues.
Dafs Papiasdas 4. Evangelium bereits gekannt, verneint Holtzmann:6)
alle Stellen, welche man für seine Kenntnis angeführt hat, beweisen nur die
'Johanneische Zeitnähe und die Gemeinsamkeit des Bodens, auf dem Papias'
und Johannes' Schriftstellerei wurzelt1. Die geographisch geordneten Namen
in dem Papiasfragment lehren , dafs der Jünger Johannes für ihn in Klein-
Asien nichts zu thun hat, während Philipp und Andreas bei Papias in ähn-
licher Weise hervortreten wie bei dem in Klein-Asien schreibenden Autor des
4. Evangeliums. — Für die Kritik der längeren Recension der Ignatiani-
schen Briefe kommt nach Funk7) neben dem Monac. und Constantinop.
nur noch der Vaticanus in Betracht, da alle sonst bekannten Codices wie der
Ottobon. u. Florent. direkt oder indirekt auf den Vat. zurück gehen, auch der
Cod. Barber. IV, 6. 8. Denn derjenige (angeblich verlorene) Vatic. 428, der
die Quelle der Barber. gewesen sein sollte, hat nie existiert, sondern beruht
auf einem Mifs Verständnis : die Zahl 428 in dem Barber. war die frühere
Bibliotheksbezeichnung dieses Codex selbst. — Den Interpolator dieser Recen-
sion will derselbe8) wegen seiner christologischen Anschauungen gegen Zahn
fo einen Apollinaristen halten; dieser könnte dann nicht vor 362, wo der
Apollinarismus zuerst hervortritt, gelebt haben. Mithin kann unter dieser
1) Z. ältesten Gesch. d. Primats in d. Kirche, Theo!. Quart. -Sehr. 62, 453—68. —
2) Die Theologie d. apost Väter. Wien, Brauraüller. IV, 305 S. Vgl. die Rec. von tunk,
Theol. Quart.-Schr. 63, 170 ff, der sich gegen manche Aufstellungen Sp.s erklärt. —
3) The £p. of Barn, from the Sin. Mscr. of the Bible. With a translat London, Williams
* Xorgate. — 4) Un roman theol. au U. s., Rev. polit. et litter. Okt. Auch im Joura. d.
Sa?. 8. 539—50. 5) Un rom. ehret a 1a fin du II. *., La Nouv. Bev. UI, 543—67. —
6) P. u. d. 4. Evang., Zschr. f. wiss. Theol. XXIII, 64—77. — 7) Cod. Vat. gr. 859 u. s.
Descendenten, Theol. Quart.-Schr. 62, 624 *37. - 8) 1). Interpol, d. lgnat. Br. u. d. Apost.
Cowüt, ibid. S. 355—84
1,128 VIU. E. Meyer:
Voraussetzung der Ignatianische Interpolator nicht mit dem der Apostolischen
Constitutionen identisch sein, da letztere schon um 350 in der griechischen d. h.
angeblich interpolierten Gestalt Verlagen; doch ist die Authenticität des syri-
schen Textes keineswegs über allen Zweifel erhaben. — Bei der Darstellung
der 'Theologie des h. lgnatius' steht J. Nirschl, *) der Nachfolger Hergen-
röthers in der Würzburger Professur, ganz auf dem Standpunkte des modern-
sten katholischen Lehrbegriffs und findet diesen selbstverständlich voll in
lgnatius wieder. — Seine Ansicht von Polykarp s Todesjahr (166 6. Apr.) ver-
teidigt K. Wieseler8) gegen Lipsius' Einwendungen, Reville 3) giebt eine
Übersicht über den Stand der Frage und hält eine Entscheidung für nicht
möglich. Gegen Wieseler nimmt er an, dafs der 2. Xanthikos nicht der Tag
des Martyriums sei, sondern der Gedenktag, den die griechische Kirche zur
Zeit der Abfafsung des Sendschreibens feierte. Die Orthodoxie des Pastor
Hermae, die zuletzt gegen die Meinung protestantischer sowie einsichtiger
katholischer Forscher (wie Duchesne*) wohl nicht mit Glück Zahn vertei-
digt hatte, will gerade gegen den Professor der Pariser Universit^ catholique
Rambouillet5) darthun. Die zweite seiner Schriften will nur den Fehler
der ersten gut machen, auf den ihn Duchesne6) hingewiesen: statt des
griechischen Textes, den wir seit Bryennius haben, noch den lateinischen zu
benutzen. M(aurice du) C(olombier) 7) stimmt in seinen Resultaten im
wesentlichen mit Gebhardt und Harnack überein.
In der Hoffnung, der kirchen geschichtlichen Forschung auf der quellen-
armen Strecke von 70 — 200 die eine oder die andere, wenn auch spärlich
Hiefsende Quelle zu erschliefseu, hat Th. Zahn8) die IlQd&ig ylu)dwov des
Prochoros und die (6) Fragmente der wahrscheinlich IlBqiodoi 'luxiwov be-
titelten Schrift des Leucius Charinus — eins zum ersten Mal — herausge-
geben. Zahns Zwecken dient freilich der etwa 400 Jahre nach Johannes' Tode
verfafste Roman des Prochoros, der keineswegs die altkirchliche Tradition
über J. sammeln wollte, nur indirekt, insofern ohne ihn eine sichere Einsicht
in die Entwickelung der Johanneslegende unmöglich ist; jedoch scheint das
weit verbreitete und viel benutzte Werk des Leucius, — vor 160, vielleicht
sogar vor 140 entstanden, — einige historische Züge bewahrt zu haben, wenn
es auch pseudonym ist: der Name Leucius ist vermutlich dem eines wirk-
lichen Jüngers des Joh. entlehnt. Vielleicht polemisiert Papias in der be-
rühmten Stelle Euseb. H. E. 3, 39, 3 gerade gegen diesen falschen Apostel-
schüler, defsen Erzählungen nicht mit den Fabeln des Prochoros auf einer
Stufe stehen, sondern ernstgemeinte Übertreibungen einer doketischen Christo-
logie und sabellianischen Theologie sind.
Es ist oben erwähnt, dafs die jüdischen Quellen aus der ersten Zeit
der christlichen Kirche von Kämpfen mit dem Judentum nichts wissen: so
soll nach Rabbiner M. Joel9) auch der Talmud beweisen, dafs das Judentum
1) I). Theol. d. h. Jgn., d. Apostelschülers u. Bisch, v. Antiochien. Mainz, Kirchheini
VIII, 128 S — 2) D. Todesjahr. P.s , Studien u. Kritiken, 53, 141—165. — 3) De anno
dieque quibus Pol. Smyrnae martyrium tulit. (Habilit. - Sehr. f. d. ev. -theol. Fac. in Paris)
Genf, Schuchardt. 65 S. — 4) Bev. du mondo cath. v. 15. Apr. — 5) L'orthodoxie du Ihre
du Paßtour d'H. Observation sur un trayail do M. Duchenne. Paris, Palme. 31 S. — Un der-
nier mot sur l'orthod. d'H., ibid 14 S — 6) Bull. crit. \. 1. Juli. — 7) Le Pasteur d'Herm.
Analyse aecomp d'une notice, d'extraits et de notes. Paris, Sandoz et Fischb. — 8) Acta
Joaimis unt. Benutzung v. Tischendorfs Nachlafs. Erlangen, Deichert CLXXII, 263 S. —
!)) Blicke in d. Religionsgesch. zu Anf. d. II. christl. Jh. 1. d. Talmud, u. d. griech. Sprache,
nebst 2 Exeurseii , a) Aristobul , d. sog. Peripatetiker. — b) d. Gnosis. Breslau u. Leipz.,
KirchengeacMchte. 1, 1 29
keine nachweisbare Notiz von der nenen Sekte genommen bis zu den Zeiten
Trajans. Die jüdischen Schriftgelehrten seien sich über die Gefahr, die dem
Judentum von den Christen (Minäern) drohte, erst dadurch klar geworden, dafs
die Christen die Juden bei Trajan denunciert hätten, um den schon von letz-
terem bewilligten Tempelbau zu hintertreiben, damit sich die Prophezeiung
erfülle, es werde kein Stein auf dem andern bleiben. — Die Zurücknahme
der Bewilligung sei die Ursache des Aufstandes von 116 gewesen. Von da
ab seien energischere Mafsregeln zur Wahrung des Judentums getroffen, ins-
besondere sei das Griechische als antinational verboten worden, zumal die
Schrifterklärung auf Grund der LXX Gefahren mit sich zu bringen schien.
Die Übersetzung des A. T. durch Aquila sei eine positive That gegen die
Minäer gewesen. Der Beweis für jene angebliche Denünciation seitens der
Christen fehlt aber gänzlich, wie man auch sonst von einem beabsichtigten
Tempelbau unter Trajan nichts weifs.
Schon früh beginnen in der Zeit der apostolischen Väter die Apologieen
für das Christentum. Die Bruchstücke des Aristides, welche die Mechi-
tharisten gefunden zu haben glauben,1) hat Himpel") übersetzt: das 2. Stück
ist nach ihm 'nicht allzuviele Menschenalter' nach Aristides entstanden und
gehört in die Zeit der ältesten Kämpfe gegen ebionitische und doketische
Irrlehren ohne noch eine Spur von Polemik gegen Arianismus zu zeigen;
L. Massebieau3) dagegen will es in die Zeit nach dem Konzil von Nicaea
setzen-, das erste Stück hält auch er für echt, da es in Gedankeu und Me-
thode gauz zu den andern Apologieen des II. Jh. stimme. Renan hatte auch
das 1. Fragment für unecht erklärt, weil nach Hieronymus die Apologie des
Aristides 'contextum philosophorum sententiis' gewesen, wovon das Fragment
keine Spur zeige, weil ferner die Dogmatik desselben in das IV. Jh. weise und
bei Aristides bessere historisch-mythologische Kenntnisse vorausgesetzt werden
dürften als das Fragment aufweise. Diese Einwände sucht H. Doulcet 4)
mit guter Kenntnis der einschlägigen, auch nichtfranzösischen Litteratur zurück-
zuweisen; er findet vielmehr so viel Anklänge an den Di ognet- Brief, dafs
er diesen nunmehr dem Aristides zuschreiben will : der Brief zeige sich ledig-
lich als eine Nachschrift zu der Apologie und sein Paulinismus erkläre sich dar-
aus, dafe Aristides ein Schüler des Dionysius Areopagita war, der in Paulus'
Predigt (Act. 17, 22—34) die Grundsätze über Beobachtung des jüdischen
Ceremonialgesetzes gehört, die dem Briefe eigen seien. — Nach Buch el er6)
ist jedenfalls der 2. Abschnitt der Apologie so umgearbeitet, dafs er nicht
so. wie ihn der armenische Text giebt, von A. geschrieben sein kann: das
hiefse dem A. Absurditäten zutrauen. — Eusebius' Angabe, dafs Justin den
A. nachgeahmt habe, ist nur allgemein zu fassen von der gleichen Vertei-
digung des Christentums mit philosophischen Waffen. Ein gleicher Gedanke
toi beiden, der auch fast gleichen Ausdruck gefunden hat, ist wohl als Ge-
meingut der ganzen Zeit anzusehen.
Th. v. Ottos neue (3.) Ausgabe des Justin ist um einen neuen Band
vorgerückt6); die 2. Apologie scheint, weil viel gelesen, schon früh mit Rand-
Sehottländer 177 S. — Von demselben war 1879 erschienen, d. Angriffe des Heidentum« geg.
Joden u Christen in d. ersten Jhh. d. rtfni. Ceesaren (Breslau, Schletter, 31 S) — populärer
^ortr. mit beweis. Anmerk. — 1) s. Jahresher. II, 1, 122. — 2) d. Fragm. d. Apol. d.
•*n«t u. Luc. 22, 42. 43. Theol. Quart.-Schr. 61, 109 ff — 3) l'authentic. du fragm. d'Ar.
'kvue de theol. et philo». (Lausanne , 1879, 218—33 — 4) l'apolog. d'Ar. et la lettre ä
l'iopj., Kev. d. quest hi»t. XXV1I1, 601—12. — 5) Arist. u. Justin, Rhein. Mus. 35, 279
-86. — (>) Corp. apologetarum Christ »aec\ II. T. IV. (Just. opp. III, p. 1 Opp. Just, subdi-
Hittorische Jahresberichte. 1880. 1. 9
1,130 VIII. E. Meyer:
bemerkungen versehen gewesen zu sein, die fälschlich in den Text kamen,
wie schon Ensebius (IV, 17) sie mit einem offenbaren Fehler citiert. l)
Gegen Engelhardts 2) Verurteilung wird Jnstin von altorthodoxem Standpunkt
aus von A. Stählin3) in Schutz genommen: sein Christentum sei ein ver-
hältnismäfsig reines, ungefälschtes, den biblischen Charakter nicht verleugnendes
gewesen, obwohl er die paulinische Grundlehre von der Rechtfertigung durch
den Glauben nicht erfafst habe und mit der Gesamtheit der Heidenchristen
in der Abwehr des jüdischen Ceremonialgesetzes in eine dem ursprünglichen
Judaismus vergleichbare Gesetzlichkeit verfallen sei. Die Grundsätze, die
Justins Widerlegung der jüdischen Angriffe in dem Dialog gegen Tryphon
zu Grunde liegen, sowie seine Kenntnis des A. T. hat K. Grube be-
leuchtet. 4)
Das 2. Buch der Apologie des Theophilus ad Autol. ist dadurch von
hohem Interesse, dafs es uns die Dogmatik des II. Jh. noch ausgeführter als
das 1. giebt und erkennen läfst, dafs dieselbe noch vollständig flüssig war:
die Kirche hatte alles, was zum Begriff der Kirche gehört, nur nicht eine
einheitliche, anerkannte Lehrformel. Fixiert ist nur die Lehre von der unbe-
dingten Wahrheit der h. Schrift und von der Monarchie Gottes als Schöpfers,
Regierers und Richters der Weit. Neben diesen Thatsachen tritt das mächtig
aufkommende Einheitsbewufstsein der kath. Kirche deutlich hervor.5) — In
das Ende des II. Jh. wurde v bisher meist auch Minucius Felix gesetzt, auch
P. de F61ice6) bleibt bei dem II. Jh., nur habe er noch vor der 2. Apologie
des Justin gelebt, die F. [fälschlich] 160 ansetzt. Seine Absicht, ein Werk
'de fato' zu schreiben, habe Min. ausgeführt. — Auf den Anfang des III. Jh.
als die Lebenszeit des Min. wird Dessau7) durch einige Inschriften aus
Cirta geführt, von denen eine sicher aus 210 sei. Ein in dieser genannter
Triumvir in Cirta Caecilius Natalis sei identisch mit dem heidnischen Iuterioeutor
des Octavius (Cirtensis noster) und erscheine durch den Pomp, den er für
heidnische Feste nach der Inschrift entwickelt habe, noch als Heide; mithin
sei der Octavius nach 210 geschrieben. Rossi8) stimmt dieser Ansicht zu.
Den Reichtum an Beweismaterial und die staunenswerte Vielseitigkeit der
Apologetik im 'Zeitalter der Apologeten* (bis c. 200) hebt A. Langhorst9)
S. J. hervor, während die 'grofsen Väter* (bis Theodoret, t 457) bereits die
Anfänge eines systematischen Ausbaues zeigten. — Das Christentum traf mit
dem Heidentum feindlich zusammen im Gebiete des häuslichen Lebens, des
Denkens und des Staates; dafs der eigentliche Sieg desselben auf dem Gebiete
des Denkens erfolgt sei, d. h. durch diejenigen, welche die philosophischen
Ansprüche des erobernden Glaubens vertreten, wie Westott10) darlegt, wird
katholischerseits aeeeptiert: wenn Hadrian den Antinous heilig sprach und
dessen Kult trotz alles lEiferns der christlichen Lehrer sich 300 Jahre hielt,
ticia. Fragm. Pseudo-Just. ) Acccd. speeimina lithogr. duor. codd. mscr. Jena, Fischer. LY.
223 S. — Beiträge zur Erklärung einiger Stellen der 1. Apol. giebt H. Paul, Jahrbb. f.
klass. Philol. 121, 316—20. — 1) Bücheier a. a. 0. (o. S. 1296). — 2) s. Jahresber. 11,
1, 122. — 3) Just. d. Märt. u. s. nouesten BeurtoileT. Loipz., IV, 67 S. Sep. aus d. Liter.
Beil. d. AUgem. Et. -Luther. Kirchenzeit. 1879, No. 47. 4) d. hermoneut Grundsätze
Just. d. M., Katholik 00, 1, 1—42. Vgl. desselben: typolog. Sehrifterklärg Just. d. M,
ibid. S. 139 ff. — ») L. Paul, d. Interpret, d. Schöpf ungsgesch. bei Theoph. ad Autol., Jahrbb.
f. prot. Theol. VI. — 6) Etüde sur TOctarius de Min. F. These pour le licent. pris ä la fa<\
de theol. ä Montauban. Blois, Marchand. 147 S. — 7) Bull, dell' lnstit. di C. A., Märzheft; weiter
ausgeführt Herrn. XV, 471—79. — 8) im Bull. a. a. 0. — 9) Z. Entwickelungsgesch. d.
Apologetik, Stimmen aus Maria- Laach XVI11, 166-82, 374—83. — 10) Contempor. Rev. 35, 489.
Kirchengeschichte. 1, 1 3 1
so sei das nnter dem Einflüsse christlicher Ideen geschehen: das Volk hahe
geglaubt, Antinous habe sein junges Leben als Sühne für die Sünden anderer
hingegeben. *)
Das Eintreten zahlreicher philosophisch gebildeter Heiden in das Christen-
tum brachte der Kirche die Gefahren des Gnosticismus. Über Valentin
hat uns Epiphanius Nachrichten aufbewahrt, die jedoch der Kritik bedürfen.
Wenn V. auch nicht als erklärter Gnostiker nach Rom kam, so ist doch un-
denkbar, dafs er ohne Anstofs in Rom gelehrt hätte. Der Bruch mit der
Kirche erfolgte vielleicht, weil er bei der Besetzung des römischen Bistums
übergangen wurde; Hippolyt scheint freilich seinen Bruch mit der Kirche
schon vor seine Ankunft in Rom zu setzen. — Bei V.s Begabung ist es
nicht auffallend, dafs sich seine Lehre in Gallien, Syrien und Ägypten fast
ein Jahrhundert hielt; übrigens ist sie nur entstellt überliefert. Grabes
Sammlang der Fragmente ist nicht mehr ausreichend; aus den Philosophumena
des Pseudo-Orig. kommen einige hinzu. Seine Sprache war wie die des
Basilides dunkel. *) — Als einen Ketzer, der nur auf einem mifsverstandenen
"Witz des Irenseus beruhe, hatte Volkmar den Kaiorbasus hingestellt; indes
ist an seiner wirklichen Existenz nicht zu zweifeln. Der Name ist in ägyp-
tischen Inschriften bezeugt; Irenreus' Nachfolger haben ihn nur fälschlich dem
Markus nachgestellt.8) — Dem Montanismus, der gegen die mehr und mehr
verflachende Kirche reagierte, hat J. de Soyres*) eine gründliche, wesentlich
mit auf deutscher Litteratur basierte Darstellung gewidmet und darin ein
Bild der gesamten christlichen Kirche in der 2. Hälfte des EL Jh. gegeben.
Obwohl auch in Rom verurteilt, zog der Montanismus doch den tiefen Geist
Tertullians an. Dessen Übertritt zu dieser Richtung ist jedoch erst 205 oder
206 anzunehmen. Der organische Zusammenhang, der in Tertullians Schriften
deutlich erkennbar ist, gestattet meistens eine relative zeitliche Anordnung
derselben, bei einzelnen auch eine annähernd genaue; sicher datierbar ist nur
'Adv. Marc.' I (207); mit ziemlicher Gewifsheit ist cdc poenit.' in 204 zu
setzen. Die praktischen Schriften fallen überwiegend in die frühere Zeit
bis 204 (nur 'de corona' 211 und 'Ad Scap.' 218); die dogmatischen in die
spätere montanistische.6) Dafs der Stoicismus, der in gewisser Weise das
Glaubensbekenntnis der gebildeten heidnischen Welt ausmachte, einen wesent-
lichen Einflufs auf die noch im Flufs begriffene christliche Lehrbildung aus-
übte, und zwar vorzugsweise durch seine Fassung des Logosbegriffes sowie
dnreh eine gewisse realistisch -sinnliche Richtung, zeigt an den Ketzern wie
Apologeteu Wadstein.6) Prof. in Lund: die christliche Lehrentwickelung
zeige sich dabei nicht von der besten Seite.
1) d. frühesten Kämpfe zw. ehrint 1. u. hoidn. Denken, Katholik 60, 1, 203 — 9. — 'L'in-
Huence de l'eglise au II s., Confer. dioces. , Ecbr.-Heft , kenne ich nicht — Delaunay hat
•«in« Aufsätze *le grand Beeret de l'eglise au 1. siecle* in der Rev. de France fortgesetzt, vgl.
Mresber. II, 1, 125. — 2) Hilgenfeld, d. (inostiker V., Zw.hr. f. wiss. Thool. 23, 280—301.
— 8) Hilgenfeld, hacreaeolog. Berichtigungen. 2. Zuchr. f. wir*. Thool. 23, 481 — 83. —
-1) Montaninm and the priniit. chureh. Cambridge, Deighton, Bill «5c Co. — 5) Kellner,
w^tn. Z«hang. u. Clironol. d. Sehrr. Tort., Katholik 69, 2 (1879) S. 501—89. — Erwähnt
*i hier: Hauschild, rationale Psychologie und Erkenntnistheorie Tert.s, Progr. d. Gymn.
*• Krankf. a M. (No. 328). — «) Einh\ d. Stoic. auf d. älteste christl. Lehrbildung, Studien
" Kritiken, 53, 587—665. - Hier sei hingewiesen auf Schumann, Moralprincip d. Stoa
u d. Christentums (Progr. d. (jymn. /. Holzminden No. 586), u. Jacoby, d. klass. Bildung
« • «1. alte Kiri'he. Angab. Allgoni. Zeit. No. 551 tf. — T. Jordan, the stoic moralist« and
U*e christianium in the lirst two centuries (Dublin), soll nicht bedeutend sein.
1,132 VI1L E. Moyer:
Nicht gerade tief ist die 'philosophische' Auffassung, die W. Cunning-
hams1) 'methodischer Skizze der Kirche im II. Jh.' zu gründe liegt: die
Kirchen in Asien sind ihm Typen für die Gesamtkirche. Es sei bisher nicht
genügend gezeigt, wie aus den sich scheidenden Richtungen des paulinischen
und petrinischen Christentums die eine grofse katholische Kirche erwachsen
sein solle: dies werde nur erklärlich durch die allen Anhängern der christ-
lichen Lehre gemeinsame Auffassung des von Christus gestifteten Gottes-
reiches, die auch bald eine überall gleiche äufsere Organisation im Gefolge
gehabt habe. Die Kirche am Ende des II. Jh. stelle keineswegs einen Rück-
schritt dar gegen die des J. 33, sondern eine in dem Princip der Kirche
selbst begründete Vertiefung. — Mit der Ausbildung der 6 inen katholischen
Kirche mufs aufs engste die Bildung unseres NTlichen Kanons zusammen-
gehangen haben. Gegen die Ansichten Harnacks über die Entstehung des-
selben *) hat Overbeck8) energisch Einspruch gethan: H. lege in das
Muratorische Fragment vieles hinein, was darin nicht enthalten sei. Es sei
keine Frage, dafs die Apostolicität das wesentlichste Erfordernis zur Auf-
nahme einer Schrift in den Kanon gewesen sei, neben dem sich das Princip
der Katholicität des Inhalts in dogmatischer Beziehung als beschränkendes
nicht nachweisen lasse. Das Muratorische Fragment stehe durchaus auf dem
Standpunkt, der hinsichtlich des Kanons seit Irenaeus und Tertullian der ge-
meinkatholische ist; eine ältere Phase in der Bildung desselben, wo die Kirche
sich die Auswahl unter den vorhandenen apostolischen Schriften sowie
etwaige Aufnahme nicht apostolischer vorbehalten , ' ist weder an sich wahr-
scheinlich noch in dem Fragment dargestellt, wie insbesondere die Bemerkungen
des Autors über die Apokalypsen des Johannes und Petrus und den Hirten
des Hermas zeigen.
Unter den Thatsachen der äufseren Kirchengeschichte in den ersten
zwei Jahrhunderten ist keine wichtiger als die Übertragung der neuen Lehre
nach Rom. Dafs Petrus nach Rom gekommen sei und dort das Martyrium
erlitten, suchen nicht nur Katholiken4) nachzuweisen, sondern nimmt nach
dem Vorgänge mancher protestantischer Theologen auch Neubaur5) an, in
einer Abhandlung, die in seltener Weise die einschlägige Litteratur beherrscht.
Dafs Petrus, wie die katholische Tradition behauptet, im J. 47 auch die
Gemeinde gestiftet und dann zum Apostel-Konvent nach Jerusalem gereist
sei, um unter Claudius nach Rom zurückzukehren, stellt N. selbstverständlich
in Abrede. — Ebenfalls auf Grund eingehender Quellenkenntnis schildert
für ein grösseres Publikum V. Schnitze6) das Leben in Rom am Ende
des n. Jh. Er betont die Anziehung, die nach den Inschriften das Christen-
tum hauptsächlich auf Handwerker und den kleinen Gewerbestand übte, wie
1) The churches of Asia. A method. sketch of the second cent. London, Macmülan
& Co. XVI, 299 S. — 2) S. Jahresb. II, 1, 121. — 3) Z. Gesch. d. Kanons (s. o. S. 1265).
II. d. NTliche Kan. u. d. Munt. Frgmt. S. 71—142. — 4) Joh. Schmidt, Petras in Rom.
Luzern, Raber (pop.). — B. Jnngmann, dissert. selectae in hist. eccles. 1 (Begensburg,
Pustet, IV, 460 S.). Diss. I: de sede rom. Petri etc. (S. 27 — 107.) — Gregoroviue, d.
Grabmäler d. Päpste ist in d. ital. Übersetz, v. Ambrosi (Le tombe dei papi) auf den Index
gesetzt — 5) Beiträge z. e. Gesch. d. röm. Christengem, in d. beiden ersten Jahrhunderten.
Progr. d. Real-Schule zu Elbing. (No. 38.) 58 3. 4. — 6) Kulturgeschichtliche Bilder aus
d. chrisü. Altert I. Ein Tag in Born um 200. 11. Handwerk und Handwerker in d. alten
Kirche. Ztschr. f. kirchl. Wiss. u. kirchl. Leben (ed. £. Luthardt, Leipzig, Dörffling &
Franke, jährl. 12 Hefte; Fortsetzung d. 'Ergänzungsblätter d. Allg. oyang.-luth. Kirchenztg.')
1, 34—49, 66—77.
Kirchengeachichte. 1 133
ja das Kleinbürgertum überhaupt sittlich am unverdorbensten war; für die
Sklaverei in der alten Kirche sind die Inschriften noch gar nicht berück-
sichtigt. Das Christentum zeigte sich keineswegs kunstfeindlich; eine geist-
liche Tracht gab es bis zum IV. Jh. nicht und auch ein ascetischer Geist
fehlte noch; vielmehr wird Mode- und Putzsucht schon bekämpft. Im
übrigen waren auch damals die Frauen die fleifsigsten Kirchenbesucherinnen.
Umfangreiche Pflege der Armen, Kranken und sittlich Verkommenen zeich-
nete das Christentum aus; eine scharfe Scheidung zwischen gottesdienstlichem
und häuslichem Leben war noch unbekannt. — Dem Handwerker verlieh
das Christentum eine ganz andere Stellung als er bei den Juden hatte, da
die Arbeit als Selbstcrziehung zur Sittlichkeit angesehen wurde und auch
Mittel zur Übung der Barmherzigkeit gewährte; daher die vielen christlichen
Handwerker, die auch durch ihre Wanderungen das Christentum verbreiteten.
Die Kunst der christlichen Handwerker war der heidnischen ebenbürtig, wie
z. B. die Fabrikation der Goldgläser (fondi d'oro) zur Vollendung gebracht
wird; die christliche Beerdigung giebt Anlafs zu der Kunst der Fossoren.
Auch neue Muster wurden seitens der Christen erfunden.
Die sämtlichen römischen Bischöfe des L und H. Jh. ( — Viktor 190 — 200)
geht einzeln und ganz im Sinne der katholischen Tradition, ohne besondere
Resultate zu gewinnen, Jungmann1) durch; dem Paschastreit hat er einen
besonderen Exkurs gewidmet, die Berechnung der Anzahl der Christen, die
nach einem Dr. K. zu Tertullians Zeiten etwa nur 300 000 gewesen , weist
er zurück. — Auf Grund der Bemerkung, dafs die Chronik des Eusebius,
richtig wiederhergestellt, auf das J. 96 als das Todesjahr des P. Clemens
führe, in dem auch der Konsul Clemens gestorben sei, hat Erbes die Iden-
tität des Papstes und Konsuls angenommen und die Zahlen der eusebianischen
Chronik für die ältere Papstchronologie als die reineren gegenüber denen der
Kirchengeschichte hingestellt. Dagegen suchte Lipsius*) die älteste Papst-
liste, die zur Zeit Viktors (c. 190) aufgestellt wurde, zu rekonstruieren: sie
lag, jedoch schon verderbt, dem Chronographen von 354 zu Grunde, und
auf sie geht auch Eusebius' K-G., Hieronymus und der Catal. Leoninus (v. 440)
zurück. Auch Erbes' Versuch, eine Papstliste aus der Zeit Anicets und
Hegesipps (Eus. H. E. IV, 22, 1) zu beweisen, scheint L. verfehlt; ebenso
der Nachweis, dafs die Quelle, welcher das unter Viktor verfafste Papst-
yerzeichnis entnommen sei, die bis 194 p. C. reichende Weltchronik sei, die
in dem Philokalinischen Werke bis 334 fortgesetzt ist. Hierbei spielen die
Listen der antiochenischen und alexandrinischen Bischöfe bei Eusebius eine
wichtige Rolle. Erbes' Hypothese 3) über die Ansetzung der antiochenischen
Bischöfe bei Eusebius erkennt L. in ihrem Princip an und zeigt, dafs die
von E. postulierte bis 192 reichende Quelle in der That den Ansätzen
der Kirchengeschichte zu Grunde liegt; nur war sie nach Kaisergleichzeitig-
taiten arrangiert. Die für die römischen Bischöfe berechneten Amtszeiten
stammen aus einer anderen Quelle, einem Ziffernkatalog. Im Spatium hist.
der Eusebian. Chronik sind die römischen Bischöfe auf Grund seiner beiden
Quellen und etwaiger sonstiger Erwägungen selbständig angesetzt. Für die
Alexandriner hatte Eus. eine Liste mit Amtsjahren, nach denen er sie im
Spatium hist. eintrug; die Kirchengeschichte hat die relativ ursprünglicheren
1) Dias, selectae (b. o. S. 132*.) 8. 108—172. — 2) Neue Studien z. Papstchronol. IL
*) D. ältesten Papetverzeichniase ; 2) d. Bischofslisten d. Eusebius, Jahrb. f. prot Theol. VI,
78—127, 233-308. — 3) 8. Jahreeb. II, 1, 131 f.
If134 vm- E- Meyer:
Ansätze nach Kaisergleichzeitigkeiten bewahrt: bei dieser Quelle, welche die
gleichzeitigen antiochenischen, alexandrinischen und römischen Bischöfe zu-
sammenstellte, haben vielleicht die römischen Bischöfe den Faden der Auf-
reihung gebildet; aller Wahrscheinlichkeit nach hat Eus. sie durch Ver-
mittlung des Julius Africanus benutzt. — Die alexandrinische Liste mit
Amtszeiten kann nicht, wie Erbes wollte, nach dem Catal. Liber. zurecht
gemacht sein. Für die römischen Bischöfe gebrauchte Eus. dieselben Quellen
(Chronik bis 192 und Ziffernkatalog) in Chronik und K.-G., nur sind sie
verschieden benutzt, d. h. umgerechnet; namentlich ist in der Chronik das
Antrittsjahr Kallists für das Todesjahr genommen. Wenn Chron. und K.-G.
bei Gordiani a. I = 238 wieder zusammentreffen, so beruht dies vielleicht
auf einem Schematismus des Ziffernkatalogs, der, 39 beginnend, bis Viktor
150, bis Fabian 200 Jahre berechnete (39—238). Für die Zeit von Fabian
bis Gaius sind die Verderbnisse, die sich hinsichtlich der Amtszeiten in
Chronik und K.-G. gleichmäfsig finden, daraus zu erklären, dafs Eus., dem
ein Jahre, Monate und Tage angebender, im wesentlichen mit dem Liber.
identischer Katalog vorlag, die Ziffern für Jahre und Monate mehrfach ver-
wechselte; die Differenzen zwischen Chronik und K.-G. bei den durch die
Kaisergleichzeitigkeiten markierten Intervallen beruhen darauf, dafs ihm von
Kaliist an nur wenige feste Daten zu Gebote standen, die ihn nötigten, den
— übrigens vielfach verderbten — Ziffernkatalog im Spatium hist. gerade
so und nicht anders zu disponieren. Die antiochenischen und alexandrinischen
Listen für diese letzte Periode haben mit der römischen Liste gar nichts zu
thun, sondern beruhen auf echter historischer Überlieferung.
Dafs das Christentum früh auch nach Ägypten kam, ist bei der grofsen
Bedeutung der Judengemeinde sehr erklärlich; die Weltstellung Alexandrias,
welche die Juden dorthin gezogen, sicherte daher der dortigen Gemeinde
und ihren Bischöfen eine hervorragende Stellung. Die Geschichte des Christen-
tums in Ägypten hat deshalb hohes Interesse; bis auf die neueste Zeit hinab
hat sie der Verfasser der 'Nilfahrf in den Schriften der Görres-Gesellschaft
skizziert: noch heute hält die römische Kirche an den seit 1250 dort ge-
gründeten Missionstationen (Franziskaner) fest. *) — Nach Eusebius (H. E.
II, 16) hat der Evangelist Markus dort im 'ersten Anlauf eine überaus
zahlreiche Gemeinde gegründet, deren strenges Leben Philo in der Schrift
'de vita theor.' geschildert hätte. Diese Schrift hatte Lucius für unterge-
schoben erklärt:2) Hilgenfeld 3) schliefst sich dessen Resultaten an.
An dem apostolischen Ursprung einer grofsen Zahl von Kirchen des
alten Galliens hält in Frankreich die 'legendäre' Schule der 'historischen'
gegenüber fest. Ihn in einer Reihe von Werken nachzuweisen ist die Absicht
Dom Aur Aliens vom Coel.-Or. S. Bencd. Den Anfang macht die Kirche
von Bazas,4) die von niemand anders gegründet ist, als von der dort geborenen
h. Veronica, der Gattin des Zaehaeus, die durch Christi gleich nach seinem
ersten Auftreten weitverbreiteten Ruhm zu einer Reise nach Jerusalem be-
1) Hiat-pol. Blätter 86, 81 ff. (4 Artikel). — 2) S. Jahrcsb. II, 1, 125. — 3) Philo
und die Therapeuten, Ztschr. f. wies. Theol. XXili, 423—40. — 4) Gesamt-Tit. : La Gaule
catacombaire. L'Apötre S. Martial et leg Fondateurs n]K>stoliqucs des Elises des Gaules. —
Subtit. : Baptiata Salyatoris ou le sang de S. Jean k Bazas peu d'annäes apres l'ascens. de N.-
S. J.-Chr. Toulouse, Sistas et BouMo. [XX] 484 S. — Martial, angeblich der Knabe mit den
5 Broten u. 2 Fischen (Joh. 6, 9), Schüler dos Petrus, soll die Kirche in Limoges begründet
haben. — Von de ms. Vf. wird angeführt: S. Mart. etc., rais en rapport avec les decouvertes
de la critique et de l'archeologie contempor.; Florenz, XVI, 14 S.
Kirchengeschichte. 1 135
wogen wurde, bei der Hinrichtung Johannes des Täufers in Palästina war,
sich etwas von seinem Blute zu verschaffen wufste und dasselbe, mit vielen
anderen vor Saulus fliehend und in Aquitanien das Christentum predigend,
der von ihr in Bazas gegründeten Kirche schenkte, die es bis 1792 besafs:
in diesem Jahre warf es der republikanische Administrator in eine Kloake
seines Hauses. Auch Milch von der h. Jungfrau hatte Yeronica mitgebracht
und diese Reliquie Soulac (daher der Name!) geschenkt. — Leo XHI. hat
dem Unternehmen seinen Segen gespendet; mit der Ausstattung des Buches
können deutsche Werke nicht von fern wetteifern. — Auf den 2. Tim. 4,
9. 10 nach 'Galatien', d. i. nach der älteren kirchlichen Interpretation (z. B.
Eiweb.) Gallien, gesendeten Crescens will Bellet1) die Gründung der Ge-
meinde in Yienne zurückfuhren. De Meissas,*) der dies energisch zurück-
weist, hebt hervor, dafs die christlichen Inschriften in Vienne, datierte wie
undatierte, nicht über 441 zurückgehen und uns daher über die Zeit der
Einfahrung des Christentums daselbst weniger guten Aufschlufs gewähren
als die Schriftsteller; Le Blants Ansicht, die in den Inschriften üblichen
Formeln erinnerten an die orientalische Liturgie des Joh. Chrysostomus und
bewiesen orientalischen Ursprung des Christentums in Vienne, sei nicht halt-
bar, da wir über die historische Entwickelung der Liturgie nicht genügend
unterrichtet seien. — Heftig wird der Kampf um die Gründung der Kirche
von Le Mans durch S. Julien weitergeführt;3) gegen de Meissas4) trat
in diesem Punkte Marin de Boylesve6) (S. J.) auf, dem deM.6) in einem
Briefe antwortete, auf welchen M. de B. die Antwort schuldig blieb; während
de M. aber zwei ferneren Gegnern, den Benediktinern Dom Chamard7)
nnd Dom Piolin, 8) nicht ohne Sarkasmus, antwortete,9) fand er einen
neuen Gegner an C. Pottier:10) die Tradition über die Sendung des h.
Julian sei nicht erst, wie Meissas will, 1645 aufgekommen, sondern habe
bereits im frühen Mittelalter bestanden , ja Lethald sei es trotz aller Be-
mühungen nicht gelungen, das IH. Jh. als Zeit der Mission des h. Julian in
das Breviarium von Le Mans einzuführen. — Auch nach Beauvais soll das
Christentum im I. Jahrhundert durch den h. Lucian gelangt sein, dessen
Akten in zwei Fassungen von Bolland veröffentlicht sind, von denen eine
jedoch dem Heiligen S. Quintin zum Begleiter giebt, so dafs er in das Ende
des IV. Jh. fiele. Salmon11) hat jetzt einen neuen Text in Paris gefunden
and publiciert aus einer Hds., der er ein Alter von 1300 Jahren zuschreiben
1) Von ihm int die im Jahresber. II, 1, 1268 angef. 'Dissert aar St. Crescens' (Lyon,
Bnui; XVI, 43 S.) Es scheint dies der Vortrag, den B. auf dem Congrefs der franz. Ges. f.
Areheologie 1879 in Vienne gehalten hat übor die zur Discnssion gestellte, von Meissas be-
handelte Frage (s. d. folg. Anm.), vgl. Congres archeol. de Fr. 46. Sess. S. 205. — 2) De quelle«
roaaoarces sont les inscriptions chrel. pour 1'avancem. des 6tudos relat aux origines da chri-
»tuuiittne de la ville de V., Congres archeol. 1. 1. S. 206—14. — 3) S. Jahresb. II, 1, 126».
— 4) Ibid. Anm. 5. — 5) Note ä propos d'un mein, aur l'ävangälis. des Gaules et sj>eciale-
ment nur la mission de St. Julien an Mans. Le Mans, Legnicheox. 1879; 15 S. — 6) Evan-
Eflis. des Gaules. Reponse a deux Benedictins de l'6c. legondaire tonchant la qnestion de St.
Julien du Mans. Paris, Santon. IV, 67 S. (50 cent.) — 7) Lettre du R. P. Dom Ch., Con-
grpn archeol. 45. Sess. 8. 403 — 5. — 8) Note du R. P. Dom P. en reponse du discours
de M. le doct. Meissas, ibid. S. 413—27. — 9) Reponse au R. P. Dom Cham., ibid. S. 405
-413; Rep. au R. P. Dom P., ibid. S. 427—64. — 10) La mission de St. Julien et la
tndit. avant 1645, Rot. du Maine VII, 164—89 u. sep., Mamers, Fleury u. Dangin. — Auf
die«en Streit bezieht sich auch wohl Lancolot, Ätablissem. du Christian, dans les Gaules,
Confer. dioc. Juniheft. — 11) Actes inecL. de St. L. prem. eveque de B., Mein, de la soc.
des antiqu. de Picardie 26, 481 — 99.
1,136 VHI E. Meyer:
will. Hier wird Lucian sogar von Fetrus selbst gesandt; S. glaubt, dafs es
vielleicht der erste Bericht über die Passio sei. — Besonnene Kritik zeigt,
dafs das Christentum nach Südgallien wohl erst um 150 und zwar infolge
alter Verbindungen mit Eleinasien kam und wahrscheinlich ziemlich gleich-
zeitig in Arles, Marseille, Vienne und Lyon eine Stätte fand. Auf diesen
orientalisch-griechischen Ursprung wies die erst 1869 von Pius IX. unter-
drückte sehr eigentümliche Messe der Kirchen in Lyon hin, sowie die be-
sondere, gleichfalls aus dem Orient stammende, Verehrung, deren sich noch
heute in Lyon die h. Jungfrau erfreut; auch läfst die Kirche unter Irenäus
eine gewisse Hinneigung zum Montanismus erkennen. Dafs Irenäus, geb.
etwa um 135, 202 Märtyrer geworden, ist lediglich Legende, die auch für
die Märtyrer von 177 mehr Namen anzugeben weifs, als unsere sicheren
Quellen kennen. Ob über der Krypte, in der Irenäus beigesetzt sein soll,
heute die Irenäus- oder die St. Just-Kirche steht, die bis zur Entscheidung
durch einen päpstlichen Legaten im J. 1413 zu Gunsten der Irenäus-Kirche
um die Ehre des Grabes stritten, ist nicht zu sagen; die Irenäus-Kirche
besitzt jedenfalls eine alte Krypte. *) Den Ursprung dieser letzteren läfst
D. Meynis mit Sicherheit in das J. 470 hinaufreichen.8) — Die Orte, an
denen 177 die Märtyrer litten, sind gleichfalls unsicher; nach der von L. P(a-
lustre) gebilligten Ansicht Raverats3) fand das Martyrium in dem römischen,
nicht dem gallischen Quartier statt, und zwar in dem Amphitheater des
Orfitus am Fufse des Hügels von Fourviere (Forum Vetus). Nach Montet4)
war aber hier nur ein Theater; ein Amphitheater ist nördlicher am Fufse
des Hügels Croix-Rousse (St. Sebastian) nicht weit von der Rhone auf-
gefunden. —
Gegen Ende des II. Jh. linden wir in Edessa als ersten beglaubigten
christlichen König Abgar VM., unter dem eine wohl begründete Tradition
den ersten Bischof Palut durch Serapion v. Antiochia (c. 190 — 210) ge-
weiht sein läfst. Der Wunsch, das Bistum auf apostolische Gründung zurück-
zuführen, liefs jedoch die Sage von dem Briefwechsel Abgars V. d. Schwarzen
(Ukhama) mit Christus entstehen, die Eusebius in einfachster Form, in sehr
erweiterter insbesondere die syrische 'Doctrina Addaei' und die griechischen
'Acta Thaddaei' enthalten. Jene sind 360 — 470 entstanden, diese nicht vor
dem y. Jh. — Edessa bewahrte aufser den angeblichen Briefen auch ein
Bild Christi: an dieses knüpften sich gleichfalls Sagen, welche mit denen von
dem Briefwechsel combiniert wurden und in voller Ausbildung in die Acta
Thaddaei verwebt sind. Ebenso, obwohl ohne inneren Zusammenhang, ist in
die Acta die Sage von der Kreuzauffindung durch K. Claudius' Gemahlin
Protonike hinein gezogen, welche die Helenasage zu ihrer Voraussetzung hat,
während Philipps ein umgekehrtes Verhältnis annahm.5)
Das ÜI. Jh. eröffnete sich für die Christen mit der 6. Verfolgung des
Septimius Severus. Diese hat wie den ganzen Zustand der Kirche auf Grund
1) Ed. Montot, la lägende d'Ir. et l'introduct. da ehristianisrae ä Lyon. Geneve, Schuch-
hardt, 118 S. (These d. prot. Fac. von Paris). — 2) Dato de la crypte do St. Irenee. R£-
ponse ä M. Steyert. Lyon, Pelagaud. 8 S. (Scp. aus Hev. da Lyonn. März.) — Ein gröTseres
Work demselben Vf.s, *La Montagne Sainte' (1881), behandelt die Geschichte der Krypte aus-
führlich. — 3) Raverat, Fourviere, Ainay et S. Säbastion sous la domin. rora. Recherche*«
archeol. sur l'emplaceraent, oü les premiera chrätions lyonnais souffrirent. Lyon, Mougin-
Rusand; 44 S. Ursprünglich ein Vortrag, über den L. P(alus>tro), de l'ancienne topogr.
do la ville de Lyon (Bull, raonum. 1879, 246), berichtete. — 4) 1. c. S. 46. — T>) R. A.
Lipsius, d edessen Abgarsage krit. untersucht. Braunschw. , Schwetschke. 92 S.
Kirchengeschichte. 1,137
reicher Litteratur A. de Ceuleneer1) dargestellt; es ist jedoch nicht der
beste Abschnitt dieser gekrönten Preisschrift. Er hebt hervor, dafs das
Edikt von 201 präciser ist als das in sich unlogische des Trajan; der von
Tertullian als Verfolger erwähnte 'Praeses' war am wahrscheinlichsten C.
Octavius, praes. der Mauret. Caesar. (209/11), oder Cn. Haius Diadumenus
(209/1 1 ) ; der nicht genannte Legat vielleicht Sabinus Proculus. Julia Domnas
und Plautians Einflufs auf {die Verfolgung läfst C. unbestimmt; auch Sep-
timius sah die Christen für Staatsfeinde an. — Von den Akten der Fe-
licitas und Perpetua hat Aub6 *) einen kürzeren Text gefunden und
publiziert; dieser giebt das Verhör sehr genau wieder und ist vielleicht der
offizielle Bericht des Episcopats. — Die römischen Bischöfe des HI. Jh.
von Urban (322) bis Fabian (250) unter Decius hat wiederum Jungmann3)
ohne besonderen Gewinn für die Forschung behandelt. Urbans Vorgänger
waren die an sich wenig bedeutenden Päpste Zephyrinus (199 — 217) und
Callistus I. (217—22): dennoch haben sie wie später Dionysius (258—68)
nach einem katholischen Autor das grofse Verdienst, drei so bedeutenden
Gelehrten gegenüber, wie Tertullian, Hippolyt und Origenes waren, die Kirche
vor Irrlehre durch das einfache Bekenntnis des überlieferten Glaubens ge-
rettet zu haben.4) Hippolyt ist derjenige, dem die 1840 aufgefundenen und
1851 zuerst von Miller gedruckten Philosophumenen mit grofser Wahr-
scheinlichkeit zugeschrieben werden können,6) doch will Jungmann6) auf
Tertallian als Autor zurückkommen, was zwar eine Möglichkeit, aber keine
Wahrscheinlichkeit für sich hat.7) — Unter Calixt hat sein auch für die
Kirchengeschichte wichtiges Werk der erste christliche Chronograph, Julius
Africanus, vollendet. Ein würdiger Zeitgenosse des Clemens v. Alexandria
und Origenes, ist er ein Haupt repräsentant der wissenschaftlichen Richtung
in der Kirche im Gegensatz zu der kindlichen Einfalt der nachapostolischen
Väter. Allerdings entspricht die Chronographie keineswegs der hohen Meinung,
die ihm sein geistvoller Brief über die Geschichte der Susanna bei den
Neueren verschafft hat. Er scheint aus Nordafrika gebürtig und gehörte nie
dem geistlichen Stande an; auch die halbheidnischen Keatoi sind von ihm.
Er rechnet nach julianischen Jahren, nicht syrischen; seine Olympiaden sind
die gewöhnlichen. Für die Zeit Christi hat er wohl Justus von Tiberias be-
nutzt; Christi Geburt setzte er 5501 an, sein Todesjahr in Ol. 102,2 = 5531b
-f 5532a und nahm nur eine einjährige Lehrthätigkeit an. Sonst hat er
die Cohortatio ad Graecos und den Tatian benutzt. Die Thatsache, dafs bei
Africanus die wichtigsten Intervallen nicht durchweg gleich, sondern nach
**ei Systemen, die um zwei Jahre differieren, angegeben werden, darf nicht
raitC. Trieber8) so gelöst werden, dafs nach griechischer Gewohnheit terminus
a quo und term. ad quem mitgerechnet seien , vielmehr hat er von Cyrus 1 =
Ol. 55,1= 4942 Adams die rückwärts liegenden Daten sowohl nach festen
1) Emu rar la vie et le regne de Sept Sev. Bruxeües, Hayez. 314 S. 4. — 2) Un
»oüT. texte de« acteu des SS. F61. et Perp6t. et de leurs compagnons martyrs a Carth. sous
«pt. 8er. (202/3), C. R. do l'Ac. des lnscr. et Bl. L. VIII, 321—31. — 8) de S. Cypriani
g«*ti§ et doctrina atque de rom. pontiff. ipsi coaevis, Diss. sei. (s. o. S. 132*) 8. 263—357.
-4) Drei Päpste u. drei Gelehrte, Katholik 59, 2 (1879). S. 281-291. — 5) Funk,
Zar Philosophumenen-Frage, Liter. Rundschan VII, 33—38. — Von der gegen Döllinger ge-
nuteten zuerst 1851 erschienenen Schrift von Chr. Word sw ort h *St Hippolyt and the
^riy part of the 3. contor)-* ersch. eine 2. 4greatlv onlarged edit.' — 0) Diss. sei. (s. o.
8- 132*). S. 173— 2<J2. — 7) Funk, 1. 1. Sp. 37." — 8) I>. Chronol. d. Jul. Afr., Gott
Kehrichten S. 49—76.
1,138 VIII. E. Meyor:
julianischen Jahren als auch nach ägyptischen Wandeljahren berechnet.1)
Dafs die Weltanschauung des Clemens v. Alexandria zwar der Form nach christ-
lich war, insofern er alles unter den Gesichtspunkt der zu erlangenden Ver-
einigung mit Gott durch Christus stellt, aber materiell doch durch Philos
Vermittelung auf die Stoa, in zweiter Linie auf Plato zurückgeht, zeigt
C. Merk.*)
Als erster christlicher Kaiser wird von einer schon bei Eus. H. E. VI,
34 erwähnten kirchlichen Tradition Philippus Arabs (244 — 49) angegeben,
doch ist die Richtigkeit derselben vielfach bezweifelt. Nach Aube3) ist dazu
kein Grund vorhanden: offiziell war ei» allerdings Heide, z. B. bei dem
1000jährigen Stiftungsfeste Roms, in den Formen des Münzwesens u. s. w. ;
aber Kaiser für alle, konnte er doch für sich Christ sein. Vielleicht ist ein
Gesetz über die Schliefsung der päderastischen Bordelle auf sein christliches
Gewissen zurückzuführen.
Cyprian hat 256 in seinem Streit mit Papst Stephan üher die Gültig-
keit der Ketzertaufe auf einer Synode zu Karthago den Grundsatz aufge-
stellt, dem römischen Bischöfe stehe trotz des Primats Petri eine oberrichter-
liche Gewalt nicht zu: daher hatten sich die Altkatholiken in ihrer Auflehnung
gegen Rom auf ihn berufen. Sie zu widerlegen versucht Jungmann:4)
Cyprian sei nur ^weniger befreundet' mit Stephan gewesen und habe sich
— was aber entschuldbar sei — 'zu heftiger Ausdrücke' bedient, Stephan
aber durchaus korrekt gehandelt. Als einen Kirchenfürsten in des Worts
vollster Bedeutung feiert V. Ryssel5) Origenes' Schüler Gregorios Thauma-
turgos, Bisch, von Neocaesarea (f unter Aurelian). Von seinen Schriften ist
nicht viel erhalten. Daher hat R. 2 Schriften dogmatischen Inhalts, die nur
in guten syrischen Übersetzungen des VI. Jh. erhalten waren (gedr. bei
Lagarde, Anal, syr.), 'über die Wesensgleichheit an Philagrius' und 'über die
Leidensunfähigkeit und Leidensfähigkeit Gottes' in deutscher Übersetzung zu-
gänglich gemacht. — Aurelian werden Verfolgungen zugeschrieben, die eine
ungeheure Zahl von Martyrien veranlafst haben sollen. Allein sie sind ent-
weder auf Marc Aurel, Septimius Severus und Valerian zurückzuführen oder
sind erfunden. Da das Christentum von 260 — 74 religio licita war, können
nur die für die ersten Monate des J. 260 bis Mitte März gemeldeten Fälle
in Betracht kommen; auch blieb die Verfolgung räumlich auf Thracien und
die nächsten Länder beschränkt. Von den Märtyrern ist nichts Sicheres fest-
zustellen, nicht einmal die Namen. Aurelians Begeisterung für Apollonius
v. Tyana scheint ohne Einflufs auf seine Stellung zur Kirche geblieben zu
sein.6) — Von einer Verfolgung unter Numerian und Carinus kann vollends
keine Rede sein. Die Nachrichten stammen aus trüben und späten Quellen;
wie Numerian zum Christenfeinde gestempelt wurde, ist nicht zu sagen. —
Dafs Carus ein Christenfreund war, hat man aus Cod. Justin. I, 2, de sacros.
ecel. geschlossen, aber das Gesetz ist nicht von ihm, sondern von Theodosius II.
Dennoch war die Lage der Christen unter ihm sehr günstig.7)
1) H. Gclzcr, s. o. S. 79 u. 11, 2204. — 2) Clcm. Alex, in s. Abhängigkeit v. d. griech.
Philos. Leipz., Böhme. 1878. 90 S. — 3) Lo christianisme de l'emp. Phil., Rov.
archeol. 40, 140 — 52; auch scp. : Paris, Pillet & Dumouiin. — 4) De Cypr. gestia et do-
ctrinia atque de rom. pontiff ipri coaevis, Diss. sei. (o. S. 132* >. S. 263 — 357. — 5) Greg.
Thaum., s. Leb. u. s. Schriften, Leipz., Fornau. VIII, 158 S. — 6) F. Gör res, D.
Aurelian. Christen- Verfolg., Jbb. f. prot. Thcol. VI, 449 — 94. — 7) Ders.: D. angebl. Christon-
verfolgungen unter Num. u. Car., Zschr. f. w\m. Theol. XXI11, 31— 64; 165 — 95; nebst
Anh.: D. Christent. unter Carus. S. 196 f.
Kirchengeschichte. LI 39
Der Diocletianischen Verfolgung, die das IV. Jh. eröffnete, erlagen die
H. Vier Gekrönten: Rossis Untersuchungen über sie1) hat Beiles heim8)
deutsch im Auszuge wiedergegeben. Dafs das Martyrium d. H. Ferrutius
(292 — 306) für die Geschichte des christlichen Castel-Mainz zur Römerzeit
ein gut verbürgtes Factum sei, da Meginhard v. Fulda 856 die Acta des
Heiligen nach dem gleichzeitigen Gedenksteine an seiner Capelle verfafste
und die Reliquien desselben gehoben haben soll, betont F. F(alk).8) Bald
nach dieser schwersten Verfolgung sah sich das Christentum vor die Aufgabe
gestellt, die Welt in ihrer Gesamtheit christlich zu gestalten: welche üblen
Nachwirkungen dabei die Abkehr der Christen von allem Irdischen haben
nralste, betont H. v. Sybel,4) der um 300 die Zahl der Christen etwa auf
V*o der ganzen Bevölkerung des Reichs anschlägt. — Die Stellung der Päpste
im IV. Jh. hat populär K. Hackenschmidt5) geschildert —
Wenn Konstantin d. Gr. für die katholische Kirche der gläubige und
innerlich vom Christentum ergriffene Schützer desselben ist, so hatte 1853
Burckhardt6) ihn als kalten, jeder religiösen Empfindung baren Politiker
hingestellt. Dieser Auffassung ist B. auch in der neuen Auflage seines Buches
treu geblieben, und auch Th. Brieger7) beurteilt Konstantin im wesentlichen
ebenso, wenn er auch bemerkt, dafs unsere Quellen ein sicheres Urteil über
Konstantins religiöses Denken nicht zuliefsen, sodafs es nicht gerechtfertigt
sei, ihm Religiosität ganz abzusprechen. Jedenfalls habe er seinen Söhnen
eine gefesselte Kirche als die ergebene Dienerin des Staates hinterlassen. Zu
der byzantinischen Novelle über die Jugend Konstantins, die Heydenreich
herausgab,8) hat A. Coen9) andere Fassungen nachgewiesen.
Der Lehrer von Konstantins Sohne Crispus soll der in Trier verstorbene
'christliche Cicero', Lactanz, gewesen sein. Der unter seinem Namen gehende
Phönii, der den vielen heidnisch - mythologischen Anspielungen gegenüber so
wenig Christliches zeigt, hat zu Zweifeln Anlafs gegeben, ob er nicht einem
andern L. zuzuschreiben sei. Allein das Idyll stimmt zu den übrigen Schriften
des Lactanz so, dafs sich aus diesen fast für jeden Vers und jedes Wort
Belege geben lassen. Es scheint nicht lange vor den Institutionen verfafst,
deren Ideeenkreis sich mit denen des Phönix deckt, und zwar vielleicht wäh-
rend der Diocletianischen Verfolgung; möglich wäre, dafs L. seinen christ-
lichen Standpunkt damals verhüllen wollte.10)
Eine Vorgeschichte des Arianismus und eine Darstellung des nicaenischen
Konzils haben wir von Jungmann. n) Er nimmt eine Anzahl vornicaenischer
Väter gegen die Beschuldigung in Schutz, im Grunde Anhänger der aria-
nischen Lehre gewesen zu sein, wie Athenagoras, Theophilus v. Alexandria,
Tatian, Origenes und Dionysius v. Alexandria, deren 'schwierigere' Ausdrücke
sich ganz orthodox deuten liefsen. Auch die Päpste von Dionysius (259—69)
1) S. Jahresber. II, 1, 128 f. — 2) S. u. II, 999. — 3) G. de Rossi u. d. 4 Ge-
krönten, Katholik 59, 2 (1879). S. 504—18. — 4) Poüt u. socialo Verhältnisse d ersten
Chritten, Vortr. v. 1857, neu abgedr. Kl. hist. Schriften I8, 1—26. — 5) D. röm. Bisch,
im IV. Jh., Prommel u. Pfaffs Vorträge (Heidelberg, Winter) III, Hft. 6. 26 S. — 0) S. o.
S. 114». — 7) Const. d. Gr. als Religionspolitiker , Zschr. f. Kirchengesch IV, 163 -203.
a. wp., Gotha,Perthes. 48 S. — 8) S. Jahresber. II, 1, 128«; H. hat weiter übor die-
selbe gehandelt Verhdlgn. d. 34. Philol.-Vers. (Loipz., Teubner). S. 179—99. Vgl. Zeitschr.
f Gymn.- Wesen. S. 271 u. Arch. f. Litt.-Gesch. X, 319—63, *owie Thielmann, Sprache
u. Krit. d. libell. de Const. M., Blätter f. d. bayr. Gymn.-Wesen XVI. - 9) Su una leggenda
relatiTa aila gioventü di Const ü Gr., Arch. della soc. rom. di stör. patr. IV. — 10) H. De-
ment, d. Echtheit d. Phoon. d. Lact., Rhein. Mus. 35, 39 — 55. — 11) De ortu Arianismi
et Conc. Nie, Disscrt sei. (o. S. 132*) S. 358.
1,140 VIII. E. Meyer:
an werden besprochen sowie Diocletian und Konstantin; nach 'alter Siti
läfst J. die Akten des Konzils Rom zur Bestätigung unterbreitet sein.
Nicaea *) wurde auch die Osterfrage verhandelt. Allein es handelte sich hi
nicht um den Tag der Osterfeier, d. h. den schon früher verhandelt
Quartodecimanismus, sondern um die Frage, ob man nach jüdischer Rec
nung Ostern auch vor das Aequinoctium fallen lassen dürfe. Denn währei
die Provinz Asia, die eigentliche Heimat des Quartodecimanismus, bei Ei
Vit. Const. HI, 17—20 unter den Provinzen genannt wird, welche c
richtige Sitte beobachteten, werden Syrien und Mesopotamien und überhau
der Orient als die Provinzen der unrichtigen Berechnung bezeichnet Di
hier auch der Quartodecimanismus gegolten, ist bisher fälschlich angenoi
men.8) — Von dem Sieger des nicaenischen Konzils haben wir ein Leb
des Stifters des Mönchtums, des h. Antonius (251 — 356), das Weingart
für einen Tendenzroman erklärt und daher dem Athanasius abgesproch
hatte. Gegen diese Angriffe nimmt dasselbe C. Hase8) in Schutz: wie 1
überhaupt seinen Begriff von Mönchtum nicht scharf genug gefafst habe,
seien auch seine Gründe gegen die Echtheit nicht stichhaltig. Wenn z.
die dem Antonius zugeschriebenen Wunder gegen dessen historische Existe
sprächen, hätte man auch an der Benedikts, Bernhards v. Clairvanx u.
zweifeln können. — H. verzichtet auf ein Studium der Sprache des Atl
nasius.4) Dagegen folgt W. Israel6) Weingartens Spuren, indem er c
Vita Hilarionis des Hieronymus für einen Roman erklärt, dessen Tendenz d
hin gehe, das Mönchtum in Palaestina älter und ehrwürdiger erscheinen
lassen. Ob es einen Hilarion gegeben, der 291/2— 371 gelebt hätte, mi
dahin gestellt bleiben. Erwähnt wird er weder von Sulpicius Sevei
noch von Basilides d. Gr., noch von Theodoret, noch von Cyrill v. Jei
salem. Auch nach Hieronymus' Briefen ergebe sich die vita nicht als G
schichte; dieser erwähnt den Hilarion in keiner seiner Schriften vor 388.
Zu denjenigen Vorgängen, die auf den Historiker die höchste A
ziehungskraft ausüben müssen, gehört die Umgestaltung des heidnischen Roi
zum christlichen. Nicht sowohl die Kaiser sind es, die den Gegensatz z\
sehen Rom und dem Christentum repräsentieren, sondern die alten Optimatc
familien, die an ihren stolzen Traditionen festhalten und es nicht vergesse
dafs ihre Vorfahren einst die Welt erobert und noch grofsartiger als <
Kaiser regiert und beherrscht haben. Aber selbst sie mufsten sich der I
ligion der Armen und Verachteten beugen, für die einst ihre Ahnen nur <
mitleidiges Achselzucken gehabt hatten. Diesen inneren Umschwung m
bewirkt zu haben, ist der Ruhm der h. Marcella, die, aus dem Hause c
Siegers von Clastidium, Nola und Syrakus stammend, von Athanasius' Seh
derungen des Mönchslebens in der Wüste ergriffen, ihren glänzenden Pal]
auf dem Aventin zum ersten Kloster umwandelte und die Frauen aus d
edelsten Familien zur Nachahmung ihres entsagenden Lebens veranlafs
was ihr das hohe Lob ihres bewundernden Freundes Hieronymus eintn
1) Occagna, cenni stör, soi concili ocuraen., 402 S., könne ich nicht. — 2) L. Duch<
no, la question de la Päque au conc. d. Nicee. Paris, Palme. 42 S. — Sep. aas d. Rev.
Quest. bist 28, 1 — 42. — Seine im Journ. Asiat. 1875 ersch. Abhandl.: le concile de 1
d'apres les textes koptes et les diverses collections, hat Revillout sep. herausgegeben.
3) D. Leben d. h. Ant., Jbb. f. prot Theo!. VI, 418—48. — 4) Hier sei erwähnt: A
berger, D. Logoslehre d. h. Äthan., ihre Gegner u. unmittelb. Vorläufer. (Gekr. Preisucl
München, Stahl. VII, 246 S. — 5) D. vita S. Hil. des Hieron. als Quelle f. d. Anfange
Möncht, Ztschr. f. wiss. Theo!. XXIII, 129—64.
Kirchengeschichte. L141
Ansprechend hat, abgesehen von einigen kleinen Detailfehlern, L. Pauthe1)
ihr Leben und ihre Wirksamkeit geschildert.
Hatte nach B rieger Konstantin den Sieg des Christentums als unaus-
bleiblich vorausgesehen und es aus diesem Grunde begünstigt, so dachte der
letzte seines Hauses, Julian, anders. Nach G. Boissier3) war dieser kein
Freigeist, wie man im XVIII. Jh. glaubte, sondern Illuminat, aber mit seiner
neuen Religion, zu deren Gunsten er das Christentum vernichten wollte, be-
friedigte er die Anhänger des Heidentums nicht: ohne es zu wollen, hatte
er viel aus dem Christentum aufgenommen. Besonders leisteten die Frauen
Widerstand, und zuletzt war er entmutigt. Dafs er den Christen den Unter-
richt in der heidnischen Litteratur verbot, erregte den besonderen Unwillen
derselben. — Julians Streitschrift gegen die Christen ist bekanntlich verloren,
doch ist sie christlichersei ts soviel bekämpft, dafs der Versuch einer Re-
konstruktion gewagt werden darf; namentlich liegt das 1. Buch in grofser
Vollständigkeit in CyTillus v. Alexandria vor. Möglicherweise ist sie gar
nicht vollendet gewesen.3) Nur einen erbaulichen Zweck verfolgen die von
J. G. E. Hoffmaun4) herausgegebenen beiden syrischen Erzählungen über
Julian, die durchaus sagenhaft sind. Die erste verherrlicht auf Julians Un-
kosten Jovian und scheint zwischen 502 — 32 in Edessa verfafst, Ort und
Zeit der zweiten sind nicht genau zu bestimmen-, die Hdss. stammen aus
dem VI. resp. VH. Jh. —
Unter dem Namen des Ambrosius geht der für die Geschichte der
Exegese nicht unwichtige sog. Ambrosiaster, ein Kommentar zu den Briefen
des Paulus, den Augustin einem Ililarius zuschreibt. Als seinen Vf. sucht
Jos. Langen5) den römischen Presbyter und Luciferaner Faustinus nach-
zuweisen, dem auch die pseudoaugustinischen Quaestiones Biblicae zuzuschrei-
ben seien, deren Ähnlichheit mit dem Ambrosiaster schon früher bemerkt
war. Der Hilarius, den Augustin nenne, könne, nicht näher bezeichnet,
nur Hilarius v. Poitiers sein. — An Ambrosius, als dem Autor des Tedeum,
hält H. Bone6) fest, wenn auch hinsichtlich der besonderen Angaben, na-
mentlich des Extemporierens zwischen Ambrosius und Augustin bei des letz-
teren Taufe, verschiedene Auffassung und Modalität offenstehe. B. giebt eine
brauchbare Obersicht über den Stand der Frage. — Johannes Chrysostomus,
Augustin und Hieronymus erfreuen sich in Frankreich einer besonderen Auf-
1) St©. Marcelle. La vie relig. chez les patriciennes d. Borne an IV. b. Toulouse, Privat.
543 S. — 2) L'erap. Jul., Rev. des deux Mondes. XL, 72 — 112. — Rage?, la persecution
de Jul. TAp. (Paris, Tequi. 126 S.) ist populär; Ruffet, Jul. l'Ap. (Le Chret Mangel. Aug.)
iTorquati, Studii stör, crit sulla yita di Flav. Claud. Giul. ap. (Roma, Cecchini, 1878;
324 S.) kenne ich nicht — Del es, un miracle sous Jul. (Chambery, Menard), ist ein Roman.
- 3) Scriptorum graec. qui Christ, impugnaverunt religionem quae supersunt Coli., rec,
prolegg. instr. C. J. Neumann. Fase. 111. — E. s. t: Juliani imp. librorum c. Christ quae
'Qpemmt Insunt Cyrilli Alex, fragmm. ab E. Nestle edita. Lips., Teubner. Yll, 246 S.
— Fase. 1. u. II. d. Samml. erscheinen später. — Von dems. auch: K. Julians Bücher geg.
d. Christen. Nach ihrer Wdrherstell. übers. Ibid. III, 53 S. - Die Prolegomena zu d. Text-
Ausg. erschienen wohl sep. als Lcipz. Diss. 33 S. — 4) Julian d. Abtr. Syrische Erzähl.
Leiden, BrilL XVIII, 250 S. 4°. — Über sie hatte schon Nöldeke, Ztschr. d. D. Morgen-
land. Ges. 28, 2G3 ff. u. 660 ff. gehandelt. — »">) De commentariorum in ep. Pauli, qui Am-
tffosü, et Quaestion. bibl., qui Augustini nomine feruntur, scriptore. Bonn, Cohen u. S. 44 S. 4.
- 6) Das Te Deum. flaimers Frankfurter etc. Broschüren (s. u. II. S. 203*). IL Heft 3. 40 S.
— L. ttiraglio, 'Leb. d. h. röm.-mailänd. Jgfrau Marcollina, Schwester d. h. Ambro»/ hat
P Matherl übers.; Kempten, Kösel, XVI, 198 S. — S. Ambrosii Opp. omnia ed. P. A.
B»Uerini sind bis zu IV. Lf. 9 vorgeschritten. (Mailand, tip. di S. Gius., toi.) — Bd. I — III
erach. 1876—77.
1,142 VIIL E. Meyer:
merksamkeit, doch bezweifeln wir, dafs die von ihnen erscheinenden A
gaben und Übersetzungen von wirklichem Wert sind. 1) Einer Neuausgi
der Gedichte des Paulinus v. Nola (f 431) *) dürfen wir von Zechmeistei
entgegensehen; einen wichtigen Beitrag zur Textkritik desselben lieferte
Chatelains4) Kollation mehrerer noch gar nicht oder ungenügend v
glichener Hdss.; E. Thomas6) macht ihm den Vorwurf, das Mskr. von
Gallen (X. Jh.) nicht benutzt zu haben. Paulinus' sogen. *poema ultimt
hat Bursian6) auf Grund einer bisher unbenutzten Münchener Hds.,
die Zechmeister7) aufmerksam machte, in verbessertem Text veröfFentlic
Das Gedicht hat Wert für die Kenntnis der mythologischen und religio!
Vorstellungen des absterbenden Heidentums.
In dem grofsen Streit über die Naturen Christi, welcher das V. Jh. m<
in Unruhe versetzte als Alarich und Attila, bildet die Räubersynode ^
Ephesus einen nicht zu vertilgenden Fleck für die orientalische Kirche. I
Thierrys8) glänzender Darstellung gegenüber sucht A. Largent9) meist ni
erhebliche Details zu berichtigen: hervorzuheben ist der Nachweis, dafs
Verhandlungen gegen den unglücklichen Flavian nach Ausweis der von Mai
aufgefundenen syrischen Akten der Synode sich nicht so schnell abspiel
als Th. nach dem Brev. histor. Eutych. annahm, sondern etwa 14 Tage
Anspruch nahmen.
Ein Hauptrepräsentant der antiochenischen Exegetcn-Schule, deren wiss
schaftlicher Sinn der allegorischen Erklärung die streng grammatisch - bis
rische entgegensetzte, ist Theodor v. Mopsuestia (t 429). Seinen nur
Fragmenten und lat Übersetzung erhaltenen Kommentar zu den Briefen Ps
(Gal., Ephes., Phil, Col.), der früher dem Hilarius von Poitiers zugeschriel
wurde, hat sorgfältig H. B. Sweete10) publiziert. — Auf Theod. geht
letzter Instanz die gewöhnlich 'de partibus divinae legis* benannte Seh
des Junilius Africanus zurück. Dieser, weder Bischof noch überhaupt Kleril
sondern der aus Proc. An. 20 nicht vorteilhaft bekannte Quästor S. Pa
und Nachfolger Tribonians, bearbeitete eine Einleitung in beide Testame
1) Augustini Meditationes. Paria, Royer & Chernovitz. 32° — Confessioncs, fit
t. Moreau. (M. d. Leben von s. Freund u. Schüler Posidius.) 9. Aufl. Paris, Gaume.
— Vie de St Jean Chrysost Limoges, Barbou. 18°. — Homelic de St. J. Chr. en fir
d'Kutrope. Nouv. ed. contenant des notes philolog. et litter. p. Guy. Paris, Garnier. 12°.
ßloge de tous les Saints. Paris, Lecoffre. 12'. — Homelie pour la veillo des Cendres. L
Lecoffre. 12°. — Hom. sur le retour de l'6v. Flavicn. Paris, Hachottc. 12°. — Von d. alte
lat Übersetzungen des Chrys. von Anianus und Mutianus Scholast befinden sich mehren
München, s. Looshorn, Ztschr. f. kath. Theol. lV, 789- 93. — S. J6rome, Oeuvres coi
trad. et annot. par Tabbe* Bareille. T. III — VII. Paris, Vives. — Lettres choisies de S. ,
trad. avec le texte lat p. Lag ränge. 3. 6dit. Paris, Poussielgue. XXIV, 516 S. 12°.
Oeuvres, publ. p. Ben oft (de Matougues) sous la dir. d'Aime-Martin. XXXII, 688 S.
- L am bei, S. Jer. Paris, Dillet 312 S. 18°. — Das im XIV. u. XV. Jh. viel gelet
und 1481 niederdeutsch gedruckte Lebon des Hier., das Job. v. Neumarkt, seit 1380 Bi
v. Olraütz, übersetzte u. A. Benedikt herausgab (Prag, Tompsky. LXV. 231 S.), hat ke
historischen Wert, sondern besteht aus drei im MA. fingierten Briefen des Euseb., Äugt
und Cyrill. — 2) Eine 'Hist. de St. P. de N.' erschien 1878 von F. Lagrange. Pi
Poussielgue. XXIII, 704 S. — 3) Krit Boitr. z. Paul. v. N., Wiener Studien. 1, 98 ff.;
E. Thomas, Rev. crit XIV, 511. — 4) Notice sur les msers. de S. Paulin de N., so
d'obscrvations sur le texte. (Bibl. des ecoles fran<j. d'Ath. et de Ronie, faac. XIV.) Paris, Th(
98 S. — 5) A. a. 0. (Anzeige d. Schrift v. Ch.) — (>) Münch. ^itz.-Bcr., phil.-hist
S. 1—23. — 7) A. a. 0. — 8) S. Jahresb. 11, 1, 130. — 9) Le brigandage d'Kpt
Rev. d. quest. hist XXVI I, 38 — 150. — Taillan, los papes et les eonciles du V. s., Ooi
dioc»'«M. Aug.-Hft, kenne irh niebt. — 10) Theod. Ep. Mops, in Kpist. S. Pauli «oniment
The Lat. versiou with the greek frgmts. With an Introfi., Notes and Indices, l Cambri
LXXV1I, 312 S.
Kirchengeschichte. 1,143
des Metropoliten Paul v. Nisibis, die, ursprünglich syrisch geschrieben, ihm
in griech. Übersetzung vorlag und auf Theod. v. M. beruhte.1) Nicht unbe-
deutend als Exeget war auch Theod.s Bruder Polychronius, der nicht mit
dem Asceten gleichen Namens und Jünger des Zebraeus*) identisch ist. In
Südgallien, wo die klassische Bildung im V. Jh. in formaler Beziehung noch
Blüten trieb, entstand 434 das noch jetzt mitunter citierte populär -theolo-
gische 'Commonitorium' des Vincentius v. Lerinum (L6rins). Eine neue Aus-
gabe desselben hat J. Stock3) nicht mit genügenden Vorkenntnissen veran-
staltet — Dem Vinc. ist G. D. W. Ommaney4) geneigt die Autorschaft
des sog. Athanasianischen Glaubensbekenntnisses zuzuschreiben, über dessen
Beibehaltung in der englischen Kirche 1871 heftige Kämpfe geführt sind, da
es meist ins IX. Jh. gesetzt wird. Infolge umfassender Handschriften -For-
schungen und wertvoller Entdeckungen will 0. die 1. Hälfte des V. Jh. als
Entstehungszeit des Credo annehmen; der Ausdruck deckt sich an einzelnen
Stellen auffallend mit dem Commonitorium des Vincenz. — Im Orient war
diesem ungefähr gleichzeitig Theodoret v. Cyrus, der nach Volkmar nur 'das
10. B. der Philosophumena mit der Epitome aller Haeresieen als Werk des
Origenes gekannt und gebraucht haben soll; Hilgenfeld6) sucht eine Be-
kanntschaft Th.s mit andern Teilen der Philosophumena nachzuweisen.
Die Ansprüche Leos I. auf den römischen Primat hat gegen Ende des
V. Jh. Gelasius I. (492—96) mit Entschiedenheit aufrecht erhalten, wie er
auch nicht ohne Bedeutung für die Entwickelung der Liturgie, des kano-
nischen Rechts und der Kirchendisciplin war : Persönlichkeit und Thätigkeit
desselben hat A. Roux6) an der Hand seiner Briefe und andern Schriften,
zwar im Anschlufs an Darras,7) aber nicht ohne Selbständigkeit des Urteils
geschildert, z. B. spricht er ihm die vielumstrittene Decretale 'de libris reci-
piendis* ab. Gelasius' Zeitgenosse Gennadius hat Hieronymus' wichtiges
Werk ;de viris illustribus* fortgesetzt; diese Fortsetzung ist von Herding mit
Hieronymus' Katalog zusammen herausgegeben.8) Es fehlt aber H.s Ausgabe
an kritischer Grundlage. G. hat nach den Spuren der Subskriptionen in den
Hdss. mit Johann v. Antiochia geschlossen; das Kap. (XXX) über Johannes
Chrysostomus ist von Herdiug ohne genügenden Grund nach dem Vatic. ein-
geschoben. Das Anfaugskapitel über Hieronymus ist nicht von G.; dafs aber
einige Kapitel bei ihm in uuserem heutigen Texte fehlen, von denen sonst
Spuren vorhanden seien, ist Ebert u. Huemer nicht zugegeben. Nicht mit
Recht wird für den Brief, den G. über seinen Glauben an Papst Gelasius
geschickt hat, die ehemals Augustin beigelegte Schrift 'de ecclesiasticis dog-
roauY gehalten; ein Fragment aus dem Briefe bietet wahrscheinlich der Cod.
Mon. 14 461 S. 124.y)
Den Bischöfen Epiphanius (geb. 439) und Ennodius (473) von Pavia
schreibt P. Talini10) das Verdienst zu, das Ansehen ihres Bischofssitzes
]) H. Ki h n , Th. v. M. u. Junil. Afric. als Exegeten. Nebet e. krit. Textauag. v. des letzt 'Inst
«g. div. leg«.' Freib. i. B., Herder. XXIII, 528 S. — D. Text auch sep. Ibid., G4 S. — 2) 0.
Bardenhewer, Pol., Bruder d. Th. v. M. u. Bisch, v. Apamea. Frcib. i. B., Herder, 1879.
IV, 99 S. — 3) The Common, against heresies of V. L., translat. from the Lat. with orig.
wtei explan, and hist Huddorsfield, Elliot Stock. — 4) Early hist. of tho Äthan. Creed.
^fith an appendix containing four ancient commentarios , throe of whieh are now printed for
the fimt time etc. London, Reringtons. XV, 409 S. — 5) Haoreaeolog. Berichtigungen. I.
Z*hr. f. wim. Theol. 23, 478 ff — 6) Le pape S. G61. L Pari», Thorin. 224 S. — Viani,
▼iti ilel Pontif. S. Gel. 1, Opusc. relig. 1879 Nov. u. ff., war mir nicht zugänglich — 7) S.
o. S. 116». — g) S. Jahrcsh. II, 1, 119. — 9) E. Jungmann, Quaest. Gennadianae, Progr.
*• Thom.-Schule in Leipzig, '25 S. 4°. — 10) Gli Studii in lt. 111, 1, 216; 299 u. ö.
1,144 V1I1. E. Moyer:
durch Geschick in der Politik (Epiph.) und in der Verwaltung der Kirchen-
angelegenheiten (Enn.) so gehohen zu haben, dafs es von den Barbaren
Mailand vorgezogen wurde.
Das innere Leben der Kirche berührt in erster Linie eine die Ent-
wickelung der christlichen Sittenlehre und damit des christlichen Denkens
überhaupt für die drei ersten Generationen treffend darlegende Arbeit von
A. Thoma.1) Die sittlichen Grundbegriffe haben von Jesus und Paulus bis
zu den Autoren des 4. Evangeliums und der Pastoralbriefe, von dem Gottes-
reich-Evangelium des Menschensohns bis zu dem Logosbuch des Gottessohns,
von der Glaubenspredigt des Gemeindestifters bis zu den Verfassungsbestim-
mungen des Oberbischofs eine mehr religiöse d. h. kirchliche Färbung er-
halten. Sie sind teils materialisiert in derbe Handgreiflichkeiten, teils ver-
flüchtigt in sublime Spekulation. Die grofsen Grundsätze sind in Einzelbe-
stimmungen detailliert und die Sittenlehre breiter und vielseitiger, aber nicht
großartiger und genialer, sondern beschränkter und alltäglicher geworden:
die Ideeen haben an Idealität verloren. Wenn Christus dem Bundesbewufst-
sein der Israeliten gegenüber die Gotteskindschaft des Menschen als neues
Princip gegenüberstellte, das er aus seinem unmittelbaren Selbst- und Gottcs-
bewu istsein schöpfte und zum Ausdruck brachte, indem er sich als Gottes-
sohn bezeichnete, auf Grund der Gotteskindschaft als sittlichen Princips aber
Gottähnlichkeit für die einzelnen Menschen forderte, — so ist die eigene
Gotteskindschaft Jesu, bei Paulus noch in der Hauptsache ein ethisches Ver-
hältnis, bei dem ersten und dritten Evangelisten — in der Geburtsgeschichte
— zu einem physischen, bei dem vierten — besonders im Prolog — zu
einem metaphysischen geworden. Statt des einfach grofsen Namens 'Gottes-
kind' kommt der Name 'Christ'2) auf mit eigentümlich kirchlicher Klangfarbe.
Denn das Gottesreich, das Jesus im Gegensatz zu der jüdischen Vorstellung
von seinem örtlichen oder zeitlichen Jenseits auf die Erde herabrief und zu
einem ethischen Begriff hatte machen wollen, hat schon auf der Erde die Ge-
stalt der Kirche angenommen. — Die Bedeutung der in den neutestament-
lichen Schriften niedergelegten sittlichen Weltanschauung mit ihrer Hoch-
schätzung des Individuums der heidnischen und jüdischen gegenüber weist iu
einem geradezu zu einer christlichen Geschichtsphilosophie sich erweiternden
und trotz mancher Paradoxa beachtenswerten Werke Hoffmanns streitbarer
Schüler H. J. Bestmann3) nach.
Ob der Cölibat eine apostolische Einrichtung sei, ist nach wie vor eine
Controverse zwischen Funk und B icke ll,4) in der sich jeder Einsichtige
auf die Seite Funks stellen wird. So auch Fr. L aurin,6) der mit Hefele
den Ursprung des Grundsatzes, dafs die höheren Weihen ein Ehehindernis
seien, auf Can. 12 der Synode zu Mein" 1089 zurückführt, aber sonst in
einer Übersicht der Geschichte des Cölibats nichts Neues bietet.
1) Gösch, d. christl. Sittenl. z Z. d. N.-T. Verhandeling. rakende den naturl. en geopen-
baarden Godsdienst Uitgeg. door Teylers Godgelard Genootsch. N. S. VII. 1879. 380, III S.
(Gekr. Preisschrift). — 2) *D. Namen d. ersten Christen' sind aus der christl. Litter. u. den
Inschr. zusammengestellt Hist-polit Bll. 85, 913 ff. — 3) Gesch. d. christl. Sitte. I. A. u.
d. T. : d. sittlichen Stadien in ihrer geschieht!. Entwickelung. Kördlingen, Beck. XII, 461 S.
— 4) D. Coelib. keine apost. Anordn., Theol. Quart -Sehr. 61, (1879) S. 208—48. Dagegen
Bickell: d Coelib. dennoch eine apost. Anordn., Zschr f. kath. Theol. III (1879) 792—99,
u. wieder F.: d. Coel. noch lange keine apost Anordn., Theol. Quart-Schr. 02, i!02 — 221.
- T>) D. Coelib. d. Geistlichen nach kanon. Recht. M. he». Beziehung auf d. Recht d. ö»t.-
ung. Monarchie. Wion, Manz. V1I1, 242 S.
Kirchengeschichte. L145
Dafs die Küche thats&chlich die Aufhebung der Sklaverei bewirkt habe,
halt Overbeck gegenüber Stephins ky1) fest, giebt jedoch zu, dafs sie diese
Absicht nicht von vorn herein gehabt and die Sklaverei auch keineswegs als
uusittlich angesehen habe. — Auf die Anstrengungen, welche die Kirche machte,
die Sitte des Aussetzens der Kinder abzuschaffen, wies £. Semichon9) hin;
die Kirche sorgte oft für ihre Adoption. — Trotzdem neuere Forschungen
Rossis ergeben haben, dafs auch Mitglieder der hochgestelltesten Familien
zum Christentum übertraten, so bestand dennoch die Hauptmasse der Christen
ans Armen. Die Reichen wurden von dem Christentum zum teil auch
durch die Verachtung fern gehalten, mit der es von dem Reichtum sprach,
der geradezu als ein Hindernis der Seligkeit angesehen wurde. Letzterer
Anschauung traten die Kirchenlehrer energisch entgegen. Übrigens ver-
ursachte der Obertritt von Hochgestellten bei ihren heidnischen Freunden
stets die gröfste Entrüstung, und bei Verfolgungen hatten sie ganz besonders
von Volk und Richtern zu leiden. 3)
Die Gleichwertigkeit der verschiedenen Berufsarten hat erst die neuere
Zeit erkannt, die hier insbesondere auch Luthers Vorgange folgte, nachdem
allerdings die Anfänge einer solchen Erkenntnis zur Zeit der Kämpfe Lud-
wigs v. Bayern mit der Kurie gemacht waren und bei Marsilius v. Paduä
hervortreten. Hatte das klassische Altertum nur den Politiker und Philo-
sophen gelten lassen, so schätzte das christliche Altertum bald nur den
Kirchenbeamten und den Mönch, und das Mittelalter behielt diese An-
schauung bei.4)
Auch zu der Wissenschaft des Altertums hatte das Christentum
Stellung zu nehmen. Zu einer einheitlichen Geschichtsauffassung hat es das
Heidentum nicht gebracht, wohl aber liegt eine solche bei den Juden,
namentlich in der Prophetie des Daniel vor. Das universale Christentum
mutete naturgemäß in einer denkenden Betrachtung der Weltgeschichte weiter
gehen: so tritt bereits im Barnabasbrief die Vorstellung der sechs Weltalter,
eines Erlösungshexaemerons parallel mit den 6 Schöpfungstagen auf: jedes
Weltalter sollte 6000 Jahre zählen, wie auch das endliche Reich Christi,
das dem Sabbath entsprechen sollte. Bei Irenaeus tritt dann nebeu Spuren einer
Anschauung von der Erziehung des Menschengeschlechts durch die göttliche
Vorsehung deutliche Erkenntnis des Gesetzes historischer Entwickelung hervor:
die Continuität der Entwickelung betont besonders Tertullian. Vertieft und
mit reichem Detail ausgestattet erscheinen dann die 6 Weltalter bei Augustin,
besonders in der Civitas Dei, um in Verbindung mit der von den vier Welt-
monarchieen das ganze Mittelalter hindurch zu herrschen.6) Für Klärung,
Berichtigung und Erweiterung der von dem Altertum überlieferten natur-
wissenschaftlichen Anschauungen hat die patristische Zeit wenig gethan; nicht
üur. weil die nach innen und aufsen zu führenden Kämpfe die Aufmerksam-
keit voü den Naturwissenschaften abzogen, sondern auch deshalb, weil das an
1) I). Kirche d. ersten 6. Jbh. u. d. Emanc. ct. Sei., Katholik 59 , 2, (1879). S. 180
— 199. — 2) Hist. des onfant* abaiidomies depuin l'antiqu. junqu' ä nos jours. Paris, Plön.
- 3) Le Blant, la richesse ot le christianisme a Tage des persecutions, Rov. archeol. 39,
4Ü0 — 30. — 4) Chr. E. Luthardt: die rittl. Wirkung des Berufs in ihrer geschieht!.
Kntwickelnng, Zeitschr. f. ehristl. Lehen 1, 593—602 — Hier sei notiert: H. Magen, les
i'ritre* et le* moines ä travers les age*. fid. illustr. Livr. 1—20. 8. t—160. [Sollen 100
4». i 10 cent werden]. Pari», Lihr. illustree. — b) F. Hipler, d. «hristl. Üesch.-Auf-
Uswng im ZA. d. Kirchenväter, Katholik 1880, 1, 469—99.
Historische Jahresbericht«. ltfttO. 1. 10
1,146 VJHL E. Meyer:
sich naturfreundliche Christentum in erster Linie Spekulation, dann erst Empirie
zu pflegen hat.1)
Unter der Neigung der Griechen zur Rhetorik hatte die christliche
Predigt, ausgehend von der einfachsten Erklärung, die sich seitens eines
Vorstehers an die Schriftverlesung knüpfte, bald eine Kunstform angenommen.
Die bedeutendsten Kanzelredner unserer Periode, Origenes, Gregor v. Naziauz,
Makarius, Basilius d. Gr., Joh. Chrysostomos und Augustin, hat A. Nebe*)
charakterisiert und zugleich ihre homiletischen Principien dargelegt.
Das älteste Sacramentar der römischen Kirche, das Bianchini 1737
entdeckte, ist das nach Leo I. benannte, das aber schwerlich von ihm, sondern
wohl unter Felix IQ. (483 — 92) verfafst und eine nicht geordnete private
Arbeit ist, die auf älteren Stucken beruht. Da schon das Kirchenjahr in
den Gebeten berücksichtigt wird, scheint nach dem Siege des Christentums
eine Reformation der alten bei Jrenaeus und in den Apostol. Konstitutionen
vorliegenden Liturgie stattgefunden zu haben, die wohl auf Damasus zurück-
zuführen ist: von diesem scheinen in der That einzelne Gebete des Leoninum
herzurühren. Dafs von seiner Reform nichts ausdrücklich überliefert ist,
während dies bei Ambrosius', Basilius' und Chrysostomos9 Reformen der Fall
ist, beruht vielleicht auf der Ende des IV. Jh. noch streng beobachteten
Arcandisziplin. Von Leo I. rühren auch einzelne Messen her. s) — Die ge-
meinsame Grundlage aller Messen liegt in den Constit. Apost. vor; sie ist
von der Praefatio an der eucharisüschen Einsetznngsfeier nachgebildet. Nach
Bickell4) laust sich diese Nachbildung für die ganze Missa fidelium nach-
weisen. — Die Absicht, alle Dokumente zu sammeln, welche zur Geschichte
des Taufsymbols und der Glaubensregel vorhanden sind, hat Caspari: nach
einer Anzahl früher von ihm veröffentlichter Schriften liegen jetzt 10 meist
unedierte oder nicht beachtete Symbole vor.5) Die Riten der Taufe ist Cor biet
unausgesetzt bemüht in ihrer historischen Entwickelung darzulegen und
archaeologisch zu erläutern. Er giebt zu, dafs sich der Ursprung einzelner
Taufgebräuche historisch nicht feststellen lasse, aber daraus folge noch nicht,
dafs sie nicht in die apostolische Zeit zurückgingen. Die Form der Taufe,
die in den Constit. apost. vorliege, beruhe auf uralter Tradition, die sich
getreu in der Arcandisciplin der ersten Christen erhalten habe. Die ein-
zelnen christlichen Kirchen haben die einzelnen Akte der Taufhandluug in
sehr verschiedener Weise bewahrt oder umgebildet. 6) — Nicht richtig ist es,
dafs bis ungefähr zum XV. Jh. bei der Taufe gänzliches Untertauchen, vom
Xul. — XV. teilweises Untertauchen mit Besprengung des Kopfes und vom XV.
allein Besprengung stattgefunden habe. Vielmehr unterschieden sich Orient
und Occident wesentlich: dort war Untertauchen teils in Flüssen, teils in
Baptisterien häufig, wie es noch heut meist Sitte ist, dagegen im Occident
selten; schon die Einrichtungen der Taufkirchen schlössen es hier aus.
1) F. v. Hummelauer, d. christl. Vorzeit u. d. Naturw., Stimmen aus Maria-Laach
XVIII, 140, 281 ff. — 2) Zur Gesch. d. Predigt. Charakterbilder der bedeutendsten Kanxel-
redner. I. Von Origenes bis Tauler. Wiesbaden, 1879. XII, 401 S. [Bd. II u. 111: von
Luther bis Albertini.] — £) F. Propst, d. leonin. Sacram., Katholik 59, 2. (1879). S. 478
— 603. — 4) D. Entstehg. d. Liturgie aus d. fiinsetzungsfeier, Ztschr. f. Kath. Theol. IV,
90 — 112. — T>) Alte u. neue Quellen z. Gesch. d. Taufsymb. u. d. Glaubensregel. Hrsg. v.
d. Ges. d. Wiss. zu Kristiania. 1879. XVI, 308 S. — 6) Recherche« sur les rite«, cere-
monies et coutumes de l'admin. du bapt, Rev. de l'Art. chrlt. 23 (1879), II, 108 ff., 329 &,
24, 1, 170 ff., 391 fl. Auch sep.: Paris, Bauer. 168 S. C.s 'Introd. a linst du baptwue',
Ber. d. scienc. eccles., 1880, Mai u. ff., kenne ich leider nicht.
Kirchengeschichte. 1,147
Es fand teilweise Immersion mit Benetzung des Kopfes statt-, bei Kindern war
diese Form allerdings Ausnahme. Znm Zwecke der gewöhnlichen Art der
Taufe stand inmitten der mit Wasser gefüllten Piscina, welche den Flufs
darstellte, in dem ursprunglich getauft war, eine Wanne aus Metall oder
Stein von 35 — 70 cm. Höhe, «lie geweihtes Wasser enthielt, aus welchem der
Katechumene eine reichliche Begiefeung über Kopf und Schultern empfing,
wahrend das Wasser der Piscina etwa ein Drittel der Körperhöhe erreichte.
— Die Immersion kam in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten
ab. Die Besprengung ist, wie die vielfachen Taufen im Kerker beweisen,
mit voller Gültigkeit seit den ältesten Zeiten neben der Immersion im Ge-
brauch gewesen. x) — Vereinzelt findet sich für Mittelalter nnd Altertum der
Gebrauch bezeugt, den Täuflingen eine Taufmedaille zu geben. Vielleicht
gab man den Getauften zur Zeit der Arcandisciplin als Erkennungszeichen
eine tessera, die in dem Golddenar zu 100 sest. bestand: dieser wurde gewählt,
weil er zur Bezeichnung seines Wertes ein horizontal durchstrichenes X trug,
ein Zeichen, das man in christlichem Sinne umdeutete. Später wurde aus
dem Erkennungs- ein Erinnerungszeichen, das für den Getauften auch die
Mahnung zu enthalten schien, sein Pfund wuchern zu lassen (Matth. 25, 21). 2)
— Schliefslich stellt Corblet alle die Darstellungen zusammen, die man von
dem Taufakte überhaupt, sowie von der Taufe einzelner bekannter Persönlich-
keiten (Eunuch der Candace, Centurio Cornelius, Constantin, Augustin,
Chlodwich u. s. w.) seit dem Altertum in Bildern (Katakomben, Goldgläser)
Mosaiken, Miniaturen, Kirchenfenstern, Stichen, Skulpturen, Webereien u. s. w.
hat Die ältesten Darstellungen der Taufe Christi wollen nicht das histori-
sche Faktum zur Anschauung bringen, sondern die Taufe überhaupt: als
Sakrament ist sie nach C. erst seit dem III., namentlich dem V. Jh. darge-
stellt; früh erscheint neben Immersion Besprengung.8)
Fast für die ganze Zeit der alten Kirchengeschichte sind die Kirchen-
väter eine wichtige Quelle unserer Kenntnis: die Bedeutung,4) die sie für die
Entwickelung des Dogmas der römischen Kirche haben, läfst sie bei letzterer
mehr Beachtung5) finden als bei der protestantischen Theologie, doch ist
auch in England von protestantischer Seite eine Sammlung von Biographieen
im Erscheinen begriffen.6) Den Verlust so vieler Werke derselben pflegen
wir dem Mittelalter zur Last zu legen ; allein auch seit dem XVI. Jh. ist
1) L'immersion u. l'infusion baptism., Rev. de l'Art chrft. 24, II, 128 ff., 444 ff. —
2) Conjectnres sur les mädailles baptiem., ibid. 23 (1879) I, 345 — 52. — 3) Iconographie
du bqrteme, ibid. 22 (1878) II, 313 ff.: 23, 1. — 4) Vgl. Job. Schmid, Grundlinien d.
Rtrologie zunächst f. s. Zuhörer gezeichn. Kreib. i. B., Herder. VI11, 100 S. — 5) Biblioth.
d. Kirchenväter. Auswahl d. vorzüglichsten patrist Werke üben. Hrsg. unt Oberleit v. Dom-
<*<&. Prof. Dr. Val. Thalhofer. (Kempten, Kösel. 12. Vgl. Jahreaber II, 1, 119*.) Lf.
323-53. Briefe d. Päpste. VI, S. 273—335. VII, 1—96 (Lf. 323. 338. 345). —
Schriften d. apost Väter. Nachtr. 24 S. (Lf. 338;. — Chrysost. III, 385—612; IV,
1— 68. (Lf. 325/26. 336/37. 343/44. 349—51). — Cassian. II, 193— 448 (Lf. 327.
33435). Kusebius. II, 1—303. (Lf. 328/29. 333). — Epiphanius. S. 1—287. (Lf.
330—32). — Joh. v. Damast Glaubenslehre, S. 1—352. (Lf. 339/40. 346/47). — Greg. ▼.
Kys»a. 11,1— 288 (LL342. 348). — Basilius. III, 1—176 (Lf. 352/53) — SS. Patrum opuac.
«1. ad us. praesert studiosorum theol. Ed. et comment aux. H. Hurter S. J. Innsbr., Wagner.
U«. Vol. 41. (Joh. Damasc. Expos, fidei orthod.) 430 S. — Vol. 9. (Tertull. Lib. de
pneicriptionibus adv. haereticos. Vincent Lerin. Commonit Ed. II.) 264 S. — C) The
Fithers for engl. Readers. Lond., Soc. f. promot. Christ. Knowledge. Darin: R. Thornton,
M. Ambrose; R. Travers Smith, St. Basil the Gr.; Gore, Leo the Gr. — J Barmby, Gre-
gory the Gr ; G. F. Browne, The Veuerable Beda.
10*
1,148 VHL E. Meyer:
noch manches verloren gegangen. Hat dies Zahn von des Jrenäus Werk
gegen die Häresien nnd den *Y7tO(ivrfiara des Hegesipp gezeigt (Zschr. f.
Kirchengesch. H. [1877] 288 — 91), so kommt hinzu, dafs Franc. Turrianus
(de Torres) in seiner Ausgabe der Constitut. Apostolicae (Venet. 1563) auch
Justins Syntagma gegen alle Häresien, Hippolyts gleichbetitelte Schrift und
auch des Hegesipp Kommentare anzuführen scheint.1
Kirchenlieder der nicht-unierten armenischen Kirche, die noch heut
in Gebrauch sind, aber zum Teil ins V. Jh. zurückgehen, hat Vetter9) über-
setzt; eine Geschichte der Ketzereien in Spanien haben wir von dem in
mancher Beziehung noch jugendlichen Gelehrten s), der sich gedrungen fühlte,
bei der Calderonfeier die Aufmerksamkeit durch einen taktlosen Ausfall
gegen Deutschland auf sich zu ziehen: er findet — was alle Welt lange
weifs,4) — dafs der spanische Geist eminent katholisch ist; Ketzereien sind
stets nur wie ein Krankheitsanfall und ein Windstofs über ihn dahingegangen,
auch sind sie nie in Spanien entstanden. Dafs darum nur ein Katholik die
Geschichte der spanischen Heterodoxie schreiben könne, ist freilich eine An-
sicht, die der Vf. auch in reiferem Alter kaum ablegen wird.
Auch den Heiligen wird begreiflicherweise seitens der katholischen
Forschung besondere Aufmerksamkeit gewidmet. So liegt die neue Ausgabe
von Surius6) Heiligenleben abgeschlossen vor; Stadlers Heiligenlexikon6)
nähert sich seiner Vollendung. Ein unter dem Titel 'Hagiologia' 7) erschiene-
nes Werk ist sehr unvollständig; der ungenannte Vf. wird aus diesem Be-
richt ersehen, dafs sich seine Zusammenstellungen mit Leichtigkeit erheblich
vermehren liefeen. — Die Heiligen von Armorica behandelt Plaine8), die
persischen Heiligen, aus deren Akten G. Hoff mann9) Auszüge aus zwei
englischen Hdss. mitteilt, sind unter Sabor IL: Tur Brain (316), Mar Behnam
und Rabban Hormizd (351), Mar Sabha Pirgusnap, Mar Muain, Dadhu (363);
unter Jesdegerd L : Mar Abhda, Narsai aus Bet Reziqaja (419); unter Varanes V. :
Peroz Belaftaja (421); unter Jesdegerd IL: Tohmjesdegerd (Zeit?), Mar
1) Hilgenfeld, Sporen verlor. Schriften d. Kirchen v. im XVI. Jh., Ztschr. f. wies.
Theol. XXIII, 127 ff. — 2) Armen. Kirchenlieder, Theol. Quart-Schr. 62, 287—304. —
3) M. Menendez Pelayo, hist de los heterodoxos espanoles. Madrid, Iihr. cathol. de
S. Jose\ L 802 S. (Bd. II beginnt mit der Reformation). — 4) Vgl. z. B. Jahresber. I, 326.
— 5) Historiae seu vitae sanctorum jnxta optim. Colon, editionem, nunc vero ex recentior. et
probatissimis monumentis nnmero auctae , mundis expurgatae et notis exornatae , quibu* accedit
Bomannm martyrologinm breyiter illustr. Edid. G. Braico [f 1879] et J. Col ombo. XI (Novemb.)
1879. 756 S. u S. 915- 970 des Martyrol., XU (Dec.) 612 S. u. S. 971—1112 d. Martyrol.
XI n. Indices gener. 205 S. — L. Yseux, &L sur le martyrologae rom., Key. cath. de
Louvain, Aug.-H., war mir nicht zaganglich. — 6) Vollst Heil.-Lex. etc. fortges. t. J. N.
Qinal. V. Lf. 8. S. 669—764. Veronica (5) — Walfridas (3). Aagsb., Schmid. — Hier
seien erwähnt: Räfs, Andr., n. Nik. Weis, Bischöfe etc., Leben d. Heiligen Gottes (neu
bearb. v. J. Holzwarth. 2 Bde. 8. verb. Aufl. Mainz, Kirchheim, 1879. IV, 806;
756 S.) a. L. Don in, Leb. a. Thaten d. Heiligen Gottes od. d. Triumph, d. wahr. Glaubens
in allen Jahrhh. M. Angabe d. vorzüglichsten Gesch. -Quellen a. prakt. Anwendg. nach d. be-
währtesten Geistesmännern. 3. verm. u. verb. Aufl. Lf. 37 — 44. (= V, S. 1 — 662). Graz,
Styria. — 7) Hag., Verzeichnis v. Lebensbeschreibungen einzelner Heiligen, Seligen, hervor-
ragender Ordensleute etc. sowie Leben d. Heiligen in Sammelausgaben. Erschienen 1840 — 80.
Freib. i. B., Herder. 63 S. — 8) Introd. aux Acta Sanctorum Armoricae s. Brit Minoris et
specialem, aux Acta Septem Sanctor. hujus provinciae. S. Brieuc, Prudhomme. 28 S. —
9) Auszüge aus d. syr. Akten per». Märtyrer. Übers, u. durch Untersuchen, z. hist. Topogr.
erläutert. Abhandl. f. d. Kde. d. Morgenlandes VII, 3. Leipz., Brockhaus. 325 S. — F.
Lagrange, les actes des martyrs d'Orient, trad. pour la prem. fois en franc. sur la trad.
lat des mscr. syr. d'Ät Evod. Assemani (Nouv. M., Tours, Marne, 327 8.; Bibl. delajeun.
chr4t), ist wohl nicht zu wertvoll.
Kirchengeachichte. 1,149
Pethion (446), dann 487 Mar Sabha, der Heidenmissionar; unter Kosru I.:
Mar Gregor (535), unter Kosru n. 614 Mar Giwargis. — Einzelne mehr
oder minder bedeutende Heilige sind schon in anderem Znsammenhange
erwähnt,1) hinsichtlich der Jungfrau Maria ist der Gedanke, sie gen Himmel
fahren zu lassen, früh in der Kirche, wenn auch in haeretischen Kreisen,
entstanden. Dem Bisch. Johannes v. Thessalonich (seit 680), dessen Schrift
ans erhalten ist, lag schon ein angeblich apostolischer Bericht über die
Himmelfahrt zu gründe, der mindestens ins V. Jh., wahrscheinlich noch höher
hinaufreicht und vielleicht Jakobus zugeschrieben wurde: Johann stellte eine
orthodoxe Ausgabe her; auf die pseudoapostolische Urschrift gehen die beiden
lateinischen Schriften zurück, die Tischendorf (Apoc. apocr. S. 113—136)
herausgegeben hat und deren eine schon im Y. Jh. nachweisbar ist; auch
der griech. 'Liber de dormitione Mariae' (Apoc. apocr. S. 95), Johannes d.
Evang. zugeschrieben, den T. fälschlich für die Quelle der lat. Texte ansah,
geht auf die Urschrift zurück. Von einem eigenartigen Bericht, in dem
Thomas eine Hauptrolle spielte, sind nur geringe Spuren erhalten. Der
griech. Text bei Tisch, weist durch mannigfache Abweichungen auf eine
anonyme Schrift, die interpoliert wurde, um sie als Werk des Johannes
erscheinen zu lassen. Tisch, hat für den Schlufs mit Unrecht den Cod.
Monac. 276 zu gründe gelegt, der, wie der Cod. Paris. 1215 aus der in
ihrem Wesen nicht mehr deutlich erkennbaren Evdv/xicmij laroQia des Kyrill
▼• Scythopolis durch Vermittelung des Simeon Metaphrastes interpoliert ist.8)
Die sterblichen Reste der Placentiner Heiligen Antonin und Victor —
ersterer soll Soldat der thebäischen Legion, letzterer 322—75 erster (?) Bischof
von Piacenza gewesen sein — hat Bisch. G. B. Scalabrini 1878 identi-
fizieren lassen.8) G. Tononi und C. Grandi haben zu diesem Zwecke die
Überlieferung über die beiden Heiligen historisch und archaeologisch unter-
sucht. Zufolge einer handschriftlich in Piacenza befindlichen Biographie des
Antonin von dem Archidiac. Johannes (f nach 1031) hat Bischof Sabinus,
Freund des Ambrosius, die Gebeine des Heiligen auf Grund einer ihm
im Traum gewordenen Offenbarung aufgefunden, zn derselben Zeit, als
in Mailand (von Ambrosius) und in Bologna Leiber von Heiligen entdeckt
wurden: es müfste 395 oder 96 gewesen sein. — Die jetzt gefundenen Knochen
bildeten nach der Diagnose des Dr. Albertazzi nur */6 resp. */6 e^68 voll-
ständigen Skeletts ; auch war ein Brustbein eines dritten Skeletts unter ihnen.
1a einer bei den Resten gefundenen Phiole konstatierten die Chemiker Dr.
Diosc. Vital i (1. Pharmacist am Burgerhospital) und Missionspriester Prof.
Giov. Manza unter dem Mikroskop Häminkrystalle. Eine andere kleine
Phiole, die bei einer Exhumierung der Gebeine 1615 zurückbehalten war, um
(noch immer) dem Volke an dem Tage des Heiligen vorgezeigt zu werden,
enthielt Balsam; eine dritte, die sieb unter den Heiligenreliquien im Archiv
befand und Blut des Märtyrers enthalten sollte, eine Fettsubstanz; sie hat nie
zo dem Heiligen in Beziehung gestanden.
1) S. o. S. 127 f., 134 ff., 140 ff. — 2) M. Bonnet, Schriften v. d. Himmelfahrt Mariae,
Zichr.f. wias. Theol. XXIII, 222-47. — Erwähnt seien: Hamon de la Thibaudiere, la
fcort, lea fonctionB, l'aaaomption de la vierge M., recit attrib. ä S. Meiiton, 6v. de Sardes au II. s.
(Paraphrase) Fase. 1, 24 S. Nantes, Forestier; und: Rein seh, die Pseudoeyang. v. Jesu n.
Xiriai Kindheit in d. rom. u. gerraan. Litteratnr. Halle, Niemeyer. 138 S. — 3) Acta
recognitionia exnyiaram SS. Antonini martyrie et Victoria, epinc. primi Plac. Plac., Tedeachi.
153 8. m. 8 Taf. 4°.
1,150 VI11. E. Meyer.
Den Geburtsort Martins von Tours, Sabaria, will Sztachowitz1) 0.
S. B. in Martinsberg finden: die hohe Ehre, die M. alsbald im Benediktiner-
orden gefunden, habe woh) bewirkt, dafs das Kloster mit genauer Kenntnis
an der wirklichen Geburtsstätte des Heiligen gegründet sei.
Manchen modernen Kritikern gegenüber betont ein ungenannter katholi-
scher Autor, dafs die Tradition über den Apostel Irlands St. Patrick, keines-
wegs anderer Art und mit mehr Wunderbarem versetzt sei als die solcher
Heiligen, an deren Lebensschicksalen niemand zweifle. In der wunderbar
schnellen Christianisierung zeige sich deutlich P.s Ausstattung mit göttlichen
Kräften, und das Dunkel, das über den Einzelheiten seines Wirkens lagere,
sei nur ein Zeichen von P.s übernatürlichem Charakter.8) — Die gemeine
Tradition der schottischen Kirche über P.s Geburtsort (Old Kilpatrick im
Clydethal) nimmt Patr. F. Mo ran,8) insbesondere auch gegen die neueren
Werke von Shearmann4) und W.B.Morris6) in Schutz. Nach ersterem
gehörten die Akten Patricks drei Heiligen an: 1) dem h. Palladius, dem ersten
Missionar, der das Land christanisierte , 2) dem h. Patrick und 3) Patrick
M. Calphum. — Von einzelnen Heiligen sind behandelt: Abdonu Sennen6)
(Perser, unter Decius), Christophorus,7) Ferreol,8) Firmin9) (Patron
v. Amiens, geb. in Pampelona, t 290), Lucius,10) Julian, Märtyrer von
Brioude (Auvergne, t 304), n) Lupian12) (Hilarius1 von Poitiers Zeitgen.,
zu dessen Grabe man schon im IV. Jh. pilgerte), Maria Magdalena,13)
Martha,14) Quodvultdeus (V. Jh.),16) Regina v. Alesia 16) (unter Decius?),
Severian17) (I. oder IV. Jh.!), Symphorian,18) Volusian19) (491— 500).
Eines lebhaften Interesses erfreut sich die christliche Archaeologie,
deren Kenntnis durch zahlreiche gut geschriebene Werke i0) in immer weitere
Kreise getragen wird und auch in Zeitschriften vielfach Berücksichtigung
1) De S. Martini loco natali et eultu. Wies. Studien a. d. Ben.-Ord. 1, 1, 52—64; 2,
26 — 46. Sonst behandeln M. v. T.: Fe>al, S. Mart. de. T., Re?. dn monde cath., 1879,
15. Dec., u. : Bardon, coup d'oeil sur S. M. d. T., Aurülac, Gentet; X, 24 S. — Vgl. Che-
valier, le tombeau de S. Mart. ä Tours. Tours. — 2) The apostle of Irel. and his modern
critica, Dublin Rev. III, 8. IV, 59—87. — 3) Th. birth-place of St P., Dublin Rev. III,
S 3, 291 — 327. — 4) Loca patriciana. An identification of localities chiefly in Leinster viaited
by S. Patrick and his assistant missionaries etc. Dublin, Gill, 1879. 220 8. — 5) The life
of St Patrick. 2. Ausg. 1879. — 6) Tolra de Bordas, hist du martyre des SS. A et
S. 2C W. corr. et au gm. XXIV, 264 S. — 7) Haus er, S. Chr., La Suisse cath., Mai. —
8) S. Ferr., tribun rom., martyr a Vienne en Dauph., Tan 287. Par un chanoine de Mon-
tauban. Mont, Forestie 31 S. — 9) Corblet, les souvenirs de S. Firm, ä Pamp., Mem. de
la soc des antiqu. d. Picardie. T. 26 u. sep.: Amiens, Jouillet. 178 S. — C.s. unten II,
21510 erwähntes Werk über die Heiligen d. DiÖc. Amiens ist nur ein Auszug aus seinem
früher erschienenen groTseren. — Hou liier, Floreda ou l'^glise d' Amiens au IV. s. (Am.,
Delattre-Lenoel, 350 8.) ist e. Roman. — 10) S. n. II, 389*. — 11) Brydaine, Vie de
S. Jul., mart de Brioude. Nimes, Jouve. 24 S. 12°. — 12) Cohours, recherches archeol.
et hagiogr. sur S. L. de Rez6 [Ratiate]. Nantes, Forest et Grimaud. 28 S u. 8 Taf. —
13) Barbier de Montault, Se. Mar. Magd, d'apres les monumonts de Rome, Rey. de l'Art
chrät 24, 1, 116—26. [Cultus u. Iconographie.] — 14) J. Sagette, Se. Martha, sa vie etc.
Faris, Palme. V, 557. 12° — 15) S. Q., vescoYo di Cartagena, La Scienz. e la Fed., Febr.
— 16) L 6p ine, Dicouverte du tombeau de S. Reine ä Alise. Dijon, Jobard. 19 S. 16°.
— 17) Pourcher, S. Se>., prem. eveque de Mende et £tat du Gevaudan avant et apres sa
prädication, auivi de la trad. des Actes de S. Privat [unter Valerian u. Gallien]. St. Martin
de Boubeaui. 160 S. 18°. — 18) Vie de S. Symph., patron de la paroisse de Massanges.
Paris, Bloud et Barral. 107 S. 18°. - 19) S. Vol., patron de Foix, 7e. ev. de Tours, Le
Contempor. Mai u. ff. — 20) Die meisten schliefsen sich an Rossis Roma sottcranea an,
die ja immer die Grundlage der Arcbaeol. bleiben wird Vgl. u. S. 1511.
Kirchengeschichte. 1,151
findet;1) dazu erscheinen Sammelwerke,9) welche Orientierung and Forschung
wesentlich erleichtern.
Über die Katakomben in Rom gewährt H. de L'Epinois8) einen
guten Überblick; von der 2. Ausgabe von J. S. Northcotes und W. R.
Brownlows*) Roma Sotterranea, nach Rossis Erklärung der besten Dar-
steDung seines Werkes, erschienen Abt. H u. IEL — Die Katakomben hält
V. Schnitze6) lediglich rar Nachahmungen der jüdischen Gräber, während
Garrocci das Umgekehrte annahm und Rossi glaubte, dafs Juden und Christen
zu gleicher Zeit auf den Gedanken der Katakomben gekommen seien. Ebenso
bestreitet Seh., dafs sich die Christen die zu Gunsten der Collegia raneraria
bestehenden Gesetze zu nutze gemacht hätten, indem er die Inschriften, auf
die sich Rossi stützte, anders erklärt: der Schutz, den die christlichen Fried-
höfe genossen, hat auf nichts anderem als der allen alten Völkern gemein-
samen Anschauung von der Unverletzlichkeit der Gräber beruht. Indem Seh.
dann die Geschichte der Kirchhofsverwaltung nach den Denkmälern und
sonstigen Zeugnissen genauer als bisher darlegt, betont er, dafs die Kirche
früh die Verwaltung in die Hand genommen, dafs aber zu Verwaltern auch
Laien genommen werden konnten, wie das Beispiel des von Zephyrin zum
Kirchhofsvorstand ernannten Laien Callistus zeige. Ursprünglich verkaufte
die Kirche die Begräbnisplätze und hatte das Grab herzurichten. Wenn seit
Konstantin die Fossoren die Plätze verkauften, so habe das nur mit Ge-
nehmigung der Presbyter geschehen können. — Die Bestattungsfeierlichkeiten
der Christen und die Katakomben schildert eben derselbe6) in ihrem Zu-
sammenhange mit der christlichen Anschauung vom Tode; der Sitte, an den
Todestagen der Verstorbenen am Grabe das Abendmahl zu feiern und den-
selben geweihten Wein mit ins Grab zu geben, entstammen wohl die zahl-
reichen sog. Blutphiolen, die unzweifelhaft kein Blut enthielten: die chemischen
Analysen katholischer Forscher, welche solche nachgewiesen haben wollen,
verdienen, wie auch schon früher Le Blant7) aussprach, keinen Glauben.
Den richtigen Kirchhof der h. Agnes hatte Marchi nicht gefunden,
sondern nur das Coemet. Ostrianum ; die Canonici reguläres des Lateran, unter
1) Von den Publikationen Ros sis im Bull, di archeol. Christ wird in Zukunft Beilesheim im
'Katholik" Bericht geben, da eine deutsche Ausgabe des Bull, nicht existiert. Vgl. dens., Kath. 59
!W9), 2, 504*. — Die französ. Ausgabe wird trotz des Herausgebers Marti gny Tod (f 18. Aug.
1879) weiter erscheinen. S. de Rossi, Bull. 3. Ser. V. Hft 1 u. 2. Anhang. — Vgl. ferner:
ü- Tourret, l'archeol. chr6t. en 1879, Ann. de philos. chrlt , u. u. d. Zeitschx.-Aufsätse über
d- Katakomben. — Marsy, l'archeol. au Congres de Vienne, (Anas, Laroche; sep. aus Roy.
de l'Art chre*t. 23, 2, 475—83.) behandelt specielle Fragen, z. B. die o. S. 1351"* berührten sowie
mittelalterliche. — Für den Archaeologen kann das neu erscheinende Bull, dtiat. eccles. et
«j'areheol. relig. du dioc. de Valence (Val., Romain) wichtig werden. — 2) W. Smith and
s Cheetham, A diction. of Christ, antiquities, being a continuat of the diction. of the
Bible. IL X S. u. S. 2060—2889. Lond., Murray. (B. I ersch. 1875). Geht nur bis zu
K*rl ö\ Gr. u. zählt an 130 Mitarbeiter. — F. X. Kraus, Realencycl. d. christl. Altertümer.
Euter Mitwirk, mehrerer Fachgenossen. Mit zahlreichen , zum grftfsten Theil Martigny's 'Dict
<k» antiqu. cfcreV entnomm. Holzschnitten. Freib. i. B., Herder, 3 Lfgn. (8. 1—288). —
Uers.: synchron. Tabellen d. christl. Kunstgesch. £. Hülfsbuch f. Studierende. Ebda. HI,
280 S. — 3) Les catacombes de Rome. 2. ed. Paris, Palra6. 282 8. 12°. — 4) Roma
wttenr. P. II: Christian Art; P. III: Epitaphes. Lond., Longmans. (40 frc.) — Nach diesem
^«rk ist Kraus* Rom. sott. (s. Jahresber. II, 1, 133) bearbeitet. — Der Aufsatz: Les Cata-
r°mbes, Rev. de la Baisse cath. Sept, war mir nicht zugängl., auch Pille t, Souvenirs du cim.
fo 8. Calixte , Hey. des sciences eccles., Oct, kenne ich nicht. — 5) De reb. sepulcral. yeter.
Chrittianorum. Leipz. 1879. — 6) Kulturgeschichtl. Bilder, (e. o. 132«) III. altchristl. Toten-
fc*ttttung, a. a. 0. S. 122 — 180; die sog. Blutphiolen, ibid. S. 517-22. — 7) tfune pu-
Mication nouv. sur le ?ase de sang. 1869. Sep. aus Rev archeol. 19, S. 443. Vgl. oben S. 149».
1,152 VIII. E. Meyer.
denen die Basilica der h. Agnes steht, haben weitere Ausgrabungen veran-
staltet, deren Resultate M. A rm ellin i1) darlegt. Er enthielt vier Areae.
Eine, Privateigentum der Familie der h. Agnes, die vielleicht der Gens Clodia
angehörte, enthält alte Gräber mit Namen, die in dem Römerbriefe vor-
kommen: Crescens, Epaphus, Eunice, Phoebe, Alexander. Eine zweite ist
unter der Basilica der Heiligen und gehört der constantinischen Zeit an; die
3. liegt zwischen No. 1 und dem Coem. Ostrianum unter der jetzigen Via
Nomentana, die von der alten verschieden war. Eine 4. Area wurde zu
Ende des IV. Jh. angelegt bei dem Mausoleum der h. Constantia in Ver-
bindung mit heidnischen Columbarien, deren Besitzer damals Christen wurden :
Parker hatte hierauf seine Behauptung gegründet, in den Katakomben seien
Heiden und Christen zugleich begraben. Die ältesten Gräber enthalten nur
eine — und zwar immer nur ganz kurze — Inschrift auf zehn Gräber.
Das oberirdische Coemeterium bei S. Callisto um das Mausoleum der h. Con-
stantia ist über allen Zweifel erhaben. — Ein hohes Alter ist der Kata-
kombe der hl. Priscilla an der Via Salaria Nova zuzuschreiben. Priscilla soll
die Mutter des von den Aposteln bekehrten Pudens gewesen und Angehörige
dieser hochgestellten Familie dort begraben sein. Jedoch ist Rossi*) in
seinen Erwartungen, bei fortgesetzten Ausgrabungen auf historische Denk-
mäler zu stofsen, getäuscht, obwohl er sehr alte Gänge fand, die bei der
Erweiterung des Kirchhofs von den Fossoren früh zugeschüttet waren. Dürftige
Fragmente einer Inschrift, welche ein Verzeichnis der dort beerdigten Per-
sonen enthielt, u. a. Consuln der JJ. 182, 228, 233 oder 269, wiesen als Rest
einen Namens . . . ATVS . . auf: ist es in Novatus zu ergänzen, so ist hier
vielleicht eine Spur jener Familie vorhanden: einer der Söhne des Pudens
führt in den Martyrologien diesen Namen, der sich bei seinen Nachkommen
wiederholt haben könnte. Ein anderes Inschriftenbruchstück zeigt AQVI(LA?);
.ein drittes PRISCVS, noch ein anderes nennt einen 'Augusti libertus praepo-
situs tubernaculo(rum) : Teppichmacher waren ja auch Paulus und Aquila.
— Die Katakombe ist von den Goten und Vandalen arg verwüstet; gleich-
wohl liefern die entdeckten Gräber und ihre Inschriften interessantes Material,
dessen Bearbeitung Rossi in Aussicht stellt. — Ausgrabungen in dem
Coemeterium der Domitilla, die sich um zwei Centra gruppieren, das Coe-
meterium des Damasus und die Basilica der hh. Petronilla, Nereus und
Achilles, waren nur zum teil von Resultaten begleitet: ersteres ist gänzlich aus-
geraubt, in dem andern dagegen fand sich in dem Cubiculum, das der Aus-
gangspunkt der ganzen Anlage war und sich durch altertümliche, an die
pompejanischen erinnernden Malereien auszeichnet, die Inschrift AMPLIATI,
die früher bei dem Eingange angebracht gewesen war: die Buchstaben sind
auffallend grofs und zeigen den klassischen Typus der Zeit der Flavier oder
der ihnen folgenden Periode: eine dem ü. Jh. augehörende Inschrift ganz in
der Nähe nennt einen Aurelius Ampliatus: hat man es hier mit der Grab-
stätte zu thun, die der von Paulus ad Rom. 16, 8 gegrüfste Ampliatus
gründete? Der Aurelius Ampi, würde vielleicht sein Sohn gewesen sein.8)
Dafs die monumentale Forschung für die römische Petrussage keinen An-
1) 11 cira. di S. Agnese sulla via Noraont Koma, tip. polyglotte della S. C. di prop. fide.
427 S. u. 17 Tatf. Einige gute Bemerkungen dazu «. Civilta cattol. 31, 2, 197.— 2) Eacayasrioni
e »coperte nel cim. di Prise, Bull, di archeol. rrist. 3. /Ser. V, 1—53. — 8) de Rosti,
Scavi nel cim. di Dom., ibid. S. 169 -71. Vgl. S. 69 u. Bull. 1879, 8. 158—60. Peri-
gaud, une heroine de« catac, Kot. du raonde cath., Aug.-Sept., kenne ich nicht.
Kirchesgeschichte. 1,153
halt liefert, sodafs wir weder wissen, wo Petrus — wenn er in Rom den
Märtjrertod erlitt — zuerst beigesetzt wurde, noch wo im J. 258 unter
Xystus seine Gebeine zum Vorschein kamen, noch wo dieser Papst sie dann
beisetzte, zeigt mit Glück V. Schultze.1) — Die Wandbilder der Kata-
komben hat Lefort*) chronologisch zusammengestellt, indem er von dem
Grundsätze ausgeht, die Bestimmung des Stils müsse sich nach den ander-
weitig festgestellten chronologischen Merkmalen richten, nicht umgekehrt.
Dem Ende des I. und Anfang des II. Jh. gehören 6, dem Laufe des II. Jh.
3, dem Anfang des IIL Jh. 7, der ersten Hälfte des III. 6, der Mitte 3, der
zweiten Hälfte 22, dem Ende des III. und dem Anfang des IV. Jh. 15, der
Friedenszeit bis zur Mitte des IV. Jh. 23, der zweiten Hälfte 11, dem Ende
des IV. und Anfang des V. 4, dem zweiten Viertel des V. 1, dem VII. Jh.
5, dem VIII. 3, dem IX. 1, dem Ende des IX. und Anfang des X. 1 Ge-
mälde an. — Auch aufserhalb Roms sind Coemeterien aufgegraben. In
Bolaena sind die Reliquien (eine Anzahl Knochen) der h. Christina auf-
gefunden, die in einem Steinkasten lagen, der mit einer Marmorplatte be-
deckt war und in dem zerbrochenen ursprünglichen Sarkophag stand: letzterer
muf8 bereits 373 an seinem Platze gestanden haben, indem ein anderes Grab,
das durch eine den Damasinischen ähnliche hexametrische Inschrift mit
Datum in das J. 373 gesetzt wird, nach bekannter Sitte so angelegt war,
d&fs es an das Märtyrergrab stiefs. Die h. Christina soll nach den Akten
mütterlicherseits eine Anicierin gewesen sein: vielleicht weist darauf der Rest
eines Namens . . . BINVS hin: Probinus war im IV. Jh. in der Gens Anicia
als Beiname üblich. Die h. Christina ist vielfach mit einer Märtyrerin
verwechselt, die angeblich in Tyrus litt: diese ist aus der von Bolsena
durch Mifsverständnis entstanden: letztere war aus Tyrus gebürtig.3) — In
Falerii fand E. Le Loa et4) die Katakombe auf, in der die hh. Gracilianus
und Felicissima beigesetzt waren ; der Ort entspricht genau den Angaben der
Akten. — Die Katakomben von Syrakus weisen eine starke christliche Ge-
meinde bereits in der 2. Hälfte des H Jh. nach; der Ursprung der letzteren
wird daher wohl in das erste Viertel des IL Jh. zu verlegen sein. Die
Grofsartigkeit des Coemeterium S. Giovanni läfst auf ein starkes Wachsen
im HI. Jh., und die Erweiterung desselben im IV. Jh. auf bedeutenden Zu-
wachs aus dem Heidentum schliefsen. Die Monumente tragen griechischen
Charakter; die Inschriften müssen denen des Orients beigezählt werden, und
die Konstruktionsformen sind anderer Art als in den römischen Katakomben.
Also ist Sicilien wohl kaum von Rom aus christianisiert. Syrakus war ver-
mutlich die Hauptkirche.6)
Die Inschriften sind es selbstverständlich, die auch der christlichen
Archaeologie die sicherste Grundlage verleihen. 6) Welche interessante Nach-
richten uns die im C. I. Gr. IV. 8606—9893 veröffentlichten geben, zeigt
1) D. Grab d. Fetr., in d. 'Archeol. Stadien über alte christl. Monumente'. (Wien , Brau-
ner. VI, 287 8.) S. 220 — 256. — 2) Chronologie des peintures des catac rom., Rev.
archeol. 40, 153 — 65 u. ö. — 3) H. Stevenson, Escayazioni in an ipogeo crist. di Bols.,
ftrti&e degli Scavi di antichita comnnicate alla R. Acad. dei Lincei, Aug. S. 262—83, u.
Born il sepolcro della mart S. Crist. in B. ed il sao cimet, Ball. 1. 1. S. 109—143. —
4) Ball. 1. c. S. 69-71. — o) V. Schultze, d. Katak. v. Syr., in d. Archeol. Studien,
(o. Ami 1) S. 121 — 144. — 6) Vgl. Spencer Northcote, les inscriptions des catacombes,
Ana. de phil. chrät, Jan. u. ff — C. Hyver, täpigraphie chrei. d'aprfcs les marbres de la
G«ole. Anas, Laroche. 23 S. Sep aus Rev. des sciences eccles. — Ferd. Becker, d.
lad», d. rom. Coemeterien (Gera, Reisewitz, 1878. 40 8. m. 16 Tai.), ist ohne Wert
1,154 VIII. E. Meyer:
G. T. Stockes:1) wir erkennen z. B. deutlich Fortleben des Heidentums in
entfernten Gegenden, die Thatsache, dafs der Klerus der Sekten weltliche
Geschäfte zu treiben fortfuhr wie er auch verheiratet war, und die fernere,
dafs die Sekten noch lange Gebräuche beibehielten, die sich in der Haupt-
kirche früh verloren u. a. ; die freiere Richtung des Benediktinerordens und
dessen Sinn für Wissenschaften will St. auf Verbindung Galliens mit
Ägypten und auf origenistische Einflüsse zurückführen, die sich gleichfalls aus
den Inschriften ergäben. — Die christlichen Sepulcralinschriften des C. L
Gr. hatte J. Ritter 1877 beleuchtet;2) jetzt hat er auch die übrigen christ-
lichen Inschriften in griechischer Sprache behandelt v d das Charakteristische
derselben zusammengestellt, ohne dafs sich Resultate von besonderer Bedeu-
tung ergäben; die Inschriften des Altertums treten an Zahl begreiflicherweise
gegen die des Mittelalters zurück.3) Inschriften, die de Bosredon4) in der
christlichen Basilica von Hcnchir-el-Begueur (bei dem alten Tebessa) fand und
nicht entziffern konnte oder doch nur teilweise richtig las, erklärt meister-
haft Rossi: die eine, 'Memoria S(an)cti Montani' (statt Vactimontani) aus
dem V./VI. Jh., bezieht sich wohl auf den Märtyrer M. des J. 253. — Eine
zweite, in der die Buchstaben in sonderbarer Weise um zwei monogramma-
tische Kreuze gruppiert sind, scheint einen arianischen Bischof Adeudatus dei
Vandalenzeit zu nennen; die dritte ist ßovtTTQoqrrjdov zu lesen und ergiebl
die Formel (Deo laudes dicamus', die den in Numidien so zahlreichen
Donatisten eigen war.5) — In den Inschriften spielt das Bild des Fisches eine
grofse Rolle, dessen Verwendung zur symbolischen Bezeichnung Christi nicht
genügend aufgeklärt ist. Nach Delaunay6) kann dieselbe nur auf judische
Anschauungen zurückgehen: da wir nun keine Nachrichten über die Ent-
wicklung des jüdischen Geistes haben, die zu Philos Theodicee führte, Philo«
System aber nichts anderes ist als die chaldaeische Mythologie ohne die
Namen der Götter, so sei es möglich, dafs in der Zeit vom VI— IL Jh. a. C,
die chaldaeische Mythologie Einflufs auf das jüdische Denken gehabt habe:
dieselbe aber setze an den Anfang der Welt den Ann, den Oannes des
Berosus, der bis auf den Kopf Fischgestalt hatte. Übrigens hätten sich
auch die Heiden des Fisches als eines Symbols bemächtigt und dadurch sei
bei den Christen der Gebrauch desselben abgekommen. — Bekannt ist das sog.
Ichthys-Monument von Autun, d. h. eine Inschrift in 3 Distichen und 5 Hexa-
metern, die akrostichisc.h das Wort Ichthys ergeben. 0. Pohl7) hat den in
der Interpretation schwierigen Text und die bisherigen Erklärungen einer
Revision unterzogen; er hält v. 1 — 6 für älter als v. 7 — 11: die verstorbene
Mutter sei die zuerst redende, im Anschlufs daran spreche der Sohn. —
Hinsichtlich der Deutung der bildlichen und Skulptur-Darstellungen auf
den erhaltenen Monumenten hat V. Schnitze8) an der Richtigkeit der von
den meisten katholischen Forschern befolgten Principien Zweifel erhoben: es
sei durchaus falsch, wenn Martigny z. B. sage, die ganze Religion, ihre
1) Greek Christ inserpt., Contemp. Rev., Juni. S. 977 — 89. — 2) Progr. d. Joachimstal.
Gymn. — 3) De titulis Graec Christ, eomment. IL. Symbolae Joachimiß. I, 255—80. —
4) Promenade arch. dans les envir. de Teb., Notices et mem. de la soc. archeol. de Constant. XIX
(1879) 8. 1—41. — 5) Monum. architett. e scritti d Numidia, Bull. S. 73—76. — 6) Note
nur l'orig. et la signific. de l'embleme du poisson, Compte rend. d. l'acad. des Inscr. et B. L.
VIII, 45—57. — 7) D. Ichth.-Mon. y. Aut. Berlin, Kamiah. 23 S. — 8) Prolegg. üb.
d. Symbolik d. altchristl. Bilderkreises, Archäol. Studien (o. S. 153), S. 1 — 21. Hingewiesen
sei hier auf Sch.s Verzeichnis d. altchristl. Bilderkr. des Mus. Kircheriano in Rom', ibid.
S. 256—84.
Kirchengeschichte. 1,155
Dogmen, ihre Ethik, ihre Hoffnungen and Verheifsungen seien darin in hiero-
glyphischer Sprache, in einem umfassenden, scharfsinnig organisierten symboli-
schen System bildlich niedergelegt. Vielmehr zeige sich die christliche Kunst
von der griechisch-römischen entschieden beeinflufst, insbesondere sei die
letztere nachgeahmt, um bestimmte Vorstellungen von Tod und Auferstehen
oder bestimmte Beziehungen auf den Toten bildlich auszudrücken. Freilich
gebe es eine Anzahl Darstellungen, die nicht diesen sepulcral-symbolischen
Charakter trügen und als historische Stücke zu betrachten seien: aber die
Kunst habe sich in der Darstellung des Gedankens der Auferstehung er-
schöpft und den Kreis der üblichen bildlichen Scenen seit der Zeit Konstan-
tins vermehren wollen, wobei sie den eigentlichen Zweck derselben nicht im
Auge behielt — Seine Grundanschauungen führt Seh. näher aus in der
Erklärung der Fresken der Sakramentskapelle in S. Callisto', *) in denen
Rossi, Kraus u. a. ein ganzes theologisches System gefunden hatten, während
sie einerseits den Verstorbenen nach antiker Weise in Scenen des realen
Lebens zeigen, teils in frischem fröhlichem Wirken, teils mit den Seinigen
das Abendmahl begehend, andererseits das Erwachen und Erstehen aus dem
Todesschlafe darstellen. Ein bisher nicht beachteter 'Sarkophag mit Juno
Pronuba in Villa Ludovisi' *) aus der 2. Hälfte des IV. Jh. zeigt, dafs durch
den Obertritt vieler Neophyten, denen die Religion innerlich fremd war,
heidnische Elemente in die Skulptur eindrangen. Besonders tritt dies bei
Hochzeits- und Ehedenkmälern hervor: gerade in den Hochzeitsgebräuchen
bat sich lange allen Bestrebungen der Kirche zum trotz viel Heidnisches
erhalten. — In den Darstellungen eines andern Sarkophags aus S. Paolo
faori le mura (Anfang des V. Jh.) , s) in dessen Darstellungen Rossi u. a.
eine Sublime epopea del domma cristiano' sahen, findet Seh. nur eine Reihe
beliebter Scenen ohne einheitliche Idee mechanisch zusammengestellt, wie es
dem Charakter der sinkenden Kunst und der handwerksmäfsigen Sarkophag-
Bildnerei entspricht. — Auch in der Auffassung der Maria*) zeigt die alt-
christliche Kunst sich von der antiken beeinflufst, und die älteste Darstellung
im Coeraet. der Priscilla führt uns das Glück der heiligen Familie ganz
menschlich aufgefafst vor Augen. Der Typus ändert sich mit dem Ende des
M. Jh.: die Hoheit des Sohnes erhöht jetzt auch die Mutter, die mit feier-
lichem Geremoniell umgeben erscheint. Der eigentliche Marienkult beginnt
erst mit den Goldgläsern des IV. und V. Jh., die zuerst Maria ohne Jesus
zeigen. Übrigens weist Seh. zahlreiche Deutungen der Orans auf Maria
zurück, wie er auch sonst manche Marienbilder ausscheidet und von Rossi in
der chronologischen Anordnung der Bilder abweicht. Mit Schnitzes An-
sichten über den Einflufe der griechischen Kunst berührt sich die nicht nur
archäologische, sondern auch religionsphilosophische Geschichte des Christus-
ideals von H. Dietrichsen5) (Univ.-Prof. in Christiania), einem Schüler F.
Pipers, des 'Nestors der christlichen Kunstarchäologie* , zu dem er freilich
in vielen Punkten in Gegensatz tritt. Er geht von der Hegelschcn An-
1) Ibid. S. 22- 98. — 2) Ibid. S. 99-120. — 3) Ibid. S. 145—176. — 4) D.
Marienbilder d. altchristl. Kunst, ibid. S. 177 — 219. (Mit einem Verzeichnis d. erhaltenen
fentolhmgen : 9 Fresken, 27 Reliefs, 2 Graffitti, 6 Fondi d'oro.) — 5) Christusbilledet, Studier
wer den typiske Christusfremstülings Oprindelse, Udvikling og Oplösning. Kopenh. Gylden-
to. XIV, 446 S. — Nor erwähnen kann ich: A. Hauck, d. Entstehg. d. Christustyp. i. d
Ödland. Kunst (Frommel u. Pfaffs Vorträge, Heidelb., Winter, in, Hft 2. 26 S.), sowie
^. Frommel, Christen! u. bildende Kunst, ibid., 37 S.
1,156 vni. E. Meyer:
schauung aus, dafs die heidnischen Religionen nicht als Gegensatz zum Christe
tum aufzufassen seien, sondern als notwendige Vorstufe in der Entwickeln]
des religiösen Bewufstseins der Menschheit, und hält an dem Satze Lessin
fest, nur eine mifsverstandene Religion könne von dem Schönen entferne:
ein Beweis für das richtige Verständnis der Religion sei es, wenn sie zu
Schönen zurückführe. So findet er, dafs in der dem Christentum so fremd«
griech. Religion doch Elemente lagen, aus denen das Christusbild als Ausdru«
menschlicher Liebe und göttlicher Majestät hervorgehen konnte, und zw;
habe der balbbeidnische Gnosticismus bei Entstehung desselben die gröfsl
wenn auch verdeckte Rolle gespielt Es sind drei Typen von Christusbilde]
entstanden: der hauptsächlich auf Sarkophagen dargestellte junge bartlo
Christus (Sarkophagtypus) geht auf Apollo-Helios-Orpheus zurück-, der kali
tinische Salvator-Mundi- und byzantinische Pantokratortypus, in dem man d
wahre Bild Christi zu haben glaubte, (weshalb sich auch das von Pins I
autorisierte höchst geschmacklose Normal-Portrait Christi an ihn anschliefs
zerfallend iu den römisch-kalixtinischen Katakombentypus, den byzantinisch
Mosaiktypus und den romanisch-gotischen Salvatortypus, auf Zeus-Serap
Asklepios; der anastasisch-syrische Kruzifixtypus, der ältesten Kirche unl
kannt und erst seit ca. 400 in einzelnen Spuren nachweisbar, auf Dionj
Zagrcus: er ist allgemein erst seit etwa 1000 geworden, in der dunkeln Z<
des Mittelalters, die selbst krank und leidend war (romanischer Kruzifixtypi
— 1250), und wurde umgebildet nach der Vision des Fr. v. Assisi von d«
gekreuzigten Seraph (gotischer Kruzifixtypus 1250 — 1500). — Die Darstellu
des gekreuzigten Christus hat nach E. Engelhardt1) der noch klassisc
Schönheitssinn des christlichen Altertums nicht gestattet; erst die stärker
Nerven der germanischen Völker scheinen im Anschauen des Schrecklichen d
Kreuzigung Befriedigung gefunden zu haben, weshalb die ersten Kruzifixe dem A
fange des V. Jh. angehören. Die älteste Darstellung dürfte von Dobbe
auf einer Elfenbeinplatte des Brit. Mus. nachgewiesen sein. Die Darstellu
auf der Thür der Kirche S. Sabina in Rom (1. Hälfte des V. Jh.) ist wc
keine Kreuzigung. Im vollen Gegensatz zu Schnitze steht V. Davin,*) der s<
1877 die Darstellungen der sog. Capeila Graeca des Coem. der Priscilla behande
Die letzten abschliefsenden Artikel der langen Serie besprechen die Darstellu
gen der Susanna überhaupt, welche die triumphierende Kirche symbolisie
und darum auf Gräbern das natürliche Bild für die Gläubigen gewesen s
die im Frieden Christi starben und zu dessen Herrlichkeit bestimmt wäre
Gerade auch die Susannadarstellung der Kapelle habe, wie ihre anderen, vi«
fach weiter gewirkt. — In gleichem Gegensatz zu Schnitze befindet si
Grimouard de St. Laurent,8) der in den Darstellungen der heilig
Nacht jeden 'groben Naturalismus' ausgeschlossen sehen will: sie seien n
von dem Gedanken der Göttlichkeit des neugeborenen Kindes getragen.
Durch Darstellungen, die von den gebräuchlichen typischen abweichen u:
nicht immer erklärlich sind, ist ein von der Hand eines barbarischen Kttm
lers gefertigter Sarkophag aus später Zeit zu Luc in B6arn merkwürdig.4) •
Wie die Darstellungen der Märtyrerakten von der bildenden Kunst verwend
1) Ztechr. f. kirchl. Leben etc. 1, 188 — 95. — 2) La cap. gr. del eim. d. Prise., R
de 1' Art chrft. 24, 1, 127 ff; 286 ff.; 2, 59 ff. — 3) Sur quelques singularitfe longten
notees dans )a representation de la natirite" d. N. S., Key. de l'Art. chrtt. 24, 2, 107 — !
— 4) Edm. Le Blant, un »arcoph. chröt. de Luc de B., Rev. arch£ol. 40, 129 — 134.
Kirchengeschichte. 1,157
werden, zeigt Rossi1) an einer Darstellung, die im Coemeterium Ostrianum
von Crostarosa gefunden ist und auf die in den Akten des Renas (f 259)
erzählte Traum vision zurückgeht-, ähnliche Fälle sind schon früher konstatiert
Von einem oherhalb des Altars befindlichen Wandschränkchen in der
Engelkapelle bei Pissignano zwischen Spoleto und Trevi am Clitumnus, die
wohl heidnischen Ursprungs ist, aber im IV./V. Jh. in ein christliches Heilig-
tum umgewandelt sein wird, will Rahault de Fleury*) zeigen, dafs es als
Tabernakel diente, wenn auch sonst aus dem christlichen Altertum Denk-
mäler dieser Art nicht erhalten seien und der Gebrauch der Tabernakel erst
aus dem Xu. Jh. stammen soll. Dafs die Eucharistie bis zum VI. Jh. ober-
halb des Altars aufbewahrt wurde, geht aus sicheren Zeugnissen hervor. —
Eine eigentümliche von Säulen getragene offene Absis ist in Neapel
von der um 400 von Bisch. Severus (366 — 412) erbauten Basilica freigelegt,
hinter der Absis mufs sich also noch ein Kirchenraum befunden haben.
Dieser wird bei der Martinskirche von Tours (atrium, quod absidis corpus
ambit' genannt. Es finden sich mehrfache Beispiele, die eine solche Kon-
struktion in Italien, Gallien und Afrika während des V. und VL Jh. ver-
' breitet zeigen ; insbesondere war in Rom die alte Absis in S. Maria Maggiore
vor ihrem Umbau durch Nicolaus IV. so angelegt. — Auch finden sich in
der severianischen Basilica zwischen den Säulenkapitälen und den Bogen noch
simsartige Kissen, die fälschlich als erst seit dem Ende des V. Jh. in Ge-
brauch angesehen wurden; sie kommen in Rom schon in der Basilica S. Ste-
fano rotondo um 450 vor. Die Absis zeigt ferner das hybride griechisch-
lateinische Chrisma mit einem R statt des P: den Ursprung desselben
nahm man bisher in Gallien (z. B. Trier) an, allein es findet sich schon zu
Anfang des V. Jh. in Syrien und ist wohl entstanden infolge der doppelten
Sprache am byzantinischen Hofe, von wo es nach Trier durch die Architekten
gekommen sein kann, welche dort die Paläste bauten; auch Severus hatte
vielleicht einen byzantinischen Baumeister gehabt.8)
Über die Brunnen, die sich vielfach in Kirchen finden und das zu Taufe,
Liturgie u. s. w. nötige geweihte Wasser lieferten, haben J. Malle t4) und
Corblet5) interessante Notizen zusammengestellt-, nach ersterem wären sie
anch deshalb erhalten worden, weil die Kirchen oft als Zufluchtsort im Kriege
dienten; oft galten sie auch wegen der in sie gestürzten Märtyrer für geheiligt.
Sie waren meist mit Geländern umgeben (margelies), über denen seit dem
XIV./XV. Jh. Ädicula errichtet wurden. — Eine in Ägypten gefundene Thon-
lampe steht durch ihre an den ältesten liturgischen Hymnus 'Gloria in ex-
«Iris' erinnernde Inschrift QEE TIATHP (narc ) OKPATSIP bisher
einzig da.6)
Die Vorausberechnung des Osterfestes machte der alten und der mittel-
alterlichen Kirche bekanntlich die gröfsten Schwierigkeiten. Um das dazu
notwendige sog. Mondalter für jeden Tag zu finden, diente lange der 84jährige
Ostercyklus, in dem jedoch das Mondalter 6 mal um 1 Tag einschaltungs-
weise erhöht werden mufste (sog. Saltus lunae). Man glaubte bisher, dafs
dies zuerst immer nach dem 12. Jahr geschehen sei und schrieb diese Ein-
1) Um YÜione narrata da martiri africani del sec. 111 ed an graffito simbolico trov. nel
«»» Üstr., Bull 8. 66 ff. — 2) Un tabern. chrit du V. 8.. Bev. de l'Art. chrtt. 24, 2, 176
-184. — 3) Roasi, l'abside delJa baaü. Sever. in Nap., Bull. S. 144—160. — 4) Note« sur
Spulte d'egliae, B*v. de l'Art chrit 24, 1, 257—77. — 5) Ibid. 8. 277-80. — 6)
Boisi, Lucerna fittile letterata, Bull. 8. 73.
1,158 !X. F. Abraham:
richtung dem Prosper Aquitanus zu, während eine zweite Art, nach dem 14.
Jahre den Saltus folgen zu lassen, als eine Verbesserung, also spätere Än-
derung der ersten Berechnung angesehen wurde. Ein karthagisches Paschal-
werk erweist das umgekehrte Verhältnis: bereits am Ende des HI. Jb. bestand
der 84jährige Cyklus mit 14 jährigem Saltus, der im IV. Jh. umgestaltet ist
und um 450 nochmals Veränderungen erfuhr.1)
IX.
F. Abraham.
Allgemeines über das Altertum.
Nachträge.
Die Weltgeschichte, welche der erste lebende Historiker in diesem Jahre
begonnen hat,*) ist ohne Frage auch das wichtigste Ereignis auf dem Gebiete
der Geschichtswissenschaft. Nichts beweist dies deutlicher, als ein Vergleich
derselben mit der Onckenschen allgemeinen Geschichte in Einzeldarstellungen.
Biese steht durchaus auf der Höhe der Wissenschaft, die einzelnen Mit-
arbeiter beherrschen ihr Gebiet vollkommen und gehören zum teil zu den
geachtelten Förderern desselben; Ranke dagegen wird der erste beste junge
Doctor, der über Assyrisches und Ägyptisches, griechische oder römische
Geschichte promoviert ist, unvollständige Kenntnis der Spezialforschung nach-
weisen können: und doch, wie weit überragt sein Werk jenes andre! Denn
überall tritt in ihm der Fortschritt in der Geschichte hervor, die immer
höhere Herausbildung der ethischen Gestalten von Religion, Staat, künst-
lerischer Bethätigung, und — grade durch das Gegeneinanderstellen um so
plastischer — die individuelle Eigentümlichkeit der einzelnen Völker und die
tiefgehende Wirkung der grofsen historischen Persönlichkeiten.
Auf dem Gebiete der alten Geographie ist die Publikation E. H.
Bunbury's3) hervorzuheben, welche den Engländern das, was vor längerer
Zeit Mannert, Uckert und Forbiger den Deutschen geleistet haben, in einer
möglichst lesbaren Form unter Benutzung der neueren englischen, fran-
zösischen und* deutschen Arbeiten darbieten will. Dieses Ziel ist im grofsen
und ganzen erreicht worden, wenn auch gegen die Geschichte der geogra-
1) Br. K rasch, Stadien z. christl. mittelalterl. Chronologie. Leipz., Veit. V1U, 349 S.
(S. 195 ff. enthalten die Quellen in besserem Text.) — 2) Loop. v. Ranke, Weltgeschichte.
Leipz., Dnncker u. Hnmblot I.: d. älteste hist Völkergruppe u. d. Griechen VI 11, 375,
300 S. — Eine nicht ungeschickte Zusammenstellung des Interessantesten aus der Gesch. d.
Civilisation ist A. Lefevre, l'Honime k trav. 1. ages. Paris, Reinwaid. — 3) Hist. of Anc.
Geograph) et London, Murray. 2 voll XXV11I, 666 u. XVIII, 743 8.
Allgemeines Über du Altertum. 1,159
phischen Entdeckungen die Entwicklung der mathematischen und physischen
Geographie zu sehr zurücktritt. Die Meinung des Vf. von den alten Geo-
graphen ist keine sehr hohe; selbst Strabo wirft er vor, dafs seine Kennt-
nis Spaniens eine geringere gewesen sei, als die seiner Zeit im allgemeinen,
und dafs er Juba nicht benutzt habe, wie seine Angaben dann wieder von
Plinius und Ptolemaeus vernachlässigt wurden. Eingehend beschäftigt d. Vf.
sich mit dem Rückweg der 10 000 und sucht ihn geographisch festzulegen.
Von Hannos Entdeckungsfahrt nimmt er mit K. Müller an, dafs sie bis zum
Sherborough-Sund hinter Sierra Leone gegangen sei, bei Hannibals Alpen-
übergang entscheidet er sich für den Mont C6nis. — Eine sehr wert-
volle Bereicherung der Wissenschaft bildet die eingehende und sorg-
same Behandlung des Eratosthenes durch H. Berg er.1) — Die aus dem
Altertum zu uns gekommenen Weltkarten prüft F. Philippi*), um daraus
die Karte des Agrippa, die er sehr hoch stellt, zu rekonstruieren. Von den
Randkarten haben nur die jüngeren von Hereford und Kloster Ebsdorf Wert,
von den rechteckigen die Prisciankarte, welche Spuren eines auf Eratosthenes
zurückgehenden Gradnetzes trägt. Ergänzungen geben aufser der Tabula
Peutingcriana, deren Angaben aber stets genau zu prüfen sind, die geogra-
phischen Abschnitte des Isidor von Sevilla und des Orosius. Der letztere
hat eine rechteckige Karte benutzt, als deren Urbild man die des Agrippa
ansehen kann. — Geographische Einzelheiten behandeln J. Ol 8 hausen,8)
der bei Polybius und Ptolemaeus den Namen eines Volkes am kaspischen
Meer in Delymaeer verbessert, und Fr. Schiern,4) der auf ein noch zu
lösendes Rätsel hinweist: „Indier," welche nach Plin. h. n. IT, 67 u. Pomp.
Mel. m, 5 im Jahre 62 v. Chr. ein deutscher Fürst dem Proconsul von
Gallia cisalpina Q. Metellus Celer übergeben hat.
Die Urgeschichte der weifsen Rasse im allgemeinen behandelt N.
Marselli.5) Er ist geneigt als Ursitz der Indogermanen , vielleicht der
ganzen Rasse, das Pamer-Plateau anzunehmen, von wo sie um 3000 v. Chr.
ausgezogen seien. Die Hamiten hält er für eine Mischung von Negern und
Weifeen. Ein Vortrag von E. Cartailhac6) verfolgt die Spuren des Stein-
alten von Kleinasien bis nach Japan und Sibirien. M. Kuli sc her schildert
einige interessante Stadien in der Entwicklung des Handels. Ursprünglich
fand ein stummer Austausch der Waren zwischen feindlich Gesinnten statt.
Dann trat Waffenstillstand für gewisse Zeit, darauf Niederlassung der Kauf-
leute unter dem fremden Volke ein. An das Letztere erinnert das noch jetzt
in Indien, wie überall während des Mittelalters geltende Gesetz, dafs Kauf-
leute nicht mit ihrem eigenen Volke handeln dürfen.
Durch neue Funde erscheint das in den ägyptischen Inschriften unter
1) Geogr. Fragm. d. Eratosthenes. Leipz., Teubner. VIII, 398 8. — 2) Z. Becon-
•troetion d. Weltk. d. Agrippa. Marburg, Elwert. Lex. 8ft. 25 S. — 3) D. Elymaeer a.
Ka*p. Meere. Herrn. XV, 321—30. — 4) Om en ethnologisk Gaade fra Oldtiden. Kopen-
hagen 1879, Thiele. 42 S. — :>) I Mediterrane! Nuot. Ant. XXI, 690—726; XXII, 66
—74. — 6) Äge de pierre en Asie. Congr. pr. d. Orient*] iste« 1878. Lyon 1880. Pitrat
«»* I, 317—30. — 7) Handel a. d. primitiv. Culturstufen. Ztschr. f. Völkerpsych. u. Spr.
X, 378-89.
1^160 IX. F- Abraham:
dem Namen der Eeta oder Rutennu, in den assyrischen unter dem der
Khattai oft genannte Volk der Chetiter in einer ganz ungeahnten Bedeutung
für die Geschichte und Kultur Vorderasiens. Wenn wir schon vorher aus
dem tapferen und erfolgreichen Widerstände, den es den Eroberungszügen
Setis I. und Rhamses' IL leistete, seine Kriegstüchtigkeit kannten, so erfahren
wir jetzt, dafs es auch eine eigene Civilisation und Schrift hatte, und wahr-
scheinlich der eigentliche Verbreiter der von ihm umgemodelten assyrisch-
babylonischen Kultur durch Kleinasien war. Nach W. St C. Boscawen1) war
vom 17. Jh. v. Chr. bis zur Erhebung des ersten assyrischen Reiches die
Stadt Kadesch seine Hauptstadt, später trat Karchemisch an dessen Stelle,
zuletzt Hamath. Nach A. H. Sayce*) hat es etwa im 14. und 13. Jh. seine
Herrschaft über ganz Kleinasien ausgedehnt. Er findet auf dem „Sesostris-
bildu von Nymphi, bei den Skulpturen von Boghazkioi, und sonst seine
Schriftzeichen. Für eine Umgestaltung derselben hält er die cyprische Silben-
schrift und die Zeichen auf troischen Vasen und Terracotten.3) Diese An-
nahmen Sayce 's, der offenbar zu weit geht und überall, wo sich „Schnabel-
schuhe" finden lassen, Chetiter wittert,4) sind von D. J. Heath6) zum teil
bestritten worden.
Zur Geschichte der Phönizier und Karthager liegen eine Anzahl
inschriftlicher und archäologischer Arbeiten vor von Jos. Halevy, 6)
A. Cohen,7) Nicolas8) und Phil. Berger,9) namentlich aber von Ch.
Clermont-Ganneau,10) der unter andern auf aus Cypern stammenden
Bronzefragmenten eine Weihinschrift entziffert,11) gewidmet dem Baal vom
Libanon durch einen Einwohner von Karthago („Qarthadachab") , Diener
„Hirams, Königs der Sidonier". — Das grofse Werk über Palästina von
V. Guärin1*) enthält im zweiten Bande auch eine vollständige Übersicht
über die Geschichte von Tyrus und Sidon.
Von dem grofsen , JMctionnaire des antiquitäs grecques et romaines" 1S)
ist die 7. Lieferung erschienen, welche bis zum Artikel Chorus reicht. Hervor-
zuheben sind die Artikel von G. Humbert über Censor, Census u. s. w.
Der dritte Band von Freemans Historical Essays14) enthält Aufsätze über
Hellenen, Rom, Latiner, Goten, lllyrier u. a. Eine von E. Abbot 16) heraus-
1) Hittite Notes. Athenaeum II, 210 f. — 2) Origin of Early Art in Ana Minor. Acad.
XVI, 124. — Letter fr. Smyrna. Ebd. 288 ff. — Hittites in Asia Minor. Ebd. 321. —
3) Weiter ausgeführt von Sayce in e. Beilage zu Schliemanns Ilios (S. 766 — 81: D. In-
schriften v. HissarUk. Zu Inschr. S. 781 vgl. Kirchhoff, Monatsb. d. B. Ak. 1879, S. 493
—97.) — 4) Ath. II, 384. — 5) Bilingual Cilician Inscr. Ebd. 165 u. 190. - 6) Note
supplem. s. 1 'inscr. de Byblos. Journ. As. XIII, 173 — 214. - 7) Inscr. pun. et neopun. de
Constantine. Rec. de Not et Mem. d. 1. soc. arch. de Const XIX, 252- 83. — 8) Comm.
analyt de 2 inscr. carthag. Bull. d. l'Ac. d'Hyppone 1879, No. 14. — 9) L'ange d'Astarte.
Paris 1879. 55 S. — Ders., La trinite carthagin. Gaz. archeol. 1879. S. 133—40; 222—29.
— 10) S. u. inscr. phenic. d. 1. bibl nat. Soci6t6 as. Sitzung v. 11. Juli 1879. J. A. XIV,
263. — Ders., S. 1. steles de Marseille et s. l'orig. du nom de Monaco. Rev. Crit VIII, 422.
— 11) King Hiram and Baal of Lebanon Athen. I, 502 ff. — 12) Vgl. unt. I, 120* u.
II, 2428. — Über „grofsartige unterseeische Dämme," die CJuerin tot 20 Jahren bei Tyrus
gefunden hat, Tgl. Annales d. philos. ehret. Juni. — 13) red. p. Ch. Daremberg et K.
Saglio. Paris, Hachette. 6. Lief. ebda. 1879. — 14) London, Macmillan. 380 S. —
15) Hellenica, v th. 1, 272 f.
Allgemeine« über da« Altertum. I 161
gegebene Sammlung mehr oder weniger popularisierender Arbeiten von ver-
schiedenen Verfassern hat mehr philologische als historische Bedeutung.
Doch beschäftigt sich der Aufsatz von F. Myers *) mit dem Empor-
kommen des Mystlcismus in Griechenland zur Kaiserzeit und Dnkyns
giebt eine ausführliche Biographie Xenophons nach historischen Gesichts-
punkten.
üaillemer*) glaubt Spuren einer Art von Schienenwegen der Alten
entdeckt zu haben, indem dieselben auf hartem Felsboden den Weg nur aus
dem rohen herausarbeiteten und nur zwei schmale Streifen für die Wagen-
räder vollständig glätteten. C. Triantafillis9) läfst den ersten Handel und
die erste Kultur Griechenlands in Boeotien entstehen, wie es scheint, uhne
Kenntnis von K. Otfr. Müllers Arbeiten auf diesem Gebiete; N. Camarda4)
will aus Pindar beweisen, dafs Hiero I. von Syrakus ein -viel besserer Herr-
scher war, als man bis jetzt annahm. Als Einleitung einer Geschichte der
aleiaudrinischen Poesie schildert A. Couat5) die Entstehung des Museums
unter Ptolemäus Soter und Philadelphos.
R. Bonghi6) benutzt die Episode der Überrumpelung des Kapitols
durch den Sabiner Appius Herdonius um 460 v. Chr., um daran zu zeigen,
d&£s die moderne deutsche Kritik der römischen Überlieferung eine Hyper-
kritik sei, die auf der einen Seite verwerfe, was glaubwürdig bleibe, auf der
andern feststellen wolle, was man nicht mehr feststellen können : ein wohl ge-
meinter und zum teil berechtigter Angriff, der aber mit weit schärferen
Waffen hätte geführt werden müssen, um Erfolg zu haben, und der vor allem
nicht in oberflächlicher Anwendung derselben kritischen Mittel auslaufen
durfte, die er vorher könne tadelte. — Aus Hör. ep. I, 1 und 2 gewinnt
Mommsen7) einige nicht unwichtige Details für die Verehrung des Genius
Augnsti und für die Organisation der gallischen Provinzen. — Gegen
Mommsens Annahme im Mon. Ancyr. entwickelt R. Hilgenfeld, 8) dafs,
wenn die Inschrift Orelli-Henzen 5366 sich auf P. Quirinius bezieht, dieser
nicht zweimal Legat von Syrien, sondern das erste Mal Legat von Cilicien
war, welches unter Augustus eine besondere Provinz bildete. — Eine Arbeit
von 0. v. Breitschwert über Aquileja9) hat in ihren das Altertum be-
rührenden Seiten keinen wissenschaftlichen Wert
Auf einige sehr wichtige Publikationen für das römische Recht kann
hier nur im allgemeinen hingewiesen werden,10) ebenso auf numismatische
Arbeiten, die von den Wiener und Berliner numismatischen Zeitschriften
1) Greek Oracles. — 2) Voies u rainures eh. 1. ancien«. Congr. archi'ol. do Frame IG«
•*»». 1&79. Pari», Champion. S. 277. — 3) Cenni iiit all' orig. del eommercio e ai s.
npp. c 1. civüta n. ant Grccia. Venedig 1879. Visentini. — 4) Gerone 1. Palermo, Virzi.
— 5) Musee d'Alexandrie s. ]. prom. Ptolemees. Ann. d. 1. fac. d. lettre» de Bordeaux
1879, 1 fa*c. — 6) Appio Erdonio. Critica di rritica. Nnov. Ant. XIX, 399—442. — Die
übrigen Aufritze zur röm. u. griech. Gesch. in derselben Zeitschrift find populären Inhalt«.
'Bonghi, Spartaco; Socrate. Brizio, Pericle, Fidia c il Partenone. G. Moro, arte mari-
tima.) — 7) Littcraturbriefe d. Horaz. Herrn. XV, 103—115. — 8) P. Sulpicius P. h\
Quirinius. ZUchr. f. *iss. Theol. 23, 98—114. — 9) Stuttgart, Bonze & Co. 56 S. —
10) Bruns, Fontes iuris rom. ant. 4. Aufl. Tübingen, Laupp. — Bruns u. Sachau,
Historisch« Jahresberichte. I. 1890. 11
1.1 82 IX. F. Abraham.
meist sorgsam registriert werdeu. Genannt seien die Erläuterung einer Silber-
münze des Lucterius, eines Legaten des Vercingetorix, durch A. de Barthe-
lemy1) und Artikel von Dethier2) und Rossi.3)
Svr.-röm. Rechtflbu* h a. d. 5. Jh. Leipz., Brockiiau*. — Inst et re^ularum iur. rom. *yn-
tagma ed. ann. R. Gnei*t. 2. Autl. Leipz., Teubner. — Bericht von P. Krüger über neu
aufgefundene Fragmente de» Papinian. Monateb. d. B. Ak. S. 363—69. — 1) Ac. d. J. e:
B. L. 18. Juni. — 2) Münze de« Sabinianus, e. vergessenen röm. Kais. Blätter f. Münztr.
(Schlufs XV, 88.) — 3) Adorazione del Sole desunta d. u. mon. di Costantino. Atti d. A«-.
fisico-medico-st. di Milano.
Mittelalter.
I.
G. Bolze.
Germanische Urzeit
bis zum Ende der Völkerwanderung.
Universalhistorische Reflexionen gehören in unserer Zeit zu den Selten-
sten; mit Freude würden wir daher am Anfang unseres diesjährigen Be-
richts eine Erörterung der Frage begrtifsen, wo die Germanen in die Welt-
geschichte einzureihen seien,1) wenn dieselbe in gedanklicher Auffassung
neues böte und nicht selbst manche Ungenauigkeiten zeigte, ja sogar ge-
nügende Benutzung der hervorragendsten neueren Forschungen vermissen
Kefse.
Neue Untersuchungen rufen immer wieder Zweck und Absicht der Ger-
mania des Tacitus hervor. So sucht J. Asbach*) Dierauers Ansicht (Beitr.
«• e. krit. Gesch. Trajans), die Germania solle die Römer über die Notwen-
digkeit einer dauernden Konsolidierung der gegenseitigen Beziehungen zu den
Aenamschen Grenzgebieten aufklären und das längere Verweilen des Kaisers
in den Grenzländern mit dem Hinweis auf die Gefährlichkeit der kriegerischen
Nation motivieren, eingehend zu begründen. Die auch von Plin. Ep. 2, 7
(*gl. Hermes III, 39) berührten Verwicklungen im brukterischen Gebiete,
über die G. c. 33 nur unbestimmt (narratur) und thatsächlich nicht richtig,
*eü vor ihrer Beendigung berichtet wird, seien für Tacitus, der wohl 90/94
& belgischen Provinzen verwaltete (Borghesi Opp. VÜI, 322), und Land
D&d Leute aus eigener Anschauung kannte, die Veranlassung gewesen. War
* selbst designierter oder vielleicht schon fungierender Konsul, so gewinnt
dfe Betonung der Gefährlichkeit der Germanen noch an Bedeutung. — Die
T°rteilhaft bekannte Übersetzung der Germania von Schlüter (1798) ist von
n*uem mit zeit- und sachgemäfsen Änderungen von seinem Enkel3) heraus-
.. 1) F. Babuch, d. alt Germ, i. d. Uni vers. - Gesch. u. ihio Eigenart Wien, llöldor.
*» 90 S. - - Erwähnt sei hier v. Sybel«: Die Deutschen bei ihrem Eintritt in d. Geschichte.
'W, 1863.) Kl. hinter. Schriften 1», 27— 49. — 2) Die Entsteh, d. Genn. d. T. (Bonner)
bh. <L Ver. v. Altertunisfreunden im Uheinl. 69, 1 — 6. — 3) J. Schlüter, Übers, d. allgem.
**1* d. Germ. d. Tac. Progr. d. Progynin. z. Andernach. No. 358.
Historische Jahresbericht«. 1880. II.
I[,2 I- G. Bol«e:
gegeben, zunächst die Kap. 1—27. — Die Bedeutung des von Hold<
seiner Ausgabe zu Grunde gelegten Cod. Hummeliauus für die Kritik d
Germania betont E. Bährens;1) der Humm. sei eine direkte Abschrift a
dem Hersfelder Archetyp. Auch eine Anzahl Konjekturen bringt B. in Vo
schlag. —
Mit den deutschen Aduatukern kam Cäsar 57 v. Chr. in Berührui
Ihr 'oppidum' ist ebenso streitig wie das Kastell Aduatuca:2) K. v. Veii
sucht ersteres mit v. Göler und belgischen Offizieren im Mont Falhize t
Uuy gegen Napoleon III., der die Citadelle von Namur, v. Cohausen und
Kampen, die oppidum wie castellum bei Embourg (s. v. Lüttich) und Bon
der das Plateau von Ferschweiler bei Echternach annahm.3) Die Usipet
und Tenkterer hat Cäsar nach Veith nicht bei Coblenz (so Cluver, v. Göle
noch an der Dommel bei Hertogenbusch (so Watterich) noch auf der Goch
Heide bei Cleve geschlagen, sondern zwischen Ourte und Vesdre bei Lo
vegnez. Das Lager der Germanen hat dann bei Tuddern-Gangelt, sein eigen
auf den Höhen von Valkenburg und Aelbeck bei Hunnecum (Hunnecam
Hunnenlager) gestanden. Die Ambivariten sind beim heutigen Weert
suchen. Auf der Höhe von Tüddern sind die Spuren einer römischen A
Siedlung gefunden, Legionsziegel, Münzen; östlich von Tüddern zahlreic
Tumuli mit altgermanischen Graburnen und Waffenresten, ebenso eine grof
Anzahl von Steinwaffen und Steinwerkzeugen unzweifelhaft von germanisch«
Völkern. Die geographischen Notizen über den Lauf der Maas und d
Rheins (Cäs. B. G. IV, 10) sind nach V. unklar und wahrscheinlich ei
geschoben; IV, 15 sei mit Bergk nur 'ad confluentem', d. h. zu einem Zufli
der Maas, dessen Name Cäsar unbekannt geblieben und nur die Roer sc
könne, ohne 'et Rheni' zu lesen. — Von dem Schlachtort bei Ttidder
Gangelt zog Cäsar wohl in die Gegend zwischen Jülich und Düren und übe
schritt den Rhein bei Wesseling (im IX. Jh. Waslicia), wo der Rhein eil
starke Biegung macht.4) Denn seine zweite Römerbrücke lag 30 Millien vo
späteren Obergangspunkte der sugambrischen Reiter entfernt, der nach al
gemeiner Annahme nahe der Wuppermündung stattfand; die zweite Röme
brücke lag also nahe oberhalb der Siegmündung bei Bonn; fand aber d
zweite Obergang paulum supra vom ersten Übergang statt (VI, 9), so stimi
für letzteren der 12 km nördlich von Bonn gelegene militärisch geeigne
Obergangspunkt, Wesseling. Cäsars Brücke lag wohl an der jetzt noc
militärisch günstigsten Übergangsstelle zwischen dem heutigen Jesuitenh
unterhalb Bonn und dem gegenüber liegenden kleinen Dorf Gensem am Fu
der Schwarz-Rheindorfer Kirchhofehöhe. Der Baceniswald, an dem die Sueb(
ihre feste Stellung hatten (irrtümlich früher Thüringer Wald und Harz), i
Mittelalter silva Pacensis, umfafst das Quellgebiet der Sieg, Lahn und Ede
das heutige Rothhaargebirge zwischen Hilchenbach, Schmallenberg, Berlebui
Laasphe, — eine Kriegs- und Wasserscheide zwischen den Sueben und Ch
ruskern (VI, 23).
Üeber die Varusschlacht kommt Deppe5) auf Grund einer Vergleichui
von Dios Bericht mit denen der übrigen Geschichtsquellen zu dem Resultf
1) Stud. z. Germ. d. Tac., Jbb. f. klama. Philol. 121 (1879), S. 265—88. — 2) Sie
Jahrefiber. II, 2, 6. — 3) Oppid. Aduat. , Picks Monatsschr. f. d. Gesch. Westdeutachl. \
229—239. — 4) K. v. Veith, Caesars Rhointibergänge. (M. Karte.) Ibid. S. 106—12
- 5) Bio Cass. Bericht üb. d. Varusschlacht, vorgl. mit den übrigen Geschichtsquellen. Di
mold, Meyer. IV, 55 S.
Germanische Urzeit bis zum Ende der Völkerwanderung. JJ 3
dafs Dio als römischer Staatsmann alles verschweigt, was die römische Ehre
zu sehr gekränkt haben würde, dagegen Florus den Römern, um sie zur
Rache zu entflammen, die ganze Schande der variauischen Niederlage un ver-
deckt und im grellsten Lichte vor die Augen stellt, Vellejus dem Hasse gegen
die Wildheit und lügnerische Verschlagenheit der Germanen Ausdruck giebt
und den eigentlichen Hergang der Sache verdeckt, endlich Tacitus (A. I, 55),
die beste Quelle, uns einen tiefern Blick in den Zusammenhang der Ereig-
nisse gewährt, die Sache gleichsam mehr von der germanischen Seite an-
schaut, die Verdienste Armins um sein Vaterland würdigt, doch auch sich
hütet, die strategischen Fehler des Varus dem Spott der Nachwelt preis zu
geben. Gegen Deppe, der die Lage von Aliso in dem Dorfe Ringboke als
eine ausgemachte Sache ansieht,1) bemerkt J. Schneider,2) dafs der bei
Kiugboke in die Lippe mündende Bach, die Gunne, niemals Elsenbeke ge-
heifsen, sondern schlechthin blofs die Beke oder Gunne genannt werde.
Als Ursprung des deutschen Xanten (Santen, ze Santen = ad sanctos
martyres) nimmt K. Christ8) eine colonia oder civitas Trajana, in volks-
etymologischer Anlehnung an den Namen der Trojaner Kleinasiens Trojana
oder Troja an, doch ist nach J. Schneider4) eine Colonia Trojana aus
Inschriften nnd eine civitas Trajana aus den Itinerarien oder aus einem
alten Schriftsteller bis jetzt am Niederrhein nicht erwiesen. Vetera castra
(jetzt Birtcn) heifst nach Christ5) nicht altes Lager, sondern vetera sei
lateinische Anlehnung an altsächsisches watar, ags. väter, daher vetera castra
= Wasserort. Derselbe Forscher erklärt jetzt Limburg (Lintburg ist die
alte Form) auch als eine alte, durch eine Linde gekennzeichnete Richtstätte. *)
— Bezüglich des Limes legt J. Schneider den gegenwärtigen Stand der
Untersuchungen dar: ganz irrig ist die Ansicht, von der Donau rheinabwärts
nach der Nordsee habe sich eine einzige Limeslinie fortgezogen.7) — Neue
J&ömerstrafsen zwischen Rhein und Maas4, die nach einem einheitlichen
Plane angelegt sind, da sie alle von der Maas her in der Richtung von
Westen nach Osten nach dem Rheine ziehen und auf diesem ihrem Laufe
einzelne Zweige nach derselben Richtung zum Rheine hinaussenden, weist
wieder J. Schneider8) nach. Sie setzen sich auf dem rechten Rheinufer
nach dem Innern Deutschlands fort und sind hier ebenso planmäfsig weiter-
geführt. Sie sind daher in ihrer ursprünglichen Anlage nur zu kriegerischen
Zwecken ins Dasein gerufen und erst später dem bürgerlichen Verkehr dienst-
bar geworden. Die mittelrheinischen Heerwege zwischen Lahn und Main
stimmen mit denen am Niederrhein in der Richtung überein, in der Lage
jedoch wie in der Konstruktion weichen sie ab; namentlich kommt bei jenen
hier und da die Anwendung von Steinmaterial, bei diesen nur Erde und Holz-
werk vor.9) — In einem Rückblick auf die von ihm schon früher veröffent-
lichten Beschreibungen römischer Strafsenzüge giebt J. Schneider eine zu-
sammenfassende Darstellung 10) von vier grofsen Heerstrafsen mit allen ihren
Nebenstrafsen, nämlich 1) von Trier über Neuwied, Münster bis nach Ibben-
büren, 2) von der unteren Rheingegend (Xanten) bis zur Weser (Minden),
3) in der Richtung von Westen nach Osten vom alten Rhein (bei Hauberg
1) S. Jahresber. I, 107; II, 2, 7. — 2) Aliso, V, Picks Monatuschr. VI, 407—10. Vgl.
Jahresber. I, 107. — 3) Nibelungen u. Colon. Trojana, ibid. S. 68 tf., 330 ff. — 4) Colon.
Traj., ibid. S. 330, 445. — 5) Ibid. S. 331. — 6) Noehm. d. Name L., ibid. S. 215. Vgl.
Jahresber. II, 2, 128. — 7) Antiquar. Miscellen. (Mit Abbildungen.) Ibid. S. 261—265.
— 8) Ibid. S. 256—261. — 9) Ibid. S. 84—38. — 10) S. Jahresber. 1, 105; II, 2, 5.
1*
11,4 I. G- Bolze:
an der niederländischen Grenze) über Soest (Hellweg) bis Paderborn, 4) wal
scheinlich von der Emsmündung kommend bis Paderborn, von da wahrschei
lieh über Cassel nach dem südlichen Deutschland. — Die zuerst auffallend
Toutonen des sog. Toutonensteins,1) die bald bei Ptolemaeus nachgewies
wurden, scheinen auch bei Strabo erwähnt gewesen zu sein, wo VII, 1 i
Bovrwvag Tovrwvag und ^iovyiovg für sloviovq zu lesen sein wird.2)
Die Marsen hatte Hülsenbeck (Gymn.-Progr. v. 1871) gegen Zeufs im Mll
sterlande angesetzt und für einen Teil der Brukterer erklärt. Allein gena
Interpretation von Tacitus Ann. I, 50, 51 u. H, 25 zeigt, dafs Marsen v
Usipier und Tubanten als Bewohner des Münsterlandes aufzugeben sind: a
drei Völker wohnten in den südlippischen Gebieten. Von den Amsivarie
zeigt ihr Wanderzug (Tac. A. 13, 55) im J. 59, dafs sie vom Rheine os
wärts in Gegenden, woher sie gekommen, zogen: sie gehörten den cheru
ki sehen Völkerschaften an. Um die untere und mittlere Ruhr wohnten <
Chattuarier; auch zur Zeit der Völkerwanderung sind sie noch an der mi
leren Ruhr, im Verfolg in steter Markenerweiterung an beiden Rheinufe
zwischen Ruhr- und Lippemündung begriffen. Da nun hier auch die Mars
nach Tac. zu suchen sind, so war vielleicht Chattuarii der eigentliche deutsc
Name für das Volk, welches ab und zu noch mit dem archaischen Nam
der Marsen bezeichnet wurde Germ. c. 2 könnte Gambrivios zu Mars
wie auch Vandilios zu Suevos prädikativ zu fassen sein, und c. 36 I
ETFOSI, da die Fosen sonst nirgends genannt werden, in der Urschrift \
standen haben: MARSI.3)
Das Vordringen der Germanen über den Rhein konnte im IV. Jh. au
der glänzende Sieg Julians bei Strai'sburg nur kurze Zeit aufhalten. Na
verschiedenen Kämpfen mit germanischen Völkern, besonders den Alamami
im J. 356, fafste Julian erst 357 den Plan, die Alamannen nicht blofs v<
linken Rheinufer zurückzutreiben, sondern sie selbst jenseit des Rheins
eignen Lande zu bekämpfen. Die ganze Situation ist fast dieselbe wie z
Zeit Cäsars; auch manche Einzelheiten gleichen sich, so die herausfordern
Sprache der Gesandtschaft der alamannischen Könige und das trotzig küh
Auftreten Ariovists, das völkerrechtswidrige Verfahren Julians gegen die al
mannischen Gesandten und eine ähnliche Handlungsweise Cäsars. Eben
läfst sich Chnodomar in der Schlacht (Amra. XVI, 12) mit Armin in des 1
citus Schilderung vergleichen. Dafs die Alamannen trotz ihres Heldenmi
unterliegen, hat, wie Ariovists Niederlage, seine Ursache in der Überlege
heit der römischen Kriegführung, besonders in der römischen „Taktik d
Reserve".4) — In der Erzählung des zweiten Feldzuges Julians gegen c
Alamannen nennt Ammian (XVII, 1) und zwar er allein ein muninentt
Trajani. Dasselbe ist von Trajan angelegt; um 250 zerstört, wird es eb
jetzt im J. 357 wieder hergestellt: die heutige Gustavsburg, ursprünglich €
von Gustav Adolf von Schweden zur Behauptung von Mainz angelegtes, ab
schon im J. 1648 in Abgang gekommenes Festungswerk, also heute d
Brückenkopf der Eisenbahnbrücke, bezeichnet nach Christ5; genau die Stel
desselben. K. v. Becker bestreitet dies und sieht den Brückenkopf v<
1) S. Jahresber. 1, t05; II, 2, 5. — 2) K. v. Becker, Picks Monateachr. VI, 165.
3) Worin stall, Mars., Oliatt., Anisiv., Progr. d. Gymn. v. Münster. — 4) F. Dahn, I
Alamanncnschlacht bei Strafsburg (357 v. Chr.) Braunschwoig, Westormann. 96 S. Abdr. t
Weslerin. Monatsheften. April. 5) Trajan. Anlagen am Neckar u. Main, Corresponden*
d. Gesantmtver. d. deutsch. Gesch.- il Alterturasver. XXV1U, 65 ff. Vgl. Jahresber. li, 2, V,
Germanische Urzeit bis zum Ende der Völkerwanderung. JT 5
Kastei dafür an. *) Das bei Amm. 1. 1. erwähnte Tres-Tabernae ist nicht,
wie Y. Gardthausen in seiner Ausgabe des Ammian annimmt, Rheinzabern,
sondern Elsafs-Zabern. *) Gegen Joh. Meyers Erklärung des Namens Ala-
mannen3) erhebt M. R. Bück4) Einsprache, um an der Erklärung = Alah-
manni festzuhalten. Alan bedeute auch einen eingefriedigten Götterhain, das
Fehlen der Namensform Alacmanni beweise nichts, da die Römer die bar-
barischen Namen schlecht wiedergaben.
Zahlreiche Punkte der germanischen Urzeit und der Völkerwanderung
hat Dann5) in seinen kleinen Schriften behandelt: meist mehr oder minder
kurze Recensionen, sind es in der That „Bausteine" für eine zusammenfassende
Darstellung der Völkerwanderung, die nun von demselben Autor vorliegt
In seiner Urgeschichte der germanischen und romanischen Völker6) behandelt
er in Abschnitt I auf Grund der Ergebnisse der vergleichenden Sprachfor-
schung die Germanen als Glieder der arischen Völkerfamilie, in II die Kul-
turstufe der Arier in Asien, in III die Einwanderung der Germanen in
Europa; als Ursache derselben wird der Druck östlich wohnender Völker
vermutet, um das alte „Völkerthor", den Kaukasus, zum Teil auch durch die
russischen Ebenen sollen sie etwa zwischen 700 und 800 v. Chr. in Europa
eingewandert sein. Abschnitt IV schildert das von den Germanen vorgefun-
dene Europa (Pfahlbauansiedlungen), die Kelten und andere Völker, dann
wird (V.) auf die Stammsagen hingewiesen, (VI.) die Namen „Germani* und
„Deutsche" erörtert, (VII.) die Verteilung der germanischen Völkerschaften
dargelegt und (VIII.) das Land der Germanen und seine Produkte besprochen;
wir wollen hier bemerken, dafs A. Nehring7) für die Diluvialzeit in Deutsch-
land aus den Resten der Fauna und Flora Steppen mit vereinzelten und
spärlichen Walddistrikten nachzuweisen sucht, zumal die Glacialzeit mit ihren
Gletschern die Entwicklung des Waldes hindern mufste. — Abschn. IX
schildert bei Dahn das Volk selbst, seine Eigenart, Sitten und Bräuche, Ab-
schnitt X bespricht Absiedlung und Landteilung, den Einflufs der Bevöl-
kerungszunahme auf die Umgestaltung der politischen Verhältnisse, sowie die
Völkerausbreitung und spätere Völkerwanderung als Wirkung der Übervöl-
kerung: die hier vom Vf. hervorgehobenen Gesichts]) unkte dürften manche
bisher ungenügend erklärte Erscheinungen des germanischen Altertums völlig
erklären. Recht und Verfassung vor der Wanderung werden in Abschn. XI,
ferner Sprache, Dichtung, Runen, Musik, Wissen behandelt. Der allgemeine
Teil schliefst dann mit der Betrachtung des Götterglaubens und Götterver-
ehrung (XII). Es folgt nun die Geschichte der Ostgermanen, der Völker der
gotischen Gruppe, zuerst der Vandalen. Auffällig ist, dafs D. noch die In-
vasion der Vandalen als durch den Verrat des Bonifacius veranlafst darstellt,
was sich doch nach einer kritischen Vergleichung der hier in Betracht
kommenden Quellen nicht erweisen läfst. Es folgt die Geschichte der Ost-
und Westgoten im wesentlichen im Anschlufs an die in den „Königen der
Germanen*' entwickelten Ansichten. — Sehr verdienstlich ist die von dem-
selben Vf. besorgte Umarbeitung der Geschichte der Völkerwanderung von
1) D. mumm. Traj., Pick« Monatsschr. VI, 520—33. — 2) Christ, Correspondonzbl. 1.
1. S. f>7 Anm. — 3) S. Jahresbor. 11, 2, 5. 4) Noch einem, d. Alam., Alemannia VIII,
215—19. — ö) Bausteine, Gesaram. kleine Schriften. 2. Reihe. Berlin, Hertz. 469 8. Vgl.
Jahrenber. II, 2, 10. — 6) Onckons Allgem. Gesch. in Einzeldarstellungen. 23., 24. u. 29.
Abteil. Mit Illustr. u. Karten. S. 1 — 480. Berlin, Groto. — 7) Neue Beweise f. d. Existenz
che mal. Steppengebiete in Deutschland, Ausland 53, 501—505.
U6 LG. Bolze:
E. v. Wietersheim. !) Die Umarbeitung erstreckt sich auf Inhalt
Form: das dem eigentlichen Gegenstande Abliegende ist ausgeschieden, v
zusammengezogen, zwischen den einzelnen Abschnitten ein engerer Zusami
hang hergestellt, manches der besonderen Anschauung Dahns Angehe'
namentlich die Ausführung über Ursachen und Wesen der Völkerwande
hinzugefügt. — Die Ansicht von Zügen ganzer Völker in dieser Zeit
A. Berghaus *) zurückweisen: die Germanen hätten, wie die grofse Völ
zahl und die Nachrichten der Griechen und Römer zeigten, eine ziemlich
deutende Kultur besessen und daher auch volkswirtschaftliche Werte,
ein ganzes Volk nicht leicht aufgebe. Die Völker, die ins Römische I
einfielen, seien nur auswandernde Abenteurer gewesen, Tausende von So
deutscher Adilinge mit den Söhnen ihrer Hörigen: so seien auch die Hu
Attilas zu fassen. — Letzteren will L. Cahun als echten Mongolen aus
Analogie mit Dschengiskhan und Timur erklären: er habe keineswegs
dauerndes Reich gründen wollen, sondern nur einen kühnen Streifzug
macht, um dann in sein Heim, die Mongolei, zurückzukehren. Attila (m
heifst nur 'Reiter'; Hunnen selbst ^01^3^0^' oder 'Menschen* (Männer).
Gesänge auf Attila lebten noch zu Dschengiskhans Zeiten fort und wu
mutato nomine auf diesen übertragen; die Dicta Attilas: 'wo mein 1
geht, wächst kein Gras' und 'ich bin des grofsen Gottes GeifeeP ergebei
Mongolische übersetzt die schönsten epischen alliterierenden Verse, stan
also sicher aus Gesängen über Attila.3) —
Das allmähliche Überfluten des römischen Reiches durch Deutsche s
dert durch Besprechung aller Deutschen, die in unseren Quellen namec
angeführt werden, 0. Stäckel,4) während uns E. Rautenberg5) in
innere Leben der germanischen Urzeit führt. Von dem Satz ausgehend,
die Summe der urgermanischen Wörter, die sich auf den Hausbau bezi<
uns in den Stand setzen mufs, ein im wesentlichen richtiges Bild des
germanischen Hauses zu rekonstruieren, erörtert er sprachgeschiehtlieh
deutschen Wörter, die das Haus oder Teile desselben bezeichnen und i
Schlüsse auf die Einrichtung der Wohnstätten der ältesten Zeit zu zi
und dieselben mit den archäologischen Funden und geschichtlichen No
zur gegenseitigen Erklärung und Bestätigung in Verbindung zu setzen,
in unseren Quellen erwähnten Frauen der Urzeit schildert Buschman
Maurer7) hebt den Unterschied hervor, der zwischen den Südgermanen
denen in Island und Norwegen über den Augenblick stattfand, wo das
geborne rechtlose Kind rechtsfähig wurde: im Süden war meist ein L
von 9 Tagen nötig, im Norden entschied der mit einer Wasserweihe
bundene Akt der Namensgebung. Vielleicht ist diese Weihe eine Einwir
der christlichen Taufe. Von Germanisten, z. B. Müllenhoff, wird Maur
allen Punkten lebhaft bekämpft. — Für hohes Alter und Originalitä
ursprünglich bei allen Germanen gebräuchlichen Runenalphabets trit
1) Gesch. d. VÖlkerwander. 2. vollst, umgoarb. Aufl., bes. v. F. Dahn. I. Leipzig, ¥
VIII, 637 S. Vgl. u. Kap. X. — Von W. Arnolds Ansiedelungen d. Dtschn. ersch
2. unveränd. (Titel-) Ausg. Marburg, Elvert (1875). 464 S. — 2) Irrtümer in d. Ge*
Völkerwand., die Natur, N. F. VI, 466—69. -— 3) Lo veritable Att, La Nouv. Rov. II
bis 882. — 4) Die Germanen in röm. Diensten. Progr. d. Kgl. Realschule in Berlin. 1
— 5) Sprachgeschichtl. Nachweise z. Kde. d. gorm. Altert. Progr. d. Johann, z. Hai
No. 614. — 6) Doutscho Frauen d. Vorz. Progr. d. Gvnin. in Waroudorf. No. 31
7) Die Wassorweihe d. german. Heident. Abhdl. d. Münch. Akad. I. Cl. XV, 3. Abt,
4. — Auch sep., München, Franz.
Germanische Urzeit bis zum Ende der Völkerwanderung. JJ 7
L(oiseau)1) ein, der das in den schwedischen Runeninschriften oft vor-
kommende Krikland (d. i. Griechenland, Rufsland) für Krieg-, d. h. feind-
liches Land erklärt! —
Die Urgeschichte der Goten hatte, weit ausholend, Gassiodor behan-
delt: nach Köpkes und Junghans' Vermutung hatten aus ihr Excerpte existiert,
deren Vorhandensein jetzt durch einige von F. Rühl2) aus einem Bamberger
and einem Florentiner Codex herausgegebene Fragmente, die auf Cassiodes
Geschichte zurückzugehen scheinen, sehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Zu-
sammen mit Jordanis gewähren sie einen klaren Einblick in die Anlage des
Cassiodorischen Werks. Für Ulfilas weist den schon von andern bemerkten
Einflufs lateinischer (Itala-) Übersetzungen im einzelnen bei den Ev. Matth.
and Joh. und im Römer- und Korintherbriefe W. Bangert3) nach; Über-
einstimmungen mit der Vulgata beruhen auf späteren Änderungen. — Das
erste Bekanntwerden des Ulfila- Codex (Argenteus) wird gewöhnlich auf Am.
Mercator, den Sohn des Geographen, zurückgeführt, indes war die Hds. schon
vorher zwei Kölner Gelehrten, Cassander (1519 — 66) und Com. Wouters
(Goalther), bekannt, durch welche die Kenntnis des Gotischen nach verschie-
denen Seiten hin vermittelt wurde. *)
IL
O. Stäokel.
Fränkisches Reich
unter den Herowingern.
In der merowingischen Periode5) des fränkischen Reichs bildet der Ur-
sprung des Hausmaieramtes noch immer eine nicht abgeschlossene Streit-
frage. Während die französischen Schriftsteller im allgemeinen es für die
Kopie einer römischen — richtiger byzantinischen — Einrichtung halten,
sehen die deutschen in ihm ein Erzeugnis des innersten germanischen Volks-
geistes, aber selbst bei diesen läfst sich bis auf Waitz herab ein gewisses
Schwanken nicht verkennen. Betrachtet man nun aber die Amtsfunktionen
des Hausmaiers,6) so zeigt sich, dafs weder die militärischen noch die po-
litischen Kompetenzen desselben- speeifische sind, sondern sich erst abusiv
1) Antiquitc« scandinavos , Rev. pol. otj litter. 2. »er. XV1I1, 660—63. — 2) Ein
Anekdot. z. got. Urgosch., Jbb. f. klass. Philol. 121 (1879), 549—76. — 3) Einflusa lat.
Qncllen auf dio Bib.- Übers, d. Ulf. Progr. dos üymn. in Rudolstadt. No. 603. 26 S. —
4) J. W. Schalto (in Neifse): Gotica minora, Haupte Ztechr. XI (1879), S. 50-65, 318
—36; XII, 324—55. — Über R. Michael (Animian) und Höflor (Zoaimus) ». o. I. Kap.
Rom. Kaisergesch. — 5) Übor d. Lex Salica s. u. Kap. X. — 6) E. Hör mann, Da« Haus-
nuieramt ein ocht germ. Amt. Breslau, W. Köbnor. 108 S. in Gierko, Untersuchungen z.
dtbek Staate- u. Rochtsgcsch. IX.
11,8 **• 0. Stäckel:
und zwar ohne alle Rücksicht auf fremdländisches, namentlich byzantinisch«
Vorbild entwickelt haben. Meist werden fälschlich die Einrichtungen späten
Zeit auf die Anfänge des Amtes übertragen: die zu Beweisen herangezogene
Stellen stammen aus der Zeit nach dem Sturze Brunichilds, einer Revolutio
die von Lob eil mit Recht als der Wendepunkt in der aufsteigenden sp
eifisch politischen Entwickelung des Hausmaiertums betrachtet wird. Wei
nun die politischen und militärischen Bestandteile des späteren curopalatisch*
Hausmaieramtes der Merowinger nicht als Erzeugnisse eines natürlichi
Wachstums, sondern als lediglich äufsere, die Sache selbst von Grund ai
ändernde Zuthaten zu betrachten sind, so kann der eigentümliche Charakt
desselben am germanischen Königshofe nur noch ein wirtschaftliche
sein. Der königliche Hausmaier ist, ebenso wie der des Fronhofes, der 01
mann der gesamten Hof- und Staatsdienerscbaft: seine Gewalt dehnt si<
auf das gesamte männliche und weibliche „Ingesinde" des Königs aus, mi
es in dienendem oder verwandtschaftlichem Verhältnis zu letzterem stehe:
die „höfische Zucht" zu üben ist seine Aufgabe: er ist ursprünglich der Sei
skalk, was bereits von Du Cange erkannt, später aber wieder verdunkc
und selbst von Pertz und Waitz nicht wieder in voller Schärfe ausg
sprochen worden ist. Als sich später die Karolinger zum Königstum empe
schwangen, haben sie natürlich das Amt sofort aller seiner politischen B
fugnisse entkleidet und auf den rein seniskalkischen Standpunkt zurückgefuhi
So ist daraus der capetingische senechal geworden, auf den man aus alt«
Gewohnheit die politischen und militärischen Befugnisse wieder übertru
welche die Karolinger beseitigt hatten. Aus dem germanischen Ursprui
des Majordomats folgt aber keineswegs sein speeifisch fränkischer Charakte
eine Reihe von Quellenstellen machen es als eine pangermanische Einrieb tun
vielleicht gotischer Herkunft, wahrscheinlich: die Goten dürften ein Wo
wie hüsaldiro besessen haben, auf welches der Hausmaiertitel zurückzuführt
wäre. — Dagegen sind die camerarii1) nicht identisch mit den cubicular
haben auch mit der Schatzverwaltung nichts zu thun, sondern sind als d
Wachtmannschaft anzusehen, welche den Dienst im Vorhof und um d<
Palast herum hatten, auch sonst als Diener verwandt wurden und keine u
sprünglich germanische, sondern eine erst durch das Königtum, vielleid
nach byzantinischem Muster (Kamara) eingeführte Einrichtung sind. Sich<
gehörten sie nicht zu den Antrustionen. Wohl aber gilt dies von den cub
eularii. die vielleicht mit den protectores der ersten römischen Kaiser ve
glichen werden können, doch mit dem Schatz ebenfalls in keiner Verbindui
stehen. Der Ausdruck domestici deckt sich endlich ganz und gar mit de
der Antrustionen.
Die Vorstellung, die wir uns von unseren Vorfahren des V. — VIII. J
zu machen vermögen, beruht zum grossen Teil auf den zahlreichen Alte
tümern, welche uns in den Grabbauten mit ihrem Inhalte vorliegeu. D
hier von Jahr zu Jahr anschwellende Fülle' der neu gewonnenen Thatsach<
ordnend zu sichten, die gesicherten Resultate hervorzuheben und die no<
schwebenden Fragen in ihren Gegensätzen klarzulegen, hat Lindenschmit
unternommen und dadurch unsere Anschauung von jener Periode wesentli
erweitert. Mit Hilfe zahlreicher Abbildungen bringt er uns die Gesamth«
jener Denkmale der merowingischen Zeit zur Anschauung. Der vorliegen«
1) 2 Exkurse bei H. behandeln diese Fragen. — 2) Handbuch der dtsch. Altertun
kundo, I. T.: d. Altertümer d. morow. Zeit. 1. Lfg. Braunschweig, Vioweg. 320 S.
Fränkische» Reich unter den Merowingern. XJ 9
Halbband umfafst aufser einer Geschichte der Forschung auf dem besproche-
nen Gebiete eine Darstellung der Arten der Gräber, ihres Baues und der
Bestattungsweise und handelt von dem Bestand der Grabfunde, den Waffen
und der Kleidung. Die Kapitel über den Schmuck, die Geräte, die Gefafse
and Münzen sowie über den Verzierungsgeschmack, die Handwerke und Kunst-
gewerbe und endlich eine Darlegung der Bedeutung dieser Kunstaltertümer
für die Beurteilung der Bildungsverhältnisse der merowingischen Periode und
ihr Zusammenhang mit der Vorzeit ist einem zweiten Halbbande vorbehalten.
Doch soll diese an sich schon so bedeutende Arbeit nur den Ausgangspunkt
für eine Darstellung der Altertümer der römisch - germanischen und endlich
der vorgeschichtlichen Zeit bilden. Man wird diesem retrograden Wege, der
sich erst in historisch sicherer Zeit einen festen Boden für die Beurteilung
der weiter zurückliegenden Perioden schafft, seinen Beifall nicht versagen
können. Vielfachen Widerspruch dürfte aber der Vf. erfahren, wenn er eine
arische Einwanderung nach Europa bestreitet und ihr eine vom Norden unsres
Erdteils von dem germanischen Stamme als der reinsten Rasse nach Süden
und Osten ausstrahlenden Wanderung gegenüberstellt. Denn die Existenz
eines einheitlichen germanischen Typus ist zweifelhaft. Der von Linden-
schmit für denselben in Anspruch genommene rein meso- bis dolichocephale
Schädel beträgt nur 43 Prozent aller Funde, der Rest ist meso- bis brachy-
cephal. x) Auch Virchow glaubt nicht, dass wir bereits in der Lage seien,
die Merkmale eines urgermanischen Typus genau anzugeben, da die Forschung
noch in den Anfängen liege. So seien z. B. die Baiern wesentlich Brachy-
cephalen. *) Die Zahl von L.s Gegnern dürfte unter den Sprachforschern
noch grösser sein, als unter den Anthropologen.
Auch an einzelnen für unsre Periode wichtigen Altertumsfunden hat es
in letzter Zeit nicht gefehlt. So wurden in Joches (Marne) 117 Gräber aus-
gehoben, welche in die Merowingerzeit gehören. Die Funde an gläsernen
und thönernen Gefässen, ornamentierten Bronzespangen, Äxten, Lanzenspitzen,
Skramasaxen, Armbändern und Ringen von Silber und Eisen waren bedeutend:
ein 0,92 m langer Angon ist der erste bisher im Depart. Marne zu Tage
gebrachte.8) Und auch in Frankreich finden wir das Bestreben, aus dem
reichen Detail Resultate von allgemeinerer Bedeutung zu gewinnen: A. Ber-
trand4) hat die bis jetzt aufgefundenen circa 550 merowingischen Grab-
stätten klassifiziert. Der bekannte Fund von Jouy-le-Comte zeigt nämlich
einen Typus der fibula, welcher sich in 34 Fundorten (24 in Frankreich,
5 in England, 5 in Deutschland) wiederfindet. Die Zahl der dort aufge-
fundenen Fibeln beläuft sich auf circa 100. Alle jene Fundstätten auf dem
Kontinent aber liegen zwischen Seine und Rhein. Nach einer Beobachtung
von Lc Blant findet sich nun eine ähnlich abgegrenzte Gruppe von Fund-
orten in Burgund, Savoyen und der Schweiz, deren Typus ein Schwertgurt-
beschlag bildet, welcher mit einem Daniel in der Löwengrube oder einem
dem Daniel in der Ausführung verwandten Adoranten ornamentiert ist. Nie-
mals kommen der Typus von Jouy und der letztgenannte in denselben Grä-
bern vor. Die Narbonnaisc und Aquitanien zeigen wiederum keinen von
beiden, wohl aber cloisonniertc Glasarbeiten. Finden sich nun gar keine
1) Kollmann, in Sitzg.-Bor. d. Berliner Anthrop. Gesollscn. vom 19. Februar 1881. —
2) Virchow, ibid. — 3) J. de Bayo, Sepulturos franques de Joches (Marne), Rov. areheol.
X. 8. 40, 260—68 nüt 3 Abbild. — 4) Lei bijonx de Jouy-lo-Comto (Soino-ct-Oiflo) et los
eimetüm merov. de la Gaulo. Ibid. 38, 193—210.
11,10 11. 0. Stäckel:
merowingischen Gräber in der Bretagne, im Nordwesten Frankreichs; im
Nordosten dagegen eine grofse Anzahl zwischen Seine und Rhein mit
Annexen einerseits in der Maine und Norm au die und andrerseits auch in
Deutschland; im Südosten aber jene kompakte Gruppe im Jura, in Savoyen
und der westlichen Schweiz mit Annexen in der Cöte d'or und Haute-Saöne,
während sich im Südwesten eine dritte in Languedoc um Beziers konzentriert
mit einem Annex in der Rouerge, und wenigen Gräbern zwischen Garonne
und Loire, aber auch nach Spanien hinüberreichend: so hat man hier offen-
bar Fraucia, Burgundia und Gothia vor sich, d. h. die Sprache der
Gräber ist mit der unserer Chronisten identisch. Selbst die Inseln der Fund-
stätten, z. B. in der Cöte d'or (pagus Attuariorum) Ramasse und Corveissiat
(Scutingi), bei Poliguy (Warasci) lassen sich in den Dokumenten nachweisen.
So würden die archeologischen Funde allein schon genügen, um uns in
grofsen Zügen ein Bild der germanischen Eroberungen in Frankreich zu ver-
schaffen. Longnon hat übrigens versprochen, diesen Gedanken weiter aus-
zuführen. B.'s Verzeichnis aller bisher bekannten merowingischen Grabstätten
ergiebt für Frankreich 557, für Westdeutschland u. England 45 *, eine Karte
veranschaulicht das Vorkommen jener aufgeführten Typen und der durch sie
begründeten Einteilung.
Zu den kleinereu Funden gehören auch wieder mehrere Stempel von
Aerzten, welche erneute Besprechungen dieses Punktes veranlafst haben. Die
römischen Aerzte machten ihre Medizinen selbst und mufsten, da sie für die-
selben verantwortlich waren (S. Paul. Sent. III, 6, 62, u. V, 23, 19 bei
Huschke, Jurisprud. antejustin.), auf denselben ihren Namen angeben. Ober
solche Stempel schrieb bereits Grotefend (d. Stempel d. röm. Augenärzte
gesammelt u. erkl., Hannover 1867) und neuerdings De sj ardin (sur les
monuments epigraphiques de Bavai et du musee de Douai S. 58 — 115 und:
lettre au docteur Ed. Fournie). *) Zu den vorhandenen Exemplaren sind nun
drei neue hinzugetreten. Das erste nennt uns einen neuen Namen, M. Clau-
dius Rectus.*) Das zweite3) enthält die Namen M. Claudius Martinus und
M. Filonianus, von denen der erste uns bereits durch einen in Nais gefun-
denen Stempel bekannt ist. Lassen sich diese Männer aber einer bestimmten
Periode nicht zuweisen, so gehört ein vierter bestimmt in die merowingische
Zeit, den uns zwei zusammensetzbare Fragmente eines goldenen Siegelrings
nennen; in der Umschrift steht: DONOBERTVS FEET MDICMI, Donobertus
fecit medicamen illud. Name wie Facon und Ornamentierung lassen an der
Zeit keinen Zweifel. Vergleichung mit einem im Bull, de la soc. scientif. de
la Correze 1879. I, 159 publizierten Ringe und mit dem westgotischen
Königsschatz von Guarazar, der unter Reckeswint (f 672) gearbeitet ist,
scheinen den Stempel an das Ende des VII. Jh. zu verweisen.4) Siegelringe
der Merowingerzcit sind übrigens sehr selten.
Ebenso geistreich wie schlagend ist die Erklärung der Legende auf der
Rückseite von Triensstücken aus unsrer Epoche, die Deloche6) gelungen.
1) Rev. medicale. 1879. — 2) do Rochambcau, Un nouv. cachot d'oeuliste Rom.
deeouv. a Fontaine - en - So lojpio, Rov. arehcol. 39, 178—182. — 3) H. Thödonat, sur un
cachet d'oeuliste deeouv. ä Rhenus, ibid. 38, 154 — 58, auch H6ron do Villoi'o*se machte
hierüber in der Soo. dos antiquaires do Franco t879 eine Mitteilung. — 4) Doloche, aur
un anneau-cachot d'ocul. nierov. Comptcs rend. do l'acad. des Inser. et Beiles -Lottro», Ser. 4,
t. VI II, 234 — 244. — 5) Explication d'uno formale inscrito sur plusieurs monnaios merov.
ibid. 8. 168—74 und Kov. areh. 40, 171—76.
Fränkische« Reich unter den Merowingern. TT 1 1
Wir lesen da z. B., während die Vorderseite den Münzmeister nennt, in der
Jmschrift des Reverses: CABILONNO FIT z/ESELEGAS und im Felde: VIII.
Inf andern dagegen: VESVNCIONE DESELEGVS, im Felde aber: VII. Es
handelt sich um die Lesung des Wortes Deselegas, dessen G auch fälschlich
für T gelesen ist: es bedeutet de siliquis. Zur Zeit des Sturzes des römi-
schen Reiches hatte der solidus 24 siliquae, der triens also 8. Die Barbaren-
köüige liefsen aber leichtere Münzen zu 7 siliquae schlagen. Daraus erklärt
rieh die Legende, indem wir die Zahl VIII oder VII mit der Umschrift in
Verbindung setzen. Die Veränderung von siliquae in selegae wird in dieser
Zeit nicht befremden, seliqua läfst sich sogar nachweisen.
In das VIL Jh. ist Dumm ler jetzt geneigt das von ihm früher1)
herausgegebene Gedicht über die 6 Weltalter eines Theodofred zu setzen, in
wlcbem er den 657 — 81 nachweisbaren Mönch Th. in Luxeuil. finden will,
der später Bischof, vielleicht von Amiens, war.*)
Von Fredegar3) hat G. Monod (ohne sich zu nennen) einen neuen Ab-
druck geliefert; Aug. Thierrys4) klassische Geschichten aus der Merowingerzeit
enchienen fortgesetzt in neuen Ausgaben; in der Histoire de France racontäe
pir les contemporains, welche ausgewählte übersetzte Stücke aus Gregor von
Tours, den Heiligenleben, der lex Salica und namentlich Originalstellen aus
der Chronik von St. Denis zu einer Geschichte der merowingischen Epoche,
ihrer Sitten und Institutionen zusammenstellt, hat B. Zell er6) die Merowinger
behandelt. Montbards6) Geschichte der Franken im IV. u. V. Jh. ist
fie E. de Romaltes7) Clotilde christlich-populär, ebenso P. Mertens8)
heilige Ewalde' und für Brunhilde bricht J. Rubio y Ors9) eine Lanze.
Qnntoceaux (Dep. Gharente) will als Sitz eines Bischofs im VI. Jh. Lächere10)
nachweisen; zwei Gaue Galliens im VI. Jh. behandelte — gegen Longnon
ach richtend — Chazaud.11)
1) Haupts Zschr. N. F. X (1878), 8. 423—28. — 2) I). Dichter Theodofr. Ibid. XI.
«Of. - 3) Compilation dite de Fr. (Texte.) lteprod. litterale du mscr. 10910 du fond* latn
bb Bibl. nat Abbeville, 180 S. Vgl. N. Arch. VI, 450. Über fränkische Rech Uq uel ler
i. ». Kap. X. — 4) Recit» de« temps meroving. Nouv. ed. 2. voll. 796 S. Paris Garnie,
fr. (Oenvre« VII, Vlll) und in der Bibl. des chefs d'oouvres, Bar le Duo, Contant - I^aguerro,
Ml 8. — 5) Les Francs merov. Clovia et ses fils. Paris, Hachotto. 152 S. 12. (Petite
Böi illostr., 50 ca. d. Bd.) — 6) Hist den Fr. au IV et V. s. Limoges, Barbou. 141 S.
(BftL chreX) — 7) Vio de Ste. Clot. Ibid. 96 S. 12. (desgl.) — 8) D. hh. Ewalde, Mär-
Jywr. Köln, Theifaing. 1879, 35 S. — 9) Bruncquilda y la sociedad franeo-gallo-roiu. en la
■Moada metad del siglo VI. Barcelona. 196 S. kl. 4. S. Key. d. quost. hist. XXV111, 675.
— 10) Ch , siege d'un eveehe* au VI. s. et residenco royale sous Popin lo Bref. Moni, de la
•*. d'agric., sciences etc. d' Angers. N. S. XX (1879). — 11) Deux pagi de la Gaulo au
Vi. »., Bull, de la soc. d emulat du dep. de l'A liier XV (1879).
11,12 XII. H. Hahn:
in.
H. Hahn.
Karolingische Zeit.
Die Litteratur des J. 1880 über die Karolingerzcit — an und für sie
sehr ergiebig — hat unsere Kenntnis dieser Periode durch einige Werk
ersten Ranges wesentlich gefördert.1) Ein litterarisches Ereignis ist imme
das Erscheinen eines Bandes der Monumente.2) Obwohl der XXV. B. im An
schluss an B. XXIII gröfsere Territorialgeschichten, von der Mitte bis zui
Ausgang des XIII. Jh. bringt, mitunter aus guten Gründen diese Grenze übei
schreitend, so sind doch in den Kreis dieser Geschichten auch Lothringe
und Flandern und das Bistum Passau hineingezogen und es fällt durch lokal
Tradition in diesen Landschaften manches auch für karolingische Geschieht
ab. Gleich die erste Chronik Aegidii Aurcaevall. (Orval) gest. e\
Leod. 3) bringt ausser Notizen über Bischöfe unserer Zeit, wie den h. Hü
bertus, Fulcarius, die Aegidius seinen litterarischen Vorgängern Anselm un
Herigcr verdankt, manche neue Zusätze. Die 4. Klasse der Aegidiushschi
sind die gest. abbrev., vielleicht von Aegidius oder von einem seine
Klostergenossen; Aegidius selbst benutzte verlorne Chroniken. — Rieh er
gesta Senonensis eccl.4) erzählen in 1. II. von Angilram, Karl d. G. un
Zundcbald (Zwentibold) ; allein der Autor, zwar talentvoll und vielseiti
— Mönch, Bildhauer und Geschichtschreiber zugleich — , ist leicht- un
wundergläubig; zumal seine älteren Quellen sind unzuverlässig: er benuts
Turpin und ähnliche. Seine Chronologie ist verwirrt. Wegen eines Aufent
haltes in der Strassburger Schule berichtet er auch über Strassburger um
elsässischc Angelegenheiten. — In den Stammtafeln der Herzöge vo
Brabant5) sind Fabeln über Karolinger nicht verschmäht; einige Verse au
die einzelnen Herzöge resp. karolingischen Fürsten waren vielleicht Bildei
Unterschriften. — Die Hist. Patav. et Cremifan.6) enthält nüchtern
Bischofsreihen, von Vivilos Zeit an aus einem altern Katalog abgeschrieber
Bemerkungen aus einem cod. Vindob. 610, über Passauer Bischöfe voi
VIH. — XI. Jh., betreffen vorzugsweise Pallienangelegenheiten; Ort der Eni
stehung und Vf. sind unbekannt. Die hist. Cremifan. beruht auf Schenkung;
und anderen Urkunden des Klosters. Die Geschichte über Ursprung un
Untergang von Kr. ist wahrscheinlich von einem Mönch Bernard. Der Chroni
eines französisch gesinnten, gelehrten Mönchs Johannes Longus de Ipra
über das Kloster S. Bertin und benachbarte Klöster liegen sehr viele Quelle
zu Grunde, darunter auch ältere Heiligenleben, für sein Kloster besondei
Folc. und Simonis gest. abb. Sith. und die darin berührten Urkunden un
Abtskataloge, einigemal auch die Ann. Bert. Seine eignen Zusätze sind m
1) Wir bitten an dieser Stolle, die Nachträge des vor. Bande» 3,289 nicht zu übersehe
— 2) Mon. Gcrni. hi*t. Scriptor. XXV. Hannov., Hahn. VI II, 958 S. — S. d. Seifet«!
v. Waitz: Gott, irol- Anz. 1881, S. 228—43. — 3) Ed. J. Heller (f 28. Nov. 1880). -
4) Ed. Waitz. S. 249. — ö) S. 388 tf. — 6) Ed. Waitz. S. 610. — 7) Ö. 764.
Karolingische Zeit 11,13
Vorsicht zu gebrauchen, trotzdem er von seiner Zeit sehr geschätzt und be-
nutzt war.
Die Abteilung „Antiquitates" der Monuraenta ist endlich — noch mehr
ein litterarisches Ereignis — mit den lateinischen Dichtern der Karoliuger-
zeit eröffnet, welche für das Geistesleben unserer Zeit von hervorragender
Bedeutung sind : denn die Dichtung ist unter Karl eine Hauptform des Geistes-
lebens. Waren die meisten auch schon ediert, so liegen sie doch nun zu-
sammen und in mustergültiger Ausgabe mit Einleitungen und Anmerkungen
vor. — Trotzdem der Hauptzweck war, Hof- und Gelehrtendichtung unter
Karl d. G. zum Ausdruck zu bringen, greift der Herausgeber auf die Zeit
des Bonifaz zurück, um die Bedeutung des Mannes auch nach der litterarischen
Seite und den Zusammenhang der fränkischen mit der angelsächsischen Litte-
ratur darzulegen. Von ihm rühren Rätsel her, die in Deutschland gedichtet
und an seine Schwester (V) gerichtet, in akrostichischer Form die Lösung geben
und nach Aldhelmschem Muster Tugenden und Laster schildern. Ihnen
reihen sich Gedichte einiger ziemlich unbekannter Zeitgenossen an-, eins, aus
Bonifaz1 Briefen entnommen, ist wahrscheinlich von seinem Schüler Lul. —
Ein rhythmisches Lobgedicht auf Mailand zur Zeit Liudprands und Erzb.
Theodors IL nimmt ein Lobgedicht auf Verona zum Muster, ohne doch den-
selben Verfasser zu haben. — Die dritte Gruppe bilden Gedichte von Paulus
Diakonus !) und Petrus v. Pisa. Wie Bonifaz erhält das Bild des Paulus
durch die Herausgabe seiner Dichtungen eine Ergänzung: der Dichter tritt
ans entgegen als gemütvoll, an Vaterland, seinem heimischen Königsgeschlecht,
Freunden und Wohlthätern treu hängend, und die Grösse und Weisheit Karls
sehr objektiv bewundernd. Die Gedichte auf den Lacus Larius und auf die
Königin Ansa hält Dumm ler mit Waitz gegen Dahn für solche von P.,
die Hymne auf die transl. ossium s. Mercurii jedoch gegen Wattenbach für
unecht; die nachfolgenden Gedichte schildern uns das auf wechselseitiger
Hochachtung beruhende Verhältnis von Paulus und seinem Freunde Petrus,
sowie Paulus' Bedeutung als Lehrer des Griechischen an Karls Hofe. Unter
den Epitaphien, die in Karls Auftrage gedichtet sind, ragt das rührende auf
die Königin Hildegard hervor. — Drei Fabeln (No. 28—30) bekunden ein
ansprechendes, humoristisches Erzählungstalent. No. 35 — 38 zeigen uns Karl
als Freund und Mäcen der Dichter. Dann folgen Dichtungen von und an
Petrus; nach einigen Gedichten zweifelhaften Ursprungs schliefst die Gruppe
mit einem akrostichischen Epitaph auf Paulus. Die folgende enthält Bücher-
widmungen und Unterschriften des VHI. Jh., No. 3 bezieht sich auf Karls
Schenkung und die Bestätigung der Pippinischen ; ein Akrostichon Hadrians
an Karl ist roh in Versmafs und Sprache; No. 7 sind die Schreiberverse
Godescalcs, der auf Geheifs des Königs und Hildegards das kostbare, von
Piper beschriebene Evangeliarium angefertigt hat und der Taufe Karlmanns,
genannt Pippin, in Rom Erwähnung thut. Unter den Inschriften des VIII. Jh.
begegnen Kircheninschriften aus Pavia und Mailand, sowie auf Bischöfe, wie
z. B. Chrodegang. Das Gedicht auf den Tod des Truchsefs Eggihard in der
Schlacht von Roncevalles belehrt uns über deren sonst unbekanntes Datum
— 15. Aug. — Die Grabschrift auf Hadrian, aus der Feder Alkuins infolge
eines von Karl veranlafsten Wettstreits hervorgegangen, brachte ihm nicht
ganz mit Recht den Preis. Die Grabschrift auf Hildegards im Hunnenkampfe
]) P. i«t auch behandelt von Del Giudir.e anläfslich der neuen Ausgabe d. Histor.
Langob., K. lstituto Lombardo di sc. e lett, 13. Mau
11,14 HL H. Hahn:
gefallenen Bruder Gerold rührt wohl nicht von Walafrid Strabus her. B
spiele rhythmischer Poesie sind das rohe, aber lebendige Lied über Pipp
Avarensieg 796 und die Beschreibung Veronas. — Die Gedichte des Pa
linus v. Friaul gehören schon in das IX. Jh. Dieser Freund Karls, J
gilberts und Alkuins, der ihn seiner Gelehrsamkeit und blumigen Sprac
wegen schätzt, spielt durch seine Synode zur Bekehrung der Avaren u
seine Teilnahme an der Frankfurter Synode 794 in dem Adoptianersti
eine Rolle. Stellenweise poetisch sind seine Gedichte auf seinen im Kam;
gefallenen Freund, den Herzog Hericus von Aquiieja, und auf die Zerstöru
Aquilejas durch Attila. — Treffliche Beispiele der gewandten Versspiele
der Angelsachsen sind die Bilder- oder Formengedichte Josephs, eü
Schülers von Alkuin und Freundes von Liudger, den er verherrlicht. Ol
beträchtliche Störung des Sinnes werden Kreuze in allen möglichen Form
angebracht und im Original durch Malerei hervorgehoben; auch von Boni
und Alkuin liegen Beispiele dieser Art vor. — Alkuin, der Hauptdichter u
die Seele der Hofakademie *) und der litterarischen Bewegung in Karls Rei
nimmt auch den gröfsten Teil des Bandes ein. Der „karolingische Hora
kein hervorragender Dichter, aber ein unermüdlicher Verskünstler, glatt, rl
torisch, verstandesmäfsig, antithesenreich, ist mit 124 Nummern vertret
darunter manche längere Gedichte, wie das auf die Kirche von York (16
V.); bisher unediert war ein Epitaph auf seinen Lehrer Aelbert Lebern
ist sein Grafs an die fränkischen Freunde noch von England aus. — Se:
Gedichte zerfallen in Episteln, Inschriften, Bücherwidmungen, Hymnen, Rät«
Lebensregeln. Chronologisch nicht immer zu bestimmen, bieten sie ein i
schätzbares Bild des ersten humanistischen Verkehrs. Den Band schlieft
Gedichte des Abts Pandulf, der Karl das Leben rettete, Angilberts, <
fränkischen Homers und Schwiegersohnes Karls, Eklogen auf Pipin und K
selbst, worin das gemütliche Familienleben des Königshauses zur Erscheinu
kommt und Karl als Beschützer der Sänger gepriesen wird. Ob das
teressante Gedicht über eine Jagd Karls und seine Zusammenkunft mit
Leo Alkuin oder Angilbert zuzuschreiben ist, läfst D. zweifelhaft; die Spnu
scheint Ref. auf Alkuin zu weisen. Die letzte Dichtung ist eine Ekloge ?
Naso (Muadwin), wahrscheinlich B. Modoin v. Autun, und ein Gedicht i
bestimmter Zeit Vergleicht man mit dieser Ausgabe, die doch nur indirel
Quellen betrifft, die mangelhaften Editionen, die wir von Werken habe
welche ebenfalls nicht direkt die eigentliche Geschichte betreffen, so wi
man zu der Frage veranlagst, ob es nicht die Aufgabe gelehrter Körp
Schäften sein sollte, solche Quellen z. B. auf dem Gebiete der Philosopl
und anderer Wissenschaften in lesbaren Ausgaben herzustellen. Da es s
hier um Gebiete geistigen Lebens handelt, die nicht auf ein Volk beschräi
sind, so wäre gemeinsame internationale Arbeit hier ebenso möglich, i
bei geodätischen, astronomischen und anderen Zwecken; ein von Fachmann«
aller europäischen Völker wohl erwogener Plan, der die Rollen verteilte i
in der Ausführung von den Regierungen unterstützt würde, könnte vor Z
splitterung, Wiederholungen und unwürdigen Ausgaben bewahren. Zu letztei
müssen wir noch immer die Mignesche Patrologie rechnen, von der ai
für unsere Zeit einige Bände Neudruck erfahren haben.8)
1) 'The schools of Ch. the Gr.' Edinb. Rev. 151, 380 ff, int ein Essay üb. d. gleich»
Werk Ton Bas Mullinger (1877). — 2) S. u. S. 23" n. Kap. Kirchengeach.
Karolingische Zeit. II 15
Zu den Rhythmen des IX., wenn nicht schon VIII. Jh., die Dümmler1)
1879 hauptsächlich aus Veroneser Hds. bekannt machte, giebt Ebert*) Ver-
besserungen und klärt bei einem das Versmafs auf. — Weitere karolingische
Rhythmen (4), ebenfalls z. t. nach Veroneser Hds., teilt wiederum Dümm-
ler3) mit. — Ferner hat D. einzeln publiziert eine Widmung Hrabans zum
Buch der Könige (832) an Ludwig d. Fr., eine Ostertafel des IX. Jh. mit
karolingischen, nicht besonders zuverlässigen Notizen, eine Schenkungsurkunde
für Klostei-j Bobbio von 862 und einen Prolog zu einer vita Herasmi ad
Engilmarum, vielleicht einen Bischof v. Passau (874— 99), 4) und ein mittelalter-
liches Ruderlied,5) einem antiken nachgeahmt, von einem jüngeren irischen
Dichter Columban, spätestens aus dem Anfang der Karolingerzeit. — Watten-
hach verdanken wir ein Pastoralschreiben,6) das trotz seiner Hschr. des
XIII. Jh. nach seiner Erwähnung abergläubischer Gebräuche dem IX. ange-
hören kann, Monod eine Ausgabe Fredegar s.7) — Waitz* Ausgabe der
vita Karoli von Einhard8) ist weniger einseitig als die von Pertz und von
Jaffe und vielfach verbessert nnd erweitert; eine der drei Handschriften-
klassen geht vielleicht auf den Autor selbst zurück.9) Einh.s Tod setzt W.
jetzt auf 14. März 840 und verlegt, Walahfrid folgend, seine Erziehung nach
Fulda. — Karolingisches finden die Mitarbeiter der Monumenta noch immer
zahlreich in Bibliotheken und Archiven. So stammen z. B. Handschriften in
Petersburg zum teil aus dem Kloster S. Germain des Pres, wo sie Mabillon
bereits benutzte, zum teil aus Kl. Corbie; einige gehören der Schrift nach
dem VIII. und IX. Jh. an; es sind darunter Briefsammlungen, wie die an
Adalhard gesandte Auswahl von Gregorbriefen. Überhaupt weisen einige
eine Beziehung zu diesem Abte nach und sind auf seinen Befehl geschrieben.
Andre enthalten Heiligenleben, theologische Abhandlungen, wie die von Theo-
dulf von Orleans fcde ordine baptismi', Aldhelms 'de virginitate', Evangelien
mit kostbaren Malereien, Kaiendarien, Sammlungen kanonischer Bestimmungen,
wie die von Hadrian an Karl d. Gr. tibersandte, Pontifikalien, Obedienz-
erklärungeu von Bischöfen, darunter eine von Erbertus von Auxerre, die
Arndt10) übersehen hat, Rätsel von Aldhelm mit Lösungen und fehlerlosen
Texten u. a. m.11)
Karolingische Urkunden finden sich u. a. auch in Utrecht,18) teils
eigentliche Königsurkunden, teils solche, in denen Pippin, Karl d. Gr., Karl-
mann, Ludwig d. Fr. und Ludwig d. Deutsche angeführt werden. Einzelnes
findet man auch in den Hds.- Verzeichnissen von Winckelmann aus Italien,13)
von W.Arndt aus Petersburg,14) von Waitz,15) von Rübsam aus Fulda.16)
— Für die Päpste der Karolingerzeit sind von gröfster Bedeutung die von
1) Rhvthm. aus der Karo). Zeit. Haupte Ztechr. N. F. XI, 261—281. — 2) Zu ilon
broling. Rhythm. Ibid. XII, 144—150. — 3) Ibid. S. 151—57. — 4) N. Arch. V, 427 IT.
- 5) Ibid. VI, 190. — 6) Ibid. S. 193. — 7) S. o. S. II3. — 8) 4. Aufl., Hannover,
Hihn. XXI, 38 S. Vgl. W.8 Selbstanz., Gott. gel. Anz. No. 43 und N. Arch. VI, 459. —
Hierzu ist die Übersetzung von Einhards Leben Karls und die Jahrbücher von 0. Abel, in
2. Aufl. von W. Wattenbach, zu erwähnen. (Geschichtsschreiber d. dtsch. Vorz., Lfg. 8
n. 9. Leipzig, Duncker. 76 u. 180 S. — Schmidt, de Einh., Suetonii iraitatoro (Bamberg)
kenne ich nicht. — 9) N. Arch. VI, 195. — 10) S. u. Anm. 14. — 11) K. Gillert,
Itt Hds. i. S. P., N. Arch. V, 241—65, 599—617. — 12) K. Folz, Kaiserurkk. in Utr.
Ibid. S. 267 — 73 (auch eine Übersicht über die Utr. Kartularien und Urkk.-Sammlungen). —
13) Bericht üb. eine Reise in Ital. 1878. N. Arch. V, 4 -30. — 14) Über einige Hds. in
St-P. Ibid. S. 220 f. — 15) Aus neueren Hdss.- Verzeichnissen. Ibid. VI, 187—89. —
16) Die Fuldaer Hd*8. -Bibliothek und 2 Frgm. aus e. Weingart. Cod., Hüffers Hist. Jb. 1,
Ml— 45.
I[,16 Ui. H. Hahn:
£. Bisbop für die Monumenta abgeschriebenen Papstbriefe des Britischen
Museums;1) unter Pflugk-Harttungs meist anedierten Urkunden beziehen
sich nur 7 auf karolingische Päpste (Zacharias 748, ein Johann 762, Stefan IV.
770, Leo ÜI. 795—816, Sergius IL 844, Johann VIII. 877, Formosus 891
bis 894), und von diesen sind die ersten 5 Fälschungen, No. 6 nur Kopie
(Jaffa No. 2333 nicht angegeben), No. 7 Original, aber verstümmelt. 1) Aus
italienischen Urkunden in Aquileja erfahren wir die Schicksale eines am
oberitalienischen Aufstande 776 beteiligten Ajo und seiner Familie; auch
Ludwig den Frommen, Lothar I. betreffen einige Stücke. *) — Von Wichtig-
keit für die Verfassungs- und Rechtsgeschichte unserer Zeit sind die ältesten
fränkischen Formeln, deren Hds. und Ausgaben Zeumer für die Publikation
in den Monumenten untersucht hat.3) — Von den 'Kaiserurkunden in Ab-
bildungen'*) gehören nur 18 den Karolingern an (1 Pippin, 4 Karl d. Gr.,
4 Ludwig IL, 6 Ludwig IV.). — Die Echtheit eines Kaiserdiploms Ludwigs
d. Kindes vom J. 907, einer Schenkung des Klosters Ötting an Passau, hält
B. Braumüller5) gegen die Verdächtigungen in den Mon. Boica (XXXI a,
176 u. 89) und Dümmler, der es für eine Fälschung Pilgrims von Passau
hält, nach Übereinstimmung der innern Merkmale, des Eschatokolls und der
thatsächlichen Vorgänge aufrecht, so auch Sickel. — H. Zimermann6)
berichtet über einige Kaiserurkunden von Ludwig II. (Böhmer R. 683) und
Karlmann (874 und 878) für Kloster Moninellum bei Mantua aus einem
Kopialbuch eines Klosters bei der Stadt. — Schwierigkeiten macht die Chro-
nologie der Privilegien für die Abtei Cluny, da von 1700 Urkunden nur 40
mit Inkarnationsjahren bezeichnet sind. A. Bruel7) sucht nach ihnen die
Regierungszeiten der Karolinger von Ludwig d. Frommen an und die der
burgundischen Könige chronologisch zu bestimmen. Durch die Besitznahme
Lothringens durch Karl den Kahlen entsteht eine Unbestimmtheit der Ur-
kundenbezeichnung. Karl III. wird nicht unmittelbar nach Karlmanns Tod
in Burgund anerkannt. Todesangaben Karls III. in 4 Urkunden beweisen,
dafs Burgund den Sohn Bosos nicht anerkannt hat
Auf chronologischem Gebiete ist bei weitem das wichtigste die Neu-
bearbeitung der Bö hm ersehe n Regesten durch E. Mühlbacher,8) die wie
die Regesten Böhmers für lange Zeit das Fundamentalwerk für Untersuchungen
karolingischer Vorgänge bleiben werden. M. hat das massenhaft inzwischen
zusammengebrachte Material mit Meisterschaft verarbeitet. — Dankenswert
ist es, dafs der Zeitraum der Titelangabe nicht streng inne gehalten, sondern
statt wie bei Böhmer und Sickel mit Pippins Thronbesteigung, bereits mit
1) S. u. Kap. Kirchongesch. — 2) V. Joppi, Unod. Diplome aus Aquileja 799 — 1082,
mit Einl. von E. Mühlbacher, Mitt d. Inst, für östr. Gesch. I, 259—98. Vgl. Bibl.
de Tee. d. chartes 41, 254. — Hier sei auch hingewiesen auf dio im Jahresber. II. erwähnten
Werke von Vignati, Cod. dipl. Laudense (vgl. N. Arch. V, 471); Mazzi, corograf. Bergora.;
b'roftfli, governo feud. in Civcnna; Giorgi, reg. di Farfa; Lalore, eartul. de Troyea und
da« Musec de archives depart — Über Kiant s. u. Kap. Kreuzzüge, über \Y ilmans, K.-
l'rkk. in Wostf. K. XV. f\) S. u. Kap. Verf.-Gcseh. — 4) S. u. Kap. Diplomatie, auch
über Zeumer, Ersatz verlorener Urkden. — T>) Ein bestritt. Kaiscrdipl. v. 1)07, Hüffers
Histor. Jahrb. 1, 287 — 96. — 6) Kaiserurkk. aus Mantua. Mitt. d. Inst. f. östr. Gesch. 1,
434 — 66. -- 7) Et. s. la ehronol. des rois d. Fr. et de Bourgogne d'apres les diplomes et
les chart. de l'abb. d. Cluny aux IX et X siecles. Bibl. de l'ec. d. eh. XL1. — 8) Regesta
hup. 1. — Die Regg. d. Kaiserr. 752—918. 1. Lfg. 160 S. [—803]. Innsbr., Wagner. —
Verbesserungen bieten W. Diekamp in Hüilers Jb. 11, 120, Dümmler, Gott. G.-Anz. 1881,
S. 129; vgl. auch Uompt. rend. de l'Ac. roy. beige VII 1, 400 und J. Havet, Bibl. de Y&c.
des Ch. XLl, 621 f.
Karolingiache Zeit. H,l7
den älteren Karolingern, mit Arnulf und seinem Sohne Chlodulf begonnen ist.
— Ein Kapitalare Karls d. Gr. (Sickel K. 142), das Roth für echt hält und
auf die Frankfurter Synode 794, Baluze aber auf die von Aachen 803 bezieht,
erweist sich nach Schrift und Inhalt als ein späteres Machwerk.1)
Unter den Forschungen, die über einzelne Quellen angestellt sind, zieht
ach der Streit über das Vorhandensein einer Hofannalistik , das Sybel*)
bestreitet, weiter. Nach diesem waren für die reichen Äbte von Lorsch alle
Quellen historischer Belehrung zugänglich, und sie mitunter kenntnisreicher
als andre Berichterstatter, wie z. B. über Leo III. : die von ihnen berichteten
Thatsachen bewiesen eher das Gegenteil offizieller Geschichtsschreibung und
die von Simson vorgeführten Merkmale träfen für ein Lesebuch, aber nicht
fär Reichsannalen zu. Simsons Vermutung, Einhard sei der Autor des spä-
teren Teiles, habe wenig für sich, weil die vita K. planvoll, die Annalen
lückenhaft und planlos (z. B. zu 797, 809) seien, Kenntnis der internatio-
nalen Verhältnisse vermissen lieTsen und Wichtiges und Unwichtiges nicht
schieden. Der sog. Astronomus, der Biograph Ludwigs d. Fr., der nach
eigner Erfahrung berichten wolle und doch von 814 — 30 sich nach den
Reichsannalen richte, benutze in ihnen eigne frühere Aufzeichnungen. Ab-
weichungen seien kein Gegenbeweis. Der Autor der Annalen habe also nach
dem Tode Karls d. Gr. gearbeitet und in Lorsch gelebt oder wenn am Hofe,
dann ohne besondre Sachkenntnis; trotz dieser kindlichen Geschichtschreibung
seien die Annalen für uns von Wert, die Frage aber sei für die Kultur
des fränkischen Volkes zur Zeit Karls wichtig. Sybels Ansichten finden
bis jetzt wenig Anhänger. Aufser Waitz (in beiläufiger Bemerkung) sucht
Harnack3) Simson durch den Nachweis zu unterstützen, dafs Sybels Be-
mängelungen des ersten Teils der Annalen übertrieben seien und im zweiten
die Notizen über die Verhältnisse zu Benevent und Byzanz einerseits für
einen Mönch zu grofse Detailkenntnis zeigten, andrerseits unliebsame Vor-
gänge in charakteristischer Weise verschwiegen. Die Überarbeitung der
Reichsannalen sei trotz sichtlicher Liebe zum Kaiser nicht im offiziellen Auf-
trage geschehen. — Die Ann. Mettenses haben seit Pertz und Bonnell
dttreh neue Entdeckungen eine völlig andere Grundlage erfahren. — Nach
Waitz4) ist die Kompilation erst im XI. oder XII. Jh. entstanden und hat
»nze Werke aufgenommen, wie Gregor von Tours, Regino u. a. m. Die
Vermutung Dorrs und Dünzelmanns, dafs ihnen eine ältere Kompilation zu
Grande liege, wird durch 4 karolingischc Annalenfragmentc, wie das Basler,
Berner u. s. w., unterstützt. Nicht also die Ann. Laur. maj. sind in ver-
wandten Stellen Quelle, sondern das erweiterte Annalenwerk. Für das Berner
Fragment, vielleicht auch für das Annalenwerk sind Angaben über die Grab»
statten karolingischer Familienglieder charakteristisch. Notizen von 803—5
stammen aus der Quelle, die den Ann. Guelf. zu Grunde liegt, nicht aus
Regino. Auf die gemeinsame Quelle von Ann. Mctt. und Chron. Moiss. geht
auch Chron. Font, zurück; auch Chron. Vedast. ist mit Ann. Mett. verwandt.
I>as Chron. Vedast. hat aber auch Ann. Laur. maj. und Bertin. benutzt. —
Simson,6) sich vielfach mit W. berührend und von Dorr« Entdeckung aus-
gehend, findet im Chr. Moiss. Benutzung der interpolierten Fortsetzung des
1) E. Mühlbacher, Ein angebl. Kap. K. d. G. Mitt d. lnnt. f. ö«tr. 0. 1, 608-14;
'gl. airch BL Regg. K. 0. 316 Endo. 2) D. karol. An«., Hiet. Zlw-hr. 43, 411 ff. Vgl.
Jüireiber. II, 2, 20. — 3) S. 91 d. S. 22* erw. Sehr. — 4) Verhältn. d. a. M. zu and. Ann.,
Forwh. %. d. Gesch. XX, .385— 95. — 5) Die verlorenen Quellen d. A. M. Ebda. S. 395—405.
HittorUche Jahreibe richte. 1880. II. 2
11,18
III. H. Hahn:
Beda. Aus den berührten Annalenfragmenten und der Übereinstimmung der
3 Quellen sind bedeutende Stücke des ursprünglichen Textes herzustellen,
wie z. B. zu den J, 732, 737, 739, 741 u. 8. w., während an andern Stellen
die Bestätigung fehlt. Zur Kenntnis des verlornen Werks tragen auch die
Ann. Lob. bei, die nach Pertz die Ann. Mett. benutzen; allein letztere sind
später verfafst (s. ob.), die Ann. Lob. zwischen 960 — 82; auch verraten
einige Stellen selbständige Benutzung der gemeinsamen Quelle, doch haben
die Ann. Mett. das Werk in gedankenloser Weise ausgeschrieben.
Schon früher behandelten Simson und Waitz die grofse Kompilation,
die als „Weltchroniku bezeichnet wird, und sich an Beda anlehnt, jedoch
ohne abschließendes Resultat. Anfangs ist Beda ausgeschrieben ; dann tritt eine
Kompilation aus Hieronymus, Isidor, Orosius u. a. ein, auch von Fredegar u.
gest. Franc. — Diese kompilierte Chronik liegt dem Chron. Moiss., den Ann.
Mett und den Gest. abb. Font, zu Grunde. Ferner ist der liber ponti-
ficalis, daraus z. B. v. Vitaliani benutzt; auch kleine Annalen sind verwandt,
die bereits von Simson zum Abdruck gebracht (F. XVIII, 102), aber nicht
scharf genug gesondert sind. Eine zweite aquitanische Quelle hat Dorr noch
nicht völlig erkannt. In andrer Fassung erscheint sie auch in den Ann.
Flavin. — Nach Sprache und Rechtschreibung ist die Chronik vor Alkuin
abgefafst. — Die Ann. Maximin. sind als Fortsetzung obiger Chronik allein
zu bezeichnen, vielleicht von einem andern Autor, vielleicht in dritter Re-
daktion vom Vf. fortgesetzt. Die annalistische Form ist vorherrschend; die-
selben Quellen wie früher werden benutzt, auch die gest. pontif., aber die
Grundlage von Ann. Mosell. und Laur., eine Fortsetzung derselben bis 795
(96) ist nicht verwandt, wohl aber findet Verwandtschaft mit Ann. Xant
(790 — 96) mit einer Redaktion fränkischer Annalen, die zu Ann. Laur. maj.
in Beziehung steht, mit Ann. Juv. maj. und S. Emmer. maj. statt Die letz-
teren sind mittelbar von Ann. Maxim, abhängig; der Ursprung der Mittel-
glieder mufs in Bayern sein. — Zusammenhang ist auch mit Ann. Petav.
über deren ersten Teil hinaus vorhanden, fehlt aber mit den Ann. Laur. In
Bezug auf Ann. Laur. maj. ist vielleicht eine abweichende Fassung derselben
benutzt. Über 811 ist die Zeit der Abfassung nicht hinabzurücken. Autor
und Fortsetzer dieser Annalen sind nicht identisch. 2) — Ein Fragment der
Ann. Einh. enthält Gerberts Iter allemannicura. *)
Ein interessantes geographisches Werkchen der Karolingerzeit, des Mön-
ches Dicuil, 'de mensura orbis terrae', bespricht eingehend R. Fofs.9)
Wenn der Mönch Fidelis den hadrianischen Nilkanal vor seiner Verschüttung
767 noch sah und Dicuil schon 775, als dieser 20 J. alt war, darüber be-
richtete, so ist D. etwa 755 geboren. — Sein Lehrer Suibneus ist vielleicht
der Abt, welcher 776 starb. Von welchem Sedulius die Verse sind, die zu
Ende von K. 5 angeführt sind und das Werk der ,missic des Theodosius —
ob I oder II ist nicht klar — über die Vermessung der Erde erwähnen, ist
nicht zu entscheiden. — Die Angaben D.s sind oft dürr, sich widersprechend
und mitunter recht kindlich, wie die über die nördlichen Inseln, aber merk-
würdig für die Geschichte der Bildung. — Für die Beziehung northumbri-
scher Annalen zu karolingischen Ereignissen4) ist die kleine northumbrische
1) Waitz, Zur Geschichtechroib. d. karol. Zeit. N. Arch. V, 475 — 502; vgl. Jahresber.
11, 2, 20. — 2) Dors. S. 502.— 3) Ztecbr. f. Gymnas.-We«. XXXIV, 289—306; vgl. über
ihn Wattenb., Gesch -Quell., 1*125; Dümmlpr, N. Arch. IV, 256 ff ; Ebort (a. u. S. 226)
11, 393 tf. — 4) Vgl. Jahreaber. 1, 122.
Karolingische Zeit. II 19
Chronik oder Contin. Bedae (731—66) wichtig. Ihr erster Teil bis 734
ist wahrscheinlich von Beda selbst, der zweite wohl von seinem Schüler und
Freunde, dem Erzb. Ecbert von York, oder dessen Nachfolger und Ver-
wandten, dem gelehrten Aelbert. Der letztere ist möglicherweise identisch
mit dem in der Vita Liudgeri genannten Missionsbischof Aluberth, zweifels-
ohne aber mit dem Coaena der Bonifazischen Briefe. Redger, der angeb-
liche Nachfolger des Bonifaz, ist mit Chrodegang von Metz identisch. Die
Einsiedler Balthere und Echa, die in den benutzten Alcuini versus de s. Ebor.
eccl. vorkommen, erscheinen bei Simeon v. Durham als B. und Etha. *) —
Die darstellenden Arbeiten des J. 1880 über unsere Periode behandeln
die Geschichte des karolingischen Reiches nach mannigfaltigen Seiten hin.8)
Unter den Personen, die zum Gegenstand der Forschung gemacht sind, steht
obenan Bonifacius, dessen Verdienste um Deutschland — auch gelegentlich
des Kulturkampfs von protestantischer Seite geleugnet — von katholischer
durch Darlegung seiner Thätigkeit bei Einführung des Christentums und der
katholischen Kirchenordnung beleuchtet werden. Eine einfache schlichte
Wiedergabe seines Lebens haben wir von F. J. v. Buss. 3) Die Ruhe der
Darstellung und Reflexion unterbricht nur selten kirchlicher Eifer; die nach-
gelassene Arbeit vervollständigte durch kritisch -litterarische Anmerkungeu
Ritter v. Scherer: Buss' Anteil daran ist nicht ganz klar erkennbar. Seh.
stellt den Mangel einer zusammenfassenden Würdigung des Apostels bei B.
nicht in Abrede und weicht auch sonst von ihm z. B. in der Beurteilung
der Teilnahme der Pippiniden bei der Kirchenreform und der „britischen"
Gegner des Bonifaz von B. ab. — Scherers Arbeit ist trotz ihrer beschei-
denen Form die bedeutendere und zeichnet sich durch ausgedehnte Kenntnis
der Litteratur sowie besonnene, knappe und entschiedene Kritik aus, die
scharf nur gegen unzureichend begründete protestantische Urteile wird. Der
Streit zwischen Lul und Sturm und der Schlufs sind etwas übers Knie ge-
hrochen. In gleicher Anlage und Anschauungsweise, aber anschaulicher,
stellenweise zu bedenklich poetischer Begeisterung sich erhebend, schildert
G. Pfahl er „Bonifacius und seine Zeit":4) er verzichtet auf neue Ge-
sichtspunkte und begnügt sich, ohne äufserlich sichtbare Kritik die Ergeb-
nisse neuerer Forschungen zu verwerten, wobei er anerkennt, dafs man pro-
testantischerseits gerechter geworden ist, oder besser, dafs man protestantisch-
önd jüdischerseits seine Geschichte erst kritischer begründet hat. Das Todes-
jahr des Bonifaz setzt er mit unsichern Schlüssen wieder 755 an. Pfahler
ist auch der Ansicht, dass kein anderer Pippin gekrönt haben könne als der
bedeutendste Geistliche der Zeit, Bonifacius; irgend eine Opposition B.s gegen
die Pläne Pippins sei nicht zu erweisen. 6) — Dafs der Name Bonifacius mit
t geschrieben werden müsse, als von „bonum fatura" herrührend, zeigt aufs
neue C. Will:6) so war die ursprüngliche in der päpstlichen Kanzlei bis
ins XV. Jh. beibehaltene und in Inschriften allein übliche Schreibweise,
während die mit c zwar im VIII. Jh. auftaucht, aber im IX. noch selten ist.
1) H. Hahn, Die continuatio Bedac. Forsch, z. dtsch. Gesch. XX, 553—69. — 2) Hier
m noch auf das im Jahresber. II, 2, 99 bespr. Werk von 0. Kit mmol und das von J.
Jastrow (II, 2, 90) auch für mwere Zeit aufmerksam gemacht — 3) Winfrid- Bonifacius.
Veriagsbuchh. Styria. Graz. VI, 396 S. — llc. Schindler, Arch. f. kath. Kirchenr., 1881,
4;'i, 338 und Lit. Kundschau, VII, 1, 15. — 4) Kegensburg, Man«. Vi, 396 S. — 5) Bon.
o. d. Thronbesteig. Pippins. Theol Quart.-Schr. 6t, 92—107. — 6) Bonifatius, eine etyro.-
diplom. Untersuch., Hüffers Histor. Jahrb. I, 253—71.
2*
H20 HL H. Hahn:
Winfrid hat dieselbe Bedeutung: „Glück in der Wehr, Glück und Friede".
Ref. will aber auf vita Lindgeri c. 1 1 aufmerksam machen, wonach der Papst
ihm den Namen 'ob facundiam' beilegte. — Scherer hält an dem c des
Namens fest, um an die grofsen Wohlthaten des Apostels zu erinnern, wie
schon die Quellen den Namen auffafsten.
Wenig beachtet ist Bonifaz' Nachfolger und Schüler Lul (so ist die
richtige Namensform): A. Göpfert,1) der das Verhältnis zum Meister, den
Streit mit Sturm von Fulda, seine Briefe und seine Beziehung zu Hersfeld
eingehend beleuchtet, findet Luis Bedeutung in der „im Innern aus- und
weiterbauenden Kraft", „in der Befestigung des von seinem Meister Ge-
schaffenen" Trotz des Fleifses bleibt noch manches genauer zu erforschen,
z. B. Luis Jugend.2) Begraben ist L. in Hersfeld, seiner Lieblingsstiftung;
als Heiliger erscheint er bereits im X. Jh. in einem Kölner Kalender, weiter
in einem Trierer und einem Mainzer. Sein Haupt wird nach mannigfachen
Wanderungen jetzt in Eichstädt als Reliquie aufbewahrt.3)
Unsicher in der Chronologie ist das Leben des h. Liudger, des Stifters
von Münster: am zuverlässigsten sind noch immer die Forschungen der Bollan-
disten; neuere Arbeiten nehmen für sein Diakonat 767 an; für seine Konse-
kration war bisher auf Grund einer falschen Urkunde 802 angenommen;
nach vita III Liudg., die schon 864 geschrieben ist und das richtige Jahr
noch haben konnte, ist sie 804 oder 805 erfolgt.4)
Karls d. Gr. Leben hat von römisch-katholischem und nationalem Stand-
punkt aus, ohne wesentliche Rücksicht auf deutsche Forschungen zu nehmen,
A. Vßtault6) geschildert und sein Lehrer L. Gautier hat eine geistvolle
Einleitung in gleichem Sinne vorangeschickt. Wert verleihen dem Werk —
— abgesehen davon, dafs es uns die stark benutzte reflektierende Litteratur
vorführt — seine vielen ausgezeichneten Kunstbeilagen, die es zu einer Art
Monument für Karl machen: Bilder Karls vom IX. Jh. bis zur neusten Zeit
(Kaulbach) zeigen die Auffassung, welche die Kunst von ihm hatte; 125 Ini-
tialen, Schlufsverzierungen, Münz- und Kostümproben u. a. Illustrationen meist
aus geistlichen Büchern des IX. Jh. kennzeichnen sein Zeitalter. Beilagen
von Gautier, Barth61cmy, Longnon u. a. behandeln seinen Sagenkreis, Münzen,
Siegel und Kostüm u. a. — Mit nicht gerade zwingenden Gründen und et-
was kühnen Kombinationen sucht Hüsing6) zu beweisen, dafs die h. Ida
(f 825) eine Enkeltochter des Grafen Bernhard, eines Stiefbruders Pippins,
und zwar von einer Tochter jenes Grafen, namens Theodrada oder Tetta
sei; ihr Gemahl sei Graf Ecbert (811) und die Nachkommen von diesen die
Grafen Warin, Cobbo u. a. Kurze Biographien einiger bedeutender Persön-
1) Lullus, der Nachfolger des Bonifatius im Mainzer Erzbistum. (Diss.) Leipzig (o. J.)
r)6 s. — 2) Vgl. lief. Forach. z. d. Gesch. XXI, 387 f. (1881). — 3) F. F(alk), Verehr,
u. Gebeine d. h. Lul. Katholik 59, 2 (1879), S. 662— 67. Bonifaz und Lul berührt auch
Hennes, Erzbischöfe von Mainz (1879), s. Jahresber. II, 3, 291. — 4) W. Diekarap,
I). Consccrationsjahr d. h. L. zum 1. Bisch, v. Münster. G. Hüffers Hist. Jahrb. I, 281—86.
— 5) Charlemagnc. introduet. par L. Gautier 2. M. Tours, Marne. (1. £d. 1877). XXV, 556 S.
kl. fol. [20 fr.] — B. Haureau, Charlemagne et sa cour. Paris, llachette. 235 S. ist po-
pulär wie Falvert, hist. de Charl., Limoges, Ardant. 120 S.; vermutlich auch: Historia del
emperad. Carlom., tradueida por Nicol. de Piamento (Nouv. ed.). Paris, Boger et Cherno-
witz. 271 S. ; erwähnt seien: G. Masson, Episodcs of french history I. Charlora. and the
Carlovingians: Edit. from Guizot's Hist. of Fr., with Notes and Geneal., Histor. and other
Tab Ich. London, Low. 100 S. 12; R. de Licchty les femmes de Ch., Kev. du monde cath.
v. 31. Mai; L. Vautrcy, doux evöqucs de Bale amis de Ch., Rcv. de la Suisse cath., April.
— 0) Geneal. d. h. Ida. Ztschr. f. vaterl. Gesell. (Westfal.) 38, 1 22.
Karolingische Zeit. 11,21
lichkeiten unserer Periode hat wieder die Allgemeine deutsche Biographie
gebracht *)
Von hohem Interesse für das mit der römischen Kirche eng verknüpfte
Frankenreich sind kirchliche Vorgänge, besonders aber die Beziehung zu den
Päpsten. Bei der Anknüpfung dieser Verbindung zwischen Karolingern und
Papsttum stehen aber die Schenkungen Pippins und Karls im Vorder-
grund. Sybel2) nimmt auch hier einen eigenen Standpunkt ein. Nach ihm
haben die Verhandlungen bei der Begegnung Stepbans III. mit Pippin zu
Ponthior nach fränkischen und römischen Quellen nur das Versprechen des
Königs, den Besitzstand der römischen Kirche zu schützen, und die Schen-
kung von Ravenna und den Nachbarstädten umfafst. Eine Schenkungsurkunde
von Kiersy, wo nur die Ausführung der Verhandlungen von den fränkischen
Grofeen beschlossen worden sei, mit der in vita Hadr. beschriebenen Besitz-
übertragung habe es nicht gegeben; ebenso wenig eine Bestätigungsurkunde
Karls d. G. 774. Die eigentliche Schenkung — über deren Umfang und
Inhalt S. mit ölsner im wesentlichen übereinstimmt — falle in das Lager
von Pavia. Die Widersprüche zwischen der vit. Hadr. und den Papstbriefen
lösen sich dahin, dafs in den letztern nur von Restitution weggenommener
oder geschädigter Patrimonien Petri die Rede sei, der Bericht der vit Hadr.
aber, ein halbes Jahrhundert später entstanden, eine absichtliche Fälschung
im Sinne des aufstrebenden Papsttums, besonders Hadrians sei. Auch die
von Ficker angezogene Urkunde Ludwigs d. Fr. hält er für unecht, min-
destens für nichts beweisend. — Ohne Kenntnis von Sybels Abhandlung sucht
Plac. Genelin,3) von Fickers Forschungen ausgehend, zu zeigen, dafs die
Päpste sich als souveräne Herren des römischen Dukats betrachteten. Als
solcher verlangt Stephan U. 754 als Gegenforderung für die Sanktionierung
Pippins noch vor der Salbung Schutz des Besitzes gegen die Longobarden
und macht auf Grund der wahrscheinlich schon vorhandenen Konstantini-
schen gefälschten Schenkungsaktc Ansprüche auf ganz Italien. Davon trat er
Pippin Oberitalien ab. Pippin jedoch will ihm nach dem Vertrage die in der
vit Hadr. bezeichneten Gebiete (diese Stelle hält G. mit Ficker für zweifel-
los echt) verschaffen. Der Papst deponiert aber vorläufig der Eroberung
wegen seine Rechte bei Pippin; daher beim Wiederempfang der gleichzeitige
Begriff von Schenkung und Restitution-, Pippin habe dann nicht blofs
die ausgelieferten, sondern alle Städte des Exarchats gesebenkt, und über das
Erlangte habe der Papst volle Souveränetät gehabt Mit dem Patriciat habe
der Papst Pippin nur den römischen Adel, keine Rechte über das Dukat ein-
geräumt. Die Schutzpflicht rühre von der Salbung her.4)
Wie die so eng mit der Kirche verbündete Staatsmacht sich der Ketzerei
gegenüber stellte, untersucht J. Havet;5) zur Zeit der Karolinger sei ein
Eingreifen der weltlichen Macht nicht zu bemerken, bis zum IX. Jh. unter-
lägen die Ketzer nur der geistlichen Jurisdiktion. — Ref. mufs jedoch be-
ll Bd. XI u. XII, so von Hildegard, K.s d. G. Gem.; Hathumar, 1. Bisch, v. Paderborn;
Hitto von Mainz, Hildebrand von Köln (Dura ml er) ; Hathmnod v. Oandcrshoim (Wattcn-
bach); — Hetti von Trier (814— 47) (Kraus), Uinkmar von Reims (J. Heller). — 2) Die
Schenkungen d. Karolinger an d. Päpste. H. Ztschr. (N. F.) VIII, 47—85. — 3) Das
SchenkungBTeroprechen u. die Schenkung Pippins. Leipzig, Klinckhardt. 47 S. Vgl. Hirsch,
Histor. Ztachr. (N. F.) IX, 499; Lit C.-Bl. No. 52 und Jahresbor. II, 2, 25. — Über Mär-
ten«, Liudprand s. Kap. Italien. — 4) Über das Wahldccrot Stephans III. s. u. Kap. Papst-
peschichte; desgl. über Mothodias u. Cyrillus. — 5) L'heresie et lo bras seculier au M. A.
joBqu' an XIII. s. Bibl. de Tee. d. eh. 41, 488 ff. u. sep.
n99
III. H. Hahn:
merken, dafs Bonifaz sich bei Unterdrückung der Ketzer Aldebert und Clemens
auf die Staatsgewalt stützte, und Karl d. Gr. griff in den Adoptianerstreit ein.
Karls gefährlichsten Feind Widukind hat J. De Um er1) zu einer gründ-
lichen und kritischen Arbeit Anlafs gegeben. Geschichte und Sage sind
scharf geschieden; besonders dankenswert sind die Untersuchungen über Witte-
kinds Familienmitglieder und Nachkommen, Familiengüter und -Stiftungen
und eine Stammtafel.
Nach aufsen hin wurde das Reich Karls d. Gr. besonders gefahrdrohend
für Ostrom: wie dies in Nordostitalien und Benevent Karl entgegenzuarbeiten
versuchte, Karl nur widerwillig anerkannte, um unter dem zähen und ge-
schickten Basilius zu Ende des IX. Jh. alle Errungenschaften Karls rück-
gängig zu machen, legt 0. Harnack*) dar, die Litteratur fast vollständig
beherrschend, aber nicht ohne Irrtümer im einzelnen 8) und nicht ohne Kon-
jekturalpolitik. Absichten, die Karl auf Sicilien gehabt habe, bezweifelt
Hirsch. 3)
Durch die Normannen sollen 880 die Sachsen bei Hamburg eine schwere
Niederlage erlitten haben, allein diese Annahme beruht auf mifsverständlicher
Auffassung des Wortes inundatio'. Die Schlacht fand vielleicht bei Ebstorf
auf dem linken Eibufer statt.4)
Die Litteratur des Mittelalters sieht A. Ebert als einen einheitlichen
Organismus an, in dem die Nationallitteraturen nur einzelne Glieder bilden-,
daher betrachtet er in seinem wohlbekannten Werke,5) das im 2. Bande
vorliegt und sich Dümmlers Poetae latini würdig zur Seite stellt, nur die
Litteratur, die sich an die ganze christliche Gesellschaft wendet, und die Na-
tionallitteraturen nur in so weit, als sie unter diesen Gesichtepunkte fallen.
Lagen ihm auch manche Vorarbeiten vor, Bahr, Wattenbach, Dümmler und
Monographieen, so ist doch 3eine von kritischem und ästhetischem Sinne ge-
tragene Darstellung um so höher anzuschlagen, als ihm für die kirchlichen
und wissenschaftlichen Prosaschriften noch die Ausgaben fehlten, die als
dringend wünschenswert bezeichnet werden müssen. — Buch IV und V, die
in Bd. II enthalten sind, entrollen ein Bild der karolingischen Litteraturblüte
und geben die Resultate der bisherigen Entwickelung. Erstere wird ver-
anlafst durch Karls auch auf dem litterarischen Gebiete organisatorische Thä-
tigkeit, die Frankreich zum Sitz der Weltlitteratur macht und die Vereini-
gung verschiedener Volkselemente herbeiführt. Die von Alkuin inaugurierte
humanistische Richtung bildet eine Art Emancipation von der Kirche ; charak-
teristisch ist die Teilnahme der Frauen an der Bildung und die Verbreitung
derselben unter der Geistlichkeit Als Dichtungsarten treten hervor Epen,
Eklogen, volksmäfsige weltliche Gesänge; diesen steht die Geschichtsschreibung,
die Heiligenleben und die didaktische Prosa gegenüber. — In der Zeit von
Karl d. Gr. bis zum Tode Karls des Kahlen tritt eine theologische, besonders
eine theologisch-spekulative Litteratur in den Vordergrund. Die Bildung haftet
in Deutschland nicht mehr an den Hof-, sondern an den Klosterschulen. Die
1) 1). Sachsenführer W. nach Gesch. u. Sage. Würzburg, Wörl. 1879. IV, 155 S. —
Erw. sei: Danglard, Witik. le Saxon. L'instruct. pnbl. (Brüssel.) Nov. — 2) Vgl. u. Kap.
Byz.-Üeseh. — 3) Vgl. F. Hirsch, Histor. Ztachr. 44. (N. F. Vlll) S. 506. — 4) 0. v.
H einem an nn, Die Niederlage der Sachsen otc. Mitt. d. Vor. f. Hamh. Gesch. II, 58 — 65. —
Cber Saracencn in den Alpen s. u. S. 2710. — 5) Allgora.Gcsch. d. Litter. d. M.-A. im Abend-
lande. 11. Die lat. Litt v. Zeitalter Karls d. Gr. bis zum Tode Karls d. K. Leipzig, Vogel.
Vlll, 404 S. — Bd. I. erschien 1874.
Karolingiache Zeit JJ 23
Scheidung in scholae externae und internae tritt ein. Nach der Trennung
von Frankreich und Deutschland überwiegen in Deutschland grammatische
Studien und Bibelerklärung, in Frankreich Dogmatik und Philosophie.
Hauptrepräsentant der ersten Richtung ist Hrabanus Maurus,1) der
praeceptor Germaniae und Universalgelehrte, dessen Ziel Bildung von Klerus
and Volk war. Walahfrid Strabus, sein bedeutendster Schüler, ist ein echter
Dichter, der Fortsetzer der humanistischen Hofpoesie. Neben Gottschalk, Er-
moldus Nigellus u. a. erscheinen der lustige Sedulius Scottus als Vertreter von
Lothringen, Servatus Lupus, der einzige gelehrte Humanist von Westfrancien,
und Agobard, der Vorläufer moderner Publizistik und Judenverfolgung. —
In Westfrancien ragen hervor der grofse Dogmatiker Paschasius Radbertus,
mächtig u. a. durch seine Lehren von der unbefleckten Empfängnis und vom
Verhältnis von Glauben und Erkenntnis, und sein klarerer Gegner Ratramnus,
ferner Hinkmar von Rheims, der leidenschaftliche Vertreter der Metropolitan-
gewalt, Johannes Scotus Erigcna, der bedeutendste Denker der Zeit, der die
Philosophie selbständig neben die Theologie stellt und die Keime ihrer spätem
Entwicklung legt. Auch in dieser Periode ist neben Eklogen- und Elegiendich-
tong volksmäfsige rhythmische Poesie, ferner Historiographie, auch angelsäch-
sische und fränkische Nationalgeschichte, schliefslich Geographie mit Dicuil*) und
Bernard vertreten. — Ausgezeichnet durch formales Talent sowie durch ästhe-
tischen Sinn ist Theodulf von Orleans; K. Lierschs8) Untersuchungen, noch
eingehender als Eberts, haben indes einzelne Rätsel seines Lebens nicht zu
lösen vermocht, z. B. ob er wirklich an einer Verschwörung gegen Ludwig
d. Fr. teil nahm. — Wichtig ist aber L.s Übersicht über die Pseudonyma
an Karls Hofe, seine Erklärung einiger der schönsten Gedichte mit Bezug
anf die Persönlichkeiten u. a. — Servatus Lupus, bisher wenig erschöpfend
behandelt, jst nach J. Sprotte4) nicht 805, sondern im letzten Jahrzehnt
von Karls Regierung geboren. In Fulda von Hraban gebildet, überragte er
— ein Albertus Magnus des IX. Jh. — in Kenntnis der lateinischen, grie-
chischen und deutschen Sprache seine Zeitgenossen, zog als Abt von Ferneres
seit 842 tüchtige Schüler heran und war auf zehn Synoden von 848 — 63
thätig, besonders in dem Gottschalkschen Dogmenstreit. — Er starb wohl
865 auf der Flucht vor den Normannen. — Spr. ordnet auch seine Briefe
und analysiert die echte Vita Wieberti und die unechte vita Maximini. —
Eine Abhandlung Walahfrid Strabos über die Sprache druckt Dümmler
aus einer S. Galler Hds. ab.6) — Gleichfalls Beiträge zur Kenntnis des
Standes der Wissenschaft im IX. Jh. geben A. Fellner6) und J. Huemer.7)
Der erstere schildert den Stand der Naturwissenschaften des IX. Jh.,
besonders der medizinischen, aber auch der pflanzengeographischen und geo-
graphisch-physikalischen, mit alleiniger Benutzung des Werkes von Hrabanus
Maurus de universo, der als der gelehrteste Repräsentant des universalen
Wissens seiner Zeit gelten kann, sich aber vorzugsweise auf Isidorus von
Sevilla stützt, der selbst sein encyklopädisches Wissen aus dem Altertum
schöpft. Daher liegt uns hier ein systematisches Bild der Naturwissenschaft
1) Vgl. Jahreabcr. II, 2, 17. — Von »inen Werken ist B. VI in Migne« Tatrol. lat
T. 112 neu abgedruckt. — 2) S. o. S. 18». — 3) Die Gedichte Th.8, BUch. v. Orl. Dis*.
Halle. 80 S. Vgl. Litt C.-Bl. 1881, No. 1. — 4) Biogr. d. Abtes Serv. Lnp. "Rogenaburg, Manz.
VI, 208 S. — 5) Ztuchr. f. dtach. Altort. XIII, 99. — ft) Corai>endium d. Natnrwisaon-
«chaften an der Schule zu Fulda im 9. Jh. Berlin, Grieben. 241 S. 8. — 7) Üb- e. Glossen-
werk zum Dichter Scd. Beitr. z. d. gramm. Schriften den Rom. von Aux. Wien. Sitzungaber.
d. hi»t-philül. Kl. 96, 505—51. Vgl. Ebert 1. c. II, 287; zu Hoirich v. A. a. Jahresb. 11, 2, 18.
11,24 HL H. Hahn:
vom Altertum bis zum IX. Jh. vor. Die allegorisch-mystische Deutung, d
bei Hr. die Hauptsache ist, hat F. wohlweislich weggelassen, die etymologiscl
Deutung, die nächstdem hervortritt, aber, wie die Wissenschaft selbst, etwi
kindlicher Natur ist, wiedergegeben. Historische Beigaben wie Litterati]
benutzung sind unzureichend.
Ein Seduliuskommentar mit der Bezeichnung 'Remigius' giebt Huenu
(S 237) Veranlassung zur Schilderung der grammatischen Kenntnisse des Zei
alters und der Persönlichkeit sowie der Leistungen des Remigius v. Auxerr
Dieser, ein Zögling des berühmten Grammatikers Heiric von A., erteil
später selbst in Paris mannigfaltigen Unterricht und ward Begründer d
Schule in Rheims und Lehrer zahlreicher Schüler. Eine Aufzählung sein
grammatischen Schriften und deren Erläuterung gewährt einen Einblick
das Schulleben. Auch jener Kommentar ist dem R. v. A. zuzuschreiben.
Die Litteratur des karolingischen Sagenkreises hat wiederum einige B
reicherungen aufzuweisen. E. Ko schwitz1) gab „K. d. Gr. Reise na<
Jerusalem und Konstantinopel" heraus, die nur in einer Hds. des XÜI./XI
Jh. erhalten und nach G. Paris8) noch vor den Kreuzzügen entstanden iß
sie stützt sich auf Pilgerberichte des XI. Jh. und teilt die Anschauungen de
selben über Jerusalem. Die Sprache ist schlicht und alt, der Sänger wo
ein Spielmann vom Ende XI. Jh. Paris findet Pariser Geist darin; sie schei
auf dem Reliquienmarkt zwischen Paris und S. Denys gesungen, von eine
Dichter der Isle de France oder gar von Paris verfafst und vertritt gegei
über der Ritterpoesie die bürgerliche. — Ein anderes Gedicht dieses Sage
kreises betrifft Aquin, König der Norois [Hacon, König der Normannen'
auf den Du Gucsclin sein Geschlecht zurückführte: er bemächtigte sich
Karls Abwesenheit der Bretagne, wird nach 7 jährigem Kriege unterworf
und bekehrt sich. Das Gedicht gehört zu den ältesten Litteraturdenkmälei
Der Herausgeber F. Jouon des Longrais3) hat die historischen und ge
graphischen Bestandteile sorgfältig behandelt. — Von Turpins Geschieh
Karls und Rolands giebt F. Castcts4) einen neuen Text nach Ildss. d
medizinischen Fakultät von Montpellier; er hat 2 Kapitel mehr als Ciamj
c. 31 über Wandgemälde Karls im Kaiserpalast zu Aachen und c. 33 üb
ein Wunder Rolands. — Sonst folgt C. den Ansichten von G. Paris, dafs c
ersten 5 Kapp, von einem spanischen Mönch, die andern von einem a
Vienne und Veränderungen von einem Geistlichen in S. Denys herrühren.
Geographische Verhältnisse unserer Periode behandelt P. Weizsäcker,
welcher die in einer Urkunde Karls d. Gr. von 779 oder 780 erwähn
Grafisch. Huruia im B. A. Nördlingen sucht; der Name lebe in dem d
Rittergeschlechts Hürnheim fort. — Schwierigere württembergische Ortsnam
(Saulgau, Kmmertingen) erklärt Bück;6) auf Piots, l'anc. pagus de la Belgiqi
stützt sich zum teil Daris7) bei seiner topographischen Darstellung der Ga
der Landschaft Lüttich. Dafs Chantoccaux auch königliche Residenz wi
will Lächere zeigen.8)
1) Hcilhmnn, Henninger. 119 S. (in W. Forste rs Alt franz. Bibl.) — 2) La chanson
Pelerin. de Ch., llomania IX, 1 ff. u. sep., Nogent-lc-Rotrou, Daupeley-Gouverneur. 52 S.
— 3) Le ronian d' Aquin ou la eonqueste de la Bretaigno per lo roi de Charlemagne. Nanl
S<\. des bibliophiles bretons. CXXV1I, 439 S. Vgl. G. Raynaud, Bibl. de Tee. d. chart
405. — Über den Inhalt der Karlssagon vgl. auch Vätault (o. S. 206). — 4) Turpini h
K. ~S\. (Montpellier.) Paris Maisonneuve. XII, 92 S. — 5) Württemb. Vierteljshfte. ILI, 1
— G) Württemb. Jb. f. Statist. II, 32. — Bau mann» Jahresbor. 11, 2, 120 erw. Abhai
berührt besonder« Karolingische Vorhältnisse. — 7) Bull, de l'lnstit. archeol. de Lieg©.
8) S. o. S. II10.
Round I. and die Sachsen bU 1002. 11,25
IV.
Pr. Ilwof.
Konrad I. und die Sachsen bis 1002.
Die historische Forschung und Darstellung hat im Jahre 1880 über die
Periode von 911 bis 1002 wenig gröfseres und wichtiges zu Tage gebracht;
nur hie und da wurden einige Lücken ausgefüllt, einige Beiträge als Er-
gänzung zu bereits Bekanntem geliefert.
Eine bisher unbekannte Urkunde publiziert V. Joppi:1) König Hugo
(12. Febr. 928, Verona) schenkt mit Beirat der geistlichen und weltlichen
Grofsen der Kirche von Aquileja das Bistum Concordia, damit jene über
reichere Mittel verfügend feindlichem Angriff kräftigeren Widerstand zu leisten
vermöge, was Einblick in die Verödung und Verwüstung gewährt, welche die
verheerenden Einfälle der Ungarn im Gefolge hatten. — In einem Auszug')
aas dem Diplom (Stumpf 788) Ottos II. (12. Jan. 981, Ravenna), bestätigt
und restituiert derselbe der Kirche von Aquileja ihren Besitz und enthebt
die Kirchenholden der öffentlichen Lasten und Gerichtsbarkeit. — J. Giorgi
und U. Balzani*) drucken den sonst schon (St. 1166) bekannten Erlafs
Ottos III. vom 20. Sept. 998 ab, wonach alle Pachtverträge in Italien über
Kirchengüter nur für die Lebenszeit desjenigen Bischofes oder Abtes giltig
sein sollen, der sie abgeschlossen hat. — H. Zimerman4) bringt die Ur-
kunde Ottos III. (26. Juli 996, Borgo San Donino) aus dem Kapitelarchiv
zu Mantua, in welcher dem Kloster Moninella bei Mantua Immunität und
freie Abtwahl mit dem Vorbehalte der Ordination des Gewählten durch den
Kaiser und seine Nachfolger gewährt wird; und E. v. Ottenthai6) ver-
öffentlicht aus dem Archiv der Grafen von Collalto auf Schlofs San Salva-
dor bei Conegliano eine Urkunde, in welcher Otto III. (1000, Borgo San
Donino), einer Werinburga und deren Erben Siginfrid und Raimbold ihren
Besitz bestätigt
Aus den Westfälischen Kaiscrurkundeu, die Philippi6) herausgegeben,
gehören hierher No. 58—122; No. 65 (935 für Neuenheerse St. 45) hält
Ph. den Monumenten gegenüber für unecht, während er in No. 78 (Magdeb.,
1. Juli 952, St. 213) gegen Sickel den Rechtsinhalt für unanfechtbar erklärt.
Ob in No. 60 (Quedlinburg 20. Febr. 922, St. 4) Kl. Marc. od. Maj. zu
lesen, was für die Dauer von Heinrichs Winteraufenthalt von Interesse wäre,
bleibt unentschieden; die abweichenden Fassungen dieses Stücks in 2 Ko-
piarien scheinen wie No. 66 Konzept zu sein. — Eine wesentliche Erleich-
terung in der Benutzung von H. Sudendorfs Braunschweigischem Urkunden-
buch (Hann. 1859 — 1867) bietet das „Chronologische Verzeichnis der in den
1) tJned. Diplome etc.. ». o. S. 16*. — 2) Ibid. S. 291 292. — 3) U regesto di
Farfaetc Bibl. dolla hoc. Rom. di «tor. patr. II, 187 f. (1879). Vgl. Jahreab. II, 2, 41. 266.
- 4) S. o. S. IG*. - 5) Mitt. d. In»t. f. östr. üeach. I, 617 f. - 6) R. Wilmana, die
KaUerurkk. d. Trov. Westf. II, bearb. v. F. Philippi (in Heften ernch.; der ganze Bd.
trigt d. Jahre«. 1881).
11,26 IV. Fr. Ilwof:
Noten zu Sudendorfs Urkundenbuch etc. publizierten Urkunden" ; *) neun Ur-
kunden fallen in unscrn Zeitraum. Ebenda8) wird aufmerksam gemacht,
dafs bei Sudendorf (III, 270, Note) die Erzählung de adventu Saxonum von
Widukind (I, 2 — 7) nach einem Erzbischöflich Bremischen Copiar von den
andern Hdss. mehrfach abweicht Die wertvollen von P. Vignoli wieder auf-
gefundenen Kaiserdiplome3) hat Th. Sickel, soweit sie das X. Jh. betreffen,
bereits zu prüfen und zu benutzen Gelegenheit gehabt.4)
Sonst sind an kleineren, dieser Periode angehörigen Stücken veröffent-
licht eine Grabschrift6) des Abt Ratold von Corbie (t 986), zwei Grab-
schrifteu des Klosters S. Emmeram6), welche schon Pez im Thes. anecd.,
aber fehlerhaft, publiziert hat, und sechs Verse 7) aus einer Karlsruher Hand-
schrift des X. Jh., welche sich auf das Kloster Reichenau und wahrschein-
lich auf Liuthardus, den Abt desselben (926 — 934), beziehen. — Eine jetzt
in Brüssel befindliche Hds. des XII. Jh. enthält ein längeres ungedrucktes
Gedicht über die Heiligen und über die Gründung der Metzer Kirchen,8) in
dem mit besonderer Verehrung des Bischofs Adalbero I. (929 — 962), welcher
die Klosterrcform in Metz begonnen und das Kloster des heil. Symphorianus
aus tiefem Verfall wiederhergestellt hat, des Bischofs Adalbero H. (984 — 1005),
des Vollenders der Klosterreform, des Schottenmönches Kaddroe, des ersten
Abtes des Klosters S. Felix oder Clemens aufserhalb der Mauern der Stadt
(t 968), des Abtes Fingenius (t 1005) und des Primicerius Wygericus ge-
dacht wird.
Zur Kritik von Urkunden und anderen Quellen liegen drei beachtens-
werte Beiträge vor. So bespricht Th. Sickel9) die Urkunden Heinrichs I.
vom 18. März 927 (D. H. 13) und Ottos I. vom 2. April 940 (St 82) für
das Kloster Herford; die Urkunde Heinrichs berichtet, dafs gelegentlich eines
feindlichen Einfalles Königsurkunden für das Kloster Herford durch Feuer
zu Grunde gingen: wie viele und welche wird nicht gesagt; die Bitte der
Königin Mathilde und der Nonnen, sowie die Absicht des Königs gehen
dahin, die verlorenen Urkunden durch eine neue zu ersetzen; dem Kloster
wird also, was in seiner Vestitur ist und erscheint, mag es von Königen oder
andern einst geschenkt sein, auf alle Zeit bestätigt, wobei auch ganz kurz
auf das Schutz- nnd Immunitäts-Verhältnis, in welchem Herford steht, ver-
wiesen wird; bei diesem Anlasse werden einzelne Ortschaften, nicht etwa deshalb,
weil die betr. Besitztitel ebenfalls verloren gegangen waren, sondern weil versucht
worden war, dieselben dem Kloster zu entziehen, als in dieser allgemeinen Be-
stätigung inbegriffen besonders namhaft gemacht. In der Urkunde Ottos I. liefsen
sich die Herforder Nonnen eine ähnliche Bestätigung ausstellen, in welcher
die erste zum Teil wiederholt, aber nicht genannt wird; als Motiv wird
nochmals der frühere Urkundenverlust augegeben, der Umfang derselben aber
auch hier nicht näher bezeichnet; die allgemeine Besitzbestätigung bildet
ebenfalls den Ilauptgegcnstand und zwar ist sie ebenso wie die voraus-
geschickte Erzählung der Urkunde Heinrichs I. nachgebildet. Der Bestätigung
geht voran, dafs den Herforder Nonnen das Recht der freien Wahl zuge-
sprochen wird, und es folgt ihr nach, dafs der öffentliche Richter in Aus-
übung der Gerichtsbarkeit an die Hinzuziehung des Klostervogts gebunden
1) Correspondcnzbl. d. deutsch. Anh., III, 20 Vgl. n. K. Niederdeutsch]. — 2) Ibid.
S. 21. — 3) S. Jahresh. II, 2, 266. — 4) Mitt. d. Inst. f. ö*t. Gesch. -Forsch. I, 134. —
5) Dum ml er, N. Arch. V, 622. — 6) Ibid. S. 432. — 7) Ibid. S. 433. — 8) Ibid.
S. 433 — 435. — 9) Neuausfertigung od. Apponnis? E. Komment, zu 2 Königsurkk. ftbr Her-
ford. Mitt. d. Inst. f. öet. Gcsch.-Forsch. I, 227—258 u. 623—24.
Konrad I. and die Sachsen bis 1002. JI 27
ist. Sickel tritt der Ansicht von Wilmans und Philipp! J) nnd von Ficker*)
entgegen, dafs diese Diplome „Neuausfertigungen" seien und beweist, dafs
sie nur „erbetene und bewilligte Besitzbestätigungen bilden, eine besondere
Kategorie von Urkunden, welchen wir am füglichsten den uralten Namen
Appennes beilegen können."3)
In Widukinds Res gestae Saxonicae hatte R. Köpke4) mindestens zwei
Redactionen unterscheiden wollen, einen ersten Entwurf und eine spätere
Erweiterung; jener habe nur eine Geschichte des sächsischen Volkes in fort-
laufendem Zusammenhange und einfachster Gestalt, mit Ausschluß der Be-
ziehungen zu andern Völkern, enthalten, in die Erweiterung seien die Be-
ziehungen der Sachsen zu den andern deutschen Stämmen und zu fremden
Völkern, nachdem sie Widukind bekannt geworden, hineingearbeitet worden.
Köpke hatte Anhaltspunkte aufgestellt zur Bestimmung der Kapitel und
Stellen, welche er für eingeschaltet hält, und sodann den ersten Entwurf des
Werkes von den Nachträgen zu sondern gesucht Diese Ansichten E's. be-
kämpft mit Erfolg J. Raase5): „K's. Anhaltspunkte haben keine Berech-
tigung, um ein historisches Werk darnach zu amendieren und zu recon-
struieren; die Hdss. unterstützen die Annahme K's. nicht. Irrig ist auch die
Behauptung, dem jetzt vorliegenden Texte Widukinds fehle die einheitliche
Methode der Darstellung."
Der Ottonenzeit gehören ihrer Entstehungszeit nach die Annales Met-
tenses an, deren Quellen zu eingehenden Untersuchungen Anlafs gegeben
haben, der Wert der Annalen liegt jedoch in der vorigen Periode.6).
Noch weniger als an Publikationen und Kritik von Quellen bietet die Lit-
eratur des J. 1880 an darstellenden Arbeiten über geschichtliche Begebenheiten
desX. Jh. Zwar liefert M. J. Höfner7) eine Charakteristik Ottos L, welche
aach gut geschrieben ist, bringt jedoch nichts Neues oder sonst Bemerkens-
werthes. G. Ruthning8) bietet vornämlich auf Widukind, Thietmar, Richcr,
Liudprad, Otto von Freising, Ragewin, Vincenz von Prag, Otto Morena und
die Annales Mediolanenses gestützt, eine Ergänzung zu dem, was G. Waitz
(D. V. G. VIII, 189 ff.) und Baltzer9) über das Kriegswesen des Deutschen
Reiches, über Burgen und feste Städte berichten. Endlich bespricht Ed.
Richter10; die Einfälle, welche „die Saracenen in den Alpen" unternahmen.
Im J. 887 oder 888 besetzte eine Schaar von Mauren, zur See kommend,
Fraxinetum (jetzt Garde Frainet) an der Küste der Provence, und machte
von da aus Raubzüge in nahe und entfernte Gebiete, wobei 906 das Kloster
Novalese in Oberitalien, 916 Embrun an der Durance zerstört, 936 Be-
sitzungen des Bistums Chur, 940 die Abtei St. Moriz im unteren Rhone thal
verheert und 954 selbst die Gegenden um St. Gallen heimgesucht wurden;
erst nachdem sie den Abt Majolus von Cluny (972) gefangen genommen
hatten, vereinigten sich die Fürsten der Provence und Piemonts und zer-
störten Fraxinetum. An diese Niederlassung und an die von ihr ausge-
1) Wilmans, Kaiserurkk (o. S. 256) 1, 157 ff; 11, 403 schliefst sich Phil, jedoch schon
Sickel an. — 2) Beitr. z. Urkundonlehre, I, 308. — 8) Weiteres u. Kap. Diploraatik. —
i) Otton. Studien. 1867. 5) Widnk. v. Corv., Dissert v. Rostock. — 6) s. Wattenbach.
G. Q. 1*. 301 f. u. o. S. 17. — 7) Kaiser Otto d. Gr., Trogr. d. Roalsch. I. u. 11. 0. zu
Mainz. (No. 530.) — S) D. Festungskricg u. d. Schlachten i. 1). Reiche v. Anf. d. X. bis z.
Mitte d. X11I. Jh. Hall Diss. — 9) Z. Gesch. d. doutsch. Krietfswosons etc. 1. 1877. —
10) Ztochr. d. deutsch-öst Alpenver. XI, 221 — 229. Der lotzto Teil dieser Abhandl. erschien
ausführlicher bearbeitet u. d. T.: Los Sarrasins dans la vallee de Saas im £cho dos Alpes
XVI, H. 2.
11,28 v- H- Brefslau:
gangenen Streifzüge der Saracenen in den Alpen knüpfte man die Hypo-
these, dafs die Bewohner des Saasthales im Kanton Wallis in der Schweiz
von Saracenen stammen sollen, welche im X. Jh. dorthin gekommen seien,
und versuchte die Namen von Bergen, welche dieses Thal umgehen, aus dem
Arabischen zu erklären; R. bekämpft und widerlegt diese Hypothese.
„Und Kurfürsten gab es doch schon zur Zeit Ottos DI.?" fragt L. Wei-
land in dem Nachtrag zu seinem eine spätere Periode behandelnden Auf-
satze1) und bemerkt, dafs die gleichzeitige Quelle, welche das beweist, schon
längst (bei Giesebr. K-G. I4, 885) gedruckt sei; „wie schade, dafs die Verteidiger
der Einsetzung der Kurfürsten unter Otto III. sich diese Stelle entgehen
liefsenu! Wer aber diese ^judices palatini, qui ordinant imperatorem', waren,
sei nicht so leicht zu sagen; vielleicht dienten Otto HL, was bei seinen
phantastischen Plänen und romantischen Einrichtungen erklärlich wäre, by-
zantinische Verhältnisse zum Muster, vielleicht übten in Byzanz ähnliche Be-
amte irgend welche Funktion bei der Krönung des Kaisers aus.
V.
H. Brefslau.
Heinrich II. und die Salier.
Während das XI. Jh. in dem XXV. Band der Monumenta Germaniae
historica*) nur wenig berührt wird — Aegidius Aureavallensis, Richers
Gesta ecclesiae Senonensis und die Historia monasterii Rastedensis kommen
in Betracht — , verdanken wir einer französischen Publikation die wert-
vollste Erweiterung unseres Quellenmaterials. Die in sorgfältigem Abdruck
herausgegebenen Cambrayer Bischofsgeschichten) geben zunächst den
lateinischen Urtext der Gesta Galcheri, von der bis jetzt nur die im Kloster
St. G6ry angefertigten Excerpte (SS. VII, 500 ff.) und eine altfranzösische
Übersetzung (ebenda 510 ff.) bekannt waren. Das Original umfafst 2483
achtsilbige Verse, die zu vierzeiligen Strophen mit gleichem Endreim zu-
sammengestellt sind-, der Verfasser ist ein eifriger Anbänger Walchers und
Heinrichs IV und ergeht sich in heftigen Schmähungen gegen Urban II.,
welche in den bisher bekannten Bearbeitungen zum Teil fortgelassen waren.
Auch sonst ist der lateinische Text vielfach reicher und enthält manche wich-
tige Mitteilungen, z. B. Str. 118 über die Anwerbung von 700 „solidarii privati
et extranei", Str. 205 über die Bischofswahlen, Str. 388 über Heinrichs IV.
Heerfahrt von 1102 und Str. 533 über Heinrichs V. Zug von 1107. Es
folgt eine kurze prosaische Vita Odonis von entgegengesetzter Parteirichtung,
dann eine doppelte Bearbeitung der Gesta Burchardi, die erste in Prosa mit
1) Üb. d. deutschen ki>n ig* wählen im XII. u. Xlll. Jh. Forsch, z. deutsch. Gesch. XX,
303- 338 — 2) S. o. S. 12*. — 3) Genta pontif. Camcrac. Gettos dos eveques de Carabray
1092 k 1138. Texte origin. publ. pour la boc. de linst de France par le R. P. Ch. de Sraodt
Paris. Vgl. Jahrosber. II, 2, 42.
11 einrieb II. und die Salier. II 29
einer eiugelegten rhythmischen Darstellung einer Episode; die zweite, die
der französische Übersetzer nicht gekannt hat, in zwölfsilbigen Versen. Die
Gesta Lietardi und Nicolai gehören nicht mehr unserer Periode an.
Sonst sind historiographische Quellen für unsre Zeit nicht publiziert
worden; eine chronikalische Aufzeichnung aus Arezzo, vom Ref. neu heraus-
gegeben1), berührt die Reichsgeschichtc nur beiläufig und ist hauptsächlich
für die inneren kirchlichen Zustände Mittelitaliens instruktiv. Das Fragment
eines Schreibens über die Geschichte der römischen Kirche unter Heinrich III.
mit herber Kritik des Kaisers, Benedicts IX., Gregors VI, teilt K. Beyer2)
mit. Verse des XI. Jh., darunter eine an Amatus anklingende Verherrlichung
Roms, bietet Dümmler3), Excerpte aus einem Necrologium S. Sabini zu
Piacenza mit zahlreichen Sterbedaten italienischer Kirchenfürsten des XI. Jh.
der Ref.4). — Ziemlich zahlreich sind die Einzeldrucke bisher gar nicht
oder mangelhaft edierter Kaiserurkunden. V. Joppi und E. Mühlbacher6)
verdanken wir drei bisher nur im Regest bekannte Diplome aus Aquileja,
Heinrichs IL vom 30. April 1012 betr. die Schenkung von Pedena und Pi-
cino an den Patriarchen Johann, Heinrichs IV. vom 31. Juli 1064 für den
Markgrafen Udalrich und vom 16. Nov. 1066 für den getreuen Adalpert;
ferner den Neudruck der Urkunde vom 23. Aug. 1082 betr. die Schenkung des
Bistums Triest an Aquileja: während in dem früher von Stumpf gedruckten
Text dieser Urkunde schon Bonizo als Bischof von Piacenza genannt war,
erscheint hier noch sein Vorgänger Dionysius, was für die Biographie des
ersteren beachtenswert ist. H. Zimerraann hat in Mantua einige bisher
ganz unbekannte Urkunden für Kloster San Ruffino gefunden, darunter ein
Diplom Konrads II. von 1037. 6) Roth von Schreckenstein veröffent-
licht korrekte Texte der Diplome vom 14. Juli 1025 und 24. Sept. 1103
für Speyer. 7)
Für die Kritik und Erläuterung der Quellen ist wichtig K. Panzers8)
gründliche und ergebnisreiche Untersuchung des Traktats Widos von Ferrara
über Hildebrands Schisma. Nach kurzen Bemerkungen über den Autor, bei
denen übersehen ist, dafs er sich noch 1097 urkundlich nachweisen läfst
(Fantuzzi, Mon. Ravenn. IV, 227), weist P. als Quelle Widos ein uns er-
haltenes Schreiben Anselms von Lucca9)] an den Gegenpapst Wibert nach,
dem namentlich die gelehrten Citate entnommen sind, und macht wahrschein-
lich, dafs auch der durch jenes Schreiben Anselms beantwortete Brief Wiberts
benatzt ist. Hatte man bisher wegen des vermeintlichen Zusammenhangs
zwischen Widos Traktat und Cod. Udalr. 73 als Abfassungszeit des ersteren
1089 angenommen, so leugnet P. diesen Zusammenhang ganz und sucht zu
zeigen, dafs der Traktat vor der Wahl Viktors III, im Frühjahr 1086 ent-
standen ist. Es folgt eine Besprechung des Inhalts der Schrift, in wel-
cher die Annahme Wilmans', ldafs der Vf. bis zum Tode Gregors zu dessen
Anhängern gehört habe, wideregt wird ; hinsichtlich des Zweckes der Schrift
1 ) Handschriftliche* aus lt., N. Arch. V, 442 ff. — Über den Brief Meinzoa v. Constanz
(ibid. 8. 202) a. Jahresber. II, 2, 1228, über den Brief an Udo von Trier (N. A. V, 207) s.
Jthresb. 1. c. S. 132; vgl. 1. 142. — 2) E. Aktenst. z. Gesch. d. röm. Kirche, unt. H. III, Forsch,
z. d. Gesch. XX, 572—87. — 3) Aus Hdss., N. Arch. V, 621 ff. — 4) Ibid. V, 438 ff.
t*. Anm. 1). — 5) S. o. S. 16». — 6) S. o. S. 16« - 7) Ztsehr. f. d. Gesch. d. Ober-
rheins XXXH, 57 — 63. — 8) Wido von Ferrara De schistnate. E. Beitr. z. Gesch. d. Investitur-
»treites. Eingeleitet von W. Maurenbrecher (Hist. Studien 2». Leipzig, Veit & Co.
38 8. (auch Bonn. Di»«.). — 9) Über eine von Arndt falsch beurteilte vita Anselm. s.
Jahresber. II, 2, 219.
11,30 v- H- Brefalau:
stimmt P. im wesentlichen mit B. Lehmann.1) Ein Exkurs zur Kritik
von Bernold 1083. 1084 verwirft dessen Angabe, Gregor habe am 24. Juni
1083 Heinrich IV. exkommuniziert, setzt Wiberts Inthronisation ins J. 1084
und untersucht die Verhandlungen Heinrichs mit den Römern in diesen Jahren
näher;' ein zweiter deckt die chronolog. Konfusion bei Petr. Diac. in, 50 auf;
der Anhang stellt aus Widos Traktat die Fragmente des benutzten Schreibens
von Wibert an Anselm her. — Zwei andere Arbeiten gelten Quellen zur
Geschichte der slavischen Nachbarn des Reichs. J. Loserth2) zeigt gegen
Palacky, dafs Cosmas von Prag in umfangreicher Weise den Regino ge-
plündert hat, dafs namentlich die Charakteristik Boleslavs 11. bei Cosmas der
Ludwigs d. Deutschen bei Regino nachgeschrieben ist: Cosmas scheint sogar
aus dessen Gemahlin Hemma eine gar nicht existirende Herzogin Hemma ge-
macht und Boleslav zur Gattin gegeben zu haben. Ebenso ist die Stelle
von der Verbindung Udalrichs mit Bozena aus Reg. 980 entlehnt. Von
andern Quellen sind hervorzuheben die Vita Adalberts von Canaparius und
eine verlorene Adalbertslegende, vielleicht von Willico von St. Veit. Die
Zeitangabe nach der Widmung des ersten Buchs an Gervasius gehört nicht
zu dieser, sondern zu der Widmung an Severus; das erste Buch ist um
1110 beendet, die beiden andern zwischen 1119 und 1122 verfafst und später
in den drei letzten Lebensjahren des Autors mit Zusätzen und Nachträgen
vermehrt. Eine Rettung Helmolds vor den scharfen Angriffen Schirrens ver-
sucht neuerdings H. v. Breska. 3) Hinsichtlich der älteren Oldenburger
Bistumsgeschichten giebt B. zwar zu, dafs die von Schirren am meisten ange-
fochtenen Teile wie c. 13—20 z. t. auf Fälschung der Geschichte hinaus-
laufen, aber nicht Helmold soll der Fälscher sein, sondern eine von ihm be-
nutzte schriftliche, uns verlorene Quelle; wo Helmold Adam benutze, aber
dessen Bericht ändere, sei er dazu durch Erfahrungen seiner eigenen Zeit
veranlafst: er gebe nicht absichtliche Uuwahrheiten, sondern gewissermafsen
„wissenschaftliche Hypothesen". Auch bei der Geschichte des „Slaven-
heinrich" könne man ihm keine tendenziöse Erfindung oder Entstellung nach-
weisen, auch hier folgt er einer verloreneu Quelle, vielleicht Sagen oder
Volksliedern, deren Angaben gar nicht durchweg unrichtig seien. Ref. be-
kennt von den Ausführungen des Vf. nur wenig überzeugt zu sein; mit der
Annahme verlorener Quellen ohne zwingenden Grund wird neuerdings, wie er
schon anderswo bemerkt hat etwas leichthin operiert. — Verschiedene solche
Quellen nimmt auch Henking in einem Exkurs zu seiner Biographie Geb-
hards von Constanz4) für die Casus monast. Petrishusensis in den von
Heinrich IV. handelnden Abschnitten II, 26 ff. an. Abgesehen von Bernold,
dessen Benutzung schon Ussermann nachgewiesen hatte, unterscheidet er
1) eine Heinrich IV. feindliche Quelle, die auch von Berthold von Zwie-
falten ausgeschrieben ist, wahrscheinlich — so schon Giesebrecht — eine
heftige gregorianische Streitschrift; 2) eine reichsgeschichtliche Quelle, Hein-
rich IV. günstig — wahrscheinlich jene alten St. Galler Annalen, deren Be-
nutzung durch die Continuatio Gas. S. Galli und die Reichenauer Chronik
des Gallus Oheim schon nachgewiesen ist; 3) eine mehr lokale Quelle, wahr-
scheinlich die ihrer Existenz nach durch den Cod. Hirsaug. bezeugte ver-
1) S. Jahresber. 1, 323. — 2) Studien zu Cos maß v. l'rag. Arcli. f. tfsterr. Gesch. LX1,
1 fl'. - - 3) Untersuchungen üb. d. Naehrichten Hb. von» Beginn h. Wendenchronik bia zum
Aussterben d. lüb. PürotenhauHeM. Lübeck, Kuthgens. 68 S. (Auch Disaert. v. Göttingen. Sep.-
Abdr. aus d. Ztuchr. d. Ver. f. lüb. Gesch. u. Altertumskunde.) — 4) S u. S. 33*.
Heinrich II. and die Salier. 11,31
lorene Vita Gebhardi III. v. Constanz. Die Annahmen H.s sind bedeutend besser
substantiiert als die eben besprochenen von Breskas. — Mit einer anderen
verlorenen Schrift, dem 'Bericht des Schotten David über Heinrich V. Römer-
zng von HIT beschäftigt sich H. Guleke1). Dafs aufser Wilhelm von Mal-
mesbury and Ordericus Yitalis auch Ekkehard ihn benutzt hat, war schon
bisher angenommen; G. versucht mit mehr oder minder grofser Wahrschein-
lichkeit seine Spuren auch in den Paderborner Annalen, in der Chronik
Ottos von Freising, in der Kaiserchronik, den Ann. Disibodenberg. und den
gesta Alberonis aufzufinden: aus ihm stammen auch die von diesen Quellen
mitgeteilten Aktenstücke über die Verhandlungen Heinrichs V. und Paschais IL
Der Titel seiner Schrift war ,Relatio'; absichtlicher Entstellung von That-
sachen hat er sich nicht schuldig gemacht.
Eine allgemeine Übersicht der Geschichte Heinrichs IL von Balg*)
bietet nichts Neues und schliefst sich an ältere Arbeiten, auch wo diese
nicht citiert werden, bisweilen wörtlich an-, die Beurteilung des Kaisers ist
ungünstig. Von den Urkunden Heinrichs H. für Kloster Michelsberg bei
Bamberg handelt eingehend K. Riege r3); im Original ist keiues der neun
Diplome erhalten, während mehrere die Originalform nachahmen; echt sind
St. 1645. 1650. 165U- 16.r>2. 1677. 1731, drei davon gehören aber zu
1017, nämlich 1645. 1650. 1652. Zwei sind Fälschungen-, St. 1684 ist
fabriziert unter Bisch. Eberhard IL von Bamberg um die bischöflichen Hoheits-
rechte über das Kloster damit h im, St. 1646 entstand im Kloster und erhöht
die Rechte des Abts in einer für die Zeit Heiorichs IL unzulässigen Weise.
Die neunte Urkunde endlich St. 1706 ist in der Form verunechtet, gestattet
aber die Reconstruktion des authentischen Textes.
Mit Konrads IL Verhältnis zur Kirche beschäftigt sich eine Abhandlung
von M. Pfenninger. 4) Der Vf. versucht im Gegensatz zu der herrschenden
Ansicht darzuthun, dafs Konrads Stellung zur Kirche den oft ausgesprocheneu
Tadel nicht verdient. Tieferes Eindringen in die Quellen läfst die Arbeit,
die z. B. ganz verkehrter Weise Aribo von Mainz von cluniacensischen
Ideen durchdrungen sein läfst (S. 9), völlig vermissen; wir scheinen es mit
einer bereits vor Jahren verfafsten Abhandlung zu thun zu haben, in die
erst nachträglich einige Hinweise auf die neuere Litteratur hineingefiiekt
sind. Eine Episode aus Konrads Regierung, die Erwerbung Burgunds, be-
handelt L. Wein gar tner.5) Der Vf. giebt zunächst eine Übersicht über
die Beziehungen Burgunds zum Reich unter Rudolf III., worin er vielleicht
nicht ohne Grund die Nachricht Thietmars von der Übergabe der Reichs-
insignien an Heinrich IL 1018 bezweifelt. Andere Vermutungen die er aus-
spricht, so dafs 1023 Basel an Rudolf in. zurückgegeben sei, dafs eine aus-
drückliche Bestimmung des Muttenzer Vertrages von 1027 Konrad bei Leb-
zeiten Rudolfs ein Eingreifen in die burgundischen Angelegenheiten verboten
habe, sind nicht zwingend begründet, und was W. über die Verhandlungen
Konrads mit Frankreich bemerkt, beruht zu sehr auf den durchaus unzu-
verlässigen chronologischen Bestimmungen des Johann, de Bayono. Die Zu-
sammenkunft zwischen Konrad und Heinrich von Frankreich legt W. zwischen
Ende Febr. und Ende Mai 1032, was mir jetzt wegen der schon von Stumpf
1) Forsch, z. dtech. Gesch. XX, 406 ff. — 2) Kaiser Heinrich IL, Progr. Münstereifol,
Xo. 384. — 3) Mitt. (1. inst. f. östr. Geachiohteforsch. U 47 ff. — 1) D. kirclil. Politik
Kaiser Konradu U. nach den Quellen dargestellt Diss. v. Halle, 90 S. — 5) Vereinig. Bur-
gunds m. d. Dtech. Reich unter Konrad II. Progr. Budweis, 28 S.
I[,32 v- H- Brefslau:
geltend gemachten Bezeichnung Gozelos als ,ducatum Hlotariensis regni
tenens' unmöglich scheint. Der zweite Hauptteil der Arbeit stellt den Kampf
um das burgundische Erbe dar; er bietet einzelne beachtenswerte Berich-
tigungen zu den Angaben Giesebrechts, Gfrörers und ßlümckes, berück-
sichtigt aber zu wenig die relativen Wertunterschiede der verschiedenen
Quellen; sehr sonderbar klingt es z. B., wenn S. 17 N. 5. 6. Angaben der
Ann. Sangall. und solche Browers und Wursteisens anscheinend als gleich-
wertig behandelt werden.
Für die Regierung der beiden ersten Salier kommt eine Arbeit von
Arth. Grofs in Betracht.1) Der Vf. erweist noch einmal eingehend die
Unechtheit der beiden Urkunden Konrads II. vom 27. Apr. 1039 und
Heinrichs III. vom 28. Aug. 1044 für Ludwigs des Bärtigen. Zu vollstän-
digem Abschlufs der Untersuchung wäre freilich noch eine Kritik der späteren
Reinhardsbrunner Diplome erforderlich gewesen. Die Nachrichten von einer
Verwandtschaft der Landgrafen mit den Saliern sind sagenhaft. Den An-
teil, den die deutsche Geistlichkeit, insbesondere der Episkopat, durch seine
Thätigkeit in Kanzlei und Kapelle, auf Hof- und Landtagen, durch seine Ver-
wendung im militärischen und diplomatischen Dienst an der Reichsregierung
gehabt hat, behandelt weiter2) F. Franzifs. 3) Ohne auf neue Gesichts-
punkte zu fuhren, giebt die rleifsige Zusammenstellung doch zahlreiche Belege
zu dem, was Nitzsch, Waitz u. a. über den gleichen Gegenstand bemerkt
haben.
Fast zu einer Geschichte des Sachsenkrieges erweitert sich A. Vogelers
Otto von Nordheim.4) Sich in scharfer Kritik Lamberts und lebhafter Po-
lemik gegen Giesebreclit bewegend, giebt V. bei der Darstellung des Atten-
tates und Prozesses des Nordheimers (Abschn. 1 u. 2) der Erzählung der
Ann. Altah. vor der Lamberts den Vorzug, hält Otto aber für schuldig; und
darin hat er jedenfalls recht, dafs die Angabe Lamberts, der König habe
sich bei dem Prozefs einer Rechtsverletzung schuldig gemacht, völlig unbe-
gründet ist. Der 3. Abschnitt handelt von der Exekution gegen Otto und
seiner Ergebung, der 4. von Otto als Führer im Sachsenaufstand: hier findet
sich auch eine Untersuchung über die Ursachen des letzteren, in welcher V.
sich mit guten Gründen gegen die Hypothese Nitzschs erklärt, schon Heinrich HI.
habe Goslar zur ständigen Residenz des Reichs machen wollen. Otto gehörte
nach V. nicht von vornherein den Verschwornen an, sondern wurde erst nach
dem Beginn der Verschwörung für dieselbe gewonnen, war aber dann bald
das Haupt und der Leiter der ganzen Bewegung. Die schon chronologisch
unhaltbare Darstellung Lamberts von den Vorgängen im August 1073 ver-
wirft V.; den Gedanken der Absetzung des Königs, den Lambert sichtlich in
ein zu frühes Stadium der Verhandlungen setzt, läfst er erst nach der
Anklage Regingers, also gegen Ende 1073, entstehen: er betont dann, wie
offenbar der Gegensatz zwischen Rudolf von Rheinfelden und Otto, die beide
nach der Krone strebten, den weitern Verlauf der Begebenheiten bestimmt
hat. Im 5. Abschnitt wird Ottos Thätigkeit als Statthalter des Königs in
Sachsen und sein abermaliger Abfall, im 6. seine Stellung auf den Tagen von
1) D. Anfänge d. ersten thüring. Landgrafengeschlechts. Götting. Dissert., Vandenhoeck
& Ruprecht 59 S. Vgl. u. Kap. Obersaehsen. — 2) S. Jahr<*ber. II, 2, 47. — 3) Der
deutsche Episkopat in s. Verhältnis zu Kaiser u. Reich mite*' Heinrich III. II. Progr. d.
Lyc. zu Regenshurg. (Regensb. Coppenrath, 63 S.) — 4) 0. v. N. in d. JJ. 1070—83.
Minden, Xörber & Freytag (auch Dissert. Götting.) 118 S.
Heinrich IL and die Salier. Q 33
Tribur and Forchheim besprochen, wo jener Gegensatz wiederum lebhaft hervor-
tritt: schwerlich richtig ist Giesebrechts Annahme, Hugo von Cltuiy sei in Tri-
bur zugegen gewesen und habe den Frieden vermittelt. Die beiden letzten Ab-
schnitte der Arbeit handeln von Otto als Führer der antikönigl. Partei vom Tode
Rudolfs bis zur Wahl Hermanns und von seiner Aussöhnung mit Hermann:
als entscheidenden Grund für das Scheitern von Ottos Plänen betrachtet
V. dessen eigene Inkonsequenz, die ihn nicht dazu gelangen liefs, entweder
auf Bayern oder auf die Krone zu verzichten. Ein Exkurs über die in den
Quellen der Zeit oft vorkommende Institution der 'deditio' erschöpft die
Sache nicht
Mit der letzten Fahrt Heinrichs IV. nach Italien beschäftigt sich eine
kurze Untersuchung von A. Jaeger:1) die Urk. Heinrichs IV. vom 15. Mai
1097 ist nicht, wie man bisher angenommen hat, in Nufsdorf bei Wien,
sondern in Nufsdorf am rechten Ufer des Inn unweit der heutigen Grenze
Tirols ausgestellt, der Kaiser hat also seinen Rückweg aus Italien nicht über
Kärnten und Steiermark, sondern über Tirol bewirkt.
Ein nicht minder eifriger und für Heinrich gefährlicher Gegner als Otto
v. Nordheim war Bisch. Gebhard v. Konstanz. K. Henking*) giebt in seiner
Biographie desselben zunächst eine Obersicht über die Geschichte Berchtolds
des Bärtigen, des Vaters des Bischofs, in die er nur die ganz unglaubwürdige
Angabe Lamberts zu 1072 von der Absetzung Berchtolds in Kärnten nicht
hätte aufnehmen sollen. Plausibel ist die Vermutung, dafs Gebhard, nicht,
wie man bisher annahm, Berchtold II. von K. Rudolf als Geifsel an Gregor
gesandt sei. Demnächst behandelt H., mehrfach unter Berichtigung der her-
gebrachten Chronologie, die Kämpfe Gebhards in Schwaben seit seiner Er-
hebung zum Bischof (1084) und seine kirchliche Thätigkeit, inbesondere die
Gründung von St. Georgen im Schwarzwald und die Reform von Peters-
hausen; den Besuch des Gegenkönigs Hermann in Schwaben (Gas. Petrishus.
H, 44) setzt H. gegen Giesebrecht zu 1088 statt zu 1086 an. Es folgt ein
Abschnitt über die Beziehungen Gebhards zu Urban II., als dessen alleiniger
Legat der Bischof seit 1091 fungierte; dabei wird der Brief Jaffa Reg.
No. 4030 zu 1090 statt 1089 angesetzt. Die Hauptwirksamkeit Gebhards
Mt in die Jahre 1092 — 1096 und wird eingehend besprochen; den Va-
salleneid Weife von Bayern sieht Giesebrecht wohl fälschlich als einen dem
H. Petrus in die Hand der päpstlichen Legaten abgeleisteten Eid an, Weif
wird einfach Konstanzer Güter zu Lehen erhalten haben. Seit 1096 nahm
Gebhard eine mehr isolierte Stellung ein, bis er 1103 durch den Gegen-
bischof Arnold aus Constanz vertrieben wurde. Erst 1105 nach dem Auf-
stand Heinrichs V., dem er sich sofort anschlofs, nahm er sein Bistum wieder in
Besitz und begleitete demnächst den König nach Sachsen; am 21. Okt. 1105,
nicht 1103, stiftete er zu Konstanz eine Friedenseinigung. An den letzten
Verhandlungen mit Heinrich V. nahm Gebhard neben Richard von Albano
ab päpstlicher Legat teil und ging dann als Gesandter des Reichs zum Papst;
auch über diese Verhandlungen hat H. neue Ansichten aufgestellt, namentlich
versucht er zu zeigen, dafs das Schreiben Paschais II. bei Petr. diac. SS. VII,
779 nicht ein Aktenstück sei, sondern in drei Briefe aus verschiedenen Zeiten
Erlegt werden müsse. Auf der Synode von Guastalla wirkte Gebhard in
friedlichem Sinn, wie er denn in der Investiturfrage durchaus auf dem Stand-
1) Arch. f. öetor. Gesch. 49, 325— 3G. — 2) Gebhard 111., Bisch, v. Constan* 1084-
UlO. Zürich. Disaert Stuttgart, Hammer & Liebich.
Hittorisehe Jahresbsriohte. 1880. U. 'i
11,34 VI. w* Schum:
ponkt der anderen deutschen Bischöfe stand; auf dem Konzil von Troyes
ist er sogar, wie H. nach den Ann. Patherbr. gegen Giesebrecht annimmt,
suspendiert, bald darauf aber begnadigt worden; am 12. Nov. 1110 vor dem
neuen Ausbruch des Kampfes starb er.
In diesem Kampf selbst haben einige örtlichkeiten 1111 eine Bolle ge-
spielt, deren Lage unsicher ist Unter dem castellum Trebicum, wo Paschal
und sechs Kardinäle von Heinrich V. gefangen gehalten wurden, verstehen
Gregorovius u. a. Trevi, Stevenson1) will dafür das dem Kloster Farfa
gehörige, im XI. Jh. oft erwähnte cast. Tribucum ansehen. Die sich an-
schliefsende topographische Untersuchung über die Lage des 'campus VII
fratrum', wo Paschal seinen Verzicht auf die bisherige Investiturpolitik be-
urkundete, ist in dem vorliegenden Teil der Abhandlung noch nicht beendet
Bedeutend hat in den Investiturstreit Girard von Angouleme eingegriffen,
der nach 0. Scheuert8) 1107 zum Legaten für die Bretagne, 1108 auch
für die Erzdiöcesen Tours, Bordeaux, Bourges und Auch ernannt war. Zu
den eifrigsten Gegnern der von Paschal gemachten Zugeständnisse gehörend,
machte er auf der römischen Fastensynode von 1112 einen von der Synode
adoptierten Vorschlag, wie die Vernichtung des Investiturprivilegs ohne Eid-
bruch des Papstes möglich sei. Die bisherige Annahme ist, Girard habe er-
klärt, nach dem Wortlaut seines Eides sei der Papst nur verpflichtet, Heinrich
nicht zu bannen, aber nicht gehindert, das Investiturprivileg zu revocieren.
Seh. schlägt eine andere, sehr gekünstelte Deutung des bezüglichen Quellen-
zeugnisses vor: die Synode habe auf Girards Rat ihre Meinung dahin ausge-
sprochen, dafs der jedesmalige Machthaber im Reich nur als Kaiser zur In-
vestitur berechtigt sei, hingegen als blofser König bei Vornahme derselben
dem Banne verfalle. Die Durchführung dieses Vorschlages würde Heinrieh V.,
der ohne Frage rechtmässiger Kaiser war, nichts geschadet, aber doch eine für
das Reich völlig unannehmbare Position geschaffen haben.
VL
W. Solram.
Lothar HE. und die Staufer bis 1208.
Vornehmlich dem XII. Jh. kommt jetzt der Fortgang in der Ausgabe
der Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit zu gute; ihr ist daher
sicherlich die erneute Prüfung zu verdanken, welche der ,Vita Norberti'3)
bezüglich ihrer Glaubwürdigkeit und Entstehung zu teil geworden ist: selbst
die ältere Recension der letzteren soll hiernach zwischen 1157 und 1161
in einer nicht gerade kritischen Weise aus zwei Teilen kompiliert worden
1) La Basilica di S. Sinforosa sulla via tibortiiia nel medio ovo. Studi e documenti di
storia e di diritto. I. (Roma.) S. 105 ff. — 2) Girard von Angouleme. Diasert v. Halle.
Wollrairstodt, Schmidt. 41 S. — 3) G. Hertel, z. Lebensbeschreib. d Ersb. Norb. v.
Magdeburg, Forsch, z. deutsch. Gesch. XX, 3t9 - 358.
Lothar IIL und die Staufer bis 1208. H,35
ttin, von denen der eine in Pr6montr6, der andere im Marienkloster zn Magde-
burg entstanden sein könnte. Neues Licht fällt anf die dem Xu. Jh. an-
gehörige Zwiefalter Geschichtsschreibung durch die aus dem Stutt-
garter Staats -Archiv hervorgezogene, bei der Ausgabe in den Monumenten
leider nicht benutzte Kompilation des späteren Klosterbruders Kopf-,1) sie
ist jetzt als eine lose Vereinigung der Schriften der älteren Chronisten
Ortlieb und Berthold in deren ursprünglicher Fassung nachgewiesen, so dafe
nach Ausscheidung des uns in seinem ältesten Wortlaute anderweit über-
lieferten Textes der Chronik des ersteren im Reste das Bertholdsche Werk
zu sehen sein würde8). — Von den aufserdeutschen litterarischen Quellen
laben die von Monaci und Giesebrecht zuerst geprüften metrischen
Gesta Friderici L8), soweit sie das Verhältnis des letzteren zur Bologneser
Rechtsschule angehen, auch auf juristischer Seite besondere Beachtung ge-
funden4); man ist hierbei mehr geneigt, es als eine Freiheit des Dichters an-
zusehen, dafe er Friedrich die den Bologneser Studenten urkundlich erst
auf dem Tage von Roncalia verbrieften Privilegien schon bei seiner 3 Jahre
froheren Anwesenheit in Bologna verleihen läfst; beachtenswert ist ferner ein
Einwand und ein Besserungsvorschlag für eine von Giesebrecht beliebte Text-
konjektur.
Aus der Zahl der Urkunden hat sich inzwischen die von Lothar IH
auf dem Lütticher Tage erlassene, bisher vielfach bezweifelte, St. 3258, be-
stimmt als echt erwiesen:6) an der Hand des in Siegmaringen wieder auf-
gefundenen Originales war es möglich, alle auffälligen Erscheinungen an der-
selben, namentlich die eigentümliche Verquickung mit einer päpstlichen Be-
stätigung, in natürlicher Weise zu erklären, sodafs die überaus ausgedehnte
Zeugenreihe des Stückes getrost als historisches Quellenmaterial verwertet
werden kann. Auch dem Aktenmaterial dieser Zeit ist aus einer Wiener
Hds. in einem Berichte über das von der Partei Innocenz* IL 1135 zu Pisa
abgehaltene Konzil6) eine Bereicherung zugeführt worden; man sieht an dem-
selben, dafs die Zahl der anwesenden hohen Prälaten noch einmal so grofs
war, als bisher angenommen, dafs Deutschland auf der Kirchenversammlung
nicht unvertreten war, dafs man im Vertrauen auf die Hilfe Lothars es
wagte, die von Anaclet erteilten Weihen zu kassieren, eine Handelssperre
gegen Apulien und Sicilien zu verhängen und eine Art Kreuzzug gegen den
Kralen um den Stuhl Petri und gegen seinen Protektor Roger von Sicilien
zu predigen.
Unter den kleineren kritischen Untersuchungen aus dieser Periode spielt
die Frage der Bischofs wählen und der von den verschiedenen Herrschern
zo ihnen eingenommenen Stellung noch immer eine groüse Rolle. < So er-
gänzt jetzt £. Bernheim in Göttingen, der auf diesem Gebiete zuerst neue
Bahnen betrat, seine früheren Darlegungen durch kleinere Nachträge,7) um
zu gleicher Zeit mifsverständliche Auslegungen seiner Ansichten über die von
der niederen Geistlichkeit und Laienwelt ausgeübte 'publica electio' entgegen-
1) A. Bau mann, d. Koptische Kompil. d. Zwiefalter Chroniken Ortliebs u. Berthold«.
N. Arch. V, 452 ff. — 2) v. Break a, Bettung des Helmold (s. o. S. 30*) betrifft haupt-
rieaüeh die Zeit bia 1127. — 8) 8. Jahresber. II, 2, 56. — 4) A(lfrod) P(ernice)
Brachst a. e. Gedichte z. Gesch. Barbarossa». Savigny-Ztschr. Roman. Abt I» 87 ff. —
o) Referent, Beitr. z. Diplom. K. Lothars ULI. Forsch, z. d. Gesch. XX, 341 — 358. —
6) £. Bern he im, e. bisher unbekannter Bericht v. Konzil z. Pisa im J. 1135, Ztschr. f.
Kirchenrecht XVI, 1, 147—154. — 7) Z. Gesch. <L kirchl. Wahlen (1. Kle«tio publ., 2. kö-
"gL a. pipstl. Derolut-Recht). Forsch, z. d. Gesch. XX, 359—84.
3*
H36 VI- w- Schnm:
zutreten. Nach den von ihm namentlich ans Lothars Zeit gewählten Bei
spielen mufs man ihm allerdings zugehen, dafs in dem hezeichneten Akt
welcher der kanonischen Wahl, der Investitur und Weihe zu folgen pflegt
ein Rest der alten Wahlhandlung der Gemeinde zu erblicken ist und da
der Hinzutritt desselben wohl als eine erwünschte, aber durchaus nicht ui
bedingt erforderliche Ergänzung angesehen wurde; dagegen geht B. wohl z
weit, wenn er der 'susceptio', d. h. der Aufnahme des Kirchenfürsten i
seiner Residenz, einen besondern Wert beilegt. — Dem Dekret Gregors VI
gegenüber, nach dem in jeder mit einem Fehler behafteten Wahl das Em
scheidungs- und Ernennungsrecht auf den päpstlichen Stuhl überging, wf
die Kirche doch wieder durch das Wormser Konkordat zur Nachgiebigke
gezwungen, indem die Entscheidung bei zwiespältigen Wahlen dem Urteil de
Metropolitan und der Komprovinzialen unter Beihilfe und Zustimmung d<
weltlichen Gewalt überwiesen wurde. Dafs sich Lothar und Konrad II
genau diesen Bestimmungen gemäfs verhalten, glaubt B. in seinen frühere
Arbeiten erwiesen zu haben, ebenso dafs Heinrich V. im Widerspruch dam
sich in solchen Fällen eine unmittelbare selbständige Entscheidung angemaf
habe; für einen gleichen Sachverhalt unter Friedrich I. und Heinrich "V
mit dem Zusatz, dafs ein Fürstenweistum jedesmal zu Grunde gelegt worde
werden nun im vorliegenden Falle Beispiele aus Magdeburg, Einsiede!
Trier, Gambrai und Ltittich beigebracht. Im weiteren folgert er aus jene
auf Grund augenblicklicher realer Übermacht staatlicherseits unternommene
Mafsregeln eine absichtliche Mifsachtung der Wormser Verträge, mit der d:
im Cod. Udalrici und bei Otto v. Freising begegnenden, im königl. Interess
gefälschten Textvarianten des Konkordates wohl in Verbindung stehen könnte]
die nicht besser zu Werke gehende Kurie habe indes durch stete Bewahrui
des Zusammenhangs mit den Ansichten der Zeit günstigere Erfolge erziel
Möglich sei das alles freilich nur gewesen durch einen jene Zeit kennzeiel
nenden Mangel an objektiver Kritik selbst plumpen Fälschungen gegenübe
Während man bei diesen Streitpunkten oft die Dürftigkeit des Quellei
materials empfindet, so erzeugt anderweit, wie bei der Frage nach dem Vei
laufe der Wahl Friedrichs I., die Fülle der überlieferten Nachrichten durch ve:
schiedene Divergenzen Zweifel und Anstände; man mufs sich in solche:
Falle, wie es auch Giesebrecht (DKZ. IV, 780) thut, mit einem gewissen g<
ringeren Mafse dessen, was verbürgt ist, begnügen. Auch C. Peter1) hat b
einer erneuten noch so sorgfältigen Heranziehung und besonnenen Prüfau
des gesammten Materiales nicht mehr erreicht. Wenn Friedrich von Rothei
bürg hierbei als der von Heinrich von Mainz gegen den nachmaligen Koni
vorgeschobene Gegenkandidat bezeichnet wird, so wird damit der Boden ui
sicherer Vermutungen betreten; verdienstlich ist jedenfalls P.s Versuch, dl
allmähliche Eindringen einer fast sagenhaften Oberlieferung, die das Ve
halten des Königs bei seiner Wahl in höchst ungünstigem Lichte erscheine
läfst, in den verschiedenen Quellen näher zu bestimmen.
Friedrichs I. Regierungsthätigkeit bis zum J. 1164 ist es, die dun
W. Giesebrecht2) in der bedeutendsten der litterar. Erscheinungen unser«
Berichtsjahres beleuchtet worden ist: in der Kunst der Darstellung und Indh
dualität der Auffassung, die sich kaum irgend wo von den realen Grundlagen en
fernt, steht dieser Band hinter keinem seiner Vorgänger zurück; es brauche
1) D. Wahl Pro. I. Forsch, ss. d. Gesch. XX, 451—472. — 2) Gesch. d. dtach. Kai«
xeit V, l. Braonschweig, Schwetschke & S. 445 S.
Lothar III. und die Staufer bis 1208. [[,37
daher weder die Vorzüge des Werkes, noch die wenigen Schattenseiten, in
denen einer oder der andere den Glanz des Ganzen am eine Kleinigkeit
geschmälert finden könnte, besonders hervorgehoben zu werden. Es sind
eben 10 Jahre, dafs die Anfänge der Geschichte Friedrichs aus der Feder
von H. Prutz erschienen. Allzuviel Quellenmaterial ist uns seitdem, ab-
gesehen von Urkunden, nicht zugänglich geworden; das meiste davon haben
G.s vorbereitende Arbeiten selbst zu tage gefördert, mehr haben die jüngeren
Fachgenossen während des letzten Jahrzehnts die Kritik der Quellen ge-
fördert und vor allem sind seitdem mancherlei veränderte Anschauungen
and Urteile über Ottos von Freising und seiner Fortsetzer Werk heran-
gereift. Freudig ist es daher zu begrüfsen, dafs G. sogar ein Kapitel seiner
Darstellung den überaus wichtigen und eigenartigen Beziehungen des Herr-
schers zu dem ihm geistig wie persönlich nahestehenden Diplomaten und
Historiker gewidmet hat. Abschliessend über die grundlegenden Materialien
für diese 1. Abteilung läfst sich freilich noch nicht urteilen, so lange mit
dem Schlufs des Bands eine Erörterung der Quellen und Beläge noch aus-
steht Allzuviel sachliche Differenzen gegen die Prutzschen Ausführungen
werden sich im allgemeinen nicht nachweisen lassen; wesentlicher ist der
Unterschied, der in der Behandlung und Darstellung besteht. Modernes
Wesen und moderne Anschauungen sind kaum irgend als Mafsstab und Prüf-
stein für die mittelalterlichen Verhältnisse herangezogen, selten nur fliefst ein-
mal ein subjektives Urteil ein; alles erscheint im Lichte der Zeit und des
gleichzeitigen geistigen Lebens: der Charakter der handelnden Personen, der
Gang der Ereignisse entwickelt sich von selbst und aus sich selbst vor den
Augen des Lesers. Abgesehen von den Schilderungen, die Friedrich und
seine Bestrebungen betreffen, ragen besonders die Charakteristiken Hadrians IV.
and Alexanders III., die Darlegungen über die Entstehung des Kampfes mit
den Lombarden und über die Entwicklung des Schismas hervor; am auf-
falligsten tritt die Objektivität G.s gegenüber der Prutzschen Behandlung in
den Kapiteln über den Roncalischen Reichstag und vor allem in den Aus-
führungen über die Motive und Ziele der Regalienenquete zu tage. Auch
feist G. die Geschichte Friedrichs von einem höheren Standpunkte aus, als
einen Teil der 'Kaisergeschichte' auf, was besonders in dem Schlufskapitel
hervortritt, das bei einer bis in alle Einzelheiten gehenden Durchdringung,
Sichtung und Verarbeitung des überreichen Materiales ein im Totaleindruck
vollendetes Gemälde der Beziehungen des deutschen Kaisertumes zum Papst-
tum, zum alten Kaisertum in Byzanz, zu Frankreich, England und dem
Oriente entrollt und uns Friedrichs Macht im Steigen bis zu ihrem Gipfel-
punkt und die ersten Spuren einer beginnenden Reaktion erkennen läfst.
Friedrich wird uns durchaus als Realpolitiker geschildert, der kein anderes
Ziel verfolgte als die Wiederherstellung der kaiserlichen Macht und des An-
sehens der Deutschen in einer Weise, wie sie den bedeutendsten und mäch-
tigsten seiner Vorfahren beschieden gewesen waren ; was sie unterlassen, ihre
Ansprüche durch Rechtsgrundsätze und eine schriftliche Gesetzgebung zu be-
stimmen und zu stützen, suchte er mit Scharfblick und Energie wieder gut
zu machen; doch es war zu spät. Mit der Bewunderung für die Art, wie er
den großartigen Streit führte, mufs sich auch nach G.s Darstellung das Mitleid
darüber paaren, dafs er den rechten Zeitpunkt zur Eröffnung des Kampfes
verfehlte. — Von Einzelheiten sei bemerkt, dafs G. die Urkunde, durch die
dem Sachsenherzoge die Investitur der Bischöfe im Slavenlande im Sommer
1134 gewährt zu sein scheint, als ein vorläufiges Versprechen auffafst, das
11,38 VL w- Seh um:
erst nach mehreren Jahren in Kraft trat, und das grofse einer bestimmt
Zeitangabe entbehrende Landfriedensedikt zum J. 1156 einreiht Besondei
Interesse gewährt die eingehende und lebendige Schilderung der christlich
Mission im Wendenland. — Zu Peters früherer Arbeit über den Frieden vi
Venedig1) hat jetzt H. Simonsfeld8) in München einige Berichtigungen u
Ergänzungen geliefert; er setzt die Abreise Friedrichs von Venedig auf Gm
der in den Annalen des Dandolo enthaltenen älteren Quellen auf d
18. September statt auf den 13., und in Angelegenheit des für Anfang 11'
projektierten Konziles hält er es nach den Korrespondenzen Udalrichs v
Aquileja für möglich, dafs Friedrich die Einberufung desselben nach B
venna nicht ganz auf eigene Hand, sondern nach gewissen zu Anagni {
troffenen Abmachungen mit Alexander habe ergehen lassen.
Durch seine kirchliche Stellung spielte in den Kämpfen Friedrichs
mit der Kurie Konrad v. Witteisbach, Erzb. von Mainz, eine hervorragen
Rolle. Gegen die meist tadelnde Kritik, die er in unserer Litteratur erfahr*
sucht ihn G. Will8) in Schutz zu nehmen, in einer Arbeit, der bei all
Gründlichkeit und Gediegenheit die Eigenschaft als Festschrift und der ko
fessionelle Standpunkt des Verfassers nicht zum Vorteil gereicht zu bab
scheinen. Trotz des Verdienstes, hierbei ein volles Lebensbild Konrads g
geben und in demselben viele einzelne Züge berichtigt und sicher gestc
zu haben, ist doch gerade für die Hauptfrage kein neues sachliches Mom<
zur Sprache gebracht und die schwankende politische Haltung Konrads wi
nach wie vor dem subjektiven Urteile unterworfen bleiben; es mufste h
für K. um so günstiger ausfallen, wenn sich der Biograph von vornhen
auf den Standpunkt der hierarchischen Kirche stellt, so dafs er dem Kam]
Friedrichs gegen Alexander IH. alle Berechtigung abspricht und den v
ersterem erhobenen Viktor IV. nur als 'Afterpapst' bezeichnet. Nach unsen
Dafürhalten ist und bleibt es bei der jetzigen Beschaffenheit unseres Quelle
materiales eine Unmöglichkeit, über die Gesinnungen und den Charaki
solcher bei den Weiterereignissen doch erst in zweiter Linie stehender P<
sonen volle Klarheit zu gewinnen, insonderheit dürfte es bei Konrad schi
sein abzuwägen, wie in ihm hierarchische Anschauungen, ein gewisses nat
nales Bewufstsein, Hausinteressen, ein angeblich aufrichtiges Streben, Fried
und Einheit zwischen Kurie und Kaisertum wieder herzustellen, zusamme
gewirkt und seine Handlungen bestimmt haben können; vor allem scheint <
als ob er dem Konflikte seiner in späteren Jahren gewonnenen Überzeugung
mit den Forderungen, welche die kaiserliche Politik im Kampfe Philipps vi
Schwaben mit Otto IV. an ihn stellte, rechtzeitig durch den Tod entrüc
sei. — Anders war die Stellung des für die Entweltlichimg der Kirche u
für die klösterliche Reform begeisterten Abts Gerhoh von Reichersberg:
ohne unsere Kenntnis seiner äufseren Lebensverhältnisse zu erweitern, w
H. F. A. Nobbe, Pfarrer zu Bergen in Sachsen, vorzugsweise Person m
Charakter zeichnend, ihn gegen den Vorwurf der Streitsucht und des übe
grofsen theoretischen Eiferns sicher stellen; bisher weniger bekannt schi<
mir nur eine aus seinen Werken hervorgehobene Äufserung über den G
1) S. Jahresber. II, 2, 58 f. — 2) Z. Fried, v. Venedig, Forsch, z. d. Gesch. X
424 ff. — 3) Konr. y. Wittelsb., Kardin., Erzb. v. Mainz u. v. Salzburg, deutscher Beicl
kanzler. Festschr. d. hist Ver. v. Oberpfalz u. Begensb. z. Feier des 700 jähr. Jubil. d. Hau
Wittelsb. Begensb., Pnstot 118 S. — 4) Gerhoh v. Reichersberg, e. Bild aas d. Lei
d. Kirche i. XU. Jh. Leipzig, G. Böhmer. 188h 180 8.
Lothar IU. und die Staufor bis 1208. 11,39
brauch der deutschen Sprache in kirchl. Gesängen jener Zeit Wohl gelungen
ist die Gliederung und zusammenhängende Gruppierung der Lehren und Ansichten
Gerhohs, die in vielfache, nach Art der Zeit mit manchem Wüste und Ballast
behaftete, nicht immer in methodischen Bahnen sich bewegende litterari-
sche Produkte zerstreut sind; daneben wäre aber doch eine eingehendere Be-
kanntschaft des VI mit den historisch-politischen Verhältnissen zu wünschen ge-
wesen: f&r den Streit über Beichs- und Reichskirchengut besitzen ja Gerhohs
Ausführungen eine weitere, von anderer Seite freilich schon gewürdigte Be-
deutung, die bei N. nicht recht hervortritt Auch sonst sieht man recht, wie
in den bisherigen Ausgaben der Werke Gerhohs die historische Seite noch
nicht zur Genüge gewürdigt worden ist; z. B. ist in den Schilderungen über
das angeblich ruchlose Leben Heinrichs IV. keine absichtliche Verleumdung
von Gerhohs Seite zu sehen, da schreibt er vielmehr älteren Berichten, wie es
scheint, dem Werke Brunos über die Sachsenkriege, nach.
Was Friedrichs L Zeitgenossen, Freunde und Gegner angeht, so sind
auf Grund bewährter Materialien in ansprechender Form die wechselvollen
Schicksale Heinrichs des Löwen unter besonderer Hervorhebung dessen, was
Schleswig-Holstein seinem Wirken verdankt, behandelt1) Neue Aufschlüsse
aber das erste Exil Heinrichs hat hingegen R. Pauli2) aus englischen
Quellen, vornehmlich den 'Gesta Heinrici U. regis' und dem 'Rotulns
Magnae Pipae', mitteilen können; es gelingt dadurch einmal, die Dauer des
xnerst in der Normandie genommenen Aufenthaltes festzustellen, sodann aber
verschiedene Daten für das Verweilen in England und namentlich Anhalts-
punkte für die Kosten, die dem gastfreundlichen Könige dadurch erwuchsen,
zn ermitteln; ja sogar in die schottischen Verhältnisse ist Heinrich ver-
wickelt, indem seine älteste Tochter durch K. Wilhelm den Löwen, wenn
auch erfolglos, zur Frau begehrt wird und die dortige in dem Gebrauche
neuerer chronologischer Formen noch sehr ungewandte Kanzlei es unter-
nimmt, ein statutarisches Aktenstück nach dem Jahre der Ankunft des Wei-
fenherzoges in England zu datieren. — Unter den Kreuzfahrern von 1190
befand sich auch der Dichter F. v. Hausen, dessen Familie, obwohl er selbst
bei Worms angesessen war, möglicherweise mit der in Lothringen erweisbaren
identisch ist.8) In dem Reichstage von 1188 hatte v. Zez schwitz den
schöpferischen Moment für die Conception des Tegernseeer Antichristspiels
gesehen,4) das eine so eigentümliche patriotische Verherrlichung des Hohen-
staufischen Kaisertums ist. Allein einzelnes, was für jene Annahmen be-
sonders Anhaltspunkte bieten sollte, erscheint jetzt, da es mit dem natürlichen
Entwicklungsgänge des Dramas im Widerspruch steht, als Interpolation, an-
deres gehört zu den allgemeinen Zügen der Sage vom Antichrist; dagegen
palst die Art und Weise, wie von der Unterwerfung Griechenlands, Frank-
reichs und Englands unter das römische Kaisertum gesprochen wird, am
meisten auf die Zeit nach der Zerstörung Mailands, da Friedrichs Macht auf
ihrem Gipfelpunkte stand; auch würde Reinald von Köln, der Hauptvertreter
der Weltherrschaftspolitik Friedrichs, am ehesten zu denjenigen Gliedern der
Geistlichkeit gehören, gegen welche die Tendenz des Stückes in erster Linie
gerichtet ist6). Die Konflikte der Hospitaliter mit dem Patriarchen von
1) E. Boefaer, Heinr. d. L. (Sammlung gemeinverständlicher Vorträge von Virchow
b. Holteendorff. No. 349.) 40 S. — 2) Heinr. d. L. u. Willi, d. L. Nachrichten v. d. k.
Geteilte*, d. W. u. d. Qeorg.-Aug.-Univ. zu Göttingen. No. 3. S. 143 flF. — 3) E. Hen-
rici, d. Heimat d. F. t. H. Dttch. Herold XI, 3 f. — 4) S. Jahretber. I, 209; II, 2, 232.—
o) W. Scherer, s. Tegernaeer Antichritttpiele, Zttchr. t dttch. Altert N. F. XU, 450—55.
11,40 V*- w- Schum.
Jerusalem, das freundliche Verhalten der Templer und der syrischen Barone
zu den Ungläubigen, die in dem Werke hervortreten, weisen gleichfalls auf
eine frühere Periode, schon auf die J. 1155 — 1157 hin.1) — Wie mit der
Person Friedrichs die Kyffhäuser Sage erst sehr spät verknüpft worden ist,
war trefflich durch G. Voigt (Hist. Ztschr. XXVL) erst 1871 klargelegt
worden; wenig mehr giebt £. Koch,8) nur dafs die Quellennachweise und
die Angaben über die moderne poetische Behandlung der Sage vielleicht
etwas vollständiger sind; die mythologische Deutung der Sage gipfelt in der
Annahme, dafs unter Kyffhäuser der bald der Frau Holle, bald dem lang-
bärtigen Wodan, bald dem rot- oder goldbärtigen Donar als angeblicher
Aufenthaltsort dienende Wolkenberg zu verstehen sei.
Unter Heinrich VL8) war ein Ereignis, in dem sich die politischen
Interessen von ganz Europa begegneten, die Gefangennahme und Gefangen-
schaft von Richard Löwenherz. J. Zell er4) kam es wohl in erster Linie
darauf an, die Sage von der Auffindung des gefangenen Königs durch Blondel
an der Hand der neueren englischen und deutschen Forschungen endgüüg
zurückzuweisen; ihnen sind daher sämtliche Darlegungen entlehnt, selbst
die Stellen aus den Werken der Troubadours Pierre Vidal und Pierre de
la Caravane, die Richards Leiden besingen, nur die wenig angebrachte bittere
Beurteilung des Charakters und der Maßnahmen des deutschen Herrschers
sind selbständige Zuthat der neuen Bearbeitung. — Einiger kleinerer Ver-
öffentlichungen, die sich um die Person des kaiserlichen Kanzlers und Bischofs
von Hildesheim, Konrad v. Querfurt,5) drehen, ist schliefslich nur wegen dei
Zusammenstellung einiger Urkunden zu gedenken ; ihr wissenschaftlicher Werl
ist mäfsig.
1) R. Röhricht brieflich an Scherer 1. c. — 2) D. Sage t. K.Friedrich im Kyffhäuser.
Frogr. d. Fürstenachule zu Grimma. II. Abt (Frogr. No. 452.) 40 S. 4. — 3) Wü
wollen hier noch einmal auf die Forschungen Amaris u. 0. Hartwig« über die Verlobung
Heinrichs VI. mit Constanze hinweisen, die in Jg. I, 350 nur unter Italien erörtert sind. —
4) La captivitö de Richard Coeur-de-Lion en Allemagne 1193 — 1194 d'apre* les traraux re-
cents en Angleterre et en Allemagne. Journ. des savants. S. 770 — 778. 1881. S. 52 — 61. —
5) Leopold Frhr. v. Borch, die Reise des königl. Kanzlers Konrad, erwählten Bisch- t.
Hildesheim, nach Italien 1196, von ihm selbst erzählt, ins Deutsche übersetzt, mit Anm u.
Erklärungen nebst 1 Stamm-, Siegel- o. Münztafel zur Kaiserverwandstchaft d. Hauses Qner-
furt Dresden, v. Grumkow. 4. 20 S. (Es handelt sich um eine Übersetzung des tob
Arnold von Lübeck aufgenommenen Briefes.) — Derselbe, Regesten z. Gesch. <L königl
Kanzlers Konrad etc. 4. 24 S.
XIII. Jahrhundert. (1208—1278). HAI
VII.
J. Egger.
Deutschland im XIII. Jahrhundert,
(1208—1273.)
Die Zahl der im J. 1880 erschienenen historischen Schriften und Werke,
welche die Periode vom Tode K. Philipps v. Schwaben bis zum Regierungs-
antritte E. Rudolfs von Habsburg betreffen, ist zwar nicht erheblich, aber
es linden sich darunter zwei Quellenpublikationen ersten Ranges und eine
treffliche Monographie. An erster Stelle mufs auch hier ein neuer Monu-
mentenband — XXV — erwähnt werden,1) wenn derselbe auch reichhaltiges
Material mehr für die Geschichte der einzelnen Reichsteile in unserer Periode
bietet, als für die allgemeine Reichsgeschichte. Dennoch gewährt das um-
fangreiche Werk des Aegidius von Orval (S. 1 — 129) stellenweise nicht
unwichtige und ziemlich eingehende Berichte, so z. B. über Gregors IX.
Maforegeln gegen den Kaiser im J. 1230. Die Vita der hl. Odilia (S. 169—
191) enthält sehr ausfuhrliche Erzählungen über die von 1212 u. 1213 in
den Niederlanden vorgefallenen Ereignisse und insbesondere über die Schlacht
von Bouvines 1214. Des Christian von Mainz 'Liber de calamitate ecclesie
Moguntine' (S. 236—248), behandelt in der kurzen Geschichte der J. 1208
—1251 das J. 1249 etwas eingehender, wo bekanntlich Erzbischof Konrad
f. Köln auch zum Bischof von Mainz erwählt wurde. Die beiden rhyth-
mischen Chroniken, die österreichische (S. 349 — 368) und die kölnische
(S. 369 — 80), bringen längere Stellen über Reichsgeschichte, jedoch ohne
individuellere Züge. Viel eingehender und zahlreicher sind derartige Stellen
in dem umfassenden Werke R ichers über die Geschichte seines Klosters
Senones (S. 249 — 345), der fast kein wichtigeres Ereignis unberührt läfst,
aber auch von Fabeln und groben Verstöfsen nicht frei ist. Die Hagenauer
Chronik (S. 414 — 467) zeigt sich gut unterrichtet über die Schlacht von
Bouvines, über Innozenz' IV. Verhalten gegen Friedrich II. in den ersten
Jahren, über die Wahl der Gegenkönige in Deutschland, die Belagerung
Aachens durch Wilhelm von Holland und namentlich über die Wahlen
Richards von Cornvallis und Alfons d. X. Die Chronica prineipum Saxo-
niae (S. 468 — 486) bringt eine wichtige Notiz über die beabsichtigte Wahl
des Markgrafen Otto von Brandenburg und die Doppelwahl d. J. 1257. Mehr
Ausbeute gewährt wieder das Chronicon des Kanonicus Balduin aus dem
belgischen Kloster Ninone (S. 515 — 546). Er giebt bald Notizen, bald ein-
gehendere Mitteilungen über manche Ereignisse aus den Regierungen Fried-
richs IL, seiner Gegenkönige und Richards, z. B. über Wilhelms Belagerung
und Eroberung der St&dte Aachen und Boppard. Die 'historia universalis'
des Sifrid von Balnhausen2) (S. 679 — 718) enthält beachtenswerte Notizen
1) S. o. S. 12«. — 2) Vgl. u. S. 49.
11,42 yn. J- Bg««*-
Aber die Wahl Heinrich Raspes und des Papstes Geldsendung hiezu sowie
über den Zusammenstofs Heinrichs und Eonrads IV. Das Werk des Johann
Lange (S. 736 — 896) berichtet ausführlicher über die Schlacht von Bouvines,
über Friedrichs II. Thaten in den ersten 40ger Jahren, seine Verurteilung
und Absetzung und gedenkt auch der Briefe Ottos IV. an das Lateranische
Konzil (1215) und des Zuges Konradins nach Italien.
Aufser diesem Monumentenbande ist nur noch eine Publikation eines
historischen Werkes zu nennen: der Teil der 'Chronica majora' des Math aus
von Paris, welcher die Jahre 1248 — 1259 umfafst und in zwei Teile zer-
fällt, die auf verschiedenen Codices beruhen.1)
Zu diesen Quellen- Werken gesellte sich die seit einiger Zeit in Aussicht
stehende Urkundenedition von £. Winkelmann8) zur Reichsgeschichte des
XIII. Jh. Diese Publikation ist von einer Reichhaltigkeit, die man nach
der grofsen Urkundensammlung Huillard-Bröholles', nach Böhmers Acta imperii
selecta und Fickers Urkunden zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens nicht
mehr hätte erwarten sollen. Die 1011 Stücke gehen nur ausnahmsweise über
die Zeit von 1198 — 1293 hinaus und sind zum gröfsten Teil hier zum ersten-
mal gedruckt; nur wenige sind teils wegen des Zusammenhanges mit den
übrigen, teils wegen der Seltenheit der frühem Drucke, einige auch der
bessern Texte wegen oder aus Versehen wieder abgedruckt worden. Das
grofse Material entstammt 160 Archiven und Bibliotheken, von denen W.
selbst nicht weniger als 74 besucht hat, doch verdankt er auch einen Teil
der grofsen Liberalität J. Fickers, der ihm seine zahlreichen Abschriften zur
unbedingten Verfügung stellte, und einen noch gröfseren der Centraldirektion
der Monumente, die ihn mit der Herausgabe der in ihrem Besitz vorfind-
lichen noch ungedruckten Urkunden betraute: die betreffende Partie der
Monumenta wird ja leider noch lange auf sich warten lassen. In der Ein-
richtung schliefst W. sich den Böhmer -Fickerschen Regesten an; bei Ab-
schriften hat er sich, gröfserer Gleichmäfsigkeit wegen, einige durchgreifende
Änderungen erlaubt Jeder Urkunde geht ein Regest mit Ausstellungsort
und reduciertem Datum voran. Die Dokumente selbst sind in drei grofse
Abteilungen gebracht. In der ersten sind alle von den Herrschern des
Reiches (und ihren Gemahlinnen) ausgestellten Urkunden und Briefe nebst
denen der staufischen Epigonen Manfred und Konradin vereinigt, um so das
Kanzleiwesen eines jeden Königs bequemer überblicken zu lassen; die zweite
umfällst die Urkunden und Briefe, welche für die Geschichte des Reiches und
seiner Teile sowie des Königreichs Sicilien von besonderer Wichtigkeit
schienen; doch gab W. hier nur eine Auswahl seines Materials, da die Ur-
kunden der Reichsbeamten in Italien von Ficker und die Dokumente der
Päpste von Wattenbach veröffentlicht werden sollen. In die 3. Abteilung
brachte er solche sicilische Sachen, die sich wegen der besondern Ober-
lieferungsart und des Mangels der Datierung schwer mit der zweiten vereinen
liefsen. — Von den 580 Stücken der 1. Abt. kommen 15 auf Philipp von
Schwaben, 55 auf Otto IV., 370 auf Friedrich IL, 37 auf König Heinrich VH,
17 auf Konrad IV., 14 auf Manfred, 6 auf Konradin, 1 auf Heinrich Raspe,
40 auf Wilhelm v. Holland, 20 auf Richard v. Cornwallis und 3 auf Alfons X.
Von den Urkunden Philipps, Konrads IV. und Konradins bezieht sich die
1) Mathaei Pari«. monachi s. Albani chron. maj. ed. by U. R. Luard, D. D. Vol. V.
London, Longman and Co. — 2) Acta imperii inedita saec. XIII. Urk. u. Briefe z. Gesch.
d. Kaiserreich« u. Königr. Sicilien i. d. J. 1198—1273. Innsbruck, Wagner. X. 898 &
Xill. Jahrhundert (1208—1273). 11,43
Mehrzahl, von denen Wilhelms die meisten, von denen Richards fast alle
auf Deutschland, von den Dokumenten Ottos IV. und Friedrichs II. aber nur
die geringere Zahl und von denen Manfreds und Alfons X. gar keins. Unter
den Urkunden Philipps hat kaum eine, unter denen Ottos IV. nur wenige
eine mehr als lokalgeschichtliche Bedeutung; dagegen finden sich unter den
Dokumenten Friedrichs II. Stücke, welche für die Reichsgeschichte von grofser
Wichtigkeit sind und die historische Erkenntnis in hohem Grade fördern
werden, wie z. B. die Aktenstücke, welche Friedrichs II. Kreuzzug, sein
Verhältnis zu den lombardischen Städten und seine Beziehungen zu
Gregor IX. und Innozenz IV. betreffen. Gerade diese Beziehungen dürften
fortan in einem wesentlich andern Lichte erscheinen als bisher und der
Kaiser von manchen Vorwürfen wenigstens zum Teil für immer befreit werden.
— Die 2. Abteilung umfafst nur 175 Nummern und von diesen bezieht sich
kaum der vierte Teil auf deutsche Verhältnisse, auf Reichsitalien, Sicilien
and Burgund. Unter ersteren sind allerdings manche nicht unwichtig, wie
z. B. diejenigen, welche die Wahl Richards von Cornwallis und die Stadt
Worms betreffen; ungleich gröfsere Bedeutung haben aber die anderen. So
eine Anzahl Briefe von Honorius IH, Gregor IX., Innozenz IV. und Gregor X.,
dann die Korrespondenzen zwischen verschiedenen lombardischen Städten aus
den Zeiten des Kampfes mit Friedrich II., ferner die Dokumente, welche den
Zug Konradins nach Neapel und das Schicksal seiner Anhänger und andere
sicilische Angelegenheiten zum Inhalte haben. Die Regierung Friedrichs II.
wird durch die ganze Sammlung am meisten aufgehellt. Die Nummern 988
u. 992 der Acta hat W. noch in einem besondern Büchlein l) herausgegeben
und einige Aktenstücke der päpstlichen Kanzlei hinzugefügt, um angehende
Historiker mit den von den letzten Staufern und den ersten angiovinischen
Königen erlassenen Kanzleiverordnungen und mit den Eigentümlichkeiten des
päpstlichen Kanzleiwesens im XIII. Jh. bekannt zu machen. Von den päpst-
lichen Dokumenten ist das letzte von besonderem Interesse: ein schwacher
Versuch Innnozenz IV. v. J. 1247, das Amt des deutschen Kanzlers vom
Wechsel der Krone unabhängig zu machen. —
Sonst wird unser Zeitraum berührt durch Urkundenpublikation lokaler
Art von S. Riezler,*) R. Wilmans,3) C. Grünhagen4) und die Fontes
rerum Bernensium: 6) letztere bieten drei von Rudolf v. Habsburg, von den
bayrischen gehören ebenfalls nur drei hierher. Auch Aachener (XIII. — XV. Jh.)
liegen vor,8) sowie nassauische Regesten von 1145 — 1807.8) — Urkunden
Friedrichs IL finden sich im Original in polnischen Sammlungen.9) — Kurze
aus dem Codex No. 2447 der Wiener Hofbibliothek entnommene Wirt-
schaftsaurzeichnungen über verbrauchte Lebensmittel und deren Preise ver-
öffentlichte A. Bruder.10)
Viel weniger bedeutend als die publizierten neuen Quellenwerke sind die
im J. 1880 erschienenen Darstellungen.
Populär ist Friedrich II. geschildert;11) von der Zeit bis zum J. 1231
1) Sicil. u. papst Kanzleirerordnungen u. Kanzleigebrauche. M. e. Schrifttafel, lnnnbr.,
Wagner. IV. 36 S. — 2) S. u. 8. 51 u. Kap. XIII. — 3) S. u. Kap. XV. — 4) 8. u.
Kap. XX. — 5) 8. u. Kap. XXIII. — 6) 8. u. Kap. XIV. — 7) S. u. Kap. XII. — 8) 8.
Jahreaber. II, 2, 76. — 9) M. Perlbach, Ber. üb. eine f. d. pommerell. UKB. unter-
nommene Heise nach Polen. Danzig. — 10) Brotpreise im XIII. u. XV. Jh., Ztschr. f. d.
ges. Staatswiss. 36, 159 ff. Vgl. u. S. 61. — 11) M. Hohler, Kaiser Fr. IL Frankf. a-/M.,
FSaaer. 36 8. (Frankf. zeitgemäße Broschüren, herg. v. P. flaffner, N. F. I, H. 6.)
11,44 VII. J. Egger:
giebt — auch nach ihrer traurigen Seite hin — F. Gruber ein Bild,1) in-
dem er dabei die Stellung seines Helden, Erzb. Eberhards von Salzburg, als
des bei Kaiser und Kurie in gleichem Ansehen und Vertrauen stehenden Ver-
mittlers hervorhebt. — Eberhard, der 1226 das Bistum Lävant gründete
und auch für die Bildung seines Klerus grofse Sorge trug, aber in seiner
Diöcese doch mehrfach auf Opposition stieb, wurde auch von andern Parteien
als Mittelsmann angerufen. Er wirkte mit, dafs K. Heinrich (VIL) mit
Margarete v. Österreich vermählt wurde. — Der Freiheitsbrief Heinrichs (VH.)
für Uri von 1231, das Alpha der Freiheit der Waldstädte, wird mit der
Anlage des St. Gotthardsweges in Verbindung gebracht, auf dem H. den
,aufsätzigen' Lombarden gegen seinen Vater zu Hülfe kommen wollte. Doch
hat H. 1231 schwerlich an Empörung gedacht, wo ihm der dem Kaiser durch-
aus treue Konrad von Busnang zur Seite stand. Da durch den Freiheits-
brief die Habsburger geschädigt werden, so liegt vielleicht ein Racheakt
Heinrichs gegen Albrecht v. Habsburg vor, der als Freund Strafsburgs den
König erbittert hatte.8) — Auf die Zeit Friedrichs H. beziehen sich vielfach
die Sprüche Reinmars von Zweter; A. Tanzer,8) der sie nach K. Meyer u.
Wilmanns neu chronologisch zu bestimmen sucht, weicht von ihnen nur bei
Spr. 134, 139, 147 u. 228 ab; letzteren verlegt er vielleicht mit Recht in
das J. 1243; 212 u. 213, die Wilmanns nicht besprochen hat, bezieht er
wohl richtig auf den Frieden von S. Germano. Von grofsem Werte ist eine
Arbeit von H. Card au ns, der auf Grund des bisher veröffentlichten Quellen-
materials und einigen Handschriften, die auch er z. t. Ficker verdankt, ein
Bild des berühmten Kölner Erzbischof Konrad v. Hostaden*) (1238—1261)
entworfen hat und an Ausführlichkeit, Genauigkeit und Allseitigkeit alle seine
Vorgänger weit übertrifft. Gründliche Gelehrsamkeit und Wahrheitsliebe
haben C. von jener Einseitigkeit fern gehalten, die man bei einer dem gegen-
wärtigen Erzbischof Dr. P. Melchers gewidmeten Festschrift der Görres-Gesell-
sfchaft leicht befürchten könnte. Er läfst die Thatsachen sprechen , ohne
deren Auffassung durch Raisonnement zu beeinflussen. Allerdings geht er
den grofsen Streitfragen des Sacerdotiums und Imperiums aus dem Wege,
aber Konrads Bild tritt nichts desto weniger mit voller Anschaulichkeit aus
seinen Ausführungen hervor. Anfangs ganz in kleine Fehden verflochten,
bahnt sich der Erzbischof gerade durch deren glückliche Beendigung den Weg
zu einer einflufsreichern Thätigkeit, und der Sache des Papstes sich an-
schliefsend, sucht er auch die andern Fürsten aus der trostlosen Gleich-
gültigkeit zu reifsen, in der sie sich beim Beginn der 40ger Jahre be-
fanden. Wie C. unwiderleglich darthut, war Konrad es vor allem, der für
die Bildung einer dem Papste ergebenen Partei in Deutschland wirkte. Er
war nicht blofs bei dem Zustandekommen von Heinrich Raspes Wahl, sondern
auch bei der Wilhelms v. Holland sehr thätig. Unter Wilhelms Regierung
erreichte sein Einflufs in Deutschland den Höhepunkt als erster Freund und
Bundesgenosse des Königs, als Legat des Papstes machte er seinen Willen
weit hinaus über die Grenzen seiner Diöccsc und des Bistumsgebietes geltend.
1) Eberh. II., Erzb. v. Salzb., 111. Progr. d. Stud.-Anst. zu Burghausen. 32 S. Vgl.
Jahreaber. 11, 2, 64. — 2) Meyer v. Knonao, Boleuehtg. d. Freih. -Briefes H.a VII. für
Uri v. 26. Mai 1231, Anz. f. Schweiz. Gesch. X. (1879) S. 132—36. — 3) Hist Beziehgn.
i. d. Gedichten d. R. v. Zw., Progr. d. U.-Real-Sch. zu Bozen. S. 3 — 15. — 4) Konr. v.
Hostaden, Erzb. v. Köln. Köln, Bachern. XI, 164 S. Rec. i. Lit.-Cent.-Bl. 1881. N- 9.
Sp. 281. Literar. Handweiser Nr. 272. Sp. 554.
XIII. Jahrhundert (1208—1273). 11,45
Ja, in Zwiespalt mit Wilhelm geraten, vermochte er selbst durch seine sieg-
reichen Kämpfe dessen Königtum den Todesstofs zu versetzen und wufste
die Doppelwahl des J. 1257 gehörig zu seinem Vorteil auszunutzen. So hat
entschieden damals kein Fürst des Reiches einen gröfsern Einflute auf die Ge-
schicke Deutschlands geübt als Konrad in der zweiten Hälfte seines Pontificats. *)
Richards v. Com Wallis für Deutschland folgenlose Regierung war
für Aachen nicht ohne Bedeutung.2) Er erlaubte nämlich den Bürgern, ihre
Stadt mit einem Mauerringe zu umgeben und ein Burgfrit darin anzulegen;
er belehnte sie dann mit den unterhalb der Stadtmauern gelegenen Bädern,
die sie angekauft hatten, erbaute ihnen das berühmte Rathaus, eines der merk-
würdigsten und ältesten Bauwerke Aachens, und beschenkte die Münster-
kirche daselbst mit den Kroninsignien, die er sich in England hatte anfertigen
lassen. Der interessanteste Schmuck des Rathauses, die Statuen der 7 Kur-
fürsten sollen wichtige, aber noch zu wenig beachtete Urkunden über die Ge-
staltung der deutschen kurfürstlichen Würde sein. Die etwas dilettantenhafte
Beschreibung des Rathauses und die mangelhafte Litteraturkenntnis erwecken
jedoch kein günstiges Vorurteil für diese Ausführungen. — Die Bedeutung
der Wahl K. Wilhelms v. Holland und der Doppelwahl v. 1257 für die
Entwicklung des Kurkollegs betont L. Weiland.3) Der juristische Theoretiker
des Sachsenlandes habe der Ansicht, dafs das Erzamt ein 'Vorwahlrecht' be-
gründe, nachdem zufällig bei früheren Wahlen Sachsen, Böhmen, Branden-
burg ein solches ausgeübt, weitere Verbreitung verschafft, und parallel damit
habe die Kurie der Anschauung von einem bessern Rechte der Vorwähler
den Weg gebahnt, vorerst ohne Kriterien zu suchen für die Begründung des
Vorwahlrechtes und es den jeweiligen Umsänden und den Deutschen selbst
überlassend, zu entscheiden, wem das Recht zustehen solle, aber mit zäher
Consequenz und im Gegensatz zu den Anschauungen, die Friedrich II. bis
zuletzt festhielt Als zwei Jahre nach des Kaisers Tode drei der weltlichen
Erzbeamten den päpstlichen König Wilhelm anerkennen, hätten sich die
beiden Bestrebungen berührt und sich gegenseitig zum Siege verholfen, der
durch die Wahl des Jahres 1257 gesichert erscheine. —
Für Kultur- und Sittengeschichte wichtig ist K. Unkeis Aufsatz über
Caesarius v. Heisterbach;4) von Mehrens Arbeit über Ihn Sabin ist eine
dänische Ausgabe zu verzeichnen. 6) — Zwischen 1244 und 47 scheint das
fiteste Wappengedicht verfafst, von dem wir wissen: Konrad v. Mures Clipea-
rins, handschriftlich verloren, aber fast vollständig aufgenommen in Fei.
Hemmerlins Werk und daraus abgedruckt von Th. v. Li eben au.6)
1) Weitere« Kap. XIV. — 2> A. d. Miranda (d. i. Theifsen) E. v. Cornw. u. s.
Verhältnis *. Kronungsstadt A. Ann. d. hist. Vor. f. d. Niederrhein. H. 35, 65—69 u.
«P- Aachen, Barth. 36 S. — 3) S. o. Kap. X. —4) 8. Jahresber. II, 2, 143. Ratzin ger,
Uk Boh. (Jahreflb. II, 2, 63), gehört s. T. nach 1880. — 5) Den arabiske Filosof Ibn
Sabin Sendebrer tu Kejser Fred. II. af Hohenst. oller de Sicilianske Spörgsmaal ; vgl. Jahresb.
H 2, 65. — 6) Konrad y. M.b Clip., Ana. f. Schweiz. Gesch. XI, 229—43.
11,46 VIIL D König:
vm.
D. König.
(t 25. Aug. 1881.)
Deutsches Reich von 1273— 1400.
Weniger in dem ersten Zeitraum unserer Berichtsperiode, umsomehr
aber auf dem Gebiet des XIV. Jb. herrscht eine erfreuliche Thfttigkeit: es
mangelt weder an Editionen von Urkunden und Chroniken, noch an kriti-
schen Spezialuntersuchungen, die das vorhandene und neugewonnene Quellen-
material prüfen und oft zu neuen und überraschenden Resultaten kommen.
Diese haben dann wieder Verwendung gefunden in gröfseren darstellenden
Arbeiten, die von hervorragenden Forschern diesem Zeiträume gewidmet sind.
Meist bekannt sind die Kaiser-Urkunden von Rudolf I. bis Wenzel, die
den Niederrheingau betreffen und von F. W. E. Roth1) im Auszuge wieder-
gegeben sind. Sie beziehen sich namentlich auf Eberbach, Eltvil, Greisen-
heim, Loren, auf einzelne Familien, wie die von Erenfels, von Scharfenstein,
von Waldeck, Rost von Waldeck, die Rheingrafen, die Rheingauer Vicedome,
und endlich auf rheingauische Landesangelegenheiten. Unter Seh ums Er-
furter Urkunden2) gehören 6 von Kaisern ausgestellte der Zeit von 1274
bis 1348 an; meist sind es Bestätigungen von Rechten und Privilegien für
die Stadt und ihre geistlichen Stifter. — Unediert war bisher die Bulle
Clemens1 V., in der dem 'neulich erwählten Kaiser Heinrich VIL' zahlreiche
Privilegien bestätigt werden; unter den zu Pisa registrierten aufgeführt, er-
scheint sie im Duplikat erhalten.3) Einen Brief K. Friedrichs d. Schönen
an alle Kardinäle der römischen Kirche d. d. Wien, 1316, März 7, teilt
Waitz4) mit. — Die Jahre 1343 — 64 betrifft das Formelbuch von Erzb.
Ernst von Prag,6) dem hervorragenden Staatsmanne und Ratgeber Karls IY.;
eine einzeln publizierte Urkunde vom J. 1396 beweist die bürgerliche Ab-
kunft Jakob Twingers v. Königshofen; warum er Twinger hiefs, bleibt unbe-
kannt.6) — Eine von Caro7) abgedruckte Urk. Karls IV. v. 1369, Juni 17.
zu Gunsten der Inquisition, bez. Walter Kerlings war schon von Huber (Regg.
4761) und Friedjung (Karl IV., S. 197) benutzt. Urkunden Rudolfs I,
Ludwigs d. Bayern, Johanns von Böhmen sind im Originale in polnischen
Sammlungen.8) — In Utrecht enthält eine Handschrift Urkunden des XIV.
Jh., die Jahre 1375—1399 und 1343—1547 betreffend. Eine Abschrift
von einem Teile dieses Codex, gegenwärtig auf der kgl. Bibliothek in Han-
nover, wurde bereits von Leibniz für seine Ann. imperii benutzt.9) In
einer in Venedig ruhenden Urkundensammlung aus dem XVI. Jh. besagt eine
1) S. u. Kap. XII. — 2) S. u. Kap. XV. — 3) de Monclar, Bibl de l»ec. d.
Charte«. XLI, 54; vgl. N. Arch. VI, 468. — 4) Forsch, z. dtsch. Gesch. XX, 434. — &) S.
u. Kap. XXXII, auch üb. e. von Bischoff edierte Urk. — 6) Kindler v. Knoblauch,
Ball, de la Soc. p. la conservat. des monura. hiat. d'Alsace, 2 ser. X, 285 ff. — 7) Arch. f.
östr. Gesch. 61, 168. — 8) M. Perlbachs Bericht o. S. 43». — 9) K. Folti (s. o. S.
15") S. 272.
Deutsche» Reich von 1273—1400. 11,47
Urkunde Karls IV. v. 1347, die Privilegien Friedrichs II. seien schon un-
leserlich geworden.1) Eine andere Handschrift des XVI. Jh. enthält eine
Urk. desselben Kaisers v. 1366. In Siena ist eine Urk. K. Heinrichs VH.
vom 6. März 1311.*) Urkunden zur Geschichte eben dieses Kaisers, ferner
ein Schreiben Arezzos an K. Albrecht 3) und die Relation des Nikolaus von
Butrinto4) sind in der öffentlichen Bibliothek zu Turin gefunden worden-,
hier bewahrt das Staatsarchiv von Heinrich YIL eine Urkunde vom 24. Nov.
1310 in Transsumpt von 1480 6) und zwei Originalurkunden vom 7. Juli
1311, Bestätigung früherer Privilegien enthaltend, sowie eine Urk. Karls IV.
von 1355.6)
Einige Mitteilungen aus Manuskripten, welche für unsern Zeitraum Be-
reicherung des historiographischen Materiales gewähren, sind soeben schon
erwähnt; weiter kommen in Betracht ca. 330 Verse, die auf einem Um-
schlagsblatt in der Bibliothek des Geschichtsvereins zu Klagenfurt von Otto-
kars Reimchronik entdeckt sind.7) Von besonderem Interesse ist die bisher
unbekannte Chronik des Priesters Hugo Spechtsart von Reutlingen in einer
Hds. des XIV. Jh. in Petersburg.8) Bisher war zu der Chronik nur eine
Reihe von Glossen aus einer Wiener Hds. bekannt; allem Anscheine nach ist
die erhaltene Hds. Autograph. Äußerlich zerfallt sie in zwei Teile; der erste
reicht bis zum Tode Ludwigs d. Bayern, im andern sind die ersten Regie-
rangsjahre Karls IV. behandelt Der erste enthält die Chronik in ihrer ur-
sprünglichen, 1347 beendeten Gestalt. Der Abschnitt über Ludwig d. B.,
besonders aber der Bericht über Karl IV. sind geschichtlich wertvoll; in
letzterem sind die deutschen Flagellantenlieder in einer bisher teilweise un-
bekannten Gestalt nebst zwei ganz unbekannten Marienliedern eingeschaltet.
Gleichfalls aus der Dubrowskyschen Sammlung stammt eine Hds. aus der 2.
Hälfte des XIV. Jh., welche eine prosaische Umgestaltung der Chronik Hugos
zun gröfeten Teil in Glossen giebt. Von Wichtigkeit sind die heigegebenen
Urkunden, nämlich der Befehl Ludwigs d. B. an den Grafen von Württem-
berg, die Güter der sich dem Interdikte Unterwerfenden zu konfiszieren,
ferner Aktenstücke, welche die Lossprechung vom Banne betreffen. Von der
Wiener Hds., aus der B. Dudik9) einige Bruchstücke veröffentlichte und
welche ebenfalls den Kommentar zu Hugos Werk enthält, unterscheidet sich
die Petersburger dadurch, dals in ihr am Anfange alle jene Glossen fehlen,
welche im Chronikcodex vereinzelt vorkommen, und dafs am Schlüsse jene
Urkunden in extenso mitgeteilt werden. In der Petersburger Hds. Q. I, 4,
FoL 22 — 23 sind annalistische Aufzeichnungen eingetragen, die von 1310 bis
1399 reichen. Vorzüglich werden böhmische Angelegenheiten und speziell
Prager Vorgänge darin berichtet, so dafs Prag als Ursprungsort bezeichnet
werden darf.10)
Wie überall fehlt auch in Petersburg nicht eine Chronik Martins von
Troppau aus dem XV. Jh., in der die Reihe der Päpste bis auf Clemens VI.
weitergeführt ist Die Fortsetzung ist in Böhmen entstanden. Eine andere
Hds. des XIV. Jh. mit einer Fortsetzung bis 1315, bezw. 1320, entspricht
in dieser Gestalt der Kölner Ausgabe von 1574.11)
1) Winkelmann, Ber. aber e. Beise in It (o. 8. 15") S. 15. — 2) Ibid. S. 24. —
3) IHd. S. 26. — 4) Ibid. S. 28. — 5) Ibid. S. 29. — 6) Ibid. S. 30. — 7) N. Arch.
V, 647. — 8) Gillert (s. o. S. 16") S. 262 f., 599 f. — 9) Hiator. Forschgn. i. d. K.
oflentl. BibL, Wiener Site.-Ber. (phil.-hiut. Kl.). 95, 375—378. — 10) Gillert, 1. 1. S.
603—905. — 11) Ibid. S. 605.
I[,48 VHL D- König:
Mehrere Hds. der Martinschen Chronik, bis ins XIV. Jh. reichend, fan-
den auf einer englischen Reise R. Pauli und F. Liebermann *) in Cam-
bridge und Cheltenham. Eine derselben in Cambridge enthält das Werk
'Imago mundi' bis 1310; als Autor wird genannt Kanonikus Heinrich von St
Marien in Mainz. Es ist das Werk, welches sonst den Namen des Honorius
von Autun trägt (s. M. G. SS. X, 126). Reich besonders an in Italien ge-
fertigten kanonistischen Schriften aus dem XIII. und XIV. Jh. ist die Biblio-
thek des Metropolitankapitels zu Olmütz; erwähnenswert scheint ein Passio-
nale et Archiep. Arnesti statuta provincialia. (Cod. Chart, s. XV.) *)
An demselben Orte befinden sich 'Illustrierte Urkunden aus Avignon', 8)
dem XIV. Jh. angehörig. Miniaturmalerei auf Urkunden ist selten; sie ver-
dienen noch erhöhte Beachtung, weil sie als echte Werke französischer Kunst
den Stil der deutschen Skulptur und Malerei beeinflufst haben dürften.
Notizen über Karls IV. Gemahlin und deren Kinder enthält der Wiener Cod.
pal. 3358 [rec. 3087]; daran schliefsen sich in annalistischer Form Excerpte
aus den Jahren 1347 — 1452. Dieselbe Hds. enthält eine Chronik, welcher
die bis zum Tode K. Heinrichs VH. fortgesetzten Flores temporum zu Grunde
liegen;4) die Nachrichten der Jahre 1290 — 1313 sind bereits (M. G. SS.
XXIV, 286 f.) gedruckt. Auch Hdss. der Chronik Heinrich des Tauben fin-
den sich in Wien.6)
In dem an Handschriften reichen Domgymnasium zu Magdeburg6) sind
aufser zahlreichen Handschriften des Thomas v. Aquino und theologischen
Schriften des Aegidius von Rom vorhanden 'Caroli IV. imp. ordinatio de
privilegiis clericorum cum confirmatione concil. Basil. dat. Basilee 17. Kai.
Aug. 1434', eine Hds. der Goldenen Bulle, die Kopie einer Bulle Johanns
XXH. gegen Mag. Johannes 1321, eine 'Nota de indulgentiis a papa Joh.
XXII. datis' aus einer Hds. des XV. Jh. und schliesslich eine 'Visio et vita
Arnesti primi Archiepiscopy pragensis fundatoris monasterii Canonicorum
in Glacz\
Auch die Veröffentlichung chronikalischen Materials hat beträchtlich zu-
genommen, da die Monumente sich jetzt dem XIV. Jh. nähern. Kurz er-
wähnt sei eine Florentiner Chronik, welche auch für die Reichsgeschichte in
den JJ. 1300— 1313 eine Anzahl Daten liefert7) Bd. XXV der Scriptores
der M. G.8) bringt uns von J. Heller9) die Chronik des Johannes de Thil-
rode, die sich auf Martins von Troppau Chronik aufbaut und die Kaiserreihe
mit der Krönung Albrechts 1298 abschliefst. Durch die Boten des Grafen
Guido v. Flandern erfuhr Johannes, dafs bei der Krönung Albrechts ungefähr
hundert und sechzig Ritter anwesend waren und der Böhmenkönig das
Schenkenamt versah. Auch der Schlacht bei Woringen 1288 hat er einen
längeren poetischen Ergufs gewidmet. In den 'Notae Gandavenses' lesen
wir, dafs Hz. Johann v. Brabant im Auftrag des deutschen Königs das Gebiet
des Erzbischofes von Köln betritt, um Raubburgen zu zerstören. Die von
A. Bethmann und G. Waitz10) veröffentlichten 'Gesta Episcop. Eichste-
tensium continuata' nehmen mehrfach auf grofse reichsgeschichtliche Begeben-
1) Gillert, 1. 1. S. 637 f., 643. — 2) B. Dudik, Hdss. d. Bibl. d. M.-Kap. x. Olm.,
Archival. Ztschr. V, 126 u. f. — 3) B. Nordhoff, Ibid. S. 142 ff. — 4) M. Mayr,
Wien. Hdss. z. bayer. Gesch.; N. Arch. V, 136. — 5) Ibid. S. 140 f. — 6) H. Dittmar,
Verzeiehn. der d. Domgymn. gehör. Hdas.; Progr. d. Domgymn. z. Magdeb. — 7) E. Chron.
v. Flor, zu d. JJ. 1300—1313. Nach d. Hds. d. Bibl. Naz. z. Flor. z. ersten male hrsg. r.
0. Hartwig. 4. Halle. Unpag. Nicht i. Buchh. — 8) S. o. S. 12*. — 9) S. 557 ff —
10) S. 590.
Deutsche« Reich von 1273—1400. H,49
heiten Rücksicht, besonders auf den Kampf mit der Kurie unter Ludwig d.
Bayer. Auch die 'Historiae Patavienses et Cremifanenses' *) reichen bis
ins XIV. Jh.; Bernard v. Kremsmtinster schreibt in seinen 'Historiae' 'de
origine et ordine ducum Austrie' und schliefst mit dem Tode Albrechts 1308.
Eine Hand des XIV. Jh. fügte einen Bericht aus 1386 über die Schlacht
bei Sempach hinzu. Auch der Abtskatalog des Klosters berührt bekannte
weltgeschichtliche Ereignisse des XIÜ. und XIV. Jh.2)
Besonders erwünscht kommt die Ausgabe der 'Historia universalis et
Compendium Historiarum' des Sifridus Presbyter de Balnhusen.3) Wohl vor
1275 geboren, verfafste er Ende des XIV. Jh. eine Chronik vom Beginn der
Welt bis zum J. 1304. Später genügte ihm diese 'Historia univers.' nicht,
daher schrieb er das umfangreichere ^Compendium historiarum' ( — 1306).
Die Universalgeschichte enthält in drei Teilen die Geschichte des Alten
sowie des Neuen Testaments und Heiligenlegenden: die beiden ersten sind
fast ganz aus der h. Schrift und der Hist. scholastica des Petrus Comestor
geflossen. Der dritte Teil ist kompiliert aus der Chr. Minor Contin. I., aus
den Vitae Patr. und der Aurea Legenda des Jakob; frei und nur selten ist
das Pantheon Gottfrieds v. Viterbo benutzt. Ferner schrieb er die Vita S.
Bonif. des Willibald und das Leben der h. Elisabeth aus; manche Nach-
richten zeigen auch Übereinstimmung mit der Chronik von St. Peter in Er-
fart — In dem Kompendium ist der erste und zweite Teil seines ersten
Werkes wenig vermehrt, der dritte aber in zwei Teile geteilt: in die 'Ge-
schichten von den Verfolgungen der Kirche', welche mit Konstantin d. Gr.
aufhören, und in das 'Reich Christi', d. h. die folgenden Jahrhunderte. Quelle
ist hier vorzugsweise die Aurea Legenda, aufserdem eine Anzahl Heiligen-
leben. Im einzelnen richtet sich die Kritik Holder -Eggers gegen Wencks
Reinhardsbrunner Geschichtsbücher.4) — S. hat manche Anekdoten über-
liefert. Als Thüringer ist er auf K. Adolf schlecht zu sprechen, während
Albrecht seinen Beifall findet: Gerhard v. Mainz habe für seinen Ausspruch,
er habe noch drei Könige in der Tasche, früher als Albrecht sterben müssen.
Ausführlich erzählt S. auch den Streit des letzteren mit Wenzel n. v. Böhmen.
Die Universalgeschichte des ausgehenden XÜI. und beginnenden XIV. Jh. be-
rücksichtigt eine in Köln geschriebene und vor 1330 abgefafste Fortsetzung
einer Martinschen Chronik.6) Am ausführlichsten verweilt der Autor bei der
Regierung Heinrichs VH., aus dessen Römerzug er Einzelheiten erwähnt; sein
Tod ist durch einige Verse verherrlicht. Anklänge an die unter dem Namen
des Jakob von Mainz (Forsch, z. d. Gesch. XV, 582 f.) gehenden Nachrichten
sind deutlich wahrnehmbar. — Für die J. 1351—1389 enthält die 'Chronica
Tremonensium' Joh. Nederhoffs (um 1440), 6) manche Nachricht von kul-
tar-historischem Interesse; u. a. wird der Einzug Karls IV. in Dortmund 1377
und der Besuch der Kaiserin Elisabeth im folgenden Jahre anschaulich be-
schrieben.
Ein höchst wertvoller Beitrag zur Reichs- und Kulturgeschichte des XIV. Jh.
ist der 'Tractatus de Longevo Schismate* des Abtes Ludolf von Sagan.7)
Während sein Abtkatalog8) reich an kulturgeschichtlichen Momenten ist und bc-
1) S. o. S. 12. — 2) 8. 673—76. — 3) Ed. 0. Holder-Eggor, S. 679 f. Vgl.
Jihreaber. I, 254. — 4) S. Jahrosber. I, 152. 253. — 5) Martini Continuatio Colonicnris
von 1268 — 1326, ed. Card au ns. Im Anh. der 'Chron. regia Colon, in üb. Hchol.' ed. (i.
Wait» (Hann., Hahn), S. 354 69. — 6) Ed. E. B8*e, Dortmunder Chroniken 1. Hrsg.
vom Hirt. Ver. f. Dortra. u. d. Grfsch. Mark. Vgl. Lit. Ccntr.-Rl. 1881. Sp. 362. — 7) Ed.
Loaerth, b. u. Kap. XXX11. 8) S. Lorenz ÜQ. 11, 225.
Historische Jahresberichte. 18*0. II. 4
11,50 VIIL D. König:
sonders das Klosterleben mit seinen Ausschreitungen in derber, oft iroi
Weise schildert, handelt der Tractat weitläufig über Karl IV. als denj<
der bei längerem Leben das Schisma in kürzester Zeit beigelegt hätte,
erscheint Karl in hellstem Lichte im Gegensatz zu Wenzel, welcher i
Beilegung des Schismas wenig oder nichts gethan habe. Unter den Q
welche Ludolf benutzt hat, ist eine, aller Wahrscheinlichkeit nach v<
gegangene, welche in einem K. Wenzel überaus feindseligen Geiste at
war. Von des Königs guten Eigenschaften wie von den schlimmen
Gegner wird geschwiegen. Die Darstellung der Regierung Wenzel
daher mit Vorsicht benutzt werden.
Wenden wir uns zu den nicht minder zahlreichen historiograpl
Arbeiten, so bestimmt A. Hub er1) die Geburtsjahre einiger Kim
Albrechts, während G. Köhler und A. Busson die Schlacht auf dem '.
felde behandeln.2) Für die Zeit Heinrichs VII. und Ludwigs d. Bay
Albertino Mussato wichtig, den J. Wychgram3) behandelt hat. Die allg
Geschichte von 1334 — 1360 betreffen die Notizen unbekannter Herkui
nach Schau be4) neben der Chronik Villanis der Weltchronik Erzb. A
v. Florenz (1389—1459) für das XIV. Jh. zu Grunde liegen. So z. B.
der englisch-französische Krieg und die Zustände im Königreich Neapel t
Alle diese Notizen fanden sich wohl in dem von Antonin benutzten
Villanis vor als Zusätze, die der einstige Besitzer jenes Codex gleic
aber ohne jedes Princip und gelegentlich in seinem Villani nachg«
hatte. Das dazu benutzte Exemplar Villanis selbst war vermutlich ein«
bald nach 1323 veranstaltete und bis dahin reichende Edition der 'Isto
rentine.' Beachtenswert scheint die Nachricht, Ludwig d. Bayer ha
der Erwählung des Petrus Corbara zum Gegenpapst einen andern zu
Würde erheben wollen.
Die letzten Partieen (1342 — 53) der Chronographie Konrads von 1
Stadt hat K. Wenck5) zum Abdruck gebracht. Diese Kompilation
1362 geschrieben; der Autor schöpfte für das XIV. Jh. aus der £
Peterschronik, den Flor, chronicor. des Bernard Guidonis und aus H
v. Hervord. Einige nachträgliche Bemerkungen hat W.6) zu den v<
veröffentlichten Schedclschen Excerpten gegeben, welche das XIV. «
handeln. — Zur Charakteristik der Verfasser der sog. Chronik des
v. Rebdorf7) tragen Notizen von S. Riezler8) bei, der den Namei
oder Taube für den Familiennamen des einen Autors hält.
In einem^ Sammelbande der Hamburger Stadtbibliothek befind
eine noch ungedruckte, in Köln geschriebene Kaiserchronik, welche d
Rudolfs v. Habsburg bis zur Krönung Wenzels umfafst. Wyfs9) v
gegen Cardauns diese Chronik als eine nach 1370 geschriebene
Fortsetzung der Chronik Martins v. Troppau nachzuweisen, womit Wi
nicht ganz einverstanden ist Für die Glaubwürdigkeit von König
Schilderung der Schlacht bei Sempach und für die That Winkelrieds
1) Mitt d. Inst f. öst Gesch.-Forsch. I, 304 ff. — 2) Weiteres u. Kap. XVII.*-
u. Kap. XXVU1. — 4) D. Quellen d. Weltchronik d. h. Ant, Progr. d. Gymn. v.
berg. No. 166. 26 S. — 5) D. Chronogr. Konr. v. Halbent. u. verwandte Qaellen.
z. d. Genen. XX, 279 f. — 6) Z. Krit d. Reinhardsbr. Historiographie. Zschr. d
Thür. Gesch. u. Altortskde. N. F. II, 221 f. (1879). — 7) S. Jahresbor. 11, 2
8) Hist. Zschr. N. F. VIII, 154 t (Rec. v. Schultcs Sehr.) Vgl. auch R.s Gesch.
11, 567. — 9) D. Chronic« quorund. Koman. reguni ac imperat. u. verwandte Kölner <
N. Archiv VI, 155 f. — 10) Ibid. S. 1601.
Deutsches Reich von 1273—1400. £[ 51
A-Bernoulli1) eine Lanze. Von Wichtigkeit für die allgemeine Geschichte
ist auch Matth. oder Gregor Hagens österreichische Chronik, über die
F. M. Mayer9) zu den eigentümlichsten Resultaten gelangt ist, der auch
das in Pez' Ausgabe fehlende Kapitel über Begebenheiten des J. 1387 in Salz-
burg und Oberitalien aus einer Handschrift im Anhang mitteilt
Unter den darstellenden Arbeiten berührt zuerst unseren Zeitraum
F. Heymachs*) Schrift über den hochbedeutenden Erzb. v. Mainz, Gerh.
von Eppenstein. H. nimmt mit Ennen an, dafe nicht er, sondern Siegfried
t. Köln 1292 Adolf von Nassau zuerst als Kronkandidaten in Vorschlag
brachte. Bei Albrecht von Österreich habe Gerhard, welcher früher der Kan-
didatur desselben widerstrebte, aus der Not eine Tugend gemacht. Selbst
die vom Herzog von Böhmen für Gerhard am 21. Febr. 1297 ausgestellte
Vollmacht, dafs er in seinem Namen den Habsburger wählen solle, bedeute
noch nicht eine Zustimmung des Mainzers zur Wahl. Die Wahlvorgänge
zeigen, dafs Gerhard mit seinen Kurfürsten schon vor der Absetzung Adolfe
und zwar zu Alzei Albrecht die Krone angeboten habe. Dafs dieser zu Leb-
zeiten Adolfs eine Wahl abgelehnt habe, wie er später dem Papste schrieb,
scheint erlogen, da Albrecht bereits am 5. Juli 1298, also geraume Zeit vor
jenem Akte, den er späterhin als Rechtsbasis seiner Regierung bezeichnete,
an den Bischof von Passau schrieb: Adolf habe gegen ihn, der einmütig zu
seinem Nachfolger gewählt worden sei, den Kampf begonnen. Hier wie auch
sonst im Widerspruch zu Lorenz' Ausführungen (D. G. II, 652 f.) bestreitet
E, dafs der Herzog von Sachsen die Wahl Albrechts vorgenommen habe, viei-
raehr sei Gerhard der eigentliche Königsmacher gewesen.
Von Heinrich VH. ist von C. Wenck eine Biographie in Aussicht ge-
stellt; vorläufig hat W. das Leben desselben nur skizziert,4) während P. W.
Hauthaler5) aus einer Hds. der Stiftsbibliothek zu St. Peter in Salzburg
ein Verzeichnifs der Salzburger Ritter abdruckt, welche von Erzb. Friedrich
am Vorabend der erwarteten Schlacht bei Mühldorf 1319 und wieder am
Vorabend der wirklichen Schlacht 1322, beide Male am 28. Sept., den Ritter-
schlag erhielten. Neues Material zur Geschichte Ludwigs d. Bayern ver-
danken wir zunächst S. Riezler. Eine Anzahl seiner Urkunden zur bayri-
schen Geschichte6) betreffen den Streit mit der Curie. Sie waren z. t. gar
nicht, z. t. nur aus Regesten oder kurzen Inhaltsangaben in Arrodens Re-
pertorium bekannt. Sodann aber hat F. v. Löher7) von den 1204 im
Vatikanischen Archiv ruhenden Urkunden zur Geschichte Ludwigs Regesten
erhalten und aufserdem Auszüge aus den ersten 857 Urkunden (vom 3. Jan.
1315 bis 22. Sept. 1334). Diese Auszüge, im Vatikan angefertigt, geben
zweifellos den Inhalt der Urkunden ebenso genau wie vollständig wieder.
Mehrere Urkunden über die Verkündigung der päpstlichen Processe gegen
Ludwig erhalten wir durch F. M. Mayer.8)
Das Lob, das allgemein C. Müllers Geschichte des Kampfes zwischen
Papst und K. Ludwig zu teil geworden ist,9) wird durch den Widerspruch,
1) Künigshotcns Ber. üb. d. Schi. b. Sempach , Jahrb. f. Sehwciz. Gösch. V , 3 f. —
2) S. u. Kap. XYLL — 3) Gerh. v. Eppcnst. etc. I. T. 70 S. Strafsb. Dissert. —
4) Aügem. 1). Biographio XI, 443—449. — 5) Z. Gesch. iL Erzb. Fricdr. 111., Mitt. d. Ges.
i Salzb. Landcskde. XIX, 162—107. - - 6) Forsch, z. d. Gesch. XX, 233- 75. Besonders
wichtig No. 22— 2G. 29. 30. 35. 36. 38. 39—43. — 7) Archival. Zschr. V, 236 f. (reicht
Wa 21. De*. 1326.) — S) Beitr. z. Gesch. d. Erzbist. Salzbg., Arch. f. öst. Gesch. 62, 147 ff.
- 9) S. Jahresber. 11, 2, 681.
4*
11,52 VIIL D. König:
den er in Einzelheiten findet, nicht geschmälert Ph. Zorn1) z. B. wil
die Bezeichnung 'electi' für die beiden Gegenkönige durch Johann XXII
aus der Müller folgert, dafs jener die Wahl anerkannt und damit auch de
Rechtsanspruch auf päpstliche Bestätigung erhoben habe, als Formalität an
sehen: der Papst gebe den Titel beiden, weil er dadurch seiner Entscheidun
nicht präjudicierte. — Dem I. Bande seines Werkes hat C. Müller *) rase
den EL abschliefsenden folgen lassen. Er schildert die Fortsetzung de
Streites mit Benedikt Xu. und Clemens VI., stets im Zusammenhang mit de
grofsen politischen Ereignissen der Zeit und auch den feinsten Zuckunge
dieses Kampfes im Volksleben und in der Litteratur nachspürend. Wi
schwierig die an spinösen Kontroversen reiche Materie zu bewältigen wai
zeigen die im Anhange beigefügten 20 Beilagen. Auch diesmal haben an
erkannte Forscher in Einzelfragen oft wesentlich verschiedene Ansichten ans
gesprochen. Es handelt sich namentlich um die Beurteilung der sog. Prc
kuratorien, d. h. der von der Kurie vorgeschriebenen und von Ludwi
besiegelten und ausgefertigten Absolutionsbedingungen, in ihrem Yerhältni
zu den vom Kaiser seinen Gesandten erteilten geheimen Instruktionen. Hie
bemerkt Riezler,3) dafs die Prokuratorien von 1343 nicht allein Vorbe
dingung und Basis weiterer Unterhandlungen waren, sondern dafs Ludwi
auch durch ihre Beschwörung schon die rechtliche und sittliche Verpflichten
zu ihrem Vollzuge auf sich genommen, der Papst mithin im Rechte wa
sich über Ludwigs Treulosigkeit und Wankelmut zu beklagen. Denselbe
Gedanken führt des weiteren Werunsky4) durch; er nimmt u. a. auc
Karl IV. hinsichtlich der Kapitulation vom 22. April 1346 in Schutz. -
Während aber in den Hauptfragen Müller und Riezler in bestem Einvernehme
sind, steht zu ihnen in schroffem Gegensatz W. Preger.6) Er giebt ein
Reihe von Korrespondenzen und Akten aus dem vatikanischen Archiv, welch
die einzelnen Phasen des kirchenpolitischen Kampfes, sowie auch die Politil
Johanns v. Böhmen in neuem Lichte zeigen. Dies gilt besonders von dei
Vertrag von Piumaccio, den der Böhmenkönig nach seinen glänzenden Er
folgen in Italien am 17. April 1331 mit dem päpstlichen Legaten schloß
wodurch Johann damals mit dem Papste in Verbindung gegen Ludwig trat
Die bekannte Bulle Johanns XXIL, welche Italien vom Reiche trennt, is
nach Pr. in ihrer Einleitung unecht und bezüglich ihrer Datierung frühe
als bisher anzusetzen. Pr. leugnet ferner eine Schwenkung der Politil
Johanns, als dieser nach seiner Rückkehr aus Italien mit Ludwig zu Regens
bürg und zu Frankfurt (Aug. u. Dec. 1331) mehrere Verträge einging: si
seien von Johann nur aus Not und zum Scheine abgeschlossen, während sein
Haltung in Wirklichkeit eine antikaiserliche war. Er habe auch den Plai
der Abdankung Ludwigs zu Gunsten Heinrichs v. Niederbayern ersonnei
und diese nebst der Abtretung des Arelats am Pariser Hofe als Preis fü
Philipps Zustimmung zur Aufrichtung einer luxemburgischen Herrschaft ii
Oberitalien angeboten. Als beredter Anwalt der kaiserlichen Politik fafst Pi
die Abdankung Ludwigs zu Gunsten Heinrichs v. Niederbayern, die voi
jammervoller Charakterschwäche zeugenden Unterwerfungsversuche des Kaiser
1) D. kirchenpol. Kampf unt L. d. B., Preufs. Jhb. 45, 450 ff. — 2) D. Kampf Lwh
d. B. mit d. röm. Kurie II. XII, 380 S. Tübingen, Laupp. — 3) Gott. Gel. Ans. S. 602 t
Hier werden auch kleinore Versehen Müllers erledigt. — 4) Mitt. d. Inst f. äst. Gesch. 1
631 f. (Kec. v. Müller). — ü>) Beitr. u. Erörtergn. z. Gesch. d. dUch. Reichs i. (L J. 133
—J4. München, Franz, 82 S., 4. - Sep. aas Abhandl. d. III. Kl. d. Münch. Akad. XV, Abt S
Deutsches Reich von 1273—1400. 11,53
von 1330 — 1334 als wohlberechnete Schachzüge, als Zeichen einer klugen
und schlauen Politik auf. ImErnste habe Ludwig nicht daran gedacht, seine
Krone niederzulegen: Ansichten, die Riezler1) entschieden bestreitet. —
Die Resultate der zuletzt besprochenen Schriften sind von Riezler8) in
gründlicher und geschmackvoller Darstellung zusammengefaßt Übrigens hatte
Ref. die Gründungsgeschichte des Klosters Etal und die historiographische
Thätigkeit daselbst ebenfalls untersucht.3) Sonst bezieht R. jetzt mit Müller
die zweideutigen Worte in dem Briefe Marino Sanudos4) ipsum fore imperatorem'
auf Johann v. Böhmen und nicht auf den französischen König. Durch R.
erfahren wir ferner von einer Hds. der Münchener Bibliothek, welche kurz,
aber nicht immer zuverlässig Urkunden zur Geschichte Ludwigs des Bayern
verzeichnet. Der historiographischen Thätigkeit in Bayern ist ein besonderes
Kapitel gewidmet. Riezlers auf Mussato sich aufbauende Charakterschilderung
mifsbilligt A. Kpuckhohn]5) der in Anlehnung an Preger Ludwig von dem
Vorwurfe des Kleinmuts und der auf religiösen Skrupeln beruhenden Unter-
würfigkeit gegen die Kurie zu reinigen sucht.
Wenig ist von der Forschung bisher Günther v. Schwarzburg be-
rücksichtigt Nach der bisher herrschenden Ansicht wurde er, nachdem am
1. Jan. 1349 eine Vorwahl stattgefunden hatte, am 30. dess. Mon. zum
Gegenkönig gegen Karl IV. gekoren. Allein nach K. Janson6) war der
Wahltag der 30., jedoch schon vorher, am 9. Dec. 1348 und am folgenden
Neujahrstage hatten die Kurfürsten in Einzelakten durch Urkunden gewählt.
Durch dieses aufserordentliche Verfahren , nämlich die schriftliche Anticipation
eines Teiles des mündlichen Wahlaktes, wurde die Bedeutung des Wahltages
vom 30. Jan. 1349 zu einer rein formellen herabgesetzt. — Die strategischen
Operationen von Eltvil zeigen, dafs die Stärke Günthers bislang erheblich
überschätzt ist. Diese Überschätzung hat im Verein mit schlechten Quellen-
nachrichten zu der irrigen Annahme geführt, Karl IV. habe sich im Juni
1349 zu Frankfurt als dem üblichen Orte einer Neuwahl unterziehen müssen.
Die von böhmischen Historikern geleugnete zweite Krönung Karls zu Aachen
bat wirklich stattgefunden. Falsch ist die Ansicht, Karl IV. habe Markgraf
Ladwig v. Brandenburg den Besitz dieses Landes und der damit verbundenen
Kurwürde, welchen er dem falschen Waldemar durch Belehnung zugewandt,
in dem durch Günthers Abdankung erreichten Frieden garantiert. Eine Kritik
des Berichtes bei Latomus — auch andere Stellen der 'Acta aliquot' dieses
Frankfurters bedürfen einer kritischen Analyse — erweist die Vergiftung
Günthers als ungeschichtlich; als Todestag des Königs ist der 14. Juni fest-
zuhalten. Am Schlufs werden von Janson 17 meist unedierte Urkunden aus
dem Dortmunder und Frankfurter Stadtarchiv mitgeteilt. — In Günthers Zeit
fällt die in ihren Verheerungen unerreicht dastehende und selbst die Justi-
nians (531 — 80) bei weitem übertreffende Epidemie des schwarzen Todes,
der erst nach einiger Zeit zur gewöhnlichen Beulen- (Bubonen) Pest wurde.
Seine Verbreitung hat C. Martin7) kartographisch dargestellt auf Grand der
bekannten Werke von Hecker und Häser.
1) Hist Zschr. N. F. VIII, 508 f. (Rec. v. Progor). — 2) Gösch. Bayerns II. (s. u.
K. XIII) S. 315 ff. — 3) S. Jahrosbor. II, 2, 68« — 4) S. Jahrosbor. II, 2, 68*. —
5) (Angab.) Allgem. Ztg. Beil. v. 28. Dec. — 6) D. Königt Günth. v. Schw. Eingel. v.
J. Weissäcker VII, 146 S. Leipzig, Veit (Histor. Stadien, hrsg. v. W. Arndt, C. v.
Noorden, G. Voigt Hft 1; S. 1 — 43 auch als Gott. Diss.) Vgl. auch S. 54 inf. —
7) Geogr. Darstoll. einiger Pestepidemieen, Poterm. Mitt 25 (1879), S. 257—69.
11,54 VIII. D. König:
Für die Zeit Karls IV. liegen uns mehrere Arbeiten vor. E. Wcrunsk
welcher bereits durch mehrere Werke über Karl IV.1) ein höheres Ziel hat
erkennen lassen, hat zunächst das Leben dieses Kaisers von 1316 — 46 b
handelt.2) Das ganze Werk — auf vier Bände berechnet — will nicht m
eine Biographie Karls geben, sondern auch eine Geschichte des deutscl
italienischen Kaiserreiches sowie der Länder der böhmischen Krone unti
Karls Regierung. Dabei soll auch den allgemeinen Kulturströmungen, d
den Charakter jener Zeit bestimmen und an denen Karl persönlich Ante
genommen hat, Rechnung getragen werden. Einige kleine Versehen h
A. Huber3) verbessert, der auch bestreitet, dafs die von Ludwig ui
Johann v. Böhmen vom 10. u. 12. Aug. 1331 datierten Verträge durch d<
Vertrag vom 13. Aug. hinfällig geworden seien. — Im einzelnen behande
Th. Menzel4) die Kämpfe der von den Gonzaga, den Este, der Stadt Pav
und dem Markgrafen von Montferrat zu Ferrara am 31. Okt 1335 g
schlossenen Liga mit den Visconti. Karl IV. unterstützte die Liga, währei
Innoccnz VI. auf Seiten des Bernabö Visconti stand, mit welchem der Ka
dinallegat Albornoz aber bald zerfiel, sodafs er am 28. Juni 1357 mit d<
Liga in Verbindung trat. Am 8. Juni 1358 vermittelte Karl indessen eine
Frieden und neigte sich später den Visconti zu. — Das Schreiben Karls t
einen Reichsfürsten (Huber. reg. 6372) gehört nach M. in das J. 1356; d
durch Villani überlieferte Nachricht von der angeblichen Ernennung H
Rudolfs v. Österreich zum König der Lombardei beruht auf einem leere
Gerücht, und Rudolf hat sich nicht, wie Huber meint, diesen Titel angemalt
Matteo Villanis Berichte sind glaubwürdig und seine chronologischen Angabe
genau; dagegen waren mehrere Stücke des päpstlichen Registrums aus de
J. 1361 bisher mangelhaft geordnet.
Eine neue Phase in Karls IV. italienischer Politik bezeichnet dessc
2. Römerzug.5) Vom Papst gegen den Bologna bedrängenden Bernabö Vi
conti zu Hülfe gerufen, kämpfte Karl an der Seite der Liga gegen d
Visconti bis zum Frieden von Modena am 28. Aug. 1368. Dieser Römern
bietet in seinem weiteren Verlaufe kein Interesse; sein eigentlicher Zweck i
trotz einzelner Erfolge Karls als verfehlt anzusehen. Die Söldnerbanden, vc
denen Karl Italien befreien wollte, waren keineswegs aus dem Lande ve:
schwanden; auch war es ihm nicht gelungen, die Macht Bernabös zu breche
oder wenigstens zu schwächen und den Aufenthalt des Papstes in Rom i
sichern.
Die neuere Geschichtsforschung hat es oft mit Glück versucht, die kircl
liehe Politik der deutschen Könige bis in die genauesten Einzelheiten zu ve:
folgen, doch kommt E. Freiberg,6) der die Stellung der Bischöfe und di
Ordensgeistlichkeit zur Wahl und Anerkennung Karls IV. bestimmen wi
nicht über die Resultate Colombels (d. Kampf Gerlachs v. Nassau m. Hein
v. Virneburg um Mainz, Hadamar 1862) hinaus; auch stellt er die Angabe
der Schriftsteller ohne weiteres den urkundlichen Berichten gleich. Die Da
Stellung von Günthers Königtum leidet an manchen Unrichtigkeiten. Unti
1) S. Jahrosber. I, 167, vgl. auch o. S. 52*. — 2) Gesch. K.Jtarls IV. u. «. Zeit.
Innsbr., Wagner. XVI, 462 S. — 3) Mitt d. Inst f. «st. Gesch.-Forsch. I, 468 f. -
4) Ttalion. Tolit K.s IV. 1355—68. I. Hall. Diss. 46 S. - 7>) J. Matthos, <L 2. Römer»
K. Karls IV. 1368- 69. 88 S. Hall. Dias. — 6) D. Stellung d. dtach. Goi«tlichk«H
Wahl ii. Anerkenn. K.s IV. 68 S. Hall. Diss.
Deutschen Seich von 1273—1400. H,55
der Geistlichkeit ragte durch politische Thätigkeit Friedrich HI., Erzh. v.
Köln, hervor; seine Beziehungen zu Karl IV. hat auch J. Fecker1) Derührt.
IL Wenzels Regierung ist von Th. Lindner*) bis zu seiner Absetzung
gefuhrt worden. Aufser der eingehenden Darstellung der deutschen Ver-
hältnisse hat L. die Vorgänge im Norden Europas, in Italien und die päpst-
liche Politik von Urban VI. bis zur Wahl Benedikts XIII. geschildert. Be-
sonders gelungen erscheint die Charakteristik Wenzels. In 27 Beilagen
erledigte L. kritische Fragen; in No. 17 wird gegen Weizsäcker ausgeführt, dafs
die Wahl Erzb. Johanns von Mainz nicht der Kern und Angelpunkt der
folgenden, zur Absetzung Wenzels fuhrenden Ereignisse gewesen ist — Be-
kanntlich hat sich um Wenzel ein reicher Sagenkreis gebildet Zu den
interessantesten Sagen über ihn gehört seine Gefangennehmung im J. 1393
und seine Befreiung durch die Bademagd Susanna. Nachdem Pelzel bereits
gezeigt, dafs diese aus der 1541 erschienenen cechischen Chronik des Priesters
Wenzel Hagek stammende Sage in das Bereich der Dichtung gehört, weist
Horcicka3) Hageks Quellen nach. Den Kern seiner Dichtung bildet die
historisch beglaubigte Nachricht von der Gefangenschaft Wenzels im J. 1394.
Die Ausfuhrungen im einzelnen beruhen auf falscher Interpretation von
Bilderhandschriften, von Illustrationen zu dem Wilhelm von Oranse in der
Ambraser Sammlung, der von Wenzel bestellten und ihm gewidmeten deutschen
Bibelübersetzung und der prachtvoll verzierten Abschrift der Goldenen Bulle,
welche 1400 für ihn gefertigt wurde. Diese Darstellungen schildern Wenzels
Liebesverhältnis und Abenteuer mit einem Bademädchen. Hagek brachte sie
in Verbindung mit Wenzels Gefangenschaft und dichtete jene romantische
Geschichte zusammen, die dann als historisch angesehen ist. Auf der Salz-
barger Landes- und Studienbibliothek befindet sich eine mit ähnlichen Bildern
verzierten 'Expositio in PsalteriunT von Nicolaus de Lyra.4)
IX.
E. Huckert
Deutschland im XV. Jahrhundert.
Nachdem K. Menzel den 10. Halbband der von Schliephake ange-
fangenen Geschichte von Nassau6) veröffentlicht hat, besitzen wir eine Dar-
1) Friedr. v. Saarwerden, Ei ab. y. Köln u. Hz. v. Westf. I. T. 65 S. Münster, Dim.
— 2) Gesch. d. dtsch. Reichs v. Endo d. XIV. Jh. bis z. Reform. I. Abt: Gesch. d. d. R.
unter K. Wenz. Bd. II, 2. Braunschw., Schwetschke. XIX u. S. 225—545. (II, 1 orsch.
1876). Vgl. n. Kap. XXI. — 3) D. Sage v. Sus. u. K. Wenz., Mitt. d. Inst f. öst Gesch.
U 106 f. Üb. Wenz.««. d. h. Nepom. vgl. u. K. XXIV. — 4) A. J. Hammerle, o. neue
fiüderfcds. z. 8us.-sage, ibid. 8. 309. — Üb. Bischoff, d. Gefangennahme d. Strafsb. Ge-
sandten, s. u. Kap. XXXII. — 5) Gesch. v. Nassau v. d. ältesten Zeiten bis auf d. Gegenw.
arf d. Gnmdl. orkundl. Quellenforsch. V. A. u. d. T.: K. Menzel, Gesch. v. Nassau v. d.
Mitte d. XIV. Jh. bis z. Gegenw. I. Wiesbaden, Kreidel. 1879. (Vgl. Jahresber. II, 2,
134.) Vorrede von 1880.
IJ,56 IX. E. Huckert:
Stellung der Reichsgcschichte des ganzen XV. Jh., soweit dabei Mitgliedei
des nassanischen Hauses irgendwie in betracht kommen. In manchen Punk-
ten bietet M. hierbei, meist auf Grund ungedruckten Materials, Abweichun-
gen und Verbesserungen gegen die bisherigen Darstellungen; neue, wichtig!
Gesichtspunkte treten uns jedoch nicht entgegen. — Die Reformprojekte voi
der Zeit der Hussitenkriege bis zur Regierung Karls V., namentlich au
finanziellem und militärischem Gebiet, schildert K. E. H. Müllers1) auf be
kannten grösseren Werken beruhende, aber brauchbare Schrift. Seine Be
bauptung, dafs die Formen der allgemeinen Beratung auf den Reichstage]
sich erst auf dem Reichstage von 1489 festgesetzt haben, ist jedoch un
richtig, da sich schon auf früheren Reichstagen die drei Kollegien bald nacl
Anhörung der kaiserlichen Reichstagspropositionen sonderten.2) — R. De
wi tz'3) Abhandlung über 'Reichstage und Reichsverfassung unter Friedrich HL
stützt sich unter anderm auf Beckers Weltgeschichte, Kohlrausch und dei
'in meinem Besitze befindlichen Schilter: Scriptores u. s. w.'!
Der erste der Könige des XV. Jh., Ruprecht von der Pfalz, wollte be
kanntlich das Ansehen des Reichs in Italien wiederherstellen: als er siel
1401 überzeugt hatte, in der Lombardei nicht vordringen zu können, be
nutzte er den Pafs, welcher auf deutscher Seite der Pleckenpafs heifst, au
Friauler Seite noch jetzt den Namen Monte Croce führt.4) — Ein unbe
deutendes Ereignis seiner Regierung lehrt uns eine bisher ungedruckte, von
kaiserlichen Notar Stephan Lamp ausgefertigte Urkunde v. 10. Juli 140!
kennen, in welcher die Gemeinde Wcyer bei Bonifaz IX. Appellation einleg
gegen die Strafen, welche wegen angeblicher Unterstützung eines Raubanfall
auf den Magister Symeon von Perugia, Advokaten des apostolischen Kon
sistoriums, über sie verhängt waren.6) — In Sigismunds Regierung ist fu
die allgemeinen sowie die kirchenpolitischen Fragen von hoher Wichtigkei
das Bündnis von Cantcrbury, welches am 15. August 1416 zwischen den
Könige und Heinrich V. gegen Frankreich geschlossen wurde. Caro6
stimmt auf Grund der von ihm früher veröffentlichten Aktenstücke7) Len:
nur bei in Bezug auf die Wirkungen und Konsequenzen desselben. Wa
aber die vorbereitenden Begebenheiten und Beweggründe betrifft, so hatte di<
englische Gesandtschaft, welche Sigismund 1411 empfing, und der Vertrag
zwischen Sigismund und Heinrich von 1414 nichts- mit Frankreich zu schaffen
— An den Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Frankreicl
und England nahm S. als ehrlicher Vermittler teil, während Frankreich (eben
so wie England) ein unehrliches Spiel trieb und S. am Narrenseil herumzu
führen suchte. Als S. das erfuhr, war er bereit mit England gegen Frank-
reich ein Bündnis zu schliefscn, welches ebenso sehr seinem verletzten GefÜh
wie seinen Interessen, insbesondere hinsichtlich des Kouzils entsprach. Er tha
jedoch nichts, um die Beschlüsse von Cantcrbury ernsthaft in Ausführung zu
bringen. Heinrich V. dagegen war die Ursache, dafs S., der sein Schirmvogtei
recht über die Kirche in hohem Mafse überspannte und die Grenzen de:
kirchlichen Selbstverwaltung sehr eng zu ziehen suchte, in der Prioritätsfragi
1) Kcichsstouorn u. Reicharoformbestrobangon i. XV. u. XVI. Jh. Prenzlan, Vincent 71 S
— 2) S. W. Böhms Rec, Hirt. Ztschr. N. F. XI, 78.-3) Beil. z. Progr. d. Progyranai
i. Offenbiirg 1879/80. (N. 519.) — 4) Fickor. d. Alpenstrafsen per Canale* u. p. monl
Orncis, Mitt d. Inst. f. orten*. Geseh.-Forsch. I, 301 f. — 5) Fr. Tha n er, Urkk. an
Büohcrdeckcln. Ibid. S. 128. — 6) D. Bündn. v. Canterb. Gotha, Perthes. V1I1, 120 8
— 7) S. Jahresber. II, 2, 77.
XV. Jahrhundert. ü,57
nachgeben mutete. Die obige Auffassung über das Verhalten Sigismunds hebt
auch manchen Zweifel an der Glaubwürdigkeit seines Biographen Eberhard
Windeck. — Auch in seiner reichsstädtischen Politik während der ersten
Jahre seiner Regierung erscheint S. nach H. Fink es1) gründlichen, auch
auf Benutzung ungedruckten Materials beruhenden Forschungen vielfach in
besserem Lichte als bisher. Besonders ist seine vorläufige (allerdings durch
H&ndsalben beeinflufste) Entscheidung zu Gunsten des neuen Rates in dem
bekannten Lübecker Streite milder als bisher zu beurteilen. Bei inneren
Streitigkeiten nahm S. sonst, wie viele Beispiele zeigen, so lange der Streit
als Rechtsstreit geführt wurde, meist eine unparteiische Stellung ein; sobald
aber Gewalttätigkeiten vorkamen, schlug er sich fast regelmäfsig auf die Seite
der bis dahin herrschenden Partei. — In den Kämpfen mit Mailand, Venedig,
Friedrich v. Österreich suchte S., ohne die Vorrechte der Freistädte in betreff
der militärischen Hilfeleistung viel zu beachten, sich vornehmlich auf die
Städte zu stützen, aber durch ihre Zauderpolitik und durch den Widerstreit
der städtischen Interessen mit denen des Königs (Handel nach Venedig) ver-
liefen sämtliche Unternehmungen ohne Erfolg. In dem Streite des Erzbisch.
Johann H. mit der Stadt Mainz zeigte die königliche Politik eine schwan-
kende Haltung. Wenn die durchgreifende Reform, welche S. mit Hilfe und
im wesentlichen zum Nutzen der Städte vorzunehmen suchte, ohne Erfolg
blieb und die vom König geplanten Landfriedensbündnisse nicht zustande
kamen, so lag der Grund ebenfalls in der kleinlichen, aber meisterhaft durch-
geführten 'Zauderpolitik' der schwäbischen Städte. Hierbei sind jedoch wohl
die verschiedenen Phasen der städtischen Politik Sigismunds sowie der Unter-
schied von Reichs- und Freistädten nicht genug berücksichtigt.8) Noch er-
heblicher sind F.s Resultate auf Grund neuer Archivalicn in Bezug auf den
Prozefe des Elekten Wilhelm von Diest mit der Stadt Strafsburg und dem
Kapitel. S. wollte aus den Wirren einen möglichst grofsen pekuniären Vor-
teil erzielen und entschied sich deshalb anfangs für die Stadt, trat ihr aber
später überall hindernd in den Weg. Die meistbeteiligtcn Mitglieder des
Kapitels und Bürger der Stadt erlangten später die Aufhebung der vom Kon-
stanzer Konzil über sie verhängten Strafen ohne Zuthun und wider den Willen
des Königs. — F.s günstiges Urteil über Sigismunds Konsequenz in der städti-
schen Politik, das sich Kerlers in Bd. VU der Reichstagsakten ausgesprochener
Ansicht anschliefst, kann Ref.3) nicht teilen; Kcrler hat den Einflufs der
Stellung des Erzb. Johann II. zu Mainz auf seine eigene Politik und das
Verbalten Sigismunds zu den Städten unterschätzt. — Ein die Reichsstralsen
betreffendes Urteil wurde von dem Markgrafen Friedrich v. Brandenburg 1415
gefällt, als S. in Konstanz Gericht hielt. Hans v. Lupfen hatte als Landvogt
der österreichischen Herzöge im Aargau und vertrauter Diener des Königs
in der Nähe von Mühlhausen i. E. Waren eidgenössischer Kaufleute aufge-
hoben, weil angeblich sein Geleitsrecht zu Ensisheim umgangen sei. S. gab
sieb mit dem Urteil, die Waren sollten zurückgegeben werden, da die freien
Reichsstralsen frei und offen bleiben sollten, zufrieden und übernahm sogar
die entstandenen Kosten.4) — In einer Urkunde d. d. Hornstein 14. Febr.
1425 sichert S. dem letzten Minnesinger Oswald v. Wolkenstein freies Geleit
1) K. Sigm. reichsatädt Politik (von 1410—1418). Bocholt, J. u. A. Tomming. 130 S.
— 2) S. Rof., Polit. d. St Mainz (1878). S. 94. — 3) S. Ilüffors llist. Jahrb. 1, 166
bin 172. (Bec v. R. T. A. VII.) — 4) H. Rocholl, o. Schiedsspruch F.s v. Brandenb.,
Ztochx. f. preufs. Gesch. u. Ldskde. XVII, 269—79.
11,58 IX. E. H ucker t:
nach Wien zu, damit derselbe dort seinen Streit mit Friedrich v. Tirol zui
Austrage bringe. Dafs B. Weber in seiner Ausgabe der Gedichte Wolker
steins die Urkunde ins J. 1424 setzte, brachte ihn zu der irrigen Ansich
Oswald sei von S. als Unterhändler nach Deutschland geschickt worden, ui
die Reichsfürsten zu einem Feldzug gegen Friedrich zu gewinnen, der Koni
habe sich dann aber mit Friedrich versöhnt, ohne dafs Oswalds auch nv
mit einem Worte gedacht wäre.1) — Briefe Sigismunds, des Aeneas Sylviu
der Königin Elisabeth, des Papstes Calixtus u. s. w. befinden sich in Hanc
Schriften der Ländesbibliothek zu Fulda.8) — Die Urkunden Sigismunds ii
Archiv der Stadt Kronstadt in Siebenbürgen berühren ungarische Verhältnis*
und zwar meist Zölle.3)
Für die Geschichte des Konzils von Konstanz sind von grofser Wichtig
keit die Schriften Dietrichs v. Niem. Nach einer hinterlassenen Studi
des verstorbenen Rektors der Anima zu Rom, AI. Für, welche vornehmlic
auf Archivalien der Anima beruht, ist D. nicht allein Wohlthäter, sonder
wenigstens Mitbegründer jenes 1399 gestifteten Hospizes S. Maria delT Aninu
Als K. Ladislaus von Sizilien 1413 Rom erobert hatte, schenkte er die seh
ansehnlichen Güter Dietrichs in Rom und seinen Bezirken einem gewisse
Cccchus, worauf das Hospiz erklärte, die angeblichen Besitzungen D.s seie
dem Hospiz vor langer Zeit geschenkt. Der darüber angestellte ProzeJ
brachte keine volle Klarheit, aber Ladislaus erklärte auf Bitten D.s ai
5. Jan. 1414, dafs das Hospiz im Besitze der Güter bleiben solle. D. hfl
sich jedoch auch später noch als Besitzer der Güter in Rom geriert Dal
Dietrich identisch sei mit dem Verdener Bischof, bestreitet Flir, weil de
Geschichtsschreiber in den Akten der Anima niemals den Titel eines ernani
ten Bischofs führt.4) Da Flir schon 1869 gestorben ist, hätte eine Beurte:
lung seiner Ansicht an der Hand des neueren Materials6) nahe gelegen.
Hinsichtlich der grofsen Schismas und der Kirchenversammlungen vo
Konstanz und Basel ist bisher die Stellung der Polen noch gar nicht Ix
rücksichtigt. Sie standen erst auf der Seite der rechtmäfsigen PäpsU
Urbans VI. u. s. w., traten dann im Interesse der kirchlichen Einheit auf di
Seite der Pisaner, schlössen sich in Konstanz den Parisern an und dränge
entschieden auf die Absetzung Johanns XXIII. InbetrefF des Baseler Konzil
hielten sie sich mit Ausnahme der Universität Krakau, welche Felix V. an
hing, neutral, leisteten aber dann insgesamt dem Nachfolger Eugens TV
Nikolaus V., volle Obedienz.6) — Ebenfalls auf die kirchlichen Bewegungei
die Stellung des Papstes zum Konzil, die Union mit den Griechen u. s. v
beziehen sich 80 zum grofsen Teile ungedruckte Originalurkunden aus de
Zeit der Kirchenversammlung zu Basel und Lausanne, welche jetzt die Kai
tonsbibliothek zu Genf bewahrt. Über den Inhalt berichtet E. v. Muralt.'
— Auch das reichhaltige Kreisarchiv Würzburg verspricht für unsere Zei
Aufklärung über die Rcichsgeschäfte. Wir heben folgende Rubriken hervoi
I. Fürstent. Wttrzburg: Beziehungen des Hochstifts Würzburg zu Kaiser un
1) 0. Zingorlo, Golcitebrief f. Gf. 0. v. W., Ztechr. f. dteches. Altert N. F. XI
268—74. — 2) N. Areh. V, 225. — 3) Fr. Zimmermann, Arch. d. St. Kr., ArchiTi
Ztuchr. V, 111. — 4) Ho üben, e. Studie üb. 1). v. N. Katholik, N. F. XL1II, 57 — 7i
— T>) Vgl. Jahresbor. 11, 2, 75, — 6) St Fr. Fabiaz, Puidnam Toloni goauerint adversi
Mchixraa oeeident nynodoaquo Constant. ot Baail. 175 S. Wtirzb. Dissert, 1879. — Arbeitt
über d. husit Bewegung s. u. Kap. XXXII. — 7) Anz. f. d. Schweiz, üoach. XI, SJ
bis 330.
XV. Jahrhundert. 11,59
Reich, Reichs- and Landfrieden, Reichs tagsakten von 1471 an u. s. w.
IL Erzstift Mainz: Wahlen und Krönungen der Kaiser und Könige von 1356
an, Beziehungen zum päpstlichen Stuhle, Konzil zu Basel, in. Reichsstadt
Schweinfurt: Reichs- und Kreissachen, Privilegien 1330—1793. IV. Reichs-
ritterschaft, Fränkischer Ritterkreis. x) — Das Archiv der Grafschaft Reckheim,
jetzt im Geh. Staatsarchiv in Wien, enthält zwei Kaiserurkunden resp. Kopieen
des XV. Jh. Die erste ist am 14. Jan. 1419 von Sigismund für Dietrich
?on Linden, Herrn zu Hemmen, ausgestellt, über die zweite vom 13. Juni
1474 ist nichts Näheres angegeben.8) Von zwei Aktenstücken, die Chr.
Meyer8) mitteilt, ist das eine die Klageschrift des Magisters Konrad Wolf,
die dieser im Auftrag des Herzogs Ludwig des Bärtigen von Bayern-Ingol-
stadt vor den im September 1446 zu Frankfurt versammelten Reichsständen
gegen den Markgrafen Albrecht Achilles zu Brandenburg richtete ; das andere
bringt die Entgegnung des letzteren vor derselben Versammlung. — Fried-
rich HL erscheint in dem alten schlechten Lichte bei N. Feeser,4) dessen
an sich lesbare Schrift populäre Zwecke verfolgt, aber hier und da Un-
kenntnis der neusten Litteratur verrät; auch seine allgemeinen historischen
Urteile sind mit Vorsicht aufzunehmen.
Die wachsende Erkenntnis von der hervorragenden Bedeutung des Kar-
dinals Nikolaus v. Cusa spricht sich in mehreren Abhandlungen über ihn
aus: 'Bei N. ringen sich von dem Boden der Mystik und Scholastik Ideen
los, welche wir als für die neuere Philosophie charakteristisch anzusehen
pflegen.' 'Was N. gewollt, haben Leibnitz, Kant und seine Nachfolger ver-
wirklicht; er will ein mittelalterlicher Philosoph sein, aber ein liberaler: er
wird, ohne es zu wollen, ein neuzeitlicher, aber ein gehemmter.' 5) Hinsicht-
lich der Anschauung des Kardinals über die geschichtliche Entwicklung der
Menschheit sind bei ihm zwei Stadien zu unterscheiden: ein 'optimistisches',
in welchem er die Geschichte von der unbewufsten Einheit (Glaube und
Axiome) durch die bewufste Vielheit (Religionsformen und Wissenssysteme)
zur unendlichen Einheit (Religionsfriede und Anschauung der einen Wahr-
heit) streben läfet. Das Christentum hat allseitig und einheitlich entwickelt,
was die vorchristlichen Lehr- und Religionssystemc entweder bewufst, aber
anvollständig oder vollständig, aber unentwickelt ergriffen hatten. Nach der
'pessimistischen, vom Dogma beeinflufsten' Anschauung haben die Vorchristen
nichts von der Wahrheit, allein in Christus ist sie erschienen und die Ge-
schichte tritt dadurch mehr 'unter den Gesichtspunkt einer göttlichen Er-
ziehung des Menschengeschlechtes.' — Wie Falckenbcrg legt J. Ü binger6)
seiner Darstellung der Philosophie des N. die Erkenntnislehre zu Grunde.
In der neben einer kurzen Biographie vorausgeschickten Aufzählung von N.s
Schriften, die innerhalb der drei nauptgruppen (theol., phil.-math. u. Jurist.)
chronologisch geordnet sind, weicht er von Scharpffs Ansicht mehrfach, jedoch
ohne Beweis, ab. — Genauer dargestellt und vielfach berichtigt ist, was Reise-
plan und Daten anbetrifft, dio Legationsreisc des Kardinals durch Nord-
deutschland im J. 1451 durch K.Grube:7) vornehmlich erfolgreich war N.s
1) Übersicht üb. d. bayer. Landeaarchivo, Archiv. ZUchr. V, 118—125. — 2) Mitt d.
Inst f. «utr. Gesch .-Forsch. I, 619. — 3) Mkgf. Albr. Ach. u. Hz. Ludw. d. Bart., Forach.
i deutlich. Gesch. XX, 218—221. — 4) Friodr. d. Siegreicho, Kurf. v. d. Pfalz, 1449 bis
1476. Progr. d. Studienanst zu Neuburg a./D. 142 S. — 5) B. Falckenborg, Grundzüge
i Philo», d. N. t. C. Breslau, Köbner. 160 S — 6) Philo», d. Nie. Cua.; Wtirzb. Diaa.
46 S. — 7) Hüffera Hiat. Jahrbuch. 1, 393—412.
U60 IX E Huckert:
Thätigkeit in der Reform der Klöster und des Klcrns. — Über die 'raset
zufahrende Weise' des Nie. belehren uns einige Urkunden aus Stams. Den
Abt dieses Klosters, Georg, welcher auf Weisung seiner Ordensobren die
Verpflichtung zum Besuch der Brixener Synoden bestritt, hatte N. gebannt
bekam aber von Felix DU. Unrecht. *) — Der reformierenden Richtung d«
N. schliefst sich der Kartäuser Joh. Hagen in einer Abhandlung aus den
J. 1468 'de motivis ingrediendi ordinem Cartusiensem' an, die mit den anderer
desselben Autors in einer Hds. der Stadtbibliothek zu Düren steht. Er stützt
sich auf Worte, die Nie. bei seinem Besuche des Kartäuser Klosters ii
Erfurt 1451 gesprochen hat2).
Wenn sich in den letzten Jahren vielfach das begründete Bestrebet
zeigte, K. Friedrich III. günstiger als bisher zu beurteilen, so ist K. Rausch8]
hierin doch wohl über das richtige Mafs hinausgegangen. Eingehend da*
Projekt der burgundischen Heirat Maximilians in allen Phasen seiner histo-
rischen Entwicklung schildernd und nach seiner politischen Bedeutung ftti
das ganze westliche Europa würdigend, will R., wenn nach dem Erfolg —
durch zähe Ausdauer bewirkter Gewinnung des burgundischen Besitzes wie dei
römischen Königskronc für seinen Sohn — zu urteilen ist, Fr. HI. nebei
die bedeutendsten seiner Zeitgenossen stellen. In dem Kriege Karls voi
Burgund gegen Neufs habe Fr. in. den deutsch-nationalen Standpunkt he
sonders betont. (Darin gab ihm z. B. die Stadt Köln gewifs nichts nach
die Interessen des Reichs deckten sich eben zuweilen mit den Sonder
intercssen, Ref.) Gegen Droysen und Schweizer wird das gerichtliche Ver-
fahren des Kaisers gegen Friedrich d. Siegreichen auf dem Reichstage ir
Augsburg 1474 als gcsetzmäsßg in Schutz genommen. — Leider ist die
Litteratur nicht vollständig benutzt; für die Neufser Vorgänge fehlen z. B
die von E. Wülcker edierten Urkunden4) und Janssens Frankfurter Reichs-
korrespondenz ist gar nicht erwähnt. Ungedrucktes Material ist nirgend!
verwertet. Unrichtigkeiten enthält besonders die Darstellung des Kölnei
Bischofsstreites. — Die 'Chronik des Kaplans J. Knebel aus den Zeiten
des Burgunderkrieges', welche Rausch nur in der von K. Buxtorf-Falkeisen
herausgegebenen deutschen Bearbeitung benutzen konnte, liegt jetzt in dei
lateinischen Fassung vor.6) Seine Aufzeichnungen vom Sept. 1473 bis zun
Juli 1479 sind keine eigentliche Chronik, sondern bringen in buntestei
Reihenfolge, aber reichster Fülle, was der Autor im Laufe der letzten Tage
selbst erlebt oder gehört hat. Ausführliche Anmerkungen machen diese sorg*
fältige Ausgabe zur unentbehrlichen Grundlage für jede Darstellung dei
Katastrophe der burgundischen Macht. Knebel war der Sohn eines Baslei
Ratsherrn, erhielt 1447 eine Kaplanei am Münster in Basel, wurde 146(
Notarius der neu gegründeten Universität und legte als solcher die für di<
Geschichte derselben wie für die Erforschung des Studienganges so manche
berühmten Gelehrten gleich wichtige 'raatricula studiosorum* an. Eine aus
ftihrlichc Biographie u. a. wird Bd. HI bringen.
Dafs Rudolf Monzigel von Luzern in seinem Gedichte über die Schlach
1) Synodi Brixienses saec XV. Primas edid. G. Bickell, Oonoponti, Rauch. 80 £
— 2) N. Arch. V, 235 nach d. Vorwaltungsber. d. St. Düren. 1877—78. — 3) E
Burgund. Heirat Maxim. I. Wien, Konegen. IV, 280 S. Vgl. V. Bayer, 1). Lit 2
1881. No. 9. — 4) Neujahrsbl. d. Vor. f. Gench. u. Altcrtumskde. z. Frankfurt a. M. 1877
— 5) W. Yischer u. H. Boos, Basier Chroniken. Hrsg. v. d. hist. u. antiqu. Gea. i
Basel. II. Leipzig, Uirzel. XIII, 515 S.
XV. Jahrhundert 11,61
von Murten (Berchtold, Hist. du Cant. de Fribourg H, 35) mit gröfster Ge-
wissenhaftigkeit seine eigenen Wahrnehmungen in Bezug auf die Schlacht
von den Mitteilungen anderer unterschieden habe, sucht Th. v. Liebenau1)
darzuthun. Auf die Schlacht von Murten sowie auf den burgundischen Krieg
überhaupt, das politische und Privatleben Friedrichs III. und Maximilians,
sowie auf das litterarische Treiben der damaligen Zeit fallen einzelne sehr
interessante Streiflichter durch eine Anzahl lateinischer Gedichte des XV.
u. XVI. Jh., welche A. Zingerle*) herausgegeben hat — Den Verfassungs-
kämpfen zwischen Maximilian und den Fürsten zu Anfang des XVI. Jh.,
sowie der gesamten Stellung der politischen Parteien im deutschen Reich
gab eine folgenreiche Wendung der Landshuter Erbfolgekrieg (1504 — 9).
Eine Darstellung desselben stellt A. Ehses in Aussicht, der einstweilen die
Quellenschriften, Akten und Urkunden sowie Bearbeitungen eingehend unter-
sucht hat.9)
Zur Kulturgeschichte des XV. Jh. liegen eine Anzahl meist kleiner,
aber nicht unwichtiger Beiträge vor. Im Gegensatz zu der verhängnisvollen
Armut der deutschen Kaiser beim Ausgang des Mittelalters sind doppelt
interessant die Nachrichten über den Reichtum und die Prachtliebe Karls d.
Kühnen, die wir in einem Briefe vom 22. Sept 1492 erhalten, in welchem
Zarich dem Herzog von Mailand einen näher beschriebenen Dolch Karls aus
der Burgunder Kriegsbente zum Verkauf anbietet.4) — Für die Erkenntnis
der socialen Verhältnisse bietet die oben angeführte Basler Chronik einige
- in der Inhaltsangabe näher bezeichnete — Angaben. Sehr anschaulich
stellen uns das häusliche und gewerbliche Leben, die Kleidung, Waffen und
Vergnügungen wie Jagd und Ritterspiele die Bilder dar, welche A. Essen-
wein5) nach Nürnberger Handschriften des germanischen Museums publiziert
hat. Zur Geschichte des Söldnerwesens veröffentlicht Th. v. Liebenau6)
eine Urkunde des Stadtarchivs von Zug aus d. J. 1418, worin entlassene
Söldner als treu und tüchtig allen empfohlen werden. — Eine Wiener Hds.
enthält zwei Tafeln, von denen die eine das Verhältnis zwischen dem not-
wendigen Gewicht des Brotes und dem Preise des Mehls angicbt; die andere
zählt auf, was eine Familie von drei Personen in Passau jedes Jahr nötig
hat und giebt den Preis der Lebensmittel, Kleidungsstücke u. s. w. an. Die
Gesamtsumme ist nicht sicher feststellbar. Sie schwankt zwischen 41, 51,
71 Pfund (zu 240 Pf.).7) Von grofser Wichtigkeit für die Kenntnis der
wirtschaftlichen Verhältnisse am Rhein und darüber hinaus ist eine Zoll-
rechnung des kurmainzischen Zollschreibers zu Oberlahnstein über die Ein-
nahmen und Ausgaben während seines Verwaltungsjahrs, 24. Juni 1464/65.
— Die darin enthaltenen Nachrichten über Verbrauchsgegenstände, Lebensmittel,
Kleidung, Hausgeräte und ihre Preise, über die Löhne von Beamten (Amt-
mann, Schultheifs) Handwerkern und Tagelöhnern, über Bezugsorte der ver-
schiedenen Lebensmittel u. dgl. lassen K. Menzel8) auf eine günstige Lage
der Arbeiter und Handwerker schliefsen, wenn auch nicht mit der Sicherheit
1) Nachweisungen üb. hist. Volkslieder. Ana. f. Schweiz. Gesch. XI, 272—274. —
2) Boitr. z. Gesch. d. Philologie I. Do carminibus Latinis saec. XV et XVI ineditis. Inns-
bruck, Wagner. LXI, 151 S. — 3) Quellen u. Litt z. Gesch. d. bayer.-pfälz. oder Lands-
kttter Erbfolgekr. Würzb. Dia*. 53 S. — 4) Strick lor, z. Gesch. d. bürg. Kriegsbeute.
Anz. f. Schweiz. Gesch. XI, 247 f. — 5) Bilder a. d. bürgerl. Haushalt etc. Anz. f. Kdo.
idtsch. Vors. XX VU, 1—6 u. ö. - 6) Anz. f. Schweiz, üesch. XI, 246. — 7) S. o. S. 4310.
- 8) Zollrechn. v. Oberlahnst, Picks Monatschr. VI, 195—211 u. ö. Vgl. u. Kap. XIV.
11,62 Et- K Hnckert.
und den weiteren Folgerungen, die bei Janssen (Deutsche Gesch. I, 306 ff.) her-
vortreten. Eine Zollrechnung über den von Friedrich DI. Andernach ver-
liehenen Zoll von 1475 — 1639 enthält das Archiv in Andernach.1) Die
wirtschaftlichen Verhältnisse unserer Periode beleuchten auch die Hamburger
Kämmerei-Rechnungen über Ausgaben von 1482 — 1496 und Einnahmen
und Ausgaben von 1471 — 1500, wodurch die in Bd. III. für 1471 bis
1500 beigefügte Übersicht des Inhalts der Einnahme- und Ausgabe-
bücher nach den verschiedensten Gesichtspunkten, wie Kapitalien, Schul-
den, Zinsfufs, Zöllen u. s. w., mehrfach berichtigt wird.8) Eine Menge
für die Kulturgeschichte wichtiger Notizen über das kirchliche Leben, Sitten
und Gebräuche, Münzwesen u. s. w. enthalten die schon erwähnten Brixenei
Synodalbeschlüsse.3) Auf Grund derselben kommt H. Grisar4) zu dem Re-
sultate, dafs die geschilderten Zeiten und Zustände keineswegs 'hoffnungslos
und bedauernswert' genannt werden könnten. Zu einem noch günstigeren
Urteil gelangt Münzenberger.6)
Nach dem Werke von A. v. d. Linde6) über Gutenberg hebt T. Pech7]
hervor, dafs er nicht Erfinder der Buchdruckerkunst, auch nicht der beweg-
lichen Lettern ist, sondern der gegossenen Typen, indem der Buchstabe
zuerst als Stempel geschnitten, dann als Matrize geschlagen und endlich ah
Type gegossen wurde. Die Mythe hat sich bald Gutenbergs bemächtigt und
nach der Verschiedenheit der Anschauung über die 'Erfindung der Buchdrucker-
kunst* stellt v. d. Linde '11 Sekten' von Geschichtsschreibern auf, wie ortho-
doxe Trinitarier (Haarlem, Strafsburg, Mainz), Faustianer, Schöfferiancr u. s. w
— Die neue Kunst führte die Anlage gröiserer, besonders öffentlicher Bücher-
Sammlungen herbei, welche sich wie früher regelmäfsig an eine Pfarr-, Stifts-
oder Klosterkirche anlehnten. Solcher gab es in Worms (?), Ladenburg am
Neckar, Heidelberg, Michelstadt im Odenwalde (vom Rektor der Universität
Freiburg vom Jahre 1475, Nikolaus Metz, seinem Geburtsorte geschenkt),
Frankfurt a. M., im Städtchen Prettin (Reg.-Bez. Merseburg) 8) u. s. w. — Zu
den hervorragendsten Humanisten der früheren Zeit wird von D. Reichling9]
Hcgius* Schüler Job. Murmellius gestellt, der als Philologe nur Erasmus, ah
pädagogischer Schriftsteller nur Wimpheling, als Schulmann nur Hegius nach-
stehe, als Dichter Herrn, v. d. Busche und Eob. Hessus übertroffen habe
Geb. 1480 zu Roermond bezog er 1496 die Universität Köln, welche den
Humanismus, soweit er nicht antikirchlich und zum Teil frivol war, keines-
wegs feindlich gegenüberstand. Seit 1500 Konrektor der Domschulc in
Münster, die schon früher in freilich beschränktem Mafse nach humanistischen
Prinzipien geleitet war, wufste er durch kirchlichen Sinn und sittlichen Ernst
die Bedenken der kirchlichen Kreise gegen den Humanismus zu heben und
brachte die dortige Dom-, sowie später die Ludgeri-Schule zu hoher Blüte
indem er den alten Lehrbüchern bessere entgegensetzte. Später in Alkmar
1) J. Werners: Arch. z. Andern., Archiv. Ztschr. V, 105. — 2) S. u. K. XXI. —
3) S. o. S. 601. — 4) E. Bild a. d. deutschen Synodalleben im Jh. vor d. Glaubenaspaltang
UtifferH Hist Jahrb. 1, 603—640. — 5) S. u. Kap. Kirchcngesch. — 6) G., Gesch. n. Er
findung. Stuttgart, Spemann. 1878. Vlll, 582 S. u. Urkk. XCVII S. — 7) Bei Brach, u
Gruber, Encycl. Sect. 1. Bd. 98, 178—84. — 8) Falk, z. Gesch d. öffontl. Biblioth. i
Deufcchl. v. Gutenberg bis um 1520. Hütters Hist. Jahrb. I, 297—304. — 9) Joh. Murm.
8. Leb. u. s. Werke. Nebst o. bibliogr. Verzcichn. *. ftämtl. Schriften u. e. Ausw. v. Ged
Freiburj? i. B., Herder. XIX, 184 S. (M. Unterst, rl. Göitob-Gcm.) — Über den Huninnutei
Wem. v. Theraar 8. Kap. XL, über Andr. Lang von Staffel wtein Kap. Xlii, über den Augsb
Bawaniatenkreis Abt III, Kap. Bayern.
Verfawningsgeachichte. 11,63
Zwoll and Deventer thätig, soll er hier von einem beleidigten litterarischen
Gegner, Gerb. Lustrius, 1517 vergiftet sein. — In dem Streit zwischen
Reuchlin and der theologischen Fakultät in Köln trat er auf die Seite des
ereteren; die Dunkelmännerbriefe hat er wohl nicht gebilligt. — Vorwiegend
Streitigkeiten zwischen Studenten und Bürgerschaft in Leipzig behandeln zwei
Briefe von 1458 und 1462. Der letztere giebt zudem einen Überblick über
tot simultates, tot odia, tot bella', welche der Klerus durch die Laien zu
erdulden hat. Mar. Alb. (Mkgf. Albrecht v. Brandenburg) wird dabei in ein
besonders schlechtes Licht gestellt. Erwähnt werden auch die deterministi-
schen Anschauungen, die im späteren* Mittelalter eine bedeutsame Rolle
spielten.1) — Von Samuel Karoch von Lichtenberg, einem Vorläufer der
Humanisten, teilt Wattenbach8) lateinische Verse und die Bettelrede
(Arenga petitoria) mit, welche derselbe beim sogenannten Aristotelesschmaus
(Promotionsessen) 1466 gehalten hat. Sein Sendschreiben, welches die Leiden
der fahrenden Schüler schildert, ist als Seitenstück zu Th. Platters Selbst-
biographie nicht ohne Wert.*) — Unserer Periode gehört mit dem gröfsten
Teile seines Lebens auch Dürer an (1471 — 1528). Thausings Annahme, er
habe sich 1494 in Venedig aufgehalten, unterstützt ein Blatt D.s, welches
in das J. 1494 gesetzt werden mufs und nicht nur unter dem Einflufs an-
tiker Poesie und Kunst entworfen ist, sondern eine antike Statue ihren Mo-
tiven nach mit geringer Veränderung kopiert. Auf Holzschnitten Dürers,
welche vor 1505 fallen, sind viele Details venetianischer Bauformen erkenn-
bar.4) Fr. Harek behandelt nochmals die Frage, in welchem Zusammen-
bang die von Dürer und dem Monogrammisten W. gestochenen Blätter zu ein-
ander stehen und wer sich hinter dem W. verbirgt5)
X.
H. Boos.
Verfassungsgeschichte.
Die Litteratur über die Lex Salica hat in diesem Berichtsjahre be-
deutenden Zuwachs erhalten. A. Holder vermehrt seine Sammlung von
Texten der Lex Salica6) um Texte der Lex emendata nach dem Codex von
Trier-Leyden (Vossianus Lat. Okt. 86 7), der Lex Salica emendata mit der
nuüloberg. Glosse nach dem Codex Lescurianus (Paris 9653)8), der Glossen-
h&ndschriften von Besan$on-Sanct-Gallen 731 und der Heroldschen Ausgabe9),
— —f — — _^ c, ._ _ — —
— 6) S. Jabresber. II, 2, 82 u. dazu Bahn, Baunteino (o. S. o5) 11, 4G1 f., nach dem
die maUob. Gloaae weder raallobergisch noch eine Gloftse (!) int. — 7) Leipzig, Toubner.
42 S. — 8) Ibid. 31 S. — 9) Ibid. 95 S.
11,64 X. H. Boob:
sowie schliesslich der Glossenhdss. Sens-Fontainebleau-Paris 4627. 1) Noch be-
deutender und folgen wichtiger *) ist die synoptische Ausgabe von J. II. Hess eis
nebst einer ausführlichen Abhandlung über die mallobergischen Glossen von H.
Kern.3) Die Einleitung enthält eine genaue Beschreibung der Ausgaben und
trägt die Varianten des Wolfenbüttler , Münchner und Leidener Codex nach
Holders Lesung nach. In einer kurzen Geschichte der Franken bringt H.
das Wort Salicus mit dem Namen der Yssel (Isloa u. s. w.) in Verbindung.
Die Hdss. teilt er in fünf Familien und nimmt als Basis für seine Ausgabe
wie Merckel den Cod. Paris. 4404. Für die vierte Familie hat er eine An-
zahl Hdss. neu kollationiert. Die Texte der Synopse sind die der Codd. von Paris
4404, Wolfenbüttel, München, Paris. 9653, Paris 4403, Paris fonds Notre
Dame 252 F. g, Montpellier facultä de m6d. H. 136, Paris 4627, St. Gallen 731,
der Heroldsche Text und schließlich die Lex emendata. Kern untersucht
zunächst die Hdss., welche die Glossen enthalten, und bezweifelt die Origi-
nalität des lateinischen Textes: das salische Gesetz habe längst vor der Zeit
Clodowechs bestanden, die lateinische Ausgabe des Gesetzes sei erst durch
die Auswanderung in ein lateinisch sprechendes Land nötig geworden und
der lateinische Text eine revidierte und übersetzte Bearbeitung des deutschen.
Bemerkenswert sind die vielen Schreibfehler, namentlich Verwechslung von
t u. c, f u. s. u. a.: fränkische und friesische Sprache waren noch E. eng
verwandt. R. Schröder4) bestreitet einen deutschen Urtext, da die Franken
schwerlich schreiben konnten, indem sie sich nach Ven. Fort. 7, 18 noch Ende
des VI. Jh. der Runen bedienten; die Entstehung der einzelnen Teile der
Lex Sal. denkt er sich folgendermaßen:
I. 486-496; um 486 Abfassung der Lex Sal. unter Chlodowech und
Ragnachar,
II. 496 — 511 Nachtragsgesetze Chlodowechs,
III. 511 — 558; um 524 das Landfriedensgesetz Childeberts I. und
Chlotars I.,
IV. der längere Prolog mit Ausnahme des Schlufssatzes,
V. der Epilog.
VI. 575—584; um 580—584 das Edikt Chilperichs,
Vn. der Schlufssatz des längeren Prologs.
Zur näheren Bestimmung des Entstehungsgebiets der Lex Sal. benutzt Sehr,
u. a. die Nachrichten über den Weinbau.6) Das Geltungsgebiet der Lex
Chamavorum nimmt Sehr, sehr weit an; es hätte die Zuidersee im S. u. 0.,
von der friesischen Grenze bei Naarden bis zu der bei Kuindcr umfafst, und
wäre im Süden durch den Niederrhein von dem salischen Batua (Betuwe),
im 0. durch die Utrechter Diözesangrenze von Westfalen geschieden gewesen,
d. h. das Hamaland hätte die niederländischen Provinzen Drenthe nebst der
Stadt Groningen, Overyssel, Gelderland bis zum Rhein, Utrecht bis zum
Krummen Rhein und der Vecht, und von der preußischen Rheinprovinz
Emmerich und Elten begriffen. — Endlich ist auch die längstersehnte Aus-
1) Leipzig, Teubner, 43 S. — 2) Vgl. J. Havet, Roy. crit. y. 29. März. — 3) Lex
Sal., the ten texte with the glosses and the lex einend, synoptically. With notes on the fran-
kiah wonU in the lex Salica by H. Kern. London, J. Murray (Trübner u. C.) 4°. Bog. A — 2 C.
— 4) Untersuchungen z. d. fränk. Volkwechtcn (neue Bearb. d. u. gl. T. erschien. Fest-
schrift z. Feier d. öOjähr. Doktorjubil. H. Thöls, am 29. Juli 1879 überreicht v. d. reohfo-
u. fitaatowiMBOnseh. Fak. d. üniver. Würzburg. W. 1879). Picks Monatmchr. VI, 468—502.
— 5) A. a. 0. u. 'd. Ausbreitung d. Weinbaues in Gallien bis z. Anf. d. VII. Jh.' Ibid. S. 562
—568. — J. H. liamsay, the Lex Salica, konnte Ref. nicht einsehen.
VorfotBungBgeachichto. 11,65
gäbe der Lex Burgundionum von K. Binding1) erschienen, ein wesent-
licher Fortschritt gegenüber Bluhmes Ausgabe in den Mon. Germ., da sie
den älteren ursprünglichen Text anstatt des von Bluhme geglätteten giebt
Bluhmes Ansicht, die Gundabada habe (um 502) eine 2. Redaktion in
105 Titeln erfahren, beruht auf willkürlicher Lesung: 4CV. De bove pigno-
ratitio. Sab titulo centesimo quinto invenimus in libro constitutionum* etc.,
während in Wirklichkeit die Udss. lesen: ' invenimus Constantini' etc., d. i.
Constantins Satzung in T. C. Th. De pignoribus 2, 30: der ganze Titel ge-
hört also nicht in die Lex Burg, hinein. In Bezug auf die Lex Langobar-
dorum sucht IL Rosin2) den Nachweis zu führen, 1) dafe die sog. lex 29
Liutprandi Sonderrecht des Herzogtums Benevent enthalte; 2) dass sie eine
auf den Inhalt der lex 22 Liutprandi gegründete, etwa im letzten Viertel
des VIII. Jh. im Fürstent. Benevent abgefafste private Aufzeichnung des von
dem gemeinen langobardischen Hecht der lex 22 Liutprand. abweichenden
beneven tonischen Sondergewohnheitsrechts sei. — Von gröfster Wichtigkeit für
die Verfassungsgeschichte sind die älteren fränkischen Formelsammlungen,
anter denen die Marculfs eine hervorragende Stelle einnimmt. Sie ist in
4 Udss. des IX. Jh. erhalten, die auf eine Abschrift zurückgehen. Die voll-
ständigste und ursprüngliclistc ist der Cod. Paris, lat. 4627 und mufs daher
einer Edition zu Grunde gelegt werden, aber der Cod. Lugd. Batav. Bibl.
Publ. 114 spiegelt in der Überlieferung der einzelnen Sätze und Wörter
offenbar die gemeinsame Grundlage am treuesten ab; die Kanzlei der ersten
Karolinger hat die Formeln nicht in besserer Überlieferung gekannt als wir.
Marculf selbst war Mönch in Bosbach zur Zeit des Bischofs Landerich von
Meaux gegen Ende des VII. Jh. Fränkischen, nicht bayerischen Ursprungs
ist das von Kockinger herausgegebene Salzberger Formclbuch. — Die For-
mulae Sirmondicae, jetzt besser Turoncnses genannt und von Sickel und
ührenberg in sehr verschiedene Zeiten gesetzt, fallen in die Zeit der letzten
Merowinger und sind von einem gelehrten Kenner des römischen Rechts für
die eigene Praxis verfafst worden. Der früher sog. Appendix Marculfi
stammt aus Sens und ist das Formelbuch eines Gerichtsschreibers des Grafen
von Sens, das in der ersten Periode Karls d. G. entstand. Die jüngeren
Formeln kann man vielleicht dem Erzb. Magno (t 818) zuschreiben. Drei
Udss. enthalten Formeln aus Bourges aus dem Ende der Regierung Karls
J. Gr.; die sog. Bignonschen Formeln sind vor 775 entstanden, da sie um
775 zur Ergänzung der Merkelschcn Formeln benutzt wurden. Letztere er-
hielten um 820 weitere Zusätze und sind von Sohm nicht richtig nach Paris
gewiesen. Tours würde ebenso viel Berechtigung haben, wohl eher sind sie
jedoch in einem Kloster einer der beiden Diöcesen entstanden. — Die For-
maiae Andegavenes , hauptsächlich Formeln für Privaturkunden, bilden viel-
leicht die Sammlung eines Geschichtsschreibers aus Angers, und zwar sind
Formeln 1—34 unter Childebert I. um 514 verfasst. Die Formulae Arver-
nenses bilden die Bruchstücke einer Formelsammlung aus der Auvergne, ent-
standen um die Mitte des VI. Jh.3).
Wegen des engen Zusammenhangs des anglo-normannischen Rechtes mit
dem altfranzösischen, resp. dem fränkischen würde die Ausgabe der Placita
1) Bern, J. Dalp. 8°. gr. 45 S. (Sop.-Abdr. aus Fonton rorum Berncnsiuiu 1, Lf. 1 u. 2.) —
2) Die Form Vorschriften f. d. VeräufRerungstfeaohätte d. Frauen narh langobard. Kerbt,
«jierke, Untersuchungen (s. o. S. 7a) U. V11L 122 S. — 3) K. Zeumer, d. ältesten
trink. Formelsammlungen, N. Arc.b. VI, 9 — 116.
Historische J%hresberichto. ltiso. Jl. li
11,66 X. H. Boos:
Anglo-Normannica von Melville Madison Bigelon1) gröfsere Bedeutung haben
wenn sie mustergiltiger wäre.8) — Eine unschätzbare Bereicherung hat dii
friesische Rechtsgeschichte erhalten. E. v. Richthofen*) publiziert nacl
den zwei Hunsingoer Hdss. aus dem Ende des XTTT. Jh. das Yetus jus Fri
sicura, das u. a. die 17 Küren, die 24 Landrechte und die Bufstaxen ent
hält, und um 1252 entstanden ist. Fälschlich hat man bisher die 17 Kürei
unter Karl d. G. entstehen lassen. Der ältere verlorene lateinische Tex
derselben ist vielmehr um 1156 bei Upstalsbom von Abgeordneten der frie
sischen Landdistrikte zwischen Fli und Weser vereinbart worden. Inter
essant ist die völlige Umwandlung der friesischen Gerichtsverfassung sei
Beginn des XIII. Jh. Nach den Küren und 24 Landrechten übte der Gra
oder sein Stellvertreter, der Schultheifs, den Königsbann aus, während sei
dem XIII. Jh. Consules auftreten. Die Überküren, welche nur in friesische;
Übersetzung erhalten sind, indem der nach 1252 entstandene lateinische Tex
verloren gegangen ist, hatten nur für die friesischen Gegenden östlich dei
Lauwers bis gegen Rüstringen Geltung, nicht für Friesland zwischen Fli um
Laubach; R. druckt nebeneinander den Hunsegoa- und den Emsigo-Text ab
Dem neuen Abdruck der Leges Upstalsbomicae legt er seine Hdss. Roord*
zu Grunde und fügt den Abdruck von 11 Urkunden über Upstalsbom voi
1324 — 1327 sowie den der Groninger Vereinsurkunde von 1367 bei.
Von Wei8thümern haben wir die aus dem Vinstgau erhalten.4) Dei
Nachtrag enthält die Weisthümer von Aschau und Hechenbach. — E. Mum-
menhoff druckte ein Weisthum von 14796) ab, ein Urteil des Hofgericht«
Loen über das Martuarium; G. Baist das Hecklinger Rechtsaltertum, frei-
lich in später Überlieferung (1620— 31)6); W. Gf. v. Mirbach ungedruckfe
Weisthümer aus dem Jülichschen *) E. Ney ein Weisthum der Ottersbergei
Waldgemark von 1567 8);A. Wyfe; die wichtigen Weisthümer des Käm-
merers, des Waltboten und des Marktmeisters zu Mainz.9) — Höchst
dankenswert ist die Publikation des Cod. Falkensteincnsis mit Wiedergabe
der Randzeichnungen in roter Farbe, des Cod. traditionum Garzensis und
des Cod. traditionum Augiensium. 10) — Ein für die Stellung der Censualen
wichtige Urkunde König Konrads H. v. 1025 aus Speier druckt Roth voi
Schreckenstein ab,11) während H. Wäschke12) das Fragment eines hoch-
deutschen Rechtsbuches giebt und eine neue Ausgabe von des Klerk Jan
Matthijssen Beschreibung der Rechtsverhältnisse der Stadt Briel (Südholland]
v. J. 1405 J. A. Fruin und S. Pols liefern.13)
Die Städtegeschichte betrifft vor allem G. Winters schöne Ausgabe des
Wiener-Neustädter Stadtrechtes14): die mit dem Namen eines Herz. Leopold
1) Law Cases from Willara I. to Richard I. preserrod in historical records. London
1879. — 2) S. Brunnor, Ztechr. f. Rechtegesch. N. F. II, 202 ff. Ref. konnte auch A. a
Cook, Extracts from tho Anglo-Saxon laws, New- York, nicht einsehen. — 3) Untersuchungen
üb. fries. Rochtsgosch. (Berlin, W. Hertz. VI, 614 S.) S. 33—63. — 4) Oesterr. W«*
thütner. B. IV. D. tirol. Wersthümer 111. hör. von J. v. Zingerle u. K. Th. v. Inama-
Sternegg. Wien, Braumüller. VII, 387 S. Vgl. Jahresber. II, 3, 390. — 5) Am. f. Kde.
d. deutsch. Vorz. XXV n, Sp. 9—11.— 6) Ibid. Sp. 377 f. — 7) Ztechr. d. Aachen. Gesch.-
Ver. II, 314. — 8) Mitteil. d. hist Vor. d. Pfalz. IX, 235—240. — 9) Arch. f. hess. Gesch.
u. Altertumskdo. XI, 144—199. — 10) Von S. H. Petz u. s. w., s. u. Kap. XI1L -*-
11) Ztechr. f. d. Gesch. d. Oborrh. XXXII, 57 ff. — 12) Mittoü. d. Ver. f. Anhalt Gesch.
u. Altortumskde. II. 677 ff. — 13) Matthijssen, Jan: Het rechtsboek ?an don Briel be-
schreven in vijf traetaten. Haag, Nijhoff. XXIV, 248 S. Ref. kennt das Buch nur aus
Centr.-BL Sp. 1619. — 14) D. Wien.-Neust Stadtrecht d. XII L Jh. Kritik u. Ausgabe.
Arch. f. ößterr. Gesch. LX; 73—292. (Auch, sep.)
Verfaaaungsgeschichte. 11,67
als Aussteller versehene Stadtrechtsurkunde ergiebt sich als ein nicht ans der
landesfurstlichen Kanzlei hervorgegangenes Privilegium, sondern als eine ans
echten Privilegien, Batsschlüssen, Taidingsaafzeichnnngen und aas bis dahin
angeschriebenem Gewohnheitsrechte der Stadt, dann ans dem Stadtrechte
Herz. Friedrichs IL für Wien von 1244 mit wenig Geschick zusammenge-
stellte Arbeit eines Unbekannten aus dem Schlafs des J. 1276 oder Anfang
1277; der Fälscher war wahrscheinlich der Stadtschreiber selbst. Für Frei-
burg i/ü. haben wir zwei neue Ausgaben der Handfeste von 1249. J) Un-
mittelbar von Freiburg i/B. leiten Thun, *) Burgdorf,8) Erlach,4) Büren6) und
Aarberg6) ihre Handfesten ab. Freiburg i/U. selbst gehört zur Familie des Stadt-
rechtes von Freiburg i/B., wie auch die Stadtrechte von Bern,7) Laupen,8)
Aaran, Brugg, Sursee9) etc. J. Pohls10) Ausgabe des Stadtrechts von
Linz a/Rh. aus dem Ende des XV. Jh. (lateinisch und deutsch) entbehrt der
Technik. Über die ältesten Stadtrechte der reussischcn Städte berichtet
8. Alberti11) und Eorth über ein Eilenburger Stadtbuch.18) Metz und die
Geschichte des Eigentums daselbst betrifft reiches von A. Prost mitgeteiltes
Material. 1S)
Eine wichtige Quelle für das Staatsrecht des MA. ist Aegidius v. Colonnas
(t 1316) Schrift über die Herrschaft der Fürsten. H. Müller hat nach
einer Hds. aus dem Anfang des XV. Jh. einen Auszug daraus publiziert u)
Unter denjenigen, die auf unserm Gebiete darstellende Arbeiten geliefert,
steht G. Waitz obenan, von dessen Verfassungsgeschichte Bd. I. in 3. Auf-
lage vorliegt. lb) Während aber der Vf. die 2. Ausgabe mit freudiger Zu-
versicht in die Welt gehen liefe, verhehlt das Vorwort der 3. Auflage nicht
den Unmut über die neuere Richtung, die sich auf diesem Gebiete kund-
gegeben hat: die Vorstellung, die wir uns von der Bedeutung und dem Zu-
sammenhang der Erscheinungen machen, diesen unterzulegen oder gar die
Zeugnisse der Quellen nur als nachträgliche Belege unserer Combination zu
verwenden. Wir hätten lange genug zu thun gehabt, um das Bild des
deutschen Altertums von der Übermalung J. Mosers zu reinigen. Dieser
Vorwurf gilt hauptsächlich W. Sickel,16) aber auch G. Kaufmann17) fühlt
sich davon betroffen, doch hält er die Gefahr für nicht so grofs und glaubt
mit Recht, dafs Mosers Verfahren heutzutage unmöglich sei: das Fundament,
auf dem sich der ganze Bau zu erheben habe, sei nun zu solide gelegt und
1) £. Lohr, la Handfeste de Fribourg dans rÜchtl. de Tan 1249. Textes lat, franc, et
allem., traduetion, commentaire, glossaire, etud. compar. sur los droit des trois Tille« Kybourgeoises
de Fribourg, Thoune et Berthoud au XIII. s. Lausanne, Benda. VI, 146 S. — Fontes rer.
Bernena. (s. u. Kap. XXIII) II, 298-310. — 2) Font rer. Bern. H, 692-604. — 3) Ibid.
HI, 48—61. — 4) Ibid. II, 655—668. — 5) Ibid. in, 435—448. — 6) Ibid. U, 780 —
792. — 7) Ibid. II, 2—10. — 8) Ibid. UI, 122 t — 9) Stadtrecht v. Aarau, gedr. in:
UKB. d. St Aarau, her. v. H. Booh. Aarau, Sauerländer. 11, LX1X, 393 S. (Argovia XI.)
S. 323 — 333, 17 f. u. 98 t Über das Verhältnis von Aarau zu Sursee s. Vorw. S. 101. —
10) Statutenbuch d. St L. a/Rh. Frogr. d. Frogyran. zu Linz (No. 380). 36 S. 4. —
11) 50. n. 51. Jahresbor. d. Vogtland, altertumsforsch. Ver. S. 17—97. — 12) N. Arch.
I lächa.* Gesch. I, 3. — 13) S. u. S. 76*. — Über die Braunschweigor Rechtsbücher
l o. Kap. XV, wo auch Verfassungsvorhältnisso von Magdoburg, Ballenstedt, Kalbe, Köthen,
Hildetheim, Minden, Lemgo berührt werden. — Spittondorfs Denkwürdigkeiten s. Kap. XVI;
Über Knebels (Basier) Chronik o. S. 60. — 14) Aegid. Romani de rogimine prineipuni
libri UI, abbrevati p. M. Leoninum de Fadua. Nach d. Hds. d. kgl. ö. Biblioth. i. Bamberg,
Ztschr. f. d. ges. Staatswissensch. XXXVI, 96—114 u. ö. — 15) Kiel, Homann. XIX, 528 S.
(2. Aufl. 496 S.)— Über E. Hermann, d. Hausmeieramt s. o. S. 76. — 16) S. Jahresber.
IL, 2, 86 ff. — 17) D. gegonwärt. Stand d. dtschon. Vorfassungsgesch. Im neuen Reich.
1880. 1, 205—209. Vergl. Jahresbor. II, 2, 8 f.
11,68 *• H. Boos:
den Nachfolgern stehe das Recht freierer Umschau zu. Auch F. Dahn1) er-
kennt die Gefahr der Methode Sickels, erklärt aber, anch diejenigen könnten
der Konstruktion nicht entraten, welche sie verwerfen.8) — Im Text hat
Waitz nur unerheblich geändert. In den Noten ist die neue Litteratur seit
1865 gewissenhaft registriert; doch gegen die von Sickel, Erhard t etc.
vorgetragenen Ansichten verhält sich W. ablehnend und stimmt auch Arnold
vielfach nicht zu. Neu ist eine Beilage (IV), welche das Handschriften-
verhältnis von Tacitus' Germania behandelt.3) Über die Verfassungszustände
der ältesten Zeit hat Dahn seine bekannten Ansichten4) in seiner Bear-
beitung von Wietersheims Geschichte der Völkerwanderung ß) in Klammern
und Noten beigefügt. Lebhaft werden auf diesem Gebiete die agrar-histo-
rischen Fragen discutiert. Waitz hat Hanssen*) u. a. gegenüber seine
alte Stellung beibehalten. Es handelt sich dabei namentlich um die Quellen-
stellen Caesar b. g. IV, 1 u. VI. 22 und Tac. G. c. 26, und um die Glaub-
würdigkeit Caesars. Wohl liegen zwischen diesem und Tacitus 150 Jahre,
die sicherlich Veränderungen herbeiführten, aber Haussen wie auch Arnold
und Sickel malen zu bestimmt aus; auch sind Hanssens Ausführungen näher
betrachtet oft nur ein Streit um Worte. Denn obgleich er Waitz gegen-
über Caesars Worte wörtlich genommen wissen will, erklärt er doch selbst,
dafs es so allerdings nicht gewesen sein könne. Er will Caesar nicht aus
Tacitus (oder gar mittelalterlichen Quellen) emendieren, sondern umgekehrt
Tacitus aus Caesar erläutern, auch teilt er Leverkus* Ansichten über die Be-
deutung des Geschlechterwesens für die ältere Verfassung und zieht zur Er-
läuterung des Wechsels der Feldmarken und des Fehlens von Sondereigen-
tum die interessanten Mitteilungen von Schwerz über die Gehöferschaften
auf dem Hundsrück herbei, welche freilich eine treffliche Illustration bieten
zu Caesars Angabe 'privati ac sperati agri apud eos nihil est.' — Ob zu
Tacitus' Zeit den Germanen die Dreifelderwirtschaft bekannt gewesen sei,
weil er sage, 'arva per annos mutant', entscheidet Waitz nicht, während
Röscher und Hanssen es entschieden leugnen, weil die landwirtschaftliche
Kultur in der Urzeit nicht mit einem Wirtschaftssysteme habe beginnen
können, welches schon bedeutendere Betriebsmittel und Arbeitskräfte, die Ten-
denz zur Getreiderzeugung über den eigenen Bedarf und eine feste, plan-
mäfsige Ordnung des Feldbaues voraussetze. Für jene Zeit habe es eines
einfachen Feldsystems bedurft, der wilden Feldgrofswirtschaft, welche allein
den ausgedehntesten verfügbaren Bodenflächen, der dünnsten Bevölkerung und
den geringsten Arbeitskräften der Urzeit entspricht. 7) Allein Waitz bemerkt
mit Recht, dafs dies eben auch nur eine Vermutung sei und Joh. Meyer8)
macht geltend, dafs das wunderliche Kathederwort 'Feldgrofswirtschaft' nichts
1) Bausteine (s. o. S. 55) II, 466—469. — 2) Waitz ist nicht der erste mit seiner Klag*,
s. Mitt ans d. hist Litt. V, 19. R. — 3) Vgl. o. S. 21. — 4) Vgl. Jahresber. II, 2, 855. —
5) S. 35— -73 u. 547 f. (S. o. S. 61.; — 6) Agrar-hist Abhandl. Leipzig, Hirzel. IV, 568 S.
Darin: Ansichten üb. d. Agrarwesen d. Vorz. ; Wechsol d. Wohnsitze u. Feldgera oinschft.' in gem.
Urzeit; d. Gehöferschaften im Rog.-Bez. Trier; z. Gesch. d. Feldsystome in Dtschl. ; die mittel-
alterl. Feldgemeinschaft in Eng].; d. Agrarwesen i. d. Schweiz in s. geschichtl. Entwickel. u.
a. m. — Bespr. v. Moitzon, Ztschr. f. d. ges. Staatswissonsch. XXXVII, 371 — 417; Mias-
kowski, Jahrb. f. Gesetzgeb. i. d. Reich 1881, S. 399—420; Inama-Sternogg, Conrads
Jbb. f. Nationalökon. 1881. S. 504-514.— 7) Hanssen, Wechsel d. Wohnsitze (s. Jahres-
ber. I, 194a), fortgos. Ztschr. f. d. ges. Staatswiss. XXXVI, 407—48, die Gehöferschaften u.
AgrarhiBt. Abhandlungen S. 77 ff., 99 ff. — 8) D. drei Zeigen. E. Beitr. z. Gesch. d. alten
Landbaaes. Oster-Progr. d. Thnrgauischen Kantonschule. Fraaenfeld, Haber. 60 S. 4°.
\erfas8ungsgeschichtc. II 69
anderes bezeichne, als die süddeutsche Egertcnwirtschaft, welche im Gebirg
als Notbehelf vorkomme: es gebe keine Spur eines Beleges für die Egerten-
wirtschaft der Urzeit Die uralten Ausdrücke Zeige, Brache, Esch, Egerte ete.
zeigen deutlich genug, dafs die Dreifelderwirtschaft längst vor Karl d. Gr.
(wohin Inama-Sternegg sie verlegt) vorkomme. Übrigens giebt auch Hanssen
das frohere Vorkommen der Dreifelderwirtschaft zu, die durch römische Le-
gionäre in Deutschland eingeführt sei (S. 152 f.). — Miaskowskis For-
schungen werden von Hanssen, Meitzen und Inama-Stemegg *) gebührend an-
erkannt. Über die agrar. Verhältnisse Bayerns bringen Gengier8) und die
Festschrift,3) gestützt auf den Cod. Falkensteinensis, wertvolle Mitteilungen.
— In Niederdeutschland hatten die zahlreich aus den Niederlanden stam-
menden Kolonisten anstatt der Parzellenwirtschaft des Gewonnsystems ge-
schlossene Hufen und kannten keinen Flurzwang, sondern trieben individuelle
Wirtschaft. Die sog. Landhufe entspricht der gemeinen deutschen Hufe
(= 30 Morgen), die Königshufe von 60 Morgen wurde durch die Flä-
minger Kolonisten in Norddeutschland verbreitet. Auch behielten die Kolo-
nisten ihr Recht. Noch heute finden sich in Brandenburg, Schlesien, Pom-
mern etc. Spuren des flämischen Erbrechtes.4)
Belastet war das bäuerliche Eigentum vorzugsweise durch den teils
weltlichen teils geistlichen Zehnten. Letzteren hat Jean Hochgürtel5) in
seiner Entwickelung sorgsam verfolgt, ohne wesentlich neue Gesichtspunkte
zu geben. — Auf dem platten Lande ist das kleine Eigen mit dem XIH. Jh.
ein 'pfleghaftes', zinsbares geworden und zwar in Folge der Lasten des
öffentlichen Rechts, des Heerbannes sowie der Gerichtsdienste und Gerichts-
abgaben. Bei der Unfähigkeit des Mittelalters, zwischen Abgaben aus Titeln
privaten und öffentlichen Rechts zu unterscheiden, liefs die Pflege das Ver-
hältnis der pfleghaften Leute zu ihrem Grafen schon im XHL Jh. als ein
Analogon des Hintersassenverhältnisses erscheinen: die Grafschaft wird zur
Vogtei. 6) Eine ähnliche Vermischung von amtsrechtlichen und privat-
rechtlichen Befugnissen finden wir bei einer andren Steuer, dem Fodrum. *)
Dasselbe (got födr = Futter 8), war im fränkischen Reich eine Naturalsteuer
zur Verpflegung des Heeres, welche von den nicht Wehrpflichtigen erhoben
wurde. In Deutschland verschwindet Wort und Sache mit dem Anfang des
DL Jh., wohl aber leben in Italien zwei Formen fort: als fodrum r egale
ist es eine direkte Abgabe an den Kaiser, als gräfliches eine Privatleistung
an Lokalbehörden. Seit der Auflösung der Reichsverfassung nahmen die
Feudalherren die öffentlichen Leistungen, darunter auch das Fodrum, als pri-
vatrechtliche in Anspruch. Die Inhaber der öffentlichen Gewalt, Bischöfe,
Grafen, Klöster und später auch die Städte, erhoben das Fodrum. Aber
1) 8. o. S. 68°; forner Meitzen, Agrar- n. Forstwesen d. Schweiz, Ztschr. f. d. gos.
Staat« wis*. XXXVI, 611 ff. Eine weitere Beleuchtung durch Miaskowski selbst s. Jhb. f.
Ge*etzgeb., Vorwalt u. Volkswirtsch. Y, 72 — 106. — 2) E. Blick auf d. Rechtslobon Bayerns
«nt Hz. Otto I. v. Wittolsb. Zum 16. Sept. 1880. Erlang., Doichort 40 S. Vgl. u. Kap. X1I1. —
8) S. o. 8. 6610. — 4) R. Schröder, Nioderländ. CoL, s. u. Kap. XV. — 5)Bcitr. z. gosch.
Entwickelung d. kirchl. Zehnten im fränk. Reich. Bonn. Dissert. 1879. 67 S. — Registriert
•ei hier: P. Claossens, droits et immunites occles. dans l'anc. Belgiquo, Rev. Cath. de
Lourain, August — 6) Sohm, fränk. u. röra. Recht (s. u. S. 74°) S. 49 ff. — Hier sei erwähnt:
Branta, easai histor. sur la condit. des classes rurales en Beipique j. & la ftn du XV1JLL. s. —
7) B. Post, üb. das Fodrum. Beitr. z. Gosch. des italion. n. des Reichsstouerwosens im HA.
lKstert Straub. Trübner. 50 S. — 8) Auch zusammenhängend mit foudum, worüber Cul-
mann, Stadien über die morgan. Ehe (s. u. S. 757) S. 13—29. handelt
I[,70 X- H- Boos:
das Reich beanspruchte diese Abgabe als Reichsregal und namentlich Friedrich I.
setzte diese Ansprüche durch, wenn auch nicht in Ober-, so doch in Mittel-
italien, wo das von der gräflichen Gewalt ausgebildete Fodrum dem Reiche
nutzbar gemacht und eine jährliche Reichssteuer wurde. Daneben bestand
das alte fodrum regale oder imperiale in Oberitalien und dem Kirchenstaate
fort, nur verwandelte sich die ursprüngliche Abgabe von Nicht- Wehrpflichtigen
in eine Leistung der Grafschaft, wobei der Geburtsstand nicht berücksichtigt
wurde. Das Fodrum wurde indes nur bei Anwesenheit des kgl. Heeres in
Italien erhoben, durch die Grafen oder durch besondere Legaten. Verpflichtet
dazu waren Klöster, Kirchen, Bistümer, Grafschaften, freie Städte, Leute
jeden Geburtsstandes; doch gab es zahlreiche Exemtionen.
In den engen Zusammenhang zwischen der Abhängigkeit der Person und der
Art des Grundbesitzes gewährt für Bayern interessante Einsicht der erwähnte1)
Cod. Falkenstein.: auch das alte Rätsel der Barschalken, Bargilden u. Biergelden
ist gelöst. Der 'parzehent' in den Traditionsbüchern der Klöster Gars und Au
hängt weder mit par, bar = frei zusammen, noch mit porcus, worauf 'por-
zins carnes' führen konnte (also porzehent = Schweinezehnten), sondern
porzehent ist die 'decima integre', der volle Zehnt, d. h. vom vollen Ertrage
(Par, bar von baren = tragen, daher Urbar = Ertrag). Waitz hat schon be-
merkt, dafs im XI. u. Xu. Jh. die Kirche, an Stelle des fixierten alten Zehn-
tens den wirklichen vollen zu setzen suchte. Danach sind die Barschalken,
Parleute etc. nicht freie Knechte, sondern Urbarleute, die von geliehenem
fremdem Grundbesitz dem Grundherrn Zins entrichten; obwohl als 'liberi* be-
zeichnet gehören sie doch zur Familie des Herrn. Ihre Stellung ist analog
der der Liten und Aldionen. Ebenso sind die Bargilden des fränkischen
Rechts und die Biergelden des Sachsenspiegels grundzinspflichtige Leute,
deren grundzinspflichtiges Eigentum oder Lehen ihre persönliche Freiheit ge-
mindert hat.8)
Noch immer nicht nach allen Richtungen hin geklärt sind die
Verhältnisse der Ritter und Dienstmannen. So sucht gegen Zallinger5)
L. v. Borch4) zu zeigen, dafs Fürsten und Grafen Ritter und Dienst-
mannen hätten sein können. Der Ritterstand war ja nichts anderes als eine
persönliche Auszeichnung für Tapferkeit, und Personen fürstlicher oder gräf-
licher Herkunft kommen in den Zeugenlisten der Urkunden als Ritter wie
als Knappen vor. Den Dienst der Ministerialen hält B. mit Waitz lediglich
für eine privatrechtliche Verpflichtung ohne jeden öffentlichen Charakter.
Dienstmannen sind teils unfreie, teils freie. Das letztere Verhältnis ist ein
freiwilliges: wir finden Familien, bei welchen das eine Glied im Verhältnis
der. Ministerialität steht, das andere freien Standes ist. Auch Grafen finden
wir im Verhältnis der Dienstmannschaft ohne Minderung ihrer Freiheit
Eine andere nicht minder wichtige Frage ist die, wer im Mittelalter
siegelfähig war. Nach der Karolingischen Periode kam eine Zeit, in welcher
man wenig auf schriftliches Zeugnis gab. Im Sachsenspiegel wird die Urkunde
als regelmässiges Beweismittel nicht genannt, während der Schwabenspiegel
1) S. o. S. 6610. — 2) Ein Urbar von Beoron (Hohenzollern) aas d. Anf <L XTV. Jh.
gab Birlinger, Alem. VUI, 185—214, heraus. S. u. S. 86**. — Tourmagne, hist de Yt+>
ciavage anc. et mod. Paria, 1879, war Ref. unzugänglich. — 3) S. Jahresber. I, 189*. —
4) Beitrr. z. Rechtageach. des MA. m. bes. Rücksicht auf die Ritter u. Dienstmannen fÜrstL
n. grafl. Herkunft Nebst e. lithogr. Tafel: Wandelungen des Querfurter Helmschutaes.
Jjmsbr., Ranch. 84 S. und 1 Bl. Nachtrag. (Nicht i. Buchh.)
Verfassongsgeschicht«. 11,71
ihren Wert betont Schwerlich ist es Spiel des Zufalls, dafs die Grofscn
des Reiches, welche vor dem X. Jh. ihre Urkunden ohne Siegel ausstellten,
sich zu einer Zeit der Siegel zu bedienen anfangen, als ihnen wichtige Teile
der öffentlichen Gewalt zugefallen sind. Seit dem XII. Jh. nimmt das Siegeln
immer mehr zu und der Schwabenspiegel Landr. 189 fafst die Bestimmungen,
wer siegelfähig sei, zusammen. Von besonderer Bedeutung ist der Satz:
'ander lute mugen wol insigel han. diu haut niht craft, wan umb ir selber ge-
schaefede'. Der niedere Adel fängt seit dem Anfang des XOT. Jh. häufiger
an zu siegeln, aber noch aus der Mitte dieses Jahrhunderts sind Siegel von
einfach ritterbürtigen Personen selten. Irrig hielten die alten Staatsrechts-
lehrer nur die ein heraldisches Gemälde darstellenden für rechte Siegel.
Beim hohen schwäbischen Adel kommen vor 1181 Wappensiegel nicht vor;
die Wappen sind ziemlich gleichzeitig mit den Familiennamen zur Zeit der
Kreuzzuge aufgekommen. Auch bei Bürgern finden wir häufig Wappensiegel:
siegelfähig war eben jeder ritterbürtige oder schöffenbar Freie. Die frühzei-
tige Siegelmäfsigkeit des niedern Adels, mag er nun aus Mittelfreien oder aus
Ministerialen hervorgegangen sein, hängt mit dem Herrendienste zusammen,
der ihn zur Teilnahme an den verschiedenartigsten Regierungshandlungen
berief. Nicht siegelmäfsig war eigentlich nur der Bauer, sei er frei oder unfrei.
Vom XV. Jh. an wird ein besonderes Gewicht auf das Recht gelegt, mit
rotem oder grünem Wachs besiegeln zu dürfen, und man liefs sich vom
Kaiser solches Recht verleihen; in früherer Zeit lag dies in jedes Belieben. Die
Siegelmäfsigkeit selbst stand schon vor der Mitte des XIV. Jh. allen zu,
welche vermöge ihrer Stellung, ihrer Habe und ihres Berufes Veranlassungen
haben konnten, sich eigener Siegel zu bedienen. Daher war die Wahl eines
Wappens so frei wie die einer Hausmarke: Wappenverleihungen kommen vor
dem XIV. Jahrb. nicht vor; selbst Juden bedienten sich eigner Siegel.1).
— J. A. M. Mensinga8) betont, dafs der Gebrauch des Siegels in der Ur-
kunde mehr zur Entwickelung des Wappenwesens beigetragen habe, als die
Tourniere; auch sei hier die Bedeutung des ernsten Kampfes, in dem Mann
gegen Mann stand und in dem daher kenntliche Abzeichen erfordert wurden,
nicht zu unterschätzen. Übrigens seien die Amtssiegel die ältesten. — Eine
höchst eigenartige Erscheinung in der Geschichte des Adels8) im spätem
Mittelalter sind die Ganerbschaften. Das Wort ganerbe, zuerst in einer
Glosse des IX. Jh., dann bei Notker Labeo, bei Wolfram von Eschenbach etc.,
heilist Miterbe (= gi-erpo). Von einer nach bestimmten Gesetzen ausge-
bildeten Institution kann nicht die Rede sein. Die Ganerbschaft war ihrem
ursprünglichen Wesen nach weiter nichts als das vertragsmäfsige Verhältnis
mehrerer Personen, denen das Recht an einem einzigen Besitztum zustand
and die beschlossen, dasselbe in Gemeinschaft zu besitzen, ohne eine Grund-
teilung oder eine Veräufserung in späterer Zeit, falls solche zweckentsprechend
erschienen, dadurch auszuschliefsen; ihre Entstehung steht mit dem Verfall
der Reichsgewalt in naher Verbindung. Zur Erhaltung der Reichsfreiheit,
welche der Kaiser nicht mehr schützen konnte und die Fürsten nicht an-
erkennen wollten, vereinigten sich die Ritter in den festen Ganerbenhäusern.
Meist bestanden diese aus Burgen, die auch reichslehnbar sein konnten,
1) Roth r. Schreckens tein, Beitr. z. Siegelrocht, insbes. z. Lehre v. <L Siegel-
mifaigkeit, Ztachr. f. d. Gesch. d. Oborrheins. XXXII, 369—443. — 2) Beitr. z. Gesch. d.
Urspr. etc. d. Wappenwesens, Deutsch. Herold XI, 53 ff. 69 ff. — 3) Chr. Meyer, z. Gesch.
d. dtsch. Adels, Preufs. Jhb. 46, 146—173. u. 225—252, ist unbedeutend.
11,72 X- H- Boos:
darum haben aber die Ganerben mit den Borgmannen nichts zu schaffen, die
nur Verwalter ihrer Burg, nicht Eigentümer waren. An der Spitze der Gan-
erben stand der Baumeister, häufig finden wir auch einen Burggrafen. Ein-
mal im Jahr fanden die gemeinsamen Ganerbentage statt zur Behandlung
der gemeinsamen Angelegenheiten. Die Hauptsache war die Erhaltung des
Burgfriedens. Berühmte Beispiele solcher Ganerbschaften sind die der
Steckelburg, woselbst Ulrich von Hütten geboren wurde, und die des Dra-
chenfelses, deren Mitglied und Hauptmann Franz v. Sickingen war; haupt-
sächlich kamen Ganerbschaften in den Rheingegenden, Hessen, Franken und
Schwaben vor.1) Mit der Durchführung des Landfriedens verloren diese
Ganerbschaften alle Bedeutung.8)
Der Trieb des Mittelalters zu genossenschaftlichen Verbindungen offen-
bart sich vor allen Dingen in den Zünften. Hier hat C. Neuburg seine
Dissertation8) erweitert, ohne die Mängel der Quellenvermischung und der
Unklarheit in der Darstellung zu beseitigen.4) Dankenswert ist die Herbei-
ziehung der französischen Quellen. Den Zunftzwang führt er nicht mehr mit
Schmoller auf den Gerichtszwang zurück, sondern läfst ihn mit den durch
ihn bedingten Schäden der wirtschaftlichen Entwicklung auf der Zunft-
gerichtsbarkeit beruhen. Der Unterschied in der Entwickelung zwischen
Deutschland und Frankreich liegt darin, dafs in Frankreich den Zünften
frühzeitig der politische Einflufs entzogen wurde; gleichwohl behielten sie den
Charakter privilegirter Korporationen, sodafe sich auch hier, nur nicht in
dem Mafse wie in Deutschland, Mängel und Mifsbräuche entwickelten.
Im Ursprünge von der Zunft verschieden ist die niederdeutsche Gilde.6)
Der Typus derselben in ältester Form findet sich nicht in den grofsen
Städten, sondern in kleinen, wo sie sich oft bis in unser Jahrhundert hinein
gleichsam versteinert erhalten hat. In Lemgo existierte neben den Ämtern
eine Koplüdegilde. Bis 1553 stand jedem Handwerker der Eintritt frei und
der Versuch der Gilde, die Handwerker auszuschliefsen, gelang nicht, so wenig
als der Versuch der Kaufleute, sich innerhalb der Gilde als eigenes Amt
abzuschliefsen und die Handwerker und Krämer vom Grofshandel fern zu
halten. Die Ausbildung der Ratsgowalt und der Zünfte verhinderte die Herr-
schaft der Gilde. Dagegen behielt die Pfannengilde von Salzditfurt der sich
bildenden Gemeinde gegenüber stets da? Übergewicht. Die Grofse Gilde zu
Minden umfafste die drei Ämter der Wollenweber, Krämer und Schneider;
die beiden ersten waren zum Tuchhandel berechtigt und aufserdem stand die
Hökerei und Schlächterei allen Genossen frei. Ursprünglich mufs sie alle
Gewerbtreibenden umfaist haben, denn noch im XIII. Jh. hatte sie die Auf-
sicht über Mafs und Gewicht. Die Neubildung der Ämter ging hier nicht
wie anderwärts aufserhalb, sondern innerhalb der Gilde vor sich: die Gilde
war die Gesamtheit und hatte die Oberaufsicht über die Ämter, diesen lag
die Kontrolle der betreffenden Waren ob. — Eine so einfache Organisation
gentigte aber einem entwickelteren Verkehr nicht: von gröfster Wichtigkeit
war daher die Entstehung des Rates und der Stadtverfassung. Selten be-
haupteten sich Rat und Gilde als zwei gleichberechtigte Faktoren, bald cr-
1) Vgl. hierzu Jahresber. I, 252. — 2) Ed Stondoll, d. Ganerbschftn. u. deren Be-
deutung f. d. Entwickig. d. Reichsritterschft. Progr. d. It.-Sch v. Eschwege (No. 341) 28 8.
4. — 3) Vgl. Jahresber I, 2018. — 4) Zunftgorichtsbarkeit u. Zunftverfassung i. d. Z. f.
XIII. — XVI. Jh. E. Beitr. z. Ökonom. Gesch. des MA. Jona, Fischer. IV, 311 S. — Hier sei
erwähnt Dr. B., kurz. Überblick üb. d. Litter. d. Zunftwesens, llist.-polit. BU. 86, 191 — 211.
— 5) S. Jahresber. II, 2, 971.
Verfassungsgeschichte. 13,73
bielt der Hat das Übergewicht, bald die Gilde. Li Höxter hat der Rat un-
mittelbar die Organisation einer Reihe von Gewerben in die Hand genommen,
obwohl die Gilde der Kaufleute schon lange vor dem Rate bestand, and die
Gilde wurde vom Rat abhängig. Dagegen wird in Göttingen der Unterschied
zwischen Gilden nnd Innungen stets festgehalten und Rat und Gilde stehen
in engster Verbindung. Hier kam es daher auch nie zu Zunftunruhen. In
Groningen steht die Gilde ohne Beschränkung auf bestimmte Gewerbe allen
Bürgern des gröfseren oder kleineren Bürgerrechts offen, sie fiel aber keines-
wegs etwa mit der Gesamtheit der 'gemeinen gilden 'zusammen. Neben der alten
'gilda mercatorum' bildete sich hier eine Reihe von Ämtern, die sich zu
einer Einheit verbanden, neben der das Gilderecht der alten Gilde fort-
bestand. Letztere konnte ihr altes Vorrecht nur durch enge Verbindung mit
dem Rate erhalten: die Stadtverfassung hat sich hier aus der Gildeverfassung
entwickelt.1) — Von solchen autonomen Bildungen ist bei den süddeutsch-
schweizerischen, mit Freiburger Stadtrecht belehnten Städten keine Spur be-
merkbar. Diese Städte, meist Gründungen2) des Xn. u. XIH. Jh., waren
hauptsächlich aus strategischen und erst in zweiter Linie aus wirtschaftlichen
Gründen angelegt worden.3) Das Handwerk hat sich daher bei ihnen nie
selbständig und bedeutend entwickelt.4)
Das XHI. Jh. ist dasjenige, in welchem sich das Kurfürstenkollegium
ausgebildet hat. Nachdem die Kurfürstenfrage5) einige Zeit geruht, stellt
L Weiland6) fest, dafs noch im ganzen XIII. Jh. nicht der Besitz eines
Erzamtes einem weltlichen Fürsten bestimmten Anspruch auf das Vorwahl-
recht7) giebt, die thatsächlichen Verhältnisse vielmehr keine bestimmten
Rechtsnormen, sondern stete Schwankungen und Umbildungen verraten: erst
die Verbreitung des Sachsenspiegels und die curialistischen Doktrinen schaffen
im Xin. Jh. eine sichere theoretische Grundlage.
Weit auseiander gingen die Ansichten von Wegelin, Schöpflin, Stalin,
Vischer u. a. über die Befugnisse der Reichslandvögte in Schwaben und
Elsafs. Fälschlich führt Stalin dieses Amt auf Rudolf v. Habsburg zurück.
Der erste beglaubigte Reichslandvogt begegnet uns in Schwaben unter
Friedrich I. , im Elsafs zwar erst im XIH. Jh., doch noch vor Rudolf.
Cber das Amt ist Klarheit schwer zu gewinnen. Der Landvogt ist weder
als Statthalter noch als Verweser sämtlicher reichsunmittelbaren Gebiete
und Gerechtsame einer Landschaft zu bezeichnen; er ist namentlich bei Ein-
ziehung der städtischen Reichssteuer thätig und hatte administrative und
militärische Funktionen, aber keine richterlichen.8) — A. v. Kirchenheim,
'über die Regentschaft' ü) stützt sich, soweit die ältere Zeit in Betracht kommt,
auf Waitz und Kraut.
Noch viele Irrtümer herrschen in der friesischen Rechtsgeschichte. So
1) K. W. Nitzsch, d. ndrdtscho Kaufgildo. Monateber. d. Borl. Akad. S. 370-403. —
2) Üb. d. Gründang v. Freiburg i. B. s. Kap. Südwestdtschl. — 3) S. Rof. U. K. B. von
Aarau (o. S. 679) Einl. passim. — 4) Ibid. dio Handworksordnungon. S. 333 — 340. -
5) S. darüber Mitt aus d. hißt. Litt. III, 129 ff. — ö) 1) Königswahlon dos XII. Jh.,
Forsch, z d. Gesch. XX, 303—339. Vgl. o. S. 28l u. 453 — 7) W. hätte gut gethan, erst ein-
mal den Grundsatz abzusprechen, dafs bei dem formellon Wahlakt ursprünglich jedenfalls
dieselbe Reihenfolge der stimmenden Fürsten Kogol war, wie in den Zeugenreihon der Ur-
kunden. IL — 8) J. Tousch, d. Reichsland?ogteicn in Schw. u. i. Eis. z. Ausg. d. X1I1. Jh.
Bonn. Di»s. 61 8. — Üb. Müller, Reichsverfassung, Finko, Sigism.s reichsstädt Polit
Dewitz, Reichstage unter Fr. III. s. o. S. 561-8 u. 57*. — 9) Hoidelb. Diss. Leipz.,
Dnncker u. Hurablot 164 S.
11,74 X- H- Boos.
war der Upstalsbom (bom — bäum, upstal — erhöhte Stelle) nicht ein alter
Gerichtsplatz. Erst im Xu. Jh. fanden sich hier ans verschiedenen Gauen
Abgeordnete zusammen. Dies waren keine Volksversammlungen, Hof- oder
Landtage, sondern Vereinstagc einzelner Landdistrikte zwischen der Zuider-
see und der Weser: die Bevollmächtigten traten hier für bestimmte Zwecke
zusammen, zuerst zur Sicherung und Herstellung des Landfriedens, sowie zur
Bestrafung des Landfriedensbruches, dann zur Verteidigung gegen Kränkungen
des bestehenden Rechts und endlich zur gemeinsamen Verteidigung gegen
Landesherrn, die von Alters her gewisse Rechte im Lande besafsen und sie
geltend machen wollten. Die Verbindungen der Friesen sind denen in
Sachsen, Westfalen, am Rhein und in der Schweiz zu vergleichen.1)
Die deutsche Gerichtsverfassung nach dem Sachenspiegel behandelt in
populärer Weise P. Wilutzky,*) speziell für Bayern Gengier8) sowie die
Festschrift4) und in sehr klarer faMcher Weise C. Stemmler,5) welcher
zugleich den Verfall der deutschen Gerichtsverfassung darlegt, der dem rö-
mischen Recht leichter Eingang verschaffte. War die Kenntnis des letzteren
in Italien nie ganz erloschen, so wurde seit dem Ende des XI. Jh. das
Studium desselben auch in Frankreich sehr lebhaft betrieben; um diese Zeit
ging aus der Schule von Orleans der sogen. Brachylogus hervor, ein Lehr-
buch für den juristischen Unterricht6) Wie sehr das kanonische Recht zur
Erleichterung der Reception des römischen Rechts in Deutschland beitrug,
zeigt aufs neue Ed. Rosenthals Schrift über die 'Rechtsfolgen des Ehe-
bruchs nach kanonischem und deutschem Recht'. 7) Die nach den Grundsätzen
des römischen Rechtes verfahrenden geistlichen Gerichte verdrängten in Frank-
reich die mangelhaft organisierten weltlichen mehr und mehr aus der Gunst
des Volkes: ihre Organisation, ihre Kompetenzen und ihren Prozefs legt
P. Fournier8) in sehr klarer Weise dar.
Im Grunde genommen giebt es im ganzen Mittelalter nur zwei herr-
schende Rechte, das fränkische und das römische, die stets mit einander im
Kampfe lagen, bis das römische das fränkische überwältigte. R. Sohms9)
gedankenreiche Schrift über dieses Thema hat jedoch auch lebhaften Wider-
spruch gefunden, wie z. B. von H. Brunner. 10) Das fränkische Recht, d. h.
das Salische, überwältigte nach S. zuerst das Burgundische, dann auch die
übrigen Stammesrechte. Dieser Prozefs, den die starke fränkische Ein-
wanderung ins Elsafs, Alemanien, Bayern, Sachsen und Italien nicht wenig
beförderte, ist schon im Anfang des IX. Jh. soweit gediehen, dafs z. B. in
Italien nach Ausweis der Urkunden nur noch drei Privatrechte, römisches,
lango bardisches und salisch-fränkisches, vorkommen. Die öffentliche und die
Gerichtsverfassung sind im deutschen Mittelalter durchaus fränkischen Ur-
sprungs, und der Sachsenspiegel sowie die sächsischen Quellen enthalten
1) Richthofen (a. o. S. 66») 8. 582—610. S. 370 ff. — Nach R. ist 0. Ledings
Schrift (Jahresber. I, 2025) wertlos; dio von J. Hol sc hör (ibid. S. 2025) erschien 1880
im Bachhandel (Emden, Haynol). — 2) D. Sachsenspiegel. Berl., Habel. 31 S. (Virchow o.
Holtzendorffs Samml. No 356). — 3) s. o. S. 69». — 4) S. o. S. 6610. — 5) D. rom.
Recht i. Deutschi. Berl., Habel. 44 S. (Holtzendorffs Samml. v. Zeit- u. Streitfragen No. 138).
— 6) H. Fitting, Heimat u. Alter d. sogen. Brachylogus nebst Untersachgn. üb. d. Gesch.
d. Reehstwissensch. i. Frankr. im Anfange des Mittelalters. Berlin u. Leipzig, Outtontag.
43 S. — 7) Jenaer Habilit.-Schr. Würzburg, Theinsche Druck. 104 S. — 8) Les offi-
cialites au moyen age de 1180—1328. Paris, Plön. XXXIV, 329 S. — 9) Frank. Recht u
röm. R. Prolegom. z. dtsch. Rechtsgosch. Sav.-Ztschr. f. Rechtsgesch. German. Abt. I, 1 — 84.
(Sep.-Abdr., Weimar, Böhlau.) — 10) S. u. S. 76».
Verfassungsgeschichte. 11,75
nicht, wie die natürlichste Annahme war, sächsisches Partikularrecht, sondern
ihre Gerichtsverfassung ist lediglich Kopie und Weiterentwicklung der frän-
kischen, wie Lehnrecht, Investitur1), Auflassung, Gewere etc. zeigen. Irrig
sind auch die Hoch- und Schöffenbarfreien immer als die Träger des Land-
rechts und des Landgerichtes angesehen, während es vielmehr die geringen
Pfleghaftfreien waren. Von einem Gegensatz der Stammesrechte will S. nichts
wissen, es herrschte in ganz Deutschland fränkisches Recht 'Die mittel-
alterliche Rechtsgeschichte ist die Geschichte der Reception des westfränkischen
Rechts in Deutschland'. Ja man kann Deutschland in Bezug hierauf eine
Provinz von Frankreich nennen, weshalb das Studium des französischen Rechts
für die deutsche Rechtsgeschichte aufserordentlich fruchtbar ist Die deutsche
Rechtsgeschichte mufs daher in der ersten Periode, soweit es sich darum
handelt, die Nachrichten des Caesar und Tacitus zu ergänzen, den Schwer-
punkt auf die nordgermanischen Rechte, das friesische und angelsächsische,
legen; für die zweite Periode, die Herrschaft des fränkischen Rechts, liegt
das geschichtliche Interesse im Frankenrecht und seinem Verhältnis zu den
Stammesrechten. Die dritte Periode ist die Geschichte der Reception des
römischen Rechts.
Den Verfall der Gerichtsverfassung in Deutschland deutet auch das Auf-
kommen der Frei- und Vehmgerichte an. R., Brode*) sieht in dem Sonder-
leben Sachsens die Ursachen für das Entstehen derselben. Auf die alten
karolingischen Grafengerichte zurückgehend, deren Fall sie überdauerten, kon-
solidiert sich ihr Begriff, sobald die Territorialmacht sich zu äufsern beginnt.
Die erste urkundliche Nachricht von einer Freigrafschaft, die Bremer Urkunde
von 1111, auf welche sich alle Darstellungen der Vehmgerichte stützen, ist
einer Fälschung aus der Mitte des XII. Jh. — Den geistreichen Ausführungen
F. Dahns über Fehdegang und Rechtsgang der Germanen,8) gewissermafsen
einer Geschichte des Strafrechts in der Urzeit, wird man nicht immer zu-
stimmen können. Höchst wertvoll dagegen ist desselben Vfs. Zusammen-
stellung der Quellenbelege über die verschiedenen Arten der Gottesurteile.4)
— Bei bestrittener Klage nimmt die herrschende Lehre als das prinzipale
regelmäfsige Beweismittel den Reinigungseid des Beklagten an: dem gegen-
über stellt R. Löning5) das Reinigungsrecht der Beklagten als ein sub-
sidiäres, in zweiter Linie hinter dem Elagebeweis stehendes Recht hin, dessen
Inkrafttreten durch den Wegfall des ersteren bedingt ist. Der Reinigungseid
wurde indes schon im XIII. Jh. ausnahmsweise durch das sogen. Übersiebnen
schädlicher oder mifsthätiger Leute ersetzt. Das Übersiebnen führt zur
Zersetzung der Gerichte, zur Inquisition und zur Tortur, wodurch dem Rei-
nigungseid der Boden vollends entzogen wurde. Den Zweikampf will L. als
Beweismittel des Klägers und als Gottesurteil nicht gelten lassen. — Unter
welchen Formen das langobardische Recht Frauen Veräufserungen gestattete,
hat H. Rosin6) eingehend erörtert. — Die morganatische Ehe datiert Cul-
mann7) aus der Zeit Karls d. Gr. Das Wort morganatisch leitet C. mit
1) Dem widerspricht Brunn er (s. u.) S. 279 ff- — 2) Freigrafschaft a. Vehmo. Haue.
Diss. 36 8. — 3) Bausteine (s. o. S. 55) II, 76—128. — 4) Stadien z. Gesch. d. german.
Gottesurteils. 1. Begriff d. Gottesurteil«. 2. Ursprung d. Gottesurteils. 3. Loskauf v. d.
Kesselprobe nach sal. Recht. 4. D. angebl. Eidhilfsprivileg. der Antrustionen nach sal. Recht.
Bausteine II, 1 — 75, bes. S. 47 ff. — 5) D. Reinigungseid bei Ungorichtsklagen im dtsch.
Mittelalter. Heidelberg, Winter. XV, 316 S. — 6) s. o. S. 65*. — 7) Studien über die
norgan. Ehe u. d. Urspr. d. Feudalwes., nebst mehr, bayer. Ortsnamen. Strafsb., Schmidt 84 S.
11,76 X. H. Boos.
Moeser von mör = muoder und gän, gehen, ab, also mit der Matter gehend,
der Matter folgend. — Im älteren Familienrecht ist bekanntlich von groCser
Bedeutung das Avancnlat, das jedoch an Wichtigkeit mit der steigenden
Bildung verlor. Spuren desselben will J. J. Bachofen1) in den Nibelungen
sowohl in ihrer deutschen Gestaltung wie in der nordischen nachweisen. —
Im Erbrecht spielt eine grofse Rolle der Satz: 'Was in der Were verstirbt
erbt wieder an die Were'. Seine Anwendung besonders im Lübecker Rechl
bat R. Freund8) eingehend beleuchtet und das Sachenrecht ausgiebig herbei-
gezogen. Dr. v. Brunn eck3) illustriert das deutsche Rechtssprichwort
Kauf bricht Miete. A. Prost4), in einer ausführlichen Abhandlung über di(
Geschichte des Eigentums in Metz, ignoriert völlig die einschlägige deutsche
Litteratur. M. Th6venin5) will im Gegensatz zu Sohm, welcher wadium
und festuca identifiziert, diese streng geschieden wissen. Wadium kommi
in allen Volksrechten vor, festuca nur im fränkischen. Wadium, Handschuh
wird nach den Quellen immer gegeben und entgegengenommen, festuca. Halm
wird ergriffen oder geworfen und verlangt blofs die Anwesenheit einer Persor
zur Handlung. Die festuca ist das Symbol für die frühere Lanze. Sohms
Hypothese, der Prozefs der lex Salica habe sich wesentlich von dem der
übrigen Volksrechte unterschieden , sei irrig ; die Form spiele im Prozefs dei
lex Salica überhaupt nicht die Rolle, welche S. ihr zuweise. Auch Sohms
Lehre von der Bedeutung der Formalkontrakte im deutschen Recht bestreitet
Tb.: es gebe im deutschen Recht weder Consensual- noch Formal-, sondern
lediglich Realkontrakte. Hingegen sucht die Richtigkeit der Lehre Sohms
von dem Formalkontrakte für das altfranzösische Recht A. Es mein6) nach-
zuweisen. — Die sonst gründliche juristische Abhandlung über 'Sala, Tro-
ditto, Vestitura' R. Bewers7) wird in ihrer etwas kahlen dogmatischen Dar-
stellung durch die glänzenden Ausführungen Sohms über den fränkischer
Ursprung der Investitur 8) weit tibertroffen. Ungemein fruchtbar für die Rechts«
geschiente sind die Untersuchungen H. Brunners über die römische und ger-
manische Urkunde. 9) Er leugnet gegen Sohm, dafs die nichtreale Investitui
bis ins IX. Jh. aufserhalb des Prozesses unzulänglich gewesen sei; die In
vestitur sei nicht fränkischen Ursprungs: nach Haiss (Trad. u. Invest 1876'
sei das Wort Investitura wohl zuerst bei den Franken nachzuweisen unc
durch sie den anderen Stämmen zugekommen, aber die Sache selbst komme
bei allen Stämmen vor. Nicht mit Recht stelle S. auch die Zulässigkeit dei
Übereignung von Grundstücken per cartam für das fränkische Recht in Ab-
rede und erkenne nur für das alemannische, bayerische, westgotische, lango-
bardische und vielleicht das burgundische Recht eine der Investitur gleich-
wirkende Vollziehung des Veräufserungswillens durch Übergabe der Carti
1) Antiquar. Briefe Yorneml. z. Kenntnis d. älteron Verwandtech aftebegrLffo. (Srafsburg
Trübner. VI, 278.) S. 164—177. (Bruder u. Schwester i. d Chricmh.-Sage d. Nib. u. d
Edda.) — 2) Bresl. Dias. 52 S. — 3) Z. Gesch. d. Miete u. Pacht i. d. dstch. u. german
Rechten d. Mittelalters. Sav.-Ztschr. f. Rechtsgesch. Germ. Abt. I, 138 — 190. — Erwähn
sei hier: Gilliodts, la lettre do change ä Bruges au MA. , La Flandro, Sept. — 4) ÄL sui
le regime anc. do la propriete". La vestituro et la priso de bon ä Metz, Nouv. rev. hist d
droit franc^ et etr. IV, 1—68. 301—376. Text u. Glossar S. 572—628. 701—750. Hier sc
erwähnt: G. Ascarate, Knsayo sobre la hist dei derecho do propriedad etc. Madrid, Mu
rillo. 400 S. 4. (Bibl. jurid. de autores espan. t. VIII.) — 5) Contributions ä l'hist. , dl
droit German. Ibid. S. 69—99. 447—461. (Forts., s. Jahrosber. II, 2, 91'.) — 6) £t aui
los contrats dans le tres ancien droit franc,. Ibid. S. 659 — 699. — 7) Rostockor Promotion»-
sehr. Bonn, Straufs. VIII, 113 S. — 8) Frank, u. rom. R. S. 27 ff. — 9) Weiter«
n. Kap. Diplomatik, desgl. über die Schriften von Sickel u. Zeumer.
Südwest-Deutschland (Elsafs-Lothringen). H,77
an. Die Übereignung habe zwar durch die Carta stattgefunden, allein man
habe die symbolische Investitur dem Urkundungsakte selbst beigefügt und
die Traditionsymbole zugleich mit der Carta übergeben. Im angelsächsischen
Recht sei die Übereignung per cartam erfolgt und das also vermittels der
Urkunde erworbene Land Bocland genannt.
Ein überaus wichtiges Hilfsbuch ist auch für uns R Stintzings1) 'Ge-
schichte der deutschen Rechtswissenschaft'. Es beginnt mit Eike von Repgow,
der auch in der damaligen schönen Litteratur wohlbewandert war.8)
XL
A. Holländer. K. Hartfelder. J. Hartmann.
Südwest-Deutschland.
Über die älteste Geschichte des Elsasses ist im vergangenen Jahre
nur wenig veröffentlicht worden. Zu erwähnen ist eigentlich nur die Studie
Dahns über die Alamannenschlacht bei Strafsburg im Jahre 357. 3) Da es
dem Vf. indessen offenbar an der nötigen Terrainkenntnis fehlte, ist er nicht
imstande gewesen, die Schwierigkeiten zu lösen, die sich aus den Worten
des Ammianus ergeben. Nicht berücksichtigt ist aufserdcm die wertvolle
Einzelheiten enthaltende Schilderung des griechischen Rhetors Libanios aus
Antiochia in Syrien, der in seiner Leichenrede auf Julian auch diesen Sieg
desselben verherrlicht. Im Anschlufs an die Dahnsche Schrift ist nun in der
Literarischen Beilage zur Gemeinde-Zeitung für Elsafs-Lothringen, welche
auch in diesem Jahre wieder eine Anzahl trefflicher historischer Beiträge
zor Landeskunde enthält, die interessante Schlacht von neuem behandelt und
zeitlich wie örtlich so scharfsinnig bestimmt worden, dafs die früheren Streit-
fragen nunmehr wohl als beseitigt angesehen werden können. 4) So ist u. a.
kein Zweifel mehr möglich, dafs die Schlacht in der zweiten Hälfte des
August stattgefunden hat. Ebenso ist das Schlachtfeld nicht, wie es bisher
von der elsässischen Geschichtsschreibung geschehen, nach den eigentlichen
Hausbergen zu verlegen, sondern in ihrer südlichen Fortsetzung zu suchen.
Auch die mittelalterliche Geschichte hat nicht viele Bearbeiter aufzu-
weisen. In das Dunkel, in welches die Geschichte des Elsasses in der Mero-
wingerzeit noch im VII. Jh. gehüllt ist, sucht J. M. Gyss einiges Licht zu
bringen.6) Bouteiller6) übersetzt das in der von Sigebert von Gembloux
verfafsten vita des Bischofs Dietrich von Metz enthaltene Kapitel 'de laude
1) I. Abt. (Gesch. d. Wissenschaften i. Dtschl. XVLLI.) München u. Leipzig. Olden-
bourg. XI, 780 8. — 2) K. Schröder, Sav.-Ztschr. f. Rechtsgesch. Germ. Abt. I, 247. —
S) S. o. S. 4. — Ül>er Tres Tabornae des Ammian =. Elafs-Zabern s. o. S. 5*. — 4) Litter.
Beil. z. Geroeindeztg. 1881. No. 1 u. 2. — 5) Encore un raot sur les origines alsat Strfsb.,
Scholz. 1879. 21 S. (Sop. aus: Bull, do la boc p. la conserv. do« monura. histor. d'Als.) —
Über Richers Gest. Senon. eocl. als Quelle f. d. Gesch. d. Klsals s. o. S. 12*. — 6) Eloge
de Metz par Sigebert do Gembloux etc. Paris, Duraoulin. 146 S. — Über Metz vgl. auch
o. 8. 268.
11,78 3Ü. A. Hollander. K. Hartfelder:
urbis Metensis , indem er verschiedene andere denselben Gegenstand behan-
delnde Gedichte beifügt, so namentlich eine in der Metzer Stadtbibliothek
befindliche, dem Heransgeber zufolge noch nicht veröffentlichte 'Urbis Metensis
laus metrica', deren anonymer Verfasser nicht viel später als Sigebert gelebt
zn haben scheint. Wertvoll sind die in einem Anhang beigefügten zur Er-
klärung dienenden Noten. Wiegand teilt eine jüngst in Metz gefundene
altfranzösische Urkunde vom Jahre 1212 mit.1) Dieses Diplom ist das
Zweitälteste sämtlicher bisher aus dem altfranzösischen Sprachgebiet bekannt
gewordenen. Aufserdem wird durch dasselbe ein neuer schlagender Beweis
für die Thatsache gegeben, dafs Metz schon in den früheren Jahrhunderten
des Mittelalters eine romanisierte Stadt war, in der die Langue d'oil die
Umgangssprache war und vom XTTT. Jh. ab auch die Geschäftssprache wurde,
die bis dahin ausschließlich das Lateinische gewesen war. So finden wir
denn auch in den als Anhang einer privatrechtlichen Untersuchung von
A. Prost beigegebenen Metzer Geschäftsurkunden aus den Jahren 1200 —
1546 vom Ausgang des ersten Viertels des XIII. Jh. an vorzugsweise die
französische Sprache angewendet.2) Anknüpfend an die grundlegenden
Arbeiten über die Reichslandvogteien in Schwaben und im Elsafs von We-
gelin und Schöpflin hat sich neuerdings Teusch mit dieser Frage beschäftigt3)
und ist zu folgenden Resultaten gelangt Bereits vor der Zeit Rudolfs von
Habsburg kommen in Schwaben und im Elsafs Landvögte vor. Dieses Amt
hatte indessen weder lehenbaren noch erblichen Charakter. Die vom Könige
auf unbestimmte Zeit bestellten Inhaber wechselten regelmäfsig, so oft ein
Herrscher aus einem anderen Hause zum Throne berufen wurde. Nach dem
Wortlaute der einzigen aus dem XIII. Jh. erhaltenen Bestallungsurkunde wäre
der Landvogt als königlicher Statthalter, als Verweser aller reichsunmittel-
baren Gebiete und Gerechtsame der Landschaft anzusehen. Teusch glaubt
trotzdem annehmen zu müssen, dafs der Wirkungskreis der Landvögte ein
nicht so umfassender gewesen sei. Dieselben erscheinen ihm nur als eine
verwaltende und militärische, aber nicht auch als eine gerichtliche Behörde.
Jedenfalls ist die schwierige Frage durch die vorliegende Untersuchung noch
nicht abgeschlossen. Wie Ende des XIV. Jh. Strafsburger Gesandte unter
der traurigen Finanzlage K. Wenzels zu leiden hatten, ist von Bischoff4)
dargestellt Zwei Partieen der Strafsburger Geschichte gegen Ausgang des
Mittelalters hat F. Ebrard behandelt.6) Wohl bereits seit Anfang des
XV. Jh. war die 'Krautenau' in Strafsburg ein bedeutendes Quartier der
Stadt; der bisher unerklärte Name hängt nach F. W. Culmann6) (in Bisch-
weiler) mit 'Kraut' d. i. Kohl zusammen. Ursprünglich eine sumpfige Nie-
derung an der El wurde sie durch die Urbarmachung zu einer blähenden
Au, wo besonders Gemüse gezogen wurde.
Alle übrigen Arbeiten können lediglich lokal-historisches Interesse be-
anspruchen. Mit der Vergangenheit des Schlosses Spess bürg hat man sieb
verschiedentlich beschäftigt 7) Von elsässischen Adelsgeschlechtern haben die
1) Charte messine de 1212. Biblioth. de l'ec. dos chartes. 41 H. 3. — 2) S. o.
S 76*. - 3) Vgl. o. S. 738. — 4) 8. u. Kap. XXXII. — &) Strafsburgs Kämpfe mit
Jean de Vergy (1382—1387). Geraeindeztg f. Klsafa-Lothr Nr. 17 u. 18, sowio d. Besuch
Kaiser Friedr. 111. in Strafst), i. J. 1473. Ibid. No. 7 u. 38. — Strafsb. Verhältnisse unter
Sigism. s. o. S. 57. — Über Twinger v. Königshofon o. S. 466. — ö) Alem. VIII, 52—55.
- 7) P. Ristelhubor, le chiteau de 8p. Kev. d'Al*. XI, 171—177 n. E. Hering,
Schlofs Sp. Strafsb., Bull.
Südwest-Deutschland (Elsafs-Lothringen, Baden). JJ 79
Herren v. Müllenheim,1) v. Schiltigheim*) und Zum Stein3) Bearbeiter
gefunden. Dafür dafs die Grafen v. Saarwerden in lothringisch-französischem
Idiom spätestens von der Mitte des XV. Jh. an auch 'Comtes de Saverne'
heifsen und dafs eine Gräfin Kunigunde ans dem Hause Moers-Saarwerden
zu Ende des XV. Jh. vorkommt, ist der Nachweis geliefert worden.4)
Stöber giebt einige Nachrichten über ehemalige Messen im Oberelsafs. ß)
Zu erwähnen ist endlich ein Beitrag zur Geschichte der Mystik im Mittel-
alter,6) sowie eine Zusammenstellung sämtlicher einst im Elsafs befindlicher
Benediktiner-Klöster. *)
Baden8) ist in prähistoricher Beziehung mit Ausnahme des Breis-
gaus, der Bodenseegegend und der Baar nur in wenigen Punkten genauer
untersucht; daher es 0l( der 'prähistorischen Karte von Südwest-Deutsch-
land und der Schweiz' von E. v. Tröltsch9) meist weifs erscheint. Wohl
finden sich Hügelgräber u. dgl. in Baden, doch fehlte es leider an Mitteln zu
Ausgrabungen und andern Untersuchungen. Dies dürfte sich jedoch in aller-
nächster Zeit anders gestalten. — Vorrömischen Ursprungs sind nach Riez-
ler und Baumann10) die Befestigungen an der Breg und Donau.
Auch zur Sagen- und Kulturgeschichte Badens in engerem Sinne
liegen nur wenige Publikationen vor: die Sage der Burg Hohenrode in
der Ortenau, im Volksmund Brigittenschlofs genannt, suchte G. v. Seydlitz11)
sagengeschichtlich zu erläutern, während J. Frank die Sage vom 'Hündlein
in Bretten'11), der Vaterstadt Melanchthons, behandelt; sie ist aus dem
Wappenbild der Herren von Hundheim entstanden, das an der Brettener
Kirche eingemauert ist — Kulturgeschichtlich interessant ist auch das Bild,
das Fr. v. Btilow13) in dem Aufsatz 'Stockach im Hegau und seine Narren-
zonft' giebt Man ersieht daraus, welche ausgebildete Organisation die heute
noch am Bodensee in hohem Grade heimische Faschingslustbarkeit sich im
Laufe der Zeiten gegeben hat
In der Römerzeit war Baden ein Teil des Dekumaten-Landes. Den
römischen Grenzwall im badischen Odenwald hat neuerdings K. Christ
selbst begangen und untersucht; er giebt darüber kurz Rechenschaft unter
Verweisung auf andere Berichte. u) — Die römischen Ruinen auf der Hoch-
ebene des Odenwaldes zwischen Walldürn und Schlossau hält J. Naeher16)
für die Überreste eines verschanzten Lagers. Er legt dem 'römischen
1) D. alte Bethaus Allerheiligen zu Strafst), u. Regeston z. Familiengesch. d. Frhh. su
Müllenheim. Strafst). , Schultz. 1879. — 2) Beil. z. Gemeindeztg. 7. Aug. No. 6. —
3) & Dietz, docum. inedits p. serv. a l*hist de l'anc. seigneurie du Ban-do-la-Boche. Roy.
diu«. IX, 178 — 188. — 4) H. Pfannenschmid, Kunigunde Gfin. y. Saverne eine Gräfin
toh Moers-Saarwerden. Picks Monatsschr. VI, 173 — 181. — 5) Les andennes foires de Di-
denheim, de Brunstatt et de Kingorshoim. Key. d'Als. IX, 38 — 43. — 6) A. Jundt, les
amifl de dien au XI Vo. siecle. Paris, Sandoz et Fischbacher. 1879. 445 S. Weiteres u. K.
— 7) Wiflsenschaftl. Studien u. Mitteilgen. aus d. Benediktinerorden. I, 159 ff. — 8) Die ge-
nante badische Litteratur aus den Jahren 1877 — 1879 hat Referent in der Ztschr. f. d.
Gesch. d. Oberrh. XXXIII, 440—507 (auch separat: Badische Litteratur a. d. Jj. 1877—
1879. [Karlsruhe, Braun.] 1881. 8°.) zusammengestellt Auf die Geschichte beziehen sich
die Abteilungen "VII. Topographie, Geographie, Beschreibungen u. s. w. VIII. Geschichte,
a. Zeitschriften, b. Biographisches, Memoiren, Briefe. IX. Allgemeine u. Partikulargeschichte
Badens. X. Kirchengeschichte. XIII. Kunst Literatur. — 9) Schriften d. Yer. f. d. Gesch.
d. Bodensee«. X, zu S. 65. — 10) Sehr. d. Vor. f. d. Gesch. d. Baar. H. III, 284. —
— U) Iit BeiL d. Karlsr. Ztg. S. 313. 325. — 12) Anz. f. Kde. d. dtsch. Yorz. XXVII,
332. — 13) Lit Beü. d. Karlsr. Ztg. S. 133. — 14) D. röm. Grenzlinie im Odenwald u.
d. limea trannrhen. überhaupt. Ibid. S. 249—251. — 15) (Bonner) Jbb. d. Ver. v. Altertums-
freunden im Rheinl. 69, 139.
11,80 XX K. Hartfelder:
Festangsviereck Walldürn - Schlossau - Katzenbach - Osterburken' durch seine
beherrschende Höhenlage anf der Wasserscheide des Main und Neckar, die
hier zwischen Miltenberg und Eberbach sich so auffallend nähern', eine hohe
Bedeutung für das Zehntland bei. — In Neckarau hatte der Mannheimer
Altertumsverein an der Stelle, wo in alter Zeit vermutlich der Neckar in
den Rhein fiel, gegenüber dem Dorfe Altripp, das in der römischen Zeit
wahrscheinlich auf dem rechten Ufer des Rheins gelegen hat, Ausgrabungen
machen lassen, die mehrere interessante, jetzt der Mannheimer Sammlung
einverleibte Funde ergaben. Darunter befand sich auch ein Stein mit einer
Inschrift, die Christ1) zu ergänzen und zu deuten sucht. Danach soll hier
das von Ammian 28, 2, 2 erwähnte 'munimentum celsum et tutum' gelegen
haben, das Valentinian gegen die Barbaren erbaut halte, und das vom Neckar
unterwaschen und gefährdet wurde. Nach Amm. 1. 1. ordnete Valentinian auch
an, dafs auf dem rechten llheinufer auf dem Mons Piri eiligst eine Be-
festigung angelegt Würde, die freilich nicht vollendet wurde, da die Deutschen
die bei der Arbeit beschäftigten Römer überfielen und erschlugen. 'Pirna'
deutet Christ als Name und findet den Mons Piri übereinstimmend mit älteren
Annahmen im Ileiligenberg, auf dem rechten Neckarufer, nördlich von Heidel-
berg. K. Zangemeister ergänzt jedoch die Inschrift anders und erklärt
sie für eine Grabinschrift, die in das IL, spätestens in die I. Uälfte des III.
Jh. falle.8) Auch sonst sucht Christ3) seine Ansicht zu erhärten, dafs in
römischer Zeit der Neckar nicht, wie die Sage erzählt, bei Tribur und eben-
sowenig an der jetzigen Mündungsstelle, sondern oberhalb derselben in den
Rhein gemündet habe. — Nach eben demselben ist 'Ruphiana' des Ptolemaeus
gleich (Alta Ripa', dem späteren Kultuscentrum und der Mutterstadt der
Nemeter, an der alten Neckarmündung.4) Alta Ripa, jetzt Altripp, lag einst auf
dem rechten, liegt aber jetzt auf dem linken Ufer des Rheins zwischen Speier
und Mannheim. 'Rufiana (besser Rupiana), scheint ein altgallisches, zu einem
ähnlichen deutschen stimmendes Wort zu sein, welch letzteres auch dem Namen
der Flufsuferfranken Ripuarii od. Ribuarii = Ribu-varii zu Grunde liegt, mit An-
lehnung an das wohl wurzelverwandte lat Wort ripa'. — Weiter druckt Christ6)
über die Ausgrabungen im westlichen Teile von Heidelberg in den Jj. 1875
bis 1878 den Bericht ab, welchen Bez.-Bauinsp. Schäfer nebst Zeichnungen
darüber veröffentlicht hat, und fügt seinerseits Anmerkungen hinzu. Von der
hölzernen Neckarbrücke, deren Spuren schon früher entdeckt waren, zog eine
Strafse in südwestlicher Richtung wach Spcier, an deren beiden Seiten röm.
Überreste gefunden sind, wie Töpferöfen, Gebäudereste, ein Brunnen, in dem
ein römischer Meilenstein lag, zahlreiche Stücke von Thongeföfsen , Münzen,
Schmuckgegenstände, Waffen, Teile von Handmühlen, Wassertröge, Stein-
und Thonfiguren, ein Votivaltar mit Inschrift, Meilensteine und ein Stein-
tisch mit profilirtem Fufs und Platte. Als Anhang ist ein Grundrifs eines
röm. Kellers beigegeben, wie deren mehrere in dem auf dem rechten Neckar-
ufer, Heidelberg gegenüber gelegenen Dorfe Neuenheim sich finden. — Die
Inschrift einer Ära, die 1880 zu Daxlanden (Dorf bei Karlsruhe) gefunden
1) Köm. Funde aus Neckarau, Picks Monateachr. Vi, 314. (Auch Korreepondenzbl. <L
Gea.-Ver. XXVL11, 45 ft'. u. Mannh. Unterhaltgsbl. v. 20. u. 21. April.) — 2) Inschrr. aas
Neckarau, Bonn. Jbb. C9, 37 — 41. — $) Nachträgl. Henierkungcn üb. d. alten I^auf d. Mains
u. Neckar«, KorroHpondenzbl. I. c S. 711. — 4) Picks Monat*»arlir., Ruphiana. VI, 312. --
5) D. rfim. Militüratation l>ei Heidelberg. 11. Pick» Monataschr. VI. 239. Vgl. Jahresber. 11,
2, 121 u. 1, 207.
Sfidwett-Dentechland (Baden). 11,81
wurde, das noch im XVII. Jh. am Rhein, jetzt 2 km von ihm entfernt liegt,
teilt K. Zangemeister mit; der Altar befindet sich jetzt in den 'Ver-
einigten Karlsruher Sammlungen/1) — Au%edeckt ist ferner eine Römer-
straf se, die von Ettlingen das Albthal hinauf bis zur Wattsteig und von da
aber die Höhe von Reichenbach zog,9) während in Rheinhardsachsen am
Limes zwischen Walldürn und Miltenberg ein römischer Altarstein8) und zu
Hagnau bei Meersburg am Bodensee eine Bronzelampe mit plastischem
Schmuck gefunden wurde. *) — Daus die Römer urkundlich nur eine Strafse in
Baden gebaut und wahrscheinlich auch hier nicht eigentlich gebaut, sondern
nur eine filtere verbessert haben, betont K. v. Becker,5) der seine. Behauptung,
diüs überall römische Überbleibsel z. B. Kalkgufs zu fordern seien, ehe man
eine ehemalige Römerstrafse annehme (Gesch. d. Bad. Landes z. Zeit der
Römer, Karlsr. 1876) jetzt als zu weit gehend zurücknimmt. — Die zu Eu-
lingen bei Pforzheim gefundene6) Statuette des Merkur, bespricht E. Wagner.7)
Der Gott ist dargestellt, wie er eine Schlange füttert, die ihm von der linken
Schulter herabkriecht.
Die Arbeiten über mittelalterliche Geschichte betreffen zum gröfsten
Teil einzelne Ortschaften. — In der Bodenseelandschaft liegt die alte Kaiser-
pfalz Bodman, nach welcher der See den Namen haben soll. Für ihre
Geschichte "und die aus derselben hervorgegangene Adelsfamilie, die einzige
innerhalb der Bodenseelandschaft, die von ihrem ersten urkundlichen Auf-
treten im Xu. Jh. bis auf den heutigen Tag ununterbrochen im Besitz ihres
ursprünglichen Stammgutes geblieben ist', giebt auf Grund gedruckter und
angedruckter Materialien A. Poinsignon8) Regesten von 839 — 1271 und
wird sie wohl fortsetzen. — Die Teile des Konstanzer Münsters bespricht F.
Schober9) chronologisch: die Bauteile aus dem X. Jh., den Hauptbestandtteil
aus dem XL, den gotischen Umbau aus dem XV., Zuthaten aus dem XVII.,
Arbeiten aus dem XVIII. und schliesslich neue Zuthaten aus unserem Jh. —
Von dem Stadtwappen am Konstanzer Kaufhause zeigt Fürst Fr. K. zu Hohe n-
lohe-Waldenburg10), dafs die ausgeschnittene Form des Wappenschildes erst
durch spätere Bemalung entstanden ist, dafs aber die ursprüngliche, aus dem
Ende des XIV. Jh. stammende Form dem strengen heraldischen Stil jener
Zeit entspricht — Die 'Reichtümer der Reichen au' schildert Th. Martin,11)
wobei eine kurze Geschichte des alten Klosters gegeben und seine zahlreichen
Besitzungen, seine Gelehrten, Kirchen u. s. w. kurz beleuchtet werden. —
Dem Bodensee benachbart ist die Landschaft Baar,18) auf dem Hochplateau
des Schwarzwaldes gelegen. Eine Geschichte der Stadt Geisingen in der
Baar bearbeitete Jak. Barth; sie gehörte zuerst den Freiherren v. War-
tenberg, sodann der Familie Fürstenberg, bis sie badisch wurde.1') — Nach-
dem S. Riezler in seinem mustergiltigen Urkundenbuch die einschlagenden
Urkunden gesammelt hat, stellt er eine Episode aus der Geschichte der Fürsten-
berger dar in 'Villingen und die Grafen von Fürstenberg bis zum Über-
1) Inachr. v. Dax]., Bonn. Jbb. 69, 44. — 2) Ibid. S. 105. - 3) Ibid. — 4) Ibid.
8. 108. — 5) Römerstrafsen in Baden u. Württomb. Ibid. 68, 12. — G) 8. Jahresber. II,
2, 121. — 7) Bonn. Jbb. 68, 59. — 8) Bodmansche Regesten, Schriften d. Ver. f. Gesch. d.
Bodens. X, Anhang.— 9) Zur Baugesch. d. Konst Münster. Ibid. S. 55— CA. — 10) Schrift
d. Ver. f. Gesch. etc. der Baar etc. in Donaueschingen, lli, 15 (schon im Anz. f. Kunde d.
dtach. Vor». 1878 yeröff.) — 11) Sehr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodenseos. X, 10 32. — Verso
auf Reichenau s. o. S. 26*. — 12) Eine Zusammenstellung der Littoratur über die Baar
and die angrenzenden Gebiete von 1872 — 79 s. in den Schriften d. Vor. f. Gösch, d. Baar.
111, 296. — 13) SeibUTOri. d. Verf. (o. 0.). kl. 8°.
Historische Jahresbericht«. 1880. II, 6
11,82 XL K. Hartfelder:
gange der Stadt an Österreich im Jahre 1326', wohl ein Vorläufer der ton
ihm zu erwartenden Geschichte des Hauses Fürstenberg. Villingen, 817 zum
ersten Male urkundlich erwähnt? eine Stadt der alten Zäringer, war 1318
bei deren Aussterben nach Berthold V. durch die zäringische Erbtochter Agnes
an die Grafen von Urach und deren Nachkommen, die Grafen v. Fürstenberg,
gelangt und 'war der bedeutendste, ja der einzige hervorragende Ort in der sfth-
ring. Baar*.1) — Das Fürstenbergische Wappen1) spiegelt die Entstehung
dieses alten Geschlechtes der Baar ab. Der Stammvater ist Graf Egeno der
Bärtige von Urach, der die eben erwähnte Agnes zur Gemahlin hatte. Daher
zeigt das Wappen den zäringischen Adler, umgeben von dem blau und weilsen
Pelzwerk aus der unteren Hälfte des Urachschen Wappens. — Von den
Grafen von Fürstenberg stammt die sog. 'Entenburg* in Pfohren8) (B. A.
Donaueschingen) her, ein erst 1471 errichtetes Jagdschlofs, nicht, wie die
Sage will , von' Karl d. Dicken erbaut — Über 'das älteste Mttnsteruhrwerk
in Villingen' giebt Roder4) aus dem Villinger Archiv eine Urkunde von
1401. — In der Baar liegt auch ein Mittelpunkt der Schwarzwälder Uhren-
industrie, Furtwangen. Eine sonst fleifsige Kompilation über die Ge-
schichte dieser Stadt5) hat ihr Hauptverdienst in den Abschnitten über jene
Industrie und die Zustände der Gegenwart. — 'Abgegangene und umbe-
nannte Orte der badischen Bar und der Herrschaft Hewen' stellt F. L. Bau-
mann6) zusammen. Ganz oder teilweise abgegangene Orte ergeben sich
mehr als 90, wie Affenberg, Aitlingen, Asp, Bedungen, Bodelshausen, Boll-
hof, Bonstetten, Brunnenhof, Buch, Dockenhofen, Dossingen, Ebenhausen,
Eiginhora, Einstetten u. s. w. Der Grund des Abganges ist weniger in den
Verheerungen der Kriege als im Bedürfnis nach Schutz zu suchen: die den
festen Plätzen benachbarten Einwohner kleiner Dörfer geben ihre Wohnsitze
auf und ziehen hinter schützende Mauern , ohne auch ihren Grundbesitz auf-
zugeben. Umbenannte Orte sind 11 zusammengestellt. — Über die 'öde
Kirche und die (mittelalterliche) Burg Langenstein' berichtet Riezler;7)
Reste eines Schlosses, das nach eben demselben8) den Herren von Blumberg
oder denen von Blumenegg gehört hat, befinden sich an der Gaucha. —
Im Breisgau setzt der aus Künstlern und Gelehrten bestehende Verein
'Breisgau-Schau-ins-Land'9) seine ersprießliche Thäügkeit fort In
seiner Zeitschrift, deren populär gehaltene Aufsätze dennoch nicht des wissen-
schaftlichen Untergrundes entbehren, giebt Archivrat a. D. Bader, jetzt
der älteste Vertreter badischer Geschichtskunde, eine ansprechende Dar-
stellung von 'Burg und Stadt S taufen',10) dessen edles Geschlecht in der
jetzt noch in mächtigen Ruinen vorhandenen Burg gehaust hat Pfarrer
Kürzel behandelt die Schicksale des Bades St. Landolin, dessen Quellen
nach der Legende da hervorsprudelten, wo der Missionar Landolin getötet
worden war.11) H. Maurer giebt eine auf urkundlichen Quellen beruhende
kurze Geschichte der Stadt Kenzingen von ihrer Gründung 1249 bis zu
ihrer Vereinigung mit Österreich 1369. 18) — Von Freiburg beweist J. Bader
ausführlich, was H. Schreiber in seiner Geschichte der Stadt nur angedeutet
1) Schrift d. Vor. f. Gesch. d. Baar. Hl, 19. — Über d. »chwa"b. Ursprung der Zub-
ringer s. u. S. 858. — 2) Fürst v. Hohenloho-Waldenburg, ibid. S. 1 — 15. —
3) Kiezler, ibid. S. 292. — 4) Ibid. S. 291. — 5) Born. Kreuzer, Zeitgesch. ▼. F. n.
Umgeb. Villingen, Gorlacher. 277 S. — 6) Schrift, d. Ver. f. Gesch. d. Baar. lO, 50—66.
— 7) Ibid. S. 288. — 8) Ibid. S. 289. — 9) Vgl. Jahresber. I, 209; U, 8, IM. —
10) Sohau-ins-Land. VII, 1—31. — 11) Ibid. S. 33—39. — 12) Ibid. S. 41.
8üdweat*Deutschland (Baden). H,83
hatte, daCs ihre Gründung and insbesondere ihre Verfassung als Gesamtwerk
der Herzoge von Zäringen angesehen werden kann.1) — Für Salzbarg be-
hauptet Martin8) in seiner sorgfältigen Geschichte dieses Städtchens, die bis
zur Gegenwart geht, and welcher Archivalien sowie die Skizzen des verstorbenen
Vetter zu gründe liegen, römischen Ursprung, jedoch mit kaum stichhaltigen
Gründen, nichtiger hält er Salzbarg für die älteste badische Besitzung im Mark-
grafenlande. Am Ende handelt er von bedeutenden Männern, die aus Sulz-
barg stammen, wo neben dem bekannten Theologen Fecht besonders der
grofee Schöpflin in einer kurzen biographischen Darstellung gewürdigt wird.
In der im Norden an den Breisgau stofsenden Ortenau liegt die ehe-
malige Beichsstadt Offen bürg, deren Archiv in den Franzosenkriegen
in das Reich salviert' worden und seitdem verschwunden ist Sie verdient
wohl eine geschichtliche Monographie; die Arbeit von K. Walter8) enthält
neben einer geschichtlichen Einleitung 'Ortenau und Offenburg' die Privilegien
and Rechte der Stadt von 1314 — 1790, jedoch sind die Urkundenabdrücke
ohne wissenschaftliche Technik behandelt. — Aus einer Karlsruher Hand-
schrift veröffentlichte K. Hartfelder4) die 'Ordnungen der Stadt Ober-
kirch' (an der Rench im nördlichen Schwarzwald), die früher zum Bistum
Strasburg gehört hat. Die meisten Ordnungen bekamen ihre Gestalt, in der
sie hier veröffentlicht sind, im XVI. Jh. unter Bischof Erasmus (1541 — 1568),
ihr Inhalt reicht aber meist in eine viel ältere Zeit hinauf. Sie enthalten
Bestimmungen über das Schult heifsenamt, die Ämter der Lohn- und Holz-
herren, der Salzmesser, Gerichtsboten, Pförtner, Hirten u. s. w. — Das ge-
wöhnliche Niveau der Lokalgeschichten sehr kleiner Orte übersteigt die 'Kurze
Geschichte der Stadt Achern' in der nördlichen Ortenau von Ph. Ruppert5).
Aach Tarennes Tod bei dem nahen Sasbach 1675 ist eingehend besprochen. Die
Beigabe einer ziemlichen Zahl von Urkunden und Aktenstücken hat den
Wert des Schriftchens erhöht. — Aus dem Dorfe Kork (Strafsburg gegen-
über) ist eine Waldordnung von 1476 erhalten, die J. B. Trenkle6) er-
klärt Viele ihrer Bestimmungen dürften in eine sehr frühe Zeit zurück-
gehen. — Den Flafsbauten der Einzig hat Bär7) eine historische Darstellung
gewidmet and in einer schönen Karte den alten und jetzt korrigierten Lauf
des kleinen, aber wilden Flusses veranschaulicht Sonst erfuhren noch Dar-
stellungen ihrer Geschichte: Eppingen,8) gelegentlich der Eröffnung der
Eisenbahnstrecke Eppingen-Schwaigera; das Dorf Münz es heim im Kraichgau
von Pfarrer C. W. F. L. Stocker9) and Städtchen und Pfarrei Buchen10)
im badischen Odenwald.
Unter den edlen Geschlechtern Badens hat von der in Baden und
Württemberg weit verzweigten Familie Gemmingen die Linie Gemmingen-
Hagenschiess eine historische Darstellung gefanden. Sie besafs das sogenannte
Gebiet bei Pforzheim, ein etwa zwei Meilen umfassendes Territorium.11) —
F. v. Röder sucht durch Urkundenauszüge die frühere Geschichte der Herr-
1) D. Gründung v. Freib. i. B., Ztschr. d. Gos. f. Beförd. d. Gesch.-, Altert- u. Volks-
kunde etc. ▼. Freib. V, 343—367. — 2) Sulzb., e. Stadt-, Bergwerks- u. Waldgesch. Ztschr.
d. bist Ver. v. Freib. i. B. V, 1—192. — 3) Beitr. z. e. Gesch. d. Stadt. 0. Hft 1. Offen-
burg, Hambrecht XLIV, 161 S. — 4) Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. XXXIII, 362—409. —
5) SelbrtvcrL d. Verf. 164 S. — 6) D. Korker Waldbrief z. 1476. Karlsruhe, Biolefeld.
35 S. -- 7) (Anonym) der K in zigbau u. s. Folgon. Offenbarg, Hambrecht — 8) 'Eppingen.
Führer durch d. Stadt u. Umgegend'. Karlsruhe, Braun. — 9) Chronik d. Dorf. M., Selbst-
verl. d. Verl Gedr. iloilbronn, Schell. 72 S. — 10) A. Broun ig, Freib. Diöces.-Arch. Xlll,
27—76. — 11) Chronik d. Farn. v. Gomraingen u. ihrer Bositzgn. 111. Heilbronn, Schell.
11,84 XI. E. Hartfelder. — J. Hartmann:
schaft Tiersperg (Diersburg) in der Ortenau zn erläutern, die im J. 1463
in den Besitz seiner Familie, der Röder von Hohenrod, übergegangen ist1}
— Desselben Vfs. Mitteilungen über Stiftungen der Familie v. Röder:1)
Pfarrei Neuweier, zu Baden-Baden, zu Kappel-Rodeck, zu Lautenbach und
Gengenbach, sowie Notizen über das Kloster Schuttern und dessen Schirm-
vogtei sind aus anderen Archivalien sehr ergänzungsbedürftig. — 'Urkunden
zur Geschichte der Herrsschaft Üsenberg' von 1052 — 1653 veröffentlichte
H. Maurer. Sie betreffen die Schicksale des Üsenbergschen Gebietes, dessen
Geschlecht übrigens schon im XV. Jh. ausgestorben ist. Im Anhange teilt M.
einen berichtigten Stammbaum dieses Breisgauischen Geschlechtes mit, der
sich aber durch weitere Urkunden noch vervollständigen lassen wird. 8) Mittel-
alterlich sind auch die meisten Geschlechter, welche die Papierhds. 990 der
Donaueschinger Bibliothek, behandelt; Fürst v. Hohenlohe-Waldenburg4)
hat sie nach dem ehemaligen Besitzer das 'Rietersche Wappenbuch' be-
nannt. Hans Rieter von Kornburg war 1564 geboren, wurde 1591 Rats-
herr in Nürnberg, bekleidete diese Würde 20 Jahre lang und starb 1626
auf seinen Gütern. — Zur Kirchengeschichte des Mittelalters in Baden
bietet einen interessanten Beitrag die von J. König5) veröffentlichte Chronik
der Anna Munzinger, der sechsten Priorin des Dominikanerinnen -Klosters
Adelhausen bei, später in Freiburg. Sie giebt ähnlich dem von Schröder publi-
zierten Büchlein 'Von der genaden überlast' aus dem Kloster Engelthal, ein
Bild der deutschen Mystik, wie sie von der Mitte des XJL11. Jh. an in den
Frauenklöstern des deutschen Predigerordens blühte. Der Arbeit sind sechs
wertvolle urkundliche Beilagen hinzugefügt und ein Abrifs der Kloster-
geschichte vorangeschickt. — Lesemeister war in Freiburg auch Albertus
Magnus und richtete zugleich die dortige Kirche der armen Leute ein.6)
— Dafs 1483 der Münsterpfarrer und seine Gehilfen das Recht erhielten,
die über die Häupter der Stadt wegen Gewalt gegen einen Kleriker verhängte
Exkommunikation zurückzuziehen, zeigt eine Urk. v. 26. Mai 1483. ^ — 'Mo-
numenta historico-chronologica monastica, collecta a P. Gallo Mezler, monacho
S. Galli. I. Die Äbte des Klosters St. Peter (auf dem Schwarzwald)' gab
J. G. Mayer nach dem Manuskript heraus.8) Letzteres stammt aus dem seit
1862 aufgehobenen Kloster Rheinau, wo es Mone schon gesehen hat, der in
der Quellensammlung I, 58 darüber Auskunft giebt. Der Vf. war 1793 aus
S. Gallen nach Rheinau geflüchtet. Die Abtsreihe, 56 Namen mit kurzen
historischen Bemerkungen versehen, geht von den Anfängen (XL Jh.) bis
auf den letzten Abt Ignaz Speckle (t 1824). — In die Neuzeit hinüber
weist uns schon der Humanist Werner von Themar, dessen lateinische
Gedichte und Briefe Referent9) aus einer Hds. des General-Landesarchivs
in Karlsruhe nebst Einleitung herausgab. Aus Thüringen stammend war W.
zuerst lateinischer Schulmeister in Neustadt a. H., bis er von Pfalzgraf
Philipp (1476 — 1503) einen Ruf an den Hof als Erzieher des ältesten
Prinzen bekam und später lange Jahre Lehrer in der Juristenfakultät in
Heidelberg war. Hier stand er in innigem Verkehr mit Johannes von Dalberg,
1) Einige Notizen z. d. Herrschaft Tiersperg (Diersburg) v. J. 1392 — 1463, Ztschr. d. bist
Ges. zu Freib. V, 327—341. — 2) Mitteil. a. d. Preiherrl. v. Röderschen Archive, Freib.
Diöc.-Arch. XIII, 273—81. — 3) Ztschr. <L bist. Ges. etc. z. Freib. V, 193—326. —
4) '13. Eietersche Wappenbuch am Endo des XVI. Jh.' Schriften d. Ter. f. Gesch. d. Baar etc.
in, 1—14. — 5) Freib. Diöc-Arch. XIH, 129—236. (Vgl. Jahresber. I, 209). — 6) Ibid.
8. 298. - 7) Ibid. S. 282. — 8) Ibid. XIII, 283—297. — 9) Ztschr. f. d. Gesch. d.
Oberrh. XXXI II, 1—101. Auch separat (Karlsr., Braun).
Südwest-Deutschland (Württemberg). 11,85
Trithemins, Reuchlin, dem Mönche Leontorius in Maulbronn, dem jüngeren
Gresemund in Mainz, Konrad Eeltes u. a. Seine lateinischen Gedichte, deren
oft harte Sprache und Ungelenkigkeit ihn in die erste Humanistengeneration
verweisen, eröffnen manche bis jetzt unbekannte Beziehungen des Heidel-
berger Humanistenkreises. Zugleich hat er auf Wunsch des Kurfürsten Philipp,
des M&cenas der Humanisten, griechische und lateinische Schriftsteller ins
Deutsche übertragen, wovon eine Heidelberger Handschrift Proben erhalten
hat. — Über einen andern Humanisten, Peter Luder, hat Wattenbach1)
frohere Arbeiten ergänzt, indem er aus einer Karlsruher Hds. das Datum
der Rede giebt, welche L. zu Ehren des Kurfürsten Friedrich (11. Febr.
1458) zu Heidelberg gehalten hat.
Für Württemberg liegen über Prähistorisches Mitteilungen vor
von f Haakh*) über die Funde im Kleinaspergle, Hang und Miller3)
ober keltische oder germanische Ringwälle in Oberschwaben, Betz4) über die
Beziehungen der Gegend von Heilbronn zur Urgeschichte, Ernst6) über eine
Brandhügelgruppe bei Westernhausen an der Jagst.
Die Geschichte der Römerzeit hat eine sehr wertvolle Bereicherung
gefunden durch 'die Vermessung des römischen Grenzwalls in seinem Lauf
durch Württemberg, in ihren Resultaten dargestellt, unter Mitwirkung der
Mitglieder des k. statistisch- topogr. Bureaus, Fink und Paulus, von Prof.
Herzog in Tübingen'.6) Dazu kommen kleinere Mitteilungen von P. Knapp7)
über die Orpheus-Mosaik in Rottweil, P. Weizsäcker8) über römische Funde
(Töpferstempel 'Severi* und Geräte) in Heidenheim und den Danuviusaltar
von Mengen, dessen Inschrift erklärt wird: (Centurio) Q. Veranus votum sol-
vit libens laetus merito vovit ob salutem.
Unter den Beiträgen zur Geschichte des schwäbischen Mittelalters
sind zu nennen: Der Versuch C a spart s,9) die [Urheimat der Zäringer auf
der schwäbischen Alb nachzuweisen, — neben manchen unhaltbaren Hypo-
thesen Schätzbares zur alten Lokal- und Geschlechtergeschichte; Bemerkungen
P. Weizsäckers10) über den Comitatus Hurnia; die von J. A. Giefel11)
zusammengestellte, meist dem Graft. Waldbott-Bassenheimschen Archiv zu Bux-
heim bei Memmingen entnommenen Regesten des Cisterzienserinnenklosters
Heggbach bei Biberach, eine reiche Quelle für die oberschwäbische Geschichte;
Völters18) Untersuchung über die Sekte von Schwab. Hall (1248) und
ihren Zusammenhang mit der deutschen Kaisersage; Heyds13) ansprechender
Vortrag über die mittelalterlichen Handelsverbindungen der oberschwäbischen
Reichsstädte mit Italien und Spanien, dabei drei ungedruckte Urkunden aus
dem Luzerner Staatsarchiv; Klemms14) Vortrag über die beiden Kirchen-
baumeister vom Ende des XV. Jh., Albrecht Georg von Stuttgart und Peter
von Koblenz, ein vielversprechender Abschnitt aus einer zum Druck vor-
bereiteten württembergischen Baugeschichte; Bucks15) fortgesetzte orts-
1) Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins XXXIII, 439. — 2) Schwäbischer
Merkur, Chronik, 8. 1109. — 3) Bonner Jahrbüchor, 68, 138 f. — 4) Heilbr. Neckar-
teitung 84 ff. — 5) Wiirttemb. Vierteljahrshefte 3, 285 ff. — 6) Ibid. S. 81—123. —
7) Korresp.-Bl. f. d. Gel.- u. Realsch. Württcmb. 27, 33 ff. — 8) Vierteljahrshefte 3, 193,
224. — 9) Ibid. 1 ff. 124 ff. 242 ff. — 10) 8. o. 8. 24*. — 11) Vierteljahrshofte 3,
201 ff — 12) Briegers Zoitschr. f. Kirchengesch. 4, 360 ff. Vgl. u. Kap. XXIV. —
13) Vierteljahrshefte 3, 141 ff. — 14) Ibid. 8. 275 ff. Vgl. auch 8. 56 ff. 154 ff. —
15) Ibid. 32 ff. 273. Vgl. u. Kap. XIII.
11,86 XI. J. Hartmann.
etymologische Studien, welche er diesmal auch in einem gedrängten alpha
betischen Handweiser J) zusammenfielst.
Zur Geschichte alter schwäbischer und fränkischer Geschlechte;
sind zu erwähnen: eine von Frhrn. v. Owa) mitgeteilte Urkunde von 128(
aus Kotenburg a. N.; Kornbecks8) Abhandlung über die Herren von Neifei
und ihre Beziehungen zu der Grafschaft Marstetten und der Stadt Ulm
Bühlers4) übersichtliche Geschichte der Freiherren von Crailsheim; ein«
Schrift der Brüder J. u. A. Erbstein6) zur Hohenlohischen Münzgeschichte
auf die interessanten Totenschilde dieser Familie in der Herrgottskircht
zu Creglingen a. d. Tauber werfen M. Bachs6) Bemerkungen Licht — Di<
Geschichte der Familie v. Sunthausen erläutert aus Glatz' Regesten des Kloster
Alpirsbach, mit dem sie seit 1284 in Verbindung stand, Hübner.7) Voll
ständig endlich liegt das neue Wappenbuch von £. v. d. Becke-Klüchtz
ner8) vor.
Von Lokalgeschichtlichem gehören noch hierher:9) ein für die Ge
schichte Oberschwabens insbesondere der Stadt Ehingen wertvoller Vortrai
von Hehle10) über die Patrizierfamilie der Winckelhofer ; Molls11) Mit
teilung über Schlofs Argen (Montfort) im Bodensee ; die amtliche Beschreibuni
der Oberamtsbezirke Balingen12) und Mergentheim13) von J. u. P. Hart
mann, Paulus, Stalin u. A.; Salzmanns1*) Schriftchen über die Niko
laus-Kapelle in Efslingen-, Sambeths16) Beitrag zur Geschichte des Cister
zienserklosters Schönthal und seiner Probstei in Mergentheim; Hafners11
Chronik von Ravensburg; viel über Ulm, namentlich das Münster, von Arll
Bach, Dieterlen, Klemm, Fr. u. P. Pressel, teils in den Vierteljahrs
heften, teils in den von Fr. Pressel herausgegebenen Münsterblättern, 17
v. Jans18) Beschreibung der an Kunstdenkmalen reichen Kirche in Weilheil
unter Teck; Schriftchen über Weinsberg19) (= Wodensberg) und die Weibei
treu, sowie über den Wunnenstein. 80)
In Hohenzollern sind Ausgrabungen in den sog. alten 'Gräbern' in
fürstlichen Walde bei Wachendorf gemacht: es waren wohl alte Winter
Erdwohnungen; die Funde waren nicht bedeutend. — Grabhügel zwische
Wachendorf und Imnau ergaben Skelettreste und BronceschmucksacheiL81) -
Das Mittelalter geht der Schlufs von Li cht Schlags (t)") 'hohenzollernschei
Regesten, 842 — 997* an, sowie das von Birlinger1') edierte Urbar voi
Beuron. Die Geschichte der schwäbischen Hohenzollern hat in wunderliche
Verquickung von Novelle mit den Resultaten gründlicher Forschung War
1) Oberdeutsches Flurnamenbuch. Stuttg., Kohlhammer. XXIV, 316 8. — Angex mi
heftiger Polemik von L. 8toub, oberdtsche Flurnamen, Augsb. Allg. Ztg. No. 197. —
2) Vjshfte. 3, 657. — 3) Ibid. 8. 45 ff. — 4) Ibid. S. 287 ff. — 5) D. Samml. Hohen!
Münzen u. Medaillon dos Fürst!. Hauses Hohen!. -Waidenburg. Drosden, Bänsch. IV, 62 8. —
6) Dtsch. Herold. XI, 91—94. — 7) Ibid. 8. 36. — 8) D. Adel d. Königr. Württemberg
Lf. 3—6. S. 113—400. Stuttg., Kohlhammor. Vgl. Jahrosbor. II, 2, 120. — 9) Anderes i
Abt. III. — 10) Vjshfte. 3, 48 ff. 132 ff. — 11) Sehr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees. X, 119 fl
12) Stuttg., Kohlhammor. XU, 568 S. — 13) Ibid. XII, 864 S. — 14) Esslingen
Bechtle, 20 S. — 15) Freib. Diöc.-Arch. 13, 109 ff. — 16) Ravensburg, Dorn. 40 S. -
17) Hft. 2. — 18) Bes. Beil. d. Staatsanz. S. 56 ff. — 19) Merk, Gösch. <L St. W. im
ihrer Burg Weibertreu. — Weinsb., Kohlor. 56 S. 12°.— 20) Holder, Der Wunnensteii
Geschichte, Tradition u. Sage. Stuttg., Metzler. (3 Titel-Aufl.) 80 S. — 21) Brief des Prhi
H. C. v. Ow. Mitt d. V. f. Gesch. u. Altertkdo. in Hochingon. XIII. (1879/1880.) 8. 121 1-
22) Ibid. S. 76—85. — 23) S. o. S. 70*. Dor orste Teil schon Aleni. VI, 131 ft
Mittelrhein. n,87
natz1) behandelt — Den Namen des Berges Hohenzollern und der Stadt
Hechingen hat in mythisch-historischer Beziehung Thele1) behandelt; der
Name, ?on 'solarius' abgeleitet, bedeute Sonnenberg.
xn.
F. Otto.
Mittelrhein.
Am Mittelrhein hat der Name von Mainz, der alten Hauptstadt von Ger-
mania superior, auch 1880 wieder zu Erörterungen Anlafe gegeben. Nach
Pohl8) hiefe es früher Caesoriacum, unter welchem Namen es Florus be-
zeichne; 'boni ominis causa' sei der Name in Magontiacum verändert von
der celtischen Wurzel 'mag' crescere-, von Caesoriacum, nicht von 'castra',
stamme die heutige Lokal-Bezeichnung Kästrich. — Diese Ansicht, auf der
Versammlung mittelrheinischer Gymnasiallehrer in Mainz vorgetragen, blieb
hier nicht ohne Widerspruch-, doch kehrt auch Christ4) von der Ableitung
des Namens von dem Personennamen Magontius zu der Siteren von 'Moenus',
bei Ammian 'Menüs' Grundform 'Maginos* zurück. — Zangemeister5) hält
an der Herleitung von Mogontius fest. Der Name hängt wie der der Dea Mo-
gontia auf einer Inschrift von Sablon, mit dem deus Mogon zusammen, der aus
britischen und elsafser Inschriften bekannt ist. Heimat beider Gottheiten war
wohl die Rhein- und Mosellandschaft. — Seine Ableitung des oft vorkom-
menden Namens Limburg von der Linde hält Christ6) gegen Mehlis, 'limitis
bnrgus' nochmals siegreich aufrecht. — Den Ortsnamen Nied leitet derselbe
von einer celtischen Wurzel, Quelle, Bach, ahd. nitaha, Heddernheim durch
die Form Hetrenheim von Artaunum7), Kriftel von crufta, Gruft, Höhle,
her8).
Das vielbesprochene 'Munimentum Trajani', Amm. XVII, 1, haben Christ
u. Becker9) behandelt. Letzterer glaubt, dafs sich an dasselbe die Civitas
Mattiacorum, Castel, angeschlossen: ruhige Zeiten hätten die militärische Be-
deutung des Platzes hinter der politisch-merkantilen zurücktreten lassen und
so den Namen des Kaisers verdrängt. — Das rätselhafte Denkmal zu Mainz, das
schon 1275 unter dem Namen 'Eigelstein', bei Ekkehard IV. als Trusilocus
erwähnt wird (noch bis in die neuere Zeit hiefs ein Teil des Berges
Drusenloch) hält K. G. Bockenheimer10) für ein Kenotaphion des Drusus,
das die römischen Soldaten dem geliebten Feldherrn errichteten; den Namen
erhielt es später von seiner Ähnlichkeit mit einer Eichel. Die Nachgrabungen
1) Frogr. d. höh. Bürgerschule z. Hechingen. — 2) Z. Gösch. <L Hohenz. £. histor.
Studie. Coburg, Sendelbach. 64 S. — 3) Jahrbücher f. Piniol, u. Päd. 124, 217. —
4) Correep.-BL d. Gesamtver. XXVIII, 68. — 5) Bonner Jbb. 69, 36. — 6) S. o. S. 3«. —
7) 8 Jahreeber. II, 2, 131. — 8) Corresp.-Bl. 1. 1. S. 80». — 9) S. o. S. 4 f. Über die
Fibel von dem Laufe des Neckar an der Borgstraase s. o. S. 80". — 10) Der Eichelstein au
Main*. Mainz, Diemar. 14 S.
11,88 XII. F. Otto:
des Jahres 1880 erlaubten zugleich eine genauere Beschreibung des Bau-
werkes zu geben.1) Doch ist dasselbe wegen der unregelmäßigen Technik
auch des Unterbaues, wegen des Mangels von Spuren einer ehemaligen Be-
kleidung vielleicht eher ein rohes Soldatenbauwerk als ein Wahrzeichen der
römischen Herrschaft am Rheine. — Noch immer ist nicht mit Sicherheit
festzustellen, ob die alte Brücke bei Mainz römischen oder karolingischen
Ursprungs ist, obwohl die ganze Anlage ein Handwerk andeutet, das auf
seiner vollen Höhe steht, d. h. auf römischen Ursprung hinweist Es sind
gegen 135 Stämme herausgezogen, teils Rundhölzer, teils vierkantig beschla-
gene Baumpfähle mit starker Verjüngung nach unten bis zu 40 — 45 cm Durch-
messer, ferner Verbindungshölzer (Lang- u. Querschwellen); durch eiserne
Nägel waren diese Pfähle zu einem mächtigen Roste zusammengeschlossen,
die Zwischenräume mit Kalksteinen angefüllt. An Funden ergaben sich ver-
waschene Münzen und ein Brandstempel mit der Marke: leg. XX TT. AN;
noch kann freilich der Stempel auf Pfählen nicht sicher nachgewiesen werden,
da die eingerissenen Zeichen, allerdings z. t. in Form römischer Buchstaben,
unter der Einwirkung der Luft sofort verschwinden. Auch römische Steine
wurden aus den Brückenpfeilern hervorgehoben, namentlich ein Eckstück aus
Flonheimer Sandstein mit z. t. lesbarer Inschrift.8) — In einem Hause der
Pfaffengasse zu Mainz liegt der einzige Fall diesseits der Alpen vor, dafs
römisches Mauerwerk — bis zur Balkenlage des ersten Stockes reichend,
ca. 8 m, — noch jetzt bewohnt wird.3)
Auch Funde von Bedeutung sind in Mainz gemacht: am Grauthor ein
kleines in Serpentin geschnittenes Stempelblättchen4) mit dem Namen eines
Arztes und medizinischer Mittel; ferner mannigfache Trümmer von Geftssen
in terra sigillata und Hypokaustanlagen, namentlich aber Denkmäler sakraler
Skulptur,5) ein kleiner Hausaltar ohne Inschrift, eine Ära des Jupiter Opt.
Max. mit dem Bilde des Gottes, ähnlich den beiden kunstvollen 1879 von
Dunckcr 6) besprochenen, und eine in leicht zusammenzufügenden Fragmenten
erhaltene Säule, mit Gestalten der Juno, der Minerva und des Merkur in
hohem Relief. Ferner sind zu erwähnen Gräber bei Zahlbach (eins mit
einem Steinsarg), ein römischer Denkstein mit Inschrift und ein altchrist-
licher Grabstein7). Hier sei zugleich bemerkt, dafs auch in Wiesbaden ein
altchristlicher Grabstein mit Inschrift, der siebente in dieser Stadt, aufge-
funden ward, 8) welcher derselben Zeit und demselben Begräbnisplatz wie die
meisten der dort gefundenen angehört. — Ein römischer Denkstein, dessen
Inschrift bis auf I(ovi) der1 ersten Zeile verdeckt ist, trägt in der Kasteier
Gemarkung an der alten Elisabether (Pilger-) Strafsc das sog. Fähnchen-
kreuz.9) Als Wetterstein ist er älter denn die Jahreszahl 1697, welche das
Kreuz zeigt, oder die deutschen Inschriften desselben.10)
Ausserhalb Mainz sind — abgesehen von dem Wiesbadener Grabstein —
gefunden: ein Römergrab an der Neumühle zwischen W ein he im u. Mauchen-
heim, n) eine vorchristliche Grabstätte beiFrischhorn in Oberhesesn, frän-
1) Anz. f. Kunde d. dUch. Vorz. XXVII, 233, nach oinom Bericht der Darm stadter Ztg.
Dagegen Bockonhcimer am Schlafs s. Schrift. — 2) F. Schneider, Bonn. Jbb. 69, 109 ff.
— 3) Anz. f. Kdo. d. dtech. Vorz. XXVII, 233. — 4) Corrosp.-Bl. 1. 1. S. 56, Am. etc.
1. 1. S. 233. Vgl. o. S. 10. — 5) Ibid. 8. 88. — 6) Jahrosber., II, 2, 128. 131. Genauer
hat W. Volke die Figur behandelt, Quartalblätter d. hess. Ver. S. 27. — 7) Coxre«p.-BL
S. 94 f. Vgl. Bonner Jbb. 69, 112. — 8) Rhein. Kurior v. 20. Aug., Tgl. auch Am. f. Kde.
<L d. Vorz. XXVII, 300. — 9) Corresp.-Bl. 1. 1. S. 95. — 10) Bonner Jbb. 69, 113. —
11) Corresp.-Bl. S. 48.
Mittolrhein. 11,89
kische Grabfunde bei Bingen, *) ein altes Grab bei Rodan in der Nähe von
Zwingenberg *) mit Scherben von Thongefäfscn primitiver Art, Klopfstein und
Reibstein. Systematisch sind ausgegraben die Hünengräber im Lange-
dorf er Walde durch Fr. Kofi er und Fr. Bach3), sowie das fränkische
Totenfeld bei Klein-Rohrheim durch Fr. Kofier4). Dort wurden acht,
hier zwanzig Gräber aufgedeckt mit mannigfaltigen Beigaben, namentlich in
den zuletzt genannten, und zwar stand in den tiefer gelegenen Gräbern
zur rechten Seite des Kopfes gewöhnlich ein Gefafs, in seiner Nähe lagen
Pferde-, Ochsen- oder Schweineknochen; am Halse Schmucksachen, rechts
ein Messer (selten links) oder eine Waffe, an den Knieen Riemenschnallen,
zq den Füfsen Lanzen oder Pfeile, Kämme u. a. Bemerkenswerte Fundstücke
sind ein fränkisches zweischneidiges Schwert, drei Arten von Saxen, eiserne
Messer, bronzene Schmucksachen, ein Goldbrakteat, ein silbernes Ohrgehänge.
Aach in Oberhessen fand man Spuren römischer Ansicdlungen. Nachgrabungen
ergaben das sog. Hainhaus als römisches Gebäude am Pfahlgraben und för-
derten mancherlei Gefafse, auch von terra sigillata, zu Tage5). In der Nähe
von Allerstadt sind zahlreiche Funde von römischen Gefafsen und. Münzen ge-
macht und eine nun verlorene Inschrift von 249 entdeckt. 6) Altgermanische
Gräber bei Giefsen und die ältesten Ortsnamen der Gegend behandelt Ga-
reis.7) Noch immer nicht ganz aufgeklärt ist die Röderburg und Hof bei
Dreihausen.8)
Die 'römischen Hecrstrafsen zwischen Main und Lahn' bespricht
J.Schneider9) und zählt folgende auf: 1) von Braubach durch den Ober-
Lahnsteiner Wald, (mit römischem Gemäuer) nach Ems zum Kastell-, 2) von
O.-Lahnstein nach dem genannten Wald und dort in die erste mündend;
3) von Lorch, anschliefsend an die Strafse Trier-Büdlich-Heimbach, durch
das Wisperthal, über Ransel zu dem Kastell am grauen Stein, dann jenseits
des Pfahlgrabens als 'Rennstrafse' über Katzenellenbogcn und an Schamburg
vorbei nach Diez und Oranienstein und weiter bis Siegen; in diese Strafse
mündet ein Arm der Trier-Neuwieder Strafse, welcher über Montabaur nach
Hadamar führt; 4) von Eltville nach Kiedrich und westlich von L.- Schwal-
bach vorbei nach Kernel und Holzhausen zum Kastell, dann längs des Pfahl-
grabens bis Pohl, wo sie ihn schneidend nach Nassau verlief; 5) vom Main
bei Hochheim über Erbenheim, Wiesbaden, Bärstadt (nicht Bierstadt) in jene
mündend; 6) von Kastell über Hofheim nach Heddcrnheim, die sog. 'alte', 4hohe',
'Stein-', oder 'Elisabethcr-', auch 'Weinstrafse'; 7) von Rüdesheim längs dem
Taunus nach Wiesbaden und Hofheim; 8) von Frankfurt-Höchst über Ober-
Liederbach zum Kastell bei Hefftrich, dann durch den Pfahlgraben und über
Esch bei Limburg; 9) von Frankfurt über Heddernheim zur Saalburg und
jenseits des Pfahlgrabens bis Weilburg.
In Betreff der ersten Anlage der Römerstrafsen von Trier an den
Rhein glaubt F. Möller10) z. t. auf Grund eines bei Mainz gefundenen
Meilensteins im Gegensatz zu Schmidt (Bonn. Jbb. 31, 193) u. a. die
erste Anlage der Linie Trier- Simmern -N.-Hcimbach und weiter über den
Rhein Lorch-Lahn schon der ersten Kaiserzeit (Agrippa). die kürzere süd-
1) Corre«p.-Bl. 8. 56. — 2) Ibid. S. 94. — 3) Quartalbl. 1. 1. 8. 48, Anz. otc. 8. 264. —
4) Ibid. 8. 37. — Corresp.-Bl. 8. 86. 89. — 5) Deich ert, ■. 1. Jahrosber. d. Vor. von
Oberhessen. 8. 15. — 6) Irle, d. Mark Allorstadt, ibid. S. 21. — 7) Ibid. S. 18. —
8) Z3ppritz, ibid. 8. 93. — 9) 8. o. 8. 39; dazu Bonn. Jbb. 68, 3 u. 8. - - 10) Bonn.
Jbb. 68, 8.
11,90 XU- F. Otto:
liehe Abzweigung von Simmern nach Bingen (Mainz) dem Kaiser Antonin —
nach dem Meilenstein dem J. 139 — zuweisen zu müssen.
Eine Zusammenstellung der römischen Inschriften und Steinskulpturen
der Stadt Kreuznach1) zeigt als hauptsächlichste Fundorte das Nahethal
und den südöstlichen Hundsrück, insbesondere Bingerbrück und das Römer-
kastell der Stadt. Die Sammlung enthält: 1) Altäre und Votivinschriften,
meist aus dem Kastell, erstere z. t. mit erhabenen Bildern verschiedener
Götter; 2) 12 Grabsteine mit Inschriften, meist von Bingerbrück; 3) 16 Fi-
guren und Architekturstücke ohne Inschriften; 4) Thonfiguren, darunter
4 Legionsziegel mit deutlichem Stempel der leg. XXII. Pr. P. F., GefiLfae
aus terra sigillata und Lampen mit Inschriften. Die Grabsteine sind instruktiv
für das Studium der Rüstung der Soldaten, namentlich des Cingulum.
In den Jj. 1879 und 1880 *) wurden im Reg.-Bez. Trier die Thermen
in St. Barbara untersucht und mehrere Räume bloßgelegt, ferner auf dem
neuen Viehmarkt Gebäudereste gefunden, auch Mauerreste eines Tempels,
eine Inschrift und der Torso einer Hekate sowie zwei arae entdeckt; zu
dem Tempel kann eine nicht weit davon gefundene weibliche Göttin gehört
haben. — Ferner fand man einen Aquädukt, einen Schuttablagerungsplatz
mit mancherlei Altertümern (u. a. Bronzeblcch mit dem getriebenen Bilde
eines Jünglings); bei dem Balduinshäuschcn einen Tempel (wohl Peripteros)
mit deutlicher Cella und Pronaos. Auch das Gräberfeld vor der Porta nigra
lieferte reiche Ausbeute, u. a. einen Inschriftstein und 12 Trinkbecher; besonders
traten die verschiedenen Arten der Bestattung deutlich hervor. An einer
Stelle waren 4 m lange und breite Plätze durch Mauern abgegrenzt (Familien-
gräber); in 105 Gräbern befanden sich 16 begrabene Leichname, die andern
Toten waren verbrannt; von jenen lagen 15 in freier Erde, und Nägel mit
Holzspuren wiesen auf Särge hin, in denen sie bestattet waren, einer in
einem Steinsarg; Beigaben hatten wenige: die nach den Münzen bestimm-
baren gehörten dem III. — IV. Jh. an. Von den 89 verbrannten Leichen
waren die verbrannten Knochen konserviert entweder dadurch, dafs sie auf
einen Ziegelstein gelegt und mit Scherben tiberdeckt waren (5 Fälle); oder
sie waren in Holzkästen (viermal) oder Steintrögen (dreimal) aufbewahrt,
meist aber in Urnen beigesetzt, die entweder freistanden (41) oder durch
Steine u. a. geschützt waren. Meist hatten die Urnen Beigaben. An einigen
Stellen fanden sich Haufen von Asche und Holzkohlenresten; hier waren die
Leichen auf den Begräbnisstätten verbrannt. Man verbrannte und bestattete
hier seit ca. 50 n. Chr. bis zum Ende des IV. Jh. — Bei Löwenbrücken
und Mattheis fanden sich zwei Marmorköpfchen und drei Inschriften.
Aufserhai b Triers fanden sich römische Villen in Leudersdorf in der
Eifel,3) in Mechern bei Merzig und bei Wustweiler (Kr. St. Wendel); schön
gearbeitete Statuenreste eines Grabmonuments bei Born;4) ein Gräberfeld
bei Bitburg; ein goldner Siegelring mit grauem Stein in durchbrochner
Fassung, der eine Urne mit Tauben auf den Henkeln zeigt; eine römische
Glasfabrik bei Cordel. — Prähistorisch sind die bei dem Buchener Loche
aufgefundenen Knochenreste (vgl. Bonner Jbb. 67), mittelaltrig die Messing-
schale zu Hof Mulbach mit sechs Einzeldarstellungen aus der Erzählung vom
barmherzigen Samariter. Erbaut ist Trier nach demselben Forscher6) unter
1) 0. Kohl, Progr. d. Gymn. (Nr. 369.) Mit Bildnis e. röm. Soldaten. — 2) F. Hett-
ner, Bonn. Jbb 69, 7, ff. — » 3) Vgl. Jahresbor. 1, 216«. — 4) Vgl. auch Pick* Monatwehr.
IV, 1. — 5) D. röm. Trier, Picks Monateschr. VI, 343. Vgl. Jahresber. II, 8, 129.
Mittelrhein. 11,91
Claudias, seine Glanzzeit fällt aber erst in das IV. Jh. Die Anlage der äl-
testen Stadt ist nicht mehr zu rekonstruieren; der cardo maximus lief wahr-
scheinlich von der Stelle der Porta nigra aus und durchschnitt die Stadt
schnurgerade. Von den öffentlichen Gebäuden reicht nur das Amphitheater
vor die genannte Epoche zurück. Hauptförderer der Stadt ist Konstantin,
doch beginnt die Anlage grofeer Bauten, sobald Trier Residenz der Cäsaren
wurde-, Konstantin residierte dort nur von 306 — 312, während sein Vater
(293 — 306), Maximian (285—293) sofort, wie die andern Cäsaren, sicher-
lich für ihrer Stellung würdige Paläste gesorgt haben. Ihr Palast — im
SO. — enthielt einen grofsen rechteckigen Saal mit drei Apsiden; daran
schliefst sich durch einen Ausgang im W. (ebenfalls mit einer Apsis) ein
rander Raum, dann ein Hauptsaal mit einem grofsen Hof davor; im W. sind
kleine Zimmer; die Bauart weist auf das Ende des HL Jh. Von dem Circus
maximus Konstantins ist bis jetzt nichts nachgewiesen, dagegen steht noch
die Basilika Konstantins, nur dafe sie wahrscheinlich früher zwei Säulen-
reihen hatte; bei derselben mag ein Forum gelegen haben. Dafs der heu-
tige Dom und der Domhof eine zweite Basilika mit Forum gewesen, be-
zweifelt Hettner, der mit Schnaase und Otte in dem Dom einen altchrist-
lichen Kuppelbau erblickt, wie sie seit Konstantin errichtet wurden; eine
Münze Gratians im Mörtel zeigt, dafs der Bau nach 367 aufgeführt ist Die
Thermen1) in S. Barbara stehen dem Bau nach dem Dome nahe und sind
mit ihm vielleicht unter Gratian errichtet. Die Porta nigra ist ein un-
vollendetes befestigtes Stadtthor aus der letzten Zeit römischer Herrschaft,
nicht, wie Hübner will, aus der Zeit des Claudius. Von Privathäusern ist
keins erhalten, dagegen bilden die Gräber eine ergiebige Fundgrube von rö-
mischen Altertümern. Auch von Grabmonumenten ist in Trier keins
erhalten, wohl aber in der Umgegend vielfach lange halbkreisförmige Steine
mit Inschrift, meist aber gröfser und mit bildlichen Darstellungen geschmückt,
wie die Neumagener Monumente, die Igeler Säule (das sog. Grabmal der
Secundinier) u. a. — Im J. 414 verlegte der Präfekt seinen Sitz nach Arles,
um die Mitte des Jahrhunderts werden die ripuarischen Franken Herren des
Landes, womit die römische Kultur und Tradition ein rapides Ende nimmt.
Elf altchristliche Inschriftenfragmente sind 1878 auf dem Terrain der S. Pau-
linerkirche zu Trier gefunden, wo eine altchristliche Grabstätte war; sie haben
z. t. christliche Symbole; vier in dem Pfarrhofe stehende Steinsärge ent-
stammen wohl gleichfalls diesem Grabfeld.8) — Zahlreiche Funde lieferte
auch die bayrische Pfalz.3)
Im Mittelalter hat in den mittelrheinischen Gegenden um die Mitte
des XIV. Jh. das Haus Nassau4) dadurch eine grofsc Bedeutung gewonnen,
dafs 78 Jahr lang das Erzstift Mainz in seinen Händen war. Liefs dieser
Umstand die eigentliche Geschichte von Nassau sehr zurücktreten,5) so wurde
dies doch schon mit Gf. Johann (1426 — 80) anders, der sich durch Frömmig-
keit, Sorge für das Wohl seiner Unterthanen und Anhänglichkeit an den
Kaiser auszeichnete; letzterer besuchte ihn mehrmals in Wiesbaden. — Wenn
unter ihm Gf. 0. Solms Wiesbaden 1469 einnahm, so geschah dies zum
Unterpfande für die noch nicht gezahlte Mitgift seiner Gemahlin, einer Toch-
ter Johanns. — Gf. Adolf (1486—1511) ist eifrig im Dienste Maximilians
1) Vgl. Jahresber. 1, 215 f. — 2) Kraus, Bonn. Jbb. 68, 49. — 3) S. u. in Kap. XII.
— Über die Toatonen s. o. S. 41. — 4) Schliephake-Menzol V. S. o. S. 5ö6. — 5) S.
Jahmber. II, 2, 134.
11,92 xn. *. Otto:
und des Reichs thätig; Maximilian ernannte ihn zum Marschall, dann (1481]
zum Gcncralstatthalter von Geldern und Zütphen, später mehrmals zun
Kammerrichter (1500—1509) und erteilte ihm 1497 den Titel 'Wohlgeboren'
ohne ihm freilich die grofsen Summen zu ersetzen, die er in kaiserlichen
Dienst aufgewendet hatte. Der fast beständigen Geldnot Adolfe rnufett
Wiesbaden oft abhelfen; er dankte der Stadt, indem er z. B. auf die Frau
leinstcuer verzichtete, den Kirchenbau förderte und die Stadtmauern erneuert«
und erweiterte.
Der Sohn Adolfs, Philipp, 1511 — 1558, hielt sich ferner von den allge
meinen Landesangelegenheiten, vielleicht auch infolge seiner schwachen Ge-
sundheit, indem er nicht in den Dienst des Kaisers trat, sogar bei aller gut
österreichischen Gesinnung sich z. B. an der Wahlagitation für Karl V. nicht
beteiligte. Dagegen ist seine Regierung wichtig für die innere Geschieht«
seines Landes. Wir erhalten über manche innere Verhältnisse, über Ver-
waltung, Besteuerung, Landesbewaffnung, Recht und Polizei Aufschlufs ; dabe
treten die Einwirkungen der neuen Ideen hervor. Der Reformation gegen-
über verhielt sich Ph. mehr abwartend als feindlich und gestattete ihr zögernc
Zugang. Von der Bewegung des Bauernkriegs blieb Wiesbaden bei der Näh<
des Rheingaues nicht verschont, an dem schmalkaldischen Kriege nahm Ph
keinen Anteil, blieb aber von den Leiden desselben nicht befreit, wem
auch der Brand von Wiesbaden am 25. April 1547 nicht, wie Menzel nach
weist, der kaiserlichen Soldateska zugeschrieben werden darf, sondern dnrcl
'böse Leut' herbeigeführt wurde. In allen gemeinsamen Angelegenheiten han
dclte Ph. im Einverständnis mit den wetterauischen Grafen, deren Tage e
auch anfangs selbst besuchte ; alt und fast blind geworden hielt er sich aucl
von diesen ferne. Mit der Besprechung seiner Bestimmungen über die Erb
folge schliefst der vorliegende Band.
Die Veränderungen, die das nassauische Wappen nach und nach erfahr
bieten ein Spiegelbild sowohl der Geschichte der Heraldik als des nassaui
sehen Hauses. Das Stammwappen (1198—1220) war ein Löwe ohne Zuthal
seit der Mitte des XHI. Jh. ein goldner Löwe im blauen mit gelben Schin
dein bedeckten Felde, der in der walramischen Linie im XV. Jh. gekrön
wurde; der Helmschmuck erscheint in dieser Linie 1344; einen Abschluß
empfing das gemeinsame Wappen heider (der walramischen und ottonischen
Linien in der Erbeinigung vom J. 1783 (gekrönter Löwe mit sieben Schin
dein). Infolge von verschiedenen Erwerbungen werden allmählich 24 Wappei
in das Wappen aufgenommen. Im J. 1805 ward das Wappen der herzog
liehen Linie festgestellt, 1815 das der ottonischen (niederländischen) Linit
entworfen.1)
Einen großartigen Plan verfolgt das Regesten- und Quellenwerk von F
W. E. Roth: Fontes rerum Nassoicarum, Geschichtsquellen aus Nassau
I. Die Geschichtsquellen des Niederrheingaus. [T. 1. Regesten zur Gesch
des Niedrheing. (XXHI, 544 S.) T. 2. Niederrheingauer Urkunden. (336 S.
T. 3. Sonstige Geschichtsquellen des Niederrheingaues. (XXIV, 465 S.
Wiesbaden, Limbarth.] Der erste Teil desselben ist dem Niederrheingau ge
widmet; die erste Abteilung enthält Regesten von meist schon gedruckten Ur
künden nnd geschichtlichen Notizen, so geordnet, dafs zuerst die elf Klöstei
darunter Eberbach mit 1385 Nummern, sodann die 59 Ortschaften, dann di
1) H. t. Göcking, Gösch, d. nass. Wappens. Görlitz, Starke VIII, 67 S. gr. 4
(Mit Stammtafeln, Urkk. etc.)
Mittelrhein. 11,93
sieben Höfe, hierauf die 22 Burgen und die 55 Adelsgeschlechter nebst den
Yicedomen, zuletzt die allgemeinen Landesangelegenheiten des Rheingaues
aufgezählt und behandelt werden, zusammen gegen 3900 Nummern mit An-
gabe der Zeugen u. 8. w. — Doch gehen die Vorteile dieser verdienstlichen
Sammlang zum teil dadurch wieder verloren, dafs weder die Auszüge überall
die nötige Präcision und Korrektheit, noch die Berechnungen der Zeiten die
wünschenswerte Zuverlässigkeit zeigen. Die Anmerkungen zeigen neben
interessanten Notizen sonderbare Mifsverstandnisse. Nach S. 483 hat der
Herausgeber eine bisher unbekannte Ciarenthaler Chronik in Würzburg
entdeckt, auf die wir gespannt sind.
Die zweite Abteilung enthält 280 Urkunden von 1071 — 1671, meist aus
sekundären Quellen. Aufser ca. 1 20 Abschriften Kindlingers in dem Archive
zu Münster und ca. 90 Abschriften Rofeels in dem Archiv des nassauischen
Vereins für Altertum und Geschichte, von denen letztere vielfach unzuver-
lässig sind, entnahm Roth einige (ca. 20) dem Staatsarchiv, ca. 30 den Ar-
chiven der rheingauischen Gemeinden oder Pfarreien, der Rest ist aus ver-
schiedenen Quellen geflossen. Der 3. Teil enthält meist Aufzeichnungen aus
oder über rheingauische Klöster, Nekrologien, Epitaphien, Abtsverzeichnisse,
chronikalische Aufzeichnungen, Güterverzeichnisse, namentlich aus dem sog.
'Ocnlns memoriae' von Eberbach, geistliche Notizen, die Lieder und die be-
kannte ignota lingna' der h. Hildegard. Auch die beiden letzten Teile leiden
an erheblichen Fehlern. Übrigens steht die Herausgabe eines Cod. diplom.
Nassoicus mit Unterstützung der nassauischen Kommunalstände durch Sauer
und K. Menzel bevor. — Eine Zusammenstellung aller in dem Reg.-Bez. Wies-
baden vorhandenen Baudenkmäler der Vorzeit in alphabetischer Ordnung der
Ortsnamen nebst knapper Beschreibung und den nötigen geschichtlichen und
literarischen Notizen haben wir durch W. Lotz1) erhalten. Von den be-
handelten Gegenständen heben wir hervor: I. Mal- und Gerichtsstätten (3);
H Verteidigungsanstalten der Vorgeschichte und des Mittelalters: Gebücke,
Pfahlgräben, Schanzen, Wallburgen; über diese sind dem Buche aufserdem
zwei Anlagen von A. v. Cohausen beigegeben; IH. Römische Altertümer
o. 8. w.; IV. Baudenkmäler nach den Hauptstilgattungen. A: frühmittclaltrige,
Steinbauten (4), Holzbauten (1); B. romanischer und Übergsangstil: Säulen-
basiliken (2), Pfeilerbasiliken (20), überwölbte (5), flach gedeckte und über-
wölbte Hallenkirchen, einschiffige (34), zweiscliiftige (1), K. mit Seitenschiff
(2), mit Querschiff (9), Westtürme (50), Osttürme (6), über dem Chor (12),
K. ohne Türme (8), Krypten (2), Burgen (5), Wohngebäude (3); C. goti-
scher Stil nach denselben Kategorien; darunter zu erwähnen eine fünf-
schiffige, 19 dreischiffige, 8 zweischiffige Kirchen, zwei Ost-, zwei Westtürme,
ein Westturm (32), über dem Chor (7), Burgkapellen (19), Brückenkapellen (2),
Klosterbauten (12); ca. 130 Burgen, ca. 36 Ringmauern, 5 befestigte Kirch-
höfe, zwei Bachsperren; D. bauliche Besonderheiten, Steinmetzzeichen
0.8. w; £. Renaissance: 11 Kirchen, 12 Schlofsbauten, 5 Adelssitze u. s. w.;
F. 18. Jahrh. — V. Ausstattungsstücke, Sakramentshäuschen, Lettner,
Kanzeln, Orgeln, Taufsteine, Bildwerke, Grabsteine, Metallarbeiten, Glocken,
Uhren, Schmiede- und Holzarbeiten, Elfenbein, Glasmalereien, Gemälde, Hand-
schriften, Gewänder, Tapeten u. a.; VI. Künstler und Meister; VII.
Jahreszahlen; VIII. Titel und Patrone der Kirchen. — An Abschn. VI
1) D. Baudenkrora. d. R.-B. Wiesb., hersgb. v. F. Schneider. Berlin.
11,94 XU. P. Otto:
anknüpfend erwähnen wir, dafs Frankfurter Uhrmacher die erste Uhr auf
dem Mainzer Dome im J. 1574 verfertigten,1) Frankfurter Glockengießer im
XIV. Jh., ein Frankfurter Steinmetz aus den Jahren 1497 und 1507 von F.
Schneider und andern namhaft gemacht werden.
An sonstigen Bauten sind behandelt worden von Spinn die Kirche zu
Dietkirchen, von Cuno die Abtei Eberbach, von Ho ff mann die katholische
Kirche zu Wiesbaden, von Hilgers die öffentlichen Bauten ebenda, von
Bogler der Schützenhof gleichfalls zu Wiesbaden, von Euler eine Villa
ebendort sowie die Cementfabrik zu Biebrich, von Winter die Thermal-
quellen, von Wiesel8) die Kanalisierung des Mains bei Frankfurt. A. v.
Co hausen3) läfst — für den Historiker von besonderem Interesse — die
Verteidigungswerke unserer Gegend vor uns in zeitlicher Folge vorübergehen:
die Höhlenwohnungen, Wildscheuer und Wildhaus, die Wallburgen des Taunus,
namentlich des Altkönigs ; sodann die Bauten der Römer, Pfahlgraben, Kastelle,
insbesondere die Saalburg und das Kastell sowie die Heidenmauer zu Wies-
baden. Aus der alemannischen und fränkischen Zeit hat sich u. a. das 'Graue
Haus' zu Winkel erhalten, während wir von mittelalterigen Burgen, die im
allgemeinen nach ihrer Anlage und Hauptteilen besprochen werden, eine Er-
läuterung der instruktiven Bauwerke und der Ruinen der Burgen Niederburg
zu Rüdesheim, Ehrenfcls, Gutenfels, Hohlenfels, Thurmberg und Burg Schwal-
bach erhalten; den Schlufs macht die Besprechung der Stadtbefestigungen
O.-Lahnsteins und Wiesbadens. — Mittelaltrige Ortsbefestigung, Landwehren,
Warten und Pafssperren mit besonderer Beziehung auf die hessischen und
angrenzenden Territorien behandeln E. Wörner und M. Heckmann.4) Es
werden besprochen unter stetem Hinweis auf vorhandene oder noch nach-
weisbare Befestigungen zunächst Wall und Graben um das Dorf, wo den
meist mehrfachen Wall vielfach Bäume und Gebüsch (Hecken) verstärkten,
sodann die Thore, zuweilen Fallthore einfachster Art, auch mit Zugbrücken
und Schlagbäumen (Schlägen) versehen. — Oft war der Kirchhof, der zugleich
Sitz des Dorfgerichts war, ummauert und der Kirchturm eine Art Bergfried
(O.-Ingelheim). — Eine höhere Stufe der Entwickelung stellen ummauerte
Orte dar, gewöhnlich mit abgerundeten Ecken, während Herrenanlagen eckig
sind, oft ohne Wehrgang, mit kleinen Öffnungen, erst später mit Wall an der
Mauer, am liebsten mit nassen Gräben-, die Contreeskarpe bestand meist in
Pfahlwerk oder Weidengebüsch mit Pallisaden und Hegen. Besondere Rücksicht-
nahme erforderten Flüsse und Bäche, die auf mannigfache Weise behandelt
wurden. Die Mauern bestanden selten aus behauenen Quadern, und endeten
in Zinnen, d. h. Wimpergen und Scharten, von mannigfaltigen Formen; den
Zugang zu ihnen bildete der Wehrgang, zu dem man meist auf Leitern oder
durch einen Turm oder ein Haus gelangte. Er ruhte häufig auf besonderen
Arkaden und war gern gedeckt oder überdacht An der Mauer schössen oft
horizontale Leisten vor oder der obere Teil der Mauer sprang auf einem
durch Kragsteine getragenen Bogenfries vor. —
Noch nicht genügend erklärt ist der Name von Wiesbaden: er soll cel-
tisch sein und mit dem der Usipier (rheinische Celten?) = Wasseranwohner
1) Mitteil, an d. Mitgl. dos Frankf. Vor. V., 008. - 2) Alle Aufsätze in den «Mitteüg».
üb. Wiesb. u. v. Mittelrhein', Krgänzungshft. d. Ztschr. f. Baukde., (Münster). Krach, bei Gele-
genheit d. Wandervonamml. d. dUchn. Archit. u. Ingenieure zu Wiesb. — 3) D. Wehrbauten
zw. Bhein, Main u. Lahn von den Troglodyten bis zur Renaiss. M. 3 Tat Ibid. —
4) Corresp.-Bl. d. Qesamt-Ver. XXV1UL No. 3 u. ff. Noch nicht abgeschlossen.
Mittelrhein. JJ,95
zusammenhängen;1) leider ist die Inschrift mit dem Namen 'usinobates', welche
zur Bestätigung der Ableitung herangezogen wird, nachweislich gefälscht —
Einen Beitrag zur Geschichte derer von Seibach giebt H. Achenbach. *)
Auf dem Herbornselbachskopf bei Altenselbach sind noch heute die baulichen
Beste einer Burg Hohenselbach, die bereits vor 1350 im Besitz derer von
Seibach nachweisbar ist. Ihre Zerstörung erfolgte im August 1352 durch
Erzb. Balduin von Trier. —
Eine Zollrechnung von Oberlahnstein von 1464/65 hat nicht nur lokale
Bedeutung:8) die Einnahme des sehr einträglichen erzbischöflichen Zolles
belief sich auf 15,194 Gr. 21 Alb.
Eine Geschichte von Stadt und Amt Camberg giebt H. J. M(üllers)-,4)
anfser den bekannten Werken von Arnoldi, Vogel u. a. sind die Archive der
Pfarrei und Bürgermeisterei benutzt. — Ein anschauliches Bild der Ge-
schichte der Burg Dillenburg und ihrer Besitzer, der Stadt und der Kul-
tarznstände im Mittelalter entwirft M. Schreiner.6) — Gleichfalls für wei-
tere Kreise hat J. Schmelzeis die Geschichte seiner Vaterstadt Rüdes-
heim6) behandelt, meist den Angaben und Ansichten neuerer Forschungen,
bisweilen, wie bei der Unterscheidung von hunischem und fränkischem Wein
o. a., nicht glücklich folgend; für die neuere Zeit sind auch lokale Aufzeich-
nungen oder Traditionen benutzt. — Wir fügen diesen Städtegeschichten so-
gleich bei die 'Chronik der Stadt und Festung Spangenberg' von W.
Siebald.7)
Im Bergrevier Weilburg ist der Bau auf Eisenstein uralt; 1421 wird
dem WaTdschmied Otto von Weilmünstcr eine Waldschmiede verliehen, der
später andere Waldschmieden nachfolgen. Braunkohlengruben werden erst
1585 erwähnt, auch Braunsteinbau ist jüngeren Datums, die älteste Beleh-
nung ist von 1767. Mit Erzbergwerken werden seit 1495 mehrere Gewerk-
schaften belehnt, eine Dachschiefergrube verleiht Graf Philipp 1534. 8)
Der Weinbau, den unsere Gegenden naturgemäfs aus Gallien empfingen,
erscheint in diesem Lande erst nach der republikanischen Zeit Roms; Strabo,
Martial, Columella und Plinius kennen mehrere Weinsorten in Südgallien.
Nachdem Domitian den Weinbau verboten, erlaubte Probus ihn wieder, so
dafs im IV. Jh. Wein bei Paris und an der Mosel gebaut wird, nach Venant
Fortun. auch bei Andernach.9) — Christ kommt auf den Namen Riesling,
besser Rissling, zurück,10) benannt von dem 'reifsenden und reizenden' Ge-
schmack des Rheinweins; der hunische Wein war ein geringerer Land wein.
Übrigens führte Probus den Weinbau noch nicht auf das rechte Rheinufer
ein; im Rheingau erscheint Wein erst im V. Jh. — Einige archivalische
Auszüge zur Geschichte des heimischen Weinbaus teilt Schenk v. Schweins-
berg11) aus dem J. 1503 über fränkischen und hunischen Wein zu Rüssels-
beim mit und weist für 1490 u. folgde den Namen 'Rusling* zu Worms
nach. Heunischen Wein fafst er als aus einer von Ungarn eingeführten
Rebenart gewonnenen Wein, den edleren fränkischen Wein als das Produkt
des rothen Traminers; 'Rusling' bleibt unerklärt. Notizen zur Geschichte der
•• a. (1880.) 63 S. — 8) Fr. Wencken baeh, Beschreib, d Bergrevier« Weilb., Bonn, 1879.
3. 129—140. — 9) Schröder, Ausbreit d. Weinbaues in Gallien, s. o. S. 64ft. — 10) Picks
Monatsschr. VI, 75. Vgl. V, 272. — 11) Ooartalblätter des he**». Vor. 1879. S. 26.
11,96 XII. F. Otto:
rheinischen Misch weine stellt A. Kaufmann1) zusammen: noch im J. 1669
werden erwähnt Alant-, Rofsmarin- und Salbeywein; unser Maitranh
findet sich zuerst bei J. Theodor Tabernomontenus (f 1590). — Wie
überall und zu allen Zeiten sind auch in unseren Gegenden die Frauen keine
Verächter des Weins gewesen und über das, was unsere Sitte erlaubt, wohl
öfter hinausgegangen.8)
Auch diesmal betrifft eine Reihe von Beiträgen die Stadt Mainz im
Mittelalter. Das Original des Privilegiums Erzb. Adelberts I. von 1135,
welches schon früh verschwunden und nur durch die Inschrift der Bronze-
thür am Dom erhalten war, ist wieder aufgetaucht in dem Reichsarchiv zu
München.3) Ist auch an der Echtheit des zur neuen Bestätigung des früher
(ca. 1128) erteilten Privilegiums in Bezug auf Schrift, Siegel u. a. kein
Zweifel, so macht es durch Fehler in der Zeugenreihe einige Schwierigkeit,
die sich nur durch die auch von Ficker nachgewiesene Nachlässigkeit in dei
Kanzlei erklärt. Der aufgefundene Text bietet einige Abweichungen von
dem der Bronzethtir. — Von reichem Inhalt und für die Geschichte der
Kultur nicht minder wichtig wie für die Geschichte von Mainz sind drei
Weistümer, die einem Transsumpt der Mainzer Richter vom 24. Febr. 1448
entstammen; eins war bisher unbekannt, zwei nur in Auszügen publiziert
Sie handeln vom Kammeramte, von dem Amte des Waltboten und von des
Marktmeisters Recht; bei dem zweiten stellt der Herausgeber4) die Namen
der Waltboten von 1338 — 1444 fest. — Notizen zur Geschichte der Stadt
und des Stifts bieten einige von E. Zais5) mitgeteilte Stücke: 1) die 4Cro-
nica de episcopis Magunt.', 2) 'notae historicae', 3) (de episcopis Diethero
de Ysenburg et Adolffo de Nassau we', sowie 4) einige Grabinschriften, —
alle dem Archive des nassauischen Vereins entlehnt. Die Ann. Wormat
nennen zu 1298 in Mainz einen 'Hortus ferarum': so hiefs die bischöfliche
Wohnung vor dem Bau der Martinsburg. 6) — Eine Episode in dem Kampfe
der Geschlechter und Zünfte in Mainz berührt die von J. Grimm veröffent-
lichte Urkunde von 1335. 7) — Interessant für Kulturgeschichte und sprach-
lich wichtig sind zwei Berichte8) über zwei geistliche Haushaltungen von
1383 und 1387, welche einen gewissen Wohlstand und Kunstsinn zeigen. —
Einen Schatz von 128 Handschriftenbänden in Pergament, meist theologischen
Schriften, wie Augustin, Ambrosius, Beda u. a., aber auch einigen profanen
wie Sallust, Macrobius et Plato, Horati carmina, Lucanus, vermachte Gf. Ger-
hard v. Sayn dem Kloster Marienstatt, welches sie wahrscheinlich teils zo
Einbänden vernutzte, teils veräufserte oder verkommen liefs; in dem Archive
zu Idstein, wohin die andern Archivalien des Klosters kamen, ist keine Hand-
schrift des Vermächtnisses mehr vorhanden.9) — Von den Zinnensteinen der
Stadtmauern von Mainz, welche die Namen der auswärtigen Orte mit der
Zahl der von ihnen zu besetzenden Zinnen enthielten, war bis jetzt nur der
von Eltville (4 Zinnen) bekannt; F. Schneider10) teilt noch vier weitere in
die Mauer eingelassene von Hedesheim, Udenheim, Saulheim, Eisheim mit,
sämmtlich nach inneren und äufseren Gründen aus dem Anfange des XHL Jh.
1) Picks Monatsschr. VI, 34. — 2) A. Kaufmann, D. Trinken der Frauen. Ibid.
S. 334. — 3) C. Hegel, Da« an d. Stadt M. vom Erzb. Adelbert I. erteilte Privil. Forsch,
z. d. Gesch. XX, 437. — 4) A. Wyfs, s. o. S. 699. — 5) Boitrr. z. Gesch. des Enst
Mainz. Wiesbaden, Follors & Gecks VI, 42 S. — Über Christian v. Mainz s. o. S. 41. —
6) Falk, N. Arch. VI, 199. — 7) Quartalbll. d. hoss. Ver. S. 43. — 8) A. Wyfs. Ibid.
S. 13. — 9) Joachim, D. Manuskriptenschatz d. Gfh. Gerh. v. S. Anz. f. Kde. d. d. Yorz.
XXVII, 146. - 10) Corrosp.-Bl. d. Ges.- Ver. XXVIII, 84.
Mitlolrhein. 11,97
— Ein glücklicher Fand zu Mainz war der einer grofsen Brosche aus Gold,
die, mit Steinen und Email verziert, ziemlich gut erhalten ist; sie ist etwa
ans dem XI. Jh. und wohl dem Rheinland zuzuschreiben. *)
Berichtigungen chronologischer Unrichtigkeiten und sprachlicher Irrtümer
giebt zu v. d. Lindes 'Gutenberg' A. Wyfs. *) G.s Mutter Else gehörte
der Familie Leheimer an; er selbst mufs früher als am Ende des ersten
Decenniums des XV. Jh. geboren sein. In Strafsburg scheint er sich doch
nicht lediglich mit Fabrikation von Spiegeln befafst zu haben; wenigstens
passen die Worte 'Drucke, Formen, Presse, Blei* in den betr. Urkunden eher
auf typographische Arbeiten. Die Nachricht über den Tod des Erfinders
(aactor) bei Butzbach geht nicht auf Guteiiberg,3) sondern Jakob Fust, einen
der Bürgermeister des J. 1462, den Butzbach mit Johannes Fust wohl ver-
wechselte; einen Sohn des Johann namens Konrad hat es nicht gegeben.
Das Dorf Didigheim oder Tidenheim hatte Vogel (Beschr. d. Hzgt.
Nassau, S. 866) bei Eschborn (Nassau) gesucht; allein es lag in unmittel-
barer Nähe der Burg Homburg v. d. Höhe, in welcher Stadt es später auf-
ging.4) — Notizen über die zerstörte Burg Waffensand (in den Jj. 1248,
1387, 1491) giebt Schenk v. Schweinsberg;6) derselbe führt die von
Euler bis 1276 verfolgte Geschichte von Rödelheim zurück bis 1150, wo
ein comes Gerhardus de Redelenheim in einer Urkunde des bayrischen Reichs-
archivs erscheint, und glaubt die Kapeller von Rödelheim nach Mühlhäuser
Urkunden (ed. K. Herquet) in dem Th. de Reitelheim 1258, den Hermannus
Capellere 1244 und Heinricus capellarius 1206, alle zu Mühlhausen, wieder
zu erkennen. 6) — Chronikalische Berichte über die Krönungsreise Frie-
drichs HL7) und Karls IV. Besuch am Grabe der h. Elisabeth8) teilt A. Wyfs
mit, während C. Will nach der Satzung von 1410 ein Verzeichnis der
Dörfer giebt, welche und wie viel jedes zum Bau und zur Bewachung der
Befestigung von Bingen beitragen solle.9) (Vgl. Schaab, Gesch. d. St. Mainz,
Hl, 363, u. Weidenbach, Reg. Bing. V, 408. 628.)
Die Amöneburg zwischen Kastei und Biebrich heilst 1487 Heimers-
barg, 1522 Hyemelfsburg, 1536 Heymannsburg; wahrscheinlich lag an der
Stelle ein römisches Gebäude, wie denn römische Mauern und eine Wasser-
leitung sich in der Nähe befanden. Von dieser 'Burg1 hat wohl eher als von
der vermeintlichen Pfalz zu Mosbach Biebrich (Biburg) den Namen.10) — An
der Stelle, wo bei Marburg Meister Konrad 1233 von den Rittern v. Dem-
nach und Schenck v. Schweinsberg erschlagen ward, war eine Kapelle von dem
Deutschen Orden errichtet (erw. 1250 und 1255), welche seit dem XVII. Jh.
dem Verfalle überlassen worden war und in neuerer Zeit vollständig ver-
schwunden ist; Wörner11) versucht eine Nachbildung auf Grund mündlicher
Mitteilungen und malerischer Ansichten in Justis Vorzeit (1826, 1827). Die
Familie Konrads war ein Rittergeschlecht 'de Marpurg* (Conradus de M.
1174), dessen Genealogie nach v. Schencks Mitteilungen zusammengestellt ist.
Eine schon von Crecelius (Ztschr. f. Kirchengeschichte IV, 334) veröffent-
lichte Urkunde von 1345 betr. die Vernehmung einer Begine über deren
1) P. Schneider, Bonn. Jbb. 60, 115. Anz. £. Kunde d. d. Vorz. XXVII, 234. -
i) Z. Gesch. d. Erfind, d. Buchdruckerkunst Quartal bll. d. hoaa. Vor. 1879. S. 9—26. —
3) S. Jahresber. I, 219 inf. — 4) Koflor, Quartal bll. 1879. S. 29. — 5) Ibid. S. 32.
- 6) Ibid. 8. 35. — 7) Ibid. S. 34. — 8) Ibid. 8. 41. — 9) D. Verteidig d. Stadt 11.
» Kriegszeiten. Ibid 1880. 8. 30. Vgl. o. S. 9G10. — 10) Jul. Grimm. Ibid. 8. 25.
- 11) Corre«p.-Bl. d. Gea.-Vor. XXVIII, 41.
Historische Jahresberichte. 1880. II, "\
11,98 XII. F. Otto:
Ungehorsam inbezug ihrer gegen kirchliches Verbot beibehaltenen Tracht and
Ordensgelübde vor dem Erzpriester and Kämmerer des Landkapitels zu
Friedberg and dem Pfarrer zu Grüningen, liefs Schenck v. Schweins-
berg nach dem Original abdrucken.1)
Eine Aufnahme des Palatiums zu Seligenstadt hat Hesse8) bewirkt
In Gernsheim stiefs man bei Fundamentierung der neuen Kirchenmauern
auf Grundmauern einer älteren Kirchenanlage und einzelne Architekturstücke
in gotischem Stil,8) in Volxhein (Rheinhessen) wurde eine betrachtliche
Anzahl Münzen (von ca. 1490 — 1520) gefunden,4) ebenso zu Bremthal
am Taunus ca. 70 Münzen aus etwa derselben Zeit.6) Auch zu Aschaffen -
bürg fand man bei Restaurationsarbeiten an der Agathakirche in den Al-
tären Urkunden u. a., was für die Baugeschichte der Kirche wichtig ist6)
Die Geschichte einzelner Orte und Geschlechter des Grofsh. Hessens be-
treffen die von G. Christ mitgeteilten Regesten von 74 hessischen Urkunden
im Mannheimer Archive; sie gehen von 1319 — 1770.7) Die Fundation der
Pfarrei Eisoff (Gfsch. Wittgenstein) 1059, die Schenkung der Gräfin Mathilde
von Felsberg an S. AJban in Mainz 1108, das Fragment eines Güterver-
zeichnisses von S. Maria ad gradus in Mainz (XH. Jh.), ein Weistum des
pfalzgräflichcn Hofes in Alzei (XIV. Jh.) teilt Schenck v. Schwoinsberg8)
mit-, einen Indulgcnzbrief für die Klosterkirche Marienborn von 1300, die
Bestätigung einer Altarstiftung zu Planig durch Erzbisch. Heinrich 1339
Bockenheimer;9) eine Urkunde zur Geschichte der Landschaden von
Steinach v. 1429 Crecelius;10) einen Indulgenzbrief für Bechtolsheim von
1300 Falck;11) Auszüge aus Friedberger Archivalien des XV./XVI. Jh.,
zunächst inbezug auf Sprache ausgewählt, giebt L. Dieffenbacb.1*) Über
den herzoglichen Hof, den Pfalzstein und Hof Brandenburg zu Alzei im Mittel-
alter handelt Schwabe,18) über den Schönmattenweg bei Ladenburg G.
Christ (das 'spumosum stagnum' 1012 = schäumende Waag); 14) die Grenz-
punkte der sog. Heppenheimer Mark, Reckershausen, Gozolvesheim, ehemals
in der Gemarkung Eckeisheim gelegen, die ehemalige erzbischöfliche Residenz
'castrum apud lacum' oder 'apud vivarium' (= Weiberhoi) 1266 — 1302,
bespricht Seh. v. Schweinsberg.16)
Die Kapelle der h. Katharina auf der Mainbrücke zu Frankfurt giebt
v. Oven und K. Becker16) Anlafs, die religiöse Bedeutung zu besprechen,
die der Brückenbau im Mittelalter wie im Altertum (vgl. Pontifex?) hatte.
Die Schenkungen, welche zur Unterhaltung der Mainbrücke vom J. 1235 an
von Reich und Arm gemacht wurden, von Kön. Heinrich, dem Sohne Frie-
drichs H., von Frankfurter Bürgern, sogar von italischen Bischöfen in Form
eines Ablasses (1300), beweisen, dafs solche Gaben zu derselben Reihe gott-
gefälliger Werke gehörten wie die für gottesdienstliche Gebäude und Hospi-
täler.17) Das Amt eines Brückenbauers war lange Zeit geistliches Vorrecht
und Geistliche erscheinen als solche nachweislich in Deutschland, Frankreich
u. s. w.; ja um 1177 entstand in Frankreich ein eigner Orden der Brücken-
brüder. An oder auf Brücken legte man gern Bethäuser, Kapellen an; in
1) Quartalbll. 1880. 8. 47. — 2) Corresp.-Bl. etc. 28, 64. Über Worms n. s. Schulen i.
Abt. 111 — 3) Ibid. 8. 72. — 4) Ibid. — 5) Noch nicht veröffentlicht — 6) Corresp.-
Bl. S. 95. — 7) Arch. f. hess. Gesch. XIV (1870), 8. 678. — 8) Ibid. S. 703. — 9) Ibid.
8. 718. — 10) Ibid. 8. 720. — 11) Ibid. 8. 726. — 12) Ibid. 8. 491. — 13) Ibid. S. 729.
— 14) Ibid. 8. 734. — 15) Ibid. 8. 738 — 16) Neujahrsbl. d. Vor. f. Gesch. a. Altert
z. Frankf. a. M. — 17) Vgl. hierzu Jahreeber. II, 2, 120".
Mittelrhein. 11,99
Deutschland sind etwa 25 Brückenkapellen nachgewiesen. — Die Kapelle der
h. Katharina zu Frankfurt a. M. wurde 1866 am Sachsenhäuser Ende der
Mainbrücke wieder entdeckt; zu den damals gefundenen Architekturstücken
traten 1878 andere, welche jene ergänzten. Im J. 1322 wird der Kapelle
zuerst als 'nuwe' 'uf der brücken gein Sacsinhusin' gedacht, der also eine
ältere vorausging, die wohl 1306 durch die Flut zerstört wurde; die neue
wurde 1336 oder 1338 eingeweiht, bestand aber nur bis 1342, wo sie gleich-
falls durch die Flut zerstört wurde. Obgleich sie nicht wieder hergestellt
wurde, kommen doch noch eine Zeit lang nach ihr benannte Altaristen vor.
Die archivalischen Nachrichten über die Kapelle hat Grotefend in Frank-
furt1) zusammengestellt
Beiträge zur Geschichte des Flurwesens liefern L. Frohnhäuser, 'über
das grodse Hubgut des Wormser Andreasstiftes in der Mark von Lampert-
heim'8) und W. Matthaei, die 'Baumkircher Gesellschaft zu Laubach',3) eine
Vereinigung der ehemals Baumkircher Wiesen, die sich als eigne Korporation
in Laubach bis zur neueren Zeit erhalten hat. Beide Arbeiten gewähren ein
anschauliches Bild alter agrarer Verhältnisse und verschiedener Sitten und
Gebräuche des Landvolks.
Die Geschichte von Klöstern betrifft Grotefend 8*) Nachweis, dafs nach
einem kürzlich aufgefundenen Mscr. des Frankfurter Archivs an der Stelle
des ehemaligen Kl. Paters hausen anfänglich eine klösterliche Niederlassung
der Benediktiner bestand, nach deren Verfall Ulrich II. von Münzenberg
1252 hier Cisterzienserinnen ansiedelte; nach raschem Aufschwung geriet
dies Kloster im XV. Jh. in Verfall und hörte mit der Reformation auf. —
Das Kloster der Büfserinnen bei Weiscnau ist 1493 gegründet und 1541
aufgehoben; damals wurde das vor 1482 gestiftete Kloster der Tertiarierinnen
zu Klein- Wintersheim in das Kl. der Büfserinnen von Weisenau verpflanzt.
Haupt quelle für die Geschichte des Klosters ist die Chronik, die auf Befehl
der Ordensoberin abgefafst wurde und bis jetzt unbekannt oder unbenutzt
war; ausführlich berichtet sie nicht nur über die inneren Verhältnisse, son-
dern auch wichtige Ereignisse, z. B. über die Kriegsnot von 1552 (Albrecht
von Brandenburg) und die Schicksale der Nonnen im 30jährigen Kriege.6)
Biographische Arbeiten über bedeutende Persönlichkeiten unseres Gebiets
haben wir von C. Will6) über Erzb. Konrad v. Witteisbach und von Hey-
mach7) über Gerh. v. Epstein; eine sorgfältige Geschichte und Genealogie
der hessischen Familie v. Beilersheim veriafste K. Drau dt.8) Den von
Rettberg und Friedrich ganz übergangenen h. Ferrutius (in. Jh.) und die
Fundstelle seiner Leiche, die Verehrung des Heiligen sowie einen Besuch in
dem St. Ferrutiusstift zu Bleiderstadt behandelt Falk9) in zwei kleineren
Arbeiten.
Notizen: zur Handschriftenkunde und Historiographie haben wir von
Zais und Falk10) erhalten. Sie teilen den Inhalt des Wiesbader Sammel-
bands aus Eberbach mit, Falk aufserdem Nachträge zu früheren Beraer-
1) Neujahrsblatt, im Anh. — 2) Arch. f. he*«. Gesch. XV, 126. — 3) Ibid. XIV,
(1879.) S. 666. — 4) Mittheil, de» Frankf. Ver. V, 592. — 5) P. Bruder, Arch. f. hess.
Gesch. XV, 200. — 6) S. o. 8. 38». — WilU Schrift über Bonifaz s. o. S. 49«. — Über
Mainzer Verhältnisse vgl. noch o. S. 55. 57. 59. — 7) S. o. S. 51». — 8) Farn, von B. nach ihrem
urkundlichen Erscheinen. Darmstadt. 4. — 9) Zn den Acten des h. Ferr. Katholik 1879.
U, 431. u. Von St. Fcrr.-Stift in Bleiderst, Mainzer Journal 1879. No. 205. — 10) In
den <Beitr. zur Gesch. des Erzstiftos Mainz' (s. o. S. 96ft) Vorrede, Mitth. d. Frankf. Ver.
V, 610.
1*
11,100 xn. p. Otto.
kungcn über mittelrheinischc Chronisten, Theodorich Gresemund, Hebelin von
Heimbach, artium mag., Dekan von S. Moriz, 1507 rector der Mainzer Uni-
versität, dessen Mainzer Chronik in einem weiter besprochenen Sammelband
der Würzburger Universitätsbibliothek sich befindet;1) ferner über Georg Hell,
Jacobus de Magontia u. a.; Crecelius*) giebt Auszüge aus Joh. Butzbachs
Auctarium zu Tritheims 'Catalogus virorum illustrium, (in der Bonner Univ.-
Bibl.), wie zu Petrus Guntherus, Ruthardus de Hersfeidia, abb. monaster. S.
Jacobi, Wettinus, abbas eiusdem monast, Jacobus de Oppenhem, Anselrous
de Bickelheim, cognatus S. Hildegardis, Wolffgang Trefier und Bernhardus
de Breydcnbach.
Für Oberhessen ist eine ausführliche Geschichte der Burg Gleiberg
von H. v. Ritgen8) mit Regesten und Urkunden wichtig. Die Burg soll
Graf Otto der Salier, Bruder von Eonrad I., erbaut haben; ihm folgte im
Besitze Herzog Hermann von Schwaben und von 1009 — 1086 das Geschlecht
der Luxemburger, 1086—1197 die Grafen von Gleiberg und 1197 — 1328
die Grafen von Tübingen und Herrn von Mevenberg, welche die Glanzzeit
der Burg repräsentieren. Von 1333-1816 waren die Grafen von Nassau-
Saarbrücken die Besitzer, welche sie 1816 an Preutsen abtraten. Burgfrid
und Palas stammen aus frühester Zeit, Burgkapelle und der untere Stock des
zweiten Palas entstanden 1165, das Thor 1300, der Tftorturm um 1330;
abermals wurde die Burg um 1350 und im folgenden Jahrh. erweitert; sie
hatte eine zahlreiche Burgmannschaft. Die Regesten sind namentlich für die
Geschichte der Herrn von Mevenberg und Grafen von Nassau wegen vieler
Urkundenauszüge aus Copialbtichern des nassauischen Archivs wichtig; wich-
tigere Urkunden sind vollständig abgedruckt, z. B. die Beschreibung aller
Zubchörden des Hauses Glyperg von 1412. Ihnen folgen drei wetzlarische
Urkunden aus dem Archive des oberhess. Vereins von 1260, 1384, 1467.
Auch die bayerische Pfalz ist in mehrfacher Hinsicht behandelt.4)
XIII.
E. Mummenhoff.
Bayern.
Ein Vergleich der Objekte, welche der prähistorischen Steinzeit in Bayern
angehören, mit denen des germanischen Nordens führt zu der Erkenntnis,
dafs die Verwendung des Steines zumal in der jüngeren Steinperiode in
Bayern eine durchaus verschwindende war. Daher stellt J. Ranke,6) welcher
sämtliche aus Fundorten des rechtsrheinischen Bayerns stammenden prä-
historischen Steinwaffen in bayerischen wissenschaftlich zugänglichen Samm-
1) Vgl. Jahreaber. II, 2, 133. - 2) Arch. f. heaa. Geach. XIV, 747. — 3) 2. Jahres-
bericht d. oborhoaa. Vor. S. 77. M. 2 Taf. — 4) S. Kap. XIII. — 5) D. vorgeachicMl.
8toinzeit im rechter hein. Bayern. M. Taf. I — V., Beitrage z. Anthropol. u. Urgeach. III,
34—62.
Bayern. 11,101
langen untersucht hat, eine wahre neolithische Periode für Bayern in Abrede.
An diesem negativen Urteile ändern auch die in letzter Zeit gemachten ueo-
lithischen Funde in den Felsenwohnungen der fränkischen Schweiz im wesent-
lichen wenig. Denn wenn nunmehr auch für die vormctallischen Perioden die
des Feuersteins als die 'Basis jeder Kulturentwicklung' anzusehen ist, so steht
doch andererseit die Verwendung desselben zu seinem äufserst seltenen Vor-
kommen in unserem Gebiete in geradem Verhältnisse. Die erwähnten Funde
aber führen im großen und ganzen auf eine 'Knochenperiode' zurück. J) Die
im Fichtelgebirge häufig vorkommenden meist schüsseiförmigen Felsaushöh-
lungen sind mehrfach als das Ergebnis einer allmählichen Verwitterung und
Auswaschung angesehen oder auch mit Fanalen in Verbindung gebracht und
der historischen Zeit zugeschrieben worden. Doch haben sie höchst wahr-
scheinlich als Opferstätten des heidnischen Kultus gedient8;
Von vorwiegend anthropologischer Bedeutung sind J. Rankes3) kranio-
logische Untersuchungen der altbayerischen Landbevölkerung, welche sich
auf ein umfassendes zum Teil den Ossuarien und Gräbern des Landes ent-
lehntes Material stützen. Danach mufs die brachycephalc Schädelform, welche
in Altbayern die Kegel bildet und bildete, sowohl für die vor der Völker-
wanderung rechts der Donau sitzende Bevölkerung, als auch für den baye-
rischen Stamm schon zur Zeit der Besitznahme des Landes in Anspruch ge-
nommen werden. — Gering ist die Ausbeute der durch J. Hellmai er4)
vorgenommenen Eröffnung von drei Gräbern bei Niederambach im sog. Staket :
2 Lanzenspitzen, eine erhaltene Urne und Urnenscherben. In der Pfalz sind
kleinere Funde gemacht im Sumpfwalde (u. a. ein bronzener Gürtelbeschlag),
bei Enkenbach (Grenzstein aus vorhistorischer Zeit), bei Pfeffingen (grofses
Rcihengräberfeld), beim Wcbswiler Hof und Eisenburg (ausgehöhlte Sandstein-
würfel mit Knochenresten und Beigaben), an verschiedenen Orten Graburnen5)
und bei Ramsen merkwürdige Schlackenhaufen aus vorrömischer Zeit.6)
Für die römische Zeit haben wir von F. Ohlenschlager 7) schätz-
bare Untersuchungen über den Lauf und die Beschaffenheit des römischen
Limes innerhalb des bayerischen Gebiets. Bezüglich des von Hohenstaufen
kommenden Walls hatte J. Schneider angenommen, dafs derselbe bei Milten-
berg am Main aufgehört habe. Nach K. Christ8) überschritt er aber
den Main am Ausflufs der Mud. — Eine wiederholt falsche Lesung und
Deutung hat die Inschrift eines im Lapidarium des historischen Vereins von
Oberpfalz und Regensburg befindlichen römischen Grabsteines gefunden.
H. v. Walderdorff y) hat sie nunmehr richtig gestellt und damit der Fabel
einer Römerstadt Mocenia und einer bei Motzing gelieferten Schlacht für
immer ein Ende gemacht. — Römische Steinskulpturen, die 1879 in St. Ju-
lian im Glanthale (Pfalz) bei Abtragung der alten Pfarrkirche gefunden
worden, ergeben sich als Bruchteile eines gröfseren Grabdenkmals, ähnlich
dem von Overbeck Pompeji S. 205 abgebildeten; das Reliefbild ist ein See-
pferd. 10) — Sonstige Funde römischer Zeit sind in der Pfalz gemacht zu
1) J. Banko, Die Felsen Wohnungen a. d. jung. Stoinzoit in dor fränk. Schweiz, ibid.
8. 206—228. M. 6 Taf. — 2) L. Zapf, dio Maldonateine d. Fichtolgeb. Ibid. S. 100—
107. M. Tal — 3) D. Schädel d. altbayer. Landbevölk. Ibid. S. 108—205. — 4) Ibid.
8. $3—66. — 5) Mehlia, Bonn. Jbb. 68, 159. — 6) Correap.-Bl. f. Antropol. 1878.
No. 11. — 7) Corresp.-Bl. d. Gesamtver. d. deutsch. Geschieht»- etc. Ver. 28, 14—17. —
8) Pick» Monatwehr. IV (1878), S. 329, 618, 635. V (1879), S. 93, 94, 225 u. 226. —
9) Verhdl. d. hiat Ver. v. Oberpf. u. Regensb. 34, 266—270. — 10) Stabsarzt Mayr-
hofer, Die röm. Steindenkm. y. St J. Mitteil. d. hjet Vor. d. Pfala. IX, 229—232.
11,102 Xm. E. Mummenhoff:
Efsweiler (Ziegel und Münzen von 254 — 76 in einer Badeanlage) and zu
Bliesbrücken (Monumentenfragmente). Etymologische Deutung vordeutscher
Flufs- und Oilsnamen versucht Bück1) für das bayerische Schwaben, indem
er auf die ältesten Lautformen zurückgeht und sprachliche Vergleichungen
herbeizieht, während Esser8) den Namen der Rednitz (Radantia) von der
Wurzel 'ra<T = 'ard1, 'wallen, netzen*, Pegnitz von der W. 'bhagh' = 'die
Laufende' ableitet; Regnitz ist nur dialektische Form für Rednitz, Rezat
aber soll aus 'Rectoradantia' entstanden sein, die 'rechte' d. h. 'aas Süden'
kommende Rednitz. — Fränkische Gräber sind in der Pfalz bei Eisen-
burg, Königsbach, Knöringen und Ramsen gefunden.3)
Für die politische Geschichte des Mittelalters wichtig — sowohl für
die deutsche im allgemeinen als für die bayerische im besonderen — sind
die von S. Riczler4) aus den Münchener Staatsarchiven veröffentlichten
Urkunden, die er für Bd. II seiner Geschichte benutzte, aber nicht erschöpfen
konnte. Sie umfassen den Zeitraum von 1256 — 1343. Allein die Zeit
Kaiser Ludwigs betreffen dann auch Fr. v. Löhers5) Regesten. — Dem
ausgesprochenen Zwecke, eine Bearbeitung der Lebensgeschichte Markgraf
Friedrichs d. Älteren von Brandenburg (i486 — 1515) vorzubereiten und die
Ergänzungen des schwer zu sammelnden Stoffes anzuregen, kommt F. Wagner*)
durch Bestimmung der Aufenthaltsorte Friedrichs mit Erfolg entgegen.
Cl. Schmitz'7) Versuch, die Identität Bertolds, des Sohnes Pfalzgraf
Arnulfs v. Bayern mit Mkgf. Bertold vom Nordgau darzuthun, ist kaum ein
glücklicher zu nennen. S. beruft sich auf den Annalista Saxo gegenüber
dem Zeugnisse Thietmars v. Merseburg. Die beigebrachten Urkunden sprechen
nur von einem Perahtolt und Liutpold schlechthin. — Wie kaum anders zu
erwarten, hat das Witteisbachjubiläum eine reiche Litteratur ins Leben ge-
rufen. Wohl als die kostbarste Gabe darf der IL Bd. von Riezlers Ge-
schichte Bayerns8) bezeichnet werden, der, den Zeitraum von 1180 bis 1347
umfassend, sich Bd. I in voller Beherrschung des Materials und schöner
Darstellung würdig anreiht. Neben der Landes- und Reichsgeschichte findet
auch die der Verfassung und Gesetzgebung, der Kunst und Litteratur, der
wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse die eingehendste Berücksichtigung.
Riezlers Auffassung des Charakters Kaiser Ludwigs hat jedoch verschiedene
Entgegnungen, insonderheit von Seiten P regers hervorgerufen.9) — Selbst-
verständlich wird die bayerische Geschichte vielfach berührt durch C. Wills10)
Lebensschilderung des Bruders Herzog Ottos I. v. Witteisbach, des Erzbischofs
Konrad von Mainz, späteren Erzbischofs v*>n Salzburg. — Weiter ist hier eine
Reihe von Arbeiten zu erwähnen, die entweder die bayerische Geschichte
in ihrer Gesamtheit oder einzelne Teile derselben zum Gegenstand haben.
In gedrängter und meisterhafter Kürze fuhrt J. v. Döllinger u) die deutsche
Geschichte und insbesondere die Stellung, welche das Haus Witteisbach in
1) Ztschr. d. hist. Vor. f. Schwaben u. Noub. VII, 1—39. — 2) Picks Monafeschr.
VI, 442 ff. — 3) Mohlis, Bonn. Jbb. 68, 159; vgl. Augsb. AUg. Ztg. 1879. No. 134,
Beil. — Über Bachmanns Hypothoso von der Einwanderung der Bayern am 553 (s. Jahros-
ber. 1, 116 ff., II, 2, 14), der gegenüber neuerdings die Wonde de* V. Jh. angenommen wird,
berichtet ein Aufs, in den Hiat-pol. Bl. 86, 758—63. — 4) S. o. S. 51«. — 5) S. o. S. 51*
— tt) Arch. f. Gösch, u. Altortskdo v. Oberfranken 14, 5 — 26. — 7) Österreich« Scheyern-
Wittolsbachor od. d. Dynastie d. Babenbergor. Gesch. Studie. München, Frituch. VII, 91 S.
Vgl. u. Kap. XVII.— 8) Gotha, F. A. Terthes, XIX, 585 S. — Von dorn Werke erschaut
auch eine Lieferungsausg., bisher Lf. 1., XXX11, 144 S. — 9) S. o. S. 51 ff. — Vgl. Augsb.
Allgem. Ztg. Beil. No. 363 u. Jg. 1881. No. 14. — 10) 8. o. S. 38. — 11) 1). Hans Wit-
telßb. q. b. Bedeat i. d. deutsch. Gösch. Festrede etc. Nördlingen, Beck. 34 S. 4.
Bayern. 11,103
derselben eingenommen, vor Augen, K. Th. Heigel1) bringt eine kurz ge-
faxte, aber lebendig und populär gehaltene Geschichte Bayerns bis auf unsere
Tage, sowie eine prägnante Darstellung derselben in ihren Hauptmomenten;8)
geschichtliche Bilder und Skizzen aus der herzoglichen, kurfürstlichen und
königlichen Zeit hat Ch. Häutle") in 8 Gruppen zu einem Ganzen ver-
einigt Eine ansehnliche Reihe vortrefflicher in Lichtdruck ausgeführter
Kanstbeilagen sind dem splendiden Werke beigegeben. Populär gehalten
sind noch die kurzen Darstellungen der bayerischen Geschichte von F. Leit-
schuh4) und M. Schmidt,6) sowie die 'Bilder aus der deutschen und
bayerischen Geschichte' von G. Zeifs. 6)
Zu den Spezialarbeiten übergehend erwähnen wir zunächst das Lebens-
ond Charakterbild, welches J. Schrott7) 'zur Erinnerrng an Otto von
Witteisbach' entworfen hat — Die Veroneser Klausen, die derselbe gestürmt
hat, sind nicht die bei Volargne, sondern die bei Rivoli. 8) Die Herrschaft
der Witteisbacher in der Mark Brandenburg betrifft ein Aufsatz von 0.
Seh we bei.9) — Die Geschichte des schwäbischen Bundes hat eine ab-
schliessende Bearbeitung noch nicht gefunden;10) einer der vielen dazu noch
notwendigen Vorarbeiten hat sich F. Wagner11) unterzogen und hauptsäch-
lich nach den im Königl. Hausarchive und Geh. Staatsarchive zu Berlin be-
findlichen Quellen die politischen Beziehungen der fränkischen Hohenzollern
zum schwäbischen Bund und insbesondere ihren Eintritt in denselben unter
eingehender Darlegung der zur Gründung der Bundes drängenden Ursachen
untersucht
Eine bewegte Zeit, welche einerseits die Zerfallenheit des Reiches,
andererseits die wachsende Selbständigkeit des deutschen Fürstentums deut-
lich erkennen lätst, ist die Friedrichs d. Siegreichen von der Pfalz, Ludwigs
des Reichen, Albrecht Achills u. s. w. Eine Darstellung der Geschichte
des ersteren in ihren politischen Kämpfen und friedlichen Bestrebungen hat
N. Feeser 1S) auf Grund des vorliegenden reichen Materials unternommen und
für den bayerisch -pfälzischen Erbfolgekrieg (Landshuter Krieg 1504 — 9)
Ehses13) eine Vorstudie geliefert. — Ein wichtiges Hilfsmittel zum Studium
der bayerischen Geschichte ist die Karte 'Süddeutschlands' des Spruner-
Menkischen Atlas.14)
Für die Erkenntnis des wirtschaftlichen und rechtlichen Lebens des
Xu. Jh. von hervorragender Wichtigkeit sind die drei Traditionsbücher von
Falkenstein und der Augustinerchorherrenklöster Gars und Au am Inn, durch
deren anläfslich der Witteisbachfeier neuerfolgte Herausgabe sich H. Petz,
H. Grauert und J. Mayerhof er 16) ein Verdienst erworben haben. Wert-
voll ist die Beigabe mehrerer Urkunden sowie des Exkurses über 'porze-
hentf u. s. w. llJ) Das Falkensteiner Salbuch hat dann H. G. Gengier17)
zum Gegenstande eingehendster rechtlicher Studien gemacht, die sich auf
1) D. Witteisbacher. Fostschr. etc. München, Bieger. 131 S. — 2) Westermanns Monaten.
48, 770—783. — 3) D. Wittelabacher als Herzöge, Kurf. etc. Angsb., Gebr. Beichel. 162 S.
4) D. Witteisbacher in Bayern 1180—1880. Festgabe. Bamberg, Schmidt. 50 8. — 5) D.
Regenten Bayerns a. d. Hanse W. München, Franz. 47 S. — 6) Landshut, Krüll. 211 S. —
7) Angab. Allg. Ztg. No. 157—159. — 8) Ibid. No. 217. - 9) S. u. Kap. XIX. —
10) Vgl. Jahresber. II, 2, 79. — 11) D. Aufnahme d. frank. Hohenzollern in d. schwab. B.
Progr. d. k. Friedr. Wilh.-Gymn. z. Berlin. (No. 49.) 32 S. 4. — 12) 8. o. S. 59. —
13) 8. o. 8. 61». — 14) No. 38, bearb. von Th. Lindner. — 15) Drei bayer. Traditions-
ttöcher. Festachr. München, Kollerer. XXXI, 208 S. nebst Tat 4. — 16) S. o. S. 701.
- 17) 8. o. 8. 69*.
11,104 X1U E. Muramenhoff:
Stände, Hantgemal, Vogtschaft, Heimsteuer, Leibgeding, Erbrecht, Eigentum,
bäuerliche Lasten sowie Satzung und Bürgschaft beziehen.
Auch der Orts- und Familiengeschichte ist eine reiche und ein-
gehende Pflege zu teil geworden. In der Mitte des XI. Jh. (1058) kommt zuerst
Banz vor, von dem indes anzunehmen, dafs es schon viel früher als feste
Burg zur Verteidigung der oberen Maingegend und als Sitz eines Gaugrafen
Bedeutung hatte. In die angegebene Zeit fällt die Stiftung des Klosters
Banz durch die Gräfin Alberada. Die Schicksale desselben unter den ein-
. zelnen Äbten bis zu seiner Aufhebung i. J. 1804 führt C. Theodori1) in
gedrängter Darstellung vor. - Eine eingehende Bearbeitung hat die Ge-
schichte der Reichsfreiherrn v. Bibra durch einen Angehörigen des jetzt
noch blühenden Geschlechtes gefunden.2) In und aufser Bayern begegnen
zahlreiche Familien dieses oder ähnlichen Namens. Als ältesten nachweis-
baren Ahnherrn des Geschlechts sind jene Bibra anzusehen, welche 1151
zum ersten Male als Ministeriale des Hochstifts Würzburg auftreten. Der
Vf. behandelt zunächst Alter, Herkunft und Rittcrbürtigkeit des Gechlechtes,
sodann in einer zweiten Abteilung die ältere Geschichte desselben von
1200- 1400. — Für die Familiengeschichte der Freiherren v. Crails-
heim sind die mit Fleifs zusammengestellten Notizen zu erwähnen, die der
Freiherrl. Crailsheimische Rentcnverwalter in Ansbach, Joh. Zwanziger3),
zu einer Matrikel dieser Familie vereinigt hat. Aus diesem alten dem würtr
tembergischen Franken entsprossenen Gcschlechte gelangten Angehörige in
markgräflich Ansbachischen und bayerischen Diensten bis zu den höchsten
Würden.4) — Fr. X. Ostermaier6) hat auf die Geschichte der Stadt
Ingolstadt bezügliche Regesten zusammengebracht. Sie umfassen die JJ.
1283 — 1597, beziehen sich indes nicht ausschliefslich auf Ingolstadt: Reg.
No. 18 z. B. ist nach Nürnberg zu verweisen. — Vornehmlich lokalgeschicht-
licher Natur sind weiter die Beiträge zur Geschichte dieser Stadt,6) deren
Vf. sich nicht genannt hat.
Über das seit 1237 in Franken nachweisbare, nunmehr längst erloschene
Geschlecht der Herren v. Cammerstein hat K. Primbs7) berichtet.
Eine umfassende Monographie über Kloster und Dorf L am p recht in
der Pfalz verdanken wir Staub er.8) Stiftung und Stiftuugsurkunde , die
Thätigkeit der Benediktiner und der Nonnen, sowie das Dorf Lambrecht sind
Gegenstand der Darstellung; festzuhalten ist die Stiftung des Klosters im
J. 997 durch Hz. Otto v. Worms; 1244 wird es in Folge der Zuchtlosigkeit
der Mönche von der Regel des h. Benedikt durch Bisch. Konrad v. Speyer
mit päpstlicher Genehmigung Dominikanern übergeben, welche es bis zu
seiner Aufhebung durch Kurfürst Friedrich im J. 1551 inne hatten.9) —
Lcchscnd, früher Lechsgcmünd geheifsen, in dessen Nähe vormals ein
römisches Kastell und bis 1248 die Stammburg der Gfen. v. Lechsgemund
stand, widmet B. A. Bö heim eine, wenn auch gedrängte, topograph.-histo-
1) Gesch. u. Beschr. d. Schlosses B. in Oberfranken. 3. vorm. u. verb. Aufl. Lichten-
fols, Ehrhardt. VI, 61 S. — 2) Wilh. Frhr. v. Bibra, k. Oborlandosger.-R., Beitr. *. Fa-
milicn-Gosch. d Roichsfroih. v. B. Auf Grund urkundl. Nachrichten boarb. Als Manuskript gedr.
1. München, Kaiser. YI, 233 S. M. 1 Abbild, u. 1 Plan. — 3) Matrikel d. freiherrl. v. Crails-
heimischen Gesamt- Familie nach d. Stand am 1. Aug. 1879 etc. Ansbach, Druck r. Belznei
u. Beider. 1879. 8°. 45 S. — 4) Bühl er, s. o. S. 86*. — 5) Samraelbl. d. hiat Ver.
in ii. für Ingoist. V, 133—200. — 6) Ibid. S. 197—261. — 7) 40. Jahresber. d. hiat
Ver. f. Mittclfranken. S. 13—21. 8) Mitteilgn. d. hist Vor. d. Pfalz. IX, 53—227.—
») Weiteros in Abt 111.
Bayern. 11,105
rische Darstellung. *) — Über Limburg in der Pfalz zieht sich zwischen B. Meli-
us und K. Christ schon seit einiger Zeit eine Kontroverse hin.8) — Nach ge-
druckten und ungedruckten Quellen, die leider nicht näher bezeichnet sind,
hat J. Bader9) eine 'Chronik des Marktes Mitten wald, seine Kirchen,
Stiftungen und Umgegend' zusammengestellt, worin neben manchem neben-
sächlichen viel in kulturhistorischer Beziehung wichtiges und interessantes
Material verarbeitet ist. Besonders gilt dies von den Ausführungen über
Rottwesen und Handel, über Geigenmacher, sowie über Sitten und Gebräuche
des Marktes.
Das Dorf 'Tiche', 4Dichc' oder Mittertcich (in der Oberpfalz), wie
es nach seiner Erhebung zur Stadt i. J. 1501 u. vielleicht auch schon früher
genannt worden, mag ursprünglich dem edlen Gcschlechte v. Tichc gehört
haben. Zur Zeit, wo es urkundlich nachweisbar ist — in den 30ger Jahren
des XII. Jh. — war es im Besitz der Gfcn. v. Leiningen; auch die Gfen
Y. Vohburg waren daselbst begütert. 1138 kam es an das Kloster Wald-
sassen. J. B. Mayrs4) Geschichte des Dorfes enthalt auch einen grofsen
Teil der Geschichte dieses Klosters bis zu dessen Aufhebung i. J. 1803 und
geht bis auf unsere Tage herab. — Zur Feier des Witteisbachjubiläums
sind auch die Verdienste hervorgehoben, welche sich das Haus Witteisbach
mn das Gedeihen der Stadt Neuburg auf religiös-kirchlichem wie materiellem
Gebiete erworben hat.6) — Den Beziehungen, freundlichen wie feindlichen,
welche zwischen den Hohcnzollern und der Reichsstadt Rothenburg a. T. seit
Ende des XIII. Jh. statthatten, widmete S. Ilaeule6) eine Skizze; C.
Mehlis hat die von ihm aufgefundene7) und Schlofscck benannte Ruine
bei Dürkheim weiter untersucht. Er glaubt Andeutungen genug gefunden
zu haben, um die Erbauung einiger Teile der Burg in das XI. Jh. zu setzen,
die Anfange des Berings mögen noch weiter hinauf reichen. Der Unter-
gang wird vor das XIII. Jh. fallen, vor die Erbauung der Hartcrburg; nach
allen Anzeichen gehörte Schi, den Grafen vom Wormsgau, dem Geschlechtc
der Leininger. 8) In einer Berichtigung zur Geschichte der alten Schlösser
Schwarzenschwal und Altneuhaus macht J. B. Mayr9) darauf auf-
merksam, dafs unter dem in einer Urkunde von 1363 begegnenden 'Stein*
nur die Burg Schwarzenschwal verstanden werden könne, während Neuhaus
^ht mit dem noch bewohnten Schlosse gleichen Namens bei Windisch-
eschenbach, sondern mit dem nunmehr nur noch als Ruine vorhandenen Alt-
neuhaus, welches 1294 von Gf. Ulrich v. Leuchtenberg an Kloster Wald-
wssen durch Kauf überging, als identisch anzunehmen sei.
In Nürnberg nahmen unter den alten Patrizierfamilien die Vorchtel
seit frühester Zeit eine einflufsreiehe Stellung ein. Bei jeder Aufzählung der
alten Geschlechter unter den ersten genannt, verschwinden sie aber gegen
Mitte des XV. Jh. aus den Ratsgängen. Über ihren Ausgang, der dem vor-
mals behaupteten Einflüsse wenig entsprach, berichtet K. W. Lochuer. ,0)
Bis in die karolingische Zeit zurück geht das Institut der Münzerhaus-
1) Neuburger Collectaneen-Blatt, Jg. 44, 48—58. — 2) S. o. S. 36, Jahresbor. II, 2, 128
«l Angab. Allg. Ztg. 1879. Boü. No. 229. — 3) Nördlingon, Bock. IV, 405 S. — 4) Vor-
fall, d. hiat Vor. v. Oberpfalz otc. 35, 153—284. — 5) Neuburgor Colloctaneon-Bl. Jg. 44,
1-47. — 6) 40. Jahresber. d. hiat Ver. v. Mittel frankon. S. 86—99. — 7) S. Jahresbor
II, 2, 128. — 8) Zwei Berichte in Picks Monatsehr. VI, 556 u. 589; vgl. Correspondenz-Bl.
i deutsch. Gesellach. f. Anthropol. S. 57 (Bor. über d. Vorsamml. z. Berlin). — 9) Ver-
hndl. d. hist. Ver. v. Oberpfalz etc. 34, 255—257. — 10) Mittoilgon d. Vor. f. Gesch. d.
8Wl Nürnb. II, 1—14.
11,106 *ILL E. Mumnienhoff:
genossen zu Speier. Ursprünglich im Verhältnis der Ministerialit&t zun
Bischof von Speier stehend, hatten sich die Mitglieder dieser Korporatioi
schon seit der Mitte des XIII. Jh. zur Selbständigkeit patrizischer Geschlechte
emporzuschwingen gewufst, deren ursprüngliche Abhängigkeit sich nur noch ii
einigen formellen Leistungen und Verpflichtungen kundgab. Ober die Ge
schichte dieses Instituts hat Eheberg1) neues Licht verbreitet, indem e
u. a. eine Urkunde Ludwigs d. Bayern v. J. 1330, dann aber ein wichtige
und interessantes Rechtsbuch veröffentlichte.
Zu dem von A. Schäffler und J. E. Brandl herausgegebenen ältestei
Lehenbuch des Hochstiftes Wirzburg ist nunmehr ein auf das sorgfältigst«
bearbeitetes Orts- und Fersonenverzeichnis *) mit zahlreichen Urkundennach
weisen erschienen. Die Bestimmung der örtlichkeiten ist die ausschliefe
liehe Arbeit Brandls, während Schäffler die technische Anlage und die Ur
kundennachweise für einzelne im Lehenbuche auftretende Personen zufallen
— Nicht zu unterschätzen für die Orts- und Landesgeschichte ist die Ermit
telung der Wüstungen eines Landes oder Gebiets. Für das Gebiet voi
Unterfranken verdanken wir A. Schäffler eine höchst schätzbare Studie, i\
der Brandls Konstatierungsproben dankenswerte Illustrationen bilden.3)
Die Kirchengeschichte hat eine allgemeine Arbeit nicht aufzuweisen
Einen höheren Standpunkt hat jedoch naturgemäfs C. Müller in seinen
nunmehr vollendeten Werk über Ludwigs d. Bayern Kampf mit der Kurie4
genommen. — Nicht zu verkennen ist die Bedeutung, welche das Christen tun
bei der Kolonisierung des slavischen Ostens einnimmt Hinsichtlich der voi
Bayern aus kolonisierten slavischen Länder Deutsch -Österreichs wird an
dieses Moment Kämmel gegenüber hingewiesen.6) — Auch von den Arbeiter
welche die 1400 jährige Anniversarfeier des Geburtstages des h. Benedikt in
Leben gerufen, berühren mehrere das kirchengeschichtliche Gebiet Zu
nächst die nach den Quellen bearbeiteten, aber in engem Rahmen gefafetei
Lebensbilder hervorragender Bayern aus dem Orden des h. Benedikt d»
B. Braunmüller 0. S. B. für weitere Kreise gezeichnet hat6) Bis jet*
liegen vor die Biographieen des h. Sturmi, der Bischöfe Arbeo und AtK
von Freising, der Erzbischöfe Leidrad von Lyon und Arn von Salzburg
Ferner die historischen Skizzen der bayerischen Benediktinerklöster Andechi
und St. Bonifaz in München von M. Sattler, Metten von G. Geiger
Ottobeuern von H. Koneberg, Scheftlarn von Th. Brunner, Scheyri
von A. Hartl, St. Stephan in Augsburg von S. Liebert, Weltenburj
von A. Lindner und Frauenchiemsee von M. Eberle.7) — Der Fran
ziskanerorden suchte nicht lange nach seiner Begründung auch Deutschlam
als Feld seiner Thätigkeit auf und insbesondere war es Bayern, wo er bal(
und dauernd Boden fafste. Innerhalb des Zeitraums von 1221 — 1280 bil
deten sich in Augsburg, Regensburg, Würzburg, Bamberg, Nürnberg, Lindau
München, Nördlingen, Ingolstadt und Landshut Niederlassungen der Mino
riten, während die zu Hof und Dillingen späteren Ursprungs sind.8)
1) Ztachr. f. d. Gesch. d. Oberrhoins. 32, 444—480. Vgl. Jahresber. II, 2, 98*. -
2) Arch. d. hist Vor. v. Unterfr. u. Aschaffenb 24, 153—285. — 3) Ibid. S. 287—328 u. Arcbi
val. Ztachr. 5, 205—35. — 4) S. o. S. 51 ff. — 5) Hist-pol. Bl. 86, 769—774. — 6) N«m
halte Bayern im Kleido d. h. Benod. 1. Reihe. Beil. z. Jahresbor. d. Sudienanst Metter
Landshut, gedr. b. Thoman. 70 S. — 7) Alle in S. Brnnncr, Ein Benediktinerbuct
Gesch. u. Beschreib, d. besteh, u. Anfuhr, d. aufgehobenen Benedikt-Stifte in österr., Ung
Deutschland u. d. Schweiz. Würzburg, L. Wörl. 580 S m. 1 Karte. 12. -- 8) A. Koel
d. frühesten Niederlassungen d. Minor, i. rechtsrhein. Bayern. Dissort. Heidelb., Winter. 35 i
Bayern. 11,107
Von Spezialarbeiten ist zunächst die von C. Prirabs1) zu erwähnen,
welche für die Geschichte des 969 gegründeten Stifts St. Stephan in
Augsburg ein reiches aus den im Reichsarchiv vorhandenen Urkunden und
Akten gezogenes Material enthält und über die Äbtissinnen, Stiftsfräulein
und Stiftsgeistlichen, ferner über die Stiftungen und Güter des Klosters
handelt — Bezüglich des Karmeliterklosters St Anna in Augsburg hat E.
Schott8) seine Beiträge fortgesetzt. Aufser einer Nachlese aus dem XV. Jh.
erhalten wir urkundliche Nachrichten über Stiftung von Jahrtagen, Altären etc.,
dann über die drei gröfseren Grabkapellen und den Verkauf von Leibge-
dingen, welche die Zeit von 1500 bis 1526 umfassen.
Für das Hochstift Bamberg hat H. Weber seinen ursprünglichen Plan
einer Darstellung der Geschichte der Universität Bamberg auf die gelehrten
Schalen dieses Bistums überhaupt ausgedehnt,9) so dafs nun der Zeitraum
von 1007 bis 1803 zur Behandlung kommt. Er schildert zunächst als den
Ausgangspunkt der gelehrten Bildung die Domschule, die Schulen von St.
Stephan, vom Benediktinerkloster Michelsberg, von St. Jakob, St Gangolf-,
St Martin in Forchheim und Neukirchen am Brand, ferner das von 1611
bis 1773 unter Leitung der Jesuiten stehende Gymnasium, endlich das Semi-
nar, das sich unter der gleichen Leitung zur Akademie und Universität ent-
wickelte. — Die für das Kloster Michelsberg von K. Heinrich II. erlassenen
Urkunden sind für die Lokal- wie die allgemeine und Rechtsgeschichte von
gleicher Wichtigkeit4) Über den gelehrten und durch Bescheidenheit und
christliche Tugenden nicht minder wie durch Eifer für die Wissenschaft aus-
gezeichneten Abt dieses Klosters, Andreas Lang v. Staffelstein (1483 — 1502),
den Verfasser der St. Ottolegende, des 'catal. s. canonisatorum 0. S. B',
des Bamberger Bischofs- und Abtskatalogs etc., der für die mittelalterliche
Geschichtsschreibung Bambergs eine zusammenfassende und abschliefseude
Tätigkeit entfaltete (Lorenz, G. Q. I* 126), handelte P. Wittmann sen.,6)
der die Handschriften der k. Bibliothek zu Bamberg und namentlich den
fasc. abb. Re. II. 11 benutzte, welcher Köpke nicht vorlag. Unrichtig ist,
dals er 1473 die erste seiner Ottolegenden verfafst habe. — Das 1098 oder
1099 gegründete Kloster der regulierten Augustiner Chorherren zu Dictram-
zell erscheint bis 1803 als Probstei dieses Ordens, seitdem aber als der
Sitz der von München hinüberversetzten Klarissinnen, zu denen 1831 auch
noch Salesianerinnen von Inderstorf sich gesellten. Neue und bemerkens-
werte Nachrichten zur Geschichte dieses Klosters hat E. v. Fugger6) vor-
nehmlich aus dem Reichs- und Kreisarchiv zu München geschöpft. Indes
ist nicht alles, was er über die Geschichte verschiedener Orden in Bayern
vorbringt, am Platze. Tief in die Klostergeschichte einschneidend waren die
an 600 Jahre währenden Kompetenzstreitigkeiten mit Kl. Tegernsee, die sich
aus des letzteren Ansprüchen auf die Patronatsrechte und die Tradition der
Temporalien herleiteten und erst 1703 ihren Abschlufs fanden. — Das Pri-
vileg Heinrichs IL für die Benediktinerinnen in Neu bürg a. D. hat H. Rutt-
manner7) nach einem alten Facsimile und einer Kopie des XU. Jh. ver-
öffentlicht und auch eine zu Gunsten desselben Klosters erlassene Bulle Be-
1) Ztechr. d. hUt Ver. f. Schwab, u. Noub. VII, 109—156. — 2) Ibid. S. 164—232.
— S) Gench. d. gel. Schalen im Hochstift Bamb. Bd. 1. X, 312 8. gr. 8. Bamberg,
Reindl. — 4) S. o. S. 31». - - 5) Hüffors Hint Jahrb. 1, 413—417. — C) KJ. DitraniB-
zeU. Nach Urkk. u. Chroniken v. J. 1098 — 1880. München, Kollerer. 84 S. — 7) Blätter
f. d. bayer. Gymna*.- u. Realach.- Wesen 16, 197—199, 199—201.
11,108 XIU. E. Muramenhoff:
nedikts XIII. vom 5. Jauuar 1016 sowie die Seblufssätze zweier Ballen Cl<
mens* IL und Leos IX. von 1047 und 1052 mitgeteilt. Von anderer Seite
wird allerdings die Echtheit der letzten drei Urkunden sehr in Zweifel g<
zogen. — Die Echtheit des- Diploms Ludwig des Kindes für Passau von 9€
verficht B. Braunmüller*); für die Geschichte dieses Hochstifts im XIIL J
ist Ratziugers3) Abhandlung ühcr Albertus Bohemus zu erwähnen.
Unter Bcizichung eines in Abschrift vorhandenen Nekrologiums d<
Schottenklosters St. Jakob zu Regensburg sucht H. Gf. v. Waiden
dorf4) die Verschiedenheit der Persönlichkeiten Muircdachs und Mariani
(1076) darzuthun. Diese Hypothese erweist sich indes auf Grund der ?c
Marian selbst niedergeschriebenen Wiener Handschrift als nicht stichhaltig.
— Eine Suspension Bisch. Chunos v. Regensburg durch K. Friedrich L 114
hatte C. Th. Gemeiner in seiner Regcnsburger Chronik annehmen i
müssen geglaubt, indes hat er eine Stelle der Vita Eberhardi archiep. S
lisbg. unrichtig interpretiert. 6) — Augeregt durch das 6. Centenar Berthoh
v. Regensburg hat G.Jakob7) 13 lateinische Predigten veröffentlicht, welcl
er diesem hervorragenden Franziskanermönch zuweist und als zum Zwe<
eigener und anderer Instruktion geschrieben annimmt. — Wenn auch z
nächst von rein litterarischem Interesse, gehört doch K. Weinholds8) Pub]
kation der Dichtungen Lamprechts v. Regensburg insofern hierher, a
aus ihnen einzig und allein Anhaltspunkte über das Leben L.s gewönne
werden. Auch für die Erkenntnis der geistigen Bedeutung des Minorite
ordens im XIIL Jh. sind seine Dichtungen von Wichtigkeit. — Von Schejei
handelt M. Knitl9) in Hinsicht auf Fundation, Säkularisation und Resta
ration durch Ludwig I.; auch stellt er die einzelnen Momente der Kloste
Wirtschaft, die Stätten des religiösen und patriotischen Kultus dar und b
spricht endlich das Kloster als schola artium et literarum. Die Beziehung«
desselben zum Gcschlechte gleichen Namens, dann aber hauptsächlich d
Geschichte des Klosters unter den einzelnen Äbten sind Gegenstand ein*
Abhandlung desselben Vf.,10) dem dazu ein umfangreiches Material im K. All
Reichsarchiv und der Scheirer Klostcrregistratur vorlag.
Gelangen wir durch Knitls erste Schrift zur Kulturgeschichte, so i
auch auf diesem Gebiet der Eiuflufs der Witteisbachfeier auf Publikation v(
Arbeiten wahrzunehmen. 'Volkswissenschaftliche Studien, darinnen zuvörder
unsere alten Bayernherzöge des XU. — XVI. Jh. als Bergherren mit ihn
vornehmsten Gewerkem näher beleuchtet werden, ingleichen aber auch eil
Kiemgauer Grundherrschaft (XVI. Jh.), nämlich die des hochedlen G
schlechtes derer Freiherren von Freyberg auf Hohenaschau erstmals zur Da
Stellung gebracht wird, viel urkundlich Material von denen alten Gericht
wändein, dem damaligen Berg- und Ackerbau, ihrem Verkehrswesen ui
insonderc von ihrer Almwirtschaft, welches der Rede wohl wert sein wir
zumal dem archival. Ernste auch so viel Ergötzliches beigemischt wurde, d
1) N. Arch. VI, 213. — 2) S. o. S. 16* — 3) S. o. S. 45*. — 4) Verhandl. d. hi
Ver. v. Oborpfalz otc. 34, 187-232. — 5) N. Arch. VI, 204. — 6) J. Roiaaorman
Verhandl. d. hiat. Ver. v. Oborpfalz etc. 34, 263—265. — 7) Lat. Roden des sei. Berth<
v. R. Regenab., Manz. VIII, 182 S. Vgl. u. Kap. XXIV. — 8) Lampr. v. R., Sai
Franziaken Leben und Tochter Syon etc., z. ersten M. mit Gloeaar hrsg. Paderborn, Schottin^
VI, 645 S. Vgl. u. Kap. XXIV. — 9) Schoyorna Stellung in d. Kulturgcach. Diasertat
Jena. Proiaing, Dattorer. 39 S. - 10) Knitl, Scheyom ala Borg u. Kloster. E. Bei
z. Goach. d. Hause» Scheyorn-Wittolab., sowie z. Gesch. d. Benediktinorord. Ebd. VII, 215
Bayern. 11,109
mit dieses Buch in Summa sowohl nützlich als lustig zum Lesen sein möchte.
Alles dies wurde aus allerlei ehrwürd. Büchselbiiefen und Geschritten unserer
bayer. k. Archive wie aus anderen glaubwürd. Dokumenten und vielen Rech-
nungen immer nach wahrhaft. Selbstschau mit Fleifs und laugjähr. Dauer ins
Werk gesetzt^ — hat H. Peetz1) angestellt. Die grofsartigen Verdienste da-
gegen, welche sich das Haus Witteisbach seit dem XIV. Jh. bis herab auf
unsere Tage durch Anregung und Unterstützung historischer Arbeiten sowohl,
als auch durch seine Fürsorge für Sammlung und Erhaltung von Archi-
valien und Altertümern, Anlegung von Bibliotheken etc. erworben, hat L.
Rockinger*) in das gebührende Licht gesetzt, während Kluckhohn8) die
wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen Wittelsbachischer Fürsten
ans dem PtiÜzer Hause seit Kurfürst Ruprecht I., dem Stifter der Universität
Heidelberg, behandelt und v. Prantl4) der Gunstbeweise und Verdienste
gedenkt, welche sich das Wittelsbachsche Regentenhaus um die Ludwig-
Maximilians-Universität in Ingolstadt seit ihrer Gründung durch Herzog Lud-
wig den Reichen i. J. 1472 erworben hat. — Hierher gehört weiter die von
J. Würdin ger6) bearbeitete Geschichte des durch Hz. Gerhard von Jülich,
Berg und Ravensberg nach dem am Hubertustage 1444 über den Gfn. Eg-
raont errungenen Siege im selben Jahre gestifteten Hubertusordens, der indes
erst durch seinen Sohn Hz. Wilhelm feste Statuten erhielt, und nach seiner
Auflösung gegen Ende des XVI. Jh. durch Joh. Wilh. Joseph, Eurf. von der
Pfalz und Herzog von Jülich, erst 1708 wieder erneuert wurde.
Fast ausschließlich auf bayerische Verhältnisse nimmt Bez.-Arzt G.
Lammert6) in einem Werke Rücksicht, dessen Gegenstand im wesentlichen
die Entwicklung des Sanitätswesens ist. In den einzelnen Kapiteln, die sich
auf öffentliche Gesundheitspflege, Lebensweise, Genufsmittel, Handel, Sitten-
polizei, öffentliche Anstalten, den ärztlichen Stand beziehen, ist ein reiches,
das Volksleben berührendes Material niedergelegt Ein zweiter Band soll
die durch Natur- und Kriegsereignisse bedingten sanitätlichen Anstalten dar-
stellen. — Aus Passau haben wir Nachrichten von Brotpreisen im XIH. und
XV. Jh.7) Kulturhistorisch interessant ist noch der von B. Braunmüller8)
auf Grund der örtlichen Lage unterirdischer Gänge und einer Stelle bei
Poppo v. Niederaltaich geführte Nachweis, dafs jene Gänge (fossata) dem
Zwecke der Bergung wertvoller Habe in Kriegs- und Fehdezeiten gedient
haben.
Der Kunstgeschichte Augsburgs sind zwei Arbeiten gewidmet: C. For-
ster9) schildert die reiche kunstgewerbliche Thätigkeit der alten Reichsstadt,
während E. v. Huber10) urkundliche Nachrichten über Hans Burgkmaier und
Christoph Amberger bietet, die aus dem städtischen Archive zu Augsburg
geschöpft wurden. — Kulturhistorisch nicht unwichtig sind die Aufzeichnungen
1) Angab., Huttiers Liter. Instit. IV, 380 8. 4. — - 2) D. Pflege d. Geschichte durch
d Witteisbacher. Akad. Festschr. München, Verl. d. k. Akad. 100 S. n. 97 S. Beilagen. 4.
-* 3) Augsb. Allg. Zeitg. Beil. No. 221. (Rede, geh. zur Vorfeier d. Wittelab. Jubil. am
"• Juli in <L techn. Hochachale za München. — 4) Ibid. No. 182. Festrede am Stiftnngs-
*"& der Uniyera. München (26. Juni). — 5) Beitr. z. Gesch. d. Giünd. u. ersten Periode
^ btyer. HanaritteTordens vom h. Hubertus 1444 — 1709, München, Franz. 44 8. 4. Sop.
•* Abhandl. d. München. Akad. 111. Cl. XV, Abt. 2. — 6) Z. Gesch. des bürgorl. Lebens u.
* Sffentl. Gesundheitspflege insbes. d. Sanitätsanstalten in Süddeutschland. £. Beitr. z. Kultur
J Medizin. Begensb., Wunderlich. II, 300 S. — 7) S. o. S. Gl7. — 8) Verhandl. d. hist
;*• ▼. Oberplala etc. 34, 260—262. — 9) Wartburg VII, No. 2. — 10) Bopertor. I
KButwiaaenaohaft III, 234-236.
II110 X111- E. Mummonhoff:
Lutz Stcinlingers über das Baumeisteramt in Nürnberg ans dem J. 145'
Die auf altem Herkommen beruhenden Leistungen einzelner Bürger zur Untei
haltung von Wegen und Stegen, Brunnen und Brücken, auf das Feuerlöecl
wescn der Stadt bezügliche Notizen, die Verpflichtungsformeln der im Stad
dienst beschäftigten Arbeiter, ihre Löhne und Arbeitszeit und endlich ei
Verzeichnis des städtischen Baumaterials bilden den Gegenstand seiner Zi
sammen Stellung, die Referent1) nach dem im k. Kreisarchiv zu Nürnbei
befindlichen Manuskript veröffentlicht hat Die Einleitung beleuchtet in dt
Hauptsache das Verhältnis der Arbeit Steinlingers zu der seines Nachfolge]
im Amte, Endres Tucher, zu der erstere eine Quelle bildete. — Interessant
Mitteilungen zur Nürnberger Handelsgeschichte hat Frh. G. v. Krefs*) ai
seinem Familienarchiv geschöpft, und einen Urteilsbrief über die Auflösui
der Gesellschaft des Fritz Krefs und Heinz Rumel v. J. 1388, einen Schuh
schein über einen Kaufschilling für Seidengewand von 1394 und eine Gesel
Schaftsrechnung von 1395 abdrucken lassen. — Auch des Briefes des Chen
nitzer Rates an Kurf. Friedrich H. von Sachsen, in welchem jener über d
1454 an Nürnberger Kaufleuten durch Kunz von Kaufungen verübten Rfti
bereien berichtet, sei hier Erwähnung gethan.8)
Die Pilgerfahrten Nürnberger Bürger nach Jerusalem im XV. Jh. unt
besonderer Berücksichtigung der Reiseberichte des Dr. med. Hans Lochner ui
des Jörg Pfinzing schildert J. Kamann.4) Pfinzings bis dahin noch nicht ve
öffentlichten Reisebericht hat er am Schlufs nach einer Handschrift der Nüc
berger Stadtbibliothek veröffentlicht. Nürnberger Pilgerberichte treten ui
auch in R. Röhrichts und H. Meisners Darstellung deutscher Pilg*
reisen entgegen und zwar der eben erwähnte des Jörg Pfinzing und der c
Sobald Rieter.6) — In das Gebiet der Kulturgeschichte gehören weiter «
zwei Nürnberger Ratsverlässe von 1466 und 1468, welche Kamann8) m
teilt. Der erste wendet sich gegen die Bigamie in einem bestimmten Fal
während der andere dem Unfug in Spiel und Reimen 'meist üppiger oj
keuscher wort und unordelicher geperde' besonders zur Faschingsse
Schranken setzt.
In Regensburg wurden 1 878 bei Abräumung des Brandschuttes von de
Gewölben der Stiftskirche zu St. Emeram weitere Thonreliefs aufgefund«
die H. Gf. v. Walderdorff7) beschreibt. Die Verbindlichkeit der allj&hi
liehen Lieferung einer blauen leinenen Halbhose, 12 lederner Nesteln an
eines schwarzen Cingulums, welche der Stadt Regensburg dem Kloster Pri
fening gegenüber oblag, hat die Volkssage mit dem bekannten Brücket
man neben in Beziehung gebracht. In Wirklichkeit aber stellt sich, wie C
H. Kleinstäuber8) u. a. nachweisen, jene Leistung als Symbol der Brücke]
und Pflasterzollfreiheit des Klosters und seiner Unterthanen dar. Kl eil
stäub er bringt auch Nachträge und Berichtigungen zu seiner Geschieh
und Beschreibung der steinernen Brücke zu Regensburg.9) — In dieser Stai
kommen die Hans- (nicht Haus-) grafen, d. i. die Vorsteher des Hans* od
Handelsgerichts schon zwischen 1157 und 1183 in Urkunden vor. Eini|
1) Mitteilgen. d. Vor. f. Gesch. d. Stadt Nürnb. 2, 15—77. — 2) Ibid. S. 195— U
— 3) Ibid. S. 227 u. 228. — 4) Ibid. S. 78—163. — T>) S. u. Kap. XXVII. — 6) M
toilungen d. Vor. t Gesch. d. Stadt Nürnb. 2, 194 u. 195. — 7) Verhandl. d. hist V<
v. Oberpfalz otc. 34, 249-252. — 8) Ibid. S. 271—273. — 9) Ibid. S. 274—280. Vj
Jahreeber. 1, 255.
Bayern. 11,111
Notizen über dieselben sowie ibr bei den Gerichtssitzungen verwendetes
Präsenzzeichen und über die Zeichen des Ungeltamtes giebt W. Sehr atz. *)
Zur Münzkunde erwähnen wir zunächst zwei in Regensburg aufge-
fundene Denare aus der Zeit Ludwigs <L Frommen. Der eine stammt aus
der Regensburger Münze, während der andere in Venedig geschlagen worden
ist.1) — Der 1. Hälfte des XIII. Jh. gehören die 1879 bei Mittelsteinach
gefundenen 260 Münzen an. Würzburgisches Gepräge haben 143, während
die übrigen in die Bamberger Münzstätte zu verweisen sind.8) - Einen bis-
her nicht bekannten, zu Ansbach zwischen 1469 und 1470 geprägten Solidus
dimidius Albrecht Achills bespricht L. Fik entscher4) unter Beigabe von
4 Urkunden. — Die Pfalz und Speyer berührt die Beschreibung von 10
Münzen durch P. Joseph;5) diese Pfennige, welche z. t. sehr schwer zu
bestimmen waren, bieten dem Verf. zugleich Gelegenheit zur Erläuterung
einiger schwieriger Punkte der rheinischen Münzgeschichte, da die ältesten
jener Pfennige unter der Regierung des Pfalzgrafen Ludwig II. (1253 94),
Ruprecht I. (1353 — 90), die andern im XV. Jh. geprägt sind. — Die Münzen
des Hauses Leiningen hat Trachscl6) zusammengestellt; das Verzeichnis
ist jetzt auch deutsch abgedruckt. Nur eine gehört dem Mittelalter an
(XII. Jh.), die anderen der neueren Zeit.7)
Auf dem Gebiete der Heraldik hat K. v. Mayerfels8) den Nachweis
versucht, dafs der am Schlüsse des XII. Jh. im Siegel der Witteisbacher auf-
tretende Löwe nicht als Symbol der ihnen beiwohnenden pfalzgräflichen Würde,
sondern als das eigentliche Haus- und Stamm wappen aufzufassen sei, während
Fürst F. E. v. Hohen lohe9) darauf aufmerksam macht, dafs das bayerische
Stammwappen einfach ein von Weifs und Blau geweckter lediger Schild sei.
— Derselbe nimmt 0. T. v. Hefner gegenüber als Thicre des Hohenlohischen
Stamm wappens nicht Katzen, Unzen oder Füchse, sondern Leoparden an.
Letztere tragen nur auf den ältesten Siegeln und Denkmälern Mähnen und
erscheinen schon im XIII. Jh. ohne dieselben.10) '
Zum Schlufs wollen wir zu bemerken nicht unterlassen, dafs L. Rockinger11)
seine Studien über 'Tinte und sonstige Schreibbedürfnisse in Bayern' fort-
gesetzt hat Zur Behandlung kommen Ziertinte, Farben, weitere Bedürfnisse
wie Griffel, Schreibrohr, Graphit- und Schreibstifte etc., das Schreiben selbst
sowie endlich Wachs, Obblaten und Siegellack.
1) Blätter f. Mfinzfreunde 16, Sp. 748. S. auch die folgende mit L. unterzeichnete Notiz.
— 2) W. Schrats, Verhandl. d. bist. Vor. v. Oberpfalz etc. 34, 153—185; 35, 285—292,
wo Sehr, auch Konyentionsmiinzen der Herzoge v. Bayern o. der Bischöfe von Regenabarg von
d, Bnde de« XII. Jh. bis zu Anf. des XI Y. beschrieben hat. — 3) H. Kiggaoer, Numism.
Ztachr. (Wien) 11, 98-107. — 4) 40. Jahresber. d. hist Ver v. Mittelfranken. 8. 54— 61.
— 5) Mitteil. d. hist Ver. d. Pfalz IX, 1 ff. - 6) Key. beige de numism. — 7) Mitteil.
<L hist Ver. d. Pfalz IX, 233 f. — 8) Das Wittelsb. Stamm-, Hans- n. Geschlechts-
wappen etc. Constanz. 44 8. u. 4 Tafeln, gr. 8. — 9) Die herald. Wecken, Ana. f. Kunde
<L Von. No. 8. — 10) Blätter f. Münzfreunde 16, Sp. 709. — 11) Archival. Ztschr. V, 166
bis 187. Vgl. Jahresber. II, 2, 118.
11,112 XIV K Lamprocht:
XIV.
K. Lampreoht. Q. Eokertz.
Niederrhein.
Die Römische Zeit leitet unmittelbar iu die Geschichte des rheinische
Mittelalters ein; sie galt im Mittelalter als die Grundlage aller anderen Ku
tur und wurde, wie mannigfache Zeugnisse beweisen, keineswegs als heteroge
und in schroffer Weise ausscrnational angesehen. Darum mag es auch de
modernen Darstellung vergönnt sein, die Arbeiten über rheinische Römern
den Forschungen über das rheinische Mittelalter einleitend voranzustellen.
Daher wird hier in erster Linie von der Bereicherung des Materials a
Denkmälern im Jahre 1880 zu berichten sein, soweit diese Zunahme in Zei
Schriften und Büchern konstatiert worden Ist.1) In überraschender Weise ii
die Umgegend von Aachen in den Kreis der römischen Studien eingefühi
worden: bei Mariaweiler wurden ein grosses römisches Trümmerfeld nn
die Oberreste einer römischen Villa entdeckt.2) Eigentümlich scheint ai
den ersten Blick auch der Fund einer römischen Münze in Ahrweiler,
indes darf man hier nicht vergessen, dass das römische Geld auch unt(
der deutschen Bevölkerung kurrent war und es noch lange nach Abzug de
Römer blieb, so dafs ein Schlufs auf Anwesenheit der Römer aus Ifüns
funden verboten ist. Weitere römische Altertümer wurden gefunden z
Asberg,4) wo schon im J. 1879 an Zahl nicht unbedeutende Funde gc
macht wurden. Systematisch hat man in Bonn ausgegraben. Es handelt
sich hier um die Klarlegung der significanten Orte des römischen castrom
die auch jetzt noch nicht abgeschlossen ist. Funde sind dabei nur seh
wenige zu Tage gekommen, Scherben und einige Münzen (Mittelerz Mar
Agrippas und Denar Marc Antons).6) Neue Inschriften aus Bonn verzeichne
Wolters.6) Dagegen wurde in der Umgegend von Bonn, zwischen der Siei
und Königswinter, ein glücklicher Fund gethan, sog. Regenbogenschüsse]
chen, die leider bis auf wenige Exemplare in unbekannte Hände gekomme
sind.7) Im Duisburger Walde ist man nach längerer Pause — die letzte
Ausgrabungen fanden 1868 unter Dr. Wilms statt — von neuem ans Suche
gegangen; und auch diesmal hat das berühmte Gräberfeld die Mühe reich
lieh gelohnt8) In Köln haben in diesem Jahre die grofsen Deutzer Ana
grabungen begonnen, welche, veranlagst durch Bauten der Militärverwaltun
und neuerdings der Bergisch-Märkischen Eisenbahngesellschaft, zu einer defi
nitiven Klarstellung des Deutzer Kastells führten.9) Daneben wurden in Köli
selbst in der Spieisergasse ca. 20 römische Thongeföfse gehoben. 10) Geh
1) Sämtliche Funde, soweit sie Überhaupt zur Kenntnis der interessierten rheinische!
Forscher kommen, verzeichnet neuerdings (seit 1882) das Korrespondenzblatt der *West
d outschon Zeitschr.' (d. h. der Fortsetzung der umgestalteten Pickschen Monatsschrift). —
2) Picks Monatsschr. 6, 446. u. Bonn. Jbb. 68, 154. — 3) Picks Monatsschr. 6, 626. -
4) Ibid. 6, 665. — 5) Bonn. Jbb. 68, 152. — 6) Ibid. 69, 45— -49. M. 1 Taf. — 7) lbid
68, 61—65. — 8) Ibid. S. 153. — 9) S. u. S. 113«. — 10) Bonner Jbb. 68, 1558.
Niederrhein. 11,113
man von Köln nach Norden, so stöfst man zunächst in Neufs und Mors
auf neue Funde und Entdeckungen;1) von ihnen ist besouders die Auffindung
der Überreste eines wahrscheinlich fränkischen Kastells — des dritten neben
den Resten von Bürgel und Engers — bei Goar unweit Neufs von Interesse.
Die Hauptausgrabungen des Jahres aber liegen wie für den Mittelrhein im
Süden in Trier,*) so für den Niederrhein im Norden, in Xanten. Hier
haben längere Ausgrabungen zur Entdeckung der Substruktionen eines kolos-
salen Baus geführt, von dem leider vorläufig Zweck und Ende nicht ab-
zusehen ist3)
Gehen wir von den Funden zu den Römerstrafsen über, so tritt uns auch
in diesem Jahre die unermüdliche Thätigkeit des bekannten Strafsenforschers
J. Schneider in Düsseldorf entgegen. Man hätte nach ihm für diese Ge-
genden ein ungemein ausgebreitetes Strafsennetz anzunehmen, das fast an
das heutige Eisenbahngewirr in einigen Teilen der Rheinlande erinnert4)
Setzten sich die meisten Militärstrafsen jenseits des Rheins nach Osten zu
als Vicinalwege fort, so sind sie doch in zwei Fällen wahrscheinlich
als Hauptstrafsen weiter gegangen, nämlich einmal in der Route von (Trier)
Neuwied nach Münster, und dann in der Linie (Trier) Heimbach a./Rh. nach
Siegen, Soest (Osnabrück?, Nordsee).6)
Für das Verständnis der Forschungen über unser spezielles Gebiet ist
Asbachs Arbeit über Tacitus Germania wichtig;6) vielfach berühren auch
v. Veiths Aufsätze die römische Topographie des Niederrheins.7) Betrifft
letzteren Depp es Schrift8) nur nebenbei, so führt uns in die Augusteische
Zeit unseres Gebiets Düntzer,9) der mit neuer Begründung die Geburt des
jüngeren Agrippina zu Köln i. J. 769 (16 n. Chr.) behauptet; er bedarf
aber für seinen Beweis einer Änderung der einschlägigen Stelle des Suetou.
Der Erforschung der allgemeinen römischen Geschichte am Rhein laufen
eine kleine Anzahl römisch-lokalhistorischer Forschungen sehr ungleichen
Wertes parallel. So verlegt Schwann,10) die berüchtigte und vielum-
strittene Ära Ubiorum nach Godesberg, der alten Kultusstätte Wodans. Dem-
gegenüber ist Düntzer11) wiederum, und gewifs mit Recht, für Köln einge-
treten. In Deutz fand man 1879 bei dem Bau eines neuen Direktions-
gebäades für die Königl. Artillerie- Werkstatt den Unterbau eines Turms von
bedeutenden Dimensionen, welcher zu dem Castrum Divitensium gehörte. Das
Kriegsministerium bewilligte die Geldmittel zu Nachgrabungen, welche einen
war erfreulichen Erfolg hatten. Nach Oberst Wolff 18) war es durch seine
Tonne und Interturrien im Stande, eine regelrechte Belagerung auszuhalten;
sein einfacher Graben müfste auffallen, wenn er nicht durch Türme flankiert
gewesen wäre. Letztere waren 36 — 39' hoch, die Mauern 22 — 24'. Es war
bestimmt für 2 Kohorten von 500 M., konnte aber 4 aufnehmen, und zur Not
durch eine Kohorte verteidigt werden. Es ist wohl aus dem Brückenkopfe
von Cäsars zweiter Rheinbrücke hervorgegangen; ein ausgefüllter Graben,
1) Bonner Jbb. 68, 157; 69, 122. Picks Monateschr. 6, 446. — 2) S. o. S. 89 f. —
3) Bonner Jbb. 68, 186; 69, 68. Picks Monateschr. 6, 70. 330. 445. — 4) S. die o. S.
$•-• angef. Aufsätze. — 5) S. die o. S. 310 u. 8910 angef. Aufsätze. — 6) S. o. 8. la. —
<) 8. o. 8. 2«— *, wo der Titel eines Aufsatzes 'Cäsars Schlacht gegen d. Usipeter u. Tenkt'
rieb Monateschr. 6, 1—23 fehlt. — 8) 8. o. 8. 2* — 9) Picks Monateschr. 6, 23—34.
- 10) D. Godesberg u. d. Ära Üb. des Tac. in ihrer Beziehung zu den (!) Castra Bonnensia.
100 8. Bonn. — 11) D. Ära Ubiorum. Picks Monateschr. 6, 455. — 12) D. Aufdockung u.
Aufnahme der zu Deute gefund. Reste eines röm. Castrum». M. 2 Tfln. Bonner Jbb. 68,
13-47.
Historische Jahresberichte. 1880. II. *
11,114 XTV. K. Lamprecht G. Eckert«:
der quer hindurchgeht, gehörte vielleicht Cäsars Befestigung an. E. Bone1)
hat das Castrum zum Gegenstande eingehender Forschung gemacht Eine
Inschrift der Kaiser Marcus und Verus von 163 — 65, die hier gefunden,
zeichnet sich durch auffallende Fehler aus.8)
Das alte Asciburgium will F. St oll werk3) bei Bingfeld-Asbach suchen:
indes mufs nach v. Veith zwischen der Römerstation und der Ortschaf)
geschieden werden; erstere lag etwa bei dem heutigen Heinberg-Essenberg
Die innere Fläche des Castrums nimmt St. mit 88 ha viel zu grofs an. —
Adlung4) berichtet über eine Römerwarte in der Eifel bei Call, die vielleicht
mit dem am Urftbach entlang gehenden Aquädukt Hadrians in Verbindung
stand. — Die Resultate eines antiquarischen Ausflugs nach Gressenich (Gras*
seniacum) in der Nähe von Aachen, wo seit jeher eine wahre Fundgrube
für römische Altertümer ist, stellt Kessel5) zusammen. Gressenich ist mii
Unrecht für das im Lande der Eburonen gelegene Aduatuca gehalten worden
war aber nach Kessels Ansicht an dem Schneidepunkte zweier Römerstrafeei
gelegen und wurde wahrscheinlich zum Schutze römischen Bergbaues ange
legt. Kessel berichtet über römische Bleierzschachte, einen mitten im Wald«
gelegenen Prachtbau mit Mosaikboden, auch über germanische Hausgeister u. a
E. aus'm Werth6) bat seine in den Bonner Jbb. 64, 119 begonnenen Studiei
über römische Gläser jetzt fortsetzt. Er bespricht diesmal 8 Glaspatenen
welche sich durch figürlichen Schmuck auszeichnen und z. t. heidnischen, z. I
christlichen Ursprungs sind; nur zwei derselben waren bisher publiziert End
lieh hat J. Schneider7) eine Reihe antiquarischer Einzelheiten zusammen-
gestellt, wie sie ihm bei seinen ausgedehnten Lokalforschungen in die Hände
kamen; meistens enthalten sie Material für die Limesfrage und zur Ge-
schichte frühzeitiger Befestigungen. — In Auson. Mos. 434 ff. will A
Dederich eine Bestätigung seiner früher ausgesprochenen Ansichten über
die Wohnsitze der Franken im IV. Jh. finden; v. 420 will er 'moenibas'
mit 'junetos' verbinden.8)
In der niederrheinischen Geschichte des Mittelalters ist neben den
stets vorhandenen Arbeiten über Lokalgeschichte namentlich die Geschichte
der ältesten Epoche gefördert worden; für die spätere Zeit überwiegt dk
Veröffentlichung mannigfachen neuen Materials über die Durcharbeitung des-
selben sowie des schon vorhandenen. Es wird das nie anders sein, so lange
nicht das Editionsgeschäft auch für die provinzialen Geschichtsquellen einei
gröfseren Organisation unterworfen wird, welche den Stoff dem vereinzelten
Forscher gesichtet und vollständig entgegenzubringen vermag. Ein solche
Organisation ist jetzt für die Rheinlande in der Gesellschaft für Rheinische
Geschichtskunde geschaffen; es steht deshalb zu hoffen, dafs die Provinoal-
forscher sich immer mehr der Durcharbeitung des durch die Gesellschafl
publizierten Materiales annehmen werden.
In der älteren Geschichte der Deutschen am Rhein spielen die Forschungen
über das germanische Agrarsystcm eine grofse Rolle. Lamprecht, der von
1) D. röm. Castell in Deutz oder Deatz z. Zeit d. Römer auf Grund d. neuesten Ent
dockungen u. Funde dargest M. 1 lith. Tafel. 4°. 28 S. (Progr. d. Gymn. a. d. Apostel
Kirche zu Köln. No. 365.) — 2) Mommson, Bonn. Jbb. 68, 47 ff. — 3) D. altgenn
Ndrlassg.-röm. Stationsort Ascib. -Bingfeld-Asbach. Ürdingen, Selbetverl. 1879. XVI, 170 8.—
Bec. von v. Veith, Picks Monatsschr. 6, 162. — 4) Ztschr. d. Aachen. Gesck-Ver. II, 328
— 5) D. Dorf Gr. u. s. Altertümer, ib. S. 141—54. — 6) Rom. Gläser. M. 6 Tfln. Bonne
Jahrbb. 69, 49—59. — 7) Antiquar. Miscellen. Picks Monatsschr. 6, 261. 508. — 8) IfcM
S. 166.
Niederrhein. H 1 1 5
Arnold in der Einleitung zu seinen 'Ansiedelungen und Wanderungen' ge-
gebenen Richtung folgend, hält an der Glaubwürdigkeit der Caesarischen wie
Taciteischen Schilderung fest und sucht die Abweichungen beider als Resultat
einer inzwischen erfolgten rapiden Entwicklung zu erweisen. Zum Beweise
dieses ungemein raschen Vorgangs seit der Ankunft der Römer zieht er als
dritte Quelle den Posidonius heran, welcher die Germanen noch als halbe
Nomaden kennt Posidonius wird bei dieser Gelegenheit aus dem Texte der
geographischen Bücher Strabos rekonstruiert, der Zusammenhang der Posi-
donischen Stücke an den verschiedenen Stellen Strabos nachgewiesen und auf
Grand derselben die germanische Völkerkarte nach Posidonius aufgestellt.
Dabei zeigt sich, dass seine Nachrichten auf eine Zeit hinweisen, in welcher
der Anstoss der Cimbrischen und Teutonischen Wanderungen den Mittel-
rhein noch nicht getroffen hatte, so dafs sich aus dem Vergleich der posi-
donischen and cftsarischen Völkerkarte die Einwirkung des Cimbernzuges auf
den germanischen Westen verfolgen läfst. *) Eigentümliches Licht wirft auf
das Agrarwesen der Deutschen der Umstand, dafs Caesar im Bell. Gall. unter
Wifidum' im prägnanten Sinne 'Hof versteht, und dafs die Gegenden, wo
er nur von 'aedificia' redet, mit den Standorten eines gegenwärtigen oder
früheren Hofsystems identisch sind. In diese Gegenden gehört bei Caesar
auch der Niederrhein und das Land der Eburonen, d. h. die Gegend um
Aachen und Herzogenrath, also genau der Bezirk des jetzt noch existierenden
niederrheinischen Hofsystems. Dieses System ist also in den Rheinlanden
wahrscheinlich vorgermanisch, d. h. keltisch.9)
In die früheste fränkische Zeit führen die Untersuchungen R. Schröders8)
über die fränkischen Volksrechte. Wenn Sehr, hier die Heimat der Lex
Ohamavorum bestimmt und die weite Verbreitung des chamavischen Stammes am
Niederrhein nachweist, so dürfte er den friesischen Masgau (pagus Massum,
Masalant) dem chamavischen Stamme nicht mit Recht vindi eieren, da bei
dem Maasgau der Lex Cham, nichts verbietet an den Maasgau am Unterlauf
der Maas (bis herauf nach Mastricht) zu denken.4) Hinsichtlich der Ver-
breitung des Weinbaus, die Sehr, dazu dient, Alter und Geltungsbereich
namentlich der Lex. Sal. festzustellen und seine Datierungen der Lex. Sal.
<Q stützen, ergiebt sich, dafs zwischen Kohlenwald und Leye bis zum VIII.
Jb. Weinbau nicht getrieben wurde, während er schon im VI. Jh. das
ribuarische Gebiet (Bonn- und Auelgau) voll erreicht hatte.6) — Wichtig für
den Niederrhein sind die Zusammenstellungen Lindenschmits.6) Sie haben
den Lokalforschern auch schon vielfach Anregung gegeben, die um so dankens-
werter ist, als es sich auf diesem Felde vorerst nur um das Anhäufen eines
umfangreichen und brauchbaren Materials handeln kann. So hat E. aus'm
Werth die Ergebnisse der Ausgrabungen auf dem freilich schon früher durch-
wühlten fränkischen Kirchhof zu Cobern a. d. Mosel, wo auch römische Alter-
tümer gefunden wurden, zusammengefaßt.7) Die Grabfunde sind allerdings
nicht bedeutend, sie befinden sich jetzt meist im Bonner Provinzial-Museum.
— Bei Altena ist eine Steinaxt, gefunden, bisher das einzige Steinartefakt
1) Zwei Notizen z. ältesten deutsch. Gench. Borg. Ztschr. 16, 74—101. — 2) Ref., D.
ältesten Nachrichten üb. d. Hof- und Dorfsystem, speziell am Niederrhein, ibid. S. 192 — 200.
— 3) S. o. S. 64*. — 4) S. Ref., Ansiedlgn. u. Wanderungen d. Franken, namentl. im
Rheinlande. Westdtache. Ztschr. I. (1882) S. 123 f. — 5) S. o. S. 64 u. 959. — 6) S. o.
g.8*. — 7) Bonn. Jbb. 69, 59—62. Vgl. Jahresber. I, 21610.
8*
11,116 XIV. K. Lamprecht. G. Eckert«:
ans dem Suderlande. Sie gehört der jüngeren Steinzeit an, die sich bi
Karl d. Gr. erstrecken kann.1)
Unmittelbar in das eigentliche Mittelalter hinüber führt ans P. Bf orten
mit den hh. Ewalden, dem schwarzen und dem weifsen, deren Reliquien i
der Kunibertskirche zu Köln ruhen. 2) Von den urkundlichen und Historie
graphischen Publikationen über den Niederrhein reicht keine direkt in du
frühere Mittelalter hinab, um so gröfser und erfreulicher ist ihre Zahl ft)
die Epoche seit dem XIII. Jh. So hat v. Werveke, der unermüdliche Sekrc
tär des Luxemburger historischen Instituts, ein Urkundenbuch der Abtei Bon
neweg bei Luxemburg s) begonnen, das wieder auf die beneidenswerte Voll
ständigkeit der Luxemburger handschriftlichen Überlieferung und ihre se:
lange begonnene musterhafte Sichtung aufmerksam macht. — Aus einer kün
lieh in das Geh. Staatsarchiv zu Berlin gelangten Siegelsammlung mit viele
rheinischen und westfälischen Urkunden und Aktenstücken verspricht I
Friedländer4) das Bedeutendere zu publizieren und macht den Anfang mi
dem Abdruck dreier Fragmente von Duisburger Kämmereirechnungen d<
XV. Jh., eine dankenswerte Publikation, obgleich niederrheinische Stadtred
nungen des XV. Jahrhunderts gar nichts Seltenes sind. Die meisten niedei
rheinischen Städte, wie Wesel, Kempen, Geldern können sich rühmen, ihi
Stadtrechnungen bis mehr oder minder tief ins XIV. Jh. zurück zu besitzet
es wäre wohl Zeit, dafs statt einer stück weisen Veröffentlichung hier eil
mal eine Gesamtpublikation einträte.5)
Aus dem Schatze ungedruckter rheinischer Weistümer sind Stücke ft
den Süden wie für den Norden veröffentlicht. So ein Weistum von Weili
bei Monzingen;6) dem Jülichschen gehören an ein Weistum von Fliestedei
über die Grenzen des Dingstuhls Boslar, das der Schöffen bei Neuenhauae
u. die 'Vroeg' (Frage) der Stadt Caster.7) — Den Publikationen für die Pro
fangeschichte schliefsen sich die Veröffentlichungen für die Kirchengeschicht
an. Dazu gehört die volle Ausgabe der 'Necrologium Gladebacense' durcl
G. Eckertz,8) dem eine Reihe von Einzelerklärungen und Exkursen bei
gegeben sind, so über die vorkommenden Eigennamen, die Inclusi u. a. n
Besonders wichtig ist der Nachweis, dafs der erste Baumeister des Kölne
Doms in dem Nekrologium vorkommt. Es wird dadurch die schon früher vo
Mertens und Lohde aus archäologischen Gründen ausgesprochene Vermutunj
Gerhard von Rile sei auch der Baumeister des Chors der Gladbacher Kirch
zur höchsten urkundlichen Wahrscheinlichkeit erweitert. H. Kessel berichte
über die älteste Handschrift der 'Annales Aquenses', welche 1876 in Schal
fenberg aufgefunden wurde. 9) Im Britischen Museum enthält eine Hds. eine
'Ordinarius divini officii domus S. Johannis Baptistae urbis Aquisgranens:
quem scripsit ca an. D. 1412 doctus pater Gerardus Ubach'.10) An Einzel
Urkunden haben wir erhalten eine Urk. der Äbtissin Elisabeth von Esse
v. 1 197, Wachszinsige der Stiftskirche betreffend,11) eine Urk. des Abts Waldevt
1) Picks Monatsschr. VI, 586. — 2) 8. o. 8. II8. — 3) T. I., 1234—1300. Laxem!*
bück. Vll, 46 8. 4. — 4) Urkundl. Beiträge z. Gesch. v. Rheinland u. Westfalen. Picl
Monateschr. C, 548 — 560. — 5) Da dio Oborlahnsteinor Zollurkunde (s. o. 8. 618) so ii
tercasante Aufschlüsse orgeben hat, so sei hier gestattet, auf dio weit bedeutenderen noch m
publizierten Zolldokumcnte aus Andernach im Koblenzer Provinzialarchiy hinzuweisen, die i
das XTV. Jh. zurückreichen. -— 6) Berg. Ztechr. 16, 223—234. — 7) 8. o. 8. 66*. -
8) Vorbrtidorungs- und Totenbuch der Abtei M.-Gladbach. Aachen. Zschr. 2, 191 — 296. -
9) Aachen. Zschr. 2, 325—28 nach Harlefs im N. Arch. 111, 414 18, s. Jahreaber. I, 14
— 10) Bell es heim, zwei Hds. d. Brit. Mus., Aachen. Zschr. 2, 336—39. — 11) Bei
Zschr. 16; 222.
Niederrheim 11,117
tod S. Pantaleon in Köln v. 1199 über Hörige des Klosters;1) ein Verkaufs-
brief*) für den halben Hof Röttgen im Kirchspiel Frimmersdorf v. 1357, eine
Urk. über das Gut zum Schafhaus bei Rath v. 13753), ein Privileg des feilen
Weinzapfs für das Kloster Grefrath v. 1436;4) endlich die zweite Stiftungs-
urk. des Conventes Creich in der Stockgasse zu Köln von 1269.6) Von den
zahlreichen Hausmarken, die Philippi6), namentlich durch die Mühen des
Eektors Pohl in Linz gesammelt hat, gehören nur wenige dem Mittel-
alter an.
Unter den Darstellungen und Forschungen über das Rheinische Mittel-
alter steht allen übrigen Arbeiten voran Cardauns Biographie Konrads von
Hostaden.7) Ref. hat sich mit dem Vf. über einige ihm zweifelhafte Resultate
und strittige Fragen schon anderweit auseinandergesetzt; sonst bietet das
Buch eine Fülle neuer, insbesondere auch die Geschichte der Zustände auf-
hellende Resultate, namentlich der 2. Teil, der Konrad als Landesfürsten
behandelt. Zum Beweise bedarf es nur der Aufzählung der Titel einiger
Kapitel, wie 'die Hostadensche Herrschaft', 'die saynschen Erwerbungen',
'Wilhelm (TV.) von Jülich', 'Simon v. Paderborn' u. 'Hof und Verwaltung.'
Weniger einschneidend sind der 1. und 3. Teil, von denen jener die Stellung
Konrads als Reichsfürst untersucht, dieser das Verhältnis des Erzstuhls zur
jungen Entwicklung der Stadt Köln erörtert. Gleichwohl sind auch in diesen
Teilen die bisherigen reichgeschichtlichen Forschungen durch eine Menge
provincialgeschichtlichen Details erweitert. Als Vorarbeit und fortlaufenden
Beleg zur Biographie hat C. Regesten Konrads von 1210 — 61 herausge-
geben, welche namentlich für seine Legatenthätigkeit in Süddeutschland zum
ersten Male die Belege zusammenstellen.8) In eine nur wenig spätere Zeit
fuhrt A. v. Mirandas Schrift über Richards von Cornwallis Verhältnis zu
Aachen.9) — Erzbisch. Friedrich in. v. Saarwerden hat J. Fecker be-
handelt")
Die Geschichte der Kölner Kirchen11) hat durch den im Jahre 1880
verstorbenen Pfarrer der Ursulakirche G. A. Stein1*) eine Bereicherung er-
fahren. Nachdem er zuerst den Ursprung der Pfarreien in den alten Vor-
städten von Köln behandelt, geht er auf die Pfarre Mariae Ablafs (so hicfs
die Ursulapfarre früher) über, untersucht das Alter derselben und giebt die
Pfarrbezirke, die Verwaltung und Verfassung, die Reihenfolge der Pfarrer
& a. an. In zwei Beilagen wird die Vorgeschichte der Ursulakirche und
das Kloster und adlige Damenstift an der Kirche der h. 11000 Jungfrauen
behandelt. — Die Vollendung des Kölner Domes hat eine kleine neue Dora-
baolitteratur veranlafst. Auch Fahne, der Verfasser der 1843 in erster,
1849 in zweiter Aufl. erschienenen, trotz mancher Irrtümer verdienstlichen
diplomatischen Beiträge, tritt mit in die Schranken.18) Seine frühere Be-
hauptung, dafs Henricus Sunere, ein Kölnischer Burger und Steinmetz-
meister, der Anfertiger des Planes gewesen sei, hält er aufrecht; dasselbe
gilt von dem alten Irrtum, Meister Gerard habe den Dombau bis zum
1) Berg. Zschr. 16, 238. — 2) Ibid. S. 216. — 3) Ibid. S. 275. — 4) Ibid. S. 173.
&) Ann. d. hist Ver. f. d. Niederrhein 35, 180. — 6) Rhein. Hausmarken. Picks Monatsse.hr. 6,
211— -213. — 7) 8. o. 8. 44. Vgl. die Rec. d. Ref., Gott Gel. Anz. 1881, 8. 1010— 31. —
8) Ann. d. bist Ver. f. d. Niederrh. 35, 1—65. — 9) 8. o. 8. 45*. — Aachen um diese Zeit
berührt auch das Chronicon de« Kanon. Balduin, s. o. S. 41. — 10) 8. o. 8. 551. — Kölner
Verhältnisse sind sonst erwähnt o. 8. 48 u. 60. — 11) S. Jahresber. I, 230. — 12) D. Pfarre
*. h. Urs. in Köln etc. Köln, Bachern. IV, 197 8. — VglJahresber. II, 1, 131. — 13) D. Kölner
Dom. Scino Beschreib, u. geschichtl. Entwicklung. Düsseldorf, Schaub. 60 8. m. e. Holzschn.
11,118 *IV. K- Lamprecht G. Eckertz:
J. 1295 geleitet, während urkundlich nachweisbar bereits 1279 ein anderer
Dombaumeister war. Auch ist es nicht richtig, dafs Meister Gerard von
Rile zugleich Meister Gerard von Kettwig geheifsen habe. In der Kölnischen
Zeitung 1) erschien kurz vor dem Dombaufeste ein längerer Aufsatz über den
ersten Dombaumeister Gerard von Rile von G. Eckertz, in welchem anter
anderem die Notiz des Gladbacher Nekrologiums und neu aufgefundene Ur-
kunden der Schreinsbücher verwertet wurden.
Eine recht gute, wenn auch nichts Neues bringende Arbeit ist die mit
Bildern gezierte Schrift von F. Th. Helmken.8) Daran reiht sich eine
Schrift von Herrn, vom Rhein3) (angenommener Name), ferner eine von
der Redaktion des Kölner Sonntags- Anzeigers herausgegebene Schrift4) Das
Programm zum Dombaufeste enthält eine von G. Eckertz verfafste Erklärung
des die verschiedenen Bauperioden des Doms darstellenden historischen Fest-
zuges.5) — Etwa in dieselbe Zeit wie die Gründung des Domes fuhren die
von wenigen Jahren entdeckten und jetzt durch Kaplan Göbbels in Köln.
restaurierten Deckengemälde in S.-Maria-Lyskirchen in Köln, die in Disposition,
des Raumes wie zarter und reicher Ausfuhrung zu den schönsten Wandge-
mälden des rheinischen Übergangsstils gehören. Eine Erklärung derselben,
nebst Zeichnung hat E. aus'm Werth6) gegeben.
Von Reineke Fuchs wird, als er seine Bufsfahrt nach Rom antritt, ge-
sagt, 'dar hadde he werf alse maiböm tö Aken' d. h. er hatte in Rom nichts
zu suchen. Lorsch7) will die sprichwörtliche Redensart auf das von Cfisa-
rius von Heisterbach berichtete Faktum zurückfuhren, dafe am 1. Mai
oder zu Pfingsten (2. Juni) 1224 in Aachen ein Pleban das Aufrichten der
Maibäume verbot, was grofsen Streit erregte. Dagegen bemerkt v. 0 idt-
mann,8) es finde sich Anfang des XVI. Jh. eine Familie Maibaum in Buri-
scheid, der Rivalin Aachens, die zu dem Sprichwort Anlafs gegeben haben
könne. — Eine Aachener Glockengiefserfamilie Namens v. Trier, die auch
im Mittelalter durch zwei Mitglieder, Peter (1410. 1414), Gregor (1484) u. s.w.
vertreten ist, weist Lorsch9) nach.
Ganz in ähnlicher Weise wie die Untersuchungen über den Meibom zu
Aachen führt eine Arbeit Dederichs10) in die Namenforschung. Kinkel
hatte in Picks Monatsschr. I, 281 den Emmericher Goliath, d. h. die Sitte
des Herumtragens einer Riesenfigur zum Andenken an einstige Befreiung der
Stadt durch die Überkraft eines riesigen Mannes, besprochen und daran
ähnlich Angaben über Goliathsagen und damit in Verbindung gebrachte
'Goldgassen' angeknüpft. Tibus hatte darauf die Emmericber 'Goldsteege* in
seinem Buch 'Die Pfarre Cleve' (S. 79 ff.) direkt von dieser Goliathsage ab-
geleitet. Gegen diese letztere Ableitung wendet sich nun Dederich und weist
nach, dafs die Goliathsage überall anders, nur nicht in der Goldsteege
lokalisiert ist.
Für Jülich zeigt W. Gf. v. Mirbach11) an dem Beispiele von Bins-
feld (bei Düren), dafs manche der 43jülichschen Unterherrschaften in der
Weise entstanden, dafs Untervögte und Schultheifsen in einer ursprünglich
1) Vom 11. Okt. No. 283 u. 284. — 2) D. Dom z. Köln, s. Geschichte, Konstruktion,
bildl. Ausschmückung u. Kunstschätze. Köln, Boisseree. 65 S. — 3) D. Köln. Dom. Ge-
schieht 1. Erinnerungen. Köln, Ahn. — 4) D. Dom zu K. etc. Köln, Gehlyache Druckerei.
In diesem Verlage erschienen auch sämtliche zur Domfeier gehaltenen Reden. — 5) Kpb»,
Dumont-Schauberg. — 6) Bonn. Jbb. 69, 62 — 68. — 7) Aach. Zschr. 8, 117 — 27. —
8) Ibid. S. 331. — 9) Ibid. S. 339 41. — 10) D. Goliath v. Emm, Picks Monatuchr. 6,
182—190. — 11) D. Jülichsche Unterherrschaft B. Aachener Ztschr. 2, 127—141.
Niederrhein. 11,119
geistlichen Grundherrschaft (Binsfeld gehörte zu den Tafelgütern der Äbtissin
von Nivelles) ihre Ämter erblich machten, einem Fürsten ihre Burgen auf-
tragen und unter dessen Schutze die Gerichtsbarkeit ausübten. — An der
Inde liegt im Reg.-Bez. Aachen Eschweiler, das im späteren Mittelalter
zu Jülich kam; das alte Königsgut Eschweiler blieb jedoch im Lebensver-
hältnisse zu dem Kölner Domstifte.1)
Einige Beiträge zur Geschlechtergeschichtc verdanken wir E.
v. Oi dt mann. Dieser macht Mitteilungen über das ehemalige zwischen Tetz
and Gevenich im Kreise Jülich gelegene Gut Ertzelbach sowie über die
gleichnamige Familie *) und giebt eine Genealogie der Herrn von Schwarz-
Bongard.8) Dieselben hatten ihre Namen von dem Hofe Bongard bei Allrath
im Kreise Grevenbroich (Reg.-Bez. Düsseldorf); das Geschlecht starb 1877
mit dem Freiherrn Ludwig Joseph von dem Bongart, Herrn zu Paffendorf,
Bohlendorf, Heyden und Winandsrath aus. Beigefügt ist der Heiratsvertrag
Daems von dem Bongard mit Katharina von Kessel 1416 sowie das Regest
des Heiratsvertrages zwischen Daem von dem Bongart und der Lucia Haes
v. Conradsheim v. 1522. — Auch über das reiche und tapfere Geschlecht
der Hurt von Schöneck macht Oidtmann Mitteilungen und veröffentlicht ins-
besondere eine Urkunde v. 1469, in welcher die Eheleute Johann Hurt von
Schöneck und Anna von Brantscheit Schlofs und Amt Godesberg ihrem Sohne
Johann Hurt von Schöneck übergeben. Dieses Schlofs hatte der Erzbischof
von Köln, Ruprecht von der Pfalz, den genannten Eheleuten verpfändet.4)
Eine ganz eigentümliche Abhandlung, eine Art von historischer Statistik
der Bürgermeisterei Burgbrohl, hat J. Weg e ler5) geliefert. Auf Grund der
genausten Lokalkenntnisse wurden eine grofse Anzahl topographisch-stati-
stischer Notizen, Bemerkungen geographischer und klimatologischer Art, Über-
sichten über Beschäftigung und Charakter der Bevölkerung, Arbeits- und
Nahrnng8verhältnisse, Produktion und Konsumtion gegeben, in welcher Gegen-
wart and Vergangenheit in gleicher Weise berücksichtigt ist. Der Aufsatz
ist, obwohl etwas behaglich breit, doch recht ansprechend; eine Reihe ähn-
licher Abhandlungen über verschiedene Teile des Rheinlandes würde die
sicherste Grundlage für jede Durchforschung der früheren realen Kultur des
Landes bilden. — In die archäologische Statistik dagegen führt eine Arbeit
von A. Reiners6) über die kirchlichen Altertümer Echternachs. Leider ist
es nicht viel, was von den Schätzen der berühmten Abtei noch erhalten ist,
and die Hauptüberreste befinden sich nicht mehr an Ort und Stelle, sondern
weit entfernt, meist in Gotha, so z. B. der berühmte goldne Evangeliencodex
aas dem Ende des X. Jh. Über das noch Vorhandene giebt nun R. Aus-
kunft, freilich in mäfsig gründlicher Weise. Dasselbe Urteil trifft auf eine
andere Schrift desselben Autors7) zu, in der Echternacher Volkssagen, wie
dem Ref. scheint, echte und namentlich unechte, zusammengestellt worden. —
Hinsichtlich des Nachweises, dafs die im XV. Jh. vorkommende Gfin. Kuni-
gunde von Mörs-Saarwerden die Vorlage von Schillers 'Gang nach dem Eisen-
1) Koch, Biyuionipfarrer, D. Lehnsyerhältnis d. Eschweiler Burg. Ann. d. hißt. Yer.
f. d. Niederrh. 35, 165—170. — 2) Ann. d. hist Vor. f. d. Niederrhein 35, 160—64. —
3) Aachen. Zschr. 2, 179. — 4) Schlofs u. Amt Godesberg verpfändet 1469. Ann. d. hist
Ver, f. d. Niederrh- 35, 156—160. — 5) Land- u. volkswirtschaftl. Chronik d. Bürger-
meisterei Burgbrohl. Beitr. z. Specialgesch. d. Rhoinlando 11, 100 — 255. — 6) Echtorn. in
d relig. Altertümern. Luxembg., Bück. II, 130 S. — 7) Echternacher« Vollwagen, 53 S. —
11,120 XV- R Döbner:
hammer' sei,1) hat Dtintzer8) schon jetzt, wie Ref. scheint, mit Recht gegen
die bisherigen Aufstellungen Pfannenschmids Einsprache erhoben.
XV.
R. Döbner.
Nieder-Deutschland.
Für die historische Forschung auf dem Gebiete niederdeutscher Ge-
schichte ist es von Wichtigkeit, dafs im J. 1880 die zersplitterten Territorien
Niederdeutschlands zu Anfang des XIII. Jh. durch Th. Lindner3) eine a
urkundliche Ermittelungen gegründete Darstellung empfangen haben. Sons-
entfaltete sich weit auseinander gehend und nicht immer von einem bewufste«
Plane geleitet auch in diesem Jahre in den zahlreichen historischen Vereine
eine Thätigkeit, welche sich vorzugsweise der Eröffnung und üurcharbeitun
neuen Qucllenmaterials widmete und einigen umfassenderen, teils schon längex
im Gange befindlichen, teils neu unternommenen Urkundenpublikationen er-
gänzend zur Seite tritt.
Das Gebiet des ehemaligen Erzstiftes Magdeburg hat in dem ver-
flossenen Jahre bedeutendere Editionen mittelalterlicher Quellen nicht aufzu-
weisen; Fragmente eine3 Katalogs der Erzbischöfe von Magdeburg
im XII. und XIII. Jh. edierte 0. Holder-Egger4) aus einer Goslarer Hds.;
ihren Fortgang nahm die Veröffentlichung von Urkunden des weitverbreiteten
Geschlechts v. AI v en sieben.5) Im Anschlufs an das Magdeburger Regesten-
werk wurde die Entstehung und Entwicklung der Stadtverfassung Magdeburgs
Gegenstand dankenswerter Untersuchungen M. Krühnes.6) Mit Berücksich-
tigung der Fragen der Kritik, welche sich an die ältesten Dotationsarkunden
für das Erzstift 7) knüpfen, geht er aus von der Scheidung der Pfalz an der
Stelle des späteren Neumarktes und der 'civitas', des späteren Altmarktes,
mit der S.-Stephanskirche und verfolgt den Gang der Befestigung der erz-
bischöflichen Gewalt über die freie Gemeinde, die zum Teil anf Kosten der
Pfalz und nicht ohne Zusammenhang mit der Teilung der Diöcese Merseburg
geschah. In dem Institut der Burggrafen, welches 1015 zuerst begegnet, er-
blickt K. nicht ohne gewagte Hypothesen über die Einsetzung des Amtes
eine Konzession seitens des Erzbischofs an die Stadt; die weitere Ausbildung
einer städtischen Verfassung und besonders die Übertragung der Vogtei auf
den Burggrafen wird im Zusammenhange mit den äufseren Begebenheiten im
1) S. o. 8. 79* — 2) Picke Monateschr. 6, 67. 497.-3) Spruner-Menke, HandaÜu
(3. Aufl.l No. 39. Vgl. o. S. 1031*. — 4) Mon. Germ. Script (o. S. 12») XXV, 486. —
5) Cod. dipl. Alvonslebianus (vgl. Jahresber. 1, 636), hrsg. von G. A. v. Mtil veratodt, EL
Bog. 1 — 12, enthaltend Urkk. v. 1412 — 1452. — 6) Untersuchen, z. älter. Vorfasaungege#clL. d.
Stadt Magdeb. 1. Goschichtabl. f. Stadt u. Land Magdeb. XV, 296—330. 390—416. — 7) Ein
Überblick üb. d. Entstehung u. spätero Ausnutzung des bekannton gefälschten Privil. K. Otto« 1.
für Magdeb. angeblich v. 999, Beiblatt z. Magdeb. Zeitg. S. 153—155, 161-163.
Nieder-Deutschland. II, 1 2 1
Erzbißtom beleuchtet. Im Anhang werden 4 Urkunden rcsp. Weistümer über
Litonenverhältni8se von 1316 — 1457 abgedruckt. Nach den früheren Terri-
torien hat K. Meyer die Orte der Kreise Aschersleben,1) Nordhausen,8)
Halle3) und Halberstadt4) zusammengestellt, ohne den Anspruch auf
qaellenmäfsige Begründung der Angaben über Namen und Vorkommen im
Mittelalter zu erheben; aus einem Schöppenbuche der Stadt Calbe a. S.
werden Bruchstücke eines erzbischöflichen Steuerregisters aus der 2. Hälfte
des XIV. Jh. mitgeteilt, das einzelne sachlich wertvolle Angaben enthält6)
Zur Geschichte des Herzogtums Anhalt liegen vor: die Fortsetzung
einer Biographie Wigberts v. Groitsch,6) ein nicht selbständiger Aufsatz über
die Anfänge des Christentums in Anhalt, 7) eine Gernroder Kaufurkunde v.
1415,8) Mitteilungen über Fragmente eines hochdeutschen Rechtsbuches und
einer Handschrift der Alexandreis des Walther von Castellione,9) Erörterungen
zur Familiengeschichte derer von Baussen und von Schkölen auf Elsnigk und
der ?on der Schulenburg auf Libbesdorf10) und die Besprechung eines Münz-
endes bei Grochewitz östlich von Zerbst, welcher Groschen aus der Zeit von
U97—1532 zu Tage förderte.11) Aus dem Rothen Buche der Dompropstei
zu Magdeburg im dortigen Staatsarchive wurde ein Zins- und Lehnregister
des Archidiakonates Eöthen um 1362 mit einem Verzeichnis anhaltischer
Ortschaften veröffentlicht.18)
Gegenüber der Ansicht F. 0. Müllers sucht F. Knoke seine frühere
Behauptung, dafs die Klosterkirche zu Hecklingeu (Herzogt. Anhalt) den
30er Jahren des Xn. Jh. angehöre, auf Grund reichen Vergleichsmaterials
^gehend zu begründen. 13)
Einen Beitrag zur Geschichte von Halberstadt lieferte G. Schmidt,14)
der Herausgeber der Halberstädter Urkundenbücher. Hier führte 1423 die
Rückkehr der vertriebenen Ratsfarailie von Hadeber, welche gestützt auf einen
Teil der Innungen, besonders der Schmiede, eine Änderung der Verfassung
erstrebt hatte, in Verbindung mit finanziellen Bedrängnissen des Gemein-
wC8ens zu einer Neuordnung des Rates in revolutionärem Sinne. Zur Be-
jämpfang des überwiegenden Einflusses der Innungen und Nachbarschaften
un Rate schreiten die sächsischen Städte, die Hansa und das Reich ein, und
& kam nach der Enthauptung des Bürgermeisters Matthias von Hadeber, des
Führers der Bewegung, im Jahre 1425 zur Beseitigung der Nachbarschaften
und Herstellung eines Rates von 12 Mitgliedern, welcher durch die 6 Bauer-
meister und die Innungsmeister gewählt wird. — Zum Gegenstände einer
mehr psychologischen als kritischen Studie16) wurde das Leben Kon rads v.
Krosigk, Bischofs v. Halberstadt (1201—1209, f 1225), gemacht, eines
treuen Anhängers K. Philipps, welcher später sein Bistum niederlegte und
sich nach dem Cisterzienserkloster Sichern (jetzt Sittichenbach bei Eisleben)
zurückzog; am Schlüsse werden einige von ihm herrührende Altertümer des
Domes zu Halberstadt beschrieben.
1) Beiblatt a. Magdeb.Zeitg.S. 142— 143. — 2) Ib. S. 183, 189— 191. — 3) Ib. S. 199 f.,
813—216. — 4) B. S. 343 f., 351, 358—369. — 5) G. Hortol, Magdeb. Go«ch.-Bl. XV,
105—111. — 6) G. Irmer, Mitt. d. Vor. f. Anhalt Gesch. u. Altertskde. II, 518-526.
Vgl. Jahresber. II, 2, 148«. — 7) Th. Stenzel, ibid. S. 697 -704. - 8) H. Wäschke,
ibid. 8. 674-676. — 9) Derselbe, ibid. S. 677—679. — 10) Th. Stenzel, Z. Geneal. u.
Geach. Anhalt. Adelsfamilien, ibid. 8. 505—518. — 11) Derselbe, ibid. S. 753 — 755. —
12) 0. Eckstoin-Ilborsdorf, ibid. 8. 628-639. — 13) Beiblatt z. Magdob. Zoitg.
8. 187 ff. u. ö. bis 8. 219—221. — 14) D. Halborstädter Schicht im Nov. 1423. Halle,
Pfeffer. 35 S. S. — 15) G. Nebe, Ztschr. d. Harzver. XV, 209—227.
11,122 XV. R. Döbner:
Für das benachbarte Harzgebiet kommt zunächst die neue von Q.
Waitz besorgte Ausgabe der von Johannes Caput nach 1296 abgefafsten
Chronik des Klosters Ilfeld in Betracht.1) E. Jacobs2) behandelt wesent-
lich auf Grund einer Legende des Eisenacher Dominikaner-Konvents die
Wirksamkeit des Grafen Elger v. Honstein, welcher diesem als Prior an-
gehörte und 1242 auf dem Reichstag zu Frankfurt starb; im Anhang werden
2 Urkunden v. 1229 und 1238 veröffentlicht. Derselbe teilt eine Urkunde
über die Schenkung von Reliquien an die S.-Elisabethkapelle zu Nordhausen,
eine Pilgerherberge, aus dem Jahre 1430,3) und einen Talisman and An-
preisung der Heiligtümer und Gnaden im Dom zu S. Salvador in Oviedc
für einen harzischen Wallfahrer von ca. 1500' 4) aus einem Druck de«
XVI. Jh. mit; zur Ergänzung eines früher veröffentlichten Berichtes Ober die
Meerfahrt des Grafen Heinrich des Älteren zu Stolberg nach Jerusalem 1461
dient ein Abschnitt aus der thüringischen Chronik Konrad S toll es5) mit
sachlichen Erläuterungen. — Den Harz und die benachbarten Gebiete betreffen
auch die Zusammenstellungen und biographischen Notizen von G. Toepkc
über Harzer Studenten auf der Universität Heidelberg von 1386 — 1662 6]
und dessen Auszüge aus einem 1878 erschienenen und auf der Matrikel dei
Universität Bologna beruhenden Werke von Malagola. 7) — Meist dem XV
und XVI. Jh. und den Harzgegenden gehört die Ausbeute der beiden Münz-
funde von Wallhausen8) am Kyffhäuser und von Güntersberge9) am
Harz an, von welchen Th. Stenzel berichtet.
Die Geschichte von Sangerhausen und Umgegend berühren zwei Ar-
beiten wesentlich genealogischen Inhalts: Cl. Menzel beendigt seine Unter-
suchungen über die Herren v. Sangerhausen und ihre Besitzungen,10) indem
er das urkundliche Vorkommen und den Zusammenhang des Geschlechtes Kaie
(Calvus), genannt v. Sangerhausen, vom Anfang des XIV. Jh. bis c. 1670
verfolgt, in welchem Jahre das Geschlecht erlischt. Daneben erscheinen in
Nordhausen Familien v. Sangerhausen 1212—1375 und Kaie; fraglich bleibt
die Zugehörigkeit der Braunschweiger Familie desselben Namens. Wichtiger
als der Abschnitt über Jutta von Sangerhausen, die Schutzpatronin von
Preufsen, erscheinen die im Anhang mitgeteilten Urkunden von 1281 — 1628.
Den Minnesänger Heinrich v. Morungen im XÜI. Jh. erweist G. A.
v. Mülverstedt11) als geboren in Moringen in der Gfech. Mansfeld nörd-
lich von Sangerhausen , und erörtert die Besitzverhältnisse des Orts bis ins
XVII. Jh.; die urkundlich gesicherten Beziehungen des Dichters zu dem
Thomaskloster in Leipzig führt M. darauf zurück, dafs er mit thüringischen
Rittern der Markgräfin Jutta, Tochter des Landgrafen Hermann von Thü-
ringen, an den Hof zu Meifsen gefolgt sei.
Aufser einer Geschichte der Pfarrkirche S. Lamperti zu Qu er fürt,1*)
deren Altäre, Einkünfte und Legate auf Grund von Archivalien und alten
Druckwerken zusammengestellt werden, ist hier noch die systematische 'Be-
schreibung der Siegel des Mansfelder Seekrcises' 1S) zu nennen; einer näheren
Besprechung werden die Stadtsiegel von Aisleben, Gerbstedt, Schraplau
1) Mon. Germ hist Script, (o. 8. 12*) XXV, 587— 5S9. — 2) Ztacbx. d. Hmrsrar. XV,
1—28. — 3) Ibid. S. 482—484. — 4) Ibid. 8. 320—329. — 5) P. Lemcke, ibid. S.
484 — 488. — 6) Ibid. 8. 139—189. — 7) Ibid. 8. 488—491. — 8) Ibid. 8. 304—319;
eino Berichtigung dazu S. 479. — 9) Ibid. 8. 289—304. — 10) Ibid. 8. 356—440. —
11) Ibid. 8. 440—476. — 12) Ibid. 8. 31—72. — 13) H. Gröfoler, ibid. & 265—28».
Nieder-Ueutachland. 11,123
and Eisleben unterzogen. — Bekannt gemacht ist auch ein Stolbcrgsches
Frauensiegel, das der Gfin. Brigitte zu Stolberg (1468—1518) von 1502.1)
Von hervorragender Bedeutung für die Geschichte des östlichen Nieder-
sachsens ist Bd. II der Braunschweiger Chroniken.8) Von den drei
Quellenschriften, welche dieser Band enthält, giebt das 'Pfaffenbuch', ein Bruch-
stück aus dem J. 1418, eine vom Standpunkte des Rates aus geschriebene
orkundL Darstellung der Kämpfe, welche jener mehrere Jahre hindurch mit dem
Klerus zu führen hatte. An zweiter Stelle wird aus einer Hds. der Bibliothek
zu Wolfenbüttel zum ersten Male mitgeteilt das sog. 'Schichtspicl', eine 1492
abgeschlossene Reimchronik, in welcher ein Geistlicher, Reinerus Groningen,
in spöttischem Tone den verunglückten Aufruhr des Ludeke Holland in den
JJ. 1488 — 1491 erzählt; hier wie bei dem ersten Stücke werden im Anhange
auf den Gegenstand bezügliche Urkunden und Schriftstücke beigefügt. Inhalt-
reicher und auch als historiographisches Erzeugnis sehr bemerkenswert ist
das 'Schieb tbuch', eine zwischen 1510 und 1513 verfafste Chronik der inneren
Unruhen in Braunschweig, soweit sie dem Auge des Verfassers noch er-
kennbar waren. Während die Darstellung der Ereignisse von 1293 ab bis
in den Anfang des XV. Jh. auf eine Wiedergabe äufserer Vorgänge sich be-
schränkt, nimmt von der Mitte dieses Jahrhunderts an der Einblick des
Schreibenden in das innere Getriebe der Bewegungen an Schärfe zu; dem
wie es scheint schon abgeschlossenen Ganzen wurde noch ein Bericht über
das J. 1514 hinzugefügt. Der neuen Ausgabe der merkwürdigen Schrift liegt
wie bereits dem Abdruck Schellers (1829) die Originalhds. Hermann Botcns
in der Bibliothek zu Wolfenbüttel zu Grunde. Über den Verfasser und die
städtischen Verhältnisse bieten nach allen Seiten hin die Einleitungen und
Anmerkungen, Exkurse und urkundlichen Beilagen des Herausgebers, der sich
auf eine völlige Beherrschung des Stadtarchivs zu Braunschweig und der ein-
schlägigen Litteratur stützt, eine überraschende Fülle von Material, zu dessen
Ergänzung auch Berichte aus den Nachbarstädten, wie die Aufzeichnungen
Henning Brandis', des Bürgermeisters von Hildesheim, herangezogen sind.
Völlig neue Resultate bietet die Erörterung der geistlichen und Pfarreiver-
hältnisse. — Von der auch hier besprochenen Niedersächsischen Bilderchronik
Conrad Botes legt C. Schaer3) den bereits bekannten Charakter einer
Kompilation \m Einzelnen dar. Unter den verschiedenen Quellen des Werkes
n*mnit eine auf der sächsischen Weltchronik, der Magdeburger Schöppen-
^""onik, dem 'Chronicon Slavicum, quod dicitur parochi Suselensis', und der
fr&Uiischweiger Reimchronik beruhende verlorene Originalchronik den Haupt-
Pktz ein. —
An älteren chronikalischen Aufzeichnungen gab G. Waitz kleinere An-
^H (bis 1314) u. Aufzeichnungen aus dem S.-Blasienstift zu Braunschweig4)
!Jnc* eine um 1316 geschriebene, gröfstenteils ungedruckte Fortsetzung einer
Schichte der Pröpste des Klosters Ste derb urg5) von 1211 — 1311 heraus.
Die in der Tagespresse viel ventilierte Frage über die Erhaltung von
^^ten eines Saalbaues der Pfalz Heinrichs d. Löwen, welche in der Burg-
~ 1) Dteche. Herold XX, 157 f. -— 2) Hrsg. v. L. Haonaolmann (d. Chroniken d.
^tachen Städte ▼. XIV. bis XVI. Jh. B. XVI. A. u. d. T.: D. Chroniken d. niodewächs.
?**te. Braunschw., II.) Loipzig, flirzel. LXIX, 672 S. — 3) Conr. B.s niodersächs. Bildor-
5j5*Äik, ihre Quellen u. ihr hist. Wort. Hann., Hahn. 100 S. — 4) Mon. Germ. Script.
JL^V (1879), S. 823—827. — 5) Ibid. XXV, 719—735.
11,124 XV. R. Döbner:
kaserne zu Braunschweig aus Tageslicht kamen, gab 0. v. Heinemann1)
Anregung, die Ent Wickelung eines unbefestigten Herrenhofes zn der Borg
Heinrichs d. Löwen uiid herzoglichen Residenz bis zu dem Umbau im J. 1640
zu verfolgen.
In das angrenzende Gebiet führt das unter Benutzung von Vorarbeiten
des verstorbenen Stadtarchivars L. Pacht herausgegebene Urkundenbuch dei
Stadt Hildesheim.2) In 965 Nummern werden in Bd. I die auf den Ort,
beziehungsweise die Stadt bezüglichen Dokumente vom Ende des X. Jh. bis zum
Schlufs des J. 1346 teils in extenso, teils auszugsweise mitgeteilt Während
für die frühere Zeit die Aufgabe wesentlich darin bestand, aus dem Urkunden-
vorrat des Hochstifte und der Stifter und Klöster des Bischofssitzes dasjenige
auszuscheiden, was die lokale Gestaltung und kirchliche Einrichtung des Ortes
und der später in seinen Bereich gezogenen Dörfer, sowie das Vorkommen
einzelner Bürger betraf, nehmen mit dem Auftreten des Rates um 1240 die
eigentlich städtischen Verhältnisse reichere Formen an; in gleichem Mause
wuchs die Ausbeute des städtischen Archives, dessen Urkunden so wenig wie
die der hildesheimischen Abteilungen des Staatsarchivs zu Hannover bisher in
gröfserem Umfange publiziert waren, so dafs von den hier ganz abgedruckten
634 Stücken etwa fünf Sechstel Inedita sind. Von allgemeinerem Interesse
dürften sein eine Urkunde über die Ansiedelung von Flandrern bei Hildes-
heim 1196, eine Rechtsverleihung des Vogtes vom Moritzstifte an dieselbe
von 1232, die beiden Stadtrechte von ca. 1249 und 1300, Rechnungen von
1327—1332 und 1333—1344 und Aktenstücke über Streitigkeiten zwischen
Bischof und Stadt im J. 1333, Urkunden, welche im Zusammenhang mit dem
übrigen Material Referent einem Aufsatz über die Entwickelung der Rats-
und Gerichtsverfassung, die Stellung der einzelnen Stadtteile zu einander und
die Kämpfe zwischen Bischof und Stadt in Verbindung mit einer Zunftbewe-
gung in den 30er und 40er Jahren des XIV. Jh. zu Grunde legte.8) —
Meist die Stadt Hildesheim betreffen auch 93 Regesten von Urkunden im
Besitz des historischen Vereins für Niedersacbsen zu Hannover.4)
Den Anfang einer Publikation hildesheimischer Stadtbücher machte
Boysen,6) indem er das Gedächtnisbuch aus der 2. Hälfte des XIV. bis 1.
Hälfte des XV. Jh. mit Nachträgen bis 1521 vollständig abdruckt Es ent-
hält eine im wesentlichen chronologisch zusammengestellte Sammlung von
Ratsbeschlüssen über wichtigere Verwaltungs- und Rechtsverhältnisse; aus
einem zweiten Stadtbuch, dem Ratsbuch, beschränkt sich B. 15 mehr oder
weniger willkührlich gewählte Eintragungen von 1474 — 1501 mitzuteilen; sie
betreffen Privatangelegenheiten, welche vor dem Rate oder vor dem Vogtei-
gericht verhandelt wurden.
Beiträge auch zur Geschichte der Bischöfe von Hildesheim enthalten die
Regesten der Edelherren von Homburg6) über 431 Urkunden von 1129
bis 1436, worunter 170 ungedruckte, in Verbindung mit Notizen aus Nekro-
logien, Chroniken und Inschriften, für eine der niedersächsischen Dynasten-
1) D. Burg Dankwardorodo. Vortrag, ßraunschw., Häring u. Co. 15 8. (Aas d.
'ßraunschw. Anzeiger'.) — 2) Im Auftr. d. Magistrat« v. Hildesh. hrsg. v. R. Döbner.
1. Lief 1880. 2. Lief. 1881. Hildesheim, Gerstenberg. V11I, 650 S. — 3) R. Döbner, D.
Stadtvcrfass. H.r im M.-A. Hans. Geschbll. 111 (1879). S. 11—29. - 1) G. F. Fiedeler,
Zt«chr. d. bist. Ver. f. Ndruacha. S. 297 — 305. — 5) Bat Bok der Bodechtnisse u. des Rades
Bok zu H. Ztschr. d. Harzv. XV, 72—138. — 6) H. Dürre, Ztscbr. d. hist Vor. I
Ndrsachs. S. 1— 168.
Niederdeutschland. II, 1 25
familien and ihr Territorium ein bei dem Mangel eines Landesurkunden-
werkes höchst dankenswertes Material.
In die prähistorische Zeit unseres Gebietes führen die Reihengräber bei
Clanen im Amte Peine1) zurück, deren Reste Müller dem VIII. Jh. zuweist;
ans Beobachtungen an einer mit kleinen Topfscherben vermischten Schicht
von Schlacken an den Ufern der unteren Leine schliefst Chr. Hostmann,8)
dafs erst seit dem X. Jh. die Existenz einer einheimischen Bronzeindustrie
anzunehmen sei, während über die Resultate von Ausgrabungen nordwestlich
vom Wilseder Berg und in dem oberen Luhegebiet E. Bracht3) berichtet.
Mit dem aus dem Nachlasse des Herausgebers veröffentlichten Bd. X.
von H. Sudendorfs 'Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge v. Braun-
schweig u. Lüneburg und ihrer Lande'4) findet die stattliche Reihe von
Bänden eines bei allen Schwächen des Planes und der Ausführung dennoch
monumentalen Werkes seinen Abschlufs; er enthält, wenn man von den in
Anmerkungen zerstreuten Stücken absieht, Urkunden aus der Zeit vom
18. März 1405 bis zum Schlüsse des J. 1400. In hohem Mafse erhöht
wird die Brauchbarkeit des Buches durch die bevorstehende Veröffentlichung
eines Personen- und Ortsregisters werden, welchen der Bearbeiter derselben,
C. Sattler, einem empfindlichen Bedürfnis damit abhelfend, ein 'Chronolo-
gisches Verzeichnis der Urkunden in Bd. I — X'6) vorausschickt. — Auf eine
*ie es scheint in Deutschland nicht beachtete, doch schon 1846 von Mas-
katrie veröffentlichte Grabinschrift eines Admirals von Cypern, 'Mons. de
J^esvic* (f 1414) in einer Kirche bei Nicosia weist A. v. Reumont6) hin.
*•* ist sonst nicht bekannt und war vermutlich ein Bruder Heloises v. Braun-
feh weig (f 1421), der Gemahlin Peters IL von Cypern. — Bei Kleinenglis
'** Hessen wurde am 5. Juni 1400 Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüne-
^Org ermordet; als Urheber seines Mordes galt Erzbischof Johann von Mainz,
**°t:h wird seine Schuld neuerdings von Th. Lindner entschieden verneint.
^- Duncker7) glaubt, dafs Lindner zu weit geht und dafs Johann bei der
^ Viat nicht unbeteiligt war. — Die Stadt Braunschweig hat es verstanden,
^^chdem sich seit dem IX. Jh. infolge der von Karl d. Gr. angelegten Bis-
mer kirchliches Leben in der Landschaft entwickelt, sich ebenso unab-
ngig von den Bischöfen wie von den Fürsten zu halten. Sie wurde neben
^^andersheim und Helmstedt ein Centrum für die Ausbreitung der Kirche,
^"ie in der nach einander folgenden Gründung der Klöster Lamspriuge,
„ Lorenz bei Schöningen, Steterburg, Königslutter, Amelunxborn u. a. ihren
usdruck fand. Braunschweig selbst, ausgezeichnet durch die Verehrung des
. Autor (lebte zu Attilas Zeit in Metz), stand halb unter Hildesheim, halb
nter Halberstadt und war reich an Wohlthätigkeitsanstalten. 8)
Den Bau der Weserbrücke bei Hameln betrifft ein Ablafsbrief Papst
^onifaz' IX.9) von 1391; ein ansprechender Vortrag10) behandelt die Ge-
schichte vom Rattenfänger von Hameln, ohne neues darzubieten.
1) H. Dürre, Ztschr. d. hist Vor. f. Ndrsachs. S. 223—234. — 2) Üb. d. ältesten
Eisenschlacken in d. Prov. Hannov., ibid. S. 274—284.-- 3) Vorgoschtl. Spuren in d. Lünob.
Htide. Corresp.-Bl. d. Qesamtver. etc. XXXVJJJ, No. I u. 2. — 4) Hannov., Rümpler.
407 S. gr. 4°. — 5) Bd. XI. Abt. 1. — Das oben S. 26> erwähnte «Chronologische Ver-
zeichnis der in den Noten zu Sudendorfs UKB. publizierten Urkunden' wurde dadurch zum
Stillstand gebracht — 6) Ein deutsch. Fürstengeschlocht in d. Lovante, U äffers hist. Jahrb.
1, 395 397. — 7) Mitt. a. d. Mitglieder des Ver. f. hess. Gesch. u. Ldskdo. H. 3, 24 ff.
— 8) D. kathpj. Kirche in Braunschwoig im Mittelalter, Katholik 59 (1879), S. 17G-197.
Vgl. hierzu die Bemerkungen o. S. 123*. — 9) Vom Ref. mitget., Ztschr. d. hist Ver. f.
Ndrsachs S. 285. — 10) L. Doerries, ibid. S. 169—185.
11,126 XV. R. Döbner:
Für das Verständnis der Urkunden der Stadt Lüneburg bietet K. £. H.
Krause ein praktisches Hilfsmittel durch sein 'Erklärendes Wörterverzeichnis
der Lüneburger Sülze'1) mit einem Anhang über Strafsen, örtlichkeiten,
Kirchen etc. in Lüneburg und dessen Umgebung. Eine in Lüneburger Ur-
kunden von 1262 — 1393 erscheinende Familie Kint (Puer) bespricht &
v. Grote. 2) Unser Gebiet betrifft ferner 0. Holder-Eggers neue Ausgabe*)
der um 1281 oder 1282 vermutlich in der Mark Brandenburg abgefaßten
'Chronica prineipum Saxoniae' und A. Vogelers 'Otto von Nordheim'.4)
Während das Gebiet des ehemaligen Bistums Osnabrück nur einen
Aufsatz über Funde von römischen Münzen bei Lengerich6) aufzuweisen hat,
entwickelte sich in Westfalen auch im J. 1880 eine rege Thätigkeit im
Felde der Landesgeschichte 6), nicht am wenigsten durch Anregung und Mit-
wirkung der beiden kurz nach einander aus dem Leben geschiedenen Forscher
R. Wilma ns und W. C. Giefers. In der Fortsetzung7) des westfälischen
Urkundenbuchs bearbeitete Wilmans in 129 Nummern die Urkunden des
Bistums Paderborn von 1241 — 1250 und publizierte an anderer Stelle 8) drei
für die Sitten- und Rechtsgeschichte des Ordens interessante Papstbullen für
das Prämonstratenserstift Cappenberg von 1197, 1220 und 1232 mit kri-
tischen Erörterungen über eine Bulle Eugens III. für dieselbe Stiftung von
1153; zugleich vom Standpunkt des Kunsthistorikers aus beschreibt J. B.
Nordhoff acht durch Initialen und Heiligenbilder verzierte Ablafsbriefe von
Erzbischöfen und Bischöfen für westfälische Klöster und Kirchen von 1329
bis 1344.9) — Wertvolle Beiträge zugleich für die Diplomatik der Kaiser-
urkunden enthält die Fortsetzung der 'Kaiserurkunden der Prov. Westfalen'. 1#)
Der vorliegende Band umfafst in No. 58 — 279 die Kaiserdiplome von 918
bis 1244, dazu in einem Anhang drei Kaiserurkunden für das Stift Möl-
lenbcck in der Grafisch. Schaumburg. Voraus geht eine alphabetisch geord-
nete Übersicht der Klöster und Stifter mit Beschreibung der dem Texte zu
Grunde liegenden Quellen und der Litteratur und Gesamtübersichten
über die Überlieferungsverhältnisse der betreffenden Provenienz; auf vier
Siegeltafeln werden endlich 33 Abbildungen von Kaisersiegeln mitgeteilt —
Eine Westfalen betreffende, sehr verdächtige oder geradezu unechte Urkunde
K. Heinrichs IV. von 1079 bespricht Giefers,11) indem er den Jesuiten Senaten
gegen den Vorwurf der Fälschung in Schutz nimmt und sie Falke zuschiebt,
auf dessen Kopie der neueste Abdruck beruhe. Als Vorarbeiten für Nach-
träge zu dem westfälischen Urkundenbuch , mit dessen Fortsetzung er be-
schäftigt war, veröffentlichte derselbe auf eingehender Kenntnis des Landes
und des katholischen Kirchenrechts begründete weitere 'Berichtigungen zu der
1. Hälfte des IV. Bandes der westfälischen Urkundensammlung'. ,a)
Fragmente von Stadtrechnungen von Minden aus dem J. 1365 teilt
1) Jahrb. d. Ver. f. ndrdtscho Sprachforschung, V. Jg. 1879. Bremen, 1880. S. 109
— 166.— 2) Dtsch. Herold XI, No. 5.— 3) S. o. S. 41.— 4) S. o. 8. 82*.— H. Bött-
gers 'Gesch. d. Brummen - Weifen vom Urbeginn derselben in Hochasien, der Wiege des
Menschen geschl. bis Hz. Heinr. d. Low.' (Hann., Weichelt) zeichnet sich durch Kritiklosigkeit ans.
— 5) H Hartmann, GröTsoro Fände von Römermünzen im Landdrosteibez. Osnabr. Picks
Monatsschr. VI, 512—520.— 6) Über Friedländors Beitr. z. Gesch. d. Kheinl. u. Westt
S. o. S. 126*. — 7) Wostf. UKB. Forts, v. Erhards Begosta historiae Westfaliae, hrsg. v. dem
Ver. f. Gesch. u. Altortskde. Westf. Bd. IV. Abt. 2. Münster, Regensberg. IV u. 8. 201
— 275. — 8) Einige bisher unbekannte Papstbullon d. XII.. u. XIII. Jh. z. Gesch. des Pri-
monntratonsorordens. Archival. Ztschr. V, 149—156. — 9) Ibid. S. 142—148. — 10) 8. o.
S. 24«. — 11) Ztschr. f. Gesch. u. Altertumsk. Westf., 38, 2, 203—208. — 12) Ibid.
S. 103 202.
Xiederdeutachland. 11,127
•
F. Philippi1) aus dem Staatsarchiv zu Münster mit; der Staatshaushalt
Mindens hatte im Vergeich zu anderen Gemeinwesen nur geringen Umfang.
Die Reihe von Geschichtsquellen der ehemaligen Reichsstadt Dortmund
eröffnet die von £. Roese sorgfältig herausgegebene Chronik des Domini-
kaners Joh. Nederhoff.*) Nach den spärlichen Nachrichten, welche ein
Verzeichnis der Lektoren des Dortmunder Dominikanerklosters darbietet,
lebte N. 1440 als Vikar in Dortmund; letzter Abfassungstermin der Chronik
scheint 1450. Er bearbeitete zuerst die alte sagenhafte und dann die ihm
am nächsten liegende, am besten beglaubigte Geschichte der Stadt, ohne
später zu einer Ergänzung der dazwischen liegenden Abschnitte zu gelangen.
Seine Hauptquellen sind Heinrich v. Herford, Yincenz v. Beauvais, Levold
v. Northof u. a., daneben standen ihm ältere lokale Aufzeichnungen und
eine Dominikanerchronik zu Gebote. Auf letzteren beruhen vermutlich die
wertvollen Abschnitte der Chronik aus der Zeit von 1351 — 1389.
Für die Geschichte der Diöz. Paderborn behandelt die Fortsetzung
einer Arbeit von L. A. Th. Hol seh er3) die kirchliche Einteilung des
Archidiakonats Lemgo und besonders die Kirchen und Klöster zu Lemgo,
Detmold und Herford; zugleich werden die Gerichtsstätten der Gaue Wessaga
und Thiadmelli aufgezählt. — Rechtsgeschichtlich interessante städtische Ver-
hältnisse erörtert F. Darpe4) auf Grund eines 'Schnatbuch' genannten
Stadtbuches, eines Schützenbuches, von Lohnregistern und anderen Archi-
valien der Stadt Rheine; neben der eigentlichen, berechtigten Stadtgemeinde
läfet sich eine nach dem Tie benannte Gemeinde der städtischen Feldmark
verfolgen. Zugleich bietet D. eine Geschichte der Festung Rheine bis zu
ihrem Eingehen nach dem 7jährigen Kriege. Im Anhange wird eine rhei-
nische Wachtordnung von 1628 mitgeteilt.
Hit der Frage der Abstammung und der Nachkommen der h. Ida be-
schäftigt sich Hflsing,5) während einige andere Aufsätze zugleich das Ge-
biet der Kunstgeschichte Westfalens berühren. So untersucht Geisberg,
atisgehend von den Dombauten Bisch. Johanns v. Holte (1227—1248) die
Geschichte der auf der Nordwestseite der Domimmunität gelegenen, 1395
angebauten bischöflichen Kapelle, des 1873 abgebrochenen sog. 'alten Doms'
zu Münster und knüpft daran eine aus den Quellen geschöpfte Darstellung
des Lebens Bisch. Suitgers, welcher in ihm seine Grabstätte gefunden hatte.6)
J- B. Nordhoff7) beschreibt die Johanniterkapelle zu Münster, deren Bau
er teils in das J. 1311, teils in die Zeit der Spätgotik des XV. Jh. setzt.
Von Bildern einer Handschrift des h. Liudger liefert W. Dickamp8) eine
Beschreibung. — Dankenswerte Resultate für die Städtegeschichte West-
falens überhaupt bietet B. Nihues in seiner Darstellung der 'Organisation
der Hansa in Westfalen, insbesondere im Münsterlande'.9) Schon seit 1229
erscheinen Kaufleute aus Soest, Münster und Dortmund in Verbindung mit
den Genossenschaften deutscher Kaufleute in Gotland und der Hansa, doch
fehlt es an Nachrichten über den Beitritt der einzelnen Städte und ihre
Stellung zu jenen. Erst von den Verhältnissen im XV. Jh. ergeben besonders
Schriftstücke des Stadtarchivs zu Warendorf, welche aus Coesfeld stammen,
1) D. Ausg. d. St M. i. J. 1365. Picks Monatsschr. VI, 272—278. — 2) S. o. S. 49*. —
8) Die altere Diöc. Paderb. II. Ztachr. f. Gesch. u. Altertumsk. Westf. 38, 2, 1—102. Vgl.
Jahreaber. II, 2, 158«. — 4) Z. Gesch. d. Stadt R., ibid. 1, 43—141. — 5) 8. o. S. 20«.
6) WeetßL Za. 1, 38, 1, 21—42. — 7) Ibid. S. 142—148. — 8) Ibid. S. 156—178. —
9) Hau». GeechichtebL IV (1879). Leipc. 1880. S. 51—65.
11,128 xv- ß- Döbner:
•
ein Bild. Durch zwei Recesse von 1430 und 1450 wurde die Vertretung
der kleineren Städte durch die gröfseren bei den Hansatagen geregelt Im
Nieder stifte sammeln sich um Coesfeld und Warendorf die beiden 'up'm
Brahm' und 'up'm Drein' genannten Quartiere. Zur Beurteilung der Stellung
der übrigen Städte Westfalens zur Hansa dient ein Protokoll des Quartier-
tags zu Niederwesel vom J. 1554. Danach zerfiel Westfalen in 8 Quartiere
welchen wieder kleinere Städtegruppen sich unterordneten.
Bisher ganz übersehen ist das lippesche Adelsgeschlecht ?. Quaditz.
das dem Bürgerstande in Lemgo entsprossend und ursprünglich Waltering
heifscnd, in Urkunden von 1393 an vorkommt, bis es 1531 oder 32 aus-
starb; seine Lehen kamen durch eine Tochter an das Geschlecht von Bark-
hausen. ]) — Ein anderes lippesches Adelsgeschlecht ist das nach seinem
Gute benannte v. Iggcnhausen. Es erscheint von 1280 bis ca. 1516, wo
es ausstarb. Sein Gut kam gleichfalls durch eine Tochter an die Familie
von Exterdc und dann an die von Blomberg2).
Für Ostfriesland ist das 'ostfriesische Urkundcnbuch'3) fortgesetzt
in dessen Nummern 895 — 1674 bis jetzt die JJ. 1471 — 1500 umfafst sind
Mit der Abteilung 'Ostfriesland und Harlingerland'4) gelangten Wilh. Mit
hoffs 'Kunstdenk male und Altertümer im Hannoverschen' zum Abschlufs
Der Einleitung über die Geschichte des Landes folgt wie in den früheren
Bänden eine kurze Überschau über den Bestand an Denkmälern ; im Vergleich zo
den übrigen Teilen der Provinz sind hier nur wenige Beste alter kirchlicher
Bauten zu verzeichnen. Der vorliegende Band enthält ausser Berichtigungen
und Zusätzen ein Ortsregister zu allen 7 Bänden und schliefst mit einer
kurzen Darstellung der hauptsächlichsten Denkmale der Provinz sowie der
verschiedenen Richtungen der Künstler; eine Übersichtskarte bringt die Ver-
teilung der verschiedenen Baustyle zur Anschauung. Der Energie und Hin-
gebung eines einzelnen Mannes hat so Hannover ein Werk zu danken, wie
es in anderen Provinzen durch gemeinsame Arbeit des Staates mit den
wissenschaftlichen Vereinen angestrebt wird. — Die Entstehung des Dollart
1277 und 1278 ergiebt sich aus einer Spezialabteilung auf Th. Lindner 8
erwähnter Karte. 5) Unter Herbeiziehung von Handwerker-Rechnungen und
Akten behandelt Schned ermann die Geschichte des Emdener Rathauses6)
und sucht die luxuriöse Anlage des Baues damit zu erklären, dafs man
einen grofsen Teil der Räume verpachtet habe. Einige kleinere Aufsätze
über ältere Orgeln 7) (1400 — 1560), über einzelne Kirchenbauten 8) und einen
Münzfund bei Oldeborg9) im Amte Aurich, welcher Silbermünzen einiger
Häuptlinge des XV. Jh. zu Tage förderte, wird es gentigen, erwähnt zu
haben.
Einer eingehenden Untersuchung unterzieht Fr. v. Alten die 'Bohlwege*
(Römerwege) im Herzogtum Oldenburg10) und stellt die Gründe zusammen,
aus welchen diese Moorüberbrückungen jetzt allgemein als die 'pontus longf
1) J. Qf. v. Ooynhausün, Dtech. Horold XL 57. — 2) Ibid. S. 129. — 3) Hng. v<m
E. Friedländer. Jl. Lief. 1—4. (S. 1—480), Emden, Haynel. — 4) Bd. VII. Mit Schluß-
wort, Übersichtskarte u. Ortaregister zu Bd. I — VII. Hannover, Uelwing. 242 S. gr. 4*. —
6) S. o. S. 120". — 6) Z. Gesch. d. Emder Rathauses. Emdenor Jahrb. S. 24—34. —
7) Fr. Sunderraann, Ostfries. Monatsbl. f. provinz. Interessen (v. A. E. Zwitzors), VIII,
104—114.— 8) Ibid. S. 24-29. 53- f>6. — 9) Tergaat, Emder Jahrb. 8. 63. Weniges
von Wert bieten C. P. Hansens 'Beiträge z. den Sagen, Sittonregeln, Kochten u. d. Gesch.
d. Nordfriescn'. M. e. Selbstbiogr. Deezbüll, Moje. X, 166 S. Vgl. u. Kap. XV11I. —
10) Oldonb., Stalling. 1879. 24 S.
Obersachsen, Thüringen, Hessen. 11,129
der Römer (Tac. Ami. I, 63) angesehen werden. In den einzelnen Linien,
weiche im Texte and mit Hilfe von 2 Karten zur Darstellung kommen, lälst
sich eine durchgehende Richtung dieser Anlagen von Westen nach Osten
verfolgen.
Wesentlich das Gebiet der ehemaligen Herzogtümer Bremen und
Verden betrifft B. Schröders Nachweis, dafs die ersten Ansiedelungen von
Holländern im Bremenschen 1106 auf dem rechten Weserufer in der Nähe
von Bremen und 1142 im Stedingerland erfolgten. Von Stade aus wurden
das Alte Land, das Land Kehdingen und Hadeln, das Neue Land dagegen
erat 1296 durch Herz. Otto v. Braunschweig kolonisiert. Der Vf. vergleicht
den Gang der Entwicklung in den wendischen Landen und giebt einen Überblick
über die innere Verfassung der Kolonisationsgebiete.1) — Ein in nieder-
deutscher Übersetzung erhaltenes Weistum über die Rechte und Einkünfte
des Pfarrers von Bederkesa von 1339 *) veröffentlichte W. v. Bippen.
Am Schlüsse bedarf es nur eines Hinweises darauf, wie wichtig auch für
Niedersachsen die in regem Fortgang begriffenen Publikationen der Hanse-
rezesöe und des hansischen Urkundenbuchs sind.3)
XVI.
H. Ermlsoh.
Obersachsen, Thüringen, Hessen.
Von Quellenpublikationen zur mittelalterlichen Geschichte unsrer Gebiete
ist im J. 1880 nur wenig erschienen. Joh. Müller veröffentlicht als An-
fing eines vogtl&ndischen Urkundenbuchs Urkunden zur Geschichte Plauens
und des Vogtlandes aus den J. 1122 bis 1302 teils vollständig, teils in
ausführlichen Regesten; seine Hauptquelle bildet das Hauptstaatsarchiv zu
Dresden, einzelnes hat er aus den Archiven zu München, Gera, Schleiz,
Altenburg, Weimar, Gotha, Marburg und Prag, während das Deutschordens- <
^"chiv zu Wien u. a. noch nicht ausgebeutet werden konnten.4) Über das
älteste hier mitgeteilte Dokument, eine Urk. des Bischof Dietrich v. Naum-
burg von 1122, giebt Alberti einige Erläuterungen.6)
K. Regel teilt drei das Hospital zu Gotha betreffende Dokumente (eine
Urkunde des Gf. Friedrich v. Rabenswald für die Lazarusbrüder zu Brauns-
rode von 1279, einen Zinsbrief von 1421 und einen Schiedsspruch wegen
des Hofes Kupfersuhl von 1456) mit und fügt zahlreiche sprachliche An-
merkungen bei.6)
Von grofsem Interesse sind die von Opel veröffentlichten umfangreichen
1) D. ndrländ: Kolonieen in Norddtechl. z. Z. d. MA. (Samml. wiaaennchaftl. Vorträge v.
Jjchow u. t. Holtzendorff. No. 347.) Berl., Habel. 48 S. Vgl. S. 69* u. Kap. XIX. —
?) Brem. Jahrb. XI, 162— 167. — 3) S. u. Kap. XXI. — 4) Mitt d. Altertumaver. z. Plauen
l;V°gtl. 1876—1880. 8. 1— CX1I. — 5) Ibid. S. 1—19. — 6) Einige Urkunden aus
1 Hotpitalarch. zu G. Ztochr. d. Vor. f. Tbüring. Gesch. u. Altertokde X. (N. F. II), 233 ff,
HUtoriaohe Jahresberichte. II. 1880. 3
11,130 XVI. H. Ermisch:
Denkwürdigkeiten des Hallischen Ratsmeisters Marens Spittendorf,1) am so
mehr, als mittelalterliche Städtechroniken in den Gegenden, die unser Referal
zu behandeln hat, bekanntlich selten sind. Spittendorf gehörte einer an-
gesehenen Familie der Pfännerschaft an, jenes hallischen Patriciats, da*
lange Zeit die Verwaltung der Stadt allein in den Händen hatte, bis seit
1427 die demokratischen Elemente, Zünfte und Gemeinheit, mehr unc
mehr die Oberhand gewannen. In dem Kampfe zwischen beiden Par-
teien, der das ganze XV. Jh. füllt und schliefslich 1478 zum Untergang«
der selbständigen Verfassung der Stadt führte, spielte Sp. als Führei
der Pfännerschaft eine hervorragende Rolle, und seine sehr ausführlichen
tagebuchartigen Aufzeichnungen, welche die J. 1474 — 1479 umfassen, teil-
weise gleichzeitig, teilweise nachträglich niedergeschrieben sind and vie
urkundliches und briefliches Material enthalten, spiegeln die Geschichte
jener Tage in der lebendigsten Weise wieder; neben dem politischen baber
sie auch hervorragenden verfassungs- und kulturgeschichtlichen Wert. Die
Ausgabe, zu welcher drei Handschriften benutzt werden konnten, ist eine
sehr sorgfältige und mit zahlreichen kritischen und sachlichen Anmerkungen
ausgestattet; besonders dankenswert ist die ausführliche Einleitung, in welcher
0. nicht nur über Spittendorf und sein Werk, sondern namentlich auch über
die Verfassung des Rates und der Pfännerschaft ausführlich Auskunft giebt.
Unter den Beilagen, die verschiedenes Material zur Geschichte der Stadt
Halle von 1473—1480 bringen, heben wir besonders die Ratslinie von 1401
bis 1472 hervor. Fed. Bech hat das Werk mit einem Glossar versehen,
Andere 'chronikalische Aufzeichnungen zur Geschichte der Stadt Halle'
(1464—1478, 1488, 1500—1512) teilt Wächter aus einer Hds. der Stadt-
bibliothek zu Magdeburg mit:8) kurze, von Verschiedenen, meist wohl Zeit-
genossen, berührende Notizen annalistischen Charakters, unter denen die Nach-
richten über die Gerichtsbarkeit in Halle und über die Streitigkeiten wegen
derselben zwischen Rat und Erzbischof am interessantesten sind. — Über
die gesamte kirchliche Organisation Thüringens wie insbesondere auch über
die materielle Lage der sehr zahlreichen Geistlichkeit des Landes im An-
fange des XVI. Jh. orientiert das nach Archidiakonaten und Diakonaten ge-
ordnete Verzeichnis der Beiträge, welche der thüringische Klerus, soweit ei
der Mainzer Erzdiöcese angehörte, im J. 1506 zur Deckung der Kosten für
die Erwerbung des Palliums und Inthronisation des neuen Erzbischofs Jakob
zu leisten hatte. Auszüge daraus hatte Stephan schon früher mitgeteilt, und
danach hat es Böttger für sein Buch über Diöcesan- und Gaugrenzen be-
nutzt. Jetzt liegt durch U. Stechele3) ein vollständiger Abdruck vor, dei
mit einer orientierenden Einleitung, aber leider mit keinem Register versehen
ist. Auch für die Geschichte der Bodenkultur ist das Verzeichnis wichtig.
Einige Beiträge zur thüringischen Historiographie hat C. Wenck geliefert
indem er auf Grund der Entdeckung, dafs Konrad v. Halberstadt eine bü
1338 reichende Rccension des Chronicon Sampetrinum benutzt hat, ver-
schiedene Textverbesserungen zu letzteren macht.4) Mehrere andere Mitteilungen
Wencks betreffen das Alter der neuerdings Bd. XXIV. der Monumenta Germ,
hist. abgedruckten 'Historia brevis prineipum Thuringiae* und bringen Er-
1) Denkwürdigkeiten d. hall. Ratsmeisters Sp. Hrsg. v. d. hist Kommisa. d. Fror.
Sachs. Halle, Hendel. XL VIII, 582 S. (A. u. d. T. Geschichtsquellen d. Pro?. Sachs. XI)
— 2) Nene Mitt. ans d. Gebiet hist.-antiqu. Forsch. XV 84 fg. — 3) Begistruni robtidii
clero Thuringiae anno 1506 impositi: Zschr. d. Ver. f. Thür. Gesch. X (N. F. IL) H. 1. —
<*) S. o. S. 50».
Obersachsen, Thüringen, Hessen. 11,131
gänzungen und Berichtigungen zu des Yf.s Schrift über die Entstehung der
Beinh&rdsbrnnner Geschichtsbücher;1) auch veröffentlicht er einige Excerpte
aas einer Niederschrift der Reinhardsbrunner Annalen, welche sich in einer
vatikanischen Handschrift (No. 507 der Bibliothek der Königin Christine)
finden. *)
Das Sammelwerk über die älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz
Sachsen, welches die historische Kommission dieser Provinz herausgiebt,3)
ist zu dem Kreise Weifsenfeis4) fortgeschritten; ein numismatisches Quellen-
werk finden wir auf dem Gebiete der mittelalterlichen und neueren Ge-
schichte Hessens forrgesetzt. 6)
C. Frh. v. Kellers 'Genealogische Tafel des Hauses Wettin ernesti-
nischer und albertinischer Linie76) hat nicht viel selbständigen Wert. Dasselbe
ist der Fall mit A. Fleischmanns Abrisse der Geschichte des Hzgt. Coburg
von den ältesten Zeiten bis ins XVIII. Jh.7) Die Allgemeine deutsche
Biographie8) bietet zur hessischen Geschichte verschiedene Beiträge von
A. Wyfe,9) zur meifsnisch-thüringischen von Th. Flathe 10) und von E. Win-
kelmann (Ldgf. Hermann v. Thür.), zur reussischen von F. Holtze;11)
letzterer hat auch archivalisches Material benutzt
In die älteste Zeit führen uns die Bemerkungen von Gröfsler über
ein im Herbste 1878 bei Rothenschirmbach (Kr. Querfurt) aufgedecktes
Plattengrab li) sowie einige Mitteilungen von G. v. Röfsler18) und G. Wolff14)
über Auffindung römischer Bauwerke in der Gegend von Hanau.
Umfangreicher ist A. Werneburgs15) Arbeit, der den Nachweis zu
fahren sucht, dafs nicht, wie bisher meist angenommen wurde, beim Be-
ginne der christlichen Zeitrechnung die Hermunduren in den Landen zwischen
Harz und Thüringer Wald gesessen haben, sondern die Cherusker. Es ge-
schieht dies an der Hand der Nachrichten über die Feldzüge der Römer in
Deutschland seit Cäsars Zeiten; der Verfasser kommt zu dem Resultat, dafs
diese Züge, namentlich die des Germanicus, in der Hauptsache gegen die
mittlere Weser gerichtet waren, dafe hier die Cherusker den Römern ent-
gegentraten und dass diese zwischen Weser und Unstrut, also im nördl.
Thüringen, gewohnt haben. Weiterhin sucht er die namentlich von Zeuis
1) S. Jahresber. I, 253. — 2) Z. Krit d. Reinhardsbr. Historiographie, s. o. S. 50*. —
3) S. Jabresber. II, 2, 159. — 4) Beschreib. Darstell, d. älteren Bau- u. Kunstdenkmälor d.
JW Sachs. 3. Heft Unt. Mitwirk von H. Otte, bearb. t. G. Sommer. Halle, 0. Hendel.
*) C. Hoffmeister, Histor.-kritische Beschreib, aller bis jetzt bekannt gewes. hess. Münzen,
**hdl)en u. Marken in genealog. - chronolog. Folge. Bd. IY nebst dem in 2. Aufl. vorge-
foicklen m Bde. gr. 4°. flannov., Mayer. XXIV, 456 S. gr. 4. — 6) Genealog. Tafel d.
^Wirten Hauses W. einest, u. albert. Linie. Leipzig 1878/1879. — 7) Zur Gesch. d.
H*gt Sachsen-Coburg m. Berücksichtig, d. Gesch. d. Gesamthauses Sachsen u. Prinz Friedrich
J°«ia» v. Cob.- Saalfeld, kaiserl. öster. u. d. deutsch. Reichs Goneral-Feldmarschalls. Vor-
lag»» gehalten im Kunst- u. Gewerbe- Ver. zu Cob. Hft. 1. Hildburghausen , Kesselring.
VI, in S. — 8) Bd. XI u. XII. — 9) Landgfen Heinr. 1., II. u. III., Herrn, d. II. <L
Gelehrte u. Herrn. IV. — 10) Heinr. I. y. Eilenburg; Burggraf Heinr. I. v. Meifsen, Heinr. d.
firlwehte. — 11) Heinr. d. Fromme, d. Reiche u. a. — 12) Neue Mitt. a. d. Gebiet hist-antiqu.
*w«h. XV, 226 ff. — 13) Ausgrabungen am Salisberg, Mitteil. d. Hanauer Bezirksver. f. hess.
hxh. u. Landeskde. No. 6. 8. 193 ff. 14) Rom. Wasserleitungen in d. Ümgeb. y. Hanau:
rtwL S. 198 ff. Nachträglich seien hier erwähnt Ton A. Duncker, Ausgrabungen am Pfahlgraben
i,n Balauwalde und bei Rückingen (Korrespondenz^, d. Gesamtrer. XXV 11, (1879) 44 ff.),
** Resultate einer Ausgrabung im römischen Co horten kastei 1 *Altonburg' bei Rückingen am
!$• April 1879 und das jüngste Stadium der mittelrheinischen Limesforschung, Mitt an d.
Glieder d. Ver. f. hess. Gesch. u. Landesk. (1879). II, 14 ff, wozu vergl. Jahresber. II,
2, 131 f. — 15) D. Wohnsitze der Cherusker u. d. Herkunft der Thüringer. Jhrbb. d. Kgl.
Akt gemeinnütz. Wissen seh. zu Erfurt. N. F. Hft. 10, 1 ff.
11,132 XVL H. Ermiach:
behauptete Identität der Hermunduren mit den spätem Thüringern zu wider-
legen: neben sprachlichen Bedenken macht er besonders geltend, dafe di<
Hermunduren nicht das ganze Gebiet des jetzigen Thüringen besessen, son
dem nur südlich vom Thüringer Walde gewohnt haben, dafs andrerseits dai
Reich der Thüringer, wie es im V. u. VI. Jh. bestanden, nicht bis zur Donai
gereicht, sondern nur die nördlichen Teile Thüringens umfafet habe; hie
sollen sie sich nach Besiegung der Anglier und Yariner, welche die Wohn
platze der Chemsker eingenommen hatten, niedergelassen haben. Auf di<
Frage nach der eigentlichen Herkunft der Thüringer weifs auch Weraeburj
nur mit der Hypothese zu antworten, sie hätten ihren Namen von frühen
Wohnsitzen in der Schweiz an der Thur. Mit Ortsnamen, auf die Werne
bürg seine Ausführungen hauptsächlich, stützt, besonders mit thüringische]
beschäftigt sich auch der Aufsatz eines ungenannten Verfassers.1) Ein Urtei
darüber müssen wir den Sprachforschem überlassen. Dasselbe ist der Fal
bei H. v. Pfisters 'Chattischer Stammeskunde,,i) in welcher der Versucl
gemacht wird, die Grenzen des 'echten chattischen' Gebiets, für welches da
Vf. den Hessengau u. Buchonia (Fulda), Ober- und Niederlahngau, Wetter«
und Untermaingau in Ansprach nimmt, zu bestimmen. Er stützt sich Hast
ausschließlich auf mundartliche Belege; seine Resultate weichen vielfach vor
den Annahmen Spinners, auch von den Untersuchungen Landaus über di<
Wettereiba und den fränkischen Hessengau u. a. ab. — Einen beachtens-
werten Beitrag zur historischen Geographie der Oberlausitz bietet Schön
wälder in einem Aufsatze, der sich mit den durch die Oberlausitz im Mittel
alter führenden Strafsenzuge beschäftigt;8) auch Strafsenzwang, Zölle, Wege
bau, die Mafsregeln zur Sicherheit der Strafsen und dgl. finden Beachtung
Die von H. Gebhardt begonnene populäre, aber nicht ungeschickt«
Darstellung der Kirchengeschichte Thüringens4) geht in der vorliegenden erstei
Hälfte bis zur Reformation; J. Scheu ff ler5) behandelt die kirchliche Ein
teilung der Bistümer Meifsen , Merseburg und Naumburg während des Büttel
alters; von ihm wie in gedrängter Kürze von W. Haan6) ist die Einteilunj
des Bistums Meifsen wiedergegeben, hauptsächlich nach der in der 'Serie
abbatum Misnensium' von Calles abgedruckten, aus dem XIV. Jh. herrührende]
Matrikel, deren Wesen und Entstehung Knothe7) gründlich behandelt.
Ludwig d. Bärtigen glaubt A. Grofs8) gegen Enochenhauer und Poss<
für einen Einwanderer fränkischen Geschlechts halten zu müssen. Ausgehen!
von der durch Wenck9) vertretenen Ansicht, dafs die Schrift 'De ortu prin
cipum Thuringie' die älteste und wertvollste Form der Reinhardsbrunnei
Überlieferung sei, sucht er dann gegen Wenck nachzuweisen, dass die beidei
bekannten, von Menzel und Steindorif als Fälschungen erwiesenen Kaiser
1) Üb. dtach. Ortsnamen m. besond. Beziehg. auf Thür. Jahrb. d. Kgl. Akad. gemeinnfiü
Wissensch. zu Erfurt. N. F. Hft 10, S. 143 ff. — 2) Volkstümliche, sprachliche and gc
Achichtliche Arbeit. M. genauer Karte d. stammheitlichen Gebiet« sowie d. sechs chatt Gant
Kassel, Huhn. XII, 195 S. — 3) D. hohe Landstrafse durch d. Oberlausitz L MAlter. S
Laus. Magaz. 56, 342 ff. — 4) Thüring. Kirchengesch. , seinen Landsleuten erzählt. 1
Gotha, Perthes, 1879. 1880. VI, 396 S. — 5) D. kirchl. Eint Sachsens im J. 1342 in
ihr Verhältnis zur Ephoral-Einteilung von 1529 bis 1879, Amtskai. f. evang. Geistliche
Königr. Sachsen auf d. J. 1880. S. 75 ff. — 6) D. Episkopal-, Konaistorial- u. Dioeeau
Verfaas. i. damal. KurfUrstent. u. jetz. Königr. Sachsen vor u. seit Einfuhr, d. Reform, bc
zur Neuorganisation d. ehemal. sachs. ovang.-luth. Kirchenbehörden, sowie Neuarrondierung <U
Diöccson nach hoher Landeskonsistorial-Verordn. d. d. Dresden 2. Norember J878, kirche*
«tat. dargestellt. Dresden. — 7) Untersuchungen üb. dio Meiisner Bistumsmatrikel soweit sie «
Oberlausitz betrifft. N. Laus. Magaz. 56, 278 ff. — 8) S. o. S. 321. — 9) VgL Jahresber. I, ZU
Obersachsen, Thüringen, Hessen. 11,133
Urkunden von 1039 und 1044 dem Verfasser jenes Schriftchens bereits vor-
gelegen haben. Die Geschichte dieses Hauses betrifft noch die Übersetzung
der vom Gfh. Montalembert verfafsten und bereits 1838 erschienenen
Biographie der h. Elisabeth.1)
Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte der Wettiner haben, abgesehen
Ton einem nichts Neues bietetenden Aufsatz von 0. Moser,*) G. Wenck
and Refer. gegeben. Wenck behandelt auf Grund des gesamten Quellen-
materials und der neueren Litteratur eingehend die Kämpfe zwischen Albrecht
d. Stolzen und seinem Bruder Dietrich d. Bedrängten und die Politik Her-
manns von Thüringen bis zum Tode Albrechts und verfolgt die politische Ge-
schichte Dietrichs darüber hinaus bis zum Tode König Heinrichs VI.3) Ich
habe, abgesehen von einer kleinen Mitteilung über einen Besuch, den König
Peter von Cypern 1364 auf seiner Rundreise durch Europa dem Markgrafen
Friedrich d. Strengen zu Meifeen abstattete (nach dem Gedichte des Guil-
laume de Machaut: La prise d'Alexandrie),4) die Politik des Kurf. Ernst
und Herzog Albrechts Georg Podiebrad gegenüber während der J. 1464
bis 1468 einer eingehenden Untersuchung unterworfen.5) Ebenfalls in die
Zeiten des Königs Georg führt uns ein Prozefs zwischen dem Domkapitel zu
Bautzen und Nickol von Panewitz wegen des Dorfs Zschornau, auf welches
der letztere von Georg eine von der Kirche für ungiltig erklärte Lehensan-
wartschaft erhalten hatte; der Prozefs, dessen Akten abgedruckt werden,
dauerte bis 1480.6) Hier mögen auch Th. D ist eis Mitteilungen über einen
Orgelbauer der Herzöge Ernst und Albrecht Namens Antonius und einen
gegen denselben geführten Prozefs Erwähnung finden.7)
Reich ist wieder die Lokalgeschichte unserer Gebiete vertreten.
K. Gau t seh8) hat auf Grund fleifsiger archivalischer Forschungen besonders
im Hauptstaatsarchiv zu Dresden die mittelalterliche kirchliche wie politische
Geschichte derjenigen Landesteile, Herrschaften, Ortschaften und Schlösser
verfolgt, die im Bereiche der jetzigen sächsischen Schweiz liegen, in ältester
Zeit znm Gau Nisani , dann meist zu Böhmen gehörten, bis sie als böhmische
Lehen an Markgr. Wilhelm I. kamen; das Lehnsverhältnis erlosch erst 1506.
*kcht viel Neues enthält namentlich der 3. Abschnitt, der über die ältesten
Ortsbeschreibungen handelt und das topographische Material verwertet, das
10 den als Anhang mitgeteilten Belegurkunden, besonders in einer Tausch-
Urkunde über die Herrschaft Wildenstein von 1461, enthalten ist.
Baugeschichtliche Untersuchungen über den Freiberger Dom veröffent-
**cht R. Börner,9) seine Resultate weichen vielfach von denen Heuchlers ab.
1^ 1) D. Leben d. h. Elisab. von Ungarn , Landgrfin. v. Thür. u. Hessen. Übern, v. J.
j***- 8tidler. M. e. Vorw. v. K. Joh. Greith. Mit 1 Farbendr.-Bild. u. 126 Holxschn.
2**uiedeln, Bennger. Lf. 1—9. XVI n. 8. 1—240. 4. Da» Original liegt in dem bei
r**me in Tonn erschienenen Prachtwerk (ayec une preface do L. Gautier, XXII, 551 S.) in
^- Aufl., die billigere Ausg. (Paria, Bray et Retaux, 725 S.) in 17. Aufl. vor. — 2) D.
***oits8che u. ihre Burg, Leiflz. Zeit, Wiss. BeU. S. 412 ff. — 3) Ein meifan. Erbfolge-
***eg *• Ende des XII. Jh. Zachr. d. Ver. f. Thüring. Gesch. X. (N. F. IL) 8. 183 ff. —
*> Ermiscba N. Arch. f. Sächa. Geach. u. Altertkde. I, 184 ff. — 5) H. Er misch, Studien
*• Gesch. der aacha.-bdhm. Beziehungen i. d. J. 1464—1468, ibid. 8. 209 ff. — 6) Edel-
mann, e. Rechtsstreit aus d. XV. Jh. Beitr. z. Geach. d. Oberlaus. Rechtsverfasa. N.
**«■. Magai. 56, 201 ff. — 7) v. Webera Arch. f. d. Sächa. Gesch. N. F. VI, 351 ff. —
&) Älteste Geach. d. sächs. Schweiz, nebst den frühesten topograph. Nachrichten. Nach
*chml. Quellen. Dresden, Fr. Axt 123 S. — 9) Geachichtl. - architekton. Forach. am
*teib. Dom. lütt Ton dem Freiberger Altertumsrer. Heft 16, 87 ff.
11,134 XVI. H. Erniisch:
Die goldene Pforte, deren Skulpturen neuerdings an A. Springer einen
ebenso geistvollen wie gelehrten Interpreten gefunden haben, *) soll nach B.
erst um 1250 entstanden sein. Neben verschiedenen neu aufgefundenen
Resten der romanischen Bauperiode wird eingehend die Baugeschichte der
Mitte des XVI. Jh. entstandenen kurfürstlichen Begräbniskapelle behandelt.
Eine Anzahl kleinerer Mitteilungen zur Geschichte der Stadt Freiberg geben
Hingst8) und Rachel.3)
Eine fleifsige ortsgeschichtliche Arbeit ist die Geschichte des Dorfes
Plauen bei Dresden von Hantzsch.4) Dagegen haben die kleinen Schriften
von Rohmann über Tharandt5) und von Cl. Fleischer über Bittmitz bei
Ostrau im Amte Döbeln6) nur geringen Wert
Zur Ortsgeschichte des alten Eurkreises haben wir aufser einer kurzen
Mitteilung über ein Stadtbuch von Eilenburg aus dem XV. Jh.7) das haupt-
sächlich aus den Materialien des dortigen Ratsarchivs geschöpfte, fleifsige
und brauchbare Schriftchen von Knabe über die altere Geschichte der Stadt
Torgau 8) und eine Zusammenstellung geschichtlicher Notizen über verschiedene
Nachbarstädte Torgaus von K. H. Petri,9) welche allerdings für die älteren
Zeiten keinen und für die späteren geringen Wert hat.
Die Oberlausitz betrifft ein gründlicher Aufsatz von H. Knothe 10) über
die ältere Geschichte des Städtchens Weifsenburg (bis ins XVII. Jh.). Nicht
vorgelegen hat uns eine Chronik von Schreibersdorf.11) E. Eckardt1*) behandelt
nach einleitenden Abschnitten über die Lage von Glauchau und die ersten
Ansiedlungen daselbst zunächst ziemlich ausführlich die Geschichte des Hauses
Schönburg und geht dann zu einer topographisch-statistischen und historischen
Beschreibung der Stadt über. Der wissenschaftliche Gehalt der Arbeit ist
nicht erheblich, immerhin aber noch gröfser als der, welchen die Gelegen-
heitsschrift von A. B. Hanschmann über die Stadt Waidenburg18) in An-
spruch nehmen kann.
Aus Ed. Beyers 'Beiträgen zur Geschichte des Zinnbergbaues in Böh-
men und Sachsen' 14) sind besonders die Angaben über die Zinnwerke in
Altenberg hervorzuheben.
Joh. Müller teilt einiges aus der älteren Schulgeschichte der Stadt
1) Üb. d. Quellen d. Kunstdarstellungen im M.-A. : Borichte üb. d. VerhandL d. k. sich*.
Gesellsch. d. Wies, zu Leipzg. Philol.-hist Kl. 1879. I. U. S. 1 ff. (Tgl. besonders S. 30
— 40.) — 2) D. Verheerungen d. Pest im Erzgebirge, besonders in u. um Freiberg. Mitt
t. d. Freiberg. Altertumsverein, H. 16, 1 ff. ; Minnesänger im Meifsnischen, ib. S. 55 ff. Di«
Kunecken (Kuncken) zu Freiberg, ib. S. 58 ff.; Apotheke in Freiberg 1294, ib. 8. 6J l
Freibergs Vorsicht in Pestzeiton, ib. S. 63. — 3) Woher stammt Heinr. v. Freiberg? fl>-
S. 56 ff. — 4) Nach d. Quellen. Plauen b. Dresden, im SelbstverL — 5) Chronik t. Tt
nebst Gesch. d. alten Schlosses u. dessen ehemaliger Bewohner. Tharandt — 6) Geschieht!.
Nachrichten v. Rittm. £. Festschrift z. 400jährigen Jubelfeier d. Begründung kirchL Yer-
hältnisse in R. am 19. Sept 1880. Dresden. — 7) L. Kor th, Üb. ein Eilenb. StadtbacL
Ermischs N. Arch. f. Sachs. Gesch. etc. 1, 280 ff. — 8) Q, Stadt T. bis z. Zeit d. Reform.
Nach d. Urk. zsgest Torgau, Jacob. — 9) Gesch. d. Nachbarstädte T. : Annaburg, Beigern, Don-
mitzsch, Düben, Eilenburg, Prettin, Schildau, Würzen. Geschichtl. Skizze. Torgau, Jacob.
78 8. — 10) v. Webers Arch. f. d. Sachs. Gesch. N. F. 6, 327 ff. — 11) Beinh. Reich,
Kurzgefafste Chron. v. Sehr., Kreis Lauban. Nach vorhand. Quellen bearb. Selbstrerl. —
12) Chronik v. Glauchau. E. hist Beschreib, d. Stadt, verbünd, m. e. Jahrbuche Üb. &
wichtigsten Ereignisse u. einer Gesch. d. Hauses Schönburg. Lief. 1 — 8, S. 1 — 64. Glauchau»
Peschke. — 13) Kurze Chronik d. Stadt W. u. d. fürstl. Hauses Schönburg- Waldenb. Z.
1. Male chronolog. nach älteren Quellen zsgestellt Waidenburg. (Glauchau, Peschke). 66 8,
— 14; Östr. Zschr. f. Berg- u. Hüttenwesen XXVIII. u. sep., Wien, 35 S.
I
Obersachsen, Thüringen, Hessen. II 135
Plauen im Vogtlande (bis ins XVI. Jh.) mit;1) aus den reichen Materialien
des Egerer Stadtarchivs beleuchtet H. Gradl') die Fehde, welche Heinrich
von Plauen 1450 — 1454 mit der Stadt Eger führte und die mit der Invasion
der Egerer im Vogtlande und der Einnahme des Schlosses Borschengrün
J452 ihren Höhepunkt erreichte.
Nach Thüringen führen uns einige kleinere Mitteilungen Körners
über Veitsberg und St. Veit, die Klöster Mildenfurt und Cronschwitz.3)
Witsch el giebt eine neue Erklärung des Ortsnamens Eisenach (= Eisbach).4)
Dreizehn Urkunden zur Geschichte der Stadt Erfurt aus den dortigen
städtischen und Kirchenarchiven und dem Magdeburger Staatsarchiv hat W.
Scham veröffentlicht;6) die älteste ist aus dem J. 1241, auch die übrigen
gehören sämtlich dem Mittelalter an mit Ausnahme der letzten, welche eine
X 525 vom Rate zu Erfurt an Luther gerichtete Bitte um Begutachtung der
von der aufrührerischen Bürger- und Bauerschaft überreichten 28 Artikel
enthält und den Herausgeber zu einem Exkurs über den Verlauf dieser Ver-
handlungen veranlagt hat. Die Schrift v. Tettaus6) über Erfurt, in 2.
umgearbeiteter Auflage erschienen, erhebt sich über das Niveau eines ge-
wöhnlichen mit historischen Notizen ausgestatteten Führers. Weifsenborn
ftgt seinen früheren Mitteilungen über die Stiftung des Amplonius de Fago
*a Erfurt7) noch drei Dokumente aus den J. 1423 und 1433 und eine Mit-
teilung aus dem in Dresden befindlichen Statutenbuche der Stiftung bei.8)
*2ur Geschichte des Schlosses Mühlberg', einer der drei Gleichen, und seiner
alten Besitzer, sind Notizen von C. Chi. von Reitzenstein und von Werne-
*>Urg veröffentlicht worden; beide bestreiten die Annahme von Hesse, nach
Welchem die Meinharde aus dem Hause der Grafen von Orlamünde stammen
sollen.9) P. Mitzschke setzt seine fleifsige Sammlung der Inschriften,
Welche sich zu Naumburg in Kirchen und an Häusern finden, fort.10)
Über das Augustinerkloster zu Sangerhausen macht Cl. Menzel be-
sonders nach Urkunden des dortigen Ratsarchivs einige Mitteilungen.11) Ein
Beitrag zur Erforschung der Wüstungen sind die Angaben von Rot he über
Untergegangene Dörfer im Kreise Zeitz.12)
Zur hessischen Ortsgeschichte sind neben den kleinen Mitteilungen
Von F. v. Gilsa zu Gilsa über das Centgericht Bulenstrud13) ein Aufsatz
Von Schmincke über Schlofs Boyneburg14) von seinem ersten Auftreten im
Anfange des XII. Jh. bis zu seiner Zerstörung 1657 und über die Ganerben,
die darauf safsen, sowie einige Mitteilungen von Rübsam über die Fuldaer
Handschriftenbibliothek lft) und eine 1306 von der Subpriorin des Frauen-
klosters zu Kreuzburg n.-w. von Eisenach, Clara v. Gatterstedt, gemalte Ab-
bildung aller Fuldaer Äbte16) zu nennen.
1) D. Anfänge d. Schulwesens in Fl. Mitt d. Altertumsver. z. Plauen i. V. 1875 — 80.
S. 31 ff. 2) Eger u. Heinr. v. PL 1451 bis 1454: Mitt. dos Ver. f. Gesch. d. Deutschen
i. Böhm. XIX, 198 ff. — 3) Z. lokal. Kirchen- u. Klostergesch. d. Elsterthales. Sachs.
Kirchen- n. Schulblatt. No. 14 u. 15. — 4) D. Name d. Stadt Eis., N. Mitt aus d. Gebiet
hist-antiqu Forsch. XV, 42 .ff. — 5) Acta varia Erfurtina inedita, ibidem S. 177 ff. —
6) Erl in s. Yergangenh. u. Gegen w. Histor. -topograph.-statist Führer durch d. Stadt.
Erfurt, Villaret — 7) Jahresber. I, 259. — 8) D. Urkk. z. Gesch. dos M. Amplonius de
Fago aus Rheinbergon. Mitt d. Vor. f. d. Gesch. u. Altertskde. v. Erf. H. 9, 129 ff. —
9) Mitt d. Erfurt. Ver. S. 185 ff. — 10) Naumb. Inschriften gesamm. u. erläut Lf. 1 — 5.
Naomburg 1877—1880. — 11) N. Mitt. aus d. Gebiete hist-antiqu Forsch. XV, 152 ff. —
12) Ibid. S. 214 ff. — 13) Mitt. an d. Mitglieder d. Ver. f. hess Gesch. u. Landesk. 1879.
Heft 4, 17. — 14) Ztschr. d. Ver. f. hess. Gesch. u. Landesk. N. F. VIII, 279 ff. —
15) S. o. S. 1516. — 16) Z. Kunstgesch. d. XIV. Jh., Anz. f. Kunde d deutsch. Vorz.
XXVII. 339.
11,136 XVI. H. Er misch.
W. Junghans bat die Geschichte des Dorfes Langenselbold im Kr
Hanau und des 1108 dort gestiften Klosters behandelt.1) Die neuerdings
mehrfach besprochene, seit 1870 verschwundene Kapelle bei Beltershausen S.-0
von Marburg, welche den Ort der Ermordung Konrads v. Marburg bezeichnet
bespricht E. Wörner') und giebt zugleich einige Notizen zur Genealogi«
des bekannten Ketzerrichters.
In das Gebiet der Adelsgeschichte gehört der Nachweis. J. Albertis,8
dafs die Herrn von Weida sich bis in den Anfang des XU Jh. zurückvei
folgen lassen. Sie waren ursprünglich Reichsministerialen , vielleicht aucl
gleichzeitig Ministerialen der Bischöfe von Naumburg, und treten im XIII. Jl
in den Hang der Nobiles ein, als welche sie im XIV. Jh. von Kaiser u. Beicl
anerkannt werden; gleichzeitig standen sie im Lehnsverhältnis zu den Mark
grafen von Meifsen und den Landgrafen von Thüringen. — Von den Nach
trägen L. F. v. Eber st eins4) zur Geschichte seiner Familie betrifft di
2. Folge die fränkische Linie, die 3. Folge beschäftigt sich hauptsächlich mi
den Ämtern Leinungen und Morungen.
Lommer hat seine Beiträge zur Geschichte der im Saalkreise ansässige]
Adelsfamilien fortgesetzt,6) und über das Geschlecht von Lichtenhain ha
Kirchenrat Lobe in Rasephas eine kleine Arbeit geliefert.6)
Freihr. Schenck von Schweinsberg giebt Nachträge zu einer früherei
Arbeit über die nach Hanau benannten Herrengeschlechter, besonders über di«
Herrn von Dorfelden-Hanau und von Buchen-Hanau.7) Eine Genealogie de
Hanauer Grafenhauses von Kamill v. Behr veröffentlicht mit wertvollen Zu
sätzen R. Suchier,8) der auch einige Nachträge über die Grabmäler de
Grafen von Hanau bringt9) Die Geschichte der Freiherrn von Trimberg
besonders mit Rücksicht auf ihre Stellung als Schutzherrn des Kloster
Schlüchtern, behandelt J. RuHm^nn.10)
Wir weisen schliefslich noch in Kürze auf einen Aufsatz von G. A
Mtilverstedt11) hin, der die heraldische Frage untersucht, in welcher Weis
im Wappen die uneheliche Geburt bezeichnet wurde, und die auf Rothe
Mitteilungen über das dem Apitz, dem unehelichen Sohne des Landgrafe:
Albrecht von Thüringen, verliehene Wappen gestützte Behauptung, dafs di
Behelmung des Wappentieres ein Zeichen unehelicher Herkunft sei, widerlegt
1) Mitt d. Hanauer Bezirksver. f. hess. Gesch. u. Landeskunde. No. 6. S. 82 ff. -
2) S. o. S. 97". — 3) D. ältesten Herron v. Weida. Beitr. z. Gesch. d. Vogtland». Hrs*
vom Gesch. u. Altertsver. zu Schleiz. Gera, Grießbach. 53 S. — 4) Fehde Mangold» i
Eberst zum Brandenstein gegen die Reichsstadt Nürnberg 1516 — 1522. 2. Aufl., zugleich «1
haltend 2. Folge der <Urkundl. Nachträge etc' Dresden (1879); Derselbe, Urkundl. Nach
träge zu d. geschieh tl. Nachrichten v. d. reichsmittel. Geschlechte Eberst v. Eberst auf c
Rhön. 3. Folge. Ebenda. — 5) Beitr. z. Adelsgeschlechtskunde d. Saalkreise», Mitt d. \
f. Gesch. u. Altertskde zu Kahla u. Roda II, 133 ff. — 6) Ibid. S. 209 ff. — 7) Beitr. l
Genealogie d. n. Hanau benannten HerrengeschJ echter, mit einer Übersichtstaf., Mitt d. Hanaue
Bezirksver. f. hess. Gesch. etc. No. 6. S. 23 ff. — 8) Ibid. S. 34 ff. — 9) Weitere» ül
d. Grabmäler d. Gfn. zu Hanau, ibid. S. 58 ff. Vgl. Jahresber. II, 3, 122. — 10) Ibk
S. 1 ff. — 11) Heraldica spuria, Neue Mitt aus d. Gebiet histor.-antiqu. Forsch. XV, 53 1
Österreichische Ländergrappe bis 1526. 11,137
XVII.
P. v. Krone s.
Österreichische Ländergruppe his 1526.
Im Gebiete der sog. prähistorischen Forschung finden sich fast aas-
schließlich Spezialarbeiten vor, deren Inhalt am zweckmäfsigsten bei dem
Überblick der provinzialgeschichtlichen Forschung anzudeuten sein wird. Ihnen
sollen sich die wenigen Aufsätze über Geschichte und Bedeutung der Orts-
namen anreihen.
Von mafsgebender Bedeutung für die mittelalterliche Ethnographie und
ebenso rar die historische Völker- und Sprachenkunde der Ostalpenländer
und ihrer Nachbarschaft im allgemeinen ist zunächst Altmeisters JMEi kl o sich
Abhandlung: 'Wanderung der Rumänen in Istrien und in den Karpathen-
ländern';1) insbesondere weist es die Rumänen auch auf der Insel Veglia
als eingewanderte nach, die aber längst kroatisiert erscheinen. Auch die Cicen in
Istrien sind slavisierte Rumänen und zwar ein Zweig der sog. Zinzaren oder
Makedo-Wlachen. Ihre Zahl mufs einst bedeutender gewesen sein, da noch
im XVfl. Jh. auf dem Karst rumänisch gesprochen wurde. — J. Altons
sprachgeschichtliche Arbeiten31) beschäftigen sich einerseits im Allgemeinen
mit dem Ursprünge der ostladinischen Ortsnamen, deren Mehrzahl auf latei-
flkche Wurzel, die Minderzahl, mit den Ausgängen: -ena, -61es, -es, -ers, -isa,
~**i -ones auf rhätische zurückleite; anderseits mit dem ladinischen Idiom in
den tiroliseben Thälern: Gröden, Fassa, Ampezzo, Buchenstein, deren Be-
wohner von den Graubündtnern nicht zu den eigentlichen 'Ladins* gerechnet
werden, immerhin aber den mittleren Kreis derselben bilden.
Aus dem Kreise jener Studien, welche Ad. Bachmann in den zwei
v°ijährigen s) Abhandlungen niederlegte, ist eine neue Arbeit desselben Vf.
hervorgegangen.4) In Abschn. I 'die Teilung des Hunnenreiches' sucht B.
abzuweisen, dafs die Alemannen sich damals über den Lech hinaus nach
Osten bis gegen den Inn ausdehnten, was er bereits in der 'Einwanderung
der Bayern* ziemlich erschöpfend darlegte, während in Abschn. II 'Der Krieg
<ter Goten und Sueben1 Jordanis c. 53 — 55 untersucht und mit Fest-
haltung der angefochtenen Stellen: 'Nam regio illa Suavorum ab Oriente Bo-
Joarios habet' . . . ., desgleichen der zweiten: 'Quibus Suavis tunc juneti
ftderant Alemanni' . . . behauptet wird, dafs die letzteren damals in 'Noricum
toediterraneum' sich mit Ostgoten unmittelbar berührten, die Suavi in c. 54
mit denen des 55. nicht identisch seien und als Quaden-Sueven aufgefafst
werden mtifsten, während jene als Alemannen-Suaven zu gelten hätten, somit
1) Üb. die Wanderungen d. Romanen in d. dalm. Alpen etc. Dkschr. d. Wien. Akad.
i W., hiat-phil. Kl. XXX, o. sep. (96, 53. 62 S.) 4. — 2) Beitr. z. Ethnol. Oatladiniena.
Inmbmck, Wagner. 68 S. und: die ladin. Idiome in Ladinien, Gröden etc, Ebenda 1879.
375 S. — 8) S. Jahreaber. II, 2, 15, 99. — 4) D. Völker d. Donau nach AttUas Tode, e.
Bcitr. i. Gesch. d. Völkerwand. Aren f. dstr. Gesch. LXL, u. aep. Wien, Geroida S. 34 8.
11,138 XVII. F. v. Krön es:
Baumanns, Riezlers und vor allem Quizmanns bezügliche Anschauung Aber
Wohnsitze und Wanderungen der Alemannen-Suavcn, beziehungweise Sueben-
Bajuvaren nicht stichhaltig seien. B. glaubt so aufs neue seine Ansicht von
der Invasion der Bayern nach 562 gestützt zu haben.
Fassen wir die Untersuchungen über die mittelalterlichen Geschichts-
quellen der ganzen Ländergruppe in den dritten Abschnitt dieses Referates
zusammen — abgesehen von der vorwiegend germanistischen Monographie
Languths über die Gedichte der Melker Inclusa Ava (t 1127)1,) worin
gegen die Zersetzungstheorie Scherers die Einheit der Dichtungen in Bezug
der Autorschaft verfochten erscheint, und Kummers Ausgabe und aus-
führlicher Kommentierung der 'poetischen Erzählungen des Herrand v. Wil-
donie und der kleineren innerösterreischischen Minnesinger'2) — so möge nach
der Zeitfolge der Quelle Wendrinskys Publikation: 'ein lat. Klagelied des
XII. Jh. auf die letzten Grafen v. Putten' 3) den Reigen eröffnen. Leider ist
dieselbe ganz verunglückt, da W. übersah, dafs das Ganze aus der der Grazer
Universitätsbibliothek gehörigen Hds. bereits vor 15 Jahren (!) von Zahn4)
viel korrekter und entsprechend kommentiert herausgegeben war. W. hat
durch starke Lesefehler dies Übersehen noch gravierender gestaltet und so
das Verdienst seiner verifizierten Übertragung um so problematischer gemacht
Eine der wichtigsten provinzialgeschichtlichen Quellen, Goswins lateinische
'Chronik des Tiroler Benediktiner Stiftes Marienberg', welche bisher nur in
unvollständiger und nicht selten willkürlicher Verdeutschung aus Röggls5)
Feder vorlag, bietet nun zur Verherrlichung des 1400jährigen Jubiläums
seines Ordens im ganzen Originaltexte, samt Fortsetzungen und anderweitiger
Zuthaten, nebst ausführlicher Einleitung, Indices, Regesten und urkundlichen
Daten der Marienburger Kapitular und Prof. P. Basil. Schwitzer •). Goswin,
einer der vier Conventualen, die in jenem Kloster das furchtbare Pestjahr
1348 überlebten, wurde 1349 zum Priester geweiht, wirkte unter drei
Äbten verdienstlich für das Kloster, wurde 1374 als dessen Prior vom Herz.
Leopold III. zum Hofkaplan ernannt und starb c. 1390. Seine in 3 Bücher
geteilte Chronik enthält u. d. T. 'rescripta* auch noch Episoden und Ur-
kundenabschriften, sämtlich von Tirol, 19. Jänner 1374 datiert; überdies
schrieb G. ein 'registrum bonorum' von 1353 und ein zweites von 1390. —
Als Bearbeiter und Fortsetzer dieser Chronik erscheinen Johann Jocher, no-
tarius publicus, unter Abt Leonhard (1586—1606), Abt Jakob Grafinger
(1640—1653), P. Coelestin Hebenstreit (t 1786) und Abt Placidus Zobel
(t 1815). Einer der gründlichsten Kenner der handschr. Chronik Goswins
war aufser Röggl der verdienstvolle tirolische Spezialforscher P. Just. La-
durner. — Schwitzers Ausgabe ist verdienstvoll, nur da und dort wäre eine
augenfälligere Scheidung der Zuthaten vom Urtexte willkommen gewesen.
Die älteste und in zahlreichen Hdss. verbreitete deutsche Prosachronik
des Landes Österreich ist die des sog. Matthaeus oder Gregor Hagen. Nach F.
M. Mayer7) sind darin benutzt die Vita S. Maximiliani, der Enenkel, Ottokars
Reimchronik, das in Kl. Königsfelden geschriebene 'Buch von dem Ursprung
der durchlauchtigsten Fürsten von Österreich* (das nunmehr in dem Auszüge
1) Halle, Niemeyer. 133 S. — 2) Wien, Holder. 1880. XVI, 248 S. 8°. (Einl.
u. Komment, ca. 200 S. — 3) Blätter d. Ver. f. Gesch. u. Ldkde Nied.-Österr. 8. 30— 37.
— 4) S. Beitr. z. Kunde steierm. Gesch. H. IL 1865. S. 1—9. — 5) Beitr. zu Geach-,
Statistik etc. t. Tirol u. Vorarlb. I, 69—165. Innsbr. 1825. — 6) Innsbr., Wagner. XLV,
275 8. Zugleich Bd. U d. 'Tirol. Gesch.-Quellen\ (Bd. I. «Schweygers Chronik v. Hall', ed.
v. Schönherr, erschien 1867.) — 7) Aren. f. östr. Gesch. LX. u. sep., Wien» Holder, 48 S.
Österreichische Ländergruppe bis 1526. 11,139
des Clevi Fryger aus Waldshut vom J. 1442 vorliegt) und der Martinas
Minorita; die Gothaer und Innsbrucker, insbesondere aber die relativ älteste,
gi Attemsche (auf Schlofs Podgora verwahrte) Handschrift veranlassen aber
M. zu der Ansicht, dafs die eigentliche Autorschaft der Chronik nicht dem
Gr. Hagen, sondern dem Universitäts-Dekan Joh. Seffner in Wien zukomme,
den M. mit dem 1391 urkundlich genannten Joh. Seffner, Pfarrer zu Rohitsch,
'baccalaureus in decretis', identifiziert: Hagens um 1406 geschriebene Chronik
wäre nur Apograph oder Extrakt des Seffnerschen Buches. Mag man nun
auch mit dem Vf. über die Seffhersche Autorschaft rechten, so bleibt doch
die sorgfältige Untersuchung der Chronik des sog. Hagen eine bahnbrechende
Leistung. — Zur Biographie des österreichischen Hauptchronisten Thomas
Ebendorfer bietet Rockinger1) die wichtige Notiz, dafs derselbe Hollabrunn
als seinen Geburts- und Taufort bezeichne.2). Die dortige Pfarrkirche des
h. Laurentius und 11 andere Ortskirchen ('Zwelflerin') gehörten zu Passau.
— Das vom Ref.3) zum erstenmale aus der Hannoveraner Handschrift des
Chronisten Unrest herausgegebene und erläuterte Bruchstück von dessen Chronik
von Ungarn gehört insofern auch hierher, als die Einleitung den sagenhaften
Einbruch Attilas in Karantanien behandelt und die eingeflochtene, sehr ori-
ginelle Episode über Venedigs Entstehen und politische Sünden die Geschichte
Maximilians I. streift. Überdies erlaubt das formell und litterargeschichüich
interessante Fragment einen Wahrscheinlichkeitsschluss auf die Abfassungs-
*eit aller drei Chroniken Unrests: die wichtigste und umfangreichste, die
österreichische, machte den Anfang, die Kärntner folgte ihr, und die ungarische
War die letzte Arbeit des fleifsigen Kärntner Pfarrers, bei welcher ihn offen-
bar der Tod überraschte. Dafs dieser 1500 erfolgte, ist jetzt durch die An-
gabe eines neu aufgefundenen Urbarfragmentes sicher gestellt4)
Unter den mittelalterlichen Korrespondenz- bezw. Formelbüchern nimmt
•Mnen hervorragenden Platz das Formelbuch aus der Zeit des Erzbisch, von
Salzburg, Friedrich HL, (1315—1338) ein, das nicht blofs für die Lokal-
f^eschichte Wert hat.5) Von dem Herausgeber desselben, F. M. Mayer,
Vrurde der bereits 1878 von ihm beschriebene und benutzte Admonter Codex
ftr die Geschichte K. Friedrichs IH. von 1480—93 auszugsweise verwertet6)
sowie gleichzeitig von J. v. Zahn noch eingehender nach einzelnen Gesichts-
punkten durchgearbeitet und chronologisch in seinen Materien geordnet. Es
'werden hier die 'Zeitberichte', 'allgemeinen Diöcesanangelegenheiten' und die
für die Geschichte der einzelnen 'Länder1 vorfindlichen Korrespondenzen in
Kegestenauszügen angedeutet; überdies in den 'Beilagen' 13 wichtige Briefe
aus den JJ. 1468, 1479, 1481, 1488, 1489, 1491, 1493 und 1494 abge-
druckt7) — Für die historische Topographie Niederösterreichs ist ferner
der von H.Petz herausgegebene Codex Falkensteinensis 8) von ausnehmender
Wichtigkeit. In gleicher und in kulturgeschichtlicher Beziehung hat auch
des Bartholomaei Hoyer, 'dicti Schirmer cellerarii 1462—9 registrum pro-
curationis rei domesticae pro familia Reichersperg' 9) (Kloster R.) Bedeutung.
1) Abhandl. d. bayer. Akad. XV, 1. 1880. S. 275.— 2) Vergl. Jahreeber. II, 2, 107«. —
3) Jak. Unrests Brachst, einer dtsch. Chronik v. Ungarn. Mitt. d. Instit f. österr. Ge-
•chichtsforsch., I, 337 — 373 u. sep. lnnsbr., Wagner. — 4) Garinthia. Bd. 70. — 5) 8. o.
8. 51*. Aach sep. Wien, Gerolds S. — 6) Anal ec ton z. öst. Gesch. im XV. Jh. Ztschr.
t ostr. Gymnasien. XXXV, 1 — 20. 7) Beitr. z. Kunde steierm. Gesch.-Queilen. XVII,
33—80. — 8) 8. o. S. 6610. 8. 208—244. — 9) Herg. ▼. M. K. Meindl, Aren. f. öst
Gesch., LXI. 33—89 u. sep.
11,140 XVII. F. v. Krön es:
— Ein Necrologium der nieder -österreichischen Karthause Gaming (V. 0.
W. W., gegr. 1332, aufgeh. 1782), ein Verzeichnis der Prioren, eine Auf-
zählung der Klosterbrüder seit 1432, der Konversen aus den JJ. 1446 —
1486 und eine Übersicht der Anniversarien, alles aus dem Codex des 6a-
minger Mönches Wilh. Hofer v. Landshut (f 1483, 19. März), bietet mit
einer belehrenden Einleitung über Gaming und die Karthausen im allgemeinen
v. Zeissberg.1)
Pur die politische Geschichte Deutsch -Österreichs ist zunächst Clement
Schmitz'2) Versuch wichtig, gegen die bisherige Annahme der ostfränkisch-
babenbergischen Abstammung der Markgrafen Österreichs seit Liutpold L
deren Herkunft von den bayerischen Scheyern- Witteisbachern aufrecht zu er-
halten. Schmitz behauptet das Gleiche wie der alte Aventin (Chron. f. 446^
und geht viel weiter als Stein und Riezler (Forsch, z. d. Gesch. XII, 113 ff.),
welcher letztere diese neueren 'Babenberger' allerdings auch als Bayern auffafst.
Schmitz bestreitet nämlich die Identität des 941 in Bayern vorkommenden
Gfn. Berthold mit dem um 961 nachweisbaren Berthold, Markgrafen im
bayerischen Nordgau, und hält jenen für den (945 t) Hz. Berthold, Bruder
und Nachfolger Hz. Arnulfs I. (t 937) v. Bayern, diesen dagegen und Liut-
pold I. für Söhne Arnulfs IL, Pfalzgrafen von Bayern und Markgrafen im
Nordgau (f 954). Otto v. Freising habe aus politischen Gründen, angesichts
der von ihm betriebenen vollständigen Trennung Österreichs von Bayern i
J. 1156, die Genealogie seines eigenen Geschlechtes gefälscht, um dessen
Zusammenhang mit den Scheyern- Witteisbachern zu verdecken. Die ganze
Abhandlung, welche allerdings manche Schwäche der bisherigen Tradition
beleuchtet, ist mehr absprechend als überzeugend gehalten und fand bereits
auch scharfe kritische Zurechtweisungen.
Eine der gründlichsten Quellenstudien bedeutenden Umfanges bietet
A. Busson3) über den Krieg K. Rudolfs I. mit K. Ottokarl, von 1278 und
die Schlacht bei Dürnkrut. Sie kehrt ihre Spitzen teils gegen Ott. Lorenz,
teils gegen Köhler.4) B. spricht dem Kampfe von 1278 den Charakter eine«
deutschen 'Reichskrieges* ab; er findet den Habsburger von ihm nicht über-
rascht, wohl aber auf ihn vorbereitet und bricht über die *plan- und kopf-
lose Kriegführung* Ottokars den Stab. Als Schlachtplatz des 26. August
möchte B. 'persönlich am liebsten mit der Historia annorum 1264 — 1279'
von einer Schlacht auf dem 'Krutfeld' an der March oder auch von ein«
'Schlacht bei Dürnkrut oder Drösing' sprechen, bequemt sich aber der seil
Lorenz vielfach eingebürgerten Bezeichung 'bei Dürnkrut' an. Er leugnet
die kolossale Übermacht' Ottokars, legt dagegen ein Hauptgewicht auf Rudolf*
ungarische Hilfsarmee, welche 'an Zahl den andern Truppen Rudolfs un-
endlich überlegen gewesen* sei. Ihr gebühre ein voll gemessener, vielleicht
der Löwenanteil an dem Siege, der das Habsburgische Österreich gemacht
Es seien gewissermafsen zwei getrennte Schlachten geschlagen worden, 'di<
eine durch die Ungarn gegen den einen, die andere durch Rudolf mit der
Österreichern und Deutschen gegen den andern Teil des böhmischen Heeres'
Die entscheidende günstige Wendung habe der auf Tauffers Rat vollführte
Angriff der schweren Eisenreiter unter dem Befehle des langen Kapellen
und Konrads v. Sumrau herbeigeführt. Verrat auf böhmischer Seite sei sehi
fraglich, wahrscheinlicher dagegen die feige Flucht ganzer Abteilungen des
1) Arch. f. öst Gesch. LX, 563—596. n. sep. — 2) 8. o. S. 60«. — 3) Arch. t
öst Gesch. ULLI, 3—145 u. sep. — 4) S. Jahresber. II, 2, 66.
Österreichische Ländergruppe bis 1526. II 141
böhmischen Heeres. Ein klares Gesamtbild der Schlacht sei nach den vor-
liegenden Berichten nicht möglich. In den ausführlichen 10 Exkursen findet
B. Gelegenheit zur speziellen wissenschaftlichen Polemik gegen Lorenz und
Köhler, insbesondere was die Quellen der Darstellung und namentlich die
Reimchronik Ottokars betrifft, wobei B. nebenbei nachweist, dafs von ihr die
Contin, Claustroneob. VI. und wahrscheinlich auch das Chron. Colmariense be-
natzt wurde.
Die Beziehungen Rudolf L von Habsburg zur römischen Kurie bis zum
Tode P. Nikolaus HI (t 1280) hat Wertsch1) untersucht; die österreichi-
sche Geschichte in den JJ. 1330 — 1334 streift Preger-,*) um so spezifischer
österreichisch ist der Gehalt der Monographie von E. Rausch über die
borgundische Heirat Maximilians I.3) Sie umfafst die ganzen politischen
Ereignisse von 1469 — 1477 mit der Trierer Zusammenkunft K. Friedrichs HI.
und Karls des Kühnen von Burgund als Mittelpunkten der Darstellung. Der
I. Abschn. behandelt die politischen Machtverhältnisse bis zum Regensburger
Reichstage von 1471, der H. die fruchtlosen Versuche einer Einigung zwischen
Österreich und Burgund, deren entscheidendster mit der Trierer Zusammen-
kunft von 1473 anhebt, — der HI. den burgundischen Krieg von 1474 und
die weiteren Ereignisse bis zum Tode Karls, der IV. und letzte die Voll-
ziehung der Heirat Maximilians I. mit Maria. Die 7 Beilagen enthalten:
I. Tagebuch für die Zusammenkunft in Trier; IL Exkurs über die Datierung
der Aktenstücke zur burgundischen Heiratsangelegenheit für die Zeit von 1469
bis zur Fortsetzung der Verhandlungen in Trier-, HI. Zusammenstellung und
Kritik der Aktenstücke über die Zusammenkunft in Trier (auf Lalaing,
Ünrest, Wilwolt von Schaumburg wird nicht eingegangen)-, IV. Akten-
stücke für die Zeit vom Ausgange der Verhandlungen in Trier bis zum Tode
Karls d. K.; V. Aktenstücke für die Zeit nach dem Tode Karls bis zur Ver-
mählung Maximilians mit Maria; VI. Eine burgundische Hauschronik von
1422—1467 (in Denys Godefroy 'histoire de Charles VH\ [Paris 1661] und
von 1468 — 1477 in dessen Ausgabe der Memoiren des Philipp Commines) und
Vn. Über einen Bericht in der Chronik 'fasciculus temporum' (wobei dem Vf.
Entgangen zu sein scheint, dafs dies das bekannte Werk des Karth. Werner
Itolevinck ist.)
Weisen wir kurz auf die in das rechtshistorische Gebiet einschlagenden
-Arbeiten von Inama-Sternegg, Zingerle4) und Winter6) hin und
(gehen zu den einzelnen Landschaften über, so betreffen die Prähistorie von
Osterreich unter der Enns die Artikel von Karner über 'künstliche
Höhlen in Nieder-Österreich,'6) von Riehl über 'Hauslöcher' 7) und vor allem
"?on Much: 'Nieder-Österreich in der Urgeschichte'.8) Auch der Aufsatz von
Blaas9) über Regenbogenschüsselchen in Nieder-Österreich gehört hierher. —
Für die römische Epoche bieten Beiträge der bewährte Fachmann Fr.
Kenner in dem Aufsatz 'Favianis, eine Darstellung des Streites um diesen
Ort'10) und in den Bemerkungen über 'römische Denkmale aus Carnuntum'
1) Götting. Dissert 31 S., vgl. u. Kap. XXIV. — 2) S. o. S. 52s. — Von Kopps
'Qesch. d. eidgen. Bünde* erschien Bd. IV in 2. Aufl. (A. u. d. T., <<L Gegenkönige Friedr.
d. Schöne u. Ludw. d. B. in d. Zeit 1314—22' u. «Buch X. d. Gesch. v. d. WiederhersteUung
u. d. Verfiül d. h. röm. Seiches*). Basel, Schneider. XIV, 496 S. — 3) S. o. S. 60a. —
4) 8. o. S. 66«. — 5) S. o. S. 661*. — 6) Mittoil. d. anthrop. Gesell, in Wien, IX (1879). —
7) Ibid. — 8) Ibid. — 9) Anz. f. Kde. d. dtsch. Vorz. XXV11. No. 4. - 10) Mitteil. d.
Wien. Altert- Ver. V, 49-104. Vgl. Jahxesber. II, 2, 100.
1I,U2 XVII. F. v. Krön es:
(und Celeja)1), anderseits P. Adalb. Dun gl in seinen Berichten über 'rö-
mische Altertümer im Viertel 0. W. W.* und zwar aus der Gegend von
Erlaf, *) denen sich Inschriften aus Carnuntum vom Epigraphiker Hirsch-
feld3) anschliefsen. — In das Mittelalter führen uns Erörterungen über
die ältesten Grundlagen der Agrarverfassung bis auf Karl d. Gr. von
J. Bauer,4) die auf einem ziemlichen Litteraturapparate beruhen. — Zur
Geschichte alter adliger Geschlechter liefern wichtige Beiträge J. Pölzl*)
über die Meissauer und Wendrinsky6) über die Plaien-Hardegger und
Rdbegau-Piugner, deren Zusammenhang mit den Dynasten von Perg wahr-
scheinlich gemacht wird. Eine geschichtliche Skizze der Jagd mit besonderer
Rücksicht auf die Zeiten K. Max' I. liefert J. Newald;7) über das Spiel-
grafenamt in Nieder-Österreich handelt K. Schalk mit dokumentarischen
Nachweisen für die JJ. 1453— 1455. 8) Für die Geschichte der geistigen
Kultur hat einer der verdienstlichsten Forscher auf diesem Felde, Anton
Mayer, einen ebenfalls auf Urkunden (von 1237 — 1358) gestützten wert-
vollen Beitrag geliefert.9) In ortsgeschichtlicher Beziehung bietet W. Ko-
pal10) einen gröfseren Aufsatz über die Wiener Vorstadt Währing, während
St auf er das Totenbuch der Benediktiner -Abtei Klein -Mariazell herausge-
geben hat. ")
Oesterreich ob der Enns betrifft eine ausführliche Studie des ge-
wissenhaften und fleifsigen Specialforschers G. Fries 8 über das ehemalige Be-
nediktinerstift Garsten.18) Auch Braunmüllers 'Verbrüderungsbriefe für
die Abtei Formbach am Inn' zählen hierher. 1S) Salzburgs Prähistorik ver-
tritt der Aufsatz von Ed. Richter über die Funde auf dem Dürnberge bei
Hallein. u) In die römische Epoche fällt Prinzingers Abhandlung über
den vorchristlichen Sonnendienst im deutschen Südosten.16) Salzburgs Mittel-
alter streift Corn. Wills Monographie über Konrad v. Witteisbach, Erzbischof
v. Mainz und Salzburg (1177 — 1183). 16) Sehr ansprechend ist Zillners
Abhandlung: 'Busch und Baum, Wald und Au in Salzb. Flur- u. Ortsnamen',17)
sowie desselben Geschichte des Salzwesens.18) Unter den ortsgeschichtlichen
Monographieen ist J. Hörrers Ortschronik des Marktes Werfen bemerkens-
wert. 19) Die in historischer Beziehung gehaltvolle 'Topographie Nieder-
österreichs' von M. A. v. Becker80) ist bis zum Buchstaben E. gelangt
Für Steiermark in historisch-topographischer Beziehung mag nebenhei
Janischs81) wissenschafslich unqualifizierbares 'topographisches Lexikon' als
im Erscheinen seit 1877 begriffen erwähnt werden. Höher steht das von dem
wackeren kirchlichen Kunsthistoriker P. Graus redigiert« Organ 'Der Kirchen-
schmuck' 22) und die fleifsige Arbeit des gewissenhaften Kanonikus Orozeu
über die Diöcese Lavant.*3) Derselbe Autor besprach auch die beiden
1) Mitteil. d. Wiener Altert-Ver. V, 49—104. — 2) Mitteil. d. k. k. Centralkom-
mission für Erforsch, u. Erhalt, d. Kunst- u. hist Denkm. VI, CXVI— CXXI u. XCIV— XCVI
— 8) Archaol.-epigr. Mitteil, aus Österr. IV. — 4) Blätter d. Ver. f. Ldskde. t. Ndr.-Öst
N. F. XIV, 1—23 u. ö. (Schlufs XV, 42—70.) — 5) Ibid. S. 252—812 (8chlufc; Tgl.
Jahresber. II, 2, 1068). — 6) Ibid. S. 181—194. — 7) Ibid. S. 203—228. — 8) Und
S. 312—316. — 9) Die Bürgerschule zu St Stephan in Wien, ibid. S. 341—383, auch
sep. — 10) Ibid. S. 37 — 99. — 11) In den seit 1880 erscheinenden, v. Kinter im mahr
Bened.-Kl. Haygern redig. 'Wiss. Studien u. Mitteil. a. d. Bened.-Orden.' — 12) Ibid. 1., 2. u
3. Hft. (Fortges. 1881.) — 18) Ibid. — 14) Mitteil. d. Ver. f. Gesch. u. Ldskde. v. Salib
Bd. 20. — 15) Ibid. S. 101—129. — 16) S. o. S. 38». — 17) Mitteil. d. Vor. f. Gösch
u. Ldskde. t. Salzb. 20, 130- 147. — IS) Ibid. S. 1—64. — 19) Salzb., Dinter. III o. 264»
— 20) S. Jahresb. II, 1071. — 21) Hft. 28—31. Graz, Levkam-Josephsthal. — 22) Hng
y. kirchl. Kunstver. d. Diöcese Seckau. Graz (Period. Ztschr.) — 23) Bd. IV. Cilli.
Österreichische Ländergruppe bis 1526. 11,143
Borgen Sachsenwart und Liechtenstein bei S. Lorenzen und Pragwald, die
im X1H u. XIV. Jh. mehrfach erwähnt werden.1) In den Publikationen des
historischen Vereins für Steiermark und zwar in den 'Mitteilungen' finden
wir recht gehaltvolle Beiträge 'zur Geschichte des Jagd- und Forstwesens
Steiermarks' in der Zeit K. Maximilians I. von F. M. Mayer.2) Eine
mit grofser Umsicht und Opferwilligkeit seit diesem Jahre erschlossene Fund-
grube des vielseitigsten archivalischen Materials mit Hinzufügnng bibliogra-
phischer Anzeigen aus einer fortlaufenden Rubrik der Styriaca bietet der
Landesarchivdirektor und bewährte Geschichtsforscher J. v. Zahn in seiner
vierteljährlich erscheinenden Publikation3) 'Steiermärkische Geschichtsblätter'.
Hier fahren uns in die mittelalterliche Epoche die fortlaufend edierten
Privilegien steirischer Städte und Märkte, die legendenartige Aufzeichnung
Aber die Begnadigung des Herrn von Liechtenstein und Stubenberg durch K.
Friedrich III. c. 1470 (Aufzeichnung des XVI. Jh.),4) zwei Briefe des Dr.
A. Schenk an den Bisch. Georg v. Chiemsee über den Hof K. Friedrichs III.
zu Graz von 14846) und die Aktenstücke über den Bauernaufstand in und
am Murau i. J. 1525.6)
Vollendet liegt nun auch vor Joh. Wichners 0. S. B. verdienstvolle
quellenmäfeige Geschichte des Stiftes Admont.7) Sein Ordens- und Stifts-
genosse, der fleifsige Kulturhistoriker R. Peinlich, veröffentlichte eine chro-
nistische Obersicht der merkwürdigen Naturereignisse, Landplagen und Kultur-
momente der Steiermark von 1000 — 1560.8) — Für die römische Epoche
mag auf die schon oben bei Österreich u. d. E. erwähnte Studie von Kenner
und auf die noch zur Sprache kommende Abhandlung von Pich ler ver-
wiesen werden. — Die zum 700j. Jubiläum der Erhebung der Steiermark
nun Herzogtum (1180) erschienene Festschrift des historischen Vereins ent-
hielt drei Aufsätze. 1) Die Entwicklung und Erhebung der Steiermark zum
Herzogtum von Zahn, 2) die Vereinigung der Steiermark mit Österreich
und ihre Stellung im Geschichtsleben des Habsburgerstaates von- Krön es
und 3) die weitere Entwicklung des innern politischen Lebens vom Landes-
hauptmann v. Kaiserfeld. 9)
Kärntens beziehungsweise Steiermarks 'etrurische Reste' beleuchtet
F. Pichle r in einer zusammenfassenden Abhandlung.10) Nach ihm 'erstrecken
sich etruskische Reste von Untersteiermark nach Oberkärnten südlich von der
Mar and südlich, aber auch vielleicht nördlich von der Drau; sie erscheinen
vorwiegend in Bronzefundgebieten überhaupt und schliefsen sich den süd-
tirolischen durch geographische Nähe und Schriftähnlichkeit an. Die bis-
herige Fundkarte ist somit erweitert gegen Ost (zu Corssen-Kieperts Fund-
barte 1875, II); die Denkmäler sind annehmbar über 1900 Jahre, möglich
ober 2000 Jahre alt und gehen mutmafslich den einheimisch keltischen
voran, jedenfalls den mit römischen Buchstaben inscribierten Keltenmünzen.
Folglich begegnen uns da die nachweislich ältesten und ersten Schriftzüge,
die überhaupt seit Kulturzeiten in unseren vielschreibenden und vielbeschrie-
benen Alpenländern angewendet wurden, die auf Naturfels und Metall aus-
1) Beitrag a. Kde. »teierm. Geach.-Quellen. XVI (1879). — 2) Heft 28, 1—41. —
•> Gm, Leykam-Jouephathal. — 4) S. 3 ff. — 5) S. 10 ff. — 6) S. 129 ff. — 7) Bd. IV.
ÖJU., 8tyria. 702 S. (Bd. I. 1874, II. 1876, III. 1878.) — 8) Graz, Leykam-Joeephithal.
(ÖToIie Tabelle.) — 9) Hrsg. t. Auweh, d. hist. Ver. f. Stm. u. in dossen Vorlage. Graz.
*3 8. — 10) Mitteil. dL k. k. Central komm. z. Erforsch, u. Erhalt, v. Bau- u. Kunttdenkra.
VI> 33—60, mit e. Tafel.
11,144 XVI1 & *• Krones.
gebracht, ganz eigenartig hereinragen in unser papicrnes Jahrhundert Da
weder Genthe hinsichtlich des Etrusker- Handelsgebietes den Plöckener
Strafsendurchbruch erwähnt (jedenfalls einer der historisch bedeutendsten der
Ost-Alpenkette) weder Corssen noch Deecke die Fundstücke von Koralpe,
Gurina, Wttrmlach untersuchen und beurteilen, so ist es wohl die Pflicht
des Eingebornen, auf diese urzeitlichen Denkmäler des Heimatlandes mit ge-
bührendem Nachdrucke hinzuweisen'. — Sonst ist für Kärnten aufser der
'Carinthia',1) welche populärwissenschaftliche Artikel und Notizen zur Landes-
geschichte bietet, noch die kleine Monographie Älschkers über das Stift
St. Paul8) zu erwähnen.
Krain (und Untersteier), für dessen prähistorische Verhältnisse die
Arbeiten Deschmans und v. Hochstetters Belangreiches insbesondere
über die Gräberfunde8) liefern, betreifen die archäologischen Exkurse des
jetzt nach Vorarlberg übergesiedelten Prof. u. Konservators Alf. Müllner.4)
Er hält die Reste ehemaliger, ja uralter Befestigungen (Gradisce) bei S. Peter,
S. Primus, Zagurje, Grafen brunn, Sembije, Dornegg, S. Achatius für vor-
römisch, doch seien sie von den Römern als Zwingburgen für die besiegten
Völker verwertet und das 'gradisce' von Zemon für sie 'Hauptmittelpunkt,
der römischen Herrschaft gewesen. — Das dürfte allerdings hypothetisch
bleiben.
Für Istrien und das ganze Küstenland sind beachtenswerte Aufsätze
im 'Archeografo triestino' zu verzeichnen. So Gregoruttis Mitteilungen
über unedierte Inschriften von Aquileja und Triest und über antike Thon-
gefäfse von Aquileja; ferner Pervanoglus Studie über die griechischen
Kolonieen an der Ostküste des Adriameeres 6) und der stoffireiche Aufsatz von
Sardagna, welcher uns mit dem istrischen, italienischen und fremden Söldner-
wesen im Dienste Venedigs 6) vom XIH. — XV. Jh. bekannt macht. — Combi
liefert eine kulturhistorisch interessante Monographie über den altern Peter
Paul Vergerio von Capodistria und dessen Epistolar (XIV./XV. Jahrh.)7)
Ober Cormons handelt das Gelegenheitsschriftchen von Manzoni, das die
Aufzeichnungen eines der ältesten Görzer Historikers, nämlich Nicolettis (geb.
1536, f 1596) enthält.8) Die Geschichte Aquilejas, welche M. v. Breit-
schwert zum Gegenstande eines sehr begeistert, aber historisch sehr un-
kritisch geschriebenen Essays machte9), streift der unermüdliche Joppi in
seiner 6 Urkunden von 970—1336 umfassenden litterarischen Spende.10)
Hiermit berührt sich die Mitteilung von 2 unedierten Diplomen aus Aquileja
(799 und 1082).") Die unerschöpfliche antike Fundstätte Aquileja bietet
dem Archäologen Kenner den Stoff zu einer interessanten, vom Wiener
Astronomen Weifs mit Berechnungsnachweisen versehenen Abhandlung11)
über römische Sonnenuhren, worin besonders die fünfte der aufgefundenen,
horizontal gestellt samt Windrose mit lateinischen Benennungen, und die
1) Ed. Jabornogg. Jg. 70. S. Jahresber. II, 2, HO4. — 2) Mit e. Holiaehn. u. •
Stammtet Klagenflirt, Steinmeyer. gr. 8°. 25 S. — 3) Prähist Ansiedlung. n. Begräbnis-
stätten i. Krain; nebst e. Anh. v. J. Sombathy. Denkschr. d. Wien. Akad. 1879; auch mp
54 8. m. 22 Tal — 4) Mitteil. d. k. k. Centralkomm. N. F. VI. S.XXI— XXVI. — 5) Ar-
cheogr. triest N. S. VI u. VU. — 6) Ibid. VII, 18—102.— 7) Di Pierpaolo Vergerio U senior«
di Capodistria e del sno epistolario. Vened. 125 S. — 8) M. A. Nicoletti, I] castello di
Cormons, edid. J. di Manzoni (Nozze Zajetti-Antonini. Vened. 22 8. — 9) Aquileja, da«
Kmporium a. d. Adria v. Entstehen bis z. Verein, m. Doutschl. Stnttg., Banz. 56 8. —
10) Trento e Aquileja. Udine. 27 8. — 11) S. o. 8. 16*. - 12) Mittoil. d. k. k. Cea-
tralkomm. VI, 1—24, mit 13 Textillustr.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. H.145
sechste, ein horologium viatorium aas Bronzeblech, hervorragen. Ein Auf-
satz1) J. Fickers berichtigt Oehlmanos8) Monographie über die Alpen-
strafsen in Bezug des Ganalethales und des mons crucis.
Tirols mittelalterliche Kirchen- und Klostergeschichte ist durch zwei
Arbeiten gut vertreten. Der Orientalist B ick eil8) veröffentlicht die Be-
schlüsse 6 bisher unbekannter Provinzial-Synoden der Hochkirche zu Brixen,
also die ältesten, welche existieren (1419, 1438, 1449, 1453, 1455 u. 1457,
von denen die von 1419 u. 1438 grofsenteils mit den entsprechenden Salz-
barger Synodalakten fibereinstimmen); v. Zeifsberg4) bietet den vollstän-
digen Abdruck der lateinischen Gründungsgeschichte des El. Stams. Kleinere
Mitteilungen von Bosch über Margarethe von Schwangau, Gemahlin Oswalds
von Wolkenstein,5) und von J. Zingerle 'Aus Bunkelstein', seien nebenher
erwfthnt6)
Für Vorarlberg liefert Jenny eine ausführliche Studie über die bau-
lichen Oberreste von Brigantium7) und Zösmair einen Aufsatz über die
Burgen Alt- und Neu-Montfort. 8)
Noch berührt sich mit unserer Aufgabe das treffliche Buch von Reinh.
Röhricht und Heinr. Meissner: 'deutsche Pilgerreisen nach dem heiligen
Lande'9) (1346 — 1588), 23 an der Zahl, welche auch Deutsch-Österreich be-
treffen, nebst einem Pilgerkatalog für die JJ. 1300—1600 von gleicher
Wichtigkeit.
XVIII.
K E. H. Krause.
Schleswig -Holstein, Hamburg, Lübeck,
Mecklenburg und Pommern.
Die hier in Frage stehenden Lande spielen für die s. g. Prähistorie,
zu welcher für sie auch die historische Zeit fast bis nach Karl dem Grofsen
gehört , eine eigene Rolle, weil sie mit dem Norden in nahen Beziehungen
stehen und ihre Forscher sich der nordischen Altertumswissenschaft mit ihren
drei Altern zumeist angeschlossen haben, so dafs namentlich der Streit über
^ Bronzeperiode sie immer mit betrifft und mancherlei Fragen hier ein-
ölen, welche sich zunächst auf sehr entfernte Fundstätten beziehen. An-
dererseits sind in die prähistorischen Untersuchungen auch primitive Verhält-
^ späterer Zeiten hineingebracht worden, welche es notwendig macheu,
<"*e auch hier mit zu berücksichtigen, obwohl sie z. t heute noch fortbe-
1) S. o. 8. 56*. — 2) S. Jahresber. EL 2, 120. — 3) S. o. 8. 601. — Vgl. Jahresber.
J, 275*. — 4) Ißtteil. d. Inst f. ort. Gösch. I, 81—98. — 5) Über diesen vgl. o. S. 57 f. —
•) Am. £ Kunde d. dtsch. Vorz. XXVIL No. 4. — 7) Mitteil. d. k. k-Centralkomm. VI, 69
""**» mit 11 TextUhwtr. — - 8) Schrr. d. Ver. f. Gesch. d. Bodonsees u. s Umgeb. X, 128—
u*(mit 1 niurtr.) — 9) S. u. Kap. XXVII. — Über Jäger, e. Urk. Heinr.? IV. s. o. S. 83*.
Blitorisohe Jahresbericht«. 1880. II. 10
11,146 XVIII. K. E. H. Krause:
stehen. Ein gröfserer Teil der einschlagenden Litteratar bezieht sich wegen
der Rührigkeit seiner Forscher nnd Forscherinnen auf Schleswig-Holstein und
schliefst sich nicht sowohl an die Historiker wie an die Anthropologen nnd
Ethnologen an. — Da für die Urgeschichte die Bodengestaltung wesentlich mit-
spricht, so sei hier anf die Schriften nnd Aufsätze von 0. Delitzsch,1)
A. Berghaas8) und W. Lülling8) hingewiesen, wenn ersterer auch die
Bodenform Deutschlands bis in die Eiszeit zurückführt; hierzu sind Schles-
wigs wegen die deutschen Besprechungen von Worsaaes 'Vorgeschichte des
Nordens'4) nachzutragen und aus demselben Grunde die das Bronzealter be-
treffende Verhandlung über den Bronzefund von Zannoni bei Bologna, der
den Anhängern der nordischen Bronzekultur nicht recht paust.5) Gegen deren
Drei -Alter -Theorie und die bisherige Ansicht von den Bronzeschwertern
kehrt sich auch Chr. Hostmann6) bei Erwägung von Schliemanns
Mykenä- Funden, die nach H. deutlich die Vorexistenz der Schmiede-
kunst und damit des Eisengebrauches vor dem Gufs (Bronzegufe etc.)
darthun. Alle Bronzeschwerter erweist er als Nicht- Waffen, nur als sym-
bolische Prachtstücke für Begräbnisse und andere Zwecke.7) — Die als 'sla-
vische' in Norddeutschland in Anspruch genommenen grauen ThongeÄfse
fand G. Mehlis8) im alten Gemäuer von Burg 'Schlofeeck' noch mit roh
zu Gerät verarbeiteten Knochen. Eine andere Urnenfrage: in welchen Teilen
Deutschlands die schwarzen feinen Thongefäfse mit s. g. Mäanderlinien ge-
funden seien, beantwortete Bautenberg9) dahin, dafs die Ostgrenze des
Fundgebiets durch Doberan, Waren, Soldin, Frankfurt a. 0., die Westgrenze
durch Eutin, Hamburg, Dannenberg, Salzwedel, Magdeburg, Wittenberg be-
zeichnet werde; die Mäander seien mit dem Töpferrädchen eingedrückt und
die Gefäfse acht germanisch, aber unter römisch-italischem Einflufs entstanden!
Aufgeräumt hat unter den nordisch - norddeutschen drei Altern L. Linden-
schmits Altertumskunde.10) An das gröfsere Publikum wendet sich Alex.
Ecker in den 'Perioden der vorhistorischen Zeit und deren Industrie.'11)
H. Hildebrand, der schwedische Reichsantiquar,18) dagegen hält es noch für
möglich, dafs die Ostseeleute ihr Zinn für die alte Bronze aus Drangiana be-
zogen! - Zu der Aufzählung der Nephrit- und Jadeit-Beile etc. von H.
Fischer (in Freiburg)18) ist eins in der Rostocker Universitätssammlung nach-
zutragen. — Die nordisch-germanische Feuerstein-Bearbeitung besprach Prof.
J. Ranke14) im Vergleich zu den bayrischen Funden. — Unter der Lieb-
1) Dtschlds. Oberflächenform. Versuche e. übersichtl. Darstellg. auf orogr. u. geogr. Grund-
lage. Mit 3 Karten. Breslau , Hirt Vll, 88 8. — D. norddtch. Tiefland. Ana allen Welt-
teilen XI (79/80) H. 6 u. 7. — 2) I). Dünengebiet längs d. Ostsee im Stettiner Beg.-Bes.^
Ausland S. 693—95. — 3) Die Marschen d. Nordsee, Aus all. Weltteil. XI (1879), H. 1. —
4) Hist. Ztschr. N. F. 7 (43) S. 519. 520. (Von Z.) — Lit Centralbl. Sp. 39. MitteiL an»
d. hist Litter. VIII, 334—342 (W. Fischer in Plauen). —5) Julie Mestorf, Korresp.—
Bl. (d. dtsch. Ges.) f. Anthr. 11 (1879) No. 7; Beck (üb. d. Diskussion auf d. Versammlung
in Marburg) Korresp.-Bl. d. Ges.-V. 27 (1879) No. 9; 0. Montelius, ibid. 28, No. 4.
6) D. Metallarbeiten v. Mykenä u. ihre Bedeut f. d. allgem. Gesch. d. Metallindustrie. Arch.-
f. Anthr 12, 431-448. — 7) Ibid. S. 443. — 8) D. Funde auf d. versunkenen Scfclolav,
Ausland S. 557—59. Vgl. o. S. 1057. — Über die Wellen-Ornamente s. d. Stenogr. Berickt
üb. d. 11. Anthropol.-Versamml. in Berlin (s. u. S 14912) S. 72 ff. — 9) 2. Ber. üb. d. Ge-
neral vers. des Ges. -V er. d. dtsch. Geschichte- etc. Ver. in flamb. y. 6. — 8. 8ept (Hamb-
Korresp.' u. 'Harnb. Nachrichten' v. 8. Sept Soweit bekannt, kommen sie auch bei Stade tot.
— 10) S. o. S. 8*. Als «bahnbrechend' anerkannt ßalt Stud. 30, 294. Vgl. noch F.
Dahn, Im Neuen Reich, 1881, No. 4 S. 124 ff. u. Verhandl. d. 11. AnthrofcoUVera. 8. 25.
— 11) Western. Monatshefte 48, 435- 446. — 12) Referat im Arch. f. Anthrop. 12, 520 l
über Uildebrand: 'die Kassiteriden u. d. Zinn im Altert — 13) Korresp.-Bl. f. Anthr. 11,
23 ff. - 14) Ibid. S. 112 f Vgl o. S. 100 f.
Schleswig-Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. 11,147
haberei der Dilettanten für 'Opfersteine' hat H. Grüner1) aufgeräumt und
die ihm bekannt gewordenen als Produkte der Einwirkung von Wetter und
Zerfall nachgewiesen. J. Mestorf zählt aus Schleswig-Holstein dagegen 16
'Schalen- und Näpfchensteine'8) auf: Schaaffhausen hält sie für Artefacte,
Symbole von religiöser Bedeutung. Das abgebildete Göteborger Exemplar
sieht fast aus wie Nummulitenkalk. 'Über heidnische Begräbnisse im Sachsen-
lande Lauenburgs' schrieb H. Karsten,*) während H. Handelmann3) die
Entstehung der Festlegung der Taciteischen Erzählung von dem Nerthus-
dienst an einzelnen Orten nachweist und überzeugend darthut, dafs kein ein-
ziger derselben dazu passe, weder Rügen, noch Helgoland, Seeland oder
andere Ostseeinseln bis öland hin, weder Fehmarn noch die Halbinsel Olden-
burg in Holstein, noch endlich Alsen. — Die nördlich von der Elbe gefun-
denen antiken Münzen (aus Lauenburg, Hamburg, Holstein, Schleswig) hat
eben derselbe5) in einem dankenswerten Register mit Angabe der früheren
Nachweise zusammengestellt; ebenso besprach er eine thönerne auf Sylt ge-
fundene Guisform.6) Eine kleine Litte ratur hat ein Fund von alter zeit-
weiliger oder dauernder An Siedlung zum Salzsieden oder zur Töpferei in der
Marsch bei Eddelack (Ethelekeswisch) im Lande Dithmarschen hervorge-
rufen,7) in welcher auf ein noch heute in Jütland übliches Salzkochen aus
salzhaltigem Torf8) und auf die dortigen s. g. 'Tatertöpfe' zurückgegangen
wird.») — Über Ausgrabungen auf Sylt hatte Handelmann schon 1879
berichtet,10) ebenso über den dort 1877 untersuchten Gangbau mit nach-
träglichen Beisetzungen und einen Grabhügel mit zwei Begräbnifsstock werken,11)
wie auch 1880 auf der Versammlung in Hamburg;18) in letzterem Jahre machte
er in Sylt ebenfalls erfolgreiche Ausgrabungen.18) Funde auf der 'Ham-
burger Hallig*14) erwiesen, dafs diese einst Ackerbau treiben konnte und
also mit gröfserem Land in Verbindung stand. — J. Mestorf grub bei
Jamenstedt in Dithmarschen Skelettgräber mit Eisenbeigaben auf15) und be-
richtete ferner über eine Glasperle in Sternmuster vom Urnenfriedhofe bei
ötjendorf in Holstein, sowie über die technische Herstellung eines Bronze-
gflrtels von Weenbüttel in Dithmarschen. 16) — Auch in der Stadt Schleswig hat
sich ein Verein für Sammlung vaterländischer Altertümer gebildet, der im
Sommer 1880 seine Sammlung aufstellte. In dieser ist merkwürdig ein
Schwert mit kleinem knöchernen Griff (aus der Schlei).17) Über den slavischen
Rtogwall bei Pöppendorf (Lübeck) berichtet Grofs;18) zu den aufgeführten
Knochen von Rind, Schwein und Biber kann ich nach eigenem, vom Prof.
Fr. Eil h. Schulze bestimmtem Funde noch den Edelhirsch fügen. Von der
1) D. Opfersteine Dtschlds., E. georg.-ethnogr. Untersuchg. M. eingedr. Holzschn. u. 4
^aUf. Leipz., Duncker & Humblot 63 8. — 2) Arch. f. Anthrop. 12, 106. — 3) Die
£*tar 1879, S. 57 f. und 8. 194 f. — 4) Über Denkmäler u. Örtlichkeiten, an welche »ich
*• Sage (!) vom Nerth.-Dienßt anknüpft. Arch. f. Anthrop. 13, 43-51, auch in Sep.-Abz.
▼erteilt — 5) Verh. d. Berl. Ges. f. Anthrop. (im Anhange d. Ztechr. f. Ethnol.) 12, 128 —
130. — 6) ibid. S. 392. — 7) Handelmann, ibid. S. 16—19; J. Mestorf; ibid. 8. 133
r*1^. Hartmann u. Mestorf, Itzehoer Nachrichten 1879, No. 60— C2. 72. Korresp.-
f- f- Anthr. 11, No. 4, S. 3 ff. — 8) Handelmann, Salzhandel d. Nordfriesen seit 1185.
v*k. d. Berl. Ges. S. 39—42. Vergl. Refer. in der o. 8. 1261 angef. Schrift s. t. pannendöl.
"*•) J Mestorf, Arch. f. Anthr. 11, S. 453. — 10) 36. Ber. z. Altertkde. Schleaw.-Holst
(*H 1879), Ausland 53, 780. — 11) Korresp.-Bl. d. Ges.-V. 27 (1879) S. 88. - 12) 2. Ber. etc.
(o.8. He») — 13) Anz. f. Kunde d. deutsch. Vorz. 27, 8. 317. — 14) Weserzeit v. 22. Aug.
J°- 12077. Morgenausg. 8. 2 (nach d. Flensb Nachr.). — 15) Korresp.-Bl. f. Anthrop. 12,
J0- 4. 8. 6. — 16) Ibid. 11, No. 10. 8. 131. — 17) Deutsch. Reichsanz. v. 1. Sept
™ «05. 8. 3. — 18) Verh. d. Berl. Gesellsch. 12, 8. 58. 59.
IQ*
11,148 XVIII. K. E. H. Krause:
Thyraburg bei Klein-Dannewerk (Er. Schleswig) weist Handelmann nach,
dafs der Name, wie das Thyra-Danebod- Schiff, halbgelehrte Erfindung
früher sei nur die schwarze Grete, Margarete Sambiria (f 1282) genannt
die Befestigung reiche ins IX. Jh. Alte ' vorgeschichtliche ' Befest.
gungen in Wagrien wies er ebenfalls mit Zeichnungen nach, währen
' Hochäcker ' Zollinspektor J. Grofs (Lübeck) in Holstein bei Holstendor
und Lehrer Riebke (Bargteheide) bei Tarbeck fanden-, Handelmann e*
innert dabei an Helmold I, 12. s) Solche 'Hochäcker'- Kultur suchte Inamai
Sternegg in seiner 'Deutschen Wirtschaftsgeschichte18) im ältesten Altes
tum; gegen diesen Gemeinde-Kommunismus alter Zeit legte aber F. DaH
Widerspruch ein.4) Über einen Vortrag Worsaaes über die Schleswig*
(verlorenen) Goldhörner berichtete nach einem Referat im 'Dagbladet* fe
276 v. 24. Nov. Virchow. Worsaae findet auf ihnen die ganze n*„
dische Göttermythologie und setzt sie ins VI. Jh., zugleich gegen Bugs*
und Bangs Ideeen sich wendend.5) Ein Urnenfeld bei Siebenbäumen (_
Hzgt. Lauenburg), die Aufdeckung zweier Steinkisten in Kegelgräbern (j~
Eisenwaffen, Resten geflochtenen Zeuges, anscheinend als Scheide, »u
Bronzen) zu Hof Wahrsow im Fürstent. Ratzeburg (Meckl.-Strelitz), fern
zweier Steinkisten zu Rankendorf (Meckl.-Schwerin) auch mit Eisen, und di
Äufsere des Riesenbettes im Eversdorfer Walde zwischen Grevesmühlen na*
Wismar und einiger Hünengräber bei Wismar beschrieb Stabsarzt Weife ü
Stade.6) Interessante und reiche Funde von Mönchswerder bei Feldberg
(Meckl.-Strel.) sind erörtert von Fried el und Osten.7) Auch alte Brücken -
reste sind dort im Lucinsee, und Osten hält die Insel für das alte Rethr*
Die Funde sind im Märkischen Museum zu Berlin. — Lisch gab Nachtrage
zu der steinernen Armschiene von Yalluhn,8) und Nachricht über eines
Hirschhornring von Schwerin, Altertümer von Gladow bei Crivitz, darunter
s. g. 'Schläfenringe', mit einer Übersicht über die Funde solcher, ins XIL Jh.
gesetzten Ringe;9) auch erinnerte er an frühere Funde von 'Riesenurnen* in
Mecklenburg.10) Zugleich sind zerstörte Kegelgräber von Bekerwitz aufge-
führt und eine Beschreibung des Kegelgrabes und Fundes beim Gute Fried"
richsruhe von H. Wildhagen.11) — Von den bekannten Prill witzer Idolei
in Neustrelitz, deren Unechtheit schon 1834 v. Levetzow erwiesen hatte
weist Y. Jagiö19) bezüglich der s. g. slavischen Runen noch einmal aus.
fuhrlich und nach eigener Besichtigung nach, dafs sie sämtlich evident ge<
fälscht sind. Die Inschriften stehen ganz auf dem Standpunkt der Gelehn
samkeit der 1. Hälfte des XVIII. Jh., wo man slavisch und preufsisch ffli
identisch hielt. Slavische Runen giebt es nicht; der Fälscher hat das Are:
kielsche Alphabet benutzt, wie es verändert bei Klüver Beschr. des H. MecE
lenburg, und zwar erst in 2. Auflage (Hamburg 1737, I, 262) steht M
Fälschung datiert also von 1737 oder später.
In Pommern ist eine Bronzefigur in Altdamm gefunden;18) in der
1) Verhandl. d. Berl. Ges. 1880, S. 135—139 (mit Grundrifs) u. S. 168. Vgl. tw
Verhandl. d. 11. Anthropol.-Vers. S. 48. — 2) Yerh. d. Berl. Ges. S. 135. — 3) 8. Jalu
ber. II, 29. — 4) Im Neuen Reich 1881, No. 4. S. 123. — 5) Yerh. d. BerL Ges. & —
6) Manövererlebnisso e. Dilettanten in d. Altert- Wissensch., Arch. d. Ver. f. Gesch. u.
Stade 7, 160—167. — 7) Ztschr. f. Ethnol. 12, 308 m. Plan, Zeichn. u. Abbild. — 8)
d. Vor. f. Meckl. Gesch. etc. 45, 265. Tgl. 44, 72. — 9) Ibid. 45, 268 f. — 19) XI»
S. 270. Vgl. Ztschr. f. Ethnol. 11, 261. — 11) Jahrb. 1. c. S. 267. Die vorgenannt Funde mim
z. t (auch die Schiene) beschrieben im Quartalsber. d. Yer. f. Mecklenb. Gesch. XLV, %
S. 2 und 3. Weitere Funde: ibid. 3, S. 2 und 8; ferner XL VI, 1, S. 2. — 12) Arch. t
Slav. Philol. Y, 193—215. — 13) Kühne, Yerh. d. Berl. Ges. 12, 189—140.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. JJ 149
10g erscheint sie wie ein mittelalterlicher Leuchter. Die Sage vom
sen Stein' zu Koppalin bei Lauenburg mit Nachrichten von versandeten
in der Ostsee versunkenen Moorwiesen bringt Treichel;1) über die
> fortgesetzten Altertümer - Untersuchungen bei Neustettin berichtet
in8ki,s) und A. Rosenberg erläuterte die Werkstätten des Steinzeit-
s auf der Insel Rügen.8) Ein Bronzeschwert von Roggratz bei Stolp
1 Königsberg L P>) — Bei den Pfahlbauten von Lübtow6) ist unten ein
er Pfahlbau, daneben der Rest eines mittelalterlichen Blockhauses, viel-
b der Herren v. Schöning, zum Sperren d$s Passes durch den alten
rf der Madüe und Plöne von Pyrite nach Lübtow. Sonst sind gefunden
herne Angelhaken in Raddies (Er. Bütow),6) Gesichtsurnen in Lauen-
, ein goldenes Armband von 140 Gr. in Lauenburg,7) während ein
res von 34 Gr. in Schwichtenberg bei Demmin zwischen 1839/47 ge-
en war, endlich römische Denare der Republik, des Antonin von 138
aus dem HI. Jh. bei Kolberg. — Bei Gelegenheit eines silbernen Ringes
der alten Burg Kolberg werden auch hier8) die 'Schläfenringe' 'd. h. um
Hinterkopf getragene Haarklemmer* aus pommerschen Funden aufge-
„ Heidnische Altertümer werden weiter genannt aus Käseke b. Demmin,
Insel Gristow, Zarneckow (b. Züssow), Alt-Damm und Rosengarten, Stolp
ssenförmige Urne mit Bronzeringen in einer gröfseren Aschenurne aus einem
jlgrabe mit Steinsetzung), Wiercschutschin (Kr. Lauenburg), Lustebur b.
erg (Urnen, Bronzen, blaue Glasperle auf einem Bronzeringe), Selchower
le, Wittchow b. Stargard, Wamlitz b. Stettin, Kehrberger Forst; die
aren lieferten Bronzen. Römische Altertümer fanden sich bei Copriemen
ärwalde, mittelalterliche zu Bütow, Blumenwerder, Gartz a. O.9) — Ein
unes Holzinstrument fand Grf. v. Krassow im Torfmoor bei Gingst.10)
' ein zerstörtes Kegelgrab mit Steinkiste bei Staffeide und das ausge-
ene Dorf Deine berichtete Pastor A. Vogel.11) Die wichtigsten Alter-
r der hier besprochenen Lande hat A. Vofs teils beschrieben, teils ab-
det.1*) Ober vorgeschichtliche Erd werke und Befestigungen in Schleswig-
tein wendischen und altsächsischen Ursprungs sprach auf der Berliner
ammlung Handelmann,18) wo auch J. Mestorf durch Vi rchow fragte,
in den Gregenden, wo arabische Filigranschmucksachen gefunden seien,
eine eigene Filigran-Kunst entwickelt und vielleicht bis heute noch er-
m habe? Virchow gab dabei die Grenze dieser Funde und damit eine
reicht der arabischen Handelswege bis zur Ostsee und an die Elbe; die
ß selbst ergab kein Resultat.14) — Altslavische Burgwälle (Schwedenschanzen,
fedenkirchhof) finden sich namentlich in Mecklenburg. Ob alle Funde in
1) Verh. d. Berl. Ges. 12, 47—38. — 2) Mit 1 Tafel. Danzig 1878. (Schriften d. Natur-
II Ges. in Danzig). — 3) Ztschr. f. Ethn. 12, 175-192. — 4) Bulak, Katal. d.
nL d. Altortsges. «Prussia' S. 79. (Beil. zum Arch. f Anthr. 12. IV.: Schädel und
>tte etc. 89 S. 4°. — 5) H. Berghaus, Bali Studien 30. (43. Jahresher.) S. 101—112.
\) Ihid. S. 113 ff. — 7) 44. Jahroso. 1880. (Bali Stud. 31.) — 8) S. o. 148*. —
alt Stud. 30, S. 307—309. — 10) lhid. S. 184 f. M. Ahh. — 11* Ihid. S. 261—264.
Situationsplan. Eine Anzahl ältere pomraersch. Funde in d. Ztschr. l. Ethnol. 12, 287 £
2) Katal. d. Ausstell, prähist u. anthropol. Funde Dtschlds. zu Berlin v. ö.— 21. Aug.
. Berl., Stuhr. V, 619 S. Dazu ein Supplement (gute Register), (LXXIX, 48 S.) u. ein
)gr. Album prähist Gegenstände, gleich! redig. von Dr. A. Vofs. Die stonogr. Berichte,
t. J. Bänke, erschienen als Beil. cL Arch. f. Anthrop. XIII, Hft. 1. (88 S. 4°.) —
bto auch in den Zeitungen vom 6. — 11. August 1880, namentlich d. Deutsch. Boichsanz.,
nnlzettung etc. — 13—14) S. d. Verhandlgn.
11,150
XVIll. K. E. H. Krause:
solchen originale Fabrikate seien, bleibt dahingestellt-, charakteristisch ftl
altslavische Ornamentik scheint die horizontale Wellenlinie. l) Bespreche
wurde auf der Versammlung auch die zweckmäfsigste Einrichtung prähist«
riseber Karten Deutschlands, und v. Tröltzsch legte eine in grofsem MaC
stabe von Mecklenburg, Lauenburg und Lübeck vor.2) Die Periodenei^
teilung, nach der die Kegelgräber der Bronzezeit zugezählt werden, sehe«
aufser nach andern Erscheinungen namentlich auch nach den Weifssch«*
Funden3) in Mecklenburg, nicht unbedenklich.
Von der Vorgeschichte führt uns zur ältesten Völkergeschichte Vircho^
Karte und Bericht über die blonde und helläugige wie über die braune Ra«
in Deutschland.4) Danach bewohnt unser ganzes Gebiet, wenigstens bis k
Oder, eine entschieden der ersteren angehörige, echte germanische Rasse.
Sonst ist die Urgeschichte unserer Lande von G. Waitz6) und F. Dann
berührt. Die 'Ostgermanen' sitzen hier mit Teilen der Gotenstämme c*<3
Völkern, die gemeinsam den Namen Goten hatten, von der Elbe bis z
Weichsel, nicht aber safsen hier die Vandalen. — Ferner sind hier zu neoxr
W. Arnold7) und Wietersheim-Dahn. 8) Nach letzterem nannten d
Stämme der jütischen Halbinsel und Holsteins sich zuerst gemeinsam 'Saxei
nachher bilden die Chauken deren Hauptbestand. Über die ältesten Sita
der Ostseevölker von Lauenburg bis zur Weichsel giebt es vor der Wai
derung gar keine Gewifsheit, nur sitzen die Vandalen sicher in Schlesien. s
Die Langobarden 10) setzt D. (nicht so Kiepert auf der Karte) auf bekl
Seiten der Elbe; sie sind durch sumpfigen Urwald im Havellande und m*
den Mecklenburger Seen von den suevischen Semnonen getrennt, die vom
Harz hier heran, vielleicht selbst bis zur Ostsee reichen. Friesen sitzen nicftJ
in Schleswig, sie reichen östlich nur zur Ems. Die Karte setzt die Cimber"
bis 113 nach Schleswig, bezeichnet Dithmarschen (mit Grimm) als L&nd d^
Teutonen, läfSst die Rugier (mit ?) an der Küste von der Warnow bis tx*
Oder, und von da an quer über die Netze weg die gotischen Burgund»
sitzen. — Über blauäugige, blonde 'Germanen' und 'Teutonen' als Nachzügl^
ebensolcher Kelten etc. und deren Vermischung hatte 1878 die Anthropo
Sektion der Association francaise pour l'avancement des sciences zu Par:
verhandelt.11) Gegen Virchows Annahme,13) dafs Pytheas die Teutonen m
der Nordsee für Friesen gehalten habe, für Reinheit der letzteren und f£
ihre niedere Schädelform hat sich H. v. Holder13) ausgesprochen. Die vC
Langhans u) behauptete Einwanderung der Nordfriesen aus Westfrieslarr
bezweifelt Braune.15) Nicht für wissenschaftliche Zwecke bestimmt ist
Dittmanns Versuch einer Chronik des vormaligen Gaues Faldera;16)
erstreckt sich auch wesentlich auf jüngere Zeiten. — Die angebliche Schlack
1) Virchow, Stenogr. Ber. S. 22 ff. — 2) Ibid.; vgl. E. G(leinitz), e. prgbist
v. Mecklonb. Beil. z. Rostock. Zeit. No. 213 v. 12. Sept. — 3) 8. o. 148« — 4) Sten
Berichte 8. 66 ff. — 5) S. o. S. 6715. Vgl. Dtsche. Lit. Zeitg. H, Sp. 208. — 6) S
S. 98-6. Rec. v. Sickol, Mitt. d. Inst. f. östr. Gesch.-Forsch. U (1881), Heft 1.
7) 8. o. S. 61; Tgl. dazu Stenogr. Ber. d. 11. Anthrop. Vera. S. 25. — 8) 8. o. 61; u.
Gott. Gel. Anz. 1881, No. 7. — 9) Exkurs z. Kieperts Karte. — 10) Vgl. hier*-i
Waitz, Z. Frage nach d. Quellen d. Hist. Langobard. N. Arch. V, 415—424 (j
Mommson). — 11) Arch. f. Anthr. 12, 118 f. (Referat.) — 12) Beitr. z. phys. Anthrcvp.
Deutschen. 1876. — 13) Üb. d. in Deutschl. vorkommenden niederen Schadelformen. Are,
f. Anthr. 12, 349. — 14) S. Jahresber. II, 2, 170. — 15) Lit. Centr.-Bl. No. 1. Übrigw
vgl. Jahresber. üb. d. Ersch. auf d. Gebiete d. Germ. Phüol. etc. I. (1879.) Berlin, 1880.
S. 32. — 16) Aus d- alten Neumünster. Neum., 1879, Brumby. 328 S.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. II 151
>ei Eppendorf (2. Febr. 880) fand nach K. Koppmann1) wahrscheinlich
>ci Hamburg statt (so nahm er schon 1868 an), dann ist sie sagenhaft zu-
sammengeflossen mit der Zerstörung Hamburgs 983, und 'wohl nach der eben-
äUs sagenhaften Überführung der in diesem Jahre Erschlagenen nach Ebstorf,
rrig nach Ebstorf, von neueren dann nach Eppendorf verlegt. Anders urteilt
>. v. Heinemann. *).
Über unser altes Slavenge biet ist die wichtigste Nachricht Aber Holland
^kommen. De Goeje8) hatte die vom Baron v. Rosen und Eunik in
>t Petersburg schon 1878 behandelte Nachricht des Arabers Mas'üdi, in
«elcher der Bericht des marokkanisch-spanischen Juden Ibrahim Ihn Jaktib
Äl Bekri über seine Reise zu Otto d. Grofsen nach Merseburg und von da
sur Ostsee steckt, neu aufgefunden. Der von Ibrahim genannte slavische Name
von 'Michilin borch' der Burg des Fürsten Nakur (Nakon), ist nicht slavisch,
aber durch Punktänderung in den arabischen Zeichen ist von Kunik die Form
Gran gewonnen, welches arabisch 'grofse Burg' übersetzt, und also sicher in
"Grad' zu ändern ist. Da das im Arabischen übersetzte Wort 'grofs' im
Hamen fehlt, so hat de Goeje nun 'Wiligr&d' konjiciert, welches von
T. Jagi6,4) dem wir hier folgen, in Veligrad oder Velegrad berichtigt wird,
obwohl in diesen Gebieten die Form Velegard hätte erwartet werden sollen.
Für die Reise nahm de Goeje 965 an, jedoch nach Wigger6) gehörte
Ibrahim zur afrikanischen Gesandtschaft, welche 973 zu Otto nach Merseburg
kam. W. verfolgt dann den Weg Ibrahims nach 'Wiligrad* , 6) wobei sich
herausstellt, dafs dessen Meilen — V» der üblichen deutschen sind, und giebt
ober die allgemeinen Bemerkungen des Reisenden über Land und Leute
höchst erwünschte Aufklärungen, bescheidet sich aber leider ausdrücklich,
über die geographischen Angaben aus fernerer Gegend keinerlei Meinung
auszusprechen. Einige slavische etymologische Erklärungen hat ihm Kühnel
in Neubrandenburg geliefert. Die 'Frauenstadt' (Eainulaiset, Quänland, am
Bottnischen Meerbusen) ist nicht 'Frauenburg*; die mächtige freie Handels-
stadt im Gebiet der Ubäba Danzig; letzteres will Kunik in Küjäba (Eujavien)
ändern. — Yineta läfst ein durchaus unhistorischer Roman von Damenhand7)
n,|d R. Hanncke8) nicht zur Ruhe kommen; letzterer will freilich nach G.
w v. Raumer (d. Insel Wollin, 1851) und Balt. Stud. 2, 2 wesentlich Kul-
turhistorisches aus späteren Jahrhunderten geben, 'Wineta' aber als deutschen
tarnen = 'Wendenstadt', die Swine vom 'Meerschwein' und den Morast
kiebe Seele' hybrid als Lipa-See = Lindensee erklären.
An diese älteste Zeit schliefen wir die Litteratur über Sprache, Sagen
l|*d Gebräuche an. P. Peiper hat die Verbreitung der deutschen Dialekte
1) Mitt d. Ver. f. Hamb. Gesch. 3, 34 f. — 2) S. o. S. 224. — 3) Ben belangrijk
^V Bericht orer de Slaw. Volken omstreeka 965 n. Chr. Sep. aas den 'Verslagen en Mededeel.
* koningl. Akad. v. Wetenach'., Afdeel. Letterkunde. 2do R. IX. Amaterd. Vgl. Jahresber.
» H99. __ 4) Arch. f. slav. Philol. V, 167 f. — 5) Jahrb. d. Ver. f. Meckl. Gesch. etc.
^9 3 — 20 u. sep.: Ber. d. Ibr. ibn Jak. üb. d. Staren aus d. J. 973 etc. Schwerin. 20 S.
"^ 6) Der heutige, auch in Mitteldeutschland vorkommende Name Willigerod und ähnliche
*^*unen wohl nicht von Weligrad, sondern einem deutschen ' — rode'. Von den 2 Slawenkrank-
^ten ist eine wohl sicher die Krätze. Das bunte Huhn ist meines Erachtens das früher
'.^fifc6 Haselhuhn. — Die Mennän neben den Sachsen an der Westgrenze der Slaven liefsen
J^i vielleicht auch aufStormarn deuten. — 7) B. Paul, D. versunkene Stadt etc. Leipzig,
ytaner. 2. (Volks-) Ausgabe. — 8) Im neuen Reich, 10, 1, 1006—1012. — Eine
^•prechung von Petersens Jörnsrlkinga Saga gab Maurer, Liter.-Bl. f. german. u. roman.
P^iloL I, 449.
11,152 XVIU. K. E. H. Krause:
bis um das J. 1300 behandelt.1) Es würde für die beigegebene Karte zi
viel verlangt sein, Genauigkeiten in Abgrenzung der Gaue (z. B. Hadeln) uad
Völkerschaften, namentlich der slavischen, zu verlangen; so fehlen die Cir-
cipanen. Hingewiesen sei auf Torquatos, das Zurückweichen des Nieder-
deutschen, im Anhange von Tümpels niederdeutschen Dialekten.1) — Be
Rautenberg,3) der die rechtselbischen niederdeutschen Gegenden Start
herangezogen hat, vermisse ich den 'Süll'. Fl. Ceynovas 'Die Kassabisch-
Slo vinische Sprache'4) scheint nicht im Buchhandel zu sein. W. v. Schulen-
burg besprach die 'Giebelverzierungen in Norddeutschland';6) auf der Tafel
finden sich auch einige aus Pommern-, der Schwan des Alten Landes (Landdr.
Stade) fehlt. G. P. Hansen, weil. Lehrer und Organist zu Keitum auf Sylt
(t 9. Dez. 1879), lieferte in seinem für die Landjugend ganz netten Lese-
buch6) einige brauchbare Sylter Sagen. — Eine überaus reiche Fundgrube
für Volksgebräuche ist Bd. H von K. Bartschs 'Gebräuchen und Aber-
glauben Mecklenburgs';7) die topographischen Angaben sind infolge von K
Nergers genauer Revision zuverlässig. Die bekannte, z. t. fabelhafte Karte
J. Meyers von Nordfriesland ist wieder aufgelegt.8) Wegen der Sprach-
grenzen seien nachträglich noch erwähnt (Hansens) 'Nationalität«- und
Sprachverhältnisse des Hzgt. Schleswig'.9)
Von Urkundenbüchern sind für die Eibherzogtümer die 'Fehmarn-
sehen Urkunden und Regesten' J °) erschienen. Äufsere Gründe drängten dazu,
mit diesem Teile den 3. Band abzuschließen , obwohl auch diese Urkunder
zur Publikation in dem in Vorbereitung begriffenen grofsen Schleswig-Hol-
steinischen Urkundenbuche bestimmt sind. Es sind daher fast durchweg nui
Regesten gegeben und ist wesentlich auf lokale und Privatverhältnisse bü
ans Ende des XVI. Jh. Rücksicht genommen ; verwertet sind nur die Urkunden
des Staatsarchives zu Schleswig. Aus der 1. Abteilung (No. 1 — 102, von
1321 — 1599, 16 Urkunden und 86 Regesten) kommt hier die Verleihung
des Fehmarnschen Landrechts und des Lübischen Stadtrechts an Burg k
Frage. Abt. 2 (34 Nrn. von 1439—1532) enthalten Testamente oder Aus-
züge daraus aus Burg. — Wegen der schleswig-holsteinischen Personalien
sind nicht ohne Wichtigkeit die Registranten Friedrichs I. von Dänemark.11]
Von den v. Buchw aidschen Repertorien zur schleswig-holsteinischen Ur-
kundensammlung1*) ist 1880 keine neue Reihe erschienen, da der 10. Band
der Zeitschrift erst 1881 ausgegeben wurde.
Das 'Urkundenbuch der Stadt Lübeck* 1S) ist fortgeführt von
No. CDLXX (27. Nov. 1442) bis DCCLXXXIV (Ende 1426), mit Nachträger
1) Zeitschr. f. wissensch. Geogr. I, Hft. 4, u. sep.: Lahr, Schauenburg. 8 S. (Scham
2. Aufl., 1881.) — 2) S. 99—103; a. Jahresber. II, 2, 155*. — 3) S. o. S. 66. — 4) Pose»
1879. Der Vf. lebt in Bukowjec b. Terespol, W.-P. — 5) Ztschr. f. Ethn. 12, 27—29, m*
1 Tafel. — 6) S. o. S. 1289, m. o. Selbstbiogr. Deezbüll, Chr. Moje. Der für seine Heim-
begeisterte Yf. gab eine Anzahl dio Nordfriesen betr. Schriften heraus. — 7) Wien, Bra=.
müllor. VI, 508 S. S. Jahresber. II, 2, 170 ff. Recension vou I: im Lit. Centr.-Bl. 187""
No. 44 (A. Kuhn); Rostock. Zeitg. 1879, No. 90 ff. (Roinh. Bechstein). — 8) Karte dB
alt. Nordfr. bis an d. Jahr 1240. M. Angabe d. jetzigen Lage der Insoln. Tondern, Droh
Lithogr. in Querfol. — 9) Zoitschr. f. d. gesammte Staatswissensch. 1878. Heft 1.
10) Urkk.-Saraml. d. Ges. f. schlesw.-holst.-lauenb. Gesch. III, 2. Kiel, Univ.-Buchh. mW
82 S. 4. Vorher geht ein chronol. Verzeichn. Vgl. Deutsch. Reichs- Anz. 1881, No. 76 r—
30. März, S. 4. — 11) S. Jahresber. II, 3, 226*; I, 594. Vgl. Lit Centr.-Bl. Sp. 101,
Hist Ztschr. N. F. 9 (4Ö),S. 554—56. — 12) 8. Jahresber. 1, 279*. — 13) HeiMC
(durch Wehrmann) v. d. Ver. f. Lüb. Gesch. etc. VI, Lief. 7—10, S. 481— 812. Lfib«
Grantoff. 4.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. 11,153
Tom 6. August 1402 an (No. DCCLXXXV— DCCCXXVII. Wir erhalten die
mannigfaltigsten und lehrreichsten Aufschlüsse über alle Verhältnisse des
öffentlichen Lebens (Verhältnis zum Reich, zur Hansa etc.) sowie des privaten.
— Auch die 'Siegel des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck'1)
sind jetzt abgeschlossen. — Von Bd. IV der wichtigen 'Kämmereirechnungen
der Stadt Hamburg'8) giebt der Herausgeber Eoppmann selbst an,
d&is er hier einen Nachtragsband liefere, da er bei Herausgabe von 6. III der
irrigen Meinung war, die beiden bez. Archivbände seien 1842 im Brande
verloren gegangen. Aufser den oben3) angegebenen Rechnungen enthält er
einzelne kurze Auszüge aus den Rechnungen von 1409 — 16, die sich zufällig
erhalten haben. Man dankt dieser Publikation wieder reichste Belehrung.
Die 'Exposita ad reisas dominorum, ad reisas capitanei et sateliitum, curso-
ribus, pro diversis notabilibus, ad expeditiones contra piratas' reichen in histo-
rischer Bedeutung weit über die Spezialgeschichte der mächtigen Hansestadt
hinaus, sie spielen in alle Nachbargebiete und selbst die Universalgeschichte
hinein, namentlich in die dänischen, dithmarser, auch wurster-hadeler und
ostfriesiscben Streitigkeiten. Das Heranrücken der Garde gegen die Dith-
marschen 1500 rief einen regen diplomatischen Verkehr wach, und nicht
veniger Arbeit und Kosten machten die Braunschweiger Händel, und die durch
ihren Herzog bedrängte Stadt wurde wiederholt mit namhaften Summen unter-
stützt. Aufserdem wird ein sehr reiches kulturhistorisches Material geboten.
Die Ausgaben für Gastereien von Genossenschaften der Stadtdiener, das 'raimis
008^8* beim Ratskonvivium im Frühling und das wiederkehrende ^histrionibus'
gehören dahin. Solche Spieler und Gaukler hielten alle Fürsten der Um-
Jande, der König von Dänemark, der Kurfürst von Brandenburg, alle Bischöfe
bis zum Grafen von Hoya, auch alle Städte bis zum kleinen Buxtehude hinab.
Unter den Geschenken kommen Kirchenfenster für alle Klöster um die Stadt
Vor von Breedenbeck-Neukloster bei Buxtehude bis Neuraünster in Holstein.
Auch das Mnd. Wörterbuch erhält reiche Ausbeute, ebenso der Wortschatz
JAfiniae latinitatis. So heifst der Btichsenschütze (furschutte) sagittarius bom-
öÄrdarum. — Aus den Kämmereirechnungen stellte J. F. Voigt für die
keneralversammlung des Gesammtvereins etc. eine Liste zusammen über das
J^Ibergerät als Ehrengeschenke des Rats zu Hamburg im XV. Jh.'4) — Zu
^?e^ oben berührten ostfriesisch-hamburger Wirren liefert erhebliches Material
t*8 Ostfriesische Urkundenbuch, 6) welches auch seinerseits wieder aus
??** Kämmereirechnungen schöpfte. Es kommen die Hamburger und auch
JVe allgemein hanseatischen Beziehungen zum Grafenhause wie zu den Häupt-
i?5U5en vielfach vor, so nur z. B. das Bündnis des Hero v. Dornum mit Edo
wiemken von Jever vom 29. Sept. 1492 gegen Hamburg.
Von Bd. IV der ersten Serie (1256—1430) der Hanserccesse,6) der
1) Herausg. von dem§. Ver. Hft. 10: Lüb. Biirgersiegel. Lübeck, 1879, Grautoff. Er-
^-.^■^en erst 1880. Vgl. Corresp.-Bl. d. Gos.-V. 28, S. 40. — Herausgeber waren nacheinander:
^■^lde n. Masch, Milde u. Mantels, Mantols u. Wehrmann, zuletzt Wehrmann
S****r Beirat ron Fr. Crull. Das Gesamtwork enthält: Holst, u. Lauenb. Städtesiegel, 26 S.,
^ttt; Mecklenb. Städtesiegel, 48 S., 12 Taf. ; Holst Adel, 200 S., 16 Tat; Holst Grafen,
8., 11 Taf. u. Stammtafel; Lübecker Bürgersiegel, 90 S., 15 Taf. u. 10 S. Register. -
y^ o) S. o. S. 128". — - ») Da« Hansische Urk.-J5uch öd. 11 (s. Jahresber. 11, ss, iet>, iöi;
*J^\)en noch besprochen: Ref., yorzugswoise mit Bezug auf mecklenb. Verhältnisse. Rostock.
^% 1880, No. 2; W. Fischer, Mitteil. a. d. bist Lit VI11, 218—20.
11,154 XVIII. K. E. H. Krause:
von 1401 bis 1410 geht,1) kommen für uns, d. h. für die territoriale Ge-
schichte, in Frage die besonders wichtigen Urkunden über die Zunftaufetände
oder Sechziger -Unruhen in Lübeck, Hamburg, Rostock und Wismar, für
letztere beiden nur von sehr geringem Umfange. Der Aufstand war, nach-
dem die Keime von aufsen nach Lübeck gebracht, dort am heftigsten, wurde
dann nach Hamburg verpflanzt, als der alte ausgewichene Rat von Lübeck
sich dorthin zurückgezogen hatte und von dort aus, als neuem hansischen
Mittelpunkte, seine Operationen betrieb.1) Wir sehen auch, wie die pommer-
schen Binnenstädte sich weigerten, zum Kriege gegen den Unionskönig Erich
(den Pommer) beizusteuern. Natürlich spielt der Vitalienbrüder-Kampf, der
alle Seeküsten berührte, in den städtischen Verhandlungen eine wichtige Rolle,
doch war dieses Material schon historisch im voraus von Koppmann ver-
wertet.8) Natürlich bietet der Band ein reiches Material an Personalien,
namentlich für die Städte. — Nicht eigentlich urkundliche Edition, sondern
kulturhistorische Verarbeitung solchen Stoffes bringt Koppmann 'Aus Ham-
burgischen Testamenten'.4) — Was das Mecklenburgische Urkunden-
buch betrifft, so wurde noch an Bd. XII, namentlich an dem von Römer
gelieferten, umfangreichen Sachregister zu Bd. V — X gedruckt und eifrig fftr
die folgende Serie, von 1350 an, gearbeitet.6) Für die 11 Jahre 1350 bis
1361 sind die Schätze des Grofsh. Hausarchivs zu Schwerin inbetreff der
mecklenburgischen und holsteinischen Verhältnisse zu Dänemark u. Schweden
weiter benutzt und gedruckt in Bd. n von Rydbergs schwedischem Ur-
kundenwerk. 6) Dasselbe erstreckt sich bis zur Räumung des bis dahin
schwedischen Schönens vor der Übermacht Waldemar n. Atterdags durch
Albrecht v. Mecklenburg und das gräflich holsteinsche Heer. Urkundlichen
Wert hat F. Crulls Herausgabe der alten Inschrift im Chore des Domini-
kanerklosters zu Wismar,7) da dieser Orden bekanntlich in seinen Kirchen
urkundliche Stiftungs- etc. Nachrichten anbrachte. Die sehr lädierte, 1880
wieder aufgedeckte, dann im Umbau zu Grunde gegangene Inschrift reicht
von der päpstlichen Bestätigung des Ordens 1216 bis zur klösterlichen Re-
formation des Konvents am 11. Juni 1468. — Wegen der mannigfachen nach
Mecklenburg herüberspielenden Interessen ist auch das Braunschweiger Ur-
kundenbuch8) für uns wichtig.
In Pommern wurden vom Staatsarchivar v. Bülow auf dem Rathause
zu Stettin die alten Schöffenbticher von 1324—26, 1344—46, 1350—52
und 1495—1525, das sog. 'Geistliche Buch' von 1373-1522 und das
Schöffenbuch des Lastadischen Gerichts von 1551 — 1570 wieder aufge-
funden. 9) — Das Neuencamper Nekrolog läfst sich aus dem Urkundenbuche
von Fabricius und dem Stralsunder Stadtbuch (Register) ergänzen. 10) Fleißige
Urkunden-Regesten aus dem Archive der Stadt Anklam 1264 — 1677 lieferte
W. Hanow.11)
An Chroniken-Ausgaben sind an erster Stelle für Lauenburg und Lübeck
1) S. u. Kap. XXI. Boc. in Gott. Gol. Anz. 1881, No. 1 (B. Pauli). — 2) S. Jahi»-
boricht II, 2, 1711 u. 183*. — 3) Kl. Stortebeker, ibid. S. 171". — 4) Ans d. Ztschr.
d. Ver. f. H&mb. Gesch. 7, 203 -22. — 5) Ber. v. Wigger, Quartalsber. d. Ver. f. MeckJ-
Gesch. etc. 46, No. 1 u. 2. — 6) S. u. Kap. XXX. Vgl. Rist Zeitachr. N. F. 9 (40),
S. 559—562. — 7) Jahrb. d. Ver. f. Meckl. Gesch. etc. 45, 21—32. (Auch sep.) — 8) 8-
o.S. 125» — 9) Bali Stud. 30, 290 f. — 10) Bec. des Pomm. Urk.-Buches (Abt 2, 1877),
Hist Ztschr. N. F. 7 (43), S. 473—79. — 11) Progr. d. Gymn. zu Anklam (No. 100),
S. 9—18. 4°.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. II 155
die Ton Holder-Egger zum erstenmale herausgegebenen 'Chronica prin-
cipum Saxoniae et Monumenta Brandenburgica' in ihrem ersten Teile,1) so-
dann die von Waitz gebotenen 'Acta quorundam episcoporum Luhecensium'*)
ans dem XTTT/YTV Jh. zu nennen, welche letztere Lappenberg und Leverkus
im Lübecker Urkundenbuch herausgegeben hatten. Ferner veröffentlichte
Referent die 'Van der Rostocker Veide' betitelte Rostocker Chronik
von 1487— 1491, 8) die sich auf die bekannte Rostocker Domfehde bezieht.
Auf S. 24 ist hier die Vermutung ausgesprochen, dafs der Beiname Heinrichs
d. Löwen v. Mecklenburg, 'mit der platen', der nur in der Rostocker Chronik
bei Schröter, Beitr. I, 1 vorkommt, aus einer Verwechslung mit dem rugisch-
pommerschen Dom. Heynricus cum thorace (seit 1296) entstanden sei. — Die
nur etwas jüngere, hinten in die berühmte Handschrift Ernsts von Kirchberg
im Grofsh. Hausarchive zu Schwerin eingeschriebene, früher fälschlich unter
des Marschalk Thurius Namen gehende kleine 'Reimchronik über die Ro-
stocker DomhändeF, d. h. über dieselbe Fehde, hat bald nachher E. Safs
herausgegeben.4) Dieses kleine Werk ist auch wegen der noch dunkeln
htterarischen Verhältnisse Rostocks im Anfang des XVI. Jh. interessant; es
gfebt sich selbst als die Bearbeitung eines lateinischen Gedichts, welches
letztere vielleicht von Dr. Heinr. Boger stammt. — Nur wenig reicht in unser
Gebiet Bothos, besser Eonrad Bothes Bilderchronik, die K. Schaer6)
untersucht hat. — Das als Hilfsmittel zu urkundlicher Geschichtsforschung
sehr erwünschte 'Lexikon deutscher Stifter, Klöster u. Ordenshäuser', welches
0- Freih. v. Grote6) begonnen hat, bietet aus den hier besprochenen Lan-
den einstweilen freilich nur Beibug.
Gröfsere Bearbeitungen verschiedener Art, wie andererseits kleine und
^feinste Besprechungen, Nachrichten und Notizen sind für unser ganzes Ge-
,,et wie für die einzelnen Teile vorhanden. Übersichten über die Fran-
^kaner im nördlichen Deutschland besonders vom Baseler Konzil an bis
*D**i Untergang ihrer Klöster in der Reformation gewährt F. W. Woker.7)
j^^ressant ist namentlich die Darstellung der bitteren Streitigkeiten unter
,e** Fraktionen des Ordens selbst: die protestantischen Historiker können
SICl^ schwer ein so treues Bild davon verschaffen, wie es dem Ordensbruder
^?*Äufig ist. Der bekannte Provinzialgeneral der Ordensprovinz und Chronist
^^■tthias Döring, aus Kyritz gebürtig, der Gegner des Nikolaus von Kusa,
*****! dabei hart mitgenommen. Der Kusaner selbst ist auf seiner Legations-
^^e für unsere Gegenden nicht wichtig geworden. — Das Städtewesen auch
J***Beres Gebiets wird aufgeklärt durch Arbeiten von Nitzsch,8) C. Neu-
**Tg9) und R. Sohm;10) vor den Schlüssen, die R. Schröder in seiner
^^ist bequemen Übersicht der niederländischen Kolonien u) aus den Namen
^^ht, mufs man sich vielfach hüten. Eine grofee Menge Eigennamen aus
1) Mon. Germ. SS. XXV (o. 8. 12*). — 2) Ibid. — 3) Zum 1. Male aus d. Hds. herausg.
^*©gr. d. Gymn. u. d. Realsch. I. Ordn. in Rost. (No. 546). 24 S. 4°. Nach gütiger Mit-
klang de« Herrn Dr. G. v. Buchwald befindet sich noch eine etwas differierende Hds. im
Staatsarchiv zu Hannover. — Vgl. Deutsch. Reichs- Anz. u. K. Preufs. Staats- Anz. No. 73 S. 4.
— 4) Jahrb d. Ver. f. Meckl. Gesch. etc 45, S. 22—33 u. 314. — 5) S. o. S. 123». Vgl.
Ut Centr.-Bl. Sp. 1221. — 6) S. u. Kap. XXXVII. — 7) Gesch. d. norddtsch. Franzis-
kaner Missionen der sächs. Ordensprov. v. h. Kreuz. E. Beitr. z. Kirchengesch. Norddeutschi,
nach d. Reform. M. Unterst, d. Görros-Ges. Freiburg i. B., Herder. XII, 735 S. Vgl. Hist-
Pol. Bl. 87, Hft 4. — 8—9) S. o. S. 72 f. Vgl. Dtecho. Lit Zeit. I, 167. — 10) Stadt
Wirtachft im XV. Jh., Konrada Jb. f. Nationalökon. u. Statist. 18. Jg. Bd. I. Hft 3. —
11) S. o. S. 1291.
11,156 XVIII. K. E. H. Krause:
Mecklenburg, Pommern und den Städten etc. bringen die 'Deutschen Pilger-
reisen nach dem Heiligen Lande'1) in dem Verzeichnis der Pilger von
1300 — 1600. Es sind darunter auch unbekanntere fürstliche Reisen. Auf
S. 515 ff. erhalten wir eine Darstellung von dem Seekampf Hz. 'Bugeslaus' X. v.
Pommern mit den Türken. — Für die Entwickelungsgeschichte der Seefahrt
unserer Küsten ist von Bedeutung A. Breusings 'Sprache des deutschen See-
manns'.2) — Wegen der massenhaft in den Klosterurkunden vorkommenden
Lüneburger Sülzpfannen-Gerechtigkeiten, auch des Salzverkehrs bis an die
Ostsee sei hingewiesen auf des Ref. 'Wörterverzeichnis der Lüneburger Sülze'.8)
— Gegen G. Freytags Erklärung des viel vorkommenden Ortsnamens 'Vogelsang'
als 'Wohnung und Feste im Baume', die also aus früher Urzeit stammen
würde, wendet sich Ed. Jacobs.4) Das im deutschen Koloniallande so
häufige Wort sei nicht uralt, sondern erst in den Zeiten grösserer Milde und
Sittigung aufgetreten und bedeute: Hain mit Vogelgesang. — In Konrads v.
Mure 'Clipcarius Teutonicorum',5) werden die Wappen des Herzogs v. Stettin
und v. Pommern, des Herrn von Rügen und des 'Landgrafen' von Schwerin
genannt. Die mehrfach verderbten Verse geben wenigstens die seltsame
Kunde, dafs, weil Stettin der offene Hafen der See sei, sein Herzog ein
offenes Thor im Wappen habe, der Hz. von Pommern führe einen schwarzen
Hirsch mit goldenem Gehörn (und Stern?) im weifsen Felde, der Herr von
Rügen im goldenen Schild ein schwarzes Wisenthaupt, der 'Lantgravius
Swerinensis" zwei weifse Stierhäupter: es bestünden zwei Linien dieses Hauses,
v. Liebenau macht daraus schon für 1240 -50 'Herzöge' von Mecklenburg!
Aus den Eibherzogtümern ist das bei weitem bedeutendste Werk P.
Hasses 'Schleswiger Stadtrecht, Untersuchungen zur dänischen Rechtsge-
schich te\6) eine umstürzende, aber auch wieder grundlegende Arbeit, welche
namentlich unter den dänischen Forschern7) Aufsehen erregt hat, weil sie
einer als feststehend anerkannten, die Nationalität berührenden Tradition
ein Ende macht. H.s Untersuchungen kehren ihre Spitze sehr entschieden
gegen Wildas 'Gildewesen im Mittelalter.' Die Resultate betreffs der Ur-
kunden (Kap. 1) sind: Suens Privileg von 1155 ist eine Fälschung, für welche
Ulr. Petersen die Verantwortung trägt; die älteste Urkunde für die Stadt
Schleswig ist die Christofs I. vom 2. Aug. 1252; die Stadt war nie ausge-
dehnter als jetzt. Das Stadtrecht (Kap. 2) datierte man bisher von 1200;
es kann erst in der 2. Hälfte des XIII. Jh. entstanden sein, einzelne (jüngere)
Artikel lassen sich für 1272 und 1282 erweisen; terminus ad quem für das
ganze Stadtrecht ist 1284. Dieses nennt ein Landrecht als seine Quelle,
die es, aber mit bewufsten Abweichungen, benutzte; es war wohl ein (ver-
lorenes) Landrecht oder Gesetzbuch Waidemars H. in lateinischer Sprache
(Kap. 3). Die seerechtlichen Artikel sind deutsches Recht gleich dem Ham-
burger, oder gotländisch-deutsches; die politische Konstellation im Norden
1) S. u. Kap. XXVJI. — 2) Jahrb. d. Vor. f. ndrdtsche. Sprachforsch. V, 1—20, 180
—185. Vgl. Ref. in d. Kostock. Zoit No. 5 und No. 7 Boil. — 3) S. o. 126*. Vgi.
Dlsch. Reichsane. No. 261 (5. Nov.) S. 4. — Auch sep., Norden, Druck v. Soltau. — 4) Vogel-
Bang. E. kultur- und ortsgoschichtl. Versuch, Boitr. z. dtsch. Philo!. J. Zacher dargebr. ali
Festgabe z. 28. Okt. 1879. (Halle, Waisenhaus. 316 S.) S. 205—244 — 5) S. o. S. 45e. Der
Clip, ist abgedruckt in d. Vierteljahrschr. f. Herald., Sphrag. u. Qeneal. Jg. 1880, 8. 20—34.—
6) Kiel, Lipsius u. Tischer; Kjtfbenhavn, Hagerup; Kristiania, Cammermever ; Lund, Gleernp.
(IV), 132 S. Vgl. N. Arch. V, 470. Lit Centr..Bl. 1881. Sp. 254. — 7) Vorläufig sei be-
merkt, dafs Jörgensen Hasses Ansichten bekämpft, AarbÖger f. nord. Oldkynd. 1880. H. 1.
Weiteres Jg. IV.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. 11,157
verweist dadurch für die Aufzeichnung des Stadtrechts auf die J. 1253 —
1257 (Kap. 4). Die Gütergemeinschaft wird ihre Quelle im Hansisch-Lübischen
Rechte finden. Die Stadtverfassung ist nicht aus der Gildeverfassung, sondern
umgekehrt diese (wie sie in den Gildeskraen erscheint) aus jener hervorge-
gangen, wenn auch die älteste Organisation einen Gildecharakter tragen
mochte. Den Gilden des XIII. Jh. ist das geistliche Element noch durchaus
fremd. Auch Nitzschs Ansicht von der ursächsischen Gilde ist haltlos, die
Schleswiger fufst auf dänischem Recht des XIII. Jh. Alle dänischen Gilden
and Gildenbünde haben ihren Mittelpunkt in Skanör, das weist auf Han-
sisches Vorbild. Die Waldemarurkunde von 1177 ist eine Fälschung aus
Gildekreisen (Kap. 5). Im 6. Kap. wird die Erichs- und Swen-Legende
kritisch beleuchtet, im 7. die Chroniken mit dem Resultat, dafs die Knut-
Biographie Elgins nicht gleichzeitig, sondern ein Produkt aus Gildekreisen
von geistlicher Hand zu Ringstedt auf Seeland ist — Anh. I. vergleicht das
Schleswiger and das erste Flensburger Stadtrecht, sowie jenes mit dem
jütischen Lov, Anh. IL bringt urkundliche Beilagen. S. 50 Z. 5 v. u. ist
meines Erachtens den alten Stadtbürgern Unrecht gethan; der 'leo' war keine
Renommage , sondern ist nur die lateinische Übersetzung von 'ulf, hwalf nach
der von den Weifen gewohnten Weise, Weif = catulus = leo zu gebrauchen.
Nor den auf den Märkten zur Schau geführten Affen setzten sie den land-
rechtlichen Wildtieren hinzu. — Eine 'Geschichte der Bischöfe Petrus,
Ludolf und Friedrich von Ratzeburg, 1236 — 1257* wesentlich nach dem
mecklenburger Urkb. lieferte L. Viereck.1) Die Zusammenstellung ist fleifsig,
aber die Auffassung der Verhältnisse von Klöstern zu Kaisern und Papst,
der Bischofswahl und ähnlicher allgemeiner Fragen und manche Einzelstücke
sind nicht richtig. Die von Krantz aufbewahrten Verse über Ludolf könnten
ans der verlorenen Reimchronik2) stammen. — F. Warnecke3) macht darauf
aufmerksam, dafs Wappen des Holsteinischen Adels im Siebmacherschen
Wappenbuch (Ausg. von Paul Fürst) vom Jahre 1668 T. V. verwechselt
oder verkehrt vorkommen und ebenso in die Ausgabe 1734 übernommen
töen, vermutlich auch wieder in die letzte. Es betrifft die Tafeln 150 und
151, wo z. B. Krummendick statt v. d. Lancken, Andersen st. Blome, 'Blume'
8t Buchwald, Buchwald st. Brockdorf etc. angesetzt sind. — In F. Lindners
Skizzen aus Niederdeutschi and* 4) wird wieder auf die alte von Lappenberg
a's Fabel erwiesene Gröfse Helgolands hingewiesen. Die Sturmfluten der
Eiblande und Nordfriesen sind nicht grade historisch.
Für Lübeck ist wenig anzuführen. Konst. Mettig behandelt den
Familiennamen und die Herkunft des (Rigaischen) Erzb. Frowold v. Vif-
flüsen (1348— 69) 6) und weist nach, dafs die Familie aus Lübeck stammt
*°d nach dem Namen ihres dortigen Erbes (nachher einer Strafse) heifst.
^°ch Bischof Dietrich I. v. Dorpat, 1303(4) bis nach 1313 (1318?), war
eia von Vifhusen, nicht Vishusen oder Fischhausen. Fronwald f zu Rom
Zwischen 8. Juni 1369 und U. Febr. 1370. — Über den Aufstand in
^•äbeck 1408 und seine Einwirkung auf Hamburg berichtet kurz K. Kopp-
mann,6) C. Walther besprach die Fastnachtspiele der Patrizier in Lübeck,7)
1) Dissert v. Rost Rost, BoldtscheHofbuchdr. 64 S. — 2) S. Jahresber. II, 2, 1691-*.
*"* 3) Dtsch. Herold XI, 160. — 4) D. Gartenlaube No. 51. Das Bild S. 841 rieht einer
p *** Sturmflut der Nordsee wenig gleich. — 5) Mitteil, aus d. Gebiete d. Gesch. Liy-,
f*~ U. Kurlands XII, 486—601. — 6) Mitt d. Ver. f. flamb. Gesch. 3, 78. Vgl. auch o.
* 57. — 7) Bericht Üb. d. Jahreaversamml. d. Yer. f. ndrd. Sprachforsch, in Hildesheim t.
17~-20. Mai 1880, Zeitschr. f. d. Philol. 12, 359.
£[,158 XV1U. *• E. H. Krause:
sich anschliefsend an das 'Spil von der rechtverdicheit* (Jb. d. Ver. HL). Lübi-
sche8 Recht berücksichtigt vorzugsweise eine Arbeit von Freund.1) — Eigen-
tümlich ist ein in Silber getriebenes Künstlerwappen aus dem XV. Jh. aus der
Malergilde in Lübeck;8) ein unbekanntes Künstlerwappen ebendaher bespricht
F. Warnecke.3)
Aus Hamburg ist der Stoff reichlich bemessen. K. Koppmann
machte den interessanten Versuch, die i Wittighesten ' als Korporation der
ausgeschiedenen Ratsherrn zu erklären.4) Hervorragend ist die 'Historische
Topographie der Freien- und Hansestadt Hamburg' von C. F. Gaedechens;*)
sie wird ferner nicht zu entbehren sein für die Geschichte der Umgegend.
Da nur erste Quellen benutzt sind, räumt sie vielfach auf, namentlich für
die älteren Zeiten. Wenn der Verf. freilich die gröfseren Dörfer der Um-
gegend schon zur Frankenzeit bestehen läfst, so wird dies wenigstens für die
Marschen sehr einzuschränken sein. Natürlich greift die Darstellung in die
Umlande , Holstein, Lauenburg, Lüneburg (Harburg) und Bremen (Altes Land)
hinüber, namentlich in dem Gewirre der wechselnden Eibinseln. Die Ent-
wicklungsgeschichte zerfällt in die Zeit 1) von der Entstehung bis 1250,
2) bis 1400, 3) in 4 Abschnitten bis 1800. 4) Unser Jahrh. füllt ebenfalls
4 Abschnitte. Das Werk über den Dom6) ist noch nicht benutzt, da-
gegen die Erwerbung Ritzebüttels und Neuwerks berücksichtigt. Drei Karten
gröfsten Mafsstabes sind beigegeben: 1) Hamburg um 1320 (1:6000),
2) um 1600, von Gaedechens schon 1863 entworfen, 3) 1880 mit sehr
klarer Eintragung der Grenzen um 900, 1300, 1560, 1650 und St Georgs von
1700, St. Paulis von 1845. Die Arbeit rief u. a. hervor K. Koppmanns
Darstellung der topographischen Verhältnisse der Altstadt Hamburg zu Ende
des Xn. Jh., woran sich Verhandlungen mit Gaedechens und Hübbe
schlössen;7) ferner E. H. Wichmanns Aufsatz über das Alsterthal in
Hamburg,8) die Entstehung der Alsterbassins etc.; M. Genslers Beitrag
zur Hamburgischen Kunstgeschichte 9) über Kirchenbauten. Sodann handelte
K. Wolters über den Namen der St. Petrikirche,10) die zuweilen irrig ab
Petri und Pauli vorkommt; Koppmann über die Lage der ältesten Buch-
druckerei Hamburgs (des M. Johann Borcherdes 1491), n) über den Pilatus-
pool,18) eine Ortsbezeichnung nach dem Kaak oder Pranger, der in Bremen
noch in der Franzosenzeit 'Pilatus* hiefs, und über die 'Scharfrichterpfennige'
als älteste Hamburger Medaillen13) mit Aufzählung der bekannten; ferner
gab Lieutenant M. Bahrfeldt (Stade) einen Beitrag zu den Hamburgischen
Münzmeistern14) des XV. Jh. Für das Hamburgische Gebiet am Ausflufs der
Elbe giebt A. Becker16) eine für die Entwickelung der topographischen
Verhältnisse brauchbare Zusammenstellung, die sonst historisch ohne Wert,
aber ein passendes Lesebuch für die Umgegend ist. Auch Ferd. Lindners
Skizze 'Auf Neuwerk'16) auf welche wir für die Neuzeit noch zurückkommen,
1) S. o. 8.76* — 2) Dtach. Her. 11, 112. - 3) Ib. S. 144 f., m. Abbild. — 4) D. Entwickig. d.
fttädt Verhältnisse Hamb.a im M.-A., Ber. üb. d. General-Yeraamml. d. dtach. Gesch.- Vor. (a. o.
S. 146°) im Hamb. Korreap. v. 6. Sept. — 5) M. 3 Karten. 2. unver. Aufl. Hamb., Mauke
Söhne. 383 S. Aach die 1. Aufl. mufs 1880 erschienen sein. — 6) 8. Jahreeber. II, 2,
172»*. — 7) Mitt. d. Ver. f. Hamb. Geach. 3, No. 2, S. 17 ff. — 8) Hamb. Korreap. No. 70
v. 21. März. — 9) Mitteil. 1. c. 3, 137—144. — 10) Ibid. 8. 20—24. — 11) Ibid. S. 38 £
— 12) Ibid. 8 56. — 13) Ibid. 8. 65—71. — 14) Ibid. 8. 157—159. — 15) Cuxlura
n. d. Amt RitzebUttel. M. o. Karte (von E. Schulze). Hamburg, Meifsner. (8), 248 S
Vgl. Weserzeitg. 1881, No. 12245. 8. Febr. Morgenauag. Petermanna Mitteil. 27, 32. —
16) Daheim, 16. Jg. (1879/80). 8. 825 ff.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. II 159
ist historisch ohne Wert; wieder soll hier die Insel viel gröfscr gewesen
sein. Auf Hadeln and Neuwerk in älterer Zeit nehmen auch Rücksicht C.
Diercke und K. Schröder.1)
Üher den Hamburger Viceprobst (Lüneburger und Stader Abt und
Zevener Probst) Dietrich, f 1281 oder 1282, den Segeberger (und Zevener)
Probst und Lübecker Bisch. Theodorich, f 23. Aug. 1210, und den Sege-
berger Probst Dietrich I, 1158 — 1162 hat Ref. eine Untersuchung ver-
öffentlicht,2) und J. F. Voigt behandelte Leibrenten vertrage der Stadt
Hamburg im XV. Jh. und Reich skriegshülfe Hamburgs im Mittelalter.3)
Koppmanns Berechnung der Einwohnerzahl aus den Listen der Neubürger
richtet sich gegen Laurent;4) derselbe gab einen Beitrag zur Geschichte der
öffentlichen Anklage in Hamburg6) (sakewald und vorsprake) sowie eine ganze
Reihe kleinerer kulturhistorischer Notizen: "Von Herrn Stoltenberg', 'Ham-
burger Herberge zu Wismar', 'Glockeninschrift von 1485', (Hendrik und Simon
Wagheveins oder Wetghepeins), 'Richard von Berst', Führer der flandrischen
Gesandtschaft nach Hamburg 1391, f 1392; 'Das Haus der Hölle' (1284,
tor Helle, dat Hellehus, infernus),6) 'Gerechtsame der Schuhflicker',7) 'Wetten
und Kronenstechen' (= nicht scharf rennen),8) letzteres auch für Rechtsge-
schichte interessant; daran reiht sich an J. F. Voigt 'die Lübischen Buden'
in Hamburg9) und H. W. C. Hübbe 'Gojenschie&en'.10) Schon 1379 kommt
der Goje (Papagei), auch 1464 der 'psiticus' zum Vogelschiefsen vor. —
Klaus Störtebeker und die Vitalienbrüder sind abermals pseudowissenschaftlich,
einfach nach den abgethanen Märchen mit Stürzbecher und Brotspenden in
Verden, von Osk. Schwebel behandelt;11) auch der Zug des Hochmeisters
gegen Wisby 1398 nimmt an der unhistorischen Erzählung teil.
Für Mecklenburg liegen zwei gröfsere, wenn auch nicht einheitliche Be-
arbeitungen über das ganze Gebiet der Geschichte vor. Ad. Pentz' (Pastor
zu Zabel) 'Erzählungen aus der Meklen burgischen Geschichte'1*) für Schule
und Haus entsprechen letzterem Zwecke um so mehr, als er Sachkenner
i& Gegen ihn richten sich mehrfach B. Leskers18) (kath. Pfarrer in Zell-
hansen) 'Historische Skizzen', die hauptsächlich für die Neuzeit in Betracht
kommen. Die älteren Partieen sind durchweg aus zweiten Quellen und nicht
immer an sich zuverlässig, dazu aber durchgängig katholisch-antireformatorisch
und teilweise gehässig. — F. Malchows 'Geschichte des Klosters Doberan
*on 1300 — 1350'14) ist eine von den bekannten Rostocker Dissertationen,
welche auf dem Meklenburger Urkundenbuche sich aufbauen. Die fleifsige
Schrift hat das einschlägige Material erschöpfend ausgenutzt. — Nachträg-
liche genealogische Notizen erhalten wir 'über die von Walsleben.' 16) Die
nach Bremen und Verden weisenden Nachrichten aus des Rostocker Prof. Dr.
1) Heimatskde. d. Hzgt Brem. u. Verd. u. d. Landes H. M. 1 Karte v. Georg Lange.
°{*le, Pockwitz. 135 S. — 2) Aren. d. Stader Ver. f. Gesch. etc. 7, 133—145. — 3) Berichte
**• d- Generalyersamml. d. Gesamrotver. etc. — 4) Mitteil etc. 3, 122—125. — 5) Ibid.
S- 154—156. — 6) Alle in d. Mitt. 3, 100—104. Ein Hellehaus auch in Quedlinburg.
*waere Nachweise vom Ref. im Jahrb. d. Ver. f. niederd. Sprachforsch. 5, 128. Zu Waghe-
*?"* vgl. noch Mitt. 1. c. S. 145. — 7) Mittoil. 3, 135 f. — 8) Ibid. S. 54 f. Das Bild
***** solchen 'kränke', fast wie eine kurze dreizackige Forke s. im Anz. f. Kde. deutsch. Vor-
J* tt, Sp. 103 f. — 9) Mitt. 3, 125 f. — 10) Ibid. S. 131—133 — 11) Beil. d. (Angs-
°y&«r) Allgem. Zeit No. 251 u. 253. — 12) Wism., Rost u. Ludwigslust Hinstorff. 170 S. —
*») Aug Mecklenburgs Vergangenheit Mit e. Anhang: Wismar. (Sep. aus Scheebens Pe-
™& Blättern, 9, 21 ff. u. ö.) Regensbnrg, New- York, Cincinnati, Pustet VI, 159 S. Sehr
J^fcch sind 8. 129 die «Likendelor* durch «Leichentheiler' übersetzt — 14) Rostock,
toWtighe Hofbuchdr. 84 S. — 15) Dtsch. Herold. 11, 34.
11,160 XV1I1. K. E. H. Krause.
theol. Bog er 'Etherologium' hat Ref. ]) abdrucken lassen. Ober die Burgruine
von Tüzen berichtete B. Schmidt,2) über die mittelalterlichen 'Malereien
der Kirche in Teterow' (Mitte des XIV. Jh.) und die 'Malereien am Gewölbe
der Kirche zu Gnoien' (3. Viertel des XIII. Jh.), sowie über den Altarschrein der-
selben Kirche (um 1500) Crull3). Lisch besprach einen Teterower Leichen-
stein von 1399 (v. Kumpeshagen) und eine frühere Glocke von Döbbersen von
1429 und dem Giefser Hans Rode.4) 'Das Salve regina auf Taufbecken' be-
handelte Fr. Schneider (Mainz),5) wobei als das umfangreichste Beispiel das
grofse künstlerische Bronzetaufbecken von 1290 in der Marienkirche za
Rostock genannt wird. Ein Leumundszeugnis des Magistrats in Fürstenberg
für den Gewandschneider, spätem Bürgermeister in Frankfurt a. 0. Petei
Brame wurde am 8. Dez. im Verein f. Geschichte der Mark Brandenburg
mitgeteilt.6)
Für Pommern liegt aus dem Nachlasse Lehmanns7) eine sorgsame
Berechnung der Entfernung der zwei pommerschen Missionsreisen Ottos von
Bamberg vor, durch welche ihre Widersprüche ausgeglichen werden sollen.
E. Dombrowski8) berührt die Kreuzpredigt und Teilnahme Anselms von
Havelberg am Kreuzzuge Heinrichs d. Löwen gegen Abodriten und Pommern
dann aber auch die Reduktion des Bist. Havelberg von 13 auf 6, nachher
auf 5 Gaue, während die verlorenen meist an Wollin fielen. Die wichtigste
Erscheinung der pommerschen Geschichte, Th. Pyls 'Geschichte des Cister-
cienserklosters Eldena', für 1880 erst 1881 ausgegeben, behalten wir uns
für das nächste Jahr vor. — Die Belehnung des Lübbeke v. Köthen durch
Ulrich v. Dewitz (11. März 1385), den Enkel des ersten Gfh. Ulrich von
Fürstenberg (v. Dewitz.) bringt v. Bülow*). Fürstenberg ist den Dewitz
nicht durch Felonie verloren gegangen, sondern wahrscheinlich durch Ver-
kauf behufs Teilung. Über mittelalterliche Wandmalereien in Katzow bei
Wolgast (Kirche aus dem XIV. oder XV. Jh.) berichtet der dortige Pastor
Kasten.10) — Nach einem Wolliner Denar des Lübecker Fundes (1879) hat
Dannenberg jetzt die früher Gnoien in Mecklenburg zugeschriebenen De-
nare mit halber Lilie und halbem Stern als Wolliner erkannt11) Gelegentlich
der Fischerei-Ausstellung in Berlin wurden in allen Zeitungsberichten **) sehr
alte Innungsurkunden erwähnt, so ein Dokument der Fischer zu Greifen-
hagen in wendischer (!) Sprache von 1400 und eine Urkunde der Fischer-
innung von Neustadt in Holstein 1474.
Bezüglich der Biographieen verweisen wir wieder einfach auf die
beiden 1880 erschienenen Bände18) der Allgemeinen Deutschen Biographie.
Die pommerschen Namen aus deren ersten 10 Bdn. hat v. Bülow zusammen-
gestellt.14) Aufserdem hat R. Stintzing16) einige Juristen besprochen, die
noch ins Mittelalter gehören, so Joh. v. Stynna oder Scynna, später bis
1342 Abt von Colbatz. Stintzing glaubt, er gehöre wahrscheinlich dem in
jener Gegend angesessenen Adelsgeschlechte von der Zinne an, andere lassen
ihn nach dem thüringischen Kloster Scinna benannt sein. Auch im Hanno-
verschen gab es ein Kloster des Namens, und noch später nannten sich die
1) Archiy d. Stader Vor. f. Gesch. etc. 7, 141—145. — 2) Ib. d. Ver. f. Meckleab.
Gesch. 45, 272. — 8) Ibid. S. 274—288. — 4) Ibid. S. 289 f. — 5) Anz. i Kde. deutsch.
Vorz. 27, Sp. 279 ff. — 6) Dtsch. Reichaanz. No. 293 v. 13. Dez. S. 4. — 7) Balt Stnd.
30, 159—168. — 8) Ans. v. Hav., Dias. Königsb. i. P. IV, 55 S. — 9) Balt Stad. 30,
203—206. — 10) Ib. S. 119 f. - 11) Ib. S. 120 f. — 12) Z. B. Rostock. Ztg. No. 160 ▼.
11. Juli. — 13) S. o. Kap. XXXVII. — 14) Balt. Stud. 30, 237—245. — 15) Gesch. d.
dtsch. RechtAwisaeiiscfc., s. o. S. 771.
Mark Brandenburg. 11,161
Mönche gern nach ihrem ersten Kloster, wie der Verfasser des Defemorium
juris Gerhardns de Rivo St. Mariae um 1414. Noch erwähnt St. Johannes
Vota aas Soest in Rostock und Lübeck und Arn. Westphal, 1419 — 66
Bischof von Lübeck.
Zur Kalenderkunde publizierte Rob. Hasenjäger ein Bruchstück
eines niederdeutschen Menologiums (Pergament d. XIV. Jh.) für den 9. bis
13. Nov. l) Selbstverständlich berührt die Litteratur über speziell hansische
Geschichte vielfach auch unsere Landschaft.
XIX.
J. Jastrow.
Mark Brandenburg.
Für die Geschichte der Mark Brandenburg kommt auch in diesem Jahre
die Prähistorie mehr als für andere Provinzen in Betracht. Keine an-
dere deutsche Landschaft besitzt einen Mittelpunkt, wie diese an Berlin hat,
mit einer so wohl organisierten Polizei aufmerksamer Anthropologen, die be-
ständig neue Razzias Dach prähistorischen Funden abhält, sorgfaltig über
die Erhaltung der von unerfahrener Hand gemachten Funde wacht, und
endlich unablässig mit der Durcharbeitung des gewonnenen Materials be-
schäftigt ist In ihren 'Verhandlungen'*) wird naturgemäß der dem Sitze der
Gesellschaft zunächst liegenden Provinz eine besonders reiche Berücksichtigung
zuteil. So giebt Jentzsch3) ein Verzeichnis der römischen Münzfunde aus
der Niederlausitz. Derselben Gegend (meist Muskau und Spremberg)4) ge-
hören die von v. Schulenburg übersandten prähistorischen Altertümer an.
Alfieri6) bespricht einen Burgwall zwischen Neuzelle und der jetzigen
Oder, M. Erdmann6) eine Anzahl Scherben, die auf dem Weinberge zu
Oblath (bei Züllichau) gefunden sind. Hirschberger7) berichtet über
das Gräberfeld und den Ringwall von Tornow (bei Lübbenau). Die hier ge-
fundenen Geräte zeigen die verschiedenartigsten Formen von den rohestcn
bis zu den zierlichsten nebeneinander; noch auffallender ist, dafs die Gräber
seiht ganz hügelförmig sind, während die in dieser Gegend bisher entdeckten
l rnenfelder eben sind. Diese ebene Gestaltung ist möglicherweise erst durch
feackerung der Felder herbeigeführt; noch jetzt zeigt sie hie und da kleine
Erhöhungen, so dafs wir vielleicht gerade in den Gräbern von T. die ur-
sprüngliche Gestalt vor uns haben und künftig die Lausitzer Urnengräber
einer Art der Hügelgräber zurechnen müssen8.)
Ein Schädelfund (nebst Bronzenadel) aus Spandau9; gab zu einer Er-
örterung über den Spandauer 'Kolk' Anlafs: das Wort soll nicht eine Richt-
1) Bali Stad. 30, 107—202. — 2) Im Anhange d. Ztechr. f. Ethnol. 1880. XII. —
3) 8. 132. — 4) 8. 294. — 5) S. 224. — 6) S. 142. — 7) S. 292. — 8) Virchow,
8 294. — 9) S. 156, 193.
HistorUohe Jahresberichte. 1880. II, 11
11,162 XIX- J- J»»trow:
statte, sondern ursprünglich einen Sumpf oder ein Wasserlocb bezeichi
haben. — Das märkische Museum1) ist bereichert worden durch ein Geschei
des Reichsgrf. Solms von 200 Wendenpfennigen, welche bei Clementinenli
nahe Sonnenwalde (Er. Luckau) gefunden sind. Sie zeigen das (unten näh
zu besprechende) Gepräge aller dieser Münzen und werden von E. Friede!
um 1050 gesetzt; merkwürdiger sind die Funde menschlicher Gerippe
der Uckermark, welche ganz ohne Beigabe von Metall sind und daher ein
sehr alten Zeit anzugehören scheinen. 3) Mit der von Friedel gegebenen G
samtübersicht über die Accessionen des Museums4) ist sodann der offiziel
( Verwaltungsbericht' 6) zu vergleichen; auch diesmal hat die Abteilung für Vc
geschichte den bedeutendsten Zuwachs erhalten und weist bereits gegi
10 000 Nummern auf; der Bericht ordnet die Fundstücke übersichtlich na«
preufsischen Kreisen.
Während diese Arbeiten mehr den regelmäfsigen Fortgang der pr
historischen Forschung bekunden, ist für diese das J. 1880 in vielfach
Beziehung noch ein besonders ergiebiges gewesen. In Berlin selbst hab<
bei Gelegenheit der Kanalisation ausnahmsweise viele Ausgrabungen stal
gefunden.6) Am Spittelmarkt, wo einzelnes schon 1876 bei der Kabelleguj
entdeckt worden war, wurde ein ganzer Kirchhof bloßgelegt. Die Leicht
sind fast mumifiziert, und eine genaue chemische Analyse hat gezeigt, ds
ihnen Kalk und Teer beigegeben worden: vielleicht haben wir es nicht n
einem ordentlichen Begräbnisplatz, sondern mit einem Pestkirchhof zu tira
Eine chronologische Bestimmung ist jedoch nicht möglich; den einzigen A
halt könnten allenfalls die Sargnägel geben, welche an der einen Breitsei
eine bis nach unten laufende Furche haben. — Die auf dem Petriplatz g
fundenen Leichen scheinen dem ehemals um die Kirche herum gelegen!
Kirchhof anzugehören. Besonders ergiebig waren die auf dem Schlofspla
vom Kronprinzen veranlafsten Grabungen nach der früheren Fürstengruft.
Eine genaue Altersbestimmung der aufgefundenen Schädel hat sich aber nie
ermöglichen lassen. Virchow hält die Mehrzahl für mindestens 1 — 2 Jah
hunderte alt. Trotz dieses geringen Alters gehört diese Untersuchung iuu
Methode und Ergebnis der Forschung noch zur Prähistorie. Besonders an
fallend ist die Zahl der grofsen Schädel ('Kephalonen') , welche ganz d«
niederdeutschen Form von den Eibmarschen bis Westfriesland und übe
haupt in Nordwestdeutschland entspricht. Dies stimmt sehr gut zu den Unte
suchungen R. Schröders,8) welcher auf Einwanderungen in die Mark i
XI., XII. und XIII. Jh. gerade von Flandern, Friesland und Westfalen hl
gewiesen hat. — Daneben kommen besonders Chamaecephalen vor, wie m.
sie sonst unter den Nordseeanwohnern findet; endlich auch Exemplare v
'eigentlich slawischem Typus mit Annäherung an cechische Formen'. Est
für die Ethnographie des alten Berlins nicht unwichtig, dafs die Anzahl m
letzteren verhältnismäfsig gering ist.9)
Den Glanzpunkt für die prähistorischen Studien bildete die XI. all
meine Versammlung der deutschen Gesellschaft für Anthropologie etc.
Virchow u. v. Schulenburg bereiteten für dieselbe eine Exkursion in <
Spreewald vor, welcher wir eine ganze Reihe wissenschaftlicher Aufsätze in €
1) Über welches Tgl. Jahresber. I, 296. — 2) Verhandl. S. 225. — 3) S. 226-
4) S. 23-28. — 5) Verwaltungsberichte d. Magwtr. z. Berl. VII. Ber. üb. d. Mirk. Prc
Mas. (Beil. z. Koramunalblatt) — 6) Virchow, Verhandl. S. 229. — 7) S. n. III, 4-
— 8) S. o. S. 2911. — 9) Vgl. hierzu o. S. 160*. — 10) Vgl. o. S. 149".
Mark Brandenburg. 11,163
'Verhandlungen'1), sowie in der 'Zeitschrift'8) der Gesellschaft zu verdanken
haben. Eine Zusammenstellung der 3 hervorragendsten unter ihnen ist als Fest-
schrift erschienen.3) Ihr gemeinsames Hauptresultat ist die Bestätigung der
bereits vielfach von Virchow hierüber geäufserten Ansichten. Hiernach giebt
es für diese Gegenden eine besondere 'Steinzeit' nicht; die Steinfunde stammen
vielmehr aus der Bronze- oder gar aus der älteren Eisenzeit. Dafs es eine
vorgermanische Bevölkerung gegeben habe, ist an und für sich nicht unwahr-
scheinlich; ob diese aber eine keltische oder eine andere gewesen, läfst sich
nach den Fundstücken nicht entscheiden. Unter diesen sind verhältnismäfsig die
ältesten die merkwürdigen beiden Bronzewagen von Burg, welche auf Etrurien
hinzuweisen scheinen, ebenso wie die in ihrer Nähe gefundenen Stücke. —
Von den Funden der Folgezeit nimmt V. fast sämtliche Gräberfelder für die
germanische, die Wälle für die slawische Zeit in Anspruch (während andere
Forscher der umgekehrten Ansicht sind); demgemäfs ist für die germanische
Zeit das Fundmaterial besonders reichhaltig. Auch den Ltitchen- oder Lutgen-
berg rechnet V. mit Beziehung auf seinen Namen (?) hierher; und da mit dem
Geräte dieses Gräberfeldes die Scherben vom benachbarten Schlofsberge überein-
stimmen, so werden auch die Einschliefsungen des letzteren in die vorslawische
Zeit gesetzt. Für den Verkehr der hier einst ansässigen Germanen mit Rom
beruft sich V. nicht nur auf die Münzfunde, sondern auch auf eine seit Zeufs
wenig beachtete Stelle im Monum. Ancyranum: et Semnones et eiusdem
tractug alii Germanorum populi per legatos amicitiam meam et populi Ro-
mani petierunt. 4) Zu den Burgwällen (Schanzen, Borchelte), die für Über-
bleibsel der slawischen Zeit gelten sollen, rechnet V. auch das Burglehen
bei Steinkirchen und den Batzlin, einen Punkt bei Lübbenau, den er, man
möchte fast sagen, entdeckt hat. Hier zeige sich recht deutlich 'die Über-
eiuanderschichtung der älteren vorslawischen Schicht durch eine jüngere
slawische'. Das Volk hält alle diese Wälle für sehr jung und nennt sie
wohl gar 'Schwedenschanzen' ; 5) indes auf Anlage in neuerer Zeit führt
keine Spur.
Mit der Versammlung war eine prähistorische Ausstellung verbunden,
deren Katalog bestimmt ist, eine dauernde Grundlage für die Studien auf
diesem Gebiete abzugeben.6) In denselben sind 20 Sammlungen aus 11
^firkischen Ortschaften aufgenommen, von denen die Gubener durch Jentsch,
***e Sorauer (Haus Jessen) durch Krug, die Müncheberger durch Kuchen-
/\?cn orientierende Einleitungen erhalten haben. Berlin ist nur mit den
^Abbildungen prähistorischer Gefäfse und Geräte* der Gebrüder E. und
**• Krause vertreten. — Das besonders erschienene Verzeichnis7) der öffent-
jl^hen und privaten Sammlungen Deutschlands fügt aus der Mark noch etwa
4® fernere Sammlungen hinzu und ordnet das gesamte Material nach Fund-
1) Virchow über Gräberfelder u. Bargwälle von Ragow bei Lübben, über Rundmarken
"l der Kirche von Steinkirchen uud über das Barglohen bei Lübben, Verhandl. S. 94;
. e*8.: Exkurs, n. d. Spreew., naraentl. n. Burg u. d. Batzlin, ibid. S. 144. — 2) v. Schulen -
***g, D. Giebelvorzierungon in Norddoutschland (vgl. o. S. 1525); der Schlofsberg zu Burg
** <i. Spree (S. 237); Bemerkungen z. prähist. Karte v. Burg (S. 245); d. Steine im Volks-
^}*Tiben d. Spreewaldes (S. 252). -- Virchow, D. Spreewald u. d. Lausitz (m. Karte)
l*V 222). — 3) D. Spreewald u. d. Schlofsberg v. Burg, prähist. Skizzen von Virchow u.
*; Schulen bürg. Mit 2 Karten. Berlin, Wiegandt, Hempel & Parey. 77 S. — - 4) Über
r** Handclswege durch die Mark zur Zeit der Boraer wurde auch gehandelt in dem Münche-
***ger Ver. f. Heimatskunde; die Quelle ist nicht angegeben. Sitz.-Ber. v. 7. Dez. (Nicht im
«achh.) — 5) Vgl. o. S. 149 u. S 170*. — 6) Vgl. o. S. 149". — 7) Supplement s. ebda,
IX*
11,164 XIX. J. Jastrow:
Derselben festlichen Veranlassung entstammt endlich eine zusammenfassende
Stndie von Friedel1) über die Umgegend von Berlin, welche von den prä-
historischen Forschungen von jeher am reichsten bedacht worden ist. Ihre
'Urgeschichte1 entzieht sich unserer Kenntnis; keiner von den zahlreichen Fun-
den stammt aus der Tertiärzeit. Die vielleicht ans Septarienthon gefertigten
Urnen von Hermsdorf sind verhältnismäfsig jung. Es werden daher nur die geo-
logischen Fragen der beiden nächsten Perioden des Diluviums u. Alluviums er-
örtert, teilweise mit reichlicher Litteraturangabe namentlich über die Frage der
ehemaligen Vergletscherung der Umgegend Berlins. *) — Die Abteilung 'Vor-
geschichtliches' wird sodann mit einer meist wörtlichen Anführung sämtlicher
Fundberichte eröffnet, der eine Obersicht der Funde nach der politischen
Geographie und sodann nach natürlicher Gruppierung folgt. Diese letztere
zeigt, dafs auch hier der Zug der Kultur zunächst die Flufsthäler entlang ge-
gangen ist. Oberreste ehemaliger menschlicher Thätigkeit weisen für eine graue
Vorzeit an den Ufern der Spree und der Havel das lebhafteste Kulturleben
auf: an der ersteren dieser beiden Strafsen mufs Köpenick ein Hauptort ge-
wesen sein und sich an dasselbe Aufsah wärts eine Anzahl anderer Ansied-
lungen auf den kleinen Inseln und Halbinseln von Treptow, Stralau, Rum-
melsburg bis Charlottenburg und Lietzow angereiht haben, in deren Mitte
sich auch schon an der Stelle des heutigen Berlin menschliche Ansiedelungen
befunden haben müssen. Mit dieser Strafse zusammen gewährt die nord-
südliche der Havel (vom Tegeler See über Spandau und Picheiswerder hin-
weg) die Hauptfundstätten in Gestalt eines liegenden H ; in seinem nörd-
lichen und südlichen Winkel liegen als 3. und 4. Gruppe die des Barnim
und des Teltow, deren Zusammenhang nicht so klar ist. Andere Funde sind
ganz vereinzelt. Das historische Facit ist, dafs man wie die Tertiärzeit, so
auch noch das Diluvium ausscheiden mufs, da die Fundstücke aus demselben,
von der Drift stark abgerieben und transportiert, bei der Ungewißheit ihrer
Provenienz nicht als Quelle zur Geschichte des Fundorts verwendet werden^
dürfen. — Die Alluvialepoche zerfällt in zwei scharf geschiedene Abschnitte
Die Stein- und Bronzefunde gehören dem höheren, erst die Eisenfunde dei
niederen Lande an. Da F. den Obergang von der Bronze zum Eisen in die
Periode der Völkerwanderung setzt, so weist er jenen ersten Abschnitt dei
germanischen, den zweiten der wendischen Bevölkerung zu. Dafs die
nur die höher gelegenen Punkte oecupierte, erklärt sich aus dem damaliges
Niveaustande des Wassers; die Slawen müssen auf ihren Wällen und Pfahl
bauten fast ein Amphibienleben geführt haben, wie sie ja in der That ii
Gegensatz zu den Germanen nicht von der Jagd, sondern vom Fiscbfai
lebten. In Berlin selbst sind die Spuren der Slawen mehr am rechten Spre
ufer (Alt-Berlin) vorhanden, weniger in Colin. Bis heute haben sich a~
der Wendenzeit die 'Kieze' erhalten (ursprünglich künstliche Fischerstätt
auf Pfahlbauten), eine grofse Anzahl Fischnamen (Ükley, Plötz), endlich
Bezeichnung Pritzstabel für den Fischereibeamten (von pristaw, Vogt)8)
Wenn Berlin auch damals nicht an der Haupthandelsstrafse lag, welche
Oder entlang nach Juiin (Wollin) führte, so scheint diese Gegend denn«*oI
schon an dem Verkehr lebhaften Anteil genommen zu haben durch den hei-
ligen Bielbogsweg, welcher im Zuge der heutigen Chaussee- und Müllers tr.
1) Vorgeschichtl. Fände aas B. u. Umgeg. Featschr. f. d. XI. allg. Yen. der dentschei
Ges. f. Anthropol. etc. (Schriften des Vor. f. d. Gesch. d. St Berl. XVIL) VI, 115 S.
(Schon in 2. Aufl.) — 2) Hierzu vgl. o. S. 5'. -- 3) S. Jahresber. I, 303.
Mark Brandenburg. 11,165
Aber Rappin und das Obotritenland zur Ostsee führte. - Sonst wurde noch
aulgedeckt ein anscheinend umfangreicher Urnenkirchhof bei Lietzen (bei
Müncheberg): 6 Gef&fse erinnern an die, welche schon in benachbarten
Ortschaften gefunden sind; wulstige Randstücke, vermutlich von Schüsseln,
waren denen von Burg im Spreewalde ähnlich.1) In Müncheberg selbst
wurden in einem Moorboden, der wohl ehemals Pfahlbauten trug, Boots-
utensilien gefunden, *) sowie auf dem Spitzenberg zwei Schädel.8) — Von
dem Heinersdorfer Runenstein4) steht nun die Unechtheit fest; seine Inschrift
ist nach den Aussagen älterer Leute in den ÖOer Jahren von dem damaligen
Besitzer zum Scherz eingemeifiselt. Der Streit, ob dies nach einer Runen-
vorlage geschehen, oder ob die Zeichen in hebräischen Buchstaben 'Rune-
thaT bedeuten, wie von demselben Besitzer das in der Nähe gelegene Vor-
werk genannt wurde, ist historisch irrelevant.5) Die zahlreichen ( Wenden-
pfennige'6) weist Friedel im Gegensatz zu Dannenberg nicht deutschen,
sondern wendischen Meistern zu. — Die geringen, aber wohlbekannten Quellen-
nachrichten über diese Zeit stellt F. zusammen von den Byzantinern des
VI. Jh. bis auf Ottos d. Gr. Stiftungsurkunde für Havelberg und die Er-
oberungen Albrechts des Bären.
Mit dem Auftreten der Askanier schliefst die Prähistorie der Mark.
Urkunden und Schriftsteller-Nachrichten ermöglichen eine historische Be-
handlung der folgenden Zeit, trotzdem ist alljährlich die Litteratur über die
nun beginnende Periode weit dürftiger, als über die vorangegangene. Unter
Albrecht d. Bär war Bischof v. Havelberg der Prämonstratenser Anselm, der
Freund Wibalds von Corvey, geboren um 1090, vielleicht aus der Rhein-
gegend stammend. Ausgezeichnet durch diplomatisches Geschick nicht minder
wie durch Gelehrsamkeit, kam er, zwischen 15. März und 30. Juni 1129,
durch seinen Lehrer Norbert nach Havelberg berufen, an den kaiserlichen
Hof, wo er von drei Kaisern Lothar, Konrad und Friedlich I. zu wichtigen
Sendungen verwendet wurde, z. B. als Gesandter nach Konstantinopel, um über
Kircheneinigung zu verhandeln. Er war es, der 1147 den Kreuzzug gegen die
Menden predigte-, um sein zerstörtes Bistum kümmerte er sich jedoch erst, als
er auf einige Zeit bei Konrad in Ungnade fiel: dann wurde er der Neube-
gründer desselben, freilich nur, um bald nach der Aussöhnung mit Konrad seine
diplomatische Thätigkeit wieder aufzunehmen. Friedrich I. beförderte ihn für
nichtige Dienste auf den Stuhl von Ravenna, er starb 1158. Litzkau, wie Bern-
todi wollte, hat er nicht gegründet. 7) — Die Erwerbung des Schlosses Wer-
tollin durch den Prinzen Karl hat Brunolds8) Büchlein über diesen Lieblings-
fttz der Askanier veranlafst, das jedoch auch in den Lokalregesten (von 52
Urkunden) etwas Neues nicht bietet. — Die Zeit der Bayern berührt 0.
Schwebel,*) welcher diejenigen märkischen edlen und bürgerlichen Ge-
rechter anfuhrt, die Ludwig d. Älteren und d. Römer Treue und Beistand
*° schweren Tagen liehen, und besonders die bayerischen Ritter, die für jene
den Stützpunkt ihrer Herrschaft bildeten.
Speziellere Verhältnisse betreffen die folgenden Arbeiten. So hat einen
i. 1—3) Site.-Ber.d. Mttncheb. Ver. (o. 163*) v. 2. Nov., 6. Apr. u. 2. März. — 4) S. Jahrea-
j * H, 2, 187. — 5) Henning u. Hoffory, D. HeinerscL Ronenst, m. e. Vorbemerk.
jC JJftllenhoff, Ztschr. f. dtach. Altert XXIY, 219—81. — Emil u. Ernst Henrici,
g ' Einend. Stein, ibid. S. 455— 462. — 6) Vgl. o. S. 1621. — 7) E. Dombrowsky, s. o.
g* l6o«. _ 8) D. Askanierburg W. E. Beitr. z. Gesch. d. Mark. Loipz., Albrecht. 78 S. —
' Qhibellinen il bayerische Ritter in d. Mark Brandenb. , Angab. Allg. Ztg. No. 91.
11,166 XIX- J- Jastrow:
älteren Aufsatz über die Dobrilugker Klostergrenzen Schlobach1) <
kleine Abhandlung über die Südweststrecke des Grenzgebietes ergf
Urkunden von 1199 — 1355). — Wenig bekannt sind uns für das '.
die Zustände der Schulen in der Mark. Doch läfst sich in Lu
Ursprung des dortigen Gymnasiums bis ins XIV. Jh. hinein verfolge
Schule ihren Ursprung dem Pleban verdankt und ein Nebenin
Kirche war oder von dem Rat als Stadtschule gegründet ist, kann
schieden werden. Trotz dürftigster Einrichtung hat sie wohl Vo
für die Universitätsstudien gewährt. Nach der Reformation verbes
sie fast stationär im XVII. u. XVIH. Jh.; die chursächsische Regu
wenig für dieselbe, sodafs der preufsischen Staatsverwaltung 1815 s
alles zu thun blieb.8) — Einen Blick in das Leben der Mark, w
in einer kleinen Stadt gestaltet, geben die Mitteilungen W. Sternbec
das ehemalige Dominikanerkloster in Strausberg und seine Pertinenz
läfst sich für das Mittelalter bei dem Mangel an Nachrichten wei
während dem Vf. für die neuere Zeit ungedrucktes Material in gro
zu Gebote stand, das mitunter auch Schlüsse auf das Mittelalte
Gestiftet 1254 von Otto III., der auch in dem seit 1616 verfallend!
begraben ist, stellte es sich in den besondern Schutz der in der
reich begüterten Familie von Pfuel; 1541 aufgehoben, kam es in (
des Landesherm, der das — nur mit Gewalt herausgegebene — £
zur Zahlung seiner Schulden verwendete, und wurde von ihm 154
Familie v. Flans verliehen, durch die es nacheinander an die Fax
Spiegel, v. Röbel und v. Marschall, dann durch den Bernauer Bür;
Gericke an das Potsdamer Waisenhaus kam, bis Friedrich II. c
Baumwollenspinnerei anlegte. Die Stadt kaufte es 1782 für 700
darin eine Schule einzurichten; doch kaufte der Staat es 1787 w
baute an Stelle der Ruinen das Invaliden- und das noch bestehei
armenhaus. — In Strausbergs Umgegend hatte auch Kl. Zinna (bei J
reiche Besitzungen (13 Dörfer, auch Rüdersdorf), und in Straust
einen stets nur 'Eigentum' genannten Besitz, von dem aus alle C
waltet wurden, daher auch die 'Schreiberei' genannt; der ganze '.
durch die Reformation an das Erzstift Magdeburg. Als Joachims D
Sohn Sigismund, Erzb. von Magdeburg, 1552 evangelisch wurde, s<
Kurfürst die Güter eingezogen zu haben. — Eine adlige Familie <
die um 1420 nach ca. 120 jähr. Bestehen ausstarb, ist die von I
(so genannt wohl nach dem Dorfe bei Fehrbellin). Sie war viel
Zweig der Bredows, scheint aber weder zahlreich noch besonders
gewesen zu sein; eine Figur ihres Wappens ist in der Deutung str
Grabsteine auch aus märkischen Ortschaften hat G. Schmidt5) ve
nur wenige gehören noch dem Mittelalter an. Die meisten stan
Havelberg, einige von diesen aus dem XIV. Jh. — Für das Mittelt
uns die Mark als Teil des niederdeutschen Sprachgebiets Grau p es
rein philologische, aus Urkunden geschöpfte Abhandlung über den n
Dialekt. «)
1) N. Laus. Magaz LV, 364. (1879.) — 2) 0. Tschiersch, Gesch. d. ]
wesens bis z. Neubau des Scholhauses 1726. Progr. d. Gymn. v. L. No. 71. 5!
3) Beitr z. Gesch. d. Stadt Str. II. Strausb., Dr. u. Verl. v. W. Sternbeck. 1«
Jahresber. L 304 f. — 4) F. Budzies, Wapp. d. ausgestorb. Farn. H. im Hayelli
Herold XI, 71 f. u. L. Clericus, ibid. S. 90, 100. — 5) Verzeichn. y. G
S. 6, 19, 31. — 6) De diaiecto marchica. Diss. y. Berlin. 1879. 51 S.
Mark Brandenburg. 11,167
Die einzige umfassende historische Arbeit aus dem christlichen Mittel-
alter, die das J. 1880 selbst auf nnserm Gebiete gebracht hat, ist F. Holtzes
(Sohn) 'Berliner Handelsrecht im XIII. n. XIV. Jh.'1) An anderer Stelle*) habe
ich Gelegenheit gehabt, auf zwei Mängel hinzuweisen, welche diesem Buche
anhaften: die Form des Werkes, die eines modernen Handelsgesetzbuches,
ist eine derartige, dafs ein historischer Inhalt kaum in dieselbe hineingezwängt
werden kann; und materiell befindet sich der Vf. über die Kreditverhält-
nisse des Mittelalters in dem durchgehenden Irrtum, dafs er mit den Zins-
verboten des kanonischen Rechts nachweisen zu können meint, das zinsbare
Darlehen habe wirklich nicht existiert, während das Gegenteil juristisch und
historisch vollkommen feststeht. Dadurch wird auch vieles hinfällig, was der
\l über Trennung von Arbeit und Kapital sagt Scheidet man indes die
Partieen über die Kreditverhältnisse aus, so bleibt der Rest des Buches noch
immer ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des Berliner Handels. Die Ein-
leitung giebt über die Handelsverhältnisse der Mark im allgemeinen und über
die Verkaufsgegenstände am Berliner Markt insbesondere, über Zölle und
Zollfreiheit gut orientierende Bemerkungen. In dem Buch selbst wird
dem hervorragendsten Handelszweige, dem der Gewandschneider, eine be-
sondere Aufmerksamkeit gewidmet, und gegen Klöden auch für Berlin ihre
selbständige Stellung neben den Tuchmachern nachgewiesen. Die An-
merkungen werfen in der Regel auch auf benachbarte Gebiete ein neues
licht, so wenn (S. 62 f.) gezeigt wird, dafs die Rechtsmitteilung nach
Frankfurt a. d. Oder, welche bisher in das J. 1253 oder kurz darauf an-
gesetzt wurde, wahrscheinlich erst 1272 ergangen ist.
Für die letzte Zeit des Mittelalters haben die quellenkritischen Unter-
suchungen über Engelbert Wusterwitz' verloren gegangene 'märkische Chronik*
°öd damit die Opposition gegen Heidemanns Rekonstruktion derselben 8) ihren
Portgang genommen. Sello4) verfolgt ausfuhrlich Wusterwitz' Lebens-
schicksale und legt die Gründe dar, weswegen er ihn für identisch mit dem
Verfasser der 'Schöffenchronik' hält. Das hier in Frage kommende Werk
W.s ist nach Sello vielleicht schon im Chron. Magd., sodann in Paul Langes
Zeitzer Chronik, ferner von Garzaeus (1575 Rektor der Saldria in Branden-
"Urg) u. a. benutzt; hauptsächlich aber kommen hierfür Angelas1 Branden-
"Urgische Annalen nebst dem Auszuge daraus (Breviarium, erschienen 1593,
abgeschlossen bereits 1592) und Hafftiz' Mikrochronikon in Betracht. Das
er»te Exemplar seines nur handschriftlich verbreiteten, immer wieder ver-
änderten Werkes hat er 1594 dem Spandauer Magistrat gewidmet und eine
Abschrift davon ist der 'cod. Spand.' im Geh Staatsarchiv. Gerade diesen
Codex hat Heidemann unberücksichtigt gelassen. 6) Während dieser nach den
übrigen Redaktionen zu der Ansicht gekommen war, dafs für die Rekon-
struktion des W.schen Textes Hafftiz weit weniger in Betracht komme, als
^ngehi8, weist Sello nach, dafs die Überlieferung des W. gerade bei Angelus
unzuverlässig sei, jenes älteste Exemplar des Hafftiz dagegen die zahlreichsten
Ul*d besten Anhaltspunkte gebe. Auf Grund dessen aber gelangt S. zu der
^naicht, W.s Werk sei überhaupt keine 'märkische Chronik' gewesen, sondern
Q&be nur aus tagebuchartigen Aufzeichnungen bestanden, was noch dadurch
^tätigt werde, dafs Garzaeus nur von 'annotationes Wusterwitzii' spreche.
1) Schriften d. Ver. f. d. Gesch. d. St Berl. XVI. Berlin, Mittler. IV, 100 S. —
«) Zt*shr. t d. ges. Staate*. 1882. Hft 2. — 3) Vgl. Jahresber. I, 301. — 4) Ztechr.
1 prenh. Gesch. u. Ldskde. XVII, 280-317 — o) S. schon Jahresber. I, 301.
11,168 XX. C. Gerstenberg.
Die Publikation urkundlichen Materials hat nur der Verein für die Ge-
schichte Berlins fortgesetzt. Von der 'Berliner Chronik', wie vom 'Urkunden-
buch' liegt der l.Band vollendet vor.1) Beide reichen bereits in die Neuzeit
hinein. Wir erhalten Urkunden von 1449— 1550 (No. 157-436).») Münz-
funde von Interesse sind 1874 bei Lagow (Er. Sternberg) und 1880 in
Frankfurt a./O. gemacht: hier 6 ungarische Goldgulden und 152 Groschen
Kf. Friedrichs II., dort ein Topf mit ca. 2000 Münzen, meist branden-
burgischen Finkenaugen (Brakteaten) und schlesischen Hellern.9)
O. Gerstenberg.
Schlesien und Posen.
Schlesiens Altertum und Mittelalter ist im J. 1880 nur wenig behandelt
Die prähistorischen Funde des J. 1879 sind von R. Stöckel zusammen-
gestellt.4) Von den in der Nähe von Ratibor gemachten zeigen die Scherben
z. t. vorslawischen, germanischen Typus, z. t. sind sie jüngerer slawischer
Herkunft. Ferner sind gefunden Grabstätten sowohl mit Aschenurnen wie
auch mit unverbrannten Leichen, brunnenartige Holzeinfassungen, Brand-
schichten und Scherben in aufgegrabenen Erdhügeln*, sodann Bronzesachen
und Steingeräte, bei Loslau Spuren von Befestigungen. — Unter den zahl-
reichen Münzfunden in Schlesien hat besondere Bedeutung der von Gniechwitz
bei Canth; Friedensburg5) verwertet ihn als wichtigen Beitrag für die
ältere Geschichte Schlesiens. Dafs die Vandalen Schlesien, nicht Pommern
zuzuweisen sind, haben Dahns Untersuchungen sicher ergeben.6)
Das Mittelalter betrifft die Fortsetzung der 'Schlesischen Regesten':
sie umfafst die Zeit vom Nov. 1221 bis Jan. 1238. 7) — In Schlesien steht
die politische Geschichte im engsten Zusammenhange mit der kirchlichen;
dies tritt hervor in der Geschichte der kathol. Pfarrkirche zu Schweidnitz
und deren Patronat.8) Über die Gründung der Stadt und der dortigen Pfarr-
kirche ist nichts Sicheres bekannt; doch schon gegen 1273 wurde der Bau
der dortigen Pfarrkirche begonnen, der gegen 300 Jahre in Anspruch nahm;
das Patronat der Kirche stand zuerst den Herzögen v. Schlesien zu, während
die Einkünfte der Pfarrei dem Kloster der h. Klara zu Breslau gehörten;
1) Berl. Chron. nebst Urk.-Buch. Lfg. 17. Berlin, Mittler. Bg. 104—129 d. Urk.-Buch*
Nebst Tit. u. Reg. (Orts-, Pers-., Sachreg., zus. XVI S.) — 2) Die Mark oder ihre Fürsten
Betreffendes s. o. S. 59, 63. — 3) Mitteil. d. Frankf. Ver. Hft 13. S. u. m, S. 46». —
4) Schlesien« Vorzeit in Wort u. Bild; hrsg. v. Luchs. Breslau. Ber. 41 — 45. Ber. d. Ver. f.
d. Mus. schles. Altertümer (Breslau, Trewendt). 45. Ber. (Bd. IU, S. 477— 512) S. 477—86.
- 5) Ibid. bes. 8. 486—489. — 6) S. o. S. 1509. — 7) C. Grünhagen, lUg. «. Schles.
Gesch. Breslau, Max u. Comp. 2. umgearb. u. verm. Aufl. Lief. 3, S. 133 — 228. gr. 4.
Vgl. Jahresber. II, 2, 192. — 8) Kopiotz, Ztschr. d. Ver. t Gesch. u. Alt Schlea. XV,
1C3— 202.
Schlesien and Posen. 11,169
dieses erwarb später auch die Patronatsrechte (die Urkunde darüber ist im
Text abgedrückt). Neben der Pfarrkirche, aber mit derselben im engsten
Zusammenhange, entstand die Nikolanskirche samt Stift, welches schnell empor-
blühte, so dafs es ein Hospital für dienstunfähige Priester, sowie eine Stif-
tung für arme Kinder umschlofs. Später brach wegen der Besetzung der
Pferretelle zwischen Rat und den Klarissinnen Streit aus, der namentlich bei
der Einführung der Reformation sehr heftig wurde, da der Rat bestrebt war
lutherische Pfarrer zu berufen. Um den Protestantismus zu verdrängen, wur-
den während des 30jährigen Krieges Jesuiten in die Stadt geschickt, welche
Seelsorge und Schule übernahmen, aber auf grofsen Widerstand stiefsen, auch
bei der Pfarrgeistlichkeit Der Frieden wurde 1660 hergestellt durch einen
Vertrag, in welchem die Klarissinnen allen ihren Ansprüchen auf die Pfarr-
kirche zu Gunsten des Jesuitenordens entsagten, die ihnen dafür 6600 Fl.
zahlten. Mit der Auflösung des Jesuitenordens gingen ihre Rechte zum
gröfsten Teile auf den Staat über. — Am Schlufs des Aufsatzes ist ein chro-
nologisches Verzeichnis der Pfarrer von 1250 bis zur Gegenwart gegeben.
— Eine frühere Arbeit über die Grafschaft Glatz in der zweiten Hälfte des
XIV. Jh. hat A. Nürnberger1) fortgesetzt; was die Urkunden dieser Zeit
über die einzelnen Ortschaften enthalten, ist mit grofsem Fleifs zusammen-
getragen. — In die Wirren, welche in Breslau 1418 — 26 durch den Kampf
zwischen den Kaufmannsgeschlechtern und den aufstrebenden Zünften ent-
standen'war, führt uns H. Markgraf.*) Kaiser Sigismund selbst hatte dazu
heigetragen, indem er Nik. Rempel in den Rat brachte, der zwar der in der
Stadt herrschenden Aristokratie angehörte, aber mit derselben heftig ver-
feindet war. Während einer verheerenden Pest (1413) machte sich Nik.
Rempel zum Vorsitzenden des Rates-, er wurde deswegen verklagt und von
Wenzel nach Prag geladen, gefangen genommen und aus dem Rate entfernt.
Erst anter Sigismuüd kam er wieder in denselben samt seinem Schwager Paul
Wiener. Rempel war eng verbunden mit dem Landeshauptmann v. Kolditz,
und ihr gemeinschaftliches Streben ging dahin, der Stadt die freie Ratskur
7u Gunsten des Königs zu nehmen. Als die Ordnung der Ratswahl geändert
w, wurde aber weder Rempel noch Wiener gewählt, der Rat verklagte sogar
Wde bei Sigismund. Rempel flüchtete aus der Stadt, von welcher er wieder-
holt, aber erfolglos, vor Gericht geladen wurde. Die Hauptanklage ging da-
°iU) beide hätten der Stadt Geheimnisse verraten, Zwietracht erregt und die
Freiheiten der Stadt zu schädigen getrachtet. Wiener wurde begnadigt,
Rempel in die Acht gethan und seine Güter konfisziert; Sigismund bestätigte
z*ar zoerst das Urteil, aber Rempel gelang es eine Revision des Prozesses
durchzusetzen, die sich lange Zeit hinzog, und über dessen Verlauf genügende
Dokumente nicht vorliegen; indes ist Rempel, man weifs nicht wie, wieder in
seinen ehemaligen Besitz gelangt. —
Bei der hervorragenden Bedeutung, welche die h. Hedwig, Gem. Hzg.
jjj^örichs I. von Schlesien und Polen, Stifterin des Cisterzienserinnenklosters
Jj^bnitz bei Breslau, gest. 1243, kanonisiert 1268, für die ältere Geschichte
^blesiens hat, ist es mit Dank zu begrüfsen, dafs B. Obermann3) uns
-Nachricht giebt von einer seiner Meinung nach ältesten, bisher nirgends er-
2u l) Beitrr. z. Gesch. d. Gfschft Gl., Ztschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schles. XV, S.
1^^284. — 2) Aus Breslaus unruhigen Zeiten 1418—26, ibid. S. 63—93. — 3) 'da*
11 sent Hedevig»', Progr. d. Gymn. zu Schleusingen. (No. 211.) 21 S.
11,170 XX. C. Gerstenberg:
wähnten deutschen Übersetzung der Legende der Heiligen in einer Papierhds.
des Gymnasiums zu Schleusingen (242 S. fol.). Die Übersetzung stammt von
dem Franken Kilian, Barfüfsermönche zu Meiningen, und ist in Erfurt an
26. Sept. 1424 vollendet; wahrscheinlich sind Mönche aus Erfurt in da*
1502 gegründete Schlesinger Kloster getreten und haben die Hds. mitge-
bracht. Die Übersetzung steht mit keiner der von Stenzel zu seiner Vit*
S. Hedw. (Scr. Sil. II) verglichenen Handschriften in direkter Verbindung; sie
entspricht am meisten noch der von ihm mit D bezeichneten, die er fftr die
beste erklärt; mit der in Breslau aufbewahrten Übersetzung von 1451 steht
unsere in keinem Zusammhanng. Die Legende selbst ist hervorgegangen aus
dem behufs der Heiligsprechung angestrengten Prozesse und wahrscheinlich
in Trebnitz gegen das J. 1300 niedergeschrieben. — An diese Untersuchungei
anschliefsend giebt 0. das Leben der h. Hedwig nach Geschichte u. Legendi
und dann die Übersetzung selbst. — Breslaus erster Drucker Weis Kaspai
Elyan, nicht wie bisher angenommen Eonrad Elias; er war Succentoi
der Kollegiatkirche zum h. Kreuz in Breslau und druckt« als solcher 1478
die Breslaner statuta synodalia, wurde 1477 Domherr, als welcher er 'licen-
tiat zu geistl. rechtenn' benannt wird. In den Akten des Domkapitels kommt
er zuletzt in der Bischofswahl vom 16. Febr. 1482 vor; wahrscheinlich ist
er 1482 oder doch bald nachher gestorben. Eine Anzahl von Drucker
Elyans ist vorhanden, der letzte derselben dürften Poggios Facetiae sein
die Drucke stammen aus den J. 1475 — 1482. Nach seinem Tode geriet die
Druckerei in Verfall.1)
Den Chronisten Sigism. Rositz (f nach 1470) weist Markgraf9) ii
einigen Privaturkunden nach; Ludolf v. Sagan hat als Verfasser des vor
ihm herausgegebenen 'traetatus de longaevo scismate' Loserth9) nachgewiesen
Die Litteratur über die Provinz Posen ist noch weniger zahlreich ah
über Schlesien, dagegen haben fortgesetzte Ausgrabungen einen solchen Reich-
tum an prähistorischen Gegenständen und dem Altertum angehörigei
Sachen gegeben, dafs F. L. Schwartz schon den 2. Nachtrag zu den *M*
terialien zur prähistorischen Kartographie der Prov. Posen' erscheinen lasse-
konnte.4) Danach ergeben auf der Gräberstätte in Kazmierz-Komorowo fas
alle Gräber (von 23 werden die Resultate mitgeteilt) Urnen und eine Füll
von Gerätschaften, wie Messer, Schwerter, Äxte, Schalen u. s. w. Waren hi«
fast überall Spuren von Leichenbrand zu erkennen, so gehört dagegen zu de
Grabfeldern ohne Leichenbrand das von Slaboszewo, dessen Gräber, der U~~
zeit angehörend, Stein- und Horngeräte enthielten. — Diesen Angaben fol—
ein Verzeichnis der sog. Schwedenschanzen der Provinz, alter Erdwälle, dei^-
Ursprung in eine weit frühere Zeit hinaufreicht als der Name andeutet;5) s
haben wohl ursprünglich zu Verteidigung- und Zufluchtsstätten, aber auch
Kultuszwecken gedient. — Im Bartschbruch bei Adelnau, wo der Vf. Unt —
suchungen auf Pfahlbauten, Burgwälle u. s. w. anstellte, gelang es ihm, z-^
nicht unbedeutende faschinenartig befestigte Pfahlroste nachzuweisen und •«
weitere Vorkommen ähnlicher Anlagen in dem Moore wahrscheinlich
machen. Er glaubt schon jetzt den Schlufs ziehen zu dürfen, dafs in c^
sich entwickelnden Kulturleben früherer Zeit mehr Kontinuität gewss
1) Dziatzko, Zschr. XV, S. 1—32. — 2) Ibid. S. 246.— 3) S. o. S. 49'. — 4) _ _
des Friedr.-Wilb.-Gymn. zu Posen. 4°. 27 S. u. 3 Taf (auch selbständig im Bnchh-J-
5) Vgl. o. S. 163*.
Schlesien und Posen. 11,171
als man gewöhnlich glaubt, nicht nur in Sprache, Glauben und Sitte,
sondern auch in den dem täglichen Leben dienenden Geräten, Utensilien,
Waffen u. s. w.: überall sind Übergänge und ein fortdauern älterer Momente
auch in späteren Zeiten wahrzunehmen.
Auf das Mittelalter bezieht sich H. Hockenbecks Fortsetzung seiner
Geschichte des Klosters und der Stadt Wongrowitz.1) Im J. 1233 unter
dem Abte Heinrich I. siedelten sich die Deutschen in dem Klostergebiet von
Lekno an-, fast in demselben Jahre wurde von Lekno aus das Kloster Obra
gegründet, ein Beweis, wie reich Lekno geworden war, und doch wuchsen
seine Besitzungen durch Erbschaften, Schenkungen und Kauf noch mehr; der
Teil, wo das deutsche Recht galt, blühte am meisten. Freilich blieben auch
Streitigkeiten nicht aus, die zu schwierigen Prozessen führten. Schwere Ver-
luste erlitt das Kloster in den Kämpfen mit dem deutschen Orden, der 1331
einen Raubzug in die Gnesener Diöcese unternahm; auch durch den schwarzen
Tod wurde das Kloster geschädigt, so dafs der Abt Heinrich H. noch mehr
Dörfer zu deutschem Recht aussetzte, um ihren Wohlstand zu heben. Unter
Everhard H. erhielt auch der Ort Wongrowitz deutsches (Magdeburger) Recht;
die ersten Anlagen dieses Ortes sind auf das J. 1319 zurückzuführen. Die
Gründungsurkunde ist in ihrer ursprünglichen Form nicht erhalten, aber
ihre wichtigsten Bestimmungen liegen in einem Privileg vor, welches Abt Jo-
hann 1498 der Stadt gab. Wongrowitz blühte rasch auf, sodafs, als in dem
nach dem Tode Ludwigs von Polen entstandenen Bürgerkriege Lekno ver-
wüstet worden war, der Beschlufs gefafst wurde, das Kloster nach W. zu
verlegen. 1396 war der Bau des neuen Klosters und der übrigen Anlagen
vollendet, so dafs in diesem Jahre die Übersiedelung stattfinden konnte.
Joseph Lukaszewic'z' früher charakterisiertes Werk über Posen,8) das
nunmehr vollendet ist, betrifft, wie gleichfalls schon dargethan wurde, das
Mittelalter nur zum geringen Teile. Aus dem zweiten Teile heben wir eine
Übersicht der gelehrten und berühmten Männer Posens hervor, die nicht
zu übersehendes Material für eine Geschichte der geistigen Bedeutung Polens
enthalten dürfte. Den Schlufs bildet eine Chronik der Stadt, in welcher
Jahr für Jahr von 968 — 1793 die Ereignisse, soweit sie Posen betreffen, in
annalistischer Form zusammengestellt sind.
1) Beitr. z. Gesch. d. Kl. u. d. St W. S. 37—93. M. Karte v. Lekno. Leipzig,
Teabner. Aach Progr. d. Gymn. i. Wongr. (No. 135.) Vgl. Jahresber. II, 2, 1957. —
2) Hist-stat. Bild d. St Posen, wie eie ehedem d. h. vom J. 968 — 1793 beschaffen war.
Ans d. Poln. übers, v. L. Königk im J. 1846, rev. u. bericht. v. Tiesler. Lf. 8 — 14.
Zw. 2 Bde. 322 u. 342 S. Posen, Jolowicz. [Trägt d. Jahreszahl 1878.] Vgl. Jahresber.
II, 2, 195.
11,172 XXL K. Koppmann:
XXI.
K. Koppmann.
Die Hanse.1)
Zwei Arbeiten, die nur teilweise in den Rahmen der hansischen Ge-
schichte gehören, nehmen trotzdem in der hansegeschichtlichen Litteratur
dieses Jahres einen hervorragenden Platz ein. Von ausgesprochen dänischem
Standpunkt aus geht Reinhardt auf das Verhältnis der Hansestädte zu
Waldemar IV. ein, während Lindner die hansisch-europäischen Verhältnisse
yon Waidemars Tode bis 1400 vom Standpunkt der deutschen Reichs-
geschichte aus darstellt.
Lindner8) hat die Aufgabe, den Inhalt von drei Bänden Hanserecessen
auf ebensoviel Bogen zusammenzufassen mit Geschick gelöst und ein an-
sprechendes Bild der an Ereignissen und Verwickelungen reichen Zeit von
1375 — 1400 gegeben. Hat ihm die Rcichsgcschichte dankbar zu sein, dafs
er diese Dinge in umfassenderer Weise, als es bisher geschah und geschehen
konnte, in ihren Bereich hinein gezogen hat, so nicht weniger die hansische,
die sich hier in der Bedeutung gewürdigt sieht, die sie beanspruchen darf.
Kap. 21 schildert einleitend das Wesen des Städtebundes, den Stral-
sunder Frieden und die Stellung der Städte zum dänischen Thronstreit v
K. 22 bespricht die Rückgabe der schonischen Schlösser und den Tod Olavs;
K. 23 fuhrt die Verwicklungen mit England und Flandern vor; E. 24 handelt
von dem Kampf und Unterliegen Albrechts v. Schweden, von den Vitalien-
brüdern und von Albrechts Freilassung; K. 26 enthält die Eroberung
Gothlands durch den Deutschen Orden und die Oberlieferung Stockholms
an die Königin Margaretha. Hier zeigt sich Verständnis nicht nur für das,
was die Hanse geleistet hat, sondern auch, was seltener gefunden wird, für
das, was sie ihrem ganzen Wesen nach weder leisten wollte noch konnte. Auch
in Einzelheiten bewährt sich L.s Auffassungsgabe und Scharfblick. So ist z. B.
S. 244 der Unterschied in der Politik der beiden hervorragendsten Städte-
gruppen, der bedachtsamen Energie der wendischen Städte gegenüber der
Preufsen entschlufsloser Ungestüm, richtig gezeichnet. Nur will der Vf. hier
und da mehr sehen, als ohne Detailstudien, als ohne monographische and
besonders biographische Vorarbeiten erkannt werden kann, z. B. S. 266 in
Bezug auf die Motive Lübecks und Hz. Johanns v. Meklenburg bei den Ver-
handlungen über Stockholm.
Mehr gewählt als treffend ist (S. 231) der Ausdruck, dafs die Recesse
der Hansetage nur diejenigen Städte band, welche es in ihrem Interesse
fanden, durch sie gebunden zu sein: sie liefsen sich nur dann nicht binden,
wenn ihnen die augenblickliche Schädigung schwerer schien, als der meist
1) Der Hr. Ref. hat mit recht darauf hingewiesen, dafs wir bisher der Hanse unter der
Lok algeschichte (im Anschluß an Hamburg, Lübeck, Mecklenburg u. s. w.) einen falschen
Platz angewiesen , dafs sio vielmehr mit dem Deutschen Orden in eine Linie zu stellen sei. B.
— 2) 8. o. S. 55«.
Die Hanse. 11,173
sehr empfindliche Verlust der Teilnahme an den Rechten des deutschen Kauf-
manns. — In Bezug auf die Bestimmungen des Stralsunder Friedens über
die Besiegelung des Pfandbriefes der Städte ist L. (S. 233 — 34) dem Rich-
tigen nahe gekommen ; nur übersieht er (S. 234), dafs Waidemars Besiegelung
mit dem kleinen Siegel nicht ausreichend war und dafs (S. 237) nur des-
halb die Städte bei der Wahl seines Nachfolgers in Betracht kamen. — -
Ungerecht aber scheint es, den Friedensschluss (S. 234) 'zum mindesten
eine Undankbarkeit' gegen die verbündeten Fürsten zu nennen. Selbst-
verständlich waren die Städte nicht an die Abmachungen gebunden, welche
Meklenburger und Holsteiner am 23. Jan. 1368 unter sich über die Teilung
Dänemarks getroffen hatten. Verantwortlich gemacht werden können sie nur
in Bezug auf Schonen, da nach dem Vertrage vom 20. Febr. 1368 alle
schonischen Eroberungen zur einen Hälfte sofort von den Mekleuburgern, zur
andern zeitweilig von den Städtern eingenommen werden sollten, so lange
nämlich bis diese von den Einkünften Kosten und Schaden dieses Krieges
bezahlt haben würden und zwei Jahre darüber, während im Stralsunder Ver-
trag der dänische Reichsrat die Schlösser Skanör, Falsterbo, Malmö und
Helsingborg den Städten auf 15 Jahre unter der Bedingung der Rückgabe
an Dänemark überliefe. Jedenfalls aber haben die Städte nicht ohne Vor-
wissen ihrer Verbündeten gehandelt. Albrecht v. Meklenburg und Heinrich
v. Holstein hatten am 11. März 1369 zu Verhandlungen zwischen den
Städten und dem Reichsrat ihre Zustimmung gegeben; am 13. Juli wurde in
Gegenwart zweier Gesandten des Meklenburgers verhandelt und mit ihrer
Zustimmung ein neuer Tag, 19. August, vereinbart. Auf diesem Tage kam
es zu einer Einigung, die am 30. Nov. zu Gunsten der Städte etwas ver-
bessert ward; die definitive Annahme derselben aber wurde von den Städten
abgelehnt, weil sie erst mit ihren Verbündeten, den nicht anwesenden Herren
und Städten sprechen wollten, und erfolgte erst zu Stralsund am 24. Mai
1370. Ein gleichzeitiger Kompromiß der Herzöge v. Meklenburg und
Lübecks auf Bischof Bertram v. Lübeck vom 22. Mai 1370 in anderen
Streitsachen, infolge dessen die Herzöge am 24. Juni zu einer Ent-
schädigung von 1000 Mark lötigen Silbers verurteilt wurden, scheint doch
zu beweisen, dafs damals die Herzöge gegen den Friedenschlufs der Städte
keine Verwahrung erhoben hatten. Kommt dann hinzu, dafs einerseits der
Besitz der schonischen Schlösser wenig gesichert war, indem nicht nur am
28. September 1369 eine Belagerung Helsingborgs durch Dänen und Scho-
ber befürchtet wurde, sondern auch Falsterbo, das bis zum 25. Juli 1368
jm Besitz Albrechts gewesen war, in die Hand Hennings v. Putbus kam, ehe
ibm die Städte die Bewahrung desselben übertrugen, und dafs andererseits
tb* Bündnis mit den Meklenburgern und Holstein nur bis Ostern 1370 lief,
die Städte also formell freie Hand hatten, so wird man Thatsache und In-
halt des Friedensschlusses anders beurteilen. — In dem interessanten Bericht
Aber die Verhandlungen zu Nyborg 1377 nach d. 24. Juni will L. (S. 240)
die Stelle: 'scitote . . . nepotem suum (sc. domini Magnopolensis), filium ducis
Hinrici, sibi per Conradum Molteken representatum fore' auf eine Ver-
tretung der Ansprüche des meklenburgischen Prätendenten durch K. Moltke
deuten, allein die Auffassung der Hanserecesse von einer Zurückliefe rung
Albrechts an den Grofsvater wird nicht nur dem 'sibf gerecht, sondern findet
auch durch H.-R. 3, No. 108: 'benivole velle castra Schanie dominis N. N.
representare', sowie durch die späteren Thatsachen Bestätigung: auf dem
11,174 XXL K. Koppmann:
Tage zu Nyborg wurde der Prätendent durch Kurt Moltke seinem Grob-
vater zurückgegeben.1)
Reinhardt wollte seine Geschichte Waidemars IV.9) einerseits auf
möglichst tiefgehendes Quellenstudium gründen, andererseits aber auch durch
die Form für jeden Gebildeten, Mann wie Frau, lesbar und anziehend machen.
Das Werk, bestimmt zum fünfhundertjährigen Todestage Waidemars am 24. Okt.
1875 zu erscheinen, durch Krankheit des Vf. aber nicht zum Abschluss ge-
bracht und jetzt nur durch Moll er ups Beihilfe vollendet, ist also wie Schä-
fers inzwischen erschienenes Buch auch eine Gedächtnisschrift-, hebt der Vf.
Schäfers Streben nach Gerechtigkeit gegen Waldemar und sein Volk, ein
Streben, das bei Deutschen nicht immer zu erkennen sei, lobend hervor, sc
hätte er darin Schäfer nur folgen sollen. Mag ein ganz unparteiisches Urteil
in unserem Falle für Deutsche und Dänen geradezu unmöglich sein, R hal
kaum den Versuch gemacht, die Gegner seines Helden richtig zu würdigen
Bei dem Ausbruche des zweiten Krieges findet R. die Schuld auf beiden
Seiten; auch die Dänen, führt er etwa aus (S. 396 ff.), hatten Grund zui
Klage; die vermeintlichen Übergriffe, über welche die Städter klagten, warer
meistens nur Repressalien, andere Klagen tragen den Stempel krämerartigei
Kleinlichkeit und eines Übermuts, der in jeder Aufrechthaltung eines ent-
gegenstehenden Interesses einen Rechtsbruch sah. Aufserdem sah manche
Forderung, die uns heutigen Tages billig und natürlich erscheint, in dei
Augen eines Herrschers vor fünf Jahrhunderten wohl ganz anders aus, z. B
die Befreiung vom sog. Erbekauf, die von den Städten so entschieden ge-
fordert wurde, während doch der Abzugszehnte erst im letzten Jahrhundert
durch das gegenseitige Verzichtleisten der europäischen Staaten aufgehobei
wurde. Auf der anderen Seite freilich ging Waldemar dem reichen Kauf-
mann gegenüber mit Zoll und anderen Abgaben bis an die äufsersten Grenzen
— Bei diesem so kavaliermäfsigen Urteil, das seitens eines Mannes von grofeei
wissenschaftlicher Begabung nur Befremden erregen kann, übersieht R, dafi
Zölle und Abgaben durch Privilegien geregelt waren und dafs Waidemai
über dieselben hinaus ging; klagten die Städter, die Privilegien, die sie er-
worben und für deren Bestätigung sie bezahlt haben, würden ihnen nicht ge-
halten, so kann bei einem Anflug von Gerechtigkeitssinn weder von Über-
mut, noch von krämerartiger Kleinlichkeit des Klagenden die Rede sein.
Und um solche Kleinlichkeit zu beweisen, beruft sich R. (S. 406) auf dae
Sündenregister der Städter, wo er mehrere Ausdrücke in einer Weise mife-
verstanden oder abgeschwächt hat, dafs die Benutzung des Quellenmaterialß
doch einiges zu wünschen läfst.3)
Nur angeführt sei, dafs R. einerseits nicht glauben kann, die Summe
Geldes, welche die Hansestädte den Verteidigern Helsingborgs nach desser
Übergabe schuldig sind, werfe einen Flecken auf diese (S. 443), oder Wal-
demar habe wirklich bei dem Kaiser um einen Drohbrief gegen seine eigenei
Unterthanen nachgesucht (S. 468 — 69); während er andererseits Kopenhagei
deshalb zerstört werden läfst, weil dessen aufblühender Handel in den Augei
des deutschen Krämers eine Todsünde war (S. 430), und eine bedeutend«
Schiffahrt Dänemarks damit beweist (S. 433), dafs Rostock 61 dänisch«
1) Vgl. jetzt auch Erslev, Bronn. Marg. S. 457**. — 2) Valdomar Atterdag og haut
Kongegjerning. Med et Tillacg af hidtil utrykte Diplomer. Kjöbenhavn, Gad. 640 S. —
3) Empcio argenti = Münzwechsel, exaetionare = Schaden zufügen, multi 'einige' Kaufleute
reeipere minus justo = minder richtig berechnen.
Die Hange. 11,175
Fahrzeuge eroberte, von denen es 25 für einen Spottpreis (zusammen 80 Mk.)
verkaufte. Wenn aber der Vf. von den Anschuldigungen der Städte gegen
Waldemar, wenigstens die auf strages und occisio, als vollständig aus der Luft
gegriffen bezeichnet, weil davon in den bisherigen Verhandlungen nicht die
Bede gewesen sei, so mufs man doch fragen, ob sich ein Historiker, ganz
abgesehen davon, dafs schon das Bündnis vom 11. Juli 1367 geschlossen
wird wegen grofsen Schadens 'uns getan an übe und ouch an gute', bei der
Dürftigkeit unsers Materials ein derartiges Urteil erlauben darf? Täglich
kann uns doch ein neuer Fund den Beweis für die an sich nicht unwahr-
scheinlichen Thatsachen in die Hand geben!
Abgesehen von R.8 dänischem oder um seinen Landsleuten, die keines-
wegs alle einer Ansicht mit ihm sind, nicht Unrecht zu thun, von seinem
Waldemarischen Standpunkt, der aus falschem Patriotismus Waldemar als
den Wiederhersteller des Reichs durchaus verherrlichen will, so giebt uns
das Buch eine sehr lesbare Geschichte der hansisch-dänischen Kriege auf der
Grundlage ernsten Quellenstudiums, mit selbständiger Auffassung und teil-
weise neuen Ergebnissen. In Bezug auf den ersten Krieg nähert sich R.
jetzt, seinen früheren Ausführungen entgegen, Schäfers Anordnung der Er-
eignisse; als Verteidiger Helsingborgs wird Peter Nielsson wahrscheinlich
gemacht. Hinsichtlich des zweiten Krieges werden namentlich die Motive zu
Waidemars Flucht und die Thätigkeit des Königs während seiner Abwesenheit
aus Dänemark untersucht. Ein Urkundenanhang von 12 Nummern bringt
n. a. auch den Vertrag über die Übergabe Nykjöbings an Albrecht v. Meklen-
barg vom 15. August 1368, die bisher nur im Regest bekannt war, und den
Vertrag Waidemars mit Albrecht vom 14. August 1371.
Mit dem Buche Reinhardts berührt sich eine Arbeit H. Denickes1)
über die hansisch- nordischen Ereignisse von 1369 — 76. Wenn der Vf. aber
seine Arbeit in der Vorrede selbst für nicht mehr genügend erklärt, so hätte
er sie einer Revision unterziehen sollen, die ihn freilich vermutlich zu einer
vollständigen Änderung der verfehlten Anlage geführt haben dürfte. Der
zweite Hauptteil giebt nicht sowohl eine Geschichte der betreffenden Er-
eignisse, als einen Kommentar der Hanserecesse in Bezng auf sie; die Be-
trachtung des Stoffes ausschliesslich nach Tagfahrten macht aber jede Über-
sicht unmöglich, verhindert die Verfolgung einer Frage, die 1376 noch keine
Erledigung gefunden hatte, bis zu ihrem natürlichen Abschlufs, fuhrt die Ver-
suchung mit sich, gelegentlich vom eigentlichen Thema abzuschweifen und
legt die Gefahr nahe, unbedeutende Dinge mit ungebührlicher Ausführlichkeit
zu behandeln. Eine Revision würde also jenachdem nur Abhandlungen über
Gegenstände aus der hansisch-nordischen Geschichte übrig gelassen oder unter
Ergänzung der sichtbar gewordenen Lücken zu einer wirklichen Geschichte
dieser Ereignisse geführt haben. Dem Vf. fehlt es weder an Kritik und Auf-
fassungsgabe, noch an Darstellungsvermögen, obwohl seine Sprachgewandtheit
durch Häufung von Fremdwörtern, unedle Ausdrücke und Unwörter be-
einträchtigt wird. — Der Stoff ist in vier Abschnitte zerlegt: Kap. 1 be-
bandelt die Vorgeschichte des stralsunder Friedens (S. i — 28), Kap. 2 den
Frieden selbst (S. 29—124), Kap. 3 die Ereignisse bis zum Tode Waidemars
(8. 125-240) und Kap. 4 die dänische Thronfrage (S. 241—69). — Aus
der ausführlichen und weitläufigen Besprechung der Friedensurkunden hebe
ich hervor, dafs D. S. 96 — 102 die Bestimmung 'oft he by syme rike bliven
1) Die Hansestädte, Dänemark u. Korwegen v. 1369—1376. Halle, Niemeyer. VII, 269 8.
11,176 XXI- K. Koppmann:
wil'1) richtig, nicht als Vorbedingung für die Möglichkeit König zu bleibe
auffafst, während er hinsichtlich der Klausel über die Zustimmung der Stid
bei der Königswahl die ältere Auffassung beibehält Bei den Erörterung«
über Steuern und Zölle vermifst man die gerade hier notwendigen Detai
kenntnisse. In Bezug auf den Hering z. B. verfährt D. (S. 81 — 82) fc
gendermafsen: nach drei Notizen aus dem J. 1353 wurde eine einzelne Tom
einmal mit 28 Sh., ein andermal mit 24 Sh. und 4 Tonnen mit ö M. =
20 Sh. die Tonne bezahlt; das ergiebt einen Durchschnittspreis von 24 S
für die Tonne oder von 21 M. für die Last von 14 Tonnen; der Hering
zoll für binnenländischen Betrieb betrug 20 schonische oder 10 lübiscl
Pfenninge, mithin nicht ganz 1/i % des Wertes: 'eine ungeheure Bescheide]
heit des dänischen Reiches'! Der Vf. rechnet also mit einem Preise, d<
1353 in Norddeutschland im Detail bezahlt wird, während es sich um <k
1370 in Schonen geltenden Engros-Preis handelt, auch giebt er der La
14 Tonnen, da ihr doch nur 12 zukommen. Aus den Pfundzollquittung«
bei Mantels, Beiträge S. 274,*) die D. gar nicht benutzt zu haben scheu
ergiebt sich vielmehr eine Steuer von k\i °/o d. h. mehr als */* °/o des Werte
Ist nun dieser Heringszoll gering im Vergleich mit dem Heringszoll in ander«
Ländern oder im Vergleich mit deren allgemeinen Zollsätzen oder endlü
im Vergleich mit den übrigen Zollsätzen Dänemarks für die Städte? Ui
was sollen wir uns denken bei der ungeheuren Bescheidenheit des dänisch«
Reiches? — Ganz verwunderlich ist die Prozent-Berechnung des Zolls f)
Ochsen- und Kuhhäute (1 % resp- l1/* °/0), welcher der heutige Wert d
letzteren, nach 'eingezogenen Erkundigungen' 20 u. 25 M., zu gram
gelegt wird. Drehe man einmal die Sache um und berechne nach mitte
alterlichen Angaben den heutigen Wert: 1426 kostete (Hirsch S. 264
1 Decher Ochsenhäute 6 Mk. 18 Skot. Preufs.; diese Mark hatte dams
(S. 241) einen Wert von 3 Thalern = 9M.; also würde heute der Dech
60s/4 M. und das Stück 6 M. 71/« Pf. wert sein. Wie stimmt das zu d(
'Erkundigung'?
In Kap. 3 erwirbt sich D. das Verdienst, die Thatsache, dafs die Städ
seit der Eroberung Schönens daselbst nicht nur das von ihnen vereinbar!
Pfundgeld, sondern auch die landesherrlichen Zölle erhoben (S. 137 — 141
klar zu erkennen und die verschiedenen Einnahmen richtig zu unterscheide]
im Gegensatz zu der, übrigens wohl nicht bös gemeinten Unterstellung ai
S. 177 sei das bereitwillig und dankbar anerkannt. Bei der Verfolgui
dieses Punktes aber begreift man nicht recht, dafs D. über das oben angi
deutete und gelegentlich weiter zu erörternde Verhältnis Falsterbos i
Henning v. Putbus im Dunkeln bleiben konnte; vermutlich hat ihm hier g<
lade seine Anordnungsweise die Übersicht verwehrt. Aus dieser werden 8k
auch die verschiedenartigen Urteile über Politik und Handlungsweise d«
Städte erklären: S. 22 unnobel und eigennützig, streng genommen vertragt
brüchig, S. 35 waffenmutig und opferwillig, S. 40 starre Exclusivität, S. 18
Illoyalität, S. 155 schonende, bescheidene Rücksichtnahme, S. 184 lan|
dauernde Passivität, Zeugnis ihrer schwächlichen Konnivenz, S. 201 Duldei
politik; S. 213 seltsame Vertrauensseligkeit, S. 267 erstaunliche Nachgiebig
keit und Leisetreterei : ein alle Umstände gleichmäfsig erwägendes Urteil wir
möglicherweise weniger zu preisen und jedenfalls weniger zu tadeln habe]
Noblesse, sog. ritterliche Eigenschaften freilich u. dgl. haben die Leiter de
1) Vgl. Jahreaber. II, 2, 181. — 2) S. u. 8. 178.
Dia flanae. 11,177
Städtevereins im XIV. Jh. nicht gehabt und nicht haben wollen, auch bei
Fürsten und Bürgern der Nachbarvölker schwerlich kennen gelernt, jeden-
falls weder bei den Gegnern Waldemar und Hakon, noch bei ihrem Ver-
bündeten Albrecht v. Meklenburg. Auch Waldemar mufs sich dergleichen
widerstreitende Urteile gefallen lassen, und Reinhardt, der sich Schäfer gegen-
über auf das unbefangene und vorurteilslose Urteil Denickes S. 98 ff. be-
ruft, hätte S. 200 auch die Mutmaüsung eines abgekarteten Spiels finden
können, 4n dem der König die Rolle des Diebes, der Statthalter die des
Bestohlenen vertrat'. Von Interesse ist (S. 181 — 82) der Hinweis auf Lüb.
UrL-B. IV, No. 167, wo Waldemar am 3. Dez. 1371 die Ratmannen Jak.
Pleskow und Hermann von Osnabrück bittet, ihm 'unser ingesegill, bund-
werk, kelk', die jenen Rikmann v. d. Lanken zur Übermittelung an ihn
befohlen hatte, zu ihm nach Schwerin geleiten zu lassen; denn da das
Schreiben mit dem Sekret besiegelt ist, so scheint man allerdings an das
Majestätssiegel denken zu müssen, das Waldemar am 27. Okt. zu Stralsund
nicht bei sich gehabt hatte und das also inzwischen von dem ebenfalls zu
Stralsund anwesenden Rikmann v. d. Lanken für ihn nach Lübeck gebracht
worden sein mufs. Wenn übrigens D. (S. 182) bei dem 'Bundwerk' nicht
an Pelzwerk, sondern 'wohl an buntfarbiges Wachs' denken will, so Heise
sich mit demselben Recht auch der Kelch als Dintefafs deuten.
Das urkundliche Material für die Geschichte des hansischen Städte-
vereins ist durch Bd. V der 1. Serie der Hanserecesse *) vermehrt worden,
der in 729 Abdrücken und Regesten die Städtetage von 1401—1410 be-
handelt Ich habe mich diesmal damit begnügt, die hauptsächlichsten Punkte
anzudeuten, für die das hier gebotene Material In Betracht kommt: den
Kampf um den Besitz Gotlands zwischen der Königin Margarethe und dem
Deutschen Orden, die Verwickelungen zwischen den Engländern und den
Hansestädten, insbesondere den preufsischen Städten, die Vitalienbrüder und
den Verfassungskampf Lübecks.
In einer Besprechung dieser Arbeit9) ist behauptet worden, etwas mehr
Orientierung über den Inhalt wäre vom Herausgeber zu verlangen gewesen,
insbesondere in Bezug auf den Verfassungskampf in Lübeck sei derselbe von
einer schweren Unterlassungssünde nicht freizusprechen. Ich kann das erstere
nicht zugeben und stelle das letztere entschieden in Abrede. Ein Heraus-
geber soll als solcher nicht auch Bearbeiter sein wellen, und ausführliche Ein-
leitungen werden der Regel nach nur den Zweck haben dürfen, entweder den
Leser in einen neuen eigenartigen oder doch eigenartig behandelten Stoff ein-
zuführen, oder aber ihm ein besonders sprödes Material mit dem Grobhammer
vorznbehauen, oder endlich ihm in schwer zu entwirrenden Verwickelungen,
soweit er das selbst vermag, die leitenden Fäden zu zeigen. Geht der
Heraasgeber weiter, so dankt ihm das vielleicht der Eine, der Andere aber
mfint, er habe nur den Rahm für sich abschöpfen wollen und nörgelt in
jjjifcmutiger Stimmung an der Arbeit des Vormanns herum. Eine Ein-
drang in das eigenartige Material hat Bd. I. gebracht; in Bd. ü. war
deicht nur die Besprechung der Partikular-Städtetage nötig; Bd. HI. be-
dankte sich, abgesehen von der Erklärung der Nachträge, auf eine
"tizzierung der Verhandlungen zwischen den Engländern und den Hansen, wie
, 1) (K. Koppmann,) D. Beceaae u. andere Akten der Hanaetage v. 1256—1430. Hrsg.
*"** d. Hirt. Komniiss bei d. Münch. Akad. d. Wias. Leipzig, Duncker & Humblot. IX,
*1S 8- Hoch 4. — 2) Hüffera Hirt. Jb. II, 620.
BiitorUcta« Jahresberichte, II. 1880. ' 12
/
11)178 XXL X. Koppmann.
Band. IV. eine Geschichte des Vitatierunwesens gab, Verwickelungen, dei
Gewirre der Heransgeber selbst nicht immer völlig hatte folgen können i
die er deshalb nachträglich sich nnd anderen klar zu machen suchte. ]
goldene Editionsregel, die mir der unvergeßliche Jaffa mit auf den Weg g
dafs alles, was einem Editor nicht sofort verständlich ist, für den Leser gei
einer Erläuterung bedarf, habe ich mir in Bezug auf Anmerkungen und £
leitungen zur Richtschnur genommen und bin mir einer Verletzung derseT
auch in Bezug auf Bd. V. der H. R. nicht bewufst. Zurückweisen aber muiJs
die Zumutung, dafs in der Einleitung eine Untersuchung darüber hätte an
stellt werden sollen, ob und inwieweit Wiklefitische Ideeen und Hussitisn
auf den Aufstand in Lübeck Einfluss gehabt haben, und wie es gekomm
sei, dafs durch das Verdienst von Franziskanern und Dominikanern c
irreligiöse Bewegung in Norddeutschland nur einen politischen Verlauf g
nommen habe: Fragen, die mit den Hanserecessen nichts zu thun hat*
gehen auch den Herausgeber derselben als solchen, so interessant sie sc
mögen, schlechterdings nichts an. Der Aufstand, der in Lübeck ausbric
und in den Nachbarstädten ähnliche Bewegungen hervorruft, hat für d
Herausg. der Hanserecesse nur deshalb Interesse, weil die Städteversammlu
sich mit ihm beschäftigen mufs und Stellung nimmt gegen ihn und geg
die von ihm ergriffenen Bundesglieder. Die zum Verständnis notwendigst
Thatsachen sincLS. 400 vorangeschickt, S. V ist auf die Stellung Bezug {
nommen, welche die Städteversammlung bei ähnlichen Gelegenheiten ei
nahm, und für das Übrige ist auf die Geschichte des Lübischen Aufstaue
von Wehrmann1) verwiesen. Wären jene Fragen vorher aufgeworfen (u
beantwortet) worden, so würde ein Hinweis auch darauf nicht unterblieb
sein. Hier in dieselben einzutreten, liegt kein Grund vor. Übrigens gilt an
von Lübeck, was von Hamburg gesagt ist:*) die Stadtgemeinde sucht m
ein Organ zu schaffen, das sie gegen den erstarkten Rat vertritt, 'diese Vi
hältnisse sind noch ungenügend untersucht, aber man erkennt doch, dafs <
Bürgerschaft dieses Organ zunächst in der Zunftverfassung sucht und da
glücklich in der Kirchspielsverfassung findet': das Institut der Sechziger
es, das meines Erachtens zunächst eine gründliche Untersuchung erheischt.
Die Sammlung jener wertvollen Abhandlungen und Aufsätze mit dec
der verstorbene Mantels3) das Interesse für heimische und hansische €
schichte in Lübeck rege hielt und fördernd auf die Studien seiner F&
genossen einwirkte, enthält zwei Arbeiten, die der hansischen Geschichte ^
angehören und den Freunden der letzteren wohl bekannt sind, die Aufsäfl
'die hansischen Schiffshauptleute Johann Wittenborg, Brun Warendorp i
Thidemann Steen'4) und 'der im J. 1367 zu Köln beschlossene zweite han*
tische Pfundzoll';5) letzterer ist M.s bedeutendste und eigenartigste Leiste
Acht andere Aufsätze berühren die Hanse nur. Diesen einzelnen Arboi
im Entwickelungsgange des Vf. ihren Platz anzuweisen, stellt sich eine ihJ
vorangestellte biographische Skizze zur Aufgabe.
Kurz hingewiesen sei am Schlufs noch auf Döbners Arbeit über <
Stadtverfassung von Hildesheim,6) in der für uns die Kämpfe der Altstfi
gegen den durch Tuchhandel zur Blüte gelangten 'Damm' von Intern
sind; Hanseakten aus dem Anfang des XVI. Jh. finden sich in Lemgo «.<
1) S. Jahreeber. II, 2, 183. — 2) Corresp.-Bl. d. Ges.-Ver. XXIX, No. 4. — 8) M. "
Mantels, Beitr. z. Lttb.-Hans. Gesch., Jena, Fischer, 1881. XXXI, 391 S. - 4) Aus Ha*
Qesch.-BU. 1871. S. 109—51. — 5) Progr. d. Lüb. Kathar. y. 1862. — 6) 8. a 8. 124*
Deutscher Orden und Preufsen. Lirland, 11,179
sind zum teil in einer kleinen selbständig erschienenen Schrift 6. Otte-
meyers1) (Kap. VII. : der innere Verfall des Hansebandes bis zu seiner Auf-
lösung an dem Beispiele Lemgos dargestellt) zur Benutzung gelangt.
XXII.
Deutscher Orden und Preufsen.2)
Livland.
Ton dem Deutschen Orden liegt im J. 1880 eine neue Gesamtgeschichte
von K. Lohmeyer8) vor. Der Vf. beabsichtigte, die reichen Resultate,
welche die Forschung in den letzten Jahrzehnten, namentlich seit Joh. Voigt,
zu tage gefördert hat, und die an den verschiedensten Orten zerstreut sind,
zu allgemeinerer Kenntnis zu bringen. Er hat die Ergebnisse fremder Unter-
suchungen geprüft und verwertet nnd die Lücken in der Geschichtsforschung
durch selbständige Quellenforschung auszufüllen gesucht. Die vorliegende
Abteilung schliefst mit dem Tode Konrads von Jungingen (1407), die zweite
Hälfte soll die Geschichte bis 1701 hinabfuhren.
Die Vorgeschichte Preufsens, d. h. die Zeit vor der Ankunft des
**• 0., hat während der letzten Zeit nur nach einer Seite hin eine wesent-
liche Förderung erhalten, wie die Sitzungsberichte der Altertumsgesellschaft
'Prassia'4) in Königsberg, wo über acht Funde berichtet wird, und die der
gleichfalls in Königsberg befindlichen 'Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft'6)
fcusweisen. Über ein neu entdecktes, sehr ausgedehntes und reiches Gräber-
feld in unmittelbarer Nähe der Stadt Elbing auf dem Neustädter Felde
Riebt Anger nähere Auskunft6) 0. Tischler, der sich als Vorsteher
der archäol.-anthropol. Abteilung des Provinzial- Museums der phys.-ökon.
Oesellsch. und als wissenschaftlicher Forscher gleich grofse Verdienste um
die provinzielle Altertumskunde erworben hat, giebt7) in der Einleitung zu
einem ausführlichen Berichte über die auf Veranlassung der Gesellschaft in
den letzten Jahren vorgenommenen Eröffnungen einer ganzen Reihe von
Gräberfeldern eine systematische Übersicht der in den Gräbern gefundenen
Kun8tprodukte, wobei sich auch ihm die in grofser Mannigfaltigkeit vor-
kommenden Gewandnadeln (Fibeln) als den sichersten Leitfaden ergeben
haben. Indem er diese Fibeln zu klassifizieren versucht, gelangt er dazu,
gewisse chronologische Perioden festzustellen. Er hatte das Glück seine An-
nahmen dnrch ein neu entdecktes Gräberfeld bestätigt zu sehen. Hiernach
£i 1) D. dtache. Hanse n. Lemgo als Mitglied derselben. Lemgo, Wagener. 66 S. —
?' 8- Abt III, S. 491. — 3) Gesch. v. Ost- und Westpreufsen. 1. Abt Gotha, Perthes.
?l° 8. — 4) S.-B. d. A.-G. Pr. im 36. Vereinsj. Noy. 1879—1880. Königsb. 141 S. —
2J Schriften d. phys-ökon. Ges. y,u Königsb. 20. Jahrg. Königsb., Koch. — 6) Ztschr. f.
JT^ol. XII, 106—26 (auch sep.) (Berlin) n. in den Verhandl. (S. o. S. 161«) S. 379 ff. —
K* 8chr- <*• Phy«--«k- Ges. /.. Königsb. Jg. 19. 1879. Auch sep . Ostpreufs. Gräberfunde. III.
W
11,180 Deutscher Orden und Preoiaen. LirlmcL
reicht ihm, wie er in einem auf der Anthropologenversammlung zu Bert
(Aug. 1880) gehaltenen Vortrage ausgeführt hat,1) die älteste Periode, :
welcher Fibeln erscheinen, die aber nur in Westpreufsen und zwar linl
yon der Weichsel vertreten ist, bis in den Anfang unserer Zeitrechnung, d
zweite ungefähr von der 1. Hälfte des I. Jhs. bis in die Mitte des II., d
dritte bis in den Anfang des IQ. Jhs., die letzte bis in das V. Jh. Die fc
gende Zeit ist noch völlig dunkel; für die gesamte prähistorische Zeit ab
sind wir noch nicht berechtigt, die schriftstellerischen Nachrichten mit d<
aus den Funden gewonnenen Resultaten zu verknüpfen. Dafs die Aisten b
Tacitus, bei Jordanes und dem skandinavischen Seefahrer Wulfstan aus de
Ende des IX. Jh. dasselbe Volk bezeichnen, dürfte man Anger nicht zugebei
ebensowenig, was Marschall über das Verhältnis von Letten (Esthei
Goten und Pruzen aufstellt.8) Bewiesen ist auch keineswegs die Annahn
Angers,9) dafs Truso an der Stelle des heutigen Elbing gelegen habe.4) -
Ober die vorgeschichtlichen Denkmäler des alten Polenreiches hat die Kr
kauer Akademie der Wissenschaften ein grofses Werk begonnen, dessen ers
Serie das ehemals polnische Preufsen umfassen soll 6) Über die ostpreufsisch(
Burgwälle hat v. Bönigk6) in ziemlich erschöpfender und zugleich sehr vo
sichtiger Weise die Resultate seiner zahlreichen Lokaluntersuchungen üb
Wall und Wallböschung, Brustwehren, Lagerraum, Graben, Verhau, Eil
gänge, Aufgänge, Fanale, Wasserversorgung, Windebahnen (nur einmal vo
kommend und wohl fraglich), Brücken und Brückenstege, Gebäude ui
Grundrifs dargelegt — Der Keilschriftenforscher Oppert sucht durch eine nei
Deutung einer assyrischen Inschrift7) es wahrscheinlich zu machen, da
assyrische Karawanen bis an die baltische Bernsteinküste gezogen seien ui
läfst auch die Phönizier wieder bis in die Ostsee vorgedrungen sein; er hi
damit den Beifall des Past Rogge in Darkehmen gefunden.8) Aber seine nei
Erklärung ist sehr gezwungen und bei der noch unsichern Kenntnis <ft
Assyrischen zu zweifelhaft, um eine längst abgethane Ansicht wieder ai
zufrischen. Als eine wirkliche Bereicherung unsers Wissens dagegen üb
die alten Preufsen ist zu bezeichnen, dafs wir nunmehr das erste Vorkommi
des Namens der Pruzen, der uns bisher erst bei dem Martyrium des
Adalbert begegnete, um einige Jahrzehnte zurückdatieren können. Ein 803
unbekannter vielleicht bulgarischer Jude Ibrahim ihn Jacub, der an c
Kaiserhof eines der beiden älteren Ottonen kam, hat einen Bericht darrt
hinterlassen, von dem ein kleiner Abschnitt die nördlich von den P»
wohnenden Brus behandelt;9) seine Angaben sind sehr individueller Nm
und bestätigen unsere sonstigen Kenntnisse durchaus. — Über das geg£
seitige Verhältnis der Lebensbeschreibungen des hl. Adalbert10) ist eine -*
handlung Kolbergs11) in Braunsberg im Erscheinen begriffen. — Der
Mai 1879 für die Geschichte der Stadt und des Regierungsbezirks D&ac
1) Stenogr. Ber. (b. o. S. 149") S. 81 — 85 u. dazu d. Katalog der AnaateU. S. B9:
— 2) Katalog S. 475. — 3) Ibid. S. 457. — 4) S. Jahresber. II, 2, 198. — 5) Mon
pr6hist. do l'anc. Pologne. I. Ser. Prasse royale par Godefr. Ossowski. 1. Livr. Graco
1879. 32 u. 16. S. 4°. Mit 11 Taf. (poln. u. franz.) — 6) Sitzungsber. der 'Prüm
S. 57 ff.; auch sep. 31 S. — 7) L'ambre jaune chez lee Assyriens. Paria, Vieweg. 15 S-
— 8) Antwort d. Aasyriologen J. Oppert auf die Frage: Ist Preufsen da« Bernsteinlaini
Alten gewesen? Altpr. Monataschr. XVII, 680 ff. (Rogge hat daa Franz. mehrfach mi
verstanden.)— 9) S. o. S. 151». — 10) Über seine Reliquien s. Kap. XXXIV.— 11) Ti
Lobgedicht auf d. h. Ad., Ztschr. f. d. Gesch. u. Altertumskde. d. Ermeland. Hft. 21 o. *
(1879/80.) S. 79—112.
Deutscher Orden und Preufsen. Livland. 11,181
gestiftete Verein hat alsbald sein Arbeitsfeld auf die ganze Provinz West-
preuf8en ansgedehnt und daher den Namen 'Wcstpreufe. Geschichtsverein' an-
genommen.1) Er hat die Herausgabe eines pommerellischen Urkundenbuchs
für die Zeit bis 1310 begonnen, die M. Pcrlbach übertragen ist9) Der-
selbe besachte diejenigen Institute in Wloclawek, Warschau, Gnesen, Posen,
Erakau und Breslau, in denen er Material zu finden hoffte. Dem Berichte
dualer8) fügt er in Beil. I die Regesten von 6 bisher noch unbekannten,
auf die Geschichte des Kulmerlandes im XIII. Jh. bezuglichen Urkunden bei,
in Beil. II, 'Prussica des Warschauer Reichsarchivs aus dem XHI. Jh.9,
die Begesten von 27 Urkunden, welche die Berufung des D.-O. nach Preufsen
betreffen und erkennen lassen, 'dafs die Angaben Dogiels im Cod. dipl. Pol.
Bd. IV. über die Originale des Reichsarchivs sich doch im ganzen als zu-
treffend erweisen'; in Beil. m 28 Regesten von 'preufe. Urkunden der Czar-
toryskißchen Bibliothek in Krakau bis 1340', darunter 7 ganz neue Stücke:
eine ist das noch mit dem Siegel versehene Original einer von Ottokar von
Böhmen am 17. Jan. 1255 in Elbing ausgestellten Urkunde. — Bisher war
man der Meinung, dafs die Grenzen des Ordens nach Osten hin Dank der
'grof8en Wildnis' gesichert waren-, dem gegenüber zeigt v. Bönig k4), dafs der
Orden den Schutz seines Landes gegen Littauen und Polen nicht blofs der
'^Wildnis' anvertraut hat, sondern vom mittleren Pregel ab bis östlich von Nei-
denbnrg, westlich von dem grofsen Grenzwalde einen fortlaufenden Wall und vor
ilun einen Verhau angelegt hatte, welche beide nur sehr wenige und durch
Blockhauser gesicherte Eingangsthore hatten. — Fast genau denselben
Gegenstand, welchem 1879 Schäfer sein Buch über die Hansestädte ge-
widmet hatte,6) bringt H. De nicke6) auf Grund eigener Quellenstudien noch
einmal zu ausführlicher Darstellung, ohne indes neue Thatsachen ans Licht
z*i ziehen oder nach Schäfer neue Gesichtspunkte aufzustellen, wenigstens in
Bezug auf die Teilnahme der Preufsen an Krieg, Friedensschlufs und Handel.
Auch der neue Band von Lindners Werk7) hat nichts wesentlich Neues
gebracht, aber deutlich tritt darin zu tage, dafs die preufsische Geschichte
nur in dem Rahmen der allgemeinen Zeitgeschichte zum vollen Verständnis
gelangt Die Verlegenheiten des Ordens waren nicht weniger dem König
Menzel als Sigismund und dem Markgrafen Jobst hauptsächlich in zwei
Achtungen dienlich: der Orden zog die polnische Macht von ihren Grenzen
ab, andererseits nutzten sie die finanzielle Kraft des Ordens weidlich aus, die
damals für unerschöpflich galt Desgleichen wufste W. die inneren Streitig-
keiten des Ordens in seinem Interesse zu verwerten. — Nicht unwichtig für
die preufsische Geschichte sind die Hanserecesse, deren Bd. V.8) unter den
152 darin enthaltenen Städtetagen nicht weniger als 81 preufsische aufweist,
ein Beweis weniger für den hervorragenden Anteil der preufsischen Städte
an den hansischen Angelegenheiten als dafür, dafs die Preufsen die Proto-
kolle und Akten ihrer besonderen Städtetage sorgsamer aufgehoben haben als
^dere. Auch unter den aufserhalb Preufsens abgehaltenen Städtetagen sind
1) Mit dem schon längst bestehenden Ver. f. d. Gesch. v. Ost- n. Westpr. fand eine freund-
Ij^wliche Abgrenzung des Arbeitsgebietes statt — 2) B. 1. Abt erschien 1881. —
) B«r. flber e. fflr das Pommerell. Urk.-B. unternomm. Heise nach Polen, Ztschr. d. Westpr.
««ats^.Yer. Hft. I. Danaig, Kafemann. 8. 70—80. Vgl. o. 8. 43». — 4) Über Landes-
verteidigung nach Osten im 1. Jh. der Ordensherrsch., Sitz.-Ber. der Prussia. S. 11—20.
v»ortar.) _ 5^ g Jahresber. n, 2, 179 ff. — 6) S. o. S. 1751. — 7) S. o. 8. 55*. Be-
nders sind Kap. XV, XXV u. XXVI wichtig. — 8) S. o, S. 1771.
11,182 Deutscher Orden und Preufren. Livland.
wenige, bei denen nicht zum mindesten Danzigs Batssendeboten erschienen.
Die äufsere Politik der Hansestädte bewegte sich freilich nicht mehr auf so
stolzen Pfaden wie früher, denn die nordischen Reiche hatten sich politisch
von der Beeinflussung der Hanseaten frei gemacht, und dazu regten sich in
den deutschen Städten die Zünfte und die niederen Gewerke. In den preufei-
schen Städten traten diese Bestrebungen noch nicht merklich hervor, aber
ein Rückgang in politischer Beziehung den nordischen Reichen gegenüber zeigt
sich auch hier, wenn in den Verhandlungen der Städte auch wenig davon die
Rede ist. Da bringen die preufsischen Städte besonders vor die Klagen
über Handelsbelästigungen seitens der fremden Fürsten und Völker, nament-
lich aber über die Konkurrenz des Ordens. Wie sehr bereits in dem Ge-
samtbunde das Streben nach Auflösung in Gruppen und Individuen rege ge-
worden war, geht daraus hervor, dafs die Handelsfaktorei Danzigs in Kowno
trotz des pomphaften Titels eines 'Kontors des deutschen Kaufmanns zu
Kauen' auf den Hansetagen auch nicht einmal zur Sprache gekommen ist
— Die Regierung Heinrichs v. Plauen ist von Th. Buscke (jetzt in Danzig)
neu dargestellt worden. *) Neues hat die Arbeit kaum zu tage gefördert; ent-
schiedener Widerspruch dürfte zu erheben sein gegen die von dem V£
vertretene Ansicht, dafs die Ordensregierung vor 1410 eine absolute war und
dafs demgemäfs die von H. v. PI. versuchten Reformen auf eine Hebung
dieses vermeintlichen Absolutismus hinauskommen; sind denn die Städtetage
und allgemeinen Tagfahrten der Stände Preufsens aus der vorhergehenden
Zeit von dem Vf. gänzlich unbeachtet gelassen worden? Seit dem Erscheinen
der preufsischen Ständeakten ist dies selbst für die ältere Zeit der Ordens-
regierung nicht mehr zulässig. Auch von letzterem hoch verdienstvollen
Werke ist ein neuer Halbband erschienen.8) Derselbe enthält die Akten
von etwa 55 Städte-, Stände- und Rittertagen zwischen 1442 und 1446 und
dazu zwei Rückblicke, von denen der erste die zwei Anfangsjahre und der
andere die drei folgenden Jahre der Regierung Konrads v. Erlichshausen
behandelt Der milde Sinn des Hochmeisters trug viel dazu bei, die Ge-
müter zu versöhnen, so dafs es ihm sogar gelang, die Wiedereinführung des
Pfundzolles durchzusetzen; zwar forderten die fünf 'grofsen' Städte und die
Ritterschaft des Kulmerlandes und des Gebietes von Elbing für sich Steuer-
freiheit; da sie aber des Hochmeisters Anerbieten gerichtlicher Untersuchung
ihrer Ansprüche zurückwiesen, konnte der Zoll unbeanstandet erhoben werden.
Ferner waren Hochmeister und Ständeversammlungen bestrebt, ein Regiment
einzuführen, d. h. eine allgemeine Landesordnung, eine Zusammenstellung
aller auf den Verkehr bezüglichen Gesetze; aber nur für das Niederland, die
östlichen und nordöstlichen Gebiete mit Einschlufs des Ermelandes, gelang es
1444 eine solche Ordnung zustande zu bringen, im Westen widerstrebten
Danzig, Elbing und Thorn. — Von Interesse ist Töppenss) Nachweis, dals
Orden und Bischöfe zwar bei einer nicht ganz kleinen Anzahl der ältesten
Bauten selbst bis ins XIV. Jh. hinein nur Erde und Holzwerk in Anwendung
brachten, dagegen doch auch schon Stein- und Ziegelbauten ausführten, wie
1) H. v. Planen, Hochm. d. D. 0. v. 9. Nov. 1410 bis 14. Okt 1413. Dia«. König*
45 S. (auch in der Altpreufs. Monatsschr.). — 2) Akten d. Ständetage Ost- u. Westpreufcw
unter d. Herrsch, des D. 0. Hrsg. im Auftr. u. m. Unterstützung d. Ver. t <L Gesch. d.
Pro?. 0.- u. Westpr. von M. Toppen. Bd. II. Lfg. 2. Leipzig, Duncker & Hrasblot
V u. S. 401—823. Vgl. Jahresber. II, 2, 196. — 3) Zur Baugesch. d. Ordens- u. Bischofr-
schiösser in Preufsen. 1. Art. Ztschr. f. Westpr. Gesch. I. S. 1—44.
Deutscher Orden und Preafsen: Livland. 11,183
:hon im XIII. Jh. Althaus (Kulm), Thorn, Elbing, Königsberg, Marienwerder
ad Marienburg, auch wohl die Sitze von Komturen und Konventen in Stein
ad Ziegel gebaut gewesen seien. Danzig, Schwetz, Osterode, Heilsberg,
öfseL, Seeburg sind erst c. 1350 in Steinhäuser umgewandelt. Im Anschlufs
ieran behandelt T. ausfuhrlich Mewe nach den technischen Ergebnissen an-
islich der Restauration dieses Schlosses. — Von nicht minderem Interesse
t es, zu wissen, dafe die Söldner des Ordens zwar allen Teilen des Reiches
ltstammten, vielfach aber Schlesier waren. Wenigstens gilt dies für die
rat von 1410, wie das aus diesem Jahre vorhandene Soldbuch beweist Das
amenverzeichnis der darin erwähnten Schlesier samt beigegebenen biogra-
hi8chen Notizen giebt Pfotenhauer. *) In Königsberg soll sich der Sage
ach das Blutgericht, d. h. das Gerichtelokal für die unter der Ordens-
erichtsbarkeit stehende Burgfreiheit in den Kellerräumen des Schlosses be-
ainden haben, in welchen seit geraumer Zeit eine den Namen des Blutgerichts
Ohrende Weinhandlung besteht G. Th. Hoffheinz hält die Sage für be-
gründet *)
Das Mittelalter behandeln auch die 'Beiträge zur Geschichte der Fischerei
nOst- und Westpreufsen' 8) von B. Beneke; nur sind die Urkunden nicht ge-
rägend herangezogen. Sorgsamer hat Dittrich,4) sich lediglich auf Erme-
and und die Zeit des Ordens beschränkend, nach einer Einleitung über den
Fischreichtum and die Arten der Fische die Teilung der Fischerei zwischen
len Landesherrschaften (Orden und Bischof, Bischof und Kapitel), die Ver-
eüiung des Fischereirechtes an die Untergebenen und zwar bezüglich des
Gebrauches, der Person, der Geräte, der Fischarten, der örtlichkeit und Zeit,
illetzt die Verwaltung der bischöflichen und kapitularischen Fischerei
~nd Fischkultur und -Handel dargelegt. — Übrigens galten die hier dar-
stellten Verhältnisse auch für andere Teile des Ordenslandes.
Zur Spezialgeschichte sind mehrere Arbeiten zu erwähnen. Für die des
ulmerlandes lieferte Wölky5) einen Beitrag, indem er 215 meist un-
ekannte Urkundenregesten über das Benediktiner-Jungfrauenkloster in Thorn
nd die dazu gehörige Jakobikirche und das Hospital zum h. Geist mit-
tut Das Kloster, 1311 gestiftet, ist 1833 aufgehoben; zur Kirche wurde
309 der Grundstein gelegt.
Mestwin IL von Pommerellen ist in seinem Verhältnis zu den Mark-
grafen Otto, Konrad und Johann v. Brandenburg von Voigt, Barthold u. a. der
Charakterlosigkeit und Wortbrüchigkeit geziehen: seine Ehrenhaftigkeit sucht
tedoch St Kujot6) auf Grund unbekannter Briefe und Urkunden des Pelpliner
Archivs nachzuweisen, wie dieselbe auch schon von Kantzow und Quandt an-
kommen war. — In kirchlicher Beziehung stand Pommerellen unter den
Diözesen Gnesen, Wloclawek (Kujavien) und Camin; die Bischöfe von Camin
Jetten aber keine Besitzungen im Lande. Das Vermögen der ersteren beiden
Bischöfe beleuchtet gleichfalls Kujot, indem er die Einführung des Zehnten
md aas Zehntwesen überhaupt zur Zeit des Ordens und der polnischen Herr-
^aft, sodann Erwerb und Bewirtschaftung des ungeheuren Güterkomplexes
1) Ztschr. d. Ver. f. Gesch. etc. Schles. XV, 203—13. — 2) Das Blutgericht in Kö-
M5»b, AltpreuÄ. Mon.-Schr. XVII, 671—79. — 3) Abgedr. Altpr. Mon.-Schr. XVII, 300—
*, 385 — 116, ans d. grofsen Werke B.s: Fische u. Fischerei in Ost- u. Westpr. — 4) Beitr.
• •- Gesch. d. Fischerei in Ermel., Zschr. f. Gesch. Erm. VII, 301—38. — 5) S. u. III,
**- — 6) Über d. brandenb. Markgrafen z. Zeit Mestw. I., Boczniki Towarzystwa Nanko-
refco w Toruniu. I. Jahresber. d. wiss. Ges. z. Thorn. (1878).
11,184 Deutscher Orden and Preufeen. LifUncL
beider Bischofsstühle bespricht. *) Verpachtet waren die Güter meist an Ver-
wandte der Bischöfe und brachten jedes nur wenig ein; die Gesamteinnahmen
waren jedoch sehr bedeutend. — Viel Kopfzerbrechen haben die pommersche
Borg Raczans, die 1256 von den Polen verbrannt wurde, und Rezck ge-
macht, das in einer Urkunde vonOliva 1178 (sie ist wohl 50 Jahre jünger)
vorkommt: beide Namen bezeichnen einen und denselben Ort, das Dorf
Reez nördlich von Tuchel, wo noch heute auf der Insel eines Sees Beste
jener Burg vorhanden sind. — Das bisher unerklärte 'Sahirs -Gebiet', im
nördlichen Teile der Eomturei Tuchel, ist vielmehr 'Saborn' zu nennen: das
Wort bezeichnet eine im Wald gelegene, eine von Wald bedeckte Gegend*)
— Königsberg betrifft auch im Mittelalter Frischbiers8) hübsche
Schilderung 'der Zünfte der Königsberger Junker und Bürger im Kneiphof
nach den Protokollen der Morgensprachen, d. h. der offiziellen Versamm-
lungen, die für die Zeit von 1440—1562 mit (zwei Lücken 1455—1458
und 1475—1487) und weiter für 1593—1624, 1653—1788, 1794—1801
noch vorhanden sind.
Die Geschichte Danzigs hat auf Grund tüchtigster Kenntnis A. Bert-
iin g4) skizziert. — Über den Verkehr Danzigs mit dem gleichfalls hansi-
schen Greifswald geben Eintragungen der Greifswalder Stadtbücher noch
jetzt einige Auskunft; es mufs auffallen, dafs von 1456 — 1550 nur 37 Dan-
ziger die Universität Greifswald besuchten. 6) — Früh finden wir die Dan-
ziger auch in Lissabon, wo sie 1452, 1494 u. ö. von den Königen Privi-
legien erhalten; aus den Akten eines Prozesses in Lissabon von 1518 ersehen
wir, dafs damals häufig Danziger Schiffe dorthin kamen.6)
Sonst haben wir lokalgeschichtliche Darstellungen erhalten über Basten-
burg von Beckherrn,7) die sich durch Takt und besonnene Kritik aus-
zeichnet und das reiche Material des Stadtarchivs verwertet, sodann über
Wehlau von Ziegler,8) die zum 500jährigen Stiftungsfeste der Kirche ge-
schrieben ist, aber weiteren Wertes ermangelt
Für die aufserpreufsische Geschichte des Deutschen Ordens ist zu er-
wähnen A. Lorcks9) Versuch, das Itinerar Herrn, v. Salzas zu bestimmen,
sowie der Nachweis M. Perlbachs10), dafs das Haus des Deutschen Ordens
in Venedig sich von 1256 — 1595 an der Stelle des heutigen erzbischöflichen
Seminars befand, dafs der Orden ungerechtfertigter Weise schon 1512 aus
diesem Besitz vertrieben wurde (vielleicht infolge politischer Verhältnisse),
aber seine Ansprüche erst nach 83 Jahren aufgab. Einige Urkunden, die
Winkelmann 1878 in Venedig entdeckte, sind der Rest des von Accon nach
Venedig überbrachten älteren Ordensarchivs. — Einen Kalender des XHL Jh.
mit Notizen des XIV. Jh. über den Orden aus einem unbekannten Ordens-
haus weist Gillert11) in Petersburg nach.18)
1) S. Abt III. S. 497. — 2) Kujot, Kaaztelania Raciazki i zieraia Zaborska, poaiu-
kiwanie geograficzne, ibid. S. 128 — 36; in Üben.: Redzk-Racxana u. d. Sabira-Qebiet, Altpreufa.
Mon.-Sehr. XVII, 425—34. — 3) Ibid. 74—128. — 4) D.a Gesch. in kurz. Umriaae dar-
geat, in 'Danzig in naturwiaa. u. medizin. Beziehung'. Danzig. S. 113 — 26. — 5) Pyl»
Verbind, zwischen Danz. u. Greifsw. i. M.-A., Ztachr. d. Wostpreufa. Geech.-Ver. I, 90 — 96. —
6) E. Keatner, ibid. S. 97—106. — 7) S. Abt HI. 8. 50*. — 8) Ibid. — 9) Herrn,
v. S. Sein Itinerar. Kieler Diaa. 108 S. Hrag. v. Schirren. (Der Vf. verunglückte tot
der Prom. in dem Kieler Hafen.) — 10) D. Haus d. D. 0. in Vened., Altpreufa. Mon.-Sehr.
XVII, 269—85. — 11) Hdaa. in S.-Pet (s. o. S. lö11.) S. 6. — 12) Der Deutache Orden,
iat sonst schon berührt o. S. 172.
Deutscher Orden und Preußen. Liyland. IL185
In Betreff der Urzeit Livlands1) hat Grewingk,*) entgegen Virchow
and Graf Sivers, nachgewiesen, dafs Livland gar keine Pfahlbauten besitzt
and dafs die dafür gehaltene Insel im Arraschsee ein nicht vor das XIII. Jh.
fallender Inselbau ist, welcher zu der Ordensburg Alt- Wenden in irgend einer
Beziehung stand. — Seine Gräberfunde in ösel veröffentlicht Holzmeyer,3)
während Graf Siv er 8 über die Aufdeckungen der in drei Kirchspielen unter-
sachten 10 Steinsetzungen berichtet,4) welche reiches Material über eine den
Deutschen vorangegangene Herrschaft normannischer Geschlechter liefern soll.
— Einen Beitrag zur ältesten Geschichte Livlands giebt Hildebrand in
seiner Biographie6) des ältesten livischen Chronisten, Heinrichs v. Lettland,
Höhlbaum in der Goswins v. Herike,6) welcher durch die Unterdrückung
des Estenaufstandes die deutsche Kolonisation unter Letten, Liven und Esten
zum Abschlufs brachte und Begründer der altlivländischen Konföderation
wurde. Const. Mettig sucht wahrscheinlich zu machen, dafs Fromhold
v. Vifhusen in Rom gestorben sei; in einer zweiten Arbeit7) untersucht er,
weshalb Bischof Albert seinem Domstifte die Prämonstratenster-Regel verliehen
habe, ferner behandelt er die Kapitelprälaturen, wobei er besonders auf die
bevorzugte Stellung des Kellermeisters aufmerksam macht.8)
Dem XV. Jh. gehört eine für die Geschichte des Civilprozesses wichtige
Arbeit von £. Nottbeck9) an. Die Reichsstadt Dortmund schuldete einem
Revaler Bürger mehrere hundert Gulden, die derselbe trotz wiederholter
Klagen nicht erlangen konnte; schliefslich mufste man den Prozefs fallen
lassen, weil sich einflufsreiche Persönlichkeiten widerrechtlich in den Civil-
prozefs einmischten. 10) — Über eine untergegangene Stadt bei dem heutigen
Pernau berichtet C. Rufswurm:11) Alt-Pernau, welches von 1251—1603
sich einer nicht geringen Blüte erfreute, ist dann verschollen und vergessen ; be-
sonders interessante Einblicke in die Handelsverhältnisse und das Gemein-
wesen der Stadt gewähren das bisher unbekannte Erbbuch und die Bur-
sprake von Alt-Pernau.
1) S. Abt HI. S. 50*. — 2) Zur Pfahlbautenfrage. Sitz.-Ber. d. Gel. estn. Ges. f.
1879. 8. 176—179 u. 199—204 u. sep. — 3) Osiliana 111, Vhdlgn. ders. Ges. Hft. 2. —
4) IKd._ 5) Allg. Deutsche Biogr. Bd. XI. — 6) Ibid. S. 111-113. — 7) S. o. 8. 157*.
!>» Siegel de« Rigaiachen Ersbischofs Albert Suerbach (geb. 1290 zu Köln) hat L. Cle-
neni behandelt, DUch. Herold XI, Ko. 3. — 8) Mitt ans der livl. Gesch. XII, S. 509 ff. —
*) Die Reichsstadt Dortmund vor dem Richterstuhl des Revaler Rats, Bali Monatsschr. 27,
«Ht 3. — 10) Mehrere für die Gesch. d. livl. Handels wichtige Urkunden enthalten die
H»»*»eüesse V, s. o. 8. 1771. — 11) Nachrichten über Alt-Pernau, Royal. 117 8.
XXIII,
B. Hldber.
Schweiz.
(S. am Scblufs der Abteilung.)
11,186 XXIV. E- Meyer:
XXIV.
E. Meyer.
Papsttum und Kirche.
Die Richtung der historischen Studien auf das Einzelne hin, für welch
diese Jahresberichte den Beweis liefern, thut sich für das Mittelalter insondei
heit darin kund, dafs zusammenhängende Darstellungen über die Geschieht
der mittelalterlichen Kirche, ohne welche doch das Mittelalter nicht i
verstehen ist, weil sie die civilisierte Welt bis zur Reformation zu einer Eil
heit zusammenfafste, nicht versucht werden: dafs immer mehr oder minä*
ausführliche Handbücher der Kirchengeschichte erscheinen, kommt hierfc
nicht in Betracht.1) Denn abgesehen davon, dafs der theologische Staife
punkt ein anderer ist als der historische, fehlt demjenigen, der die gan
Kirchengeschichte überblickt, meist das volle, eingehende Verständnis des
eigenartigen Mittelalters. Kommt nun hinzu, dafs der Protestant meist wer:
geneigt ist, in den Geist der mittelalterlichen katholischen Kirche einzudrinc
die er nur als eine Abirrung von dem wahren Christentum ansehen ka-L
der aufrichtige Katholik aber fürchten mufs, als Angehöriger der nicht
Siegerin hervorgegangenen Kirchengemeinschaft ihrer Geschichte im Mitri
alter nicht gerecht zu werden und dann nur einer von neuem siegreich!
protestantischen Kritik Stoff zu liefern, — so ist erklärlich, wenn uns Wo:
allgemeiner Art über die Kirche des Mittelalters auf streng wissenschaftlich
Grundlage fehlen.
Wenn der von Guillaume*) besorgte Neudruck von Rohrbach. €
Universalgeschichte der christlichen Kirche jetzt bis in die Mitte des XIV. J
gelangt ist und darin auch die neueste Forschung nicht unberücksichtigt j
lassen ist, so urteilt doch ein auf streng konfessionellem Standpunkte s
hender Katholik3) über das im wesentlichen für Geistliche bestimmte Wd
4K. n'est pas un savant que ses Stades instruisent, mais un catholique <l
sa foi äclaire'. Und das gilt auch, wie gleich hier bemerkt sein mag, -
für eine ganze Reihe katholischer Produktionen, welche die unbestraft!»
gröfsere Regsamkeit der katholischen Wissenschaft geliefert hat Währei
nämlich echt wissenschaftliche katholische Forschung die Resultate der pr
testantischen ohne Rancune anerkennt,4) giebt es eine andere Richtung, <3
durch Janssens auch von protestantischen Historikern anerkanntes Werk,
man möchte sagen Mut, gewonnen hat, um die am ärgsten von protestantisch«
Seite zugerichteten Positionen unter sicherer Deckung durch ein kleines Gr
1) Es würden hier die oben Abt. I angofuhrten zu nennen sein. — 2) Bohrbacl*«5
hist. univers. de l'egl. cath., contin. jusqu'ä nos jours p. Guillaume. (Bisher 8 Bde.*
Bollen 12 werden.) Von der deutschen Übersetzung dieses Werkes, von K. A. H. Kellner, 0-
(Münster, Theifsing), ist Bd. 11 erschienen. Die Bande erscheinen unregelm&feig lufaer «
Reihe. — 3) Polybibl. 1881, II, 221. — 4) S. Jahresber. II, 1, 120. — 5) TreftW d»
rakterisiert Jahresber. II, 3, 11, obwohl hier nicht alles über den Standpunkt gesagt ist, **
zu sagen wäre.
Papsttum und Kirche. ELI 87
plänkel zu schützen, dem man das Bewnfstsein der eigenen Ohnmacht doch
anmerkt. — Der nene Band von Hergenröthers Werk1) beginnt mit dem
XIV. Jh.; Gregorovius' Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter8) mufs
notwendiger Weise manche Seiten berühren, die ein allgemeines Werk über
die rönL Kirche des Mittelalters behandelt; aber wenn hier die einzelnen Päpste
mit ihren mannigfachen Schwächen naturgemäfs in den Vordergrund treten
müssen, so liegt doch hier die Gefahr nahe, dem Ganzen der Kirche
nicht vollkommen gerecht zu werden. — Die Herrschsucht der Päpste will
F. Julien8) dadurch rechtfertigen, dafe all ihr Streben nach Sicherung welt-
licher Macht nur der Verteidigung Europas gegen den Islam gegolten habe.
Quellen für die Geschichte der Kirche im Mittelalter sind teils unmittel-
bare wie die Kirchenschriftsteller und Urkunden, teils mittelbare, die schon
durch das Medium eines betrachtenden Geistes hindurchgegangen sind, d. h.
die mittelalterlichen Darstellungen der Kirchengeschichte. — Von der ersteren
Gattung werden uns die Theologen des Mittelalters durch Neudrucke der
Migneschen Sammlung,4) die nur bis 1200 geht, und durch Horoys5)
Fortsetzung zugänglicher, wenn auch diese Ausgaben manches zu wünschen
übrig lassen. — Papsturkunden hat eine gröfsere Anzahl F. v. Pflugk-
Harttung6) veröffentlicht, teils noch unpublizierte, teils solche, die mangel-
haft herausgegeben oder überhaupt nur schwer zugänglich waren. Letzteres
ist ein etwas subjektiver Punkt, den sachliche Kritik bei Anerkennung vieles
Verdienstlichen neben manchen Mängeln im einzelnen mit Recht hervorhebt.7)
Die Urkunden (190) reichen von 748 — 1143 d. h. von Zacharias bis Inno-
cenz II.; 25 entfallen auf Zacharias, auf Stephan IV., Leo III., Sergius IL, Jo-
hann VIIL, Formosus, Leo VIII., Johann XII. u. Xm., Benedikt VIII. u. X.,
Clemens HL und Gelasius IL je 1, auf Johann XV. 2, Leo IX. 13, Victor III.
3, Nikolaus IL 6, Alexander IL 10, Gregor VII. 9, Urban IL 18, Paschal IL
1) S. o. Abt. I. — 2) 3. verb. Aufl. Bd. VII. X, 731 S. Stuttg., Cotta. — 3) Papes
•t «ultans. VIII, 322 8. 12°. Pari«, Plön. — - 4) Patrologiae lat Cursus complet Tom. 73:
^Ppendii ad monumenta sex priorum ecclesiae saeculorum: yitae Patrum sive Historiae eremi-
^«■ehbriX. Tom. prior (1879). — Tom. 76. Gregorii M. opera. T. IL — Tom. 125: Hinc-
■»**. Rhein, opp. T. L — Tom. 128: Anastasii Biblioth. T. II. — Tom. 138: Appendix
•^ aaec X. Richer., Auctores incerti anni ot Opera dStanorixa [sie!]. Monumenta diploma-
tü*) liturgica, monastica. Tom. unic. 676 8. — Tom. 150: Lanfr. Cantoar. archiep., Roynald.
Itam. archiep., Deusdedit, Gerald. IL. Camerac, Horim. Mett, Bonizo Piacent, Durand. Clarora.,
"•niard. Lutev., Radbod. II. Turnav., Aganon. Augustod., Rufin. incertae sedis epp., Gnilclm. abb.
$• Arnulf. Met, Wilholm. abb. Hirsaug., Guido abb. Farf., Rob. de Tumbalena abb. S. Vigo-
***» Fnlco abb. Corboj., Rogerius monach. Beccens., Gilleb. monach. Elnon., Wilhelm. Clus.
mon., Hemming. presb. Wigorn. , Odalric. praep. Rem. , Folco. Meld, subdiac. , Cona tantin.
^ric Caa. mon., Henr. cleric. Pompös., Theodor. 8. Audoeni mon., Wilhelm. Pictav., Joann.
de Qerlandia, Aribo music, J. Gotton. music. scripta vel fragm. 844 8. — Tom. 155: Godefr.
Bullonii epist et diplomm., Radulf. Ardentis, Homiliao, Lupi Protospat. Chron., Anselm. Me-
*l0}y Bernard. Tolet archiep., Thora. Eborac., Alberic. Ostions., Amati Burdeg., Poppo. Met
ftpiteepor., Richardi de Dunellis abb. Pratell., Manegaldi presb.; Goscelin. Cantuar., Sulcard.
"0"tmoTja§t, Pauli 8. Petri Carnot monachi, fratrum majori« Monast, Brunonia opuac., di-
plomm., epiatolae. 1066 8. — Tom. 156: Guibertus abb. 8. Mariae de Novigento. Tom. unic.
"-- Tom. 175: Hugo de S. Victore. T. I. 586 S. — Tom. 196 : Richard, a. 8. Victore, Gilduin.
Achard., Eni«., Guarin., Odo., Godefrid«, Adami, Victorinorum, Joscelin. Turon. archiep., Hen-
^c* Rem. archiep., Hugo de Campo-Florido Suess. epiac., Henric. archidiac. Salzburg., Hugon. de
'oKeto, Nicol. Clarae Vall. Epiatolae et opuac. 850 8. — 5) Medii aevü biblioth. patrist
T<;m. IV: Honoriilll. opp. omnia. T. III, 511 8.— Tom. VI: 8. Francisc. Assisiatis. Tom.
^^ Com yita ejuad. a Bonaventura conscripta. — 8. Antonii Paduan. ejuad. ord. opp.
2»- T. L 643 8. — 6) Acta Pontificum inedita. I. Urkk. der Päpste von 748—1198.
f1 I, Abt 1. (VIII, 8. 1—168.) 4°. Tübing., Fues. — 7) Vgl. Kaltenbrunner, Mitt d.
^ t östr. Gesch. I, 455 ff.; Löwenfeld, Hüffers Hist Jahrb. II.
11,188 XXIV. E. Meyer:
58, Calixt n. 8, Honorius ü. 16, Inuocenz II. 32; sie haben meist rnu
lokales Interesse and enthalten Besitzbestätigungen, Verleihungen des be
sondern päpstlichen Schutzes, Erlasse, die in Streitigkeiten eingreifen u. dgl
Allgemeineres Interesse hat No. 9, wo Johann Xu. bei Verleihung de:
Palliums über dessen Gebrauch belehrt, und No. 87, wo Paschal IL 110«
über die Macht seiner deutschen Gegner klagt. — Ebenfalls in gröfsere
Anzahl hat E. Winkel mann1) unbekannte Paptsbriefe aus dem XIII Jt
herausgegeben, während die einzeln publizierten päpstlichen Aktenstücke nu
eine raäfsige Zahl bilden.2) — Zu Kaltenbrunner Mitteilungen über Papst
Urkunden in Italien3) haben wir von S. Löwenfeld4) aus Jaffas Nachlai
Notizen über die Statistik der Urkunden erhalten, sowie den Nachweis ältere
Drucke und Berichtigungen zu den von Kaltenbrunner mitgeteilten Urkunden
vor allem aber sind 32 neue Urkunden von Calixt II. (1122) bis Cölestin TU
(1196) nachgewiesen und im Regest wiedergegeben: die meisten haben gleich
falls nur lokales Interesse und enthalten Besitzbestätigungen oder verhei/sei
besonderen Schutz u. dgl. — R. Wilmans giebt von der Urkunde Inno
cenz' II. für Norbert von 1131 einen vorzüglichen Text aus einem Trane
sumpt von 1310; sie gehört nicht zum 12. April und nicht nach Laon, sondec
nach Auxerre und fällt zwischen 28. Nov. und 30. Dez.; die Urkunde Cöl».
stins III. von 1196 (Kaiserurkunden von Westf. III, No. 29) war sehe
früher bei Leibniz mit dem Datum: 4Non. Mart. Laterani' gedruckt6) Eir.
Urkunde Anastasius' IV. betrifft Vercelli;6) 27 Urkunden von Honorius ■
Gregor IX. und Innocenz IV. von 1224—47, darunter mehrere von allg
meinem Interesse, veröffentlicht N. Valois;7) jüdische Verhältnisse betreÄ
einige von Loeb herausgegebene Bullen.8) — Von Clemens VI. ta
Marsich9) zwei Bullen (1342 — 46) mit, eine von Bonifaz DL von 1SB
über die Feier einer Ostermesse in Prag Loserth. 10) — Eine Hildesheta
Briefsammlung enthält ein möglicherweise fingiertes Schreiben Lucius' IL (^
15. Febr. 1145), worin die Absetzung des Bischofs Elias v. Orleans we£
schlechten Lebens angeordnet wird, drei Berichte an Cölestin HL Aber
Gefangennahme des Bischofs von Beauvais durch Richard Löwenherz IL 1
einen andern Bericht an Innocenz III. über die Wahlstreitigkeiten in R»i
(1202 — 1204), zwei Erlasse desselben Papstes von 1205, 22. März n
23. Mai in einem Bericht über die Angelegenheiten der Stadt Arras, €
Antwort auf einen Erlafs Innocenz', der die Provision eines armen Klerilcc
mit einer geistlichen Stelle gewünscht hatte, und wieder in einem Brief ein*
Entscheid dieses Papstes in einer Geldangelegenheit11) — Mit Freude ve
dient die Nachricht begrüfst zu werden, dafs Leo XIII. die Benutzung d
Vatikanischen Archivs wie der Bibliothek erleichtern will. Es ist eine Kon
mission zur Herausgabe wichtiger Stücke von historischem oder archÄoI-*
gischem Interessse eingesetzt, die auch die Benutzung unpublizierter Stfldi
erteilt und von der Accademia di conferenze storico-giuridiche (im Palais*
Spada) beaufsichtigt wird. 1S) — G. B. de Rossi wird die Kataloge d«
1) S. o. S. 42», 431 u. u. Kap. Diplomatik. — 2) Vgl. o. S. 46«. 107', 115
1268. — 3) S. Jahreabor. II, 2, 2171. — - 4) Papsturkk. in Ital. Wien. Sits.-Ber. XCVl^
u. sop. Wien, Gerolds S. 16 S. — 5) Weitere Ergänzungen zu Jaffas u. Poth. Regg. Po*
Rom., Archiv. Ztschr. IV, 46—49. — 6) 8. u. Kap. XXVIII. — 7) 8. u. S. 201». — 8)
o. 1, 70 f. — 9) 8. u. Kap. XXVIII. — 10) Gesandtschaftsber. aus Prag ▼. 1454, lütt
Ver. f. d. Gesch. d. Dtsch. i. Böhm. 18, 306. — 11) Wattenbach, e. Hildesh. Bri*
samml., N. Arch. VI, 169—84. — 12) R. L., the Vatican library etc. Atheiu, 1880. 1, 1(0
Papsttum und Kirche. 11,189
Bibliothek herausgeben. 1) — Ein Registram Innocenz' IV. hat Berger in
Arbeit; es wird an 8600 Nummern enthalten.8). — Ph. Zorn 'zur Geschichte
des päpstlichen Archi vwesens' 3) berichtet lediglich über die von Löwenfeld
übersetzte Schrift Mönchs.4)
Einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis des päpstlichen Urkundenwesens
haben Ewalds5) Untersuchungen über die von E. Bishop für die Mon.
Germ, abgeschriebene Hds. des Brit. Museums, Addit Msc. 8873, geliefert.
Es ist dies eine Sammlung von Papstbriefen resp. Fragmenten derselben, die
anfangs des Xu. Jhs. zu einem kirchenrechtlichen Zwecke angelegt ist und
ach somit den Canonessammlungen des Deusdedit u. a. an die Seite stellt
Wahrscheinlich liegt uns das von dem Eompilator selbst besorgte, nicht
weiter abgeschriebene Exemplar vor. Sie umfafst Briefe von Gelasius I.,
sowie von Pelagius I. u. II., Alexander IL, Johann VII., Stücke aus der Kor-
respondenz des h. Bonifaz, Urbans IL, Stephans VI. (V), Leos IV.; zwischen
den Stücken von Alexander IL , Johann VIII. sowie am Ende sind Stücke
verschiedener Päpste eingeschoben. Im ganzen erhalten wir 243 Nova. Die
grofeen Reihen benutzter Papstbriefe lehren, dafs die Sammlung in letzter Instanz
auf die päpstlichen Register zurückgehen mufs; näher zeigt ein Vergleich der
in der britischen Sammlung vorliegenden Stücke mit den bei Deusdedit, Ivo
und Gratian erhaltenen der gleichen Päpste, dafs der Eompilator dieselben
Einzelpublikationen ausgewählter Stücke des päpstlichen Registers benutzte,
wie die drei andern Kanoniker, nur in weit gröfserem Umfange wie sie. Die
chronologische Anordnung seiner Vorlage — die Register waren nach Jahren
geordnet — behielt er bis auf einzelne Willkürlichkeiten bei. — Die chro-
nologische Reihenfolge, die auch bei den Briefen der Päpste des V. u. VI. Jhs.
statt hat, zeigt, dafs Kopialbücher im lateranischen Archiv schon vor Gregor
d. Gr. angelegt wurden.6) — Ein Dokument etwas anderer Art über die
römische Kirche ist das sogenannte Taxenbuch, auf das 1878 Woker mit
Nachdruck hinwies und zum gröfsten Teil nach einem Pariser Druck von
1520 veröffentlichte,7) während nach P. Viollets zutreffenden Bemer-
kungen8) der Text auf besserer Unterlage gegeben werden konnte. — Dupin
de St. Andres9) schon 1879 erschienene Ausgabe des ganzen Taxbuches
beruht auf demselben Druck.
Ton den mittelalterlichen Darstellungen der Kirchengeschichte hört die
weit verbreitete des Martin von Troppau nicht auf, uns in neuen Hand-
schriften entgegenzutreten, die oft in den Fortsetzungen über die neu hinzu-
gefügten Päpste eigentümliche neue Nachrichten haben, aber auch über die
früheren abweichende oder unbekannte Notizen geben.10)
Der Untergang des weströmischen Reichs bildet für die Kirchengeschichte
nicht in gleicher Weise einen Wendepunkt wie für die politische Ge-
schichte, trotzdem ist es eine merkwürdige Erscheinung, dafs in dem Beginn
der nenen Epoche das Wirken des Mannes fällt, der in der Organisation
1) J. B. de Bossi, les catalogues des mss. da Vat, Annale» de la philo«. chr6t. Juni-
heft u. ff. VgL N. Arch. V, 650. — 2) 8. Compt rend. d. Ac. d. Inscr. et B. L. 8, 378. —
S) Ztachr. f. Kirchenrecht XV, 362—71. — 4) S. Jahresber. II, 2, 3611. — 5) Papstbriefe
d. brit Samml., N. Arch. V, 275—414. 505 — 596. — 6) Vgl. Jahresber. I, 319. —
7) 8. Jahreeber. II, 320 f., wo die von mir betonte grofse 'Sorgfalt' allerdings einer Ein-
schränkung bedarf, s. Löwenfelds Anzeige, Hist Ztschr. 42, 294 ff. — 8) Bev. hist.
XII, 441 & Anzeige von Woker u. Dupin. — 9) Taxe» de la Penitencerie apostolique
d'apres l'ädition ... de Toussains Denis. Traduct nouy. en regard du texte latin ayec une
iatrod. et des notes. Paris, Sandoz. XXII, 60 S. — 10) S. Pauli, engl. Hdss. , N. Arch.
T, 641 ff. u. Gillert, lat. Hdss. in 8. Petersb., ibid. S. 615.
11,190 XXIV. E. Meyer:
des Ordenswesens der Kirche eine nicht genug zu würdigende Macht insbe-
sondere den Barbaren gegenüber gegeben hat: Benedikts vonNursia. Das 1400-
jährige Jubelfest seiner Geburt, das 1880 gefeiert ist, hat zu einer groben An-
zahl meist nicht sonderlich wertvoller Schriften Anlafs gegeben.1) — Sein Leben
hat bekanntlich Gregor d. Gr. im 2. Buche seiner Dialoge geschrieben, und Za
charias, der aus dem griechischen Süditalien stammte (in S. Siberina <Li.Se-
verina von griech. Eltern geboren), hat diese Vita ins Griechische ttbereetst
Beides ist von Cozza-Luzi herausgegeben nach dem ältesten Codex der Dialog«
(VIII. Jh.) in Mailand, früher in Bobbio, und der vaticanischen Hds. von
Grotta Ferrata vom J. 800, der ältesten datierten griechischen Hds., dii
wir besitzen. Wahrscheinlich hat der h. Nilus sie mit aus Süd- nach Mittel-
italien gebracht. *) — Den Heiligen schildert nicht ohne etwas mehr religio*
Begeisterung als rein historische Darstellung verträgt, Braunmüller9) al
'Held im Entsagen, Meister der Gebete, grofsen Familienvater, weisen Ge
setzgeber, Ideal eines Abtes, Baumeister einer gottgeweihten Gemeinde
Förderer der Bodenkultur, Musterbild eines Organisators, Vater der mitte
alterlichen Schule (wenn auch erst durch seine Schüler!), • starken Trag
der kirchlichen Tradition, Missionar', — kurz als Heiligen im vollsten Sin«
des Wortes: das Angesicht des Erdkreises habe sich erneuert, seit sich q
Benedikt-Orden eingewurzelt. Was in Wissenschaft und Kunst, in Zu»-
und Lehre, in Staat und Kirche zu retten war, das im Abendland zu stimm—
und zu sichten sei den Schülern Benedikts als Aufgabe zugefallen.4) Wie
Orden selbst, so trage auch die Regel desselben einen universellen
rakter.6) — Aus der ununterbrochenen Anwendung und Übung des Gesan^
welche die Regel zu erkennen giebt, folgert Kornmüller,6) dab auch,
sich nicht mit dem Naturgesange begnügt, sondern Kunstgesang verl:
habe. Für die 2. Hälfte des VI. Jh. unter Gregor d. Gr. sei eine förmüc
Gesangschule anzunehmen, und von den Missionaren sei der Gesang in Ml
Welt hineingenommen, wie auch der Orden später bedeutende Musiln
geliefert habe. — Benedikts Regel selbst haben wir nicht mehr in dei
1) Z. B. Vie (1. S. Ben. contenue dans le 2. livre des Dialogaea d. 8. Ghreg. TooJooä
Berdoabert 100 S. 32°. — A sketch of tho Life of S. Ben. By a Monk of 8. Gregor"
Priory, Downsido. London, Hodges. — The Medal and Corp of S. Ben. From the franch
Abbot Gueianger. Lond., Borns & Gates. — Lack, Life and Miraclee of S. Ben. By Gregor
tho Gr. From and old engl. Version by P. W (Paris, 1608). London, Waahburn. — Stur
le 14. centenaire de S. Ben. — S. Benedetto, premotore degli stadii biblici, Seien** e fcc3
1879 Not. bis Jan. 1880; auch sep., Kapoli. 98 S. — Genni, S. Ben. e la civilta, La Ö
ritä, Jan. — März. — A. Conti, il centenar. di S. Ben., di S. Cater da Siena, Baasegna n^
Mai. — Bonazzi, quantam Bened. ordini historia debeat Progr. de Lyc. in Cava. Moa*
Gase. 14 S. Vgl. auch n. Kap. XXVLLL. — Eine Besprechung von 40 (meist nicht histoa*
Jubelschriften s. im Polybibl. 1881, I, 386 ff. — 2) Historia S. Patris Nostri Benedicti a^
pontificibus Gregorio I. descripta et Zacharia graece reddita . nunc prim. e codd. saec Y&
Ambrosiano et Cryptensi - Vatic. edita et notis illostr. TuscaL XXXII, 181 S. (Brno,
böver). Vgl. Anm. 1. — 3) D. h. Ben. n. s. Zeit, Wissensch. Stadien aas d. Ben.-Or&
1, 1 — 29. (Leider werden in dieser dankenswerten Zoitschr. d. einzelnen Hefte jedes Jahrg. f
sich paginiert.) — 4) Hier sei erwähnt das populär-apologetische Werk: TEglise a traTen
sitalos' (Paris. Teqai, Collect S. Michel), das in Serien erscheint: S. 2: les meines et les
2 voll. 798 S. 12°. — Von Montalemberts d. Mönche d. Abendlands vom h.
bis z. h. Bernhard, 'vom Vf. genehm, dtsch. Ausg.' ?. K. Brandes, erschien 2. Abu.
(CCLXX, 284 S.) Regeneb., Manz. — Th. Beringier, tableau hist da monacbisne
(Le Mans, Monnoyer) ist die Einleitung zu einem grosseren Werke, das u. d. T. 'Meaofcl^
monastique' in 2 voll, bei V. Palml, Paris, erscheinen soll. — Zur Gesch. d. Bened.-0. Tg
o. S. 106'. — ») D. Kegel d. h. Bened., Wiss. Stad. Hft. 2. — 6) Die Pflege d. Manie ii
Ben.-Grd., ibid.
Papsttum and Kirche. 11,191
Wortlaut, den ihr B. selbst gab; die Vergleichung der Hdss. ergiebt zwei
ursprüngliche Redaktionen. *) — Einen Kommentar zn derselben schrieb c.
820— 850 der fränkische Mönch Hildemar; doch hat ein meist wörtlich mit
diesem stimmender Kommentar, der unter dem Namen des Paul Warnefrid
geht,1) zn einer Kontroverse Anlafs gegeben, ob Hildemar, wie die Italiener
meinen, Warnefrid benutzt hat, oder der Kommentar W.s nur ein von Hil-
demar selbst oder seinen Schülern angefertigter Auszug ist, wie die deutschen
Herausgeber annehmen. 8) Auf den h. Bened. selbst ist Dom P. Piolin geneigt,
die noch immer massenhaft von den Benediktinerklöstern als Amulet ver-
kaufte Medaille des h. B. zurückzuführen, da schon er in der Medaille
seinen Schülern einen Schild gegen die Angriffe des Satans gegeben haben
werde, wenn auch die 3 Verse derselben nicht von ihm sind.4) — Das erste Cen-
tenar der Geburt B.s feierte M. Casino in trauriger Lage5); trotz der Zer-
störung durch die Langobarden steht bis auf den heutigen Tag der Turm,
in dem der Heilige wohnte: dreijährige Ausgrabungen haben die ursprüng-
liche Anlage des alten Klosters wieder vollkommen erkennen lassen.6) —
Der Begründer des Kirchengesanges im Mittelalter ist Gregor d. Gr. Dom
J. Pothier7) will den richtigen Vortrag des Chorals durch Klarlegung seiner
geschichtlichen Entwickelung feststellen und berührt daher viele wichtige
Punkte der mittelalterlichen Musik, namentlich die Bedeutung der Neumen
and die Ausbildung der Notenschrift. 'Wie man im VI. Jh. unfehlbar werde'
zeigt ein Artikel des von aasgezeichneten Kräften wie Döllinger, Friedrich
u. a. unterstützten Altkatholikenblattes.8)
Das Vlll. Jh. ist für die röm. Kirche dadurch wichtig, dafs sich der röm.
Bischof, der bis dahin rechtlich im Unterthanen Verhältnis zu Ostrom stand,
*ie der Patriarch von Konstantinopel, sich dieses Nexus durch Verbindung
utit dem Frankenreich und durch die Begünstigung des karolingischen Staats-
«treiches, der freilich eine wirkliche 'Rettung* des Reiches war, befreite.
Allerdings stellt A. Crampon") die Mitwirkung des Papstes Zacharias in Ab-
rede, weil die zeitgenössischen Dokumente sowie die Papstbriefe davon
schweigen: bei dem edlen Charakter des Papstes könnten die Nachrichten
<kr zeitgenössischen Geschichtsquellen, wie die Fortsetzungen des Fredegar,
die Ann. Laur. maj., die Clausula, keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit
1) Edm. Schmidt, Regula S. Bened. juxta antiqu. codd. recognita. Regensburg, Pustet.
X, 74 S. — Bildet den 2. Teil von: Vita et regula s. Patris B. una cum explicatione
*t*K*üie a Hildemaro tradita. P. 1 : S. Gregorii M. Dialogor. 1. II. de Tita et miraculis S. Ben.
***** adnotation. ed. Mittermüller (in Metten). — P. 3. Expositio regulae ab Hildemaro
***&& et nunc primum typis mendata. Ed. Mittermüller, Regensb., Pustet XI, 76.
^» 65S 8. — 2) Pauli Warn. Diaconi Casin. in s. Regulam commentarium archicenobii Casin.
^K*achi nunc prim. ediderunt M. Caaini. XXIV, 564 S. — 3) Die Gründe und Gegengründe
***> ohne ein Endurteil zu fallen, Mittermüller einander gegenübergestellt: Zwei Regel-
Kctttttatare, Wies. Stud. I, 3, 176 — 80. — 4) Recherche« sur les origines de la med- de
jf- Äi. Arras. 54 8. — Sep. aus Rev. do l'art ehret 2 S. XIII. — 5) Le premier centen.
*• 8- Ben., ou la ruine de M. Cass. par les Lombards 580 , d'apres un chapitre inädit (?) des
J^Jopies d. 8. Greg, le Gr. Poitiers, Oudin fr. XI, 58 S. — War mir nicht zuganglich. —
*) Monunenta litteraria ad conservatam R. P. 8. Ben. turrim pertinentia. M. Cass., 37 8. —
V P. Heinr. Rickenbach, d. Vorbereit auf M. Cass. z. Jubelfeier, Wiss. Stud. I, 207—
38> wo auch die grofsartige Restauration des Klosters geschildert ist Hiernach ist Vf. der
•genannten Schrift J. Quandel. — Auch yon Cardin. Bartolini ist eine Arbeit über
J* Beste des alten Klosters erschienen. 8. u. Kap. XXV1H. — 7) Les melodies gregor.
JjPrts la tradition. Tournay, Desclee et Cie. 286 S. — 8) Dtsch. Merc. XI. No. 31. —
V Le pape Z. et la consultat. de Pep. le Br. Amiens, Yvert 1878. 56 S. Aus den Mira.
^ Ae. des sciences etc. von Amiens.
I[,192 XXIV. B. Meyer:
m
machen, vielmehr habe sich alsbald die Legende der Vorgänge bemächtigt
Der Yf. zeichnet sich mehr durch Scharfsinn als durch Quellen- und Litteratur-
kenntnis aas, wie ihm denn die neueren deutschen Forschungen nicht be-
kannt scheinen; seine Beweisführung ist im wesentlichen dieselbe wie die
Uhrigs. — Noch in anderer Beziehung ist das VIII. Jh. für Rom von grofser
Bedeutung gewesen: Bonifaz' Feuereifer zog Deutschland in die Kreise der
katholischen Kirche, aus der es erst die Reformation wieder rifs, daher das
Schwanken in der Beurteilung des ersten deutschen Primas.1) — Bonifax9
Werk wurde von dem h. Liudger fortgesetzt, dessen Consecrationsjahr
Diekamp zu bestimmen suchte.2) — Gegen Ende des Jhs. wurde das
Christentum auch den Slawen durch Methodius und Cyrillus gebracht Au,
einige Punkte ihres Lebens werfen die Briefe Johanns V1JJ. und Stephans VL
die sich in der Sammlung des britischen Museums befinden,8) ein une*
wartetes Licht. Zuerst ergiebt sich die grofse Zuverlässigkeit des anonym^
Biographen, insbesondere auch hinsichtlich der Verfolgungen, die Methodik
von den bayerischen Bischöfen und Ludwig d. Deutschen auszustehen hattt
Die Messe slawisch zu celebrieren, hatte ihm Johann VÜL in der That
boten, er fuhr aber darin fort und erhielt 880 Johanns förmliche Zustimmt
doch Stephan VI. erneuerte das erste Verbot — Für Methodius Tod
gegen Ewalds Zweifel die Angabe der Biographie, 6. April 885, festzuhalt
der Brief Stephans an Svatopluk — jetzt gegen jeden Verdacht gesichert
sowie desselben Instruktion an seine Legaten sind — woran Ewald gleich!
zweifelte — nach Methodius' Tode 885 oder Anfang 886 geschrieben.4)
Die zahlreichen Fragen, die sich an diese beiden Slawenapostel knüpfen, 1»
V. Jagic6) einer kritischen Übersicht unterworfen. Er nimmt mit Voronoi
(1877) an, dafs beide Vitae denselben Autor haben, also nicht zwei QuöIIei
sind, und ursprünglich griechisch abgefafst waren: die slawische ist also um
eine mehrfach abweichende Übersetzung. Der Autor, ein gelehrter Slawe
oder Bulgare der orientalischen Kirche, war kein Augenzeuge der von ihm
berichteten Thatsachen, sondern schrieb im X. Jh. auf Grund griechische!
und lateinischer Quellen sowie der Tradition. — Indem J. weiter über dl*
übrigen Quellen, die vita Clem., die Officien, die panegyrischen Beden mm*
deren Verhältnis zu einander berichtet, erkennt er Hadrians II. Sendschreib* "J
als echt an, während er Stephans Brief an Svatopluk für gefälscht erklär*
und bestreitet, dafs Johann VÜL mit den Slawen gegen die lateinisch
deutsche Geistlichkeit Partei nahm. — Dem minder zuverlässigen russische^
Bischof Porphyrius (1877) stimmt J. nur darin bei, dafs der mährische Cy"~
rill sich der glagolitischen Schrift bedient habe, dafs daher vom XI. Jh. t^
sich das glagolitische Alphabet an der dalmatinischen Koste ununterbrochen
behauptet habe.
Etwas vor der Zeit dieser Apostel hatte Nicolaus I. (858 — 67) durcT
kluge Benutzung der Wirren, welche der Auflösung des Karolinger Reichet
folgten, das Papsttum wieder auf eine bedeutende Höhe erhoben. Die Tenf
denzen, die er — übrigens in der Kirche die einzige moralische Macht reprisfl
sentierend — die Bischöfe und der weltlichen Gewalt gegenüber verfolgte
stellt anlässlich des Neudrucks der Briefe des Papstes bei Migne6) F. Ro•■-
(luains,) in klarer und ansprechender Weise dar. Dass Pseodo-Isidor benn»M
1) S. o. S. 19.— 2) S. o. S. 20*.— 8) 8. o. S. 1895. — 4) J. Martino?, ß. M<Ä
ap. (1. Slaves, Rcv. d. quest hist XXVIII, 369 — 397. — 5) D. neuest. Forschungen ober
Klaw. Apostel C. u. M., Arch. f. slaw. Phil. IV (1879), 97—128. 297—317. - 6) T. 3 J
— 7) Les lettre«- de N. I., Journ. des sav. S. 577 — 87 u. 5.
Papsttum and Kirche. 11,193
habe, sei nicht nachweisbar, wenn er auch von der Existenz dieser Sammlung
ims8te; übrigens leugnet R. mit Tardif, dass Pseudo - Isidor einen so ent-
scheidenden Einfluss auf die Gestaltung der Kirche gehabt habe wie man
gewöhnlich glaube. Auch über die Art, wie Nikolaus seine Schreiben ver-
sendete und überhaupt über manche Eigenheiten seiner Registratur geben
die Briefe interessante Aufschlüsse. — Die wichtige Ausgabe der Briefe dieses
Papstes, die 1869 in den — zu wenig bekannten — 'Analectis juris Pontificii'
erfolgte, beruht auf den zu Paris auf der Bibliothäque nationale in 14 Folio-
bänden befindlichen höchst wertvollen Vorarbeiten des Mauriners J. Coustant,
von dessen Ausgabe der Papstbriefe nur Bd. I (1721) erschien. Andere
Collectaneen desselben im Vatikan — aus einer Schenkung des Kardin. Fesch
herrührend — benutzte Thiel bei seiner Ausgabe. Doch mufs Goustants
Hinterlassenschaft noch grösser gewesen sein.1)
Dafs Nikolaus I. als er 862 oder 863 Bestimmungen über die Papst-
wahl eriiefs, nicht lediglich das Dekret Stephans III. v. 769 wiederholt habe,
sondern sich auf das Ivos Pannormia III, 1, 1 (= Grat c. 28. dist. 63)
unter dem Namen eines nicht weiter benannten P. Stephan beziehe, will gegen
Hinschius (Kath. K.-Recht I, 231) Niehues*) zeigen. Denn Nikolaus er-
wähne als einen Factor bei der Wahl auch die 'Nobiles', die nicht in dem
Dekret von 769 vorkämen, während eine Bestimmung des Dekrets bei Ivö
die Nobiles angehe, da sie die Gegenwart des Senats und des Volkes bei der
Wihl verlange. Die Zeitverhältnisse, unter denen Stephan IV. — denn er
sei der Urheber des Dekrets bei Ivo — gewählt sei, hätten Bestimmungen
Über die Papstwahl dringend erfordert ; an der Echtheit des Dekrets sei nicht
zu iweifeln.
Auch Nikolaus' Nachfolger Hadrian IL (867 — 72) soll sich der pseudo-
isodorischen Decretalen bedient haben. Diese Ansicht beruht auf einem von
^uratori unvollständig, vollständig von Maafsen ediertem Aktenstück, welches
ftr eine Rede Hadrians gilt, die er in Monte -Cassino 869 gehalten habe.
Allein der Inhalt dieses Aktenstücks richtet sich geradezu gegen die vom
*^pst in der Ehescheidungsangelegenheit Lothars verfolgte Politik, so dass es
JUcht von ihm herrühren kann. Der Redner scheint Bischof Formosus von
*urto gewesen zu sein. Zu Monte Cassino fand nur eine Zusammenkunft
st*tt, das Konzil selbst in Rom 869. 3) — Johann VIII. wird, obwohl er
f^Was von dem Geiste Nikolaus" I. in sich hatte, doch in manchen Punkten
^*Um mit Unrecht der Schwäche geziehen, wie neuerdings von Araari und
^*&tü; dagegen will ihn P. Bai an in Schutz nehmen: er sei weder intrigant
^och ehrgeizig gewesen; lediglich besorgt, die ihm überkommene Macht des
**p8ttums nicht sinken zu lassen, habe er stets gehandelt wie es die Um-
lüde erfordert hätten.4) — Durch Gelehrsamkeit zeichnete sich im IX. Jh.
"^ ein zweiter Albertus Magnus — Servatus Lupus von Ferneres aus.6)
Nach seiner Erhebung im IX. Jh. sah das Papsttum im X. eine tiefe
?joralische Erniedrigung in der Herrschaft der beiden Marozia. Als ein
Niederschlag dieser Pornokralie wird meist die Fabel von der Päpstin Johanna
(855 angesetzt) betrachtet, die in Spanien wie in Frankreich noch einigen
1) 8dralek, d. Briofo N.s I, Theol. Quart.-Schr. 62, 222—46. — 2) D. Wahldekroto
*****. III. u. St. IV., Httffers Hiut Jb. I, 144—53. — 3) Lapotro, Hadrian II. et lee
^««ritale« peeado-isid. , Rev. d. quoat. bist. 27, 377—431. Vgl. Grube, 1». Hadr. 11. u. d.
?***Ut. Decret, Ztachr. f. kath. Theol. IV, 793. — 4) II pontif. di Oiov. VIII., Gli Studii
l* Ittl. III, l, 146 ft. ; 2, 40 ff., u. 8. — 7>) S. o. S. 234, wo Weitere« über de« Stand der
* UieMchaften im ix. Jh. mitgoteilt ist.
Hiitorliehe Jahresbericht«. 1880. II, \&
11,194 XXIV. K Meyer:
Gläubigen gegenüber der Widerlegung zu bedürfen scheint: wenigstens ist d
gegen zwei spanische Schriften gerichtete Bach von Mat. Gago y Fernand«
auch ins Französische übersetzt.1) — Ende des X. Jh. fiel der Versuch d
h. Adalbert, die Preufsen zu bekehren. Seine Leiche wurde 1039 von Gnee
nach Prag übertragen, wo jüngst deren Reste gefunden sind.1)
Eine der Grundlagen, auf die Gregor VII. seine Beformen aufbau
war Nikolaus' IL Neuordnung der Papstwahl durch das Dekret v. 1059, des»
päpstliche Fassung H. Grauert8) mit nicht gerade durchschlagenden Grund
als echt zu erweisen sucht. Die Unklarheiten, die es nach manchen Punkt
hin bietet, sucht er zu beseitigen, indem er das tractare' der Kardini
bischöfe = 'einen Kandidaten aufstellen9, und Konsensus electionis' = 4Wal
nimmt: die Kardinalbischöfe hätten den konstitutiven Wahlakt in der Wei
zum Abschlufs gebracht, dafs der, welcher von beiden Körperschaften acoe
tiert war, immantiert wurde. Die Immantation sei die symbolische Inv
stitur des Gewählten mit der vollen Machtbefugnis gewesen, während d
Inthronisation im Vatikan die Realinvestitur war. Indem nach Analogie d
deutschen Rechts die symbolische Investitur auch in das Verfahren der Pap«
wähl eingedrungen, habe Nik. II. die Bestimmung erlassen können, im N
fall die Wahl, die eben mit Immantation abschlofs, die ihrerseits die Inttc
nisation vollkommen ersetzte, auch ausserhalb Roms vorzunehmen. W«
aber die Immantation der Wahl volle Gültigkeit verleihe, könne das Von«
des Kaisers, das Nikolaus anerkannte, nur darin bestanden haben, dafs er
der Wahl seine Meinung über die Kandidaten abgeben durfte, d. h. ein
exclusivae' der 'personae minus gratae' hatte. In diesen Darlegungen
manches zu sehr urgiert und die schwebenden Fragen noch nicht zum J.
schlufs gebracht. — Gregor VII. hat A. de Valbuena4) einen Aufsi
gewidmet ; die Missbräuche, die in den kirchlichen Zuständen kurz vor Grego
Reform in Arezzo herrschten, schildert ein von Bresslau aufgefundener Brief;
Vido von Ferraras 'de scismate Hildebrandi' ist von Panzer6) aufs net
untersucht worden. An Gregors Zeitgenossen Berengar von Tours sind ungi
druckte Briefe von Bishop herausgegeben.7) — Wie in Deutschland brac
der Investiturstreit namentlich in England aus. Klemm8) hat den Verlai
desselben unter Heinrich I. behandelt, indem er besonders die Briefe Ansehe
herbeizieht, die bisher noch nicht genügend benutzt seien. Eadmer, desae
ansprechender Darstellung man meist folge, werde auch von Liebermann i
mild beurteilt. Die Rolle, die dabei Anselm von Canterbury spielte, hat auc
Join-Lambert9) beleuchtet, während Por6e10) den Aufenthalt des Vata
der Scholastik in seinem Kloster Bec besprach. Einige Punkte der Bischof
wählen in Deutschland nach dem Konkordat hat E. Bernheim11) Unterrock
— In Deutschland war nach dem Wormser Konkordat einer der nervo
ragendsten Kirchenfürsten, welcher neben Wibald von Corvey und Arno
1) La fable de la papesae Joanne, trad. de l'esp. par M. A., preced. d'une introd. »
Boussel. Paris, Palma. X, 224 S. — Philomneste jun., [d.i. Brunet] la papeue Joanne,
hist. ersch. in 2. Aufl. (Aufl 1 1862) — 2) S. u. Kap. XXXIV. Hierauf wird rieh beaieheii fi
Aufsatz: Finding of the relics of St Adalb., The Month, Maiheft — 3) D. Decret Nie.
v. 1059, Hüners Hist Jb. I, 501—602. Vgl. Jahresber. II, 2, 222». — 4) S. Greg. T~.
Las Ciencias histor. Juni-Heft — 5) Handschriftliches aus It, N. Arch. V, 442. — 6) &
S. 29». — 7) Hüfters Hist Jb. I, Heft 2. — 8) D. engl. InYeatiturstreit unter Heinridb
Disa. v. Leipz. 79 S. — 9) Un concordat au XII. s. Lutte de S. Ana. contre dem i
d' Anglet. 42 8. (Aus Rev. d. France.) — 10) S. Ans. k l'abbaye de Bec 22 8. — 11) Ä
S. 35«.
Papsttum and Kirche. 11,195
ron Köln den Frieden zwischen Staat and Kirche zu erhalten strebte, Bischof
Lnselm von Havelberg, später Erzbischof« von Ravenna, mit Wibald durch
oge Freundschaft verbunden. Pr&monstratenser und Schüler Norberts, dessen
ferk er fortsetzte; Verteidiger der regulierten Chorherren, war er durch
elehrsamkeit und Scharfsinn ebenso ausgezeichnet wie durch diplomatisches
eschick. Er wurde daher 1136 (wie noch zweimal später) mit einer Ge-
ndtschaft nach Constantinopel betraut, wo er die Griechen zu unerwarteten
igeständnissen brachte, ohne dafs sich freilich weitere Resultate daran ge-
lüpft hätten.1) — Die Mission unter den Wenden, gegen die Anselm einen
reuzzug predigte, hat Giesebrecht in anziehender Weise behandelt1)
ie Reisen Ottos von Bamberg untersuchte Lehmann.8)
Über Abälands Procefs auf der Synode von Sens hat Deutsch einige
esentliche Punkte aufgeklärt. Die Synode hat nicht 1140 sondern am
5. Mai 1141 stattgefunden. Bei dem Verfahren gegen A. sind zwei Akte
ohl zu unterscheiden: eine vorangegangene Konferenz von privatem Charakter
ad die offizielle Verhandlung auf der Synode selbst; Ab. hat also nicht
Leich von der Concilssitzung aus an den Papst appelliert ohne den Versuch
iner Selbstverteidigung zu machen. Ähnlich war das Verfahren gegen
rilbert von Poitiers.4) — Sehr verderbte, aber gleichzeitige lateinische Verse
ber das Unglück Abälands entdeckte Ch. Cuissard in dem Mskr. No. 328
er Bibliothek in Orleans.6) — Von Abälards Gegner Bernhard weist einen
^gedruckten Brief in einer Hds. der Metternichschen Bibliothek in Königs-
rart (Böhmen) W. Schum nach.6) Von einer Anzahl Predigten Bern-
hards existiert ein lateinischer wie ein französischer Text, von welchem letzteren
allerdings erst 9 Predigten gedruckt vorliegen. Man hat wohl den frän-
kischen Text für den ursprünglichen gehalten, doch hatten schon Ma-
»fflon und Le Roux de Lincy das Richtige zutreffend erwiesen. 0. Kut-
chera hat ihre Ansicht durch einen genauen Vergleich der beiden Texte
«stutzt7) Das Mskr. mufs aus dem J. 1208 sein. — Zum Verständnis der
^festgemachten Ausdrücke in der Sprache8) der h. Hildegardis, die ja auch
tit Bernhard in Korrespondenz stand, hat F. W. E. Roth mit ihren Liedern
ta kleines Lexikon veröffentlicht, das die Wiesbadener Hds. der Werke der
[eiligen enthält; es fällt auf, dafs sie auch eine Anzahl recht obscöner Dinge
©rührte.9) — Unter Alexander DI. spitzte sich der Kampf zwischen Staat
öd Kirche in England bis zur Ermordung Thom. Beckets (1170) zu, von dem
'• Schütz10) in katholischem Sinne und in populärer Darstellung einn Bio-
raphie gab. Ein Gedicht, in dem Alexander HI. und Victor IV. vor dem
tauschen Senat alternierend in (51) Distichen ihre Sache fuhren, so dafs
rictor Sieger bleibt, hat Gillert aus einer Hds. der Zaleskischen Sammlung
1 Petersburg mitgeteilt11) Auf Giesebrechts Charakteristiken Hadrians IV.
nd Alexanders HI. sei auch hier hingewiesen.11) In Frankreich hat das
1) Dombrowski, Ans. ▼. H., s. o. S. 165*. — 2) S. o. S. 38. — 3) S. o. S. 1607.
""" 4) D. Synode ▼. Sons u. d. Verurteilung A.s. Berlin, Weidmann. 51 S. Sep. ans den Sym-
*°ta Joachimicae (Festschr. d. Joachimstaischen Gymn. zur Einweih, des neuen Schulgebäudes).
5) Docura. in&L sur Ab. tires du mscr. de Fleury conserve a la bibl. d'Orl. — Hier sei
j***hnt: Fr. Abatino, Abolardo ed Eloisa secondo la tradiz. popol. Ricercho. Roma, tipogr.
^•»tntle. 126 S. — 6) N. Arch. V, 459. — 7) Le manuscrit des sermons franc. de S. B.
^»its du latin date-t-U de 1207? Hall. Dias. 1878. 46 S. — 8) Vgl. Jahresb. 11, 2,
**P. — 9) D. Liedor u. d. unbekannte Sprache d. h. Hild., Wiesb. Linibarth. 33 S. Sep.
** Geach.-Q. t. Nassau 111 (s. o. S. 92). — 10) D. h. Thom. B., Erab. v. Canterb. Ein
rjfrtjm f. d. Freiheit d. Kirche in Engl. Freib. i. B., Herder. VII, 125 S. (Samml. histor.
^üdiiiMe 4 Sor., IX.) — 11) N. Arclüv V, 611. — 12) S. o. 8. 37.
13*
11,196 TKTf. E. Meyer:
XII. Jh. eine Blüte der Predigt hervorgerufen, die um so auffallender ist,
als es dort in den vorhergehenden Jahrhunderten eine Predigt nicht gegeben
zu haben scheint; sie erreichte damals eine Macht, wie sie sie später nicht
wieder erreicht hat, so dafs die Zeit vom XIII. Jh. bis Bossuet nur als ein
langer Verfall zu betrachten ist. Im Xu. Jh. predigt plötzlich alles, und
der religiöse Enthusiasmus des Volkes kommt dem Eifer der Welt- wie Ordens-
geistlichkait, ja unterschiedslos auch den Ketzern entgegen: Predigten-Hören
und -Diskutieren wurde fast eine Manie. Trotz ihres allmächtigen Einflösse«
litt aber die Predigt an wesentlichen Fehlern: die Prediger suchten durch das
Wunderbare der apokryphen Evangelien sowie nicht minder durch Anekdoten
zu fesseln, verfielen aber dabei ins Burleske. Besonders schwach war die
Anlage der Predigten; aber die sie begleitende Aktion mufs vieles wieder
gut gemacht haben. Die Gesellschaft, die wir aus der noch vielfach unge-
druckten Litteratur kennen lernen, zeigt sich in der Laien weit wild und zu
wüstem Leben, insbesondere zu Räubereien geneigt, bis sie sich oft plötzlich be-
kehrt; aber auch die Geistlichkeit hat schwer unter den Kämpfen der Kirche
mit dem Staat zu leiden und giebt sich vielfach einem sehr weltlichen Treiben
hin. Ebenso herrscht bei den Schülern neben drückendster Armut Luxus
und leichtsinnige Verschwendung, während sich der weltliche Sinn in den
Klöstern in der sog. Acedia geltend macht Die Sprache der für das Volk
bestimmten Predigten war die Volkssprache, aufgezeichnet wurden sie aber
schon um dauernd im Gebrauch zu bleiben, lateinisch, wie Lecoy de la
Marche bereits richtig gesehen hat. *) Vier geistliche Dichtungen eines Hugo
v. Amiens, der dem XII. Jh. angehört, aber vielleicht besser Hugo v. Ribemont
zu nennen ist und keinesfalls der Erzb. von Ronen H. v. Am. war, der
poetische Schriften nicht verfafst zu haben scheint, gab J. Hnemer1) heraus
nebst dem (schon bekannten) Tractat jenes Erzb. v. Ronen über die Er-
schaffung der Seele. Ob das 4. Gedicht (auf den h. Johannes) von Hugov
v. A. ist, mufs zweifelhaft bleiben.
Dem Schlufs des XII. Jh. verdankt die interessante fromme Encyklo-
pädie ihr Entstehen, die in Odilienberg im Elsafs die Äbtissin Herrad v.
Landsperg zum Nutzen ihrer Mitschwestern anlegte und deren Hds. be-
kanntlich 1870 mit verbrannte. In Strafsburg erscheint jetzt eine neue
Prachtausgabe.3)
Die Wende des XII. und XIII. Jh. sah dem mehr und mehr erstarkenden
und siegreichen Papsttum gegenüber das Ketzertum in voller Blüte, dessen
Anhänger bald unter dem einen Namen Albigenser bezeichnet wurden. E. Dn-
laurier4) hat die Ausbreitung der ketzerischen Sekten in Europa von Asien
aus und ihre Lehre darzulegen versucht; der Zusammenhang der Ketzer des
Mittelalters mit den asiatischen Sektierern der alten Kirche ist aber streitig.
Kann das Ketzertum nicht schlechthin als Vorläufer der Reformation ange-
sehen werden, insofern auch widerliche Auswüchse desselben nicht zu leugnen
sind, so haben sich doch die Waldenser — und fast sie allein — davon rein
gehalten. Werden ihre Schicksale wie ihr echt evangelischer Sinn immer
1) L. ßourgain, la chaire franc,. au XI 1. b. d'epres les iusb. Paris, Soc. genlr. d*
librairie cathol. (V. Palni6) 1879, X, 399 S. (benutzt viel ungedr. Material). — 2) Z. Ge**.
d. mittel lat. Dichtung: Uug. Amb. siy. Ribemont opusc. Wien, Holder, XIX, 40 S. —
3) Hortus deliciarum par l'abb. 11. de L. Keprod. heliograph. etc. Texte explic par A. Straib
( veranlagt von der Soc. p. la conserv. des monum. hist. d'Als.). Strafsb., Trübner, U '. 1 *• *»
Taf. 1—19. — 4) Lob Albigeoia ou les Catbares du Midi de la France, Gabinet hUt J«.
—Juni. Über die Bogomilen s. Kap. XXV, S. 221'.
Papsttum und Kirche. 11,197
das Interesse ftr sie wach halten, so ist dasselbe doch in der neusten Zeit
wohl noch gesteigert durch die Berührung, in welche die jetzt frei in Italien
sich bewegenden protestantischen Missionare mit ihnen kommen, die ja gleich-
es, wenn auch nur langsam, dort an Anhang gewinnen. Wie um den Ur-
sprung aller Religionen, hat sich auch um den dieser Sekte ein Mythen-
faeis gebildet, der vor allem ihr Alter bis in die Zeit des ersten Christen-
tums hinaufrücken wollte. £. Comba hat diesen Sagen gegenüber das
Mstorisch Sichere geschickt dargelegt, ohne hinsichtlich der Thatsachen
wesentlich Neues zu bringen; doch betrachtet er als die Grundlage der
Religiosität der Waldenser die katholische Weltanschauung: ihr Evangelium
sei die Bergpredigt.1) — Die Kriege, welche die Waldenser zu bestehen
gehabt haben, sind von A. de Rochas*) sehr gründlich untersucht und
dargestellt worden; in das Mittelalter fällt nur der von 1487, die anderen
gehören der Neuzeit an (1560, 1561, 1655, 1663, 1686, 1689). Für die
neuere Zeit sind auch ungedruckte Archivalien benutzt. — Eine vollständige
Ausgabe der waldensischen Schriften bereitet Alph. Mayer8) in Landshut
vor, der über die von ihm durchforschten Sprachdenkmäler der Waldenser
Bericht erstattet Er tritt für das hohe Alter der Nobla Leyczon ein, die
Comba u. a. in den Anfang des XV. Jh. setzen; übrigens bezweifelt er der
Sprache wegen die Abstammung der Waldenser von Waldus und den Armen
von Lyon, die nur in den Waldensern aufgegangen seien. — Eine neue
kritische Ausgabe der poetischen Schriftdenkmale der Waldenser beabsichtigt
auch F. Apfelstedt und veranstaltet als Vorarbeit dazu einen palaeographisch
genauen Abdruck der Hdss., zunächst der Genfer. Von den zu berücksichti-
genden Stücken (la nobla Leygon, la barca, lo novel sermon, lo novel con-
fort;, lo payre eternal, lo despreczi del mont und l'evangeli do li 4 semencz)
liegt zunächst die nobla Leygon vor.4)
Den Ketzern wurde häufig zugleich der Vorwurf der Zauberei gemacht:
dafe der Glaube an die Zauberei von der Kirche in der ersten Hälfte des
Mittelalters als ein unsinniger Unglaube bekämpft und bestraft wurde, aber
in einer Weise, die von aller Grausamkeit fern war, bis endlich kein anderer
als Thomas von Aquino das Reich und die Gewalt der Dämonen für
ffohlbegründet erklärte, betont H. Heppe in seiner Neubearbeitung von
seines Schwiegervaters 'Geschichte der Hexenprocefse', die auch den interes-
santen Nachweis bringt, dafs nach angesehenen katholischen Dogmatikern,
Perrone, Gassner und Gury, der Glaube an die Hexen noch heut zum
System der katholischen Kirche gehört, während freilich auch Vi 1 mar sich
1) Valdo e i Valdesi ivanti la riforma. Firenze, Arte della Stampa. 61 S. — In Florenz
p«bt M bekanntlich eine eigene Waldenser Lehranstalt (Collegio Valdese) an der Comba Pro-
/S"01 i*t. Ihre Zeitschrift ist die 'ßiv. cristiana'. — Tron, P. Valdo et les panvres de Lyon
Jjpgnerol 1879), auch ins Italien, übers, v. Bart Pons (Firenze, tip. Claudiana, 111 S., 24°)
p**t Unterrichtszwecken. — F. Nielsen, die Waldenser in Italien. Aas dem Dan. (Gotha,
ertties, 40 S.) soll unbedeutend sein. — Von Mus ton, l'Israel dos Alpes; hist. des Yaud.
1«* *eur* colonies (zuerst 1851) liegt eine neue Aufl. vor: Paris, J. Bonhotire, 4 voll., XX TU,
- *3 8., 18°. — Jane Louise Williams, the Waldensian church in the Valleys of Piemont
the earliest period to the present time — kenne ich nicht. ~ 2) Los Vallecs vaud.,
^*??tal milit 4 S., IX, X, XI (8 Artikel). — Die Drangsale, welcho die Waldenser in den
-~****usch4ranBo«iBchen Kriegen am Ende des XVII. Jh. zu erleiden hatten, ihro Vortreibung
^** uen heimatlichen Thälern und Flucht nach der Schweiz, ihren Versuch die alten Wohn-
ftft«? ^kd«* au gewinnen, schildert mit Benutzung neuen Materials K. R. Klaibor, s. u. III,
8**- — 3) Mttnchener Sitz.-Bex. Phil. -hist. Kl. S. 550—70. — 4) Herrigs Archiv f. d.
^*ä- neuer. Sprachen 62 (1879), 273—88.
11,198 XXIV. E. Meyer:
zum Glauben an Hexen u. s. w. bekannte. *) Zum energischen Kampfe gegen
Zauberwesen und Ketzer raffte sich die Kirche des XHL Jh. auf, die sonst
gerade durch die Macht, welche sie im Kampfe mit dem Kaisertum gewann,
verweltlicht wurde und den Ketzern vollen Grund zu Angriffen bot Doch
glaubt Lecoy de la Marche,') der Verfasser des geschätzten und mit Recht
von der Akademie des Inscr. gekrönten Werkes 'la chaire fran^aise au moyen
äge et sp&ialement au XIII. s.' (1868) Kirche wie Gesellschaft des XDlJh.
gegen die Vorwürfe der Verderbtheit sowie der Finsternis, der Unwissenheit,
und des Schmutzes — Michelet hatte gesagt: Pas un bain durant mille ans
— in Schutz nehmen zu dürfen. Ist auch sein Nachweis zunächst auf Frank-
reich berechnet, so trifft er doch bei der Gleichartigkeit der socialen Zu-
stände für einen grofsen Teil der Christenheit überhaupt zu; allerdings mnb
man festhalten, dafs Frankreich — und Lecoy schöpft lediglich aus franzö-
sischen Quellen — auf Grund der Überreste der antiken Kultur eine feinere
Bildung mit ihren Vorzügen und Schwächen aufweisen konnte, als z. B.
Deutschland. Lecoy ist insbesondere auch bemüht, den segensreichen Ein-
flufs der Kirche auf die Stellung der Frauen und des Handwerkerstandes
sowie die Bedeutung des Theaters d. h. der Mysterien und der Predigt
zu zeigen. Man wird nicht alle seine Behauptungen unterschreiben können,
da sie, was er selbst weifs, nicht unbeeinflufst sind von seinem kirch-
lichen Standpunkt; man mufs es sogar als Mangel bezeichnen, dafs der
Bauernstand nicht behandelt ist, dessen Lage trotz der Fürsorge Lud-
wigs d. H. eine Schattenseite auch des XID. Jahrh. bildet, aber die mit
grofsem Geschick geschriebenen Bilder — ursprünglich Vorträge vor dem
gemischten Publikum eines regelrechten 'Cours' über die Geschichte des
Mittelalters an der freien katholischen Universität in Paris — mit um so
grösserem Interesse lesen, als sie nicht nur auf auf ausgedehnter und gründ-
licher Kenntnis der Quellen beruhen und vielfach neues Material aus den
Handschriftenschätzen der Pariser Bibliothek bieten, sondern vor allen Dingen
das Einzelne zu einem klar angeschauten und beherrschten Ganzen verbinden.
Wir bedauern, dafs der 2. Vortrag T6tat matäriel et intellectuel' nicht aus-
geführt ist. sondern nur Programm und Gang jener Serie von Vorlesungen
entwirft — Im Vordergrunde des XIII. Jh. steht die gewaltige Persönlichkeit
Innocenz' III. Von einem kurzen von P. Meyer vollständig herausgegebenen
Gedichte, das ihn preist und aus dem Jahre seiner Wahl 1199 stammt, hat
K. Rieger3) die erste der vier 7 zeiligen Strophen in einem Cod. Law.
gefunden, welcher auch ein anderes aus den Jj. 1210 — 12 enthält, das ans
3 7 zeiligen Strophen besteht und Otto IV. bedroht. Beide sind im Ton der
damals herrschenden Lyrik abgefafst.4) — Schon vor Innocenz hatten die
Bulgaren, als sie 1185 das griechische Joch abgeschüttelt, wieder mit Rom
Verhandlungen angeknüpft, die 1204 unter Kalojoannes zu einem Abschluß
führten. Golubinski (Kratkij ocerk istorii pravosl. cerkveij) und Drino (feto-
riceski prcgled na bolg. erkva) hatten jedoch behauptet, die Union sei von
den Bulgaren nur zum Schein und in der Absicht angestrebt, die Czaren-
1) S. u. III, 124, wo Sold ans zu lesen ist Hoppe f vor der Herausgabe, die ■•»•
YVitwo besorgte — 2) La soetätö au XIII. s., Paris, Soc. gener. de librairie cathol (V.
Palme) X, 379 S. (Teil der Nouv. bibl. histor. ä 3 fr. creee pour refnter les erreurs histor.).
— Prabado, 6t snr lo XIII. s., Conferences dioces., Juni, kenne ich nicht — 3) Zwei G**
dichto aus d. Z. Ottos IV., Mitteil. d. Inst f. bster. Gesch. I, 126; Tgl. N. Arch, V, 471. —
4) lieber welche 'Recenti studii al pontificato di lnn. IIP in II Papato XI, No. 64—66 be-
richtet wird, weifs ich nicht
Papsttum und Kirche. 11,199
kröne zu gewinnen: nach erreichtem Zwecke hätten sie sich sofort wieder
?on Rom getrennt. Y. Lah l) sacht ihnen gegenüber nachzuweisen, dafs die
Union thatsächlich von 1204 — 34 bestanden habe. Nicht ganz einer Mei-
nung mit Lah ist Rattinger,*) nach dem Differenzen entstanden, als die
Lateiner in Konstantinopel auf Teile des Balgarenreiches Ansprüche erhoben.
Gleichwohl wurde 1204, als die bulgarische Kirche Basilius, Erzb. v. Zagora
als Primas mit der Residenz in der Hauptstadt des Reiches Trnowo erhielt,
das Land in 8 Diöcesen geteilt. Die Namen derselben sind sehr korrumpiert
überliefert; R. hat namentlich nach dem bisher nicht beachteten Briefe der
bulgarischen Bischöfe an Innocenz von 1203 die richtigen Namen festgestellt,
gleichzeitig manche Irrtumer Spruners, Menkes u. a. berichtigend. Es waren
aufeer Trnowo die beiden Metropolen Belesbud (h. Kostendil) und Prostlave
(bei Schumla) und die Bistümer Scopie (Üskül), Prisdianum (Prischtina), Nise
(Ntech), Bydinum (Widdin) und Branitschewo. — Dafs im XHL Jh. eine
Beform nötig war, erkennt auch Lecoy de la Marche an:3) zum Glück seien
die Reformatoren nicht Luther, sondern d. h. Franz und der h. Dominicas
gewesen. Ersterer scheint in den katholischen Welt doch mehr Anklang zu
finden, als der h. Dominicus; während jenem wie alljährlich mehrere freilich
meist populäre fromm-wertlose Biographieen gewidmet sind,4) ist mir von
Dominicus nur eine Biographie bekannt geworden.5) Die Wundergeschichten
des h. Franz enthalten bekanntlich die 'Fioretti di S. Francisco'. Sie stammen
wohl nicht von einem Verfasser, sondern sind nach und nach unter seinen
Schülern und Anhängern entstanden, vielleicht schon zu den Lebzeiten des
Heiligen.6) — Doch hat L. de Ch6ranc6 die Chronik der Minderbrüder
von Bernhard v. Betsa, dem Sekretär Bonaventuras7) entdeckt, woraus her-
vorgeht, dafs die Fioretti oft nur wörtlich aus der Chronik entnommen sind.8)
Bald nach Franc, stiftete seine Landsmännin, die h. Clara von Assisi, den
2. Orden des Pater Seraphicus, d. h. die Clarissinnen oder Damianistinnen.
Auch ihr sind einige Biographieen in streng katholischem Sinne gewidmet.9)
Auf die Einwirkung, die auf den Heiligen von Assisi sein malerisches Hei-
matland ausgeübt, das er nur verklärt habe, weist A. v. Reumont10) hin.
Die Dominikaner machten sich im Gegensatz zu den praktischen Mino-
riten Schutz und Verteidigung der Kirchenlehre zur Aufgabe, wozu ihnen in
erster Linie die Inquisition diente.11) Wie eine wissenschaftliche Geschichte
1) De anione Balgarorum c. eccles. rom. (1204 — 34), Vertage Arch. f. d. kath. Kirchen-
recht 44, 193—257. Vgl. Jahresber. II, 2, 221. — 2) D. Patriarchat- und Metropo-
lrtan-8prengel Constantinop. u. d. balg. Kirche, Hüffers Hist Jb. I, 77—106. — 3) S. 27.
— 4) Palomes, Storia di S. Franc d* Assis. 7 ediz. 1879, Palermo, Palomos. — A. de
34g nr, hist popul. de S. Franc d'Ass., Paris, Poussielgue. XVI, 308 S. (Bibl. franci-
aemine). — Berthaumier et Raphael, vie de S. Franc d' Assis. Nouv. edit, Tours,
Marne. 216 S., 12°. (Bibl. de la jeanesse ehr 6t.) — 8. Franc, d' Ass., Confer. diocesanes
Ang.-Heft — Auf F.s Bedeutung als Lyriker (auch weltlichen) weist eine 2. Aufl. von Gör res
Schrift: *<L h. F. y. A. ein Troubadour' hin (Stattgart, Cotta). — Üb. d. Ausbreit, d. Franzis-
kaner in Bayern o. 8. 1068; über die Reform des Ord. in Gonstanz o. S. 1557 u. 2066. — 5) S.
Dominique, Conf. dioc, Apr.-Hft. — 6) S. Francisci Blütengartlein. Dtsch. y. F. Kaulen. 2. Aufl.
Mainz, Kirchheim. XVIII, 349 S., 16°. — 7) 8. o. S. 1875. — 8) Franc d'Ass. Paris, Pous-
äelgue. XIX, 504 8. — 9) Clarisse Bader, St. Ciaire d'Assiae. Paris, Didier. 273 S., 18°.
VgL Herne du monde cathol. y. 15. u. 30. April — Joseph de Madrid, Vie de St Cl. d'Ass.,
fondatrice de l'ordre qui porte son nom (1194—1233) Paris, Soussens. LXXXVII, 482 S. —
10) Lit Bandschau (kath.) No. 21, wo auch Hases Leben d. h. Fr. abfalligen kathol. Urteilen
gegenüber in Schutz genommen wird. — 11) Gabriel, Begriff u. Anfang d. Inqu., (Progr. d.
Gymn. z. Neuhaas) [cechisch] sowie 'Charakteristik d. röm. Inquis.', Dtsch. Merkur XI, No. 38,
kenne ich nicht.
JJ^200 XXI V. E. Moyer:
derselben in ihrer Gesamtheit noch nicht existiert, da Llorente nur for
Spanien, Limborch nur für Spanien, Portugal und Rom in Betracht kommen
kann, so fehlt es auch an einer Darstellung der Inquisition der frühsten Zeit,
wie sie mit Dominicus zu Toulouse entstand. Und doch l&fst sich gerade
letztere vollständig darstellen, da aus den Archiven der Inquisitionstribunale
noch sehr bedeutende Reste erhalten sind, trotzdem die Archive nicht nur
im XIII. und XIV. Jh. oft von den erbitterten Volksmassen zerstört, sondern
auch von ihren früheren Hütern, den Dominikanern, verwahrlost wurden, so-
dafs die Meinung verbreitet war, das noch aus ihnen Erhaltene sei bereits
vollständig von Limborch, Beiheim, Percin, C. Schmidt u. a. publiziert Allein
Frankreich allein besitzt noch bedeutende Schätze, die Licht gerade über die
ersten 100 Jahre der Inquisition werfen, teils Eopieen, teils Originale. So
in Eopieen den zum teil freilich schon benutzten Prozefs gegen den Minoriten
Bernard Delicieux (Bibl. nat. fonds lat. 4270), die Prozesse gegen die Albi-
genser 1307—23 (No. 11848) und eine Sammlung von Ketzerverhören
(1285—1303); ferner 17 Bände der grofsartigen gleichfalls nicht unbenutzten
Doatschen Sammlung-, ferner in Carcassonne die Chronik des Guil. Pelhisso.1)
Noch wichtiger sind die Originale: die Urteile Bernhards de Caux und Jean
de St.-Pierres (1246—48; Bibl. nat. ms. lat. 9992, 16 Blätter), ein Inqui-
sitionsverfahren von Albi 1299—1300 (No. 11748, 7 -J- 44 Bll.), das Ketzer^
Verzeichnis Geoffrois v. Albi (No. 4269, 55 Bll.), Verhöre Bernards v. Caux
und Jean de St.-Pierres 1245—46 (Stadtbibl. in Toulouse No. 155, 1. Ser.,
3 -f- 254 4- 5 Bll.), die 'Practica' d. h. ein Handbuch für den Inquisitions-
richter des Bernardus Guidonis (ibid. No. 121, wovon No. 267 nur Abschrift ist,
191 Bll.), Fragmente von Verhören in Toulouse 1254 u. 56 (Dep.-Arch. der
Haute-Garonne, 10 Bll. in fol.) und das Hauptjournal eines Actuars am Inqui-
sitionsgericht zu Carcassonne 1250—58 (Clermont, Stadtbibl., No. 136a), tat
noch wichtiger als die Praktik Bernards. So lassen sich Organisation und
Verfahren der Gerichte (Vorladung, Festnehmung, Kautionsleistung), sowie die
verhängten Strafen mit voller Klarheit erkennen. Wahrhaft staunenswert ist
die Thätigkeit der Inquisition, um sich zuerst gegen den vereinten Hafs des
Volkes, der Fürsten und der Bischöfe zu behaupten. Ihrerseits hielten sich
die Albigenser auch später noch nicht blofs in den niederen Volksklassen,
sondern in der reichen und thätigen Bürgerschaft des blühenden Landes, das
an Civilisation sogar wohl Italien übertraf; und von besonderem Interesse
ist es, zu sehen, welche Verbindungen die nach der Lombardei Geflohenen
mit ihren zurückgebliebenen Glaubensgenossen heimlich unterhielten. Das
Verfahren der Inquisition charakterisiert sich in seiner Willkürlichkeit «oft
deutlichste; bemerkenswert ist die Verbindung mit der weltlichen Gewalt, die
sich der Inquisition gänzlich zur Verfügung stellte und dafür durch einen Teil
der konfiscierten Güter entschädigt wurde; die Inquisitoren selbst scheinen
frei von Habsucht gewesen zu sein, nur dafs die Konfiscationen ihrem Orden
zu Gute kamen; die unteren Beamten waren dagegen der Bestechung zu-
gänglich.2) — Der erwähnte Guil. Pelissus giebt in seinem bisher nur in.
ciuem Fragment bekannten Chronicon höchst interessante und zum teil sehr
anschauliche Schilderungen von Vorgängen aus der Zeit der Inquisition ü»
Languedoc von 1229—37. Aus Toulouse gebürtig und eins der ersten Mit-
glieder des Ordens, gest. 1268 in Toulouse, war er bei den Inquisitoriea
1) S. u. S. 2011. — 2) Ch. Molinier, l'inqnis. dans le midi de la Fr. an XIII. et «■
XIV. s., Paris, Sandoz et Fiachbacher. XXVII, 483 S.
Papsttum and Kirche. 11,201
öfter Zeuge, einmal Inquisitor selbst, doch wissen wir über ihn bis auf einige
Notizen bei Bernardus Guidonis und in dem Codex von Toulouse No. 155
nichts Genaueres. Die zweite Hälfte der Chronik, die einige Thatsachen des
Jahres 1234 berichtet (u. a. welche Erbitterung das Verfahren der Inquisi-
tion hervorrief), ist vielleicht nicht von ihm. Er schrieb noch ein anderes
Werk, vielleicht über die Geschichte seines Klosters.1) — Das Verbrennen
der Ketzer, das uns die Processe noch besonders abstossend macht, war
innerhalb des deutschen Reiches zunächst nur in Deutschland selbst herkömm-
lich, in Italien begnügte man sich mit dem beständigen Bann und den damit
verbundenen Strafen. Dem schlössen sich die Kirche und das Reich insbeson-
dere auch noch in der Konstitution von 1220 an. Den Wendepunkt bezeich-
nen die päpstlichen Statuten von 1231, insofern bei ihrer Ausführung allge-
mein der Feuertod verlangt wurde und zwar im Anschlufs an die anfangs
anscheinend ganz erfolglos gebliebene kaiserliche Konstitution für die Lom-
bardei von 1224. Von dieser abgesehen verlangte die kaiserliche Gesetz-
gebung erst 1231 in Sicilien, 1232 in Deutschland und 1233 im ganzen
Reiche die Hinrichtung der Ketzer. Dafs 1232 über die Art des Todes nichts
gesagt wurde, ist blofser Zufall, beachtenswert aber ist, dafs es in Deustchland
vor 1232 kein Reichsgesetz gab, das den Feuertod ausdrücklich vorschrieb.2)
— In der Behandlung der Ketzer hat das Auftreten der Katharer eine Wen-
dung herbeigeführt: von dem Untergang des römischen Reiches bis ca. 1000
unterlagen die Ketzer lediglich der geistlichen Gerichtsbarkeit mit ihren
Strafen; für die Folgezeit bis in den Anfang des XIII. Jh. hinein unterscheidet
sich der Süden vom Norden (Deutschland und das Gebiet der Langue d'o'ü):
im Süden wurden die Ketzer nur anfangs wie im Norden verbrannt, nachher
milder behandelt und geradezu geduldet; zuletzt um 1200 traten Verbrennung
und Einziehung der Güter als Strafen ein, bis endlich im XHL Jh. der
Feuertod überall gesetzliche Strafe wurde. Zuerst wurde er in Aragon und
Catalonien von Peter IL 1197 eingeführt, wenn der Ketzer nicht bis zu
Ostern 1198 in die Verbannung gegangen wäre.8) — In der ersten Hälfte der
Regierung Ludwigs d. H. war in Frankreich für die Purifikation der Kirche
mit Energie und Eifer thätig der aus niederem Stande stammende Bischof
v. Paris, Wilhelm v. Auvergne, bald einer der angesehensten Ratgeber des
Königs, dessen einfacher und gerader Charakter dem Volke Achtung einflöfste,
sodafe auch über ihn eine Anzahl Anekdoten existieren.4) Er spielte in den
Konflikten zwischen Krone und Königtum eine Rolle und bekämpfte die Ämter-
cumulation und das Eingreifen der Kurie in die Bischofswahlen. Ebenso
tfat er gegen Aberglauben und Zauberei auf und war in den Fragen der
Wissenschaft als Theolog, Jurist, Philosoph u. s. w. gleichfalls thätig wie er
Überhaupt grossen Wissensdurst bewies.6)
Innocenz IV. ist es, der Friedrich II. zum Antichrist gestempelt hat.
^u gleicher Zeit entstand jedoch in Deutschland, in dem hohenstautisch ge-
inten Schwaben, besonders in Schwäbisch -Hall, eine Sekte, welche den
^^Uchrist in Innocenz IV. sah, als dem Haupte der durch und durch ver-
erbten Kirche, und in Friedrich n. denjenigen, der berufen sei, die Kirche
- 1) Ch. Mo linier, de fratre Guil. Pol., voterrimo inquiait scriptoro. Accessit ejtiad.
?***!• Chronicon e Carcassonensi cod. nunc primom omni ex parte odit. Pari», Fischbachor.
r^XVlI, 76 8. Vgl. L'inquis. 8. 40 ff. — 2) Ficker, d. gesetzl. Einführg. d. Todesstrafe
4\ K«txerei, Mitteil. d. Inst f. öst. Gesch. I, 179—226. — 3) J. Havot, s. o. S. 21». —
*> lecoy de la Marche, 1. L 8. 114 ff. — 5) N. Valois, Guil. d'Auv. 1229—40. Paris,
ru*«d. 400 8.
11,202 XJQV. E. Meyer:
zu reformieren; hiermit verbanden sich Vorstellungen von dem durch die Ver
derbnis der Kirche und des Klerus als nahe bevorstehend angezeigten Ende alle
Dinge; Vorstellungen, die auf die kaiserfreundlichen Visionen des Calabresei
Joachim de Floris zurückgehen. Dieser Sekte, die sich in ihren Hoffnungei
auf Bekämpfung der Hierarchie durch den plötzlichen Tod Friedrichs E
empfindlich getäuscht sah, ist die Entstehung der Sage vom Fortleben Frie
drichs II. zuzuschreiben. Bisher hatte man nur die Angaben Alberte v. Stad
über sie; doch ist aus ihren Kreisen hervorgegangen die von E. Winkel
mann 1865 (Berlin, Mittler u. S.) herausgegebene 'Epistola fratris Arnold
ordinis praedicatorum de correctione ecclesiae', wodurch wir über ihr Wese
weiteres Licht erhalten.1)
Die Stellung, welche das Papsttum im Kampfe mit dem deutsche:
Reiche errungen, tritt besonders deutlich hervor unter Rudolf I. Lediglic
im Interesse eines beabsichtigten Kreuzzuges war der unermüdliche Gregor X
bestrebt, zwischen Rudolf I. und Ottokar zu vermitteln und überhaupt di
ersteren Stellung gegen Alfons X. und Philipp von Frankreich zu riehen
Diese Verhandlungen, sowie die, welche unter ihm und seinen nur kur-
Zeit regierenden Nachfolgern Innocenz V., Johann XI. behufs Abtretung A
Romagna stattfanden, und unter Nikolaus III. ihren für die Kurie günstig^
Abschlufs erreichten, endlich die Einigung Rudolfs mit Karl von Anjou, «c
ebenfalls unter dem Einflufs der Kurie und nicht zu des Reiches Ehre -
folgte, schildert F. Werts ch8) auf Grund der vorhandenen Dokumente,
Einzelnen vielfach gegen Lorenz u. a. polemisierend; Böhmer gegenüber 1
streitet er die Hochschätzung Gregors. — Nicht gerade stolz darf die Kirc
auf Martin IV. (1281 — 85) sein, der in unwürdiger Abhängigkeit von sein.
Protektor Karl von Anjou blieb und Sicilien nach der Vesper mit dem Ra
belegte. Vermutlich gegen die dieser Thatsachen wegen gegen ihn erhoben
Anklagen wird sich der Aufsatz über ihn in einem klerikalen Organ richten.
— Den Namen Innocenz III., Franz v. Assisi und Dominicus reihen sie
um dem XIII. Jh. seinen Glanz zu verleihen, die Alberts d. Gr. und Thoma
v. Aquino an. Die Feier des 600 jährigen Todestages des ersteren hat eim:
grofse Anzahl von Schriften hervorgerufen; auf den zweiten hat die Encycli^
Leos XIII. 'Aeterni patris' vom 4. Aug. 1879 über die Erneuerung d^
christlichen Philosophie in den katholischen Schulen im Geiste des h. Thomas "
die Aufmerksamkeit weiterer Kreise gelenkt: wohl sind beide geeignet, u0
an ihre Schriften eine Schilderung des Standes der Wissenschaften im Mitte-
alter anzuknüpfen.5)
Als den gröfsten Gelehrten und tiefsten Denker Deutschlands, der mS
energischer Thatkraft auch in das Leben eingegriffen und auf seine Zeitg^
nossen einen wahrhaft überwältigenden Eindruck ausgeübt habe und dahe
auch in der Volkssage gefeiert sei, der insbesondere auch auf naturwisse*
schaftlichem Gebiet so Bedeutendes geleistet, dafs ihm Anerkennung von Enu-
Mayer und A. v. Humboldt nicht versagt sei, hat eine kundige Hand Albe*
1) Dan. Völter, o. S. 851S. — 2) D. Beziehungen Rad. I. v. H. zur rom. Kurie
z. Tode Nik. III. Gott. Diu. 31 S. - 3) H papa M. IV, II Fapato XI, No. 64—66.
4) Gedr. z. B. Katholik 42, 225—45. Vgl. dazu das Schreiben Leos XIII. an den Kardsa
von Lucca über d. Philos. d. h. Thom., Arch. f. kath. Kirchenrecht 43, 44 — 48 o. M. Foä3
Reflexionen zur Enc. 'Aet patr.'. Mit einem Vorwort von M. Hiptmair (Linz, Ebenhoo
Didiot, Th. d'A. et les actes du pape Leon XIII. Arras, Laroche, 31 S. — 5) BeinL.
de Liechty, Alb. le Gr. et S. Th. d'A. ou les sciences au M.-A. Paris, Palma. II,
(Noov. Bibl. histor. etc., b. o. S. 198*).
Papsttum und Kirche. 11,203
d. Grofsen gefeiert Von besonderem Interesse ist die Zusammenstellung der
Sagen über Albert in Kap. XVI, die auch einigen wohlgelungenen neueren
Gedichten den Stoff geliefert haben.1) Übrigens hat auch diese Schrift trotz
der Benutzung der Nachrichten Heinrichs v. Hervord das Dunkel nicht lichten
können, das über einem grofsen Teil der Lebensgeschichte Alberts liegt Er
ist wohl zweimal in Paris gewesen. — Den h. Thomas schildert als den
edelsten Repräsentanten des Mittelalters, als die frische unverbrauchte Kraft
des germanisch-romanischen Volkslebens F. He t tinger.8) Mehrere von Th.8
Werken sind seitens der sehr thätigen katholischen Buchhandlung Philopona
in Bar-le-Duc (Oeuvre de St Paul) herausgegeben;9) die meisten Schriften
die llber ihn erschienen, dürften nicht allzu hohen Wert haben.4) — Neuer-
dings ist ein Brief des Heiligen gefunden und herausgegeben, der veranlagt
war durch eine Anfrage der Mönche in Monte Cassino über eine Textstelle
Gregors d. Gr., über welche sie in Streit geraten waren. — Die Veröffent-
lichung desselben in Facsimile durch M. Cassino steht bevor.5) — Thomas
Schüler war der 'Doctor fundatissimus', der Erzieher Philipps d. Schönen
•Aegidius Golonna, welcher wie Thomas ein Werk 'de regimine principum'
schrieb, von dem jüngst auch eine abgekürzte Ausgabe gefunden ist.6) —
Als providentiell wird von Het tinger Thomas' Auftreten dem Averroismus
gegenüber hingestellt, dessen Lehre von der Einheit des unsterblichen Geistes
in der Vielheit der entstehenden und untergehenden Menschenseelen na-
turgemäfs Spanien besonders inficierte; sie hat Menendez Pelayo be-
bandelt7) Für die tbomistischen Lehren ist auch seines Schülers Tolomeos
v. Lucca 'ExaSmeron seu de opere sex dierum tractatus' wichtig, das bisher
1) Alb. M. in Gesch. a. Sage. Festschr. z. 6. Saek. -Feier. Köln, Bachern. 172 S. (Vf. ist
Thömes, s. Hist-pol. Bll. 86, 924.) — Weitere Schriften: G. v. Hertling, Alb. M. Beitr.
*• a. Würdigung. Köln, Bachern, VII, 150 S. (1) A. d. Gr., s. Leben u. Wissenschaft; 2) <L
aristotel. Philo*, b. Alb.; 3) Standpunkt d. Scholast. in ihr. Weltbotrachtg. u. -erklärg. —
3- Ooblet, d. sei. Alb. M. u. d. Gesch. s. Reliquien (die z. t in der Andreaskircho z. Köln
"^bewahrt werden). Dem kath. Volke kurz erzählt III, 108 8., 16°. Ebda. — Bach, Alb.
MMRede) Augsb. Allgem. Zeit y. 16.— 18. Not. Vgl. auch Katholik 1880, H, 664 ff. —
"tar Gloria, quot annos ot quibus in urbibus Italiae Alb. M. moratus sit, s. u. Kap. XXVIII.
~~~ 2) Th. y. A. u. d. europ. Ciyilisation. (Frankf. zeitgemässe Broschüren, ed. F. Haffner.
N* £, Bd. I, Hft. 9). Frankf. a./M., Fösser, 33 S. — 3) D. Thomae Aqu. sermones et
fj?-0- concionatoria ed. J. B. Bau lx. T. I complect. sermones a. 1570 Bomae repertos et
•«itot. Bar-le-Duc, Oeuyre de St Paul, Philopona, 538 S., 12°. — D. Thom. Aqu. Do yeritate
2^hol. fid.; Summa theol. 370 S., ebda. — 4) Hommages ä S. Thom. Lille, 38 8.; darin
j.^^pph. Insch, yie de S. Th., Norb. yan Ehnen, S. Th. et les universites. — Didiot,
. ■*|h festiyi Diy. Th. Aqu., Bey. des sciences eccles. Jan. — Febr. — AI. Florence, Oratio
j J*mL D. Th. Aqu., ibid. April. — Andrullo, S. Tom. de Aqu., La cioncia crist März. —
•J^enzo, gli Ultimi due anni della vita da S. Tomm. di A., Gli studii in Italia, Juni. —
7*°*jtHnes de 8. Th. d'A., Anal, juris pontif. Oct — J. de Kernaeret, les prem. chapitres de
"*ble et la somme de S. Th., Ann. de la philos. chrät. Oct. — Del catechismo di S. Tomm.
^^ prima petizione del Paternostro da lui spiegata, La scienza e la Fede, Jan. — Studi sulla
.g,*t*fisica di S. Tomm. di A., ibid. März. — La storia naturale e lo teorio filosofiche di S.
(T>J[ll,,L> ihid. 1879 Nov. — F. Bon las, S. Thom. Aquin. de regimine principum doctrina
ij/***0 T- Lyon) Bar-le-Duc, Gontant-Laguerre, 97 S. — Bonaldo, S. Tomm. maestro di
S?**° goyerno, La scuola cattol. , Juni. — Andrullo, S. Tomas de Aqu. y la formula: el
q i^° •»** subordinado ä la iglesia como el cuerpo al alma, La ciencia crist Aug. — S. Tomm.
»|w** formola: lo stato etc., La scienza e la fede 1879, Dec u. ff. — Die Sociallehre d. h.
ft Y" y. A., Christl.-soc. Blätter IX, No. 10. — La scienza della storia in S. Tomm., La scienza
.. ** fede, April. — Codoci autografl di S. Tomm., La scienza e la fede, Febr. — La scoperta
j£ ccdici di 8. Tomm., La caritä, März. — 5) Katholik, 41, 369—72. — Lettera inedita di
o T. d. A., Opusc religiosi, Jan. — Febr., dürfte denselben Gegenstand betroffen. - 6) S. o.
&7U. — 7) La impiedad ayerroista, Bolet. bist, Febr.-flft Vgl. Abt I, Kap. Kirchengeach.
11,204 XXIV. E- Meyer:
nur dem Titel nach bekannt, jetzt in einem Cod. membr. des XIV. Jh. der
Gasanatensischen Biblothek (jedoch keinem Autograph) aufgefunden ist1)
Das Xm. Jh. in Deutschland darf sich des gröfsten Volkspredigers des
Mittelalters rühmen. Von Pfeiffers Ausgabe der Predigten Bertholds liegt
jetzt der 2. Band vor;8) dennoch ist B. nicht vollständig zu verstehen und
zu beurteilen ohne Hinzunahme seiner zahlreichen — 393 — noch unge-
druckten lateinischen Predigten. Diese, von B. selbst niedergeschrieben, sind
weder Übersetzungen der deutschen noch Concepte zu diesen, sondern sollten
den Geistlichen zu gleichmäfsiger Verwaltung des Predigtamtes dienen: die
deutschen sind 'gelegentlich und mehr oder minder genau vom Munde des
Predigers weg' aufgeschrieben. Die lateinischen bilden 5 verschiedene Samm-
lungen (serm. dominici, de sanctis etc.), von denen sicher drei von B. selbst
veröffentlicht sind.3) — In die Regensburger Minoriten wurde um 1240 von
einem historisch nicht nachweisbaren Provinzialmeister Gerhard Lamprecht
von Regensburg aufgenommen, der den Orden zufällig kennen gelernt hatte
und, bis dahin ganz weltlich gesinnt, sich von dem Leben und Treiben der
Minoriten angezogen fühlte. Nachdem er in der Zeit seiner ersten Bekannt-
schaft mit ihnen nach Thom. v. Celano sein unbedeutendes Gedicht 4St. Fran-
zisken Leben' gedichtet, schrieb er auf Wunsch und mit Hülfe Gerhards die
besser geratene 'rede von der tohter Syon', der ein lateinischer Tractat
Tilia Syon' (Cod. Vindob. 1997) zu gründe liegt. Sie ist für die Geschichte
der Mystik von Interesse. Von beiden Gedichten waren bisher nur Brach-
stücke bekannt.4)
Die bekannte Eifersucht zwischen Dominikanern und Franziskanern zeigt
sich auch darin, dafs die ersteren gern einen stigmatisierten Heiligen ge-
habt hätten, den sie dem h. Franz hätten entgegensetzen können: später
hatten sie das Glück, ihren Wunsch in der h. Katharina von Siena erfüllt
zu sehen. Jedoch schon im XIII. Jh. war auf dem besten Wege zu einer
gleichen Heiligkeit Christine von S tommein, einem Dörfe nordw. von Köln,
geb. 1242. Ihre religiösen Exaltationen erklären sich unter physiologischem
Gesichtspunkt leicht: dem Dominikanerorden affiliirt (virgo devota ordin.
Praedicat.) lernte sie einen jungen schwedischen Dominikaner Peter (de
Dacia) kennen, der zu ihr eine lebhaft erwiederte Neigung feiste, und da
sie sich beide dieser nicht hingeben durften, so spielte sie bei Christine, ihr
unbewufst, in ihre Entzückungen hinein: diese lassen uns den kleinen Roman,
den sie durchlebte und in dem sich Peter zum Dolmetscher ihres inneren
Schauens machte, deutlich erkennen. Als sie 46 Jahr alt war und den Tod
ihres Freundes erfuhr, hörten ihre ekstatischen Zustände auf und sie lebte
noch 24 Jahre in immer grösserer Ruhe (f 1312). 5)
Hatte die Kurie das Haus Capet gerufen, um mit seiner Hülfe die
Hohenstaufen zu vernichten, so war es nur eine Vergeltung des Geschicks,
dafs die Päpste in die schmählichste Abhängigkeit von den französischen
Königen gerieten, wie sie ihnen ein deutscher Kaiser nie zugemutet hätte: die
tiefste Erniedrigung der Kirche bezeichnet Clemens V. Ihn zu rechtfertigen
hatte 1874 E. Boutaric unternommen: dafs er in der Verteidigung znweit
1) Fratr.1 Tolom. d. Laca Exaem. etc., in lucem protulit Masetti. Biblioth. Thomwticil-
Siena. — 2) B. v. Regensb., Vollständ. Atisg. s. deutsch. Predigten m. Einl. u. Ann. Ü*
Enth. Fred. 37 — 71 nebst Einl. Lesarten u. Anm. v. Jos. Strobl. Wien, Braumfiller XXX»
696 S. — 3) G. Jacob, s. o. S. 1087. - 4) Ibid. Anm. 8. — 5) Renan, ose ityto
monacale au XIII. s., Key. d. deoz mondes 39, 275 — 94.
Papsttum und Kirche. 11,205
iug, lag in der Natur seines streng -katholischen Standpunkts. Renan1)
rill B.s Darstellung auf das richtige Mafs zurückführen. Vom Vorwurf der
•imonie und des Nepotismus sowie einer Unsittlichkeit, die selbst skandalöse
Öffentlichkeit nicht scheute, sei Cl. nicht freizusprechen, aber erniedrigt habe
r das Papsttum nicht, das schon tief erniedrigt gewesen sei; er habe es
ielmehr zu heben gesucht und dabei grofses Geschick bewiesen: den andern
Fürsten gegenüber habe er das Ansehen des Papsttums vollkommen gewahrt,
nd wo er frei gewesen, habe er sich stets als Gegner der französischen Dynastie
ezedgt. Luxus habe er sehr geliebt, aber dabei als Beförderer der Kunst
reschmack gezeigt und der Renaissance vorgearbeitet; er sei überhaupt
sin humaner Charakter gewesen. Renan hat den Schlüssel zum Verständnis
ieses Papstes doch nicht gegeben: er hätte zeigen müssen, in welchem Sinne
ind mit welchen Absichten Cl. die Wahl annahm. — Das Leben eines fran-
öeiseben Prälaten aus der Zeit des Avignonischen Exils, des Bisch. G. Sudre
. Marseille, hat R. Fage8) geschildert Geb. aus angesehener Familie bei
^ulle, wo sein Geburtshaus noch heut gezeigt wird, und Dominikaner, wurde
r magister sacri palat apost. sowie Doyen des Kardinalkollegs und starb in
Lvignon 1373.
Der Ruhm, die Beendigung der babylonischen Gefangenschaft durch
Überredung Gregors XI. herbeigeführt zu haben wird für Katharina v. Siena
11 Anspruch genommen, deren 500 jähriger Todestag ebenfalls eine bedeutende
inzahl von Aufsätzen und Schriften hervorgerufen hat: da sie z. t. auch er-
baulichen Zwecken dienen sollen, dürfte ihr historischer Wert nicht grofs sein.3)
Ton katholischer Seite tritt man insbesondere der Auffassung entgegen, welche die
leilige dem Papsttum gegenüber als italienische Patriotin hinstellt. — Den
Cmpfang, den 1378 Pisa Gregor XI. zu teil werden liefs, hat Pietro4)
largestellt.
Unter demselben Papst wurde der Procefs gegen Wiclif instruiert, dessen
Lusgang letzteren in seinem kühnen Vorgehen gegen das Papsttum so weit
»estärkte, dafs er den Papst als den Antichrist hinstellte. Seinen bisher
inedierten Tractat 'de Christo et suo adversario Anticbristo' hat Bodden -
lieg6) herausgegeben. Indem er den Stand der Wiclif - Litteratur bespricht
— eine Gesammtausgabe seiner Werke fehlt und erst jüngst sind in England
iinige 'Ausgewählte* Werke erschienen, während die Mehrzahl noch der Ver-
öffentlichung harrt — findet B., dafs dieser Tractat ein gunstigeres Bild von
W* Polemik gewähre als Lechler entworfen habe, da seine Polemik keines-
wegs so schroff sei, wie sie von W.s Gegnern geschildert werde. Es ist
1) La papaute' hors d'ltalie, Rev. d. deux mondos 38, 107 — 36. — Desjardins, la
MÜle 'Unam sanetam'. (Lyon, Pitrat, 37 S., ans 'Etudes relig.' 6. S., V, 162 ff.) sucht Murys
Angriffe gegen die Echtheit der Bolle (s. Jahresber. II, 2, 223) zu widerlegen — 2) Guill.
Sudre, cardinal Limousin. Brive. 77 8. — •£) Olga v. Leonrod, geb. v. Schäzler, d. h.
Qath. T. 8. Köln, Bachern. XII, 393 S. (bigott.) Dies liegt zu. Grunde bei Esser, z. 5.
Beuten, d. h. Cath. v. Siena, Katholik 1880, I, 337 ff. — Dräne, (Miss A. Th.) the hist.
>f S. Cath. of 8. and her companians. Lond., Burns and Oates (hat einige neue Quellen bo-
intart, ist aber nicht immer kritisch). Hieran schliefst sich an: S. Cath. -of S., Dublin Rev.
S. Ser., IY, 128—54; vielleicht auch: A new life of S. Cath. of S., the Month, Mai-Hft. —
Plavfgny, C«»«. de, 8. Cath. de Sienne. Paris, Sauton. XII, 433 8., 18°. - Capecelatro,
3. Cat da 8. — Ders. : il V. centenario di S. Cat. d. 8., La Carita, Juni. — Veratti, ein-
ipe lettere di 8. Cat da 8., Opusc relig. 1879, Nov., Dec u. ff. — Vgl. Kap. XXVIII,
Abschn. IV. — 4) Arch. della soc rom. di stör. patr. III, Hft 4. Vgl. über Greg. XI. auch
a. Kap. XXVIII. — 5) De Chr. et s. adv. A. Ein polem. Traet. Job. W.« aun <1. Iltis, d.
Hofbibl. zu Wien u. d. Univ.-Bibl. zu Prag z. 1. Male hersg. Gotha, Perthes. 60 S. —
Zugleich Progr. d. Vitztumschen Gymn. z. Dresden. No. 449.
11,206 XXIV. E. Meyer:
dieser Tractat der einzige, der sich direkt gegen das Papsttum 1
während W. sonst die katholischen Institutionen, besonders die Betteli
angreift. An der Echtheit ist nicht zu zweifeln, die Abfassungszeit ist lf
Das groüse Schisma des Jahres 1378 liefe ein Projekt entstehe]
wenn ausgeführt, ein Praecedenz von höchster Wichtigkeit hätte
können. Im Norden Italiens sollte ein vom Papst relevierendes Kön
'Adria' gestiftet werden zu Gunsten von Karls V. Bruder Ludwig v.
der dann den französischen Papst Clemens VII. aufrecht erhalten sollt
Seitenstack zu dem Königreich Neapel. In einer sehr geheim geh;
Bulle erklärte sich Clemens, ohne das h. Collegium zu befragen, bereit
grofsen Teil seiner Besitzungen — ausgenommen nur Rom mit seinen
torium, das Patrimonium Petri in Toscana, Campanien, der Maritin
Sabina — zu dem neuen Staat herzugeben. — Die Adoption Ludwigs
Johanna von Neapel entzog diesem Projekt die Basis; doch 1393 kam .
Galeazzo Visconti, der Kenntnis von der Bulle erhalten hatte, im Interesse
Schwiegersohns, des Herzogs Ludwig v. Orleans, darauf zurück. De
Clemens9 VII., der den in der Bulle gethanen Schritt später mifsbilligl
liefs das Projekt zerrinnen.1)
Einer der eifrigsten Bekämpfer des Schismas und des entsittlichten
tums war Gerson, dem eine nicht streng wissenschaftliche Arbeit Dan
gilt. — Der 'Doctor christianissimus' führt uns zu dem Konstanzer K
und Hufs, den er selbst mit verurteilte: der Hussitischen Beweguni
namentlich in Böhmen unausgesetzte Aufmerksamkeit gewidmet.4) -
Reformen der Franziskaner durch das Konstanzer Konzil berührt Ga
tius.6) Dafis auf dem Konzil zu Basel der Kardinal Torquemada, wie
mein und zuletzt auch noch von Lederer6) angenommen ist, als Verl
der hyperpapalsten Ansprüche aufgetreten, die Bischöfe in der Theori<
lieh zu Beamten des Papstes herabgesetzt, und ihre ordentliche Jurisdi
gewalt, ja selbst ihre göttliche Einsetzung geleugnet habe, bestreitet A.
hörst (S. J.): er habe nur das entschieden behauptet, was wed<
Tridentinum noch das Vaticanum zur Entscheidung gebracht, daüs die
dictionsgewalt unmittelbar vom Papste übertragen werde. *)
Mit Calixt HI. (f 1458) kam 1455 der erste Borgia auf den päpt
Stuhl: seine letzten Beziehungen zu Siena behandelte L. Banchi8) -
Nachfolger Pius II. (Enea Silvio Piccol.) hinterliefs ü. a. auch 54 grie
Hds., theologischen und philologischen Inhalts, die sein Interesse f
klassische Altertum bekunden: so mehrere Bücher der Ilias, Dem«
Lycophrons Alexandra, Arrians Epictet, Proclus' Commentar zum Pi
des u. a.9)
Zu den Päpsten aus der 2. Hälfte des XV. Jh., welche am schlec
beleumdet sind, gehört Sixtus IV., dem vorgeworfen wird, seine Rei
durch Nepotismus und Simonie sowie durch politischen Frevelmut en
1) P. Durrieu, le royaame d' Adria, Rev. d. quest histor. XXVJII, 43 — 7
grofstenteils unbekannten Materialien der Bibl. nat. in Paris). — 2) Le Bien-heureux
chancelier de Paris, docteur tres-durätien. Paris, Bourguet-Calas. X, 236 S., 18°. —
o. S. 58«. — 4) S. u. Kap. XXXIV. — «Hufs et les Hussites\ Rev. pol. et fittfi
schliefst sich an Denis an (s. Jahresber. I, 171). — 5) S. Abt 111, 22 *. (Bosei
perger, XIX, 590 8.) — 6) S. Jahresber. II, 2, 227. — 7) Jon. v. Torqu. u. das
üb. d. Jurisdiktionsgowalt d. Bischöfe, Stimmen am Maria Leach 17, 447 — 62. — i
stör, it 4. S.t Y, Hft 3. — 9) De codd. mss. graec. Pii II in bibl. Alex.-Vatic
exevssit H. Dnchcsne (Bibl. des ecoles d'Ath. et de Borne, Hft. 13). Paris, Thai
Papsttum und Kirche. 11,207
zu haben: dafs er Born reich mit Bauten geschmückt (Sixt. Kapelle) und
viele Gelehrsamkeit sowie Kunstsinn und feine Bildung überhaupt, auch eine
gewisse naive Gutmütigkeit besessen, haben doch auch Protestanten hervor-
gehoben. £. Frantz1) (Dr. theol.) erklärt ihn für einen 'grofsen' Papst:
die Öffnung der Schätze des Vatikans würde genügt haben, seinen Namen
unsterblich zu machen, aber noch unzählige andere Denkmale bekundeten
seinen idealen Geist. Es sei Verleumdung Infessuras u. a., wenn der fürstlich
liberale Papst für habgierig, geizig, hart und grausam ausgegeben werde.
Der Nepotismus 'erkläre' sich, wenn man an die Treulosigkeit und Wort-
brüchigkeit jener von dem heidnischen Humanismus zerfressenen Zeit denke:
Sixtus habe zuverlässige Leute nur in seinen Verwandten gefunden; für deren
Ausschreitungen und für verworfene Kleriker könne er nicht verantwort-
lich gemacht werden. In der Politik dürfe er, eine gütige und wohlwollende
Gelehrtennatur, nur als unglücklich bezeichnet werden.
Noch mehr als Sixtus IV. bedarf Alexander VI. der Bettung, die denn
auch alljährlich mit neuem Mut versucht wird:8) wenn diese Bettungen, wie
geklagt wird, wenig Beachtung finden,3) so wollen wir hier unsere frühere
Bemerkung wiederholen, dafs selbst die Civiltä cattolica die Verteidigung
seines moralischen Charakters aufgegeben hat.4) — Auch Savonarola fährt
fort zu mannigfachen Schriften anzuregen, ohne dafs sie viel historischen Ge-
winn ergäben.5)
In Deutschland waren es zum teil die Mystiker, die auf eine tiefere
Auffassung der Beligion drangen und so der Reformation vorarbeiteten. tf)
Unter diesen haben besonders die 'Gottesfreunde' zuletzt vielfach zu Erörte-
rungen Anlab gegeben.7) Auf Grund einer Anzahl noch nicht veröffentlichter
Schriften des 'Gottesfreundes aus dem Oberlande' hatte A. Jan dt8) die ange-
regten Fragen zu einem endgültigen Abschlufs zu bringen gedacht, indem er
Denifle gegenüber ganz den alten Standpunkt beibehielt und nur den 'Gottes-
frennd' nicht mit Nikolaus v. Basel identisch sein Hefa. Einen Abschlufs
verdanken wir vielmehr Denifle,9) der den evidenten Nachweis erbrachte,
dafs die Persönlichkeit des Gottesfreundes nach jenen Schriften an inneren
und ankeren Widersprüchen leidet, die eine wirkliche Existenz desselben un-
möglich machen. Alle ihm zugeschriebenen Schriften sind Fälschungen Kai-
man Meerswins, der sich geradezu auf Lügen ertappen läfst. Auch Meyer
v. Knonau scheint von seiner etwas übereilten Lobpreisung des Jundtschen
Buches10) zurückgekommen zu sein. Nicht richtig ist es auch nach Denifle,
wenn L. Tobler11) die Sprache des Gottesfreundes, speciell Meerswins, für
ziemlich dialektfrei und der der deutschen Mystiker ähnlich erklärt, nicht für
elsassischen Provinzialdialekt. — Die Mystik wie sie die katholische Kirche
versteht hatte Görres 1836 — 42 systematisch dargestellt; sie erscheint in
1) S. IV. q. d. Repnbl. Florenz. Begensb., Manz, XXIV, 529 S. — 2) S. u. Kap. XXVm,
Abschn. IV. — 3) D. Kathol. Beweg. XIII, 90 ff. in einer Anzeige von Nemec, s. Jahresb.
II, 3, 367. — 4) 1873, 13. März; vgl. Jahresber. I, 325. — 5) Warren, Elisab. S., tho
fiorent. Martyr., a Reformer before the Reform. Lond., Partridge, 238 S. — Laurent,
Jer. 8ey., Conference* dioces. Juni-Hft. — Vgl. u. Kap. XXVIII, Abschn. 4. — 6) Über d.
Mystik in Baden s. o. S. 84* ; eine Urk. über eine Begine S. 97 f. — 7) S. Jahresb. II, 2, 226.
— 8) Les amis de Dieu an XIV. s. Paris, Sandoz et Fischbacber. 445 S. — 9) Zuerst in
einer Antikritik gegen Jundt, bist. -pol. Bll. 84, 797 — 815, 877 — 897 und 'Dichtungen d.
Gottesfr. im OberL', Zeitschr. f. dtsch. Altert N. P. XII, 200—19. u. ö. — Vgl. Bächtold,
Di« Litteratur über d. Gottesfreunde, N. Zürch. Zeit No. 220. — 10) Gott Gel. Anz. 1880.
— 11) Ans. t Schweiz. Gesch. XI, 243 f.
11,208 XXIV. E. Meyer:
neuem Abdruck.1) Der Mystiker, der bei Protestanten und Katholiken in
gleich hohem Ansehen steht, ist Thomas a Kempis, insofern er für den
Verfasser der Nachfolge Christi gilt. Denn von neuem für Giov. Gereen tritt
C. Wolfsgruber2) 0. S. B. ein, um jedoch im Ganzen nur Widerspruch zn
erfahren. Mit Recht bemerkt Keppler3) der über den Stand der Frage
einen Überblick giebt, die Frage sei zu sehr zur Ordens- und Nationali-
tätssache geworden um wissenschaftlich genug bebandelt zu sein; die Beweise
beider Parteien seien nicht lückenlos, aber der für Thomas sei stringenter.
Pucher4) hebt die Behauptung W.s als unrichtig hervor, dafs G. G. von
bewährten Specialforschern als Autor nachgewiesen sei: dafe Gersen überhaupt
gelebt, sei gar nicht erwiesen. L. Santini6) betont, dafs W.8 Angaben
über die Codd. nicht zuverlässig seien und von einer Abfassung der Imitatio
im XIII. Jh. keine Rede sein könne. — Eine von Wolfsgruber6) heraus-
gegebene niederdeutsche Übersetzung aus dem 1 . Viertel des XV. Jh. spricht
nach Kessel7) für Thomas. — Veranlafst durch den Fund eines Mskr. des
1. Buchs der Nachfolge Chr. in holländischer Sprache, das aus dem Windes- —
heimer Kloster stammt und das älteste aller erhaltenen Mskr. sei, tritt 0. A
Spitze8) für Thomas ein. — Das Brüsseler Autograph von 1441 hat C _
Ruelens9) faesimiliert.
Mit der Geschichte der deutschen Predigt im Mittelalter hat sich vor —
zugsweise die protestantische Forschung beschäftigt; seitens der katholischeD
sind dazu kaum Ansätze zu verzeichnen.10) Dafs es im XV. Jh. nicht so
schlimm mit der Predigt gestanden, wie es in manchen Deklamationen aber
den Verfall der Kirche in diesem Jahrhundert zu sagen üblich ist, hat zuerst
Geffken (Prot.) in seinem 'Bilderkatechismus von 1465' nachgewiesen, nnd
mit Enthusiasmus ist es ihm von vielen katholischen Forschern nachge-
sprochen, z. B. aueb von Janssen: denn dafs Geffken in seiner Schätzung
des Predigtwesens zu weit gegangen, zeigen katholische Forscher wie Alxog
(Plenarien II, 116), Kraus (Kirchengesch. S. 392) und Hergenröther (Handb.
d. K.-G. II, 178), die sich wesentlich mafsvoller als Geffken ausdrücken.11)
Geffkens Standpunkt hat jedoch im allgemeinen Berechtigung auch für
das frühere Mittelalter. Es lassen sich vom VII. Jh. an zwei Perioden in
der Entwickelung der Predigt unterscheiden: von 600 bis c. 1200 ist die
Predigtbildung als unselbständig und unorganisch zu bezeichnen; nachher ist
sie selbständig und organisch. Die 1. Periode zerfällt wieder in die Zeit derMis-
sionspredigteu (600-900), der bischöflichen Predigt (900—1110) und der
1) D. christl. Mystik. Neue Aufl. in 5 Bdn. ra. o. Sach- u. Namensreg. Bd. JH: tt
737 S., 1879. IV: XXX, 412 S., V: XI, 692 S. — 2) Giov. G., s. Leben u. a, Werk
De im. Chr. Mit Faesimiles mehrer wichtiger Codd. macr. Angab., Huttiers Lit Inst (VII,
268 S.) m. 7 lith. u. phototyp. Taf. — 3) Üb. d. Vf. d. Nachfolge Chr., Theol. Quartaliehr.
62, 47—108. — Vgl. auch K. Grube, z. Frage üb. d. Vf. der Imit. Chr., Hiflt-pol. B1L
86, 797—822. — 4) Giov. G., Hist-pol. BU. 85, 980—92. Vgl. Theol. prakt Qnartalbll.
Juni-Hft. u. Period. Blätter, März-Hft. - 5) I diritti di T. d. K. difeai contro le wchie pre-
teso dei Gersenisti moderni, GH Studii in 1t, 1879 Doc. u. ff. — 6) Van der navolging«
Cristi ses bocke. Aus d. Cod. ms. d. Bibl. d. Ben ed. -Stift* Schotten zu Wien zugleich mit «•
'vTJfton boek van Qui sequitur' n. d. Uds. der Maatschappij van nederl. letterknnde s. Leid*1
hrsg. Wien, Gerold, XL, 336 S. — 7) Lit. Rdschau. S. 553. — 8) Th. a K. alt •chrjrtf
iler Navolging van Chr. gehandhaeft. Utrecht, Beijer, IV, 274 S. — 9) The imit of Chr«
being the autogr. niscr. of Th. a K. (de imit. Chr.' Ueprod. and faesim. from the <ffigi>*
presorv. in the R. library of Br. Lond., Stock, 1879. — Eine Prachtausg. 'L'imit d. Jfe'
Chr. exe>ut£e en or et en couleur par la chrom. d'apres les plus beaux msc. du XI11 aa XVL».?
Paris, ist bis Lf. 14 fortgeschritten. — 10) Koppler, z. Gesch. d. Predigt, Lit Rnndachn
VI, 417—22. 449—54. — 11) G. Pütt, G. Biel als Pred. geschild. Erlang., Deichert W &
Papsttum and Kirche. JJ 209
Parochialpredigt (1100—1200). Karls d. Gr. Einflufs auf die Predigtbildung
st nicht so bedeutend anzuschlagen als gewöhnlich geschieht: das karolingi-
che Homiliar war nur ein liturgisches Werk zunächst zum lateinischen Vor-
3sen bei dem liturgischen Gottesdienst bestimmt. Sonst war die Predigt
autsch, nur die sermones ad clerum lateinisch, jedoch wurde viel Latei-
ißches in die deutsche Predigt eingemengt. Seit dem XIV. Jh. hat die
'redigt nicht ab-, sondern zugenommen.1) Das darf freilich nicht auffallen,
enn gerade seit dem XIV. Jh. tritt in vielen Punkten und namentlich in der
'redigt ein entschieden evangelischer Geist hervor, daher denn Tauler
nd Geiler v. Kaisersberg auf den Index kamen, nachdem sie allerdings von
"lacius Ulyricus als 'testes veritatis' angeführt waren;2) und wenn das Mittel-
alter Prediger wie Bernhard v. Clairvaux, Berthold v. Regensburg und
Fauler J) aufweisen kann und zahlreiche lateinisch niedergeschriebene, aber
leutsch gehaltene Predigten4) vorhanden sind, so ist daraus noch nicht zu
iölgern, dafs nicht die Reformation mit vollem Recht auch auf eine Ver-
tiefung der Predigt gedrungen hätte. Dies zeigen klar die Predigten
gefeierten und auch von Luther hochgeschätzten Theologen, G. Biels, der
bisher, nicht mit vollem Recht, besonders als letzter Scholastiker dargestellt
ist. Geboren in Speier vor 1430, zuletzt seit 1484 Professor in Tübingen
[f 1495), war er in der Blüte seiner Mannesjahre als Domprediger in Mainz
berühmt. Doch sind seine Predigten in den damaligen Lehrformeln der
Kirche unbewufst semipelagianisch und entbehren trotz sorgfältiger Aus-
arbeitung und einzelner zu Herzen gehender Stellen des wahren Schrift-
rertsändnisses.6) — Wie auf die Predigt ist katholischerseits, um die Refor-
mation als unnötig nachzuweisen,6) die Bedeutung hervorgehoben, den die
(atechese für die Volksbildung hatte. Nicht erst im späteren Mittelalter,
ondern seit den Zeiten der Karolinger verlangte die Kirche von den Eltern,
1*6 sie den Kindern das Vaterunser und das apostol. Taufsymbolum einprägten,
md ebenso wurde den Paten die Sorge dafür zur dringenden Pflicht gemacht.
)er Klerus wurde zur Katechisation der Jugend und des ganzen Volkes
nuner aufs neue angehalten: in den Schulen, in der — oft katechetischen —
Predigt, im sog. Pronaus (Vorbeten des Symbolums, der Gebote etc.), im
Beichtunterricht sollte er die Grundzüge des Glaubens und der Moral ent-
1) R. Cruel, Gesch. d. dtsch. Predigt im M.-A. Detmold, Meyer. 1879. XVI,
»63 8. — 2) F. H. Reusen, drei dtscho Prediger auf d. Ind., Alemannia VIII, 24. Dafs
**iler f. K. noch lange Zeit (1581 u. 1617) beachtet wurde, zeigt Birlinger, ebd. 8. 25
rr^7. — g) Die Nebe als Repräsentanten dos M.-A. behandelt in dem o. Abt I, Kap.
^hengesch. cit. Werke. — Üb. B. t. Regensb. s. o. 1087. — 4) Mittelalterliehe Predigten
"*! mehrfach herausgegeben, so von W. Rubatscher, Tutonis Monachi 0. S. B. sermon. IV
^ ejusd. epist. nunc primum editi: Progr. des Staats-Gymn. in Graz. 18 S. — Tuto war
[8*kch in Theres (Tharissa, U.-Franken , Bist. Wtirzb.) u. lebte um 1150. — Berichtigungen
** Nachträge zu Keiles Ausgabe der Benediktiner Predigten und zu den von Diemer
Jlö. III, 360 publizierten geben aus den Hdss. Schönbach u. Steinmeyer, z. Predigt-
****., Zschr. f. dtsch. Altert. N. F. XII, 87-96. — Bruchstücke, die sich an Bekanntes nicht
\*cliliefsen, späte Sprofsen der Predigttechnik des XII. u. XIII. Jhs. teilt Schönbach mit,
J^- 8. 128 — 32. - Dürftige Fragmente einer Predigtsammlung , in der Zschr. f. dtecho.
k*l©L XI, 418—20 veröffentlicht, haben nur sprachlichen Wert — Notiert sei hier A. Pu-
**, Sermons episcopaux du XV s., Rev. de la Suisse cath. Juli-Heft; W. Wybrandts gab
'*** Tor Geistlichen gehaltene Predigt aus der ersten Hälfte des XV. Jhs. heraus: een preok
f Itaaden voor geestolykon in de 1. helf der 15. eeuw, Stud. en Bijdragen op't Gebiet der
■•t Theol. IV, 465-76. Vgl. noch o. S. 195 f. — o) G. Pütt a. a. 0. — 6) Das ist
; B. auch d. Absicht Leskers (o. S. 1591*), der aber selbst doch manche Beweise für die
**derbtheit des Klerus anführt, die er boi Pontz (o. S. 1591*) vermifst.
Historische Jahresberichte. 1830. II, 14
11,210 XXIV. E. Meyer;
wickeln. Den Lehrstoff bildete der Glaube, das Vaterunser und Ave Maria
der Dekalog und die Sakramente der Taufe, Firmung und Eucharistie; frei
lieh kam es oft vor, dafis selbst die 10 Gebote nicht von allen gekonnt wurden
Die Methode — die Volkssprache versteht sich dem Volke gegenüber voi
selbst — war meist akroaraatisch und die Fragen nur examinatorisch. Aue
bildliche Darstellungen in den Kirchen dienten der Katechese. Gab es da
mals auch keine Katechismen, so doch zahlreiche Schriften zur Anleitung de
Geistlichen bei der Katechese. l) — In gleicher Tendenz werden einzeln
Beichtbücher wie das Frankfurter von 1478, das Magdeburger von 148
und das Buch 'vorn sterbenden Menschen1 herbeigezogen, um zu zeigen, dal
die Seelsorge im XV. Jh. ausreichend geübt sei und dafs auch über den Ali
lafs und das Verhältnis von Glauben und Werken Luthers Lehre längst vor
handen war.2) — Wir wollen dem gegenüber doch kurz auf Rankes Dar
Stellung der damaligen katholischen Lehre vom Ablafs hinweisen. (Ret
Gesch. 1.) — Die Kirche hatte im Mittelalter auch das profane Schulwesei
und die profane Bildung überhaupt3) in Händen, und kirchlichen Charaktei
hatten daher zahlreiehe Kinder- und Schulfeste, in denen sich auszutummeu
und -toben die Lebensheiterkeit des Mittelalters auch der Jugend erlaubte
das Bischofs- und Gregoriusfest, das Virgatum-Gehen, der Floramontag (d. h
der nach den drei Königen), das Lehrerfangen (in St. Gallen), das Fast*
nachtsspiel, das Salvesingen, die Königinwahl (zu Ruffach) und der 'Magst
lümmel'.4) — Vielfach tritt auf katholischer Seite jetzt die Behauptung auf
nur die katholische Kirche sei imstande, die socialen Fragen genügend zt
lösen, und so will denn P. Norrenberg6) den Beweis fuhren, dafs dai
Mittelalter eine Lösung der Frauenfrage, soweit es sich um die allein ste-
hende arbeitende Frau handle, mit Hilfe der Kirche gefunden habe. Abel
der Beweis ist in keiner Weise erbracht. Wenn er für das frühere Mittel
alter in dem 'genecium' — an dessen Ableitung von 'gynecium1 er zweifei
— das 'Recht auf Arbeit gewissermafsen verkörpert sieht', und in den Be
ginenvereinen die 'Ateliers nationaux', so gesteht er doch selbst zu, dafs dai
'gynecium' eine deutsche Einrichtung war und die Beginenvereine am
den Verhältnissen selbst hervorgingen, indem die Frauen in ihrer Erwerbs
fähigkeit durch die Zünfte gehemmt, sich auch ihrerseits zu Korporaüonei
zusammenschlössen. Wenn N. dann weiter zeigt, dafs die Beginen ein«
festere Organisation als die Tertiarierinnen erhielten, so ist doch diese
Organisation nicht im Interesse der Arbeit und der Erwerbsfähigkeit erfolgt
sondern weil das Mittelalter sich von kirchlichen Formen überhaupt seltei
1) P. Gobi, Gesch. d. Katechese, im Abendlande von d. Verfalle des Katechumenats bii i
Ende d. M.-A. Gekrönte Preisschr. Kempten, Kösel. X, 297 S. — 2) Mtinuenberger, i
Frankf. u. Magdeb. Beichtbüchlein etc., Katholik 62, 165—85 u. ö. Vgl. auch die Folgerung*
aus den Brixener Synodalschlüssen o. S. 628. — Einen asketischen Traktat aus Angab., *ros
den leiden unseres Herrn Jes. Chr.' aus e. Druck von 1470 veröffentlicht A. Birlingtr,
Alem. VIII, 103—17; Fortsotz v. VII, 193—211. — Auf e Hds. in Köln a. d. 1. Hilfta
d. XV. Jhs. (Ermahnungen an einen Mönch, wie er sein geistliches Leben einzurichten habe)
macht Scheins aufmerksam, Zschr. f dtsch. Altert N. F. XII, 124—28. — 3) Bouxel,
l'enseignement au M.-A., L'Instruct. publ. (Bruxelles) Jan. — Bily, Üb. d. Entwicklung <L
Schulwesens im M.-A. (Progr..d. Gymn. i. Prerau), ist Sechisch geschr. — Das Schulweit»
in Born berührt auch Aman, s. u. Kap. XXVIII. Abschn. 1. Ein Lehrgedicht über d. liebem
freien Künste nach Marc. Cap. in 52 Distichen gab aus e. St Galler Hds. d. XI. Jhs. Dümnltr
heraus, 'Aus Hdss/, N. Arch. V, 627 ff. — 4) Fr. Falk, Schul- u. Kinderfeste im M.-A-
( Frankf. zeitgem. Broch. Bd. 1., H. 3. vgl. o. 2038). 20 S. — 5) Frauenarbeit u. ArbmterinBff-
Järaiehung in dtsch. Von. Köln, Bachern. (VIII), 104 S.
Papsttum und Kirche. 11,211
e. Dafs die Erziehung der Frauen der niederen Stände eine 'christ-
. h. kirchliche war, brauchte doch nicht besonders bewiesen zu werden,
hr kann N. im Grund nicht angeben, denn das Wenige, was wir über
ehung der Frauen sonst wissen, bezieht sich auf die höheren Stände,
igens ist das Thema an sich nicht richtig gefafst, denn 'Arbeiterinnen'
rm Sinne kannte das Mittelalter nicht; daher N. viele Dinge mit
cht, welche seinem Thema ganz fern liegen. — Insoweit es sich um
e Erziehung und Bildung im allgemeinen handelt, berührt sich N.
mit E. Strack, x) der im wesentlichen nur Bekanntes giebt und
giöse Seite der Frauenerziehung im Mittelalter nicht genug berück-
hat. Viel interessanter behandelt das Thema mit Beibringung neuen
1s Lecoy de la Marche,*) während L. de Backer8) es nur streift,
hr belehrende Mitteilungen über die Auffassung des Mittelalters von
; und Pflichten der Frau macht, indem er aus meist ungedruckten
bellern, welche über die Frau geschrieben, Stücke im (franz.) Original-
druckt. So aus Jehan Petis v. Areas (XIII. Jh.), der lli honeurs et
s des Dames' schrieb (Bibl. nat. ms. frang. 25 566), aus dem 'Miroirs
aes', den ein unbekannter Franziskaner für Johanna von Navarra,
in Philipps d. Seh., verfafete, aus dem für Ludw. X. bestimmten 'Livre
me des Princes' (Bibl. nat. 579) des Gilles de Romme, aus dem TArt
V (ibid. 611), aus dem 'Li vre des trois vertus' der Christine de Pisan,
'haltungsmafsregeln für die Frauen aller Stände giebt, für die Prin-
md die Frau aus edlem Stande wie für die Bürgers- oder Eaufmanns-
e Witwe, das junge Mädchen, die Frauen der Handwerker (ouvri&res)
! Bäuerinnen ; in ihrer 'cit£ des Dames' nahm Christine für die Frauen
;ht auf gelehrte Bildung im Gegensatz zu Franc. Barberino in An-
e mitteralterliche Schule erfuhr die erste Reform von zwei ver-
aen Seiten aus: im Süden durch die klassischen Studien, im Norden
iie Brüderschaft des gemeinsamen Lebens, deren Bestrebungen später
>n der Humanisten aufgingen. Der Mittelpunkt dieser letzteren war
d ihrer Blüte das Kloster Windesheim bei Deventer. J. G. R. Ac-
wichtiges, vielfach auf ungedrucktem Material beruhendes Werk über
»ngregation dieses Klosters liegt nunmehr abgeschlossen vor. T. HI
in dem 'Anhängsel' eine Liste der Klöster, die früher oder später
i Kapitel gehörten mit kurzen historischen und ausführlichen Litteratur-
m, Regesten, ungedruckten Urkunden u. a.4) — In Italien gelangte
inle, die Vittorino Ramboldini (da Feltre) in Mantua mit bewunderns-
pädagogischer Einsicht anlegte — er erkannte z. B. schon den hohen
gymnastischer Übungen — zu hoher Blüte und konnte mit Recht als
anstalt gelten.6) — Unsere gesamten Universitäten haben die Grundzüge,
noch heute bewahren, nach dem Vorbilde der Pariser erhalten, die direkt
rirchlichem Einflute entstand und sich entwickelte. Ein Bild der letzteren
I. Jh., das aber nur auf den gröfseren Werken von Du Boulay und
Gesch. d. woibl. Bild. i. Deutschi. Gütersloh, Bertelsm. 1879. IV, 163 S. — 2) S.
(Kap. V, S. 179 — 232.) — 3) Le droit de la femme dans l'antiquitä, aon devoir au
Paria, Clandin. 172 S. 12°. — 4) Het Klooster te Windesheim, üitgeg. door het
al-Utrechtache Genootschap voor Kunst en Wetensch. Utrecht, van der Post. VIII, 424 S.
rach. 1875, II 1876.) — T>) Vict do Feltre et la maison joyeuse on un lye.ee modele
s. en Italic. Le Harre, TiOpelletier. 55 S.
11,212 XXIV. E. Meyer:
Cr6vier beruht, gab Auzias-Turenne,1) während V. de la Fuente1) de*
Einflufs der Kirche auf die kastilischen Hochschulen und sein Wachsen h»i
zum XIY. Jh. darstellte. — Ein charakteristisches Element der mittelalterr
liehen Universitäten waren die fahrenden Brüder, zu deren uns erhalten^
Gedichten nach der gemeinen Ansicht Italien einen erheblichen Anteil g£^
stellt haben soll. Straccali8) glaubt jedoch, dafs Italien kein oder r*^
ein geringer Teil der Goliardienpoesie zuzuschreiben sei. — In noch höher^,
Grade als die Universitäten zeigen die Wissenschaften des Mittelalters tica
Einflufs der Kirche, unter welchem insbesondere die alte Philosophie nur fr
dürftigen Kompendien in das Mittelalter überging.
Wie durch die Goten (Boetius. Cassiodor, Isidor v. Sevilla) die Philo-
sophie zu den Deutschen kam und dann Männer deutschen Stammes für die
Erhaltung der philosophischen Tradition thätig waren (Beda, Aknin, Fredigzs
von Tours, Hraban Maurus), bis dieselbe in St. Gallen (Notker. Labeo)
einen gewissen Glanzpunkt erreichte, zeigt A. Richter.4) Daus das Mittel-
alter auch in den empirischen (Natur-) Wissenschaften einen Fortschritt auf-
zuweisen hatte, ja dafs in der Blütezeit der Scholastik in Albert d. Gr.,
Roger Baco u. a. die ersten Anfänge der Entwickelung hervortreten, welche
die Naturwissenschaften in der neuesten Zeit auszeichnet, versucht Fr. v. Hum-
melauer S. J. darzulegen.5) Die französischen Schriftsteller vom VÜL
bis XII. Jh., die das Griechische verstanden, sowie überhaupt die Spuren
von Kenntnis des Griechischen hat Tougard6) zusammengestellt, die 'wissen-
schaftlichen Bestrebungen des Mittelalters in der Renaissancezeit Kögler*.7)
Trotz der Gründung der Pariser Universität unter kirchlicher Autorität
sind die ersten Hochschulen in unserem Sinne nicht von der Kirche aus angelegt,
sondern hatten die muhammedanischen in Spanien zum Vorbild, wie z. B. Bo-
logna, das genau genommen freilich nur eine Fakultät war. Das Wiedererwachen
des hier gepflegten römischen Rechts behandelte Cr. Herrero. 8) Die Päpste
haben im allgemeinen das Studium des römischen Rechts begünstigt, um es
gegen das deutsche Reich und Recht zu verwerten, dennoch sah sich Hono-
rius HL veranlafst, dasselbe zu verbieten. Der Grund war, dafs die franzö-
schen Könige es nicht mehr neben dem Kirchenrecht in Paris gelehrt haben
wollten, wie schon Philipp August ein solches Verbot durchgesetzt hatte. Sie
fürchteten das Eindringen desselben aus dem Süden in ihren Norden mit
seinem droit coutumier.9) — Die Disputationen in den Rechtsschulen im
XIV. u. XV. Jh. hat E. Cai Hemer besprochen.10) Die eben berührte Ab-
neigung der französischen Könige gegen das römische Recht hatte auch wohl
darin seinen Grund, dafs die nach und nach auf der Basis des römischen
Rechts besser organisierten geistlichen Gerichte sich in Frankreich die Gunst
des Volkes bald in dem Grade erwarben, dafs die weltlichen möglichst g®-
1) L'anivers. de P. au XIII s. Organis., 6tude, vie des ecoliers. Paria, Oadin. 60 8- ~*
2) El desarollo de la influoncia eccles. en laa universidades de Castilla & fines del s. XTy
Bolet hist. April u. ff. — 3) I Goliardi nelle universita medioev., Riv. europ. 1879 Dec n- fL
— 4) Der Übergang d. Philos. z. d. Deutschen im VI.— XI. Jh. Progr. der Realsch. 1. ft*J-
im Waisenhaus z. Halle. (No. 222.) 31 S. — 5) Stimmen aus Maria Laach, S. 402— «0. W
Abt I. — 6) Notes sur l'etat des 6t grecques en France aux prem. temps du M.-A., *»»•
de l'aaaoc. pour l'encouragem., des et gr. XIII (1879). — 7) Progr. d. I. dtach. Beai**a»
in Prag. — 8) El renaeimiento de la ciencia del derecho en el siglo XII. ; aa inflaeaoi i •
el derecho moderno Madrid, Murillo. 150 S. -- 9) A. Tardif, note aur une bull« &*~%
nor. III. relative ä l'enseignement du droit rom. dans l'univers. de Paria, Nour. rer. da dr**
franc. et dir. 4, 291—94. — 10) Les disput dans les 6coles de droit au XTV et X? *i
Möm. de J'acad. d. sciences etc. de Caen y. 1879.
Papsttum und Kirche. 11,213
n wurden und ihre Inhaber wesentliche Einbufsen erlitten.1) Dies
, als man zur Zeit Alexanders III. darauf aufmerksam wurde, zu
fen zwischen den Feudalherren und der Kirche, die von beiden Seiten
rofser Erbitterung geführt wurden. Zuerst hielt die Krone ein grösseres
igewicht zwischen den Parteien aufrecht, ja Ludwig der Heil, kam der
e sehr entgegen, wie er denn überhaupt die Politik der Konkordate
nen hat, aber Philipp der Schöne tritt offen gegen die Kurie in die
oken. Scheinbar gestand er dem Klerus freilich die weitgehendsten
e zu, aber in der Praxis wufste er sie illusorisch zu machen. Um die
ergreifung der geistlichen Güter zu motivieren, erfand er eine neue
ie, die in der von de Wailly edierten 'brevis et compendiosa doctrina'
Dubois?) ihren Ausdruck fand. Er scheint bei jedem geistlichen Ge-
einen Anwalt gehabt zu haben, um seine Rechte wahrzunehmen. Nach
ps Tode wurde es anders, aber der Kampf ging im Stillen weiter. Als
127 zu einem heftigen Streit zwischen Peter von Cugneres und dem
)f v. Au tun kam, der ohne Resultat verlief, zeigte sich das Papsttum
5t, mit der weltlichen Macht zu paktieren.1)
hm Verständnis der katholischen Kirche des Mittelalters ist die Kennt-
sr heutigen katholischen Institutionen von grofser Wichtigkeit, die in
len Punkten ihren mittelalterlichen Charakter nur wenig abgelegt haben;
wir hier auf Friedbergs3) Kirchenrecht hinweisen wollen.. Von des-
1 Corpus jur. canon. ist Bd. II im Erscheinen begriffen.4) F. v. Schult es
en und Litteratur des kanonischen Rechts von Gratian bis auf die Gegen-
) behandeln in ihrem Schlufsbande die Zeit vom XVI. Jh. ab. — In
len besonderen Fällen wird auch C. Grofs' 'Beweistheorie des kanoni-
Prozesses'6) für den Historiker Wichtigkeit haben, indem G. in seiner
ie auf den ganzen Umfang Rücksicht nimmt, in dem der heut auf Straf-
1 gegen Kleriker (in einzelnen Fällen auch auf Ehesachen) beschränkte
ische Prozefs im Laufe der geschichtlichen Entwickelung vom XU. bis
. Jh. zur Anwendung kam. — Den Einflufs der Kirche auf die Rechts-
kelung im Mittelalter dürfte auch ein Aufsatz von Descamps7) be-
1.
Bestandteile des Gottesdienstes waren im Mittelalter die geistlichen
wie Advents-, Weihnachts-, Dreikönigs-, Passions- und Auferstehungs-
Ehre Geschichte hat nicht ungeschickt B. skizziert, der sich gegen
1 der Ansicht Mones und Hoffmanns von Fallersleben anschliefst, die
; habe die Spiele eingeführt und so diejenigen, die alle heidnischen
anen aufwiesen, umgebildet-, sie habe dabei an die vielen dramatischen
ote des katholischen Kultus angeknüpft. fc) — Gegen Mone, der für die
und Passionsspiele den Ausgangspunkt der Entwickelung in den Re-
8. o. S. 748. «— 2) Fournier, les conflits de jurisd. ontro l'eglise et lo pouv. se-
30—1 328, Rev. d. quest hiat. 27, 433—464. — 3) Lehrb. d. kath. a. evang. Kirchen-
Leipz., Tanchnitz. 1879. XII, 399 S. — J. Webers Katechism. d. kath. Kirchen-
Aagsb., Schmidt) ist mit LI 2 vollständig (III u. S. 129-306). — 4) Corp. jur.
L Lips. II poat A. L. Richten curas ad libror. mscr. et edit rom. fidem recogn. et
instr. Fase. 9 & 10. Bd. II Sp. 1 — 384. Leipz., Taachnit«. Vgl. Jahxosb. II, 2, 219.
Bd. IU. 2 Thle. Stuttg., Encke. X, 793 u. 415 S. — 6) Beweiatheorie im kan.
d. bes. Rücksicht auf die Fortentwickelang derselben imm. dets geh. Civilproz. II. D.
erfahren. Innsbr., Wagner, IV, 404 S. — 7) La formation histor. des legislations
aes, Rev. cath. do Louvain. März. — 8) Poriod. Blätter (ed. Scheoben, Wtirzb., Wörl.),
>— 400.
11,214 XXIV. E. Meyer:
sponsorien des Ostergottcsdienstcs und dem Passionsvortrage sah, will *
Mi Ich sack auf Grund eines genauen Vergleichs der bisher bekannt g
wordenen Stücke jenen Ausgangspunkt in dem Festevangelium finden. L
älteste Gruppe der Spiele hat nur eine Scene; später werden mit neu
Scenen teils die Sequenz 'Victimae paschali', teils auch Kirchenhymnen ö
geflochten. — Bei der Bedeutung, welche die Liturgie auf die Entwicl
lung hatte, teilt M. im Anhange 6 z. t. von ihm neu aufgefundene lit?
gische Denkmäler mit.1) Durch einzelne eigentümliche Übungen zeiebu
sich der römische Taufordo aus. Da die gewöhnliche Worterklärung sie ai<
verständlich macht, will Propst 9) sie auf die Eatechumenatsdisciplin m
die Scrutinienordines des VI. Jhs. zurückführen. — Die Veranstaltungen zi
Hebung gefallener Mädchen, wie sie teils von Privaten, teils von der Kirch
ausgingen, hat mit mancher Abstreifung über Sittlichkeit und Unsittlichlei
der einzelnen Zeiträume mehr berührt als behandelt und nicht immer an
der Höhe der Forschung stehend F. Sailer, der für die Neuzeit brauchbare:
wird.3) Ob Chassin Teglise et les derniers serfs' 4) historisch ist, vermaj
ich nicht zu sagen. — Aus dem Altertum hat sich in das Mittelalte:
hinüber die abergläubische Neigung erhalten, aus Vorzeichen die Zukunft m
erkennen: man wendete nur dazu jetzt die heiligen Schriften an, schlug si
aufs Geratewohl auf und suchte ein Omen aus der zuerst in die Angc
fallenden Stelle zu gewinnen. An solchen 'sortes apostolorum, sanetorum, pre
phetarum, psalterii etc. hielt das Volk trotz der schon von Augustin aa
gesprochenen Mißbilligung und trotz wiederholter Koncilienbeschlüsse (z. B. 46
zu Vannes) fest, und es finden sich Spuren da von bis ins XIV. Jh. Ein kleiner
Wahrsagebuch dieser Art in provenc,alischem Text, das in einer Mauer ;
Cordes bei Albi aufgefunden ist, also wohl sorgsam versteckt war, hat Ro
quain5) herausgegeben.
Zur Kirchengeschichte einzelner Länder können wir nur noch wenij
Beiträge verzeichnen.6) Für England tragen wir nach eine Art Britana
sacra von Mackenzie E. C. Walcott,7) der freilich im ersten Teil seia
Werkes neben der Architektur der Kirchen auch das alltägliche Leben ä
Kanonici und Mönche schildert, im 2. Teile aber nicht nur die hauptsächlichst
Kathedralen mit ihren Kunst- und litterarischen Schätzen beschreibt und ei
Entwickelungsgeschichte der klösterlichen Einrichtungen giebt, sondern an
einen sorgfältigen, wenn auch knappen Index aller kirchlichen Gebäude
England liefert. — Hinsichtlich Irlands will Sylv. Malone den Nachir
führen, dafs die alte Kirchendisciplin, wie sie zur Zeit Patricks besta~
sich noch 400 Jahre nach der anglo-normannischen Invasion erhielt8)
Ob P. Ciaessen s' Aufsatz ies synodes de Tancienne Belgique'9) unser"
Gebiet zufällt, weifs ich nicht.
Betrachtungen über die griechische10) Kirche im Mittelalter, namentÜ
1) Die Oster- u. Passionsspielo. Nebst d. erstmaJ. diplom. Abdruck d. Kttnxelauer 1^
Iciohnamspieles. 1. d. latein. Osterfoier. Wolffenbüttel , Zwissler. V1I1, 136 8. — 2) ^
Commentar z. d. Taufordo d. röm. Rituals. Katholik, 60, 519—40. — 3) D. Magdaleiei
in der Gesch. Hamburg, Hoffmann & Campe. VI, 127 S. — 4) Paris, Dentu. IV, 339
;>) Les sorts des sainta, Bibl. de l'ecole d. eh. 41, 457—74. (Text S. 464-74.) — 6) P
aus der Kirchen geschieh to Deutschlands sind mehrfach oben erwähnt, vgl. insbes. 8. Xi
1258, 126», 130s, 132* 7, 15918. — 7) Church work and life in ongl. ministrels. Lond., Cfct
and Windus. 1879. 2 voll. XIX, 215 u. VIII, 288 S. — 8) Church bist of Ivel, from ü
Anglo-Norm. Invasion to the Reform. With succefs of Bishope down to the prea. day. Duktil
Gill. 3. Ausg. XXV, 827 8. — 9) Rev. cath. d. Louvain. Nov. — 10) Vgl. biam
Kap. XXV.
Papsttum und Kirche. H.215
im Anschluß an Hergenröthers Photius and über das Schisma von letzterem
an bis zu den Konzilien von Lyon und Florenz haben wir von J. Lamy;1)
zum Kirchenrecht der griech. Kirche liefert C. Popowicz jnn. Beiträge, indem
er Synodaldekrete und -Briefe sowie kanonische Briefe von Patriarchen,
welche Quellen des orientalisch-griechischen Kirchenrechts bilden, darunter
34 aus dem Mittelalter auffuhrt, *) und ferner die Privatschriften mittelalter-
licher Kanonisten zusammenstellt, die durch Aufnahme in offizielle Erlasse
Geltung erlangt haben.8) Ein Schriftwerk der armenischen Kirche von
c 980, das älteste seiner Gattung, hat P. Vetter4) nach der Mechitharisten-
Ausgabe von 1869 übersetzt.
Von Heiligen erscheinen namentlich in Frankreich alljährlich eine
ganze Anzahl Biographieen, die aber meist nur erbauliche Betrachtungen über
die Legende der Heiligen enthalten und nur selten Züge derselben geben,
die man in Stadlers Heiligenlexikon nicht findet, so von Ayrald, Bischof
v. Maurienne,6) dem h. Eligius6) (f 658 od. 59), S. Gurthiern7) (VI. Jh.),
8. M6real,8) S. Ortaire (VI. Jh., gegen Podagra gut.).9) Die Lebens-
beschreibungen der Heiligen der Diöcese Amiens stellte Cor biet zusammen.10)
— S. Sims, ersten Bischof v. Pavia, behandelt Prelini. n) — Oengus'
altirisches Lehrgedicht über das irische Martyrologium, das in die 2. Hälfte
des IX. Jh. zu gehören scheint, hat Withley Stokes19) mit Einleitung
herausgegeben; das zu Grunde liegende Martyrolog scheint ein sog. hierony-
mianisches gewesen zu sein. Arbois de Joubainville13) voll das Gedicht
in das Ende des XIII. Jhs. setzen.
Dafs Wattenbacbs Ansicht über den h. Disibod, 'man habe von dem
Beiligen vor der h. Hildegardis nichts mehr als den Namen gewufst', nicht
' richtig sei, dafs vielmehr die auch in Orts- und Flurnamen sowie in Urkunden
sich kundgebende alte Tradition nichts wider sich habe, nach der er den
Schottenmönchen angehörte, als Eremit lebte und ca. 600 starb, sucht F.
^alk14) zu zeigen. — Von Hüsing haben wir das Leben der h. Ida. 15)
St Hubert, der Schutzpatron der Jagd, hilft auch gegen Tollwut.16) —
Wertvoller als die oben charakterisierten französischen Heiligenleben ist
Ätontalemberts H. Elisabeth.17)
Die Archäologie der christlichen Kunst des Mittelalters giebt in
I)eutschland weniger zu Forschungen Anlafs als in Frankreich, das ja auch
Hn mittelalter HchenEunstschätzen, ebenso wie an Handschriften, Urkunden etc.,
Unendlich viel reicher ist als Deutschland. Dennoch beginnt man in Deutsch-
land auch den in Kirchen u. s. w. erhaltenen Kunstdenkmälern gröfsere Auf-
merksamkeit zu schenken. So giebt Abbildungen von Bauwerken, von
1) The greek church, its history and faturo, Dubl. Bev. 3. S. IV, 22—59. — 2) Die
Synodaldekrete etc. als Quellen d. gr.-or. Kirch.-B., Ar eh. f. kath. Kirchenrecht 44, 98 — 107.
— 3) Bcchtaanschauungen angesehener Kanonisten als Hilfsqu., ibid. S. 466 — 71. — 4) Choa-
roae Magni, episcopi monophys. , Explicatio precura missae. £ lingua arm. in lat. versa.
Freib. i. B., Herder. XI, 64 S. — 5) Bontrais, le bienheureux A., chartreux et 6v. d.
M. Montreuil-s.-M. III, 54 S. — 6) Moret, S. Eloi. — 7) Hersart de Villomarqu6, la
lägende de S. G., fondateur de Quimperlä. Paris, Didier. 28 8. — 8) Le Gouvollo, vio
et mart de S. Mlreal, prince de Cornouaille. Bedon, Chauvin, IV, 47 S. — 9) S. Ort,
tbbe d. Landelles et apotre de la Bafse-Normandie. 2. £d. Paris, Leclerc 64 S. — 10) Vie
des Saints du dioc. d'Am. Araiens, Delattre-Lenoel. XXIII, 433 S. — 11) S. u. Kap. XXVIII,
Abschn. 2. — 12) Bev. cht. 1881, 1, 183—88. — 13) Transactions of the r. irish acad.
Ir. manoscr. series. 1, P. 1: the Calendar of Oengus. Dublin, Hodges, Foster & Figgis.
31, CCCLII S. — 14) D. h. Disib., Katholik, 60, 1 (1880), 541—47. — 15) S. o. S. 20«,
— 16) S. Hubertus, d. kathol. Beweg. 17, 274—84. - 17) S. o. S. 1331.
11,216 XXIV. E. Meyer:
Skulpturen in Stein, Holz, von Metallarbeiten u. s. w. aus den Kirchen i
Aldeneyk und Corneli-Münster bei Aachen L. v. Fisenne,1) Architekt i
Meerssen, und F. A. Wolff 2) bespricht die Kunstdenkmale der S. Nikolaus
Pfarrkirche zu Calcar, die wichtig ist durch vollendete Holzskulpturen ihre
7 Altäre, wie Calcar im XV. Jh. auch zahlreiche Bildschnitzer und Male
aufzuweisen hat. — Kirchen, in denen Wandgemälde aus dem Mittelalk
noch erhalten sind, finden sich mehrfach, abgelegen vom Weltverkehr, in de
Schweiz; so die St. Georgenkirche bei Räzünz am Hinterrhein, deren zah
reiche Gemälde meist dem XV. Jh. entstammen. Sie umfassen fast, die gesank
Heilige Geschichte, doch sind Legendenstoffe, z. B. die Geschichte des H. Geci
selbst, eingewebt.8)
Den Mosaik in der Apsis von S. Giovanni im Lateran, der vc
J. 1270 ist, als Nikolaus IV. die Kirche neu bauen liefs, besprach Ger-
pach4,) doch nicht ohne einige Irrtümer.6) — Der Gebrauch der M
saik kam aus Italien frühzeitig nach Gallien und an den Rhein und war
XI. u. XII. Jh. in Frankreich sehr verbreitet; zur Herstellung von Bilde
Verstorbener auf deren Gräbern ist er jedoch nur selten verwendet
Frankreich finden sich zwei Mosaiken in den benachbarten Städten Arr
und St. Omer: dort auf dem Grabe Bisch. Frumalds (f 1183), hier auf de
des Grafen Wilh. v. Flandern (t 1108). Die Darstellung auf dem sog. Gral
mal der Fredegunde in St. Denis, aus der Abtei S. Germain-des-Pr&s stammen <
ist nicht musivisch, sondern kloisonnierte Emaille; sie gehört übrigens erst de:
XII. Jh. an. — In Italien war die Verwendung der Mosaik auf Gräber
häufiger, wenn auch nur bei nebensächlichen Teilen des Grabes, z. B. Im
Wappen u. s. w. Zum Bild eines Verstorbenen ist sie auch in Italien ne
benutzt in S. Sabina in Rom (1300); doch bieten die Katakomben solch
Darstellungen mehrfach, so die des h. Cyriakus und die 1876 entdeckte de
h. Agnes: das schlecht ausgeführte Bild der Ulpia Siriaca ist ins IL Jh. zusetzet
Ebenso findet sich ein Mosaikbild auf einem Grabe in der grofsen Basilika i
Tebessa.6) — Allgemeine Gesichtspunkte bietet Springers7) Nachweis, dal
die Kunstdarstellungen des Mittelalters keiner dunklen, nur dem Eingeweihte
verständlichen Symbolik entstammen, ebensowenig wie dem leichten, tibei
mutigen Spiele der Künstlerlaune, sondern den volkstümlichen homiletische
und liturgischen Schriften, nicht den biblischen selbst. Eine vielfach benutzt
Quelle scheint die unter dem Titel 'Speculum ecclesiae* bekannte Predig
Sammlung des Honorius von Autun (1112 — 37) gewesen zu sein; dafs auc
Hymnen und Sequenzen eine zweite, nicht minder ergiebige Quelle bildetei
zeigt die Goldene Pforte zu Freiberg in Sachsen.
Mehrere Inschriften von italienischen Kirchen hat Dum ml er8) heran
gegeben; Forcellas0) grofses Werk über die Inschriften an römischen Kirchi
und Gebäuden nähert sich seiner Beendigung. - In Rom findet sich
S. Pietro in Vincoli eine unvollständige Inschrift auf einen aus Aquitani»
gebürtigen Kardinal jenes Titels: sie wird mit fast unbezwcifelbarer Siehe
1) Kunstdenkmäler d. M.-A. Aachon, Barth. — 2) D. S.-Nic.-Pfarrlrirche in C, iL
Kunstdenkmälor u. Künstler. Calcar, Selbstverl. 91 S. — 3) D. Jak 1 in, d. Wandgemfi
d. Kirche St. G. bei Räztins. Chur, Kallenberger (Albin). 31 S. u. 34 T. - 4) Le r^
abnid. de St. Jean de L., Gaz. dos beaux arte. 2. Per. T. XXI, 131—58. — 5) S. 3
monum. 46, 203. — 6) J. de Lauriere, Note sur la mos. tumulairo de Tot. Frum. et
analopue*. Tour», ßousrez. 12 S. Sep. aus Congrat archool. tenu ä Arras. 47 ses§.
7) S. o. S. 1341. — 8) S. o. S. 13. — 9) lscrizioni delle chieao e d'altri odifizi di Rom«
scc. XI. fino ai giorni nostri. X1LL XIV, Hft. 13, 14. Roma, Cecchini. Vgl. Jahresber. I, Ä
Byzantinische Geschichte. 11,217
fieit auf den Eard. Elias Talleyrand aus Perigord gedeutet, der in Avignon
als Haupt der französischen Partei von 1334 an eine grofse Rolle spielte.
Die Inschrift giebt aber nicht den Ort seines Grabmals an, sondern ist ihm
wohl später vielleicht erst im XV. Jh. zur Erinnerung an die seiner Titel-
kirche verliehenen Wohlthaten gesetzt. Er starb in Avignon, wollte aber
leinem Testament gemäfs in St. Front in Perigueux begraben sein, aber
aier ist bisher keine Spur des Grabmals gefunden.1) — Einige Kirchen
x& Mailand (S. Ambrosius, S. Eustorgius, S. Laurent) besuchte die französische
Gesellschaft für Archäologie, die öfter Ausflüge in Nachbarländer unternehmen
w% worüber gleichfalls J. de Lauriäre berichtete.9)
Nach Paccociaudi 'de balneis sacris' badeten die Geistlichen an gewissen
Xagen vor dem Gottesdienst, auch die Katechumenen mufsten es vor der
Taufe thun. Dazu hatten die Kirchen eigene Bäder (s. Cod. Theod. IX, 45).
Ein solches aus der Merovingerzeit stammend, ist bei den Resten von St. Mau-
ritius in Angers aufgedeckt3) — In Granada befand sich früher eine jetzt
^verschwundene Taufwanne aus Blei, die dem XU Jh. angehörte und deren
Gröfse sich daher erklärt, dafs man früher die Kinder ganz eintauchte; sie
ist von Esquiß4) beschrieben. — Über die Darstellungen des h. Herzens Jesu
bat Grimouard de St. Laurent5) gehandelt-, während Corblet6) die
Entwicklung des Taufrituals untersuchte.
Die geistlichen Trachten des Mittelalters beschrieben Jacquemain und
Demay;7) von Jost Ammans bekanntem Trachtenbuch (1585) weist Mecklen-
burg9) nach, dafs die lateinische gleichzeitig erschienene Ausgabe nach der
deutseben gemacht ist und an Sorgfalt hinter letzterer wesentlich zurücksteht.
XXV.
F. Hirsch.
Byzantinische Geschichte.
Mit Unterstützung der griechischen Regierung hat Prof. Sp. Lampros
1,18 Athen, begleitet von einigen seiner Schüler und von dem Maler Gillieron
111 Sommer 1880 eine mehrmonatliche Expedition nach dem Berge Athos
^tarnommen, um die Handschriften der dortigen Klöster zu untersuchen und
,lÄen wissenschaftlichen Katalog derselben anzufertigen. Es ist ihm unter
, 1)J. d. Lauriere, une inscript. enigmatique h l'eglise do S.-Piorre-cs-Liens h Borne
5****t, Bousrez. 31 8. Scp. aus Ball, monura 46 No. 1 a. 2. — 2) La soc. franc,. d'ar-
7^>1 en MilanaijB., ibid. 45 (1879). S. 684—98; auch sep., ebda. — 3) G. d'Espinasso,
*^uverte sur la place de Balliement ä Ang. , ibid. S. 102 — 4. --4) Note sur une cavo
^»twra. en plomb, Mom. de l'acad. d. Toulouse, 1880, 2, 141. — 5) Les images du aacr6
^•nr au point de Tue de lTiist. et de Tart Paris, Oeuvro du Voeu nat. — 6) Rocherches
X*M. für les ritoa do radministration du baptöme. Paris, Baur. Sep. aus Key. do l'art. ehret.
^ 7) S. u. Kap. XXXVII. — 8) Zu J. Amm. Trachtenbuch d. kath. Geistlichkeit, Peteolda
*« Ana. f. Bibliogr. No. 8.
11,218 3CXV. F. Hirsch.
grofsen Schwierigkeiten gelangen, seine Aufgabe wenigstens in der Haupt-
sache zu lösen, indem 20 Klöster (nur die grofsen Klöster Lawra und Wato-
pedion mufsten unberücksichtigt gelassen werden) genau durchforscht sind.1)
Unter den 5766 dort katalogisierten griechischen Handschriften — der Kata-
log wird hoffentlich bald gedruckt werden — hat sich jedoch an Quellen
für die byzantinische Geschichte leider nicht viel bisher Unbekanntes vor-
gefunden: am interessantesten erscheint der griechische Originaltext der bis-
her nur in lateinischer Übersetzung bekannten Lebensbeschreibung des h.
Nikon von Lakedaimon, dagegen hat literarhistorisches Interesse eine Samm-
lung von Excerpten zoologischen Inhalts, welche zu der von Kaiser Kon-
stantin Porphyrogennetos veranlafsten grofsen Excerptensammlung gehört
Auch die in den Athosklöstern vorhandenen Denkmäler der byzantinischen
Kunst sind bei dieser Gelegenheit genauer untersucht worden: der künst-
lerische Begleiter der Expedition hat zahlreiche Kopieen von Wandgemälden,
von Miniaturen aus den Handschriften, von Kirchengeräten u. s. w. ange-
fertigt, welche hoffentlich ebenfalls zur Veröffentlichung kommen werden. —
Von Quellenpublikationen ist zunächst die in der Bibliotheca Teubneriana
erschienene Textausgabe der historischen Werke des Patriarchen Nice-
p hör os von Konstantinopel (f 828) von C. de Boor2) zu nennen; sie ent-
hält zunächst das die Zeit von 610 — 769 umfassende Breviarium (lOTOQia
avvro(40g\ für welches die einzige Vatikanische Handschrift neu kollationiert
ist, sodann die Chronographie, und zwar diese in zweifacher, einer kürzeren
ursprünglichen und einer längeren, durch spätere Zusätze erweiterten Gestalt,
ferner als Anhang die Lebensbeschreibung des Nicephoros von Ignatios, die
kurze Chronographie eines Anonymus aus dem Anfange des IX. Jos. and
zwei in einer Pariser und einer Münchencr Handschrift des Nicephoros bis
in das XV. Jh. fortgeführte Kaiserkataloge. Sp. Lampros verdanken wir
ferner eine Gesamtausgabe der Schriften des Erzbischofs Michael Akomi-
natos von Athen3) (c. 1140 — 1215), von denen bisher nur wenige bekannt
waren. Bd. I enthält die verschiedenartigen Reden Michaels: Predigten,
Lob- und Trauerreden, darunter namentlich interessant seine Antrittspredigt
in Athen, die Trauerreden auf seinen Lehrer, den Erzbischof Eustathios von
Thessalonich, und auf seinen Bruder, den auch als Geschichtsschreiber be-
kannten Nicetas Choniates, ferner ein Panegyrikus auf Kaiser Isaac Angelos
und eine Denkschrift an dessen Nachfolger Alexios HL, in welcher die
traurigen Zustände Athens und Griechenlands und das Treiben der kaiser-
liehen Beamten in den düstersten Farben geschildert wird. In Bd. II be-
finden sich an verschiedenartige Personen, hauptsächlich an hohe Würdenträger
in Staat und Kirche gerichtete Briefe Michaels, im ganzen 150, davon die
Hälfte aus der letzten Lebenszeit des Vf. (1205 — 1215), wo er nach der
Eroberung Athens durch die Lateiner von dort vertrieben auf der Insel Keos
in Not und Kummer, aber doch in lebhaftem Verkehr mit seinen entfernten
Freunden sich aufhielt; ferner einige Gedichte Michaels und 8 an ihn ge-
richtete Briefe anderer. Sakkelion4) hat aus einer Hds. von Patmos ab-
1) "Ky.d'taii Jfm^. 77. .laftnqov ttqos ttjv ßovkrjv iwv 'EhXfp'wv Tte^i rtti ft» *•
(tyior ooos nnoarokr^ arror xard ro frigos rov 1880. Athen. Jetzt auch durch iw»
Übersetzungen von Boltz (Bonn 1881) und v. Rickenbach (Würaburg 1881) zugängiiehar
— 2) Nicephori archiep. Constantinop. opuscula bist. Lipsiac. — 3) 3/*/«ijA yj4xoutm%w
rov Xojridroi' rd aw^,6fiera vtto 2ttvo. 77. .IctuTiQov. 2 Bde. Athen 1879. 1880. —
Besprochen von E. Miller, Journ. d. Sav. S. 755 — 70. — 4) 'A&qvaiov IX, 285. Eben-
falls aus einer Handschrift von Patmos hat 0 o d o o n ein historisch wertlose* Gedicht dar
Byzantinische Geschieht«. 11,219
weichende Lesarten zu einigen Briefen des Patriarchen Photios mitgeteilt,
ferner 6 Briefe panegyristischen Inhalts eines anbekannten Schreibers an
Tftcephoros Uranos, Befehlshaber von Antiochia anter Kaiser Basilius n.
(c. 1000). — Von Inschriften hat Zacharias v. Lingenthal1) zwei früher
schon im Corp. inscr. graec, aber sehr lücken- and mangelhaft herausgegebene,
neu ediert und erläutert: eine Verordnung des Kaisers Anastasios (491 — 518)
an den Dax Daniel von Cyrenaica, betreffend die Civil- and Militärorganisation
dieser Provinz, und einen Erlafs des Praefectus praetorio Dioscoros aas dem
J. 472 oder 473, betreffend die Steuererhebung in Karien.8) Ferner hat
Tissot3) die in Karthago befindliche lateinische Inschrift einer dem Kaiser
Phocas von dem Exarchen von Italien Smaragdus zwischen 602 und 610
errichteten Statue mitgeteilt Als Ergänzung zu seinen 'Exuviae sacrae
Constantinopolitanae'4) publizierte und erläuterte Gr. Riant5) drei In-
schriften über Reliquien, welche bei Gelegenheit der Eroberung Constanti-
üopels 1204 nach dem Westen gekommen sind. — Von einem groDsen auf
10 Bände berechneten Urkundenwerke von Const Sathas6), welches die
wichtigeren, auf die Geschichte Griechenlands bezüglichen Urkunden des
venezianischen Archivs und griechische Urkunden aus der Zeit vor dem
vierten Kreuzzuge enthalten soll, ist Bd. I erschienen. Er enthält urkund-
liche Materialien aus Venedig, meist den Registri entnommen, aus der Zeit
von 1402 — 1500, Aufzeichnungen über die von den venezianischen Re-
gierungsbehörden in griechischen Angelegenheiten gefafsten Beschlüsse, Be-
stallungen und Instruktionen für Beamte und Gesandte der Republik, Ver-
träge, Privilegien u. s. w. — Treu7) hat aus einer pariser Handschrift des
X. Jh. eine Sammlung von Excerpten geographischen und historischen In-
halts veröffentlicht, welche manche für die Topographie von Konstantinopel
interessante Notizen enthält. — In spanischer Übersetzung publiziert Sen-
t.inon8) die Verteidigungsschrift eines Theodulos an Kaiser Andronikos IL
Palaeologos zu Gunsten eines Jandrinos, welcher in den Kämpfen der Byzan-
tiner gegen die katalanische Kompagnie (1309) eine Rolle gespielt hat.
Ohne historischen Wert ist ein volkstümliches Heldengedicht,9) in welchem
Kämpfe zwischen Byzantinern und Arabern besungen werden. — Eine An-
zahl ganz eigentümlicher und bisher sehr wenig beachteter numismatischer
und sphragistischer Denkmäler hat Schlumberger10) herausgegeben und
erläutert, nämlich einmal Kupfer- und Silberbullen, welche auf der einen
Prinzessin Irene auf ihren verstorbenen Gemahl Andronikos Komnenos, den Bruder Kaiser
Manuels, herausgegeben, s. AcacL des inscript. ot B. L. Compt. rend. 4. 8er. VIII, 188. —
1) Die t. K. Anast für d lyb. Pentapolis erlassenen Formae, Monatsbor. d. Berl. Akad. 1879,
134 — 58. — 2) Ibid. S. 159—69. — 3) Sur une inscr. recemm. trouv. ä Carth., Key. ar-
cheol. 40, 43. Auch C. R. de l'Acad. des Inscr. et B. L. S. 288. — 4) S. Jahresber. I,
335. — 5) Troifl inscript relat ä des reliques rapportees de Gonst par des croises allemands.
Nogent.-le-Botrou, Daupeley-Gouverneur. 22 8. (Sep. ans Mem. de la soc des antiquaires de
Franc. T. XL.) Berichtigungen dazu bringt dio Anzeige im Liter. Centralbl. 1881. No. 4.
S. HO. — 6) MvrtfUia ilXrtv. ioroQia*. Documenta ined. relat ä l'hist de la Greco an
il.-A. 1. Ser. Doc. tires dos archir. de Yonise. I. Paris, Maisonneuve & Gie. 344 S. av.
une table. Vgl. u. Kap. XXVIIL Abschn. 4. Auch das hier angeführte Diplomatar v Tho-
tuas betrifft byzant Verhältnisse. — 7) Excerpta anonymi byzant ex cod. Paris. Progr.
des Gymn. zu Ohlau. — 8) Garta al rey Andron. el Paleolögo. Apologia de Jandrinos por
Theodulo, Renata de cienc. hist Abril. 8. 61. — 9) Tov ^QftovQr; aaun 8rltuoTiy.ör
Ttjt flv^avTivrje inoxr\i. 'Ad'rp'aXov VIII, 385. — 10) Monuments numismat et sphragist
d. 1L-A. byz. Bev. arch. K. S. T. 40. Auch sep., Paris, Pillet & Dumoulin. 20 8. et
plancho. Nicht zugänglich waren Ref. bisher Paulos Lampros: 'Ai'ixdora rofuaitatn
xtti fioXvßSoflovAAa 'nov xard rois /ueaoxs aioirm drpaardh' rrj* 'EklaSoi. Athen.
11,220 XXV- F. Hirsch.
Seite das Bild Christi, der Jungfrau Maria oder eines Heiligen, auf der
anderen Seite eine fromme Inschrift tragen und welche als Marken zur Kon-
trolle bei den Almosenverteilungen in Konstantinopel gebraucht wurden, und
einige Bleisiegel von Vorstehern von Wohlthätigkeitsanstalten oder von Be-
amten an solchen ebendaselbst.
Was quellen-kritische Arbeiten anbetrifft, so hat Höfler1) den Ältesten
in der Reihe der byzantinischen Chronisten, Zosimos, behandelt und ge-
zeigt, dafs die Darstellung desselben nicht nur oberflächlich und fehlerhaft
ist, sondern dafs vor allem seine Parteileidenschaft gegen das Christentum
seinen Blick getrübt, dafs er auch für die Ereignisse der näheren Gegenwart,
für die Zeiten Constantins d. Gr., Julians und Theodosius d. Gr. kein Ver-
ständnis hat. — Ober Joh. Malalas handeln H. Haupt, Jagic und Neu-
mann.*) Der erstere macht auf eine in einer Moskauer Hds. erhaltene
altslawische von einem Mönche Gregor für den Bulgarenfürsten Symeon
c. 900 verfafste Weltchronik aufmerksam, deren Hauptteil nur eine Ober-
setzung des Malalas sei und welche dazu dienen könne, die Lücken, welche
sich in der einzigen Oxforder Hds. desselben finden, namentlich aber den
fehlenden Anfang zu ergänzen. Jagic beweist, dafs aufser dieser einen
slawischen Chronik, welche übrigens nicht als eine Übersetzung, sondern als
eine Bearbeitung des Malalas anzusehen sei (sie zeigt auch manche Aus-
lassungen), noch eine zweite ebenfalls in einer Moskauer Hds. befindliche
kompilatorische Weltchronik Auszüge aus Malalas enthalte und für die Text-
kritik desselben zu verwerten sei. Neu mann berechnet aus der von ihm
genau untersuchten Oxforder Hds., wie viele Blätter in derselben vorn und
in der Mitte fehlen, und zeigt, dafs der Schlufs derselben vollständig ist —
Über den als Mathematiker und Philosoph in Alexandrien unter Kaiser
Heraclius wirkenden Stephanos und dessen Schriften handelt Usener;1)
ebenderselbe hat auch eine demselben zugeschriebene Schrift: a7ro%eXeg-
paTiM] TrQayfAareia, enthaltend Prophezeiungen in betreff Muhammeds und
der Erfolge des Islam, herausgegeben, zugleich aber nachgewiesen, dafs die-
selbe nicht von Stephanos herrühren kann, sondern erst später (775 — 776)
verfafst ist. — Für die byzantinische Quellenkunde kommt auch schon der
erste Teil des Werkes von Geizer4) über Julius Africanus in Betracht, da
in demselben gezeigt wird, dafs die in den byzantinischen Chronographen
(Malalas, Georgios Syncellos, Georgios monachos, Leo grammaticos, Theo*
dosios v. Melitene, Julios Polydeuces, Symeon logothetes, Cedrenos) ent-
haltenen Nachrichten über die altorientalische, jüdische, griechische, macedo-
nische und römische Geschichte zum grofsen Teile auf jenen Chronographen
des III. Jhs. zurückzuführen sind. Über das Verhältnis des Breviarium des
Nicephoros zu Theophanes und Georgios mon. handelt kurz De Boor in
der Vorrede zu seiner erwähnten Ausgabe, ebenso über die zwei Redaktionen
der Chronographie desselben. — Lampros giebt in der umfangreichen,
seiner Ausgabe des Michael Akominatos vorangeschickten Einleitung eine
Darstellung der Lebensverhältnisse des Autors und bespricht den historischen
Wert seiner Schriften, sowie die Chronologie derselben. Über die Lebens-
verhältnisse und die Schriften der Brüder Isaac und Johannes Tzetzes,
1) Wien. Site.-Bor. 95, 521. — 2) Hermes XV, 230, 235, 356. — 3) De Stoph.
Alcxandrino. Index lection. Bonn, 1879/80; auch sep. — 4) Sert. Julian Africanus u. d. bj%
Chronographie. I. Leipzig, Teubner. VI, 283 S.
Byzantinische Geschichte. 11,22 1
welche der ersten Hälfte des Xu. Jhs. angehören, bandelt Hardt;1) von den
Schriften derselben haben übrigens nur die Briefe des Johannes ein gewisses
historisches Interesse, insofern sie die litterarischen Zustände in der Kom-
fleaenzeit beleuchten.
Von Darstellungen aus dem Gebiete der byzantinischen Geschichte sind
^Qs diesem Jahre nur einige kleinere monographische Arbeiten zu verzeichnen,
ße Anfänge der Regierung Kaiser Leos III, des Isauriers, hat Schenk1)
behandelt und namentlich die chronologischen Verhältnisse genau untersucht.
über die Beziehungen zwischen dem karolingischen und byzantinischen Kaiser-
tum bis zum Ausgange des IX. Jh. ist Harnack3) trotz Fleifses und be-
gonnener Kritik bei der mehrfachen Bearbeitung, die das Thema erfahren,4)
**icht zu wesentlichen neuen Resultaten gelangt. In betreff des angeblichen
firiefes Kaisers Alexios L Komnenos an den Grafen Robert von Flandern,
*** dem dieser und das übrige Abendland zu Hilfe gerufen werden, spricht
I^parrigopulos ß) seine volle Zustimmung zu den Untersuchungen des Grafen
üiant6) aus. Er erklärt auch die Nachrichten deutscher Chronisten über
Gesandtschaften jenes Kaisers an den Papst vor dem ersten Kreuzzuge für
Unglaubwürdig. Über die unter diesem Kaiser auftretende Sekte der Bogo-
i**ilen und die Verfolgung derselben handelt Kalogeras,7) zugleich bespricht
derselbe die Schriften des damals lebenden Mönches Zigabenos Euthymios,
insbesondere dessen Joyfiarixr] 7cavo7tXia} eine Sammlung von Stellen aus
älteren Kirchenschriftstellern zum Zweck der Verteidigung der orthodoxen
X^ehre gegen die Bogomilen, welche derselbe auf Veranlassung des Kaisers
Zusammengestellt hat. In der Vorrede zu seinem erwähnten Urkundenwerke
erörtert Sathas noch einmal nach so vielen Vorgängern die Frage, welchen
Xünfrafs das slawische Element auf die Bildung der neugriechischen Natio-
nalität ausgeübt hat Wenig überzeugend scheint uns sein Nachweis, dafs
für den Peloponnes diese slawische Frage überhaupt gar nicht existiere, dafs
Slawen nie in denselben eingedrungen und dafs die Teile der Bevölkerung,
^welche von den byzantinischen Schriftstellern als solche bezeichnet würden,
in Wirklichkeit Albanesen gewesen seien. Den Namen Morea will er von
einer Stadt an der elischen Küste, welche diesen Namen geführt habe, ab-
leiten. — Die Schlufskatastrophe des byzantinischen Reiches, die Belagerung
und Eroberung von Konstantinopel durch Muhammed II., hat H. Vast8) auf
Grund des reichen, neuerdings durch manche wertvolle Funde bereicherten
Quellenmaterials, über welches er eine kritische Überschau giebt, neu dar-
gestellt und in manchen Punkten die älteren Darstellungen berichtigt. Er
berechnet die türkische Belagerungsarmee auf 200 — 250 000, die griechische
Streitmacht auf c. 14 000 Manu, darunter 3000 Fremde-, den Fall der Stadt
iat vornehmlich die zahlreiche und treffliche Artillerie der Türken herbei-
geführt. Falsch ist es, wenn griechische und venetianische Schriftsteller
Oiustiniani im entscheidenden Momente fliehen lassen. Über das Ende Kaiser
Coustantins haben sich schon sehr früh abweichende Legenden gebildet,
<ioch ist er sicher in dem Handgemenge am Romanosthore gefallen; sein ab-
geschlagener Kopf wurde dem Sultan überbracht.
1) De Ttzetzarum nomine, vitis, scriptae. Leipzig, Teabner. — 2) K. Leo III.
*S. Beitr. z. Gesch. d. Bilderstreits. 1. Teil. Die», v. Halle. 50 S. — 8) 8. o. 8. 22*. —
4.) Vgl. z. B. Jahresber. II, 2, 20. — ») Lettre d'Alei. Comn. ä Robert I., comto de Fl.
^ull. de corresp. hellet. IV, 24. — 6) 8. Jahresber. II, 235. — 7) 'Mtgtoa o Kour. '/iV
»rfy. b Zayaßrpoi xai oi aiQmxoi BoyouO.ot, ' Ad'ipt. IX, 255. — 8) Lt siege et la
prise de Constant par les Tores d'aprts des docum. nouveaox. Rev. bist. XIII, 1 tf.
11,222 XXVI. J. Klatt:
XXVI.
J. Klatt.
Isla m.1)
Mehrere im Jahresbericht für 1879 nicht erwähnte Publikationen lassen
wir im Folgenden fort und verweisen wegen derselben auf den betreffenden
von A. Müller2) bearbeiteten Teil des Jahresberichts der Deutschen Morgen-
ländischen Gesellschaft. Was den diesjährigen Bericht anlangt, so hatte der
soeben genannte Gelehrte die Güte, seine reichhaltigen Sammlungen dem
Referenten zur Verfügung zu stellen, die den folgenden Seiten zu gute ge-
kommen sind.
Ehe wir an die eigentliche Geschichte des Islam gehen, wollen wir Aber
einige Schriften zur Vorgeschichte der Araber berichten. Im Gegensatz
zu Schrader und Sprenger, welche Arabien für die Heimat der einst un-
zweifelhaft eine Einheit bildenden Semiten halten, folgt Fr. Hommel*) in
Übereinstimmung mit A. v. Kremer der in der Völkertafel der Genesis
niedergelegten hebräischen Tradition, welche die Semiten aus Mesopotamien
kommen läfst.
Eine neue Epoche für die Kenntnis des südarabischen Altertums
könnte man füglich von der Auffindung des himjarischen Münzschatzes zu
San'ä (in Jemen) datieren. Während bis dahin die himjarischen Münzen
zu den Seltenheiten gehört hatten — es waren angeblich nur etwa 50 be-
kannt geworden — besafs man nunmehr ein massenhaftes Material. Ungefähr
300 aus diesem Münzfund herrührende Münzen gelangten an das britische
Museum und wurden von Head4) beschrieben, welcher auch die Ableitung
von athenischen Münztypen und die sich daran knüpfenden Folgerungen fest-
gestellt hat, so dafs dem in diesem Jahre erschienenen Werke G. Senium—
bergers,5) welcher die in seinen Besitz gelangten himjarischen Münzen,
beschreibt, nicht viel übrig geblieben ist. Aus dem erwähnten Fund kamen.
14 Münzen in den Besitz J. H. Mordtmanns.6) Er unterscheidet Nach-
ahmungen athenischen Geldes (mit der Eule) und Münzen einheimischer*
Fabrik. Ob die athenischen Münztypen den Sabäern (Himjaren) über Phöni—
cien, wie Barclay V. Head annimmt, oder Babylon zugekommen sind, läfst er
1) Verzeichnis der Abkürzungen b. o. I, 1. — 2) Arabien u. d. Islam, WiasenschaftL
Jahresber. über d. morgenländ. Studien i. J. 1879. S. 139—67 (266 Kümmern.) — 8) I*
patrie origin. des sem., Atti dol IV. congrosso internaz. degli orientalisti tenuto in Firenae n*l
»ott 1878. 1. (Fir. 1880) S. 217—28. — Vgl. Pietro Perreau, Intorno agli Atti dal
IV. congr. int. d. orient. (Corfu 1881) S. 32—34. — Ausführlicher hat H. seine Meinung
dargelegt in den Namen der Säugethiere bei d. südsem. Völkern. Leipzig, Brockh. 1879. XX,
472 S. — 4) S. Jahresber. I, 334*. — 5) Le tresor de Sana (monnaies hirnyaritiques). Vv*
Leroux. 65 S. 4. 3 Taf. fr. 12. — Vgl. J. Halevy, JA. 7. Ser. XVII, 84—5, Jan?.
1881; A. de Longperier, Journ. des Sav., janv. 1881, 42 — 52 u. Compte rendu de l'ac dsi
inscr. et b. 1. 4. Ser. VIII, 298-9, sept. 1881; G. Maspero u. J. Hale>y, KC. N. S.
XI, 281-5, 11 avr. 1881; Ath. July 16, 1881. S. 87; J.H. Mordtmann, ZDMG. XXXV,
D01—6. — 6) Neue himjar. Münaen: Numism. Zschr. (Wien) XII, 289—320. 1 Ttf
Ißlam. 11,223
zweifelhaft, will aber die Münzen mehrere Jahrhunderte v. Chr. geprägt sein
lassen, während sie von Head in spätere Zeit gesetzt wurden. Letzterer1)
beschreibt eine in der Sammlung griechischer Münzen der Universität Aber-
deen von ihm aufgefundene himjarische Münze, eine Nachahmung der Tetra-
drachmen Alexanders. Auch die Bauten und Inschriften setzt D. H. Müller8)
in eine frühere Zeit als bisher angenommen, einige darunter sogar bis in
das VIII. Jh. v. Chr. Er stellt aus den Inschriften die Namen von 33 sa-
bäischen Königen zusammen, deren Herrschaftsdauer er auf 7 bis 800 Jahre
berechnet, teilt sie nach ihren Titeln in drei Gruppen und unterscheidet
denselben entsprechend drei Perioden der sabäischen Geschichte. Als ein
wesentliches Resultat seiner Arbeit ergiebt sich, 'dafs die Geschichtsforschung
die arabischen Königslisten der sabäischen Herrscher bei Seite zu setzen und
ihre Aufmerksamkeit denen der Inschriften zuzuwenden haben wird.' Hart-
wig Derenbourgs3) Versuch die Personennamen der himjarischen In-
schriften und des Alten Testaments zu identificiren, ist interessant als Be-
weis des Einflusses, den die Juden in Jemen ausgeübt haben, wogegen
indessen Wellhausen4) den Einwand erhebt, dafs die angeführten Namen
nicht spezifisch jüdisch, sondern ethnisch seien. In einem wohlgelungenen
Artikel5) werden die in den arabischen Stammnamen vorkommenden Tier-
namen zusammengestellt, woran sich eine Notiz6) über Endogamie (Heiraten
in der Familie) und Polyandrie bei den Arabern anschliefst. Einzelne Be-
ziehnngspunkte zu den himjarischen Inschriften enthält auch eine Kontro-
verse^ im Athenaeum. Eine in San'a in Jemen erschienene türkische Brochüre8)
soll Facsimiles zweier himjar. Inschriften enthalten. Der 1841 erschienene Be-
richt P. E. Bottas (t 1871) über seine Reise in Jemen scheint in einer neuen
Ausgabe9) vorzuliegen. G. Rösch10) weist in einer interessanten Untersuchung
die Königin von Saba, Bilkis (früher Balkis gesprochen), die Gemahlin Salomos,
^ eine reine Sagengestait ohne einen historischen Kern nach. Nachdem
er die aus der Judith- und Lilith-Sage auf sie übertragenen Sagenzüge durch-
mustert, erklärt er sie mit Movers für identisch mit Semiramis, mithin für
£lne Form der Venus. Der Islam hat diese Erzählung von der schönen
Königin von Saba, wie sie nach Jerusalem zog, um die Weisheit Salomos
*uf die Probe zu stellen, bis nach Sumatra zu den Malayen getragen. Eine
Ausgabe der malayischcn Version11) mit holländischer Übersetzung lag dem
1) On a Himyar. Tetradrachm and the Tresor de Sana: Numisra. Chronicle N. S. XX,
J03^10. 1 Taf. — 2) Die Burgen u Schlösser 8tidarabien8 nach dem Iklü des Hamdani.
:• ^ft: Wien. Sitz.-Ber. phil.-hist Cl. 97, 955—1050. 2 Taf. Aach sep. Wien, Gerold,
*8&1. 98 S. 2 Taf. M. 2,50.— S. Jahresber. II, 2, 242*. — 3) Les noms de personnes dans
J**<^ testam. et dans les inscriptions himyar., Rev. des ätudes juives 1, 56 — 60. Aach sep.
*r-> Soc des £t. juires 1881. 7 S. Vgl. E. D., Rev. de linguist. XV, 106- 7, janv. 1882.
7.^) DL. II, 61 0, 16 Apr. 1881. — 5) W. Robertson Smith, Animal Worship and
jjj^al Tribe« among the Arabs and in the Old Testam., Journ. of. Philol. IX, 75—100. —
J ^- Goldziher, Endogamy and Folygamy among the Arabs: Ac. XVIII, 26. July 10. —
Ü ^V. Robertson Smith, Inscriptions from Taif, Ath. Mar. 20, S. 380. — A. H. Sayce,
^Inscriptions of Taif, ebd. Mar. 27, S. 412. — Rieh. F. Burton, Midianite and Hittite
J/^*iptionB, ebd. Dec. 4, S. 750. — 8) Annuaire de Yemen pour l'annee de lTiegire (?)
^ *>i*e pour la prem. fois p. Hamid Vehbi, redacteur de la Gazette de Sanaa, etc., s. JA.
w ^dr. XVII, 255. — 9) Relation d'un voyage dans 1'Ycmen, entrepris on 1837 pour le
jr?*- d*hiat. nator. de Paris, Paris, Sove. 176 S. — 10) Die Königin v. Saba als
5^^ Bilqts. Jahrbb. f. protest. Theol. VI, 524 — 72. Auch sep., Leipzig, Barth.
j*" 8- gr. 8. M. 2. — 11) De Geschiedenis van Prinses Balkis, een Maleische Vertelling,
f*T*** D* Gerth Tan Wijk. [Yoorbericht, datiert Batavia, Aug. 1879]. gr. 8. III S., 31 Bl.
JpJ^Uyiacher Text in arab. Schrift u. latein. Umschrift]. S. 33-95 [Übers, u. Anmerk.1 und
^. Druckfehler. (A. d. Verhandelingen van het Batav. Genootsch. van Künsten on Wetensch.)
11,224 XXVI. J. Klatt:
Orientalistenkongrefs zu Berlin vor als eine Gabe der Bataviaasch Genoot-
schap van Künsten en Wetenschappen.
Nach Beruh. Stade1) bezeichnet der Name J&v&n keine Südarabier. — .
Zur eigentlichen Geschichte des Islam übergehend, berichten wir zu-
nächst über den Fortgang der Tabari- Ausgabe, f) und zwar sind in diese^n
Jahr die Partieen hinzugekommen, welche die Erzählung von Abraham k>ls
Jesaia weiterführen (I, 2), mithin hauptsächlich israelitische Geschichte ent-
halten, und diejenigen, welche die Ereignisse der auf 145 H. folgenden Jal&r«,
also des Beginns der Abbasiden-Herrschaft enthalten, (in, 2)9).
M. Carriere4) behandelt in seinem vorzugsweise für einen weiblichen
Leserkreis berechneten Werke die aus dem Islam hervorgegangene Kunst-
und Litteraturblüte. Nach einer Einleitung über die Poesie der alten heid-
nischen Araber folgt Muhammeds Werk, der Koran, und die an denselben
sich anschließende arabische Litteratur und Kunst, sowohl des Orients, als
auch Siciliens und Spaniens, die Poesie der Juden als eine Episode und die
neupersische Dichtung. Wir erwähnen ferner ein spanisches5) und ein hol-
ländisches6) Werk, eine Skizze der mohammedanischen Geschichte und Lite-
ratur in Urdu-Sprache7) und 2 für Encyklopädieen geschriebene Artikel.8 *)
Zur Lebensgeschichte des Religionsstifters nennen wir anfo*^
den schon an andrer Steile erwähnten Büchern von M. Dods10) u. L. Jaco> 1"
iiot11), von denen das erstere nur geringen, das letztere gar keinen Wissenschaft"
liehen Gehalt hat, nur die Fortsetzung der Studie19) über Muhammed nachjtttfXi'
sehen Quellen und die schon im Bericht18) f. 1878 angekündigte Untersuchung ** 4)
über die Frage, ob der Prophet lesen und schreiben konnte, welche im ver-
neinenden Sinne entschieden wird, schliefslich die nach mehrjähriger Unter-
brechung erfolgte Fortsetzung einer Publikation der Bibliotheca Indica. ^ *)
E. Trump p beabsichtigt, ein Werk über Muhammed und den Islam zu v<
öffentlichen.16)
1) S. o. 1, 56*. — Vgl. darüber auch LG. 1. Jan. 1881, Sp. 9. — 2) S. Jahreaber. ft
2, 24 11-*. — 3) Annalea auetore Abu Djafar Mohammed Um Djarir At-Tabari. I, 2, •*•
J. Barth. Leiden, Brill. S. 321—640. M. 8. — III, 2, edd. IL Tb. H<>utama (8. 3*1
—459) et S. Gayard (S. 460—640). Ebd. M. 8. — Vgl Th. N(öldeke) LC. 11. A.«*-»
Sp. 1121 f.; LC. 1. Jan. 1881, Sp. 27 1; L'ediaione di Tab., BoUett itaL d. studii «*«»*-
K. S. No. 20/21. S. 425—6, 12 aett 1881: Ac. XX, 460. Dec 17, 1881.— 4) Da« chri*0-
Alterthum u. d. Islam in Dichtung, Kunst u. Wiaeenach. £. Beitr. z. Geach. d. meaavdu.
Geistes. 3. neu durchges. Aufl. Lpz., Brockhaus. XIII, 317 S. IL 5,50. Auch m. d. *T-:
Die Kunst im Zusammenhang d. Culturentwickelung. III, 1. — Darin 'Der Islam'. S. I3^~~f
317. — 5) F. A. Urroatarazu, 6 sea Taleb Sidi Abd-El-Kader Ben Bdehii*!*-
Loa Arabes. Descripcion geograf. e histor. de la Arabia, tradicionea, religion, seetaa, 000* J
coatumbrea, gobierno, vida publica y priyada, litoratura, etc. Madrid, MuriUo. 256 8. R- &
— 6) A. W. T. Juynboll, Een Handleiding voor de Studie Tan den Isllm beoordeelt, Id^-
Gids 1879, U, 793—821. 1880, I, 170—206. Auch sop., Amsterdam. 2, 68 8. — Inbmst
nicht naher bekannt, da der Indische Gids in Berlin nicht zu haben ist — 7) G. W. Leit ne**
Sinin-ul-Isläm Hissa-i-Awwal (A chronolog. aketch of Arab. hiatory, in Urdu). 2 Ed. lMh**r*
Anjuman-i-Panjab Press. 98 S. Lithogr. Re. 1. 4a. — 8) Stan. Guyard, Muaulman«: £■*
cycl. des ac. relig. ed. Lichtenberger. IX, 501—11. — 9) Badger, Muhammad *»d
Muhammadaniam , in Will. Smith and II. Wace, Diction. of Christ Biography, UX —
10) S. o. 1, 12«. — 11) S. o. 1, 57. — 12) 1. Gastfreund, Mohammed, nach Talmud »
Midrasch krit-hiat bearb. Abt. 3. Lpz. (Wien, Löwy). 28 S. gr. 8. M. 1. (Abt 1. Be*i
1S75, 2. Wien 1877.) — 13) S. 331». — 14) G. Weil, Mahomet aavait-ü lire et M**J
Atti del IV congr. intern, d. orient I, 357—66. — Vgl. P. Perreau. (o. S. 2221) a W /•
— 15) Biograph. Dictionary of Persona who knew Mohammad, by Ibn Hajar, ed. ia Arab»c
by Maulawi Abd-ul-Hai. Faac. XVUL (Vol. U, 5.) Calc. S. 414—504. (Bibl lad. 0«
Ser. No. 242.) — 16) S. Acad. XXI, 420. Juno 10, 1882.
Warn. ü,?25
Der Koran liegt in mehreren indischen Ausgaben1) von Cawnpore,
leerut, Lahore, Delhi, Bombay vor, die den Text teils allein, teils mit Über-
etzung ins Urdu oder mit persischem Kommentar enthalten. Auch ein Ver-
lieh, ihn ins Bengalische zu übersetzen, ist gemacht worden,1) freilich soll
r mifslungen sein.3) Die Engländer, die auch bisher schon die beste Koran-
Jbersetzung (von Säle) hatten, haben wiederum eine hervorragende Über-
etzung erhalten, die in den 'Sacred Books of the East' erschienen ist.4)
)ie Einleitung handelt über Arabien zur Zeit der Gründung der Religion
ud über Muhammed, den Verfasser des Koran; eine ausführliche Inhalts-
tngabe des Koran bildet eine erwünschte Beigabe. Aufserdem ist eine ältere
ranzösische Übersetzung von neuem gedruckt worden.6) Ein Seitenstück zu
^anes 'Selections frorn the Kur-an'tf) ist nicht so umfangreich und enthält
weniger Erklärungen, wird als Übungsbuch für Anfänger im Arabischen
mpfohlen, gewährt übrigens nur ein einseitiges Bild der Lehre des Koran,
a nur die mit der christlichen Religion vergleichbaren Punkte besprochen
rerden.7) Eine Liste der im Koran und bei muhammedanischen Schrift-
tellern vorkommenden Namen Gottes enthält 552 Namen.8) Über die
'remdwörter im Koran, von denen die Mehrzahl biblische Ausdrücke sind,
andelt Siegm. Fraenkel.9) Die bekannte Legende von dem Engel und
em Eremiten, die zur Illustration der wunderbaren Wege der Vorsehung
ienen soll und auch im Koran, Sure 18, v. 64—81, erzählt wird, teilt
taat. Paris10) in verschiedenen Versionen der Gesta Romanorum, Vitae
*atram u. s. w. mit und führt sie auf jüdischen Ursprung zurück. Eine
1) Kuran-i-Sharif. The Holy Kuran. Cawnpore, Munshi Nawal Kiahor*s Press 1879.
82 S. Lithogr. 10 a. 6 p. - Dgl. 2. Ed. Ebda. 1880. 482 8. etc. — Dgl. (Arabic and
tah). 8. Ed. Ebda. 1879. 862 S. Lith. Re. 1 6 a. — Dgl. (Arab., Pen. and Urdu). 2 Ed.
berat, Muhammad Hasham Ali, printer 1879. 638 S. 4. Lith. Rs. 4. — Dgl. (Arab.)
«We, Aftab-i-Ponjab Press 1879. 486 8. Lith. Reprint 12 a. — Dgl. Delhi, Mnjtabai
***■• 1879. 672 8. Lith. Repr. Rs. 2. — Dgl. Delhi, Hindu Press 1879. 360 8. Lith.
t*pr. 12 a. — Tafirir-i-Hosaini , or the Koran with a Comm. by Hosain Eashefee of fierat
*« author of Anwar-i-Sohailee). 2 Ed. Bombay, Haidri Press. 968 8. 4. Lith. Rs. 4.
*• — Einen pers. Comm., 2 Urdu-Comm. a. ein Wörterbach zum Koran, lithogr. Lacknow
*S0 a. 79, bietet an TR. N. 8. II, 99, Aug. 1881. — 'Der Titel des TR. K. 8. II, 101
gasten Baches heifst wörtlich: Glossen des Schech Hamz&wi zu seinem Comm. über das
'•*k: Zorechtweisong [im Sinne von 'richtige Direktion^ des [religiös] Strebenden in Betreff
** Kernes der Einheitslehro, und ist natürlich kein Korankommentar, sondern dogmatischen
*»1W Mitteil, des Hrn.. Prof. A. Müller. - 2) Koran. No. 1, for Falgun. (Bengali)
r^al. by Rajendranath Mitra. Calc, Ajurwed Press 1879. 16 S. 9 a. - 3) Bengal Li-
**y CataL 1879 U, 14. — 4) The Qurän transl. by E. H. Palmer. P. I. Chapters I
XVI. — P. H. Ch. XVII to CXIV. Oxford, Clarendon Pres«. CXVIII, 268 u. X, 362 S.
1 •• (Sacr. Books of the East. Vol. VL IX.) — Vgl. Ath. beige No. 23; George Porcy
*dger Ac. XVIII, 433 — 6. 452 -4. Dec. 18, 24; Ath. Jan. 15, 1881, S. 92—3;
***d. Rev. LI, 212—4, 12. Febr. 1881; Westm. Rev. CXV, 558—9. Apr. 1881; Edinb.
**. CUV. 356—97. (Amer. ed. S. 182 b— 203 a) Oct. 1881. — 5) Le Koran de Mahomet
'**!. nouv. faite sur le texte arabe p. M. Kasimirski. Nouv. ed., entierement rev. et
***., aagmentle de notes, commentaires et d'un index. Par., Charpentier. XXXVI, 537 S.
'* fr. 3,50. — 6) S. Jahresber. II, 2, 237*. — 7) Will Muir, Extracts from the
**n, in the Original, with English Rendering. Lond., Trtibner. VII l, 63 8. 3 s. 6 d. —
51- Ac. XVII, 418, Jane 5. JAnt. IX, 235, Sept.; CR. LXXI S. XIII, Oct; E. N(estie)
3- 25. Dec., Sp. 1787 f. — 8) J. W. Rodhouse, On «The Most Comely Names', el esmai
ljusna, i. e. The Laudatory Epitheta, or the Titles of Preise, bestowed on God in the
Van or by Muslim Writers: JRAS. N. 8. XII, 1—69. 9) De Tocabulis in antiquis
rllmm carminibus et in Corano peregrinia. Lugd. Bat., Brill. vi. 27 8. (Habil. Sehr.) —
•*) L'ange et Termite, £tudo sur une legende rolig., Corapt. rend. de l'ae. des inscr. et b. 1.
• 8. VIII, 427—49.
Historische Jahrftsberiohte. 1880. II. 15
11,226 XXVI. J. Klatt
talmndische Parallele zu einem Verse in Sure 38 weist Güdemann1) nach.
In Fortsetzung der von Belin erstatteten Berichte veröffentlicht Cl. Huart*)
eine freilich nicht sehr zuverlässige Bibliographie der 1877 — 79 in Konst&u-
tinopel gedruckten Bücher, welche auch einige Koran-Ausgaben, theologische,
juristische und historische Werke enthält. Schließlich nennen wir noch
einen Aufsatz zur Handschriftenkunde des Koran.8)
Eine Geschichte der inneren Entwickelung der muhammedani-
schen Religion, in weloher die politische und Kulturgeschichte nur ge-
legentlich gestreift werden, ist R. Dozys schon früher4) erwähntes Werk, von
welchem in diesem Jahre die 2. verbesserte Auflage des holländischen Origi-
nals5) erschienen ist. Edw. Seil6) handelt in einem besonders für Missio-
näre bestimmten Buche über die Entstehung des Islam, den Koran, die
Sekten, Dogmatik und Ethik, Feste u. s. w. Dasselbe bezieht sich haupt-
sächlich auf den in Indien geltenden Islam, welchen der Yf. während seines
15jährigen Aufenthalts in Indien kennen zu lernen Gelegenheit hatte. EA&
Sayous7) giebt eine gedrängte Übersicht der arabischen Theologie uo-^
Philosophie vom VIII. bis zum XI. Jh., besonders auf Grund von Duga***
'Hist. des philosophes et des thäologiens musulmans.' 8) Über die Philosoph i-e
der 'Lauteren Brüder* im X. Jh. hielt F. Dieterici9) vor dem Orientalistei
Kongrefs zu Florenz einen Vortrag, welcher im wesentlichen ein Auszug
seiner 'Philosophie der Araber im X. Jh.' ,0) ist. Ein vor der America»11
Oriental Society gehaltener Vortrag über den nämlichen Gegenstand11) wird
den 'Proceedings' der Gesellschaft auszugsweise mitgeteilt. — Bei der Wi
fahrt nach Mekka, die schon bei den heidnischen Arabern üblich war, ab
später als eine Nachahmung der Pilgerfahrt Muhammeds umgedeutet
mufsten alle vom Propheten bei seiner Wallfahrt befolgten Gebräuche m
gemacht werden. Eine gründliche Darstellung derselben nach den muslin«=ii-
schen Traditionssammlungen und Rechtsbüchern erhalten wir von einem Hsstzjj-
länder in einer Leidener Dissertation.18) — Mit der strengen Auffassung c&es
Islam von der Einheitlichkeit Gottes ist anscheinend nichts so unvereinfc>ar
wie der Heiligendienst. Gleichwohl finden wir allerorten eine VerehrüsVMg
heiliger Männer sowohl als auch heiliger Frauen, die sich meist an die
Gräber derselben anschliefst. Allerdings geschient die Anerkennung des
1) Ein Mi drasch im Koran, Monatsschr. f. Gesch. u. Wim. d. Juden th. XXIX, 134. —
2) Bibliographie ottomane. Notice des livres tnres, arabes et pers.,» imprimea a Const dnrant
la per. 1294—1296 de lTieg. (1877—1879): JA. 7. Ser., XVI, 411—39. — 3) A. J. Win-
ters, La bibliothöquo Kh&livialo du Caire, le Bostan de Sadi et les manuscrits da Cor«»»
Ath. beige No 13, 1. juill. (nicht gesehen, da das Ath. beige mir nicht zugänglich ist). —
4) Jahresbor. II, 2, 237*. — 5) Het Islamisme. 2. herz. Druk. Haarlem. VIII, 357 S.
13 Taf. fr. 3,50. — Zur franz. Übers, vgl. St. Lane Poole Ac. XVI, 294-5, Oct **»
1879; H. Derenbourg RC. N. S. XIII, 146 — 9, 20 fevr. 1882; M. Ltittke Hist
Ztschr. N. F. XI, (1882) S. 487—96. — 6) The Faith of Islam. Lond., Trübner; Madza*
Addison. XIII, 269 S. 6 s. 6 d. — Vgl. Brit and For. Evang. Bev. Oct 1880, Jan. 1881;
S. Lane-Poole Ac. XIX, 245—6, Apr. 2, 1881; Sat. Bev. June 11, 1881. S. 765; 8tog*-
Fraenkel DL. II, Sp. 1917, 10. Dec. 1881. — 7) Theologiens et philosophes musubni**»
VIII. ä XI. siecle, Biblioth. univ. ot Bev. suisse. 3. per. VII, 429—40, VIII, 88—100. sept, <#L
— 8) S. Jahresb. I, 3326.— 9) Sur les etudes philos. des Arabes au X. s., Atti del IV oongr. in-
tern, d. Orient. 1, 385—94. Auch sep., Flor. 12 S. — Vgl. P. Perrean (s. o. S. !&*}
S. 47—51. — 10) S. Jahresbcr. II, 2, 240*. — 11) A. Hübsch, On the Jkhican a+Sqfa
or Türe Brothers': Procecd. Amer. Or. Soc. Oct VIII— IX. — 12) C. Snouck Hnrgroaje»
Het Mekkansehc Feest. Leiden, Brill. IV, 291 S. M. 3. — Vgl. S. Fraenkel DL- ß
157 f.; 29. Jan. 1881; T. Juynboll, Jets meer aangaande de Moslimsche Bedevaart, l*&>
(iids 1881, 1, 42—59.
Islam. n,227
islimischen Heiligen nur von Seiten des Volkes, nicht durch höhere Auto-
&t, so dafs sein Kultus eine Privatangelegenheit bleibt, während in den
)8cheen 'Gott' Alleinherrscher ist. Ober die Verehrung der Heiligen,
) Wirksamkeit, die sie am Throne Gottes zu Gunsten der Menschen aus-
en, die von ihnen verrichteten Wunder und die Stellung der Sekten zu
gern Glauben handelt Ign. Goldziher. *) Insbesondere die Wahh&biten,
3 überhaupt die Puritaner des Islam sind, verwerfen die Heiligenverehrung,
e Geschichte dieser Sekte seit ihrer Begründung durch Muhammed Abd-
•Wahhab (f 1787), ihre verschiedenen Kriegszuge, ihre Ausbreitung nach
dien erzählt E. Rehatsek. *) Den Schlufs seiner Abhandlung machen Mit-
ilungen über 15 Werke der wahhäbitischen Litteratur. — Ein von der
rthodoxie nicht anerkanntes, aber von verschiedenen haeretischen Sekten
igenommenes Dogma ist der Glaube an die Seelenwanderung, welcher durch
eilen des Koran begründet wird. Über 9 Sekten, welche diesen Vorstel-
ligen huldigen und unter welchen sich auch die Nosairis in Syrien und die
•usen im Libanon befinden, handelt derselbe Rehatsek. 3) Seine Reise im
nde der Nosairis beschreibt ein französischer Reisender4) (auch deutsch).5)
>er die Drusen handelt das bereits in 2. Aufl. erschienene Buch eines
lieners.6) — Eine wenig bekannte Sekte, die zahlreiche Anhänger in der
rkei, in Persien und selbst in Rußland zählt, sind die Jesiden, die den He-
lenen Engel' verehren und daher auch Teufelsanbeter genannt werden,
►er sie handelt ein allgemein gehaltener Essay,7) der ihr Leben und Treiben
lildert; N. Siouffi,8) französischer Vice-Consul in Mossul, teilt eine
iterredung mit, die er mit dem Haupte der Sekte über Gegenstände ihrer
ligion gehabt hat; danach zählen sie sich selbst nicht zu den Muslims.
Häufig erwähnen wir auch das Buch desselben9) über die Subbä oder
andäer, eine christliche Sekte, welches er aus Nachrichten, die von einem
m Katholizismus übergetretenen Mandäer in Baghdad stammen, zusammen-
stellt hat. Doch wirft ihm Nöldeke, der Verfasser der mandäischen Gram-
fctik, verschiedene Fehler in seinen Angaben über die Lehren der Mandäer
•r: er wisse nicht, dafe die heiligen Texte der Mandäer auf den europäischen
ftliotheken vorhanden sind, dafs das Sidrä Rabba gedruckt ist; wertvoller
ien seine Angaben über die religiösen und sonstigen Gebräuche der Mandäer,
piche dem nicht widersprächen, was Petermann (Reisen im Orient H) mit-
Üt. — Ein Essay über das Passionsspiel der Schiiten10) lehnt sich an das
1) Le culte des saints chez les Muaulm., RHU I ans. 2, 257 — 351. Auch sep. Ptr.,
«mx. 95 S. — Vgl. Th. N(öldeke) LC. 11. Juni 1881, Sp. 817—9; A. Socin ThL.
> 325—6, 2. Juli 1881. — 2) The Hiat of the Wahhabys in Arab. and in Ind., Journ.
tobay Br. B. As. Soc. XIV, 274—401. — 3) The Doctrines of Metempsychosis and Incar-
*>n among nine Heretic Mahammadan Sects, ebda. X1Y, 418 — 38. — 4) L. Cahun, Lea
*•*&, Tour du Monde XXXV IU, 369—400, m. 18 Abbüd. im Text — 5) Die Nosairier.
dl d. Französ. des Beisenden L. Cahun, Globus XXXVII, 305—12, 321—6, 337—43, m.
Bildern im Text. — 6) L. Goretti, Drusi e Musoimani. 2 ed. P. 1, 2. Modena, tip. di
Toschi, 1878. 103, 91 S. — 7) A. Froih. v. Schweiger-Lerchenfeld, Die Teufels-
!>«ter. Ein Culturbild aus d. siidl. Kurdistan, Westerm. Monatsh. XLVU, 586—603, Febr.,
8 Bild, im Text- — 8) Une courte conversation avec le chef de la secte des Yezidis, ou
ftlorateurs du diable, JA. 7. Scr. XV, 78 — 83, janv. — 9) feudos sur la rolig. des Soubbas
8ab6ens leurs dogmes, leurs moeurs. Par., Impr. nat XL, 211 S. fr. 7,50. — Vgl. Th.
(öldeke) LC. 17. Apr., Sp. 513—5; Sabians and Christians of St John, Edinb. Boy.
41, 117—39, July; Ath. 11. Dec, S. 777; F. de Saulcy Journ. des Sav. mai-juiü. 1881,
[7-97, 376—82, 393—403. — 10) The Pen». Miracle Play, Edinb. Be?. CU, 141 —
•> Jan.
15*
11,228 XXVL J. Klatt:
in diesem Jahresbericht1) erwähnte Werk von Pelly und an A. Chodzkos
Tbßatre persan (Paris, 1878). Carl v. Vincenti*) schildert aus eigener
Anschauung die bei den Schiiten übliche Wallfahrt nach Kerbela, der Grab-
stätte von Alis Söhnen, bei welcher die Pilger ans den entferntesten Gegen-
den ihre Toten mitbringen, am sie in der Nähe der heiligen Gräber zu
bestatten. Schliefslich nennen wir noch zwei im Pendschab erschienene orien-
talische Lithographieen.5"-4)
Aus der bewährten Hand M. Steinschneiders6) erhalten wir einen
neuen Beitrag zur Geschichte der Wechselbeziehungen zwischen Islam und
Judentum. Simon Duran, Arzt und zuletzt Rabbiner in Algier, geb. 1361 in
Barcelona, widmet in der Einleitung seines Kommentars zum talmudischen
Traktat Abot dem Islam eine eingehende Kritik, von welcher Steinschneider
eine schon 1844 angefertigte, seitdem wiederholt revidierte Übersetzung ver-
öffentlicht. S. Landauer6) ediert das arabische Original eines in hebräischer
Sprache schon bekannten Buches, welches 933 der arabisch-jüdische Religions-
philosoph Sacadja, Rektor der jüdischen Hochschule in Baghdad, verfällst hat
Ober die Stellung Muhammeds und des Islam zum Christentum giebt
Ed. Sayous7) einen guten Überblick, indem er zunächst erörtert, was Mo-
hammed vom Christentum gekannt, insbesondere welche Vorstellungen er von
dem Leben Jesu gehabt habe, ferner, welche von den christlichen Lehren
er geleugnet und welche er für wahr gehalten und nachgeahmt habe. P. de
Jong8) handelt nach einer arabischen Hds. der Universitäts -Bibliothek von
Utrecht, welche ehemals dem Christian Ravius aus Berlin gehörte, über einen
Brief der cyprischen Geistlichkeit an Muhammed ibn Abi Tfilib al An§&ri
ad-Dimischki vom Juli 1321 und dessen Antwort.
In dem Bestreben der muhammedanischen und christlichen Theologen,
einander durch Gründe von der höheren Vortrefflichkeit ihrer Religion in
überzeugen, hat das Werk des protestantischen Missionars Pfander, Mizan-ol-
Huqq; A Treatise on the Controversy between Christians and Muhummedans,
(2 Ed., Agra 1850; Hindustani) eine Antwort von muslimischer Seite her-
vorgerufen, die wegen ihrer Vorzüge wohl verdient hat, in Europa bekannt
zu werden. Aufser der bereits erschienenen französischen9) wird eine englische
1) II, 2, 2401. — 2) Todtenkarawanen. Ein Lebensbild. Westerm. Monaiah. XLY1Ü,
137—47, Apr. — 3) Saiyid 'Abdul Qasim, Ma'arif-ul-MiJlat in Najiya wan Nariya (Tto
Diatinguishing Characteriatics of a True and a False Religion). Arab.-Per*. Labore, Victoria
Press 1879. 458 S. Lith. Rs. 2. [An aeconnt of the prineipal heretical seeta of the Motel-
mans . . .] — 4) Faqir Muhammad Muslim, Taqwiyat-ul- Islam (Strengthener of (attk,
Part I. — Panjäbi, in Pers. char.) Jullundur, Qaisari Press 1879. 384 S. Lith. 12a. [An
aecount of the conquest* of the Arabs under the Khalifs, including brief sketches of the littt
of some false prophets who livod during that period.] — 5) Islam u. Judenthum. Kritik d.
Islam von 8. Duran (1423), aus d. Hebr. übers, u. erläut, Mag. f. d. Wisa. d. Judenth. YD,
1—48. — G) Kitab al-Araänät wa l-Ttiqadät von Saadja b. Jüsuf al-Fajjfimi. Leiden, Brut
1880 (Umschl. 1881). XXI, 320 S. M. 8. — Vgl. M. Steinschneider DL. II, 1186-8,
23. Juli 1881; Ign. Goldziher ZDMG. XXXV, 773—83, 1881. —7) Jesus-Christ d'aprt«
Mahomet ou les notions et les doctrines musulra. sur le christianisme. Par., Leroux; Lph
0. Schulze. 92 S. fr. 2. — Vgl. Bat. Rev. L, 313, 4. Sept.; Westm. Roy. CXV, 872, J».
1881; E. Nfestle) LC. 5. Febr. 1881, Sp. 171 f.; Wolf Baudissin ThL. VI, 76 t
12. Febr. 1881; 0. P. DL. II, 394—5, 12. März 1881; H. Derenbourg RC. NS. XIH»
149—52, 20 feyr. 1882. — 8) Een arab. Handschr., beheizende eene Beatrijding t» 't
Christondom, Versl. en Meded. d. K. Ak. Amst. Letterk. 2 reeks. VIII, 217 — 86 (1878).-
9) Idh-har-ul-haqq ou manifestation de la vente* de el-hage Eahraat-ullah Efendi de JWki
(un des descendants du Calife 'Osman-ben-Affan) trad. de l'arabe par un jeune Tunisien. Btf>
et corr. sur le texte, et augm. d'une Prof. , d'un Append. et de quelques Note» par f. V.
M«n. 11,229
ersetzung vorbereitet. Das Werk enthält im 1. Teile eine Widerlegung
• christlichen Lehren von der Dreieinigkeit, der Göttlichkeit Christi u. s. w.,
1 im zweiten eine Verteidigung des Islam. So interessant es ist, die An-
bt eines gelehrten Muhammedaners über diese Dinge kennen zu lernen, so
it der Herausgeber zu weit, wenn er dem Buche einen Einflufs auf Be-
ifügung der fanatischen Volksmassen beimifst, z. B. S. LXXVII: Le präsent
frage am&ne une &re nouvelle ; il ouvre la porte ä une discussion pacifique
xe Chr&iens et Musulmans. Acceptä par les Chr&iens avec un esprit de
lciliation, c.-ä-d., en consid6rant les Musulmans non plus comme Hnfid&les',
18 comme de vrais corräligionnaires din%rant d'opinion dans des matteres
sessoires seulement, ce nouveau genre de discussion peut servir & präporer
voie ä un rapprochement qui dument cultivä, finirait par 6tablir une
ternitö 6ternelle. — Ein andrer Orientale1) veröffentlicht 9 gröfsere und
inere Essays in arabischer Sprache zur arabischen Litteratur und zur Dog-
tik des Islam. In der letzten Abhandlung, welcher eine französische Über-
zung beigefugt ist, geht der Vf. auf die Tagespolitik ein, auf die soge-
inte orientalische Frage, die Aussichten des Islam und sein Verhältnis zum
ristentum. Der türkische Unterrichtsminister Subhi Pascha8) ist der
rfasser eines Unterrichtsbuches für türkische Schulen, enthaltend die Ge-
ichte der Stiftung des Islam und der drei ersten Chalifen, welche nach
Müllers Urteil mit (vielfach fein ironischer) Polemik gegen das Christen-
q durchzogen ist. — Schliesslich nennen wir noch den Katalog der Gothaer
ibischen Handschriften von Wilh. Pertsch,8) ein in jeder Beziehung aus-
seichnetcs Werk, dem jedoch die reichhaltigen Literaturnachweise noch
3i besondern Schmuck dienen. Der in diesem Jahr erschienene Bd. II
thält in Abteilung 7 — 10 die arabische Theologie, Mystik, Jurisprudenz
d Philosophie. Verschiedene Drucke und Lithographieen zur Religionsge-
tichte des Islam aus Lucknow, Konstantinopel, Kairo, Mossul in persischer,
dn-, türkischer und arabischer Sprache findet man in Trübners Record
S. II, 97—102, Aug. 1881.
Das islamische Personen recht hat durch einen Muhammedaner 4) eine
gfältige Bearbeitung erfahren. Das Buch ist unter Benutzung zahlreicher
bischer Werke, welche in der Vorrede aufgezählt werden, verfafst und für
Muhammedaner Indiens berechnet. Bei der angefügten vergleichenden
zze des Erbrechts der Sunniten und Schiiten ist hauptsächlich ein kurz vorher
'hienenes Buch von Almaric Rumsey6) zu Rate gezogen, welchem zu-
ch nachgerühmt wird, dals es ein besonders wertvolles und umfassendes
rk über das hanefitische Recht sei, trotzdem es nicht aus den Quellen,
dern aus Übersetzungen und Bearbeitungen schöpft. In der Vorrede führt
letti. T. 1, 2. Par., Leroux. CL11, 423; VI. 472 S. fr. 25. — Vgl. LC. 15. Jan. 1881.
87 f. — 1) M&anges par le comte Rocha'id Dahdah. Par., Leroux (gedr. in Wien).
5. arab. u. 21 S. franz. fr. 6. — 2) Hakäik al kaläm . . . (türkisch). Konstantinopel
7 (1880). VI, 357 S. — 3) JHe arab*. Hdss. d. Herzogl. Biblioth. zu Gotha. Bd. II.
ba, Perthes. VIH, 495 S. M. 17. — Vgl. Th. N(öldeke) LC. 12. Febr. 1881, 258 f.;
Derenbourg RC. N. S. XIII, 201—11, 221 — 9, 13. u. 20. März 1882. — 4) Syod
eer Ali, The Personal Law of the Mahommedans (according to all the Schools.) Together
* a Comparat Sketch of the Law of lnheritance among the Sannis and the Shiahs. Lond.,
«n. XU, 432 S. 15 s. — Vgl. Wostm. Re?. CXV, 582 f., Apr. 1881. — 5) Moohum-
lan Law of lnheritance, and Rights and Relations affecting it. Sanni Doctrine. Comprising
rther with mach Collateral Information , the Substance , greatly expanded , of the Author's
■rt of Pamüy lnheritance'. Lond., Allen. XXVm, 470 S. 1 Taf. 12 s. — Vgl. Ac. XVIII,
Jnly 24; Westm. Rev. CXIV, 249—50, July; Sat Rev. L, 463—4, Oct 9.
11,230
XXVI. J. Klatt
sich letzteres ein al» eine 3. Ausgabe zu lA Chart of Moohummudan Inhc
ritance' (1866; Ed. II 1872), doch hatten die ersten beiden Ausgaben wenig,
als 50, diese 500 Seiten. — Das hanefitische Rechtsbuch des Kuduri (XL J\
ist von Prof. v. Gottwaldt1) in Kasan neu herausgegeben worden: *3
erste von einem Europäer besorgte Ausgabe, während die früheren in orl^
talischen Lithographieen (z. ß. Delhi 1847, 1851, ßibl. Sprenger. No. fc i
614) bestanden, welche, wie v. G. sagt, durch die den Kommentaren ^i
nommenen und dem Text einverleibten Einschiebungen entstellt sind. J
fügt hinzu: 'Ob sich je ein Text herstellen lassen kann, wie ihn Koduri voj
trug, ist sehr zu bezweifeln, da sein Original, wenn je eines existierte, vo
einer Menge seiner Schüler nachgeschrieben wurde (?), so dafs man all«
existierenden Handschriften eher als Kollegienhefte ansehen dürfte, denn alt
die Urschrift des Koduri'.8) — Wir erwähnen ferner ein Compendium des
indischen Rechts,9) eine französische Abhandlung4) und anhangsweise 'da*
syrisch-römische Rechtsbuch aus dem V. Jh. n. Chr.',5) das seinerzeit für doi
Orient von Armenien bis Ägypten von hoher praktischer Wichtigkeit gewesen
ist und trotz seines geringen Wertes der justinianischen Gesetzgebung i
diesem Landstrich den Weg versperrt hat.
Die Geschichte der Chalifen von Sujüti (f 911 H. = 1505), dere
arabischer Text 1857 in Kalkutta ediert wurde, liegt in einer Übersetzung*
vor, welche jedoch nicht den ungeteilten Beifall der Kenner gefunden b^
Nur die ersten 5 Hefte derselben sind 1880 erschienen. — Der Chalif Onm*
soll 642 bei der Eroberung Alcxandriens die dortige Bibliothek verbrach
haben. Die ältesten Schriftsteller, die eine genaue Beschreibung der Erotr
rang geben, erwähnen jedoch die Verbrennung nicht, sondern erst üt>
500 Jahre nach dem Ereignis taucht die früheste Nachricht davon auf. Z
Zeit Omars ist höchst wahrscheinlich von der Bibliothek nichts mehr oc9
nur ein geringer Rest vorhanden gewesen.7) In einem hübschen Essay Ja
Gh. Barthälemy8) denselben Gegenstand behandelt und sowohl die Schri
steiler, die an diese Fabel geglaubt, als auch die, welche die richtige M>
nung gehabt haben, wörtlich citiert. — Ein Denkmal der Eroberung Arn
niens durch die Araber (unter Abd el Malik) ist 'die Klage Armenioc
eine Elegie eines ungenannten Autors, welcher nach der Meinung des Üb*
setzers9) den Ereignissen gleichzeitig war. Sie zerfällt in zwei Teile, d&n
1) Muchtasar al Kudüri . . . Kurzer Inbegriff der hanefit Rechtskunde toh Aböl Ha»««
Ahmed ben Mohammed Koduri, geb. 362 (972), f 428 (1036). Kasan, Univ.-Druck. 144
gr. 8. — 2) Verhandl. d. V. Orient-Congr. zu Berlin 1881, I, 48. — 3) Babu Tota B»»
A General Digest of Muhamm. Law, both Sunni and Shia. Aligarh, Munshi Madhava Fras4d
Press 1879. 64 S. Bs. 2 8a. [A digest of the works of Baillie, Shamacharn and othan
intended chiefly for candidatos for examination.] — 4) H. Hugues, Los origines da drn
musulra., La France judiciaire, mars. — 5) M. Unterstütz, d. Akad. d. Wiss. zu BerL aus ■
orient. Quellen hrsg., übers, u. orl. v. K. G. Bruns u. Ed. S ach au. Lpz., Brockhau* X
141, 346 S. 4. M. 36. — Darin S. 68—94 die arab. Version, Abt 2 S. 75—114 Über***
d. arab. Textes. — Vgl. LC. 17. Juli, Sp. 937—9; A. Esmein, Un traitf de droit ifro-
rom. du V. s., Journ. des Sav. S. 316—26. — 6) liist» of the Caliphs by Jalalu'ddfa *«
Suyüti. (transl.) by H. 8. Jarrett. Fase. 1—5. Calcutta. S. 1—480. (Biblioth. Indi» K&
No. 440, 441, 443, 446, 451.) — Vgl. Sat. Kev. LU, 24—5. — 7) L. Krehl, Über 4
Sage von d. Verbrennung d. alexandrin. Biblioth. durch d. Araber, Atti del IV congr. iat- *
orient I, 433—54. (Auch sep. u. gl. Tit., Florenz.) — Vgl. P. Perreau, (o. & tW
S. 55—9. — 8) Omar a-t-il faitbruler la biblioth. d'Alex.? in B.s «Erreurs et mensonget hurt*-
XI. 8er. Par., Bleriot 1879, S. 170—90. — 9) Elegie sur les malheurs de TArm. et »
martyre de S. Vahan do Kogthen, Episode de l'occupation arabe en Arm. trad. p. la prtm^«
fois de l'arm. litteral, sur l'edition des rr. pp. Mechitaristes , par J. A. Gatte yriar JA-
7. 84r., XVI, 177—214.
W** 11,231
erster die arabische Invasiou, der 2. das Leben und Leiden des h. Vahan
behandelt. Doch finden sich auch in letzterem zahlreiche Details über den
Zustand der Armenier unter der arabischen Herrschaft und die Beziehungen,
welche die Geistlichkeit und der Adel des Landes mit den Eroberern unter-
hielten. E. Renan bemerkt bei der Besprechung dieser Übersetzung:1)
L'Arm6nie est la seule nation chrätienne de TOrient qui ait eu conscience
de son 6crasement par l'islam. Ailleurs, pas une protestation, pas an cri,
du moins dans les monuments 6crits qui sont parvenus jusqu'ä nous. Oü est
la plainte de l'figypte? Oü est celle de la Syrie? ... — Über den Chalifen
Walid IL (743 — 4) teilt E. Rehatsek') eine Volkserzählung mit historischer
Grandlage mit, desgleichen gastronomische Anekdoten von den älteren Cha-
lifen.8) — Auch für die Geschichte wichtig ist Vict. Rosens4) Abhandlung
Aber Ibn Kutaiba (f um 890), dessen litterarische Thätigkeit R. nach allen
Seiten beleuchtet. — Ober die von den Kreuzfahrern herrührenden Nach-
ahmungen arabischer Münzen, die sogenannten bisantii sarracenati (wofür
sarrazinas die alte proven^alische Form ist) handelt Louis Blancard.6)
Derselbe erwähnt ein Werk Numismatique fathimite, welches H. Sauvaire
zu veröffentlichen im Begriff stehe (Dec. 1879), welches aber bis jetzt (Sept.
1882) unsres Wissens noch nicht erschienen ist. Von einer andern Schrift,6)
die sich auf die muhammedanische Geschichte zur Zeit der Kreuzzüge be-
zieht, berichtet E. Renan.
Für die Erforschung des gegenwärtigen Arabiens bemühen sich
erfolgreich mehrere Reisende. Richard F. Burton 7~"8) veröffentlicht zu dem
Bericht über seine zweite Expedition9) nach Midian (1877 — 8) zwei aus-
führliche Nachträge, von denen der eine die Itinerarien, der andere Mit-
teilungen über die Beduinenstämme Midians enthält. Von Burtons10) Pilger-
fahrt nach Mekka und Medina wird wieder eine neue Auflage angezeigt.
Wilfrid Scawen Blunt und seine Gattin Lady Anne Blunt, welche letztere
aber die Beduinenstämme des Euphrat auf Grund einer im Winter 1877/8
dnrch die syrische Wüste und das Euphratthal unternommenen Reise ein
besonderes Werk11) herausgiebt, bereisten zusammen das nördliche und innere
Arabien von Damascus südlich bis zum Dschebel Schammar (Nedschd), ein
Wegen des Fanatismus seiner Bewohner bisher unzugängliches Land, über
Wekhe Reise ein Bericht18) vorliegt, der auch unter anderm über die Nefud
1) Kapp. um. 1880/81, JA. 7. Se>. XVIII, 60. — 2) Oriental Folklore. III. Dialogue
£ the Khalif Walid, with a poor man: CR. LXXI, 287—300, Oet. — 3) E. Rohatsek,
®*«t*oiioin. Anecdotes of the Earlior Khalif s: GR. No. CXXXIX, Jan. — 4) Zur arab. Litte-
J*bi*gesch. d. älteren Zeit (La le 9 eopt. 1880.) I. Ibn Quteiba: Kitab 'Ujün al-akhbar:
^U. de l'ac. de St.-P6t. 1881, 55—78. (Mel. asiat VIII, 745—79, 1881.) — 5) S. u. S. 24210.
" Gnill. Rey, Sommaire da supplem. des familles d'outre-mer. Chartres, Durand freres. 36 S.,
j*. & Renan, Rapport (o. n. 1) S. 57. — 7) Itineraries of the Second Khedivial Expe-
^on: Memoir ezplaining the New Map of Midian made by the Kgyptian Staff-officers : Journ.
*• Geogr. Soc. XLIX, 1—150. 1 Karte. 1879. — 8) The Ethnology of Modern Midian:
^niact R. Soc. of Liter. 2. Ser. XII, 249—330. — 9) S. Jahresber. II , 2, 244». —
L0) PUgrimage to Meccah and Medinah. New Ed. revised. Lond., Mullar. 534 S. 6 s. (3 Ed.,
!* Jahresber. d. DMG. 1879 S. 140 n. 7.) — 11) Lady Anne Blunt, Bedouin Tribes of the
ptphratee. Ed., with a Pref. and some Account of the Arabs and their Horsos by W(üfrid)
Kcawen) B(lunt). In two vols. Vol. 1, 2. With Map and Sketches by the Author. Lond.,
*Hrray 1879. XVII, 346 8. 7 Bilder, 1 Karte. — VII, 283 S. 5 Bilder. 24 s. — 12) W.
*• Blunt, A Visit to Jebel Shammar (Nejd). New Routen through Northern and Central
^tabia: Proc R. Geogr. Soc. N. S. II, 81—97, Discuss. 97—102. 2 Kart. Vgl. A. Zehme,
Wi and über Arabien. IX. (Bluntfs Reise nach Schammar.): Globus XXXVD, 251—4; H.
^ ichmann, Neuere Reisen in Arabien. (1. W. S. und A. Blunt's Reise nach Nedjd. 2. R. F.
11,232 XXVI. J. Klatt:
genannte Formation der Wüstenfläche handelt. Ein andrer Artikel von
W. S. Blunt1) bespricht die neuesten Ereignisse in Arabien seit dem Er-
scheinen von Palgraves Werk, d. h. die Zeit von 1864 — 80. Wir finden
ferner erwähnt Aufsätze über die alten Araber der Landschaft Hedschas')
und über Medina vor 20 Jahren.8) Die Mitteilungen4) über die Hafenstadt
Mekkas, Dschedda, einen Mittelpunkt des arabischen Handels, enthalten Aus-
züge aus dem Bericht des niederländischen Konsuls in Dschedda über Handel
Schiffahrt, Einfuhr und Ausfuhr. Weitere Ergebnisse seiner Reise in Süd-
arabien veröffentlicht Renzo Mauzoni,5) und Heinr. Kiepert6) teilt einiges
über eine Reise mit, die der Buch- und Antiquitätenhändler Schapira aus
Jerusalem behufs Aufsuchung seltener Handschriften und anderer Altertümer
in Südarabien gemacht hat. Gust. Pauli7) beschreibt Bagdad aus eigener
Anschauung. R. D. Osborns mangelhaft 'der Islam unter den Chalifen* be-
titeltes Buch8) scheint von neuem erschienen zu sein. Wir erwähnen schließ-
lich noch eine Reisebeschreibung von Damenhand 9) und den Artikel 'Arabien'
in dem neuen französischen geographischen Wörterbuch.10)
Hieran fügen wir einige allgemeinere Arbeiten über Numismatik.
H. Sauvaire11) setzt seine Betrachtungen über die verschiedenen Münz-
namen fort, von welchen er diesesmal einige 80 (No. 5 — 89) bespricht. Der-
selbe hatte in dem JRAS. von 1877 eine Abhandlung des Mär Eliya über
Gewichte und Mafse übersetzt, und zwar nach einer Pariser Handschrift, in
welcher Kap. 5 — 10 und Teile von Kap. 11 — 13 fehlten. Diese fehlenden
Partieen werden jetzt von Sauvaire12) nach einer Gothaer Handschrift er-
gänzt. Wir nennen ferner Münzverzeichnisse der Sammlung des französischen
Konsuls in Mossul13) und Bd. V des Katalogs des Britischen Museums,14) der
das Münzwesen der nordafrikanischen und spanischen Mauren, von 448 H. bis
zur Gegenwart behandelt und auch die seltenen Münzen der Könige und
Burton's Erforsch, d. Midianiter-Landes, 1877 n. 78. 3. Gh. McDoughty's Reise in West- mri
Centralarabien, 1876—78): Petermann's Mitth. XXV11, 213—22. 1 Karte. 1881. — Über Mie
Doughty ygl. auch A. Sprenger, Doughty's Forschungen im nördl. Arabien: Globus XXXVH,
201 — 3. 255. — 1) Recent Events in Arabia (auf d. Umschlag: A Recent Page of Arsbun
History): Fortn. Rev. N. S. XXV11, 707—19, May 1. — 21 T. Paric, Les anciens Anbei
du Hedjaz: Rev. trimestr., juillot. — 3) Mohammed Saddik-Bey, Medine il y a fügt
ans: Bull, de la Soc. Khediviale de g6ogr. S. 16—32, Mai. — 4) J. A. Kruyt, Benig0
Mededoelingen en Beschouwingen betreifende Djeddah on het daarachter liggende Gedeelteru
Midden-Arabie: Tijdschr. van het Aardrijksk. Gonootach. IV, 336—61. — 5) I/Arabia Feiice.
Geografia antiea o moderna: L'Esploratore No. 1, S. 12 — 17. — 0) Schapira's Reise in Jenes:
Globus XXXVI11, 183—6. — 7) Bagdad: Westcnn. Mon -Hfte. XLV, 351—64, m. 5 AbbiW-
im Text, Dec. 1878. — 8) Islam under tho Khalifs of Baghdad. Lond., Seeley. 416 S. 10 s. 6i
— Vgl. Jahresbor. II, 2, 248". — 9) Isabel Burton, Arabia, Egypt, India: a NamüT«
of Travel. With 15 illustr. and 2 maps. Lond., Muüar 1879. 486 S."l6 s. — 10) VirieB
de Saint- Martin. Nouveau dictionn. do geogr. univers. T. 1. Par., Hachette 1879. 8. 173
— 80. fol. — G. A. v. Kl öden, Zur Bibliographie Arab. u. Afghan.: Ztschr. f. wiss. Geogr. 1.
230 — 2. (Abdruck der bibliograph. Zusammenstellungen am Schlüsse d. betr. Artikel in d.
eben erwähnten geogr. Wörterb.). Vgl. G. J. Dozy, Nachtr. zu Klödens Arab. Bibliographie:
ebda II, 161. 1881. — 11) MateViaux pour linst, de la nuinismatique et de la mätrologw
rousulm., traduits ou recueillis et mis en ordre. Partie I. Monnaies. (Suite.): JA. 7. Sex. XV»
228—77, 421-78. — 12) A Treatise on Weights and Moasures, by Eliya, Archbishop of
Nisibin. (Suppl. to Vol. IX, 291 - 313): JRAS. N. S. XII, 110—25. 1 Taf. Jan. —18) &
Siouffi, Liste« des monnaies musulm. 5, 2, 4 pl. Mossoul, s. JA. VII. 8er. XV, 351, 536,
539. — 14) Catal. of Orient Coins in the Brit. Mus. Vol. V. Lond., Longmans etc. LÖ>
175 S. 7 Taf. 9 s. (Auch u. d. T.: The Coins of the Moors of Africa and Spain: and the
King« and Imams of tho Yemen. in the Brit. Mus. Glasses XIV B. XXVI I. By Stanley
Lane Poole. Ed. by Reginald Stuart Poole.) — Vgl. Franc. Godera y Zaidin, Ber.
de cienc. hist. IV, 108—25, oct.-noy. 1881.
W«n 11,233
[marne bringt, welche in muhammedanischer Zeit über Südarabien herrschten.
Ein nützliches Hilfsmittel bei numismatischen Arbeiten ist die von S. Lane-
Poole1) verfertigte übersichtliche Zusammenstellung der mohammedanischen
aerrecher in den Jj. 41 — 656 H., und zwar der Dynastieen von Spanien,
Sordafrika, Ägypten, Syrien, Mesopotamien, Persien, Transoxanien und Afgha-
nistan, auf einer in Buntdruck schön ausgeführten Tabelle.
Zur Umschreibung der arabischen Namen sind zwei französische
Abhandlungen *— 8) erschienen, die uns indessen beide nicht zu Gesichte ge-
kommen sind.
Die Geschichte des Kriegswesens von Max Jahns4) enthält eine
sorgfältige, aus den besten Quellen geschöpfte Darstellung des Kriegswesens
der Araber und Mauren, ihrer Waffentechnik, Reiterei, Geschütze und Be-
lagerungsmaschinen, Kriegführung, Befestigungen u. s. w., in einem besondern
Kapitel ihre Stellung zur Feuerwerkerei und ihr Seewesen, — letzteres nur
$anz kurz. Die neueste Publikation von F. Wüstenfeld6) ist dabei natür-
lich nicht benutzt: — dieser übersetzte ein arabisches Werk, dessen Titel
nicht bekannt ist, und dessen ebenfalls nicht bekannter Vf. vermutlich um
die Mitte des VIII. Jh. H. (Mitte des XIV. Jh. Chr.) in Ägypten lebte. Die
Taktik des Aelian in der arabischen Version, von deren Vorhandensein man
bisher nichts wufste, ist vollständig mitgeteilt. E. Rehatsek6) sammelt die
Nachrichten der arabischen Schriftsteller über Waffen und Kriegsgerät. F.
Wüstenfeld7) liefert einen Beitrag zur Geschichte des Seewesens der Mu-
hammedaner, indem er die Wörter für Schiffe, deren es im Arabischen über
1O0 giebt, zusammenstellt.
Eine Abhandlung zur Geschichte der technischen Künste,8) deren Titel
*h A.Müller verdanken, ist uns nicht näher bekanntgeworden. E. Rehat-
;ek9) sammelt die Stellen über das Weintrinken bei den praeislamitischen
labern, bei denen es teils üblich, teils verboten war. Über die unter den
Arabern allgemein verbreitete Annahme, dafs der Charakter eines Mannes
lQf den Sohn seiner Schwester übergehe, hielt J. G. Wetzstein10) einen
Vortrag, der sich sowohl auf mündlich Vernommenes, als auch auf Belege
us der Litteratur stützt — In seiner Abhandlung über die grofsen Seuchen
1) A Schemo of the Mohamm. Dynastie» during the Khalifate: Numism. Chron. XX,
£2—7. 1 Tab. Auch sep., 8 S. 1 Tab. Lond., Trübner. 2 8. - 2) G£ner. Parmentier,
J® la transcription pratique, an point de vue francais, des noms araboa en caraetcres latins.
J**»i. pres. ä la sect de geogr. de l'a&soc. fran$. ]>oar l'avanc. d. sciences, aa congres de
*<*Utpellier, le 1 sept 1879. Paris, 1880. 35 S. — 3) Trumelet, Do la transcription
'Biograph, des noms arabotj et berbers: Rev. geogr. intern. No. 52, 61, 62. — 4) Handb.
* Gesch. d. Kriegswesens v. d. Urzeit bis z. Renaissance. Technischer Thoil. Lpz., Gronow.
* 489—508, Tai. 33 u. 34, Moslemin; S. 517—23 Stellung der Araber z. Feuerwerkerei;
* 1027 — 33 die Mauren; S. 1233 — 4 Seewesen d. Araber. -- 5) D. Heerwesen d. Muham-
tQdaner u. d. arab. Üben, der Taktik d. Aelianus. Aus e. arab. Hds. d. Rerzogl. Bibl. zu
'<Hha übers. M. Zeichnungen u. d. Plane e. muhamm. Lagers: Abh. d. K. Ges. d. Wiss. zu
^ött XXVI. Auch sep., Göttingen, Dietorich. VII, 73, 32 S. 4. M. 6. — Vgl. LC. 6. Aug.
&$1, 1105 f.; Philol. Anz. XI, 43 — 5. — 6) Notes on some Old Arms and Instruments of
^ar, chiefly among the Arabs: Joum. Bombay Br. R. As. Soc. XIV. 1879 (ersch. 1880),
;- 219—63. 7 Taf. — 7) Die Namen d. Schiffe im Arab.: Gott. Nachr. S. 133—43. —
fy Jos. Karabacek, Über einige Benennungen mittelalterl. Gewebe: Mittheil. d. k. k. öst
*fo*. f. Kunst u. Ind. Jg. 1879 S. 273-83, 301—9, 343—9. 1880 S. 77—86, 97—103.
Aach sep.) — 9) Wine among the Ancient Arabs: Journ. Bomb. Br. R. As. Soc. XIV, 164
—72. — Ebda, von de ms. Vf.: On the Arabic Alphabet and Early Writings S. 173—98.
L Taf.; Magic S. 199—218. 1 Taf. — 10) Über d. Glauben d. Araber, dafs d. Neffe d.
Hütterl. Oheim nachgerathe: Ztschr. f. Ethnol. XII. Verh. S. 244—50, 16. Oct,
11,234 XXVI. J, Klatt:
des Orients bestreitet A. v. Kremer1) die Meinung, dafs Ägypten und Syrien
die eigentlichen Brutstätten der Pest seien, und dafs die Pest immer aas
dem Orient nach Europa eingeschleppt worden sei; sie sei vielmehr auch
häufig spontan auf europäischem Boden, z. B. in den grofsen mittel- und süd-
deutschen Handelsstädten entstanden. Daran knüpft er noch andere allge-
mein kulturhistorische Betrachtungen und giebt hierauf eine chronologische
Reihenfolge der Pestepidemieen nach Sojutis Geschichte der Pest vom Beginn
des Islams bis z. J. 897 H. (1492 Chr.), in welchem der Vf. schrieb. Es
ergiebt sich daraus ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Erscheinen
der grofsen Seuchen und den politischen Zuständen (Kriegsläuften). Wir er-
wähnen schlicfslich noch eine französische Abhandlung über den Unterricht
in den muhammedanischen Ländern, *) einen Auszug aus dem trefflichen Auf-
satz K. Thiemes8) und eine hübsch geschriebene populäre Abhandlung über
die Frauen der islamitischen Welt.4)
Nachdem wir die über den Islam im allgemeinen und über Arabien be-
sonders erschienenen Schriften überblickt haben, wenden wir uns zu den
andern Ländern, in denen der Islam herrscht oder geherrscht hat Denn er
ist noch gegenwärtig die Religion nicht nur der Araber, sondern auch der
Perser, Afghanen, Türken, Tataren, des indischen Archipel, eines Teils von
Vorderindien und des ganzen nördlichen Afrika von Ägypten bis Marokko
und gewinnt in China und in Central-Afrika immer mehr Boden; im Mittel-
alter hatte er auch in Spanien und Sicilien Fufs gefafst.
Für das weite Gebiet von Persien und Turkistan haben wir nur
ein paar numismatische Abhandlungen gefunden. A. Houtum-Schindler5)
publiziert einige der von ihm in Kermän (Garamania) erworbenen Münzen,
von denen die meisten unter Schah Schudschäc, t 786 H. (1384 Chr.) ge-
prägt sind, Guy Lc Strange6) handelt über seleucidische, baktrische, par-
thische, sasanidischc und Chalifen- Münzen, W. v. Tiesenh aasen7) über
eine aus Transoxanien kommende Sammlung, enthaltend Münzen der ver-
schiedenen Dynastieen, die nach dem Fall der Samaniden-Macht und wiederum
nach der mongolischen Invasion in jenen Ländern herrschten, B. Dorn8)
giebt eine aus verschiedenen Werken zusammengestellte Liste der Münzen
der Ileke oder Chane, die etwa von 990 bis 1212 n. Chr. in Turkistan
herrschten.
Für den Islam in Indien ist zunächst eine Abhandlung von Keene')
anzuführen. Wir fügen hinzu einen Traktat eines bengalischen Mohamme-
daners,10) welcher im Gegensatz zu Keene einen socialen Rückgang der Mn-
hammedaner, wenigstens für Bengalen feststellt und die Aussichten derselben
1) Über d. grofsen Seuchen d. Orients nach arab. Quellen: Wien. Sits.-Ber. Phil.-hiit
Cl. XCV1, 69—156. Auch aep., Wien, Gerold. 90 S. M. 1,40. — 2) A. Cherbonnetu,
L'enseignement en pays musulman: Rev. de geogr., oct. — 3) Die Chalifenpoat: Ausland Llii»
331—4. Vgl. Jahreaber. 11, 2, 2495. — 4) Nicolai v. Cramer, Prauenleben üb Orient:
Bali Monatsschr XXVI, 516—37, 1879. — 5) The Coinage of the Decline of the Mongol»
in Pcrsia: Numisro. Chron. N. S. XX, 320—31. — 6) Note« on some Ined. Coina, fro» i
Collection made in Pcrsia during tho Years 1877—1879: JKAS. N. S. XII, 542—7, Oct -
7) Notice sur uno collection de monnaies orient. de M. le Cte S. Stroganoff. Avec 3 pL
St. Petersb., Impr. de l'Acad. 4°. — Vgl. Stanley Lane Poole Ac. XVIII, 31 1, July 10-
— 8) Über d. Münzen der lleke od. ehemal. Chane v. Turkistan: Biül. de l'ac de 8t-P&
XXVI, 542—71. Auch Mel. asiat VIII. 1881, 703—44. — Nachtrage . . . I. fla 1» S tfc.
1880): Bull. XXVH, 151—64, mars 1881. — 9) S. o. I, 278. — 10) The Future of the
Muhammadans of Bengal. By Saeed. 1258, Solar Hijreh. Calcutta, Urdoo Guide
Vgl. CB. LXXH, Apr. 1881, p. IV— VII.
lalam. 11,235
in der Zukunft beleuchtet. Die Rührigkeit der indischen Muhammedauer
auf geistigem Gebiet wird am besten durch die reiche litterarische Produk-
tion derselben bewiesen, auf welche wir hier nur summarisch hinweisen
können. Weiteres geben die offiziellen indischen Bücherkataloge.
Der Islam des indisch-malayischen Archipels sei nur durch ein
speeimen1) vertreten, und als Beweis des weitreichenden Einflusses der Araber
möge noch eine Abhandlung8) über die in die Sprache Madagaskars (eine
der malayischen Sprachen) eingedrungenen arabischen Wörter hier ihre Stelle
finden.
Über den Islam in China handelt ein Essay3) einer englischen Review,
welcher sich an Dabry de Thiersants erschöpfendes Werk4) anschliefst. Ein
russischer Beitrag zur neuesten Geschichte des Kuldscha- Gebiets, betitelt:
"Krieg der Muselmänner gegen die Chinesen; Text im Tarantschi- Dialekt,
heransgeg. von N. N. Pantusow'6) enthält in seinem 1. Heft den Krieg der
Dtmganen oder muslimischen Unterthanen Chinas gegen ihre Oberherrschaft.
Der muhammedani8che Vf., welcher den Krieg mitgemacht hat, fuhrt die Er-
zählung von den Zeiten des Chakans Tschanlun (Mitte des vor. Jh.) bis zum
J. 1871. Das 2. Heft, (erst 1881 erschienen), enthält Lieder im Tarantschi-
Dialekt und ist besonders philologisch interessant.
In Afrika zeigt sich der Islam gegenwärtig am meisten lebensfähig.
Nach H. Tauxier6) hat schon lange vor Muhammed, nämlich im U. Jh.
'uiserer Zeitrechnung eine arabische Einwanderung nach Afrika stattgefunden,
teren Nachkommen die heutigen Berbern seien, was er aus römischen und
^bischen Schriftstellern nachzuweisen sucht. Arnauds7) Beiträge zur Ge-
chichte des nördlichen Afrika, die sich durch mehr als 2 Jg. der Revue
■fricaine hindurchziehen, sind zum Abschlufs gekommen. Ein auf dem um-
^sendsteu, .freilich nur arabischen Quellenmaterial beruhendes Werk ist
• Wüsten felds8) Geschichte der Fatimiden-Chalifen, deren I. Teil bis
^ 1 H. (952 Chr.), dem Tode el-Mansürs reicht, und für welche er als eine
aeUe Quelle die bis jetzt ungedruckte Geschichte des Dschamäl ed-din nach
l**er Gothaer Handschrift benutzt. — Zur Geschichte von Algier ent-
«Ut die Revue africaine, welche speziell der Erforschung der algierischen
r^schichte gewidmet ist, zahlreiche aus arabischen und andern Quellen ge-
köpfte Artikel, auf welche wir hier nur summarisch hinweisen ; besonders seien
^doch die Arbeiten L.-Ch. Förauds hervorgehoben. Wir erwähnen aufserdem
*He Abhandlung über die muhammedanischen Eingebomen Algiers9) und einen
1) Hugh Low, Selesilak (Book of the Descent) of the Hajos of Bruni. Notes to Ditto —
listory of the Sultans of Bruni — List of the Mahomedan Sovereigns of Bruni — Historie Tablet:
<*urn, of the Straits Branch of the R. As. Soc. No. 5, June. — 2) L. Dahlo, The Influence
f the Arabs on the Malagasy Language: Antananarivo Annual and Madagascar Mag. No. LI.
— 3) Mohammedanism in China [Columnentitel] : Edinb. Rey. CLL, 359 — 79, Apr. — Folgende
MicheT werden erwähnt: Prieros des Musulmans chinois, trad. sur l'original en arabe et on
»eraan Daaouät el-Moslemin, imprimä ä Canton en 1876. Paris, 1878; — Doraetr. Ch. Boulgor,
t*he Life of Takoob Beg, Athalik Ghazi, and Baudalot, Ameer of Kashgar. Lond., 1878; —
o*. Edkins, Religion in China. 2 Ed. Lond , 1878. — 4) S. Jahresber. I, 334*. —
t) Bofiua MycyjtMaHt npoTHBi KHiafii^eBt. Tencra Hapiiia TapaHiH, hs*. H H. Uan-
tyCOBHMi. Bhh. I. Ka3am>, Yhhb thq\ 7, 165 S. — 6) Uno emigr. arabe en Afr. un siecle apres
f es. -Chr. Reponse aux questions de M. l'interprete Mercier: Re?. afr. XXIV. 373 — 97. —
f) Voyages extraordin. et nouvellea agreables par Mohammed Abou Ras ben Ahmed ben Abd
el-Kader en-Nasri. Bistoire de l'Afrique septentrionale : ebda. XX fl — XXIV, No. 132 — 40,
144. (1878—80.) — S) Gesch. d. Fatim. Chalifen. Nach d. arab. Quellen: Abh. d. K. Ges.
d. Wisa. zu Gott XXVI. 97 S. 4. 1 Karte. — Vgl. Gott Nach* 14. Juli 1880, S. 443—5.
— 9) Sergent, Les indigenes muaulm. en Algerier La Reforme, Not. 1879.
11,236 XXVI. J. Klatt:
Artikel über die Beni-Mzab,1) der dem Reisewerk von Paul Soleillet, L'Afriqae
occidentale — Algfoie, Mzab, Tiltikelt (Paris, 1877) entnommen ist Auch in
einer Abhandlung E. Masquerays*) über römische Denkmäler and In-
schriften Algiers finden sich einige Mitteilungen über die mohammedanischen
Einwohner. Rob. Spence Watson3) schildert einen kurzen Aufenthalt in
Wazan, der heiligen Stadt von Marokko, wobei er die Beschreibungen der
maurischen Geographen Idrisi und Leo Africanus zur Vergleichung heran-
zieht. — Interessant als Beispiele der Beteiligung der schwarzen Rassen des
innern Afrika am geistigen Leben sind die Notizen von Aug. Cherbonneau4)
über 18 Schriftsteller des Sudan, von denen der erste 1357 und der letzte,
Ahmed-Baba aus Timbuktu, aus dessen Werk diese Notizen genommen sind,
1556 geboren ist. Es geht daraus hervor, dafs während des XIV. bis XVI. Jb.
die Wissenschaften und die Civilisation im Sudan geblüht haben, und fast
in jeder Stadt und Oase dieses unbekannten Landes ein vom Islam befruch-
tetes reges geistiges Leben sich entwickelt hat.
Wir gehen über zur Geschichte des Islam in Europa, und zwar zu-
nächst in Spanien. Franc. Godera y Zaidin5) weist nach, dafs die
Eroberung Aragoniens und Kataloniens durch die Mohammedaner ohne er-
heblichen Widerstand erfolgte, dafs aber Musa nicht, wie gewöhnlich ange-
nommen wird, über die Pyrenäen gegangen ist. Derselbe handelt über Abc
er-Rahman I6) und über 3 arabische Münzen aus den Jahren 638 — 60 ES
(1240— 61 ).7) Die von dem Bisch. Gotmar II. von Gerona (839 Chr.) an*
bisch abgefafste Chronik der fränkischen Könige liegt nun in spanisches
Übersetzung vor.8) Studien über die arabischen Inschriften Spaniens im
allgemeinen beginnt Rodr. Amador de los Rios;9) sein Werk über d3
arabischen Inschriften Cordovas ist von neuem erschienen.10) Über diel«
Schriften und anderen Altertümer einzelner Städte und Provinzen des arabische
Spaniens sind zu nennen: eine Abhandlung über die Altertümer Cartagenas,1-
über Gemmen mit arabischer Schrift aus Gerona,18) ein Reisewerk eüsv.
Holländers18) über Granada und die Alhambra und ein Schulprogramm ül»
das ebengenannte Denkmal der arabischen Architektur,14) ein Werk üb»
1) Die Beni-Mzab: Ausland LLLL, 301 — 5, 19. Apr. — 2) Raines anciennes de
chela (Mascula) a Besseriani (Ad Majores). Alger, Jonrdan 1879. 59 S. 2 pl. fr. 2,50.
3) A Visit to Wazan, the Sacred City of Morocco. Lond., MacmiUan. — Vgl. Ac.
378 f., Not. 27; Bat Key. L, 680—1, Nov. 27. — Ferner sind 1880 erschienen: Lli
Rodrigaiiez, £1 imperio de Marruecos. Madrid, und Gatell, Relation del viage
Wad Nnn y Sus: Bol. de la Soc. geogr. de Madrid, s. Verh. d. V intern. Or.-Congr. IL,
46—7. — 4) Essai sur la litterat arabe an Soudan: Polyb. XXIX, 166—9, n. ö., Aog.-Ä«
— 5) Conquista de Aragon y Cataluna por los Musulmanes: Bol. hist I, 1 — 7, Jan. -
6) Abde-r-Rhaman I: Rev. contempor. (Madrid) Apr. — 7) Monedas in4d. de los ultim
anos de los Ärabes en Murcia: Rev. de arqueol. espafi. 1, 33 — 44, Jan. — 8) Cronics de I<
Heyes Francos j>or Gotmaro II, Obispo de Gerona. Publicada y precedida de an estndio bi*
por D. Franc. Fernandez y Gonzalez. Madrid, Fortanet 21 S. 4. — Vgl. Rev. de arqnao
esp. I, 187 f. — 9) Estudios de epigrafta arabigo-espan. I: Rev. de arqueol. esp. 1, $5—90
— 10) Inscripciones arab. de Cördoba ... 2 Ed. Madrid, Murillo. XXVIII, 429 S. 18 Tfc£
42 r. [TrtibneT: 15 s.] Vgl. Jahrosb. II, 2, 2467. — 11) Franc. Fernandez [y] GonxaJe*,
Arqueologia do la Espaiia Arabe. Frov. Cartaginenso. I, II. (II m. d. Tit : Monumentos de /»
Cartaginense, pertenecientes a epoca anter. a la dominacion rausulm., mencionados y descritof
por autores arabigos.): Rev. de arq. esp. 1, 9 — 32, 135 — 58. — 12) Enr. ClaucL Girbal,
Seilos arabes de la Catedral de Gerona: Rev. de cienc. hist. I, 388 — 92. — 13) J. & *•
Sturler, Granada en do Albambra. Geschiedenis en Reisherinneringen. Leiden, Kolff. 8, IV,
272 S. 5 Phot. 1,50 Gulden. — 14) R. Hein, Die Alhambra. Progr. d. Real- u. ObergriBB.
zu Oberhollabrunn. 36 S.
IMara. 11,237
Malaga, l) dessen vorliegender Bd. I die politische Geschichte umfafst, während
Bd. n den Altertümern, mit besonderer Rücksichtnahme anf die Numismatik
und Bd. III der Kulturgeschichte gewidmet sein wird, ein Buch über Zamora,*)
welches vermutlich auch über arabische Altertümer handelt, Notizen8) über
die 4 arabisch-spanischen Festungen Raya, Antequera, Archidona und Belda,
schließlich zwei Schriften über die portugiesischen Städte Mafra4) und Mer-
tola,5) welchen derselbe Autor ein größeres Werk über die Altertümer von
Algarve folgen lassen will, und ein Artikel über die arabische Kultur in
Portugal.6) Ein Werk über die spanischen Heterodoxien7) enthält in seinen
bisher erschienenen zwei ersten Bänden auch eine Kulturgeschichte der
spanischen Araber und Juden bis zum XVII. Jh., während der noch aus-
stehende Bd. m das XVlU. und XIX. Jh. umfassen wird. Der Vf. ist zwar
kein Arabist, zieht aber seine Nachrichten aus den besten Quellen und hat
sich der Beihülfe spanischer Orientalisten zu erfreuen gehabt.
Die Geschichte der Araber in Sicilien ist das von Mich. Amari
beherrschte Gebiet, der es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, die arabischen
Quellen nach der Geschichte Siciliens zu durchforschen. Bd. I seiner ara-
bisch-sicilischen Bibliothek (Übersetzung)8) enthält in 43 Kapiteln Auszüge
&us ebensovielen arabischen Werken, sowohl gedruckten, als auch, was dem
Bache einen besondern Wert verleiht, nur handschriftlich vorhandenen zur
Geographie, Geschichte, Biographie und Bibliographie Siciliens. Bd. II, der
de» Schlufs und die Indices bringt, gehört in das nächste Berichtsjahr. Von
zwei anderen Publikationen a~10) erhielten wir durch A. Müller Kunde.
Zur Geschichte der Beziehungen der Araber zum übrigen Europa
nennen wir de Goejes11) Obersetzung des von Kunik und Rosen edierten arabi-
schen Bericht« über die davischen Völker. Die Münzfunde18) zeigen von Zeit zu
1) F. Guillen Roblea, Malaga muaulra. Sncesos, antigüedades, ciencias y letraa mala-
|*°Üw durante la edad media. [L] Malaga, Oliver Navarro. XXII, 370 8. 4. 5 Taf. —
T* Tom. Mar. Garnacho, Breve noticia de algunas antigüed. de la ciud. y pro?, de Zamora.
t» e 8. y lam. 14 r. — 3) Aurel. Fernandez-Guerra, Fortalezas del guerrero Omar ben
5***jboii, hasta ahora desconocidas: Bolet hißt. I, 33 — 7, März. — 4) 8. P. M. Eatacio da
£«i ga, Antiguidadea de Mafra . . . IAsboa, typ. da Acad. 1879. 117 S. 4. 8 Tat [M. 9.]
^***in 8. 67 — 86 über die arab. Zeit — 5) Derselbe, Memoria das antiguid. de Mertola
0b*erradaa em 1877 . . Liaboa, impr. nac. 189 8. 1 Taf. [M. 9.] Darin S. 34—6, 39, 123
Jp^4 über die arab. Zeit — Vgl. E. Hübner DL. 11, 1118—9, 9. Juli 1881. — 6) Theoph.
r ***tga, A ciyilisacaö arabe em Portugal; l'Era Nova 1, 88 — 9. — 7) Marcel. Menendez
y'j Pelayo, Hiat de loa Hoterodoxos espaii. T. I, II. Madrid, Libr. Catol. de 8. Jos6. 802 u.
^^6 8. [M. 28.] — Vgl. Wentworth Webster, Ac. XVIII, 92, Aug. 7. — Darin: (I,
15*^ — 8) La impiedad ayerroista. — Fray Tomas Scoto. — £1 libro 'De tribua impostoribaa',
•^J^edr. in Bolet. hist 1, 17 -23, Febr. — 8) Biblioteca arobo-aicula. Veraiono ital. Vol. 1.
"V**ino e Roma, Loescher. LXXXIII, 570 S. 1. 18. — Vgl. R. Starrabba, Arch. stör.
Jy^il. N. 8. IV, 471—8 (1879). — Es giebt auch einen Abdruck in fol. als Supplimento al
"^Xiratori <Rer. Ital. 8cr.' t 1, parte II. Disp. 1. 144 S l. 22,50. [Original ersch. Lipa.
^%57, Appendice 1875.] — 9) M. Amari, lnterpretazione delle iscrizioni arab. della Cap-
^J^lla di 8. Pietro nella Reggia, Palermo, in Andr. Terzi, La Cappella di 8. Pietro nella
^teggia di Palermo dipinta. Palermo, fol. [Darin bis jetzt erschienen : No. 65 Cassettina araba.
^V>. 65 b. Iscriz. cnfica nel coperchio della cass. ar. No. 66 Cassettina araba, coperchio.
**o. 67 Iscriz. trilingae doli* Orologio. 'Nach Angaben Eutings'.] — 10) Amari, Ragguaglio
^4 mia recente sna gita a Messina: . . . Atti d. R. Acc. dei Lincei 1880/1, Transunti V,
*42 t [Inachr. Rogers II.] — 11) 8. o. 8. 151*— 6 und vgl. noch Handel mann, Ztschr.
t, EihnoL XIII, (48); Virchow ebda. 8. (48)— (50). — 12) H. L. Fleischer, Morgen-
Uhid. Süberfnnd in d. Oberlausitz, ZDMG. XXXIV, 176—7
11,238 XXVII. L. Streit:
Zeit, wie weit die Handelsbeziehungen der Muhammedaner reichten, durch
welche auch der arabische Geograph Idrisi (1153 n. Chr.) seine Kenntnis
der Ostseeländer erlangt haben mag.1)
XXVII.
L. Streit.
Geschichte der Kreuzzüge.
Während die Akademie des Inscriptions et Beiles Lettres zn Paris in_
ihrem Unternehmen, die gröfsern Quellenschriften über die Kreuzzüge^&
herauszugeben, die Unterstützung kritisch arbeitender Gelehrten gewonnenem
hat, fährt die Soctätä de l'Orient Latin unter Graf P. Riante rastloser rnliimii ^
fort, die Texte kleiner Berichte und der Reisebeschreibungen zu sammeh^=zi
und befördert eine dem Archiv zur älteren deutschen Geschichte ähnlich ■&
Zeitschrift, welche die Ergebnisse der in fast ganz Europa angestellten
suchungen über (tys ganze Gebiet der wissenschaftlichen Thätigkeit der
Seilschaft rascher zur Kenntnis bringen wird.*)
So führt die genaue Erforschung der Quellen und namentlich der U:
künden mehr und mehr zur rechten Erkenntnis der Ursachen und TV
denzen der Unternehmungen ins heilige Land. Dafs schon Karl d. Gr. doi
hin gezogen sei, wurde weit und breit im Abendlande geglaubt. Dafe <L<
Fürst mit dem Patriarchen von Jerusalem Beziehungen hatte, ist nachwe:
bar, ebenso wie eine Förderung von Einrichtungen dort, welche den AufeKimt-
halt abendländischer Pilger begünstigten. Die Idee, dals Karl mit
macht ostwärts gegen die Feinde des Kreuzes gezogen sei, ist erst wr
Urban II. aufgekommen und verbreitet worden. Selbst Gregor VII. hat
eine Befreiung des h. Landes geplant. Ebenso wenig ist es richtig, cLnTs
schon in Piacenza das Kreuz gepredigt worden. Der im Abendlande w«t
verbreitete angebliche Brief des K. Alexius mufs als unecht gelten3), wenn
es auch nicht möglich sein sollte, die Entstehung der Fälschung nach ^Seit
und Ort genau festzustellen.4) Von den zwischen den Fürsten vor uncl 5»
1) Idrifiii notitiam terraram balticarum ex commercÜB ScandinaYorum. et Italorum
ortam esse. Dixit V. Lag üb: Atti del IV. congr. int d. orient. I, S95 — 401. — Vgl- **•
Perreau, (o. S. 222*). — 2) Von den 1881 ausgegebenen stattlichen Bd. I der Archiv«*
de T Orient latin (Paris, Leroux. XVI, 767 S. Lex.-8°.) ist Riants Inrentaire erit-
lettres bist, des croisades (768 — 1100), 219 S., bereits 1880 bes. erschienen,
ist der Zeitschrift eine von Moses Schwab bearbeitete 'Bibliographie de l'Orient Latin'
1878 — 80 (Paris, Leroux, 75 8.), aufser welcher noch J. Martinov, Dernieres publica*,
lativ. aux croisades et ä l'Or. lat, im Polybiblion, XXIX, 459 — 473 und A. Socin,
(s. o. 1, 56 u.) d. Paläst-Litt, benutzt werden konnte. Vgl. auch A. Giry, Becentes public
sur l'hist. des crois., Bepubl. franc^. v. 3. Aug. — Aufeor Biants Bemerkungen zu 768 «ümI
die oben S. 241-* besprochenen Werke zu vergleichen. — 3) Biant a. a. 0. gegen Va*i-
lievsky, Zschr. d. Bufs. Minist, d. off. Aufklär. S. 223—261. Vgl. o. S. 221* — 4) Bi*»*
hält a. a. 0. gegen G. Paris' in d. Jahresber. II, 2, 250 angeführte Kritik noch dar» fos^
dafs das unechte Schreiben um 1098 entstanden sei.
Goflchi'-hto clor Kreuzzüge. 11,239
der Zeit des ersten Kreuzzages gewechselten Schreiben sind viele nur durch
kurze Anführungen bekannt, von den 81 noch vorhandenen nur 41 in ihrem
Wortlaute echt, 9 zeigen Veränderungen, 6 Abkürzungen des ursprünglichen
Textes, während neben 7 zweifelhaften Schriftstücken sich 18 als Fälschungen
ergeben, davon 10 erst fünf Jahrhunderte nachher fabriziert worden sind.
So ist der Brief Urbans an Alexius (Jafifö R. P. 4248) eine Stilübung des
Veronesers Donizelli a. d. J. 1574. *)
Von den Quellendarstellungen des 1. Kreuzzuges ist die Hist. Hiero-
soivmitana des Baudri v. Döle (t c. 1121) um 1108 auf grund der Gesta
Francorum geschrieben, die ebenfalls unter Benutzung der Gesta von Guibert
v. Nogent verfafste Historia nach Baudri, Albert v. Aachen, dessen
Hist. Hierosolymitana mit 1121 abschliefst, jedenfalls vor 1158, wo der Cod.
Fat. reg. Christ. 509 abbricht, entstanden. Daus Albert in hohem Mause
leichtgläubig gewesen, wird zuzugeben sein, doch ist er nicht absichtlicher
Lagner. Ob er neben mündlichen Berichten, welche seine hauptsächlichen
Quellen gewesen zu sein scheinen, verlorene Gedichte*) benutzt habe, läfst
sich zur Zeit nicht feststellen.3)
Die Nachrichten über das Königreich Jerusalem, welche uns Wilhelm
von Tyrus4) giebt, erhalten Bestätigungen und Ergänzungen durch manches
urkundliche Material, welches durch rechtzeitige Bergung im Abendlande vor
dem Untergange bewahrt worden ist. So sind die Dokumente des Klosters
im Thale Josaphat nach Messina geschafft worden und befinden sich jetzt in
Palermo. Aus denselben läJst sich mancher Einblick in die Verhältnisse des
h« Landes im Xu. und XIII. Jh. gewinnen.6)
Für die Handelsbeziehungen Venedigs mit der Levante, welche trotz
^Mreicher päpstlicher und anderer Verbote6) auch nach dem Verluste
^&kas rege fortgesetzt wurden, bieten die Archive der Markusstadt reiches
Material, dessen Herausgabe mit bewährter Akribie G. M. Thomas sich von
feuern zu unterziehen angefangen hat.7) Für dieselben ergiebt sich vieles
. . 1) Im Anhange an seine im höchsten Mafse sorgfaltige Untersuchung hat Riant vier
7**her unbekannte Stücke veröffentlicht: 1) einen Brief Urbans II. an die Fürsten in Flandern
S*J^36 Febr.), 2) ein Schreiben des Patriarchen v. Jer. Simeon u. Adhomars t. Puy (1097
j^Pt-), 3) eine die Ereignisse vom 6. Mai bis 21. Oktober 1097 zusammenfassende, an den
T**bisehof Ton Reims gerichtete Darstellung des Gr. Anselm ?on Ribemont (1098 Febr.) und
p' ein Sendschreiben des Klerus von Lucca (1098 Okt). — 2) Über ein bisher unbekanntes
***<licht s. a. S. 240*. H. v. Sybel hat den Aufsatz: Sagen und Gedichte über die Kreuz-
es© in <L KL hist Schriften, 3. Aufl. (Stuttg., Cotta), 111, 117— 155, unverändert abdrucken
***©n. — 8) Der mit der Jahreszahl 1879 erschienene 4. Bd. der Historiens oeeid. im *Re-
£2®il der Historiens des Crois\ (XXIX, 816 S. fol.) enthält: 1) S. 1—111 Baldrici episc.
^*lensiB hist. Hierosolymit , von Theuot (vgl. Rev. hist 1, 372 ff.) nach 7 Hdss. heraus-
gaben, von denen die ehedem dem Schlosse zu Blois gehörige eigenartige Zusätze zeigt;
' 8. 113 — 263 Historia quae dicitur Gesta Dei per Francos ed. a vener. d. Guiberto abb.
^°tiaftt S. Mariae Novigenti, nach 4 Mss. von demselben Hrsg., 3) S. 265 — 713 Alberti
^taensis Hist. Hierosolymit, von F. Meyer nach 5 Hdss. (12 sind bekannt) und mit den
>**ianten der Reineccius und Bonears herausgegeben. — 4) Von der altfranzös., vielleicht von
Jjj^rnard v. Corbie hergestellten Übersetz, liegt in d. Ausgabe v. Paulin Paris Bd. II (Paris,
^*min Didot & Co., 531 S. 4°.) vor. Vgl. Jahresber. II, 2, 250. Er umfafst in d. Büchern
i^ — 22 die Zeit von 1131 bis 1183. — 5) Chartes de Terre Sainte proven. de l'abb. de N.
**- de Josaphat, publ. p. Fr. Delaborde. Paris, Thorin. 159 S. (No. 19 der Publikationen der
***uen franz. Schule in Rom). Es sind 59 Dokura. a. d. Jj. 1112—1289. - 6) Vgl. E.
r*peck, Die gegen d. Handel d. Lateiner mit d. Sarazenen gerichteten kirchl. u. staatl. Ver-
*H>te. Progr. d. Gymn. zu Zittau (No. 457); wesentlich nach W. Heyd, dessen 1880 er-
*efci6n. Werk über den Levantehandel (Bd. 11) schon Jahresber. II, 2, 232 erwähnt ist
*4 S. 4°. — 7) Diplomatar. Veneto-Levantinum s. acta et dipl. res Venet, Graec. atque
H9240 Geschichte der Kreuzzüge.
auch aus den zahlreichen Reisebeschreibungen, welche neben ihrer B<
deutung in geographischer Beziehung manches zur Ergänzung der zeitg«
nössischen Quellen bieten. Das Hodoeporicon S. Willibaldi, das von einei
Anonymus verfafste Itinerarium desselben, das Commemoratorium de cas
Dei vel monasteriis, Bernardi Mon. Franci Itin., die Descriptio parochia
Jerusalem, die Notitia Antiochiae ac Hierosolimae patriarchatuum, die Schri
Qualiter sita est Jer., sind mit Varianten zu Theodosius, Antonius und Ai
culfus in einem auf Kosten der Societß de l'Orient latin gedruckten Halt
bände1) erschienen, welcher wie T. Toblers letzte Arbeit für die genannt
Gesellschaft lateinische Pilgerschriften umfafst, deren Abfassung vor de:
Kreuzzügen erfolgt ist. Neu herausgegeben ist auf dieselbe Anregung di
Beschreibung des h. Landes von Burcardus de Monte Sion. *) Von dei
nach den Kreuzzügen unternommenen Pilgerfahrten liegt die des Hern
v. Anglure (1395) jetzt als eine Publikation der Soci6t6 des anciens texte
fran^ais vor;3) eine ganze Reihe bisher unbekannter oder wenig zugängliche
deutscher Pilgerschriften veröffentlicht zu haben ist das Verdienst voi
Reinh. Röhricht und Heinr. Meisner.4) Davon gehören 14 dem XV
8 dem XVI. Jh. an; die einzige dem XIV. Jh. angehörende ist von dei
Augustiner Jakob v. Verona verfafst.
Von Dichtungen historischen Inhalts, deren Bedeutung für die Geschieh,,
der Kreuzzüge schon A. v. Sybel genügend ins Licht gestellt hat, ist n_
ein kleines lückenhaftes Fragment erschienen, welches die in den steirisch^
Reimchronisten eingeschalteten Verse über die Einnahme Accons (1291) vm
mehrt, dagegen ist eine den 1. Kreuzzug betreffende gröbere Dichtung
einer Hds. des Vatikan aufgefunden worden, deren Kenntnis voraussieht^
die an Alberts v. Aachen Namen sich anschliefsenden Fragen fönte
dürfte. ö)
Besonders erfreulich ist es, dafs das J. 1880 eine zusammenfassen
Darstellung der Kreuzzüge nach den Ergebnissen neuerer Forschung gebrac
hat von der Hand B. Kuglers,6) der in einer knappen Zusammenfas&ui
der wichtigsten Vorgänge in dem ganzen zwei volle Jahrhunderte urnspan
nenden Räume besonders den treibenden Gründen seine Aufmerksamkeit ge
Levantis iUustrantia 1300—1350. Yenetüs, typ. Vesentini. XXVI, 356 S. 4°. (Mob. «ton«
publ. dalla R. Dep. ven. di stör. patr. t V). Einen grofsen Teil der darin enthaltenen Akte»
stücke hat W. Heyd in s. Gesch. d. Levantehandels im Mittelalter bereits benutzen könw*i
Über die mit Beihilfe der Soc. de l'Or. Lat phototypographierte Hdi. *de paasagiis in T. SU
(vgl. Jahrcsber. 11, 2, 251) giebt G. M. Thomas, Di an cod. storico della Mardana, Atti
dei Ist. ven. di scienze V, 417 — 419 Auskunft. - - 1) ltinera Hieroaolym. et descriptioie-
Terrae Sanctae bcllis sacris anteriora et lat lingua ixarata, edd. T. Tob ler et Aug. Moli-
nier. Paris, I u. 1,2, LXII u. 418 S. — 2) Burcard de M. Sion. Liber de deacrintion*
T. S. ed. W. A. Neu mann. Gonevao. 4°. — 3) Le Saint voyage de Jherusalem du seiga*
d'Angluro, publ. p. Fr. Bonnardot et Aug. Longnon. Paris, 74 u. 184 S. Die tod Ladok
von Suchen 1336 unternommene Reise bespricht Laur. de S. Aignan in Terre Saint« II. Ser*
No. 34 u. 35. — 4) Deutsche Pilgorreisen nach dem h. Lande. Berlin, Weidmaaa.
VI 11, 712 S. Besonders wertvoll ist die historische Einleitung, in welcher die Bedingungen
u. Verhältnisse geschildert werden, unter denen Deutsche in die Levante zu reisen pflegten«
Bowie der Katalog deutscher Pilger von 1300 — 1600. Auch die Ergänzung an Toblers Biblio*
graphia geogr. Palaestinae (S. 549—646) verdient vollste Beachtung. Vgl. auch o. S. HO4-0
1459, 1561. - 5) A. Geffroy, Un recit en vers. franc,. de la I. crois. contena dans 0
fonds de la reine Cristine ä Rome. Compt rend. d. Acad. d. Inscr. et B. S. 13. Schdi
bach, Neue Fragmonte d. Ged. über d. Zerstör, v. Accon. Wien. Sitz.-Ber. (hist-philol.
97, 783—792. Vgl. o. S. 239«. — 6) Gesch. d. Kreuzzüge. Mit Illuatr. u. Karten.
Grote. VIII, 444 S. (One kenn Allgem. Gesch. in Einzeldarstellungen, II, 5.)
Geschichte der KreuzzÜge. 11,241
widmet hat, welchen die mächtigen Bewegungen der Abendländer ihren
Ursprung verdankten. Ist das Buch zunächst auf das Interesse und Ver-
ständnis weiterer Kreise berechnet, so darf es doch auch als eine wesent-
liche Förderung unserer Wissenschaft wegen der demselben zu gründe lie-
genden Sachkenntnis und Einsicht in das politische und kirchliche Treiben
der ganzen Periode hervorgehoben werden. Die Teilnahme einzelner Völker
an den Kreuzzügen1) oder an einem derselben8) wird nach wie vor
mangelhaft behandelt. Eine neue Darstellung eines der grofsen Heereszüge
ins h. Land ist im Laufe des Jahres nicht erschienen,3) dagegen hat die für
die Geschichte des 3. Kreuzzuges sehr wichtige Persönlichkeit Konrads
v. Montferrat4) eine eingehende Behandlung nach sorgfältiger Prüfung der
fär das Leben desselben in Konstantinopel und an Syriens Küste in Betracht
kommenden Hauptquellen (Niketas, der sog. Benedikt von Peterborough, die
Hist Peregrinorum, Sicard von Cremona und der sog. Fortsetzer des Wilhelm
v. Tyrus) erfahren. In bezug auf den Tod Konrads bleibt der Richard
Löwenherz treffende Verdacht ausgeschlossen, vielmehr ist Konrad von den
Sendungen des Alten vom Berge ermordet worden, nachdem der Markgraf
den letzteren durch rücksichtsloses Verfahren gegen Leute desselben gekränkt
Zur Territorialge8chichte des Königreichs Jerusalem und der nördlich
von demselben gegründeten christlichen Fürstentümer gehört eine kleinere
Arbeit von G. Key.6) — Die Geschichte des Bistums Bethlehem nach der
Flucht der Bischöfe nach Clemency a. d. Yonne, wo letztere sich zwischen
den Bistumssprengeln von Auxerre und Autun ein selbständiges, fast unbe-
kanntes kleines Bistum 'Bethlehem* zu schaffen wufsten, hat L. Chevalier
Lagenissiere behandelt.6)
Von den im vierten Kreuzzuge hervortretenden Personen hat der
deutsche Bischof Konrad v. Halberstadt den Gegenstand einer 'psycho-
logischen Studie auf grofsem historischen Hintergründe* gebildet,7) die zahl-
reichen auf diesem Zuge erbeuteten Reliquien haben nach Riants umfassen-
den Exuviae nicht nur diesen ausgezeichneten Gelehrten, sondern auch andere
lnteressiert. Der Versuch Friedrichs I. Grab in Tyrus zu finden, hat an-
scheinend den von einer Dame angeregten, durch den Botschafter Italiens in
Konstantinopel, Corti, geförderten zur Folge gehabt, die Ruhestätte des
Hauptführers des 4. Kreuzzuges, Heinrich Dandolo, dort in der H. Sophia
zn ermitteln. Die dabei gefundene Inschrift erwies sich aber als nicht
^pränglich. 8) Die wichtigen Veränderungen, welche der Sturz des byzan-
tl|Ü8chen Reiches durch die auf Betreiben des Papstes Innocenz HI. zusammen-
gekommenen Lateiner in kirchlicher Beziehung herbeiführte, zumal die Ein-
1) Th. Groß ei, De Longobardis crucesign. in exped. contra Tarcas a M. A. Scoto latine
**<ldita. Panormi. — 2) Osk. Seh we bei, D. Friesen u. Niedersachsen in d. 1. Kreuzzuge,
j^o^henbl. d. Joh.-Ord.-BaU. Brandenburg. (Berlin). S. 229—241. — Pavie, l'Anjou dans
5J lütte de la chreiiente contro l'islam. L Angers, Germain. 386 8. — 3) Heinr. y. Sybel,
y^«r d. 2. Kreuzzug. Kl. hiat Schrift I8, 415—456 ist unverändert noch vor Kuglers
»T^h erschienen. — 4) Theod. Ilgen, Markgraf Konrad v. Montferrat Marburg. 137 8.
Z&. dazu 0. Hartwig, Bev. hist XVI, 445 ff. — 5) La terre de Geonroy le Tor et autres
g^£* dans la prineipaute d'Edesse, Bull, de la Soc. des Antiquaires de France. 8. 72. —
n) Hist de l'eyeche de Bethl. Paris, Dumoulin. — 7) S. o. 8. 1211*. Wie er, so haben
***ch andere Deutsche Kostbarkeiten entführt, worüber Kiant handelte, s. o. 8. 219*. Eine
j^*ch Frankreich gelangte Reliquie dieser Art hatte 1879 Deschamps besprochen: La re-
M*** de s. ßtienne rapp. de Const ä Ghalons s. Marne, par Niyelon, eveque de Soissons, Key.
*** Champagne et de Brie, Juliheft. (52 8.)— 8) Bart Cecchetti, Bioerche sulla tomba del
^°ge Enr. Band, a Const, in Arch. Yen. XIX, 357—359.
Historisohe Jahresberichte. 1880. II, 16
11,242 XXVH L. Streit
teilung des grofsen Metropolitansprengeis Konstantinopel sind zusammen n
einer Übersicht über die Gewinnung der Bulgaren für Rom zum ersten II*
nach W. Heyds Abhandlung über diesen Gegenstand ausführlicher in deutacl
Sprache behandelt worden.1)
Die Geschichte der im h. Lande wirksamen Ritterorden ist mehrfa
gefördert worden. Namentlich ist die Chronologie der höchsten Beamten d
Hospitaliterordens 2) und der Verbleib des 1291 von S. Jean d'Acre na*
Venedig geretteten Archivs der Deutschritter 3) aufgehellt worden.
Auch die Geschichte des Eönigsreichs Cypern unter den Lusignan f
nicht völlig vernachlässigt worden. Die Verhältnisse der von dem N.-O.-Vo
gebirge der Insel benannten Grafschaft Carpas, erst im Besitze der Herre
de la Roche, dann der Familie de Verny und seit 1472 des Don Juan Per*
Fabrice hat L. de Mas-Latrie erörtert.4) Die von dem letzteren heran*
gegebene Chronik des G. Machaut hat zu einer Studie über den Aufenth»
K. Peters I. in Meifsen Anlafs gegeben.6) Die Cyprische Geistlichkeit lie
sich 1361 auf religiöse Diskussionen mit den Muhammedanern ein.6)
W. Heyds abschliefsendes Werk über den durch die Kreuzzuge s
hohem Aufschwung gelangten Levantehandel hat mehrfach Arbeiten über dl
merkantilen Beziehungen des Abendlandes zum Orient zur Folge gehabt.7)
Geographische Verhältnisse des von den Christen den Ungläubig
entrissenen Landes haben aufser dem Hauptwerke von V. Guärin8) üfc
Palästina einige auf Jerusalem, Tyrus und Acco bezügliche Monographie
zum Vorwurf.9)
Unter den Förderern der Münzkunde10) finden wir diesmal G. SchluL
berger nicht, der jedoch das verwandte Gebiet der Siegelkunde des ehr!
liehen Orients gestreift hat11)
1) S. o. S. 199». Fort«, a. a. 0. II, 1—55 (1881). — 2) Herquet, Chronol. d. Gm
meisten d. Hosp.-Ord. wahrend d. Kreuzzüge. Berl., Schlesier. 45 S. Dazu hat einige beachten!
Ergänzungen J. Delaville Le Roulx, Her. hist. XIII, 183 — 185 gegeben, Nachtrage (L V
selbst im Wochenbl. d. Joh.-Ordens, S. 201 — 204. Eine der ältesten Gründungen in Fraa
reich hat A. Du Bourg besprochen, Pexiora (Puysubran), commanderie de l'ordre de S. /et
de Jer., Mem. de la Soc. archeol. du Midi de la France XI, 399 — 407. Eine verwandte Ei
richtung im h. Lande betrifft der Aufsatz von Delaville Le Roulx, L'höpital des Brett»
ä S. Jean d'Acre au XIII. s. Über die Grabschrift eines Maltheserritters vgl. Nonce Boeci
Rapp. sur l'epitaphe d'un Chevalier de Malte ä El-Mahcdia, Rev. des soc. savantes. 3 sät. X
187—189. — 3) S. o. S. 164". — 4) Les comtes de Carpas, Bibl. de l'£c. des Chart XL»
375 — 392. Über die Grabschrift e. cyprischen Admirals a. d. Hause Braunschweig a. '
S. 125«. — 5) S. o. 8. 133*. — 6) S. o. S. 228». — 7) E. Speck, s. o. S. 239«. — K*
van den Busche, Les Armeniens eurent-ils du XIV. au XVI. s. des rapport» commerc. ar*
la Flandre et particulieromont avec Bruges? La Flandre, XI, 1 — 36. Über die Lagcntifc^
orientalischer Waren in Venedig vgl. auch W. Heyd 'Funda u. Fundaco', Mflnch. Sits.-Ber. Phial
hist. Cl. Y, 617—627. — 8) Descr. geogr. hist. et archeolog. de la Palostine III. Qalilfi»
1. 1. II. Paris, Leroux. 533, 537 S. — 9) C. Schick, Der Frankenberg. Zsehr. d. dtsch. Paltet*
Ver. III, 88 f. Vgl. o. I, 56. — Gf. Bertou, Note sur la topogr. de Tyr, Comptes read. ••
l'Ac. des Inscr. et B. L. 4. Ser. VIII, 350 f. — G. Rey, Etüde sur la topogr. de la vifc-
d'Acre au XIII. s., Mem. de la Soc. des Antiq. de France XXXIX, 115—145, 1880 besondo*
gedruckt. 33 S. — 10) L. Blancard, Le besant d'or sarrazinas pend. les croisades; faa*
comparta sur les monnaies d'or, arabes et imitation arabo, frappees en £gypte et en Syrie :
XII. et XIII. ss.; suivi de la table des poids de 300 dinars fathimites, drossle par H. Sa
vaire. Marseille, Barlatier-Feissat. 48 S. — Argyropulos, Not sur la collection ^
croisades exposees an Trocadäro par M. Lambros. Ann. de la Soc de numiam. de Paris VLJ
425—429. — 11) G. Schlumberger, Sceau d'un Catholicos d'Armenie au XIII. s., BalL «
la Soc dos Antiqu. de France. S. 112.
Italien.
11,243
Ein Rückblick auf die Erscheinungen des Jahres lädst erkennen, wie
utschland und Frankreich auf diesem Felde zu erfolgreichem Zusammen-
"ken vereint sind.
XXVIIL
0. Gf. Oipolla.
Italien.
I. Allgemeine Geschichte.
Die Anführung der Werke, welche die allgemeine Geschichte Italiens im
ttelalter behandeln, können wir diesmal mit einer Schrift beginnen, welche
das gescbichtspbiloBophiscbe Gebiet fällt, indem Prof. Fr. Lanzani1) unter
grondelegung der Bemerkungen von Millmann*) über Gibbons 'Verfall
d Untergang des römischen Reiches' die Wichtigkeit der Geschichte als
Ziehungsmittel darlegte. Auläfslich des in das J. 1880 fallenden Cente-
rinms des h. Benedikt wurden verschiedene Arbeiten veröffentlicht, von
len hier nur die P. B. Casolis8) erwähnt sei, welche den Einflufs des
Ahmten Mönches auf die Civilisation der Barbaren und die Hebung der
ltur in Italien darstellt. — A.Bai an4) nimmt die Päpste gegen den Vorwurf
Schutz, die Fremden jemals nach Italien gerufen zu haben. — A. d'Ancona6)
ht in einem bedeutenden Aufsatz über die italienischen Dichter nach der
srlieferung einer nationalen Tendenz und eines Strebens nach Einheit.
l ähnliches Thema wurde von Gius. Fontana6) behandelt, der übrigens
te Oberlieferung in der gesamten Geschichte Italiens seit den Zeiten der
ner erblickt. — Giov. de Castro7) sprach kurz über die Vereine seit
römischen Zeit bis zu jenen festen Korporationen von Handwerkern,
che den Eckstein der städtischen Gemeinden Italiens im Mittelalter bildeten.
Ges. Paoli8) sucht in den sog. 'Summae dietaminis' die Titel fest-
:ellen, die in Briefen je nach der Verschiedenheit des Standes der Adres-
m gebraucht wurden, und glaubt hier nicht sowohl den Einflufs des
idalismus als den des römischen Usus zu finden. — Lor. Leonij9) in-
tarisierte die 183 fast nur theologischen Codices der öffentlichen Bibliothek
Todi, welche den Rest derjenigen 300 bilden, die 1290 dem Kardinal
itivegna gehörten. Ein Führer für Forschungen in den verschiedenen
1) Importanza edacativa dello studio della storia. Padora, Salmin. 81 S. 82°. —
)ecline and fall of the Born. Empire with notes of the rev. A. H. M. New odit addod
riete index. New- York. — 3) S. Ben. e la cirilta, La Scuola cattolica. (Milano). XV,
ff. Übrigens Tgl. u. S. 251° u. o. S. 189 t — 4) II Papato e l'Italia, ibid. 41 ff. Ur-
agl. Vortrag, gelesen auf d. V. kathol. Kongrefs in Modena, Okt 1879; separat in mehr
>0 Ausgaben ersch. — 5) In seinen 'Stndi di critica e stör, letteraria'. Bologna. —
m, tradirione unitaria in Italia. Bologna. — 7) Fratellanae segrete Milano. — 8) La
naione delle classi sociali nella rettorica del Medio Ero, Bassegna settim. (Born.) VI, 91 ff
)) InTentario dei Godd. deUa Bibl. Comnn. di Todi. Todi, FogUetti, 1878.
16*
11,244 XXVIIQ C. Gf. Cipolla:
Archiven and Bibliotheken in Mailand ist das von verschiedenen Autoren ver-
fafste und von der Gesellschaft für die Geschichte der Lombardei gelegent-
lich des zweiten in Mailand im September 1880 abgehaltenen historischen
Kongresses herausgegebene Buch 1). Wir erfahren daraus Näheres über das
Staatsarchiv mit einer Urkunde von 716; über das bürgerliche Archiv (U. ?.
1344); das Archiv der Notabein (U. v. 1290); das erzbischöfliche mit der
Kopie einer Urkunde v. 856, das Archiv des bürgerlichen Krankenhauses (U.
v. 1091); über die ambrosianische Bibliothek, die durch Kardinal Feder. Bor-
romeo 1609 eingeweiht wurde; die Nationalbibliothek von Brera, die Maria
Theresia 1770 gründete; die Bibliothek des Kapitels; die Privatbibliotheken
Meizi und Trivulzio, das Münzamt und das numismatische Kabinett. Bei der
Eröffnung des paleograph. Gursus 1879/80 zu Palermo sprach Isid. Carinii)
im Anschluß an den 1879 über die Schreibmaterialien gehaltenen Vortrag
über die im XIII. Jh. gebrauchte Purpurtinte. Von höchstem Interesse für die
Kunstgeschichte ist die neue Ausgabe, welehe Gaet. Milan esi8) von Vasaris
'Leben der berühmten Maler' mit Vorrede, Noten, genealogischen Erläute-
rungen und Dokumenten veröffentlicht; für die Geschichte der Architektur
vom XI. bis zum XIV. Jh. sind die 5 von Garn. Boito4) herausgegebenen
Studien (Sieben Gosmati, 1205 — 1303; der Dom von Florenz und Franc
Talenti; die sicilianische Architektur; die Kirche von St. Abbondio und die
Basilica von Scotti) und die Studie von Gh. Eliot Norton6) über die kirch-
liche Architektur (Venedig, Siena, Florenz) nützlich. Der Geschichte der
Malerei leisten die Werke von W. Lttbke6) und Förster *) die wesentlichsten
Dienste. Bezüglich der historischen Legenden ist an die Studie von A.
d* Anco na,8) sowie an die von E. de Monaci9) über Roland zu erinnern.
Auch wenn man Gassiodors Worte über die Blüte Istriens nicht buch-
stäblich nimmt, steht es nach Prof. P. Tedeschi10) fest, dafs jenes Land
im Mittelalter verfiel. Die Ursachen dieses Verfalles findet er in seiner Ge-
schichte; sie sind: Feudalismus, die Nähe des Auslandes, die Herrschaft
fremder Patriarchen, die Kriege mit Venedig, die schlechte Verwaltung des
venetianischen Istriens und die noch schlechtere der erzherzoglichen d. h.
österreichischen Teile u. s. w.; vor allem schreibt er denselben aber der
nationalen Frage zu: Albona ist 'die erste östliche Wacht Italiens'. Tomm.
Luciani11) behandelt die Geschichte Istriens vom Beginne der augusteischen
Zeiten und erweist das Vorhandensein unlöslicher Bande zwischen beiden
Küsten des Golfes; Albona wurde 1420 mit Venedig vereinigt 0. v. Breit-
schwerts Monographie über Aquileja ist nicht sehr genau und verfolgt eben-
sowohl politische wie wissenschaftliche Zwecke. 1Sf) Von L. de Mas-Latrie1')
sind viele aus den venetianischen Archiven stammende Urkunden benutzt,
um den Handel und die militärischen Expeditionen zu beleuchten, die Frank-
1) Gli Istituti sciontif., letter. ed. artUt di Milano. Milano. — 2) Sulla poipon e «ü
colore porpor. della diplom. specialni. sicil., N. Effem. sicil., T. S., IX, 297 ff. Vgl. n. K. XXXV.
— 3) Vite dei piu eccellonti pittori, scultori od arehitetti, scritte da Giorgio Vasari con nnore
annotazioni e commenti di G. M. Fir., IV. — 4) Architettura del Medio Eyo in Italia. Milwo-
— 5) Vgl. The Nation, 11 nov. 1880. — 6) Gesch. d. ital. Malerei vom IV. bis ins XVL Ja.
II. m. 137 lllustr. in Holzschn. Stuttg., Ebner & Seubert. 1879. X, 658 S. — 7) Denk*,
ital. Malerei vom Vorfall der Antike bis zum XVI. Jh. Leipzig (Lief. 88—93. Bd. IV, & 71
—96 u. VI, S. 48—69. Leipz., Weigel. — 8) In seinen Studi etc., o. S. 2436. — 9) üna legge»*»
araldica e l'epopea carolingia nell' Umbria. Imola. — 10) Del decadim. delT Istria. Cqx>-
distria, Priori e Pisani. 94 S. — 11) Albona, studii stor.-etnograf. Venezia, 1879. — IS) S. *
S. 1449. — 13) Commerce et expeditions milit de la France et de Venia« u Ei. docaneatt
Paria, 1879.
Italien. 11,245
reich und Venedig im Mittelalter unternahmen', so z. B. den Handel und die
Beziehungen mit Ägypten (Sklavenverträge u. s. w.). In Bezug auf die vene-
tianische Numismatik veröffentlichte Vinc. Padovan1) sein Werk über die
venetianischen Münzen von neuem, und Nicc Barozzi*) gab den Katalog
der im Museum Correr aufbewahrten venetianischen Münzen heraus. Das
soziale Leben Venedigs, die Sitten, die Religion, die Tracht, die Künste und
die Künstler, die bürgerlichen und militärischen Verordnungen sind in einer
zusammenfassenden Arbeit von P. G. Molmenti8) mit Benutzung hand-
schriftlichen Materials behandelt; er unterscheidet die Anfangszeiten, die
Zeit des Glanzes im XV. und XVI. Jh. und die Zeit des Verfalles im XVII.
und XVIII. Jh., wonach das Buch in drei Abschnitte zerfällt. — Die Bene-
diktiner in Venedig und 165 auf dieselben bezügliche Codices in den vene-
tianischen Bibliotheken besprach Feder. Pellegrini.4) Die Geschichte der
Juden in dieser Republik wurde von M. Lattes6) erörtert. Mit umfassen-
der und genauer Gelehrsamkeit handelte E. Degani6) über Geschichte und
geschichtliche Geographie der Diözese Concordia, indem er die einzelnen Ort-
schaften derselben beleuchtete: er benutzte reiches handschriftliches Mate-
rial. — Von Val. Ost er mann7) haben wir die Münzgeschichte von Friaul;
die älteste Münze, aus s. Ermagora, ist aus dem XV. Jh. — Montegliano, ein
Dorf bei Udine, ist ein alter Feudalsitz, welcher von den Patriarchen in Aqui-
leja den Grafen von Görz gegeben wurde, die damit wieder die Grafen von
Strassoldo belehnten. Vinc. Joppi8) schilderte seine Geschichte. — F. A.
Bocchi9) widmete der Erörterung der hydrographischen Verhältnisse der
Stadt Adria und ihres Territoriums ein umfangreiches Werk; er bespricht
die Änderungen im Laufe der Flüsse (Po, Estch) und ihre Unterbrechungen,
sowie die geologischen, geographischen und atmosphärischen Verhältnisse. Er
umfafst die gesamte Geschichte Adrias vom Ursprünge bis auf die heutigen
Tage, wobei er auch die Grenzen der Provinz in den verscliiedenen Zeiten
darlegt und leugnet, dafs Adria im Mittelalter einen Teil des Polesine von
ftovigo ausgemacht habe. (S. 286 ff.) Derselbe Autor10) skizzierte in
grofsen Zügen die Geschichte Adrias bis zum J. 1484; auch in dieser
kleineren Schrift hat er unedierte Urkunden benutzt. Einige Schriften über
Ponte S. Nicolö, über Gallio und über die Gegend von Boccon sammelte
^Hnc. Sartori11); Leo Benvenuti und Giac. Pietrogrande veröffentlichten
den Katalog des kleinen, aber nicht unwichtigen Archivs von Este.12) Von
fticht sonderlicher Wichtigkeit ist C. Cengias18) Monographie über Valdagno
lt** Vicentinischen, von dem er meint, dafs es entweder gegen Ende des XII.
°der zu Anfang des XIII. Jhs. entstanden sei. Auch vom geschichtlichen Stand-
. 1) Le monete della repubbl. di Von. dal sec. IX al XVIII, per sussidio nella illustrazione
^ **« acritture antiche: sommario. Venezia, VUentini, 1879. XV, 170 S. — 2) Mus. Civico
. ^accolta Correr. Numismatica yeneziana. Venezia. — 3) La storia di Yen. nella vita priv.
*£**• origini alla caduta della repubbl. Torino, Roux e Favale. 669 S. (2 Ausgaben, die 2. m.
j*?Uagen ftir die Kriegskunst etc.) — 4) I Bened. a Venezia con speciale riguardo all' isola
»* 8. Giorgio Maggiore: con un saggio bibliograf. Venezia. 79 S. — 5) Notizie e docura.
?*■ lettcr. e storia giudaica. Padova, 1879. — 6) La dioc. di Concordia, Notizie e documra.
**- Vito al Tagliamento. — 7) Numismat friul. Le raedaglie. Udine, 1879. — 8) Montegliano
. J» sua pieve. Udine. 28 S. — 9) Trattato gcograf.-econom. com parat, per sorv. alla stör.
j^H' «ntica Adria e del Polesine di Rovigo. Adria. — 10) Doi dominatori di Adria Venota,
^*ch. Venet XX, 235 ff. — 11) Mem. ecclesiastiche di Ponte S. Nicolo con noto o docum.
**lova, 1879. — Gallio e le sue Chiese, memorie «tor. con noto e documenti. Padova, 1879. —
*^-) Catal. dell' archiv. della magn. coraunita d'Este. Este. — 13) Mem. storiche pel ca-
•WUo di Valdagno (Nozze Rossi-Cengia). Valdagno.
11,246 XXVHI. C. QL Cipolla:
punkte wichtig ist die Monographie von Ag. Goiran1) Aber das Auftreten
von Erdbeben im Veronesischen; mit Hilfe der Chroniken and lokalen Über-
lieferungen zählt er dieselben bis zum J. 1866 auf. Äusserst mangelhaft
ist die kleine Schrift von A. Carmagnani8) über die Geschichte von
Cerea im Veronesischen. AI. Bessi8) behandelt die venetianische und
veronesische Familie Vittori. Von Fr. Ambro si*) haben wir zwei sich auf die
Geschichte des Trentino beziehende Schriften; die eine beleuchtet die Kunst
und Litteratur der gesamten Provinz seit den Zeiten der Römer; die andere
beschreibt Valsugana, das im Mittelalter mit Feltre vereinigt war. Ein
anderes Thal des Trentino, das des Avisio, wurde von Giov. de Castro6) be-
sprochen. Andr. Valentini6) handelte, indem er über das Kastell von
Brescia schrieb, über die Bewohner dieser Stadt seit den Zeiten der Römer.
Sehr wichtig ist die Geschichte der Uferlandschaft von Salo am Gardase&
des Grafen F. Bettoni.7) Diese Region, welche seit dem Ende des vei
flösse nen Jahrhunderts der Provinz Brescia einverleibt ist, bildete ehemal^^
ein Ganzes für sich, das vom See, Chiese und von denjenigen Bergen ein*__
geschlosen war, welche die Lombardei vom Trentino scheiden. B. beginr^t
mit der Besprechung der Bevölkerung in der Steinzeit und gelangt bis zi
J. 1797. Die Geschichte ist in den beiden ersten Bänden enthalten; di
3. giebt 114 Urkunden (von 897 — 1509) mit einer Sammlung der römische
Inschriften; der 4. die Statuten und Dekrete von 1351 — 1423. — Notizen
verschiedenen Epochen finden sich in den Akten, welche die Kommission fc
Konservierung der Denkmäler in Mailand veröffentlicht hat (1877—1880). »)
Sie sind besonders vom künstlerischen Standpunkte aus interessant
Die Geschichte von Somma Lombardo schilderte L. Melzi9) mit außer-
ordentlicher Detailkenntnis, indem er sich auf die 'Monumenta Sonnmae'
stützt, die vor einem Jahrhunderte von Fr. Campana herausgegeben sind,
und auch neue Urkunden benutzte. Zezio in der Provinz Como wird
von Ant. Monti10) mit dem Orte 'Gegis' eines Diploms Karls d. Gr. von
803 identifiziert; die erste sichere Erwähnung rührt jedenfalls aus dem J.
1193 her. Interessant ist Ces. Prelinis11) Studie über die Kirche S. Teo-
dora (früher S. Agnese) in Pavia, deren Ursprung in das VIL und VIR Jh.
zu setzen scheint Eine gute Monographie von A. G. Spinelli11) betrifft
Sesto Calende, ein Dorf am Ufer des Comersees. Der frühere Name des-
selben, Scozola, wurde später, und zwar zuerst in einer Urkunde vom J. 9£ö,
in Sextum Mercatum umgewandelt. In Folge der Rechte, welche das von
der Kirche in Pavia abhängige Kloster S. Donato über dieses Dorf bes&Tfi,
entstand zwischen den Bischöfen von Pavia und den Erzbischöfen von UmS-
land ein langer Zwist Im XII. Jh. hatte es Kommunalfreiheiten und wurde
1) Meteorologia endogena: storia aiamica della Fror, di Verona. Verona. — 2) Cea»^1
etor. su Cerea. Milano (C. erwähnt eine jüngst erschien. Schrift über das gleiche Thema r^38
Nereo Grigolli). — 3) I Vittori, mem. storiche. Verona, Civelli. 32 8. — 4) Profili **»
nna stör, degli scrittori e artist trent. Borgo, 1879; La Valsugana descritfta al riaggiate^**
(2. ed.). Borgo. — 5) La valle dell' Aviaio nel Trentino, Biv. Minima (Milano) X, 68£ *■
— 6) H castello di B. ülust. con documm. in ed. Brescia, Bersi. 80 8. — 7) Stör, della Biri^rrl
di Salb. Brescia, Malaguzzi. 4 voll. 240, 353, 342, 298 S. — 8) Anhang i. Bd. Y1I <*•
Arch. lomb. Milano. — 9) Somma Lomb., storia, descrizione con 50 illustras. Milano. 261 8~ *;
— 10) Del luogo di Zezio e sua pieye, Poriodico della soc. stör, per la prov. e ant diec- ^
Como (Como), II, 7 ff. — 11) Notizie stör, descrittive soll ant basilica di S. Teod. in rVria
Pavia, 1881 (schon 1880 erschien.). — 12) Ricerche spottanti a Sesto Cal. M. fiel« TbC
n. 1 Kart Milano, Spinelli 233 S. 4.
Italien. 11,247
L397 von E. Wenzel zu Gunsten Gian Galeazzo Viscontis mit dem Herzog-
en* Anghera vereinigt; aber schon vorher war es Lehen eines Zweiges der
Familie Visconti. Der Vf. machte von vielen handschriftlichen Quellen um-
fassendsten und besten Gebrauch. P. Caire1) setzte seine Studien über die
Provinz Novara fort, indem er Siegel und Medaillen des Kathedralkapitels
ind des von S. Gaudenzio, sowie anderer Institute und Vereine erörterte.
Sehr verschiedenartige Dinge bespricht P. Vayra,8) indem er das 'Museo
itorico savoiardo' in Turin und den Saal der lAtti publici' behandelt, der
ast einen Inbegriff der Geschichte des Hauses Savoyen darstellt. Er ver-
öffentlicht eine Anzahl Urkunden, unter denen sich einige aus dem VIII. Jh.
726, 769, 773) und IX. Jh. (810, 825, 861, 895, 896 etc.) befinden; da-
>ei erwähnt er ein Diplom Berengars vom II. Sept. 903 für das Kloster
3obbio. Der Band, der sonst nicht gerade streng kritische Methode zeigt,
st mit sehr gelungenen Facsimiles versehen. Eine Sammlung von Mono-
p-aphieen über Valsesia, welche die Familien, Dialekte, Ackerbau- und sozialen
Verhältnisse bespricht, gab Tonetti,3) der Vf. der Geschichte dieser Land-
chaft, heraus. V. Zitta4) schrieb eine Monographie über Garessio, einen
)rt des Thaies Tartaro, dessen zuerst in einer Urkunde v. 1046 Erwähnung
;eschieht. Bald darauf bildete es den Teil einer Markgrafschaft, welche
on dem aleramischen Hause von Savoyen abhing. Es besafs 1276 eine
ilunizipalregierung mit einem Podesta und Konsuln. Seine ersten Statuten
laueren von 1278 und sind 1344 vom Markgraf Bonifacius bestätigt. Nach
len Auseinandersetzungen von Gius. Colombo6) findet sich die erste ge-
chichtliche Erwähnung von Montalto Torinese im J. 1159; eine Urkunde
on 1187 enthält ein förmliches Statut. Im J. 1235 schwuren die Herren
iieses Besitztums Chieri Treue. Savoyens Einfluss beginnt mit 1347. Ober
>an Biagio di Villa del Bosco sprach Franc. Sartori. 6) Aus einer Hds.
[er Biblioth. comun. zu Piacenza teilte H. Bresslau7) das Wichtigste aus
wei Nekrologieen mit, welche dank mannigfacher Eintragungen zu den be-
ieutendsten italienischen Nekrologien überhaupt gehören. L. Balduzzi8)
ammelte geschichtliche und kunstgeschichtliche Urkunden von verschiedenen
Ortschaften des Territoriums Bagnacavallo, unter denen sich eine auf die
'farre von S. Pietro in Sylvis bezügliche befindet, die nach seiner Meinung ans
em VII. oder VIII. Jh. stammt. G. M. Cardoni9) vereinigte seine zahlreichen
donographieen über die Stadt Ravenna in einem Bande und umfafst auf
Liese Weise fast die ganze Geschichte dieser Stadt; übrigens erschöpft er
iesen Gegenstand nicht. Giul. Berti10) bestimmt mit archivalischem Mate-
ial die Lage der alten Häfen im Ravennatischen, den Lauf der Flüsse etc.,
ad entwirft so eine vollständige Geographie für jene Landschaft in früherer
»eit. Über die ersten elf Nachfolger von S. Appollinaris auf dem Bischofs-
1) Monografia norar. Mem. II: Sigilli e Medaglie, Miacell. di storia ital. Tarin. XIX,
ff Aach tep.: Tarin, Parafia. 1879. 106 S. u. 9 Taf. — 2) H Mas. stör. della casa di
av. Tarin. XXIV, 536 S. Sep. aas: Cariosita e ricerche di stör, subalpina. — 3) II Mas.
alsesiano. Notizie stör., artist., letter. e statist. Bulla V. Varallo. — 4) Appunti stör, sa
rareasio. Mondovi, Progr. d. Lyc-Gymn. 1878/79. — F>) Montalto torinese, notizie stör,
'orino, 1879. — 6) S. Biag. di Villa del B. : memorie stör, con note e docum. Padova. —
) Handschriftliches aas It., N. Arch. V, 438 ff. — 8) Monam. ed oggetti di belle arti e di
ntieh. nel Com. di Bagnacavallo. Ravenna, 1878. — 9) Rav. antica con docom. e note.
'aenza. — 10) Antichi porti militare e commerciale, antico andaraento del raare e dei fiumi,
porti minori od approdi nel circondario di Rav. Roma, 1879.
11,248 XXVHL C. Qf. Cipolla:
stuhle zu Ravenna handelte kurz Ant. Tarlazzi.1) Bezüglich der Geo-
graphie des Urbinatischen im Mittelalter sei auf ein Werkchen von Gins.
Mo chi8) hingewiesen, während über eine Genealogie der Familie Caro von
Civitanova in den Marken Gius. Recchi3) schrieb. Die regierenden Bischöfe
von Florenz werden im allgemeinen von W. N. de Jongh4) berührt. Von
bedeutendem Interesse ist die von L. Bruzza6) unternommene Veröffent-
lichung des Regestenbuches der Kirche von Tivoli; in der Mitte des XII. Jhs
geschrieben, enthält es sehr alte Urkunden: die erste ist die Gründungs-
urkunde der Kirche S. Maria in Cornuta von Tivoli, von dem Gotei
Valila 471; 7 gehören dem X., 5 dem XI., 18 dem XII. Jh. an. Die heraus-
gegebenen reichen bis zum J. 991. Für Rom erschien der 1. Bd. dei
'Bibliografia romana, ' 6) welcher in alphabetischer Ordnung die Angaben
über die Autoren und das Verzeichnis ihrer Publikationen enthält; Giro!
Amati hat eine gelehrte Vorrede vorausgeschickt, in welcher dargelegt wird
was Rom im XI. und XII. Jh. gewesen ist, und wie auch in denjenigen
Jahrhunderten die Kultur blühte, welche man für die finstersten hält Ei
bespricht die Schulen, die Sitten etc., die Litteratur und ihre Werke. Ei
folgt dann ein Anhang von 16 inedierten Urkunden aus römischen Archive!
und Bibliotheken, welche sich auf die genannten Jahrhunderte beziehen. —
Auf Grund der Resultate G. B. de Rossis besprach L. Duchesne7) dk
Kartographie von Rom im Altertum und im Mittelalter. — Leo XQL gm
hört der Familie Pecci an, und so beleuchten mit umfassender Gelehrsamke
L. Fumi und A. Lisini8) in einem reich mit Urkunden versehenen Werl*
die Geschichte und Genealogie dieser berühmten Familie. Dem. Salazaro-
behandelte die Denkmäler Süditaliens vom IV. bis zum XIII. Jh. F. Leno
mantJ0) will in der Kunst des Mittelalters in Apulien vom XL bis vm
Xu. Jh. einen durch byzantinische, arabische u. a. Einflüsse modifiziert*
normannischen Charakter erkennen. Mola di Bari, eine Stadt von geringg
Bedeutung, deren Geschichte nur bis in das XII. Jh. reicht, bildete c\«
Gegenstand einer Arbeit von G. de Sanctis. X1) Einige Skizzen mehr littet-;
rischer als historischer Natur über die Provinz Lecce verdanken wir Co
de Giorgi.18) Bedeutend wichtiger erscheinen die Forschungen von Erx
Aar l3) über die politische und litterarische Geschichte der Terra d'Otranto
Das Material ist ein überreiches; besonderes Interesse bieten die Urkunden
von welchen die erste von 1272 ist. Seine genealogischen Erörterungen üba
die Familien des neapolitanischen Patriziates setzte B. C. Gonzaga14) fort
1) Memoria sugli Arcivecsovi Colombini di Ray. Bav., Calderini. 27 S. 4. — 2) Gli
Urbinati metaurensi ed ortensi ricordati da Plinio, e il territorio balneense nominato in di-
ploma del medioevo. Cagli. — 3) Albero geneal. della fara. Caro di Civitanova. Ciritanori
Marche. — 4) Gli archivi di Stato a Fir. Fironze, 1879. 17 S. — 5) Regesto della Chiew
di Tivoli, Studi e docum. di stör, e diritto. I. II. Roma. — 6) Bibliogr. rom. : notirie deUi
Tita e dolle opere degli scrittori rom. dal sec. XI fino ai nostri giorni. Vol. I. Roma
(per cura del Ministero di Agric, Inda st e Comm., Direz. di Statist). — Einen wichtig«
Artikel über die Gesch. d. Vatikan. Geheim-Archive hat die Augsb. Allg. Ztg. y. 17. Mai
Über Manch s Schrift s. Jabresber. II, 2, 361 2. — 7) Les plans de Rome, Rev. des quest
hiet L1II, 265 ff. Vgl. Jahresber. II, 2, 261. — 8) La geneal. dei Conti Pecci. Pisa
141 S. m. Portr. u. XV T. — 9) Studi sui raonum. dell Ital. moridion. dal IV al XIII sec
Napoli. — Vgl. darübor The Athenaeura, 17. Juli. — 10) L'art du M.-A. dans la Pouille
Gaz. des beaux arts, 1 sept — 11) Ricordi Stör, di Mola di Bari. Nai>oli. — 12) La prov
di Lecce, bozzetti. Lecce. — 13) Gli studi in Terra d'Otr., Arch. stör. ital. 4 Ser., VI,
100 ff., 305 ff. — 14) Memorie delle fam. nobili dolle prov. moridion. d'Italia. V. Napoli.
Italien. 11,249
Was Sicilien betrifft, so vollendete Gins. Picone1) seine Geschichte
von Girgenti, während Gins. Polizzi*) Notizen über Trapani sammelte, in
denen er sich kurz über dessen Geschichte, Denkmäler und Sitten ausliefs.
Ant. Castiglione*) erforschte die Altertümer von Mazara, und Raff. So-
larino4) gab eine wichtige Monographie über Camerino heraus. Die sici-
lianische Familie Paterno, welche sich römischer Abstammung rühmt, fand
in Gins. Paternö de' Spedalotto5) einen liebevollen, wenn auch nicht
durchweg genauen Bearbeiter. — Die arabische Kultur in Sicilien stellte M.
Carriere dar.6)
IL Die Barbaren7) (V.— XL Jahrhundert}.
Die Geschichte der Invasion der Deutschen in Italien von Th. Hodgkin8)
reicht bis Odoakar; sie schliefst daher das Altertum ab und leitet zum
Mittelalter hinüber. A. J. Gawalewicz9) untersucht die Beziehungen seines
Nachfolgers Theodorich zum Oriente. Es ist bekannt, dafs nach Jordanes in der
Hist. Goth. der Gedanke eines Einfalles in Italien von Theodorich ausgegangen
sein soll, während Procop behauptet, derselbe sei von K. Zeno veranlagst.
Da aber eben dieser Jordanes an einer andern Stelle (de regn. suc, Mura-
tori 1, 1, 240) Zeno den Anlafs zum Kriege zuschreibt, so zieht G. die An-
gabe des Anon. Vales. vor, nach welchem Zeno Theodorich als Patricius und
Konsul nach Italien schickte und ihm jenes Land versprach, wenn er Odoakar
besiegt hätte. In Bezug auf Th.s weitere Beziehungen zum Orient nimmt G.
(S. 42 ff.) an, dafs er und die andern Amaler die Oberhoheit des Kaisers an-
erkannt hätten und sucht seine Ansicht durch die Münzen zu bekräftigen
(S. 45), allein dies gelingt ihm, wie Ref. scheint, bei Theodorich nicht. Mit
den byzantinischen Quellen nimmt G. an, dafs Theodorich den Odoakar ver-
räterischer Weise getötet habe. Dafs Tbeodorich 496 durch Aufnahme der
^eliquiae fessae' der Alamannen die Grenze Italiens über die Alpen nach
Schwaben hin ausgedehnt habe, stellt Meyer von Knonau in Abrede.10)
— Seine Erklärung von Cassiod. Var. XII, 9, der über eine eigentümliche
Stiftung zu handeln scheint, hat F. Dahn neu abdrucken lassen.11) — Ein be-
rühmtes Opfer Theodorichs war Boetius. Vinc. de Giovanni18) legt die Philo-
sophie dieses grofsen Mannes dar, die darauf hinauslief, das Alte mit dem
^euen, den Glauben mit der Philosophie zu vereinigen, und behauptet, dafs
die Anklage gegen Albinus durch dessen Reichtümer, nach denen der
Referendarius Cyprianus^ lüstern war, veranlafst sei; die Anklage sei wegen
Empörung gestellt worden.
Paulus Diaconus hat Del Giudice13) besprochen, während das Leben
^d die Unternehmungen K. Liutprands eingehend von Wilh. Martens14)
g 1) Memoria stör, agrigontine. Mem. VI: sul periodo della monarchia, Parte 2 ed ult
rt" 5*3-836. Girgenti — 2) Ricordi trapanoti. Trapani. 142 S. — 3) Sülle cose an-
A\ della citta di Mazara: studii archeol. o stör. Alcamo, Bagolino. 1878. 115 S. —
X to <*er ^P6 I^6*' von Rag«8»- — *>V 1 Patorno. Palermo. 70 8. Ein genauen Referat
de ^*&m- 8icil. X» 236. — 6) S. o. S. 244*. — 7) Wen diese Bezeichnung der 1. Periode
__ Mittelalterlichen italienischen Gesch. befremdet, der (toi an die (leges barbarorum' erinnert R.
£v ^*) Italy and her invaders a. D. 376 — 476. 2 voll. London, Macmillan. 1210 S. —
q' Theodor, d. Gr. Beziehungen zu Byzanz u. zu Odovakar, Jahresbor. d. Realschule etc. u.
^f^ti. in Brody. — 10) Z. ältesten alam. Gesch., Anz. f. Schweiz. Gesch. X (1879). S. 130-35.
fij tl) Bausteine (o. S. 51) II, 275—89. — 12) Sever. Boezio, Studi (Bd. XIII der «oporo
«j ^^oficho' von V. d. G.). Palermo. - 13) S. o. S. 131. Vgl. auch Vayra, Curiosita etc.
7*. *V>r. subalp., o. S. 247*. — 14) Polit Gesch. d. Langobardonreichos unt. K. Liutpr.
^-—44. Heidelb., Köstor. 71 S.
11,250 xxvnx c. et cipoiia:
geschildert worden, der insonderheit behauptet, zur Zeit dieses Königs h&tten
die Longobarden nicht Ravenna, sondern nur Classe erobert Gegen diese
Meinung erklärte sich Ref.1) Das Programm Liutprands, Rom zu erobern
und es zum Centrum des neuen Königreiches Italien zu machen, verfolgte
Aistulf; seine Kämpfe gegen Stephan II. sind mit grofser Genauigkeit von
E. Knaake1) dargestellt, dessen Studie vor allem durch die Erklärung seiner
Gesetze interessant ist. — Oft haben die römischen Einrichtungen die Stürme
der Völkerwanderungen überdauert. So glaubt auch A. Rolando,8) dafs die
Umänderung der augusteischen Regioneneinteilung in Italien thatsächlich sehr
langsam vor sich gegangen sei, und dafs die Untereinteilungen der Longo-
barden und Franken die römischen nicht zu zerstören vermochten. Die erste
Erwähnung des italischen Königreichs findet er im J. 716 während Liut-
prands Regierung. Er untersucht, welche Landschaften zum Königreiche ge-
hörten und welche nicht; zu den letzteren zählt er Venedig, das Herzogtum^«
Ravenna, den Kirchenstaat, aber nicht das Exarchat. Indem er dann j<
nach den verschiedenen Epochen die Grenzen des Königreichs bestimmt
weist er das Lebendigbleiben der chorographischen Namen nach. — Eini
besondere Kriegssteuer zur Erhaltung der Heere u. s. w. war das Fodrum^^
welches B. Post4) erörtert hat. Eine neue Studie über alte Urkunden liflfeH^
A. Gloria6) und spürte der in Italien vom VII. bis zum XIII. Jh. übliches^ -^
Volkssprache nach; er ist der Ansicht, dafs Dantes Unterscheidung der Lai
dessprache des niederen Volkes (volgare plebeo) und der der höheren Stän<
(volgare illustre) sehr alt sei.
Referent") hat einen Katalog der Quellen zum Studium der Laik.
schaft Venedig zur Zeit der Longobarden einschliefslich einer Bibliograptmii
der Schriften des Paulus Diaconus zusammengestellt. Die Übersetzung7) r^e:
bekannten Studie von H. Siemonsfeld über die al tinatische Chronik vc^U
endete C. S. Rosada. — Die Deutschen der 7 vicentinischen Gemein<X.«i
will Fr. Molon8) von den Goten Alarichs ableiten, während Gabr. Ross*9J
seine Studien über die longobardische Herrschaft in Brescia von neuem wex--
öffentlichte.
Dem I. Jh. des Kaiserreichs gehört der von Prelini entdeckte und
1876 von G. B. de Rossi und Garrucci behandelte Sarkophag des ersten
Bischofs von Pavia, S. Sirus, an, welchen P. neuerdings besprach.10) 23r
untersucht auch, wann die vita S. Siri geschrieben ist, die man nacl
ihm nicht dem Paulus Diac. zuschreiben darf, sondern die wohl dem Schlosse
des VI. oder dem Anfang des VTI. Jhs. entstammt Die 'transactio' wijnd
entweder von Bischof Adeodatus, dem Autor der 'translatio', im IX. Jh. oder
von irgend einem von ihm damit Beauftragten geschrieben sein.
Aus Piemont haben wir eine unbedeutende Studie von A. Amore11) üt>«r
Bertha v. Savoyen, die Gemahlin Heinrichs IV.; der Vf. kennt die Arbeiten
1) Arch. Von. XX, 167—71. — 2) Aist, K. d. Longob. 749 — 766. Progr. 4 *•
Realsch. zu Tilsit. (No. 19.) 31 S. — 3) Geografia polit. e corogTaf. deU' Italia imper. «i
soc. IXeX, Arch. stör. Hai. 4 S. V, 231 ff. — 4) S. o. S. 69». — 5) Del volgare mw*tn
del sc«. VII fino a Dante, Stadii stör. Sop. aus Atti del r. Istit Veneto, 5. 8er.
(>) Fonti por la stör, della regiono von. al tenipo della dominaz. longob. (568 — 774), Ax*&
Yen. XIX, 404 ff.; einige Zusätze u. ein Nachtrag, ebda XX, 166 ff. - 7) Arch. Von. Xtt
54. 291. — 8) Antropol. preistorica; i sette Comuni del Vicent., N. Antol. LUX, 468 «-
Roma. Mit kleinen Veränderungen Vicenza, 1881. — 9) I Longob. a Brescia, Riv. Repobbb-
cana 111, 557 ff. — 10) S. Siro I. Vosc. e Tatrono di Pavia. I. Pavia. XL VII, 590, m. Ttf
— 11) Berta di Sav., imperatrico di Germ. Milano. 57 S. 16.
Italien. 11,251
von Carutti über den Ursprung des Hanses Savoyen nicht. — Die Urkunde,
in der Bischof Theodulf von Turin an Bobbio 862 eine Hds. des Korinther-
briefs mit Kommentar des Bischofs Claudius von Turin schenkte, sowie das
Gedicht eines strafbaren Mönchs in Bobbio, der den h. Columban um Ver-
wendung bei dem Abte anruft (XI. Jh.), hat E. Dum ml er abgedruckt1)
Über verschiedene Florentiner Urkunden des XII. Jh. berichtet in einem
Aufsatz über die in Urkunden gebrauchte Goldschrift Ces. Paoli*) und teilt
eine von Brunetti im Cod. dipl. tose. I, 570 unvollkommen abgeschriebene
Urkunde vom J. 760 ganz mit.
In Rom förderten Ausgrabungen das Fragment einer Grabinschrift aus
dem vm. oder IX. Jh.s) zu tage.
Von grofser Wichtigkeit ist der wieder aufgenommene Katalog der
Quellen für die ältere Periode der mittelalterlichen neapolitanischen Ge-
schichte, den B. Capasso4) bis zum Tode Pandulfs VI., des letzten Fürsten
von Benevent, 1077 geführt hat; er betrifft herausgegebene Schriften wie
Manuskripte. Von hohem Interesse ist auch G. J. Ascolis6) Erläuterung
alter griechischer, lateinischer und hebräischer Inschriften auf Gräbern neapo-
litanischer Juden; besonders bemerkenswert ist die Besprechung der be-
rühmten hebräischen Inschriften im jüdischen Hypogeum zu Venosa aus
dem IX. Jh.
Von den historisch-litterarischen Arbeiten, welche anläfslich des Cente-
^ariums des h. Benedikt zu Montecassino herausgegeben wurden, seien
111 Bezug auf das berühmte Kloster nur die von D. Bartolini6) und R.
Schöner7) angeführt. Über die Geschichte und die Vorschriften der Schule
zu Salerno sprach H. de Varigny.8)
M. Amari hat die von ihm bereits in Leipzig publizierten arabischen
* exte ins Italienische übersetzt;9) es sind Auszüge von arabischen Geschichts-
^hreibern und Schriftstellern über Geschichte und Geographie Siciliens. Sie
w^rfen auf die Geschichte der Litteratur und Industrie Licht. Der erste
^°H A. aufgenommene arabische Schriftsteller ist 'AI Baläduri, t 832, der
*^t*te 'Ihn Wädiran, dessen Blütezeit in die 2. Hälfte des XVIII. Jh. fiel,
bisher erschien nur der 1. Teil. Cultavuturo identifiziert Pasqu. Cipolla10)
2j*t dem OQog Toqyvov, und Selasani mit den Xoqov 'IdfAßixag des Diodor.
r^** glaubt im Gegensatz zu Amari, dafs der erstere Ort, der auf dem Berge
"orgio entstanden war, vor der arabischen Einwanderung bewohnt gewesen sei.
III. Blüte des Städtewesens. (I Comuni, XI.— XIV. Jh.)")
Zur Geschichte Italiens zur Zeit der Blüte des Städtewesens liegt die
Fortsetzung von Fr. Lanzanis 1Ä) Werk vor; er beendet den Krieg der sici-
^ianischen Vesper und nähert sich mit Otto Visconti dem Ende des XIII. Jh.
1) Aus Handschriften, N. Arch. V, 623, 429. — 2) Miscell. di paleografia e diplomatica,
Arch. stör. ital. 4. Ser. VI, 115 ff. — 3) Notizie degli seavi d'antichitä S. 290. —
^) Indicaxione delle fonti dolla stör, delle prov. napolet, Arch. napol. V, 473 ff. Nimmt teil-
^ei»e eine frühere Arbeit desa. Autors in Bd. I des Arch. stör, napol. wieder auf. — 5) S. o. 1,
C61. — 6) L'antico Cass. e il primit. raonastero di S. Bened. Monteiassino. Vgl. o. 8. 243*. —
I) Augbs. Allg. Ztg. No. 101—102.— 8) Kevue scientif. v. 10. Juli. — 9) S. o. S. 237» —
10) Sülle probabili orig. di Caltavuturo o Selasani, Arch. stör, sicil. N\ S., V, 67 tf. —
II) Italien. Verhältnisse dieser Periodo sind erörtert o. S. 291-6, 341. — 12) I Comuni.
Narnudoni storiehe da Carlomagno ad Enr. VII. di Lussemb. (800 — 1300). Fase. 19, 20,
S. 576—640. In Vallardis <Italia' (Mailand).
11,252 XXV1IL C. Gf. Cipolla:
6B. Niccolini,1) in den Tagen der italienischen Freiheitskämpfe ein Dichter von
bedeutendem Rufe, wurde durch den Tod an der Herausgabe einer Geschichte
der Schwäbischen Kaiser in Italien verhindert. Sein Zweck war ein poli-
tischer und nicht ein kritischer; die Darstellung ist dramatisch. Autor und
Buch werden durch folgenden Satz am besten charakterisiert: 'ein Italiener,
der sich das Alter und das Schicksal Konradins vergegenwärtigt, wird viel-
leicht Mitleid mit ihm empfinden können; jedoch eine aufrichtige Thräne
wird er nur über Manfred vergiefsen, dessen Edelsinn die Sitten der italie-
nischen Mutter wiederspiegelte*.
Der Paleograph C. Paoli2) hat, eine ähnliche Arbeit von Manni er-
gänzend, diejenigen Stellen der Schriftsteller zusammengestellt, in denen sich
das Wort 'parlasio' (ältere Form ist 'perilasium') findet; es soll 'einen Haufen
Steine im Kreise' bedeuten.
Auch über Triest gingen die Rom -Wallfahrer unter dem Namen von
'Pilgern': die älteste diesbezügliche Urkunde findet sich im Cod. istr. von
Kandier, 1233. Att. Hortis,3) der diesen Gegenstand behandelt, stutzt sich
dabei auch auf andere Urkunden, von denen die älteste aus d. J. 1456 ist
Paulo Fambri4) tadelt in einem Essay über das obenerwähnte Werk
Molmentis6) — abgesehen davon, dafs M. topographische und hydro-
graphische Untersuchungen vermissen lasse — das Schweigen über das, was
er ein 'Factum' nennt, weil es von dem Chronisten Dan. Barbaro berichtet
wird, dafs nämlich 1222 Pietro Ziani den Bäten die Auswanderung nach Kon-
stantinopel vorgeschlagen habe. F. hat jedoch diese Frage nicht genau ge-
prüft und stellt den von Romanin früher geäusserten Bedenken nur -einige
Worte entgegen. Aus Chronisten und aus Urkunden sammelte Gius. Tassini6)
Notizen über einige noch nicht besprochene venetianische Paläste. — Ant
Baracchi7) nahm die seit 1875 unterbrochene Veröffentlichung der ältesten
Urkunden aus dem 'schwimmenden Archive' in Venedig wieder auf; die vor-
liegenden (No. 80—108) betreffen die Jj. 1188-1195. — Erfolglos blieben
die Nachforschungen, welche Bert. Cecchetti8) in Konstantinopel anstellen
liefs, um das Grab Enrico Dandolos aufzufinden. Vinc. Padovan9) setzte
seine Studien über die venetianische Münze fort, indem er das auf Beschloß
des grofsen Rates von 1 375 im folgenden Jahre abgefafste Statut der 'massari
della moneta' (Münzmeister) drucken liefs.
Vinc. Joppi10) giebt eine Darlegung der Geschichtsquellen Friauls. Die
wirklichen Chronisten beginnen mit Julianus Canonicus von Cividale und
Odoricus von Pordenone, welche im XIII. und XIV. Jh. lebten. Aus früherer
Zeit besitzt man nur Kataloge und kurze Lebensläufe der Patriarchen. Der-
selbe11) reproduziert eine Urkunde aus dem X. Jh. und 6 aus den Jj. 1259
— 1336, welche geistliche Beziehungen zwischen den Kirchen von Aquileja
und Trient betreffen. N. Mantica18) veröffentlichte die Reihe der Rektoren
1) Stör, della casa di Svoria in Italia, pubbl. per enra di Corrado GargioUi. Milauo.
CCLXXV, 736 S. — 2) Sali' orig. e significato della voce Parlasio, Arch. stör. ital. 4 Ser,
VI, 492—505. — 3) I Romieri a Trieste, Archeogr. triest N. S., VII, 203 ff. — 4) l*«e-
ziuni in casa o fuori, N. Antol., LH. 591—618. — 5) S. o. S. 245*. — 6) Aleuni palan
ed antichi edifici di Ven. storicaraento illustr. Venezia 1879. — 7) Le carte del mUle eW
millecento che si conservano nel r. Archivio Notarile di Ven., Arch. Ven. XX, 51 ff., 314 C
(Vgl. Arch. Von. T. X.) — 8) S. o. S. 241 3. - 9) Capitolare maraarionim monete and
MCCLXXVIII et subsequentium, Arch. Von. XX, 96 ff., 274 ff. — 10) Dolle fonti per U
stör, del Friuli, Arch. Ven. XX, 416. — 11) Trento ed Aquileia, docum. antichi. Udine. —
12) La serie dei rettori di Monfalc. dal 1269 al 1880. Udine.
Italien. I£,253
von Monfalcone, 1269 — 1880. Dieser früher von Aquileja abhängige Ort
gehörte von 1420-1795 zu Venedig. — In Bezug auf Treviso gab L.
tiailo1) zwei Urkunden (darunter nur eine unedierte) von 1208 heraus,
welche Konventionen zwischen vcnetianischen Städten angehen. — Einen ähn-
lichen Gegenstand betrifft das von F. Q. und G. Bampo und £. Cazzaor*)
herausgegebene Dokument vom J. 1209. Ren. Schiratti8) verdanken wir
die Publikation des Testamentes von Guccello V. aus Camino (1242) und
verschiedene biographische Notizen über diese Persönlichkeit.
Den alten Kommunalpalast von Vicenza — er existierte zu Beginn des
XII. Jh. — und noch ausführlicher denjenigen, der unter den Venctianern
'Capitaniato' genannt wurde und vorher der Turm einer Familie des XII. Jh.
gewesen war, erörtert nach Notizen Bern. Morsolins Guard. Colleoni. 4)
Auch Vitt. Barichelia6) berührte gelegentlich den alten Municipalpalast
dieser Stadt.
Einige Inschriften in veronesischer Mundart (2 aus dem XIII., 4 aus
dem XIV., 8 aus dem XV., 6 aus dem XVI. Jh.), von welchen einige noch
nicht herausgegeben sind, sammelte und erläuterte GB. Gf. Giuliari.6)
Dafs das von Muratori VIII. herausgegebene 'Leben* des Grafen Rizzardo von
San Bonifacio eine Kompilation aus dem Anfange des XVII. Jh. sei, glaubt
Ref. 7) erwiesen zu haben. Derselbe8) stellte mit Hülfe von Urkunden fest,
dafs die 'Insula Cenensis' mit dem gegenwärtigen Isola della Scala in der
Provinz Verona identisch sei.
Über das Thal Gandino im Bergamaskischen existieren geschichtliche
Nachrichten, die bis zum XII. Jh. reichen. Diese besprach A. Tiraboschi9)
und äusserte die Absicht, dessen Statuten, über welche er nur kurz berichtet,
z** veröffentlichen.
Das archäologische Museum von Mailand besitzt einige Waffen, die
Amk Bazzero10) besprochen hat; sie entstammen dem XIII., XIV. und
XV. Jh. Franc. Novati11) unternahm die Publikation und Erläuterung des
^wichtigen Nekrologes der Kathedrale von Cremona, in dem, wie bekannt, am
2. Juni (1215) der Tod des Bisch. Sicard erwähnt ist Eine Bulle von
Anastasius IV., datiert Febr. 1154, durch welche dem Bischöfe von Vercelli
das Pallium verliehen wird, liefs Giuliari18) drucken; auch machte er eine
geschichtliche Notiz ohne Datum bekannt, welche eine in Vercelli und Cari-
siana' vorgefallene Plünderung beschreibt. Peter ü. v. Savoien, der 1263
— 1268 regierte, erliefe das erste Gesetz, durch welches die legislative
Gewalt des Staates in die Hände der Fürsten gelegt werden sollte. Dieses
schon mehrmals herausgegebene Gesetz wurde von Ces. Nani13) wieder ge-
7v 1) Treviso e Vicenza, due docum. patrii. Treviso. — 2) Lega difensiva fra Padova e
*e*ia0, a. 1209, docum. ined. (Nozze Zava-Baatanzi) Treviso, Zoppeüi, 15 S. 4. — 3) Di
Ucc* (v) da Cara. e del buo testamento (Nozze Millioni-Savon), Treviso. — 4) L'antica e la
Boy* residenza municip. di Vicenza. Vicenza. — 5) Andr. Palladio e la sua scuola. Venozia.
' £*e epigrafi veron. in volgare, raccolta cominc. da Scip. Maffei, dal 1239 al 1543 contin.
^*<sc*esc Verona. Mit e. Nachtrag in dorn Veroneser Journal 'L'Adige', v. 11 Sept. —
3> Vita Ricdaidi Comitia, Arch. Ven. XIX, 206 ff. — 8) L'lsola Cenenso, Arch. Ven. XX,
Y ^- — 9) Cenni intorni alla Valle Gand. ed ai suoi statuti, Arch. stör. lomb. VII, 5 — 40.
itüi1 Vertova, e. kleinen Ort dieses Thaies, hatte schon Gabr. Rosa gesprochen, Arch. stör.
**•» N. S., XII. — 10) Le arrai antiche nel mos. patrio di archeol. in Mil. Milano. 24 S.
TT 11) L'obituario della cattedr. di Cremona, Arch. stör. lomb. VII, 245 ff., 567 ff. —
**) Arch. ator. it 4 S. VI, 3. — 13) Gli Statuti di Pietro II C*e di Sav. Torino, 56 8.
**&• aus d. Memorie della r. Accad. delle scienze di Tor. 2. Ser. T 32.
11,254 XXVHL C. OL Cipolla:
druckt, der e$ sehr eingehend erörtert and seine Wichtigkeit für die Rechts-
geschichte darlegt. Er zeigt, wie weit in demselben die Bestrebungen gingen,
die römischen und germanischen Principien zu vereinigen.
Über den berühmten Markgf. Konrad v. Monferrat, welchen die Trou-
badoure wegen seiner heroischen Verteidigung von Tyrus gegen Saladin im
J. 1187 besangen, besitzen wir nur spärliche Notizen von Annalisten und
einige wenige Urkunden. Diese sind von Theod. II gen,1) der hauptsächlich
den wahren Urheber von Conrads Tod erforschen will (f 28. April 1192)
sorgfältig gesammelt und geordnet. Gewöhnlich schreibt man dieses Ver-
brechen einer der folgenden fünf Personen zu: Sinan, Grofsmeister der
Assassinen, König Richard v. England, Saladin, König Guido, Onfred ?.
Turon. Der Vf. nimmt den Ersten als Schuldigen an. Auch veröffentlicht
er einen in das J. 1 185 gesetzten Brief Konrads an ßela von Ungarn (S. 135 £).
Vier Urkunden von 1278 — 1561, welche sich auf alte piemontesische Biblio-
theken beziehen, machte Ant. Manno*) bekannt; mehrere Schriften behandeln
die Waldenser.8) Ober den Troubadour Lucchetto Gattilusi (vgl. Desimoni,
Giorn. ligust. 1878, S. 241) sprach zuerst Tomm. Casini,4) der ihn für
unbekannt hielt, danach A. Neri,5) welcher Desimoni citierte, endlich wie-
derum Casini;6) wir haben nun einen besseren Einblick in sein Leben und
seine litterarische Thätigkeit gewonnen. Nichts Neues, aber das Bekannte in
guter Darstellung bietet uns die Monographie von Raim. di Soragna7) über
die Friedrich II. so verderblich gewordene Belagerung von Parma. Mit Hülfe
von Chroniken und Urkunden von 1087 bis auf unsere Tage schrieb Fil.
Guarini8) eine bemerkenswerte Abhandlung über die Erdbeben in ForlL
Die höchst wichtige Herausgabe der bolognesischen Statuten (1245 — 67) voll-
endete L. Frati;9) es sind nur noch das Vorwort und der Index zudrücken.
Von wenig Belang ist die Monographie von Lazz. Sanguinetti10) über Accur-
sius, den berühmten Glossator der Universität Bologna; L. de Ch6ranc6sa)
Biographie des h. Franz v. Assisi liegt in 2. Auflage vor. In Bezug auf
Macerata wurden einige Urkunden aus dem XL und XU Jh. von Raff. Fo-
glietti18) ans Licht gezogen. Für die Geschichte der noch wenig gekannten
Beziehungen zwischen Toscana und der Levante hat ein Hauptwerk Gins.
Müller13) in Verbindung mit dem verstorbenen C. Milanesi und dann mit
Aless. Gherardi geliefert. Nach handschriftlichen Aktenstücken giebt Freid«
hof14) die Fortsetzung seiner Geschichte der Städte von Toscana zur Zeit
Manfreds. Er beginnt mit der Schlacht von Montaperti und beschreibt die in
Folge der am 28. Mai 1261 geschlossenen und, mit Ausschluss von Pistoii,
am 23. Mai 1265 erneuerten Verbindung der Ghibellinen geführten Unter-
handlungen; nach der Landung Karls v. Anjou löste sich der Ghibellinen-
bund auf und bildete sich der der Guelfen (1265). Als Anhang werden
1) S. o. S. 241*. — 2) Acuni cataloghi di ant librerie piem., MiacelL di st ital. (Tori*))
XIX, 359 ff. — 3) S. o. S. 196 f. — 4) ün Trovatore ignoto del «ec XIII., Baas, settim. Y,
391. — 5) A propofl. di Luc. GattiL, ibid. VI, 29. — 6) Di Lac Gattü., ibid. S. 349.
— 7) Vittoria: la rivolta e l'assodio di P. nel 1247. Modena. — 8) I teiremota in F. i»
vario epoche. Forli, Croppi. 161 S. — 9) Statuti del Com. di Bol. dell' a. 1246 al 1267.
Bologna. — 10) Accursio, cenni stor.-biograf. Bologna, Monti, 1879. 46 8. (None Sangoiietti-
Zamorani), — 11) St. Fr. d'Asa., (1182—1226). At. portr. Paria, Pouwrielgue fr., XU,
532 S. Vgl. o'. 1997. — 12) Docnm. dei sec. XI e Xu per la stör, di Mac. con prefiu. e
annotaz. Macerata, Bianchini, 1879. XY, 96 S. — 13) Docum. sulle relaxioni delle dtta toas.
coli' Oriente Crist etc. S. Jahresber. U, 2, 249. — 14) D. Städte Tuaciens s. Zeit Mj H.
Progr. (No. 422) d. Lyceum in Metz. 43 S. 4. VgL Jahresber. II, 2, 278.
Italien. 11,255
10 Urkunden (1262 — 5) mitgeteilt, welche dem Archive von Siena entnom-
men sind. Aufe neue vernichtet 0. Hartwig1) eine florentinische Chronik:
indem er die Authenticität der sog. Geschichte von Semifonte, einer nach
eben dieser Chronik von den Florentinern 1198, nach Villani 1199 zerstörten
Stadt, leugnet, hält er die Chronik für eine Fälschung, die einem Mitgliede der
Familie della Rena zwischen 1612 und 1620 zuzuschreiben ist. Ad. Bartoii*)
nimmt kurz die Frage bezüglich der Authenticität der Chronik Ricord. Malas-
pinis wieder auf; er ist geneigt sie zu bestreiten, glaubt jedoch, dafs Scheffer-
Boichorsts Forschungen ungenügend seien, insofern ein genaues Studium der
Hds8. eben des Malespini sowie des Giov. Villani durchaus nötig sei. Bezüglich
der Chronik Dino Compagnis nimmt er die Authenticität als erwiesen an, und
verspricht dieselbe noch besonders darzuthun. Über diese letzte Chronik han-
delt das Ende des grofsen Werkes von Isid. Del Lungo.8) Er führt zu-
nächst auf Grund archivalischer Dokumente die ganze florentinische Geschichte
in den Zeiten Compagnis, von dem im Juni 1302 erlassenen Dekret der
Neri gegen die der Seeränberei Schuldigen, bis zu dem am 24. August 1313
erfolgten Tode Heinrichs VII. vor und prüft dann die Natur der 'Cronaca':
er nennt sie nicht eine Chronik, sondern eine wahre Geschichte, in welcher
der Autor, weit entfernt, die Thatsachen nur nach ihrer zeitlichen Aufeinander-
folge zu erzählen, in der Weise aneinanderknüpfe, dafs er die wichtigen mit
einander im Zusammenhang bringe und die nebensächlichen von diesen abhängig
mache, woraus sich der Mangel der chronologischen Aufeinanderfolge erkläre.
yon den vorkommenden Lücken seien zwar einige unabsichtlich, rührten
jedoch im allgemeinen von dem Umstände her, dafs der Schriftsteller nur
das Gesehene und nicht das 'Gehörte* erzählen wolle. Der Plan Dinos ent-
spreche dem der lateinischen Chroniken von Mussato, Ferretti, Giov. da Cer-
nienate: in Dino liefsen.sich 'durch eine anticipierte künstlerische Schöpfung
die Eigenschaften des mittelalterlichen Historikers und die des kunstgemässen
Geschichtsschreibers' erkennen. Indem Del L. dann Dinos Chronik mit den
Urkunden vergleicht, leugnet er, dafs sie unvollendet geblieben sei. Er findet
darin lebhafte Formen in Sprache und Stil sowie Wahrheit in den Aussprüchen,
Welche er seinen Personen in den Mund legt, — Hierauf legt Del L. die
Schicksale der Chronik dar und ihr Erscheinen und Verschwinden in der
JUt erarischen Welt, besonders in Florenz, — sich hierbei immer auf Ur-
kunden und Korrespondenzen stützend. Es folgt die Geschichte der Aus-
üben, von der muratorischen (1726) bis zu den letzten. Ebenso inter-
essant ist die Geschichte von Dinos letztem Lebensabschnitte, und die seiner
Nachkommen. Del L. schliefst, indem er verhältnismässig kurz die Ein-
^Ände von Scheffer-Boichorst prüft: Irrtümer und Ungenauigkeiten in Dino
^ien nicht zu leugnen, aber auch Villani weise deren auf. Der Band giebt
5j*dlich die von dem leider verstorbenen L. Passerini zusammengestellte
Genealogie der Compagni und zahlreiche Urkunden (von 1284 — 1557).
Über die alten Statuten von Anghiari berichtet Mose Modigliani.4)
^ie wurden gegen 1230 zusammengestellt; man hat aber von ihnen auch
^ine Redaktion aus dem Ende desselben Jahrhundertes. Die Geschichte
1) D. Eroberung u. Zerstör, yon Semifonte u. d. gefälschte Storia della guerra di Semif.
*critta da Messer Pace da Certaldo, Hißt. Ztschr. N. F. VU, 224 ff. — Über eine florent
Cforon. v. J. 1300—1313 s. o. S. 481. — 2) Stör, della letterat ital. (Firenae) T. HL —
3) Dino Comp, e la sna cron. Vol. I- P. 2. Firenze. — 4) Gli statati del Com. di Anghiari
äel sec XTIT, Arch. stör. ital. 4 Ser., V, 3 ff.
11,256 xxvnL c. Gf. Cipoiia:
jeuer Gemeinde gab eben derselbe Autor,1) zwar bündig, aber genau; sie war
am Ende des IX. Jh. in Besitz der Herren von Gulbiua und Montacoto,
ging 1104 in den der Camaldolenser über und besass 1147 bereits Konsuln
und Kommunalverwaltung. Die 'Geschichte der Musik in Lucca' schrieb L.
Nerici.*) Wichtig ist die von Gius. Gatti3) unternommene Veröffentlichung
der Statuten der Korporation der römischen Kaufleute, die sich 1255 bil-
det«: sie wurden im XIIL, XIV. und XVII. Jh. redigiert und zu Beginn des
XYI1I. vom Senate bestätigt. Eine Seite ist von Cola di Rienzis Hand.«
Die Echtheit der 'Diurnali' des Matt. Spinelli leugnet aufs entschiedenst*
A. Bartoli,4) während Gius. Del Giudice6) seine Meinung, dafs in den— _
selben zwar Fehler und im Ganzen Zeichen von Überarbeitungen vorhanden—
seien, dafs sie aber nicht als gänzlich gefälscht angesehen werden könnten, vor ^
neuem in einer sehr wertvollen Arbeit auseinandersetzt, in der er mit der Vei
heiratung Manfreds mit Helene, der Tochter des Despoten von Arta, Michelicci»
beginnt und die Geschichte der letzten Jahre des unglücklichen Königs soi
die seiner unglücklichen Kinder zur Darstellung bringt. Von Manfre— -^
Söhnen starb der älteste, Heinrich (geb. 1262), nach langer Gefangensch^^/j
im Kastell deH'Uovo am 31. Okt. 1318; seine beiden anderen, Federico ul. ^</
Azzolino, bis jetzt nur den Namen nach bekannt, starben ebenfalls in Neap^^/.
sie hinterliefsen keine Nachkommenschaft. Del G. hebt dabei die Bedeute*, ng
hervor, welche die zweite Heirat Manfreds mit einer griechischen Prinzessin
den Bestrebungen gegenüber gewinnt, die er und seine Vorgänger im Gegen-
satz zu Karl I. v. Anjou in Bezug auf den Orient verfolgten. Der Vf. schliefst
mit dem Wunsche, dafs unser 'grofses Vaterland" mit den mächtigsten Na-
tionen von Europa in gleicher Linie bleiben möge (S. 327); beigegeben sind
weitläufige erläuternde Anmerkungen und zahlreiche dem Archive von Neapel
entnommene Urkunden. — C. Minieri-Riccio6) hat seine Regesten (Januar
— Juni 1273) der Urkunden Karls I. v. Anjou fortgesetzt; sie betreffen mili-
tärische Nachrichten, Waffen, Befestigungen u. ä. — In Bezug auf die Ge-
burt Petrus de Vineis sind zwei Arbeiten zu erwähnen. Gius. Faraone,7)
der mit Urkunden beweist, dafs der berühmte Kanzler in Caiozzo Besitzungen
hatte, will daraus ableiten, dafs er auch aus jener Stadt gebürtig sei. Sei*?
gut hat ihm Fr. Torraga8) geantwortet, der sowohl mit Hülfe der von
Janclli, De Blasiis u. a. zu Tage geförderten Urkunden, als auch mit Petrtafi'
eigenen Briefen beweist, dafs jener, wie man stets geglaubt hat, in Capn*
geboren war. — Ein gelehrter Arzt, Dichter und Theologe war Alfons Ii
Erzbisch, v. Salerno; er hielt zur Partei Robert Guiscards. M. Scipa. ö)
glaubt, dafs er zwischen 1015 und 1020 geboren sei; er starb 1085. — —
Was Sicilien betrifft, so liefsen R. Starrabba und L. Tirrito 10) 19 Urkunde*
abdrucken, deren älteste von Friedrich n. 1237, die letzte aus dem J. 14*3^3
1) Degli Statuti del Com. di Angh., Arch. stör. ital. 4 Sor., V, 8. 255 ff. — 2) Memo*"**
e docura. per nerv, alla stör, di Lucca. XII. (Lucca). — 3) Statuti dei mercanti di Bo»«*1*
Studi e documenti di stör, e diritto, zu Ende v. Bd. 1 u. II. (Erscheinen seit 1880 als Ztsd»*-
d. Accad. di conferonze storicho-giuridiche.) Roma. — 4) Stör, della letter. ital., t IU.
5) La fam. di ro Manfr., narraz. stör. Napoli. Sep. aus Arch. napolet IV, 3 (1879). ~~f
6) II regno di C. I d'Angid dal 2 genn. 1273 al 31 die 1283, Arch. stör. ital. 4 8er., ^
177 ff. Über hohenstaufische Urkk. dieser Landesteile s. o. S. 42 f. — 7) La easa di T&
della V. in Ca. Napoli. 24 S. — 8) La patria di Pier della V., Baas, settim. V, 438 &
— 9) Alf. 1. ardvesc. di Salerno, stud. stor.-letterario. Salerno. — 10) PriTÜegi, capitoli •
docum. riguard. la terra di Corleone, Docum. per serv. alla stör, di Sic. pubblic a curt dott*
Soe. Sicü. per la stör. patr. 2 Ser. (Fonti del diritto sie) U, fasc. 2. Palermo.
Italien. H257
herrührt. Hugo Falcandus, der 'sicilische Tacitus' ist von den meisten, nnd
zuletzt noch von Hilger,1) für den Abt Hugues Foucaut von S. Denis ge-
halten worden, auf Grand eines Briefes Peters v. Blois, in dem am Zusendung
eines Tractats über Sicilien gebeten wird. Allein man bat sich durch eine
Namensähnlichkeit täuschen lassen. Der Brief ist in eine falsche Zeit gesetzt
worden and vielmehr an den Abt Hugo von Mailand gerichtet, wie auch der
Xractat unmöglich die Historia Sicula sein kann. — H. hat seine Werke
wohl in Süditalien verfällst, woher er auch gebürtig scheint; der Brief an
den Schatzmeister Peter ist schwerlich die Widmung zu der Historia Sicula.
Diese ist nach 1181 geschrieben, ohne dafs sich ein term. ad quem fest-
stellen liefse; der Brief ist mit Sicherheit in das Ende des J. 1 189 zu setzen.1)
Vinc. Di Giovanni8) veröffentlichte die von Ant. Mongitore Unterlassenen
schriftlichen Notizen über die abgerissene Kirche S. Maria la Pinta zu Pa-
lermo; sie diente im XII. Jh. als Kloster. Zorn bevorstehenden Centenariam
der sicilianischen Vesper (31. März 1881), beabsichtigt das Municipium von
Palermo die berühmte Kirche S. Spirito, den Schauplatz des Anfanges jener
großen Begebenheit, in ihrer ursprünglichen Form wieder herzustellen. Ihre
Gründungszeit behandeln G. B. J. Basile and D. B. Gravina;4) der letztere
setzt sie in ihren ältesten Bauteilen in die Zeit des eingehend besprochenen
Domes von Monreale, d. h. in das VII. oder VIU. Jh. Trotz Di Giovannis
gegenteiliger Ansicht glaubt Bartoli5) nicht an die Authenticität der
Chronik 'Lu ribellamentu di Sicilia contra re Carlo*. — Die Übersetzung
zweier Dichtungen des Syracasaners 'Ibn Hamdis' aus dem XII. Jh. liefs M.
Amari6) drucken; sie beziehen sich auf den erbitterten Kampf der Islamiten
gegen die normannischen Christen. A. Salinas7) erläuterte einige merk-
würdige in Gefalü befindliche Inschriften aus dem XIII. Jh.; doch ist keine
derselben von wirklicher Bedeutung; ebenderselbe erkannte, dafs das Grab-
mal Adelasias, der Mutter Rogers I. (1118), nicht aus der normannischen
^it, sondern aus dem XVII. Jh. stammt
IV. Die Signorieen.8) (XIV. und XV. Jahrh.)
Die Veröffentlichung der Geschichte der italienischen Signorieen von dem
Zuge Karls VDI. bis zum Bunde von Cambray hat Ref. fortgesetzt9) Für Kultur
und Kunstgeschichte zur Zeit der Renaissance im allgemeinen besitzen wir das
Werk von H. Hettner,10) gegen den übrigens 0. v. Leixner11) in Betreff
der Darstellung Macchiavellis einige Einwände erhob. — Im J. 1770 hatte
C» Ign. Montagnini18) in Folge des 1767 von Maria Theresia für die
Provinz Mailand erlassenen Ediktes über die alizugrofsen Erwerbungen der
toten Hand eine gelehrte Abhandlung verfafst, welche erst jetzt veröffentlicht
18t: er hat darin die vom mailändischen Staate verfügten Beschränkungen
solcher Erwerbungen aufgezählt und von dem mailändischen Statut an, das
6 1) 8. Jahresber. I, 351. — 2) Hugo Schröter, d. Heimat des H. Falc. Gott Diss.
Y **• — 3) La Chiesa di S. M. 1. P. gia esistente nella piazza del regio Palazzo in Palermo,
*• ^ffem. Sicil., T. S., X, 159 ff. — 4) La Chiesa dei Vespri Sicil. in Palermo, ibid. S. 213 ff.
IT *») Stör, della lett ital. t. III. — 6) Un poeta arabo di Siracuaa, N. An toi. LIV, 49 ff. —
ÄJti alcnne iacriz. Cefal. del sec. XIII, Arch. stör, sicil., N. S., IV, 328 ff. — 8) Zu diesem
^^chnitt Tgl. o. S. 54*, 139«. — 9) Le Signorie in Vallardis «Italia*. Fase. 23—26. Vgl
y*h*«sber. II, 2, 276. — 10) Italien. Stadien z. Gesch. d. Renaissance Braunschw., 1879,
^« 312 S. — 11) DUch. Rundschau, März. — 12) Dell' antica legislazione ital. sulle mani-
*°*t«b MiscelL di st patria XIX, 117 ff (Torino).
Hlitorische Jahresbericht«. 1880. IL 17
11,258 XXVI1L C. Gf. Cipolla:
er ins XII. Jh. setzt, die Gesetzgebung von Lucchino und Gian Galeazzo
Visconti, wie auch die von Galeazzo Maria Sforza bis zu Karl Y. (1541)
dargelegt
Eine der wichtigsten Thatsachen ans der Zeit der beginnenden Re-
naissance ist die Wiederauffindung einer Handschr. der Epistolae ad Fun
des Cicero, die Petrarca zugeschrieben wird. In diesem Punkt hatte Bei1)
die Meinung ausgesprochen, dafs dies nur aus paleographischen Gründen
(Cod. Laurent.) geschehen könne. Nunmehr führen die letzten Untersuchungen
von A. Viertel,8) G. Voigt3) und L. Geiger4) zu der Überzeugung, dafs
Petrarca nur die Briefe an Attikus gekannt habe. — Das spezielle Thema
des Wiederauflebens der klassischen Wissenschaften in Italien im XIV. und
XV. Jh. wurde mit eingehendster Gelehrsamkeit von dem eben erwähnten
Voigt6) behandelt. Er ist der Meinung, dafs Petrarca jenes Wiederaufleben
inaugurierte, da Dante dem frühern Mittelalter viel näher stehe. Er hat zun
teil Recht, würdigt jedoch den Wert der Dantischen Philosophie nicht ge-
nügend. Nachdem V. uns das Leben der Humanisten in den italienischen
Bepubliken vorgeführt, schliefet er mit der Aufzählung derjenigen Höfe,
welche dieselben am meisten begünstigten, und bespricht besonders die Höfe
Alfons' I. v. Neapel und Friedrichs v. Urbino; er gelangt noch nicht bis zn
dem letzten Medici. Das Werk ist mehr seiner Sorgsamkeit, Genauigkeit
und reichen Gelehrsamkeit als des darin wehenden philosophischen und künst-
lerischen Hauches wegen wichtig. Es wird jedoch stets eine fundamentale
Arbeit bleiben.
Die italienischen Medaillen der Benaissance besprechen Armand6) und
J. Friedländer7); der erstere in chronologischer Beihenfolge, dann auch
— je nach den Künstlern — in Gruppen; der letztere umfafst die Zeit von
1430 — 1550 und bespricht in dem ersten veröffentlichten Teil seines Werkes die
zwei grossen Veroneser Vitt. Pisano und Matt, de' Pasti. Bezüglich des so-
zialen Lebens in Born sind die Untersuchungen von Aless. Moroni8) Aber
den 'Minuetti* (plur.) genannten Tanz sehr merkwürdig.
G. di Sardagnas9) reiche Notizen in biographischer Form über istria-
nische Söldner im Dienste Venedigs beruhen auf Urkunden in Venedig; sie
bilden nur eine Vorarbeit zu einem Werk, das die venetianische Miliz im
allgemeinen behandelt. Ebenso sollen C. A. Com bis10) Auszüge aus den
Briefen Pierpaolo Vergerios nur eine Ausgabe von Vergerios Epistolar ein-
leiten. Die Briefe sind teils politische, teils religiöse oder litterarische; be-
merkenswert ist die hohe Idee, welche Verg. von der Mission eines Litteraten
besafs. Angelo Marsich11) setzt das Urkunden -Register des Kapitals
von Triest fort; wir erhalten No. 93 bis 168 d. h. Urkunden von 1336 —
1368; einige sind ausführlich mitgeteilt, darunter zwei Bullen Clemens1 TL
(1342, 1346; No. 103 und 106). C. Kunz1*) besprach zwei bischöfliche
1) Arch. Yen. XVI, 176 (1878). — 2) D. Wiederauffind. v. Cic. Briefen durch Petnm
Königsb. i. Pr. 1879, — i. d. Jalirb. f. Philol., T. 121—122. — 3) D. handachriftL Überhft
von Cic Briefen, Bericht d. phiL-hist. Kl. d. K. sächs. Ges. d. Wias. 1879. — 4) Gott geL
Ana. 1879, S. 1298 ff. — 5) D. Wiederbeleb, d. klass. Altert od. d. erste Jh. <L HomanuB.
2. nmgearb. Aufl. Berlin, Reimer. I. XII, 595 S. — 6) Lee medailleurs ital. des XV et
XVI. ss. Paris, 1879. — ?) Ital. Schaumünzen d. XV. Jh. Jahrb. d. k. preufs. KunitssraL
L mit Supplem. Auch sop., Berlin, Weidmann. 42 S. — 8) I minuetti, spigolature stör.
Borna. — 9) S. o. S. 114«. — 10) Ibid. — Auch sep., Veneria, Antonelli, 126 & —
11) Begesto dolle pergam. conserv. nelT archiy. del rev. Capitolo deUa Cattedr. in Triette,
Archeogr. triest. N. S. VI, 250. 363, u VII, 143. — 12) Due sigüli veseor. di Nett
del mus. civico di antichita di Triesto, ibid. VII, 137 ff.
ItElien. 11,259
Siegel von Nona; das eine vom Bischof Jacopo Bragadino 1463 — 1474,
das andere vom Bischof Jacopo Difhico 1475 — 1580. Alberto Rusconi1)
veröffentlichte den zwischen Venedig und Como am 11. Juni 1328 ab-
geschlossenen Zollvertrag. Die Resultate der letzten Forschungen über
die Verschwörung Marin Falieros fafst P. 6. Molmenti*) zusammen. —
Über dasselbe Thema wurden von Bart Cecchetti8) zwei Anekdota ver-
öffentlicht: das Verzeichnis von 31 begnadigten Verschwörern (Urk. vom
J. 1355) und das letzte der drei Testamente von Falieros Witwe, d. d.
7. März 1387. Gius. Giomos4) Fortsetzung der Rubriken der verlorenen
Register der 'Misti' des venetianischen Senates betrifft die Levante (Ägypten,
Griechenland, Rhodus), verschiedene Teile Italiens (die Mark Ancona, Ri-
mini, Sicilien u. s. w.) und viele westliche Staaten (Frankreich, England,
Spanien u. a.). Gugl. Berchet und H. Simonsfeld6) verdanken wir Nach-
weisungen von Codices des berühmten 'Liber secretorum fidelium Grucis' von
Marin Sanudo Torcello (Anf. des XIV. Jhs.), während L. de Mas-Latrie6)
über einige auf den Orient bezOgliche handschriftl. venet. Urkunden berichtet,
unter denen einzelne aus den Jj. 1477 — 8 wichtig sind, da aus denselben
hervorgeht, dafs die Venetianer auf das Leben Mahomeds IL und einiger
seiner Beamten einen Anschlag beabsichtigt haben. — Die Beziehungen der
Republik zu den levantinischen Ländern betreffen zwei umfassende Samm-
lungen. G. M. Thomas7) veröffentlichte 176 aus den Jj. 1301—1350 her-
rührende Urkunden, die größtenteils gänzlich unbekannt oder wenigstens
Sediert sind und die Fortsetzung der vor einigen Jahren in Wien erschie-
nen Bände bilden. Sie beleuchten besonders die Beziehungen zu den Pa-
laeologen, zu Trapezunt, Ägypten, Armenien, Tunis, Persien, den Tartaren u. s. w. ;
n°r wenige betreffen Morea und benachbarte Punkte. Die Beziehungen ins-
besondere Venedigs zu Morea beleuchten 208 von Sathas8) herausgegebene
^künden des Archivs von Venedig: wie R. Fulin9) hervorhebt, enthalten
^ viele und bedeutende Transcriptionsfehler. — Über die grofsen venetiani-
^hen Reisenden sei vor allem der Artikel von Gaidoz10) registriert, welcher
£*& Icarien der Brüder Zeno mit Irland identifizieren will und das von A.
^?**o erwähnte Kloster S. Tomd in Grönland sucht. Im allgemeinen auf
***fc Nordpolfahrer wies L. Pasini11) hin und berührte hierbei die Cabots,
^^lirend C. Bullo lf) mittels Urkunden zeigt, dafs der Reisende Nicolö de' Conti
***8 dem XV. Jh. ein geborner Chioggiote war; er möchte dasselbe auch von
jf °ka Cabot erweisen, doch scheint ihm dies nicht gelungen. Dieselbe Meinung
*??>tte schon Fed. Stefani13) ausgesprochen, aber es scheint fraglich, ob er
^^s heute wiederholen würde. A. Reumont14) ist in dieser Beziehung
1) Un trattato fra Como e Veneria nel sec. XIV. Periodico deUa soc. stör, per la prov.
^ mntica dioc. di Como. II, 53 ff. Como. — 2) Le congiure in Yenez. nol sec. XIV (Nozze
^^iotti-Antonini). Veneria. — 3) Di alcuni cospiratori graziati nella congiura di Marino
^tüier, Arch. Von. XX, 111; derselbe, L'ultimo testam. di Lodoy. Gradenigo vedova di
^^arino Falier, Arch. Yen. XX, 347. — 4) Le rubriche dei Libri Misti deJ Senato per-
^trti, Arch. Yen. XIX, 90 flf. XX, 293 ff — 5) Arch. Ven. XX, 396 ff. — 6) In d. Sitz. d.
^lad. des Inscript et B. L. t. 14. Mai. — 7) S. o. S. 2397. Eine Art Vorarbeit hierzu war
Thomas' Schrift: Quellenkunde d. venet Handels u. Verkehrs mit archiv. Beilagen. München.
A^bhandll. d. k. bayer. Alt. d. Wiss. L Kl., XV. Abt. 1. — 8) Mvrjutla e).Xrjrtx?je laro-
&ae, s. o S. 2196. — 9) Arch. Yen., Bollett. bibliograf. No. 84. — 10) L'Icaria des
trires Zeni, Bev. crit No. 4. — 11) (Anon.)> I narigatori al polo Artico. Yenez. — 12) La
>era patria di Nicolö de' Conti e di Giov. Cab. Chioggia. — 13) In einer Anmerk. zu den
* diarii' di Marin Sanudo I, 806 f. Yenez., 1879. S. Jahresb. II, 2, 276». — 14) I due Ca-
boto, cenni stor.-critici, Arch. stör. ital. 4 Ser., VI, 414—21. Vgl. auch: Cabot u. d. Anfange
«ler Polarforschung, Ausland, 1. Sept 1879.
11,260 XXVIII. C. Gf. Cipolla:
zweifelhaft; er neigt dazu, John Cabot für einen Ligurer zu halten, während
er seinen Sohn Sebastian anzweifelhaft ans Venedig sein läüst Über die
Planisphären Andr. Biancos (von 1436) nnd Giov. Leardos (1452) besitzen
wir zwei erläuternde Arbeiten von P. Amat di San Philippo1) und
von Gngl. Berchet.8) Das Hans des deutschen Ordens in Venedig be-
sprach Perlbach,8) während H. Nasse4) die venetianischen Banken des
XIV. bis XVI. Jh. behandelte. Mich. Caffi5) veröffentlichte einen Auszug
aus dem Testamente des Giacomello del Fiore vom 2. Okt 1479, eines der
ersten venetianischen Maler, welcher hinsichtlich der Gewandung die grie-
chische Schule verliefs nnd sich eine freiere Manier aneignete; C. bespricht
auch die von Giac. noch vorhandenen Arbeiten. Höchst interessant als
Spiegel der Sitten, des litterarischen (öffentliche Philosophie- Vorlesungen n. s.w.)
und sozialen Lebens (Magistraturen etc.) in Venedig gegen Ende des XV. Jh.
ist die kleine Schrift von Marino Sanudo, welche 1493 dem Dogen Ag. Bar-
barigo gewidmet wurde und die Bin. Fulin6) veröffentlichte. — Von S. Da-
niele del Friuli liefsen Ant. und Ottav. di Prampero,7) durch Mitteilungen
V. Joppis dazu in den Stand gesetzt, die alten Statuten nebst Urkunden
aus dem XV. und XVI. Jh. drucken. Der erstere der eben Erwähnten gab
ebenfalls auf Grund von Mitteilungen Joppis die Statuten von Billerio, einem
auf den Hügeln Oberfriauls gelegenen Orte, (aus den Jj. 1359, 1362), heraus;8)
Joppi") selbst liefs das Statut des Doktoren-Kollegiums in Friaul drucken
und erläuterte dasselbe durch Urkunden; es wurde 1497 zusammengestellt,
obwohl das Kollegium seit 1440 bestand. — Der erste Typograph, welcher
in Treviso gearbeitet hat, war Gerhard von Flandern, über den ebenfalls
Joppi10) einige Notizen sammelte. Die erste Maulische Papierfabrik, von
welcher J. hierbei Kunde giebt, reicht bis 1293 zurück und gehört nach
Cividale. Über Vittorino da Feltre und dessen pädagogisches System sprach
Anat. Mo riet. n) Es ist bekannt, dafs Panfilo Gastaldi von Feltre hinsicht-
lich der Erfindung der Buchdruckerkunst mit Guttenberg konkurriert Diese
Frage nahm P. Fornari1*) auf, indem er inFacsimile zwei höchst wichtige
vor kurzem von Ces. Gantü und P. Ghinzoni entdeckte Dokumente ver-
öffentlichte; aus denselben geht hervor, dafs Gastaldi, 'der Meister Bücher zu
drucken1 im J. 1472 von dem Herzoge von Mailand nach dieser Stadt ein-
geladen wurde. Die von L. Bailo13) herausgegebenen Urkunden aus den
Jj. 1315 — 23 betreffen besonders das Privatleben in Treviso, Waaren, Frei-
lassungen von Sklaven u. ä.; aus den letzten derselben ist zu entnehmen,
dafs der Graf Heinrich von Görz am 23. April 1323 starb. Ein 1432 in
Treviso erlassenes Aufwandsgesetz wurde von Fed. Stefani14) besprochen.
1) Nota illustrat. del planisfero disegn. nel 1436 del veneziano Andr. Bianco che n eon-
sorra nella Marciana in Venez., con an facsim., Boll. della soc. geogr. ital. Aug 1879,
S. 560 ff. u. Riv. marittima, 3 Trimestre 1879. S. 367 ff. — 2) U planisfero di Gio?.
Leardo dell* a. 1452. Facsimile nella grandezza dell* originale. Nota illustrativm. Venei.
Sep. aus: Atti dell' ist. Yen. — 3) S. o. S. 18410. — 4) Vgl. die kritische Studie, Zschr. t d.
ges. Staatswissensch. H. 3. — 5) Giac. del F., pittore venez. del sec XV, Arch. stör. itaL
4 Ser., VI, 402—13. — 6) Cronachetta di M. S. Venezia, Visentini 238 S. — 7) Anticbi
statuti ined. di s. Daniele del Friuli 1343—68, con docum. Udine, 1879. — 8) Statuti <ü
Bill, del 1659 e 1362. Udine. — 9) Statuta Collogii Doctorum Patrae Forijulii editi a
MCCCCLXXXXVn. Udine. — 10) L'arte della stampa in Friuli, con appendice solle ftttr.
di carta. Udine. Sep. aus: Atti delT Accad. di Udine. — 11) S. o. 8. 211. — 12) Vul
Gast maestro dal stampo. Milano. Mit ])hotogr. Taff. — 13) Spigolature dagli archiri trerig.
(Nozzc Solla-Giacomelli), Treviso, Zappelli. 31 S. 4. — 14) Legge sunt circa il restiw
degli uomini e delle donne ordinata intorno all' a. 1432 dalla citta di Trev. tratta da n
testo a penna del sec. XV., volgarizzata e annotata. Venez.
Italien. 11,261
Dafe Albert d. Gr., wohl 1228, nach Padua gekommen sei, behauptet
A. Gloria;1) er habö dort Theologie gelehrt, jedoch nicht — wie
Qträtif and Echard glaubten — an der Universität, sondern — wie J. M.
Federici annahm — im Dominikaner-Kloster. Über Alb. Mussato hatte ans
das verflossene Jahr die Monographie von Gloria gebracht, aas dem J. 1880
liaben wir wieder zwei neue Arbeiten über ihn zu erwähnen. J. Wych-
gram2) schildert auf das Ausführlichste M.s Leben, welches bis zum Tode
Heinrichs VII. ein verborgenes, dann aber ein öffentliches und thätiges war.
Er verlegt die Dichterkrönung Mussatos in das J. 1314, behauptet jedoch
im Gegensatz zu Ferretti in Yicenza, dafs er die Hist Aug. und die Tra-
gödie 'Eccelino' damals noch nicht geschrieben hatte. Zuletzt bespricht er,
jedoch etwas dürftig, Mussatos Schriften. Die Chronologie der Werke
Mussatos bietet einiges Interesse, im allgemeinen kann W.s Arbeit nicht als
gelangen bezeichnet werden. So veröffentlicht er u. a. sechs ihm von Gloria
zugekommene Urkunden, weifs aber von denselben keinen Gebrauch zu machen.
Bei der Besprechung dieser Arbeit nimmt D. König8) Gelegenheit, den
Namen Mussato philologisch und historisch zu untersuchen, indem er sich
zum teil einer ihm von Giusto Grion gemachten Mitteilung bedient; er ent-
scheidet sich zu Gunsten der von G.6. Moto gegebenen Nachricht, der zu-
folge Albertino ein natürlicher Sohn Vivianos da Mussa wäre.
Auf Yicenza beziehen sich mehrere Publikationen. Indem Fei. Lam-
pertico4) eine von Vigo in seiner Monographie über Ugucc. della Faggiuola
gelassene Lücke ausfüllt, betont er die Wichtigkeit zweier von dem be-
rühmten Condottiero in Yicenza hinsichtlich der Meuchelmörder ergriffenen
Maßregeln. Er prüft die mannigfaltigen und widersprechenden Behauptungen
der Chronisten in Bezug auf Ugucciones Tod, und zieht aus ihnen denSchlufs,
da& derselbe wahrscheinlich am 1. Nov. 1318 zu Yicenza stattgefunden habe,
derselbe Autor6) wies auf die 'statuta et ordinamenta' der 'fratalia murato-
rüm' vom J. 1407 hin. Andr. Caparozzo6) liefs das Statut für die Gast-
wirte v. J. 1458 in der Volkssprache mit verschiedenen Bestätigungen aus
den Jj. 1491 — 1566 abdrucken. Über Leben und Werke Ognibenes da Lo-
nigo (geb. um 1412), der, aus der Schule Yittorinos da Feltre hervorgegangen,
zu Yicenza, Treviso und Mantua als Professor lebte, sammelte Rem. Sa h ha-
rt ini7) Nachrichten. Er publiziert verschiedene Briefe aus dem J. 1448; in
einem (an seinen Schüler Feder. Gonzaga) finden sich einige politische An-
spielungen. Die Arbeit ist nicht sehr kritisch gehalten. — Seine Mitteilungen
Qber die Kirche S. Anastasia in Yerona setzte mit Hilfe handschriftlichen
Materials Ref.8) fort, namentlich die Kunstgeschichte berücksichtigend.
M. Butturini9) belehrt uns über die Vorschriften, welche seit dem XY. Jh.
"ie Fischerei im Gardasee betrafen. Einige bis jetzt unbekannte Reden des
Verone8ischen Rechtsgelehrten und Litteraten Gian Nicola Salerni, wurden
j 1) Quot anno« et in quibus Italiae urbibus Alb. M. moratsua «it. Venetiis. Sep. aas: Atti
f6* *. Isitit Yen. 5 Ser. VI. — 2) Albert Man». E. Beitr. zur ital. Gesch. d. XIV. Jh.
i^l*., Veit VI, 74 S. — 3) Mitt a. d. hist Litteratur. VHI, 355—59. — 4) Ugucc. della
*%%. a Vicenza, Arch. stör. ital. 4 Ser. V, 31 ff. — 5) In d. Abhdl. über Andr. Pallad.,
2^h. »tor. it 4 S. VI, 265. — 6) Statute degli osti della citta di Vic. Vicenza. —
.' Vettere ined. di Ognibene da Lonigo con breve biografia. Lonigo. Eine beachtenswerte
^^eige t. Morsolin s. Arch. Ven. XX. — 8) Ricerche stör, intorno alla Chiesa di S.
^«tt. in Ver., Arch. Ven. XIX, 223 ff. — 9) La pesca nel lago di Garda, Arch. stör.
lo*b. VII, 73 ft Vgl. Jahresber. IL 2, 278 f.
11,262 XXVIII. C. Gf. Cipolla:
von Alf. Miola1) in einem Kodex der Nationalbibliothek zu Neapel ge-
fanden. — Einige frühere Publikationen fortsetzend, gab Feder. Odorici1) Bei-
träge zur Geschichte von Brescia in den Jj. 1438 — 1516 heraus. Die Be-
lagerang von Cremona im J. 1446 betrifft eine umfangreiche, mit den Er-
eignissen gleichzeitige Chronik, die G. Sommi-Picenardi9) drucken liefe;
sie ist auch für das Studium der litterarischen Verhältnisse jener Stadt von
Bedeutung. Bis jetzt fast unbekannt war der cremonesiche Litterat und
Geschichtsschreiber Domen. Burdigallo (geb. 1449, f gegen 1527); seine
wichtigste Schrift ist eine Geschichte oder Chronik seiner Vaterstadt, vom
Ursprünge der Welt bis 1527: sie ist ausfuhrlich von Franc. Novati4) be-
sprochen. — In Bezug auf Mailand gab ein ungenannter Autor5) die 'Pro-
vixiones' von 1331 — 1350, ein für die Geschichte des Handels und der
Finanzen wichtiges Dokument, heraus. Sie sind vollständiger und reichen
um 2 Jahre weiter zurück als die von Giulini VII, 216 herausgegebenen.
P. C anett a6) gab eine Darstellung der Geschichte des 'Ospitale maggiore'
in Mailand auf Grund der Urkunden desselben; es wurde 1456 von Fr. Sforza
begonnen, der die Errichtung desselben dem Architekten Antonio von Florenz,
genannt Averlino, übertrug. — Von den Annalen des Doms zu Mailand liegt
Bd. m vor.7) Er umfafst die Jj. 1481—1550 und enthält Urkunden in
extenso und Regesten; für die Kunstgeschichte hat derselbe ausserordentliches
Interesse. Die erste Urkunde ist das Diplom von 1481, wodurch Gian
Galeazzo II. Sforza die Architekten für den Bau des 'Ospitale maggiore' und
des Domes ernennt; ein anderes, bereits herausgegebenes, v. J. 1481, er-
wähnt einen Strafsburger Ingenieur, an welchen sich der Herzog wendete;
Dokumente aus den Jj. 1482 und 1483 enthalten den 'circa reparationem
et perfectionem Thiburii' mit Job. Nexemperger von Graz geschlossenen
Vertrag; i. J. 1490 aber wurde der florentinische Architekt Luca angenommen
und in den Projekten für das Tiburium (27. Juni 1490, S. 60—64) er-
scheint kein deutscher Architekt. Über die Jj. 1493 — 95 sind nur spär-
liche Notizen vorhanden. — Am 25. Febr. 1474 wurde Onofr. Anguissola,
ein placentiner Rebell gegen Franc. Sforza, nach dreizehnjähriger Gefangen-
schaft zu Binasco enthauptet. Um dessen Tod zu verheimlichen, nannte man
ihn in einigen offiziellen Dokumenten 0. Bevilacqua (t 1469). Dadurch
liefs sich Litta beirren. Mit Hilfe der erwähnten Dokumente ist der wahre
Sachverhalt von P. Ghinzoni8) festgestellt. G. A. Venturi9) machte die
Beschreibung des Trousseaus von Anna Maria, der Tochter Galeazzo Sforza*
und Gemahlin Alfonsos, des Sohnes von Ercole v. Ferrara, 1491, bekannt;
einen Beitrag zur Geschichte der mailändischen Gold- und Silberschmiede-
kunst im XV. und XVI. Jh. lieferte Mich. Caffi10) während Giov. d'Adda11)
neue Daten über die viäconti-sforzesische Büchersammlung des Schlosses in
1) Notizia di un Cod. della bibliot. naz. di Kap., Arch. Napol. Y. 394 ff. — 2) Breida
e la sna prov. : almanacco e gnida civil e con alc. cenni di stör, bresc. Brescia, Apollonio. 407 &
16°. — 3) Dell* aesedio di Crem. (1446), cronaca ined. di Maladobato Sommi. Firenze, Cala-
sanzi. 32 S. 16°. — 4) La Tita e le opere di Born. Bordigallo, Arch. Yen. XIX, 5Ci
327 ff. — 5) II dazio d'entrata e d'uscita in Mil. nel XIV sec, Arch. stör. lomb. VII, 116 £
— 6) L'Osped. magg. di Mil. Mil. 147 8. — 7) Ann. della fabbr. d. d. di Mil. dall' orig. ho
al presente pnbbl. a cura della sua amministraz. III. Milano, Brigola. 320 S. 4*. —
8) On. Berti, e On. Aug., Arch. stör. lomb. VII, 163 ff. — 9) Anna Maria Sforaa apoaa ad Alt
d'Este. Firenze. — 10) Lor. da Clivate ed altri orofi e argentieri a Mil., Arch. itor. k»K
VII, 590 ff. — 11) Indagini stör., arstist e bibliograf. «mlla libreria Viac-Sfonesca del ca*t
di Pay., illuatr. da docam. edit ed ined. Append. alla parte prima. Milano.
Italien. 11,263
Pavia sammelte. G. Bonizzoni1) berichtete über die Statuten von Como;
der älteste Codex derselben geht in das Ende des XIII. Jhs. zurück. Franc.
Fossati*) behandelt den Codex der Kreuzfahrer aus derselben Stadt. Die
Chronik Luganos von Nicolo Laghi, die mit 1466 beginnt und bis 1513
reicht, ist von Alb. Rusconi3) veröffentlicht und erläutert. In der Vor-
rede erzählt R., gestützt auf handschriftliches Material, die Geschichte Lu-
ganos vom Anfange des XV. Jhs. und schildert die von der Familie Rusconi
über diese Stadt ausgeübte Herrschaft. Nach Aufrichtung der Ambrosiani-
schen Republik nach dem Tode Fil. Maria Viscontis trennte sich Lugano
von Como. Francesco Saraceno4) setzte seine Studien über die 'Gaukler'
(giullari) und Minstrels am Hofe der Fürsten von Acaja fort. Die Be-
zeichnung 'giullari' findet sich in den Jj. 1290 bis 1336; seit 1418 finden
sich dafür 'Mimo', 'Tragi tore', 'Apparitore' u. a. Sie fehlten niemals bei
Familienfestlichkeiten und begleiteten die Fürsten auch auf ihren Reisen.
Die Genossenschaft der Menestrelli wird als bestehend 1423 erwähnt. — F.
£. Bollati6) erörterte die repräsentativen Versammlungen inSaluzzo, welche,
wie es scheint, 1699 aufgehört haben*, die ersten Notizen über dieselben
reichen bis 1444/45 zurück. Sie wurden nur von den Vertretern der Kom-
munen gebildet. In welchem Verhältnis dieselben zu den Versammlungen
des Adels oder der Vertreter der Gemeinden gestanden haben mögen, welche
im Staate Saluzzo seit dem XHL Jh. stattfanden, ist unsicher; nach B. hätten
wir es mit zwei verschiedenen Institutionen zu thun. Gaud. Claretta6) er-
zählte eine Episode aus den Beziehungen der Fürsten von Acaja zu den
Anjous.
Das zu Gunsten der Stadt Susa von Ludwig von Savoyen i. J. 1462
erlassene Statut erörterte Fei. Chiapasso;7) er deutet auch auf ein anderes,
bis jetzt unbekanntes und ebenfalls für Susa erlassenes Statut von Amadeus III.
hin, das aus dem J. 1147 zu stammen scheint. Nachdem F. E. Bollati8)
1870 ein Lied Philipps von Savoyen (geb. 1443, f 1498) publiziert hat,
welches derselbe — kaum zwanzig Jahre alt — als Gefangener im Kastell
Loches geschrieben hat, zeigt E. Monaci,9) wie sich in dieser Trou-
badourdichtung der politische Sinn des jungen Fürsten zu erkennen giebt,
der sich vornahm, mit den populären Verbindungen auf gutem Fufse zu bleiben,
ohne jedoch den Adel zu vernachlässigen. Dan. Sassi, 10) welcher die Ge-
schichte des Unterrichtes zu Turin darlegt, benutzte besonders den ältesten
Teil des Cibrario. L. F. Beraudi11) sammelte diejenigen Artikel der Gesetze
von Casale und der Grafschaft Montferrat, welche sich auf die weibliche Erb-
folge und auf Aussteuerrechte beziehen. — Ces. Foucard18) veröffentlichte
1) Statut! di Como, Period. della boc. stör, di Como. I, 11 ff. Como (1878 — 1880). —
2) Ibid. 8. 157 ff. — 3) Cron. luganese di N. L. con prefaz. , Period. della boc. stör, di
Como. II, 77 ff. Como. — Über Motta, Bibliogr. hist. ticin. s. Jahresber. II, 3, 292. —
4) (Hanta ai Guillayi e Menest, riaggi, imprese guerr. dei princ. d'Acaia 1390 — 1428. Cn-
riosita e ricerche di stör, subalp., XIV, 205 ff. Vgl. X, 261 ff. u. Jahresber. I, 358. —
5) Le congregazioni dei com. nel marches. di Saluzzo. Torino, Paravia. 3 Bde. XLIV.
600; XVI, 429; XVIII, 384 8. Au* Monum. hiat. patr., T. XIV u. XV. — 6) Bob. di Du-
rauo dei Beali di Napoli e la famiglia di Jac. di Savoia princ. di Acaia, Atti della r. Accad.
delle Sciense di Tor. XV, 743 — 69. — 7) Di uno statuto conceaso dal duca Lud. di Sav.
alla citta di Suaa nel 2 luglio 1462, MiscelL di stör. ital. XIX, 339 ff — 8> Chanson de
Phil, de Sar. publice pour la prem. fois, avoc preX et notes. Milan, 1879. — 9) Un trovat.
di Caaa Sav., Baas, settim. VI, 235. — 10) L'istruzione pubbl. in Tor. dal 1300 al 1880.
Torino, Bona. 97 S. — 11) Statutorum Caaalensium ac ducalium Montisferrati doeretor.
collectio circa jura dotalia et Bucceuiones filiarum. Casali — 12) Agli onor. suoi coUeghi
11,264 XXVIII. C. Gf. Cipolla:
die Beschreibung von neuem, welche der Gesandte Taddeo Vimercati von
dem Mahle giebt, das in Mailand 1368 gelegentlich der Hochzeit von Yio-
lante Visconti und Leoneil o von Kärnthen stattfand; er weicht von den frü-
heren Ausgaben oft wesentlich ab. — Seine Untersuchungen über die Majoliken
von Ferrara und über die Majoliken Ober- und Mittelitaliens im allgemeinen
gab Gius. Campori *) wieder heraus, und fügte noch andere Untersuchungen
über die Majoliken von Parma hinzu, während G. Malagola5) unter Zu-
grundelegung umfangreichen handschriftl. Materials eine grösstenteils neue Ge-
schichte der berühmtesten Majolikafabrik von Faenza verfafste. AI. Mio] a*)
wies auf einige Reden von Giov. und Gasp. Calderini, Professoren zu Bo-
logna im XIV. Jh., in einem Codex zu Neapel hin. Von Interesse ist die
Biographie, die Giov. Gozzadini4) von seinem Ahnen Nanne lieferte, welcher
sich gegen Ende des XIV. Jh. zum Haupte der scacchesischen (Volte-) Partei
erhob, die gegen Carlo Zambeccari, das Haupt der maltraversischen (Adels-)
Partei, kämpfte. Er hing der Partei des Giovanni Bentivoglio an, um sich
alsdann gegen denselben mit G. G. Visconti zu verbünden. Er kämpfte im
Heere des Legaten Bald. Cossa (später Johann XXHI.) gegen Bologna und
erhielt dafür als Belohnung die Bestätigung der Besitzungen, die er schon
hatte, Cento, Pieve und Torre di Canuli. Nunmehr beginnt die tragische
Seite der Begebenheiten; denn Cossa und Gozzadini entzweiten sich bald,
und letzterer wurde unter dem Vorwande eine Verschwörung zum Zwecke
der Empörung Bolognas gegen die Kirche angezettelt zu haben, Ende 1404
verbannt. Die Häuser der Gozzadini wurden niedergerissen, und Nanne starb
am 6. Sept 1407. G. bringt über die Hauptereignisse im Leben Nannes
Urkunden bei und erklärt, als er zwischen ihm und Cossa zu entscheiden
hat, denjenigen des Ehrgeizes schuldig und auch für schlechter, welcher vom
Konzil zu Konstanz verdammt wurde. Einige Urkunden in altem bolognesi-
schem Dialekt von 1380 — 1417, die Tomm. Casini6) veröffentlicht, sind
auch vom geschichtlichen Standpunkte aus wichtig; so u. a. ein Aufruf zum
Waffentragen und eine öffentliche Bekanntmachung über Getreide und Wein;
andere betreffen Aushebungen von Soldaten, Festungswachen u. s. w. Die
NN. 14, 15, 16, 17 beziehen sich auf den Krieg gegen G. G. Visconti.
Über die Entsendung von Virg. Malvezzi an den Herzog v. Mailand, 1462,
schrieb Malagola.6) Morsiani Guadalti7) stützt sich auf Katharina
Sforzas Testament, um — im Gegensatze zu Gregorovius und Ratti — dar-
zuthun, dafs sie im Palazzo Medici (jetzt Riccardi) zu Florenz und nicht im
Kloster der 4Murate' in jener Stadt starb. Den Inhalt des anedierten Statuts
von Kimini aus d. J. 1334 legt Gius. Salvioli8) dar. Corrado Ricci9)
prüft einige Stellen von Leo Cobellis Chronik von Forli (Bologna 1877), in
denen von dem ravennatischen Chronisten Gotto gesprochen wird; dieser hat
negli studii e nella mensa del II congr. stör. ital. questa memoria di un convito dato nella
corte doli' Arongo in Milano V giugno MCCCLXVIII offre C. Foucard. Modena. — 1) Notine
stör, e artift della maiolica e della porcellana di Ferr. etc. Feaaro. 3. Aufl. — 2) Memorit
stör, solle maioliche di Faenza: studii e richerche. Bologna. — 3) Noüzie di an Cod. dell*
Bibl. Naz. di Nap., Aren. Nap. V, 394 ff. — 4) Nanne Gozz. o Bald. Cossa poi Gior. XXIII,
raeconto stör. Bologna. 602 S. — 5) Docamenti dell' ant. dial. bolognese (1380 — 1417),
Propugnat. (Bologna). XIII, 28 ff. — 6) Di Virg. Malv., etc. (Nozze Mahresai Do Madiei-
Trotti Bentivoglio). Bologna, Fava e Garagnani. 47 S. 12°. — 7) Del lnogo dov* e morta la
Cont Cater. Sforza, Signora d'Imola o Forli. Bologna. — 8) Gli statuti ined. di Bim. Aa-
cona. — 9) Gotto cronista ray. del sec XIV., Studi e polemiche dantesche di 0. Gnerrisi •
C. Bicci. Bologna. S. 129 ff.
Italien. 11,265
wohl in dem Volksdialekt geschrieben und gegen Ende des XIV. Jh. gelebt
Mich. Morini1) veröffentlichte die im J. 1493 erfolgte Reklamation der
Krüiner in Ankona gegen einige Kanfleute aus Bergamo. — Wegen seiner
Papier- und Wollindustrie war Fabriano (Prov. Ancona) berühmt. Die
Statuten der Brüderschaft des ersten jener Gewerke sind verloren gegangen;
die der zweiten (1369 — 1674) wurden von Aur. Zonghi*) herausgegeben.
Fil. Raffaelli3) veröffentlichte einige Aufwandsgesetze von Macerata, und
0. Kunz4) besprach verschiedene inedierte Münzen der Grafen und Herzoge
v. ürbino von Guidantinio di Montefeltro bis Franc. Maria II. della Rovere.
— Einige Urkunden, welche C. Cinelli6) mitteilt, beziehen sich auf den un-
glücklichen Pandolfo Collenuccio; unter ihnen befindet sich auch dessen
Testament und sein Gesuch an Cesar Borgia, ihm seine von Sforza konfis-
zierten Güter zurückzugeben; dieses Gesuch war es, was ihm das Leben
kostete.
Yriarte6) untersucht, wie es kam, dafs sich das Kulturleben in Florenz
2u hoher Blüte entwickelte. Er sieht die Ursachen in dem von Barlaam ein-
geführten griechischen Klassizismus und in den in Folge des Albigenser-
^rieges aus Frankreich verjagten Troubadours. Bei der Darlegung der Fort-
schritte des Humanismus verweilt er mit gutem Rechte bei Nie. Niccoli; im
übrigen ist seine Arbeit oberflächlich; ferner irrt er (S. 814), wenn er die
e*"8ten Denkmäler der Volkssprache bis in das XL Jh. hinaufgehen läfst
^* d'Ancona7) besprach das Leben Fra Jacopones von Todi, der, bevor
?r Mönch wurde, Rechtsgelehrter war, und zeigt, in welcher Weise er —
?*** Herzen und in den Sitten volkstümlich und bezüglich der Armut ein An-
^^*iger der cölestinischen Partei — sich Bonifacius VIH. widersetzte, wiewohl
**** in diesem (wie Dante) das geistliche Oberhaupt anerkannte. — Das, was
^**t Pucci im 'centiloquio* in einem Anhangskapitel über Dante sagt, prüft
^^fcibriani,8) der skeptische Kritiker von Dantes Leben: Pucci habe nur
5*^8 von Villani Geschriebene wiederholt und einige Spöttereien hinzugefügt.
■***dem er von dem Genius Dantes spricht, leugnet er, dafs derselbe Gelehrter
***ler Latinist gewesen: er habe eine Stelle bei Virgil mifsverstanden. Die
^uthenticität eines auf Dante bezüglichen Sonettes, welches d'Ancona (1868)
J^ls von Pucci gedichtet veröffentlichte, bezweifelt J. Ebenso liefs Im-
**riani9) das Testament Marias, der Witwe Manetto Donatis und Schwieger-
mutter Dantes, wieder drucken; er entnimmt dasselbe dem im bischöflichen
Archiv zu Fiesole befindlichen Originale. Gegen Imbr. schrieben 0. Guer-
^ini und C. Ricci einige kleine Aufsätze. Der erstere10) bewies mittelst
einiger ihm von Ricci mitgeteilten Urkunden, dafs Ser Piero Giardini — von
1) Artigiani anoon. e bergara. nell' a. 1493. Ancona. — 2) Documonti stör, fabrian.
Statuta artis lanae terrae Fabriani. Koma. — 3) Gli statuti sunt, dal sec. XV al XVIil per
la cittä di Mac Memoria stör. segu. da tro statuti non mal stampati o proceduta da alcuno
«ommarie notizie sulle famiglie Bonaccorsi e Labia. Fano, Pasquallis succ. Lana. 1879.
44 S. — 4) Monete inod. o rare di zecca ital. Trieste. Sep. aus: Archeogr. triost N. S.,
VII, faac 3 — 4. — 5) Fand. Collen, e Fesaro a' suoi tempi. Cenni stör., biografici. Fesaro.
— 6) Florence; le mouvement de la renaiss.: ses origines. Hey. d. deux Mondes XL1, 802 ff.
— Über die Chronik des Erzb. Antonius v. Flor. s. o S. 60*. — 7) Jacopone da Todi, il
giullare di dio del sec Xlll. N. Antol. LI, 193 ff. e 438 ff. — 8) Yitt Imbriani, Sul
capitolo dant. del centiloquio, Giorn. napolot III, 1 ff. I.h Abhandl. (salla rubrica dantesca
nel Villani' (s. Jahresbcr. II, 2, 2746) orschion separat — 9) 11 tostam. della suocera di
D. del 17 febbr. 1315 illtistrato. Poruigliano d'Arco. Auch im Giorn. Napol. — 10) Ser
Piero Giard., Studi e polenüche dant. (s. o. S. 2648) S. 19; Ancora di ser Fioro Giard.; ibid.
S' 31 : Sempre di ser Piero Giard. &. 43.
11,266 XXVI1L C. Of. Cipolla:
dem Boccaccio angiebt, dafs er von der Art and Weise der Entdeckung
der letzten Gesänge des 'Paradieses' Kenntnis gehabt habe — wirklich
existiert habe und nicht, was Imbr. zweifelhaft gelassen, eine Erfindung sei.
Ricci1) beweist, dafs die erste Kopie der göttlichen Komödie ven Jacopo di
Dante am 1. April 1322 an Guido Novello da Polenta gesendet sei, an dem-
selben Tage, an dem dieser Capitano del popolo wurde. Er bemüht sich,')
Beweise dafür beizubringen, dafs ein 'Studium* (höhere Schule) in fiavenna
zu Dantes Zeit existiert habe und glaubt, dafs Dante an derselben lehrte;
für einen Schüler Dantes am Hofe Guidos hält er Menghino Mezzani,
einen Litteraten und Rechtsgelehrten aus Ravenna, über den er bemerkens-
werte biographische Notizen mitteilt9) K. Witte4) diskutiert die Resultate,
zu welchen Isid. Del Lungo, Imbriani und Labruzzi in Bezug auf das Ge-
burtsjahr Dantes gelangt sind. Er nimmt ebenfalls an, dafs Villani, Manetti
Filelfo, Boccaccio, Bruni nicht in jeder Beziehung als mafsgebend zu be-
trachten seien, und ist der Ansicht, dafs Dante zwischen dem 18. Mai und
17. Juni 1265 geboren sei. Joh. Andr. Scartazzini6) eröffnet eine Reihe
von Dante -Studien mit drei Untersuchungen, die ihn zu den Resultaten
führen, dafs die Familie Dantes nicht von Adel, Dante im J. 1265 geboren
wurde und an der Existenz Beatricens nicht zu zweifeln ist Auch seine
bekannte Dante-Biographie hat Scartazzini6) wieder herausgegeben. Alm
d* Anco na7) betont die grofse Wichtigkeit der Dante-Appendices, welche Del
Lungo seinem 'Dino Compagni' beigegeben hat und behauptet anläfslich
Veltros, dafs Del Lungo den Nagel auf den Kopf getroffen habe, wenn er
sagt, dafs Veltro ein italienischer Papst ohne weltliche Herrschaft gewesen
sein müsse. Cos. Bertacchi8) scheint es, dafs Dantes Verse Purg. XXIII.
nicht zu dem Glauben berechtigen, Dante und Forese Donati seien Freunde
gewesen; im Gegensatze hierzu behauptet Fed. Eusebio,9) dafs die beiden
genannten zuerst Freundo gewesen und auch zusammen ein etwas leicht-
sinniges Leben geführt, dann aber sich getrennt hätten und sogar Feinde ge-
worden seien. Er nimmt die Authenticität der den beiden Dichtern zuge-
schriebenen Sonette an, welche einer gegen den andern richtete. Doch
Bertacchi10) schwieg dem gegenüber nicht, sondern verspricht nichts weniger
als eine Studie über die 'Laster' Dantes.
Hinsichtlich Petrarcas glaubt A. d'Ancona,11) er habe das Lied 'spirto
gentil' an Cola di Rienzo gerichtet, was auch dagegen eingewendet sei, und
untersucht die Entstehungszeit des Liedes 'Italia mia\ Att Hortis1') stellt
auf Grund einer genauen Prüfung der lateinischen Werke Boccaccios und
einer umfassenden Erklärung derselben den Anteil fest, welchen der Dichter
an den erneuerten Alterturas -Studien hatte. Er untersucht dann, wie grofs
der Ruhm Boccaccios bis zum XVI. Jh. gewesen sei. Geringeren Wert hat
1) La prima copia della Dir. Comm, op. cit 8. 121 ff. — 2) L'ultimo a comparir . . .,
ibid. 8. 95. — 3) Mongh. Mezz., ibid. 8 3 ff. — 4) Nene u. neu festgestellte Daten an Dantes
Lebensgesch., Augsb. Allg. Ztg. 15. — 16. Jan. Beilage. Vgl. Jahroaber. II, 2, 273 t —
5) AbbandU. über Dante Aligh. Frankfurt a/M. Litter. Anstalt IV, 243 S. — 6) Dante
Aligh., s. Zeit, s. Leben u. s. Werke. 2. Aufl. Frankfurt a/M. — 7) H Veltro: stadi Dante-
chi di Isid. del Lungo. Rasa, settim. VI, 70 ff — 8) L'episodio del For. in Dante, Rast,
sottim. V, 150. — 9) L'amicizia di Dante e di For. Don., Riv. Kur. (Firense). No. 5, XIX,
706 ff. — 10) Ancora del For. di Dante, Rass. settim. VI, 134. — 11) Studi di crit e
stör, letter., o. S. 243s. — 12) Studi stille opere lat. del Bocc. con partic. riguardo all* stör,
dell' orudiz. nel Medio Evo e alle letterature stran., aggiuntavi la bibliografia deüe edis.
Trieste, 1879.
Italien. 11,267
»
e ausserordentlich gelehrte and genaue Boccaccio-Biographie G. Körtings.1)
r legt mit Fleifs die einzelnen Thatsachen seines Lebens dar nnd zählt
iine Werke auf; aber er weifs das ungemein reichhaltige Material nicht zu
deben, nnd ebensowenig Boccaccio denjenigen Platz anzuweisen, der ihm
der italienischen Renaissance gebührt. K. nimmt es als richtig an, dafs
>ccaccio die Prinzessin Maria v. Aquino liebte; dasselbe wird neuerdings
>n R. Renier8) dargelegt — Eine dem Poliziano zugeschriebene, sehr
erliche Dichtung ist 'Brunettina'; nunmehr wird dieselbe von Sever. Fer-
iri s) für Olimpo von Sassoferrato in Anspruch genommen, über den Alessandro
nzio4) eine Monographie geschrieben hat; der letztere schloüs sich der
einung Ferraris an und sprach ebenfalls jene Dichtung dem Olimpo zu.
ug. Muntz5) hat die Veröffentlichung einer Reihe von Studien über die
)rentinischen Kunstliebhaber, Sammler und Archaeologen zu Beginn der
enaissance begonnen; er behandelt ausführlich Lorenz den Prächtigen. Von
)her Wichtigkeit für die Geschichte der religiösen und politischen Ideeen
nd — ganz abgesehen vom philologischen Standpunkte — die zu Siena
427 gehaltenen und jetzt von Luc. Banchi6) veröffentlichten Predigten von
. Bernardino v. Siena. Sie sind ein lebendiges Abbild jener Zeit. Ebenso
ichtig für das innere Privatleben sind die von C. Guasti7) herausgegebenen
'riefe (1390—1410) des Ser Lapo Mazzei aus Prato an Francesco Datini,
inen reichen Kaufmann aus Prato, welcher in Avignon, Barcelona, Florenz,
enua, Majorka, Valencia, Pisa und Prato Banken besafs. Er starb 1410 als
:htzigjähriger Greis kinderlos und machte die 'Armen Christi1 zu Erben
Ines ungeheuren Vermögens.
Von Katholiken wie Protestanten wird in gleicher Weise die h. Katha-
la von Siena8) hochgeschätzt, von der Mifs Dräne eine wegen Benutzung
(gedruckten Materials immerhin schätzenswerte Biographie geliefert hat;9)
ottoni,10) obwohl Rationalist, rühmt den moralischen Charakter Katharinas,
r sich selbst nicht vor dem Papste beugte. Von hoher litterarischer Be-
ratung sind Katharinas Briefe, weil sie nicht lateinisch, sondern in der
uen Sprache geschrieben sind. Mittels derselben beweist P. Bai an11) dafs
ätharina, wenn sie auch die höhere Bedeutung der geistlichen Macht des
ipsttums im Vergleich zur weltlichen einschärft, die letztere nie verwirft, ja
gar deren Erhaltung wünscht — Erm. Ferrero 18) verdanken wir die
achricht von der Existenz eines Codex aus d. J. 1428, in welchem 139 Briefe
atharinas enthalten sind; der Text dieser Handschrift weicht von dem der
usgaben Giglis und Tommaseos wesentlich ab. Katharina war es, die
regor XI. 1377 zur Rückkehr nach Italien bewog. Drei von P. Vigo mit-
teilte Urkunden aus Siena betreffen des Papstes Ankunft an der toska-
ischen Küste.18) In grofse Gefahr geriet Siena, als 1457 Petrucci Piccinino
1) Bocca Leben u. Werke. Leipz. XU, 741 S (Gesch. d. Litt Italiens im Zeitalter d.
enaias. II). Leipz., Fue§. — 2) Di una nnoya opinione suiramore del Bocc., Baas, settim.
I, 296 ff. — 3) A propos. di Ol. da Sassof. (Bologna), u. : Strambotti e frottola composti per
tl<L OL giorane ingegnoso da Sassof. in lande di nna pastorella. Bologna, 1879. — 4) N.
ntol. LHI, 31 ff. — 5) L'Art., Febr.-Hft. — 6) Le prediche volg. di s. B. da S. dette nella
tasza del Campo l'a. 1427 ora primam. edite. Siena. — 7) Ser Lapo M. Lettere di nn notaro
an mercante del sec. XV con altre Jett e docnm. Firenze, 2 voll. — 8) Vgl. o. S. 205a.
- 9) S. o. 1. 1. — 10) Santa Caterina da Siena, Eirist. Enropea XX, fasc 2 u. 4. — 11) S.
ater. da S. e il papato, Scaola cattol. XV, 311 ff. — 12) Di un Cod. delle lott. di S. Cat.
i S.T notizia. Torino. Sep. ans d. Atti della r. Accad. d. Scienze di Tor. XV. — 13) Docum.
ilatiri al viaggio di Greg. XL, Aren, della soc rom. di stör. patr. HI, 489 ff
11,268 XXV1I1. C. Gf. Cipolla:
einlud, sich Sienas zu bemächtigen : in dieser Not war Calixt III. die treuste
Stütze der Stadt.1) — GB. Carrara2) gab die von Ant. Pucci verfafste
Klage von Florenz über den Verlust Luccas heraas; eine alte italienische
Übersetzung der 1355 von den florentinischen Gesandten gehaltenen öffent-
lichen Ansprache zur Besänftigung Gregors XI. nach den beiden Angaben
von Poggio Bracciolini und von Leonardo Bruni verdanken wir Ant. CerutL3)
Von P. Durrieu4) wurde als Probe einer umfangreicheren Arbeit ein Vor-
gang aus der Geschichte des Sire de Coucy in Toscana veröffentlicht, während
Fr. G. Pellegrini5) sich mit Cosimo d. Alten beschäftigte und sich dabei
edierter sowohl wie unedierter Quellen in umsichtiger Weise bediente. Er
stellt fest, dafs die Verfassungsänderung im J. 1434 nicht so sehr aus der
Feindschaft zwischen den Albizzi und Medici, wie aus tiefer liegenden Ur-
sachen, nämlich den Parteiungen im Bürgerstande entsprang: diese fanden
weniger zwischen Familien als zwischen einzelnen Persönlichkeiten statt Daher
waren sie matt und ohne Charakter. Pellegrini preist Rinaldo degli Albizzi,
der später durch die Ereignisse gebrochen wurde, und wälzt die Anklage,
den Krieg mit Lucca veranlafst zu haben, von den Medici ab. Die Ver-
jagung der letzteren, hält er für hinterlistig: die von Rinaldo eingesetzte
Regierung sei gänzlich unfähig gewesen, woher sich der Sieg Cosimos er-
kläre. —
Von Leonardo da Vinci befinden sich Autographen im Britischen Mu-
seum: aus ihnen hat John P. Richter6) einige Nachrichten über das Leben
des grofsen Künstlers geschöpft, dessen Werke mit Rücksicht auf seinen natur-
wissenschaftlichen Standpunkt Fr. Raab7) untersuchte. L. Courajod8) will
1877 in München Leonardo da Vincis Originalzeichnung für die Statue ge-
funden haben, welche Franc. Sforza errichtet werden sollte. Mit Leon,
da Vinci beschäftigt sich auch Ch. Clement,9) jedoch ausschließlich vom
künstlerischen Standpunkte aus.
Gino Capponi, der Vf. der Geschichte der florentinischen Republik, hatte,
ohne es zu veröffentlichen, 1822 ein etwas hartes Urteil über Savonarola
geschrieben, um es in den folgenden Jahren allmählich in günstigem Sinne
zu ändern. Die hier bei dem grofsen Geschichtsschreiber vorgegangene Ver-
änderung setzt Ces. Guasti10) auseinander. Eine Arbeit von W. Dinwiddie11)
untersucht die moralischen Ideeen Savonarolas, während die bibliographisch-
artistischen Untersuchungen Gust. Gruyers1*) nicht nur Savonarolas An-
sichten über Kunst, sondern auch indirekt das Leben des florentiner Mönchs
1) Ultim. relazioni dei Senesi con Cal. III, Arch, stör. it. 4 Ser. Y, 427 ff. (Fortaetz.
aus Bd. in u. IV). — 2) Ant Pucci, lamento di Fir. per la perdita di Lucca, scritto nel
sec. XrV odito per la prima volta (Nozze Chicca-Grotta). Lucca, 1878. — 3) L'ambascieria
d'Aless. dall' Antella e Donato Barbadori a Greg. XI in Avign. nel 1355, Propugnatore XIII,
1, 380 ff. — 4) La priso d'Arezzo (1384) par Enguerrand VII, Sire de Coucy. Nogent-le-
Botrou, 39 S. Sep. aus Bibl. de l'Ecole des Chartes XLI. — 5) Sulla repubbl. fior. al
tempo di Cos. il Yecchio. Pisa. — 6) Ztschr. für bild. Kunst, Febr. — 7) Leon, da V. als
Naturforscher. Berlin, Habel. 40 S. (Virchow u. Holtzendorff, Vortrage, No. 350). —
8) Leon, de V. et la Statuo de Franc. Sforza. Paris, Champion, 56 S. C.s Resultate wurdea
angenommen vom Polybiblion, Febr., Deutsche Hundschau, März, u. The Academy, 17 JuL —
9) Mich. Ang. , Leon, da Vinci and Raphael: with a prelim. chapter on art in Italy before
the XVI cent transl. by Louise Cor kr an. London, Seeley, 370 S. — 10) II Saron. gindi-
cato da Gino Capp., Rass. naz. (Firenze) 1 Febr. S. 161 — 170. — 11) Times before the
Reform.; with an aecount of fra Gir. Sav. , the friar of Florence. London, Nisbet, 1879.
370 S. — 12) Les illustrations des eerits de Jer. Sav. p üb lifo en It. au XV. et an XVL s.
et les paroles de Sav. sur l'art Paris, Didot, 227 S. avec 33 pl.
Italien. 0,269
beleuchten. £. C. Bayonne1) übersetzte einige ausgewählte ascetische
Werkchen Savonarolas. — Über die Empörung von Perugia gegen die Päpste,
und die Unterwerfung dieser Stadt veröffentlicht P. Bai an31) einige dem
vatikanischen Archiv entstammende Dokumente teils in extenso, teils in
Regest.
Über die Päpste spricht sich Nie. Mine Ha9) sehr lobend aus, weil sie
viel zu Gunsten des Landbaus in der römischen Campagna gethan hätten. —
La Mantias Studien setzt Cam. Re4) fort, indem er die Statuten v. Rom
herausgeben will; einstweilen beschreibt er die röm. Codices derselben und be-
ginnt mit den in der vatikanischen Bibliothek befindlichen. Anläfslich der
Stadien Labruzzi di Nexinas,6) der die Authenticität der römischen Annalen
von Monaldeschi leugnet, zählt H. Stevenson6) die Codices auf, in denen
sich dieselben befinden, und erhält eine doppelt so grofse Zahl derselben als
Labruzzi kannte. Von Perlbachs Ausgabe des 'dyalogon de conjuratione
porcaria' ging 0. Tommasini7) aus, um einige interressante Urkunden über
denselben Gegenstand ans Licht zu ziehen: eine Urkunde v. 25. Nov. 1427,
die beweist, dafs Porcari damals Hauptmann des florentinischen Volkes war,
einen in der Volksmundart geschriebenen Brief zu Gunsten des Porcari,
eine Reproduktion des kleinen Gedichtes von Godi in besserem Text und Notizen
Aber Porcari und dessen Stammbaum. — Die ausgedehnteste Apologie Papst
Alexanders VL, die wohl je erschienen ist, hat A. Leonetti8) geschrieben;
er unternimmt es, denselben nicht nur als Fürst, sondern auch als Menschen
*** Bezug auf sein Privatleben zu verteidigen. Dafs Cesar und dessen Brüder
^fthne Alexanders seien, bezweifelt er und hält diese Ansicht für gänzlich
Ux*begründet. Die That von Sinigaglia führt L. auf eine gesetzmäßige Ver-
eidigung, gegen boshafte, Caesars Leben bedrohende Bandenführer zurück.
***dem er ferner die Resultate der Forschungen von Gregorovius über Lucrezia,
^^d die von Alvisi über Cesar als richtig annimmt, schildert er — vor-
nehmlich anf Grund der von Villari herausgegebenen Depeschen des venetiani-
5*^hen Gesandten Ant. Giustinian — das Leben Roms in jener Epoche. Er
**^rührt dabei die Frage bezüglich der Geburt Giovannis und der beiden
r^tdlen, von denen die eine Giovanni für Alexanders, die andere für Cesars
^*ohn erklärt; natürlich rechtfertigt er den Papst auch in diesem Punkte.
-*^iese Apologie hält E. Masi9) zwar für parteilich, urteilt jedoch nicht ab-
sprechend über sie ; was Giovanni betrifft, so hält er dafür, dafs Lucrezia in
deinem Falle schuldig sei. Bei einer Besprechung des Buches von Alvisi10)
^X)richt sich auch Alfr. Maury11) dahin aus, dafs er Cesar nicht entschuldige,
^Vohl aber dessen schwerste Verbrechen in Zweifel ziehe; all das Hassenswerte
deiner Handlungen sei eine Folge der verabscheuungswürdigen politischen
^Mncipien jener Zeit gewesen. Die Bemühungen der Borgia, für das Fürsten-
1) Oeuvres spirituelles choisies collect ot trad. Paris. — 2) La ribellione di Per. nel
3368 e Im aua sottomissione nel 1370 secondo i docum. degli Archivi della Santa Sede, Studi
« docum. di stör, e diritto: Anhang zu Bd. I. — 3) 1 Papi e l'agricoltura nei dominii della
Santo Sede. Borna. — 4) Stututi della citta di Koma (im Anh. zu Bd. I der Studi o docum.
di storia e diritto). — 5) S. Jahrcsber. II, 2, 284. — 6) Key. des quest. bist. LV, 333—35.
Paris. — 7) Documenti rolat. a Stef. Pore. , Arch. stör. rom. III , 63 ff. — 8) Papa Alless.
VI secondo docum. o carteggi dol tempo. Bologna, Maseggiani. 3 Bde. LH, 481, 516, 552 S.
— 9) Papa Borgia, Haas, settim. VI, 117 — 21. — 10) Cea. Borgia, duca di Romagna.
Notizie o docum. Imola, Galeati, 1878. VU, 592 S. — 11) Une rfhabilitation de Ces. B.,
Hev. hiflt. XIÜ, 81 ff.
11,270 XXV1IL C. Gf. Cipolla:
tum, das sie gründen wollten, die öffentliche Sicherheit herzustellen, stell
Del Re dar.1)
Castan*) sprach über das Grab Thiäbauds de Rougemont, Erzbisch, i
Besangon, der 1429 in Rom starb and in der alten vatikanischen Basilik
beigesetzt wurde. Eine interessante biographische Skizze des Herzogs vo
Andria, die sicherlich von jemand geschrieben wurde, der del Balzo kannt
veröffentlichte Att. Hortis.9) — Das Königreich Adria, eine Schöpfen
Clemens' VII., beleuchtete P. Durrieu.4) Einige nicht sehr wichtige Anel
dota zur Geschichte des Hauses Anjou wurden von Alf. Miola5) in ein«
neapolitanischen Codex gefunden. In die Verschwörung der Barone gege
Ferdinand I. wurde mit seinem Vater Giov. Ant. Petrucci, Gf. von Pol:
castro, verflochten und 1486 enthauptet F. Torraca*) prüft dessen ii
Kerker geschriebene Gedichte, welche nicht fehlerfrei von J. Le Coultr
und Vict. Schulze7) herausgegeben wurden. Aus denselben leuchtet Petrucc
gehobene Stimmung mehr hervor, als es der Geschichtsschreiber Giov. Albic
ersehen liefs; der Unglückliche hat die Hoffnung auf Wiedererlangung d.
Freiheit lange genährt. — A. de Nino8) gab, indem er auch in sein«
Besitz befindliche handschriftliche Chroniken benutzte, eine kurzgefaßte fti
graphie ohne erhebliches Interresse von Gentile da Lionessa (f 1453), ein<*
berühmten Cendottiere. A. Leosini9) sammelte einige Notizen über berühr»
Abruzzesen von 1368 bis 1510. — In das J. 1880 fällt das vierte C*
tenar der Eroberung Otrantos durch die Türken nach heroischer und höcj
blutiger Verteidigung (14. August). C. Siciliani10) schilderte mit Begeistern
den Tod der dort gefallenen Helden und Märtyrer. L. Correra11) lieb d.
kleine Gedicht eines unbekannten Florentiners aus dem XV. Jh. druck©
welches sich auf die Abstammung Karls I. v. Anjou bezieht; dasselbe diei
zur Vervollständigung einiger Namen in den von Afeltro und von Tristan
Caracciolio herausgegebenen Genealogieen.
Was Sicilien angeht, so veröffentlichte Vinc. di Giovanni12) zwei sc
Sklavereiverhältnisse dieser Insel bezügliche Urkunden; die erste, vom 2. Um
1300, ist ein Vertrag über den Verkauf einer griechischen Sklavin; di
zweite, vom 4. Nov. 1461, bezeugt eine von dem Edlen Franc, da Salomon.
di Polizzi vollzogene Freilassung. Einige interessante Urkunden zur Ge
schichte des Feudalwesens während des XV. Jh. gab Gius. SilvestrL18
In Beziehung auf Sardinien ist zu erwähnen, dafs Ign. Pilitto14) ante
1) Discorao crii sui Borgia con l'aggiunte di docam. ined. relatiri al pontif. di Alan. VI
Arch. d. aoc. rom. di stör. patr. IV, 77 — 145. — 2) Not rar loa tombeanx des archey. d
Beaancon, Memoire« de la Soc d'emol. du Doubs. 5. Ser., IV. (1879). — 3) Biografia di Fw
del Balzo dnca d'Andria e fraramenti di im diario napol. (1378 — 83) trascritti da an Gm
doUa Vatic, Archeogr. trieat VI, 384 ff. — 4) S. o. S. 206*. — 5) Notizia d'un Cod. ds£
Bibl. Naz. Kap., Arch. Napol. V, 394 ff. — 6) II Conte di Polic, Haas, settim. VI, 327 I
— 7) 8. Jahresb. II, 2, 284. — 8) Gent, da Leon., Baas, aett VL 454 £ — 9) Lette
ad Ant de' March. Cappelli in oeeaa. delle sue nozze con la march. Antonietta Antonini CastL
lione. Aquila, Groaai, 22 8. — 10) Gli eroi otrant, opisod. stör, del 1480, N. AntoL LI
511 ff. — 11) Sulla difendenza di C. I d'Angiö poemetio d'autore ignoto del aec XV, Are
Nap. V, 613 ff. — 12) Vendita di una schiaya bianca in Trapani nel aec XIV e afiraneazks
e dotazione di an' altra schiaya in Polizzi nel sec. XV, N. Eifern. Sicil., T. S-, X, 151 ff. -
13) I Capibreyi di Gioy. Lnca Barben, Docura. per seryire alla atoria di Sicilia publike
e cara della Soc Sicil. par la stör. patr. 1. Ser., diplomatica. IV. Palermo. — 14) AnmJ
paleografica di cinque codd. dei secoli XTV e XV appart all' archiy. di atato di Gagrla
Auto-Litografia G. Galaasi. Gagliari, 47 S., 4°. VgL u. Kap. XXXV.
Frankreich. 11,271
palaeographischem Gesichtspunkt über einige Codices in Cagliari ans dem XIV.
und XV. Jh. berichtet F. d'Arcais1) erkennt in Alghero den Typus einer
catalanischen Stadt des Mittelalters.
AÄ I.A.«
v. Kalokstein.
Frankreich.
Auf dem Gebiet der französischen Geschichte ist zunächst ein rein
bibliographisches Werk zu nennen, das auch dem Historiker wichtige Dienste
leisten kann: das von Lorenz herausgegebene Sachregister zum General-
katalog des französischen Buchhandels von 1840 — 75.*) Mehr als zwei-
drittel der Titel sind aufgenommen, die Fortlassungen scheinen berechtigt
Eine Übersicht der Rubriken des Werkes erleichtert den Gebrauch. Ferner
sind zwei Schriften über die Pariser National -Bibliothek für Forscher
auf dem Gebiet französischer Geschichte von Wert, der alphabetische
Katalog der zur freien Benutzung stehenden Bücher und das Verzeich-
nis der Drucke, Handschriften und Estampen der Galerie Mazarin.9)
E. Garnier registrierte kurz die nicht französischen Urkunden des
Mus6e des archives nationales.4) Dieselben beginnen mit 790, hinsichtlich
der Verträge mit 1196. Bemerkenswert sind die Beziehungen zu den Mon-
golen. Der Perserschah Argun bietet in einem mongolisch geschriebenen
Brief 1289 Philipp IV. ein Bündnis gegen Ägypten an, das zur Wieder-
eroberung Jerusalems führen könne. Sein Gesandter Buscarellus de Gisulfo,
ein Genuese, teilte Philipp das Nähere mit, aber Argun starb schon 1290.
Sein Sohn öldja'itou wünschte in den ersten Tagen des Juni 1303 Fortdauer
des Bündnisses. Tamerlan schlug 1402 die Anknüpfung von Handelsbe-
ziehungen vor; seinem Brief war eine ungenaue lateinische Übersetzung bei-
gegeben. Karl VI. ging am 15. Juni 1403 auf seinen Annäherungsversuch
ein. —
In den 'Inventaires sommaires des archives communales' veröffentlichte
G. Mouny&s die Verzeichnisse der auf Verfassung, Verwaltung und politische
Verhältnisse von Narbonne5) bezüglichen Urkunden, £. Travers schon 1878
ein Verzeichnis der 1222 beginnenden Archivalien von B6thune,6) F. M.
Millot die von Chalon-s.-Saone.7) Er bestreitet die Plünderung des Archivs
von 1477, weist aber grofse Verluste seit 1523 nach. Von Inventarien der
Departementalarchive erwähne ich zunächst das von A. Maitre herausge-
1) Una ritt* catal. in Sardegna, N. Antol. LHI, 535 ff. — 2) Catal. gener. de la libraire
finmf. Tableau des matieres 1879—80. Par. 0. Lorenz, 700 a. XIV, 684 S. — 3) Cat alph.
de« oirrrages mis a la libre disposition des lecteuro etc. Par., Champion, 12° u. Notice des im-
primes, manecrita et estampes exposes dans la gal. Haz., ebenda. 12°. — 4) Bibl. de Tee. des
eh. XLI, 218 ff. u. sep. Par., Champion; vgl. L. P(alustre) BulL monnm. V, 3, 192 ff. —
5) Inv. d. arch. comm. d. Narb. II, 633 S. 4°. — 6) Inv. etc. da dep. de Pas-de-Calais:
B&hnne. Caen, Le Blanc-Hardel. 1878, 4°. — 7) Ch.-s.-S., L. Land«. 4°. XII, 516 S.
11,272 XXIX. v. Kalckstein:
gebene von Loire införieure •*) and das der Weltgeistlichkeit in Maine-et-
Loire von C61. Port.2) Aas diesem ist hervorzuheben die erste vollständige
Ausgabe des 'Liber Guillielmi Major is* (des Bischofs von Angers, Guillanme
Lemaire — 5. Okt. 1291). Eine Urkunde von S. Jean und S. L6gin ergänzt
unsere Kenntnis von den Kämpfen Gottfr. Martels von Anjou mit Heinrich 1.
M. Bertrandy-Lacabane verdanken wir das Inventar des Departemental-
archivs von Seine und Oise.3) E. Quesnet gab ein alphabetisches Ver-
zeichnis der Archive der Intendanz Bretagne,4) E. Socard den Katalog des
historischen Teils der Bibliothek von Troyes.6)
In der Collection des documents in£dits sur l'histoire de
France6) veröffentlichte Tuetey den erhaltenen Teil des 1400 vonNic.de
Baye angelegten Verzeichnisses der seit 1555 von den gens des requetes
beim Pariser Parlament registrierten Testamente (1375 — 1421) und einen
Teil der Testamente selbst, Mas-Latrie Urkunden über die Beziehungen Frank-
reichs zu Italien und zum Orient in den drei letzten Jahrhunderten des
Mittelalters. Es finden sich Angaben über französische Galeeren von 1259
— 1300, Beratungen des venetianischen grofsen Rats über den Handel mit
Frankreich (1273—8); jährliche Fahrten von Aigues mortes nach Venedig,
Geschäftsbeziehungen von Marseille und Montpellier mit Venedig (13)8 — 39),
Marseilles Handel mit Venedig und S. Jean d'Acre, Reklamationen des Nar-
bonner Rheders Raymund Serailler wegen Plünderung seines Schiffes durch Vene-
tianer (1457—78) und über die Messen der Champagne 1298 — 1305 werden
behandelt; ferner Verhandlungen betreffs der französischen Herren in Achaja
und Negroponte, Vorschläge Karls v. Valois und Philipp VL an Venedig zur
Wiedereroberung von Konstantinopel und Kreuzzugspläne Philipps (1303 — 48);
die Unterstützung Ludwigs von Anjou bei einem Versuch auf Bari lehnt Vene-
dig ab (1402), die Bemühungen um den Loskauf der den ungarischen Anjous
zur Hülfe gezogenen Ritter des Grafen von Nevers werden berichtet (1403—5).
In einem anderen Band der Sammlung setzt A. Bruel die Zusammen-
stellung des Kartulars v. Gluny7) für 954 — 87 fort. Die häufige Datierung
nach Jahren französischer Könige allein oder mit den Jahren der bur-
gundischen Herrscher beweist, dafs sich im Lyonnais selbst in jener Zeit
tiefen Verfalls französischer Einflufs geltend machte. Sorgfältige chronolo-
gische Anordnung ist ein Vorzug vor vielen französischen Urkundenpublika-
tionen, aber das fast völlige Fehlen topographischer Bestimmungen sehr zu
bedauern. Im Zusammenhang mit seiner Ausgabe untersuchte Bruel die
Chronologie der französischen und burgundischen Könige.8) Darnach übte
Karl d. Kahle schon 866 — 7 Einflufs im Gau von M&con, den er erst 870
in Besitz nahm. Karlmann behauptete den Gau von Autun gegen Boso v.
Vienne. Kaiser Karl HI. war schon im März 885 in Maconnais anerkannt
und Bosos Sohn Ludwig scheint noch 897 in der Erzdiöcese Lyon keine
1) Invent somm. des arch. departem. anter. ä 1790: Loire inf. T. 3. Arch. cmles. 4#,
VIII, 479 S., Nantes, irapr. de l'Ouest 1879. — 2) Inv. etc. M. et L. Arch. eecL Aagw»
Lachiso et Dolboau, 4°, 39 S. — 3) Inv. etc. S. et 0. T. 2. Arch. civ., ser. E. 353 S. —
4) Table alphab. des arch. de l'intendanco do Bret 25 S. Renne«, Catel aus Mem. de la tot
arch. d'JQlo et Vilaine T. XIV. — 5) Cat. de la bibl. do Tr. T. VI, 600 S. Tr., Bertrand et
Ha; G. Lavalley gab heraus*. Cat. des manuscrit» de la bibl. manic de Caen. LDL, 281 C-,
Le Blanc-Hardol. — 6) Melange» historiques. T. 3. Paris, impr. nation. 4°. 826 S. Vgl *
S. 24418. — 7) Rocueil des chartos de l'abb. do Cl. p. A. Bornard. T. IL 764 S. 4«. P»,
Impr. nat. — 8) S. o. S. IC7. A. a. S. 321 gab Bruol cino Notiz über die Statute! dir
Claniacenser y. 1399, jetzt auf der Far. Bibliothek.
f
Frankreich. 11,273
-Anerkennung gefunden zu haben. Br.s Annahme, dafs König Odo schon
Ende 887 gewählt sei, ist irrig (S. 15). Erst nach seinem Tode fand Karl
d. Einfältige in Bourgogne Anerkennung, seine Regierung wurde mehrfach
erst von 899, ja von 900 an datiert, erst nach 916 ging man auf seine
Aufstellung als Gegenkönig zurück. Im Juni 924 findet sich hier, im Be-
reich seines Gegenkönigs Rudolf, die letzte Anerkennung Karls, während sie
teilweise König Robert, dem Grofsvater Hugo Capets, zu teil wurde. Rudolfs
Regierungsantritt wurde teils von Beginn d. J. 923,. teils erst von 924 und
925 an berechnet Eine Urkunde datiert Ludwigs IV. Herrschaft vom Tode
seines Vaters, nicht wenige aus Mäconnais erst vom 19. Juni 938 an, andere
vom gleichen Tage 937 oder vom Tode Rudolfs. Lothars Herrschaft sehen
^ir von 951, was für die von Richer behauptete Mitregentschaft spräche, von
9 5 5, gleich Anvergne und Languedoc, wie vom Tage seiner Wahl an datiert,
aber auch von 952, Anfang 954, dem 12. Nov. 956, 957, merkwürdiger-
weise auch von 946 an, was nur durch eine Anerkennung Lothars in Bour-
Sogne während der Gefangenschaft seines Vaters zu erklären wäre. Diese
Datierung scheint sich auf Cluny, einige Nachbarorte und die Burg Rictiers
bei Trävoux zu beschränken. Lothars Bruder Karl, der nachmalige Herzog
von Niederlothringen, ist wohl bald nach seiner Geburt am 27. Okt. 953 und
3. März 954 in Mäconnais als König anerkannt worden, wie schon A. Ber-
**ard behauptet hat-, es würde eine Verleihung der Bourgogne an ihn dem
altgermanischen und karolingischen Brauch entsprechen, dafs sie unmittelbar
**ach der Geburt geschah, sich aus der Bedrängnis Ludwigs IV. durch Hugo
4« Grofsen erklären. Ludwig V. scheint erst im April 986 in Bourgogne
aberkannt zu sein. Auch abgesehen von der Chronologie giebt Br.s Arbeit
Wertvolle Ergänzungen seiner Ausgabe.
Das Cartnlar des um 1061 begründeten Cluniacenserpriorats Notre Dame
de Longpont für das XI. und XII. Jh. hat durch Urkunden der bis auf
X^udwig VI. so mächtigen Herren von Montlhery einen gewissen, mehr als
lokalen Wert. Ihnen widmet Ul. Chevalier1) den gröfsten Teil der Ein-
leitung. A. Ren du danken wir ein Verzeichnis von Urkunden der Abtei
S. Quentin in Beauvais aus dem XI. bis XIII. Jh.8).
Die Gesellschaft für französische Geschichte gab das Inventar von
Juwelen, Kostbarkeiten, Kleidern und Handschriften der Herzogin v. Mont-
X>ensier aus dem J. 14748) heraus.
Von historiographischen Schriften erwähne ich die von de la Borderie
^veröffentlichte Korrespondenz der bretonischen Benediktiner über ihre ge-
schichtlichen Arbeiten4) und Jadarts Biographie Mabillons.6)
Die Revue des documents historiques6) veröffentlichte grofsenteils mit
trefflichen Facsimiles die von Jean Beket im Apr. 1266 erteilte Bestätigung
eines Verkaufes an die Kirche von Dommartin b. Montreuil-s.-M., einen Brief
Peters L v. Bourbon an Gf. Johann II. v. Auxerre um Bürgschaft für die
Mitgift seiner Amadeus VI. von Savoyen verlobten, später Karl V. ver-
1) Cart de N. D. de Longpont, Tgl. U. Robert, Bibl. de l'ec. <L eh. XL, 624. —
2) Inyent analyt de chartes des XI. — X1IL s. de l'abb. de S. Q. de B. 46 S. — 3) Soc. de
l'hist de Fr. Annuaire - bull. T. XVII. — 4) Corr. hiat des Ben. bret. et autrea docom. ined.
relat a leurs trav. a. rhist. de la Br. Paria, Champion, XLII, 297 S., verwertet von de la
Borderie in <L Rev. de Bret. et Yendee 1880. — 5) D. J. Mab. 268 S.; Sep. aus Trav.
de l'ac. de Beims T. 64. — <6) Edid. Charavay. VII. Par., Charavay fr.— Eine Urk. PhiL
Aognati gab L. Thomas heraus: Un dipl. ined. de Ph. A., 5 S. Pontoise, ans Mim. de la
ioc bist du Vexin T. U. Über Ph.s Verbot d. röm. Bechts s. o. S. 2129.
Historische Jahresberichte. 1880. II. 18
11,274 XXIX. y. Kalckstoin:
mahlten Tochter Jeanne vom 30. Juni 1346, einen Brief Philipps d. Kühnen
an Karl VI. tiher eine Olivier v. Clisson widerfahrene Beleidigung (1387),
eine Quittung des Pergamenthändlers Joh. v. Beauvais für Karl v. Orleans
(1415), Quittungen Ludwigs v. Luxemburg, Bisch, v. Th&rouanne (1436 — 7),
einen Brief betreffs des Neujahrsgeschenks Maries von Anjou für ihren Ge-
mahl, nachmals Karl VII., (1420) und ihr Verwendungsschreiben für den
Leibarzt Jacquemin de Biandra an den Kanzler des Herz. v. Mailand. Ferner
einen Brief Karls VII. an Joh. Phil. Fiesco, Admiral v. Genua, (1457) be-
treffs der von Frankreich zu übernehmenden Schutzherrschaft, Instruktionen
Ludwigs XI. um dem zu Hülfe ziehenden Galeazzo Maria Sforza in einigen
Städten der Dauphine die verweigerte Aufnahme zu schaffen, Karls VIH
Briefe an den Herz. v. Mailand zu Gunsten der Bewerbung Wilhelms IL v.
Haraucourt, Bisch, v. Verdun, um den Kardinalshut, und an Lyon um Ver-
haftung von Marodeuren, die bei Fuornuovo geplündert, nebst Dokumenten
über die in Folge davon ergriffenen Mafsregeln, endlich die vergebliche Ver-
wendung des Herz. v. Orleans, nachmals Ludwigs XU, um Begnadigung
Olivier le Daims. Urkunden der Joinvilles für S. Mihiel und die Stadt
Bure erhalten wir von Germain.1)
Von Luce8) veröffentlichte Dokumente über Etienne Marcel stellen fest,
dafe er nur einen rechten Bruder und eine rechte Schwester und von seiner
zweiten Gattin nur einen Sohn und eine Tochter hatte. Sein elterliches Ver-
mögen war gering, das seiner Frauen, namentlich der ersten, Jeanne de
Daumart, in Paris und Ferneres, beträchtlich. Sein Verwandter Wilhelm
Marcel wendete den Schatz von Notre Dame und die dort niedergelegten
Gelder gegen den Regenten an. Auch wurden die Güter, ja die Forderungen
der königlich Gesinnten eingezogen, reiche Bürger mufsten Zwangsanleihen
geben. — Loiseau de Grandmaison teilte Lokalurkunden über die Gene-
ralstände des XV. Jh. mit.3) — Manches in den von Boucher de Molandon
publizierten Rechnungen der Stadt Orleans von 1384 — 14604) bezieht sichg
auf die Jungfran v. 0., über deren Krönungsfeldzug Lucot6) einen zeitge-
nössischen Bericht edierte. -— Gf. Marsy veröffentlichte die Urkunde, mittels
welcher das Parlament 1469 Raincheval zur Besitzergreifung übergab.6) Von
V. Föns ist ein Beitrag zur Geschichte des 1443 begründeten Parlaments
Toulouse.7) L. de Lens8) liefs eine Geschichte der 1356 zuersterwähnten,
1433 zur vollen Universität erweiterten Rechtsfakultät von Angers erscheinen,
Germain eine quellenmäfsige Untersuchung über die Chirurgen und die
chirurgische Schule von Montpellier,9) Guichet eine Geschichte der Medizin
1) Chartas in&L des sires do Joinv. Nancy, Crepin-Leblond, 15 S. Sep. ans <L Joara. de
1ä "soc. arch. lorr. 1879. Von JoinT.s hist. de S. Louis erschien eine neue Auflage der
modernisierten Anagabe de Waillys. Paris, Hachette, V1H, 360 S., 18°. — 2) Mem. dela
soc. de Par. T. VI. — 3) BulL de la soc. arch. de Touraine, T. IV, 1879. — 4) Compte» de la
Tille d'O. du XTV. et XV ss., Orl., Herluison, 25 S. — M. B. Mantellier giebt eine
'Notice des collections, compos. le musee de J. d'A. d'Orl., ebda., 15 S. 12°, Doinel neoo
Dokumente über d. Neffen der Jungfrau, Joan du Lis, Mem. de la soc. archeol. d'OrL T. XVII.
— 5) Jeanne d'Arc. en Champagne 21 S., Chal.-s.-M., Thouille. Ich erwähne noch A.
Renard: L'etat civil, de J. d'A. Langres, Dangien. 16 S., aus Bull, de la soc. hist de Langrw.
— 6) Execution d'un arret du pari, au XV. s., 18 S., Ami eng, Douillet; aus Mem. de la soc.
dss antiq. de Pic. T. XXVI. Baudouin teilte 'Extraits d'informations faites en 1348 et 1484
par la cour du Yicomte et des consuls do Caraman' mit, Mem. de l'acad. de Toulouse, 1880,
I, 230. — 7) Le parlem. d. Toul. au temps d. peste, Mem. de l'Ac. de Toul. 7 8er. T. X
— 8) L'uniyersitä d'Angers. Angers, Germain et Grassin, 281 S. Vgl. C. Port, Bef. hkt
XVII, 170. — 9) Les maitres chirurgiens et l'6c. de chir. do M., 98 S., 4°, Montp., Böhm,
Sep. aus Mem. de l'ac. de M., sect. des lettres.
Frankreich. 11,275
froyes.1) Claudin behandelte die älteste Geschichte des Druckes in
akreich,2) die Wanderungen der Gesellen Guttenbergs von 1463 an, ihre
lerlassung in Lyon und den dortigen Druck von 1485 — 1507 und wies
französische Handschriften im Besitz John Soanes in Lincoln Inn Fields
[xmdon hin, namentlich Statuten der Schuhmacher von Caen.3) Von
y4) publizierte Urkunden aus dem Ende des XIV. Jh. sind wohl haupt-
lich für den Dialekt von Rouergue von Wert.
Commynes zeigte sich als Salzpächter in Pont de C6 und beim Bau der
asse N.-Dame nach Fierville6) nicht von löblicher Seite. Chantelauze
rauchte seine Korrespondenz und das Archiv seines Schlosses Argenton,6)
Leuridan veröffentlichte Untersuchungen über den grofsen Memoiren-
aber.7)
Als Hilfsmittel zum Verständnis des Altfranzösischen ist Bd. VH u. VIH
voii L. Favre und M. Pajos neu herausgegebenen Lexikons von La
ne de Ste. Palaye zu erwähnen;8) die Sammlung von fabliaux von
itaiglon und Raynaud9) wurde fortgesetzt, Picot und Nyrup gaben
neue Sammlung von 'farces' heraus.10) Von Delisles Neudruck der
luetschen Sammlung erschien der Rest der Quellen von 1180— 1226.11)
• eine der wichtigsten, die Philippis des Bretonen Wilhelm, gelangt der
Jirte Kenner der lateinischen historischen Dichtungen des Mittelalters,
nenborg,18) zu dem Ergebnis, dafe Wilhelm 1166 in der Nähe der
3 geboren war, 1178 nach Mantes kam und nach dem Eintritt in den
Liehen Stand in Paris seine Studien vollendet haben wird. Schon 1200 er-
nt er am Hofe ; spätestens bei Bouvines ist er Kaplan Philipp Augusts, der
mch zu Verhandlungen wegen seiner Scheidung von Ingeburg in Rom ver-
ete. Für die Freuden des Weines nicht unempfänglich, von wohlwollen-
GemUtsart, schrieb der Kanonikus von Senlis (durch Bisch. Garin
i— 19), bis 1208 auf Rigord gestützt, die bis 1217 reichende Prosadar-
ing der Geschichte seines Königs. Dafs Petrus Riga in seiner Aurora
Thronfolger die Härte Philipps, seine Kämpfe mit der Kurie als nicht
ahmenswert vorgehalten, bewog Wilhelm, seine Darstellung 1220 — 23 zu
n hexametrischen Gedicht nach dem Vorbild Vergils und der Alexandreis
Walter von Chätillon umzuarbeiten. Ohne die Zusätze der endgiltigen
* seinem Zögling (seit 1220), dem Prinzen Peter Karlot, gewidmeten
beitung liegt das Werk in einer Abschrift im Vatikan vor, während die
len Prinzen geschriebene Karlotis verloren ist Die Anfangsbuchstaben
.) Hist de la mädecine a Troyes. Tr., 127 S. — 2) Antiquite« typograph. de la Fr.,
Claudio, 108 S. — 3) Bibl. de Fee. d. eh. XLI, 316. — 4) Copie de pieces de la fin
lV. b., 31 S., Kodez, Bru; aas M6m. de la soc. des lettre« seien cee et arta de rAveyron.
f Doc. in6d. s. Fh. de C. 27 S. Le Havre, Lepelletier. — 6) Le Correspondent t. 10
über C.s Sendung nach Italien ebda., 10 Okt. 1879; Tgl. Hey. hist XIV, 4. — 7) Re-
les s. lo sire de Comines, 95 S., Lille, Danel; aus Ball, de la commission hiat da Kord XV.
I Dictionn. hist de l'anc. langue fr. Paria, Champion. — 9) Rey. gdn. des fabliaux da
et XIY. s. T. 3 u. 4, Paria , Picot — 10) Nouv. recueil de farces franc,. des XV. et
s., Par., Morgand, LXXX, 244 S., 12°. Vgl. Q. Raynaud, BibL de l'6c. d. eh. XLI,
Nor litterargcschichtlich verdienen doch Erwähnung die 'chroniques des faiz de Gerard de
illon quo Mart. Besan9on fit escripre', 146 S., Par., Champion. — 11) Rec. des hist.
olee et de la Fr. p. Dom Brial, T. XIX, CXI, 843 S., Par., Palme\ S. auch o. 8. 24*.
!) Zur Krit. d. Phil. Progr. d. Gym. v. Aurich (No. 252), 40 S., 4°. Vgl. Delaborde,
ist XVUI, 486; Handschriften: N. Arch. IV, 844 u. 364,(Vesp.D.IV u. No. 21212 d. Brit
XIV u. XIII.) Jh. Delabordes Etüde s. la chron. en prose de G. le Br. wurde in den
Jel. Anz. 1881, No. 30 von Waitz besprochen, Waitz hielt gegen ihn seine AasfUh-
i über die Gesta Ladw. VU1. aufrecht, Bibl. de l'ec. des eh. XU, 61 u. N. Arch. IV, 344.
18*
11,276 XXIX. v. Kalckstein:
der 12 Bücher ergeben nicht Philipus e(st) christ(ianissimus) rex Francorum,
sondern wie Delaborde berichtigt, Ph. r. F. Bald nach Vollendung seines
Werkes, wohl schon 1226, starb der hochgebildete und sehr gelehrte Dichter.
In geringeren Dingen nimmt er auch der Kirche gegenüber den Standpunkt
der Krone wahrend, zeigt sich gegenüber Otto IV., Johann ohne Land, Fer-
rand, von Flandern bei hohem Nationalgefühl nicht unparteiisch. Übrigens ist
er nicht angeschickt in Schilderungen von Charakteren, Zuständen und ört-
lichkeiten; auch er liebt schwache Etymologieen und bisweilen gut erfundene
Reden. Sonst ist er leichtgläubig und unzuverlässig in Chronologie, Ge-
nealogie, Zahlenangaben u. s. w. Die Nachahmung in erster Linie des
Ovid, dann des Lucan, Statius, Juvenal, Prudentius, Claudian, des Auszugs
der Ilias, den man als Pindarus Thebanus bezeichnet, des Sedulius und
seines Freundes Ägidius von Paris hat ihn, besonders bei der Schlacht von
Bouvines, zu bedeutenden Abweichungen von seiner Prosadarstellung veranlafst,
obwohl er selbständiger als Nikolaus von Briey in seinem Gedicht über Lud-
wig Vlil. ist. Wir finden auch Anklänge an den Ligurinus, an Petrus de
Ebulo, Aegidius von Corbeils Antidotarius, die sog. catonischen Distichen,
Martianus Capella, Yenantius Fortunatus und Hildebert von Le Maus, an
Caesar und Vegetius neben theologischen und anderen Schriften.
Heller danken wir in den Mon. Germ, eine neue Ausgabe der viel-
fach irrigen Genealogie der Nachkommen Arnulfs von Metz.1)
Wahrscheinlich 1164 in Metz verfafst, ist sie von Hugo Capet an selbst-
ständig und wurde 1261 in Metz vervollständigt Heller veröffentlichte
ebenda8) die zwischen 1278 und 1281 verfafste, 1234 verbesserte franzö-
sische Chronik von Hennegan und die dem Grafen Balduin v. Avesnes
zugeschriebene, aber nur von ihm veranlafste Chronik. Durch Benutzung
der verlorenen lateinischen Recension des Primat bietet sie wertvolle Be-
richtigungen der französischen Bearbeitung des Jean du Vignay.
Einen Brief Ludwigs IX. an Friedrich II. wegen der Prälaten registrierte
£. Winkelmann8) ans der Turiner Bibliothek, W. Arndt eine Genea-
logia regum Francorum4) in Petersburg; in Luxemburg fand v. Werveke
zwei Hdss., darunter eine aus Orval, mit ansehnlichen Bruchstücken des Guido
v. Bazoches.6) Waitz6) verzeichnet aus engl. Bibliotheken Chroniques de S.
Denis — 1380,a> bis 1356b> und von 1281— 1386, 0) eine Abbreviacion des
croniques de Fr. — 1383,d) einen Brief Heinrichs IV. an Philipp L,e)
Joh.s v. Ypern chron. der Äbte v. S. Bertin — 1294/> dann, wohl daraus
abgeleitet, ein Chron. S. Bertini ,«> ein Verzeichnis französischer Bischöfe von
1162,b) Dudo ohne poetische Vorrede und Epiloge,1) Wilhelm v. Nangis aus
dem XTV. Jh.,k> Briefe Hincmars (IX. — X. Jh.),1) ein Chronicon Tnronense —
1169, bisher nur bis 1137 gedruckt.?? Marquis Belleval7) gab die von
1472—77 originale Chronik des Pierre le Pr&tre, Abt von S. Riquier, heraus,
die 1444—48 auf Monstrelet, — 1467 auf J. de Clerq— 1472 auf J. de
Waurin beruht, aber persönliche Randbemerkungen enthält
Eine um 1150 verfafste, von U. Chevalier veröffentlichte Chronik von
1) M. G. XXV. (a. o. S. 12«) S. 381—85. — 2) S. 38 ff VgL den*., über d. B. t. At.
2oge*»cb. Henneg. Chron., N. Aren. VI, 129—151. Vgl. Weiland, Hirt. Ztschr. XLVi,
493 ff. — 3) N. Aren. V, 26. — 4) Ibid. S. 221. — 5) Ibid. S. 233. — 6) Hd«. »
engl Bibl. N. Arch. 1Y (1879. S. 323 ff.; 583 ff.) — Die Stellen: a. S. 363, b. S. 351,
c. S. 614, d. S. 349, e. S. 374, f. S. 374. 377, g. S. 612, h. S. 390, i. S. 391, k. 3. 612,
1. S. 588, m. S. 613. — 7) Mem. de la soc. d'emul. d'Abbevüle. 3 aex IL
Frankreich/ 11,277
S. Claude1) giebt Königsreihen und früheren burgundischen Quellen entlehnte
genealogische Nachrichten.
Frau de Witt modernisierte Froissart in einer schön ausgestatteten Aus-
gabe,1) Sydney Lance übersetzte ihn für die amerikanische Jugend8) und
stattete ihn mit Illustrationen aus.
Die von P. Lacroix mit geschichtlicher Einleitung von Villenave
herausgegebenen Briefe von Abälard und Heloise4) scheinen lediglich eine
Titelauflage. Auch für die französische Geschichte sind wichtig die neu auf-
gelegten Bände der handlichen, aber unwissenschaftlichen Migneschen Samm-
lung*,) ebenso Molini ers Arbeiten über die Inquisition.6)
Die von 6. Masson und A. Heilot veröffentlichten Chroniken der
^ormandie7) beruhen anfangs auf Wilhelm v. Jumiöges, Wace und dem Minstrel
v- Reims, geben aber von 1223 an wertvolle Nachrichten, namentlich 1417
" — 19 und 1422 — 24 von einem burgundisch gesinnten Bürger von Ronen;
5* folgt der gleichfalls in Ronen verfafste 'petit traicttä' über die kriegerischen
Ereignisse von 1444 und die 1863 von Steven herausgegebene Schrift des
Gerolds Bern über die Wiedereroberung der Normandie.
Brianchon8) leitet die von Frau J. Lavergne veröffentlichte nor-
tl*andische Chronik ein, M. de Vissac9) gab Chroniken der Auvergne heraus,
**irard10) einen Bericht über die Schlacht von Dournon am 17. — 18. Jan. 1493.
derselbe11) veröffentlichte eine Kritik über Vtollets1») Schrift über die
Quellen der Etablissements de S. Louis, und Del i sie13) teilte der Academie
des inscriptions die Ergebnisse seiner Untersuchung über den Kompilator des
Grand coutumier de France mit Es war Jacques d'Ableige, 1311 Sekretär
des Herzogs von Berry, von 1380 an bailli an verschiedenen Orten. Er
^urde 1399 Maire des Capitels von Chartres, 1391 war er Advokat am
Gbatelet. Beaune14) danken wir eine Einleitung in das Studium des mittel-
alterlichen französischen Rechts. — Eine grofse Zahl von Gesamtdarstellungen
der französischen Geschichte sind populär oder Schulbücher. Ich erwähne
^inen illustrierten Neudruck von Anquetil;16) wie er, läfst die neue
Auflage der populären Darstellung Duruys16) das biographische Element
^u sehr zurücktreten. Bd. in der trotz ihrer Wertlosigkeit erfolgreichen
I>emolinsschen Geschichte Frankreichs beginnt mit Ludwig XI.17) —
-A. Nettements Plaudereien über die Geschichte Frankreichs18) zeigen
1) Bibl. de Tee. des eh. XU, 561 ff. — 2) Lea chron. de J. FroiM. rappr. da mod. Franc>
Taris, Hachette. 4°. (32 frea.) — 2) The boys Froiaaart New- York. XXVIII, 422 S.
ich erwähne hier Riese, Recherch.es b. l'uaage ayntact de Froiaa. IY, 68 8. Halle, Niemeyer. —
4) Lettre« dTOl. et d'Abel 18°. VIII, 363 S. Par., Charpentier. (3,50 fr.) — 5) S. o.
S. 187*. — 6) S. o. S. 200 ff. — 7) Chroniques de Norm. Vgl. Monod, Hey. hiat XVI, 397.
— 8) La Fleche de Caudebec. 59 S. Bolbec, Duaaaux. — 9) Chron. du paya d'Auv. Riom,
Leboyer. 205 S. — 10) Relat de la bat. de Dournon, Lona-le-Saulnier, Declume. 16 S.
— 11) Lea eourcea dea ätabliaaementa de S. Louis. Angers, Lacheae et Dolbeau, 19 S., aua
Memoirea de la' aoc. d'agric. d'Ang. Viollot wiea auf franz. Hdaa. in der Philippachen Bibl.
in Cheltenham hin, namentlich Statuten der Pariser Rochtafaknltät, Bibl. de l'ec. d. eh. LXI,
150. — 12) S. Jahreab. I, 362. — 13) L'auteur da grand coutumier de Fr., Journ. dea Sav.
14) Introd. & l'etude du droit coutum. franc,. Lyon, Briday. VII, 566 S. — 15) La Fr. a
tray%T8 lea figea, u. danach: Charles VII., roi de Fr., (Biblioth. morale et litter.) 120 reap.
117 S. Paria. — 16) Hiat de Fr. 2 voll XXXm, 1487 S. — Ferner: Petite hiat de Fr.
29 S. 18°. und zum erstenmal: hiat aomm. de Fr. juaqu' a Henri IV. 12°. XII, 227 S.
Hiat. de l'Eur. et part. de la Fr. de 395—1270 (564 S.) u. 'de 1270— 1610* (X, 618 S.
12°) wurden neu aufgelegt Alle bei Hachette. — 17) Hiat de Fr. Par., Tardieu. 42 S.
Vgl. Jahreeber. II, 2, 13; 3, 163. 181. — 18) Cauaeriea s. lTnat de Fr. Par., Lecoffre.
11,278 XXIX. v. Kalckstein:
ultramontane Tendenz. Masson bearbeitete auch die Geschichte Ludwigs EL
englisch nach Guizot. *) Driou schrieb über die grofsen Frauen,1) d'Exau-
villez über die berühmten Männer Frankreichs.8)
Freemans gerühmte historische Geographie Europas4) u. Lelosses*)
Bildungsgeschichte des französischen Staatsgebiets waren dem Ref. nicht zu-
gänglich..
R. Rosi&res6) stellte die Geschichte der französischen Gesellschaft von
987 — 1483 dar. Er geht nicht selten von den fast ausschließlich französi-
schen Hilfsmitteln auf die Quellen zurück und führt in anschaulichen Bildern
die Hauptentwickelungsphasen der Faktoren des französischen Volkes vor.
Man wird gegen vieles, z. B. die wiederaufgenommene Behauptung, das Parla-
ment habe seinen Ursprung in den malli der Germanen, und die Ansicht, die
Kreuzzüge seien fast ausschliefslich eine sociale Bewegung, erhebliche Bedenken
haben müssen, auch die Hervorkehrung des Gegensatzes zwischen germanischem
Feudalwesen und galloromanischem Charakter der Volksmasse und des König-
tums übertrieben finden. Am Adel und der Geistlichkeit sieht K. zu über-
wiegend die Schatten-, am Bürgerstand die Lichtseiten. In anderem dürfte
er gegen mehrere neuere Forscher das Richtige treffen, so in der Anklage
der Falschmünzerei bei mehreren Königen des XIV. Jhs. gegen Saulcy, in der
Hervorhebung des wesentlich lokalen Charakters der Jacquerie. Jedenfalls liest
man das Buch mit Genufs und Belehrung. Hinsichtlich des AUL Jhs. ver-
tritt die gerade entgegengesetzte Tendenz ein sonst gewissenhafter Forscher
Lecoy de la Marche.7) Im Standpunkt steht ihm E. Jäger8) nahe.
Die militärische Geschichte des französischen Mittelalters berührt L. N.
Neys wenig wertvolles Buch über die französischen Fahnen.9) Quarrt
de Verneuil will den Zusammenhang des napoleonisehen mit dem seit 1439
begründeten Heer darstellen10) und bespricht einleitend Entwicklung und
Verfall des Lehnsheeres seit Ludwig d. Dicken. Auch er hält an dem Irrtum
fest, dafs Ludwig die Bildung der Kommunen absichtlich, auch zur Stärkung
297 u. 298 S. 12°. — Vgl. G. de B., Key. des quest hist, XXVm, 674. — K. Larisse:
Lecons prep. d*hist de Fr. Par., Colin. 104 S. 12°. Erschienen in 15. — 19. Aufl. Ch.
A. Yongo, France, (Lond., Macmillan, 122 S.; in den liist. primers') ist wertlos. Hubaalt
n. Marguerin, les grandes epoques de la Fr. (L de Yercing. ä Henry IV.), erschien in
6. Aufl. Paris, Delagrare. IV, 284 8. — 1) S. o. S. 206. — Melin gab eine Hist de Fr.
comprenant ä la fin des chapitres des Loctures et recits tires textucllement des grands auteun
(Moulins, Desroisiers, VIII, 1879. 459 S.) heraus. — Alle populären Werke u. Schulbücher fahrt
vollständig Müldeners Bibl. hist. auf. — 2) Lea grandes femmes de Fr., bist de leur vie et de
leur temps. 356 S. Par., Lefevre. VonDelanox, Les femmes ill. de la Fr., Limogea, Ardant,
304 S., erschien die 3. Aufl. Vgl auch Abb6 L., les femmes celebres de la Fr. Paris, Ardant
144 S. — 3) Les hommes c&ebres de la Fr. 15 6d. Tours, Marne. 159 S. — 4) The
histor. geogr. of Eur. 2 vols. London, Longmans & Co. — 5) Tratte* de l'annexion an territ fr.
et de son dömembrement, compr. l'hist. du territ fraiKj. et de sa formation, lea principe« du droit
nat etc. Paris, Larose. XIII, 398 S. — 6) Hist de la socieHe" frainj. au MA. I. Paria, Laisney.
572 8. — 7) S. o. S. 198». — 8) Gesch. d. soc. Beweg, in Frankr. Berl., 1879. L XVI,
510 S. N. Aufl., in der auch nicht die auffallendsten Druckfehler verb. sind! — 9) Les drapeaox
franc.., leurs gardes et leurs legendes. Par., Dumaine. Dasselbe Thoma behandelten A. Bar-
bou, Hist compl. du drapeau fr. ayec l'hist de tous les regimenta de 1'arm. fr. (Par., Dnqoesne.
320 S., 32°.), u. P. Max, Les drapeaux fr. Par., Roy, 24 S. (50 c.) — 10) L'armee an Fr.
depuis Ch. VII jusqu'ä la reVol. (1439—1789). Paris, Dumaine. 372 S. Sep. ans Jpnrn.
des sciences milit Die Hist de l'armee franc.. v. Lehugueur, Par., Hachette, 223 S. (BibL
des ecoles et des fam.), ist populär. Einen Beitrag z. Gesch. d. engl. Occnpation seit 1477 gab
H. Quevilly, Uno fam. normande et ses domaines pend. l'occ. angl. (1417 — 1507). 3 S.
Bernay, Veuclin, Pelage et Dulud. 1879. Eine gute Darstellung d. engl.-franx. Kriege tob
engl. Gesichtspunkte aus giebt H. B. Clinton, From Crecy to Assye, Lond., Fr. Warne d.
J., namentlich durch genaue Topographie und Plane der Hauptschlachten wertroll.
Frankreich. 11,279
3r Wehrkraft gefördert habe, wenn er auch die Rechte der militärisch so
^deutenden Vasallen achtete. Er betont mit Recht, dafs die bereits vom
aterankonzil des J. 1139 verbotenen Armbruste, die 1522 ganz verschwinden,
hon von Richer in den letzten Jahren der Karolinger erwähnt werden,
er grand maitre des arbalßtriers war seit Ludwig IX. einer der obersten
Ihrer, dem auch das Geschützwesen unter den seit 1291 — 1461 erwähnten
aitres de Fartillerie unterstand. Der oberste Führer des Lehnsheeres war
s 1190 der Grofsseneschall, von 1215 ah der Connetable; unter ihm standen
it Philipp August Marschälle. Philipp IV. suchte 1302 den höchstens drei-
onatlichcn, in der Regel nur 40tägigen Lehensdienst zu verlängern und
ich der Niederlage bei Courtray die allgemeine Wehrpflicht mit der Modi-
sation einer Bulse von 2 % des Vermögens im Fall der Versäumnis durch-
führen, mufste aber darauf wie auf die 1303 versuchte Stellvertretung ver-
ebten. Gute Rüstungen kamen nur aus Mailand, im ganzen waren sie
>hr mangelhaft. Die Organisationsversuche Philipps und seiner Nachfolger
atten wenig Erfolg. Philipp VI. ordnete 1350 monatliche einmalige unvorher-
3sehene Musterungen an.1) Für den Unterhalt des Heeres diente die vom
rofeen Rat der Prälaten und Barone bewilligte Vermögenssteuer, zuerst
Dn 1 %. Denn man mufste wieder zu Söldnern greifen, die wie die ribauds
hilipp Augusts, die Braban$ons späterer Zeit, oft schon während sie be-
ihlt wurden, stets wenn der Sold ausblieb oder der Dienst aufhörte, der
;hrecken des Landes wurden. Bereits die Stände von 1355 mufsten den
sfehlshabern verbieten, sich durch einen geringen Präsenzstand zu bereichern.
Das bessere Verhältnis der Stände in England, der Ritter und der
cht ritterlichen Bogenschützen mit ihrer 5 Fufs langen, 230 M. weit tra-
snden Waffe trug wesentlich zur Überlegenheit der Engländer im hundert-
hrigen Kriege bei.2) Die englischen Ritter kämpften seit Maupertuis oft zu
als, wozu sich dann auch bisweilen die französischen verstehen mufsten. —
arl V. sorgte 1367 durch Steuererleichterungen für Verbesserung der städti-
hen Befestigungen, befahl 1368 regelmäfsige Übungen der Armbrustschützen
ld suchte 1373 die berittenen Söldner zu einer stehenden Truppe zu
achen. Die Bürgermilizen hatten nur bei Bouvines im offenen Felde
edeutendes geleistet, daher bedurfte es eines stehenden Heeres. Die
rdonnanz von Orleans vom 2. November 1439 war der erste Codex mili-
irischer Organisation und Disciplin. Der Sold der vollgerüsteten, mit
»egen und Lanze bewaffneten Ordonnanzkompagnieen wurde 1445 für mehr
Is 60 Jahre festgestellt. Nach Q. kostete die Kompagnie von 600 Pferden
en Silberwert von 85 000 Hektoliter Getreide. Die Folgen waren zu-
ächst sehr segensreich, die französische Gendarmerie8) galt Macchiavelli für
ie beste der Erde. Daneben gab es schon 1428 die leicht berittenen Ka-
abiniers mit kurzer Lanze und Streitkeule, ursprünglich Spanier. Ferner sollten
eit 1448 die mit Bogen und Schwert bewaffneten Francs archers die Kom-
mnalmilizen ersetzen. Der Bailli von Mäcon,1 Cadonet, veranlafste 1469 ihre
1) A. de Calonne giebt eine 'Hole de S00 hommes d'armes passe's en revue a Tournay,
7—19 join 1398'. Amiens, Douillet. 11 S. — 2) Th. Bachelet, La guerre de cent ans.
Ionen, Megard & Co. (Bibl. de la jeunesse). 224 S. — 3) Le Maitre, Historique de la
rodarmerie. 3. 6d. 18°. 184 S. Par. , Wattier. Publ. de la rlunion dos off. Aach De-
ittre schrieb eine Hist. de la gendarraerie franc,. Paria. 296 S. Gourtot untersuchte
ie Anfange dos militärischen Rechnungswesens: Etüde s. l'anc. comptabilite mil. de la Fr.
5 8. Par., Dumaine, aus Journ. d. sciencos mil. De la Chauvelays u. Gl Coligny
trieben: les armees des trois premiors duca de Bourgogne de la maison deYalois. Paria.
11,280 XXIX. v. Kalckstein:
Neuorganisation unter Generalkapitänen, mit Einteilung nach TAndwchaftaw
und Bewaffnung mit Schwert oder Spiefs. Sie unterlagen hei Guinegate,
wurden 1480 beseitigt, von Karl VIII. aber wiederhergestellt Die schot-
tischen Bogenschützen, seit 1423 königliche Leibwache, verschwanden erst
um 1600. Schon Philipp August hatte 200 Edelleute, 'sergents d'armes', um
sich, die auch zu Fufs kämpften, Ludwig XI. organisierte 1475 die 'petite
garde du corps du roi' von 200 Bogenschützen und vermehrte sie 1479 um
eine Kompagnie. Da er persönlich zu seinem Schaden die Leistungen des
schweizer Fufsvolks kennen gelernt, erwarb er 1479 das vertragsmäßige
Recht der Werbung von 6 — 16 000 M. — Deutsche Landsknechte und (wie
im hundertjährigen Krieg) Genuesen, nebst 500 ausgehobenen Pionieren
brachten sein Fufsvolk auf 25 000 M., später behielt er nur wenig Fremde
als Leibwache. Die Stände von 1484 verwahrten sich vergeblich gegen die
Fremden. Die 1482 ausgehobenen, z. t. auch aus Artois stammenden Banden
der Picardie wurden ein Jahrhundert später das älteste Infanterieregiment
'Picardie'. Kanonen werden zuerst 1338 als gegen Puy-Guillem in Perigord
verwandt erwähnt, hundert Jahre später wurde Jean Bureau der erste (grand
maitre de rartillerie'*, 1481 verwandte man neben eisernen noch Sandstein-
kugeln: im ersten italienischen Feldzug wirkten 140 Fünfzigpfunder mit
35 Pferden, 200 Bombarden mit 2 und mehr Pferden und 1000 von einem
Pferd gezogene einpfundige Arkebusen. Neben 6200 vastardeurs, d. h. Pio-
nieren, gab es 200 Geschützmeister, 600 Zimmerleute, 300 Kanoniere,
1100 Pulvermacher, 200 Seiler, 4120 Fuhrleute. — Die Kompagnieen der
Gensdarmes zählten 1498 nur 25 — 200 Lanzen zu 8 Pferden, weil man
möglichst vielen Grofsen die vielbegehrten Kapitänstellen verleihen wollte;
freiwillige Bogenschützen und 15 — 20 Armbrustschützen auf je 100 Lanzen
wurden ihnen beigegeben. Angehängt hat Q. de Vera, seiner verdienstlichen,
nur im Citieren ungenauen Schrift einen Überblick der Besoldungen von
1190 an, wo die Zahlung von 1 sol pro Tag an jeden Krieger zu Fufs das
Wort 'solde' entstehen liefs, und der militärischen Orden, deren ältester, der
Sternenorden, wenig wahrscheinlich, von Robert dem Frommen August 1022
gestiftet sein soll und durch den S. Michaelsorden Ludwigs XI. 1469 ersetzt
wurde. — So wenig es den Franzosen vor Ludwig XIV. geglückt ist, ein
dauernd leistungsfähiges nationales Fufsvolk zu schaffen, so sehr blieben sie
auch hinsichtlich der Flotte auf geworbene oder verbündete Ausländer an-
gewiesen, wenn sich auch die Versuche zur Schaffung einer eigenen Marine
immer weiter zurück verfolgen lassen.
Bescherelles umfassendere Darstellung1) behandelt auch die Ge-
schichte der berühmten Seehelden Frankreichs, auf welche sich Lerne rci er8)
beschränkt.
Eine von den Marinebeamten Mengin, L. Florent, Perrenez, de Mi—
niac, Hausser, Jozon, Forestier, Pichon, Bonamy verfafste Publi-
kation über französische Häfen,9) zunächst fast ausschliefslich der Bretagne,
geht nicht über den hundertjährigen Krieg zurück und ist überwiegend tech-
nischen Inhalts.
1) Hißt des marine illustres de la Fr., de 1' Anglet, de la Hollande. Limoges, Anlast
224 8. — 2) Lee marin* celebres de la Fr. Tours, Marne. 191 S. N. Ausg. — 8) Mmi-
stere des travaux publica. Ports marit de la Fr. IV. d'Ouessant au Fouliguen. Paris,
Impr. nat 1879. 645 8. Hier sei erwähnt: Du Saussois, Alex. Aufredi, boorgeoU et
Aimat de la Bochelle au XIII s. Lyon, Selbstrerl. 81 S. 16°. (popul.)
Frankreich. 11,281
De Magny veröffentlichte ein allgemeines Adelsbach Frankreichs.1) —
Aus der Fortsetzung desEyridsschen Werkes Aber die historischen Schlösser
Frankreichs*) hebe ich La Rochefoucault, Amhoise, Vaux-de-Cernay und
ßazoches hervor.
Gr. Barth616my gab Nachricht über wertvolle, bis in die spätere Zeit
Karls V. (1435) zurückreichende Reimser Tapeten,8) J. Deville schrieb über
die Geschichte des französ. Mobiliars,4) Delisle gab der Ac. des inscriptions
Kenntnis von zwei bedeutenden Künstlern der 2. Hälfte des XIV. Jh.:6) Andr6
Beauneveu leitete 1364 die Arbeiten an den Königsgräbern von S. Denis
and schmückte später mit Jacquemart de Odin oder Hesdin ein von Johann
?• Berry Johann d. Unerschrockenen geschenktes Horenbuch mit schönen
Miniaturen. L. Clement de Ris schrieb über Meisterwerke des XV. Jhs.,
namentlich das r&ahle des Palais de justice.6) G. Demay berücksichtigt
in seinem Werk über die Trachten des Mittelalters7) nach Siegeln natürlich
Frankreich vorzugsweise, das er im Auftrag des Pariser Archivs inventarisierend
durchstreifte. Die kundige Besprechung von Gr. Marsy reproduziert u. a.
ein Bild Heinrichs I. von 1035, des flandrischen Grafen Philipp von Elsafs
von 1170. Eine umfassende Iconographie nach Siegeln beschliefet das nütz-
liche Buch.
Die ausländischen Glasmaler in Frankreich verzeichnete F. de Las-
te yrie8) chronologisch und topographisch, während Bonne die Lage der
Aixfiländer in Frankreich überhaupt untersuchte.9)
H. Vaschalde schrieb über das Vivarais in der französischen
St&ndevertretung. 10) Sickel legte die grofse Verwirrung in der Kanzlei
Karls <L Kahlen dar und machte auf unedirete Urkunden aufmerksam, die er
vom 8. November 846 und 17. September 854 datiert. Es ergaben sich
ihm 841, 837, 838 als Ausgangspunkte der Datierung in Karls Urkunden.11)
Karls Verdienste um die lateinische Litteratur seiner Zeit legt E. Ebert1*)
ln seiner verdienstlichen Litteraturgeschichte dar. Vor allem erwies sich
Frankreich schon damals als der günstigste Boden für philosophische Speku-
lation. Ein Vertreter derselben war Abt Servatus Lupus von Ferri&rs. 1S)
" Hincmars Schrift cDe regis persona et reg. ministerio* möchte Ebert
a*8 862 — 70 entstanden annehmen; er bezeichnet den Hincmarschen Teil der
**°8- bertinianischen Annalen als weniger klar, aber wertvoller als den dem Pru-
^ntius zugehörigen Teil und unparteiischer als bei H.s Persönlichkeit zu er-
warten. Johannes Scotus wird v. E. eingehend besprochen. Seine rein philo-
, 1) Archirea de la nobleaae. Nobilaire uniy. de la Fr. T. XIV. Par., B6d. des arch. de
\^obL 279 8. 4°. — 2) Lea chäteaux hinter, de la Fr. Uluatrationa par E. Sadoux.
y*- Jahreaber. II, 2, 303). Erachienen biaher T. I (209 S.) u. n (279 S.). Poitiera, Oudin fr.
^0 fr. Von D. J. Bonrraaaea gleichbetiteltem Werk, Toura, Marne, 400 S., 4°, erachien
^^fl. 3. _ g) Bull, monum. 5. Ser. VIII, 224 ff. Ich erwähne hier L. Kandon, Eaaai
•*** l^igt de l'art en Fr. Amiena. 22 S. Aua Biül. de la aoc. litt, et acient de Picardie.
*B80. — 4) Dictionn. dea tapiaaiera. Crit. et hiator. de 1'ameublement franc^ Liege, Claeaen.
5) Compte rend. VHI, 163. — 6) Chefa d'oeuYrea de maitrea du XV a. Paria, Engclmann.
?6 S. — 7) Le coatume au M. A. d'aprea loa aceaax. Paria, Dumoulin. 496 S. Vgl. de
*Jaraya gleichbetit Separatdruck aua Bull. mon. 1. c. A. Challamela Hiat. de la mode en
^r. La toilette dea femmea depuia l'epoque gallo-rom. (Paria, Hennuyer. 332 S.), wurde neu
aufgelegt — 8) Lea peintree-verriera Strang, a la Fr. Nogent-le-Rotrou, Daupeley-Gouverneur.
— 9) fitude aur la condition dea Strängen» en Fr. 52 S. Bar-le-Duc, Contant-Laguerre.
Am Mem. de la aoc. de Lorr. et Bar-le-Duc. 5 Ser. T. VU/VH1. — 10) Le Vivaraia ä la re-
prtaentation nat. 29 S., Par., Bouquette, aua Bot. de Dauph. et du Viv. — 11) Über Sickela
Arbeiten überhaupt vgl Arboia de JubainviJle, Bibl. de l'ec. dea eh. XLI, 82 ff. —
12) S. o S. 225. — 13) S. o. S. 23*. — Über daa Studium dea Griech, in Frankr. o. S. 212«.
11,282 XXrX. t. Kalckstein:
sophische Stellang zur Gottschalkschen Prädestinationslehre veranlagte wohl
den Rücktritt von der Leitung der Hofschale, raubte ihm aber Karls Gunst
nicht Vergeblich fordert der Papst im Anfang der 60er Jahre, S. solle zur
Verantwortung nach Born gesandt werden. Er starb wohl bald nach seinem
Gönner in Westfrankreich. Die Bildung auch der ersten Gattin Karls, Irmin-
trud, konnte Scotus dichterisch preisen, und giebt eine Bestätigung daf&r,
dafs auch sie politischen Einflufs geübt. Der über revelationum des Audrad
Modicus, 843 — 49 Erzbischof von Sens, ist einer der Belege für die Bemühungen
der Geistlichen, Einigkeit zwischen den fränkischen Reichen, zu stiften;
die fernere Vision vom Jahre 853 gegen die Ernennung eines Audrad und
seinem Erzbischof widerwärtigen Bischofs v. Chartres hatte bei Karl gleich
wenig Erfolg. E. läfst Milo von S. Amand 872 sterben, aber nach
875 Karl d. Kahlen ein Gedicht 'de sobrietate' widmen (S. 278, 281).
Gleich diesem geifselt ein volksmäfsiges Spottlied auf einen Abt in Angers
dessen Trunksucht. Aimoin v. S. Germain des Pr6s stellt in der Übertragung
des h. Vincenz die oft so schlimmen Manöver beim Erwerb von Reliquien
dar. N. Valois1) behandelt die Kunst des Briefschreibens im Mittelalter.
Namentlich in der Schule von Meung wurden seit 1180 bis Ende des
XV. Jhs. unveröffentlichte Traktate darüber verfafst. — F. Bruneti&re
schrieb kritische Studien über die Geschichte der französischen Litteratur,1)
Petit de Julie vi He beschäftigte sich mit den Mysterien.9)
E. d'Auriac4) besprach die Korporation der m6n6triers und ihr Haupt»
den roi des violons, G. Raynaud5) unter Veröffentlichung mehrerer chan-
sons, Jean Bretel aus Arras, der, wahrscheinlich ein Bürgerssohn, 1244—
1265 nachzuweisen ist; Quicherat6) legte dar, dafs Jean de Meung vor
1305 starb.
Die Geschichte der Juden in Frankreich ist durch mehrfache Beiträge
bereichert.7) L. Dussieux gab seine 1839 in den Memoires de la soc.
biblioph. hist. erschienene Preisarbeit über die Ungarneinfälle, namentlich in
Frankreich,8) erweitert heraus. Er behandel* sehr kurz die Einfälle selbst,
ihre Wirkung auf Frankreichs politische Organisation und die Frage, ob Beste
der Ungarn zurückgeblieben, indem er sehr unwahrscheinlich 'Zigeuners* (sie!)
bei Bitsch mit den Magyaren in Verbindung bringV
B. Sandret gab Duchesnes Geschichte der Bqu teiller de Senlis*) se-
parat heraus. Gaston Le Hardys Schrift über Roheit von der Normandie10)
ist für die Geschichte Ludwigs VI von Interesse. St\ae Ansicht, Orderic&s
Vitalis habe im Solde Heinrichs I. geschrieben, ist schwach begründet
J. Harttungs diplomatisch-historische Forschungen11) berühren auch
die in Frankreich besonders zahlreichen Exemtionen von' Klöstern. Wflhrend
1) De arte scribendi epist ap. Gall. med. aev. scriptoros rhetoresvl Par., PicanL 95 &
— 2) fit crit. sur l'hiiit de la litt. fr. Par., Hachette. VI, 383 S. — 3) Hist du thettrt «•
Fr. I. IL Ebda. 1115 S. Vgl. Sopot, Hey. d. quest hist. XXVII, 6i*. Jullien schri*
Hist. da costume an th. dep. les orig. du th. en Fr. Par., Charpentier. XEL, 356. — 4) 1*
corp. des menetr. et le roi des violons. Par., Dentu. 60 S. Aas d. Inrestigatettr 1879.
Ygl. Jahresber. II, 2, 3115. — 5) Bibl. de 1'ec. des eh. XLI, auch sep.: Jean de Meng *
sa mais. ä Paris, Nog.-le-Rotrou, Daupeley-Gonverneur. 7 S. — 6) Ibid. — .7) S. o. I, 69 t
— 8) Ess. hist. s. les invas. des Honprois en Eur. et sp£cialement en F^r. Par-, Leeofift
1879. 85 S. Darüb. E. Travers, Rey.fd. quest hist XXVII, 673. —} 9) Hist de h
du *
maison des Bout de S. Par., Dumoulin. 35 S. — 10) Le derniers dets duc
Caon, Le Blanc-Hardel. 184 S. Aus Bull, de la soc. des antiqu. de Norm. Supplem. T. H
C. Fallet, hist. des ducs dos Norm. (Limogos, Barbou. 264 S.), ist populär. — U) &°
S. 187«. \
\
t
\
Frankreich. 11,283
noch das Privileg für Cluny von 931 lediglich unabhängige Verwaltung
gewährte, nutzten namentlich die Schottenmönche die ihrer Heimat entspre-
chende freie Stellung der Klöster im Burgunderreich aus, z. B. bei Bebais
Diöc. Meaux). Dem Abt untergeordnete Klosterbischöfe erscheinen noch
853 in S. Martin in Tours, in S. Mihiel (nicht S. Michel S. 38) an der
Maas u. a. Zu S. Benigne in Dijon finden wir noch 867 neben dem Abt einen
Chorbischof und Abt. Namentlich S. Denis suchte weitgehende Unabhängig-
keit von den Diöcesanbischöfen durch Fälschungen zu behaupten. Die von
Hincmar berichtete Schenkung der Abtei an Johann VIII. durch Karl d. K.
beschränkte sich wohl auf die geistliche Verwaltung und geschah im Ein-
verständnis mit den Mönchen. Erzbischof Ercanbald v. Tours sprach S. Martin
<las Recht zu weihen ab, als sich dessen Abt Hugo Gapet auf dem Thron
befestigt hatte. Ein Konzil befahl wohl auf Gerberts Antrieb, Wiederaus-
eöhnung mit dem Erzbischof trotz des Widerspruchs des Führers der Mönchs-
partei, Abbo v. Fleury. Der von diesem, wie ausdrücklich hervorgehoben
werden konnte, beeinflußte Gregor V. ordnete vergeblich die Wiederherstellung
der Klosterbischöfe an. Gerbert als Sylvester H. stellte mit geschickter
Mäfsigung die bischöfliche Autorität über die Klöster wieder her, während
König Robert und Bischof Bruno v. Langres offenbar den Ansprüchen der
Mönche geneigt waren.
Havet wies nach,1) dafs sich Robert das zweifelhafte Verdienst erwarb
— nach Ficker2) in Anknüpfung an altfränkisches Herkommen, — mit der
anter Zustimmung der Anwesenden angeordneten Ketzerverbrennung in Orleans
1022, die zunächst tumultarisch geübte Verbrennung für Nordfrankreich an
Stelle von Verbannung und Gefängnis zu setzen, während für Südfrankreich
selbst das Konzil von Reims noch nicht so weit ging. Luchaire schrieb
Über Philipp August und die geistliche Gesellschaft.8) Zur Geschichte der
Albigenser und Katharer4) verdanken wir der neuen Ausgabe der 'histoire
de Languedoc'6) reiche Beiträge. Darin behandelte Ch. Robert die Münzen
von Languedoc, in welchen der karolingische Typus auch seitens der Giefser
beibehalten wurde, de Saulcy die späteren königlichen Münzstätten seit
Philipp HL Molinier danken wir eine Untersuchung über den Aufstand
Trencavels im J. 1240 und die Beziehungen der Bischöfe von Albi zur
Krone ; auf gründliche Studien stützt sich sein Bild der Geschichte und Orga-
nisation der Verwaltung des h. Ludwig und seines Bruders Alfons v. Poitiers.6)
Das Ergebnis der 1240 angestellten Untersuchungen war 1248 seitens Lud-
wigs, 1250 seitens seines Bruders, die Verbesserung des Verwaltungssystems.
Eine geregeltere Besteuerung, bessere Kontrolle und Leitung traten ein. Die
Hechte der Landesherrschaft wurden streng gewahrt, aber namentlich von
Ludwig die Grundsätze der Billigkeit besser als je bis zur Revolution be-
achtet Die 'enqugteurs' des Königs, den missi verwandt, und ähnliche Be-
amte Alfons' übten eine Aufeichts-, jedoch nicht Strafgewalt, wie es in Einzel-
fällen schon unter Philipp August geschehen war. Ihren Ratschlägen entsprang
die Reformordnung von 1254, welche der persönlich unliebenswürdige und
habsüchtige Alfons unter Wahrung seines entscheidenden placet in vielen
Punkten im Wesentlichen nachahmte. Die despotische launenhafte Willkür,
1) I/h&rfoie etc. 8. o. S. 21*. — 2) S. o. S. 201 2. — 3) Ann. de la fac. de« lettre« de
Bordeaux 1880.— 4) Vgl. über diese o. S. 196* u. auch Bourgain, o. S. 1961. — 5) Hi«t.
de Languedoc p. Dom Vic et Dom Vaissete, N. Ausg., Toulouse, Privat T. Vi — VIII. 1879,
wirkl. erschienen 1880. — 6) Vgl. Jahresber. II, 2, 304e.
11,284 XXIX t. Kalckttein:
die von 1226 — 41 seitens der Beamten geübt war, wurde besonders durch
die Instruktion von 1259, selbst hinsichtlich der Ketzer beschrankt Die
Gerichtskosten sollten höchstens ein Zehntel betragen, niemand mehrere Ämter
kaufen dürfen u. die Beamten 50 Tage nach Ablauf des Amts zur Rechenschafta-
ablegung im Bezirk bleiben. Neue Steuern sollten nicht eingeführt, Ausfuhr-
verbote nur nach sorgfältiger Prüfung erlassen werden, wozu zuerst Ständever-
sammlungen berufen wurden. Die Macht des päpstlichen Legaten wurde
beschränkt. In Alfons' Gebiet spielte der 'clerc' des Seneschalls eine bedeutende
Rolle, die 'bailes* behielten nur Civil- und Steuergerichtsbarkeit Die Unter-
beamten, namentlich 'viguiers', zugleich Gerichtsdiener und Polizeibeamte,
stammten meist aus dem Lande, waren aber so habsüchtig wie die Nord-
franzosen. Zu Subballivi und nuncii wurden gewöhnlich auf ein Jahr vom Se-
neschall die Meistbietenden ernannt; die servientes, meist verheiratet und direkt
ernannt, sollten ihre Frau nicht bei sich haben; bedelli standen unter dem
Seneschall bei den Assisen, Notare wurden auch als Gerichtsschreiber ver-
wandt. Für 1258 betrugen die Ausgaben in Alfons' Gebiet 11994, die Ein-
nahmen 42 027 tournois: der Überschuss ist etwa auf 2 827 000 fr. nach
jetziger Münze zu schätzen. Schon vor der Eroberung bestand statt der
'aide in den vier Fällen1 das fouage. Seit 1247 gab es nur tournois im
Kronland, auch Alfons richtete sich danach. Der Seneschall allein urteilte
in den cas majeure, seine Kompetenz wurde ausgedehnt Es fand nicht,
wie Boutaric annahm, vom viguier an die niederen Richter Berufung statt
Alfons ernannte 1270 einen Oberrichter, judex major, für sein Gebiet; Lud-
wig sandte bisweilen Parlamentsmitglieder nach Languedoc Das Verfahren
war langsam und kostspielig. Das halb geistliche Regiment seit 1212 hörte
auf, doch war selbst damals die Vollberechtigung der Geistlichkeit nicht
durchgeführt worden. Alfons duldete die Ausdehnung der geistlichen Gerichts-
barkeit hinsichtlich der Zehnten und Erstlinge nicht, die Regalien wurden
streng festgehalten. Die Exkommunikation, welche im XIL Jh. ihre Macht
verloren hatte, wurde seit 1228 durch die weltliche Gewalt mittels Seque-
strierung unterstützt, was 1233 auch Raimund VII. hatte annehmen müssen,
Alfons 1252 und 1256 mit einigen Beschränkungen aufrechthielt Der fis-
kalische Mifsbrauch der Exkommunikation zur Eintreibung von Schulden
wurde 1245, 1254 hei allen Geldleistungen verboten. Vergeblich protestierte
Alfons gegen das vom Provinzialkonzil zu Bordeaux 1264 wegen Beein-
trächtigung kirchlicher Rechte und Besitzungen verhängte Interdikt beim
Papst: die Geistlichkeit suchte 1255 den Kriegsdienst abzuschütteln; die
vor der Eroberung gelockerten Lehnsverhältnisse waren wieder straff ange-
spannt worden; von den stattlichen Lehen der Eroberer mit der coutumede
Paris erhielt sich nur Levis bedeutend. Die Leibeigenen waren nicht zahl-
reich, sie konnten in den städtischen Gemeinden Ämter bekleiden. Mit Ver-
leihung von Freiheiten waren Ludwig (aufser für Aiguesmortes) wie Alfons
karg. Beide Brüder suchten die Taille überall wieder einzuführen. Alfons
begünstigte das niedere Volk gegen die regierende Bürgerschaft, die er an
manchen Orten beseitigte, und trat gegen die confr&ies auf. Gui Faucob,
der spätere Papst Clemens V. behauptete 1261 für Alfons das Recht, die
Konsuln in Toulouse zu ernennen; 1268 verlangten die Bürger Rechenschafts-
legung. Die niedere Bevölkerung litt vielfach unter dem Druck der teilweise
erblichen Unterbeamten, namentlich der 'servientes', die eine Art Feldhüter,
sogar niedere Gerichtsbarkeit hatten, bewegliche Güter konfiscieren und ver-
haften konnten. Seit dem XU Jh. war die Herrschaft mehr unmittelbir
Frankreich. 11,285
geübt worden. Das salische Gesetz war seit 833 nicht mehr erwähnt, das
gotische nur in Koussillon. Seit dem 1. Drittel des X. Jh. hatten boni oder
probi homines, auch wohl nobiles genannt, Recht gesprochen. Das Duell
wurde vielfach als gerichtlicher Beweis von der Kirche im Gegensatz zu vielen
coutumes anerkannt. — Die Entstehung der Verfassung von Toulouse unter-
suchte E. Rorschach. Das capitulum nobilium im palatium commune oder
domu8 communis, hatte Anteil am Gericht; es war um 1200 am mächtigsten.
Das Cartular desselben von 1205 ist eine wichtige Quelle. Nach der Chronik
König Yaimes prüft Mol inier die Annahmen Delpechs hinsichtlich der
Schlacht bei Muret und bestreitet die taktische Regelmäfsigkeit des ent-
scheidenden Angriffes. -— Von Wert sind die Bibliographie über das Register
des tr&or g6n6ral des chartes, die Notizen zur historischen Geographie von
Roussillon und Cerdagne, die Analyse von Urkunden (1094 — 1454), die
Chronik des hötel de ville von Montpellier (1204 — 53), während die Chronik
von Berdouez unbedeutend und überwiegend lokal ist. Die in der 1. Aus-
gabe enthaltenen Urkunden der beiden Montfort sind meist kollationiert. Ferner
werden Verzeichnisse der Urkunden von Grandselve und Boulbonne sowie
der Karthause Bonnefoy im Vivarais gegeben. Verbesserungen und Zusätze
finden sich in den Urkunden der beiden Raimunde. Wichtig sind die Enqueten
Ludwigs und Alfons von 1247-48, 1254—57, 1259—62, 1266—68. — Die
Organisation der Universität zu Toulouse von 1309 — 1450, sowie die An-
fänge des Buchdrucks in Languedoc untersuchte Molinier, Germain die
Entwicklung von Montpellier, wo noch 1365 Juden lehrten, seit 1180 Lehr-
freiheit bestand, Nogaret, Papst Urban V., der Gegenpapst Benedikt XIII.
und andere bedeutende Männer lehrten und Petrarca studierte.
P. Fournier schlofs seine Untersuchungen über die Officialitäten von
1 180 — 13281) ab. Namentlich Kaufleute liefsen sich unter die Geistlichkeit
aufnehmen, um die bessere geistliche Rechtspflege zu geniefsen. Hinsichtlich
^er Schlacht bei Bouvines vermutet Delpech,*) dafs bei ihr eine von ihm
Entdeckte Römerstrafse von den Heeren passiert sei.
Ober die Genealogie der Bourbons, die Geschichte ihrer Lehen und die
liehen, welche den grofsen Adelsfamilien den Namen gegeben, schrieb
ll. Lehec,8) während H. Wallon4) eine 2. Aufl. seiner Biographie Lud-
wigs d. Heil, erscheinen liefs, dessen Iconographie G. Le Breton6) behan-
delte. Von J. S. Doinels6) Geschichte der Mutter Ludwigs erschien die
S. Aufl. — N. Valois gab ein Leben des Guillaume d'Auvergne,7) der seinen
läinfluss bei Ludwig namentlich auch im Interesse der Dominikaner ver-
wertete.
1) S. o. S. 74» u. Tgl. Tardif, Bibl. de l'ec. d. eh. XLII, 53, Le Liyre 1881, S. 418
**. Jahresber. II, 2, 363. P. Fleury gab Notes additionelles et rectifleativea au Gallia Christ
-AngooL, Baillarger, 72 S., 4°. YgL Delisle, Compt. rend. de l'Ac des Inscr. VIII, 297.
— 2) Mein, bot les substruetions antiques dlcouvertes dans les enyir. de Bouy. Lille, Danel.
- — 3) GeneaL des Bonrb. de Fr., d'Esp., de Naples et de Farme. Ch&teauroux, Nuret n,
549 8., 4°. — Dumax, Album geneal. et hist de la maison d. Boofb. Far., erschien in
TOrb. Aufl. — Erwähnt sei hier: A. Far rot, Memorial des abbesses de Fonteyranlt, iss. de
la mais. roy de Fr., Angers, Lachöse. 93 S. — 4) St Louis. Tours, Marne. XX, 554 S. —
5) Essai iconogr. snr S. L. Far., Martin, 35 S. — Erwähnt sei: J. Depoin, St. L. et l'Hötel-
Bieu de Fontoise (Font, Paria), ans Mem. de la soc. hist du Yexin, T. IL — 6) Hist de
Blanche de Gast Tours, Marne, 352 S. Auch M. de Bonaids Tendenaschrift: La reine Blanche,
8. Louis et le comte de Chambord, ersch. in 2. Aufl., Bodei. Batery-Virenque, 111 S., 4°. — •
7) S. o. 8. 201*. Vgl. Bev. d. quest hist. XXVII, 677.
11,286 XXIX. y. Kalckstein:
Im Zeitalter Ludwigs d. Heil, begann eine von Thierry1) und anderen
Geschichtschreibern des tiers etat zu wenig beachtete Episode in der Geschichte
municipaler Bildungen in Frankreich, welche Curie Seimbres*) in vor-
trefflicher Weise beleuchtet. Auf Grund eingehender archivalischer und hand-
schriftlicher Forschungen erweitert er seine in den Mem. de la soc. arch. de
midi de la Fr. (T. X) veröffentlichte Untersuchung über die Bastides —
mehr als 266 in 20 Departements — , deren Name dem nordfranzösischer
'bastille' entspricht. Es waren Militärposten, mit geringer städtischer B*
völkerung, welche namentlich von Beamten der Krone und des Gr. Alphons
Toulouse und von geistlichen Korporationen, auch in finanziellem Interes^
besonders von 1250 — 1350 befördert wurden, während viele Herren ^
wegen des Hinströmens der Bauern eifrig bekämpften. Die gewöhnlich jährig
in der Zahl von 4 gewählten, oft Konsuln genannten städtischen Beamte
schwuren dem König und dem Grundherrn. Bisweilen durften die Bflr^
nur eine Vorschlagsliste vorlegen. Oft erkauften die Bastides diese Art Vej
einigung mit der Krone, welche Abschaffung der persönlichen Dienste, de
willkürlichen Taille, des droit de marquette, freies Eigentum und Freiheit de
Eheschliefsung sicherte; die Kriminalgerichtsbarkeit behielt der bailli: dm
meist in Wäldern angelegten Orte bildeten mit Ringmauer und oft doppelte i
Gräben umgebene regelmäfsige Vierecke. Oft diente der Turm der etat*
liehen gotischen Kirche auf dem ansehnlichen Markt als Beifried. Von de*2
zur Bezeichnung des Platzes gepflanzten Pfahl palum, stammt der Name P»z
Übrigens waren Namen wie Villefranche, Sauvetat, Montreal, Royaumon.-*
Francesca, la Francaise, S. Louis, S. Lys, Beaumarchais nach dem um d£~
Gründung von bastides verdienten Kronbeamten Eustache de B., und stolze
Namen aus fernen Ländern üblich. Die einzelnen Lose, tries, umfafcte-
6 — 7 ar und 25 — 28 centiar Land. Auch den Armen war die Weide gesichert
— Seimbres weist, auf die selbständigen Vorstädte (bourgs) Südfrankreichs hte
und auf die sich im XI. und XH. Jh. bei Klöstern und Burgen bildend«*
Flecken, — in letzterer Lage meist Castelnau genannt, welche ihre hoh^
steile Lage nicht zu grösserer Bedeutung gelangen liefs. Seit 1321 festg^
stellt war, dafs keine Stadt ohne königliches Privileg bestehen dürfe, wurde»
die bastides umsomehr Stützpunkte der königlichen Gewalt im Südwesten
Aus der Darstellung der Geschichte einzelner Orte hebe ich die von Auch hes
vor, dessen gröfster Teil der Abtei S. Ores, der kleinere dem Erzbischof
dem Grafen Armagnac gehörte. Um 1297 schlofs die Abtei, 1330 der
bischof einen pareage- Vertrag mit der Krone; schliefslich galt diese als allem*]
herrschend. Obwohl die bastides als Domainen nicht veräufsert werden solltet
was den Bewohnern von hohem Wert war, wurde Fleurance 1425 an«
1465 verschenkt.
Wie diese kleinen Orte fand Frankreichs Hauptstadt 1880 in P. Ro-
biquet einen Geschichtschreiber.8) Er nimmt den Fortbestand der Schiffer-
zunft der Römerzeit als curia unter den fränkischen Grafen an, während
1) Essai snr l*hist de la Formation du tiers Itat, ersch. in 15. Aufl. Par., Farne et Gfe*
540 8., 18°. — 2) Essai s. les villes fondees d&ns le sud-ouest de la Fr. au XHL et XIV. *
eous le nom. generique de bastides. Tool., Privat, 424 S. Vgl. Monod. Rev. bist XVI, 400;
de L., Hey. des qnest hist. XXVII, 685. — 3) Hist munic de P. jusqn'ä l'avenement de Henri IH.
Par., Reinwald. XI, 676 S. Vgl. Monod, Rey. hist XIII, 353. Von La Gonrnerie,ffi*
de P. et de ses monaments, (Tours, Marne, 420 S.) ersch. <L 4. Aufl.; Gonrdon de öe-
nouillac , Par. a traTers les äges etc. (Paris, Boy) ist bis Lf. 123 (T. I u. II, 480 n. 504&)
erschienen (a 10 cent).
Prankreich. 11,287
schon 803 scabini, die späteren Schöffen, erwähnt werden. Die Wasserkauf-
leute finden wir 1121 im Besitz eines Zolls auf die Weinschiffe. Seit den
ersten Capetingern trat der königliche prävöst an Stelle des Grafen. Philipp ü.
August zog wiederholt Pariser Bürger zu Rate, erst anter Ludwig d. H. bestand
eine dauernde Vertretung unter dem pr6vöt der Wasserkaufleute, welche
erst im XY. Jh. auf zweijährige Amtsdauer beschränkt wurde. Seit 1295
gab es neben den 4 Schöffen besoldete Stadträte. Das 'Parloir aux bour-
geois', ein wahres Handelsgericht, wurde Quelle der coutume, um welche
rieh der 'clerc au bourjois', Raoul de Pau, seit 1290 verdient machte. Etienne
Sarbette, seit 1298 wiederholt pr6v. des marchands, war Philipp dem Schönen
in den Ständeversammlungen ein nützliches Werkzeug und büfste es bei dem
tafstand von 1314. Im J. 1296 wird der clerc, später procureur le roi, neben
hm seit dem Anfang des XY. Jh. der *proc. por la marchandise et por la
rille de P.' erwähnt. Schon 1315 besoldete die Stadt für die Krone 400
Leiter und 2000 Mann zu Fufs, nach Crecy 1500 Reiter. Die militärische
)rganisation unter 'quartiniers' und 'cinquanteniers' überlebte Marcel, welcher
lie Gräuel der Jacquerie mifsbilligte, aber zu ihrer Unterstützung gezwungen
rar.1) Im J. 1364 stellte Johann d. G. die unter Ludwig d. H. bestandene
Sürgerwache cguet bourgeois' wieder her^ um der furchtbaren Unsicherheit
tbzuhelfen; viele Zünfte blieben ganz oder teilweise befreit Halb bürgerlich
raren die schon 1359 erwähnten Bogen- und Armbrustschützen und Arkebusiere.
Oer königliche Prevot, Hugo Aubriot, rifs seit 1367 die meisten Befugnisse
les Pr6v. des march. an sich, that aber viel für Strafsen und Brücken und grün-
lete 1370 die Bastille.3) Seine Willkür und Härte, Steuerdruck und Mifs-
■egierung hatten 1382 den Aufruhr der 'maillotins' zur Folge, welcher Aubriot
ms zehnmonatlicher Haft befreite. Eine Zeitlang verlor Paris zur Strafe jede
nunicipale Selbständigkeit, dann wurden unter den ersten der Fleischer Jean
le S. Yon und der tüchtige Chirurg Jean de Troyes zu Schöffen gewählt.
)er nach dem Schinder Simon Caboche bezeichnete Pöbelaufstand nötigte
1413 auf kurze Zeit den königlichen Pr6vöt und Generaldirektor der Finanzen
^erre des Essarts zur Flucht Königliche Bevollmächtigte, unter ihnen
Jauchon, der Henker der Jungfrau von Orleans, untersuchten bis 1416 die
itechte der Stadt. Wie sich die Gegenrevolution in Folge des Drucks der
Irmagnacs besonders gegen den königlichen Pr6vöt Tanneguy du Chätel
ichtete, so wurden die städtischen Ämter der Spielball der Parteien und
tarnen vielfach an mißachtete Männer aus niederem Stand, bis der Schatz-
ueister Michel Lallier wegen seiner Verdienste um die Rückkehr der Stadt
n Karl VII. 1436 prävöt des marchands wurde.
Die Beamtenwahl wurde 1450 geregelt; an ihr hatten namentlich alle
tädtischen Behörden und ernannte Notable teil. Ludwig XI. strafte die Hin-
teigung der städtischen Aristokratie zur Ligue des Gemeinwohls nicht, beein-
iofste aber die Wahlen und belastete die Bürgerschaft hoch. Die Zünfte
rnrden 1467 die Grundlage der städtischen militärischen Organisation. Nach
em Einsturz der Notredamebrücke 1499 wurde der Einfluss der Krone auf
as Stadtregiment noch verstärkt. — Die Einfügung von Quellenstellen in die
»chrift hat zu unaufgeklärten Verschiedenheiten der Schreibung von Namen
1) Hier sei erw.: v. Bojanowski, Et Marcel u. d. Par. Commune, Preass. Jbb., April.
— 2) Die Gesch. d. Bast ist behandelt von: Leynadier, bist, de la B. Par., 212 S., 4°,
ülustr.); Gonrdon de Genouillac, hist. nationale de la B. (Par., Boy, 4°, 50 cent) ent-
ohnte den das M.-A. betreffenden Teil Mic holet s Hist de Fr. —
H288 XXIX. t. Kalckstein.
geführt, wie z. B. Guill. de Cirace der Zimmermann (S. 194) mit dem pr.
march. G. Syrasse (S. 212) identisch ist. Die alten Paläste von Paris behandelte
Aucourt,1) F. Bournon*) schrieb über einen derselben, das unter Karl V.
nnd VI. so wichtige hötel S. Pol anter Beifügung vieler Urkunden. Die Gegend
war schon stark bevölkert, als Karl, damals noch Dauphin, sich zuerst 1361
das Palais des Grafen von Estampes durch die Stadt schenken liefs. Seit
Ludwig XL begann die Vermietung, dann der Verkauf des grofeen Kom-
plexes von Bauten. E. Drumont3) begann ein reich illustriertes Werk
über die in Paris gefeierten Nationalfeste, das mit dem Einzug der Königin
Isabeau 1389 anhebt, herauszugeben. A. Alex. Montiels4) Geschichte des
Ackerbaus in Frankreich wurde von Ch. Lou andre mit Einleitung, Ergän-
zungen und Anmerkungen herausgegeben; Bd. I der gleichfalls von Lon-
andre veröffentlichten Geschichte der französischen Industrie von Montiel6)
reicht bis zum XV. Jh. Pergameni6) behandelte die französischen Bauern-
kriege in einer guten Übersicht, spezieller die Jacquerie und die Krise des
französischen Feudalismus im XIV. Jh. Er betont die vollkommene Schei-
dung von Stadt und Land und die grofse Unsicherheit des letzteren, dessen Be-
völkerung allein von 23 bedeutenderen Lasten erdrückt, die Folgen der steten
grausamen Kriegführung tragen mufste. Die Gefühllosigkeit der meisten
Herren erklärt sich aus dem Fehlen jeder Gemeinschaft; erst im XIV. Jh.
begann sich die mainmorte allmählich in die geringere Last des Besthaupts
zu verwandeln. Daraus entstanden die wiederholten Erhebungen z. B. die
Friedensbündnisse zum Schutz gegen die Cotereaux, welche am Ende des
XIL Jh. in Südfrankreich namentlich die Priester heimsuchte, dann aber
auch gegen die Herren. Die Lehren verschiedener Sekten, z. B. die der
Amalricianer, dafs es keine Priester und Edle geben müsse, förderten Er-
hebüngen wie die der Pastoureaux in Berry 1214, dann folgte die ursprünglich
die Befreiung Ludwigs d. Heil, aus der Gefangenschaft fordernde von 1251;
1320 fand eine neue Bewegung der Pastoureaux statt Die Jacquerie von
1358 dehnte sich von der Gegend von Beauvais bis Brie, Gatinais und
Ponthieu aus; jede Gemeinde wählte sich ein Haupt; der Führer Gaülanme
Calle oder Karle aus Merlot war nicht ungeschickt, und Marcels Bemühungen,
die Bauern zu mäfsigen, nicht ohne Erfolg. Über 20 000 Bauern kamen nm.
Im J. 1359 war ein grofser Teil Frankreichs drei Jahre nicht bestellt
Luchaire7) untersuchte die Zusammensetzung und die gerichtlichen
Befugnisse des königlichen Hofes, curia regis, unter Ludwig VI, den er tls
Ludwig V. bezeichnet. — A. Callerys finanzgeschichtliche Untersuchungen
wurden dem Ref. grösstenteils durch die Güte des Vf. zugänglich.8) In seiner
Geschichte der finanziellen Institutionen des alten Frankreich •) hatte er den
1) Les anc hötel« de P. Par., Vaton. VII, 167 S., 16°. Vgl. Bonnassieux, Note
sur trois palaia apparten. a Charl. de VaL Nog.-le-Kotr. , Danpeley-QouY. Ana BalL de k «*•
de l'hist de Par.— 2) L'hdt roy. de S. Pol ä Par. Nog.-le-B. Daupeley-G. 181 a An
Mem. de la soc. de lTüst. de Par., VI. — 3) Les fetes nat de Fr., Par., Baschet, 4. &
scheint nicht mehr als 'Numero speeimen' erschienen. — 4) Hist agrioole de la Fr. 891 8.
Limoges, Barboa. — 5) Hist. de l'ind. fr. et des gens de metier. Ebda. I u. II (bis **
Gegenw.) 648 S. — 6) Les gnerres des paysans. 203 S. Brux., Mayoles, u. Bar. de Befc.
T. 34. Vgl. y. Bemmel, Hey. de Belg. 35, 200. J. B. Jouancoux schrieb: JacqaetBos-
homme, hist des paysans fr. Par., Martin, 159 S., 32°. — 7) La coor du roi et ses fboctww
judiciaires sous L. V., aus Ann. de la fac. des lettres de Bord. Guizot, Hist des arig. to
gouv. roprls. et des inst pol. de l'Eur. jusqu'an XTV. s., erschien in 8. Aufl., YTLL 869 &
— 8) Vgl. Jahresber. II, 2, 306«. — 9) Hist des inst financ. de l'anc Fr.
1879. 66 S.
Frankreich. 11,289
an seines Gesammtwerkes gegeben, in seiner Geschichte des Besteuerungs-
ihtes der Krone bis auf Karl Y. *) Übereinstimmend mit neueren Forschern
fcennt er, da£s die Einkünfte der Krone lange fast ausschließlich Lehns-
ftUle aus Kronland waren. Er unterscheidet unter denselben überhaupt
Iche, die in der Grundherrschaft und andere, die in der Verwaltung des
ibiets mit den daraus hervorgehenden Pflichten ihren Ursprung hatten,
snselben Charakter tragen auch die aus der Oberlehnsherrlichkeit des
3nigs hervorgehenden Lehnsabgaben der unmittelbaren Vasallen und ihre
"iegsleistungen. Aufser den bekannten vier Fällen schreibt er den Grund-
rren gegen ihre Unterthanen noch das Recht der Besteuerung für die Be-
eitung des Königs durch sein Gebiet und die Erweiterung des Lehns zu.
r weist nach, dafs die Steuern für die Kreuzfahrt der Könige 1147 und
188 (der Saladinszehnt) nicht als Übergriff angesehen wurden, dafs Philipp
flgust 1189 nur mit Zustimmung der Vasallen dieser Verteilungsweise ent-
gt habe, nimmt jedoch irrtümlich die Einziehung durch besondere pro-
bte statt der prävdts an. Ludwig d. H. fuhr auch, was Vuitry bestritt, mit
t Erhebung der aides fort, ohne an eine einheitliche Erhebung durch
ronbeamte zu denken. Das Recht der Ausfuhrverbote übte der König wie
der Lehnsherr. Die 'Abgaben, die er sich für Gestattung der Ausfuhr
hlen ließ, waren keineswegs, wie Bailly und Dareste wollten, bedeutend.
Erst die Umwandelung des Kriegsdienstes in eine Steuer, aide de Tost,
ren Höhe die Vasallen mitbestimmen durften und die sie seit Anfang des
IV. Jhs. verwalteten, schuf ein wahres Besteuerungsrecht der Krone und gab
n Anlafs zur Entwickelung des Ständewesens, während die Geistlichkeit
itt jener aide sich selbst eine decima auferlegte. Waren bis 1360 die
isallen selbst Steuerheber gewesen, so wurde dann, ursprünglich für das
Jsegeld Johanns, die Steuerverwaltung den Tr6soriers g6n6raux überwiesen,
$62 die 61us königliche Beamte und 1364 überall receveurs des aides ein-
setzt. Die cour des aides führte die Kontrolle, ganz gesondert von den
iter 'domaine' mitbegriffenen Lehnsgefällen aller Art. Die Befugnisse der-
lben, der chambre des comptes und des Parlaments, behandelt Callery in
ner andern Abhandlung. *) Ursprünglich hatte das Parlament die Aufsicht und
erichtsbarkeit hinsichtlich der gesamten Verwaltung; wahrscheinlich infolge
;r Ausdehnung der aydes de Tost unter Philipp III. u. IV. wurde aus dem-
ilben die 'chambre des comptes' gebildet und diese bald selbständig; es
urde ihr auch die streitige Gerichtsbarkeit in Steuerangelegenheiten und
ragen der Kroneinkünfte übertragen, jedoch fand 1319, sobald Rechtsfragen
is Spiel kamen, Berufung an die 'chambre mixte' oder 'chambre de conseiP
as beiden Behörden statt. Bei Bildung der 'cour des aydes' erhielt diese, soweit
icht das der chambre des comptes zugewiesene Rechnungswesen in Frage kam,
ie Gerichtsbarkeit über die Beamten der aydes, für die 1387 und endgiltig
390 innerhalb der Behörde 'g£n£raux des finances' bestimmt wurden. Die
rei Behörden registrierten alle Ordonnanzen und königlichen Urkunden von
nanzieller Tragweite und vereidigten die mit Krongefällen oder Steuern befafsteu
Beamten. Die 'generaux des monnaies', besafsen schon 1211 die Gerichts-
arkeit über die Münzbeamten, aufser bei Mord, Entführung und Brand-
1) Hist da pouv. roy. d'imposer dep. la feodalite* jusqu'au regne de Ch. V. Brox., Vro-
lant. 143 S. — 2) Hist. des attrib. da pari., de la cour des aydes et de la chambre des
»mptea. Par., £. Thorin. 86 S. Flamm er mont betont in der Rev. hist. XVIII, 206 ff.
lit Recht, dafß C. zu stark generalisiert, verkennt aber den Wert dessen, was er geleistet.
Historische Jahresberichte 1830. II, 19
11,290 XXIX. y. Kalckstoin:
Stiftung; sie bildeten sich später zum Münzhof aus, der auch Münzedikte
registrierte. Bei Eompetenzstreitigkeiten erliefs der Conseil ein 'arret d'6vo-
cation' und entschied die Kompetenz durch 'arret de renvoi'; man konnte
sich bei dem König beschweren, der einem der drei Gerichtshöfe oder einer
aus ihnen zusammengesetzten Behörde nochmalige Untersuchung auftrug,
worauf der Conseil endgiltig entschied. Dafs für die Unterthanen die Kom-
petenzen keineswegs sehr klar sein konnten, berücksichtigt C. nicht genügend.
— Das staatliche Rechnungswesen, namentlich die Kontrolle der chambre des
comptes hatte C. in seiner ersten Abhandlung eingehender beleuchtet Die
Regeln der Rechnungskontrolle seien vollkommen gehandhabt worden, aber
die weitgehende Teilung des französischen Staatswesens liefs es nicht zu der
Einfachheit des modernen staatlichen Rechnungswesens kommen. Jedenfalls
hat C. durch diese auf eingehenderem Studium z. t. ungedruckten Quellen-
materials beruhenden, auch in den letzten beiden Jahren fortgesetzten Unter-
suchungen wesentlich zum richtigen Verständnis des vorrevolutionären Frank-
reichs beigetragen. — Vielfach mit Callerys Schriften berühren sich de Vuitrys
finanz- und verwaltungsgeschichtliche Untersuchungen über die Zeit Philipps
und seiner Söhne.1) Die grofse Ordonnanz vom 23. März 1303 zeigt den
bedeutenden Anteil des grofsen Rates an der Verwaltung, welchen der König
nach Belieben, seit 1318 monatlich berief. Justiz- und Finanzedikte wurden
vorzugsweise mit Unterstützung des Parlaments, resp. der Rech^nkammer oder
nach einer gemeinsamen Sitzung derselben mit dem grofsen Rat erlassen.
Gnadenbezeugungen und Privilegien wurden in ihm beraten. Er übte seit
1318 — 20 in seiner Gesamtheit Verwaltungsjustiz und in manchen Fällen
Gerichtsbarkeit; Grofskämmerer und Grofsschenk wurden blofse Hofbeamte,
während sich die Oberintendantur der Finanzen für den 'souverain* der Tre-
soriers bildete. Dem Kanzler traten 'Notare' des Königs zur Redaktion und
Expedition der Edikte und Protokollführung im grofsen Rat zur Seite. Drei
gewannen seit 1309 als 'clercs du secret' besonderen Einflufs. Der Käm-
merer versah seit 1318 die Gesuche mit dem Geheimsiegel, der Notar gab
seit 1320 den Namen des auftraggebenden Rates an. Lettres de justice
gingen durch die grand chambre oder chambre des requetes an die Notare.
Alle Gesuche wurden seit Dez. 1320 gebucht. — Kein Rat des Parlaments
durfte seit 1291 bei Fällen mitstimmen, in denen Verwandte, Lehnsleute oder
Bedienstete Partei waren. Die Baillis wurden ausgeschlossen, 1303 eine
Oster- oder Trinitatis- und eine Michaelissession und für jeden Bezirk eine be-
stimmte Zeit festgesetzt. Die Parlamentsmitglieder, seit 1320 grundsätzlich
besoldet, wurden jährlich in die 1318 festgestellten drei Kammern verteilt.
Seit 1393 nahmen je 2 Prälaten und 2 Laien wegen der häufigen Prozesse
zwischen Grofsen teil. Der ßchiquier der Normandie, der Gerichtshof von
Languedoc und die 'grands jours' von Troyes waren nur erste Instanz. Von
6 1286 eingesetzten 'poursuivants le roi* sollten stets 2, seit 1318 1 Geist-
licher und 1 Laie, Beschwerden annehmen. Seit 1320 waren zwei 'membres
des requetes' verpflichtet, keine anderen Behörden zustehenden Eingaben
passieren zu lassen. — Prokuratoren des Königs bei jedem Gericht be-
schränkten die Baillis und Seneschälle, die im grofsen Rat ernannt, dem
König schwuren, während ihrer Amtsdauer am Rat nicht teilnahmen und
seit 1323 500 L. Besoldung empfingen. Manche Gemeinden, z. B. Amiens,
1) Le gouv. roy. et l'admin. des fin. rous Phil.-le-B. et ses trois fiU. Setncei etc.
TAc. des sc. mor. et pol. N. S. XIII, 540 ff.
Frankreich. 11,291
ihteten die namentlich die Domanialrechte wahrnehmende prßvötk Sie
Ite seit 1320 jährlich — nur an Justizverständige — verpachtet werden.
> von Baillis und Seneschallen ernannten 'sergents' der pr^vöte stellten
ation, ihre Zahl wurde seit 1303 mehrfach auf Andringen der Grofsen
ringert, 1320 das ganze Personal unter Beirat von 6 prudhorames jedes
:irkes erneuert, da viele Übergriffe und Erpressungen stattfanden. — Den
;ueteurs, stets einem Geistlichen und einem Laien, war nur die Civil-
ichts barkeit entzogen. — Die maires wurden nicht mehr zur Rechenschaft
h Paris beschieden, den Gemeinden in Notfällen die Erhebung aufser-
entlicher Taillen bewilligt.1) Fast alle Freien im Gebiet der Barone
-en als Burger des Königs ihrer Jurisdiktion entzogen, sollten jedoth seit
37 einen Teil des Jahres in einer königlichen Stadt zubringen. Entgegen-
bende Zugeständnisse waren ohne Dauer. — Endlich legt V. die Ent-
tkelung der Finanzverwaltung aus den 'gentes quae ad compotos depu-
tur' von 1256 dar.
Die Münzgeschichte Johanns d. Guten schrieb F. de Saulcy, *) über
Münzen K. Renes D. E. Lau gier.8) J. J. E. Roy4) und To-
&re5) schrieben populäre Geschichten Karls V., Karls VI. und der unter
n herrschenden Adelsparteien, A. Lev6 eine Monographie über Gui
rttien',6) 1371 — 75 Grofsbailli von Cotentin, L. Germain über Johann
Unerschrockenen und Peter von Genf7), Gemahl Margarethes v. Joinville
68 — 72. P. Durrieu behandelt den Zug des letzten Sire v. Coucy, Enguer-
ld VII. nach Arezzo,8) der nach du G^sclhis* Tod9) die Konnetablewürde aus-
dug, weil sie Oliv. v. Clisson mehr verdiene. Er sollte im Auftrag der andern
rmünder Karls VII. Ludwig v. Anjou aus seiner schwierigen Lage im König-
en Neapel befreien. Mit wahrscheinlich 9000 Reitern und nicht geringerem
fisvolk nahm er 1384 das von Ludwigs Gegner, Karl v. Durazzo, beherrschte
ezzo, als die Florentiner allen Lockungen unzugänglich blieben; er überliefs
jedoch Florenz fttr 40 000 Goldgulden und die Verpflichtung zur Neutra-
lt. Schon damals zeigte sich die grofse Überlegenheit der französischen
äffen in Italien. Einige offizielle Schreiben sind eingefügt. — Im J. 1416
te sich durch das Bündnis von Canterbury das Verhältnis, in dem K. Sigis-
md zu Frankreich gestanden hatte. Dafs nicht Sigismund die Schuld am
uch des Bündnisses trifft, sondern dafs ihn die Armagnacs zum Übertritt
1) Auch wurde den Städten gestattet, Lebensrenten auszugeben, 1392 erhielt Arras zur
ttung aus finanzieller Bedrängnis die Erlaubnis zur Umwandelang derselben in dauernde Renten
t geringerer Höhe, was jedoch vergeblich bliob. J. M. Richard, Bibl. de l'6c. dos eh.
J. Derselbe gab 'Le tombeau de Robert l'enfant aux Cordeliors de Paris' aus Mein, de la
. de l'hißt de Par. sop. heraus (Paris, 14 S.) — 2) Hist. mon6t. de J.-le-B. Par., Van
teghom. 143 S. 4°. Einen Beitrag dazu, die Geschichte der 'blaues' dioses Königs gab
8. 1879, Rey. archeol., Nov.-Dez. R. Serrure, Deux etudes de numisra. nat. (Gand, Fyt,
8.), behandelt flandrische Münzen v. 1072—1100 u. Denare y. 1101—1127. — 3) Les
nn. du roi R., Rev. de Numism. beige. — 4) Hist. de Ch. V. Tours, Marne. 285 S.
°. 8. Aufl. (Bibl. de la jeun. chröt.) — 5) Ch. VI, les Armagnacs et les Bourg. 4. Aufl.
g s. — 6) Gui Chröt. Coutances, de Salettos. 13 S. — 7) Jean de Bourg. et Piorre de
n. Nancy, Crepin-Leblond. — Duhamel, une ligue au XIV s. (Avignon, S6guin, 16 S.J,
trifft den Zug der grofsen Gompagnie durch Provence. — 8) S. o. S. 268*. — 9) Die Hist
Bertr. Du G. d'apres Guyard de Berville ersch. in neuer Aufl., (Tours, Marne, 240 S.,
bl. Ulustree); Bonnechose, B. de G. (Par., Uachette, 163 S. 8°, Bibl. n ation.) in 9 Aufl.
Populär sind auch: A. Debidour, Hißt, de Du G., (Par., Hachetto, 190 S. 18°., Bibl.
» ecol. et des fara.) u. E. L am bin, Dugesclin, Par., Dumoulin, 71 3, 12°.
19#
11,292 XXIX. y. Kalckstein:
zu England trieben, zeigt Caro. *) Die Jungfrau v. Orleans ist alljährlich
Thema für eine Anzahl populärer Schriften.*)
Über den Hof König Ren6s schrieb Chauvernac,8) die Iconographie
desselben gab Hucher4) heraus. Bernard de Mandrot beleuchtete die
Beziehungen Karls VII. seit 1444 und Ludwigs XL zu den Schweizern, welche
auch P. Vauchers5) Skizzen der schweizerischen Geschichte berühren. Schon
Karl VII. habe mit anerkennenswertem Geschick die Aussöhnung der Eid-
genossen mit Österreich, mit welchem er wiederholt dynastische Verbindungen
verabredete, angestrebt. Er bereits wollte 1446 Schweizer in seinen Dienst
ziehen, doch gingen die Eidgenossen noch nicht darauf ein. Die Berner
Kud. v. Ringoltingen und Kasp. v. Stein vermittelten 1454, gestützt auf
8000 Bewaffnete, Frieden zwischen Savoyen und dem Dauphin, nachmals
Ludwig XI. Karl, nicht erst seinem Sohn gebührt nach V. die Bezeichnung
als Vater der französischen Diplomatie. — Als Ludwig XI. 1463 für seinen
Schwiegervater Ludwig I. von Savoyen gegen dessen Sohn Philipp Monseignenr
eintrat, argwöhnten die Berner die Absicht, sich in dem das Nordufer des
Genfer Sees umfassenden Savoyen festzusetzen, aber man verständigte sich
1464. Philipps verräterische Gefangennahme hatte die freilich unberufene
Teilnahme von 600 schweizer Söldnern in der Ligue des Gemeinwohls zur
Folge. Lange drängte Sigismund von Österreich Karl d. Kühnen vergeblich
zu Feindseligkeiten gegen die Eidgenossen, bis endlich das Geschick Lud-
wigs XI. 1474 den Frieden der Schweiz mit Österreich und ihren Sold-
vertrag mit Frankreich herbeiführte. Wesentlichen Anteil daran hatte, noch
als Propst von Münster im Aargau, L.s Gesandter, Jost von Silenen, der als
Bischof v. Grenoble 1397 in Korn starb, und dem Ch. Bellet eine Mono-
graphie6) widmete. — Auch Bausch7) berührt die Geschichte Ludwigs XL
vielfach.
A. Dupuy zeigt leider in seiner wertvollen Geschichte der Vereinigung
der Bretagne mit der Krone8) geringe Kenntnis der nicht französischen Li-
teratur und ist im Citieren ungenau. Die Geschicklichkeit der letzten
Herrscher in Verteidigung und Angriff, die Einmütigkeit des Volkes ermög-
lichte ein halbes Jahrhundert Widerstand gegen Ludwigs Pläne. Die Rechte
des Herzogs wurden unerbittlich gewahrt, wobei sich Landois schwere
Grausamkeiten zu Schulden kommen liefe. Der vom Vf. gefundene Vertrag
von 1473 mit Aragon blieb ohne Folgen. Besonders dankenswert ist die
1) Vgl. o. 8. 56«. Vgl. Bezold, Hist. Zschr. XLVI, 152 u. Athen, t. 21. Aug. 1881.
Hiermit berührt sich die Bonner Dissert. von Schmitz, die franz. Politik u. d. Unk»*
Verhandlungen von Konstanz (1879). — 2) Janet Tacker, Joann. of Are 213 S. im Ket
Plutarch, gerühmt Acad. XVII, 222. Von Walions kürzerer J. d'Arc. (XI, 291 8., 18«) Kegt
die 6., Ton Sepets J. d'Arc. (288 S., 12°, Tours, Marne), die 8. von Frau v. Labo nitre»
Via de J. d'A. (Biogr. nat, Par., T6qni, 151 8. 12°), die 2. Aufl. vor. Auch H. Martin, H»t
de J. d'A., Par., Martin, 144 S., 12°, u. Barante, J. d'A., Par., Didier & Cie., 280 S.
18°, sind neu aufgel. Erzb. Besson gab o. am 8. Mai 1880 gehalt. Paneg. <L J. d'A., OrL, Her*
luison, 31 8. Luce schrieb: Domremy et le Mt. S. Michel avant la mission de J. d'A.; Comp*.
read, de l'ac. des Inscr. et BL. VIII. Vgl. auch Frcville, Orl. ou la Fr. an XV a. Limog*
741. 8. — 3) La Maison du roi lt. 14 S. — 4) Iconogr. du roi IL, de Joanne de
et de divers autres princes de la maison d'Anjou. Le Mans, Monnoyer. 43 S. A*
et archeol. du Maine. VII. Vgl. Bull. mon. 5 Ser. VIII, 309. — 5) Jb. I seh*«*
, 21 ff. 57 ff.— 6) Not. hist sur J. de S. Lyon, Brun. XI, 67 8. 4°. — 7) S. *
— 8) Hist. de la reunion de la Br. ä la Fr. Par., Hachette. XV, 447 u. 502 8.
gier, Hey. hist XVIH, 186; F. Kobiou, Hey. d. quest h. XXX. Ich erwiai*
. EL Boys populäre Hist d'Anne de Br. Tours, Marne. 190 8.
Schweden. 11,293
Darstellung der Zustände zur Zeit der Vereinigung mit der Krone, wenn
auch die Regierungsorgane nicht klar auseinander gehalten werden. Das
bretonische Seewesen lernt man gründlicher kennen, die gesellschaftlichen
Zustände sind trefflich beleuchtet.
E. Hardy behandelt die italienischen Kriege,1) deren Urheber, Karl VIR,
öriveau eine populäre Lebensbeschreibung widmete,*) während Ch. Aubertin
über die Redner der Stände von 1484 schrieb.8)
XXX.
C. Annerstedt.
Schweden.
Auch in unserem diesmaligen Bericht haben wir für Schwedens Mittelalter
nicht viele Werke aufzuführen, aber einige derselben sind von bedeutendem
\Vert. H. Hildebrand hat Heft 2 seines früher erwähnten Werkes heraus-
gegeben.4) Zuerst schliefst er das wichtige Kapitel über das Leben des
Bauernstandes ab und behandelt dann im folgenden die Arbeiten desselben.
Hier versucht er dem Leser ein anschauliches Bild von dem Verlauf eines
Jahres im Mittelalter zu entwerfen, indem er sowohl die schwere Alltags-
arbeit mit ihren Abwechselungen den verschiedenen Jahreszeiten nach, als
auch die häufigen Festtage schildert, welche sie unterbrachen. Diese Dar-
stellung füllt eine fühlbare Lücke unserer Kentnis der Kulturgeschichte des
Mittelalters aus. Der Vf. hat mehrfach Gelegenheit auf das bemerkenswerte
"Verhältnis hinzudeuten, dafs die christliche bürgerliche Gesellschaft eine An-
zahl heidnischer Gebräuche in sich aufgenommen hat, einige von solcher
Stärke, dafs sie bis auf unsere Tage fortleben. Darauf beschreibt H. das
Wohnhaus und die übrigen Gebäude der Bauern. Diese an sich interessante
Schilderung leidet jedoch an dem Mangel, dafs der Vf. bei der Beschreibung
der Bauart häufig seine Zuflucht zu Hypothesen nehmen mufs. Dies fällt
jedoch nicht ihm zur Last, sondern ist darin begründet, dafs uns alte Hütten,
die allein der Beweisführung eine sichere Stütze gewähren könnten, nicht er-
halten sind. Unser Bauernstand baute damals, wie mehrenteils noch heute,
seine Häuser von Holz und nicht von Stein. Darum ist es unwahrscheinlich
und wenigstens unerwiesen, dafs mittelalterliche Hütten noch vorhanden sind.
Auf festerem Grunde ruht H.s Beschreibung von der Einrichtung des Innern,
des Hausgerätes, der Kleider, Schmucksachen u. s. w.: die reichen nordischen
Museen besitzen ja auch in dieser Hinsicht vorzügliche Sammlungen. Darauf
beschreibt der Vf. die eigentümliche Grundstücksteilung (der Anteil des Grund-
1) Lee Fr. en It de 1494—1559. Par., Damaine. 872 8. — 2) Charles VIII, 235 8.
— 3) L'eloquence polit et pari, en Fr. Hey. des qaest hist 1. Febr. 1880. — 4) Sveriges
medeltid, kulturiüstorisk skildring 1, 2. S. 113—124. Vgl. Jahresber. II, 2, 318. Stockh.,
Norttedt & S.
11,294 XXX. C. Annerstedt:
besitzen an Acker-, Wiesen- nnd Waldland war von der Grobe der Hans
stelle im Dorf abhängig), die Landwirtschaft in ihren damaligen einfache!
Formen, die Jagd, Fischerei, den Mühlenbetrieb n. a. m., nnd geht schliefe
lieh zu der beim Nordländer so gewöhnlichen, in mancher Beziehung seh
entwickelten Hansindustrie über, von deren verschiedenen Zweigen er zuers
der Gold- und Silberschmiedekunst gedenkt. — Wie wir früher erwähl
haben, sind die trefflichen Illustrationen alle mittelalterlichen Gegenständ*
oder Zeichnungen entnommen.
Das bedeutendste von allen bei uns veröffentlichten historischen Werfen
ist jedoch die neue Auflage, die C. G. Styffe1) von seinem klassisch^
historisch -geographischen Werke über Skandinavien während des spät^
Mittelalters veranstaltet hat. So weit uns bekannt, besitzt noch kein andö
Land ein entsprechendes Werk; es ist jedem unentbehrlich, der das r*
dische Mittelalter erforschen will, und Sts ausserordentliche Genauigkeit ^
Gründlichkeit bürgen für volle Zuverlässigkeit der Angaben. Die 2. Aufl^
enthält, was Schweden betrifft (Dänemark und Norwegen fallen nicht in unser
Bericht), eine Menge neuer Angaben sowie Nachträge zu den früher geführte]
Beweisen. Der Vf. hat sich besonders bemüht, bei dem Nachweis der großen
Lehen, der Schlösser und der Rittergüter (Säterier),*) die. Zwischenzeit von
1448 — 1521 auszufüllen: mit ersterer Jahreszahl schlofs die 1. Auflage ab.
Jedem Forscher des Mittelalters ist bekannt, welche Wichtigkeit die Kennt-
nis der Verwandtschaftsverhältnisse, des Güterbesitzes und der Lehen der
Aristokratie hat: er findet diese Angaben hier auf einem Punkte gesammelt
und mit den Zeugnissen zeitgenossischer Quellen begründet. Man sieht nicht
ohne Erstaunen die Menge der Rittergüter, welche während der letzten
70 Jahre unsere Mittelalters hinzugekommen sind. Die Anzahl verdoppelt
sich beinahe und steigt beim Schlufs der Zeitperiode im ganzen bis über 460.
Dies beweist, was uns sonst schon unsere ganze Geschichte lehrt, dafs die
damalige Entwicklung unsers Landes durchaus in aristokratischer Richtung
erfolgte. Der Ausländer wird verwundert sein zu erfahren, dafe unser Ad'
bis gegen das Ende des XV. Jh. nur höchst selten Burgen von Stein w
führte.8) Dies erklärt sich einigermafsen dadurch, dafs die grofsen Lei
Schlösser, obwohl dem Namen nach Eigentum des Staates, von der Ari/
kratie als selbstverständlich ihnen zu eigen gehörende Besitzungen v
sehen wurden, und dafs diese Schlösser feste Bauten von Stein, mitunter
bedeutender Gröfse waren, deren Bauart sich der einer Festung näherte
Nicht allein die administrative Einteilung nach Lehnschlössern, sondern
die kirchliche und die noch ältere gerichtliche erhalten bei St. eine
und erschöpfende Beleuchtung. Von nicht geringerem Interesse sind dJ
leitungen, sowohl die über das Land im ganzen, als auch die über i
schiedenen Landesteile. Besonders seien die wichtigen Beiträge zur F
der damaligen physischen Gestaltung des Landes, der Ausbreitung
nähme der Kultur (z. B. der Wirkungen, die man der grofsen Pe?
Mitte des XIV. Jh. zuschreiben darf), der Verkehrsmittel und vor t
Besteuerung hervorgehoben. Schon Mitte des XII. Jh., als die t
Kirche noch nicht völlig befestigt war, ist eine vollständige AbschS
1) Skandinavien under Unionstiden. Et Bidrag tili den historiska geografi
genomsedd och tillökt [verm.]. Stockh., Norstedt & S. XVI, 416 S. — 2) 1
Wohnsitz des Edelmanns im Gegensatz zu seinon übrigen zerstreuten Gütern
hierzu o. S. 1838.
Schweden. 11,295
Bodens bei uns durchgeführt Die Einheit wurde Markland genannt, weil
sie eine Mark Silber an Steuern erlegte, und da diese der Regel gemäfs
Vi4 des Bodenwertes sein sollte, war der Preis des Marklandes demnach
H Mark. Dieselbe Abschätzung fand sich auch in Dänemark und leitet dort
erweislich ihren Ursprung aus der Heidenzeit her, weil die Abschätzung in
jold gemacht ist Von einer noch altern Abschätzung, nach welcher die
Einheit 'Attung* (d. h. ein Achtel) hiefs, sind Spuren in ganz Dänemark, im
tödlichen Schweden, und auch, obwohl schwächer, im Herzen des letztge-
lannten Landes zu finden. Diese beiden Abschätzungsarten haben beide
leutlich im innigsten Zusammenhange mit der uralten, auf dem Boden haf-
enden Kriegs-('Ledungs'-)pflicht gestanden, nach welcher jeder Kreis (Härad)
jine gewisse Anzahl Schiffe oder Krieger aufstellte. Auch die neuere Be-
iteuerung, welche König Erich von Pommern in einem grofsen Teil des
Landes zu Anfang des XV. Jh. einführte, hat St. darzulegen versucht. Man
nufs mit ihm bedauern, dafs das Steuer- oder Grundzinsbuch, welches da-
nals errichtet und noch 1681 in Schweden vorhanden war, später spurlos
verschwunden ist. Schliefslich wollen wir darauf hinweisen, dafs der Vf. bei
Erörterung der Städte ein vollständiges Verzeichnis der Kirchen und Klöster
:u liefern und wenn möglich auch ihr Alter anzugeben bemüht war.
Die Veröffentlichung von Schwedens Verträgen mit auswärtigen Mächten,
reiche 0. S. Rydberg in staatlichem Auftrage herauszugeben hat, ist im
^aufe des Jahres durch ein neues Heft weiter geführt. Das Werk ist aber
licht, wie ursprünglich beabsichtigt war und der Titel anzugeben scheint1)
jin schwedisches Corpus diplomaticum, indem der Vf. nicht allein alle ver-
ragsmäfsige Urkunden sondern auch eine Menge anderer, welche die Ver-
räge nur beleuchten, abdruckt, und aufserdem seinen Ausgangspunkt so weit
zurück verlegt als unsere Geschichte reicht. Das Werk besitzt deshalb kaum
*in diplomatisch -politisches Interesse, wohl aber vermöge seines Umfanges
md der eingeflochtenen gründlichen historischen Kommentarien, ein grofses
listorisch-kritisches. Für den Zeitraum, den das vorliegende Heft umfafst (1336
—1361), konnte R. nur äufserst wenig neue Urkunden mitteilen, aber seine
Jntersuchungen ergeben verschiedene neue Resultate, und der Zeitraum an
ind für sich besitzt grofse Anziehungskraft. Denn während desselben stellt
Waldemar Atterdag (1340 — 1375) das fast verschwundene dänische Reich
irieder her, und Schwedens König Magnus Eriksson (1319 — 1365), der im
Anfang der Zeitperiode die Doppelkrone von Schweden und Norwegen trägt
md diesem Reiche eben die früheren dänischen Landschaften Schonen u. s. w.
ünzugefügt hat, ist am Schlafs des Zeitabschnitts sowohl dieser neuerworbenen
Besitzungen als auch Gotlands verlustig gegangen und fühlt die Krone auf
»einem Haupte wanken, da der Kampf zwischen Magnus einerseits und seinem
itohne Erich samt der schwedischen Aristokratie andererseits (1356 — 1359),
tchon den Keim zum mecklenburgischen Einfall 1363 in sich trägt. Als
las Bemerkenswerteste bezeichnen wir teils die Auseinandersetzung unserer
Berührungen mit Rufsland 1348 — 50, wo R. Gelegenheit hat, mehrere Irr-
ftmer sowohl schwedischer als russischer Autoren hinsichtlich eines in dieser
Zeit geschlossenen Friedens zu widerlegen, teils die Schilderung der Ver-
lältnisse, die den Verlust Schönens 1360 herbeiführten. Das über letzterem
1) Syeriges traktator med frammande magtor etc. n. delon, 1., 1336 — 1361. Stockt.,
120 8. Vgl. Jahreaber. I, 381.
IIt296 XXX C. Anneratedt:
Ereignis ruhende Dunkel ist jedoch nur teilweise gelichtet Im allgemeinen
hat R. durch seine ins Einzelne gehende, mitunter etwas weitläufige Aus-
einandersetzung neues Licht in die unsicheren Angaben und bestrittenen Er-
eignisse dieser Zeit gebracht. Die Textedition selber zeichnet sich ebenso
durch Genauigkeit wie durch Erfüllung der Forderungen aus, die unsere Zeit
in dieser Hinsicht stellt. Der eine oder andere Fehler läfst sich allerdings
nachweisen, die eine oder die andere Behauptung anzweifeln,1) aber im
ganzen ist das Werk ein höchst wertvoller Beitrag zur Geschichte unsers
Mittelalters.
Wir können nicht umhin hier für dieselbe Zeit auch Reinhardts
Waldemar Atterdag*) zu erwähnen. Dafs er mitunter seine Vaterlandsliebe
zu stark auf seine Auffassung hat einwirken lassen, hat auch ein dänischer
Kritiker8) betont, der zugleich darauf hinweist, dafs R. primäre und sekun-
däre Quellen nicht streng genug von einander unterscheidet. Seine Darstel-
lung der schwedischen Verhältnisse ist, abgesehen von der etwas einseitig
dänischen Auffassung, in faktischer Hinsicht recht gut. Merkwürdig genug
wiederholt er noch Munchs ungereimte Hypothese, dafs König Magnus, bald
nach seiner Gefangennahme 1365, auf kurze Zeit in Freiheit gesetzt sei
Dagegen hat er richtig erkannt und mit neuen Beweisen bestätigt, dafe die
Verträge zwischen Magnus und Waldemar, No. 248 und 250 in Rydbergs
soeben erwähntem Werke, zu 1342, nicht zu 1341 gehören, obgleich er gleich-
zeitig den Fehlgriff macht, No. 249, das offenbar vor 250 fällt, zu 1344 zu
ziehen. Eigentümlicherweise hat weder Reinhardt noch Schäfer4) die wich-
tige auf gleichzeitige mittelalterliche Akten begründete Quelle zur Kunde der
Zeitereignisse benutzt, die wir unter dem Titel: 'Libellus Magnipolensis' ver-
öffentlicht haben.6) Schäfers Werk gehört zwar dem vergangenen Jahr au,
aber beiläufig wollen wir doch bemerken, dafs, wenn auch der Vf., wie man
behauptet, schwedische Verhältnisse ohne Einseitigkeit leichter beurteilen
kann und besser als mancher Schwede die Quellen unsres Mittelalters kennt,
dennoch hinsichtlich Schwedens nicht unbedeutende Fehler in seinem Werke
vorkommen; auch ist ihm die vorhergehende staatliche Entwicklung unseres
Landes, besonders die Verbindungen und Absichten der Aristokratie, nicht
hinlänglich bekannt: ohne Kunde hiervon kann ein richtiges Urteil Aber die
Zeit und deren Persönlichkeiten nicht abgegeben werden.
Verschiedene Urkunden über schwedische Geschichte während der Jj.
1401 — 1410, sind inKoppmans Hanserecessen 6) veröffentlicht. Viele der-
selben sind schon im schwedischen Diplomatari um gedruckt, aber wir haben
über 20 gefunden, die dort nicht aufgenommen sind, ganz abgesehen von
allen den Punkten in den Recessen selber, die Schweden betreffen. Nebenbei
wollen wir bemerken, dafs Gundzbach, No. 328 Kuugsbacka an der West-
küste von Hailand ist
Auch in der von G. Storm herausgegebenen Sammlung norwegischer
Quellenschriften7) haben wir etwas gefunden, was Schweden angeht Die beiden
Schweden berührenden Quellen, 'Theodorici Monachi Historia' und die 4Hi-
storia Norvegiae', sind allerdings früher gedruckt, aber hier in einer Gestalt
herausgegeben, die den Forderungen der modernen Kritik entspricht, und
1) Vgl. unsere Recension in Svenek historisk Tidskrif 1881, Hft 2 und R.s Erwide-
rung, ibid. Hft. 3. — 2) S. o. S. 174*. — 3) Erslev, Drfhsk hist. Tidwkr. 5 R., IV, 285.
— 4) Vgl. Jahresber. II, 2, 179. — 5) Script, ror. Svocic. ITT, 192—199. — 6) S. o. 8.
1771. — 7) Monumenta hist. Norvogiae latine conscripta. Krist, 301 S., 8°. VgL o. 8. 3011.
Schweden. II 297
I ®it genauen Auseinandersetzungen über die Handschriften und über das Ver-
f iältnis der Schriften zu den übrigen Quellen versehen. Wir wollen hier nur
das von der Hist Nov. mitgeteilte Verzeichnis der 'Ynglinga' - Könige in
Schweden hervorheben, das wiederum seinen Ursprung in Are Trodes 'Islen-
ai&gabok' hat. Das Verzeichnis gewinnt ein besonderes Interesse, weil der
Herausgeber dasselbe mit den in schwedischen Quellen enthaltenen Königs-
"sten1) zusammenstellt, deren Ursprung aus jenen ganz deutlich ist
Die Kirchengeschichte Schwedens während des Mittelalters, welche Reuter-
**ahl in ihrem ganzen Umfange in seinem vor 18 Jahren beendeten Werke
^handelt hat, bietet dem Forscher noch ein reiches Feld dar. Leider fehlen
e*ner Monographie über das Klosterwesen, die ein jüngerer Autor Nils son*)
^^gefangen hat, die notwendigen Voraussetzungen: umfassende Quellenfor-
schung und kritischer Blick. Die gedruckte Iitteratur ist ihm so wenig be-
~^xmt, dafs er nicht einmal Styffes Werk benutzt, das auch hier der sicherste
-^-^itfaden ist.
Nicht ohne politisch -historischen Wert ist die altschwedische Abhand-
***)g 'Um Styrilsi Konunga ok Höfthinga', wenn auch ihre Hauptbedeutung
^Uf sprachlich -litterarischem Gebiete liegt. Es sind darin vorzugsweise
^egidius Colonna, daneben in bedeutendem Mafse auch Thomas v. Aquino
B^lbst, sowie eine Anzahl geistliche Schriften benutzt, aber mit voller
^^lbständigkeit. Der unbekannte Vf. hat wohl zwischen 1320 und 1350
«elebt.8)
Schliefslich wollen wir erwähnen, dafs unsre archaeologisch - historische
orschung während des Jahres nicht unthätig gewesen. So hat 0. Monte-
1 Ins,4) eine mit zahlreichen und wertvollen Illustrationen versehene Dar-
stellung der Spangen des Bronzealters angefangen, die sich nicht auf Schweden
beschränkt, sondern die Bronzezeit ganz Europas erörtert. S. E. Leffler6)
Viat die Untersuchung der Inschrift eines der wichtigsten und ältesten Runen-
steine des Nordens wieder aufgenommen. Er bewegt sich auf rein sprach-
lichem Gebiet, und seine Ausbeute mag, streitig wie die Erklärung ist,
augenblicklich gering erscheinen, aber diese uralten Runensteine mit ihrer
vorzeitlich -skandinavischen Sprache sind an sich eine der wichtigsten Punkte
«ler skandinavischen Altertumskunde. Eine Menge kleinere Aufsätze sind
aufserdem in den monatlichen Veröffentlichungen der Vitterhets Akademie
zu finden.6)
1) Gedruckt in Script, rer. Svecic. I, 1. — 2) Klosterväsendet i Sverigo. I. Tiden
tili 1348, Hft I, Linköping, Selbstverl., 97 S. — 3) 8öderwall, K. F., Studier öfter
Koningaotyrelsen. Land, Selbstverl. , 76 S. (nicht i. Buchh.). Aus Lunds Uumyera. Arsskrift
£ XV. Vgl. Jihresber. I, 381 u. o. S. 203°. — 4) Spännen fran Bronsalderen etc. 1. —
») Om Böckstenen. — 6) Vitterh., Hist och Antiqo. Akad. Mänadsblad.
11,298 XXXI. H. Schjöth:
XXXI.
H. S(*jöth.
Norwegen und Dänemark.
Konnten wir im vorigen Jahre über S. Bugges epochemachenden For-
schungen nur nach dem Bericht einer Zeitung Mitteilungen machen,1) so
liegt uns jetzt die Abhandlung selbst vor.2) Den Beweis dafür, dafs die
ältesten Denkmäler der Aasen-Religion nicht über die Vikingerzeit (IX. Jh.)
hinaufgehen, findet B. vorzugsweise in Sprache und Versbau: ein Teil der in
die Edden aufgenommenen Sagen sowie die Gestaltung der fremden Stoffe zu
einem harmonischen Ganzen ist aber durchaus germanisch oder echt nordisch.
Speciell erkenntlich ist, dafs die Mythen von Balder (in Gylfaginning und
Voluspaa) unmittelbar auf Erzählungen und Dichtungen englischer Christen
von Christus beruhen. Einige Quellen der Mythen findet B. teils in dem
apokryphen Nikoderaus-Evangelium, teils in nordenglischen christlichen Dich-
tungen, welche wahrscheinlich aus dem Vill. Jh. stammen; einige Züge gehen
mittelbar auf das Matthäus- und Johannes -Evangelium zurück. Die Nord-
länder haben die in England empfangenen und aus vielen verschiedenen
Quellen entsprungenen Erzählungen und Vorstellungen von Christus verändert
und weiter entwickelt und zu einem harmonischen Bilde zusammengefaßt.
Auch Loke ist jedenfalls teilweise auf den christlichen Lucifer zurückzufuhren.
Bugge wird der Ehre seiner Entdeckung dadurch nicht beraubt, dafs schon
früher Zweifel an dem hohen Alter und dem heidnischen Ursprung der Edda-
dichtungen ausgesprochen sind,8) wie ja zugleich das Studium der historischen
und vorhistorischen nordischen Altertumsreste auf die Verbindung mit dem
Auslande hinwies. Bugges Entdeckung zeigt uns, 'wie derjenige Teil der alt-
nordischen Mythologie, welcher ohne entsprechendes Gegenbild in der deut-
schen bleibt, mit dem zusammenfällt, welcher der zwiefachen Edda und
allenfalls der Hofdichtung eigen war, ohne doch im wirklichen Volksglauben
eine Stätte zu finden-, dafs sie uns ferner jene Eddalieder, auf denen hin-
wiederum die Hofdichtung sowohl als die Prosa der jüngeren Edda beruht
als Erzeugnisse einer Zeit und einer Gegend vorführt, welche recht wohl ge-
statten, ihren Stoff, soweit er ein neuer ist, auf ausländische Einwirkung
zurückzuführen, und zugleich durch die Vergleichung ihres Inhaltes mit dem
bestimmt bezeichneter ausländischer Überlieferungen die Einwirkung in hohem
Grade wahrscheinlich macht'. — Auch die Mythe von Thor, der nach dem
Midgardswurme angelt, scheint ein später und aus christlichen Vorstellungen
entsprungener Zug zu sein, und zwar wurde er wohl durch ein imposantes
Bildwerk hervorgerufen, über das manche Erzählungen umliefen. Ungefähr
1) Jahrosber. II, 2, 322. — 2) Studier ovor de nord. Gude- og Heltosagns Oprindel»*
[Entstehung]. 1 Sor. , Hft 1, Ghristiania. — Eine autoria. dtsche Übersetz, v. 0. Brenner
ersch. l$8l, München. — 3) K. Maurer, üb. d. Entetchg. d. altnord. Gotter- u. Heldca-
Sage, München. Sitz.-Ber. PhiL-hist KL 1879, II, 290—308. (Anzeige t. Bugges Schrift)
Norwegen und Dänemark. 11,299
vom J. 400 an wird bei kirchlichen Autoren der Kampf Christi mit dem
Teufel unter dem Bilde eines Fischers allegorisiert, der mit einer Angel die
Höllenschlange aus der Tiefe hervorzieht Diese Allegorie ist auf einem der
vielen Wege, wo Berührungen zwischen dem christlichen Europa und dem
noch heidnischen Norden stattfanden, in letzteren eingedrungen und hier als
Thor und dem Midgardswurm zugehörig angesehen. Alle litterarischen Er-
innerungen knüpften aber mittelbar oder unmittelbar an das Bildwerk an,
welches Olaf Paa c. 985 auf seinem Hofe Hjardarholt in Island ausführen
lief s ; alle älteren Quellen, Runensteine oder sonstige archäologische Denk-
mäler sowie Saxo kennen jene Mythe nicht. Ol. Paa hat die Ideen des Bild-
werkes wohl bei seinem Aufenthalt auf Irland aus einer bildlichen Darstellung
jener Allegorie von Christus empfangen und auf Thor übertragen. Die Ent-
wickelung des Mythus ist vermutlich in der Weise erfolgt, dafs Künstler oder
Eigentümer den Beschauern eine mündliche Erklärung der Bilder gaben , die
lyrische Ausbrüche der Bewunderung für das Kunstwerk und dessen Sujet
het-vorriefen. Indem dann der mythologische Stoff in den Sagencyklus der
Skalden aufgenommen wurde, nebenbei aber mündliche Erzählungen über das
Kunstwerk in Umlauf waren, entstanden epische Erzählungen in Versen, von
denen die Episode in Hymiskvida ein Rest ist, und auch eine zu wissenschaft-
lichem Zwecke vorgenommene, auf der ausführlichsten und sorgfältigsten
Tradition beruhende prosaische Darstellung: der Bericht in Gylfaginning. *)
Bei den bedeutenden Fortschritten der germanistischen Wissenschaften war
P. A. Munchs 1854 erschienene Darstellung der nordischen Mythologie
(Normaendenes aeldste Gude- og Helte-Sagn) nachgerade in manchen Punkten
veraltet. Der an und für sich ausgezeichneten Arbeit hat A. Kjser*) eine
Revision zu teil werden lassen, welche die neuesten Resultate der Wissen-
schaft berücksichtigt hat. Gab die Darstellung der Mythen selbst zu Ver-
änderungen verhältnismäfsig wenig Veranlassung, so sind die Anmerkungen
(sprachliche und historische) mehr oder weniger umgearbeitet und vermehrt.
Aufser den Anmerkungen ist u. a. die Darstellung des Religionssystems der
Edden abgeändert, mehrere Stücke neu hinzugefügt, wie die deutschen Sagen
von Sigfrid und den Nibelungen und die Entwickelung des Wölsunge- Sagen-
kreises. Interessant ist die ausführliche Übersicht der Ortsnamen, welche in
Norwegen an die Götter und deren Kultus erinnern.
Wichtig für das Studium der Vorgeschichte Norwegens sind die Abbil-
dungen, die 0. Rygh3) von nordischen Erdranden des Stein-, Bronze- und
älteren Eisenalters giebt und mit kurzen Einleitungen begleitet, in denen er
die Resultate der norwegischen archäologischen Forschungen für die drei ge-
nannten Kulturstufen zusammenfafst. Norwegen hatte schon im Steinalter
eine feste, aber nicht sehr zahlreiche Bevölkerung; am bevölkertsten waren
die Küstengegenden, doch werden Steingeräte wie überall so auch auf den
Hochgebirgen gefunden: sie gehören überwiegend der letzten Periode des
europäischen Steinalters (dem jüngeren Steinalter) an, in dem früheren Stein-
alter ist das Land kaum bevölkert gewesen. Das Volk blieb wahrscheinlich
ganz bis Schlafs des Steinalters auf dem Standpunkte eines Jäger- und
Fischervolkes stehen, während die Nachbarvölker im Süden, mit welchen es
1) K. G. Brönstodt, Norsk hißt Tidsskr. 2 Ser. 111, 21—43. — 2) Nomine Gude-
og Heltesagn ordncde og fromstilledo af F. A. Manch. Ny Udg. Krist. , 232 S. — 3) Norsko
Oldasgor ordnedo og forklarede Tegnode paa Tra af C. F. Lindberg. Hit. 1» 15 S. Text,
84 S. Abbüd. (382 Figuren). Krist
£1,300 XXXT. H. Schjöth:
nahe verwandt war, schon in der letzten Steinzeit in ziemlichem Umfange
Viehzucht trieben. Wann das Land seine erste Bevölkerung erhielt und zn
welchem Stamme das Volk der skandinavischen Steinzeit gehörte, Übt sich
nicht sagen-, letztere hat wahrscheinlich einige Jahrhunderte vor Christi Ge-
burt aufgehört. Im Bronzezeitalter scheinen die drei skandinavischen Lande
von demselben Volke oder von nahe verwandten Stämmen bewohnt gewesen
zu sein, aber die ethnographische Stellung derselben ist noch immer unent-
schieden. Das Volk der Bronzezeit, welches in Norwegen besonders an der
Küste gewohnt hat, trieb nicht nur Viehzucht, sondern auch Ackerbau, hatte
grofee Fertigkeit in Metallarbeiten und verstand es schöne gewebte Zeuge
herzustellen; es hatte Schiffe von ansehnlicher Gröfse, wie überhaupt die See-
fahrt keinen geringen Platz in dem Leben jener Zeit eingenommen hat:
diese hat wohl in den ersten zwei Jahrhunderten n. Chr. aufgehört Im Eisenalter
scheint die Grenze zwischen der älteren und jüngeren Periode in das VUJ. Jh.
zu fallen. Im älteren Eisenalter entsprach die Bevölkerung an Zahl der
der südlichen Gegenden Skandinaviens in früheren Perioden; auch war das
Küstenland wieder stärker bevölkert als das Binnenland. In dieser Periode
zeigen sich die ersten Spuren des Gebrauchs der Buchstabenschrift: des sog.
älteren Runenalphabets von 24 Zeichen, welches in den Alpen-Ländern auf
Grund des lateinischen Alphabets entstanden und nach dem Norden gleich-
zeitig mit den Altertümern gekommen scheint, die den ersten Einflufe rö-
mischer Kultur bezeichnen. Die erhaltenen Reste bestehen nur in kurzen^^
Inschriften; ihre Sprache ist eine germanische, die uns somit zum erste^^
Male sichere Aufklärung über die Nationalität der Bevölkerung giebt
Das ältere Eisenalter in Norwegen und dessen Verhältnis zu fremden un_ <j
südlicheren Kulturgruppen hat Ingwald Undset1) beleuchtet Hinsichtlic^^h
der Bevölkerung des Landes zeigen nach ihm die Altertümer, dafs Norweg^^n
von Süden nach Norden bevölkert ist, und dafs seine Bevölkerung nicht ^bo
alt ist wie man wohl meint; insonderheit fällt der Anfang der Eisenkult— ^u>
in Norwegen nicht mit einer grofsen gemeinschaftlichen Einwanderung <fe^ er
Vorväter der Nordländer zusammen. Die verschiedenen Landesteile haW^n
nach Ausweis der Altertümer zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene <ji
Wegen ihre Kulturimpulse bekommen; die Eisenkultur selbst ist in cftcn
Norden eingedrungen in gleichmäfsiger Fortsetzung der Strömungen, weide
in der Bronzezeit die Formen der antiken Kunstindustrie dorthin gebntcAt
hatten. Wahrscheinlich hat mit den Kultureinflüssen die Volksvermehn&i^
und zwar immer von Süden nach Norden, gleichen Schritt gehalten. — Ja
geographischer Anordnung verzeichnet K. Rygh*) Funde aus der heidnischen
Zeit, die im Amt Nord Trondhjem gemacht sind: ein weiteres Supplement
zu N. Nicolaysens schon mehrfach durch Nachträge fortgesetztem Ver-
zeichnis der Reste norwegischer Vorzeit vor der Reformation (Christ. 1862
— 66). — Über eine der dunkelsten Perioden in der alten Münzgeschichte
Norwegens (2. Hälfte des XI. Jh.) verbreitet der grofse Münzfund Licht, der
1878 in Graeslid in Tydalen (Stift Trondhjem) gemacht ist8) — Zur Ge-
schichte Norwegens im Mittelalter existieren neben den nordisch-isländischen
1) Fra Norges soldre Jernaldor, Aarb. t nord. Oldk. og Hist. S. 90—184. — 2) FW-
tognelse over faste Fortidslevningor og Oldsagsfund i Nordre Trondhjoms Amt, Det kgl
norsko Vidoxuik. Selsk. Skrifter 1878, S. 53—176, Trondhjem, 1879. — 3) L. B. Stenenei
Ztachr. f. Numism. 1879.
Norwegen und Dänemark. U 301
Sagas1) lateinische Quellen, die jetzt G. Storm*) in neuer Ausgabe vorge-
legt hat: ein grofses Verdienst den bisherigen gegenüber, die meist ebenso
unhandlich wie fehlerhaft und unkritisch sind. Seine mit reichhaltigem Kom-
mentar und erschöpfender Einleitung versehene Sammlung enthält folgende
Schriften: Theodrici Monachi historia de antiquitate regum Norwagensium,
Historia Norvegiae, Acta Sancti Olavi regis et martyris, Acta Sanctorum in
Selio,3) Acta Sancti Halvardi, De spinea Corona, Itinerarium in terram
sanetam, Fundatio Lysensis monasterii, Commentariolus de coenobiis Norwe-
giae, Series regum, Series archiepiscoporum, Obituaria. St. hat nicht nur
die Originale der älteren Ausgaben aufgefunden, sondern z. t. auch bis jetzt
unbenutzte Hdss. herangezogen. In der Beilage ist ein buchstäblicher Abdruck
der wichtigsten Texte mitgeteilt, so von der ganzen 'Historia Norvegiae' nach
der einzig jetzt noch existierenden Hds., die St. von dem Eigentümer, George
Karasay, Earl Dalhousie, geliehen hat. Von grofser Wichtigkeit für die Kunde
der Topographie Norwegens im Mittelalter ist das sog. 'rote' oder 'Erdbuch'
(d. i. Grundbuch, Matrikel) Bisch. Eysteins von Oslo.4) Bei den Visitations-
reisen Eysteins zwischen 1388 — 1401 entstanden und an jedem Orte selbst
verfafst, ohne doch lediglich eine Abschrift älterer Grundbücher zu sein, ent-
hält es aufser Verzeichnissen über die Güter der Kirchen in dem Bistume
Oslo auch die Güter des Bischofstuhles, der Kanonici und einiger Klöster.
Ton H. J. Huitfeldts Ausgabe ist jetzt Heft 4 erschienen.5)
Die älteste altnordisch geschriebene Sagabearbeitung ist das sog. Agrip.
Wahrscheinlich verfafst um 1190 und häufig benutzt oder sogar ausge-
schrieben von den Verfassern von Morkinskinna, Fagrskinna, ja selbst von
Snorre/ Sturlesön, enthält es vieles, was man nicht anderswoher kennt. Ob-
wohl Agrip auch für den Sprachforscher, insbesondere wegen des hohen
Alters der einzigen erhaltenen Hds. von Wichtigkeit ist, haben wir nur zwei
nicht mehr genügende Ausgaben desselben (von P. A. Manch und Finn Mag-
nusson). V. Da hier up6) hat jetzt einen diplomatisch genauen Abdruck der
Hds. mit ausführlicher Einleitung veranstaltet. Mit G. Storm (Snorre Stur-
lessons Historieskrivning S. 25 ff.) glaubt er, dafs die Saga ursprünglich
in Norwegen verfafst, die uns erhaltene Hds. aber in Island angefertigt ist;
letztere setzt D. in die 1. Hälfte des XHI. Jh. Von der Hrafnkel Freis-
godas Saga,7) die wohl in Island in der Mitte des XII. Jh. entstanden ist
und Begebenheiten auf der Insel von c. 925 — 945 behandelt, hat K. Som-
mer feldt eine Schulausgabe mit Kommentar geliefert, der K. Gislasons Text
(1847) zu Grunde liegt. Weiter erschienen ist die von der Nordischen
Oldskrifts-Gesellschaft veranlafste Ausgabe des Njdla,8) während Th. Möbius
Snorre Sturlusons Hattatal9) herausgab. Mehr der Literaturgeschichte
1) 'Saga', obwohl da« deutsche 'Sage', trägt nicht den Begriff des Ungeschichtlichen in
sich, doch Tgl. u 30 2 x. — 2) Monumenta historica Norvegiae, Latinske Kildeskrifter til Norges
Hist i Middelald., udg. efter offentl. Foranstaltn. Krist LXII, 301. — 3) Vgl. Jahresber. II,
2, 324*. — 4) Alt-, jetzt Vorstadt von Christiania. — 5) Bisk. Eysteins Jordebog (den rode
Bog), fortegnelse over det geistlige Oods i Oslo Bispedömme omkring Aar 1400. Efter offentl.
foranstaltn. Hft 4, XXLLI ti. S. 577—783. Med 13 Blade Facsimile-Aftryk. Krist Vgl.
Jahresber. II , 2, 326. — 6) Agrip af Norges Konunga Sögum. Diplomatarisk Udgave for
Sanifandet til Udgivclse af gammel nord. Literatur. XXXVII, 134 S. n. ein Facsim. Kjbhvn.
— 7) Sagan af Hrafhkeli Freysgoda, med forklar. Anmserkn. Christ, 1879, 55 S. — 8) Njala
II, Hft 1. Kjbhvn, 1879, 334 S. — 9) Hattatal Snorre Sturlosonar. I (Gedicht). Halle,
Waisenhaus, 1879. 122 S. Hattatal ist bekanntlich die in der jüngeren Edda als 3. Teil ent-
haltene Metrik.
11,302 XXXI. H. Schjöth:
kommt die von G. Cederschiöld herausgegebene Erex Saga1) zu gute,
die eine Bearbeitung des Erec und Enide des Chrestien de Troyes ist und
in der 1. Hälfte des XIII. Jh. übersetzt sein mufs. C. hat die Sprache dieser
Zeit hergestellt. — Von grofser Wichtigkeit für das Studium der altnordischen
Litteratur und Geschichte ist die Fortsetzung, die Möbius8) von seinem
'Catalogus librorum islandicorum et norvegicorum aetatis mediae' (1856) giebt
Sie enthält Bibliographie und Biographie, Sammlungen altnordischer Texte,
Verzeichnisse altisländischer und altnordischer Schriften, Anführung altislän-
discher und altnordischer Prosawerke innerhalb der altisländischen und nor-
dischen Litteratur und ein Namenregister.
Zu einem Reiche wurde Norwegen 872 durch die Schlacht iu Havrs-
fjord vereinigt. In dem einen der beiden alten Gedichte über sie, welches
teils Thjodolv von Kvin, teils Hornklove zugeschrieben wird, heilst der
Sieger Luva, seine Gegner Kjötve und Haklang. Luva war Harald Haar-
fagers Zuname, ehe er sein Haar schor, nicht sicher waren bisher seine
Gegner ermittelt. Allein auch die Namen Kjötve und Haklang müssen Zu-
namen sein und die durch sie bezeichneten Könige sind ohne Zweifel der
norwegische König Olav (Amlaib) in Dublin und sein Vater Godfred.
König Godfred hatte also im Kampfe gegen Harald Hülfe bei seinem Sohne
Olav in Dublin gesucht und erhalten. Dieser kam mit einem Wikingerheer
von den Westlanden (Irland), fiel aber in der Schlacht bei Havrsfjord. Die
Folgen dieser Schlacht erstrecken sich wohl weit über Norwegen hinaus auch
auf die schottisch -irischen Gewässer und Island. Denn mit Olavs Fall tritt
ein Zustand der Schwäche in dem norwegischen Reiche in Dublin ein, der
durch König Haralds Zug nach Schottland und den schottischen Inseln noch
zunimmt Da diese Inseln sich Harald unterwerfen müssen und die Wikinger
von dort vertrieben werden, siedeln manche von diesen nach den Faeröern
und nach Island über.3) Als der Held des französischen (lai d'Aneloc le
Danois' (1. Hälfte des XU. Jh.) und des englischen iay of Havelok the Dane*
(von ca. 1280) ist der bekannte Olav Sigtrygsson Kvaran, König in Nor-
thumberland und eine Zeitlang (942 — 44) über ganz Danelagen nördlich vom
Watlingastrcet, anzusehen. Der Name Olav (Anleifr) ist angelsächs. AnlÄf,
irisch Amlaib (ausgesprochen Awlay) und walisisch Abla. Cuaran, welches
im Irischen 'Sandale' bedeutet, hat im Britischen die Bedeutung 'Küchen-
junge' erhalten; daher stammt die Erzählung, Havelok sei bei seiner Ankunft
am Hofe König Alses zum Wassertragen und Holzhacken gebraucht worden.4)
Über Magnus Barfods (1093 — 1103) Geschichte ist es bisher nicht
möglich gewesen, die verschiedenen (heimischen und fremden) Quellen in Über-
einstimmung zu bringen. Seine beiden Züge nach Schottland und Irland Bind
sogar zu 3 oder 4 verschiedenen Zügen erweitert worden. Eine kritische
Untersuchung der Quellen6) ergiebt nur 2 Züge (1098—99, 1102-3): so-
wohl die Sagas wie die späteren Historiker haben übertrieben. Den Plan,
ganz Irland zu erobern hatte er nicht, wie er sich auch nicht in schottische
und später in irische Thronstreitigkeiten gemischt hat. Zuverlässige Quellen
zeigen ihn konsequent in dem Bestreben die schottischen Inseln und Man an
1) Erex Saga. Efter Handskrifterne udg. Kopenh., XII, 45 S. — 2) Verzeichnis der
auf d. Gebiot d. altnord. (altisländ. u. altnorweg. Sprache) n. Litterat von 1855 — 1879 er-
schienenen Schriften. Leizig, Engelmann. IV, 129 S. — 3) 0. Storm, Slaget i HaTrsfjod.
Norsk hist Tidskr. 2 Ser., II, 313—31. — • 4) Dera., Havelok the Dane and the Sorte
king Olaf Kuaran. Christ, Videnskabsselsk. Forhandl. 1879. — 5) Dera., 1Ug«n« Bert
Westerhaystog, Norsk hist Tidskr. 2. Ser., III, 1—20.
Norwegen und Danemark. 11.303
das norwegische Reich zu knüpfen. Auf seinem ersten Zuge erobert er die
Orkney-Inseln und nimmt den König der Suderinseln (Hebriden) gefangen,
der ihm huldigen mufs; mit diesen Resultaten begnügt er sich, und selbst
ein zufalliges Glück bei Anglesea führt ihn nicht zu weitergehenden Plänen,
ßei dem zweiten Zuge wollte er den Tod des Unterkönigs Lagmanns be-
ntttzen, um dem norwegischen Königsgeschlechte den Thron der Insel zu ver-
schaffen und sie enger mit dem Mutterlande zu verknüpfen. Dies wäre ihm
S^wifs auch geglückt, wenn er nicht auf der Heimreise von seinem neuen
deiche eine einzige Inkonsequenz begangen hätte: die leichtsinnige Landung
auf Irland, welche ihm das Leben kostete. Sein Zug war jedoch nicht ver-
ß^bens: die Häuptlinge auf den Orkney-Inseln und die Könige auf den Suder-
***seln schlössen sich von da an das Mutterland an, und der von Magnus
t^gründete Zustand dauerte mit geringen Modifikationen über drittehalb Jahr-
hunderte.
Bevor Magnus Erlingsön (1162 — 84) in Norwegen zum Könige gekrönt
^urde (1164), fanden zwischen seinem Vater Erling Skakke und dem Erz-
Bischof Eystein Verhandlungen statt,1) von denen die Saga jedoch nicht
bissen, in wie weit sie zu einem schriftlichen Vertrage führten. Doch ent-
l^^lt einerseits § 2 des älteren Gulathingslov2) das 'neue Gesetz', welches auf
^em Reichstage 1164 von 'König Magnus, Erzbisch. Eystein, Jarl Erling und
den weisesten Männern in Norwegen' über die Erbschaft des Königreichs,
^Aentuell die Königswahl angenommen wurde, sowie auch einen Hinweis auf
«ias Versprechen des Königs, bei seinem Tode seine Krone St. Olav zu
Opfern 'zu Gottes und des h. König Olavs Ehre'; andererseits findet sich in der
-Abschrift eines Briefes von Magnus an Eystein in den sog. 'Adversaria
Xluidtfeldiana' eine vollständige Lehnshuldigung an St. Olav mit einer an
dieselbe geknüpften Bestätigung einer Reihe Privilegien für den erzbischöf-
Xichen Stuhl, datiert vom Krönungstage, Ostersonntag 23. März 1276 (!).
"Über die Echtheit dieser Dokumente ist viel gestritten. Doch ist mit K.
"Maurer der Gesetzesparagraph für echt zu halten; er findet sich in den
Siteren Frostathingslov grade wie in § 1 des Kirchenrechts. Der Brief dagegen ist
unecht und wohl in der Mitte des XV. Jh. verfafst.8) — Streitig ist auch
das Alter und die Entstehung des 'Lagmannsamtes'. Zur Beurteilung des
Charakters der norwegischen Lagmänner vor Sverres Zeit bieten uns die
überlieferten historischen Quellen keine unmittelbar sicheren Anhaltspunkte,
da die Aussprüche derselben wenig zahlreich und unklar sind. Mittelbar
dagegen zeigen uns die erhaltenen Gesetze (wenn auch nicht mit absoluter
Sicherheit), dafs es vor Sverre in Norwegen Lagmänner als öffentliche Be-
amte nicht gab. Dies, sowie verschiedene andere Umstände machen es wahr-
scheinlich, dafs Sverre das Institut der Lagmänner als solches einführte. Die
vor Sverre genannten Lagmänner werden daher als private, wegen ihrer
Gesetzeskunde hoch angesehene Männer zu denken sein, die in streitigen oder
zweifelhaften Fällen Rechtsbelehrung ohne bindende Kraft erteilten, wie wir
Solche Lagmänner in Island finden.4)
Ein anderes Amt in dem alten norwegischen Staate, die 'Armenn' hat
1) Die erste Krönung in Norwegen. Da er nicht Königssohn war, wollte sein Vater
l£rling auf diese Weise sein Königtum stärken. — 2) S. Jährest). I, 388 ff. — 3) G. Storni,
Magna* Erlingssöns Lot om Kongeralg og Löfte om Kronens Ofring. Christiania, Vidensskaba-
aelsk. Forh. No. 14. 16 S. — 4) Sig. Sigurdharson, Gares der noget lagmandsembede i
Xorge för Sverres tid? Aarb. f. nord. Oldkynd. etc. 1879, S. 163—84.
11,304 XXXI. H. Schjoth:
K. Maurer1) wesentlich auf Grund der Rechtsquellen untersucht Er erkl^fcj
die Entstehung und Bedeutung des Wortes und sucht die Stellung des Anx^
zu den anderen Ämtern sowie dessen Rang und Stellung in der Gesellscfc*^
zu bestimmen.
Der norwegische Reichsrat giebt für die Zeit, in welcher er best^,^
einen sicheren Mafsstab für die innere Kraft Norwegens ab, da er die Aristo-
kratie und Hierarchie des Landes repräsentiert und zugleich die Institution
ist, welche während der Vereinigung mit Schweden und Dänemark der Träger
der Sonderinteressen Norwegens und die Aufrechterhalterin seiner Selbstän-
digkeit sein sollte. Yngv. Nielsen2) hat daher in der Darlegung seiner
Stellung in der historischen Entwicklung Norwegens vom XIII. — XVI. Jh.
den Reichsrat nicht nur in seinem Verhältnis zum Königtum und in der
Unionszeit zu den Reichsräten der beiden anderen Reiche geschildert, sondern
auch im Verhältnisse zu den Gesellschaftsklassen, welche er repräsentierte.
Dadurch ist die Darstellung etwas breit geworden, indem sie sich nicht
auf die Geschichte des Reichsrats beschränkt, sondern zugleich wichtige Par-
tieen der politischen Geschichte Norwegens in den letzten Jahrhunderten
des Mittelalters behandelt, namentlich die Zeit nach der Kalmarischen Union.
Die norwegischen Städte spielten im Mittelalter eine untergeordnete
Rolle und nur ausnahmsweise kann die Rede sein von der städtischen Be-
völkerung als einer Klasse oder einem Stande für sich, welcher sich in poli-
tischer Beziehung geltend machen konnte. Die Städte wurden in ihrer Ent-
wicklung gehemmt gerade zu der Zeit, da sie sich hätten heben können; sie
konnten die Konkurrenz mit den fremden Faktoreien nicht aufnehmen, welche
von dem XIII. Jh. an nach und nach an den Stellen emporwuchsen, wo
ein irgend gröfserer Handelsverkehr war, so das Comptoir in Bergen und die
deutschen Kolonieen in Oslo und Tunsberg. Der Grund für die schwierige
Stellung der norwegischen Städte liegt darin, dafs die Einwohner derselben
im Grunde genommen keinen eigenen Stand bildeten. Es gab überhaupt
keine scharfe Grenze zwischen Land- und Stadtbevölkerung, die Mehrzahl
der städtischen Einwohner war vielleicht durch ihre Interessen eben so stark
an das Land gefesselt, wie an die Stadt. Die ganze Bevölkerung erhielt so
ein wechselndes, unbestimmtes Gepräge und verlor die Fähigkeit den Frem-
den zu widerstehen, die ihrerseits grofse Abneigung zeigten, sich in die nor-
wegischen Gesellschaftsklassen zu mischen. Die Ratmannslisten zeigen, data
der Rat in allen norwegischen Städten das ganze Mittelalter hindurch fest
ausschliefslich aus eingeborenen Mitgliedern bestanden hat; nur wenige Kamen
deuten auf nicht norwegische Herkunft hin. Ein erbliches Patriciat gab es
nicht, da sich die städtische Bevölkerung nicht genügend befestigte. Um Sats-
herr zu werden, war ein gewisses Ansehn und ein gewisser Wohlstand nötig;
davon, dafs die Mitglieder des Rates regelmäfsig der Reihe nach abtraten,
findet sich in den Quellen keine Spur; wahrscheinlich haben sie bis zu ihrem
Tode oder so lange, wie sie es selbst wünschten, fungiert; auch scheint nicht
wie in Deutschland immer nur ein Teil des Rates in Wirksamkeit gewesen
zu sein, während die übrigen wechselweise frei waren. Die Anzahl der Rats-
herrn, Bergen ausgenommen, steht nicht fest; in den gröfseren Städten war
die regelmäfsige Anzahl vielleicht 12, welche nur in Bergen nach 1528 auf
24 vermehrt ist. Ursprünglich hatte der Rat keinen Obmann: erst von der
1) Die armenn d. altnorweg. Rechts, Mtinch. Sitzber. Phü.-hiat Kl. 1879, I, 49— 1&
— 2) Det norske Riguraad. Christ., XV, 384 S.
Norwegen und Dänemark. 11,305
litte des XV. Jh. an werden ein oder zwei Bürgermeister in mehreren
tädten genannt. *) — Eine der ältesten und historisch merkwürdigsten Städte
1 Norwegen ist Nidaros (Trondhjem): ihr Aussehn und ihre stufenweise Ent-
ickelung in den drei ersten Jahrhunderten ihres Bestehens (XI. — XIII. Jh.)
ßhildert Chr. Hansen.2)
Man hat bisher eine von einem Juristen verfafste norwegische Rechts-
eschichte vermifst; denn das einzige Werk, welches eine zusammenhängende
arstellung giebt, des verstorbenen Prof. R. Kaysers 'Norges Stats- og
etsforfatning i Middelalderen* (hrsg. nach des Vf. Tode von Prof. 0. Rygh,
hrist., 1867), ist veraltet und versucht nicht die Staats- und Rechtsverfassung
it der neueren Entwickelung in Zusammenhang zu bringen. Jetzt hat
r. Brandt die Herausgabe seiner Vorlesungen über die norwegische Rechts-
.schichte begonnen,8) in welchen man eine vollständige Bearbeitung des
•ivatrechts und seiner Geschichte erhält. Als Einleitung ist eine Über-
jht der Rechtsquellen vorausgeschickt und vom Privatrecht das Personen-
id das Sachenrecht behandelt. In der Einleitung weicht Br. in mehreren
esentlichen Punkten von K. Maurer4) ab; aber da das Buch ausschliefs-
:h zu Lehrzwecken bestimmt ist, hat er seine abweichende Ansicht nicht
»gründet. — Magnus Lagaböters Landrecht von 1274, durch Verordnungen
>r folgenden Könige fortgeführt, ist bis zu Christians IV. Gesetzbuch (1605)
Geltung geblieben, das die alten fast unverständlichen Gesetze nur durch
bertragung in die neuere Schriftsprache verständlich machen sollte. Hierzu
iden sich Vorarbeiten in privaten und halb offiziellen Gesetzesentwürfen
is der 2. Hälfte des XVI. Jh.6) — Eine ausführliche Darstellung des Gula-
lingslög und dessen Geschichte gab K. Maurer,6) indem er zugleich die
äderen Gesetze, den Frosta-, Eidsiva und Borgarthingslög sowie das Bjarkö-
icht mit behandelt.
Unter den Heiligen Norwegens findet sich ein 'heiliger König Haakon',
en Storm als Haakon V. Magnussön (1299 — 1319) nachwies. Daae in
Borges Helgener' nimmt dies an, aber hält doch daran fest, dafs auch König
[aakon Haakonssön (1219 — 1263) am Schlüsse des Mittelalters und soweit
urück, wie mittelalterliche Traditionen sich in Norwegen noch in einigen
Jmfange erhielten, als heilig betrachtet worden ist. Dieser Auffassung schliefst
ich Storm7) jetzt teilweise an. Die beiden berühmten Könige sind zu
inem verschmolzen, der den Heiligentitel bekommen hat; er hat seinen
"odestag (16. Dez.) von Haakon Haakonssön, aber seine Ruhestätte (die
iarienkirche in Oslo) von Haakon Magnussön entlehnt. — Beachtenswert
st, dafs in die Geschichte des Nordens durch Mi fs Verständnis auch Festtage
ttr nicht nordische Heilige eingeführt sind. So findet sich in einem islän-
iscben Nekrologium ein 'Nikolaus episcopus', der nicht König Sverres Gegner,
lischof Nikolaus Arnessön (f 1225), sondern der kleinasiatische Bischof
Nikolaus v. Myra ist; ebenso ist die 'heilige Königin Margrete' eines anderen
fekrologiums die schottische Königin M. (f 1093) und nicht eine nordische
1) T. Nieosen, Fortegnelse over Raadsrnsondene i de norske Kjöbstseder i Middelal-
iren. Christ. VidenekabsseJsk. Forhandl. 1879, No. IS, 20 S. — 2) Det gamle Nidaros.
ii kulturhist Skil dring. Trondhjem, 96 S. — 3) Forelsesninger over den norske Rets-
Btorie I. Christ, VIII, 340 S. — 4) S. Jahresber. H, 2, 387—90. — 5) G. Storm, Om
aandskrifter og Oversaettelser af M. Lagaböters Love. Christ Videnskabselsk. Forh. 1879,
L s. — 6) Ersch a. Gruber, Encyklop., I. Sect, 97, 1—74, 1878. Vgl. Jahresber. I, 388 ff.
- 7) Om den hellige Kong Haakon og Feder Syrs Psalterium, Christ Yidenskabselk. Forh.
)79, 10 S.
Hlsiorisoh« Jahresberichte. 1880. II, 20
11,306 XXXI. H. Schjöth:
Königin oder Königstochter.1) Das Auftreten des schwarzen Todes besonders
in Norwegen und den anderen nordischen Ländern hat Dr. med. L. Taye*)
zur Darstellung gebracht.
Unter den dänischen8) Geschichtsquellen des Mittelalters nimmt Sazos
'Historia Danica' den ersten Platz ein, von welcher keine Handschriften
mehr, sondern nur einzelne Fragmente vorhanden sind. Ein neues, ausser-
ordentlich merkwürdiges wurde als Einband einer Hds. des XV. Jh. in der
Municipalbibliothek in Angers 1877 durch G. Paris nachgewiesen und ist der
Kgl. Bibliothek in Kopenhagen überlassen worden. Es enthält Stücke aus
B. I. über die Könige Skjold und Gram, ist um 1200 geschrieben und jetzt
in photolithographischem Facsimile herausgegeben.4) In einer Einleitung dazu
kommt Chr. Bruun zu dem Resultat,5) dafs das Fragment aus der Zeit
Saxos selbst herrührt: ist es auch nicht von Saxo selbst geschrieben, so sind
doch die Interlinear- und Marginal -Noten der Handschrift dem Schreiber
möglicherweise vom Autor selbst diktiert und eine Mariginalnote vielleicht
von Saxo eigenhändig geschrieben.
Von andersartigen Quellenschriften sind das Urkundenbuch des
Esrom6) und die 'Regesta diplomatica Historiae Danicae'7) zu nennen.
Von Bd. III seiner 'Normannen* hat Joh. Steenstrup8) Hft. 1 gelief
Er behandelt darin die nordischen Kolonieen in England 901 — 954, ,.. m.^
Reiche in Dublin und Waterford 914—951, die Könige in Limmerick, Kön^^,j
Brian Borumka, die Angelsachsen und Nordländer unter König Edgars ~
gierung, die norwegischen Kolonieen auf den schottischen Inseln und Hai1
inseln, die Heerfahrt Svend Tveskjccgs und der Jomsburger Wikinger
England und endlich Knuds d. Gr. Eroberung Englands. In einigen v(
ausgehenden kritischen Untersuchungen stellt St. einzelne Punkte rieht
über welche bisher bei der Verwirrung in den Quellen Unklarheit herraeh^nfe
So hat 902 zwischen den Männern von Kent und den Wikingern kein Kacrraip/
stattgefunden, wie auch der Kampf der Kcnter 905 bei Holme, (in Norf^dfr
nicht in Kent) ausgefochten ist; die Schlacht bei Tettenhall und Wod^fe^*.
field wurde 911 geschlagen; der von Simeon v. Durhain z. J. 912 besprecht t?^
Kampf bei Dublin (Dunblane in der Gfschft. Perth) ist ohne Zweifel in.» j
918 und die Ermordung des irischen Königs Nial am richtigsten ins J. &19
zu setzen. Ragnvald ist König von Northumberland am wahrscheinlichste!?
919 geworden; einige Jahre später unterwarf er sich König Eduard (901—
924), huldigte ihm und starb 921. Wilhelm v. Malmesburys Bericht Aber
den Einfall Godfreds in Northumberland und seine Zusammenkunft mit König
1) G. Storm, to fremmede Helgoner, som haye forvildet rig ind i den norske Hist,
Norsk. hist Tidsskr. 2 Ser., U, 375—77.— 2) Den sorte Död i d. XIV. Aarhundr. 119 8.
— 3) Wir weisen hier wiederum auf die durch Vollständigkeit ausgezeichneten bibliographi-
schen Berichte V. Mollorups über die in- u. ausländ. Litteratur zur dan. Gesch. hin, Dank
hist. Tidsskr. 2 Ser. II, 220—230, 466—82 (behandelt die Litter. y. 1879 mit Nachtrag«
a. früheren Jahren). Vgl. Jahresb. I, 597 u. Mitteil. a. d. hist Litt. X, 194. — 4) DetiAnga»
fundne Brudstycko af et llaandskr. af Saxo Gramm. Udg. i fotolith. Facsim. af d. kgl. daatke
Vidensk.-Selsk. 6 S 8 Plader 4°, Kjbnhvn., 1879. — 5) Angers - fragmentet af et Haaadafa
af Saxo Gramm. Med en Indledn. Kjbhyn, 1879, XV1I1, 20 S., 4°. — 6) Krag, m (
Nielsen. Hft. 1. Kopenh., 176 S. Vgl. Jahresbcr. II, 2, 327.-7) Ser. 2. Tom. prior,
ab a. 784 ad a. 1349. Kjbhvn, 288 S., 4°. — 8) Hft. 1, 287 S., 8°, Kjbhm, 1879. N
manne nie [Vgl. Jahresber. I, 382 ff.]. A. u. d. T. : Danske og norske Riger paa de brittJ
Öer i DanoTteldens Tidsaldor. — Auf die Jahresber. II, 2, 320*-* besprach. AafsitM
Steenstrup und Storm wird sich beziehen der Aufs.: Flamands et Danois, La Flandre
No. 7—11.
Norwegen und Dänemark. 11,307
Atheisten ist glaubwürdig and stimmt mit der angelsächsischen Chronik; die
Zusammenkunft selbst fand bei Eamont und Dacre in Kumberland statt. Die
Quellen dieses Zeitraumes erfordern hiernach eine weit eindringendere und
kritischere Behandlung, als ihnen bisher zu teil geworden, und auch die
angelsächsische Chronik ist einer gründlichen Untersuchung in Bezug auf
ihre genealogische Enstehungsweise und ihre chronologischen Angaben zu
unterwerfen.
Die spärlichen Nachrichten, die wir über Dänemark aus der Zeit vor
Karl d. Gr. haben, hat ebenfalls Steenstrup1) um eine neue (bisher über-
sehene) über einen Wikingerzug nach der Küste des Frankenreichs um die
Mitte des VI. Jhs. vermehrt. Nach einem Gedicht des Venantius Fortunatus,
welches zwischen 565 und 575 zu Ehren des Herzogs Lupus v. Champagne
geschrieben ist, hat zu dieser Zeit oder etwas früher zwischen den Franken
und den vereinigten Dänen und Sachsen an den Flüssen Bordaa und Langona
ein Kampf stattgefunden, in welchem die Franken einen vollständigen Sieg
gewannen: Bordaa wird die jetzige Bordau in Westfriesland und Langona die
Lonbach oder Louwers, der Grenzflufs zwischen Westfriesland und Groningen
sein. — Über die alte skandinavische Civilisation hat A. Maury*) nichts
eigentlich Neues mitgeteilt, aber eine gute Übersicht über die Resultate der
Untersuchungen der nordischen Arcbaeologen (besonders Worsaaes) über die
Wikingerzeit gegeben. — Das Kulturleben des Nordens in der katholischen
Zeit (Litteratur und Kunst) schildert C. Rosenberg.3) Nach ihm hat der
Norden das Mittelalter hindurch vollständig seinen eigentümlichen, ange-
stammten Geistesinhalt entfaltet; aber dies geschah nicht zu gleicher Zeit
und in demselben Umfange bei Isländern, Norwegern, Dänen und Schweden.
Die Unterschiede, die sich hier zeigen, erklären sich im wesentlichen aus
dem verschiedenen Verhältnis, in welchem die drei Grundfaktoren des Mittel-
alters, Volksgeist, Geist des Christentums und 'Römergeist' an jeder Stelle
gewirkt haben. Island war zu Ende der heidnischen Zeit die 'Hauptwerk-
Stätte' der alten Kultur geworden. Hier eignete man sich in den ersten
Jahrhunderten den Geist des Christentums kräftig und innerlich an, während
der römische Einflufs vorläufig zurückgewiesen wurde, namentlich der Versuch,
das Latein als Schriftsprache an die Stelle der Muttersprache zu setzen.
Daher schreitet die in der heidnischen Zeit begonnene nationale Entwicklung
nach Einfuhrung des Christentums ununterbrochen fort. Die alte Dichtkunst
wird noch Jahrhunderte lang gepflegt und erhält zuletzt ihre eigene Poetik,
wie auch die alten Gesänge bewahrt werden; gleichzeitig schafft der 'Volks-
geist1 eine Gesetzgebung, welche auf alter, gemein-nordischer Grundlage
die innigste Vereinigung von Freiheit und Ordnung durchfuhrt, und eine Ge-
schichtsschreibung, die sowohl vom wissenschaftlichen wie vom künstlerischen
Gesichtspunkte aus zu den ewigen Grofsthaten des Menschengeistes gehört;
und endlich wird die neue nordische Dichtung, das Volkslied (Folkeviser), die
inzwischen in Dänemark zu blühen angefangen hatte, aufgenommen. Auf
der anderen Seite tritt früh das Bestreben hervor, dem Geist des Christen-
tums in einer religiösen Dichtung in populärer Form Ausdruck zu geben,
sowie sich einige Homilien und Legenden in der Muttersprache anzueignen,
und endlich werden einzelne Resultate der europäischen Wissenschaft auf
1) Nogle Efterretninger fra udenlandske Kildor om Danm. i Oldtiden. Dansk. hiat Tidsskr.
5 8er. II, 230—234. - - 2) La yieille civilis. acandin., Key. d. dem mondea 41, 240—72. —
3) Nordboernet Aandiliv. IL Xopenh. 675 S. Vgl. Jahrwber. U, 2, 326.
20
11,308 XXXI. H. Schjöth:
heimische Gegenstände (Grammatik, Rhetorik) angewendet. Inzwischen hatte
die Kirche in Norwegen die Zeit des Bürgerkrieges (1130 — 1240) benutzt,
um eine bedeutende Macht zu erwerben: Norwegen hätte fast eine lateinische
Geschichtsschreibung erhalten. Aber mit Sverre (1177 — 1202) beginnt eine
starke Reaktion gegen das 'Römerwesen' in der Kirche, und ungefähr 100 Jahre
hat sich die Kirche mit einem Platz neben und nach dem Königtum be-
gnügen müssen. Da entwickeln sich die Gesetze und das Volkslied findet
Eingang; Norwegen wird der Hauptsitz für die Aneignung der Geistes-
produkte fremder Kultur, sowohl weltlicher wie kirchlicher (Homilien, Le-
genden, heilige Schrift) in der Muttersprache, zuletzt wird unter dem Ein-
flüsse der Kirche ein Holzkirchenstil ausgebildet, in dem romanische Formen
der einheimischen Ornamentik angepafst und mit ihr verbunden sind, während
in den gröfseren Steinkirchen der romanische und der Übergangsstil oft
kräftigen und schönen Ausdruck finden. — In Dänemark wurde der Volksgeist
früh vom Geist des Christentums und dem römischen, welche in der Kirche
vereinigt sind, überwältigt. Letztere beschenkt das Volk mit einem reichen
Kirchenbau mit dazu gehöriger Ornamentik und Bildhauerkunst, besonders
im romanischen Stil; aber sie setzt auch das Lateinische als Schriftsprache
an die Stelle der Muttersprache: letztere wird durch diese litterarische Ver-
fehmung in Dialekte aufgelöst und verliert ihre Formfestigkeit, und die Ge-
setze erhalten bei der Abfassung eine mangelhaftere Form als in irgend
einem anderen nordischen Lande. Nur da, wohin der römische Geist in der
Kirche nicht reichen kann, in dem Heim der Laien, führt der Volksgeist ein
' kräftiges Leben und schafft eine volkstümliche Dichtung, welche das höchste
heroisch-christliche Lebensideal der Zeit wiederspiegelt. — Auch in Schweden
erlangt anfangs die Kirche das Übergewicht über den Volksgeist; aber nach
und nach erstarkt dieser und vor dem Ausgange des XIII. Jhs. hat Schweden
einen bedeutenden Platz in der Litteratur errungen. Das Volkslied wird auf-
genommen und schlägt Wurzeln, die Gesetze werden niedergeschrieben, man
übersetzt die Hervorbringungen fremder Kultur, und endlich findet man eine
poetische Form für die Darstellung der vaterländischen Geschichte (die älteste
Reimchronik). Diese Entwicklung geht vor sich in den ersten Jahrhunderten
des (eigentlichen) Mittelalters; die zwei letzten Jahrhunderte (XIV. und XV.)
dagegen sind unfruchtbar. Sowohl in Norwegen wie in Island siegt am
Schlüsse des XIH. Jhs. die Macht der Kirche vollständig und bald darauf
hört in Norwegen jedes geistige Wachstum für lange Zeit auf, so dafs die
alte Sprache als Schriftsprache von dem neugebildeten dänischen Dialekt ver-
drängt wird. Gleichzeitig sinkt auch die Kraft und Bedeutung der isländischen
Geistesthätigkeit, und in Dänemark erscheint, nachdem das Volkslied seine
letzten echten Sprossen getrieben, der nordische Volksgeist fast ebenso an-
fruchtbar wie in Norwegen. Dagegen regt sich in Schweden fortwährend
ein kräftiges Leben, das freilich fast ausschliefslich religiös ist, wie auch die
Erzeugnisse der letzten Jahrhunderte hinter denen der früheren weit zurück-
stehen. Am Schlüsse des ganzen Zeitraums erscheinen die Nordländer un-
bedingt geistesärmer als im Anfange desselben: hier, wie überall, hatte der
römische Geist seine ertötende Wirkung ausgeübt.
Nachdem Dänemark unter Waldemar Seir (d. Sieger) (1202 — 1241)
seine gröfste Macht und Ansdehnung erreicht hatte, sank es nach dessen
Tode schnell, und 100 Jahre nach Waldemar war es seinem Untergange
nahe. Da wurde das Reich wieder aufgerichtet von Waldemar Atterdag
(1340 — 1375), welchen man deshalb auch mit Recht des Reiches «weiten
Norwegen and Dänemark. 11,309
Stifter genannt hat. Ihn und seine Thaten hat zum erstenmale in er-
schöpfender Weise C. E. F. Reinhardt1) behandelt Das erste der fünf
Bücher, in welche das Werk zerfällt, schildert einleitungsweise die Zeit
Christophs II. und des Interregnums (1329 — 1340); das 2. erzählt die Er-
folge W.s in den ersten 9 Jahren, das 3. zeigt seine weiteren Fortschritte
und zugleich das Wachsen des Widerstandes; im 4. tritt der Hansabund als
der Hauptgegner des neuen dänischen Reiches hervor, und endlich stellt das
5. dar, wie das Reich wieder zusammenzufallen droht, da der grofse Bund,
welcher gegen W. geschlossen wird, ihn nötigt, ins Ausland zu gehen, wie
W. jedoch durch den Frieden mit den Hanseaten gerettet wird, nach welchem
er zurückkehren und mit ungeschwächtem Eifer sein Werk wieder aufnehmen
kann, welches er dann bis zu seinem Tode fortsetzt. In seiner Auffassung
Waidemars bedeutend von Schäfer8) abweichend, hat R. das diplomatische
Material in fast erschöpfender Vollständigkeit herbeigezogen und findet, dafs
W. von der Natur mit scharfem Verstände, klarer Urteilskraft und feiner
Beobachtungsgabe begabt gewesen sein müsse; mit diesen Eigenschaften ver-
band er rastlose und unermüdliche Arbeitslust, Elasticität des Gemütes, die
ihn in Unglück und Prüfungen aufrecht erhielt, und Zähigkeit und Ausdauer
im Verfolgen seines Zieles, welche ihn erst verliefsen, als die ganze Welt
sich gegen ihn zu verschwören schien. Er hatte einen offenen Blick dafür,
vras sich durch Geld ausrichten liefs, und wie Geld, wenn man es besonnen
anwendete, wieder Geld einbrachte. Er verstand es auch, die Ausführung
seiner Pläne bis zum rechten Augenblick aufzuschieben und sie zu verheim-
lichen. In der Wahl der Mittel war er nicht wählerisch, wenn sie nur zum
Ziele führten: nach den Umständen brauchte er das Geld oder das Schwert,
und wo keins von beiden helfen wollte, verschmähte er es nicht sich durch-
zuschleichen, wodurch seine Politik mitunter den Charakter der Hinterlist
annahm. Sein Ziel war von Anfang an, Dänemark von der Fremdherrschaft
zu befreien und seinem Volke sein Vaterland in seiner ursprünglichen Aus-
dehnung wiederzugeben; dies erreichte er so vollständig, dafs Dänemark noch
ein paar Jahrhunderte nach seiner Zeit den ersten Platz unter den drei
Reichen des Nordens einnahm. Übrigens ist R.s Werk vor Schäfers Buch
geschrieben.8) Dasselbe gilt von H. Denickes4) Arbeit, der in mehreren
Beziehungen von Schäfers Auffassung abweicht und besonders bei den Ver-
handlungen zwischen König Waldemar und den Hansastädten nach der An-
nahme der Friedensbedingungen durch den König verweilt. — W. Mollerup6)
verdanken wir eine Darstellung von Dänemarks Beziehungen zu Livland von
dem Verkaufe Esthlands bis zur Auflösung des Ordensstaates (1346 — 1561). 6)
Beiträge zur Geschichte der Unionszeit haben wir von L. Daae und
C. Paludan-Mtiller.
Ersterer hat die Unterhandlungen dargestellt,7) die wegen der Heirat der
englischen Prinzessin Philippa mit Erich v. Pommern geführt wurden, sowie
den Abschlufs der Ehe und die Hochzeit, die in Lund am 26. Okt. 1406 statt-
fand. Nach ihm ist der Vorschlag zu dieser Verbindung von Philippas Vater,
Heinrich IV. v. England, ausgegangen, welcher in jüngeren Jahren auf seinen
Reisen von und nach Preufsen die dänischen Gewässer passierte und wohl
1) S. o. S. 174« u. 296. — 2) Vgl. Jahreaber. II, 2, 179 £ u. o. S. 296. — 3) Vgl.
o. S. 174. — 4) S. o. S. 1751. — 5) Über M. a. o. S. 174. — 6) Danmarka Forhold til
Liyland fra Salget af Estland til Ordonsatatena Oplösning. Kopenh. 176 S. — 7) Erika af
P. Giftennaal med Phil., Prinds. af Engl, Norek. hist Tidsukr. 2 Ser., II, 332—374.
11,310 XXXI. H. Schjöth:
von dänischen Verhältnissen und der Macht der Königin Margarethe gehört
hatte. Später mufste er, am sich Alliancen zu verschaffen, in ein näheres
Verhältnis zu dem nordischen Königshause treten. Über Erichs und Philippas
Ehe giebt D. nur spärliche Nachrichten, doch weist er mehrere alther-
gebrachte Erzählungen als unzuverlässig zurück. So entbehrt es jeder quellen-
mäfsigen Begründung, dafs der König roh und brutal gegen sie gewesen sei;
dafs Erich sie mifshandelt habe, obwohl sie schwanger war, ja sogar ihren
Tod beschleunigt habe, und dafs sie aus Gram in ein Kloster gegangen, ist
längst widerlegt; ebenso wird die Erzählung einer alten Chronik, Erich habe
die allergröbste eheliche Untreue bewiesen und 'von ungezügelter Leiden-
schaft' getrieben die Frauen vieler Adeligen entehrt, auf eine Verwechselung
mit Erich Glipping (1259 — 1286) zurückgeführt, gegen den mehrfach gerade
dieselben Beschuldigungen erhoben werden, und zwar mit denselben Worten,
welche die Chronik von Erich v. P. gebraucht.
Eine nicht unwichtige Rolle in Christians L Geschichte spielt seine
'Römerfahrt' (1474/1475), deren eigentliche Bedeutung den gleichzeitigen
Schriftstellern, so gut sie über die äufseren Vorgänge unterrichtet sind,
doch unverständlich geblieben ist; auch F. v. Krogh gab 1871 auf Grund
des umfangreichen, inzwischen zugänglich gewordenen Stoffs im ganzen nur
die Darstellung des äufseren Verlaufs der Reise. Jetzt hat C. Paludan-
Müller1) ihren Zweck zu erklären und ihr ihren Platz in der Staats- and
Kirchengeschichte Dänemarks anzuweisen versucht. Auf dem Reichstage zu
Augsburg 1473 wurden am 2. und 28. Mai zwei kaiserliche Urkunden er-
lassen, in deren einer Friedrich III. Christian mit 'Dystmarn* (Ditmarschen)
belehnt, während in der zweiten die Ditmarschen von dieser Mafisregel unter-
richtet werden. Diese Aktenstücke können unmöglich von Christian oder
seinen Begleitern veranlafst sein, da von vorausgegangenen Unterhandlungen
zwischen dem Kaiser und Christian nichts bekannt ist und die Urkunden
aufserdem eine auffallende Unkenntnis der Geschichte und öffentlichen Ver-
hältnisse Schleswigs und Holsteins verraten. Sie scheinen von der kaiser-
lichen Regierung selbst ausgegangen, und die Absicht bei dieser Belehnung
war wohl, Christian von Karl d. Kühnen zu trennen, mit dem er seit 1466 in
einem Defensiv- und Handelsbündnisse stand, und ihn zum Anschluüs an den
deutschen Kaiser zu bewegen. Man wollte nämlich am deutschen Hofe
Deutschland, Frankreich, Schottland und den skandinavischen Norden zn
einem grofcsn Bund vereinigen Der König hat sicherlich eingesehen, dafs
die Ditmarsische Lehnsangelegenheit anders eingeleitet und begründet werden
müsse, als durch die kaiserlichen Urkunden, und daher wohl eine persönliche
Zusammenkunft mit dem Kaiser gesucht, und zwar so, dais die Aufmerk-
samkeit von dem eigentlichen Zwecke abgelenkt würde. So wurde die Er-
füllung eines frommen Gelübdes vorgeschützt: die Reise selbst trägt daher
nicht das Gepräge einer Pilgerfahrt. Am 10. Febr. hatten der Kaiser und
Christian in Rotenburg eine lange und geheime Unterredung, über deren In-
halt man nur Vermutungen anstellen kann. Wahrscheinlich war von Ga-
leazzo Sforza in Mailand die Rede: da der König die Absicht hatte, seinen
ältesten Sohn Hans mit Johanna v. Savoyen, einer Schwester der Herzogin
von Mailand und der Königin von Frankreich, zu verheiraten, ist wohl in
Rotenburg verabredet, Christian solle mit Ludwig XL von Frankreich w-
1) Christiern I. Reißen i Tydtkl. og It 1474—1475, Dansk. hist Tidiakr. 5 8er. H.
241—347.
Korwegen und Dänemark. II 311
sammenzutreffen suchen, denn der Kaiser wollte den italienischen Heiratsplan
als Mittel benutzen, eine Verbindung mit König Ludwig gegen den Herzog
v. Burgund einzuleiten. Andere Gegenstände der Unterredung können das
Protektorat über Friesland, das Christian übernehmen sollte, oder das Ver-
hältnis des Kaisers und des Königs zur Kurie gewesen sein. In Rotenburg
stellte der Kaiser am 14. Febr. 1474 den holsteinischen Lehnsbrief aus, in
welchem er die Landschaft Ditmarschen in Holstein und Stormarn ein-
verleibt, die vereinigten Landschaften zu einem Herzogtume Holstein erhebt
und dieses als Lehn des Reiches an Christian giebt. Der frühere Lehnsbrief
über Ditmarschen (von 1473) wird nicht erwähnt. Vielleicht erkannte man
die allzugrofsen Fehler und Mängel dieses Lehnsbriefes und wollte ihn nicht
veröffentlichen. In Mailand traf Chr. denn mit Galeazzo zusammen, der
seinerseits Chr.s Vermittlung suchte, um den Königstitel zu erlangen. Aber
Chr.8 Bestrebungen in dieser Richtung mifsglückten vollständig; auch wurde
nichts aus einer Zusammenkunft mit König Ludwig, und ebensowenig kam
die geplante Heirat, welcher übrigens sowohl Ludwig wie Galeazzo bei-
stimmten, zustande. In Rom wurde eine Übereinkunft mit dem Papste über
die Besetzung der geistlichen Ämter geschlossen, worauf eine Bulle vom
22. April 1474 die Gerechtsame des Papstes und Königs meist in ähnlicher
Weise wie das Wiener Konkordat vom 17. Febr. 1448 festsetzte. Christians
Wunsche gemäfs bestätigte der Papst einige Stiftungen des Königs und be-
willigte ihm auch andere Vergünstigungen ; u. a. auch die Erlaubnis zur Er-
richtung einer Universität im Norden (Kopenhagen). Von Rom kehrte Chr.
nach Mailand zurück, wollte aber nicht die Ankunft der französischen Ge-
sandten erwarten, da der Kaiser ihn ersucht hatte, seine Reise zu be-
schleunigen, um ihn in Augsburg zu treffen. Hier wurde er in eine poli-
tische Situation verwickelt, die ihn länger als er gedacht in Deutschland
zurückhielt: er trat wahrscheinlich auf Aufforderung oder unter Zustimmung
der leitenden Mitglieder des Reichstages als Vermittler in dem kölnischen
Streite mit Karl d. Kühnen auf, ohne jedoch etwas ausrichten zu können. Er
war erst am 24. August wieder im eigenen Lande.
Zu einer scharfen und eindringenden Kritik hat P. Hasses (Schleswiger
Stadtrecht'1) A. D. Jörgensen und V. A. Secher Anlafs gegeben: Jörgensen*)
sucht die Unrichtigkeiten in Hasses Darstellung der Geschichte Schleswigs
und seiner älteren Verfassungsverhältnisse nachzuweisen, Secher3) die Fehler
bei Bestimmung der Abfassungszeit und der Quellenbenutzung. Wenn Hasse
davon auszugehen scheint, dafs es vor Waldemar II. in Dänemark keine
eigentlichen Städte mit eigenem Rechte gab, und nicht an die Möglichkeit
des Verfalls einer Stadt im Laufe der Zeit glauben will, so zeigt Jörgensen,
auf Saxos deutliche Worte gestützt, dafs Schleswig am Ende des XII. Jhs in
der That in Verfall geraten ist Mehrere Zeugnisse über die frühere Be-
deutung der Stadt reichen bis zu Sven Tveskjgeg (ca. 1000) und König Alfred
(ca. 900) hinauf; sie wird darin als Mittelpunkt der -Seefahrt in den nordi-
schen Gewässern bezeichnet. Schleswig (Hadeby) hatte Handelsverbindungen
mit den westlichen und östlichen Ländern, begann aber von der Mitte des
XII. Jhs. an zu sinken. Dennoch war Schleswig zur Zeit der Valdemare noch
eine bedeutende Stadt; so hatte es trotz Hasses Behauptung, dafs die sieben
Kirchen im Stifte Schleswig nicht in der Stadt Schleswig zu suchen seien, 1196
1) S. o. S. 156«. — 2) Sloswigs garale Stadsret, Aarb. f. Oldk. og Hist 1880. S. 1
_46. _ g) Anzeige in d. Danak. hist. Tidsskr. 5 Ser. II, 196—210.
\
11,312 XXXI. H. Schjöth:
mindesten 7 Kirchen, 1347 aber nnr noch 4. Die Tradition des 'Stadtrechts'
über gewisse Freiheiten und Gaben, welche König Svend Eriksson (1147—
1157) der Stadt verliehen, raufs im vollsten Mafse festgehalten werden; keiner
der 7 Punkte in dessen Kap. 31, das auf Sven zurückgeführt wird, enthalt
das geringste Verdächtige. Daher ist auch an der Richtigkeit der Angabe
der Einleitung nicht zu zweifeln, Sven sei der erste Urheber dieses Gesetzes;
denn wenn auch die Existenz der Stadt in eine weit ältere Zeit zurückreicht,
so hatte doch vor Sven weder sie noch irgend eine andere dänische Stadt
jene Selbständigkeit, welche ihr Svens Privilegien nach dem Muster des Aus-
landes verliehen. Jörgensen hält auch seine an anderem Orte dargelegten
und von Hasse angegriffenen Meinungen durchweg aufrecht, z. B. dafs 'Lag-
kauP1) ursprünglich den Akt bedeutet, durch welchen die Teilnahme am
'Stadtlag' erworben wird, d. h. also Bürgerrecht; 'Hetslag' (das 'Lag' des
freien Gelübdes, Het, der gewählten Brüderschaft) ist der Name eines höheren
'Lag' in Schleswig (später nach seinem Heiligen, Herzog Knut, genannt), in
welchem die Mitglieder in einem näheren Verhältnisse zu einander stehen,
als im Stadtlag; endlich hält J. auch an der Einteilung der Stadt in 4 Viertel
mit je einem Ältermann fest.
Secher widerlegt zuerst Hasses Behauptung, §§ 84 — 91 des Stadtrechts
seien jüngerer Herkunft als das Gesetz in seiner Gesamtheit; auch dafür, dafs
das Gesetz in eine spätere Zeit als 1200 zu setzen sei, habe H. keinen ge-
nügenden Grund vorgebracht, denn die staatsrechtlichen Verhältnisse, welche
nach Hasse nur für die Jj. 1253 — 1257 zutreffen, passen eben so gut auf
die Zeit um 1200. S. sieht H.s Grundfehler darin, dafs er sich nicht an
die Quellen selbst gehalten hat, sondern mit einer vorgefafsten Meinung an
die Arbeit gegangen ist. Auch scheint er 'Altdänisch' nicht zu verstehen,
jedenfalls sind die meisten seiner Citatc in der alten Sprache voll von
Fehlern, welche man als Druckfehler kaum übersehen würde, wenn man
einigermafsen mit den alten Wortformen vertraut wäre. Er benutzt auch
ungern andere dänische Rechtsquellen als lateinische oder solche, die ins
Plattdeutsche übersetzt sind. Demnächst sucht er die schwebenden Fragen
nicht durch Vergleichung mit den Gesetzen und Gesellschaftsverhältnissen
anderer nordischer Länder zu erklären, obgleich doch von einem Stadtrecht
die Rede ist, welches bisher alle Rechtshistoriker übereinstimmend in die
Zeit vor dem grofsen deutschen Einflüsse auf die dänischen Verhältnisse ver-
legt haben; Parallelen holt er aus Norddeutschland, obgleich die deutsche
Kultur dort im XII. u. XHI. Jh. verhältnismäfsig neu, die nordische Ent-
wicklung in Schleswig aber viele Jahrhunderte alt war.
Man ist bisher gewohnt gewesen, in der Entwicklung der Ornamentik
von einem eigenen 'nordischen Stil* zu sprechen. Allein dieser Stil von
der römisch-germanischen Periode an bis zur Einfuhrung des Christentums
ist nicht ein einziger . Stil , sondern umfafst aufeinanderfolgende Stilarten,
welche eng an gleichzeitige Stilbewegungen aufserhalb des Nordens anknüpfen
und ein Ausflufs der historischen Entwicklung überhaupt sind31). Die römische
Weltherrschaft war die Voraussetzung für den römisch -germanischen Stil
(von Chr. Geburt bis zur Völkerwanderung — das ältere Eisenalter). Der
1) lag = Gesetz. — 2) Soph. Müllor, Dyro Ornamentiken i Norden, den« Opriadelse,
Udrik! in g og forhold til samtid. Stil arter, Aarb. f. Old. og. hißt S. 185 — 405.
Norwegen und Dänemark. 11,313
Sieg der Germanen sicherte diesem Stil Bestand (bis zur Zeit Karls d. Gr. —
das mittlere Eisenalter) and es entwickelte sich sogar ein besonderer got-
Jändischer Völkerwanderungsstil (ca. VHL Jh.). Endlich brachte die erste
grofse Machtentfaltung des Nordens den Stil der Wikingerzeit hervor (ca. 800
bis 1000 — das jüngere Eisenalter), dessen erster Abschnitt, der ältere nor-
disch-irische Stil (IX. Jh.), von Irlands grofser Bedeutung für die Entwicklung
der Kunst Zeugnils ablegt, während der jüngere nordisch-irische Stil (vom
X. Jh. an) eben so sehr auf der Kunst der irischen Decadence wie auf der
Renaissance der karolingischen Zeit beruht. So spiegelt die Ornamentik im
Norden die historische Gesamtentwicklung Europas in diesem Zeiträume wieder :
weit entfernt eine abgesonderte Stellung ohne Berührung mit der Aufsenwelt
einzunehmen, erhielt Skandinavien im Gegenteil die Grundlagen seiner Kunst-
entwicklung beständig von dem in ganz Europa mafsgebenden Stil. Vor der
Wikingerzeit wurden die neuen Kunstideeen durch Berührung mit germanischen
Tölkern südlich von der Ostsee nach Norden gebracht, in jener Zeit selbst
aus den christlichen Reichen im Westen geholt. Man mufs alle Vor-
stellungen, die spätere nordische Ornamentik stehe in einem Verwandtschafts-
Terhältnis zu osteuropäischen und asiatischen Stilarten, aufgeben. Dieselbe
Ornamentik und dieselbe gemeinsame Stilrichtung ist über den ganzen Norden
verbreitet und bezeugt für das heidnische Altertum einen gleichartigen Ge-
schmack und eine gleichartige Kultur; diese Gemeinschaft setzt eine gemein-
same Geschichte und Entwicklung sowie ein gleichartiges Verhalten zur Aufsen-
welt voraus, braucht aber nicht auf einer nationalen oder politischen Einheit
zu beruhen. Wollte man einen Teil Skandinaviens als eine besondere Stellung
in Bezug auf Stil und Kunst einnehmend bezeichnen, müfste es Gotland sein,
welches in künstlerischer Beziehung frühzeitig eine besondere Stellung ein-
genommen hat; jedoch war dies nur eine lokale Entwicklung auf gemein-
samer Grundlage, welche auf abgesonderter Lage, hoher Entwicklung von
Industrie und Handel, auf grofser technischer Tüchtigkeit und entwickeltem
Sinn für sorgfältige und künstlerische Arbeit beruht. In dieser Weise
sind also alle nordischen Ornamententwickiungen blofs Nuancen der gewöhn-
lichen Stilarten in Europa; man darf in der Tierornamentik nicht ein Her-
vortreten des Volkscharakters, eine Äufserung des Wilden und Unbezähmbaren
in der Natur des Nordländers sehen; denn die 'gräulichen' Tierbilder sind
ursprünglich entlehnt und fremde; ebenso unrichtig ist es, die Tierornamentik
mit dem Heidentume und mit religiösen, abergläubischen oder phantastischen
Vorstellungen der Nordländer in Verbindung zu setzen. Die Ornamentik
giebt in dieser Richtung keine Andeutung. Kann jedoch die Ornamentik
des nordischen Altertums zwar nicht als ein originaler Ausdruck des National-
charakters betrachtet werden, so hat sie nichtsdestoweniger ihre wesent-
lichste Voraussetzung in einer glücklichen Begabung des nordischen Volks,
schnell aufzufassen und Fremdes sich selbständig anzueignen. Deshalb war
der Norden imstande, den grofsen Stilentwicklungen in Europa zu folgen
und nicht hinter der allgemeinen Bewegung zurückzubleiben.
Als kunsthistorische Beiträge müssen wir noch V. Da hl er ups, H. J.
Holms und H. Storcks Zeichnungen aus der älteren nordischen Architektur,1)
1) Tegninger af »ldre nord. Arkit 4 Sor. Hft 4—6. 9 Bll. in Fol. u. 6 S. Text
Kopenh.
11,314 XXXII. Th. Tupetz:
A. L. Clemensens und J. B. Löfflers1) Dorfkirchen im Stift Seeland
sowie J. B. Löfflers9) Reliefs über den Chorstühlen in der Domkirche zu
Roeskilde,
XXXII.
Th. Tupetz.
Böhmen und Mähren.
Da der Bericht über die historische Litteratnr Böhmens und Mährens
für das J. 1879 aasgefallen ist, so wird derselbe im nachstehenden mit de
Bericht für 1880 vereinigt; aufserdem sind auch einige Nachträge Ar 187
hinzugefügt
Hatte für die älteste Geschichte Böhmens Bachmann8) festzasteltaMr 4]
gesucht, wann der tschechische Volksstamm in seine gegenwärtigen
sitze eindrang, und hierbei die Ansicht ausgesprochen, dafs die
mannen-Bayern — länger in Böhmen geblieben seien, daher auch die
Siedlung der Tschechen später erfolgte, als man bisher angenommen,
setzt gerade umgekehrt A. Sedläcek die Anwesenheit der Tschechen
Böhmen, welche er mit den Baimi = Boemi des Ptolemäus i
schon in die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung, ja sogar in
die Zeit des Kaisers Tiberius.4) Die Samofrage sowie Wachstum und V^bst-
fall des grofsmährischen Reiches bilden den Inhalt zweier Programmarbeit^Bj!
welche im wesentlichen die älteren Forschungen über diese Gegenstände iz^u-
sammenfassen. 6) Eine nicht unbedeutende Verminderung seines Anselw«^
hat der ' Vater der böhm. Geschichte', Cosmas von Prag, dadurch erfahren,
dafs für das erste Buch seines Werkes eine geradezu gedankenlose Benutzxi^
des Regino nachgewiesen wurde, während man früher diese Benutzung über-
haupt in Abrede stellen wollt«.6) Da Palacky und andere Gelehrte ihre An-
sichten über die älteste Landesverfassung und Volksbildung in Böhmen zum
teil auch auf die Grünberger und Eöniginhofer Handschrift gründeten, so
darf auch nicht unerwähnt bleiben, dafs der Streit über die Echtheit dieser
Schriftdenkmäler, welcher bereits beigelegt schien, von neuem erwacht ist
und dafs von einigen Gelehrten der Herausgeber Hanka ausdrücklich als
derjenige bezeichnet wird, von welchem die Fälschung herrühre. Von anderer
9
1) Sjaelland Stiftalandbykirker. Efter Foranataltning af Minuteriet for Kirke- og Unterm-
ningayseaenot opmaalt af A. L. Clemensen og J. B. Löffler, samt underaögte ag beakrerM af
J. B. Löffler. 36 autograph. Bl. mit erklär. Text Kopenh. — 2) Reliefferne omr Kontole*
i Boeak. Domkirke. Aftegnode etc. af S. B. Löffler, chemityperede af M. Peter« en, Text
af J. Lange. Kopenh. 52 S. u. 25 Taf. — 3) Einwanderung der Bayern; a. Jahreaber. I
116 ff.; II, 2, 14 f. — 4) Des Kl. Ptolem. Nachrichten über Böhmen u. d. Nachbarliak
(Kl. P. zprayy o Öechach). Progr. d. Bealgymn. in Tabor. 33 S.— 5) Holub, d. Beich 8
mos, Prog. d. Leopoldst Qymn. in Wien 1879; Branii, Wachstum u. Verfall dea gr©
mähr. Beichea (Zrdat a zn. Häo VelkomoravakÄ), Progr. d. Bealach. i. Kuttenberg. — 6) I
aerth, Studien zu Coam. v. Prag. S. o. S. 30*.
Böhmen und Mähren. 11,315
Seite wird dagegen die Echtheit verteidigt und insbesondere behauptet, dafs
Hanka zwar eine gewisse lyrische, aber keine ausreichende epische Begabung
gehabt habe, um derlei Werke zu verfassen.1) Derselbe Gelehrte, welcher
diesen Kampf eröffnet hat, leugnet auch die von den meisten v böhmischen
Historikern angenommene ursprüngliche Einteilung des Landes in Zupen, welche
nach seiner Meinung keine andere Stütze hat als ein gefälschtes, auf die
Zeit Svatopluks bezügliches Dokument; das Wort zupa bedeutet hiernach,
wo es sonst in Urkunden vorkommt, nur das Burggrafenamt und ist nicht
einmal tschechischen Ursprungs. Natürlich hat auch diese Ansicht Wider-
spruch erfahren.8) — In die frühesten Zeiten der böhmischen Geschichte
führt ferner eine populäre Abhandlung über den Ursprung der deutschen Be-
völkerung in Böhmen überhaupt und eine andere üher den Ursprung der
tEgerländer> insbesondere; letztere sollen nach Ausweis gewisser Dialektformen
vom Mittelrhein in ihre gegenwärtigen Wohnsitze eingewandert sein.8) Zahl-
reiche Arbeiten beziehen sich auf die deutsche Kolonisation in der Zeit der
letzten Premysliden und ersten Luxemburger, und zwar haben sich in den
letzten Jahren auch tschechische Forscher häufiger diesem Gegenstande zu-
gewendet, indem sie zu beweisen suchten, dafs bei Anlegung deutscher Städte
nicht die Verbreitung einer höheren Kultur, sondern blofs die Absicht, die
königlichen Einnahmen zu vermehren, malsgebend gewesen sei. In ähnlicher
Weise wurde von dem durch deutsche Bauern eingeführten emphyteutischen
Rechte behauptet, dafs es nicht, wie die deutschen Historiker meinten, ein
Fortschritt zur Befreiung des Bauernstandes, sondern geradezu die Ursache
der späteren Leibeigenschaft gewesen sei.4) Ihre definitive Lösung können
diese und ähnliche Fragen jedenfalls nur von einem gründlichen Studium der
verschiedenen Stadt- und Ortsgeschichten erwarten; es darf daher als ein be-
sonders erfreulicher Umstand bemerkt werden, dafs auf dem Gebiete der
Lokalgeschichte auch in den letzten Jahren eine grofse Regsamkeit zu Tage
getreten, wenn auch, wie natürlich, nicht alle erschienenen Schriften gleich
wertvoll sind. Zu nennen sind an dieser Stelle die Aufsätze und selbstän-
digen Werke zur Geschichte von Budweis,6) Chrudim,6) Eger,7)
1) Sembera, Libuschaa Gericht ... ein unterschobene« Machwerk (LibuÜn Sond).
Wien, 1879. Selbstyerl. Petraievic* in der rathen. Ztschr. Cjobo, 24. Febr. 1878 ff.
Vsiek, Philol. Beweis, dafs die Königinh, u. Grünb. Hds. . . unterschobene Werke W.
Hanka« sind (Filologicky dukaz, ze rukop. Kralody. a Zelenody. jsou podyrzena dfla V. Hanky),
BrÜnn, 1879. Öembera, Wer hat die Königinhofer Hds. vorfafst? (Kdo sepsal rukop. K.)
Selbstyerl. Wien. Jos. JireSek, Über d. Echtheit unserer alten Denkmäler (0 prayosti nai.
star. pamatek), Ztschr. d. böhm. Mos. (Öasopis Ö. Mosea). 1878. H. 1. Ders., Hankas
Originalgedichte (Hankovy puyodni baanö). Ebda. 1879. H. 2 u. 3 n. a. — 2) Sembera, y. d.
yermeirftl. Einteilung Böhmens u. Mährens in 2npen (0 domnSlem rozdelenf). Ö. ö. M. 1878.
IL 1. Jos. JireSek, Noch ein Wort yon d. Ausdrücken &. u. znpan (Jeätö sloyo). Ebda.
1878. H. 3. — 3) Schlesinger, Üb. d. Abstamm. d. Deutschböhmen. Samml. gemeinnütziger
Vortrage. No. 44. Verl. d. Vereins z. Verbr. gemeinn. Kenntnisse (0. J.). Gradl, D. Her-
kunft d. Egerländer, Mitt d. "Ver. f. Gesch. d. Deutschen, 18, H. 4 u.: d. Urzeit d. Egerlandes
(Egerer Jahrbuch 1879, bei Kobrtsch & Gschihay in Egor). — 4) Zoabek, Über Städte-
gründungen in B. im 13. Jahrh. (0 zakladani möst y Oechach). Prag, 1878. Heraosgg. yom
Lehrerverein Druck y. E. Gregr; ÖelakovskJ, Die Erneuerung des Stadtrathes in d. kgl.
Städten Böhmens (Obnovoyani rad) in Öas. Ö. M. 1879. 1—3. Tadra, Magister Adalbert Ran-
conis (Mistr Vojtcch Ranküv) in Ö. Ö. M. 1879. H. 4; die Beziehungen Böhmens z. deutschen
Reiche betrifft J. Kroger, Gesch. Böhmens vom Friedensschlufs Bretislays mit Heinrich III.
bis zu Wratislavs Krönung (1041 — 1086), Loipz. Diss. — 5) Pangerl, Z. Gründungsgesch.
d. St Budw., Mitt. d. Ver. f. G. d. Deutschen. Bd. 18, 192—202. — 6) Adamek, D.
Gegend y. Ohrudim (Chrudimsko), SelbstyerL; Baudnitz, 1878. 98 S. — ?) Gradl, PriyiL
d. St Eger, Egor. 1879, und: die Egerer Archiye, Anz. d. german. Mus.; Mayer, Üb. d.
11,316 XXXII. Th. Tupctz:
Elbogen,1) Freiberg i. Mähren,8) Fulnek,3) Iglau,*) Böhm. Kam-
nitz,6) Karbitz,6) Karlsbad,7) Königswart,8) Kolin,9) Kutten-
berg,10) Neuhaus,11) Ossegg,18) Pilsen,13) Saaz,14) Sandau,15)
Tachau,16) Troppau17) und Wildenschwert,18) vor allem aber das
grofse und gut illustrierte Werk Bernaus19) über die Burgen von Böhmen.
In Bezug auf Pfemysl Ottokar II. sind aufserdem auch mehrere Auf-
sätze über die Schlacht bei Dürnkrut zu nennen, welche ihre Entstehung der
Feier des 600. Jahrestages dieser für die Begründung der habsburgischen
Monarchie so bedeutungsvollen Schlacht verdanken.80) Einen urkundlichen
Beitrag zur Geschichte Wenzels II. liefern die von Loserth in der Prager
Domkapitelbibliothek entdeckten Fragmente eines Formelbuches.81) Das Fall-
beil, mit welchem Zawisch v. Falkenstein hingerichtet sein soll, ist in einem
Aufsatze v. Svatek nochmals in das Reich der Fabel verwiesen worden,
wohin es auch ohne Zweifel gehört.82)
Nach dem Aussterben der Pfemysliden bestieg der erste Habsburger,
Rudolf III. v. Österreich, den Thron von Böhmen; die Frage, ob dabei das
Wahlrecht der Stände oder das Recht des deutschen Königs, über Böhmen
als erledigtes Lehen zu verfügen, das entscheidende war, hat A. Horfcicka*8)
in letzterem Sinne entschieden. Ein bisher unbekannter Sekretär des K.
Johann v. Luxemburg wurde in dem französischen Dichter Guillaume de Ma-
chaut aufgefunden, in dessen 'Prise d'Alexandrie' eine begeisterte Schilderung
des Hofhaltes der beiden Könige Johann und Karl enthalten ist.84) Nur in-
direkte Beziehung zur böhmischen Geschichte haben die Unterhandlungen85)
K. Johanns v. Böhmen in Paris 1323; über das Steuerwesen, insbesondere
Verordnungbücher der Stadt Eger (1352—1482). Wien, Gerolds Söhne, 51 S., sep. au* Arch.
f. ofltr. Gesch. 60.— 1) Schlesinger, Gesch. d. St. £lb., Mitt d. Vor. etc. 17, 10—17 n.:
Chron. v. Elb. (s. u. S. 3808); weniger wichtig: Bernau. G. d. St Elb.t Jahrb. ComotoYii,
1878 u. 1879. — 2) Kämmorling, G. d. St. Freiberg, Progr. d. Gymn. — 3) Loserth,
D. Archiv d. St Pulnek, Mitt. 18, 81 — 108. — 4) Wallner, Abrifs d. Schulwesens n
lgl. bis 1561, Progr. d. Gymn. — 5) Linke, G. d. St Böhm. Kamn., Mitt 19, 215-23.
— 6) Mattauch, Chron. d. St. Karb., Selbstvorl. — 7) Naaff, G. d. Kur- u. Badest Karlsh
(populär; Jahrb. Comotovia, 1879). — 8) Urban, G. d. St. u. Herrsch. Königswart, Mitt.
19, 14—15. — 9) Vavra, G. d. St. Kolin (Döjing kr. mSsta K.), Kolin, Hoblika, 259 S.
— 10) Rehak, Kuttenb. u. s. Umgeb. (Kutna hora), Kuttenb., 1878, 232 S. — 11) Orth,
Grundr. e. kulturh. Bildes v. Neun. (1500 — 1618; Nasan hist-kult. obrazu JindHchova Hradce).
12) Scheinpflug, Studien z. G. v. Ossegg, Mitt 18, 241—52 u. 19, 56—80: 148—61. —
13) Strnad, Regesten d. der St. Pilsen verliehenen k. Urkunden (Regesta listin kr. m. Plmi
udSlenych), Progr. d. Realgyra.; Historiae urbis Plsnae, Joannis Tann er manu scr., Progr. d.
deutschen Gymn. — 14) Katzerowsky, d. k. Richter y. Saaz, Mitt 18, 61 — 68. —
15) Urban, Denkwürdigkeiten d. St Sandau, Egerer Jahrb. 1879. - 16) Stocklöw, G
d. St. Tachau, Verl. d. Stadtrathos. Prag, Gregr & Dattel; Hft 1—8 (seit 1878) = Bd. I
(XII, 235 S.) u. II (1—128). — 17) Zukal, Aus d. Troppauer ^Museumsbibl., Progr. d.O.R.
— 18) Zeiner, Wildenschwerts hist Denkwürdigkeiten (Mdsta Usti nad Orlici dej. pam.),
Selbsty. 96 S. — 19) Album d. Burgen u. Schlösser i. B. 1878—81, Komotau, Butter; ders^
D. Helfenburg b. Auscha (Mitt 16, 11. 3) u. über seinen Vorgänger in der Burgenforschang,
Heber, Mitt 17, H. 2. — Lokalgeschichtl. enthalten auch d. Bibliothek r. Ortsgeschichten (Bthi.
mistnich dejepisu) v. Urbänek (VII. Bd.: D. Jungbunzlauer Kreis. 1878, 170 S.); die Mitt
d. nordböhm. Exkursionsklubs (Böhm. Leipa, red. v. Paudler) ferner: Focke, A. d. ältesten
Geschichtsgebiete Böhmens (unteres Elbthal), Selbstverl. 1879; Feistner, G. d. Zittau-Pngcr
Strafse, Mitt. 18, H. 2, s. Jahresber. II, 2 164. — 20) Über d. Schrift von v. Janko t.
Jahresber. I, 161; üb. die von Köhler u. Lorenz Jahresbor. II, 2, 66 1; üb. Busson o.
S. 1408. — 21) Loserth, Fragmente e. Formelbuches Wenzels IL Wien, 1879, aus Area, t
österr. Gesch. 57, H. 2. — 22) D. Guillotine in Böhmen, in *Kulturhist. Bilder a. B.' Wies,
Braumüller. 1879. VII, 311 S. — 23) Hz. Rudolf» HI. Einsetzung z. K. v. B., Mitt 17,
H. 2. — 24) Konst Jiref ek, Guill. d. Machaut, Öasopis Ö. M. 1878. H. 1. — 25) w*.
Friedensburg, Verhandl. K. J. t. B. zu Paris, s. Jahresber. II, 2, 64.
Böhmen und Mähren. 11,317
über Berna, Kammerzins and Losung zur Zeit dieses Königs handelt Pro-
chaska.1)
Verhältnismäßig sehr viele Bearbeitungen erfuhr die Geschichte Karls IV.;
doch handelt es sich meist nur um Gelegenheitsschriften aus Anlafs der Er-
innerungsfeier, welche am 500. Jahrestag des Ablebens dieses Monarchen
stattfand. Dauernden Wert besitzt nur das Buch Werunskys,2) welches,
auf dem ganzen bisher gedruckten Material beruhend, das gleichnamige ältere
Werk Pelzels vollständig zu verdrängen bestimmt ist; im Anhange ist auch
die Frage der Nationalität Karls IV. behandelt, die Frage nämlich, ob Karl
ein Deutscher oder ein Tscheche gewesen: W. betrachtet sie als belanglos,
während dieselbe in anderen Schriften sowohl im deutschen als auch im
tschechischen Sinne z. t. mit grofser Leidenschaftlichkeit erörtert wurde.8)
Eine nicht unwichtige Episode in Karls Leben, die Erwerbung Brandenburgs
und die deshalb gegen ihn entstandene grofse Koalition (1370) wird durch
10 Schriftstücke, welche Loserth im Wiener Haus-Hof- und Staatsarchiv ge-
funden hat, in vielfach neue Beleuchtung gestellt.4) In Bezug auf die von
Karl IV. begründete Kunstblüte ist das 'Buch der Malerzeche' von Bedeu-
tung, welches zuerst von Pangerl und Woltmann5) und, als diese Aus-
gabe einige Fehler wahrnehmen liefs (besonders im tschechischen Teile),
unmittelbar darauf noch einmal von Patera und Tadra herausgegeben
wurde.6) Die Vorgängerin der berühmten Karlsbrticke, die von der Gemahlin
K. Wladislavs I. 1169 — 71 erbaute Judithbrücke, erfuhr durch einen histo-
risch geschulten Ingenieur eine sachkundige Besprechung.7) Für eine andere
Stiftung Karls, das Kloster Emaus, ist das Registrum Slavorum eine wichtige
Quelle; nachdem es längere Zeit für verloren gegolten, wurde es vor kurzem
von Schlesinger in allerdings arg verstümmelter Gestalt wieder aufgefun-
den.8) Eine einzelne Urkunde, die bei der Öffnung der Gruft der Adelberts-
kapelle auf dem Hradschin mit dem Sarkophage und den Überresten des
Heiligen zu tage kam, zeigt, dafs Erzb. Ernst am 11. Juni 1346 in Gegen-
wart Karls IV. das Grab geöffnet hatte.9) Ein von F. Tadra10) veröffent-
lichtes Formelbuch dieses ersten Erzbischofs v. Prag, Ernst v. Pardubitz,
(1343—64, über 300 Formeln enthaltend) giebt über die kirchlichen Ver-
hältnisse zur Zeit Karls IV. Aufschlufs; noch wichtiger ist für dieselbe Zeit
die im Codex diplom. et epistol. Moraviae11) enthaltene Urkundensamralung.
Für die bäuerlichen Verhältnisse ist das von Truhl&r veröffentlichte Urbar
der Rosenbergischen Güter aus dem Jahre 1379 eine um so wichtigere
Quelle, als sonst aus so früher Zeit Urbarien von weltlichen Besitzungen nicht
1) Beitr. z. Verfassungsgesch. Böhmens, Mitt 19, 1. — 2) S. o. S. 54*. — 3) I. I».
V., K. Karl IV. (Cisdr Karel IV) Prag, 1878; im Vorl. d.^kathol. Druckschriftenver. ; Dur-
dik, Bodo am fünfhundertsten Jährest, d. Ablebens K. IV. (Red v pötistyl. roen. ümrtniho dne
K. IV.) Prag, 1879, Selbstverl.; Kalousek, Karl IV., d. Vater des Vaterl. (K. IV., otec
vlasti) Prag, 1878; Ders., Üb. d. Nationalität K.s IV.(Onarodn. K. IV.) Prag, 1879, Selbstverl.;
Loserth, Üb. d. Nat. K. IV. (Mitt 17, H. 3); vgl. Jahresber. II, 2, 73; 3, 290. —
4) Loserth, d. Erwerbung Brandonb., Mitt. 16, 165 — 87; vgl. Jahresber. I, 168. — 5) Das
Buch d. Malerzeche (Quellenschr. f. Kunstgesch. u. Kunsttechn., hrsg. v. Eitelberger XTIT.
Wien, Braumüller, 1878, 195 S. — 6) D. B. d. M., Prag, Otto, 1878, 97 S. — 7) Rziha,
d. Gesch. d. Judithbr. Prag, 1878, 36 S. (auch Mitt. 16, H. 4). — 8) Mitteil. 16, H. 4. —
9) Br. Bischoff, Anz. d. gerra. Mus. XXVQ, 134 f. — 10) Cancellaria Arnesti. Nach e.
llds. d. Univ.-Bibl. in Prag hrsg., Arch. f. östr. Gesch. 61, 268 ff. u. sep., Wien, Gerolds S.,
320 S. — 11) Ed. V. Brande. Brunn, Winiker, gr. 4, Bd. X (v.J. 1367. — 12. No. 1375)
III, 296 S., 1878. •— Bd. VIII (1350— 55, XIX, 294 S.) ersch. 1874. Bd. IX (1355—66,
412 S.) 1875.
11,318 XXXIL Th. Tupetz:
vorhanden sind.1) Von den in der Kanzlei Wenzels herrschenden ziemlich
abnormen Verhältnissen hat Lindner8) ein anschauliches Bild entworfen,
bei welchem jedoch die tschechischen Ausfertigungen nicht berücksichtigt sind.
Eine sonst seltene Verknüpfung der elsässischen mit der böhmischen Ge-
schichte zeigt sich in der Gefangennahme der Strafsburger Gesandten durch
die Herren vom Schwanberg: für eine E. Wenzel vorgestreckte bedeutende
Geldsumme, die sie nicht wiedererhalten konnten, hielten letztere sich in
raubritterlicher Weise 1395 an den Strafsburger Gesandten schadlos, die sich
durch den königlichen Geleitsbrief sicher wähnten.8) Die kirchlichen Zu-
stände unter Wenzel beleuchten die Urkunden im dritten Buche der Libri
erectionum*) und einige Abhandlungen, welche im Anschlüsse an Loserths
Publikationen über den Erzbischof Johann v. Jenzenstein und dessen Gegner
Mag. Adalbert Ranconis erschienen sind, welcher in nationaler Beziehung ein
Vorläufer von Hufs war.6) Die Existenz des hl. Johann v. Nepomuk will
gegen Reimann (bei Sybel, H. Zschr. 27, 225) R. Bauer6) erweisen, lediglich
im Anschlufs an A. Frind,7) der den Aufsatz von Reimann nicht kannte.
Frinds Ansicht geht dahin, dafs der h. Joh. v. Nepomuk mit dem auch ge-
schichtlich nachweisbaren, 1393 ertränkten erzbischöflichen General vikar Joh.
v. Pomuk identisch ist und als Grund der Ertränkung die von der 'Tra-
dition* festgehaltene Bewahrung des Beichtsiegels betrachtet werden muls, wenn
auch die Besetzung der Abtei in Eladran die unmittelbare Veranlassung war.
Übrigens habe Wenzel die Beichte der Königin (Johanna oder Sophie?)
wissen wollen, nicht aus Eitersucht, sondern in der Erwartung, dafs die
Königin durch böhmische Grofse kompromittiert sei, die ihm ein unsittliches
Leben vorwarfen und denen er mit gleichen Vorwürfen antworten wollte. —
Zwei Briefe über Prag im J. 1399, von dem fast vergessenen Mailänder
Humanisten Ubertus December (f 1477), der das nordische Leben anschau-
lich schildert und die Schönheit der Stadt hervorhebt, die mit ihren Hügeln
Rom ähnele, sowie die Hahnenkämpfe und die Herrschaft der Frauen über
die Männer und die daraus entstehende lmmoralität bespricht, hat Att. Hor-
tis8) herausgegeben. Ein kleiner Aufsatz von Zoubek9) fafst das wenige
zusammen, was wir von den niederen Schulen Böhmens im XIV. Jh. wissen.
Derselben Zeit gehört auch ein Bericht über die 'Vorzeigung von Reliquien
in Krumau* an, welcher von Tadra10) am Schlüsse eines Nekrologs des Mino-
ritenklosters in Krumau aufgefunden wurde, ferner ein Nekrolog des Wittin-
gauer Augustinerklosters.11)
Lebhaftes Interesse wendet sich noch immer der Hussitenzeit zu. Das
bedeutendste Werk, welches an dieser Stelle zu nennen ist, ist die Biographie
1) Über d. Bosenb. Güter (Urbar zbozi Bozmbersk&io) , Abhandl. <L k. böhm. Ges. d.
Wissensch. VI, H. 10. — 2) Über Kanzler u. Kanzlei d. K. Wenzel, s. Jahresber. II, 2, 70»
859. — 3) Br. Bischoff, d. Gefangennahme der Strafeb. Gesandten, Mitt 18, 252 £ —
4) Borovy, Libri er. archidioecesis Pratensis: über III (1385— 90). Prag, Calye, 1879, VI
u. S. 261 — 344. S. Jahresber. I, 396. — 5) Loserth, Beitr. z. Gesch. d. hussat Bewe-
gung, Mitt 17, H. 2, s. Jahresber. I, 168; MenMk, Schreiben d. Mag. Adalb. Baue, aa
Konr. Waldhanser (M. Y. Bankova dopis) im Ö. Ö. M., H. 3 u. 4; Tadra, M. Adalb. Bn-
conis (M. VojtSch Bank&y) ebda. 1879, H. 4. — 6) D. h. Joh. v. K., Stimmen ans Maria
Laach XYIIL Dasselbe gilt von d. Aufs.: d. geschichtl. h Joh. y. K., Katholik, 1879, 1,407.
— 7) D. h. Joh. y. Kep. Prag, Beyer, 1879, 122 S. Nur eine etwas erweiterte Umafbeit
des Aufsatzes: 'd. geschichtl. Joh. v. Nep.\ den ders. Verf. 1861 im Progr. d. Egerer Gtvb*
erscheinen liefs. — 8) Archeogr. triest. VII (1880/81), S. 439—51. — 9) 0 IkolathlTT
stoleti, Ö. Ö. M., H. 3 u. 4; Mitt. 17, H. 1—3. — 10) Ukazoväni sy. ostatkä y. C.
lovS, C. Ö. M., H. 3 u. 4. — U) Loserth, Mitt. 17, H. 2.
Böhmen and MIhren. 11,319
des berühmten Hussitenföbrers Zizka von V. V. Tome k,1) ein Werk, welches mit
offenbarer Vorliebe für den Helden, aber doch mit sorgsamer Benutzung aller zu
Gebote stehenden Quellen abgefafst wurde. Teilweise v im Gegensatz hierzu
steht eine Abhandlung, v welche der ersten Heldenthat Zizkas, der Schlacht am
später so genannten Zizkaberge, gewidmet ist, indem sie aus der Dar-
stellung des Laurenz von Brezova und einem bisher ungedruckten Briefe des
Markgrafen von Meifsen den Beweis führt, dafs die Bedeutung des betreffen-
den Zusammenstoßes in hohem Grade übertrieben worden sei8) Auch die
Frage, warum seitens der Polen die hussitische Bewegung unterstützt wurde,
ist mehrfach behandelt worden; während man darin von einer Seite eine
Art Rache für das den Polen ungünstige Urteil Siegmunds im Streite mit
dem deutschen Orden (Breslau 1420) sehen wollte, behauptete ein anderer
Forscher, dafs Vitold die Gründung eines neuen, slavischen Grofsstaates aufser-
halb Polens beabsichtigt habe.8) Eine allgemeine Darstellung der kirch-
lichen Bewegung zur Zeit des Schismas mit besonderer Rücksicht auf die
Verhältnisse in Böhmen, Mähren und Schlesien bietet ein Traktat des Abtes
Ludolf von Sagan, der von Loserth mit Weglassung weitläufiger Polemiken
über kirchlich-religiöse Fragen veröffentlicht ist, nachdem Palacky auf seine
Wichtigkeit hingewiesen und einige Auszüge bekannt gemacht hatte. Die zweite
gröfsere Hälfte des Traktats enthält im Widerspruch mit dem Titel eine
ziemlich umfassende Geschichte der hussitischen Bewegung in Böhmen und
der Versuche Sigismunds sich zum Herrn des Landes zu machen. Der Wert
des Traktats liegt nicht in den einzelnen Details, die vorsichtig zu benutzen
sind, sondern in Ludolfs Beurteilung der Ereignisse. Er gehörte zur streng
kirchlichen Partei und war ein entschiedener Deutscher, daher er hervorhebt,
Hufs sei von vielen aus rein nationalen Gründen unterstützt worden. Dem
Traktat geht aufser einer Biographie Ludolfs eine Darstellung seiner nicht
unbedeutenden litterarischen Leistungen voraus. Es gehört dazu u. a. eine
Schrift gegen 14 Artikel des Sachsenspiegels.4) — Den Hussitismus, welcher
'den Brand in die sociale Ordnung der Dinge warf und den Rassenkampf ent-
fesselte', und seine Folgen besonders für Böhmen in kirchlicher, socialer,
wissenschaftlicher und politischer Hinsicht berührt auch C. Höfler,6) wobei
zugleich die Politik der deutschen Könige im XV. Jh. vielfach unter univer-
sal-historischen Gesichtspunkten Beleuchtung erfährt.
Einen sonst unbekannten Schriftsteller, den Meister Protiva, citiert der
mysteriöse Begründer der Sekte der böhmischen Brüder, Peter Chelcicky als
denjenigen, von welchem er seine Lehrmeinungen habe; wahrscheinlich war
damit niemand anders als Wycleff selbst gemeint.6) Auf die Zeit Albrechts H.
beziehen sich die Aufzeichnungen des Stadtschreibers Wenzel v. Iglau, welcher
1) Jan 2üka, Prag, 1879, Otto, 228 S. (neuesten« auch deutsch v. Prochaska). —
2) Höfler, Abhandl. aus d. Gebiete d. slav. Gesch. (Wien, Gerolds S.) HI. Die Schlacht am
iükaberge b. Prag. — 3) A. Prochaska, Polen u. Böhmen zur Hussitenzeit (Polska a
Csechy v czasach husyckich), Ber. d. Krak. Akad. d. Wissensch. 1877 u. 1878; St Smolka,
Polen beim Ausbruch d. Hussitonkr. (Polsko w obec wybuchu wojen hus.), Athenäum, 1879,
Bd. 1; Prochaska, Przewodnik naukowy i literacki, Januarh. — 4) Beitr. z. Gesch. d.
Hussit Beweg. KL Der Tractatus de longevo schismate d. Abtes L. v. S., Aren. f. Ost Gesch.
60, 343—563. Auch sep., Wien, Gerolds S. — Vgl. o. S. 797. — 5) Abhandl. aus d. Geb.
<L slar. Gesch. IV. Die Epochen d. slav. Gesch. bis z. J. 1526, Wiener Sitz. -Ber., (Phil.-
Hist £1. 97, 797—912. — Vgl. o. S. 206*. — 6) Annenkov, Beitr. z. Lebensbeechr. d.
Peter v. Chelcic (Prisperek k ziytopisu P. Ch.), C. G. M. E 3 a. 4; über Goll, Unten, z.
Gesch. d. böhm. Brüder I, vgL Jahxesber. I, 172; II, 2, 81.
11,320 XXXII. TK Tupetz.
von Chlumecky als der wichtigste mährische Chronist gepriesen wurde; die
Veröffentlichung derselben beweist jedoch, dafs das Lob übertrieben war.1)
Eine reiche Quelle für die mährische Bechtsgeschichte enthalten die 'Libri
citationum et sententiarum'.*) Den unruhvollen Landtag, den 1454 Ladis-
laus Posthumus nach Prag berief, betrifft ein von E. Birk nach einer unvoll-
ständigen Abschrift des vorigen Jahrhunderts edierter Gesandtschaftsbericht,
welcher für verloren gehalten, aber neuerdings wieder aufgefunden wurde und
richtiger abgedruckt ist.3) Für die viel behandelte Frage der Vergiftung
dieses Königs und für die Wahl Georgs von Podebrad hat die Denk-
schrift des Breslauer Domherrn Nikolaus Tempelfeld von Brieg Bedeutung,
welche der Hussit engeschichte des Cochlaeus zu Grunde liegt.4) Zur Beant-
wortung der Frage, ob dem Schismatiker und Häretiker G. Podebrad Obe-
dienz geleistet werden könne, untersucht der Autor die Entwickelung der
Verhältnisse Böhmens in den letzten sechzig Jahren. Für die ältere Zeit
ist die Darstellung nicht immer korrekt; die Zeit von 1422 bis Eugen DL
übergeht er ganz, spricht aber über die folgende Periode bis Ladislaus schon
als Zeitgenosse. Er sucht zu zeigen, den Eompaktaten sei niemals von
dem Konzil allgemeine Gültigkeit zugesprochen worden. Die Zugeständnisse
seien viel zu weitgehend; die Katholiken könnten sich trotz der ihnen nach
den Kompaktsten zustehenden Freiheit bei der Unduldsamkeit der Hussiten
nicht frei bewegen, viele (einzeln angeführte) Thatsachen legten dafür deut-
liches Zeugnis ab. Obcdienz sei G. nicht zu leisten: er kann als Schisma-
tiker nicht König sein, er hat mit Vorbedacht an Ladislaus Untergang ge-
arbeitet und dessen Tod verschuldet, seine Wahl war unter dem Drucke des
durch Rokyzana aufgeregten niederen Volkes nicht frei: für die Wahl er-
geben sich viele neue und interessante Details. An der Darstellung, die
A. Bachmann5) zum teil nach neuen Quellen von den ersten Regierungsjahren
Georgs und insbesondere von den mit seiner Person in Beziehung gebrachten
Versuchen einer Reichsreform gegeben hat, bezweifelt Markgraf6) die Rich-
tigkeit der Auffassung B.s von Georgs Eid vor der Krönung und leugnet,
dafs derselbe im August 1459 in Brunn dem Kaiser gegenüber die Verpflich-
tung eingegangen sei, sich der Kurie zu unterwerfen. Der König habe ge-
lebt und gehandelt in der Hoffnung, ohne einen persönlichen Übertritt mit
der Kirche paktieren zu können. — Größtenteils auf dieselbe Zeit beziehen
sich Perwolfs Beiträge zur böhmischen Geschichte, welche Dienstvertr&ge
böhmischer Herren mit den polnischen Königen enthalten.7) Die Willkür,
mit welcher unter der Regierung der schwachen Jagellonen der Adel gegen
die Städte vorzugehen liebte, wird beleuchtet durch die von Schlesinger
veröffentlichte Geschichte der Fehde zwischen Elbogen und der Familie
Schlick.8) In dieselbe Zeit fällt auch die Wirksamkeit des utraquistischen
Bischofs Villanuova, aus dessen Diarium in Verbindung mit einigen anderen Akten-
1) Loserth, Hist. Aufzeichn. aus d. Hussitenzeit. Mitt 19, 81—89. — 2) Tom. HI
ed. V. Brandl, Brunn, 1878 u. 1880. Pars prior, Biilnner Vorladungen (Puhony Brneadi)
1417—1448, Pars altera, Olmtitzer Vorladungen (P. Olom ) 1437—48. Verl. d. mähr. Landet-
ausschusses. — 3) Von Losortb, b o. S. 18810. — 4) Loserth, d. Denkschr. d. Breil.
Dorah. Nikol. Tempelf. v. Br., Arch. f. östr. Gesch. 61, 89—184. — Über Georg Pod Tg!.
0. S. 1334. — 5) Böhmen u. s. Nachbarländer (s. Jahresber. I, 173) u. Urkunden n. Akten-
stücke, s. Jahresber. 11, 2, 78. — 6) Hist. Zschr. N. F. VIII, 334 ff. — 7) Prispcrkj k.
1. d., Ö. Ö. M. H. 3 u. 4. — 8) Chronik d. St Elb. 1471—1504. Pr«g, Tempsky, 1879,
218 S.; ähnl. Inhalts ist auch Gradls Schrift, s. o. S. 3157.
Uagarn. 11,321
stücken Rehdk l) den Stoff zu einer kurzen, aber gut geschriebenen Biographie
entnahm.
Der humanistischen Bewegung, welche an der Schwelle der Neuzeit steht,
haben sich die Tschechen verhältnismäfsig spät und zögernd angeschlossen;
die Erklärung hierfür hat man in dem Umstände zu finden geglaubt, dafs
drei der berühmtesten und frühesten Humanisten sich der tschechischen Na-
tion feindselig erwiesen, nämlich Enea Sylvio Piccolomini, dessen Haltung
gegen Georg von Podebrad bekannt ist, dann der Pangermane Geltes,
welcher Spottgedichte auf die Tschechen verfafst habe, und endlich Bonus -
lav Hassenstein v. Lobkowitz, der, obwohl selbst Böhme, seinem Volke
ganz entfremdet gewesen sei. Der Schriftsteller, welcher diese Behauptung
aufstellt, hat übrigens auch dem wechselvollen Schicksale der hinterlassenen
Schriften des Bohuslav v. Lobkowitz und dem Freunde desselben, Joh. Slechta
von Vsehrd eingehende Studien gewidmet.2)
XXXIV.8)
J. H. SchwiGker.
Ungarn.
Die historische Litteratur Ungarns weist auch im J. 1880 auf allen
Gebieten der geschichtlichen Wissenschaft eine fruchtbare Wirksamkeit auf;
namentlich sind es jüngere Kräfte, die mit tüchtiger Schulung und in emsiger
Specialforschung einzelne Partieen der ungarischen Geschichtswissenschaft zu
beleuchten streben. Es gereicht uns aber zur besonderen Freude, auch den
schon bewährten Forschern und Geschichtsschreibern, wie Wilh. Fraknöi,
Friedr. Pesty, Gust. Wenzel, Alex. Szil&gyi, Karl Torma, Jul. Pauler, Paul
Hunfalvy u. a. in ungeschwächter Thätigkeit und dankbarer Schaffenslust wieder
zu begegnen.
Wie allenthalben in Europa, so erfreut sich auch in Ungarn die Prä-
historik einer rührigen Pflege; aber diese 'vorgeschichtlichen* Forscher
zählen sich selber weit mehr zu den Naturforschern oder zu den Anthropo-
logen, so dafs die eigentliche Geschichtswissenschaft von ihnen nur flüchtig
Notiz nehmen kann. Wo man aunoch auf den Spuren blolser Hypothesen wan-
delt oder selbst vielfach strittige Objekte ohne streng nachgewiesene chrono-
logische Einordnung, Entwicklung und Ursächlichkeit vor sich hat, da ist
es für die Historik wohl geraten, noch für einige Zeit die eingehende Rück-
sichtnahme auf diese litterarischen Leistungen zu suspendieren.
1) Jan F. Villanuova. Kuttenberg, 1878, 21 S.; erwähnt sei hior ein Erlab K. Wladis-
lawa gegen d. Juden 1497, veröff. v. Loserth, Mitt. 19, 11. 1. — 2) Truhlur, Wio die
ältesten Humanisten sich gogon das böhm. Volk vorhielten (Kterak so zachoyali nojst huni.J,
0. 0. M. 1880, 3 u. 4; der«., Über d. Schrifton d. Bohusl. v. Lobk. (0 »pisoch B. z. L.)
0. Ö. M. 1878, 2; derH., Leben u. Wirken de« Joh. Schi. v. V. (frvot a pilsobeni J. S. ze V.)
0. 0. M. 1879, 9. Vgl. hiorzu Kap. XXXIV zu Endo. — 3) Kap. XXX111 (Polen) raufe
wegen schwerer Erkrankung den Rofer, Dr. Kantocki in Posen, leider ausfallen.
Historische Jahresberichte. itJUO. 11. 21
11,322 XXXIV. J. H. Schwickor:
Ungarns geschichtliche Zeit beginnt mit dem Auftreten der Römer an
der Ostküste der Adria und tritt in helles licht durch die Kämpfe zwischen
Dakien und Rom. Diese dakisch-römische Periode und die Zeit der
spätem Römerherrschaft findet denn auch mit Recht noch immer ganz
eifrige Beachtung. Als die unermüdlichsten Arbeiter auf diesem Felde sind
zu nennen die beiden Budapester Uni versitäts- Professoren K. Torma und
Jos. Hampel. Seit länger als zwanzig Jahren beschäftigt sich Torma mit
der wissenschaftlichen Erforschung des alten Daciens, worüber er bereits
eine stattliche Reihe von Publikationen geliefert hat Von besonderem Werte
ist die Abhandlung: 'Der obere Teil des Limes Dacicus'.1) Es wird darin die
von vielen angezweifelte nordwestliche Grenzlinie Daciens eingehend nachge-
wiesen. Diese zog sich von Resculum (h. Sebesv&ralja im Klausenburger
Komitate) bis Porolissum (h. Mojgrad) und von da bis Alsö-Kosaly (im
Szolnok-Dobokaer Komitate); an dieser Linie, resp. von dieser eingeschlossen
werden zahlreiche Orte nachgewiesen, über deren Lage die Meinungen bisher
auseinander gingen. Ebenso sind die Strafsenlinien von Potaissa (h. Torda)
bis Napoca (h. Klausenburg) und von da nordwärts über Optatian (h. Zutor)
und Largian bis Porolissum und westwärts bis Resculum und deren Seiten-
linien nachgewiesen. Desgleichen ist der Lauf der Strafse von Napoca bis
Ulpia Trajana (das altdakische Sarmizegethusa, h. Värhely) und darüber hinaus
mit Genauigkeit verfolgt. So liegt uns ein deutliches topographisches Bild
des nördlichen Daciens vor. Neben Dacien zieht das alte Pannonien die be-
sondere Aufmerksamkeit der ungarischen Archäologen auf sich. Auch hier
steht Torma im Vordergrund, seitdem es ihm 1880 gelungen, das Amphi-
theater in Aquincum (d. i. Alt-Ofen) zu entdecken und grofsenteils bloßzu-
legen, worüber er an die Akademie am 6. Dez. 1880 referierte.1) Nicht
minder eifrig leitet die Ausgrabungen auf einer anderen Stelle Aquincums
Hampel, dem man auch fortsetzungsweise ein sorgfältiges 'Repertorium der
archäologischen Funde in Ungarn'3) verdankt
Mit der römischen Besiedelung Daciens steht bekanntlich auch die Frage
über die Herkunft der Rumänen (oder Walachen) in Beziehung. Dieser
Gegenstand beschäftigte wiederum mehrere Historiker, die sich noch immer
in zwei streng geschiedene Parteien, in Anhänger und in Gegner der Roesler-
schen Einwanderungstheorie scheiden. In Ungarn trat für Roeslera Auffassung
Ladisl. R6thy,4) gegen dieselbe Prof. Joh. Goldis6) auf. Vom slavischen
Gesichtspunkte aus suchte Jos. Ladisl. Pic6) die Frage zu lösen. Obwohl er
manch interessanten Beleg für das bedeutende slavische Element in Sprache
und Geschichte der Rumänen beibringt, woran übrigens auch vorher kein
Unbefangener zweifelte, hat er die Lösung der Frage selbst wenig gefördert;
vielmehr ist er in speciell ungarisch -geschichtlichen Verhältnissen wenig
orientiert.
Auch die Sz£klerfrage fand desgleichen wiederholte Erörterung; ins-
besondere trat der sonst verdienstvolle K. Szabö (Prof. an der Universität
1) A Limes Dacicus felso resze. M. 6 Holzschn. u. einer Karte. Budapest — 2) As
aquincum i Amphithoatrum eszaki feie. (D. nördl. Hälfte d. Aropbith. z. Aqu.). M. 8 Hokacha.
u. 15 photogr. Abbild. Budapest, 1881. Einen ausführl. Auszug daraus tob B. Henfsl-
mann s. i. d. Ungar. Kev. 1881. — 3) Magyarhoni regeszoti leletek ropertoriuma, i. d. Archaeo-
logiai Közlerafayok (Archaol. Mitt) X11I, 33 ff. — 4) Anonymus az erd%i olahokröl (d.
Anonymus über die sieben bürg. Walachen). Budapest. 72 S. — 5) A roman nyelvlatuiagft
(d. Latinität d. mm. Sprache). Arad. 52 S. — 6) Über d. Abstammung d. Rom.
Dunckor & Humblot VII, 228 S.
Ungarn. 11,323
zu Klausenburg) zu Gunsten der 'hunnisch-3cythischen' Abstammung der Szekler
auf. Er sucht einmal die von Hunfalvy verfochtene Ableitung und Erklärung
des Namens der Szekler (magy. szekely = szek-elo oder szek-elö = marchia
oder Mark, deshalb 'Szäkler' — Grenz Wächter) zu widerlegen1); und will
ferner1) nachweisen, dafs die in Ungarn (in den Komitaten Bihar, Szabolcs,
Prefsburg, Tolna und Wieselburg) noch bis ins XIV. Jh. vorhanden ge-
wesenen Szekler keineswegs Grenzwächter waren: mochten sie auch aus der
'Urheimat der Szekler', aus dem siebenbürgischen Szeklerlande, nach dem
eigentlichen Ungarn ausgewandert sein, seien sie doch wie im Stammlande
so auch in den ungarländischen Kolonieen keine königlichen Ansiedler ge-
wesen, sondern freie Grundbesitzer mit den besonderen ererbten Szekler
Nationalrechten. Die Argumentation ist gezwungen und entbehrt der stich-
haltigen Beweise; die von Sz. beigebrachten neuen Urkunden bezeugen viel-
mehr die Richtigkeit der Hunfalvy sehen Ansicht, dafs die Szekler Militär-
kolonieen auf den königlichen oder Krongütern waren mit der Verpflichtung
der Grenzhut und der Heeresfolge unter dem königlichen Banner.
Die für Ungarns Geschichte bedeutsame Periode der Völkerwanderung
fand auch im J. 1880 keine nennenswerte Pflege; nur als ein Kuriosum sei
erwähnt, dafs, angeregt durch den Ruhm der 'hunnischen Verwandtschaft' des
Szekler-Volkes auch für die in den Komitaten Neograd, Gömör, Heves und
Borsod wohnenden Palöczen ein Verteidiger ihrer hunnisch-skythisch-avarischen
Abstammung sich in Alex. Pinter gefunden hat, der behauptet,3) sie hätten
schon vor den Magyaren im Lande gesessen und den letzteren die Er-
oberung erleichtert. P. giebt schätzbares ethnographisches Material, in histo-
rischer Hinsicht fehlt et ihm an Kritik. Aus der Arpaden-Zeit (895 —
1301) behandelt in einer namhafteren Arbeit Jos. Szalay die interessante Frage
der 'Nationalitäts -Verhältnisse der ungarischen Städte im XIII. Jh.'4) Sz.
bringt aus den Urkunden manchen dankenswerten Beitrag zur Kenntnis der
inneren Verhältnisse des ungarischen Städtelebens im XIU. Jh., vertritt aber
im Einzelnen darin eine unhistorische Anschauung, dafs er für viele Städte
im XIU. Jh. das Vorhandensein eines wesentlich magyarischen Bürgerelements
beansprucht. Allerdings lebten in den Städten nach dem Mongolensturm auch
Magyaren; aber gröfstenteils nur in den Aufsen werken oder Vorstädten und
ohne Teilnahme am städtischen Vollbürgertum. Namen wie Wesen dieses
Bürgertums war in Ungarn vorwiegend deutsch.
Eine wichtige Quelle zur Kenntnis der socialen Zustände Ungarns im
XIII. Jh. ist das lRegestrum de Varadin' (vgl. Endlicher, Monum. Arpa-
diana, H, 640 ff.). Eine historische Studie von Jul. Vajda5) behandelt
zuerst die Ausgaben, die Zeit der Entstehung, den Inhalt, Stil, Verfasser und
die Glaubwürdigkeit des Regestrums, um in der zweiten Hälfte der Schrift
den kulturhistorischen Wert dieser Quelle zu untersuchen.
Unter den selbständig erschienenen historischen Werken des J. 1880
nimmt die Arbeit des unermüdlichen Forschers und Historikers Fr. Pesty
über die 'verschwundenen Komitate'6) die erste Stelle ein. Mit seltener
Kenntnis der urkundlichen Quellen und genauer Vertrautheit mit der einschlägigen
1) A ulkely nemzeti növröl (Über d. Nationalnamen d. Szekler), Szazadok (Org. d. ung.
hiat Ges.) S. 404 — 411. — 2) A raagyarorazagi ezäkely telepekröl. (Über d. ungarländ.
Szekler -Aneiedlungen), ibid. S. 490—500. — 3) A pal6czokröl. Budapest. 96 S. — 4) Va-
roeaink nemzetiuegi viszonyai a XIII. szazadban. Szazadok S. 533—557. — 5) A varadi
regeatnnn (1209—1235), Budapest — 6) Az eltiint regi yarmegylk. 2 Bde. Budapest
434 iL 509 S.
81*
11,324 XXXIV. J. II. Schwicker:
Litteratur verbindet P. zugleich die erforderlichen Sprachkenntnisse nnd ver-
fügt über eine glückliche Kombinationsgabe, die, von unbefangener Geschichts-
forschung geleitet, ihn in den meisten Fällen das Richtige treffen läfst. Vor-
liegende Arbeit ist für eine grofse Menge von Fragen aus der historischen
Topographie Ungarns geradezu bahnbrechend und mafsgcbend. In der Ein-
leitung bezeichnet es P. als seine Aufgabe, die im Laufe der Zeiten vom
XII. Jh. bis zur Gegenwart (1876) bestandene jedesmalige Anzahl der nach-
weisbaren Eomitate festzustellen und sodann die während dieser Jahrhunderte
an den Komitaten vorgenommenen Veränderungen, Umgestaltungen, Neu-
einteilungen, Zusammenlegungen etc. urkundlich zu verfolgen; selbstver-
ständlich ergeben sich nebenbei noch zahlreiche andere Fragen über die wei-
tere administrative v Einteilung der Komitate, über die bestandenen Di-
strikte, Bezirke, Zupanate, über die obrigkeitlichen Vorsteher (Ober-
gespäne) und sonstigen behördlichen Funktionäre in den Komitaten u. s. w.
Er behandelt dann zuerst die 'verschwundenen' resp. umgestalteten Komitate
im eigentlichen Ungarn, als: Pilis, Solt, Csepel, Szolnok, Kemej, Nyir, Szilagy,
Erdöd, Patak, Szerencs, Zemplin, Pata, Ujvar, Heves, Borsva, Bakony, Se-
gösd, Bodrog, Valkö, Keve, Horom und Somlyö; sodann folgen die sieben-
bürgischen Komitate, Stühle und Distrikte, dann die in den Teilen jenseits
der Drau ('fälschlich Slavonien und Kroatien genannt1) und endlich die in
den Teilen jenseits der Save (Bosnien, Kroatien und Dalmatien). Unstreitig
den gröfsten Wert besitzt der Abschnitt, in dem zum erstemale von P. an der
Hand der Urkunden und sonstigen authentischen Geschichtsquellen die wahre
topographische Lage von Slavonien und Kroatien und das richtige Verhältnis
dieser beiden ungarischen Nebenländer zu dem ungarischen Matterlande er-
örtert wird. Das für manchen ohne Zweifel sehr überraschende Ergebnis ist,
dafs das heutige Kroatien und Slavonien mit Unrecht diesen Namen trage;
denn, was jetzt Slavonien genannt wird, waren bis 1878 unmittelbare unga-
rische Komitate; Slavonien aber erstreckte sich dort, wo zur Zeit Kroatien
liegt, und letzteres befand sich grösstenteils jenseits der Save und Knlpa.
Auch für die historischen und staatsrechtlichen Beziehungen Dalmatiens, dann
Fiumes, Bosniens und der Herzegowina zur ungarischen Krone giebt dieses
vortreffliche Werk lehrreiche Aufklärungen. Eine deutsche Bearbeitung dieses
Abschnittes, der auch ein lesenswertes Kapitel über die slavischen Zupa-
nate enthält, wäre ein lobwürdiges Unternehmen.
Eine andere bedeutende Leistung auf historischem Gebiete ist die kri-
tische Geschichte des ungarischen Bergwesens von dem Akademiker und
Universitätsprofessor G. Wenzel:1) die Frucht einer nahezu vierzigjährigen
Forschung; denn seit dem J. 1843, da W. in den 'Wiener Jahrbüchern der
Literatur' das alte Schemnitzer Stadt- und Bergrecht veröffentlichte, bildete
die ungarische Bergwerksgeschichte den Lieblingsgegenstand der Forschungen
und Studien des Vfs. Vorliegendes Werk ist der erste Versuch, die Ge-
schichte des ungarischen Bergwesens auf streng wissenschaftlicher Grundlage
im Zusammenhange darzustellen. W. verfolgt die geschichtliche Entwicklung
der ungarischen Montan-Industrie und deren Zusammenhang mit den übrigen
Faktoren des socialen und politischen Lebens von den ältesten Zeiten bis auf
die Gegenwart.
1) Magyarorszag banyaszatanak kritikai törtenete. Budapest VIII, 456 S. Ausführlich
gab Ref. don Inhalt in d. Ung.-Rev. 1881. S. 798—825; die Episode über die Wirksam-
keit dor Fugger in Ungarn erzählte ebendora. in d. Liter. Beil. d. Wiener Montagsrerme 1881.
Ungar* 11,325
Die Zeit der Könige aus verschiedenen Häusern (1301 — 1526)
ist im J. 1880 namentlich in kulturhistorischer Beziehung beleuchtet worden.
So umfassen die 'Quellen zur Geschichte Siebenbürgens aus sächsi-
schen Archiven', J) die der Verein für siebenbürgische Laudeskunde publizierte,
ein überaus reiches Urkundenmaterial aus der Zeit von 1380 — 1516, welches
nicht blofs zur Kenntnis des inneren Lebens der siebenbürgischen Sachsen-
städte sehr wertvolle Daten liefert, sondern auf das gesamte sociale und
volkswirtschaftliche Leben des Sachsenlandes, ja Siebenbürgens überhaupt
Licht wirft. Volkswirtschaft, Handel und Gewerbe treten hier deutlich zu
tage, ebenso das politische und wirtschaftliche Leben der Städte, die Be-
schaffenheit und Wirksamkeit ihrer kommunalen Autonomie, sowie die In-
stitutionen des Wehr- und Lehrwesens. Durch die Publikation, deren Fort-
setzung man mit berechtigtem Interesse erwartet, hat der genannte Verein
sich ein neues eminentes Verdienst um die historische Wissenschaft erworben.
Hier sei auch nachträglich noch der vom Hermannstädter Archivar Franz
Zimmermann mit Unterstützung der sächsischen Nations-Universität herausge-
gebenen 'Photographien von Urkunden aus siebenbürgisch-sächsischen Archiven' *)
erwähnt. Die Sammlung, zum praktischen Unterrichte angehender Archivare
bestimmt, umfafst auf 27 Tafeln ebenso viele Urkunden aus den Jj. 1292 —
1510 und zwar 11 Königsurkunden (2 Ludwigs d. Gr. v. 1367 u. 1379;
3 Sigismunds v. 1419 u. 1420; 3 von Mathias! v. 1468, 1469 und 1470 und
3 von Wladislaw H. v. 1492, 1508 u. 1510). Die übrigen 16 Tafeln bringen
ans der Zeit von 1292 — 1497 Urkunden verschiedener weltlicher und kirch-
licher Behörden. Ein erklärender Text ist leider nicht beigegeben.
In einer interessanten kulturgeschichtlichen Studie hat Gymnasialprof.
Des. Cs&nki3) die Handelsverhältnisse Ungarns zur Zeit Ludwigs I. (1342—
1182) behandelt und in vortrefflicher Weise Geld- und Kredit- Verhältnisse,
Transportmittel, Mafse, Zoll- und Dreifsigst- Wesen, Märkte, Binnenhandel,
Haupthandelsstrafsen und auswärtigen Handelsverkehr erörtert. — Ebenso
vorzüglich sind die eingehenden und sorgfältigen archivalischcn Studien von
Eug. Abel über die Gelehrten- Verhältnisse in der Zeit von Mathias I. (Kor-
vinus) und Wladislaw n. (1458—1516), welche Zeit man mit Recht auch
die ungarische Renaissance-Periode nennen kann. Seine Publikationen auf
diesem Gebiete begann A. bereits 1878 mit einer Abhandlung über die
'ßibliotheca Corviniana.'4) Darauf folgten seine Untersuchungen über die
Humanisten am ungarischen Hofe unter Wladislaw IL, namentlich über die
'gelehrte Donau-Gesellschaft' (Sodalitas Litteraria Danubiana)6), denen sich
insbesondere noch eine wertvolle Quellen publikation anschlofs. Seine Archi-
valien erlaubten A. manchen landläufigen Irrtum zu korrigieren und über
einzelne Humanisten (Ccltes, Augustinus v. Olmütz, Johann Schlechta v.
Wischehrad und Kosteletz, Georg Neideck u. a.) zum teil ganz neue Daten
mitzuteilen.
1) Hermannst. B. I. 679 S. — 2) Hormannstadt 1879. — 3) Hazank keroskedolmi
fiazonyai 1. Lajos koraban. Budapest — 4) Vgl. llunfalvy, Litorar. Berichte a. Ung. 1878.
S. 556 ff. — r>) Magyarorszagi Humanistak 6s a dunai tud6s tarsasag (die Humanisten in
Ungarn u. d. gel. . Donaugesellsch. Akad. Abhandl. Budapest.) Ein umfassender Auszug in
Hunfafrys Liter. Berichten. 1880. S. 331 fi. Vgl o. S. 321*.
11,326 XXXV. VT. Wattenbach:
XXXV.
W. Wattenbaoh.
Paläographie.
Die Palaeographical Society in London hat ihre wertvollen Publi-
kationen regelmäfsig fortgesetzt,1) welche in jeder Lieferung ausgesuchte Proben
aus allen Jahrhunderten des Mittelalters bringen; eine Hds. des Beda de
temp. rat. aus der 1. Hälfte des IX. Jh. (166 — 67) liefert einen neuen Be-
leg für die Verteilung der einzelnen Lagen eines Werkes unter verschiedene
Schreiber; die Predigten des h. Severianus (161/162 aus Mailand) gewähren
schöne Proben der Halbuncialschrift im Übergang zur alten Minuskel, während
andere Blätter die in Pompeji gefundenen Wachstafeln des Jucundus, Cic. de
Rep. u. a. vor Augen führen. Von der alten Kursive, wie sie u. a. auf den
Wachstafeln vorkommt, gab schon 1879 Zangemeister*) ein neues Bei-
spiel von Backsteinen, auf welchen in dem noch weichen Lehm Vermerke
über gelieferte Arbeiten gemacht sind, und stellte die bis jetzt bekannt ge-
wordenen Funde der Art zusammen. Reiche Proben irischer u. a. Schriften
vom XII. Jh. an gewährt die Publikation des sog. lBook of Leinster* von
Rob. Atkinson (Prof. d. Sanskr. etc. in Dublin).8) Übrigens ist die Fülle
der publizierten Faksimiles jetzt so grofs, dafs es überflüssig ist, sie anzu-
führen, wo sie nicht von besonderer Bedeutung oder zu paläographischen
Zwecken mitgeteilt sind. Letzteres ist der Fall in dem Handbuch spanischer
Urkundenschrift vom XII. — XVII. Jh. von Jesus Mufioz y Rivero, mit 179
autographierten Schriftstücken. Nach einer Übersicht über die älteren Zeiten
giebt der Vf., welcher selbst Archivbeamter und Prof. an der Schule rar
Diplomatik ist, in verständiger Weise eine Anleitung zum Verständnis der
jüngeren Schriftarten, unterstützt durch die zahlreichen Übungsstücke. Wer
mit den schwierigen Aktenstücken vom ausgehenden Mittelalter an sich be-
schäftigen will, findet hier ein nützliches Hilfsbuch, woran es bis jetzt
gänzlich mangelte, freilich nur aus einem begrenzten Gebiet, dessen Kenntnis
jedoch auch anderes mit besserem Erfolg bewältigen lehrt.4)
Den Zweck, die von Jaffa gegen die Echtheit der Pergamene di Arboria
gerichtete paläographische Kritik zu entkräften, verfolgt Ign. Pilitto.6) Er
1) Palaoogr. Soc. Facsimilos of Mscr. Edit by £. A. Bond o. E. M. Thompson.
London. Vgl. Jahresbor. II, 2, 344'. — 2) Jahrb. d. Ver. d. Altertumsfreunde im Rhein-
land 67, 73—77. Vgl. Jahresber. EL, 2, 136 8- 18. — 3) The Book of L. someüme called
tho Book of Glendalough, a collection of piecos (proso and verae) in the Irish language, com-
pilod, in part, about the raiddle of the 12*h Century. Now for the firat time pnbliahed from
tho original manuscript in the library of Trinity College, Dublin, by the Irish Academy, with
introduetion, analysis of content«, and index. 90 u. 410 S. fol. — 4) Manual de Paleografia
diplomatica Espanola de los siglos XII al XVII. Metodo teorico-practico para aprender a leer
los documentos Espanoles de los siglos XII al XVII. Obra illustr. con 179 läminaa dibffjadas
por el autor. Madrid, Imprenta de Morena y Rojas (12 pes.) VIII, 304 8. Zugleich wird
von dems. oino Sammlung von Facsimiles aus ders. Zeit in 6 Heften mit je 8 Tafeln nun
Zweck dos Unterrichts, jedes i. 1 pesota, angezeigt. — 5) 8. o S. 270M.
Paläograpbie. H,327
giebt mit grofser Sorgfalt ein Bild der Ungenauigkeit. mit welcher im XV. Jh.
vorzüglich in flüchtig gemachten Aufzeichnungen die Abkürzungen angewandt
and auch mit einander verwechselt und vermengt worden; es ist nichts
darunter, was mit den überall zu machenden Beobachtungen im Widerspruch
stände. Manches, was Jaffa gerügt hat, findet sich hier, jedoch bei weitem
nicht eine so arge Verwirrung. Allein, was die Hauptsache ist, der wesent-
lichste Teil von Jaffas Kritik bezieht sich auf eine Handschrift, welche, wenn
sie echt wäre, dem XIII. Jh. angehören mufste, und für diese Zeit sind alle
jene Formen einfach unmöglich. P. aber scheint gar kein Bewufstsein davon
zu haben, dafs sein vermeintlicher Gegenbeweis aus diesem Grunde ganz das
Ziel verfehlt; wie unbekannt ihm die Schrift älterer Manuskripte ist, zeigt
sich darin, dafs er zur Verteidigung der von Jaflte angegriffenen Abkürzung
glria für gloria, die aus Baring ihm bekannt gewordene, so überaus häufige
Form gla sogar in Zweifel zieht; es ist ihm das ganze ältere System der
Abkürzungen fast unbekannt. Wir können deshalb diesen Versuch der Ab-
wehr trotz der grofsen und mühsamen Sorgfalt, die darauf verwandt ist, nicht
als erfolgreich betrachten.
Da die Sammlung der Mßlanges von L. Del i sie schon im vorjährigen
Bericht1) erwähnt ist, bleibt uns nur noch das Buch des Can. Carini über
den Purpur*) zu erwähnen, in welchem u. a. das berühmte griechische Pri-
vileg für Christodulos von 1139 (1124?) in Palermo besprochen wird. Mont-
faucon hatte es nicht selbst gesehen und verband damit irrtümlich Unter-
schriften des Königs Roger, welche sich auf dem Original nicht finden. Merk-
würdigerweise ohne Namen des Ausstellers, scheint es byzantinischen Ursprungs,
weil das Datum mit Purpurtinte geschrieben ist, was bei sicilischen Königen
nicht vorkommt In dem alten Inventar von 1309, wo es auch schon ohne
Bezeichnung des Ausstellers erwähnt wird, berichtigt C. 'conscriptum de litera
aurea greca (supfer carta tincta) de trito murice et cocto conchilio' anstatt
des unsinnigen 'toto consilio' des früheren Herausgebers Garofalo.
Mit seinen schätzbaren 'Studien zur lat. Tachygraphie' fortfahrend hat
W. Schmitz9) Faksimiles aus dem Cod. Vat. Regin. 846 gegeben, den einst
A. Mai nach seiner Gewohnheit benutzt hatte, ohne die Nummer anzugeben.
Er enthält Excerpte saec. IX., in denen Buchstabenschrift und tironische
Noten gemischt sind, Isidors Cap. de orthographia (worin dem sicilicus die
Form einer 0 gegeben ist) und Auszüge der Scintillae des Mönchs Dcfensor,
wie S. ermittelt hat, der mit gewohnter Akribie den Text erläutert — In
gleicher Weise hat derselbe4) das Verso des Fragments von Valenciennes be-
handelt, indem er auf 4 Tafeln die Noten in korrekter Form mit Umschrift
darstellt Im gleichen Jahr hat auch Koschwitz6) Verso und Recto des-
selben Fragments in Faksimile mit Bemerkungen von W. Schmitz gegeben.
— Endlich hat auch Herrn. Hagen ähnliche Excerpte saec. X aus einer
Berner Hds. mit Umschrift und Anmerkungen veröffentlicht6) Nach einem
Bericht von Egg er7) hat Guänin, Stenographe reviseur au Senat, nachzu-
1) Jahreaber. II, 2, 347 f. 350. — 2) S. o. S. 244. Erschien auch aep. Palermo, Tip.
P. Montaina, 88 S. Übrigen« Tgl. o. S. 251*. — 3) VIII. u. IX. (Progr. d. Kaia.-Wilh.-Gymn.
zu Krim No. 367) 8 S. Vgl. auch u. S. 333*. — 4) Böhmers Roman. Stadien V, 297.
— 5) Le« plus anciens monuroonts de la langne frane^ 2. Aufl. Heilbronn, Henninger. Vgl.
auch Varnhagen, Zachr. f. rom. Philol. IV, 97—99. — 6) De codicia Bern. CIX Tiro-
niania diuputatio duabns tabulis lithogr. arte depictis adinta. Progr. Univ. Bern, z. Rocto-
ratawechael am 15. Not. — 7) Compt. rend. de l'Acad des Inscr. et BL. VIII, 215.
11,328 XXXVI. H. Brefslau:
weisen versucht,1) dafs Karl d. Gr. den Unterricht in der Stenographie ver-
ordnet habe, und dafs sich die Nachricht Einhards (V. K. c. 25) auf seinen
Versuch beziehe, die Noten zu lernen. Bei der vollkommen deutlichen Aus-
drucksweise Einhards, der die Noten sehr gut kannte, ist es jedoch unmög-
lich anzunehmen, dafs er eine solche Nachricht nicht in zutreffender und
verständlicher Weise sollte mitgeteilt haben.
XXXVL
H. Brefelau.
Diplomatik.
Die erste Stelle in unserem diesjährigen Berichte mufs die großartige
Publikation einnehmen, von der unsere Disciplin die allerwesentlichste För-
derung zu erwarten hat. Indem sich H. v. Sybel und Th. Sickel*) ver-
bunden haben, um unter Mitwirkung anderer Fachgenossen eine auf systema-
tischer Auswahl beruhende Sammlung von 300 Kaiserurkunden ans der Zeit
von Pippin bis zu Maximilian I. in getreuen Abbildungen mit erläuternden
Texten zu veröffentlichen, stellen sie den diplomatischen Studien und
dem diplomatischen Unterricht ein Hilfsmittel zur Verfügung, wie es in
gleichem Umfang und in gleicher Vortrefflichkeit der technischen und wissen-
schaftlichen Ausführung bisher weder in Deutschland noch in andern Ländern
geboten wurde. Zwecke und Grundsätze dieser Publikation legt die der
1. Lieferung vorangeschickte Einleitung, sowie eine ausführliche Selbstanzeige
Sickels8) dar; hier sei nur ein Punkt berührt, der mir von besonderer
Wichtigkeit /u sein scheint. Für die Kaiser- und Königsurkunden bis zum
J. 876 ist durch die Beobachtung, dafs die Kanzlerrekognition autograph ist,
d. h. dafs der als Rckognoszent sich nennende Kanzleibeamte diese Zeile
eigenhändig geschrieben hat, ein sicheres Mittel gewonnen, originale Kanzlei-
ausfertigungen von Kopieen, Nachzeichnungen u. dgl. zu unterscheiden. Von
876 an, wo die autographe Subskription aufhört, fallt dies Mittel fort
Aber indem man daran festhalten kann, dafs — von ganz besonderen Um-
ständen abgesehen — niemals ein Fälscher für verschiedene Stifter gearbeitet
hat, dafs also, wenn zwei oder mehr Urkunden für verschiedene Empf Anger
von demselben Manne geschrieben oder verfafst sind, damit ihre Entstehung
in der Kanzlei des Reiches verbürgt ist, bietet die Vergleichung der Schrift
und der Sprache (des Diktats) auch für die nächsten Jahrhunderte die Mög-
lichkeit, mit Sicherheit eine gewisse Anzahl von Diplomen als echte Originale
zu bezeichnen und aus diesen zuverlässige Kriterien für die Beurteilung
anderer Stücke abzuleiten. Als Sickel diesen Satz zum erstenmal in um-
1) Recherche« sur linst, la pratique et l'enseignem. de la stenopraphie, Pari«, Delagme.
kl. 8°. — Ursprüngl. Aufsätze in der Rov. pedagog. - 2) Kaiserurkk. in Abbildungen 1. Lfg.
(bearb. von Th. Sickel), 30 Urkk. auf 29 Taf. u. 3 Bog. Teit Berlin, Weidmann. —
3) Mitt. d. Inst. f. östr. Gösch. II, 310 ff. Vgl. auch K. Menzel, Hirt. Zschr. XLVi., 1391
Diplomatie 11,329
fassendem» Weise auf die Diplome der sächsischen Zeit anzuwenden begann,
wurde zwar offener Widerspruch kaum geäufsert, aber dafs in historischen
Kreisen die Möglichkeit seiner praktischen Durchführung bezweifelt wurde, ist
kein Geheimnis: wer nach der begonnenen Publikation das Zutreffende der Sickel-
schen Theorie nicht anerkennen will, wird sich mit den hier aller Welt dar-
gebotenen Beispielen abzufinden haben. — Lfg. 1. enthält 1 Diplom Pippins,
4 Karls d. Gr., 1 Diplom und 1 Mandat Ludwigs d. Frommen, 1 Diplom
Lothars L, 5 Ludwigs d. Deutschen, 1 Mandat Arnulfs, 6 Diplome Ludwigs
d. Kindes, 2 Konrads, 4 Heinrichs L, 5 Ottos L, mithin 31 Urkk., nicht 30,
wie der Titel angiebt. Sickels Erläuterungen geben selbstverständlich reichen
diplomatischen Gewinn.
Veröffentlichungen einzelner Faksimiles ebenso wie blofse Urkunden-
drucke mufs ich hier übergehen, wenn sie nicht ein besonderes diplomatisches
Interesse haben: eine gröfsere Zahl solcher Faksimiles vereinigt ein kostbares
italienisches Werk. Im Turiner Staatsarchiv ist seit 1873 nach dem Vor-
bilde des Pariser Mus6e des Archives ein Museo storico errichtet, das ins-
besondere die für die Geschichte des Hauses Savoyen wichtigen Manuskripte
und Dokumente birgt. Aus seinen Schätzen erhalten wir durch C. Vayra1)
in guten, wenngleich in ihrer technischen Ausführung hinter den K. U. i. A.
und hinter dem französischen Musee des Arch. depart. weit zurückbleibenden
Abbildungen neben vielen Curiosis folgende diplomatisch interessanten Stücke:
die Stiftungsurkunde von Kloster Novalese und eine Privatschenkung für dies
Kloster v. 726 und 810; Teile eines Diploms von Lothar I. (Mühlbacher
No. 5) für Novalese; die Signumzcilen einschliefslich der Monogramme von
DD. Ludwigs IL v. 861, Widos v. 895, Lamberts v. 896, Hugos und Lothars
v. 934, Arduins v. 1003; die Unterschriften Udalrich-Manfreds von Turin
und Airichs v. Asti aus einer Urkunde v. 1028, eine Urkunde Ermengards,
der Witwe Rudolfs HI. v. Burgund, v. 1031, eine Urkunde Humberts von
Aosta v. 1040, Teile des Diploms Friedrichs I. v. 11 Mai 1186, eine Ur-
kunde Friedrichs H. v. 8. November 1299, endlich eine Bulle Felix' V.
v. 1441.
Einem bisher sehr vernachlässigten Gebiete, der rechtshistorischen Be-
trachtung der Urkunden hat seit längerer Zeit H. Brunner eindringenden
Scharfsinn zugewandt; ein jetzt vorliegendes gröfseres Werk2) hat auch für
Diplomatiker hervorragendes Interesse. B. bespricht zuerst die italieni-
schen Privaturkunden. Er geht von dem grundlegenden Satz aus, dafs die
germanische Privaturkunde überall aus der römischen hervorgegangen ist,
dafs aber in Bezug auf die Art und den Grad der Umgestaltung, welche
die letztere dabei erfuhr, sich verschiedene mehr oder minder abgeschlossene
Gebiete, Urkundenterritorien, unterscheiden lassen. In Italien bilden der
Norden und der Süden zwei solche Territorien. In beiden zerfallen die
Privaturkunden in Cartae, dispositive Urkunden, durch welche ein Rechts-
geschäft überhaupt erst begründet wird, und Notitiae (breves, memoratoria),
schlichte Beweisurkunden für ein auch ohne urkundliche Vollziehung zu recht-
licher Wirksamkeit gelangtes Geschäft. Die Cartae entbehren entweder
der Vollziehungsformel des Notars (beneventische Cartae), oder sie haben die
Formel 'ego N. not. complevi et dedi' (lombardische) oder die Formel 'ego
1) S. o. S. 247*. — 2) Zur Rechtsgesch. d. röm. u. german. Urkunde I. Bcrl., Weid-
mann. XVI, 316 S. Vgl. B.b ältere Arbeiten: 'CarU and Notitia', Festgaben für Mommscn
1877, und die 'frk.-roman. Urk.', Ztschr. f. d. gea. Handelsrecht XXII.
11,330 XXXVI. iL Brefelau:
N. not complevi et absolvf (römische). Die Fassung ist entweder subjektiv,
d. b. der Aussteller erzählt von sich in 1. Person (so meist die lombardische
und beneventische Carta), oder objektiv, d. h. der Berichterstatter erzählt
vom Aussteller in 3. Person (so die lombardische Notitia und das beneven-
tische Memoratorium). Aussteller ist derjenige, 'qui cartam fieri rogavit;'
der Schreiber, der den Urkundungsauftrag erhält, heifst in römischen Urkunden
*rogatarius'; Aussteller und Destinatar (d. h. die Partei, für welche die Ur-
kunde ausgestellt wird) sind bei der Carta verschiedene Personen, bei der
anfsergerichtlichen Notitia und beim Memoratorium identisch. In Bezog auf
die Form, in welcher der Aussteller und bei der Carta Destinatar erwähnt werden,
unterscheiden sich die verschiedenen Rechtsgebiete. Eine Unterzeichnung des
Destinatars haben Urkunden nie. Der Aussteller subscribiert regelmässig in
der lombardisch-tuscischen Carta eigenhändig oder mit einem Signum, in Be-
nevent fehlt die Unterschrift nicht selten. Die lombardische Carta ist regel-
mäfsig von Zeugen firmirt (durch Unterschrift, Handzeichen oder Handauf-
legung), während für die Notitia die blofse passive Gegenwart der Zeugen
genügt. Die neurömischen Urkunden sind fast durchweg Cartae, entweder
mit subjektiver oder mit objektiver Fassung; den Notitiae entsprechende
Stücke kommen aufsergerichtlich nur selten vor; unterschrieben sind entere
in der Regel nicht von beiden Kontrahenten, sondern nur vom Aussteller.
Die römische Yollziehungsformel 'complevi et absolvi' kommt zuerst 553 vor,
ist also unter Justinian in das Urkunden wesen eingedrungen; für 'absolvi'
setzt man in der Lombardei 'dedi', 'emisi', 'reddidi'; diese Formel ist seit
dem VIII. Jh. herrschend; im Beneventanischen ist die Completionsformel
überhaupt nicht aufgenommen. Für den Urkundungsakt ist besondere wichtig
die 'traditio cartae', die körperliche Darreichung der Urkunde, welche den
Vertrag* von Seiten des Tradenten perfekt macht. Sie erfolgt vor der Voll-
ziehung von der Hand des Ausstellers in die des Destinatars; hierauf be-
ziehen sich die Worte (post traditam complevi et dedi' der lombardisch-
tuscischen Vollziehungsformel. Nach der Traditio kehrt die Urkunde an den
Notar zurück, und es erfolgen 'roboratio testium' und lcompletio\ Bei den
nicht langobardischen Germanen Oberitaliens treten noch gewisse andere sym-
bolische Handlungen hinzu. Die Begebung der Urkunde genügt aber nach
langobardischem Recht, um die Obereignung eines Grundstücks auch ohne
körperliche Tradition desselben herbeizuführen.
Der 2. Abschnitt verfolgt die Bedeutung der Urkunde (böc) im Gebiet
der angelsächsischen Rechte, speciell die Bedeutung der Urkunde, durch
welche ein Grundstück zu Privateigentum übereignet wurde (landböc, über
terrae etc.). Die Obergabe einer solchen Urkunde (traditio libri) heifst
'böcian', 'geböcian', und das 'böcian' ist der juristisch massgebende Akt, durch
welchen die Übereignung des Landes geschieht Die ständigen Bestandteile
des böc sind 'dispositio' (grant), 'comminatio' (Sanction, regelmässig eine
kirchliche Verwttnschungsformel) , Datierung und Zeugen. Diesen Formeln
der Urkunde entsprechen Handlungen, in welche der formale Urkundungsakt
zerfällt. Auch die angelsächsische Königsurkunde hat Zeugen — im Gegen-
satz zur fränkischen und langobardischen; sie hat überhaupt nicht den
Charakter einer öffentlichen, sondern den einer Privaturkunde, wie es denn
auch keine organisierte königliche Kanzlei und keinen für die Authenticität
der Urkunde verantwortlichen Kanzler giebt. Die Zellgenunterschriften der
Urkunden sind nicht eigenhändig, nicht einmal die Signa scheinen antograpb;
die Zeugen haben oft gewifs nur durch Handauflegung firmiert. Eine her-
Diplomatik. 11,331
vorstechende Eigentümlichkeit der ags. Carta ist, dafs sie den Schreiber
niemals nennt, wie es auch eine besondere Klasse berufemäfsiger Notare oder
Schreiber bei den Angelsachsen nie gegeben hat Damit hängt das Fehlen
des Datums im buchstäblichen Sinne zusammen; jede Urkunde ags. Zeit,
welche Zeit- oder Ortsangaben mit 'data' oder 'datum' einleitet, ist falsch;
dagegen finden sich solche Angaben in allen möglichen Teilen der Urkunde,
sogar in dorso derselben; wo sie eine selbständige Formel bilden, wird ent-
weder (so meist) das 'actum* (die Zeit der Handlung) oder (seltener) das
'scriptum1 (die Zeit der Beurkundung) datiert. Eine weitere Eigentümlichkeit
der ags. Urkunden ist die, dafs die Dispositio zumeist im Futurum (dabo,
donabo), selten im Präsens, am seltensten im Präteritum steht: die Urkunde
war eben in der Regel vor dem juristisch allein relevanten Urkundungsakt
geschrieben. Die weiteren rechtsgeschichtlich aufserordentlich interessanten
Ausführungen B.s über das Urbuch (über anüquus, primitivus, die Urkunde,
durch welche zuerst bdcland kreiert wird — der Existenz dieser Institution
verdanken wir die Erhaltung zahlreicher Traditionen für Laien, die auf dem
Kontinent bekanntlich so selten sind, — ) über die Funktionen von Urbuch und
Neubuch bei Landveräufserungen, Verlehnungen, Verpfändungen, bei der Kon-
stituierung eines Familienfideikommisses , bei Vergabungen von Todeswegen,
endlich über die processualische Behandlung des Landbuchs seien hier nur
kurz erwähnt. — Es folgt im 3. Hauptabschnitt die fränkische Privat-
urkunde. Auch bei den Franken gilt für die ältere Zeit der Unterschied
zwischen Carta und Notitia, dispositiver und schlichter Beweisurkunde; doch
ist bei ihnen in der Terminologie diese Unterscheidung minder konsequent
durchgeführt als in Italien, und namentlich seit dem IX. Jh. wird vielfach
das Wort 'carta' im weiteren Sinn genommen, so dafs es auch die Notitia
in sich begreift Die Carta hat subjektive Fassung, objektive bisweilen nur
dann, wenn sie in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgestellt ist. Sie be-
ginnt oft mit einer Inscription, welche Namen des Ausstellers und der
Destinatare enthält; fast regelmäfsig nennt sich der Aussteller in der Sub-
scription, welche das Signum des Ausstellers, die Rogationsklausel und die
Zeugenziehungsklausel, oft aber nur eine der beiden letzteren Formeln ent-
hält; bisweilen wird der Aussteller lediglich von dem Rogatar genannt
Firmiert ist die Carta durch Handzeichen oder Unterschrift, bisweilen auch
durch blofse Handauflegung des Ausstellers; die unendlich häufige Formel
'stipulatione subnixa' bezweckt, wie B. gegenüber anderen Auslegungen er-
weist, die Ankündigung oder Konstatierung der Firmatio. In derselben Weise
wie die Aussteller firmieren die Zeugen; die Hinzufügung ihrer Namen ist
notwendiges Erfordernis der Privaturkunde. Eine Vollziehungsformel fehlt
stets, dagegen findet sich meist die Subscription des Schreibers: wenn sie
in bestimmten Gegenden fortgelassen wird, so mag der Schreiber unter den
Zeugen genannt sein; namentlich dürfte mitunter der letzte Name der Zeugen-
reihe den Schreiber bezeichnen. — Sicheres Kennzeichen der Notitia ist die
objektive Fassung; ihr Aussteller kann der Destinatar oder dessen Vertrags-
gegner sein; an ersteren ist meistens zu denken, wenn ein Aussteller gar
nicht genannt ist. Abgesehen vom Hofgericht, kennt das fränkische Recht
gerichtliche, d. h. auf Befehl des Gerichts geschriebene Notitiae im eigent-
lichen Sinne nicht; aber sowohl Cartae wie Notitiae können vor Gericht
ausgestellt, vom Gerichtsschreiber geschrieben und von den Dingleuten signiert
werden; als Aussteller solcher Notitiae ist gleichfalls der Destinatar zu be-
trachten. Die alamannische Carta schliefst sich formell und sachlich der
11,332 XXXVI. H. Breslau:
fränkischen eng au, zeichnet sich aber durch eine gewisse Regelmäfsigkeit
in den Formeln des Eschatokolls aus. Eine Reihe formaler Besonderheiten
— namentlich durch Bewahrung gewisser spätrömischer Formeln — haben
die Cartae aus Currhätien. Selbständiger als das alamannische steht auch
das bayrische Urkundenwesen dem fränkischen gegenüber; die Carta heilst
hier technisch 'cpistola', die Notitia bisweilen auch 'brevis commemoratorii';
das Wort 'carta' begreift beide Gattungen in sich; eigentümlich ist hier auch
die Datierung mit der Formel 'sub die consule quod fecit' u. s. w. (natürlich
ohne Nennung eines Konsuls), die z. B. in Freising seit 764 (Bischof Arbeo)
wieder herrschend wird; sehr interessant ist eine Passauer Urkunde des VII.
oder Vm. Jh., ausgestellt von im Rothachgau sitzen gebliebenen freien
Römern, mit Benutzung eines uralten Formulars. Die Traditio cartae wird
in fränkischen Urkunden nur gelegentlich erwähnt; Sohm hat sie falsch be-
urteilt. *) Vorstehendes erschöpft nicht entfernt den reichen diplomatischen
Gewinn, den B.s Buch gewährt; weiterer Anbau dieses bisher so sehr ver-
nachlässigten Arbeitsfeldes ist dringend zu empfehlen. — Ebenfalls zugleich
diplomatisches und rechtshistorisches Interesse bieten die beiden sich nah
berührenden Untersuchungen von Th. Sickel und K. Zeumer. Das römische
Verfahren zum Ersatz verlorener Urkunden durch contestatio bestand darin,*)
dafs der von dem Verlust Betroffene eine von ihm mit Genehmigung der
Municipalbehörde verfafste und beglaubigte Erklärung über denselben drei
Tage lang öffentlich ausstellte und sich, dafs dies ohne Widerspruch ge-
schehen, durch Unterschrift der Behörde bescheinigen liefs. Beispiele für
dies summarische Verfahren finden sich nur in Gallien, und nur von den
Franken ist es übernommen worden. Bei ihnen tritt an die Stelle der
römischen Municipalbehörde, der Curie, nach einem notgerichtlichen Vorver-
fahren vor dem Centenar, das in der Gauhauptstadt abgehaltene echte Ding
des Grafen, in welchem ein Urteil über die Bestätigung des Besitzes, dessen
Titel verloren waren, gefunden wird; die darüber ausgefertigte Notitia heifst
Appennis. Statt dieser gerichtlichen suchten namentlich Kirchen eine könig-
liche Bestätigung für den Fall des Urkundenverlustes nach; für diese könig-
lichen Bestätigungen — Z. bespricht die einzelnen Fälle bis 840 — will
der Vf. nicht die Bezeichnung Appennis, sondern lieber den Namen (pan-
carta* angewandt wissen. Das Appennisverfahren wurde dadurch bald ver-
drängt. — Sickel, der in seiner vor Zeumers Arbeit erschienenen Abhand-
lung3) den Namen Appennis auch für die Königsurkunden beibehält, weist
hinsichtlich der DD Heinrichs I. v. 18. März 927 und Ottos I. v. 2. April
940 für Hervord nach, dafs das Wort 'renovare' im urkundlichen Sprach-
gebrauch fast gleichbedeutend mit 'bestätigen* gebraucht wird und reiht jene
DD lediglich in die Kategone der Appennes oder Pancartae ein. Indem er
dabei für das X. Jh. die Fickersche Annahme des Vorkommens von Neu-
ausfertigungen überhaupt bestreitet, läfst. er dahingestellt, wie sich das in
späterer Zeit verhalten habe. Ich will ergänzend bemerken, dafs ich auch
aus der ganzen salischen Periode nur ein einziges D. kenne, das bestimmt
als eine Neuausfertigung im Sinne Fickers bezeichnet werden kann.4)
Der Beweis, dafs die Zeugenreihen von Urkunden ganz oder teilweise
in einem anderen Zeitpunkt als dem in der Datierung genannten coneipiert
1) S. o. S. 769. — 2) Zoumor, Über den Ersatz Yorlorener Urk. im frank. Reiche.
Ztschr. d. Sayigny-Stiftung f. Rcchtsgosch. German. Abteil. I, 89 ff. — 3) NeaauafertiguBg
oder Appennis? S. o. S. 269. — 4) S. N. Arch. VI, 553 u. K. U. i. Abb. Lfg. 2 u T. 18.
Diplomatik. 11,333
sind, wird von Ficker1) ans Urkunden des XIII. Jbs. für eine Anzahl von Fällen
unwiderleglich erbracht-, auch Fälle von ganz allmählich, während eines län-
geren Zeitraums zusammengesetzten Zeugenreihen finden sich. — Zur Ge-
schichte der spätmittelalterlichen Kanzleiverfassung haben wir einen wert-
vollen Beitrag von £. Winkelmann2) erhalten, in welchem mehrere bisher
unbekannte Stücke: Kanzleiordnung Friedrichs II. (für Sicilien), eine Kanzlei-
ordnung Manfreds, zwei Verordnungen Karls I. v. Sicilien für das Amt des
Protonotars und Kanzlers von 1268 und eine spätere Kanzleiordnung des-
selben veröffentlicht wird. Für die Geschäftsteilung und die Geschäftsbehand-
lung in der Kanzlei (u. a. Annahme und Behandlung der Petitionen S. 5, 1 1,
12, 13, 20; eigenhändige Zeichnung der besiegelten Stücke durch einen Ober-
beamten S. 6, 13, 16; Amtseide der Kanzlcibeamten S. 9, 21; Siegelbewah-
rung S. 10, 11, 19, Aushändigung der ürk. S. 11; Regesten S. 14, 20;
Strafen der Notare für grammatische und Schreibfehler S. 14; Kanzleitaxen
S. 11, 17, 19 u.s.w.) erhalten wir hier aufeerordentlich wichtige Aufschlüsse.
Von Interesse ist auch ein Schreiben Innocenz' IV. von 1247, durch welches
wir von Ansprüchen des Bischofs v. Bamberg auf lebenslängliche Führung
des ihm von Heinrich (VII.) übertragenen Kanzleramtes erfahren. Angehängt
sind einige schon früher gedruckte Traktate über päpstl. Kanzleiwesen; jedoch
gehört No. 6 nicht der Kanzlei Cölestins III an, sondern ist eine französische
Privatarbeit8). Eine von K. Schalk4) mitgeteilte Urkunde v. 1464 giebt
über die Nebenbeschäftigung eines Notars K. Friedrichs III. Aufschlufs.
Auch blofse Regesten Publikationen können hier im allgemeinen nicht be-
rücksichtigt werden, gleichwohl sei an der Spitze der für die Diplomatik
interessanten Arbeiten über einzelne Urkunden und Urkundengruppen5) in
Kürze die Neubearbeitung der Karolingerregesten von E. Mühlb acher6) er-
wähnt, weil hier zum ersten male die insbesondere von Sickel und Ficker
neu aufgestellten Regeln der diplomatischen Forschung auf regestenmäfsige
Bearbeitung einer umfangreicheren Urkundenserie mit gröfster Umsicht ange-
wandt sind. Die Urkunden Heinrichs H. für Kloster Michelsberg bei Bamberg be-
handelte K. Ricgcr;7) die Urk. Lothars 111. für Kloster Beuron (St. 3258)
ist dadurch von besonderem Interesse, dafs sie die Zeugenliste auf der Rück-
seite in Bücherschrift giebt, dafs wir hier noch eigenhändige Vollziehung des
Handmals durch den König anzunehmen haben und dafs ihr von der Hand
eines königlichen Kanzleibeamten eine päpstliche Bestätigung hinzugefügt ist;
die Bullen Honorius' ü. und Innocenz' III. für dasselbe Kloster sind dagegen
zu verwerfen8).
1) Zeugen u. Datierung, Mitteil. <L inst. f. östr. Gesch. 1,20. — 2) Sicil. a. päpstl. Kanz-
leiordnungen u. Kanzleigebrauche d. X11I. Jh. Innsbruck, Wagner; teilweise auch in den Acta
imp. inedita saec. XI 11. S. 431 ff. Tgl. oben S. 42* f. — 3) S. meine Rec., Deutsche Lit.-Zeit
1881. Sp. 899. — 4) Mitteil. d. Inst f. österr. Gesch. I, 305. — 5) Über tironische Noten
in Merovingerdiplomcn s. Arbois de Jubainville, Bibl. de Tee. des Charte» XLI, 85;
über die Regierangsepochen Karls d. Kahlen denselben, ebda S. 87; über die Epochen der
älteren westfränkischen und burgundischen Könige nach den Urkunden von Kloster Cluny,
A. Bruel, o. S. 167; über die Zweitälteste, bis jetzt bekannte Urk. in franz. Sprache und
über frühestes Vorkommen der deutschon Sprache in Klsässer Urkk. , Wiegand o. S. 781;
Über das Privileg. Erzb. Adalberts für Mainz. (Orig. mit Goldschrift in erster Zeile) o. S. 9ü*;
über illustrierte, durch farbige Initialen und Heiligenbilder ausgezeichnete Urkk. des XIV. Jh.
o. S. 48* fT. ; über ein Diplom Heinrichs (VII.) ?. 1. Sept. 1220 für Augsburg, JZirngiobel,
Archiv. Zschr V, 156 fl. mit dem Roiterniegcl Heinrichs als Herzogs v. Schwaben; nach Z.
nicht in dor königl., sondern in der h erzog 1. schwäbischen Kanzlei ausgestellt, was aber gegen-
über der Bemerkung, dafs das Diplom v. 12. März 1222 gleiche Schrift zeigt, noch weiterer
Untersuchung bedarf.) — ti) s. o. S. 16*». — 7) s. o. S. 31\ —8) W. Schum, s. o. S. 356.
11,334 Diplomatik.
Mit Erfolg ist in letzter Zeit wieder das Feld der päpstlichen Diplomatik
angebaut. Neben S. Löwenfelds Nachträgen1) zu Kaltenbrunners*) Er-
gänzungen der Jaff&chen Regesten sind Pflugk-Harttungs 'Acta inedita'8)
durch die ausführlichen Bullenbeschreibungen, auch wenn sie bisweilen über-
flüssiges enthalten, für die noch zu erwartende Papstdiplomatik beachtenswert
Für die letztere bieten eine sehr wertvolle Vorarbeit die Zusammenstellungen
Kai tenbrunners über die äufseren Merkmale der Papsturkunden des XII. Jh. 4),
welche sich eingehend und mit einer auf diesem Gebiet besonders anerken-
nenswerten Vorsicht des Urteils über den Schriftcharakter, die Unterfertigungs-
zeichen (Rota und Bene valete), die Unterschrift des Papstes (unter Paschal IL
nach K. eigenhändig, ob auch noch unter Calixt n. ist sehr zweifelhaft und
kaum wahrscheinlich), die Unterschriften der Gardinäle, die Datierung (Name
des Datars seit Gerard unter Cölestin II. eigenhändig nachgetragen; seit
Roland unter Anastasius IV. nur noch Nachtragung des Anfangsbuchstaben
dieses Nameus), endlich über die Litterae (diese Bezeichnung wählt K. für
das XII. Jh. lieber als den Namen Breve) und über die Unterscheidung der
Briefe 'cum filo serico' und 'cum filo canapis' (Bulle an Seiden- oder Hanf-
fäden anhängend) verbreiten und im Anschlufs daran die von Delisle ver-
öffentlichten Kanzleiregeln aus der Zeit Bonifaz* VIII. erörtern. Einzelne
Papstbullen bespricht schliefslich in kritischer Erörterung Wilmanns,6)
besonders interessant ist darunter ihrer Datierung wegen eine Urkunde von
Eugen III., Jaffa No. 6159.
Aus der sphragistischen Litteratur hebe ich zum Schlufe als beson-
ders wichtig hervor den mit vortrefflichen Abbildungen ausgestatteten Katalog
einer aufserordentlich reichhaltigen französischen Privatsammlung von Siegel-
typarien, vorwiegend franz. Ursprungs, doch sind auch wertvolle Stücke aus
Deutschland darunter6). Roth von Schreckenstein7) handelt eingehend
von den Wappensiegeln und giebt für Diplomatiker, Urkundeneditoren und
Archivare gleich beachtenswerte Winke für die Beschreibung derselben. Nütz-
liche Bemerkungen über einzelne sphragistische Fragen (Schraffierung mittel-
alterlicher Siegel, Unterscheidung von Siegelbild und Wappenbild u. 8. w.)
verdanken wir auch diesmal wieder dem Fürsten F. K. v. Hohenlohe-
Waldenburg auf Kupferzeil 8).
1—3) s. o. S. 187. Berichtigung, u. Ergänzung, zu Manch* 'Aufschlüssen Üb. d. pipstl.
Archiv* (s. Jahresber. II, 2, 217) giebt in einer ausftihrl. Besprechung B. Dudik, Beitr. z.
Gesch. d. papstl. Diplom. Wiss. Stud. aus d. Bened-Ord. I Heft 2, 188 ff. — 4) Mitteil. d.
Inst f. osterr. Gesch.-Forsch. 1, 375 ff. — 5) Arch. Zschr. V, 149 ff. — 6) C harret,
Description des collections de sceaux-matrices de M. £. Dongi. Paris. — 7) Archiv. Zschr. V,
1 ff - 8) Anz. f. Kunde d. dtsch. Vorzeit XXVII, 12. 219. 250.
Allgemeines. 11,335
XXXVII.
E. Meyer.
Allgemeines.
Allgemeine Darstellungen des Mittelalters sind bei dem Umfange desselben
and dem ungeheuren Material, das die Einzelforschung unausgesetzt ans
Licht zieht, selten; selbst zu Reflexionen über das Mittelalter ist unsere
realistische, der Philosophie abholde Zeit nicht geneigt: *) läuft man bei letz-
teren Gefahr, nur Allbekanntes zu wiederholen, so schrecken vor ersteren die
höheren Forderungen zurück, die an sie im Vergleich zu den allgemeinen
Welt- und sog. Kulturgeschichten gestellt werden müssen. Werke der eben
erwähnten Gattung8), meist populär, erscheinen Jahr aus Jahr ein, berück-
sichtigen aber in der Regel das Mittelalter verhältnismäfsig am wenigsten.
Dem Mangel an zusammenfassenden Darstellungen steht auch auf dem Gebiete
des Mittelalters das Bestreben gegenüber, durch Hilfsmittel verschiedener Art
das Studium desselben zu erleichtern. Hier sind zunächst die nur in langen
Zwischenräumen ausgegebenen Supplementes zu erwähnen, die öt tingers
'Moniteur des dates'3) nicht nur mit neuem Material bereichern, sondern
auch die früheren Daten berichtigen. Schneller schreiten die deutsche4)
und die belgische5) allgemeine Biographie vor.
Auf der andern Seite sind auch einzelne Seiten des gesamten Mittel-
alters beachtet worden, wie das Kostüm und das Kriegswesen. Für ersteres
hat Demay6) aus dem Studium der Siegel nicht allein Bestätigung des bis-
her Bekannten gezogen, sondern auch mancherlei Berichtigungen; den Helm
hat mehr als Schmuckstück denn als Waffe P. Gout7) besprochen. Bewaffnung
und Waffen des späteren Mittelalters (von c. 1270 ab) erläutert aus den
1) Philippeon, importance histor. du ILA.; Diacours. (Brux., Mayolez. 16 8.) wir mir
nicht soganglich. — 2) Schlosser, Weltgeschichte für das Volk. Mit 28 hist Karten in
Farbendr. mit Fortsetz, bis anf die Qegenw. Unter Zugrundelegung d. Bearb. t. G. L. Kriegk
bei», von Osk. Jäger u. Th. Creizenach (Berl., Seehagen) ersch. in 3. (18. Stereot.-) Aufl.,
ist aber noch nicht bis z. M. A. gelangt. — 0. Fr. Kolb, Abrifs d. Kalturgesch. d. Mensch»
heit. Aaf Grund! . s. grösseren Werkes bearb. (Leipz. Felix. V, 97 S.) sei hier nur erwähnt;
das gröfsere Werk ersch. 1868-70, 2 Bde. 3. Aufl. 1873; F. ist bekanntlich demokratischer
Föderalist). — C. Faul mann (Prot d. Stenogr.), illustrierte Kalturgesch. Für Leser aller
Stände. (Wien, Hartleben, in 20 Lfgn.) ist bis Lf. 8 (S. 1—166) vorgeschritten. — Obwohl
gleichfalls für ein grösseres Publikum berechnet, wird J. y. Falke (Direkt d. Mus. in Wien)
in s. 'Kostfimgesch. d. Kulturvölker' (Stuttg., Spemann, in 16 Lfgn., 1880 nur Lf. 1 — 4 S. 1—
128) auch den Konner interessieren. — Faulmanns 'Buch d. Schrift* (Wien, Hof- u. Staats-
druckerei; XII, 286 S.) — ein typograph. Prachtwerk nicht ohne Wert, das auch das M.-A. be-
rührt — liegt in 2. verb. Aufl. vor; desselben (illustr. Gesch. d. Schrift Populärwissen-
schaftlich' ist mehr ersteres als letzteres (jetzt abgeschlossen: XVI, 632 8. Wien, Hartleben).
— 3) Mon. d. dat., contenant un million de renseignements biograph., geneal. et histor. Bdit-
r£d.: Hugo Schramm- Macdonald. Lfg. 48, 32 S. Imp. fol. Leipz. Hermann. Diese Lfg.
schliefst den 2. Supplem.-Bd. (Bd. Vlil d. ganzen Werkes, 288 S.); Bd. VII ersch. 1873. —
4) Lfg. 49—56 (X S. 481- XII. S. 160; Hammer-Hermann) Leipz., Duncker u. Hurabl. —
5) Biographie nationale (beige) VII, 1. ( Feable-Fy t). 199 S. Brux., Bruylant-Christophe et Co.
— C) Vgl. o. S. 281 *. — 7) le casque dep. l'antiquit juaqu'ä nos jours , Gaz. d. Beaux Arts.
Febr.-Hft
11,336 XXX VH. E. Moyor.
ZeichnuDgen, Miniaturen, Grabsteinen u. a. Denkmälern des germanischen
Museums Essenwein1); besonders reichen Aufschlufs gewähren die Illustra-
tionen aus zwei Codd. (973 u. 998), die Scenen des trojanischen Krieges ver-
anschaulichen. Der erstere zeigt die veränderte Kanipfesweise von c. 1400,
bei welcher Lanze und Schild im Ernstkampfe fehlen, während der andere
die durch die Hussitenkriege bewirkte Änderung in Taktik und Kampf erkennen
läfst; auf die Bedeutung der Siegel wegen ihrer genauen Datierung weist
auch E. hin. — Die Gefechtsweise des Mittelalters, in der bei dem Vorherr-
schen der körperlichen Kraft des Einzelnen die hoch entwickelte Kunst
des Altertums zur Kindheit zurückkehrte, wird nur berührt von A. v. Bogus-
lawski8), der entschieden in Abrede stellt, dafs die Erfindung des Schiefs-
pulvers allein im XIV. u. XV. Jh. die Wiedererstehung des Fufsvolks, des
überall verwendbaren Materials einer wahren Kriegskunst, herbeigeführt habe.
Ober die Geschichte des Geschützwesens im Mittelalter gewähren, ohne gerade
neues zu geben, einen Überblick G. Hu es3) nach den einzelnen Jahrhun-
derten geordneten Zusammenstellungen derjenigen Ereignisse, bei denen die
Verwendung der alten Wurfmaschinen, des griechischen Feuers und später der
Feuergeschützc bei Belagerung, Verteidigung und im offenen Kampfe zu
Lande und zur See gemeldet wird; auch das Personal, der gesamte und
speciell der Brückentrain wird berücksichtigt — Militärische Bildung, die
bei uns durch die zahlreichen Einjährig-Freiwilligen in immer weitere Kreise
getragen wird, ist auch für das Verständnis derjenigen Perioden wünschens-
wert, die vor der Erfindung des Schiefspulvers liegen: sie steht G. Rfltth-
ning4) nicht zur Seite, dennoch sind seine Untersuchungen überBefestigungs-, Be-
lagerungs- und Schlachtenwesen von der Zeit von 900 — 1250 ganz dankenswert
Gegen Baltzer betont er insbesondere, dafs das Lager der Belagerer doch
befestigt war. Der Ausdruck 'miles', sich nach und nach für 'Vasallus' ein-
bürgernd, soll schon vom X. Jh. ab den für die Aufnahme anderer Elemente
noch offenen, aber nach unten bestimmt abgegrenzten Stand des bevorzugten
Kriegers bezeichnen, auf dem im Kriege die Hauptlast lag, d. h. die freien
Vasallen, die im Kriege mit einer mehr oder minder grofsen Schar von
schwer oder leicht bewaffneten Begleitern erschienen. — Die Schlachtord-
nung war meist eine in drei tiefen Treffen: das erste sollte den Vorstreit
haben, das zweite und dritte bildeten die Reserve, aber so, dafs das dritte
allein Beute machen durfte; doch griffen diese Reservetruppen oft die Flanken
des Feindes an. Die Belagerung von Crema 1159 ist dem Vf. in gewisser
Weise typisch geworden; die Schlacht von Legnano bespricht er eingehend
und sucht Gotfried v. Viterbos Bericht als wahrheitsgetreu zu erweisen. —
L. v. Beckh-Widmanstetter5) hebt hervor, dafs im XV. und XVI. Jh.
nicht vorhandene und langangesammelte Barbestände die Mittel zur Krieg-
1) Beitrage aus d. Germ. Mus. z. Gesch. d. Bewaffnung im M.-A., Ans. f. Kde. d. dtsch.
Vorz. XXVII, 205 ff. u. ö. — 2) d. Gefechtsweise aller Zeiten. Für Offiziere des stehenden
Heere« u. d. Beurlaubtenstandes, Officiersaspiranten , Freiwillige und höhere Lehranstalten.
Berlin, Luckhardt XII, 129 S. 3) l'artillerio dans l'antiquitä et au M.-A., Journ. des
scionces milit 8 Ser. XXVI, 119—152; 407—22. Auch sep. . Paris, Dumaine.— H. Müller
in «einer auch in Frankreich anerkannten GcBch. d. Fostungskrieges etc. (Berlin, Oppenheim;
VI, 222 8. — vgl. u. 111, 1*) bespricht die das Ende des M. -A. umfassende Periode nur
kurz. — 4) s. o. S. 278. — 5) d. ältere Art d. Goldbeschaffg. im Krioge, mit bca. Rücksicht
auf d. XV. u. XVI. Jh. Wien, L. Mayer. 31 S. — B. v. Bau mann, Studien üb. <L Verpfleg,
d. Kricgwhecro im Felde 11. (Hist. Teil Abt. 3 u. 4. Ucidelb., Winter; 794 8.) behandelt
die Neuzeit (das 1. Kaiserreich).
Allgemeine*. 11,33?
fuhrung gewährten, sondern der Credit, der nur andere Formen als beut
hatte, insofern ein Unterpfand geleistet oder Bargen gestellt werden mufsten.
— Vollendet liegt jetzt E. Knorrs1) Werk über die Geschichte des Heeres-
Sanitätswesens vor; auch auf diesem Gebiete liefe das Mittelalter unter dem Ein-
flüsse der Kirche alles wieder verloren gehen, was die langen Erfahrungen
des Altertums geschaffen hatten. Die kriegerische Seite des höfischen Lebens
während des XU und XIII. Jhs. bringt nach allen Richtungen hin Alw.
Schultz1*) zur Darstellung, nicht nur mit Benutzung der besten Hilfsmittel
(z. B. werden Abbildungen der Belagerungsmaschinen u. s. w. nach den Zeich-
nungen Viollet-le-Ducs gegeben), sondern auch auf Grund umfassenden Quellen-
studiums, namentlich der französischen und deutschen Epiker. Der Burgen-
bau war schon in Bd. I (1879) behandelt Bei dem Zweikampf zwischen
Mann und Frau hat Seh. die Angaben übersehen, welche die Ordnung des
Würzburger Brückengerichts lb) enthält
Von J. Siebmachers Wappenbuche2) schreitet die neue Auflage
schnell vorwärts; Warneckes 'heraldisches Handbuch'9) kann zur Orien-
tierung auch dem Historiker Dienste leisten.
Für das deutsche Mittelalter speciell hat 0. v. Grote4) die schwie-
rige, aber bei guter Ausführung sehr dankenswerte Arbeit unternommen, die
deutschen Stifter, Klöster und Ordenshäuser alphabetisch zusammenzustellen
und mit kurzen historischen Notizen zu begleiten; auch die alten Namens-
formen sind angegeben. — Einen grösseren Zeitraum der deutschen Ge-
schichte will P. Besse6) umfassen in einer Darstellung, die patriotische
Zwecke verfolgt; lediglich von der Oberfläche schöpft J. Tietz6), der die
Entwicklung des deutschen Nationalbewufstseins im Mittelalter auf wenigen
(44) Seiten behandelt. Den 'Welthandel der Deutschen im Mittelalter7 be-
leuchtet populär M. Meyer7). — Die deutschen Flufsnamen sollen nach M. R.
Bück8) in ihrem ganzen Gefüge und selbst in ihrem Wortlaut mit denen
in Gallien, Britannien, Spanien und Italien übereinstimmen. Mit Ausnahme
weniger, meist junger Ausnahmen sollen sie auf einen einfachen Wortstaram,
in der Regel sechs vokalische Verbalstämme, (indogerm. ar gehen, ad gehen,
at schnell gehen, ar (al) eilen, ac schnell sein, is treiben, jagen) und auf
konsonantische Wurzeln zurückzuführen sein, die bedeuten : eilen, laufen, wogen,
rinnen, fliefeen, nass sein, tönen, rauschen, hell und dunkel sein. Die vokalisch
anlautenden FlufSsnamenstämme sind fast ausschliefslich Synonyme für Wasser,
Flufs, Bach und nur durch Derivationsendungen variirt
1) Bntwickelung u. Gestaltung d. Heeressanitätswesens <L europ. Staaten, Hanno?., Hel-
wig. V, 982, X S. Erschien seit 1877 heftweise. — J*) I). höf. Leben z. Zeit <L Minnesänger.
IL M. 136 Hobuchn. Lpzg., flirzel. VII, 463 S. — lb) S. Jahresber. II, 2, 925. — 2) Nene
Tollst geordn. u. reich renn. Aufl. m. herald, n. hist-geneal. Erläuterungen, Lfg. 182 — 189.
gr. 4. 172 8. m. 145 Steintaf. Nürnbg., Bauer u. Raspe. — 3) F. Freunde d. Wappenkunst,
sowie 1 Künstler u. Oewerbtreibondo. (M. Beihülfe <L kgl preufs. Kultusminist.) M. 313
Handaeichn. etc. r. E. Doepler d. J. u. S. Kovdcsek. Görlitz, Starke IV, 52 S. u. 34 Taf.
— 4) Lexic. dtach. Stifter etc. Lfg. 1, 64 S. Osterwieck, Zickfeldt Berechnet auf ca. 20 Lfgn.
— 5) Gesch. d. Deutschen bis z. höchsten Machten tfaltg. d. röm.-dtsch. Kaisert unter Heinr.
ILL Lfg. 1—5. S. 1—400. Leipz., Webel. — 6) d. geschieht!. Entwickelg. d. deutsch. Nat-
Bewufstaeins. Hanno?., Hahn. 199 S. Entstanden aus Programmen d. höh. Töchterschule z.
Hannov. — 7) Sonnt.-Beil. <L Yofs.-Zeit No. 40. — 8) Unsere Flufsnamen, Alemannia VIII,
145—85.
Historische Jahresbericht«. II. 1880. 22
11,338 Nachtrag: XXIll. B. Hidber:
XXTTT.
(Vgl. o. S. 185).
B. Hidber.
Schweiz.
Aventicum, die Hauptstadt des römischen Helvetiens, nun in Trümmern,
einst gröfser als unsere heutigen Schweizerstädte und von Hunderttausend
Menschen bewohnt, bietet noch immer neue Funde und Stoff zu Unter-
suchungen dar. Wahrscheinlich hat auch der Murtensee sie begrenzt; da
zwischen diesem und der Stadt auch Leichenurnen gefunden sind, ist er wohl
auch See von Aventicum genannt worden. An der den See entlang führenden
römischen Strafse stand ein grofses Haus, entweder zur Verteidigung oder
für die Fischerei; es gab hier eine Korporation von Fischern. In Aventicnm
fand Decimus Brutus, Vetter des Hauptes der Verschwörer gegen Cäsar, seinen
Tod durch die Hand des Römerhelveters Camelus oder Camilius, eines Par-
teigängers der Freunde Cäsars.1) — Bei Lausanne, zehn Minuten von Chesaux,
befand sich auf einer mäfsigen Ebene zur Zeit der Römer der Mittelpunkt
eines gröfseren landwirtschaftlichen Betriebes. Eine Menge darauf bezüg-
licher Fundstücke, Ziegel, Röhren aus Blei, Fundamente eines Gebäudes,
Mosaiken, Steine, Glas, Bruchstücke von grober Töpferei u. s. w. bezeugen
dies.8) — Sehr bemerkenswert für die Topographie ist die teilweise Auf-
deckung der Stadtmauer von Augusta Raurica und die Auffindung eines
Thores mit zwei halbrunden Thürmen auf beiden Seiten derselben. 'Die
Stadtmauer bildet zu den Halbbogen der Thürme die Sehne, bricht aber gegen
die Strafse zu, unmittelbar an den Thürmen ab'.9) Der schon zur römisch-
helvetischen Zeit berühmte Badeort Baden im Aargau weist bei zufälligen
Nachgrabungen fortwährend Spuren von römischen Gebäuden auf mit Bruch-
stücken von Heizröhren, Hohlziegeln und glasierten Wasserrohren sowie vielen
Kupfermünzen aus der Kaiserzeit.4) Sämtliche römische Funde, welche ver-
einzelt da und dort beschrieben worden sind, stellt uns B. Fricker in an-
schaulicher Weise in seiner Geschichte des Ortes . dar.6) Neu ist fftr die
römische Zeit die Ansicht, das Treffen der aufständischen Helvetier gegen die
Römer habe auf der rechten Seite der Limmat, unweit Baden stattgefunden.
Von der römischen Zeit auf die des Mittelalters und bis zur Gegenwart
übergehend, giebt uns Fr. Nachricht von den Herzögen von Zäringen, den
Grafen von Lenzburg und Baden, Kiburg und Habsburg, welcher letzteren
Geschichte ihm nicht sagenhaft (!) erscheint. Zu S. 70 ist zu bemerken,
dafs die Berner 'die Feuerschlünde' oder Kanonen schon bei der Belagerung
von Burgdorf 1383 gebrauchten. (Vgl. die Schrift des Ref.: Das erste
1) A. Daguet, Av., bob ruinös et son hiat, Mos. Neuchfit 17, 176. 207. 284. —
2) Julien Cornu, Anz. f. Schweiz. Altertums*.. S. 2 u. 3. — 3) Th. Burckhardt-
Biedermann, Anz. f. Schweiz. Gesch. S. 5, 29. — 4) Anz. etc. S. 46. — 5) Getcfc. d.
Stadt u. Bäder z. Baden. Aarau, Sauerlander.
Schweiz. 11,339
Schiefspulver i. d. Schweiz.) Nicht immer, z. B. S. 87, sind die neuem For-
schungen berücksichtigt
Den Übergang aus der römischen Zeit ins Mittelalter vermitteln die
Legenden aus der Zeit des romanisierten Christentums. Nach der Nieder-
lassung der Burgunder zu beiden Seiten des Jura erschienen Glaubens-
boten aus dem Frankenland zur Bekämpfung des Arianismus derselben. Ihr
Patron war St. Martin von Tours. Ein solcher Glaubensbote war Himerius
im Thale der Chüss oder Stize (Süsse), von ihm St. Immerthal genannt.
P. Mamie versuchte sein Leben kritisch, aber vom streng katholischen
Standpunkte aus auf Grund der Forschungen von Gelpke und Ltttolf darzu-
stellen.1) Obersehen hat er Mülinens St. Imier (1868) Er unterscheidet die
gleichnamigen Heiligen in Grenoble und im Elsafs. Nach ihm ist Himerius
bei Pruntrut im J. 550 geboren und zu Anfang des VH. Jh. gestorben-,
nachdem er zuvor einen Besuch bei dem Bischof Marios v. Lausanne- Avenches
gemacht hatte. Das St. Immerthal gehörte kirchlich zum Bistume Lausanne.
In St. Imier war eine vom Eremiten Himerius gestiftete St. Martinskirche
und ein von Montier - Grand val abhängiges Chorherrenstift, das durch die
Stadt Biel, als sie die Reformation im St. Immerthale einführte, aufgehoben
wurde.
Zur Legende des hl. Lucius, Apostels von Rätien sehon im EL Jh., bringt
einige Notizen der Geistliche Hauser,8) gestützt auf Nachforschungen in Eng-
land und in Chur. Eine umfassende Geschichte erschien von Pfarrer Meyer
in Oberurnen.8) — Die Centennarfeier des h. Benedikt hat Brunners Bene-
diktinerbuch4) hervorgerufen, das dann auch über die drei noch in der Schweiz
bestehenden Benediktinerklöster Berichte enthält. Für 'Disentis', das kaum
noch lebensfähig ist, hat sich niemand als Berichterstatter darin unter-
schrieben; dagegen giebt Pater Gabriel Meyer einen vortrefflichen Bericht
über Einsiedeln und dessen wissenschaftliche Thätigkeit Laut demselben
entstanden die Annales Einsidlenses 966. Bekannt sind die vielen Otto-
nischen Kaiserurkunden des Klosters. Im durchaus römisch-katholischen Sinne
geschrieben, aber nicht ohne Gelehrsamkeit und mit Geschick für den bezüg-
lichen Zweck ist die Kirchengeschichte Genfs von Chan. Fleury, Vicaire g£-
neral.6) In einem im Vorwort abgedruckten Briefe beglückwünscht Mermillod,
der von der Eidgenossenschaft ausgewiesene Bischof in part. infidel., den Vf.
wegen seiner grofsen Verdienste um die römisch-katholische Kirche. Es sind
mehrere Aktenstücke darin abgedruckt, wie die Constitutions synodales de
Pierre de Faucigny vom J. 1317. — Zur Genfer Kirchengeschichte gehört
eine historische Notiz über das Clarissinnen- Frauenkloster in Genf aus der
Zeit vom J. 1476 bis zum J. 1535.6) Zur Berichtigung von F. Kellers
interessanter Abhandlung 'die Sarazenen in der Schweiz' (Mitt d. antiqu.
Ges. in Zürich, XI) zeigt Ed. Richter, dafo die Namen von Bergen im Saas-
thal, Kanton Wallis, nicht arabisch sind, wie z. B. 'Allalin' und 'Mischabel'.
Freshfields Erklärung von Mischabel als 'Mittelgabef wird verworfen, auch
der Name 'Montemoro' habe mit den Mauren oder Arabern nichts zu thun.7)
Diese Unsicherheit in den historischen Forschungen bei dem Mangel be-
stimmter historischer Zeugnisse zeigt sich auch bei der immer und immer
1) Her. de la Suisne cath. XI (1879/80). No. 3, 4 u. 5. (Fribourg, impr. cath. Sause).
2) Ibid. No. 3, 141. — 3) Lindau 187C. Rieger. — 4) S. o. S. 1067. — 5) Hiat do 1'egL
de Gen. dep. les temp« les plus anc. jusqa'en 1802 avec piöces jnatif. Gen&Ye, Groeaet et
Tremblet — 6) Mem. dTiiat de la Soc de Gene?e 20, 134. — 7) 8. o. S. 2710.
22*
11,340 Nachtrag. XXIII. B. Hidber.
wieder zur Behandlung kommenden Teil -Sage. Gegenüber Pfannenschmid,
der seiner Zeit (Pfeiffers Germania) die griechische Mythologie zur Erklärung
dieser Sage aus dem XIV. Jh. herbeizog, beschränkt sich aus recht schein-
baren Gründen Adalb. Rudolf (Saarlouis) darauf, die ältere deutsche Volkssage,
insbesondere die 'Eigilsage' als Quelle derselben zu bezeichnen. Nach dieser
kommt Eigil an König Nidungs Hof und mufs seinem dreijährigen Sohne den
Apfel vom Kopfe schiefsen. Über die drei im Köcher verbleibenden Pfeile
giebt er auf Befragen eine ähnliche Erklärung wie Teil. Die Abfassungs-
zeit setzt R. spätestens in die Mitte des XIII. Jh. *) Es ist nicht unmöglich,
ein den Vorgang einfach erläuterndes historisches Zeugnis aufzufinden. Aller-
dings gewähren die gleichzeitigen Chroniken, z. B. die Johanns v. Winterthur,
keinen Aufschlufs. Über diesen und die Handschriften der alten Chronisten
von Winterthur berichtet A. Hafner.8) Neben zahlreichen Hds. und Büchern
des XVI. Jh. besitzt die Stadtbibliothek in Winterthur von Johannes v. W.
eine Abschrift vom Original in der Stadtbibliothek zu Zürich durch Johann
Jakob Meyer aus dem J. 1670, die von dem neuesten Herausgeber des
Johann, G. v. Wyfs in Zürich, nicht benutzt ist, obwohl er die Abschriften J.
H. Hottingers, die der Heidelberger Bibliothek und der Vaticana anfuhrt. —
Die vor zehn Jahren mit der Herausgabe der Chronik des Fridolin Ryff
(1514 — 1541), fortgesetzt von Peter Ryff (1543 — 1585), begonnene Samm-
lung von Basler-Chroniken hat eine Bereicherung erfahren durch die Heraus-
gabe der Chronik oder besser des Tagebuchs des Kaplans Hans Knebel
(1473— 1479). 3) Zu Grunde liegt das Original (zwei Quartbände) in der
Univers.-Bibl. in Basel; ein 1. Bd. scheint verloren. Knebel ist Herzog Karl
feindlich gesinnt und dadurch einseitig, hat aber besonderen Wert durch
zahlreiche Briefe, Berichte, Aktenstücke, die er nach den Originalien aufge-
nommen hat. — Eine hervorragende Persönlichkeit in Basel, Henman Sevogel,
Hauptmann der Basler, der den Eidgenossen in der blutigen Schlacht bei
St. Jakob an der Birs entgegen ging, um sie zu warnen und, der Feigheit
geziehen, den Heldentod in der Schlacht fand (26. Aug. 1444) bildet den
Mittelpunkt einer geschichtlichen Darstellung von K. Vischer-Merian.4)
Geßtützt auf archivalische Nachforschungen gewährt sie nicht nur Aufklärung
in biographischer Hinsicht, sondern auch eine reiche Ausbeute für die Kul-
turgeschichte. Die künstlerische Ausstattung verdient das höchste Lob. Im
Anhang sind wertvolle Aktenstücke, Berichte, Urkunden u. s. w. abgedruckt
— Die neu herausgegebene Chronik des Benedikt Jovius, des Bruders
des bekannten Paul Jovius, enthält Nachrichten über den Kriegszug der
Schweizer nach Italien vom J. 1478 u. s. f.6)
Königshofens Bericht über die Schlacht bei Sempach bespricht ein-
gehend A. Bern ou 11 i.6) Er ist der Ansicht, dafs auch diejenigen Berichte,
welche nach den Grundsätzen moderner Kritik als Hauptquellen erscheinen
müssen, bei aller Wahrheitsliebe ihrer Verfasser uns oft über wichtige
Momente eines Ereignisses die nötigen Aufschlüsse nicht geben und uns
sogar in die Irre führen können. Fründs Chronik z. B. über den alten
1) Neue« z. Tellsage, Ar eh. f. d. Stud. d. neuern Sprach, etc. 63, Hft 1. — Die Teil-
sage hat auch Janko, Fabel u. Gesch. (Wien, Gerold) behandelt — 2) Neujahrsbl. y. d.
Stadtbibl. in Winterthur 1880—81. Winterthur, Westfehling. — 3) 8. o. 8. 60». — 4) flen-
nian Sevogel v. Basel u. b. Geschlecht. Basel, Schwabe. — 5) Jovii (Benedict!) NoYOOomen-
*is hist patria. Ridotta a miglior lezione colla versiono ital. e coli' aggiunta deile Yarianti
desunte dai manoscr. Disp. la. Como, Ostinelli. 16 S. 4°. — 6) 8. o. 8. 511.
ßchwei*. 11,341
Zürichkrieg weifs nichts von dem Steinwurfe eines Eidgenossen nach der
Schlacht von St. Jakob, einer höchst 'bedeutsamen That, welche nahe daran
war, die Helden von St. Jakob vom völligen Untergange zn retten'. Da
Fründ, die gleichzeitige Hauptquelle, darüber schweigt, müfste sie also nicht
geschehen sein, allein andere zuverlässige eidgenössische Berichte stellen die
That aulser allen Zweifel. Zur Schlacht von Sempach seien zwar bis jetzt
nur wenige und spärliche Quellen bekannt; doch schon unter diesen wenigen
zeige uns namentlich Gregor Hagen, wie sehr Königshofens Bericht der
Ergänzung bedürfe. Es könnten daher früher oder später noch weitere
Quellen bekannt werden, die uns unerwartete Aufschlüsse bringen'. Durch
K. 'wissen wir über die Schlacht bei Sempach noch viel zu wenig, als dafs
wir behaupten könnten, es finde sich in derselben kein Platz für Winkel-
rieds That'. — Über die Bestrebungen der französischen Könige Karl YH.
und Ludwig XI. in der ereignisreichen Zeit des XV. Jahrhunderts giebt uns
B. de Mandrot1) Aufklärung. Er hat wichtige Aktenstücke aus der
Biblioth. nation. in Paris, den Archiven in Luzern, Bern und Genf und eine
bezügliche Abhandlung von Th. v. Liebenau benutzt.
Es kann nur verdienstlich genannt werden, wenn versucht wird, einen
der bedeutendsten Staatsmänner und Krieger der Schweiz im XV. Jh., Bürger-
meister Ritter Hans Waldmann in Zürich, in das richtige Licht zu stellen
und die schmähende Sage seiner Feinde endlich zu beseitigen. Diese, Laz.
Göldli und seine Partei, haben sämtliche auf den Prozefs bezügliche Akten-
stücke selbst vernichtet und uns dadurch ein unzweifelhaftes Dokument ihres
bösen Gewissens hinterlassen. *) Die Göldli standen damals an der Spitze
der französischen Partei in Zürich; mit dieser durch die Reformation ge-
stürzt, zogen sie nach Luzern. — In seinem Verzeichnisse der Schultheifsen
(höchsten Staatsbeamten) des Freistaates Luzern bemerkt v. Liebenau,8)
dafs deren Wahl nicht unbedingt massgebend gewesen sei für die Stellung
der politischen Parteien. Sie fiel meistens auf ältere Männer, die auch dann
noch an der Spitze des Staates blieben, wenn inzwischen ihre Partei im
Rate und in der Bürgerschaft in die Minderheit gekommen war, dem kon-
servativen Charakter der Luzerner entsprechend. Im XV. Jh. wechselten
bei der Besetzung die nicht zahlreichen Adeligen mit den Nichtadeligen; im
XVI. Jh. wurden jene nach dem Sturze der kaiserlichen Partei aus dem
Rate verdrängt und dann das Patriziat (Geschlechterherrschaft) gegründet.
Dadurch gelangten auch die Schultheifsen zu gröfserem Ansehen. Man fand
es dann auch der Mühe wert, Verzeichnisse derselben anzulegen; das erste
vom Stadtschreiber Rennward Cysat (um 1570) ist unvollständig und unzu-
verlässig. L. beginnt abweichend von den bisherigen Verzeichnissen mit
Conrad von Hunwyl im Jahre 1235, da er schon unter der österreichischen
Herrschaft Schultheifsen von Luzern findet. Dies ist begreiflich, da Schult-
heifs ursprünglich nur Richter bedeutet und ein solcher in einem Gemein-
wesen zuerst erforderlich ist; ähnlich in Bern, wo zuerst der Schultheifs
auch unter dem Namen Causidicus vorkommt. L. belehrt uns auch über
die Wahlart der Schultheifsen und giebt zn jedem wichtige historische Be-
merkungen, wie sie ihm gerade zu Gebote standen. Er stützt sein Ver-
zeichnis auf sichere historische Zeugnisse und fuhrt es bis zur Gegenwart
fort — Eine gründliche geschichtliche Darstellung, die mit dem Jahre 860
1) S. o. 8. 292*. — 2) Dändliker, Bausteine z. polit Geach. Hans Waldmanns u. a.
Zeit, Jahrb. t Schweiz. Geaeh. V, 185. — 3) Geachichtafreund 36, 55.
I[,342 Nachtrag: XXIII. B. Hidbor:
beginnt , erhalten wir von dem luzernischen Dörfchen Nunnwil x) auf Grund
des Urbare des Klosters Allerheiligen von 1331 im Staatsarchiv Schafhansen
und vieler Urkunden, von denen eine Anzahl in der Beilage der Abhandlung
folgen. — Zur Ortsgeschichte gehört auch die populärgeschichtliche Dar-
stellung des Klosters Rüggisberg im Kanton Bern von S. Studer. *) St. be-
spricht die Gründung, die äufsern Schicksale, die innern Verhältnisse und
das Ende des Klosters, und giebt ein Verzeichnis der Prioren. Interessant
wäre auch eine Besprechung der Urkundenfälschungen der Mönche gewesen,
von welcher uns Staatsschreiber M. von Stürler im Anz. f. Schweiz. Gesch.
VI, 74 berichtet. —
Bern wurde im Jahre 1191 von Herzog Berchtold V. v. Zäringen ge-
gründet. Der Name der Stadt wird von der allgemeinen Annahme richtig
auf 'Verona' zurückgeführt, das die Zäringer einst beherrschten. Im Wappen-
tier von Bern liegt wahrscheinlich eine Erinnerung an Dietrich von Bern,
oder der Gründer hat sich mit dem Wappen der neuen Stadt auf die Helden-
sage beziehen wollen.8) Von dem ältesten bekannten Wappenbuch, dem
'Clipcarius' Konrad v. Mures, sind bei Hemmerlin nur 146 Verse statt 160
erhalten, in denen 74 Wappen beschrieben sind. Die 14 fehlenden Verse
glaubt Liebenau4) im Einsiedler Codex 128 gefunden zuhaben, der ver-
schiedene Notizen von Heinrich von Ligerz (1342 — 1356) enthält Nach
L. wurde Konrad v, Mure, Sohn Ulrichs, zu Anfang des XIH Jahrhunderts,
vielleicht um 1210, zu Muri im Aargau geboren; gebildet an der Univers.
Bologna oder Paris, wurde er Geistlicher und bekam an der Stiftskirche zu
Zürich eine Pfründe. 1244 wurde er Schulmeister, 1258 Kantor daselbst
Als Doctor Decretorum war er oft Schiedsrichter in Streitigkeiten. Befreundet
mit Graf Rudolf v. Habsburg, dessen Tochter Guta (spätere Gemahlin König
Wenzels v. Böhmen) er aus der Taufe gehoben hatte, starb der ungemein
thätige Kantor am 29. März 1281.
Für die schweizerische Münzkunde zeigt sich Hermann Dreifufs5) in
Zürich (Kassier, d. Schweiz, numismat. G eselisch.) thätig. Von seinem anf
3 Bände berechneten Werk enthält der erste vorliegende Teil die Be-
schreibung der ältesten Medaillen der Schweiz im allgemeinen bis auf die
Gegenwart, sowie auch die Portrait-Medaillen und die Münzen der helvetischen
Republik und der schweizerischen Eidgenossenschaft etc. Die Anordnung
ist weder klar noch übersichtlich. Weit gründlicher ist das Münzwerk von
A. Es eher6) (Direktor d. eidgenöss. Münzstätte), das aber leider in Folge
von des Vf.s Tod unvollendet geblieben ist. Er beabsichtigte 1) die Reihen-
folge der in der Schweiz geprägten und in Verkehr getretenen Münztypen
nach ihren Sorten, Formaten und Geprägen zu beschreiben (sogenannte
Münzkunde), 2) die verschiedenen Münzsysteme nach ihrer Währung, Zähl-
weise (Rechnungsart) und nach ihrem Münzfufs anzugeben (Geldlehre). Das
Vorliegende enthält eine nahezu vollständige Münz- und Geldgeschichte der
Westschweiz; es fehlt dazu wesentlich nur das Münzrecht der Stadt Genf
und die auf einen sehr kleinen Zeitraum beschränkte Münzthätigkeit des
Kant. Waadt. Der Vf. beschreibt zehn keltische, vier römische, vier mero-
1) Nunnwil, e. Dinghof a. Baldeggersee, ibid. S. 19 (anonym). — 2) D. Klost Rfiggisb.
Berner Taschenbuch 1880, S. 83. — 3) S. Vetter, Name d. Stadt Bern u. d. dtscha.
Heldensago, ibid. S. 189. — 4) S. o. S. 1568. — 5) D. Münzen u. Medaillen d. Schweii
M. Abbüd. Zürich, Cäs. Schmidt. — 6) Schweiz. Münz- u. Goldgesch. v. d. ältesten Zeiten
b. z. Gegenw. Lfg. 1 — 5. Bern, Dalp (K. Schmid).
Schweia. 11,343
wingische, vier karlingische Münzen, drei ans der Zeit der sächsischen und
fränkischen Kaiser and drei der Herzoge von Alamannien. Dann folgen die
der kirchlichen Stiftungen und zwar der Bischöfe von Genf, Lausanne und
Sitten, darauf die Münzrechte der Grafen von Greyerz und von Neuenburg,
der Städte Freiburg, Bern, Solothurn und Zofingen. Es wäre nur zu wünschen,
dafs diese Arbeit in gleich vortrefflicher Weise fortgesetzt würde. Dazu
dürfte auch der Versuch einer Wertbestimmung der älteren schweizerischen
Münzen im Vergleich zu den jetzigen kommen.
Das heutige Streben, die Rechtseinheit in der Schweiz einzuführen, ver-
anlasste die ersten Spuren dieser Idee aufzusuchen und in der Schweizer-
geschichte zu verfolgen. Mit Fleifs und Scharfsinn unternahm dies Welti1)
in einer Schrift über den Gerichtsstand in Forderungsstreiten. Die Rechts-
unsicherheit vor dem Interregnum und die Ausdehnung der geistlichen Ge-
richte mnfste schon damals zu Verträgen über den Gerichtsstand führen.
Die Befreiung von fremden Gerichten war ein Verlangen aller freien Ge-
meinwesen in der Schweiz. Sie wird deshalb auch in der Bestätigung der
Freiheiten für die drei Länder durch K. Adolf besonders erwähnt. Schon
im ersten Bunde der Eidgenossen vom 1. Aug. 1291, sowie in einem Sühne-
briefe zwischen Bern und Luzern (15. Mai 1251) finden sich Bestimmungen
über den Gerichtsstand bei Forderungsstreiten, in denen von Pfändung und
Gericht die Rede ist. Der Vf. geht nun alle Bundesverträge durch. Die
bezüglichen Bestimmungen der Stadt Basel sind die weitgehendsten, was er
der Stellung der Stadt als bedeutender Handelsstadt zuschreibt: sie besorgte
den Eidgenossen, besonders den Bernern, zu ihren Gebietsankäufen und
Kriegen ihre Geldanleihen. Im fernem behandelt W. die Pfändung, den Ge-
richtsstand vor den ordentlichen Gerichten, die Schiedsgerichte und in einem
Anhang das Schiedsverfahren.
Die St Galler Stiftsbibliothek besitzt eine grofse Zahl von Inkunabeln:
G. Sc herrer9) hat dazu ein vortreffliches Verzeichnis gemacht, wie früher
(1874) ein mustergiltiges zu den Hjuidschriften. Es sind 1558 Nummern
oder Werke und acht Einblattdrucke, von welchen der älteste datierte aus
dem J. 1466 stammt, wahrscheinlich aus der Fust-Schöfferschen Offizin in
Mainz. Nach der alphabetischen Beschreibung derselben folgt ein Register
der Buchdrucker, Druckorte und der Druckjahre bis zum J. 1500 und
endlich ein Verzeichnis der Holzschnitte. Zwei Drucke sind von Helijas
Helije, alias de Lauffen, in Beromünster, Kanton Luzern, nämlich 'Mammo-
trectus' von Job. Marchesinus (1470) und 'Speculum vitae humanae' von
S. Rodericus episc. Zamorensis (1472).
Der volksmäfsige Landbau harrt bei dem überreichen Stoff wohl noch
für längere Zeit einer historischen Darstellung. Meyers durch Gründlichkeit,
Belesenheit und Sachkenntnis ansgezeichnete Abhandlung über die drei Zeigen *)
sieht die Zelgeneinrichtung in der älteren Zeit für zweckmäfsig und für ein
Zeichen eines 'grofsartigen Gemeingeistes' an. Jetzt finden sich Spuren der-
selben nur noch in den Gemeinweiden im Frühjahr und Herbst in den Alpen-
gegenden auf Pivatgütern, wie z. B. im Ursercnthal am Gotthard.
Graubünden bestand aus drei Staaten, die durch den Bund von Vazerol
1) Der Gerichtsstand in Forderungsstreiten nach den bis 1798 abgeschlossenen eidgen.
Staatarertragen. Bern, Weifs. — 2) Yerzeichn. d. Inkunabeln d. Stiftsbibl. ?. St Gallen,
hrsg. ?. kath. Administr.-Bate d. Kts. St. Gallen. St Gallen, Moosberger. — 3) S. o.
S. 68».
11,344 Nachtrag: XXlli. B. Hidber:
1471 die Bundesgenossenschaft eingegangen sein sollten. Nach J. Bott hat
dieser Band nicht existiert, da er sich weder im Original noch in Abschrift
vorfindet Dennoch scheint eine Kopie vorhanden gewesen zu sein, da G.
£. Haller1) in seiner Collectio diplomatica sie im Register angiebt, allein der
betreffende Band, worin sie sich finden sollte, ist verloren.1)
Eine Sammlung von geschichtlichen Notizen, die zuweilen zn kleinen
Abhandlangen sich erweitern, findet sich im Anzeiger f. schweizerische Ge-
schichte, wie z. B. in No. 2 (J. 1880) die lehrreiche Darstellung von Ad-
vokat J. Ami et: 'zwei geschichtefälschende Urkunden und zwei falsche Sigille
der Stadt Solothnrn'.
Eine ähnliche Sammlung besitzt auch die italienische Schweiz durch die
Thätigkeit von Em. Motta aus Airolo. M. sammelte namentlich historischen
Stoff in dem reichhaltigen Staatsarchiv in Mailand, den er über das J. 1478
in elf Nummern veröffentlicht hat8) — Die Urkundensammlung zur Ge-
schichte des Kant Glarus, wie sie von J. J. Blumer4) begonnen und von
ihm bis zu seinem Tode fortgesetzt wurde, ist aus dessen Nachlafs zum Ab-
schlüsse gebracht. Von einer Fortsetzung, die sehr zu wünschen wäre, ver-
lautet nichts. Die Sammlung enthält nicht nur Urkunden, sondern auch
Auszüge aus Chroniken u. s. w. Die Anmerkungen gewähren gute Erläu-
terungen. Den Schlufe bilden 3 Urkunden und 9 Auszüge aus den Chroniken
von Fründ, der sog. Klingenberger Chronik u. s. w. Sie betreffen (die Jahre
1442 und 1443) den alten Zürichkrieg. Einen reichen Urkundenstoff in
395 Nummern (vollständig abgedruckt u. Auszüge), beginnend mit dem 25. Jan.
1267 und schliefsend mit dem 9. Febr. 1517, bietet das Urkundenbuch der
Stadt Aarau. 6) Es enthält als Einleitung die Geschichte der Stadt Aarau
bis zur Reformation. Es folgen das älteste Stadtrecht nebst den Hand-
werkerstatuten. Die Urkunden sind, wenn wir von einigen auch auf die
übrigen schliefsen dürfen, genau und sorgfältig nach den jetzt üblichen Grund-
sätzen abgedruckt, die Überschriften und die Datierung richtig. Vortreffliche
Beigaben sind das Glossar von E. L. Roch holz und die historische Karte
von Aarau vom XTV. bis XVII. Jh. von F. Allemann. Bemerkenswert sind
dabei auch die Beiträge aus andern Archiven, nur fehlt unter denselben das
Berner Staatsarchiv. Eine Anzahl Urkunden sind Druckwerken entnommen.
Li der Geschichte hätten wir mehr Rücksicht auf die kulturhistorische Ent-
wicklung der Stadt Aarau gewünscht; einigen Ausführungen darin können
wir nicht beistimmen. Mag auch unter dem Druck der gräflichen Gewalt
sich die Zahl der freien Bevölkerung rasch gemindert haben, so ist doch der
Satz, 'dafs im XIII. Jh. nur noch wenige Geschlechter im Besitz der vollen
Freiheit waren', in seiner Allgemeinheit, also für alle deutschen oder ins-
besondere alamannischen Gegenden nicht zutreffend. Im Berner Adelsbuche
von 1466 sind aus einem Umkreis von 10 — 12 Stunden 3359 freie Bauern
auf dem Lande verzeichnet. Die Berner Regierung suchte die Zahl der
Freien zu vermehren, indem sie schon vor der Eroberung des Aargau, wo
sie konnte, die Leibeigenschaft aufhob oder den Loskauf begünstigte. Die
auf J. J. Bäbler sich stützende Ansicht des Vf.s über die Mordnacht von
Brugg wird durch die aktenmäfsige Darstellung J. Amiets zurückgewiesen.
1) D. sog. Band v. Vazerol. Chor, GaeU. — 2) F. Waaaali, D. Band y. Vaierol.
Chnr, Senti. 1882. — 3) Docum. e. Regesti arizz. deil 1478. Bollett stör, della Sfiu.
ital. Bellinzona, Edit C. Colombi. — 4) Jahrb. d. hiat Ver. d. Kto. Glaroa, 17. H. Zürich
u. Glaroa, Meyer u. Zeller. — 5) S. o. S. 67. —
Schwei*. 11,345
Bd. 111 der Quellen zur Berner Geschichte *) enthält für die Zeit vom 8. Juli
1271 bis zum 3. Dez. 1299 779 Nummern Urkunden, 9 Auszüge aus Chro-
niken, Annalen und am Schlüsse solche aus Urkunden, die nicht mehr, weder
im Original noch in Abschrift vorhanden sind. Unter den Auszügen oder
besser Bruchstücken aus Chroniken, Annalen u. s. w. sind eine Anzahl,
welche die allgemeine Keichsgeschichte, nicht aber die Berns im besondern
betreffen und bekannten Quellen werken wie Pertz, Mou. Germ., Böhmers
Fontes u. a. m. entnommen sind. Vgl. ISo. 304, 543 u. a. m. No. 476
betrifft nur die Deutschordensgeschichte. Die Überschriften entsprechen nicht
immer dem Inhalte der Urkunden und enthalten zuweilen lokale Ausdrücke,
die für einen weitern Kreis unverständlich sind, z. B. 'eine Rebe' u. s. w. für
Weinberg. Dagegen ist der Abdruck der Urkunden genau, soweit wir dies
verfolgen konnten, und dabei die neuern Grundsätze angewendet. Die früheren
Drucke sind grundsätzlich nicht angegeben; ein Teil Urkunden war nicht ge-
druckt. Sie enthalten einen reichen Stoff für die Geschichte Berns u. der Schweiz
überhaupt wie auch für die Kulturgeschichte und Diplomatik. — Für das
Walliscr Land bieten 356 fast unbekannte Urkunden (1331 — 1350) manches
Neue*). Die höchst interessante Geschichte desselben harrt noch einer
gründlichen Darstellung. Die Urkunden sind vortrefflich abgefafst und be-
weisen einen hohen Kulturstand des Wallis. Mehrere Urkunden zeigen, dafs
damals Krieg im Lande herrschte und Strafsen und Wege unsicher waren.
Auffallenderweise sorgte auch der Bischof in Sitten für die Sicherheit der
Kaufleute mit ihren Waren auf ihrer Durchfahrt durch das Land und liefs
sich dafür gehörig bezahlen (z. B. Urkunde vom 16. Mai 1339). Die Ur-
kunde No. 1651 (1333) weist einen grofsen Güterbesitz der Königin
Agnes von Ungarn im Wallis nach. Die meisten hier abgedruckten Urkunden
liegen im bischöflichen Kapitelsarchiv in Sitten, andere im Stadtarchiv in
St. Maurice und in den Gemoindearchiven des Oberwallis; letztere sind von
Pfarrer F. Schmid in Ärnen.
1) S. o. S. 671. — 2) J- Gremaud, Docum. relat ä l'hiat. du Vallain. Lausanne,
6. Bride! (Mem. et docum. de la hoc. d'hist de la Suiase romande. XXXI L).
Historische Jahresberichte. II. 1880. 23
Neue Zeit.
I.
J. Hermann.
Allgemeines.
Wenn der Streit über die Faktoren des Umschwungs, welcher zu einem
neu Zeitalter im 15./ 16. Jahrh. führte, auch betreffs des Mafses der Be-
utung ein lebhafter, unter Umständen heftiger gewesen (man denke an die
Impfe, die Kaulbachs entsprechendes Wandgemälde im Treppenhause des
3sigen Museums becinflufst haben), so leugnet doch niemand, dafs aufeer
r kirchlichen und künstlerisch - wissenschaftlichen Bewegung auch die Ent-
ckungen und Erfindungen entscheidend eingewirkt — keine fast augen-
lieinlicher als diejenige des Schiefspulvers. — Man weifs längst, dafs —
e Frage des persönlichen Verdienstes bei Seite — seit der Mitte des 14.
hrhunderts die „allgemeine Einführung der Feuerwaffen" reifsende Fort-
hritte macht und die Kriegskunst wie die ständischen Verhältnisse verändert,
ne neue Aufgabe aber ist es, eine einzelne Kampfesart unter dem Gesichts-
inkte des Schiefspulvers zu betrachten. Wie belohnend und lehrreich mufste
sein, die Veränderung des Reiter-,1) des Fufsgängerdienstes im Kriege
it 1350 — nicht zu reden von der erst geschaffenen Artillerie — und
rar speziell, nicht blofs in genere der Taktik zu verfolgen! Jedoch im
ittelpunkt steht wohl der „Festungskriegu, der seither vier Hauptperioden
irchlaufen:
1. bis Vauban oder 1700,
2. bis Napoleon oder 1815,
3. bis zur Einführung der gezogenen Geschütze u. Gewehre oder bis 1866,
4. seitdem.8)
Seit jenen Anregungen strömt nun der Flufs neugeschichtlicher Ent-
ckelungen in mächtigen Fluten dahin, so überwältigend, dafs man des
loten sich freut, der das Schifflein unseres Forschens auch da leitet, wo
1) Für Frankreich unternommen von Dumares ot L. de Buuilll. Album d. 1. caval. frauc.
janis a div. (»poq. — 2) H. Müller, Oberstl. u. Abt.-Uhef im K.-Min., Gesch. des Festum?*-
iegCH »eit allgem. Einfuhr, der Feuerwaffen bis zum J. 1880, — auf Grund »eharfer lie-
iffsCaasung und reichhaltigen fachwissenpchaftlichen Materials.
Historische Jahresberichte. 1880. 111. 1
11X^2 !• J- Hermann.
wir nicht selbst steuern können. Eine Unzahl von geschichtlichen Gröfsen,
Personen und Sachen droht uns zu verwirren! In der That encyklopädisch
mufs von Zeit zu Zeit diese Geschichte behandelt werden, und wir freuen
uns, dafs Wilhelm Herbst, der bewährte Forscher, und Fried. A. Perthes,
der emsige und vielseitige Verleger, sich zu diesem Zweck in gedeihlicher
Weise verbunden und einen Generalstab um sich geschart haben, der die
Bürgschaft der Güte der vor Augen liegenden Resultate ist. Wir möchten
jenes Unternehmen als einen Blutsverwandten gleich bei seinem Erscheinen
herzlich begrüfsen. *)
Diese Art der Übersicht macht dennoch die chronologisch-pragmatische
Entwicklung nicht unnötig. Immer klarer wird die Notwendigkeit, die in
ihr liegt; namentlich Preufsens prädestiniert scheinende Erhebung zur centralen
Gewalt in Europa drängt sich im Lichte der neuesten Ereignisse so un-
mittelbar auf, dafs man es dem Forscher fast verzeiht, der diesem Eindruck
erliegt, wenn auch dabei die nachträglichen Rechtfertigungen persönlichen
Anteils nicht zuzulassen sind.8) Ein Gegengewicht bildet die französische
Auffassung, die bis 1815 Frankreich in den Mittelpunkt der Politik zu stellen
ein Recht hat seit Heinr. IV.3)
In geistiger Beziehung hat Deutschland sich stets centraler gezeigt, und
besonders auch in kirchlicher Hinsicht.4)
Wenn in der Politik sich je länger je mehr alles zur orientalischen
Frage zuzuspitzen scheint, so ist gewifs eine Aufgabe der Geschichtsforschung,
Keim, Inhalt und Wesen dieser Frage zu ermitteln : Das scheinen wieder die
Franzosen zuerst zu erkennen.6)
Eine Frage, die wesentlich erst seit der Restauration von 1815, in den
Vorbereitungen freilich nicht einmal blofs seit 1789 alle Länder mit starker
christlicher Bevölkerung bewegt, ist der Klcrikalismus, nirgends mehr als in
Deutschland und Frankreich.6)
Neue Bedingungen für das Kulturleben, das Verkehrsleben nicht nur,
sondern auch für das politisch -geschichtliche haben Post und Telegraphie
nach- und nebeneinander in der neueren Geschichte geschaffen: Sie haben
daher den Rang von geschichtlichen Faktoren erlangt und bieten des
Interessierenden die Fülle.7)
1) W. Herbst, fincyklopädio der Neueren Gesch. I. Gotha, Perthes. Lief. 1 -4 (i 1 ü)
mit vielen vortrefflichen Artikeln sachlicher und persönlicher Natur, denen eine lichtvolle philo-
sophisch gehaltene Übersicht vorausgeschickt wird. — 2) Vgl. Weber, Ailg. Weltgesch.
2. Aufl., XV, 1 (XIX. Jahr.) (). Jäger, Gesch. des 19. Jahrh. seit d. Wiener Congrtfs.
18. Aufl. 15.— 19. (Schlufs-) Lief.; auch Schult hess, Europ. Gesch. -Kalender, 20. Jahrg. ■•
Müller, Polit Gesch. d. Gegenwart. XIII. Siehe unten Kap. VI. Populär scheint : y. Leixner,
Unser Jahrh., bis Lief. 11. 0. v. Corvin läfst seino „illustrierte Weltgeschichte" in 2. Aoll.
erscheinen in Lieferungen ( — 46). Aus dem geplanten 8. Bd. wird eine selbständige „Gesch.
der Neuzeit" (1848—1871), für deren frühere Partion er de« Interesses sicher ist Desgl.
W. Winterborg, Gesch. und Gegenwart. Wien, Hartleben, 1879. — 3) Tonssenel, Hist
de l'Europe de 1610—1707. 12°, Vil, 572 S., 1879. Barral, L'hist diploro. de l'Europe
1648—1791. 111, 390 S. Hubault, hist contemp. de 1789—1848. 4. edit u. Übersieht
Die Geschichte von Paris ist daher in der That ein Stück europ. Gesch.; vgl. Gourdon de
Genouillac, Paris ä travers les siccles; erscheint in Lieferungen, bis jetzt 180, bis zum Ende
des 3. Bandes. 4°. Paris, Roy. Vgl. Kap. XX. — 4) Henke, Neuere Kirchengeachichte, ed.
Gafs. III. enth.: 1750—1870. Nippold, Handbuch der Neuesten Kirchengeschichte. M.
umgearb. Aufl. - T>) Reinach, La question d* Orient dans l'hist Sorel, la quest d'orieiit
6) Ciairin, le clericalisme de 1789—1870. 12°. Paris, Charpentier. — 7) Dr. Mor.
Meyer, Post und Telegraphie in kulturgeseh. Entw., in Sonnt-Beil. der Vom. Ztg. No. 1— 6.
Deutliche Geichuhte 1519—1618. IQ 3
n.
Dittrioh.
Deutsche Geschichte 1519—1618.
Eine überaus grofse Bereicherung hat unsere Quellenkenntnis durch zwei
wichtige Werke erfahren, welche über die Ereignisse zwischen 1540 — 1552
eine Fülle wichtiger Details zu unserer Kenntnis bringen, besonders von
Max Lenz1) der erste Teil von Bucers Briefwechsel mit Philipp v. Hessen,
dann von Druffel die Fortsetzung seiner „Beiträge".
Das erstere enthält 114 Briefe mit ausführlichem Kommentar: 5 Briefe
nebst einem Exkurs, betreffend das Marburger Religionsgespräch, den Anfang
des Verhältnisses, lassen helle Schlaglichter auf die Schwierigkeiten desselben
— namentlich von Seiten Luthers — fallen. Die folgenden, seit Anknüpfung
eines vertrauteren Verkehrs (1538 Unterdrückung wiedertäuferischer Lehren
und 1539 evangel. Konstitution der Kirchengüter, Gewinnung für die zweite
Ehe des Fürsten) ergänzen die bisherige Kenntnis in betreff der Verhand-
lungen mit England und Frankreich, die Hinneigung des Landgrafen zum
Kaiser seit 1540, die Verhandlungen zu Worms, die Teilnahme am Reichs-
tag zu Regensburg, sofern Bucer warm und entschieden — den Landgrafen im
Interesse der Sache der Reformation berathend, unter Umständen hart tadelnd —
erscheint. Zwei Exkurse handeln: „Über religiöse und politische Einigungs-
versuche der Deutschen Stände" und „Verhandlungen zu Worms".
Von kaum geringerer Bedeutung ist v. Druffeis8) Publikation (1003
Stücke), besonders für die Zeit vom Januar bis Juli 1552, und bringt neue
Momente, nicht allein für den Krieg gegen den Kaiser, sondern namentlich
über die Haltung des Kaisers und seines Bruders Ferdinand, dann aber über
die der protestantischen Fürsten, welche nach errungenem Erfolge sich bald
uneinig zeigten. Besonders traurig erscheint das Vorgehen der rheinischen
Kurfürsten, welche in trostlosem Schwanken, bald hieher bald dorthin sich
neigten, nicht minder kläglich das Benehmen Bayerns, welches zwar seine
eigene und seiner Verbündeten Neutralität versprach, dabei aber Werbungen
des Kaisers auf eigenem Gebiete gestattete. — Klarer tritt hervor die Auf-
merksamkeit, mit der des Kaisers Schwester Maria, Königin -Witwe von
Ungarn, den Ereignissen beobachtend und warnend folgte (98 Briefe von ihr
und an sie, die Mehrzahl von dem ebenso denkenden und deswegen zu Inns-
bruck am Hofe stark angefeindeten Granvella), ferner Lazarus Schwendis auf
die Beruhigung folgende Aufklärung; sowie Ferdinands Versuch, auf Moritz
einzuwirken; schriftlich durch Hinweis auf den kurfürstlichen Eid, durch
einen Gesandten mit dem Versprechen, für die Freilassung des Landgrafen
sich zu verwenden; Karls Vertrauensseligkeit noch am 26. Februar 52, er-
1) M. Lenz, Briefwechsel Landgr. Phil, des Grofamtit y. Hessen mit Bucer. 1. Bd.
Leipzig, S. Hirael. VIII, Ö42 S., 8°. Vgl Kap. XIV.— 2) A. v. Druffel, Briefe und
Akten rar Gesch. des 16. Jahrh. etc. 11. Bd. Beitr. zur Reichsgeschiohte 1552. München,
Rieger. VIII, 873 S. (Vgl. Deutsche Lit Ztg. 1881, 1343 f.)
1*
111,4 U. üittrich:
schüttert erst am 11. März (Brief an Ferdinand über zu ergreifende Maß-
regeln und Ausdruck des Wunsches, dafs nicht etwa die Religion als Ur-
sache des Bruches gelte). Der bei Buchholtz (IX, 544) gedruckte Brief des
Kaisers über einen vergeblichen Durchbruchsversuch ist hier (1470) in ver-
besserter Form wiedergegeben. — Ebenso wie auf die Haltung der kaiserl.
Partei fällt auch auf das schlaue Vorgehen des Kurfürsten Moritz neues
Licht. Das Verhalten des Markgrafen Hans von Küstrin erscheint klarer,
wenn auch nicht frei von Zweideutigkeiten. Zu den Passauer Verhandlungen
sind einige bei Lanz auszüglich gegebene Schreiben (z. B. 1658) vollständig
gedruckt. Eine Masse von Einzelheiten wird richtig gestellt; manches fast
Unbekannte urkundlich aufgeklärt, so z. B. der Plan einer Vermählung des
Johann Wilhelm von Sachsen mit Elisabeth von England durch einen Brief
Aurifabers an Johann Friedrich den Älteren (1808). —
Als quellenkritische Arbeit ist die von Popowski über Aurifaber1) zu
erwähnen. Der Verf. weist nach, dafs das von Schirrmacher 1876 veröffent-
lichte Mskr., betreffend das Marburger Religionsgespräch und den Reichstag
zu Augsburg 1530, nicht während des Augsburger Reichstages und nicht
von einer an demselben unmittelbar beteiligten Persönlichkeit verfällst ist,
sondern dafs Aurifaber die Akten allmählich nach eigenem Plane and mit
willkürlicher Benutzung seiner Vorlagen, worunter Brucks handschriftliche
Geschichte der Religionshandlungen etc., ja auch Sleidan sich befinden, zu-
sammengestellt hat.
Noch hierher zu rechnen ist auch Benraths*) Untersuchung über die
unter dem Titel „Summa etc." erhaltene religiöse Schrift, welche ihres eigen-
tümlich abgeklärten evangelischen Inhalts wegen vielfach besprochen wurde.
Benrath hält die holländische Ausgabe von 1523 für das Original und sucht
den Stadtpfarrer von Wesel Heinrich Bommelius (1525 aus Wesel, 1536 au
Cleve flüchtig, 1542 in Mors) als Verfasser zu erweisen. —
Darstellend ist Rieh. Bachmann3) über einen der „Schwarmgeister"
jener Zeit: Niclas Storch auf Grund einiger handschriftlichen Berichte und
Chroniken aus Dresden und Zwickau; besonders der Chronik der Stadt Hof
von Enoch Widemann. Die Gröfse des Anhangs des wegen miCslicher Ver-
mögensverhältnisse (?) nach Böhmen gegangenen Zwickauer Tuchmachen
Storch in seiner Vaterstadt erklärt sich aus dem durch den Bergwerksbetrieb
unvermutet gesteigerten Reichtum und des infolge dessen übertriebenen Luxus
eines grofsen Teils der Bürgerschaft als wirksame Bereitung des Bodens bei
anderen zu kommunistischen Ideen. Erst der Wechsel im Bürgermeisteramt
gebot Einhalt, Müntzer ward entsetzt, 50 Genossen St.s wanderten ,in die
Türme', er selbst entzog sich durch Flucht über Wittenberg,*) Thüringen
nach Hof, wo er als Geselle beim Bürgermeister Klinger mit seinen Schwär
mereien (1524) fortfuhr, bis seine Saat aufging und er nach sechsmonat-
licher Krankheit fortging. Vielleicht nahm er auch an der Schlacht bei
Frankenhausen teil und soll nach Widemann im J. 1525 in München in
einem Spital gestorben sein. —
1) Fr. v. Popowski, Kritik der handtchr. Sammlung des Joh. Aurifaber nur Gesch.
des Augsb. Reichstags 1530. In.-Diss. Königsberg. 32 S., 8°. — 2) Die Summa der h.
Schrift Ein Zeugnis aus d. Zeitalter d. Reformat. etc. Herausgegeb. y. K. Benrath. Leip-
zig, Fem au, XI, 175 S., 8°. Auf einzelne zerstreute Quellenpublikationen wird bei ein«
zelnen Arbeiten verwiesen werden. — 3) K. Bach mann, Niclas Storch, der Anfänger der
Zwickauer Wiedertäufer. Zwickau, Altner, 11, 35 S., 8°. — 4) Mit Luther scheinen skh
nur Stübner und Cellarius unterredet zu haben, nicht Storch.
Deutsche Geschichte 1519 -1618. 111,5
Ney1) stellt einleitend dar die politischen und kirchlichen Verhältnisse
Deutschlands vor dem Reichstag 1529; seinen Gegenstand bilden Verhand-
lungen über die Wahl Ferdinands zum römischen König, durch Balthasar
Märklin, „Probst von Waldkirch", geführt im Auftrage des Kaisers mit
Pfalzgr. Ludwig, Albr. v. Mainz, Joachim v. Brandenb., selbst mit dem Kurf.
Johann v. Sachsen, sowie geheime Bemühungen Herzog Wilhelms IV. v. Bayern
für seine eigene Wahl auch auf dem schwäbischen Bundestage zu Ulm
(3. Febr. 1529) durch Leonh. v. Eck (laut Bericht des pfiüz. Hofmeisters
L. v. Fleckenstein.)
Der Kaiser läfst den Reichstag ausschreiben; Ferdinand und andere
Fürsten, denen Speyer nicht gelegen, widerstreben; endlich wird doch dieser
Ort und auf einem beigelegten Zettel der 21. Februar (statt des 2.) als Er-
öffnungstag festgesetzt. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit den Vor-
bereitungen, welche Speyer für die Reichstagszeit traf (Preistarife etc.), dem
Einzüge der Fürsten (Übersicht derselben und ihrer wichtigsten Begleiter
nach den Gruppen der Majorität und Minorität gesondert. Anmerkungen
über die Quartiere der Einzelnen). Am 15. März ward der Reichstag er-
öffnet und am 18. ein Ausschufs zur Beratung der kais. Propositionen ein-
gesetzt. Mangels eigentlicher Protokolle über die Ausschufssitzungen, auf
Grund der Berichte der Reichstagsabgeordneten und anderer Akten2) ergiebt
sich, dafs im Ausschufs die Gegner des Evangeliums unter Leitung Dr. Fabers
in der Majorität waren. Nach einer Plenarsitzung am 3. April, wo der
Ausschufs seine „Bedenken" mitteilte, wurden Einschüchterungsversuche3) bei
den Städten unternommen, mannhaft abgewiesen, namentlich unter Jakob
Sturm, aber zuletzt doch entzweiend (vergl. die Erklärung des Rottweiler Ge-
sandten Conr. Mock gegen Sturm, Hans v. Minckwitz's Erklär, über die Un-
annehmbarkeit des „Abschiedes".) Dem Verhalten der einzelnen Städte,
z. B. Augsburg, Nördlingen etc. ist ein besonderes Kapitel mit Aktenauszügen
gewidmet. In den Sitzungen vom 13. — 17. April erledigte die Majorität
rücksichtslos die wichtigsten Geschäfte; Gerüchte über drohende Gewalt
fahrten zu Besprechungen der Minderheit über ein Bündnis. In langer An-
merkung wird nur die Frage des Lokales der entscheidenden Sitzung vom
19. April zu Gunsten des Rathauses, auch Ratshof genannt, entschieden; die
am folgenden Tage dem Könige Ferdinand überreichte ausführliche Protest-
schrift im Wortlaute mitgeteilt. Mit den vergeblichen nachträglichen Ver-
mittlungsversuchen und der Abreise der Fürsten schliefst das Werk. —
Dem „Marburger Religionsgespräch" gehören zwei kleinere Arbeiten von
Erich so n. In der einen4) werden wir mit einem Itinerar bekannt, welches
Hedio über seine Reise mit Butzer und Zwingli zum Gespräche sowie über
den Verlauf des letzteren möglichst getreu aufgeschrieben hat. Die Schrift
1) J. Ney, Gesch. den Reichstages zu Speyor im J. 1529. Hamburg, Rauhes Haus.
X, 368, 8°. Wichtige Bereicherung unserer Kenntnis auf Grund bisher ungedruckter Akten
des bayerischen Staatsarchivs. Die hier gleichfalls angeregte Frage über die Erneuerung den
schwabischen Bundes führte eine starke Entfremdung zwischen den Städten und den Bundes-
fürsten herbei. — 2) Würzburger Akten. Gutachten der Nürnb. Recht*- und Gottcsgelehrten
über die kaiserl. Propositionen — im Auftrage des Rates als Instruktion für die Abgeordneten
— eine rühmliche Arbeit! und andere Begründungen des Votums. Unter den Berichten sind
diejenigen der Abgeordneten von Nördlingen und Frankfurt wohl die wichtigsten (vgl. die
Beilagen). — 3) Bisher so genau nicht erwiesen. — 4) A. Erichson, Strafsb. Beiträge z.
Gesch. d. Marburger Religionsgesprächs. I. Hodios Itinerariura (Brieger, Ztschr. f. Kirchen-
pesch., IV, 3).
m,6
IL Dittrich:
ist lateinisch; das Original ist verloren; nur eine Kopie findet sich auf der
Üniv.-Bibl. zn Strafsburg. Auf Grundlage dieser Quelle ist dann auch eine
populäre deutsche Schrift, J) mit vorwiegend theologischem Inhalte, verfeist
Der „Reformationsgeschichte Sachsens" im Speziellen gehört Müllers Schrift*)
über Paul Lindenau an; doch hat dieselbe auch allgemeine Bedeutung, in-
dem sie die Behauptung von Lindenaus Differenzen mit dem Rate von
Zwickau widerlegt und die Identität dieses Mannes mit dem Hofprediger in
Dresden vollständig erweist. — Hier reiht sich nun die unstreitig hervor*
ragendste und gehaltvollste unter den zusammenfassenden grösseren Dar-
stellungen dieses Jahres an: Maurenbrechers Werk.8) Er führt einen
Gedanken im grofsen aus, den der Verf. bereits vor mehren Jahren aasge-
sprochen: dafs es von gröfster Wichtigkeit sei, „die reformatorischen Anläufe
und Versuche innerhalb der katholischen Kirche im 16. Jahrh." darzustellen;
während bisher vorzugsweise die protestantische Bewegung Gegenstand der
Geschichtschreibung war, hat sich der Verf. bemüht, mit voller Objektivität
auch den katholischen Bestrebungen gerecht zu werden und hat so eine viel
reichere Entwicklung der Zeitverhältnisse geboten. Die ersten Reformversnebe
fanden schon im 15. Jahrh. statt, seit in Eonstanz und Basel die Konril-
ideen so glänzend verkörpert worden; in Spanien war der Versuch einer
Reform auf dem Boden der katholischen Kirche glänzend gelungen, und es
ist daher begreiflich, dafs Ferdinands des Katholischen Enkel in Deutschland
mit ähnlichen Mitteln zu wirken glaubte. Die humanistischen Bestrebungen,
wenn auch zum grofsen Teile der Reformation dienstbar, standen dem nicht
entgegen, und hier berichtigt M. vielfach die zu weit gehenden Aufstellungen
Janssens (vgl. Jahresber. 1879. IH. 11). Überhaupt wird hier der Versich
gemacht, in wirklich grofser historischer Auffassung das humanistische und
theologische Element zu verbinden und so zu wahrer Erkenntnis dieser Zeit
vorzudringen. Es wird gezeigt, wie das Laterankonzil von 1512 — 1517
einen Sieg des Papsttums über die Reform bedeutet, und Erasmus, gewisser-
maüsen als der Hauptvertreter der katholischen Reformation, einer wie uns
dünkt, wohl zu günstigen Beurteilung unterzogen. Ausführlich wird Hadrian TL
behandelt; wir sehen, wie sein Reformationsbestreben an den herkömmlichen
Verwaltungsmifsbräuchen in Rom und an dem in Deutschland stets wachen,
damals regen Mifstrauen gegen das mittelalterliche Kirchenwesen scheiterten
und er in wirklich tragischer Weise endete. Das 3. Buch kann zum groben
Teile als eine Widerlegung Pastors betrachtet werden und legt das Haupt-
gewicht auf die Religionsgespräche und die Flugschriftenlitteratur: so z. B.
die Schriften von Valdes, welche das Verhalten des Kaisers gegen Klemens VII.
rechtfertigen wollen und den ersteren als einen Reformator der Kirche er-
scheinen lassen. Die Anmerkungen beschränken sich zwar im allgemeinen
auf Li tteratu rangaben, doch finden sich auch hie und da förmliche kleine
Exkurse mit kritischen Notizen z. B. über Erasmus, über Luthers Beziehung
zu Spalatin, Sarpis Bericht über Adrian, die Flugschriften der beiden Valdes
u. s. w. Selbst wo die aufgestellten Anschauungen etwa durch neue ersetzt
werden dürften, wirkt das Buch anregend und ist seit Jahren die bedeutendste
1) A. Erichson, das Marburg. Rel.-Gespr. etc. Strafsburg, Heitz, 1880. 59 S., kL 8*.
— 2) 6. Müller, Paul Lindenau, der erste evang. Hofprediger in Dresden. Leipzig, Hin*
richs. 64 S., 8°. (Vgl. Lit. Centr.-Bl. 1880, No. 50.) Vgl. Kap. XIV. — 3) W. Mauren-
brecher, Gesch. d. kath. Eef. 2. B. Nördlingen, Beck. XV, 417 S., 8°. (Vgl. die »ehr
gehaltvolle Besprechung von H. Baumgarten in Sybel, Ztschr., N. F., X, 154 — 165.)
Deutsche Geschichte 1519—1618.
111,7
Erscheinung für die Geschichte dieses Zeitraumes, geradezu bahnbrechend.
Was bei Maurenbrecher blofs ein Kapitel ausfallt, Adrians VI. Thätigkeit, hat
Höfler1) zum Gegenstand eines bedeutenden Werks gemacht, dem er 42
Jahre gewidmet hat. Auch er betont die Notwendigkeit, bei Beurteilung der
Reformationsbewegung den speciell deutschen Standpunkt zu verlassen und
will den richtigen historischen Blick durch Beachtung der gleichzeitigen und
früheren Bewegung der Geister bei Romanen und Slaven gewinnen. Nament-
lich in ersterer Beziehung berühren sich seine Forschungen mit denen
Maurenbrechers, nur steht er auf streng katholischem Standpunkte, anstatt
auf objektiv-wissenschaftlichem oder philosophischem, wie ja leider auch her-
vorragende Werke in Deutschland fast regelmäfsig. — Das erste Buch ist
einleitend und verbreitet sich, in ziemlich scharfer Weise gegen Luther ge-
richtet, über die deutsche Reformation und die Vorgänge in Italien bis zur
Wahl Adrians VI. Über diese wird, besonders auf Grund der Berichte des
englischen Gesandten in Rom, Clerk, eine eingehende Darstellung geliefert.
Bemerkenswert ist es, dafs die im Konklave versammelten Kardinäle eine
Reihe von Kapiteln vereinbarten, welche den einzelnen verschiedene Vorteile
lieferten, und welche der neue Papst beschwören sollte, dafs aber gerade ein
nicht im Konklave anwesender Kardinal gewählt wurde, der sie dann nicht
annahm.8) Das zweite Buch begleitet den Papst auf seiner Reise von Spanien
(Saragossa) nach Rom und schildert seine Krönung in St. Peter, sowie seinen
Regierungsantritt — Dabei sind Höflers eigene Quellenpublikationen (vgl.
Jahresber. I. 421) Grundlage. Vielfach neu sind die Verhandlungen mit
König Franz I., welcher schliefslich den neuen Papst anerkannte. Im dritten
Buche endlich treten die deutschen Verhältnisse in den Vordergrund. Hier
ist der Gegensatz gegen Maurenbrecher ziemlich auffallend, so bei Gelegen-
heit der Ablafsfrage in Beurteilung der Glaubwürdigkeit Sarpis, nicht minder
bei Auffassung des Nürnberger Reichstages von 1522, für welche von allen
Seiten Beschwerden gesammelt wurden, die hier beseitigt werden sollten. Für
Chieregatis Sendung nach Deutschland und Thätigkeit beim Reichstage wird
aus dem Wiener Staatsarchiv mancherlei beigebracht; der Brief Adrians an
den Kurfürsten von Sachsen, dessen Echtheit Janssen II, 269 bezweifelt,
scheint Höfler für authentisch zu halten. Sehr häufig sind dabei die Ex-
cerpte aus gleichzeitigen Schriften Luthers und seiner Anhänger, um an ihnen
die damalige ,.Verrohung Deutschlands" zu erweisen. Das vierte Buch zeigt
uns Adrian in seinen Beziehungen zu den Humanisten Erasmus, Pirkheimer,
Faber, Cochläus, Vives, Thom. Morus, Aleander, Giovio, den kirchlich ver-
bleibenden, deren einseitig formale und ästhetische Weltauffassung eben die
ganze Tiefe des Reformationsgedanken, den auch Luther nur teilweise zum
Ausdruck brachte, nicht zu erfassen vermochten. In der Beurteilung des
Erasmus hält Hofier die Mitte zwischen Janssen und Maurenbrecher. Das
letzte Buch endlich handelt von den Beziehungen Hadrians zu den anderen
europäischen Staaten und von seinem Tode.
Dafs unter Hadrians Pontifikat: am 29. März 1523 — Ignatius von Loyola
unter den Pilgern sich befand, welche zum Fufskusse sich drängten, benutzte
Höfler zu einer prüfenden Schilderung desselben. Richtiger ist das Bild,
welches Druffel8) in einer Festrede von Loyolas Thätigkeit in Rom ent-
1) Const R. v. Höfler, V&\wt Adrian VI. 1522-23. Wien, Braumüller. XI, 574, 8°.
— 2) Erst im elften Serntinium war am 9. Januar 1522 die Wahl zustande gekommen. —
3) A. v. Druffel, Ignatius v. Loyola an d. röm. Kurie. Münchon, 1879. Akad. 44 S., gr. 4°.
111,8 Ir Dittrich:
wirft. Er knüpft an die 1874 ff. in Madrid erschienene Briefsammlung Loyolas
an und schildert seine Verhältnisse zur päpstlichen Kurie, sowie die Mittel,
die er anwendete, um besonders zu politischem Einflufs zu gelangen. Auf
Deutschland beziehen sich S. 19 ff. 1540 kam der erste Jesuit: Peter Faber,
nur auf kurze Zeit nach Deutschland-, länger verweilte Bobadilla. Seihst
nach dem schmalkaldischen Kriege war die Gründung von Jesuitenkollegien
in Bayern und Osterreich noch mit Schwierigkeiten verbunden. Ferdinands
Wunsch, an Jesuiten Bistümer zu verleihen, scheiterte an L.s Widerstand.
An den Konzilsberatungen zu Trient durften sie anfänglich keinen Teil
nehmen; auch später waren sie nicht entscheidend. KarlY. hat sich nie mit
ihnen eingelassen.
Mehrere Arbeiten beschäftigen sich mit Details aus der Reformations-
geschichte resp. dem Leben einzelner hervorragender Reformatoren. Dabei
erscheinen die „oberländischen" bevorzugt Toll in,1) der Biograph Servets,
der bereits dessen Lehrgebäude (3. Aufl. Gütersloh, Bertelsmann, 1876 — 78)
entwickelte, und sein Verhältnis zu den Wittenberger Reformatoren klar zu
stellen unternahm (2 Teile, Berlin, Mecklenburg), stellt in einem besonderen
Werke die spärlichen Zeugnisse über Servets Beziehungen zu Butzer zu-
sammen. Als Hauptquelle dienen natürlich die Schriften beider Männer und
es hat daher die Arbeit vorwiegend theologisches Interesse. Als Resultat
auch für den Historiker ergiebt sich kurz etwa folgendes: Von den beiden
religiösen Richtungen, die schon seit der Reformation einander bekämpfen:
der Konfession und Union — ist die letztere besonders durch Erasmus, Con-
tarini, Mclanchthon, Butzer und Servet vertreten. Die letzten beiden er-
streben nun diese auf ganz verschiedenen Wegen : Butzer auf diplomatischem
Wege, indem er eine dehnbare, für alle Parteien passende Formel erstrebt,
Servet, jede beschränkende Form verachtend, blofs durch das Zurückgehen
auf die Bibel. Butzer ist anfangs der Trinitätslehre gegenüber indifferent,
selbst feindlich (Kap. I), durch seine Unionsbestrebungen bewogen, aus
„diplomatischen" Gründen giebt er auf dem Marburger Religionsgespräch
nach und tritt in der Trinitätslehre den Wittenbergern und übrigen Ober-
ländern nahe (Kap. II). Persönlich treten sich Butzer und Servet zuerst
näher in Augsburg, im Juli 1530. Butzer tritt hier auf als Abgesandter
von Strafsburg, Servet als eine Art Amanuensis im Gefolge des kaiserlichen
Beichtvaters Quintana, und trat nun in ähnlicher Eigenschaft zu Butzer über,
der nie ohne Amanuensen reiste (Kap. III). Von Augsburg aus unternimmt
Butzer eine Reise zu Luther nach Koburg und wird auf derselben von Servet
begleitet, auf den Luther einen mächtigen Eindruck macht (Kap. IV). Vom
Ende 1530 bis Ostern 1531 verweilt Servet in Strafsburg und bereitet die
Herausgabe seines Erstlingswerkes vor (Kap. V), worin er öffentlich auf
manche Irrtümer in der bisherigen Trinitätslehre aufmerksam macht (IV. Kap.).
Er nähert sich dadurch vielfach den auch in Strafsburg vertretenen Täufern
(VII. Kap.), kommt aber in Opposition gegen Butzer (VIÜ. Kap.), der in
seinen Vorlesungen und auch schriftlich Servets Trinitätslehren bekämpft,
aber auch eigene Anschauungen dabei modifiziert (IX. Kap.) Aber Servet
widerruft schon 1532 die meisten von Butzer beanstandeten Meinungen,
worauf ß. sich ihm brieflich wieder nähert und eine Versöhnung anbahnt.
— Mit Butzers Brief an Servet (8. Juli 1532) hören die direkten Beziehungen
1) H. Toll in, Servet und die oberländischen Reformatoren. 1. Servet and Batier.
Berlin, Mecklenburg. 272 8., 8°.
Deutsche Geschichte 1519—1618. HI,9
auf. — Gleichfalls von vorwiegend theologischem Interesse ist eine Schrift
Mollenhauers1). Aus einer zweihändigen Handschrift des Lübecker Recke-
mann, auf welche schon Walz 1877 aufmerksam gemacht, wird eine Dispu-
tation herausgegeben, die zu Wittenberg 1574 unter Luthers Vorsitz statt-
fand; Bugenhagen war Promotor und auch Melanchthon beteiligt. Die Hds.
enthält neben einer wertvollen Darstellung des Marburger Religionsgespräches
eine Sammlung Wittenberger Dissertationen, für welche Reckemann 1556 — 57
aus ihm leicht zugänglichen Akten an Ort und Stelle sammelte. Vielleicht
findet sich noch manche Notiz für die Reformationsgeschichte darin*. —
In einem biographischen Essay fafst Hans Prutz*) alle bisherigen Ar-
beiten über Sickingen zusammen. Von einer Parallele zwischen ihm und
Wallenstein ausgehend, die freilich zu des ersteren Nachteil ausfallen mufs,
lftfst er den Helden vor unseren Augen sich entfalten, ohne dessen Fehler
zu beschönigen. Der Boden, aus dem Sickingen herauswächst, wird genau
geschildert und, durch sorgsame Benutzung der in der Biographie gebotenen
Momente, das Lebensbild zu einem anschaulichen Stück deutscher Ge-
schichte am Beginne der Reformation erweitert. — Eine Episode aus den
Unruhen jener Zeit giebt Baader.3) Aus den Akten der sog. Kriegsstube
zu Nürnberg sind die Kämpfe Absbergs geschildert, die Zerstörung der Schlösser
durch den schwäbischen Bund und der Tod des gefährlichen Mannes in
Altenzedlitz vor dem Tag Johannes des Täufers im J. 1531. — Solche fort-
währende Fehden, dann die Reformationsbewegung vereitelten auch immer
den Plan einer allgemeinen Reichssteuer und Reichsreform. Müller4) hat
eine bandliche Zusammenstellung aller in dieser Beziehung bis auf Karl V.
gemachten Versuche unternommen. Der gröfsere Teil (bis S. 53) gehört dem
vorigen Zeiträume, der Rest beschäftigt sich mit Karl V.; auch unter ihm
wurde mehrmals der „gemeine Pfennig'4 einzuheben versucht, aber nie zur
Herstellung der Reich scinheit, sondern höchstens zum Türkenkriege; alle Re-
formen sind wegen der Religionsfrage vertagt.
Dem Ende des 16. und dem Anfange des 17. Jh., der Periode der
Gegenreformation und des steigenden katholischen Einflusses, gehören zum
grofsen Teil die Arbeiten in den Abhandlungen der bayrischen Akademie,
und mit Recht; denn Bayern spielte damals im Dienste der katholischen Be-
strebungen und wohl auch dieselben zu seinen Gunsten ausnützend, eine her-
vorragende Rolle. Ritter ist der Hauptkenner dieser Zeit und ihm bat sich in
neuerer Zeit F. Stieve angeschlossen. Stieve5) führt uns in die Zeit, wo die
Nachfolge Rudolfs II. eine brennende Frage war, zw. 1581 — 1602. Rudolf H.,
seit dem Sommer 1581 für die Ernennung eines Nachfolgers bearbeitet durch
Herzog Wilhelm von Bayern, Papst Sixtus V. und Clemens VIII. (zugleich
für eine Eheschliefsung) , durch Ernst von Köln, Erzherzog Max, kann sich
nicht entschliefsen, teils aus Hafs gegen Spanien, teils aus Furcht, die Krone
zu verlieren an seinen Bruder Ernst; die Geneigtheit, welche Albrechts (der
selbst nach der Krone strebte) Vermählung mit der spanischen Isabella er-
1) Mollenhaucr, E. Wittenb. Doktordisput etc. (Verhdlgn. d. gelehrten Estnischen
Gesellschaft in Dorpat. X, 3.) — 2) H. Prutz, Franz von Sickingen. (In „Gottschall.
Neuer Plutarch". 8. Teil. Leipzig, Brock hau». S. 1 — 136.) — 3) Jos. Baader, Die Fehde
des Hanns Thomas von Absberg wider d. schwäb. Bund. München, Kellner. 148 S., 4°.
Vgl. Kap. Südwestdeutschl. — 4) Dr. K. Müller, Reichsst. u. Reichsref. i. 15.— 16. Jahrh.
8°. (Vgl. v. Sybel, Ztschr. N. F. XI, 78.) cfr. II. Kap 15. Jahrh. — 5) F. Stieve,
Verhandl. üb. d. Nachfolge K. Rudolfs 11. i. d. J. 1581—1602. (Abh.d. hist. Kl. d. Kgl.
kayr. Akad. XV, 1 Abs., S. 1-160.)
111,10 "• Dittrich:
erzeugt, Matthias zu ernennen schwindet bei der Steigerung seiner Krankheit;
1601 zeigen sich endlich die Kurfürsten abgeneigt. Anfangs 1600 kommt
Erzh. Max auf Rudolfs Wunsch nach Prag und wirkt günstig auf den reiz-
baren Kaiser, so dafs derselbe wieder der Thronfolge gedenkt, aber Christian
von Anhalt, welcher im Februar 1601 in Prag erscheint, um im protestan-
tischen Interesse den Kaiser zu bearbeiten, veranlafst erhöhtes Mistrauen des-
selben. Im Juli 1601 kommt, dem Kaiser hochwillkommen, der Kurfürst
Ernst nach Prag und erhielt von ihm Auftrag, bei den Kurfürsten die Nach-
folgefrage in Anregung zu bringen, findet aber bei den letzteren wenig Unter-
stützung. — Unter den mitgeteilten Dokumenten sind besonders die Berichte
des venetianischen Gesandten interessant. —
Die Verbitterung zwischen beiden religiösen Parteien war damals zu nicht
geringem Teile auch durch die Kalenderreform Gregors XIII. (recte Lilio)
von 1582 gesteigert worden. Die politische Bedeutung derselben erörtert
Stieve1) in einer anderen akad. Abhandlung. Die katholischen Gründe ftr
die Einführung wurden in der betreffenden Bulle so schroff vorgeführt, dafs
die hervorragendsten, der Sache geneigten Stande abgestofsen, nun erst die
wissenschaftlichen, abergläubisch-theologischen, praktischen, ja reichsrechtlichen
Einwendungen bis — 1700 (Leibnitz) — 1750 (Friedrich IL) geltend machten.
Dies wird belegt durch zahlreiche sehr seltene Streitschriften.
Der Zeit Rudolf II. gehört endlich auch die Abhandlung von M. Ritter1)
an-, dieselbe ist zunächst eine Fortsetzung seiner Arbeit über den Jülicher
Erbfolgestreit (Jahresber. I, 421,), giebt aber mehr „da eine genauere Durch-
forschung des Gegenstandes in nächster Zeit nicht zu erwarten ist". Durch
die Bundeshülfe im Jülicher Kriege und den Zug gegen Erzh. Leopold im
Oberelsass war in der Union Zwietracht zwischen Fürsten und Städten ent-
standen, und die finanzielle Bedrängnis, sowie die militärische Lage waren
bedrohlich, nur die Zwietracht der babsburgischen Brüder half ihnen. Trotz
des am 21. Juni 1610 erlassenen kaiserlichen Mandats gegen die Union
hatte der Kaiser, um gegen Matthias freie Hand zu bekommen, das Mandat
preisgegeben; Ende 1610 und Anfang 1611 suchte Matthias die Hülfe der
Union gegen seinen Bruder zu gewinnen; als aber Mai 1611 Matthias König
von Böhmen ward, sehen wir Rudolf um die Unterstützung der Union bitten,
„zur Erhaltung der Ehre des Reiches und seiner Person", vielleicht auch zur
Wiedergewinnung von Böhmen (Unionstag zu Rotenburg, August 1611). Am
Tage nach Anhörung der kaiserlichen Gesandten traf ein Bote des Königs
Matthias in ähnlicher Absicht ein. Diese günstige Lage veranlasste zunächst
den Herzog Johann Friedrich von Württemberg zu dem Gedanken eines Ver-
gleichs zwischen den Gegensätzen in Deutschland, und dieser Gedanke der
„Komposition" kam auch im Rotenburger Abschied zum Ausdruck. Leider
waren die Fürsten selbst nicht einig und nur zum Ausschreiben einer Wahl
des Nachfolgers für Rudolf entschlossen sie sich. Da starb letzterer. Die
Wahl Matthias, für welche bereits bei Rudolfs Lebzeiten vieles gethan worden,
fand denn auch vorzüglich durch die protestantischen Fürsten am 13. Juni
statt; doch waren die Bestrebungen der pfälzisch-protestantischen Partei, die
Wahlkapitulation zu Gunsten einer paritätischen Regierung zu ändern, ver-
1) F. Stieve, Der Kalenderstreit des 16. Jahrh. in Deutscht. (Abh. d. btyr. Akad.
hist. Kl. XV. B., 3. Abh., S. 1—98.) 4°. — 2) M. Ritter, Polit u. Ganh. d. Union «.
Zeit d. Ausg. Rudolfs II u. d. An f. d. K. Matthias. (Abhdl. d. bayr. Akad. Hist. KL XV,
2. Abt, S. 83—170.)
Deutsche Geschichte 1519—1618. IQ,11
geblich. Die neue kaiserliche Regierang (d. h. Bischof Klesl) nahm den Kom-
positionsgedanken auf and dachte die konfessionellen Bündnisse aufzulösen
und die Majorität der Reichsstfinde anter Führung des Kaisers zu vereinen.
Als Anlafa zu neuen Verhandlungen sollten die türkischen Verwicklungen im
Osten dienen und ein Reichstag in Regensburg zusammentreten. Derselbe —
wohl das „bedeutendste Moment in der Reichsregierung des Kaisers", ward
am 13. August 1613 eröffnet. Die Darstellung der Verhandlungen desselben
ist aus den Dohnaschen Akten zu Schlobitten wesentlich erweitert und zeigt,
wie durch die Hartnäckigkeit der Unirten die Idee der Komposition fiel und
somit der Reichstag nach zweimonatlicher Dauer resultatlos verlief. Die
Beilagen sind wie die ganze Abhandlung von gröfster Bedeutung. —
Neben der Reformation ist die leitende Idee des 16. Jh. der Humanismus.
Für den deutschen Humanisten kommen diesmal nur wenige Arbeiten, meist
kleineren Umfangs in Betracht Es sind lauter Bausteine ; zusammenfassende
Bearbeitung fehlt Dem Lebensgange der einzelnen Humanisten sind ge-
widmet: 10 Briefe von Erasmus aus den J. 1518 — 1533 und einer von
Stromer an Spalatin über des Erasmus Tod. Sie sind mit einer Einleitung
von Horawitz1) herausgegeben, aber wenig geeignet, das Urteil über Eras-
mus zu ändern; am frühesten noch bestätigen sie Janssens und Höflers Ur-
teil über denselben.
Drei Briefe des Johann Aurifaber*) aus Eisleben an den Nürnberger
Ratsherrn Paulus Behaim beschäftigen sich teils mit seiner Ausgabe von
Luthers Tischreden, mit den Grumbachschen Händeln, endlich mit dem Kriege
Lübecks und Dänemarks gegen Schweden. Die Briefe stammen aus den Mo-
naten August bis Oktober 1566, zwei sind von Eisleben, der dritte von Er-
furt datiert.
Lier3) lehrt uns den Humanistenkreis kennen, der sich in Augsburg
um Bernhard Adelmann von Adelmannsfelden gruppierte und Hartfelder4)
führt uns in Werner von Themar aus Heidelberg einen jener Humanisten
vor, die noch der katholischen Richtung, die sie überkommen, zuneigen.
Ober Melanchthons historische Studien handelt H. Brettschneider.6)
Er begründet die Mängel mittelalterlicher Historiographie, zeigt den Einflufs
des Humanismus in dieser Hinsicht und zählt M.s historische Arbeiten auf,
die freilich meist aus kürzeren Abhandlungen und Vorreden zu historischen
Werken bestehen. Ausführlicher bespricht er das Hauptwerk: Chronicon
Carionis, welches Melanchthon von einem ehemaligen Schüler: Johann Carion
zugesandt wurde, dieser aber vollständig überarbeitete. Daran schliefsen sich
Bemerkungen über M.s historische Methode und Geschichtsphilosophie. —
Mit der Geschichte der humanistischen Schulen beschäftigen sich zwei
Arbeiten: E. Reichenhart6) mit der zu Memmingen, Sachse7) mit dem
Thomaskloster und der Thomasschule zu Leipzig. Ersterer legt das Haupt-
1) Horawitz, Erasmiana II. (Sitegebor, d. K. Akad. in Wien. Ph.-h. Kl. 95. B.
575 — 610.) — 2) W. Looso, Drei Briefe d. Joh. Aarifabor a. d. Ratsherrn Paal. Behaim
zu Nürnb. (Anz. f. Kunde d. dtschn. Vorzeit. No. 7 — 8.) vgl. c X. — 3) Lier, Der Augsburger
Humanistenkreis etc. (Ztsch. d. hist Vor. f. Schwaben u. Neuburg. VII, 1. H.) — 4) K.
Hartfelder, Werner von Themar. Karlsruhe, Braun. 102 S., gr. 8°. — 5) Harry Brott-
sehnoider, Melanchthon als Historiker. Progr. Kgl. Gyran. Insterburg. — 6) E. Reichen-
hart, D. lat Schule zu Memmingen i. Reform.zoitalt. (Neue Jahrb. f. Philol. u. Päd. 1880.
2. Abt., 225—235, 273—280, 341—45, 401—412.) — 7) Sachse, Beitr. z. Gesch. d.
Thomasklosters u. d. Thomasschule. Progr. Thomasschule in Leipzig. 4°. cfr. Kap. Ober-
sachs. Th. H. XIV.
HI,12 H. Dittrich.
gewicht auf die Schulentwicklung, sowohl vor der Reformationszeit, dann in
derselben, besonders unter Martin Krautz (Crnsius), dessen fünfjährige Thä-
tigkeit vom gröfsten Segen für die Schule war. Dagegen ist Sachses Ab-
handlung zugleich ein wichtiger Beitrag für die Einführung der Reformation
in Leipzig überhaupt. So lange Herzog Georg lebte, war begreiflicher Weise
die Reformationsbewegung gehindert; trotzdem haben schon damals viele sich
dazu bekannt und selbst Georgs Visitationsmafsregeln kamen ihr später zu
gute. Pfingsten 1539 wurde der evangelische Gottesdienst feierlich einge-
führt, am 25. Mai hielt in der Nikolaikirche Propst Justus Jonas aus Witten-
berg die erste evangelische Predigt. Gleich darauf wurde eine Visitation an-
geordnet, und die Schulfrage erörtert. Über die einzelnen Schulmänner und
das finanzielle Gebahren handelt der Rest der Arbeit — Endlich sind noch
einige Werke anzuführen, die zwar nicht direkt unsere Zeit behandeln, aber
die leitende Idee derselben in anderem Zusammenhange darstellen und für
die allgemeinen Gesichtspunkte wichtig sind. Namentlich erscheint die Ver-
breitung des römischen Rechtes und die Vermehrung gelehrter Juristen von
der gröfsten Bedeutung für die Reformation, und diese findet eine meister-
hafte Darstellung durch Stint zing,1) der schon durch frühere Arbeiten über
Zasius, Tanner (Jabresber. II, 3. 3) bekannt ist.
Für den Historiker am wichtigsten erscheinen die ersten 5 Kapitel,
welche allgemeine Fragen, so über das Verhältnis des Humanismus zur Juris-
prudenz erörtern. Was Stintzing auf diesem Gebiet, sucht Pünj er *) für die
christliche Religionsphilosophie zu leisten. Von den Anfängen selbständiger
Spekulation ausgehend (Nikolaus Cusanus, Telesius, Cardanus etc.), entwickelt
er die Kirchenlehre der Lutheraner und Reformierten, die freilich nicht direkt
religionsphilosophische Systeme lieferten, aber doch zu denselben Stellung
nehmen mufsten. Bei Gelegenheit der Opposition innerhalb des Protestan-
tismus werden auch Servet, Schwenkfeld, Weigel mitbesprochen. —
Ähnliche Tendenzen, auf beschränkterem Gebietej verfolgt Ritschi8)
in seiner Geschichte des Pietismus. Doch gehören nur die Prolegomena des
ersten Bandes mit ihren Betrachtungen über die Keime des Pietismus im
Luthertum und Kalvinismus hierher.
Auch Sold aus4) Geschichte der Hexenprozesse enthält im zweiten Bande
viele für die Reformationsgeschichte interessante Partieen.
1) R. Stintzing, Gesch. d. deutsch. Recht* wissen »eh. 2. Abt. München, Leipzig.
XI, 780 S., 8°. — 2) B. Pünj er, Gesch. d. christl. Religionsphil, seit der Reform. I. B-
Braunschweig, Schwetschke. IX, 491 S. , 8°. — 3) A. Ritsch 1, Gesch. d. Pietismus.
I. B. Bonn, Marens. VIII. 600 S. 8°. — 4) Sold aus Gesch. der Hexenprozesfee. Neu
bearb. t. Heinr. Hoppe. Stuttgart, Cotta. 2 Bde. XII., 524, 410, 8°.
UeutechUnd 1618—1713. 111,13
in.
E. Fisoher.
Deutschland 1618—1713.
Für die Geschichte des grofsen deutschen Krieges ist an erster Stelle
der Fortsetzung von Gindelys1) überaus breit angelegtem Werke Erwähnung
zu thun, welche einen Zeitraum von wenig mehr als 2 Jahren, die Ereig-
nisse von der Prager Schlacht bis zum Schlüsse des Regensburger Deputations-
tages, in einem umfangreichen Bande behandelt Der politische und mili-
tärische Kampf drehte sich 1621 — 23 einzig darum, ob Ferdinand II. sein
dem Bayernherzoge gegebenes Wort einlösen und ihm die Kur übertragen
werde. Rücksichtslose Durchführung der Acht gegen den Pfalzgrafen, für
welche der besonnene Bayer alle und alles sich dienstbar zu machen wütete,
während jener in verblendeter Unterschätzung seiner eigenen Hoffnungslosigkeit
die bescheideneren Pläne seiner Freunde (bes. Jakobs L) kreuzte, das ist das
Ergebnis; nebenher geht erbarmungslose kirchliche und politische Reaktion
in Böhmen — beides vom Verf. archivalisch begründet und so für jeden
Forscher wertvoll dargestellt Da die benutzten Materialien aber wesentlich
diplomatischer Natur sind, so entrollt sich vor unseren Augen ein, oft nur
zu eingehendes Bild der Verbandlungen der Staatsmänner, während die
kriegerischen Ereignisse stiefmütterlich behandelt werden. Gindely stellt
die Dinge nicht nach ihrer Wichtigkeit dar, sondern räumt ihnen mehr oder
weniger Raum ein, je nachdem die Quellen reichlicher oder sparsamer fliefsen.
Er giebt im wesentlichen verarbeitete Aktenexcerpte , nicht eine nach Form
und Inhalt abschliefsende Darstellung. Für den Forscher wird auch dieser
Band unentbehrlich bleiben, zumal nicht nur fast sämtliche grofsen Archive
Westeuropas, sondern auch die Akten des ungarischen Staatsarchivs und der
ungarischen Akademie der Wissenschaften einem eingehenden Studium unter-
zogen wurden.
Die Vorgeschichte und die Anfänge des dreifsigjährigen Krieges in Be-
ziehung auf die Oberlausitz behandeln zwei, auf ungemein sorgsamen Studien
beruhende Aufsätze von H. Knothe. *) Der Widerstand gegen die Forderung
der thatsächlich — trotz der kirchenrechtlichen Unterordnung unter den
Dekan v. Bautzen — nicht bedrückten Protestanten, eine auch rechtliche
Anerkennung zu erlangen (1609 — 11), bewirkte Anschluss an die Gegner
Habsburgs. Im September 1620 rückte deswegen Joh. Georg v. Sachsen, den
sie dem Winterkönig vorgezogen hätten, als „Kaiserlicher Kommissariusu ein
und zwang Kamenz und die westliche Lausitz zum Frieden mit dem Kaiser,
während der Markgraf von Jägerndorf Bautzen und die Umgegend mit
schlesischen Völkern belegte. Als der zu Görlitz tagende Landtag dem Könige
1) A. Gindely, G. d. 30-jähr. Kr. 1. Abt. Strafdekrete Ferd.'a II. u. d. pfalz. Krieg
1621—23. D. ganz. W. IV. B. Frag, Tempaky. — 2) Knothe, Bemüh, d. Ober-Lausite
am Majestatsbr. — d. Anteil d. O.-L. a. d. Anfang, d. 30-j. Kr. Beides in: N. Laus. Mag.,
herauag. v. Schönwälder. B. 56. U. 1. 8. 1—95. 96—117. 8°. Görliti. Vgl. Kap. XI.
TTT14- HL E. Fischer:
Friedrich huldigte, belagerten und erstürmten die Sachsen Bautzen, das bei-
nahe völlig zu Grunde gerichtet wurde. Sie waren schon bis Löbau vor-
gedrungen , als die Nachricht von der Schlacht am weifeen Berge eintraf, in
Folge deren die schlesischen Stände mit Sachsen einen Separatfrieden schlössen
und die konföderierten Lausitzer im Stich liefeen. Die letzteren huldigten
Juni 1621 dem Kaiser und dem Kurfürsten Johann Georg, welcher 1623 in
den Pfandbesitz beider Provinzen, bis zur Rückzahlung der auf beinahe
4 Millionen Gulden berechneten Kriegskosten, eingesetzt wurde. In religiöser
Hinsicht trat, abgesehen davon, dafs den Katholiken der Zustand von 1618
wieder hergestellt wurde, keine weitere Änderung ein. Mit diesem Besitze
mufste sich Johann Georg bis 1635 begnügen, vergeblich hoffte er auf Jägern-
dorf oder Eger als „Extra-Rekorapens für bewiesene Treue." —
Der Gedanke eines katholischen Bündnisses, vielleicht schon vor 1607
gefaxt, wurde am 10. Juli 1609 durch Maximilian von Bayern Thatsache.
Klug berechnend machte der Herzog die neue Liga seinen Plänen dienstbar
und hielt vor allen Dingen den Einflufs der Habsburger fern. Heinrich IV.
von Frankreich dachte daran, durch den Witteisbacher dieses Haus vom
Kaiserthron zu verdrängen, wozu bei der feindseligen Gesinnung Rudolfs gegen
Matthias trotz der Umtriebe des Kardinal Kiesel keine unbegründeten Aus-
sichten waren. Stellte doch der Kaiser selbst seinen Bruder bei den katho-
lischen Ständen als einen Freund der Ketzer dar, welcher am Untergange
der römischen Kirche arbeite! 1611 stand Matthias, wenn ihn die Katholiken
im Stich liefsen, wie er selbst sagte, „vor der Wahl zwischen der Herrschaft
und der Seligkeit:*' er hätte sich den Protestanten in die Arme werfen müssen.
Dennoch gelangte er 1612 zum Ziele, weil Heinrich IV. nicht mehr am
Leben war. Im folgenden Jahre bemühete er sich nicht ohne Erfolg, auf
die Liga Einflufs zu gewinnen, doch widersetzte sich Maximilian auch ferner
aufs entschiedenste einer Dienstbarmachung seines Bundes für kaiserliche
Zwecke.1)
Von der kursächs. Occupation schildert Krebs2) die Monate Januar-
Juni 1622 auf Grund von Dresdener und Breslauer Archivalien. Nach der f
Niederwerfung Schlesiens hielt sich der Markgraf von Jägerndorf noch an
der Südgrenze, auf Bethlens Einfluss gestützt, und Bernhard von Thurn warf
sich nach Glatz hinein. Gegen beide wurde die Hilfe der Sachsen unter
Wolf von Mansfeld und Bodenhausen angerufen. Da die Truppen jedoch vom
Oberamt zu Breslau höchst ungenügend unterstützt wurden, zog sich Johann
Georg zurück, bevor Glatz fiel, um seine Völker an der niedersächsischen
Kreisgrenze zu verwenden. — Die religiösen Verhältnisse der österreichischen
Erblande behandeln 1) Czerwenka,3) der Beiträge zur Geschichte der
Gegenreformation in Steiermark, besonders im Thale der Enns, lieferte, auf
Grund der Urkunden des Bistums Seckau in Annalenfofm, mit dem Jahre
1598 beginnend. 2) Trautenberger,*) „Böhmen zur Zeit der Schlacht auf
dem weifsen Berge." Es beruht auf dem „geheimen Bericht " in Mosers
patriotischem Archiv VII, 35, ohne neues zu bringen. Die abschliefsende
Arbeit von Krebs über den Prager Kampf, welche der Jahresbericht von
1879 besprach, wird nicht erwähnt
1) Wiskocil, D. Östr. Kabinet u. d. kat. Union. Osterprogramm des Gymnasiums
Leitnieritz 1879/80. — 2) Krebs, D. letzt. Monat, der kursächs. Occupat Schlesiens —
i. Zeitsrhr. d. Ver. f. Ge*ch. u. Altert. Schlos.'s. Ed. Grünhagen. Breslau. S. 100 ff. —
3) Czerwanka, Gegenref. i. Steiermark. 4) Trautenberger, Böhm. s. Z. d. Schi. a. weifs.
B. Beides i. Jahrb. d. G. f. d. Gesch. d. Prot i. Österr. Wien. L S. 83 fll (neogegrttjxkt)
Deutschland 1618—1713. 111,15
Gmelin1) stellte in mustergiltiger Weise das urkundliche Material und
die Litteratur (beruhend auf 4 Augenzeugenberichten aus dem bayr.-span., B aus
dem markgräflich bad. Lager; abgedruckt samt einigen „neuen Zeitungen" und
Urkunden im Anhang) über die Schlacht bei Wimpfen (26. April/ 6. Mai
1622) zusammen. Eine Darstellung der Ereignisse selbst zu geben, lehnt
der Vf. ab, die Erzählung vom Opfertot der 400 Pforzheimer8) und der Her-
beiführung der Explosion durch einen Engel verfolgt er in ihrer Entstehung
und Litteratur. Der von Schreiber (Vaterland. Blätter I, 12) erwähnte
Schlachtbericht Tillys ist bis jetzt noch nicht bekannt geworden. Ein un-
gedrucktes Schreiben des ligistischen Generals Ober diesen Kampf an den
Herzog Johann Friedrich von Württemberg, welcher sich im Königl. Haus-
und Staatsarchiv zu Stuttgart befindet, veröffentlichten die Württembergischen
Vierteljahrshefte. 8) Aus demselben geht hervor, dafs Cordova sich
schon am 25. April / 5. Mai und nicht erst am Schlachttage selbst mit Tilly
vereinigte, dafs der Markgraf um die Mittagszeit, als der Kampf ruhte,
seine Stellung aus eigenem Antrieb veränderte und am Nachmittage die
Schlacht selbst wieder eröffnete. Mitteilungen über den „dreißigjährigen
Krieg am Bodensee44 veröffentlichte Gmelin ausserdem in der „Karlsruher
Zeitung."*)
In Folge des Beschlusses des obersächsischen Kreistages zu Jüterbogk
(30. April 1623) stellte das Herzogtum Pommern zur Sicherung der Landes-
grenzen ein kleines Heer unter Führung des Asmus von Glasenapp auf, das
in und um Stettin einquartiert wurde. Das Treiben dieser Söldner im Städtchen
Pölitz beschreibt v. Bülow6) nach Akten des Stettiner Archive s. Besonders
anziehend ist die Kostenberechnung der Bürgerschaft, bei welcher eine für
die Kenntnis der Lebensmittelpreise jener Zeit wichtige Taxe zu Grunde gelegt ist.
H. von Zwiedeneck -Südenhorst6) veröffentlichte nach eingehenden
Studien in den steirischen, Wiener und Münchener Archiven eine sorgfältig
gearbeitete Lebensbeschreibung des Fürsten Hans Ulrich von Eggen-
berg unter Beifügung zahlreicher Briefe, Akten und Urkunden. Einer durch
Geld- und Güterspekulationen reich gewordenen Grazer Bürgerfamilie, welche
im 16. Jahrhundert geadelt wurde, entsprossen, im protestantischen Glauben
erwachsen, trat er nach dem Vorgange seines Vetters Ruprecht aus Berech-
nung zur katholischen Kirche über und schloss sich eng an den Erzherzog
Ferdinand von Steiermark, den späteren Kaiser, welchen er bald, als der
beliebteste Hofmann und vertrauteste Günstling, vollständig beherrschte.
Nichts Bedeutendes — und beträfe es die intimsten Beziehungen — seit der
Abdankung Rudolfs II. geschah ohne seinen Rat. Das Verhältnis Wallensteins
zu Eggenberg ist schon von Ranke und Krones (Allgemeine deutsche
Biographie) richtig dargestellt worden. Spanien und noch mehr dem Max
v. Bayern entgegenarbeitend verfolgte er als Ziel die Einigung des Reiches,
die Kräftigung der Kaisergewalt durch ein innerlich konsolidiertes Österreich.
Hatte er schon 1625 die Begründung einer kaiserlichen Kriegsmarine ge-
raten, so vertrat er seit der Zusammenkunft zu Brück a./Leitha (1626,
Nov.) das Programm Wallensteins im Staatsrate zu jeder Zeit aufs ent-
1) M. Gmelin, Bcitr. z. Gesch. d. Schi. b. Wimpfen. Karlsruhe. — 2) vgl. D. Coate.
- 3) Württemb. Viertelj. f. Landesgesch. I, 71. Vgl. Cap. Südwestdeutachland. -— 4) Gmelin,
30-j. Kr. an d. Bodenseegegend. Karl er. Z. 50 — 52. Vgl. Südwestdeutschland. — 5) v. Bülow,
Beitr. z. Gesch. v. Pölitz i. 30-jähr. Kr. Baltische Studien. Stettin. XXX. 3. 5. 265.
— 6) H. v. Zwiedin eck- Südenhorst, U. U., Fürst von Eggenberg, Freund und erster
Miniater K. Ford. II. Wien.
111,16 11L E- Fischer:
schiedenste. Der Verschwörung Spaniens und Bayerns, welche mit dem Morde
des Friedländers endet«, gegenüber verhielt er sich, wie es scheint, passiv.
Onate war der Lenker der That, die er von dem Augenblicke an beschlossen
hatte, als die Politik Wallensteins die Pläne der Spanier direkt durchkreuzte.
Nach der Katastrophe führte Eggenberg die Geschäfte in derselben Weise
fort, wie bisher. Was Ehevenhiller von seiner Abdankung erzählt und davon,
dafs er bei Hofe in Ungnade gefallen sei, ist unrichtig. Er war übrigens
damals schon körperlich durch Krankheit gebrochen. Schwer krank begab er
sich nach Laibach, wo er im Todesjahre seines Gesinnungsgenossen Wald-
stein am 18. Oktober verschied. — Über die Verhandlungen, welche zum Ab-
schlufs einer evangelischen Allianz im Jahre 1625 führten, hat Schybergson1)
nach eingehenden Vorstudien in den Archiven von Berlin, London, Kopen-
hagen, Stockholm und dem Haag eine sehr eingehende Untersuchung in
schwedischer Sprache veröffentlicht, welche die ersten Bücher des IL Bandes
von Opels „niedersächsischem Krieg" und P. Goldschmidt Dissertation „de
Liga evangelica" in manchen Punkten ergänzt
Die Schicksale der Stadt Bernburg während der ersten Jahrzehnte des
dreifsigjährigen Krieges schilderte H. Suhle,8) die Einzelheiten aller Durch«
züge, Einquartierungen und sonstigen Kriegslasten erzählend, auf Grund von
Aktenstücken der St. Marien-Kirche daselbst und Aufzeichnungen des Diakonos
Christoph Ludwig (1567 — 1636) und zweier Kustoden derselben Kirche ans
etwas späterer Zeit. Rofslau, die Verfolgung des Mansfelders nach Schlesien,
bei der Wallcnstein mit mehr als königlichem Pomp- auftrat, wiederholte
Durchzüge aufserdem bilden den Kern der Geschichte der Stadt. — t über die
Thätigkeit der sächsischen Armee in Böhmen während des Jahres 1631
handelt Resek.3)
Der Schülerkreis des Prof. Gustav Droyser zu Halle fuhr auch im ab-
gelaufenen Jahre fort, die Zeit des grofsen deutschen Krieges unter be-
sonderer Berücksichtigung der Flugschriftenlitteratur mit Erfolg zu durch-
forschen und seine Resultate in den Halleschen Abhandlungen4) zu veröffent-
lichen. Grün bäum unterzieht die politischen Broschüren des niedersächsich-
dänischen Krieges einer sorgfältigen Untersuchung vom bibliographischen wie
religiös-politischen Standpunkt aus und weist den organischen Zusammenhang
der fast durchweg von unbedeutenden Verfassern geschriebenen Elaborate
nach. Acht vertreten das Interesse des Kaisers, die doppelte Zahl steht auf
gegnerischer Seite. Besonders anziehend sind die Betrachtungen über die
Universalmonarchie und die maritimen Projekte der Habsburger. — Die
Litteratur des Prager Friedens von 1635 hat Hitzigrath gesammelt,
und zwar 64 Broschüren, darunter solche von Hugo Grotius, Rusdorf.
Chemnitz; speeimina grolser Belesenheit, mit der zu Zeiten freilich eine
ermüdende Schwerfälligkeit verbunden ist, staunenswerter Bibelfestigkeit und kau-
stischen Witzes. Die kriegerischen Ereignisse nach dem Tode Gustav Adolfs haben
bis jetzt nicht dieselbe eingehende Durchforschung erfahren, wie die Kämpfe
der ersten Epochen. Eineu Beitrag zum Jahre 1 633 lieferte nach dieser Seite die
1) M. G. Sohyborgson, Underhandlingaraa om en Evangelisk AI Hans aren 1624 —
1625. Helsingfors. — 2) Mitt. d. V. f. Alihall. Gesch. u Altertumskunde. Dessau. II. Bd.
S. 704 ff. — 3) ttenek, Casupis Musea Kralovxtvi i'eskeho, 1,2. 4) Hall. Abh. z. neuer.
Gesch. IX.: H. Hitzigrath, die Public.ist. d. Prag. Fried. (1635). X.: M. Grünbauw.
Üb. d. Publirist. d. dreifsigj. Kr. v. 1626—29. XL* K. Schmidt, \). Belager v. Hameln a.
d. Sihl. b. Hess.-Oldendorf 1633. Xll. Bald. Herrniami, l). Kampf um Erfurt 1636—18.
Deutschland 1618 1713. HI 17
Abhandlung von Schmidt über die Belagerung von Hameln und die Schlacht
bei Hessisch-Oldendorf, von welcher v. d. Decken (Herzog Georg von
Braunschweig und Lüneburg) und Bommel (Neuere Geschichte von Hessen)
nur kurz gehandelt haben. Nach einer langwierigen Belagerung (März — Juli)
gelang es mit vieler Mühe den vereinten Schweden, Lüneburgern und Hessen
unter dem Kommando des Herzogs Georg, nachdem ein kaiserliches Entsatz-
heer unter Gronsfeld und Merode bei Oldendorf zurückgeworfen war
(28. Juni/ 7. Juli), sich der Festung Hameln zu bemächtigen, deren Be-
satzung freier Abzug mit allen militärischen Ehren zugestanden werden mufste.
Den um Erfurt geführten Kampf (1636 — 38) schildert Bald. Herrmann.
Fast reichsunmittelbar — war die Stadt seit 1521 der Rivalität von Sachsen
und Mainz preisgegeben, nahm unter dem Versprechen der einstigen Un-
mittelbarkeit G. Adolf auf; obwohl dem Prager Frieden beigetreten, ward es durch
Baner 1636 wieder zu einem Bollwerk der Schweden und erlag durch bürgerl.
Zwistigkeiten 1664 endlich Mainz.
Für den Gebrauch des historischen Seminars zu Halle erscheinen im
Verlage derselben Buchhandlung „Materialien zur neuen Geschichte" in zwang-
losen Heften, deren jedes einige seltene Quellcnberichte von besonderer Wich-
tigkeit für einen bedeutenden historischen Moment liefern soll. Das erste
Heftchen enthält 6 Relationen, welche sich auf die Schlacht bei Lützen be-
ziehen, nach seltenen Flugschriften in diplomatisch genauer Wiedergabe ohne
jeden kritischen Apparat.1)
Holcks letzte That, seinen Einfall in Sachsen im Jahre 1633, schilderte
G. Droysen,1) indem er aufser den Materialien des Dresdner Archivs und
den Flugschriften in erster Linie die von Hallwich zur Geschichte Wallen-
steins veröffentlichten Aktenstücke benutzte. Holck, in Reserve zurückge-
blieben , als Wallenstein nach Schlesien aufbrach, ward von diesem aus Böhmen
zum Einfall in Sachsen beordert (als Feria heranzog), um die Vereinigung
mit dem bayr. Heer zu verhindern, Sachsen zum Frieden zu zwingen, — auch
der leichteren Verpflegung wegen. Überall — wenn auch nicht so schlimm,
wie es d. Theatr. Europ. erzählt — plündernd, siegreich überall, drang er selbst
in Leipzig ein, die Pest verbreitend, seitdem gelagert war der Pest zu nah.
Seit der Besetzung Leipzigs sollen gegen 6000 Kaiserliche an der „voigt-
ländischen Pestilenz" gestorben sein.
Am 30. Aug. erlag derselben Holck zu Adorf. Er versprach 600 Tbl.,
wenn man ihm einen lutherischen Prediger an sein Sterbelager brächte, doch
traf ein solcher erst eine Stunde nach dem Tode ein. —
Wallensteins gewaltige Erscheinung regte auch im verflossenen Jahre die
Forschung an, seinen Lebensgewohnheiten und Schicksalen bis ins Einzelne
nachzuspüren. Gritzner3) veröffentlichte eine Untersuchung über die Ent-
wicklung seines Wappens und der ihm verliehenen kaiserlichen Diplome,
v. Bülow4) aus den Akten des Stettiner Archivs ein Verzeichnis der
Lieferungen für die Friedländischc Hofhaltung 1627 („Verzeichnis deren
Sachen, so vor S. F. G. Herzogen zu Friedtlandt und Sagan von allerley
Victualien zur Küchen Noturft teglich von Fischen und sonsten bedurffeu").
1) Material, z. neuer. Gesch. 1. Heft. Gedruckte Relationen über die Schlacht bei
Lützen 1632. Hallo, Nicineyor. — 2) G. Droynon, Holck 1033 i.: N. Arch. f. Bachs.
Gefich. u. Altortkunde. I, 1, S. 14-65. 2, S. 129 183. Vgl. c. XJV. — 3) Gritanor
i.: Hildebrandt, Vierteljahr, f. Herald., Sphngirt. u. Gonoal. 111, 196-203. lierlin. —
i) v. JJülow i-: «altiwho Studien XXX. Heft 3, 277. Stettin. Vj?l. c. X.
Historische Jahresberichte. III. 1880. >
IJI,18 in. F. Fischer:
Auf fürstlichen Befehl wurde Proviant im Werte von 1230 Thl. 20 V* Gr
nach Pasewalk geschickt. Neben den feinsten Weinen sind eingemachte
Früchte , Gewürze, Kuchen und Eonfekte aller Art verzeichnet und bezeugen
die königliche Tafelpracht des Generalissimus. Über „Wallenstein und den
Besitz von Mecklenburg" handelte Ottokar Lorenz,1) indem er zugleich
für weitere Kreise die Ursachen seiner Ermordung nach Ranke und Hallwich
gemcinfafslich darlegte. Die landesherrliche Thätigkeit des Friedländers wird
nach den, vom Verfasser schon im 40. Bande der „Jahrbücher des Vereins
für Mecklenburgische Geschichte" veröffentlichten Briefen an den Obrist Sant
Julian (1627—28) anschaulich geschildert. Übelstände in der Verwaltung,
welche Wallcnsteins Vorgänger, Adolf Friedrich, bereits seit 10 Jahren ohne
Erfolg abzustellen bemühet gewesen war, wurden schnell beseitigt. Die Häfen
von Rostock und Wismar sollten durch Forts geschlossen werden, die Landes-
regierung und das oberste Gericht seinen Sitz in Güstrow aufschlagen. Die
Stellung, welche der Herzog den Ständen gegenüber einzunehmen gedachte,
geht auf eine entschiedene Begünstigung des Adels hinaus, ohne dafs die
landesherrlichen Prärogativen irgendwie geschmälert werden sollten. Bei den
Verhandlungen mit dem Kaiser suchte er die Inappellabilität von seinen Ge-
richten, mithin die volle Landeshoheit zu erlangen. „Die Städte14, urteilte er,
„thun kein gut, wenn sie nicht einen Zaum im Maule haben." Während seiner
persönlichen Anwesenheit in Mecklenburg regierte er so umsichtig und tüchtig,
dafs 1629, als er am 13. Juli seine neue Landeshauptstadt verliefe, um nie
wieder zu kehren, der vornehmste Teil der Stände für das neue Regiment
gewonnen war. Ende Dezember 1630 belief sich der Etat der Verwaltung,
welche in bester Ordnung ihren Fortgang nahm, auf 14,362 Reichsthaler.
Die Übertragung Mecklenburgs war die Bezahlung für geleistete Dienste; das
Herzogtum, von den Hoheitsrechten abgesehen, dem Kaiser baar bezahlt
Seit dem Regensburger Reichstage hatte Wallenstein ein neues gröfseres Heer
aufgestellt, aber den Zahlungsverpflichtungen der kaiserlichen Kammer wurde
seit 1631 so ungenügend nachgekommen, dafs man die Schuld des Kaisers
im Augenblicke der Abrechnung — zu Eger — als unermefslich bezeichnen
darf. Man ermordete den Generalissimus auch aus dem Grunde, um einen
unbequemen Gläubiger weniger zu haben. — Eine populäre Biographie Wallen-
steins von streng papistischem Parteistandpunkte aus veröffentlichte Bumüller.*)
Die Darstellung der Katastrophe des Generalissimus ist durchaus ungenügend,
wie auch das über den dreißigjährigen Krieg Gesagte häufig der historischen
Wahrheit wenig entspricht. — Den handschriftlichen Bericht eines vornehmen
Bürgers über die Belagerung von Hanau (1635 — 36) veröffentlichte Jung-
hans3) nach einem in der Pfarrrepositur zu Oberkalbach befindlichen Manu-
skript. Der Kais. General -Wachtmeister v. Lambey schlofs die Stadt im
September 1638 ein, suchte sie vergeblich in Brand zu schieben und schließ-
lich durch Hunger zur Übergabe zu bewegen. Seine Anstrengungen scheiterten
an dem Heldenmut des Kommandanten General-Majors Ramsay, welcher trotz
der höchsten Not — man kaufte selbst dem Nachrichter „gedörrt Schind-
fleisch41 als Speise ab — und trotz der grassierenden Seuchen die Stadt
1) Lorenz, Wallenstein u. d. Besitz y. Mecklenburg, i. : D. Rundsch., VI, Heft 7, April,
S. 81. Vgl. c. X. — 2) Bumüller, Wallenstein i.: Sammlung bist Bildnisse IV, 10. Freibarg i.
BreUgau. — 3) Junghans, „Eigentlicher wahrhaftiger Bericht der Belagerung Hanaus in aaao
1635 geschehen und 163G den 13. Juni wiederum!) entsetzt und wie es hernach angegangen
ist." in; Mitt. d. Hanauer Bezirks vorc in* f. hose. Gesch. No. 6. Hanau. 8. 140. VgL c XIV.
Deutschland 1618—1713. 111,19
hielt, bis Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel mit schwedischen and hes-
sischen Völkern zum Ersatz heranziehen konnte (13. Juni 163(>).
Die Wirksamkeit Maximilians I. von Bayern am das Jahr 1647 sachte
P. Wittmann1) gegen das abfällige Urteil eines Zeitgenossen, des Lang-
heimer cistercienser Abtes Johann Gagel (f 1649) auf Grand bekannter
Quellen za verteidigen. Derselbe Verfasser*) entwarf mit Benutzung von
Bamberger Archivalien ein Lebensbild des Weihbischofes von Bamberg,
Friedrich Forner (1570 — 1620), dessen rastloser Thätigkeit als Priester und
Schriftsteller die Gegenreformation der Maingegenden in erster Linie za
danken ist. Von einem protestantischen Vater entsprossen, war er später
ein Hauptförderer des Marienkultus and der Jesuiten. — Einen populär ge-
haltenen Vortrag über Elisabeth von der Pfalz, die Winterkönigin, ohne
wissenschaftlichen Wert veröffentlichte P. Cassel.3)
Molitor versuchte seine Ansicht über Erlach, wie er sie in dem „Verrate
von Breisach" niedergelegt hatte, in einer Reihe von Erwiderungen gegen
Gonzcnbach (cfr. Jahresb. d. Gesch. 1879. HL 153. 292.) in „Burk-
hard ts Korrespondenzblatt der deutschen Archive"4) zu verteidigen, was
einen für die Klarlegung der Dinge in hohem Grade erspriefslichen Meinungs-
austausch mit Gonzenbach zur Folge hatte. Schliefslich sah sich Molitor, ge-
nötigt einzugestehen, dafs „von einer bewufsten Unredlichkeit Erlachs, von
einem Verrate, nicht mehr die Rede sein könne ,u man demselben aber eine
„grobe Fahrlässigkeit" vorwerfen müsse. Er habe die schwachen Versuche
des Herzogs Wilhelm von Weimar, das Erbe seines Bruders anzutreten, nicht
genügend unterstützt, sondern sich mit Entschiedenheit auf die Seite Frank-
reichs gestellt. — Auch Gonzenbach räumt ein , dafs Erlach schon bei Bern-
hards Tode sich mehr zu Frankreich als zu Schweden neigte und als Schweizer
für das Reich keine besonderen Sympathieen zeigte.
Mofsmann6) veröffentlichte, wie im vergangenen Jahre, nach Kolmarer
Akten Beiträge zur Geschichte des Elsasses im dreifsigjährigen Kriege. Die
Beziehungen Bernhards von Weimar zu Kolmar während der Belagerung von
Rheinfeldcn, Gallas Rückzug aus Burgund, das Eintreffen Guebriants und
Turennes, sowie die ersten Schritte zur Besetzung von Breisach werden dar-
gelegt.. — Drei für die Kulturgeschichte Deutschlands, insbesondere Frankens,
im 17. Jahrhundert wichtige Aufsätze brachten die Württemberg ischen
Vierteljahrshefte.6) Sieglin erzählte die Lebensschicksale des Pfarrers
and Astrologen Markus Freund zu Vorbachzimmern (1603-62), welcher
als Kalendermacher sich eines im Reiche weit verbreiteten Rufes erfreute.
Aufser einem Hauptkalender gab er noch einen Wunder-, Schreib-, Histori-,
Friedens- und Kräuterkalender heraus. Seine astrologischen Kenntnisse wurden
von Protestanten wie von Katholiken in Anspruch genommen, selbst seitens
des Wiener Hauses wurden ihm „wichtige Sachen auferleget" Nachdem er
alle Leiden der wilden Kriegsjahre durchgekostet, starb er im tiefsten Elende,
aber mit Hinterlassung einer Bibliothek von ein halbtausend Bänden. Cas-
part beschreibt das Leben des „Leibschützen," Tuchmachers und späteren
J) P. Wittmann, Maxim. I. v. Baiorn. Vgl. c. XV IL Hist -pol. Bl. f. d. kath. Deutsch-
land, 86, 390. — 2) Wem. F. Forneribid. 11, 565 ff. 656 tf. — 8) P. CaHnel, Eliaab. v. d.
Pfalz in: Eyangel. Bruderliebe, herauRpogoben von Ad. Natorp. 11. Bd. 3. Heft. Barmen. —
4) Molitor-Qonzenbach i.: Krsp. d. doutach. Aroh. II, 323, 347, 362, 377. 111, 19, 52.—
">) Mossmann, Mat pour servir & Hunt de la guerro de trentc aux tires den archivee do
Cohnar i.: Kevue d'Alnace. S. 386—58. 530—38 Vgl. o. XVI. — 6) Württemb. Viertel-
j-nefta f. Landeageach. 111, S. 229.
111,20 m F- Fischer:
Ratsdieners Joh. Eon. Holderbusch ans Hall (1607— 1673) nach seiner
handschriftlichen Chronik, welche über die Schicksale jenes fränkischen
Städtchens von 1618 — 40 eingehend berichtet Heyd teilt aus der Blau-
felder Heiligen-Rechnung von 1653 ein Verzeichnis über Gaben an
Exulanten und andere arme Leute mit, welches der Pfarrer Biber anfertigte.
Da die Unterstützten nach Geschlecht, Stand und Herkunft genau verzeichnet
sind, so gewährt die Liste einen tiefen Einblick in das Elend, welches
damals Leute aus allen möglichen Ländern und Berufsarten, wie anderswo,
so auch in Blanfelden zusammenführte.
Ein Einblattdruck in folio, „Der Münsterische Postreuter 1648," ein
Gedicht auf den Abschlufs des westfälischen Friedens nebst Holzschnitt ent-
haltend, teilte Nordhoff1) (Original befindet sich im Besitz von Gustav
Freitag) mit.
Hein lein8) veröffentlichte eine Fortsetzung seiner Arbeiten über die Flug-
schriftenlitteratur der Jahre 1667 — 68, den zweiten Raubkrieg Ludwig XIV.
betreffend, und beleuchtet die Thätigkeit des kaiserlichen Gesandten Frans
von Li sola als Publicisten an der Hand der ihm zugeschriebenen Broschüren.
Seine bedeutendste Leistung ist der „Bouclier d'Estat," nach dem Zeugnisse
aller eine Zusammenfassung seiner gesamten politischen Ansichten.
Der Feldzug des Jahres 1674 ist nicht nur wegen der vorzüglichen
militärischen Leistungen Turennes anziehend, sondern auch deshalb, weil
von deutscher Seite ein erster Versuch gemacht wurde, mit einem Reichs-
heere den Franzosen bei feindlicher Gesinnung des Stadtraths von Strafsburg
das Elsafs zu entreifsen. Die entscheidende Schlacht war der Kampf bei
Enzheim (4. Oct.), in den Bournonville absichtlich vor dem Eintreffen
des grofsen Kurfürsten von Turenne verwickelt wurde, der anfangs zurück-
gewichen, in vorteilhafter Stellung mit 22 000 M. bei 30 Geschützen dem
32 000 M. bei 58 Stücken starken Feind am Flüfschen Breusch eine mora-
lische Niederlage (Verrat der Kaiserlichen gegen die heldenmütigen Lüne-
burger) beibrachte. Der grofse Kurfürst nannte Bournonville einen Schurken.
Beide Teile behaupteten den Sieg errungen zu haben.9)
Im Jahre 1675 geriet Greifenberg in Pommern wiederum in die
Hände der gegen die Mark vorrückenden Schweden und die Schrecken des
30jährigen Krieges wiederholten sich. v. Bülow4) veröffentlicht die Bitt-
schrift eines Bürgers dieses Städtchens, in welcher er unter Nachweis der
Einquartierungskosten, (Verluste von 282 Rthl. 12 Gr. u. Ruin seines Ge-
schäftes) einen Steuererlafs nachsucht
Von der gröfsten Wichtigkeit für die deutsche Geschichte
der Jahre 1684—92 ist der 2. Band von Müllers Werk über Georg
Friedrich von Waldeck5) in seinem Verhältnis zu Wilhelm IH. von Oranien.
Nach dem Jahre 1688 wurden die Beziehnngen dieser beiden Vorkämpfer rar
das Gleichgewicht Europas gegen Ludwigs XIV Suprematie immer vertrau-
licher, ihr Briefwechsel immer bedeutungsvoller. Wilhelms Unternehmung
1) Nord hoff, D. Münster. Postroutor 164S in. Zeitsehr. f. vaterl. Gesch. o. Altertum*-
kundo, hcrausg. vom Vor. f. d. Gesch. v. Westfalon. Münster. XXXV 111, S. 148. Vgl. c. XU.
— 2) F. Hoinloin, Einige Flugschriften ans den Jahren 1667-68, botreffend den entea
und zweiten Raubkrieg Ludwigs XIV. 11. Teil. (1. Teil, Wion 1877) in: XI. Jahreab d.i.
östr. L.-Realgymnasiums zu Waidhofon a. d. Thaia. 3) Pastonaci, Schi. b. Eniheim. Vgl
o. XVI.— 4) v. Bülow i: Baltische Studien XXX, 2, S. 207. Vgl. c X. — 5) Müller:
Wilh. 111. von Oran. u. G. Fr. v. Waldock. £. Beitr. z. Gesch. d. Kampfee um das oump. Gleich-
gew. 11, 1C84— 1692 o.Nachtrag 1675— 78. Haag. Martinna Nijhoft 384 & VgL c X1L XXt
Deutschland 1618—1713. 111,21
gegen seinen Schwiegervater erscheint in den Augen der deutschen Staats-
männer als eine Defensivmafsregel gegen Frankreich im europäischen und
speciell im niederländischen Interesse. Weder aus Ehrgeiz, noch um den
Befreier zu spielen, ist der Orauier nach England gegangen, dem strengen
Calvinisten lag die wankende Staatskirche noch viel weniger am Herzen als
die parlamentarische Regierung. Die Motive sind in der europäischen Politik
zu suchen und deshalb wurde diese That, welche die schreiendste Verletzung
der Heiligkeit der gesalbten Könige wie überhaupt des Völkerrechtes in sich
schlofs, nicht nur vom Kaiser, sondern selbst vom Papst gutgeheifsen. Nur
eine Begebenheit läfst sich dem Zuge Wilhelms an die Seite stellen: die
Unternehmung Viktor Emanuels gegen Neapel 1860. Der Tod des grofsen
Kurfürsten brachte im oranischen Lager nicht die Bestürzung hervor, welche
man beim Tode dieses treuesten Aliierten hätte erwarten sollen ; der schwache
Sohn versprach einen bequemeren Bundesgenossen abzugeben, als der ener-
gische Vater, welcher die brandenburgischen Interessen nie aus den Augen
verlor. Als Feldherr war Waldeck nicht bedeutend. Immer höchst bedächtig,
leistete er vor lauter Vorsichtsmafsregeln, die untergebene Armee zu erhalten,
nur wenig und erntete den Spott -vieler seiner Zeitgenossen, so im Türken-
kriege 1685 wie als Befehlshaber der niederländischen Armee 1689 — 92.
Der Feldzug dieser Jahre wird sehr eingehend dargestellt, über die Schlachten
bei Fleurus (1. Juli 1690) und Steenkerken (3. August 1692) eine Reihe
von anziehenden Aufschlüssen beigebracht. Der Verfasser hatte sich bei der
Ausarbeitung dieses Teiles der Unterstützung eines vorzüglichen Kenners der
niederländischen Kriegsgeschichte, des General] ieuten an t Knoop, zu erfreuen.
Waldeck verschied am 19. Nov. 1692 zu Arolsen, 72 Jahr alt, in Folge der
Anstrengungen im letzten Kriege, — so lange er lebte der treueste Gehilfe
Wilhelms III. bei der Befreiung Europas vom französischen Joch.
Einen Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der deutschen Reichsverfassung
lieferte Frantz *) in seiner Arbeit über „das katholische Direktorium des corpus
Evangclicorum-," auf Grund von Material der Archive zu Berlin, Dresden, Wien,
Gotha und Marburg. Als 1697 zur allgemeinen Entrüstung der 1653 zu
Regensburg gewählte Direktor des corpus Evangelicorum August der Starke
selbst katholisch geworden war, gedachte man wiederholt Kurbrandenburg
an diese Stelle zu bringen, was jedoch scheiterte, zuerst an dem Widerstand
des schlauen Wcttiners (der Übertritt betreffe nur seine Person), der Herzog
Joh. Georg von Sachsen-Weifsenfels, formell zu seinem Vertreter bestellte,
dann, als auch des Kurprinzen Übertritt 1717 bekannt wurde, von Georg
v. England-Hannover hintertrieben wurde. Bei der allgemeinen Zersplitterung
der evangelischen Stände und dem Gegensatze zwischen Preußen und Eng-
land war das schliefsliche Ergebnis die Wiederaufnahme der Direktorialfunk-
tionen seitens des katholischen Kursachsen. Erneuete Versuche Preufsens während
der Jahre 1722, 1725 und 1731 zur Verdrängung desselben scheiterten. Unheil
konnte übrigens dies Direktorium bei seinen sehr bescheidenen Befugnissen
nicht anstiften.
Die Geschichte des Kirchenstaates von Brosch*) beruht auf Studien in
dem Venetianischen Staatsarchiv, welches in den Depeschen der Botschafter
ein besonders reiches Material bietet. Die Stellung der Päpste des 17. Jahr-
hunderts zu Kaiser und Reich wird vom Verf. an einigen Stellen berührt,
1) Frantz, D. kath. Direktor, des Corp. Evangol. Marburg. Vgl. c. XIV. — 2) Brosch»
Gesch. dos Kirchenstaates. Gotha. I: IC. und 17. Jahrhundort
111,22 IU F. Fischer:
so der mehr oder weniger offene Kampf Urbans VIII. mit dem Hause Habs-
burg während des 30jährigen Krieges geschildert, eine Opposition, welche
jene gewaltsamen Umwälzungen doch wenig als einen „Religionskriege er-
scheinen lassen. Der historiographischen Thätigkeit des Greg. Leu, der sich
auch mit brandenburgischer Geschichte beschäftigte, ist ein kurzer Abschnitt
gewidmet. — Für die Verdienste der Franziskaner um die Bekämpfung der
evangelischen Kirche treten die fast ganz unwissenschaftlichen „Beiträge" des
Franziskaner P. Gaudentius1) ein. Er ist, vom Standpunkte des über-
triebensten Papismus aus und unter heftigen Ausfällen, gegen die ungläubige
Geschichtsmacherei. Für die Kenntnis der Gegenreformation in Mittel- und
Oberdeutschland und die Geschichte der seraphischen Patres in Köln, Strafs-
burg, Thüringen und andern Orten linden sich einige brauchbare Angaben.
Nach Gaudentius hat auf die Geschicke des 17. Jahrhunderts den gröfeten
Einflute gehabt — Giovanna Maria della Croce, Äbtissin von S. Carlo zu
Roveredo! Von Ferdinand IL bis auf Leopold hat ihr prophetischer Geist
den Habsburgcrn durchgeholfen. Sie witterte zuerst Wallensteins Verrat und
schrieb an den zuerst mifstrauischen Gallas; als dieser ihr keinen Glauben
schenken wollte, vom Geist getrieben, zum zweiten Male: „Wallenstein ist
ein Verräter!" Der kaiserliche General meldete, nunmehr überzeugt, diese
Worte seinem Herrn, welcher ebenfalls die Wahrheit der Thatsache sofort
einsah und die Exekution befahl! Auch der Sieg bei Nördlingen ist allein
dem guten Rate dieser frommen Dame zuzuschreiben!
Über die Bestrebungen Lcibnizens, eine Einigung der christlichen
Kirchen herbeizuführen, veröffentlicht Wiegand*) einen anziehenden Vortrag;
unter andern empfahl der Philosoph dem ersten Könige Preufsens bei seiner
Krönung zur Verherrlichung der neuen Würde und zur Annäherung der
reformierten und lutherischen Konfession die Einführung der englischen
Hierarchie in seinem Staate. Grüns9) Kulturgeschichte des 17. Jahrhunderts
ist ein wirres Compilat aus bekannten gröfseren Werken, ohne wissenschaft-
lichen Wert in gespreiztem Feuilletonstil abgefafst Einen anziehenden Beitrag
zur Wirtschaftsgeschichte lieferte Bruder4); er schildert die Versuche der Ro-
manisten, die thatsächlich entstandenen Verhältnisse der deutseben Zünfte durch
eine weitgehende Interpretation in die überlieferten Formen des römischen
Rechtes zu zwängen. Derselbe Verfasser 5) legte die Gründe für den „Verfall
der Zünfte zur Zeit des Absolutismus" in einer sehr lesenswerten Abhandlung
dar, welche vielleicht nicht ohne Rücksicht auf die Kämpfe der Gegenwart
niedergeschrieben wurde. Neben der alle Machtsphären mehr und mehr in
sich aufsaugenden modernen Staatsgewalt, war es in erster Linie die Aus-
bildung antiker Grundsätze, (dafs man ohne Arbeit leben dürfe und dafe der
Eigentümer absoluter Herr seiner Güter, nicht der blofee Verwalter sei), war
es das Beiseiteschieben der christlichen Weltanschauung, welche jene faniilien-
haften Verbindungen zerknickte, in welchen die Menschen des Mittelalters
Halt und Stütze in moralischen und materiellen Bedrängnissen gefunden
haben. — Eine eingehende Monographie über den bedeutendsten Liederdichter
1) P. Gaudentius, Beitr. z. Kirchengesch. des XVI. und XVII. Jahrh. (Bedeut and
Verdienste des Franzisk. Ord. im Kampf gogen den Protestant.) Bozen- — 2) Wiegand,
Leibniz als KoligionH-Friedonsstifter. Giosscn — 3) Karl Grün, Kulturgcsch. dos 17. Jahrh.
Leipzig, 2 Bde. — 4) Bruder, Behandl. der Handworkor-Cori>or. d. d. Jurist d. XV1L a.
XV1I1. Jahrh. i. : Zeitnchrift für die gesamte Staats\visHonnchaft. Tübingen, XXXVI, 484 —
503. — ">) Id., Vorfall der Zünfto i. : Hüffer, Hiator. Jahrb. Münster 1880, I, 821.
Deutschland 1618—1713. 111,23
der deutschen reformierten Kirche, den Bremer Joachim Neauder, ver-
öffentlichte Iken ') zugleich mit einer Aasgabe seiner geistlichen Gesänge.
Die beiden europäischen Kriege, welche das beginnende 18. Jahrhundert
kennzeichnen, erfreuten sich nicht einer gleich lebhaften Durchforschung wie
der der vorhergehenden Epoche. Jar. Golla) lieferte auf Grund von Wiener
Archivalien eine Entstehungsgeschichte des Vertrages von Alt-Ranstät (l.Sept
1707) zwischen Karl Xu. und Joseph L, indem er nachweist, wie die öster-
reichische Politik während des nordischen Krieges, dem Drucke nachgebend,
gezwungen wurde, den schlesischen Protestanten nicht unbedeutende Kon-
zessionen zu machen. Aus dem Besitz des Staatsarchive» zu Schleswig ver-
öffentlichte R. Göcke3) die Beschreibung eines (fingierten) Kupferstiches,
welcher die politische Lage Europas während des spanischen Erbfolgekrieges
in der damals beliebten allegorisierenden Rokokomanier darstellt. Das
Schriftchen fallt in das Jahr 1704.
R Koser.
Deutschland 1713—1786.
Die drei Jahrzehnte deutscher Geschichte vom Ausgang des spanischen
Erbfolgekrieges bis 1740 stehen gegen die Epoche der Regierung Friedrichs IL
und Maria Theresias bei der Forschung gegenwärtig in sehr geringer Gunst.
In den beiden bisher abgestatteten Jahresberichten haben wir für die Zeit
vor 1740 keine einzige Erscheinung zu verzeichnen gehabt-, auch heute liegen
aus diesem Bereiche nur zwei Publikationen vor, die eine noch dazu von
sehr untergeordneter Bedeutung. Der von Formey in Wien aus dem Burg-
archiv mitgeteilte „Briefwechsel des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau mit
dem Grafen von Seckendorff" 4) aus den Jahren 1721 — 1730 enthält kaum
etwas, was für die politische Geschichte jener Jahre von Bedeutung wäre.
Dafs Leopolds Briefe aus dem Jahre 1726, der Zeit der Wende für die
Politik Friedrich Wilhelms L, den anhaltischen Fürsten als Anhänger des
kaiserlichen Hofes erkennen lassen, entspricht dem, was man sonst über die
Stellung Leopolds wufste. — Eine um so beachtenswertere Urkunden-
publikation ist der fünfte Band der von dem Petersburger Professor Mär-
ten s5) herausgegebenen russischen Staatsverträge, der die zwischen Rufsland
und den deutschen Staaten aufser Österreich bis zum Jahre 1762 abge-
1) Iken, Joachim Nesnder. Sein Leben u. s. Lieder. Bremen. Vgl. c XII. — 2) J. Goll,
Der Vertrag von Alt-Ranstädt. Österreich and Schweden 1706 — 1707. Ein Beitr. z. Gesch.
d. österr. Politik während d. nord. Kr. Prag, 1879 — 3) R. Göcke i.: Anzeigor für Kunde
der deutschen Vorzeit. S. 13. Vgl. c. X. — 4) Formey, Briefw. d. F. Leop. v. Dossau
mit d. Graf?. Sockendorif. i. Mitt. d. Vereins f. Anhalt. Gesch. u. Altertumsk. II, 549 — 571.
Vgl. c. XII. — 5 ) F. Martens, Recueil d. traites et convent. concl. p. 1. Kussio avec los puiss.
Strang., publ. p. o. du minist, d. äff. Strang. Tome V, Traites avec l'AJlemagno 1G56 — 1762.
St PeHorsb. Imprim. d. ministcre des voies do communic. (A. Böhnko) XIX, 408 S. klein 4°.
111,24 IV. R. Kos er:
schlossenen völkerrechtlichen Akte vereinigt. Das älteste Stück der Samm-
lung ist der Rigacr Vertrag zwischen Rufsland und dem grofsen Kurfürsten
vom 12./22. September 1656, die Erneuerung einer am 10. März 1517
zwischen dem Ordenshochmeister Albrecht von Brandenburg uud dem Zaren
Wassilei Iwanowitsch eingegangenen Allianz ; ein allgemeineres Interesse bieten
aber erst die mit Friedrich Wilhelm I. abgeschlossenen Verträge, welche die
Grundsteine des seitdem selten unterbrochenen preufsisch-russischen Einver-
nehmens wurden. Da die Vertragsinstrumente selbst, wo nicht dem Wort-
laute, so doch dem Inhalte nach, grösstenteils bereits bekannt waren, so
lenkt sich unsere volle Aufmerksamkeit auf die erläuternden Einleitungen
des sachkundigen Herausgebers, der sich politisch als einen entschiedenen
Anhänger des alten Gedankens der Freundschaft zwischen den beiden Reichen
zu erkennen giebt. Martens verwertet für seine historischen Darlegungen
sowohl die Arbeiten deutscher Forscher als die einschlägigen russischen Publi-
kationen, u. A. die grofse, dem deutschen Lesepublikum leider unzugäng-
liche Geschichte Rufslands von Ssolowjow. In die Epoche Friedrichs des
Grofsen greifen nur fünf Nummern der Publikation hinüber.
Von der politischen Korrespondenz Friedrichs des Grofsen, deren regcl-
mäfsige Fortsetzung jährlich in zwei Bänden erfolgen wird, hat Referent 1880
den vierten und fünften Teil zur Veröffentlichung gefördert, x) die in der für
das Unternehmen gewählten chronologischen Anordnung die Urkunden der
auswärtigen Politik des Königs vom Januar 1745 bis zum Deccmber 1747
enthalten. Für den vierten Teil, der ausschliefslich dem zweiten Jahre des
zweiten schlcsischen Krieges gewidmet ist, gilt das in unserm vorigen Be-
richte über die drei ersten Itande der Publikation Gesagte. Unsere Kenntnis
der politischen Schiebungen des Jahres 1745 und der diplomatischen Thätig-
keit des preufsischen Königs wird nicht eben erheblich erweitert, obgleich
die Sammlung auch von wichtigeren Aktenstücken ein und das andere mitteilt,
das von den früheren Forschern für ihre Darstellungen noch nicht ausge-
beutet wurde. Die Persönlichkeit Friedrichs aber wird dem, der die Lektüre
der Briefe und Erlasse von 1745 in ihrem Zusammenhange auf sich wirken
läfst, aus diesen ganz besonders individuell gefärbten Stimmungs- und Charakter-
bildern in vollster Greifbarkeit und Lebendigkeit entgegentreten; in dieser
Beziehung wird diesen Dokumenten von 1745 unter allem was sonst zu
verschiedensten Zeiten aus der Feder des Königs hervorgegangen ist, viel-
leicht der vornehmste Platz gebühren. Der Herausgeber hat den Versuch
gemacht aus der reichen Fülle des in den vier ersten Bänden der „Politischen
Korrespondenz" gebotenen Materials die markantesten Züge zur allgemeinen
Charakteristik der Politik und Persönlichkeit des jungen Königs während des
aggressiven Anfangslustrums seiner Regierung in zwei zusammenfassenden
Artikeln herauszugreifen. 2) — Mit dem fünften Bande gelangte die Publikation
in einen Zeitraum, vor dem die archivalische Forschung zur preufsischen
Geschichte bisher stehen geblieben war; nur eine einzelne Seite der Geschichte
der auswärtigen Beziehungen Preufsens war von Droysen in einer Vor-
arbeit für die in dem Berichte für 1881 zu würdigende Fortsetzung seines
grofsen Geschichtswerkes bereits behandelt worden, das Verhältnis Friedrichs II.
zu Österreich im ersten Jahr nach dem Dresdner Frieden (vergl. Jahresber.
1) R. K öfter, Tolit Korrespondenz Friodr. d. Gr. Bd. IV. (414 S.); Bd. V. (684 8.)
Berlin, A. Dunckcr. — 2) R. Kosor, Friodr d. Gr. bis zum Breslauer Frioden. Hutor.
ZoitBchr. XL111. 06—104. — Id. Friodr. d. Gr. u. d. 2. schles. Krieg; ebend. 242-886.
Deutschland 1713—1786. 111,25
I, 443). Die preufsische Politik erscheint in der diplomatischen Korre-
spondenz des Königs aas den Jahren 1746 und 1747 als eine Politik weiser
Selbstbeschränkung und sorglicher Vermeidung jeder neuen Verwickelung.
Der politische Gegensatz gegen den Wiener Hof behält auch nach dem
Friedensschlüsse seine volle Schärfe. Die Verhandlungen behufs Herbeiführung
der zu Dresden vertragskräftig in Aussicht genommenen Gewährleistung des
Friedens durch das deutsche Reich bleiben ohne Erfolg. Zu dem alten
Gegensatz gegen Österreich ist seit dem Ausgang des Jahres 1745 der neue
aber nicht minder scharfe gegen Rufsland getreten. Ihre Stärke erhält die
preufsische Politik durch ihre Mittelstellung zwischen den feindlichen Vor-
mächten Frankreich und England, eine Mittelstellung, die der König trotz
aller Lockungen von hüben und drüben geschickt zu behaupten weifs. Nicht
gemeint, gegen Frankreich selbst neue Verpflichtungen einzugehen, sucht
Friedrich ohne Bedenken eine nähere Verbindung mit dem Verbündeten
Frankreichs, Schweden, und erzielt dieselbe im Stockholmer Vertrag vom
29. Mai 1747, während des Königs Versuche einer föderativen Politik im
deutschen Reiche ergebnislos bleiben. Ein näheres Eingehen auf alle die
Materien, die in dem politischen Schriftwechsel des Königs aus den genannten
beiden Jahren berührt werden, ist an dieser Stelle ausgeschlossen.
Eine mit technischen Erläuterungen versehene neue Ausgabe der friederi-
ciani sehen „Generalprincipia vom Kriege" verdanken wir der Mühewaltung
Taysens.1) — Durch das Erscheinen der unseru Lesern aus dem vorigen
Berichte bekannten Jugendredaktion der Histoire de mon temps wurde eine
münsterische Dissertation2) angeregt, die sich allzusehr bei der relativ unter-
geordneten Frage aufhält, ob Friedrich für die Abfassung seiner Memoiren
im einzelnen Falle auf die Urkunden selbst zurückging oder für ihn ange-
fertigte Auszüge benutzte; fruchtbarer würde es sein, die Angaben der
Memoiren Schritt für Schritt auf ihre gegenständliche Richtigkeit hin zu
untersuchen. Der Verfasser hat dies in einzelnen Fällen wohl versucht, ab-
schliefsend aber läfst sich diese Aufgabe nur auf Grund weiterer archivalischer
Studien lösen.
Durch ein recht umfängliches, aber wenig inhaltreiches Material wurde
die historische Litteratur beschwert, indem Christian Meyer8) nicht we-
niger denn 253 Seiten in Grofsoktav mit einem schlechten Abdrucke der
berlinischen Berichte des nassau-diezischen Agenten von Geudcr (1741
und 1742) anfüllte. In der zweiten Ausgabe seiner preufsischen Geschichte
bedauerte Ranke, die Berichte des französischen Gesandten Valory aus
Berlin, wohl das interessanteste Werk der Korrespondenz des diplomatischen
Korps am Hofe des jungen Königs Friedrich, ihres grofsen Umfanges wegen
mit alleiniger Ausnahme des Wichtigsten den Forschern vorenthalten zu
müssen: heute überrascht uns Chr. Meyer mit den voluminösen Berichten des
diplomatischen Vertreters von Krähwinkel! Dieser Herausgeber hielt die-
selben doch wohl nur deshalb für wichtig, weil er im Archiv zu Idstein ihr
glücklicher Finder war und weil er andere Korrespondenzen aus jener Zeit,
gedruckte oder ungedruckte, nicht kaunte. Hätte er sich in der gedruckten
Litteratur auch nur flüchtig umgesehen, so konnte ihm nicht entgehen, dai's
1) v. Marees, Militärische Klassiker des In- und Ausländem. Hft. 1. v. Tayson, Gen.
princ. Berlin. F. Schneider & Comp. VII. 158 S. — 2) Heinr. Kildhaut, Üb. d. Quell, der
„Hißt, de mon temjw Fricdr. d. Gr." Arnsberg, Druck von F. W. Becker & Co. 72 S. --
3) Chr. Moyor, Berlin. Berichte aas d. Z. dos ersten schloß. Kr.; Zoitschr. für PreuTs.
Gesch. XVII, 1—253.
111,26 IV. R. Kos er:
ein guter Teil der ermüdenden Beilagen der herzlich unbedeutenden Geuder-
schen Berichte bereits bekannt war, dafs u. A. die Bulletins vom Kriegs-
schauplatze, die Geuder seinen Berichten beischlofs und die Meyer unter
Beibehaltung aller korrumpierten Namenformen etc. mit abdruckt, neuerdings
von Droysen in einer kritischen Ausgabe neu veröffentlicht sind. Was die
Berichte des Talleyrand von Nassau-Diez an brauchbaren Notizen etwa ent-
halten, hätte ein kundiger Herausgeber bequem auf wenige Seiten zusammen-
zudrängen vermocht.
Das von Würdinger1) veröffentlichte Tagebuch des Hofkaminkehr-
meisters Cura, der sich im österreichischen Erbfolgekriege an der Ver-
teidigung Baycms gegen die feindliche Invasion beteiligte, verewigt die Reiter-
stückchen eines handfesten Bürgers, ohne auf ein allgemeineres kriegBge-
schichtliches Interesse Anspruch zu erheben. — Über die Schlacht bei Hohen-
friedberg veröffentlicht Krause2) einen noch am Schlachttage selbst abge-
statteten Bericht 'von hoher Hand' (von einem der dessauischen Prinzen), dessen
Original sich in der herzoglichen Bibliothek zu Köthen fand. — Einen neuen
Beitrag zur Leidensgeschichte der Reichsarmee im siebenjährigen Kriege liefert
Bos8erts) durch seine Mitteilung eines Verhörsprotokolls von sieben Soldaten
des hohenlohe-langenburgischen Kontingents, die auf der Retirade von Rofebach
vierzehn Tage nach der Schlacht am heimatlichen Herde anlangten.
Indem wir diesen militärgeschichtlichen Kleinigkeiten den Rücken wenden,
bleibt an Quellenpublikationen noch zu erwähnen die von J. G. Droysen4) ver-
öffentlichte Denkschrift, die 1746 dem preufsischen Gesandten in London von
beachtenswerter Seite zugestellt wurde: (D6scription abr£g6e de l'6tat d6plo-
rable oü nous sommes röduits', ein Plaidoyer für eine vollständige Änderung
des politischen Systems Englands im Sinne engen Einvernehmens mit Preufeen.
Es erhellt, dafs die Schrift unter keinen Umständen den durchaus mit Öster-
reich sympathisirenden Lord Granville, auf den Carlyle gerathen hatte, zum
Verfasser haben kann.
Vorausgeschickt hat Droysen dem Abdrucke der bisher nur aus einzelnen
Anführungen in Rankes Preufsischer Geschichte bekannten Denkschrift eine
Übersicht der politischen Beziehungen zwischen Preufsen und England vom
Regierungsantritt Friedrichs IL bis 1746, und mit der Erwähnung dieser
Übersicht wären wir bei den von uns aufzählenden darstellenden Arbeiten
angelangt
Die umfassendste derselben, der Schlufsband des bekannten kolturgeseh.
Werkes von Biedermann6) schliefst die Behandlung der politischen Ver-
hältnisse planmäfsig aus. Zwei Werke, welche die ganze Epoche Friedrichs
des Grofsen umfassen, das eine in biographischer Abrundung, das andere
mehr in der Form aphoristischer Betrachtungen, erschienen im Auslände.
Ein italienischer Schriftsteller, E. Broglio6), der früher seinen Landsleuten
eine freie Übersetzung des Garlyleschcn Frederik the Great gegeben hat,
veröffentlicht jetzt in gedrängterer, einheitlicherer Gestalt eine Art Auszug
aas seiner älteren Arbeit, der als populäre Darstellung durch Wärme und
1) Würdinger i.: Oberbayor. Arch. für Vaterl. Gesch. XXXVIII, 1—48. Vgl. Jahresber.
11,3, 116.— 2) Krause, ein Bericht über die Schlacht boi Striegau i. : Mitteilungen d. Ver.
f. Anhalt Genen. 11, 070—762. — 3) Bossort, Die Hohenloher in der Schlacht b. Bofrbach.
Wtirtt. Jahrb. für Statist, u. Landosk. II, 175—176. Vgl. c. XVI. — 4) J. G. Droysen, England
u. Prcnfsen 1740-1746; Ztsehr. f. Prenfs. Gesch. XVII, 502—534. - 5) Biedermann, Kal-
torgesch. des 18. Jahr. — 6) K. Broglio, II regno di Frederico II di Pnuaia, detto il
Grande. Koma, stabilimonto G. Civclli. Bd. 1 (XVIII, 433 S.) 1879; Bd. U (XIX, 480) 1S8&
Deutschland 1713—1786. 111,27
Anschaulichkeit sich auszeichnet; leider hat der Verfasser alles, was nach
Carlyle über den preußischen König geschrieben ist, völlig unberücksichtigt
gelassen. Carlyles Auffassung dürfte in Italien durch Broglios Arbeiten um
so fester Wurzel fassen, als bisher der historische Friedrich dort so gut wie
unbekannt gewesen sein mag. Friedrich scheint jetzt für Italien gleichsam
entdeckt, Italien für Friedrich gewonnen, gewonnen mit den Waffen Carlyles;
für Deutschland ohne Frage ein neuer Anlafs zur Dankbarkeit gegen den
grofsen englischen Historiker, dessen Tod (f 5. Februar 1881) bei uns so
schmerzlich wie in England beklagt wird und der mehr vielleicht als je ein
anderer Fremder deutsche Art erfaßt und für deutsche Art im Auslande
Freunde geworben hat — Dafs in England das Interesse an der Heldengestalt
des preufsischen Königs auch nach dem Tode seines begeisterten Verehrers
und Herolds nicht erloschen ist, beweist eine zweite ausländische Publikation.
A. Hamilton !) schildert dem englischen Publikum in der Form von Reise-
erinnerungen Stadt und Schlofs Rheinsberg und die beiden grofsen politischen
Erscheinungen, an deren Namen dio historische Bedeutung der kleinen mär-
kischen Ackerstadt sich knüpft. Der leichte Plauderton des Touristen schweift
oft auf ganz moderne Gegenstände ab, selbst auf die Beschaffenheit unserer
zeitgenössischen Berliner Wirtshäuser und ihrer Speisekarten, aber durch
sorgsame und verständige Benutzung der neuesten Forschungen, darin dem
italienischen Schriftsteller überlegen, hat der Erzähler seinem ansprechenden
Buche doch einen Grad von wissenschaftlichem Wert zu geben gewufst.
Einmal in Rheinsberg und bei dem Prinzen Heinrich, erwähnen wir an
dieser Stelle unseres Referates um seiner Bedeutung willen den Lebensabrifs
des Prinzen, den E. Graf zur Lippe8) der 'Deutschen Biographie' geliefert
hat; derselbe Militärschriftsteller schrieb eine gedrängte Biographie des Ge-
nerals Zieten. 8) Neues Material hat der Vf. für die erste Arbeit nicht be-
nutzt; in der zweiten giebt er einige originale Notizen. — Ein weiteres
Kapitel aus der Kriegsgeschichte behandelt von Ccrvisart-Montmam*):
die Vermehrung der preufsischen Artillerie seit dem Jahre 1757, die Ver-
anlassung dieser Mafsregel und ihren Einflufs auf die weitere Kriegsführung;
durch den leider in die (Euvres de Frederic le Grand (20, 267) überge-
gangenen, aber längst als gefälscht nachgewiesenen Brief an Mylord Marishel
vom 18. Juni 1757, der hier wieder einmal als historische Quelle benutzt
wird, sollte man sich doch endlich nicht mehr irre führen lassen. — A. v. Tay-
sen6) zeigt uns in einem Festvortrage Friedrich den Grofsen im Jahre 1780
eifrig thätig, die im bayerischen Erbfolgekriege gemachten Erfahrungen nutz-
bar zu machen; dio Instruktion vom 6. April 1780 wird zum crstenmale mit-
geteilt. — Dem im vorjährigen Bericht registrierten Beitrage zur Regimenter-
geschichte des preufsischen Heeres hat G. A. von Mülvcrstedt6) einen
neuen folgen lassen, aus dem die litterarischen Nachweise über die ältesten
gedruckten Armeelisten hervorgehoben seien.
Zur politischen Geschichte der Epoche sind nur ein Paar Aufsätze aus
1) A. Hamilton, Bheinsberg. Memorials of Fred, tho Great a. Pr. Henry of Pruss.
London, John Murray. 2 Bde. XIV, 325; XI, 333 8. — 2) E. Grf. z. Lippe, Pr. Heinrich
in Allg. Dtoche Biogr. XI, 561 — 568. — 3) E. Graf zur Lippe- Weissonf. , Zieten 'das
alte HuRarengesicht'. Berlin, Verl. <L Müitaria. 76 S. Vgl. c. VII. — 4) Ceryisart-Montmarn,
D. J. 1757 in seiner Bedeut. t d. proufs. Artill.; Jahrb. f. d. deutsche Armee u. Marino.
XXXV, 194—208; 301—315. — 5) A. v. Tayaon, dio milit. Thätigkeit Friedrichs d. Gr.
L J. 1780. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. 38 S. — 6) v. Mülverstcdt, d. halberat. Infant-
Regim. (1713- 17C3); Ztschr. d. llarzv. f. Gesch. u. Altertkdo. X11I, 227-243. Vgl. c XII.
111,28 1V R Koser.
Zeitschriften zu verzeichnen. Der noch am wenigsten aufgehellte Punkt in
der Geschichte des beginnenden österreichischen Erbfolgekricges ist die Politik
Frankreichs, da wir von französischer Seite weder eine systematische Quellen-
sammlung noch eine einigermafsen genügende Darstellung besitzen. Das zur
Zeit erreichbare allerorten zerstreute Material für die Beurteilung der letzten
politischen Aktion des Kardinal Fleury mustert und kombiniert R. Eos er1);
zugleich wird die Haltung Friedrichs IL Frankreich gegenüber, über deren
Motive die 'Politische Korrespondenz' doch nicht überall Auskunft giebt, ins
Auge gefafst. Die Besprechung einer inzwischen erschienenen Studie eines
französischen Forschers, des Herzogs von Broglie, wird im nächsten Jahres-
bericht Veranlassung geben, auf ein Paar einzelne Punkte näher einzugehen.
— Eine Miscellc von B. v. Köhnc,*) die archivalische Notizen über Ge-
schenke des Königs von Preufsen an die Kaiserin Elisabeth giebt, streift
auch die politischen Verhältnisse und die Ursachen der seit 1745 eingetre-
tenen Spannung zwischen Preufsen und Rufsland. — E. Reimann3) fährt
für den aus den Werken von Beer, Duncker, Arncth bekannten Plan von
1766 zu einer Monarchenzusammenkuuft in Torgau den aktenmäfsigen Nach-
weis, dafs Friedrich der Grofse den Kaiser förmlich hatte einladen lassen,
dafs Maria Theresia ihren Sohn ausdrücklich zu der Annahme der Einladung
ermächtigt hatte und dafs durch Josephs persönliches Verhalten im letzten
Augenblicke die Begegnung nicht zu Stande kam.
V.
P. Bailleu.
Deutsehe Geschichte 1786—1815.
(Cfr. unten.)
VI.
J. Hermann.
Deutsche Geschichte seit 1815.
Die neuere deutsche Geschichte im Ganzen fordert leicht heraus zu einer
geschichts-philosophischcii Konstruktion, in der die Notwendigkeit der Eiit-
1) R. Kor er, Zur Gesch. der Bezieh, zw. Preufsen u. Frankreich 1741 u. 1748; Ztsckr
f. Preufs. Gesch. XVII, 535-574. — 2) B. v. Kohne, Porträt Friodr. d. Gr. u. d. KrSnmig»-
wagen der Kaiserin; Russ. Roy. IX, 161 164. — 3) E. Reimann, Üb. d. i J. 1766 be-
absichtigte Zusammenkunft Friodr. 11. u. Jon. II.; Ztschr. f. Preufs. Gesch. XVII, .117 — 324.
Vgl. c. XVI11.
Deutsche Geschichte seit 1815. UI 29
wicklaug der seit den Freiheitskriegen — und selbst schon längst zuvor —
gelegten Keime des deutschen Staates, zu dem sich Preufsen als der deutscheste
erhob l), und wie neuerlich auch in Frankreich gelehrt worden ist, als der
centralis. Staat in seinen Anfängen, gezeigt wird. Die Irrungen und Täuschungen
scheinen sich, geschichtlich betrachtet, aufzulösen in Harmonie, wenn auch die
Disharmonieen der Zukunft noch nicht ganz vorenthalten bleiben.2)
Die Einzelheiten der einzelnen Jahre gewinnen unter solchen Gesichts-
punkten eine gewisse beruhigende und versöhnende Perspektive. 3) — Zur diplo-
matischen Geschichte zieht uns im Beginn weniger stark die Neigung.4)
In der immer von Neuem weite, und zwar mehr und mehr weitere
Volkskreise seit der Bewegung der Wiedergeburt Preufsens und der Freiheits-
kriege bewegenden nationalen und Einheitsfrage nimmt eine wesentlich nega-
tive Stelle die Entwicklung des ehemaligen deutschen Bundes ein. Immer
deutlicher und aktenmäfsiger begründet tritt seine Misere, seine Widerspruchs-
fülle, seine Unfähigkeit (vielleicht mehr als sein böser Wille, soweit nicht
Metternich unmittelbar in Betracht kommt) hervor. Eine wahrhaft vernich-
tende Beurteilung seiner eigenen Majoritäts-Politik und mancher prognosti-
zierender Anläufe zum Besseren, besonders seitens des prädestinierten Führers,
Preufsen, welches zeitweise — wenn es schon wollte — ohne sich selbst
zu verleugnen, gar nicht anders handeln konnte — ist gegenwärtig in wissen-
schaftlich unanfechtbarer Weise das Ergebnis.6)
Zur Beurteilung Mettcrnichs 6) und seines Kaisers Franz darf man der
ungarischen Beurteiler wie der ungarischen Ereignisse nicht en traten. Hielt
sich das Volk jenseit der Leitha doch stets unabhängiger und urteilte es
doch selbst in der frühesten Zeit freimütiger und erhielt manchen Aufschlufs,
der dem guten Österreicher und Deutschen vorenthalten blieb. Es ist gut,
gerade zur Begrenzung v. Treitschkescher Urteile das mafsvolle Zeugnis von
jenseit der Leitha zu hören, welches den Kaiser Franz mehr fehlen läfst
durch einen in Bagatellen sich zersplitternden Obereifer, wie als teils willen-
lose, teils abgefeimte Figur in dem Mechanismus des ersten Ministers.7)
Je unfruchtbarer die offizielle Führung, um so reicher — wenn auch
mehr an Worten als Erfolgen — ist die volkstümliche Thätigkeit besonders
um die Wendepunkte der Periode. Goethe dabei als gleichgiltig zu denken,
ist immer dem deutschen Gefühle empfindlich gewesen. Dankbar nimmt man
in dieser kosmopolitischen Dichternatur doch auch nationale Anwandlungen
wahr, z. B. bei der durchbrechenden Freude an der Entscheidung, die er
feierte in des Epimenides Erwachen (Frühjahr 1815 in Berlin gegeben) und
in der Widmung des Blücherdenkmals zu Rostock, sowie in dem Dank für
1) 0. Jägor, Gösch. d. neuesten Z. v. Wiener Congrefs bis z. Gegenw. (1878). 111. B.
2. Ausgabe. 19 Aufl. Cfr. o. Kap. 1. — 2) Joh. Scherrs 4 Buch, dtsche Gesch. 2 Bde.
2. Aufl. — 3) Müller, Polit Gesch. d. Gegenwart. Bd. XIII (d. J. 1879.) - H. Schult-
hess, Europ. Goach.- Kalender. 20. Jahrg. 1879 u. 1880; e. sehr brauchbares atatist.-sarhl.
u. sachgemäTsoa Keportoriura mit dorn Motto: Facta loquuntur. Nordlingen, C. H. Bock. 8°.
— 4) Doch nicht zu übergehen ist: Pool, Joh. G. Rists Lebonserinnoningen. 1. Dor gemeinte
Btand in dem diplom. Dionat Anf. unsoros Jahrh. Vgl. c. X. — 5) K. Fischer, Die Nation
o. d. Bundestag. Aus den Roston dos Archivs des Bundestags und dorn geheimen Staatsarchiv
geschöpft. Leipzig, Fuos' Vorl. 6) Vgl. Motternichs Momoiron u. K. Hill ebr and, Metternich,
in Deutsch. Rundsch. XX1L. S. 432—459. 7) L. v. Wirknor, Moine Erlebnisse. Blatt, a.
d. Tageb. meines offentl. Wirkens v. J. 1825 1852. 2. Aufl. Prefsb. u. Leipz. «Facta lo-
qauntur' ist auch hier Motto. Vgl. c. XV111.
HI,30 J- Hermann:
die Ehrcnmitgliedschaft der Gesellschaft für ältere deutsche Geschicbtekunde,
die die monumenta Germaiiiae historica ins Leben rief.1)
Freilich haben ganz andere hier schöpferisch und bahnbrechend gewirkt
nnd auch dafür gelitten. Mancher von diesen hat sich dann in die Wissen-
schaft, andere in die Frömmigkeit, Rechtgläubigkeit oder — in das feindliehe
Lager gerettet, wenn nicht das Exil ihr Los ward. Immer zahlreicher
wachsen die Zeugnisse derselben an — niedergelegt in Denkwürdigkeiten,
Briefen, Lebensbeschreibungen u. dgl., — aber keiner hat die Beschuldigungen
gegen die erste Generation der Einheitsmänner bestätigt, die die Karlsbader
Beschlüsse, die Teplitzer Ministerkonferenzen, die Central -Untersuchungs-
Kommission und ihre Helfershelfer, die Staatsskribenten und Lohnschreiber
oder herzlosen Geister von Gentzscher Farbe, zuletzt gar der neueste deutsche
Geschichtsschreiber ebenso wie Metternich in seinen Memoiren hinausge-
schleudert haben in das Publikum der Zeit und in die Geschichte der Folge-
zeit, mit einziger Ausnahme von Fr. Münch *), welcher noch kurz vor
seinem — Ende 1881 erfolgten — Tode dem von dem Vf. dieses gegebenen
gleichartigen Resum6 aus seiner Hinterwäldler- Einsamkeit in Missouri ent-
gegen getreten ist zur Aufrechterhaltung seiner Enthüllung.3)
Selbstverständlich ist solche Ansicht auf F. G. Welcker zu stützen.4)
Es ist das Bild der gröfsten Reinheit, edelster Richtung, vollkommenster
Unschuld, was uns in den betreffenden Aktenstücken entgegenleuchtet, ans
einer Seele, die nur als Rahmen oder Hintergrund den nationalen Gedanken
fafst, sonst voll ist der die Völkergesamtheit, besonders deren Geisteswelt
umfassenden wissenschaftlichen und künstlerischen Gedanken, und dann auch
Trost durch diese findet, sei es in litterarischem Forschen, sei es in den
Besuch der klassischen Landschaften, wie innere Erhebung gewinnt durch
die Beziehungen zu hervorragenden anderen Trägern, besonders Wilhelm
v. Humboldt.
Anders Leo,5) der indes trotz des Zugeständnisses der schwarzen
Ideen der 'Unbedingten', deren Einer er war, Sands That als Einzelthat
ohne Verschwörung darstellt.
Auch nicht einmal Hengstenberg6) unterstützt die Metternichsche Le-
gende: obwohl mit derselben Entschiedenheit Burschenschafter wie später
Reaktionär — und sogar verjagt aus Bonn — atmet er in seinen Briefen aus der
Zeit nichts von alle dem aus, was den Gesinnungsgenossen vorgeworfen. Sem
Leben ist ähnlich wie dasjenige Leos geradezu typisch für einen Teil der-
selben. Hengstenberg und Leo, viel absoluter und resoluter gerichtet, als
Welcker, übertragen dieselbe rücksichtslose Hingebung, die sie einst für
Deutschlands Umgestaltung beseelt hat, auf kirchlich -konservative Bestre-
1) Arnold Schäfer, Goethe's Stellung zur deutschen Nation. Heidelberg. In Samml.
v. Vorträgen, horausg. y. W. Frommel u. F. rfaff. — P. G. Winter, Goethes deutsche Ge-
sinnung. Den gleichfalls Überwiegend auf anderem Gebiet, aber doch auch national, als Mär-
tyrer bedeutsamen Theologen de Wette würdigt Stähelin (d. W. nach seinem Wert). —
2) Erinnerungen ans Deutschlands trübster Zeit. — 3) J Hermann, Wider H. y. Treitschke.
— Erwiderung von P. Münch in deutsche T.-Ztg.' Vgl. auch Jahresber. d. Gesch.- Wissensch.
2. Jahrg. Des Genann ton (Roforonton) Anschauung findet die wesentlichste Bestätigung durch
W. Eulor, Lohen Jahns, 2. Aufl., welches jotzt zu Endo geführt wird, seit der •Turnsperre'
freilich nur im Fluge. — 4) K. Kok u 16, Das Loben Friedr. Gottl. Welckers nach senes
eigenen Aufzcichn. u. Briefen. Leipzig, Teubncr. — 5) H. Leo, Aus meiner Jugondieit —
(>) J. Baehmann, E. W. Hongstonberg. 1. Bd. 1879. 2. Bd. 1880. Gütersloh, C. Bar-
teismsnn.
Deutsche Geschichto seit 1815. 111,31
bongen: Sie retten sich in das 'Reich Gottes/ Als dessen Organ tritt ur-
sprünglich vorzugsweise die evangelische Kirchenzeitung auf, wird von weiten
Kreisen in jener weitherzigen Richtung, die ein Zeitbedürfnis darstellt, ge-
tragen, dann im Kampf mit der — Hegeischen und rationalistischen Be-
strebungen nicht abholden — Regierung (v. Altenstein) und den das allgemein
Christliche fort und fort betonenden Kreisen Neanderscher und Schleier-
macherscher Richtung mit seinem Herausgeber zu einem Parteiorgan der
immer konfessioneller und gegenwissenschaftlicher gewordenen 'Kirchlichen'
Preufsens gestaltet — lange Zeit unter Friedrich Wilhelm IV. eine Macht, gleich
ihrem Herausgeber, in Staat und Kirche. So wird Hengstenbergs und der
Kirchenzeitung Geschichte zu einem hochwichtigen Stück Zeitgeschichte, *)
da sich um jene der ganze Generalstab, der politisch seit 1848 in der 'Neuen
preufsischen Zeitung1 den Sprechsaal fand, namentlich bis zu diesem Jahr
scharte, — die Leo, Gerlach u. a., die anfangs wider Willen den Heraus-
geber zum Überspielen ins Politische — unter dem Gesichtspunkt der Un-
christlichkeit der Revolution — und zum Bruch mit den staatlichen Unions-
bestrebungen der Landeskirche trieben.
Eine — psychologisch betrachtet — vergleichbare Sehnsucht, welche die
durch die Völkergeschichte angeregten, an der befriedigenden Gestaltung des
Vaterlandes verzweifelnden burschenschaftlichen Herzen zum Teil den Sprung
in die evangelische Kirchlichkeit ausführen liefs, führte andere wie die geist-
und phantasievolle Gräfin Ida Hahn-Hahn aus der Leere des Welt- und Ge-
sellschaftslebens in den bSchofs der allein seligmachenden Kirche', deren
Glaube ihr die 'Magnetnadel' wurde, die ihrer 'Seele ihren Weg weist und
sie in keinen anderen Hafen als in den der ewigen Seligkeit führt', nachdem
sie 'gepilgert von einer Grenze unseres Weltteils zur anderen', nachdem sie
hatte 'verstehen und erkennen wollen', so sagt sie selbst 'ja was denn
so eigentlich? den Menschen! sprach ich zu mir selbst. Wahrscheinlich wollt'
ich mich selbst verstehen lernen, aber das war unmöglich, denn kein posi-
tives Gesetz stand fest genug bei mir in Kraft, dafs es mir hätte zur Richt-
schnur und zum Mafsstab werden können, um die Erscheinungen und Be-
wegungen in mir und aufser mir sicher und unbefangen (!?) zu beurteilen.'8)
Solche Zuversicht fand wie so oft bei schwankenden Gemütern Unterstützung
in der straffen Zusammenfassung der kirchlichen Kräfte, wie sie nach dem
Sturz der 'Revolution' dem allgemeinen Zuge der Zeit gemäfs in der katho-
lischen Kirche von innen heraus und durch Förderung von oben eintrat.
Eine im Lichte der Geschichte schwerer als in demjenigen der Psychologie
zu rechtfertigende Thätigkeit hat in letzterer Richtung Fr. Wilh. IV schon
als Kronprinz ausgeübt, am meisten bei der Berufung des Joh. v. Geifsel zum
Koadjutör des Clem. Aug. von Köln.3)
Die 1848er Bewegung und ihre Folgen bis zu den neuesten Umge-
staltungen spiegeln sich scheinbar vielfach verschieden in den Eindrücken
und Erinnerungen der Volks- und der Staatsmänner,4) doch fehlt es nicht
1) Umfassend von 1824 bis zur neuesten Zeit behandelt — etwa von Rotheschem Stand-
punkt aus — in dem sehr brauchbaren : Fr. Nippold, Handbuch der neuesten Kirchengeach. s.
d. Restaur. y. 1814. Elberfeld, R L. Friedrich*. 3. uragearb. Aufl.— 2) Vgl. Dr. P. Haff-
ner, Gräfin Ida Hahn-Hahn. K. psycholog. Studie. Frankfurt a/M., A. Foosser. Begreiflich,
dafs katholische Federn immer gern auf diese Convertitin zurückkommen. — 3) Vgl. Duraont
dipl. Korreap. üb. d. Beruf, d. Bisch. J. v. Geifsol v. Speier ss. Koadj. d. Rrzbisch. Clem. Aug.
T. Droste-Vischering. Freib. i. Br., Herder. XIX, 373 S. — 4) lt. ?. Friesen, Erinnerungen aus
111,32 VII. Isaacsohn:
an aasgleichenden Spuren, wenn sich als gemeinsame Schuld oder gemein-
sames Verhängnis mangelnde Voraussicht in die Zukunft, mangelnde Einsicht
in die unerlafslichcn Bedingungen der Entwicklung und in die thatsächliehen
Faktoren der politisch-nationalen Ziele ergiebt.
Noch immer bilden die zwei grofsen Kriege 1866 und 1870/71 eine
Fundgrube milit Forschung. *)
Der Zollverein bildet eine Art von Vermittlung der Zeit vor diesen
Kiiegen und der folgenden, in die er aufgegangen.8)
Eine eigenartige geschichtliche und staatsphilosophische Leistung ist es,
gleichsam im Lichte der Vergangenheit und Zukunft einen bedeutsamen Ab-
schnitt der neuesten Zeit — die 'Bismarckscbe Ära'.») — zu werten. Ist
die 'revolutionäre' Partie der Regierung Friedrich Wilhelms II. als Pendant
zur neueren 'Ära'4) zu fassen, wie die 'Erneuerung des französischen Volks-
charakters durch die Stürme der Revolution' als 'ein Pendant zu deutschen
Stimmungen' 6) oder besser als ein Gegensatz, den der befriedigsten Thatigkeit
gegenüber dem Verluste jeglichen Stachels?
Ein Typus vom norddeutschen Bund sind gewifs die Transaktionen von
1795,°) auch das prcufs.-russ. Verhältnis7) bietet Parallelen. Bedenklicher
sind dergleichen aus dem auf zu verschiedener Grundlage auferbauten römi-
schen Reich, soweit Specialitäten in Frage kommen.8) Von einer Spielart
des Imperialismus glauben ja in der That manche aus innerster Über-
zeugung mit Bezug auf die neueste Ära sprechen zu müssen. Aber Prophet
und Historiker sind doch zwei verschiedene Gattungen und darum kann die
Probe auf dergleichen Reflexionen — historisch betrachtet — der Nachwelt
überlassen bleiben, wenn sie auch schon gegenwärtig politischen Wert be-
anspruchen.
VII.
Isaacsohn.
Brandenburg-Preufsen.
Die Herausgabe der „Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte
des Kurfürsten Friedrich Wilhelm" ist auch in diesem Jahre am
einen, den 10., Band vorgeschritten.9) Derselbe behandelt die ständischen
meinem Leben, Bd. 1 u. 2. Dresden, W. Baensch. — H. B. Opponhoim, Bened. F. L
Wal »lock, dor Führor der proufs. Demokratie (1848 — 1870). Berlin, B. Oppenheim. 2. Aufl.
O. v. Corvin, Erinnerungen aus meinem Leben, fortgesetzt bis cur Gegenwart 3. Aufl.
1. 3. Bd. Jedes von diesen droi Werken in soinor Woiso mit vorzüglicher Lebendigkeit die
Situationen spiegelnd, mit manchem wertvollen Aktenstück im ersten derselben. Vgl. c. XIV. —
1) v. Goobon, D. Trotfon b. Kissingen 18G6. — v. GlaRonapp, Ergänzungen zum Genertl-
stabswork, 18CC -1870. 9.— 14. Lief. -- 2) Vgl. v. Troitschko, D. letzte Akt d. Zollfer-
chtHgesch. i. Preufs. Jahrb. — J») Bruno Bauer, Zur Orioiitierung üb. d. BismarcksrJie 4An*.
Chemnitz, E. Schweitzer. 8 M. —4) Kup. Vll, S, f>9. — ;>) Kap. Xll, S. 119. — <>) Kap. XVlll,
- XX, S. 141-217. — 7) Kap. IX, 80. - 8) Kap. XXIV: Minister Hobroeht u. C'oecejat
Nerva, Kanzler des Tiberius. — 9) isaacsohn, Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte
Brandonhurg-Prcufscn. 111,33
Verhältnisse der Mark Brandenburg auf Grund eines reichen, hauptsächlich
irchivalischcn Materials. Er gliedert sich dem innern Wesen der ständisch-
staatlichen Beziehungen gemäfs in fünf Abschnitte. Die Ordnung des Kon-
ributionswesens bis zu den Rezessen von 1643; die Auseinandersetzung mit
len Ständen 1650 — 54; die Militärfrage und der nordische Krieg 1654 —
1660; die Ordnung des ständischen Kreditwerks 1662 — 1685; die Einführung
ler Accise 1661 — 1684. Aus allen hier mitgeteilten Akten geht klar her-
vor, dafs der Kampf zwischen Fürst und Ständen in seinen Grundlagen ein
ülgemein politischer, in seinen Äufserungen vorzugsweise ein Kampf finan-
zieller Natur war. Das Ständetum verficht den mittelalterlichen Lehnsstaat,
ler Fürst tritt als Vorkämpfer des modernen preufsischen Militärstaats, zu-
nächst auf der Grundlage eines geworbenen Söldnerheeres auf. Jenes strebt
nach Erhaltung seiner Standesprivilegien, die es von den Staatslasten eximieren,
iieser nach der Beseitigung jener Privilegien der Begüterten und Vermögen-
len; denn ohne deren Heranziehung ist die Erhaltung dor „Soldateska", eines
Heers von ca. 15 — 20 000 M. auf dem Friedensfufs, unmöglich. Alles kommt
iaher auf eine richtige Finanz- und Steuerpolitik an. Der grofse Kurfürst,
ier hier wie in den andern Territorien fortdauernd persönlich in den Kampf
tritt, schliefst mit den widerstrebenden Ständen ein Kompromifs: Sie behalten
ihre lokalen Hoheitsrechte vornehmlich polizeilicher und richterlicher Art und
gewähren ein Pauschquantum für das Heer auf eine Reihe von Jahren, d. h.
sie begeben sich indirekt des Rechts auf jährlichen Zusammentritt und Be-
willigung des Kriegsbudgets. Die notwendige Konsequenz ist die Verlängerung,
bezw. langsame Erhöhung dieses Budgets von Jahr zu Jahr.
Eine andre von den Ständen unvorhergesehene Konsequenz dieses ersten
Schritts ist die Umgestaltung des Steuerwesens seitens des Landesherrn. Die
bisherige, direkte Kriegssteuer von Grund und Boden, Giebel und Hufe, die
„Kontribution", erweist sich im Zeitalter nach dem 30jährigen Kriege als
inergiebig. Die bewilligten Summen aufzubringen, dazu bedarf es eines
neuen Systems, der indirekten Steuer, oder der „Accise", wie die Verquickung
ndirekter mit einzelnen direkten Abgaben zu jener Zeit bezeichnet wird.
Den fast 25jährigen heftigen Kampf um die Accise lassen uns diese
Urkunden und Akten zum ersten Mal in seiner Genesis, seinem Verlauf und
meinem für das Fürstentum siegreichen Ausgang klar und authentisch er-
kennen. Trotz alles Sträubens und Widerstrebens verlieren die Stände eine
Position nach der andern, bis ihnen im J. 1684 die Accise auch für ihre
„Unterthanen", die Bewohner ihrer Städte und Flecken, octroyiert wird. Die
Kontribution bleibt daneben für den Bewohner des platten Landes fortbe-
stehen. Der Verlust des Geldbewilligungsrechts hat den Verfall der 130
Jahre zuvor fast allmächtigen Landtage und damit der gesetzgebenden Ge-
walt des Ständetums zur Folge. Der schwache Ersatz der Landtage, die
Ausschufstage des sog. „Ständischen Kreditwerks", erweist sich als völlig be-
ieutungslos, seitdem dieses Werk unter staatliche Kontrole und die Leitung
ier Ausschuüstage an kurfürstliche Bedienstete fällt. Wohl oder übel müssen
die Stände sich auch hierin dem Machtgebot des nunmehr absolut gewor-
denen Landes- und Kriegsherrn fügen. Die historische, aber in sich ver-
los Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenhurg. Bd. X. Ständische Vorhand-
nngen. Bd. 11. (Mark Brandenburg.) XU u. 628 S. Berlin, G. lieimor. Vgl. die An»eige
n der Ztsch. fiir Pr. Gesch. 1880. S. 606-620. Populär gehalten ist: Hiltl, D. gr. Kur-
unt u. s. Zeit
Historische Jahresbericht«. 1880. III. 3
I£[,34 yU. Isaacsohn:
rottete Landesverfassung ist durch eine vom Fürsten oft mit gewaltsamen
Mitteln aufgezwungene ersetzt, die sich indes als notwendige Vorbedingung
für die Wiedergeburt des unabhängigen Nationalstaats erweist und in dem
Verantwortlichkeitsgefühl von mit ihrem Staat sich identificierenden Fürsten
eine Gewähr erhält, sichrer als geschriebene Urkunden.
Eine dem Werke vorangestellte allgemeine Einleitung giebt eine Über-
sicht über die Entwicklung der ständischen Verfassung vom Ausgang des 13.
bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts und erleichtert das Verständnis für die
Position des Ständetums zum Fürstentum im Moment des Ausbruchs des
inneren Kampfes.
Als Fundgrube für das hier zusammengebrachte Material erwiesen sich
neben den Staatsarchiven und dem der Kommunalstände der Mark Branden-
burg vorzüglich das Archiv des Domkapitels zu Brandenburg und das Fa-
milienarchiv der Freiherren v. d. Knesebeck auf Tilsen.
Eine zweite für die Forschung belangreiche Publikation urkundlicher
Natur ist der von E. Friedländcr nach der Originalhandschrift besorgte
Abdruck von König Friedrich Wilhelms I. Entwurf zu der Instruk-
tion für das General-Direktorium und König Friedrichs II. An-
merkungen dazu.1) Ein Vergleich des Entwurfs mit der Schlufe-Redak-
tion aus der Feder Ilgens läfst hier an einem Muster-Beispiel erkennen, was
bei den grofsen Reformen dieser Zeit auf des Königs eigne Rechnung zv
setzen, was seinem vortrefflich geschulten Beamtentum gut zu schreiben ist.
Erste Anregungen gehen meist von jenem aus, Gestaltung der Ideen oft von
diesen. Die Entwürfe zu allen wichtigsten Ordnungen zeigen wieder die Hand
des Königs; ihre Zurichtung für den praktischen Verwaltungsdienst die seiner
Minister und Räte. Dem Entwurf zur Instruktion angehängt ist ein zweiter
kurzer Entwurf zur Geh. Instruktion für den Minister Chr. v. Katsch, den
Kontrolcur des gesamten königl. Fiskalats und Auditoriats sowie ersten Syn-
dikus des Gl.-Direktoriums. Das dritte Stück der Publikation bilden die
artikelweise mitgeteilten Anmerkungen Friedrichs d. Gr., die später für die
neue Redaktion von 1748 verwandt wurden. —
Von wissenschaftlichen Bearbeitungen der Preufsischen Geschichte
ist, abgesehen von einem kurzen geschichtsphilos. Essai von E. Curtius, der
in geistvoller Weise Analogien zum Verständnis des Ganges der preufs. Gesch.
in der alten Gesch. aufsucht,8) diesmal nur eine allgemeinerer Natur zu ver-
zeichnen, M. Philippson's Geschichte des Preufsischen Staats-
wesens vom Tode Friedrichs des Grofsen bis zu den Freiheits-
kriegen,3) deren erster Band die Zeit von 1786 — 1791 umfafst. Der Ver-
fasser hat sich die schwierige Aufgabe gestellt, eine Darstellung von der
inneren Entwicklung des preufsischen Staatswesens während der oben ange-
gebenen Periode zu geben. Und ohne weiteres ist ihm nachzurühmen, dafs
es ihm schon mit diesem ersten Bande gelungen ist, aus bisher noch nicht
verwertetem Material mannigfache neue Resultate zu gewinnen und das In-
1) Dr. E. Friodländor, König Fr. Wilhelms I. Entwurf zu d. Instinkt t d. Gl.«
Direkt, n König Friedrichs II. Anmork. dazu. Abgedruckt in Ztschr. f. Preufi. Gesch.
S. 353—397. — 2) E. Curtius, D. Entw. d. preufs. St. nach der Analogie der alten Gesch.
betrachtet. D. Rundseh. XXII, S. 41— 47. — 3) Martin Philippson, Gesch. des Preafc.
Staats etc. Bd. L. X, 4G9 S. Loipzig, Yoit u. Co. Boiläufig sei erwähnt, dafs die Tolkf
tümliche Geschichte Preufscns von Ford. Schmidt, u. von F. y. Koppen« 2 Jahrh. d. brat*
denb. preufs. Gesch., die lieferungsweise erscheinen, im Lauf des Jahres ihrem Abschlafi e»t-
gegen geführt sind.
ßrandonburg-Preufsen. JJJ 35
teresse des Lesers, selbst da, wo er mit ihm nicht übereinstimmt, vom An-
fang bis zum Ende dank einem durchsichtigen und gefällig fließenden Stile
rege zu erhalten. In fünf gröfseren Kapiteln werden uns der Zustand
Preufsens um 1786 sowie Entwicklung und Persönlichkeit des neuen Königs
Friedrich Wilhelm IL und seiner Vertrauten, Bischoffwerder und Wöllner,
geschildert; sodann der verheißungsvolle Beginn der neuen Regierung, der
Sieg Wöllners über Zedlitz, Werder, die übrigen Minister des GL-Direktoriums;
endlich die Zeit der französischen Revolution und ihre Rückwirkung auf den
König und seine innere Politik, als deren Ergebnis ein allgemeiner Rück-
schritt der Verwaltung bezeichnet wird. Eine vorurteilslose und eingehende
Besprechung des Werks hat mit Recht dem Bedenken Ausdruck gegeben,
eine solche Darstellung an einem willkürlich gewählten Punkte anzuheben,
was sich nur rechtfertigen liefse, wenn dieselbe bis zu jenem Zeitpunkt all-
gemein feststände und bekannt wäre.1) Da weder das Eine noch das Andere
der Fall ist, so kommt Vf. zu unrichtigen Voraussetzungen, die mit Notwen-
digkeit seine Darstellung in ein schiefes Licht setzen. So kommt es, dafs
er einmal Folgen von Mängeln der Organisation den Persönlichkeiten, vor allem
der des Königs selbst zuschiebt, sodann aber der s. z. s. episodischen Er-
scheinung eines Wöllner fast gewaltsam eine Bedeutung für die Entwicklung
des Staatswesens zu vindizieren bemüht ist, die sie in Wirklichkeit nicht be-
sitzt. Wöllner erscheint in Ph.s Buch geradezu als der Spiritus rector der
Staats-Maschine, der die äufscre Politik und Justiz ebenso dirigiert wie die
Finanzen, Kammerverwaltung und sein eigentliches Ressort: Geistliche und
Unterrichts-Angelegenheiten. Das ist indes nur in beschränktem Mafse richtig,
insofern der gewandte und thätige Mann Angelegenheiten der verschiedensten
Ressorts unter dem von ihm gewünschten Lichte erscheinen zu lassen ver-
mochte. Nachhaltige Einwirkung übte er jedoch nur nach zwei Richtungen
hin: Er verhalf der kirchlichen Orthodoxie zum Siege über die von Zedlitz
verfochtenc geistige Unabhängigkeit und innere Freiheit, die sog. Aufklärung,
und verbreitete den schon vorhandenen Giftstoff der Demoralisation in dem
preufsischen Beamtentum, mehr als es irgend ein Günstling seit dem Fall
Kolbcs v. Wartenberg gethan, dem er in mancher Hinsicht nicht unähnlich
ist. Wenn der Vf. am Schlufs seines ersten Bandes, zur Zeit der gröfsten
Macht des Günstlings, die inneren preufsischen Zustände, Heer und Verwal-
tung, Hof und Adel, Bürgertum und Bauernstand, grau in grau malt, so ist
diese Schilderung, die des Vergleichs mit vorhergegangenen Epochen ent-
behrt, von einseitiger Übertreibung nicht freizusprechen, andrerseits macht
sich eben hierbei wieder der oben gerügte Mangel zu geringer Kenntnis der
Genesis der preufsischen Verwaltungsgeschichte bemerkbar. Gründliche Ein-
sicht in die Entwicklung des Behörden-Organismus würde ihn darüber belehrt
haben, dafs die traurigen Erscheinungen im inneren Leben des Staats die
notwendigen Folgen eines nicht mehr zeitgemäfsen Systems waren, das im
Zeitalter Friedrichs des Grofsen statt einer Umbildung eine Verbildung er-
fahren hatte.
Weit besser gelungen und dem Talent und den Studien des Verfassers
gemäfser sind die Abschnitte seines Werks, die uns den Kampf zwischen der
„Aufklärung" und dem Mysticismus schildern, wie letzterer vornehmlich in
1) R. Koaera Besprechung dienos Work« in don Mittlgn. aus der histor. Litter. 1881.
8. 61—70.
3*
111,36 VII. Isaaosohn:
den Geheimorden, vor allem dem der Rosenkreuzer in die Erscheinung tritt.
Zweck, Entstehung, Entwicklung und Thätigkeit dieser Orden, ihr Verhältnis
zum Könige und seiner Umgebung, die eigentlichen Motive der in ihnen
treibenden Kräfte sind auf Grund eines sehr reichen Materials, zu dem das
königliche Hausarchiv zu Berlin überaus wertvolle Beiträge geliefert hat, in
klarer und sehr belehrender Weise zur Darstellung gebracht, wie sich Vf. im
allgemeinen als ein guter Kenner der geistigen Tendenzen in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts bekundet. Ph.s Buch ist ein Werk, an dem
kein Bearbeiter jener Epoche vorübergehen darf, das aber, um selbständige
Geltung zu behalten, für seine Fortsetzung ausgedehnter Studien über die
Vergangenheit des preufs. Staats bedarf, um das nachzuholen, was im ersten
Band versäumt ist.
Einen einzelnen, scheinbar untergeordneten, in Wirklichkeit unentbehr-
lichen Zweig der inneren Verwaltung, die Amtliche Statistik Preufsens
im vorigen Jahrhundert hat Klinckraüller zur Aufgabe einer mono-
graphischen Studie gemacht. l) Auf Grund des in den Berliner Archiven
darüber vorhandenen urkundlichen und eines reichen gedruckten Materials
gelingt es Kl. für jene entfernte Zeit wenn nicht vieles, doch Sicheres and
Erwünschtes zu bieten. Der Inhalt der Schrift gliedert sich in 6 Abschnitte:
Die Populations-Statistik, neben den ältesten Nachrichten die Thätigkeit Fr.
Wilhelms I. und seines Nachfolgers darstellend; 2) die historischen Tabellen,
auch hier die Thätigkeit Fr. Wilhelms L, Friedrichs IL und Fr. Wilhelms IL
berücksichtigend; 3) die Handwerker- und Fabriken-Tabellen; 4) die Vieh-
stand-Tabellen; 5) landwirtschaftliche Tabellen; 6) Produktions-Tabellen. Die
Anfänge der Statistik, zunächst einer ganz allgemeinen Populations-Statistik,
datieren über die Anfänge Fr. Wilhelms I., des Vaters der preußischen Sta-
tistik, noch zurück. Schon der grofse Kurfürst liefe 1683 solche Lasten zu-
sammenstellen, deren Überreste bis in die ersten Jahrzehnte des 18. Jahr-
hunderts hinein von Büsching und Fischbach der Nachwelt bewahrt worden
sind. Der bekannte Eifer Fr. Wilhelms I. trieb ihn zuerst auch hier zu
weit. Alle 4 Monate wünschte er eine allgemeine Populat.-Statistik aufge-
nommen. Wiederholte Reklamationen nötigten ihn, seinen Eifer zu zügeln.
Ja man beschränkt sich seit 1723 — 1806 mit zweimaliger Unterbrechung von
zusammen 4 Decennien sogar auf die Herstellung der Populations-Listen auf
Grund von Süfsmilchs Todtenlistcn, also einer ungefähren Schätzung, statt
eines exakten Kalküls. Erst mit 1749 wird das Schema der Listen detaillierter.
Aus der vom Vf. versuchten Herstellung der Tabellen von 1730 — 1800 für
die Kurmark ergiebt sich für diese 70 Jahre in runder Summe ein Wachs-
tum von 452 000 E. auf 775 000, d. h. um erheblich mehr als 50 %. Lebten
1730 987 Seelen auf der Quadratmeile in der Kurmark, auf die sich die
Statist. Angaben allein beziehen, so beträgt ihre Zahl i. J. 1800 1692 Seelen.
Friedrich II. schritt auch hier auf dem von seinem Vater gewiesenen Pfade
weiter vor. Vorzüglich suchte er größtmögliche Genauigkeit der Daten zu
erzielen, wie eiue Anzahl ungnädiger Kab.-Ordres an die betr. Departements-
Minister und die Bestrafung säumiger Land- und Steuerräte beweisen.
Die ersten genaueren und allgemeineren historischen Tabellen
stammen aus dem J. 1722. Sie enthalten in 25 Rubriken Nachrichten über
1) Hugo Klinckmüllor, I). Amtl. Statist Prcufsons i. vor. Jahrh. Vi, 54. Jena, Gwt
fWher, vormals Fr. Maucke.
Brandenburg-Preufsen. 111,37
die Zahl der Seelen, der Hafen, der direkten Abgaben. Schon 1730 macht
sich ein bedeutender Fortschritt nach der Richtung der heutigen Tabellen
hin bemerkbar. Tabellen aus den Anfängen Fr. Wilhelms I. sind von einer
Genauigkeit, die wenig zu wünschen läfst. Unter Fr. Wilhelm in. tritt zu-
erst auch die Forderung auf, Angaben über Aussaat und Ernte gleichfalls in
dieselben aufzunehmen. Als im J. 1747 nach längerer Pause die historischen
Tabellen zuerst wieder hergestellt wurden, wurden ihnen auch Handwerker-
und Fabriken-Tabellen beigegeben gemäfs den auf Hebung von Handel und
Industrie gerichteten Tendenzen Friedrichs des Gr. Auch diese erfuhren in
den letzten Jahren des Jahrhunderts noch Erweiterungen. Die Viehstands-
Tabellen datieren seit 1756, sind jedoch nur zum kleinen Teil erhalten. Die
landwirtschaftlichen Tabellen endlich, die von 1776 her erhalten sind, ge-
langen gleichfalls erst um die Wende des Jahrhunderts zu zweckgemäfserer
Ausgestaltung. l)
Die Vereinigung des Herzogtums Magdeburg mit Kurbran-
denburg schildert J. Opel in einer als Festschrift zur Feier des 200jährigen
Gedenktags dieses Ereignisses erschienenen Monographie.8) Dieselbe beruht
auf dem Material des Sächsischen Provinzial- und mehrer Stadtarchive, sowie
einer reichen Litteratur. Die Schrift zeigt folgende fünf Abschnitte: 1) „der
Administrator Herzog August v. Sachsen und &in Regiment; 2) das Her-
zogtum Magdeburg unter den ersten brandeuburgischen Landesbehörden;
3) der Kurfürst Friedrich Wilhelm und die Stände; 4) die Huldigung des
Grofscn Kurfürsten in Magdeburg und Halle; 5) die neue Verwaltung. Ab-
schnitt 1 giebt eine anschauliche Schilderung von dem langsamen Sinken des
Erzstifts unter der Herrschaft eines unthätigen Regenten in einer politisch-
erregten Zeit. Je tiefer das Ansehn der Herrschaft sank, um so höher stieg
das der Ritterschaft, um so mehr verminderte sich der alte Wohlstand des
Landes. Der dritte Abschnitt schildert die energische Repression der stän-
dischen Macht seitens der neuen Landesherrschaft. Wie in den übrigen
niederdeutschen Territorien tritt auch hier der absolute Dominat an die
Stelle des ständischen Regiments. Der zweite und fünfte Abschnitt behandeln
den Übergang der Verwaltung an den neuen Regenten und die ersten von
diesem getroffenen Mafsregeln. Abschnitt 4 giebt eine genaue Schilderung
der pruukhaften Huldigungsfcierlichkeiten in den Hauptstädten des Herzog-
tums. Der Schlufs der Schrift zeigt, welche Bedeutung die neue Verwaltung,
vor Allem die Einführung der Consumtions-Accise für das Land erhielt. Der
stockende Handel und Wandel blühte wieder auf, die heruntegekommenen
Städte erhoben sich zu neuem Flor.
R. Hanncke3) schildert in einem Aufsatz in der Ztschr. für Preufs.
Gesch. (S. 253-268) Pommern und der Grofse Kurfürst, dieses letz-
teren Verdienst um das neuerworbene Hiuterpommern auf Grund von Droysens
Gesch. der Preufs. Politik und einer Reihe von Abhandlungen in den Bal-
tischen Studien Bd. V u. VI. J. G. Droysen4) giebt in derselben Ztschr.
(S. 502-534) unter dem Titel: England und Preufsen 1740—1746 eine
Obersicht über die Schwankungen der englischen Politik zur Zeit der zwei
ersten schlcsischen Kriege und den Versuch in eine preufsenfreundliche
J) Über Jungfer, Die Juden in Preufson unter Friedrich dem Qr. Tgl. S toi n sehn oidor. I.
2) Prof. Dr. J. Opel, Die Vereinig, d. Herzogt. Magdeburg mit Kurbrandonb. Festschrift
zur Erinner, a. d. 200juhr Vereinig., herausg. i. N. der histor. Kommiss. dor Prov. Sachsen.
Halle a./S. 1880, Otto Hendel. 102 Soiton. Vgl. c. XII. lt. Hanncko, Pommern o, d. g.
K. Vgl. c. X. — 4) J. 0. Droy»en, Engl. u. Pr. 1740-76. Vgl. c. XXI. a. c IV.
111,38
VII. Isaacsohn
Stellung zurückzulcnken, auf Grund einer eingehenden englischen Denkschrift
offiziöser Natur aus dem J. 1746. Kurz erwähnt sei hier noch ein Aufeati
in den Neuen Militärischen Blättern (Jahrg. XVI, S. 1— 6): Friedrich der
Grofse und Hertzberg, der neben einem Lebeusabrifs des Grafen einige
Originalbriefe des Königs an ihn mitteilt, aus denen Friedrichs Hochschätzung
für seineu Kabinetsminister hervorleuchtet und „ein unter Friedrich d. Gr. gegen
die Berl. Zeitungen gerichtetes Censurdekret v. S. G " (Sonnt.-Beilage der Voss.
Zeit. 52.) »)
Von biographischen Werken ist hier zunächst das durch H. Del-
brück vollendete Pertzsche Leben Gneisenaus zu nennen.1) Diese vor
mehr als zwei Jahrzehnten begonnene, durch den Tod des ersten Heraus-
gebers unterbrochene Lebensdarstellung Gneisenaus hat durch Delbrück einen
ihres Helden würdigeren Abschlufs erhalten, als der Anfang es war. Die
allzuwenig kritische und sorgsame Art Pcrtzens ist hier durch eine Methode
ersetzt, die an Gründlichkeit und liebevollem Eingehen in die ihr gesteckte
Aufgabe nichts zu wünschen übrig läfst. So ist es D. gelungen, hier wohl
den gröfsteu Teil von Gn.'s Korrespondenz — Briefe von ihm und an ihn —
zusammenzubringen, zu sichten, zu ordnen und die einzelnen Abschnitte mit
historisch-biographischen Einleitungen zu versehen, die des grofsen Gegenstands
würdig sind. Zu den 6 Büchern Pertzens, von denen das letzte die Zeit
des Feldzugs von 1813 behandelte, treten fünf neue hinzu. Buch 7 schildert
den Feldzug von 1814, B. 8 den Frieden von 1814 u. 1815; B. 9 den
Feldzug von 1815; B. 10 die Friedensperiode von 1815—1830; B. 11 den
Oberbefehl gegen Polen. Als Anhang zu B. 7 — 9 sind 6 Exkurse, teils
militärtechnischer, teils statistischer Natur, und 15 Aktenstücke, militärische
Berichte, Gutachten, Auszüge und Memoiren gegeben; als Beilagen zum Schlufs-
bande erscheinen fünf Stücke: die zwei ersten sachlicher Natur; die drei
letzten, eine Tafel der wichtigeren Begebenheiten und Daten aus Gneisenaus
Leben, ein Briefverzeichnis und eine Tafel der Nachkommen, dienen zur
Orientirung.
Neben York und Blücher ist Gneisenau der dritte, dem es fortan be-
schieden ist auch in einer trefflichen Biographie im Gedächtnis der Nach-
welt fortzuleben. Ja, vor den beiden Andern hat er noch das voraus, dafe
ein Biograph sein Leben geschrieben hat, der ihn genauer kannte, als alle
seine Zeitgenossen — er selbst. Es mag wenig bedeutende Männer unseres
Jahrhunderts geben, von denen eine gleich grofse Anzahl so eingehender und
charakteristischer Briefe mit liebevoller Pietät aufbewahrt und mit liberaler
Gesinnung zur Veröffentlichung hergeliehen worden sind, wie von Gneisenau.
Dank diesen glücklichen Umständen und dem, in dem Herausgeber einen
eifrigen und kundigen Sammler dieses schönen Materials gefunden zu haben,
vermag die Nachwelt das innere wie äufsere Leben des hervorragenden
Mannes fast Schritt für Schritt zu verfolgen. Es ist hier nicht der Ort eine
Charakteristik desselben an der Hand dieses Materials auch nur andeutend
zu geben, so sehr die Feder danach strebt. Es mufs genügen, darauf hin-
zudeuten, dafs Gn. sich Zeit seines Lebens als einen Mann betrachtete, dem
nichts Menschliches fern lag, einen Mann, der in der Beurteilung seiner selbst sehr
1) Eben da No. 22: Die Berliner Hofschauspioler gegen die Berl. Zeitungskritik n An-
fang d. Jahrhundert* von 8. G. — 2) Hans Do) brück, Das Loben doa Feklmarschalli
Grafen Noithardt von Gneisenau. Bd. IV, VI u. 713 S., Bd. V (Schlaft) 711 8. gr. 8.
Fort*, dos gleichnamigen Werks von G. U. Pertz. Berlin, G. Keimer.
Brandenburg-Preufsen. DX39
oft Pessimist, doch in den entscheidenden Momenten seines Lebens nie einen
Moment nur zögerte, die ihm zugewiesene verantwortungsvolle Stellung aufs
glänzendste zu vertreten. Von keinem habe er im Kriege und in der Politik
mehr gelernt als von Napoleon Bonaparte, äufsert er sich einmal in seiner
Korrespondenz gegen das Ende seines Lebens — ein charakteristischer Aus-
spruch. Er war ein Mann, der sich nie zu gut dünkte, um zu lernen und
der zu lernen verstand — eine positive zum Schaffen und Leiten geborene
Natur, die unausbleibliche Verstimmungen innerlich schnell überwand und
durch kein äufseres Mifsgeschick gänzlich zu Boden geworfen werden konnte.
Wenden wir uns von der Korrespondenz selbst zu den auf Grund derselben
und der einschlägigen Litteratur gearbeiteten Einleitungen des Herausgebers,
so finden wir auch in ihnen eine ganze Reihe für die Geschichte der Be-
freiungskriege wichtiger und teils ganz neuer Thatsachen , teils Sicherstellungen
bisher zweifelhafter oder irriger Annahmen. So widerlegt D. die landläufige
Annahme, dafs Frankreich Anfang 1814 an Menschenkräften schon erschöpft
und aus diesem Grunde nicht mehr widerstandsfähig gewesen sei in einem
besondern Exkurse (I) zu Buch 7 an der Hand zeitgenössischer und späterer
Berechnungen. Besonders eingehend wird das Verhältnis der schlesischen
zur Hauptarmee im Februar d. J. 1814 geschildert. Die schwankende Politik
des Kaisers Alexander und das Temporisieren des Oberstkommandierenden
Schwarzenberg erweisen sich hier als die Hauptursache für die bald zu vor-
sichtige bald zu kühne Kriegführung Blüchers und Gneisenaus und damit der
Verluste an der Marne, der ungenügenden Verwertung des Sieges von Laon.
Einem Memoire Müfflings über diese Schlacht ist ein zweiter Exkurs ge-
widmet. Auch die Tage von Ligny und Waterloo erscheinen erst hier unter
einer so klaren Beleuchtung, dafs von jetzt an kaum mehr die geringste
Thatsache noch streitig bleiben kann. Anders verhält es sich mit den
Motiven, da die von Wellington bei seinen Landsleuten erfolgreich verbreitete
Auffassung von ihrer eignen ausschlaggebenden Bedeutung für Waterloo durch
diese neue Darstellung ebensowenig verdrängt werden wird , wie dies durch
alle früheren Veröffentlichungen ähnlicher Art bisher erzielt worden ist.
Auch diesem Punkt ist ein eigner besonders eingehender und überzeugender
Exkurs (V) gewidmet.
Die Friedenszeit von 1815 — 31 zeigt Gn. zuerst als Generalgouvcrneur
der neuen Rheinprovinz mit dem Sitz zu Koblenz, eine Stellung, in der er
sich fast mehr benagte, als in jeder andern vor oder nachher, später als
Mitglied des 1817 neubegründeten Staatsrats und Gouverneur der Residenz-
stadt Berlin; zuletzt als Oberstkommandierenden der den Kordon gegen Polen
bildenden Armee, eine Stellung, in der er seinen Tod fand. AH' die zar-
teren Saiten dieser gemütreichen, eigenartigen Natur treten vorzugsweise in
der Korrespondenz dieser Jahre, einmal mit Frau und Kindern, dann und
vornehmlich mit dem ihm innigst befreundeten Clausewitz'schen Ehepaar, zu
Tage — eine Korrespondenz, die schon aus ästhetischen Gründen nie ihres
Reizes ermangeln wird.
Noch zwei andre Biographieen preufsischer Feldmarschälle sind in eben
diesem Jahre erschienen: die von Derfflinger und Zieten, beide von
demselben Verf., Graf zur Lippe-Weifsenfeld.1) Sie treten beide an-
1) Ernst Oraf zur Lippe-Woifsonfeld, Dorfflinger. Mit oinom Portrait Berlin,
Militari*, Verlagsbuchhandlung f. Militär-Lit u. im solbon Verlage: Zieten, mit Bild u. Unter-
schrift, nebst Kärtchen zum „Ziotonritt" am 20. Hai 1745.
111,40 ^ll iBaacsohn:
spruchsloser auf als das grofsc Werk über Gn. Es sind mehr skizzenartige
Lebensabrissc , angefertigt von einem begeisterten Verehrer kriegerischen
Talents im allgemeinen, der Genanuten im besonderen. Beide bringen jedoch
einzelnes Neue und Gutbegründete und verdienen daher hier Erwähnung.
Die Schrift über Derfflinger bringt zunächst einzelne weniger bekannte Daten
über seine Kindheit und seine ersten Kriegsdienste beim Winterkönigc und
unter Gustav Adolf, widerlegt dabei definitiv das noch immer wiedererzählte
Märchen vom Schueidergescllen Derffl. und verbreitet sich besonders ein-
gehend über seine Niederlassung im Braudenburgischen , seine Vermählung mit
zwei braudenburgischen Edeldamen nach einander, sowie seine wirtschaftliche
Thätigkeit auf Gusow in der Mark während der Friedenszeit von 1648 — 1655
und 1660 -1673. Weniger Neues bringt die Darstellung der kriegerischen
Thätigkeit D.'s. Dagegen tritt seine kernige Persönlichkeit recht voll und
entschieden bei dem Zerwürfnis mit dem Grofsen Kurfürsten hervor, von dem
er sich verletzt fühlte wegen Hintansetzung hinter den an Dienstjahren jüngeren
Fürsten Joh. Georg v. Anhalt-Dessau, bei ihrer beider Ernennung zum Gl.
Feldmarschall im J. 1670. Der Kurfürst hatte wiederholt mit dem fein-
fühligen Ehrgefühl gerade dieses aus dem niedrigsten Stande durch eigne
Kraft Emporgekommenen zu kämpfen; ein Punkt, in dem D. um so peinlicher
war, je häufiger der plumpe Witz eifersüchtiger und höhergeborner Kriegs-
gefährten sich au ihm zu versuchen geneigt sein mochte.
Die mit einer vortrefflichen Photographie geschmückte Zi et cn -Biographie
bringt die Laufbahn dieses Helden in 12 Kapiteln von der Geburt bis zum
Tode anschaulich zur Darstellung. Z. war eine Derfflinger wahlverwandte
Natur. Gleich feinfühlig im Punkt der Ehre und dadurch oft in die mifs-
lichstc Lage gebracht, gleich energisch und gleich geduldig, wenn es sich
darum handelte, ein fest ins Auge gefafstes Ziel durch Abwarten zu er-
reichen. Es dürfte minder bekannt sein, dafs Z. eine mehrmalige Entlassung,
einmal sogar eine Kassation seitens Fr. Wilhelms I. zu erdulden hatte und
dennoch all dies Mifsgeschick durch Beharrlichkeit und kluge Gewandtheit
überwand. Ebenso lebte er in steter bald mehr bald minder offener Feind-
schaft mit dem vielvermögenden Freunde und Adjutanten Friedrichs des Gr.,
Winterfeld. Dennoch behauptete er sich stets auf seinem Platz. Im Ein-
gang berichtigt Grf. Lippe das bisher allgemein angenommene Geburtsdatum
Z.'s vom 18. Mai 1699 auf den 14. Mai d. J. auf Grund der Eintragung
im Wustrau'er Kirchenbuch.
Bemerkenswert ist eines Franzosen Unternehmen, seinen Landsleuten
den „Ursprung der preufsischen Landwehr zu entwickeln."1)
Eine treffliche und eingehende Arbeit über das 1. Garde-Dragoner-
Kegiment hat der Rittmeister H. v. Rohr veröffentlicht8) Der erste Ab-
schnitt derselben schildert die Thaten des Regiments von seiner Formation
1815 bis zum Tage von Mars la Tour; ein zweiter Abschnitt ist dem innem
Leben, der Ökonomie u. s. w. gewidmet. Eine interessante Abgangsliste
der Offiziere des Regiments Graf Kunheim von 1713 — 1806, des
ältesten Regiments der Armee, das von 1615 — 1807 bestanden hat uud
seinen Namen nach dem letzten Rcgimentschef führte bringt Heft 2 der Bei-
1) Paasavant, l'originc de la landwohr pruss. i. Spcctat. milit. Dec. 79. — 2) H. v. Bohr,
ltittm. u. Esk.-Chef, Gösch, d. Gard.-Dragoner-Regimonts. E. S. Mittler u. Sohn, 416 S. fol.
Mk. 60. Auch eine (ieseh. de« Westfälischen Infanterie -Regiment« Nr. 16 liegt vor. Zo
1879 i»t nachzutragen: Treue nfeld, die Tage v. Ligny u. Bello-Allianco.
Brandenburg- Preufsen. I II 41
hefte zum Militär-Wochenblatt. Das 8. Beiheft desselben Journals bringt
eine Abhandlung von Erich Schild1) zur Geschichte des preufsischen
Feldpredigcramtes. Sie verfolgt die Geschichte dieses Amts von seinem
Ursprung (1655) über die Zeit, wo es ständig wurde und auch in Friedens-
zeiten vorhanden war (1692) bis auf die Gegenwart. Eine Anzahl Briefe
eines Landwehr- Offiziers, der unter Alexander v. Württemberg und Dohna
die Belagerung Danzigs vom Jan. bis Nov. 1813 mitmachte, veröffentlicht
die Allgem. Militär-Zeitung*) in den No. 23, 24, 25, 30: Ein wert-
voller Beitrag zur Kriegsgeschichte dieses Jahres. Der Sieg bei Leipzig,
nicht die elende Kriegführung, zwingt den französischen General Rapp nach
mehr als zehnmonatlicher Belagerung zur Kapitulation. Besonders charak-
teristisch ist das hochfahrende Benehmen der Russen gegen ihre preufsischen
Verbündeten, die trotzdem sie fast ein Drittel des 30 000 M. starken Bc-
lagerungsheeres ausmachen, fast nie und nirgends zur Geltung kommen.
Warnatz3) schildert die Geschicke des Zollcrn'schen Hauses und des
Stammschlosses auf Grund der Publikationen des Grafen Stillfried, Riedels,
Märkers bis in das 16. Jahrhundert hinein mit dichterischem Schwung und
in einer bisweilen dichterisch ausgeschmückten Art.
Freiherr v. Modem4) polemisiert in heftiger Art gegen solche, die die
These seiner hymnologisehcn Studie, dafs gewisse Lieder des Gesaugbuchs
von 1653 von der „reformierten" Fürstin Luise Henriette nicht herrühren
könnten, nicht annehmen wollen.
Eine Kuriosität ist ein französischer Bericht über eine Parade zu Ber-
lin 1786.
E. Knorr6) behandelt die Aufstände der Polen seit dem gröfsten un-
seres Jahrb. auf Grund eingehender Studien in der General-Polizcimeisterci
zu Warschau, dem Archiv des Grofscn Generalstabs zu Berlin, sowie den
Registraturen des Berliner und Posener Polizei-Präsidiums. Er kommt in
seiner Darstellung, die den Aufstand von 1830, den Versuch von 1846, die
Erhebung von 1848 und den jüngsten Aufstand von 1863 nebst seinen Vor-
läufern und seinen Folgen schildert, auf die Zusammenhänge der polnischen
demokratischen Partei mit den Internationalen in allen Ländern Europas, vor-
nehmlich Frankreichs, und weist nach, wie von dieser Quelle aus der Brand-
stoff stets von neuem in das Herz Polens getragen sei.
Die „Autobiographischen Blätter aus dem Leben eines preufsischen Ge-
nerals", die der vorige Jahrgang der Rundschau begann, werden in dein von
1880 für die Jahre 1834—41 fortgeführt.6) Sic behandeln Eiutritt des Ge-
nerals in das preufsische Heer als Avantageur Frühling 1834, seine Beför-
derung zum Lieutenant Okt. 1835, sein Leben in der Garnison zu Aschers-
leben und den gröfseren Teil des Aufenthalts zu Berlin, wohin er zum Besuch
1) E. Schild, Kgl. Divis. Pf. Ursprung u. erste Gostalt dos preufs. Feldpredigeramts.
— 2) Die proufs. Landwehr vor Danzig 1813. Bruchstücke u. Briofo. — 3) M. Warn atz,
Zur Geschichte der ilohon zollern, eino historische Studio. Coburg, G. Sendolbach,
64 8. — 4) Fr. Lg. C. Frh. v. Modoin, Archivrat a. D., Kritik und Geschichte,
Rechtfertigung der hymnologisehcn Studio: Luiso Ilonriotto, Kurfürstin v. Brandenburg. Ein
Wort an die konservativen Verächter goschichtlichor Wahrheit. Homburg v. d. Höhe, Stein-
häuser. 20 S. gr. 8. — 5) K. Knorr, Die Polen-Aufstände seit 1830 in ihrem Zusammen-
hang mit don internationalen Unisturzbewegungen. Berlin, £. S. Mittlor. Interessante Ver-
gleiche bieten Artikel dor D. Rundschau über dass. Thema: 'Boitr. z. G. dos letzten Polon-
Aofstandes.' — 0) Autob. Bl. aas d. Leben eines Proufs. Generals. D. Rundschau. Bd. 22.
IV— Vlll.
111,42 V1U. J- Jaetrow:
der Kriegsschule 1839 kommandiert wurde. Die preufsische Heereseinrich-
tung und das Garnisonsleben in einer kleinen Stadt, die Sitten des Milit&r-
und Civilstands wie das öffentliche Leben gegen Ausgang der Regierung Fr.
Wilhelms III. werden mit derselben Freiheit, Vorurteilslosigkeit und Frische
geschildert wie der gewaltige Umschwung, den die Anfänge Fr. Wilhelms IV.
im Denken, Thun und Trachten aller Schichten des Volkes hervorbrachten.
Die Persönlichkeit des Königs ist ebenso treu und vorurteilslos geschildert
wie das Übrige und tritt so plastisch hervor, dafs der spätere Biograph gern
auf diese Schilderung zurückgreifen wird.
Woker wendet sich gegen den bekannten und von uns besprochenen
Artikel M. Lehmanns und stellt das Verhältnis des Staates zur kath. Kirche
von seinem Standpunkt dar.1)
v. Sybel lenkt die Aufmerksamkeit auf Fr. Wilhelms IV. philosophische
Studien, gewifs ein eigenartig-interessanter Gegenstand.3)
VIII.
J. Jastrow.
Mark Brandenburg (lokal) und Lausitz.
Die Übergangsperiode vom Mittelalter zur Neuzeit behandeln die bereits
oben erwähnten3) Berliner Publikationen. Die Berliner 'Chronik' sowohl
als die 'Urkunden' haben nicht blofs die Neuzeit bereits erreicht, sondern
auch schon das Eindringen der Reformation in die Mark mitbehandelt.4)
Es ist bekannt, wie langsam die Kirchenbewegung gerade hier Boden ge-
wann; und mehr als darüber bereits bekannt ist, bringt auch die neueste
Arbeit von Hagemeyer5) über diesen Gegenstand nicht bei. Es ist ferner
bekannt, wie viel von dem katholischen Ceremoniell selbst dann noch bei-
behalten wurde, als Joachim n. sich zur Einführung der Reformation ent-
schlofs; und das jetzt von Wernicke6) veröffentlichte Inventarium der Ger-
kammer [= Sakristei, von gerben = zurüsten, ankleiden] des Domes zu
Brandenburg liefert einen neuen Beweis dafür. Schränke und Truhen sind
hier nebst einem fast lückenlosen Inventar erhalten-, sie stammen nach Wj
Ansicht aus dem Ende des XVI. oder Anfang des XVII. Jh. und zeigen uns
noch die alte kirchliche Tracht, wie sie Joachim II. hatte bestehen lassen.
Als auf das Zeitalter der Reformation der dreifsigjährige Krieg folgte,
gehörte die Mark Brandenburg zu den Territorien, die am meisten von den
Verwüstungen zu leiden hatten. Unter Friedrich dem Grofsen wurde eine
1) Woker, Gesch. dos Yorh. dos Brandenb.-Pr. Staates zur kath. K. i. Kath. IV, 593.
— 2) v. 8ybel, 2 Lehrer dor Phil. Fr. W. IV. i. Berl. lionats-Berichte. 79. — 3) 8. o.
II, Kap. XIX. — 4) Lf. 18. Borl. Chron. Sp. 209—236, 3% Bog. — 5) Ü. d. Stellung d. Kurf.
Joach. 1. z. Beform. Progr. No. 123 v. Inowraclaw. — 6) Anz. f. Kunde d. dtach. Von.
2¥. F. XXVII, Sp. 336 ff. 373 ff.
Mark Brandenburg (lokal) und Lausitz. 111,4:3
imtliche Ermittlung darüber angestellt, ob das Land sich innerhalb eines
Jahrhunderts von den Folgen des Krieges erholt habe. Dieselbe ergab, dafs
lie Anzahl der Dörfer im J. 1748 gröfser sei, als sie im J. 1618 gewesen.
)er alte Möhsen hat jedoch ein Manuskript hinterlassen, in welchem er das
iegenteil zu erweisen unternimmt und E. Dominik1) hat jetzt den Inhalt
lesselben im Auszuge wiedergegeben. Ebenso hat nach M. die Wohlhabenheit
ler Einwohner den alten Stand nicht wieder erreicht: er weist die unge-
leuren Lasten, die der Krieg dem Vermögen der Einwohner auferlegte, an
linzeinen Beispielen nach.
Für die Geschichte der Hohenzollern in der Mark sind die Ausgrabungen
n der Fürstengruft des Berliner Domes bemerkenswert. Die hier beigesetzten
fürstlichen Persönlichkeiten sind in der Zeit von 1595 bis 1873 verstorben.
5egera) hat einen Plan der Gruft, D(ominik) ein Verzeichnis der Särge
veröffentlicht.
Die Geschichte der märkischen Adelsgeschlechter ist durch die Fort-
setzung von H. v. Rederns3) 'genealogischen Nachrichten' gefördert worden.
Die Kirchenbücher von Spandau, Oranienburg, Seegefeld und Clodow haben
f. R. Notizen über 783 Familien geliefert; aufserdem sind noch die Namen
ler Paten und der Spandauer Kompagniechefs zusammengestellt, die in dem
Militär-Kirchenbuch erwähnt werden. Die Kirchenbücher der Nikolaigemeinde
su Spandau beginnen mit dem J. 1606 (die im Anhange abgedruckten Prc-
iigerregister schon 1538). Neben dieser lutherischen Gemeinde wurde 1666
luch eine reformierte Gemeinde zugelassen, deren Akten mit dem folgenden
fahre beginnen. Erst ein Jahrhundert später (1765) fängt das Militär-
ürchenbuch an.
Weniger ausgiebig als man erwarten sollte, sind die Oranienburger
V.ktcn-, diese beginnen erst 1690; aus der eigentlichen Blütezeit der Stadt,
icn Tagen der Kurfürstin Luise, ist also nichts erhalten. Im Anhange sind
lie Spandauer Gouverneure und Kommandanten von 1580 — 1817 zusammen-
stellt Übrigens giebt v. R. alle Taufväter mit Ausnahme der Soldaten,
Cagearbeiter und gewöhnlicher Handwerker. Wenn aber auch der uicht-
»erücksichtigte Teil der Einwohnerschaft noch immer der gröfsere sein mag,
o ist doch diesmal bereits reichliches Material zu einem Einblick in die
sozialen Verhältnisse auch der bürgerlichen Bevölkerung geboten.
Viel Material für die märkische Adelsgeschichte bieten die Akten des
3hemaligen Brandenburger Schöppcnstuhls (109 Foliobände in der Bibliothek
les Amtsgerichts zu Brandenburg), sowie die Lebnskopialbücher des Berliner
fommergerichts. Den Beweis hiervon liefert ein Verzeichnis der auf die
beschichte Derer v. Bismarck bezüglichen Stellen, welche in den Branden-
rarger Akten von 1539—1777, in den Berliner von 1599 — 1713 vor-
kommen. 4)
Die wenigen heraldischen Resultate, die sich für die Adelsgeschichte
tos den Ausgrabungen auf dem Schlofsplatz in Berlin ergaben, hat F. Bud-
;zies zusammengestellt. Interessant ist eine von dem kurf. Leibarzt Fr. llil-
lesheim verfasste Grabinschrift in lat. Distichen auf den am 16. Mai 1600
m Zweikampfe gefallenen Dänen Malthe Wiffert.6)
1) Int dio Mk. Br. vor d. 30j. Krieg bevölkerter gew. alt 1748. Bär VI, 96. — 2) D.
?ür»tengruft im Dom zu Borl. Bär VII, 56. — 3) Mark. Forsch. XV, 1—285. — 4) Cor-
*espond0iizbl. d. deatschon Archive. 111, 75. — 5) Dtuch. Horold XI, 126 — 142. — Vgl. o.
1, Kap. XIX.
HI 44 VIII. J. Jasstrow:
In der Lokalgcschichtc der Mark tritt naturgcmäfs die Hauptstadt noch
mehr als in andern Provinzen hervor. Unter den vielen populären Auf-
sätzen des 'Bär'1) ist erwähnenswert zunächst die Abhandlung von Dominik7)
über einen Plan von Berlin aus dem J. 1648 von dem kurfttrstl. Ingenieur
Mcmhard (den Zweitältesten der existierenden Exemplare in der königl.
Bibliothek), sowie über einen andern3) aus dem J. 1688 (von Job. Beruh.
Schultz neu veröffentlicht). Der Besprechung des erstem ist ein reichhaltiges
Verzeichnis anderer alter Pläne Berlins beigefügt. — Ein Ungenannter4) be-
spricht das kgl. 'Schlote' nach einem Bilde aus der 'Leipziger allgemeinen
Zeitung* von 1592, einer Abbildung, welche vermutlich auf die von Nicolai
benutzte zurückgeht. — In die volle Gegenwart reicht hinein der Überblick,
welchen Fcl. Müller6) über die ersten 25 Jahre des mathematisch-päda-
gogischen Seminars am K. Friedrich-Wilhelms-Gymnasium giebt. — In Berlin
wurde 1854 eine katholische Mädchenschule (Zimmerstr., dann Lindenstr.)
errichtet, deren Leitung Ursulinerinnen aus Breslau übernahmen; sie hatte
jedoch nur kurzen Bestand — bis 1877.6)
Die Publikationen über Berliner Baugeschichte haben zwar im we-
sentlichen nicht zu neuen Resultaten, aber doch in der Regel zu neuen Be-
weisgründen für die von Adler aufgestellten Vermutungen geführt. Anlafs zu
Spezialforschungcn gerade auf diesem Gebiete boten die an andrer
Stelle bereits erwähnten7) Ausgrabungen auf dem Schlofsplatze. Frings8)
hat dieselben in architektonischer Beziehung besprochen und einen auf Fach-
studien beruhenden Plan veröffentlicht. Er erkennt in den ausgegrabenen
Ruinen Reste des ehemaligen Dominikanerkirchhofs; ein noch anter den
Gräbern aufgefundenes Fundament stellt den ältesten hier gemachten Fund
dar. Indem F. hierin die Substruktion der ältesten Stadtmauer Köllns ver-
mutet, gelangt er ebenso, wie eine unabhängig geführte Untersuchung von
Fritsch9) zu einer Bestätigung der Adlerschen Ansicht, dafs eine Mauer
(vom linken Spreearm in der Gegend der heutigen Schleusenbrücke aus)
nicht im Bogen, sondern direkt hinter der Dominikanerkirche zum rechten
Arm gegangen sei. Die übrigen aufgefundenen Mauerreste ist F. (wiederum
mit Adler gegen Fidicin) geneigt, der von Kf. Friedrich II. angelegten Burg
zuzuweisen. Da Schlüter die Front der Burg Joachims IL beibehalten hat,
so müssen wenigstens die Quermauern einem noch älteren Bau angehört
haben. — Eine Untersuchung der ehemaligen Terraiiiverhältnisse zeigt eine
Bodenerhöhung nach Kölln zu, dies könnte für Fidicins viel bestrittene Ety-
mologie sprechen, wonach dieser Ortsname von einem wendischen Wort rar
'Hügel' stammen soll.
Den eben erwähnten Bau Schlüters hat gleichfalls Frings10) noch ein-
mal fachgemäfs untersucht; das tragische Schicksal des Baumeisters scheint
ihm wie schon Adler in der That durch zwei schwere technische Fehler,
ungenügende Fuudierung und schlechte Verbindung alter mit neuen Bau-
teilen, verschuldet. — Über den 'ehemaligen Kirchhof um die Nikolaikirchc'
1) llluatr. Berlin. Wochonschr. Hrsg, v. E. Friodol u. E. Dominik. (Berlin, FaeteL)
VI. VII. (D. Jg. beginnt m. d. 1 Okt.) — 2) Grundrifs d. boyden churf. Resid.-Stätte Bert»
u. Colin. Bär. VI, 258. — 3) Ibid. VII, 9. 12. — 4) Ibid. VI, 413. — 5) Chronik d»
von d. llcrrn Prof. Schellbach goleit. mathcmat.-iÄdagog. Seminare 1855 — 1880. 24 8.
Berlin, Druck v. Recske & Hnhmann. (Nicht im Buchh.) — 6) Meer, Gesch. d. Ursoli-
ncriniicii-K lernten i. Breslau. Breslau, Adcrholz. 51 S. — 7) S. o. IL, Kap. XIX. — 8) Wochbl- f.
Archit. u. Ingen. II. No. 25. — 9) Richtung d. nördl. Teils d. eheiual. Kollner Stadtmauer.
Bär VI, 31G. - 10) Wochenbl. (s. Anm. 8) II, 288. 314. 333.
Mark Brandenburg (lokal) und Lausitz. JU 45
bringt F. Meyer1) wenig historisch Erhebliches, zumal genauere Nachrichten
überhaupt erst seit Ende des 17. Jahrhunderts vorhanden sind. Neu abge-
druckt ist Tuckermanus8) Studie über die Entwicklung des Grundrisses
der Berliner Wohnung. — Mit einem einzelneu Berliner Patrizierhaus des
XVIII. Jh., welches bis heute in der Gestalt erhalten worden ist, die es im
vorigen Jahrhundert gehabt hat, dem Ermelerschen, Breitestr. 11, beschäftigt
sich Alfieri3) und bringt zugleich einzelne Notizen über die Besitzer-
familie bei
Zur Geschichte Berliner Persönlichkeiten ist wenig Erhebliches
zu verzeichnen. Von August Borsig, dem Begründer der Berliner Eisen-
industrie, berichten ein Vortrag von Herrn. Vogt4) und eine Jugendschrift
von H. Jahnke5), was in anderen Biographieen von ihm erzählt war. —
Unter den Nachklängen der vorjährigen Mendelssohnfeier ist noch ein Auf-
satz6) entstanden, der die Zustande der Berliner jüdischen Gemeinde vor
Moses Mendelssohn behandelt und unter anderm auch aus der Unterstützung,
die dieser in Berlin gefunden, schliefst, dafs auch schon vor ihm unter den
damaligen Juden Berlins für deutsches Wesen mehr Sinn geherrscht habe,
als man bisher angenommen. Gleichzeitig wird nochmals auf die Gründe
hingewiesen, nach welchen für das gewöhnlich angenommene Geburtsjahr
Moses Mendelssohns (1729) richtiger das J. 1728 zu setzen ist. — Die Fa-
milie selbst scheint das einmal rezipierte Geburtsjahr ihres Stifters traditionell
festzuhalten. Wenigstens erscheint es unverändert als Anfangstermin der
Familiengeschichte auf dem Titelblatte der neuen Auflage des Werkes, welches
S. Ilcnsel7) dem Gedächtnisse seiner Ahnen mütterlicherseits gewidmet hat.
Im übrigen erscheint dieses Werk in seiner jetzigen Gestalt insofern ver-
ändert, als der Verfasser alles, was nur ein rein persönliches Interesse für
ihn und andere Familienmitglieder hatte, weggelassen oder geändert hat.
Trotz dieser gröfseren Objektivität fehlt dem Buche zu einem Geschichts-
werke zusammenhängende Darstellung. Es sind nur einzelne Beiträge,
diese aber desto wertvoller, weil sie meist in Originalquellen, Briefen und
Tagebüchern gegeben werden, insbesondere gewähren die neu hinzugekommenen
Briefe der Eltern von Felix Mendelssobn-Bartholdy einen äufserst interessanten
Einblick in die allererste Erziehung des berühmten Musikers. Diese Gene-
ration ist bereits in der christlichen Kirche erzogen, aber auch die älteren
Familienmitglieder traten zum grofsen teil in dieselbe ein. Durch Heiraten
endlich wie mit dem Maler Wilh. Hensel und dem Mathematiker Lejeune-
Dirichtet verschiebt sich der Stundpunkt der Familie allmählich in die Ber-
liner Künstler- und Gelehrtenwelt und tritt mitten in den Verkehr, an welchem
Alex. v. Humboldt, Varnhagen von Ense, in früherer Zeit auch noch Goethe
1) Bär. VI, 300. — 2) Ibid. 449. 461 ; vgl. Jahresbor. II, 3, 67 — 3) Ibid. VI, 340.
— 4) Berlin, Drewitz. 24 S. — 5) Berlin, Th. Hofmann. (Neue Jug.-Bibl.) 143 8. —
— 6) Voss. Ztg. Sonntagsboil. No. 1 vgl. No. 3. — Gelegentlich sei darauf hingewiesen,
dafs si<:h in der Sonntagsboil. einige Aufsätze übor Berliner Zustände finden, die indes nicht
direkt in den Rahmen dieses Berichts zu fallen scheinen. No. 4. Kürschner, e. gefeierte
Berl. Sängerin aus d. ersten Drittel dieses Jh. (Josephine Schultz, geb. Killitzschky). — No. 22.
Die Berl. Hofschauspiolor gegen die Berl. Zeitungskritik zu Anf. d. J. S. c. VII — No. 27. K. Berl.
Predigorwahl vor bald 100 Jahren u. ein Gonsumachspiol. — No. 51. E. von d. Berl. Zoituugs-
censur unterdrückte Erklärung Blüchers. — No. 52. E. unter Friodrich d. Gr. gegen die
Berliner Zeitungen gorichtetosCensurdokret. S. c. VII. — 7) D. Farn. Mendolssohn 1729—1847. Mit
8 Porträts, gez. v. W. Honsei. 2 Bde. 2. Aufl. Berlin, Behr. IX, 383 u. 400 S. —
frwähnt sei hier B. Szold (Rabb.), Mos. Mondolssohn. Gedenkschr. z. dessen 150). Ge-
burtst Baltimore, 1879 (Philadelphia, Schäfer & Koradi.) 52 S.
111,46 V1H- J. Jantrow:
und Zelter, teilnehmen; im Aaslande, z. B. in Rom, sind es zuweilen gerade Mit-
glieder dieser Familie, an denen die dort lebende deutsche Künstlerwelt ihren
Mittelpunkt findet; und so wird das Buch zugleich ein Beitrag zur Kunde des
damaligen gesellschaftlichen Verkehrs der Berliner innerhalb und außerhalb
Berlins. — — Im wesentlichen derselbe Verkehrskreis ist es, für den
Brahms1) Festschrift zur Enthüllung des Goethe-Denkmals das Verdienst
in Ansprach nimmt, 'Goethes Weltstellung entdeckt zu haben'.
Mit der Einführung der neuen Justizgesetze am 1. Okt 1879 war die
oberste Gerichtsbarkeit, nachdem sie in Brandenburg über ein halbes Jahr-
tausend von den Landesherren geübt worden, wieder an das Reich zurück-
gegangen. Hierdurch veranlafst, hat der Obertribunalsrat F. H. Sonnen-
schmidt2) eine Geschichte des höchsten preufsischen Gerichtshofes (z. Teil
aus dessen eigenen Archivalien) bearbeitet, welche jedoch erst mit dem zweiten
Privilegium de non appellando vom J. 1702 anhebt. Das damals eingesetzte
Obcrappellationsgericht wurde im Jahre 1 748 (2 Jahre nach dem Privilegium
de non appellando iliimitatum) zum 'Obcrtribunal' mit der Kompetenz
über die gesamte Monarchie umgeschaffen und hat von 1782 — 1853 als
'Geheimes Obcrtribunal' weiterbestanden. Die Geschichte des letzten Viertel-
jahrhunderts seines Bestehens wird in weiteren drei Perioden behandelt
Beigegeben ist eine grofse Reihe von Biographiecn aller Präsidenten, sowie
sämtlicher lebender Mitglieder, endlich eine Geschichte der Bibliothek.
Aufs er der Hauptstadt ist von der lokalgeschichtlichen Forschung ganz
ausschliofslich die östliche Hälfte der Provinz, der Reg.-Bez. Frankfurt, be-
dacht worden. In Frankfurt a/O. selbst hat der 'historische Verein für
Heimatskundc' einen Accessionskatalog über die seit 1867 von ihm neu er-
worbenen Münzen herausgegeben. 3) • Der Verein hat bei Gelegenheit der
Aufhebung des dortigen Appell ationsgerichtes vom Amtsger.-R. Bardt eine
Geschichte dieses Tribunals schreiben lassen, deren Magerkeit indes der Vf.
selbst bedauert.4)
In der Pfarrkirche zu Küstrin befindet sich eine Fürstengruft Auf
den Inschriften derselben sind die Gräber Johanns von Küstrin, sowie seiner
Witwe Katharina geb. Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg (t 1574), ferner
der Söhne Johann Georgs (Friedrich f 1611, Albert f 1615) erkannt
worden. Die Trümmer einer Sandsteinplatte mit Kinderfiguren bezogen sich
nach den Fragmenten einer Inschrift auf das Grabmal der Kinder des kur-
fürstlichen Rates Liborius v. Schlichen auf Tammendorf.6) — Münche-
berg hatte auf Befehl des Kurfürsten 1699 den französischen 'Refügierten'
alle seine wüsten Stellen anweisen müssen, hatte aber von ihrer Anmafsung
und Unverträglichkeit nur Verdrufs, der dem Magistrat freilich auch durch
die innern Parteien in der Stadt erwuchs, wie Mitteilungen aus dem Pro-
tokollbuch des Magistrats von 1709 — 1715 lehren.6; Letztere entrollen uns
nicht minder wie Sternbecks Schrift über Strausberg7) ein immerhin an-
ziehendes Bild des kleinstädtischen Lebens in unserer Mark. Rekrutierungen,
Deserteure, Durchzüge von Truppen, Einquartierungen, königliche Treibjagden,
die seit 1418 erwähnte Schützengilde, die Huldigung der Stadt 1713, die
1) Goethe u. Berlin. Berlin, Weidmann. 36 8. Vgl. Lit. Centr.-Bl. Sp. 1010. -
*2) Geschichte dos K. Obcrtribunalft zu Berlin. Mit 3 Protr. etc. Berlin, Carl Heyauai.
1879. XXX1L u. 490 S. — 3) Mittoilgn. d. Vcr. H. 13: A.-O.-R. Bardt, d. Hfinaaaml.
d. Vcr. H. 2. 4) Ibid- H. 14. — ,">) Wochenbl. (S. o. S. 44») S.335. — 6) Sitr-Ber.
d. Vor. f. Heimatkunde in MUncbeberg. 7 Bll. in Pol. Nicht im Buchh. Druck von A. Dnboy
in M. — 7) S. o. 11, Kap. XIX.
Mark Brandenburg (lokal) und Lausitz. 111,47
Wiederherstellung der verfallenen Stadtmauer, Ausschreitungen der Gewerke,
Bierstreitigkeiten u. a. nahmen das Interesse des Rats und der Bürgerschaft
in Anspruch. — Zu Müncheberg gehörte Hoppegarten, wo mit 1726 das
älteste Kirchenbuch beginnt; die Kirchenrechnungen beginnen 1704. Einen
Kostenanschlag für den Umbau der Kirche von 237 Thlr. 12 gr. fand der
Müncheberger Rat zu hoch!1) — Eine Anzahl märkischer Adelsfamilien der Neu-
zeit betrifft das von G. Schmidt *) gesammelte Verzeichnis von Grabsteinen.
Ohne Belang ist, was der Pfarrer Petri8) zu Padligar (Kr. Züllichau
u. Schwiebus) über die Vergangenheit seiner Parochie geschrieben hat
Besonders zahlreich sind auch in diesem Jahre die Publikationen, welche
sich auf die Lokalgeschichte der Lausitz beziehen.
Ed. Berg er4) behandelt die Geschichte des lausitzischen Buchhandels
im XIX. Jh. in einer nach Städten geordneten Übersicht; Tschabran5)
beschäftigt sich mit den 'Anfängen des Lehrerseminars zu Altdöbern'.
über die Stadt Guben hat die dort erscheinende Zeitung in den letzten
5 Jahren eine Anzahl lokalgeschichtlicher Artikel gebracht, welche von
Jentsch6) in einer 'Übersicht' zusammengestellt worden sind. In den Be-
arbeitungen der Geschichte dieser Stadt befand sich bisher eine Lücke
zwischen dem Ende der alten Lozkeschcn 'Chronik' (1800) und dem Anfang
der 'neuen Beiträge' von Tschirch (1815); diese ist nunmehr durch
eine Reihe lokaler und kriegsgeschichtlicher Notizen ausgefüllt, die unter dem
Titel 'Guben in den letzten Jahren der sächsischen Landeshoheit' zusammen-
gefaßt sind.7) — In der dortigen Stadtkirche sind Steinfliesen mit einge-
prefsten Bildern gefunden.8)
Die kirchlichen Verhältnisse der Niedcrlausitz zeigen eine ganz unge-
wöhnliche Duldung und Duldsamkeit, eine Art von laissez faire, laissez aller,
bis Herzog Ernst L, 'dessen wichtigster Besitz unser Markgrafentum bildete',
am 21. März 1668 das Consitsorium zu Lübben eingesetzt hatte. Von da an
datieren Konflikte, die zum Verluste der 'kirchlichen Autonomie', wenn auch
zu einem Kompromifs 1691 führten.9)
Die Oberlausitz geht ein interessantes Stück Geschichte der ersten Jahre
des 30jährigen Krieges von Knothe10) an.
Der interessante Prediger Joh. Mayn aus Forst, 1623 — 1683, wo er
als Prediger in Albrechtsburg bei Sorau starb, hat eine Erwähnung ge-
funden.11) Er ist Vf. eines handschriftlich, wie erwähnt wird, auch noch vor-
handenen Werkes über die Lausitz in 6 Bänden. Er besuchte die Schulen
in Forst, Cottbus, Görlitz, studierte 1641 in Frankfurt a. 0. und war 3 Jahre
schwedischer Feldpredigcr. Einigo Aufzeichnungen aus den Jahren 1640 —
1645 betreffen das Elend des 30jährigen Krieges.
Was die wendisch gebliebenen Teile der Niederlausitz betrifft, so tragen
die noch heute lebendigen Volkssagen und Gebräuche der spreewälder Wenden
zum Teil so sehr das Gepräge der Ursprünglichkeit, dals hier die Gegenwart
1) Engels, Sitz.-Ber. v. 3. Febr. — 2) S. o. II, Kap. XIX. — 3) Gedenkbl. a. d. Gesch.
des Kirchsp. P. Beitr. z. Mimions- u. Kirchengosch, d. Noam. Züllichau, Liebich. 87 S. —
Üb. U. Schulwes. in Luckau a. o. II, Kap. XIX. — 4) N. Laus. Mag. LVI, 280. — 5) Ibid. S. 272.
— 6) Neues Laus. Magazin LVI, S. 474. — 7) Ibid. S. 475. — 8) Bär VII, 75. —
9) H. J(entsch), Kirchl. Vorgängo i. der Niedcrlausitz während dor letzten Hälfte d.
17. Jh. i. Brand. Provinzbl No. 37. S. 287—288. Dann S. 301—304 - 10) Knothe,
Bemüh, der Oberlausitz um o. Majestätsbrief. Id., d. Anteil d. O.-L. a. d. Anfang, d. 30j.
Kr. Beides in N. Laus. Mag, herausg. v. Schön wäldor. Bd. 56. H. 1. Görlitz. Vgl. Kap. III.
11) N. Laus. Mag. LV (1879) 278-284.
JJI 48 IX- Lohmoyer. (Hermann.)
eine Quelle der Vergangenheit ist. Freilich nur zum Teil: denn diese
Sprachinsel hat doch mannigfache Kultureinflüssse aus der umliegenden
deutschen Gegend auch hinsichtlich der Erzählungen der 'Spinten' erfahren.
Dies zeigt sich in den beiden Sammlungen, welche gleichzeitig von Scha-
lenburg1) und von Veckenstedt*) erschienen sind. Der erstere hat sich
fast lediglich auf Burg beschränkt, V. aber in der ganzen Niederlansitz und
angrenzenden Gebietsteilen gesammelt. In der Sage vom wendischen König,
welche Seh. nur in starker Verkürzung für echt hält, während V. sie in
gröfserer Ausführlichkeit giebt, besteht die alte Differenz3) fort Seh. lädst
überhaupt, um der wendischen Originalität möglichst wenig Eintrag zu thun,
alles fort, was ihm nicht aus mündlicher Überlieferung, sondern ans Büchern
zu stammen scheint. Aber selbst der so verbliebene Sagenschatz zeigt die Ein-
flüsse der umwohnenden Volksstämme. — Historisch besonders interessant
ist die sagenumwobene Gestalt Friedrichs des Grofsen mit dem alten Dessauer,
der hier fast als Zauberer erscheint. Leider sind manche der lieblichsten
Sagen durch die vielen in Parenthesen aufgenommenen Varianten fast un-
leserlich. Die vorliegenden Sagen erschöpfen noch lange nicht den ganzen
Sagenschatz des einen Dorfes Burg. Im Anhang sind einige niederwendische
Sprachproben beigefügt.
Zum Schlufs müssen wir noch eines die ganze Mark Brandenbarg um-
fassenden Werkes gedenken, in dessen neuer Auflage mehr noch als in den
früheren neben dem geographischen Gesichtspunkt der historische zur Geltung
kommt.
Fontane4) hat die das Oderland und das Havelland betreffenden TeUe
in der neuen Bearbeitung zunächst geographisch mehr abgerundet, sodann
aber auch die gelegentlichen historischen Rückblicke mehr auf eine be-
stimmte Periode konzentriert. Dies ist besonders im 'Oderlande1 der Fall,
wo in Prenden-Friedersdorf, Gusow, Tamsel-Möglin und Predikow die Lebens-
geschieh ten der Sparr, Goertzke, Derfflinger, Schöning and Barfus ioka-
litcr eingekapselt stecken.' Aber auch sonst sind die historischen Be-
trachtungen zahlreich. 'Möglin' bietet in der Lebensgeschichte Thaers, ,das
Oderbruch' in der Geschichte seiner Urbarmachung zugleich einen Beitrag
zur Geschichte von Landwirtschaft und Viehzucht in der Mark; unter 'Küstrin'
wird eine durchaus selbständige und streng qucllenmäfsige Darstellung der
'Kattetragödie' gegeben. Die Klöster Lehnin und Chorin, die ganze Um-
gegend von Potsdam u. a. ist fast ebenso sehr historisch wie geographisch
behandelt und nirgends hat die anmutige Art, mit der die beiden Gesichts-
punkte verbunden werden, der historischen Wahrheit Eintrag gethan.
1) Volkssagen u. Gebräuche aus dem Spreewald. Leipzig, Brockhaus. XXIX. 312 S. —
2) Wend. Sagen, Märchen u. abergläubische Gebrauche. Gnus, Leuscher u. Luhenaky. XIX,
199 S. - Casopis Macicy Sorbsk. Red. M. Horuik. Budyän. (XXIU). M e. Ver-
zeichnis d. wend. Litt von 1574 — 1800 ist mir nicht zugänglich. — 3) Vgl. Jahresber. II,
2, 18813. — 4) Wandergn. d. d. Mark Brandonb. II. D. Oderland. Barnim — Lebus. 3. rerb.
Aufl. (VI, 50G S.). 111. Havelland. D. Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenb. 2. verfa.
Aufl. (Xlll, 483 S.) Berlin, Hertz.
Preufson. 111,49
IX. 1.
Lohmeyer. (Hermann.)
Preufsen. ')
Von eminentem Quellenwert verspricht ein Unternehmen der Krakauer
Akademie der Wissensch. zu werden, nämlich die Sammlung der (ca. lOOOO)
Briefe nnd Schriftstücke des Kardinals und Bischofs von Ermland, des Ur-
hebers der Gegenreformation in Polen und seinem Sprengel, des Stanisl. Ho-
sius, bis jetzt bis zum Jahre 1549 reichend.31)
Der Anlafs, das 800jährige Jubil. des Todes, veranlagte mehrere Ge-
dächtnispublikationen. 3)
Eine kleine Quellensammlung4) für das Kulmerland entspricht einem Be-
dürfnis.
Auf die Gesetzgebung und Verwaltung des neu begründeten Herzogtums
Preufsen scheint von einigem Einflufs gewesen zu sein der Verfasser der Bamberg.
Halsgerichtsordnung (der Grundlage der Carolina), der tapfere Vorkämpfer
des Evang., Hans v. Schwarzenberg, der auf Einladung des Herzogs sich
1526/7 dort aufhielt Freilich steht sicheres darüber auch jetzt nicht fest6)
Der erste Auftrag, den der grofse Kurfürst seinem ersten Statthalter
Fabian, Burggrafen zu Dohna-Lauck, 1656 erteilte, war mit der Huldigung
zugleich eine lokale, finanzielle, wirtschaftliche Aufnahme des Bistums Erm-
land zu verbinden. Das Ergebnis ist im geh. Staatsarchiv zu Berlin nieder-
gelegt. 6)
Die geistl. Güter in Pomerellen, den Bischofstühlen von Gnesen und von
Wloclawock gehörig (Kamin hatte keine), trugen bis auf Friedrichs II. Ka-
binct8ordre vom 2. November 1772 reiche Einkünfte (dem letzteren von 26
Dörfern 32 381 poln. Gulden). 7)
1) Von der Redakt mit Genehmigung des Hrn. Vf. gefertigter Auszug a. d. von Hm. Prot
Lohmeyer erstatteten Bericht, der in extenso ersch. i. d. Zeitschr. f. pr. Gesehen. Landosk.
— 2) Stanisl. Hosii ... et quae ad eum scriptae sunt epist. tum etiam ejus orat. legat T. 1.
Edit curav. Dr. Pr. Hipler et Dr. V. Zakrzewski. C'racoriae sumptihus Acad. litt 1879.
52, 169 u. 476 S. 4°. Zugleich als 4. Bd. der verdienst vollen Veröffentlichung der „Acta
hist res gest Polon. illustrftntia ab a. 1507 ad a. 1795". — 3) Hipler, Zum Hosiusjubil.
i. Pastoralbl. f. d. Diöcese Erml. 1879. S. 86—96; ibid. 1880. S. 94 ff. wird dio Abkunft
des Vaters aus Pforzheim archiv. begründet Hipler behandelt auch die Biographen des H. bis
auf Eichhorn, bes. die zeitgenoss. Rescins u. Thomas Treter. Das Übrige ist ohne Wert
— 4) Woolky, Regest.- u. Urk. - Verz. üb. d. Benedikt-Jungfr .-Kloster zu Thorn nebst
der ... St. Jakob.-K. u. dem Hospit z. H. Geist i.: Altpr. Mntschr. S. 589 — 642. —
5) R. Philippi, Frh. Joh. v. Schwarzenberg in Preufsen. K. Beitr. zu s. Biogr. i. Zeitschr.
f. westpr. Gesch. S. 45 — 69.) — 6) Abgedruckt ist es mit einigen Kürzungen durch Kol-
berg s. t: Summar. Verzeichnis des Fürstt. Ermland v. 1656. i. : Erml. Zoitachr. 21./22. Heft.
1879/80. S. 177 — 300. Auf die Fischoroi beschränken sich: Dittrich (Braunsberg), Beitr. s.
Gesch. d. Fisch, i. Ermland; B. Benocko, Beitr. z. Gesoh. d. Fischerei in Ost- u W.-Proufs.
i.: Altpreufs. Monatsschr. S. 300 — 32, 385 — 416. — 7) Stan. Kujot 0 mojatkach biskupich
na Pomorza; in Roczniki Towarzystwa Naukowogo w Torunin (eine neue Zeitschrift, erst
mit 2 „Jahrbüchern" erschienen) u. zwar Rocznik II. S. 1 — 97.
Historische Jahresberichte. 1880. III, 4
111,50 IX. Mottig. (Hermann.)
Die verloren gegangenen Kirchen and Kapellen sollen 204 -|- 135 -f
360 betragen.1)
In der ostpreufs. Hauptstadt spielt in die Geschichte der Neuzeit hinein
noch ein interessantes Stück mittelalterlichen korporativen Lebens, dasjenige
der Grofsbürger, von deren „Morgensprachen" Protokolle seit 1440 in der
ßibliothek der Königsb. Korporation der Kaufmannsch. vorhanden sind.8)
IX. 2.
Mettig. (Hermann.)
Ostseeprovinzen. 8)
Für die Quellenkunde hat sich C. Schirren mehrfaches Verdienst er-
worben, der die Archive von Stockholm und Kopenhagen durchforschte. Ge-
langten doch dorthin Bestandteile alter Archive der Ostseeprovinzen (MiUu
und Ösel). 4) Das Archiv zu Mitau birgt noch immer Schätze zur Geschichte
der Glanzperiode Livlands, der Zeit Herzog Jakobs — wichtiges für Kultar-
und diplomatische Verhältnisse, das zeigt uns Th. Schiemann.5)
Die Neuzeit Livlands führt bald zu dem Eintritt des Verlostes seiner
Selbständigkeit. Darüber waren schon 6 Bände Quellensammlung vorhanden.
Nach längerer Unterbrechung ist jetzt ein siebenter erschienen, mit 101 Ur-
kunden aus dem schwed. R.- Archiv, gröfstenteils Briefe aus dem J. 1561.*)
Polen ist schon im 16. Jahrh. ein wichtiger Faktor der livländischen
Geschichte, daher beider Geschichtsquellen mehrfach sich berühren. Gröfste Vor-
1) Fankidejski Utracone Koäcioly i Kaplico w dzisiejscej dyecesyi Cholmfnnkiej podlos
urzodowych akt koäciolnych. Pelplin Roman. S. 68. Es ist aber nicht alles benutzt, was
e* giebt (in Archiven). — Geographisch ist: St. Kujot, Kaaztelania Raciaxki i ziomia Laboraka,
poszukiwanio geograiiezne. Ibid. S. 128 — 136. Auch deutsch i. d. Altpr. Monatsschrift. ( be-
trifft Burg Raczau = Rezck [i. Stiftaurkunde v. Oliva] = [Dorf] Reetz — u. „Sabin Gebiet1'
zu verbessern in Saborn. — 2) Darauf gründet eine hübsche Schilderung: A. Frischbier,
Zünfte der Königsb. Junkor u. Bürger i. Kneiphof . . . nach den Protokollen der Morgen-
sprachen. Altpr. Mtsschr. S. 74 — 125. — Danzig hat nur eine kurze, nebenbei (L „Danxig in
naturwissensch. u. medizin. Bezieh. — Der Naturforschorvers. gewidmet) gegebene Geschieht!«
darstellung erfahren; freil. vom besten Kenner, aber ohne neue Ergebnisse: A. Berti ing,
Danzigs Gesch. i. kurz. Urorifs dargoat S. 119 — 126. — Bockh erm., Rastenburg, histor.-topogr.
dargestellt. Rastonburg, Schlemm. 126 S. gestützt auf bewahrte Vorarbeiten, in gewisser
Weise recht gut, geradezu mustergiltig i. Malshalten, ergänzt durch desselb. Verls Mitt ans
Rastenb.s Vergangenheit. Rastenb., Kavalski, 1881. 55 S. Ohne Wert ist Ziegler u. Rogge,
Notiz, zur Gesch. d. St. Wehlau und der Kircho daselbst Wehlau, Selbstverlag, 107 S.
— 3) Von der Redakt bearbeitet mit Genehmigung des Herrn Verfassers Constant Mettig
nach dessen Bericht Über die livländische Historiographie, verlesen in der Jahresvers. <L Ges.
f. Gösch, u. Altert der Ostseeprorinzen am 6. Dezember 1880, als „Sonderabdruck der Riga-
schon Zeitung14 unter dem Titol : „Dio Livländische Geschichtsliteratur im Jahre 1880" heraus-
gegeben. — 4) Vgl. C. Schirren, Mitth. üb. d. Archivforsch, i. Sommer 1861, in Mitt a. d.
livl. Gesch. XII, H. 3. — 5) Th. Schiemann, D. Urkund .-Mater, des herz. Arch- zu Mitaa
z. Gesch. d. Herz. Jakob, i. Mitt XII, 3. vgl. c. X. — 0) C. Schirren, Quellen s. Gesch.
des Untergangs livl. Selbst — Bionomann hat endlich den Abdruck einer korrekten Ab-
schrift des „Tagübucho* von Sylvester Tcgotmoier" in d. Mitt geliefert
Ostseoprovinzen. UI,5l
sieht ist jedoch anzuwenden in der Benutzung gedruckten Quelleumaterials
zur Geschichte des Stephan Bathory. Er hat durch strengste Censur ver-
standen, jeder Darstellung seiner Thaten einen höfischen Charakter aufzu-
drücken.1)
Die Zeit der Auflösung des Ordensstaates hegleiten auch Beziehungen
zu Dänemark, hervorgerufen durch die Zugehörigkeit des Bistums Reval zum
Erzbistum Lund und durch die Erwerbung des Bistums Oesel seitens
Dänemarks. *)
Was die tieferen Ursachen des Untergangs der Selbständigkeit gewesen,
sucht E. Winkelmann zu beantworten, „größtenteils nach Russow" (Mettig)
und zwar durch Zeichnung eines sehr trüben Bildes von Unfähigkeit und
sittlicher Versunkenhcit der deutschen Kolonisten im 16. Jahrhundert3)
Ein merkwürdiges Beispiel einer in der Neuzeit (seit 1609) unterge-
gangenen, d. h. durch das Verbot (1611) des Wiederaufbaues nach der Zer-
störung durch die Polen und die Flugsand-Bedeckung fast der Vergessenheit
preisgegebenen Stadt bietet Alt-Pernau.4)
Von Rigas Belagerung durch Gustav Adolf 1621 handeln 4 Briefe des
Rigaschen Rates, auf Grund deren A. Poelchau die Sache darstellt.5)
Dafs auch von Herders, des deutschen Dichters, Hand zwei Schrift-
stücke im Rigaschen Ratsarchiv vorhanden seien, ergiebt sich — wenn auch
nicht völlig überraschend — aus einer Veröffentlichung derselben.6) Auch
Kozebue hat nähere Beziehungen speziell zu Reval.7)
In die Epoche Peters des Grossen und Karls XII. fuhren 0. Sjögren,
der in der Beurteilung Patkuls auf Grund von Stockholmer Archivalien eine
vermittelnde Stellung anrät;8) — ferner E. Herrmann in Marburg mit
der Veröffentlichung von hannoverschen Archivalien zur Stadtgeschichte
1714; 9) — dann Tscheschichin mit Übersetzungen bekannter Chroniken.
Derselbe liefert zur Geschichte des 19. Jahrh. Denkwürdigkeiten des Eichen-
angernschen Priesters.10)
Behandelt sind Sittenzustände,11) die Aufhebung der Leibeigenschaft 1819, 1S)
1) Ygl. R. Hausmann, Stud. z. Gesch. Stephans v. Polen. I. Teil, i. Verb. d. gelehrt, estn.
Ges. zu Dorpat; „eine mastergilt Quellen untersuch." (Mettig). — 2) W. Mo Hera p, Danmarks
forhold til Lifland fra salget af Estland til ordensstatens oplosning (1346 — 1561). Kjoben-
havn. S. auch: C. Rufswurm. Bali Monatsschr. XXVII, p. 690. — 3) E. Winkel,
mann, Die Ostseoprovinzen im Reformat Zeit, i.: Lit Beilage zur Karlsr. Z. — Von A.
Böhlondorff, „Üb. d. Versuch z. Einfuhr, des Gregor. Kalend. i. Rufeland" (i. Bali Mtsschr.
XXVII, 3) betrifft die Einleitung unser Gebiet Ein etwas rätselhafter „Plan einer Eroberung
Livl.a durch Frankreich" von Conr. Uexküll u. Fr. Spedt, der unter Heinrich ULL wirklich
wieder aufgenommen wurde, wird von Mollerup hervorgesucht In Allg. deutsche Biogr.
Tgl. Hermann, Hilchen (Schiemann), Hiärn (Hildobrand) and andere. Im Journal des Minist
der Volksaufldarung (Sept ) vgl. Bestuschew Rjumen: „JÜHBOHCKaJi BOftea". — 4) Vgl.
C. Rufs wurm, Nachrichton über Alt-Pernau. Darin wie es scheint das für d. Ein-
blick in die Handels- u. Gemeindeverhältnisse wertvollste, das bisher unbekannte „Erbbuch"
und die „Bursprake". — 5) A. Poelchau, Belag. Rigas durch G. Ad. i. J. 1621. Vgl.
Balt Monatsschr. XXVII, p. 629. — 6) Joh. Chr. Berens i. Balt. M. XXVI T, H. 7. —
7) Th. Kirchhof er, E. Revaler beiletrist Zeitschr. (B. M. XXVII, 8), d. i. „Für Geist
u. Herz« v. Kozebue 1786. — 8) 0. Sjögren, Jon, Reinh. Patkul, i. Hist Bibl. v. Silver-
stolpe. 2. Heft — 9) K Herrmann, Peter d. Gr. u. d. Zarewitsch Alexei. — 10) Vgl.
für beide letztgenannte Werke: Tscheschichin, PeCKpnnTH H yKa3H HMiiepaTOpa ÖeTpa
Iro ki iH<|>jiAHACKHMi reHepaji>ry6epHaTopaMT> 3a 1717—1724 roÄH. — 11) F. Arne-
lang, Kartenspiel des estn. Landvolkes in Livland. Sitzungsber. d. gel. estn. Ges. p. 33 — 48.
— 12) A. Tolion, Zur Gesch. dor Bauernemanzip. in Livl. Balt Mtsschr. XXVII, 4. —
E. Loening, D. Befreiung dos Bauernstandes i. Deutsch!, u. Livl. Ibid. II. 2. — Herrn.
Baron Bruiningk, Apologot Bemerk. Ibid. H. 3.
HI,52 X. K. & H. Krause.
besonders im (ungünstigen?) Vergleich zu Deutschland; mehrfach behandelt ist
Kultur- und Baugeschichtliches von den Pfahlbauten1) bis zum Rigaer
Schlofs, 2) Gräberfunde,3) Topographisches,4) Biographisches;5) desgleichen
ist eine Übersicht durch Graf Sievers6) für 1876 für die Kenntnis der
antiquar. Forschung geliefert.
Über 10 (d. h. die letzten) Jahre der Ostseeprovinzen und daher auch
livländischer Geschichtsforschung hat Biene mann7) einen ehremachenden
Bericht gegeben.
X.
K. E. H. Krause.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck,
Mecklenburg und Pommern,
Allgemeines.
Th. Schiemann8) weist Aktenkonvolute nach über Familienverhält-
nisse der Fürstenhäuser von Holstein, Mecklenburg und Pommern, welche
für Personalien und Schilderungen von deren Privatleben ergiebig sein sollen.
Aus den schwedischen Archiven macht C. Schirren9) eine Reihe ähnlicher
Angaben. Aus dem Reichsarchiv war besonders ausgebeutet für die Zeit von
1556 — 1562 eine Korrespondenz der Ordensmeister, auch mit den Herzogen
von Mecklenburg; einen reichen Aufschlufs gewähre für 1556 — 61 eine
Korrespondenz Robert Gilsheims mit den Ordensmeistern Wilhelm und Gott-
hart. Ebenso werden erwähnt Denkschriften, Notule etc. der pommerschen,
mecklenburgischen etc. und Reichsgesandten für 1556 und 1557, ebenso
Verhandlungen mit den Herzogen Philipp und Barnim von Pommern und
der Stadt Stralsund.10) Aus dem königl. Geheimen Archiv zu Kopenhagen
ergab sich für 1555—64 eine Korrespondenz in 30 Nummern zwischen dem
Könige von Schweden und den Herzogen von Mecklenburg; Prozebakten in
Sachen Konrad Theuerkaufs gegen den Meister von Livland 1544—49 mit
1) Growingk, Pfahlbauten in Liyl. Sitzungsbericht der gel. estnischen Gesellschaft
p. 175—79 u. 99—104. — 2) Döring, Kiga. Schlofs. Sitzungsbericht d. Gesellschaft ftr
Lit. u. Kunst. — 3) Holzmoyer, Osiliana III. in 8itzungsber. der gel. eetn. Ges. X, 2.
Auf Oesel bezüglich. — 4) Pohlmann u. Döring, Degorhofscher Freisee (Alt- Walgumsee)
i. Sitzungsber. d. Ges. f. Lit. u. Kunst, p. 46 — 60. — 5) Nekrologe L d. Sitzungsber. der
gel. ostn. Gos. von Herrn. Graf Jogor v. Siovers, A. Schiefner, C. G. Graf Sierers; über letz-
teren auch i. d. Zoitschr. für Ethnologie (von Baron v. Pahlen) nebst Nachruf tob Virchow. —
6) C. G. Graf Siovors, Bericht üb. antiqu. Forsch, i. J. 1876. Este. gel. Ges. X, 3. ~
7) Bionomann, Literaturbericht i. Sybols Hist Zeitschr. — 8) Schiemann, Urkvnden-
mator. dos Horzogl. Arch. zu Mitau z. Gesch. d. Horz. Jacob" in : Mitth. a. dem (tob. d. Gesch.
Liv-, Est- und Kurlands. XII. Riga 1880, S. 397—412. Vgl. 407. Vgl. Kap. IX. -
9) Sehirren, „Mitth. übor Archivforsch i. Sommor 1861." Ibid. S. 413 ff. VergL 8.427.
428 u. Jahresbericht 111, cap. IX. — 10) Ibid. S. 431. 432.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. JQ 53
den Protokollen der Verhandlungen zu Stralsund und Originalbriefen der
Herzoge Philipp von Pommern und Johann von Schleswig, samt Protokollen
von Verhandlungen zu Stralsund und Stettin 1563. ^ Ferner werden aus dem
Geh. Archive zu Kopenhagen nachgewiesen: wertvolle Dokumente für die
Geschichte der mecklenburgisch-brandenburgisch-livländischen Händel 1545 bis
1556, namentlich für die letzten 3 Jahre, mit einem Protokoll der Ver-
handlungen zum „Judenberge" vom Sept. 1556 und Korrespondenzen des
Erzbischofs Wilhelm (von Brandenburg) von Riga; auch Lübische und Han-
sische Verhandlungen, besonders die Fahrt nach Rufsland betr., finden sich
daneben.8) Andere Papiere betreffen den Herzog Magnus von Holstein,
Bischof von ösel, Wieck und Wirland. 3) — Das früher zum Herzogtum
Lauenburg gehörende Land Hadeln ist als „Amt Otterndorf" in dem von
K. E. H. Krause herausgegebenen Lagerbuch des 6. J. H. von Bonn, 1762,
topographisch geschildert.4)
Schleswig-Holstein.
Wertvoll für die Geschichte der Universität Kiel und die allgemeine
deutsche Universitätsgeschichte ist des Prof. Dr. Karl Wieding5) Rektorats-
rede; sie enthält mit quellenmäfsigcn Nachweisen die Verfassung und Ein-
richtung der 16G5 vom Gottorper Herzog Christian Albrecht gegründeten
Hochschule. Den Astrologen Dr. Ltidcr Rcventlow, dem seine Zeitgenossen
Prophetengabe zuschrieben, geboren etwa 1473, f spätestens 1546, hat
Pastor Liebold in Altona besprochen,6) da an seinen Namen, wahrscheinlich
gelegentlich eines Zweikampfes, sich die älteste Erwähnung von Altona knüpft.
Über eine Ansicht Altonas von 1648 — 1650 von Anton Waterloo
wurde in den Mitt. des Hamburger Vereins berichtet.7) Es bleibt noch
einiges Biographische.8)
1) Ibid. 438. — 2) Ibid. S. 447. — Der Landtag „zum Judenbergo" ist der Mocklen-
burgische, der auf dem Judenberge vor Stornberg gehalten wurde. — 3) Ibid. S. 475. —
Kong Christian den Fjorde« egonhaandigo Breve 1632 — 1635. Udgifoe ved C. F. Bricka og
J. A. Fridericia of Solskabet for Udgivelso of Kildcr til Dansk Historie. Med Understöttelse
af den Hjolmstjerne-Rosencronosko Stiftelse. Kjöbenh., R. Kloin (1878— )1880. (2. u. 3. Hoft,
S. 161—487). 8°; enthält auch einiges für unser Gebiet, vgl. Kap. XXII u. Jahrg. 1879, III, 227.
— Lit Centralbl. 1880. S. 1319, histor. Zeitschr. N. F. 9 (45) S. 556 u. 557. Ferner Anrep,
Svenska slägtbokon. Band 3, Heft 3. Stockholm. 8°. Erslov, Kongs-og lensmand i det
»istende aarhundrede. Kopenhagen 1880. 266 S. 8°. Danmarks Ion og lonsmaond. 1513 —
1596. Kopenhagen 1880. 256 S. 8°. P. Klaestrup, 200 afbildningor of alle Dansko adoligo
Vaabenmaerker. Die letzteron 4, wegon dor hinüber- und herüberreichenden Adelsgeschlechter
zu erwähnen , habe ich nicht selbst eingesehen. Das letztgenannte dänische Wappenbuch
(45 Tafeln, Farbendruck, ohno Helmdecken) ist sehr abfällig kritisiert von F. W(aroeeke) :
Herold 1880 im 3. Beibl. — 4) K. £. U. Krauso, Lagerbuch 1762 in: Archiv des Stader
Vereins für Gesch. u. Alt. 1880. 7. S. 41 ff. — 5) K. Wioding, „Zur Rechtst. u. Ver-
las*, der Christian- AI borts-Universi tat zu Kiel soit ihror Errichtung." Kiol. Univor.-Buchh.
29 S. 4°. V. 2 (im Register VI. 2 !) dor Schriften dor Universität zu Kiel. Aus dem Jahre
1879—80. Band XXVI. Kiel. Univ.-Buchh. 4°. — 6) Liebold, Dr. Lüder Revontlow»
Mitt der Ges. für Hamb. Gösch. 3, S. 24—29. — 7) Ibid. 3, S. 127. — Über Max Kochs
„Holforich Fötor Sturz" lieferten H. L am bei in Prag und Franz Muncker Besprechungen in:
Literat. -Bl. für gorm. und rom. Philo 1. von Dr. Otto Bohaghel und Dr. Fritz Neumann. Heil-
bronn, Gebr. Henninger. S. 444 — 446. Augsburger Allgemeine Zeitung 1880, No, 71 — 77 ; Auch
A. C. in der Revue critique 1880, 30 Aug. Vergl. Jahresb. 1879, III, 178. 275. — P. Döring,
D. nord. Dichterkrois u. die Schlesw. Littoraturbriefe. Beilage z. d. Frogr. der höh. Bürger-
schule in Sonderburg. Progr. No. 251. (Auch besond. Ausg. Sonderburg. La Motte jr. 60 S.
8°.) berührt sich mit dem vorigen. J. Mcstorf, die Hummol, Korrospondenzbl. f. Anthropol.
111,54 K. E. n. Krause:
Lübeck.
Aufscr dem „Jahresbericht des Vereins für Lübeck. Gesch. und Alter-
tumsk." für das Jahr 18791) (ohne detaillierte Nachrichten); liegt der „Kata-
log der Ausstcll. älter, kunstgewerb. Gegenst in Lübeck" vom Sept 1879 vor.
Durch Johannes Aurifabers*) Briefe erhalten wir eine kurze Nachricht
vom 17. Aug. 1566 über den Lübisch- dänischen Krieg gegen Schweden,
dann vom 2. Sept. 1566 über denselben Krieg und die Fehde Otto's E
von Lüneburg-Harburg mit Hülfe der Herzoge von Holstein und von Lauen-
burg gegen Hamburg. Als Anlagen hatte Aurifaber zwei „Zeitungen" beige-
legt, die er als ihm nach Eisleben „von der Stadt Lübeck Kriegsobersten
zugeschickt" nennt. Es ist das 1) ein von Lübeck, 22. Aug. 1566, datierter
Bericht über die Seeschlacht bei Gothland, 26. Juli 1566, und den nachfol-
genden vernichtenden Seesturm3); 2) ein Bericht über Daniel Rantzaos
Zug gegen Stockholm zu Lande in demselben Kriege.
Hamburg.
Die Erlebnisse Johann Georg Rists in Hamburg und Umgebung geben
uns Kunde von den bösen Jahren 1808 — 15, zugleich der Zeit vor dem
Gegensatz von Dänen und Deutschen. Georg Rist 4) war ein dänischer Staato-
No. 4, S. 5 (11. Nov. 1879) betrifft e. fast verschollenes Instrument Mehr feuilletonistisch
als wissenschaftlich, aber wogen d. Beschreibung and Bilder auch dem Forscher gelegentlich
von Wert , ist dio zwoito Sorio von „Unsor Vaterland in Wort und Bild," unter dem Sonder-
titel: Edm. ilöfor und 0. Rüdigor, „Küstenfahrton an der Nord- u. Ostsee, üluat v. Gast
Schön lebor" etc. (22 Liefor. Stuttgart, Kröner. Fol. Von Holgoland (Heft 1) ein Hols-
schnitt ) Wegen dos Fundorts, dos königl. Staatsarchivs zu Schleswig, ist ein Pasquill unter dem
Titel : „Ein (fingierter) Kupferstich" von R. Göcko besprochen in : Anz. f. d. Kunde deutscher Vor-
zeit N. F. 27. Jahrg., Sp. 13 u. 14. Es wird die Lage des span. Erbfolgekrieges in jenen
Jahro persifliert. Horzog Adolf von Holstein-Plön sandte es 1704 von Liegnits aus nach
Hause. Vorgl. Kap. III. — 8) Astronom Prof. Dr. Ohrist Aug. Friedrich Peters so Kiel,
f 8. Mai 1880, geb. 7. Sept 1806 zu Hamburg. Hlustr. Zeitung. Leipzig, J. Weber, 12. Juni
1880, No. 428, S. 499 f. Von Alwin Schultz in Breslau wird erwähnt der aus Amsterdam
flüchtige Bildhauer Gorhard (Hendrik Gorritzon), dor etwa 1572 — 78 in Kiel lebte. An-
zeiger für d. Kunde d. Vorzeit 1880, Sp. 303 f. In der Matrikel der alteren Universität Dornet,
dann Pornau (1690 — 1710) kommon aus den Herzogtümern vor: Samuel Simonius Holsatns
1690, Petrus Knoll Kilono-Holsatus 1694, Christianus Mull er „Flensburgo - Holsatns44 &
thcol. cand. 1696, Petrus Müllorus Holsatus 1699; dazu sei sogleich genannt Jacobus Xao-
maim (!) Lubocensis 1696. Vgl. Mitt a. d. Gebiete dor Gesch. Liv-, Est- und Kurlands,
horausg. von der Gcsollsch. für Gösch, und Altortumsk. d. Ostsoeprov. Rufslands. 12. Band.
Riga. Nie. Kymmols Buchh. 537 S. 8°. (S. 309—332: Dr. Theod. Biese, Beitrag rar
Gösch, der 2. schwodisch-livländischon Universität Bio Matrikel steht 312 f Der Aufsatz
datiert schon von 1875. Vgl. Kap. XXII.) Über den abonteuerndon, spater in Stade vtsrurteütw
Obordoichinspoktor Jacob Owens, der aus Flensburg gebürtig war, auch Hamburg dient«, gab
W. H. Jobolmann Nachrichten i. : Archiv dos Stader Vereins für Gesch. etc. 1880. 7. & To-
ll 2. Owen wurdo 1719 Obordoichinspoktor in Kodingen. — 1) Es wird darin auch der Er-
werb einer wortvollon Sammlung prähistorischer Fundo berichtet, was oben hätte erwähnt
worden könen. — 2) Briefe dos Joh. Aurifaber an don Ratsh. P. Behaim. Anzeiger für d. Kunde
d. Vorz. Sp. 209 ff., namentlich 243 ff. Vgl. obon Kap. IL — 3) Die Erklärung tob
„Pincko" ist nicht ganz richtig. Sie ist in jener Zeit vielfach als Kriegsschiff bei den Danen
genannt. —Nicht hist ist Daheim, 16. Jahrg. No. 18: „Lübeck." — Erwähnt sei: Alex.
Mich eisen, D. innoro Mission in Lübeck X. 104 S. als No. 4 im 4. Bande von P. Th.
Schäfers: Dio innoro Mission, Eine Sammlung Monograph. üb. Gesch. u. Best d. inner.
Miss, etc. Hamburg, Oomlor. 8°. — 4) G. Pool, Joh. Goorg Risfs Lebenserinner. T. 1
und 2. Gotha. F. A. Porthos, I: XLI1I und 463 S. II: VIII und 499 S. 8#. Zu Bd.
1 vorgl. Lit. Contralbl. 1880. No. 18. Sp. 580. Götting. Gel. Anz. 1880. Stück 9. 8. 183—
288 (F. St otor in Hamburg). Zu Bd. 2: Im Neuen Reich 1880, No. 36. Lit Centralbl. 1881,
No. 15, Sp. 524. Grenzboton, 40. Jahrg. (1881) No. 11, I. Quart, S. 459 f. VgL Kap. VI
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. IH,55
mann, aber deutscher Geburt und Bildung. In den litterarisch oder künst-
lerisch angehauchten vornehmen Kreisen Hamburgs hatte er intimen Ver-
kehr, und für sie bieten diese Veröffentlichungen reichen Aufschlufs, ebenso für
das Volksleben (z. B. den Schmuggel). Als Napoleon willkürlich die deutsche
Nordseeküste und Lübeck dem Empire einverleibte und drei französische
Departements aus ihnen bildete, ernannte Graf Bernstorf Rist für diese zum
dänischen Generalkonsul mit seinem Sitze in Hamburg. In dieser Eigen-
schaft sah er die Vertreibung der Franzosen durch Tettenborn; dafs Däne-
mark dann sein Schicksal fest an Frankreich band, konnte er nicht ertragen,
und als die dänischen Truppen unter Davoust gestellt wurden, legte er sein
Amt nieder und zog sich nach Hadersleben ins Privatleben zurück. Später
ist er wieder in der Reorganisationskommission für die Eibherzogtümer thätig
gewesen, auch bei der Besitznahme von Pommern in dem grofsen Tauschge-
schäfte Norweg6n-Schwedisch-Pommern-Ostfrie8land-Lauenburg. Für Hamburgs
Geschichte unter Napoleon ist das Buch in seinem zweiten Bande eine so
bedeutende Erscheinung, dafs eine tüchtige Besprechung den Titel: „Ham-
burg unter der Fremdherrschaft" wählen konnte.1) — Dr. Adolph Wohl-
will hat eine Fortsetzung seiner verdienstlichen Untersuchungen über
die Geschichte seiner Vaterstadt in der Revolutionszeit erscheinen lassen,31)
es sind zwei ineinandergreifende Aufsätze: I) „Die angeblichen revolu-
tionären Klubs in Hamburg, insbesondere während des Jahres 1798"
und 2) „das französisch -batavische Projekt wider die deutsche Nordsee-
küste und die english-mssische Kriegsagitation im Frühjahr 1799." Schon
1798 forderte Talleyrand zur Teilnahme am Angriff auf England auf; Ham-
burg und Bremen sollten je 7 und Lübeck 4 Millionen Livres beisteuern.
1798/99 machte die französische Republik durch Leonard Bourdon den Ver-
such die Eibgegenden zu revolutionieren, an eine Beachtung der Handels-
neutralität der Hansestädte wurde weder damals noch später nur im Ge-
ringsten gedacht. Derselbe Verfasser8) korrigiert die Darstellung Hermann
Hüffers4) in Betreff der Hansestädte. Ein kurzes Referat desselben6) weist
nach, dafs Davoust nur die direkten Befehle Napoleons gegen Hamburg voll-
strekte und sich sogar persönlich der ebenfalls vom Kaiser direkt befohlenen
Erschiefeung von 5 Ratsherrn widersetzte. Eine interessante Reliquie aus
der Zeit von 1813/14 bespricht C. F. Gaedechens:6) einen Rest Zeuges
mit eingedruckten Angaben der Siege über Frankreich etc., welches aus der
Zeit der Belagerung stammt.
In e. Vortrag, in der Generalvers, des Gesamtver. der deutschen Ge-
schichtsver. gehalten,7) verfolgt Wohlwill Hamburgs Entwicklung in 3 Rich-
1) Weserzeitung (Bremen, C. Schünemann) 1880, No. 12068 (13. Aug. Morgenausg.) und
12069 (14. Aug. M.-A.). — 2) Ad. Wohlwill, Hamb. Beitr. z. Gesch. d. J. 1798 u. 99.
Hamburg, Druck von Th. G. Meifsner. 42 S. 8°. Vorweg ausgegeben aus dem noch nicht
erschienenen 2. Heft des VII. B. d. Ztschr. des Vereins f. Hamb. Gesch. S. 345 — 386. In
einem kurzen Vorwort werden die Archive angegeben, aus denen das ungedruckte Material ent-
nommen and eine gröfsere nachfolgende Arbeit zu diesem Vorläufer angekündigt — 3) Die
Hansestädte auf dem Rastatt. Kongrefs nach neuen Quellen in : Mitteilungen dos V. für Hamb.
Gesch. 3, S. 90 — 99. Die einzelnen Nummern haben das Jahr 80, die Sammlung 81. — 4) Dor
Rastatter Kongrefs 2. B. Bonn 1879. S. 194 f. Jahresb. 1879, III, 41. — - 5) A. Wohlwill,
Ibid. 3, 8. 79 — 80. — 6) C. F. Gaedechons, „Ein Zeugmuster aus der Franzosenzeit" Ib.
S. 35f. — Ähnlich lagen Ballen gelber baumwollenor Kleiderstoffe, bedruckt mit dem Brustbilde des
jetzt y erstorbenen Benedek und darüber schwebendem Lorbeerkränze in schwarzer Anilinfarbe
in Prag, des Österreichischen Sieges harrend, als die Schlacht von Königgrätz den Erwartungen
ein Ende machte. Eine in meine Hand gekommene Probe davon ist zu don Kriegsakten des
Grofsen Generalstabs in Berlin gelangt — 7) A. Wohlwill, Entw. d. Stell. Hamb.'s i. d.
neuer. Gesch. Korresp.-Bl. des Gesammtvereins etc. 28. Jahrg., No. 11, S. 81 f. Ein Auf-
]H,56 X. K. E. H. Krause:
tangen , nach der Ausbildung der städtischen Verfassung, der Pflege des Welt-
handels und der Fortbildung der deutschen Nationallitteratur. Für die
rechtliche Stellung der Stadt wurde auf die unklare Doppelstellung a) n
Holstein-Dänemark, b) zum Kaiser hingewiesen, welche letztere wieder durch
die Selbständigkeit zur See berührt wurde. Auch hier ist naturlich das Ver-
hältnifs zur französischen Revolution, zur Neutralität und zu Preufsen, be-
sonders 1803 — 1806, dann 1813 besprochen. W. v. Melle11) lieferte
historische Angaben über die Leistungen Hamburgs für die Unterelbe und
die Rechte der Stadt auf dies Stromgebiet. Tendenz schimmert nur soweit
durch, als aus den Ausdrücken der Aktenstücke über die Ablösung des
Stader Zolls, 22. Juni 1861, eine Gewährleistung der „unbeschränkten Frei-
heit der Unterelbe für alle Zeiten" geschlossen und zu den Reichszollraafe-
regeln in Bezug gesetzt wird. Der Stader Zoll hatte aber als See- und
„Passagezoll" mit Ein- und Ausfuhrzöllen nicht mehr zu thun als etwa ein
Chaussee- oder Brückengeld. — Damit zusammen hängen die Verhältnisse der
Hamburger,' Vorstädte und deren Entwickelung seit 1830 9) ja bis zurück
zur Elbschiffahrtsakte.4)
Zur Geschichte von Litteratur und Kunst erwähnen wir zunächst
Red lieh s Nachweis aus einem gegenüber dem Abdruck in der Vossischen
Zeitung (No. 7, 18. Febr.) verbessert abgedruckten Briefe Lessings vom
10. April 1770 an Dr. Reimarus, dafs Lessing von diesem das Bruchstück
seiner Schutzschrift (Wolfenbütteler Fragmente) persönlich erhalten hatte.
satz von 0. Mittelstadt behandelt „die Verfass. d. Fr. u. Hansost. Hamburg; einer yon W.
v. Melle „die Hamburg. Solbstvorw.," orstoror: Baltische Monatsschrift Horausg. von A. Deubner.
27. B. Heft 4; letzterer in: Gogonwart, Wochenschrift etc. Hcrausg. von Paul Lindau. Bd. 1,
No. 6 (Berlin, Stilko, 4°). — 1) „Hamb. Handelshäuser als Pionioro der modern. Kultur44 in:
Nordwest Gemeinnutz, unterhalt Wochenschr. Herausg. v. A. Lammers, red. von Mathilda
Lammers. 2. Jahrg. 1879. No. 29. (Bremen, Hunckol. 4°.) fiel in dio Zoit der Saraoavorver-
handlungen. — 2) W. v. Melle, D. Untorelbo, Im Nonen Reich No. 32, 8. 223 — 228. —
3) „Dio St Pauli-Frage u. d. Verleg, der Zollgrenze a. d. Elbe vom rechtlichen Standp. E. jnr.
Votum.** Pr. Jahrb. 46, 5. — 4) Zu den kleineren Hamburgensien rochnon wir: C. P. Gaedechens,
„Die Lebensmittel und ihre Proiso i. XVI. Jh.," es sind Hamburgor Lebensmittelpreise von 1504,
1572 u. 1779;J.F. Voigt, „Etwas übor dio ohomaligo Prätur ;" H. L ü hm a n n, „Zur Geschichte
dos Schulwesens," wesentlich des von St. Georg, dessen Patrone von 1630 her genannt werden;
„Dio niedorländ. Armen-Kasse. Hamburgs stille Wohlthäterin ," für dio Vorsteher bestimmte
Auflage (C. F. Gaedechens). 8°. J. F. Voigt, „Aus des Johann Friedrich Siemers Aufzeich*.
üb. d. Geschicke s. Familie" (Hierher ist auch zu zählen: Ed. Ludw. Benjamin, „D.
Bodeut der v. d. Jahro 1849 mit Ablösungssummen eingeschriebenen Renton in den Konto-
buch, d. St Hamburg. Hamburg, H. Grüning. 66 S. 8°.) — Zur Topographie vorzugs-
weise, aber auch zur Baugeschichto etc. gehören: Martin Gonsler und J. F. Voigt, Das
letzte mittelalt Haus in Hamburg; auch: Sondorabdruck „Das Haus der SchifFbauerlade auf
dem Brook in Hamburg44 i. d. „Schiff." Zeitung f. d. ges. Intor. d. Binnenschiffahrt, redig. v.
E. Müllor. 1. Jahrg. 80/81. Dresden. Fol. No. 23. „Eino Walkmühle des Beutleramts,"
1632; 0. F. Gaedechens, „Pösoldorf," erst moderner Name einer Gegend von Hamburg;
J. F. Voigt, „St. Annonkapello44 (ebenfalls moderner Name), „Annenhof in Billwardor an der
Billo," „Mortzonhaus." Alles, ausser den sonst bezoiehn. Abhandl., in den Mitt. d. V. f. Hamb.
Gesch. 3. — Fünf Karton dos alten Hamburg von 1592, 1690, 1722, 1791 und 1834 er-
schienen im Lichtdruck bei Strumper u. Comp, in Hamburg, ebenso eine Anzahl Photogra-
phien älterer Hamburgor Ansichten (meist Suhrscho Bilder) von G. Koppmann u. C. ibü
Über Antoni Watorloos Ansichten von Hamburg und Umgegond borichtoto A. Nathansen,
übor die Karte (1690) von Arnd. Piotersen: K. Koppmann und Justus Brinkmann
(letztere beide Abh. i. den Mitt. d. V. f. Hamb. G. 3). Es stellte sich heraus, dass eine
1644—1645 von Arnold Piotorsen in Kupfer gestochonc Karte 1690 durch Pieter Groote neu
rovidiert und hcrausgegebon war, unter Beibehaltung dor Namen und Wappen der Ratsherrn
von 1644. Vom 6. — 8. Sept. waren in oiner Hamburgensien-Ausstellung 20 Gruppen von attei
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübock, Mecklenburg und Pommern. JJJ 57
(Hamb. Mitt. 3, S. 41 — 46). Selbst die Hamburger Oper hat ihre Geschichte.1)
Ausführlich ist in Stintzings Gesch. der deutschen Rechtswissenschaft1)
der Hamburger Rechtsgelehrte und Herausgeber klassischer Autoren sowie
der altdeutschen Rechte „Leges barbarorum'' und des Liber legis Salicae,
Friedrich Lindenbrog,3) behandelt, der Sohn des bekannten Erpold
Linde nbrog, der hier freilich stets durch Druckfehler Ergold keifst;4) irr-
tümlich wird im N. Arch. 6) für die deutsche Namensform statt der lati-
nisierten Lindenbrogius: „Lindenbruch" gefordert, beide Männer nannten sich
Lindenbrog. Ebenfalls bei Stintzing kommen vor die Hamburger Juriston
Heinrich Knaust oder Cnustinus und Lucas Beckmann.6) H. K.
Eggers lieferte einen Nachtrag zu seiner Geschichte der Familie Eggers:7)
„Die Detmering, Nyholm, von Sprewitz, Örstad, Hudtwalker." Die Det-
mering waren eine bürgerliche Stallmeisterfamilie, die Nyholm und Örstad
stammten aus Dänemark, die von Sprewitz aus Mecklenburg, 1803 vom
Fürsten von Schwarzburg als kaiserlichem Palatinus geadelt, die Senatoren-
Familie Hudtwalker kommt im 17. Jahrh. im Lande Iladcln vor.8) Dem am
12. Febr. 1880 verstorbenen Chef- Arzte der chirurgischen Abteilung des
Hamburger Krankenhauses ist ein biographischer Nachruf gewidmet: „Zur
Erinnerung an Dr. Erich Martini." <J) Beim Abschlufs der Hamburger Littc-
ratur ist hervorzuheben, dafs in dankenswertester Weise jetzt von Dr. Karl
Koppmann ein „Verzeichnis der in der Zeitschr. des Vereins für Hamb.
und neuen Karton, Abbildungen etc. von Hamburg, der Umgobung dor Elbe und Elbinsoln,
auch Helgoland vereinigt. Darüber o. Katalog. — 1) Eine Goschich to der Hamburger Oper
unter dor Direktion von Reinhard K eis er 1703 — 1706 brachte Fr. Chrysandors Allgem. Musi-
kalische Zeitung. 15. Jahrg., Leipzig, Rioter-Biodcrmanii. 4°. No. 2 — 6. — Die Aufführung
zweier Opern im Jahro 1725, in denen „dor Hamburger Ausruf14 benutzt ist, und diese
Strafscnschroie solbst sind sachverständig besprochen in dem nicht im Buchhandel befindlichen
„de Hamborger Utroop singwyso vörgestollot." „godrücket to Hamborch in düssem Jaar, dat
is jo wiss un waraftich waar." — Zur Goschichte dos Humors in Grabschriften gehört
C. Walthers „Ertön uto." (Mitt S. 152: Fnut mit dorn dudelsackpfeifenden EwolJ. Über die
„Hamburger Zeichen und Marken" als zur Numismatik gehörig (Gewerbe-, Moistor-, Gesellen-
Zeichen; dazu Arbcitcrzoichen dor Neuzeit) bolohrt ein Vortrag von C. W. Luders. Daran
mag sich das „Verzeichnis dor s. d. J. 1876 — 1879 erschienenen Hamburgischon Medaillen"
(No. 21G7 — 2204 nebst den Roichsniünzon mit Hamb. Wappen) reihen, welches sich an die
1875 in 3 Bändon herausgegebene „Hamburgischen Münzen und Medaillen" anschlieist. „Dor
s. g. Störtobekor-Pokal u. das frühoro Silborgorät der Sehifforgcsellsch. in Hamburg1- ist von
J. F. Voigt besprochen und dio. Inschrift dos orstoron richtig gestellt (nach welcher sein
ursprünglicher Name: „Hansebocher" !) ; or stammt in den ältesten Teilen erst aus dem 17. Jahr-
hundert Zu den Namen jenes Silberzeugs gab C. Walt hör Erklärungen. „Das grofsc Glück
der Rcpergosellen" (vgl. Jahresb. 1879. 111. S. 81) wird jetzt von A. Uach, J. H. Siegel er
und Just us Brinkmann" als oin Becher mit einem in den hohlen Fufs eingelassenen
Würfel, der das Trinkon bestimmte, nachgewiesen. Von dorn Glockongiofsor (apongeter) Hans
van dem Dammo 1568 — 1588 erhalten wir Kundo. Über „die Mossgowänder der luther.
Geistl." gaben C. F. Gaedochons, W. Sillom und C. W. Hardor Nachriebt. Es sei hier
für Bibliothekaro uud HancUchriftonbositzor bemerkt, dafs der Pastor zu St. Michaelis in Ham-
burg Karl Bertheau in öffentlicher Aufforderung Johannes Bugonhagons „dor Erhören Stadt
Hamborg Cristliko Ordoningo" vom Jahre 1529 in niodordoutschor Sprache, besonders in Hand-
schriften, sucht An Porsonalion wurden besprochen die Malor (Wald Harms und Joachim
Luhn von K. Koppmann und die Erben Adam Tratzigcrs. — Alles in den Mitt. dos Hamb.
Vereins. 3. — 2) S. oben II, Kap. XV11I. — 3) S. 738. — 4) Auch im ßegistor S. 771. —
5) N. Archiv £ altero d. Geschichto VI, Heft 2, S. 466. — 6) Stintzing 1. c. S. 564 f. S.
635. — 7) Viertuljahrsschrift für Heraldik, Spragistik und Gonoalogie, hrsg. vom Vor.
Herold zu Berlin. Redig. von Ad. M. Hildobrand. Berlin, Karl Hoymann. 8°. Heft 2,
S. 99 — 116. — 8) Zu don v. Sprewitz fohlon einige Damen in Rostock. Für die Hudt-
walker kommt der Froischöffo Hondowalker zu Volkmarsen in Wostfalon (S. 112) nicht in
Frage. — 9) „Separatabdr. a. d. Mockl. Anz. Schwerin. 1880. 16 S. 8°.
111,58 X. K. E. H. Krause:
Geschichte Band I — VI enthaltenen Aufsätze erschienen ist,1) welches du
reiche und wichtige Material erst erschliefst8)
Ober das Hamburger Amt Ritzcbüttel (Cuxhaven, Neuwerk) ist auch
hier das Buch von F. A. Becker3) zu nennen, da es über die Seefahrte-
anlagen und Bedeichungsarbeiten manche schätzbare Nachrichten bietet
Aufscrdcm liegen drei feuilletonistische in die Geschichte spielende Aufsätze
vor, die der Illustrationen wegen (wohl Vorarbeiten zu den „Küstea-
fahrten an der Nord- und Ostsee"4) geschrieben zu sein scheinen. Es
sind: 1) „Die alte Liebe in Cuxhafen" von F. Lindner.6) Das grobe
Höftwerk „Alte Liebcu, das seinen Namen von dem Schiffe fuhrt, welches
zur Festlegung des Werkes im Grunde des Stromes mit Steinen versenkt
wurde, wird erklärt: „In sehr alter Zeit strandete hier ein portugie-
sisches Schiff Olivia" = Ole Lev = Alte Liebe! 2) „Skizzen ans Nieder-
dcutschland'' von Ferdinand Lindner, von denen No. 4 „das Watt*4*) hier-
her gehört. „Scharhörn" = Schroffhorn, entsprechend dem nahen Steüsand,
will L., obwohl jene Erklärung ihm bekannt ist, als „Scharnhörn" mit Ans-
garius zusammenbringen. 3) „Auf Neuwerk" von Ferdinand Lindner.7) Hier
soll Neuwerk, das im Mittelalter so kleine Nye 0, ehedem viel gröfser ge-
wesen sein, das Land Dithmarschen heifst als Plur. von Marsch „die Dith-
marschenu, die sächsischen Hadeler sind als „Hadelner" Friesen. Der Zag
des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg nach Riteebüttel and
Neuwerk 1626 wird als blofser Raubzug geschildert; er unternahm ihn aber
(als Administrator von Magdeburg und Halberstadt) in dänischer Bestallung
wegen des von den Hamburgern angefochtenen dänischen Elbzolls in Glück-
stadt nach damaliger Kriegsweise.
Mecklenburg.
Archivrat Dr. Wigger giebt in Erinnerung der vor 100 Jahren ge-
schehenen Herausgabe des 1. Teils von Friedrich August Rudi off 8 „Pragmat
Handb. d. mccklcnb. Gesch." eine kritische Obersicht über die historische
Forschung auf diesem Gebiete seit jener Zeit.8) Derselbe lieferte eine akten-
mäfsige, mit Liebe ausgeführte Schilderung aus dem Vorleben Friedrichs i
Frommen.9) Die Darstellung bietet aufser dem Persönlichen reichen Stoff f&r
die Hof- und Kulturgeschichte. Die schon (II, Kap. XVIH) erwähnten „Er-
zählungen aus der mecklenb. Geschichte" vom Pastor Adolf Pen tz zu Jabel1*)
reichen bis in die neueste Zeit; der Verf. kennt auch hier seinen Stoff und
weifs zu erzählen, mehr Anspruch erhebt er nicht. 2 Abschnitte: No. 38
„Aus der Zeit des siebenjährigen Krieges", und No. 39 „Bauerniebon im 18.
1) „Im Auftrage dos Vorstandes zusammengestellt." Hamburg 1880. 24 S. 8*. —
2) Hamburg, 1881. Vorlegt von W. Mauke Söhne (vormals Perthes, Besser und Mauke). —
3) S. oben 11, Kap. XV11I. _ |4) S. obon 111,54. — 5) lllustrirte Zeitung. Leipzig.
75. Bd. No. 1948 vom 30. Okt. S. 3C6. Die Orig.-Zeichnung von F. Lindner: S. 363.—
(>) Die Gartonlaube. ttod. von Ernst Ziel. Leipzig, E. Keil. No. 34 (mit Bild Scharhör»)
und 35 (mit Bild Kugolbako). — 7) Daheim. 16. Jahrg. 1879—80. No. 52. S. 885 (Bild:
Nouwork im Schneesturm). — 8) Quartal- und Schlufsboricht XLV, 4 vom 12. Juli im An-
hang an Jahrbücher und Jahresbericht dos Voreins für Mecklenb. Geschichte. Bd. 45. —
9) W ig gor, Aus dein Loben Herzog Friedrich d. Frommen bis zu seinem Regierungsantritt,
i. Jahrb. 45. S. 53—176. Horzog Friedrich trat am 30. Mai 1756 die Rogierung an. —
10) Wismar, Rostock und Ludwigslust, Hinstorffsche Hofbuchh. 170 S. 8°. Vgl. Rostock
ZoitK. 1880. No. 97 vom 27. April. Vgl. Kap. III.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. HL59
ahrhandert" steuerte Pastor Staak zu Bellin bei „nach alten Pfarrakten
nd Erzählungen" etc., sie sind aber ohne Bedeutung. No. 40 „Die Butter-
svolation in Rostock" von 1800 bietet ebenfalls nichts neues, zeigt aber
inen Krawall kleinster Interessen, wie solche in jener drohenden Zeit das
lürgertum der deutschen Städte niederhielten. Ein Artikel von Ottokar
orenz, „Wallenstein und der Besitz von Mecklenburg",1) erschöpft natürlich
as Welthistorische dieser Periode nicht, das fort und fort in der „Geschichte
Gallensteins" von L. v. Ranke nachzusehen, von der die 4. Aufl. erschien.9)
iine sorgsame Arbeit sind des Premierlieutenants E. v. Vofs „Beitr. zur
tecklenb. Fahnenkunde",3) für die Zeit vom 17. Jahrh. (Christian Louis)
is zu Friedrich Franz I. gezwungenem Eintritt in den Rheinbund 1808. Die
'ahnen sind im grofsherzogl. Arsenal in Schwerin; aber die Beiträge liefern
iel mehr, als ihr Titel ahnen läfst, sie geben z. T. geradezu eine Geschichte
er alten Regimenter und interessante Aktenstücke zur Kriegsgeschichte des
8. Jahrhunderts. Des Geh. Hofrate A. J. C. zurNedden „Beitr. z. Gesch.
er grofsh. Justiz-Kanzlei zu Schwerin" 4) führen die Geschiente dieses Ober-
erichts von dessen Gründung 1599 bis zur heutigen Justizorganisation herab,
►er Schlufs ist noch nicht erschienen. Sie ist in 2 Teile zerlegt: I. „Die
Jlgemeine Geschichte" — gliedert sich wieder in 6 Abteilungen, von denen die
ritte: „Teilnahme der Fürsten an der Justizpflege und Eingriffe in dieselbe"
ie bei weitem interessanteste ist. Diese Fälle von Kabinetsjustiz werden
ber 7 Regierungen verfolgt, unter Karl Leopold sucht man die verrufensten,
ie das Dömitzer Gewaltverfahren, natürlich vergebens, da sie nicht vor der
chweriner Kanzlei spielten. Von den zwei letzten Grofsherzogen heifst es:
in den Regierungsjahren des Grofsherzogs Paul Eriedrich 1837 — 1842 sind
) wenig, wie in den des jetzt regierenden Grofsherzogs Friedrich Franz II.,
angriffe in die Justizpflege vorgekommen"; d. h. auch nur: bei der Justiz-
Kanzlei zu Schwerin und natürlich ganz direkt und ganz allgemein: von den
agierenden Herrn selbst. Von Eingriffen der Regierung ist nicht gesprochen.
*er 2. Teil handelt von den „Beamten der Justiz-Kanzlei" und liefert die
ersonallisten, auch der Advokaten und Notare.
Durch die historischen Skizzen des Pfarrers von Zellhausen Bernhard
esker5) geht der eine Gedanke: die gute protestantische Art der Meckleu-
irger sei eigentlich katholisch, die Reformation wird nur auf selbstsüchtige
[otive in gehässigster Weise zurückgeführt, dann werden die Konvertiten lobend
nfgezählt und in einseitigster Weise die schon einseitigen und selbst ten-
ünziösen herangezogenen Quellen benutzt. Die Darstellung lautet fast, als ob
nter Friedrich Franz I. die Katholisicrung des ganzen Landes nahe gc-
esen, und 1848 unter dem Adel begonnen habe, wozu die wenigen Konvertiten
s Belege dienen müssen. Dann sei seit 1851 (durch v. Schröter) Ver-
•lgung eingetreten, die noch vorhanden sei. Die streng orthodoxe lutherische
katholisierende" Geistlichkeit wird nunmehr als beste Verbündete des Ka-
1) D Rundschau v. Rodonberg. XXIII. vgl. c. III. — 2) Leipzig, Danckor a. Humblot, 1880.
a. 371 8. 8°. — 3) Jahrb. otc. 45. 8. 291—314. Vgl. Rost Zeitg. 1880. No. 278.
8. Not.) Beilage: „Zur Geschichte* oinzolnor Mecklenburg. Trappen thoilo". — 4) Jahrb otc.
>. S. 177 — 262. Teil I reicht bis 231. Abteil. C: S. 194 ff. „ Justizkanzloi " ist
rieh den früheren preiüsischon Landgerichten. — 5) Bornh. Leskor, Aas Mecklenburgs Vor-
ngenheit. Hinter. Skizze. Rogensb., Newyork u. Cincinnati, Friedrich Pastot. VI u. 159 8.
'. S. o. II, Kap. XVIII. Vgl. Rostocker Zeitung No. 286 (8. Dez.). Der Dominikaner
»melius do Snecis heifst nicht de Saecis, sondern Ten der holländischen Stadt Sneek
n Sneek oder aus Sneek.
11,60 x- K- E- H- Krause:
tholizismus verkündet und auf sie Hoffnung gesetzt. In den neueren Vor-
gängen ist der Verfasser aber nicht recht bewandert, so weife er von einer
katholischen Pfarre in Rostock nichts oder will es nicht wissen. Eine zweite
Abteilung des Buches1) behandelt die Stadt Wismar in derselben Weise.
Schnurstracks entgegen der katholischen Auffassung Leskers steht die
des grofsh. Konsistorialrats und Prof. Dr. H. H. Alb. Bohl au.*) Er sagt
„nach Landcskirchcnrccht ist jede vom lutherischen Bekenntnis abweichende
Religionsübung Häresie" „ „Papisten u " stehen demnach als häretische Ange-
hörige der lutherischen Kirche unter der Kirchenzucht der Landeskirche und
der I>andeshcrr hält den im Lande geduldeten katholischen Gemeinden gegen-
über das Hecht der lutherischen Landeskirche mit Nachdruck fest".*) In
den historischen Jahresbericht gehört dieses Landrecht, abgesehen von der
streng historischen Methode des bekannten Verfassers, namentlich deshalb,
weil er die Lehre vom Staats-, Kirchen- und Gemeinde-Vermögen
nach bestehendem mecklenburgischen Rechte hier auf geschichtlicher Grund-
lage sicher, und vielfach zum ersten Male, aufgebaut, und auch in historisch
dunkle Verhältnisse Licht gebracht hat. —
Sylvester Tegctmeyer, der rigische Reformator, war Ostern 1518
zum zweiten Mal nach Rostock gekommen, wurde am 20. Febr. 1519 IIa*
gister, im Sommer Disputator im „Rothcn Löwen", einer Regen tie, am
8. April 1520 Kapellan zu St. Jakobi unter Bertoidus Möller als Kirchherrn;
er selbst berichtet wie im Winter dann auf Befehl des Schweriner Administrators
Zutfeld Warenberg die Verdammungsbullc gegen Luther zum ersten Male
verlesen wurde.4) — Das bisher viel beschriebene „erste" niederdeutsche Ge-
sangbuch von 1526 s. 1. (Wittenberg?), das einem „Johannes Speratus" zu-
geschrieben wurde, stellt sich nach Bachmann5) als Nachdruck eines auf
der Rostocker Univ.-Bibl. aufgefundenen „dorch Ludovych Dyetz gedruckt
1525" heraus, das nicht J. Speratus in der Vorrede nennt, sondern die
Worte „Vorrede J. S." hat, welche, anderwärts wohl irrig ergänzt, kaum
einen andern als den Rostocker Reformator Joachim Slüter bezeichnen
können. Das Dietzischc Gesangbuch Slüters von 1531 ist nur eine sehr
vermehrte Auflage des von 1525. Das Lied von Nikolaus Hovesch (Decius)
in Stettin „Alleine God in der böge sy cre" erscheint hier 1525, ebenso wie
5 andere Lieder, zuerst. Es wird also urspr. niederdeutsch abgefafst sein,
erat 1529 erscheint es hochdeutsch. — Den DurchfUhrer der Reformation in
Rostock, den energischen grofsen Juristen Dr. Johannes Oldendorp, stellt
Stintzing6) viel höher als Waitz in „Lübeck unter Jürgen Wullenweber"
that, verteidigt ihn gegen den Vorwurf, gern andere vorzuschieben, und
sucht auch die Vorwürfe aus seinem ehelichen Verhältnis zu beseitigen.7)
J) Beruh. Lenker, Aub Mecklenburgs Vergangenheit Histor. Skizze. Regenab., Newjork
u. Ciiivinnati, Friedrich Fürtet. S. 117—159. — 2) II. U. A. Böhlau, Mecklenburg. Land-
recht. Da« particularc Frivatrocht (Ich Grofshzgth. Mecklenburg -Schwerin mit Amwchlufs de«
Lehenrechts. 3. Bd. 1. Abth. Weimar, Hermann Böhlau. VIII u. 301 S. 8Q. — 3) S. 65.
— 4) Vgl. F. Bienemann, Tagebuch S)Ivotitor Togctmoior», i. Mitth. au« dem Gebiete der
Gesch. Liv-, Est- u. Kurlands XII. S. 502 ff. Vgl. Kap. IX. — 5) Joh. Bachmann, Dai
altert, niederdeutsch, ov. Gesangb. u. d. ersto Druck d. L. : „Allein Gott i. d. Höh sei Ehr".
Zeitschr. Tür kirchi. Wissonseh. u. kirchl. Leben otc, Horausgeg. von Dr. Chr. K LathardL
1. Jahrg., 1880 12 Hefte. 8°. Leipzig, Dörffling u. Franko. Heft 9. S. 480—486. —
tf) Stintzing, I.e. S. 99, 101, 116—120, 136, 144, 296, namentlich aber 310-338. —
7) Wenn Oldondoq» in Rostock oinen Geistlichen Valcntinus „in heimlichem Handel
mit meiner Frau nennt" (S. 314), so int damals kein anderer diene* Namen« bekannt ab
Valentin Körte, nachher Ourtius. — Auch zur Katechismus - Geschichte Hegt ein Beitrag
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. 111,61
Revisionsrat C. W. Balck gab eine völlige Neubearbeitung1) des
Mecklenburgischen Amtsschulwesens" im 3. Bande von des Verfassers 1865
rschienenen, als tüchtig bewährten „Domanialen Verhältnissen Mecklenburgs".
>as Ganze ist historisch entwickelt und bis auf die neueste Gesetzgebung
3rtgesetzt. Auch das „ständische Schulwesen" ist jetzt aufgenommen, d. h.
ie Verhältnisse der städtischen und ritterschaftlichen Landschulen. Das
tuch ist wertvoll durch die umfangreichen Quellennachweise aus mehrfach
icht leicht zugänglichem Material. Der Stand des Domanialschulwesens mufs
nerkannt werden, nur an wenigen Stellen ist es noch rein kirchlich. Von
en ritterschaftlichen läfst sich jenes Lob nicht sagen. Für die Domanial-
ehrer giebt es ein Witwen-Institut (mit Beitrittspflicht), für die „ständischen"
jehrer existiert keine organisierte Witwenkasse. — Gelegentlich des drei-
tundertjährigen Bestehens der „Grofsen Stadtschule" zu Rostock (welches
»ffiziell nicht gefeiert wurde) erschien vom Dr. Gustav Timm eine in
dvater Festversammlung gehaltene Festrede, besonders über den ersten
lektor M. Nathan Chytraeus. *) Es schlofs sich daran von demselben „Der
rste öffentliche Schulaktus der Rostocker Stadtschule, gehalten am 26. Okt.
880 in der JohannisMrche";8) in einer lateinischen, wie es scheint nur in
inem Exemplare in Göttingen erhaltenen Rede verteidigte Chytraeus die neue
Ichule gegen Angriffe, die fast modern klingen. — Der Philolog Nathan
ühytraeus, der auch Botanik lesen und die botanischen Exkursionen der Uni-
ersit&t leiten mufste, hat eine solche — ein historisches Unikum — als
totanoscopium in lateinischen Versen geschildert, welches Ernst H. L.
Crause neu herausgab.4-6)
Staatsarchivar Dr. v. Bttlow führt uns von der eigenen Beschreibung
ler 4 Reisen des stud. theol. Michael Franck, später Pastor in Berzdorf in
[er Lausitz, welche dieser von Frankfurt a. d 0. aus durch Europa machte,
lach dem Manuskr. in Zittau einen Teil der 2. Reise6) (darunter Ribnitz,
or: Von F. Kay sei, Pastor zu Lüssow, der die Behandlung dor Erbsünde und dor Sabbath-
leiligung für nicht ganz echt lutherisch hält, nämlich: Vernothwondigt sich o. Umarbeit des
fecklenb. Landeskatechismus? Wismar, Uinstorffscho Hofbuchh. 135 S. 8°. Vgl. Rostock.
Leitung 1880, No. 98 (28. April). Der alte mocklonb. Landeskatechismus stammt von
. Krakewitz, dem spätem Qoneralsuperintendenten von Schwodisch-Pommern. — Kaysei wurde
asch zum Widerruf veranlafst — Die Statuten der Rostocker Juristen-Fakultät von 1564
leapricht Stintzing inbetroff der Entwickolung der Professuren und Disziplinen 1. c. S. 132.
— 1) C. W. Balck, D. Landschulwesen in Mecklenb.-Schw. Wismar, Rostock u. Ludwigslust,
liMtorffsche Hofbuchh. 1880. VI u. 117 8. 8°. — 2) G. Timm, Die Grund, d. Grofson
Stadtschule zu Rostock und ihr 1. Rektor M. Nathan Chytraeus. Festrede etc. am 1. Febr.
880. Rostock, G. B. Leopolds Universität - Buchhandlung (P. Behrens). 28 S. 8°. Die S.
vurde anfangs „Partikular-Schule" genannt. — 3) Rostocker Zeitung 1880. No. 127 u. 128
3. u. 4. Juni). — 4) E. H. L. Krause, Eine botan. Excurs. i. d. Rostock. Heide vor 300
fahren. Aren. d. V. der Freunde d. Naturgesch. in Mecklenb. 33. Jahrg. Neubrandonburg,
n Komm, bei C. Brünslow. S. 318—329. (Separatabdr. 14 S. 8°. Nicht im Buchhandel.)
— 5) Eine wichtige Arbeit des grofshorsoglichon statistischen Buroaus zu Schworin für die
Jeschichte dos Vorkohrslebens sind: „Die Kauf- und Pachtpreise der Landgüter und die
ifarktprciso landwirthsch. Producte in Mockl. s. d. J. 1770." Beiträge zur Statistik Mocklen-
rargs. 9. Bd. 3. u. 4. Heft. Schwerin. In Komm, der Stillorschen Hofbuchh. (4) und
140 S. 4°. S. 86— 98. - 6) v. Bülow, Wandor. oinos fahrend. Schülers durch Pomm. u.
tfeckl. 1590, in: Baltische Studien. 30. Hft. 1. S. 57—100. Vgl. unten. Auch die
Sprache hat durch die ungeschickte Herübornahme von plattdeutschen Ausdrücken ins Hoch-
leutsche mannigfaches Interesse: So Schöpknocht für Schiffsknecht. Forner hoifst bei ihm das
Sostockor Bier: „öl", Geruch: „Geschmack", Bernstein: „Augenstoin". Für Cyporwoin sagt
rr „Zietcnwein". Auffällig ist ihm das gomoinsamo Baden beider Geschlechter in den Rostockor
Sadstubcn.
111,62 X- K. E. ü. Krause:
Rostock, Güstrow, Warnemttnde) vor. Francks Beobachtungsgabe ist nicht
grofs, daher Widersprüche z. B. über Hoizarmut und Holzreichtum in Meck-
lenburg. Seltsamer Weise sind ihm Dammgarten und Ribnitz, durch die
Rccknitz getrennt, als Reste der alten Yineta genannt, das Ribnitzer Binnen-
wasser und den Saaler Bodden hält er für die Ostsee. In Rostock fand er
Aufnahme bei einem alten Reisegenossen Henrikus Kilian, der nachweisbar
ist;1) hier hat er augenscheinlich von des Marschalcus Thurius in das Volk
übergegangenen Fabeleien gehört. Ziemlich ausführlich beschreibt er den
alabasternen Predigtstuhl (1557), die neue Orgel (1585) und das von der
Turmuhr bewegte Bild des Todes in der St Jakobikirche. In Warnemttnde
sah er am 6. Juni 1590 die Königin- Witwe Sophie von Dänemark8) landen
und auf der dortigen Burg empfangen werden; sie führte ihre Tochter Elisa-
beth dem Herzog Julius v. Braunschweig zur zweiten Ehe zu. Gerade diese
Beschreibungen sind von Wert, interessant auch die Schilderung der Über-
fahrt auf offener Jacht nach Kopenhagen. 3) Von Dr. A. Hofmeister4)
ist eine Darstellung vom Prozesse und der Hinrichtung des stud. theoL Jok
Christoph Castricius wegen Diebstahls und von dem darüber zwischen Rat
und Universität ausgebrochonen Kompetenz-Streite erschienen, mit Angabe
der erwachsenen Litteratur. — Heinrich Giske6) weist den von G. Flflrke
in Schirrmachers Bcitr. zur Gesch. Mcckl. I. mit dem zugehörigen Holzschnitt
wiederholten Reimspruch auf die Stadt Rostock als nicht von Hans Sachs
stammend nach und setzt seine Entstehung um 1590, die Zeichnung viel-
leicht schon 1575. K(rause) hat daneben die Frage aufgeworfen, ob nicht
etwa der letzte ungleich bessere Teil einem freilich sonst nicht bekanntes
Spruche des Meistersängers auf die Universität Rostock mit dessen Unter-
schrift entnommen sei. 6) — „Der Fürstenstuhl im Dome zu Schwerin" ist
im „Wochcnbl. für Archit. u. Ingen." beschrieben. 7) Die Einführung der
Bohnen (Phascolus) in Mecklenburg kurz vor 1579 und die Aussetzung von
Kaninchen in den Dünen von W arnemünde 1684 und 1689 hat K. E. E
Krause,8) das angebliche Verbot, den Dienstboten mehr als zweimal die
1) Honricus Kilian trat am 25. Mai 1586, vor der Pest au* Frankfurt flüchtend, ntt
Franck eino Roiso nach Wien an, am 11. Mai 1590 traf ihn letzterer ala städtischen Wehv
schonk in Rostock, wo or bis 5. Juni (irrig im Text 5. Julii) bei ihm blieb. 1607 geriet
Kilian als Woinschonk und Kaufmann in Konkurs und zog dann als „kurzweiliger Bath od
Fossonrcifsor" an Fürstonhöfon herum, hatte aber bei Farkontin (nahe Doberan) noch eist
„LlammorBchmiodomiihlo". in Rostock boi einer Wiederkehr verhaftet, flüchtete er nach ftr-
kontin und dann nach Schweden. N. Wo eh. Rostock. Nachr. etc. 1841. No. 70. 8. 197. —
2) Dio aber nicht, wie dio Anm. zu 1. c. S. 94 sagt, bis 4. Okt 16S1 „über Diaensrk
rogierto". Franck versteht S. 96 untor dem verstorbenen „Vater" den der Braut, nicht wie
v. Bülow meint, der Königin ; er hat nur den Namen des augenblicklichen Königs, Christian IV.,
(den or „den Frinzon" nennt) für den des verstorbenen gebraucht — 3) S. 97 Note 4 ist
„droyfachs Wegosu Mifsverstand des Seemafses „weke sees". Unter den „Seewundern** & 99
ist „Trolval" nicht Teufelsfall, sondern Teufolswal (vals); Fistros oder phifseder ist phvseter,
ziphus, der dio „schwarzen Seehund" frifst, ist der Schwertfisch, ^ifog. Für die „Stauet
oder Steiniger, welcher schneller denn Rofs laufen" ist vermutlich „Rainen" Renntiefe *
lesen. — 4) A. Hofmeistor, Kino Rostock, cause celebro 1611, in: Mecklenburger Ameigs*.
Sohwerin. No. 148 (28. Juni), S. 3, Sp. 2 unter Chiffer: — d. — 5) H. Giske, Üb. d. Hos
Sarhs zugoschrieb. Lobspruch auf d. Stadt Rostock. Archiv für Litteraturgesch. , heraosg. vot
Dr. Franz Schnorr von Carolsfold otc. X. Bd. 1. Hft. Leipzig, B. G. Teubner. & 13 C
— G) Rostock. Zeitung. No. 285 Beil. (7. Dez.). — 7) Red. von Ad. Boetticher m. Pet
Walle. 2. Jahrg. Berlin, Oehmigkos Verlag. Fol. No. 52. — 8) Archiv dos V. <L Frenfc
der Naturgcsch. in Mecklenburg. 34. Jahrg., horausg. von C. Arodt~Bütsow. Nenbrandenbarj;-
In Komm. C. Brünslow. S. 232—235 u. S. 238 tf. Dabei ist dio Einführung von
aus Soligna«', Haute Loire, nach Stablow (und Corvoy?) 1149 angeführt
Schleswig- Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. JJI 63
Woche Lachs zu geben, Dr. med. A. Blanck1) besprochen. Archivalische
Untersuchungen haben für ältere Zeiten nichts ergeben, aber schon für den
Anfang des 17. Jahrh. solche Preishöhe, dafs von jenem Verbote in Mecklen-
burg nicht die Rede sein kann. — Von Biographien und Personalien
ist zunächst zu nennen: „Carolina, Herzogin von Mecklenburg -Strelitz", *)
dem Zwecke gemäls eine volkstümlich-apologetische Darstellung.3)
Pommern.
Das vorige Jahrhundert betrifft ein Werk unsäglichen und minu-
tiösen Fleifees im Nachspüren auch kleiner und kleinster Umstände: „Pom-
mersche Lebens- u. Landesbilder"4) von Hermann Petrich, Archi-
diakonus zu St. Marien zu Treptow a. R. Der Verf. hat in seiner früheren
Stellang als Gymn.-Lehrer gesammelt und zusammengetragen und seinen Stoff
in Begeisterung für seine Heimat, daher warm und allgemeinen Kreisen durch-
aus zugänglich und sympathisch verarbeitet. Zur Behandlung gekommen
sind: Nikolaus Ludwig Graf v. Zinzendorf, Ewald Christian v. Kleist, David
Ruhnken (der bekannte grofse Gelehrte Ruhnkenius),5) Christian Gottfr.
1) Archiv des Vor. der Freunde dqp Naturgesch. in Mecklenburg. 34. Jahrg., herausg.
von C. Amdt-Bützow. Noubrandenburg. In Komm. C. Brünslow. S. 129 ff., in „A. Blanck,
Die Fische der Flüsse und Seen Mecklenburgs". Dio Abhandlung erschien auch im Separat-
druck: Schwerin, 1881, in 1. u. 2. Aufl. — 2) 23 S. 8°. Schillingsbücher No. 119. Ham-
burg, 1879. Agent des Rauh. H. — 3) Wegen der vielfach in die mecklenburgische Ge-
schichte verflochtenen Person lichkoit des diplomatischen Abenteurers Friedrich von Spedt mufs
hier auch aufgeführt worden: W. Molleraps: „Conrad UoxkÜlls und Friedrich von Spodts
Plan einer Eroberung Livlandn durch Frankreich" in: Beitr. a. d. Gob. der Gesch. Liv-, Est-
u. Kurt 12, S. 477 ff, vgl. Kap. IX., der gegen 1560 geschmiedet wurde. Don Wappen-
brief des Kaisers Max für dio Gebrüder Ulrich, Mathias, Mary und Hans Stenglin vom
14. Sept 1518 brachte der Herold. Aus Stintzings schon (oben III, 57) genanntem Buche
sind an Personalien, z. T. biographischer Art, zu nennen: Dr. Lorenz Kirchhoff (1529
bis 1580) in Rostock, Schüler Loriots, Herausgeber der grofsen Sammlung Consilia et responsa;
in den Roatocker Wirren der 60er Jahre wurde or viol genannt; Oldondorps Schüler Michael
Boldewan, Verfasser der von Oldondorp herausgegebenen Loci commune«. Stintzing nennt
ihn seltsamer Weise von Boldewan; dor Grofavater war erst im Domfehde - Aufruhr aus don
Zünften in don Rostockor Rat gekommen. Femer Christoph Hegondorfinus , der nach dos
Vaters Namen im Genit Hogendorfen genannt wurde, also eigentlich Hegondorf hiofs;
Johann von Borcholten, dor freilich ebenso wlo Statius v. B., sein Sohn, so genannt ist;
der Vater aber war dor Ratsherr Statius Borcholt, nicht v. B. , in Lüneburg; Jacob
Thoming, Heinrich Husanus, Johann Georg Godolmann in Rostock, dor au«
Mecklenburg stammende Christoph Lersner, Adam Thraciger. Mich. Grafs und
Heinr. Camerarius. In der alten Dorpat-Pernauer Matrikel bis 1710 kommen bei Th.
Biese (vgl. oben ULI, 54 und Kap. XXII) vor: Tobias Netz Neobrandonborgensis Marchicus (?)
und Daniel Eberhard, Mecklonb.-Strelitz 1690, Andreas Amsel, Rostock, Megapolitanus
1693, Petrus Volkmann, Crivitz, Mocklenburgius 1707. Eine ganze Reihe Personalien
bietet das einzige aus älterer Zeit erhaltene Album Scholae Rostockiensis Senatoriao dos Rek-
tors M. Blasius Grabius. Dr. G. Timm hat dio gesamten von 1659 — 1668 reichenden
Namen alphabetisch geordnet und abdrucken lassen (Rostock. Zoitg. No. 55, 64, 66). Dio
Namen des Schweriner Schlofschores seit den 25 Jahren seines Bestehens finden sich in Otto
Kades Festschrift: „0. Kade, Die 25 jährige Wirksamkeit des Grofsherzogl. Schlofschores in
Schwerin. Eine Festschrift" 1880. Schwerin, Sandmeyersche Hofbuchdr. 54 S. 4°. --
Von Dr. F. Latondorf erschien: Reuter u. Hörn. Reutors Glückwunsch zum Amtsjubil. des
Stiften der deutsch. Burschensch., in: „Gegenw." No. 24. Durch Erläuter. erweitort in : Meckl.
Zeitg. Schwerin. No. 135. — 4) H. Petrich, Pom morsche Lebens- u. Landosbildor. „Nach
gedruckten und ungedruckten Quollen." 1. Bd. Aus dem Jahrh. Friedrichs d. Gr. Hamburg,
Wolf Lothar Ocmler. XU u. 436 S. 8°. Das Personalrog. umfafst 14, das Ortsrog. 11 S.
— 5) Von demselben Verfasser orschion: David Ruhnkon. Ein Lebensb. mit bos. Rucks, auf
&s Besieh, zu s. pommorschen Hoimat. Zeitschr. f. d. Gymn.-Wosen von W. Hirschfolder u.
H[,64 x- K E- H. Krause:
Afsmann, „Wilhelm Sebastian von Belling und der siebenjährige Krieg ii
Pommern", Karl Wilh. Ramler, Joh. Joach. Spalding, Franz Balthasar Schön-
bergk von Brenkenhoff , *) Joh. Kaspar Lavater,1) Ewald Friedr. Graf toi
Ilertzberg, Joh. Heinr. Ludw. Meierotto, 3) „Joh. Friedr. Zöllner und seine
Reise durch Pommern im J. 1795". In jedem dieser Abschnitte werden eine
Menge bekannter, aber auch unbekannterer, z. T. weit von historischen Wegen
abliegender Persönlichkeiten erörtert. In einer Selbstanzeige4) sagte der
Verfasser, es würden sämtliche Städte und ca. 500 andere Orte Pommerns
und mehrere hundert Persönlichkeiten berührt; nach einer Vergleichung der
umfangreichen Register wird er Recht haben. — Etwas geheimnisvoll ist in
den Baltischen Studien5) das nahe bevorstehende Erscheinen einer neuen,
auf Quellenstudien beruhenden Geschichte Pommerns angekündigt6) —
Die Zeit des grofsen Kurfürsten betreffen mehrere Schriften: Dr. GusUt
Breuckers „Die Abtret. Vorpomm. an Schweden u. d. Entschäd. Kurbran-
denburgs" *) bringt keinen neuen Stoff, behandelt den vorhandenen aber
klar. Vermutlich ist es eine Seminararbeit. Ernst Fischer (Berlin) 8) gab
ein Referat über 0. Franckes „Belagerung und Beschießung Stralsunds" vom
11. Okt. 1678, 9) in welchem besonders nachdrücklich die Kleinlichkeit und
Einfalt der Stadtvertretung bei der Verteidigung der Stadt hervorgehoben
wird. Einen in Stettin gehaltenen Vortrag „Pommern und der Gr. Kurfürst41
hat Dr. Rudolf Harncke zu einem gröberen Aufsatz ausgeführt10) Des
von C. Schirren in den Gott Gel. Anz. n) schon 1880 besprochene, mit
dem Editionsjahr 1881 versehene, Pommern als schwedische Provinz während
des Nordischen Krieges betreffende Werk des dän. Kapit. a. D. Christiaa
v. Sarauw18) motiviert der Verf. damit, dafs Lundblad nur kritische Kom-
pilation biete, Jenssen-Tisch habe in der Übersetzung ins Deutsche Karl XII.
geradezu als Zerrbild erscheinen lassen, und Fryxell, der eine grobe Menge
wertvollen Materials zusammentrug, habe es nicht gehörig zu sichten ver-
standen, und deshalb nicht daraus korrekte Schlüsse ziehen können. Vor-
treffliche Gesichtspunkte biete die Rede des jetzigen Königs von Schweden
vom Jahre 1868 zum 150jährigen Todestage Karls XII. Der Verf. wollte
darnach speziell die Thätigkeit des Königs ins Licht stellen. Hierher gehört
nur, was von den Kriegsereignissen die Eibherzogtümer, Pommern und Meck-
H. Korn. Berlin, Weidmann sehe Buchh. 34. Jahrg. S. 81 — 111. Dor Vater
dator zu Wintorshagen bei Stolpmündo. — 1) Dabei: Die poramerschen Kolonieen Fried-
richs d. Qr. — 2) Der Abschnitt umfafst „die Theologie de« Sturmes and Drange«**. —
3) Mit schulgeschichtlichen Nachrichten über Anklam, wo Petrich früher Gymnr-Lehrer wir.
— 4) Halt. Studien 30. S. 295—297. — 5) Ibid. 297. — 0) Dr. C. Blaaendorffii „Dia
Königin Louise in Pommern" ist besprochen von Dr. Kropatschek in Brandenburg in: Zeitsckr-
für preufs. Geschichte u. Landeskunde. S. Jahres!). 1879. — 7) Ein Beitrag war Geschieh!»
des Wostphälischon Friedens. Hallo a. S., 1879. M. Niemoyer. 94 S. 8°. (No. VIII d*
Hallcseh. Abhandl. z. n. Gösch.) Vgl. K— L. im Lit Centralbl. 1880. No. 62, 25. Vm.
Sp. 177«. — 8) Mitth. a. d. Hist. Litt. etc. VIII. Hft. 2. S. 153—157. — 9) Stnüsrad,
1878. Bremen. Vgl. Jahresb. 1879, 111, 85. — 10) Ztschr. f. pr. Gesch. u. Landeskdo. & 253-
268. — 11) Gott. Gel. Anz. Stück 48. S. 1505—1519. — Sehr absprechend. — 12) Cfcr.
v. Sarauw, Die FoldzÜge Karls Xll. Ein quellonmäfs. Boitr. %. Kriegagesch. u. Kabinetopoht.
Kuropas im XVIII. Jh." Mit einer Übersichtskarte des Nord. Kriogstheaters und 6 lithogr.
Tafeln, licipag, Bernhard Schlicke, 1881. Bor 1 in, Mittlerste Sort-Buchh. St Petenbaft
Kais, liof buchh. H. Schmitzdorff. Kopenhagen, A. F. Host und Sön. Wien, L. W. Saatt
u. Sohn. Stockholm, Looström u. Comp. Xll u. 328 S. 8°. Vgl. Lit Centralbl. 1881.
No. 8. Sp. 247, 248. Deutsche Litt. Zoitung, herausgog. von Max Roediger. 3. Jahrg.
1881. No. 8. Sp 299 ff. (L. F.) Im neuen Reich. 1881. No. 6. S. 231 f. Vgl. anei
Kap XXII.
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und Pommern. XII 65
lenburg betrifft; das tritt aber meistens nieht im Detail heraas, mit Aus-
nahme der Belagerung Stralsunds, die auch in einer Tafel dargestellt ist,
welche die Stellung der Dänen, Sachsen und Preuisen angiebt. Auf der Über-
sichtskarte fehlt seltsamerweise die Warnow, die kleine Recknitz ist, wohl
als Grenze, angegeben. Verfasser hat seine Quellen nicht genannt Für den
Feldzug von 1700 in Holstein scheint das Diarium Dietrich von Stades1)
nicht benutzt. Während des nordischen Krieges durchzog der russische
Kaiser Pommern, von dort sind mehrfach Briefe von ihm an seine Ge-
mahlin gerichtet;*) die Mitteilungen bieten aber für die Provinz nichts
bemerkenswertes.
Cöslin u. Gamin betrifft Dr. Rudolf Hannckes, Gymn.-Lehrers in
Cöslin, Abhandlung.3) Der Aufsatz ist eine 2. verbesserte Aufl. des dor-
tigen Gymn.-Programms , von 1877. Die Begrenzung des bischöflichen Ge-
bietes wird angegeben, dann die Reihe der protestantischen Bischöfe aus
pommerschem Hause seit 29. Aug. 1556 — 1637. Der erste, Johann Friedrich,
baute das Residenzschi ofs in Cöslin, der zweite, Casimir, residierte meist in
Bast. Die Geschichte dieser Bischof-Herzoge lernen wir bis zum Ende des
Bistums 1637 kennen, auch die Herrschaft Bublitz wird besprochen. Eine
interessante Notiz ist, dafs Cöslin in der letzten Hälfte des 16. Jahrb. und
bis zum 30jährigen Kriege direkten Seehandel nach Skandinavien trieb, durch
den Jamundschen See und das Tief. Im Anhange 1 werden 3 Cösliner
Codices von oder aus Kantzow genannt, von denen nur 1 von Böhmer, alle
aber im Progr. von 1877 besprochen sind. Anh. 2 enthält eine Stamm-
tafel der Herzoge seit Bogislaw X., aber ohne die Todestage. — Ein Neben-
abfall dieser Arbeit ist desselben Verfassers „Die Insel Wollin4'4), von
der für das Mittelalter oben schon die Rede war. Die Darstellung betrifft
wesentlich Wollin als Witwenresidenz der letzten Herzogszeit, besonders
ferner die Jagden. Dafs im Strandröhricht damals Wölfe hausten, kann
nicht auffallen. Das Tagebuch Hainhofers in den Balt. Stud. 2, 2 lieferte
den meisten Stoff. — Eine feine, auf fast völlig neuem Material beruhende
Arbeit hat königl. Staatsarchivar Dr. G. von Bülow6) geliefert. Von
dem Satze ausgehend: „das deutsche evangelische Schulwesen hat seine
Wurzel in der Kirchenreformation" bespricht Verf. zunächst die der Kirchen-
ordnung folgenden allgemeinen Schulordnungen, dann die Litteratur, die
„Lateinischen Schulen" (Patronat, Lehrer, Lehrer-Einkommen, Lehrziele und
Lehrmittel, darunter der Nomenciator des Nathan Chytraeus, Rostock 1582),
die deutsche Schreibschule (Schulpflicht, Disciplin, Lektionsplan), die Mädchen-
schule (mit Hervorhebung der Verfolgung der lehrenden Frauen und Mädchen
1) Herausgegeben von E. Schlüter im Archiv des Stador Vereins f. G. etc. 2. (1866.)
S. 209—247. — 2) A. Brückner, Peter d. Gr. Briefw. mit Katharina. Hist Taschenb.,
begr. Ton Friedr. v. Räumer, heransg. von W. II. Riehl. 5. Folge. 10. (50.) Jahrg. Leipzig,
P. A. Brockhaus. 1880. XIV u. 366 S. 8°. S. 173—237. — 3) R. Hanncke, Cöslin u.
d. letzt Gamin. Bischöfe. Baltische Studien. 30. Jahrg. Stettin 1880. S. 1- -56. —
4) llanncko, Insel Wollin. Im Neuon Koich. Bd. 1, No. 26, 8. 1006—1012. Vergl. oben
„Mittelalter." — 5) G. v. Bülow, Beitr. z. Gesch. d. Poramersch. Schulwesens i. XVI. Jh.
mit urkundlichen Beilagen. Baltische Studien 30, Heft 4, S. 329—411. Auch gesondert er-
schienen als: Festschrift der Gesellsch. für Pommorsche Gesch. u. Altertk. zur Bogrüss. der
35. Vers, deutscher Phil, und Schulmänner." .... Stettin 1880; ferner unter dem eben ge-
nannten Separattitol. Druck von Herrcke und Ebeling (6) und 83 S. 8°. Vergl. Lit Cen-
tralbl. No. 48 (27. Nov.) Sp. 1634 f. („Wertvoller Boitrag." — Wunsch, dass dio Arboit fort-
geführt werde.) Deutsche Litter.-Zoitung, herausg. von Max Roediger. 2. Jahrg. 1881, No. R,
Sp. 269 (F. Paulsen, Berlin).
Historische Jahresberichte. 1880. III, 5
IJI,66 x- K- E- H- Krause:
durch die konzessionierten Schulmeister). Die erste Eonzession einer Leh-
rerin datiert vom 11. Fehruar 1627 in Stettin. Endlich wird die Existent
einiger Dorfschulen aus dem 16. Jahrh. nachgewiesen. Die „Urkundlichen
Beilagen" bringen den Stundenplan von Wollin (schola Julinensis) 1594,
die Schulordnung von Treptow a. R. 1594, den Lektions- und Prüfung»-
plan von Golnow 1595, den Schulplan von Labes ohne Jahr, die Schul-
gesetze von Wolgast 1601 und als Anhang die Schulordnung des Rats von
Stettin für die deutsche Schule 1623. Verfasser verspricht, wenn die
Arbeit Anklang finde, in einer Fortsetzung namentlich die innere Geschichte
der pommerschen Schulen nach der Reformation darzulegen. Das wäre eil
wissenschaftlicher Gewinn. — a) Die Kläglichkeit der Stände und Städte in
Rüstung und Wehrfähigkeit zu Anfang des 30 jähr. Krieges erweist in fest
erschreckender Weise: „Ein drohender Kosacken-Einfall 1625," dessen ver-
suchte Abwehr Staatsarchivar v. Bülow*) nach archivalischen Quellen
schildert. Man fürchtete den Einfall von Lissowczyki, „Liszezker Kossagken,44
ganz ähnlich den gardenden Knechten und Armagnacs, die aber vom Starosten
von Marienburg Ossolinski schon vorher vernichtet wurden. Angehängt ist
ein Stammbaum des Joh. von Weyher, f 1626, etwa 1500 — 1656. Die
„Lieferungen zum Hofhalt Wallensteins" 3) hat ebenfalls v. Bülow bekannt
gemacht. Es sind vom pommerschen Hofe oder auf dessen Kosten 1627
und 1628 gestellte Leistungen; die von 1628 mufsten am 21. Juni nach
Pasewalk geschafft werden. Die Lieferungen sind ganz enorm, ihre liste hat
grofse Bedeutung für die Kunde der Preise der im 17. Jahrhundert in
Pommern gängigen Speisewaren, der Weine, auch der damals gebauten Gar-
tengewächse. Dafs auch englische Austern (Oesterlen) unter den Fischen zu
liefern waren, regt die Frage an, wie die im Sommer wohl in Pommern ge-
nossen wurden und geschmeckt haben? — Noch liegen zwei Arbeiten von
v. Bülow vor: 'Beiträge zur Geschichte von Pölitz im dreifsigjährigen
Kriege'4) und 'Geschichte der Apotheke in Barth'6). In der ersten werden
die Kriegslasten der armen, Stettin unterthänigen Stadt für das pommersche
Aufgebot und für die kaiserlichen Völker urkundlich aus den klagenden Be-
richten nachgewiesen, die wiederum Preisverzeichnisse liefern. Gelegentlich
ist darin die Biographie des Pastors und poeta laureatus Ludw. Hollonias,
t 1621, mit einem Verzeichnis seiner Werke eingefügt.6) Die Barther
Apothekengeschichte bietet viel mehr, als ihr Titel ahnen läfst, es steckt
viel kulturhistorisches Material darin, sie giebt auch Nachrichten über andere
pommersche Apotheken. — 7) In der Gymnasialbibliothek von Anklam findet
1) Erwähnt seien: H. Schreiber, Ref. i. Pommern: No. 351. (Berlin, Habel 1880.
52 S. 8°.) i.: S. v. Vortr. v. Virchow u. v. Holtzendorf — u. 0. Dickmann, vincentii oratio de Tita
Bugenhagii. Berlin 1879. 4°. — 2) v. Bülow, Ein drohender Koaacken-Einfidl. Bali Stni
30, S. 217 — 236. — 3) Balt. Studien 30, 277—284. vgl. c. III. Die ans diesen Registern
zu gewinnenden Verzeichnisse der Speisefische , der Konditorwaaren und der „grünen Garteo-
gowechssachen" haben ihren besonderen, z. T. auch sprachlichen Wort. Einzelne Ausdrucke
sind unfraglich alt verschrieben. Mandelambrosie S. 279 sind Mandeln und Rosinen (281),
Diebeln (279) sind Datteln (281, Dadolen 284), „1 Fessichen mit Barber Bieren" (283)
sind Lorbeer-Birnen, mit Lorbeer eingemacht, also unsere Senfbirnen. Candirter Gaites-
kümmel (Corum carvi) und Pfotferkümniol (Git, Nigolla) kommnn unter dem Gonfect tot,
ebenfalls Cieari (279); Cichoria intuba war damals aber — Calendula „Hindt lenfften" (281
und 284); die Samenköpfo der Gold- oder Ringelblume wurden also candirt neben CUrostt
genossen. Unter den Gartengewächsen fallt neben „Poterzillig" und Rtlben der Kümmel ut,
sein Kraut wurde als Frühjahrsgemüso verspeist — 4) Balt. Studien 30, S. 265 — 276. VfL
Kap. 111. — :>) Ibid. 30, S. 246—260. Das erste fürstl. Privileg für die Apotheke a
Barth wurde 1572 erteilt — 6) Ibid. 30, S. 273 Anm. — 7) L. Kttcken, M
Schleswig-Holstein, Hainbarg, Lübeck, Mecklenburg and Pommern. UJ 67
sich eine handschriftliche Chronik der Stadt Anklam (18. Jahrh.) mit Bei-
lagen über die russischen Plünderungen im nordischen Kriege. x) Die glücklich
abgewandte Einäscherung feierte die Stadt durch einen besondern Danktag.
(Vgl. die dort aufbewahrte Dankpredigt v. 1731 v. 30. März — 3. April).— Auf
die juristischen Fakultätsstatuten von Greifswald, besonders in der
Anordnung der Disciplinen geht Stinzing*) ein, und zugleich seien hier
die von ihm mitgenannten Joachim Stephani und Mathias Stephani, beide
aus Pyritz8) aufgeführt. — *) Das als 'Album Philippi* in Holland aufge-
fundene Werk stellte sich bei Untersuchung durch Rodgero Prümers5) nicht
als dieses Album, wohl aber als ein interessantes Buch aus der Bibliothek
des Herzogs Philipp heraus. Den 'achten Brief Philipp Hai nho fers aus
Augsburg an Herzog Philipp von Pommern, 1610' hat Dr. Schlegel6) mit-
geteilt Hainhofer übersendet dem Fürsten Schrift- und Druckstücke, Kurio-
sitäten, Parfümerieen, Arzneien, nennt eine Anzahl Augsburger Meister, läfst
für Philipp die Prozefsakten gegen die Herzogin Jakobe von 'GilclT seitens
der Markgräfin Sibilla von Burgaw abschreiben, kauft für ihn aus der
Bibliothek des Philippus Appianus Bücher und schickt eine Liste nieder-
ländischer und anderer Werke, die er event. abschreiben (I) lassen könnte.
Dann folgen verworrene politische Berichte, also 'Zeitungen' über einen
Exekutionsauftrag an Bayern gegen die Protestanten, den Krieg im Elsafs,
den Streit um Donauwörth, Bedrohung durch König Mathias, Jülich-Cleviscbes
Sequester durch Kursachsen mit Hilfe Frankreichs, die Hugenotten, ein latei-
nisches Hohngedicht des J. Segettus über den Mord Heinrichs IV. (,des Kunig
in Frankreichs Abfall'), auch schweizer und italienische Wirren. Darauf
folgen Nachrichten über seine Münzsammlung und über Besorgung von
Münzen. Die bayerische 'Pfenningsammlung' habe besonders viel Gold, sie
besitze über 30 000 fl. Pfenning (d. h. Münzen) bei einander, die 'Dr. Occo
selig' geordnet und beschrieben; die des Hans Fugger selig für 20 000 fl.,
aber der sei mit falschen und nachgegossenen oft betrogen. Für die
Geschichte der deutschen Viehzucht bietet der Brief ebenfalls eine sehr inter-
essante Notiz: 'Ihr Durchlaucht in Bayern' benutzte den Hainhofer als Ein-
fuhragenten, derselbe hatte auf den 'Mairhof nach Schleifsheim' schon 4 lit-
fcaui8che Böcke mit 5 und 6 Hörnern geliefert ('hinverehrt*); nun sollte er
liefern '4 englische schaaf und 1 Widder*, femer (ain Auerochsen und khue
mit grofen Hörner1. Ob er letztere lieferte, ist nicht gesagt, erstere sollten
aber Stade (die damalige Niederlage der Merchant-adventurers) eingeführt
werden, aber niemand hatte wegen des schweren Ausfuhrverbots es zu über-
der Stadt Cammin in Pommern. Camrain. 8° — findet sich in den Bibliotheks-Accessionen der
Gesellsch. für Pomm Gesch., abor nicht in den Buchhändler- Verzeichnissen. — 1) Oberlehrer
W. Hanow 'Die alten Bracke der Gyranasialbibl. u. der Stadtbibl. zu Anklam' etc. Anklam.
Schulprogr. Ko. 100. 18 S. 4°. S. 2. Vgl. o. Mittelalter Kap. XVIII. — 2) Stinzing,
1. c S. 131. 281. — 3) Ibid. S. 729. — 4) Pastor Adalbert Kasten schrieb eine *Ge-
■ chichte der Bienenzucht in Pommern' als Gclegenheitoschrift Eine kulturgeschichtl.
Studie. Der am 10., 11., 12 Sept. 1878 zu Greifswald tagenden 23. Wandorvers. deutscher
and österr. Bienenzüchter dargeboten. 30 S. 8°. Hannov. (Druckort). Groifswald, Abel in
Comm. — f>) Rodgoro Prümers Album Philippi. Bali Stud. 30, S. 290. Der Titel des betr.
Buche«, das zu überhohem Preise angeboten war, ist nicht genannt. Vgl. Über das Album
Jahreeber. 1878. S. 491. Ib. 1879. Kap. Schlesw.-H. . . . Pommern. — 6) Balt Stud. 30,
8. 169 ff. Die 7 ersten Briefe erschienen in derselben Zeitschr. 1877. Nach S. 152 f.
lauerten die Hainhoferschen Briefe vom 12., 19., 26., 29. Hai, 2., 9., 16., 27. Juni, der
rorhegende aber vom 7. Juli, ist also der neunte Die medizinischen Mittel und Vorschriften,
iresna etc., die H. mitteilt, hatte er von Er. Bossis.
H[,68 X. K. E. H. Krause:
nehmen gewagt. Man fürchte in England, dafs die Nachzucht dem englischen
Wollhandel Schaden thue, 'dafs allberait mit der spanischen Woll beschebei
ist'. — Von einer Thiereinführung durch Friedrich d. Grofsen erfahren wir
auch gelegentlich, der des Sterlet aus Rufsland.1)
Die oben unter Mecklenburg erwähnte Reise des Michael Franck1)
führte in Pommern von Königsberg i. N. ab über Garz a. 0., Stettin, Ucker-
münde, Anklam, Greifswald, Stralsund, Barth und Dammgarten, von denen
allen kurze Schilderungen in seiner Weise gegeben werden, ebenso vom
Treiben der Schiffer ('Bofsknechte,) auf der Oder; am meisten berichtet er
über Kirchen, dann über die Güte des Bieres. Greifswald und dessen Bier
hatten ihm am wenigsten gefallen. In Stettin hört er die 'Bürgergeradang*
(bursprakc) verlesen. In Stralsund staunt er die Schiffe, die Weiber auf
dem Wochenmarkt und die Schwäne an, letztere auch zwischen Stralsund
und Barth, daneben werden die Fische immer herausgestrichen. — Ober eine
Reihe von Funden aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges berichten die
baltischen Studien3): Speck bei Gollnow, Rackitt, Kreis Pyritz (Thaler, ver-
graben nach 1633), Pasewalk (Dukaten und Thaler, 1633—1638), Bliesen
bei Schievelbein (Thaler bis 1633), Glowe auf Rügen 111 Stück, nicht vor
1649 vergraben, dabei 32 Österreicher und 25 holländische.4) —
Biographisches liegt vor vom Dr. v. Btilow6) über Staatsminister
P. v. Fuchs. Aus einer Stettiner Apothekerfamilie stammend war er seit
1703 Kanzler des Herzogtums Hinterpommem und Cammin, wurde all
Staatsminister 1682 vom Kaiser geadelt, Freiherr 1701, t 7. Aug. 1704.—
Über einen nicht unbedeutenden Strafsborger Dichter aus dem Pyritzer Kreise
hat Dr. J. Janke 6) ein inhaltreiches Programm veröffentlicht Brülow wir
im Dorfe Altfalkenberg bei Babbin geboren 1585, f in Strafsburg im Elaafe
1627. Er ist ein fruchtbarer Dichter lateinischer Dramen gewesen, welche
aufgeführt wurden. Janke giebt die Lebensbeschreibung, das Verxeichnfl
seiner Stücke und Schriften, endlich aber als dankenswerten Hauptteil der
Arbeit den genauen Verlauf von dem, wie er sagt, interessantesten jener Stücke,
dem 1616 in Strafsburg aufgeführten Cajus Julius Caesar. Nach dieser Ant-
1) Gartenlaube No. 30. 8. 496. Danach hat Friedrich d. Grofse Um 1744 in des
Mühlen toieh bei KÜstrin and in den Gierland-See im Amte Colbatc setzen lassen, wo«
sich bis heute erhalten habe. — 2) S. o. III, Cl. — v. Bülow liefert in den Bau 8toi
30. S. 207 — 16. (S. o. Mecklenburg): 'Einquartiorungskosten z. Greifonberg 1675",
es sind schwedische gemeint; (oin Jagdschein vom J. 1547', von Barnim für Matth. Borekei
auf Pansin für die Feldmark von Pyritz auf Federwild, auf Kaninchen; 'Reiept gegei
Augen hitze* (Senfpflaster unter die Füfsc) aus dem 17. Jahrh.; 'St. Jakobs Ufihaer*
als sprichwörtliche Redensart. Severin Fredorici aus Arnswalde Inventar. Es ist tob 1588.
Eigentümlich ist hier (Thakoll und Hau fsgeradt' für alle bewegliche Habe. — Üb. e. Abk.
betroff, auch für Pommern geschlag. Münzon (v. schwed. Bar. Koehne) fand ich nur das Chat:
Baron B. de Koehne, Monnaies des souverains de Sucde, frappees dans les province* Baltiques et es
Allemagne, Revue Bolgo do numismatlque 1879. — 3) Balt Stud. 30, 8. 121 — 127. —
4) Über dio *Holzschuhfabrikation in Pommern und im Reichslande' berichtete
E. Eborts; übrigens besteht Holzschuh- od. Klönkon-Schnitzorei a. EUerhoI* auch im Altes
Lande, Landdr. Stade. Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen etc. Von Dr. jnr. B. DanckebttBB,
K. Preufs. Oborforstmstr. etc. 12. Jahrg. Berlin. Jul. Springer. Hft 8. Es ist fragliek,
ob auf die pommerechon Verhältnisse sich dio Dekrete vom 6. Juli 1717 und 7. De*. 1716
mit beziehen (Wes.-Ztg. 1880. No. 12 126. 10. Okt Morgenausg. S. 3, ans d. Magdb. Ztg \
wonach das Pantinen tragen zum Vorteil der Schustor untersagt wurde. Das Tragen Wlsen«
Schuho sollte mit Halsoison und Gefängnis bestraft werden, und das Dorf, wo es geschehe^
200 Dukaten zur Rekrutonkanse zahlen. — 5) v. Bülow, Beitr. zur Gesch. des Staatnmawt
P. v. Fuchs, Balt Stud. 30. S. 137—158. — 6) J. Janko, Üb. d. gokrönten Strmfab. Diester
C. Brülow. Im Progr. d. Gymn. d. Stadt Pyritz. No. 111. 20 S. 4°. Vgl Kap. XVL
Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mocklonburg and Pommern. HL 6 9
rse steht Brtilows dramatisches Talent nicht niedrig. Über die Arbeit
at Karl Goedeke ein anerkennendes Urteil ausgesprochen.1) Eine Bio-
raphie des Gymnasialdirektors zu Neustettin, des als tüchtigen Spezialforschers
ekannten Dr. Herrn. Friedrich Christ. Lehmann, geb. 1821 zu Greifs-
aid, f 1879, brachten die baltischen Studien. *) In der 'Gaüerie berühmter
iiniker und Ärzte unserer Zeit'3) von Dr. J. Hirschfeld finden wir das
■eben des von der Insel Rügen stammenden bekannten Chirurgen und Kli-
ikers Christ. Alb. Billroth und des 1821 zu Schievelbein geborenen Rudolf
irchow. In der Matrikel der schwedischen Universität Dorpat-Pernau *)
is 1710 sind aus Pommern eingetragen: Jacobus Conow Palko-Stettincnsis
om. 1690, Adamus Fischer Pomeranus 1696, Christianus Gorsvant Gryphis-
aldo-Pom. 1698, David Engelbrecht Cussalino-Pom. 1701, Johannes Fride-
icus Beyer Gertzlov.-Pom. 1710 (als letzter eingetragener Name).
Für das ganze Gebiet ist auch hier wieder auf die zwei erschienenen
ände der 'Allgemeinen Deutschen Biographie' hinzuweisen,5) ferner
uf Conr. Bursians 'Biographisches Jahrbuch für Altertumskunde',6)
ihrgang 2., dessen hierher gehörende Namen kurz angegeben werden sollen,
n 2. Jahrg. finden wir: Georg Friedr. Schümann, geb. 1793 zu Stral-
ind, f 25. März 1879 zu Greifswald, von F. S.-, Dr. theol. Cornelius Friedr.
ottfr. Müller, geb. 1793 zu Hamburg, t 6. Juni 1879 zu Marienthal
3i Wandsbeck, von E. Hoche; C. L. A. Hagemann, geb. 1828 zu Angcr-
lünde, f 13. April 1879 als Gymn.-Dir. zu Graudeuz; Friedrich Wilhelm
[antels, geb. 1816 zu Hamburg, f 8. Juni 1879 zu Lübeck, von Karl
urtius-, Gymn.-Dir. Hermann Friedr. Christoph Lehmann, geb. 1821 zu
reifswald, t 31. Mai 1879, von Dr. Th. Reishaus (vgl. oben); der grofse
prachgelchrte Dr. Andreas David Mordtmann, geb. 1811 in Hamburg,
lletzt Lehrer an der Beamtenschule in Konstantinopel, f 31. Dezember
879, nach Mitteilungen von Dr. A. Mordtmann jun.; der berühmte Archi-
ikt Gottfried Semper, geb. 1803 in Hamburg, f 15. Mai 1879 in Rom,
>n Prof. Hans Semper. Aus Jahrg. 3, welcher zwar allmählich 1880
•schien, aber das Ausgabejahr 1881 trägt, seien aus letzterem Grunde hier
lr die Namen registriert: Fr. W. Ulrich (von R. Hoche), Wilh. Wagner
on R. Hoche), H. F. Gerfs, 0. Keck (nach Mitt von H. Keck), Karl
filh. Nitzsch (von G. Waitz), E. Frohwein (von Lothholz in Stargard
P.), J. A. Klügmann (nach Mitt. des Senators Klügmann in Lübeck). —
uch für das ganze Territorium ist, wesentlich wegen der guten Bildnisse,
is populäre Werk zu nennen: '200 Bildnisse und Lebensabrisse berühmter
Rutscher Männer', das in 4. Aufl. erschien 7). Es sind darunter z. B. Ernst
!oritz Arndt, Bugenhagen, Dahlmann, Konrad Eckhof, Ewald Friedr.
raf von Hertzberg, auch Fritz Reuter. Die Lebensabrisse sind mager
1) Gbtting. Gel. Anz. Stück 21. S. 662—665. — 2) Balt. Stud. 30, S. 287. 288. —
| J. Hirschfeld, G aller, borühmt. Ärzte u. Kl inikor unserer Zoit. Mit doron Biographiocn
i Beitr. zur Gesch. der Modizin. 2.- Aufl. Wien. Lief. 7. — 4) Mitt. a. d. Gob. der
Mch. Liv.-, Est- u. Kurlands. 12. S. 312 ff. Vgl. o. III, 63. Mecklenburg.— 5) Bd. 11,
uaenpflug bis Hensel, 796 S. u. Bd. 12, Henscl-Holste, 796 S. Lox~-8°. Leipzig, Dunckor
Humblot — 6) Herausgeg. von Conrad Bursian. 2. Jahrg. 1879. Berlin, S. Calvary
Co. 90 S. 8°. Im Laufe des J. 1879 erschienen als Beilage zum 11. Jahresbor üb. die
»rtschr. d. klass. Altortumswiss. Herausgeg. von Conr. Bursian etc. 7. Jahrg. 1879.
rlin, 1880, S. Calvary & Co. 8°. Ebenso erschien Jahrg. 3. 1880 allmählich als Beilago
dem cit. Jahresbor. 8. Jahrg. 1880. Berlin, 1881. — 7) 4. Aufl. Leipzig, Yerl. v.
arg Wigand. 1Y u. 200 S. Holzschnitttafeln. breit-8°.
111,70 XL Gerstenberg:
und reichen für wissenschaftlichen Gebrauch kaum aus. Aus den Gothai-
schen Hofkalendern, Almanachen und Genealogischen Taschen-
büchern1) hier zu referieren, wäre überflüssig, da allgemein bekannt ist,
was dort gesucht werden kann und wegen der Treue des Gebotenen gewicht
werden mufs. Zum Schlufs sei auch für unser Gebiet aufmerksm gemtcht
auf das 'Verzeichnis der in der Königschen geneal. Samml. auf der (Berlin.)
königl. Bibliothek befindlichen Nachrichten über adlige Geschlechter*.1)
XI.
Oerstenberg.
Schlesien.
In keinem deutschen Lande ist die Entwicklung der politischen Ge-
schichte seit der Reformation so ausschliefslich von den religiösen Ideen be-
herrscht wie in Schlesien; hier, auf der Grenzscheide zwischen deutscher
und polnischer Welt, entbrannte der Kampf zwischen der alten, auf besonders
fest gefügte Gewalt und dem völlig sicheren landesherrlichen Schutz be-
ruhenden und der neuen, von gesteigerter Begeisterung getragenen Kirche
mit einer Heftigkeit, die in andern deutschen Landen unbekannt war. — Von
den Plackereien der Protestanten im kleinen in betreff der Kirchen- und Schul-
gründungen — nachdem die Grundrechte dem Hause Habsburg abgetroüt
— gewähren die Verhandlungen und Korrespondenzen der protestantischen
Fürsten und Stände ein deutliches Bild.8)
Der durch die Streitigkeiten im Beginn des 30jährigen Krieges herbei-
geführten Okkupation Schlesiens durch kurs. Truppen 1622 hat Krebs eiaen
besonderen Artikel gewidmet. 4) Durch das westfälische Friedensinstrument
(Art. V, § 13) wurde einigen Städten, unter ihnen auch der Stadt Jauer,
gestattet, aufserhalb der Stadtmauern protestantische Kirchen zu baten,
Schulen aber konnten nur heimlich (bei unvermuteter Revision Flucht der
Schüler!) und mit viel Not weiter geführt werden.5) Für die bedrängte Lage
speziell der Schule zu Jaucr, auch für die zu Schweidnitz und Glogao>)
brachte erst die Alt-Ranstäder Konvention eine Besserung. Welche Wirkung
1) Gotha, Justus Perthes. — 2) Herold. 1879. No. 6 u. 7: A.— L., 1880. No. S. BeibL:
M. - Z. — Gesch. d. deutschen Medizin. Die med. Klassiker Deutschland*. 2. Abt
Stuttg., Enke. X u. 566 S. Lex.-8°. (Diese 2. Abt soll das Ende des 18. u. den Anflug d»
19. Jahrh. umfassen.) Oh hierher gehörige Personalien in dies. v. H. herausgegebene Werk
Rolfe zu finden sind, kann nicht angegeben werden, das Buch war mir nicht wngffC1iA
— 3) Jul. Krebs, Acta publica, Verhandl. u. Korresp. d. schlos. Forsten n. Stände.
Bd. 5. Breslau, Jos. Mai & Comp. 4°. 356 S. mit Ind. enthält nach einem Nachtrag, betr.
die Jj. 1620—1621, die Vorhandlungon dor Fürsten und Stände aus den Jj. 1622-1625. —
4) Krebs, Dio letzten Monate der kursächs. Okkupat Schlesiens i.: Zeitschx. des Ver. £ Gesch.
u. Altort. Schlos., her. v. C. Grünhagen. Bd. XV. Bresl., Jos. Max & Comp. p. 100-119.
Vgl. Kap. 111. — 5) Vgl. Sam. Tilgnor (Kurtzer Entwurf des Schulstatus bei der Ens-
gelischen Kirche zu Jauer, abgedr. im Progr. dos Gymn. zu Jauer. Hauptquelle sogleich ftt
die Lokal- u. Provinzialgesch. — - Vf. war das. Prorektor f 1774. — 6) Di© Freude darib*
spiegelt ülgner.
Schlesien. 111,71
diese Freudennachricht in Jauer hatte, schildert Tilgner; die allgemeine
Einwirkung auf die ganze Provinz schildert C. Grünhagen1). Der defini-
tive Abschlufs der Alt-Raiistädter Konvention verzögerte sich bis 1709
(Katastrophe des Schwedenkönigs in Rufsland), daher wurde nicht alles
durchgesetzt, was man gehofft hatte. Die Breslauer Universitätskirche und
die Liegnitzer Johanniskirche verblieben den Jesuiten; für die letztere wurde
die Stadt durch die noch jetzt bestehende Ritterakademie entschädigt. Was
aber in der Konvention zugestanden war, ist von Joseph I. und Karl VI. ge-
halten worden; die deswegen nicht zu unterschätzenden Vorteile betrafen
jedoch nur die Lutheraner, die Schwenkfelder wurden sogar verfolgt —
Schlesien — mit den anderen Ländern Österreichs in der politischen und
administrativen Entwicklung zurückgeblieben (bei der Zusammenhanglosigkcit
der einzelnen Provinzen, der Zerrüttung des Militär- und Finanzwesens, welches
letztere das einzige Gebiet des Interesses und des engherzig feilschenden
Einflusses der Stände war), ebenso in kommerzieller und industrieller Be-
ziehung (um so weniger glückte der Versuch der Einfuhrung der General-
Accise), auch in Wissenschaft und Kunst (abgesehen von Prunkbauten der
Jesuiten) — nahm unter preafsischer Herrschaft einen mächtigen Aufschwung;
namentlich der Leinwandhandel (allein die kleine Stadt Schmiedeberg führte
im J. 1746 nicht weniger als 32 405 Schock aus, Dank dem weiten Blick
des Königs, welcher der Ausfuhr neue Wege fand, der aber auch an Ort
und Stelle viele Übelstände — die Abhängigkeit von einer österreichischen
Gutsherrschaft zu beseitigen verstand.) Der König erhob die Stadt zu einer
freien Berg- und Handelsstadt mit einem eigenen Magistrate.2) — Von den
Ursulinerinnen ist auch in Ratibor 1864 eine Töchterschule und e. Kloster be-
gründet worden und zwar mit Berliner Schwestern,*) doch nur mit kurzem
Bestand (1879). 4) — Für die schlesische Rechtsgeschichte ist von Bedeutung
ein Aufsatz von P. Kerber6). Die Justizpflege der Herrschaft Fürstenstein,
von den Herzögen von Schweidnitz als ursprünglichen unmittelbaren Be-
sitzern in die Hände der von ihnen bestellten Burggrafen gelegt, ward, als
in der böhmischen Zeit von den Königen Fürstenstein an ritterliche Familien
verpfändet war, jetzt von diesen ausgeübt, auf Grund des deutschen (statt
des polnischen) Rechts, speziell für Kriminalrecht der Carolina, aber zugleich
des milderen 'Landesbrauches und der Gewohnheit', welche unter der Ge-
stalt von Dreidingsordnungen und Statuten kodifiziert wurde. Die Ab*
handlung enthält die Grundzüge derselben, zum Schlufs den Text der Drei-
dingsordnung vom J. 1657. 8)
1) C. Grünhagen, Schlesien i. d. letzt Jahrh. österr. Herrsch. 1707 — 40. Zeitschr.
XY. p. SS — 62. — 2) Vgl. Th. Eisen mänger in dem Aufsätze 'Schmiedoborg in d. ersten
Zeit der prenfs. Herrschaff i.: Zeitschr. XV. p. 152 — 162. Ders. L: Der Kreis Hirschberg.
Hirschberg, Verl. d. Bot. a. d. Riesengeb., 1879. 181 S. m. Karten — giobt eino Hoimats-
kunde mit auch gesch. Mitt bes. über Adolsfamilion. — 3) Vgl. o. Kap. VIII. — 4) Moor,
Gesch. d. Urs.-Kl. in Ratibor. Breslau, Adersholz, 1879. — 5) P. Korber, Die frühere
Kriminaljustizpflego auf der Herrschaft Fürstenstein i. : Zeitschr. XV. p. 120 — 151. —
6) E. kurze tfbers. Üb. d. pol. Gesch. Schlos. befindet sich ?or Fr. Tomasczewski, Topogr.-
Stat Handb. üb. d. R.-Bez. Liegnitz. Liegnitz. 4°. 344 S. — Zeitschr. XV. p. 257—265,
giobt E. Wernicke Ergänzungen zu den Schweidn. Chronisten des 16. Jh. Scr. Sil. XI.
Vgl. Jahresb. I, 479 u. 611. V olger giebt i. 44. Ber. <L Schles. Vorz., (vgl. auch Ztschr.
XV, 235—245) Katal. u. Beschreib, t. 77 i. d. Bresl. Bibl. aufbew. Stammbüchern a. d. XVI.
u. XVII. Jh., Kopietz, ebda. S. 248 berichtet üb. o. Schweidnitz. Pfarrchron. (e. vollständ.
v. Orig. genom. Abschr. d. Ulslerschen Chron.). — Im 43. Ber. d. Schles. V. handelt Alw.
Schulz üb. Schles. Fayence- u. Steingutfabrik, i. 18. Jh.
111,72 Xli B. Doebner:
XII.
R Doebner.
Nieder-Deutschland.
Was das Erzstift Magdeburg betrifft, so veröffentlicht G. Rertel1) #
aus einer Handschrift der dortigen Ratsbibliothek den Bericht eines Augen-
zeugen, vermutlich eines Bürgers, über den äufseren Verlauf der Belagerung
Magdeburgs in den Jahren 1550 — 1551; zugleich teilt derselbe8) aus 6.
v. Alvenslebens handschriftlicher Topographia des Erzstiftes Magdeburg ein-
zelne chronikalische Aufzeichnungen von der Reformationszeit bis 1625 mit,
darunter biographische Notizen über die Familie von der Schulenburg. — Die
Feier der 200jährigen Verbindung Magdeburgs mit dem brandenburgischen
Staate wurde der Anlals zu mehreren Schriften. In der Festschrift des
Magdeb. Gesch.-Ver. werden an der Hand von Akten des Geh. St-Arch. za
Berlin und der Magdeb. Archive von R. Holzapfel3) die Mafsregeln dar- #
gestellt, welche der Kurfürst zur Instandsetzung der Befestigungen ergriff, so-
bald die Stadt der Erbhuldigung sich unterworfen hatte, und der Wider-
spruch, auf welchen der Bau einer Citadellc inmitten der Stadt bei der Bur-
gerschaft stiefs. Verhandlungen zwischen der Stadt und den brandenburgi-
schen Räten über die seitens der ersteren verweigerte Eventualhuldigung im
Jahre 1650 betrifft eine Reihe von Schriftstücken, welche G. Hertel4) ans
dem Stadtarchiv zu Magdeburg mitteilt. Derselbe druckt aus einer Chronik
im Besitze des dortigen Gesch.-Ver. einen Wahlmodus des Magdeburger
Rates5) um 1680 ab.
Über die altmärkische nach deren Gute benannte Familie v. Kruse-
mark giebt einige genealogische Notizen von 1615 — 1784 G. Schmidt1)
— Die Wappen der Städte, die ehemals dem Erzstift Magdeburg angehörten,
hat L. Clericns beschrieben, leider nach den nicht immer zuverlässigen
Angaben der Magistrate.7)
Hervorzuheben sind die gründlichen Untersuchungen, welche Fr. Hülsse*)
der Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg widmet. Im Anschluß
an die Arbeiten L. Götzes in Bd. 4 — 6 der Geschichtsbl. über die Drucke
des 15. Jahrh. und unter Benutzung einer geringen Sammlung desselben
schickt H. eine einleitende Charakteristik über die Entw. der Buchdr. -Kunst
in M. voraus, auf welche Erzbischof Ernst von Sachsen, die polemische Iit-
1) G. Hortel i.: Geschbl. f. Stadt n. Land Magdeburg XV, S. 1—21. - 2) Hrii
S. 416—420. — 3) B. Holzapfel, 1). grofe. Kurfürst. Fostungsbauten , i.: G. Hertel,
Geschbl. S. 215—244. — 4) Magdeburg und die Evontualhuldig. de« Brut 1650. Itni
S. 130—163. — 5) Ibid. S. 421—422. Erwähnt sei ein Vortrag Ton H. Hofmana,
Magdeb. letzt. Ringen um seine Reichsfreiheit. Beibl. z. Magdeb. Zoitg. 1880. S. 163—166,
169 — 171. Über J. Opels Festschrift: Voreinig, d. Erzbist. Magdob. mit Kurbrandenbtrg
vgl. Kap. Vll. - - 0) Dtsoh. Herold XI, 118. — 7) L. Cloricus, D. Städtewappon d. Hzgt
Magdob. Magdeb., Friese. 38 S. — 8) Fr. Hüls so, Buchdruckerkunst Goschbl. & 21—49,
164—198, 275—295, 331—374.
Nieder-Deutschland. £Q 73
terator der Centuriatorcn und endlich der von der geachteten Stadt unter
Führung Amsdorfs 1549 — 1552 gegen das Interim geführte Kampf fördernd
einwirkten; es folgen Abschnitte über die einzelnen Drucker und ihre Druck-
werke, sowie über die Buchführer und Verkäufer, endlich ein chronologisches
Verzeichnis nebst Beschreibung der Drucke bis 1525, welchen eine Fortsetz,
folgen soll. — Aus einem aus Nürnberg hervorgegangenen Drucke der Ber-
liner Bibliothek publiziert derselbe Gelehrte1) ein Spottgedicht, welches auf
Vorgänge des Jahres 1539 oder 1542 und der Reformation feindliche Kreise
hinweist. — *)
In dem 12. Bande der von der histor. Kommiss. der Provinz Sachsen
herausg. Geschichtsquellen eröffnet G. Nebe3) — nach einer Einleitung
über die Einführung der Reformation in Ilalbcrstadt unter Bischof Albrecht
(f 1545), ausgehend von dem Augustinerkloster zu S -Johann vor der Stadt, als
des Patrons der Martinipfarrkirche seit dem 14. Jahrb. — einen Einblick in
die amtl. Protokolle über die Ausführung der auf dem Landtage zu Calbe
1561 beschlossenen Gen.-Kirch.-Visitat. für Magdeburg und Halle, welche
1564 im Stifte Halberstadt zur Ausführung gelangte; eine 2. Visitation des
Hochstiftes wurde 1587 unter dem Bischof Heinrich Julius aus dem Hause
Braunschw. beschlossen. In den vielfach wörtlichen Auszügen des Heraus-
gebers, welche alles Sachliche wiedergeben sollen, ist ein bedeutendes Material
für die Kirchen-, Schul- und Lokalgesch., sowie für die Statist, niedergelegt
Eine Karte bringt die kirchliche Einteilung des Bistums im Jahre 1564 zur
Anschauung.
Die Fortsetzung von Auszügen aus den hier vorliegenden Protokollen
von 1589 enthält der letzte Jahrgang der Monatsbl. für Gesch., Altertkde.
and Volkssitte, welche zu Osterwiek erschienen4) und mit dem Jahre 1880
eingegangen sind.
Nachrichten über eins der von Friedrich Wilhelm neu errichteten 5
Regimenter, des Halberstädter (1713—1763), giebt A. v. Mülverstedt.6)
Es führte nach seinen Chefs die Namen Jung-Dönhof, später v. d. Marwitz
and von Bredowsches Reg. und nahm an der Schlacht bei Kcsselsdorf und
1) Id., Spottgedicht. Geschbl. S. 98 — 104. — 2) Fh. Wegen er sammelte Sagen und
Märchen de« Magdeburger Landes aus dorn Yolksmundo, fornor Gruben- und Scgonssprüche,
ind giebt oino Zusammenstellung von Festgobräuchen diesem Gebietos. — Aus dem Katsarchivo
ron Loburg worden Aktenstücke über dio Dotierung dos schwedischen Oborston Johann Goorg
uns dem Winkel mit dem Amte Loburg von 1632 von Wer nicke und oine Ackor-, Feld-
md Viehordnung dieser Stadt von 1695 mitgeteilt. — Erwähnt seion noch ein Nachtrag zu
Winters Beschreibung der Kircho zu Welslcbon, Münztabellen von 1521 und 1552 und ein-
zelne Notizen über Magdeburgische Münzvcrhifltnisso im 16. Jahrh. (alle im Geschbl.), sowie
Holsteins Aufsätze im Geschbl. über Magdeburger Dramen und Dramatiker dos 16. und 17.
Jahrh. (s. Beiblatt z. Magdob. Ztg. 'S. 332 ff. u. folg. No.) und oin aus einer handschriftlich
im Besitz der Familie erhalt. Selbstbiogr. geschöpfter Aufsatz über den Dichter und Freund
Qleims Friedrich v. Köpken (1737 — 1811). Aus den „Urkunden zur Geschichte der Univer-
litat Tübingen" stellte Holstein Magdeburger, Hallenser und überhaupt norddeutsche in Tii-
>ingen Studierende zusammen. (Geschbl. S. 207—9.) — 3) G. Nebe, Kirchenvisit. des
3ist. Halberst. i. d. J. 1564 u. 89, her. v. d. hist. Kommiss. d. Frov. Sachsen. Halle, 0. Hendel.
J°. VI, 282 S. Auch u. d. Titel: Gcschichtsquoll. d. Prov. Sachsen. B. XU. — 4) Der
Jahrgang enthält in bunter Reihe Aufsätze über die Schützongilden im Kreise Halberstadt,
fohützenordnungen von H. von 1437 u. 1543, von Homburg 1599, dio Fortsetz, einer Chronik
on Wernigerode v. 1661 — 1664, Nachrieh, über dio Klostor zu H., Michaelstein, Abbenrode,
od Kleinigkeiten, meint ohne Wert — 5) A. v. Mülvorstodt, Gesch. d. Halberst Infant-
tegt*>> i : Ztschr. d. Harzver. S. 227 — 243. Auf d. oigontüml. Wappen dos Grafen Ludwig
. Stolberg (f 1574) ▼. J. 1538 macht <L Herold XI, 157 ff. aufmerksam.
111,74 Xll. R. Doebner:
den Hauptkämpfen des 7jährigen Krieges ruhmvollen Anteil. Mitgeteilt wer-
den zwei Ranglisten des Regiments. —
Für die Geschichte des Herzogt Anhalt bringt "E. Jacobs1) eine ur-
kundliche Geschichte eines Amtes, welches aus einigen Schlössern, ans anhilt
Lehen nud durch Ankauf v. Hoymscher Besitzungen entstand und dessen eine
Hälfte durch einen Vergleich von 1708 an die Bernburger Linie fiel. Nach
deren Aussterben beantragten die Grafen von Stolberg die Einlösung, er-
stritten den Besitz 1870 auf gerichtlichem Wege, verzichteten jedoch zu
Gunsten Anhalts im folg. Jahre. —
Auf Grund eines von Sathas (Athen, 1867) veröffentlichten gleichzeitigen
neugriechischen Gedichts erzählt n. Wäschke2) den Anteil des Fürsten
Rudolf von Anhalt an dem Zuge K. Maximilians gegen Venedig 1509; W.
Hosäus3) stellt aufs neue Anhaltiner auf der Univ. Heidelberg zusammen;
aus einer Kopie im Archive der Marienkirche zu Bernburg teilt H. Suhle4)
eine Landesordnung des Fürsten Christian I. von 1607 mit und erweist*)
Aufzeichnungen des Diakonus Christoph Ludwig (1602 — 1636) in einem
Kirchenbuche der Marienkirche zu Bernbnrg, welche bis 1628 reichen, als
eine Quelle Bcckmans, mit deren Nachrichten er anderes Material verarbeitet.
Die Reise des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau nach Italien 1693 — 1695
schildert F. Siebigk6) nach einer Instruktion für den Hofmeister und der
Reiserechnung im Archive zu Zerbst, während die darauf bezügl. Korresp.
des Fürsten verloren ist. 34 Briefe Leopolds an den Gen.-Feldzengm. und
späteren österreichischen Gesandten am Berliner Hofe Grafen v. Seckendorf
aus den Jahren 1721 — 1730 publiziert Form ey7) aus dem Haus-, Hof- und
Staatsarchive zu Wien. Vermutlich aus der Feder eines der drei Söhne des
Alten Dessauers ist ein Bericht über die Schlacht bei Striegau (1745) in der
herzog]. Bibliothek zu Köthen erhalten;8) ebendaher wird eine ablehnende
Antwort des Historiographen Lentz auf die Aufforderung, Beckmans anhal-
tische Geschichte fortzusetzen, vom Jahre 1753 abgedruckt.9)
Beiträge zur Biographic Matthissons liefert W. Hosäus;10) derselbe
giebt eine Geschichte des 1780 eröffneten adeligen Fräuleinstiftes Mosigkan
bei Dessau.11)
Auf dem handschr. Nachlafs des gräfl. Stolberg. Bibliothek. Joh. Lorenz
Benzlcr in der Biblioth. der Klosterschule zu Rofsleben beruhen die Mittei-
lungen, welche B. Seuffart über die litterarischen Beziehungen der Karschin
zu den Grafen zu Stolberg-Wernigerode12) und des Grafen Friedrich Leopold
zu Stolberg-Stolberg zu Benzler18) macht. — E. Jacobs giebt einen Überblick
über den Hüttenbetrieb im Harze und schildert den Besuch Peters d. G. bes.
auf Grund eines aus russischen Werken bekannten Reisejournals.14) Für
1) £. Jacobs, Gesch. d. Amts Bärenrodo. Mitt. II, S. 601—627. — 2) H. Wäschke,
ibid. S. 539—549. — 3) Hosäus, ibid. S. 581—597. — 4) H. Suhle, Christ L, ibid.
S. 527—538. — 5) D. Stadt Bcrnb. im 30jähr. Kriego, ibid. 8. 704—738. — 6) Siebigk,
Loop. i. Ital., ibid. S. 639 — 651. — 7) Formey, ßriefwechs. d. F. Leop. t. Anh.-DetsM
mit d. Grf. von Seckendorf. Erste Hälfte. Ibid. S. 549—571. Vgl. Kap. V. — 8) Mitget
von G. Krause, ibid. S. 670—672. Vgl. Kap. XI. — 9) Von demselben, ibid. S. 672
bis 674. — 10) W. Hosäus, Annette v. Glafey (1778—1858), ibid. S. 651—670. —
1). Herz. Louise v. Anh.-Dessau u. Frideriko Brun, ibid. S. 738—752. — 11) Ibid. 8. 679
bis 685. — 12) Ztschr. des Harzv. S. 189—208. — 13) B. Pick, Monatsschr. t «L Gesch.
Westdeutschi., Jahrg. VI, S. 39—47. — 14) E. Jacobs, Peter d. G. i. Hur» 1697 ■. das
gräfl. Hüttenw. zu Hsenburg, i.: Ztschr. d. Harzv. S. 243—264.
Nieder-Itoutachland. 111,75
das Harzgebiet bleibt noch ein Bericht über den Münzfund zu Güntersberge
zu erwähnen. *) —
Für die Stadt Braunschweig liefert L. Hänselmann') eine akten-
mäfsige Darstellung der Entwickelung der Armenpflege seit Bugenhagens
luther. Kirchenordnung von 1528. Versuche zu einer Abhilfe der dringend-
sten Notstände bezeichnen die Bettlerordnungen von 1550 und 1638, die
Organisation des Armen-, Waisen-, Werk- und Zuchthauses in dem Spital
u. 1. Frauen, ein Armenreglement von 1742 und die unter dem Eindrucke
des Hungerjahres erlassene landesherrliche Verordnung vom 25. Nov. 1772.
Während die Frage in der Presse vielfach von anderen erörtert wurde, ging
Leisewitz von eigner Mildthätigkeit zu einer dauernden Besserung der Not-
stände über. Aus seiner Feder ging die Ansprache des Armen -Kollegiums,
der Direktoren und Gemeinde-Deputierten vom 20. Okt 1802 hervor, deren
Grundzüge mitgeteilt werden. Unter seiner Mitwirkung folgte 1804 eine
Darstellung der Grundsätze und Einrichtungen der „Braunschweiger Armen-
anstalt"; Leise witz entfaltete bis zu seinem Tode am 10. Sept. 1806 auf
diesem Gebiete eine grundlegende Thätigkeit von den segensreichsten Folgen. —
Auch die braunschweigische Kirchenreformation der Stadt wurde (katholischer-
seits) beleuchtet.3)
Ein brauchbares Hülfsmittel zur Übersicht einer sehr zerstreuten Lit-
teratur bietet der hist. Verein f. Niedersachsen seinen Mitgliedern in einem
systematischen Repcrtorium der im „Vaterl. Archiv", in der „Zeitschrift" des
Vereins selbst und im „Hannov. Magazin" enthaltenen Abhandlungen4) und
in dem neuesten Jahrgang der Zeitschrift mehrere Aufsätze von allgemeinerem
Interesse. Die Frage nach der Bedeutung der Pferdeköpfe an den Giebeln
der niederdeutschen Bauernhäuser dürfte durch die Ansicht Simons,5)
welcher in ihnen lediglich eine, einen passenden Abschlufs bildende Verzierung
sieht, nicht gelöst sein. Im Solling verbreiteten Sagen vom wilden Jäger,
bösen Geistern u. dergl. geht A. Harland6) nach. IL Senff7) beleuchtet
vom militärischen Standpunkte aus den Kampf, der Moritz v. Sachsen 1553
das Leben kostete, wobei ihm Archivalien der Archive zu Berlin und Wolfen-
büttel, sowie alte Karten der Bibliothek zu Hannover zu Gebote standen,
welche einem beigefügten Plan zu Grunde gelegt werden. H Eggers8) giebt
eine Biographie des durch eine Anzahl von Schriften ohne besonderen Wert
und Gedichte bekannten Sam. de Chappuzeau (geb. 1625 zu Paris, f 1701
zu Gelle). Das Leben einer in Hannover und dessen Umgegend höchst po-
pulären Persönlichkeit behandelt H. Mohrmann, nämlich des 1643 zu
Hannover geborenen Pastors Sackmann9) (1680 — 1715), der in seinen Pre-
digten einen noch jetzt interessierenden Freimut entwickelt. M. stellt akten-
mäfsig die spärlichen Nachrichten über ihn zusammen und unterzieht die
unter seinem Namen gehenden Predigten einer Kritik, nach welcher nur 4
Reden übrig bleiben, welche wahrscheinlich von Sackmann gehalten worden
1) Th. Stenzel, Münzfund zu Güntersbergo, i.: Mitt. d. Vor. f. anh. Gesch. II, S. 571
bis 580. — 2) L. Hänsolmann, Johann Anton Leise witz und die Armenpflege in dor Stadt
Bremisch weig. Sep. - Abdr. aus dem „Nordwest". Bremen. — 3) Anonymus, Roformat. i.
Stadt u. i. Herzogt. Braunschw., i.: Katholik, 59 (1879) 373 — 93. — 4) Hannover. — 5) Simon,
Die Pfordeköpfe a. d. Giebeln der niederdeutschen Bauernhäuser und ihre Bez. zu dem alten
germ. Volksglauben, i.: Ztschr. d. hist. Ver. f. Niedere. S. 201 — 222. — Ö) A. Harland,
Reute heidnischen Glaubens im Solling, ibid. S. 186—200. — 7) H. Senff, Schi, bei Sie-
vershausen, ibid. S. 235 — 256. — 8) H. Eggors, Sam. de Chappuzeau, ibid. S. 265—273.
— 9) H. Mohrmann, Jac Sackmann, Pastor zu Lämmer bei Hannover. Hannover.
111,76 XU. R. Do ebner:
sind, da nur sie mit deii festgestellten Verhältnissen in Einklang zu bringen
sind. S. starb 1718.
Auf Akten seines Familienarchivs gründet W. Graf Görtz-Wrisberg1)
seine Studie über die Entwickl. der Landwirtschaft auf den Görtz-Wrisberg-
sehen Gütern in der Provinz Hannover. Die Pachtkontrakte, die Verwand-
lung der Pacht von Naturalien in Geld, Saat- und Ernte-Erträge, Wirt-
schaftsart der Bauern und Meier, Wert und Ablösung der Zehnten und
Dienste, endlich die Preise und Löhne sind die wesentlichsten Gegenstände
des Buches-, als Anhang werden Kauf- und Pachtbriefe aus dem 17. und
18. Jahrh., Preis- und Lohntabellen, eine Meierordnung K. Georg IIL für
das Fürstentum Calenberg von 1772 u. a. mitgeteilt
B. v. L(insin)g(en)*) entrollt episodenartige Bilder von Schlachten
und Gefechten vom Gefecht bei Sarstedt am 9. Juni 1632 an bis zur Schlacht
bei Waterloo und fügt als IL und III. Abteil, kurze Biograph ieen von Offi-
zieren und Mannschaften bei; aufser bekanntem gedrucktem Material sind
bandschriftliche Aufzeichnungen des Generals v. Linsingen über die königl.
deutsche Legion, dessen Tagebuch von der Revolution bis Ende 1813, einige
andere Schriften und mündliche Berichte benutzt. —
An urkundl. Mitteil, bleiben einige Kleinigkeiten aus den Jahren 1636
(Statuten) 3) und 1680. 4)
Erwähnt seien die für die allgemeinen europäischen Verhältnisse wich-
tigen Korrespondenzen des bekannten Staatsmanns und Generals Georg Frie-
drich v. Waldeck (geb. 1620, t 19. Nov. 1692) aus den Jahren 1675—78,
welche P. L Müller5) (in Groningen) aus dem fürstl. Archive zu Arolsen
publizierte; mit Georg Friedrich erlosch die Eisenberger Linie des Hauses
Waldeck.
Für die Geschichte Westfalens kommt in erster Linie das Buch von
L. Keller über die Wiedertäufer 1532— 35 6) in betracht Der Verfasser
beschränkt sich nicht darauf, den Verlauf der Bewegung zu Münster, gestützt
auf archivalische Materialien, durch welche die Autorität Kerssenbroicks er-
schüttert wird, zu ermitteln, sondern verfolgt das Entstehen und die Ver-
breitung gleichartiger Bestrebungen durch das ganze nordwestliche Deutsch-
land; in einem Anhang werden 45 Aktenstücke aus den Jahren 1532 bis
1535 abgedruckt.
Einen Nachtrag zu seinen in den „Denkwürdigkeiten aus dem Münster-
scheu Humanismus" 1874 niedergelegten Untersuchungen über die Drucke
der Humanisten liefert J. B. Nord hoff.7) Derselbe beschreibt8) ein in
einem Codex des Staatsarchivs zu Münster eingeheftetes Bild, darstellend die
hh. Benedikt und Scholastika, welches vermutlich die spanische Gesandtschalt
1) W. Grf. Görtz-Wrisborg, Samml. nationalokon. u. staust Abhandl., hersg. tob J.
Conrad. Bd. IX, Hft. 4. Jona. (Leipziger Dissort) — 2) B. y. L( insingen), Aus Haanor.
nulit. Vorgangonh. Uannov. — 3) H. L. Harland u. E. Bodemann, Einbecker Nachbar-
schaften. Ztschr. d. bist. V. f. Nieder«. S. 257— L>64. — 4) E. Bodemann, Hochzeit- o.
Kindtaufordnung d. Stadt Northoim, ibid. S. 289—295. — 5) Wilhelm III. Ton Oxanien a.
Georg Friedrich v. Waldock, ein Beitrag z. Gesch. des Kampfs um das europ. Gleichgewicht
Teil II. (I., 1873.) Haag. Vgl. Kap. XXI. — 6) L. Keller, Gesch. der Wiedertäufer
und ihres Reichs zu Münster. Münster. — 7) J. B. Nordhoff, Die HumanisteupresM n
Doventor. Münstor, Köln. Ztschr. f. proufs. Gösch u. Landoskde., herausg. t. C. Röfsler.
Jahrg. 17, S. 653 — 655. — 8) Derselbe, Kunstgeschichte, vom Westfal. Friedenskongr. , i.:
Ticks Monatsschr. f. d. Gesch. Westdeutsch!. VI, S. 190—195. Ein Preisgedicht auf de»
Friodon ist der „Postroutor". Ztschr. f. Yatorl. Gesch. Wostf. S. 149—154. Vgl Kap. HL
Niedor-Doutschland. IH,77
an das Kloster Überwasser zu Münster schenkte, nachdem zwei ihrer Mit-
glieder während der Friedensverhandlungen in dessen Bezirk gestorben waren.
Unter den letzten Arbeiten von W. E. Giefers bilden den Gegenstand
der einen die neuerdings ans Licht gekommenen, von Jul. L es sing heraus-
gegebenen Silberarbeiten des Warburger Meisters Anton Eisenhuth,1) dessen
Leben (geb. 1554) und die alte Gesch. von Warburg (zuerst 1010 Sitz einer
Grafschaft, 1786 Stadt mit Dortmunder Recht; Entsteh, und Bezieh, der
Kirchen zu einander). In e. kleinen Schriftchen *) bespricht G. die Geschichte
dreier Stiftungen des Asseburgischen Geschlechtes, des Augustinessenklosters
zu Brede bei Brake], welches 1483 gegründet und nach mehrfachem Wechsel
seiner Bestimmung 1853 in eine Anstalt für arme Schulschwestern verwandelt
wurde; der 1513 zuerst erwähnten Kapelle der h. Anna bei ßrakel und der
Kapelle Maria-Schnee bei der Hinnenburg nördlich von Brake!.
In einer Verteidigungsschrift3) sucht Giefers die seit Falke besonders
durch Erhard und Wilmans gegen die Zuverlässigkeit des Jesuiten Senaten
als Urkundeneditors gerichteten Angriffe auf ihr richtiges Mafs zurückzu-
führen; Schaten schrieb in den Jahren 1669 — 1676 als Beichtvater und
Historiograph des Bischofs Ferdinand von Fürstenberg die Hist. Westfaliae
und die Ann. Paderbornenses, welche erst nach seinem 1676 erfolgten Tode
gedruckt wurden. Viele seiner angeblichen Fälschungen werden durch die
Thatsache beseitigt, dafs Schaten nicht nach Originalen, sondern meist nach
den Kopieen edierte, welche die Jesuiten seit 1661 für Bischof Ferdinand
anfertigten und welche jetzt der Theodorianischen Bibliothek zu Paderborn
einverleibt sind. Viele Fehler der Schatenschen Drucke sind aufserdem auf
seine sehr unleserliche Handschrift zurückzuführen.
Zur Geschichte von Ostfriesland sind besonders zu nennen ein Auf-
satz von Bartels über die Bearbeitung der ältesten Karte (in den Jahren
nach 1590), 4) als der Grundlage für die spätere Kartographie des Landes,
und Starcke und Kohlmanns5) Mitteil, der Resultate einer Untersuchung
über den Ursprung der 7 kostbaren Silbergeräte zu Emden. Namentlich
wird bewiesen, dafs der eine Pokal dem Emder Magistrat 1598 von der eng-
lischen Gesellschaft der Wagenden Kaufleute geschenkt wurde. —
1) W. E. Giofors, Die Silberarbeit, des Warburg. Meisters Anton Eisenhut nebst e.
Blicke auf die älteste Gesch. s. Yaterst. Warbarg. Vgl. Jahrg. 1879, III, S. 96/7. In der
Frage über den Meister eines mit der Jahrzahl 1604 versehenen Kelches im Besitze des
Grafen von Fürstenberg zu Herdringen entscheidet sich J. B. Nordhoff, Ein zweiter Kelch
von Eisenhut? (Beilage zur Angab. Allgem. Ztg. No. 234) für einen Kölner Goldschmied. —
2) Derselbe, Asseburg. Denkmäler i. d. Gegend von Brakel. Warburg. — 3) Derselbe, Zur
Ehrenrettung des Jesuiten Nikolaus Schaten. Paderb., 1880. — 4) Bartels, Ubbo Emmius
n. d. Karte v. Ostfriesland, i. : Jahrb. der Gesellsch. f. bild. Kunst u. vatoxl. Altertümor zu
Emden. Bd. IV, 8. 1 — 14. — 5) Starcke u. Kohlmann, Beschreib, dos Emd. Silber-
schatzes mit Abbild, i. Lichtdruck, ibid. S. 50 — 62. — Als kleinere gesch. Beiträge seien
erwähnt: Ostfries. Theologen im XVII. Jh. II. Ostfries. Monatsbl. S. 49—53, 145—150 — be-
spricht besonders einige reformierte Prediger zu Emden; Boitr. z. Gesch. des Pietismus in Ost-
friesland, ibid. S. 433—440, 481—488, 541—547 betroffen die Einwirkung der Fürsten
Christian Eberhard (1690—1708) und Georg Albrecht (1708—1736). — Notiz üb. d. h.
Ludgerikirche aus v. d. Appelle« Collectaneaa heraldica in der Landschaftsbibliothek zu Aurich.
Ferner: W. J. Will ms, Über den Astronomen David Fabricius, Pfarrer zu Osteel (f 1617),
ibid. S. 97 — 104); Bartels, Gesch. der Landverluste an der Bucht von Wybelsum (Emden.
Jahrb. S. 14 — 25), infolge deren das Kloster Langen vor 1530 nach Blauhus verlegt wurde;
einen Bericht über den Zustand der ostfriesischen Inseln von 1650 (ibid. S. 35 — 42) und Be-
richte über den Aufenthalt Friedrichs des Grofsen in OstfrieHland 1751 und 1755 (ibid. S. 43
bis 47 und Ostfries. Monatsbl. 8. 295—299.)
111,78 XU- K. Do ebner:
Eine bis v. Pibinga reichende alphabetische Zusammenstellung ostfriesi-
scher Familien mit Angaben über deren Wappen und sonstigen genealogischen
und litterariscben Notizen giebt Joh. Holtmanns.1)
Die Geschichte des Humanismus besonders in Ostfriesland und Osna-
brück berührt J. B. Nordhoff2) in der Lebensbeschreib. eines Vertreten.
H. Scheve, geb. bei Cloppenburg, besuchte die Schulen zu Münster und Köln
und betrieb als Kanonikus des Stiftes Freckenhorst — als solcher starb er
1554 — die Reorganisation der Schule zu Warendorf. Im Anhang teilt N.
Auszüge aus Scheves Epistolac familiäres et carmina quaedam (1519) mit
Aus dem Bremenschen Gebiet giebt Heinr. Smidts8) Nachrichten
über die zeitweiligen Besitzer zweier Adelshöfe, den schwedischen Geheimen
Rat Christoph Ludwig Rasch (1635 — 1645), dessen wertvollen handschrift-
lichen Nachlafs das Staatsarchiv zu Hannover bewahrt, und die Bürgermeister
von Bremen Johann Havemann (1617 — 1639) und Eberhard Dotzen (1627
bis 1654). — Dem Leben Joach. Neanders widmete J. Fr. Iken4) eine be-
sondere Monographie, welche auf eingehenden Studien der handschriftlichen
bremischen Chronik sowie der Religionsgeschichte Bremens von Peter Kotier
(f 1709), der Protokolle des Konsistoriums zu Düsseldorf und des Bremer
Ministeriums und Archivalien der Bibliothek und des Archivs zu Bremen be-
ruht. In der Auffassung Neanders stimmt J. im wesentlichen mit A. Ritschi,
Geschichte des Pietismus (Bonn, 1880), I, 383 — 88, überein.
W. v. Bippen6) geht aus von der Kirchenordnung von 1534 und be-
gründet seine Darstellung auf die Armenordnungen von 1627, 1645 u. 1658.
Nachdem 1691 durch die Domgemeinde ein lutherisches Waisenhaus mit
konfessioneller Tendenz gegründet war, wurde das Armenwesen 1799 unter
Beseitigung der Trennung der Konfessionen reorganisiert.
Nach dem Übergang von Hannover auf den Staat Bremen durch den
Reichsdeputationshauptschlufs erhoben sich in den Jahren 180 3 — 1810 Strei-
tigkeiten über die Eigentumsverhältnisse des Domes zwischen dem reformirten
Senat und der lutherischen Domgemeinde, begleitet von litterarischen Fehden
unter Führung des Dompastors Nicolai; die französische Okkupation führte
1810 den Frieden herbei, durch welchen die Anerkennung der Lutheraner
als Gemeinde, des Domes als privatrechtlichen Eigentumes der Domgemeinde,
nicht als Stiftungs- oder Anstaltsgutes ausgesprochen wurde.6)
Am Schlüsse sei Konst. Bull es Biographie7) des auf anderen Gebieten
der Wissenschaft verdienten Direktors des Gymnasiums zu Bremen Wilhelm
Hertzberg (t am 7. Juli 1880) erwähnt.
1) Joh. Holtmanns, Die Wappen der ostfrios. Geschlechter u. d. damit verwandt FamiL
Oatfries. Mtsbl. S. 56—61, 114—119, 193—200, 246—253, 322—328, 364—368, 393—396,
450—452, 488—490, 547-549. — 2) J. B. Nordhoff, Heinr. Scheve. Ein Beitrag sar
Gesch. d. norddeutsch. Humanism. Ztschr. f. preufs. Gesch. u. Landoskde. Jahrg. 17, 8. 636
bis 652. — 3) H. Smidt, D. adel. Höfe zu Walle u. Clüversbostel, i.: Bremische« Jahr-
buch, herausg. v. d. hist. Gosollsch. d. Künstlerver. Bd. XI, S. 1 ff. 4) J. Fr. Iken, Joach.
Noandor, sein Leben a. s. Lieder. Auf Veranlassung seines 200. Todesjahres nach bestimmtet
und neuentdeckten Quellen. Bremen. Tgl. c. III. Denselben Gegenstand behandelte E. Bres-
ning in dem Progr. der Bremer Hauptschule 1875. — 5) W. v. Bippen, D. Ansbüd. d.
bürgorl. Armenpflege in Bremen, i.: Brom. Jahrb. S. 143—161. — 6) A. Kühtmann, Bar
Nicolaischo Kirchenstreit, ibid. S. 58— 95. — 7) Const. Bullo, Wilh. Hertaberg, ibid. S. 96—142.
Niederrhein. UJ 79
xnL
Eokertz. Lampreoht
Niederrhein.
Ein Aufsatz von A. von Renmont l) giebt mehr als die Überschrift ver-
spricht; besonders gehen daraus die Beziehungen des Königs Gust. III. zu
Frankreich u. dem französischen Hofe hervor; wir sehen den Prinzen der
Maitresse Ludwigs XV. schmeicheln, um sich die französischen Subsidien wieder
zu sichern. Der zweite Aufenthalt fällt ins Jahr 1791, wo die französische
Revolution viele Emigranten nach Aachen und Speier verschlagen hatte; die
einflufsreichsten derselben lernen wir genauer kennen, namentlich den treuen
Anhänger der französischen Königsfamilie, den Grafen Fersen. Sehr interessant
sind die Mitteilungen Ober die traurige Verfassung des entthronten Königs
Gustav IV., der sich ebenfalls eine Zeit lang zu Aachen aufhielt.
Flof s ') giebt uns die ausführliche Lebensgeschichte des Johann Kaspar
Kratz, eines Rheinländers, geboren zu Holzheim 1698 am 14. Sept., ge-
storben als Märtyrer zu Tongking am 12. Jan. 1737. Kratz trat 1730 in
Macao in den Jesuitenorden, im Jahre 1734 wurde er Priester. Sein Bea-
tifikationsprozefs soll im vorigen Jahrhundert begonnen, aber durch die Auf-
hebung des Ordens unterbrochen worden sein.
Wie zahlreich die Trümmer der alten Burgen uns begegnen, ebenso
selten sind die Nachrichten über die auf denselben herrschende Lebensweise
der Bewohner. Sehr willkommen sind daher die Urkunden über das Schlofs
Blankenheim (die Trümmer liegen in der Eifel, an der Quelle der Ahr),
welche Ennen nach im Kölner Archiv befindlichen Originalen mitteilt.3) Die
unter No. 3 mitgeteilte Hausordnung bezieht sich auf den in Köln am Neu-
markte gelegenen Blankenheimer Hof.
Der jüngst verstorbene Pastor Stein in Köln4) stellt die Nachrichten
über die kölnische Patrizierfamilie von Siegen zusammen, namentlich behandelt
er ausführlich das wichtigste Mitglied dieser Familie, Arnold von Siegen
(f 1519), den Wohlthäter der Pfarre von Johann Baptist, 12 mal Bürger-
meister, Vertreter der Stadt Köln auf verschiedenen Reichstagen, Freund des
Kaisers Karl V., der auch in seinem auf dem Holzmarkte gelegenen Palaste
sein Absteigequartier nahm.
Flofs teilt ein beim Abbruch der alten Pfarrkirche in Merten (am Vor--
gebirge zwischen Brühl und Bonn) gefundenes Dokument mit, nach welchem
am 5. Dez. 1650 Georg Paul Stravius, Bischof von Joppe, einen Altar in
der genannten Kirche weihte.6)
1) A. Beumont, König Gustav 111. von Schweden in Aachen in den J. 1780 nnd 1791
in: Aachener Zeitschr. II, S. 1 — 69. — 2) Flofs, Johann Kasper Kratz, (eines bedeutenden
Jesuiten und Rheinländers) i. : Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein. H. 35.
S. 93 — 134. — 3) Ennen, Haus- und Hofordnung des Schlosses Blankenheim i.: Ann. d.
hist Ver. f. d. Niederrhein. H. 35. S. 134—156. — 4) Stein, Familie von Siegen in Köln.
Ibid. H. 4. S. 170—178. — 5) Flofs, i.: Ann. d hist. Vor. f. d. Niederrhein. Heft 35.
& 184.
UI,80 X11L Eckortz. Lamprecht
Scheins1) behandelt das Gerichtswesen in der Herrlichkeit Bartscheid
(bei Aachen) im 16. Jahrhundert, beschränkt sich aber im allgemeinen auf
Beibringung von Material, welches er einer jetzt in der Königlichen Biblio-
thek zu Berlin beruhenden Papierhandschrift des 17. Jahrhunderts entnahm.
Die vier Arten von Gerichten waren: Das Schöffengericht, das Sendgericht,
das Kurgericht und das Waldgericht.
A. von Reumont *) berichtet über den Lebensgang des 1879 verstorbenen
Professors Friedrich Haagen, des Verfassers einer zweibändigen Geschichte
der Stadt Aachen.
Michel3) verfolgt die Geschichte des Städtchens Herzogenrath bis zur
französischen Zeit; beigefügt ist das Statut einer Schützengesellschaft (vgl.
Jahrgang I, 1879. II, 139. — Karl Oppenhoff liefert fernere Belege ftlr die
Ansicht, dafs „der Kacks- oder Katschof" zu Aachen von dem dort stehenden
Kasel oder Pranger benannt sei.4) Weitz führt den Namen Kak zurück anf
kaken (quäken), schreien, wie denn der Pranger auch Schreiart hiefs in
Schöffenurteilcn des XVII. u. XVm. Jh.
Dr. Lersch weist Glocken nach, welche durch den Aachener Glocken-
giefser von Trier gegossen worden sind.6)
Scheins 6) zieht eine Stelle aus der Selbstbiographie des Hans Sachs an,
aus welcher hervorgeht, dafs dieser Dichter auch in Aachen und Köln als
Schustergesell gearbeitet hat.
An Kleinigkeiten erschienen: 1) Eine Aufzeichnung über Einnahme und
Wiederbefreiung des Schlosses Horbel bei Gleuel 1601.7) 2) D. ev. Diaspora
a. N. R.
Eine recht brauchbare und lehrreiche geistliche Statistik des Erzbistums
Köln von ca. 1800 (unbekannten Autors) hat der Kölner Domkapitular K.
Th. Dumont publiziert und ergänzt;8) das Büchlein, in der Weise der bekannten
Orts-Namen-Verzeichnisse in 4° gedruckt und abgefafst, gewinnt noch sehr
an Brauchbarkeit durch eine beigegebene Karte des Erzstifts von grofser
Genauigkeit und Klarheit. — Der Kulturkampf vor bald einem halben Jahr-
hundert ward wieder erörtert.9)
In die spätere wirtschaftsgeschichtliche und reichsgeschichtliche Ent-
wickelung führt A. Werth10) mit einem Aufsatz über die Höfe im Werth ia
Barmen-, namentlich verfolgt er das Schicksal des Sahlhofes, des später sog.
Königs wert her, nachdem schon im Beginn des 16. Jh. eine Teilung des ur-
sprünglich einheitlichen Hofes eingetreten war. Die Geschichte dieses Haupt-
hofes wird unter Anführung einer Reihe von urkundlichen und brieflichen
Quellen bis zur Gegenwart hinabgeführt. rSine andere Seite der Wirtschafts-
entwicklung beleuchtet die von W. Crecelius und A. Werth11) unter-
1) Scheins, Das Gerichtswesen zu Bartscheid im 16. Jh. i.: Aach. Z. II, S. 75—117.
— 2) v. Koumont, Fr. Uaagon. Ibid. S. 154 — 64. — 3) N. Michel, Herzogenrath
i : Ibid. S. 307—325. — 4) K. Oppenhof, ibid. S. 332. — 5) Lorsch, ibid. S. 339.
-- 6) Dr. Scheins, Hans Sachs in Aachen. Ibid. S. 336. Von Bellesheira's, zwei
lldschr. des Brit. Mus. (die erste aus d. Ma., vgl. Abt. II.) ist die zweite ein Nekrolog, d. YormaL
Pr Union Straten sor Frauonklosters zu Heinsberg 1535 — 1626. Ibid. S. 336-39. — 7) A
Natorp, Ciaronbach u. d. evang. Diaspora am Niederrhoin 79. — erster. Borg. ZUchr. 16,
47 — 221. — 8) Descriptio omnium archidioecesis Coloniensis ecclesiarum parochialinm colle-
giatarum ahbatiarum et utriusqno sexns conventuum regularium noc non celebriorum eapel-
larum ordine alphab. digosta. VII u. 56 S. Köln 1879. Boisseree. M. 1 Karte. Vgl. Hut
p. Bl. 85, 411 ff. — 9) D. Kölner Wirren vor 40 Jh. Ibid. S. 366 — 91. Tgl. Hut
pol. B). 85, 411 tf. — 10) A. Werth, Über die Höfe zu Barmen im Werth und du
allmählichen Ausbau derselben zu einem Orte. Berg. Ztschr. 16, 133 — 162. — 11) Cre-
celiüb ü. A. Worth, Urkunden s. Gösch, der Garnnahrung im Wupperthalo. Ibid. 73 — 151
Niederrhein. 111,81
lommene Publikation von Urkunden und Aktenstücken, welche sicherem Ver-
lehmcn nach noch nicht den gesamten Stoff umfafst und deshalb in den
olgenden Heften der Berg. Zt. fortgesetzt werden dürfte. Die bisherige Ver-
öffentlichung umfafst die Jahre 1527 ff.; im ersteren Jahre wurde die Garn-
lahrung, d .h. die die Garnbleicherei betreibende Kaufmannschaft von Herzog
F oh an n privilegiert. Das Privileg dieses Jahres ist abgedruckt; weiterhin
mmentlich die Garnordnungen von 1608 u. 1698, sowie 8 andere Stücke.
Für die politische Geschichte des Niederrheins liegt eine wichtige Pu-
Dlikation von F. Stieve1) vor, welche 42 Nummern Aktenstücke und Regesten
zur jülichschen Geschichte um die Wende des 16. und 17 Jh. umfafst. Das
Material entstammt den Archiven zu Wien, Brüssel und namentlich Inns-
bruck , wie den Sammlungen des Prof. Crecelius , und bezieht sich namentlich
auf die Verhandlungen über die Anordnung der Regierung und die Vor-
kehrungen, welche für den Todesfall Johann Wilhelms zu treffen seien.
Ziemlich umfangreich sind auch in diesem Jahre wieder die genealogischen
Forschungen, welche namentlich in den vielen Hausarchiven des nieder-
rheinischen Adels eine fast unerschöpfliche Fundgrube besitzen. Im Vorder-
gründe steht hier der Nestor der rheinischen Genealogen Fahne*) mit der
Fortsetz, seines Werkes (vgl. Jahresber. 79. III, 100 u. 284). Bd. 4 unter-
scheidet sich in keiner Weise von seinen Vorgängern. — Recht genau sind
die Forschungen A. Möraths3) über die Freiherrn von Schwarzenberg.
(Fortsetz. vgl. 12. Bd. der Berg. Ztschr. S. 202 f.) Er spricht über die
Freiherrn Gotthard und Adolf zu Schwarzenberg unter vorhergehenden Nach-
trägen zur Geschichte Erkiugers H. von Schwarzenberg. Andere nieder-
rheinische Geschlechter behandeln Vistura, Weiden und Crecelius4.) Auf
10 adlige Rectoren im XVH. u. XV1U. Jh. macht G. A. Seyler aufmerksam.6)
Zahlreich und teilweise recht bedeutend sind die biographischen Beiträge
zur Geschichte des 18. und 19. Jh. Um mit dem kleinsten Stücke zu beginnen,
so sind zunächst von B. Seuffert8) Mitteilungen aus ungedruckten Briefen
zum Verhältnis zwischen J. L. Benzler und F. L. Stolberg publiziert worden.
Benzler war Bibliothekar in Wernigerode. — Weit wichtiger ist Meyers Buch
über Febronius.9) - - Um eine volle Generation weiter führt die Veröffent-
lichung K. Th. Dumonts,10) welche sich den früher publizierten Schriften
and Reden des Kardinals von Geifsel (4 Bde., Köln 1869, 1870, 1876) an-
schliefst und die diplomatische Korrespondenz über die Berufung des Herrn
von Geifsel zum Koadjutor in Köln, sowie dieser sie selbst gesammelt hat,
enthält. Diese Publikation bildet damit zugleich den Hintergrund und die
Ausführung einer Schrift des Weihbischofs Dr. Baudri, welche im Frühjahr
1) F. Stieve, Aktenstücke u. Regesten z. Gesch. d. JUKchor Lande in d. J. 1597 — 1608.
Berg. Ztschr. 1 — 72. — *2) Fahne, Denkm. u. Ahnontaf. in Rheinl. u. Westf. m. Erläuter.
ii. Berichti gongen. 4 Bde. 251 Holzschn. IV u. 156 8. — 3) Neue Beitr. zur Gesch. der
rheüi. Linie dos Fürstonh. Schwarzenberg. Borg. Ztschr. 16, 204 — 215. — 4) Ed. Vis tum,
Die Herren v. Schwarz-Bongard. Aachener Ztschr. 2, 179 — 191. — Weiden, Haus Krtzel-
bach. Ann. d. hist. Ver. f. d. Nioderrh. 35, 160 — 165. - Crecelius, Genealog, aus
Barmen {Die von Rolnigswerth , Die KittershauB). Berg. Ztschr. 16, 163—172. — 7) H. A.
Seyler i.: Deutsch. Herold XI, 39. — 8) B. Seuffert, J. L. Bonzler und F. L. Stol-
berg. Picks Mtsschr. 6, 39—47. Vgl. o. 111, 74. — 9) 0. Meyer, Fobronius, Weih-
hischof Joh. Nikolaus von Hontheim und sein Widerruf. XI u. 326 S. Tübingen, Lcupp,
vgl. cap. XV. — 10) K. Th. Dumont, Diplomat. Korresp. üb. dio Beruf, des Bischofs Joh.
von Geifsel von Speyer zum Koadj. des Erzb. Clemens August Freiherm von Drosto zu
Vischering von Köln. XIX u. 373 S. Freiburg, Herder.
Historische Jahresberichte. III. 1H8U. tt
111,82 XIV. H. Ermisch:
1870 anonym erschien l) and namentlich das versöhnliche Regiment des
Kardinals von Geissei in lehrreicher Weise schilderte. Über die auch unser
Gebiet berührende Sammlnng von Crecelius und Philippi. Vgl. u. S. 94.—
Erwähnt sei: Wegeier, Beitr. z. Gesch. d. Rheinlande (d. hohe Domstift
Trier. Die Bürgerin. Burgbrohl, mit 2 lith. Tafeln. 255 S.), Koblenz, Hergl
XIV.
H. Ermisoh.
Obersachsen, Thüringen, Hessen.
Den Arbeiten über die Geschichte unserer Gebiete in der Reformatioin-
zeit stellen wir einen kleineren Aufsatz Seidemanns über das Verhältnis
des Meifsner Bischofs Johanns VII. von Schleinitz zu Luther1) voran, der
neben verschiedenen andern Notizen eine bisher unbekannte Korrespondenz
zwischen dem Bischof und seinem Kapitel über eine Entgegnung auf Luthers
'Antwort auf die Zeddel, so unter des Ofticials zu Stolpen Siegel ist ans-
gangen' enthält, — die letzte Publikation des um die Geschichte der Re-
formationszeit hochverdienten Forschers.8)
G. Müller hat eine gründliche Untersuchung über den ersten evange-
lischen Hofprediger in Dresden Paul Lindenau (t 1544) veröffentlicht,4) einen
Mann, der zwar nicht zu den hervorragendsten Persönlichkeiten jener Zeit ge-
hört, aber immerhin wegen seines Verhältnisses zu Luther und aus anderen
Gründen für eine monographische Behandlung sich eignete, um so mehr als
die bisherigen Angaben über ihn sich vielfach als ungenau erwiesen haben.
Müller hat nicht blofs die gesamte, sehr reichhaltige Litteratur, sondern anch
die Archive zu Dresden, Weimar und besonders zu Zwickau fleifsig benutzt
Weniger günstig müssen wir ein Schriftchen von Richard Bachmann
über den interessanten Zwickauer Tuchmacher und religiösen Schwänner
Niclas Storch5) beurteilen. Trotz der Studien des Vf. in der k. Bibliothek
zu Dresden und in der Ratsbibliothek zu Zwickau fördert es den Gegenstand
nur wenig; die wichtigste bisherige Arbeit über Storch (Seidemann im Sachs.
Kirchen- und Schulblatt 1872, No. 22, 23, 26) und manches andere ist dem
Vf. entgangen.
Einen Brief Luthers an Wenzel Linck vom 14. Juni 1528 (de Wette
III, S. 340), der den Unwillen Herzog Georgs in hohem Grade erregte, be-
treffen einige von Burkhard t veröffentlichte Schriftstücke. *) Körner stellt
1) Dr. Baudri, Die kirchl. Zustande in Preufsen und die Beruf . und Thatigkeit des Hem
von Geifsel als Kölner Oborhirtc. Freiburg. — Über B. Kekule, D. Leben F. O. Wecken.
VIII. u. 519 S. Leipz. Vgl. cap. VI. — 2) J. K. Seidemann, Luther u. d. Meifsner Bisefcof
Johann VII. v. Schleinitz (März 1520) i.: Thool. Stud. u. Krit S. 337 ff. — 3) Vgl aber
ihn Franz Schnorr v. Carolsfold, Zur Erinnerung an Joh. Karl Seidemann. Ermiscfcs 5.
Arch. f. Sachs. Gesch u. Altertumsk. Bd. I, S. 94 ff. — 4) Georg Müller, Faul Linden»,
der erste evangelische Hofprediger in Dresden. E. Beitr. z. Ref. -Gesch. Sachsens n. meiste«
ungedr. Akten u. Briefen. Leipzig. Vgl. Kap. II. — 5) B. Bachmann, Nicla* Storch, der
Anfänger d. Zwick. Wiedert. E. Lebensbild a. d. Ref.-Zeitalter a. Gr. der i. d. k. öff. KbL
zu Dresden, wie auf der Ratsbibl. zu Zwickau vorhand. Nachrichten. Zwickau, Altner. VfL
K*p. II. — 6) Burkhardt i.: t. Webers Arch. f. d. Sich«. Gesch. N. F. Bd. YL a U1 1
Obenachsen, Thüringen, Hessen. JJJ g3
lie Auslassungen des Benediktiners Paul Lange, des bekannten Vf. d. Zeitzer
ind der Naumburger Chroniken, über Luther zusammen. *) Mehrere unge-
Iruckte Briefe von Justus Menius, dem Reformator Thüringens, aus den JJ.
1525 — 1553 teilt 6. L. Schmidt als Ergänzung zu seiner Biographie des
iienius mit.2) Biographische Abrisse des Zwickauer Pfarrer Niclas Haus-
nann von Tb. Kolde, des Buchhändlers Job. Herrgott von Seidemann
md Herzog Heinrich des Frommen von Fiat he bringt die Allg. Deutsche
Biographie.
Die wichtigste Publikation auf dem Gebiete der Reformationsgeschichte
st die von Lenz besorgt« Herausgabe der Korrespondenz des Landgrafen
Philipp von Hessen mit Bucer,3) eine treffliche Arbeit, die nicht blofs das
Juellenmaterial zur Geschichte des 16. Jh. erheblich bereichert, sondern auf
jrund desselben auch eine Reihe exakter Detailuntersuchungen enthält. Das-
selbe gilt für die fleifsige Schrift von Kawerau über Johann Agricola;4)
üs eine Ergänzung zu derselben ist die Veröffentlichung eines Gutachtens
les Agricola für Christoph v. Carlowitz, welches die Stellung Agricolas der
[nterimsfrage gegenüber charakterisiert,6) anzusehen.
Anknüpfend an das Werk Burkhardts (vgl. Jahresber IL 1879. ni, S. 6
i. 104) und an eigene frühere Arbeiten (im 8. Bande der Mitteil, der oster-
änd. Gesellschaft) behandelt E. Lobe auf Grund der Visitationsprotokolle
lie erste Kirchen Visitation in einem Teil von Sachsen- Altenburg. 6)
Eine sehr reiche Fundgrube für die politische Geschichte unserer Ge-
riete in der Mitte des 16. Jh. ist ein an anderer Stelle zu erwähnendes Werk
iron A. v. D ruf fei. 7)
Max Lenz hat einen bisher unbekannten Bericht über den Tod des
Kurfürsten Moritz aus der Feder Christophs von Carlowitz veröffentlicht.8)
Zur Geschichte des Kurfürsten August von Sachsen wüfsten wir nur
einen kleinen Aufsatz von Bergmann über den Pfarrer Wolff zu Colditz,9)
ier 1553 wegen einer für den Kurfürsten beleidigenden Predigt in Haft ge-
nommen und 1554 des Landes verwiesen wurde, neben Mitteilungen von
Wernicke,10) Friedländqr ") und v. Sallet12) über den 1574 nach
Dresden berufenen Goldschmied und Medailleur Tobias Wolff und endlich
1) Körner i.: Sachs. Kirchen- n. Schulbl. 1880. No. 47, 48. — 2) G. L. Schmidt,
Ungedr. Briefe von Justus Menius L: Ztschr. d. V. f. Thüring. Gesch. Bd. X. (N. F. II.)
S. 243 ff. — 3) Max Lenz, Briefwechsel Landgr. Philippe d. Grofsmtit v. Hessen mit Bucer.
rh. I. Leipzig, Hirzel. (A. u. d. T. Publikationen a. d. preufs. Staatsarchiven. Bd. V.)
Vgl. Kap. II. — 4) G. Kawerau, Johann Agricola von Eisleben. Fön Beitr. z. Ref-Gesch.
Berlin, W. Hertz. 1881. — 5) Ders , Gutachten Johann Agricolas für Christoph v. Carlowitz
über die Annahmo des Augsb. Interims i. : Ermischs N. Arch. f. Sachs. Gesch. u. Altertumsk.
Bd. I. S. 267 ff. W. Haans oben erwähnte Schrift (Abt II, Kap. XVI.) behandelt vor-
zugsweise die kirchliche Einteilung Kursachsens nach der Reformation bis in die neueste
Zeit. — 6) E. Lobe, Die Kirchen Visitation im Westkreise unsers Herzogtums i. J. 1529.
Mitteil. d. Ver. f. Gesch. u. Altertumsk. zu Kahla u. Roda. II, 2. S. 179 ff. — 7) A. v. Druffcl,
Beitr. z. Reichsgesch. 1552. München, 1880. (A. u. d. T. Briefe u. Akten zur Gesch. dos
16. Jahrh. m. bes. Rucks, auf Bayerns Fürstenhaus. Bd. 2. München. 8°. Vgl. Kap. II. u. XVII.
— 8) M. Lenz, Eigenh. Ber. Christophs v. Carlowitz a. Landgr. Philipp üb. d. Tod. des
Kurf. Moritz i : Ermischs N. Arch. f. Sachs. Gesch. u. Altertumsk. Bd. 1. S. 86 ff. —
9} Bergmann, Martin Wolff i. : v. Webers Archiv f. d. Sachs. Gesch. N. F. Bd. 6.
8. 345 ff. — 10) Ew. Wernicke, E. Bresl. Goldschmied i. Dienste d. Kurf. August von
Sachsen. Anz. f. Kunde der deutsch. Yorz. No. 6. Sp. 188. — 11) Jul. Friedländer, E.
Bresl. Goldschmied i. D. d. Kurf. Aug. von Sachsen, ib. No. 9. Sp. 281 f. — 12) A. v. Sali et,
Tobias Wolff der Bresl. Goldschmied. Ztschr. f. Numismatik. Bd. VIII. H. 3. (Hat mir
nicht vorgelegen.)
111,84 XIV. H. Ermisch:
eine auszugsweise Veröffentlichung der Schulordnung für die sächsischen
Lande vom 1. Januar 1580, welche G. A. Henne auf Grund der alteren
Drucke und der betreffenden Akten des Hauptstaatsarchivs besorgt hat,1) an-
zuführen.
Die hochinteressante Persönlichkeit des Kanzlers Ereil behandelt ein
(bereits 1860 gehaltener) Vortrag von K. Hase;2) neues wird man jedoch
. in demselben nicht suchen dürfen, ebensowenig wie in einem kleinen Aufsatz
über Ereil von Saran, den ich hier nachträglich nenne.8)
Ein Gutachten Landgraf Wilhelms IV. von Hessen für den Bat der
Stadt Strafsburg über verschiedene Befestigungspläne von 1590 Nov. 24 teilt
v. Apell mit.4) Interessant ist die auf archivalischen Grundlagen beruhende
biographische Skizze von Cuno über Adam Hertzog,6) der in Diensten des
Pfalzgrafen Johann Casimir, des Grafen Wolfgang von Isenburg und des
Grafen Philipp Ludwig von Hanau sich um die Verbreitung der reformierten
Lehre verdient machte, aber seiner eigentümlichen Lehrbegriffe wegen wieder-
holt seine Stellung aufgeben mufste, viele Verfolgungen zu erdulden hatte
und in späteren Jahren nochmals seine Eonfession wechselte; er starb in
Mangel um 1611.
Moritz Ritter schildert, hauptsächlich auf Grund eines Manuskripts der
Berliner Bibliothek, welches tagebuchartige Aufzeichnungen von Frdr. Hort-
leders Hand enthält, die Thätigkeit desselben als Erziehers der Herzoge Johann
Ernst und Friedrich von Sachsen -Weimar, deren Studien in Jena er 1608
— 1613 leitete.6) Obwohl es der Vf. geflissentlich unterläßt, allgemeine Fol-
gerungen für die Unterrichtsmethode jener Zeit zu ziehen, bietet doch das
Bild, das er entwirft, sehr viel Interessantes; besonders verdient die Be-
handlung des geschichtlichen und staatswissenschaftlichen Unterrichts als sehr
charakteristisch für die Anschauungen der Zeit und Hortleders selbst Be-
achtung.
Enothe hat zwei wichtige Beiträge zur politischen Geschichte der Ober-
lausitz in den ersten Jahrzehnten des 17. Jhs. veröffentlicht7) Beiden Ar-
beiten liegen eingehende Studien des Aktenmaterials im Hauptstaatsarchiv n
Dresden, im Ratsarchiv zu Görlitz und in verschiedenen anderen oberlausitri-
chen Archiven zu Grunde.
1) G. A. Uenno, Zweiter Bericht üb. d. k. Schullehrer-Seminar su Schneeberg. S. 3 £
— 2) K. Hase, Der Kanzler Kreli — in dessen Rosen Vorlesungen kirchengesch. Inhalts. Leipt-
8°. S. 116—145. — 8) Saran, D. Kryptocalvin. in Kursachsen u. Dr. N. KreU i: Deutsch-
evang. Blätter. IV. Jahrg. Heft 9 (1879) S. 596 ff. — 4) v. Apell, £. Schreiben d.
Landgrafen Wilhelm IV. a. d. Magistrat von Strafsburg. i.: Ztschr. des Yer. f heaa. Gesch. n.
I^lskdo. Bd. VIII. S. 228 ff. — 5) Cuno, Adam Hertzog, Inspektor der Kirchen a*d
Schulen von Hanau-Münzenberg zu Ende des 16. Jahrh. i : Mitteil, des Hanauer Berirksrer.
f. hess. Gesch. u. Ldskde. No. 6. S. 123 ff. — 6) M. Bitter, Friedr. Hortleder ab
Lehrer der Herz. Johann Ernst und Friedrich von S.- Weimar i. : Ermischs N. Areh. f. Sera»-
Gesch. u. Altcrtumsk. Bd. I. S. 188 ff. — 7) IL Knothe, D. Bemüh, d. Oberlansits na
e. Majestätsbrief 1609—1611, u. 1). Anteil d. Oberlausitz a. d. Auf. d. SOjafar. Kr., 1618
bis 1623. Preisschrift. Dresden, H. Burdach. 8°. 95 S. (Auch im N. Laos. Magariii.
Bd. LV1 S. 1—95), erstores nur ib. 8—96 ff.) Vgl Kap. III u. XI. - Über G. Droysen, Hokb
Einfall in Sachsen im Jahre 1633 (i. Ermischs N. Arch. f. Sachs. Gesch. n. AHertmaik.
Bd. I S. 14 ff. 129 ff) vgl. Kap. in. Desgl H. Hitzigrath, Die Pnbliiiatik das
Prager Friedens «1635). Halle, Niemeyer. (Besprech. d. vom deutsch., frans., schwed. Stand-
punkt aus verfafston Broschüren jener Zeit); u. Bald. Herrmann, Der Kampf um Erfurt
1636-1638. Inaugural-Diss. Halle, 1880. Beido f. Sachsen wichtig, auf die letztere werdei
wir bei der Fortsetzung zurückkommen.
Obenachsen, Thüringen, Hessen. JTT 85
Eine von einem Augenzeugen herrührende Beschreibung der Belagerung
von Hanau 1635 und 1636 teilt Junghans mit.1)
Königsdörffer giebt auf Grund von chronikalischen Nachrichten, nament-
lich aber nach Gerichts- und Kirchenbüchern, Eaufurkunden und anderen
Archivalien der Orts- und Pfarrarchive, ein interessantes Detailbild von dem
Bestände der vier bei Freiberg gelegenen Dörfer Langhennersdorf, Seifers-
dorf, Reichenbach und Bräunsdorf während des 30jährigen Krieges und un-
mittelbar nach demselben,2) indem er die Schicksale der einzelnen Grund-
stücke so eingehend wie möglich schildert. Ein Anhang enthält die Ge-
schichte des Bethausea zu Reichenbach bei Siebenlehn, die bei Gelegenheit
seines 150jährigen Bestehens entstanden ist.
Dem Ende des 17. und dem Anfang des 18. Jhs. gehören einige Mit-
teilungen kulturhistorischen Charakters aus Akten des vormaligen Kreisamts
Leipzig an3); sie betreffen die Huldigung Johann Georgs EH. 1680, Fest-
schriften, Gelegenheitsgedichte u. dgl. von 1691 und 1694, Leipzigs erste
Strafsenlaternen (1701) und das Zeitungswesen des vorigen Jhs. — Über die
Reisen, welche der Kurprinz Friedrich August 1687 — 1689 nach Paris,
Lissabon und Italien unternahm, berichtet Frhr. 6 Byrn4) nach den Akten
des Hauptstaatsarchivs, besonders den Berichten seines Hofmeisters v. Haxt-
hausen und eigenhändigen Aufzeichnungen des Prinzen.
Sehr wertvoll sind die hauptsächlich auf Grund von Dresdener und
Berliner Materialien gemachten Untersuchungen von Ad. Frantz über das
katholische Direktorium des Corpus Evangclicorum. 6) Für die Kriegs-
geschichte im Anf. des 18. Jhs. nennen wir neben einem auch unser Gebiet be-
rührenden Werke von Christ, v. Sarauw6) einen Aufsatz von C. v. Stamford
über Gottfr. Ernst von Wutginau,7) der um 1704 unter dem Erbprinzen
Friedrich von Hessen-Cassel in die hessische Armee eingetreten war, an der
Thätigkeit derselben während des spanischen Erbfolgekrieges und dann als
Führer des dem Kaiser für den Türkenkrieg zur Verfügung gestellten hess.
Regimentes Prinz Maximilian an der Belagerung und Eroberung von Belgrad
1717, sowie 1718 u. 1719 an den Kämpfen gegen die Spanier in Süditalien
Anteil nahm. 1724/25 war W. in diplomatischer Mission zu Gunsten des
Königs Friedrich von Schweden in Petersburg thätig. 1728 trat er in kai-
serliche Dienste; seine hervorragendste Waffenthat war die Verteidigung von
Philippsburg. Er starb 1736. Aufser der gedruckton Litteratur hat
v. Stamford auch das Marburger Staatsarchiv benutzt.
Eine gröfsere Schrift desselben Vfs. behandelt eingehender, als in dem
1) F. W. Junghans, Eigentlicher wahrhaftiger Bericht u. s. w. i. : Mitteil. d. Hanauer
Bezirks vcr. f. hess. Gesch. u. Ldskde. No. 6. S. 140 ff. Vgl. Kap. III. — 2) A. H. Königs-
djörffer, Vcrwüst. d. Kirchfahrt Langhennersdorf bei Freiberg im 30 jähr. Kriege u. ihre
Wiedorherst. Nach Urkk. u anderen Quollen. Freiberg, 1879. — Eine kürzore Skizze giebt
0. Herzborg i: C. H. Frhr. v. Hagen, Die Stadt Halle, nach amtlichen Quollen histor.-
topogr.-statistisch dargestellt. 5. Ergänzungsheft. Hallo. S. 1 — 21. — 3) Aus alten Akten
i. : Wissenschaftliche Beilage zur Leipz. Ztg. No. 32. S. 185 ff. — 4) 6 Byrn, Ein
sachs. Prinz auf Reisen i.: v.. Wobers Arch. f. d. Sachs. Gösch. N. F. VI. S. 289 ff. —
5) Ad. Frantz, D. kathol. Direkt, d. 0. Ev. Nach handschriftl. Quellen dargestellt Marb.,
N. G. Elwert. Vgl. Kap. 111. — 6) Chr. v. Sarauw, D. Feldzüge Karls XII. E. quellen-
mäfs. Boitr. z. Kriegsgesch. u. Kabin etapol. Europas im XVIII. Jh. Mit e. Übersichtskarte
d. nordischen Kriegstheaters u 6 lithogr. Tafeln. Leipzig, Schlicke. 1881. Vgl. Kap. X. und
XXII. — 7) v. Stamford, Gottfr. Ernst y. Wutginau. Ztschr. d. Vor. f. hesa. Gesch. u.
Ldskde. N. F. Bd. 8. S. 233 ff.
111,86 XIV. H. Ermisch:
oben erwähnten Aufsatze geschehen konnte, die Schicksale des vorher ge-
nannten Regimentes während der Kriegsjahre 1717 bis 1720 *)
Von Bedeutung für die Geschichte des geistigen und insbesondere reli-
giösen Lebens auf der Grenzscheide des 17. und 18. Jhs. ist die Ton
Kram er2) verfafste, durchaus auf aktenmäfsiger Grundlage beruhende Bio-
graphie von Aug. Herrn. Francke, dem Begründer des Waisenhauses zu Halle.
Th. Distel ergänzt seine im vorjährigen Jahresberichte (m, 107) an-
geführten Leibnizbriefe durch ein inzwischen neu aufgefundenes Schreiben von
Leibniz an Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen - Zeitz vom 2. Juli 1711*)
und handelt über Leibniz' Nachlafs aus Akten des Dresdener Hauptstaats-
archivs. 4)
Ein Bild aus der Theatergeschichte des 18. Jhs. führt uns Frhr. 6 Bvrn
vor Augen.5) Anknüpfend an die Persönlichkeit der Schauspielerin Giovanni
Casanova, der Mutter des bekannten Memoirenschreibers Jakob Casanova,
teilt er verschiedenes über die italienische Komödie, die Commedie del arte,
mit, wie sie vom Ende des 17. Jhs. bis um die Mitte des 18. Jhs. am kur-
sächsischen Hofe gepflegt wurde.
Grünhagen handelt nach Akten der Archive zu London, Dresden,
Hannover u. a. über die Rolle, die Fürst Leopold von Dessau während des
ersten schlesischen Krieges an der Spitze eines nahe der sächsischen Grenze
aufgestellten und hauptsächlich zur Verhinderung eines Zusammenwirkens
zwischen den hannoverschen und den sächsischen Truppen bestimmten Corps
gespielt hatte6); auch für die politische Geschichte jener Zeit ist der Aufsatz
von Interesse.
Nichts sachlich Neues enthält ein Vortrag von Kolbe über die Schick-
sale der Stadt Marburg während des siebenjährigen Kriegs.7) Heydenreich
macht Mitteilungen über die Kriegsdrangsale von Freibergs Umgebung im
18 Jh.8), die mit Ausnahme von wenigen Notizen aus dem Gemeindearchive
zu Golberode über Lieferungen an die Schweden 1706 und 1707 die Zeit
des siebenjährigen Krieges betreffen und Tagebüchern der Freiberger Rats-
bibliothek, besonders den Aufzeichnungen des Bürgermeisters Aster ent-
nommen sind.
Ein sehr schätzenswerter Beitrag zur Militärgeschichte Sachsens ist eine
auf einsichtigen archivalischen Forschungen beruhende zweihundert Jahre um-
fassende Regimentsgeschichte. 9) Einen biographischen Versuch über den
1) C. Bar. y. Stamford, Das Regiment Prinz Maximilian von H.-Kassel im Kriege d.
Kaisers gegen die Türken 1717 — 1718 and im Kr. d. Quadrapelailianz auf Sicilien 1718—
1720. £. Beitr. z. hoss. Kriegsgesch. Mit 1 Plan und S Beilagen. Kassel. — 2) Gast
Kr am er, Ang. Herrn. Franko. Ein Lebensbild. 1. Th. Halle a. S , Waisenhaus. —
3) Distel i. : Berichte über die Verhandlungen der k. Sachs. Gesellsch. d. Wissensch. zu
Leipzig. Philol.-hiator. Klasse. 1880. S. 187 f. — 4) Ders., Mitteil. üb. d. Nachlafs Leib-
nüens i. : v. Webers Arch. f. d. Säch. Gesch. N. F. Bd. VI. S. 339 ff. — Wir erwähnen
kurz: B. Stillin g, Einige Bemerk, zur Beleucht. d. Frage: Ob Papin 1767 bei seiner Schiff-
fahrt von Kassel nach Münden die Kraft dos Wasserdampfes als Motor gebraucht, oder nur
durch Mensehen häii do die Räder seines Schiffes bewegt habe. Ztschr. d. Ver. f. heaa. Gesch.
u. Ldskde. N. F. VIII, S. 205 if. u. E. Gerland, Das sog. Dampfschiff Papins. Ibid.
S. 221 ff. — 5) F. A. Frhr. 6 Byrn, Giovanna Casanova u. d. Comici italiani am poln.-sich. Hofe
i.: Ermischs N. Ajrch. f. Sachs. Gesch. u. Altertumsk. Bd. I. S. 289 ff. — 6) C. Grün-
hagen, Das Corps d. F. v. Anhalt im 1. schles. Kriege. Ibid. S. 66 f. — 7) W. Kolbe,
Marburg und der 7jähr. Kr. E. Vortr. u. s. w. Marburg, N. G. Elwert — 8) Ed. C. H.
Heydenreich, Kriegsdrangsale v. Freibergs ländl. Umgeb. im 18. Jh. i. : Mitteil. v. dem
Freib. Altertumsver. Hft. 16. S. 23 ff. — 9) G. v. Schimpf f, Gesch. <L k. sachs. Garde-
Meiterreg. Im Auftr. d. Reg. zusammengost Dresden, W. Bänsch. 8°. VIII. 684 &
Obemchsen, Thüringen, Heuen. 111,87
Prinzen Friedrich Josias von Coborg-Saalfeld enthält das bereits oben ange-
fahrte Schriftchen von Adolf Fleisch mann. (Gesch. d. Hrzgt. Cob.-Gotha.)
Aufserdem erwähnen wir noch zur hessischen Kriegsgeschichte eine Notiz
von F. v. Gilsa über den 1763 aus dem preußischen in den hessischen
Dienst eingetretenen General von Wackenitz1) und eine autobiographische
Aufzeichnung des 1843 gestorbenen Generallieutenants Luwdig Bödicker über
seine militärische Thätigkeit in den Jahren 1788 — 1815.*)
R. Wait zv. Eschen behandelt auf Grund von Schriftstücken in seinem
Privatbesitze die Verhandlungen, welche die Landgrafen Friedrich IL und
Wilhelm IX. seit 1770 führten, um den Eintritt in das Kurkollegium zu er-
langen, und welche schließlich 1803 zur Annahme der Kurwürde führten.3)
— P. W. Hagedorn führt uns in die Zeit des Königs von Westfalen.4) —
Wippermann giebt kurze Biographieen von Hassenpflug und vom General
von Haynau. 6)
Sonst haben wir zur neueren Geschichte unserer Gebiete, mit Ausnahme
eines von R. Steche veröffentlichten Briefes des nachmaligen Königs Friedrich
August II. von Sachsen an Dr. Puttrich in Leipzig wegen eines jungen
Malers Goldstein aus dem Jahre 1830*) und eines Beitrags zur Geschichte
des Buchhandels von Ed. Berger7), nur etwa noch das Memoirenwerk des
Frhrn. v. Friesen zu nennen.8)
Die Stadt Dresden verdankt 0. Meltzer mehrere Beiträge zu ihrer
Schulgeschichte. Ein Schriftchen behandelt die Geschichte der Kreuzschule
im 17. Jh.9), besonders zur Zeit des Rektors Joh. Bohemus 1639 — 1676,
über den derselbe Vf. bereits früher (im 112. Bande der N. Jahrb. f. Phil,
u. Pädagogik) ausführlichere Mitteilungen gemacht hat. In einem Programme
giebt Meltzer ferner geschichtliche Nachrichten über die Bibliothek der
Kreuzschule;10) er verfolgt sie bis 1558 zurück, in welches Jahr die Be-
gründung einer der öffentlichen Benutzung gewidmeten städtischen Bibliothek
in den Räumen der Kreuzskirche fällt; ein Teil derselben bildet den Grund-
stock der heutigen Kreuzschulbibliothek.
Über die Hofsilberkammer und Hofkellerei im Schlosse zu Dresden
handelt ein (anonym veröffentlichtes) Werkchen des Frhrn. ö Byrn11), das
in seinen geschichtlichen Abschnitten auf fleifsigen archivalischen Studien be-
ruht und daher hier auch anzuführen ist.
Einige lebensvolle Abschnitte aus den autobiographischen Aufzeichnungen
des thüringischen Schulmeisters Friedr. Kraufse, die seine Teilnahme am
Zuge der französischen Armee nach Rufsland 1812 und seine traurigen Schick-
sale in russischer Gefangenschaft schildern, teilt Robert Keil mit19)
1) F. y. Gilsa, y. Wackenitz i. : Mitteil. a. d. Mitgl. d. Ver. t hess. Gesch. u. Ldskde.
Jg. 1S79. Hft. IY. S. 21. — 2) Die müit. Laufbahn (1788—1815) de« Generallieut. Ludw.
Bödicker, zuletzt Stadtkommandant von Kassel. £ Selbstbiogr. i.: Beiheft z. Mil.-Wochenbl.
5. u. 6. Hft. S. 243 ff. — 3) R. Waitz v. Eschen, Die Verhandl., welche d. Errichtung
d. hess. Kurwürde vorangingen. £. Vortr. n. s.w. Kassel, Th. Kay. — 4) P. W. Hagedorn,
D. Bettung des kurfürstl. Schatzes unter d. Begier, d. K. Jerome. Kassel. — 5) Allg. D.
Biopr. XL — 6) B. Steche, £. Brief K. Friedr. August IL. v. Sachsen; Wissenschaftl. Beil.
d. Lp*. Ztg. 1880. No. 81. — 7) £d. Bergor, Gesch. d. Buchhandels in der Lausitz im
19. Jh. i.: N. Laus. Mag. Bd. L. S. 260 ff. Vgl Kap. VIII. — 8) Frhr. v. Friesen,
Erinner, a. m. Leben. Dresden, W. Bänsch. Vgl. Kap. VI. — 9) 0. Meltzer, Die Kreuz-
schule vor 200 Jahren. Vortr. geh. i d. Aula d. Kreuzsch. am 3. Nov. 1879. Dresden. —
10) Den., Mitteil. üb. d. Bibl. d. Kreuzsch. Progr. d. Gymnas. z. h. Kreuz in Dresden. 4°.
8. 3 — 38. — 11) (Frhr. ö Byrn), Die Hofsilberkammer u. Hofkellerei zu Dresden. Dresden,
W. Bänsch. — 12) B. Keil, Grenzb. 1880. in, 271 ff., 313 ff., 401 ff, 481 ff.
111,88 XIV- H Ermisch:
Auch die bei Gelegenheit der Säkularfeier der k. Thierarziieisehule zu
Dresden erschienene Geschichte dieser Anstalt von A. G. T. Leisering,1)
die aus eigenen Erinnerungen geschöpften Mitteilungen des Frhrn. Herrn.
v. Friesen zur Geschichte der Gemäldegallerie von 1830 bis 1842*) and
die Notizen des Freiherrn v. Falkenstein zur Geschichte des k. sächsischen
Alterturasvereins3) sind von lokalgeschichtlichem Interesse. Aus dem Schrift-
chen von Pfeilschmidt4) über die Johanniskirche ist nur das 1., den
alten Johanniskirchhof und die im 16. Jh. dort errichtete Begräbniskapelle
betreffende Kapitel hier zu berücksichtigen, da sich alle übrigen mit der
neuen 1874 fg. erbauten Johanniskirche beschäftigen.
Das* unweit Radeberg gelegene Augustusbad, dessen Anfänge in die Jahre
1717 bis 1719 fallen, ist Gegenstand einer ansprechenden, meist auf archi-
valischcn Quellen beruhenden Monographie von Sophus Rüge.5)
Die kirchlichen Vorgänge in Leipzig während der ersten Hälfte des
16. Jhs. mit besonderer Rücksicht auf das Thomaskloster und die Thomas-
schule behandelte R. Sachse6) im Anschlüsse an seine früheren Forschungen
zur älteren Geschichte des Thomasklosters. Konnte er für seine fleifsige Arbeit
neben archivalischem Material auch das von Posern- Klett herausgegebene
Urkundenbuch dieses Klosters benutzen, so war Evers, der eine kleine
Arbeit über das Franziskancrklostcr in Leipzig und besonders über die Kloster-
kirche veröffentlicht hat, 7) in einer weniger günstigen Lage. Über die mittel-
alterliche Geschichte des Klosters und der Kirche berichtet er so wenig, dafs
wir ihn an dieser Stelle, nicht in Abth. II, anführen mufsten.
Interessante Einblicke in das Leipziger Studentenleben am Ende des
16. Jhs. gewähren 30 Briefe des Nürnberger Paulus Behaim, die W. Loose
nach den im Germanisten -Museum zu Nürnberg befindlichen Originalen
herausgegeben hat. 8)
Als Kuriosum teilt A. v. Eye (Anzeiger f. Kunde der deutschen Vor-
zeit 1880, Sp. 102) ein von der juristischen Fakultät zu Leipzig gegen eine
Kuh 1621 ausgesprochenes Todesurteil mit.
Einen Versuch über die Leipziger 'ökonomische Societät* veröffentlicht
Udo Schwarzwäller.9)
Als Nachtrag zu seiner Geschichte der Fürstenschule zu Meifsen teilt
1) A. G. T. Leisering, 1). k. Thiorarzneiachnlo z. Dresden i. d. 1. Jh. ihr. Besteh«».
Fcstschr. z. Säk.-Feier am 7. Okt. 1880. Horausg. v. d. Direkt, d. k. Thierarzneisch. Mit
zwei Tlänon. Dresden. 8°. IV. 136 S. — 2) Herrn. Frhr. v. Friesen, E. Beitr. z. Gesch.
d. Dresdn. Gemäldegallerie i. : Ermischs N. Arch. f. Sachs. Gesch. u. Altertamsk. Bd. L
S. 315 ff. — 3) J. P. Frhr. v. Falko n stein, Der Alterturasver. n. d. n. Arch. f. Sfch*.
Gesch. n. Alterrumsk. Ibid. S. 1 ff. - 4) E. Pfeil seh midt, Die Johanniskirche u. Jo-
haniÜKgemeinde in Dresden bis mit Ablauf des 2. Jahrs seit Wahl ihres KirchenTorstand* t»
30. Mai 1877. E Beitr. z. Dresdner Kirchen-, Stadt- u. Baugeschichte. Dresden, 1879. 8-
— T>) Sophus Rüge, Gej»i'h. d. Augustusbados b. Radeberg. M. 5 phot.-lith. Ansichten. Dresden.
Fr. Axt — 6) Sachse, Beitr. z. Gesch. d. Thomasklostcr u. d. Thomaaschule. Progr. der
Thomassch. in Leipzig 1879/80. Leipzig. 4°. Vgl. Kap. II. — 7) Evcrs, Das Fr«M»-
kaner-Barfrlfscrkloster zu Leipzig. Gesch. der Matthäikircho zu Leipzig (früher Neukirche), »•
d. Quellen bearb. Leipzig. — 8) W. Loose, Briefo eines Leipz. Studenten a. d. JJ. HW
bis 1574. (Auch als Beigabo zum Jahresbor. der Realschulo in Meifsen.) Nürnberg. —
9) ITdo Schwarzwäller, D. Leipz. Ökonom. Societät, eine geschieht!. Skizze. Wissensch.
Beil. z. Leipz. Ztg. No. 47, 48, 50. — Erwähnt sei: Th. Paur, Ursprung u. Ausgang der
Görlitzschen Poeten-Gesellschaft in Leipzig, i.: N. Laus. Mag. Bd. LV1. S. 243 ff. — G. Wust-
mann, Die Vertraute Gesollschaft in Leipzig, Gest. im Horbst d. J. 1680. Festschr., d»
Mitgliedern gewidmet vom Senior zum 22. Novbr. 1880. Leipzig. 4° — nur in wenig8»
Exomplarcn gedruckt — hat uns nicht vorgelogen.
Obersachsen, Thüringen, Hessen. 1 1| g9
Th. Flathe Briefe der Rektoren Fabricius, Dresser, Joh. Ladislaus und des
Schulverwalters Hans Faust au Kurfürst August, die Geheimen Räte und die
Kurfürstin Anna (1557- 1587) mit.1) — Die Geschichte der Porzellan-
manufaktur giebt V. Böhmert.1*)
Zur Geschichte Freibergs fügen wir zu den in Abt. II und in diesem
Kapitel schon genannten Schriften nur Gerlachs*) Versuche einer ge-
schichtlichen Behandlung der einzelnen Hausgrundstücke auf Grund archiva-
lischer (nicht über das 17. Jh zurückreichender) u. a. Quellen und ver-
schiedene Beiträge von Ewald Wernicke.8)
Die Beiträge, die No. 15 — 20 von T heiles Lockwitzer Nachrichten4)
zur Geschichte des Ritterguts Lockwitz, seiner Besitzer und seiner Umgebung
bringen, sind sehr geringfügig.
Zur Geschichte des 1579 in den Räumen des Moritzkloster begründeten
und dann in das Dominikanerkloster verlegten Neuen Stiftes in Halle macht
Paul Wolters einige Mitteilungen,6) die er namentlich einem 1532 geschrie-
benen Breviarium des Stifts, das sich jetzt in Bamberg befindet, entnommen
hat. Einen Beitrag zur Geschichte der Anfange der Universität Halle giebt
eine Rede von H. Keil.6)
J. 0. Opel veröffentlicht eine Urkunde des Kurfürsten August vom
1. März 1569, welche das gesamte Stadtrecht von Merseburg enthält.7)
1) Th. Flathe, Epistolao aliquot rectorum Afranorum i.: Jahresbor. d. Fürsten- u. Lan-
desschule MeifHon, 1879-1880. 8. 1 ff. Meifsen. 4°. — ■ (Z. Teil nach o. Ausarb. de»
Inspektors Kühn v. 1828 gemacht, (sonst Htatist.- volkswirtschaftl.) s. t — ln) V. Böhmert,
Urkundl. Geschichte u. Statistik der Meifsnor Porzellanroanufaktur von 1710—1880, mit be-
sonderer Rücksicht auf die Betriebs-, Lohn- und Kassen Verhältnisse i.: Ztschr. d. k. sächs.
»tatist. Bureau. Jahrg. XXVI. Hft. 1/11. S. 44 ff. — 2) H. Gerlach, Eine Häuser-
Chronik von Freiberg. I. Abt 1879. Mitteil, von dem Freib. Altertumsver. Hft. 16. S. 71 ff.
— 3) Ew. Wernicke, Zur Geschichte der Giefserfamilie Hilgor in Freiborg i.: Anz. f. K.
d. deutsch. Vorz. Jahrg. XXVII. Sp. 252. — Üers., Meister Oswald Hilger in Freiberg.
Ibid. Sp. 331 f. — 4) F. Theile, Lockwitzer Nachrichten aus alter und neuer Zeit. No. 15
—20. 1879/1880. — 5) Paul Wolters, Ein Beitrag zur Geschichte des Neuen Stifts zu
Hallo. Neue Mitteilungen aus dem Gebiete histor.-antiq. Forschungen Bd. XV. S. 7 ff. —
ß) H. Keilii Orat de univers. Halonsis hist. antiquiss. i. : Index scholarum in univors.
litt Frid. Halensi per hiem. a. 1880/1881. — 7) J. 0. Opel, Privilegium des Rates zu Merse-
burg i. J. 1569. Neue Mitt a. d. Geb. hist-ant Forsch. Bd. XV. S. 193 h\— Von mehr litterar-
ils lokal geschichtlichem Interesse ist die 1772 niedergeschriebene 'Autobiographie des Zittauer
Dichters Joh. Benjamin Michaelis' die E. G. Wilisch mitteilt i. : N. Laus. Mag. Bd. LYI.
S. 291 ft. — Ein Aufsatz von E. Waldow über die 1624—1626 von Urban Kaspar
r. Feilitzsch erbaute Kirche zu Kürbitz (Voigtland) (M. d. Altertumsver. i. Plauen i.
Voigtland 1875—80) u. eine kl. Arbeit v. A. Schiorholz, Mitteil. üb. d. Restaurationsbau der
Kirche zu K losterlauBnitz (M. d. V. f. G. u. Altkde. i. Kahla u. Koda. Bd. II. S. 236 ff.)
haben vorwiegend baug' schichtliches Interesse. — P. Mitzschko, Die Bibliotheken Naumburgs.
Naumburg a./8., Domrich. — Über das Schulwesen in der Ephorio Orlamünde um d. J. 1672
macht E. Fink (ibid. S. 246 f.) auf Grund der bei Gelegenheit der Visitation dieses Jahres
pingelaufenen Berichte und Protokolle einige Mitteilungen. — P. Mitzschko, Schatzgräbereien
bei Wettaburg und in Tautcnburg, 1698 u. 1699 (Z. d. V. f. Thür. Gesch. X [N. F. 11].
S. 265 ff.} ist kulturgeschichtlich nicht uninteressant. — Zur Gesch. der Stadt Schmalkalden
haben Gerland eine Geschichte des Brau- und Schankrechts daselbst (Z. d. V. f. Hennob. G.
u. Ldskdo. Hft 3. S. 59 ff) u. Habicht Mitteilungen über theatralische Aufführungen,
Schul- u. Bürgerkomödien (E. halb. Jh. a. d. Thcaterleben Schmalkaldens. E. Beitr. z. Gesch.
d. deutschen Dramas i. : Ztg. d. lief. Ibid. S. 3 ff.) im 16. und 17. Jahrhundert veröffent-
licht — Zur Spezialgerichte hessischer Ortschaften hat Grofa Beiträge zur Geschichte
und Statistik des Lyceum Fricdericianuni zu Kassel (für den Zeitraum v. 1779—1835 als
Programraabh d. k. Gymnas.) herausgegeben. Die anonyme Schrift: S. L. Die Gründung d.
tiess.-Kassel. Gemäldegalerie und ihre nachmaligen Schicksale hat uns nicht vorgelegen. —
3. Neuber teilt einige übrigens unwesentliche Inschriften, die sich im Renthofe zu Kamel
>efinden, mit (Mitteil. a. d. Mitgl. d. V. f. hess. Gesch. u. Ldskde. III, S. 30.)
111,90 XV. F. Otto:
Von Interesse für die Geschichte der Üniversiät Jena ist die biogra-
phische Skizze AI. Eckers über den bekannten Naturforscher Lorenz Oken,1)
der 1807—1819 als Professor jener angehörte.
Eine Notiz von Ew. W ernicke8) betrifft einen gewissen Hans Schwerter,
der im 16. Jh. beim Schlofsbau in Kassel thätig war.
Suchier hat in zwei Programmen die Statuten der ehemaligen Univer-
sität Rinteln von 1621 veröffentlicht.8)
Von Interesse für die Geschichte der Universität Giefeen ist 6. A.
L. Baurs erläuterte Ausgabe der Selbstbiographie des Theologen Andreis
Kempffer*) (geb. 1658, 1696—1701 in Giefsen als Docent thätig, f 1743
als Pfarrer zu Billertshausen bei Alsfeld im darmstädtischen Oberhessen.
Wir schliefscn mit einigen Beiträgen zur Geschichte der Stadt Hanta.1)
XV.
P. Otto.
Mittelrhein.
Wie der hessische Verein im vorigen Jahr die Geschichte des Gym-
nasiums von Darmstadt von Uhr ig an seine Mitglieder verteilte, so in
diesem ein entsprechendes Werk über Worms.6) Von dem Hintergründe der
eigenartigen Gesch.-Entw. der Stadt Worms, der die Freiheit vom Bischof
zu erringen und zu bewahren in d. Zeit v. 1366 — 1519 nicht gelang, in
der aber die Reformation rasch Eingang fand,7) heben sich folgende Haupt»
1) AI. Ecker, Lorenz Oken. Eine biogr. Skizze. Gedächtnisrede an dessen 100. Ge-
burtstagsfeier u. s. w. Durch erläuternde Zusätze u. Hitteil. a. 0.s Briefwechsel vermekrt.
M. d. Porträt 0.s u. e. Facsiniile der No. 195 des I. Bd. <L Isis. Stuttgart, Schweizerisch.
1880. 8°. — 2) Ew. Wernicke, Anz. f. Kde. d. deutschen Vor». XXVII. 8p. 113. —
3) Suchiei, Statuta, leges et privilegia univers. Binteliensis. Frogr. d. Gymnas. s. Biatsia.
1879 u. 1880. — 4) G. A. L. Baur, Andr. Kempffers Selbstbiographie. Nach der Giefear
Handschrift zum ersten Mal her., eingeleit u. erläut. (Progr. z. BektoratswechseL) Leips. 4#.
Erwähnt sei: A. W. Beyer, Gesch. d. urspr. £ranz.-ref. Waldenser Gemeinde Waldonsberg im
Ysenburg- Wächtersbachischen. Ztschr. d. Ver. f. hess. Gesch. N. F. Bd. VIIL 8. 349 ft —
Ferd. Malkmus teilt Einiges über die sogenannte Waldgutthäterin zu Momberg, Margarets*
Elisabeth Schonkin, und die angebliche Schenkung des Hornberger Waldes an die Gemeinde
Momberg mit Mitteil. a. d. Mitgl. d. V. f hess. Gesch. u. Ldskde. Hft DJ. 8. 31 IL —
Nicht vorgelegen hat uns: W. Siebold, Chronik der Stadt u. Festung Spangenberg. —
5) K. Suchier, Einige Inschriften. Mitteil, des Hanauer Bezirkaver, t hess. Gesch. a,
Ldskde. No. 6. S. 181 ff. (Einige beziehen sich a, die Gesch. d. Gymn. im 16. u. 17. Jh.) —
F. W. Junghan b, Wilhelm Antonius, der erste Hanauer Buchdrucker. Ibid. S. 188 £ —
L. Neumalier, Hanauer Zustände vor 150 Jahren (1727—1732). Ibid. S. 161 ft (Auf
Grund d. betr. Jahrg. d. Hanauer Anzeigers.) — A. Duncker, Friedr. Rftckert als Prot am
Gymnasium zu Hanau und sein Direktor Joh. Schulze. Ein Beitrag zur Bückert-Biographi*.
2. Aufl. Wiesbaden. (Beachtenswert die Angaben üb. s. geheimnisvolle Flucht von dort 1813.) —
6) A. Becker, Beiträge z. Gesch. der Frei- u. Beichsstadt Worms und der seit 1627 er-
richteten höheren Schulen. Darmstadt 1880. — 7) Über einen der ersten protest Prediger
zu Worms, Ulrich Preu, an der Pfarrkirche zu S. Magnus, s. Schenk zu Schweinsberg
i. d. hess. Quartalbl. 1880, p. 35.
Mittelrhein. 111,91
momente der Schulgeschichte ab: 1527 Errichtung eines lutherischen Gym-
nasiums durch den Rat in dem dazu angekauften Barfüfserkloster mit drei,
seit 1562 fünf Klassen; bedeutendster Rektor 1565— 1610 Zorn. 1565(— 1616)
reformiertes collegium illustre, für ref. Bewohner durch Pfalzgr. Friedrich III. zu
Neuhausen gegründet.1) Im 30jährigen Kriege bis 1631 Reklamation des Ge-
bäudes des luther. Gymnasiums durch die Observanten und Konventualen,
1689 Brand desselben, 1698 Wiederherstellung (Zerrüttung bes. durch den
bekannten Dr. Böhmer), langsam Wiedererheb, seit dem Aufhören der fran-
zösischen Okkupation. 1613 Errichtung eines Jesuitenkollegii gegen den Willen
der Stadtbehörde, bis 1631 Wachst., desgl. 1650—70, 1689 Brand, 1703
Wiederherstellung und Bestand bis 1773. — Zahlreiche Urkunden aus dem
städtischen Archiv der Stadt und dem Staatsarchive zu Darmstadt sind in
die wie für die städtische, so auch für die allgemeine Geschichte manches
Neue und Wichtige enthaltende Arbeit eingerückt, ebenso die Schulordnungen
der verschiedenen Zeiten.
Weniger angefochten und ruhiger war die Entwicklung des deutschen
Schulwesens in Frankfurt a. M., welches F. Eiselen2) in dem Oster-Pro-
gramm der Musterschule darlegt: 1517 erste Spuren eines deutschen Schul-
meisters zu Sachsenhausen, desgl. der Schulmeister Kolb in Frankf., dieser unter
Genehmigung und (anfangs Glaubens-) Aufsicht durch Scholarchen (s. 1524).
Daneben 1554 ein franz. Schulmeister, als nach England geflüchtete refor-
mierte Niederländer (24 Familien) in Frankf. Schutz suchten, auch vor den
Verfolgungen Maria der Katholischen. Ferner ein lutherisches Schulwesen
der Antwerpener, welche vor Alba und Alexander Farnese flüchteten. Im
J. 1591 die erste Schulordnung, auf Grund der Antorffer Schulordnung von
1468; (Recht, den Schulschild herauszuhängen, zu vererben auch auf Witwen und
Kinder); bis 1664 keine eigentliche Prüfung; 1765 Regelung der Prüfung; 1728
u. 65 2. u. 3. Schulordnung erlassen. Die mangelhaften Einrichtungen und
Leistungen der (16) Schulen veranlafsten den Senior W. F. Hufnagel, seit
1791 in Fr., Verbesserungsvorschläge zu machen, und er fand Unterstützung
bei dem Senator und Konsistorialpräsidenten Fr. M. v. Günderode, während
gleichzeitig auch das katholische Schulwesen verbessert wurde; die Mittel für
Hufnagels Pläne gab das Vermächtnis J. Fr. v. Uffenbachs vom 26. Sept.
1798 (f 1799). Im J. 1803 Eröffnung der Musterschule (erster Ober-
lehrer F. V. Klitscher, 1803 u. 1804, und G. A. Grüner, 1805—1810. —
Die brennende Frage der konfessionslosen Schule hat den kathol. geistlichen
Rat Münzenberger zu einem geschichtlichen Überblick über das letzte
Jahrzehnt in Frankfurt a./M. veranlafst.3)
Wiesbaden hatte zwar schon am Ende des Mittelalters eine deutsche,
von der Reformation an auch eine lateinische Schule, doch entsprach nament-
lich letztere am Anfang des Jahrh. so wenig den Anforderungen, dafs ihr
letzter Rektor, K. Ph. S. Seh eilen berg, eine Umgestaltung derselben befür-
wortete und durch die Unterstützung des Superint. J. D. K. Bickel und die
Förderung des Fürsten Friedrich August, welcher die Mittel hergab, er-
reichte; die so für Knaben und Mädchen errichtete „Friedrichsschule"4) be-
1) Der „Wiesengang," ein interessantes Volks- u. Schalfest. — 2) F. Eiselen,
Gesch. d. deutsch. Schalwes. in Frankf. a./M. bis zur Grund, d. Masterschule, die ersten Jahre
dieser Anstalt u. ihre beiden ersten Oberlehrer. — 3) Münzenborger, Entw. d. Frankf.
Schal wesens in den letzten 10 Jahren. — 4) F. Otto, Gesch. d. Friedrichsschale za Wies-
baden. Progr. des Kgl. Gymn. za W.
111,92 XV. F. Otto:
stand jedoch nur 1806 — 1817, wo sie in ein Pädagogium umgewandelt wurde,
aus dem das heutige Gymnasium 1844 hervorging.
Unter dem Gesichtspunkt der allmähligen Ausbildung der Artillerie be-
handelt C. Leydheckcr 1) die hessen-darmstädtische Kriegsgeschichte. Landes-
herrliche Artillerie erscheint erst am Ende des Mittelalters, die hessische
verdankt ihre Grundlage hauptsächlich Philipp dem Grofsen, der eine relativ-
stattliche Macht vor Kroubcrg, Landstuhl und im Bauernkrieg stellen konnte
(152*2 — 1525), ebenso in dem württembergischen Feldzuge (1534) and dem
schmalkaldischen Kriege. Der Verlust derselben in letzterem Kriege wurde
bald wieder ersetzt, sodafs 1568 160 Stück vorhanden waren. Ausführliche
Besprechung finden sodann das Zeughaus in Giefsen und Rüsselsheim (1624)
sowie die Kämpfe des 30jährigen Krieges, insbesondere die Exekution in
der Niedergrafschaft Katzenellcnbogen 1626, die Beteiligung der Hessen an
den Kämpfen in Brandenburg, Sachsen und Pommern 1636 — 1637 und
schliesslich der Hessenkrieg 1645 — 1647 um Butzbach, Marburg nnd in der
Niedergrafschaft um Höllenstein, Reichenberg und Rheinfels.
Die Geschichte eines hess. Dorfes von E. Wörner*) erregt mehrfaches
lutercsse; schon die Kirche und ihre Bauart, mehr noch die dort mitgeteilte
„Polizei- oder Kirchenordnung so Juuckher Bernhart Lewenstein in ao. (15)93
angestellet," welche das ganze Gemeinwesen, auch die Strafjustiz, auf christ-
liche Lehre aufbaute, sind eigentümlich; der Chronist von Planig, Pfarrer
Gebhart, 1670 — 1738, berichtet über seine Erlebnisse während der Kriege
von 1689 und den folgenden Jahren und stellt in seiner Chronik von Planig
die Geschichte dieses Dorfes zusammen; Wörner giebt Auszüge zunächst aas
dem 17. Jahrhundert, in welchem u. a. Planig zur katholischen Religion
zurückgeführt wurde.
Kleinere Beiträge zur Geschichte der hessischen Territorien8) sind fol-
gende: W. Volke, ein Flugblatt über Mansfelds Rückzug ans Darmstadt
1622,4) worin detaillierte Angaben über Mansfelds Verlust sich finden; derselbe
teilt5) einen Bericht des Amtsvogts von Weisenau und Kostheim v. J. 1785
über die Ceremonien, welche bei dem Frankfurter Mefsgeleit beobachtet
wurden, mit, der kulturhistorisch interessant ist. — Eine warme Schilderung
der Thätigkeit, welche Grofshcrzogin Alice von Hessen -Dannstadt während
ihrer leider zu rasch durch den Tod aufgelösten Ehe entfaltete, entwirft
G. Krcyenberg. 6) Geb. 1843, vermählt mit dem Prinzen Ludwig von
Hessen 1862, starb sie schon 1878; ihr Beispiel als Frau und Matter, ihr
Wirken als Schöpferin und Leiterin des Frauenvereins f. Krankenpflege und
des Vereins f. Frauenbildung und Erwerb waren für die Kreise, in denen
sie lebte, höchst segensreich, namentlich erspriefslich die Hülfe, die der
Frauenvercin während der Kriegsjahre den Verwundeten und Kranken brachte
Auch schriftstellerisch war sie thätig durch Übersetzung von Oktavia Hill,
aus der Londoner Armenpflege.7)
Das homburgische Haus behandeln zwei Arbeiten: Fr. Schneider*)
1) C. Lovdhot'ker, Aus d. älter. Gesch. der lies«. Artillerie, Arch. f. hoas. Goech. X1Y,
p. Ä30 u. XV. p. 24. — 2) E. Wörnor, Finnig. Hess. Arch. XIV, 3, p. 635; XV, 1«
p. 101. — 3) Aufrer einigen oben erwähnten, welche in die neuere Zeit hineinreichen. Vgl
Abt. 11. Kap. Xll. — 4) W. Velke, Flugblatt. Quartalblätt des he«. Ver. p. 47. (4 8. 4°.} -
5) Ibid. p. 40 — (>) (j. Kroyenberg, Orofsh. Alice. Preufs. Jahrb. Bd. 45, p. 359. —
7) Übor die Schicksale des Klonte™ der Büfflerinnen zu Weisenau 1552 u. im 30 j. Krieg«»-
Abt II, S. 99. — 8) Fr. Schneider, Mitteilungen des Frankf. Vereins V, p. 667.
Mittelrhein. 111,93
eröffcntlicht eine Mitteilung über die Verlassenschaft des Landgrafen Georg
Christian, gest. 1677 in Frankfurt a./M., beigesetzt im Dome zu Mainz (die
>rdnung des Zuges ebenfalls mitgeteilt). Der Nachlafs ist interessant wegen
ler Vorliebe des Landgrafen für Kostbarkeiten und Seltenheiten, deren er
rine grofse Anzahl zusammgebracht hatte; Schneider hat das Bedeutendere
lerausgehoben-, einfach war das Hausgerät.1) — Über den Prinzen (Friedrich)
ron Homburg in Geschichte und Dichtung hielt C. Varrentrapp einen
Tortrag;2) dem Verf. stand dabei auch archivalisches Material zu Gebote, und
vr teilt zwei Aktenstücke, „Memorial des Landgrafen an den Kurfürsten von
Brandenburg von 1675" und „die Resolution des Kurfürsten" im Anhang mit —
Biograph, sind: Bockenheimer: ,,G. Forster in Mainz-, „Karl August in
Frankfurt a./M. 1 779." (Freies Hochstift in Frankfurt a./M.)— W. Strickers3)
neuere Geschichte von Frankfurt a./M. hat das vierte Buch erreicht. Das
erste hatte die Geschichte vom Untergang der Reichsstadt bis zur Be-
schwörung der Konstitutions-Ergänzungsakte, 1806 — 1816, umfafst;4) Buch II.
die Zeit von 1816- 1830;6) Buch IH. reichte von 1830—48.«) Buch IV.
(1848 — 1866) führt zunächst mitten in die politischen Bewegungen des Jahres
1848; die Eröffnung des Parlamentes, die Septembermorde und die folgenden
Ereignisse bis zur Wiederherstellung des Bundestages werden in den Haupt-
momenten vorgeführt; noch einmal erscheint die Stadt bei dem Schützenfest
1862, dem Fürstentag 1863 und den Abgeordnetentagen von 1863 und 1865,
sowie der Gen.- Versammlung des Nationalvereins 1865 trotz Bundestag als
eine Art Mittelpunkt von Süddeutschland; da naht der Sturm, welcher ihr
die Selbständigkeit nahm. Doch mit dem 16. Juli 1866, dem Einzug der
preufsischen Truppen, bricht der Verfasser ab. — Die traurige Episode vom
18. September 1848 hat Stricker in z. T. eingehenderer Weise besonders
behandelt7)
Aus Oberhessen erhalten wir von Dr. Klewitz, Auszüge aus den ältesten
Giefsener Kirchenbüchern bis Ende des 30jährigen Krieges8) und von
Dr. Stammler eine aktenmäfsige Darstellung des Bauernaufstandes in der
grofsherz. hessischen Provinz Oberhessen im Herbste 1830.9) Die Bauern
der Provinzen Hanau und Oberhessen hatten dem Beispiel von Kassel, Braun-
schweig u. a. folgend zur Selbsthülfe gegen wirklichen oder vermeintlichen
Druck sich erhoben und gegen Zollstätten und Gerichtshäuser gewütet, wurden
1) Eine ähnliche Mitteilung enthält der Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit,
No 2 u. 3 von Morath: da« Inventar einen Würzburger Domherrnhofes Tom J. 1557. —
Nachrichten über einen merkwürdigen, roichen Manusskriptenschatz des Grafen
Gerhard von Sayn werden mitgeteilt aus dem Idsteiner Archive v. Joachim, ebenda p. 146.
— 2) C. Varrentrapp, Prinz v. Homburg, abgedr. i. Pr. Jahrb. 45, p. 335 ff. — S) W.
Stricker, Neuere Gesch. v. Prankf. a./M. 1874 — 81. 4. Buch. — 4) Aus den 18
Kapiteln heben wir hervor Kap. II, Charakteristik von K. v. Dal borg, Kap. Ylll. desgleichen
von (J. Steitz; die Verfassung« voran dorungen, Kirchen- u. Schulwesen u. s. w. werden hier wie
in den folgenden Büchern kurz, aber genau angegeben. Wie nahe Frankfurt von den weltge-
schichtlichen Ereignissen berührt wurde und wie es sie empfand, zeigt vornehmlich Kap. V.
(Einzug Napoleons) u. Kap. XV. (Frkf. Hauptquartier der verbündeten Fürsten 1813 — 14). —
5) Hier erhalten einigo Persönlichkeiten ausfuhrlichere Darstellung: W. F. Hufnagel, Gftthe in
seiner Beziehung zu Frankfurt, Börne, Elise Bürger, Kl. Brentano, Stadel, Frh. J. M. v. Gtin-
derode, K. Ritter. — tf) Es behandelt u. a. das Aprilattentat von 1833, den Zutritt Frank-
furts zum Zollverein 1836, die deutsch-katholische Bewegung, das junge Deutschland in Frank-
furt a. s. w. — 7) W. Stricker, Septembermorde i.: Picks Monatsschr. p. 385. — S) Klewitz,
Ans Giefsen. Kirchenbüchern. 2. Jahresh. d. oberhess. Vor. p. 83. - !)) Stammler,
Bauernaufstand 1830. Ibid. p. 99.
111,94 XV. F. Otto.
aber leicht durch eine Hand voll Soldaten zerstreut. Der Verf. erzählt die
meist wiederkehrenden Scenen der Zerstörung, ihren kläglichen Ausgang sowie
die Gründe ihres Entstehens auf Grund der gerichtlichen Akten. — Wir er-
wähnen noch, dafs auch Giefsen im J. 1732 von den auswandernden Salz-
burgern berührt wurde, worüber eine Notiz mitgeteilt wird.1)
Das ganze Gebiet des Rheinlands sollen umfassen die Sammlungen
metrischer Inschriften, von denen Crecelius zunächst dreifsig aus Hessen
und dem Mittelrhein (Marburg bis Oppenheim) veröffentlicht hat,1) und die
von Hausmarken, von welchen Philippi 118 Abbildungen (von Oberwesel
bis zum Niederrhein) mitgeteilt hat.3)
Erwähnt seien die populären Bilder aus der Vergangenheit, welche Th.
Schüler in mehreren Artikeln auf Grund archivalischer Quellen zusammen-
gestellt hat; sie betreffen die Festung Königstein am Taunus und frühere
Schützengesellschaften zu Kronberg u. a. Orten, abgedruckt im lit- bellet r.
Beiblatt der Frankf. Presse. No. 150, 151, 180—184, sowie eine Reihe von
Bildern aus der Vorzeit der Stadt Wiesbaden im Rhein. Kurier und Wies-
bader Tagblatt, Der Benedi ctiner von S. Maximin in Trier Alex. Henn hat
in drei Schriften die Zerstörungen, welche die Franzosen in den Jahren
1673 — 74 zu Trier anrichteten, beschrieben; von denselben, da sie noch
nicht vollständig bekannt sind, veröffentlicht Dr. Buschmann zunächst das
excidium S. Paulini und zwar in deutscher Übersetzung,4) um die Schrift
gröfseren Kreisen zugänglich zu machen. Gewinnen wir damit auch kein
Original der Quelle und keine grofse Ausbeute von neuen Thataachen, so
läfst sich doch nun der tiefe Eindruck erkennen, den die geschilderten Vor-
gänge auf die Mönche und Zeitgenossen machte. — Eine bedeutende Arbeit
liegt vor über Febronius.6) Der Verf. hat Über seine Vorgänger und Quellen
in der Einleitung berichtet. Zu letzteren gehören namentlich bisher unge-
druckte Dokumente der Archive zu Trier und Koblenz, insbesondere eine
Biographie H.'s von A. A. v. Krafft, an welcher H. selbst beteiligt war, and
die Regesten von 1728—78 über H/s Leben; beide hat Meyer mit einigen
andern Aktenstücken in den Anlagen abdrucken lassen. Meyer hat mit
Umsicht und Objektivität den Gang der Ereignisse, die früheren Lebensschick-
sale, Bildungsgang, amtliche und litterarische Thätigkeit, den Widerruf und
die letzten Jahre H.'s geschildert; einzelne Irrtümer berichtigt die Recension
von Bell er he im.6) Über die ersten sechzig Lebensjahre (Geburt am 27. Jan.
1701, Hochschulen von Löwen und Leyden, Einflufs von van Espen, Reisen,
Eintritt in den Staatsdienst 1728, Thätigkeit als Professor an der Univer-
sität, Ernennung zum Official des Niederstifts 1738 u. seine vielseitige und
einflufsreiche Thätigkeit in dieser Stellung, p. 16—40) geht M. rascher hin-
weg, um den Inhalt des 'Febronius', den Kampf und Widerruf sowie die
letzten Jahre H.s ausführlich darzulegen. Wir verweisen auf das Buch, dem auch
die Gegner trotz seiner protestantischen Grundanschauung das Lob gewissen-
hafter Forschung nicht streitig machen. — Die Kostenrechnung einer kurpftl-
1) Salzburger i. Giefsen. 2. Jahreab. d. oberhesa. Ver. p. 124. - 2) Pick, VI, p. 395,
397. Vgl. Kap. X11I. — 3) Ebenda p. 211. Vgl. Kap. XIII. — Über Num Tgl. AW. IL
Kap. XII. (Städtegesch.) — 4) Buschmann, excidium S. Paulini. Progr. des Gyui. «
Trier 1880. — 5) Meyer, Febronius. Weihbischof Joh. Nie. v. Hontheira o. nein Widff-
ruf, mit Benutzung handschriftlicher Quellen. Tübingen. Vgl. o. III. 81. — 6) Bellt*-
heim, liistor. - pol. Blätter 1880, p, 529.
Südwest-Deutschland (Württemberg). 111,95
zischen Huldigungsabnahme in O.-Ingelheim 1577 teilt A. Wyfs mit. Sie
betrug 637 fl. 7 Pfg., 56 M. Hafer und 3 Firnsei Gerste. l)
Die Reformation der Gfsch. Erbach betreffen 9 Urkunden des Gfn. Ernst
zu Erbach.8)
XVI.
J. Hartmann. Hartfelder. A. Holländer.
Südwest-Deutschland.
Unsere Kenntnis des schwäbischen Humanismus, sowie der Wissenschaft
und des Universitätsstudiums in der Humanisten- und Reformationszeit haben
J. Klaiber,3) H. A. Lier,4) K. Ehrle5) und der leider nicht mehr unter
uns weilende M. Gm el in6) erweitert. Urkunden zur Geschichte des Bauern-
kriegs teilen Schlofs berger7) und Wilh. Vogt8) mit Die Reformations-
geschichte des württemb. Anteils an Franken, insbesondere der Grafschaft
Hohenlohe, ist von Bossert9) und f A. Fischer10) gefördert worden. Noch
nicht benutzte Berichte über die Schlacht bei Laufen am 12. Mai 1534
zwischen Württemberg-Hessen u. Österreich teilt Wille11) aus den Archiven
von München und Augsburg mit; ebenderselbe11) weiteres über Landgraf
Philipps und Joh. Sturms Beziehungen zu Herzog Ulrich. Ehemann18)
giebt eine zum teil auf ungedruckten Nachrichten ruhende Beschreibung von
Karls Y. Aufenthalt zu Schwäbisch Hall im Dezember 1546. Schilderungen
des schreckensvollen Einfalls der Franzosen in Mömpelgard 1587 teilt
Bossert14) nach einem (übrigens in der Hauptsache gedruckten, s. Hayd,
Vjsh. 1881, S. 92) Manuskript des öhringer Archivs mit. Schlofsberger 16)
setzt seine Beiträge zur Geschichte der Herzoge Friedrich 1593 — 1608, Joh.
Friedrich 1608—28, Eberhard HI. 1633—74 fort. Die Zeit des dreifsig-
jährigen Krieges behandeln mehrere fränkische Lokalforscher,16) und Schnei-
1) A. Wyfe, Quartalbl. d. hess. Ver. 1879. S. 36. — 2) Arch. f. heu. Gesch. XIV,
H. 3 (1879). — 3) J. Klaiber, Joh. Reachlins Bezieh, z. Württemb. u. Stuttg. Bes. Beil.
d. 8t.- Am. S. 113 ff. — 4) H. A. Lier, Der Augsburg. Humanistenkreis mit besond. Be-
rücksichtigung Bernn. Adelmanns y. Adelmannsfelden. Ztschr. d. hisi Ver. f. Schwab, u.
Neub. VII. 68 ff. Vgl. Kap. IL — 5) Dr. K. Ehrle, Dr. Heinr. Steinhöwels regimen
pesülentiae , mitget i. Rohlfs Arch. f. Gesch. d. Medizin III, 357 ff. — 6) M. Gmelin,
Verzeichn. d. Studirenden zu Freiburg 1460 — 1540 aus Orten, die jetzt z. Königr. Württemb.
gehören. Württ Vierteljh. 177 ff. — 7) Schlofsberger i: Bes. Beil. d. St-Anz. S. 209 ff.,
321 ff. — 8) Vogt i: Ztschr. d. hist Ver. f. Schwab, u. Neub. VII, 233 fc —
9) Bossert, Zur Gesch. d. Reform, in Franken. Theol. Studien aus Württemberg. 1. Die
Akten der Generalkirchenrisit. der GTafsch. Hohenl. 155G. Vierteljh. 159 ff. — 10) A.
Fischer, D. älteste er. Kirchenordn. u. die frühest. Kirchenvisit in Hohenlohe. Ztschr. 1
Kirchenrecht XV, 1—48. — 11) Wille, Schlacht bei Lauffen. Vierteljahrsh. 171 ff. —
12) Wille, Briefe Jak. Sturms i.: Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. XXXIII, 101 ff.; Tgl. u.
S. 100. — 13) Ehemann i: Vierteljahrshefte 67 ff. — 14) Bossert, ibid. 9 tf. —
15) Schlofsberger i.: Bes. Beil. & Si-Anz. 9 ff., 71 ff., 137 ff., 161 ff. — 16) Viertel-
jahrshefte 240 ff.
111,96 XVI. J. Hartman*.
der1) veröffentlicht ein noch ungedrucktes Schreiben Tillys an Herzog Joh.
Friedrich über die Schlacht bei Wimpfen 1622. Die Einwanderung der
Waldenser in Württemberg (O.-A. Calw überm Berg und Maulbronn) 1699 £
hat eine quellenmäßige Darstellung gefunden durch K. Klaiber,*) während
die schwäbische Auswanderung nach Ungarn und Rufsland vom Mittelalter
bis 1847 durch Mi In er3) und die seit 1816 von Schmid*) bearbeitet
worden ist. In den siebenjährigen Krieg führt uns Bossert,6) indem er
die Hohenlohcr in der Schlacht bei Kofsbach schildert. Für die Geschichte
Herzog Karls ist von Wert die Beschreibung der Bibelsammlung der Stutt-
garter Bibliothek von Schott.6)— (Über H. Th. v. Absberg vgl o. S. 9.)
Von dem vielen Biographischen sind nennenswert: die Schriften Aber
Kepler, 0 Blumhardt,8) Kapff,9) Jnl. Mohl (Orientalist),10) Rob. Mohl
(Jurist),11) Planck,12) Wächter;13) Artikel in Zeitungen und Zeitschriften
über den Germanisten und Politiker Stay scher (f 1880), u) über Schiller
in Stuttgart,«) Waiblinger in Italien (1827 -30).1«)
Schliefslich mag erwähnt werden allerlei Kultur- u. Lokalgcschichtliches
aus Altwürttemberg,17) Biberach,18) Ellwangen,19) Schussenried,10) Tübingen,11)
Ulm und Umgegend,18) Wiblingcn. *ty — (Über Memmingen [lat Seh.] vgl.
o. S. 11/12.)
Eine Eigentümlichkeit Schwabens ist von jeher die kirchliche Gemeinde-
bildung gewesen. In diese führt uns 0. Schmidt-Sonnesk.*4;
Ilausiuschriften in Schwaben, bes. Ofenkachelstücke, hat K. Doli ge-
sammelt. 26)
Th. Schön86) bezeichnet d. aus d. Tübing. ev. Stift hervorgegangeneu
Magistri, welche den erbl. Adelsstand erlangt haben (Keller, Grofs, Griesinger,
llehfues, Reinhard (f 1837 als franz. Pair in Paris).
Überdies geht ebenderselbe27) den Familien Franquemont, v. Aichner,
1) Schneider, Vierteljahrsh. 77 f. — 2) K. Klaiber, Henry Arnaud, Pfarrer od
Kriegsoberstcr der Waldenser. Stuttgart, Stoiiikopf. 180 S. — 3) Milner, Schwibiieke
Kolonisten in Ungarn. Berlin, Habel. (Dtsche. Zeit- u. Streitfragen No. 142. 32 S.) —
4) Schmid i. : Bes. Beil. des St.-Anz. 19. — 5) Bossert i.: Vierteljahrshefte 175 i —
6) Schott, Schwab. Merkur, Chronik 307. — 7) Dworsky, Neues Über Kepler. Pngv
Otto. 44 S. Vgl. Ausland 45. — 8) Zun de 1, Pfarrer J. C. Blumhardt Zürich o. Beü-
bronn, Henninger. 477 S. — 9) Kapff, Lebensbild von K. 8. Kapfl^ Ihr. theol., Piilat ni
Stiftspred. i. Stuttg. Nach s. schriftl. Nachl. Vll, 336 S. 1. Stuttg., Belser. — 10) Viagt-
sept annees d'hist. des ätudes Orientale« parMad. Mohl. 772 S. Mit e. Lebensbild MohJi t.
Max Müller. Paris. Vgl. u. S. 100. - 11) H. Schul zo, Vortrag über M. Hcidelbei*
29 S. Als Mskr. gedruckt; früher schon ausführlicher. — 12) Umfried, K. Planck, des**
Werke und Wirken. Tübingen, Fues. 100 S. — 13) 0. y. Wächter, K. G. v. Wichte,
Leben eines deutschen Juristen. Leipzig, Breitkopf u. Härtel. (Sep. aus Württemb. Aich. £
Recht u. Rechtsverwaltg.) 28 S. - 14) Riocke, Schwab. Merkur, Chron. S. 733 ff. —
K>) H. Fischer, Bes. Beil. d. St.-Anz. S. 168 ff. — 16) Briefe aus Born etc. an Es»,
mitget. t. Schricker, Bes. Beil. d. St.-Anz. 1 ff. — 17) Birlingor, Aus der Beschreib,
d. Landes Württemb. v. Jak. Frischlin. Viertcljh. 25 ff. — 18) Ofterdinger, Beitrr. i.
Thcatergesch. Bib.s Stuttg. Mus. 4f> ff. — 19) Giofel, Ellwanger Koadjutorawahl 1770.
Viertcljh. 20 ff. - 20) Sauter, Strafe für Totschläger. Viorteljh. 27t ff. — 21) Roth,
BUi hergewerbe in T. seit 1500. Hektoratsredo. Tüb., Laupp. 53 S. — 22) Bach, JoMth.
Sautber, Modist u. Kochounieistor in Ulm (c. 1600). Viertcljh. 130 ff. — Derselbe, Dt«
Linier Rathau» (Baugesehiehto, XIV.— XVI. Jh.), ibid. 251 ff. — Seuffer, Zunftsachea,
ibid. 264 ff. — Der«., Aus Ersingen. Birlingers Alemannia 129 ff. — 23) AI. Frisch,
Abt Ben ed. v. Wibl. 1598 — lf>f>3. Aus dem Mskr. eines Klosterbruders zusammengestellt
Wissensch. Stud. u. Mitt. aus d Benod. -Orden 2, 141 ff. — 24) 0. Schmidt-Sonneak, Dm
cv. Diaspora Württembergs nach Entst. u gegenw. Bestand. E. Beitr. ss. kirebJ. G. WürtU
1879 *. Stuttg. B. — 25) K. Doli i. Alem. V11I, 241 -62. — 26) Th. Schön i. HeroM
S. 103. — 27) Derselbe, Beitr. z. Württ Adelsgosch., ibid. S. 32, 154 157.
Südwest-Deutschland (Baden). 111,97
Heppenskin, v. Bröns, v. Diller, v. Fischer, v. Koch, v. Menges, v. Muldeii-
8tein, Müller v. Vogel, v. Wick n. a. (aber nicht über 1728 hinaus) nach.
Für Hohenzollern sind nur 2 Arbeiten zn verzeichnen: die im Nov.
1626 abgeschlossene Heirat der Gräfin Marie v. Hohen z., Tochter Johanns v.
H.-Sigmaringen , mit dem Freiherrn und nachmaligen Reichsgrafen P. A. v.
Wolkenstein in Tirol behandelt L. Schmidt1) in Tübingen, während Bir-
linger9) die Katholiken aus Hohenzollern im protestantischen Württemberg
und anderen Nachbarschaftsverhältnissen vom XVI. — XYJil. Jh. zusammen-
gestellt hat
Die neuere Geschichte der jetzt im Grofsherzogtum Baden vereinigten
Gebietsteile betreifen mehrere der oben8) erwähnten Stadtgeschichten.
Wenn Vierordt in seinem gediegenen Buche über die ev. Kirche Badens
über den Mangel an Quellen zur Reformationszeit geklagt hat, weil die Akten
zum teil mit grofser Sorgfalt vertilgt worden seien, so sucht Rup per t*) wie
schon im vergangenen Jahre5) diesem Mangel wenigstens teilweise abzuhelfen.
Gestützt auf bisher unbekanntes Material im Grofsh. General-Landesarchiv,
schildert er, wie der leichtfertige Abt von Gengenbach, Melchior Horneck
von Hornberg, begünstigt vom Grafen Wilh. v. Fürstenberg, das Klostergut
verschleudert, ein ungeistliches Leben führt, und wie nur die zähe Opposition
des Priors und Konvents das Kloster vor dem Untergang oder der Säku-
larisation bewahrt. — Ein anschauliches Bild, wie in der zweiten Hälfte des
XVI. Jh. der kaiserliche Hofrat Karl v. Schwenndi die letzten Sprossen der
Familie Reischach zu Linz aus ihrem rechtmäßigen Erbe verdrängte, entwirft
Roth v. Schreckenstein.6) Das Dorf Linz (B.-A. Pfullendorf) war
Reichslehen und der letzte männliche Sprosse, der das Lehen rechtmäfsig
besessen hatte, Junker Eberhard von Reischach, am 9. Sept. 1571 gestorben.
Anstatt dafs nun seine beiden Töchter in den ihnen rechtmäfsig zustehenden
Besitz eingesetzt worden wären, wufste sich ein unberechtigter Bruder des
Verstorbenen des Lehens zu bemächtigen; als auch dieser bald hernach starb,
wurde das Lehen für heimgefallen erklärt und der am Hofe einflufsreiche
Hofrat Karl v. Schwenndi mit Linz belehnt. — Die Anzweifelung echter
adeliger Abstammung hatte aufser dem Schimpfe für die betroffene Familie
oft auch materielle Nachteile, indem die Lehensfähigkeit bei unedler Herkunft
hinfällig wurde. Gleichfalls Roth v. Schreckenstein7) zeigt, wie sich
Junker Laux von Wolfurt in einem solchen Falle zu helfen wufste. Er be-
gab sich 1609 nach Bregenz, wo seine Vorfahren gesessen hatten oder
wenigstens bekannt waren, und liefs sich durch den Rat der Stadt durch
sechzehn alte und zuverlässige Männer die Reinheit seiner Herkunft ver-
briefen. Eine von demselben Vf. nachträglich aufgefundene und publizierte
Korrespondenz des Konstanzer Domdekans Joh. Sigmund von Wolfurt8) er-
1) Mitt. d. Vor. f. Gesch. otc. i. Hohenzollorn. XIII, 1—69. — 2) Birlinger, Zur
Kirchengesch. Hohenzollerns, ibid. S. 119 ff. — 3) S.o. Abt. II. — 4) Ruppert, Beiträge
«. Gesch. d. Kl. Gengenbach. U. Ztschr. f. d. Gesch. d. Oberrh. XXXIII, 128—159. —
5) Vgl. Jahrosber. 1879, III, 127. — 6) Roth v. Schrockonstoin, Der Rechtsstreit der
Reischachschen Vormundschaft mit Karl v. Schwenndi wegen des reichslchnboren Gutes Linz
bei Pfullendorf 1572. Ibid. 161—200. — 7) Derselbe, Eino Kundschaft über d. adolige
Herkommen d. Fam. v. Wolfurt. Ibid. S. 116 — 127. — 8) Derselbe, Die Aufschwörung
des Konstanzer Domdekans Joh. Sigm. v. W. als Domherr zu Eichstedt. Ibid. S. 410 — 438.
Historische Jahresberichte. 1880. III. 7
111,98 XVI. Hartfelder:
gänzte und berichtigte seine ersten Ausführungen. Sie beweist, dafe far Sig-
mund eine Aufschwörung veranstaltet wurde, um für ihn eine Domherrnstelle
zu Eichstedt zu erlangen, da das Domkapitel nur solche Mitglieder aufnahm,
deren adelige Abstammung durch eine genügende Anzahl von Ahnen unbe-
zweifelt war. — Für die Sittengeschichte des ausgehenden XVL und be-
ginnenden XVII. Jh. ist von hohem Werte die Publikation von Wille,1) Kurt
Friedrich IV. von der Pfalz (1592—1610) betreff. Das Original seines Tage-
buchs befindet sich im k. Hausarchiv zu München und hat eine interessante
Vergangenheit. Mit den Schätzen der Palatina 1622 nach Rom gewandert und
dann 1663 durch die Bemühungen von Karl Ludwig wieder von Alexander VE
ausgeliefert — allein von all den zahlreichen Handschriften, die nach Rom
geschleppt worden waren, — war es schon von Häusser benutzt „Ein wenig
erfreuliches Bild allerdings bieten uns diese Aufzeichnungen eines deutschen
Fürstenlebens zu Ende des 16. Jahrhunderts. In jener ernsten, von dem
erbittertsten Streite der religiösen Parteien und den Vorspielen eines langen,
schweren Kampfes erfüllten Zeit hätte das Leben und Wirken des ersten
weltlichen Kurfürsten und Führers der protestantischen Politik ein anderes
sein müssen, als uns die Geschichte überliefert und diese eigenen Bekennt-
nisse vor Augen führen. Friedrich IV. ist so recht der Repräsentant jener
faulen Friedenszeit, die, sich sorglos auf die Errungenschaften von 1555 ver-
lassend, in ruhiger Behaglichkeit ergeht, die Fürsten zu fröhlichen Hoffesten,
die Bürger zum Bogen- und Scheibenschiefseu zusammenführte Das Aas-
gabebuch desselben Kurfürsten, das Johann Christof von Morsheim geführt
hat, ist oft ein erklärender Kommentar zum Tagebuch und zeigt, dafe damals
bereits die alte Sparsamkeit des Pflüzer Hofes kostspieligen Liebhabereien
Platz machte. „Die Ausgabenregister zeigen uns, wie viel Summen beim
Zechen und Hasardspielen dahingingen, bei den niederländischen Goldschmieden
für kostspielige Juwelen verbraucht oder von französischen Ballspielern und
Lautenschlägern aufgezehrt wurden." — Über die Geschichte von Radolf-
zell haben wir das ältere Buch von Walckner: einige Punkte jedoch, denen
hier nur geringere Aufmerksamkeit zugewandt war, die Stadtordnungen, die
ßeamtung und das Schulwesen, hat für das XVI. und XVH. Jh. Dr. Löwen-
stein8) besprochen. Besonders die Schulordnungen, die Hausaufgaben an-
ordnen, „dafe die Kinder nit also müfeig auf den Gassen herumschweifen
noch die Zeit unnützlich verzehren tbun", athmen einen Geist, welcher der
heutigen Pädagogik diametral entgegengesetzt ist. — Schwierig und verwickelt
sind die Fragen, zu welchen der Verlauf des 30jährigen Krieges am Boden-
see Anlafe giebt. M. Gmelin3) hat ihnen auf Grund älterer und neuerer
Quellen eine populäre, anschauliche Darstellung gewidmet, indem er L die
territorialen und konfessionellen Verhältnisse, II. den Gang der Kriegsereig-
nisse im allgemeinen, III. die Verteidigungsmaferegeln, die See- Allianz und
die kaiserlichen Befehlshaber behandelt. — Über die Belagerung von Vil-
lingen im 30jährigen Kriege giebt Auskunft Chr. Roder4) nach 3 Be-
richten, die er zum Abdruck bringt und erläutert. Es sind 1) „Tagebuch
1) Wille, Tagebuch o. Ausgabenbuch des Karf. Friedrich IV. T. d. Pfids 159S— 1«10.
Ztochr. f. d. Gesch. d. Oberrh. XXXIII, 201 ff. — 2) Dr. Löwen stein, Ana d. innert»
Leben d. St. Radolfzell im XVI. u. XV11. Jh. Sehr. d. Vor. f. Gesch. d. Bodenseea ete. X.
33-54. — 3) M. Gmelin, Zar Gesch. d. 30j. Kriegs in d. Bodenseegegend. Litter. Bei
d. Karls. Ztg. S. 97, 113, 401. Vgl. Kap. 1LI. — 4) Chr. Roder, Beitr. s. Gtach. d.8t
V, im 30j. Kr. Sehr. d. Ver. f. Gesch. u. Naturgesch. d.Baar etc. HI, 67—265.
Südwett-DeatBchland (Baden). 111,99
les Theoger Gästlin, Relation was sich Denkwürdiges in and um Villingen
fahrend der Belagerang zugetragen. 1633." Gästlin war seit 1628 Mönch
n dem Benediktiner-Kloster Villingen und hat das meiste, was er beschreibt,
tls Augenzeuge selbst mit angesehen. Daran schliefst sich 2) „Brevis de-
icriptio obsidionis Villinganae triplicis, facta a d. Joanne Philippo Mayen-
>erger, archigraramateo Villingano. Anno 1632." Dieselbe erzählt die Er-
eignisse vom 7. Nov. 1632 bis 9. Sept. 1634; es ist ein skizzenhaftes Tage-
buch, aber schätzenswert bei dem Fehlen anderer ausfuhrlicher Nachrichten.
Es folgt 3) „Designation des Schaden, so Villingen während des schwedischen
ind französischen Unwesens erlitten." Von 1622 — 1641 belief sich derselbe
surf über 62 000 fl. — Interessant durch mannigfache diplomatische Thätig-
keit ist das Leben des Bürgermeisters der Reichsstadt Überlingen, wirk-
lichen kaiserlichen Rats, Dr. Johann Heinrich von Pflummern. *) Derselbe
(geb. 1585) war nach einer gründlichen Vorbildung auf den Universitäten
Ingolstadt, Wien und Siena durch den kurbayerischen Kommandanten Bar-
tholmä Schäffer der Reichsstadt Überlingen am Bodensee 1644 als Bürger-
meister „vorgestellt" worden, behielt aber nach dem westfälischen Frieden die
Stelle des Altoberbürgermeister durch die freie Wahl der Überlinger. —
Den Abdruck der Soldatenpredigten aus der ehemaligen Reichsveste,
des jetzigen Dorfes Kehl (gegenüber von Strafsburg) aus einem 1738 er-
schienenen Buche setzte A. Birlinger8) fort.
Für die Geschichte der Aufklärung besonders in der alten Kurpfalz war
die „deutsche Gesellschaft" in Mannheim von Bedeutung, deren Geschichte
auf Grund gedruckter und ungedruckter Archivalien B. Seuffert8) giebt.
Ihre Stiftungsurkunde ist vom 13. Oktober 1775 aus Schwetzingen, einer
Sommerresidenz des Kurfürsten Karl Theodor, datiert. —
Die neueste Geschichte Badens wird in dem schon (79) erwähnten
Werke 'Theod. Martin, D. Leben des Prinzen Albert, Prinz-Gemahls d. K.
v. Engl. (Bd. D— IV. 78—80)' berührt*)
Noch sind einige Arbeiten zur neueren badischen Kirchengeschichte zu
verzeichnen. Eine in der Pfarrregistratur zu Uttenweiler aufbewahrte Hand-
schrift, welche ein Verzeichnis der Seelenbunds-Mitglieder enthält, verwertet
Joh. Evg. Schöttle für ein Stück Geschichte der Augustiner-Eremiten.6) —
P. Garns tritt den aufgehobenen Männerklöstern im Erzbistum Freiburg
näher.6) Fr. Zell und König haben Ergänzungen beigefügt. Die Zu-
sammenstellung erstreckt sich auf folgende Klöster: St. Georgen, St. Märgen,
Öhringen, Reichenau, St. Peter, Petershausen (Petri domus), Salmansweil
(Salom), Schuttern, Schwarzach, Teuenbach, St. Trudpert, deren Geschichte
mit Hinweis auf die Litteratur skizziert wird. — In ultramontanem Sinne ge-
schrieben ist Jos. Baders7) Aufsatz über die kathol. Gemeinde in Karlsruhe,
die sich seit 1715 bildete; die Opposition der Universität Freiburg im J.
1) L. Allgeyer, Zur Charakteristik des Bürgermeisters etc. H. v. Pfl. Sehr. d. Vor.
f. Gesch. d. Baar etc. III, 111 — 114. — 2) A. Birlinger, Soldatenpredigten. Alemannia
VLLI, S. 92 — 103. - 3) B. Seuffert, Doutscho Gesellsch. in Mannheim, i. : Arch. f. deutsch.
A. Vi, 276—96. — 4) S. Jährest). 1879. 111, Kap. V. u. 80 Kap. XXI. — 5) J. Ev. Schöttle,
Zur Gesch. d. Augustiner- Eremiten in den JJ. 1695 — 1807 vorzugsweise a. d. beiden Proy.
Rhein-Schwaben u. Bayern, L: Freib. DiÖces. Arch. XIII, 299—309. — 6) P. Garns, Nekro-
logien der in den Jahren 1802 — 1813 in der jetzigen firzdiöceso Froiburg aufgehobenen
Minnerklöster Benediktiner-, Cisterzienser-, Norbortinor-Ordena und der regulierten Chorherren,
ibid. S. 237—272. Vgl. Jahresber. 1, 522*. — 7) Jos. Bader, Kurze Gesch. d. kath. Pfarr-
gemeinde in Karlsruhe. Ibid. S, 1 — 26.
7#
H[,100 XVI. A. Holländer:
1807 gegen die von der Regierung geplante Zusammenlegung der Martins-
pfarre als 2. Universitätspfarre mit der ersten Stelle beleuchten Auszüge tos
den Universitätsprotokollen.1) — Eine unverändert wieder aufgelegte Bio-
graphie des erst katholischen, dann evangelisch gewordenen Pfarrers Aloya
Henhöfers verfolgt im wesentlichen asketische und praktisch -theologische
Zwecke.8) —
Nicht für den Buchhandel bestimmt ist eine Broschüre über Mobl von
Herman Schulze. Derselbe entwirft in einem Vortrage ein anschauliches
Bild von „Robert von Mohl", den er schon früher in einer eingebenden
Darstellung gewürdigt hat.3) —
Den Orientalisten Julius Mohl betrifft eine französische Darstellung.4)
Zur Reformationsgeschichte teilt Wille aus dem Marburger Archive eine
Anzahl Briefe aus den Jahren 1534 — 1540 mit, welche der Korrespondenz
des Landgrafen Philipp mit dem Strafsburger Stettmeister Jakob Sturm an-
gehören und das Schicksal Württembergs betreffen, das nach der gewaltsamen
Zurückführung seines Stammesherzoges im Protestantismus befestigt werden
soll.6) Das Verhalten Strafsburgs im Schmalkaldischen Kriege hat der Be-
richterstatter auf Grund des reichhaltigen im Strafsburger Stadtarchive vor-
handenen urkundlichen Materials behandelt.6) Während die Stadt im Lade
des Donaufeldzuges ihren Bundespflichten nur saumselig nachkam, zeigte sie,
je näher das Kriegsgewitter heranzog, desto grössere Opferwilligkeit und er-
klärte sich trotz der übereilten Unterwerfung der meisten oberländischen
Stände bereit, gestützt auf die Hülfe der Eidgenossen und Frankreichs ge-
meinsam mit dem Kurfürsten und Landgrafen den Widerstand fortzusetzen. In-
dessen Frankreich verlangte rückhaltslosen Anschlufs, ein Begehren, das die da-
malige Bürgerschaft allgemein mit Entrüstung zurückwies; die beiden Fürsten
selbst aber hatten nichts als Versprechungen einzusetzen , der Landgraf for-
derte einmal sogar selbst zu Unterhandlungen auf. Unter solchen Umständen
war es der völlig isolierten Stadt nicht zu verargen, wenn sie schliefslich die
günstigen ihr aus dem kaiserlichen Lager zugehenden FriedensvorschUge
nicht von der Hand wies. Ohne Überstürzung wurden die Verhandlungen
betrieben; sobald man aber abgeschlossen hatte, setzte die Stadt ihre Ehre
daran, die eingegangenen Bedingungen gewissenhaft zu erfüllen. — Zu erwähnen
ist sodann der von Baumgarten herausgegebene Briefwechsel Sleidans.')
— Bossert veröffentlicht zeitgenössische Mitteilungen über die Verheerung
der württembergischen protestantischen Grafschaft Mömpelgard durch französ.
Kriegsvolk in den Jahren 1581 — 1588.8) Bemerkenswert ist, wie aus einem
Schreiben des Strafsburger Ammeister vom 20. Januar 1588 hervorgeht, dafc
1) Frihurgensia. Freib. Diöces. Arch. XUI, S. 312. — 2) E. Froramel, Am <L
Leben d. D. A. Henhöfcr etc. Ein Beitr. z. Gesch. d. religiös. Lebens in d. evang. Landes-
kirche Baden« seit den letzten 40 Jahren. 2. (Titel-) Ausg. Barmen (1865), Kloin. Till,
490 S. — 3) Heidelberg. S. 1—29. AI« Manuskript gedruckt Vgl. o. S. 96. — 4) Mai
Mohl, 27 annfos des ßtudes dliist. orientales. 772 S. Vgl. o. S. 96 — 5) Wille, BriA
Jakob Sturms, Stettmeisters von Strasburg. Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrheins. XXXIB.
p. 101 ff. Vgl. o. S. 95. - 6) A. Holländor, Strafsbnrg im Schmalkald. Kr. Strabbai*
Trübner. 94 S. — 7) H. Baumgarten, Sleidans Briefwechsel. Strasburg, Trtibner. SSö 8.
Vgl. Jahresb. 1878, S. 410 u. G21. — 8) G. Bossert, D. Einfall der Franzosen in H3+
pelgard und ihr Zug nach Lothringen 1587/1588. — Württembergische Vierteljahrshefte fr
.Laiidesgeschichto. Jahrgang III, p. 9 ff. vgl. o. S. 95.
Südwestdeutschland. (EJsatoLothringeii.) XII 101
man schon damals in der freien Reichsstadt eine Überrumpelung durch
'fremde Gewalt' allen Ernstes befürchtete.
Die eigentümliche Stellung, die die Stadt Mülhausen im 17. Jahrhundert
dem Deutschen Reiche und Frankreich gegenüber einnahm, hat Grober näher
behandelt.1) — Mofsmann fährt mit der Mitteilung von Material zur Ge-
schichte des dreifeigj. Krieges und zwar der Jahre 1636 bis 1638 fort*) —
Der Schlacht bei Enzheim im Jahre 1674 ist eine eingehende Untersuchung zu
Teil geworden, aus welcher die gänzliche Unfähigkeit, Unentschlossenheit und
Unfähigkeit des kaiserlichen Feldherrn Bournonville klar hervorgeht, der seine
gunstige Stellung durchaus nicht zu benutzen verstand.8) Der Darstellung
ist eine sorgfältige Zusammenstellung und Beleuchtung aller auf das Ereignis
bezüglichen Quellen und Bearbeitungen vorausgeschickt
Das Zeitalter der Revolution4) hat die meisten Bearbeiter gefunden.
Auch in diesem Jahre bietet uns Reufs eine grofse Anzahl Aktenstücke des
Strafsburger Stadtarchivs, welche zur Aufklärung der Geschichte während der
französischen Revolution dienen sollen.6) Dieselben bestehen vorwiegend in
der Korrespondenz des Rates mit seinen Deputirten bei der konstituierenden
Nationalversammlung in den letzten Monaten des Jahres 1789. Die Berichte
jener über die bekannten Oktobervorgänge in Versailles sowie über die An-
strengungen, die seitens der Stadt gemacht wurden, um die Bewaffnung ihrer
Nationalgarde zu erwirken, können nur geringes Interesse beanspruchen.
Höchst bemerkenswert ist dagegen ein Expos6 des Deputierten von Türkheim
vom 23. Nov. 1789, in welchem er den Repräsentanten der Bürgerschaft die
Gründe darlegt, die ihn zur Niederlegung seines Mandats bestimmten. Weder
König noch Nationalversammlung seien noch in ihren Entschlüssen frei. Die
Regierungsform hätte sich gänzlich geändert. Die Privilegien und Freiheiten
seien bedroht. Man bestände auf völliger Verzichtleistung. Falls man dieses
Opfer bringen wollte, sollte man neue Instruktionen feststellen, zugleich aber
auch einen anderen an seiner Stelle zum Deputirten ernennen. In der That
mufste Strafeburg noch im Laufe desselben Jahres alle Versuche, gegenüber
dem Gesetze vom 4. August eine Ausnahmestellung einzunehmen, als gescheitert
ansehen. Warum übrigens Reufs das umfangreiche Aktenstück anstatt im
deutschen Originaltexte in französischer Übersetzung veröffentlicht, bleibt un-
erfindlich. Nicht uninteressant ist besonders auch das an letzter Stelle mitge-
teilte Budget der Stadt Strafsburg vom Jahre 1789. — Barth giebt eine Fort-
setzung seiner alphabetisch geordneten biographischen Notizen über Strafs-
burger Revolutionsmänner. Diesmal behandelt er die Buchstaben E — M6). —
Fischbach veröffentlicht eine Reihe von Dokumenten aus dem Strafsburger
Stadtarchive, welche die Zustände zu Strafsburg im Jahre 1791 schildern, den
Eindruck, den die Nachricht von der Flucht des Königs Ludwig XVI. in der
Stadt und dem ganzen Lande hervorrief und die Mafsregeln, die infolge
1) 0. Grober, Die polit. Bezieh, des der Eidgenossensch. zugewandten Ortes Mülhausen
im Elsafs zum Deutschen Reiche und zu Frankreich in den Jahren 1597 — 1678. Frogr. der
Gewerbeach. zu Mülhausen i./E. 1880. — 2) H. Mofsmann, Materiaux pour servir ä
Diistoire de la guorre de trente ans. Roy. d'Als. p. 336 ff., 530 ff. Vgl. Kap. in. — 3) H. Paste-
naci, Die Schlacht bei Enzheim. Hallo, Nieraeyer. 88 S. Vgl. Kap. 111. — 4) Das Elsafs, wie
es sich vor der Umwälzung 1789 darstellt, die eine solche auch in den Gemütern vieler
Bewohner dieses Landesteils wurde, hat der bekannte A. Schneegans dargestellt in: D.
Rundschau XXIII, 415-28 s. t: Das Elsafs vor der Rev. v. 1789. Üb. « Victor de St G6nis,
une conspirat. roy. & Strasbourg*. — Vgl. Kap. XX, 2. — 5) R. Reuss, L'Alsace pond. la
rev. franc. Rev. d'Als. p. M/9i, ,9%so> 859/4o»- — 6) E. Barth, Notes biograph. s. 1. hommos
de la re>. ä Strasb. et les enyir. Rev. d'Als. p. 123 ff., 251 ff., 424 ff., 539 ff.
111,102 XVL A- Holländer:
derselben getroffen wurden.1) Es ist eine Tendenzschrift von höchst geringem
histor. Wert dazu, bestimmt, „die," wie der Verfasser in der Vorrede selbst
eingesteht, „mehr und mehr erblassenden Erinnerungen an die Vergangen-
heit", d. h. natürlich an die frühere Verbindung mit Frankreich wieder auf-
zufrischen. In der Revue critique (1880 Tome 9 p. 295) heilst es bezeich-
nend über dies Buch: ,Cet ouvrage de M. Fischbach ne saurait etre considfei
comme un livre d'histoire, ni meme comme un chapitre de livre dTtfstoire;
c'est une suite de documents qui fout connaitre P6tat de Strasbourg en juin
1791. Les intentions de l'auteur paraissent excellents, car il met en lunüere
les sentiments si fran^ais de l'Alsace durant la periode rävolntionnaire.' —
Kirchner, dem wir bereits eine histor. Spezialkarte des Elsafs im Jahre 1648
verdanken, hat nunmehr den territorialen Bestand dieses Landes im Jahre
1789 kurz vor dem Ausbruche der alle bestehenden politischen Verhältniae
umstürzenden Revolution kartographisch veranschaulicht.2) — Mit den Verhält-
nissen der Juden gegen Ausgang des 18. Jahrhunderts beschäftigen sich zwei
Schriften.8)
Einige Arbeiten haben wesentlich lokalhistorisches Interesse. So hat
Fischer die Geschichte der Grafschaft Lützelstein unter pfälzischer Herrschaft
zu Ende geführt,4) Wirth die Vergangenheit des in der Nähe von Strafs-
burg gelegenen Städtchens Wasselnheim bis zum Beginne der französischen
Revolution auf Grund sorgfältiger archivalischer Studien behandelt5)
Auch auf dem Gebiete der Kirche und Schule ist man thätig gewesen.
Gestutzt auf mancherlei Vorarbeiten schrieb Reufs eine Geschichte der ton
flüchtigen Franzosen im Jahre 1538 zu Strafsburg gegründeten evangelischen
Kirchengemeinschaft, der Männer wie Calvin und der Märtyrer Pierre Brolly
vorgestanden haben. Die Darstellung ist bis in die Revolutionszeit geführt6) —
Die von seiner Gattin verfafste Biographie des um die Reformationsgeschichte
hochverdienten Strafsburger Predigers, Professors und Kirchenhistorikers Johann
Wilhelm Baum kann zugleich als ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der
protestantischen Kirche im Elsafs im 19. Jahrhundert angesehen werden.7)
Von hohem allgemeinen Interesse sind die in dem lebensfrisch geschriebenen
Buche enthaltenen ,losen Blätter aus der Kriegszeit (1870 — 1871)'. Nicht
minder lehrreich ist für die Entwicklung der katholischen Kirche im Eisais
seit dem Beginne der Gegenreformation in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts
die Lebensbeschreibung des Generalvikars Liebermann, des bedeutendsten
katholischen Theologen, den das Land im 19. Jahrb. aufzuweisen hatte.8) —
Die Biographie des Professors Lobstein, eines Lehrers Göthes, enthält zu-
gleich ein Stück Geschichte des ehrwürdigen Strafsburger Bürgerspitals,
welches nach dem Spitale zu St. Gallen das älteste ans bis jetzt aas Deutsch-
1) G. Fischbach, La fuito do Louis XVI. Paris, Sandoz et Fiachbacher. 244 S. -
2) M. Kirchner, Elsafs im Jahre 1789, hist Karte im Mafsstab 1 : 320 000 nebst Neb«-
karte, die 6 Distrikte dos Elsafs i. J. 1787. Strafsburg, Trübner. — 3) R. Beufo, Selig-
mann Alexandre ou les tribulat. d'un Israelite Strasbourg, pendant la terreur. Strasbourg, Treuttol
u. Würtz, 44 S. und A. Canon, l'omancip. des juifs devant la soc. roy. des scienses et irk
de Metz on 1787. Revue des etudes juives I, p. 83—104. — 4) Dag. Fischer, le comt* d»
la Petito Piorro sous la donrination do la maison palatine. Rev. d'Als. p. 95 — 122 u. 454-
479. — 5) Ph. Wirth, Beitr. z. Gesch. Wasselnheims. 1879, Progr. No. 443; 1880, Prop-
No. 445. — 0) R. Reufs, Notos pour servir & l'histoire de l'eglise franc. de Strasboag
1538—1794. Strafsburg, Treuttel und Würtz. 146 8. — 7) Mathilde Baum, M-
Wilhelm Baum. Ein prot. Charakterb. a. d. Elsafs 1809—1878. Bremen, Bruna. 171 &
— 8) J. Ouerber, Bruno Franz Leopold Liebermann. Freiburg i./Br., Herder. 392 8.
SüdwestdeaUchland. (Elsals-Lothringen.) 11,103
land bekannt gewordene ist.1) — Die Art der Entstehung und den augenblick-
lichen Bestand des hochwichtigen Strafsburger Stadtarchivs hat Spach ge-
schildert. *) — Die Entwicklung des höheren Schulwesens in Metz behandelte
Pfeiffer.3) An Interesse gewinnt die Schrift erst von dem Zeitpunkte der
französischen Besitznahme.
Zum Schlüsse sind noch einige Arbeiten kulturhistorischen Charakters
anzufahren. Rösch giebt die französische Übersetzung einer in der Belforter
Bibliothek befindlichen Ausgabe des Liber vagatorum.4) Le Roy de Sainte-
Groix hat sich mit mehreren Schriften versucht In der einen behandelt er
berühmte Frauen des Elsasses,6) in einer anderen schildert er die Feste, die
in demselben Lande unter der Herrschaft der Bourbonen aus Anlafs ihrer
Anwesenheit und der anderer gekrönter Häupter oder sonstiger hervorragen-
der Personen stattgefunden haben,6) in einer dritten stellt er allerhand zeit-
genössische Berichte über die Feier der „glorreichen Gedächtaistage" des
Elsafs in den Jahren 1781 und 1848 zusammen.7) Alle 3 Arbeiten sind
kompilatorische Machwerke, deren Verfasser sich bezeichnenderweise selbst
in einer Vorrede hin commis-voyageur en littärature et en histoire' nennt
Offenbar beabsichtigt derselbe die französische Gesinnung eines Teils der el-
säfSsischen Bevölkerung dadurch zu stärken, dafs die früheren Beziehungen
des Landes zu Frankreich als möglichst eng dargestellt werden. Anspruchs-
loser aber verdienstlicher ist eine kleine Abhandlung von Lambs über den
Aberglauben im Elsafs.8)
Eine poet-lat. Klage über den Verlust Lothringens von 1670 hat R.
Goecke9) veröffentlicht. Für Lothringens altes Herzoghaus bietet Morey
Einiges.10)
1) E. Lobstein, J. Fr. Lobstein sen. Professor der Anat a. Chir. Heidelberg, Winter.
94 S. — 2) L. Spach, D. Stadtarch. zu Strasburg. Löhers archival. Zeitschr. IV, 1879.
p. 224—236. — 3) £. Pfeiffer, Gesch. Entwicklang des höh. Schalwesens der Stadt Metz.
Programm No. 436. — Für Schlettstadt Tgl. a. ob. Abt II, Kap. XL W. Strüver,
Schalwesen y. Schlettstadt 1450—1560. — 4) L. Rösch, Liber vagatorum. Rev. d'Als.
p. 7 — 37. — 5) Le Roy de Sainte-Croix, Encore los dames d'Alaace etc. Strasburg, Hage-
mann. 438 8. — 6) Derselbe, L'Alsace en fete soos la domination des Louis de France etc.
Strasburg, Hagemann, 202 S. 4°. — 7) Derselbe, Los aniyersaires gloiroux de l'Alsace (1781
— 1848). Strasbourg, Hagemann 270 S. — Kolturgesch. ist auch Seyboth Gostumes des femmea
a Strasbourg. Strasbourg, Scholz & Comp. — 8) A. Lambs, Über d. Aberglauben im Elsafs.
Strasburg, Heitz. — 9) B. Göcke, Kl. üb. d. Verl. Lothr.'s i. Pick, Monatsschr. 571—74.
10) Morey, Ex vot du duc Antoine de Lorraine (en reconnaiss. des vict. remport. en Alsace
sor les yostanda en 1575). (Vgl. Mem. de l'Acad d. Stanisl.) Nancy, Berger-Leyrault 37 S. 8°.
— Über den zwar Pommern entstammten, aber doch Strafsborg durch seine Schöpfungen an-
gehörenden Dramatiker Brülow und seinen Biographen Janke vgl. Kap. X (S. 68).
111,104 XVII. E. Mammenhoff:
xvn.
E. Mummenlioff.
Bayern.1)
Anläfslich der Feier des 400sten Anniversariums der Geburt Jon. Tm>
mair's, gen. Aventinus,*) wurde bekanntlich von der k. bayerischen Akademie
der Wissenschaften eine kritische Gesamtausgabe der Werke des berühmten
Historiographcn in Aussicht genommen. Als Frucht der Arbeiten, welche für
die lateinischen Stücke Halm, für die deutschen Fr. Muncker übertragen
worden, liegt für 1880 die erste Hälfte des die kleineren Schriften enthal-
tenden ersten Bandes vor, und zwar im einzelnen die annales Schirenses,
mit der narratiuneula de ßathavina urbe, die historia Otingae oder in der
freien deutschen Übersetzung die Chronik von Alten-Ötting, das chronicon
Kamshofense, der Entwurf zur bayerischen Chronik, der Auszug aus dieser
mit den Stammtafeln dazu, die Schrift von den Ursachen des Türkenkrieges
nebst der zugehörigen Abhandlung vom römischen Kriegsregiment, die Schrift
von dem alten Herkommen der Stadt Regensburg und schliefslich die Chronica
vom Ursprung, Herkommen und Thaten der uralten Teutschen. An dieser
Stelle seien auch J. W. Schul t es3) Beiträge zur Geschichte des aventinischen
Nachlasses erwähnt, aus denen u. a. das Interesse zu ersehen, welches ge-
lehrte Zeitgenossen den Werken des bedeutenden Historiographen entgegen-
brachten.
Die Berichte über die älteren in den ihm unterstellten Archiven ver-
wahrten Arbeiten zur bayerischen und pfälz. Geschichte hat 1/. Roc kinger4)
in dankenswertester Weise fortgesetzt. Es sind nunmehr in 2 Abteilungen
104, teilweise noch mit Unterabteilungen versehene Nummern genealogischen,
geographischen, topographischen und auch rein historischen Inhalts, welche
vom 15. bis ins 18. Jahrhundert reichen, veröffentlicht, während eine dritte
Abteilung eine historisch-kritische Erläuterung, 30 Beilagen und einen Namen-
und Sachrenner enthält.
1) Man vgl. in Abt II, Kap. XIII als auch für die Neuzeit erwähnenswert: J. v. D5I-
linger, D. H. Wittolsb. u. s. Bodeut für d. d. Gesch. (S. 103), K. Th. Heigel, D. Wit-
tclsbacher (S. 103), Ch. Häutlo, D. Wittelsb. (S. 103), 0. Theodori, Schiefe Baiu(S. 104),
J. Zwanzigor (S. 104), Matrikol d. Freihorrl. v. Crailsheim. Ges.-Famil. Fr. X. Ostemaier
(S 101), J. B. Mayer (S. 104), A. Schaf fler (S. 106), Schott (S. 107), H. Weber (&
107), M. Knitl (S. 108), H. Pootz (S. 108/9), v. Prantl (S. 109). — Auch hierher ge-
hört die mehrfach angeführte Abh. : Crecelias, pfalzgräfl. Wapponyorleih. L Dtach. Herold,
XI, 33. lbid auch (158—60) Vorzeich, dorj. adol. Famil., welche in den Registern des H.
Gumbortus i. Anspach erwähnt sind (c. 600). — Z. XVI. Jh. Tgl. A. v. Druffel o. Kap. IL —
2) (Halm u. Fr. Muncker), Turraaiers sämtliche Werke, herausgegeben von der k. b. Atot
d W. Kleinere histor. u. philologische Schriften. 1. Hälfte. München, Kaiser. VIII, 372 8.
3) J. W. S ch ul te i. : Picks Monatsschrift VI, S. 265. — Wir registr. : Auf*, e. Nonne ▼. Ober-
medlingen 1529—46 i. Nouburg Collect Bl. Jg. 43. 79. — 4) L. Bockin ger, 1.— 3. Ab-
teilung. (Abhandl. d. k. bayer. Akad. der Wissonsch. 111. Kl. 14. Bd. JH. Abt 15. Bd.
1. u. 111. Abt. Vorlag dor k. Akademie. 4°. 87, 136, 136 S.
Bayern. 111,105
Die Beziehungen Bayerns unter Herzog Albrecht IV. zum Jülicher Hofe
und zu den Schwarzenbergern Gotthard and Adolf berührt A. Mörath.1) Das
Bestreben des bayerischen Herzogs als des Hauptes der katholischen Restau-
rationspartei ging dahin, den präsumtiven Thronerben von Jülich dem Katho-
licismus zu erhalten. Deshalb bahnte er mit dem dortigen Hofe nähere
Beziehungen an, die weiter zu pflegen Aufgabe des Jülichschen Hofmeisters
Gotthard von Schwarzenberg wurde. Letzterer hatte besonders dahin zu
wirken , dafs der Erbprinz der Jülichschen Lande die Kommunion nur unter
einer Gestalt empfange. Auf die Bemühungen Freih. Gotthards v. Seh. wurde
sein Mündel Adolf in den Hofstaat des zu Rom weilenden Herzog Ernsts,
des Sohnes Herzog Albrechts, Administrators der Stifte Freising und Hildes-
heim und späteren Kurfürsten von Köln aufgenommen. In Kurzem erwarb
sich der Schwarzenberger die Gunst des Prälaten, zu dessen Mundschenk
er 1577 ernannt wurde. Als Herzog Ernst 1581 zum Bischof v. Lüttich
ernannt worden, befand sich auch Adolf v. Seh. in seinem Gefolge.
Die Einführung des Gregorianischen Kalenders in Augsburg i. J. 1582
durch den Rat rief nicht nur in diesem selbst Dissidien, sondern auch in
der Bürgerschaft bedenkliche Unruhen und Tumulte hervor. Nicht zum
wenigsten ist die Schuld an diesen Vorgängen dem Schüren .der evangelischen
Prädikanten beizumessen. S. Kaltenbrunner*) hat den Augsburger Kalender-
streit in seiner Genesis und weiteren Entwicklung bis zum Jahre 1591, in
welchem er durch einen Vergleich wegen Berufung der Prädikanten zum Ab-
schlufs gelangte, zur Darstellung gebracht. Eine Folge der Einführung des
Gregorianischen Kaiendes war es, dafs infolge der feindseligen Stellungnahme
Ulms, das den ausgewiesenen Bürgern Augsburgs Aufnahme gewährt hatte,
letztere Stadt seit 1586 den Städtetagen fernblieb. Auf dem Reichstage vom
Jahre 1594 schlofs die evangelische Mehrheit Augsburg von den Sitzungen
aus. Im Kurfürsten- und Fürstenkollegium erhielt indes die katholische
Partei die Oberhand und auf späteren Reichstagen erschien Augsburg wieder
in den Sitzungen des Städterats.8)
Wenn auch die von Gregoro vi us*) verarbeiteten Korrespondenzen der
beiden Crivelli Giambattista und Francesco, Vater und Sohn, welche über
ein halbes Jahrhundert nach einander als Residenten Bayerns beim päpst-
lichen Stuhle wirkten, keine hervorragende diplomatische Bedeutung bean-
spruchen können und man von ihnen „keine Aufschlüsse über die wichtigsten
politischen Ereignisse, ihre Ursachen und geheimen Triebfedern erwarten
darf," so liefern sie doch andererseits interessante und beachtenswerte Bei-
träge zur Zeit- und Kultusgeschichte seit der Gründung der Union und Liga
über den 30jährigen Krieg hinaus bis zur Zeit des pyrenäischen Friedens.
Vornehmlich empfängt Maximilians Stellung zur Kurie und sein Verhältnis zu
den Residenten selbst aus den mit ihnen gepflogenen Korrespondenzen nähere
Beleuchtung. Wegen des 1647 mit den Franzosen und Schweden abge-
schlossenen Waffenstillstandes und der darauf erfolgten Übergabe der festen
Städte Heilbronn, Überlingen, Memmingen, Nördlingen, Lauingen und Schorn-
1) A. Mörath, Neue Beitr. z. rhein. Linie des Fürstenhauses Schwarzonbor^. Zeitschr.
d. bergiBch. Gesch.-Ver. XVI, 8. 203—215. Vgl. K. XII. — 2) S. Kaltenbrunner, Der
Augsburger Xalendorstreit Mitt. des Instit für Österr. Geschichtsforsch. I, 497 — 540. —
3) F. Stieve, Z. Gesch. des Augsb. Kalondorstreites u. d. Reichstages v. 1594. Ztsc-hr. d.
histor. Ver. yon Schwaben u. Neuburg VII, S. 157 — 163. — 4) Grojrorovius, Die beiden
Crivelli, Residenten der Herzöge und Kor füre ton v. Bayern am päpstl. Hofe v. 1607-1659.
Bitzungsber. d. phUoß.-phiL- u. hist Klasse der k. bayer. Akad. d. Wissenschaften. 8. 330 — 376.
HI 106 XVU- E. Mummenhoff:
dorf nimmt P. Wittmann *) sen. den genannten Kurfürsten gegenüber den An-
griffen des Langheimer Cisterzienserabtes Jon. Gagel, der in seiner 1641 —
1649 geschriebenen Chronik das Verhalten Maximilians als dem Reiche nnd
der gesamten katholischen Kirche höchst verderblich hinstellt, mit Erfolg
in Schutz.
Zur Geschichte des 30jährigen Krieges ist noch zu erwähnen, was F.
Lei st*) nach chronikalischen Aufzeichnungen über die Besetzung Würzbarg»
durch die Schweden und die Erstürmung des Marienbergs, sowie die sich
anschließenden Ausschweifungen und Grausamkeiten mitteilt Ebenso schildert
er die Besetzung der Bamberger Gegend und der Stadt Bamberg selbst nach
den Niederschreibungen der Äbtissin des Klosters Himmelspforten.
Einen Kaiser-Besuch in Neuburg schildert Hantle.3) — Den Aufstand der
oberbayerischen Bauern gegen das österreichische Regiment L J. 1705 hat
A. Seh äff ler4) unter Verwertung der im allgemeinen Reichsarchiv und Kreis-
archiv zu München vorliegenden Untersuchungsakten geschildert. Nach seines
Forschungen ist die Schlacht bei Sendung, welche mit der völligen Ver-
nichtung der Aufständischen endete, unterhalb dieses Ortes auf der bis zum
Isararme sich hinziehenden Wiese, nicht aber auf dem Sendlinger Kirchhofe
geliefert worden. Die Person des in der Tradition begegnenden Balthasar
Meier verweist Schäffler in das Gebiet der Sage. Dagegen hält ein Artikel
der A. allg. Zeitung,6) gestützt auf gleichzeitige Berichte und Briefe die alte
Annahme der örtlichkeit der Schlacht fest, will die Angaben, welche die
Niedermetzelung der Bauern, denen vorher Pardon zugesichert, den öster-
reichischen Anführern zuschieben, nicht gelten lassen, sondern nur auf ein-
zelne zerstreute Rotten bezogen wissen und erachtet den Beweis, dafe die
Figur des Balthasar Meier eine sagenhafte, für noch nicht erbracht
Denselben Gegenstand behandelt auch E. v. Destouches6) auf Grund
Münchener Ratsprotokolle, Stadtkammerrechnungen, Steuerbücher, Todten-
bücher etc. Vornehmlich ist die Teilnahme und das traurige Ende der
Führer dieses Aufstandes von ihm berücksichtigt worden.
Die beiden Hochstifte Würzburg und Bamberg haben in Fürstbischof
Franz Ludwig v. Erthal einen ihrer edelsten und hervorragendsten Regenten
zu verzeichnen. Die gewissenhafteste Verwaltung der Staatseinkünfte er-
möglichten es ihm, auf die Hebung des materiellen wie geistigen Wohles
seiner Unterthanen gleich bedacht zu sein. Dem Unterrichtswesen in den
beiden Bistümern wendete er seine ganze Sorgfalt zu. Die Universität Wfirz-
burg verdankt ihm, wie Wegele schon dargelegt, den Grund zu ihrer Blüte,
denn er war es, der die philosophische Fakultät emanzipierte und die Frei-
heit der Wissenschaft zur Norm erhob. Seine hohen Verdienste um das
Wohl des Landes treten dann noch in der Erweiterung des Juliusspitals, der
Errichtung eines Arbeitshauses in Wtirzburg und der Gründung von Ver-
sorgungsanstalten in den einzelnen Pfarreien, wozu er das Grundkapital her-
gab, hell zu Tage. Die kurzgefafste Darstellung des Wirkens dieses ausge-
P. Wittmann, Ein fränkischer Abt über Kurfürst Maximilian. Hiatoriach-poiit Butter
86. S. 390—394. Vgl. K. III. — 2) F. L eist, Die Schweden in Franken. SonntagabeUap
zur nordd. allg. Zeitung No. 39. — 3) Häutle, Besuch K. Leop. L in Neuburg 1681
Neuburg. Collect. Bl 43. Jahrg. 79. — 4) A. Seh äff ler, Die oberbayer. Landeaexheb. t J-
1705. Noue Aufschlüsse aus Archivalien zur Gesch. d. span. Erbfolgekr. Würzburg, 8ttf-
dinger. VII, 93 S. u. lithograph. Tafel. — 5) Beilage No. 364. — 6) E. v Destouchei,
München. Bürgertreue etc. Hünchen, G. Franz. gr. 4°. 48 S. Sepabdr. a. d. Mlbcta.
Gemeindezeit v. 15. Aug. 1880.
Bayern. 111,107
dchneten Mannes von G. H. Möller1) beruht zum Teil auf den autobiogra-
hischen Aufzeichnungen des nachmaligen Franziskanerpaters und als
ihweizerischer Pädagoge bekannten Grägoire Girard, der als junger Theologe
781 — 88 in Würzburg verweilte und dem Kirchenfürsten als solcher näher
and.
Die Drangsale, welche die Stadt Bayreuth und das Fürstentum gleichen
amens v. 1806 bis zum Obergang an Bayern und zwar hauptsächlich
ihrend der französischen Okkupation zu erleiden hatte, schildert der als
radikus den Ereignissen nahestehende nunmehr verstorbene Schilling8) in
nem durch lokale Färbung anmutenden, bereits im Jahre 1828 abgefaßten
Bricht
Eine Mitteilung des verstorbenen Kaufmanns Drexel8) bezieht sich auf
ie Erstürmung Regensburgs i. J. 1809.
Nicht unerwähnt bleiben soll endlich F. Trautmanns4) Buch über
erzog Christoph von Bayern, wenngleich der Inhalt desselben auch mehr
im Gebiete des historischen Romans angehört Geschichte und Sage erscheinen
er in meisterhafter Weise verquickt. Dank der künstlerisch schönen Aus-
attung der neuen Auflage und der beigefügten historischen Noten hat das
ach an Wert wesentlich gewonnen.
Für die historische Geographie und Topographie Bayerns als höchst
^dienstlich zu bezeichnen ist die vom historischen Verein von Oberbayern
jranlafste Herausgabe von Philipp Apians Topographie. E. v. Oefele hat
e Redaktion des Textes besorgt, während K. Primbs die Bearbeitung des
sraldischen Teiles übernommen hat6)
Das Gebiet der Ortsgeschichte haben wir schon mehrfach in den die
andesgeschichte darstellenden Arbeiten gestreift. Anzuführen ist noch Niki,6)
falz-Neuburg betreffend und ein von Joachim7) mitgeteiltes fliegendes Blatt
>er den im Oktober 1563 durch Wilh. v. Grumbach ausgeführten Überfall
>r Stadt Würzburg. — Zweibrücken hat eine besonders in kulturhistorischer
ld topographischer Beziehung bemerkenswerte Monographie erhalten. Der
erfasser8) behandelte die Geschichte der Burg und Stadt, sowie der Um-
ibung, hauptsächlich zur Zeit Johanns L, Pfalzgrafen bei Rhein und Her-
>gs von Bayern. Gleichwohl greift die Darstellung auf frühere Jahrhunderte
irück und läfst auch die späteren nicht unberücksichtigt. Von besonderem
eize ist allerdings für ihn die dem 30jährigen Kriege unmittelbar vorauf-
ihende Epoche, während die Zustände im früheren Mittelalter (?) bei der
1) G. H. Möller, D. Fürstbisch, t. Würzb. Franz Ludw. Ton Krthal (1730—1795) u.
in Schüler der Franziskanerpater Gregoire Girard aus Freiburg i. d. Schweiz (1765 — 1850).
Mau, Deiters. 74 S. — Kilian hat sich den „Einfall der Preufsen im Bist Bamberg 1762" z.
»genstand gewählt. I. Ber. d. hist Vereins z. Bamberg 79. — 2) Schilling, Nachrichten
i. d. Ereign. i. d. Kreishauptat Bayreuth n. dem Fürstent gl. N. von Okt 1806 bis z.
jiführung dos Magistrats unter bayerischer Regierung i. : Archiv für Gesch. u. Altertums-
inde von Oborfrankon 14, 27—110. — 3) Drexel L: Yerhandl. des Ver. t Gesch. v.
►erpfalz u. Kegensburg 34, 258 (1879). — 4) F. Trautmann, Abenteuer Herzog Christophs
Bayern, genannt der Kämpfer. 3. Auflage. Regensburg, Pustet 2 Bde. 339 u. 496 S.
5) (E. v. Oefele u. K. Primbs), Phil. Apians Topograph, u. Wappensamml. etc. Mit
i Abbildungstafeln. München. Dr. C. Wolf u. Sohn. XIII, 469 S. 39 Bd. des ober-
yerischen Archivs. — 6) Niki, Gesch. d. Pfalzgraf. Neuburg i. Schmalk. Krieg i.: Neuburg.
>Uect Bl. 43. Jahrg. 79. — 7) Joachim, Überfall d. Stadt Würzburg durch W. v. Grumbach
»63. Archiv des histor. Vereins v. Unterfranken u. Aschaffenburg 24, 339 — 343. —
< L. Molitor, k. bayr. Oberldsgrchtsr., Zweibrücken. Burg u. Stadt vor den Zerstör, kr. d.
OL Jh. Zweibrücken, P. & L. Hallanzy. 236 S. u. Plan. (1879.) Vgl. Jahresb. II, Abt II, 114.
111,108 XVII. E. Mummonhoff:
vorauszusetzenden Kleinheit der Verhältnisse wenig Anziehendes für ihn haben.
Trotzdem dürfte die Entwicklang eines Gemeinwesens ans kleineren Anfingen
zu wachsender Bedentang als besonders lehrreich and interessant anzusehen
sein. Für die Pfalz mufs weiter noch ein Weistum, das Ed. Ney1) nach
zwei Abschriften des Karlsruher Archivs veröffentlicht hat, Erwähnung finden.
Des Meistertranks, darch den Altbürgermeister Nasch za Rothenburg a, T.
seine Vaterstadt 1631 rettete, wird in der Pickschen Monatsschrift1) gedacht,
die Benennung der Freudengasse aber nicht auf dieses Ereignis, sondern auf
ein vorher dort schon bestehendes Freudenhaus zurückgeführt Nachrichten
über die Pfleger von Hirschau in der Oberpfalz Mauritius Chevalier de
Faboc de Altessan (f 1730), Wolf Christoph Haller v. Hallerstein (f 1705)
and Joh. Ferdinand Clausewitz (f 1748) und die Familie der beiden letz-
teren bringt S. Trosner. 3) Einige genealogische Notizen über die letztge-
nannte Familie teilt auch H. v. Walderdorff8*) mit.
Zur kirchlichen Territorialgeschichte endlich sind noch anzufahren das
teilweise hierhergehörige von dem kaiserl. Notar Joan. Anton Maria Sehen*
1734 zusammengestellte Verzeichnis der damals bestehenden Herren- und
Frauenstifte des Benediktinerordens,4) sowie der von B. Braun müller6) mit-
geteilte Personalstatas des Benediktinerstifts Niedernburg bei Passau, wie er
ihn auf der Rückseite eines alten Pergamentbildchens verzeichnet fand.
Ehe wir uns der Geschichte der Reformation zuwenden, haben wir des
Kreises gelehrter Männer zu gedenken, welche angeregt durch ihre Stadien
des klassischen Altertums den Bruch mit den Ideen des Mittelalters and das
Eintreten der Renaissance nach der wissenschaftlichen Seite hin erkennen
lassen, der Humanisten. In Süddeutschland ist Augsburg als ein Herd der
humanistischen Bewegung zu bezeichnen. Aufser Männern, wie Sigism. Gossen-
brot, Ottmar Nachtigall, Veit Bild, Johannes Faber, Johannes Mader o. a.
tritt uns hier der nach jeder Seite bedeutende Eonrad Peutinger and der
weniger durch Litterarisches als durch einflufsreiche Anregung bedeutungs-
volle Augsburger Domherr Bernhard Adelmann in seinen Beziehungen za den
Humanisten seiner Zeit sowohl, als auch in seinem Verhältnisse zur Refor-
mation und zu Johann Eck entgegen.6)
Die Augsburger Reformationsgeschichte hat F. Roth7) zur Darstellung
gebracht. In Augsburg wirkten mancherlei Momente, die Bedeutung der
Stadt in Handel, Kunst und Wissenschaft, die socialen und politischen Ver-
hältnisse, die Verkommenheit des Klerus, zusammen, am der Reformation
einen fruchtbaren Boden zu bereiten. Dank den Bemühungen der Prediger
wie Urbanus Rhegius, Occolampad etc., sowie des Ratsschreibers Peutinger
nahm das Reformati ons werk zumal nach Erlafs des Wormser Edikts einen
gewaltigen Aufschwung, wenngleich auch infolge der Einwirkung einer um-
fassenden polemischen Volkslitteratur bald eine radikale Richtung an Um-
1) Ed. Ney, Weist, d. Ottenb. Waldgemark v. 1567. Mitt. d. hi*t Yer. der Pfals IX,
S. 235—240. — 2) Der Meistcrtrunk zu Rothenb. a. T. VI. Jahrg. S. 220. — 3) 8.
Trosner, Auszüge a. d. Büchern d. Stadtpfarrei. — 3*) W aldordorff, v. Clausewit*. Beide»
Verh. des hist. Ver. v Oberpfalz u. Rogensburg 34 (1879). S. 285—289. — 4) S. Brau-
ner, E. Benediktinerbuch. S. 24—37. — 5) B. Braunmüller, Wissenschaft!. 8tn<L u.
Mittlgn. a. d. Bonediktinororden. 3. Hft. 8. 164. S. o. Abt. II, 106. — 6) H. A.
Lier, D. Augsb. Humanistkreis mit bes. Berücks. Bernhard Adolmanns yon Adelmannsfeldes.
Zeitschr. dos hist Ver. für Schwaben u. Neuburg VII, 68—108. Vgl. K. II. — 7) F. Roth,
Augsburgs Reform.-Gosch> 1517 — 1527. Gekrönte Preisschrift. München, Th. Ackermann.
254 S.
Bayern. 111,109
fang gewinnen konnte. Andererseits blieb seitens der Anhänger der alten
Kirche, deren Hauptvertreters Mathias Kratz and Ottmar Nachtigall wurden,
eine Gegenwirkung nicht ans.
Die reformatorische Bewegung in Augsburg war zugleich, wie vielfach
anderwärts, eine tiefsociale. Neben den Aufregungen in der Stadt selbst
drohete von aufsen der Bauernaufstand, der bei der aufgeregten Menge leb-
hafte Sympathieen fand.
Als besonders charakteristisch für die Reformation in Augsburg ist das
Eindringen Zwinglischer Lehren hervorzuheben, eine Eigentümlichkeit, die in
dem bedeutenden Verkehr der Stadt mit der Schweiz und in den vielfachen
Beziehungen Zwingiis zu den Augsburger Predigern Grund und Erklärung
findet
Endlich wurde Augsburg noch der Mittelpunkt der wiedertäuferischen
Bewegung in Süddeutschland. Ludwig Hetzer, Hans Denk, Hans Hut, Eitel-
hans Langenmantel und Kantz sind als die Hauptrepräsentanten des Täufer-
tums zu bezeichnen. Nachdem der Rat lange genug ihrem Treiben zuge-
schaut, ging er energisch gegen die Wiedertäufer vor und säuberte durch
Verbannung und Hinrichtung die Stadt von einer Sekte, die vermöge ihrer
socialistischen Tendenzen verderblich zu werden drohete.
Die Geschichte der Reformation für ein weiteres Gebiet — Unterfranken —
behandelt J. W. Schornbaum. *) Die Erfolge der reformatorischen Bewegung
wurden hier indes meist durch den erbitterten Kampf der Gegenreformation
in Frage gestellt. Unterfranken zerfiel damals in eine beträchtliche Anzahl
von Gebieten, in denen Bewegung und Gegenbewegung um die Obmacht
rangen. Es gehörten ihm an vor allen das Hochstift Würzburg, dann Teile
der Fürstabtei Fulda, des Erzstiftes Mainz, die Grafschaften Henneberg und
Rineck, Wertheim und Kastell, Teile der Markgrafschaft Ansbach, worunter
u. a. die 6 Maindörfer und die Stadt Kitzingen, weiter der Flecken Markt-
breit und die Ritterkantone Rhön-Werra und Baunach, sowie endlich noch
eine Anzahl kleinerer reichsunmittelbarer Gebiete, die Reichsstadt Schweinfurt
und die Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld. Bis auf wenige Ausnahmen
gelang es den gewaltthätigen Anstrengungen der Gegenreformation, zu dessen
rücksichtslosesten Kämpfern der sonst an Verdiensten reiche Bischof Julius
v. Würzburg zu zählen ist, die katholische Konfession in ihre alte Herr-
schaft wiedereinzusetzen.
Die Geschichte des Bauernkriegs, den wir vorhin schon erwähnt und
der weil mit der Reformation in Beziehung stehend hier seine Stelle finden
mag, hat für das schwäbische Gebiet die nunmehr abgeschlossen vorliegenden
Korrespondenzen des Ulrich Arzt, welche W.Vogt8) veröffentlicht, als wich-
tigen Beitrag aufzuweisen.
Ober die Reformation in Ansbach geben die nach den markgräflichen
Reformationsakten von G. Bossert3) mitgeteilten Berichte der Ämter vom
Sommer 1528 Aufschlufs. Für die kirchliche Territorialgeschichte liefern sie
gleichfalls brauchbares Material.
Bis auf eins unbekannte Aktenstücke zur Geschichte des Interims im
1) J. W. Schornbaum, Reformationsgosch. v. Unterfranken. N5rdlingen, Beck. IV,
231 8. — 2) W. Vogt, Korresp. d. schwäb. Bundeshauptmanns Ulrich Arzt Zeitschr. des
hist Ver. f. Schwaben u. Neuburg III, 233—372. Vgl. Jahroabcr. II, Abt. 111. 116. —
3) Bosse rt, Stand d. Ref. i. M. B.-Annbach. 40. Jahresber. des hist. Ver. v. Mittel franken.
S. 62—85.
Hl,110 XVII. E. Mummenhoff:
Fürstentum Brandenburg- Ansbach hat Chr. Mayer1) aus einem Aktenbande
des Berl. geh. Staatsarchivs beigebracht. Im Ansbacbschen Gebiete kam das
Interim unter Modifikationen zur Ausfuhrung, welche die 1548 entworfene
sog. Mehrung der alten Eirchenordnung bedingte. Die Predigt blieb im all-
gemeinen dem Ermessen der Prediger anheimgestellt. Die Eirchenceremonien
wurden , gemäfs der alten Eirchenordnung, soweit diese der Schrift nicht zu-
wider, belassen. Weitere Bestimmungen betrafen die Elevation in beiden
Gestalten, die Beichte, Messe, Fasten u. a. Durch den Passauer Vertrag
war indes die Handhabe zur Abschaffung des Interims geboten, die denn auch
1554 auf das Vorgehen der Prediger hin erfolgte.
Eine Biographie des gelehrten und frommen, andererseits aber von reli-
giösem Fanatismus und Ausschreitungen in seinen Hexenpredigten nicht frei-
zusprechenden Bamberger Weihbischof Friedrich Forner (1570 — 1630) hat
P. Wittmann sen.8) geschrieben. Die religiösen Verhältnisse und die Gegen-
reformation im Hochstifte Bamberg empfangen darin interessante Streiflichter.
In das mystische Gebiet, in dessen Irrgänge zu folgen uns leider versagt
ist, fuhrt J. Heel,3) der das Klosterleben der erleuchteten und stigmatisierten
Ordensschwester Columba in Bamberg schildert.
Die Recht sgeschichte hat in einer Arbeit A. Strengs4) einen erwünschten
kriminalrechtlichen Beitrag für Nürnberg zu verzeichnen. Dem gegenwärtigen
Strafsysteme stellt St. eine Reihe Bilder aus dem 16. und 17. Jahrhundert,
welche Gefängniswesen und Strafvollzug zum Gegenstande haben, gegenüber.
In die Zeit des wildesten Fehde- und Plackerwesens fuhren uns zwei
Schriften, die F. von Eberstein6) uud J. Bader6) zu Verfassern haben.
Während der erstere nach einer die Zeit kurz charakterisierenden Einleitung
und Erzählung der Fehde „Mangolds von Eberstein zum Brandenstein gegen
die Reichsstadt Nürnberg (1516 — 1522)" im übrigen die amtlichen Aufzeich-
nungen und Briefe der Gefangenen selbst sprechen läfst, haben wir es bei
Bader mit der Überarbeitung der von ihm in den Publikationen des lite-
rarischen Vereins in Stuttgart 1874 veröffentlichten amtlichen Aufzeichnungen
der Nürnberger Kriegsstube der Fehden Thomas von Absberg gegen den
schwäbischen Bund und dessen Glieder — darunter besonders Nürnberg —
zu thun.
Einen Hexenprozefs, den das kurfürstliche Landgericht zu Monheim
gegen die Maria Walburga Bung i. J. 1722 anstrengte, hat Rechtsanwalt
Schnupf7) geschildert
Um sich der Verbrecher zu entledigen, war im vorigen Jahrhundert
unter anderm das Verfahren üblich, sie als Galeerensklaven zu verhandeln.
Ober zwei derartige Gefangenentransporte, die von Augsburg aus für Bayern
1) Chr. Mayer, Mit einer geschieht!. Einleitung von Dr. Schiller etc. 40. Jahresber.
des hißt Ver. für Mittelfr. S. 29—53. — 2) P. Wittmann, Friedrich Forner, Histar.-poL
Bl. S. 565—582, 656—672. Vgl. K. III. — 3) J. Heel, Die hochbegnad. Ordensschwester
Columba im Kl. der Dominikanerinnen zum h. Grabe in Bamberg. Regensburg, Newyork o.
Cincinnati, F. Pustet XII, 226 S. — 4) A. Streng, K. Gefangnisdirektor d. ZeUenge-
fängn. i. Nürnberg. Mitt a. d. Praxis und Stud. üb. Gefängniswesen u. Strafvollzug. Mit
3 lithographierten Tafeln. Stuttgart, F. Enko. 1879. IV, 176 S. — 5) L. F. Freih
v. Eber stein, k. preufs. Ing.-Hauptm. a. D. M. v. Eberstein etc. 2. Auflage; sugl. enta.
2. Folge der urkundl. Nachträge etc. 1879. 140 S. — 6) J. Bader, Ein Beitr. i. Kultnr-
gesch des XYI. Jh. Mit 23 kolor. Ansichten der zerstörten Schlösser. München, Kollerer.
128 S. vgl. Kap. II u. XV, 1. — 7) A. Schnupf, E. Hexengesch. aus dem Jahre 1723 (sock
1722) L: Neuburg. Collektan.-Bl. 44, S. 59—78.
Bayern. 111,111
und das Kloster Eaishcim an Venedig bewerkstelligt wurden and die sich an-
schließenden grofsen Unzuträglichkeiten, die diese Transporte auf den zu
passierenden Gebieten erfahren, berichtet A. Buff.1)
Zur Kulturgeschichte übergehend haben wir als die zahlreichsten Arbeiten
jene auf dem Gebiete der Kunst hervorzuheben, am hervorragendsten aber
ist hier die alte Reichsstadt Nürnberg mit ihren Künstlern vertreten. Über
Lebensschicksale und Kunstthätigkeit Nürnberger Künstler des 16. und 17.
Jahrhunderts inbesondere über den Bildhauer, Zeichner und Formschneider
Peter Flötner, den Maler, Zeichner, Formschneider und Kupferstecher Hans
Brosamer, den Maler, Kupferstecher und Medailleur Jakob Binck oder Pinck
und den Goldschmied und Kupferstecher Paulus Flint bandelt R. Bergan,9)
der auch auf die Kunstthätigkeit der Nürnberger Erzgiefser Pankraz und
Georg Labenwolf, sowie Benedikt und Johann Wurzelbauer eingeht.
Hinsichtlich Dürers8) nimmt F. Harck die Frage nach dem Zusammen-
hange der von Dürer und dem Monogrammisten W. gestochenen Blätter
wieder auf. Er kommt zu dem Ergebnisse, dafs 1) die Stiche des Meisters
W. Originale, 2) die Dürerschen Kopien nach ihnen, 3) hinter dem Mono-
gramm W. Wohlgemuth oder seine Werkstatt sich verberge, und endlich
4) Vorstudien zu diesen Kompositionen von Dürers Hand existieren.
Von dem unter dem Namen das 'kleine Kruzifix* bekannten Niello-
plättchen A. Dürers, das leider verloren gegangen, hatte Dr. Frhr. v. Sacken
angenommen, dafs es einem gegenwärtig noch in der Ambraser Sammlung
vorhandenen Schwerte Kaiser Maximilians eingesetzt gewesen sei, eine An-
sicht die von W. Boeheim4) ans mehrfachen Gründen als nicht berechtigt
zurückgewiesen wird.
Die Echtheit des Dürerschen Holzschnittes, der das grofse Krefsische
Wappen mit der Aufbesserung der Pfauenfedern darstellt, hält G. v. Krefs6)
A. v. Eye gegenüber mit triftigen Gründen aufrecht.
Mit der Ermittelung des zweifelhaften Hauses des Veit Stofs beschäftigte
sich eine Kommission des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Auf
Grund technischer und urkundlicher Untersuchung wurde es, wie G. v. Krefs
mitteilt, in dem Haus No. 939 des Prechtelsgäfsleins erkannt.
H. Wernicke6) giebt briefliche und andere Beiträge, welche u. a.
über die schlechten Vermögensverhältnisse des in Görlitz angesessenen Ver-
wandten von Veit, des Florian Stofs, und dessen Erbschaftsangelegenheiten,
Aufschlüsse gewähren. W.s Vermutung, dafs der in dem mitgeteilten Bruch-
stücke eines Testaments begegnende ungenannte Testator der bekannte
Karmeliterprovinzial und Sohn des Veit Stofs sei, ist zweifelsohne richtig.
Eine Reproduktion eines an der katholischen Pfarrkirche zu Frankenstein
eingemauerten Reliefs, Christus als Knabe darstellend, welches Veit Stofs den
jüngeren zum Urheber hat, teilt H. Luchs7) mit.
1) A. Buff, Äugst). Gefangenenhandel im vorig. Jahrb. Grenzboten, 39. Jahrg. 4. Quart
S. 1—9 u. 57—66. — 2) R. Bergau, Nürnberger Künstler des XVI. u. XVII. Jh. Wart-
burg VII. No. 3, 7. — 3) Vgl. Abt II, Kap. XIII. (Harck, Inauguraldissert Innsbruck,
Wagner. 27 S. u. L: M. d. J. f. österr. G.) — 4) W. Boeheim, Das Schwert Kaiser Max. in
den k. k. Ambraser Sammlung u. d. 'Degenknopf A. Dürers i: Report f. Kunstwissenschaft
III, S. 276—287.— 5) G. v. Krefs, Ein angezweifelter Dürerschor Holzschnitt i: Mitteil,
d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg. I. (1879). S. 93—98. — 6) Id. ibid. S. 91-94. Das
Wohnhaus des V. Stofs zu Nürnberg. — 6) H. Wernicke: Zur Familiengesch. d. Veit Stofs
i: Anzeiger f. Kde. d. dtsch. Vorzeit No. 10 u. 11. — 7) H. Luchs i.: Schlesiens
Vorzeit in Bild u. Schrift 44. Ber. S. 475 f. u. 45. Ber. S. 499.
IQ,112 XVI1- E- Mummenhoff:
Aus einem im Krefsischen Familienarcbive verwahrten, von der Hand
des Anton Krefs herrührenden Mannskript hat 6. v. Krefs1) die Kosten-
berechnnng der 1513 errichteten Statue des h. Paulus von einem Meister
Veit (Stofs?) in der Lorenzkirche zu Nürnberg veröffentlicht
Von Hans Sebald Lautensacks Ansichten Nürnbergs v. J. 1552
wurden auf Veranlassung des Nürnberger historischen Vereins nach den im
k. Ereisarchiv daselbst befindlichen Originalkupferplatten der östlichen Stadt-
seite Neureproduktionen hergestellt, wozu G. v. Imhof*) einen erklärenden
Text geschrieben hat. Das zur weiteren Erläuterung angeschlossene Ge-
schützinventar der einzelnen Türme, Bollwerke, Basteien und Vorwerke
zeugt von der Wehrhaftigkeit der Stadt in jener Zeit
Im k. Kreisarchiv zu Nürnberg befindet sich auch eine auf einer Buchs-
baumplatte ausgeführte Zeichnung v. J. 1596, welche gleichfalls einen Plan
der Stadt darstellt. Diese Zeichnung, die ohne Zweifel in Holzschnitt aus-
geführt werden sollte, rührt aller Wahrscheinlichkeit, wie G. v. Imhof1)
darthut, von einem Angehörigen der Baumeisterfamilie Peheim her.
Weiter haben wir des stilvollen 1517 entstandenen Sakramentshäuschens
in der Pfarrkirche zu Gollliofen Erwähnung zu thun, über das Hörne«4)
Bericht erstattet, dem er auch Mitteilungen über den Bau der Pfarrkirche
daselbst anschliefst
Auf das zu Regensburg befindliche Monument des 1807 gestorbenen
Freiherrn und dänischen Kammerherrn Heinrich Karl von Gleichen bezieht
sich eine von C. Will6) mitgeteilte Notiz.
Das Inventar, wie es der Würzburger Domkapitular Paulus v. Schwär*
zenberg nach seinem 1557 erfolgten Tode hinterliefs, veröffentlicht A.
Mörath.6)
Mit welcher Engherzigkeit das Gewerbe der Buchdrucker, gleich den
übrigen Handwerken, in Festhaltung alter Sitten und Gebräuche, die längst
ihre Bedeutung eingebüfst hatten, bestrebt war, unbefugte Eindringlinge oder
was man dafür ausgab, zur Hintanhaltung der Konkurrenz von der Aufnahme
in das Handwerk oder, wie die Buchdrucker selbst es nannten, die Societftt
oder Gesellschaft fernzuhalten, ist bekannt. Am lebhaftesten aber waren
ihre Machinationen und Anstrengungen, wenn es galt, Handwerksgenossen,
die den Traditionen zuwiderhandelten, oder solche, denen irgend ein Makel
anklebte, auszustofsen oder zurückzuweisen. Für Augsburg zeigt A. Buff1)
in einem bestimmten Fall, mit welchen Kampfesmitteln man einen infolge
unzeitiger Geburt als illegitim geltenden Buchdruckersohn um die Mitte
des vor. Jahrhunderts vom Handwerke auszuschließen suchte.
Für die Handelsgeschichte ist die von G. v. Imhof8) gegebene Notiz,
wie der 'König von Portugall ettlich schiff gen kalakutt schickt' etc. anxn-
führen. Zu den 19 portugiesischen Schiffen kamen noch 3, die mit deutscher
und wälscher Kaufmannschaft beladen waren. Von deutschen Kaufhäusern
1) G. v. Krefs, Die Statuo d. h. Paulos in der Loronzkirche i.: Mitteil. <L Ver. f. 6.
d. Stadt Nürnberg. I. (1879.) S. 98—100. — 2) 0. t. Imhof, ibid. II, 164—178. 173—186.
— 3) Id. ibid. S. 204. — 4) Hörn es, 40. Jahrosber. d. hist Ver. t. Mittolfnakm
S. 1—12. — 5) C. Will, Monument d. Frhrn. v. Gleichen zu Regensburg i.: Verb. d. hi»t
Vor. v. Oberpfalz u. Regonshurg. 34. 15*1. (1879.) S. 259. — 6) A. Mörath, Inventar
eine* Würzb. Domherrnhofes i.: Anz. f. Kde. d. Vorz. No. 2 u. 3. vgl. Kap. XV. — 7) A.
Buff, E. Gesch. a. d. Augsburg, ßucbdruckerleben d. vor. Jahrb.. i.: Zfechr. d. hist Ver. f.
Schwaben u. Neuburg. VII, S. 40-67. 8) G. v. Imhof, Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Statt
Nürnberg, i. (1879.) S. 100—102.
Bayern. 111,113
waren beteiligt die Welser and Fechlin von Augsburg und Memmingen, die
Fugger, Hochstetter und der Groisenpröttische von Augsburg und die Imhof
und Hirschvogel von Nürnberg.
Von kulturhistorischem Interesse ist der von G. v. Erefs1) mitgeteilte
Anschlag über Wert und Ertrag des Gründlacher Klostergutes, das der
Nürnberger Rat 1543 von den Pflegern des Almosens käuflich an sich ge-
bracht hatte.
Zwei Neujahrsbriefe der Nonne Brigitte Holzschuher und Äbtissin Klara
Pirkheimer von Pillenreuth, die Kumann*) veröffentlicht hat, mögen hier
ihrer anziehenden Form halber Erwähnung finden.
Ein Verzeichnis der im Laboratorium des der Alchymie huldigenden
Fürstbischofs Franz Anselm von Ingelheim zu Würzburg (1746 — 1749) und
der in der Hexenküche des bischöflichen Mitarbeiters aufgefundenen Hand-
und Druckschriften bringt F. Leist.*)
Von kulturgeschichtlichem Interesse und insbesondere für die Geschichte
der Medizin und Krankenflege in Regensburg nicht ohne Bedeutung ist das
1762 angefangene Tagebuch der Regensburger Stadtphysici, woraus H. v. Wul-
derdorff4) Auszüge giebt.
Für die Münzgeschichte ist A. Benies5) Arbeit über 'die Münzen der
Stadt Kauf heuern9, die 1530 das Münzrecht erhielt und 1540 bis 1555
Münzen schlug, zu verzeichnen. Ein Nachtrag enthält noch interessante
Mitteilungen über die Geldgeschichte der Stadt. Die ihm bekannt gewor-
denen und grösstenteils in seiner Sammlung befindlichen gräflichen und fürst-
lichen öttingenschen Münzen und Medaillen — auch mittelalterliche — hat
G. F. T räch sei6) zusammengestellt
Im weiteren Verlauf seiner Darstellung schildert A. Berger7) die Ent-
wicklung des Wappens der Fürsten zu Schwarzenberg, wie sie sich seit 1566
bis in unser Jahrhundert vollzog.
Auf dem Gebiete des höheren Unterrichtes haben wir Ch. Klein-
stäubers8) Forschungen, die sich mit den Studienanstalten zu Regensburg
beschäftigen, anzuführen. In kurzer Einleitung behandelt er die alten Ge-
lehrtenschulen der Stadt, die vom Kloster St. Emmeram, die Domschulen,
die Schule beim Kollegiatstift zur alten Kapelle, im Schottenkloster, bei den
Dominikanern und Franziskanern, um dann auf das Gymnasium poeticum,
das sich 1537/38 aus der, zwischen 1521 und 1524 vom Rat in das
Augustinerkloster verlegten Lateinschule entwickelte und mit dem 1811 das
katholische Gymnasium St. Paul verbunden wurde, als dem eigentlichen
Gegenstande seiner Darstellung näher einzugehen. Über die Entwicklung
und Bedeutung des Gymnasium poeticum, über die Organisation und Methode
des Unterrichts, die Beförderungsmittel des Studiums, als Bibliothek, Stipen-
1) G. v. Kroffl, Wert u. Ertr. o. ohem. Rloetorguts i Nürnb. Geb. i. J. 1543 i.: Mitt. d.
Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, II. S. 198—203. — 2) Kamann, ibid. S. 195—198. —
3) F. Loist, £. archival.-biblioth. Kuriosum! i. : Corresp.-Bl. d. dtsch. Archive. III. S. 103
— 105. — 4) H. v. Wuldordorff, Auszüge a. einem Tagebuche der Regensburger Stadt-
physici im 18. Jahrhundert, i.: Verb. d. hist. Vor. y. Oberpfalz u. Regensburg. 34. Bd. (1879.)
S. 290 — 296. — 5) A. Behle, Münzen d. Stadt Kaufbeuern. Kaufbeuern, Mayr. 35 S. u.
6 Taf. — G) 0. F. Trac.hsel, Übersicht d. bek. gräfl. u. fürst 1. Ötting. Münzen i.: Numismat.
Ztschr. 12. Bd. S. 445-447. Vgl. u. S. 123. — 7) A. Berger, Hist Entw. d. Stamm-
wappens der Fürsten zu Schwarzenberg. — 8) Ch. Kleine tauber, Ausführt. Gesch. der
Studienanstalten in Rogensburg. 1538-1880. I. Teil. Gesch. d. evang. reichstadt. Gymnasii
poetici. (1538-1811.) i : Verhandl. d. histor. Vor. von ObeTpfol» u. Rogensb., 35. S. 1—152.
Historisohe Jahresberichte. 1880. III. 8
111,114 XVII. H. Mummenhoff:
dium uiid Alumneum, Erziehung der Schüler etc. erhalten wir an der Hand
eines reichhaltigen Materials Aufschlüsse.
Eine Geschichte des Carolo-Alexandrinum, welchen Namen die Fürsten-
schule zu Ansbach von 1773 bis 1806 führte, sowie des mit dieser Anstalt
verbundenen Alumneums bietet L. Schiller.1) Ein Anhang, 'Rückblicke
auf das Leben eines ehemaligen Alumnus zu Ende des 18. Jahrhunderts* ist
kulturhistorisch nicht ohne Interesse.
Die litterarische Thätigkeit des Benediktiner-Ordens sowie dessen Ver-
dienste auf dem Felde des Unterrichts und der Erziehung seit 1750 schildert
A. Lindner. 2) Im besonderen tritt uns ihre Lehrthätigkeit an den Uni-
versitäten zu Salzburg, Ingolstadt- Landshut-München, Würzburg, Bamberg,
Fulda und Erfurt, an den Lyceen und Gymnasien zu Freising, Straubing,
Neuburg a. D., München, Ettal, Benediktbeuern etc. und den Anstalten,
welche die Bildung des Ordensklerus selbst bezweckten, entgegen. Weiter-
hin ist die Pflege der Wissenschaften durch die Benediktiner überhaupt, ihre
schriftstellerische Thätigkeit, ihre wissenschaftlichen Sammlungen und Reisen,
sowie der disziplinare Zustand des Ordens im 18. Jahrhundert und seine
Aufhebung Gegenstand der Darstellung, welche schliefslich noch die einzelnen
Abteien in Bayern, Schwaben und Franken berücksichtigt.
Noch zu bemerken für die Gelehrtengeschichte ist das von G. v. Krefs1)
mitgeteilte Kondolenzschreiben vom 9. September 1534, welches der mark-
gräfliche Kanzleirat und Statthalter Georg Vogler aus Anlafs des Todes des
Stadtschreibers Lazarus Spengler an den obristen Hauptmann Chr. Kreis
richtete. Es legt Zeugnis ab für das Ansehen, welches der einflufsreiebe
und gelehrte Verstorbene auch an den fürstlichen Höfen genofs.
Drei von Loose4) edierte Briefe des Johannes Aurifaber an den Rats-
herrn Paulus Beheim in Nürnberg sind hauptsächlich nur aus dem Grunde
hier zu vermerken, weil sie an die letztere Person gerichtet sind. Was sie
enthalten, wie Mitteilungen über einen Band von Aurifaber in Eisleben ver-
öffentlichter Tischreden Luthers und die politischen Verhältnisse — bis anf
die Grurabachischen Händel — gehört nicht hierher. —
Georg Hörn, der für seine Zeit so hervorragende Philologe und Ge-
schichtsschreiber, ist aus dem Grunde hier anzuführen, weil er aus einer
Familie stammte, die schon seit dem 13. Jahrhundert in der Gegend von
Nürnberg sefshaft war und selbst durch Geburt und Erziehung Bayern an-
gehört. Seine Wiege stand in Kemnath in der Oberpfalz und nach maunig-
fachen Wechselfallen in der wilden Zeit des 30jährigen Krieges genofs er
den Uuterricht an dem berühmten Gymnasium Aegidianum zu Nürnberg und
lag dann an der Universität Altdorf seinen Studien ob. Nachdem er diese
in Leiden vollendet, entfaltete er als Lehrer an der neugegründeten Univer-
sität Hardeswic eine umfassende Thätigkeit. Einem Rufe des Kurfürsten
Karl Ludwig von der Pfalz an die Universität Heidelberg leistete er nicht
1) L. Schiller, Das Carolo-Alexandrinum. 3. Beitr. z. Gesch. d. Schale etc. Beil t.
Jahresb. d. k. Stadionanstalt Ansbach f. 1879/80. Ansbach, Brtigel u. Sohn. 54 S. —
2) A. Lindner: Die Schriftsteller u. d. am Wissensch. a. Kunst verdienten Mitglieder des
Benediktiner-Ordens i heut. Königr. Bayern v. J. 1750 bis zur Gegenwart 2. Bde. Begeat-
burg. In Kommiss. der Huberschen Buchhandl. in Schrobenhausen. XIII, 314, VHI, 303 8.
— 3) G. t. Krefs: Ein markgräfl. Kanzleirat über Laz. Spengler. L: Mitteü. d. Ver. ftr
Gesch. d. Stadt Nürnberg. I. (1879). S. 94 u 95. — 4) Loose, Drei Briefe d. Jon. Auri-
faber a. d. Ratsherrn! Paulus Beheim in Nürnberg i.: Anz. f. Kde. d. dtach. Vor». 7 u. 8.
Vgl Kap. II u. X.
Bayern. 111,115
Folge und als er später, seiner Professar in Leiden überdrüssig, in seine
Heimat zurückkehren und nach Heidelberg übersiedeln wollte, ereilte ihn der
Tod i. J. 1670. Seine Bedeutung als Historiker hat J. v. Schmitz-Auer-
bach1) geschildert.
Bezüglich des Alexander von Humboldt und Cuvier nahestehenden Martin
Oppel (1783 — 1820), des Naturhistorikers u. vortrefflichen Reptilienzeichners,
von dessen Hand sich unter den Bilderhandschriften der k. bayerischen Hof-
und Staatsbibliothek unter der Aufschrift 'Oppels Aquarellzeichnungen von
Reptilien1 392 Blätter in vier Bänden vorfinden, berichtet A. Gutenäcker. *)
Joseph August von Törring, den Dichter des Schauspiels 'Kaspar der
Thori-inger* und des Trauerspiels 'Agnes Bernauerin' charakterisiert 0. B rahm8)
in seiner Bedeutung als Dramatiker und als Vorläufer und Vorbild einer
Reihe bayerisch-patriotischer Dichter.
Dem auf pädagogischem, belletristischem und sprachlichem Gebiete her-
vorragenden Schriftsteller Ludw. Ansbacher (geb. 1784 zu Markt Türkheim,
erst Geistlicher, dann Professor am Münchener Kadettencorps, gest 1847),
hat Jos. Sarreiter4) eine Studie gewidmet.
Die Geschichte des Dorfes Lambrecht in der Pfalz 5) erregt für die Neu-
zeit besonderes Interesse durch die Einwanderung flüchtiger Wallonen 1566
bis 1569 und des von ihnen schwunghaft betriebenen Tuchmachergewerbes
mit eigentümlichen Satzungen. Unerquicklich, aber belehrend für die Ver-
hältnisse des alten Reiches, sind die Streitigkeiten zwischen Kurpfalz und
dem Bistum Speyer.
Die Geschichte des bayerischen Adels betrifft das 'Verzeichnis der
Familien, die in den Kirchenregistern von St. Gumberti in Ansbach erwähnt
sind';6) leider fehlt jede Angabe, welchen Zeitraum jene Kirchenbücher
umfassen.
Von den Opfern, welche die Schlacht bei Höchstedt (13. August 1704)
forderte, sind 56 Offiziere, die ihren Wunden bis zum 26. Dez. dess. J. er-
lagen, in dem fast 4 Meilen entfernten Nördlingen begraben.7)
Die recht naiv motivierte Bitte der Stadt Dinkelsbühl, das provisorisch
nach Wetzlar verlegte Reichskammergericht ihr zu gute kommen zu lassen,
teilt R. Göcke mit.8)
1) A. y. Schmitz-Auerbach, Georg Hörn, ein deutsch. Geschichtsschreiber d. XVII. Jh.
Programm des grofsherzogl. Gymnas. zu Karlsruhe 1879/80. 4°. Karlsruhe, Braunsche Hof-
buchdruckerei. — 2) A. Gutenacker, Michael Oppel. E. Beitrag i. bayer. Kunst- u, Lit-
Gesch. i. Hist polit Bl. Bd. 86. S. 603 ff. — 3) 0. Brahm, Joseph August v. Törring,
Im neuen Reich. 1880. B. I, S. 805—814. - 4) J. Sarreiter, L. Ansbacher. Ein Bei-
trag z. dtsch. Litter.-Gesch. München, Lindauer. 54 S. — 5) 8. Abt II, Kap. XIII, 8. 104.
— 6) Deutscher Herold XI, 158 ff. — 7) C. t. B., ibid. XI, 103. — 8) B. Göcke, Die
Reichskammergerichtsfrage 1692, in Picks Monatsschr. 575 f.
8»
111,116 XVIII. 1. Dittrich:
XVIII.
DittPioh.
Österreich-Ungarn,
i.
Österreich 1526-1815.
Im allgemeinen ist die Zahl der bedeutenden Erscheinungen diesmal
gering und eine gewisse Stagnation in der historischen Produktion ein-
getreten.
Von dem zweiten Bande von Wiedemanns Reformationsgeschichte l) gut
in allem und jedem das vom ersten Bande (Jahresber. II, 3, 141) Gesagte.
Absoluter Mangel an systematischer, historischer Darstellung und konfessio-
nelle Einseitigkeit finden sich wieder. Von eigentlicher Reformation ist
kaum an einzelnen Stellen die Rede. Das ganze Buch enth< eigentlich
nur ziemlich ungeordnete Beiträge zur Geschichte des Wiener und Passauer
Bistums und zwar in 4 Büchern, so dafs immer ein Buch der Geschichte
des Bistums, das andere den zugehörigen Pfarreien gewidmet ist Die Ge-
schichte des Bistums besteht in der Aufzählung der Bischöfe und der in ihre
Zeit fallenden Ereignisse, wobei politische Erlässe, Flugschriften, liturgische
Vorschriften, Gebetsformeln u. s. w. in bunter Reihe erscheinen. Über
Maximilian II. wird wegen seiner geheimen evangelischen Neigungen in
schärfster Weise abgeurteilt. Einteilungsgrund und allgemeine Gesichtspunkte
treten nirgends hervor, ja selbst die chronologische Folge ist nicht immer
eingehalten. Vereinzelt ist dann auch von den Prädikanten und ihren Lehren
die Rede, sowie von Konversion von Jesuiten zum Luthertum und umgekehrt
vom Obertritt Evangelischer zur römischen Kirche. An Tbatsachen ist eine
grofse Fülle mitgeteilt; doch sind dieselben erst zu sondern und richtig ra
verarbeiten.
Mayer8) giebt Beiträge zur Geschichte der Gegenreformation. Er macht
Mitteilungen aus einer im Jahresbericht (II, 3, 139) erwähnten ehemals im
Schlüsselburger Archiv, jetzt im Museum zu Linz befindlichen Handschrift,
über die Vernichtung der Reformation in Steiermark, Kärnten und Kram.
Die Darstellung von Rosolenz sowohl, als der protestantische Bericht er-
fahren viele Ergänzungen; so zeigt sich, dafs sowohl in Eisenerz als Auwee
und anderen Orten zum Prangerstehen und zur Ruthe gegriffen, viele Personen
des Landes verwiesen wurden; protestantische Kirchen — z. B. in Rottenmann,
Scharfenau — wurden zerstört. In Kärnten war zwar die protestantische Kirche
besser konsolidiert, aber die offene Gewalt siegte auch hier, da schonungslos
vorgegangen und erworbene Rechte nicht geachtet wurden. Einige Briefe
aus jener Zeit finden sich in den Beilagen.
1) Th. Wiedemann, Gesch. d. Ref. n. Gegenref. im Lande u. d. Enas. 2. Bd. Png,
Tempsky. IV, 686. 8°. — 2) F. M. Mayer, Z. Gesch. Inneröaterreicha i. J. 1600. (Fonea.
z. deutsch. Gesch. 503-550.)
Österreich-Ungarn. (Österreich 1626—1815.) 111,117
Dem 18. Jahrhundert gehören zwei von Wertheimer1) herausgegebene
Aufzeichnungen aus dem Archiv des französischen Ministeriums der aus-
wärtigen Angelegenheiten an; die eine: Tortraits de la cour de Vienne1 ist
vielleicht vom französischen Gesandten in Wien, Marquis de Darfort, anfangs
1770 abgefafst, die zweite in Versailles gewissermafsen zur Orientirung des
Prinzen Louis de Rohan für seine Gesandtschaft nach Wien zusammen-
gestellt. Zuerst wird in Regestenform eine deutsche Übersicht des Inhalts
gegeben, dann folgen die französischen Originale. Die Urteile sind prftcis,
ziemlich richtig und wohl benutzbar. — Zeitgemäß erscheinen die Angaben
Langers8) aber frühere Beziehungen Österreichs zu Bosnien und Herze-
gowina. Als im J. 1737 Österreich an die Türkei den Krieg erklärte, ver-
suchte ein Teil der Albanesen unter dem Patriarchen von Ipek, Arsenius
Joannovich, und ebenso Bewohner der Herzegowina den Anschlufs an Öster-
reich unter bestimmten Bedingungen; die Unterhandlungen wurden aber gegen-
standslos durch die Niederlage der Heere Karls VI. und den abgeschlossenen
Belgrader Frieden. Dies wird aus Akten des Reichskriegsministeriums und
des Hofarchives entwickelt.
Das ganze 18. Jahrhundert mit einem Teil des vorhergehenden; um-
faßt Wolf. 8) Eine längere Einleitung orientiert über die allgemeinen poli-
tischen, besonders aber die inneren Zustände der österreichischen Länder
von Leopold I. bis Leopold II., worauf sieben geschichtliche Bilder folgen,
welche den Kulturzuständen jeuer Zeit entnommen sind und sowohl das
Bergwerksleben in Obersteiermark als die Rolle des Adels in ständischen
und staatlichen Diensten schildern. Das Bürgertum ist durch zwei Bürger
aus Olmütz und Graz vertreten, nur der Bauernstand fehlt, weil eben aus
diesem Stande keine Aufzeichnungen vorhanden sind. — Mit besonderem Eifer
wird unter Auspicien der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Generalstabs
die Kriegsgeschichte gepflegt Fast jährlich erscheinen einige neue Regiments-
geschichten. So gehört noch dem vorigen Jahre die Geschichte des Regi-
mentes Deutschmeister.4) Im J. 1695 errichtet, hat es an den Kriegen
gegen Franz Rakoczy II. zwischen 1707 — 1710, dann am polnischen Erb-
folgekriege teil genommen. Besonders ausgezeichnet hat sich das Regiment
bei Kolin. Die Schlachten werden erzählt, Verlustlisten werden, wo dieselben
ermittelbar, mitgeteilt, Details aus den Archiven angeführt Mit dem Ab-
marsch nach Cattaro 1879 schliefst das Buch, das mit mehreren trefflichen
Uniformbildern geziert und sonst glänzend ausgestattet ist. — Vom selben
Verfasser5) ist die Geschichte des 8. Huszaren-Regiments. Durch Leopold I.
am 20. Februar 1696 als Deakhuszaren errichtet, nahm es gleich teil an
der Schlacht bei Zenta, war dann im spanischen Erbfolgekriege 1701 — 1707
vorzugsweise in Italien, später auf dem belgischen Kriegsschauplatze beteiligt,
kämpfte 1716 bei Peterwardein, im polnischen Erbfolgekriege in Italien, im
österreichischen bis 1745 in Deutschland, dann in Italien, im 7 jährigen Kriege
bei Prag und Kolin. In den Revolutionskriegen finden wir es bei Alden-
1) Ed. Wertheimer, Zwei Schilderungen de« Wiener Hofes im 18. Jahrh. (Archiv f.
Österr. Gesch. 62. Bd., 199—237.) — 2) Joh. Langer, Nordalban. u. d. Herzegow. Untor-
werfungsanerb. an Österreich 1737—1739. (Ibid. S. 239—304.) — 3) Ad. Wolf, Geschichtl.
Bilder aus Österreich. II. Bd. Aus dem Zeitalter d. Absol. n. d. Aufklär. Wien. Braumüller.
Y, 414. gr. 8°. — 4) Gustav Ritt. Amon v. Treuen fest, Gesch. des k. k. Inf.-Reg. Hoch-
u. Deutschmeister No. 4. Wien, 1879. Selbstverlag. VI, 726 S. 8°. - 5) Den. Gesch.
des k. k. Huszaren-Reg. Alox. Frhr. v. Koller. No. 8. Wien, Selbstverlag. IV, 603. 8°.
111,118 XV11L 1. Dittrich:
hoven, Bassano, Marengo, Aspern, Wagram, Dresden, Leipzig, Hanau, im J.
1866 bei Jicin nnd Königgrätz, zuletzt in Bosnien.
Eine Geschichte des 62. Inf. -Reg. ist von Bichmann1). Die Form
ist chronologisch nach Jahren seit der Errichtung 1798; die Erzählung der
Feldzüge besonders ausführlich, so die Teilnahme an den Kämpfen in Italien
und den Alpenländern 1809, gegen Murat 1815. Am interessantesten ist die
Geschichte des Regiments in den ungarischen Kämpfen von 1848 und 1849.
Die allgemeine Zersetzung hatte auch hier gewirkt und den Geist des Re-
giments geschädigt. — Eine kurze Notiz in Maines' Jahrbüchern *) über das im
passendsten Momente erfolgte Eintreffen der Dampierreschen Kürassiere im
kaiserlichen Burghofe zu Wien am 5. Juni 1619 ist Gindelys Geschichtswerk
entnommen.
Thürheims Gedenkblätter3) sind jetzt vollendet. Der Yf. beabsichtigt
in kürzester Form 'die ruhmvollsten Erinnerungen aus der Kriegsgeschichte
des kaiserlichen Heeres regimenterweise zu sammeln und wachzurufen'. Sorg-
fältig erscheinen die im Anhange angeführten Quellen gesammelt, darunter
nicht nur alle erschienenen Regimentsgeschichten, sondern auch vieles Unge-
druckte benutzt; die Angaben sind kurz, aber vollständig ausreichend und
das Buch jedenfalls ein sehr wichtiges Nachschlagebuch. Der 1. Band ent-
hält die Infanterieregimenter und die Jäger, der zweite die Kavallerie und
übrigen Truppenkörper. Die Anordnung ist in der Weise getroffen, dafs bei
jedem Regimen te die Uniformirung, die Ergänzungsstation, dann die Inhaber
angegeben werden. Es folgen dann die Feldzüge und Kriegsereignisse in
chronologischer Ordnung, endlich unter besondern Rubriken die Tapferkeits-
auszeichnungen und besondern Denkwürdigkeiten. —
Der österreichischen Verwaltungsgeschichte dient die neueste Publikation
des bis in sein hohes Alter stets thätigen und fleifsigen d'Elvert,4) Mehr
als die meisten vorhergehenden Werke zeigt es übersichtliche Gruppierung
des Stoffs, der zwar die ganze österreichische Verwaltung umfafst, aber mit
besonderer Hervorhebung der böhmischen Lande. Die Zeit bis 1526 wird
nur kurz skizziert, die folgende in 5 Perioden gegliedert: von 1526 bis auf
Ferdinands II. Reformen 1621; von hier bis auf Maria Theresia; unter
Maria Theresia; von Joseph II. bis 1848 und von da bis zur neuesten Zeit
Innerhalb der einzelnen Perioden werden die verschiedenen Ämter und ihr
Wirkungskreis in geschichtlicher Entwicklung gezeichnet und darauf bezüg-
liche Aktenstücke an entsprechenden Stellen mitgeteilt Von grofsem Werte
sind die der 4. Periode einverleibten Obersichten über alle Persönlichkeiten,
welche seit dem 16. Jh. Landesämter in Mähren bekleidet haben. — Es
werden innerhalb jeder Periode die Landesämter, dann die Finanzbehörde,
Justizbeamten, Münzbeamten, die politischen Würdenträger n. s. w. behandelt
Bermanns Werk6) über Maria Theresia und Kaiser Josef gehört noch
1) W. Bichmann, Chronik d. k. k. Inf.-Reg. No. 62, dermalen Prinz Lodw. ▼. Bayern
Wion, Selbstverlag. XII, 504 S. 8°. — 2) G. v. Marees, Jahrb. f. d. deutsche Armee ud
Marine. 34. Bd. 315—319. — 3) A. Graf Thürhoim, Gedenkblätter a. d. Kriegsgesdu
der k. k. österr. Armee. Wien u. Teschen, Prochazka. 2 Bde. gr. 8°. XU, 571. IV, 804.
— 4) Christ. £. d'Elyert, Zur österr. Yerwaltangsgesch. mit besond. Rücksicht aaf die
böhmischen Länder. Brunn, Carl Winiker. VIII, 764 S. 8°. Vgl. u. S. 123. — 5) IL Ber-
mann, Maria Theresia u. Josef II, in ihrem Leben and Wirken etc Wien, Hartleben. VQ,
960 S. Über e. einzelnen Punkt aus der Geschichte dieser Zeit handelt auf Grund von u-
edierten Aktenstücken: £. Reimann, s. t. : 'Über d. i. J. 1766 beabsicht Znsammenkaift
Fr. U. u. Jos. IL i. : Z. f. pr. G. u. L. XVII, 307—24. Vgl. o. Kap. IV. (A. III, 28.)
Österreich und Ungarn. (Österreich 1626—1815.) 111,119
zu den populären Werken und seinem Hauptinhalte nach mehr dem weiteren
Gebiete der Kulturgeschichte an. Maria Theresias und ihres Sohnes Lebens-
schicksale bilden den roten Faden, an welchem in bunter Reihe politische
Ereignisse, Schilderungen des Hofes berühmter Zeitgenossen, Wiener Stadt-
geschichte u. s. w. sich anreihen. In letzterer Richtung giebt das Buch
reiche Ausbeute, und viele sehr treffende, zum Teil nach alten Bildern ge-
machte Holzschnitte zieren es. — Die Pflege der Provinzialgeschichte wird fast
in allen Kronländern von besondern Geschichtsvereinen besorgt, deren Publi-
kationen freilich nur selten über das Lokalinteresse sich erheben. Folgende
sind hervorzuheben:
Die Zeitschrift des Ferdinandeums x) enthält neben einem kurzen Lebens-
bilde des Malers Jakob Fink (1821 — 46) kleine Beiträge zur Verbreitung
des Protestantismus im Zillerthale, zur Handhabung der Censur im 18. Jh.,
sowie über Jakobinerfurcht am Ende desselben.
Tn der Carinthia*) sucht Buzzi zu erweisen, dafs der Verfall der Gold-
und Silberbergwerke in Kärnten nicht eine Folge der Gegenreformation sei,
dafs vielmehr der Verfall derselben schon vor den katholisierenden Be-
strebungen der Erzherzöge Karl und Ferdinand beginne und Mangel an Erz
die letzte Ursache war.
Höchst wertvoll ist Newalds9) Studie über den Grafen Niklas Salm.
Dieselbe erschien aus Anlafs der Aufstellung von Salms Grabdenkmal in der
Votivkirche in Wien und giebt auf Grund eingehender archivalischer For-
schungen einen genauen Überblick über sein Leben nach dem gegenwärtigen
Stande unserer Kenntnis. Viele falsche und zweifelhafte Angaben Hormayrs
über seine ersten Kämpfe werden berichtigt, dagegen seine Beteiligung am
Schweizerkrieg (1499), am Landshuter Erbfolgekriege (1505), am Friauler
Krieg (1508), sowie an dem gegen Venedig (1509 — 16) sicher gestellt. Schon
1522 — 1523 diente er als Feldhauptmann gegen die Türken, war in hervor-
ragender Weise bei der Gefangennahme Franz' L in der Schlacht bei Pavia
beschäftigt, fungierte 1525 als Feldhauptmann in Steiermark, wo er den
Bauernaufstand dämpfte, kämpfte 1527 gegen Zapolya in Ungarn und zeichnete
sich endlich bei der Verteidigung Wiens besonders aus. Über letztere finden
sich aus Akten eine Menge neuer Details.
Mit der speziellen Lokalgeschichte eines kleinen Teils von Nordböhmen
beschäftigt sich Focke.4) Während die ersten drei Kapitel des ersten
Bandes die älteste Zeit bis zur Reformation behandeln, ist das vierte den
Herren v. Bünau gewidmet, deren Einwanderuug und Besitzstand sowie
Familienverhältnisse nach den verschiedenen Seitenlinien angegeben werden.
Obwohl sie am böhmischen Aufstande von 1620 keinen Anteil nahmen,
daher im Besitze ihrer Güter blieben, müssen sie 1628, da sie nicht katho-
lisch werden wolleu, ihre Güter an die in Tirol ansässige Familie Thun und
zwar den Freiherrn Christoph Simon Thun verkaufen. In einer kurzen Über-
sicht werden die kriegerischen Ereignisse in jener Gegend und die kirch-
lichen Verhältnisse wahrend der Reformation behandelt-, ausführlich werden
1) Ztschr. d. Ferdinandeums f. Tirol u. Vorarlberg. III f. 27. Hft Innsbruck, Wagner.
2) Buzzi i. : Carinthia. Ztachr. f. Vaterlandskunde etc., her. Frhr. v. Jabornegg. Klagen-
furt, v. Kleinmayer. 70. Jg. — 3) Newald: Graf Niklas Salm i.: Berichte u. Mitteil, des
AltertumsTer. in Wien. XVIII. Bd. S. 1—122. 7 Tafeln. 4°. — 4) P. Franz Focke,
A. d. ältesten Geschichtsgebiete Deutschböhmens. 1879. Selbstverlag des Verfassers. 2 Bde.
XV, 438. XII, 410. 8°.
111,120* XVUI. 2. Th. Tupetz:
die Rechtsverhältnisse, insbesondere die Privilegien und Rechte der Stadt
Tetschen erörtert. Der Rest des Bandes beschäftigt sich mit der Familie
Thun -Hohen stein and deren Besitzungen im Elbthale bis auf den heutigen
Tag-, er beginnt mit den Besitzern in chronologischer Reihenfolge and ihrem
Lebensgange, dann folgt eine Schilderung der kriegerischen Ereignisse (beim
J. 1866 verläfst den Vf. seine sonst oft bewiesene Objektivität, und er er-
geht sich in starken Ausdrücken gegen Preufsen), dann der kirchlichen Zu-
stände, wobei die religiösen Bestrebungen der Familie Thun namentlich her-
vorgehoben werden (auch der Vf., Pfarrer in Königswald, steht unter ihrem
Patronat), endlich der Schul- und Rechtsverhältnisse. Der zweite Band ge-
hört ausschliefslich der Topographie, sowie den Industrie- und Handels-
verhältnissen des behandelten Gebietes an.
Aus den beiden letzten Bänden von Wurzbachs Sammelwerk1) sind
hervorzuheben die Artikel über die Familien Stubenberg und Sulkowdri,
über den Prälaten von St. Florian, den Historiker Stülz (40. Bd.), über
Gerhard van Swieten, die Familien Sylva-Taroucca, Szap&ry, Szechänyi
(41. Bd.).
TlL Tupetz.
2.
Böhmen-Mähren 1878-1880.
Durch den Humanismus, dessen spätes Eindringen in Böhmen wir oben,
d. i. am Scblufs unseres Berichts über das Mittelalter *) hervorhoben, drangen
auch viele lateinische Wörter und Wendungen in die tschechische Sprache
ein, worüber ein kleiner Aufsatz von Sindelar handelt Wichtiger ist, dafe durch
denselben auch die Rezeption des römischen Rechtes wesentlich gefördert
wurde; ein Werk von Ott, welches speziell die Rezeptionsgeschichte des
kanonischen Prozesses in den böhmischen Ländern zum Gegenstande hat und
von Fachkundigen mit lebhaftem Beifalle begrüfst wurde, gedenkt neben
anderen Faktoren auch des Humanismus als eines fördernden Elementes.9)
Die von dem Prager Stadtschreiber Briccius in ähnlichem Geiste versuchte
Reform der böhmischen Stadtrechte (1536) hat den Stoff zu verschiedenen
Arbeiten geliefert, welche teils die Person des Stadtschreibers selbst, teils
die Aufzeichnungen desselben und die darin benutzten Quellen behandeln.
Endlich ist auch in diesem Zusammenbange eines umfangreichen Werkes
über die Verwaltungsgeschichte Mährens zu gedenken, welches äufserlich aller-
dings bis in die ältesten Zeiten zurückgeht, aber ausführliche Mitteilungen
doch erst für die Zeit nach 1586 zu bieten vermag.4)
1) Court v. Wurzbach, Biogr. Lexicon den Kai Herturas Österreich. 40. 41. Bd. 368.
314 S. 8°. Wien, Staatsdruck oroi. — 2) S. o. II, Kap. XXXII. — 3) Sindelar, Üb. d L*
tinis. d. böhm. Sprache im 15. u. 16. Jh. (0 latininouini jazykaft) Progr. d. Gymn. in Pisek; Ott,
Kezeptionsgosch. d. k. Pr., Leipzig, Breithaupt & Härtol, 1879. — 4) Codex juris Bohemiri,
IV, 3. Verl. d. Juristen ver. Vsehrd. Celakovsky, Beirr, z. Lebcnsgesch. des M. Briccius (PH-
spfcvky k zivotopisu M. B.) C. Ö. M. 1880, 3. u. 4.: im Zusammenhange damit steht auch: Öe-
akovsy, Üb. d. Bechtshandschriften d. St. Loitmeritz (0 praynich rukopisech in. L.) Ö. Ö. M-
1879, 1. u. 1880, 3 u. 4 und Dvorak, S. Kaudnitzer Handschrift der Distinkticmabucher d.
Sachsenspiegels (Roudn. ruk knih dint. prava Sask6ho), ebenda.; D'Elvert, Zur ostarr. Ter-
«aJfum/sgeech. Brunn, 1880, Winiker, Verl. d. hist.-stat. Sektion d. mihr. Ges. t landwk
Österreich and Ungarn. (Böhmen-Mähren 1878—1880.) IQ 121
Für die Geschichte der Reformation ist nur ein Aufsatz von Goll
interessant, welcher den Beziehungen Luthers zu den Lehren seines böhm.
Vorgängers, Joh. Hos, von der ersten, noch feindseligen Bekanntschaft bis
zur Erkenntnis der nahezu vollständigen Übereinstimmung nachzugehen unter-
nimmt. *) — Der Vf. der neuesten Geschichte Ferdinands I. bietet einen klei-
neren Aufsatz über die unter diesem Fürsten abgehaltenen General land tage2)
der 'böhm. Krone'; die Herausgabe der Landtagsverhandlungen selbst ist nun
schon bis zum J. 1557 vorgeschritten, enthält also auch die Berichte über
die Verhandlungen zur Zeit des böhmischen Aufstandes 1547. Ein ver-
wandtes Unternehmen, die Herausgabe der Landesordnungen, bietet vorläufig
die Landesordnung von 1549: Einige Urkunden zum böhmischen Aufstände,
auf das Verhältnis Kaspar Pflugs zur Stadt Schlaggenwald bezüglich, hat auch
Beyer zum Abdruck gebracht.8) Der Bericht über das durch den Auf-
stand mit veranlagte Martyrium des Brüderbischofs Augusta, deren zweiter
Teil wahrscheinlich von dem Gefährten Augusta's, Bilek, verfafst wurde, ist
unter dem nicht ganz zutreffenden Titel 'Leben des Joh. Augusta' (die Er-
zählung bezieht sich nur auf die JJ. 1548 — 1564) herausgegeben worden;
auch die Lebensgeschichte des Olmützer Bischofs, Johann Dubravius (1542 —
1553) hat in Rybicka neuerdings einen Darsteller gefunden.4) — Interessant
ist der auf religiösem Hasse und kleinlichem Erwerbsneid beruhende Kampf
der streng katholischen Stadt Budweis gegen die ketzerische, aber von den
Kaisern aus gewinnsüchtigen Beweggründen beschützte Bergstadt Rudolfstadt,
welcher erst nach der Schlacht am weifsen Berge mit dem Siege der Bud-
weiser endigte. Für die nationalen Verhältnisse in dieser Zeit ist die
schon oben erwähnte Geschichte der sprachlich gemischten Stadt Neuhaus
lehrreich. 5)
Eine ganze Litteratur hat sich um die Personen der letzten Rosenberge
angesammelt; ihren Ausgangspunkt bildet gröfstenteils die gleichzeitige, von
Wenzel Brezan verfafste Biographie des Peter Wok. Auch das Treiben der
Alchymisten, Astrologen und anderer Wundertbäter sowohl auf den Schlössern
der Rosenberge, als auch am kaiserlichen Hofe zu Prag hat wiederholt zur
Darstellung gereizt.6)
Wichtiger sind einige neue Notizen über den Aufenthalt Keplers in
1) Wie Luther über Hus geurteilt hat (Jak soudil L. oHusovi) Ö. Ö. M. 1880, 1. —
2) Bezek, Böhm. Generallandtage bis 1547 (Generilni snemy). Progr. d. Comm. 0. R. in
Prag 1880; Job. u. Hermengild JireSek, SammL d. Landesordnungen Böhmens, Mähren«
und Schlesiens iSbirka zrizeni zemsk^ch). I. Böhm. Landesord. d. 16. Jhs. Prag, 1879, Verl.
d. Ver. böhm. Juristen Vsehrd; die böhm. Landtagsverh. v. J. 1526 an.) 11. Bd. 1546—57.
Prag, 1880, Verl. d. böhm. Landesau »schasse s. S. 831. — 3) Beyer, Aus den Tagen
Kasper Pflugs (Mitteil. 19, 2). — 4) Zivot Jana Augusty. Prag, 1880. Verl. d. Comenius-
yereins (Spolek Komenskjf). S. 190; Rybiäka im Ö. Ö. M. 1878, 1. u. 2. — 5) Tief-
trank, Über den Streit d. St. Budweis u. s. w. (0 sboru m. Budejoyic) Ö. Ö. M. 1878, 3.
Ähnlichen Inhalts ist Zoubek, Über die kirchlichen Zustände in d. Gegend v. Podubrad
1550—1665 (0 vecech cirkevnich na Podebradsku) Ö. Ö. M. 1878, 1 u. 2. Vgl. o. Abt. III.
Kap. XXXII. — Als ein Quellenwerk von Bedeutung dürfte sich erweisen: Ermler. Reg- dipl.
nee non epistolaria Bohemiae et Moraviae II , 1253- -1310. Desgl. Codex jur. Bohem- T. IV.
p. 3: Monum. jur. munieip. Ein Beitr. dazu ist auch: Dudik. necrol. Olraucens i.: Arch f. Östr
Gesch. — 6) MareS, W. Brezan s Leben d. Peter Wok v.vRosenberg. (V. B. ftvot P. V. z. B.) Ver-
lag d. Matice ceska. S. 297. Prag. 1880 in Komm. b. RivnaS; ders., Wenzel Brezan (Vacslav B.)
im Ö. Ö. M. 1878, 1; Rybi$ka, die letzten Rosenberge und ihre Erbschaft (Posledni Rozm-
berkorä a. j. död.) in Ö. Ö. 1880, 1 — 4; Wagner, Deutsche Korrespondenz d. Rosenberge.
(Mitt. 19, 1.); ders., Nachtrag z. wissensch. Schwindel a. d. südl. Böhmen 1570—91; (Mitt
19, 2) Sratek, Kulturhisi Bilder s. o. Abt II Kap* XXXII.
111,122 XVlll. 2. T1l Tupetz.
Prag und Sagan, welche Dvorsk^ veröffentlicht hat1) Auf die Kultur-
verh<nisse in Böhmen unter Rudolf IL wirft auch ein Streit zwischen dem
Abte von Plafs und dem Besitzer der Burg Kaschau, welcher durch die
dabei vorgefallenen Brutalitäten an das Treiben des bekannten Marchese
Julio erinnert, ein düsteres Licht.8)
Für die ersten Jahre des dreißigjährigen Krieges ist von Wichtigkeit
die Veröffentlichung der venezianischen Gesandtschaftsberichte aus Wien
1618 — 1620, der Abdruck einer Anzahl von Urkunden über das Verhalten
Kursachsens zur Kaiserwahl 1619 und mehrere Schriften über die Schlacht
am weifsen Berge, deren eine, verfaßt von Krebs, durch ihre heftige Polemik
gegen das bekannte und geachtete Werk Gindelys über den dreißigjährigen
Krieg Aufsehen erregt hat.3) Von dem zuletzt genannten Werke ist jetit
auch der IV. Bd. erschienen, welcher u. a. auch das für die böhmische Ge-
schichte so folgenreiche Strafverfahren gegen die 'Rebellen' behandelt; den
entsprechenden Vorgängen in Mähren ist eine umfangreiche Arbeit D' El? er ta,
der aus den Strafgeldern der minder Schuldigen gebildeten und zur Erhaltung
der Jesuitenseminare bestimmten Ferdinandeischen Fundation ein Aufnati
von Schebek gewidmet.4) Vornehmlich auf die Gegenreformation bezieht
sich auch eine Abhandlung über den Leitmeritzer Probst Ctibor Kotn
v. Freyfeld, einen eifrigen Parteigänger der Martinitz, Slavata u. 8. w., und
eine andere über die Vorgänge in Kolin (1618 — 28); erwähnt mag hier
auch werden Biermanns Geschichte des Kleinseitner Gymnasiums in Prag,
welches von Waldstein für die Jesuiten ins Leben gerufen wurde.5) Die
ohnehin schon zu ungeheuerem Umfange angewachsene Waldsteinlitteratur ist
auch in den letzten Jahren vermehrt worden. Für das erste Generalat sind
von hohem Werte die Briefe Waldsteins an Harrach, für das zweite be-
sonders die vortrefflichen Publikationen Hall wichs, welche in überraschender
Weise wahrscheinlich machen, daß Waldstein unschuldig gerichtet wurde.1)
Auf dieselbe Zeit bezieht sich ein Tagebuch über den sächsischen Einfall in
Böhmen (1631), verfaßt von dem Altstädter Kanzler Vcelin; dieses Tage-
buch ist nach der Ansicht des Herausgebers von Beckovsk^s Poselkyne
(Botin) wörtlich in dieses letztere Werk aufgenommen worden, eine Ansicht,
1) Dvorsky, Neues über Kepler (mit 21 Beilagen). Prag, 1880. Verl. v. J. Ott»;
vgl. Kap. XVI. Der«., Neue Nachrichten v. K. (Novo zprayy o J. K.) Ö. Ö. M. 1879, 1. —
2) Scheinpflug i. d. Mitt 16, 4. — 3) ▼. Zwiedineck-Südenhorst, Venot Geaudt-
schaftsber. Graz, 1880. S. 70. — von hohem Interesse. — Tadra, Zur Kaiserwahl 1611
Wien, 1878. 8. 132. — Krebs, Die Schlacht a. w. Berge. Breslau, 1879, Verl. ▼. Koebner.
S. 216. Vgl. Jahresb. 79. 111, 14. Ders., Graf G. £. Hohenlohe u. d. Sohl. a. w. B. (Fonch.
x. d. Gesch. 19.) Vgl. Jahresber. 79. III, 14. - - Die Genealogie des gleichzeitig«» Ge-
schichtsschr. d. JJ. 1600—23, Paul Skala, behandelt Hatzner. (Progr. d. Realsch. ii
Pisek 1880). — 4) Gindcly, G., d. 30j. Kr. IV. Prag, 1880, Tempsky. Vri. Kap. DI;
ders., Die Prozesse nach d. Schi, am w. B. (Popravy pobitrö Belohorske) ö. C. H 1879,
1-4; D'Elvert, Beitr. z. Gesch. d. böhm. Länder, IV. Brunn, 1878, Verl. d. hiat»
stat. Sektion d. mähr. Oos. f. Ldskde.; in Komm. b. Winiker; Tgl. o. S. 118. Schebok,
d. Ferd. Fundat. (Mitteilungen 18, 3). — 5) Rifs, Jan Ctibor K. z F. Ö. Ö. M. 1880,
3 u. 4; Vavra, Bogebenheiten in Kolin (Udalosti v Koline) Ö. Ö. IC. 1880, 1. a. 2; tät-
lichen Inhalts ist auch: Hesse, Über d. gezwung. Auswanderung Biliner Bauern (1666). Mitt
17, 4; Biermann, G. d. Gymn. d. Kl. (Progr. 1880); erwähnt sei hier auch d. G. i
Pilsner Gymn. y. Bayerl (Progr. 1878 u. 79) u. Hölzel, Entstehung d. Gymn.-Bibliothek
in B. Leipa (Progr. 1880). — 6) Hallwich, Wallensteins Ende. Leipzig, 1879, Dmetar
u. Humblot; dors., Wallenst u. Arnim im Frühj. 1632 (Mitt. 17, 2) und «Über WaUeasteiat
Verrat* (Mitt. 18, 1); Tadra, Briefe Waldsteins an Karl y. H. (1625—1627) in Font»
rerum Austr. 51, 2); Kögl, Wallensteiniana (Mitt. 19, 3); Schmid, Bibliographie der
Wallensteinlitteratur (Mitt. 17, 1). Vgl. auch Jahresber 1879. Abt III, 19—23.
Österreich und Ungarn. (Böhmen-Mähren 1878—1880.) 111,123
durch welche der Bericht Beckovstys den Wert einer zeitgenössischen Quelle
erhält.1) Die Kriegsnot der folgenden Jahre, die infolge derselben einge-
tretene Verwilderung der Sitten, die Zunahme des Aberglaubens und ähn-
liches ist der Gegenstand mehrerer, zumeist lokalgeschichtlicher Arbeiten.
Der wichtigste Beitrag zur Kenntnis dieser Zeit ist die von Dudik ver-
öffentlichte Urkundensammlung, welche zumeist den schwedischen Archiven
entnommen ist.8)
Das bayerische Interregnum 1741 — 42 ist Gegenstand eines Aufsatzes,
welcher besonders die finanziellen Schwierigkeiten der neuen Regierung be-
leuchtet; eine Art Ergänzung dazu giebt die Korrespondenz der Gesandten,
welche von Eger 1742 an das Hoflager Karls VII. abgeschickt wurden.3)
Zahlreicher sind die Aufsätze, welche die Zeit Josefs II. zum Gegenstande
haben und zwar ist es vorzüglich die Sekte der Deisten (in manchen Schat-
tierungen auch Nihilisten oder Adamiten genannt), welche immer wieder die
Aufmerksamkeit auf sich zieht-, am lehrreichsten ist der sie betreffende Auf-
satz von H eifert.*) — Über die Geschichte der böhmischen Glasindustrie,
welche im 18. Jahrhundert sich einer höheren Blüte erfreute, als heutzutage,
hat Schebek ein nicht nur prachtvoll ausgestattetes, sondern auch inhalt-
lich wertvolles Buch geschrieben-, eine ähnliche Arbeit ist auch die von
Hübner über die Beichenberger Tuchmacherzunft.6) Die Geschichte der
neuesten Zeit hat kaum eine Behandlung gefunden, man müfste denn einen
Aufsatz über den böhmischen Landtag 1872 — 77, der aber vorwiegend poli-
tische Zwecke verfolgt, hieher rechnen wollen.6)
1) Rezek, Denkwürdigk. üb. d. sächs. Einfall (Pamöti o vpadu Saskem) Ö. Ö. M. 1880,
1; der«., Beckovk^s Botin d. alten böhm. Begebenheiten (Poselk. starben pribehftv) 1526 —
1715 (Verl. d. Skt. Prokops-Häresität 1879 u. 1880. Bd. 1—3. S. 1182.) Von demselben:
Pameti, MikulaSe Dacükeho z. Heslova. (Kvydani upravil D. A. Rezek V. Praze, nahladem
mali^e Ceste.) I. 1878. II. 80. LXXI u. 369 S. VI u. 355 S. 8°. — 2) Münzberger, Aus
d. Leipaer Archiv 1634—60 (Progr. d. 0. Realschule 1880); Kittel, Kulturhistorisches aas
Eger (Mitt 17, 1—3); Wagner, Aberglauben im 17. u. 18. Jh. (Mitt 18, 3); Dudik,
Schwed. i. Böhm. u. Mähr. 1640—50. Wien, 1879, Gerolds Sohn. S. 443. Vgl. Jahresber. 79.
(Rez. i. d. Hist. Z. 42, 1.); Adamek, Die Zeit des Verf. u. d. Wiedererhebung (Doba poroby a
vskriieni). Prag, 1878. Merkwürdig ist die Erzählung der traurigen Schicksale, welche Fanatis-
mus u. Habsucht der Grabstätte Karls y. 2erotin bereiteten (Dvorsty im C. C. M. 1878, 3:
0 hrobee ^erotinfiy), mehr heiterer Natur ein Bericht über die Einweihung d. Elbequelle
1684 (Schebek i. d. Mitt. 18, 1). — 3) Tupetz, Die bayerische Herrschaft in B. (Hist
Zeitschr. 42, 3) vgl. Jahrb. 79.; Kittel, Die Korresp. u. s. w. (Archiv f. österr. Gesch. 56).
4) Helfert, Ober die relig. Irrlehrer in B. u. M. unter Josef II (0 blouznivcich naboiens-
kfeh) C. C. M. 79, 2 u. 3 (Forts, eines Artikels im Ö. Ö. M. 1877); Svatek, Kulturhist
Bilder s. o. Wie Josef II. in den Städten verfuhr, erzählt Celakovsk^, Das Unterkämmerer-
amt in B. (Ürad podkomofsky) Ö. Ö. M. 1878 (ebenfalls Forts.); auf d. Bauernaufst 1775 u.
d. sog. Kartoffelkrieg 1778 beziehen sich die Aufzeichnungen eines Schulmeisters a. d. Gegend
v. Reichenberg (Mitt 17, 1). — 5) Schebek, B.s Glasindustrie u. Glashandel. Im Auf-
trage d. Handels- u. Gewerbekammer. Prag, 1878. S. 500; Hübner, Gesch. d. R. T.
Reichenberg 1879. S. 282. Veraltet ist die Gesch. d. Bergbaues u. Hüttenwesens, von
Schmidt v. Bergenhold. Prag, 1880. S. 350. Ein kleiner Aufsatz von Öerntf behandelt die
Gesch. der jetzt verfallenen Schwarzenthalor Goldgrube im Riesengebirge (Mitt. 18, 3), ein
anderer von Bergor die 'Leidensgeschichte d. Böhmerwaldes' (Mitt. 19. 2), ein dritter von
Goehlert die statistischen Veränderungen in der Bevölkerung Böhmens seit 100 Jahren
(Mitt 17, 4). — 6) Rufs, D. böhm. L. Prag, 1878, Dominicus. — Zum Schlüsse seien noch
einige genealogische und andere Arbeiten genannt, welche anderswo keinen Platz fanden, näm-
lich: Bischoff, die ältesten Herron v. Schwamberg (Mitt 17, 4): Bergor, Hist Ent-
wicklung d. Stammwappens d. Füret, z. Schwarzenb, (Arch. Ztschr. V. Stuttg, 1880); vgl. o. S. 113.
Feyfar, Die erlauchten Herren v. Nikolsburg (unkritisch). Wien, 1879. S. 358; SedlaÖek,
Über Familie, Wappen u. Ritterbürtigkeit der Herren Tftma von Stitny (0 rodu, erbu a vlad.
111,124 XVIII. 3. J. H. Schwicker:
J. H. Sohwidker.
3.
Ungarn.
Einen geeigneten Eingang in die Geschichtelitteratur Ungarns über die
Neuzeit bietet eine treffliche Arbeit des siebenbürgisch-s&chsischen Historiken
Dr. Fritz Teutsch,1) worin die geographischen Werke and Karten von
Honter, Reichersstorffer und Schesäns einer eingehenden Würdigung unter-
zogen werden. Wertvoll ist ferner desselben fleifeigen Forschers Mitteilung
über das Studium von Ungarn in Leyden.*) Eine sehr tüchtige, auf um-
fassender Quellenforschung beruhende Arbeit ist Dr. Arp&d K&rolyis Mono-
graphie,8) wobei der Vf. nachweist, dafs dieses Unternehmen trotz seiner
lächerlichen Erfolglosigkeit dennoch geschichtliche Bedeutung hat, namentlich
in Bezug auf die internationalen Beziehungen Ungarns. Hinsichtlich der
inneren Verhältnisse Ungarns knüpft sich daran die definitive Loslösong
Siebenbürgens vom ungarischen Mutterlande. Aber auch für die Stellung
Kaiser Karls V. zu Frankreich war dieses mit so vielem Geräusche inscenierte
Unternehmen von wichtigem Einflüsse; denn es entzog dem Könige von
Frankreich die Hilfe des Sultans, dessen Hände durch das deutsche Kriegs-
unternehmen gebunden waren. Es sind weniger die Kriegsaffairen selbst, die
den Vf. beschäftigen, als vielmehr die Klarlegung der Genesis dieses Unter-
nehmens und die Entwirrung der diplomatischen Verhandlungen. In dts
XVII. Jh. leitet uns die brave Arbeit des Dr. Albert Amlacher4) über;
dessen 'Urkundenbuch' , welches nunmehr vollendet vorliegt, schliefst mit
dem Beginn der österreichischen Herrschaft in Siebenbürgen (1690). Der im
J. 1880 publizierte Teil (vgl. Archiv f. siebenb. Landeskunde. N. F. Bd. XV.
p. 315 ff.) beginnt mit dem 26. April 1554.
Für das siebzehnte Jahrhundert bietet die Fortsetzung der 'Moni-
menta Comitialia regni transsylvaniae* 6) von Alexander Szil&gyi dem Ge-
schichtsfreunde reichlichen Stoff. Der vorliegende VI. Bd. behandelt aller-
dings nur die kurze Zeit von 1608 — 1614, nichtsdestoweniger enthält er w
Geschichte des wahnwitzigen Tyrannenfürsten Gabriel B&thory, sowie über
die Wahl und Thronbesteigung Gabriel Bethlens ebenso ausführliche als inter-
essante Quellenmitteilungen. Die historischen Einleitungen' (S. 1—82 und
303 — 340) des gelehrten Herausgebers bilden nicht blofs den verbindende!
und erklärenden Kommentar zu den publizierten 'Landtagsartikeln und Ur-
kunden', sondern geben jedesmal eine pragmatische, quellenmäßige Dar-
stellung des betreffenden Zeitabschnittes überhaupt. Aufser für die sieben-
«Tobyti p. T. ze S.) S. Ö. M. 1878, 3 u. 4; Walfried, Von Roeenberg Dach Hohenfurt (Mitt
18, 4.); Ludikar, Der Malthescrorden mit bes. Kttckaicht auf B. (0 ftda Maltiaehea).
Klattau, 1878, Selbstvcrl. S. 299; Praiek, Veränderungen in den nördl. Gramen Mahren
(Promeny na severn. hranicich M.) im Öasopis der Matice Moraraka, 1879. — 1) Fr. Ten tack,
'Drei sächsische Geographen des sechzehnten Jahrhunderts. Vgl. AtcMt d. Yer. f. siebeik
Ldakde. N. F. 15. Bd. p. 586—652. — 2) Id., 'Die Studierenden aus Ungarn n. Sieben
bürgen auf der Universität Leyden 1575—1879'. Ibid. p. 204—226.— $) Arp4d Karolyi,
'Das grofse Kriegsunternehmen des deutschen Reiches in Ungarn im Jahre 1542/ 'A neäflt
birodalom nagy hadi vallalata Magyaror&zagon 1542', erstlich in den 'Siandok* (d. i. «Jakr-
hunderte') 1880; dann auch separat. Budapest, Karl Knoll. — 4) Alb. Amlacher, Urku-
denb. z. Gesch. d. Stadt u. d. Stuhle« Broos. — 5) Alex. Szilagyi, Monumente Ooaitiatii
regni transsyWaniae. Bd. VI. Budapest, 1880. Gr. 8. 554 8.
Österreich and Ungarn. (Ungarn.) 111,125
bürgisch - angarische Geschichte sind diese 'Monumenta* auch von hohem
Werte für die Kenntnis der Zustände und Verhältnisse in der benachbarten
Moldau und Walachei.
Von demselben ebenso eifrigen als tüchtigen Geschichtsforscher und
Historiker erschien auch der vierte Band der historischen Schriften des
Stefan Szamosközy unter dem Titel: 'Die geschichtlichen Fragmente (1542 —
1608) des Stefan Szamosközy1;1) nach den Originalen und korrekten Exem-
plaren herausgegeben von Alex. Szilägyi. Der stattliche Band enthält
Aufzeichnungen vermischten Inhalts zur Aufklärung der Innergeschichte
Ungarns in der zweiten Hälfte des XVL und zu Anfang des XVII. Jhs.
Einen dankenswerten Beitrag zur Kulturgeschichte des XVI. u. XVTL Jhs.
bietet die Fortsetzung des bereits in unserem früheren Berichte vom J. 1879
('Historische Jahresberichte' II Jg. HL, 133) erwähnten Werkes über 'Unga-
risches Familienleben und ungarischen Haushalt im XVI. u. XII. Jh.'*) vom
Freiherrn Adalbert von Radvänfsky. Die erste Hälfte des I. Bandes,
welche im J. 1880 nach Bd. IL u. HI erschienen ist, bespricht die Nahrung,
das Möblement, das Bettgewand, die Schlafenszeit, das Aufstehen und An-
kleiden und die Beschaffenheit und Arten der Kleidung (Leibwäsche, Fufs-
bekleidung, Männer- und Frauenkleidung). Der Vf. erweist sich als eifriger
und verständiger Sammler und hat mit dieser Arbeit der Geschichtskenntnis
gute Dienste geleistet.
Das fleifeig gearbeitete Buch des evangelischen Pfarrers von B61a 3) möge
den Übergang bilden von der Litteratur über das XVII. zu jener über das
XVni. Jh., da es ja über die Ereignisse auf dem Zipser Boden gerade aus
der leidensvollen Zeit des XVII. und den Beginn des XVIII. Jhs. so manches
zu berichten hat. Pfarrer Weber erzählt gut, obgleich seine geschichtlichen
Mitteilungen nicht immer auf streng wissenschaftlicher Grundlage beruhen.
Am Eingange des achtzehnten Jahrhunderts begegnen wir zunächst
wieder dem unermüdlichen Erforscher und Schilderer der Rdköczi- Periode,
Koloman Thaly; nebst dem Abschlüsse des schon früher (1. c. p. 135) be-
sprochenen 'Feldzuges jenseits der Donau im J. 1707' veröffentlichte derselbe
im J. 1880 eine umfangreiche Monographie über den 'Rdköczischen Bri-
gadier Ladislaus Ocskay'*), worin der Vf. auf einer sehr breitspurigen, doch
auch vielfach interessanten und wertvollen Quellenforschung ein Bild des Kriegs-
lebens in Oberungarn in den Jahren von 1703 — 1710 giebt und dabei ins-
besondere das Leben, die Thaten und den Charakter Ocskays einer ein-
gehenden, scharfen, aber nicht stets objektiven Darstellung und Kritik unter-
zieht. Th. schwärmt für Räköczi und schildert infolge dessen die Gegner
desselben in den dunkelsten Farben. So wertvoll deshalb des Vfs. Quellen-
publikationen sind, wiewohl auch diese der entprechenden wissenschaftlichen
1) Alex. Szil&gy i, Monumenta Hungariae Hist 2. Abt : Schriftsteller. Bd. XXX: 'Szamos-
közy törteneti munkai', d. i. «Szamosközys historische Schriften.' Bd. IV. Budapest Gr. 8. 402 S.
— 2) Frh. Adalb. t. Badvanfsky, «Magyar csaladelet es haztartas a XVL 6s XVII. szazadban'.
Budapest I. Bd., 1. Hälfte. Gr. 8. — 3) Sam. Weber, 'Zipser Geschieht«- u. Zeitbilder*.
Ein Beitrag zur vaterländischen Geschichte. Leutschau. Gr. 8. 392 S. Mit fünf Ansichten
und einer Tafel Siegel-Abbildungen, Zips betr. — 4) 'Ocskay Lascio'. II. Raköcsi Ferencs,
fejedelem Dandarnoka 6s a felsömagyarorszagi hadjaratok 1703—1710. Eredeti levelezesek es
egykoru Kütfök utan irta Thaly Kaiman/ D. i. «Ladislaus Ocskay, der Brigadier des
Fürsten Franz II. Rakoczi und die oberungarischen Feldzüge 1703 — 1710. Nach den Origi-
nalkorrespondenzen und nach zeitgenössischen Quellen verfafst von K. Th. Budapest. Gr. 8.
328 S.
HI,126 XVIII. 3. J. H. Schwickor:
Ausrüstung oft entbehren, so wenig befriedigt dessen leidenschaftlich ein-
seitige Aufarbeitung des gesammelten Stoffes.
Wir vermeiden die Anführung kleinerer Arbeiten, wie solche aus der
Zeit des XVIII. Jhs. in der trefflich redigierten Zeitschrift der ungarischen
historischen Gesellschaft 'Szdzadok', d. i. 'Jahrhunderte', auch im J. 1880
erschienen sind. Eine überaus anziehende Arbeit ist die (II.) Fortsetzung
der 'Studien zur Geschichte Siebenbürgens aus dem XVIII. Jh.' von Johannes
Höchsmann,1) welche die Zeit von 1723 — 1754 umfällst und quellen-
mäfsige Beiträge zur Geschichte der gegenseitigen Beziehungen der sieben-
bürgischen Landstände, dann zur Geschichte des Jesuitismus und der kirch-
lichen Wirren in Siebenbürgen, zur Geschichte des Kontributionswesens etc.
liefert und in diesen Punkten zum teil überraschende Aufklärungen enthält
An diese Arbeit schliefst sich die Studie 'Hermannstadt in der zweiten Hilfte
des vorigen Jahrhunderts*8) von Dr. Eduard Wertheimer. Nach hand-
schriftlichen Quellen und auf Grund der vorhandenen Litteratnr entwirft der
Vf. ein interessantes Detailbild von dem socialen Leben und Treiben der
genannten Sachsenstadt. Dabei versteht es der historisch tüchtige Autor, die
oft kleinlichen Zustände und Verhältnisse im Lichte und unter dem um-
gestaltenden Einflüsse der damaligen grofsen Zeitereignisse zu beleuchten.
Sehr wertvolles Material zur genaueren Kenntnis dieser siebenbürgisch-
sächsischen Zustände bietet die Fortsetzung der (im zweiten Berichte p. 137
erwähnte) Selbstbiographie Michael Konrads v. Heidendorf,8) welche die JJ.
1770 u. 1771 umfafst. Diese Selbstbiographie erscheint als eine historische
Quelle ersten Ranges. Zeitlich folgt dieser Quelle die 'Kurze Nachricht von
demjenigen, was sich bey der Gegenwart Ihro Majestät des Rom. Kaysen
Joseph des II. in Kronstadt 1. in der grofsen Pfarrkirche, 2. im Gymnasio und
3. bey den zweyen deputirten des Burzenländischen Capitols dem Litb. dann.
Czover und G. Preidt allergnädigst ertheilten Audience Merkwürdiges zuge-
tragen hat (6. u. 7. Juni 1772). Beschrieben von Georg Preidt, Stadt-
pfarrer*.4) Diese schlichte Erzählung ist von besonderem Interesse im Hin-
blicke auf die Fragen und Aufforderungen Josefs II.
Mit der Zeit des grofsen Menschenfreundes und Reformators Josef IL,
dessen hundertjähriger Regierungsantritt ja in das Jahr 1880 gefallen, be-
schäftigt sich die neueste historische Litteratur Ungarns ebenfalls in mehr
eingehender Weise. Eine Abhandlung von Dr. Heinrich Marczali schildert
die 'ersten Expansionspläne Josef IL',5) wonach der Kaiser sein Bündnis mit
Katharina IL (21. Mai 1781) zur Zertrümmerung der Türkei und für Ge-
winnung erheblicher Landstriche vom schwarzen Meere bis an die Adrit
ausnützen wollte; namentlich waren des Kaisers Absichten auch auf Venedig
und dessen Gebiet gerichtet. Der Gang der Unterhandlungen über diese
Eroberungsprojekte, die allerdings schon bekannt waren, ist hier großenteils
nach bisher unedierten Archivalien erzählt. Streng quellenmäfsig ist auch
die akademische Studie über die 'projektierte Quadrupel -Allianz zwischen
1) J. Höchsmann i.: Archiv d Vor. f. riebenb. Ldskde. N. F. Bd. X\L p. 18-
157. — 2) Ed. Wertheimer, in ungarischer Sprache in den <8saiadok.' Hft V. i. VI;
dann auch deutsch in der 'Ungarischen Revue' (Budapest, 1881) erschienen. — 3) Vg). Area,
d. Ver. f. siebenb. Landeskunde, N. F. Bd. XVI. p. 158 -204. — 4) Mitget y. BeaUeai*
Gust Schief in: Arch. d. Ver. riebenb. Ldskde. N. F. Bd. XV. p. 658—661 —
5) H. Marczali, Masodik Jözsef elsö terjeszkedesi tervei i. d. SsAsadok d. i: Jahrhuaderts.
p. 185—206.
Österreich and Ungarn. (Ungarn.) JU 127
Österreich, Rufsland, Frankreich und Spanien 1787 — 1790* von Prof. Dr.
Ed. Wertheimer,1) in welcher der Vf. auf Grund eingehender archiva-
lischer Forschungen im Wiener Staatsarchive das zweite Zusammentreffen
Josefs II. mit Katharina II. von Rufsland und die daran geknüpften, re-
sultatlosen diplomatischen Bemühungen zur Schaffung eines Bündnisses der
obengenannten vier Mächte gegen die Türkei und gegen die verbündeten
Staaten von England und Preufsen in anziehender Weise darstellt.
Die Einzelforschungen über die 'Jakobiner in Ungarn', nämlich über den
Abt Martinovics und seine Genossen, deren wir in unserem zweiten Berichte
(1. c. p. 136— 147) gedacht haben, hat nun der gelehrte Vf., Dr. Wilhelm
Frakndi, in einer Neubearbeitung zu einem selbständigen Buche zusammen-
gefafst unter dem Titel: 'die Verschwörung der Martinovics und seiner Ge-
nossen'*) und damit zum erstenmal eine zusammenhängende und in
vielen Punkten abschliefscnde Darstellung über diese bisher im Halbdunkel
der Sage und Dichtung schwebende Episode gegeben. Dankenswert ist auch
der Wiederabdruck des ,Revolutionskatechismus' von Martinovic.
Das Leben des 'Historikers Benedikt Virag' (1752—1830), des Ver-
fassers der 'Magyar Szazadok', d. i. 'Ungarns Jahrhunderte' (3. Aufl. 1862—
63 in fünf Bänden), schilderte aus Anlafs der 50jährigen Totenfeier dieses
nationalen Geschichtsschreibers Michael Zsilinfsky3) in den ,Szazadok'
p. 207 — 222. An einen andern bedeutenden Mann, dessen Geburt noch in
das vorige Jahrhundert fallt, der aber in seinem Wirken voll und ganz
unserem Säkulum angehört, erinnert die Gelegenheitsschrift: 'Graf Stefan
Szechenyi und die Gründung der ungarischen Akademie',4) welche der Aka-
demiker Dr. Karl Szafs" im Auftrage der ungarischen Akademie der Wissen-
schaften bei Gelegenheit der Enthüllung des Szechenyi-Denkmals in Budapest
verfafst hat. #Szafs giebt in seiner Schrift zugleich eine Geschichte der älteren
Versuche zur Errichtung einer ungarischen Gelehrten- Gesellschaft und er-
zählt zum ersten Male in authentischer Weise die Vorgänge bei der Gründung
der heutigen ungarischen Akademie, die bekanntlich dem hochherzigen Opfer
des Grafen. St Sz6chenyi ihre erste sichere materielle Grundlage verdankt, und
schildert die erste Zeit der Thätigkeit dieser neuen Gelehrten-Societät.
Das neunzehnte Jahrhundert ist die Zeit der Memoiren und der Dar-
stellung persönlich erlebter Ereignisse. Die schon in unserem zweiten Be-
richte besprochenen Memoiren des Gelehrten und Politikers Franz Pulfzky
sind auch in deutscher Sprache erschienen. 5) Sie behandeln im zweiten
Bande des Vfs. Erlebnisse während der ungarischen Revolution. Der Autor
ist jedoch nur von wenigen Ereignissen in Ungarn Augenzeuge; besonderes
Interesse haben seine Mitteilungen über den ungarischen Landtag 1847/1848,
über die Revolution in Wien und Pest, über die Schlacht bei Schwechat. Ende
Dezember 1848 begab sich P. im Auftrag der revolutionären Regierung ins
1) Ed. Wertheimer, 'A. tervezett negyes szoTetseg Ausztria, Orosz-, Franczia- et Spa-
nyolorszag közt\ (Budapest) Gr. 8. 91 S. — 2) ,MartinoYics 6s tarsainak öaszee aküyese'.
(Budapest, 1880.) Gr. 8. XIII u. 441 S. (Tgl. den Artikelcyklus : 'Die Jakobiner in Ungarn'
Ton Prof. Dr. Schwickor in der 'Literarischen Beilage' der , Wiener Montagsrerue' 1881.
Nr. 41, 43 u. 45.) — 3) Mich. Zsilinfski, der Historik. Benedikt Virag i.: Szazadok, p. 207
— 22. — 4) K. Szafs, 'Graf Szechenyi Jstvan es az akademia megalapitasa'. (Budapest) Lex.-
Form. 257 S. Hier verweisen wir zugleich auf den Separatabdruck: 'Die Grafen 3zechenyi'
ron Dr. Const y. Wurzbach, aus dessen 'Biograph. Lexikon des Kaisertum» Österreich*.
(Wien, 1880.) Bd. 41. p 226—289. — 5) Franz Pulfzki, Meine Zeit, mein Leben.
Bei C. Stampfel in Prefsburg und Leipzig, autorisirte Ausgabe. Gr. 8. Bd. II. 411 S.
HI,128 * XVIII. 3. J. H. Schwicker.
Ausland (nach Paris und London); seine Begegnisse mit den dortigen hervor-
ragenden Staatsmännern und Politikern und deren Haltung und Äufserongen
in Bezug auf die Bewegung in Ungarn geben zur richtigen Beurteilung dieser
Bewegung manchen erwünschten Aufschlufs. Dem Buche sind interessante
Briefe der Grafen Ladislaus Teleki und Kasimir Batthyanyi beigefügt
Als eine historische Quelle ersten Banges erweist sich auch das Memoiren-
werk Ludwig Kossuths,1) das in ungarischer und deutscher Sprache er-
scheint. Der erste Band (gr. 8. XXXIV u. 560 S.) behandelt die Geschichte
des italienischen Krieges von 1859. Nach einem weitläufigen 'Vorworte' und
einer 'Orientierung' giebt der Vf. in 8 Kapiteln eine Darstellung Aber die
Entstehung des italienischen Krieges, über die Verbindungen der auf dem
Kontinente lebenden (ungarischen) Emigration mit den Regierungen von
Frankreich und Turin vor dem Kriege und ihre Korrespondenz mit Kossath,
über des Letzteren Berufung nach Paris, dessen Konferenzen mit dem Prinzen
Napoleon und mit dem Kaiser Napoleon HL; dann über die Schaffung eines
'ungarischen Nationaldirektoriums1 und dessen Thätigkeit in England, Italien,
in der Walachei, in Serbien, über die Errichtung einer ungarischen 'National-
Armee' und die Vorbereitungen einer Invasion nach Ungarn; endlich Aber
das Ende dieser Hoffnungen der Emigration durch den Waffenstillstand von
Villafranka und die Auflösung der 'ungarischen Armee' in Italien. Die hier
gebotenen Mitteilungen haben namentlich in ihrem dokumentarischen Teile
einen beträchtlichen historischen Wert Für den diplomatischen Scharfsinn
und die politische Voraussicht Kossuths sind diese Memoiren böse Zeugen.
Zum Schlüsse unserer Revue gedenken wir noch der Rede des verdienst-
vollen siebenbürgisch- sächsischen Historikers Dr. Gf! D. Teutsch,*) welche
derselbe bei Gelegenheit der 33. Generalversammlung des Vereins Air sieben-
bürgische Landeskunde (am 23. August 1880) in Broos gehalten hat nnd
worin der gelehrte Verfasser und gewandte Redner ein überaus anziehendes
und lehrreiches Bild aus dem Innerleben des siebenbürgisch- sächsischen
Volkes in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts zeichnet
Aus dem Gemisch der kleineren Völker Ungarns heben sich charakte-
ristisch ab: die Zigeuner, deren Miklosisch*) sich forschend angenommen;
der Schwaben, deren Milner4) gedenkt; der Serben,6) die Schwicker be-
handelt. Das geistige Leben betrifft Hunfalvy's Arbeit;6) die Wappen der
Könige Ungarns bat Alten berger7) gesammelt, den Überblick über Ungarns
Geschichte bietet (wohl populär) Fessler.8)
1) L. Kosauth, seit 1880 unter dem Titel: »Meine Schriften an« der
Die autorisierte deutsche Ausgabe bei C. Stampfe 1 in Profsburg und Leipzig. 1880. — 2)0.
D. Teutsch, Denkrede auf Dr. Josef Wächter i.: 'Archiv f. siebenb. Ldakde.' N. F. Bd. XU
p 1 — 19. — 3) Miklosich, Mundart u. Wanderungen der Zigeuner. Denkschr. «LWiaa.
Akad. Vgl. Sitzungsber. 1879. — 4) Milner, Schwab. Kolonist L Ungarn, i.: t- Hottsfls-
dorff Zeit- und Streitfragen. IX. Jhrg. 14. — 5) Schwicker, Polit. Gesch. d. Serbe« ii
Ungarn. Budapest, Aigner. — 6) Hunfalyy, Litterar. Berichte aus Ungarn. — 7) Altea-
bergor, Wappenbuch der Könige Ungarns. — 8) Kessler, Geschichte Ungarns.
Schwein. IH,12d
XIX.
0. Dändliker.
Schweiz.
Das Reformationszeitalter hat durch die schweizerischen historischen
Publikationen der letzten Jahre, and so auch des vergangenen Jahres 1880,
eine eingehende Berücksichtigung erfahren.
Die schon früher begonnene und hier angezeigte Aktenpublikation
zur Ergänzung der eidgenössischen 'Abschiede'1) hat erfreulichen
Fortgang genommen. Der HI. Bd. enthält nicht weniger als 1630 Nummern
von Regesten und in extenso gedruckten Akten, Briefen und Korrespondenzen,
über den kurzen Zeitraum vom Januar bis 11. Oktober 1531. Die Krisis
dieses Jahres, der zweite Kappelerkrieg und alle seine vorberei-
tenden Akte, treten in vollständiger Beleuchtung uns entgegen. Wir heben
besonders hervor: die vielen Verhandlungen wegen Zürichs Vorgehen in St.
Gallen, die Händel im Thurgau und den gemeinen Herrschaften, die Streitig-
keiten in Sachen der Reformation der Westschweiz (Grandson, Orbe), dann
der Musserkrieg, über dessen Verlauf und Folgen ein weitschichtiges Material
vorliegt, dann über den Landfrieden. Von gröfstem Interesse ist es, die
fortlaufende Alarmierung der beiden konfessionellen Lager durch Gerüchte,
kleinliche Vorfälle, Neckereien, Schmähungen und dgl. zu verfolgen (vgl.
No. 158, 261, 320, 321, 337, 394, 507, 522, 575 a, 581, 648, 649, 653,
688 u. s. f.). Wertvoll ist es, das Verhältnis von Zürich und Bern sich zu
vergegenwärtigen. Anfangs des Jahres ist Zürich eifrig und gar kriegslustig
(No. 158), Bern dagegen hält zurück, setzt einen Dämpfer auf (No. 210)
und will lieber Proviantabschlag statt Krieg; vgl. auch 470. Der Musser-
krieg treibt die Spannung zwischen Zürich und den V Orten aufs höchste.
Im August ahnen die Reformierten die kriegerischen Absichten der V Orte;
schon 1. Aug. erwartet Zürich den Aufbruch der V Orte (No. 1070) und
erhält Ende August bestimmte Andeutungen (1239, 1261). Wirklich be-
schliefsen die V Orte am 25. August die Rüstung (No. 1213 b). Im Sept.
Stents schon schlimm (No. 1302) und Bern, das noch kürzlich zur Vorsicht
gemahnt (No. 1095), ist jetzt entschlossen, auch . einzutreten (No. 1314).
Anzeichen von Einverständnis Österreichs mit den V Orten sind vorhanden
(No. 1105 und 1370). Aller Mahnungen und Warnungen ungeachtet aber
bleibt nunmehr Zürich lässig und ruhig; es will die Nachrichten von Rüstungen
der Gegner gar nicht glauben (No. 1503), und Bern, das bereits gerüstet
(No. 1506), beklagt sich, dafs es von Zürich zu wenig über die Dinge in-
struiert werde (No. 1538, 1539). Am 9. Oktober beschliefsen , wie der Vf.
in wesentlicher Ergänzung der 'Abschiede' nachweist, die V Orte den Krieg
1) Dr. Joh. Strick ler, Akteneammlung zur schweizerischen Reforraationsgeechichte in
den JJ. 1521—1532 im Anschluß» an die gleichzeitigen oidgenoss. Abschiede hearh. u. herans-
geg. III. Bd. IV. Bd. (Bogen 1—23.) Zürich. Über letzteren vgl. den folgend. Jahre« b.
d. Gesch.
Historisohe Jahresberichte. lttöO, III, 9
111,130 XIX. C. Dändliker:
auf einem Tag zu Brunnen; das Kriegsmanifest ergeht; erst am 10. Oktober
Abends mahnt Zürich förmlich Bern; der 11. brachte schon die Katastrophe!
Die Ursachen von Zürichs Lähmung hat schon vor Jahren ein trefflicher
Kenner der Reformation grell beleuchtet ') Das Verhältnis von Zürich und
Bern aber bedarf einer eingehenden und gründlichen, besonderen Unter-
suchung, da ein früherer Versuch der Darstellung desselben als gänzlich
mifslungen betrachtet werden mufs. *) Das vorliegende Buch liefert auch
hierfür willkommenes Material. Die Geschichtsforschung kann dem selbstlos
und emsig arbeitenden Herausgeber dieser Akten nur zu grofsem Dank ver-
pflichtet sein.8)
Sulzberger behandelt Graubündten. 4)
Mit der Reformation der Nord- u. Ostschweiz geht diejenige der West-
schweiz, die von Genf ausging, parallel; nur dafs diese letztere zeitlich viel
mehr gegen Mitte und Ende des Jahrhunderts sich hinauszieht. Schon im
vorletzten Jahresbericht war darauf hingewiesen, dafs diese Genfer Refor-
mation einen tüchtigen, auf den Standpunkt der strengurkundlichen, nüch-
ternen und völlig objektiven Forschung sich stellenden Bearbeiter gefunden.6)
Eine neue Lieferung seines Werkes brachte das Berichtjahr.6) In derselben
sind die Ereignisse von Ende 1559 bis 1561 vorgeführt und hier besonders
die Beziehungen dargestellt, in welche die reformierte Genfer Republik trat
mit Savojen, mit Bern und den Eidgenossen und mit der französischen Macht
Von hohem Interesse ist besonders die Darlegung der Verbindungen, die
Genf pflegte zu der hugenottischen Partei in Frankreich, zu den reformierten
Kirchen Frankreichs, und der Stellung, die Genf einnahm zu der jesuitischen
Gegenreformation und den beginnenden französischen Religionshftndeln. Als
merkwürdiges Gegenstück dazu erscheint der mehr als hundert Jahre später,
1679 von Frankreich aus in Scene gesetzte Versuch, im Anschluß an eine
neu erstellte französische Residentschaft zu Genf, dort den Katho-
licismus herzustellen.7)
Die zweite Hälfte des XVI. Jhs. ist auch für die deutsche Schweiz die
Zeit der Gegenreformation. Es beginnt die Trennung in eine reformierte
und katholische Eidgenossenschaft. Man weifs, dafs diese Trennung ganz
besonders sich im Verhältnis der Schweiz nach aufsen geltend macht, in
der Stellung namentlich zu den konfessionellen Fragen des Auslandes. Die
Unterstützung, welche die katholischen Orte der Eidgenossenschaft recht im
Gegensatz zu ihren Bundesbrüdern dem französischen Königtum leisteten zur
Unterdrückung der Hugenotten, ist hierfür besonders bezeichnend. Der her-
vorragendste Führer nun dieser kriegerischen Aktion der schweizerischen
Katholiken in Frankreich und das Haupt der gegenreformatorischen Be-
wegung in der Schweiz, war Ludwig Pfyffer von Luzern. Leben und
Thaten dieses Mannes im Zusammenhang mit der ganzen Zeitgeschichte zu
schildern, hat sich ein hervorragender katholischer Geschichtsforscher vor-
genommen, und im Berichtjahr ist von diesem Werk der erste Band er-
1) Prof. Sah Vögolin, Lehrb. d. Schweizorgesch. 1872. 8. 273—278. — 2) 8. diäte
'Jahresberichte'. Jahrg. 1878. S. 539. — 3) Wir bemerken im Anschlafs in diese Be-
sprechung, daf» in der historischen Zeitschrift von Sybel im Berichtsjahr Prof. Dr. Meyer
von Knonau eine interessante Zusammenfassung des Inhaltes der früher erschienenen 'Ab-
schiede' von 1586 ff. publiziert hat. • • 4) Sulzberger, Gesch. <L Bei. in Qraabündtem. —
5) Amodee Roget, Hist du peuple de Genevo depuis la reforme jusqu'a l'oacalade. Genta,
Jullien. - 0) Tome sixieme — Ire iivraison. — 7) Killiet, le Retebliaa. da Cathol. i
Cientye il y a deux sieden. Genevo.
Schweiz. 111,131
schienen,1) nach Umfang und Inhalt die namhafteste Erscheinung historio-
graphischer Art aus der schweizerischen Litteratur des J. 1880. „Unter den
Schweizern, welche in den bewegten Zeiten des ausgehenden XVI. Jhs. eine
über die Marken des Heimatlandes hinausgehende Bedeutung erlangten, steht
der luzernische Schultheis Ludwig Pfyfter obenan. Sein Name ist mit der
Bezeichnung: 'der Schweizerkönig' legendär geworden. Nachdem er, nach
wenig bekannten Anfängen, als Hauptmann eines Fähnleins Eidgenossen auf
dem Schlachtfeld von Dreux zum Obersten über 6000 Schweizer geworden,
stand er 7 Jahre lang an der Spitze der schweizerischen Hilfsvölker, welche
den Kern der Heere Karls IX. in den Kriegen gegen die Hugenotten bil-
deten. Niemals hat ihn während dieser Zeit das Glück verlassen. Ins Vater-
land zurückgekehrt nach der Schlacht bei Montcontour, hat er 24 Jahre lang
mit eben demselben Glück und Erfolg an der Spitze seiner Vaterstadt und
der katholischen Partei in der Eidgenossenschaft gestanden. Wie er als
Kriegsmann seine Scharen zu undurchdringlicher Phalanx zu ordnen ver-
stand, so hat er auch als Staatsmann durch feste Organisation im Inneren
und durch auswärtige Bündnisse die politische Stellung der katholischen
Schweizerkantone zu seiner Zeit unangreifbar gemacht. Und wie er im
Kriege grofse Erfolge mit verhältnismäfsig kleinem Verlust an Menschen-
leben erzielte, so hat er auch in der Politik die Interessen der katholischen
Orte in der Eidgenossenschaft gesichert, ohne dafs während der langen Jahre
seines vorherrschenden Einflusses der innere Friede einen Bruch erlitten
hätte. Dem restaurierten Katholicismus mit Hilfe der Schweizer die Oberhand
in Frankreich zu erhalten und dabei eine Konflagration in der Eidgenossen-
schaft zu verhüten, waren die Zielpunkte seiner Politik. Der Rückzug von
Meaux hat ihm unsterblichen Kriegsruhm gebracht, der sogenannte borro-
mäische Bund mit den darauf folgenden Verträgen mit Spanien und Savojen
war der Abschlufs seiner staatsmännischen Thätigkeit. In Bild und Lied,
selbst im Drama haben Zeitgenossen und Nachkommen sein Andenken ver-
ewigt, aber seine Geschichte in Verbindung mit der Geschichte seiner Zeit
quellenmäßig zu bearbeiten, hat noch niemand unternommen."
Mit diesen Worten charakterisiert der Vf. selbst Stellung und Wirksam-
keit seines Helden, sowie die Natur seines eigenen litterarischen Vorwurfs.
Der vorliegende Band schildert vorläufig nur die Feldzüge in Frankreich,
und trägt demgemäfs den Specialtitel: 'Die Schweizer in den drei
ersten französischen Religionskriegen 1562 — 1570'. Es ist nicht
eine einfache Lebensbeschreibung, die man hier suchen mufs, sondern eine
ganze Zeitgeschichte, eine Darstellung der schweizerischen und französischen
Geschichte während Pfyffcrs Lebenszeit. Nach einleitenden Bemerkungen
über die Familie Pfyffer und deren Stellung zu Luzern, über die Anfänge
der politischen und militärischen Laufbahn Ludwig Pfyffers, wird die Welt-
lage beim Tode Heinrichs II. und das Verhältnis der Schweizer zu Frankreich
im XVI. Jh. geschildert. Es werden dann die inneren Verhältnisse der Schweiz
(die konfessionelle Spaltung seit dem Kappelerkrieg und die inneren Händel)
geschildert. Das Truppenbegehren Karls IX. hätte 15(32 in der Schweiz bei
der bestehenden Spannung zwischen Katholiken und Reformierten fast einen
Bürgerkrieg erzeugt. Mit grofser Sorgfalt entwirft der Vf. ein ausführliches
Bild der Organisation und Taktik des schweizerischen Fufsvolks im XVI. Jh.
1) Dr. A. Ph. t. SegOBser, Ludwig Pfyffer and »eine Zeit. Ein Stück franz. und
txhweiz. Gench. im XVI. Jh. 1. Bd. Bern.
HI,132 XSX' G Dändliker:
Dann folgt die Schilderung der Feldzüge bis 1570 (die durch eine Karte
illustriert sind) und der inneren Verhältnisse der Eidgenossenschaft, soweit
sie auf diese Händel einwirken. Die ganze Darstellung ist das Resultat sorg-
fältiger Studien und umfassender Benutzung gedruckter und ungedrnckter
Quellen und bietet darum dem Geschichtsforscher und Geschichtsfreund eine
reichliche Fülle trefflichen Stoffes; nur schade, dafs der Standpunkt desVfc.
als katholischer Parteimann bisweilen auch die Darstellung nicht unerheMkh
beeinflufst hat.
Das XVR Jh. brachte der Schweiz zwar förmliche Loslösung vom
deutschen Reiche (1648); aber schmachvolle Abhängigkeit von Frankreich
unter Ludwig XIV. In der inneren Politik setzen sich die religiösen und
politischen Kämpfe des XVI. Jhs. (die religiösen Streitigkeiten und die Kon-
flikte zwischen Absolutismus und Demokratie) fort Für alle diese Er-
scheinungen weist die historische Litteratur des J. 1880 Bearbeitungen und
Abhandlungen auf.
Ein Mann, der an allen hervorragenden Ereignissen der Mitte des Jahr-
hunderts teilgenommen: der Urner Landammann Sebastian Peregrin Zwyer
von Evibach hat einen sehr fleifsigen und gründlichen Biographen ge-
funden.1) Gleich allen Kriegern und Staatsmännern der Eidgenossenschaft
im XVII. Jh., war Zwyer im ausländischen Dienst emporgekommen: SO Jahre
alt bot er dem Hause Österreich seine Dienste^ an (1619), zeichnete sich
aus und wurde befördert und mit Ehren überhäuft Von 1641 an wurde er
der gewandte Unterhändler der österreichischen Diplomatie und förderte die
Interessen des österreichischen Hofes, ohne indes je nachweislich diejenigen
seines Vaterlandes aus den Augen zu lassen; nach und nach schwang er
sich zum bedeutendsten Staatsmann der katholischen Orte empor. Als Ter
treter der kaiserlich -österreichischen Interessen bekämpfte er in der Eid-
genossenschaft vor Allem die einschmeichelnde französische Politik, und die«
zu thun, dazu befähigte ihn seine 1645 durch den Stand Uri getroffene Wahl
zum Vice Landammann, als welcher er öfters an den Tagsatzungen der Eid-
genossenschaft teilnahm. Seinem Vaterlande, der Schweiz, brachte er durch
seine Bemühungen um die Exemtion vom Reich auf dem westfälischen Frieden
vom 1648 eine bedeutende Errungenschaft, und gerade dieser Punkt ist bisher
viel zu wenig beachtet worden: Zwyer liefs, als einmal eine Vertretung der
Schweiz, resp. der Evangelischen, zur Thatsache geworden war, keine Ge-
legenheit unbenutzt, diesen Vertreter, Bürgermeister Wettstein von Basel, an
kaiserlichen Hofe zu empfehlen und die österreichische Diplomatie für die
Bestrebungen Wettsteins günstig zu stimmen. Der Reformierte Wettstein und
der Katholik Zwyer korrespondierten eifrig, arbeiteten erfolgreich für den
gleichen Zweck: die ehrenvolle Berücksichtigung der Schweiz im Weltfrieden;
in dieser gemeinsamen Arbeit schlössen sie jene echt patriotische, zu dieser
Zeit so einzig dastehende Freundschaft, die der Schweiz so viel Gutes bitte
bringen können, die von den Zeitgenossen aber so schnöde verdächtigt wurde.
Der Sieg der französischen Partei in Uri drängte seit 1653 Zwyera Einflufs
als Vertreter Österreichs erheblich zurück. Aber noch nahm er 165S in
Bauernkrieg und 1656 im Vilmergerkrieg als katholischer General eine her-
vorragende Stellung ein. Bei diesem durch Religionseifer entzündeten Bürger-
krieg von 1656 nahm er, gleich Wettstein, eine so versöhnliche Stellung
1) K. C. Amrein, S. P. Zwyer von Evibach. Ein Charakterbild a. <L XV1L A-
St. GaJJeo. (Ursprünglich Programmarbeit, nun selbständige Schrift.)
Schweiz. 111,133
ein and kam, nach seiner patriotisch-toleranten Art, so sehr den Evangelischen
entgegen, dafs er von den Parteigenossen des verräterischen Umgangs mit
den Andersgläubigen, des Hochverrats und der Ketzerei beschuldigt ward.
Daraus erstand der ärgerliche 'Zwyersche Handel', der dem vielerfahrenen,
nur das Beste der Eidgenossenschaft, die Einigkeit und Kraft der Schweiz
erstrebenden Staatsmanne die letzten Jahre sehr verbitterte. Er starb
1660, ein mit Unrecht Verfolgter. — Die ganze Darstellung ist mit Sorgfalt
verarbeitet und liefert durch ihre Gründlichkeit und allseitige Klarheit ein
volles Stück Zeitgeschichte.
Was Zwyer und Wettstein im J. 1648 in Anspruch nahm: Die Los-
sprechung der Schweiz vom deutschen Reich, ist durch eine andere littera-
rische Arbeit näher beleuchtet und aufgehellt worden.1) Im Anschlüsse an
eine andere frühere Abhandlung2) wird die Abordnung Wettsteins nach
Münster und Osnabrück samt allen diesbezüglichen Verhandlungen geschildert,
es wird die Stellung und Haltung der französischen Politik gezeichnet, der
drang der Geschäfte Wettsteins sehr genau und vollständig dargestellt auf
Grund der Schriften und Relationen Wettsteins, insbesondere aber der im
Nachlasse Hs. Ludwig v. Erlachs vorgefundenen Korrespondenzen der fran-
zösischen Gesandtschaft.
Neben Zwyer und Wettstein tritt in den Verhandlungen zur Zeit des
dreifsigjährigen Krieges ein dritter schweizerischer Staatsmann auf: Hans
Ludwig von Erlach, der jedoch die Hauptzeit seines Lebens in fremden
Diensten verbrachte. Die durch Gonzenbachs grofses Werk3) lebendig
gewordene Frage über seinen Verrat hat zu einer Fehde mit Molitor ge-
fuhrt, die wohl ein überwiegend für ersteren günstiges Ergebnis gehabt hat.4)
Es scheint ein schweizerischer Staatsmann von unverdienter Schmach ge-
reinigt, vielleicht sogar, wie sich ein Recensent ausgedrückt hat, 'in Erlach
unserer Geschichte eine edle Heldengestalt zurückgegeben'. 6)
Sehen wir schon in der ersten Hälfte des XVIL Jhs. hie und da die
französische Politik verhängnisvoll in die schweizerische eingreifen, so
wird diese in der zweiten Hälfte dieser Epoche, in der Periode Ludwigs XTV.,
geradezu der bestimmende Faktor unserer Geschichte. 1663 wurde der Bund
der Xni Orte mit Frankreich erneuert und 1664 Mouslier, ein gewandter,
listiger Intriguant als 'Resident' in die Schweiz gesendet, der dann bis 1671
blieb. Der französ. Gesandte in der Schweiz war in alle privaten und öffent-
lichen, lokalen und nationalen Angelegenheiten eingeweiht; seine Relationen
sind daher eine Geschichtsquelle von unschätzbarem Wert; sie bieten ein so
vollständiges Bild der schweizerischen Politik, wie man es nirgendwo sonst
linden könnte. Die Publikation dieser französischen Gesandtschafts-
berichte mufs daher im Iuteresse der nationalen Geschichtsforschung sehr
gewünscht werden. Diese hat die schweizerische geschichtsforschende Gesell-
schaft in die Hand genommen, und es ist mit derselben ein rühmlicher An-
fang gemacht worden: die Gesandtschaftsberichte des Residenten Mouslier sind
1) Dr. v. Gonzenbach, Die Schweiz. Abordnung a. d. Friedenskongrefs in Münster
u. Osnabrück i.: Archiv <L hist Ver. d Kantons Bern IX, 4. — 2) Dr. A. Fechter, die
im westfälischen Frieden aasgesprochene Exemtion der Eidgenossenschaft vom Reiche, das
Verdienst der evangelischen Städte und Orte, i: Arch. f Schweiz. Gesch. Bd. XVIII. 1874.
— 3) Dr. v. Gonzenbach, D. General Hans Ludw. v. Erlach von Castelen. Ein Lebens-
and Charakterbild a. d. Zeit d. dreifsigjähr. Krieges. Bern. Erster Teil nebst dazu gehörigem
Urkundenbach. Vgl. Jahresber. 1879. in, 153, 192. — 4) Vgl. o. Kap. III. (Abt III,
S. 19.) -- 5) 0. (Oechsli) im Feuilleton der Neuen Züricher Zeitung. Febr. 1880.
01,134 XIX. C. Dändliker:
in mustergiltiger Weise gedruckt samt einer einleitenden sorgfältig bearbeiteten
Geschichte der Beziehungen der Schweiz zu Frankreich während
Mousliers Residentschaft x)
Zu der konfessionellen Spaltung, der Ohnmacht und der Abhängigkeit
vom Auslande treten im 18. Jh. noch die politischen Revolutionen and
'Verschwörungen' im Inneren als bedenkliche Symptome der Auflösung.
Die berühmteste dieser Verschwörungen war die von Henzi in Bern. Die
bisherigen Schilderer dieses Ereignisses stellten Henzi als gemeinen Verbrecher
und Revolutionär dar, der nur aus Verbitterung wegen Nichtwahl auf eine Ober-
bibliothekarstelle und aus gemeiner Gesinnung gegen das herrschende Patriciat
intriguirte und einen gräulichen Mordplan ausheckte. Eine Revue des Prozesses
aber und eine kritische Darstellung, des Lebens und der Thätigkeit Henzis, die
Gegenstand einer Veröffentlichung geworden9), lassen diese Dinge in ganz
anderer Beleuchtung erscheinen. Henzi war ein feiner, hochgebildeter Schrift-
steller, von dessen Patriotismus, Geist und Edelsinn Lessing mit Hochachtung
schrieb. Er hatte tüchtigen Studien sich hingegeben und handhabte die deutsche
und franz., griech. und latein. Sprache mit gröfster Leichtigkeit. Er wurde ai
der Seite des Züricher Bodmer ein eifriger Mitkämpfer gegen die Gottsche-
dianer. Seine Bildung machte ihn politisch freisinnig: er beteiligte sich 1744
an dem 'Memorial' gegen die herrschenden politischen Übelstände; jedem ge-
waltsamen Vorgehen aber setzte er sich energisch und standhaft entgegen.
Er suchte nach Lessings Bemerkung, 'nichts als die Freiheit bis zu ihren
alten Grenzen wieder zu erweitern und suchte es durch die allergelindeaten
Mittel'. Für fünf Jahre verbannt, ward er 1748 begnadigt, kehrte voll
Freude in sein Vaterland zurück und übernahm eine Unterbibliothekarstelk,
diese quittierte er aber und meldete sich, nach einem Geständnis an Bodmer,
nicht auf jene Oberbibliothekarstelle, weil sie ihm zu prekär erschien; er
suchte eine Anstellung in Paris. Die Reise dahin aber zog sich hinaas, und
da fiel er jenen unruhigen Geistern in die Hände, welche, von einem dunkeln
Drange getrieben, die Bürgerschaft gegen die Regierung aufhetzten und damit
'sich selbst aus unsicheren Verhältnissen zu retten suchten'. Henzi glaubte,
es handle sich blofs um verstärkte Erneuerung des Auftretens von 1744;
die übrigen Verschwornen aber (die Gebrüder Fueter und der Kaufmann
Wernier etc.) sprachen in abenteuerlichem Geschwätz von grausen Umsturz-
planen. Henzi merkte, in was für Gesellschaft er geraten, wollte sich los-
reifsen und nach Paris reisen — aber zu spät! Die Regierung hatte Wind
bekommen und liefs alle, Henzi (den man aus blindem Vorurteil als Hanpt
der Verschwörung ansah) voraus, verhaften und ziemlich rasch verhören —
aus Henzi brachte man nichts heraus — , verurteilen und — hinrichten!!
Die glänzende Seite des 18. Jhs. liegt im Aufschwung der Litteratar,
und da hat die Schweiz, Zürich speziell, ein hervorragendes Verdienst; von
hier kam der Anstofs zur Erneuerung des litterarischen Lebens. Ein
Vortrag schildert Zürichs Anteil3). Bodmer und Breitinger hatten ihre
Vorläufer schon im XVI. und XVII. Jh., Konrad Gefsner gab den Anstofc
zur Sprachvergleichung. Auf seine Anregung hin erschienen Wörterbücher,
1) Dr. P. Schweizer, Quellen z. Schweizergesch. , herausgeg. v. <L allgem. geachkat-
fon»ch. Gosollsch. d. Schweiz. Bd. IV. Basel. (Korrespondenz der franz. Gewandtorhaft i»
der Schweiz, 1664-1671. — 2) Dr. J. J. Bäbler, Samuel Henzis Leben und 8chriftaa.
Aarau. — 3) Dr. J. Bächtold, Die 'Verdienste der Züricher um dio deutsche Phüokfie aW
Litteraturgcschichte', Habilitationsvorlesung (Separatabzug ans der Neuen Züricher
Schweiz. 111,135
wie das von J. Grimm gelobte des Josua Maler 1561. Unter abstrusem Zeug
findet man manch Treffliches in Redingers Sprachbüchlein von 1656, wo
zuerst eine Verwandtschaft des Lateinischen und Deutschen geahnt wird.
Manche Schriftsteller schon hatten deutsche Sprachschätze publiziert-, 'aber
die Herrlichkeit der Poesie des XIQ. Jhs. ruhte noch in vergessenen Hand-
schriften, bis um die Mitte des XVIII. Jhs. nun diejenigen Männer auftraten,
welche die ungeahnten Schätze erschlossen, die im deutschen Epos und der
Lyrik einer grofsen Vergangenheit lagern': Bodmer und Brei tinger.
Bodmer, ein Litterat von wundersamem Spürgeist, wurde aufmerksam auf die
Gesänge der Stauferzeit und erwarb sich unsterbliches Verdienst durch
Herausgabe mittelhochdeutscher Texte (Minnelieder, Parcival, Nibelungen) und
durch Erforschung der älteren Literaturgeschichte.
Eben der herrliche Aufschwung der litterarischen, wissenschaftlichen und
ästhetischen Kultur, dazu auch der eigenartige Charakter des XVHI. Jhs. als
Epoche der beginnenden Aufklärung und des Übergangs zu einer neuen Ge-
sellschaft erweckt das lebhafte Bedürfnis nach einer umfassenden und er-
schöpfenden Darstellung der Kultur unseres Landes im XVIII. Jahr-
hundert, etwa nach der Art, wie der geistvolle Jak. Burkhardt die Kultur
und Gesellschaft der Renaissance, Biedermann -die deutsche Kultur des XVIII.
Jhs. behandelt hat Eine solche läfst noch auf sich warten; aber die Mate-
rialien dazu werden gesammelt: vorläufig hat für einen Kanton, und zwar
gerade für den geistig hervorragendsten, für Zürich, eine abschliefsende, sehr
sorgsame und vollständige Zusammenstellung stattgefunden.1)
Auffallend stiefmütterlich bedacht ist in diesem Berichtjahr die Ge-
schichte der Schweiz im XIX. Jh. Unsere Forscher wenden sich mit Vor-
liebe der entlegenen Vergangenheit zu, und nur wenn die Beleuchtung von
Tagesfragen und Zeitereignissen sie nötigen, schenken sie ihre Aufmerksamkeit
den Ereignissen unseres Jahrhunderts. Dies letztere gilt vom Berichtjahr.
Die Schriften, die in dieser allgemeinen Übersicht zu berücksichtigen sind,
fanden ihre Veranlassung in Zeitereignissen. Das 50jährige Doktor-Jubiläum
des nun verstorbenen Prof. Bluntschli rief eine gediegene Festschrift über
die R echtsschulen undRechtslitteratur in der Schweiz hervor, welche
insbesondere den Aufschwung der juristischen Studien im XIX. Jh. und deren
Einflufs auf die Politik schildert.8) Die Einweihung des Denkmals von Dr.
Jakob Dubs auf dem Ütliberg erzeugte als Festschrift eine volkstümlich
geschriebene Biographie dieses Staatsmannes,3) der als Regierungsrat und
Regierungspräsident von Zürich (1855 — 1861), als Mitglied des Bundesrates
(1861—1872), zuletzt als Bundesrichter (1872—1879) eine eingreifende Rolle
im politischen Leben der letzten Decennien gespielt hat. Das fünfundzwanzig-
jährige Jubiläum unserer nationalen Schulanstalt, des eidgenössischen
Polytechnikums, rief eine von sachkundiger Hand bearbeitete Skizze
der Geschichte dieses Instituts*) hervor und der nahe Abschlufs des
Unternehmens der Gottshardbahn veranlafste den Archivar der Gotthard-
gesellschaft zur Darstellung der Geschichte dieses Unternehmens.5)
1) Dr. Fingier, Zürich i. d. 2. Hälfte des XVIII. Jh. (Noujahrsbl. d. Waisenhauses
in Zürich). III. Abt.: das häusliche and sociale Loben. — 2) A. v. Orelli, Ilcchtsschulen
and Rechtslitteratur i. d. Schweiz v. Ende d. Mittelalt bis z. Gründung d. Univer. Zürich u.
Bern. Zürich, 1879. — 3) Rektor Zohendor, Dr. Jak. Dabs, ein Schweiz. Republikaner.
E. Volksschr. Zürich. — 4) Prof. Dr. Rud. Wolf, Das Schweiz. Polytechnikum. Histor.
Skizze zur Feier des 25 jähr. Jubiläums im Juli 1880. — 5) Wanner, Geschichte der Gott-
hardbahn. Bern.
111,136 XIX. C. Dändliker.
Neben diesen Hauptarbeiten, welche Partieen der allgemeinen Geschichte
der Schweiz beleuchten, finden sich in Sammelwerken, geschichtlichen
Zeitschriften und Lokalge schichten noch manche wertvolle Beitrage
zur neueren Schweizergeschichte. So bietet ein von Gelehrten der französischen
Schweiz verfafstes und nun zum Abschlufs gebrachtes Werk einige biogra-
phische Beiträge zur Geschichte des XIX. Jh. x) Die 'allgemeine deutsche
Biographie" behandelt in etlichen Originalartikeln berühmte Schweizer
der neueren Zeit.2) Das 'Glarner Jahrbuch' bringt die Lebensgeschichie
des Glarner Staatsmannes und Historikers Dr. J. Heer und eines andern
berühmten Glarners.8) Einige Neujahrsblätter, Jahrbücher, Taschenbücher,
Zeitschriften enthalten lokalgeschichtliche Beiträge4) and ein gröberes,
breit angelegtes, fleifsig bearbeitetes Werk schildert die Geschichte von
Baden bis auf die neueste Zeit.5)
Besondere Berücksichtigung verdient die kunstgeschichtlich-archäo-
logische Litteratur.*)
Einen vollkommenen Überblick über die künstlerischen Leistungen
und die kunsthistorische Litteratur bilden die Zusammenstellungen des
Präsidenten des Berner Kantonal-Kunstvereins. 7) Ein fortlaufendes Ver-
zeichnis der Publikationen über Kunstgeschichte und Archäologie bietet der
von Professor Rahn redigierte, vierteljährlich erscheinende 'Anzeiger für
schweizerische Altertumskunde.8) In demselben Blatte publiziert
Prof. Sal. Yögelin seit 1879 eine interessante Folge von Abhandlungen
über die Fa$adenmalerei in der Schweiz, in welcher teils die wenigen
noch vorhandenen Werke mit ausgezeichneter Sachkenntnis beschrieben, teils
die abgegangenen Monumente dem Gedächtnis der Nachwelt gerettet werden.
Jahrgang 1880 enthält die Aufzählung der diesbezüglichen Werke aus Tesnn
und dessen Grenzgebieten und zu Basel.
Demselben Verfasser verdankt Zürich die wertvollen Untersuchungen
1) Die 'Galärie Suisse' von Secretan, Bd. III, enthalt z.B. die Artikel: Fischer,
Neuhaus, Pfyffer, Baumgartner, Calame, Dufour, Escher, Agassiz, Orelli, Wackernagel, Dwtrii,
l'steri, Nägeli, Hottinger, Fnrrer, Munzingor etc. — 2) Bd. 11; Hegetschweiler, Hegaer,
von Meyer y. Knonau, Dr. J. Heer, Heidegger, von G. v. Wyfs; Anton Henne, tob
Wartmann. Bd. 12: Hirzel (K. M. H., fls. Casp. Bernhard), Hefa (J. J. , Ludw.) toi
Moyer v. Knonau, Hefa (J. J.) von G. v. Wyfs, Henzi, Samuel v. Babler. — 3) Glarner
Jahrbuch: Dr. J. Heer als Historiker, von Dinner, J. J. Tschudi yon Wichter. —
4) Basler Neujahrsbl. f. 1880: Burckhart, Basel z. Zeit des 30 jähr. Kriegs. Appen-
zeller Jahrbücher, II. Hft. 9: Appenzell 1803—1814. Zürcher Taachenb.: Jon. Gssp
Schweizer von David Hofs. Jucker, Bürgerrechtsschenkung von Oberstrafs an Louis Napoleoa.
A v. Orolli, Deportation Zürich crischer Regierungsrats-Mitgliedcr nach Basel 1799. Meyer
v. Knonau: Stammbuch eines jungen Zürchers aus d. XV IL Jh. Neujahrsbl. d. Stadt-
bibliothok Zürich: Die Holzschneidekunst in Zürich im XVI. Jh., 2. Hälfte, von Prof.
Yögelin. Mittheilungon der antiq. Gesellsch. in Zürich: Das glückhaffl Schiff tob
Zürich 1576, von Dr. Bächtold. Goschichtsfreund der V Orte, Bd. 35: Dr. Li ebenso,
die Schnltheifsen von Luzorn. Wickart, Einfall der Schwoden in die Schweiz 1633 etc.—
Pnpikofer: (i. : Thurgauische Beitr. z. vaterl. Gesch., 20. Hft) die Landgemeinde sa
Weinfolden 1798. Im Anzeiger f. schwoiz. Gesch. (No. 5) sind vortreffliche Be-
trachtungen über Calvin und die ihn botreffende Litteratur von P. Yaucker, ferner Artikel
über die Abstammung des Churer Reformators Comander von Liebenau, Eggor, Ticor.
(No. 4. 5.) Motta: Bolletino storico della Svizzera italiana, l primordi della
ri forma roligiosa nel Ticino von Liebenau (No. 1. 2. 3. 5) und la famiglia Orelli (No. 1. 3) etc.
— ~>) Fricker, Gesch. von Baden. Aarau. — 6) Wir verdanken die Mitteilungen für das
folgende Referat der Güte von Hm. Prof. Dr. Rahn in Zürich. — 7) Dr. B. t. Tacharaer,
Die bildenden Künste in der Schweiz im Jahre 1879. Bern, DaJp. — 8) Zürich, bei
/. Herzog.
Schweiz. 111,137
Über die Holzschneidekunst in Zürich im XVI. Jh.1) Die diesjährige
Fortsetzung behandelt die Bibeldrucke der Froschauerschen Offizin. — In die
Kunstentwicklung des Tessin zur Zeit der Renaissance führt eine Abhandlung
über Bernardino Luini von Karl Brun. *) Die sparsamen Nachrichten
über diesen Maler sind hier sorgfältig verarbeitet und eine gründliche
Sichtung der Werke desselben (zu Lugano, Mailand etc.) wird gegeben.
Beigefügt ist ein Verzeichnis der Tafelgemälde desselben Meisters im Privat-
besitze und mitgegeben im Lichtdruck die reduzierte Aufnahme des grofsen
Passionsbildes in der S. Maria degli angeli zu Lugano. — Einen blühenden
Zweig nordischer Kunst behandelt die auf fleifsigen archivalischen Studien
sich aufbauende Arbeit von J. H. Bäschlin über Schaffhauser Glas-
maler des XVI. u. XVII. Jhs.8), aus der besonders der Abschnitt über Tob.
Stimmer hervorzuheben. Ein Werk eben dieses Meisters, dessen bereits
Bächtold im 'glückhaften Schiff gedachte 4) ist nun meisterhaft reproduziert. 5)
Von Abhandlungen in Zeitschriften sind zu nennen zwei von Professor
R. Rahn in Beitr. z. Gesch. oberital. Plastik und über neu entdeckte Wand
gemälde der Kirche zu Wyl, Kt. St. Gallen.6) In einer andern Ab-
handlung7) bespricht derselbe rastlose, unermüdlich thätige Verfasser die
volkstümlichen Wandgemälde in der jetzt abgetragenen alten Kapelle zur
Tellenplatte. Hans v. Meifs bespricht zwei Zuger Glasmaler des
XVII. Jh.8) und liefert damit wichtige Beiträge zur Kunst- und Kultur-
geschichte. Zu nennen sind auch noch Feuilletons- Arbeiten von Ami et und
Prof. Vögel in über die Madonna von Solothurn und von Prof. Rahn über den
Bündner Maler Hans Arduser.9) Einem lange verkannten Zweig des Kunst-
handwerks, der Töpferkunst, ist endlich die Publikation eines Bündner For-
schers, Christian Bichler, über die Kachelöfen Graubündens im XVI.
und XVIII. Jh. gewidmet. lü) Der Vf. hat alle in Bünden so zahlreichen Werke
dieser Art in unverdrossener Wanderung erforscht. Nur schade, dafs eine
frühere Arbeit über die Winterthurer Glasmaler von Dr. Hafner11) nicht
zum Vergleiche herbeigezogen worden.
1) Ncujahrsbl. der Stadtbibliothek Zürich aufs Jahr 1880. — 2) Neujahrsbl. d. Künstler-
gesellach. Zürich 1880. Vgl. auch desselben Vfs. Abhandl. über Luini in Dohmers Kunst u.
Künstler. Bd. V, Lfg. 64, u. Lützows Zeitschrift für bildende Kunst XIII. S. 41 ff. XIV.
113—118, 146—148. — 3) Neajahrsbl. des Kunstvereins. Schaffhausen. — 4) Mit! der
antiq. Gesellsch. in Zürich. Bd. XX, Abt. II, Hft. 2. 1880. 5) Tobias Stimmers Strass-
burger Freischiefsen 1576. Nach dem Original-Holzschnitt, herausg. von Aug. Schricker,
Strafsburg. — 6) Repert. für Kunstwissenschaft von Hubert, Janitschek u. Woltmann. Stutt-
gart u. Wien, 1880. S. 387 ff. S. 191. — 7) Goschichtsfround der Y Orte. Bd. XXXV.
— 8) Auch im «Geschichtsfreund'. — 9) Neue Züricher Zeitung 1880. No. 73. 75—77.
208—210. — No. 99—101 u. 105. — 10) Zürich, Cäsar Schmidt. — 11) Neujahrsbl. der
Stadtbibliothek Winterthur, 1876 u. 1877. Eine populäre Bearbeitung ist vorz. Muralt,
Schweizergesch. Lfg. 2. 3 — eine Leistung von zweifelhaftem Wert.
111,138 XX. 1- 0. Hanotaux (J. Hermann):
XX. 1.
O. Hanotaux (J. Hermann).
Frankreich 1515— 1789.1)
Allgemeines.
Paquier verfolgt in der Fortsetzung seines umfassend angelegten
Werkes *} die Fortschritte der französischen Nation zur materiellen und sitt-
lichen Einheit hin — wie hegreiflich — ohne eigene Quellenforschung, nur
auf Grund von abgeleiteter Darstellung, daher nicht frei von Irrtümern, im
Einzelnen dennoch hei der scharfsinnigen Kombination und dem klaren und
gefälligen Stil des VfB. um der Grofsartigkeit des Gegenstandes willen m
hohem Interesse.
Die calvinische Kirche ist nur im XVI. Jh. für Frankreich von Be-
deutung: das zeigt Vaugiraud. 8)
Ein fast vollständiges Gemälde des munizipalen Lebens bis zur Revo-
lution entwirft Babeau4} auf Grund der zahlreichen vorhandenen Spezial-
untersuchungen in methodischer Anordnung derart, dafs man die ganze wissen-
schaftliche Bewegung übersieht, welche die damit zusammenhängenden Fragen
seit Augustin Thierry durchgemacht haben.
Die heutzutage vielfach ventilierte Frage über den Unterricht unter dem
ancien Reg. hat der Toulouser Professor Compayr6 umfassend vom XVI
Jahrhundert an behandelt.5) Obwohl überwiegend systematisch, ist das Werk
doch zugleich geschichtliche Analyse der verschiedenen Systeme, der Scho-
lastiker, Rabelais, der Protestanten, Montaignys, der Jesuiten, Port-Royals, mit
Verbesserungsvorschlägen für die Zukunft. Das sehr verwickelte des Gegen-
standes, die Stellung des Adels vor der Revolution, hat Ch. Louandre nicht
abgeschreckt, den Ursprung und die Titel desselben zu prüfen, ebenso wie
die Vorrechte, seine Rolle im Staats- und Gesellschaftsleben, seinen Verfall
zu erläutern, sein Zurücktreten vor dem absoluten Königtum. Als einen
Grundrifs bietet der Vf. seine Entwickelung und als solcher genügt er.6)
1) Auf Grund den französisch abgefaßten Bericht« des Herrn Hanotaux deutsch be-
arbeitet von der Redaktion. — 2) Paquier, Hist do ITJnite" polit. et territ d. 1. Fr.
Paris, Uaohette. t. II u. III. 8°. Wir registrieren Callerys ReTormateurs de l'anc Fr. (pr*-
courseur de Law: La Jonchere) i. Fr. jud. V; vgl. Ac. de sc mor. 14, 69 c — Id. Porig*
et ies pouv. d. Et. gener.; vgl. ibid. 21, 8. Id. de« attribot financ des anc com»; TgL Fr.
judic. 1Y. Doumergue empfiehlt das Stadium des XY1. Jhs. als grundlegend in einer Er-
öffnungsrede: utilite de l'etudo du XYI s. et des origines d. 1. ref. fr. Wir erwähnen foner:
Coartois etad. sur l'anc. comptab. milit. d. 1. Fr. 15 S. i. Journ. d. sc. milit ferr. — Fe midi
lettre» de XYI1 et XV 111 eieclo giebt Eug. Asso neu heraus. — 3) Vaugiraud, Faust
de l'egl. ref. do Nantes dep. lorig. jusqu'au temps pres. 1 vol. in 8°. Fiachbmch. — 4) Ba-
beau, la ville bous l'anc Regime Paris, Didier. 8°. — Maury schrieb: assemblees dl
Clerge on Fr. (au XVII et XV HI 8.) i. Rov. d. deux mondos 40. — 5) Compayre, Hiit
crit. des doctrin. de i'educat. cn France dop. le XYI siecle. Paris, Hachotte. 2 vol. 8*. —
6) Chr. Louandre, la noblesse franc,. sous l'ancienne monarch, Paris, Charpentior in 18*.;
vgl auch Borel d'Hautervve. lurororo d. I. nobl. de Fr. 36 annee. XVL 414 8.
Frankreich 1516—1789. 111,139
XVI. Jahrhundert.
Schon an die Regierung Franz* I. knüpft Boräly1) die Idee der Be-
gründung des grofsen Hafen von H&vre, gemäfs der Gründungsurknnde (vom
7. Febr. 1517); er setzt den Beginn der Arbeiten schon auf den 2. März
desselben Jahres.
Hardys Artikel*) ist nur ein Kapitel ans einem dem 'Ursprung der
französischen Taktik' gewidmeten besondern Werk.8)
Einen von den vielen geistlichen Diplomaten, welcher das französicho
Königtum überhaupt und Franz I. im besondern sich so gern bediente, hat
Forneron zum Titel gewählt,4) um einige der wichtigsten Thatsachen des
grofsen Kampfes von Habsburg-Österreich und Frankreich-Valois (Madrider
Friedensverhandlungen 1525, Heinrichs YHI. Heiratsverhandlungen zu London,
Madrider Verhandlungen 1527 vor dem Wiederausbruch des Krieges — zum
gröfsten Teil nach ungedruckten Urkunden) zu behandeln. — Karls V. Reise
nach Frankreich (1540) ist unter vielen anderen Zeitgenossen auch von
dem s. Z. nicht unberühmten Ren6 Mac6 poetisch verherrlicht worden. Mehr
als die Dichtung selbst gewährt Raynauds Anhang.6)
Mehr litterargeschichtlich ist Ligiers Buch über Rabelais' politisches
Ideal,8) ohne dafs es indes gelänge, auch nur die zahlreichen politischen,
zeitgeschichtlichen Anspielungen des Geistlichen zu Meudon zu deuten.
Wie von jeher ist auch in dem Berichtjahr reich die Litteratur der
Religionskriege und der ganzen Reformationszeit.7)
Über die Hauptgestalten in der Vorbereitungszeit — Anton v. Bourbon
uud Jeanne d'Albret — belehrte uns der Marquis v. Rochambeau durch
seine im Auftrage der Gesellschaft für Geschichte Frankreichs gemachte Ver-
öffentlichung der Briefe jener. Jetzt verwertet er selbst seine Quellenarbeit
zur Zeichnung eines Lebensbildes.8)
Paillard behandelt den Anfangspunkt der unseligen Verwirrung, die
Verschwörung von Amboise9) mit ihren Vorangängen und Folgen, Migncts
Arbeit ergänzend, aber nicht ersetzend, vielmehr in mehreren Punkten selbst
durch diese zu berichtigen. Die Grundlage ist hauptsächlich eino Sammlung
von Briefen des damaligen spanischen Gesandten zu Paris Chantonay, auf-
1) Borely, Fondat du port da Havre i. Bov. hist Nov.-Dec. p. 288. 311. —
2) 'L'annee fr. en 1535' im Spectat milit. 15 JuiJlet. — 3) Hardy, Origines de la tact.
fr. Paris, Dumaine. 8°. — 4) Forneron, Cardinal de Gramont i. : Seance et travaux do
l'Academie des sciences mor. ot polit F6vr./Avril. — (Im Reo. d. doc. hist (Hft 1) ist ein
Brief Carls v. Bourbon (aber v. 1815!) in welchem er dem Doc do Foltre seinen Abfall anzeigt.)
Claretta bespricht die 'Mission da seign, de Barres' (Bavoien); Tgl. Mcm. d. l'Ac. de Savoio. —
Ruble, 'Fr. de Montmerency'. 96 S ; Mem. d. 1. Soc. de Hiiat. d. Paris t 6. Ambert,
lo conn6t. Anne do Montmorency. (1498 — 1567) No. 287 S. i. Biogr. mil. — 5) G. Raynaud,
voyage de Charles V. par 1. Fr. Poeme bist, de Rene Mace" publie. Paris, Picard. In 8°. —
Michelet stellt Franz I. Karl V. gegenüber. (Bibl. des jennes Fr.) 131 S. — 6) Ligior,
la polit. de Rabelais. 1 vol. in 8°. Fischbacher. — Albenas, les portr. d. Rabelais. 77 S.
— 7) Raklenbeck, Mission du Conseiller Boisot ä Metz en 1543 (mit ungedruckt. Dokam.).
Bxuxelles, Marqaardt, in 8°. — Douen, le Psaotier Hagnenot publ. — 8) Marq. do Ro-
chambeau, Ant de Bourb. et Joanne d'Abret I vol. in 8°. Paris, Picard. — Dor
Kuriosität wegen sei hier erwähnt die Untersuchung über Franz's I. Todesursache: v. Cor-
blieu, lo roi Francois I. est-il mort d. 1. syphilis i.: Franc med. No. 14. Marguorite do
Nararre's Hoptamer. hat Jon an st mit Anmerk u. d. Glossar v. Lacroix versehen, mit dem
2. Bd. abgeschlossen. Die Aasgabe von Fol ix Frank ist mit d. 3. Band zu Ende gekommen.
— 9) Paillard, Addit crit a 1. conjurat. d'Amboise i.: Rev. bist sept/oct p. 61 — 108.
nov./dec p. 311—355.
111,140 XX. 1. G. Hanotaux (J. Hermann):
bewahrt im Brüsseler Archiv, doch unter Ausnutzung auch des Archives nat
zu Paris. Colignys Schuld wird von ihm wie von Delaborde verneint
Für die Sittengeschichte dürfte hinsichtlich mancher sonst schwer auf-
zufindender Einzelheiten die Herausgabe1) des von 1553-62 reichenden
Tagebuchs eines Landedelmanns von dauerndem Wert sein. Mit einigen
Fragmenten eines handschriftlichen Berichts aus dem XVI. Jh. über die
religiösen Unruhen in der Stadt Meaux (1562/63) beschenkt uns Bouet-
Maury. *) Eine Rede über analoge Ereignisse in Lyon, während Soubise
dort befehligte (1562—63) hat Bonnet drucken lassen.3)
Die immer noch brennende, von religiöser Voreingenommenheit verdun-
kelte Frage der Bartholomäusnacht, besonders betreffs des Plauens derselben,
hat die im Vorjahr erschienene Arbeit von Bordier4) neu angefacht —
Baguenault de Puchesse5) und Genty erklären sich gegen, Bordier1)
erklärt sich für das Geplantsein. G. P. Stewart7) bezieht sich auf Briefe
von Vasari, wonach dieser im Oktober 1572 nach Rom berufen worden sei,
um die Hauptscene im Vatikan zu malen. De Laferridre, der erwählte
Herausgeber8) der Korrespondenz von Katharina v. Medicis, unternimmt schon
nach den bisherigen Ergebnissen seiner eingehenden Forschungen die Ver-
teidigung dieser merkwürdigen Frau 9) und ihrer scheinbar gewundenen Pfade,
die er lediglich aus dem Wunsche, den Bürger- und Religionskriegen ein
Ende zu machen, herleitet. Man darf auf die Briefe selbst danach gespannt
sein.10) Die mafsgebende, jedenfalls aber demütigende Rolle, die jene bei
dem Vertrag von Nemours (7. Juli 1585) gespielt, hat E. de Barthälemy
nach 5 Bänden unedierter Dokumente der Nationalbibliothek wie derjenigen
der Sorbonne in das hellste Licht gestellt.11)
Gestützt auf die Depeschen des päpstlichen Legaten Ragazzoni, Frangi-
pani, Morosini und auf päpstliche Briefe (aufbewahrt im Vatikan) sacht
L'Epinois12) den Papst Sixtus V. für die Zeit des Vorspiels des Kampfes
Heinrichs III. und der Guises soviel als möglich von dem Vorwurfe des Kom-
promittierens mit den Liguisten zu reinigen.
Tamizey de Larroque hat zusammen mit de Carsalade da Pont die
Bruchstücke eines zeitgenössischen, übersichtlichen Berichts über die Religions-
kriege herausgegeben,13) der sich eigentlich erstreckte von 1563 — 1611. Das
1) Tolle di er (abbe) , Journal Manascrit d'un sire de Gouberville et da Meanil-au-Yal.
Renne», Oberthur, in 12°. — 2) Bouet-Maury, Ballet, d. 1. soc. de 1'Hist da prot frm$.
15 Juillet. — g) Bonnet, JDisc. des choees advenues a Lyon. Ibid. 15. Mär». — 4) Bor-
dier la S. Barthel et la crit. modern. 79. 116 S. 4°. — 5) Baguenault o. Geatj
i. Rev. den quest. hist. Janv et Juillet. - 6) Auch Wattke (vgl. Jahresber. 79) hat ach
für das Geplantsein aasgesprochen i. Journ. des savants. Mars. — 7) Überaetst i. Bulletin 4.
1. Soc. d. rhist. du prot. fr. 15 sept. Vgl. auch Türke, Rom n. d. Bartholomäusnacht
Progr. der Chemnitz. Realschule u. Poolc, a hist of the Huguenots (bis Ende d. XV11. Jh.).
Über die Menippeischo Satyro (Tgl. Jahresber. 1879): Frank, zur Satyre Menippee. Progr.
d. N. Kolsberg. Gymn. und Ch. Labitte, Sat. Menipp. d. 1. vertu du cath. d'-Eapagne. —
8) In der 'Collection des Documonts in4d.' — 9) DeLaferriere in Correap. N«.t. 10,
25 nov. u. 10 döz. — Wir erwähnen: Ed. d. Barthälemy, la colonne de Cath. de Midie, a la
halle an ble. 24 S. — 10) Das anonyme Lebensbild der Catharina — vom Verfaisr d*r
»Wahrheit über Maria Stuart* — ist völlig wertlos (*un pastiche de Mezeray' (Hanotaux.) —
11) Ed. do Barthelemy, traitc de Nemours i. R. d. q. h. avril. p, 465. — 12) L'Epi-
nois, La politique de Sixte-Quint en Fr. Pr&iminaires d. 1. lutte entre Henri III. et 1»
maison de Lorraine. — 13) Tamizey de Larroque (et de Carsalade du Pont), Mem. iaei
de Jean d'Antras de Samazar. Sauvoterre de Guyenne, Chattet, in 8°. Die spätere H&ito
dieser Zeit betrifft das Journ. de P. l'Estoile. T. VI. VII. — Von Forneron, hiat de Pkil.ll.
t L o. II. (bis zum Abgang Don Juans in die Niederl. 1576), Hachette, in 8°, gehören W
Frankreich 1515—1789. 111,141
verstümmelte, den Herausgebern allein zugängliche Manuskript reicht nur von
1564—79. Die Bemerkungen sind ausnehmend interessant und füllen viele
Lücken unserer Kenntnis aus.
P. C rase au (Chronique T. 1) bezieht sich auf die Zeit von 1588 — 1605.
Die europäischen diplomatischen Verhältnisse zur Zeit Karls IX. und
Heinrichs IH. spiegeln sich trefflich in der handschriftlichen, in der Nat. bibl.
aufbewahrten Korrespondenz von Arnaud du Ferner, Gesandten zu Venedig,
aus den JJ. 1563 — 67 und 1570 — 82. Sie betrifft namentlich die Zusammen-
kunft in Bayonne, Bartholomäusnacht, Thronbesteigung Heinrichs HI., seine
beklagenswerten Fiiianzmafsregeln u. s. w. Fr 6mV1) hat sie ausgezogen
und besonders darauf eine allgemeine Obersicht der gleichzeitigen Kriege und
Verhandlungen gebaut, ohne freilich, so wie es nötig gewesen wäre, die
Arbeiten seiner Vorgänger zu kennen.
Über Agrippa d'Aubignä, Gefährte Heinrichs IV.,8) hat der Heraus-
geber seiner Werke, R6aume, das Bruchstück einer Studie veröffentlicht.8)
die vermutlich vollständig im nächsten Bande der gesammelten Werke
erscheint.
Über die Regierung Heinrichs IV. selbst fehlt es im Berichtjahr an be-
deutenderen Leistungen.4) So ist interessant, doch ohne wesentliche Er-
weiterung unserer Kenntnis die Darlegung Gabarels über die wohlwollenden,
ja innigen Beziehungen von Genf und Frankreich.5) Doch ist wenigstens
Hardouin de Pere fixes Geschichte Heinrichs IV. eine Erscheinung dieses
Jahres. 6)
der Innigkeit der damaligen politischen Beziehungen direkt hierher die Kapitel, welche die
Eifersucht Phil.s u. Heinr.a IL, den Kampf gegen Catharina behandeln. Das Werk stützt sich
vielfach auf Originaldokumente, unedierte Akten, besonders der französischen, an spanischen
Sachen bekanntlich sehr reichen Archive und Bibliotheken und auf die belgischen Publikationen
v. Gachard, steht in methodischer Boziehung auf der Höhe und hat durch seine Form viel
Anklang gefunden. Es verspricht fundamental zu werden. — l)EdFr6my, Un ambassad.
liberal sous Charles IX. et Henry III. Paria, Leroux, in 8°. — B. Prost hat den Marschall
v. Tavanes u. den Admiral Coligny nach neuen Dokumenten des Grf. Lionel de Laubespin be-
rührt, Delaborde den 2. Band seines Gasp. de Coligny geliefert. Rochach giebt (Mem.
de l'Ac. de Toul. 78, 348) ein docum. ined. concem. l'edit de pacif. de 1568. Kriegsgeschichtl.
gehört auch hierher (vgl. Kap. XYI) Bosserts Einfall der Franz. i. Mömpelgart 1587/88 i.
Württemb. Viert I. II. — 2) Über Jacq. et Charles Fay es lettre« inedit, herausg. nach einem
Manuskript der Staatsbiblioth. von E. Halphen; — vgl. auch Jahresber. 79. Sie ergänzen
Arnaud du Fernier und vervollständ. unsere Kenntnis über viele Ereignisse zwischen 1571 u.
1593, zumal die beiden Brüder Faye als Gefährten Heinrichs IV. thätig mitwirkten bei der
Beruhigung Frankreichs nach den endlosen inneren Kriegen. Ad. Mayen veröffentlicht einen
einzelnen ungedruckten Brief v. Henri IV. — (Revue de l'Agenais). — Wir registrieren1 Lettre« de
Coras ed. Pradel. — 3) Reaume, Agrippa d'Aubigne" i. Bullet d. 1. Soc. d 1'Hist du prot. fr.
15 avril. Acad. d. sc. mor. et pol. Fevr./Mars. No. 295. Wir erwShneu: Drochon,
Journal de Paul de Vendee capit huguen. 1611—23. — 4) Eine wichtige Erwerbung der
Nationalbibliothek, 'Hist du siege de Paris fort soigneusement et veritabl. redigee par escript
(1590)' wird in der 1. Lfg. des 7. Bds. des Bullet, d. 1. Soc. de l'Hist. d. Paris veröffentlicht
D. entsprech. Zeitschr. der Normandie bringt einige Pieces inädit bezüglich auf Heinrichs
Feldzug in der Normandie und den Tod seines Ministers Viller oi (Bullet d. 1. Soc. d'Hist de
Norm. vol. 1 in 8°.) — 5) G abare 1, Henri IV. et Geneve. Im Anschluß an das Buch
von Meaux: les lüttes relig on Fr. au XVI s. erörtern die Hist pol. Bl. (LXXXV. 296— 309.)
d. 1. Jahrh. des Prot in Frankr. — 6) Hardouin de Pere fixe, Hist d. Henri le Grand.
Limoges, Ardent 12°. 144 S. — Wir registrieren: G. de Nouvion, le XVI s. et les Valois.
1879 ; ferner Henri IV. roi de fr., Bev. brit ftvr. (Unnötig ist die Herausgabe der Werke des
Dichters de Cholieres [Oeuvr. d. seign. de Ch. ed. Tricotet, Lacroix, Jouaust]. Matin., Apres midi.)
Ferner P. de Cross, un mystificateur au XVI s. (Fr. jud. Janv.) Champfleury, ein Kenner
auf diesem Gebiet, behandelt eingehend die Karrikatur in der Zeit der Beform, (hist d. 1.
carricat sous la ReT. et la Ligue. 13. 323 S. Der Blick des Vfs. ist entschieden auf eine
111,142 XX. 1. G. Hanotaux (J. Hermann):
Von kulturhistorischem Interesse ist der Reisebericht* eines Engländers,
der 1608 durch Frankreich, Savoyen, Italien, Schweiz, Deutschland kam.1)
Schätzbar ist M. B. Zellers Dissertation über die Unterbrechung des
'Grand Dessein'.*)
Louis XIII.
Zahlreicher sind die interessanten Veröffentlichungen, die Louis XIII.
gewidmet sind.3)
Baschet hat in einer Handschrift der Nationalbibliothek ein aufser-
ordentlich merkwürdiges Schriftstück von der Hand des jungen Richelieu
(wahrscheinlich aus d. J. 1609) aus der Zeit, da er sich anschickte, durch
sein Erscheinen am Hofe die erste Staffel seines Glanzes zu ersteigen. Es
ist überaus anziehend, zu sehen, wie früh er schon die höchste Macht
träumt und bis zu welchem Grade er sein Verhalten abwägt, die Folgen
berechnet.4)
Ein fleifsiger, Angouleme und Umgebung geschichtlich durchforschender
Spezialist, A. de Massougnes6) sieht und läfst uns sehen — wie in einer
Linse die Strahlen — in dem Kampf der Jesuiten mit der Weltgeistlichkeit
zu Angouleme (1516 — 1792) den grofsen Gegensatz der beiden Parteien, be-
sonders während der Regentschaft der Maria von Medicis. Jedoch ergreift
der Hr. Vf. in solchem Grade Partei zu Gunsten der Jesuiten und sieht bis
in die gröfsten Kleinigkeiten hinein so sehr nur Übelwollen der Weltgeist-
lichkeit, dafs man mifstrauisch wird.
Seine frühere Darstellung der wenig interessanten, an jedem staats-
männischen Schwung armen, an boshaften Intriguen reichen Periode
zwischen dem Tode Luynes und dem Emporkommen Richelieua, welcher
letztere sich darin vorbereitete, hat Zell er auf Grund von italienischen
Archivalien römischer, florentinischer, venetianischer Gesandtschaftsberichte
seinen anderen Arbeiten entsprechend vor der Pariser Fakultät verteidigt,*)
vielleicht doch ohne hinreichende Kenntnis der anderen Quellen. — Ober den
Sturz der Hugenotten s. u. S. 144.
allg. Gesch. der Karrikatur gerichtet. Von Barry, note rar une copie manuscr. da livre de
Raison du Noble Gabriel Dupuy seign. d. 1. Roquette (XVII siecle) ist i den Mem. d. I'Ac de
Toul. 2, 178 o. Auszug erschienen. — 1) De Montaiglon hat den Wiederabdruck dieser
fast vergriffenen (Voyago ä Paris (1608)' par T. Coryate, die zuerst 1611 erschien, dann 1776,
mit einer brauchbaren Analyse versehen i. Revue du Lyonnais. Kars/Juni Man vgl
Mem. d. 1. Soc d. l'Hist d. Paris. T. VI. art de Lasteyrie. — 2) M. B. Zeller, De disso-
lutiono contracti apud Brussolum foederis inter Henricum IV. et Carolum Emmanuelem L 8a-
baudiae ducero (1610—12). Paris, Hachette. 8°. — Pignol hat den Rechtsgelehrtea Bark.
do Chassoneuz beleuchtet (hin jurisconsulte du XVI siecle') i. Ac. d. sc mor. 18, 623 —
G auf res den um die Wissenschaftsreferm verdienten Baduel — L6on 86 cht, den Dichter
Joach. de Bellay — Roland den Advokaten Gh. Tevret (1533—61). 47 S. Wir erwihaei
auch Dissard, an roaitre d'ecole au XVII siecle (aus d. Depart de Loire). 47 8. —
Über die gerichtliche Beredtsamkoit im XVI. Jahrh. handelt Merillot (de l'tloq. jodic.
on Fr. au XVI s.) 67 S. Verwandt dem Gebiete nach ist: Ed. de Neyremandt, lea hoa-
uraires des avocats d'autrefois i. : France judic tivr. — 3) Vgl. Zeller, le duc de Luynss;
Ravat, Recit du pllerinage du roi L. XIIL a la Sainte-Baume et de son entarte triomph, a
Marseille. Algerische Beziehungen hat Gramont aufgesucht: la misrion de Sanson Nap.
1628—33 Alger. 1. Compt. Rendu de l'Ac des Inscr. 291. (2. Teil: des Relaüons antra
la Fr. et la regence d' Alger. au XVII s.) Über histor. Stud. i. Frankr. i Anf. d. XVIIL Jh.
vgl. Rov. de quest hißt. 637 in der Chroniq. (Sepet) — 4) Armand J. da Plessis de Si-
ehe lieu. evuq. d. Lucon, ecrit de sa main. p. p. A. Baschet Plön in 8°. — 5) A. de
Massougnes, Jesuiten en Angouleme. Angouleme, Chasseignac in 8°.; vgL auch: Garet
hißt, de l'ltabl. des Jesuiten ä Paris. - 6) B. Zeller, Richelieu et lea mimstres de Louis Xlli
Frankreich 1515—1789. 111,143
Das vorwiegende Interesse von G. Hanotauxs Leistung betreffs dieser
sriode 1) liegt in der Klarlegung der geheimsten Gedanken und Empfindungen
» grofsen Kardinals und im Beweis der Authencität seines politischen
estaments.
Parmentier nimmt jetzt zwar nach der Polemik Fagniez und Hanotauxs
ine Behauptung zurück,9) dafs die Memoiren des Pere Joseph nur eine
ortsetzung derjenigen Kichelieus seien, kann sich aber nicht entschliefsen,
anke beizutreten, der sie als direkt aus dem Kabinet des Pere Joseph her-
gegangen ansieht.8)
Louis XIV.
Natürlich noch zahlreicher sind die Forschungen, die die lange und
eignisreiche Regierung Louis' XIV 4) betreffen. Einen Hauptteil bildet diese
eriode in Aubertins5) verdienstvoller Beleuchtung der oratorischen Lei-
migen jener Advokaten und Richter, die ehemals fast Staatsmänner, jeden-
11s aber die Begründer des Ruhms der französischen Beredteamkeit wurden.
Jean Chapelain, ein von der Nachwelt ebenso verachteter, wie von
m Zeitgenossen verwöhnter, mit den erlauchtesten Persönlichkeiten korre-
»ondierender Mann hat den kompetentesten Forscher zur Herausgabe von
inem Briefwechsel gereizt,6) für politische wie litterarische Geschichte
ertvoll.
1621 ä 1624. Paris, Hachette in 8°. Populär Bcheint: Der»., Richelieu. 1879, i. d.
bl. des ecoles de fam. u. Monzie, Riche. 2. Mit i. : biogr. not — 1) G. Hanotaux, Maxim.
1. et fragm. inedit da card. de Richelieu i.: Coli, de Docum. ined. Paris, Imprimerie Nat
4°.; enthält auch mehrere Reden u. Predigten. Wir erwähnen: 6. de Puy-Mirat, Ri-
elieu et Mazarin. 144 S. Deveze, polit ext d. Richel. J. Schmidt, trois ans de 1.
3 de Richel. in : Instruct puhl. VII. — 2) Lettre de Mr. Parmentier i. : Rev. bist —
ie inneren Wirren, die Richelieu« Pläne mehr als einmal kreuzen, betreffen 1) Gastans
trsdte de Gaston d'Orleans en Fr. Comte (1631—32) (ohne Vollständigkeit über dieses so
schränkte Gebiet, doch mit einigen neuen Einzelheiten). 1.: Mem. d. 1. Soc d'emul. du Doubs.
IV in 8°. 2) Lettres rel. ä rarrestat de Bouillon compromis dans l'aff. de Cinq-Mars.
iev. des Doc. bist avril/mai). 3) De Bai Hon, la derniere Montmorency (Marie Felicia
■sini), Paris, Didier In 12°., mehr ein Panegyrikus als eine Forschung, wie die Mehrzahl
r Arbeiten des Vfs. — In die letzten Jahre der Regier. Louis XlH. fuhren Morg. de
eynier, lettres ined. sur 1. camp, de 1637 et de 1639 en Roussillon (Bullet arch. et
st. de Tarn- et Garonne, t VIII, 1. trimestre); in die letzten Augenblicke: Grancail,
urnal de la mort de L. X11I. par Antoine (valet de chambre du Roi) nach d. Hds. v. 8.
irmain. Bourges in 12°. — 3) Der 9. Bd. d. Arch. hist de Poitou ist ganz gewidmet der
mml. der Briefe dos Uistoriographen v. Poitou, Jean Besly. Er giebt zugleich e. Einleit
Alph, Briques. 1612 — 47. — 4) Über Philippson, das Zeitalter Louis* XIY. in 'Oncken
eltgeschichte i. Einzeldarst', Berlin, Grote in 8°, vgl. Jahresber. 1879. Es geht jetzt
9 auf Lfg. HI, 161 — 531. Ergänzend sei hier nur hervorgehoben, dafs Hanot ihm Un-
llst u. Mangel an originellen und neuen Gesichtspunkten nachsagt — Von Cheruel, hist
> Fr. pend. 1. minor d. Louis XIY. (vgl. Jahresber. 79) ist der 4. u. letzte Bd. erschienen;
ider, denn d. Sept 1651 ist nur ein äufserl. Endpunkt Die langjährige Forschung des Vis.
rade auf diesem Gebiet, die er auch urkundlich abrundete (bes. Korresp. Mazarins) befähigt
n mehr als einen andern wenigstens bis zum Tode Mazarins fortzusetzen. Vielleicht steigert
dann auch etwas die Wärme des Stils und vertieft seine Anschauung. — Gourdault hat nun
n Mem. des Retz e. 5. Bd. hinzugefügt — vgl. Jahresber. 79 — die beste Ausgabe, dio
lantelauze begleitet mit der Ausgabe der andern Werke. — J. Smitt, minorite de Louis XIY.
str. publ. Janv., scheint eine Übersetzung. Gabourd, Hist de Louis XIY. 10 edit in
bl. des jeun. ehret, scheint populär. A. Lair, Louise d. 1. V siliere et la jeunesse de
rais XIY. 81. — 5) Aubertin, l'eloquence pol. dans le Parlement de Paris i. Rev. d.
ux mondes; mai. Vgl. auch: E. Bob, les advocats aux cons. d. roi. 512 S. Etud. s. l'anc.
pme. — 6) Tamizoy de Larroque, Recueil d. 1. corresp. de Chapelain i. Collect
doc. ined. imprim. nat. in 4°. — - Ders. Forscher setzt die 'Lettres de Maria Seguer,
TJI,144 XX. 1. G. Hanotaux (J. Hermann):
Von hohem Wert wegen der ausgebeuteten Dokumente werden trotz des
durchsichtigen Parteistandpunktes des Vfs. die Artikel Gärins Aber die
gleich im Beginn der perönlichen Regierung Ludwigs XIV. zwischen ihm und
der Kurie hervorgetretenen diplomatischen Schwierigkeiten bleiben.1) Er-
gänzend reiht sich den Arbeiten Chantelauzes und Gaziers der Versuch
Bozons an,8) den Kardinal v. Retz wenigstens für den zweiten Teil seines
politischen Lebens zu rehabilitieren — auf Grund der Akten des auswärtigen
Ministeriums. Eine Vorbedingung zu dem Regierungserfolg ist der Niedergang
der „Hugenots." Eben dahin wird man mit der Betrachtung zurückgeführt
durch eine ausgezeichnete Leistung: eine Frucht seiner Forschungen in Frank-
reich-England hat der Däne Schyberyson über den Sturz der kalvinisti-
schen Partei bis zum Frieden von Alais 1629) veröffentlicht.8) Er knüpft
an Anquez4) an und benutzte besonders englische Gesandtschaftsberichte und
die Papiere Hollands so trefflich, dafs das Buch dem Forscher unentbehrlich
bleiben wird. Erwünscht ist die Fortsetzung.
Für einige Punkte der Regierung Richelieus, besonders aber kriegs-
geschichtlich höchst lehreich für unsere Zeit, welche die Strategik Turennes
und Catinats anbahnte, ist das nunmehr aktenmäfsig festgestellte Leben des
fast legendär gewordenen Generals Fabert. 6)
Eine lebhaft in Frankreich ventilierte Frage ist jetzt die Verwaltung
der Intendanten der Provinzen als einer der wirksamsten Hebel des wer-
denden Absolutismus. Zwei Werke dieser Gattung liegen uns diesmal vor,
von denen dasjenige d'Arbois de Jubainvilles6) nur eine zweite ver-
besserte Auflage der Vorrede ist. die der Verfasser seinem Inventar der
Archive des Departements Aube vorausgeschickt hat, welche letzteren
ebenfalls hier seine Quelle bilden. Trotz des beschränkten Standpunkts des
Vfs. und einer gewissen Voreiligkeit des Urteils empfängt man aus dem Buch
doch gründliche Belehrung über die dunkelsten Punkte der französischen
Verwaltung vor der Revolution.
Die Arbeit Renauds7) läfst klarer heraustreten eine bislang nur zu
sehr vernachlässigte Figur eines der emsigsten Mitarbeiter Richelieus, des
Intendanten in la Rochelle unter Louis' XIILfe)
Trotz der religiösen und sogar politischen Bedeutung der Persönlichkeit
des Vincent v. Paul ist herzlich unbedeutend Loths Buch9) über ihn.
in d. Revue de Gascogne fort — Eine Nouauagabe der berühmten sachlich verwandt)« lettre»
de Mdm. de Sevigne giebt Mommorqu 6. T. 1. 3. 4 5. Y. Cornea Maaarin erach. 14. eüt
i. Litt. pop. — 1) Ger in, rambaasade de Crequy ä Borne et Je traite" de Piae (1662—64)
i. Kev. d. queat hist Juillet. p. 79 ff. id. Louis XIV. et Clemens IX dana 1'aiaire de»
doux mariages de Marie de Savoie. 1666—68. — 2) A. Bozon, Le Cardinal de Beb t
Borne dep. sa reconcil av. Louis XIV. juaqu* ä 1. fin d. a. yie. Plön, in 8°. — Tamiiey de
Larroque giebl einen Wiederabdruck des *B6cit de raaaaaainat du Sieur de Boiaae-Pardaill»
et d. 1. prix de Monheurf in den *plaquettea Gontaudaiaea'. Paria, Champion in 8°. —
l\) Schyberyson, Le duc de Bohan et la chute du parti prot on France. Sandoi a.
Fischbacher in 8°. — 4) Anquez, un chap. d'hist dea reforme« de Fr. d. 1621— M.
1869. — 5) Bourelly, Vie de Fabert. Paris, Didier in 8°. Auf Grund ron Dokmnentea
des Arch. Nat u. des Arch. d. Kriegsminist — ft) d'Arbois de Jubainville, Lea Intead.
d. Champagne. Paris, Champion in 8°. Vgl. auch Leouzen, le Duc, lea memoire« dea Intead.
i. J. d. Econ. 7. — 7) Ben au d, La correap. de Villemontee i. : Arch. d. L Samt, t VL —
8) P. lngold (de l'oratoire) hat eine unbedeutende Arbeit üb. d. beiden erat Direkt eeinea Orden,
d. Kardinal de Berulle u. d. P. de Condren, geschrieben. Die aweite Schrift des«. Vfe., L*Oratoir«
et les Janaeniates du tempa de Massillon', Paria, Santon in 8°., die in den Anfang dar
Begier. Louis XIV. führt, ist wertvoller. Er schrieb auch ala Supplement zu le chaneeL
d'Aguosseau et l'Orat: Lo Pcro Galipaud jana. — 9) Loth, St. Vincent de Paul et an nuaawa
»oc. Pari«; Dumoulin iu 4°. — Das Leben in der Provinz i. XVII. Jh. spiegeln getmKdi
Frankreich 1515—1789. 111,145
Die Kunde der Fronde in Bordeaux1) hat eine mehr anekdotenhafte Be-
reicherung erfahren durch L6o Drouyn,*) eine solche an neuen und inter-
essanten Dokumenten, wie schon zuvor, durch die Fortsetzung des Werkes
von de Cosnac8) trotz der fehlerhaften Methode.
Briefe Louis XIV. und Mazarins verwertete Chantelauze — aufser
der im allgemeinen gut gekannten einschlägigen Litteratur — zur Dar-
stellung der Liebesverhältnisse Louis' XIV. mit Marie Mancini.4)
Zur Kriegsgeschichte gehören Thibauts Denkwürdigkeiten der zwei
Belagerungen von S. Menehould 1652 und 535) und Ducis Darstellung
des Feldzugs nach Savoyen.6)
Dem grofsen Schöpfer der französischen Komödie geht der gründliche
Kenner desselben und der ihn betreffenden Quellen mit grofser Gründlich-
keit auf seinen Reisen nach — W. Mangold, ein deutscher Forscher, Mit-
herausgeber der Molierezeitschrift, des Seitenstückes des Moli&riste, und be-
reichert das Lebensbild Molieres in wesentlichen Punkten überzeugend.7)
Nicht die Mitte und Höhe der Regierung von Louis XIV., sondern die
mit der Zurücknahme des Edikt von Nantes beginnende Periode reiht sich
dem Anfang derselben an litterarischer Fruchtbarkeit zunächst an.8)
Im Mittelpunkt des Interesses steht für die letzten Zeiten Louis XIV.
diesmal die Persönlichkeit des Herzogs von St Simon. Die gröfste Liberalität,
wieder die 'Chroniques berrichonnes.' Bourges, Pigolet et Tardez. 8°. Sie enthalt das Tage-
bach Ton drei Bürgern von Bourges, Paul Le Large und seiner zwei Söhne (Jean n. Claude),
and erstrecken sich über die Jahre von 1621 — 94. — 1) Vgl. Jarry, les suites d. 1.
Fronde la guerre des Saboters en Sologne et les assembl. d. 1. nobl. 1653 — 60. 176 S. i.
Mem. d. 1. Soc. arch. et bist de l'Orleans. — 2) Leo Drouyn, Andre1 Merland. i. Act de
l'Ac. de Bordeaux. Vol. 40. livrais 4. — 3) De Cosnac, Souvenirs du regne de Louis XTV.
Vol. VII. — 4) Chantelauze, Louis XIV. et Marie Mancini ; zuerst in Artikeln im Corresp.,
jetzt als besonderer Band bei Didier (in 8°) erschienen. Es macht freilich einen etwas flüch-
tigen Eindruck. — 5) H6relle, Mem. d'Hippolyte Thibaut i. Cabinet Hist mars/avril. p. 49.
— 6) A. Ducis, 1. camp. d. Louis XIV. en Savoie in Rev. savoie. nov./dec — 7) W. Man-
gold, Wander. Molieres i. 'Moliere-Zeitschr.' II. — 8) Wir registrieren an kleineren Sachen:
1) L'histoire du Teraple du Segonzac et de Jarnac (1607 — 1684) (wie notice et des
pieces publiees dans les Archives historique de Saintonge. t. VII. p. 350). 2) Le
Memoire sur la population protestante du diocese de Nimes ayant et apres
la r6vocation de l'edit de Nantes ('qui provient des papiers de Claude Armand de
Nyons')i. Bulletin de la Soc. de 1'Hist du protest francais (15 avril). 3) La liste des gen-
tiU hommes et prineipaux habitants nouvellement convertis dans le Languedoc 1686. Id. ibid.
n. du 15 mai et du 16 aoüt 4) Un souyonir des Cevennes, 6tude de M. Bonnot
sur Roland, le fameuz chef des Camisards. 5) Les entraits de la Gazette du Har-
tem sur les persecut dirig. contre les protest £ran<j. de 1686 a 1690. Ibid. n. du 15. Juillet
6) Fragmente aus den Memoiros originauz de Jacques Fontaine, bezügl. auf die-
selben Ereignisse. Ibid. n. du 16. dec. Endlich les Dragons missionnaires, Fragment du
Memoire de Joanne Terrasson. Ibid. n. du 15 Janvicr. In denselben Gedankengang führt
noch: Memoire adressl ä la Reine Anne en 1708 sur un proj. de descente en
France pend. l'insurr. des C6vennes, publ. d'apres an MS. du British Museum; ibid.
15. juillet; et les Memoire du Baron de Salyas, begleitet von Briefen an seine
Frau u. an Mlle. de St Veran. (1703 — 1716). — J. Valfrey, Hugues de Lionne, ses am-
bass. en Esp. et Allemagne. Roy, Colbert, oontrol. gener. des finances. 4 edit 142 S. Du
Maurei, hist de Touryille. 108 S. 12°. i. Bibl. litt — Ferner: Challamel, Colbert 144 8.
in bibl. d. 1. jeun. p. Deheurle, Essay sur Colbert et Turgot i. Mem. d. 1. soc. acad. d.
l'Aube. t. 43. (1879). Ravaissons Arch. d. 1. Bastille, t XI. Paris, Pedono-Lauriel in 8°.
bietet die offiziellen Belege der Grausamkeit, mit der die Protestanten und alle Gegner der
königl. Gewalt behandelt wurden. Wir weisen noch besonders auf d. Sache des armenischen
Patriarchen Avedick. — Ferner: Statutes des maistres ecriv. de Paris 1681. Giraud, labatde
Malplaquet i. Rev. T. L. 9, 1. 416. 1879. Hue. Analyse des prineip. camp, du temps <L
Louis XIV. 192 S. Stoeg, l'edit de Nantes et sa revocat, 32°., 158 8., i. Bibl. d. jeune«
fran<j. Douen, les prem. past du desert 1685 — 1700. 1879.
Historische Jahresberichte. 1880. III. 10
IHt146 XX. 1. G. Hanotaux (J. Hermann):
durch die das Archiv des auswärtigen Ministeriums zugänglich geworden, hat
den Forschern gerade über den genannten berühmten Memoiren-Verbseer
wesentliches und neues Material zugeführt, dessen sie sich mit Begier be-
mächtigt haben. Daher liegt eine ganze Litteratur darüber vor.
M. Picot hat die Wichtigkeit der neuen Quelle beleuchtet and einige
interessante Auszüge gegeben,1) Drumont hat die Stücke, die sich auf
die spanische Gesandtschaft und eine Beschreibung des spanischen Hofes be-
ziehen, veröffentlicht.2)
Faugöre, der alte Archivdirektor, dem man vorwarf, dafa er zo
eifersüchtig hüte, hat bei der veränderten Sachlage eine sehr aussichtsvolle
Veröffentlichung begonnen mit den unedierten Schriften St. Simons.8) Der
1. Band schon enthält wohl die Perle des Ganzen: die Parallele zwischen
den Königen Henri IV., Louis Xin. und Louis XIV.
Der langjährige Forscher auf dem Gebiete der Memoiren, de Boi-
lisle, hat seinerseits ein neues Fragment4) gefunden, versteckt unter dem
Titel : Collect, sur feu Monseigneur le Dauphin. Zugleich aber hat eben der-
selbe durch eine Neuausgabe der Memoiren6) dem Grafen von St Simon
ein wahrhaftes Denkmal gesetzt, in einem vollständigen wissenschaftlichen
Apparat, besonders in einem epochemachenden Kommentar gipfelnd. — 6) Eine
Charakterfigur des Ausgangs des 'grand si&cle' ist die Marschallin von
Villars, 7), die durch ihre Intelligenz nicht wenig zu den Erfolgen des Siegers
von Denain beitrug.
Auch über Louis' XIV. Tod liegt ein genaues 'Journal1 aus derselben
Kammerdiener-Familie vor, deren Name uns bei Louis' XIII. Tode begegnete.8)
Man vergleiche diese beiden Journale mit dem Bilde, das St Simon in der
Parallele macht!
Louis XV.
Die Regierung Louis' XV. ist reich an Couplets. In der neuen Sammlung
historischer Lieder, die Rauni6 herausgiebt,9) findet man bis jetzt für die Regent-
schaft eine Fülle von pikanten Thatsachen und Anekdoten, geeignet, die
Sitten und bisweilen selbst das Dunkel der Politik der Zeit aufzuhellen.10)
Am wichtigsten sind für den Anfang der Regierung Rocquains11) eben
1) M. Picot, broch. extr. da Bullet, de l'Acad. des sc. mor. et pol. 1 toI. in 8°. Picni
— 2) E. Drumont, Pap. ined. de St. Simon Lettre« et dep. sur rambass. d'Etpagne, —
»Ähnlichst erwartet, doch einigermafsen enttäuschend, vielleicht etwas su hastig gearbeitet! —
3) Faugere, Ecrits ined. du St. Simon. Hachette. T. I. in 8°. Trotz einiger Nachlisiig-
koiten in der Veröffentlichung hat diese Veröffentlichung einen grofsen Erfolg gehabt —
4) Boilisle, rEloge du dne de Bourgogno i. : Rev. d. Quest hist juület — (Wir erwähnet
gleich hier: A. de Seine, Le duc de Bourgogne petit filsdo Louis XIV. i Bibl. ehret, et bot.)
— 5) Id. Mein, de St. Simon. Nouv. edit. i. Collect, de grande ecriv. d. 1. Fr. Paria, Ha-
chette. T. I u. II. — 6) Über die Obers, der Memoiren der 'Herzogin ron Orleans' TgL
Jahresb. 1879 (trad. p. Jaegle). 2. vol. in 18°. Paris, Quantin. ^- 7) Giraud, la Mart-
chale de Villars. Paris, Hachette in 12°. Zuvor schon im Journ. d. Sav., L Bull, de rAcai
d. sc. mor. et pol., stückweise gedruckt auf Grund v. docum. iDed. Id. le salon de Mme. dt
Larabert Ibid. 348. — 8) Jean et Fr. Antoine, Journ. d. 1. mort de Louis XIV. Pari».
Quantin in 12°. — 9) Bauni£, Chansonnier hist Paris, Quantin. yol. I-— IV. in ll». —
Pajol behandelt: los guerren sous Louis XV. (1715—39). Vgl. Her. de sc miHt 81. sept
C. Constant, Un tapage epouvantablo parmi les avocats du parlement de Paris 1730—31,
i. Fr. judic. IV. — 10) Wir erwähnen: Lacroix, XVII siede u. Vandal, meüatiai
fr. en Orient: Le paix de Beigrade (1741) i. Corresp. noy. u. *Defaite de 7 iMmres angL «
Normandie 1731*. (Wiederabdruck einer Broschüre.) — 11) Rocquain, le« premier ante*
da Qouv. d. Louis XV. i.: Seajvcea et trav. de l'Ac. d. Sc m. et p. Jan?, p. 69.
Frankreich 1515—1789. 111,147
diesen Titel tragende Forschung undZevorts1) Arbeit über d'Argenson (be-
sonders die Aktivität des Staatsmannes 1744 — 47 betreffend, von denen die
eine vorzugsweise die inneren Schwierigkeiten, die andere die auswärtigen
Angelegenheiten einer freilich nichts weniger als entscheidenden diplomatischen
Periode Europas darstellt. Das letztere Buch ist für d'Argenson selbst zugleich
wenig ehrenvoll: Ein getreuer Spiegel der praktisch-politischen Unentschieden-
heit der 'Consid6rat. sur le Gouv. d. 1. Fr.', für Z6vort, wie man gesagt hat,
'plus mfritoire qu' attrayant'.*)
Die Austreibung der Jesuiten hat Gazier einigermafsen neu beleuchtet,8)
Rocquain ohne wesentlich neue Ergebnisse die darauf folgende Zeit der
Philosophenherrschaft4) 1762 — 70. Die auswärtige Politik lernt man näher
kennen durch die dänischerseits von der Hielmstierme-Rosenkranz-Stiftung
veranstaltete Ausgabe des Briefwechsels Choiseuls und Bernstorfts, 5) des däni-
schen Gesandten in Frankreich.
Fine Fülle wichtiger Thatsachen streift die durch Urkunden, besonders
Briefe der Pompadour aus der Zeit von 1746—58, vermehrte interessante
Studie von Bonhomme.6)
Von den drei Studien Baschets7) behandelt die erste eine zum Zweck
der Erlangung der Gunst der Königin Marie Leczinska erheuchelte Bekehrung
der Favoritin im J. 1756, die zweite (ein Auszug aus den unedierten Me-
moiren Duforts, des Introducteurs der Gesandten) enthält besonders Einzel-
heiten über des Königs Benehmen bei der Nachricht vom Tode jener, die
dritte erzählt Louis' XV. Befehl an Choiseul , sich der Papiere der Dame zu
1) Zeyort, Le marq. d'Argenson et le ministere des Äff. Etrang. — 2) Wir erwähnen:
Pingau d, Un captif ä Alger an XVUI s. i. Roy. hist juillet/aoüt p. 325. Für das ge-
sellige Leben vgl. A. Barine, Mme. de Lafayette i. Bev. des dein mondes, 1679. —
3) Gazier, Exp. d. Jes. i. Rev. hist juillet/aoüt p. 308. — Zur Erziehungsmethode der
Jesuiten giebt noch orig. Boitr. Compayre, curioaites pedagogiques; l'orbilianisrae ou l'usage
dn fouet dans les Colleges des Jesuites au XY1I s. i. Mein, de l'Ac. de Toulouse. 78, 490. —
4) Rocquain, le parti des philosophes — i.: sean. et trav. de l'Acad. des sc. m. etp. juillet/aoüt
p. 42. ProvinzialgoschichÜich ist: Demay, une sess. des Et Gen. de Bourgogne a Autun en
1763 i. : mem. d. 1. Soc. Eduenne t VIII. — 5) Corresp. pers. de Choiseul et de Bern-
stör ff. Vgl. Acad. d. sc. mor. et pol. p. 65. — Ergänzend dienen 0. Massons Epayes du
XVIII s. i. Cab. hist. sept/dec. p. 237. Darunter bes. Dokumente wie die Briefe v. Faulny
d'Argenson, Chauvelin, dem Marechal de Castres, dem H. v. Richelieu, gewonnen aus dem
British Mus. — D. eleg. Werkchen Campardons 'Chemince de. Mme. d. 1. Poupeliniare'
giebt bes. interessante Einzelheiten über das häusliche Leben der Vornehmen u. eine Liebes-
episode des Marsch. Richelieu. — Wir erwähnen F. Massons Fortsetz. s. Studien über den
card. de Bornis. Ferner: Id. conclave de 1769, id. l'abolition des Jesuites. Corr.
15. avril et 1. mai (nach ungedruckt. Dokumenten bes. denj. des Aren. d. Min. des Äff. Etr.)
— Ed. Schmidt, l'Instruction primairc en Lorraine en 1779. (Re?. Chret avril
et mai.) De la Borderie les benedictins bretons, bes. über die Schwierigkeiten,
welche die Rohan-Soubise dem Dom Lobineau bereiteten wegen der Veröffentlichung seiner
*Histoire de Bretagne'. (Zuerst erschienen i. der Re?. d. Bret et de Vendee, dann bes.
Champion in 8°. ) — 6) Bonhomme, Mme. de Pompadour. g6neral d'Armoe. Paris, Charavay
in 8°. — 7) Voreinigt s. tit: A. Bas che t, Partieularites sur Mme. de Pompadour i. Cab.
hist sept/dec. p. 117. — Wir fügen an: Uganne, aneedot d. 1. comt. du Barry. XXXII.
293 S. — *Nouvolles d. 1. eour et d. 1. villo 1734 38', d'aprta une corresp. ined. d. 1. bibl.
nat Paris, Rouveyre. 167 S. Ein Gegenstück aus der sittenlosen Zeit ist: Broglie, un
soldat chrSt u la cour de Louis XV., le marechal du Muy, (1711 — 75) i.: Corresp. 25, V.
Ferner: Gillet, la Ycnerable Louise de Fr. (f 1787), fille de Louis XV, en reiig. Mero
Thereoe de S. Augustin. Paris, Douniol, XX, 565. Hamel, Briefe v. 1748 — 68 an Tscharrer.
Bar ck hausen schrieb 'Lettres et vers de Voltaire' in den Ann. d. 1. fac. d. Bordeaux. U. —
10»
111,148 XX* 1- G- Hanotaui (J. Hermann).
bemächtigen, der sich des Auftrags so vollständig entledigte, dafs ihr Auf-
bewahrungsort bis heute noch nicht hat entdeckt werden können.
Louis XVI.
In jedem Falle von grober Bedeutung, wenn auch nicht abschliessend,
sind die Ergebnisse von Tratchevskys Untersuchung im Nat-Archiv und
im auswärtigen Ministerium über Vergennes Politik Deutschland gegenüber,
desjenigen Ministers, von dem man sagt, wenn er noch gelebt hätte, als
Louis XVI. das Schaffet bestieg, dann wäre er ihm gefolgt Der Einfluis
desselben auf den König wird als verhängnisvoll dargestellt, sofern dieser
letztere (ähnlich Friedrich Wilhelm m. in der Unglückszeit im Verhältnis n
seinem Kabinet, wie Duncker es uns gezeigt) oft das Richtige gewollt, aber
gegen den vertrauten Minister nicht durchgeführt hat.1) Eine lebhafte Po-
lemik hat Tratchevsky durch seine gründliche Arbeit heraufbeschworen, die
sicher der Sache zu gute kommt
Baguenault de Puchesse hat sehr glücklich die Dokumente des de
Vauxschen Familienarchivs ausgebeutet, um die kriegerische Erwerbung Kor-
sikas durch Frankreich und die Rolle, welche Marschall de Vaux dabei spielte,
in ein helles Licht zu stellen.9)
Des Kanzlers Maupeou Gerichtsreform teils nach den Akten, teils
nach Maupeous eignen Erläuterungen hat Flammermont studiert, besonders
in Hinsicht auf deren politische Bedeutung zum Zwecke der Kreuzung der
tradit. Wichtigkeit der Parlamente.8)
Von dem Werk des Russen Kareiew 'les paysans et la quest. des pay-
sans en Fr. dans le dem. quart. du XVm s. (1879)' hat Maury eise
kritische Analyse des Wesentlichen unter Hinzufügung der Darstellung seine
eignen Ergebnisse theoretischer und praktischer Art gegeben«4)
Die Revolution erscheint und mit ihr — noch vor Thorschiufa der
alten Zeit — der Name ihres ersten Führers, Mirabeau, von dem eine leUte
Kleinigkeit aus d. J. 1788 uns entgegentritt.6)
1) Tratchevsky, Relat entre la Fr. et l'Allemagne sons Louis XVL L: Bar. bist
nov.ydeo. p. 241 ff. — L. Pingaud verwertet den Band der Corresp. inetL der Comtess« fc
Sabray and des Ritters de Bouffiers (erschien 1875) zu einem Artikel: Choral, de Bomflan
au Senegal (1786—87) i. Rev. d q. h. Janv. p. 280 ff. — 2) Baguenault de Packeise,
La conquete de la Corse i. Rev. d. quest. hist Jaulet p. 152. — 3) Flammermoit, r&
judic. de Chancelier Maupeou. Broch. extr. de Bull. d. l'Ac. des sc m. et poL Picard in S1.
Über den 'Salon de Mme. Necker'. Vgl. u. XX. 2. — Wir erwähnen: l'Ecole milit avait b
Revolut. 24 S. Über die 'Souvenirs dun nonagenaire' p. M. Celestin Port, die ein ■miehaadsi
Bild von dem bürgerl. Leben in Anjou schon im XVIII. Jahrh. liefern (u. bis 1842), vgl a,
XX, 2. — 1774 erschien ein Pamphlet, «la confession gener. d'Audinof. D. 1. Tefl flDtt n
unsere Periode. Es ist wieder abgedruckt worden. — 4) Maury L: Journ. d. savants. Jaulst
aoüt/sept — Dio Erinner, e. Musketiers v. .1783 giebt Pape, Y. Maintenos sack Alieoa
Kulturhist. dürften sein: Delahante, une famille de finance au XVIII s. (Men. Corresp. etc.)
Pourtalis et Beraldi, les Graveurs du XVIII s. t 1. — Sainte-Beuve, «Measeken de»
XVI11. Jahrhunderts* ist übers, worden. — 5) Vingtrinier, üette de Mirabeau <m 1T8S
in Rev. du Lyonnais. Juillet.
Frankreich seit 1789. HI, 149
XX. 2.
J. Hermann.
Frankreich seit 1789.
Allgemeine Übersichten und Quellen.
Der brennenden Fragen betreffs der französischen Geschichte seit 1789
werden einerseits weniger, andererseits mehr. Das Erstere muntert wenigstens
zn Übersichten der allgemeinen Entwicklung oder einzelner Punkte, z. T. in
immer mehr geläuterter Form auf.1)
Eine beträchtliche Zahl Schriften von wesentlichem Quellengehalt da-
gegen zeigen, dafs die Fundgruben noch nicht erschöpft sind. Die parla-
mentarische legislative Seite, *) die Verträge und überhaupt diplomatische
Aktenstücke,3) Chroniken,4) Memoiren,6) Tagebücher,6) Korrespondenzen,7)
1) Michel et, Hist du XIX i. T. 2 betrifft das Direktorium (18 brumaire). Auch seine
bekannten und in früheren Jahrgängen erwähnten Werke, vorm. u. auf 9 Bde. berechnet, ebenso
wieThiers (18 edit), Mignets, Ed. Demolins (9 edit), Taines (9 edit), Martins (T. IV.)
srscheinen in nenen Auflagen, Ad. Schmidts Paris ist übersetzt worden. Gegen Thiers richtet
eich: Martel, les histor. fantaisistes. IV. 116 S. Neuerscheint: Grägoiro, hisi de France
periode mod. Tom. HL 599 S. Paris, Garnier. Del plan, la revol. fr. 18°. 176 S. (ein
Auszug.) Dahin gehört auch: Michelet, les grandes journeos d. I. revol. 3. edit. 136 8.
i.: Bibl. d. jeunes Fr. — Sorin, hist d. 1. republ. fr. 1789 — 1800, mit lllustr. Quinzo ans d. Key.
1789—1804. Paris, Tardieu. In 4 edit VIII, 256. 2 fr. 12°. Hubault, hist contemp. de 1789
—1848. E. Caro, la fin du XVIII s. etad. et portr. T. 1. u. II. Hist d. Tuiler., ed. ill. livr. 1—16.
Paris ä brav, les figes. Lief. 9. (Her. pol. lit 79/80.) Vgl. Kap. I. Eine mit Erläuternngen ver-
sehene Sammlung ▼. d. 'anc plans de Paris' v. Franklin, T. 2. (T. 1. 79), beginnend mit d.
d. deutschen Seb. Münster 1530, endend mit Vernicquet 1791, ist ein ganz vortreffliche« Hilfs-
mittel für den Forscher. Eyries, les chateaux historiques d. 1. France, T. 1 u. 2. (1 — 6),
bezieht sich überwieg, auf die neue franz. Gesch. — J u 1 1 i o n , hist d. l'opera Beeret (17 70 — 90).
8°. Paris, Bouveyre. Sicard, 1. pol it. dans l'enseignement dep. 1767 — 1808- i. Corresp. 80.
10/18. Juillet Pichon, essay historique sur 1. semin. du Mans. 1802 — 1875. Sainte-
Aulaire, portraits de famille 1750—1810. Niepco, juridict commerc. a Lyon sous l'anc.
regime (1463 — 1793). 8°. Mougin - Husar d. La Chapelle, hist judic. de Lyon ddp.
1790. G. Maurice, la politique douaniere dop. Colb. jusq. au trait d. com. 1860,
i. Rev. pol. et lit. 1879 VIII u. 1880 IX, 169/203. V. Mol inier, sur la torture etud.
hist et ph. besonders auf Toulouse bezüglich. Vgl. Mein, de l'Acad. de Toulouso 79 (I. 159,
II, 304 ff.) — 2) Archives parlem. de 1787—1860. 1. S. T. VI u. VII. 2. edit. T. XI.
T. XXXVI. T. XLVI. Die Gontin. du g. r. gen. de traites de G. Fr. de Märten*,
nämlich: Becueil nouv. de Traites od. Samwor. III. 3. Lief. 473-734. 2. Ser. 3. Lief.
487-762, schon 1879. V. 1. u. 2. Lief. 482 8. Gott., Dietrich. — 3) Masson, le de-
partement des äff. errang, pend. la revol. fr. 1877, sei hier s. Wichtigkeit wegen nachträglich
erwähnt — 4) Champollion-Figeac, chroniq. Dauphin, et mem. ined. rolat au D. pend.
la Ter. 1797—1810. XV. 460 S. Wertvoll. — 5) Lese uro, Mem. sur les comites de
saL p., d. sur gen. et sur les prisons. 1793 — 94. Forts, seiner bekannten Bibl. de mem.
rel. ä ITüst. de Fr. au XVIII s. Von dems. Mem. de Mad. de Staale. — Souvenirs d'un
nonagenaire, Mem. de Bernard. Abb6 Esnault, Mem. du prince d'Ardenay. — 6) Biro,
Journal d'un buurgeois de Paris sous la terreur; Suite, i. Bev. d. deux mondes. R. deParnos,
Le directoire, portefeuille d'un incroyablo. - 7) F. Kapp, J. E. Bollmann. Berlin, Springer.
Zahlreiche Briefe dess. aus den ersten Jahron der Rerolut, mit wichtigen Aufschlüssen, z. B.
über den 10. Aug. 1792. Pous (eure*), correspond. ined. d'un membre de l'ass. constit
1789 — 91. (L. de la Sicotiere.) 8°. Angers, Germain. Md. de Gerando, lettres de la
baron. de Gerando. 8°. Didier, aus den JJ. 1800 u. 1801. Lettres do Languet de Gergy.
Paris, Martin.
IQ,150 XX. 2. J. Hermann.
Originalberichte oder — Drucke,1) Dokumente zur inneren Geschichte,8) gewöhn-
lich verbunden mit sachlichen Untersuchungen8) spezial-4) oder lokal-
geschichtlicher Natur, darum jedoch nicht bedeutungslos,6) — sie alle
lassen die Forschung nicht zur Ruhe kommen, so dafs sie um so dankbarer
Nachweisungen über die Orte, an welchen Material zu finden, annimmt.6)
1789—1795.
Die 'Attentate' der Philosophie auf die grofsen Wendepunkte der
Menschheitsgeschichte sind nicht tot zu machen, mögen dieselben sich in Ver-
gleiche7) oder in Apologieen oder Verurteilungen8) zuspitzen.
Passiv, zuweilen sogar aktiv verdiente Leute in den Parlamenten sind
die Spafsmacher niederer und höherer Gattung. Man könnte fast amendieren:
Tom Erhabenen bis zum Lachenerregenden ist nur ein Schritt', wenn man
sich bewufst wird, dafs des Titanen der konstituierenden Versammlung, des
'berühmten' Mirabeau Bruder, der auf der Rechten safs, diese Rolle über-
nommen. 9)
Bemerkenswert sind Urteile der mit den französischen Freigeistern einst
kokettierenden Katharina IL über die Hauptpersonen und einzelnen Phasen der
Revolution;10) auch ihr politisches Verhalten, besonders gegenüber den zahl-
reichen Emigranten, die sie bis auf einen gewissen Grad ermunterte, am
schliefslich im wesentlichen sie womöglich für ihr Land zu behalten, and
demselben und sich einen Refugies- oder Emigranten-Segen gleich dem branden-
burg-preufsischen von 1686 zu verschaffen.11)
Ein Flügel der Emigrantenaktion war auf Strafsburg gerichtet, dessen
man sich durch einen Handstreich zu bemächtigen suchte. Vergeblich!11)
1) Relat d. 1. fete d. 1. eonf&der. des departem. de la Sonime, da Pas de Calais et di
Nord c&6br. ä Lille. 16 juin 1790. 4°. — 2) A. Ohenu, 1. arch. revolut Iätt. 1. 4§. -
3) E. de Barth 61 emy, Etüde aar 1. soeiöt. pari«, d'apres de lettre« in&L de Mdmll. (U
Scudery, do Gordoau ot d'lsaru. — 4) Memorial d. 1. gendarmerie. T. 9. Darauf dürft»
beruhen: Le maitro histor. d. 1. Gendarmerie. 18. Wattier. E. Leblanc, la gendarmerie,
son hist. et son rolc. Paris, Dumaine. — Journeo du 14 jeuillet 1789. 8 S. Anscheinend «a
Flugblatt. — T>) Tressay, docum. ined. snr 1. revol. : La municipalite' de Luoon in: Ber.
do Brot, ot de Yond. — 6) Lab i che, Not sur los depots litter. et bibliograph. aar 1. tM.
d. 1. fin du dorn, siecle: — Tisior, Inventaires des archives bist d. L chaxnbre d. eoai"
merco ä Marseille. Vielleicht verweist man in denselben Kreis die 'Note biliogr. coneemit
los ouyragos de M. Vendages d. Malapein Tun dos fondateurs de l'acad. des 'Lanternistes' — (spitar-
acad. de Toulouse) i. doron mem. man vgl. 1, 107. — 7) J. Proul, L'Anc. regime et la B*-
vol., conferenco. 12°. Dijon, Daran tiere. — 8) Di un appologia della rivolusione de 1789
in: liv. catt. XI. Auch: Bonne, los prineipes de 1789, pr&ds hist 172 S. — 9) T. A. Ai-
lard, Un huraoristo ä l'Asa. const. : Mirabeau-Tonnau. (Nouv. rev. 6.) Daa Geschleckt dar
'Mirabeau' wurde in der Revue britann. schon Dez. 1879 behandelt Eigentümlich ist der
Gegenstand dor Publikat. v. Maria Proth; Mirabeau's lettres d'araours N. 6dit 360. Fans«
Garnier, offenbar auf den 'grofsen* M. bezüglich. Desgl. Vingtrinier, Uno dette do conto
do Mirabeau, i. Rev. de Lyon. Vlll. Vgl. K. XX, 1. Der obigo Aulard bespricht 4Un Flagiat
orat.de Mirabeau', i. Annal. d. 1. Fac. de Lettres do Bord. — 10) Barsso ukof, 'Journal d'Alei.
Yamiliovitsch Khrapovitski 1782—95' (nouv. Mit.) (i. russ. Sprache.) Darauf gründet AMred
Ramhaud seinen Essai «Catherine ot la r6v. fr.' (Rev. pol.-litt. rev. d. conrs. litt 2. Serie.
N«>. 1«. — 11) Vgl. L. Pingaud, Catherine U. et l'emigrat i.: R. d. q. hist 430—490.
«ehr lehrreich, auf Grund dor «lottrcs do C. II et Grimm', der 'archives da prince Woromew*
( bos. t. VIU u. IX, die Korrcsp. v. Simon Woronzow m. s. Bruder Alex. u. Briefe RostopchiM
enthaltend.) — 1*3) Victor de Saint-Genis, Une conspiration royal. a Strasbourg d'aprta
des documents inedits (R. d. deux mondes 38. S. 392 — 429). Auf Grund von Briefen der
chefs d'ömigration (herstammend vom Marq. d. Viomenil marech. de France) pieees jnstÜ n
h. Memoire* polit et milit., bezüglich auf die Zeit v. 1789—1816. Paul I., comte d'Artoi«,
prince de Condr, comte de Viomenil sind vertreten. Vgl. Kap. XVL Hierher gehört
Frankreich seit 1789. DI 151
Eiii Teil derselben war ia Brüssel und machte sich dort des Anarchismus
verdächtig. *)
Die Fragen über König und Königin scheinen sich allmählich zu er-
schöpfen;8) lebendig ist noch das Interesse an den Wendepunkten.8) Un-
erschöpflich vorläufig, weil theoretisch und praktisch noch nicht völlig er-
ledigt, bleiben die eigentlichen Faktoren. Was für ein vielseitiges Material
zur richtigen Fassung der französischen Zustände bieten nicht die ,cahiers'
der Abgeordneten. Man beginnt in Frankreich die Schulfrage der franzö-
sischen Revolution zu stellen und sucht sie überall, zuerst 1789 in den
cahiers4), auch in dem halbwilden Korsika.5) Das sich ergebende Bild ist
unbefriedigend-, es wurde mehr zerstört als gebaut.6)
Jedenfalls beweist Dumärüs Zusammenstellung das Vorhandensein eines
grofsen Ernstes vieler Kreise, und von Interesse wie Verständnis selbst für
subtilere Fragen des Unterrichts, wie den weiblichen.
Lakanal7) hat noch (aufser Condorcet) positive Verdienste. Daher hüte
man sich die Revolution als eine reine Mifsemte in allgemein-geistiger Be-
ziehung aufzufassen. Die Musen sind nicht völlig davon gegangen.8)
Das allgemeine geistige Leben in der Revolution geriet überwiegend in
das politische Fahrwasser — man denke selbst an A. Ch&iier,9) — besonders
das der Presse, jener damals ebenso grofsartigen wie unheilvollen Macht, die
neben einigen sympathischen Gestalten, wie obigem Ch6nier oder Loustallot
oder Panecoucke unter den 'Ernsten', Camille Desmoulins unter den ,Saty-
rikern' und neben vielem Mittelmäfsigen, einige wahrhafte Ungeheuer der
Blutgier und des Cynismus, wie Marat und Hebert zeitigt, die dennoch
rasenden Absatz fanden.10)
Susanne Curchod, die geistesstarke und fast gelehrte Pfarrerstochter
von Crassier od. Crassy (Pays de Vaud), die einstige schwärmerische Ver-
lobte Gibbons, dann Neckers nüchternere Gemahlin, das Haupt eines der wich-
tigsten (nämlich des Freitags-) Zirkels in der Zeit um 1769, zu dem Mar-
raontel und Abbe Morellet, besonders aber Grimm u. Diderot, gehörten, bleibt
unentwegt ein Gegenstand des Interesses und der Forschung.11)
Chamard, corresp. ined. concern. la Vendle militaire. 119 S. 8°. Angers, Germain et
Orassin. — 1) Docum. rel. aux emigres fr. a Bruxelles en 1793 i: Roy. d. docum. hist Juin.-
juillet — 2) Fischbach, la fuite de L. XVI. Vgl. Rev. crit 80. 12. avr. u. Kap. XVI.
St Armand, les femmes de Toileries. (D. letzte Jahr der Marie Antoinette betr.) Populär
scheint: Kolisch, Mar. Anton., Mirab., Robesp. Wien, Posner. — 3) Mortimor-Ternaux,
les massacres du sept. 1792. Suklje, z. Gesch. d. Septem berereignisse 1792. Progr. d.
Gymn. zu Wellenstädt. 1879/80. — 4) Dumöril, Des voeux et doleances renformeos dans
les cahiers de 1789, relat. ä l'instruct. publ. i. : Mcm. de l'Acad. d. Toulouse, II, 1. S. 35 — 89.
Aus den Arch. pari. FleiTsig zusammengestellt. — 5) C. Schuwer, Quelq. mots nur l'in-
struct. fr. en Corse av. et dep. 1789. 12°. Corte. Icard-Fournier. — 6) Victor Pierre,
l'ecole sous 1. rev. fr. 1789—1812. R. d. quest hist (XXVII, S. 496—536) stellt aus ge-
druckten Quellen zahlreiche Daten und Urteile zusammen, um den Nachweis zu fuhren, dafs
die Staatsschule der Revolution (mit ihrem revolut. Katechism. u. s. w.) unhaltbar war, die
christliche Privatschulo aber sich behauptete. Ein Deutscher (Schechens, Period. Bl. S. 206)
scheint zu sekundieren: 'die franz. Revol. und die Unterrichtsfreiheit' — 7) Lavigne,
Note biogr. sur Lakanal i. Mem. de l'Acad. de Toulouse. 2, 183. — 8) Demolins, les co-
mediens de la rev. i. : l'assoc. cath. V. — 9) 0. de Vallee, A. Chenier et les Jacobins. Rev.
de Fr. 15 nov. — 10) Dr. Ambros Neman yi, Journale und Journalisten der franz. Revolut-
Zeit in Virchow u. Holtzendorff, Samml. g. wissenschaftl. Vortr. XV. Ser. Heft 340/1. —
11) Othenin d'Haussonvillo, le salon de Mme. Necker d'apr&s des documens tires des
arch. de Coppet (R. d. deux mondes 37, S. 47—98, 38, S. 63—106 u. 788-826, 39, S.
513—545, 40, S. 583—620. Die Titel der wichtigsten Kapitel sind: les gens de lettres et les
phil., les femmes; Mme. Geofßn, da Dcffaud, d'Houdotout ; ßuffon, Thomas; endl. le control gener.
HI,152 XX- 2. J. Hermann:
Die der Schule benachbarte kirchliche Sphäre hat bekanntlich die mäch-
tigsten Bewegungen hervorgerufen, bis das Napoleonische Konkordat einen
von den beliebten „modis vivendi" schuf, in dem die Staatsgewalt der Kirche
gegenüber, die sie nicht entbehren mag, nachgiebt. *)
Der Socialismns8) hat begreiflich von Anfang der Revolution seine Ver-
treter (in Fauchet, Anacharsis Clootz.) selbst in gewissem Sinne Necken
(entschieden nicht in der Mehrheit der Constituante)3) merkwürdiger Weise
nicht in Robespierre, dem auch in dieser Hinsicht entschiedenen Manne
der Bourgeosie.
Ein grofses Rätsel ist immer noch Robespierre, dieser Schreckensmann
trotz Brannemann,4) selbst trotz Hamel.
Wie weit ist Robespierre wirklich tugendhafter aufrichtiger Republikaner?
Hat er keine Maske getragen? Wo fängt bei ihm der Heuchler an? Hit
auch er nach Alleinherrschaft gestrebt? Hat er sich mit den Fremden in
Unterhandlungen eingelassen? Schon vor Jahren fand Berichterstatter eine
ihm leider wieder verloren gegangene Spur von Unterhandlungen mit einem
Agenten der preufsischen Regierung, die in ihm wohl einen Wiederhersteller
der Ordnung erhoffte, wie dergleichen ja bei Männern wie Dumouriez, Danton
auch stattgefunden.5)
Um so überraschender erscheinen namentlich die Spuren von Unter-
handlungen mit Thugut, wegen Herstellung des Friedens,6) vielleicht sogar
wegen Rettung der Königin. — 7)
Die Geschichte des nationalen Heeres, jener Hauptgrundlage des mo-
dernen Staates im Sinne Macchiavellis, zeigt, wenn man ins Einzelne geht,
selbst in der Verfallszeit der Mitte und zweiten Hälfte des vorigen Jh. man-
1) Sciout, Hut. d. 1. constit civ. d. clergl 1790—1801, 8°, Paris, Firmin Didot T.11I
l'eglise sous la terr. et le Direct. Bedeutend. — Doublet, leoons dliist eedea. T. HL ei
docum. l'eglise ot la revolut. Wortlos ist „Kulturkampf vor 100 Jahren" (anonym). Bon,
Hauptmann; am* Feuilleton -Artikeln d. D. Reichs-Z. (1877) entstanden: Tendenzide gerichtet
gegen Froimaueroi u. Aufklär. Vgl. Kap. V. — 2) Paul J a n et , les origines du sociahame eontemp. L
Le social, rivot. K. d. 11 monde 40, S. 397 — 422. — 3) De Gallier les hommes de la constit
Bumuve. — 4) Karl Brunnemann, Max. Robespierre. Leipzig, W. Friedrich; ihn n
enger Anlehnung an Hamel einfach verherrlich, und zwar auf Grund ganz ungeeigneter QieUca-
studion; denn die einseit Benutz, dos Moniteur ist eigentlich schon seit Wachsmuth (TgL dat
im Anhang abgedruckte Schreiben des Redakteure an Bobenp., dor sich in der Haoptaacae
rühmt, seine Berichte von jeher zu Gunsten Bobesp.'s gefärbt zu haben) gerichtet, obgleich
nicht blofn K. Brunnemann sie zu Grunde gelegt hat! Es sei hier zugleich erwihnt, dad der
Vf. schon 1877 „Skizzen und Studien zur französ. Revolutionsgesch." (Braunachweig, W.
Bracke jr.) auf Grund eines Theils der Corresp. u. der mem. der Zeit veröffentlicht hat, die
wir entschieden dem „Rotasp." vorziehen; vorausgesetzt, dafs man sie nimmt als das, was sie
lediglich sind: Ganz hübsche Zusammenfass. meist bekannter Dinge für einen weiteren ge-
bildeton Leserkreis, etwa wie A. Kloinschmidts Eltern u. Geschwister Nap/s. — 5) Vgl. sock
darüber und andere Punkte d. französ. Rev. : Bruno Bauer, zur Orient Über die Bism.-Aen.
S. oben Kap. VI. — 6) Memoire* de M. de Klindworth. in K. d. Fr. 15./8. 80. Aatk
M ich i eis, lnvas. Prussienne en 1792 ot ses consequences. Paris, Charpentier. 8°. 1 Tom. Eiae
beachtenswerte Leistung weniger durch Benutz, ungedruckten Material* als durch acharCnamige
Verwertung zeitgenössischen gedruckten, bes. deutschen mit meisterhaften Charakteiistikei
im schärfsten Gegens. zu Dumouriez's Memoiren. In der ganzen franz. Litteratur dürfte keia
Buch oxistieren, welches auch für preufs. deutsche Verh. der Zeit so viel Wertvolles eath-,
trotz dos franz. Standp. des Verf. — 7) Frh. Langwerth v. Simmem, Oeater. n. <L Rckh
i. Kampfe mit d. franz. Revolut (1790—97), 2 B., Borlin u. Leipz., gr. 8°, stützt akh aar
aufVivonots Forschungen, hie und da v. Sybel», Haussen. — Nur für 1792, aber hierfür her-
vorragend und mit einem bei e. Franzos. ungowöhnl. Studium der preufs. Verhältnisse sind
obige Untersuch, (i. Kote G) gerade diesem Werk gegenüberzustellen. —
Frankreich seit 1789. 111,153
cherlei Schöpfungen, z. B. auf dem Gebiete des Artillerie- und des Genie-
wesens. r)
Anerkannt ist von alten Zeiten die Bedeutung des Feldzeichens für
einen Truppenkörper. Man denkt schon im Altertum an Marias. Auch
alle französischen Regierungen haben seit Karl VII. das ermessen und sinnig
oder raffiniert durch die Zeichen gesucht auf die Gesinnung zu wirken. Be-
zeichnend ist, dass Napoleon die sonst üblichen Wahlsprüche ersetzte durch
das Verzeichnis der Gefechte. *)
Unter den civilisierten Nationen ist wohl keine so geneigt und geeignet
zum kleinen Krieg, wie die französische. Doch scheint dieser amtlich dis-
kreditiert durch das Franctireurswesen von 1870/71.
Im Lichte der Geschichte ergiebt sich dies als eine Täuschung, sobald
das Urteil absolut auftritt.3} Es hängt damit zusammen die Frage der Frei-
willigen.4; Aus den Freiwilligen sind doch Generale geworden.5) — Aus Ge-
neralen werden in der Zeit des Höhepunktes oder des Übermafses einer
revolutionären Bewegung leicht Usurpatoren, Diktatoren. Gegenstand der
ernstesten Sorge für das Comitä de Salut publ. war daher die Überwachung
und Leitung der Generale. Es gab vor Napoleon schon mehr als einen, der
gleich ihm ehrgeizig strebte.8)
Das diplomatische Kapitel — in Sachen des Verhältnisses zu Spanien
— verdankt den ernstesten Studien A. So reis7) neues Licht Er be-
schliefst seine Untersuchungen mit einer scharfen Abweisung Lanfreys, der
Napoleon allein verantwortlich macht für jene verfahrenen und unerquick-
lichen, ja z. T. verabscheuungswürdigen Zustände, indem er behauptet: „Les
guerres d. 1. R6v. furent suivies d'une alliance offensive et defensive beau-
coup plus d6sastreuse pour l'Espagne que des hostilitds sans fin, mais que
c'est surtout de l'avänement de Bonaparte au consulat que datent ces mal-
heurs."
Sorel resumirt dagegen: II faut remonter plus loin et chercher dans l'hist.
du comite de salut publ. de Tan. III. l'origine et le d&rat de la polit. 6ga-
lcment funeste k la France et k l'Espagne qui eonduit les Bourbons espag-
nols k Valencia et les armäes fran^aises k Baylen.
Das was die Revolution zuletzt zu Grunde richtet und sie nur eine
1) Quarrt de Verneuil L' Armee on France dop. Charles VII. jusqu'ä la rev. (1430- 1789)
suitc. (J. d. sc. milit 1, 551 ff. [reicht von der Mitte des XVIII. Jh. bis 1788] iin. ibid.
2, 589 ff. — 2) L. N. Ney, les drap. franc leurs gardes et leurs legendes. (J. d. sc. milit
2, p. 265 — 306 u. 423 — 471. Paris, Dumaine, 8°, auch bes. — Barboa, Hist. compl. du drap.
franc,. avec l'hist de toos 1. regim. d. Tann. f. 320. 820 S. Paris, Duquesno. — 3) Vgl. A.
Dx. de la guerre de partisans, son passe son avenir. (J. d. sc. milit 3, 113 — 148. — 4) Ra-
stoul, les volont d. 1792. 2. 6d. Broch. pop. sur 1. rev. fr. Gaffarel, la defense nat. on
1792. 190 8. Bibl. util. Mego, les bataillons de volont 1791—93. 209 S. — 5) de Lagre,
le comit d. salut p. et les generaux. — Gervais. 24 S. 8°. — 6) R. da Casse, 'le volontaire
de 1793* bezieht sich auf gäneral Gerard, den Grofsvater des Verf.; ders. starb nach der
Schlacht bei Ligny. Der Republik wird vorgeworfen, dafs sie die Armee habe verkommen
lassen. — 7) Alb. Sorel, La diplom. franc,. et l'Espagne de 1792 ä 1796 i. Rev. hist XII.
279—313. Fortsetz. II. le comite de sal. publ. de Tan I1L et l'Espagne. 111. le traite do
Bale du 4 therm, de III. (21 juillet 95) entre la France et l'Espagne. Ibid. XII. S. 41—80.
IV. le traite d'alliance entre la Rep. et l'Espagne. Ibid. XIII. I. Juillet/aoüt Biograph! i.
popul. Sinne scheint: Bessieres, les montyrs d. 1. liberti. P. T. S. — Wir nennen: A. Lallie
behandelt den Sansculotten J. J. Goullin für d. J. 1793 — 94. — In 4. Mit: Badin Ican Bart.
8°. Paris, Hachette. De Boishamon, Sa vie ä travers la Rev. et la terreur. Basouge. 8°. Dinan.
F. Cheviement, J. P. Morat 2 vol. 8°. 1890 S. Nolay, Notice biogr. sur le grand Garnot. 84 S.
Remond de Bepasse, Carnot 8. 144 S. Bibl. d. 1. jenn. fr.
JII?154 XX. 2. J. Hermann:
neue Form des französischen Absolutismus darstellen lässt, ist die gegenseitige
Vernichtung der Parteien, die Auflösung der Entwicklung in Parteik&mpfe
von der Heftigkeit der Blutrache! Wer hat diese Bahn zuerst betreten oder
geführt? Welche Partei hat Schuld oder die meiste Schuld? Welcher Partei
Untergang ist besonders verhängnisvoll und beklagenswert vom Standpunkte
der Freiheit?
Der Zusammenbruch der Konstitutionellen von 1789, sagen wohl die
meisten Urteiler aufserhalb Frankreichs. Die Gironde verherrlichen und be-
jammern viele auch in Frankreich, wo Andere freilich ganz anders richten.1)
Die Verklärung der Dantonisten, unter denen ja von jeher Einige wie Ca-
millc Desmoulins Sympathien gefunden haben, läfst nicht auf sich warten
mit Aufbietung gut gruppierter Quellenbelege.9)
1795-99.
Das Direktorium ist in jeder Beziehung nur ein Übergang.
Ist dasselbe auch nicht ganz so machtlos, wie man zuweilen glauben
machen will, 3) so ist sein Schaffen doch unfruchtbar, der Zustand unter ihm
ein Bild des Unfertigen. Wahrhaft barock und gekünstelt ist Gesellschaft,
Geselligkeit, geistiges Leben; (vgl. das i. 2. Aufl. erschienene bekannte Werk:
Edm. et Jul. de Goncourt, bist. d. 1. societö fr. pend. 1. Direct. Paris, E.
Dentu. (1. Aufl. 1855.) 4. 450 S.)
Die Kriege aber und damit die Generale treten entschieden in den
Vordergrund.4)
Napoleon wird der Meister.
Napoleon und seine Zeit.
Über ihn wird nachgerade das Material überwältigend, erdrückend, vor
allem für ihn selbst! Zwar vielleicht nicht der Diplomat, 5) aber der Feldherr
bleibt grofs, und der bürgerliche Organisator ist nicht zu verachten.6)
1) Edm. Bire, legende des Girondias i. Corresp. 10. Mai. — 2) De Robinet, le
proces des Dantonistes d'apres les documents preeäde d'nne introdnetion hist Paris, Eroart
Leroux. 636 S. mit 3 S. Widmungen, voller Schwang, mit jedenfalls brauchbarem Qnellai-
material. D. Haupt Danton als (gerade nicht mit Böhm bedeckter) Justuminiater (unmöglich
also im günstigen Sinne) wird bohandelt i.: 1. L. Payes, Danton; le regne d. 1. justice et d»
loisenl792. 92 S. 12°. Paris, Pillet et Dumoulin. — 3) Vgl. üomte Boulay de la Menrtae,
Le direct et l'exped. d'Egypte. (R. d. q. hist 491—528.) Aach: R. de Parnes, le directoire;
portefeuille d'un incroyable. 8°. Rouveyro vgl. o. 149*. — 4) Maze, les generaox d. L iep.:
K leber. Nouv. edit 1 44 S. i. Bibl. d. 1. jeun. fr. In den Biogr. nat i. 8. edit : Bonnechose's Laare
Hoche. IV. 272 S. 'A. de Besancenet, le gener. Dommartin (en Italie et es Egypte 1786
bis 99). Du Boinhorame, sa viol747 — 82. H. Moulin, les marins d. 1. repabl. : Le Veagsv.
8°. 159 S. — *>) Debidour, Napoleon ot l'Autriche i. Rev. Pol. Litt 1197—1207 — ha Aa-
pohlufs an die Memoiren Mettornichs und der Frau v. Remusat — 6) Amedee Edm. Blase,
Napoleon 1. aos instit civil, ot administr. 8°. Paris, E. Plön ot Co. VIII. 336 S. ron e. Bit
Wärme vertretenen bonapartist Standpunkt aas, jedoch auf Grand vor Allem der Edikte; nut
zwei Unbilligkeiten, wie uns scheint: 1) Die innere Politik vor Napol. wird als wesentlich
blofr theoret behauptet, diejenigo Napol. zu ausnahmslos als in die Praxis übergegangen ange-
nommen. 2) Vorschoben int das naturgemafse innere Vorh. der einreifsenden Thatigk. der Vornan.
Staatskunst u. der ordnenden u. bauenden Napol , welche einander so voraussetxen, daXJB letztere
ohne erstere gar nicht denkbar wäre. Zumal Napoleon — alles in allem — mit den Gedanke«
und Plänen der revolutionärem Vorgänger arbeitet, die er ohne viel Eignes (seiner selbst oder
seiner techn. Ratgeber, was schwer zu scheiden trotz solcher bewundernder Zeugnisse wie dstj.
Roederers) durchfahren kann — nachdem die Guillotine, die Übersatt mit Revolut and der
blendende Glanz des Kriegsruhms das Volk und seine Fährer gefügig oder stumm gemacht
Charakterist sind die 'conclusions'. Werthvoll die 'Notes'. — Vom kath. Standpunkt werden be-
dachtet: les origincs d. 1. loi du 18 nov. 1814 i. d. Rev. d. monde cath. 15. Jan.
Frankreich seit 1789. 111,155
Aber immer deutlicher tritt die Kleinheit, ja Niedrigkeit des Menschen
hervor!
Welch' lichtvolle Einblicke in sein diplomatisches, 'manifestierendes'
Lügengewebe verdanken wir schon Max Duncker! — Und welche Bestä-
tigungen mehr und mehr durch die Nächstgestandenen und die Urkunden!
Mad. de R6musat, aus einer der legitimist. Familien, die den Frieden
machten mit dem Emporkömmling, vielfach geblendet von gewissen, grofsen
Zügen, dennoch mehr und mehr ernüchtert, läfst uns wahrhaft tiefe Blicke
thun1) in ein Gemüt, von dem es hervorgehoben werden mufs, wenn ein-
mal eine wärmere Regung entsteht! Welch wertvolle Einblicke thun wir in
die eigensten Gedanken und Thaten des Korsen und die mehr und mehr sich
abwendenden Empfindungen der erleuchteten Franzosen. Immer deutlicher
zeigen sich die gewaltsamsten Akte seiner Regierung als von ihm fast er-
zwungen, jedenfalls gewollt.8) Wie wesentlich erscheint nicht das Zugeständ-
nis und der Nachweis, dafs der Kaiser wenigstens seit 1806 in mafsloser
Überhebung dem Abgrund entgegeneilt. Sind es nicht des Korsen innerste
Gedanken, so doch der getreu aufgefangene Widerschein derselben, der uns
gezeigt wird! Wer wird ohne Belehrung Episoden, wie die des Duc d'Enghien
und der Verschwörung Cadoudal oder das Zusammentreffen mit den besiegten
Fürsten, auch der Königin Louise 1807 lesen!
Ein Korse war er, ein Korse blieb er, bis er der unbedingten und
schrankenlosen Selbstsucht, die vor keinem (auch sittlichen) Hindernis zu-
rückschreckt, erlag: Da war die Welt und die Menschen und Korsika und
Frankreich nur für ihn Mittel zum Zweck! Aber — das Ergebnis: Frank-
reich ward von ihm schwächer als zur Zeit vor der Revolution hinterlassen,
war maritim und national fast am Abgrund, und sein Weltreich ohne Gleichen
zerbrach an der Reaktion der beleidigten Völker, innerhalb deren gar manche
schwärmerische Natur gleich Laharpe von ihm, der dem Code der Revolution den
Namen gegeben, die Heraufführung der Ära des Konstitutionalismus erwartet
hatten!8)
Oder war er vielleicht nicht einmal — wenn auch nur einst — seinem
Korsika ergeben? War auch dies Maske?
Eine äufserst gediegene Unterstützung findet die Theorie, dafs Napoleon
als verkörperte Selbstsucht dasteht, für die einst die Liebe zu Korsika,
dann diejenige zu Frankreich, wie überhaupt alle Empfindung sonst, aller
Idealismus nur Maske war, jetzt in Frankreich selbst im Kreise der milit.
Freunde Gambettas,4) was eigentümlich genug für den angeblich künftigen
1) Paul <io Remusat, raera. d. Mad. d. Remusat 1802—1808. publ. 3 tom. Paris, Cal-
mann Levy. — 2) z. B. d. Abarteil. de« Duc d'Enghien ganz wio Andre» z. B. dio Gewaltth.
gegen Hamburg, cfr. oben Kap. X. Auch H. v. Sybel, Die Erhebung Europas gegen Napol. 1.
(3 Vorlos. 1860) neu herausgegeb. i. Kl. histor. Sehr. 1880, fafst sein Urteil dahin zusammen.
K. Hillebrand baut auf Frau v. Remusat c. geistvolles Essay: Mad. d. Remusat u. Nap. Bonap.
(D. Kund. XXIII. S. 358 — 82. — 3) Dies in meisterhaft. Weise besonnen und ruhig und
doch lebhaft packend entwickelt von einem begabten Schüler des Jenenser Schmidt, diesem mit
Recht gewidmet: Arth. Böhtlingks Nap. Bonap., seine Jugend u. ».Emporkommen. 2. Band.
(Nachdem der Vf. schon in seiner Dissertat. den Anfang gemacht in hoffnungsvollster Weise,
erschien 1877 der 1. Band.) Auf Grund reicher Kenntnis der einschlag. früheren Litteratur
und vor Allem archiy. Studien in Berlin (Geh. St.-Arch.), London, Paris (Arch. nat. wenn auch
in eng. Grenzen, leider nicht in den Arch. des Minist, des äff. abrang.) — 4) Leon Garobetta
gewidmet: Th. Jung (lieutenant-colonol d'artillerie d'ätat major), Bonaparte et son tempsl769
bis 99. Paris, Charpentior. 2 vol. i. 12., d'apres les docum. ined. (was keine Phrase! Wir
glauben sogar, dafs Vieles überhaupt noch nie benutzt ist, namentlich Akten des Kriegs- Archivs).
Auf Grund dessen schriob unter gleichem Titel: A. Debidour (auch les däbuts. de Bonaparte)
i. Rev. pol. et litt Rev. des conrs litter. 2. ser. No. 27.
111,156 XX 2. J. Hermann:
•
Diktator, bei dem aber freilich wie bei Jung das zweite Empire nicht mit
Unrecht anf das Urteil über das erste drückt Als auf die Dauer and Ar
die Folge verderblich sind selbst viele milit. disciplin. und organsit Grund-
sätze Napoleons zu erweisen.1)
Unberührt bleiben die taktischen und strategischen Elemente seines
Handelns. Darüber wird mit Recht und mit Erfolg fort und fort studiert,
besonders in Frankreich.*)
Nach dem Zeugnis der Mad. de Rämusat existierte trotz der Erinnerung
an 1792 — 95, ja vielleicht in Folge derselben, eine gewisse Beklommenheit
in Napoleons Wesen im Hinblick auf die preufsische Reiterei Dank der
Planlosigkeit der Führer ward den Franzosen die eigentliche Fühlung und
Messung mit den Nachfolgern der Ziethen und Seidlitz erspart8)
In dem grofsen Kreis seiner Helfershelfer, Gehülfen und Genossen
nimmt eine hervorragende Stellung ein Davoust, den uns neuerlich mit Unter
Stützung der Familie die Mme. de Blocqueville4) durch Veröffentlichung
zahlreicher Papiere — von den Schulheften an — menschlich näher fahrt — •)
Von den Hamburger Grausamkeiten 1813 spricht ihn als Urheber selbst eine
deutsche Stimme frei, da er in der That nur dem gemessenen Befehl Na-
poleons gefolgt zu sein scheint6)
Eine eigentümliche Stellung nimmt Bernadotte7) ein, der gewiner-
mafsen Moreaus einstige Nebenbuhlerrollc — glücklicher selbst als Napoleon
— fortsetzte. —
Unter den Staatsmännern verdient Beachtung Champagny. 8)
Die Anregung des Kaisers als überwiegenden Faktor zu erweisen und
seine finanzpolitischen (z. B. Tabaksmonopol) und kommerziellen9) Ideen (z. B.
die Kontinentalsperre) — teils Reproduktionen, teils recht fragwürdige Maß-
regeln, wenn nicht gar Willkürlichkeiten! — als originelle und bahnbrechende
Leistungen — vermag nicht das Zeugnis seiner von ihm geblendeten und
bestochenen Mitarbeiter.
1) Hierfür and überhaupt für die Gesch. der Armee in der Revolutionszeit ist dm« obige
Werk Jungs von bes. grofser Bedent Der Sachverständige urteilt! Man sehe auch ein: Rocquaia,
Notes rut Nap. 1. i. R. d. France. 1. Aug. Ferner: N. Revue I, 7: T. Colani, Nap. Bonap.
d'apres q. public, recent. 1. l'offic. d'artill. 2. l'Erapereur. Ferner: Raken, Charactenst de Nap. L
d'apres des docum. in ed. i. Istoritscheski vestrich. VI. Dann: Nap. primo consule i, Ifsjwegii
sottim.; denn auch Italien hat dabei mitzusprechen. Vgl. Nap. Bonap. i. Riv. europ. V.f.
Ferner: Barni, Nap. I. 32°. 167 S. i. Biblioth. utile (scheint populär). Lanfrey vertrat schon
längst den kritisch zersetzenden Standpunkt gegenüber Thiers und der Napol. Legende. Seile
hist de Nap. (in 8. Ausgabe) hat den 3. Band hinzu erhalten, der von den entscheidenden Schrittet
zur Erlangung der Kaiserwürde anhebt (Schon in 9. Mit d. Anf.) A. Kloinschmidt liefert des
Nap. I. für den N. Plutarch. — Ferner : Pensees de Nap. — Roquain. Notes sur Nap. (Rev. d. Fr. 3.)
— 2) Un deuxieme maxime de Nap. i. : Journ. des sc. milit. VI. Für die egypt Exped.: La coir
d. I. Gardiolle, 4 lettre« sur l'oip. d'Egypte. 4°. 73 S. Gopcevic, die frans. Exped. nach
Egypt. 1 798 — 99 i. Jahrb. f. d. Arnioe u. Marine. 34, fasc. 3. Auf Grund der Papiere eines
franzö». Generalstabsoffizicrs mit scharfer Verurteil, der früheren Darstellungen. Seibat Nap.
Ruhmesquelle (le si^ge de Lyon cn 1793. i. Rev. brit V.) wird fort und fort untersucht od
neuerlich z. B. durch Th. Jung (vgl. ob.) sein Verdienst eingeschränkt — 3) Foucart, la
cavalerio pend. l.camp. de Prusse (1806). Zusammenst v. Ber. d. Kommand. E. Oben, giebt:
1. camp, des Franc}, de 1792 — 1815. 239 S. Limogos, Ardent Erwähnt sei auch: Fit« -Gerald, n
episode in tho Waterloo camjmgne. Macmill. Mgz. IX. — 4) Mme. de Blocqueville, le marechal
Davoust raconte* p. 1. siens et p. lui-memo. T. 1. 1879. 23. 1880. Paria, Didier. Wichtig wegen
des Abdrucken v. Hefton, Briefen! Auch für 1806, bes. aber 1811,12,13 (D. in Hamburg) vgL
Kap. X. — 5) Auch: Boursot, Nap. und seine Gefährten sei erw. — 6) Wohlwill, Da-
voust, cfr. oben Kap. X. Kino Biogr. giebt: De Lacombe, le marechal Davoust L Gormp.
lOfcvr. — 7) L. Masson, le gen£ral Bernadotte i. Rev. d. Fr. 1. u. 15. Nov. 0. F. Cromie
behandelt: Jomini, Moreau et Vandammei. Fortn. Rev. XI. — Paris, G. M. Jacquinot viie ■miril
1796 biß 1879. — 8) Champagny, un souvenir des prem. anneea d. c aiecle (Ootresp.).
— 9) A. Gaaier, Un disc, inWL Ja "&«&. 1. «el äomtatat da commerce en 1811.
Prankreich seit 1789. 111,157
Die Bedeutung Napoleons in der Administration and Legislation besteht
wesentlich in der energischen Verwertung der zum grofsen Teil anausgeführt
gebliebenen Gedanken der verschiedenen republikanischen Versammlangen.
Das ist gewifs ein Verdienst; aber mehr beweist auch Roederer nicht1)
Familie und Familienleben Napoleons hat ein immerhin nicht geringes
Interesse. *)
Nichts and niemand vermag schliefslich Napoleons „des Grofsen" Sturz
aufzuhalten. Mit der Macht eines Verhängnisses, eines Naturgesetzes voll-
zieht sich alles. Wie kleinlich und geringfügig nehmen sich da die kleinen
Verschwörungen und Unternehmungen der Royalisten gerade im letzten
Augenblick aus!3)
Grofsartig dagegen erscheint der Völkerkampf, der ihn stürzt mit der
Gewalt des brausenden Sturmwinds. Schon seit 1805/6 ist die Wucht der
Einzelwillkür des Korsen unerträglich. Verschiedene günstige Momente wer-
den verpafst, besonders durch Deutschland 1809. Getrennt ging Österreich
vor — wie Preufsen 1806. 1812 erst wurden die Waffen zusammengeschweifst.4)
Freilich werden nun auch die für Frankreich bereits antiquierten, dem
Volke entfremdeten Bourbons durch fremde Bajonette zurückgeführt,6) was
dazu dient, nur noch mehr die Dynastie und die Nation zu spalten.
Rasch lösen sich ab die Staatsoberhäupter wie die Staatsgrundsätze. Der
klug lavierende Louis XVUl. erreicht bei seinen Jahren wenigstens das natür-
liche Ende seiner Laufbahn.6) Gewaltsam verschwinden vom Schauplatz der
letzte Bourbon7) und der erste und letzte (?) Orleans.8)
Welche wechselvolle Schicksale zeigen die Lebensläufe der Männer der
Zeit! Zwar der Savoyarde von Chamb&y, Graf Joseph de Maistre, in dem
„Prophet und Weltkind dicht beisammen", der auf seinem Höhepunkte 1812
auf Alexander I. als Gesandter einen grofsen Einflufs ausgeübt hatte und
gehofft, er werde ihn der römischen Kirche gewinnen, und dessen Schriften
gegen die Revolution einen mächtigen Widerhall gefunden bei allen Edel-
leuten und Anhängern der ancien regime, starb schon 1821. 9) Sein Geist
herrschte aber weiter in der Zeit der Restauration — und was ihr anhing, blieb
1) Anden urt: A. £. Blaue, Kap. 1. ses institut ciyil. et administr. vgl. o. S. 154. Er
sucht — auf Grund fleifsiger Zusammenstellung der Dekrete und Gesetze etc. — freilich z. Teil
nur wegen der bureaukrat. Abrund., d. centralisierenden Durchfuhr, dem Kaiser das Verdienst der
Neugestalt Frankreichs zu yindiciren. — 2) C. de Varigny, La mere d'un Bonaparte i. Her.
pol. et lit No. 18, bezieht sich auf Elisab. Patterson nach ihrer in Amerika erschien. Corresp.
Debidour, Kap. I. en famille d'apres les publ. rec. et des docum. ined. Napoleon« Ehe mit
Josephine wird von den hist. polit Blältern, 85, 452 ff. — natürlich in ihrem Sinne — behandelt
Die im Jg. 1879 behandelte Veröffentlichung yon Briefen, betreffend den König Louis und
von ihm, wird vom Baron Du Gasse fortgesetzt: Docum. ined. rel. au prem. emp. Nap. et
le roi Louis IV. (Juli 1810 — 46.) Joseph Bonap/s Adjutanten behandelt Debidour, le gener.
Bigarre. Nancy, Berger-Levrault. 142 S. — 3) Vgl. Gilb. Aug. Thierry, episod. de la
contrereV. L: Nouv. Rev. — 4) In meisterhafter Darstellung sind die Hauptmomente zusammen-
gefafst yon: H. y. Sybel, Erheb. Europas gegen Napol. I. 3 Vorles., geh. zu München 24.,
27. u. 30. März 1860, abgedruckt i.: Kl. histor. Schriften. I. Bd. 3. Aufl. Stuttgart, Cotta. —
5) U. de L'Epinois, les Bourbons ont-ils ete raraene par l'etranger? i. Ttv. du Mde. cath.
VI/IX. 80. scheint diese unleugbare Thatsache bezweifeln zu wollen. Vgl. auch Cazin, les
Bosses en France 1815—17. — 6) 0. de Poli, Louis XVIII. 3. edit in 18°. 360 S. —
7) Comte de Ludre, Charles X. et son nouy. hist (Polignac) in Corresp. No. 9. feyr. u. separ:
Paris. Gerrais. 48 S. — 8) Langlois, Quelq. pages dliiat cont 21. ed. 21 S., betrifft den
Fall Karls X. und L. Philipps. — 9) H. v. Sybel, Graf J. de Maistre i. Kl. hist Sehr. I.
3. Aufl. S. 185 — 246, ebenfalls in formschöner Zusammenfassung — auf Grund yon seinen
lettre* inedit. (St Petersburg, 1858) u. Alb. Blanc, mem polit. et corresp. Paris, 1858 u. d.
Schriften.
111,158 XX. 2. J. Hermann:
ihm treu. — Aber welcher Wechsel vor Allem in Ad. Thiers, der die Litte-
ratur immer noch nicht zur Rohe kommen läfst. *)
Die Julimonarchie9) schien in ihrer 1. Hälfte ein wirkliches juste-
milieu zu erreichen — freilich nicht ohne Lavieren und Gewaltsamkeit3)
Die kirchlichen Verhältnisse haben bis in die neueste Zeit allen Re-
gierungen zu thun gegeben.4)
Die Presse vergifst nicht ihre Patenschaft beim Bürgerkönigtum — und
wenn auch dieses nicht zutrifft, so doch den damals gegebenen Machtbeweis
— und demonstriert weiter.6)
Auch die Kunst L. Philipps erreicht ihr Ende: Über 18486) geht es
in den Kreis Napoleons in. über. *)
Hinein ragen z. Teil als Gegner auch manche der früheren Orleanisten
und Männer des Julikönigtums.8)
Das Ende der Zuckungen ist die Kommune.9)
Wie diese den socialen und politischen „Weltbrand" droht, so stellen
die grofsen Schöpfungen des Verkehrslebens in unserer Zeit die positive Seite
dar. Nicht in letzter Reihe steht da Lesseps Werk, den die Franzosen mit
Stolz den Ihren nennen. Auch dieses hat schon seine Geschichte, für die
der spiritus rector desselben selbst das Material herausgegeben. 10)
1) £. Spuller, Mr. Thiers in Nouy. Revue, und Charles de Masade, 50 anneee d*hkt
cont: Mr. Thiers. I. La jounesae d'un homme d'ätat Mr. Th. et la restaurat II. Comment se
fonde un gouvern. Mr. Th. et la monarchio de 1830. Andere Biograph, der Zeit: F. Labour,
M. d. Montyon. 12°. 285 S. d'Ideville, le marechel Bugeaud in Ber. d. Monde cath. lÄdfc.
— geb. 1784 i. Algier thätig. Paria, Dentu. 18°. 1800. Auf den*. Schauplatz fahrt: Bonna-
font, 12 ans en Algoric 1830 — 42. C. Clement, Proudhon sa vie ses oeuvrea etaaoorresp. 18*.
451 S. Didier. Wir erwähnen: Mme. de Witt Mr. Guizot dana sa famille (1787—1874). 189.
Paria, Hachette. Du Sauasois Durecu. marin et souveteur hayrois 1812 — 79. — 2) Nouvion,
hist du regne d. L. Philipp. 2. Mit. — 3) A. Gazier, Belat sur la mort da prinoe de-
Conde par Madm. de Temencourt. — ein schwarzer Punkt! — 4) Thureau-Dangin, l'eghje
d. 1. raonarchie de juillot Rec. de l'Acad. d. sc. mor. N. S. 13. 440. — 5) Vgl. Petition adrea*.
ä la Chambre des deputes par les redacteurs de l'Avenir in Bot. d. doc hist. juin-juill. £>
sind: La Mennais, Lacordaire Montalembert. — 6) Merkwürdigerweise hegt über diese Be-
wegung nur ein Liefer. werk vor: Lioaville, hist. numiamat d. 1. revol. de 1848. lirraia 1—4.
— 7) G. Brandes, Proaper Merimee. Ein Essay in D. Bundsch. XXIII. XXV. — Von gm
ausserordentlicher Bedeut für Erkenntnis der Stimmungen und Bewegungen in den leitenden
Kreisen Europa* ist „das Leben des Prinzen Albert," von Th. Martin, übers, t. Emil Leh-
mann. Gotha, Fr. Andr. Perthes, im Berichtsjahr der IV. Bd.; für Frankreich bes. wichtig
wegen der darin behandelten auf den Krimkrieg folgenden Jahre 57 — 59. — - 8) F. Sar-
burg, Felix Dupanloup. D. Bundach. XX in. 222—256. Vgl. Jahresber. 1879. Th, Borel,
le comte Agenor Gaaparin. 7. ed. in 18°. (Paris, Bonhoure.) Der prot Graf, als Schriftsteller,
Politiker von Bedeut., bekämpfte den Kriegsgedanken 1870 wie die Sklaverei 1841 als De-
putierter. — 9) Maxime de Camp, conyuls. d. Paris. T. 4. IL 4. edit. F. t. Meerheimb,
Gesch. der Pariaer Kommune v. J. 1871. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. IX. u- 17z 8. mit
vorzügl. Plan von Paris u. Umgebung, ist wieder ein glänzender Beweis tob der hiatarisehea
Leistungsfähigkeit der aus Moltkea Schule hervorgegangenen Offiziere. Ganz abgesehen von
dem neben aächl. polit. Standpunkt des Vi, der vielleicht nicht mit Unrecht in Frankreich«
Bevolut. die Zuckungen eines gealterten Volkes sieht, zeigt er mit Gründlichkeit, mit welchem
Kocht Proudhon die Schrecken der social. Bevolut. so furchtbar gemalt Der Gang der Or-
ganiaat. wie dea Kampfe« wird sorgfältig verfolgt, ziffermäfsig begründet. Sehr dankenswert
sind die Skizzen einzelner Mitglieder der Kommune, und die Beilagen, welche die Ordre de
bataille der Armee v. Vers. (8. April), Manifeste, Dekrete der Kommune u. ähnl. zweckmifsig
ausgewählte Material, darbieten. — 10) F. v. Lesseps, Lettre«, Journal et docam. p. s. a
l'hiat. du canal de Suez. I— V. V. u. 81 S.
Frankreich (Lokalgeschichte). 111,159
XX. 3.
J. Hermann.
Frankreich (Lokalgeschichte).
Auf dem Gebiete der Lokalgeschichte wird in Frankreich, wie wir schon
im vorjährigen Bericht bemerkten, unendlich fleifsig gearbeitet von zahllosen
Lokalgeschichtsvereinen und Spezialforschem und zwar unter Teilnahme auch
von klangvollen Namen und mit manchen für die allgemeine Geschichte nicht
unwesentlichen Ergebnissen. Wir geben davon wenigstens eine bibliographische
Blutenlese in der Hauptsache in geographischer Ordnung.
Taine, Notes sur Paris -Vie et opin de M. Th. Graindorge doct d. l'unir. d. J. XI,
347 S. Germain, Brie, et Coryoyer St Michel et le mont St M. Paris, Dido, 1880. 4°.
552 S. (Prachtwerk.) Alkan aine*, docum. p. s. a llust d. 1. librairie pariaienne. 8 S.
Petit, Vie de la mere Antoine-d'Orleans, fondatr. des Dame« de Calraire. 18-582 S. 8°.
Boucher d. Molandon, la citadelle d. 1. porte Bosnier, construite ä Orleans sons Ch. IX. 8 S.
Rochambeau, le imprimeurs yenddmois 1613 — 1879. 2. ed. II. 35 S. Thillia, Comptes
d. 1. recitte d. Vendome 1583. Bull, de la soc. archeol. scientil de Vendöme. Rigollot,
Essais d'onomastique. Les noms de famille de Vendöme au XVI. S. (Ball, de la soc. archeol.
seien t de Vendome«. Depoin, St Louis et l'Hotel Dieu de Pontoise. In: Mem. d. 1. Soc hist
du Vexin. H. Le Charpentier, les jesuites ä Pontoise. (1593 — 1762.) (In: Mem. de la soc
hist ant d. Pont et de Vexin. T. 2 — 80.) Sera- Depoin, £., 3 catastrophes a Pontoise
du 1788/89. (Seine et Oise.) 301 S. Roserol, Arraoir. du dep. de l'Aube. Denis, A., rech,
bibliogr. et hist sur les almanachs d. 1. Champagne. Boutiol, hist d. 1. rille d. Troyes.
Table, gener. 20—481 S. Thivenot, hist et staust d. l'instruct primaire a Troyes dep.
la revol. (i. Annuaire d. l'Aube. 8°.) Lecocq, Notes et docura. s. 1. rille de St Quentin.
(2. moitie du XVI. s.) i.: „la Picardie." Darsy, les prisone en Picardie; et. histor. (Mem.
d. 1. soc. antiqu. d. Picard. 26.) Barr 6, Flaoncourt, not hist et archeol. (Ball. d. 1. soc acad.
d'arch, de sciences et d'arts. du dep. de l'Oise. 79.) Bescherelle, hist de Tourrille. 12°.
72 S. Limoges, Ardent Delpech, mem. sur des substruetions antiques decourertes dans les
enrirons de Bourinez. 29 S. Lille, Danel Brassart, Gompte des obseques de Margu6rite d.
Croy cera d. Lalaing 1550. (Souren. d. 1. Flandre. 20.) Paillard, Notes et eclaircisse-
ments sur l'hist gener. des Pays Bas. et sur l'hi«t d. Valenciennes au XVI S. Du Bellay,
relation du siege d. Peronne de 1536. 28 S. Choron, rech. hist. sur l'instr. prim dans le
Soissonnais. 78 S. Bull, de la Soc. arch., hist etc. de Soissons. Jg. 06. T. 20. S. 1. S. 2 T. 6.
(75). Leduc, hist de la rev. de l'Ain. I. II. 1879/80. S. 145. Lecesne, hist d'Arras.
IV 89. T. 2. Van Dr6ral, supplem. ä 1'hist. d. l'acad. d'Arras. Dancoisne, Hist des
etabliaaem. relig. britanniques fondes ä Douai avant la rovol. G. de Closmadeuc, pris d. posses-
sion d. 1. haute et anc. baronie de la Roche-Bernard p. 1. comte de Boisgelin 1744. Mazari-
nades normandes. Reimpresrions. Des Digueres, la rie d. nos peres en Basse Normandie.
399 S. (4,50 fr.) Robillard d. Beaurepaire (E. de), 1. coramiss. milit et rerolut de Gran-
ville. 178 S. (In M6m. de TAcad. nat des Sc. des A. et bellet» lettre« de Caen.) Martin,
6t hist. sur l'anc. communaute* d'arts et mätiers du Harre. L. Rosenzweig, rech, hist
dans les arch. etc. de Morbihan. Du Tressay, docum. ined. sur la revol. (la raunicipal. de
Lucon de Dec. 1788 — janr. 1796). 43 S. (i Rev. d. Bret et d. Vendee). Saulnier, Notes
et doc hist (1. comecliens k Rennes au XVII S.) (Mem. d. 1. Soc arch. d'llle et Vil. 14.) De-
combe, Jean Thurel, epis. du sejour ä Rennes du regim. de Touraine 1788. S. M6m. soc k
d'llle et Vil. 14. Potiquet, Gonspirat royalist ä Magny-en- Vexin 1795. 32 S. Vaurigand,
hist. d. l'egl. reformee k Nantes. Paris, Fischbacher. 5 fr. 374 S, Frain, Moeurs et coutumes
des famille« Bretonnes arant 1789. Des Robert, royage de Renee d. Bourbon. Metz 1523.
(Mem. d. 1. Soc d'archeol. lorr. 79.) L am bei, Biographies lorraines. Farier, Not. sur
Nie. Durival lieut g6n6r. de Nancy, historien etc. 37 S. (i. : Mem. d. L soc. d'archeol. lorraine pour
1880.) Digot, lliist d. Lorraine. T. IV. u. V. 2. ed. Maggiolo, Pouille scolaire, d. L
111,160 XX. 3. J. Hermann.
Inventur des Arch. de la dioc de Tool avant 1789 etc. — Kot rar la mauon P. F. Bottier
fimprimerie et librairie) ä Boorg en Brosse. 15 S. £tat andern d. 1. noble—o et du derge de
Fr. Gomte; mem. inecL da XYIII S. ; publ. p. Bern. Prost (Ball. d. 1. soc d. L agr., d. sc et
art de Poligny.) Bellet, dt crit sur les invasions en Daaphinee. 50 8. Charvet, etoi
hist sur la societe litter. d. Lyon an XVIII. s. 207 S. Charvet, rech, rar rorganisat i
l'enseignem. de l'ecole publ. de dessin de Lyon au XVIII. b. 1756—93. 29 8. Vingtrinier,
E., le theatre a Lyon au XVIII. s. 186 S. Curley, les congregations d. 1. tres St Viergs
k Avignon 1752 — 80. Jarrin, la Provence au XVIII. s. 2. ed. 204 8. Lantheric, la
Provence, anc. et mod. Vgl. R. d. q. h. 28, 692. Pueck, A., les chirurgiens d'autrefbis t
Ntmes; 6t bist, d'apr. d. docom. ined. Terris, N-Dame d. l'observance k Carpentras. 1563
bis 1880. 32 S. La Rochere (Mme.de), Les chatelaines deRoussillon oa le Query an XYL
s. 12. dd. Bibl. d. 1. jeun. ehret. Faucon, redacteur d. 1. contome d'Auvergne en 1510. 15 8.
Daux, eglise d. Montauban. T. I. No. 2. (1519—56.) 2 fr. France, H. de, Maisonde
Ville etc. de Montauban. (Bull. soc. a. d. Tarn - et -G.) le droi^, dea seignears en
Bearan 1539. 19 S. Fondeville, Calvinisme de Bearn, poeme beam publ. p. L rsl
publ. p. R. Barthely. (Bull. d. 1. soc. d. sciences de Ntmes.) Laus an, an bauet agenais sa
commencem. d. XVII. S. Delavigne, le premier salon da XVIII s., ane amie de FontemeUe. —
Mem. d. 1. Ac de Toulouse 78, 187 ff. Des Barreaux-Bernard, GuyondeBoudeviUe,imprimeu
a Toulouse *541— 1562. Ibid. 79, 1, 147. Ch. Barry, Kote sur an pamphlet d. la Ben-
meile signe* par 1. M. d. Bilesta et attubud k Voltaire. Ibid. 79, 2, 367. Roay, la ehambrt
d. commerce d. Toulouse an XVIII. Ibid. 79, 2,278. Desbarreanx-Bernard, llmpriia. a
Toulouse au XVI. Ibid. 79, 2, 218. (Hist d. l'ünpr. k Toulouse an XVL a. Ibid. 80,3, 100.
Forts, m. a. Titel) Pradel, Notes rar l'orig. d. L reforme ä Vorteil. Ibid. 80, 2, 150.
Gatien-Arnoult, les fauteuils d. l'Academie d. Toulouse. Ibid. 80,1, V. Gourdon de
Genouillac, H., Hist du capitulat et des capitouls de Toulouse. 208 8. Gassany-de
Mazot, Hist. d. Villeneuve-s.-Lot Bourgeon, la Reform ä Nene 1536 — 60. Toaloast,
Chauvin. 80. 118 S. Not bibliogr. concern. les ouvrages de Vendages de Malapeire, Tom d. 6a-
dateur d. Tac. des lanternistes. Alegre, Notices biograph, da Gard. T. L 3 fr. 310 8.
Callot, Jean Griston, dernier maire d. l'anc. commune d. 1. La Bochelle 1628. 3. dd. JULV,
138. Desaivre, la dtme royale k Niort et k l'Rocheile 1718. 159 8. (i.: Mem. d. L
Soc. stat scient 1. et cet d. 2 Sevres.) Babinet d. Rensogne, Marguer. d'AngomMsM
Discours. 15 S. (Bull. d. 1. Soc arch. et hist d. L Gharents. 98.) Massougner, les
ecoles prim. au Augoümois avant 1789. 12 S. Id an homme feodal an XVIII 8. Beides h:
Bull d. 1. Soc. arch. et hist d. 1. Charents. Babinet de Rensogne, Rec. de docma. p. a
ä rhist. de commerce et de l'industrie en Anjoa (1516 — 1740). (In Ballet) La Tremoilll,
ddnombrement d. Fanden comtd de Taillebourg (Saintonge) 1736. 32 8. Joubert, aa dpa
des guerres de relig. au Main et en Anjou. Rene d. 1. Rouvraye. 16 8. (Oorreap.) Lemar-
chand, le Saint-Simonisme en Anjoa. (In Rev. d. l'Anjou.) Boyer, rech, aar L ane. voitarai
publ. dans le Berry et sortoat en Bourges. Mem. de la soc. h. du Cher. Ernaalt, Batret
sollennell. de L. XIII. e. d. M. d. Medicds en la ville du Maus. 16°. N. dd. 79 & Ledn,
episode d. la ligue aaMans 1589 — in R. hist arch. da Maine. 7. (1880.) Bertrand, doe.
indd. p. serv. k rhist d. Maine. 3 frcs. (1581—89). Salies, A. de, Note critiqae sur \*
trois Lavandin de l'anc. dioc. du Mans. Mannen, Fleury et Dangin.
England bis 1688. 111,161
XXI. 1.
v. Kalokstein.
England bis 1688.
Die Index society1) dient durch Veröffentlichung der verschieden-
artigsten Indices auch wesentlich) der Geschichtsforschung. So verzeichnet
sie Portraits, von welchen die 1833 — 37 von Knight herausgegebene Gallery
of portraits u. Lodge's Portraits (1823 — 24) viele der zu besprechenden Zeit
angehörige Persönlichkeiten bieten. Es erschien ein Verzeichnis der alten
Denkmale der Abtei Alleyn. 8) W. Dodd vervollständigte einen Index zur
Geschichte Newcastles von J. Bremel8) aus dem Jahre 1789. J. W. Shore
betonte in der library association 4) die Wichtigkeit der lokalgeschichtlicheu
Notizen in alten Pfarrregistern, wies auf die Register einer Reihe von Kirchen
der City hin, von denen z. B. die von S. Mary Aldermanbury , S. Mildred
Poultry, All Hallows Bread Str., Christ Church nach der generellen An-
ordnung Cromwells 1538 angelegt wurden, das von S. James Garlick Hithe
schon 1535 beginnt. Das Rechenbuch der Gilde Holy Ghost bei Basing-
stoke von 1557 — 1654, verwandte Schriften von Londoner Pfarreien in
der Corporation library werden erwähnt. Die neue, sehr nützliche Zeit-
schrift Antiquary, herausgegeben von C. Walford,6) giebt einen Auszug aus
dem Pfarrregister und Rechenbuch von Eltham aus dem Jahre 1559. Sie
giebt Nachrichten über die public records, das britische Archiv, und über das
British Museum.
In dem Calendar of State papers behandelten A. J. Crosby die aus-
wärtige Politik6) 1575 — 77, W. Douglas Hamilton 5 Monate des Jahres
1640, 7) M. A. Everett Green Juli 1653— Febr. 1654, 8) N. Saintsbury
die Kolonialgeschichte von Amerika und Westindien von 1661 — 1668. 9)
Händel an der schottischen Grenze führten in Folge der Nachgiebigkeit
Mortons nicht zum Krieg, das Projekt der Vermählung Maria Stuarts mit
D. Juan d'Austria und der Vergiftung Elisabeths, die Mafsregeln der spani-
schen Inquisition gegen fremde Schiffe werden berührt. Elisabeths Gesandter,
Henry Cobham, wurde in Madrid höflich behandelt, erreichte jedoch nur das
Versprechen, die Engländer nicht wegen Ketzerei aufserhalb Spaniens zu
verfolgen. Der Grofsinquisitor, Erzbischof von Toledo, drohte, seinen Nach-
folger John Smith zu züchtigen.
1) Report of the sec. annual raeeting of the ind. soc. L. Longmans. VI, 160. — 2) Ca-
tal. of the raem. mon. of. Alleyn abbey. Dahoit, G. F. Warner, L. Longmans b. R. d. d. m.
XXX, 585. — 3) W. Dodd, An index to the hiat. of N. upon. Tyne. Newc. 40, 28 S. Vgl.
R. d. q. h. XXX, 585. — 4) J. W. Shoro, in: Monthly notes of the libr. assoc. of tho
united kingdom. L. Trübner. — 5) C. Walford, Th. Ant L. 0. Stock, N.-Y., 13outon.
II, 265, I, 81, 58; vgl. I, 20, 141 u. II, 212; II, 92. — 6) A. J. Crosby i.: C.
of st. p. foroign series of tho reign of £1. Longmans. Trübner. 4°. XXIV, 665. — 7) W.
Douglas Hamilton, in. domestic aer. of the r. of Ch. I, 1640 ebend. LI, 755. Vgl.
Acad. 1881, 22. Jan. — 8) M. A. Everett Green, ibid. 1879. XL, 683. — 9) Saints-
bury, colonial ser. LXXXIII. Vgl. Antiquary II, 141.
Hittorische Jahresberichte. 1880. III. 11
III,1Ü2 XXI. 1. v. Ktlckttoin:
Mit der Berufung des kurzen Parlaments scheiterte Karls I. diktatorisches
Regiment. Es war infolge der Oberzahl städtischer Mitglieder trotz aller
Anstrengung der Regierung entschieden oppositionell und bestand meist ans
besonnenen, angesehenen und begabten Männern. Strafford übersah bei seiner
Hoffnung, das Parlament wie in Irland zu beherrschen, dab die Krone hier
nicht ausschliefslich die Initiative besafs. — Daus James Colvill statt seines
Bruders William, des wirklichen schottischen Agenten, verhaftet war, machte
die Entdeckung von Einverständnissen mit Frankreich unmöglich. Hamilton
giebt die treueste Überlieferung der berühmten Pymschen Rede, veröffentlicht
andere zuerst Die auf Straffords Rat eingeholte wiederholte Erklärung des
Oberhauses, dafs die Subsidienbe willigung der vom König den Unterthanen
zu gebenden Genugthuung vorangehen müsse, blieb ohne Wirkung auf das
Unterhaus. Der König milderte die Form der von Str. angeratenen, nach
elfstündiger Sitzung erfolglosen Botschaft Yanes. Die für den 5. Mai beab-
sichtigte Beratung der schottischen Beschwerden scheint die plötzliche Auf-
lösung veranlafst zu haben. Hamilton veröffentlicht das Original des von der
Konvention beschlossenen Book of Canons.
Straffords Hinweis auf die Möglichkeit, 'das Königreich' durch das irische
Heer zu unterwerfen, der formelle Anlafs zu seiner Hinrichtung, weil man
ihn auf England bezog, scheint Schottland betroffen zu haben. Die Worte
sind nicht von Vane niedergeschrieben.
Bei größerer Sorgfalt als im Vorjahr hinsichtlich Auswahl der Offiziere
wurde doch Newcastle nicht rechtzeitig verstärkt Der König erkannte die
Notwendigkeit raschen Handelns. Viele Krieger zerstörten den 'papistischen'
Kirchenschmuck, bedrohten hochkirchliche Prediger, plünderten die Ultra-
royalisten. An einem Ort richteten die Ausgehobenen ein sündig befundenes
Paar, ein Lieutenant wurde als vermeintlicher Papist ermordet Die gegea
solche Greuel eingesetzten Militärgerichte galten als ungesetzlich.
Da andererseits die Schotten grofsen Eifer und Marschfähigkeit zeigten,
war der Ausgang der Schlacht bei Newburn, über die Hamilton einen Be-
richt veröffentlicht, begreiflich. Viel zu spät forderte Str. Befestigung od
Verteidigung der Furten des Tyne und hoffte, Newcastle werde vor ihnea
erreicht werden. Die Grenzbevölkerung war den Schotten geneigt, die in
Newcastle Papisten und bischöflich Gesinnte feindlich behandelten. Die Ka-
valiere brachten die versprochene Anleihe bei weitem nicht auf, eine tob
London verweigerte 8 % Anleihe sollte dann zwangsweise erhoben werden.
Karl verkaufte auf Kredit entnommene Waren der ostindischen Kompagnie
mit Schaden. Hamilton teilt verbesserte Fassungen der Petition von 12 Mit-
gliedern des grofsen Rates in York mit
Die Königin gewann jetzt politischen Einflute, suchte Vane zum Chief
secretary of State zu machen.
Der im Oktb. 1653 aus dem Amt tretende Staatsrat ordnete (nach M. Green)
an, dafs seine Orders in der nächsten Sitzung verlesen werden, die drei zuerst
Kommenden die ungeeigneten Petitionen sondern, und dafs die Gehälter aller
Beamten des Staatsrats festgestellt werden sollten. Eine Schrift, die Gromwdl
als Hochverräter behandelt wissen wollte, wurde von dem letzten Staatsrat
verfolgt. Er sollte dem Parlament über mehrere mit dem Bürgerkrieg zu-
sammenhängende Angelegenheiten im Namen des Staatsrats berichten. Unter
den 13 Männern im Rat des Protektors gehörten 11 dem vorherigen Staats-
rat an, zu Lambert und Skippon kamen später noch zwei Obersten. CromweD
iiahm selten an den Sitzungen teil. Hampton Court, Greenwich, Windsor
England bis 1688. 111,163
nnd andere Schlösser wurden für ihn zurückgekauft Thurloe arbeitete das
Government of the common wealth, die neue Verfassung, aus. Eine respekt-
volle Vorstellung von Offizieren, dafs der Protektor mehr Macht erhalte, als
man dem König entrissen, brachte einem Beteiligten zwei Tage Haft, während
die Männer der fünften Monarchie härter bestraft wurden. Wegen der
Landung von 16 royalistischen Offizieren wurden Vorsieh tsmafsregeln ergriffen.
Der Seeraub royalistischer Kreuzer brachte vielen Schaden, ruinirte z. B. Barn-
staple. Man glaubte an eine Unterstützung des Prätendenten durch Öster-
reich und Holland, dem grofsen Kurfürsten wollte er den Hosenbandorden
schicken. Hyde, der Kanzler des Prätendenten, wurde durch dessen Rat von
der Anklage freigesprochen, Cromwells Spion zu sein. Monk verlangte im
November rasche Bereitstellung der grofsen Schiffe, um eine Blockierung
durch die Holländer zu vermeiden, da sich die Friedensverhandlungen durch
diese ganze Zeit ergebnislos hinzogen. Whitelocke wurde als Gesandter an
Königin Christine reichlich ausgestattet, obwohl der Geldmangel sich oft
fühlbar machte, viele Besoldungen und Pensionen rückständig blieben und die
Flotte schlecht verpflegt wurde. Am 26. und 27. Okt. verlangten bewaffnete
Seeleute in London drohend Sold, die Führer wurden verhaftet, den Meuterern
der Tod angedroht. Elizabeth Alkin in Harwich nahm sich so liebevoll
leidender Seeleute an, dafs sie verarmte. Erfinder neuer Steuern sollten
belohnt werden, der Staat trieb Schatzgräberei. Die Einkünfte Schottlands
sollten dort verwandt, Lewis und andere Inseln befestigt werden. Edinburgh
behielt den Handel in Leith für sich allein, Carlisle trotz der Union einen
Viehzoll. Berwick hatte durch den Krieg sehr schwer gelitten. Den Be-
schwerden der ausländischen Protestanten wurde abgeholfen. Die niederländ.
Zwischenhändler suchten ihre Steuerfreiheit zu behaupten. Erhebungen gegen
die Einhegungen mufsten unterdrückt werden.
Saintburys Calendar für die Kolonieen ist hier nur hinsichtlich West-
indiens und Guyanas zu erwähnen, abgesehen von der Konkurrenz von Hüll,
York und Yarmouth mit der Grönland- und Moskau-Kompagnie in Grönland.
Karl nahm an der Kolonisation regen Anteil, begründete 1661 den Council
for foreign plantations. Das Francis Willoughby verliehene und eine Zeitlang
nach ihm benannte Surinam hatte 1663 4000 Einwohner, ging aber 1666
vorübergehend, 1668 endgültig an die Niederlande verloren, und die Fran-
zosen nahmen 1666 Antigua und durch Verrat der Iren S. Christoph. Lord
Willoughbys Bruder William litt in Montserrat schwer, dessen Bewohner ver-
geblich Handelsfreiheit wünschten.
Lord Willoughby besafs seit 1649 Barbadoes, das 1643 18000 Ein-
wohner, darunter 600 Engländer und 6400 Neger zählte, 1666 50 000, und
wo die Holländer Zuckerbau eingeführt hatten. Der Dichter Waller besafs
1628—41, sein Sohn Edmund W. of Beaconsfield 1663 S. Lucia. S. Vin-
cent bewohnten noch Eingeborene und Neger unter englischer Oberherrschaft
Tabago, zuerst 1642 englisch, besafs 1664 der Herzog von Kurland; in Ja-
maica war 1662 Lord Windsor Gouverneur. Der Durchschnittspreis der
Neger betrug 17 — 20 £ ; ein Neger Lupola zeichnete sich als Oberst von
Negern aus und sprach über sie aufser über Leben und Tod Recht.
Für die Camden society gab W. Sparrow Simpson Quellen zur Ge-
schichte von S. Paul^Gairdner historische Memoranda und Bemerkungen
1) W. Sparrow Simpson, Doc. illuatr. the Mai of S. Pauls cath. LXX, 238. Camden
•oc. ]3ie Ergebnisse stellt W. Sp. S. z. t im Wortlaut der Quelle sep. dar. Chapters in the
11*
TTL1 64 xx- 1- v. Kalckstein:
über gleichzeitige Begebenheiten von Elisabeths Zeitgenossen John Stowe,1)
Gardin er die Hamiltonpapiere heraus. *) In Simpsons Sammlung berühren
unsere Zeit die lateinische Geschichte des Thurmbrandes von 1561 von Pat
Johnson aus dem Register Grindais, damals Bischof von London, eine Über-
setzung derselben und eine Ballade darüber. S. stellt auch die ganze Litte-
ratur über den Brand zusammen. Allgemein wurde die Kathedrale, deren
Herstellung bis zum völligen Neubau nie vollständig geschah, als Ort Air Zu-
sammenkünfte und Geschäfte benutzt, auch Räume derselben als Lager ver-
mietet. Diese traurigen Zustände beweisen Bischof Aylmers Brief an den
Lordmayor 1581, der Bericht des Attorney general Noy und Dr. Reves von
1631, eine Notiz in der Kathedrale von 1632, eine Klage Bisch. Corbets
zu Norwich vom 29. April 1634 und eine Bittschrift der Vergers von 1635.
Lands Geldopfer und Bemühungen um eine freilich katholisierende Re-
stauration wurden ihm zum Verbrechen angerechnet, das Parlament liefe
1644 — 45 die Gerüste und Baumaterialien billig verkaufen, worüber am
28. März 1646 Dr. Burges Rechenschaft legte. Die Kathedrale wurde von
den Puritanern als Stall benutzt, es wurde nötig, am 27. Mai 1651 durch
eine Proklamation für den Frieden der Nachbarschaft einzutreten. Verordnungen
des Staatsrats vom 18. Juni und 17. Okt. 1653 gestatteten die Verwendung
einzelner Teile zu gottesdienstlichen Versammlungen mehrerer Sekten und
1657 sollte in der Nähe ein kirchliches Versammlungshaus gebaut werden.
J. Gairdner gab aufser der erwähnten Publikation der Camden society
den V. Bd. der Korrespondenz aus der Regierung Heinrichs VIII.8) auf Grand
des von Brewer vorbereiteten Materials heraus. Br. hatte namentlich die
fast stets fehlenden Daten ermittelt, was bei Cromwells Korrespondenz be-
sonders schwierig war. Die königlichen grants sind gesondert registriert, aber
die wichtigeren in der chronologischen Reihenfolge verzeichnet. Der Band um-
fafst die Jahre 1531 und 1532 und betrifft hauptsächlich die Scheidungs-
frage, welche zu lösen Heinrich einmal bereits verzweifelte. Fast zwei Jahre
verhandelte Rom über den excusator, der Heinrichs Unterwerfung unter
einen auswärtigen Spruch als unmöglich erklärte. Der König schrieb Clemens,
er könne bei dem spanischen Einflufs nicht unparteiisch sein, — wir werden
sagen müssen, er konnte deshalb nicht parteiisch für Heinrich sein. Daft er
die Entscheidung immer hinaus schob, untergrub seine Autorität Erst am
15. Nov. 1532 entschlofs er sich, binnen 1 Monat die Anerkennung Katha-
rinens als Gemahlin bei Strafe der Exkommunikation zu fordern, von der H.
sich im Juli 1531 vollkommen getrennt hatte und der er dieCitierung nach
Rom zum bittern Vorwurf machte. Pole bereute seine Bemühungen um die
Scheidung in Paris, Gardiner riet von äufsersten Schritten ab, Heinrichs
Unterhändler in Rom, Dr. Benet, hatte Ende 1531 in England mit Katha-
rina^ Freunden in Verbindung gestanden und bat sie um Verzeihung. Im
Unterhaus hielt man Gelder zur Verteidigung der schottischen Grenze bei
einer Aussöhnung des Königs mit seiner Gemahlin für überflüssig; die Alf»
hist of old S. Paule. Vgl. £. Stock, Joara. of the brit archmeol. assoc DXXV1I md
E. B. Ferrey Old S. Pauls im Antiq. I, 244, II, 11. — 1) Gairdner, Thrte fifteeath
cent. chronicles with hist memoranda by J. Stowe and oontemp. notes of occurrenoe*. XXVIII,
206. — 2) Oardiner, The Harn, papers VIII, 274. Vgl. Peacock Acad. XVIII, 195. —
Peacock veröffentlicht zuerst einen interessanten Brief ans der Reformationsxeit : an uspihti-
shed letter frora Paris dnring the reform, i.: Ath. 2, 401. — 3) J. Gairdner, letters aa4
papers of the reign of Henry VIII. Vol. V. Under the directum of the maat of the rolk
h Lonpwn*. Trübner etc. XXXI, 330. Vgl. Acad. 16. Jan. 1881.
England bis 1688. 111,165
bringnng der 100 000 £ Boise der Erzdiözese Canterbury rief in S. Paul
einen Aufruhr hervor. Tunstalls Widerspruch gegen den Supremat wufste
der König mit dessen Argumenten für die Scheidung zu widerlegen.
Im Unterhaus wurde das Supremat sehr lau aufgenommen und die Bitte
um Aussöhnung des Königs mit Katharina beantragt. Die von Cromwell
korrigierten Entwürfe der Petition gegen die geistliche Gewalt beweisen un-
widerleglich, dafs sie vom Hof veranlaßt war. Die Antwort der Bischöfe
wird viel ausfuhrlicher veröffentlicht, als sie bisher bekannt war, namentlich
eine Ausführung Warhams betonte, dafs Mifsstftnde der geistliehen Gerichts-
barkeit zum teil seit einem Jahr abgestellt seien, dafs er andernteils an der Ab-
stellung arbeite; er hob die Dienste der geistlichen Richter in diplomatischen
Verhandlungen hervor. Drei Entwürfe des schliefslichen Kompromisses
zwischen König und Konvention werden mitgeteilt Gardiner zog sich
durch dieselben zeitweilige Ungnade zu. Die heftige Predigt Petos in Gegen-
wart des Königs und Pater Eistons Ausfall gegen einen dem König ergebenen
Prediger fallen in den April 1532, Pat Lorenz trennte sich von diesen
Brüdern von Greenwich. Im Juli scheint Heinrich durch die Mifsstimmung
des Volkes zum Abbruch einer Jagd veranlafst worden zu sein, in Yarmouth
fand eine Frauenversammlung zu Gunsten der verfolgten Königin statt,
während Anna Boleyn im schlimmsten Rufe stand, 1531 Gerüchte von einer
Fehlgeburt gingen. Heinrichs Reise nach Galais führte zu heftigen Scenen im Rat.
Mit den Niederlanden wurde über einen Handelsvertrag unterhandelt,
zum Westminsterpalast Material von einem altern und Wolseys College in
Harwich verwandt. Die wieder abgedruckten Briefe Stephan Vanghans über Tyn-
dale1) sind von grobem Interesse. In John Stowes Notizen ist der Bericht
über die Taufe des Prinzen Arthur von Wales, über die Verhaftung einer
mit Königin Elisabeth verwandten Lady Cary wegen Feier der Messe im
Jahre 1562; andere kulturgeschichtlich interessante Vorkommnisse werden
hier zuerst veröffentlicht, namentlich die religiöse Leidenschaftlichkeit unver-
hüllt geschildert.
J. P. Rylands') gab aus dem britischen Archiv 221 Inquisitions, die
nach Todesfällen in Lancashire von 1603 — 14 für die Kanzlei des Herzog-
tums Lancaster gemacht wurden, in englischer Übersetzung heraus, H. Clutt er-
blick Staatspapiere von 1622 über den Tuchhandel.8)
Die von Gardiner herausgegebenen Hamiltonpapiere sind nur inedita,
namentlich Briefe Karl I. aus der Gefangenschaft, welche geheime Verbin-
dungen mit der schottischen Invasion beweisen. Der sogenannte zweite Bür-
gerkrieg war nicht planvoll vorbereitet, scheiterte hauptsächlich deshalb.
J. B. Marsh4) veröffentlicht ein von Karl I. in der Fastenzeit 1631
geschriebenes Gebet, dessen nahe Verwandtschaft mit einem Gebet in dem
eiyuov ßaaihnij5) als Argument für die Autorschaft des Königs verwertet
wird ; dort finden wir einen neuen Abdruck des Briefes Karl I. an den Herz,
von York vom 4. Juli 1647, das Tagebuch der Belagerung von Colchester
von einem Puritaner, Instruktionen Jakobs H. für Gr. Tyrconnel, Oberbefehls-
1) Steph. Vanghans letters i. : TransactionB of the Bristol a. Gloucestersh. arch. soc f.
1877 — 78. Vol. II. Brist. Jefferies. — 2) J. P. Rylands, Lancashire inquisitions retnrned
into tho Chancery of the duchy of Lancaster print. f. the Record soc, vgl. J. L. Chester Acad.
II, 323. — 3) Glutterbuck, Statespapers relating to the cloth trade — in: Transactions of the
Bristol a. Gloacesterh arch. soc V, 1,154 ff. — 4) J. B. Marsh i.: Antiq. Vol. I, 211, 97,
238, II, 5, 49 ff. — 5) e. ß. gaben £. Scott (L. Elliot Stock) Cath. Mar. Phillimore
neu heraas and verteidigten seine Echtheit, vgl. Gardiner Acad. XVII, 152.
111,166 XXI. 1. v. Kalckatein:
haber der irischen Trappen und Statthalter Irlands vom 10. Januar 1687,
veröffentlicht von Talbot de Malahide.
D. Masson1) führte die Ausgabe des Registers des schottischen Ge-
heimen Rates vom 17. Juni 1578 bis 31. Juli 1585 fort. Die Akten des
Lord Clerkregister, die Hauptquelle, haben sehr durch den Zahn der Zeit ge-
litten, sie enthalten Acta proper der allgemeinen Verwaltung, Deere ta, d. b.
rechtliche Entscheidungen und Acta cautionis von Angeklagten oderProzeb-
führenden, namentlich die von ihnen eingegangenen Verpflichtungen zum
Friedenhalten, bands. Wir finden reichen, in der Einleitung trefflich ertti-
terten Stoff zur Geschichte Mortons bis Dez. 1580. Derselbe wird durch
die den Presbyterianern feindlich gesinnten Günstlinge des jungen Königs
bis Aug. 1582 verdrängt. Durch Jakobs Entfuhrung, den sog. Rnthven raid,
gewinnt der presbyterianische Teil des Adels die Oberhand, wurde dann aber
bei der persönlichen Überzeugung Jakobs VL durch Arran immer mehr in
den Hintergrund gedrängt, dem Bistum freiere Bahn geschaffen. Die katho-
lisierende, dem Bündnis mit Frankreich geneigte Tendenz war jedoch schon
im August 1584 im Schwinden, Arran liefs Patrick Master of Gray die
persönliche Gunst Jakobs gewinnen, der ihn mit englischer Hülfe in den
Hintergrund schob und am 31. Juli 1585 das Bündnis mit Elisabeth n
stände brachte. — Namentlich die Kirche unterstützte die besonders an der
Grenze noch wenig erfolgreichen Bemühungen, geordnete Zustände herzustellen,
der alte Schulmeister in Edinburgh hinderte 1580 die Begründung einer
humanistischen grammar Schule, Seuchen suchten das Land namentlich
1584 heim.
W. B. Scoones veröffentlicht unter anderen Briefe eines Bucanien
Cavendish aus dem XVI. Jh.2)
Robinson veröffentlicht eine Übersetzung der Utopia mit Mores Leben
von Roper. 3)
Lord Herbert v. Cherburys Selbstbiographie und Geschichte Eng-
lands unter Heinrich VIII.4) wurde neu aufgelegt
Jackson veröffentlichte nicht uninteressante Dokumente,5) z. B. Briefe
von Thom. Smith an John Thymme vom Sept und Nov. 1573, aus welchen
Elisabeths Unschlüssigkeit, Essexs ungeheuere Freigebigkeit hervorgeht
Burnets Geschichte der englischen Reformation6) wurde neu aulgelegt
Furnivall gab Phil. Stubbes Anatomy of theatres in England1)
von 1583 heraus, A. H. Markham Davis' Reisen.8)
A. Cortleys Werk über Irland von 1614 — 529) ist namentlich für die
Verbindung der irischen Katholiken mit Karl I. und die Zustände von 1649
bis Ende 1651, z. B. in Drogheda wichtig. J. E. Gibson gab das nament-
lich kulturgeschichtlich interessante Tagebuch des katholischen Kavaliers WilL
Blundell v. Crosby10) bei Liverpool heraus, W. Dünn Macray das vom
1) D. Masson, Tho registor of the privy Council of Seotland. E. Gen.
Vol. 111, LXXXV1I1, 901. — 2) W. B. Scoones, Four centnries of engl, lettera. L. leg»
Paul; b. darüber Saintsbury Acad. XVIII, 19. H. Taylor Nineteenth Century 1881. p. 405.
— :U Robinson, More. Utopia. J. R. Lumby Camden Pitt Preaa; YgL Acad. XVTJ, 3*1.
— 4) Lord Herbert of Chorbury, Aatobiography and hist of England ander H. Vlli
L. Ward and Lock. 316 S. — 5) Jackson, Longleat papers. f. die Wiltohire arch, a. nat
histor. soc. Derizes. — 6) Barn et, hist. of tho Engl. Ref. — 7) Furnivall, i. L. New
Shakespeare soc. — 8) A. IL Markham, The yoyages a. worka of J. Daria f. fheHacUaeyt
soc. — 9) A. Cortley, Iroland 1614—52. Wickham. — 10) T. K. Gibaon, A Cteratian
note book. L. Longman*, \g\. Aul. U, *1S. Peacock in d. Acad. XVII, 470.
England bis 1688. 111,167
puritanischen Standpunkte aus geschriebene Gedicht Withers Yoi Vulgi1)
über das Parlament von 1661, welches W. 2 Jahre Haft in Newgate and im
Tower einbrachte.
Schriften Bunyans, darunter der Bericht über seine Gefangenschaft in
Bedford von 1660 — 72, begleitete E. Venables*) mit einer biographischen
Einleitung, wonach er sein Hauptwerk erst 1666 geschrieben und — im
Gegensatz zu Froudes Annahme, gegen das Parlament gekämpft hätte.
Die 1880 erschienenen Darstellungen der gesamten Geschichte Englands
vonShmitz,») Girling,4) J. Klein,6) Lupton,«) S.Taylor,7) Curtis,8)
G. A. White und H. A. Dobson,») R. Morgan,10) F. Bright,11) Gei-
kie,12) J. S. Honn18) sind Schul- oder populäre Bücher.
Der 8. Bd. von Froudes Werk14) und Macaulays Essays15) wurden
neu aufgelegt.
Im selben Jahre mit der im Jahresber. 1879 erwähnten, trotz whig-
gistischen Standpunktes streng wissenschaftlichen englischen Verfassungs-
geschichte Taswell Longmeads, welcher magna Charta, petition und bill of
rights im Wortlaut eingefügt und eine Fülle wertvoller Anmerkungen bei-
gegeben sind, erschienen Bü dingers Vorlesungen über englische Verfassungs-
geschichte. 16) Referent möchte trotz der anziehenderen Form des deutschen
Werkes dem englischen den Vorzug geben. Wenngleich die Revolutions-
periode zunächst als episodische Unterbrechung der Verfassungsentwickelung
erscheint, so ist doch in manchem, z. B. dem rationellen Wahlsystem, der
Union der 3 Reiche, Cromwell der Vorläufer weit späterer, teilweise schon
zur Geltung gelangter Bestrebungen, so dafs diese Periode in einer Ver-
fassungsgeschichte doch wohl eingehendere Beachtung verdient, als ihr
beide Vf. zu teil werden liefsen. Dasselbe gilt von den sozialen Elementen
des Volkes. Büdinger verläfst die chronologische Anordnung ganz.
G. H. Jennings anekdotische Geschichte des britischen Parlaments17)
ist wissenschaftlich wertlos, obwohl sie sich als aus authentischen Quellen
geschöpft bezeichnet. Unter den gröfsten Familien, von denen E. Walford
erzählt,18) sind die schottischen Traquair, die irischen Lynch von Galway
hervorzuheben.
1) W. Dann Macray Yox Vulgi. — 2) Venables, The Pilgrim progress, grace
aboumung a. a relatire of bis imprisonment Oxf. Clarendon press. B. behandel auch Simson,
The uniYersities and J. B. a. the encyclopaedia Brit a. fhe gipsies. N. T. Miller. L. Balliere.
10 8., Tgl. Acad. XVII, 279 Haies. — 3) Shmita, Hist of Engl, new ed. u. h. of the
Brit empire, n. e. — 4) Girling, Outline« of the h. of B. 12°. Blackie. — 5) Klein, The
students. mannal of h., law and const of E. 220 8. — 6) Lupton, Introductory h. of E. 18°.
64 8. L Longmans. Schlechter Ansang ans Goas. — 7) Taylor, First principles of engliah
11 L.Reife br. — 8) Curtis, A school and coli. h. of E. Simpkin, Marshall a C. — 9) T.
A. White n. H. A. Dobson, The civil serv. h. of E. Crosby, L. Lockward a. C. — 10) R.
Morgan, The Oxford a. Cambr. h. of E. 12°. 174 8. Gilla school ser. — U) F. Bright,
H. of E. 3& od. L. Rivington. IL d. VoL — 12) Geikie, School h. of E. — 13) Honn,
She scholars h. of E. n. ed. — 14) Fronde, Hist. of E. 522 8. L. Longmans. Anonym
erschien Royal h, of E. 12°. 550 8. Bennose; Boyal code histories. 3d. ed. brief. hist of E.
12°. Annais of E. 120 S. Erwähnt sei noch a new series of Engliah hist reading books. in
six Standards. L. Longmans, Greene & Co. — 15) Macaulay, Crit and hist essays.
848 8. L. Longmans. Ich erwähne noch: Student« Harne ▼. J. 8. Brewer. L. John Murray.
Nene Ausg. (vgl. Acad. XVEH, 454. Bass Mnllinger) und Onr own conntry, descript hist
pictor. L. Cassell. 2. Bd. 300 8. — 16) T. L. Werk. (XXIV. 803 8., vgl. 1879, III, 191,
Anm. 4 u. Contemp. rev. toI. 37, p. 1058), erschien gleich B. Vorlesungen über englische
Verfassnngsgeschichte 79 (vgl. Pauli, Göttinger gel. Ana. 80, No. 22). — 17> Jennings, An
anecdotical hist of the brit. pari. 530 8. L. Cox. — 18) Walford, Tales of onr great families
lld. ser. 2 vols. 62 8. L. Hurst a. Blackett, Tgl. H. B. Wheatley. Acad. XVIII, 197.
m,168 XXI *■ v Kalckstoin:
Mr. R. Valentin cs Schrift über die englischen Landschlachten *) wurde
neu aufgelegt. Namentlich durch Pläne, nicht ohne Wert ist die nur aus-
wärtige Kriege berührende Kriegsgeschichte von Clinton,8) nach welcher das
Landheer bis zur grofsen Revolution sich in kläglicher Verfassung befand,
in der Bewaffnung hinter anderen Mächten weit zurückblieb, daher auch
sehr wenig auszurichten vermochte.
W. Hamilton8) schrieb über die gekrönten Dichter Englands, von denen
zuerst Ben Jonson 1619 ein Patent erhielt
J. £. Thorold Rogers4) beleuchtete in der Grundrente einen sehr
wichtigen Punkt der englischen Wirtschaftsgeschichte. Als dieselbe Ende des
XV. Jh. höchstens 5% betrug, kauften viele Pächter, welche Vorfahren der
puritanischen gentry unter Elisabeth und den Stuarts wurden. Die Not des
XVI. Jh. traf hauptsächlich die Besitzer alter Pachtrenten und die Arbeiter,
weil sich die Preise von 1530 — 1563 verdreifachten. Die Bevölkerung
wuchs trotz vieler schlechter Ernten. Das Pfund Eisengeräte hatte 2 pence
gleich jetzigen 2 Schilling gekostet, fiel aber schon vor Mitte der Regierung
Elisabeths durch Verbesserung des Verfahrens. Während noch die Tudors
bei einer gewissen Preishöhe die Kornausfuhr verboten, begann mit der Re-
stauration der agrarische Schutz; die Einfahr durfte nur bei Preisen über
48 shill. der quarter stattfinden ; 1 670 wurde auch die Einfahr von irischem
(und ausländischem) Vieh untersagt, und die Rente stieg auf das 4— öfache.
Vergeblich wurde seit 1563 der Lohn von den quarter sessions bestimmt,
um die Preise niedrig zu halten. Das Gesetz, jeder Bauer solle ein gewisses
Stück Land haben, blieb unbeachtet, nachdem schon die Armengesetze im
Interesse der Arbeitgeber zur Ergänzung unzureichenden Lohnes ausgebeutet
worden waren.
Miles schrieb 144 Jahre der Geschichte des Boxens.5)
Im Antiquary6) giebt W. Blades Notizen über einen der ersten
Drucker Englands, den Schulmeister v. S. Albans (1480 — 6), G. Lambert
handelt über die Bürger- und anderen Keulen als Zeichen der Amtsgewalt,
sowie über Smithfiel d, Helewyn Jewitt über die burghmote Hörner und das
Amt der Hornbläser, Mackenzie L. C. Walcott, wenig günstig beurteilt,
über nördliche Kathedralen. E. W. spricht über Denkmäler der Rüssel in
Chenies, W. J. Hardy über die 1523 gehängte Gattenmörderin Lady Alice
Hungerford, die 1518 ihren ersten Gatten John Cotell töten lieb, H. Hall7)
über alle Heeresrechnungen, die seit Heinrich VIH. erhalten sind. Im Norden,
auf den Kanalinseln und aufserhalb des Reiches, namentlich lange in Flies-
singen und Briel gab es nicht unbeträchtliche stehende Truppen, darunter
Spanier, Italiener, Albanesen, deutsche Landsknechte neben Iren. Ferner
liefs man englische Grofse um hohen Sold Werbungen veranstalten, durch-
schnittlich kostet der Mann 4 sh. 8 pence wöchentlich. Die Verpflegung war
trotz reichlicher Bemessung oft mangelhaft. Die Gegner der Krone ver-
brauchten 1645—51 7 Vi Mill. Pf., Cromwell erhielt als General 3000 Pf.
Während der Restauration wurden namentlich die festen Plätze beachtet,
Tanger kostete jährlich 70000 Pf. und erfüllte die darauf gesetzten Hoff-
1) Vgl Nachtrag. — 2) Clinton, From Crecy to Aasye, L. Warne. XX, 699. Galpün.t
Ferner crAchicn Brit, battlcs on land and sea. Cassell, Patter, Galpin a. C. — 3) W. Hainil toi,
The poete laurcate of E. L. E.Stock, vgl. Arch. I, 77. — 4) J. E. Thorold Rogers, the
rent of ground. — T>) Mile», Pugilation, being an 144 years of the hiat. of brit boxing. —
6) The Antiquary I, 28, 66, 130, 134, 238; II, 197, 102, 183; 1, 252, 173, 180, 194,
198, I, 233, 164, 229, 273, 57; 1G4. — 7) H. Hall, Charch work a. life in engl, miaaten
L. Ch&tto a. Windus.
England bis 1688. 111,169
nungen uicht. Die Kosten des Heeres stiegen 1683 — 86 von 220000 auf
689000 Pf. W. Hamilton beleuchtet nach einer 1675 erschienenen Be-
arbeitung aus dem Französischen, die Höflichkeitsformen der Restaurations-
zeit, Philipps die Genealogie der Cromwells. Henry Cromw., der Sohn
des Schmiedes und Fuhrmanns, heiratete 1513 die Tochter des John Wykys
in Putney, Usher of the Chamber Heinrichs VIIL, von seiner in zweiter Ehe mit
dem Londoner Kaufmann Pryor verheirateten Gattin Mercy. Cromwells Schwester
Katharina heiratete den in Putney angesessenen Walliser Edelmann Morgan
Williams, welcher in Greenwich Brauerei betrieb, den Urgrofsvater des Protek-
tors; dessen Bruder war Dr. Rieh. Williams, Kaplan Heinrichs VIIL, der Ahne
des Grofssiegelbewahrers Jakobs I. Die Cromwells und Williams hatten durch
ihre Dienste bei Bosworth ihren bescheidenen Wohlstand verdient. Mit dem
Cromwellschen Hause beschäftigt sich auch Waylen. *) — Schottland betrifft
im Antiquary Harrington Beaumonts Studie über die bereits 1377. er-
wähnte, 1565 nur erneuerte Grafschaft Mar.8)
Herbsts Encyklopädie der neueren Geschichte3) giebt kurze Artikel
über Arthur v. Wales, Beaton, Bacon, die Armada, Arabella Stuart, die drei
ersten Argyles, Barebone Parlament, Russeis Verteidiger und nachmaligen Prä-
sidenten der Schatzkammer R. Attkyn, den jakobitischen Bisch. Atterbury v.
Rochester.
Unter den „100 gröfsten Männern"4) sind Milton und Cromwell be-
handelt.
H. J. Crofton5) schrieb über die englischen Zigeuner unter den Tudors.
A. du Boys6) nahm seine Studie über Katharina v. Aragon vor der Ver-
mählung mit Heinrich VHI. in eine vollständige Geschichte der unglücklichen
Königin auf; er übersieht hinsichtlich der Ursprünge des englischen Schismas
von seinem ultramontanen Standpunkt aus, dass trotz aller Macht des
Königs und aller angewandten Künste der Drohung und Lockung Eng-
lands Losreissung vom Papsttum ohne eine tiefgreifende Bewegung gegen die
päpstlichen Uebergriffe unmöglich gewesen wäre. Wolsey wird als Cardinal
ziemlich glimpflich beurtheilt, Pole's anfängliches Eintreten für die Schei-
dung geleugnet, Clemens VII. erscheint nur als unentschlossen, nicht als vor
Allem durch politische Motive, wie die Zurückgewinnung Florenz's für sein
Haus durch Karls V. Einfluss, geleitet. Es wird nachgewiesen, dass dieser
Katharina's Flucht widerstrebte. Anna Boleyn kehrt nach du Boys in der
Todesstunde zum Katholicismus zurück. Shakespeare^ Heinrich VIIL wird
für die Behauptung seines Katholicismus' verwertet. Den katholischen Quel-
len unbedingt folgend, behauptet du B. z. B., die weitverbreitete Armut
sei Folge der Aufhebung der englischen Klöster gewesen.
In Paulis7) Studie über Heinrich's Schwester Maria Tudor ist die
Geschichte ihrer Liebesheirat mit dem Herzog v. Suffolk hervorzuheben,
1) Waylen, The h. of C. and the story of Dankirk. 396 S. L. Chapman. — 2) Har-
rington Boaumont im Antiq. — 3) Herbst, Enc. d. n. Gesch., vgl. o. Kap. I. —
4) Hondred greatest raen, dass 5. L. Low. Nur Text zu Portrait*. Ein anonymes lifo of Crom-
well erschien. Philad. N. Aufl. 12°. — 5) The engl, gipsies ander the T. Manchester. A. Hoy-
wood a. S. 8. Vgl. J. H. Groome. Acad. XV III, 20. — 6) A. da Boys, Cath. d'Ar. et les
origines du schismo anglican P. Palme, Brux. Albanel, Gen6ve Grisset et Trambloy. Populär ist
W. H. (Frank Forestcr) H. VIII. and his 6 wifes. n.Aufl. 12°. Pbilad. — 7) Pauli: deutsche
Randschau. August P. beleuchtete die Beziehungen der Hansa u. balt. Städte zu Schottland
im XVI. u. XVII Jahrh. ; Bothwells Flacht auf einem geraubten Hansaschiff 1567; den Aufenthalt
deutscher Studenten in Schottland, Hansische Geschichtsblätter 1879 — 81.
111,170 XI. 1. t. Kalckstein.
welcher zuzustimmen schliesslich nur Maria's Verzicht auf reichen ihr zustehen-
den Besitz be wog. — Geschichten des common prayer book schrieben Butler
und Bischof Bromby;1) gelobt wird D. Millers Schrift über die 39 Ar-
tikel,8) während W. Nevins' Darstellung der Verhältnisse Englands zum
päpstlichen Stuhl3) sogar die Verfolgungen der Königin Maria rechtfertigt
Eins ihrer Opfer, Bischof Hooper v. Gloucester feiert W. Hugues4) in po-
pulärer Weise. B. Weldon schrieb eine Chronik der von Maria wiederher-
gestellten Benedictinerklöster.5) Den Teufelsglauben der Elisabethischen Zeit
beleuchtet T. A. Spalding mit besonderer Rücksicht anf Shakespeare,1)
Kingsley*s Essai über die Gegnerschaft der Puritaner gegen das Schauspiel-
wesen7) wurde neu publiziert.
Ch. W. Bardsley8) wies nach, dafs biblische Namen bei ihnen nicht
so häufig waren, als man glaubt.
S. Smiles' Geschichte der Hugenotten in England und Irland9) er-
schien in durchgesehener Auflage.
K R. Stoddart schrieb schottische Annalen10) unter den Stuarts.
Marie Stuart behandelt A. Laurent.11)
Geddes Geschichte der Verwaltung Johann de Witts18) — 1654 — be-
rührt natürlich auch England; er weist nach, d&fe sich Gromwell auf Witts
Veranlassung mit der Ausschliessung Wilhelm's von Oranien durch Holland
allein begnügte.
H. Cox schrieb Erzählungen und Skizzen über die Covenanters1*)
Das grofse Masson'sche Werk über Milton,14) dessen erster Band in
verbesserter Auflage erschien,15) gelangte mit dem 6. Band zum Abschluss.
Der Verfasser hat sich mehr als früher in der Darstellung der Zeitverhält-
nisse beschränkt, aber noch weniger trotz der grossen Verdienste seines
Werkes die Zustände anschaulich zu schildern verstanden. Der noch nicht
publizirte Teil der Lauderdalepapiere und A. Ewes' Diary sind nicht ver-
wertet. Die in Schottland von Middleton geleitete Beaction ging noch hinter
1633 zurück, das ausschliefsliche Recht des Krieges und Friedens wurde den
König zuerkannt. Ausser den sonst vermuteten Ursachen von Mütons Bet-
tung hebt Masson die Stellung eines Collegen Miltons, Jessopp, als Gkrk
des Parlaments hervor. Auch das Cavalierparlament gab Rechte, zu deren
Anerkennung sich Karl I. verstanden hatte, z. B. 1661 den Ausschluss der
Bischöfe aus dem Oberhaus, die Unabhängigkeit der städtischen Korporationen
1) Butler, the common prayer book. — The bist of the b. of c pr. 12°. B. Philads,
the b. of c. pr., its hist. a. principles 2 d ed. L. Black. F. Pro et er A. bist of the b. of
<•. pr. erschien in 13. Aufl. L. Longmans. — 2) D. Miller, The 39 articlea of the chntk
of E. II, 1 L. Hudder a. Stoughton Tgl. XVII, 339. — 3) W. Nevins Engl. a. the holj
sei. Vgl. Acad XVII, 339. — 4) W. Hugues, The Gloucester martyr. 12°. 70 S. L-sandays
school. — 5) B. Weldon, A chron. of the engl, benedictine mon. to the death of James IL
40 L. Eyrea. Spottisnood. — 6) T. A. Spalding, Elisabeth an demonology L. Chatte a.
Windus vgl. FumiTall Acad. XVII, 298. — 7) Kingsley, Works Vol. XVI, L. Macmill».
— 8) Ch. W. Bardsly, Curiosities of purit. nomenclature. L. Chattoo a. Windus Tgi Peacok
Acad. XVII, 13. — 9) Smiles, The Hagenots, thoir Settlements, churches ee indaetries ia
E. a Ireld. L. Murray 456 S. — 10) R Stoddart, Scottish Annais 2 Bde. W. Patersoa. —
1J) A. Laurent Marie St. reine de Fr. et d'Ec. 3e. Ed. P. Lefort 240 8. — 12) Geddes
The hißt of the administration of J. de W. L. Kegan Paul Tgl. Contemp. rer. XXXVII,
531 Acad. XVIII, 243 M. Creighton. — 13) H. Cox, Tales and sketches of the cuTeamters.
Tyne publish. comp. — 14) Masson, Life of M. in connexion with the hist of his tun».
L. Macmillan XIX, 840 Tgl. Contemp. rev XXXVII, 1054, Athen. 6. Me. 80. Ergianageo
ebend. 20. Mz. v. ehester u. Warne Acad. XVII, 225 E.J.L. Scott — 15) N. a. reritei
edition, L. Macmillan.
England seit 1688. 111,171
preis. Zu ihnen, zum Predigen und Lehren, zur Miliz (1662) wurde den
immer härter verfolgten Puritanern der Weg versperrt; dem im Gegensatz
zum Parlament und Clarendon geförderten Krytokatholicismus vor Allem
mufste dieser weichen. Mit Recht hebt M. hervor, dafs die sog. Litteratur
der Zeit der Restauration thats&chlich grofsentheils einer früheren Z. angehörte,
dafs die litterarische Thätigkeit, wie es bei der Unterdrückung der Freiheit
in Rede und Schrift und der materialistischen Gesinnung der herrschenden
Kreise noth wendig der Fall sein mufste, erlahmte. Auch Hobbes,1) der
grofse Theoretiker des Stuartschen Absolutismus, hat seine bedeutendsten Werke
vor der Restauration verfafst.
XXI. 2.
S. Herrlioh.
England seit 1688.
Unsere Kenntnis der Epoche der englischen Revolution hat im J. 1880
nicht unbedeutende Bereicherung erfahren. Zunächst8) teilt Lord Talbot de
Malahide die Instruktionen mit, welche Jakob IL dem Earl of Tyrconnel
als Vizekönig von Irland finter 10. Januar 1686/87 erteilte. Dieselben sind
gegengezeichnet von dem Earl of Sunderland und bestehn aus 30 Nummern,
von denen die letzten besonderes Interesse erwecken: Befehl der Rückgabe
der Waffen an die seit dem Popish Plot (1687) entwaffneten katholischen
Irländer, die nach seinem Willen auch in den Besitz aller Privilegien, Rechte,
auch der Ämter der Friedensrichter, Sheriffs etc. gelangen sollen; Entwaff-
nung aller übelgesinnten und verdächtigen Personen, auch der (protestan-
tischen) Miliz. Soldateneid: dafs der Schwörende jeden Widerstand gegen
den König als gesetzwidrig und verräterisch ansieht Von ganz hervorragen-
der Bedeutung ist sodann eine Sammlung bisher ungedruckter Briefe und
Aufzeichnungen der Königin Marie von England, Gemahlin Wilhelms III.,8)
welche wir der Gräfin Mechtilde von Bentinck verdanken. Dieselben stam-
men wahrscheinlich aus dem Besitz Wilhelm Bentincks, Grafen von Portland,
des vertrauten Freundes Wilhelms HI. Das gröfste Interesse nimmt zunächst
ein von Bumet erwähnter Briefwechsel Jakobs IL (4. Nov. 1687) und seiner
Tochter (v. 26. Dec. 1687) in Anspruch: Versuch des Königs, die damalige
Prinzessin von Oranien von der Wahrheit der katholischen Religion zu über-
zeugen auf Grund von Matth. XVI, 18 ff. und des Dissensus der protest.
Parteien; Maries, der bewufsten und bewanderten Schülerin Burnets, ebenso
bescheidene und würdige, wie entschiedene Antwort. Der König setzte seine
Bekehrungsversuche fort und übersandte seiner Tochter ein von dieser in
1) In der Sammlung English Philosophen fand H. in A. H. Gösset, der Philosoph
Bacon in Fowler einen Biographen. — 2) Talbot de Malahide i. : „tho Antiq." 8.5 — 8;
49 — 51. — 3) Lettres et the M6m. de Marie Beine d'Angl., 6p. de Guill. III. collection de
doenm. auth. in&l. conserv. anx arch. des comtes d'Aldenbourgh-Bentinck et du bar. de Hee-
keren de Wassenaer. 1 vol. 8°. La Haye. Nighoff.
111,172 XXL 2- s- Herrlich:
ihrem 2. Briefe vom 2. Febr. 1688 widerlegtes Bach: „Räflexions sar les
differents (sie) de la Religion". Der protestantische Glaube ist neben der
Liebe und Verehrung für ihren Gatten überhaupt der am meisten hervor-
tretende Zug, bes. auch in den tagebuchartigen Aufzeichnungen aus den Jahren
1688—91 (S. 57—102); das längere die Geschichte des Jahres 1688 be-
treffende Memoir ist von grösserer Bedeutung. Aus demselben Jahre stammen
auch 7 Briefe der Prinzessin Anna von Dänemark, der Schwester Marias,
betreff, papistische Bestrebungen und mannigfache Hofin triguen, bes. aber
die Frage der Echtheit des am 10. Juni 1688 geborenen Prinzen von Wales;
auch die eifrig protestantische Anna hält — wie edle Zeitgenossen und auch
Marie — die Schwangerschaft der Gemahlin Jakobs II. für fingiert — wenn
auch ohne ernsthafte Gründe und im Widerspruch mit der Mitteilung an
ihre Schwester vom 24. Juli 1688 über die Entbindung — und den Kron-
prinzen demgemäfs für untergeschoben.
Einen weiteren Beitrag zur Geschichte der Revolution von 1688 hat
Ermanno Ferrero1) durch die Veröffentlichung der Berichte geliefert,
welche der von dem Herzog Vittorio Amadeo H. von Savoien an den Hof
Jakobs II. zur Beglückwünschung wegen der Geburt des Prinzen von Wales
geschickte Graf Carlo Massimiliano Roero seinem Hofe (d. Herzog u.
Staatssekretair) erstattet hat Derselbe war gut katholisch, jedoch ein durch
seine Stellung als Gesandter zu Beobachtungen durchaus in Stand gesetzter
Augenzeuge der Revolution, der in seinen Berichten (vom 30. September
1688 bis 17. Januar 1689, dem Datum der Meldung seiner glücklichen
und abenteuerreichen Flucht von England nach Paris) Interessantes, wenn
auch nicht wesentlich Neues mitteilt; so anfangs, wenn er — ohne
Glauben an eine ernste Gefahr von seiten Wilhelms von Oranien und selbst
den Zugeständnissen Jakobs IL abgeneigt — unterm 14. Okt schreibt, es sei
zweifelhaft „si la piece qui se doit jouer en Angleterre sera comique ou tra-
gique." In einem späteren Briefe erklärt Roero mit feiner Ironie sich selbst
für nicht erfahren und scharfsichtig genug, um es verstehen zu können, wie
Ludwig XIV., der einzige zuverlässige Bundesgenosse Jakobs H, in dem Augen-
blicke der drohenden Landung des Prinzen von Oranien den Angriff auf
das deutsche Reich habe machen können. Charakteristisch ist die Auskunft,
die dem Grafen der spanische Gesandte, dessen Stellung als Vertreter des
zwar katholischen, aber mit Holland alliierten Spanien eine höchst wider-
spruchsvolle war, erteilte: man müsse, um derartiges verstehen zu können,
wie er 13 Jahre Podagra und 30 Jahre Dienstzeit haben. Die Forderungen
der Bischöfe erklärt R. für unverträglich mit der Stellung Jakobs IL als König
und Katholik. Interessant ist auch der Bericht über die Sitzung des Ge-
heimen Rates, in welchem Jakob II. den Beweis für die Echtheit des Prinzen
von Wales erbrachte; in demselben Briefe (vom 25. X. 88) wird auch die
bisher unbekannte Thatsache mitgeteilt, dafs Jakob IL dem spanischen Ge-
sandten schwere Vorwürfe wegen des Einverständnisses Spaniens mit dem
Oranicr gemacht habe. Selbst nach der Landung des Prinzen (4. XL 88.)
hat der Gesandte noch die besten Hoffnungen für die Sache Jakobs IL: so
schreibt er am 8. XI. „si Dieu combat, pour luy (comme il est k esperer)
Von dira que Moumouth l'a fait Roy et l'Orange le faira grand Monarque";
gleichzeitig teilt er einen bisher unbekannten charakteristischen Ausspruch
1) Ermanno Ferrero, La Rivoluz. Inglese del 1688 e l'inviato di Saroia a Loadra.
Torino. 4°. (Sep.-Abdr. a. d. Bericht der Akad. d. Wiasenich. zu Turin.)
England seit 1688. 111,173
Jakobs II. mit: „La Hollande entreprend tont, la France prend tont, et
l'Angleterre souffre tout." Erst nach der Rückkehr des Königs nach London
nnd nach dem Abfalle zahlreicher Grofsen verzweifelt er an einem glück-
lichen Aasgang. Hinzugefügt sind znm teil anch die Antworten des Herzogs
Vittorio Amadeo, die meist nur die wohlwollende Gesinnung des Herzogs für
Jakob IL znm Ausdruck bringen. Der italienische Herausgeber hat dem
Texte der Briefe erklärende Anmerkungen hinzugefügt — Eine Würdigung der
Persönlichkeit Wilhelms HI. überhaupt versucht de Chambrier; l) vom
militärischen Gesichtspunkte aus hat sie der französische Infanterie -Kapitän
Lort-S6rignan*) zu liefern versucht Die ersten 6 Kapitel, welche den
Krieg gegen Holland (1672 — 78) behandeln, können hier unberücksichtigt
bleiben. Im 7. Kapitel wird die Revolution von 1688 sehr einseitig par-
teiisch für Jakob ü. und ohne rechtes Verständnis für die inneren Verhält-
nisse Englands behandelt; so läfst es z. B. Vf. ganz unberücksichtigt, dafs
die Indulgenzerklärung mit schreiender Verletzung des englischen Verfassungs-
rechtes erlassen wurde. Wie Macanlay sieht L. S. allein in dem durch
Louvois verschuldeten (?) Angriff Ludwigs XTV. auf Philippsburg die Be-
dingung der Expedition des Oraniers. Am wichtigsten ist das 8. Kapitel,
welches den irischen Krieg von 1689 und 1690 zum teil nach den Akten
des D6pöt de la Guerre behandelt: Die entscheidenden Kämpfe an der Boyne
besonders nach den nur für den Kampf im Centrum v. Macanlay benutzten
Berichten des Mar6chal de camp, La Hoguette, an Louvois. Bleibt auch
nach der vorliegenden Darstellung der Vorwurf des Zauderns Jakob U., so
erklärt sich seine Flucht nach Dublin doch, wie es scheint, ohne Feigheit
(Mac.). Der König, fast 2 Meilen vom Haupt -Schlachtfeld entfernt, hört,
dafs der gröfste Teil seiner Armee bereits geflohen; wohl mit Recht wird
hervorgehoben, dafs die Antithese Macs: „he saw his rival weak, sickly
wounded, swimming the river etc. but none of these things moved that
sluggle and ignoble nature" sachlich nicht begründet ist; Jakob II. konnte
auf seinem Flügel den Kampf bei Old Bridge unmöglich wahrnehmen; La
Hoguette, der sich in der Umgebung Jakobs befand, sagt ausdrücklich, dafs
sie erst durch Versprengte von der Flucht der irischen Infanterie benach-
richtigt wurden. Auch das Verhalten des von Louvois gehalsten Lauzun
sucht Vf. zu rechtfertigen. Die Belagerung von Limerick wird namentlich
nach den Berichten des französischen Kommandanten von Limerick Boisseleau
erzählt. Die weiteren Kapitel enthalten die Darstellung der flandrischen
Feldzüge von 1690 — 93, z. t nach Originalberichten des Mar6chal de Luxem-
bourg, sowie nach den Memoiren von St. Simon und Berwick, und das Werk
schliefst mit dem Tode Wilhelms III. (19. m. 1702). Die Beurteilung des
letzteren ist im ganzen ungünstig; als sein Hauptverdienst wird hervorge-
hoben, dafs es ihm möglich war, geschlagene Armeeen rasch wieder kampf-
fähig zu machen, was ihm aber durch die langsame methodische Krieg-
führung seiner Zeit sehr erleichtert worden sei; als treibendes Motiv für sein
Handeln als Staatsmann sieht L. S. Ehrgeiz, nicht Liebe für die protestan-
tische Konfession und die Freiheiten Englands an.
Die sich an die Regierung Wilhelms ni. an schlief sende Regierung der
1) de Chambrier, Gnillaume III. Diacours. Progr. d. 1'aniT. de Gen&Ye. — 2) Lort-
Särignan, GuiUanme III. «tat houd. de Holl. et roi d'Angl., 6t. hist aar la vie et lea
camp, de ce prince d'apres les docum. la pl apart in6d. da D6p. de la Guerre. Paris (ursprüng-
lich im Spectateur militaire erschienen).
111,174 3QÜ.. 2. S. Herrlich:
Königin Anna hat in dem Sbändigen Werke des schottischen Hofhistorio-
graphen Burton1) eine ausserordentlich ausfuhrliche, auf bisher noch nicht
verwertete Quellen (wie der Haltan Finch Papers des Brit Mus.) beruhende
Darstellung gefunden. Bei der Besprechung der Act of Settlement wird im
Gegensatz gegen die lange Zeit in England herrschende Ansicht die hohe
Stellung und das Alter des neuen weifischen Königshauses hervorgehoben.
Die Beurteilung der beiden bedeutendsten Whigleiter Marlborough und Go-
dolphin ist im wesentlichen eine günstige. Ausführlich wurden die für das
Verständnis der inneren Kämpfe so wichtigen kirchlichen Verhältnisse be-
handelt8) (die von Anfang an hervortretende Anhänglichkeit der Königin an
die High Church, gegenüber der Intoleranz und dem geistigen Hochmut der
Schottischen Noncorformisten.) Vom 5. Kapitel an wird dann der spanische
Erbfolgekrieg dargestellt (Schilderung der Rekrutierung der englischen Trup-
pen, z. t. aus Insassen der Schuldgefängnisse, Landstreichern, begnadigten Ver-
brechern; unter den Feldzügen Marlboroughs besonders der Donaufeldzug des
J. 1704 mit den Schlachten am Schellenberge und bei Höchstädt-Blendheim).
Daran schliefst sich die Geschichte der Union zwischen Schottland und Eng-
land, des Abschlusses der hochgradigen Spannung und Eifersucht zwischen
den beiden Reichen und zwar ohne den Stimmenkauf der Mitglieder des
schottischen Parlaments. Für die spanische, bis 1706 eingehend behandelte,
Expedition werden theilweise unveröffentlichte Originalberichte von Augen-
zeugen, namentlich auch die Privatcorrespondenz des excentrischen Peter-
boroughs, verwertet; (ein Originalbericht über die Erbeutung der spani-
schen Silberflotte im Hafen von Vigo 1702 (H p. 64 ff.), desgleichen (II p.
68 ff.) über die höchst günstige Aufnahme des Erzherzogs Karl am Hofe xn
Windsor). Der handelspolitisch so wichtige Methuen- Vertrag, der für mehr
als ein Jahrhundert Portugal nationalökonomisch zu einer Provinz England!
und auch den Port- Wein gewissermaßen zum englischen Nationalgetränk ge-
macht hat, wird eingehend gewürdigt. In den zahlreichen Originalbriefen und
Berichten englischer Teilnehmer wird dem von ihnen verächtlich angesehenen deut-
schen Gefolge des Erzherzogs die Hauptschuld an dem schliefelichen Mifserfolge zuge-
schrieben (Peterborough II p. 143). „I hope the world will except me from the list
of German fools, who have brought things to the present pass.)8) Mit grober
Ausführlichkeit wird, wesentlich nach den State-Trials, der den politischen
Umschwung einleitende Sacheverell-Procefs behandelt, (Verkennung des ge-
waltigen Einflusses der Hochkirche bei der Königin und bei den mittleren
Schichten des Volkes seitens der Whigs im J. 1710, deren Sturz dann wesent-
lich hach Gox Memoiren dargestellt wird.4) Den Schlufs des Werkes bilden,
nach einer kurzen Würdigung des Utrechter Friedens, einige Kapitel über den
Zustand Irlands, über London, von dessen Ausdehnung im J. 1708 eine
Übersicht nach alten Stadtplänen gegeben wird, sowie über die wissenschaft-
1) John Hill Burton, A History of the Keign of Queen Anne Edinb. and Lond. S
voll. — 2) Darüber e. bes. Werk: v. Lee, Church ander Queen Anne. — 3) Anhangsweise wild
nachgewiesen, dafs die früher Daniel Defol zugeschriebenen Memoirs of Cpt Carleton wirkliea
von einem Offizier herrühren, der unter Peterborough den spanischen Feldzug mitmachte. — 4t)
Interessant an Originalbriefen Godolphins (EU. p. 65), das Antwortschreiben desselben aafdtf
Ankünd. von seiner Entlafs. (8 V1I1. 1710) und (III p. 68 ff) ein Memoir vom 17. Xu. 1710.
voll von Besorgnissen in Bezug auf die äufsere Lage: die Franzosen wieder ermutigt, dock
die Erschütterung des englischen Kredits, durch die Auflös. des Parlaments u. bes. durch die be-
absichtigte Abberufung Marlboroughs.
England seit 1688. 111,175
liehen and litterarischen Verhältnisse, wobei besonders das Verdienst des sonst
wenig gewürdigten Tom Brown hervorgehoben wird.1)
Einen Efsay über den bedeutendsten Tory-Staatsmann aus der Zeit der
Königin Anna, Henry St John Lord Bolingbroke bringt die Quarterly Re-
view. *) Von ihm gut in Bezug auf das über ihn herrschende Urteil das,
was er einst über sich selbst im Leben gesagt hat: dafs er mehr durch seine
Freunde als durch seine Feinde gelitten hat; denn seine Biographen und die
Herausgeber seiner Schriften haben ihre Aufgabe nur sehr mangelhaft erfüllt.
Das Urteil über ihn wird in die Worte zusammengefaßt: the truth is that
with quiek sensibilities he had no depth of feeling, with much insight no
convictions — bis head was bot, but his heart was cold.
Eine allgemeine Würdigung der Bedeutung des 18. Jahrh. für die Ent-
wickelung Englands giebt R. Hillebrand in derContemp. Review3) und deut-
schen Rundschau.4) Er hebt dabei gegenüber den Verächtern des 18.
Jahrh. dessen grofsartigen Einflufs in politischer, religiöser und literarischer
Beziehung hervor.6)
E. P. de Lahi tolle6) veröffentlict ein bisher ungedrucktes Tagebuch,
welches ein französischer Geistlicher Le Sergent Recteur von Bangor auf
Belle-Isle über die Occupation dieser Insel (vom 7. IV. 1761 bis H.V. 1763
durch die Engländer) geführt hat. Nachdem ein erster Angriff gescheitert
war, gelingt, da die Franzosen alle Vorsichtsmafsregeln aufeer Acht lalsen,
ein zweiter Landungsversuch und die Insel bleibt bis zum Friedensschluss in
den Händen der Engländer. Dem englischen Gouverneur wird wegen seines
Verhaltens zu den Bewohnern das beste Lob zu teil: il laissa dans toute
llsle un precieux Souvenir de ses bienfaits, de sa g6n6rosit6 et de sa bien-
faisance.
Im Rahmen einer Geschichte der Jugendperiode des grofeen Whigführers
Charles Fox hat Trevelyan7) in seinem umfangreichen Werke eigentlich
ein Gesammtbild der ersten Zeit der Regierung Georg des HI. bis 1774 ge-
liefert (Zwar: Kapitel I. und H. die Erziehung des frühreifen Charles in
Eton und Oxford; Keime der nachmaligen gewaltigen Beredsamkeit; dann aber
das dem Sohne des (als politischen Überläufers freilich vielfach angefeinde-
ten) früheren Staats-Sekretärs Lord Holland zugängliche Londoner High Life
mit seinem halb französischen leichten, graziösen Ton, seiner Frivolität, seiner
Spiel- und Trunksucht).8)
Sehr eingehend wird das in der Regierung und im Parlament herr-
schende Patronage- und Korruptionssystem geschildert: die Leute treten da-
mals nicht ins Unterhaus, weil sie reich sind, sondern um reich zu werden.
Die arbiträre Regierangsweise Georgs IH. wird vom liberalen Standpunkte
aus sehr absprechend beurteilt. — F. tritt kaum 19jährig 1768 ins Parlament,
1) Störend ist die oft ungebührlich breite und ungleichmäßige Darstellung, die
auch eine klare and übersichtliche Anordnung nicht selten vermissen lälst; auch Un-
genauigkeiten und Fehler sind nicht ganz selten: so wird z. B. 1. p. 123 Frei-
burg a strength in the territorie? of the duke of Wirtemberg genannt, König Friedrich I. von
Preufsen (1 p. 197) King William genannt, II. p. 179 das Gunpowder-Plot unter die Regie-
rung Karl des L versetzt. — 2) vol. 149 p. 1—47. — 3) vol. 37. p. 1 — 31. — 4) Nov. 79. —
5) Man sehe auch : Lecky , Gesch. Engl. i. XVIH. Jh. übers, n. d. 2. Aufl. II. — 6) E.P. de Lahi-
tolle, Journ. d. 1. doscente des Angl. ä Belle-Isle 1761 i. Spect milit. IY.ser., tom. 10 p. C. 21 — 45.
— 7) Trevelyan, The Early Hist. of Charles James Fox, London, gr. 8°. — 8) Für den (an-
gehenden) Staatsmann von so grofser Wichtigkeit, weil nach dem Verf. never was there a
man, whose faulte were so langely those of his time, while his eminent merit sand enormous
services to the country were so pecuüarly his own.
HI,176 XXL 2. S. Herrlich:
wo er seinen Sitz auf der Seite des Ministeriums einnimmt und zuerst bei
Gelegenheit der Annullierung der Wahl John Wilkes als Verteidiger der Re-
gierung auftritt. [Ausführliche Geschichte John Wilkes von seinem ersten
Auftreten bis zu seinem Tode (1797)]. Erst im 7. Kapitel kehrt die Er-
zählung zu F. zurück, der — lebend wie die Anderen — von Anfang an
Redner, der das Ohr des Hauses besafs, bereits 1770 Junior Lord of the
Admirality1) wird. F., obwohl selbst in engster Verbindung mit der durch die-
selbe gestürzten französischen Aristokratie, blieb von der herrschenden Ab-
neigung gegen die Revolution frei nach Bnrkes Ausspruch „wie die Katie,
die das Haus noch liebt, nachdem es die Familie schon verlafsen hat" In
seinen ersten Jahren eifriger Tory, mit Lord North sogar einst vom Lon-
doner Pöbel insultiert, beginnt er 1772 in der Frage der Royal Mar-
riage Act gegen Lord North Opposition zu machen und legt sein Amt nieder,
ohne aber doch sogleich offen zur Opposition überzutreten; schon Ende 1772
wieder in der Treasury Commission, aber, als er im Widerspruch mit Lord North
heftige Angriffe gegen Lord Clive gerichtet hatte, mit allen Zeichen höchster
königlicher Ungnade 1774 entlassen. — Viel Aufsehn in England, aber auch
Mifstrauen*) hat eine Enthüllung erregt, nach welcher der nachmalige König
Wilhelm IV. von England als Herzog von Clarence sich am 21. VHI. 1791
heimlich mit Karoline von Linsingen, der im J. 1768 zu Hildesheim
geborenen Tochter eines hannoverschen Generals vermählt hat9) Nachdem die
heimliche Ehe mit dem englischen Prinzen wenig über 1 Jahr gedauert hatte,
und nachdem am 12. Nov. 1792 eine Frühgeburt erfolgt war, willigte Karo-
line bereits in die, von George III. verlangte, Scheidung und heiratete 1795
Dr. M., ohne indessen in ihrer Liebe für den Königssohn, für dessen Glück
sie sich opfern zu müssen geglaubt hatte, bis zu ihrem Tode (1815) nach-
zulassen. Die Briefe und Memoiren, die zumeist an ihren erst 1853 ab
hannöv. General verstorb. Bruder u. a. ihr. Schwiegers. T. gerichtet wurden, sind
ganz in dem empfindsamen und schwärmerischen Ton der Werther-Periode ab-
gefafst. — Höchst merkwürdig ist die Lebensgeschichte des 1848 verstorbenen
engl. Generals Lord Lynedoch.4) Ursprünglich ein einfacher schottischer
Gentleman in Perschshire entschlofs sich der 1748 geborene Th. Graham
erst nach dem Tode seiner Gattin 1792 die militärische Laufbahn an er-
greifen. Schon 1793 als Freiwilliger vor Tonion, errichteter 1794 ein 2000
Mann starkes Freiwilligen-Regiment, dessen Oberst er wird, mufs aber, ob-
wohl er sich bei allen Kämpfen, (wie schon vor Toulon) aufs höchste aus-
gezeichnet, doch 15 Jahre lang als Whig auf seinen ordentlichen Obersten-
rang warten. ImJ. 1796, als Militär-Bevollmächtigter bei dem General Wäm-
ser in Mantua, begab er sich unter unglaublichen Gefahren mitten durch die
Franzosen hindurch zum General Alvinzy, um diesen von der verzweifelten
Lage Wurmsers zu benachrichtigen. Auch an den meisten Kämpfen in
1) Lebhafter Verkehr mit Frankreich and dessen Aristokratie entsprechend einer dort
herrschenden Anglomanie, zugleich Erklärnngsgrund des Gegensatzes der leitenden engl. {Staats-
männer gegen die französische Revolution. — 2) So spricht sich Westminster Review 1880
vol. 58 p. 333 ff sehr skeptisch aus, namentlich wird die Ehe nach der Royal Marriage Act,
weil ohne Einwilligung dos Königs eingegangen, ipso facto für ungültig erklärt. — 8) Karo-
line v. Linsingen die Gattin eines engl. Prinzen — ungedr. Briefe ans dem Nachlafs des
Freiherrn R. von Reichenbach, Leipzig. Ders. erhielt die in ihr abgedruckten Briefe toi
einer Frau Tcubner, der Tochter der Karoline von L. aus ihrer zweiten Ehe mit einen Dr.
3/eineke. — 4) Life of Th. Graham Lord Lynedoch by Alex. M. Delavoye Capt H
Foot (Jäte 90 Light Infant) London 18S0.
England seit 1688. 111,177
Spanien, wie an der Verteidigung von Cadix, der Schlacht bei Vittoria u.
a. nimmt er teil-, in seinen z. T. hochinteressanten Briefen klagt er wie-
derholt über die Treulosigkeit der spanisehen Alliierten. 1809 zum General-
Major ernannt und seit 1814 zum Lord Lynedoch erhoben ist er erst in
dem hohen Alter von 96 J. gestorben. Der Herausgeber dieser Lebensbe-
schreibung hat auch die Geschichte des von Th. Graham errichteten Perthshire-
Regiments, eines der tapfersten der englischen Armee, geschrieben.1)
Die ruhmvolle Thätigkeit Lord Minto*) als General -Gouverneur von
Indien (1807 — 14) war nach aufsen besonders gegen französische Angriffs-
versuche gerichtet; er schlofs Bündnisse mit den Shiks, sowie mit Afgha-
nistan, dessen Wichtigkeit für die Verteidigung Indiens er bereits klar er-
kannt hatte, und eroberte die französischen Inseln Bourbon und Mauritius,
sowie Java. Trotz aller dieser Erfolge wurde er 1814 abberufen, weil der
Prinz-Regent den einträglichen Posten seinem geldbedürftigen Freund, dem
Lord Moira, zuwenden wollte. Noch ehe er seine über alles geliebte Gattin
wiedergesehen hatte, starb er auf der Reise (21. VI. 1814.) — Von den beiden
bereits früher (s. Jahresber. 1879,111, 209) erschienenen Darstellungen der Ge-
schichte der neuesten Zeit, von Spencer Walpole8) und Mac Carthy4)
sind weitere Bände erschienen. Ersterer liefert in der Whig-Regierung von
1832 bis 1841 eine Art history of the decline and fall of the Whig-Mi-
nistry. Letzterer führt in seinen — vom Standpunkt des modernen radikalen
Liberalismus geschriebenen — beiden neuen Bänden, deren erster bis zum Tode
Lord Palmerstons (1865) reicht, sein Geschichtswerk bis zum Sturze des
Ministeriums Beaconsfield 1880.
Auch Greens5) Geschichtswerk erreicht in seinem 4. — dem Ref. leider
nicht zugänglichem — Bande die hier besprochene Periode.
Den älteren Bruder Lord Wellingtons, Marquess Richard Wellesley,
hat W. M. Torrens6) zum Gegenstand einer umfangreichen Biographie ge-
macht, von der bisher der 1. Band vorliegt; in einem zweiten Teile soll dem
„Proconsul" der „Tribüne" O'Connell gegenüber gestellt werden. Arthur
Wesley, 1760 zu Dublin geboren, seit 1781 Mitglied des Irish House of
Lords, seit 1784 gleichzeitig Mitglied des engl. Unterhauses, tritt zuerst als
Unterstützer der philantropischen Vorschläge Wilberforces zur Unterdrückung
des Kegersklavenhandels hervor; unterstützt aber sonst die Tory-Regierung
und ist namentlich Gegner der französischen Revolution. Nachdem er einige
Jahre Mitglied des Board of Cöntrol der Ost-Indischen Kompagnie gewesen
und 1797 als Baron von Wellesley englischer Peer geworden war, geht er
1798 als General-Gouverneur nach Ost-Indien. Während seiner sehr erfolg-
reichen Verwaltung erweitert er, getreu den Worten Pitts: „England möge,
was es im Westen verloren, im Osten wiedergewinnen", das englische Gebiet
namentlich durch den glücklichen Krieg mit Tippoo, Sultan von Mysore. Nach-
dem er 1805 von den dividendensüchtigen Direktoren zurückberufen, denen
seine kriegerische Politik nicht behagte, wird sogar der Versuch einer An-
1) Id., Records of the 90th. Eogim. (Porthshire Light Infsntry) London. — 2) Life
and Letter» of Gilbert Elliot, first Earl of Minto frorn 1807 — 14, while Goveraor-Ge-
neral of Indis (being a sequel to hin „Life and Letten" publish. by his groat-niece 1874)
London. — 3) Spencer Walpole A. hist of Engl, from the conclus. of the great wa in
1810 toI. III London. — 4) Mac Carthy, A hist. ofour own times voll. HL IV. London.
— 5) Vgl. Jahresber. 1879, m, 201. J. R. Green Hist. of the Engl. People toI. IV Lon-
don. — 6) W. M. Torrens, The Marquess Wellesley, Architect of Empire, An Hist. Por-
trait London.
Historische Jahresberichte. 1880. III. 12
111,178 XXI. 2. S. Herrlich:
klage im Parlament gegen ihn gemacht, der aber 1808 mit ehrender An-
erkennung seiner indischen Verwaltung endigt. 1808 geht er als Vertreter
der englischen Regierung nach Spanien, wo inzwischen sein Bruder Arthur
den Oberbefehl erhalten hatte, dem reichliche Unterstützung zu verschaffen,
von nun an sein eifrigstes Streben ist, mit der Unfähigkeit der spanischen
Junten sowie mit der auch- in seinen Briefen vielfach hervorgehobenen Feig-
heit und Undiszipün der spanischen Truppen in stetem Kampf. 1809 nach
England zurückgekehrt und bis 1812 dem Tory- Kabinet als Staats-Sekretär
des Auswärtigen angehörend, ist er für energische Kriegsführung auf der
Halbinsel, aber für Frieden mit den Vereinigten Staaten, sowie für Milderung
der Katholiken- Gesetze. Da seine Politik bei den übrigen Ministern nicht
genügende Unterstützung findet, so resigniert er 1812. Mit den vergeblichen
Versuchen des Prinz -Regenten, ihn zum Wiedereintritt als Premier in ein
neues Koalitions-Kabinet zu bestimmen, endet der vorliegende Band.
Von dem Leben des Prinz-Gemahls sind 1879 und 1880 die beiden
letzten Bände erschienen.1) Die Bedeutung des 4. Bandes für die Geschichte
der Beziehungen zwischen England und Preufsen ist bereits Jahresber. 1879.
III. p. 50 gewürdigt worden; derselbe umfafst nur einen Zeitraum von wenig
mehr als 2 Jahren (Mitte 1857 bis Ende 1859), aber diese sind überreich
an bedeutsamen Ereignissen: der indische Aufstand, die in Folge des Ora-
nischen Attentats (Jan. 1858) eingetretene Spannung zwischen Frankreich
und England, die Heirat der Prinzefs Viktoria mit dem Kronprinzen ?on
Preufsen, das Ende der ostindischen Kompanie, der italienische Krieg von
1859 sind nur einige aus der Reihe derselben, über welche wir durch Mar-
tins Darstellung und ganz besonders durch die mitgeteilten zahlreichen Briefe
der Königin und des Prinz-Gemahls vielfache Erweiterung unserer Kenntnisse
erhalten. Der Schlufsband, der bis zum Tode des viel betrauerten Fürsten,
am 14. Dezember 1861, reicht, enthält ebenfalls wertvolle Beiträge zur Ge-
schichte der Jahre 1860 und 1861. In der äufseren Politik stehen die
italienischen Angelegenheiten, denen gegenüber der Prinz das der Einigung
Italiens freundliche Prinzip der Nichtintervention vertritt, und die von dem
Prinzen mit steigendem Mi fs trauen betrachtete Politik Napoleons HL in erster
Reihe. Zahlreich sind wiederum auch die auf die deutschen Angelegenheiten
bezüglichen Briefe des Prinzen an den Prinz -Regenten und an den König
von Preufsen, sowie an seine Tochter, die Prinzefs Viktoria: in allen vertritt
er die Anschauung, dafs nach Innen ein wahrhaft freisinniges, Verfassung*
mäfsiges Regiment, nach Aufsen eine Einigung Deutschlands unter preußischer
Führung zu erstreben sei; wichtig sind in dieser Beziehung besonders die
Briefe vom 18. HI. 1860 (S. 62 ff.), 12. EI. 1861, wo es (S. 818) heifct:
My hope, like that of most German patriots, rest upon Prussia — reit
upon you (König von Pr.)! It rests upon Prussia, which has only to mani-
pulate its Constitution skilfully in order to find within itself all the means
of satisfying the requirements of the time — as serving as a model for the
other countrics of Germany etc. — , ferner vom 9. IX. 1861 (S. 387 lt).
Von ganz besonderer Bedeutung scheint mir aber, die wie durch das ge-
samte Werk so. auch durch den Schlufsband hinreichend belegte Thatsacbe,
dafs auch in der parlamentarischen Regierungsform Englands die Krone eisen
bedeutsamen Einflufs auf die Leitung der Geschäfte auszuüben im Stande ist
1) The Life of H. R. II. The Prince CoDsort by Theodore Martin. voL IV.
1879. vol. Y. ibid. 1880; auch Ubora. vgl. o. Kap. XX, 2
England seit 1688. 111,179
and keineswegs, wie dies auf dem Kontinent vielfach geglaubt wird, eine
blofs omamentale Stellung inne hat; ohne jemals die streng konstitutionellen
Grenzen zu verletzen, übt die Königin doch eine ernste und oft sehr wir-
kungsvolle Kontrolle über alle Staatsgeschäfte aus, eine Thätigkeit, bei der
ihr in erster Linie der Prinz-Gemahl zur Seite gestanden hat, der, ohne je
eine offizielle Stellung in der Regierung eingenommen zu haben, doch als
Privat-Sekretär der Königin einen leitenden Einflufs auf die englische innere
und äufsere Politik ausgeübt hat.1)
Einen wichtigen Beitrag namentlich für die Geschichte der groben Par-
laments-Reform von 1832 enthält der neu erschienene Band der Correspon-
denzen Lord Wellingtons.*) Ein konservativer Politiker,8) der den vorliegen-
den Band zum Gegenstand eines Essays über Wellingtons Stellung zur Re-
form gemacht hat, ist der Ansicht, dafs die schweren Bedenken, welche W.
gegen die Reform-Bill hegte, keineswegs eingebildete waren, sondern durch
den seitherigen Gang der Ereignisse sich als begründet erwiesen hätten, und
dafs der von ihm befürchtete totale Wechsel „in the whole System of society
called the British Empire" wirklich eingetreten sei, dafs durch die Reform-
bill der grofse und vorteilhafte Unterschied zwischen dem „House of Com-
mons and those assemblies abroad called Chambers of Deputies"4) in der
That mehr und mehr verschwunden sei. Neben der weitaus in den Vorder-
grund tretenden Frage der Reform empfangen auch Gegenstände der aus-
wärtigen Politik Englands, wie namentlich die spanischen und portugiesischen,
sowie die belgischen Angelegenheiten aus dem ein reichhaltiges Material
darbietenden Bande (im ganzen 168 Nummern) neue Beleuchtung.
Eine Darstellung des gegenwärtigen konstitutionellen englischen Staats-
rechts, wie es sich in den 50 Jahren von 1830 — 1880 gestaltet hat, giebt
Sheldon Arnos.6) Eine Gesamtdarstellung der englischen Verfassungs- Ge-
schichte enthalten die Vorlesungen Max Büdingers;6) dieselbe geht von
einer Darstellung der heutigen Verfassung aus, die nach den Haupttiteln:
Krone, Oberhaus. Unterhaus, Pflichten und Rechte des Volkes kurz skizziert
wird. Dann aber wird die geschichtliche Entwicklung von der Zeit der
Angelsachsen bis zur Reform -Bill von 1832 wesentlich im Anschlufs an
Stubbs, Hallams und Mays Verfassungsgeschicbten gegeben, wobei durch den
Ursprung des Werks aus Universitäts- Vorlesungen eine gewisse Ungleichheit
der Darstellung hervorgerufen wird, indem die älteren Perioden weit ein-
gehender als die späteren behandelt sind. Erwähnt sei ferner noch die aus-
führliche Biographie Sir Rowland Hills,7) die zum grofsen Teil auf Er-
innerungen H.s beruht und nicht blofs eine eingehende Geschichte der durch
S. R. H. seit 1838 bewirkten und mit Einführung des Penny-Post-Systems
abgeschlossenen segensreichen Post-Reform enthält, sondern auch als Lebens-
bild eines Selfmademan, dessen Laufbahn fast ununterbrochen von Erfolg ge-
krönt war, von allgemeinem kulturgeschichtlichen Interesse ist.
Einen geistvollen Essay über Thomas Henry Buckle enthält Fräsers
1) Des Prinzen Ansichten über die Theorie der konstitutionellen Regierang erläutern be-
sonders die Briefe vom 18. u. 26. XII. 1860. (8. 260 ff. u. 266 f.) — 2) Despatchos, Corrcsp.
and Mem. of Fiold Marsh. Arthur Duke of Wellington, K. G. ed by hin son. vol. VII 1. Nov.
1831 bisDec. 1832. London. — 3) Blackwoods Magaz. f 128> P- 105—123. — 4) cf. beson-
ders das Memorandum S. 1 — 19 u. den Brief an Mr. Gley. S. 20 ff. — 5) Sheldon A. Fifty
years of the Engl. Const 1830—1880. London, 1880. — 6) Bttdinger, Vorles. üb. engl.
Verfass.-Gesch. 1880, vgl. o. S. 167. — 7) The life of Sir Bowland Hill and the history
of Penny Postage by S. B. H. and his nophew George Birkbock Hill. London.
12*
111,180 XXU. 1. C. Annerstedt:
Magazine, 1) in welchem die History of civilisation in England als das Werk
eines der Propheten der Freidenker, nnd der Gegner aller positiven Religion
im wesentlichen ablehnend beurteilt wird. Die Hauptmängel derselben werden
als aus B.s rein mechanischer Weltanschauung, aus seinem mangelnden Ver-
ständnis für das Wirken moralischer Kräfte, aus seiner Neigung zu rein
theoretischer, oft mit der Wirklichkeit im vollen Gegensatz stehender Kon-
struktion geschichtlicher Verhältnisse hervorgehend nachzuweisen versucht
Von Interesse ist der authentische Bericht über die letzten Lebenslage des
1861 in Damaskus verstorbenen Geschichtsschreibers. — Über die Benutzung
der historischen Manuskripte des British Museum und deren höchst unge-
nügende Katalogisierung spricht James Gairdner.s)
xxn. i.
C. Annerstedt.
Skandinavien (Schweden).
Schwedens Besteuerungswesen beim Regierungsantritt Gustav L wird durch
das von Fors seil8) veröffentlichte „Renten-Kammerbuch" veranschaulicht. Es
giebt uns ein treues Bild der Verhältnisse am Schlüsse des Mittelalters und
auch des Fundaments, auf dem der König seinen Bau fortsetzte.
Zur Geschichte Erichs XIV. haben wir einiger Beiträge zu erwähnen.
Schirren4) hat einen neuen Band der im Schwedischen Reichs- Archive auf-
bewahrten Aktenstücke, die den Untergang Livlands betreffen, herausgegeben.
Die Mehrzahl der Urkunden, welche die Zeit vom 11. April bis zum 28.
Juli 1561 umfassen, besteht aus dem Briefwechsel zwischen König Erichund
1) Vol. XXI. p. 361—377. — 2) Contemporary Review, vol. 88. p. 538—4«. VgL die
ähnliche Klage (betreff d. Samml. zur franz. Revolntionsgesch.) von J. Hermann L Hiat Ztschr.
N. F. IV. B. 1878. S. 279. — Eine Anzahl dem Ref. nicht zugänglicher (wie ea scheint, aber
auch ein eigentlich wissenschaftliches Interesse zumeist nicht in Ansprach nehmender) Werk»
seien zum Schlufs nur nach ihren Titeln erwähnt: Chambers brief history of Engl. London.
12°. Leser, Accise trade in Engl. 1732 — 33. E. Mis Sylvestra; stadiee of manners in JSagl.
1770 — 1880. Ibid. London Past and Present: being notices histor. and deecript of the
Metropolis. Ibid. L. Quesnel, London au commonc du XVIII. (nach Doran, London in the
Jacobite times. 1867) i. Rev. fol. lit. H. Blerzy, l'Angletorre au temps d. 1. restauration i
Rev. d. d. mondes. T. 40. Low Ch. K., Soldiers of the Yictorian Age. 2 volL London.
Nichols, W., The beloved Prince Albert. Ibid. Nicoll, H. J., Great Orators: Borke, fax,
Sheridan. Pitt. Edinburgh. Watson, J., A memoir of the Days of the Fight for a Free
Press in Engl. London. O'jBrien, R. B., The Parliament Hist of the Iriah Land Qnestiea
1829—69. Ibid. Porter, F. T., Twenty Ycars Recollect of an Irish Police Magistr. Ibü.
12°. Heygate, Sir F. W., Ireland since 1850. London — Ireland ainee her präsent dÜB-
culty. Ibid. Cucheval-Clarigny, Lord Beaconsfield et son temps. Paris. O'Connor, P.
T., Lord Beaconsfield. London. 12°. Guillemot, E., Old England (1869—79). Paria. Jack-
son, The Old Regime. 2 voll. London. Von L. Blanc, X ans del'hist d'Angleterre, ist der
7. Band erschienen. — 3) Forsseil, Rentenkammerbuch, in Hist Handlingar XL N. 1.
Stockh. 1879. D. alt Rechtszust. (auch f. d. Neuzeit?) Schwedens schildert (nachSchlyters eorp-jar.
sued. got): R. Dareste, les anciennes lois snädoisos (vgl. Ac. d. sc. pol 14. 8. Rev. d. q. bist
28.63. — 4) Quellen z. Gesch. d. Untergangs liv. Selbständigkeit Band VII. Berti vgL o. IH^O.
SkandinaYien (Schweden.) ULI 81
den Häuptern der Expedition, die Reval and einen grofsen Teil von Estland
der Schwedischen Regierung unterwarf. Man mufs bedauern, dafs der Ver-
fasser die Interpunktion und die Anwendung grofser Buchstaben nicht nor-
malisiert hat. Wir fürchten daher, dafs die schwedischen Aktenstücke, in
welche ungeachtet der Genauigkeit des Verfassers, entstellende Fehler hier
und da eingeschlichen, in ihrem vorliegenden Zustand dem ausländischen
Leser unnötige grofse Schwierigkeiten bereiten werden. — Bergman1) hat
ein Regestenverzeichnis der von Erichs Ratsherren gefafsten Ratsbeschlüsse
mitgeteilt. Obwohl nur wenige der Anzahl nach, (einige sind verloren ge-
gangen) zeigen doch diese Ratsbeschlüsse, teils wie selten der König es
nötig erachtete seine gesetzlichen Ratgeber zu Rate zu ziehen, teils dafs
diese so antworteten, wie es der König wünschte. — Schliefslich hat T.Ann er-
ste dt*) die Ursachen der 1568 ausbrechenden Empörung und deren Verlauf
bis zur Entthronung Erichs XIV. geschildert. Dies Werk berichtigt in mehr-
facher Hinsicht Mankells *) Darstellung desselben Ereignisses, und enthält
verschiedenes Neues. So teilt der Verfasser einen vor dem Tode Gustavs
schon gemachten Vorschlag zur Bestimmung der rechtlichen Stellung der
Herzogtümer der Regierung gegenüber mit; ferner weist er mit Zahlen nach,
dafs der Adel keineswegs von König Erich mit vermehrten Belehnungen be-
günstigt worden ist, sondern im Gegenteil eine schlechtere Stellung ein-
nahm als unter seinem Vater. In Bezug auf die Empörung der Herzöge
werden sichrere Zeitangaben mitgetheilt; besondere Aufmerksamkeit widmet
er der Unterhandlung der Herzöge mit der dänischen Regierung, woraus sich
ergiebt, dafs sie gewifs nicht, wie bisher angegeben, Neutralität bei der letz-
teren mit Aufopferung schwedischer Interessen zu erkaufen gesucht haben.
Hjärne4) hat 8, in den Jahren 1568 — 73, zwischen Johann III. und
Tsar Ivan Vasilievitz gewechselte Briefe veröffentlicht. Die Thronbesteigung
des ersteren mufste zu einem Kriege zwischen den beiden Staaten führen,
teils weil er Schwager war des Königs von Polen, teils weil der Tsar,
nachdem sein Bundesgenosse, Erich XIV., gestürzt worden war, keine Veran-
lassung hatte unsere Besitzungen in Estland zu verschonen, teils weil man
in Schweden natürlicherweise Erichs Versprechen, Johanns Gemahlin dem
Tsaren auszuliefern, nun nicht erfüllen konnte. Cber diesen letzten Punkt
verbreiten die Briefe etwas neues Licht Die Sprache in den Briefen des
Tsaren ist ein Beweis des barbarischen Hochmuts und der Roheit, welche
noch in diesem halb orientalischen Staate herrscht«. Auch Johanns letzter
Brief zeichnet sich noch durch besondere Grobheit aus.
Eine Übersicht von Schwedens diplomatischen Verbindungen mit Frank-
reich vor Gustav Adolfs Zeit, ist von Spr in chorn6) zusammengestellt Bis-
her hat man wenig von dieser Sache gekannt, mit Ausnahme der Unterhand-
lungen Karls IX. mit Heinrich IV. Gustav Wasa leitete 1541 diese Verbin-
dungen teils aus Handels-, teils aus politischen Interessen ein. Kaiser
Karl V. war sowohl sein und Dänemarks, als auch Frankreichs Feind, denn
der Kaiser nahm immer Partei für seinen entthronten Schwager Christian
IL Es kam auch zu einem schwedisch-französischen Vertrage in Regny am
1) Bergman, Register af Radslag i Kon. Erik XI Va. tid, in Meddelanden fr. Svenska
riksark. Band IV. — 2) T. Annerstedt, Resningen 1568, en historiak studio. — 3) G.
Mankell, Erik XIVs fall, Stockh. 1876. — 4) Hjärne, Hist Bibl. utg. af C. SUforstolpe,
VII. Hjärne hat auch den russischen Text von Tier dieser tsarischen Briefe abgedruckt. —
j) C. Spr in chorn, Om Srerigee polit. förb. m. Frankr. for Gast Adolfs tid, in Hist. Bibl.
IQ,182 XXTT. 1. C. Annerstedt:
1. Juli 1542. Die nach dem Frieden von Crepy 1544 eingetretene Wind-
stille wurde durch einen lebhafteren Verkehr unterbrochen, nachdem Frank*
reich 1558 einen festen Residenten in Dänemark angestellt hatte in der
Person des in der Geschichte des Nordens oft erwähnten, bis zu seinem
Tode 1589 auf diesem Posten verbliebenen Charles Dancay. Frankreichs
Politik blieb jedoch nicht während der ganzen Zeit unverändert dieselbe. Es
war allerdings eifrig bestrebt gewesen den siebenjährigen Krieg zwischen
Schweden und Dänemark 1563 — 70 zu schlichten; aber einige Jahre später
trat es in Verbindung mit den schwedischen Meuterern, um Johann zu stürzen,
und statt seiner Heinrich vou Anjou zu erheben. Auch nachdem dieser
Frankreichs Thron bestiegen hatte, sehen wir Dancay mit phantastischen
Plänen beschäftigt einem französischen Prinzen Livland oder möglicherweise,
bei etwa eintretender Thronvakanz, eine nordische Krone zu verschaffen.
Heinrich IV. und Karl IX. standen in lebhaftem freundschaftlichen Verkehr.
Der Kampf des einen mit dem Hause Habsburg, des anderen mit Polen,
würde ohne Zweifel zu einem festen Bündnis geführt haben, wenn nicht der
Dolch des Ravaillac die Pläne des erstem durchkreuzt hätte. Hinsichtlich
dieser wiederholt der Verfasser die jetzt aus der Geschichte verwiesene An-
nahme von der Absicht Heinrichs, eine grosse europäische Republik zu
gründen.
Kalmars Belagerung durch Christian IV. und die vergeblichen Bemü-
hungen Karls IX., die Festung zu retten, werden durch die von Wegener1)
veröffentlichten Aktenstücke näher beleuchtet Sie sind von Breide Rantzow,
der an Christians Seite in diesem Kriege eine bedeutende Rolle spielte, ge-
schrieben.
AI in*) hat eine Übersicht der Punkte mitgeteilt, in Betreff welcher
Geyers übrigens klassische Geschichte durch neuere Forschungen für den
Zeitraum von 1521 — 1611 beleuchtet und berichtigt worden ist.
Der Feldmarschall Jakob de la Gardie, unter drei Regenten (1583 —
1652) in hervorragender Stellung, zuerst in den russischen und Inländi-
schen Kriegen, hernach als Präsident im Kriegs-Kollegium, ist Gegenstand
einer von Hamilton8) herausgegebenen Denkschrift. Die engen Schranken,
die der Verfasser sich hat stellen müssen, haben ihn auch verhindert tiefer
in die Geschichte der Zeit einzudringen. Etwas Neues ist da kaum in
finden, und es scheint fast, als ob der Verfasser mehrere gedruckte Quellen
zur Seite gelassen, die sowohl den Helden selbst als auch seine Zeit be-
leuchten. — Zwei Episoden aus De la Gardies russischem Feldzuge, nämlich
die Eroberung Novgorods 1611 und der verunglückte Anfall der Schweden
auf das Kloster Tichvin 1613 werden einigermafsen beleuchtet durch die ins
Schwedische übersetzen Auszüge aus der sogenannten dritten Novgorodschen
Chronik, welche Hjärne4) veranstaltet hat — Poeichaus6) Schrift von
Rigas Belagerung 1621 ist uns leider nicht vor Augen gekommen.
Einen anziehenden und wichtigen Teil der diplomatischen Politik des
dreifsigjährigen Krieges hat ein finnischer Forscher Schybergson6) in seinem
auf neue Archiv-Forschungen begründeten Werke uns dargeboten. Es be-
1) Wegener, Aarsberetn. fra det Kong. Geh. ArchiT, B. IV. Hft 5. AI in, KjobeiL
vgl. u. K. XXII, 8. — 2) Hist. Bibl. VII. — 3) H. Hamilton, Minne af riksmarak, i. : Gr. J.De
la Gardie, in Svenska Akad. Handl., Tom 56. — 4) Hjärne, Histor. Bibl. 1879 u. 1880.
— 5) Poelchau, Rigas Belagerung durch Gast Ad. im J. 1621 in Balt Monatschr. TfL
o. III, 51. — 6) M. G. Schybergson, Underhandlingarna om en orang. ailians aren 1624
—1625, Helsingfors, Tgl. o. III, 16.
Skandinavien (Schweden). 111,183
trifft die 1624 und 1625 gemachten Versuche, die evangelischen Staaten zu
einem Verbände gegen die vordringende katholische Reaktion zu vereinen.
— Als die wichtigsten vom Verfasser besprochenen Punkte wollen wir her-
vorheben : die Initiative Englands durch gleichzeitige Gesandtschaften an Schwe-
den und Dänemark; die Sendung des brandenburgischen Gesandten von Beilin
nach Schweden im Sommer 1624; die Ursachen, warum Gustav Adolfs
kühner Plan, der schon im Haag und in London angenommen worden war,
nachher zur Seite geschoben wurde, um König Christians IV. mifslungencr
Intervention in Deutschland Raum zu gewähren, u. s. w. Allerdings ist die
vorliegende Schrift nicht das letzte Wort in dieser Frage, aber sie hat die
trefflichen Forschungen eines Opel, eines Droysen teils berichtigt, teils weiter
geführt. — Grünbaums1) Untersuchungen der politischen, in Deutschland
1626 — 29 herausgekommenen Streitschriften sind natürlich auch nicht ohne
Interesse für schwedische Leser, besonders da eine dieser Schriften, wahr-
scheinlich sogar zwei derselben, wie der Verfasser zeigt, von einem schwedi-
schen diplomatischen Agenten verfafst sind. — Die sechs gleichzeitigen, in Biblio-
theken kaum aufzutreibenden Flugschriften über die Schlacht bei Lützen, die
von neuem herausgegeben worden,2) sind leider ohne kritischen Kommen-
tar — wegen ihrer Bestimmung für das historische Seminar. — Eine von
Stricks track3) herausgegebene Schrift, welche den altern Camerarius schil-
dert, haben wir nicht einsehen können. Ober das bekannte Denkmal, das
Gustav Adolf als Erinnerung seines Rheinübergangs 1631 errichten liefs, hat
Granlund4) einige Mitteilungen gemacht. — Von Cronholms5) Werke
ist nach seinem Tode noch ein Heft erschienen. Dies behandelt Pommerns
innere Verwaltung 1633—41; die diplomatischen Unterhandlungen bis zum
Jahre 1645, sowie Torstensons Feldzüge 1642, 1643. Wir finden hier die-
selben Mängel wie in den frühern Werken des Verfassers. Die Verwendung
des Stoffes ist ungenügend, die Darstellung unklar und die Schreibart nach-
lässig und schwerfällig. Und darum ist das Werk, obwohl dem Verfasser
neues Material nicht gefehlt, fast ohne jeglichen Wert. Übrigens wird dies
Heft durch eine grofse Menge schwerer Schreib- oder Druckfehler entstellt.
Unter den Beiträgen zu Schwedens innerer Geschichte während des 17.
Jahrhunderts können wir drei kleinerer Werke von Tigerstedt erwähnen.
In dem einen6) setzt der Verfasser die Art und Weise auseinander, wie die
schwedische Regierung das finnische Amt Kexholm (1617 von Rufsland ab-
getreten) zu verwalten suchte. Die Aufgabe war schwer, da die Bevölkerung
andere Gesetze, Sitten und Religion besafs, als die übrigen Einwohner des
Reichs. Die Verwaltung wurde auch nicht die beste, und den Grundsatz der
Religionsfreiheit kränkte man mehrmals und mit offenen Augen. In dem
zweiten7) zeichnet T. das Bild eines untergeordneten Beamten, Namens Cröell,
der im Amt Kexholm und in Ingermanland einen verzweifelten Kampf mit
der Willkür und der Gewalttätigkeit der Beamten kämpfte. Man sieht, dafs
Veruntreuungen gegen den Staat nicht ungewöhnlich waren, und dafs die
1) M. Grünbaum, Über die Publizistik des dreifsigjährigen Krieges, Halle; Tgl. o. 111,
16. — 2) Gedruckte Relationen über die Schlacht bei Lützen. Halle Tgl. o. III, 17. — 3)
Ed. Strickstrack: L. Camerarius, Kurpfalz. Geh. Rat u. Gesandter Schwedens. Halle.
— 4) V. Granlund: Dio Schwedensäule etc., in Hist. Bibl. VII. — 5) Cronholm,
Trettioäriga Kriget och Unterhandl. i: Tyskland fr. K. Gust. Adolfs död etc., Rand II.
Heft 1, Stockholm. — Schauerte, Christ. K. t. Schweden (1,50) scheint populär. — 6) K.
K. Tigerstedt, Bidrag tili Kexholm läns hist undor Dronn. Kristinas regering. 1 — 4. Abo
1877—80. — 7) Id., Broderne Cröell; Tidbild. Finsk Tidskrift VIII.
111,184 XXTT. 1. G. Anneratedt:
Bauern viel, ganz gegen Recht und Gesetz, erlitten. Andererseits warCröell
ein leidenschaftlicher, die Verhältnisse bedeutend übertreibender Mann. Aber
in Schweden regierte nun die Aristokratie und der kühne Gegner hülste mit
dreijähriger willkürlicher Haft. — In dem dritten1) veröffentlicht T. eine
Menge Briefe (1639 — 61) von und an den bekannten Grafen Per Brahe den
Jüngern, der zweimal Finnlands General-Gouverneur war. Die Briefe be-
leuchten Finnlands innere Geschichte, und zeigen, welchen innigen Anteil
der grofse Aristokrat an der ökonomischen und intellektuellen Entwicklang
des Landes nahm. — Ein Stück von der Anwendung des Merkantilsystemes
in unserm Lande gab uns Tyhrvall*) .in der Geschichte der Theer-Com-
pagnie (1648—1715.) Dies ist ein höchst lehrreicher Beitrag zur Geschichte
der politischen Ökonomie, denn selten dürfte das Monopolsystem mit so
rücksichtsloser Folgerichtigkeit angewandt sein, und selten sind seine Resul-
tate in solcher Klarheit hervorgetreten. — Einen gewissermafsen kulturhis-
torischen Beitrag des Zeitalters liefert uns Berg ström3) in der Erörterung
des Rechtsstreites, welcher 1630 — 33 von einem dänischen Edelmann W.
Grüp wider einen herumirrenden schwedischen Studenten L. Wivallius ge-
führt wurde, der mit fälschlich angenommenem adeligen Namen betrügeri-
scher Weise sich die Tochter des ersteren erschlichen hatte.
Zur letzten Hälfte des 17. Jh. haben wir uns einiger ausländischer
Werke zu erinnern. Wegen er4) hat einige Aktenstücke hinsichtlich Schwe-
dens und Dänemarks Krieg 1657 — 60 drucken lassen. — Vaupell6) hat
den ersten Teil eines gröfseren Werkes über den dänischen Staatsmann Grif-
fenfeld, das auch für Schwedens Geschichte seine Bedeutung hat, herausge-
geben. Darin kommt nämlich eine ausgedehnte Erörterung des Versuches
vor, den die dänische Regierung 1673 — 74 machte, vermöge eines innigen
Bündnisses mit Schweden eine skandinavische Politik einzuweihen. Die ge-
ringe Aussicht zur Verwirklichung derselben, welche schon nach Parteinahme
Schwedens für Ludwig XIV. vorhanden war, wurde durch das feindliche Auf-
treten der schwedischen Regierung gegen Dänemark völlig vernichtet Der
einzige Erfolg war Karls XL Verlobung mit Ulrica Eleonora, Schwester des
dänischen Königs. Zahlreiche Beilagen sind dem Werke beigefügt — Ver-
schiedene Aktenstücke hinsichtlich Schwedens Thätigkeit als Mittlers in dem
sogenannten pfälzischen Kriege, der mit dem Frieden zu Ryswick 1697 en-
dete, sind von van der Heim6) veröffentlicht. — In einer Biographie des
unglücklich berühmten Patkuls ist nicht allein eine überaus wichtige Seite
der Geschichte Schwedens während Karls XL und Karls XU. Regierung zu
zeichnen , sondern auch die geheime Geschichte der nordischen Politik
1698—1706 zu erörtern. Sjögren7) hat den Versuch gemacht Das wirk-
lich Neue der Biographie betrifft Patkuls jüngere Lebensjahre (auf Grund von
Akten des Reichsarchivs), da er sowohl als sichtbarer wie auch als unsicht-
barer Führer der inländischen Ritterschaft in ihrem Kampfe für ihre Ge-
rechtsamen und Privilegien gegen Karls XL Alleinherrschaft auftritt, ein Bild
mit Recht reich an Schatten, jedoch ohne hinreichende Mitberücksichtigung
1) Id.: Ur Por Brakes brefvexling. Holaingfors. — 2) 0. Tyhrvall: Bidr. t St.
delslagstiftn. hist I. Tjärnkompanierna, in Hürt. Bibl. VIL — 3) S. Bergatröra: W. Grlp
mot L. Wivalliue, ibid. — 4)Wogener, Aarsberetn. fra d. Kong. Geheime Archiv. B.YL
Heft 5. Kjöbenh. — 5) 0. Vaupell, Rigskanaler Grev Griffenfeld. Del I. Kjöbeahava.
Vgl. u. S. 194. — 6) H. J. van der Heim, Het archief van den Baadpensionaria Antoaie
Heinsius. T. 3. s'Gravenhage. — 7) 0. Sjögren, Joh. Reinh. Patkul — in Hiat BAL
S. 353—456. Vgl. o. 111, 51.
Skandinavien (Schweden). 111,185
der Gewaltsamkeit der Mafsregeln Karls IX. ('Redaktion'). Die Schilderang
des letzteren Teiles von Patkuls starmerfulltem Leben, als er glühend von
Hafs und Ehrgeiz, Schwedens Unglück in dem grofsen nordischen Kriege
herbeizuführen strebte, fast ausschliefslich auf gedruckte Quellen begründet,
enthält bei wenig neuen Ergebnissen und manchen Flüchtigkeitsfehlern1) eine
dankenswerte Übersicht.
Sarauws*) Werk über die Feldzüge Karls XII. ist ohne Benutzung der
schwedischen Archive oder auch nur genügend gedruckter Litteratur, bei
(wohl deswegen?) äufserst seltener Qnellenanführung, mit bedeutenden Lücken
in der Darstellung sowohl der schwedischen Politik als auch der der Nach-
barstaaten; so beschränkt sich in betreff der Kriegsgeschichte das ganze Werk
auf eine mit Geläufigkeit geschriebene Übersicht der Feldzüge Karls XII.
1700 — 1709 (die späteren 9 Jahre werden ja auf 50 Seiten abgefertigt und
erscheinen uns mehr als Anhang) — ohne Objektivität. Der Vf. sagt von
Karl XII.: „er vereinigte in sich alle Eigenschaften, die ein grofser Feldherr
besitzen mufs", von seinen Feldzügen: „sie sind nichts anderes, als Versuche,
mit gewaffheter Hand den Besitzstand Schwedens aufrecht zu erhalten." Er
sucht zu zeigen, dafs Karl XII. nach seinem Siege an der Düna 1701 nicht
daran denken konnte, sich gegen die überlegenen Russen zu wenden, durch
deren Besiegung nichts gewonnen wäre! Dafs Schweden auch im Frieden ein
Kriegsheer von 27 — 30 000 Mann geworbener Truppen unterhielt, wird
ignoriert; dafs die durch den Krieg von 1700 — 1709 Schweden verursachten
Lasten verhältnismäfsig sehr geringe waren, ohne Beweis behauptet. Das
Staatskontor führt an, dafs der Krieg bis 1710 Schweden 25 Millionen
„daler silfvermynt" über das gewöhnliche Budget gekostet hat. Der ober-
flächlichen Annahme des Vf. gegenüber, dafs höchstens 20 000 Rekruten von
Schweden 1700 — 1709 ausgegangen wären, kann es genügen zu erinnern,
dafs schon 1701 an schwedisch -finnischen Truppen beinahe 40 000 Mann
auf fremdem Boden standen; dafs Karl XII. sein Land zwang, nicht allein
die alten Regimenter vollzählig zu erhalten, sondern auch Reserveregimenter
zu errichten, die in den Krieg geführt wurden; dafs er mit Vorliebe zu den
schwersten Aufgaben die eigenen Landeskinder verwandte, und dafs von einem
neunjährigen Feldzuge die Rede ist.
Einen wertvollen Beitrag zur Kenntnis der von Droysen und Noorden
schon zum Teil aufgehellten Politik Schwedens zur Zeit Karls XII. giebt
1) S. 408: Peter der Grofse entscheidet sich an Stelle des im März (statt Mai) 1703
eroberten Cantzi in Ingermanland (schwed. Nyenskant i. d. Nähe der Neramündung, in dessen
Nähe jetzt Petersburg liegt), für die Insel Retusaari (wo Kronstadt liegt!), um den Grundstein
zu Petersburg zu legen. — 8. 430: ein im April 1704 von Schweden mit den Seemächten
abgeschlossenes Neutralitats-BÜndnis (in Wahrheit im Aug. 1703), anstatt eine« Vertrags mit
Hannover und Braunschweig-Lüneburg. — S. 430: Patkul von August II. nach der Nieder-
lage den 21. Juli 1705 bei Warjaw gegenüber den Schweden beauftragt, einen Friedensantrag
an Karl XII. aufzusetzen (in der Beilage ist das Schriftstück vom 29. Okt 1704 datiert) und
'derselbe (Patkul) teilt dem Zaren sogleich dies Anerbieten mit' (28. Juli 1705; jedoch als vom
preufs. Hofe Übersandt!) Nach Droysens Gesch. d. pr. Pol. (IV. 1. 287) vom Jesuiten Mont-
mejan ausgegangen, wahrscheinlich derselbe, dessen Kopie Karl XII. den 21. Dez. 1704 seinem
Minister in Berlin übersenden Hefa, um dies. Hofe mitgeteilt z. werd. Hierüber u. zu Note 2
vgl.: das 1881 zum 6. Band gelangte Werk v. Carlson: Sveriges Hist under Konungarno
of Pfalziska Huset. Stockholm — u. d. Abh.: Sverige och Proufson 1701 — 9 — i. Hist Bibl.
VII, vgl. unten S. 186. — 2) Christ, v. Sarauw: Die Foldzüge Karls XII. Ein quellen-
mäfs. Beitr. z. Kriegs -Gesch. und Kabinets-Polit. Europa«. Vgl. o. III, 64 u. 85. Den Zug
Karls XII. durch Sachsen behandelt Heydenreich i. Mitt. d. Freibcrger Altert. -V. Heft 16.
S. 23 ff., vgl. o. 86.
111,186 XXII. 1. C. Anneratedt:
eine Abhandlang Carlsons1) durch ihre Schilderung unserer Beziehungen
zu Preufsen 1701 — 1709 nach den schwedischen Archiven. Der Vf. erörtert
zuerst die gegenseitigen Unterhandlungen der beiden Mächte, die zu dem
Vertrage im Haag 1703 führten, darauf deren Fortsetzung in der Absicht,
ein näheres Bündnis zu erreichen. Nicht nur die Hartnäckigkeit in der Durch-
führung seines Beschlusses, August II. zu entthronen, sondern auch Prenfeens
eigennützige Teilungspolitik, die Karl verletzte und Preufsen diesmal aller-
dings das Spiel verlieren liefs (Karls Einfall in Sachsen und der Friede in
Alt-Ranstädt zwang Friedrich L, Stanislaus ohne weiteres anzuerkennen), ver-
schuldeten es, da£s Karl Preufsen nicht entschieden an Polens und Schwedens
Interessen fesselte. — Die heimlichen diplomatischen Unterhandlungen, be-
sonders mit Rufsland, welche die letzten Regierungsjahre Karls Xü. ausfüllen,
sind von Herrmann8) behandelt, leider ohne Kenntnis von Carlsons1)
denselben Stoff behandelndem Werke, welches dem Vf. teils volle Klarheit
von dem Standpunkt Karls und Görtz1 zu den Friedensunterhandlungen im
allgemeinen gegeben, teils den Vf. abgehalten hättte, die schon widerlegte An-
gabe von der Verbindung Karls Xü. mit den Jakobiten zu wiederholen. Der
König war in völliger Unkunde von dem, was seine diplomatischen Agenten
hier vorhatten, und Görtz' Absicht war nun, den Eifer der Jakobiten zu be-
nutzen, um Karl XII. Mittel zu seinen eigenen Rüstungen zu verschaffen.
Jedoch werden vom Vf. hinsichtlich der ersten Anknüpfung einer Unterhand-
lung mit Rufsland 1716 neue Aufklärungen gegeben; desgleichen von schwe-
disch-russischen Verhandlungen im Juli — August 1717 in Holland; eigen-
tümlich genug ist daraus nicht ersichtlich, dafs Görtz, wie Carlson c behauptet,
persönlich mit dem Tsaren überlegte. Die Unterhandlungen auf Aland 1718
zwischen Görtz und Ostermann, aus russischen Quellen, zeigen bei einem
Vergleich mit Carlsons meist nach schwedischen Quellen bearbeitetem Werk,
welch ein überlegener Diplomat Görtz war, und wie wenig man auf russischer
Seite ahnte, dafs dieser schon am 12. August von Karl XIT. eine Antwort
erhielt, die jede Aussicht zum Frieden zerstörte. Wie genau man dagegen
russischerseits Schwedens erschöpften Zustand und dessen innere Verhältnisse
kannte, davon zeugt die anfang November 1718 von Ostermann verfafete und
von Herrmann mitgeteilte Denkschrift. In der Briefsammlung und den Re-
lationen (für die Jahre 1714 — 20) vom hannoverschen Residenten in Peters-
burg, Weber, welche das Hauptstück in Herrmanns Werk bilden, ist nur
wenig für Schwedens Geschichte unter Karl XU. zn holen, aber einige recht
wichtige Sachen finden sich doch für die Jahre 1719 und 1720. — Auch ein
gekröntes Haupt hat sich unter dem Beifall der Kritik über ihn als über
Vorgänger vernehmen lassen.4)
Schwedens Kirchengeschichte für diese Zeit ist durch eine kleinere Ab-
handlung von Lindgren5) bereichert worden über das Auftreten des Pie-
tismus 1702 — 1721. Der Wetteifer von Regierung und Kirche in der kraft-
vollen Unterdrückung jedes Versuchs der Abweichung von der kirchlichen
Einheit ging jedoch im allgemeinen nicht so weit, dafs man strengere Strafen
1) E. CarUon, Syerige och Preufsen 1701—1709 in Hi«t Bibl. V1JL — 2) E. HerT-
niann, Zeitgenoss. Berichte z. Gesch. Rufslands. II. Leipzig. — 3) F. F. Carison, 0m
frcdftundorhandlingarnoaren 1709—1718. Stockh., 1857. 166 S. 8 vo. — 4) 8. M. Oscar
Frederic roi de Suede ot de Norv., Charles XII. (aus d. Schwed. y. Rene Boy) rgl.
Journal des sc. milit. I. 3 Tl. ff., auch s. Bot. d. q. hist 28, 650. — 5) J. A. Lindgrea,
Jiidrag tili den svonska pictismons historia. 1. Upsala, 1879. 119 S.
Skandinavien (Schweden). 111,187
anwandte, abgesehen von der Absetzung eines früheren Theologie-Professors in
Pernau von seinem Predigtamt. — Vielleicht können wir auch erwähnen, dafs
Westrin1) ans dem rassischen einen Aufsatz von Grot übersetzt hat, die
Herkunft der Kaiserin Katharina I. betreffend; die Hypothese ihrer schwe-
dischen Abkunft mufs nun aufgegeben werden.
Ein historisches und ethnographisch-geographisches Interesse bietet das
von Strindberg*) veröffentlichte Werk. Der Vf., A. Molin, einer jener
Helden Karls XII., die zuerst durch ihre Tapferkeit im Kampfe und darauf
durch den ungebeugten Mut im Druck der Gefangenschaft und die dabei
entwickelte unerschütterliche Thatkraft die Bewunderung der Welt erregten,
gewährt nicht nur einen Einblick in die Erlebnisse der schwedischen Krieger
in dem entlegenen Sibirien, sondern enthält auch anziehende naturgeschicht-
liche und geographische Nachrichten über dieses damals noch so unbekannte
Land.
Für die Freiheitszeit hat das Jahr zunächst die Fortsetzung der Reichs-
tags-Protokolle des Adels für Juli — August 1727 8) gebracht. — Ein finnischer
Forscher, Palm6n, 4) hat eine durch eine gute Biographie eingeleitete Samm-
lung der interessanten ökonomischen Schriften veranstaltet, die von einem
Reichstagsdeputierten Chydenius (1729 — 1803) verfafet wurden und bei sei-
nem Hervortreten (1765 — 66) ein ungemeines Aufsehen erregten. Chydenius,
ein schwedischer Adam Smith, bekämpfte mit solcher Schärfe und Energie
das herrschende Schutz- und Monopol-System ebenso wie die im Geld- und
Finanzwesen eingewurzelte falsche Theorie, dafs er seine unerschrockene Ver-
teidigung derselben mit dem Verluste seines Platzes im Reichsstande der
Geistlichkeit büfsen mufste.
Bodys6) kleine Schrift vom Aufenthalt Gustavs HI. in Spaa und
Aachen enthält nichts Neues oder für die geschichtliche Forschung Wichtiges.
Dagegen ist von besonderer Bedeutung die Fortsetzung der von Tigerstedt
schon vor 2 Jahren angefangenen Arbeit über Sprengtporten,6) der als fin-
nischer Edelmann in russischen Dienst trat und nunmehr sich bestrebte,
Finnland während des Krieges 1788 — 90 gewaltsam von Schweden zu trennen
durch das berühmte Anjala-Bündnis 1788, das plötzlich den Angriff Gustavs III.
auf Rufsland unterbrach. Nachdem 7 finnische Offiziere hinter dem Rücken
des Königs den 9. August die Unterhandlung mit der Kaiserin Katharina
eröffnet hatten, nur zu Wiederherstellung des Friedens, deren Bevollmäch-
tigter bei Katharina, Jägerhorn, aber den Unterhandlungen sogleich die
Richtung auf die Trennung Finnlands zur Befriedigung Sprengtportens gegeben,
wurde das sogenannte Anjala-Bündnis am 13. August von 113 Offizieren
unterzeichnet zur Herstellung des Friedens und Einberufung des Reichstags.
Nach dem Vf. ist, was man bisher den Bündnis-Akt genannt, eine Erklärung
der schwedischen Marine -Offiziere zur Beantwortung einer Darstellung des
Anjala-Bündnisses, und die gewöhnlich sogenannte Deklaration der Offiziere
1) Om Kejsarinnan Katarina I. härkorast af J. Grot, Übersetzt Ton Th. Westrin, i.
ffistor. Bibl. VII. 8. 571—587. — 2) A. Strindberg, Berättelser om de i stora Tartariet
boende Tartaror etc. uppsatt af A.Mol in, ryttmästare etc. 1725. — 3) Sver. Ridd. och Adels
prot. fran o. m. 1719, utg. af E. V. Montan. V, 2. Vgl. Jahresber. 79, III. 220. — 4) Poli-
tiska skrifter af And. Chydenius, aufs neue herausgegeben Ton E. G. Palmen. UelRingf.,
1877 — 80. 437 ö. — 5) A. Body, Gustave 111. aux oaux de Spa. Bruxelles, 1879. Ren-
mont bespricht Gustavs 111. Aufenthalt in Aachen 1780 u. 91 in Z. d. Aach. G. V. II. Vgl.
o. S. 79. — 6) K. K. Tigerstedt, G. M. Sprengtporten. VI— X in Finsk Tidskrift 1879,
80. Vgl. Jahresbor. I. 590.
111,188 XXU. 1. C. Annerstedt:
gerade die wirkliche Bündnis -Urkunde. Dänemarks Kriegserklärung und
Herzog Karls, des gewünschten Führers, Zurückhaltung rettete den König in
dieser gefährlichen Lage. Selbst das russische Kabinet trug durch seine un-
verhohlene Sprache dazu bei, den Mifsvergnügten die Augen zu öffnen, und
Sprengtportens freche Aufforderung zum Abfall fand keinen Anklang. — Ein
fremder Beitrag von nicht geringer Wichtigkeit für die Geschichte derselben
Zeit ist Chrapovitskys Tagebuch, das im Auszuge ins Schwedische über-
setzt ist. l) Der Vf., als Privatsekretär Katharinas II. in hohem Grade in
ihrem Vertrauen, giebt wertvolle Aufschlüsse über Stimmung, Politik und
Mafsregeln der Kaiserin, hauptsächlich während des Krieges mit Gustav HL
1788 — 90, der ihr sehr ungelegen kam, wie sie ihn fürchtete und hafste,
während sie sich den Schein gab, ihn als kleinen unbedeutenden Nachbar
zu verachten. Ohne das Anjala- Bündnis dazwischen würde eine ernste Ge-
fahr Petersburg bedroht haben, denn die russischen Verteidigungsanstalten
waren höchst mangelhaft.
Sander1) hat eine kleine Schrift herausgegeben, die vollständig die
heimlichen, unlauteren Wege nachweist, welche während der Minderjährigkeit
Gustav Adolfs Herzog Karl und sein Günstling Reuterholm benutzt (unter
Verwendung des schwedischen Kunstagenten in Rom, Piranesi — zum Lohn für
seine Spionage, Bestechung, seinen Diebstahl der Papiere Armfelts, schwe-
discher Ministerresident), nicht scheuten, um sich Kunde zu verschaffen von
dem Plan, den der berühmte Armfeit, ehemaliger Günstling Gustavs HL, da-
mals schwedischer Minister in Neapel (1793 — 94), entworfen hatte, um mit
russischer Hülfe die vormundschaftliche Regierung in Schweden zu stürzen.
— Von unserer auswärtigen Politik während der vormundschaftlichen Re-
gierung 1792 — 96 hat Beehrend tz2) die Rufsland berührende Seite behan-
delt, vielfach auf Grund von offiziellen Aktenstücken im Archiv des aus-
wärtigen Ministeriums. Zwischen der Kaiserin Katharina H. und dem schwe-
dischen Hof war in den späteren Jahren Gustavs HI. eine grofse Vertrau-
lichkeit entstanden, welche sich von der Zeit datiert, in der Gustav anfing,
sich mit dem Plane zu beschäftigen, an der Spitze einer Koalition die alte
Monarchie in Frankreich wieder aufzurichten, und nach dem Morde des
Königs schnell erkaltete, da der Herzog -Regent sich mit Personen umgab,
denen Katharina als ihren Feinden mifstraute, und Schweden begann, ach
Frankreich zu nähern. Doch seine Isolierung nach dem Ausbruch des Koa-
litions-Krieges und Rufslands Anschlufs an Englands maritime Politik zwang
darauf die schwedische Regierung wieder, sich eifrig um die russische Freund-
schaft zu bemühen vermittels des Heiratsvorschlages zwischen dem jungen
Könige und Katharinens Enkelin, Alexandra. Nach dem zwischen Schweden
und Dänemark geschlossenen Neutralität -Vertrage i. J. 1794 und der Ver-
öffentlichung von Armfelts Kabalen, besonders aber Schwedens Defensiv-Bünd-
nis mit Frankreich 1795 und Gustav Adolfs Verlobung mit einer mecklen-
burgischen Prinzessin schien der Kriegsfall herbeigeführt. Trotz der Aufhebung
der mecklenburgischen Verlobung und des Königs und Herzogs im August
1796 in Petersburg persönlicher Verhandlung, trotz der schon getroffenen
1) Utdrag ur Sekret hos Katarina II. A. Y. ChrapoYitsky'a dagbok 1787—1791,
übersetzt von C. Silfver stolpe. Stockh. 128 S. Das Tagebuch ist schon früher benotet
wordon, sowohl von Tigerstodt zu obonstchendem Werke als auch ron Brückner. — — 2) ?•
Sander, Piranesi, Svensk kons tagen t och minister i Rom. Stockh. 80 S. — 3) F. J.
Beehrend tz, Om Sverigea forhall. t Ryssland ander Gust IY. Adolfs fb'rmyndare strrelst»
in ÜMt Bibl. VII.
Skandinavien (Schweden). 111,189
Abmachung in betreff sowohl der Verlobung als auch eines Familienvertrags
— scheiterte alles an der Nichterfüllung der russischen Forderung, der König
solle seiner Gemahlin nicht nur, wie er versprochen, Gewissensfreiheit, son-
dern auch freie Religionsübung gewähren, was er verweigert hatte. Der
Gram, ihren Lieblingsplan gescheitert zu sehen, legte die Kaiserin zwei Mo-
nate später ins Grab.
Die Verbindungen zwischen Schweden und Rufsland während der Zeit
1801 — 1809 sind von einem nissischen Verf. ZI o bin1) behandelt worden.
Schon 1868 kam dieses Werk heraus, wurde aber erst jetzt ins Schwedische
übersetzt Des Vf. Ausnutzung des Archivs des russischen auswärtigen
Ministeriums, welche ihm Mitteilung von Auszügen aus wichtigen ministeriellen
Depeschen gestattet, wird in ihrem Wert beeinträchtigt durch die unverkenn-
bare Absicht, Kaiser Alexanders I. Person und Rufslands Politik in das vor-
teilhafteste Licht zu stellen, und durch die geringe Kenntnis der historischen
Litteratur anderer Länder. Als Beispiel der daraus hervorgehenden, nicht
völlig bewufsten Entstellung der geschichtlichen Verhältnisse diene folgendes:
Bei der Erörterung der Auflösung des nordischen Bundes 1801 erzählt er,
dafs die dänische Flotte (die nicht mehr litt als die englische) von den Eng-
ländern auf der Rhede Kopenhagens zerstört wurde, dafs die schwedische
Flotte, die schon unter Cronstedts Befehl (unter dem sie gar nicht stand!)
in See gegangen wäre (während sie zum Auslaufen gar nicht kam!), darauf
nach Karlskrona zurückkehrte, dafs, als diese Seefestung von den Engländern
bedroht wurde, Gustav Adolf eine ausweichende Antwort gab, die es dem
Kaiser Paul deutlich machte, er habe von Schweden nichts mehr zu erwarten
(während der König 19. April den englischen Admiralen antwortete, dafs er
sich nicht von seinen Bundesgenossen trennen könne!) und dafs die eng-
lischen Admirale nur auf die Nachricht von Pauls Tode die Fahrt in den
finnischen Meerbusen abbrachen (und doch hatte wahrscheinlich der Admiral
schon vor seinem Abgang von Kopenhagen die Todesnachricht — jedenfalls
aber in Karlskrona — , die ihm wahrscheinlich machte, dafs Alexander I. ohne-
hin eine andere Politik beginnen werde!) So steht des Vf. Fassung zu dem
Inhalt authentischer Aktenstücke! Nicht nur sieht der Vf. den Angriff
Kaiser Alexanders auf Schweden 1808 natürlich als berechtigt an, sondern
behauptet ohne Beweis, dafs Gustav Adolf früher den Plan gehegt, seinen
Nachbar anzugreifen.
Eine' recht gute Übersicht von der Zeit 1792 — 1844 ist in Bäck-
ströms2) Werk enthalten. Ohne den Anspruch der Wissenschaftlichkeit,
in parteiloser Darstellung, vertraut mit dem Gegenstande, hat der Vf. nur
das wichtigste von dem in der gedruckten Litteratur Vorhandenen zusammen-
gefafst und die Leserwelt dadurch mit einem vorzüglichen Handbuch be-
schenkt; wir heben die Schlufskapitel mit ihrem Nachweis aller Namen von
Bedeutung in der Wissenschaft, der Kunst, der Litteratur u. s. w. besonders
hervor. — Die herausgekommenen ungeordneten Beiträge zur Geschichte des
Dal-Regiments 1813— 14 3) bieten historisch Interessantes (aufser dem das
Kriegswesen Betreffenden) nicht. — Pikante Beiträge zur Lebensgeschichte
von Crusenstolpe, dem bekannten Litteraten und Publizisten in dem Zeitalter
1) Do diplomat forbindelserna mellan Kyssland och Sverige 1801 — 1809 af K. K. Zlo-
bin, übersetzt Ton H. Hjärne. Stockt. 119 S. — 2) C. G. Starbacka Beratt ur Srensk»
hiat, fort», afP. 0. Bäckström. Teil XXL XXII. Stockh. 502 u. 908 S. kl. 8°. —
3) Bidrag t Kongl. Dal-Regiment hiat 1813—14. Falun, 1879. 146 S.
111,190 ** 1- C. Annerstedt:
Karl Johanns, eine Anzahl bisher angedruckter Briefe, hauptsächlich Auszüge
aus früher gedruckten Schriften hat Ahn feit1) geliefert. Auch ein anderes
Werk desselben Vf., zu einer Art von historischem Magazin1) bestimmt, hat
für die wirkliche Geschichte wenig; Nauckhoffs daselbst aufgenommene bos-
hafte und unzuverlässige Memoiren enthalten wieder nur viele pikante Er-
lebnisse am Hofe Karl Johanns. — Ein nicht geringes Interesse haben die
Notizen über schonische Verhältnisse während des Zeitraums 1799 — 1824
von einem Bürgermeister in Malmö, die Weibull8) veröffentlicht hat. Sie
enthalten nicht unwichtige historische Auskünfte über die Zeit 1807 — 1812.
Zwei Staatsmänner aus der Zeit Karl Johanns und Oskars I. haben
Beiträge zur Kunde der Zeit gegeben, in welcher sie thätigen Anteil an
den Ereignissen genommen. F&hraeus4) hat alle öffentlichen Malsregeln
objektiv und kritisch erörtert, an welchen er 1825 — 1854 beteiligt gewesen.
Er bietet klar, ruhig und wahr, wie der Vf. selbst ist, ein Stück wirklicher
Geschichte der politischen sowohl als auch der ökonomischen, in welcher
letzteren er als Vertreter freisinniger Grundsätze eine eingreifende Rolle ge-
spielt hat. — Palmstjernas6) Werk (wir wenden den Namen ohne die
Vornamen an, da der Herausgeber sich und den Vf. nicht immer deutlich
unterschieden hat) kommt dem Charakter gewöhnlicher Memoiren näher;
dennoch scheint es sehr zuverlässig zu sein. Unter den Begebenheiten, die
das lange Leben des Vf. berühren, sind vom hervorragendsten Interesse die-
jenigen der Zeit von 1840 — 56, in die er als einer der Führer der kon-
servativen Partei kräftig eingriff.
In dem neuen Heft des „Biografiskt lexikon"6) erscheinen Namen,
wie Esaias Pufendorf und Christian Ravius. — Klingspor und Schlegel7)
haben genealogische und biographische Beiträge zur Kenntnis der adeligen
Geschlechter der Provinz Upland gegeben, von Lewenhaupt8) ist ein bio-
graphischer Entwurf über J. G. Werwing geschrieben, in welchem sich hier
und da etwas findet hinsichtlich seiner Thätigkeit als Legations-Sekretär am
hannoverschen Hofe 1706 — 1714.
Unter den bibliographischen Werken wollen wir an den Jahresbericht9)
des Reichs -Archivs erinnern, der diesmal ein summarisches Verzeichnis der
Bats-Protokoll-Sammlung vom Jahre 1622 enthält — Tegner10) hat zu Nnto
und Frommen der Geschichtsforscher eine wertvolle beschreibende Übersicht
der in der königl. Bibliothek zu Stockholm verwahrten privaten Briefwechsel
herausgegeben. — In dem administrativ-statistischen Handbuch von Führens11)
finden sich Mitteilungen und Zeitangaben hinsichtlich der Geschichte der
Verwaltung.
1) M. J. Crusenstolpo, lofnadsteckn. och urval af A. Ahnfelt I. IL Stockholm. 8*.
— 2) Id.: Ur svenska hofvets och aristokrations lif. I. II. Stockh. — 3) Minnen af C C
Hall in g utg. af M. Weibull. Sämling for d. Skanska Landak. föroning VH — DL Land,
1878—80. — 4) 0. J. Fährrcus, Skildringar ur det offentliga lifret Stockholm, 1880.
331 S. — 5) Berättelser ur Frih. C. 0. Palmstjornas lofoad (1790— -1878) af C. F.
Palmstjorna. Stockh. 220 S. — 0) Svenskt biogr. Lexikon. Ny foljd. VIIL 2. VgLJahwsb.
II. 223. — 7) Klingspor och Schlcgol, Uplands horregardar. 1 — 20. Stockh., 1877
—81. Klingspor, Uplands Adel. 131 S. — 8) J. G. Werwing in d. Zeiteehr. «Samla^e■, L
Ups. — 9) Meddelandem fr. Svenska Riksarkivet. IV. Stockh. — 10) El of Tegner, K.
Bibl. Sämling af Svenska brefvexlingar. Stockh. 128 S. — 11) E. Fahreus, Administrativ
o. statist Handbok. 4. Aufl. Stockh. 350 S. Die Genealogie dor Adelageachlechter betritt
Anrep, Svenska slacgt bokn. Bd. III. Heft 3. Vgl. o. S. 53.
Norwegen. 111,191
XXII. 2.
H. Sofajöth.
Norwegen.
Das Diplomatarium1) (cfr. Jahresbericht I, 592. n, 3, 232.) bringt 770
Urkunden aus der Zeit zwischen 1246 und 1570, besonders viele wichtige
Dokumente aus der 1. Hälfte des XVI. Jahrh. Otto Lundh hat die Regis-
tranten8) für die Zeit 1637—1640 (cfr. Jahrb. I, 592) herausgegeben, und
Dr. Y. Nielsen hat die Herausgabe der Visitationsbücher und Aufzeich-
nungen8) des Bischofs J. Nielssön, welche eine wichtige Quellenschrift für
Verhältnisse und Zustände in „östlandet" d. h. den Stiftern Kristiania und
Hamar am Schlüsse des 16. Jh. sind, angefangen. Auch einen Beitrag zur Ge-
schichte der Hanseaten in Norwegen liefert Y. Nielsen.4) Die Sammlung
der „Führungsregeln", welche sich in einem kleinen Hefte im Archiv des
Bergenfahrerkollegs zu Lübeck befinden und wahrscheinlich zur Orientierung
für das Kollegium der Bergenfahrer in Lübeck oder für die bergenschen Alder-
männer gedient hat, gehört zwar nicht der Blütezeit des Kontores an; aber
die Zähigkeit, mit welcher das Kontor überhaupt seine alte Organisationauf-
recht erhielt, ist nach der Meinung des Herausgebers eine Garantie dafür,
dafs die in derselben enthaltenen Aufklärungen über die Verhältnisse in der
Zeit des Verfalls auch auf ältere Zeiten, jedenfalls auf das ganze XVI. Jhrh.
angewandt werden können.5) Dr. G.Storm hat herausgegeben: die gesammel-
ten Schriften von Peder Claussön Friis,6) als Prediger in Undal (Stift Kris-
tianssand) 1614 gestorben. Aufser der für seine Zeit ausgezeichneten däni-
schen Übersetzung der norwegischen Königssagen sind seine Übersetzung des
JLandlov", (Landgesetz) „Norges Beskrivelse", (Beschreibung Norwegens) und
„Norges Naturhistorie" mit die wichtigsten, bis 1876, (Entdeckung in der
Kopenhagener Königlichen Bibliothek durch Storm) nur von Hörensagen und
Citaten bekannt. Dr. S. hat die Ausgabe mit sprachlichen, historischen und
geographischen Erklärungen und einer längeren Einleitung (Studium, Vor-
bilder) über das Leben und die Schriften (Quellen und Muster) des Verfas-
sers, sowie die alten Ausgaben ausgestattet
1) Diplomatarium 10. Band 2. Hälfte (Tollst) S. 417—912 Kristiania. — 2) 0. Lundh,
Norske Rigsregistr. 7. Band 2 Hefte S. 321—816 Kristiania. — 3) T. Nielsen, Biskop
Jens Nielssöns Visitatsböger og Beiseoptegnelaer 1574 — 1597. L 320. Kristiania. — 4) Id.:
Vedtsegter for det hanseatiske Kontor i Bergen fra det XVI og XVII Aarh. (Füh-
rungsregeln für d. hans. Gont i Bergen aus d. XVI. u. XVIL Jh.) Krist Vidensk. Selsk.
Forh. 1878 Nr. 1. 64 S. u. 1880 Nr. 13. 53 S. (Verhdl. d. Ges. d. Wiss. in Krist. — 5)
Man rgl. 'die schon Jahrsb. 79, II, 325 erwähnte Untersuchung t. J. Harttun g, die Spiele der
Deutschen in Bergen. Hansisch. Gesch. -Bl. Jahrg. 1878. S. 89—122. — 6) G. Storm,
Samled Skrifter af Fed. Claussön Friis. LXXXIV, 493 S. 1877—81. Kristiania — enthält: „Om Dyr
(Über die Tiere), Fiske, Fugle og Trer (Bäume) in Norge" — „Et kort Udtog (Auszug) af de
norske (norw.) Kongers Historie" — „Om Island" — „Om Grönland" — „Om Tienden (Zehn-
ten) paa Agdeaiden" (das südlichste Norwegen) — „Norges Beskrirelse" — „Om Bebyggelsen
af nogle Lande som hörer til den norske Krone"; also nicht die Übersetzungen.
]H,192 XXn. 2. fl. Sehjöth.
Als wichtigerer Beitrag zn Norwegens neuerer Geschichte sei zuerst ge-
nannt Troels Lunds Geschichte.1)
Dr. L. Daae hat mit grofscm Fleifse Aufklärungen über Norwegens
Schiffahrtsverbindungen mit Holland und England im XVII und XVIlLJahrh.
gesammelt8) und mit Hülfe dieser die Bedeutung nachgewiesen, welche die
Dienste der Norweger besonders unter holländischer Flagge for die Ent-
wickelung der norwegischen Schiffahrt gehabt haben. — J. Barstad hat aus
militärischen Justizprotokollen im Museum Bergens über die militärische
Justiz in Norwegen vor 200 Jahren Aufklärungen gesammelt,9) indem er
Auszüge aus den Protokollen mitteilt und diese mit den notwendigen No-
tizen über die handelnden Personen begleitet, sowie die einschlägigen Ge-
setzesbestimmungen anführt. Die Kriegsgeschichte der Zeit behandelt Con-
stantius Flood.4) Von Wichtigkeit für die innere Geschichte der folgen-
den Zeit sind die „Storthingsefterretninger" (Storthingsberichte) von 1814—
1833,6) welche auf öffentliche Veranstaltung herausgegeben werden. — Eine
der wichtigsten Einnahmequellen Norwegens sind von jeher — natürlich früher
noch mehr — seine Wälder. Das Schicksal dieser Wälder und die in verschie-
denen Gegenden sehr verschiedenen Ursachen ihres Schwindens hat J. A. Krag
zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht6) Im allgemeinen sind es die
gleichen wie in andern Ländern; spezielle sind die Unbekanntschaft mit den
heutigen Sprengmitteln für die Bergwerke, auch einigermafsen die Einführung
der Sägen im XVI. Jahrh. als Zerkleinerungsgeräthe. Besonders verderblich
war der „Braatebrand" und die daraus oft entstandenen Waldbrände.
Im Anfange dieses Jahrhunderts fing Nicolai Wergeland (+ 1848)
eine historische Beschreibung der Stadt Kristianssand (südlichstes Norwegen)
an, wo er damals als Prediger angestellt war. Sein unvollendetes Werk,
welches wertvolles Material zur Geschichte dieser Stadt liefert, ist nun teil-
weise von Dr. L. Daae7) herausgegeben worden. Unter dem Herausgege-
benen befindet sich ein Verzeichnis der aus der Schule der Stadt von 1683
bis 1813 entlassenen Schüler. — Einen kleinen Beitrag zur Personalgeschichte
haben wir auch in den 'Erinnerungen aus der Pfarre Kvseernaes im Amt
RomsdaT8) namentlich von 1828 — 78, in welchen biographische Aufklärungen
über die Prediger des Ortes von der Reformationszeit an mitgeteilt werden, so-
wie einige Aufzeichnungen betreffend einige Adelige in Norwegen am Schlosse
des XVI und Beginne des XVII. Jahrh.9) Diese Aufzeichnungen, deren Ori-
1) Troels Land, Danmarks og Norgcs. Historie i Stützungen Schlafe, of XYI Aarh. tgL
u. S. 193. — 2) L. Daae, Nordm. Wandr. t. IL o. E. — 3) J. Barstad, Militer-Justiüi i
Norge for 200 Aar siden. III, 123 S. 8°. Kristiania; angezeigt von £. Maurer i. Lit CentralbL 1880,
Sp. 111. — Jakob Aall, Erindringer som Bidrag til Norgea Historie fra 1800 — 1815. Udgifft
afChr. CA. Lange. Med forfatterens (des Y f.) Biographie afJ. C Aall. VIII. 776 S. Kristiania
— ist die einzige ausführliche zusammenhängende Darstellung, welche man Ton den Begeben-
heiten in Norwegen 1800 — 1815 hat ('Jacob Aalls Erinnerungen'). Der Verl, unter anderei
einflußreiches Mitglied der konstituierenden Reichsrersammlung zu Eidsvold (1814), giebt ante
seinen Erinnerungen, die Ausbeute seiner Forschungen in den Aufzeichnungen der Zeitgenosse»
und seines Briefwechsels mit verschiedenen der handelnden Personen, Überall mit dem Ge-
präge der Wahrheitsliebe und des gewissenhaften Strobens nach Unparteilichkeit Zn einer
neuen Subscription der zuletzt 1859 herausgegebenen Schrift ladet der Verleger ein. — 4)
Constantius Flood, Under Krigsaaren (1807—14). Ny illuutr. Tidende. (Nene ühwtr.
Ztg.) 1879. Krirtiania. — 5) 3. B. 5 H. S. 321— 400 4. Kristiania. — 6) J. A.Krag, Bidrag
til det norske Skoyva». Historie ind til 1814. 46 S. 8°. Kristiania. — 7) L. Daae, Af
Nicolai Wergelands utrijkte (ungedruckte) Christianssands Beskriyelae. Norsk. hist Tidakr.
2. Ser. III. S. 44—112. — 8) P. C. T. Holtermann, Erindringer fra Kiwam
Pneategjaeld i Bomsdals Amt 192 S. 8°. Trondhjem 1879. — 9) Herausgegeb. v. H. J. Hiit-
feldt, N. Mit Tidaak. 2. S. II. S. 385—390. N. hist Tidssk. LS.1S. 498—503.
Dänemark. 111,193
ginal als verloren galt, sind früher nach einer weniger guten Abschrift heraus-
gegeben worden. Jetzt hat Dr. G. Storm in einem Manuskript einer Ge-
setzsammlung von ca. 1600 das Original gefunden, welches wahrscheinlich
von einem Vogt in Brunlanes (Amt Jarlsberg und Laurvig), der 1621 starb,
herrührt Diesem Beitrag mufs aufser der &Personalhistorisk Tidsskrift' (cfr.
u. S. 197) eine Stammtafel der Familie Stang1) und eine ausführliche Biogra-
phie des bekannten norwegischen Historikers Gerhard Schönning (t 1780)*)
hinzugefügt werden.
XXII. 3.
H. Sohjöth.
Dänemark.
Die Fortsetzung von Troels Lunds Geschichte Dänemarks und Nor-
wegens „Danmarks og Norges Historie" (cfr. Jahresb. H, 3, 223) giebt8) eine
ausführliche Darstellung von Bauern- und Städterwohnungen, Herrensitzen
und Schlössern, ihrer Bauart, ihrem äufseren und inneren Aussehen und ihrer
Einrichtung einschl. des Mobiliars, von der Bestimmung der verschiedenen
Räumlichkeiten, der Ausschmückung u. s. w. Das mit grofser Sorgfalt gesam-
melte, reiche Material hat der Verfasser zu einem lebendigen und anschau-
lichen Bilde der damaligen Wohnungen überhaupt umzuformen verstanden
was auch ein schwedischer Recensent4) im ganzen genommen anerkennt
Dr. A. Heise hat6) in einer ausfuhrlichen Recension von Erslevs Schriften
über das Lehnswesen in Dänemark im XVI. Jahrh. (cfr. Jahrsb. H, 3, 223)
sich sehr lobend ausgesprochen, indem er den Wunsch ausdrückt, das in-
teressante und anregende Werk möge eine lebhafte Untersuchung der vielen
Fragen, welche veranlafst werden, hervorrufen. Mit ähnlicher Ausführlich-
keit hat derselbe6) Friedrichs I. dänische Kegistranten (cfr. Jahrb. H, 3, 226)
recensiert. In beiden Recensionen werden wertvolle Berichtigungen und Zu-
sätze mitgeteilt. — Die von Bricka und Fridericia angefangene Aus-
gabe der eigenhändigen Briefe Christians IV. ist um ein neues (3.) Heft ver-
mehrt worden, welches Briefe von 1635 enthält.7) In „Aarsberetninger
(Jahresberichte) fra det kgl. Geheimearchiv" 8) finden sich Beiträge zum
„Kalmarkrieg" (1611) in Briefen vom Statthalter Brejde Ranzov an
1) Stamtavle o?er den yngere Frederikshaldake Siegt Stang af M. Arnesen og M. A.
Stang. 55 S. 8°. u. 1 Tabelle. Fredrikshald 1879. — 2) Dr. L. Daae, Gerh. Schönning.
92 S. 8°. Kristiania. — 3) Troels Land, Danemarks og Norges Historie. B. 2 u. 3. 406 u.
302 8. Kjbhvn. Tgl. o. S. 192. — 4) S?ensk hist Tidsskrift 1 S. XVIII— XX1L (H. H— d = Hans
Hildebrand) — doch unterscheide er nicht scharf zwischen Mittelalter und Neuzeit u. setze
mittelalterl. Verbesserungen ins XVI. Jahrh. — 5) A. Heise L: Dansk hist Tidsskr. 5 Ser.
II, S. 436— 465. — 6) Id. i: D. hist Tidsskr. 6. Ser. H. S. 172—196. — 7) Bricka u.
Fridericia. Eong. Christian den Fjordes egenh&ndige Brere. — H. I1L 180 S. Ejbhyn. cfr.
Jahresb. I, 595, II, 3, 297 n. ob. III, 53 — auch über Ersler: Über die Briefe des Joh.
Aurifaber Tgl. o. ID. 8. 54 u. Kap. II. — 8) Aarsberetninger fra det kgl. Geheim-
archiy. VI S. 199—254 4. Kjbhyn. (vgl. o. S. 1821 u. 184*.)
Historische Jahresberichte. 1880. III. 13
111,194: *M- 3- H- Schjöth:
den Kanzler Christian Fräs zu Borreby; auch Briefschaften betreffend
Karl Gustavs Krieg mit Dänemark 1657—1660. — Während der Kriege zwi-
schen Dänemark nnd Schweden in der neueren Zeit spielte eine nicht un-
wesentliche Rolle das 'göngevolk', benannt nach zwei Harden (Bezirken) im
nördlichen Schonen (Gothinge, Gydinge, Gonge), ein freiheitsliebendes und
streitbares Volk. Sie nützten den dänischen Königen sehr als „Schnapp-
hähne" im Guerillakrieg; noch lange nachdem Schonen unter Schwedens
Herrschaft gekommen war, wurden sie von den Schweden gefürchtet. Über
das Göngevolk, seine Häuptlinge und Thaten hat nun Chr. Sörensen eine
kleine Abhandlung im 'Historischen Archiv* geliefert.3) — Über das Leben am
dänischen Hofe in der Mitte des XVII. Jahrh. bietet J. A. Fridericia
einige Aufklärungen,9) entnommen aus einigen bisher noch ungedruckten Me-
moiren des Franzosen Ph. Boudon de la Salle (1653 in Dänemark und
Schweden). Die Bedeutung des Trinkens bei den Hoffesten zeigt — abgesehen
von dem Zustand mehrerer Adeligen am Abend eines Hoffestes — das An-
sehen, welches de la Salle gewann, da es bekannt wurde, de la Salle sei
sehr berauscht gewesen. Lobend äufsert er sich über das Königspaar (Friede-
rich III. und Sophie Amalie.) — Unter den Staatsmännern Dänemarks nimmt
Peder Griffenfeld einen der ersten Plätze ein als Vertreter eines einigen nnd
starken Skandinavien. Sein Leben ist ein Beweis von der Unbeständigkeit
des Glücks. Von niedrigem Stande stieg dieser Mann durch seine große
Begabung und seine reichen Kenntnisse bald, aber nur auf kurze Zeit, n
den höchsten Würden im Staate empor, um dann mehr als 20 Jahre, an-
geschlossen von jeder Thätigkeit — im Gefängnisse zu leben. Das Leben und
die Wirksamkeit dieses Mannes ist Gegenstand einer ausfuhrlichen Darstel-
lung von Otto Vaupell8) auf Grund der Akten in Kopenhagen und in
Stockholm. Besonders verweilt der Verfasser bei der äufseren Politik, zu-
mal bei den Verhandlungen mit Schweden (1670—75), was ein Schwedischer
Recensent (Hd.)4) ihm zum Vorwurf macht: das Buch als historische Kom-
position sei nicht glücklich; das reiche Material scheine nicht genügend
durchgearbeitet. Anstatt einer klaren Darstellung der eigenen Stellung Grif-
fenfelds zu den Parteien in Dänemark, seines persönlichen Auftretens und
wirklichen Charakters mache der Verfasser wenig motivierte Exkurse. — Wie
bekannt suchte Friedrich IV. ebenso wie sein Vater seine Einnahme zu ver-
mehren, indem er dänische Truppen zu fremdem Kriegsdienste vermietete.
Die dänischen Truppen zeichneten sich in dem spanischen Erbfolgekriege
unter Prinz Eugen und Marlborough gegen die Franzosen and in den
Kriegen Österreichs in Ungarn aus. Ober das Erstere giebt es eine Darstel-
lung von J. H. F. Jahn (1840 — 41), über das Letztere hat Joh. Forch-
hammer5) aus verschiedenen gedruckten und ungedruckten Quellen Material
gesammelt und sogar aus diesen eine zusammenhängende Darstellung des
Schicksals des dänischen Korps während des Aufstandes in Ungarn 1704—
1709 liefern können; von Interesse ist die Schilderung, wie es von der öster-
reichischen Regierung behandelt wird. Von Beiträgen zur Kriegsgeschichte
1) Chr. Sörensen, Göngefolkot og Snaphanerne. Hist Arch. 2. 8. 268 — 268. Kjbkra.
— 2) J. A. Fridericia i.: d. hist Tidaakr. 5. S. II S. 235— 240. —8) 0. Vaupell, Bigt-
kanalor Grev Griffenfeld. Et Bidrag til Nordens Historie i 4. XVU. Aarh. T. I. IX, 206, 1*4
SS. 8°. Kjbhvn. T. 1 bis 1675 (Stars G'b.) vgl. o. S. 184. — 4) Svensk hiat Tidaakr. L
LXXIX— LXXX1, — 5) Joh. Forchhammer, Det danake Bjslpekoipa i datemgak Tjm**
fra 1704—09 og Beianingen i Ungarn. Danak hiat Tidaakr. 6&U.S. 10t— 165.
Danemark. 111,195
nennen wir ferner: 'Meddelelser fra Krigsarkiverne' (Mitteilungen aus den
Kriegsarchiven.) l) (Das 1 . Heft enthält wesentlich Briefe des Kronprinzen
Friedrich in den Jahren 1794 — 1801) und den 'Dänisch-deutschen Krieg
1848 — 1850',*) welche beide vom Generalstab herausgegeben werden, sowie
die Geschichte des 11. Bataillons 1747—1879 von F. V. Svane.8)
Als Beitrag zur Geschichte dieses Jahrhunderts müssen zunächst J. G.
Rists Lebenserinnerungen als eines dänischen Staatsmannes angeführt werden,
betreffend die Napoleon. Zeit,4) und eine Sammlung von Aufzeichnungen über
Personen, Verhältnisse und Begebenheiten am Schlüsse des vorigen und An-
fange dieses Jahrb., herausgegeben von Dr. F. Schiern.5) Der Verfasser, Prof.
L. Engels toft (t 1851) nennt als seine wichtigsten Gewährsmänner den
Herzog und die Herzogin von Augustenburg, die Geheimerätin Hjelrastjerne,
den Grafen und die Gräfin Rosencrone und Geheimrat Mailing. — Vom
verstorbenen Professor EL N. Clause n liegt eine Sammlung kleinerer Ar-
beiten unter dem Titel „Vaterländische Verhältnisse und Angelegenheiten" vor.6)
L. Koch hat die kirchlichen Zustände in Dänemark in der Blüte-
periode des Rationalismus geschildert7) Durch Hervorsuchen von mancherlei
Neuem hat er auf manche Verhältnisse ein günstigeres Licht fallen lassen und
eine gegen die frühere gerechtere Beurteilung der Männer der ratio-
nalistischen Zeit und ihres Wirkens gegeben, als dessen lichte Seite beson-
ders die Geltendmachung der Toleranz und das warme Interesse für alle
Unterdrückten und in der Gesellschaft Zurückgesetzten, das Schulwesen —
besonders die Ordnung der Volksschule — , als dessen dunkle das eigentlich
Kirchliche erscheint. Von L. N. Helvegs Dänischer Kirchengeschichte
nach der Reformation liegt die Fortsetzung der 2. umgearbeiteten Aus-
gabe vor.8) In den „Kirkehistoriske Samlinger" nennen wir Aktenstücke,
zur Geschichte des höheren Schulwesens in älterer Zeit9) von H. F.
Rördam.
0. Nielsen hat ein Register10) zu seiner Ausgabe des Kopenhagener
Diplomatariums (cfr. Jahresb. I, 596) geliefert und die Geschichte und Beschrei-
bung Kopenhagens („Kjöbenhavns Historie og Beskrivelse" (cfr. Jahresb.
H, 3, 230) fortgesetzt. Er beginnt jetzt11) eine Darstellung der Geschichte
1) Mcddelelser fra Krigsarkiverne B. I, H. I, 112 S. Kjbhvn. — 2) Den Dansk-tydake
Krig i Aarene 1848 — 50. Udarbeidet poa Grund lag af officielle Dokumenter. T. III.: Der
Krieg von 1850 1. Abechn. 518 S. Nyborg. — 8) F. V. Svane, 11. Bataillons-Hiat
88 S. Aalborg 1879. — 4) G. Poel, Jon. G. Rists Lebenserinn. T. 1 u. 2 Gotha, F.
A. Perthes, vgl. o. III S. 54 u. Kap. V. — 5) F.Schiern, Engelstoftiana i.: d. hist. Tidsskr.
5 S. II, 348—396. — 6) H. N. Clausen, Fsedrelandsk Forhold og Anliggenheder. Udg. af S.
C lausen. 1 — 2 Hefte. 308 S. Kjbhvn. — 7) L. Koch, den danske Kirkes Historie i Aarene
1801—17. IX, 302 S. Kjbhvn. 1879— 80. Eecensiert von A. Jantzen, d. hist Tidssk. 5 S.
III. B. 267 — 285. — 8) L. N. Helveg, den danske Kirkes historie efter Reformationen. B. IL
H. 1—5. 480 S. Kjbhvn. — 9) H. F. Rördam, Aktstykker tu dot höiere Skolevrcsens
hist i acldre Tid. Udg. af Selskabet for Danmarks Kiikehistorie ved H. F. Rördam
3 S. II. B. 5 H. S. 689 — 807. Kjbhvn. Von dem Inhalt der beiden Sammlungen, welche
Jutlands und Fünens Geschichte behandeln, nennen wir: „Kulturhistoriske Bidrag til Fredrik
II. Tid" (K. Beitr. z. Zeit Friederichs II.) und „Nogle Bidrag til Ovortroens Historie i d.
XVI Aarh.'f (Einige Beitr. z. Gesch. von 0. i. XVI. Jh.) von H. F. Rördam. Samlinger til
jttdsk Historie og Topografi. 8 B. Heft 1—2. 192 S. Aalborg. — „Nogle Aktstykker til den
fynske Adels Historie i Fredrik II Tid" von H. F. Rördam. „Den fynsko Bondestand
(Bauernstand) in Tiden 1600 — 1657" von S. Jörgensen und „Historiske Optegnelser (Auf-
zeichnungen) af den yngern (jungern) Cornelius Hamsfort i Tiden 1454 — 1584" von H. F.
Rördam. Samlinger til fynske Historie og Topografi. 8 B. Heft 2—3. S. 97—288. Odenae.
— 10) 0. Nielsen, Register tu B.I— IV. 215 S. Kjbhvn. — 11) Id.: Kjöbenhavn in Aarene
1536—1660. (1. Heft.) 192 S. u. 1 Karte.
13*
111,196 XXTT. 3. H. Schjöth:
der Stadt io der Zeit von 1536 — 1660; (der Veränderung der Kirchspiele
durch die Einführung der Reformation, des Schicksals des katholischen Kir-
chenguts, des Heiligengeisthospitalß, der Statthalter and ihrer Wirksamkeit,
der Bürgermeister und des Rates, des Lebenslaufe der Bürgermeister [bis
1584].) J. Davidsen hat eine populäre Schilderung des alten Kopenhagen
geliefert.1) Auch einige statistische Werke sind für die Geschichte Däne-
marks von Bedeutung.8)
J. Paludan hat den bisher wenig untersuchten Zeitraum in der
Geschichte des dänischen Dramas zwischen der „Schulkomödie" und Ludwig
Holbergs Reform des Dramas,8) in welchem die religiöse Komödie und die
„Schulkomödie" sich nach und nach in die moderne Form umwandelten
unter fremden Einwirkungen, behandelt.
Im Mai 1880 wurde in Kopenhagen eine Gesellschaft gestiftet, deren
Zweck es ist, nordische litterarische Erzeugnisse aus den älteren Zeiten her-
vorzuziehen und herauszugeben. Sie hat ihre Wirksamkeit mit der Ilerans-
gabe zweier Sagas (Ägrip und Erex Saga; cfr. Abt II) und eines däni-
schen Reimgedichts aus der Reformationszeit begonnen.*) Dieses letztere,
„Peder Smed", ist wortgetreu nach dem einzigen ganzen Druck, welcher be-
kannt ist (von 1577), und der sich in der schwedischen Reichsbibliothek be-
findet, abgedruckt. Die Schrift ist von Interesse wegen ihres Inhaltes und ihrer
Form, da sie die einzig von der Reformationsgährung hervorgebrachte origi-
nale dänische Dichtung ist. Sie ist von einem Laien in Salling im Stifte Yi-
borg 1529 oder 1530 verfasst; dieser belehrt den Bauer in einem ebenen
und ruhigen, etwas breiten aber doch kräftigen Tone über die Fehler des
Papismus und spricht mit Derbheit gegen dieselben.
Zum Schlufs bemerken wir, dafs in diesem Jahre ein neues (4.) Heft
der Bibliotheca Danica herausgekommen ist.6) Dieses Werk enthält ein
systematisches Verzeichnis über die dänische Litteratur von 1482 — 1830
nach den Sammlungen in der grofsen königlichen Bibliothek in Kopenhagen
mit Supplementen aus der Universitätsbibliothek in Kopenhagen und ans
Karen Brahes Bibliothek in Odense.
Die dänische und norwegische Personalgeschichte scheint jetzt Gegen-
stand eines sorgfältigen Studiums werden zu sollen, da (1880) eine Gesell-
schaft gebildet ist, deren Ziel es ist, genealogische und personal-historische
Studien zu fördern und womöglich die Herausgabe eines dänisch-norwegischen
biographischen Lexikons zu veranlassen. Die Gesellschaft hat schon begon-
1) J. Davids en , fra det gamle Kongens Kjbh. Med oratrent 50 Illustrationer af K. G an borg
382 S. ib. — 2) L. Roths „historisk-topografiske Boakriyelse af Kongeriget Danmark" 1
omarboide og forögede Udgave (2. umgearb. u. yerm Ausg.) 1 — 3. H. 144 8. ib. mi
Danmarkß Statistik afV. Falbe, Hansen og W.Scharling 11— 14. H. 378 S. ib. — F.W.
Hörn s Fremstilling af den Danske Litcraturs Historie fra dens Begyndelse tu vor© Dag«
(Darstellung d. dän. Literaturgesch. y. d. Anfang bis auf unsere Tage) ist freilieh volkstüm-
lich and zunächst für das grosse gebildete Publikum geschrieben, aber wegen der Ausführlich-
keit und Selbständigkeit, mit welcher der Stoff behandelt ist, verdient et genannt «
werden. 4—8 Heft 392 S. ibid. — 3) J. Paladan, Om Drameta Udvikliag i
Danmark mellem Skolekomedien og Holberg. D. hist. Tidsskr. 5 S. II. B. 1—84. Literater-
gesch. sind auch: P. Hansen, Nordiske Digtere i vort Aarhundrede. En skandinavisk Aa-
thologi med Biografier og Portreter af danske, norske og svenske Digtere 2. forög. (rana.)
Udgave. H. 1— 12, 712 S. Kjbhyn. Ferner 0. Berchsenius „fra Fyrrenie" (vgl. Jahreab. 79.
III, 229.) II Ser. 332 S. ib. -- Dann E. T. Eristensen, Sagn fra Jylland. 3 — IH. 1608.
ib. — 4) Peder Smed, Et dansk Bim fra Reformationstiden (er. 1580) udgivet ved
Svend Grundtvig, ib. — 5) Bibl. Dan. Udg. af C. V. Brunn. 4. Heft (*. Bd. 1. Heft.)
De mathematiske, phyaiske etc Videnskaber. 184 2gespalt S. 4. Kjbhva. 1879.
Dänemark. HI,197
neneine Zeitschrift herauszugeben,1) von der der erste Jahrgang vorliegt. Vom
Inhalte wollen wir anführen: „Genealogen og hans Arbeide" (der G. and seine
Arbeit) von Imm. Barfod, „Om Ludwig Holbergs Skolegang (Schulzeit)
hans Laerere og Bergens Skoleu (seine Lehrer und die Schule in Bergen), von
Lampe, „Rettelse (Berichtigungen) med Hensyn til fremstillingen af Peder Wes-
sels (Tordenskjolds) Ungdomsliv (Jugendzeit)" von C. E. Secher, „Kjöben-
havns Politimestre (Polizeimeister) og Politidirektörer 1682 — 1864" von Dr. 0.
Nielsen. — Zur Geschichte des Adels ist ein Beitrag von P. Elsestrup
erschienen.8)
Auch Island s) und Grönland *) lenken die geschichtliche Betrachtung
auf sich.
1) Personalhut. Tidsskrift Udgivet af Samfundet (Gesellschaft) for dansk-norsk Genealogi og
Personalhistorie ved Fr. Krarup. 1. B. XVI, 351 S. Kjbhvn. — 2) P. Klcestrup, 200
Afbildninger af alle danske adelige Vaabenmaerker (Wappenzeichen). 46 Blade med Notitser og
Begister. Kjbhvn. Die 'Personalhistoriake Notitser om Embedsmend (Amtmanner) og Bestil-
lingsmsend (Unterbeamten) i Aalborg i fortid (Vergangenheit) og nutid' (Gegenwart) von A. H.
Nielsen (Jahresber. II, 3, 231) sind um 2 Hefte (3—4) vermehrt worden; 210 S. Aal-
borg. Genealogien über verschiedene Familien sind geliefert von A. H. Nielsen: Stamtavle
over Familien Berlin. 10 S. 4. ib.; F. Hvass, Sämling af Meddelelser om Personer
af Familien af Navnet Hvas. 4. 355 S. Kjbhvn. Hjort-Lorenzen, De Fredericia
Bruuners Skegtebog. 2. Udg. Kjbhvn.; F. S. Flöe, Stamtavle over Gaardeier i Kollund:
Falle Christensen Flöe og Hustru Margrethe Christens datters Afkom. 14 S. Ringkjöbing 1878.
Von biographischen Schilderungen können angeführt werden: Dansk Skuespilkunst Portret-
stadier af £. Brandes. Med Tegninger af Carl Thomson. 356 S. Kjöbhvn. Et Par
oplysende (paar aufklarende) Medelelser om Kai Lykke", mitgeteilt von N. Ras müssen
Sökilde, d. hist Tidsskr. 5. S II. S. 235—238, aus welchen hervorgeht, daß» der Adelige,
welcher unter Friedrich HL seiner Habe, Ehre und seines Lebens verlustig erklärt wurde,
weil er über die eheliche Treue der Königin Zweifel geäufsert hatte, ein mehr oder minder
strafwürdiger Verführer gewesen ist H. Brun hat eine weitläufige Schilderung des Lebens
des Bischofs N. F. S. Grundtvig begonnen. 9 Hefte, 720 S. 8°. Kolding. — L. Koch hat
einen Beitrag zu einer Charakterisik des Literaten Malthe Möller (f 1834) i. d. hist.
Tidsskr. 5 S. n. S. 85 — 101. geliefert, W. Rudin versucht Sören Kierkegaards Leben
und Werke zu schildern, (Sören Kierkegaards person och forfatterskab. 1. Afd. 336 S. 8°.
Stockh.), und H. Gotsched giebt die nachgelassenen Papiere desselben heraus (Af Sören Kierke-
gaards efterladte Papirer, 1848—1850. 416 S. 656 S. 408 S. Kjbhvn.); J. Reinhardt hat
eine Schilderung des Lebens und der Wirksamkeit des Naturforschers Peter WilhelmLund
geliefert i.: Kgl. danske Vidensskabsselsk. Forhandl. S. 147 — 210; endlich können genannt wer-
den Briefe und Auszüge aus Briefen des Malers Wilhelm Marstrand, herausgegeben von Etats-
rat Raffenberg. 141 S. Kjbhvn. — 3) Maurer, Z. pol. Gesch. Islands. — 4) Fenger,
Bidr. ül Hans Egedes grönlandsk Miss, hist 1721 — 60. — Die „Staatsarchive in Kopen-
hagen" finden Berücksichtigung im Korresp.-Bl. d. dtsch. Arch. No. 3.
H[,198 XXIII. v. Zwiedineck-Südenhorit:
xxin.
v. Zwiedineok-Südenhorst
Kulturgeschichte.
Das Gesamtgebiet der Kulturgeschichte behandelt G. Fr. Kolbs
„Abrifs der Kulturgeschichte der Menschheit'1 (Leipzig, Felix), der sich als
ein Auszug aus dem umfangreicheren Werke des bekannten Kaitarhistorikers
präsentiert. Ein wahrhaftes Bedürfnis scheint uns für derartige Abrisse nicht
zu bestehen, im Gegenteil liegt jedoch die Gefahr sehr nahe, dafs durch die-
selben die Oberflächlichkeit und Ungründlichkeit unterstützt wird, die ge-
rade auf diesem Gebiete der historischen Litteratur in gefährlicher Weise
unterstützt wird. Für alle jene Leser, denen es an einem festen Unterbaue ihrer
allgemeinhistorischen Kenntnis fehlt, bieten derartige zusammenfassende Be-
trachtungen gewöhnlich nur Schlagworte, die sie in irgend einer tendentiteen
Richtung auszubeuten gewohnt sind.
Unter den Werken, welche sich mit gröfseren Partieen der Kul-
turgeschichte beschäftigen, können wir zunächst des ersten Bandes von
A. Rudels 'Adel und Demokratie' (Berlin, Münchhoff) Erwähnung
thun, obwohl der historische Stoff in demselben nur bis zum Jahre 1400
verarbeitet ist. Der zweite Band wird ohne Zweifel die Kaitargeschichte
der neueren Zeit sehr wesentlich berühren; es möge daher vorläufig das Re-
sultat der Untersuchungen über die Entstehung und das Wesen des Feudal-
staates, sowie die daraus sich ergebenden Gestaltungen des Privatlebens be-
rührt werden, welches der Vf. in der Behauptung niederlegt, dafs der Feu-
dalismus einen größeren und gefährlicheren Klassenhals hervorgerufen habe,
als der Kapitalismus der Gegenwart, sowie, dafs durch die Rechtsgleichheit
die soziale Bewegung aufgehalten und eingedämmt werden könne. Beweise
für diese Behauptung haben wir bis jetzt in dem Rudelschen Werke nicht
vorgefunden und werden uns von der Wahrheit derselben nicht überzeugen
lassen, wenn der zweite Band auf das Wesen der Sache nicht schärfer ein-
geht, als der erste.
Schweiger-Lerchenfelds 'Frauenleben der Erde' gehört in
das Gebiet populärer Illustrationswerke, in welchem der Text seine Schuldig-
keit that, wenn er, wie hier, eine geschichtliche Kompilation aus guten Hand-
büchern bietet. Neue, selbständige Beobachtungen kommen sporadisch vor.
— Die Verwendung der Pflanzen und Haustiere in Europa von
der Zeit des Urzustandes bis auf unsere Tage behandelt F. Hoff mann anter
dem Titel 'Aus der Kulturgeschichte Europas1 (Samml. gemeinverst. wissen-
schaftl. Vorträge, No. 348, Berlin, Habel). Von Soldans 'Geschichte der
Hexenprozesse' hat Heinr. Hcppner eine neue Bearbeitung vorgelegt,
Debray eine 'Geschichte der Prostitution' und der Ausschweifungen
bei allen Völkern. Heinr. Thierschs 'Ursprung und Entwicklang der
Kolonieen in Nordamerika 1496 — 1776' (Augsburg, Preyfs) berück-
sichtigt in knapper Darstellung auch die kulturhistorischen Momente der
Entwicklung des nordamerikanischen Volkes. Eine sehr wertvolle Arbeit he-
Kulturgeschichte. JJJ 199
ferte Julius Tietz: 'Die geschichtliche Entwicklung des deutschen
Nationalbewußtseins1 (Hannover, Hahn). Bei vollkommener Beherr-
schung des politischen Stoffes finden wir darin die kulturellen Leistungen
und die Eigenart der Entwicklung unseres Volkes trefflich charakterisiert.
Eingehend beschäftigt sich der Vf. mit dem Städtewesen, mit der lyrischen
und epischen Dichtung des Mittelalters, in welcher trotz der romanischen
Stoffe der deutsche Charakter nicht zu verkennen ist; mit dem Volksliede,
der Mystik, der gotischen Baukunst, und betont hierauf den nationalen Cha-
rakter der Reformation und den grofsen EinfluJs Huttens auf die politische
Anschauung der Nation. Erst Karls V. absoluter Mangel an Verständnis für
die deutsch-nationale Sache brachte jene Partei, welche mit der kirchlichen
Reform eine politische im nationalen Sinne anstrebte, in Widerspruch mit
dem Kaisertum. Die absolut undeutsche Politik der späteren Habsburger
vernichtete das nationale Leben in Deutschland gänzlich, nachdem es durch
den Augsburger Frieden ohnehin schon aufs tiefste erschüttert worden war.
Die Zeit des 30jährigen Krieges bezeichnet den trostlosesten Stand des
deutschen Nationalbewufstseins, sie hatte die Mifshandlung der Sprache und
das ä-la-mode- Wesen, die äffische Kopierung des Französischen zur Folge;
Leibnitz war der erste hervorragende Geist, der nationale Ideeen und Be-
strebungen offen zum Ausdruck brachte, ihm steht Gottsched nicht unwürdig
zur Seite. Das Wiedererwachen der nationalen Poesie, die deutsche Politik
der Hohenzollern, vom grofsen Kurfürsten so glänzend begründet, von Frie-
drich n. in genialer Weise fortgeführt, die Franzosenkriege, die nationalen
Anklänge in den Manifesten des Erzherzog Karl, der Einflufs der Romantiker,
Arndts und der übrigen Sänger der Freiheitskriege, das Wartburgfest 1817,
die Gründung des Zollvereins, das Auftreten Okens, Pfizers, Wirths, das
Hambacher Fest und die darauf folgende politische Apathie der Heine- und
Börnezeit, das 1848er Parlament, die Ereignisse von 1863, 1866 und 1870
bilden die hervortretenden Momente der von einer edlen Begeisterung durch-
drungenen Darstellung.
Von Sammelwerken sind zu nennen die 'Volkswissenschaftlichen
Studien' von Hartwig Peetz (Augsburg, HetÜer). Wie schon der mit der
altertümlichen Ausstattung wetteifernde, im Stile des XVI. Jh. gehaltene,
lange Titel des Buches anzeigt, zerfallt das Werk in zwei Teile, wovon der
erste die Geschichte des Bergbaues unter den bayrischen Her-
zogen, der zweite die Verhältnisse einer Kiemganer Grundherr-
schaft im XVI. Jh. behandelt Zu bedauern ist es, dafs durch eine ganz
unmotivierte litterarische Koquetterie, welche die schwerfällige Diktion einer
entschwundenen Entwicklungsperiode unserer Sprache imitiert und sich in
poetisierenden Aufschriften und Exkursen ergeht, die Verständlichkeit be-
einträchtigt ist. Volkswissenschaft und Wirtschaftsstatistik haben aber mit
Poesie blutwenig zu thun, am allerwenigsten lädst sie sich durch derartiges
'Männchenmachen' erzwingen. Es ist ein unglückliches Geschick, welches
über einem Teil der historischen Produktion unserer Tage waltet: die ge-
schickten Skribenten, die über etwas Geschmack verfügen, entbehren so häu-
fig der Gründlichkeit, und die stofflich Gewappneten verirren sich in for-
meller Hinsicht derart, dafs die Lektüre ermüdend und daher abstofsend
wirkt. So hat es auch Peetz, der gewifs das beste wollte, dahin gebracht, dafs
man sich in dem wirklick kostbaren Schatze seiner Forschungen
sehr schwer zurecht findet. So tritt in der Geschichte des Bergbaues einmal
das persönliche, einmal das sachliche Element in den Vordergrund, manches
IQ 200 XXIH. v. Zwiedineck-ßüdenhorst:
ist unnötiger weise in extenso abgedruckt, vieles zu wenig verarbeitet Doch
mit einiger Bemühung läfst sich der Hauptinhalt herauskonstruieren: die An-
teilnahme der Bayernherzoge an den Bergbauen in Tirol und Oberbayern,
technische und administrative Einrichtungen der Gewerkschaften, Sitten und
Gewohnheiten der Bergleute, soziale Einrichtungen, die Bedeutung der 'Zeche',
der 'Gewerkschaft'. Sehr lehrreich sind die Vergleiche mit modernen Ein-
richtungen, sie hätten eine schärfere Betonung ertragen; auch die Geschichte
bedeutender Bergherren (Hohenaschan, Weitmoser, Freyberg) einzelner Berg-
werke, die Andeutungen über Wirtschaft und Verwirtschaftung, Ober Krisen
und Krach, sowie die zahlreichen mitgeteilten Rechnungen erscheinen ab
schätzbares Material. — Der zweite Teil, der von der Kiemganer Grundherr-
schaft Hohenaschan handelt, entwirft ein vollständiges Bild ländlichen Lebens
im XVI. Jh. in folgenden Kapiteln: Das Herrenschlofs als Heimstatt (Lokali-
täten, Gesinde, Lohn, Kranken- und Armenpflege) — vom alten Gejaid —
von früheren Heilmethoden — Gerichtswesen — Verheiratung (wirtschaftliche
Bedeutung der Ehen) — die Grundherrschaft (Besitzverhältnisse) — das
Bauerngut — vom Ackerbau — Wiesenbau und Wiesmähderflora — Urban-
leute, Alpenordnung und Almwirtschaft — die herrschaftliche Rentei (Ver-
waltung, Budget) — über Verkehrswege, Strabenwesen und Tafernen — das
Samergewerk (Transportmittel) — zur Geschichte des norischen Pferdes —
erschwerte Zustände der Landwirtschaft im XVII. Jh.
Adam Wolfs wertvolle 'geschichtliche Bilder aus Österreich' sind zum
zweiten Bande gediehen.1)
Aus Karl von Geblers, des zu früh verstorbenen Galileiforschers, Nach-
lafs hat dessen Vater zwei Bände 'Nachklänge* (Breslau, Schottländer)
gestaltet, welche teilweise erwünschte Beiträge zu seinen schon bekannten
Werken enthalten, teilweise jedoch aus Jugendarbeiten bestehen, die besser
ungedruckt geblieben wären. Ein längerer Aufsatz des zweiten Bandes 'Auf
den Spuren Galileis' bringt in den Schilderungen des Geburtshauses
Galileis in Pisa, seiner Wohnung im Palaste des h. Officimes, der Reliquien
in Padua und seines Aufenthaltes in Florenz wertvolle Beiträge zur Bio-
graphie G.8 und zur Zeitgeschichte. In der Beantwortung der Frage' 'Ist
G. gefoltert worden?9 widerlegt Gebier die Hypothesen Wohlwills über
Fälschungen der Prozefsakten auf Grund eingehender Untersuchungen derselben
und beleuchtet das Wesen und die Formalitäten der Tortur.1) Im ersten
Bande verdient der Aufsatz über die 'Ursachen des Tiroler Aufstandes
1809', in welchem diese auf die schlechte Verwaltung und überstürzte Re-
formerei der bayrischen Regierung zurückgeführt werden, einige Beachtung,
dagegen sind die Essays über Karl XII. und Jeanne d'Arc als oberflächlich
und anmafsend zurückzuweisen.
Die über gröfsere Zeiträume sich verbreitende Landes- und Orts-
geschichte schreitet rüstig vor. Die zweite Auflage von Wilh. GOrges
'Braunschweig-Hannöver. Volksbuch', welche Ferdinand Spehr umgearbeitet
hat (Braunschweig, Friedr. Wagner. 3 Bände) wurde durch die neue Anord-
nung des Stoffes zu einer populären Kulturgeschichte obgenannter Lande.
Der erste Band beschäftigt sich mit den vaterländischen Geschichten und
Denkwürdigkeiten der Vorzeit von Braunschweig, der zweite von Han-
nover, der dritte behandelt Gemeinsames aus Sage, Sitte und Lebensgewohn-
1) Vgl. Kap. XVIII, 1. — 2) Man lese auch: De Gubcrnatis, carteggio GaHleiano L
Nuot. Antol. 79. 1. Nor.
Kulturgeschichte. 111,201
heit. Besonders berücksichtigt sind Baulichkeiten und Kunstgegenstände,
überall zeigt sich die redliche Bemühung, die Herkunft und die Schicksale
derselben aufzuklären (z. B. des Mantuaner Onyxgefäfses). Gute Illustrationen,
zum Teil Reproduktionen älterer Städte- und Schlösseransichten, zeitgenössi-
sche Porträts sind der Geschichte der einzelnen Landesteile, der Dynastie
und berühmter Landsleute beigegeben. — C. Grünhagens 'Schlesien in
den letzten Jahrzehnten österreichischer Herrschaft 1707 — 1740'
(Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens, 15. Bd., 1. Heft)1) bietet
ebenfalls ein umfassendes Kulturbild ; berührt die Förderung des protestan-
tischen Geistes und Glaubens durch Karls Xu. Intervention (Altranstädter
Konvention), die Erscheinung der 'betenden Kinder', die Gründung der Lieg-
nitzer Ritterakademie, den Kampf der Breslauer Bürger gegen die Jesuiten
an der Breslauer Universität, die Pietistenverfolgung, Finanzzustände, Handel,
Industrie, Theaterwesen, musikalische Aufführungen. — Durch reichen Inhalt
zeichnet sich auch die 'Chronik von Glauchau' von Ernst Eckardt (Glau-
chau, Peschke, Lfg. 1 — 8) aus, die bis zu den ältesten Nachrichten über die
ersten Ansiedlungen und die Schicksale der Familie Schönburg zurückgeht,
und neben den politischen Ereignissen alle Richtungen des Kulturlebens bis
auf unsere Tage verfolgt. Musterhaft in der Anordnung und durch die auf
umfassende Kenntnis beruhende Gründlichkeit ist die Darstellung der städti-
schen Institutionen und Ämter, die Geschichte des Ackerbaues, der Gewerbe
und des Handels, besonders der Weberinnung und der Webindustrie. — Mit
der Familie Schönburg und den von ihr beeinflufsten Ansiedlungen an der
Mulde beschäftigt sich auch A. B. Hanschmann in der 'Kurzen Chronik
der Stadt Waldenburg' (Glauchau, Peschke), welche in annalistischer An-
reihung Daten zur Geschichte des genannten regierenden Geschlechts und
der Stadt Waidenburg bietet, in welchen auch Bemerkungen über Besitzver-
hältnisse und Gewerbebetrieb Aufnahme gefunden haben. — C. K nahes 'Ge-
schichte der Stadt Torgau bis zur Zeit der Reformation' (Torgau, Jacob)
enthält für die ersten Jahrzehnte des XVI. Jh. brauchbare Notizen über die
innere Geschichte der Stadt und ihres Rates, die Beamten, den Besitz der
Stadt und der Bürger, Verwaltung und bürgerliche Beschäftigung. — Die
'Geschichte des Dorfes Plauen bei Dresden9 von Adolf Hantzsch (Mitt.
d. Ver. f. Gesch. u. Topogr. Dresdens. 3. Heft) beginnt erst mit dem XVI.
Jh. ausführlich zu werden. Wir finden darin Nachrichten über die Wasser-
versorgung Dresdens, Gerichts- und Polizeisachen, gewerbliche Thätigkeit
(Schleifmühle), Steuerwesen, 'Dorfrügen* (Verbote lokal-polizeilicher Natur, die
von Richtern, Schoppen und der ganzen Gemeinde, sowie dem beigezogenen
Dresdener Bürgermeister konfirmiert wurden), über die Vorgänge während der
schlesischen Kriege, das Lieferungswesen, die Flurabschätzung 1781. Die
Geschichte der Kriegsereignisse 1812—13 ist nach Monographieen und Ge-
meindeakten gearbeitet und enthält ein Verzeichnis der Requisitionen, sowie
die dafür ausgezahlten, freilich winzig genug bemessenen Entschädigungen. —
An die Bemerkungen von Joh. Geffken zu der 75 cm hohen und 365 cm
breiten Holzschnittansicht von 'Lübeck in der Mitte des XVI. Jb.*,
welche nächst der Kölner von 1531 eine der ältesten grofsen Städteansichten
ist, sind Berichte über die Gewerbthätigkeit Lübecks im XVI. Jh., ein Ver-
zeichnis von Familiennamen und eine Zusammenstellung von Nachrichten
über L. aus alten Chroniken geschlossen. — R. Walters 'Beiträge zu einer
1) Vgl. Kap. XI.
111,202 XXHl. ▼. Zwiedineck-Südenhoret:
Geschichte der Stadt Offenbarg in Baden (Offenburg, Hambrecht) bringen
im ersten Hefte eine geschichtliche Einleitung mit Benützung der Arbeiten
von Pehem, Kolb und Bader und die Privilegien und Rechte der Stadt
1314 — 1790. 0. v. Heinemann schildert in einem Vortrage die Schicksale
der von Heinrich dem Löwen erbauten Burg 'Dankwarderode', Michael
Urban veröffentlicht 'Zur Geschichte der Stadt und Herrschaft Königs-
wart' (Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. XIX. Jg. I.) Nach-
richten über die Gegenreformation, die Übergabe der Herrschaft an die
Metternich (1623), die Lasten des 30jährigen Krieges, die Bedrückung der
Städte Eönigswart und Sandau durch die Herrschaft, das Zunftwesen und
den Bauernaufstand von 1680 aus Akten des Stadtarchivs; F. M. Mayer
verbreitet sich (Beiträge d. histor. Ver. f. Steiermark, 17. Heft) über Leopold
Ulrich Schiedlbergers Aufzeichnungen zur Geschichte von Eisenerz, von
welchen die Chronik (abgefafst 1713) vorzüglich für die Reformationsge-
schichte, das Gedenkbuch (1709) für Geschichtswesen, Streitigkeiten zwischen
dem kaiserlichen Amtmanne und dem Magistrate, und für die Organisation
des Kammergutswesens in Steiermark Bedeutung haben. — W. H. Jobel-
ina nns Biographie des Oberdeichinspektors Jakob Owens (Arch. d. Ver. i
Gesch. u. Altert, zu Stade, 7. Heft) handelt von der Sturmflut des Jahres
1717, von den darauf folgenden Deichbauten und deren Kosten und der
Entstehung des kgl. Amtes Wischhofen im Lande Rehdingen. — Das
Lagerbuch der Herzogtümer Bremen und Verden, zur Spezialkarte aus-
gefertigt 1762, welches G. J. H. Bonn nach der Handschr. von R.KH.
Krause herausgegeben hat (Ebendaselbst), macht die Verteilung von Grund
und Boden jener Lande ersichtlich, da es aus einem Verzeichnisse der Feuer-
stellen, der Voll- und Halbhöfe, der Grofs- und Kleinkotten und Brinksitze,
der Meiereien etc. besteht. — Adolf Fleisch mann bespricht in einem Hefte
'Zur Geschichte des Herzogtums Sachsen -Koburg' (Hildburghausen, Kessel-
ring), 1) die Einführung der Reformation, die Grumbachschen Händel und den
volkswirtschaftlichen Zustand zu Ende des XVI. Jh. Für die Geschichte der
Verwaltung und Sitte und der Beziehungen der Schweiz zu auswärtigen
Mächten bietet die Arbeit von Theodor von Liebenau 'Die Schultheifsen
von Luzern' (Geschichtsfreund, XXXV. B.) wertvolles Material. Zur Lokal-
geschichte zählen noch: Frieker, Geschichte der Stadt und der Bäder zu
Baden; Miller, Geschichte der Grafschaft Ben theim; Genthe, Geschichte
der Stadt Corbacb;*) Schreiner, Geschichte Dillenburgs; Grofs, Chro-
nik von Fürstenfeldbruck, Kämmereirechnungen Hamburgs; Miller,
Geschichte der Grafschaft Lingen; Kühlmorgen, Chronik von Löbau;
Lesker, Aus Mecklenburgs Vergangenheit;3) K. Bartsch, Sagen, Mär-
chen und Gebräuche aus Mecklenburg; Baader, Chronik des Marktes
Mittenwald; Petrich, Pommersche Landes- und Lebensbilder;4)
Lukaszewicz, Histor. -Statist. Bild der Stadt Posen; Darpe, Geschichte
der Stadt Rheine; Bürger, Chronik von Schaffhausen; Hörrer, Orts-
chronik des Marktes Werfen im Pongau; Vögelin, Das alte Zürich;
Molitor, Zweibrücken vor den Zerstörungskriegen.6)
Werke, welche die Kulturgeschichte des XVI. Jh. berühren, and:
J. Stricker, Aktensammlung zur schweizerischen Reformations-
geschichte in den Jahren 1521 — 1532. HI. Bd. 1531, Januar bis Oktbr.
1) Vgl. o. Kap. XVII. - 2) Vgl. Jahresb. 79, III, S. 95. — 3) Vgl. o. Kap. X. —
4) Ibid. — 5) Vgl. ob. Kap. XVII.
Kulturgeschichte. 111,203
(1630 Nummern auf 644 p.) (Zürich, Meyer u. ZUler).1) Die hier in grofs-
artiger Vollständigkeit aus den schweizer Archiven gesammelten Akten und
Regesten betreffen auch einen grofsen Teil der politischen Agenden der
schweizer autonomen Körperschaften. Für den Geschichtsschreiber müssen
sie jedoch erst durch Register, und zwar durch ein Personen- und ein sehr
sorgsam zu behandelndes Sachregister urbar gemacht werden. — Fr. Ibach,
Der Sozialismus im Zeitalter der Reformation (Frankfurter zeitge-
mäfse Broschüren, 10) betont die Agitation der reformatorischen Sozialisten
gegen das Kapital, die Geldwirtschaft und den Warenimport. — H. Ehe-
mann erzählt in einem Aufsatze 'Kaiser Karls V. Aufenthalt in Hall
1546' (Württbg. Vierteljahrh. HL 1)*) die Bestrafung der Evangelischen für
die aktive oder moralische Teilnahme am schmalkaldischen Kriege, die Schick-
sale des Predigers Brenz, die Plünderung der Stadt durch 20000 im Gefolge
des Kaisers erschienene Soldaten. E. Yolger macht 'Mitteilungen aus der
Stadtbibliothek zu Breslau* (Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens,
15. Bd., 1) über I. Gelehrte Korrespondenzen aus dem XVI. Jh., II. Stamm-
bücher, III. Schlesier auf auswärtigen Universitäten (Wittenberg, Padua, Tü-
bingen, Leipzig, Krakau). — J. Baaders, 'Die Fehde des Hanns Thomas
von Absberg wider den schwäbischen Bund, ein Beitrag zur Kulturgeschichte
des XVI. Jh.* (München, Kellerer)3) ist ein Auszug einer aus drei Folio-
bänden bestehenden Handschrift, herausgegeben in der 114. Publikation des
litterarischen Vereins in Stuttgart (1874) und enthält eine volkstümliche Er-
zählung des Raubritterlebens besagten fränkischen Ritters, der gegen den
schwäbischen Bund acht Jahre lang mit seinen Freunden und Knechten er-
bittert Krieg geführt hat. Durch Juden, denen er seinen Raub verkauft, ist
er endlich auch umgekommen. Die wirklich ungemein treue Schilderung der
Zustände auf den raubritterlichen Burgen ist noch bereichert durch 23 ko-
lorierte, gleichzeitige Ansichten der zerstörten Schlösser und dient gewifs
auch der Personalgeschichte des Franken- und Schwabenlandes, des Oden-
waldes, von Böhmen, Nürnberg und Augsburg in erfreulicher Weise. — Des
seither, leider zu früh, verstorbenen Emil Kümmel 'Registratur gemainer
Statt Brugg a. M. Handlungen 1541 — 1545' (Beiträge des hist. Ver. f.
Steiermark) verbreitet sich über das Gesamtgebiet städtischer Verwaltung,
über Gewerbewesen und Truppendurchzüge.
Die Reformation betrifft Corpus Reform, vol. 50-, Luthers sämtliche
Werke, XX, 1. Frankf. a./M. und nach Walch 'St. Louis Hermeus' Luthers
ref. Schriften v. J. 1526, 'der ungefälschte Luther' (3—5), Luthers wider
Hans' Wort, 4 kleinere Beiträge zu Luthers Gesch. (Kawerau, 2 kl. B. L.s
Biogr.; J. K. F. Knauke, L.s Wappen; E. W., L.s Streitschriften -Drucker;
Stählin, L.s Prädestinationslehre bringt d. Zeitschr. f. kirchL Lehre), von
Sundelin ist: Fromstalling of Luthers sociale etch. I. Upsala univers. Ar-
schrift. Den Ursprung des antinomist. Streites weist Glawerau aus Agrycolas
Schriften in der Verschiedenheit der Lehren von der Bufse, kirchl. und per-
sönl. Mifshelligkeiten nach. — Die luther. Kirche in der neuen Welt be-
leuchtet Germanns Melch. Mühlenberg i. Patriarch, der luther. Kirche in N.-
Amerika (1711—43).
In dieselbe Zeitperiode gehören die 'Briefe und Akten zur Geschichte
des XVI. Jh.' (München); Keller, Geschichte der Wiedertäufer; Schmidt,
G. L., Akten eines Kctzerprozeses für das XVI. Jh. (Jahrb. f. protest.
1) Vgl. o. Kap. XIX — 2) Vgl. o. Kap. XVIL — 3) Vgl. o. Kap. II. u. XVII.
111,204 XXIIL ▼. Zwiedineck-Sttdenhoret:
Theol. VI. 745—56); Müller, Reichssteuern und Reichsreform im
XV. und XVI. Jh.1) — Einzelne Partieen des XVIL Jb., vorzugsweise den
Zeitraum des dreifsigjährigen Krieges, betreffen folgende kultur-
historische Arbeiten: Herrn. Enothe, 'Der Anteil der Oberlausitz an
den Anfängen des 30jährigen Krieges' (N. Lausitzsches Magazin, 56. Bd., 1),')
woraus die Darstellung der Bemühungen um einen Majestätsbrief 1609 — 11,
des Religions- und Landtagswesens und der Belagerung von Bautzen hervor-
zuheben sind; der V. Band der Acta publica, Verhandlungen und Korre-
spondenzen der schlesischen Fürsten und Stände 1622 — 25 (her-
ausgegeben im Namen d. Ver. f. Gesch. u. Altert Schlesiens von D. Julius
Krebs),8) enthält als Nachtrag zum vorhergehenden Bande eine Denkschrift
wegen Reformation der schlesischen Verfassung von 1621, eine Reihe von
Steuer -Reitungen und in den Korrespondenzen zahlreiche Notizen über Na-
turallieferungen, Lebensmittelpreise, gewerbliche Leistungen, Finanzgebahrung,
Münzwesen etc. Julius Krebs schildert auch (Zeitschr. dess. Ver., 15. Bd.,
1. H.) 'die letzten Monate der kursächsischen Occupation Schlesiens'
und bringt Daten über das Verhalten der Soldaten, Desertion und Manns-
zucht. Christian Roders 'Beiträge zur Geschichte der Stadt Villingen
während des dreifsigjährigen Krieges' (Schriften d. Ver. f. Gesch. u.
Naturgesch. in Donaueschingen, HI. H.)4) beruhen auf gedruckten und unge-
druckten Quellen aus dem Stadtarchive. Von den letzteren ist Gästlins Tage-
buch vom 6. Jänner bis 15. September 1633, die 'Brevis descriptio obsidionis
Villinganae' und eine 'Designation des Schadens, so V. während des schwe-
dischen und französischen Unwesens erlitten', ausführlich mitgeteilt — Ein
Aufsatz 'Zur Geschichte Frankens im dreifsigjährigen Kriege (Württb.
Vierteljahrsb. 1880. 3) umfafst drei Teile: Markus Freund, ein fränkischer
Astrolog; Johann Konr. Holderbach und sein Tagebuch 1618 — 1640; aus
der Blaufelder Heiligenrechnung 1 653 — ein Verzeichnis von beteilten Exu-
lanten und Vaganten; A. H. Königsdörffer, 'Verwüstung der Kirchfahrt
Langhennersdorf bei Freiberg im 30jähr. Kriege und ihre "Wieder-
herstellung' (Freiberg)5) giebt urkundliche Daten über die Besitzverhältnisse
und Veränderungen, welche die Kriegsereignisse hervorgerufen haben, eine
Statistik der verwüsteten und unbewohnten Güter, der Todesfälle und einige
Personalnotizen. Aus dem sehr breit angelegten, ja fast übermäfsig ausge-
dehnten Werke von August von Gonzenbach, 'Der General Hans Lud-
wig von Erlach — ein Lebens- und Charakterbild aus den Zeiten des
30jähr. Krieges0) — , welches sich gröfstenteils auf Grundlage der 1875 im
Schlosse Spiefs am Thonersee gefundenen hinterlassenen Schriften des Gene-
rals bewegt, sind für die Kulturgeschichte von Belang die Familiengeschichte,
die Schilderung des militärischen Lebenslaufes im L Kap., der Militärad-
ministration von Bern, in dessen Diensten Erlach 1626—27 stand, des Fes-
tungswesens in Burgund und der Vermögensverhältnisse des Herzogs Bern-
hard von Weimar. Eine kompilierte Lebensskizze der 'Winterkönigin9
(Barmen, Klein) hat Paulus Cassel geliefert,7) an welche sich auch bio-
graphische Daten über ihre Kinder anschliefsen — wesentlich erbaulich ge-
halten; daher die wiederholt eingestreuten Betrachtungen über ihre harten
Prüfungen. — Die tiefen Schatten, welche der 30jährige Krieg auf das Bild
1) Vgl. o. Kap. II. — 2) Vgl. o. Kap. III. u. XIV. — 3) Vgl. o. Kmp. III. n. XL
— 4) Vgl. o. Kap. XVI. — 5) Vgl. o. Kap. XIV. — 6) Vgl. o. Kap. IEL (man iahe aw*
Jähioab. 79, 111, S. 25 u. 153 und o. Kap. XIX). — 7) Vgl. o. Kap. IIL
Kulturgeschichte. 111,205
der sozialen und moralischen Verhältnisse in Deutschland geworfen hat, lassen
sich erkennen aus dem von August J agier publizierten^ Lehensbilde 'Der
Raubmörder Jaspar Hanebuth' (Hannover, Hahn), besonders aus dem
aktenmäfsig aufgenommenen Bekenntnisse seiner Morde und grausigen Thaten.
Dem Zeitalter Ludwigs XIV. gehört eine kleine populäre Schrift von Emil
Hagemann au 4Les aventur es de la Comtess e de Gußbriant, Ambassadeur
de Pologne, Gouverneur de Brisach (Strafsburg, Hagemann); in derselben
sind Auszüge aus den Memoiren der Prinzessin von Montpensier aufgenommen,
welche die Reise Ludwig XIV. nach Elsafs 1 674 betreffen. Den Hauptinhalt bildet
die Erzählung der Erlebnisse der Gu6briant bei Gelegenheit ihrer Sendung
nach Warschau, wohin sie die Prinzessin Maria von Gonzaga-Nevers, die
Gattin des Polenkönigs Wladislaw IV., geleitete. — Das 200. Todesjahr Jo-
achim Neanders, des evangelischen Sängers, wurde durch J. Fr. Iken ge-
feiert, der sein Leben und seine Lieder einer eingehenden Besprechung unter-
zog (Bremen, 1880). *) Es kommen darin die sozialen, Schul- und Kirchen-
verhältnisse in Bremen und am Rhein, die Entwicklung des Pietismus und
des protestantischen Kirchenliedes zur Darstellung. Der Anhang bietet wert-
volle biographische Skizzen von Zeit- und Berufsgenossen Neanders. —
Richard Peinlich veröffentlichte eine Lebensbeschreibung des Doktor Adam
von Lebenwaldt (Mitt. d. hist. Ver. f. Steiermark, 28. H.), eines steirischen
Arztes uud Schriftstellers des XVII. Jh., der sich besonders in der Pestzeit
als Praktiker und Theoretiker hervorgethan und eine kräftige Opposition
gegen die Alchymisten und den medizinischen Aberglauben eingeleitet hat.
Auch die Angaben über ärztliche Honorare sind von Interesse. — Spiefs
führt uns den Lehrer Leibnizens vor, Erhard Migel, Zamcke und Diecke
geben Leibnizbriefe heraus. — Die im November 1626 abgeschlossene Hei-
rat der Gräfin Maria von Hohenzollern, Tochter des Fürsten Ignaz
von Hohenzollern-Sigmaringen mit dem Freiherrn, nachmaligen Reichs-
grafen Paul Andreas von Wolkenstein, giebt L. Schmid Gelegen-
heit,8) die Geschichte der Wolkensteiner bis zu den nächsten Ahnen des Paul
Andreas zu verfolgen und den Ehe -Vertrag samt einer Reihe von Verzicht-
Urkunden, Wittums- Verschreibungen und Notariats-Instrumenten zu veröffent-
lichen (Mitt. d. Ver. f. Gesch. u. Altert, in Hohenzollern, XUI. Jahrg.) De
Lastic Saint-Jal referiert über die Entstehung und Ausgabe der Memoiren
des Marquis Aimard de Ghouppes, eines Zeitgenossen Richelieus und Mazarins
(Bulletin de la Soci6t6 des Antiquaires de L'ouest, deuxi&me trimestre de
1880). — In der Kulturgeschichte des XVIII. Jh. haben wir an erster
Stelle der von Ferdin. Löwe besorgten deutschen Ausgabe der Geschichte
Englands im XVIII. Jh. von W. Edw. Harthole Lecky (Leipzig u. Hei-
delberg, Winter)8) zu gedenken, welche den Kulturerscheinungen und deren
Einflufs auf das politische Leben in ausgedehntem Mafse Rechnung trägt
Wir verweisen in dieser Richtung auf die Erörterung der Bedingungen der
Revolution von 1688, die Klarlegung der materiellen und geistigen Haupt-
richtungen im englischen Volke und die Charakteristik des kirchlichen Lebens
im L Kapitel, auf die Darstellung der Geschmacksrichtungen und Sitten der
Nation um die Mitte des Jahrhunderts, die Exkurse über die Zeitungen, über
die Spielwut, die Spekulation, die Gärtnerei, die Baukunst, Malerei, Musik
(Oper), Drama im IV. Kapitel. Das V. Kapitel handelt von den Kolonieen,
1) Vgl. o. Kap. UL u. XII. — 2) Vgl. o. Kap. XVL ~ 3) Vgl. o. Kap. XXI. und
Jährest). 79. I. S. 117.
H[,206 XXDX v. Zwiedineck-Südenhorst:
vorzugsweise von Amerika, von der Entstehung der Sklaverei, betont die
Thatsache, dafs Religions- Emigranten den Kern des amerikanischen Volkes
ausmachen, giebt statistische Zusammenstellungen über die Expansion des
englischen Sklavenhandels, dessen Ursprung jedoch auf die Holländer zurück-
geführt wird. Auch von Schottland entwirft der Vf. ein musterhaftes Kultur-
bild; ausgehend von der Macht der Häuptlinge und ihrer Gerichtsbarkeit
weist er die Entartung der Hochlandsmänner nach, bespricht die Kraft des
nationalen Widerstandes und die Bedeutung der Nationalität in der Ent-
wicklung eines Volkes. In ähnlicher Weise ist die Geschichte Irlands im
VL und VII. Kapitel durchgeführt, stets durchdringt die Geschichte der Kul-
tur die Erzählung der Ereignisse in der geschicktesten Motivierung und ohne
eine auffällige und aufdringliche Tendenz. Befremdend ist es, dafs ein Histo-
riker von der geistigen Schärfe und dem Geschmacke eines Lecky die Dn-
gesqhicklichkeit begehen kann, in der Einleitung seines Werkes einen Ver-
gleich zwischen den politischen Parteien und ihrer Stellung im XVilL und
XIX. Jh. zu ziehen, bevor er die Charakterisierung dieser Partei gegeben, ja
ihr Wesen auch nur annähernd verständlich gemacht hat Vielleicht hat er
eben nur das gebildete englische Publikum vor Augen gehabt, dem diese
Verhältnisse nahe liegen. Nichtenglische Leser werden sich dadurch anfäng-
lich etwas unsicher fühlen, dafür jedoch die Klarheit und Verständlichkeit
der folgenden Darstellung um so freudiger begrüfsen. Bei Lecky kann die
deutsche Geschichtsschreibung jedenfalls mit Erfolg in die Schule gehen, was
die Verarbeitung des Materials und das Ebenmafs der Form betrifft — Wil-
helm Kolbe erörtert in seinem 'Marburg und der siebenjährige
Krieg' (Marburg, Elvert) *) die Bewegungen der französischen und preufsisch-
hessischen Truppen auf hessischem Boden, den Zustand des hessischen Corps,
die Verproviantierung, den materiellen und moralischen Schaden, welchen
der Krieg verursachte. — Eine interessante Episode aus der Zeit des teter-
reichischen Erbfolgekrieges teilt 0. Francke in geschmackvoller Darstellung
in dem Aufsatze 'Von Elbingerode nach Windsor* mit (Zeitschr. d. Harz-Ver.
f. Gesch. u. Altert. XU. Jahrg. 3., 4. H.), nämlich die Gefangennahme
des Marschalls Belleisle auf seiner Gesandtschaftsreise nach Preufeen
20. September 1744, den Transport desselben nach Osterode, Stade und
Windsor. Dabei finden sich Schilderungen der Unterkunft, der Verpflegung,
der Vorkehrungen der hannoverschen Regierung und Auszüge aus den dip-
lomatischen und amtlichen Korrespondenzen. — Aus J. A. Giesels 4E11-
wanger Koadjutors-Wahl vom Jahre 1770' (Württbg. Vierteljahrsschr.
Jg. HI. 1) *) entwickelt sich ein Bild der Umständlichkeit kaiserlicher Amts-
handlungen durch Kommissäre (hier den Freiherrn von Lehrbach), ergänzt
durch Nachrichten über Etiquette, häufigen Kostümwechsel, Aufzüge der hoch-
fürstlichen Infanterie- und Reiter-Kontingente, Uniformen etc. — 'Der Kul-
turkampf vor hundert Jahren als Spiegel für die Gegenwart' (Bonn,
P. Hauptmann)3) behandelt die Encyklopädisten, Voltaire, die Freimaurer
und in gründlicher Weise den Illuminatenorden und die Persönlichkeit
Weishaupts mit ausgesprochener katholisch-klerikaler Tendenz. — EL F.
Wagner giebt in zwei Aufsätzen 'Aus dem Zeitalter der Aufklärung' (Mitt
d. Ges. f. Salzburger Landesk. XX. B.), Biographieen von vier bayrisch-
salzburgischen Schulmännern: P. Joh. Leonh. Gruber, P. Nonnosns
Gschall, Josef Wismayr und Benno Mohl mit trefflichen Auseinandersetzungen
1) Vgl. o. Kap. XIV. — 2) VgL o. Kap. XVI. — 3) VgL Kap. V.
Kulturgeschichte. 111,207
über das bairiscbe Schulwesen and die Reformthätigkeit auf diesem Gebiete and
mit Beiträgen zur Geschichte der deutschen Pädagogik und der germanischen
Stadien. — A. Schi ossär veröffentlichte im 'Archiv für Gesch. d. deutschen
Buchhandels' Aktenstücke, betreffend einen 'Censurstreit in Steiermark (1720)'.
— Militärische Biographieen lieferte A. Fleischmann 'Prinz Friedrich
Josias von Sachsen-Koburg-Saalfeld, k. k. österr. (?) und des
deutschen Reiches General-FeldmarschalF in seinem schon erwähnten 1. Hefte,
'Zur Geschichte des Herzogt. Sachsen-Koburg' J) and Ernst Graf zur Lippe-
Weifsenfe ld 'Zieten' (Berlin, Glasenapp). *) Diese ist frisch und keck
geschrieben, wenn auch nicht ohne stilistische Härten, beschäftigt sich be-
greiflicherweise eingehend mit der Heranbildung der preufeischen Hasaren and
teilt auch charakteristische Züge aus den Beziehungen Zietens zu seinem
Könige mit. — Saint-Beuves 'Menschen des XYHL Jh.' ist in deutscher
Bearbeitung erschienen, von R. Biedermanns 'Deutschland im XVIII. Jh.9
der Schlufs des zweiten Teils.3) Die Stellung der Jaden anter Friedrich
d. Gr. behandelt Jungfer.4) — Den Zeitraum vom Ausbruche der fran-
zösischen Revolution bis auf unsere Tage betreffen folgende Publika-
tionen: J. A. Pupikofer 'Die Landgemeinde des 1. Hornung 1798 in Wein-
felden and die thurgauische Volksregierung der ersten Monate des Jahres
1798', Akten über die Freilassung der Landvogtei Thurgau, welche
dem Staatsarchiv in Zürich entnommen sind (Thurg. Beiträge zur vaterländ.
Geschichte, 20. H.); Sigismunds Grafen von Auersperg Tagebuch zur
Geschichte der französischen Invasion (in Steiermark) vom Jahre
1797, veröffentlicht von J. Kratochwill, revidiert von Fr. Krones, mit Akten-
anhang (Mitt. d. hist. Ver. f. Steiermark, 28. H.). Dasselbe ist nicht nur
ein wertvoller Beitrag für die politische Geschichte, sondern wirft auch Streif-
lichter auf den Charakter der französischen Armee und ihrer Befehlshaber,
sowie die Haltung der steiermärkischen Stadt- und Landbevölkerung. — Die
Verhältnisse in Ungarn bis zum Ausbruche und während der Revolution
von 1848 erfahren in zwei gröberen Publikationen eine gründliche Behand-
lung durch Persönlichkeiten, welche der Bewegung sehr nahe gestanden sind,
sie ergänzen sich in höchst erwünschter Weise dadurch, dafs die eine dieser
Persönlichkeiten der Opposition angehört, die andere jedoch an der Regierung
wesentlichen Anteil nahm. Franz Pulszky veröffentlichte 'Meine Zeit, mein
Leben' (Prefsburg u. Leipzig, C. Stampfel)5) in zwei Bänden 'Vor der Re-
volution' — 'Während der Revolution'. Es ist ein äufserst lebendig ge-
schriebenes Buch, das sich als geradezu spannende Lektüre bezeichnen läfsL
Niemand wird über die Entstehung der ungarischen Rebellion ein vollstän-
diges Bild und ein sicheres Urteil gewinnen können, ohne Pulszkys Erfah-
rungen und Ansichten kennen gelernt zu haben. Den ersten Teil des ersten
Bandes bildet ein in hellen Farben ausgeführtes Bild des vormärzlichen
Lebens in Ungarn; die Reformpläne, die Parteiengruppierung, das Komitats-
wesen, der Reichstag (besonders der von 1843 — 44) sind ausführlich ge-
schildert; im zweiten Bande tritt die Persönlichkeit des Vf., der an den Ak-
tionen hervorragenden Anteil genommen hat, in den Vordergrund, treffliche
1) Vgl. o. Kap. XIV. — 2) Vgl. o. Kap. VIL — 3) Vgl. o. Kap. IV (IU, 26). Diese«
Werk würde, wie bo manches andere, einer ausführlichen Besprechung würdig sein, dieselbe
mufs jedoch unterbleiben , da der Verleger desselben es nicht der Mühe wert gefanden hat,
das Ersuchen des Referenten um Mitteilung eines Recens.-Exemplares zu beachten. — 4) Vgl
o. Kap. VII. — 5) Vgl. o. Kap. XVIII.
111,208 XXIII. v. Zwiedinock-Sttdenhorst:
Charakteristiken Szechänyis, Mailaths, Lad. Telekis and ganz besonders
Kossuths unterbrechen die Erzählung seiner Erlebnisse, die bis zu seiner
Flucht und zum Aufenthalte in Paris und London geführt sind. Auch die
'Erlebnisse 1825 — 52' des k. ungar. Hofrates Ludwig von Wirkner
(Ebendaselbst)1) gewähren Einblick in die Verwaltung Ungarns von 1848,
in die wichtigsten Phasen der Gesetzgebung, die Zusammensetzung der Land-
tage und die Parteistellung in denselben. Wirkner war in der ungarischen
Hofkanzlei beschäftigt und hatte grofsen Einflufs auf die leitenden Staats-
männer; da die Revolutionsmänner Alles verfolgten, was mit der kaiserlichen
Regierung in irgend einem Zusammenhange stand, so sah sich Wirkner der
Verfolgung von jener Seite ausgesetzt und als Verräter an der Nation ge-
brandmarkt. Dennoch hat er nie aufgehört, patriotisch gesinnt zu sein und
die Offenheit und Aufrichtigkeit seiner Selbstbiographie wird vielleicht dam
beitragen, ihn in den Augen seiner Landsleute, die eines gerechten und
billigen Urteils fähig sind, zu rehabilitieren. Wirkner deckt die Fehler der
Regierung ungescheut auf, er schont weder den Fürsten Schwarzenberg, noch
den Erzherzog Palatin Stephan, dagegen tritt er für den Hofkanzler Grafen
Reviczky energisch in die Schranken. — Die Bewegung m Polen findet
eine erschöpfende und objektive Darstellung in M. H. Lisickis 'Le Mar-
quis de Wielopolski, sa vie et son temps 1803—1877'. 2 T. (Wien,
Faesy u. Frick.) Neben der politischen ist auch die Sozialgeschichte des
modernen Polens, die Lage des Bauernstandes, der Einflufs der Geistlichkeit,
die Parteibildung sehr ausführlich geschildert Das Lebensbild des Marquis,
eines der unterrich tetsten , einsichtsvollsten und aufopferndsten Patrioten des
unglücklichen, weil unentwickelten Volkes, ist durch Briefe und Aktenstöcke
illustriert, welche einer wahrheitsgetreuen Geschichtsschreibung sehr nützlich
sein werden ; auch die Charakteristik der Parteiführer trägt den Stempel einer
klaren, unbefangenen Auffassung an sich. — Gautier entwirft ein allge-
meines Kulturbild des heutigen Belgiens (Heft 141 der deutschen
Zeit- und Streitfragen. Berlin, Habel) mit historischer Einleitung und einer
ausführlichen Darlegung der klerikalen Bewegung, der Organisation der sie
fördernden Partei und ihrer Streitmittel in Kirche und Schule. — In sel-
tener Reichhaltigkeit finden sich Mitteilungen über die Sitten, die Auffassung
des öffentlichen und privaten Lebens der Türkei in der Autobiographie
der Frau des Kibrizli-Mehemet-Pascba, Melek Hanum (aus dem Englischen
von Marie Saphir. Jena, Costenoble). Dieses Buch hat weder wissenschaft-
liche Absichten, noch ist es in der spröderen Form wissenschaftlicher Dar-
stellung gehalten; und dennoch wird es als eine wertvolle Quelle für die
Kulturgeschichte beachtet werden müssen, weil es die unmittelbaren Eindrücke
der Wirklichkeit ohne alle Reflexion wiedergiebt. Ob die Erzählung der
Lebensschicksale jener Frau wahrheitsgetreu ist, vermögen wir nicht zu unter-
suchen, die Schilderung der Zustände, der sozialen und wirtschaftlichen Ver-
hältnisse der Türkei, der Lebensgewohnheiten der orientalischen Männer und
Frauen, der Volksgebräuche, der finanziellen Mi fs Wirtschaft, der Beamten-
korruption, des Stellenhandels u. s. w. trägt den Stempel innerer Wahrheit
an sich. Die durchaus naive Diktion trägt nur dazu bei, diesen Eindruck
zu verstärken. —
Johannes Scherrs '1870—71. Vier Bücher deutscher Geschichte9 (Leip-
zig, Wiegand)') hat sich bereits in zweiter Auflage sehen lassen, ein Beweis
1) Vgl. o. Kap. VI. — 2) Ibid.
Kulturgeschichte. 111,209
dafür, dafs die offene Anerkennung, welche der alte Raisonneur den Thaten
des deutschen Volkes unter Preufsens Führung widmet, allen Patrioten innige
Freude bereitet hat und sein warm geschriebenes Buch die verdiente Ver-
breitung gefunden hat. Das kulturgeschichtliche Element desselben liegt in
der Schilderung der Zustände vor und während des Krieges auf beiden Seiten.
Besonders drastisch sind die Szenen in Paris behandelt, mit Benutzung der
Erzählungen von Augenzeugen und der Berichte der französischen Presse und
der zeitgenössischen Publikationen, die Scherr mit grofsem Eifer studiert hat
In Bismarcks Wesen hat Scherr einen tiefen Blick gethan, es hat ihm wider
Willen eine Bewunderung abgerungen, die aus jeder Zeile seiner Charak-
teristik spricht. Auch Napoleon, Madame Eugenie und die französischen
Generale sind gut gekennzeichnet; Gambettas Organisationstalent findet eben-
falls gerechte Würdigung. — Die 'Geschichte der Pariser Kommune'
von F. v. Meerheimb (Berlin, Mittler u. Sohn)1) knüpft an die historische
Entwicklung des Sozialismus an, mit Hinweis auf Rousseau, Morellet, Ba-
boeuf, Weitling, anerkennt den gesunden Keim der sozialen Bewegung, ent-
hält Angaben über die Geschichte der Internationale, betont den Einflufs der
historischen Litteratur Frankreichs, welche die 'lägende revolutionäre' ge-
schaffen, und die Mitschuld des Gouvernement de la defense nationale an der
Ermöglichung der Katastrophe. Die klare, übersichtliche Erzählung ist unter-
stützt durch den Wortlaut von Manifesten, Publikationen und Biographieen
der Kommunemitglieder. —
Die biographische Richtung ist in der Litteratur dieser Zeitperiode dies-
mal besonders stark vertreten. Wir erwähnen K. G. Bockenheimers
Georg Forster in Mainz, (Mainz, Diemer) dessen8) Charakterlosigkeit
und elendes Gebahren in der traurigsten Periode unserer Geschichte ver-
dientermafsen gebrandmarkt wird; Fr. Kapp Iustus Erich Bollmann, ein
Lebensbild aus zwei Weltteilen (Berlin, Springer.)8) Bollmann, aus Hoya
an der Weser gebürtig, kam im März 1792 nach Paris und übte dort bis
zur höchsten Blütezeit des Terrorismus die ärztliche Praxis aus, hatte Gele-
genheit, Verhältnisse und Personen in nächster Nähe kennen zu lernen und
schildert sie in seinen Briefen mit Schärfe und Objektivität: dann rettete er
über Auftrag der Madame Stäel den ehemaligen Minister Narbonne, leitete
den mißglückten Fluchtversuch Lafayette's aus Olmütz ein und begründete später
ein Exportgeschäft in den vereinigten Staaten. Seine von dort datierten Briefe
sind ausserordentlich belehrend in Hinsicht der wirtschaftlichen und socialen
Verhältnisse an der Schwelle unseres Jahrhunderts (vorzugsweise das Ge-
schäfts-Zirkular über die amerikanischen Zustände vom 30. Januar 1798.)
Die Anwesenheit in Wien zur Kongrefszeit gab Bollmann ebenfalls Gelegen-
heit, seine Betrachtungen über die wichtigsten Erscheinungen daselbst zu
machen und neue Bekanntschaften mit hervorragenden Persönlichkeiten zu
schliefsen, über welche er in seinen Aufzeichnungen mancherlei Aufschlüsse
giebt. Intimen Verkehr unterhielt er von da ab mit Varnhagen. — F. Hoppes
„Königin Luise" (Gumbinnen, Sterzel) enthält einige erwähnenswerte Züge
aus dem Familienleben dieser, sowie einiger anderer Hohenzoller'schen
Fürstinnen; ein frisches und begeistert geschriebenes Charakterbild
Blüchers lieferte Theodor Schott (Heidelberg, Winter), — Heinrich
Hansjakob „Aus meiner Jugendzeit" (Heidelberg, G. Weifs) — eine von
echter Poesie erfüllte Apotheose des Jugendlebens des durch seine freisinnige
1) Vgl. o. Kap. XX, 2. — 2) Vgl. o. K. XV. — 3) Vgl. o. X. XX. 2. u. V.
Historische Jahresberichte. 1880. 111. U
111,210 XXIII. t. Zwiedineck-Südenhoret:
Richtung bekannten katholischen Pfarrers von Hagenau, in welches ein Stück
deutschen Volkslebens, wie es sich im vierten and fünften Jahrzehnte unseres
Jahrhundertes im badischen Einzigthale ausgestaltet hat, verwebt ist Von
grofsem kulturhistorischen Interesse ist das Verhalten der Schwarzwaldbauern
während des Jahres 1848, des Heckerschen Aufstandes und der preußischen
Einquartierung. — Reinhard Kekule" hat das Leben Friedrich Gott-
lieb Welcker's1) nach dem in der Universitätsbibliothek zu jBonn bewahr-
ten handschriftlichen Nachlasse desselben, ergänzt durch Briefe, die ihm
Freunde desselben mitgeteilt, beschrieben. Sehr anziehend sind die Tage-
buchsblätter von der italienischen und griechischen Reise und die Schrift-
stücke, die Untersuchung wegen politischer Umtriebe 1819 — 25 betreffend.
Den Scblufe bildet eine Übersicht von Ws. litterarischer Thätigkeit — Paul
Haffner's „Gräfin Ida Hahn-IIahnu (Frankfurter zeitgemäfae Broschü-
ren)3) bezieht sich vorzugsweise auf deren katholisch-humanitäre Bestrebungen
und ihren Aufenthalt in Mainz nach der Konversion; Hermann Vogt er-
zählt, wie „August Bors ig" (Berlin, Drewitz)8) vom Zimmermannslehrlinge
der gröfste Maschinenfabrikant Deutschlands geworden ist, der 1876 seine
3500. Lokomotive montiert hat, und giebt eine Statistik der Leistungen der
Borsig'schen Fabrik. — Karl von Holtei (Ein Lebensbild. Breslau Schott-
länder) hat in Max Kurnik einen pietätvollen Biographen gefunden. —
Eduard Amthor feiert den 25jährigen Bestand seiner Handelslehranstalt *
in Gera durch eine Darstellung seines Lebensweges, der ihn zuerst nachdem
Oriente führen sollte, wo er Sprachstudien betreiben wollte, nach vergebli-
chen Versuchen jedoch, in Paris, London und Brüssel Teilnahme und Un-
terstützung für diesen Plan zu gewinnen, ihn wieder heimwärts geleitet hat,
wo er zuerst als Litterat in Leipzig sein Brot fand: um später in der Grün-
dung und Leitung einer Handelsschule einen praktischen Beruf zu finden. —
Populäre Biographieen mit patriotischer Tendenz lieferten Rönnberg „Kaiser
Wilhelm" Georg Hütel „Unser Kronprinz", f. v. Zobeltitz „Fürst Bis-
marck", „Graf Moltkeu (sämtlich Berlin, Glasenapp.) „Aus dem Nach-
lasse des Grafen Prokesch-Ostenu wurde dessen Briefwechsel mit
Gentz und Mette mich herausgegeben. Robespierre wurde von Brunne-
mann,4) der Prinzgemahl Albert von England von Th. Martin6) biographisch
behandelt.
Wenn wir schliesslich die Arbeiten über einzelne Zweige des Kul-
turlebens überblicken, so finden wir einen Beitrag zur Adelsgeschichte
in dem Aufsatze von Fürst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Walden-
burg über das in der Fürsten bergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen
befindliche Rieter'scht Wappen buch aus dem Ende des 16. Jahrh. Es wird
darin eine eingehende kritische Besprechung der Entstehung und des Zweckes
dieses Buches gegeben, welche mit wichtigen, genealogischen Forschungen in
Verbindung steht —
Zur Geschichte des Unterrichts-, Erziehungs- und Kirchen-
wesens gehört D. Reichling's „Johannes Murmellius" (mit Unterstützung
der Görres-Gesellschaft. Freiburg-Herder.) Wir begegnen darin einem Ex-
kurse über die Typographie in Deventer, dem Zustand der Kölner Hoch-
schule um 1500, der Reform der Domschule in Münster und den Beziehun-
gen des Murmellius zu den übrigen Humanisten. — M. Gmelin giebt ein
1) Vgl. o. K. VI. u. XIII. — 2) Vgl. o. K. VI. — 3) Vgl. o. K. VI1L — 4) Yd. ©.
K. XX, 2. — 5) Vgl. o. K. VI, 2 a. bes. c XXL 2.
Kulturgeschichte. 111,211
erstes Verzeichnis der Studierenden zu Freiburg und Heidelberg aus Orten,
die jetzt zum Königreiche Württemberg gehören. I. Freiburg 1460 — 1540
(Württbg. Vierteljahrshefte Jhrg. EI.)1) Stöber veröffentlicht „Recherches
biogr. et litteraires sur les etudiants Mulhousiens, Loose Briefe eines
Leipziger Studenten.8) — Dr. Karl Herquet, Staatsarchivar in Aurich, behan-
delt ausführlich in seiner Geschichte des Landarchivs von Ostfriesland
(1454 — 1744) die Spoliirung des Archives durch den Rat von Emden 1609
und die Amts- und Lebensverhältnisse des letzten ostfriesischen Archivars:
Ehrens Gerh. Coldewey. — Pfarrer Sieglin führt uns das Lebensbild eines
fränkischen Astrologen Markus Freund vor (Württbg. Vierteljahrh. HI.
3,) der zuerst in Vorbach zimmern, dann in Oberstetten Pfarrer war, neben-
bei aber auch als Kalendermacher und politischer Prophet weitgehende Ver-
bindungen mit den militärischen Helden des dreifsigjährigen Krieges hatte,
die sogar bis Wien reichten. Der Copernicanischen Weltanschauung huldigte
er noch nicht. Sein Familienleben, durch seine dritte Frau, die Tochter
eines entlassenen, geadelten schwedischen Lieutenants, die zwei Kühe und
ebensoviel Leintücher als Mitgift ins Haus bringt, vielfach getrübt, macht
ihn trotz seiner Berühmtheit zum beklagenswerten Manne. — Eine dem
Verdienste des Schullehrers Michael Gläser in Lübeck gewidmete
Schrift enthält Mitteilungen zur Statistik des Schulwesens in Lübeck und
zur Geschichte der französischen Herrschaft daselbst. — Joh. W. Grofs
verherrlicht Johannes Arnold Barop, den ehemaligen Leiter der Erziehungs-
anstalt Keilhau in Thüringen als einen Zeit- und Berufsgenossen und Mit-
streber Fröbels. — Eduard Amthors Festrede zum 25jährigen Jubiläum
seiner Handelsschule in Gera entwickelt die Geschichte desselben in Be-
ziehung zu den Aufgaben der Handelsschulen überhaupt — P. Presseis
vorwiegend theologischer Aufsatz über Dr. Ulrich Kraft, Pfarrer am
Ulmer Münster, weist auf zwei Predigtsammlungen desselben hin, welche
Sittenschilderungen enthalten. Die Kirchen- und Schulzustände von 42 Ort-
schaften der Grafschaft Hohenlohe werden durch die vob Pfarrer Bossert
herausgegebenen „Akten der General-Kirchenvisitation der Grafschaft Hohen-
lohe vom Jahre 1556" beleuchtet. (Württbg. Vierteljahrh. HI. 2)3).
Für das Kunstleben finden wir Beiträge bei Hans v. Meifs „Chris-
toph Brandenberg und Michael Müller — zwei Zugerische Glasmaler
des 17. Jahrhs." (Geschichtsfreund XXXV. B.) Es werden biographische
Daten und Nachrichten über Bestellungen, dargestellte Stoffe und Provenienz
derselben geboten. — Rudolf Müller kommt in seinen Skizzen über
^Künstler der Neuzeit Böhmens" (Mitt.d. Ver.f. Gesch.d. Deutschen in Böh-
men XVHI. Jahrg. 3. XIX. Jahrg. 1 .) auf die Maler Jakob Ginzel und Leop. Aug.
Friese zu sprechen. „Aus Briefen Adolf Jensens" (Berlin, Trautwein)
treten uns die letzten zehn Jahre eines Künstlerlebens entgegen, das nicht
zu den ärmsten an Freuden und Leiden zählt Aus seinen Urteilen über
die wichtigsten litterarischen und musikalischen Erscheinungen, besonders
Richard Wagner, ja selbst über die politischen Bewegungen der Zeit, den
deutsch-französischen Krieg, die Gesinnung der Deutsch-Österreicher läfst
sich auf die reiche Entwicklung seines Geistes schliefsen. — Dichter- und
Künstlerbiographisches ist aufserdem : Bitter, J. S. Bach; Spitta, J. S. Bach,
Nemececk, Beaumarchais' Figaro; Ramann, Franz Liszt; Bourdon, Sil-
vio Pellico; Duncker, Rückert als Professor, Cecchi, Tasso und ita-
1) Vgl. K. XVI, 1. — 2) Vgl. o. K. XIV. — 3) Vgl. o. K. XVI, 1.
14»
m,212 XXHl. t. Zwiedineck-Südenhorst:
lienisches Leben im 16. Jahrh. — Ober russische Litteratur und Kul-
tur schrieb Honegger ein Buch.
Zur Geschichte des Buchdruckes und der Publizistik gehört
Karl Dziatzko's Aufsatz „Caspar Elyan, Breslau's erster Drucker4*
(Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. u. Altert. Schlesiens, 15. B. 1 H.) Darin wird
der Name Elyan gegenüber dem früher angenommenen „Elias" richtig ge-
stellt und eine kritische Besprechung seiner Drucke gegeben. Richard
Hausmanns „Studien zur Gesch. des Königs Stephan von Polen" (Yer-
handl. d. gel. Estnischen Ges. zu Dorpat, X. I.) enthalten Aufschlüsse über
das Zeitungs- und Flugschriftenwesen der Ostseeländer im 16.
und 17. Jahrh. und erörtern eingehend au einzelnen Fällen, auf welehe Weise
offizielle Publikationen dieser Art entstanden sind.1) Die Publizistik des
30jährigen Krieges bildet den Gegenstand zweier Abhandlungen, die sich
nach ihrem Entstehungsort Halle nennen (Halle, Niemeyer.)*) Max Grün-
baum beschäftigt sich mit 24 Flugschriften aus der Zeit von 1626 — 1629,
weist ihre Entstehung und Tendeuz nach; Heinrich Hitzigrath widmet
seine Arbeit 64 Flugschriften, welche den Prager Frieden (1635) betreffen.
Als Vorbereitungen für ein umfassendes Werk über die Flugschriftenlitteratur
des 17. Jahrh. werden dieselben dankbar zu begrüfsen sein. Das Gerichts-
wesen berühren Santer „Todtschläger, wie solche in Schufsenried vor
der Carolina bestraft wurden"; Seuffer „Prozefs eines Goldschmiedelehr-
lings,u dessen unehrliche Abstammung (er war der Sohn einer Henkers- oder
Schinderstochter) erst nach dem Einschreiben offenkundig wurde, mit seinem
Lehrherrn, der ihn nicht behalten wollte. (Beide Aufs, im Württbg. Vier-
teljahren. 1880 IV.); P. Kerber „Ober die frühere Kriminaljustii-
pflege auf der Herrschaft Fürstenstein (Schlesien)" (Zeitschr. d. Ver.
f. Gesch. u. Altert. Schlesiens, 15. Bd. I.)3) Im Archive dieser Herrschaft
befinden sich noch 70 Protokollbticher, 1558 — 1742. Kerber entwickelt die
Befugnisse und die Geschäftsführung der Gerichtsvorstände (Burggrafen, später
Amtsleute) publiziert die für die ländliche Bevölkerung mafsgebende „Drei-
dingsordnung" von 1657, handelt von Tortur und Strafen. M. Darsy lafet
eine längere Abhandlung „Les prisons en Picardie" erscheinen (M6m. de la
Soci6t6 des Antiq. de Picardie. III. Serie T. VI.) Auf eine Einleitung rechts-
philosophischen Inhalts folgen „Differents genres de peines chez les Romains14
und „Des peines criminelles dans l'ancien droit fran$ais". Der zweite Teil
enthalt eine Beschreibung der Gefangnisse in Amiens, der dort in Anwendung
gebrachten Fufseisen, der Bewachung, Verpflegung, Verbesserung der Lage
durch die christlichen Orden, Personalien, Inschriften, die von Gefangenen
herrühren u. A.4)
Die Geschichte der materiellen Kultur erfährt Bereicherung von
Reinhold Ritter von Buzzi's Aufsatz „Der Verfall der Gold- und Sil-
berbergwerke in Kärnten und die Gegenreformation" (Garinthia). Er
stützt sich zum grofsen Teile auf die Abhandlung von Karl von Ployer
„Fragment vom Zustande der Bergwerke in Kärnten im 16. Jahrh. (Gösten,
Bergbaukunde, 1789) und diese auf die hinterlassenen Schriften des Ober-
vellacher Bergmeisters Hans Huebmaier, dann auf Wöllner, Nachrichten über
den vormaligen Gold- und Silberbergbau in Ober-Kärnten, E. Riedl die Gold-
bergbaue Kärntens (Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1873) und Rochata,
die alten Bergbaue auf Edelmetalle in Oberkärnten (Jahrb. d. geol. Reichsanstalt,
1) Vgl o. K. VIIL — 2) Vgl o. K. HL — 8) Vgl. o. K. XL — 4) VgL o. K. XXI, t
Kulturgeschichte. IQ 213
1878), giebt eine Übersicht der Reformation und Gegenreformation nach den
bekannten Quellen und eine Übersicht der Bergbauverhältnisse in Kärnten
nach Akten des Kärntner Landesarchives. Der Verfasser kommt zu dem
Schlüsse, dafs der Betrieb der Bergwerke nicht in Folge der Gegenrefor-
mation gesunken sein könne, da die Ertragszusammenstellungen schon 1588
— 91 rapid sich verkleinernde Posten aufweisen, also zu einer Zeit, in wel-
cher eine vollständige Vertreibung der evangelischen Bergleute, die übrigens
in Kärnten nie ganz erreicht wurde, nicht für möglich oder in Aussicht ge-
halten wurde. — F. M. Mayers „Zur Geschichte des Jagd- und
Forstwesens Steiermarks in der Zeit Maximilians I." (Mitt. d. histor.
Ver. f. Steierm. 28. H.) ergeht sich über Waldkultur, kaiserliche Berg-, Forst-
u. Jagdregale, Jagdgebiete (Eisenerz) u. A. — Berth. Be necke schliefst seine
,.Beiträge zur Geschichte der Fischerei in Ost- und.Westpreufsen"
(Altpreufs. Monatsschr. XVII. 5. 6.)1) mit einer Darstellung des Störfanges
und der Verpachtung desselben, sowie der Konflikte, die sich zwischen den
Fischern und Störpächtern ergeben haben. Beigegeben ist die neurevidierte
Fischer-Ordnung in der Fassung von 1738 und 1787.
Theodor Wagner behandelt den „Aberglauben im 17. und 18.
Jahrh., von 1648 bis Maria Theresia (Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deut-
schen in Böhmen, XVHL Jahrg. 3.) in einer Zusammenstellung aller aber-
gläubischen Handlungen, welche den Menschen von der Wiege bis zum Grabe
begleiteten. Die Arbeit beruht zum Teile auf archivalischcn Quellen und ist sehr
fleifsig zusammengestellt und schön angeordnet. „Die Zünfte der Königs-
berger Junker und Bürger im Kneiphof — Ihr Leben im Hof und
Garten und ihre Morgensprache" schildert H. Frischbier (Altpreufs. Monats-
schrift XVni. B. 1. u. 2. H.)*) nach den 5 vorhandenen Protokollbtichern
(1446 — 1707), welche die Bibliothek der Königsberger Kaufmannschaft be-
sitzt; es ist dabei auf die Einrichtung der Lokalitäten, Geschirr, Musik, die
Verteilung der Ämter, Aufrechterhaltung der Ordnung, Streitigkeiten, Geld-
kalamitäten etc. Rücksicht genommen. — In feuilletonistischem Gewände behan-
delt Rosegger moderne Zustände in den Alpenländern in dem Buche „Aus
meinem Handwerkerleben" — Le Roy de Sainte-Croix's „L'Alsacien
qui rit. boit, chante et danse" (Strafsburg, Hagemann)3) enthält kurze Essays
über Karnevalsitten, Moden und sociale Bilder aus der Revolutionszeit (Chan-
sons antireligieuses de 1791); desselben Autors „Les dames d'Alsace
devant Phistoire, la Legende, la religion et la patrie" (Ebendaselbst)4) bio-
graphische Skizzen und anekdotenhafte Erzählungen über Sainte Odile, Sainte
Attale, l'imperatrice Richarde, Catherine Schutz, die Gattin des ersten Pro-
test Predigers in Strafsburg Mathias Zell, Elisabet Eppinger, la visionaire,
les dames de Strafsburg et TEmpereur Sigismond, die Verlobte des Eulo-
gius Schneider, Anne, Comtesse de Salm, die Burgfrau von Nideck, das
Fräulein von Waldner, Madame de Franck, die Baronin Oberkirch und eine
Reihe einheimischer Künstlerinnen. J. Baumgarten's „La france qui
rit" (2 Bde. Kassel, Th. Kay) bietet neben blofs Anekdotenhaftem auch
Volksgebräuche, „types comiques ätrangers, qui ont servit a la com6die de
Moliöre et de Regnard", „types de la com6die ancienne,'« l'histoire d'Arle-
quinu und kleinere Skizzen aus den Boulevardtheatern, militärische Croquis
u. A. — Jakob v. Falke hat seine „Kostümgeschichte der Kulturvölker44
1) Vgl. o. K. VIII. — 2) Vgl. o. K. VIII. — 3) Vorgl. o. K. XVI. 3. — 4) Vgl. o.
X. XVI, 3.
111,214 XXTTI. v. Zwiedinock-SüdenhorBt:
(Stuttgart, Spemann,) nunmehr würdig abgeschlossen. Die darin aufgenom-
menen Illustrationen sind ausserordentlich charakteristisch, nach vortrefflichen,
zeitgenössischen Bildern oder Zeichnungen ausgewählt und stehen dem Texte
ebenbürtig zur Seite, der die Methode verfolgt, die Mode mit der Politik in
Zusammenhang zu bringen, von der Präponderanz irgend einer Nation ab-
zuleiten und den Zusammenhang ihrer verschiedenartigen Erscheinungen auf-
zusuchen. Falkes Darstellung übertrifft Racinet an Systematik und wett-
eifert mit Lacroix. —
.Die Geschichte des Kartenspiels erfährt eine Ergänzung durch
F. Amelungs Aufsatz über „das Kartenspiel des estnischen Landvolkes in
Livland" (Sitzber. d. gel. estn. Gesellsch. z. Dorpat) *) in welchem die russi-
schen und deutschen Einflüsse auf dasselbe nachgewiesen, die gesetzlichen
Vorkehrungen gegen das Kartenspiel zusammengestellt sind.
*)D. social. Leben betreffen Fourmagne hist. du servage anc. et mod.
611 S. Paris Guillaumain; C hassin les dem. serfs de France d'apr&s des
docum. nouv.; ferner Jungfer die Juden in Preufsen unter Friedrich d. Gr.;9)
Pergameni, les guerres des paysans 202 S.; einen bemerkenswerten Vorkämpfer
der heutigen christlich socialen Richtung, der freilich damals, ein Prediger in
der Wüste blieb, behandelt E. Jäger: V. A. Huber (Berlin, Puttkammer und
Mühlrecht. VIII u. 92 S.); einen Statist, und Volkswirtschaftstheoret Bauern-
feind: Jos. v. Utzschneider und seine Leistung auf statistischem und volks-
wirtschaftlichem Gebiete.
Das Hofleben in Frankreich vor 200 und 100 Jahren D. de Riccourt,
listes des pages du roi d. 1. petite et d. 1. gr. 6curie 1680 — 1765. 67 S.
(Rcv. hist. polit); auch: 0. Uzanne, Anecdotes sur la comt. Dubarry publ.
In die vornehmen Kreise Frankreichs führt Masson, lettres in6d de la
princ. d'Ursins au marechal Tess6. In einem verwandten Kreis dürfte sich
bewegen 'les Aventures galantes du duc Roquelain racont. p. L m6me'. (Ed. ill.)
In ähnliche Kreise führt die Veröffentlichung der „Ratschläge der Herzog.
Mar. Eleon. v. Preufsen an ihre Tochter bei der Vermählung mit Joachim
Friedrich v. Brandenburg. (Zeitschr. d. V. für d. R. Bez. Marienwerder, Heft
3. 79.) Die Finanzaristokratie tritt uns entgegen in Delahante, une famille
de finance au XVIII. S.
Andere Elemente derselben Klasse betreffen der Freiin v. Droste-Hüls-
hoff Briefe, Frau v. Crüdener's lettres, ouvrages inäd. ed le Bibliophile Jacob;
E. Dejace, T. L. v. Stolberg.
Diesen Kreisen benachbart sind die Künstler. So Caroline Bauer. Man lese
Wellmer's „Aus dem Leben einer Verstorbenen," IH; Anna Löh-Siegel „wie
ich Schauspielerin wurde."
Auch die Wissenschaft reicht durch manche Vertreter an jene bevor-
zugten Elemente; so Goethe, dessen Briefwechsel mit Göttling 1824—31
vorliegt. Man lese ferner den für die Geschichte der Wissenschaft, d. Lebens
und d. Denkweise der Beteiligten — für sie selbst, wie für das geistige Leben
um 1840 — wichtigen 'Briefwechsel v. Mäusebachs und Grimms', ferner Lan-
daus 'die italienische Litteratur am österreichischen Hofe'. Einen demselben
Lande angehörigen dramatischen Dichter (f 1811) behandelt Laban: St Jos.
Collin — 1879.
Schon dem früheren Teil unserer Periode gehört an Magen, docum.
sur J. Ces. Scaliger (Rec. d. trav. de la soc. d'agric. sc. d'Agen. 2 S. T. IE)
1) Vgl. o. Kap. IX. % — £) ftu&feo der Bedaktian. — 3) Vgl o. Kap. VLL
Kultargenchichte. 111,215
Wesentlich in unserem Jahrhundert bleibt Stähelins de Wette8) und H um-
her t's 'Über C. F. Becker's Werke der Dichtkunst aus dem Gesichtspunkt der
Historik betrachtet' (Centralorgan f. Realsch.) Allgemeiner sind Kawczynski
Stud. z. Literaturgeschichte des XVIII. Jahrh.; £. Garo, la fln du XVIII s.
6t et portr. T. I u. II. Baudrillart's hist du luxe priv. et publ. ist mit dem
4. Band in die modernen Zeiten übergegangen. Lamm er t giebt Beiträge zur
Creschichte des bürgerlichen Lebens und der öffentlichen Gesundheitspflege.
„Die Weisheit des Volkes. Einiges aus dem Sprüchwörterschatz der Deut-
schen, Russen, Franzosen und der ihnen stammverwandten Nationen" (Peters-
burg) hat Mass on geliefert. Ereutzwold's 'Esthnische Märchen' hat Löwe aus
d. Esthnischen übersetzt (m. Anmerkung, von Köhler u. Schiener. Halle,
Waisenhaus). Die Geschichte des Schulwesens — wie diejenige Frankreichs
(vgl. o. Kap. XX. 2) so diejenige Deutschlands — tritt immer plastischer
hervor; für Preufsen, bes. die Mark, Dank der verdienstvollen Arbeit v.
Rethwisch — jetzt für Pommern durch v. Bülow*) (G. d. P. Schulw. im
XVI. Jahrh.) Der Franzose Charv6riat geht dem Ursprung des Journalismus
in Deutschland nach (les origines du journalisme en Allemagne 15 S. Mem.
de l'Ac. d. B. L. de Lyon.) Des Barreaux-Bernard handelt von der Ge-
schichte der Buchdruckerkunst in Toulouse im XVI. Jahrh. (Timprimerie ä
Toulouse, im XVI. Jahrh. i. M6m. de l'Ac d. Sc. d. Toulouse,3) Ed. Berg er
v. d. Geschichte des Buchhandels in der Lausitz im 19. Jahrh. (N. Lausitz.
Magaz. vgl. Kap. XVI), Huber-Liebenau über „das Kunstgewerbe alter und
neuer Zeit". Die Geschichte einer kurmainzer Dorfschule zu Niederroden
hat Kösterus geliefert, das Verhältnis der französischen Revolution und des
Unterrichtswesens ist mehrfach behandelt (vgl. o. Kap. XX, 2) auch in den
„Periodischen Blättern". Europäische Koloniallande betreffen Pluns, Coluro-
bus in St. Domingo oder in Havanna, M eurer zur politischen Geschichte Is-
lands.4) Ritschl's Prolegomena z. der Geschichte des Pietismus (vgl. o. Kap.
II.) veranlassen Alex. Schweizer zu einer eigenen Untersuchung. Auf 'Materialien
zur Geschichte des Abfalls der unirten Kirche Lithauens (Rufsland) im XVIII.
u. XIX. Jahrh.1 sei wenigstens hingewiesen, ebenso auf Jäger, Die geistliche
Reaktion unter Joseph IL (Zeitschrift für Kath. Th. 2. Lief.) Mit dem ver-
dienten Grönländischen Missionär Hans Egede werden wir wieder einmal be-
schäftigt durch F enger, Bidr. til Hans Egedes d. Grönlandsk Miss. hist.
1721— 68,6) Die katholische Seite betreffen Bognoli, stud. s. Pio V. (Stud.
in Italia VI. VH.), Lembourg, Card. Cajetan (Zeitschr. f. kath. Th. Lief. 2),
Boutrais. P. Dom. Cyprian Maria, d. Karthäuser Landsberger, ein Vorläufer
d. M. M. Alacogna im XVI. Jahrh; Woker, Geschichte der norddeutschen
Franziskaner -Mission. Hertkens, Pater Haslacher, Münster 1879, liefert
Beiträge zur Geschichte der Jesuiten-Propoganda in Deutschland zwischen 1810
und 1850. Graven führte die D. barmherzige Schwester aus dem Orden
des heiligen Vincenz v. Paula Natalie Narischkin' vor, was Cl. Mosthaf
übersetzt. Der Wirksamkeit v. Ketteler's widmen die historisch-politi-
schen Blätter (IX, 365—405, 450—508, 551 ff.) einen Rückblick s. t.:
25 Jahre deutschen Episkopats; Lehre und Wirksamkeit des hochseligen
Erzbischofs von Mainz, W. E. v. K. R. Wilma nns beleuchtet die Inqui-
sition in Nord-Deutschland.
1) Vgl. o. Kap. VI. — 2) Vgl. o. Kap. X. — 3) Vgl. o. K. XXII, 3. — 4) Vgl. o.
K. XXII, 3. — 5) Vgl. ibid. S. 197.
m.216
XXIV. J. KUtt:
XXIV.
J. Klatt.
Indien.1)
Den Bericht über die Geschichte Indiens in den letzten 3 — 400 Jahren
können wir nicht schöner beginnen als mit dem Werke des Grafen F. A.
von Noer2) über den Kaiser Akbar. Unter Weglassung aller Details ge-
währt das mit einem des behandelten Gegenstandes würdigen Enthusiasmus
geschriebene Buch ein in grofsen Zügen gezeichnetes Bild von dem Leben
und Wirken dieses bedeutendsten unter den Mongolenkaisern Indiens.
* Keine fachmännischen Untersuchungen sollen vorgelegt werden', so
äufsert sich der Vf. selber in der Vorrede (p. VIII), 'dies sei den 'Orienta-
listen und Historikern, tiberlassen — sondern vielmehr wird der Versuch ge-
macht, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf das neuere Indien und anf
Akbar zu lenken'. Nach einer Einleitung über das Land, die Völker und
Sprachen, die religiösen und politischen Zustände Indiens im XVL Jh. und
über die Vorfahren Akbars behandelt das in das Berichtjahr fallende erste
Heft die Jugend Akbars bis zu seinem 25. Lebens- oder 12. Regierungsjahre
(1568). Die zweite Hälfte des ersten Bandes werden wir erst im nächsten
Jahr zu erwähnen haben. Auch die Fortsetzung des Werkes ist trotz des
(am 25. Dez. 1881 erfolgten) Todes des Vf. gesichert, da Georg Hoffmann
in Kiel sich der Drucklegung derselben annehmen wird, s. den Nekrolog in
Trübners Record N. S. H, 162—163, Dez. 1881. — Einige (28) Kupfer-
münzen des Akbar werden von Chas. J. Rodgers8) beschrieben und abge-
bildet. Bei dieser Gelegenheit handelt er auch über die Staatseinkünfte unter
diesem Fürsten, wobei er in seinen Resultaten von E. Thomas in seinen Re-
venue Resources of the Mughal Empire abweicht Eine Entgegnung von
Thomas werden wir im Jahresbericht für 1882 anzuführen haben. Der Brief-
wechsel von Akbars Minister mit dem Kaiser wird in einer persischen Litho-
graphie4) auszugsweise veröffentlicht. — Nicht eigentlich zur historischen
Litteratur gehört ein holländischer Roman über Akbar, von welchem eine
dritte Ausgabe des Originals,5) 1877 auch eine deutsche Übersetzung durch
Lina Schneider erschienen ist, und welcher angeblich die Tendenz hat, die
Ansichten des Vf. über religiöse Toleranz an dem Beispiele des indischen
Kaisers zu zeigen. Die Engländer, unter denen die Meinung verbreitet ist,
dafs es vor dem englischen Regiment in Indien nie Wohlstand, religiöse Frei-
1) Verzeichnis der Abkürzungen s. o. 1, 1. — 2) Kaiser Akbar« Ein Versuch über die
Gesch. Indiens im XVL Jh. I, (Heft 1). Leiden, Brül. XXIII, 216 S. f. 2,40. — Vgl. Sat
Boy. L, 498, Okt. 16; Aug. Sach Deutsch. Litteraturbl. IV, 66—67 u. 128, 1. SepL 1881
u. 1. Febr. 1882; LC. 10. Sept 1881, 1274; E. DL. II, 1965—67, 17. Dea. 1881; A.
Barth KC. N. S. XIII, 27—30, 9 janv. 1882. — 3) Copper Coins of Akbar: JASB. XLß,
I, 213 — 17. 2 pl. — 4) Muntakhabat Abu'l Fazl 'Allamf. Extracts from the Letten of Abal
Fazl to the Eraperor Akbar. In Porsian. Lucknow 1879. 183 p. lithogr. £ 1. 1 s — 5) P.
A. S. van Limburg Brouwor. Akbar. Een oostersche Roman. 3 Druk. 'sGravenhage, Sij-
hoff 1378. f. 1,90. In linnenband f. 2,40. — Übors. von Lina Schneider. 1877.
Indien. 111,217
beit and blühendes geistiges Leben gegeben habe, können ans der englischen
Übersetzung1) lernen, dafs Indien auch schon vorher verschiedene glückliche
Zeitläufte gehabt hat, von denen die Zeit Akbars eine ist. In Marathi-
Sprache ist ein Lobgedicht auf den Kaiser Akbar*) und in persischer ein
Werk zur Geschichte seines Sohnes und Nachfolgers Dschehängir (1605 bis
28) s) erschienen.
Zur Geschichte des Beginnes der europäischen Niederlassungen
in Indien bringt das Tagebuch eines vlämischen Seemanns, der Vasco da
Gamas zweite Reise (1502 — 03) mitmachte, teils Bestätigung der bekannten
Thatsachen, teils verschiedene interessante Neuigkeiten. Dasselbe wurde schon
1874 von Berjeau unter dem Titel veröffentlicht: Calcoen (Calcun, d. i. Ca-
licut). A Dutch Narrative of the Second Voyage of Vasco da Gama to
Calicut Printed at Antwerp circa 1504 with Introd. and Transl. by J. Ph.
Berjeau, Lond., Pickering, 1874. 4°. Diese Ausgabe bestand in einem Fac-
simile- Abdruck des in Antwerpen c. 1504 gedruckten Originals, von welchem
ein Exemplar sich bis 1864 in Leipzig im Besitz des Buchhändlers Weigel
befand, darauf von Libri für 120 Thaler erworben wurde und aus dessen
Nachlafs an das britische Museum kam, wo es sich jetzt befindet. Inzwischen
wurde in Birmingham ein zweites Exemplar aufgefunden, nach welchem
Stier,4) unabhängig von Berjeau, dessen Buch er nicht kannte, den Reise-
bericht von neuem, und zwar in Transcription herausgab (Sept. 1880). Et-
was später veranstaltete Berjeau eine neue Ausgabe (1881), bei welcher ihm
wiederum die Ausgabe Stiers unbekannt geblieben war, so dafs nun der Text
in zwei von einander unabhängigen Redaktionen vorliegt. Nach dem Urteil
des französichen Recensenten der Revue critique (N. S. XII, 210 — 12, 19
sept. 1881) ist der Text in Stiers Ausgabe korrekter und exakter als der
Beijeaus, seine Obersetzung präciser und treuer, sein Kommentar endlich
vollständiger und gelehrter, kurz seine Ausgabe den Ansprüchen der Wissen-
schaft entsprechender. Auch von Stiers Buche werden wir im nächsten Jahr
eine zweite Ausgabe zu erwähnen haben; eine portugiesische Obersetzung
wird durch Emil Oeulemans herausgegeben werden. Ober Vasco da Gama
handelt auch noch ein zweites Werk.6) — Das indisch-portugiesische Münz-
wesen ist trotz der noch nicht so entfernt liegenden Zeit wenig bekannt.
Die vorliegenden Beiträge zur Geschichte desselben 6) handeln über die Ein-
führung von Münzprägestätten durch die Portugiesen, deren erste in Goa
1510 errichtet wurde, und gehen bis zum Jahre 1580. Die Vernachlässigung
der indisch - portugiesischen Geschichte hat auch einen andern bedeutenden
1) t. Limburg-Brouwer. Akbar: an Eutern Bomance. Transl. from the Dutch by
H. M. With Notes and an Introd. Life of the Emperor Akbar, by Clements R. Markhain.
Lond., Allen, 1879. — Vgl. Ac. XVII, 26, Jan. 10; Sat Bey. XL1X, 381—82, March 20;
Ath. Jone 12, p. 758. — 2) Gowind Wasudew Kanitkar. Emperor Akbar. (Marathi.)
Bombay, Kirnaya Sagar Press, 1879. 80 p. 12. 10 a. — 3) SyudAhmud. Tooznk-i-Je-
hangeeree. Institutes of Jehangeer. Allygurh s. a. 426 p. 4. 8 pl. 16 s. — 4) Ylamisches
Tagebuch üb. Vasco da Oama's 2. Heise, 1502—1503, hg., übers, u. erl. v. H. C. G. Stier.
Braunschw., Schwetechke. 42 S. kl. 8. M. 1,20. — Vgl. Th. Seh. LG. 18. Dez., 1735—36;
Ausl. LLV, 60, 17. Jan. 1881; Sophus Buge Ztschr. f. wiss. Geogr. II, 24 u. G. Stier.
Nachträge: ebd. 24 — 25. — 5) G. M. Towlo. The Voyages and Adventures of Vasco da Gama.
W. Illustr. Lond., Koutledge, 1879. 256 p. 12. 2 s. 6 d. — 6) J- Gerson da Cunha.
Contribut to the Study of Indo-Portug. Numism. Part 1. 2: Joum. Bomb. Br. K. As. Soc.
XIV, 267—73. 402—17. 2 Taf. Auch sep. Bombay, Educ. Soc's Press. Fase 1. 2. p. 1—34.
Be. 1. 8a. [Trübner: 2 s. 6 d.] each.
111,218 XXIV. J. KUtt:
Gelehrten1) bewogen, diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zuzu-
wenden.
Über die französischen Besitzungen in Ostindien bringt ein
kleiner Artikel8) statistische Daten aus der neueren und neuesten Zeit-, auch
ein Brief vom J. 1792 wird darin mitgeteilt.
Wir kommen zu der Geschichte der Engländer in Indien. Von
dem im Jahresber. I, 598 n. 2 besprochenen Buche ist eine zweite, wie es
scheint, unveränderte Ausgabe erschienen.8) Ein umfangreiches Werk in
Urdu-Sprache, kompiliert aus englischen und orientalischen Quellen, enthlh
in seinem dritten Bande4) die ältere Zeit der britischen Herrschaft. Schließ-
lich sind noch zwei englische Werke zu nennen, von denen das entere1)
als ganz second hand geschildert wird, das letztere6) uns auch nicht einmal
durch Recensionen näher bekannt geworden ist
Über die Europäer, die im letzten Viertel des vorigen Jh. bei den ein-
heimischen Fürsten Indiens Dienste nahmen, handelt H. G. Keene.7) Nach-
dem er schon früher den bedeutenderen dieser 'Abenteurer' de Boigne, Samru
und George Thomas besondere Artikel gewidmet, fafet er hier eine Anzahl
in zweiter Reihe stehender, Law, Medoc u. s. w. zusammen. Über hervor-
ragende indische Beamte handelt ein dreibändiges Werk von J. W. Kaye;*)
ein Bengale 9) schreibt über gegenwärtig lebende indische Fürsten und sonstige
angesehene Personen. — Warren Hastings, der erste Generalgouverneur von
Britisch -Indien (1774 — 85) mufs sich diesmal mit einem Artikel in der
Encyclopaedia Britannica begnügen.10) Dagegen hat sein dritter Nachfolger
Wellesley (1798 — 1805), 'Baumeister des Reiches' genannt, weil unter ihm
ein bedeutender Teil Indiens einverleibt wurde, eine eingehende Darstellung
gefunden.11) Aus den Depeschen seines jüngeren Bruders, des bekannten
Herzogs von Wellington sind die auf Indien bezüglichen besonders erschie-
nen. 12) Über den Earl of Minto (Generalgouverneur 1807 — 13) ist als
Nachtrag zu dem 1874 erschienenen Werke eine neue Folge von Mitteilungen
aus seinen Briefen und Papieren von seiner Grofsnichte herausgegeben wor-
den.13) Für seinen Nachfolger, den Marquis of Hastings (1813 — 22) nennen
1) A. C. BurnelL A Tentatiye Liat of Booka and aome MSS. reimt to the Hiatory of
the Portuguese in India Proper. Mangalore. VI, 1S3 8. kl. 8. — 2) Julien Vinson. Las
Itabliss. franf. dans linde: M61. de ling. et d'anthr., Par., Leroux, p. 18 — 33. (Ans Repabtiq»
fran<j., 5 avr. 1878.) — 3) J. Talboys Wheeler. Early Records of firit India. S Bd.
Calcntta, Newman, 1879. XXXI, 391 p. Rs. 5. — 4) Maulawi Muhammad Zakaulla.
Tarikh-i-Hind, Hissa-i-Snam. (Hist of India, P. III), in Urdu. Delhi, Murtaaawi Ptom 1879.
1457 p. lithogr. Rs. 5. — 5) W. H. Darenport Adams. Episode* of Anglo-lnd. Hist: a
Ser. of Chapt from the Annais of Brit Ind., showing the Rise and Progreaa of our Indiai
Empire. Lond., Marlborough. — Vgl. Sat Rer. XLIX, 508—9, Apr. 17; Ae. XVII, 471,
Jane 26. — 6) J. S. Banks. Our Ind. Empire; its Rise and Growth. Lond., Wesleyan Confer.
Off. 280 p. 12. 4 s. — 7) Ind. Military Adrentarers of the last Century: CR. LXXI, 55
—85, Jaly. — 8) Lives of Ind. Officers, illustrative of the Hist of the Ciril and Milit
Science of India. New Ed. 3 rols. Lond., Bogue. ä 3 s. 6 d. — 9) Loka Nath Ghosh.
The Modern Hist. of the Ind. Chief«, Rajas, Zemindars, etc. P. I. Calc, J. N. Ghosh, 1879.
218 p. Rs. 5. — 10) J. S. Cotton Warren Hastings: Enc Brit 9 Ed. XI, 512—16. —
11) W. M. Torrens. The Marqness Wellesley, Architect of Empire. An Hist Portr. Loai,
Chatto. VI, 512 p. 14 s. (A. u. d. T : Pro-Consul and Tribüne Wellesley and 0*ConnelL Hist
Portraits. Vol. L) — Vgl. J. S. Cotton Ac. XVII, 77—78, Jan. 31; Sat Her. XLIX, 251
—252, Feb. 21. — 12) A Selection from the Despatches relating to India of the Dnke of
Wellington. Ed. by Sidney J. Owen. W. an Introd. Essay, Maps and Plans. Oxford, Claren-
don Prew. — Vgl. J. 8. Cotton Ac. XIX, 316, Apr. 30, 1881. -- 13) Loid Minto ia
India. Life and Letters of Gilbert El Hot, First Earl of Minto from 1807 to 1814, white
Govcrnor-General of India ... ed. by his Great-Niece the Countess of Minto. Lons%
Indien. 111,219
wir nur einen Artikel der Encyclopaedia Britannica. *) Ein Werk über die
Beziehungen Englands zu Birma von 1824 bis zur Gegenwart8) durchzieht
der leitende Gedanke, welchen aufserordentlichen Vorteil eine Annexion Bir-
mas für den englischen Handel haben würde, was selbst von dem englischen
Recensenten cynisch genannt wird. Eine Episode des ersten afghanischen
Krieges behandelt C. Swinnerton.8) G. B. Mallesons4) Werk über den
indischen Aufstand von 1857 ist mit dem dritten Bande zum Schlafs gelangt
(s. Jahresber. I, 599 n. 1, n, 3, 237 n. 4). Er kommt zu dem Resultat,
dafs der Aufstand nicht durch die mit Rinder- und Schweinefett geschmierten
Patronen verursacht und überhaupt nicht von den Sepoys ausgegangen, son-
dern in letzter Instanz die Folge der Unzufriedenheit gewesen sei, welche
die drückenden Mafsnahmen des Lord Dalhousie erregten und die durch die
Annexion von Oudh ihren Gipfel erreichten. Ein nützlicher Index zu diesem
Werk und zugleich zu Kayes History of the Sepoy War, deren Fortsetzung
eben Mallesons Werk bildet, ist in einem besonderen Bande erschienen.6)
Ein bengalisches Werk über den nämlichen Gegenstand6) citiert als seine
Quellen das Oudh Blue-Book, Sleeman, Lowe, Merivales Life of Sir Henry
Lawrence, Ludlows Thoughts u. a. und sucht im Widerspruch mit Maileson
nachzuweisen, dafs die Regierung von Oudh so gut war, als man wünschen
konnte. Wir erwähnen ferner den Bericht eines Augenzeugen7) von der Er-
mordung der englischen Gefangenen durch Nena Sahib und eine Biographie
des indischen 'Ritters ohne Furcht und Tadel* Outram (f 1863), welcher
sich besonders in den Kämpfen von 1857/58 auszeichnete.8) Ein Freund
Outrams, der, wenn auch demselben an politischer und militärischer Be-
deutung nachstehend, doch durch ungewöhnliche Begabung und Willensstärke
hervorragte, war Meadows Taylor.9) Geboren 1808, f 1876, ging er
15jährig mit der Bestimmung für ein Kaufmannsgeschäft nach Indien, trat
aber bald in Regierungsdienste und war 1845 — 53 an Stelle des unmündigen
Radscha Regent von Shorapur, eines Bezirks in Hyderabad, später 1853 — 57
Statthalter in Naldrug, darauf 3 Monate in Berar und schliesslich 1858—60
wieder in Shorapur. Gerade weil seine Stellung politisch nicht so hervor-
Longmans. X, 403 p. 12 s. — Vgl. Edinb. Rot. CLI, 228—56, Jan.; J. S. Cotton Ac.
XVII, 77—78, Jan. 31; Sat. Key. XLIX, 217—19, Feb. 14; Ath. Apr. 3, 431—32; Mme.
C. da Parqaet Rer. des deux mondes XL, 829 — 55, 15 aoüt. — 1) Alex. Orant Francis
Rawdon Hastings, First Marquis of Hastings: Enc. Brit 9 Ed. XI, 516—18. — 2) W. F.
B. Laurie. Our Burmese Wars and Relat. with Burma; being an Abstr. of Milit and Polit
Operat., 1824—26 and 1852—53. With , . a Suramary of Events from 1826 to 1879, incl.
a Sketch of King Theebau's Progress. Lond., Allen. 508 p. 16 s. — Vgl. Ath. Feb. 14,
211—12; Coutts Trotter Ac. XVII, 131, Feb. 21; Sat Key. XLIX, 417—18, Mar. 27.
— 3) The Afghan War. Gough's Action at Futtehabad. Lond., Allen. — Vgl. Ac. XVII, 458,
June 19. — 4) Hist of the Indian Mutiny, 1857—59. . . Vol. 3. Lond., Allen. XXXIV,
524 S. 20 s. — Vgl. Ath. Sept 11, 327—28. — 5) Fred. Pincott Analytical Index to
Sir John W. Kaye's Hist. of the Sepoy War, and Col. G. B. Malleson's Hist of the Ind.
Mut. (Combined in one vol.) Lond., Allen. IV, 201 S. 10 s. 6 d. — Vgl. Ac. XIX, 96, Feb.
5, 1881. — 6) Rajanikanta Gupta. Sipahi-juddher-itiha* ; or a Hist. of the Sepoy War.
(Bengali). Calc, G. P. Roy, 1879, 80. P. II (2 Ed.), TU, IV. 80, 40, 99 S. 8, 4, 10 a. —
7) W. J. Shepherd. A Person. Narrati ve of the Outbreak and Massacre at Cawnpore. 2 Ed.
Lucknow, Craven, 1879. 270 S. Rs. 2. 8 a. — 8) F. J. Goldsmid. James Outram: a Bio-
graph y. 2 vols. Lond., Smith, Eider. XIX, 434 S., 1 Portr., 5 Kart. — VII, 449 8., 4 Tat,
3 Kart. £ 1. 12 s. — Vgl. Ath. July 24, 103-5; Dem. C. Boulgor. The Ind. Bayard:
CR. LXXII, 239 — 63, Apr. 1881. — 0) Im ostind. Dienste. Lebensbeschreibung dos engl.
Obersten Meadows Taylor. Nach dess. eig. Aufzeichn. deutsch bearb. Ton Kunhardt v.
Schmidt Berlin, Mittier. XII, 463 S. 1 Karte. M. 8. (Orig. 1877.) — Vgl. Ausl. LIII, 698
bis 699, 30. Aug.; LC. 16. Apr. 1881, 565; E. Meyer Mitth. a. d. hist Litt XI, 1883.
IH,220 XXIV. J. Klatt:
ragend war, kam er in vielfache Berührung mit dem indischen Volke, wel-
ches er wahrhaft gelieht zu hahen scheint und welches er, da er bei seiner
Sprachbegabnng die Volkssprachen bald vollständig beherrschte, in seinem
Leben und Treiben wirklich verstehen lernte und treu schilderte, so dafe
das Buch eigentlich viel interessanter ist als die vorhin erwähnten Memoiren
und Biographieen der Generalgouverneure und wohl verdient hat, ins Deutsche
übersetzt zu werden. Einen sonderbaren Eindruck machen die wiederholt
darin vorkommenden Weissagungen alter Brahmanen, die buchstäblich in Er-
füllung gehen. — Wir nennen ferner ein Werk über den letzten Bischof von
Calcutta (f 1876),1) einige Artikel zur Tagesgeschichte8"6) über Lord Lyttons
Amtsführung, die Hungersnot unter demselben u. s. w. und ein selbständiges
Werk6) über das heutige Indien in seinen volkswirtschaftlichen Beziehungen,
dessen Verfasser 30 Jahre in Indien gelebt und alle Teile des indischen
Reiches von Tibet bis Ceylon besucht hat, endlich Vergleichungstabellen der
hauptsächlichsten in Indien gebräuchlichen Zeitrechnungen für die letzten
30 Jahre.7)
W. W. Hunt er,8) Vf. des im nächsten Jahre zur Sprache kommenden
Imperial Gazetteer of India, hat als beiläufige Ergebnisse der auf dieses
Riesenwerk verwandten vieljährigen Arbeit verschiedene Vorlesungen über
Indien gehalten, die teilweise bereits in Zeitschriften gedruckt worden sind,
und die er nun in einem besonderen Buch zusammenstellt, dessen erste
Hälfte unter dem Titel Work done der Vergangenheit gewidmet ist, während
die zweite unter dem Titel Work to be done die der englischen Regierung
noch bevorstehenden Aufgaben erörtert Dazu gehört auch ein zuerst im
Cornhill Magazine erschienener und ins Holländische übersetzter Artikel,9)
dessen optimistischen Anschauungen von anderer Seite10) entgegengetreten
wird. Zum Schlufs registrieren wir noch einige Abhandlungen über die in-
dischen Finanzen u. s. w. 11~14)
Zur ethnographischen und Reiselitteratur übergehend, nennen
wir an erster Stelle Emil Schlagint weits16) Indien in Wort und Bild,
1) Memoir of the Right Roy. Hob. Mi Im an, Lord Bishop of Calc and Metropolitin of
lndia with a Sei. from his Corresp. and Journals by his Sister Frances Maria Milmaa.
Lond., Murray, 1879. XII, 390 p. 1 Map. 12 s. — Vgl. Ath. Feb. 14, 209. — 2) Bob.
D. Oaborn. India ander Lord Lytton: Cont. Roy. XXXVI, 553—73, Dec. 1879. — 3) R
D. Osborn. The Truth aboat the Ind. Famine of 1877—78: ebd. XXX VII, 227—46, Feb.
— 4) L. Laine. La famine dans l'empire indo-brit en 1876 — 1877: Roy. mar. et eol. LX,
610—20, 1879. — 5) G. C. M. Birdwood. Linde angl. en 1878: Roy. geogr. int Na 42,
1879. — 6) Rieh. Temple. India in 1880. Lond., Murray. XX, 524 S. 2 Kart 16 t-
Vgl. Ath. Jan. 15, 1881, 87—88; Ac. XIX, 150, Feb. 26, 1881; Petermana's Mitth. XXVII,
228,1881. — 7) Narayan Bälkrishna Godbole and Vishnu Pandurang Shahiae.
Chronol. Table«, cont Corresp. Dates of the Christian, Hindu, Mahomedan, and Parsi Erat
from A. D. 1852 to 1880. (Engl, and Marathi.) Bombay, Oriental Press. 98 8. 12 a. —
8) England'« Work in India. Lond., Smith, Eldor. — Vgl. Jas. S. Cotton Ac. XIX, 4—5,
Jan. 1, 1881; Ath. Jan. 15, 1881, 87—88. — 9) W. W. Hanter. Wat de Engelachen yoot
het Indische Volk hebben gedaan: Tijdschr. Yoor Nederl. Indie. N. S. 9 Jaarg. II, 245—90,
Okt — 10) Shoshee Chunder Dutt De Belastingen in Britisch Indie: ebd. 325—66,
Noy. — 11) Shoshee Chundor Dut (sie). De Britsehe Opiumpolitiek: ebd. 1, 321 — 52.
430 — 54, Mei, Juni. — 12) J. A. van den Broek. De financiele Moeijelijkheden van het
Gouvern. van Brit Indie: ebd. N. S. 8 Jaarg. I, 245—85. 325—64, Apr., Mei 1879. —
13) Henry Fawcett Ind. Finance: Three Esuays, (republished from the *Nineteenth Cen-
tury',) with an lntrod. and App. Lond., Macmillan (s. Jahresbor. II, 3, 241). — Vgl. Jas.
S. Cotton Ac. XVII, 116, Feb. 14; Ath. Apr. 3, S. 438. — 14) Meyners d'Estrey.
Les Indes-Anglaisos : AEO. II, 161—65. — 15) Indion in Wort und Bild. E. Schilderung d.
ind. Kaiserreiches. In 2 Bdn. Bd. L Lpz., Schmidt & Günther. VI, 253 8. foL 58 Tat a.
Indien. 111,221
ein Pracht werk ersten Ranges, in welchem zwar die zahlreichen und glän-
zenden Illustrationen einen hervorragenden Platz einnehmen, dessen Text aber
einen davon unabhängigen Wert hat, so dafs A. Weber in seiner Besprechung
des Werkes den Wunsch ausgedruckt hat, den Text in einer besonderen Aus-
gabe gedruckt zu sehen. Der erste Band enthält: Land und Produkte, Bom-
bay, Völker und Kasten, die Felsentempel, Dekhan, Haidarabad, Madras, die
Nilgiris, das Christentum in Indien, die Religion der Hindus, Orissa, Ben-
galen und Behar. E. Schlagintweite Bruder Hermann1) (f 19. Jan. 1882)
liefert ein Verzeichnis der von ihm aus Indien und Hochasien mitgebrachten
und dem ethnographischen Museum in München überwiesenen Gegenstände,
in folgende Gruppen geordnet: Gemälde, Modelle und Abformungen, tibetische
Objekte des Buddha -Kultus, Waffen, Kleidungsstücke, kleinere Haus- und
Handgeräte, Agrikulturgeräte. Eine gröfsere Anzahl Reisewerke u. s. w.
kennen wir nur den Titeln nach, welche unten zu finden sind; es sind 1 Werk
in deutscher,2) 10 in englischer,3--18) 1 in holländischer,18) 4 in franzö-
sischer14""17) und 1 in italienischer Sprache.18)
Ein indisches Schulbuch, die Geographie Indiens enthaltend,19) wel-
ches günstig recensiert worden ist, erwähnen wir hier beiläufig.
Über die litterarische Produktion von Britisch-Indien geben die
von der englischen Regierung herausgegebenen Bücherkataloge eine durchaus
befriedigende, nicht nur im Orient, sondern überhaupt ohne Beispiel da-
stehende Auskunft, Dieselben erscheinen quartaliter und besonders für fol-
gende 10 Provinzen: Madras, Bombay, Bengalen, Nordwestprovinzen und
viele Illustr. im Text M. 30, geb. M. 40. — Vgl F. R(atzel) LC. 5. Juni, Sp. 745; W.
Geiger Gegenw. XIX, 90—91, 5. Fob. 1881; Petermann's Mitth. XXVII, 71, 1881; A.
Weber DL. III, 287—88, 25. Feb. 1882; K. v. Scherzer (Augsb.) Allg. Z. Beil. 1882.
No. 32; Leipz. Z. Beil. 1882. No. 58. — 1) Herrn, v. 8chlagintweit-Sakünlünski.
Über die Aufnahme neuen Beitrages von Sammlungsgegenständen aus Indien und Hochasien in
das k. b. Ethnogr. Mus.: Milnch. Sitz.-Ber., math.-phys. Kl. X, 497 — 522. — Reisen in In-
dien u. Hochasien. Bd. IV. Jena, Costenoble. XVII, 556 S. 4. M. 17. (enth. Oatturkistan u.
Umgob.) — Erläut. des 1Y. Bandes d. Reisen in Ind. u. Hochas.: Milnch. Sitz-Bor., math.-
phys. Kl. X, 1 — 32. — 2) Gust Kreitner. Im fernen Osten. Reisen des Grafen Bei»
Szächenyi in Indien, Japan, China, Tibet und Birma in d. J. 1877—80. M. 200 Orig.-Holz-
schn. u. mehr. Karten. Lfg. I. Wien, Holder. 32 S. gr. 8. 50 Pf. (vollst in 32 Lfgn.). —
3) Mrs. J. C. Murray Aynsley. Our Visit to Hindost, Kashmir, and Ladakh. Lond., Allen,
1879. 332 S. 14 a. — Vgl. Ath. Jan. 3, S. 13—14; Andrew Wilson Ac. XVII, 38—39,
Jan. 17. — 4) Bholanauth Chundor. «Travels of a Hindu': CR. LXXI, 176—93, 399
— 412, July, Oct — 5) E. W. Clark. From Hong-Kong to the Himalavas; or, Three
Thousand Miles through India; Ulustr. New York, 1879. IV, 368 S. 12°. 7i.6d.-6) M.
E. Corbot A Pleasure Trip to India during the Visit of H. R. H. the Prince of Wales;
afterwards to Ceylon. Lond., Allen. 234 S. 7 s. 6 d. — 7) fl. E. Falk. A Winter Tour
through India, Burmah, and the Straita. Lond., Longmans. 2 s. 6 d. — Vgl. Ac XVII, 471,
Juno 26. — 8) A. G. Shiell. A Year in India. Lond., Tinsley. — Vgl. Ath. Feb. 28, S. 279.
— 9) S. D. White. Ind. Reminiscences. Lond., Allen. 270 S. 14 s. — Vgl. Ath.' June 12,
S. 759. — 10) H. G. Keene. Sketches in Indian Ink. Calc, S. N. Banerji. 321 S. Rs. 5.
— 11) I. Prichard. The Chronicles of Budgepore: or, Sketches of Life in Upper India.
New Ed. 2 yols. Lond, Allen. 586 S. 12. 12 s. — 12) V. Ball. Jungle Life in India. Lond.
— 13) Een Kijkje in een Dorp van Britsch-Indie. Naar Prot Monier Williams: Ind.
Gids II, 1, 671—80. — 14) C. Barbier. Dein ans dans linde. Ronen, M6gard, 1879.
165 S. — 15) E. Cotteau. Promenade dans linde et & Ceylan. Par., Plön. 430 S. 12. fr. 4.
— Vgl. Rollet Bull, de la soc de geogr. de Bordeaux. S. 293 t — 16) L. Rousselet
Les royaumes de Finde. Paris, Hachette, 1879. — 17) J. J. E. Roy. Voyage dans linde
angl. Tours, Marne. 166 S. — 18) A. Co Tino. Un yiaggio nelle Indie, descritto. Con 3 carte
geogr. Tor., 1878. 128 S. 1. 2. — 19) George Duncan. Geography of India ... 10 Ed.
Madras, Higginbotham ; Lond., Trübner. VIII. 182 S. 12. 1 s. 6 d. — VgL Ac. XVIII,
186, Sept 11; JAnt X, 56, Feb. 1881.
111,222 XXIV. J. Klatt:
Oudh, Punjab, Centralprovinzen, British Burma, Mysore, Assam, Hyderabad,
so dafs sich der Katalog eines Jahres aus 40 einzelnen Heften zusammen-
setzt. Sehr erwünscht wäre es, wenn auch für Ceylon derartige Verzeich-
nisse erschienen. Die Kataloge werden leider nur in wenigen Exemplaren
gedruckt und kommen nicht in den Handel. Daneben erscheint ein die wich-
tigsten Daten zusammenfassender Auszug (s. den Titel im Jahresber. II, 3,
237 n. 7). Wir ersehen aus dem Auszug für das Jahr 1878 (der für 1879
ist 1881 erschienen und wird erst im nächsten Jahr anzuführen sein), dafs
1878 in Britisch-Indien 4913 Publikationen erschienen sind, und zwar die
meisten in Bengalen (1486), Punjab (915), Bombay (908), Madras (824),
N. W. Prov. und Oudh (629), während in den Centralprovinzen und Hy-
derabad nur je ein Buch erschienen ist. Da das Jahr 1876 mit 5065
Nummern vertreten war, so ergiebt sich eine Verminderung um 150 — wohl
eine Folge der Hungersnotjahre. Zeitungen giebt es gegenwärtig in In-
dien ungefähr 230, die meisten (c. 100) in Urdu -Sprache, wie wir einem
von dem früheren Herausgeber der Calcutta Review1) veröffentlichten Essay
über das indische Zeitungswesen entnehmen. Im J. 1822 erschien die erste
einheimische Zeitung, Samachar Darpan, in bengalischer Sprache, während
die erste englische, Hicky's Gazette, schon 1780 in Calcutta herauskam.
Das Christentum in Indien können wir nur flüchtig streifen. Ein
Missionär der herrnhuter Brüdergemeinde ') schildert das Leben im westlichen
Himalaja, zunächst das Land (Ladak, Lahul u. s. w.), welches teils unter
chinesischer, teils englischer Oberhoheit steht, den Charakter der Bewohner
und ihre Religion (Buddbismus) und geht darauf zur Mission über. Zu
Missionszwecken dient auch die Übersetzung einer canaresischen Erzählung,3)
in welcher ein Hindu -Christ die traurige Lage der indischen Witwen schil-
dert Von einigen andern Missionsschriften,4"9) sowie von Biographieen der
indischen Missionäre A. Duff10"18) und W. Smith18) verzeichnen wir nur
die Titel.
Zu den einzelnen Provinzen übergehend beginnen wir im Nordosten.
Für Britisch Birma ist der amtliche Gazetteer 14) erschienen, dessen ein-
zelne Abteilungen unter der Redaktion von H. R. Spearman von verschie-
denen bearbeitet sind. Band 1 (der später erschienene) enthält den syste-
matischen Teil, Band 2 das geographische Wörterbuch.
1) Boper Lethbridge. The Vernacular Press of India: an Bist Sketch: Cont Rot.
XXXYII, 459—73, March. — 2) H. Schneider. Ein Missionsbild a. d. westl. HimaL
Qnadau, Univ.-Buchh. IV, 95 S. — 3) Jamunabai's Wander. od. Blicke in ind. Witwenleben.
(Aus dem Canares.) Basel, Miss.-Buchh. 63 S. 50 Pf. (Orig. Man^alore 1869.) — 4) Altes
und Neues aus Indien. Aus Missionar Leupol ts 'Erinnerungen'. Übers, u. zusamm engest y.
A. W eng er. Basel, Miss.-Buchh. 54 S. 25 Pf. — 5) Zum Verstandniss d. Missionars W.
Ringeltaube: Missionsnachr. d. ostind. Missionsanst su Halle. XXX, 37 — 135. XXXI, 61 — 140.
1878, 79. — 6) Zur Sachlage in Südindien. Ebd. XXXI, 8—52. — 7) Aus <L amer.-loth.
Mission unter d. Telugus. Ebd. XXXII, 21—34. — 8) E. Schlagintweit Das Christenth.
in Indien. (Augsb.) Allg. Z. Beil. — 9) A. Jayaram Rao. Christianity and Educ in India.
Madras, Sri Nilayam Press. 31 8. 12. 3 a. [A lecture delivered by a Hindu Graduate of the
Madras Univ. in St George's Hall, London, ten years ago.] — 10) George Smith. The
Life of Alex. Duff. 2 rols. Lond., Hodder, 1879. — Vgl. Ath. Feb. 14, S. 208—9; T. W.
Rhys Davids Ac. XVII, 134, Feb. 21. — 11) J. Hector. The Rerd. Alex. Duff, the
Prince of Missionaries. Calc, Baptist Miss. Press, 1879. 25 S. 12. 6 p.— 12) Harish
Chandra Mitra. On the Roy. A. Duff. Calc. 35 8.. 4 a. — 13) M. A. Sherring. The
Missionary Life and Labours of the Reyd. W. Smith. Benares, Lazarus, 1879. 206 S. 12.
Ra. 2. — 14) The Brit Burma Gazetteer in 2 toIs. Vol. 1. 2. Rangoon, Gort Press, 1880,
79. X, 2, 716, XXXV 8. £ 1. — 859, XVDI 8. £ 1. 10 a.
Indien. 111,223
Für Assam erwähnen wir beiläufig, dafs im Dezember 1881 eine
gröbere Anzahl amtlicher Reports aus den Jahren 1872 — 78 durch A. Bastian
an die Berliner k. Bibliothek gekommen ist.
Hanters 20bändiger Statistical Account of Bengal, 1875 — 77, ist von
A. Barth1) eingehend beurteilt worden. Wir erwähnen ferner eine Ab-
handlung Aber Calcutta, *) die Biographie eines muhammedanischen Bengalen,3)
welche angeblich Beiträge zur älteren Geschichte der Stadt Hugli enthält,
eine Geschichte der englischen Occnpation von Tschittagong in den Jahren
1760 — 1848, 4) eine Geschichte von Behar in Urdu -Sprache,6) welche eine
Beschreibung der gröfseren Städte und eine Erzählung der in dieser Provinz
geschehenen Ereignisse des Aufstandes von 1857 enthält, schließlich eine
Schilderung des Landlebens in Bengalen.6)
Zur Geschichte von Oudh nennen wir zwei Werke in Urdu- Sprache,7-8)
ferner ein historisches Album der gegenwärtigen Radschas und Talukdars von
Oudh (englisch und Urdu) mit den Photographieen derselben,9) eine Be-
schreibung von Oudh in Urdu-10) und englischer Sprache11) und ein angeb-
lich interessantes und wichtiges Buch über die Gewerbe und Manufakturen
von Lucknow.1*)
Unter den Lokalberichten, welche die Regierung der Nordwestpro-
vinzen veröffentlicht, zeichnet sich der für Mathurä, von welchem eine
zweite Ausgabe ls) erschienen ist, durch seine Reichhaltigkeit und Zuverlässig-
keit aus. Eine wertvolle Zufügung der zweiten Ausgabe ist das Kapitel über
die Etymologie der Ortsnamen im nördlichen Indien. Wir nennen noch einen
ähnlichen kleineren Bericht 14) und eine Geschichte der Tschandragupt- und
Tschandrasen-Familien der Käjasths (in Urdu-Sprache). 16)
Ein allgemeineres Werk über Indien (in. Urdu) 16) erwähnen wir des-
halb beim Pandschab, weil die erste Abteilung über Delhi handelt, für
welches auch ein Handbuch 17) erschienen ist. Eine Geschichte des Staates
1) RC. N. S. X, 221—25. 241—48. 261—69. 20, 27 sept, 4 oct. — 2) The City of
Calcutta and its Municipal Constitution; CR. No. CXXXIX, Jan. — 3) Mähend ra Chandra
Mitra. Life of Haji Mohammad Mohsin. Calc, D'Rozario. 29 S. — 4) H. J. S. Cotton.
Memorand. on the Revenue Hist of Chittagong. Calc, Bengal Secr. Press. — Vgl. C. P.
Caspersz CR. Vol. LXXI, 169 — 75, July. — 5) Moulvi Syud Ali Mahomed. Tarikh
Snbeh Behar. (Hist of Behar, in Urdu.) Patna, Subeh Sadiq Press. 314 S. lith. Rs. 2. —
6) J. T. Wheeler. Peasant Life in Bengal: Macmillan's Mag. July. — 7) Syed Kama-
looddeen Hyder. Sawänihat-i Salättn-i Auda. (Hist of the Sultans of Oude, in Urdu.)
2 yols. Lucknow, Munshi Nawal Kishor, 1879. 18, 388; 22, 482 S. w. mapa and 37 portr.
lith. Rs. 10. [Trübner: * 2. 2 s.] — 8) Munshi Ramsahay Tamanna. Afcal-ut-Tawärikh
hiasa-i-doyam 'Ahsan-ut-Tawärikh. (Hist of Oudh, in Urdu.) Lucknow, Munshi Puran Chand,
1879. 248 S. lith. Re. 1. — 9) Daroghä Haji Abb&s Ali. Hlust Hist. Album of the Rajas
and Taaluqdars of Oudh. Allahabad, Lucknow, Nawal Kishor's Press, p. XXIV, 8, 102 of
Engl. Text, w. 344 photos. and p. VIII, 96 of Hindustani Text Rs. 50. [Trübner: * 5. 5 s.]
— 10) Babu Kam. Mukhtasar Sair-i-Gulshan-i-Hind. (Brief survey of the rosegarden of In-
dia, in Urdu.) Cawnpore, 1878. 554 S. lith. Re. 1. 6 a. 9 p. — 11) H. C. Irwin. The
Garden of India; or, Chapters on Oudh Hist and Affairs. Calc, Thacker; Lond., Allen. 350 S.
Rs. 8. 8 a. — Vgl. J. S. Cotton Ac. XIX, 316, Apr. 30, 1881. — 12) Will. Hoey.
A Monograph on Trade and Manufact in North. India. Lucknow, Hoey. 215 S. 4. Rs. 4. —
13) F. 8. Growse. Mathura, a District Memoir. 2 Ed. Allahabad, N. W. P. & Oudh Govt
Pr. V, 520 S. 4. w. 25 phot, 8 lith. and 1 map. £ 2. 2 s. (1 Ed. 1874.) — Vgl. R. H.
JAnt X, 96; Maren 1881; J. S. Cotton Ac. XIX, 316, Apr. 30, 1881. — 14) H. C. A.
Conybeare. Note on Pargana Dudhi of the Mirzdpur District . . ebd. 1879. 65 S. toi. —
15) Babu Ram Saran Das. Kayasth Ethnology (Urdu). Lucknow, Aman Ali's Press, 1879.
108 S. lith. 1 a. 6 p. — 16) Munshi Bulaqi Das. Tawarikh-i-Aina-i-Hind. (Mirror of In-
dia, in Urdu.) Delhi, Muir Press, 1878. 110 S. lith. R*. 7. 8 a. — 17) A. Harcourt
The New Guide to Delhi Delhi, lob Printing Press. 146 S. 12. Re. 1. 8 a.
111,224 XXIV. J. Klatt:
Patiala in Urdu -Sprache1) mit Bildern seiner Fürsten basiert auf den amt-
lichen Records und den persönlichen Kenntnissen des Autors, welcher in
dem Staate eine hohe amtliche Stellung einnimmt Ein Bild des indischen
socialen Lebens erhalten wir von einer englischen Dame,*) welche ihren
Aufenthalt in Peschawar beschreibt, wobei ihr a woman's eye for details and
a woman's faculty of description nachgerühmt wird.
Kagmir ist nur durch ein Werk3) vertreten.
Für Afghanistan nennen wir eine Abhandlung über die wissenschaft-
lichen Ergebnisse, die der afghanische Krieg von 1878/79 besonders für die
Geographie und Topographie Afghanistans gehabt hat4) und einen andern
Beitrag zur Geographie Afghanistans.6)
Ein älteres Werk über Gentralindien ist in einer neuen Auflage6)
erschienen.
Die statistische Aufnahme der Präsidentschaft Bombay ist wieder be-
trächtlich gefördert worden.7™11) Für die Stadt Bombay nennen wir ein
alljährlich neu erscheinendes Handbuch18) und eine populäre Schilderung,19)
für die Stadt Poona ebenfalls ein Handbuch,14) ferner eine Geschichte des
Staates Baroda 16) von Anfang bis zum Regierungsantritt des jetzigen Fürsten,
und eine Biographie einer hervorragenden Persönlichkeit der älteren Maräthen-
Geschichte, 18) zu welcher die Materialien angeblich aus englischen Werken,
alten einheimischen Chroniken und Handschriften gesammelt sind. Über die
Entwickelung Adens (in Arabien, politisch zur Präsidentschaft Bombay ge-
hörig), seitdem es in englischen Besitz übergegangen ist, handelt Freih. v.
Schweiger-Lerchenfeld.17)
Auch in Südindien bedienen sich die Eingebornen immer häufiger der
englischen Sprache für litterarische Zwecke. Ein Werk dieser Art 18) scheint
1) Khalifa Saiyid Muhammad Hassan Khan Balladur, Tarikh-i-Patiala. (The Hist of
Patiala, illustr., in Urdu.) Amritsar, ßafir-i-Hind Press, 1878. 850 S. lith. Bs. 6. — 2) L.
R. Trevelyan. A Year in Peshawur, and a Lady's Ride intp the Khyber Pass. Chapman
and Hall. — Vgl. Ath, Jan. 3, 8. J3— 14; Ac. XVII, 43, Jan. 17. — 3) W. Wakefield.
The Happy Valley. Sketches of Kashmir and the Kashmiris. Lond., Low, 1879. 294 8. w.
map and illustr. 15 s. — 4) J. Waterhouse. Notes on the Surrey Operat in Afghanistan
in Connection wilh the Campaign of 1878—79: JASB. XLVIII, H, 146—72, w. map. 1879.
— 5) Mich. A. Biddulph. Pischin and the Routes betw. India a. Candahar: Proc R.
Geogr. Soc. N. 8. II, 212—42, Diacuss. 242—46, 2 Kart Apr. — 6) John Malcolm. A
Moraoir of Centr. India, incl. Malwa and Adjoining Provinces ... 2 vols. w. map. Reprint
frora the 3. Ed. Calc, Thacker; Lond. 1880 (Ac. XX, 142: 1881). 14 s. — 7) Gasetteer of
the Bombay Presidency . . s. Jahresber. II, 3, 239 n. 10. Vol. III. Kaira and Panch Ma-
halfl. IV, 324 p. w. maps. — Vol. IV. Ahmedabad. II, 361 p. w. map. — VoL V. VL Cutch,
Cambay, and other Bombay Districta. Bombay, Govt Press; Lond., Trfibner. 8 s. ©ach. —
Vgl. Ath, Sept 18, 8. 364—65. — 8) The Bombay Gasetteer. Vol. XII. Khandesh. Bombay,
Govt Centr. Press. — Vgl. JAnt. X, 155, May 1881. — 9) W. Scott Statist Account of
Gondal, being the Gondal Contribution to the Kathiawar Portion of the Bombay Gasetteer.
Bombay, Educ. Soc.'s Press, 1879. 14 8. 8 a. — 10) J. W. Watson. Statist Account of
Porbandar . . . ebd. 1879. 46 8., 1 Karte. Bs. 4. — 11) J. W. Watson. Statist Account
of Junagad . . . ebd. (publ. Junagad, Kathiawar). 97 S., 1 Karte. Rb. 5, s. Jahresber. II, 3,
239 n. 12. — 12) J. M. Maclean. A Guide to Bombay, Hist, Statist, and Descr. 4, 5, 6
Ed. Bombay, Bomb. Gaz. Steam Press, 1878—80. 600 8. Rs. 5. — 13) Schilder, v. Bombay:
Aufll. L1II, 23—28. — 14) Watson 's Guide to Poona and Kirkee . . . Bombay, Ed. Soc'a
Press. 121 8. w. map. 8a. — 15) F. A. H. Elliot The Rulers of Baroda. Bomb., Ed. Soc.'»
Pr. (publ. Baroda) 1879. 396 6. Rs. 3. — 16) Nägeshraw Windyak Bapat The Life
and Times of Bajirawa Ballal alias Bajirawa I, the Second Peshwa. (MarathL) Bombay, Nir-
naya Sagar Press, 1879. 264 & Re. 1. 8 a. — 17) Aden (1840—1880): Österr. Monataschr.
I d. Or. VI, 109—13, 15. Juli. — 18) J. A. Venketramaiah. Pen and Ink Sketches
of Native Life in Southern India. Madras, Foster. 302 8. Rs. 4.
Indien. 111,225
nach dem Titel einen interessanten Inhalt zu haben. Ein mohammedanischer
Hindu1) beschreibt in einem 1285 H. (1868), und zwar in persischer Sprache
abgefafsten Werke seine Reisen in Südindien und die Zustände daselbst.
Über die ökonomischen Verhältnisse des Dekhan handelt Dav. Wedder-
burn,*) welchem zufolge die Hauptursache der indischen Armut die Über-
völkerung ist, ein Übel, welches die englische Regierung selbst durch humane
Mafsregeln, wie das Verbot der Tötung» der neugebornen Mädchen, die
Vorsichtsmalsregeln gegen Hungersnot u. s. w. vergröfsert hat
Für die Präsidentschaft Madras hat ein Mitglied des Madras Civil
Service8) nützliche Tabellen über die Vergröfserung des englischen Gebietes
vom J. 1616 an bis jetzt und über die Reihenfolge der Gouverneure zu-
sammengestellt. Wir nennen ferner ein Werk über die politischen Grund-
sätze der indischen Regierung4) und einen Artikel über die einheimischen
Soldaten.6) Der Universitätskalender von Madras6) ist diesmal ein beson-
ders starker und inhaltreicher Band. Aus dem Madras Educational Report
für 1879—80 wird mitgeteilt, dafs die Zahl der Schulen von 9274 auf 10533
gestiegen ist und auch die übrigen Verhältnisse ähnliche befriedigende Er-
gebnisse zeigen, s. Ath. July 23, 81 p. 115. In einem Madras Administra-
tive Report wird berichtet, dafs auch in Madras ein Archaeological Depart-
ment gegründet wird, s. J. of the R. Asiatic Soc. N. S. XIH, Ann. Rep.
p. LL J. H. Nelson7) nennt es ein Mifsverhältnis, dafs in der Präsident-
schaft Madras die Rechtspflege auf dem Gesetzbuch der Brahmanen, obgleich
dieselben eine verschwindende Minorität gegenüber den einheimischen Stäm-
men und Kasten bilden, basiert, um so mehr, da auch die richterlichen
Ämter in den Händen der Brahmanen liegen, welche vor allen Nicht- Brah-
manen den gröfsten Abscheu haben. Er meint, dafs den Bedürfnissen der
nicht-brahmanischen Bevölkerung weder das muhammedanische noch das Hindu-
Recht angemessen ist. — Ein Handbuch des Nilgiri-Distriktes 8) (Gesundheits-
station der Europäer in Südindien) beschäftigt sich hauptsächlich mit der
physikalischen Beschaffenheit und den Produkten des Landes, hat aber auch
einen ethnologischen Teil, in welchem die Sitten und Gebräuche der Todas,
Kotas, Kurnmbas, Irulas und Badagas beschrieben werden.
Eine Sammlung der in den holländischen Kirchen und Kirchhöfen
Ceylons befindlichen Inschriften,9) die freilich schon 1877 erschienen ist,
mag viele interessante Daten zur Geschichte der Holländer in Ceylon ent-
1) Maulvi Abdul'alfm Nasr-ullah Khan. Tarikh-i-Dakan. (Tho Hißt, of the*Deccan,
Pen.) Cawnpore, Munshi Nawal Kishor 1879. 305 S. fol. lith. Re. 1. 8 a. — 2) The
Deccan: Fortn. Rev. N. S. XXVIII, 210—29, Aug. -- 3) Hist. Tables conc. tho Presidency
of Fort St Georgo: MJ. for 1879 (ersch. 1880), 103-34. — 4) George Norton. Ru-
dimentals, being a Seriös of Discourses on tho Principles of Govt. . . addrossed to the Natives
of India. 2 Ed. Madras, Higginbotham, 1879. 333 S. Rs. 3. — 5) R. H. Fawcett. The
Native Army of Madras: CR. No. 0XXX1X. Jan. — 6) Tho Madras Univ. Calendar, 1880
—81. Madras, Higginbotham. X, 406, CCCIX, VI S. Rs. 2, s. Jahresber. 11, 3, 240 n. 5.
— 7) The Administrat of Justice in Madras: Fortn. Rov. N. S. XXVUI, 300—11, Sopt. —
8) H. B. Grigg. A Manual of tho Nilagiri District in the Madras Pros. Madras, Govt. Press.
XIV, 578, CXXVU S. w. plates and maps. Trübner: £ 1. 16 s. — Vgl. Ath. Sept. 17, 1881,
S. 372 — 73. — 9) Leop. Ludovici. Lapidarium Zoylanicum; boing a Collection of Monum.
Inscr. of the Dutch Churches and Church-yards of Coylon, atlas 4°. 20 p. of toxt and 98 pl.
of Monum. Inscr., compr. Beveral hundred epitaphs . . Colombo, Mailand, 1877. 4. :£ 3. 8 a.
— Vgl. P. A. M. Boole van Hensbroek. Ind. Letterbode III, 53 — 54. 70, Apr. Mei
1878.
Historische Jahresberichte. 1880» III, 15
111,226 XXV. F. Abraham:
halten. Wir nennen schliefslich eine Biographie von R F. Morgan,1)
welche Beiträge zur Geschichte Ceylons in den letzten 40 Jahren liefert,
eine Geographie Ceylons für die Schule,8) Missionsbilder aus Ceylon8) and
einige Zeitungsartikel.4-8)
XXV.
F. Abraham.
Philosophie der Geschichte.
Das Gebiet der Philosophie der Geschichte ist ein Grenzgebiet: aus der
eigentlichen Geschichte heraustretend greift es über in die Kreise der Philo-
sophie, des Rechts, der Theologie, nach Meinung einiger auch der Natur-
wissenschaften. Die Philosophie der Geschichte sucht ihre Principien einer-
seits in allgemeinen psychologischen und philosophischen Voraussetzungen,
sie entwickelt sie andererseits aus dem historischen Stoff, den sie zu gleicher
Zeit ordnen und beherrschen soll. Der Forschung giebt sie Ziel und Me-
thode und fafst Resultate derselben unter allgemeinen Gesichtspunkten zu-
sammen. Nach allen diesen Richtungen hin können die Grenzen ihres Ge-
bietes bald enger, bald weiter gezogen werden, und so kann es nicht fehlen,
dafs während dem einen manches hier Besprochene nicht zur Sache gehörig
erscheinen wird, andere wieder vermissen werden, was dem Referenten jen-
seits der Grenzen zu liegen schien. Auch die Einteilung wird hier eine
andere sein müssen als in den übrigen Kapiteln. Am besten erscheint es,
die Philosophie der Geschichte im engeren Sinne, d. h. die Zusammen-
fassung der Resultate der Geschichtsforschung unter allgemeinen Gesichts-
punkten von der Historik oder Methodik der Geschichte zu trennen, und
innerhalb des ersten Abschnitts die einzelnen Werke in drei Gruppen zu
vereinigen, je nachdem sie von naturwissenschaftlichen oder von theologischen
Prämissen ausgehen, oder aus dem gegebenen historischen Stoff selbst in-
duktiv ihr Lehrgebäude aufbauen.
Dafs die Geschichtsauffassung in jene drei Gruppen zerfalle, ist in an-
schaulicher, und wie es sich für den Historiker geziemt, historisch-genetischer
Darstellung von £. Bernheim7) auseinandergesetzt worden, dessen eigenes
Werk der dritten derselben zuzurechnen ist. Er zeigt, dafs diejenigen, welche
von socialistisch-naturgeschichtlicher Seite ausgehen, als Hauptproblem die
1) W. Digby. Forty Tears of Official and Non- Official Life in an Oriental Crown Co-
lony, being the Life of Sir Rieh. F. Morgan. In 2 Vols. Madras, Higginbotham, 1879. 793 S.
Ra. 10. 8 a. — 6. M. Cobban. The Life of the late Sir R. F. Morgan . . . ebd. 1879.
26 S. 2 a. — 2) Geography of Ceylon. 9 Ed. S. P. C. K. Press, Yepery, Madras. 36 S. 2 a.
— 3) Ceylon und Hinterind. Missionsbild. aus Asien. Hft 7. Calw, Vereinsbuchh., 1879. M. 1.
— 4) K. Dei Benhammer. Ceylon: Wien. Abcndpost. Beil. 1879. N. 193 ff. — 5) Ausflug
auf Ceylon: Ausl. L1II, 488 — 93, 21. Juni. — 6) Bruno B.-Schwarzbach. Spaziergänge
auf Ceylon: Gegenw. XVII, 284—86. 298—300, 30. Okt., 6. Nov. — 7) E. Bernheim,
Geachichtsforsch. u. Geschichtsphilos. Göttingen, B. Peppmfiller. 138 S.
Philosophie der Geschichte. 111,227
Frage nach den Faktoren des geschichtlichen Verlaufs betrachten, während
die Philosophen und Theologen die nach dem Wertresultat in den Vorder-
grund stellen. Zugleich ergiebt sich, dafs die Begründer beider Richtungen,
dort Condorcet und Comte, hier Herder lange nicht so stark ihren speciellen
Standpunkt betonen, wie ihre Nachfolger, die zu immer einseitigerer An-
schauung fortschreiten und die einen, namentlich Buckle, das Wertresultat
ganz unbeachtet lassen, die andern, am schroffsten Hegel und Schelling, sich
nicht um die Faktoren kümmern. 'Beide haben der Geschichtsauffassung un-
vergeßliche Dienste geleistet; die ideal-philosophische Richtung hat die Auf-
fassung vertieft, indem sie den Begriff der Entwicklung analysierte, das
darin beschlossene Problem der Freiheit und Notwendigkeit herausstellte und
von da aus die Bedeutung eines idealen Princips und Wertmafsstabes
für die Geschichte darlegte-, die socialistisch- naturwissenschaftliche Richtung
hat die Auffassung erweitert, indem sie die Entwicklungsbedingungen
analysierte und die dabei hervortretende Bedeutung der realen Faktoren für
die Geschichte erkennen lehrte. Aber die eine kam zur einseitigsten, fast
mystischen Verherrlichung des Staatslebens und meinte alle nicht direkt in
die europäische Staatenentwicklung eingreifenden Völker und Zeiten vernach-
lässigen zu dürfen; die andere wieder vernachlässigte die ganze Sphäre des
Individuellen und gelangte bei gründlichster Verachtung der politischen Ge-
schichte dazu, die Kulturgeschichte als einzig würdigen Gegenstand histori-
scher Forschung anzusehen/ Durch solche Beschränkung setzten sie sich in
Widerspruch sowohl mit dem konkreten Stoff der Geschichte, als auch mit
ihrer Methode, indem sie philosophische oder naturwissenschaftliche Be-
trachtungsweise allgemein auf das Gebiet der Geschichte anwandten. Diese
aber hat ihre besondere Betrachtungsweise; sie will das Einzelne im Zu-
sammenhange mit der Entwicklung, sowohl mit dem Ganzen, als
mit dem Allgemeinen sehen: des Ganzen der historischen Reihe, in die es be-
stimmend und resultierend eingreift; des Allgemeinen an Faktoren, Absichten,
Charaktereigenschaften u. s. w., die es zur Verwirklichung gebracht haben.
Immer aber will sie unter diesen Gesichtspunkten das Einzelne mit der ganzen
eigentümlichen Differenz seines Wesens kennen lernen. Dies erkannt und der
Geschichte ihr besonderes Gebiet zwischen Philosophie und Naturwissenschaften
gewahrt zu haben, ist das Verdienst Lotzes in seinem Mikrokosmus.1) Wie
Herder formuliert er ausdrücklich die beiden Hauptprobleme der Geschichts-
philosophie: 'welches ist die Bedeutung der Geschichte?' und 'welches sind
die Bedingungen ihres Verlaufs?' Während bei dem zweiten Problem auch
die Comteschen Auseinandersetzungen nicht vernachlässigt werden, entscheidet
er bei dem ersten sich für einen steten, aber nicht überall gleichmäfsigen
Fortschritt der Kulturvölker, ohne die Widersprüche, die sich in einzelnen
Entwicklungen hiergegen zeigen, metaphysisch wegzudeuten oder zu leugnen.
Die allmähliche Lösung dieser Widersprüche mufs vom Fortgang der Wissen-
schaft erwartet werden.
Der Standpunkt Lotzes ist auch der Bernheims und es ist anzuerkennen,
dafs er ihn auch praktisch in der klaren genetischen Behandlung seines
Gegenstandes aus den historischen Thatsachen desselben heraus durchgeführt
hat, d. h. aus den historisch gegebenen geschichtsphilosophischen Ansichten.
Auffällig ist nur, dafs er diejenige Reihe, an deren Ende Lotze steht, nicht
rückwärts verfolgt hat, so dafs man die Namen Wilhelm v. Humboldt und
1) Lotze, Mikrokosmos. 3. Aufl. in diesem Jahre«
15
111,228 ' XXV. F. Abraham:
Böckh vergeblich bei ihm sucht, ja 'sogar Droysens Historik nur in den
Anmerkungen erwähnt findet. Dafs auch Böckhs Encyklopädie und Metho-
dologie der philologischen Wissenschaften 2) die Geschichte direkt angehe,
zeigt H. Steinthal in einer noch nicht abgeschlossenen Prüfung ihrer An-
ordnung und ihrer Grundbegriffe.8) In einem ersten Artikel legt er
dar, wie die Einleitung zu Böckhs Schrift und infolgedessen auch die fol-
genden Vorlesungen falsch disponiert sind und zwar deshalb, weil Böckh den
wissenschaftlichen Begriff der Encyklopädie nicht scharf genug gefafst, sich
vielmehr zu eng an die antike Bedeutung und an die Etymologie des Wortes
gehalten hat. Wissenschaftlich aber fällt die Encyklopädie vollständig mit
der Philosophie der Philologie oder Geschichte zusammen, denn, indem sie
philosophischen Sätzen die Richtung auf philologische Probleme giebt, schafft
sie die allgemeinen Grundlagen, Anschauungen und Methoden. Im zweiten
Artikel wird zuerst die Böckhsche Ansicht in folgenden Sätzen rekapituliert
und zusammengefafst: 'All unser Wissen ist entweder ein unmittelbares Er-
kennen von Objekten, und so heilst es in seiner Gesamtheit und Einheit
Philosophie. Diese ist entweder Physik oder Ethik. — Neben diesem un-
mittelbaren Erkennen giebt es ein mittelbares, auf ein gegebenes Erkennen
als Objekt gerichtetes, also Erkenntnis eines Erkannten. Solches ist philo-
logische Erkenntnis oder Geschichte. — Philosophie ist Erkennen, Philologie
ist Verstehen.1 Darauf wird an diesen Sätzen eine eingehende Kritik geübt,
welche ergiebt, dafs sie zwar das Richtige meinen, aber falsch gefafst sind
und die Philologie und Geschichte weder gegen die Philosophie noch gegen
die Naturwissenschaft genügend abgrenzen. St. setzt an ihre Stelle ein
anderes Schema der Wissenschaften. Die Wissenschaft ist nach ihm viel-
mehr: I. formal und apriorisch — Philosophie, a) wie soll ich denken? —
Logik und Metaphysik, b) wie soll ich handeln? — Ethik, c) wie soll ich
künstlerisch schaffen? — Ästhetik. IL material; das Objekt ist a) die
Natur — Naturwissenschaft und Mathematik, b) der Geist — Geschichte
(oder Philologie) und Psychologie. Ein noch nicht erschienener dritter
Artikel, auf den man gespannt sein kann, soll nun die Frage beantworten:
was ist Geschichte?
Vom streng theologischen Standpunkt aus behandelt die Philosophie der
Geschichte M. A. Strodl in dem 'Nachwort' von 170 Seiten, welches er
einem neuen Abdruck von drei Vorträgen des bekannten katholischen Histo-
rikers J. Görres hinzugefügt hat.3) Vielfach auf Schelling zurückgehend,
verwirft er den Anschluß an die Scholastik, der von andern katholischen
Gelehrten versucht worden ist. Seine eigene Ansicht wird annähernd durch
folgende Sätze bezeichnet: 'die Geschichte, wie sie geworden, und wie die
Menschen dieselben machen, hat eine Entherrlichung Gottes zur Folge,
und zwar ist sie nicht blofs durch ein ungöttliches, weil ungeistiges
Sein, wie sie der Anfang der Schöpfung bedingte, veranlagst, sondern durch
ein widergöttliches Thun und Leben, dessen Folgen auch die übrige Kreatur
zu tragen hat Indem nun Gott seine Herrlichkeit doch nur suspendiert, um
1) Hrsg. y. £. Bratuschek. Leipzig, Teubner. 1877. — 2) Darstellung n. Kritik
der Böckhschon Enc. u. Meth. d. Philol. in Zeitschr. f. Vblkerpsych. u. Spr. 8. 80 — 96;
802—326. — 3) Über Grundlage, Gliederung und Zeitenfolge der Weltgesch. 2. Aufl. mit
Vor- und Nachwort von Strodl. München, E. Stahl. 263 S. — S. B. Schieffelin, die
Grundlagen d. Gesch., deutsch nach der 6. engl. Aufl. Berlin, Prochnow Jan., ist ein kurzer
Abrifs d. Geschichte yon streng protestantisch-biblischem Standpunkt, keine geschichtsphilo-
sophische Arbeit
Philosophie der Gesdiichte. UL229
sie in andrer Weise wieder zur Geltung zu bringen, so zeigt grade die That-
sache einer an sich Gott widrigen Geschichte, dafs er in voller Freiheit seine
Herrlichkeit über das Sein in der Gechichte kund thut.' — Eine eigentümliche
Mittelstellung zwischen der zweiten und dritten Richtung nimmt A. H. Post
in seinen Schriften ein, von denen zwei in unsere Berichtsperiode fallen.1)
Er geht durchaus von philosophischen Gesichtspunkten aus, die vielfach , wie
es scheint unbewufst, an Spinoza erinnern. Nach seiner Ansicht ist die ein-
seitig mechanische Weltanschauung unserer Tage an den Grenzen ihrer Ent-
wicklung angekommen, und das Endresultat der kämpfenden Strömungen
wird mutmasslich eine Anschauung sein, in welcher dem Reiche der Bewegung
und dem Reiche der Empfindung ein gleicher Rang eingeräumt wird. Die
Differenzierung zwischen Bewegung und Empfindung mufs die allerprimitivste
im kosmischen Gesamtleben gewesen sein; es wäre sehr möglich, dafs aus
dieser Erkenntnis sich diejenige einer Beseelung sämtlicher kosmischen In-
dividuen ergäbe. Als Methode seiner Forschung aber nimmt er dann die
naturwissenschaftliche, die 'vergleichend ethnologische', die er der historischen
entgegenstellt und vorzieht. Aus den Resultaten der Urgeschichte, aus den
Zuständen uncivilisierter Völker sucht er so die Bausteine für eine künftige
Rechtsgeschichte zu gestalten, die also allein aus den psychisch-natürlichen An-
lagen des Menschen die Entstehung der einzelnen Rechtsgebiete und Rechts-
formen ableitet. Interessant und beachtenswert ist dabei der Hinweis, dafs bei
solchen Untersuchungen sich keineswegs weder ein indogermanisches, noch ein
semitisches, noch irgend ein sonstiges Rechtsgebiet in der Weise charakteristisch
hervorhebe, wie dies in Sprache oder Religion der Fall ist. Ob aber die
allerdings wunderbar berührende Übereinstimmung verschiedener zeitlich und
örtlich ganz getrennter Völker in manchen ganz speciellen Rechtsgewohn-
heiten wirklich auf die ursprüngliche Anlage der menschlichen Natur zurück-
gehe? Dieser Frage gegenüber wird der echte Historiker nur ein: 'non
liquet' aussprechen können, denn je mehr wir in der Erkenntnis der Urzeit
vordringen, desto weitere Perspektiven eröffnen sich uns auf uralte Ver-
bindungen zwischen den entlegensten Stämmen, von denen wir früher keine
Ahnung hatten.
Der dritten Richtung gehört ein Vortrag von J. H. Bridges*) an, der
sich durchaus an Buckle und Darwin anschliefst. Er sagt, die Geschichte
sei nicht allein ein Zweig der 'literature', sondern biete auch Material für
wissenschaftliches Studium, d. h. für die Entdeckung von Gesetzen. Die
fünfundsiebzig Generationen des Menschengeschlechts, mit denen sie sich be-
schäftige, zeigten gewisse Funktionen und Fähigkeiten, welche unverändert
blieben, andere, welche sich ändern; wenn man sie nun in ähnlicher Weise
aneinander reihe, wie man die auf einander folgenden Stadien in der Ent-
wicklung eines Embryo oder in der Stufenleiter des animalischen Lebens
ordne, so könne man hoffen, die Gesetze und die Richtung dieser Verän-
derungen zu erkennen, und man würde so imstande sein, indem man seine be-
wufsten Handlungen diesen Gesetzen anpafst, Abweichungen, Kämpfe und
Kraftverschwendung beim Fortschritt unseres Geschlechts zu vermeiden. Die
Wissenschaft, welche diese Aufgabe zu lösen hat, nennt er Sociologie und
1) A. H. Post, Anfange des Staats- und Rechtslebens. Oldenburg, Schulze. 1878.
306 S. — Bausteine f. e. allgemeine Rechtswissenschaft, I. Ebda. 1880. 352 S. —
2) J- H. Bridge«, Position of Sociology among the sciences. Fortnightly Hey. 1878. Bd. 24.
S. 119—138.
ITT 230 XXV. F. Abraham:
stellt sie als gleichberechtigten Teil der Naturwissenschaften neben Kosmo-
logie nnd Biologie. Noch enger an Darwin schliefst sich N. Marselli in einer
Schrift üher die Anfänge des menschlichen Geschlechts an,1) während er in
einer zweiten,8) nach einer Einleitung, die jedes Walten einer Vorsehung
verwirft und nur inhärente Naturgesetze auch für die Entwicklung des
Menschengeschlechts gelten läfst, die geographischen Bedingungen für dieselbe
untersucht
Auch J. J. Honegger8) steht auf den Schultern Darwins und Buckles,
so dafs nach seiner Ansicht jetzt die Kulturgeschichte an die Stelle der
Philosophie der Geschichte getreten ist, wobei er doch zugiebt, dafs dieser
Begriff ein unbestimmter sei. Trotzdem und trotz des geringen Umfangs
seines Büchleins wird er im ersten allgemeinen Teile auch den Bestrebungen
und Ansichten der Gegenpartei gerecht. Überhaupt mufs man die Geschick-
lichkeit bewundern, mit der er das reichhaltige Material auf eine so kleine
Seitenzahl zusammengedrängt hat. Von denselben Ansichten wird G. G.
Zerffi*) beherrscht, dessen Werk eine Mischung von Weltgeschichte, Ge-
schichte der Historiographie und Historik ist, die sich aus dem Zwecke
erklärt und zu billigen ist. Das Buch ist nämlich bestimmt, die Grund-
lage des historischen Studiums in Japan zu bilden. In unseren Verhältnissen
werden es vielleicht ältere Autodidakten mit Nutzen lesen.
Die Methode historischer Forschung war das Hauptthema einer Rek-
toratsrede von W. Vi seh er.6) Nicht Gewifsheit, sondern nur Wahrschein-
lichkeit sei durch historische Kenntnis zu erreichen, denn Berichte, selbst von
Augenzeugen sind immer unsicher, und die Denkmäler können erst durch die
Berichte erklärt werden. Beide müssen durch die Kritik, die entweder sach-
liche, oder persönliche ist, bearbeitet werden. Daher ist die Geschichte nur
relativ von der Sage verschieden. Ihre Aufgabe aber ist, den Menschen zur
Kenntnis seiner selbst zu führen. — Die Untersuchung Jac. Engels: über die
Arten der unbewufsten Geschichtsentstellung 6) findet 3 Hauptarten. Die erste
bezeichnet der Vf. mit dem Namen der Accumulation ; sie ist entweder Ver-
göttlichung menschlicher Wesen, resp. Vermenschlichung göttlicher, oder Kon-
zentration, Zusammenziehung langer Perioden; dann Konfusion, Verschmelzung
der Thaten verschiedener gleichnamiger Personen, endlich Accrescenz, An-
setzimg von Sagen an einen historischen Kern. Die zweite Art bildet der
kritisierende Rationalismus, entweder die rationalistische Erklärung unver-
ständlich gewordener Zustände, oder etymologische Trugschlüsse aus Namen
und dergleichen. Die dritte entsteht durch Darstellung unter dem Gesichts-
punkte der höheren Kausalität. Während die beiden ersten Arten mehr die
einzelnen Thatsachen umgestalten, wirkt die dritte mehr auf deren Zusammen-
hang und von diesem erst wieder indirekt auf das Einzelne. Eine grofse
Anzahl von Beispielen aus den verschiedensten Perioden der Geschichte er-
läutern das Gesagte. Auffallen kann, dafs bei der Erwähnung der Teil-Sage
auf eine veraltete Arbeit von Häusser aus dem Jahr 1840 verwiesen wird.
Nicht zugänglich waren dem Referenten die Schriften von Smolka,7)
1) Marsolli, Orig.,deir umaniti. Tarina. Born, E. Löschor. 1879. 169 S. — 2) Id., La
natura e rindvilmento. Ebda. 1879. 87 8. — 3) J. J. Honegger, Katechismus der
Koltorgesch. Leipzig, J. J. Weber. 1879. 218 8. — 4) G. G. Zerffi, Science of History.
London, 1879. 773 S. — 5) W. Vischer, Grenzen des hist. Wissens. Pr. Jahrb. Bd. 46;
8. 56—70. — 6) Jac Engel, Progr. d. höh. BürgerBch. in Nauen, 1879. 4°. 15 S. —
7) Philosophie d. Gesch. Vgl. Key. Hist XIII. S. 224.
Deutschland 1786—1815. HI 231
A. Lefävre,1) Ph. d'UsßelP) und Irja Koskinen.*) Den Schlafs mag
ein Hinweis auf die bedeutendste Erscheinung der ganzen historischen Litte-
ratur des Berichtsjahres bilden, auf Rankes Weltgeschichte.4) Sie ist an
sich selbst ein scharfer Protest des Meisters unserer Wissenschaft gegen die
Ansicht derer, die dieselbe in Detailstudien beschlossen wähnen, und gerade
in der scharfen Herausarbeitung des grofsen Zusammenhangs der Dinge, der
individuellen Persönlichkeit der einzelnen Völker, und wieder der fortlaufenden
Entwicklung der religiösen, politischen, künstlerischen Ideen liegt ihre gröfste
Bedeutung.
Nachtrag: (Kap.) V.
(Vgl. o. S. 28.)
P. Ballleu.
Deutschland 1786—1815.
Unter den veröffentlichten neuen Quellen ist in erster Reihe zu nennen
die viel besprochene Publikation Metternichscher Papiere. 6) Die in Betracht
kommenden ersten beiden Bände zerfallen im Ganzen in zwei grofse Teile:
die Aufzeichnungen Metternichs über sein Leben und seine Politik bis zum
Jahre 1815 und eine reiche Sammlung von Aktenstücken zur näheren Er-
läuterung der in den autobiographischen Aufzeichnungen oft nur flüchtig be-
rührten Begebenheiten. Abgesehen von den seitens der Kritik mit Recht in
ihrer Zuverlässigkeit angefochtenen eigentlichen Memoiren,6) heben wir unter
den für die deutsche Geschichte wichtigen Aktenstücken zunächst die Briefe
hervor, die Metternich aus Rastatt (vom 2. Dezember 1797 bis zum 26. Juni
1798), an seine Gemahlin geschrieben hat wegen des darin enthaltenen er-
neuten Beweises von der relativen Gleichgültigkeit der malsgebenden Kreise
Österreichs gegenüber der Frage der Integrität des Reiches, sobald es sich um
eigene territoriale Entschädigung handelt; überdies wegen der recht hübsch
geschriebenen Schilderung des geselligen Lebens in Rastatt. Von gröfserer
Bedeutung und in der That belehrender und aufklärender Natur sind Mit-
teilungen aus den amtlichen Berichten Metternichs während seiner Gesandt-
schaft in Berlin (1803 — 1806). Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei
die Beziehungen Preufsens zu dem dritten Koalitionskriege: die Versuche,
Preufsen mit Güte oder Gewalt zum Anschlufs an Österreich und Rufsland
zu bestimmen, die Mission Wintzingerodes, der Gegensatz zwischen Haugwitz
und Hardenberg, der Besuch Kaiser Alexanders in Berlin. Besonders be-
achtenswert sind die Berichte über die Verhandlungen vor Abschlufs des
Potsdamer Vertrages vom 3. November 1805, über welche auch die Denk-
1) L'Homme ä travers les äges. — 2) Essai s. l'esprit public dans l'histoire. — 3) Joh
tavat aatteet ihnüskuniianhistoriassa-finnisch,' gelobt) von £. Beauvois, Rev. Hißt. XIII, 150 f.
— 4) Vgl. I, Kap. IX. — 5) Aus Metternichs nachgelassenen Papieren, herausgegeben von
dem Sohne des Staatskanzlers, Fürst Richard Metternich-Winneburg. 1 T. (in 2 Bdn.)
V. <L Geburt Metternichs b. *. Wiener Kongrefs 1773—1815. (Wien.) Vgl. o. 111, 29. —
6) Die nur als Beitrag zur Charakteristik ihres Vfs. yon Bedeutung sein dürften.
IH,232
XXVI. P. Bailleu:
Würdigkeiten Hardenbergs uns wenig mitgeteilt hatten. Die folgenden Akten-
stücke, vielleicht der interessanteste Teil dieser Veröffentlichung, betreffen die
diplomatische Vorgeschichte des Krieges von 1809, an dessen Einleitung, wie
man schon aus Oncken wufste, Metternich einen bedeutenden Anteil genommen
hat. Aus den freilich recht unvollständigen Dokumenten läfst sich so viel mit
Sicherheit entnehmen, dafs Metternich bei allem seinem Gegensatz gegen
Napoleon auch noch nach der Vergewaltigung der spanischen Bourbonen zu
einer Verständigung mit demselben^ namentlich im Hinblick auf die orientali-
schen Verhältnisse, durchaus bereit gewesen ist. Überhaupt ergiebt sich ja aus
allen Veröffentlichungen der letzten Jahre, dafs ein hartnäckiges oder —
wenn man will — standhaftes und folgerichtiges Festhalten an einem poli-
tischen Principe keineswegs zu den Eigentümlichkeiten der Metternichschen
Politik gehört hat, die vielmehr allezeit geneigt war, sich mit entgegen-
stehenden Kräften und Mächten auf dem Wege der Kompromisse abzufinden.
So auch nach den Aktenstücken unseres Werkes im Verhältnis Österreichs
zu dem französisch-russischen Kriege von 1812. Metternich verkannte nicht,
dafs Napoleon nach der Weltherrschaft strebe1); dafs in der Vereinigung
der österreichischen Streitkräfte mit den französischen 'ein Krieg gegen hei-
lige unwandelbare Grundsätze und also gegen Österreichs direktestes Inter-
esse liege.' Gleichwohl schlofs er ohne viel Widerstreben das Bündnis vom
14. März 1812 mit Frankreich ab und schmeichelte sich selbst mit der
Hoffnung, als Lohn dafür einst das preufsische Schlesien erwerben zu
können. — Für die Geschichte der Jahre 1813 und 1814 bringt unsere
Veröffentlichung nichts, was über das in Onckens bekanntem Werke Ent-
haltene hinausginge. Dagegen giebt eine Denkschrift von Gentz über den
Wiener Kongrefs eine vortreffliche Darstellung der Verhandlungen, aus denen
die neue Umgrenzung der Staaten im Jahre 1815 hervorging. Die Denk-
schrift zeigt zugleich, dafs man auch in Österreich Ursache zu haben glaubte,
mit den Ergebnissen des Kongresses unzufrieden zu sein, und dafs man be-
sonders auf England erbittert war, weil es nicht entschiedener gegen Rufs-
land und Preufsen hatte vorgehen wollen.
Dafs die eigentlichen Memoiren Metternichs auf Glaubwürdigkeit keinen
Anspruch machen können, hat Bailleu8) ganz ausführlich in einem Aufsatz
nachgewiesen, der zugleich eine neue Darstellung der Verhandlungen in Langres
und Troye8 (Januar und Februar 1814) enthält Aus den Protokollen und
Denkschriften der beteiligten Staatsmänner geschöpft, betont der Aufsatz
namentlich den Gegensatz der russischen und österreichischen Politik, der
auf den Verlauf des Feldzuges von 1814 so lähmend eingewirkt hat.
Einen ganz anderen Charakter als die eben besprochenen Memoiren
von Metternich tragen die Memoiren von J. G. Rist,3) die in zwei Bänden
jetzt vollständig vorliegen. Während der erste Band mehr kulturgeschicht-
liches Interesse darbietet, enthält der zweite eine sehr eingehende Schilderung
der Leiden Hamburgs in der Franzosenzeit. Beachtung verdient namentlich
das 9. Kapitel, in welchem der Einzug Tettenborns (18. März 1813), die
kurzen Tage der Freiheit und die Wiedereroberung durch die Franzosen sehr
anschaulich und lebendig geschildert werden.
1) Vgl. den Bericht v. 17. Jan. 1811.— 2) Bailleu i.: v. Sybel, historische Zeitschrift
Bd. 44, 227—277. — 3) Poel, J. G. Rist* Lebens-Erinnerungon. Gotha, Perthes. Vgl.
Jahresber. 1879, m, 278 u. o. Kap. VI, X u. XXII, 2.
Deutachland 1786—1815. 111,233
Unter die Quellenschriften ist auch zu rechnen das Werk von Bonnal,1)
in welchem der Schriftwechsel zwischen Talleyrand und dem französischen
Gesandten in Berlin, Laforest, unmittelbar vor Ausbruch des Krieges von
1806, in einen freilich tendenziös gefärbten Auszug abgedruckt wird. Diese
Mitteilungen sind um so willkommener, als, wie man weifs, die preußischen
Aktenstücke über den Ursprung des Kriegs v. 1806 zum grofsen Teile vernichtet
sind. In den Berichten Laforest s, ich erwähne namentlich den vom 12. Aug.,
sieht man in Berlin den Entschlufs zum Kriege sich bilden, lernt die
Stimmung der entscheidenden Personen am Hofe Friedrich Wilhelms III. in
jenen kritischen Tagen kennen u. s. w. Im Ganzen ist das Werk, von dessen
polemischen Exkursen man gänzlich absehen kann, als eine nicht unwichtige
Ergänzung der von Hanke in den Denkwürdigkeiten Hardenbergs veröffent-
lichten Aktenstücke anzusehen.
Zugleich Quellenschrift und Darstellung ist die Fortsetzung der Biographie
Gneisenaus,31) die in drei Büchern eine Geschichte des Feldzugs von 1814,
des Friedens von 1814 und 1815, des Feldzugs von 1815 bringt und
jedem Buche eine Sammlung von Briefen von und an Gneisenau folgen
läfst In der Erzählung des Feldzuges von 1814 schliefst sich der Verf.
eng an die teils gedruckt,3) teils im Manuskript vorliegenden Forschungen
Boies an. Neu erscheint dabei namentlich die Entwickelung der Gründe,
welche das Verhalten Gneisenaus in den letzten Tagen des Februars 1814
und zur Zeit der Schlacht von Laon bestimmten. Wenn nämlich das
schlesische Heer aus der aktiven Kriegführung damals in die passive
überging und auch bei Laon seine Vorteile nicht energischer verfolgte,
so lag die Ursache davon in der Erwägung, dafs es darauf ankomme, für
die Zeiten der bevorstehenden Unterhandlungen dem preufsischen Staate
ein schlagfertiges und nicht zu sehr geschwächtes Heer zu erhalten. Eigen-
tümlich erscheint die Haltung Gneisenaus in den Tagen des Wiener Kon-
gresses. Jedermann kennt die Klage, dafs die Feder damals verdorben, was
das Schwert errungen. Allein wenn man nun hier liest, mit welch' aus-
schweifenden Entwürfen sich die Helden des Schwertes damals getragen, wie
Gneisenau zu Beginn des Jahres 1815 den Rat gegeben, Napoleon zurück-
zurufen und sich mit ihm zu verbünden, so kann man sich der Überzeugung
nicht verschliefsen, dafs die Interessen Preufsens in den Händen des weichen
und nachgiebigen Hardenberg schliefslich noch besser aufgehoben waren, als
in denen des stürmischen Gneisenau. Von grofser Wichtigkeit ist endlich
die Darstellung des Feldzugs von 1815, dem der Vf. noch einige besondere
Exkurse gewidmet hat. Für die Genesis der Schlacht von Ligny ergiebt
sich, dafs Wellington, indem er durch die in Aussicht gestellte Unterstützung
den Entßchlufs zur Schlacht herorrief, eine Zusage gab, deren Unerfüllbarkeit
ihm selbst bereits nicht mehr unbekannt sein konnte. In der Kontroverse
über den Verlauf der Schlacht bei Belle-Alliance und den Anteil der Preufsen
und Engländer an dem errungenen Siege widerspricht Delbrück der von
Müffling ausgehenden Ansicht, dafs der letzte allgemeine Angriff Wellingtons
nur ein Scheinmanöver gewesen sei, unternommen, um die endgiltige Ent-
scheidung der Schlacht für die Engländer in Anspruch nehmen zu können.
Diese offensive Bewegung geschah vielmehr, um den bereits erfochtenen Sieg
1) Bonnal, La diplom. pruss. dep. 1a paix de Presbourg junqu' au traitä de Tilsit
Paris. — 2) Hans Delbrück, D. Leben d. Feldmarsch. Gr. Neithardt ?. Gneisenau. 4. Bd.
1814/15. Vgl. o. Kap. VII. — 3) Vgl. Jahresber. 1878, S. 456.
IHf234 XXVI. P. Baillen:
zn verfolgen, der freilich allein durch das Eingreifen der gesamten preufsi-
schen Schlachtlinie ermöglicht wurde, und fahrte noch zu einem ernstlichen Zu-
sammenstoß mit den auf Kommando und anfangs in voller Ordnung sich
zurückziehenden französischen Truppen.
Eine sehr umfangreiche Untersuchung über die Tage von Ligny und
Belle-Alliance hat Treuenfeld — ohne neue Quellenforschung, in der Dar-
stellung derselben besonders Bernhardi folgend — veröffentlicht,1) hauptsächlich
um die Frage zu lösen, wer auf französischer Seite die Schuld an dem un-
glücklichen Ausgang dos Feldzugs trägt Er glaubt nicht, wie Charras, dafs
bei Napoleon eine Abnahme der geistigen Kräfte eingetreten sei; er meint
vielmehr, dafs zwar Napoleon noch derselbe geblieben, daüs aber die ihm
entgegenstehenden Armeen und Feldherren andere gewesen seien als früher.
Wenn das Jahr 1880 mit den Werken über Metternich und Gneisenau
reiche und wertvolle Quellen zur Geschichte unseres Zeitraums gebracht hat,
so ist es dagegen an darstellenden Werken sehr arm gewesen. Das Buch
von G. Wolf,*) wiewohl aus archivalischen Forschungen hervorgegangen,
bietet doch nicht eben viel Neues oder Erhebliches und leidet durchweg an
einer höchst mangelhaften Darstellung. Nur hier und da finden sich in
den von Wolf mitgeteilten Berichten der österreichischen und sächsischen
Gesandten aus Berlin Angaben, die für die Geschichte Preufsens und der leiten-
den Persönlichkeiten unter der Regierung König Friedrich Wilhelms IL von
Interesse sind. Ich hebe besonders hervor die Berichte von Reufs vom
5. September 1787 (S. 226—231) und vom 6. Januar 1790 (S. 239—242);
indes darf bei Benutzung dieser Aktenstücke grofse Vorsicht nicht aufeer
acht gelassen werden.
Das Werk von Langwerth v. Simmern8) enthält eine sehr ausführliche
Darstellung der militärischen und politischen Ereignisse von 1790 — 1797.
Der Vf. hat neue Quellen gar nicht, die alten nur sehr unvollständig benutzt.
Sein Standpunkt ist der weifische, seine Ansichten findet man bereits bei
Hüffer und Vivenot Es versteht sich, dafs Preufsen, namentlich aber Friedrich
der Grofse, Schuld sind an allem Unglück, das in den Revolutionskriegen über
Deutschland hereingebrochen ist Anerkennung verdient übrigens der sehr
mafsvolle Ton in der Polemik.
Wir erwähnen das Buch von Michiels,4) als in denselben Zusammen-
hang gehörig, das zwar deutsche Quellen, z. B. Häusser, herangezogen hat,
jedoch zuviel von dem Charakter eines politischen Pamphlets besitzt
Die Stellung Preufsens zu dem Kriege von 1809 beleuchten die von
A. Stern5) veröffentlichten Berichte des* Obersten Steigen tesch aus Königs-
berg. König Friedrich Wilhelm HL zeigt sich darin willig zum Anschluß
gegen Napoleon, aber zugleich voll Bitterkeit und Mißtrauen in die eigenen
Kräfte; er betont die Erschöpfung Preufsens, besonders in militärischer Hin-
sicht. Der König erscheint umgeben von 'einem Bunde von guten Köpfen,
die an der Spitze der Geschäfte stehen und den Krieg als das einzige Mittel,
Preufsen zu retten, ansehen.9 Zu ihnen gehören Prinz Wilhelm, Beyme, vor
1) ▼. Trenenfeld, Die Tage von Ligny und Belle-Alliance. Hannover, 1879. Vgl. o.
Kap. Ifl, 40. - 2) G. Wolff, Österreich und Preufoen 1780—90. Wien. Vgl. die
ausführt. Krit in d. hist Ztschr. 45, 115 — 125. — 3) Langw. v. Simmern, Österreich
u. d. Reich im Kampf mit der franz. Revol., von 1790 — 1797. Berlin u. Leipzig, £. Bidder.
Vgl. Kap. XX, 2. — 4) A. Michiels, L'invasion prussienne en 1792. Paris. Vgl.
Kap. XXII, 2. — 5) A. Stern, Die Mission d. Oberst v. Steigentesch nach Königsb. i J.
1809. Hist Ztschr. 44, 198—226.
Deutschland 1786—1815. 111,235
allen aber Schanihorst und Gneisenau, 'einer der bravsten and gebildetsten
Offiziere der Armee9, den die Trappen schwärmerisch verehren and zam
Oberbefehlshaber wünschen. In der Rücksicht auf Radsland erkennt übrigens
auch Steigentesch richtig den Schlüssel zur Haltung des Königs.
Interessante Beiträge zur Biographie Rücheis1) giebt eine Veröffent-
lichung in den Preußischen Jahrbüchern, die auf nachgelassenen Papieren
des Generals beruht and seine Thätigkeit anter Friedrich Wilhelm II. betrifft.
Ausführlich behandelt wird darin vornehmlich der Anteil Rücheis an der Be-
freiung von Frankfurt und Mainz (1793) und an dem siegreichen Treffen von
Frankenthal (1794).
In derselben Zeitschrift giebt E. Eoberstein einen sehr warm empfun-
denen and glänzend geschriebenen Aufsatz über Kolberg und Gneisenau, der
jedoch neues nicht enthält1)
Die von Kapp veröffentlichten Briefe von Justus Erich B ollmann3)
bringen einzelne hübsche Notizen über die Zustände und Stimmungen in
Deutschland in den ersten Jahren der französischen Revolution and eine
teilweise recht gelungene Skizze der leitenden Persönlichkeiten des Wiener
Kongresses, während dessen Bollmann zu Stadion and Gentz in nahe Be-
ziehungen trat.
Von den in der allgemeinen deutschen Biographie enthaltenen Artikeln
sind zu erwähnen die Biographie von Haagwitz, der von Sybel im ganzen
nicht ungünstig beurteilt wird, und von Hertzberg, über dessen Sturz und
letzte Lebensjahre Bailleu einiges Neue mitteilt.
Überwiegend zur Kriegsgeschichte gehören v. Colombs bescheiden auf-
tretende aber sehr gründliche Forschungen zur neueren Geschichte der preu-
fsischen Kavallerie,4) deren erste grundlegende Abschnitte unsere Periode be-
treffen. Offenbar auf Grund von Akten in durchweg fliefsender und auch für den
Laien verständlicher Darstellung giebt er für die verschiedenen Zeitabschnitte
(1808—13, 13/14, 14, 15—42, 42, 42—60, 60—66, 70/71, 71—79) die
Formation, die Übungen und Erfahrungen, — wo es angeht, die kriegerische
Erprobung mit zahlreichen militär.- technischen Betrachtungen und Nutz-
anwendungen; im Anhang 5 Instruktionen und Bestimmungen. Es ist ein
umfassendes Gegenstück zu dem Spezialwerk P. Foucarts,6) die Kampagne
von 1806 betreffend, welches vorzugsweise eine Sammlung von lehrreichen
Berichten der Führer (nach den Archiven), die die Wesentlichkeit der Kaval-
lerie für den Erfolg erweisen sollen, enthält.
Eine wesentlich ultramontane Tendenzschrift6) behandelt den Gegensatz
der katholischen Kirche gegen die Encyklopädisten und Illuminaten im
vorigen Jahrhundert.
1) Am Rücheis nachgelassenen Papieren. Bd. 45, S. 39—60, 156—177. — 2) Ko-
berstein: ib. Bd. 46, 275—297. — 3) F. Kapp, J. £. Bollmann. Vgl. Kap. XX, 2.
— 4) E. ▼. Colomb, Beitr. z. Gesch. der preufs, Kavallerie seit 1808. Berlin, Th. Hoff-
mann. VIII u. 186 S. — 5) P. Foucart, la cavalerie pendant la camp, de Prasse (7 Oct.
— 7 noy. 1806) d'apres les arch. de la guerre. Paris Librairie milit, Berger, Levrault & Co.
VHI n. 270 S. — 6) Kulturkampf vor 100 Jahren. Ygl. Kap. XXIII.
Nachträge und Berichtigungen zu Jahrgang II.
Abteilung I.
8. 31» lies Vorzeit statt Urzeit
S. 46 lies Merx statt Marx.
S. 54 lies Hamburger statt Hamb erger.
S. 135 lies Guidi statt Guide.
Abteilung II.
8. 142» lies 34, 87 ff.
8. 323 Z. 26 lies GrimkeL
8. 324 Z. 27 lies 1180.
8. 326 Z. 1 lies „Matrikel" (statt Erdbuch).
8. „ Z. 2 lies Huitfeldt.
8. „ Z. 5 lies das Schloss in Bergen.
8. 328 Z. 19 lies h»r»th.
8. „ Z. 20 lies sysel.
8. 329 Z. 26 lies Degn.
8. 330 Z. 27 lies Abseien.
8. „ Z. 29 lies Vidhrlag ('Samlag' =■ Gesellschaft, Verein; dh «= durchstrichenes d.)
8. 351 Anm. 1 und 2 sind umzustellen.
Abteilang III.
8. 20 lies k. k. Adels-, Hofkammer- u. Hofkanzlei-ArchiT statt k. k. Adels, u. s. w.
8. 225 Z. 22 lies Täter = Zigeuner.
8. 226 Z. 3 und 22 von unten lies Skaylan.
8. 227 Z. 6 Ton unten lies egenhendige.
8. 229 Z. 10 u. 13 ton unten lies Thorsoe.
8. „ Z. 7 u. 26 ton unten lies Vibergense.
8. 230 Z. 5 u. 8 von unten lies Tresnit
8. 231 Z. 9 lies Skaylan.
8. 232 Z. 5 lies Jegemann.
8. „ Z. 3 Ton unten lies hjemme.
8. 234 Z. 22 u. 4 von unten lies Öyerland.
8. 235 Z. 16 u. Anm. 4 lies Skaylan.
8. „ Z. 26 lies Moe.
8. 266 Z. 29 von unten lies 18 869 statt 1869.
8. 292 Italien, Nachtrag zu 8. 279 f., 1.: teilte E. Motta mit, Arch. f. Schweiz. Gesch.
X, 188.
S. 329 Sp. 3 ist die Verf. -Gesch. Th. Sickel statt W. Sickel zugeschrieben.
8. 335 Sp. 2 letzte Zeile lies HI, 2 statt HI, 25.
Berichtigungen. 111,237
Berichtigungen zu Jahrgang III.
Abteilang I.
S. 33 Z. 14 lies Rodgers statt Bodges.
S. 36 Z. 4 von unten ist nach Nationalität hinzuzufügen der Meder.
S. 77 Anm. 4 lies Wilamowitz statt Milamowitz.
S. 79 Anm. 5 lies Jahrepoche statt Jahresepoche.
S. 97 Z. 7 lies Halikarnassos statt Halikarmassos.
S. 110 Z. 26 lies N.'s (Kissens) statt W.'a.
Abteilung II.
S. 2 Z. 11 ff. fehlt das Citat: Caesars Schlacht gegen d. Usip. und Tenkt, Picks Mtsschr.
VI, 1—23.
S. 4 Z. 7 lies Gymn.-Progr. v. Münster.
8. 11 Anm. Z. 4 lies Garnier.
S. 13 Z. 4 fehlt der Titel: Poetae lat aevi Carol. ed. E. Dummler. I, 1. Berol., Weidmann.
8. 16 Z. 6 lies verstümmelt1)
S. 22* fehlt der Titel: d. karol. n. hyz. Reich in ihren wechselseitigen polit Beziehungen.
Göttingen, Peppmfiller. 103 S.
8. 28 Kap. V Z. 6 streiche die Klammer nach Bischofsgeschichten.
S. 48 * lies N. Aren. V statt Gillert
8. 58* lies Quidnam Poloni etc.
8. 60 Z. 12 yon unten lies vor») statt vor6).
8. 66 Z. 24 lies Mortuarium.
S. „ Z. 26. Das Semikolon nach A. Wyfs gehört in die Torhergehende Zeile nach
<Jülichschen'.
S. 67" Z. 8 von unten lies Halberstadt statt Ballenstedt
S. 79« lies Weiteres u. K. XXIV. 8. 207«
S. 87 sind Anm. 1 u. 2 zu vertauschen.
S. 90 letzte Zeile von unten lies: erbaut ist Trier nach Hettner.
S. 103*. Der Aufsatz ist yon 8. Biezler.
S. 108 Z. 8 lies Walderdorf.
S. 127* lies Hans. Gesch.-Bl. HI (Leipzig, 1881).
S. 140* lies 8. o. 8. 102*.
S. 150« lies 8. o. 8. ö5-«.
S. 156 Anm. letzte Zeüe lies: Vgl u. S. 311 f. statt Weiteres Jg. IV.
S. 165 Z. 13—17. Der Absatz: 'Die Wendenpfennige — Albrechts d. Baren* gehört nach
'zur Ostsee führte' in Z. 1 den. Seite d. h. zu dem über die Schrift Friedeis
Gesagten.
S. 188 Z. 9 lies Kaltenbrunners.
8. 191 Z. 21 lies «unfehlbar wurde* statt werde.
8. 203* lies Katholik 61.
8. 211« fehlt der Name des Autors, Morlet; vgl. S. 260".
8. 212 Z. 23 lies Ronaissancezeitf Kögler behandelt.
8. 215 Z. 20 lies Whitley Stokes.
8. „ Anm. 12 u. 13 sind umzustellen.
8. 258» lies 144« statt 114«.
8. 2634 lies ai Giullari.
8. 265" lies 8. 264» statt 264«.
8. 269* lies Rev. des quest hist 28 (= Livr. 55).
S. 272 Z. 4 lies Lezin statt Legin.
8. 2825. Die Worte /auch sep/ u. flg. gehören zu Anm. 6.
8. 3051 lies Nielsen.
8. 316 Anm. Z. 3 lies 3208 statt 380«.
8. 317" lies V. Brandl.
8. 329 Z. 18 lies P. Vayra.
8. 3341-* lies 187 und 188«.
S. 338 2. 5 streiche 'auch'.
S. 339 Z. 8 lies Schflss statt Chttss, u. 'nach ihm' statt 'von ihm'.
S. „ Z. 23 lies Ceatenarfeier.
TTTffifl Berichtigungen.
S. 343 Z. 2 yon unten lies Privatgütern.
S. „ Anm. 1 Z. 2 lies Wyfs statt Weifs.
S. 344 Z. 7 yon unten lies Berner Udalbuche.
S. „ Anm. 1 gekört nicht zu Haller sondern zu J. Bott Z. 1.
Abteilung HI.
S. 27« u. Z. 16 lies Coryisart statt Cerrisart
S. 51" lie« Tobien statt Tolien.
S. 84* n. 948 lies 0. Mejer statt Meyer.
S. 87 Z. 2 ton oben lies TgL III, 207.
S. 113 Z. 9 lies Kamann statt Kamann.
S. „ Z. 17 lies H. v. Walderdorf statt Walderdorf.
S. 1361 trage nach: Du Bois-Melly, la seignenrie de Geneye. 1720 — 49. Genf u. Basel.
H. Goerz. 229 S.
S. 138 Z. 4/6 lies t. Irrtümern i Einzelnen — statt t. Irrtümern, i. Einzeln.
S. 140* lies Bonet-Moury statt Bouet-M.
S. 141° lies reUg. statt rllig.
S. 143* lies Cramail statt CrancaU.
S. 1436 lies Segnier statt Segaer.
S. 1446 lies les memoires statt le Dnc les mem.
S. 147s lies Compayre" statt Gompayre.
S. 152* lies Langwerth a. Simmern statt Simmem.
S. 1589 lies du Camp statt de Camp.
S. 159 Z. 4 von unten lies Dupuy hist de la renn, de la Bretagne et de la France. T. L
XIV. 447 S.
S. 1681 lies R. Valentine. (Engl, battles u. s. w.) 2. edit.
S. 183» lies Underhandl. i Tysk. statt i: T.
S. 1841 lies K. K. Tigerstedt statt Id.
S. 186s trenne Ären von 'fredsunderhandlingarne'.
S. 190" lies Tegnär statt Tegner.
S. 195*» lies Thorsöe, den Danske State Historie 1814 — 18.
S. 197 Anm. 2 lies Klestrup.
S. „ Anm. Z. 14 lies Meddelelser.
S. 203 Z. 15 yon unten lies Reformatoren statt Reformation.
S. „ Z. 14 y. u. lies „nach Walen" St Louis; Hermens — statt nach Walch-St Louis Hermeus.
S. „ Z. 13 v. u. lies wider Hans Worst statt H. Wort
S. „ Z. 12 y. u. lies 2 kl. Beitr. zu L.'s Biog. statt 2 kl. B. L. Biog.
S. „ Z. 11 t. u. lies Knaake statt Knauke.
S. „ Z. 10 v. u. lies Prädestinationslehre) bringt d. Ztschr. t kirchl. Leben statt Fradesti-
nationslehre bringt d. Ztschr. f. kirchl. Leben.)
S. „ Z. 8/9 y. u. lies FramstiUlning och granskning af Luthers sociala etik. I. Familjen
(167 S.), sowie arsskrift statt Arschrift.
S. „ Z. 8 y. u. lies G. Kawerau aus Agricolas statt Glawerau aus Agrycolas.
S. „ Z. 7 y. u. lies nicht in statt kirchl. und.
S. 204 Z. 2 lies Jensen, Giovanni Pietro Carafia (Paul IV.) og de relig. Strömninger paa
hans Tid.
S. 214 Z. 15 yon oben lies Tourmagne statt Fourmagno.
S. 215 Z. 27 lies Maurer statt Meurer.
S. „ Text Z. 10 y. u. lies Alacogue statt Alacogna.
S. '„ „ Z. 17 y. u. streiche D vor barmherzige.
S. 2207 lies Pandarandy statt Pandurany.
S. 23 16 füge hinzu: Roschach, Etud. crit sur les deux prem. yolum. de» M6m. de Metter-
nich in: M^m. de l'Acad. de Toulouse. 1880, I, 285.
S. 235,a lies Quesnel, le baron de Stein. Rey. polit litt 9,2, 632 — im Anschluss an
Seelig, Stein, 1879. •
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Alphabetisch nach den Kamen der Autoren. — Publikationen ohne Autornamen sind sachlich
eingeordnet
A.
Aall, J., Erindringer. III, 192.
Aar, Erm.fStadi in Terra d'Otranto.
U, 248.
Aarsberetn. fra d. Kong. Geh.
Archiv. HE, 182. 184. 193.
Abatino, Fr., Abelardo edEloisa.
U, 195.
Abbas Ali, .Album oftheRajas
of Oudh. DI, 223.
Abbot, E., Hellenica. I, 160 f.
— T. K., Par palirapsest Dublin.
I, 117.
— Est., Authorship of the 4. gosp.
I, 119.
Abd-ol-Kader, s. Urresta-
razu.
Abdul' alim Nasr-ullah, Hiat of
the Deccan. III, 225.
Abd-ul-Hai, s. JFbn Hajar.
'Abdul Qäsim,Ma*arif-ul-Millat
II, 228.
Abhayadera, siehe Sthananga
Sütra.
Acharanga Sütra, 1. I, 24.
Achenbach, H., Hcrbornsel-
bachkopf. II, 95.
Acquoy, J. G. IL, Het Klooster
te Windesheim, n, 211.
Aus alten Acten. HI, 85.
Adam, W. , Life and labours of
Rammohan Raya. I, 26".
— Odyssee. I, 75*.
Adam 6k, Gegend v. Chrudim.
n, 315«.
— Verfall u. Wiedererheb. III,
123.
Adda, S. D'Adda.
Addis, W. E., Truth and false-
hood of M. Benans Lectures.
I, 117».
Adlung, Römerwarte b. Call.
II, 114.
Älsch ker, Stift St Faul. II, 144.
Aetorni Patris, s. Encyclica.
Ägrip af Norgea Kon. Sögum,
ed. Y. Dahlerup. II, 301.
Ahaljakfimadhenu, 7—15. I, 28.
Ahnfold, A., U. J. Crusenstolpe.
in, 190.
A im e" -Martin, St JerSmo. I,
142«
Albenas, portraits de Rabelais.
in, 139.
Alber ti, J., Reufs. Stadtrechte.
H, 67.
Herren t. Weida. n, 136.
Älteste Urk. t. Flauen.
n, 129.
Alfiori. III, 45.
— Burgwall b. Neuzelle, n, 161.
Allen, J. IL, Fragm. of Christ
bist I, 116*.
Alleyn Abbey, s. Catalogue.
Allgeyer, L., Bürgerin. H. y.
Fflummer. III, 99.
A 1 m a n z i , Biographie d. Luzatto.
I, 67.
Alten, F. t., Bohlenwege. H,
128.
— J , Ethnol. Ostladiniens. n,
137.
Ostladin. Idiome. II, 137.
Altenburger, Wappenbuch. III,
128.
Alticozzi, St delle persecuzioni
cet I, 116*.
Cod. dipl. Alvensleb., s. Mül-
Terstedt
Altisi, Ces. Borgia. U, 207«,
269.
AI wie, C, Visites d. Bouddhas
de l'ilo de Lanka trad. p. L.
de Milhou6. I, 15.
Amador de los Bios, Estud.
de epigraf. arab.-espan. II,
236.
— Inscripciones arab. de Cordoba.
Ibid.
Amari, M., Bibliot arabo-sicula.
n, 237. 251.
Iscriz. arabe della Cappella
di S. Fietro. U, 237.
Bagguaglio di una ricente
sua gita a Mossina. Ibid.
— — Foeta arabo di Sirac II,
257.
Amat di San Philippo, P.,
Planisfero del 1436. II, 260.
Amati. II, 248.
Ambert, A. de Montmorency.
ELI, 139.
Ambrosi, Fr., Scrittori e artist
trent H, 246.
— s. auch Gregorotius.
S. Ambrosii opera. I, 141*,
Ameer Ali, Person. Law of the
Mahommedans. U, 229.
Amelung, F., Kartenspiel des
esthn. Landvolks, m, 51. 214.
Amiaud, A., Inscr. bilingue de
HammourabL I, 48.
Ami et, Madonna v. Soloth. HL,
137.
Amlacher, Alb., Urkundenbuch.
ELI, 129.
Amon t. Treuenfest, Huszaren-
Reg. t. Koller. UI, 117.
K. k. Inl-Beg. Hoch- iL
Deutschmeister. IH, 117»
111,240
Verzeichnis der besprochennn Publikationen.
Amore, A. , Berta di Savoia.
II, 250.
Amrein, K. C, Zwyer t. Evi-
bach. III, 132.
Amritalala De", Hiat of the
female sex. I, 297.
Amthor, Ed., Z. 25j. Jubü. s.
Handelalehranstalt III, 211.
Festrede. III, 211.
Andrullo, (2 Schriften üb. Thom.
y. Aquino.) iL, 203*.
Anger, Gräberfeld b. Elbing. II,
179.
Angers- Brudstycke af Saxo
Gramm. II, 306.
Ann. d. S.-Blasienstiftes z. Braun-
schw. ed. W. Waitz. U, 123.
Annali della fabbrica del duomo
di Milano. II, 262.
Annenkov, Peter v. Chelöic.
II, 319.
Annerstedt, T. , Resningen
1568, en hist studio. III, 181.
— Cl. U, 296.
Annuaire de Tarnen, p. Hamid
Vehbi. II, 223.
Anquetil, La France a travers
les Iges. II, 277.
Anquez, Hist des r6f. de Fr.
HI, 144.
Anrep , Svenska slägtboken.
UI, 53.
Antoine, J. et F., Journal de
la mort de Louis XIV. III,
146.
Äpastamba, Ritual. I, 9.
Apell, ?. , Schreib, d. Landgr.
Wilh. IV. III, 84.
Apfelstädt, F., Krit. Ausg.
d. Nobla Leycon. II, 197.
Apologia d. rivoluzione. III, 150.
Apostle of Ireland. I, 150.
App e llati ona -Gericht in Frankf.
a./0. III, 46.
Appenzell 1803 — 14. III,
186.
Arbois de Jubainvillo (Ca-
lend. of Oengus). II, 215.
U, 281".
Notes tironiennoß. U,3336.
Regierungsepochen Karls
d. Kahlen. Ibid.
Intendants de Champagne.
UI, 144.
Arcais, F. d', Citta catal. in
Sardegna. II, 271.
Archives parlem. II, 149.
Argyropulos, collection des
croisades. II, 24210.
Arlt, Ulmer Münster. II, 86.
Armand, Medailleurs italiens.
R 258.
Armand, St, Femmes des Tui-
leries. III, 151.
L'armee franc,. en 1535. EU, 139.
Armellini, M., Cimiterio di S.
Agnese. 1, 151 f.
'AQftovQ^ tlcfia Srjuorixov.
U, 219.
Arn au d, Voyages extraordin. p.
Mahomm. Abu Ras. II, 235.
Arndt, W. U, 29*.
Hdss. in Petersburg. II,
276.
Arneson, M., u. M. A. Stang,
Stamtavle orer d. Stiegt Stang.
III, 195.
Arnold, W., Ansiedl. d. Deutschen.
II, 6*.
Dtsche. Urgesch, II, 150.
— E., Light of Asia. I, 11.
Arosio, L., Gesü Chr., studi
stör. I, 1209.
Arsha-vidya-sudhänidhi (Zeitschr.).
I, 8.
Asbach, Entstehg. d. Germania.
II, 1.
Ascarate, G., Derecho de pro-
priedad. II, 76*.
Ascoli, G. J., Iscrii. ineditecet
I, 65 f.
II, 251.
Atmdram Keshavji Dvivodi,
Prithiraj Chahuan. I, 336.
Atzberger, Logoslehre d. h.
Athanasius. I, 140*.
Aub6, N. Texte des actes de SS.
Felicito et Perpotuo. I, 137.
— Christianisroo de l'emp. Phi-
lippe. I, 138.
Aubertin, Ch., L'äloquence poli-
tique etc. en Franee. II, 293 ;
UI, 143.
Aucourt, Anc. hötels de Paris.
U, 288.
Au er, H., Bedeutung d. Tri-
glyphen. 1, 44.
Aufschwörung J. S. v. Wol-
furtsed.Rothv.Schrocken-
stein. IU, 97 f.
Aufzeichn. e. Könne v. Obermed-
iingen. UI, 104.
— e. Schulmeisters. III, 123.
Augustini, Confessiones übers.
v. Moreau. I, 1421.
— Meditationes. Ibid.
Aulard, T. A., Plagiat orat de
Mirab. UI, 150.
Un humoriste. III, 150.
A ur e s , A., M6trologie egypt 1, 44.
Auriac, E. de, Corporat des
men6triers. II, 282.
Ausflug auf Ceylon. III, 226.
Aus'mWerth, E., Rom. Gläser.
II, 114.
Aus'm Werth, E., Ausgnbg*.
z. Cobern. II, 115.
Beckengem, in S. Mirä-
Lyskirchen. II, 118.
Ausstellung, s. Katalog.
Ausstellungskatalog prahist Fnde.
U, 163«.
Autobiographie t. Melek Hnm
UI, 208.
Autobiogr. Blatt eines preiik.
Generals. III, 41,
Auzias-Tur§nne, Unrreri. di
Paris. U, 212.
Ayerst, W., The Giros. I 31.
Aynsley, Mrs. J. C. Marm,
Our Visit to Hindost 111,231.
B.
B., Übersicht üb. d. Littertt d.
Zunftwesens. U, 72*.
— GeisÜ. Spiele <L M.-A. 0,
213.
— Ct., liste der b. Röcluäii
verwundet Offix. EU, 115.
Baader, J., Beitr. s. KultargsidL
IU, 110.
Fehde des Hanns TL t.
Abensberg. III, 9. 203.
Babeau, La Ville soos l'aacki
Regime. IU, 138.
Babsch, F., D. Germanen L d.
Uniyersalgeach. IL 1.
B a b u R ä m , rosegarden of Inda.
UI, 223.
Bach, Hohenloh. Totenaehildfc
U, 86«.
— U, 86.
— Hünengraber. U, 89.
— Alb. Magn. U, 2031.
— Jonathan Sautter. UI, 96.
— Ulmer Rathaus. IU, 96.
Bachelet, Th., Guerre de esst
ans. U, 279*.
Bachmann, Volker a. d. Dobol
U, 137.
— Einwanderg. d. Bayern. II, 314.
— J., E. W.Hengsteuberg. 111,30-
D. altest niederd. Getugfc
UI, 60.
— R., Nidas Storch. 111,4.8t
Bachof, E. , Quaest Hexodot
I, 86.
B a c h o f e n , J. J., Antiquar. Briefe.
U, 76.
Backer, L. de, Droit dt k
femme dans l'antiqu. eet B»
Bader.
— Staufen. II, 82.
Gründg. y. Freib. i. Br. D,
82 t
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
in,24i
Bader, Kath. Pfarrgem. i Karls-
ruhe, m, 19.
— MittenwahL U, 105 ; 111, 202.
— CL, S. Ciaire d'Aasiae. II, 199.
Badger, Moham. and Muham-
medaniflm. II, 224.
Badin, Jean Bart 111, 153.
Babler, J., S. Henri. 111, 134.
Bachtold, J. , Verdienste der
Züricher. III, 134.
Backatrom, s. Starback.
Behrendts, F. J., S?er. förhill.
tili Byasl. und. Gast. IV. Ad.
förmyndarstyr. 111, 188.
B ihren a, £., Stnd. z. Qerman.
II, 2.
(Bar), Kinzigbau. 11, 83.
Bäachlin, Schaffhaus. Glasmaler.
m, 137.
Baguenault 111, 140.
Baguenaull de Puchesse,
La conquete de la Corae III,
148.
Bahnsen, 2. Thess. 2, 5—19.
I, 125.
Bahrfeld, Hamb. Münzmeister.
U, 158.
Baillea, Metternich. HI, 232.
Bai 1 Ion, La ' derniere Mont-
morency. in, 143.
Bailo, L. , Treviso e Vicenza.
11, 253.
Spigolature dagli archivi
trerig. U, 260.
Baist, G. , Heckling. Weistum.
U, 66.
Balan, Giovanni V11I. U, 193.
— U papato e l'Itaüa. II, 243.
— S. Cater. da Siena. U, 267.
— Bibellione di Perugia. U, 269.
Balan t ine, H. , Hindoo Shrine
on the Caspian. I, 318.
Balck, C. W., Landschulwes. in
Mecklenb. UI, 61.
Balduzzi, L., Bagnacavallo. II,
247.
Balfour, Cyclopaedia oi lndia,
3. Ausg. I, 3.
Balg, Heinrich 11. U, 31.
Ball, Jungle life in lndia. 111,
»21.
Ballerini, P. A. , 8. Ambrosii
opera. I, 146e.
Balz an i, s. Giorgi.
Bampo, F. Q.eG., eE.Cazzaor,
Legs diiens. fra Padova e
Treviso. II, 253.
Banchi, Calixt III. e Siena.
U, 206.
— Prediche volg. di Bernardo da
Siena. II, 267.
Historische Jahresberichte. 1880
Banerji, K. M., Essay». 1, 7.
Banks, J. S., Our Ind. Empire.
III, 218.
Baracchi, A. Carte nelT arehiv.
notar. di Venez. 11, 252.
Bar ante, Joanne d'Arc. II, 29 2*.
Barbier, C, Deux ans dans
rinde UI, 221.
Barbier de Montault, Ste.
Marie Magd. 1, 15013.
Barbou, A. , hist. du drapeau
franc. II, 278». 111, 153.
Bar ck hausen, Lettre« et versde
Voltaire. 111, 147.
Bardenhewer, 0., Polychrom us.
I, 143*.
Bardinet, Juifs du Venaissin.
I, 69.
— Juiveries du Venaissin. ibidem.
Bardou, St Martin de Tours.
I, 1501.
Bardsley. Purit. Nomenclat Hl,
170.
Bar dt, Frankfurter Münzsamml.
UI, 46.
Bareille, s. Darras u. S. Je-
rume.
Bari eh eil a, V., Andr. Palladio.
II, 253.
Bar ine, Mad. de Lafayette. 111,
147.
Barmby, J., Gregory th© Gr.
I, 147«.
Barozzi, N. , Mus. Civieo c
Racc. Correr. 11, 145.
Barni, Napol. I. III, 156.
Barral, l'hist. dipl. de l'Europ.
IU, 2.
Barry, Livre de Raison. 111,
142.
Barssoukof, Journal d* A. Vas.
eilievitch Khrapovitski. III.
150.
Barstad, Militär - lustits i Norge
for 200 Aar. 111, 129.
Bartels, Ubbo Emmius. 111, 77.
— Land verl aste a. d. Bucht v.
Wybelsum. IU, 77.
Barth, A. , Bull, critique de la
myth. aryenne. 1, 6.
— E., Not Biograph. HI, 101.
-- J. Geisingen. II, 81.
— — s. Tabari.
Barthelemy, C1', tapiw*erie.s de
Reims. II, 281.
Barthelemy, A. de, (Münze d.
Lucterius). 1, 162.
— Ch., Omar a-t-il fait brüler la
bibl. d'Alex. n, 230.
— Ed. de, Tratte de Nemours.
IU, 140.
— — Colonne de Cather. de Me-
dice. III, 140.
IU.
Barthelemy, E. do., ßtude sur
la soc. paris. 111, 150.
Barthelemy Saint- Hilaire,
J., Christian isme et bouddhismc,
I, 11.
Ba r t o 1 i , A ., Storia della littorat.
ital. II, 255. 256. 257.
Bartolini, D. , L'ant Cassino.
II, 251.
Bartolotti, P., Del primit cu-
bito egizio, U. 1, 44.
Bartsch, K., Gebräuche u. Aber-
glauben Mecklenburgs. (==
— Sagen u. s. w. a. Mecklenb.
U.) 11, 152; 111, 202.
B a s c h e t , Memoire d' Armand du
Plessis de Richelieu. III, 142.
— Particularites sur Md. do Pomp.
IU, 147.
Basoler Bibelgesellschaft,
Ausg. d. N. Test I, 117 s.
Basile, G. B. J., e D. Gravina,
Chiesa dei Vespri sicil. U, 257.
Basilica Fulvia Emilia. I, 98.
Basler Neujahrsblatt. 111, 136.
B a u d o i n, Extraits d'information* .
U, 274«.
Baudri, Kirchl. Zust in Preufp.
u. v. Geifsel. 111, 82.
Baudrillart, Vie priy. et publ.
IU, 215.
Bauer, Br, Urevangelium u. d.
Gegner d. Christent 1, 121.
— — Bismarcksche Ära. III, 32.
152.
— J., Agrarverfassg. U, 142.
— R., Joh. v. Nepomuk. 11, 318.
Bauern feind, J. v. Altz-
schneider. 111, 214.
Baum, Kirchengesch. I, 1161.
— A., Joh. Wilh. Baum. UI, 102.
Bau mann, A., Kop fache Compi-
lation. II, 35.
— B. ?., Verpflegung d. Heere.
U, 336.
— F. L., Abgegangene Orte d.
Bar. II, 82.
Baumgärtner, Ad.. Quell, d.
Cassius Dio. I, 103.
Baumgarten, H., Sleidans Brief-
wechsel. IU, 100.
— J. , La France qui rit. IU, 213.
Baur, G. A. L., Andr. Kempffs
Solbatbiogr. IU, 90.
Buy e, J. de, Sepultures de Joches,
II. 9.
Übers, d. bayerischen Landes-
archive. U, 59.
Bayerl, G., D. Pilsen. Gymnas.
III, 122.
Bayonne, E. C, s. Sayonarola.
Bazzero, A. , Armi antiche.
II, 253.
16
111,242 Vor*
ichnia der boxproiliciien Publikationen.
Baal, S., Tooth-aeal of Aaoka,
Belle!, Dieaert. aar S. Creecent
Borghaus, A-, Da» nurddtaeha.
I, IT.
1, 135.
Tiefland. IL 146.
— Swaetika. I, 18.
— Joat de Silenen. 11, 292.
— H., Pfahlbauten b. Lübto».
— Sütru called Ngan-Shih-Niu.
Belloral, de, Chron. de Plorrc
11, 149.
I, 21.
le Pretre. n, 276.
Bergmann, Martin Wolff. IU,
— Aralfiinbsns.. I, !1.
Bellew, H. W., Bacos of Af-
83.
— Succesaion of Buddh. patri-
ghanistan. I, 33.
— Register öfter Radalag i Kon.
IKiM. I, 21 f.
Beloch, J.. D. italische Bund.
Erik XIV. Tid. 111, 181.
— Baddh. inecr. st Keu-yung-
1, 106.
— E. T., Oaiiioroliquieu. 1, 4.1 f.
Kvrtrn. 1, 22.
~Bendall, Megha-Sütre. I, 1 5 f .
— Varia. I, 46.
- 18 «choole of Buddhiem.
I, 22.
Benedikt, A., Leben d. h.
Hieronymu«. 1, 1421.
Bergatrora, 8., W. Griip mot
L. Wivallius. LU, 184.
— Brenchid«. 1, 22.
BenediktinerklSater im El-
Bcriohtigungeni.Weatf. l'rk-
Buch IL 40. 126.
Berliner, A., Hebr. Hdachr. in
— 8rnmaue. 1, 22.
eafs, IL, 79.
— Story fif the merchant etc.
Benoke, B., Geach. d. Fiacherei
I, 22.
i. Weet.- o. O.-Pteuaaen. DL
Mailand. 1, 59.
Beaune, lntrod. a l'etude du
183; 111, 49. 213.
droit coutum. franc,. □, 217.
Benfey, Th-, Vam im Bi£teda.
Berliner Chronik nebst l'rk-
Ba k, Briefe Pauli au Timotheoa
U 7.
hrag. v. J. Lindenme vor.
I. 125.
— Q, 146».
Becka - Klüchtaner, t. d.,
— — Üb. indogarman. Zahlwörter.
Buch. II, 168.
Hanuscrite de Bernard Gni. 1,
Benjacob, J. A, Bibliogr. d.
hebr. Litt L, 58.
71.
Bernau, Geach. d. St FJbogen.
II, 316'.
Adel v. WUrttemb. 11, 86.
Benjamin, £. L, Bedeut d.
Boclter, A., Wurms. 111, 90.
ror 1849 cingeechrieb. Renten.
— Album d. Burgen cet. in Böhm.
— — Cüihaven u. ItitaeTiÜttol.
i. Hamburg. 111, 56.
IL 316 '».
n, 158.
. Ferd., Inachr- d. rbm. Coema-
Die Beni-Maib. 11, 836.
Bernheim, E., Bericht v. LWil.
Benny, P. B., Orim. code ef
a. Piaa. II, 35.
tarien. 1, 158.*
— K. Vt Toutonea. IL 4. —
munim. Trajan. U, 41.
— Römer«! ras fc n in Baden u.
Jowe. L 62.
Z. Qeach. d. kirchl. Wahlen.
Benoil, St. Jerome. I, 142'.
IL 35.
Benrath, K., D. Summa d. h.
Geschichte - Porechong n.
Schrift III, 4.
Qa»ch.-Philo». Hl, 226.
TVürttenib. Jl 81.
Benvenuti, L. e. 0. Pietro-
Bernonlli , A., KSnigahofena
— M. A. »., Topogr. t. Ndr.-Oeetr.
grande, Archirio oomun.
Bericht üb. d. Schi, bei Sem-
11, 142.
d'Este. IL 245.
pach. IL 50 f., 340.
Ueckherrn, Bastenburg. 11,184;
Beraldi, a. Pourtale*.
Bertacchi, Coa., Epiaodio del
m, eo.
Beraudi, L. F.. Statu tor. Caaa-
Poreae in Dante. II, 86C»-»,
— Mitt a. Raatenbga Vergeng.
lena. eollectio. 11, 263.
Berthaumier etRapbael.8.
DI, 50.
Beckh-Widmenatetter.L.T.,
Berchet, 0-, Pianisten) di Oior.
Franc. d'Aa». IL 199«.
Loardo. 11, 260.
Berthold von Regonaburg,
Ältere Art d. GeldbeachaSiing
e. H. Simon. feld, Uo-
hcrauag. I. J. Strobl. iL
i. Kriege. U, 336.
dici del 'Liber eecretoram fidel.
204.
Beckurta, F., D. Vierkaieerjahr
Crucia. LI, 259.
Berti, U., Antichi porti ecr. Hi
Berchaeniua, 0., Pra Fjrrerne.
Rarenna. U. 247.
Baechar, W. J., Chron. of the
HL 196.
Bertling, A., Danaiga Geach. i.
Kingeof loraelnndJuda. 1,54.
Beer, H., iBüm. Senat). I, IOC.
Berona, J. Chr., Herder. 111, 51.
Bergan, Nürnberg. Kunetlar. JLL
Umril's. IL 184; LU, W.
Bertololti, A., Ebrei in Boua
ßcermann, 11-, Maria Thoraeia
111.
1, 67.
0. K. Joeeph, 111, 118.
Berger, Regiatrun. lnnuc d. IV.
Bertou, Note aur Tyr. 11,2*3».
Hehle, A., Müiu. t. Kaufbenem.
11, 189.
Bertrand, A., Bijoni de Jooy-
m, na.-
Bahr, C. v., Üfn. t. Hanau. 11,
— Stamnmappeii d. Schwarzen-
le-Comte. II, 9.
berg. 1U, 113. 123.
Bertrandy-Lacabana, Ar-
— Leidenageech. d. BBhmerwaldea.
chive« departem. de Saina-el-
Beitrüge nu Geachiehte von
Ingolstadt 11, 104-
Itoitr. i. Gesch. dea Pietiam. in
HL, 123.
Oiaa. 11, 272.
— Jt, Buchhandel in d. Lanaita.
Beaancoo, a. Gerard de Bona-
IU, 47. 87. 215.
Ostfriea. III, 77.
— fl., Geogr. Fragm. d. Eratoeth.
Beacheralle, Marina illuatrea.
II, 880.
Beaae, P, Qeach. d. Dentwnaa.
BSlat, S. Hergenröther.
Belleaheim, (Rossi) äuat Oo-
- Phil., L'Ange d'Astarte. I,
ronati. I, 139.
160.
IL 337.
Belleaheim, nei Hdachr. d.
Berger, Triniti carthagin. JL, 160.
Beaaer, Job,, De couiur. üatilin.
BriLMua. 11. 116; 111. 80.
Berghaua, A„ Irrtum, üb. d.
L 10S.
— Pebronius. 111. 94.
Vftlkerwander. 11, 6.
Bei, AI., J. Yittori. 11, 246.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
IU,243
Besnieres, Martyr* d. 1. liberte*.
UI, 153.
Beieon , Panegyr. sur Joanne
d*Arc H, 292«.
Bestmann, EL J. , Gesch. d.
christi Sitte. I, 144.
fiestoschew - Rj amen, .Th-
BOHCKail BoftHa. III, 51.
Bethaus Allerheiligen zu Strafs-
burg. II, 79.
Bethmtnn, b. Gesta.
Bettoni, F., Riviera di Salo.
n, 246.
Betz, "Crgesch. d. Gegend, v.
Heilbronn. II, 85.
Bewer, R., Sala etc. II, 76.
Beyer, A. W., G. d. urspr. franz. -
ref. Gemeinde "Waldenburg.
III, 90.
— K., Aktenst. z. Gesch. d. Kirche.
U, 29.
Beiold, P. v., Studentenkämpfe.
II, 62.
II, 2921.
— G. v., Osserv. s. limit. d. Pompei.
1, 99.
Bhigavata. 1, 9.
Bhagvinlal Indraji, Saiva
Parikramä. 1, 26.
Bhagvanlfil Indraji and G.
Bühler, Inscriptions from
Nipal. I, 32.
Atha Nabhik Purin ed. Bh äruti
Vis>anath. 1, 104.
Bholanauth C hander, Travels
of a Hindu. III, 221.
Bibliografia romana. 11^ 248.
Hebr. Bibliographie. 1, 67.
Bibliotheca patrist. med. aevi
ed. Horoy. II, 187.
Bibliothek s. Kirchenväter.
Bibra, W. v., Reichsfreiherren
t. Bibra. U, 104
Bichler, Kachelöfen. Graubündt
111» 137.
fiichmann, W., Chron. d. k. k.
Inf.-Reg. 62. III, 118.
Bickell, D. Coeli bat dennoch e.
apart. Anordn. 1, 144.
— Entsteh, d. Liturgie. I, 146.
— Synodi Brixiens. II, 145.
Biddulph, J. , Tribes of the
Hindoo Koosh. I, 33.
— Mich. A., Pischin. 111, 224.
Bidrag tili kongl. Dal-regiment.
bist 1U, 189.
Biedermann, Kulturgesch. des
18. Jahrh. III, 26. 207.
Biene mann, Histor. Littcratur-
berlcht UI, 52.
— Tagebach v. Sylv. Tegetmeier.
Ul, 50. 60.
B i e r m a n n , Gesch. d. Kleinsoitu.i
Gymnas. 111, 122.
Biese, Th., 2. Schwed.-livl. Univ.
111, 54.
Biescnthal, J. H. R. , Trost-
schreib, d. Ap. Paulus a. d.
Hebräer. I, 126.
Bigelon, Law cases. II, 66.
Bildnisse u. Lebensabrisse berühmt.
d. Männer. 111, 69.
B i 1 y , Schulwesen im M A . 11, 2 1 0. j
Binder, J. J., Tacitus u. Tibe- !
rius. 1, 104. I
Binding, s. Lex Burgundion. j
Biogr., Allgem. dtsche. II, 21.
160. 185. 335; Ul, 136.
Biographie nationale (beige).
II, 335.
Bippen, W. v. , Weistum v.
Bedarkesa. U, 129.
— — Ausbild. d. bürgerl. Annen-
pflege i. Bremen. UI, 78.
Biraghi, L., Leben d. h. Mar-
cellina übers, v. P. Macher 1.
1, 141°.
Birch, S., lnscription of Tah-
raka. 1, 42.
Birdwood, G. 0. M., „Custard
apple." I, 18*.
— — lndustrial arts of lndia.
I, 29.
L'lndo an gl. et son commerce
dans l'antiqu. 1, 30.
linde angl. en 1878. 1U,
220.
Bire, Journ. d'un bourgeois.
III, 149.
— Lägende des Girondins. 11 1,
154.
Birlinger, A., Urbar v. Beuron.
U, 70*. 86.
— — Asket Traktat aun Augsb.
U, 210.
D. Beschreib, d. L. Würt
v. Jac Frischlin. UI, 96.
— — Kathol. in Hohenzoll. u.
Württ. 111, 97.
Soldatenpredigten. IU, 99.
Bisch off, Br., Urk. Arnefit« v.
Prag. II, 40. 317.
— — Gefangennahme d. Strafsb.
Gesandten. II, 55. 78. 318.
— Schwaneberg. UI, 123.
Bishop, £. 11, LG.
— — Ungedrucktc Briefe an
Boreng. v. Tours. II, 194.
Akten a. Brandenb. etc. über d.
Farn. Bismarck. 111, 43.
Bitter, J. S. Bach. UI, 211.
B 1 a a * , Regenbogenschüsselchen.
II, 141.
Black, F. C, s. V. A. Smith.
Blaiu , A. Ed., Napoleon 1.
Ul, 154—157.
— L., X ans d. Thist d'Anglot.
III, 180.
Blancard, L., Besantd'or sarraz.
U, 231. 242.
Blanck, A., Fische Mecklenbgs.
111, 63.
Blafs, F., Fragmente griech.
Hdschr. im ägypt. Museum zu
Berlin. 1, 47. 78.
Attische Beredsamkeit, 111,
2. 1, 92.
Blau, 2 Mithridate. 1, 971.
Blerzy, H., L'Angleterre au t
d. 1. restaur. IU, 180.
Bloch, M., Institution, d. Juden-
tums. 1, 61 f.
— — Mosaic and Talm. Police
laws transl. by J. W. Lilien -
thal. 1, 62.
Blocqueville, de, Davoust.
IU, 156.
Blumer, J. J., Urk.-Samml. v.
Glarus. U, 344.
Blunt, Anne, Bedouin tribes of
the Euphrat. 11, 231.
— W. S., Visit to Jobel Shammor.
II, 231.
— — Rec. e?ents in Arabia.
II, 232.
Bochi, Adria. I, 991.
— L'antica Adria. II, 245.
— Dominatori di Adria Veneta.
Ibid.
Bockenheimer, G. D. Eichel-
stein. U, 86.
— Indulgenzbrief. II, 98.
— Forster in Mainz. IU, 93.
209.
Bodemann, E., Hochzeits- und
Kindtaufordnungen d. St. Nort-
hoim. IU, 76.
— s. Harland.
Body, Gustav Ul. aux eaux de
Spa. III, 187.
Böckh, Encyclop. u. Method. der
philolog. Wissensch. III, 228.
Bö dick er, L., Selbstbiographie.
Ul, 87.
Böheim, A., Lechsgemünd. U,
104/5.
— W., Schwert Kaiser Max. 111,
111.
Bohl au, H. U. Alb., Mecklenb.
Landrecht 111, 60.
Böhlendorff, A., Einführ. d.
Gregor. Kalend. i. Rufsland.
IU, 51.
Böhm, W. II, 56*
Böhmer - Mühlbacher, Re-
gesta imperii. 11, 16.
16*
111,244
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Böhm ort, Meifsener Porzellan -
manuf. III, 89.
Böhtlingk, Arth., Napol. Bonap.
IU, 155.
Bönig k, r. , Landesverteidigung
nach Osten. II, 181.
— Ostpreufs. Burgwälle. II, 180.
Born er, Freiberg. Dom. II, 133.
BÖ ich, Margar. v. Schwangau.
II, 145.
Bösaer, K, Heinr. d. Löwe.
II, 39.
Böttger, H., Brunonen- Weifen.
H, 126.
Boetticher, A., u. Walle, P.,
Fürstenstuhl im Dome zu
Schwerin. III, 62.
Bog ler, Sehützenhof in Wies-
baden. II, 94
Bognoli, Pio V. III, 215.
ßogualawski, A. v. , Gefechts-
weise aller Zeiten. II, 336.
Bohn, R., s. Conze.
Bojanowski, v., Et. Marcel.
II, 2871.
Boishamon, de, Savie. 111,153.
Boislisle, Memoires de St
Simon. III, 146.
— L'eloge du duc de Bourgogne
par St Simon. Ibid.
Boissier, U., L'emp. Julien. I,
141.
Boito, Cani. , Architettura del
Med. Eyo. 11, 244.
Lord Bolingbroke. III, 175.
Hollati, F. E , Congregazioni
dei comuni nel marches. di
Saluzzo. II, 263.
Chanson de Phil, de Savoie.
Ibid.
Boltz, II, 2181.
Schilderung von Bombay. III,
224.
Bombay Gazetteer. III, 224.
Bonald, de, La reine Blanche.
II, 285«.
Bonaldo, S., Tomra. maestro di
giusto governo. 11, 203*.
Bond, E. A., u. E. M. Thomp-
son, Facsimiles of Mscrs.
U, 326.
Bone, H., Tedeum. I, 141.
— K., Rom. Castell in Deutz.
II, 114.
Bonet-Maury, Fragm. d'un
manuscr. du XVI. s. III, 140.
Bonghi, R. , Appio Erdonio.
I, 161.
Spartaco. I, 1616.
Socrate. Ibid.
Bonhomme, Mad. de Pompad.,
gento-al d'Armte. III, 147.
Bonizzoni, G., Statuti di Como.
II, 262.
Bonn, Lagerbuch v. 1762. III,
202.
— s. Krause, K. E. H.
Bonnafont, 12 annee» en Al-
gene. III, 158.
Bonnal. A., La diplomat. pruss.
III, 133.
Bonnardot, F., et Longnon,
A., Saint voyage du seign.
d'Anglure. II, 240.
Bonnassieux, Trois palais de
Charles de Val. II, 2881.
Bonne, Condition des etrangere
en France. 11, 281.
— Principes de 1789. III, 150.
Bonnochose, Bertr. duGuesclin.
II, 2919.
Bonn et, £vang. de Matth., Marc
et Luc. I, 118.
— Schrift, v. d. Himmelfahrt
Mariae. 1, 149*.
— Choses ad venus ä Lyon. III, 140.
— Souvenir des Cerennes. III,
145.
The Book of Leinster. 11, 326.
Boor, s. De Boor.
Boos, H., s. Vischer.
Borch, L. v., Regesten z. Gesch.
Kanzl. Konrads. II, 40.
— — Heise Kanzler Konrads.
Ibid.
Beitrr. z. Rechtsgesch.
U, 70.
Borderie, de la, Correspond.
histor. den B6näd. bretons.
II, 273.
Les benedict. bretonnes.
III, 147.
Bordier, I* St. Barthelemy.
UI, 140.
Borel, Th., Agenor de Gasparin.
III, 158.
Borel d'Hauterive, Noblesse
de Fr. Ul, 138.
Bor61y, La fondat du Ha vre.
Ul, 139.
Borghesi, B. , Oeuvres IX, 1.
1, 100.
Boro Budur. 1, 20.
Borovy, Libri erectionum. U,
318.
Bosanquet, S. R., Hindoo Chro-
nology. I, 3.
Boscawen, Uittite Noten. 1, 160.
Böse, M. N., Araong the Chan-
dals. I, 32.
— S. Ch., Hindu matrimony. 1. 29*.
Bosredon, Promenade archeol.
I, 154.
Bossert, Zur Gesch. der Ref. i
Franken III, 95.
B o 8 s e r t , Die Hohenloher bei
Rofsbach. HL 26. 96.
— Franzos. in Mömpelgart. 111,
95. 100. 141.
— Reform, in M. Ansbach. ID., 109.
Bott, J., Bund v. Vazerol. LI,
344.
Botta, P. E., Relat d'un voyage
dans 1' lernen. U, 223.
Bottoni, S. Catar. da Siena.
U, 205.
Boucher de Molandon, Com-
ptes de la ville d'Orl. IL 274.
Bougier. II, 292*.
Boulas, F., Thom. Aquin. de re-
gim. princip. U, 203*.
Boulay dolaMeurthe, Le Di-
rectet l'exp.d'Ägypte. III, 154.
Boulger, D. Ch., Life of Ya-
koob Beg etc. II, 235 s.
The Ind. Bayard. Ul, 219.
Bourdin, Silvio Pellico. 111,
211.
Bourelly, Vie de Fabert. Ul,
144.
Bourgain, L., Chaire tranc. au
XU. s. II, 196.
Bournon, F., Lliötel roy. de S.
Pol. U, 288.
Bourrasse, Chateaux hist. de
la France. U, 281.
Bourset, Napol. u. s. Gefährten.
1U, 156.
B out ei Her, £loge de Metz, p.
Sigeb. de Gembl. II, 77.
Boutrais, S. Ayrald. U, 215.
— Karthäuser Landsberger. 11,
215.
Boys, A. du, s. Du Boys.
Boysen, Bok d. Bedechtniase.
U, 124.
Bozon, A., Le Cardina) de Retz
ä Rome cet. UI, 144.
Brachmann, C, Char. u. Anl.
d. Ev. Johannis. I, 119.
Bracht, E., V orgeschichtl. Spuren
i. d. Lüneb. Heide. U, 125.
Braga, Th., Civilisacao arabe eiu
Portug. II, 237.
Brahm, Göthe u. Berlin. 1U, 46.
— J. Aug. v. Törring. Ul, 115.
Braico, C, s. Surius.
Brander, E. S. , Aborigines of
the Andaman islands. 1, 359.
Brandes, E. , Dansk Skuespil-
kunst 1U, 197.
Brandes, G., Prosper Mehmee.
UI, 158.
Brandl, s. Seh äff) er.
— s. Codex dipl. Moraviae.
Brandt, Fr., s. Kayser.
Branfill, B. R., Name» of plarei
in Tanjore. I, 35.
Verzeichnis des tosprochenen Publikationen.
in,245
Branfill, Gangai - kondapuram Bröndstedt, K. G.. Mythen om
$aira Temple. I, 35.
— Me^alitthic monnments in
North Arcot I, 35.
Branift, Grofsmähr. Reich. 11,
314*.
Branta, Claaae« rurales en Bel-
giqve. II, 69*.
Braune, II, 150.
Thor. II, 298 f.
Broglie, Soldat chrit IU, 147.
Broglio, E., Uregno di Fede-
rico 11 di Prussia. 111, 26.
'Bromby, Hist. of th. comm. pr.
b. in, 270.
Broach, Gesch. d. Kirchenstaates.
111, 21.
Braunmüller, B. , Bestritt. ' Browne, G. F., Venera ble Beda.
Kaiserdiplom. U, 16. 108. ■ 1, 147 6.
Namhafte Bayern im Kleide IBrownlow, r. Northcote.
d. h. Bened. 11, 106. i Bruder, A., Brotpreise. U, 43.
Unterird. Gange. II, 109. J
— — Verbrüderungsbriefe v. .
Formbach. II, 142.
Personalstatus v. Niedere- '
borg. III, 108. '
Reform, in 8tadt u. Herz. Braun-;
schweig. HI, 75. j
Breitschwert, v., Aquileja. 1, ; Brückner, A
161; II, 144. 244. Briefwechsel
Brenner, O., II, 298*.
Break a, A. v., Quell, d. Polvbius.
1, 102 f.
Breska, H. v. , Nachrichten d.
Helmold. II, 30. 33.
Brefslau, H. , Handschriftlich.
ans Italien. II, 29 J- *• 194.
247.
Brettschneider, H.,Melanchth.
als Historiker. IU, 11.
Brrocker, G., Abtret. Vorpomm.
an Schweden. HI, 64.
Brenn ig, A., Pfarrei Buchen.
U, 83.
Brensing, Sprache d. deutsch.
Seemanns. 11, 156.
Brianchon, s. Layergne.
Bricka, C. F. og J. A. Fride-
ricia, Kong Christian IV.
cgenharod. Breve. HI, 53. 193.
Bridges, J. H. , Position of
Sociology. 111, 229.
Brief de« Chemnitzer Rates. II.
110.
Briefe u. Akten z. Geschichte d.
XVI. Jahrhunderts. III, 213.
Brieger, Th , Constantin d. Gr.
als Religionspolitiker. I, 139.
Brinkmann, Karte v. Pieterseii.
III, 56*.
— Gr. Glück der Repergesellen.
III, 57.
British battles. III, 168.
Brizio, E. , Ligure nelle Terra-
mare. I, 108 7.
— Pericle. I, 161«.
Brode, R. , Freigrafschaft und
Vehme. II, 75.
Broek, J. A. v. d., Financiele
Moeijelijkheden v. Brit. Ind.
ni, 220.
61. 1097.
Verfall d. Zünfte. 111, 22.
Behandl. d. Handw.-Corpor.
durch d. Juristen d. XV ET. u.
XV HI. Jahrh. HI, 22.
P., Klost. d. Büfserinnen bei
Weisenau. II, 99.
, Peters d. Gr.
mit Katharina.
j IU, 65.
jBruel, Chronol. des rois de
France etc. U, 16. 272.
— Chartes de Tabbaie de Cluny.
II, 272.
Brüll, Sabbatai Zebi. I, 65.
— Zur ältest. Gesch. d. Primats
i. d. Kirche. I, 127.
Brunn eck, v., Miete u. Pacht.
U, 76.
Brugsch, H., Hist. of Egypt.
2. ed. I. 38 ff.
— — Gesch. Ägyptens, russisch
von G. R. W last off. Ibidem.
Hist. Denkmal a. d. Zeiten.
Amenophis' IU. 1, 42.
— — Lac Mar6otia. 1, 43
— — D. Kunst i. ihr. erst Anf.
I, 44.
— — Hieroglyphi&ch-demotisches
Wörterbuch, V u. VL I, 46.
— — Le mot adon. I, 46.
— — Über d. Silbenzeichen der
Schleife. Ibidem.
Bruiningk, H. Baron, Apologet
Bemerk. IU, 51.
Brun, H., N. F. S. Grundtvig.
IU, 197.
— K., Bernardino Luini. 111, 137.
Brunet, s. Philoraneste.
B r u n e t i i* r e , F., tätude sur l'hist.
de la litter. franc^ U, 282.
Brunn, Troisch. MiHcellen. 1, 756.
Brunne mann, Robeapierre. IU,
152. 210.
Brunner, H., Z. Rechtsgesch.
d. röra. u. gomi. Urk. U, 74.
75. 76. 329.
— S., E. Benediktinerbuch. 11,
106. 339; III, 108.
Th., Scheftlam. U, 1()6.
Brunnhofer, Hm.,Dialektsparen
im ved. Gebr. d. Infinitivformen.
I, 7.
Brunold, Werbellin. U, 165.
Brun s, Fontt. iur. rom. ant I,
161».
— u. Sachau, Syr.-röm. Rechts-
buch. Ibidem; U, 230.
Brunn, Chr., Angers fragmentet
af Saxo. U, 306.
Biblioth. Danica. HI, 196.
B r u z z a , L., Regeste della Chiesa
di Tivoli. H, 248.
Brydaine, St. Julien. L, 15011.
Oeuvres de Josephus p. J. A. C.
Buchon. 1, 1201.
Bück, Noch einm. d. Alamannen.
II, 5.
— Württerab. Ortsnamen. U, 24.
— Oberdeutsch. Flurnamenbuch.
II, 86.
— Vordeutsche Flufs- u. Orts-
namen. U, 102.
— Unsere Flufsnamen. II, 337.
Thomas Henry Buckle. 1H,
179.
Budczies, F., Farn. Hakenberg.
U, 166.
— — Ausgrabgen. auf d. Schlofs-
platz. HI, 43.
Buddensieg, Bibl. u. chald.
Sintfluthversion. 1, 48. 53.
— Die assyr. Ausgrabungen u. d.
alte Testament. I, 53 f.
— de Christo et s. adversario.
11, 205.
Budgo, Assyrian Texts. I, 50.
Bücheier, Aristidcs u. Justin.
I, 129 f.
— Interpret tab. Iguv. I, 108.
Büdinger, Ausgang d. modisch.
Reichs. 1, 36. 86.
— Kleon b. Thucydides. I, 88 f.
— Engl. Verfass. UI, 167. 179.
Bühler, F. G, Freiherren v.
Crailsheim. II, 86. 104.
— G. , Report on the search f
Sanskr. rascr. 1, 8.
Valabhi grants. 1, 34.
— — S. Bhagvänläl Indraji.
Bülow, v-, Stettiner Schöffen-
bücher. II, 154.
— Lübbecke v. Käthen. U, 160.
— Pomm. Namen d. Allg. D!
Biogr. Ibid.
— Pölitz i. 30-j. Kr. IU, 15. 66.
— Vera, deren Sachen, so vor
S. F. G. H. zu Friedtlandt u.
sonsten bedurffen cot IU,
17. 66.
— Greifenberg (1675). IU, 20.
68.
111,246
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Bttlow, r., Wanderangen eines
fahr. Schülers. 111, 61.
— Beitr. z. Gesch. d. Pommersch.
Schulwes. i. XVI. Jh. III, 65.
215.
— Gesch. d. Apotheke in Barth,
m, 66.
— Drohend. Kosackeu - Einfall.
III, 66.
— Jagdschein v. J. 1547. 111, 08.
— Becept gegen Augen hitze.
m, 68.
— St Jacobs Hühner. 111, 68.
— Beitr. z. Gesch. des St. -Min.
P. v. Fuchs. 111, 68.
— F. v., Stockach im Hegau.
H, 79.
Stat Bureau z. Schwerin: Kauf-
u. Pachtpreiae der Landgü-
ter etc. 111, 61.
Bürger, Schaffhausen. 111,202.
Bnff, A. , Angab. Buchdrucker-
leben. 111, 112.
— Angab. Gefangenenhandel. Hl,
111.
Bugge, S. , Altital. Studien. 1,
108.
D. nord. Gude- og Helte-
sagns Oprind. II. 298.
Bulak, Katalog d. Sammig. d.
Prussia. II, 149.
Bulaqi, Das, Mirror of lndia.
Ul, 223.
Bull, H., Punkahs. 1, 26.
Bulle, Const, Wilh. Hertzberg.
m, 78.
Bulletin d'hist. occlep. et d'ar-
cheol. rel. de Valence. 1, 1511.
Bullo, C. , Vera patria di Nie.
dei Conti. U, 259.
B um tiller, J. , Wallcnstein,
111, 18.
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I, 158.
Bansen, E. de, Angel-Messiah
of Buddhists cet. 1, 12.
Burcardu* de M. Sion, ed. W.
A. Neumann. U, 240.
B urekhardt, J., Zeit Constantins
d. Gr. 1, 114. 139.
Burckhardt - Biedermann,
ThM Stadtmauer v. Augusta
Raurica. U, 338.
Burgess, Buddhas hair. 1, 18.
— Age of Ajanta Paintings. 1, 18.
— Light and dark fortnights.
1, 26.
— s. J. Fergussou.
Burkhard! 111, 69. 82.
Brit. Burma Gazetteer. 111,222.
Burnel), A. C. , Hist of Booka
relat to the Hist. of the
Portug. in lndia. Ul, 218.
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111, 166.
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Paulinas v. Nola. I, 142.
— Biograph. Jahrbuch für Altert.
111, 69. %
Burton, ß. F., Midi an and Hitt. j
Inscr. II, 223. |
— — Itin. of the »ec. Khediv. |
Expedit. U. 231.
- — Ethnology of mod. Midian.
Ibid.
— — Pilgrimage to Meccah etc.
Ibid.
— Isab. , Arabia, Egypt. , lndia.
U, 232
— J. Hill, Hist of the Reign of
Queen Anne, in, 174.
Busche, Van den, Kapports
commerc. des Armen, avec la
Flandre. II, 242.
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— Exeid. s. Paulini. Ul, 94.
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L 21.
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50. 140.
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Ul, 176.
Butturini,M., Posca nol lago di !
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Buzzi, v., Verfall der Gold- u. ■
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Ul, 119. 212.
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I, 32.
V.
Caffi, M., Giac. del Höre. U,
260.
Lor. da Clivato. U, 262.
Cahcn, A., Emancip. des Jaifs.
I, 71 f.; 111, 102.
Cahnn, L., Attila. U, 6.
Les Ansaries. 11, 227.
C a i 1 1 e m o r , Dates des lois de
Manou. 1, 27.
— Voies ä rainures chez 1. anciens.
1, 161.
— Disput dans les ecolea de
droit. U, 212.
Caire,P., Monograna novar. U,
247.
City of Calcutta. Ul, 223.
Call er y, A., Instit financ. da
l'anc! France. U, 288.
— — Pouvoir royal d'impo*er.
U, 289.
— — Attribut, du pari em. t-et
Ibid.
Reformateur*. LU, 138.
Ätate gene>. Ibid.
— — Anc. cours. Ibid.
Calonne, A. de, Role de 300
horames. 11, 2791.
Camarda, N., Gerone I. 1, 161.
Les campagnes des Francais.
III, 186.
Campardon, Chominee de Mm.
de la Poupeliniere. Ul, 1 47.
Campori, Gius., Majolica di
Ferrara. U, 264.
Canetta, P., Ospedale maggiore
di Milano. U, 262.
Cantor, Vorlos. üb. Gesch. d.
Mathematik, 1. I, 30. 44.
Caparozzo, A. , Statuto degli
oeti in Vicenza. 11, 261.
Capasso, B., Fonti della stör.
delle prov. napol. U, 251.
Capecelatro, S. Catar. de Siena.
U, 205.
Capua, A. di, s. Catalogo dei (Jo-
did orientali.
Cardauns, Konr. v. Hostaden.
U, 44. 117.
— Regesten Konr.s v. Host II,
117.
— s. Martini Cont
Cardaveaux, V., Roman ehret-
a la fin du ll.s. 1, 127.
Cardoni, G. M., Ravenna antica.
U, 247.
Carini, porpora c coloro ]ior]K>r.
11, 244. 327.
Carinthia, ed. Jabornegg. U,
144.
Carletti, V., s. Rahmat-ullali.
Carlleyle, A. C, Coins of the
Sunga-Dyn. I, 32.
Carlson, F. F., Sverige* hist
und. konung. af phaltz. huset
Ul, 185.
Carmagnani, A., Cerea. 11,246.
Caro, Urk. Karls IV. 11, 46.
— Bündnis v. Canterbury. U, ä6.
291 f.
— E., Fin du XV1IL s. Ul, 149.
Caroline, Herzogin v. Meckl.
Ul, 63.
Carpenter, J. E., Buddhiam
and the N. Test 1, 11 f.
s. auch Tiele.
Carrara, G. B., Ant Pucci, la-
mento di Firenze. U, 268.
Carriere, M., Christi. Altert, u.
Islam. U, 224.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,247
Carlson, F. F., Sverige och
Preussen 1701— -1709. in,
185 f.
Fredsunderh&ndlingarne
1709-18. III, 186.
Cartailhac, E. ," Äge de pierre
en Aaie. I, 159.
Cartulaire de ND de Longpont.
ed. U. Chevalier. II, 273.
Casini, T. , Un trovat ignoto.
II, 254.
— — Luc. Gattilusi. Ibid.
Docnmm. delT ant dial.
bologn. II, 264
Casoli, P. B., S. Bened. e la
civilta. II, 243.
Öasopia Serbak, ed. Hornik.
Caapari, Alte u. n. Quellen z.
Gesch. d. Taufsymbols. 1, 146.
Caapart, Urheimat d. Zäringer.
II, 85.
Ca s sei, P., Juden in d. Welt-
geach. 1, 59.
— — Vom Nil zum Ganges. 1, 64.
Winterkönigin. III, 19.
204.
Ca st an, Tombeaux des archev.
de Beaancon. II, 270.
— retraite de Gaston d'Orleans
1631/32. HI, 143.
Gastell i, Leggende cet I, 621.
Castets, F., Turpini Hist. Karol.
M. II, 24.
Castigliono, A., Cose ant. di
Mazara. II, 249.
Catacombes I, 1514.
Catalogo dei Codici orientali d.
alc. bibl. d'Italia. 1, 58 f.
Catalogue alphab. des ouvrages
reis ä la libre dispos. des
Lecteurs. II, 271.
Catalogue of the meraor. monum.
of Alleyn Abbey. 111, 161.
Catherine de M6dicis. 111,140.
Cause s de la grandeur de Borne
paienne. I, 1165.
Cazin, Les Busses en France.
III, 157.
Cecchetti, IL, 241. 252.
— Tomba del doge Enr. Dandolo.
n, 241.
— Coapiratori graziati. II, 259.
— Testam. di Ludov. Gradenigo.
II, 259».
Cecchi, Tasso. IJ1, 211.
Cedorschiöld, G. , Erex Saga.
II, 302.
Celakovaky, M. Briccius. III,
120.
— Rechtahandachr. d. Stadt Leit-
meritz. 111, 120.
— Unterkämraereramt. III, 123.
Cengia, C. , Caat di Valdagno.
H, 245.
C e r n y , Schwarzenthai . Gold-
grube. 111, 123.
C e r u t i , A ., Ambascieria d' Aleaa.
dall' Antella ecc II, 268
Ceugney, C. , Role de M. pr6-
fixe en egypt I, 46.
— — Fragmente coptea - theb.
ined. I, 47.
Ceuleneer, A. de, Essai s. 1.
vie cet. de Septime Severe. I,
1135. 137.
Ceylon u. Hinterindien. 111,226.
Ceynova, Fl. , Kaaaub. -alovin.
Sprache. II, 152.
Chabas, F., Libations eh. 1. anc.
£gyptiens. I, 45.
Chajjim. I, 621.
D. Chalifenpost. II, 234.
Challamel, Hist de la mode en
France, n, 2817.
— Colbert m, 145.
Chamard , Lettre ä M. de
Meisaas. 1, 135.
— Vendee milit. III, 151.
Chambers, Brief hißt, of Engl.
in, 180.
Chambrier, de, Guillaume III.
III, 173.
Champagny, Souvenir. 111,256.
Champfloury, Carricaturc. 111,
141. 142.
Champol lion-Figeac,Chroniq.
dauph. III, 149.
Gobhiliya Grihya Sütra ed. Chan-
drakanta Tarkaiankara.
1, 9.
Sarvaaat karmapaddhati ed. C h a n -
drakumara Bhattacha-
rya. I, 9.
Chantelanze, Correspondance
de Phil, de Comm. H, 275.
— Louis XIV et Marie Man ein i.
111, 145.
Chantre, E. , Sistres bouddh.
I, 18.
Ch a pu i s , £glise de Borne au I. a.
1, 124.
Charavay, Versen. Urk. II, 273.
Charteris, Canonicity. I, 118.
Charväriat, Journaliame. III,
215.
Charvet, collections de sceaux-
matricea. II, 334.
C h a s s i n , l'eglise et los derniers
serfa. II, 214; ni, 214.
Chatelain, Mscr. de St. Paulin
de Nola. I, 142.
Chauvernac, Maison du roi
Bene\ n, 292.
Chazaud, Deux pagi de la
Gaule. D, 11.
Chedulaväda Sitäräma öae
tri, s. Yäjnavalkya-Smriti.
Cheetham, a. W. Smith.
Chenu, A., Arch. revol. DJ, 150.
C heran ce, L. de, St Franc,.
d'Asaiae. II, 199. 254.
C he r b o n n e au , A., L'enseignem.
en paya muaulm. II, 234.
Litterat arabe au Soudan.
n, 236.
Lord H. ofCherbury, Autobio-
graph y. III, 166.
Cheruel, Hiat d. Fr. pend. 1.
minor, de Louis XIV. III,
143.
Cheater, C. J. , Jouroey to the
bibl. sitee in lower Egypt 1,56.
Chevalier, St Paul. I, 123«.
— Tombeau de St. Martin a Tours.
1, 1501.
— Chron. de S. Claude. IL, 276 f.
— s. auch Cartulaire.
— Lag6nissiere, L., L'eveche
de Bethlehem. U, 241.
Chevremont, F., J. P. Marat
III, 153.
Choyne, Prophecies of laaiah
I, 55 f.
Chhabhainuraa. I, 251.
Chiapasso, F., Statuto di Susa.
U, 263.
Chosroae Magni Explic precum
misaae; übers, v. P. Vetter.
II, 215.
Choviahi tatha Vishi Sangraha.
I, 241*
Chrapovitaky'a Dagbok, öfvera.
af C. Silfverstolpe. m,
188.
Christ, G., Schönmattenweg bei
Ladenburg. II, 98.
Regesten heaa. Urkk. 11, 98.
— K., Nibel. u. Col. Trojana
II, 3.
Vetera Castra. Ibid.
Trajan. Anlagen. II, 4.
Rom. Grenzlinie im Oden-
wald. II, 79.
Böm. Funde aus Neckarau.
n, 80.
— — Alter Lauf d. Mains cet.
Ibid.
— — Ruphiana. Ibid.
— — R8m. Militärstat b.Heidelb.
Ibid.
Name v. Mainz. II, 86.
— — Munim. Trajani. n, 86.
— — Riesling. II, 95.
— — Rom. Limes, n, 101.
— — Limburg. U, 105.
Namen d. ersten Christen. I,
144*.
m,248
Verzeichnis dor besprochenen Publikationen.
Fürst Christian Eberh. u.
Georg Albr. 111, 77.
Christophe, Geogr. d'Ammien.
I, 1121.
Berlin. Chronik, s. Urkunden-
buch.
Basier Chroniken, s. Vi scher.
Chroniken v. Braunschweig, ed.
L. Hänselmann. 11, 125.
Chronol. Yerzeichn. z. Süden-
dorfs Urk.-B. 11, 25. 125.
154. *
Cbrysander, Fr., Hamb. Oper.
m, 57.
Chwolson, D.A, Mittelalt. Ankl.
g. d. Juden. I, 60.
Chydenius, Polit skrifter utg.
af £ G. Palmen. 111, 187.
Cinelli, C, Pand. Collenuccio e
Peaaro. 11, 265.
Cipolla, C**. C., n, 250.
Fonti per la stör, della re-
gione Ten. Ibid.
Vita Bicciardi Comitis. 11,
253.
L'Isola Ceneuse. Ibid.
Le signorie. II, 257.
Chiesa di S. Anastasio in
Verona. II, 261.
— Pasqu., Caltavuturo e Selasani.
n, 251.
Claessens, Droits et immunitäs
eccles. II, 69*.
— Synode« de l'anc. Belgique.
II, 214.
Ciairin, Le clericalisme 1789 —
1870. HI, 2.
Clapp, C. W., Hist. religions of
India. I, 5.
Claretta, Bob. di Durazzo. II,
263.
— Miss, du seign. de Barres.
m, 139.
Clarisainnen-Frauenkloster in
Genf. 11, 339.
Clark, E. W., From Hongkong
to the Himal. 111, 221.
C 1 a u d i n , Antiquites typograph .
11, 275.
— Manuscrit* fran<;. en Anglet.
Ibid.
C lausen, H. N. , Fscdrelandsk
Forhold og Anliggonhider. 111,
195.
Clemensen, A. L., u. J. B.
Löffier, Sjjclland Stii'Uland-
bykirker. II, 314.
Clement, C, Prondhon. 111, 158.
Mich. Ang., Leon, da Vinci
and Raph. Translat by Louise
Corkran. II, 268.
— de Ria, L., Chefs dVruvre«
du XV. *. II, 281.
C 1 c r i c u h , L. , Siegel Ezb. Alb.
Suerbachs. II, 185.
— — Städtewappen d. Hzgt |
Magdeb. III, 72. j
Cl ermont - Ganneau, Reo. v. ,
Loeb, Portes d. l'enceinte cet. \
1, 120.
— lnscr. phen. d. 1. bibl. nat.
I, 160.
— Steles de Marseille. Ibid.
— King Hiram and Baal of Le- i
banon. Ibid.
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Clodd, E., Jesus of Naz. 1, 120.
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165.
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— - Monedas in&L de los Arab.
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iCohausen, A. v. 11, 93.
Wehrbauten. 11, 94.
Cohen, A., lnscr. pun. de Con-
stantine. I, 160.
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Lord. I, 120»
Coligny, Cte., s. DelaChau-
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C o 1 o m b , E. v., Gesch. d. preufs.
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Colombier, s. Du Colombier.
Colombo, G. , Montalto torin.
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— J., s. Surius.
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n, 144. 258.
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de l'educat en Fr. dep. 1. XVL
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Conybeare, H. C. A.. Note on
Pargana Dudhi. III, 223.
Conze, A., C. Humann, R.
Bohn, H. Stiller, G Lol-
ling u. 0. Raschdorff.
Ausgrab. v. Pergamon. 1, 76s.
Cook, A. S., Extracta fr. the
Angl.-Sax. Law. IL, 66*
Corblet, Introd. ä lläst du
bapteme. I, 1466.
— Recherche« s. 1. rite« du bapt
I, 146; II, 217.
— L'immersion et l'infusion bap-
tismales. 1, 146 f.
— Iconographie du bapteme. 1,
147.
— Conject sur 1. medaüle« bap-
tiam. I, 147.
— St Firmin. 1, 150».
— Saint« du dioc. d'Amiens. I,
150»; II, 215.
— Puits d'Äglise. I, 157.
Corbot, M E., Ploasure Trip to
India. HI, 221.
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Corlieu, Franc^ I. LH, 139.
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gens Kjöbenhavn. UI, 196.
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cira. de Priscille. I, 156.
Dayanand Sarasvati, Rigveda-
bhäshyam. I, 7.
— — Yajurvedabhäshyam. 1, 8.
II Dazio d'entrata e d'uscita in
Milano. II, 262.
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triche. III, 154.
— A., Debüts de Bonaparte. III,
155.
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— Bigarre'. Ibid.
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De Boor, s. Nicephorus.
Debray, Gesch. d. Prostitution.
1U, 198.
De Castro, Giov., Fratellanzo
segreto. 11, 243.
Valle dell' Avisio. U, 246.
Dechent, H., Echtheit d. Phönix
d. Lactanz. 1, 139".
Dederich, Z.Aus. Mos. 11,114.
— Goliath v. Emmerich. II, 118.
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I, 108.
Däfaite de VII navires angl. en
Kormand. III, 146.
Degani, E., l)io<. di Concordia.
II, 245.
Iir,250
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Dei eher t, D. Hainhaus. 11,89.
Deisenhammer, K., Ceylon.
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Sainte. U, 239A.
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— Gasp. d. Coligny. III, 141.
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De la Forte*, a. La Ferte.
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Delavoye, Th. Graham. 111,
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Delbrück, H., Gneisenau. 111,
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Del Giudice, Paulo Diac. II,
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— Famiglia di re Manfr. U, 256.
Delisle, L'auteur du grand cou-
lumier de France. II, 277.
— Deux artistes du XIV. s. 11,
281.
Delitisch, Fr., Pentateuch-krit.
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s. W. Lotz.
s. Ferd. Weber.
— 0., Deutschlands Oberflächen-
forra. II, 146.
Del Lungo, Dino Compagni.
II, 255.
Deloche, (Verwandtschaft der
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— Formule de moimaies merov.
II, 10.
— Anneau-cachetd'oculiste. II, 1 0.
D e 1 p e c h , Substruetions ant.
dans les envir. d. Bouyines.
II, 285.
Del plan, La revol. franc.. III.
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Del Re, Discorso sui Borgia,
II, 270.
Demay, Costume du M.-A. II,
217. 281. 335.
— Sess. des fit. Gener. de Bourg.
a Antun en 1763. IQ, 147,
Dem m ler, Christus u. d. Esse-
nismus. 1, 122.
Demolins, Ed., III, 149.
— Hirt de France- II, 277.
— Comed. d. 1. rev. fr. III, 151.
Denicke, H., Hansestädte, Däne-
mark u. Norw. II, 175. 181.
309.
Denifle, Dichtungen d. Gottes-
freundes. 11, 207.
Depoin, St Louis et l'Hötel de
Dieu de Pontoise. II, 2855.
Deppe, Dio Cass. Ber. üb. d.
Varusschlacht. II, 2.
Derenbourg. H., Noms des
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De Sanctis, G., Mola di Bari.
n, 248.
Des Barreaux-Bernard, Im-
primerie ä Toulouse. III, 160.
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Descampa, Foxmat. histor. des
legislat. ehret. Q, 213.
Descemet, Ch., Inscr. doliaire*.
1, 100.
Des c harn ps, Relique de St
fitienne II, 241 7.
Deschmann u. v.Hochstetter,
prähist Ansiedl. in Krain. II,
144.
Desjardins, Ami de l'emp.
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— Bulle ,Unam Sanctam'' Q,
205 V
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Dessau, H., ( Mi nacius Felix.) 1,
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Destinon, J. v., Chron. des
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Devaux, P., fit. pol. sur l'hist
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Dewitz, R. , Reichstage nnter
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Dhamil kumarno ras. 1, 25*
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D j a t z k o , K., Caspar Elyan. UI,
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Dick mann, 0., Vincentii orat.
de yita Bugen hagii. 111, 66.
Dictionnaire hist de l'anc.
langue franc,. p. La Curno
de Ste. Palaye, re?. p. L.
FavroetM. Pajos. 11,275.
D i d io t, Thom. d'Aqu. et le« actes
de Leon Xlll. II, 202*.
— Tituli festin Di v. Thom. Aquin.
j II, 203 f
1 Dieffenbach, L., Auszüge au*
i Friedberger Archival. U, 98.
Diekamp, W. II, 16*
— — Consekretionsjahr d. Lull.
U, 20.
Hds. d. h. Liudger. 11,
127.
Diercke C. u. K. Schröder,
Bremen u. Verden. 11, 159.
Dietorici,F., fitudes philo», des
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Dieterlen, Ulmer Münster. 11,
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Dietrichnen, H., Christusbille-
det 1, 155 f.
Dietz, E., Docum. sur Ban-dc-la-
Roche. U, 79.
Digby, W., Forty Years in an
Orient Crown colony. in,
226.
Di Giovanni, Chiesa S. Maria
la Pinta, n, 257. .
— V., Vendita di una schiara.
n, 270.
Ser. Boezio. U, 249.
Dillmann, Aug., Exodus u. Le-
yiticus. I, 40. 53.
'Dillon, E. J., Sur le 8™« Fax-
gard du Vendfdad. I, 37.
Dinwiddie, W., Times before
the Reformat. II, 268.
Diplomatarium Norveg. IQ,
191.
Di Soragna, Riyolta e l'aseedio
di Parma. II, 254.
Dissard, Un maitre d'ecole.
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II, 133.
— Nachlafs Leibnizens. 111, 86.
Dittenberger, W., Masainissa
i. griech. Inschr. I, 101.
Dittmann, Aus d. alten Neu-
münster. II, 150.
Dittmar, H., Undschr. d. Dora-
gymn. in Magdebg. IL, 48.
Dittrich, Fischerei in Ermeland.
II, 183; in, 49.
Documenta in&lits nur lTiist.
de France. Melangen histor.
II, 272.
— relat aux eniigr. ä Brux. III,
151,
Dodd, Index to the hist. of New-
«astle. HI, 161.
Dods, M. , Mohammed, Buddha
and Christ. I, 12 3.
II, 224 10.
Döbner, R., Urk.-B. t. Hildenh.
•II, 124.
— — Stadtverfassng. v. Hildcs-
hoira. Ibid.
— — Ablafe-Brief Bonifac. IX.
n, 125.
Dollinger, J. t., Haus Witteis-
bach u. s. Bedeutung. II, 102.
Doepler, E. II, 337».
Döring,?., D. nord. Dichterkreie
u. d. Schlesw. Lit.-Br. III, 53.
Dörries, L., Rattenfänger von
Hameln. II, 125.
Doinol, documm. sur Jean du
Li». II, 274*.
— Blanche de Cantille. U, 285.
Doli, K., Ofenkachelsprüche. 111,
'.16.
Dom Aurelion, la Gaule eata-
combaire. I, 134*.
Dombrowski, E., Anselm von
Havelborg. 11, 160. 165. 195.
Dominik, E. III, 43.
Pläne v. Berlin. III, 44.
Dondorf f, H., Z. Beurteil, d.
solon. Verf. 1, 83.
Donin, L., Loben dor Heiligen
Gottes. 1, 148«.
Dorn, B., Münzen d. lleke von
Ihirkist II, 234.
Doublet, Leconn d'hist. eceles.
III, 152.
D o u c n , pas teure du desert. III,
145.
— Relat. aux emigres fr. ä
Bruxelles. III, 75.
— LePsautierHuguonot. 111,139.
Douglas-Hamilton, W., Do-
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Charles I. II l, 161.
Doulcet, H., Apologie d'Aristide
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Doumergue, Etüde du XVI. ».
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Dozy, Het Islamisme. II, 226.
— Nachtrg. zu Klödens Arab.
Bibliogr. U, 232.
Dräne, A. Th., s. Cather. of
Siena. II, 205, 267.
Draudt, K., Fam. v. Bellersheim.
II, 99.
Dreifuss, Münzen u. Medaillen
d. Schweiz. II, 342.
D r e 8 s e 1 , E., Suppelletile d. ant.
necr. Esqu. II. I, 99.
— Antichiss. iscr. lat 1, 99 f.
Drexel, Regensburg. III, 106.
Driou, Jerus. et la terre sainte.
I, 120«.
— Grandes femmes do France.
II, 278.
Drochon. Journal de P. de
Vendec. III, 141.
D r ö g e, C, De Lycurgo Athenienni.
I, 92.
Droste- Hülshoff , Fr. von,
Briefe. III, 214.
D rouin, E., H6breux en Egypte.
I, 40.
Drouyn, Leo, A. Merland. III,
145.
D r o y s e n , H. , Z. atf . Kalender.
1, 80 J.
— G., Holk's Einfall in Sachsen.
III, 17. 84.
— J. G., Gesch. Alexanders d. Gr.
I, 96 f
— -■- England u. Proufnon. 111,
26. 37.
Druffel, A. v., Briefe u. Akten
z. Gesch. des 16. Jahrhunderts.
HI, 3.
— Ignat. v. Loyola. III, 7.
— Beitr. z. Reichngench. 1552.
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Drumont, E., Fete« nat. de
France. II, 288.
— Pap. ined. de St. Simon. Let-
tre* et dep. eur l'ambass. d'Es-
pagne. III, 146.
Dubois, J. A. , Description of
the peoplo of lndia. 1, 28.
Du Bourg. A., Pexiora 11,242.
Du Boys, Catherine d' Aragon.
in, 169.
Du Camp, Max., Convuls. de
Paris. 111, 158.
Du Cause, R. , Le volont. de
1792. in, 153.
— Docum. ined. III, 157.
Duchenne, (Pastor Hermae).
1, 128.
— Quest. de la PÄque. I, 140*.
— Codd. graec. Pii IL II, 206.
— Les plann de Roxne. II, 248.
i Duchenne, Les Bouteillers de
Senlis, ed. B. Sandret II,
282.
Du eis, Campagi* de Louis XIV.
III, 145.
[Du] C[olombier], M., Pasteur
d'Hermas. I, 128.
Dudik, Hist. Forsch. II, 47.
\ — Hdss. in Olmütz. U, 48.
-- Berichtigungen etc. zu Munchs
Aufschlüsselt. II, 3341.
— Schweden i. Böhmen u. Mähren.
III, 123.
Dümichen, J. , Gesch. d. alten
Ägyptens. 1, 40.
Dümmler, E. II, 16».
— Theodfrid. II, 11.
— Poetae lat. Medii Aevi. II, 13.
Vgl. 111, 237.
— Karol. Rhythmen u. dergl. II,
151. 8-6.
— Inschr. italien. Kirchen. II,
13. 216.
— (Verschied. Biographicen. II,
21.
— Abhandl. Walafrid Strabos.
II, 23.
— (Verschied. Grabschr. u. kleine
Gedichte). II, 26.
— Aus Handschr. IL 29. 210*.
251.
Düntzcr, Geburtsort d. jung.
Agrippina. II, 113.
- D. Ära Ubiorum. Ibid.
— Kunigunde v. Savcrn. 11,120.
Dürr, M ajestätsprozeeso unter
Tiber. I, 111.
— J. , Reinen d. K. Hadrian 1.
I, 104.
Dürre, H., Regg. d. Edelherm
v. Homburg. II, 125.
Dufav, Legende du Christ. II,
12010.
Duhamel, Une liguc au XIV. s.
II, 291 9.
Duhn, v., Gesch. Campaniens.
I, 106.
Dukan, J. L'Apologie du rae4.
juif. I, 67.
Dulaurier,les Albigeois. II, 196.
Dumaren et L. de Bouille,
Album d. 1. caval. fran<*. HI, 1.
Du Maure i, Tonrville. 111,145.
Dumax, Album g^neal. den Bour-
bons. II, 285».
Duraeril, Apere., p. s. ä Thist
de l'Emp. Julien. I, 114.
— Cahicrs de 1789. Ul, 151.
Dumont, Die Beruf, d. Bisch.
J. v. Geinncl. 111, 31. 8t.
— Descript archdioec. Colon,
eceles. III, 80.
111,252
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Duncan, George, Geograph v of
India. 111, 281.
Duncker, A., Ausgrabgn. 11,131.
— Rückert Ul, 90. 211.
Don glt Rom. Altertümer i. V.
0. W. W. U, 142.
Dünn Macray, W. , Vox volgi.
III, 167.
Dupin de St. Andrej Taxen de(
la Penitencerie. II, 189.
Dupuis, Jesus Christ. 1, 120 8.
Dupuy, Re* nnion de la Bretagne
ä la France. II, 292.
Dnrdik, Rede über Karl IV.
II, 317«.
Dnrga Charan Banerji, siehe
J. Tod.
Durrio u, Prise d'Arezzo. Il, 268.
291.
— Royaume d'Adria. 11,206.270.
Duruy, (Druiden). I, 110 f.
— (Verschied, "popul. Darstllgn.
d. franz. Gesch.) II, 277.
— Hiat. de Turenne. III. 146*.
Du Saussois, Alex. Aufredi.
II, 280.
— Durecu. III, 168.
Dussieux, L., lnvasions des
Hongrois. U, 282.
D v o r a k , Raudnitz. Handschr.
HI, 120.
Dvorsky, Neues über Kepler.
III, 96. 122.
— Neue Nachrichten v. Kepler,
lbidom.
— 0 hrobee Zerotinuv. III,
123.
Dx , A., Guerre de partisans. III,
153.
Diiatzko, Breslaus erst. Drucker.
II, 170.
E.
Eastlake, F. W., Chald. Gram-
mamancy. I, 1810.
Eastwick, E. B. , Champanir
and Pawagadh. I, 34.
E b er 1 e , M. , Frauenchiemsee.
II, 106.
Ebers, G., L'Ülgypte, traduetion
de G. Maspäro. I, 44.
— — Inedita. I, 45.
Eber stein, L. F. v., Mangold
v. Eberstein. 11, 136.
— -- Geschl. Eberstein y. Eber-
stein. Nachtr. III, 110.
Ebert, Z. d. Karol. Rhythmen.
n, 15.
— Allg. Gesch. d. Litterat. im
MA. II, 183. 22. 281.
Bberts, E.. Holzschuhfabrik, in
Pomm. Hl, 68.
Ebrard, F.,Strafsb. u. Jean de
Vorgy. U, 78.
E c k ar d t , E., Glauchau, II, 1 34 ;
ni, 201.
Ecker, AI., Perioden d. yorhist
Zeit. 11, 146.
Lor. Oken. Dl, 90.
Eckertz, G., Verbrüder .-Buch v.
M. Gladbach. II, 116.
Gerard t. Rile. II, 118.
— Erklär, d. bist Featzugs.
Ibid.
Eckstein - llbersdorf, 0.,
Zinsregister des Archidiac.
Köthen. U, 121.
Edelmann, Rechtsstreit des
XV. Jh. U, 133.
Edersheim, A. , Hist. of Juda
and Israel. I, 54.
Edgar, J. W. , Deyelopment of
Buddhiam. JU 11.
RiseanddecayofBuddhiem.
Ibid.
Edkins, J., Chin. Buddhism.
I, 21.
Religion in China. U, 235«.
Edom, Vie cet. de Jesus-Christ.
I, 120»
Edwards, A. B., Site of Raamses.
I, 43
Eg ertön, Handbook of Indian
arm«. 1, 30.
Egg er, E., Inscr. rel. ä Mithri-
date. I, 101.
Eggers, H. K. , Aus d. FamiL-
kreis. der Eggers. in, 57.
— H., Sam.d.Chappuzeau. III, 75.
Influence de rägliae au 2« scle.
I, 1311.
E h e b e r g , Münzerhausgenossen .
II, 105 f.
Ehemann, H., Karl V. in Schw.
Hall. Ul, 95. 203.
Ehnen, N. van, S. Thomas et
les uniyere. II, 2034.
Ehrle, K., Regimen pestilentiae.
IU, 95.
Ehrmann, Dan., Aus Palästina
u. Babylon. I, 62.
E h s e s , St., Landau. Erbf.- Krieg.
II, 61. 103.
Einhard, Leb. Karls d. Gr.
Hrsg. v. (0. Abel u.) W.
Wattenbach. U, 154.
E i « e 1 e n , F., Deutsch. Schulwesen
in Frankf. a. M. Ul, 91.
Eisenmänger, D. Kreis Hirsch-
berg. IU, 71.
— Schmiedeberg. Ibid.
Einwanderung d. Bayern. 11, 102.
Eliot, s. James.
Elliot, F. A. H., Rulers of Ba-
roda. IU, 224.
Elvert, Chr. R. d\ Z. österr.
Verw.-Geach. IU, 118. 120.
— — Beitr. z. Gesch. d. böhm.
Länder IV. III, 122.
Encyclica Leonis XIII.: 4Ae-
terni Patris'. U, 202.
Engel, Jac., Unbewufste Gesch.-
Fälschung. IU, 280.
Engelhardt, E., Darstell, d.
gekreuz. Christus, i, 156.
Enman, A., Quell, d. Pompeius
Trogus I, 77«.
Ennen, Haus- n. Hofordn. d.
Schi. Blankenheim. m, 79.
Epinois, s. L'Epinois
Eppingen. U, 83.
Epstein, H., Z. Gesch. d. Juden
in Ostfranken. I, 73.
Erbach, Ernst Grf. zu. IU, 95.
Erben Ad. Tratzigers Ul, 57.
Erbstein, J. u. A., Samml.
Hohenloh. Münz. u. Med. II, 86.
Erdmann, Scherben y. Oblath.
II, 161.
Erichson, A., Strafsb. Beitr.
111,5.
Marburg. Rel. gespr. III, 6.
Erinner, an E. Martini. IU, 57.
Er man, Ad., Z. Chronologie d.
Hyksos. I, 43.
— — La poesie egypt. I, 45.
— — Neuagypt Grammatik. 1,46.
Holokotsi. I, 46.
Bruchstücke d. oberägypt.
Übersetzung d. alt. Testaments.
1,47,
Er misch, H., Böhm. - sächs.
Beziehgn. 1464. II, 133.
— — Peter v. Cypern am Hofe
zu Meifsen. U, 133. 242.
Ernst, Brandhügelgruppe bei
Westernhausen. U, 85.
Ersley. U, 2968.
— Danm. len og lensmaend.
Ul, 53.
— KongB- og lensmsBnd i. d.
XVI. Aarh. IU, 53.
E s c h e r , A., Schweiz. Münzgesch.
U, 342.
E am ein, A. , Contrats de Tanc.
droit II, 76.
— — Un traite de droit syro-rom.
U, 230*.
Esnault, Mem. du pr. Ardenav.
i IU, 149.
{Es'pinasse, G. d., Decouverte
a Angers. II, 217.
• E s q u i 6, Cuye baptismale. U, 2 1 7
I Cod. diplom Esrom., #. 0
Nielsen.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,253
Esten wein, A. , Israel. Ver-
mählung. I, 73.
— — Bilder aus d. bürgerl.
Haushalt II, 61.
— Z. Gesch. d. Bewaffnung. 11,
336.
Esser, Etymol. d. Flufsnamen
Regnitz cet. II, 102.
— 5. Centenar. d. Cath. v. Siena.
11, 205»
Estacio da Veiga, Antiguida-
des de Mafra. II, 237.
— — Antiguid. de Mertola. Ibid.
Euler, Villa in Wiesbaden. 11,94.
— Ceinentfabrik in Bieberich. Ibid.
— K., Lelen Jahns. IU, 30.
Eusebio, F., Amicizia di Dante
e di Porese Donati. II, 266.
Ewald, P., Papstbriefe d. brit
Samml. LI, 189. 192».
Exauvillez, d', Uommes ce-
lebres de la France. II, 278.
Eyries, Chateaux hist de la
France. II, 281 ; III, 149.
Bitk. Eysteins Jordebog, ed H.
S. Huitfeldt. 11, 301.
F.
Fibisz, A. F., Poloni et flchisma
occid. II, 58.
Fabretti, A., Append. al C. J.
italic. ed. G. F. Gamurrini.
I, 100.
Fige, K., G. Sudre. II, 205.
Fahne, D. Kölner Dom. 11,119.
— Denkm. u. Ahnentafeln. III, 81.
Fährseus, 0. J., Skildringar. III,
190.
— E, Administr. och statist
Handbok. 111, 190.
Falbe, V., Hansen og W.
Scharling, Danmarks Statist.
UI, 196.
Falckenberg, B., Philos. d.
Nicol. Cus. II, 59.
Falk, F., Verohrg. d. h. Lul.
II, 20.
Z. Gesch. d.öffentl.Biblioth.
II, 62.
— — Zu den Ann. Wormat. 11,96.
Indulgenzbrief. II, 98.
Akten d. h. Ferrut 1, 139;
II, 99.
Schul- u. Kinderfeste. II,
210.
D. h. Disibod. II, 215.
— — s. auch Zais.
— H. E., Winter Tour through
India. 111, 221.
Falke, J. t., Oosttimgeschichte.
II, 335«: in, «18.
Falkenstein, J. T. Frh. t., D.
sachs. Alteit- Verein. III, 88.
Fallet, C, Ducs des Normand*.
II, 282.
Falvert, Charlem. II, 206.
Fambri, P, J Voneziani a casa
e fnori. II, 252.
Faraone, G., Casa di Pier della
Vigna. II, 256.
Farrar, F. W., Goep. acc. to S.
Luke. 1, 118.
— — Life and work of St Paul.
I, 123.
s. P. J. Hershon.
The Fathers f. engl. Readers.
I, 1476.
Faugfcre, ficrits inecl. de' St
Simon. 111, 146.
— — Ulustr. Kulturgesch. II,
335*.
Faulmann, C, Buch d. Schrift
Ibid.
— — IUustr. Gesch. d. Schrift
I Ibid.
JFav6, L'Ancienne Korne. 1,107.
Favre, L., s. Dictionnaire.
1 Fawcott, Ind. Finance. 111, 220.
— Native Army of Madras. 111,
225.
Fechter, Execution d. Eidgenoss.
III, 153.
Fecker, Jos., Friedr. v. Saar-
werden. II, 55.
Fe er, L. , Relig. de 1'Inde aux
temps red. I, 6.
Nouv. mscr. paus. I, 14.
BulLcrit d. Bouddh. extra-
ind. L, 15.
fit bouddh. I, 16.
Feeser, N., Friedr. d. Siegreiche.
II, 59. 163.
Feh manische Urkk. u. Regesten.
II, 152.
Feistner, Gesch. d. Zittau-Prager
Strafse. II, 3161».
Feiice, P. de, fit s. l'Octavius
de Minucius Felix. I, 130.
F e 1 1 n e r , A., Compend. d. Natur-
wiss. in Fulda. II, 23.
— Th., Forsch, cet. d. Thucy-
dides. I, 87.
Felsenthal, B, Proselyten d.
Juden. 1, 60*.
Fenger, Hans Egede. III, 215.
Fenton, J., Early Hebrew Lifo.
I, 54.
Fergusson, J., Age of Ajanta
Gayes. I, 17 f.
Saka, Samyat & Gupta
Eras. I, 34.
& J. Bürge ss , Uaye
temples of India. I, 16.
Fernandez y Gonzalez, Cro-
nica de los Reyes Franeos.
II, 236.
Arqueologia de la Kspana
arabe. Ibid.
Fernandez-Guerra, A., For-
talezas de Omar ben Hafsön.
II, 237.
Ferrand, lettres ed. Asse. III,
138.
Ferrari, S., Olimpo da Sasso-
ferrato. U, 267.
S. Ferreol. I, 150.
Ferrero, Erm., God. delle lettere
di Catar. da Siera. II, 267.
LaRivoluz. Ingl. del 1682.
III, 172.
Ferrey, E. B., Old. S. Pauls.
III, 164.
Ferte, s. La Fertö.
Fe ss ler, Gesch. Ungarns. 111,
128.
Feudge, F. R., India. 1, 3.
Feval, St Martin de Tours. 1,
1501.
Feyfar, H. v., Nikolsburg. 111,
113.
Ficker, Alpenstrafsen. 11,56. 145.
— Einführung d. Todesstrafe f.
Ketzer. II, 201. 288.
— Zeugen u. Datierung. 11, 333.
Fiedel er, G. F., Regg. d. Urkk.
d. ndsächs. Ver. II, 124.
Fi er ville, Documm. ined. sur
Phil, de Comm. II, 275.
Fikentscher, L., Solidus Albr.
Achills. II, 111.
Fink. II, 85.
-- Schulwesen d. Ephorie Orla-
münde. III, 89.
Finke, H., £. Sigism. reichs-
städt Polit II, 57.
Finaler, Zürich. III, 185.
Fiore, Ger., Genesi della chiesa.
1, 117*
Fischbach, G., Fuite de Louis
XVI. in, 102. 151.
Fischer, Dag., Comte1 de la
Petite Pierre. UI, 102.
— E., Über 0. Franckes Belager.
u. Beschief«. Stralsunds 1678.
UI, 64.
— F. A., Ältest. Kirch.-Ordn. i.
Hohenlohe. III, 95.
— G. P., Discussion in Hist and
Theol. I, 1165. U910. 128«.
— H., Nephrit- etc. Beile. II,
146.
Schiller i. Stuttg. III, 96.
— K., D. Nation u. d. Bundestag.
III, 29.
Fisenne, L. r., Kunstdenkm. d.
MA. II, 216.
m.254
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Fita, Fid., I, 68.
Fitting, H., Heimat d. Brachy-
logus. II, 74.
Fitzgerald, Episode of the
Waterloo campagne. III, 154
Flamands et Danois. II, 3068.
Flamraermont. II, 289.
— La räforme judic. de Maupeou.
LLI, 148.
Fla the, Th., Epist rector. Afran.
m, 89.
F 1 a v i g n y , de, 8. Cather. de Sienne.
11, 205.
Fleischer, Cl., Rittnitz. 11,134.
— U. L., Morgenland. Silborfund.
n, 237.
Fleet, J. F., Identification of a
Western Chälukya capital.
I, 34.
Use of the word saimvat
Ibid.
Sanscrit and Old-Canarese
lnscriptiona. ibid.
F 1 e g e r , A., Gesch. d. Demokratie.
I, 74».
Fleischmann, A., Gesch. v.
Sachs -Coburg. II, 131; III,
87. 202.
Pleury, Notes au Gallia chri-
stisna. II, 2851.
— Eist de Teglise de Geneve.
II, 339.
Fl i gier, Z. prahist. Ethnologie
cet I 74*.
Flir, Al/lHetr. v. Niem. II, 58.
Floe, Stamtavle ov. Gaardeier i
Kolland. III, 197».
Floigl, V., Chron. d. Bibel, d.
Manetho u. Beros. I, 54.
Flood, Const., Under Krigsaaren
1807—19. III, 192.
Floren ce, AI., Oratio in laud.
Thom. Aquin. U, 203*.
Flofs, Joh. Kasp. Kratz. III, 79.
Focke, P. Franz, A. d. ältest.
Geach.-GebietDeutschböhmens.
in, 119.
Förster, Denkmäler ital. Malerei.
II, 244.
— H., De hellanodicis Olympicis.
I, 81.
— J. G., De fide Flavii Vegetii
RenatL 1, 104.
Foglietti, B , Docamm. per la
stör, di Macerata. II, 254.
Foltz, Kaiaerurkk. in Utrecht.
II, 15. 46.
Föns, V., Parlement de Toulouse
au temps de peste. II, 274.
Fontaine, Jacq., Mem. origin.
Hl, 145.
Fontana, Gins., Tradizione uni-
tar. in Ital. IL, 243.
Fontane, M., Aryas et Da-
syous. I, 6.
— Th., Wandergn, durch d. Mark.
III, 48.
Fontes rer. Bemensium. n, 43.
C7. 345.
Foot, B. B., Stone implements
in the Coaat, South of Madras.
I, 35.
Forbes, C, British Burma. I, 20.
Forcell a, Iscrizioni delle chiese
etc. II, 216.
Forchhammer, E., Report for
1879—80. 1, 14.
— Joh., D. danske Hjcelpekorps
i österrigsk Tjeneste. III, 194.
— P. F., Mykenae. I, 76».
Formby,H., Ancient Rome cet.
I, 107. 116*.
Formey, Briefw. d. Leop. von
Dess. u. Grf. Seckendorff. III,
23. 74.
Fornari, P., Panf. Gastaldi. II,
260.
Forneron, Kardinal de Gra-
mont. ULI, 139.
— Hist. de Phü. II. III, 140.
141.
Forsgel , Rentenkammerbuch.
III, 180
For st er, C, Kunstgewerbe Thä-
tigkeit Augsburgs. II, 109.
Foss, R., Dicuil. II, 18
Fossati, Fr., Codice dei Cruce-
signati di Como. 11, 263.
Fonard, Vie de Jesus-Christ
I, 120.
Foucard, Ces., Agli suoi colleghi
ecc. II, 263.
Foucart, P„ Cavalerie pend. ia
camp, de Prusse. III, 156. 238.
Foulkes, Th., Grant of Vira-
Chola. 1, 34.
Fournier, P. , Officialites au
MA. II, 74. 2131. 285.
— — Conflits de jurisdict entre
l'egl. et l'etat. U, 213.
Fowler, Bacon. in, 171.
Fraenkel,S., Vocab. in antiqu.
Arab. carminibus. II, 225.
Frakn6i, W., Verschwör, des
Martinowics. III, 127.
S. Francisci Blütengirtlein.
Dtsch. v. F. Kaulen. II, 199.
Francke, O., Gefangennahme d.
Marschalls Belieisle. III, 206.
Franken im 30-j. Kriege. 111,
204.
Frank, J., Uündloin v. Bretten.
U, 79.
— Satyr. Menipp. 111, 140.
Frankfurter, 0., Nirvana.
I, 12.
Frankfurter, 0., Palihandbook.
I, 12'.
s. R. S. Hardy.
Frankidejski, Utracone Kosri-
oly i Kaplice w dzisiejscej
dyecezyi Chelminskiej podliez
urzedowych ukt Koacielnvch.
UI, 50.
Franklin, Anc. plans de Pari»,
m, 149.
Franz, Ad., D. kath. Direct. d.
Corp. Evang. III, 85. 121.
— E., 8ixtus IV. u. Florenz. 11,
207.
Franzisa, F., Deutsch. Episko-
pat u. d. Reich. 11, 32.
Frati, L., Statuti del Com. di
Bologna. II, 254.
Freeman, Hist Essays. I, 160.
— Hist. geography of Eur. II,
278.
Freiberg, E. , D. dtsch. Geist-
lichkeit u. Karls IV. Wahl.
II, 84.
Freidhof, Städte Tusciens zur
Zeit Manfreds. II, 254.
Fremy,E., Un ambassad. liberal
sous Charles IX. et Henri III.
III, 141.
F round, R., Was in d. Werc
verstirbt cet. II, 76. 158.
Freville, Orleans ou la France
au XV. s. U, 292*.
Friburgensia. III, 100.
Fr ick, C, Z. griech. Chronol. cet
I, 79.
F ricker, B., Gesch. v. Baden.
H, 338; III, 136. 202.
Fridericia. III, 194.
— Tgl. auch Bricka.
Friedberg, Kirchenrecht. II,
213.
Friedel, E., Wendenpfennige.
n, 162.
— — Vorgeschichtl. Funde aus
Berlin. II, 164.
— — u. Osten, Funde l»ei
Mönchswerder. II, 148.
Friedel, 0., Sage v. Tode He-
siods. 1, 754.
Friedensburg, Münzfunde in
Schlesien. DL, 168.
— W. , Verhandl. Joh. v. Böhm,
zu Paris. U, 316«6.
Friodenstein, El., G. d. St.
Grodno. 1, 73.
Friedländer, E. , Urkundl.
Beitr. z. Gesch. d. Rheinland.
II, 116.
Ostfries. Urkk.-B. 11, 128.
153.
K. Fr. Wühs. 1. Entwurf
zu d. Instrnkt. f. d. Gen.-
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,255
Direkt, n. K. Fr. II. Anmerk.
III, 34.
Friodländer, J., Italien. Schau-
münzen. II, 258.
— — E. Brcsl. Goldschmied,
m, 83.
— L., De tribut. 3 provinc. J. R.
t 111.
De C. Rutiüo Gallico.
Ibidem.
— M. H., Geschichtsbild, a. nach-
talra. Z. I, 63.
Friedmann, M., s. J. H. Weise.
Friedrich, Th., Mago. 1, 103.
109.
Fried, d. G. in Ostfriesl. III, 77.
Friedrichs I. Registranter. II,
152.
Friesen, H., Frh. t., Beitr. z.
G. d. Dresd. Gemäldegall.
111, 88.
— R. , Erinner. a. m. Leben.
111, 31 f. 87.
Friefs, G., Garsten. II, 142.
Frind, A., Joh. y. Nepomuk. 11,
318.
Frings, Schlüter. 111, 44.
Frisch, AI., Abt Bened. v.
Wiblingen. III, 96.
Frischbier, Zünfte d. Königs-
berg. Junker u. Bürger. II,
184; III, 50. 213.
Fritsch, 111, 44.
Frohnhäuser, L., Hubgut d.
Wormser Andreasstifts. II, 99.
Froissart, rapproche du mod.
franc. p. Mme do Witt II,
277.
Fromme], E., A. Henhöfer. III,
100.
— W., Christentum u. bildende
Kunst. 1, 155*.
Fropsi, Govem. feud. in Civenna.
n, 16a.
Fronde, Hist. of Engl. III, 167.
Fruin, J. A. u. S. Pols, Mat-
thyssens Rechtsbok. II, 66.
Fryer, G. E. , Buddh. inscr.
I, 17".
Fuchs, M. (u. M. Hiptmair),
Reflexionen z. Encycl. ' Aeterni
patris'. U, 202*.
Fugger, Gf. E., Dietramszell.
U, 107.
Basilica Fulvia Emilia. 1, 98.
Fnmi, L., eA.Lisini, Geneal.
dei Conti Pecci. II, 248.
Funk, Cod. Vatic. gr. 859. I,
127.
— Interpolation d.Ignatian. Briefe.
1, 127 f.
— Philoeophumenenfrage. 1, 1376.
Funk, D. Coelibat keine apost
Anordn. 1, 144.
— D. Coelibat noch lange keine
a. A I, 144«.
Furnivall. 111, 166.
Fustel de Coulanges, (Drui-
den). 1, 110.
Fvtche, A., Burma. 1, 20.
G.
Gabarel, Henri IV et Geneve.
UI, 141.
Gabourd, Louis XIV. III, 143.
Gabriel, Begriff u. Anfang der
Inquis. II, 199 ».
Gaedochens, C. F., Hist Top.
v. Hamburg. II, 158.
— ( Verschied. Aufsätze üb. Hamb.)
111, 55 f.
Gaffarel, Defense nat III, 153.
Gago y Fernandez, Papesse
Jeanne, tradp.Roussel. 11,194.
Gaidoz, L'Icaria des freres Zeni.
II, 259.
Gairdner, 3 clironicles. HI, 164.
— Letters a. papers of the reign
of Henry Vlll. UI, 164.
— (Mscr. d. Brit. Museum). III,
180.
Gallier, de, Hommes de la
constit. III, 152.
Garns, P., Neurologien. Hl, 90
Gamurrini, Scop. occ. e. 1
citta d. Oryieto. I, 99 l.
— - s. auch Fabretti.
Gandolfi, G., Da Milano all'
isola di Ceylan. 1, 19.
Gangädhar Kabiratna Kabi-
raj, s. Manu-Sanhita.
Ganzfried, Sah, (Personen-
namen). 1, 61.
Garbe, Rieh., Athanraveda. 1, 8.
Pravargja-Ceremonie. Ibid.
Garcin do Tassy, Tableau du
Kali-Youg. 1, 25.
Gardiner, The Hamilton pap.
III, 164.
G a r e i s , Altgerm. Gräber. 11,
89.
Garnacho, T. M., Anügüedades
de Zamora. II, 237.
Garnier, E., Musee des Arch.
nat Docum. etrang. II, 271.
Gas«, s. Henke.
Gastfreund, J., Muham. nach
Talm. cet. 11, 224.
Gatell, Relacion del yiage por el
Wad Nun y Sus. II, 236.
Gatteyrias, J. A., Plegie sur
les malheurs de l'Armenie.
II, 280.
Gatti, G., Slatuti dei mercanti
i di Roma. II, 256.
Gaudentius, Franziskaner im
Kampf g. d. Protest JJ, 206;
III, 22.
Gau fr es, Baduel. III, 142.
La Gaule c&tacombaire. 1,134*.
Gautier, L., s. Vltault II,
20.
— — Kulturbild des heutigen
Belgiens. III, 208.
Gautsch, K., Sachs. Schweiz.
H, 133.
Gawalewitz, A. J., Theodor, d.
Gr. n, 249.
Gay, Teof., Italiani del Yangelo.
1, 122.
Gazetteer of the Bombay Presi-
dency. ULI, 224.
Gazier, Expuls. des Jesuites. 111,
147.
— Mort du prince de Conde. III,
158.
— Discours de Napol. L III, 256.
Gebhardt, H., Thür. Kirchen-
gesch. II, 132.
— O. v., u. A. Harnack, Evan-
gelior. cod. graec. purpur.
Rossan. cet. I, 117.
Gebhart, F., De Plut in Dem.
v. fontt. I, 91 f 93 5.
Gebier, K. v., Nachklänge. III,
220.
Gedde, J. de Witt. III, 170.
Godeon, Ged. d. Pzinc. Irene.
H, 218*.
Geffken, Joh., Lübeck. 111,
261.
Geffroy, A., Recit en vers
fran9. 11, 239*. 240».
Geiger, G., Metten. II, 106.
— L. U, 258.
— W., Parsigemeinden in Per-
sien und Indien. I, 27.38.
D. 3. Kapitel d. Vendldid.
I, 37.
Geisborg, D. alte Dom z. Mün-
ster. II, 127.
Gelbhaus, S., R. Jehuda Ha-
nassi. 1. 04.
Geldner, K., Übersetzungen a.
d. Ayesta. I, 37.
Geller, Mor., Talmud-Schatz. I,
62.
Geizer, H., Julius Africanus u.
d. byzant Chronographie. I,
42 f. 79. 138; II, 220.
I Chron. d. Farn. Gemmingen.
! II, 83.
jGemoll, A., Hygin. Lagerbeschr.
I, 107.
Genelin, PI., Schenkung Pipins
! U, 21.
111,256
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Gengier, Kechtsleb. i. Bayern.
U, 69. 103 f.
Genis, Y. de St., Conspirat. roy.
ä Strasbourg. 1, 72; 111, 150
Gensler, M., Beitr. z. Hamb.
Kunstgesch. 11, 158
u. J. F. Voigt, D. Haus
d. Schiffbauerlade i. Hamburg.
ULI, 56.
Genthe, Corbach 111, 202.
Genty. III, 140.
Genz, H., Capitis deminutio. 1,
106.
Geograph) of Ceylon. 111, 226.
Georgii, H., Pol. Tendenz d.
Aeneide. I, 110.
Gerando, Md. de, Lettr. d. 1.
baron. de Ge"rando. III, 149.
Chroniques dos faiz de G£rard
de Roussillon, que M. Bc-
b an <jon fit escripre. II, 275.
Gerin, L'ambassade de Crtquy ä
Home, ni, 144.
— Louis XI V . et Cl emens IX. , dans
l'affaire des deux mariages de
Marie de Savoie. 111, 144.
— L'expedit des Franc,, ä Candie
en 1669. IU, 238.
Ger lach, H., Häuser Chron. v.
Freib. III, 89.
Ger 1 and, D. sogen. Dampf seh.
Papins. 111, 86.
— Brau- und Schankrecht d. St.
Schmalkalden. III, 89.
Germain. II, 285.
— Maitree chirurg. de Montpellier.
II, 254.
— Chartes in6d. des sires de Join-
ville. II, 274.
— Jean de Bourg et Pierre de
Geneve. II, 291.
Gereon da Cunha, J., Indo-
Portug. Kumism. 111, 217.
Gerspach, Mosaique de St Jean
de Latran. 11, 216.
Geschichtsschreiber d. dtsch. Vorz.
U, 15». 34.
Gesta Kpiscop. Eichstet., ed. L.
Bethmann u. G. Waitz.
U, 48.
— Pontif. Camerac. ed. Ch. de
Smedt II, 28.
Ghehelabhai Narsidas, Vi-
ridha Bola Ratnakar, 1. 1, 25».
Gherardi, A. II, 254.
(iheyn, J. van den, Kom pri-
mitif des Aryas. I, 1.
Ghinzoni, P., On. Bevilacqua.
11, 262.
Ghiron, S., s. B. Peyron.
Gibbon, Dedine and fall of the
Koni. £mp. with notes of
A. H. Millmann. 11, 243.
Gibson, T. E., A Cavaliers note
book. 111, 166.
Giefel, J. A., Regesten v. Hegg-
bach. II, 85.
— Ellwang. Coadjutorwahl. . 111,
96. 206.
Giefers, Unechte Urk. Heinr.
■ IV. II, 126.
— Asseburg Den km. III, 77.
— Silberarb. d. M. Eisenhut.
III, 77.
— Zur Ehrenrett. N. Schatens.
111, 77.
G i e r k e , Untersuchungen z. dtsch.
Rechtsgesch. II, 7A. 65*.
Giesebrecht, W. v., Gesch. d.
dtschn. Kaiserz. Vi. II, 36.
Gilbert, G., Erste u. zweite Le-
sung. 1, 85.
Gillert, Lat Hdsch. i. Petersb.
II, 15. 47. 184. 195.
Gillet, Louise de France. III,
147.
GilLiodts, Lettre de change a
Bruge«. n, 76*
Gilsa zu Gilsa, F. v., Bulen-
strud. II, 135.
Gilse, F. v., v. Wackenitz. III,
87.
Ginal, J. X., s. Stadler.
Gindely, A, Gesch. d. 30 jähr.
Kr. in, 13. 122.
— Die Processe nach d. Schi. a.
w. Berge. III, 122.
Giomo, G, Rubriche dei Libri
Misti. U, 259.
Giorgi e Balzani, Re^. di
Farfa. II, 16*. 25.
Gioyanni, s. Di Giovanni.
Girard, Bataille de Dournon.
U, 277.
— Sources des ctablissem. de
St Louis. Ibid.
Giraud, Bat. de Malplaquet III,
145.
— Salon de Mad. Lambert III,
146.
— La marechale de Villars. III,
146.
Girbal, E. Cl., Sellos arab de
la Catedral de Gerona. II,
236.
Giry, A., Rec. public. Rur les
croisades. 11, 238 s.
G i s k e , Lobapruch auf die Stadt
Rostock (Hans Sachs). 111, 62.
Ginliari, Cte., Epigraü veron.
11, 253.
— Bolla di Anast. IV. II, 253.
Plutarchi Biot na^aKkrfKoi ed. M.
Gkiolmas. I, 94*.
Schullehrer Mich. Glaser. 111,
211.
Glasenapp, v., Erganz. z. Ge-
neralstabswerk. III, 32.
G(leinitz), E., Prahist Karte
y. Mecklenb. II, 150.
Gloria, A. , Volgare illustre.
U, 250.
— — (Albert. Magn. in Italien).
U, 261.
Gmelin, M., Beitr. z. Gesch.
d. Schi. b.Wimpfen. 111, 15.
30-jähr. Kr. am Bodensec.
UI, 25. 38.
Verh. der Studir. z. Frei-
burg. 111, 98.
— Verzeichn. d. württ. Studenten,
in, 210, 211.
Gneist, R., Inst et reg. iur.
rom. syntagma. 1, 161 •. (162).
Goblet, H, Albert. Magn. 11,
203 x.
— d'Alviella, 50° annivers.
du Brahma Samaj. 1, 26 1T.
Godet, Hypothese de M. Renan
sur le 4© ev. 1, 119.
— Comm. s. i'epitre aux Ro-
mains. 1, 124.
dass., deutsch v. E. Wun-
derlich. Ibid.
Godt, Chr., Plutarchs a. Appians
Darst v. Cäaars Ende. 1, 103.
Goeben, y., Treff, b. Kissingen.
111, 32.
Göbl, P., Gesch. d. Katechese.
U, 210.
Göcke, Kupferat (1704). 111,
23. 547.
— Klage über d. Verlust I*othr.
UI, 103.
— UI, 115.
Göcking, v., Nassauer Wappen.
II, 92.
Gödel-Lannoy, E. y., Reste
d. alt Parsen in Peraien. 1,
38.
Goehlert, Statist. Ver&nd. 111,
123.
Goeje, De, Arab. Bericht over
de Slaw. Volkes. II, 151. 180.
237.
Göler, Aug. v., Cäsar* gall.
Krieg cet I, 110.
Göpfert, A.. Lullus. U, 20.
Gör res, Krit. e. Queüenschr. d.
röm. Kaisers. 1, 104.
— Aurelian. ChristenYerfolgung.
1, 138«.
— Angebt Christenverfolg, unter
Numerian u. Carinus. I, 138 T.
— ChrisÜ. Mystik. II, 207 f.
— Fr. v. Asaisi ein Troubad. 11,
199*.
— Grundl., Gliederg. u. Zeiten-
folge d. Gesch. III, 228.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,257
Goerta-Wisberg, Graf W.,
Landwirthschaft auf d. Goertz-
Wriab. Gütern. UI, 76.
Goethe, firiefw. mit Gottling.
111,214.
Goiran, A., Meteorol. endogena.
H, 246
Goldia, J., Latinitat d. rum.
Sprache. II, 322.
Goldachmidt , P., Simhalese
inacr. I, 19.
Goldamid, J., Ontram. IU,
219.
Goldziher, Jüd. Sitten cet I,
60.
— Endogamy and Polyg. II, 223.
— Culte des Saint» chez le* Mu-
sulm. n, 227.
Golenischeff, W., Sur u. cha-
pitre du lirre des morts. I,
45.
Goll, Luther über Hufs. III,
121.
— Vertrag v. Alt-Ranstedt
III, 23.
Goncourt, Edm. et Jules de,
societe fr. pend. le Direct III,
154.
Gonzaga, B. C, Famiglie nob.
delle proT. merid. d'Ital. II,
248.
Gonzenbach, y., Abordnung a.
d. FrietL-Congr. zu Münster u.
Osn. UI, 133.
— H. L. v. Erlach. UI, 133.
204.
Gopcevic, Franz. Exped. nach
Egypten. UI, 156.
Gordon, C. A., Hygiene in
Ancient India. I, 30.
— Dav., Ztschr. f. Wiss. u. Litt
I, 57«.
Gore, Leo the Gr. I, 147«.
Goretti, L., Drusi e Musulmani.
U, 227.
Gorresio, I VedL I, 6.
Gosaet, Hobbes. UI, 171.
Gothaisch. Almanach. UI, 70.
— Hofkalender. UI, 70.
— Geneal. Taschenb. III, 70.
Gotsched, H., Af Sören Kier-
kegaards efterladte Papiere.
IU, 197.
Gottwaldt, v. , Muchtasar al
Kudürt U, 230.
Gourdault, Memoiros de Retz.
UI, 143.
Gourdonde Genouillac. Paris
ä tr. lea siöcles. U, 286*;
IU, 2.
Hist nat. de la Bastille.
U, 287».
Go ut, F., Le casque dep. l'antiqu.
U, 335.
GouYeya, J. F. de, J. do Ele-
phante. I, 171.
Gowind [Wasudew Kanitkar],
Akbar. IU, 217.
Gozzadini, Giov., Nanne Gozza-
dini. U, 264.
Gradl, H. , Eger u. Heinr. v.
Plauen. U, 138.
— Herkunft der Egerländer. U,
315»
— Urzeit d. Egerlandes. Ibid.
— PriYÜ. <L St Eger. U, 315».
— D. Egerer Archive. Ibid.
Gratz, H. , Jüd. Katakomben-
inschr. I, 66. 68.
Graham, A., Genealog, and
chron. tables of Ind. hist I, 3.
Gramont, Miss, de Samson Nap.
UI, 142.
Grant,Alex.,Hastings. UI, 219.
Grauort, H., Beeret Nicol. U.
y. 1089. U, 194.
— s. Petz.
Graupe, B., Dialect. Marchica.
II, 166.
Graus, s. Kirchenschmuck.
Gray es, Swastika. I, 18.
Gray, J., Ratana-Panjararo. 1, 15.
Great Orators. UI, 180.
Green, J. A., Hist of the Engl.
People. IU, 177.
— M. A. Evorett, (1653/54).
III, 161.
Gregoire, Hist. de Fr. UI, 149.
Gregorii M. Dialog. Lib. U,
ed. Mittermüller. II, 1911.
Gregorovius, Grabmälor der
Päpste, italien. v. Ambroai.
I, 132«.
— Gesch. d. St Rom U, 187.
— Die beiden CriYelli. IU, 105.
Gregorutti, Iscr. in ed. di Aqui-
leja. U, 144.
Gremaud, J. , Docum. relat ä
l'hiat du Valais. U, 345»
Grewingk, Pfahlbauten. U, 1 85 ;
IU, 52.
Grierson, G. A., Proper names.
I, 32.
Grigg, H. B., Manual of the
Nilagiri District. IU, 225.
Grill, J., Urspr. u. Bcdeut d.
Naairäergelübdes. I, 55.
Grimm, J., Urkunde v. 1335.
U, 96.
Die AmÖncburg. U, 97.
— W., Apostel-Konvent 1, 124».
Grimouard de St Laurent,
represent. de la nativite de N.
S. cet I, 156.
Historische Jahresberichte. 1880. IU,
Grimouard de St Laurent,
Images du sacre coeur, U, 217.
Grisar, H. , Deutsch. Synodal-
leben. U, 62.
Gritsner, Wappen u. Diplome
Wallensteins. IH, 17.
Griveau, Charl. VUI. U, 293.
Grober, O., Bez. d. Ortes Mülhau-
sen z. D. Reich cet IU, 101.
Gröfsler, H., Siegel d. Mans-
feld. Soekr. U, 122.
— Plattengrab. U, 131.
Grofs, Fürstenfeldbruck. UI,202.
— Lyceum Frideric. zu Caasel.
IU, 89.
— Erste thüring. Landgrafen. II,
32. 132.
— C, Beweistheorie d. kanon.
Processes. U, 213.
— H.. Juden in Arles. I, 70.
— J., Ringwall bei Pöppendort
U, 147.
Hochäckor. II, 148.
— J. W., J. A. Barop. UI, 211.
Grossi, Th., Longob. eruce sign.
U, 241.
Grot, J., Kejsar. Katarina I. här-
komst, übersetzt v. C. Th.
Westrin. UI, 1871.
G r o t e , G.. Hist of Greece. I, 80.
— 0. v., Leiic. deutscher Stifter
cet U, 155. 337.
Grotofend, Kap. d. h. Katha-
rina. U, 99.
— Klost Patershausen. Ibid.
Growse, F. S., Bulandschahr an-
tiquities. I, 32.
Mathura. UI, 223.
Grube, Grundsätze Justins d. M.
I, 130.
— Schriftorkläruug Justins d. M.
Ibidem.
— Legationsreiso d. Nico!. Cus.
U, 59 f.
— Hadrian IL u. d. pseudo-isid.
Decret U, 193.
— Verf. d. Imit Christi. U, 208.
Grubor, F., Ebcrh. U. v. Salzb.
U, 44.
Grünbaum, Publicist des 30jähr.
Krieges 162Ü—29. IU, 16.
212.
Grüne, K., Kulturgesch. d. XVU.
Jh. IU, 22.
Grünhagen, C, Regeston zur
schles. Gesch. U, 43. 168.
Schlesien 1707—70. IU,
71. 201.
Corps d. F. v. Anhalt i.
1. schles. Kr. UI, 86.
Grünwald, M., Jose da Silya.
1, 68.
17
111,258
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Grundtvig, Svend, Pedor Smcd.
m, 196.
Grüner, H.. Opfersteine Deutsch-
lands. II, 147.
Gruyer, G. , Illustration« des
ecrits de Sayonar. II, 268.
Guarini, F., Torremoti in Forli.
H, 254.
Guasti, Lapo Mazzei. II, 267.
— Savonar. giudic. da Capponi.
n, 268.
Guben unter sächs. Landes-
hoheit III, 47.
Gubernatis, s. De Gab.
Gttdemann, Erziehungswesen d.
Juden, I, 60 f.
— Midrasch im Koran. II, 226.
Guänin, Rech, sur rhist de 1.
Stenographie. II, 327 f.
Guerber, Liebennann. in, 102.
Gu6rin, V., Description de la
Palestino. 1, 120. 160; II, 242.
Guerrini, 0., e Corr. Ricci,
Studi e polemiche dantesche.
II, 264». 265 10.
Guichet, MecLocine & Troyes.
U, 275.
Guillaumo, s. Bohrbacher.
Guillemot, Old England. IU,
180.
Guimet, Dathavansa. I, 15.
— Dent reliquedu Bouddha. 1, 15.
Musee Guimet, Catalogue. 1, 14.
Guinand, Assimilation d. 1. y6-
rit. langue semit av. la languc
accadienno. I, 49 f.
Guiraud, De Lagidarum c Ro-
manis societato. I, 983.
Guiabchand Lakhmichand,
Jain Dharm Sar Sangraha.
1, 24".
Guloke, H., DaTid. d. Schotte.
U, 31.
Gutenäcker, Michael Oppel.
IU, 115.
Gutschmid, A. v., GeschichtB-
überlief. ü. d. perikleische Zoit-
altor. I, 77«.
Gui, s. Bernard.
Guy. I, 142».
G u y a r d , (Akkad. Sprache). 1, 50.
— Musulmans. II, 224.
— s. Tabari.
— de Berville, Bertr. Du
Gucsdin. U, 291».
Gyfs, J. M., Origines alsat. II, 77.
u.
fl aak h , Funde in Klein-Aspergle.
H, 85.
Haan, W. , Episcopal-cet Verf.
v. Sachs. II, 132.
Haas, J., Siam. Münzen. I, 20.
Habicht, Theatorleben Schmal -
kaldens. HE, 89.
Hach, A., J. H. Siegeler u. J.
Brinkmann, Glück d. Reper-
gesellen. 111, 53.
Hackley, Events of the non-
cathol. period of the church
cet I, 12610.
Hackenschmidt, K. , D. röm.
Bischöfe i. IV. Jh. I, 139.
H ähnelt, W., Turmbau zu Ba-
bel. I, 54.
Haenle, S., Rothenburg a. T. u.
die Hohenzollern. II, 105.
Haenselmann, L., J. A. Leise-
witz u. d. Armenpflege in
Braunschw. HL, 75.
s. Chroniken.
Häutle, Witteisbacher. II, 103.
— K. Leop. L i. Neuburg. III,
106.
Haffner,, P., Gräfin Ida Hahn-
Hahn. III, 31. 210.
Hafner, Chron. t. Ravensberg.
II, 86.
— Handschrr. d. Joh. v. Winter-
thur. H, 340.
Hagedorn, P. W., Rettung dos
kurf. Schatzes, in, 87.
Hage mann, E., Comt de Gue-
briant UI, 215.
Hagemeyer, Joach. I. u. die
Reform. IU, 42.
Hagen, H., De cod. Bern. CIX
Tironianis. II, 327.
Haggenmacher, 0., Ironie
Jesu. I, 121».
Hagiologia. I, 148.
Hahn, H., Contin. Bedae. II, 19.
H a 1 e v y , J., Docum. religieux de
l'Assyrie et de la Babylonie.
I, 50.
Note suppl. s. l'inscr. de
Byblos. I, 160.
— L., Cyrus et l'Exil. I, 36«.
Ha-Lewi, Mos., Maase Mouche.
I, 621.
Hall, W., Church work. HI, 168.
H a 1 1 wi c h , M., Wallensts Ende,
in, 122.
— — Wallenst. u. Arnim 1632.
Ibid.
Über Wallensts Verrat
Ibid.
Halm u. Muncker, Turmaiers
samtl. Werke: kl. hist u.
phil. Schrift. UI, 104.
Halphen, M. E., Lettres ine-
dites de Jacq. et de Charl.
Faye. UI, 141.
Hamburger, E., NichtJuden u.
Sekten i. Talmud. L, 60.
Real-Encykl. f. Bibel und
Talmud. I, 115.
Hamburger Ansichten UI, 56.
— Kämmereirechnungen. 11, 62.
— Karten s. Karten.
De Hamburger Utroop singwyse
Yorgestellet III, 57.
Hamel, Briefe. III, 147.
Van Hamel, s. Boro Budur.
Hamid Vehbi, n. Annuairc.
Hamilton , A , Rheinsberg.
IU, 27.
— H., Minne af Riksmarsk. Gr. J.
De la Gardie. UI, 182.
— W., Poets laureats. m, 168.
Hammerle, Neue Bilderhds. z.
Susannasage. II, 55.
Hamon de la Thibaudierc,
Mort cet de la vierge Marie.
I, 149«.
Harn pel,J., Reporter, <L archaeol.
Funde i. Ungarn. II, 322.
Handelmann, Denkmäler cet.
d. Northusdienst II, 147.
— (Münz- u. andere Funde). Ibid.
— Salzhandel d. Nordfriesen.
Ibid.
— 36. Ber. z. Altertskde. r.
Schlesw.-Holst Ibid.
— Thyraburg. II, 148.
— Vorgeschichtl. Erdwerke. H,
149.
Haneborg-Schegg, Evangel.
nach Johannes. I, 119.
Hanncke, R., Vineta. II, 151.
— — Pommern u. d. gr. Kurf.
in, 37. 64.
Insel Wollin. in, 65.
Coslin u. d. letzt Camin.
Bischöfe. III, 65.
Han otaux, G., Maxime« poKt et
fragments ined. du Card, de
Richel. III, 143.
Hanow, W., Urkk. - Regesten
v. Anklam. U, 154.
Die alt Drucke zu Anklam.
III, 67.
Hans ran dem Damme. III,
57.
Hanschmann, A. B., Waldcn-
burg. U, 134; IU, 261.
(Hansen), NationalitätsTerhält-
nisse y. Schleswig, n, 152.
— Chr., Det gamlo Nidaro«. 11,
305.
— C. P., Sagen cet d. Nord-
friesen. II, 1285. 152.
— P., Nord, digtere. ni, 196.
— R., Echtheit d. Briefe Alexan-
ders d. Gr. I, 93»
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,259
Hanserecesse, ed. Kopp-
mann. II, 296.
Hansjacob, IL, Ans m. Jugend-
zeit III, 209.
Hanssen, Wechsel d. Wohnsitze.
II, 68.
— Agrarhist Abhdlgn. II, 68.
H an t z s c h , A., Planen b. Dresden.
III, 201.
HarakchandGhorayat, Jaina
InanavalL I, 2510.
Harasnndara Tarkaratna, s.
Sanhita.
Harconrt, A. , Guide to Delhi.
m, 223.
Härder, C. W., Meisgewänder.
III, 57.
H a t d t , De Tzetzarum nomine cet
II, 221.
Hardy, E., Origine d. 1. tact. fr.
m, 139.
— Les Francais en Italic. II, 293.
— R.S., Manual ofBuddhism. 1, 10.
Harek, F., Orig. v. Dürers Post-
reiter. II, 63; HI, 111.
SarTasatkarmapaddhati ed. Ha-
ridchandra Tarkai ankara.
I, 9.
Harish Chandra Mitra, A.
Duft in, 222.
H a r k a r y , (Petersb. hebr. Ztschr.)
I, 07.
— Judaica. I, 57 f.
— (Z. Gesch. d. Karaiten). I, 62 f.
— (Fragm. e. Briefes). I, 63.
— Ü. d. Chasaren. I, 64.
— Brief <L Chasarenkönigs Josef.
Ibid.
— Chasarenbriefe. Ibidem.
— Kuss. Dokum. z. Gesch. d.
Juden. I, 72.
— (Vierstadtkongresse). I, 73.
— Studien n. Mitteil . cet I, 64.
67 f.
— s. auch A. E. Landau.
Harland, A., Hcidn. Glaube im
Solling. m, 75.
— H. L., u. E. Bodomann,
Einbeck. Nachbarsch. III, 76.
Harlez, C. de, Les Aryas et
1. prem. patrie. I, 1.
La bible dans Linde de
M. Jacolliot. I, 5«.
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Harm and, Kouys. Ponthey-Ka-
keh. I, 20.
Harnack, A., s. 0. y. Geb-
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— 0., Karol. u. byzant Reich.
II, 22. 221.
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shere. III, 169.
Hartel, W. u. Schenkl, Wiener
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Hartfelder, K., Badische Litte-
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— — Ordnungen v. Oberkirch.
II, 83.
Wern. v. Themar. II, 84 ;
IU, 11.
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Harttung, J., Spiele der Deut-
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Hartwig, 0., Eroberg. v. Semi-
fonte. II, 255.
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Hase, C, Leben d. h. Antonius.
I, 140.
— K., Kanzler Krell. HI, 84.
Hasen jäger, R., Nioderd. Mo-
nolog. II, 161.
Hasse, P., Schlesw. Stadtrecht
II, 156.
Hasselblatt, A.,u.G. Kästnor,
Urkk. v. Göttingen. II, 125.
Hauck, A., Entstehung d. Chris-
tustypus. I, 1556.
Hang u. Miller, Kelt od. germ.
Ringwälle. 11,85.
Haupt, H., (Malalas). I, 78; H,
220.
Z.G.d.röm. Flotte. 1,107.
Haureau, B. , Charlom. et sa
cour. II, 20*.
Haus der Schiffbauerlade. HI, 56.
Hauschild, Psychologie cet
Tertullians. I, 131*
Hauser, Christophorus. I, 1507.
— D. hl. Lucius. JI, 339.
Hausmann, R. , Z. Stephans v.
Polen, in, 51. 212.
Haussonville, d\ Salon de
Mad. Necker. LH, 151.
Hauthaler, W., Erzbisch. Frdr.
IIL y. Salzburg. II, 51.
Hautzsch, A., Dorf Plauen. II,
134.
Havet, E., Christianisme et s.
orig., III. I, 60. 12010.
— J. II, 16».
Llieresie et le bras s6cul.
H, 21. 201. 283.
Head, B. V., Himyar. Tetra-
drachm. H, 223.
Heath, D. J., Cilician Inscr. 1,
160.
Hebr. Bibliographie. I, 59.
Heckmann, M., s. Wdrner.
Hector, J., Alex. Duff. m, 222.
Heel, H. , Ordensschwester Co-
luraba. III, 110.
Hefner, 0. F. v., Thiere des
Hohenloheschon Wappens. II,
111.
Hegel, C, PriYil. Adalberts L
n, 96.
Hehle, Farn. Winkelhofer. II, 86.
Heidendorf, Mich. Conr. v. ,
Selbstbiogr. III, 126.
Heigel, K. Th., D. Witteis-
bacher. II, 103.
Heim, Van der, H J., Anton.
Heinsius. III, 184.
Hein, R., Alhambra. II, 236.
Heinemann, 0. y., Ndrlage d.
Sachsen b. Hamburg. II, 22.
Dankwarderodo. II, 1241;
in, 202.
Schi. b. Eppendorf. H,
151.
Heinlein, F., Flugschriften y.
1667—68. III, 20.
Heinrici, Friedr. v. Hausen.
II, 39.
— G., Erkl. d. Korintherbriefe.
I, 124 f.
Heise, A. III, 193.
(Dän.Registranten). 111,193.
Holbig, Bronzi trov. a Cnma
cet. I, 99.
— (Gebr. d. ftronzefedern im
Altert) I, 99.
— Viaggio in Etruria. I, 991.
— Scayi di Vulci. Ibid.
Helf ert, Relig. Irrlehrer i. Böh-
men u. Mähren. III, 123.
Heller, J. , Aegid. Aureaeyall.
n, 12.
Hinkro. v. Reims. II, 21.
— — d. Bald. v. Ayesnes zuge-
schrieb. Henneg. Chron. II,
276.
Hellmaier, S., Graber bei
Niederambach. II, 101.
Hellwald, Fr. v. , Ruinenplätze
Cambodschas. I, 19". (20).
Helmkon, F. Th., Dom zu Köln.
n, 118.
Henke (-Ga f s), Neuere Kirchen -
gesch. IU, 2.
Henking, K., Gebh. y. Constanz.
II, 30.
Henne-Am-Rhyn, 0., Heimat
der Arier. 1, 1.
Kulturg. d. Judent I, 59.
Henne, G. A., Zweit Ber. üb.
d. Kgl. Schull.- Seminar zu
Schneeberg, m, 84.
17*
111,260
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Hennebert, E., Hiat. d'Annibal.
I, 109.
Hennes, D. 3. valerisch-hor.
Gesetz. I, 105 f.
— Erzbischöfe v. Mainz. II, 20*.
Henning u. Hoffory, Heiners-
dorfor Runenstein. II, 165.
Henrici, Em. u. Ernst, Heiners-
dorfer Stein, n, 163*.
Hensel, S., Farn. Mendelssohn.
IH, 45.
Henzen, Inschr. z. Ehr. d.
Stilicho. I, 100«.
— Inschr. a. Todi. I, 100.
Heppe , s. Soldan.
Herbst, W., Encyclop. d. neuer.
Gesch. IH, 2. 169.
H ereile, Docum. in&l. p. s. ä
rhist des £tate-Gen6r. dep. c.
d. 1484 j & ceux de 1789. (IH,
149.)
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HI, 145.
Hergenröther, Kirchenlexikon.
I, 115; H, 187.
— Hdb. d. allg. Kirchengesch.
I, 116.
— dass., Französ. v. B£lat Ibid.
Hermann, A., Beziehungen zw.
Röraorn u. Parthern. I, 111.
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84.
— E., Hausmeieramt II, 7.
— — Peter d. G. u. Zarewitsch
Aloxoi. HI, 51. 186.
— J. , Wider H. v. Treitschke. HI,
30.
— Th., u. Ph. Z oller, Theol.
Studien a. Württemberg. I,
122».
H eron de Yillefosse, Cachet
d'oculisto. II, 10.
H o r q u e t , Grofsmeistor d. Hospi-
tal.-Ordens II, 242.
— K., Landesarch. i. Ostfriesld.
IH, 211.
Herrad v. Landsporg, Hortus
deliciarum, cd. A. Straub.
U, 196.
Herrcro, Cr., Benaciniiento de
la ciencia dcl derecho. U, 212.
Herrmann, Zeitgenöss.-Berichte.
Hl, 51. 186.
Horsart di Villomarque, S.
Gurthiern. H, 215.
Hers hon, P. J. , Talmud. Mis-
collany. 1, 62.
Hertel, G., Z. Lebensbeschreib.
Norberts. 11, 34.
— — Calber Steuerregister. U,
121.
Belager. Magdeb. 1550/1.
IH, 72.
Hertel, G., G. y. Alvensleben*
Topographia. III, 72.
Magdeb. u. d. Event-Hul-
dig. 1650. m, 72.
H er tk e n 8 , Pater Haslacher. Hl,
215.
Hertling, G. v., Albert Magn.
II, 2031.
Hertzberg, G. F., Hellas u.
BomU. Gesch. d. rom. Kaiser-
reichs. I, 107.
Herwerden, Ad Plutarchi Titas.
I, 94».
Herzberg, G., Magdeb. HI, 85.
Herzog, Vcrmessg. d. röm. Grenz-
walls. H, 85.
— J. J. u. G. L. Plitt, Beal-
Encyclopadie f. protest Theo-
logie cet I, 6510. 115.
Hesse, Palat b. Seligenstadt
n, 97.
— Auswand. Biliner Bauern, m,
122.
Hesseis, s. Lex Salica.
Hettinger, F., Thom. v. Aquino.
II, 203.
Hettner, H. , Italien. Studien.
H, 257.
— F., Thermen in S. Barbara.
H, 90.
D. röm. Trier. Ibid.
Hewil, Genesis of the cath.
church. I, 117*.
H e y d , Mittelalterl. Handelsyerbdg.
d. oberschwäb. Städte. H, 85.
— Levantehandel. H, 228. 242.
— Funda u. Fundaco. U, 242.
Heydemann, V., De senatu
Athen. I, 84 f.
Heydenreich, De Constantino
M. cet Libollus. I, 139.
— E.C.H., Kriegsdrangs, y. Froi-
bergs ländl. Umgeb. IH, 86.
— Zug Karls XH. i. Sachsen.
III, 185.
Heygate Ireland sinco 1850.
III, 180.
Hey mach, F., Gerh. v. Eppen-
stein. H, 51.
Hjärne. IH, 181.
— s. auch Zlobin.
— Leben <L h. Hieronymus.
I, 1421.
Hildebrand, Heinr. y. Lettland.
II, 185.
— H. , Kassiteriden u. Zinn im
Altert H, 146.
Sveriges Medeltid. H, 293.
Anz. v. Tr. Lund. HI, 193*.
Hildesheimer, H., D. 1. q. i.
de vir. illustr. I, 104 f.
Hilgenfeld, Anz. y. Heinrici,
Korintherbriefe. I, 125.
Hilgenfeld, Irrlehrer d. Hirten-
briefe. I, 126.
D. Gnostiker Valentin. I,
131».
— Haereseolog. Berichtigungen. I,
131". 143.
— Philo u. d. Therapeuten. 1, 134.
— Spur, verlor. Schrift, d. Kir-
chenv. 1, 1481.
— B., P. Sulpiciua P. F. Qui-
rinius. I, 161.
Hilgers, Öffentl. Bauten in Wies-
baden. H, 94.
Hill, BowL & G. Birkbeck,
Hist of Penny Post 111,179.
Hille, C. A., De scribis Athe-
niens. publ. I, 85.
Hildebrandt, K. , Metternich.
IH, 29.
— Mad. de Bemusat IH, 155.
Engl, in the XVIIL Cen-
tury. IH, 125.
Engl. i. 18. Jh. Ibid.
Hillebrandt, A., Altind. Neu-
u. Vollmondsopfer. I, 8.
Hiltl, D. gr. Kurfürst u. s. Zeit.
IH, 33.
— Unser Kronprinz. IH, 210.
H i m p o 1 , Fragmente d. Apologieen
d. Aristid. u. Luc. 22, 42, 43.
I, 129.
Hindu law of adoption. 1, 27*.
Hingst H, 134.
Hjort-Lorenzen, DeFredericia
Brunnen Slegtebog. HI, 107.
Hiplor, Biograph, des Hosius.
HI, 49.
— Zum Hosiusjubil. IH, 49.
— u. Zakrzewski, Hoeii epi-
stolae. HI, 49.
— Christi. Geschichtsauflass. I,
145».
Hiptmair, M., s. Fuchs.
HirjiHanraj,Viyeksar. I, 2516.
Hirsch, F. H, 21». 22«.
Hirschberger, Graberfeld b.
Tornow. II, 161.
Hirschfeld, Inschr. aus Car-
nunt H, 142.
— J , Gallerie berühmt. Ärzte u.
Kliniker. (Billroth, Virchow.)
III, 69.
Histoire de Languedoc. (Nouv.
Mit.) U, 283.
Hist des Tuileries. IH, 149.
Historiae Patav. et Cremifan.
ed. G. Waitz. II, 48.
History of the states of Gt>hilwmd L
I 341*.
Hitzig, F., Vorless. üb. bibl.
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Hitzigrath, H., Publicist des
Prag. Fried. IH, 16.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
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II, 69.
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Hockenbeck , H., Gesch. v.
Wongrowitz. n, 171.
Hodgkin, Th., Italy and her
inradem I, 1145; II, 249.
Hodgson, B. H., Essays relat.
to Indian subjocts. I, 4.
H 5 c h 8 m ann , Joh., Stud. z. Gesch.
Siebenb. III, 126.
Hock, A. , Einführung fremd.
Gesandtsch. I, 85.
Hoefer, E. o. 0. Rüdiger,
Küstenfahrten, m, 54.
Höfler, C. t., Krit Bern. üb.
Zosimos. I, 112; II, 220.
SchLa.2i2kaberge. 11,319.
Epochen d. slav. Gesch.
Ibid.
Papst Adrian VI. m, 7.
Höfner, M. J. , Charakterist
Ottos L U, 27.
Hohlbaum, Gosw. v. Hericke.
II, 185.
Höhler, M., Friedr. U. H, 43.
H Ö 1 d e r , H. v., Niedere Schädel-
fbrmen iu Dtschl. II, 150.
Hol scher, Einl. i. d. fries.
Bechtaquellen. II, 74.
— L. A. Th., Diöz. Paderborn. II,
127.
Holze 1, Entsteh, d. Gymnas.-
Bibl. L B. Leipa. III, 122.
Hörn es , Sakramentshäuschen.
III, 112.
Hoernle, Inscr. fr. Riwa. I, 17.
Hörrer, J. , Markt Werfen.
II, 142; HI, 202.
Hoffheinz, G. Th., Blutgericht
i. Königsbg. II, 183.
Hoffmann, Kath. Kirche zu
Wiesbaden. II, 94.
Ho ff mann, F., Aus d. Kultur»
gesch. Europas. III, 198.
— G., Syr. Akten pers. Märtyrer.
I, 148 f.
Julian d. Abtrünnige. I,
141.
Hoffmeister, C, Hess. Mün-
zen cet. II, 131.
Hoffory, s. Henning.
Hofmann, H., Magdeb. letzt
Ringen. III, 72.
Hofmeistor, A.y Rostock, cause
celebre 1611. III, 62.
Hohenlohe-Waldenb., Fürst
K. H., Wappen am Konstanzer
Kaufhaus. II, 81.
Fürstenberg. Wappen, n,
82.
Bietersches Wappenbuch.
U, 84.
Hohenlohe-Waldenb., Fürst
K. H., Herald. Wecken, n,
111.
Sphragist Bemerkungen.
U, 334.
Z. Adelsgesch. in, 210.
Holder, D. Wunnenstein. II, 86.
— A., s. Lex Salica.
— -Egger, Ausg.d. Sifrid. Pres-
byt. II, 49.
Chron. princip. Saxon II,
126. 155.
Hollander, A., Strafsb. i.
Schmalkald. Kr. III, 100.
— L., De mil. coloniis cet. I,
101.
Holm, A. , (Herodot u. Thucy-
dides). I, 86«.
— — Jahresber. Über griech.
Gesch. I, 92.
— H. J., s. Dahlerup.
Holstein, Magdeburger i. Tü-
bingen, m, 73.
— Fr. v. Koepken. in, 73.
— - Magdeburg. Dramen u. Dra-
matik, in, 73.
Holsten, C, Evangel. des Pau-
lus I. I, 124.
Holtermann, P. C. T., Erin-
dringer fra Kvcomees Praste-
gaard. in, 192.
Holtmanu, Joh., Wappen ost-
fries. Geschl. III, 78.
Holtze, F., Berliner Handels-
recht, n, 167.
Holtzmann, A., Agastya. I, 9.
— H. J., Anz. v. Nösgen, Üb.
Luc. u. Jos. I, 119.
Pastoralbriefe. I, 125 f.
Jakobus d. Gerechte. I,
126 f.
Papias u. d. 4. Evangelium.
I, 127.
Holub, D. Reich Samos. II, 314.
Holzapfel, R., D. gr. Kurf.
Festungsbauten, m, 72.
Holzmann, M., Z. d. Psalmen u.
Rgveda-Hymnen. I, 7.
Holzmeyer, Osiliana III. II,
183; III, 52.
Holzwarth, J. G., s. A. Räfs.
Hommage s a S. Thomas. II,
203*.
Homelies de St. Jean Chrysost
I, 1421.
Hommel, Fr., Keilschriftforsch.
u. bibl. Chron. I, 49.
Abrifs d. babyl. assyr. u.
israel. Gesch. in Tabellenform.
I, 49, 54.
— — Z. ältest Geographie Vor-
derasiens. L, 52.
Hommel, Fr., Patrie orig. des
Semites. II, 222.
H*on egger, J. J., Ruas. Litterat
' u. Kultur. IU, 212.
— Katechismus der Kulturgosch.
III, 230.
H o p p e , F. , Königin Louise. III,
209.
Horawitz , Th. , Erasmiana.
LH, 11.
Horoy, s. Bibl. patrist.
HorSiäka, A., Sage v. Susanna
u. K. Wenzel. U, 55.
— Rudolfs in. Einsetz. z. Kön.
v. Böhm, n, 316M.
Schlofs Horkel. UI, 80.
Hörn, F. W., Fremstill. af d.
Danske Literat histor. III,
196.
Horqik, s. Öasopis.
Hortis, Att, Romieri a Trieste.
U, 252.
Sülle opere lat del Boc-
caccio. U, 266.
Franc, del Balzo. U, 270.
Due lettere di Uberto Do-
cembre. n, 318.
Hosaeus , W. , Anhaltiner i.
Heidelb. in, 74.
Annette v. Glafey. III, 74.
Herz. Louiso v. Anh.-Doss.
u. Fried. Brun. UI, 74.
Mosigkau. UI, 74.
Hose, G., Ruins of Boro Budur.
I, 20.
Greek N. Test. cd. by F. J. A.
Host u. A. W. Stroane. I,
117.
Hostmann, C, Älteste Eisen-
schlacken i. Hannover. II, 125.
Metallarbeiten v. Mykenae.
n, 146.
Ho üben, E. Studie üb. Dietr.
t. Niem. U, 58.
Houllier Floreda. I, 150».
Houtsma, M. Th., s. Tabari.
Houtum-Schindler, A., Hist
and Arch. Notes on a Journey
in South- Western Persia. I, 38.
Goinage of the Decline
of the Mong. in Pers. n, 234.
Hovolacquo, Renaissance du
Zoroastrisroe. 1, 37.
— L'Avesta, Zoroastre et la Maz-
d6isme. I, 37.
Huart, Cl. , Bibliograph, ottom.
II, 226.
Hubault, Hist. contemp. 111,2.
— et Marguorin, Les grandes
epoques de la France, ü, 278.
H u b e r, Geburtsjahre von Kindern
Albrechts I. II, 50.
111,262
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Haber, E. v. , H. Burgkmaier
cet n, 109.
— -Liebenau, Kunstgewerbe.
m, 215.
S. Hubertus. II, 215.
Hucher, Iconographie du roi
Ren*. U, 292.
Huckert, E. II, 578.
Hue, G., L'artülerie dans l'antiqu.
U, 336.
— — Princip. camp, du temps
de Louis XIV. DI, 145.
Hübbe, Gojenschielsen. II, 159.
Hübner, Farn. v. Sunthausen.
II, 86.
— Beichenbach. Tuchmacher -Z.
in, 123.
— E., Bildnis d Senoca. I, 99.
u. Th. Mommsen, In-
schr. d. Nodonheiligt 1, 1018.
Hübsch, A., Tho Ikhwan as-
Safa. II, 226.
Hülsse, Fr., Buchdruckerk. III,
72.
Spottgedicht, in, 73.
Huemer, Glossenwerk zu Sedu-
lius. n, 23*. 24.
— Hugon. Ambiensis opusc. II,
196.
HÜsing, Genoal. <L h. Ida.
II, 20. 127.
Hugues, H., Orig. du droit.
musulm. II, 250.
Huidekopor, Fr., Indir. testi-
mony of hist. t the gonuineness
of the gosp. I, 118.
Huitfeldt, H. J. IH, 192.
s. auch Eystein.
Humann, (Stadt d. Tantalus).
I, 76.
— — s. auch A. Conze.
Humbert, C. Fr. Becker. KI,
215.
Hummelauer, F. v. , Christi.
Vorzeit u. d. Naturwiss. 1, 145 f.
Naturwissenschftn. im MA.
n, 2i2.
Hundred greatest men. ni, 169.
H u n f a 1 v y , Litterar. Bericht
III, 128.
Hunter, W. W., Englands Work
in India. IU, 220.
Wat de Engolschen y. h.
Ind. Volk hebbonged. IU,220.
Hurter, 11., SS. Patrum opusc
sei. I, 1476.
Husch ke, E., Neue osk. Blei-
tafel. 1, 108.
Huther, Johann. Briefe. I, 126.
H u y n e s , Glouc martyr. 111, 170.
Hyass, F., Sämling af Modde-
lelser om Porsoner af Famil.
af Narnet Hvas. IU, 197.
Hyver, C, Epigraphie chrät
1, 153«.
J.
Jabornegg, s. Carinthia.
Jackson, Longleat papers. III,
166.
— The old Regime. III, 180.
Jacob, G., Lat. Pred. Berth.a v.
Begonsb. U, 108. 204.
Jacob le Biblioph., Fr. v.
CrÜdener, Lettres. in, 214.
Jacobi, Hm.,' On Mahävfra and
his predecessors. I, 23.
K&lakacarya Kathanakam.
Ibid.
On Sulasä. I, 26.
Jacobs, E., Elger y. Honstein,
n, 122.
Talisman f. e. harz. Wall-
fahrer. Ibid.
Vogelsang, n, 156.
— — Peter d. Gr. im Harz.
HI, 74.
— — Gesch. d. Amtes Bären-
rode. Ibid.
(Z. G. d. Juden.) I, 73.
Jacoby, D. klass. Bildung u. d.
alte Kirche. I, 1316.
Jacolliot, L., Legislateurs re-
ligieux. I, 5.
Bible dans Linde. I, 56.
n, 224».
Jadard, Mabillon. II, 273.
Jäckel, Jos., Z. Aenoasfrage.
I, 108.
Jäger, Geistl. Reakt unter Jo-
seph IL in, 215.
— A., Ausstellungsort e. Urk,
Heinr. IV. II, 33.
— E , Sociale Beweg, in Frankr.
n 278.
' V. A. Huber. III, 214.
— 0. II, 335*.
G. d. neuest Z. m, 229.
Jaoglä, Corresp. d. 1. duchesse
d'Orleans trad. d. l'Allem.
III, 146.
Jahns, M., Gesch. d. Kriegs-
wesens, n, 233.
Jäklin, D. , Wandgemälde in
Bäzünz. II, 216.
Parasarasanhitä transl. b. Jagan-
mohan Tarkälankar. I, 9.
Ja gif, Neueste Forschgn. üb.
Cyrill u. Meth. n, 192.
— Inschrr. d. Prill witzer Idole,
n, 148.
— II, 151.
— Malalas. H, 220.
Jagler, A. , Raubmörder Jos.
Hanebuth. m, 205.
Ja gor, F., Die Veda'a. I, 35.
Jahn, O., Pausaniae descr. arc.
Athen., hng. v. A. Micha-
elis. I, 76'.
Jahnke, H., A.Borsig. 111,45.
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Jainbal, Päthmala. I, 25u.
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Sparte. I, 82.
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Hist of tho Caliphs by
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Aus Briefen Adolf Jensens. UI,
211.
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Ndr.-Laus. II, 161.
— Prähißt Samml. in Guben.
n, 163.
— Übersicht UI, 41.
J (entasch), Kirchl. Vorgänge
in d. Niederlausitz, in, 47.
St J6röme. I, 1421.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,263
Jcy^rs, R, Customs conn. w.
Piddi cultivation. I, 19.
Mirkmdeya Porta» ed. Jiba-
nandaBidyasagara. I, 10*
Jirocek, H., Landesordn. Böhm.,
Mahr. u. Sonics. HI, 121.
— Jos., D. Echtheit unserer alten
Denkmäler. II, 31 51.
Hankas Originalgedichte.
Ibid.
— — D. Ausdrücke zup u. zupan.
II, 315«.
— Konst, Gnill. de Machaut
II, 316**.
iken, Joach. Neander. HI, 25.
78. 205.
II gen, Th., Konr. t. Montf errat
II, 241. 254.
Ilwof, Ft., Postwosen. 1,1121
Imbriani, Y., Capitolo dant del
centiloquio. II, 265.
Testam. della suocera di
Dante. Ibid.
Imhof, G. t., Wie <L König y.
Portagall etlich schiff gen
kalakutt schickt III, 112.
— — Lautensacks Ansichten von
Nürnb. Ibid.
Limitation de Jesus-Christ
II, 208».
Inama-Sternegg, K. Th. v.,
Dtsche Wirtschaftsgesch. II,
148.
II, 68«.
— — s. anch Zingerle.
Indien in Wort und Bild. III,
220.
India- Museum. I, 291J.
Ingold, P., L'oratoiro et les
Jansenist du temps de Massil-
lon. HI, 144.
Le Cardinal de Berolle et
le P. de Condren. Ibid.
Charakterist d. röm. Inquisi-
tion. II, 199".
Insch, Ph., Vie de S. Thomas.
II, 203*.
In sehr. v. Eleusis. I, 80.
— y. Orchomenos. I, 92.
— von Delos z. Chronologie att
Archonten. I, 92 f.
— aus Olympia. I, 93.
— des Stilicho. I, 100.
— aus Rom. Ibid.
— aus Afrika. Ibid.
lnventaires sommaires des ar-
chives common. II, 271.
— s. d. a. departem. Ibid. u. f.
Invontaire de bijoux cet. de la
duch. de Montpensier. II, 273.
Joachim, Manuscr. d. Gfh. Gerh.
v. Sayn. II, 96; III, 93.
— Überf. v. Würzburg. DI, 107.
Jobelmann, Jacob Owens. III,
202.
Joel, M., Blicke i. d. Religions-
geschichte. I, 128 f.
— — Angriffe d. Heidentums g.
Juden u. Christen. Ibid.
Jörgenscn, A. D., Sleswigs
gamle Stadsrot II, 311.
Jogendra Chandra Gosh,
Caste in India. I, 29*.
Jogesh Chunder Dutt, Kings
of Kashmira. I, 337.
Chron. Johannis de Thilrode
ed. J. Heller. H, 44.
Join- Lambert, Un concordat
au Xu. s. II, 194.
Joinyille, Hist. de S. Louis.
ed. de Wailly. U, 2741.
Jolly, Jul. , Üb. d. Systematik
d. indisch. Rechts. I, 27.
— — Transl. of Institutes of
Vishnu. I, 27 f.
Jong, P. de, Handschr., beheiz.
e. Bestrijd. Yan't Christend.
U, 228.
Jongh, W. N. de, Archivi di
Stato a Firenze. II, 248.
Joppi, Trento e Aquileja. II,
25. 144. 252.
— Montegliano. II, 245.
— Fonti per la stör, del Friuli,
II, 252.
Statuta Doctorum Patrae
Forijulii. n, 260.
Arte della stampa in Friuli.
Ibid.
— u. Mühlbacher, Unediert.
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Joseph de Madrid, S. Ciaire
d'Assise. II, 199».
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Jouaust, Marguerito de Navarre
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Gli Istituti scientif. occ. di
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Isvard&s Dugar, Nimava-mata-
khandan. I, 25".
Itinera Hierosolymitana , od. T.
Tobler et A. Molinier. II,
240.
Ittameyer, M., Beitr. z. Ver-
ständn. d. Offenb. Joh. I, 126.
JualaSahai, Wakai' Rajpütana.
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Jüd. Gemeinde i. Berlin. III, 45.
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Jundt, A., Amis de Dien. II,
79. 207.
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Jungfer, H. , Juden u. Friedr.
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Belager. Hanaus. III, 18.
85.
Wilh. Antonius. DI, 90.
Jungmann, B., Diss. sei in hist.
eccle«. I, 132*. 133. 137.
138. 139 f.
— E. , Quaest Gonnadianae. I,
1439.
Juynboll, A. W. T., Handloid.
voor de Studie v. d. Islam,
II, 224.
— T. , Jets meer aangaande de
Moslimsche BedcYart II, 2 26 .
K.
Kabirdasji, Bijak Sar Kabir
Panth. I, 26 10.
Kade, 0., Grofsh. Schlofschor
i. Schwerin. III, 63.
Kaelker, F., De elocutione Po-
lybiana. I, 94 4.
Kämraol, 0., Anf. d. dtsch.
Lebens. II, 19 3.
Hamburger Kämmeroirech-
nungen. II, 62; III, 202.
Kämmerling, Gesch. v. Frei-
burg. II, 316*.
111,264
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Kästner, s. Hasselblatt.
Kailas Chandra Gosh, Ma-
nusanhita o Kullüka Bhatta. I,
27".
Kaiserfeld, v., Polit. Leben i.
Steierm. II, 143.
Kaiserling, M., Litt. d. G. d.
Jaden. I, 58.
Kaiserurkundoni. Abbildung.,
s. ▼. Sybol.
Kalogoras, Alex. Komn. u. d.
Bogomilon. II, 221 7.
Kalousek, Karl IV. II, 317«.
— Nationalität Ks. IV. Ibidem.
Kaltenbrunnor, 11, 187 7.
— Änfsere Merkmale der Papst-
urkk. II, 334.
— Angab. Kalenderstreit III,
105.
Kamalooddeen Hyder, Hist.
of the Sultans of Oudc. III,
223.
Kamann, Nürnberger Ratsver-
lässo. U, 110.
— Nürnberger Pilgerreisen nach
Jerusalem. II, 110.
— (Neujahrsbriefe). HI, 113.
Kapff, Lobensb. v. K. S. Kapff.
III, 96.
Kapp, F., J. £. Bollmann. III,
149. 209. 235.
Karabacek, Benennungen mit-
telalterl. Gowebe. II, 233.
Karbe, H., De centurion. Born.
I, 107.
Kareiew, Los paysans en Fr.
III, 148.
Karl August in Frankfurt a. M.
m, 93.
K a r n e r , Künstl. Höhlen i. Ndr.-
Östr. H, 141.
Karol. t. Linsingen. III, 176.
Karolyi, Arpad, Kriegsunter-
nehmen 1542. III, 124.
Karsten, H. , Heidn. Begräb-
nisse in Lauenburg. II, 147.
Karten des alten Hamburg. III,
56.
Käshinath Narayan Sare &
Janardan Balaji Modak,
Kayyetihäs Sangraha. 1, 3.
Kasimirski, Lo Koran. Trad.
nouv. II, 225 5.
Kasinski, Altertümer b. Neu-
stettin. H, 149.
Kasten, Wandmalereien in
Katzow. II, 160.
— — Geschichte dorBiencnzucht
in Pommern. III, 67.
Katalog d. Berl. prähist Aus-
stellung. II, 180.
— der Ausst alt. kunstgowerb.
Gegenst in Lübeck. III, 54.
Katalog d. Samml. Igypt Alter-
tümer d. Grafen Stroganoff.
I, 44.
Katzerowsky, Königl. Bichter
zu Saaz. II, 316 u.
Kaufmann, A., Bheinische
Mischweine. II, 96.
— Trinken d. Frauen. Ibid.
— G., Gegenw. Stand d. Vfassgs-
gesch. II, 67.
Kaulen, F., s. S. Franciscus.
s. Hergenröther.
Kawczynski, Litteraturgesch.
IH, 215.
Kawerau, G., Gutacht J. Agri-
colas. III, 83.
— J. Agricola. Ibid.
— Beitr. z. Luth.s Biogr. III,
203.
— Antinomistenstreit Ibid.
Kaye, J. W., Lives of Ind. Offi-
ce». III, 218.
Kay sei, F., Mecklb. Landes-
kate eh. III, 60 f.
Kays er, R., Forelssninger ov.
d. norske Rote hist ed. Fr.
Brandt II, 305.
Keene, H. G., Early Aryans
I, 2.
Islam in India. I, 27.
Ind. Military Adventur.
m, 218.
Sketches in lnk. DI, 221.
Keil, C. F., Komm. z. Markus u.
Lukas. I, 118.
— H. F., Hat Judas Ischarioth d.
heil. Abendm. vom Herrn
empfangen? I, 122.
— R., (Friedr. Krausse). HI, 87.
Keil(ius), H., Univ. Halensis.
1U, 89.
Kekulä, Leben F. G. Welckers,
in, 30. 82. 210.
Keller, C. v., Haus Wettin. H,
131.
— Verschied. Biographien. Ibid.
— L., Gesch. der Wiedertäufer,
in, 76. 203.
Kellner, Org. Zshangd. Schrift.
Tortullians. I, 131 *
— K. A. H. , s. Rohrbacher.
Kenner, F., Favianis. II, 141.
— Rom. Den km. aus Carnunt
Ibidem.
— Rom. Sonnenuhren. II, 144.
Kopp ler, Z. Gesch. d. Predigt.
II, 208.
— Verf. d. Nachfolge Christi. II,
208. j
Kerbacker, M., Culto dei morti. {
I, 6. |
K e r b e r , Kriminaljuatizpflege.
in, 71. 212.
Kern, H., Sep. edicts of Dhauli
cet I, 17.
— Opschr. op Bouwwerk. in Kam-
bodja. I, 20.
Kernaeret, J. de, Premiers cha-
pitres de la bible et la Somroc
de Thom. d'Aqu II, 203 \
K e r v i 1 e r, R., Questions controv.
I, IIB1-
Kossol, Gressenich. II, 114.
— Hdss. d. Ann. Aquens. II,
116. 208*.
K e s t n e r, £., Danziger in Lissab.
II, 184.
Khmer bouwkunde. 1, 19", (20.)
Kjaer, A., s. Munch.
Kiepert, Karto v. Germanien.
II, 150.
— Schapiras Reise in Jemen,
n, 232.
Kieserizky, G., Ausgr. b. Ci-
vita Castellana. I, 99*.
Kiessling u. v. Wilamowitz-
Möllendorff, Philol. Unter-
such. I, 75 K ll1- «• «•
Kihn, H., Theodor, t. Mops. I,
143».
Kijkje in een Dorp van Brit-
Ind. Naar Prof. Monier
Williams, in, 221.
Kildhaut, H., Quoll, d. Hist d.
m. temps. IU, 25.
Kilian, Preufs. i. Bamberg 1762.
III, 107.
Kincaid, W., Bheel tribes of
the Vindhyan ränge. I, 34,
Kindlor v. Knoblauch, Urk.
y. 1396. II, 46.
Kinghton, W., Demoniacal pos-
session in India. 1, 26.
Kingsley, Works, vol. XVI.
IU, 170.
Kirchenheim, A. t., Regent-
schaft. II, 73.
Kirchenschmuck, der, Hrsg.
v. Graus. U, 142.
Bibliothek d. Kirchen Täter.
I, 147»
Kirchhofer, Th., £. Reraler
beüotr. Zeitschrift III, 51,
Kirchhoff, A., D. v. Thucyd.
ben. Urkund. I, 87.
— Fragm. att Tributlisten I, 88.
Kirchner. F., Katech. d. Kir-
chengesch. I, 116 l.
— M., Elsafs im J. 1789. III,
102.
Kisch, AL, Mittelalterl. Siegel.
I, 72.
Kitchener, s. C. R. Conder.
Verzeichnis der boHprochcnen Publikationen.
m,265
Kittel, Kulturhist. aus Eger.
UI, 123.
— Corresp. Ibid.
Klecstrup, P. , Afbildningor af
danske ade). Vaabenmaerkor.
III, 53. 197.
Klaiber, J, Reuchlin. UI, 95.
— K. B., Henry Arnaud. II, 197;
UI, 96.
Klein schraidt, A., Napol. I.
JH, 156.
Kleinatäuber,Ch.H., Brücken-
männchen inBegenabg. U, 110.
— Brücken in Regensbg. Ibid.
— Stadienanstalt, in Kegensbg.
HI, 113.
Klemm, Zwei Kirchenbaumeister.
H, 85.
— Ulm. Münster. U, 86.
— Engl. Invcstiturßtreit. II, 194.
Klewitz, Aus Gieasens Kirchen-
büchern, in, 93.
Klimke, Diodorus Sic. u. d.
rom. Ann. I, 102.
Klinckmüller, H., Amtl. Statist.
Preufs. i. vorig. Jhrh. HI, 36.
Klindworth, M. de, Memoires.
UI, 152.
Klingspor, Uplands Adol. in,
190.
— och Schlegel, Uplands Herre-
glrdar. IU, 190.
Kl öden, G. A. v., Z. Bibliogr.
v. Arab. u. Afghan. U, 232.
Klofater, Comm. i. ep. S. Pauli
ad Born. I, 1248.
Klostermann, Kalond. Bedeut.
d. Jobeljahrs. I, 55.
— E. dunkler Punkt i. d. Selbst-
beurt d. Ap. Paulus. I, 123 f.
Kluckhohn, wissenschaftl. und
künstler. Bestr. d. H. Wittels-
bach. II, 109.
— Z. Gesch. d. Juden i. Alt. u.
M.-A. I, 63.
Knaake, E., Aistulf. II, 250.
Knake, C, Torgau. U, 134;
III, 201.
Knapp, P., Orpheus-Mosaik. II,
85.
Knauke, B. K. F., Luthers
Wappen. IU, 203.
Knitl, M. Kl., Scheyems Stel-
lung i. d. Kulturgesch. II,
108.
— — Scheyem als Burg und
Kloster. Ibid.
K n o ke , F., Kirche z. Hecklingen.
U, 121.
K n o r r , E., Heerossanitätswesen.
n, 337.
D. Poln. Aufstd. seit 1830.
UI, 41.
Knothe, H., Weissenberg. II,
134.
Meifsen. Bist-Matrik. U,
132.
— Anteil d. O.-Laus. a. d. Anfang,
d. 30-j. Kr. IU, 18. 47. 84.
204.
Oberlaus. u. e. Majestäts-
brief. IU, 31. 47. 84.
Koberstein, Kolberg. IU, 235.
Kocb, Sage v. K. Friedr. im
Kyffhäus. U, 40.
— Eschweiler Burg. II, 119.
— L., Malthe Möller. UI, 197.
— — d. danske Kirkes hist efter
Reform. IU, 195.
Kögl, Wallensteiniana. m, 122.
Kögler, Wissenschaftl. Bestreb.
i. d. Benaissancezeit U, 212.
Köhler, Schi. a. d. Marchfelde.
II, 50.
— Hebräerbrief. I, 126*.
— B., Quellenkritik z. Gesch.
Alexanders d. Gr. I, 93 7.
— — Rom. - celtiber. Krieg. I,
109.
— U., De antiq. nom. Hellenici
sed. I, 82.
Köhne, B. y., Portrait Fr. d. G.
u. d. Krönungswagen d. Kai-
serin. III, 18.
Kölner Wirren vor 40 Jahren.
UI, 80.
V erzeichn . d. K ö n i g sehen geneal.
Samml. III, 70.
König, D., Name d. Albert
Mussato. U, 261.
— J., Chron. d. Anna Hunzinger.
II, 84.
Königk, L., s. Lukaszewitz.
Königsdörffer, A. H., Ver-
wüst, y. Langhennersdorf. UIj
85. 204.
Koppen, F v., 2 Jhrh. d. bran-
denb.-preufs. G. UI, 34.
Körner, Kirchengesch. d. Elster-
thals. U, 135.
— (P. Lange üb. Luther.) IU,
83.
Körting, G., Boccaccio. II, 267.
Kösterna, Dorfschule z. Nieder-
roden. UI, 215.
Kofi er, Fr., Hünengräber. U,
89.
— Frank. Totenfeld. Ibid.
— Didigheim. U, 97..
Kohl, 0., Rom. Altertümer in
Kreuznach. U, 90.
Kolb, Abrifs d. Kulturgesch. II,
335*; III, 198.
Kolbe, W., Marburg i. d. 7j.
Kr. UI, 86. 206.
Kolberg, Lobgedicht auf d. h.
Adalb. U, 180.
— Summar. Verz. d. Fürstent.
Ermland. IU, 49.
Kolisch, Marie Ant., Mirab.,
Bobesp. IU, 151.
Kollmann. II, 9.
Kolonisation in Dtsch.-Ostcr.
II, 106.
Koneberg, H., Ottobeucrn. II,
106.
Kopal, W., Währing. JJ, 142.
Kopie tz, Kathol. Pfarrkirche z.
Schweidnitz. U, 168; UI, 71.
Kopp, J. E., Gesch. d. eidgen.
Bünde. U, 140*.
Koppmann, K., Schi. b. Eppen-
dorf. U, 151.
Kämmereirechngn. Y.Ham-
burg. U, 153.
Hanserecesse. U, 153. 177.
181. 18510.
Yersch. Aufss. über Ham-
burg. U, 154. 157 L) UI,
56 f.
Koran, Verschied. Ausg. und
Übersetz. II, 225.
Kornbeck, Herron y. Neifon.
U, 86.
Korth, L., Eilonburg. Stadtbuch.
II, 67.
Koschwitz, E., Karls d. Gr.
Reise nach Jer. U, 24.
— — Le« plus ancions monum.
d. 1. langue franc,. II, 327.
Koser, R., Polit. Corresp. Friedr.
d. Gr. IU, 24.
— * — Friedr. d. G. u. d. 2.
schles. Krieg, ibid.
— — Friedr. d. G. bis zum
Brosl. Frieden, ibid.
Bez. zw. Pr. u. Frankr.
1741—42. UI, 28.
Köskinen, s. Irja.
Kossuth, L. , Meine Schriften
aus der Emigrat. IU, 128.
KoYäcsäk, S., II, 337*.
Krag, Bidrag til det norske
SkoYvaesen. Hist. Ulf 192.
Kr a 1 1 , J , Noch einmal die Heru-
scha. I, 41.
— — Jahr d. Eroberung Ägyp-
tens durch Kambyseg. I, 43.
Manetho v. Diodor. I, 43.
— — Etüde chronologique. Ibid.
— — Tacitua u. d. Orient L I,
104.
Krassow, Gf., Fund b. Gingst.
U, 149.
K rat och will, Französ. lnvas. i.
Steiermark 1797. III, 207.
Kraus, F. X., Bealcncykl. d.
christl. Altertümer. 1, 151*.
m.266
Verzeichnis der besprochenen Publikationen«.
Kraus, F.X., Synchron. Tabellen
der Christi. Kunstgesch. 1, 151*.
Hctti v. Trier. II, 21.
Altchristi. Inschr. in Trier.
II, 91.
K(rause), Lobspruch. III, 62.
— E. H. L., Botan. Exkurs, vor
300 Jahren. III, 61.
— Q., Schi, bei Striegau. III, 26.
74.
Antwort Lentz. Ibid.
— K. E. H., Worterverzeichn. d.
Lüneb. Sülze. II, 126. 1478.
Prähist Fund. II, 147.
Van d. Rost. Voide. 11,155.
Viceprobst Dietrich etc. II,
159.
Bogers Etherolog. II, 160.
Bohnen. 111, 62.
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— F., Appian als Quelle 1 d. Zeit
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— Acta publ. UI, 70. 204.
— D. Schi. a. weifs. Berge. HE,
122.
— Grf. G. F. Hohenlohe i. d.
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111.
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— — S. Paulus i. d. Lorenz-
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Klostergut i. Ntirnb. Ge-
biet. III, 113.
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Kulturhistoriske Bidrag.
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Yerzekfcjiis der besprochetem Pahtikatiosiea.
ni,267
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— — Andrea Palladio. Ibid.
Lamprecht, K., Notizen jl alt
dtsch. Gesch. II, 114 f.
-- — Hof- u. DorisTsL am
Ndrrhn. Ibid.
fa II 7Z() Ol, ^TTlg. 77.,* Ex&tön
Tieoi rrti ei* to ay. öoog <Lto-
üxolrfi. U, 217 t
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Sinin-ul-lslam. U, 224.
Leitschuh, F., D. WitteUbacher
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Leixner, 0. v. 11, 257.
Unser Jahrh. IU, 2.
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berrich. du XVIL s. UI, 144.
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Lelosse, L*annexion au territ
franc. II, 278.
Le Louel, E., (Katakombe t.
Falerii). I, 153.
Le Maitre, La gendarmexio. II,
279»; IU, 150.
Lembourg, Cajetan. IU, 215.
Lemcke, P., U, 122.
Lemorcior, Marina celebres de
la Franco. II, 280.
Lenormant, Fr., Origines do
l'hist d'apros la biblo cet I,
47 f. 53.
Mito di Adono-Tammua.
I, 48.
— — Gcnealogies betw. Adam
and tho Doluge. I, 53A.
Queat de l'hiat litt d. 1.
Groce. 1, 86.
— F.,L'artduMA-danslaPouille.
II, 248.
Lons, L. do, L'unirers, d'Angors.
11, 274.
Lenz, E., Synedrion d. Bundosg.
I, 91.
— •- Briefw. Ldgr. Phil. d.
Grofam. m. Bucor. IU, 3.
— M., Eigenh. Bericht Chr. v.
Carlowitz. IU, 83.
Leo XIIL, h. Encycl.
Leo, H., Aus m. Jugondz. Hl, 30.
Leonott i, A., Allcssandro VI.
II, 269.
Lconij, Lor., Inrontar. doi Codd.
dolla bibl. Com. di Todi. II,
243.
Loonrod, Olga v. , Cathar. v.
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Leosini, A., Lottoro ad Ant
de' March. Cappolii. H, 270.
111,268
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Le Page Bonouf, P., Orig. and
growth of relig. cet I, 45.
Lopine, Tombeau de S*. Beine.
I, 150«,
L'Epinois, de, Catacombes de
Borne. I, 151.
Polit deSixteV. 111, 140.
Los Bourbons otc. 111,157.
Lepsiuö, E. , Nobischo Gram-
matik. I, 40 f.
Le Boy de St Croix, L'Alsace
en fete. KL, 103.
— Annivors. glor. de l'Alsace. Ibid.
— Dames d'Alsaco. Ibid. 213.
— L'Alsacicn. EL, 213.
Lorsch, Aachen. Glockengiefeer
v. Trier. II, 118; III, 80.
L es eure, Memoires III, 149.
Leser, Accise trade in Engl. III,
180.
Lesker, B. , Aas Mecklenburgs
Vergangenheit. II, 159; III,
69. 202.
Lesseps, F. v. , Lottres. III,
158.
Le Strange, G., Ined. Coins.
II, 234.
Lethbridge, Köper, Vernacular
Press of India. III, 222.
Letters of Abu'l Fazl. III, 216.
Lettres rol. ä l'arrestat de
Bouillon. 111, 143.
Loaridan, Bechercbes sur le
siro de Commines. II, 275.
Leve, A., Gui Chr&ien. 11,291.
Läveque, £., Mythos et legendes
de l'Inde et de la Perse dans
Aristophane otc. I, 31.
Levi, Isr., s. Bev. d. Stades
juives.
— S., Baccolta doi segni ieratici
egizii. I, 46.
— s. a. Ha-Levi.
Lewenhaupt, J. G. Werwing.
UI, 190.
Lex Burgundion., ed. K. Bin-
ding. II, 65.
— Salica, ed. A. Holder.
II, 63.
ed. J. H. Ilessels. 11,64.
Leydhecker, C, Ans d. älter.
Gesch. d. hess. Artill. III, 92.
Loynadier, Uisi de la Bastille.
II, 287*.
Lichtonberger, Encycl. des
ncienc. relig. I, 115; 11,
224®.
Lichtschlag, Hohcnzoll. Bo-
gesten. 11, 86.
Liobonau, Th. v., Histor. Volks-
lieder. II, 60 f.
Liebenao, Th. v., Zoger Urk. v.
1418. U, 61.
Konrad ▼. Mores Clipea-
rins. II, 45. 156. 342.
Sohultheifsen v. Lozern.
UI, 202.
Liebermann, F., s. Pauli.
Liebert, S. , St Stephan in
Aogsb. II, 106.
Liebloin, J., Berits de recoltes
dates d. l'ancienne l^gypte.
I, 43.
Les anc. figyptiens con-
naissaient-ils le mooveniont de
la terre? I, 44 t
Papyros Ebers. I, 46.
L i o b o 1 d , Dr. Lüder Beventlow.
UI, 53.
Liechty, B. de, Ferames de
Chartern. II, 205.
Alb. le Gr. et S. Thom.
d'Aqo. U, 202.
Li er, Augsb. Homanistenkreis.
III, 11. 95. 108.
Li er seh, K. , Gedichte Theod.
y. Orleans. II, 23.
Life and Letters of Gilbert Elliot
III, 177.
Li gier, Polit de Babelais. UI,
139.
Lilienthal, J. W., s. M. Bloch,
Limboorg Broower, A. S. v.,
Akbar. UI, 216.
Lincke, A., Noch nicht erklärt
Königsname. I, 42.
Miscellanea. I, 46.
Lindberg, s. Bygh.
Lindenmeyer, s. J. T. Beck.
Lindenschmit, L., Altertums-
kunde. II, 8. 115. 146.
Lindgren, Svenska pietismens
hist. III, 186.
Lindner, A., Weltenborg. U,
166.
Schriftsteller etc. d.Benod.-
Ord. UI, 114.
— F., Auf Neowerk. U, 158.
III, 58.
— — Alte Liebe in Coxhafen.
LÜ, 58.
Skizzen aas Niederdtschl.
II, 157; IU, 58.
— Th., König Wenzel. U, 55.
172. 181.
Kanzler u. Kanzlei König
Wenzels. U, 318.
Linke, Gesch. v. Böhm. Kamnitz.
II, 3166.
— H., De Macrobii fönt I, lll8.
L(insin)g(en), B. v. , Aas
Hannov.s milit Vergangenh.
IU, 76.
Liosyille, Hist. nomismat. III,
158.
Lippe, Ch. D., Bibl. Lexikon <L
jüd. Litt I, 57.
Li ppo-Weissen feld,E. Grf.z.,
Pr. Heinrich, m, 27.
Zieten. UI, 27. 39. 207.
Derfflinger. IU, 39.
Lipsios, B. A., N. Stadien z.
Papstchronol. I, 133.
D. Edessen. Abgarsage. I,
136*
Lisch, Armschiene y. Vallohn.
II, 148.
— Nachrichten über verschied.
Funde. Ibid.
— Toterower Leichenstein. U,
160.
— Glocke v. Döbbersen. Ibid.
Lisicki, M. H., Marqu. de
WielopolskL Lll, 208.
Lisini, A., s. Fumi.
Littr6, E., Compltition d. Se-
mite« av. les Aryens cet L,
108 f.
Llana y Bodriganoz, lmporio
de Marruecos. U, 236*.
Lloyd, J., North A£ric Choren.
I, 116*.
Lobstein, E. , J. Fr. Lobstein.
III, 103.
Lochner, K. W., Farn. VorchteL
II, 105.
Loeb, Is., Jüd.-arab. Ärzte. I, 61.
Juifs de Paris en 1296.
I, 70.
Papst- Urkk. I, 70; II,
188
Ville d'Hysope, I, 71.
Portes d. l'onceinte da
templo cet I, 120.
Lobe, Kirchenrisit UI, 83.
— Die t. Lichtenhain. U, 136.
Loffler, J. B., s. Clemenson.
Belieffeme i Boesk. Dom-
kirke. n, 314.
Löher, F. v., Vatik. Urkk. z.
Gesch. Ladw. d. Bayern. II,
51. 102.
Löhn -Siegel, A., Wie ich
Schauspielerin wurde. III, 214.
Löning, BeinigungReid. II, 75.
— E., Befreiung d. Bauernstandes.
III, 51.
Lorsch, 'dar hadde he werf etc.
U, 118.
Löwe, s. Lecky.
Löwonfeld, S., Z. Gesch. d.
Jod. anter Phil. Aug. I, 69.
II, 187*.
Papsturkk. in Italien. II,
188. 334.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
in,269
Löwen stein, Aus dem innem
Lebend. St. Radolfzell. 111,98.
Lohmeyer, K., Gesch. t. Ost-
n. Westpreufsen. II, 179.
Loiseau de Grandmaison,
Bocumm. aar les etats gener.
II, 274.
Loka Nath Ghosh, Hist of the
Ind. Chiefs. III, 218.
Lolling, IL G., Nisäa u. Minoa.
I, 89.
Athen. Namensliste. I, 91.
Lolling, G., s. A. Conze.
Lommer, V. , Adel <L Saal-
kreises. II, 136.
London, Past and Present. III,
180.
Longnon, s. Bonnardot.
Loose, Briefe eines Leipziger
Studenten. III, 88. 115. 211.
Loose, W., 3 Briefe ▼. Joh:
Aurifaber. III, 11. 54. 114.
Looshorn, Alte Übers, d. Chryso-
stomos. I, 1421.
Lorck, A., Herrn, v. Salzach.
II, 184.
Lorenz, Catal. gener. de la li-
brairie franc,. n, 271.
— Ottok., Wallenstein u. d. Besitz
t. Mecklenburg. III, 18. 59.
Lorenzo, Ultimi due anni di
S. Tomm. U, 203*.
Loret, V., Antiquites egypt du
musee du Havre. I, 44.
Monuments ägypt du musee
de Rouen. Ibid.
— — Arbres egyptiens. I, 46.
Lort-86vignan, GuillaumeHL
III, 173.
Loserth, Zu Cosm. v. Prag.
U, 30.
— Beitr. z. Gesch. d. huss. Be-
wegung. II, 79. 318. 319.
— Lud. ▼. Sagan. II, 170.
— Gesandtschaftsber. a. Böhmen.
II, 188. 320.
— Archiv v. Fulnek. U, 316«.
— Fragmente eines Formel buch»
Wenzels II. II, 31 691.
— Nationalität Karls IV. 11,317«.
— Erwerb, d. Mk. Brandenburg.
II, 317*.
— Nekrolog des Wittin gauer
August-Klost II, 318.
— Hist Aufzeichnungen a. der
Huss.-Zeit. II, 320.
— Denkschr. d. Nik. Tempel-
feld. Ibid.
— Erlafs Wladislaws. II, 321 *.
Loth, H. 0., 2 arabische Pa-
pyrus. I, 47.
— St Vincent de Paul et sa
mission sociale. III, 144.
Lotz, W., Baudenkmm. d. Reg.-
Bez. Wiesbaden, hrsg. y. F.
Schneider. II, 93.
Inschr. Tiglathpilesers L
I, 50.
Lotze, Mikrokosmos. III, 227.
Louandre, La nobl. franc. sous
J'anc. monarchie. III, 138,
— s. auchMontiel.
Low, H., SölSsilak. U, 235.
Lowositz, Talmud. I, 621.
Lowth, R. Soldiers of the Vic-
tor, age. III, 180.
Luard, H. B., s. Matth. Paris.
Luce, Domremy et le Mt S.
MicheL 11, 292«.
— Documm. sur Et Marcel.
II, 274.
Luchaire, La cour du roi sous
Louis V. II, 288.
Luchs, H. , Relief z. Frankenst.
III, 111.
Luciani, Tomm., Albona. II,
244.
Lucot, Joanne d'Arc en Champ.
II, 274.
Ludgerikirche. in, 77.
Ludikar, Maltheserorden. III,
124.
Ludovici, Leop., Lapidarium
Zeilanicum. III, 225.
Ludre, Comte de, Charles X. et
son nouv. histor. III, 157.
Lübbert, E., Alexandria unter
Ptolemäus Philadelphus und
Euergetes. I, 98*.
L üb k e , W., Gesch. d. ital. Malerei.
n, 244.
Lüders, C. W., Hamb. Zeich.
u. Mark, in, 57.
Lühmann, H., Z. Gesch. d.
Schulwesens. HI, 56.
Lülling, W., Marschen der
Nordsee. II, 146.
Lukaszewicz, J. , Hist-statist
Bild. v. Posen, übers, v. L.
Königk, hrsg. v. Tiesler.
II, 171; UI, 202.
Lumbroso, OrigineAlessandrine.
I, 97.
L u n d , Trools, Danmarks og Nor-
ges Historie, m, 192 f.
Lundh, 0., Rigsregistr. UI,
191.
Lupi, Cl., Decreti d. Col. Pisana.
I, 100.
Luquiens, J., On compar. my-
thology. I, 2.
Luthardt, Chr. E., Galü. Wirk-
samkeit Jesu. I, 122.
Sitti. Würdigung d. Berufs.
I, 145*.
Luther, Sammtl. Werke. UI,
203.
Luratto, S. D. , (Verzeichn. d.
Gaonimj. 1, 58.
(Verz. d. Hymnendichter).
Ibid.
Luzio, AI., Olimpo da Sasso-
ferrato. II, 267.
M.
Maafs, De biographis Graecis.
I, 77«.
Macaulay, Crit a. hist ossays.
UI, 167.
M a c au 1 i f f e , M., Diwali at Amrit-
sar. I, 26.
Mac Garthy, Hist. of our times.
IU, 177.
Macdonald, K. S., Raja Ram-
mohan Raya. I, 26u.
— — Vedic religion. I, 6.
Mac-Evilly, Gosp. of S. Luke.
I, 119.
Macherl, P., s. L. Biraghi.
Mackenzie, J. S. F., Stray notes.
I, 26.
Maclean,J. M., Guido to Bombay.
III, 224.
Macnaghten, Principles ofHindu
law. I, 27«.
Madras Univ. Calendar. UI, 225.
Mäusobach, L. , u. Grimm,
Briefwechsel. III, 214.
Magdeb. Münzverh. i 16. Jh.
IU, 73.
Magen, Lettre de Henri IV. UI,
141.
— Pretres et moines & trav. les
ages. I, 145 *.
— Docum. sur J. C. Scaliger.
UI, 214.
Magny, Archivos de la noblesse.
II, 281.
Mahäbh&rata. I, 9.
Mahendra Chandra Mitra,
Mohammad Mohsin. IU, 223.
M a i s t r e , Les 7 2 disciples de Jesus-
Christ I, 1228.
Maitro, A., Archivos departem.
de Loire infer. U, 271 f.
Makowski, A., Machtsphäre
Octavians. I, 110.
M a 1 a g o 1 a, C, Majoliche di Faenza.
II, 264.
Virg. Malvezzi. Ibid.
Malayagiri, siehe Nandi Sdtra.
Malchow, F., Klost Doberan.
n, 159.
Malcolm, John, Memoir of Centr.
Ind. UI, 224.
111,270
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Malkmus, Ferd., Marg. Elis.
Schenkin. III, 90.
Malleson, Jesus Christus. I,
120»
— G. B., Hist. of the Indian
Mutiny. III, 219.
Mall et, J., Puita d'eglise. I,
167.
Malone, Church hist. of lrc-
land. II, 214.
Mamie, P., St. Imier. U, 339.
Mänatunga -charya, Atha
Bhaktamara Stotra. I, 24.
Mandrot, B. de, relationa do
Charlos VII. et de Louis XI.
H, 292. 341.
History of Man du. I, 34».
Manen, W. C. van, Conjecturaal-
critiek cet I, 117 f.
Mangold, W . , Wanderungen
Molieres. UI, 145.
Manno, A., Ant. librorie piemont.
II, 254.
Manoury, A. F., Conim. s. 1.
2 lettre* de St Paul aux Cor.
I, 124».
— — Epftres aux Gal., Eph. cet
Ibidem.
Mantellier, M. B. , Museo do
Jeann d'Arc d'Orleans. II,
274*.
Mantels, Beitr. z. lüb. -hans.
Gesch. II, 178.
Mantica, N., Rettori di Mon-
falcono. II, 252.
Manu-Sanhita. I, 27".
Manuscriptenschatz des Graf.
Gerh. v. Sayn. II, 96; HI, 93.
Manu-Smriti. I, 2710.
Manzoni. II, 144.
Manzoni, L'Arabia Feiice. II,
232.
Marczali, II., Expans. Pläne
Josophs U. DJ, 126.
Mar 6 es (Taysen), Milit Klass.
UI, 25.
Mar ei, W., Brozans Leben des
Peter Wok y. Rosenberg. III,
121.
Marguorin, s. Hubault
Marie Eleon. v. Preufson, Rat-
schlage. 111, 214.
Marie Reine d'Angleterro, Lettr.
et Mem. UI, 171.
Mariette-Pascha , ltinäraire
d. 1. Haute-£gypte. 1, 44.
Denderah. 1, 44.
— — Abydos, descr. des fouilles.
Ibidem.
Catalogue des monuments
d* Abydos. Ibidem.
Marin de Boylesve, Evan-
gälisation des Gaules. I, 135.
Markgraf, H., Aus Breslaus
unruh. Zeiten. II, 169.
Sigism. Rositz. II, 170.
Markham, A. H., Voyages works
of J. Dewis. HI, 166.
Marschall, Letten, Goten,
Pruzen. II, 180.
Mars olli, K., I Moditerranei. I,
159.
La Natura et Pincinlmento.
m, 230.
Orig. doli9 umanita. m,
230.
Marsh, J. B. UI, 165.
Marsich, Papstbullen. II, 188.
— A., Reg. delle pergamene della
Cattedr. di Trieste. II, 258.
M ar s y , de , L'Archeol. relig. au
Congres de Yionne. I, 1511.
— Exe"cut d'un arret du parlem.
II, 274.
— Costume au MA. II, 281 f.
Martel, Hist fantais. III, 149.
Mar ton s, F., Recueil d. traites.
IU, 23. 149.
— W., Liutprand. U, 249.
Martin, C, Pestepidomien. II,
53.
— Reform, buddhism in China
and Japan. I, 21.
— H., Hist d. Fr. UI, 149.
Joanne d'Ac. II, 292*.
— Th., Reichtümer d. Reichenau.
II, 81.
Sulzburg. U, 82.
Theodore Prince Consort
III, 178.
Prinz-Gemahl. (Übers.) III,
158. 210.
Martinot,Ruines Khmers. 1,19.
Martini, Continuatio Colon, od.
Cardauns. U, 49.
Martinov, J., S. Methode. U,
192.
Dernieres public, relat aux
Croisades. U, 238*.
Marx, Ed., Pouvoirs des gouv.
do prorinco. I, 106.
Masi, E, Papa Borgia. U, 269.
Mas-Latrio, de, Docum.rel.au
conscil des Dix. I, 67.
Comtes de Carpas. U,
242.
— — Charte* Yenitiennes. U,
259.
— Commorce et exp6d. milit de
la France etc. U, 244. 272.
M a s o n , A. J., (Renans Conferen-
ces d'Angletorre.) I, 116e.
Masporo, G. , Gr. inscription
do Bern-Hassan. I, 41.
Campagne contre Magoddo
bous Thoutmes DI. I, 41 f.
Mas per o, G., Etudes s. qc. pein-
tures et textes rel. aux fune-
railles. I, 45.
Steles funeraires. Ibidem.
S. u. tablette apparten. a
M. Rogers. Ibidem.
Egypt documents rel. to
the statues of the dead. 1, 45.
S.diiferentspointsd'histoire.
Ibidem.
Themes trilitteres en egyp-
tien. I, 46.
Rapport b. u. mission en
Italie. I, 46.
— — S. differents points de gram-
maire et d'histoire. Ibidem.
s. a. G. Ebers.
Masqueray, E., Ruines anc de
Khenchcla. U, 236.
Massobieau, Authentiedufragm.
d'Artist I, 129.
Masson, Milton. TU, 170.
— Weisheit d. Volkes. UI, 215.
— Lettres d. 1. p. d'Ursins. Ibid.
— 0., Regist of the privy Council
of Scotland. IU, 166.
— F.. Card, de Bernis. UI, 147.
— G., Episodos of French history
U, 20*. 278.
Epaves du X\1U. siede.
UI, 147.
et A. Heilot, Chroniques
d. Normandie. II, 277.
— L., Bernadotte. III, 156.
— M. F., Conclare de 1769. UI,
147.
Abolition des Jesuites. Ibid.
Massougnes, de, J6suitos a
Angouleme 1516—1792. III,
142.
Materialien zur neuer. Gesch.
UI, 17.
— z. G. d. Abf. d. unirt Kirche
Lithauens. III, 215.
Mattauch, Chron. y. Xarbitz.
U, 316«
Matthaei, W., Baumkircher Go-
sellsch. U, 99.
Matth. Paris ed. Luard. H,
42.
Matth es, J., 2. Römerzug Karls
IV. U, 54.
Matzat, H., Chron. Untersuch.
z. G. d. Könige v. Juda und
Israel. I, 51 f. 54.
Matzner, Paul Skala. IU, 122.
Mau, A., Scavi di Pompei I,
99*.
Pompei e. 1. reg. sott cet
I, 99.
Mauceri, L., Tombe ant tra
Licata e Racalmuto. I, 99".
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,27i
Maurenbrechor, W., Gesch.
d. kath. Ref. III, 6.
Wido v. Ferrara. II, 298.
Maurer, H., Kenzingen. II, 82.
— — Herrsch. Üsenberg. II, 84.
— K., Wasserweihe der Germ.
H, 6.
II, 151 8.
Entsthg. d. altnord. Gött-
u. Held.-Sage. II, 298.
D.Armennd.altnorw.Bochts.
II, 304.
Gulathingslög. H, 305.
Z. polit Gesch. v. Island.
ni, 197. 215.
Maurice, G., Polit. Douan. III,
149.
Maury. III, 148.
— Assembl. du clergö. III, 138.
— La vieillo civilis, scand. 11,
307.
— — R6habilit de Ces. Borgia.
II, 269.
Max, P. , Drapeaux franc,, II,
278».
Maxime de Napol. III, 151.
May bäum, S., Entw. d. altisr.
Prie&tertums. I, 55.
Mayer, Yerordnungsb. v. Eger.
II, 315 ».
— A., Bürgerschule St. Stephan.
II, 142.
— A., Sprachdenkmm. der Wal-
denser. II, 197.
— Chr., Interim i. Ansbach. III,
170.
— F. M., Forstwesen d. Steierm.
II, 143; III, 213.
Beitr. z. Gesch. Salzburgs.
II, 51. 139.
Anal. z. östr. Gesch. des
XIV. Jahrh. II, 139.
Gregor Hagon. II, 51. 138.
Eisenerz. ILL, 202.
— — Zur Gesch. Inncrösterr.
III, 116.
— J. G., Monumenta hist-chron.-
monast. II, 84.
Mayerfels, K. v., Wittolsbacher
Stammwappen. II, 111.
Mayerhofer, s. Petz.
Mayn, Joh. III, 47.
Mayne, J. D., On Hindu law
and usage. I, 27.
Mayr, J. B. , Schwarzenschwal
u. Altneuhaus. II, 105.
— — Mitterteich. Ibid.
— M., Wiener Hdschr. z. bayr.
Gesch. II, 48.
Mayrhofer, Köm. Stein den km.
T. St Julien. U, 101.
Maza, B., Rheinbrücke Cäsar».
I, 110.
Mazade, Ch. de, 50 annees
d'hist 111, 158.
Maze, Les gen6r. d. 1. repl. III,
154.
Mazzi, Corograf. bergom. II, 16*.
Meaux, Lüttes relig. III, 141.
Mecklenburg, Z. Jost Ammans
Trachtentrach, II, 217.
Hamb. Medaillen 1876—1879.
III, 57.
Meddelanden fran svenska
riksarkivet in, 190.
Meddelelser &a Krigsarchiven.
HI, 195.
(Medem, L. C. y.), Wiesbaden.
H, 94 f.
— v., Kritik u. Gesch. HI, 41.
Meerheimb, F. v. , Gesch. der
Paris. Com. III, 158. 209.
Mehlis, Frank. Gräber. H,
102.
— Schlosseck. U, 106.
— Limburg. U, 105.
— Funde auf d. versunkenen
Schlofs. U, 146.
Meissas, de, M. Renan apolo-
giste malgre* lui-m. I, 117ä.
— Inscr. ehret, et origines du
christianisme. I, 135.
— tävangelisation des Gaules. Ibid.
— Lettres ä Dom Chamard et
Dom Piolin. Ibid.
Meghrdjgani, s. Sthdndnga
Sütra.
Barth. Hoyer registrum, ed. M.
K. Meindl. H, 139.
Mehren, Ibn Sabins Sendebrev.
n, 45.
Mej er, O., Febronins. IQ, 81. 94.
Meisner, s. Pilgerreisen.
Meiss, H. v. , 2 Zuger Glas-
maler. III, 137. 211.
D. Meistertrunk zu Rothen-
burg a./T. IU, 108.
Meitzen. n, 686.
— Agrar- u. Forstwes. d. Schweiz.
II, 69.
M61anges historiquos, s.
Documenta in&lits.
Melin, Hist de France. II, 2781.
Melle, W. v., D. Unterelbe.
HI, 56.
— — Hamb. Handelsh. ibid.
— — Hamburg. Selbstverwaltg.
ibid.
Meltzer, O., Bibl. d. Kreuzschul.
HI, 87.
Kreuzschule. IU, 87.
Melzi,L., SommaLomb. 11,246.
M6m. de Bemard. III, 149.
Memorial d. 1. gendarmorie. III,
150.
M[enadier, J., Qua condicione
Ephesii usi sint cet I, 974.
Menöik, Schreib, d. Adalb.
Ranconis. II, 318.
Menendez Pelayo, M., Hist.
de los heterodoxos espan. I,
148»; U, 237.
— — La impiedad averroista. II,
203.
Mensinga, J. A. M., Z. Gesch.
d. Wappen wesens. II, 71.
Menzel, Cl., Herren v. Sanger-
hausen. U, 122.
— — Augustinerkl. i. Sangerhaus.
U, 135.
— - K., Gesch. v. Nassau. H, 55.
Zollrechn. v. Oberlahnstein.
U, 61. 95.
— Th., Italien. Politik Karls IV.
U, 54.
Merillot, Eloq. judic III, 142.
Merk, Weinsberg. U, 86.
— C, Clemens Alexandrinus. I,
138.
Mortons, P. , D. hh. Ewalde.
U, 11. 116.
Mestorf, Julie, Bronzefund bei
Zannoni. II, 146.
— — Schalen- und Näpfchen-
steine. II, 147.
Fund bei Eddolack. Ibid.
Anm. 7. 9.
Skelettgräber. U, 147.
— — Filigrankunst. Ibid.
Hummel. III, 53.
Mesurier, Le, s. Pänabokka.
M otternich, A. R., Aus Metter-
nichs nachgelass. Papier. IU,
29. 231.
Met t ig, C, Fromh. v. Vifhusen,
U, 157. 185.
Mey boom, H. IT., Rom. Burger-
recht van Paulus. I, 123.
Getuignis van Paulus cet.
Ibid.
Meyers Reisehandbücher. Orient,
I: Aegypten. I, 44.
— Chr., Albr. Achill u. Ludw. d.
Bart U, 59.
Berlin. Berichte a. d. Z.
des 1. schles. Kr. III, 25.
Z. Gesch. d. Adels. II,
71».
— D. H., Le Christ d. £vangiles.
I, 121.
— F., Nikolaikirchhof. III, 45.
— H. A. W., Komm. üb. d. N.
T. (N. Ausg.) I, 119. 128.
125. 126.
— J., Karte v. Nordfriesland. U,
152.
111,272
Verseichnil der besprochenen Publikationen.
Moyer, Die drei Zeigen. II,
67 f. 343.
— K., Orte d. Kreises Aschers-
leben etc. II, 121 6.
— von Knonau, Freiheitsbrief.
Heinr. VU. f. Uri. II, 44.
(Gottesfreund im Oberl.)
II, 207.
Z. alt. alam. Gesch. II,
249.
Abschied. III, 130.
— Mor., Welthandel d. Deutsch.
II, 337.
Post u. Telegr. III, 2.
Meyners d'Estrey, Indes An-
glaises. III, 220
Meynis, D., Crypte de Stiren.
I, 136.
Montagne Sainto. Ibidem.
Mezanne, Gomt Dubary. III,
177.
— NouYclleB de la cour. Ibid.
Miaskowski, A. v., II, 680.
69*.
ino 2n. 11. ^lafiTtqov. II,
218. 220.
Michael, D.H., D. verlor. Buch.
d. Ammian. I, 112.
Michaolis, A., s 0. Jahn,
Michel, N., Herzogenrath. III,
80.
Michel et, Hist. d. France. III,
149.
— Franc.. L et Charles V. III,
139.
— Grandes journees de la revol.
III, 149.
Michiels, A., L'invas. pruss.
1792. IU, 152. 234.
Mielziner, Talmud. Sy llogism.
I, 62.
Patrologiao cursus compl. ed.
Migne. II, 21. 23. 187.
Mignet, K*vol. IU, 149.
Miklosich, Wanderungen d.
Rumänen. II, 137.
— Zigeuner. III, 128.
Milanesi, C, II, 254.
— s. Vasari.
Milchsack, G., Oster- u. Pass.-
Spielo. EL, 214.
Miles, Pugilation. III, 168.
Milhouo, L. de, s. Alwis.
Miller, Lingen. III, 202.
— Bensheim. Ibid.
— D., 39 articles. ILlf 170. *
- — S. auch Hang.
Milman, Maria, Memoir of
Bob. Milman. IU, 220.
Milner, Schwab. Kolon, i. Un-
garn. III, 96. 128.
Minto, Counl of, Lord Minto in
lndia. III, 218.
Miola, A., Codice della bibliot
nat. di Napoli. II, 262. 264.
270.
Miller, E. II, 218».
Millmann, s. Gibbon.
M i 1 1 o t , F. M., Archives commun.
de Chalon-s.-Saone. II , 271.
Millou6, L. de, M. s. L musäe
Guimet. I, 14*.
Mine Ha, Nie, I Papi e l'agri-
coltura. II, 269.
Minieri-Riccio, C. , Regno di
Carlo L II, 256.
The Persian Mir acle Play. II,
227.
Mi ran da, A. di, Richard von
Cornw. in Aachen. II, 45.
M i r b a c h , W.v., Jülichsche Weis-
tümer. II, 66.
Mission unt d. Telugus. III, 222.
Mithoff, W. , Kunstdonkm. v.
Hannover, n, 128.
II, 152.
Mittelstadt, O., Verf. d. Fr. u.
Hansestadt Hamburg. II, 56.
Mittermüller, s. Gregor. Magn.
— Expositio regulae. s. Bened. ab
Hildem. trad. II, 191*.
— Zwei Regelkommentare. II,
191«.
Mitzschke, P., Naumb. Inschr.
II, 135.
— Biblioth. Naumburgs, III, 89.
— Schatzgräber bei Wettaburg u.
Tautenburg. IU, 89. N
Mo chi, G., Urbinati metaur. ed
ortensi II, 248.
Modigliani, M., Statuti diAn-
ghiari. II, 255 f.
M o d o n a , L., Leggenda crist della
ribellione e caduta degli an-
geli etc. I, 48.
Möbius, Th, Hattatal. U, 801.
— Verz. d. altnord. Litteratur.
n, 302.
Möller, F., Römerstrassen von
Trier z. Rhein. II, 89.
— G. H., Fr. Ludw. v. Erthal.
III, 104.
Mörath, A., N. Beitr. z. G. der
rheinisch. L. des Fürstent
Schwarzenberg. III, 81. 105.
— Invent. e. Wtirzburg. Dom-
herrnhofs. III, 93. 112.
Mohammedanism in China.
II, 235.
Mohl, Mad., 27 annees d'hist
des 6t Orient III, 96. 100.
Mohr mann, H., Jac. Sackmann.
IU, 75.
Molchow, Jesus e. Reform d.
Judent I, 121.
Mol in, A. Berättelse om de i
stora Tartariet boende Tar-
tarer etc. utg. of A. Strind-
berg. III, 187.
Molinier, Aug., s. ltinera.
— Ch., de fratre Guil. Pelisso.
II, 201.
— L'inquisit dans lo midi de la
France. II, 200.
— U, 283 flf.
— V., torture. III, 149.
Molitor, L., UI, 133.
— Zweibrücken. III, 107.
Moll, Schloss Argen II, 86.
Mollenhauer, E. Wittenberg.
Doctordisput III, 9.
Moll er up, V., Dansk hist. Littc-
rat. II, 306».
— Danmarks Forhold til Livland.
II, 309, UI, 51.
Plan e. Erober. Livland».
UI, 51. 63.
Molmenti, P. G. Congiure in
Venezia. U, 259.
— Storia di Venez. nella vita
priv. II, 245. 252.
Molon, F., AntropoL preistor.
U, 250.
Moltke, Graf, IU, 210.
Mommerque' lettres de Mad. Se-
vigne\ III, 144.
Mommsen, C. sorvus. I, 100.
— Dekr. d. Commodus f. d. Salt.
Bur. I, 100*.
— Th. Inschriftbüsten. I, 99.
— Inschr. in Venedig wieder-
gefund. I, 100'.
— Z. Krit Ammians I, 101*.
— Fragm. 2 Bronzetafeln, ibid.
— Litteraturbriefo d. Horaz. I,
161.
— Namen d. K. Balbinus. 1, 114.
— Porcia. I, 110.
— Inschr. aus Deutz. II, 114.
— s. a. E. Hübner, sowie J.
H. Mordtmann.
Monaci, E. de, leggenda aral-
dica. U, 244.
— trovatore di Casa Savoia. II,
263.
M o n c 1 ar , de, Bulle de Clemens V.
U, 46.
Monier, s. Kijkje.
— Williams, Indian folk-loro.
I, 26.
Monod, G., Compil. de Fredeg.
U, 11.
Monsabr6, Place du Christ dans
l'bist du merveüleux. 1, 12010.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,273
Montagnini, ant legisl'zione
solle manimorte. II, 257.
Montaiglon, Thomas Coryate.
in, 142.
Montaiglon et Raynaud, Re-
vue gener. defabliaux. II, 275.
Montalembert, y., h, Elisabeth,
II, 133. 215.
Montan, s. Sver. Biddenkaba
Protok.
Montbard, Hist des Francs. II,
11.
Montelias, 0., 'Bronzezeitalter.
II, 146*
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211. 260.
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Division of Buddh. script
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Aquileja. II, 16. 144».
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Müller, K. E. Herrn., Reichs-
steuern. II, 56; III, 9. 204.
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— Max, Essays 1. I, 4 ff. 8.
11. 12. 22. 26.
Urspr. d. Religion. I, 4.
— — Oorspr. van d. godadienst
1, 4-
Discov. of Sayana's comm.
I, 8.
Division of Buddh. script
I, 12.
Buddh. Nihilismus. I, 12.
14.
Sanskr. texta discov. in
Japan. I, 22.
— — Sanskr. mscr. in Japan.
Ibid.
— — (J-tsing). Ibid.
J. v. Mohl. III, 96. 100.
— P. L., Wiln. III. v. Oranien u.
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— R., Künstler d. Neuzeit Böh-
mens. III, 211.
— Soph., Dyreornamentiken. II,
312.
M(üllers), H. J., Camberg,
U, 95.
Müller-Strübing, H., Thu-
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— %Ad'rlvaiüw noL I, 90.
Müllner, A., Archaol. Excurae.
II, 144.
Mülverstedt, G. A. v., Heinr.
v. Morungen. II, 122.
— — Halberstädt Infanterie-Re-
giment III, 27. 78.
Herald, spur. II, 136.
— — Cod. dipl. Alvensl. II,
120.
Mü n c h , F., Bemerkungen. III, 80.
Münchoberg. 111, 46.
Münzbergor, Aus d. Leipaer
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Münzen (des Aristotimos) v. Elis.
I, 92.
Münzenberg, W., Frankfurter
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II, 228.
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218.
Muir, W., Extract from the Co-
ran. U, 225.
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Muktikamalanuni, Ratnasä-
gara cet 1, 24.
18
m,274
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1479. II, 66.
— Steinlingen Beumeisterbuch.
II, 110.
Manch, P. A. , Norröno Gudo-
og Heltesagn, ed. A Kjscr.
n, 299.
Muncker, s. Halm.
Monoi y Biyero, Manual de
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Muntz, E., Amateurs d'art. II,
267.
Muralt, E. y., Urkk. üb. d. Con-
cil y. Basel. II, 58.
— Schweizergesch. III, 137.
Murena, Vita di S. Paolo. I,
123«.
Murray, Handbook f. trav. in
Egypt I, 44.
Mrs. Murray, s. Aynsley.
Musle Guimet, catalogue. 1, 14.
M u s t o n , l'Israel des Alpes. II,
197.
Myors, F., Greek Oracles. 1,161.
N.
Naaff, Gesch. v. Karlsbad. II,
316*.
NSh e r , F., Born. Ruinen im Oden-
wald. II, 79.
Nageshraw Winayak Bapat
Life of Bajirawa Ballal. IU,
224.
Baba Nanak, Pothi Sri Panj
GranthL I, 26w.
Nandi Sutra. I, 24.
Nani, C, Statuti di Pietro U di
Say. II, 253.
Napol. Bonap. DJ, 156.
Na pol. primo. cons. Ibid.
Napol. u. Josephine. m, 157.
Narayan Bälkrishna God-
bole, Chronol. Table». III,
220.
Nasse, H., Venet Banken, n,
260.
Nathans en, A., Antoni Water-
loo's Ansicht v. Hamb. u. Umg.
m, 66.
Natorp, 0., Evang. Diasp. am
Niederrhein. HI, 80.
Nävi 11 e, E., 4 steles orientees
du musle de Marseille. I, 45,
Ostracon egyptien. Ibid.
Decret de Ptah-Totunen.
I, 42.
Sens du mot neter -nouti.
I, 46.
Nebe, A., Gesch. d. Pred. 1, 146.
H, 209.
— G. , Gonr. y. Krosigk. EL,
121.
Nebe, G., Conr. y. Halberstadt
II, 121. 241.
Kirchenyisit d. Bisth. Hal-
berstadt. III, 73.
Necrolog v. Gaming, ed. v.
Zeifsberg. II, 140.
zur Nedden, T. J. C., Beitr. z.
Gesch. der Geh. Justizkanzlei.
LH, 59.
Nelson, J. M , Administrat of
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Nemanic, D. , De stoicor. cet
factione. I, 111.
N e m e c e c k, Beaumarchais' Figaro.
in, 211.
Nemenyi, A., Journale u. Jour-
nalisten. IH, 151.
Nemjino Viydha. I, 25'.
Nerger, K. H, 152.
Neri, A., Luc GattilusL II, 254.
Nerici, L., Mem. per la stör, di
Lucca. II, 256.
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Neubaur, Beitr. z. e. G. d. rom.
Christengem, i. d. b. erst Jhrh.
I, 132.
Neuber, C, Inschriften, m, 89.
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bach. U, 105.
Neuburg, C, Zunftgerichtsbar-
keit H, 72. 155.
Neujahrsbl. d. Stadtbibl. in Zürich,
m, 136.
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qui Christ impugn. rel. 1, 141*.
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— S., Jüd. Masseneinwanderung.
I, 73«.
— W. A., s. Burcard.
Neumüller, L., Hanauer Zu-
stande yor 150 J. III, 90.
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IH, 170.
Newald, J., Jagd i. Zeit Max L
II, 142.
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nae. I, 759.
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66. HI, 108.
— J., Gesch. d. Reichst z. Speier
1529. III, 5.
— L. N., drapeaux franc^ II, 278. j
III, 153.
Neyremandl, E. de, honor.
d. ayocats. III, 142.
Njala. II, 301.
Niccolini, G. B., Casa di Savoia.
U, 252.
Nicephori opusc. hist ed. De
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Nicholson, Gosp. aec to the
Hebrews. I, 119 f.
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1, 29». '
Nicolas, 2 inscr. carthag. 1, 160.
N i c o 1 e 1 1 i, M. A., Cast di Com orns,
ed. Manzoni. £1, 144.
Niehues, De fönt Plut I, 102.
— Hansa in Westf. H, 127.
— Wahldekrete Stephans III. u.
IV. II, 193.
Nielsen, A. IL, Notitser om
Embedsmamd etc. i Aalborg.
IH, 197.
— — Stamtayle oyer FamiL Ber-
lin. IH, 197.
— F., Waldenserinltal. II, 1971.
— 0. Cod. diplom. Earom. II,
306.
Ejöbenhayns Beakriyelse.
in, 195.
— — Register, z. Diplom. IU,
195.
— Y., Baadsmamdene i de norske
Kjöbstscder. U, 305.
d. norske Bigsraad. II, 304.
Vedtsegter fr. d. hanseat
Kontor i Bergen. UI, 191.
Niepce, juridict commerc UI,
149.
Niese, B., Üb. d. alter, griech.
Gesch. I, 77«. 80 f.
Niki, Pfalzgrfsch. Neuburg. III,
107.
Nilakanth Bhatt, VyavaMr-
Mayükh. I, 286.
Nilmani Mukherji, Sahitya
Parichaya, I. I, 258.
Nilsson, Kiosteryäsendet i Sve-
rige. U, 297.
Nino, A. de, Gent da Leonessa.
U, 270.
Nippold, F., Neuest Kirchen-
gesch. IU, 231.
Nirschl, J., Theologie d. Igna-
tius. I, 128.
Nissen, H., Altitalien. Klima.
I, 106.
Ausbr. d. Bürgerkriegs 49
y. Chr. I, 110.
Nitzs'ch, K. W., Niederdeutsche
Kaufgilden. U, 73. 155.
Nobbe, H. F. A., Gerhoh r.
Beichersb. II, 38.
Verzeichnis dar besprochenen Publikationen.
111,275
Xoldeke, Th., Erzähl, v. Mäuse-
könig. I, 38.
Julian. Syr. Erzähl. 1, 141.
Noer, T. A. v., Kaiser Akbar.
III, 216.
Nösgen, K. T., Üb. Luc u. Jos.
I, 119.
Drspr. u. Entst. d. 3. Ev.
Ibidem.
Nolay, S., le grand Carnot. in,
153.
Nord hoff, J. B., IUuatr. Urkk.
aus Avignon. II, 48.
Ablaßbriefe. II, 126.
— — Johann. -Cap. z. Münster,
n, 127.
— — Kunstgeschichtl. t. Westf.
Friedenscongr. III, 76.
— — Münster'sche Postreuter.
III, 20. 76.
— — Humanistenpre8se zu De-
venter. III, 76.
— — E. zweiter Kelch v. Eisen-
huth. m, 77.
— — Heinr. Scheve. III, 78.
Norrenberg, P., Frauenarbeit
etc. II, 210 f.
Northcote, J. Spencer, u. W.
* R. Brownlow, Borna Sotter-
ranea. I, 151.
— — Inscr. des catacombes. I,
153«.
Norton, Ch. K, Church buil-
ding. II, 244.
— 6., Budimentals. m, 225.
Notice des imprimes etc. de la
gal. Mazarin. II, 271.
Nottbeck, E., Dortmund vor d.
Beval. Bai H, 185.
Nouyion, G. de, regne de L.
Philipp, m, 158
les Valois. HI, 141.
Henri IV. Ibid.
Novati, F., Obituario della catte-
dr. di Cremona. II, 253.
Dom. Burdigallo. II, 262.
Nowack, W., Hosea. I, 55.
Nürnberger, A, Beitr. z. Gesch.
d. Grfsch. Glatz. H, 169.
Nunnwil. II, 342.
0.
Obermann, B., Lebin sent Hede-
yigs. II, 169.
O'Brien, Parliam. Hist of the
Irish Land, in, 180.
O'B y r n , Frh. y., Ein sächs. Prinz
auf Rei»en. III, 85.
Giov. Casanova. III, 86.
• Hofsilberkammer in Dres-
den, m, 87.
Occagna, Conti!, ecumen. I, 1401.
O'C onnor, Lord Beaconsfi eld. III,
180.
Odorici, F., Brescia. II, 262.
O(echsli). in, 133.
Oefele, E. v., u. K. Primbs,
Apians Topogr. m, 107.
Osten, s. FriedeL
Öttinger, Moniteur des dates.
II, 335.
Ofterdinger, Beitr. z. Theater-
gesch. III, 96.
Ogorek, J., Zeit d. catil. Beden.
I, 110.
Ohlenschlager, D. röm. Limes
in Bayern. II, 101.
Oidtmann, v., Familie Maibaum
in Aachen. II, 118.
Familie Ertzelbach. 11,119.
Herren v. Schwarz-Bongard.
Ibid.; III, 81.
Godesberg verpfändet Ibid.
Oleott, H. S., Buddh. Catechism.
*, 15».
Oldenberg, Vinajapitaka, IL I,
13.
Oldfield, H. A., Sketches from
Nipal. I, 32.
0 1 s h a u s e n , J., Elymaeer a. Kasp.
Meer. I, 159.
Ommaney, G. D. W., EarlyHist.
of the Äthan. Creed. 1, 143.
Oort, H. , Laatste leuwen v. Is-
raels volksbestaan. I, 54.
Arnos. I, 56.
Opel, Denkwürdigkeiten Spitten-
dorfs. II, 129 f.
— Privil. d. Bathes z. Merseb.
m, 89.
— Verein, d. Hzgt. Magdeb. m.
Kurbrandenb. in, 37.
Oppenheim, H. B., B. Waldeck,
m, 132.
Opponhoff, K., Kacks- oder
Katachhof. m, 80.
Oppert, G. , Identific. of the
Manipura of the Mahäbharata.
I, 84.
Ind. to 62 Ms. Volumes.
Ibid.
List of Sanskrit msers. in
priv. libraries of South India I.
Ibid.
Weapons, cet of the anc
Hindus. I, 30.
— J., L'ambre jaune chez les
Assyr. U, 180.
Oppler, Maimonides. 1, 65.
Great Orators. KI, 180.
0 r e 1 1 i , A. v. , Rechtsschulen.
KI, 135.
Oriental Miscellany. I, 14.
Origines de la loi du 18 nov. 1814.
HI, 154.
Oroien, Diöc. Lavant U, 142.
— Sachsenwart und Liechtenstein.
U, 143.
S. Ortaire. II, 215.
Orth, Neuhaua. n, 316".
Osborn, B. D. , Islam und. the
Khalifs of Bagd. U, 232.
India und. Lord Lytton.
in, 220.
Ind. Famine of 1877—78.
m, 220.
Oscar-Fräd., Charles Xn. trad.
p. B. Boy. IU, 186.
Ossowski, G., Monum. pr£hist
de l'anc Pologne. II, 180.
Ostermaier, F. X., Ingolstadt.
Begesten. n, 104.
Osterraann, V., Numismat friul.
n, 245.
Ostfries. Inseln 1650. LEI, 77.
— Theologen d. XVTL Jh. Ibid.
— Urk.-Buch, s. Urkundenb.
Otte, H. u. G. Sommer, Bau-
denkmale d. Kreises Weilsen-
fels. n, 131.
Ottemeyer, G. , d. Hansa u.
Lemgo. U, 179.
Ottenthai, E. v., Urk, Ottos UI.
U, 25.
Otto, F., Gesch. d. Friedr.-Schule
z. Wiesbaden, in, 91.
— Th. v., s. Corp. apologet Christ
Oven, v., u. K. Becker, Kap.
d. h. Katharina. II, 98.
0 verbeck, z. Gesch. des Kanons.
I, 126. 132.
Ow, v., Urk. v. 1286. II, 86.
Owen, J. Sidney, Despatches
relat to India. III, 218.
P.
P., K. L., Über d. wahrscheinL
Weltara. I, 5410.
Pachamba, A. C, The Santals.
I, 32.
Padovan, Vinc, Monete della
repubbl. di Venez. II, 245.
— — Capitolare massarior. mo-
nete. n, 252.
Drei Päpste und drei Gelehrte.
I, 137*.
Pail 1 ar d, Additions crit a l*hist.
d. 1. conjurat d'Amboise. IU,
139.
Pajol, guerres sous Louis XV.
III, 146.
Pajos, 8. Dictionnaire.
Pali Miscellany, s. Trenckner.
Palmin, s. Chydenius.
18»
111,276
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Palmer, E. H., Tho Qur*än
translat U, 225*.
— s. Spencer.
Palomes, S. Franc, d' Assis. II,
199*.
Paludan, Dramets Udvikling.
UI, 196.
Paludan- Müller, C, Chris-
tians I. Reisen i Tydskl. n,
810.
P(alustre), L., Anc. topogr. de
Lyon. I, 136*.
Niti-Nighanduwa transl. b. J. P.
Panabokka. I, 15*.
Pangerl, Gründongsgescb, von
Badweis. II, 31 5*.
Pangerl u. Woltmann, Bach
d. Malerzeche. II, 317.
Pannenborg, Zar Kritik der
Philippis n, 275.
Pantueow, Krieg d. Muslim
gegen d. Chin. (russ.) II, 235.
Panzer, K., Wido v. Ferrara,
de Bcism. Hildebrandi. II, 29.
Paoli, Distinzione delle classe
soc. II, 243.
— Miscell. di paleografia ecc.
II, 251.
— voce Parlaaio. II, 252.
Paparrigopulos, Lettre d' Alex.
Comn. ä Rob. L II, 221B.
Pape, YonMaintenon nach Alen-
eon. III, 148.
P a q u i e r , Hist d. l'unite pol. et
territ de France. III, 138.
Paris a travers les siecles. HI, 149.
Paris, Jacquinot III, 156.
— Gast, Chans, du Peler. de
Charlem. II, 24.
L'Ange et Termite. II, 225.
Parmentier, Transcript des
noms arabes. II, 233.
— Supplem. ined. des Mem. de
Richelieu. LH, 143.
Parnes, R. de, Le directoire.
UI, 149. 154.
Parrot, Orig. d'une d. form es
da diea Phtha. I, 45.
Pasini, L., I Navigator! al polo
Artico. II, 259.
Paske, £., Baddhism in Little
Tibet I, 21.
Passavant, Orig. de la land-
wehr. III, 40.
Pastenaci, Schi. b. Enzheim.
III, 101.
Patera u. Tadra, Bach der
Malerzeche. II, 317.
Paternö de* Spedalotto, G.,
I Paternö. II, 249.
Patrologia, s. Migne.
SS. Patram opasc. ed. Hurter.
I, 147*.
Paudler,Böhm.Leipa. H,316w.
Paul, Z. I. Apol. d. Just. I,
129e (130).
— Interpret, d. Schöpfungsgesch.
I, 130*.
— B., D. versank. Stadt II, 151.
Pauli, C, Eixusk. Stadien. I,
108.
— G., Bagdad. II, 282.
— B., Heinr. d. Löwe u. Wilh.
d. Löwe. II, 39.
Maria Tador. III, 169.
a. F. Liebermann, Engl.
Hdss. H, 48. 189.
St Pauli-Frage u. d. Verleg.
d. Zollgrenze. III, 56.
Paulus. II, 85.
— Balingen. II, 86.
Paur, Th., Urspr. u. Ausg. d.
Poeten-Ges. i. Leipz. III, 88.
Pauthe, L., Ste. Marcelle. I,
140 f.
Pavie, l'Anjou dans la lutte de
la chretientä contre l'Islam.
II, 241».
— T., Los anc. Arabes du Hedjaz.
U, 232.
Payes, L., Danton. III, 154.
Payne, J. , Hindu widows. I,
2910.
Peacock, Letter from Paris. III,
164.
Peal, S. E., Peculiarity of river
names in Asam. I, 31.
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Peetz, H., Volkswissenschaftl.
Studien. H, 103; UI, 199.
Peinlich, R., Naturereignisse d.
Steierm. n, 143.
Ad. v. Lebenwalde. III,
205.
Peiper, P., Verbreitg. d. dtsch.
Dialekte. II, 151 f.
P el 1 e g r i n i , C, Repubbl. fiorent
al tempo di Cos. il Vecch. II,
268.
— F., I Benedettini a Yenez. II,
245.
Pensen de Kapol. III, 156.
Pentz, Ad., Erzähl gn. a. d. Meck-
lenb. Gesch. II, 159 ; III, 58.
Perefixe, Henri le Gr. 111,141.
Pereira, D., Customs of the
Singhalese. I, 19.
— A., Moedas de Siam. I, 20.
Pergameni, Guerresdespaysans.
II, 288; UI, 214.
Perigaud, Une hiroine des cata-
combea. 1, 152*.
Perlbach, Reise f. d. pommerell.
Urk.-B. II, 43. 46. 181.
— Haus d. dtsch. Ord. in Yoned.
II, 184. 260.
P (e r™ i c e) , A., Gedicht s. Gesch.
Barbarossas. II, 35.
Perreau, P., Educaz. degli Is-
raeliti. I, 60.
Stör, degli Ebrei. I, 66*.
Int agli Atti del IV. congr.
orient II, 222.
s. Catal. dei Cod. orient
Per rot, A., Abbesses de Fon-
terrault n, 285*.
Perry, E. D., On Indra. 1, 7.
Personalhist Tidsskrift. 111,197.
Pertsch, W. , Arab. Hdss. in
Gotha. II, 229.
Peryanoglu, Colonie greche. II,
144.
Perwolf, Beitr. z. böhm. Gesch.
II, 320.
Pesaro, Abr., Append. alle
Memorie stör. 1, 67.
Pesty, Fr., Verschwundene Ko-
mitate. II, 323.
Petermann, K., Gesch. d. Kgr
Sachs. II, 131.
Peters, C, Wahl Friedr.s L
U, 36.
Petersen, W., Quaestt de hist
gentium Attic. I, 83 t 90 f.
Petit, Jesus-Christ I, 1209.
Petit de Juleville, Hist du
theätre. U, 282.
Petition adressee p. les r^dact
de lMvenir. UI, 158.
Petri, Padligar. III, 47.
— K. H., Nachbarstädte Torgaus.
II, 134.
Petrich, H., Dav. Ruhnken.
III, 63.
Pomm. Landes- u. Lebens-
bilder. III, 63. 202.
Petrulevic. II, 3151.
Petz, H., H. Grauert, J.
Mayerhofer, Drei bayer.
Traditionsbücher. U, 66. 103.
Peyron, B., u. S. Ghiron, Cod.
hebr. Taarin. I, 59.
Pfahl er, Bonifaz. U, 19. 1921.
Pfannen schmidt, H., Kunig.
y. Saverne. II, 79.
Pfeiffer, E., Schulwesen von
Metz. III, 103.
— s. Berthold.
Pfenninger, M., Kirch!. Politik
Konrads II. U, 31.
Pfister, H. v., Chatt Stammes-
kunde. II, 132.
Pflugk-Harttung, J. v., Acta
Pontificum inedita. U, 187.
282. 334.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
01,277
Pfotenhauor, Schlesier i. Solde
d. Dfech. Ord. II, 183.
Phear, J. B., The Aryan rillage.
I, 29.
Philippi, Z. Rekonatr. <L Weltk.
<L Agrippa. I, 159.
— Rhein. Hausmarken. 11,117;
III, 94.
— Kaiserarkk. v. Westfa). II, 126.
— Mindener StadtrecLnungen. II,
126 f.
— Jon. y. Schwarzenberg i. Preufs.
III, 49.
Philippson, M., Import hist
du MA. II, 335.
Getch. d. Preufs. St III,
34.
Louis XIV. III, 143.
Philomneste jun. (=r Bmnet),
papesse Joanne. II, 1941.
Hist del emper. Carlom., tradac.
p. N. de Piamento. II, 20.
Pic, J. L., Abatammong d. Ka-
minen. JJ, 322.
Pichler, F., Etrurische Beste.
II, 143.
Pichon, Semin. da Mans. III,
149.
Pick, B., Jüd. Volksleben z. Z.
Jesu. I, 1231.
Picone, G., Mem. storiche agri-
' gent U, 249.
Picot, Ecritfl inedits de St Si-
mon. III, 146.
Picot et Nyrup, Nouv. rocueil
de farces. 11, 275.
Pic hl, K., Stele port u. inscript.
empr. au livre des morts. I,
45.
Passage du pap. Ebers. I,
46.
Varia. 1, 46.
Notice. Ibid.
Sens du mot neter -nouti.
Ibid.
Pierre, v., l'ecole sous la rev. fr.
III, 151.
Pierre t, P. , Pantheon egypt
I, 45 f.
Pietremont, CA., Chevaux de
l'Avesta. I, 37.
Pietro, Gregorio XI. in Pisa. II,
205.
Pietrogrande, s. Benvenuti.
Pignol, Jurisconsulte du XVI s.
HI, 142.
Pil gorreisen n. d. h. Lande,
hrsg. v. R. Röhricht n. H.
Meifsner. 1,64; II, 110. 145.
156. 240.
Pilitto, J. , Cinque codici dei
sec. XIV e XV. II, 272. 326.
Pillet, Cimet, do S. Calixto. I,
151*.
Pinches, Fragment of the annals
of Nabonidus. I, 36. 50.
Pincott, Fred., Index to Eaye's
and Malleson's Hist IH, 219.
Pingand, L., Le cheval. de
Boufders au Senegal. III, 148.
Catherine II. et l'emigr.
III, 150.
— — Un captif ä Alger au
XVIII. s. in, 147.
Pinter, A., A palöczokröl. II,
323.
Piolin, Note en reponse ä M.
Meissas. I, 135.
— Medaille« de S. Benott. H, 191.
Assalayanasuttam. ed. R. Pischel.
I, 13 f.
Plaine, Introd. aux Acta Sanct
I, 148.
Planer, H., CSsars Antesignanen.
I, 107.
Pütt, G., G.Biel. II, 208. 209».
— , s. Herzog.
Plöckinger, E., Pol. Wirren
z. Athen cet. I, 90.
Plumptre, E. H., Gosp. acc. to
S. Luke. I, 118 f.
PI uns, Columbus in St Do-
mingo od. Havanna. Hl, 215.
Poel, J. G., Rists Lebenserinne-
rungen. III, 29. 54. 195. 232.
Poelchan, A., Belager. Rigas.
III, 51.
P ö 1 z 1 , J., Die Meifsauer. II, 1 42.
— K., Compos. d. Matth.-Ev. I,
118.
Pognon, H. , Inscr. de Bavian.
I, 50.
Pohl, J., Statuten v. Linz. II, 67.
Name v. Mainz. II, 87.
— 0., Ichthys-Monum. I, 154.
Poinsignon, Bodmannsche Re-
gesten. II, 81.
Poli, de, Louis XVIII. 1U, 157.
Polizzi, G., Ricordi trapan. II,
249.
Poole, hist. of the Huguen. ULI,
140.
— , s. auch Lane Poolo.
Pope, G. U., s. Dubois.
Popowicz, C. (jun.), Synod.-
Dekrete als Quellen d. Kir-
chenrechts. II, 215.
— — Rechtsanschauungen von
Kanonisten. Ibid.
Popowski, Fr. v., Handschr.-
Samml. <L Aurifaber. IH, 4.
Poree, S. Anselrae a l'abb. de
Bec H, 194.
Pornet, J. A. , Bouddha ot le
Christ I, 12«.
Port, C. II, 274.
Archive« depart. de Maine-
et-Loire. n, 272.
Souven. d'un nonagen. III,
148.
Porter, 20 Years Recollect III,
180.
Ports maritimes de la France.
II, 280.
Post, A. H. , Anfang d. Staats-
u. Rechtsleb. III, 229.
Bausteine e. allg. Rechtsw.
Ibidem.
— B., Fodrum. II, 69.
Pothier, Les melodie* gregor.
U, 191.
Pottiei, C, Mission de St Ju-
lien. 1, 135.
Pourcher, S. Severien. 1,150".
Pourtalis et Beraldi, Gra-
veurs du XV1H s. III, 148.
Pous, Corr. ined. d'un membre
de l'ass. const III, 149.
Prabade, £t sur le XIII s. II,
198*.
P r a c h o w , A., Formen d. schön.
Künste, I. I, 44.
Pradel, Lettre« de Coras. III,
141».
Prajogaratna. I, 9.
Praraatha Nath Basu, Orig.
and histor. of the caste syst.
1, 29».
Prampero, Ant e Ottav. di,
Statuti di s. Daniele del Fri-
uli. U, 260.
— A., Stat de Billerio. Ibid.
Prantl, v., Witteisbacher u. d.
Ludw-Maxim.-Univ. II, 109.
Prasanna Kum&r Tagore,
Success. aecord. to Hindu law.
I, 27».
Prasek, Nördl. Grenze Mährens.
LQ, 124.
Pratikramana Sütra. I, 24".
Pratischtharoajukha. I, 9.
Pratt, W. S., Columnar archit.
of the Egypt. I, 44.
Preger, Beitr. z. dtsch. Reichs-
gesch. II, 52. 82. 102. 141.
Prolini, S. Siro. U, 215. 250.
— Basil. di S. Teodoro in Paria,
n, 246.
Press el, F. u. P., Ulm. Münster.
II, 86.
—. P., ü. Kraft. UI, 211.
Prichard, J., Chronicles of Bud-
gopore. in, 221.
Primbs, Geschlecht Kammer-
stein, n, 104.
— St Stephan in Augsb. II, 107.
— s. auch Oefele.
DI,278
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Prinzin ger, Vorchristi. Son-
nendienst II, 142.
Prochaska, Beitr. z. Verfass.-
Gesch. y. Böhm, n, 317.
— II, 3191*8.
— Polen u. Böhmen z. Huas.-Zeit.
Ibid.
Procter, F., Hist. of the cprayer
b. m, 170.
Prokesch-Osten, Briefwechs.
m. Oentz u. Mettern. III, 210.
Propst, Leonin. Sacram. I, 146*.
— Komment, z. röm. Taufordo.
II, 214.
Prost, Tayannes. HL, 141.
— Coligny. Ibid.
— A., Begirae anc. de la pro-
prieU U, 67. 76. 78.
Proth, Maria, Lettre« d'amonr
de Mirab. III, 150.
Proul, J., L'Anc. reg. III, 150.
Prümers, B., Album Philippi.
m, 67.
Prutz, H., F. y. Sickingen.
m, 9.
Ptolemaei Lucens. Exaemeron,
ed. Masetti n, 204.
Po eher, 6. Q. v., Gioy. Qersen.
II, 208.
Puchstein, 0., Epigramm, grae-
ca in Aegypto rep. I, 42.
Pünjer, B., Christi. Belig.-Phi-
lotophie cet. III, 12.
Pugin, A., Sermons episcop. II,
209*.
Pull«, Fr. L., Novelliere Öai-
nico. I, 24.
Pulszky, F., Meine Zeit cet
III, 127.
Pupikofer, Landgemeinde in
Weinfelden. HE, 136. 207.
Purfinas. I, 9 f.
Puy-Mirat, G. de, Eichel, et
Mazarin. III, 148.
Pyl, Th., Gesch. y. Eldena. II,
160.
— Verbind, zw. Dana. u. Greifs-
wald, n, 184.
Q.
(Quandel.) Monumenta litteraria
(Casinensia). U, 191«.
Quarr« de Vorneuil, L'armee
en France. II, 278; in, 153.
Quellen z. Gesch. v. Sieben-
bürgen. II, 325.
Pfarrkirche S. Lamperti in Quer-
furt II, 122.
Quesnel, L. , Londres au com-
menc. du XVIII s. III, 180.
Quesnet, E., Table alphab. des
archiyes de l'intend. de Bre-
tagne, n, 272.
QueWilly, H., Une famille nor-
mande. n, 27810.
Quicherat, Jean de Meung. II,
282.
Quinzeansde Beyolut 111,149.
S. Quodyultdeus. I, 150.
R.
Baab, Fr., Leon, da Vinci als
Naturforscher. II, 268.
Baas 6, J., Widuk. y. Coryei. II,
27.
Babbinowicz, Legisl. ciy. du
Talmud. I, 62.
— M6decine du Talmud. I, 62.
Bachel, Heinr. y. Freiberg. II,
134.
Badyanszky, A. v., Familienleb.
u. Haushalt m, 125.
Bäfs, A., u. Weifs, N., Leben
d. Heiligen Gottes, bearb. v.
J. G. Holzwarth. I, 1486.
Baffaelli, FU., Statuti suntu-
arü II, 265.
Baffenberg, W. , Marstrands
Briefe, in, 197.
Bagey, Persecution de Julien
l'Ap. I, 141».
Raghunath Baskar Godbole,
Hindusthanacha Arvachin Kosa,
I. I, 3.
Baghunathji, Bombay beggars.
I, 25.
Bahault de Fleury, Tabern.
ehret, du V. s. I, 157.
Bahmat - ullah, Idh-har-ul-
haqq. Trad. p. V. Carle tti.
II, 228.
Bahn, Wandgemälde in Wyl. HI,
137.
— Wandgemälde in d. Kap. z.
Tellenplatte. Ibid.
— Beitr. z. Gesch. d. oberital.
Plastik. Ibid.
— H. Arduser. Ibid.
Bajanikänta Gupta, Hist of
the Sepoy War. m, 219.
B&ja Siyapras&d, Gesch. In-
diens, I, IL I, 2.
— Vayu Purana. 1, 10.
Bajendraläla Mitra, lnscr. fr.
Bharhat I, 17.
— Inscr. fr. Buddha-Gaya. Ibid.
— Age of Ajanta Cayes. I, 17 f.
— I, 18.
— Catalogue of Sanscr. manscr. i.
the Libr. of the Mahar&ja of
Bikiner. I, 24.
— Parsis of Bombay. I, 27.
Bijendralala Mitra, lnscr.
found in Sylhet I, 31.
— Arakan coins. Ibid.
— Antiquities of Orissa, II. Ibid.
— s. auch F. S. Growse.
Baken, Caracterist de Napol. I.
m, 156.
B&khaldds Haldär, s. W.
Adam.
Baklenbeck, Mission de Boisot
ä Metz en 1543. III, 139.
Bim, s. Babu.
Bamachandra Ghosh (B.
Ghose), Peep into the Vaidik
age. I, 6.
Bamanath Sarasyati, Big-
yeda Sanhita, L I, 7.
Bamann, Fr. Liszt III, 211.
Räina Yarmä, The Perumals.
I, 34".
Bam band, Alfr., Catherine et la
reyol. fr. III, 150.
Bambert, Auteur du 4. er. I,
119.
Bambouillet, Orig. du christia-
nisme d'apres M. Duruy. I,
121".
— Orthodoxie du Pasteur d'Her-
mas. I, 128.
Bam Das Sen, Essays, IV. I, 4.
Bamsahay Tamanna, Hist of
Oudh. HE, 223.
Bam Saran Das, Kayasth Eth-
nol. III, 223.
Bamsay, J. H., Lex Salica. II,
645.
Bandon, L., Hist. de l'art en
France. II, 281.
Bänke, J., Vorgeschichtl. Stein-
zeit II, 100.
Felsenwohnungen d. jung.
Steinzeit U, 101.
— — Schädel d. altbayer. Land-
beyolkerung. Ibid.
Feuerstoinbearbeitung. II,
146.
Stenogr. Bericht üb. d. 11.
AnthropoL-Versmlg. U, 146*.
149".
— L. y., Weltgeschichte, L I,
158; III, 231.
Gesch. Wallenst III, 59.
Baschdorff, 0., s. A. Conse.
Basmussen Sökilde, Kai
Lykke. 1U, 197.
Bassam, H., Becent Assyr. and
Babyl. Research. I, 48.
Bastoul, Volontaires de 1792.
in, 153.
Battinger, Patriarchatssprengel
y. Konstant II, 199. 242.
Batzinger, Alb. Bohemus. II,
108.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,279
Raolx, J. B., s. Thomas Aquin.
Baunie*, Chansonnier hist EU,
146.
Bausch, K., Burgund. Heirat
Maxim. 1. II, 60. 141. 292.
Rautenberg, E., Z. Kde. d.
germ. Altert II, 6. 152.
— Thongefäfse m. Mäanderlinien.
U, 146.
Ravaisson, M., Arch. de la Ba-
stille, XI. III, 145.
Bavat, Pelerinage de Louis XIIL
HI, 142.
Ravel, A., Linde francaise. I,
29».
Rav erat, Fourviere cet 1, 1868.
Ravitzki, M., Kaiserschnitt im
Talmud. I, 62.
Bawlinson, G., Character and
writings of C)tus. 1, 36.
Capture of Ecbatana. I, 36.
— H. C, Clay cylinder of Cyrus.
I, 35 f. 50.
Raynaud, G., Jean Bretel. II,
282.
— Voyage de Charles V. par la
France. LEI, 139.
Razy, H., St Jean-Baptiste. I,
1228.
Be, Tav. Vipascense. I, 10016.
— Statuti di Borna. U, 269.
B e" a u m e , Agrippa d'Aubignä.
in, 141.
Becchi, G., Albero geneal. dei
Caro di Civitanova. II, 248.
B e c u e i 1 des Historien« des Croi-
sades. II, 239.
Bedern, H. v. , Geneal. Nach-
richten, in, 43.
Bedhouse, J. W., Most Comely
Nantes. II, 225.
Redlich, £. Brief Leasings. IU,
57.
Regel, Goth. Urkk. n, 129.
Regesta diplomat hist. Danicae.
n, 306.
— imperii, edid. (Böhmer u.)
Mühlbacher. U, 16.
Registranter,*. Friedrich 1.
Regnaud, P., Pessimisme brah-
„ manique. I, 25.
Rehak, Kuttenberg, n, 31610.
— J. T. Villanova. II, 321.
Rehatsek, £., Hist. of the
Wahhabys. n, 227.
— — Doctrines of Metempsy-
chosis. Ibid.
Oriental Folklore. U, 231.
— — Gastronom. Anecdotes of
the earl. Khalifs. Ibid.
— — Old Arms and Instruments
of War. H, 283.
Rehatsek, E, Wine among the
anc. Arabs. Ibid.
Beich, B., Schreibersdorf. II,
134.
Beichenhart, E., Lat Schule
zu Memmingen. LH, 11.
Beichling, D., Murmellius. U,
62; in, 210.
Beifmann, Jak. I, 61.
Beimann, E., Zskunft Fr.s II.
u. Jos. IL in, 28. 118.
Beinach, Quest d'Orient m, 2.
B e i n e r 8 , Echternachs relig.
Altertümer, n, 119.
— Echternachs Yolkssagen. Ibid.
Beinhardt, C. E. F., Waldemar
Atterdag. U, 174. 296. 309.
— J., P. W. Lund. m, 197.
Bein seh, Pseudoevang. v. Jesu
u. Maria Kindh. I, 149».
Beishaus, Th., H. F. Christ.
Lehmann. III, 69.
Reifsermann, J., Absetz. Chu-
nos y. Begensbg. II, 108.
Beitzenstein, C. C. v., Mühl-
berg. U, 135.
Belat de la fete confed. m, 150.
Gedruckte Belat in, 188.
Bemond de Depasse, Carnot
m, 153.
Bämnsat, P. de, Mem. de Mad.
de Bemusat UI, 155.
Bemy, J., Pelerinage au mon.
bouddh. de Pemmiantsi I, 21.
Renan, E. , Marc -Auröle. I,
113*.
Conferences d'Angleterre.
1, 116 f.
— — Souvenirs d'enfance et de
jeun. I, 1171.
Roman, theol. au 2e siecle.
I, 127.
Idylle monacale. H, 204.
La papaute hors dltalie.
U, 205.
Rapport annuel. II, 230.
Renard, A., Äat civ. de Joanne
d'A. U, 274*.
Benaud, H., Lacorresp. de Ville-
montee. III, 144.
Ben du, A., Inventaire de chartes
de l'abb. de St. Quentin. H,
273.
Benier, L* s. Borghesi.
— B., Amore del Boccaccio. U,
267.
Report of the index hoc m, 161.
Besek, 1631. HI, 16.
Bethwisch, Schulwes. i. Preufsen .
m, 215.
R6thy, L., Anonym, az erdelyi
olahokröl. U, 322.
Beumont, A. v., Heimat d. h.
Franz v. Ass. II, 199.
1 due Caboto. II, 259.
König Gust III. in Aachen.
IU, 79.
Fr. Haagen. UI, 80.
Beusch, A., Z. C. Inscr. Attn.
I, 90 f.
De dieb. contion. ordin. ap.
Athenienses. I, 964.
— F. H., Drei deutsche Prediger
auf d. Index, n, 209.
Reufs, F., Z. Chronolog. (L
Diadochenzeit I, 966.
De Jubae r. hist rom.
I, 102.
— B., Seligm. Alexandre. 1,72;
ni, 102.
Lf Alsace pend. la revol.
UI, 101.
Notes p. s. ä l'hist de
l'egl. prot de Strassb. m, 102.
Hebrew Review. I, 57*.
R6ville, De anno dieque qu.
Polycarp. mart tulit I, 128.
— A., Passage d'Hannibal cet. I,
109V
Re vi 11 out, E., Prem. extrait d.
1. chron. demotique de Paris.
I, 42.
Notes chron. s. l'hist des
Lagides. I, 42. 981.
Chrestomathie demotique.
I, 42.
Taricheutes et choaehytes.
Ibid.
Question du divorce, cet
Ibid.
Öftres de la mort chez les
anc. Egypt. I, 45.
Bituel funör. dePamonthl.
I, 45.
Concile de Nicee d'apres
les textes coptes. I, 47.
Revue des Etudes juives. I, 57*.
Bey, G., Sommaire du supplem.
des familles d'outre-mer. II,
231.
Terre de Geoffroy le Tor.
II, 241.
Topogr. de la ville d'Acre.
U, 242».
Beyer, Zinnbergbau in Böhmen.
U, 134.
— Aus d. Tagen Kasp. Pflugs,
in, 121.
Beynier, de, Campagnes de
1637 cet UI, 143.
Bezek, Denkwürdigkeiten üb. d.
sächs. Einf. UI, 128.
— Beckovkys Botin. Ibid.
— Böhm. Generallandtage. Ibid.
m,280
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Rhamm, A., Jaden i. d.doutschen Riezler, S., Sturm 0. y. Wit-
Reichsgesch. 1, 73. telsbachs auf d. Veron. Klausen.
RhysDaridB, J. W., Buddhism. H, 102.
I, 11. Z. Beurt. Ludw. d. Bayern.
— — holland. d. J. P. van der Ibid.
Vegte. Ibid. Riezler u. Baumann, Befe-
— T. W. , Buddh. birth stories stigungen a. d. Brege u. Donau,
I, 12 f. II, 79.
Riant, Gf., Troia inscript relat. Biggau er, H., Z. fränk. Mtinz-
& des reliques. II, 219. knnd6- *** lu-
— Invent. crit des lettres hist. Portion of Rigveda appointed
des croisades. II, 238». for ^ B- A- examinations.
Ricci, Corr., b. Guerrini. *» ^ •
Riccourt, Pages du roi. m, BiHiet, Retabliss. du cath. ä
214.
Richard, J. M. II, 2911.
— tombeau de Rob. YEn*. Ibid.
Richards, W. J., Tandu Pu-
layans of Travankore. I, 35.
Richter, A., Übergang d. Philos.
z. d. Deutschen. II, 212.
— C, Wahrheit d. A. T. I, 54.
— £., Funde auf d. Dürnberge.
II, 142.
— — Einfalle der Sarazenen in
d. Alpen. II, 27. 339.
— P., Leon, da Vinci. II, 268.
Richthofen, K. v., Untersuch.
Üb. fxies. Rechtsgesch. II, 66.
Ricken b ach, Vorbereitung auf
M. Cassino. II, 191.
— n, 2181.
Riebke, Hochäcker. U, 148.
Riecke, Stayscher. III, 96.
Rieger, K., Urkk. Heinr. II.
1 Michelsberg. II, 31. 107.
333.
— — Gedichte aus der Zeit
Ottos IV. II, 298.
Riehl, Hauslöcher. II, 141.
Riehm, Ed., Handwörterb. des
bibl. Altertums. I, 55. 115.
Riese, L'usage syntact. de Froiss.
n, 277».
Riefs, Ch., Lands of holy script.
I, 120«.
— F., Geburtsjahr Christi. I, 54.
121 f.
Rieu, Ch., Catal. of the Pen.
mscr. in the Brit Mus., I.
1, 3.
Riezler, S. , Urkk. z. bayr.
Gesch. U, 43. 51.
Geneve. HI, 130.
Ringeltaube, W., Z. Verstandn.
d. Mission. III, 222.
Rishikesh Battacharya,
Identity of Upello with Upa-
playa. I, 336.
Rifs, Jan Ctiboc. UI, 122.
Rist, s. J. G. Poel.
Ristelhuber, P., Spefeburg.
H, 78.
Ritgen, H. v., Burg Gleiberg.
U, 100.
Ritschi, A., Gesch. d. Pietiam.
m, 12. 215.
Ritter, J., De titul. Graec Christ
IL I, 154.
— M., Polit. Geschichte d. Union,
m, 10.
Fr. Hortleder. HI, 84.
Ritter v. Rittershain, G.,
Reichspost d. rom. Kaiser.
I, 113.
Rivett-Carnac, H., Buddh.
copper coins. I, 17.
Buddha'ß hair. I, 18.
«Spindle Whorla'. Ibid.
Resembl. betw. Swed. Re-
mains and Ind. Frehist Tu-
muli. I, 31*.
Coins of the Sunga Dyn.
I, 32.
Archaeol. notes on amarch
between Cawnpore and Main-
pari. I, 32.
Robert, Hist de St. Paul. I.
123«.
— C, Entwickl. d. griech. Mythos.
I, 751. 77»
— Ch. II, 283.
Roberts,) A., Bible of Christ
and his Apostles. I, 122.
des Danton.
— Heinrich Taube. II, 50.
— Gesch. v. Bayern. 11,53, Robin et, Proces
102. m, 154.
— Villingen u. d. Gfn. Für- Robinson, More: Utopia. III,
stenberg. II, 81 f. 166.
— D. Entenburg. U, 82. Robiou, F, II, 292».
— Kirche u. Burg Langen- L'AYestaotsonorigine. 1, 87.
stein. Ibid. Peuples de la mer conf6d.
— Ruinen a. d. Gaucha. Ibid. contre l'£gypte. I, 40.
Robiqnot, P., Hist. municip. de
Paris. II, 286.
Robles, F. G., Malaga musnlm.
H, 237.
Rocca, £pitapho d'un Chevalier
de Malte. II, 242.
Rocha'id Dahdah, M^langes
n, 229.
Roch ach, Docum. de 1568.
m, 141.
Rochambeau, de, Cachet d'oea-
lißte rom. II, 10.
— Ant de Bourb. et Jehanno
d'Albr. III, 159.
Roch ae, A. de, Les Vallees vau-
doises. II, 197.
Rocholl, H., Schiedsspruch Fr.s.
t. Brandenb. II, 57.
Rockinger, L., Pflege d. Gesch.
durch d. Witteisbacher. II, 1 09.
DI, 104.
Tinte und Schreibbedurf-
nisse. II, 111.
— — ältere Arbeiten z. bayer.
Gesch. II, 139.
Rocquain, Lettrea d. Nie L
n, 192.
— Sorts des saints. II, 214.
— Prem. annees du gour. de
Louis XV. m, 146.
— Le parti des philosophes. HI,
147.
— No*es sur Napol. III, 156.
Roder, Beitr. z. Gesch. d. Stadt
Villingen im 30jahr. Kriege.
HI, 98. 204.
— Münsteruhrwerk in Villingen.
H, 82.
Rodgers, C. J., Coins of the
old Mahirajaa of Kaschmir.
I, 33.
Coins of the Sultans of
Kaschmir. Ibid.
Coins supplem. to 'Chro-
nicles of the Pathan kings
of Delhi'. I, 33.
Coins of the Mahirajat
of Kangra. Ibid.
— — Copper Coins of Akbar.
in, 216.
Rodriguez, Grägoire IV. 1, 67.
Roder, F. v. , Notizen z. d.
Herrsch. Tiersberg. II, 83 f.
Stiftungen d. Farn. Röder.
H, 84.
Röhricht, R. II, 401.
s. auch Pilgerreisen.
Römberg, K. Wilhelm. III, 210.
Roepsdorff, F.-A. de, Des An-
daman. I, 35*.
Rördam, H. F., Bidr. tu (her-
troens Hist III, 195.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,28i
Bor dam, H. F., Aktstykker til
den fynske Adele hist III,
197.
— — Optegnelser af d. yng.
Com. Hamsfort Ibid.
KultuTbiitBidr.ülFred.n.
Tid. Ibid.
Aktatykker tu det höiere
Skoley&sens bist Ibid.
Bosch, G., Panthers. I, 1221.
Königin t. Saba. II, 223.
— L., Liber vagator. m, 108.
Böse, £., Cronica Tremonens.
II, 49.
Rosiger, F., Bedeutung der
Tyche bei spat griech. Histo-
rikern. I, 951.
Bofsler, G. y., Ausgrabungen.
II, 131.
Boest, M., s. M. Steinschnei-
der.
Böget, Am6d., Geneye. III, 130.
Bogge, Antwort des Assyriol.
Oppert II, 180.
Bohlfs, H., Medicin. Classiker.
m, 70.
Böhm an n, T., Tharandt II,
134.
Bohr, H.Y., Gesch. d. 1. Garde-
Drag.-B. in, 40.
Bohrbacher, hist univers. de
l'egl. cath., ed. Guillaume.
II, 186.
übers, v. K. A. H. Kell-
ner, n, 186*
Boland, Ch., Teeret III, 142.
Bolando, A., Geograf. delT Ita-
lia imper. II, 250.
Rolf us, IL, Gesch. d. Reich. Got-
tes. I, 116*.
Darstellungen <L vita forensis in
Born. I, 98.
Ro malte, E. de, Ste. Clotilde.
II, 11.
Boot, Sakya Buddha. I, 11.
Roquelain, Aventures galantes.
III, 214.
Rorschach, £. n, 285.
Rosa, G. , I Longo^ardi a
Brescia. II, 250.
Rosada, s. Simonsfeld.
Ros egger, Aus m. Handwerker-
leben. UI, 213.
Rosen, V., Zur arab. Litteratur-
Geschichte. II, 231.
Rosenberg, C. , Nordboernes
Aandsliy. II, 307.
— Werkstätten der Steinzeit n,
149.
Rosenthal, £., Rechtsfolgen des
Ehebruchs, n, 74.
Bosieres, B., Sodätä franc,. au
M. A. U, 278.
B o s i n , H, VerSufserungsgeschäfle
d. Frauen. II, 65. 75.
Bosny, L. de, Bouddhisme de
l'extr. orient I, 21.
Bossi, F., 2 stele funer. del
mos. egizio di Torino. I, 45.
— GB. de, Elogio fun. di Turia.
I, 101.
(Consuln v. 135). Ibid.
— Inschr. v. Cirta. I, 130.
— Escavaz. e scop. nel cim. d.
S. Prise I, 7 52.
— Scayi nel cim. di Dom. Ibid.
— Sepolcro della mart S. Cri-
stina. I, 153».
— Monumenti cet di Numidia.
I, 154.
— Yisione narr, da martiri cet
I, 157.
— Abside della basil. Sever. I,
157».
— Lucerna fittile letterata. I,
157».
— Adorazione del Sole. I, 162.
— Catalogues des mss. du Yatic.
U, 189.
— M. St de, (Gebrauch d. Bronze-
fed. i. Altert) I, 99.
B o s t , B., Lankisisana yisuddhika-
thä. I, 15.
Both, F., Augsb. Bef.- Gesch.
m, 108.
— F. W. E., Regesten z. Gesch.
d. Ndr.-Bheingaus. U, 46. 92.
Fontes reiam Nassoic.
n, 92.
— — Lieder u. Sprache d. h. Hil-
deg. n, 195.
— L., Hist-top. Beskriv. af Dan-
mark, m, 196.
— B., Literat and hist of the
Veda, transl. by John Muir.
I, 6.
Büchergewerbe L Tübingen.
in, 96.
Both v. Schreckenstein, Di-
plome y. 1025 u. 1103. IL, 29.
— Wappensiegel. II, 334.
— Siegelrecht n, 71.
— Adel, Herkomm. d. Farn. y.
Wolfurt ffl, 97.
— Rechtsstreit m. K. y. Schwendi.
in, 97.
s. auch AufschwÖrung.
Bot he, Zeitzer Dörfer, n, 185.
B ottmann er, Priyil. Heinr. IL
f. Neuburg, n, 107.
Bonge, E. de, Inscriptions et
notices, recueill. a Edfou, I u.
H. I, 44.
Boussel, s. Gago.
Bousselet, L. . Boyaumes de
linde, m, 221.
Rom, A., PapeS.GflaseL 1, 143.
Boy, J. J. E., Hist de Charles
V. II, 291,
Voyage dans 1'Inde. HI,
221.
Anne de Bretagne, n, 2928.
— s. Oscar.
Royor, C, Orig. des Aryas et
leurs migrations. I, 1.
Bubatscher, Tutonis Monachi
sermones. n, 209.
Bubio y Ors, J. , Brunequilda.
U, 11.
Buble, Frc,. de Montmoreney.
in, 139.
Rudel, Adel u. Democratie. UI,
198.
Budin, W., Sören Kierkegaard.
m, 197.
Budolf, A., Neues z. Tellsage.
n, 340.
B ü b s a m , Fuldaer Hdss.-Biblioth.
U, 15. 135.
— z. Kunstgesch. d. XIV. Jh. H,
135.
Aus BÜchels nachgel. Papieren
III, 235.
Büdiger, s. Hoefer.
Bühl, Frz., Thucyd. B. L c 138.
I, 86.
Anekdot. z. got Urgesch.
n, 7.
Buelens, C. , The Imitat of
Christ n, 208.
Rüthning, G., Festungskrieg etc.
n, 27. 336.
Büffet, Julien l'Apost I, 141*.
Buge, Sophus, G. d. Angustus-
bades. m, 88.
Bullmann, Frhrrn. y. Trimberg.
n, 136.
Bumsey, A. , Chart of Hindu
family inheritance. I, 278.
Moohum. Law of Inheri-
tance. II, 229.
Buppert, Ph., Achern. II, 83.
— Kl. Gengenbach. III, 97.
Busconi, A., Trattato fra Como e
Venez. U, 259.
Cronaca lugan. di N. Laghi.
n, 263.
Buf s, Böhm. Landtag. III, 123.
Rufswurm, C. , Alt-Pernau. U,
185; in, 50.
BybiSka, Joh. Dubrayius. in,
121.
— 2iyot Jana Augusty. III, 121.
— D. letzten Rosenborge. Ibid.
Bydberg, 0. S., Sveriges trak-
tater med främm. magter. II,
154. 295.
Rygh, K., Fortegnelse ov. faste
Fortidsleyn. U, 300.
111,282
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Bygh, 0., og C. F. Lindborg,
Norske Oldsager. II, 299.
Bylands, J. B.,. Tjmcaahire in-
quisit III, 165.
Byssel, v., Gregor. Thaumat. I,
138.
Bziha, Gesch. <L Judithbrücke.
II, 317.
S.
S., M. C, Antiquitiee of Mämandür.
I, 34 f.
Sabbatini, B., Lettere di Ogni-
bene da Lonigo. II, 261.
8 ab i an s and Christians of St.
John, n, 227».
Sachau, Ed., s. Bruns.
Sachse, Beitr. z. Gesch. d. Tho-
maakl. u. der Thomasschule.
UI, 11. 88.
Sacred booksof theEast 1,37.
Saeed, The future oftheMoha-
medans of Bengal. II, 234.
Sagette, J., Ste. Martha. 1, 150".
Saglio, £., s. Ch. Daremberg.
Sajjhayamala. I, 2b1*.
Sailer, F., Magdalenensache. II,
214.
Saint-Aignan, L. de. U, 240.
Sainte-Aulaire, Portr. de fa-
mille. III, 149.
Sainte-Beuve, Hommes du
XVUI. s. (übers.) UI, 148. 207.
Saintsbury, Scoones. III, 166.
S a k k e 1 i o n , Lesarten z. d. Briefen
d. Photius. n, 218 f.
S a 1 a z a r o , D., Monum. dell' Ital.
merid. II, 248.
Sallet, A. ?., Tobias Wolff d.
Bresl. Goldschmid. m, 84.
Salmon, Actes ineüit d. St Lu-
den cet. I, 135 f.
Salvioli, Gins., Statnti di Bi-
mini. II, 264.
Salzbarger in Giefsen. in, 94.
Salzmann, NikoL-Kapelle in £fa-
lingen. U, 86.
Sambegi Bandhir, Prainottar
Jain Mai I, 2515.
Sambeth, Klost Schönthal. U,
86.
Sambhu Chandra De, Sylhet
I, 31».
Sanilinger tu jydsk historio
og Topograf. in, 195.
Samwer, Bec nouv. de traites.
in, 149.
Saniyaktva Nirnaya. 1, 251S.
Sande Bakhuyzen, W. H. van
de, Toepassing Tan de conject
crit. cet 1, 117 t
[Sander, F., F. Piranesi, svensk
konstagent och minister i Born.
m, 188.
Sand ford, W., Excavationa in the
Panjab. I, 18.
Sandret, s. Duchesne.
Sanguinetti, L., Accnrsio. II,
254.
Sanhita, 1—4. I, 281.
Santini, L., Diritti d. Tomm.
da Kemp. n, 208.
Saraceno, Fr., Gionta ai Giullari
etc. II, 263.
Saran, Kryptocalv. u. Krell.
m, 84.
Sarangapani, M., Hist of Ma-
salipatara. I, 356.
Sarasvatf Venkfitficharya, s.
Yajnavalkya-Smriti.
Sarauw, v., Feldzüge Karls X1L
UI, 85. 164. 185.
Sarburg, F., F. Dupanloup. IU,
158.
Sardagna, G. di, Istrian. Sold-
ner, n, IU. 258.
Sarreiter, J. , L. Anabacher.
III, 115.
Sarth Asvalayan Grihya Sutra.
I, 9.
Sartori, F., Mem. eccles. di Ponte
s. Nicole, n, 245.
S. Biago di Villa del Bosco.
II, 247.
Sassi, Dan., Istruzione pubbl. in
Torino. II, 263.
Sathas, Mvrjfitla ekkrjv. lato-
ftae. II, 219. 221. 259.
Sattler, M., Andechs. U, 106.
Satyavrata Sämaärami, Ya-
jurveda Sanhita, transl. into
Bengali. I, 8.
Saulcy, F. de. U, 227». 283.
Hist monlt de Jean-le-Bon.
II, 291.
Les blancs de Jean-le-Bon.
II, 291«.
Sauppe, H., Attica et Eleusinia.
I, 80». 85 f.
Saussois, s. Da Saussois.
Saater, Strafe für Totschläger.
m, 96. 212.
Sauvaire,H., Materiaox p. 1'hist
de la numism. musolm. II, 232.
A Treatiae on Weights etc.
by Eliya of Nisib. Ibid.
S a v o n a r o 1 e , Oeuvres spirituelles,
trad. p. EL C. Bayonne. U,
269.
Sayce, Bise of the Persian em-
pire. 1, 36.
— Conqaest of Media and Baby-
lon by Cyroa. I, 36.
Sayce, Origin of Magism. I, 37.
— Besen and Beth-El in the
Assyrian Inscriptions. 1, 52.
— Brugsch Bey's theory of the
Exodus. 1, 56.
— Orig. of Early Art in Asia
minor. I, 160.
— Letter fr. Smyrna. Ibid.
— Hittites in Asia Minor. Ibid.
— Inschr. v. Hissarlik Ibid.
— Inscript of Taif. II, 223.
Sayoas, &L, Theologien* et
philo*, masalm. II, 226.
Jesas-Chr. d'aprea Mahom.
II, 228.
Scalabrini, G. B., Acta recogn.
exuv. SS. An tonin i etc. 1, 149.
Scartazzini, J. A., Abhandlgn.
üb. Dante Aligh. II, 266.
Schäfer. II, 80.
— A., Göthes Stellang z. deutsch.
Nat III, 30.
— C, Attische Trittyeneinteilung.
1, 84.
Neue SeearL-Fragm. I, 91.
— D., Hansestädte. II, 296.
Schaf f ler, A., u. J. £. Brandl,
Lehenbach v. Würzbarg. II,
106.
Wüstungen in Unter-Fran-
ken. II, 106.
Oberbayer. Landeeerheb.
J705. m, 106.
Schaer, K., K. Bothes Bilder-
chronik. II, 123. 155.
Schaff, Dicüon. of the Bible.
I, 115*.
Schalk, K., Spielgrafenamt ü,
142.
Urk. v. 1464. II, 333.
Schanz, Komm. Üb. <L Ev.Matth.
I, 118.
— Jakobus u. Paulus. I, 126.
Scharling, s. Falbe.
Schaube, Weltchronik Antonios
v. Padoa. II, 50.
Schauerte, Christine v. Schwed.
UI, 183*.
Schebek, D. Ferdin. Fandat
m, 122.
— Böhmens Glasindustrie. IU,
123.
— Einweihung d. Elbquelle 1684.
m, 123.
Schechens, Franz. Bevol. u. d.
Unterrichtsfreiheit III, 151.
Scheinpflug, Ossegg. U, 316".
— Abt v. Plass u. Borg Kaschau.
III, 122.
Scheins, Ascet. in o. Hds. zu
Köln. II, 210.
— Gerichtswesen zu Bartscheid.
III, 80.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,283
Scheins, H. Sachs i. Aachen.
III, 80.
Scheuert, 0., Girard y. Angou-
leme. II, 34.
Schenk, Kaiser Leo Dl n, 221.
Schenk t. Schweinsberg, Z.
Gesch. d. Weinbaus. II, 95.
— Borg Waffensand. U, 97.
— Rodelheim. Ibid.
— Vernehmg. e. Begine. II, 97 f.
— (Verschied. Urkk.) U, 98.
— Heppenheimer Mark. Ibid.
— Ulrich Preu. UI, 90.
Scherer, v-, s. Buss.
— W,. Tegerns. Antichristspiel.
II, 39.
Scherr, Joh., 4 Bücher deutsch.
Gesch. III, 29.
1870—71. UI, 208.
Seh error, G., Incunabeln y. St
Gallen. II, 343.
Sehe uff ler, J., Kirchl. Einteil.
y. Sachs. U, 132.
Sehiaparelli, £., Libro dei
funerali d. ant Egiziani. 1, 45.
Schick, Althebr. Inschr. I, 56.
— D. Frankenberg, n, 242.
Schief, G., Kurze Nachrichten
cet. y. G. Preidt, Stadtpfarrer.
III, 126.
Schieffelin, Grundl. d. Gesch.
UI, 228.
Schiefner, A., Ind. Erzählgen.
I, 14.
— — Vasubandhu's Gäthäsaro-
graha. I, 20.
Tibet Hdschr. d. India
Office. I, 20 f.
Üb. d. Bonpo-Sütra. I, 21.
Schi e mann, Th., Urkund.-Mater.
z. Gesch. d. Herz. Jakob. III,
32. 50.
Schier holz, A., Bestaur. d.
Kirche z. Klosterlausnitz. m,
89.
Schiern, Fr., Ethnol. Gaade fra
Oldtiden. I, 159.
Engelstoftiana. III, 195.
S c hi 1 d , £., Preufs. Feldprediger-
amt in, 41.
Schiller, L., Carolo-Alexandri-
num. HI, 114.
Schilling, Abschaffi. d. röm.
Königtums. I, 1089.
— Bayreuth, in, 107.
Schimpf, G. y., G. d. Kgl. S.
Garde-Beiter-Beg. in, 86.
Schjött, P. 0., Athen fbr Solon.
1, 83».
Schiratti, B., Guccello (V) da
Camino. U, 253.
Schirren, C, Untergang livl.
Selbstand. III, 50. 180.
Schirren, C, Mitth. üb. d.
Archivforsch, im Sommer 1861.
in, 50. 52.
Schlagintweit, £., Christent.
in Ind. III, 222.
Schlagintweit - Sakünlüns-
k i , H. y., Aufnahme y. Samml. -
Gegenst aus Ind. III, 221.
Reisen in Ind. u. Hoch-
asien. Ibid.
Erlauter. Ibid.
Schlegel, Letzter Brief Phil.
Hainehofers an Philipp von
Pommern. III, 67.
— s. Klingspor.
Schlesinger, Abstammung d.
Deutschböhmen. II, 315.
— Gesch. d. St. Elbogen. II,
sie1.
— Begistrum Slavorum. n, 317.
Schliemann, Mykenae. 1, 756.
Schliephake-Menzel, Gesch.
v. Nassau. U, 55. 91.
Schlobach, Klostergrenzen von
Dobrilngk. U, 166.
Schlofsborg, Leon, Controverse
d'un eveque. I, 63 f.
Schlofsberger , Bauernkrieg.
UI, 95.
— Beitr. z. Gesch. Ibid.
Schlosser, Weltgeschichte. II,
335.
Schlofs Horkel. III, 80.
Schlumber ger , Monuments
numism. II, 219.
— Tresor de San'ä. U, 222.
— Sceau d'un Cathol. d' Armen.
U, 242.
Schmelzeis, J., Rüdesheim.
U, 95.
Schmid, Schwab. Kolon, in Rufs-
land. III, 96.
— Bibliographie der Wallenstein-
litterat. UI, 122.
— L., Heir. d. Gr. Marie von
Hohenz. III, 97. 205.
— P. y., Handb. d. Kirchengesch.
I, 116».
Schmidt, Einhardus Suet imita-
tor. H, 158.
— A., Paris, m, 179.
— B., Burgruine v. Tüzen. H,
160.
— Eug. v., Die Philosophie der
Mythologie und Max Müller.
— E., Regula S. Bened. H, 191.
— — Hameln u. d. Schi. b. Hess.
Oldendorf. HI, 17.
Instruct prim. en Lorraine
en 1779. ULI, 147.
— F., Gesch. PreuXß. HI, 34.
Schmidt, G., Halberstadter
Schicht n, 121.
Grabsteine, n, 111.
Ungedruckte Briefe von
Justus Menius. UI, 83.
Akten eines Ketzerpro-
zesses, in, 213.
— J., 2 getilgte Inschr. 1, 101.
Petrus in Bom. I, 132*.
Grundlinien d. Patrologie.
I, 147*.
trois ans de la vie de
Eichel. UI, 143.
— M., Regenten Bayerns aus <L
H. Wittelsb. n, 103.
— P., NTliche Hyperkritik. I,
125.
Schmidt y. Bergenhold, G.
d. Bergbaues u. Hüttenwesens.
UI, 123.
Schmidt-Sonneck, 0., D. ev.
Diasp. Wtirtt UI, 96.
Schmincke, G. C, Boyneburg.
U, 135.
Schmitz, Dynastie der Baben-
berger. U, 102.
— Österr.s Scheyern-Wittelsbach.
II, 102. 140.
— Franz. Politik u. d. Unions-
verhandlgn. H, 2921.
— Studien z. lat Tachygraphie.
n, 327.
— Fragm. y. Valenciennes. Ibid.
Schmitz- Auerbach, J., Georg
Hörn. UI, 115.
Schnedermann, Emdener Bat-
haus, n, 128.
— s. Ferd. Weber.
Schneegans, A., Elsafs vor der
Rev. UI, 101.
Schneider, Fr., Brücke zu
Mainz, n, 87.
Zinnensteine. U, 96.
Brosche d. XL Jh. n,
97.
'Salve reg.' auf Taufbecken.
U, 160.
Verlassenschaft d. Landgr.
G. Christian, in, 92. 93.
Schreiben Tillys. III, 96.
s. auch Lotz.
— G. J., De Diodori fontt. I,
43. 78.
Quib. ex fönt pet Diod. 1.
m, 1—48. I, 78 f.
— H., Missionsbild a. d. westl.
Himal. EI, 222.
— J., Colonia Trajana. II, 3.
Antiquar. Mise II, 3. 114.
Versch. Aufs. üb. Rom er-
streiken. II, 3. 39. 113.
— — Aliso. n, 3.
— L., Heimat d. Arier. I, 1
111,28*
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Schnorr v. Carolsfeld, F.,
Z. Erinner, an Joh. C. Seide-
mann. 111, 82.
Schnupf, Hexengesch. III, 110.
Schober, F., Z. Baagesch. des
Konstanzer Münsters, n, 81.
Schon, Beitr. z. württemb. Adels-
gosch. III, 96. 97.
— (Adel. Magifltri d. Stiftes z.
Tübingon). Ibid.
Schönbach, Z. Predigtlitterat
II, 209*.
— Predigtfragram. Ibid.
— Neue Fragram. d. Ged. üb. d.
Zerstör, y. Accon. II 2405.
Schöner, Montecassino. II,
251.
— s. auch Bertolotti.
Sc hon wälder, Oberlaus. Land-
strafse. II, 132.
Schöttle, Joh. Ev., Augustin.
Eremiten. III, 99.
Scholz, Ant, Jeremias. I, 55.
Schornbaum, Ref. v. Unter-
franken. Ol, 109.
Schorr, Os. H., He-Chaluz. I,
65.
Schott, Bibelsammlung. 111,96.
— E.« St Anna in Augsb. II,
107.
(L.ElliotStock). Eixeovßaff.
HI, 165.
— Th., Blücher. III,. 209.
Schrader, Eb., Inschr. Tiglath-
Pilesers II., des Asarhaddon
u. des Asurbanipal. I, 50.
Elftes Jahr d. Kambyses,
Nachtr. Ibid.
D. chron. Angaben des
Alexander Polyhistor und d.
Abydenus. Ibid.
Besen. (Riehm. Hdwrtrb.
d. bibl. Altert) I, 52.
— O., Altarisch. Götterglaub. 1, 2.
Schramm-Macdonald, H. II,
335»
Schratz, W., Hansgrafen in
Regensburg. II, 110 f.
Z. ältesten Münzgesch. Re-
gensb. Ibid.
Bayer, u. Regensb. Kon-
vent-Münzen. II, 111».
Schreiber, E., M. Mendelssohns
Verdienste u. d. dtsch. Nat.
I, 74.
— H., Reform, i. Pommern. III,
66.
Schreiner, M., Dillonburg. II,
95; IU, 202.
Schricker, Briefe Waiblingen
aus Rom. III, 96.
Schröder, R. (Frank. Volks-
rechte.) U, 64. 115.
Schröder, R., Weinbau. 11,64.
95. 115.
Niederländ. Kolonieen. II,
69. 129. 162.
Eike v. Repgow. II, 77.
U, 129. 155.
— H., Heimat d. Hugo Falcand.
n, 257.
Schrott, J., Otto v. Witteisbach.
II, 113.
Schütz, 0., Thom. Bocket n,
195.
Schulenburg, y., Versch. Aufs.
üb. d. Spreewald. H, 1681;
DI, 47 f.
— Prähist Altertümer, n, 161.
— Giebelverziergn. n, 152.168*.
— s. auch Virchow.
Schulte, F. v., Quellen u. Litt
d. kanon. Rechts. II, 213.
— J. W., Ayentins Nachlafs. III,
104.
Gotica minora. II, 7.
Schulthess, Europ. Geschichts-
kalender. III, 2. 29.
Schultz, A., Höfisches Leben.
II, 337.
Schles. Fayence, in, 71.
Schnitze, E. fi, 1581*.
— V., Kulturgesch. Bilder a. d.
christi. Altert I, 132 f. 151.
Archäol. Studien. I, 152
—154.
De rebus sepulcr. veter.
Christian. I, 151.
Schulze, Die Ausgrab, in Assyr.
u. d. alte Test. I, 54.
— E., Mykenae. I, 761.
— F. Eilh. U, 147.
— H., R. Mohl. IU, 96. 100.
Schum, W., Beitr. z. Diplomatik
Lothars Ul. H, 35. 333.
Erfurter Urkk. n, 46.
135.
Metternichsche Bibliothek.
II, 195.
Schumann, Moralprinzip d. Stoa
u. d. Christ I, 131*.
Schuwer, Instruct. franc,. en
Corse. III, 151.
Schvarcz, Demokratie. I, 74s.
Schwab, Bibliographie de l'Ori-
ent lat II, 238*.
Schwabe, Herzogl. Hof z. Alzei.
n, 98.
Schwann, Der Godesberg. II,
113.
Schwartz, F. L., Materialien z.
prähist Kartogr. Posens. II,
170.
— feie, Peuple de Dieu en Chine.
I, 63.
Schwarzwäller, Udo, Leipz.
ökon. Soc. m, 88.
Schwebel, 0., Kl. Störtebeker.
II, 159.
Ghibellinen u. bayr. Ritter
i. d. Mark. II, 165.
Friesen u. Ndrsachsen in
d. 1. Kreuzzuge. II, 241.
Schweiger-Lerchenfeld, A.
v., Teufelsanbeter, n, 227.
Frauenleben d. Erde. Ult
198.
Aden. 111, 224.
Schweizer, Alex., Üb. Ritsehl's
Prolegom. III, 215.
— F., Quellen d. Schweizergeach.
m, 134.
Schwicker, Wirksamkeit der
Fugger in Ungarn, n, 324.
— Jakobiner in Ungarn. III, 127.
-- Serben in Ungarn. III, 128.
Goswins Chron. v. Marienberg,
ed. B. Schwitzer. U, 138.
Schybergson, Underhandlingar-
ne om en Evangelisk Allianz
1624. 25. m, 16. 182.
— Le duc de Rohan et la chute
du parti prot en France. III,
144.
Sciout, Constit civile du clerge.
m, 152.
Scipa, M., Alfonso L, arciv. di
Salerno. II, 256.
Scoones, W. B., 4 centuries of
engl, letters. III, 166.
Scott, W., Account of Gondal.
III, 224.
Script graec qui Christ im-
pugnav. relig. ed. C. J. Neu-
mann HL I, 141*.
Sdralek, Briefe NieoL L II,
193.
S6ch6, L., J. de Bellay. IU,
142.
Sech er, V. A., Sleswigs gamle
Stadsret H, 311.
Secretan, Galerie Suisse. III,
136.
Sedlaäek, A., Ptolem. Nach-
richten üb. Böhmen. II, 314.
— Tüma v. Ötitny. III, 123.
Seger (Fürstengruft), III, 43.
Segesser, Ph. v., Ludw. Pfyffer.
m, 131.
S6gnr, A. de, S. Fran<j. d'Ass.
II, 199*.
Seidel, H. A. , Observ. epigr.
I, 100".
Seide mann, Luther u. Bischof
Joh. VIL in, 82.
Seimbre, C, Villes fondees dans
le sud-ouest de la France. II,
286.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
HI.285
Seine, A. de, Le doc de Bour-
gogne. 111, 146.
Sekles, S., Poetry of Talmud.
I, 62.
Seil, Edw., The faith of Islam.
II, 226.
Sello, Engelb. Wusterwitz. 11,
167.
Se mb er a, Libuschas Gericht II,
315*.
— Wer hat d. Königinh. Hda.
yerfafst ? Ibid.
— Einteilung Böhmens u. Mahr,
in Zopen. II, 31 ö8.
Semichon, E., IL <L enCants
abandonnes. I, 145.
Senart, E., Essai s. 1. leg. du
Buddha. I, 11.
Inscr. de PiyadasL I, 17.
Sendlinger Schlacht III, 106.
Senff , H., Schi. b. Sieyershausen.
in, 75.
Sentinon, Carta al rey Andron.
el Paleol. II, 219.
Sepet, Joanne d'Arc II, 292s.
Sergent, Les indigenes musulm.
en Algerie. II, 235.
Serrure, R., Etudes de numiam.
nat II, 291».
Seuffart, B., Fr. Leop. zu
Stolb.-Stolb.u. Benzler. 111,74.
— — Kanchin u. Gräfe, zu Stolb.-
Wernig. m, 74.
Seuffer, Zunftsachen. 111,96.
— Aus Ersingen. Ibid.
— Procefs e. Goldschmiedlehr-
lings. III, 212.
Seuffer t, Deutsch. Gesellsch. in
Mannheim. III, 99.
Sewell, R., Hiouen - Thsang's
Dhanakacheka. I, 16 f.
Amarayati Tope. I, 16.
Seyboth, Costumes des fenunes.
HI, 103.
S e y d 1 i t z , G. v., Burg Hohenrode.
II, 79.
Shamachurn Sircar, Vyara-
stha-Darpana. I, 287.
Shamlala De, Primeval Hin-
duism. I, 6.
Shankar P. Pandit, Vedär-
thayatna, III u. IV. I, 7.
— P(andurang) Pandit, Disco-
yery of Sayana's comm. I, 8.
Sharpe, J., Journeys and epistles
of the ap. Paul. I, 123.
— Sam., Epistle of Barnabas. 1,
127.
Shearman, Loca patriciana. 1,
150.
Shedd, W. G. T., Comm. up.
the ep. of St. Paul to the Rom.
I, 124».
Sheldon, 50 years of the Engl.
Constit III, 179.
Shepherd, Massacre at Cawn-
pore. III, 219.
Sherring, M. A., Nat hist of
Hindu caste. I, 28.
Unity of the Hindu race.
I, 28 f.
Prospecta of Hindu caatea.
I, 29.
Missionary Life of W.
Smith. IO, 222.
Shiell, A. G., A Year in India.
m, 221.
Shore, J. W., Monthly not of
the librar. assoc DI, 161.
Shoshee Chunder Dutt, India
past and present I, 2.
Do Hindoe-TTouwen. I, 29e.
Histor. studies, I, II. I, 31.
Brit Opiumpolit III, 220.
Belastingen in Brit Ind.
Ibid.
ShyamaCharan Sarkar, Vya-
vastha-Cnandrika. I, 28*.
Sicard, Enseignoment III, 149.
Siciliani, C, Gli eroi otrant II,
270.
Sickel, Th., Aufgefund. Kaiser-
urk. y. Verona. II, 26.
Neuausfertigung od. Appen-
nis? n, 26 f. 332.
s. auch H. v. Sybel.
Sie bald, Chron. v. Spangenberg.
II, 95; III, 90.
Siebigk, Reise des Fürst Leop.
1693—95. III, 74.
Siebmacher, J., Wappenbuch.
II, 337.
Sieffert, F., Galaterbrief. I,
125.
Siegeler, s. Hach.
Sieglin, Marcus Freund. £H,
211.
Siemer, s. J. F. Voigt
Sie v er s, Graf, (Steinsetzungen.)
H, 185.
antiq. Funde i. J. 1876.
III, 52.
Sigurdharson, S., Lagmands-
embede i Norge. II , 303.
äilanka, s. Ächiranga Sütra.
Silfyerstolpe, C. , s. Chrapo-
yitskij.
S i 1 1 e m , W., Mefsgewänder. III,
57.
SiWestri, Gius., Capibrevi di G.
L. Barberi. U, 270.
Simon, Pferdeköpfe. III, 75.
Simonsfeld, H. , Cron. Altin.
Trad. da C. S. Rosada. II,
250.
— s. Borchet
Simpson, V7., Buddh. Architoc-
ture. I, 18.
s. auch Sparrow.
Simson, Quellen d. Ann. Mott
II, 17. 27.
Sindelar Latinism. d. bdhm.
Sprache. III, 120.
Sjögren, 0.,Patkul. III, 51. 184.
Siouffi, N., Conyersat ayec le
chef des Yeaidia. II, 227.
Relig. des Soubbaa. Ibid.
— — Listes des monnaiea mu-
sulm. II, 232.
Smedt, Ch. de, s. Gesta.
Smend, R., Ezechiel. 1, 56.
Smidt, H., Adel. Höfe au Walle
u. zu Clüyersbostel. HI, 78.
Smile, G., Hugenots. III, 170.
Smith, Life of Ali. Duff. III,
222.
— R. Tr., St Basil the Gr. I,
147».
— V. A., Brief history of the
Hamirpur District I, 32.
and F. C. Black, On
Chandel antiquities. I, 32.
— W. Robertson, Animal Wor-
ship. H, 223.
Inscript. from Taif. Ibid.
u. L. Cheetham, Diction.
of christ antiq. I, 151*.
and Waco, Dict of Christ
Biography. I, 115«; II, 224».
Sraitt, minorite do Louis XIV.
III, 143.
Smolka, Polen b. Ausbruch d.
Hussitenkrieges. II, 319*.
— Phil. d. Gesch. III, 230.
Snouck-Hurgronje, C. , Het
Mekkansche Feest II, 226.
Socard, E., Catal. do la biblioth.
de Troyea. II, 272.
Sociöte de l'Hist de Paris, L'Hist
du siege de Paris fort soig-
neusement et y6ritablement re-
digee par escript (1590). III,
141.
Societed. Thist d. prot fr., Liste
des gentilshomraes et princ.
habitarts noavellem. convertis
dans lo Languedoc. III, 145.
— (Cl. Armand de Nyons.) Mem.
s. 1. popul. prot. d. diocese
de Nfmes av. et apres la rey.
d. l'edit de Nantes. Ibid.
— Dragons missionaires. Ibid.
— Merooires originaux de Jacq.
Fontaine. Ibid.
— Mem. adress^ a la Reine Anne
en 1703. Ibid.
— Merooires du Baron de Salyaa
1703—1716. Ibid.
m,286
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
(Sociätä cet.), Extraits de la Ga-
zette de Harlem. III, 145.
Socin, A., Bericht üb. Palastina-
Litteratur. I, 56; U, 238*.
Soderwall, K. F., Studier öfver
Konunga styrelsen, II, 297.
Sökilde, s. Rasmussen.
Sörensen, Chr., Göngefolket I1L,
194.
Soetbeor, Ad., D. Goldland Ofir.
I, 30 f. 56.
Sohm, fränk. u. röm. Recht II,
69. 74.
— R., Stadt Wirtschaft im XV.
Jh. II, 155.
Solarino, R. , Camarino. II,
249.
Sold an, Gesch. d. Hexenprocesse.
Hrsg. v. fleppe. II, 107 f.;
HI, 12.
Soldi, £., Migration« en £gypte.
I, 40.
Solomon, G., Jesus ofhistand
Jesus of tradition. I, 121.
So 1 tan, W., Entst u. Zusammen-
setz, d. altröm. Volksrersamml.
I, 105.
Sombathy, J., H, 144*.
Sommerfeldt, K., Sagan af
Hrafhkeli Freysg. II, 301.
Sommi-Picenardi, 6., Assedio
di Cremona (1446). II, 262.
Sorel, La quest d'orient III, 2.
— Diplom, franc,. et l'Espagne.
ni, 153.
Sorin, Rep. fr. III, 149.
Sourindro Mohun Tagore,
Vedic Hymn. I, 718.
Soyres, J. de, Montanism and
the primit. church. I, 131.
Spach, L., Stadtarch. z. Strafs-
burg. UI, 103.
Späth, H., DerNTliche Jonathan.
I, 122.
Spalding, T. A., Elizabeth, do-
monology. HI, 170.
Sparrow Simpson, W., S.
Pauls cath. UI, 163.
Speck, E. , Verbote gegen d.
Handel mit d. Saraz. II, 239.
Spehr, Görges, Braunschweig-
HannÖY. Volksbuch. III, 200.
Spencer Palmer, H., Anchist
from the monuments. I, 56.
Spey e r (Sp e ij e r) , Z. d. Grhya-
sütra. I, 8 f.
Spiegel, Nationalität d. Meder.
I, 36.
— Vfstaspa cet I, 37.
Spiefs, Erh. Migel. HI, 205.
— F., Tempel zu Jerusalem. I,
1208.
Spinelli, A. G., Sesto Calende.
U, 246.
Spinn, Kirche zu Dietkirchen.
II, 94.
Spitta, J. S. Bach, m, 211.
Spitze, 0. A., Thom. a Kemp.
schryver d. Navolg. Chr. II,
208.
Spooner, J., Ruinea de Blti.
I, 19".
Sprenger, A., Doughtys Forsch.
im nordl. Arab. n, 232.
Sprinchorn, C, Om Sveriges
polit forbind. med Frankr. for
Gust Adolfs tid. IU, 181.
Springer, A., Kunstdarstellung
i. MA. II, 134. 216.
Sprinzl, J., Theologie d. apost
Väter. I, 127.
Sprotte, Senratus Lupus. II, 23.
281.
Spruner-Menke, Hist Atlas.
n, 113. 120.
Spuller, E.,Mr. Thiers. UI, 158.
Sraddhayivekasahgraha ed. Mi-
thuranath Tarkaratna.
I, 9.
Bhagayata ed. äridhara. I, 9.
Sri Nala Dayadantino ras. I, 25*.
äripalrajano ras. I, 25*.
SriPandayaCharitraGranth. 1, 25*.
äri Prakaran Ratnakar, I1L I,24e.
Sri SnkranitL I, 30*.
ätaak, Bauernleben i. XVHL Jh.
IU, 58.
Stade, B., De popul. Jaran. I,
56; U, 224.
Stadler, Heiligenlexikon, fortges.
v. J. N. GinaL I, 148.
Stacke 1, 0., Germanen i. röm.
Diensten. II, 6.
Stählin, Justin d. Märtyrer. I,
130.
— de Wette. IU, 80. 215.
— Luthers Frädestinat-Lehr^. UI,
203.
Stalin, Balingen. U, 86.
Stamford, C. v., G. E. v. Wat-
genau. IU, 85.
— -- Regim. Pr. Max. v. H.-
Cassel. IU, 86.
S t a m m 1 e r , Bauernaufstand 1 830.
IU, 93.
Stang, 8. Arnesen.
Starb äck, C. G. , Berätt ur
syenska hist forts. af S. 0.
Bäckström. III, 189.
Starke u. Kohlmann, Emd.
Silberschatz. UI, 77.
Starrabba, R., e L. Tirrito,
Privilegi occ. della terra di
Corleone. U, 256.
Staub er, A., Kl. u. Dorf Lam-
precht U, 104.
S tauf er, Totenbuch v. Klein-
' Mariazell. U, 142.
Stayanamala. I, 2418.
Stavanävali. 1, 24".
Steche, R., Brief K. Fr. Aug. IL
y. Sachsen. IU, 87.
Stech ele, N., Subsid. cleori Thu-
ring. U, ISO.
Steck, R., Pilgerweg d. Galiläer.
I, 122.
Gesch. d. Pröpste y.Stederburg
ed. Waitz. n, 123.
Steeg; £dit de Nantes. UI, 145.
Steel, F. A., Folklore in the
Panjab. I, 33.
Steenstrup, Normannerne T.
IU, 1; U, 306.
— Nogle Efterretninger fra uden-
landske KUder. U, 307.
Stefani, Fed., Legge suntuarie.
U, 260.
Stein, G. A., Pfarre d. h. Ur-
sula. U, 117.
Familie y. Siegen. IU, 79.
— Ludw., Juden in Abessynien.
I, 65.
Steinhardt, (Hs. in Arad.) L
658.
Steinmeyer, EL, Z. Predigt-
litter. U, 209*.
Steinschneider, M., Wucher
d. Juden. I, 60.
— — Islam u. Judentum. Ibid.;
U, 228.
Abr. ibn Esra. I, 63.
Z. karait Litt Ibid.
Z. Palästinakunde. I, 64.
Candia. I, 65.
(Familie Porlaleone) I, 67.
u. M. Roest, Loyal, u.
patriot Poesie. I, 60.
s.auchBenjacob u. Hebr.
Bibliogr.
(Jüd. Autoren in d. «Pilger-
reisen'.) I, 64.
Steinthal, H., Darstellung u.
Kritik d. Böckhsch. Enc und
Meth. III, 228.
Steinwender, Th., Legiones
urbanae. I, 107.
Stemmler, C, Rom. Recht in
Deutsch!. U, 74.
Stendell, E., Ganerbschaften.
U, 72.
Stenersen, L. B., Münzfund in
Greslid. U, 300.
Stenogr. Bericht d. 11. An-
throp.-Versamml. s. Ranke.
Stenzel, Th., GeneaL anhält
Adelsfam. U, 121.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
111,287
Stenzel, Th., Anfange d. Chri-
stent i. Anhalt. 11, 121.
Yersch. Mümfande. II,
121. 122; in, 75.
Stephinsky, Kirche d. erst 6
Jahrh. u. d. Emancip. d. Sklaven.
1, 145.
Stern, A., Mission 1809. III,
234.
— L. , Kopt Grammat. I, 46*.
St e rn beck, W., Strausberg. II,
166; m, 46.
Steub, L., Oberdeutsche Flur-
namen. II, 861.
Steup, J., Her. IX, 106. I, 86.
Stevenson, Escavaz. in un ipo-
geo crist. I, 153s.
— Basilica di S. Sinforosa. II,
34.
— Mssr. des Annales de Mo-
naldeschi. II, 269.
Stewart, C. P., La St Bar-
thelemy. III, 140.
Sthananga Sütra, 3. I, 24.
Stich, H., De Polybii dicendi
genere. I, 94*.
Stier, H. C. G., Vasco deGamas
2. Beise. III, 217.
Stieve, F., Kalenderstreit des
XVI. Jh. UI, 10. 105.
— — Aktenst u. Beg. z. Gesch.
d. Jülich. Landes. III, 81.
— — Verhandl. üb. d. Nachfolge
Bnd.s U. UI, 9.
Stiller, H. s. A. Conze.
Stilling, B., ObPapin d. Kraft
d. Wasserdampfes u. s. w. HI,
86.
Stimmer, Tob., Strafst). Frei-
schiefsen. in, 137.
Stintzing, 11., Gesch. d. dtsch.
Bechtswissonsch. II, 77. 160.
III, 12. 57. 63.
Stock, E., (S. Pauls.) IU, 164.
— J. , Commonitorium cet of
Vincentius v. Ler. transl. I,
143.
Stocker, C. W. £. L., Münzes-
heira. II, 83.
Stockes, G. T., Greek Christ
inscript I, 153 f.
Stock 1 ö w, Gesch. von Tachau.
n, 316".
Stoddart, B., Scott annals.
m, 170.
Stob er, Aue. foires de Dieden-
hofen. U, 79.
— Etudiants Mulhousiens. III,
211.
Stockel, B., Prähißt. Funde in
Schlesien. U, 168.
Stojentin, F. v., D. ygapfta-
rt7s u. d. avriyQaqeii. I, 85.
Stokes, Whitley, Calendar of
Oengus. n, 215.
Stollwerk, F., Aaciburgium.
II, 114.
Storck, H., s. Dahlerup.
Storm, G., Slaget i Havrafjord.
II, 302.
Havelock the Dane. Ibid.
— — Magn. Barf. Westerhavatog.
Ibid.
Magn. Erlingssons Lov om
Kongevalg. H, 303.
— — Haandachrift etc. af Magn.
Lagaböters Love. II, 305.
K. Haakon og Ped. Syrs
Psalter. Ibid.
To fremmede Helgener.
II, 306.
— — Samlede Skrifter af Peder
Claussön Friia. UI, 191.
s. auch Monom, hist Nor-
vegiae.
Storthings efterretninger. UI,
192.
Stotra Stavanadi Kavya. I, 24".
St-Pauli- Frage, s. Pauli.
Straccali, I Goliardi. II, 212.
Strack, H. B., Abr. Firkowitz
cet. I, 63.
— K., Gesch. d. weibl. Bildung.
II, 211.
Straub, A., s. Herrad v. Lands-
perg.
Streane, A. W., s. F. J.A.Host
Streng, A., Zeüengefangn. in
Nürnberg. UI, 110.
Stricker, J., Schweizer Bef.-
Gesch. ni, 129. 202.
— W., Neuere Gesch. v. Frank-
furt a./M. IU, 93.
— — Septembermorde. Ibid.
Strickler, Burgund. Kriegsbeute.
n, 61.
Strindberg, A., s. A. Molin.
Strnad, Begesten v. Pilsen. II,
3161*.
Strobl, J., s. Berthold v. Be-
gensburg.
Strodl, M. A., Nachwort UI,
228.
Strüver, Schulwes. v. Schlettst
in, 103.
Struve, 0., De o£. Thucyd. tem-
por. I, 87.
Stuart Poole, s. Lane Poole.
Studi e documenti di storia e
diritto. U, 256.
Stülpnagel, C. B., Coins of
Ghiaa-uddin cet I, 33.
Sturler, J. £. de, Granada en
de Alhambra. n, 236.
Stutzer, E. , Abfaas. d. lysian.
Beden. I, 90.
Styf fe, C. G., Skandinavien und.
Unionstiden. II, 294.
Subhi Pascha, Hakäikal kaläm.
II, 229.
Suchier, B., Grabraäler d. Gfn.
v. Hanau. Forts. II, 136.
Statut d. Univ. Binteln.
III, 90.
Einige Inschr. Ibid.
Sudendorf, H., Urk.-B. v. Braun-
schw. u. Lüneb. II, 125.
Zur Sachlage in Südindien.
m, 222.
Suhle, IL, Stadt Bernburg L
30jähr. Kr. IH, 16. 74.
Landesordn. Christ 1. in,
74.
S u k 1 j e , Septemberereignisse. LH,
151.
Sullivan, Aryan soul-land. 1,6.
Sulzberger, Beform, in Grau-
bündten. HI, 130.
Sumati Nagil Charitra. I, 258.
Sumn er -Maine, H., Do l'or-
ganisation cet I, 296.
Sundelin, Luth.s sociala etik.
m, 203.
Sundermann, F., ältere Orgeln.
n, 128.
Supernatural religion. I, 119. *
Surius, Hist sanetorum ed. C.
Braico u. J. Golombo. I,
148».
Sutherland, J. C. C, Stand.
Hindu law books. I, 28.
Svane, F. V., U.Bataillons-Hia-
torie 1747—1879. III, 195.
Svatek, Guillotine in Böhmen.
U, 316**.
— Kulturhist Bilder. UI, 121.
123.
Svenakt biogr. lexic III, 190.
Sveriges Bidderskaps etc.
Protokoll utg. af E. V.
Montan. UI, 187.
Sweete, H. B., Tbeod. Mops, in
Epist. S. Pauli commentarii.
1, 142.
Swinnerton, C, Anc. remains
in Afghanistan. I, 18.
Afghan War. IU, 219.
Synodi Brixienaes ed. G.Bickel.
U, 60. 62*.
Sybel, H. v., Pol. u. soz. Ver-
hältn. d. ersten Christen. I,
139.
— — Karol. Annalen. n, 17.
Schenkungen d. Karoling.
U, 21.
Kl. hiator. Schriften. U,
239*. 241; III, 155. 157,
111,288
Veneichnii der besprochenen Publikationen.
Sybel, H. y., Zwei Lehrer der
Philo*. Fr. Wilh. IIL UI, 42.
u. Th. Sickel, Kaisor-
urkk. i. Abbildgn. U, 16. 228.
Sylvestra, £. Miss, Studios of
mannen. III, 180.
Yio de 8t Symphorien. 1, 150.
Syud Ahmad, Institute« of Je-
hangeer. III, 217.
— Ali Mahomed, Hist of Behar.
UI, 223.
Szab6, K., Nationalnamen der
Szekler. U, 323.
Ungarländ. Ansiedlangen d.
Sz&ler. Ibid.
Szalay, J., Nationalitätsrerhält-
nisse d. ang. Städte. Ibid.
Szlfz, Graf Szechenyi. 111,127.
Szil&gyi, Alex., Monum. corait
III, 124.
— — Monum. Hungar. hist in,
125.
Sztachowitz, S. Martini loc
natal. I, 150.
T.
Tabari, Annale« ed. J. Barth,
M. Th. Houtsma et S.
• Guyard. U, 224.
T a b 1 e s concern. the Presidency of
Fort St George. IU, 225.
Tadra, Cancellaria Arnesti. II,
46. 317.
— M. Adalb. Eanconis. II, 318.
— Yeneichn. v. Reliquien. Ibid.
— Zur Kaiaerwahl, 1619. m,
122.
— Briefe Waldfiteins an K. v.
Harrach. Ibid.
Tai 11 an, Papes et concilc* du
V. s. I, 142».
Taine, France mod. III, 149.
Taitüriya Sanhita. I, 8.
Talbot de Malahido. III,
171.
Talini, P., Epifanio od Ennodio.
I, 143 f.
Tamizey deLarroque, Mim.
ined. de Jean d' Antrat do
Samazar. Ul, 140.
— Lettre» de Maria de Seguier.
III, 142«.
— Corresp. de Chapelain. Ibid.
— L'assassinat du Sieur de
Boiase - Pardaillan etc. III,
144.
Tann er, Joan., Hiatoriae urbis
Planae. U, 316,s.
Tanzer, A., Histor. Beziehgn.
b. Reinmar t. Zweter. II, 44.
Tardif, Bulle de Honor. IIL
II, 212.
Tarlazzi, A., ArciTeac Colom-
bini di Bayonna. II, 248.
Tassini, G., Palazi di Yenez.
U, 252.
Tauxier, H. , £migrat anbe
en Afrique. n, 235.
Tawney, Charles H., Folklore
parallels. I, 26.
Taye, L., den sorte Död. II,
306.
Taylor, Meadows, Im ostind.
Dienste. HI, 219.
Taysen, A. t., Milit Thätigk.
Friedr. d. Gr. HI, 27.
Tedeschi, J. B., Cod. mscr. d.
sec. XVL I, 6*i*.
— P., Decadim. del Istria. II,
244.
Tegnär, £., K. Biblioteketa
samling. III, 190.
Telang, K. T., New Silfira
grant I, 34.
Temple, B., India in 1880.
III, 220.
Temples de Segonzac et de Jarnac.
III, 145.
Terapanthi , Terapanthikrit
DeYagurudharmani Ulkhan, 2.
I, 24".
Ter gast, Münzfund bei Olden-
burg. II, 128.
(Neues Testament) Facsim.
of the cod. Alex. I, 117.
Tettau, W. t., Erfurt U, 135.
Teusch, J., BeichsToigteien. II,
73. 78.
Teutsch, Fr., 3 sachs. Geogr.
HI, 124.
— G. D., J. Wächter. III, 128.
Thalhofer, YaL, s. Bibl. der
Kirchenväter.
Thaly, K., Ladisl. Ocskay. m,
125.
Thaner, Urkk, auf Bücher*
deckein. II, 56.
Thödonat, H., cachet d'oculiste.
U, 10.
Theile, F., Lockwitzer Nach-
richten. III, 89.
Theifsen. U, 451.
T h e 1 e , Name Hohenzollern.
U, 87.
Theodori, C, Banz. II, 104.
Thevenin, M., Contrib. a l'hist
d. droit german. II, 76.
Thibaut, G., On the Surya-
prajnapti. I, 23 1
Thielmann, Sprache cet d. li-
bellus de Constantino M. I,
139R.
Thien-ch'u—India. I, 219.
Thierry, Aug., Becits des temps
m^roT. II, 11.
Formetion du tiera etat
U, 286.
— G. A., Episode de la contre-
revol. IU, 157.
Thiers, Beyol. III, 149.
T hier seh, Colonien in Nord-
Amer. III, 198.
Thiessen, J. H. , Legend, t.
Kisfigolami. I, 14.
(Thömes), Albert Magn. U,
203.
Thoma, A., Gesch. d. christl.
Sittenl. I, 144.
Thomae Aquin. sermones ed.
J. B. Bau lx. II, 203.
Thomas, E. , Ändhra coins.
I, 34.
Swaatika. I, 18.
(Anz. y. Chatelain, Mscr.
do St. Paulin.) I, 142.
— G. M., Diplomat Veneto-Le-
vantin. II, 239. 259.
Cod. storico della Marc
U, 240.
— L., Dipl. in6d. de Phil.-Aug.
H, 2736.
Thompson, E. M., s. Bo*n<L
Thornton , B. , St Ambrose.
I, 147«.
Thorold Boyer, J. E., (Grund-
rente.) IU, 168.
Thouret, G., Gall. Brand. I,
102. 105. 108.
Thürheim, A. Gf. y., Gedenk-
blätter, m, 118.
Thumser, Y., De civ. Athen,
num. I, 85.
Thureau-Dangin, l'eglise de
la monarchie de juillet III,
158.
Tieftrunk,Üb. d. Streit d. St
Bndweis. IU, 121.
Tiele, C. P., Kompendium <L
Bel.-Gesch. I, 5. 55.
Manuel de l'hist des re-
ligions, trad. p. M. Yernes.
I, 5.
— — Ontwikk. d. Ind. gods-
diensten. I, 4 f.
— — Outlines of the hist of
relig. transl. by J. K Car-
penter. I, 5.
— — Kompendium d. Religion*-
gesch., üben. t. F. W. T.
Weber. Ibid.
T(iele), C. P., Geschied, d. Ind.
godsdiensten. I, 6.
Tiesenhausen, W. ¥., Collect
de monnaies orient U, 234.
Tiesler, s. Lukaszewitz.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,289
Tietz, J., Entwickelg. d. deutsch.
Nationalbewußtseins. II, 337 ;
III, 199.
Tigerstedt, K. K., Bröderne
Cröell. IU, 183.
— — Kexholms län. Ibid.
— — Ur P. Brahes brefrexl.
III, 184.
— - — G. M. Sprengtporten. III,
187.
Tilgner, S., Kurtzer Entwarft
d. Schal-Stat. in Jauer. III,
70.
Timm, G., Grund, d. Gr. Stadt-
sehole cot. u. Chytraeus. HI, 61.
(Album). III, 63.
Tiraboschi, A., Vallo Gandino.
U, 253.
Tirrito, s. Starrabba.
Tischendorf, Ausgaben d N.
Test. 1, 117*.
— Wann wurden uns. Evang. vorf. ?
I, 119.
Tischler, 0., Ostpreuls. Gräber-
funde. 11, 179.
Tisier, Arrhiv-histor. III, 150.
Tissot, (Ob.Topogr. d. Jugurthin.
Krieges ) 1, 109.
— lns«!r. recemm. trouvee k Carth.
II, 219.
Tobien, A., Bauerncmancipation
i. Livland. III, 51.
Tob! er, L., Sprache d. Gottos-
freundes. II, 207.
— T. b. ltinera.
Tod, J. , Annais and antiquities
of Rajasthun. I, 33.
Todiore, Charl. VI., les Arraagn.
cot. II, 291.
Toepko, G., Harzer Studenten
in Heidelberg u. Bologna. II,
122.
Toppen, M., Akten d. preufs.
Ständotago. II, 182.
— — %. Baugesch. d. Ordons-
Kchlösser. Ibid.
Töttermann, K. A. R., Weis-
sagungen Hoseas. I, 55.
Toi lern er, Journ. mscr. d'un
siro de Goubervillo etc. III,
140.
Tollen, H., Servet u. d. Ober-
land. Reform. III, 8.
Tolra de Bordas, Abdon ot
Sennen. 1, 1508.
Tomasczowski, Reg. - Bezirk
Liegnitz. UI, 71.
Toraek, V. V., Jan 2izka. II,
319.
Tomkins, Life of Joseph. I, 54. j
Tonimasini, 0., Documm. relat.
a Stef. Porcari. II, 269.
Tonetti, Mus Valsesiano. II,
247.
Tophol, Epitrc aux Ephee. I,
1253.
Torma, K., Limes Dacicus. II,
322.
— — • Amphitheater t. Aquin-
cum. Ibid.
Torquati, Giuliano Apost. I,
141*.
Torraca, F., Conte di Polic.
U, 270.
Torraga, F., Patria di Pier della
Vigna. II, 256.
Torrens, W. M., Wellesley
IU, 177.
Tota Ram, Gener. Digest of
Muhamm. Law. II, 230.
Tougard, Etudes greques en
France. II, 212.
Tourmagne, Hist. de l'esclarage.
U, 70; 111, 214.
Tourret, G., Areheol. chr^t.
I, 1511.
Toussenel, Hist. de l'Europe.
111, 2.
T o w 1 e , Vasco de Gama. III, 2 1 7 .
T räch sei, C. F., Öttinger Münzen.
III, 113.
Tratchowsky, La France et
l'Allem. roub Louis XVI. III,
148.
Erben Tratzigers, s. Erben.
Trautenberg er, Böhmen zur
Zeit d. Schlacht a. weifsen
Berge. IU, 14.
Traut mann, Abenteuer Hzg.
Christ v. Bayern. III, 107.
Travors, E., Archives common.
do Bethuno. U, 271.
T r o i c h o 1 , Sage v. Grofson Stein.
II, 149.
Treitschke, v., Letzter Akt d.
Zoll verein sgosch. III, 32.
Pali miscellany, 1. ed. V. Trenck-
ner. I, 13.
Milindapanba ed. V. Trenckner.
I, 13.
Tronkle, J. B., Korker Wald-
brief. II, 83.
Tressay, Docum. in&i. Hl, 150.
Treu, Excerpta anonymi byz.
H, 219.
Treuenfeld, v., Ligny u. Belle-
Alliancc. III, 40. 234.
Treuenfest, v, s. Araon.
Treyelyan, Early Hist. of.
Ch. James Fox. III, 175.
— L. R., A year in Poshawur.
UI, 224.
Triantafillis, C, Orig. del
conunercio nell' ant. Grecia.
1, 743. 161.
Trieber, C, Chronol. d. Julius
Afric. I, 137 f.
Tripepi, Rom. pontifici. 1, 1161.
— Documm. per un apolog. pontif.
Ibid.
Tröltsch, E. t., Prahist Karte
v. Südwostdeutschland. II, 79.
— — Prahist. Karte von Meck-
lenbg. etc. II, 150.
Tron, P. Valdo. H, 197'.
Trosner, S., u. v. Clausewitz,
Bücher d. Stadtpfarrei. UI,
108.
Truhlaf, Über die Rosenberg.
Güter. II, 317 f.
— D. ältesten Humanisten u. d.
Böhmen. II, 321.
— Schriften d. Bohusl. v. Lob-
kow. Ibid.
— Leben etc. d. Joh. Slechta v.
Viehrd. Ibid.
Trumelet« Transcript, des noras
arabes etc. H, 233.
Trumpp, E. II, 2241«.
Tschabran, Lehrerseminar in
Altdöbern. Hl, 47.
Tscharn or, B. v., Bild. Künste
in d. Schweiz. 111, 136.
Tscheschichin , (Chroniken).
UI, 51.
— (Denkwürdigkeiten). Ibid.
Tschiersch,G., Luckaue r Schul-
wesen. II, 160.
Tuckor, J., Joanna of Are. II,
292*.
Tuckermann, Berliner Woh-
nungsgrundrifs. 111, 45.
Türke , Rom u. d. Barthol .-Nacht
IU, 146.
Tuotey. U, 272.
Tu potz, Bayer. Herrsch, i. Böh-
men. IU, 123.
Turcotta, Vita polit di Gesü.
I, 12010.
ü.
Übinger, J., Philo«, d. Nie. v.
Cus. U, 59.
Uffelmann, J., Ötfentl. Gesund-
heitspflege i. Rom. I, 106.
Uhlhorn, Kampf d. Christen-
tuins in. d. Heident. I, 116.
Uittrcksol uit e. Kronijk 1795
—1812. I, 72.
Umfried, K. Planck. IU, 96.
Undorwood, F. H., True story
of the Exodus of Israel. 1,
40».
Cndset, J. , Fra Norges oeldre
Jernalder. II, 300.
Historische Jahresberichte. 1880. III.
19
111,290
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Unger, G. F., Jahresepoche d.
Diodor. I, 79 f 96».
Attisch. Schaltkreis. 1, 95Ä.
Unrest, Jak., Bruchstück, hrsg.
v. F. v. Krones. II, 1398.
Urhan, Gesch. v. Königswart.
II, 3168; in, 202.
— Denkwürdigkeiten t. Sandau.
H, 316«.
Urbanek, Biblioth. von Ortsge-
schichten. II, 3 16".
Urkunde d. Selenkos IV. Philop.
I, 92.
Urkunden d. Archivs v. Reck-
heim. II, 59.
Urkundonbuch d. St. Aarau.
II, 67. 73s. 344.
— Berliner. II, 168.
-- Braunschweiger. 11,125. 154.
— Chronol. Verzeichn. z. Suden-
dorfs Braunschw. Urk.-B. II,
25 f. 125. 154.
— von Hildesheini s. Döbner.
— von Lübeck s. Wehrmann.
— Mecklenburgischos. II, 154.
- Ostfriesisch. s. Friedländer.
— Westfäl., s. Wilmanns.
— s. auch Wervecke.
Urkunden-Samml. d. Ges. f.
schlesw.-holst. Gesch. II, 152.
Urrestarazu (Abd-ol- Kader),
F. A., Ivos Arabes. II, 224.
Usener, de Stephane- Alex. 11,
220.
Ussell, Ph. de, Essai. 111,231.
Uttaradhyayana Sütra. 1, 24.
Uaanne, 0*w« Dnbarrv. Hl, 214.
V.
V., J. Kr., K. Karl IV. II, 317».
Vajda, F., Regestrum de Varadin.
II, 323.
Valbuena, A. de, Gregor VII.
II, 194.
Valentin, Fl., Inschr. d. Clau-
dius Got I, 100.
Valentini, A., Castello di Bre-
scia II, 246.
Vallardi,Italia. U, 25113. 257».
Vallee, 0. de, A. Chenier. IH,
151.
Valois, N., Guill. d'Auvergne.
II, 188. 201. 285.
— — De arte scrib. epistolas.
II, 282.
V a n da 1 , Mecliat. fran<j. en Orient.
(1741). III, 146.
Van den Sande, s. Sande.
Van der Heim, s. Heim.
Van der Vepte, J. P., s. Rhys
Davids.
Varigny, de. II, 251.
— La mere d'un Napol. III, 157.
Varrentrapp, C, Prinz von
Homburg III, 93.
Vasari, G., Vite dei pittori ecc,
con annot. di Gaet. Milan es i.
II, 244.
V aschal de, IL, Le Vivarais ä
la represent. nat. II, 281.
Vasconcellos Abreu, G. de,
Analog, entre o Buddhismo e
Phil. Grega. I, 12*.
Vaiek, Philol. Beweis. 11, 3151.
Vast, H., Siege de Conatanti-
nople. II, 221.
Vau eher, P., Skizzen d. Schweiz.
Gesch. Lt, 292.
Vaughan, Steph., Letters. III,
165.
Vaugiraud, Egl. rcf. de Nantes.
III, 138.
Vau pell, Griffenfeld. 111, 184.
Vautrey, L., Deux eveques de
Bale. II, 205.
Vavra, Gesch. v. Kolin. II, 3169.
— Begebenheiten z. Kolin. III,
122.
Vayra, P. Museo stör, de IIa casa
di Savoia. II, 247. 329.
Veckenstodt, Wend. Sagen.
III, 48.
Vogte, s. Rhys Davids.
Veith, K. v., Oppid. Adnatuc.
II, 2.
— — Caesars Rhein Übergänge.
Ibid.
— — Cacs. Schlacht gegen d.
Usipetor. II, 2. 113. 114.
Velke, W., Jupiter-Darstellg. II,
86.
Flugblatt, III, 92.
Venablcs, The Pilgrims pro-
gress. III, 167.
Ouvrages de Vendages de Ma-
lapein. 111, 150.
Venketramaiah, J. A., Pen
and Ink Sketches, in, 224.
Ventari, G. A., Anna Mar. Sforza
sposa ad Alfonso d'Este. II,
262.
V e r a t ti , Lottere di Cat. da Siena.
11, 205.
Vernes, Marche de l'idee relig.
I, 4«.
— s. Tiele.
Vertrag dreier Kretisch. Städte.
I, 92.
Verwaltungsbericht d. Mark.
Mus. II, 162*.
■— d. St. Düren. II, 60.
Verzeichn. adel. Famil. III, 104.
V e s y , Copie de pieces du XIV. s.
II, 275.
Vätault, A., et L. Gautier,
Charlemagne II, 20. 24s.
Vetter, P., Armen. Kirchenlied.
1, 148.
— — s. auch Chosroes.
— - S., Name d. St Bern etc. II,
342.
Vial, P., Colonie d. 1. Cochin-
chine. I, 20*.
Viani, S. Gelasio I. I, 143°.
Victor, P., Evangiles et Thist
I, 119.
Viereck, L. , Petrus, Lud. u.
Friedr. v. Ratzobg. II, 157.
Viertel, A., Wiederauflind. v.
Ciceros Briefen. U, 2Ö8.
Vignati, Cod. dipl. Laudcnse.
II, 16*.
Vigo, P., Docum. relat. a Greg.
XI. 11, 267.
Villeneuve. II, 277.
Vincenti, C. v., Todtenkara-
wanen. n, 228.
Vingtrinier, Dette de Mirab.
III, 148.
Vinson, J., Orig. du mot thaki-
im. I, 31.
— ätabl. fran^. dans linde, ffl,
218.
Viollet II, 189*.
— Mss. franc,. ä Cheltcnham. II,
277».
Virchow. II, 9. 148.
— Beitr. z. Landeskde. d. Troas.
I, 756.
— Filigranfunde. II, 149.
— Altslav. Burgwälle. Ibid. u. t
— Ausgrab, in Berlin. II, 162.
— Grubenfeldor etc. b. Ragow.
II, 1631.
— Excurs. n. d. Spreewalde. Ibid.
— Spreewald u. d. Lausitz. II,
163*.
— u. v. Schulenburg, Spree-
wald. II, 163.
Virt, H. I, 61.
Visen er, W., Grenzen d. histor.
Wissens. III, 230.
u. H. Boos, Basler Chro-
niken. II, 60. 340.
Vischer-Merian, K., Henman
Sovogel. II, 340.
Vishvanath Närayan Mand-
lik, Vyavahara-Mavükha. I,
28«.
Vi ss ac, de, Chron. du pays d'Au-
vergne. II, 277.
Vividha Puja Sangraha. I, 24».
Vivien de Saint - Martin,
Nouv. dictionn. de geogr. uni-
vers. II, 232.
Vögel in, Schweizergeseh. III,
130.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
m,29i
V ög e 1 i n , Holzschneidekunst. III,
137.
— Madonna von Solothurn. III,
137.
— Facadenmaler. Ibid.
— Alte Zürich. III, 202.
Völter, Sekte v. Schwab. Hall.
U, 85. 201 f.
Vogel, A., Nearchos v. Kreta.
I, 941.
Kegelgrab b. Staffeide. II,
149.
— P , De Hege«, qui die. Josephi
interpr. I, 120*.
Vogler, A. , Otto v. Nordheim.
H, 32.
Vogt, Bauernkrieg. III, 195.
— H.t A. Borsig. III, 45. 210.
— W., Corresp. d. Ulr. Arzt HI,
109.
Voigt, G., Handschriftl. Über-
liefer. v. Cic. Briefen. II, 258.
— - Wiederbelebg. d. klass.
Altert, lbid
— J. F., Sübergerät als Ehren-
geschenk. II, 153.
Verschied Aufsätze über
Hamburg II, 159; III, 56.
57.
Volger, E., Stammbücher. III,
71.
• Ans d. Stadtbibl. z. Bres-
lau. III, 203.
Volkmann, L , Anal. Thesea.
I, 75*
Vollgraf f, J G\, Greek writ. of
Rom. Hist I, 101 f.
St Volusien. I, 150.
Vom Rhein, Köln. Dom. II,
118.
Voss, A , Album prähist. Gegen-
stände. II, 149.
— E v., Beitr. z. Meckl. Fahnen-
kunde. IH, 59.
Vuitry, Gouvernem. royal sous
Phil.-le-Bel. II, 290.
Firdusii Schahname ed. V uliers.
I, 37.
w.
W., E., Luthers Streitschriften-
Drucker. III, 203.
Wace, H., s. W. Smith.
Wachsmuth, C, Z. Geschichte
y. Alexandria. I, 97 f.
Wächter, Hallenser chron. Auf-
zeichn. II, 130.
Wadstein, Stoicismus o. christl.
Lehrbildung. I, 131.
Wächter, 0. v., K. G.v. Wächter.
III, 96.
Wasch ke, H., Fragm. o. hochd
Rechtsbuchs. II, 66. 121.
Gernroder Urk. U, 121.
— - Rudolf v.Anhalt 1509. Ul,
74.
Wagner, Deutsche Corresp. d.
Rosenberge. III, 121.
— wissensch. Schwindel a. d. südl.
Böhmen. III, 121.
— E., Merkur-Statuette. II, 81.
— F., Aufnahme d. trank. Hohen-
zollern in d. Schwab. Bund,
n, 103.
— — Aufenthaltsorte Friedr. d.
Alt. II, 102.
— H. F., Aus d. Zeit d. Aufklär.
III, 206.
— — Aberglaube im 17. u. 18. Jh.
. III, 123. 213.
Wailly, de, s. Joinville.
Waitz, Versen. Ausgaben in d.
Mon. Germ. II, 12. 48. 122.
155. 27616.
— Aus neueren Hdss.- Verzeich-
nissen. II, 15.
— Einh. Vita Kar. Ibid.
— Ann. Mettenses. II, 17.
— Geschichtsschreib. der Karol.
Zeit. II, 18.
— Brief Friedr. d. Scbönon. II,
46.
— Verfassungsgesch. II, 67. 150.
— Hdss. in engl. Bibliotheken.
II, 276.
— s. auch Stedorburg.
— v. Eschen, R., Verhandl.,
welche der hess. Kurwürde
vorausgingen. III, 87.
Wakefield, W., The Happy
Valley. 111, 224.
Walcott, E. C, Church work
and life. II, 214; Ul, 168.
Walderdorf, Gf H., Angebl.
Römorstadt Mocenia. II, 101.
— — St. Mercherdach u. St
Marian. II, 108.
— — Thonreliefe von St. Emrae-
ram. II, 110.
Clausewitz. III, 108.
Regensb. Stadtphysic. III,
113.
Waldow, E., Kirchen zu Kürbitz.
m, 89.
Walford, E., The Antiquary. Ul,
161.
— Our great fam. Ul, 167.
Walfrey, H. de Lionne. IU,
145.
Walfried, Von Rosenberg nach
Hohenfurt Ul, 124.
Walhouse, J., Buddha's hair.
I, 18.
i Walhouse, M. J. , Archaeol.
Notes, 24—26. I, 26.
Walkmühle d. Bentieramts. 111,56.
Walle, P., s. Bcetticher.
Wallner, Schulwesen au Iglau.
U, 316*.
W al 1 o n , H., St Louis. II, 285.
Joanne d'Arc. U, 292*.
Wal pole, Spencer, HistofEngl.
Ul, 177.
Walter, Beitr. z. Gesch. v. Offen-
burg. U, 83; Ul, 201 f.
W a 1 1 h e r , C, Fastnachtsspiele in
Lübeck. U, 157.
Silbergeräthe. in, 57.
— — Effen ut Ibid.
— J., lät hist. d. 1 top. de Jerus.
I, 120».
Wanner, Gotthardbahn. Ul, 135.
Warn atz, Gesch. der schwäb.
HohenzoUern. 11,86; IU, 41.
Warnecke, F , Holstein. Wappen
verwechselt. U, 157.
— - Unbekanntes KünsÜerwap-
pen. U, 158.
Herald. Handbuch 11,337.
Warren, Elisab., The florent.
Martyr. U, 2075.
Wartenberg, P., Gesch. u. Ggw.
Ul, 2.
Was sali, F., Bund v. Vazerol.
U, 344.
Waterhouse, J , Survey Operat.
in Afghanistan. IU, 224.
Watson, A , Mem. of the days
of the Fight for a free Press.
III, 180.
— J. W., Guide to Poona. Ul,
224.
Account of Porbandar. IU,
224.
— — Account of Junagad. Ibid.
Watson, R. Spence, Visit to
Wazan. II, 236.
Wat te nb ac h , W., Pastoralschrei-
ben. U, 15.
— — Ausgabe Einhards. U, 158.
Karoch v. Lichtenberg. U,
63.
Hathumod. II, 21«.
P. Luder. U, 85.
— — Hildesheimer Briefaamml.
II, 188.
Wanters, A. J., Biblioth. khediv.
du Caire. U, 226.
Wayler, The hist of Cromwell.
III, 169.
Weber, (Parteischriften z. Gunst
d. Maga.) I, 7.
— I, 18.
— Nation. Politik d. Athener. I,
84.
— Allg. Weltgeach. IU, 2.
19
111,292
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Weber, Zips. Gesch. in Zeitbil-
dern. III, 125.
— F., Alteynag.-paläst. Theol. I,
59. 123.
— F. W. T., s. Tiele.
— H., Gel. Schulen in Bamberg.
n, 107.
— J., Katechism. d. kath. Kirchen-
rechta. II, 213.
Wedderb urn, D., The Deccan.
m, 225.
Wegehaupt, W., P. Cornelius
Dolabella. I, 110.
Wegeier, Beitr. z. Spec.-Gesch.
d. Rheinlande. II, 119.
Wegen er, Ph., Sagen u. Märchen.
m, 73.
(Wehrmann), Urkundenbuch d.
St. Lübeck. II, 152 f.
— u. Fr. Crull, Siegel d. M-A.
II, 153.
Weibull, Minnen af C. C. Halling.
in, 190.
Weiden, HauflErtzelbach. in,
81.
Weil, G., Mahom. savait-il lire
et ecr.? U, 224.
— Jb., ProseUyt. che« les Juifs.
I, 60.
Weiland, L., Königswahlen. 11,
28. 45. 73.
Weingartner, L. , Vereinigung
Burgunds m. Dtschl. II, 31.
Woinhold, K., Lampr. t. Ro-
gensbg. II, 108.
Weifs. II, 144.
— Manövererlebnisse. II, 148.
— B., Komment, z. Ev. Joh. I,
119.
— J. H., u. M. Friedmann,
Talmud-Monatechr. I, 62*.
— N., s. A. Räfs.
Weifsbrodt, SC. de Bacchan.
I, 101.
Woifsenborn, H., Urkk. über
Amplon. II, 135.
Weistttroer aus Jülich. II, 66.
116.
Weistum v. Weiler. II, 1166
Weit», Kackshof. III, 80.
Weizsäcker, P., Rom. Funde i.
Heidenheim. 11, 85.
Comitat. Hurnia. II, 2-1.
85.
Weldon, Chronicle ofEngl. be-
ned. monast. III, 170.
Wellington, A. Duke of, Des-
patch., Corrosp. and Mem. III,
179.
Wellmer, Aus d. Loben e. Ver-
storbenen. III, 214.
Kirche zu Welsleben. III, 73.
Welter, s. Hergenröther.
Welti, Gerichtsstand in For-
derungsstreiten. 11, 343.
Welzhöfer, H., Reden d. Polyb.
1, 94».
Wenck, C, Kritik d. Reinhards-
brunner Historiogr. II, 50.
131.
Chronographie Konrads v.
Halberstadt. II, 50. 130.
Heinr. VII. II, 51.
Moifsn. Erbfolgekrieg. II,
133.
Wenckenbach, Fr., Bergrevier
Weilburg. II, 95.
Wendrinsky, Klagelied a. den
letzten Gfn. v. Putten. II, 138.
— Die Plaien-Hardegger. II, 142.
Wendt, H. IL, Krit-exeget. Hdb.
d. Apostelg. I, 123.
W enger, A., (u. Leupolt), Altes
u. Neues aus Indien. III, 222.
Wenzel, G., Gesch. d. ungar.
Bergwesens. II, 324.
Werneburg, A., Cherusker u.
Thüringer. II, 131.
Mühlberg. II, 135.
Werners, J., Archiv z. Ander-
nach. II, 62.
W e r n i c k e , Gorkammer i. Bran-
denburg. III, 42.
— Amt Coburg 1632. UI, 73.
— Z. Familiongesch. d. V. Stoß».
III, 111.
— E., Schweidnitzer Chronik.
UI, 71.
E. Bresl. Goldschmied.
UI, 83.
Giofserfam. Hilgor. UI, 89.
Meister Osw Hilger. Ibid.
Hans Schwerter. IU, 90.
Werth, A., Höfe z. Barmen.
111, 80.
s. auch Crocelius.
Wertheimer, Talmud. I, 62.
— Ed., Wiener Hof. IQ, 117.
Hermannstadt. III, 126.
Projekt e. Quadrupelallianz.
UI, 127.
Wertsch, F., Bezieh. Rudolfs I.
z. Kurie, n, 202.
Worunsky, E., Gösch. König
Karls IV. II, 52. 54. 317.
Werveko, van, Urk.-B. von
Bonneweg. II, 116.
— U, 276.
West, E. W., Pahlavi texte, I.
I, 37.
Pahlavi inscriptions at Kan-
nen. Ibid.
Westcott I, 130 t
Gesch. d. Westfäl. Inf-Reg.
Nr. 16. UI, 40.
Westrik, Echtheid v. d. 2. brief
aan de Thessal. I, 125.
Westrin, s. Grot.
Wetzer, s. Hergenröther.
Wetzstein, J. G , Glaube der
Araber, dafs d. Neffe d. niüt-
terl. Oheim nachgerate. II,
233.
Wheeler, J. T., Hist of India.
I, 3.
Early Records of Brit
India. 1U, 218.
Peasant life in Bengal.
III, 223.
White, E. , Brahmanism and
Christianity. 1, 25.
— S. D., Ind. Reminisc. III, 221.
Wichmann, E. H., Alsterthal.
II, 158.
— K. , Neuere Reisen in Arab.
n, 231.
Wichner, S., Admont II, 143.
W ick hoff, F., Dürers Studien
n. d. Antike U, 62.
Wiodemann, Reform, u. Gegen-
ref. i. Oestr. u. d. E. 111, 116.
— A., Gesch. Ägyptens. I, 40.
— — Stele du raus. £gypt. de
Florence. I, 45.
Wieding, K., Rechtesten, u.
Verf. d. Christian-Alb.-Univ.
zu Kiel. UI, 53.
Wiegand, Charte messine de
1212. U, 77.
— Leibnitz als Relig.-Friedens-
stifter. UI, 122.
Wiener, Chrcstom. Talmud. I,
621.
Wiesel, Canalisierg. d. Mains.
U, 94.
Wieseler, K., Z. Gesch. d. NT-
lichen Schrift cet. I, 124».
125. 126.
Todesjahr Polykarps 1,
128.
Wietersheim v., (u. Dahn),
Geschichte d. Völkerwanderung.
n, 67. 150.
Wigger, Ber. d. Ibrah. ibn Ja-
kub. II, 151.
— A. d. Loben Herz. Fried, d. ¥.
IU, 58.
— A. d. Zeit d. 7jähr. Kr. Ibid.
— Mecklenb. Gösch. -Schreib. III,
58.
Wijk, D. G. van, Geschied, t.
Prinses Balkis. U, 223.
Wijnmalen, Ch. L., Drukpen
te Colombo. I, 15.
Wilamowitz - Möllendorff,
U. v., AusKydathen. 1, 771.
82 f.
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
IH.293
Wilaraowitz - Möllendorff,
Ep. ad E. Maaftium, I, 77«.
— — V. d. att. Reiches Herr-
lichkeit. I, 88
— s. auch Kiefsling.
Wildeboer, G, Waarde der Sy-
rische E van gel. cet. I, 118.
Wildhagen, Kegelgrab b. Frie-
drich sruhe, II, 148.
Will, Holy Trade in North-
India. III, 223.
— C, Bonifatius. II, 19.
Konr. t. Wittelsbach. II,
38. 102.
Verteidigung v. Bingen.
II, 97.
— — Monum. d. Prhrn. v. Glei-
chen. III, 112
Wille, Schlacht b. Laufen . III,
95
— Briefe Jac. Sturms. III, 95.
100.
— Tageb. u. Ausgabb. d. Churf
Fried IV. v. d. Pfalz. III, 98.
Willoras, P., Droit publ. rom.
I, 105.
Williams, J. L , Waldens.
church. II, 197.
Willms, W. J., Dav. Fabricius.
m, 77.
Wilmanns, R., Westfäl. Urk.-
B. II, 43. 126.
Papetbullen des XII. und
XIII. Jh. II, 126. 234.
Ergänzungen zu Jaffö u.
Potth. n, 188.
Inquisit. in Nord-Deutschl.
III, 215.
u. Philippi, Kaiserurkk.
v. Westf. II, 16. 25.
WiUch, E. G., Autobiogr. t.
J. Michaelis. III, 89.
Wilson, F. C, s. Boro Budur.
Wilson, J., Indian Caste. I,
28.
W i 1 n t z k i , P., Sachsenspiegel.
II, 74.
Winkolmann, Ed., Acta imper.
ined. II, 42. 188.
Sicil. u. päpstl. Kanzlei-
ordnung. IL, 43. 188. 333.
Reise nach Italien. II,
15. 47. 276.
Ostseeprovinzon im Ro-
form. -Zeitalter. III, 51.
Winklor, F. G., Goethes dtsche.
Gesinnung. 111, 30.
Winter, Thermalquellen in Wies-
baden. II, 94.
— G., Wien.-Neustädt Stadtrecht.
II, 66.
W irkner. L. v., Erlebnisse.
III, 29. 208.
Wirth, Ph., Wasselnheim. III,
102.
Wise, J. M., Hist. of the He-
brews second Commonwealth.
I, 54.
WiskoSil, Österr. Cabinet und
kath. Union. III, 14.
Wissowa, G., De Macrobii fönt
I, 111».
Witschel, Name v. Eisenach.
H, 135.
Witt, Mme. de, Guizot. III,
158.
— s. auch Froissart.
Witte, K., Neue Daten zu Dantes
Lebensgesch. II, 266.
Wittraann, P. (sen.), F. Forner.
III, 19. 110.
Maxim. 1. v. Baiern 1647.
III, 19.
E. frank. Abt über Maxim.
III, 106.
— — Andreas v. Michelsberg.
U, 107.
Wlastoff, G. R., s. H. Brugsch.
Wölky, Kulmerland. II, 183.
— Regist. u. Urk.-Vorz. über d.
Bened.-Klost. in Thorn. III,
49.
Wörner, E., Todesort Konr. t.
Marb. II, 97. 136.
Planig. III, 92.
— — u. M. Heckmann, Mittel-
alter 1. Ortsbefestigungen. II,
94.
Wohlwill, A., Stellung Ham-
burgs in d. neueren Gesch.
III, 55.
— — Hansestädte auf d. Rastatter
Congress. Ibid.
— - Hamburg. Beitr. z. Gesch.
d. J. 1798 u. 99. Ibid.
Davoust. III, 55. 156.
W o k e r , Norddeutsche Franziska-
ner-Mission. II, 155; III,
215.
— Verh, d. Brandenb.-Pr. St. z.
kath. Kirche. III, 42.
Wolf, Ad., Gesch. - Bilder aus
Österreich. III, 117—220.
— G., Statuten d jüd. Gem. in
Mähren. 1, 73.
Österreich und Preufsen.
m, 234.
— R., Schweiz. III, 135.
Wolff, Rom. Castrum z. Deutz.
II, 113.
— Rom. Wasserleit. II, 131.
— F. A., Nicol. -Pfarrkirche zu
Calcar. II, 216.
Wolfgramm, Neros Politik d.
Anal, gegenüber. I, 111.
Wolfsgruber, C, Giovanni
Gersen. II, 208.
— Van der nayolginge Criati.
Ibid.
Wolters, Neue Inschr. a. Bonn.
II, 112.
— K , Namen der fetrikirche.
II, 158
— P., Z. G. d. Neuen Stifte s.
Halle. III, 89.
Woltmann, s. Pangerl.
Wordsworth, Chr., St. Hippo-
lyt cet. I, 1375.
Worm stall, Marser, Chatt. etc.
II, 4.
Worsaae, Schlesw. Goldhörn. II,
148.
Würdinger, J., Hauaritterord.
v. h. Hubertus. II, 109.
Wüstenfeld, F., Heerwesen d.
Muhamed. II, 233.
— Namen d. Schiffe i. Arab.
Ibid.
— Gesch. d. Fatimiden. II, 235
Wunderlich, E , s F. Godet.
Wurm, P, Buddhismus. I, 11.
Wurzbach, Const. v., Biograph.
Lexik. III, 120.
Wust mann, J., Vertr. Gesellsch.
in Leipzig. III, 88.
Wybrandts, W., Preek gehou-
den voor geestelyken. II, 209.
Wychgram, J., Alb. Mussato.
II, 50. 261.
Wyfs, A., Chronica quorundum
regum Roman. 11, 50.
— ■ — Mainzer Weistümer. II,
66. 69. 96.
— - Zwei geistl. Haushaltungen.
H, 96.
Z Gösch d. Erfind, dor
Buchdruckerk. II, 97.
Chron. Berichte üb. d Krö-
nungsreise Friedr.s III. Ibid.
Kostenrechnung. III, 95.
X.
X**, Un mot s. l'Egl. ehret, de
M. Renan. I, 117*.
Y.
Yoe, Sh., Buddhist* in Burma.
1, 20*.
Yäjnavalkya-Smriti od. by Saras-
vati Venkatächäry a and
Chedulaväda Sitlrama
Sästri. I, 28».
m,294
Verzeichnis der besprochenen Publikationen.
Yonge, Ch. A , France II, 278.
Yriarte, Florence. 11, 265.
Yseux, L., Martyrol. rora. 1,
148*.
z.
Z ac h ar i 8B , TL., Jainendra-vyäka-
ranam. I, 24.
Zacharfas t. Lingenthal,
Formel f. d. Hb. Pentap II,
219.
Zahn, J. v., Admonter Formel-
buch, n, 139.
— — Steierm. Gesch. - Blätter.
U, 143.
— Erhebg. d Steierm. z. Hzgt.
U, 143.
— Th , Acta Joannis. I, 128.
Z ai s , E., u. F a 1 k , Beitr. z Gesch.
d. Erzst Mainz. II, 96. 99.
Zakrzewski, s. Hipler.
Zangemeister, K., Inschr. aus
Neckarau. II, 80.
— — Inschr. v. Daxlanden. II,
81.
— Name v. Mainz. II, 86.
— Etymol. versch. Namen. Ibid.
— röm. Ziegelinschr. II, 326.
Zapf, L , Muldensteine d. Fichtel-
Geb. U, 101.
Zarncke-Däske, Leibnitzbriefe.
III, 205.
Zechraeister, Krit Beitr. z.
Paul. v. Nola I, 142.
Zehender, Dr. J. Dubs Poly-
techn. III, 135
Zehme, A., Ans u. über Arabien.
II, 231«
Z ein er, Wildenschwerts histor.
Denkwürdigkeiten. U, 316».
Zeiss, G., Bilder aus d. bayr.
Gesch. II, 103.
Zeisaberg, v., Gründungsgesch
v. Stams. 11, 145.
— s. auch Necrolog.
Zell er, B., les Francs merov.
II, 11.
Richel. et les ministre* de
L. XIII. III, 142.
— — duc de Luynes. Ibid.
Richelieu. III, 143.
— J., captivite de Rieh Cceur-
do-Lion. II, 40.
— M. B , Dissolut. contracti ap.
Brussol. foederis. III, 142.
— Ph., s. Th. Hermann.
Z er f f i , Science of hist IH, 230.
Zeumer, K.. Ersatz verlorener
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»nie»
Druck von Fr. Aug. Eupol iu Sondorshausou.
(jo i/i . (,
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^
Jahresberichte
:1er
Geschichtswissenschaft
im Auftrag!1
Historischen Gesellschaft zu BerlMWOLiLlDR) '
von
Dr. F. Ahraliain Dr. .). Hermann Dr. Krim. Mever.
III. .Tahi%o-ano-
1HK( >.
Berlin 1883.
K r n « t S i o jj i r i e <l M i t i 1 o r <fc S n h n
Könfcliclu' lI<>fl>iK'l]liuu<Uun<{
Kix'li^fnf-i« •;•». Tu
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Im Verlage der Konigl. Ho fbucl» handlang \on K. S. Mittler & Soll» in Berlin S\Y..
Koclistra>se <>0. 7o. erschienen früher:
der
G- e 8 c h i c htswissen s < • h n f t ,
im Auftrage
der
Historischen Gesellschaft zu Berlin,
herausgegeben
von
Dr. F. Abraham, Dr. J. Hermann, Dr. Edm. Meyer.
L Jahrgang H. Jahrgang
1876. 1879.
1SS0. M 12,—. 1881. Ji 10.—.
Bund I und II zusammengenommen liefern wir bin Knde des Jahres lss:j zu
dem ermaiasigteii Preis von M 20,— •
Schicksale
des
Grosslierzogtliums Frankfurt
und
seiner Trappen.
Eine kulturhistorische und
militärische Studie aus der Zeit des
Rheinbundes.
Von
Gulllaume Bernays.
t Antwerpen.
Mit «Mner Karte von Spanien.
is*c„\ Trei< J( ID.—.
Aus dem Leben
des
Generals der Infanterie z. I>.
Dr. Heinrich von Brandt.
Aus den Tagebüchern und Auf7.eic)]tuin>ren
sein«*?* verstorbenen Vati'is zusamnn'n.ue>tf Mt
Heinrich v. Brandt,
:\ Tlieil«» in "2 Künden. 1*7«» und lss-j.
Preis ,1f l.V— .
Friedrich der Grosse
als Feldherr.
Von
Theodor v. Bernhard!.
•-Miände. 1**1.
l'reis .V L>1.—.
Zur Beurtlieihimr
d
es
Siebenjährigen Krieges.
Mit drei noch nicht veröffentlichten
Aufsätzen Friedrichs des <Jrns>en,
acht Skizzen und zwei PläiH'ii.
Von
A. v« Tay seil.
<||»i»isi1if||tiin,iiit.
I*pm> tff :;.i;n.
«•••druckt in ili«r K«-nis;l. UnfbuHiilrurkiTiM \»n K. S. Mittl«-r A Sohn in H»»rliii. K»i'li*tr. <:9. 7u.
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